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<».
No
Boston
Medical Library
Association,
19 BOYLSTON PLACE.
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1
SCHMIDT'S
• •
JAHRBUCHER
DER
m- UND AUSLÄNDISCHEN
6ESAMMTEN MEDICIN.
UNTER MITWIRKUNG VON
FEOE. m, ADOLF WUTTM
REDIGIRT
VON
BS. F. J. tfÖBIÜS UND DE. E DIPPE
ZU LEIPZIG.
JAHRGANG 1895.
ZWJälMUNDERTüNDSIEBENUNDVIERZiaSTER BAND.
LEIPZIG, 1895.
VERLAG VON OHO WIGAND.
FF.B «.^71898
31
(.0
in- und ausländtscheD gesammteD ffiedicin«
Bd. M7,
1895.
M 1.
A. Auszüge.
I. Medicinteche Physik, Chemie und Botanik.
1. Beoherohefl aar le mäoanlsme des oxy-
dations organiqaea; par J. K Abelous et
G. Biarnöß. (Arch. de Physiol. V. 2. p. 239.
Avril 1895.)
Die Oxydationsvorgfinge im Organismas wer-
den nach der Anschauung von A. und B. durch ein
Ferment vennittelt. Schon Jacquet hatte dar-
gethan, dass bei der Oxydation von Salicylaldehyd
und von Benzylalkohol ein lösliches Ferment eine
Bolle spiele. Dieses Ferment, welches nicht be-
lebt sein kann, ist etwas, aber wenig, in Wasser
löslich. Auch A. und B. konnten mit wässerigen
Auszügen, die aus mit Alkohol behandelten Lebern,
Milzen und Lungen gewonnen waren, deutlich die
Bildung von Salicylsfiure aus Salicylaldehyd be-
wirken. Durch Behandlung mit Qlycerin liess
sich das Ferment nicht gewinnen.
A. und B. studirten noch den Einfiuss der
Temperatur auf die Wirksamkeit des oxydirenden
Ferments. Dies nahm von 0^ bis 60<^ an Wirk-
samkeit zu, war noch bei 80<^ wirksam und büsste
seine Wirkung erst bei 100<^ ein.
V. Lehmann (Berlin).
2. Tho physiology of tho oarbobydratea,
onr present knowledge of thelr relations to
the animal eoonomy; by D. Noöl Paton.
(Edinb. med. Joum. XI. 6. p. 481. Dec. 1894.)
Gegenüber dem neuerdings erschienenen, zwar
sehr verdienstvollen, aber auch sehr einseitigen
Werke Pavy's: „Die Physiologie der Kohle-
hydrate^' stellt P. Dasjenige über den Gegenstand
zusammen, was die heutige Wissenschaft als sichere
Thatsachen betrachten, und erörtert Dasjenige, was
sie als mehr oder weniger wahrscheinlich ansehen
darf.
Hauptsächlich müssen wir heute noch, im
Gegensätze zu P a v y , an Folgendem festhalten ;
Das aus der Leber abfliessende Blut enthält mehr
Zucker als das ihr zuströmende. Der Zucker
stammt hauptsächlich aus dem Glykogen der Leber
und anderer Organe. Er verschwindet zum grossen
Theile während der Girkulation aus dem Blute.
Y. Lehmann (Berlin),
3. On hepatio glyoogenosis ; by D. Noel
Paton. (Beports from the laboratory of the
Royal College of Physicians, Edinburgh. Y. p. 13.
1894.)
Die Umwandlung des Glykogens zu Zucker in
der ausgeschnittenen, grob zerkleinerten und in
physiologischer Salzlösung aufbewahrten Leber
lässt zwei Phasen erkennen : Während der ersten
halben Stunde geht die Glykogenzersetzung sehr
rasch vor sich, danach nur noch ganz langsam.
P. zeigt, dass Zerstörung der Struktur der Leber-
zellen die Glykogenumwandlung wesentlich beein-
trächtigt. Die erste Phase der Glykogenumwand-
lung scheint danach die Zeit zu umfassen, wäh-
rend welcher noch keine wesentliche Struktur-
veränderung der Zellen stattgefunden hat. Der
Process der Glykogenumwandlung in der Leber
scheint nach P. eher durch ein lebendes Ferment,
als durch ein Enzym bedingt zu sein. Denn
eine Temperatur von 60<^ C. hob diesen Process
zum grössten Theile auf und Fluomatrium, wel-
ches die Wirkung von Enzymen unbeeinträchtigt
lässt, verzögerte den Process bedeutend. Chloro-
form vermehrte dagegen die Umwandlung in der
ersten Phase stark. Bei chloroforniirten Thieren
schien ebenfalls die Zuckerbildung in der Leber
gesteigert. Aether und Pyrogallussäure wirkten
wie Chloroform. Morphium, Curare, Amylnitrit,
salicylsaures Natron wirkten nicht auf die Gly-
kogenzersetzung ein.
Die erste Phase der Glykogenzersetzung ist
L Medicinische Physik, Chemie und BotanilL
nach P. nur eine Fortsetzung der während des
Lebens bestehenden Funktion ; sie ist durch kein
Enzym bedingt Die zweite Phase, in der die Zer-
setzung nicht etwa durch Mikroorganismen her-
vorgebracht wird, soll durch ein Enzym bewirkt
werden. Y. Lehmann (Berlin)..
4. 1) Mode d'aotion da Bystome nerveuz
dans la produotion de lliyperglyoemie; par
Kaufmann. (Arch. de Physiol. Y. 2. p. 266.
Avril 1895.)
2) NouveUes reoherohes bot le mode d*ao-
tion du Systeme nerrenx dans la produotion
de lliypoglyoemie; par Kaufmann. (Ibid.
p. 287.)
Die Hauptergebnisse der vorliegenden Unter-
suchungen sind folgende: Der Zucker im Organis-
mus stammt aus zwei Quellen : er entsteht durch
Bildung (aus Glykogen) und durch Oewebezerfall
(Histolyse) und Resorption der ZerfaUprodukte.
Bei der Hyperglykftmie (also auch beim Diabetes)
sind beide Funktionen gesteigert, bei der Hypo-
glykämie beide herabgesetzt Das Nervensystem
r^gulirt direkt sowohl den Stoffwechsel der Ge-
webe, als auch die innerhalb der Leber sich ab-
spielenden Yorgfinge, auf denen die Zuckerbildung
beruht. Das Pankreas bildet ein Sekret, welches,
in das Blut gelangt, die intrahepatische Zuoker-
bildung und die allgemeine Histolyse verzOgert
Der Zuckergehalt des Blutes wird also von zwei
Faktoren beherrscht : vom Nervensystem und vom
Pankreas. Die Durchschneidung des Rückenmarks
in der Höhe des ersten Brustwirbels bewirkt
Hypoglykämie, und zwar nicht etwa, weil die
Neivenleitung zu Leber und Pankreas unterbrochen
ist, sondern weil sie Zuckerbildung und Histolyse
herabsetzt. Sie regt nämlich das Pankreas zu
stärkerer Sekretion des zuckervermindemden Stoffes
an und übt eine dämpfende Wirkung auf die Leber-
funktion aus. Letztere Wirkung ist durch Nerven-
shock bedingt. Die erwähnte Durchschneidung
übt auch eine herabsetzende Wirkung auf die all-
gemeine Histolyse aus. Y/ L e h m a n n (Berlin).
5. Zucker und Zelle; von Max Cremer.
(Ztaohr. f.Biol. XXXIL N.F. XIY. 1. p.49. 1895.)
Die verschiedenen in neuerer Zeit bekannt ge-
wordenen Zuckerarten (und zwar bespricht C. hier
nur die Monosaccharide) haben zwar einige phy-
siologische Eigenschaften gemeinsam, unterschei-
den sich aber im üebrigen gruppenweise, wie che-
misch, so auch physiologisch.
Zunächst giebt es Zuckerarten, die nicht gähr-
fähig sind, nämlich die Tetrosen, Pentosen, Hep-
tosen und Oktosen. Qährfahige Zucker müssen
eine Anzahl von EohlenstofilGitomen besitzen, welche
3 oder ein Multiplum von 3 ist Dahin gehören
also die Glyoerose, die Hexosen und Nonosen.
Aber auch hier hängt die Gährfähigkeit noch von
der Configuration der Atome ab.
Auch die Glykogenbildung ist abhängig von
Struktur und Configuration des Zuckers, und zwar
scheint die Glykogenbildung durch dieselbe Struktur
und Configuration bedingt zu sein wie die Gähr-
fähigkeit Also Zuckerarten, die mit Hefen alko-
holische Gährung erleiden können, sind auch echte
Glykogenbildner ; diejenigen, die gar nicht zu
gähren vermögen, sind es nicht
Femer hat sich herausgestellt, dass die am
loiditesten gährenden Zucker am schwersten, die
gar nicht gährenden aber am leichtesten in den
Harn übergehen. Yielleicht ist der Zusammenhang
zwischen Gähr&higkeit und Glykogenbildung durch
die Yoraussetzung zu erklären, dass alle gährfähigen
Zucker die Traubenzuckerstufe durchlaufen müs-
sen, mit oder ohne die Glykogenstufe.
Auch bei der Fettbildung scheinen hauptsäch-
lich die gährungsfähigen Zucker betheiligt zu sein,
vielleicht auch erst nach vorheriger Umwandlung
in Traubenzucker. Y. Lehmann (Berlin).
6. Die sudkersentöFende Kraft des Blutee
und der Gewebe. Ein Beitrag xmt Lakre von
der Oxydaiionswirkung ihierisoher Oewebe; von Dr.
W. Spitzer. (Arch. f. d. ges.FhysioLLX. 7 u.8.
p. 303. 1895.)
Die zuokerzerstörende Kraft des Blutes ist
schon mehrfach ein Gegenstand von Untersuchun-
gen gewesen, stellte aber immer noch ein an Wider-
sprüchen reiches Gebiet dar.
Wie andere üntersucher, hatte auch S. fest-
stellen können, dass das aus der Ader entleerte
Blut schon bei Zimmertemperatur, noch mehr bei
ca. 400 c (üe Fähigkeit besitzt, Tranbenzucker zu
zerstören. Diese glykolytische Kraft ist relativ
gering und schwankt innerhalb einer gewissen
Breite. Es wurde nun ferner gefunden, dass die
Glykolyse durch die Blutzellen bedingt wird; auch
ein Extrakt aus ihnen mit physiologischer Koch-
salzlösung ist wirksam, aber weniger stark als das
Gesammtblut Auch die Gewebe wirken, wie S.
feuid, glykolytisoh. Die Glykolyse kann kein vitaler
Yorgang sein, denn auch das mit Alkohol geßllte,
getrocknete und pulverisirte Blut wirkt noch gly-
kolytisoh.
Schon Kraus hatte gezeigt, dass die post-
mortale Glykolyse unter Erscheinungen vor sich
ging, welche die Annahme einer Oxydation ge-
rechtfertigt erscheinen Hessen. In üebereinstim-
mung hiermit konnte S. zeigen, dass im sauerstofif-
freien Blute der Traubenzucker unverändert bleibt.
Auf der Wirkung eines Enzyms (Fermentes)
im engeren Sinne kann die Glykolyse nicht be-
ruhen. Man kann sie aber zu ihrer Erklärung mit
gewissen chemischen Yorgängen im lebenden
Organismus vergleichen, nämlich mit den kata-
lytischen Oxydationen, welche mit der Ferment-
wirkung einige Aehnlichkeit haben. Es handelt
sich hierbei um Aktivirung molekularen Sauer-
stoffes, wie sie auch auf anorganischem Gebiete
I. Medicinische Physik, Chemie und Botanik.
durch die Gegenwart gewisser Metalle bewirkt
wird. Nach der Theorie von M. Traube, der
sich S. anschliesst, wirken gewisse Substanzen
(Metalle und organische Körper) als „Sauerstoff-
erreger^; diese entziehen den „Sauerstoffspendem^*
SauetstofEatome und können diese in atomistisohem
Zustand auf schwer oxydirbare Körper, „Sauer-
stoffnehmer'S tibertragen.
Diese Sauerstofferreger oder Sauerstoffübertrager
lassen sich am leichtesten durch ihr Verhalten
gogen H^Oa nachweisen. In der That konnte S.
zeigen, dass Glykolyse und H^Os-Katalyse in den-
selben Oeweben und mit gleicher Kraft auftreten.
Die Blut- und Eiterzellen sind als Sauerstoff-
übertrSger langst bekannt (Probe mit Quajaktinktur).
In neuerer Zeit hat Wurster gezeigt, dass Blut
und todte Qewebe Dimethylparaphenylendiamin
und die gleiche Tetraverbindung blAueiL Andere
Farbstoffbildungen durch Organbrei oder Zell-
extrakte theilt S. selbst mit
Y. Lehmann (Berlin).
7. Ueber mokerabspaltende , phosphor-
haltige Körper in Leber iind Nebenniere; von
Dr. PaulManasse. (Ztschr. f. phy siol. Chemie
XX. 5. p. 478. 1895.)
M. hat im Alkoholextrakte der Nebennieren
regelmässig einen Körper angetroffen, der grosse
Aehnlichkeit mit dem von Drechsel in der Leber
gefundenen Jekorin besitzt Zum Vergleiche hat
M. das wenig untersuchte Jekorin naher studirt.
Das aus Pferdeleber dargestellte Jekorin stellt
eine erdige, poröse, fast weisse Substanz dar, un-
löslich in Alkohol und in Aether, leicht löslich in
Wasser. Es enthält Phosphor und Fettsäure, redu-
cirt alkalische Kupferlösung beim Erwärmen. Beim
Kochen mit Baryt lieferte das Jekorin Cholin,
Glycerinphosphorsäure und Fettsäuren. Es muss
daher ein lecithinartiger Körper in ihm enthalten
sein. Femer lässt sich aus dem Jekorin Glykose
abspalten.
Die aus Nebennieren erhaltene Substanz zeigte
nun grosse Aehnlichkeit mit dem Jekorin, nur
fehlten das Beduktionvermögen für Kupferlösung
und die ünlöslichkeit in Aether. Die Substanz
enthält ebenfalls einen lecithinartigen Körper. Bei
der Behandlung mit Schwefelsäure lässt sich ein
Kohlehydrat abspalten. V. Lehmann (Berlin).
8. Beiträge nun Studium der Wirkung
elektflaeher Ströme auf die thieriaohen Qe-
webe; von Dr. Eschla (Yirchow's Arch.
CXXXYm. 3. p. 371. 1894.)
B. hat die chemischen, physikalischen und
physiologischen Einwirkungen, welche elektrische
Ströme beim Durchgang durch thierische Oewebe
ausüben, eingehend studirt Zum Studium der Ein-
flösse rein chemischer und physikalischer Natur
benutzte er zunächst die Qalvanolyse abgestorbener
Qewebe. Frischer Bindermuskel, Leber und Niere
frisch geschlachteter Kälber oder frisch getödteter
Meerschweinchen und Kaninchen wurden ihr unter-
worfen, indem Ströme von 25 — 30 U.-A. 10 bis
45 Min. lang durchgeleitet wurden. Von den zahl-
reichen interessanten Einzelheiten, welche die
makroskopische und mikroskopisch -histologische
Untersuchung d^ Organe ergab, sei namentlich
das Auftreten von Krystallen erwähnt» die Aehnlioh«
keit mit Häminkrystallen zeigten, jedoch audi aus
reinen blutfreien Biweisalösungen zu erhalten
waren. Sie färbten sich, zum Theil wenigstens
stark mit Anilinfarbstoffen. Zu einer sicheren Er-
kenntniss ihrer Zusammensetzung konnte B. jedoch
nicht gelangen. Die Elektrolyse des lebenden Qe«
webes erzeugte an der Eintrittstelle des Stromes
zunächst eine Nekrose, der eine massige, in ihrer
Intensität schwankende reaktive Entzündung folgte.
Auch in weiterer Entfernung von dem Einstich
bilden sich gelegentlich schon nach einmaliger
Applikation des Stromes Schädigungen in der
YitaUtät der Oewebe aus, die mehr oder weniger
schwere regressiveMetamorphosen nach sich ziehen.
Normales Oewebe arbeitet durch schnell auftretende
und sehr umfangreiche Wuchenmgsvorgänge auf
eine baldige Reparation der gesetzten Schädigungen
hin. Eine wesentlich verschiedene Wirkung der
beiden Pole auf die Art der in Betracht kommen-
den Yeränderungen war nicht zu beobachten. Auch
bei Anwendung fetradischer und galvanischer Ströme
auf die unverletzte äussere Haut (ohne Einstich)
lässt sich eine Einwirkung auf die lebenden Oe-
webe anatomisch nachweisen, die in degenerativen
Processen von wechselnder Intensität sich äussert
Weintraud (Berlin).
9. üeber die chemische Wirkung des gal-
vaniadhen Stromes auf lebendes Gtowebe; von
Dr. Oeo. W. Jacoby u. Dr. F. Schwyzer.
(Arch. f. d. ges. Physiol. LX. 5 u. 6. p. 254.
1895.)
Wenn an curarisirten Fröschen der galvanische
Strom mittels Metallelektroden von Fuss zu Fuss
geleitet wurde, war natürlich die Blaut an der Anode
sauer, an der Kathode alkalisch. Bei genOgender
Stromstärke zeigte aber auch die subcutane Flüssig-
keit, ja sogar die Muskulatur diese Beaktionsunter-
schiede. Wurden die Beine aber von Wasser um-
spült oder wurde (bei Kaninchen und Meerschwein-
chen) die Girkulation in den Beinen unterbrochen,
so zeigten si<^ diese grellen Beaktionsunterschiede
in den tiefer liegenden Oeweben nicht. Dagegen
konnten unter dem Einflüsse des Stromes im Kanin-
chenblute Abstufungen der Alkalescenz nach-
gewiesen werden: an der E^athode geringe Er-
höhung, an der Anode geringe Herabsetzung des
Alkaligehaltes. Diese chemische Wirkung ist aber
in unmittelbarer Nähe der Pole am grössten und
im Leitungsgebiete so gering, dass die Differenzen
schwer nachweisbar sind.
Y. Lehmann (Berlin).
6
IL Anatomie und Physiologie.
II. Anatomie und Physiologie.
10. Beitrag rar Lehre von den Gtowiohten
der meneohliöhen Organe; yon Dr. Juncker.
(Münchn. med.Wohn6ohr. XLL 41. 43. 44. 1894.)
Die Feststellungen J.'s beziehen sich auf Men-
schen, die ohne vorherige Krankheit durch einen
ünfaU um's Leben gekommen waren. Das Berxr
gewiehi war bei M&nnem ganz erheblich giGsser,
als bei den Frauen (bei 63«/o über 300 g, bei 16%
fibw 400 g). Hier zeigt sidi der Einfluss des Bier-
genusses. (Das Material stammt aus dem Mün-
chener pathologischen Institut) Das Herz scheint
bis zum 30. Jahre zu wachsen. Das Yerh<niss zum
E(^rpGrgewicht betrug bei Mftnnem 1:177.2, bei
Frauen 1:186.0. Yerh<nissmftssig am schwersten
ist das Herz des Neugeborenen (1 : 101) und des
Kindes bis etwa zum 16. Jahre. OeMrngewiehi im
Durchschnitt beiMfinnem 1416, bei Frauen 1260g,
beim Neugeborenen 447.5 g. Das öehimgewicht
ist bis zum 50. Jahre ziemlich constant, nimmt von
da an ab. Yerhältnissmftssig sehr gross ist es bei
Kindern (1:8.3). Vom 18. bis 20. Jahre tritt
es in das constante YerhUtniss zum Körpergewicht
(1 : 40 bis 1 : 42). lAmgengewkhi durchschnittlich
bei Mftnnern 1024 g (links 470, rechts 554 g), bei
Frauen 777g (rechts 392, links 385g). Bestimmte
Beziehungen zwischen Gewicht und Alter scheinen
hier nicht zu bestehen. Das relative Lungen-
gewicht ist beim Neugeborenen etwa eben so gross
(1:46) wie beim Erwachsenen (1:54). Lther-
gewicht im Durchschnitt 1693 g beim Manne, 1451 g
beim Weibe, 130 g beim Neugeborenen. Die Leber
nimmt beim Manne bis zum 40., beim Weibe bis
zum 30. Jahre zu, dann wieder ab. In der frühen
Kindheit (aber nicht beim Neugeborenen) ist das
relative Gewicht am grössten. Das Müxgeunehi ist
ausserordentlich schwankend. Das höchste Ge-
wicht betrug beim Manne 290, beim Weibe 350 g,
das niedrigste 50 — 70 g. Feststehende Beziehun-
gen zum Körpergewicht bestehen eben so wenig
wie zum Lebensalter, abgesehen davon, dass das
Gewicht im späteren Alter abnimmt Das durch-
schnittliche Nierengewiehl (beide Nieren) betrug
beim Manne 286.7, beim Weibe 258.8 g. Im Ein-
zelnen kommen beträchtliche Schwankungen vor.
Das Gewicht nimmt bis in die 30er Jahre zu, von
da an wieder ab. Das relative Gewicht ist beim
Weibe niedriger als beim Manne. Die relativen
Gewichte sind bei den Kindern grösser als beim
Erwachsenen. Brückner (Dresden).
11. Movementa of the nnoleolas throngh
the aotionofgravity; byFrancis H.Herrick.
(Anatom. Anz. X. 11. 1895.)
H. härtete Stücke vom Ovarium der Hummer
in verschiedenen Stellungen und fand stets, dass
das Kemkörperchen sich am unteren Bande des
fernes gelagert hatte, oft derart, dass es die Kem-
membran an dieser Stelle hervorwölbte. Er glaubt,
dass das im Kemsaft frei bewegUdie Kemkörper-
chen diese Lage durch seine eigene Schwere ein-
nimmt, und regt an, auf ein gleiches Yerhalten
auch bei anderen Thieren zu achten.
Teichmann (Berlin).
12. Ueber Zahnweohsel und verwandte
XVagen; von W. Dietlein. (Anatom. Anz. X«
11. 1895.) ,
Bei seinen Untersuchungen, die sich auf 7600
Personen erstrecken, ist D. zu folgenden, audi all-
gemeiner interessirenden Ergebnissen gelangt: die-
jenigen Zahngruppen, welche die zweite Dentition
einleiten, brechen bei den Kindern besser situirter
Kreise bedeutend früher durch (bis zu 9 Mon.), als
bei den Kindern der ärmeren Bevölkerung. Femer
bestehen auch sexuelle unterschiede, insofern, als
der Eckzahn der Mädchen sowohl im Ober^, wie im
Unterkiefer um durchschnittlich drei Yierteljahre
früher durchbricht, als derjenige der Knaben.
Etwas ähnliches zeigt sich beim 2. Molarzahn (6 bis
7 Mon.). Endlich ergab sich, dass der seitliche
obere Schneidezahn, der bekanntlich in Reduktion
begriffen ist, bei den Städtern in 3<^/o der Fälle ver-
misst wird, bei der Landbevölkerung noch nicht
einmal in 0.5^/^. Die letzte Erscheinung hängt
innig mit der Gaumenbildung zusammen.
Teichmann (Berlin).
1 3. Beiträge snr oompensatorisohen Hsrper-
trophie und snr Begeneration. Mü einem Ab-
schniü über die BegenercUion der Niere van Dr.
Pe ipers ; von Bibbert (Arch. f. Entwicklungs-
mechanik I. 1. 1895.)
Seinen früheren Yersuchen über compensato-
rische Hypertrophie eines Hodens nach Exstir-
pation des anderen fügt R noch 7 gleiche hinzu,
so dass er jetzt an 17 Yersuchen das Begelmässige
dieses Yorkommens erweisen kann. Auch fOr die
Brustdrüse konnte er in 3 unter 4 Fällen eine solche
compensatorische Hypertrophie nachweisen, die auf
einer Hyperplasie, einer Yermehrung der normalen
Drüsenbestandtheile beruht Die Hegenerations-
vorgänge hat er an der Speicheldrüse einer erneuten
Untersuchung unterzogen, die sich von den be-
kannten Podwyssozki'schen dadurch unter-
scheidet, dass grössere Stücke der Drüse exstirpirt
wurden und die Untersuchung erst nach längerer
Zeit vorgenommen wurde. R. fand, dass dem Um-
fange nach ein fast vollkommener Ersatz des
Defektes eintrat, dass aber die Neubildung aus-
schliesslich vom Epithel derAusführungsgänge aus
stattfand. Peipers gelangte bei seinen Unter-
sudiungen an der Niere zu folgenden Besultaten :
sowohl in der Mark-, als in der Bindensubstanz
tritt als erster Heilungsvorgang eine Wucherung
der an die Wunde angrenzenden Hamkanälohea
n. Anatomie und Physiologie.
auf, aber in der. Rinde weniger stark nnd haupt-
sfichlich in den Epithelien der an den Wundrand
grenzenden Markstrahlen. Spftter dringt sowohl
in der Rinden-, wie in der Marksubstanz neu-
geUldetes Epithel in die AusfQIlungsmasse des
Defektes ein, und zwar kurzcylindrisches vom
Charakter des Epithels der geraden HamkanSlchen.
In der Rinde bildet es Cysten und kanUchenartige
Gebilde, deren unmittelbarer Znsammenhang mit
geraden HamkanMchen an einzelnen Stellen deut-
lich ist Im Mark bildet das Epithel gleichfalls
Cysten, aber auch unverkennbare, mit dem Lumen
der geraden HamkanUchen unmittelbar communi-
cirende gerade neue HamkanUohen. Also auch in
der Binde geht die epitheliale Neubildung nur von
den geraden HamkanSlchen der Markstrahlen aus.
Teichmann (Berlin).
14. InteroeUnlarbrüoken and Safträome
der glatten 'HuBknlator ; von Boheman.
(Anatom. Anz. X. 10. 1895.)
Zu diesem noch nicht genügend klargestellten
Thema bringt B. folgende, mit den neueren Metho-
den gewonnene Untersuchungsergebnisse bei : Die
glatten Muskeln im Yerdauungsrohre sind durch
Protoplasmabrücken mit einander verbunden. Diese
Protoplasmabrücken sind nicht, wie sieBarfurth
beschreibt, Iflngsgestellte Leisten, sondern bestehen
aus feinen Strftngen, theils kürzeren, welche zur
benachbarten Zelle verlaufen, theils auch längeren,
welche längere Strecken zwischen den Muskel-
zellen verlaufen und entferntere Zellen mit einander
vereinigen. Die Muskelzellen sind überaU von
Saftr&umen umgeben, welche mit den schon be-
kannten Lymphbahnen der Muskulatur communi-
dren. Irgend welche Eittsubstanz zwischen den
glatten Muskelzellen hatB. nicht entdecken können.
Teich mann (Berlin).
15. Ueber ein bisher noch nicht beaohrie-
bene« flbröaea BAokenmarkaband der Sänge«
tiiiere; von Schlesinger. (Arb. aus d. Inst.
f. Anat u. PhysioL d. Centralnervensystems von
H. Obersteiner, 2. Heft 1894.)
Beim Hund, Seehund, bei der Katze und beim
Pferd findet sich ein das ganze Rückenmark ent-
lang ziehendes fibröses Band, welches zu beiden
Seiten symmetrisch anliegt, nur in der Cauda equina
ist es durdi die austretenden Nervenwurzeln von
der Medulla spinalis getrennt Die Pia umfasst
das Band völlig, indem sie sich in 2 Hälften spaltet
und daa Band zwischen diese nimmt Zwischen
je 2 Nervenwurzeln geht eine Faserung von dem
Bande ab, die sich in die Dura einfQgt Auf (Quer-
schnitten erscheint das Band bald linsen-, bald
bimenf5nnig. Seine Breite betrug beim neugebo-
renen Hunde im Brustmark 0.33 mm, seine Länge
0.6 mm, bei einem Durchmesser des ganzen Rücken-
marks von 7.2mm. Seine Aufgabe ist wArschein-
lich, das BQckenmark vor Zerrung und Dehnung
zu schützen.
Schi, weist noch auf das dem Bande fthnliche
Verhalten der Meningen im untersten Abschnitte
des Bückenmarks beim Menschen hin.
Windscheid (Leipzig).
16. Contribntion a Petnde de raotion da
mnadle long auplnateor; par L. Wilmart
(Joum. de MM., de Chir. et de Pharm, de Brux.
Lm. 13; Mars 1895.)
Nach der Ansicht W.'s ist derSupinator longus
1) Beuger des Vorderarms und 2) halber Pronator
und halber Supinator der Hand. Seine Lftnge
repräsentirt eine in ihre 2 Componenten zerlegbare
Kraft: die eine läuft bei völliger Supinationstellung
der Achse des Badiushalses parallel und besorgt
die Beugung des Ellenbogens, die andere parallel
dem Ellenbogengelenke bewirkt die Pronation. Der
Supinator ist also ein Pronator des Vorderarms bei
vorheriger vollständiger Supination desselben. In
der Pronationstellung des Vorderarms bewirkt die
erstere Kraft* wiederum nur Beugung des Ellen-
bogens, die zweite dagegen eine Supination : der
Supinator longus ist also Supinator des Vorderarms
bei vorheriger vollständiger Pronation. Supination
wie Pronation werden also von derselben Kraft er-
zeugt, eine jede von beiden stellt genau die Hälfte
der ganzen Bewegung von der äussersten Pronation
zur äussersten Supination dar, die Grenze zwischen
beiden wird durch die zwischen Supination und
Pronation liegende Handstellung gegeben: der
Supinator longus ist also halber Supinator und
halber Pronator. Windscheid (Leipzig).
17. Ueber die Anordnung der motoriaohen
NervenfMiem für die Flezoren und Bzten«
soren in den Nervenstämmen de« IProBohes ;
von M. Alb an ose. (Arch. f. expenm. Pathol. u.
Pharmakol. XXXIV. 5 u. 6. p. 338. 1894.)
Die von Bowditch 1887 veröffentlichte Be-
obachtung, wonach bei lokaler Einwirkung einer
3proc. wässerigen AetherlCsung auf deuN. ischiadi-
cus des Frosches die elektrische Reizung des Ner-
ven eine Streckung des öliedes nicht mehr be-
wirkt, wohl aber Flexion, fQhrt A. auf eine beson-
dere anatomische Anordnung der zu den Flexoren-
und Extensoren-Muskeln tretenden Nervenfasern
zurück ; er macht es durch lokale Abtödtungsver-
suche der äusseren Schicht am Nervenstamme
mittels Silbemitrats und Thermokauterisation sehr
wahrscheinlich, dass die Nervenfasern für die Ex-
tensoren nur aus dem Grunde leichter und früher
vom Aether beeinflusst werden, weil sie in der
peripherischen, diejenigen fOr die Flexoren in der
centralen Schicht des Nervenstammes verlaufen.
^ H. Dreser (Bonn).
18. FItiologIa o temaoologia deU'asione
inibitrioe dal midoUo spinale aui movimenti
periataltioi dell^intestino ; pel Prof. Q. 0 a g 1 i o.
(Riforma med. X. 118. 1894.)
Nach Ausführung des bekannten Stenson'-
sohen Versuchs in der Modifikation, dass an Stelle
IL Anatomie und Physiologie.
der eigentlichen Unterbindung nur eine temporftre
Gompression der Aoria ausgefQhrt wird, zeigten
sich, ausser den bereits genügend bekannten ner-
vösen Störungen, nach ^stündiger Compressioa
der Aorta unterhalb der linken Nierenarterie:
Lähmimg der Sphihkterm des Bedum und der
Hase und hartnäckige, bis zu dem am 3. bis 6. Tage
erfolgenden Tode bestehende Diarrhöe, der g^n-
über Opium und die bekannten adstringirenden
Mittel (basisches Wismuthnitrat und Tannin) ohn-
mächtig waren. Nach dem Tode fand man an
den Eingeweiden nicht einmal besondere Yerände-
rungen, nur bisweilen subserös hämorrhagische
Punkte. 0. bezieht aus diesem Qrunde die Dann-
erscheinungen auf eine dauernde lühmung des
tonisch thätigen Hemmungcentrum desN. splanch-
nicus für die Darmbewegungen in Folge der halb-
stündigen Abschneidung der Blutzufuhr.
H. Dreser (Bonn).
19. Beitrtge sar Anatomie und Physio*
logie des OentralnervenByatems ; von E. Mün-
zer und H. Wiener. Erste Mittheilung: Ueber
die Au88chaUung des Lendenmarkgrau. (Arch. f.
experim. Pathol. u. Pharmakol. XXXV. 2 u. 3.
p. 113. 1895.)
Bekanntlich tritt beim Kaninchen nach ^/^ bis
1 stündiger Compression der Bauchaorta knapp
unter dem Abgange der Nierenarterien eine dauernde
sensible und motorische Lähmung der Hinterbeine,
der Blase und des Mastdarms ein, die in einer
Nekrose der Zellen der grauen Substanz des Lenden-
marks ihren Qrund hat M. und W. verfolgten
histologisch mit Hülfe der Nissl 'sehen Zell-
färbungsmethode diese akute Nekrose der Oanglien-
xeUen, Bei Thieren, die sofort nach Istündiger
Compression der Bauchaorta getödtet waren, nach-
dem sie die entsprechenden Lähmungserscheinun-
gen dargeboten hatten, zeigten die Oanglienzeli^n
noch keine sichtbaren Veränderungen gegenüber
den normalen. Dagegen war 6 Stunden nach dem
Beginne der Aortencompression die normaliter als
nicht mit einander zusammenhängende Granula
vorhandene Chromatinaubstanz der Ganglienzellen
der lateralen Gruppen der Vorderhömer zu einem
sehr schönen Netxiwerk verbunden. In späterer
Zeit xerßlü die chromatische Substanz molekular
in sehr viel feinere Kömchen und die Zellen ver-
lieren immer mehr die Fähigkeit, den Farbstoff in
sich aufzunehmen. 1 — 2 Tage nach der Unter-
bindung findet man die Ganglienzellen nur gerade
noch als Schatten in Folge homogener Umwand-
lung ihres Protoplasma. Während die Ganglien-
zellen im Laufe von 2 Tagen zu Gbninde gehen,
erhielten sich zur gleichen Zeit die Fortsätze der
Zellen, die Nervenfaaem, notmal.
Bei einigen wenigen Kaninchen, bei denen die
Sensibilität, bez. dieSchmerzempündung auf einem
oder beiden Hinterbeinen erhalten war, zeigte die
histologische Untersuchung, dass auf der Seite der
^haltenen Sensibilität auch die Zellen des Hinter-
homes nicht zu Grunde gegangen, waren; die
' Schmerxempfindung ist aiso (beim Kaninchen) an
die Intaktheit des gleichseitigen entsprechenden
Hinterhomes gebunden. Dieser Befund steht in
guter Uebereinstimmung mit den aus der mensch-
lichen Pathologie bekannten, relativ geringen Sen-
sibilitätBtörungen bei schweren Erkrankungen der
Hinterstrftnge im Gegensatz zu den schweren Sensi-
bäiiätstörungen bei Erkrankung der gra/uen Substanz
H. Dreser (Bonn).
20. Snr la pritendue action trophiqne da
ganglion oervical InfiSrieor; par J. Salvioli.
(Arch. ital. de BioL XXTT. 2. p. 259. 1894.)
S. hat die bekannten Versuche von Gaule,
experimentell den trophischenEinfluss des unteren
Cervikalganglion nachzuweisen, einer Nachprüfung
unterzogen und kommt zu dem Resultate, dass die
von G a u le gefundene Ulceration und Hämorrhagie,
die sich hauptsächlich im Psoas und Biceps findet,
lediglich auf mächanische Einflüsse während des
Experimentes zurückzuführen sei. Das Thier
sucht sich mit den Hinterbeinen zu wehren und
zieht sich durch die Zerrung und die starken Con-
traktionen, denen gerade die genannten Muskeln
unterworfen sind, eine Zerreissung derselben zu.
Experimentell unterstützte S. seine Ansicht da-
durch, dass er bei einem Kaninchen nur eine
Vorder- und Hinterpfote aufband, die andere Seite
aber freiliess; reizte man jetzt das untere Cervikal-
ganglion und tödtete das Thier, so fanden sich die
beschriebenen Veränderungen nur auf der Seite,
an der die Glieder gebunden gewesen waren. Band
er femer ein Kaninchen in der Weise fest, dass er
ihm die rechte Vorderpfote freiliess, die linke fest-
machte, und reizte dann auf beiden Seiten die
freigelegten Nervenstämme in der Achselhöhle mit
sehr starken Strömen, so entstanden die Gaule '-
sehen Veränderungen nur in dem Biceps der fest-
gebundenen linken Pfote. Ausserdem konnte S.
an Kaninchen, die durch Curare oder Chloral
immobilisirt waren, durch Reizung des Cervikal-
ganglion niemals die Läsionen der Muskeln hervor*
bringen.
Auch die Untersuchungen G.'s über den tro-
phischen Einfluss der SpinalgangUen machte S.
zum Gegenstande eii^er Nachuntersuchung. Er
glaubt, dass bei der ausserordentlichen Schwierig-
keit der Technik die Kaninchen für diese Experi-
mente sehr ungeeignet seien, und hat daher an
Fröschen experimentirt, bei denen er die Ganglien
der Ischiadicuswurzeln leicht thermisch und che-
misch reizen konnte. Auch hier gelang es ihm
aber nicht, die Besultate G.'s zu bestätigen; er
fand niemals irgend welche trophischen Störungen
an d.en Muskeln der Beine, sondern nur Beiz-
erscheinungen, insbesondere Kontrakturen, mitunter
fehlten auch diese und die Reizung blieb ganz
resultatlos. Windscheid (Leipzig),
m. All^meiiie Faihologie und paihologiflche Anatomie.
9
21. Stadien siirSekretioiifiphytiologie der
Fraaenmiloh ; von Prof. Axel Johannessen
in fristiania. (Jahrb. f. Kinderhkde. XXXIX. 4.
1895.)
J. untersuchte die Milch von 25 stillenden
Frauen im Alter von 20 — 46 Jahren (Erst- bis
Achl^barende). Die Untersuchung wurde bei
dnzelnen Frauen durch Monate hindurch fort-
gesetzt bis in den 13., 19., ja 21. Monat des
Säugens. Nach J.'s Untersuchungen war der
Albumingehalt der Milch geringer, als er sonst an-
g^eben wird, ungefähr l^j^^ und ziemlich gleich-
massig. Der FeUgehaU der Milch betrug im Mittel
3.21^/o, war also auch etwas niedriger, als er nach
früheren Untersuchungen angegeben wird. Er
schwankte sowohl bei ein und- derselben Frau, als
auch bei Yergleichung verschiedener Frauen nicht
imerheblich. Der ZuckergehaU betrug im Durch-
schnitt A,ß7^lQ^ also auch weniger, als bisher ge-
funden war. Er war ebenfalls Schwankungen
unterworfen, wenn auch nicht in so erheblichem
(hade wie der Fettgehalt. Das Yerhältniss der
organischen Nahrungstoffe, Eiweiss, Fett, Zucker,
stellt sich demnach wie 1 : 2.0 : 4.2 gegen 1 : 1 : 1.43
in der Kuhmilch. Entsprechend dem ziemlich
gleichmSssigen Eiweiss- und Zuckergehalt und
dem schwankenden Fettgehalt schwankt das spe-
cifische Gewicht. Meist liegt es zwischen 1030
und 1032. Vergleicht man die beiden Brüste mit
einander, so sieht man, dass die Durchschnitts-
werthe im Grossen und Ganzen übereinstimmen,
während im Einzelnen nicht unbeträchtliche Ab-
weichungen vorhanden sind. Bei Yergleichen vor
und nach der Säugung fand sich, dass die Albumin-
menge annähernd gleich war, der Zuckergehalt
nach der Säugung wenig geringer, der Fettgehalt
dagegen entschieden grösser war. In den ersten
6 Monaten ist der Albumingehalt am grössten
(1.192%); nach Ablauf des Jahres beträgt er
0.907*/|^. Der Fettgehalt zeigt kein so regel-
mässiges Verhältniss zu den verschiedenen Zeiten
der Laktation. Der Zuckergehalt nimmt gleich-
massig, aber unerheblich zu. Bei Erststillenden
war die Summe der 3 Bestandtheile etwas grOsser,
als bei M^rstillenden. Frauen im Alter von
20 — 25 Jahren hatten den grössten Fettgehalt der
Milch, Frauen zwischen 25 und 30 Jahren den
grössten Albumingehalt, Frauen über 30 Jahre den
grössten Zuckergehalt Die Milch der Blonden
war reicher an Fett und Zucker, etwas ärmer an
Albumin, als die Milch der Brünetten. Wenn auch
die Nahrung der Stillenden einen gewissen Ein-
fluss auf die Beschaffenheit der Milch hatte, so war
dieser doch nicht sehr weitgehend. Die bakterio-
logische Untersuchung ergab in 43 Fällen die Ab-
wesenheit von Keimen, Imal Bacillus pyocyaneus,
5mal Staphylococous pyog. albus, der erst nach
3 — 4 Tagen auf Agarplatten im Wärmeschrank
aufging. Brückner (Dresden).
22. Le ohloralose dana Pezperimentation
phyaiologiqne ; par Charles Bichet. (Arch.
ital. de Biol. XXI. 2. p. 266. 1894.)
Nachdem R. die Nachtheile erwähnt hat, welche
Chloial, Chloroform, Aetber einerseits, Curare anderer-
seits bei der Anwendung bei physioio^chen YerBuchen
darbieten, zeigt er, dass durch die Anwendung von Chlo-
ralose die meisten dieser Nachtheüe vermieden werden.
Die Thiere sind gefüMLos, die Muskehi werden nicht
gelähmt, der Blutdruck wird nicht erniedrigt, die Ath-
mung nicht beeinträchtigt. Y. Lehmann (Berlin).
23. ISfnige Verauohe über Gummilöaimg
als Hährflüsaigkeit fOr das Froaohhers; von
Stnd. F. Oehrn. (Arch. f. experim. Pathol. u.
Pharmakol. XXXIV. 1 u. 2. p. 29. 1894.)
Gegen die Beobachtung Albanese's, dass 2proc.
Gummilösung mit O.Gproc. Chlomatrium und ein wenig
NatCOs, wenn sie stets mit Sauerstoff gesättigt wird, eine
sehr gute Nährflüssigkoit für das Froschherz darbietet,
konnte der Einwand erhoben werden, dass, weil das Blut
vor dem Zusatz von Gummilösung nicht sorgfiiltig aus-
gewaschen worden war, die Blutreste im Herzen mög-
Hoher Weise die eigentliche Nahrung des Herzens dar-
boten. 0. hat deshalb die Versuche mit sorgfältiger
Ausspülung des Herzens mit Kochsalzlösung wiederholt
und konnte bestätigen, dass das Herz, wenu es durch
Ausspülung mit 0.6proc. Kochsalzlösung beinahe oder
eben vollständig zum Stillstand gebracht worden ist,
durch Zusatz der A 1 b a n e s e'schen Gummilösung meistens
wieder zu einer recht guten Thätigkeit gebracht werden
kann. Weintraud (Berlin).
Ili. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie.
24. Unteraaohiingen übor Qiftbildong ver«
■ohiedener Vibrionen in Hühnereiern; von Dr.
Bonhoff. (Arch. f. Hyg. XXTT. 4. p. 351. 1895.)
B. hat die Giftbildung folgender Vibrionen im
Hühnerei studirt : Cholerabaoillus, Vibrio Danubi-
Gua, Vibrio Berolinensis, Vibrio Danbar. Von
allen diesen wurde der Eiinhalt in ziemlich gleicher
Weise verändert Auch die aus dem Alkohol-
niedersdilag solcher Eier gewonnenen wässerigen
Ertrakte enthalten wesentlich die gleichen Oift*
Btofife, nur in verschiedenen Mengen.
Bs gelingt mit diesen Extrakten, eine verhfilt-
nissmftssig lange dauernde und sehr ausgesprochene
Immunität g^;en die intraperitonäale Impfung mit
Ked. Jahrbb. Bd. 247. Hft 1.
lebendem Choleramaterial zu erzielen« Auch da-
durch wird die Identität der von verschiedenen
Vibrionen in Eiern gebildeten Giftstoffe h(3chst*
wahrscheinlich gemacht V. Lehmann (Berlin).
25. On the aotion of heat and oold on
erysipelas; by Wilhelm Filehne. (Procee-
dings of the Physiological Society of London n. 8.
1894.)
F. suchte experimentell die Frage zu ent-
scheiden, wie inficirte Gewebe durch massige
Hitze- und Eälteeinwirkungen in ihrer Beaktion
gegen die Infektion beetnflusst werden. Die Ver-
suche sind am Eaninchenohr und mit Einimpfung
2
10
m. Allgemeine PaÜioIogie und pathologiaöhe Anatomie.
von Erysipelkokken angestellt BeidemderWftrme
ausgesetzten Kaninchen erschien das Erysipel schon
wenige Stunden nach der Impfung, erreichte bald
(während des 2. Tages schon) seine grOsste Aus-
dehnung. Am 3. Tag nach der Inoculation war
die AffektioD schon zu Ende gekommen. Beim
Controlthier trat das Erysipel viel langsamer zu
Tage und erreichte erst am 4. oder 5. Tag seine
Höhe ; erst am 6. Tag "begann der Rückgang und
am 10. bis 12. Tag ging die Affektion zu Ende.
Die Entzündung verUuft im Ganzen viel intensiver
und geht mit st&rkerem Oedem einher. Im Gegen-
satz dazu tritt bei dem im kalten Raum gehaltenen
Thier zunächst überhaupt keine Reaktion auf die
Impfung ein. Nimmt man aber das Thier nach
einigen Tagen aus dem abgekühlten Räume heraus,
so entwickelt sich jetzt in wenigen Stunden ein
Erysipel über das ganze Ohr. Man muss an-
nehmen, dass die Krankheit in grosser Ausdehnung
am Ohre ktent vorhanden war, so lange das Thiw
in der Kälte sass. In der That zeigte die bakterio-
logische üntersudiung, dass an ganz gesund aus-
sehenden Stellen des Ohres bei dem abgekühlten
Kaninchen (^/j Zoll von der Impfstelle entfernt)
zahlreiche Streptokokken in der Lymphe vorhan-
den waren, während im Gegensatz dazu bei dem
erwärmten Thiere Vi — Vt ^^ ausserhalb der ent-
zündeten Zone schon keine Bakterien mehr zu finden
waren. Die Kälte hindert also nicht das Wachs-
thum und die Ausbreitung der Streptokokken.
Durch eine Fortsetzung der Versuche soll fest-
gestellt werden, wie weit die Wirkungen von Hitze
und Kälte an die dabei stets mit auftretende Hyper-
ämie, bez. Anämie geknüpft sind.
Weintraud (Berlin).
26. Untersiiohimgen über Infektion mit
pyogenen Kokken; von Dr. Petruschky.
(Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. XVni. 3.
p. 413. 1894.)
Auf Qrund einer Reihe von Krankenbeobach-
tungen und von im Ansohluss daran angestellten
Untersuchungen über die Zusammengehörigkeit
von Erysipel und Eiterungen kommt P. zu folgen-
den Ergebnissen : 1) Es giebt reine Streptokokken-
Infektionen, bei denen im direkten Anschluss an
eine primäre Eiterung ein echtes EryBipel sich
entwickelt; die Streptokokken des Erysipels zeigen
dabei denselben Yirulenzgrad, wie die des Eiter-
herdes. 2) Es giebt umgekehrt Eiterungen, welche
im Anschluss an ein primäres Erysipel subcutan
entstehen und von den gleichen Streptokokken
verursacht werden. 3) Erysipel am Kaninchenohr
kann durch Streptokokken sehr verschiedener Her-
kunft (Abscesse, Puerperalfieber, Pleuritis) erzeugt
werden, falls die Virulenz der Streptokokken eine
geeignete ist 4) Alle durch Streptokokken be-
dingte Krankheiten haben die gemeinsame Nei-
gung, eine stark remittirende (zackige) Tem*
peratur-Curve zu liefern. Weintraud (Berlin).
27. Zur KenntniM der Pathogeneee der
„puerperalen Infektion**; von Johann Gze-
metschka. (Prag. med. Wchnschr. XIX. 19.
1894.)
Eine 25jähr. Frau kam am 3. Febr. 1894 fiebernd
mit den Erscheinungen einer reohtseitigen Lungenentzün-
dung in die Klinik von Bosthorn. Die bereits im
Gange befindliche Geburt wurde am 4. Febr. 9 Uhr Nach-
mitUgs mit der Zange beendigt. 4 Tage nachher meningi-
tiache Symptome. Am 9. Febr. Dysuria paradoxa,
Nackenslarre, Strabismus diverg. und an dilmaelben Tage
9 ühr Nachmittags Tod.
Bei der im Institut Chiari's vorgenommenen Sek-
tion fand man eine rechtseitige fibrinöse Lungenentzün-
dung, eitrige Bhinitis, Meningitis, Endokarditis der Mitral-
kUppen, parenchymatöse &itartung der Leber. Milz-
schwellung. Eiternde Scheidenwunden. linkseitige eitrif^e
Metrolymphangitis. Leichtere chronische adhäsive Peri-
metritis links.
Das Kind war 36 Stunden nach der Geburt ge-
storben. Beide Lungen waren rothpneumonisch infilthrt
In den letzteren entnomidenen Lungensaftculturen
wuchs nur der Diplococcus Fraenkel-Weichsel-
baum. In Agar-Platten-Strichculturen aus dem Eiter
der Herzklappe, der rechten Lunge und der LymphgefSsse
der Gebärmutter der Mutter wurden stets ebenfiillB Colo-
nien des Diplococcus pneumoniae Fraenkel- Weich-
sel bäum erhalten.
Cz. nimmt an, dass die Frau als Schwangere sich
mit Diplococcus pneum. wahrscheinlich von der Nase aus
angesteckt habe. Im Anschluss daran entwickelte sich
die Luogen-, Gehirn- und Herzentzündung. Die Frucht
hat sich innerhalb der Gebärmutter inncirt Bei der
Wöchnerin ist es von ihrem Blute aus in der Gebär-
mutter, an der durch die Geburt gesetzten Wundfläche
zur Diplokokkeninfektion gekommen, ebenso wahrschein-
lich an der Scheiden wunde. J. P r ä g e r (Chemnitz).
28. Ueber Saooharomyooato hominia ; von
Dr. 0. Busse. (Virchow's Aroh. GXL. 1. p. 23«
1895.)
Im 4. Hefte des XVL Bandes des Gentr.-BL
f. BakterioL n. Parasitenkde. berichtete B. über eine
besondere Art von parasitären Zelleinschlflssen,
welche bei einer 31 jähr. Frau eine chronische sub-
periosteale Zerstörung der Tibia mit Bildung von
Biter bewirkt hatten. Die Frau kam schliesslich
zur Selction und der gesammte Fall bildet den
Gegenstand vorliegender Arbeit Aus der Kranken"
gesckiehie sei Folgendes hervorgehoben.
Pai stammte aus einer gesunden FamiUe, war aber
stets sohwädüich und skrofulös. Mit 19 Jahren wurden
ihr skrofulöse Halslymphdrüsen exstirpirt Ihre zwei
ersten Kinder, von einem ebenfalls gesunden Mann er-
zeugt, waren kräftig und gesund, das dritte war schwäch-
lich und starb nach 11 Monaten mit erheblichen Drüsen-
sohweUungen am Hialse. Bei der Mutter nahm die
Schwellung von Hals- und auch von Aohseidrüsen schon
nach der 1. Entbindung wieder zu; bald nach der 3. Ent-
bindung stellte sich m der Mitte der vorderen linken
Tibiakante eine schmerzhafte Stelle ein, die trotz der da«
gegen angewandten Einreibungen stetig, wenn auch lang-
sam wuchs. Salicylsäure und Elektricitfit ohne Erfolg.
Zwischen hinein trat ein akuter Erguss in's Kniegelenk
ein, der sich aber völlig resorbirte. Dagegen wuchs die
Geschwulst an der Tibia m^ir und mehr, cUis Allgemein-
befinden wurde schlechter, Ftot magerte ab. Als die
Geschwulst Fluktuation zeigte, wurde sie von Prof. Hel-
ferich incidirt; es entleerte sich eine schmierige, bräun-
liche, dickflüssige Masse. Ein excidirtes Wandstück der
Höhle zeigte in seiner inneren, sehr weichen, zellreichen
nL Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomia
11
ODd viele Biesenzellen enthaltenden Schicht zahllose
iatensiv glänzende, runde Gebilde, zum Theil innerhalb
Yon Zellen, zum Theil ausserhalb und frei im Gewebe.
Schon danials erwiesen sich diese Körper als auf ver-
schiedenen Nährböden vermehmnpffihige Parasiten, und
zwar als eine Hefeart, die bei Thieren pathogen wirkte.
Die Wunde granulirte sodann gut Pai wurde mit Arsen
weiter behandelt Schon während ihres Aufenthaltes in
der Klinik bildeten sich dann im Gesicht kreisrunde Ge-
schwüre mit leicht gewulsietem Band, die bald conflnir-
ten. Trotz geeigneter Behandlung hatten sie wenig Nei-
gung zur Heilung. Yon ihrem Grunde konnte die oben
erwähnte Hefeart ebenfalls cultivirt werden. Der Ver-
lauf der granuHrenden Wunde am Unterschenkel wurde
mit der Zät auch ein schlechter, die Granulationen wur-
den blass und glasig, es bildeteten sich ünterminirungen;
schliesslich begum auch das Knie wieder anzuschweUen.
Im weiteren verlauf bildete sich eine weitere schmerz-
hafte Stelle an der rechten Ulna, die allmählich sich in
einen fluktuirenden Tumor umwandelte; der durch In-
dsion entfernte Inhalt glich dem des Tibutabscesses; ein
gleicher Knochenherd ^dete sich an der linken 6. Bippe*
Schmerzhafte Stellen entwickelten sich femer oberhalb
der Beocökalgegend, im Nacken und im Abdomen. Sin-
gultos, Erbrechen. Keine cerebralen Symptome. Uhn
um von Eiweiss und Zucker, aber in der letzten Zeit vor
dem Tode öfters bluthaltig. Kleine Temperatursteigerun-
g&a bis 38,5^ C. 6 Monate nach der Operation an der
TibialM.
Sddionsergebnüs : Stärkste Abmagerung. An der
Aussenseite und Yorderfläche des rechten [soll wohl
heissen linken, Bef.] Unterschenkels ein tief in den
Knochen hineingehendes, von gelblich-röthHchem Granu-
lationsgewebe ausgekleidetes Geschwür, dessen Boden
mit schmierigem Eiter bedeckt war. Das linke Knie dick
und prall gespannt Grössere und kleinere Geschwüre
bestanden noch auf der rechten Stimhälfte und an dem
rechten Warzenfortsatze. Ihre Bänder waren glatt
Unter der Haut in der Umgebung des Stimgeschwürs
Fluktuation, ^fes Geschwür an der rechten Ulna, der
6. Bippe. In der linken Augenhöhle eine gut gänseei-
grosse rundliche, weiche, aber nicht fluktuirende Ge-
schwulst In der Müx ein wallnussgrosser und zwei
kleinere grauweisse, weiche Knoten, die scharf gegen die
Umgebung abgrenzt waren. Die FettkaiNseln der AMre»
waren atrophisdi, rostbraun, besonders in der unteren
hinteren Hälfte, mit einer eigenthümlich dickflüssigen,
eiterähnlichen Masse durchsetzt, die auch z. Th. zwischen
Capsula fibrosa und Nierenparenchym und in letzteres
selbst eiogedrungen war. Li beiden Nieren befand sich
je ein grosserer Abscess mit verfettetem Eiter, in deren
Umgebung kleinere. Genitalien ohne Besonderheiten.
Die Leber zeigte keine Herderkrankungen. Innige Ver-
wachsung der beiden Perikardialblätter. Myokarditis.
In der rechten Lungenspitze ein mehrkammeriger Herd
mit ÜLeils trockenem, theils verflüssigtem Inhalt ohne
Kapsel. Aus dem pericostalen Abscess wurden ca. 70 com
dickflüssigen, sehr zähen, bräunlichgelben, mit Blut ver-
mischten Eiters enÜeert
lObroakopieehe Befunde : In dem Eiter der säount-
liohen Knochenabscesse fanden sich ausser den gewöhn-
lichen Eiterkörperchen erstens grössere Zellen mit meh-
reren, bläschenförmigen wandständigen Kernen bis zu
Biesenzellen und zweitens eine Unmenge von stark licht-
brodienden Gebilden, deren Grösse in den weiten Gren-
zen von einem rothen Blutkörperchen bis zu einer Leber-
zelle hin schwankte. Diese Gebilde waren meist kreis-
rund, seltener oval, lagen zuweilen einzeln in einer
grosseren Eiterzelle, meist aber in Gruppen in denBiesen-
zeUsD. In derMehnahl liess sich an ihnen ein centraler,
stärker liohtbrechender, doppelt conturirter und ein peri-
pherischer, homogner Theil unterscheiden, der in sehr
Terschiedener Breite den centralen Körper um^ab. Mit-
unter confluirten diese Gebilde. Bei den freiliegenden
Ocbüden fehlte mitunter die Kapsel Weitere Einzel-
heiten siehe im OriginaL Gegen Zusatz von Salzsäure,
Essigsäure , Natronlauge waren die Gebilde resistent,
dunSi letztere waren sie am besten zur Anschauung zu
bringen, viel besser als durch Färbung. Mit Kernlärbe-
mitteln färbte sich der central gelegene Theil stark, auch
nach Qram, die Kapseln blieben ungeförbt Es folgt nun
die Beschreibung der Schnitte, in Natronlauge xmd ge-
färbter Schnitte, deren beste die mit Hänudaun und
Carbolfuohsin gefärbten sind. Hervorzuheben ist, dass
die Parasiten auch in das anscheinend gesunde Grenz-
{;ewebe eingedrungen waren. Diese Hefepilze Hessen sich
m Bouillon, Gelatine, Agar, Blutserum, Glyoerinagar,
Kartoffeln, saurem Pflaumendekokt züchten. Die meisten
Culturen sahen weiss aus und wuchsen bei 10— 38<> C.
In jungen Culturen zeigten die einzelnen Organismen
einen einfachen Conteur, nach mehreren Ta^n erst
Hessen sie eine deutliche Membran erkennen. Die Hefen
riefen in Pflaumendekokt und Traubenzuckerbouillon leb-
hafte Gährung hervor, deren Produkte Alkohol und
Kohlensäure waren. Auf Kaninchen und Hunde über-
tragen, vermehrten sie sich und bewirkten eine lokale,
eventuell zur Eiterung führende, aber allmählich ver-
heilende Entzündung, bei weissen Mäusen führten sie
dagegen den Tod herbei und waren dann im Blut in
grosser Menge zu finden.
Die ganze Erkrankung ist beim Mensofaen als
eine unter dem Namen Saooharomykose verlaufende
chronische Pyämie aufzufassen«
B. Klien (München).
29. Beobaohtangen über die Variabilität
der BakterienTerbftnde und der Colonien«
formen unter versohiedenen physikalischen
Bedingongen; von Dr. RosenthaL (Deutsches
Arch. f. klin. Med. LV. p. 513. 1895.)
R. will durch die Veröffentlichung seiner aller-
dings nicht abgeschlossenen Beobachtungen über
den Einflnss der Consistenz der Gelatine und der
Temperatur auf die Wachsthumsform verschie-
dener Bakteriencolonien zu weiteren Versuchen in
dieser Bichtung anregen. Er ist der Ansicht, dasis
man auf diesem Wege die Differentialdiagnostik
fördern kann, wie ihm das für Typhusbadllen und
Baoterium coli bereits gelungen sei. Er fand näm-
lich, dass in 2.5proa Gelatine die Typhusbadllen
r^lmässig Spirillen bildeten, das Bacterium coli
dagegen nicht Aehnliche unterschiede fand er
fflr den Proteus vulgaris Haus er und den Bac.
arborescens Frankland. R Ellen (München).
30. Protoaodn in einem Leberabacess; von
Dr. F. Bernd t in Stralsund. (Deutsche Ztschr. f.
Chir. XL. 1 u. 2. p. 163. 1894.)
Eine SSjähr. Frau, die einen leichten l)^ku8 durch-
gemacht hatte, bekam 8 Tage naoh der Entfieberung
Schüttelfrost, der sich öfters wiederholte, remittirendes
Fieber, Schmerzen in der rechten Seite. Die Symptome
wiesen auf einen subphrenisohen Abscess. Die Operation
ergab einen grossen Leberahsceea, aus dem ca. 1'/« Liter
eines grünlidien, enorm stinkenden Eiters zu Tage ge-
fördert wurde. Drainage, Heüung,
Der Eiter enthielt ausser roÜien und weissen Blut-
körperchen, Fetttropfchen, Fettsäurekrystallen und Bak-
terien eigentiiümliohe blasse Gebilde von dem 4—12-
fachen Durchmesser rother Blutkörperchen. Im 'Wesent-
lichen liessen sich 2 Gruppen unterscheiden : 1) Einfach
conturirte, rundliche, ovale, nierenförmige und viel-
f)stidtige Gebilde. Einige von ihnen aseigton deutlichen
em, z. Ih. mit Kemkörperohen, andere bestanden aus
12
nL Allgemeine Pathologie und pafhologiflche Anatomie.
einem durchweg gleiohmfissigeii Protoplasma ohne er-
kennbaren Kern oder irgend wache Einsohlüsse. 2) Dop-
pelt contoxuie, mit glänzendem Saume versehene Orga-
nismen in derselben Mannigfaltigkeit der Süsseren Form.
Yen dem glänzenden Saume aus durchzogen bei einem
Theile derselben glänzende Bänder das Innere, so dass
das Parenchym des einzelnen Wesens in verschiedene
Abschnitte getheilt erschien. Ein Theü erschien kernlos,
ein anderer zeigte doppelt conturirte Kerne oder Yaouolen.
unter dem Miloroskope sah man diese Organismen
in zahlreichen Strömungen hin- und kerschwimmen, so-
wie eine ganze Reihe passiver Formveränderungen an-
nehmen. Aktive amöboide Formveränderungen der
ruhenden Gebilde konnte B. nicht beobachten.
B. hält die gefdndenen Protoxoen ffir ein Cb-
misch von Amöben und FlagtOatenfkj oder analog
den Mittheilungen von Celli und Fiocca nur
fOr Amöben und eneysiirU Formen derselben.
Was die Entstehung des grossen Leberabscesses
anlangt, so hält B. die Bntstehung aus einem
Typhusgesohwllr der grossen Qallenwege für am
wahrsoheinliohsten. Das Einwandern der Ptoto-
zo5n hat dann ebenfalls durch die Gallenwege
stattgefunden, die ja weit genug sind, um selbst
80 grosse Organismen in erheblicher Menge durch-
Kulassen.
Ob die in dem Abscesseiter vorhandenen Bak-
terien Typhuabadllen waren^ ist leider nicht fest'
gestellt worden, jedoch nicht unwahrsehänlioh.
Jedenfalls möchte B. diesen Bakterien in erster
Linie eine fttiologisohe Bedeutung fOr die Ent-
stehung des Abscesses beimessen und die gefun-
denen Protozoon nur als zufällige Begleiter an-
sehen, da eine eitererregende Wirkung an ihnen
bisher in keinem Falle mit Sicherheit festgestellt
ist und eine solche auch nach den heutigen An-
schauungen von dem Wesen der eiterigen Entzün-
dung von vornherein unwahrscheinlich sein dürfte.
P. Wagner (Leipzig).
31. UeberLymphdrüsenerkranktmgen bei
epidemifloher Diphtherie; von Balloch und
SchmorL (Beitr. z. pathoL Anat u. allg. PathoL
XVL 2. p. 247. 1894.)
B. u. Soh. untersuchten die Lymphdrüsen in
22 Fällen von echter Diphtherie, von denen 6 mit
Eiterungsprocessen combinirt waren. In den 16
nicht complicirten Fällen fand man in den betr.
Drüsen eine zellige Hyperplasie, ein mehr oder
weniger feinfaseriges fibrinöses Exsndat (nach-
gewiesen durch die PFe^er^'sohe Färbung), nekro-
biotische Herde und eine hyaline Degeneration des
Lymphdrüsenreticulum, sowie der Oefässe. Hatte
sich die Diphtherie primär in der Mundhöhle ent-
wickelt, so zeigten sich die submaxillaren Lymph-
drüsen, hatte sich die Diphtherie primär im Eehl-
hopf oder der Trachea entwickelt, die cervikalen
Lymphdrüsen am stärksten afficirt Die Bronchial-
drüsen waren nur dann erkrankt, wenn die Diph-
therie auf die grösseren Bronchen übergegangen
war. Li 2 Fällen von Scharlachdiphtherie und
5 Fällen von septisch -gangränöser Diphtherie
zeigten die Lymphdrüsen das gewöhnliche Bild
der septischen Adenitis (Absoesse). Es besteht
also eine auffallende üebereinstimmung der Er-
krankungsart der Drüsen mit der der ursprünglich
befallenen Schleimhaut Jedenfalls kriecht die Er-
krankung direkt auf den Lymphbahnen fort, aber
wie es scheint, sind es nicht so sehr die Diphtherie-
bacillen, als vielmehr deren Toodne, welche die
Erkrankung der Drüsen hervorrufen. B. u. Seh.
fanden nämlich in 3 Fällen von echter Diphtherie
mit Drüsenerkrankung in den Drüsen weder cultu-
rell, noch in Schnitt- und Ausstrichpräparaten
Bacillen. Andererseits waren in 10 Fällen, in
denen tracheotomirt und in 1 Fall, in dem intubirt
"Worden war, Bacillen nachweisbar. B. u. Seh.
führen diese doch aufiiallende Thatsaohe darauf
zurück, dass in diesen Fällen die in Folge der
Operationswunde, bez. der Vwletzungen der
Schleimhäute (durch die Intubation) eröf&ieten
Lymphbahnen das Yordringen der Bacillen selbst
zu den Drüsen ermöglicht haben. Doch wollen
B. u. Seh. letztere Schlüsse, angesichts des klei-
nen Materials, noch nicht für bindend angesehen
wissen. B. K 1 i e n (München).
32. Taberkulose und Syphilis der Sehnen-
sdheiden« Beträge kux Kenntnias der fibrinoiden
Entartung des Bindegewebes ; von Dr. E. Schuch-
hardt in Stettin. (Virchow's Arch. CXXXV. 3.
p. 394. 1894.)
1) Tkdberkulose der Sehnenscheiden. Seh. unter-
scheidet den tuberkulösen Fungus, die knotige
SehnenseheiderUuberkuiose und das Beishärper'
hygrom.
a) Der tuberkulöse Fungus beginnt stets von
einer umschriebenen Stelle der Sehnenscheide,
meist wohl im Anschluss an Traumen auf hftmato-
genem Wege, seltener durch direkte Impfung, und
schreitet gern auf die benachbarten Oewebe, sowie
auf die Sehne selbst fort Das tuberkulöse Oranu-
lationsgewebe enthält typische, bacillenarmeTuber-
kelknötchen, aber auch freie Riesenzellen, unab-
hängig von Tuberkelknötchenbildung oder diffuser
„tuberkulöser Entzündung'^ Die Afifektion kann
selbständig ausheilen, aber auch zur Yerkäsung,
Eiterung und Lymphdrüseninfektion führen (3 Fälle).
b) In den Sehnenscheiden entwickeln sich um-
schriebene feste Geschwülste von elastischer Besi-
stenz, gelbgrau, ohne Neigung zur Yerkäsung; sie
sind wohl oft als Sarkome oder Fibrome beschrieben
worden. Nach der Exstirpation günstige Prognose
(3 FäUe).
c) Das Beiskörperkygrom ist stets tuberkulöser
Natur ; die Beiskörper sind losgelöste eigenthüm-
lieh veränderte Theile der tuberkulösen Balgwaod.
Die Yeränderung besteht in einer „fibrinoiden"
Umwandlung des Bindegewebes; indem dessen
Kerne zu Grunde gehen, erhält die Orundsubstanz
allmählich die Charaktere fUigen oder scholligen
Fibrins und lässt sich mit der Weigert'scben
Methode elektiv Ibben, Indessen besteht keine
m. Allgemeine Pafhologie und paöiologische Anatomie.
13
absolute ZusammengehMgkeit der tuberkulösen
Beiskörperbildung mit der fibrinoiden Degenera-
tion : es giebt nicht allein Tuberkulose mit fibri-
nösen Aussohwitsungen ohne ReiskOrperbildung,
sondern aucli fibrinoide Bindegewebedegeneration
ohne Tuberkulose. Letzteren Befand erhob Soh.
namentlicli an subcutanen Hygromen, z. B. des
Knies y femer bei Pseudarthrosen nach Enoohen-
brüchen ; die dabei auftretende Spaltenbildung im
Gewebe ist die Folge der fibrinoiden Degeneration.
Auffallend waren im histologischen Bild bei der^
artigen Zuständen mächtige Biesenzellen, welche
osteoklastenartig dieBesorption zu besorgen schie-
nen und mit Tuberkulose sicher nichts zu thun
hatten.
Therapeutisch empfiehlt Seh. gegen aUe For-
men frOhzeitiges chirurgisches Eingreifen; bei
den Beiskörperhygromen Ezstirpation des ganzen
Sackes.
Betreflis der Syphilis der Sehnenscheiden weist
die Literatur nach der Zusammenstellung Sch.'s
grosse Lücken auf, namentlich betreffe der ter-
tiftren, gummösen Form. In einem Falle sicherer
tertiSrer Lues bei einer Frau konnte Seh. eine
nekrotifiirende Tendovaginitis nachweisen, deren
Produkte namentlich auch in Bezug auf die Form
der Yerkftsung durchaus den Eindruck gummöser
Substanz machten. Auch die mikroskopische
Untersuchung bestätigte diese Anschauung und
liesB Tuberkulose durchaus ausschliessen. Auch
hierbei fanden sich wieder reichliche Langhans'sche
Biesenzellen im Bindegewebe. Die Affeküon be-
traf, wie die meisten syphilitischen Tendovagini-
tiden, die Sehnen der Fingerstrecker.
B e n e k e (Braunschweig).
33. Zur Hiatogenese des Krebses; von
Prof. G. H a u 8 e r. (Virchow's Arch. CXXXVIIL
3. p. 482. 1894.)
H. wendet sich gegen die Behauptung Bib-
bert's, dass nidit, entsprediend der allgemein
anerkannten und zur Zeit noch herrschenden Lehre,
im Epithel, sondern vielmehr im Bindegewebe die
ersten, die krebsige Erkrankung bedingenden G^
webe-Yeränderangen zu suchen seien. Die Be-
obaditnngen, von welchen Bibbert seine Theorie
fiber die Histogenese des Krebses ableitet, bestätigt
H^ sowohl die Bildung einer neuen gefässhaltigen
Sdiidit kern- und zeUenreichen jungen Binde-
gewebes dicht unterhalb des Epithels, wie auch
die ^e^en«ei^e Durchdringung und Durchwachsung
von Bindegewebe und Epithel. Doch will er der
Entwickelung eines solchen, die epitheliale Wuche-
rung abgrenzenden Oranulationsgewebee nicht eine
prindpielle Bedeutung für die Histogenese des
Garcinoms in dem Sinne beilegen, dass in der Bil-
dung dieses Gewebes gewissermaassen eine Vor-
bedingung für die erste Anlage eines Garcinoms
gegeben wäre. Aber auch der „gegenseitigen
Dorchwaohsung'' von Bindegewebe und Epithel,
bez. der Metastasirong des letzteren, kann man
keine besondere Bedeutung für die erste Entstehung
eines Krebses beilegen, weil diese Erscheinung viel
zu inconstant ist, weil man in den weitaus die
Mehrzahl bildenden Fällen von Carcinoma adeno-
matosum, bei den Cylinderepithelkrebsen über-
haupt, bei bereits ausgesprochener krebsiger Ent-
artung der Schleimhautdrüsen ganz gewöhnlich
nichts beobachten kann, was irgendwie als eine
MetastasiruDg der Schleimhautdrüsen gedeutet wer-
den könnte. Die spedfisch krebsige Entartung der
Schleimhautdrüsen kann man an geeigneten Ob-
jekten bei vöUig erhaltener Membrana propria be-
obachten und zu einer Zeit, wo die krebsig ent-
arteten Drüsenschläuche noch nicht einmal die
Musoularis mucosae durchbrochen haben. Die
Annahme, dass die einfache Verlagerung, bez.
Transplantation normalen Epithels für sich allein
zur Krebsentwickelung führen könne, steht nach
unserm gegenwärtigen Wissen im Widerspruch zu
den normalen Gesetzen des Wachsthums, die Krebs-
entwickelung beruht vielmehr auf einer fundamen-
talen Aenderung der biologischen Eigenschaften
der Epithelzelle. Weintraud (Berlin).
34. Ueber Polyposis intestinalis adenoma-
tosa und deren Besiehongen rar Srebsent-
wickelnng; von G. Haus er. (Deutsches Arch.
f. klin. Med. LV. p. 429. 1895.)
Ein 33jähr. Mann, erkrankte 11 Wochen vor seinem
Tode an starken Diarrhöen und darauf folgenden heftigen
Schmerzen im Unterleibe ; später mengte sieh den Stahlen
blutiger Schleim bei; die Stühle stiegen bis 15 und 20
pro Tag; dazwischen hörte der DurchfAÜ ganz auf. Es
dng bei den hünfigen EnÜeemngen stets nur ganz wenig
lloSi mit Blut und Schleim untermischt ab; mitunter
wurde auch übelriechende Massigkeit entleert. Früher
war der Enmke durch harten Stuhlgang belästigt ge-
wesen. Er war sehr abgemagert, kachektisch. Der iu
den Mastdann eingeführte Finger stiess auf weiche poly-
pöse Massen, weldie namentlich links seitlich und nach
vorn zu sassen und ziemlich weit aus dem After herans-
hingen. Theilweise ulcerativer ZerfalL Es wurde das
untere Ende des Rectum exstirpirt, der Fat erlag nach
8 Tagen einer Peritonitis und Pneumonie. Das resecirte
Stück Mastdarm erwies sich pathologisch-anatomisch als
carcinomatös. Ebensolche polypöse, zum Theil gestielte
Wucherungen fanden sich nun, vom mittieren Theil des
Beotum niush oben hin an Zahl abnehmend, im ganzen
Dannkanal, ja bis zur Pars pylorica des Magens. Die
Schleimhaut darunter war meist steif infiltnrt. Meta-
stasen waren weder in den Lymphdrüsen, noch in der
Leber oder anderen Organen vorhanden. H. beschreibt
nun eingehend die Veränderungen des Epithels an den
caroinomatösen Stellen das Mastdarms, welche haupt-
sächlich in einem Ersatz der Becherzellen durch Cylinder-
epithelzeUen, (tie zuweilen in Sfacher Lage lagen, bestan-
den. Diese Veränderungen des Epithelbelags zeigten sich
stellenweise auch in Drüsen, welche mit der £rebsigen
Wucherung in gar keinem Zusammenhang standen und
deren Epitnelbehig grösstentheils noch aus völlig nor-
malen Becherzellen bestand. Wichtig ist aber vor Allem,
das9 den gleichen histologischen Charakter auch die war-
zigen und polypösen Sohleimhautwucherungen des Dick-
dtf ms und Dünndarms zeigten. Im letzteren fehlten an
solchen Stellen die Zotten vollständig und die entarteten
Drüsen reichten überall an eine glatte Schleimhautober-
fläohe heran. Besonders im Mi^en waren oft nur die
u
nL Allgemeine Pathologie und pathologisclie Anatomie.
EpithelieD der <Aeren Drüsenabsohnitte entartet. Das
ioterglandoläre Gewebe zeigte nur bisweilen kleinzellige
Infiltration.
Es handelt sich also um eine multipel auf-
tretende primäre Erkrankung, bez. Entartung des
Drüsenepithels, Verlust der physiologischen Funk-
tion, mit Proliferation und nachfolgenden Neu-
bildungSYorgftngen im Bindegewebe, speciell in
der Submucosa (Bildung von Stielen). Die Aetio-
logie ist unaufgeklärt. Jedenfalls entwickeln sich
die Wucherungen vor dem Carcinom und wachsen
sehr langsam, wie dies auch in 3 anderen, aus der
Literatur citirten Fällen gewesen zu sein scheint,
die Wucherungen haben an sich zunächst nichts
mit Krebs zu thun, da ihre DrQsenepithelien nie,
auch in den grösseren Polypen, in die Submucosa
hereinbrechen. Dass sie einer Disseminirnng Yon
Krebsgift von dem sekundär entstandenen Mast-
darmcardnom ihre Entstehung verdanken sollten,
ist fast mit Sicherheit auszuschliessen. Ein ge-
wisser Zusammenhang dieser multiplen Polypen
mit dem sekundären Ifastdarmcarcinom, welches
in allen 4 Fällen sich fand, besteht aber sicher,
und zwar insofern, als das entartete, seiner phy-
siologischen Funktion beraubte Epithel, verbunden
und dem chronischen Beizzustand, in welchem es
sich namentlich in den tieferen Abschnitten des
Dickdarms durch die fortwährende Einwirkung
mechanischer Insulte befindet, eine erhöhte Dispo-
sition XU krebsiger Entartung besitzt Die letzte
Ursache der krebsigen Entartung bleibt natOrlich
auch in diesen Fällen dunkeL
R Klien (München).
35. Ueber den Chlor« und PhCMiphoiKehalt
des Blates bei Krebskranken; von W. v. Mo-
raczewski. (Virchow'sArch.CXXXIX.3.p.385.
1895.)
Quantitative Untersuchungen von Chloriden
und Phosphaten im menschlichen Blute sind bis
jetzt selten ausgeführt worden. Das Verhalten
der Phosphate im Blute ImNeuMldungen zu unter-
suchen, schien deshalb von Interesse, weil theore-
tisch die Möglichkeit vorlag, dass bei Processen,
die mit Zellenvermehrung einhergehen, ein ge-
steigerter Yerbrauch des Phosphors statthat, als
des Materials, welchem in den Zellkernen eine
Hauptrolle zukommt Ob nun das Blut deshalb
phosphorreich oder phosphörarm wird, war zu ent-
scheiden.
Die Untersuchungen ergaben, dass die theore-
tisch construirten Phosphorschwankungen im Blute
mit der Neubildung, wenigstens im anatomischen
Sinne des Wortes, nicht zusammenhängen. Es
findet sich wohl eine Abnahme des Phosphors,
doch nicht allein bei Carcinom, sondern bei jeder
Anämie (statt 0.1 auf lOOoom Blut beim Gesunden
etwa 0.07 — 0.04). Der Chlorgehalt wird im Gegen-
satz dazu um so grösser gefunden , je mehr der
Phosphorgehalt sinkt. Der Stickstoffgehalt scheint
lan ciieBt^n eiilO Differentialdiagnose zwischen Car-
cinom und An&mie zu ermöglichen. Oleich hohe
N-Werthe (16^/o), wie sie bei Carcinom oft gefun-
den wurden, bunen bei Anämie nie zur Beobach-
tung. W ein traud (Berlin).
36. üeberBiesensellensarkome der weib-
Hohen Brnstdrüse; von Dr. 0. Manz in Frei-
burg. (Beitr. z. klin. Chir. Xm. 1. p. 66. 1895.)
Das Riesenzellensarkom der weiblichen Brost ist
eine pathologische Seltenheit. M. berichtet über einen
in der Freibnrger chirurgischen Klinik beobachteten Fall,
der eine ö2|}ähr. Witwe betraf. Die Krankheit schritt so
schnell und stürmisch vor, dass die Kranke in weniger
als 5 Monaten erlag. An eine Operation war wegen der
starken Kachexie nicht zu denken.
M. giebt dann eine genaue, durch eine oolorirte Tafel
illnstrirte Beschreibung des histologischen Befundes, der
ohne Weiteres die Diagnose auf Sarkom stellen liess.
Die Geschwulst enthielt zahlreiche nekrotische, bez.
nekrobiotische Herde^ sowie eigenthümliche, wahrschein-
lich aus erweiterten Blut- und Lymphgefössen entstan«
dene Cystchen. Ein recht vielgestaltiges Bild bot die
Untersuchung der Gewebeelemente, unter denen ausser-
ordentlich grosse Spindelzellen vorherrschten, die zahl-
reiche pathologische Mitosen zeigteta. Die Geschwulst
enthielt ausserdem 2 wohl untersoheidbare Gattungen
von Biesenzellen, von denen die eine vom wuchernden,
die andere vom degenerirenden Tumorgewebe gebildet
wurde. Die erstere Gattung entsteht wohl duich ver-
mehrte Kerntheilung, während die zweite mit Wahr-
scheinlichkeit aus einer Confluenz des Protoplasma her-
vorgeht
Nach Absohluss dieser Untersuchungen kam in der
Freiburger chirurgischen Klinik eine Brastgeschwnlst
zur Operation, die sich mikroskopisch ebenfalls als riesen-
zellexihaltig erwies. P. W a g n e r (Leipzig).
37. Ueber die Dermoidoyaten and Tera-
tome» mit besonderer Berüoksiohtignng der
Dermoide der Ovarien ; von Dr. W i 1 m s. (Deut-
sches Arob. f. klin. Med. LV. p. 289. 1895.)
Im ersten Theil seiner umfangreichen Arbeit
bespricht W. auf Orund der Literatur die Der*
moidcysten des Kopfes, der Brusth5hle und der
Bauchhöhle mit Ausnahme der von den Qenitalien
ausgehenden. Seine Schlusafolgerungen sind fol-
gende: Die Dermoidcysten des Eopfee, der Brust-
höhle und ein Theil der Cysten im retroperitonAalei^
und retrorectalen Gtewebe sind durch Keimver*
irrungen bei Einstülpung von Drüsenbildungen
oder bei Verwachsung fötaler Spalten entstanden.
Ein Theil der Teratome an der Schädelbasis und
in der Bauchhöhle ist als Doppelbildungen auf-
zufassen und den Indusionen foetus in foetu gleich-
zusetzen. Mit Ausnahme der in den Ovarien ent-
stehenden sind alle Dermoidcysten entweder reine
Hautcysten oder enthalten noch Oewebe, die in
der Nachbarschaft vorkommen. Im zweiten Theil
der Arbeit bespricht W. die Dermoide desOvarium,
welche, wie seine im 3. Theil ausführlich mit-
getheüten, sehr fleissigen Untersuchungen beweisen,
scharf von den erstgenannten nach Bau und Ur-
sprung zu trennen sind. Schon aus den Literatur-
angaben drftngt sich die Frage auf, ob genetisch
nicht ein Unterschied zwischen den vermeintUohen
einfachen Hautcysten und den fast ausgebildetea
IIL Allgemeine Pathologie und pathologisohe Anatomie.
f
FSten gldohenden Tumoren bestehe, um diese
Aage zu entBcheiden, zerlegte W. die ifiw6f&{i«9i^en
Ton 10 Bieratocksdermoiden in Serienschnitte und
untersuchte noch 10 weitere. Wenn es auch nicht
möglich ist, die sftmmtlichen interessanten Befunde
im Referate wiederzugeben, so seien doch wenig-
stens einige Beispiele angefOhrt
In einer Dermoidoyste fond sich eine in's Lumen
TSffsnde einfiu)he Zotte, welche Eopfhaat, Eopfknochen,
Gehirn und Darmschlauoh enthielt In der 2otte einer
anderen Dermoidcyste war ausserdem noch Knorpel yor-
handen, derDarmschlanch als solcher war untergegangen,
dafnr waren aber seine Drüsen noch nachweisbfu*. In
anderen wieder fanden sich neben den bereits erwähnten
Organradimenten noch Theile des Bespirationsapparates,
rudimentäre Augenanlagen, Knochen, Zähne ^ Eiweiss-
und Schleimdrä^, ein ausgebildetes Felsenbem und ein
Oberkiefer; in einem FaU fand sich eine relativ yollstän<^
dige Fötalaiilage mit Gefiissen, Nerven, Schilddrüse u. s. w.
W. zieht nun aus seinen Untersuchungen fol-
gende Schlüsse: Es giebt kmne nur aus Ecuä be-^
glehenden Oysten im Ovarium. Denn er fand stets
noch irgend welche sonstige complicirtere Gtowebe
daneben und hftlt somit widersprechende Literatur-
angaben für lückenhaft und irrthümlich. Alle die
Zottenbildungen, welche bei der ungenauen Unter-
suchung der meisten Forscher als Haut imponirten,
sind stets sehr oomplicirt gebaute Bildungen. An
ihnen lassen sich regelmässig alle 3 Kembläiter
nachweisen; dies gelang W. selbst in einer nur
erbeengroesen Cyste. Diese dreiblätterige Eeim-
anlage sucht sich entsprechend der Entwickelung
eines menschlichen Fötus auszubilden und iSsst
selbst in der Anordnung und Lage der Organe die
Aehnlichkeit mit jenem immer erkennen. In Folge
der durch mechanischen Druck hervorgerufenen
Hemmung des Wachsthums kommen die zuerst
sich difforenzirenden Gewebe und Eörpertheile zur
▼olleren Entwickelung und ersticken die anderen.
Damit hAngt das Prävaliren des Ektoderms und
der Kopfregion zusammen. Bei der Entwickelung
der einzelnen Organe scheint auch noch die ver-
schiedene Waohsthumsenergie der ZeUarten von
Bedeutung zu sein. Die Girkulation des Blutes in
den ,;rudimeniären OiHma^Hxrasüen'', wie W. die
Dermoidmissbildungen der Ovarien (nicht die Der-
moidcysten selbst I) zu nennen mit Recht vor«
Bchlfigt, wird von dem mütterlichen Organismus
regulirt, doch liefert unter umständen die Miss-
büdung selbst zum Theil das Oeftsssystem oder
aber das Herz und betheiligt sich sogar unter um-
ständen an der Bltttbereitnng (Knochenmark U.S.W.),
Da mit der Girkulation auch die Ernährung und
die Ausscheidung verbrauchter Stoffe durch die
Mutler besorgt wird, so hängt damit wohl der
stete Hangel gewisser Organe, wie Leber und
Niere, zusammen. Hit dem Nachweis, dass die
Dennoidcysten der Ovarien rudimentäre Füten ent-
iudtai, muss natürlidi die frühere Erklärung, dass
die Dermoide durch eine Absohnürung und Keim-
tersprengung entständen, fkllen gelassen werden.
Auch aus den Pflüger'schen Schläuchen will sie
W. nicht ableiten, dagegen sei üeMogUehheä, dass
sie aus dem fertigen Ei entstehen, im Auge zu be^
halten. Wenn die allerdings vielfach angefochtene
Theorie von der Doppelgeschlechtlichkeit aller
thierischen Zellen, also auch der reifenden Eizellen,
richtig wäre, so würde damit eine sehr plausible
Erklärung der Dermoidentstehung gegeben sein,
nämlich: die ausgestossenen Polkörperchen sind
die männliche Substanz, die eliminirt werden muss,
wenn die Eizelle befruchtet werden soll; diese
Polkörperchen könnten nun im Ovarium ein gleich-
zeitig zur Reife gelangtes Ei befruchten und die
Dermoidmissbildung ist angelegt Doch will W.
nur auf diese Hypothese hingewiesen haben, der
sich im Einzelnen noch mandie Sehwierigkeüen ent-
gegenstellen, so die Lage der Polkörperchen inner-
halb der Eikapsel und andere.
B. Klien (Hünchen).
38. Beitrag rar Anatomie der Dermoid-
nnd Atheromcysten der Haut; von Dr. F.
Kön ig in Berlin. (Arch. f. klin. Chir. XLVm. L
p. 164. 1894.)
K. hat bei der genauen mikroskopischen Unter-
suchung einer Anzahl von epidermidalen Cysten
der Haut gefunden, „dass eine Stelle der Wand
nicht mit Epidermis bekleidet ist. .Diese Stelle
ist schon makroskopisch meist als kreisrunder Fleck
von bräunlicher Farbe erkennbar. Das an dieser
Stelle vorliegende vom unterliegenden Bindegewebe
gut abgegrenzte Gewebe erhalt ein eigenthümliehes
Aussehen durch das oft überwiegende Vorhanden-
sein grosser vielkemiger Riesenzellen. Diese sind
als Fremdkörperriesenzellen, den Elementen der
bindegewebigen Wand entstammend, dazu bestimmt,
die von der Oysteninnenfläche abgesonderten Theile,
Fett, Talg, Kalk, Homschüppchen, Haare, endlich
auch Reste von Blutungen in sich aufzundunen
oder zu umschliessen. Bei haartragenden Dermoid-
cysten verleihen die in dieser Gtewebeschicht auf-
genommenen selcundär implantirten Haare ihr ein
besonderes eigenthümliehes Aussehen^^
P. Wagner (Leipzig).
39. Ueber Adenomata aebaoea; yon Dr. R.
Barlow in München. (Deutsches Arch. f. klin.
Med. LV. p. 61. 1895.)
Ein 60 Jahre alter Arbeiter, der einem Herz- nnd
Nierenleiden erkg, hatte seit 6 Jahren ca. 30 kleinlinsen-
bis halbwallnussgrosse Geschwülste, welche nnregel-
mSssig über die behaarte Eöpfhant vertheilt waren.
Sie waren gelbliohweiss, glatt, hart, z. Th. höckerig, mit
der Haut verschieblich. Auf den Geschwülsten waren
Lanngohärohen vorhanden, die Behaamng des Kopfes
war im Uebrigen ziemlich dicht Die Tamoren waren
auf Drack unempfindlich. Ein Geschwübtchen wurde
behufs mikroskopischer Diagnose mit der darüberliegen-
den Haut exddirt Diese zeigte sich in sämmtlichen
Sehiohtsn vollkommen normal. Neben der grosseren
ezoidirten Gesohwulst fanden sieh in der X&gebung
noch einige kleinere, vollständig von ihr getrennte. Die
grössere enthielt einen Hohlraum, der offenbar im Leben
mit Blut erfüllt gewesen war, wie vorhandene Reste be-
wiesen. Der HoUraum war tfaeils von cubisohem Wand«
16
HL Allgemeine FaÜiologie und pathologische Anatomie.
epithel, th^ vom Tomorgewebe selbst begrenzt Dieses
letztere bestand aus Ueincubischen Zellen, welche strang-
iind netzförmig angeordnet waren. Zum Theil waren
die gebildeten Maschen leer, zum Theil mit einem hya-
linen Inhalt erfüllt Mitunter war dann auch die be-
grenzende ZeUsobioht in Degeneration begriffen. Das
Stroma war bind^ewebig, ebenso die die ganze Neubil-
dung umgebende Kapsel. Seriensohnitte durch eine von
den kleineren Geschwülsten bewiesen ihre Abstammung
von einer Talgdrüse. Mithin handelt es sich um ein
Talgdrüsenadenom mit theilweiser hyaliner Entartung
der Oefibsse, des Bindegewebes und vielleicht auch der
Epithelzellen selbst Das Hyalin zeigte aber nicht die
Reaktion des „Hyalin Emst*^.
B. giebt nun eine sehr fleissige, casuistisch-
kritische Zusammenstellung der einschlägigen Lite-
ratur. Er sieht in Debereinstimmung mit der
Mehrzahl der Autoren als ein Adenom nur eine
Drüsenneubildung an, welche zwar mehr oder
weniger den Bau einer Drüse nachahmt, aber doch
vom Muttergewebe verschieden ist und vor allen
Dingen dessen J^l^n/^^ion nicht mehr erfiülen kann.
So sind von den unter dem Typus Adenoma seba-
ceum B a 1 z e r beschriebenen Fällen nur die beiden
Fälle von Balz er selbst als wirkliche Adenome
zu betrachten. Sämmtliche wahren Talgdrüsen-
adenome, von denen Bar low eine grössere An-
zahl, die sich an anderen KOrperstellen gefunden
haben, aufführt, scheinen neben der Epithelpro-
liferation, dem bindegewebigen Stroma stets noch
eine deutliche Kapsel zu besitzen. Eine hyaline
Degeneration der Oefässe und des Bindegewebes
ist bei ihnen häufig, so dass diese Tumoren auch
als Cylindrome bezeichnet worden sind. Betreffs
der Entstehung des Adenoma sebaceum ist eine
vorhergehende Erkrankung der Talgdrüsen, wie
B.'s Fall beweist, nicht nothwendig. Eine Pro-
gnose lässt sich auf Grund der wenigen bekannten
Fälle heute noch nicht aufstellen, doch scheint die
Neubildung gutartig zu sein. Ein Ausgang in
Verkalkung kommt öfter, in Carcinom selten vor.
R E 1 i e n (München).
40. Ueber nonnale und pathologisohe
Figmentirang der Oberhaatgebüde ; von Dr.
H. Post. (Yirchow's Arch. CXXXV. 3. p. 479.
1894.)
In seiner inhaltreichen Arbeit tritt P. der gegen-
wärtig weit verbreiteten Anschauung entgegen, dass
das Pigment der Oberhaut, der Haare, Federn u. s. w.
vom Bindegewebe aus durch Pigmentzellen in die
an sich pigmentfreien Epidermiszellen übertragen
werde; seine Untersuchungen an pigmentirten
Häuten verschiedener Provenienz, sowie nament-
lich an sich entwickelnden pigmentirten Federn
und Haaren führten zu dem Resultate, dass sicher
die Hauptmasse des Pigments durch die Thätig-
keit der Epithelzellen selbst im Innern des Proto-*
plasma in Form feiner Stäbchen ausgeschieden wird.
Daneben nimmt er eine mehr gelegentlich auf-
tretende, aber selbständige Pigmentbildung in
Cutiszellen an. Die Hauptgründe für seine An-
schauung liegen in dem Yorkommen bedeutender
Epithelpigmentirungen an Objekten, bei welchen
das Bindegewebe vollkommen frei von Pigment-
zellen ist, so namentlich wachsenden Federn und
Haaren. Bei stärkerer Ausbildung des Pigmentes
entstehen (durch Arbeitstheilung) specifisch ver-
schiedene epitheliale Pigmentzellen in Form ver-
zweigter Zellen, deren Ausläufer das Pigment bis-
weilen in ganz bestimmten Richtungen weiter
tragen und es anderen Zellen zuführen; letztere
sind dann nicht die jungen basalen Zellen, sondern
solche im Zustande der beginnenden Verhomung
und wahrscheinlich deshalb, wie P. annimmt,
porOser und für Incorporationen fester Körper zu-
gänglicher. Die Entstehung des Pigments denkt
sichP. als Folge der specifischen Bearbeitung eines
besonderen pigmentbildenden Stoffes Seitens der
Epithelzellen, bez. wenn diese nicht ausreichen,
durch eine Art viearürenden Eintretens Seitens
der Cutiszellen, welchen demnach eine Art Pigment-
Stoffwechselregulation als physiologische Aufgabe
zukommt Bin derartiges Yerhältniss findet sich
z. B. an den Hängeohren junger Hunde, welche
auf der dem Lichte zugewandten Seite reichlich
pigmentirte Epithelien, aber pigmentfireies Binde-
gewebe, auf der inneren Seite dagegen pigment-
reiches Bindegewebe, aber pigmentarmes Epithel
besitzen. Die grossen verzweigten epithelialen
Pigmentzellen stellen einen Ersatz für die Binde-
gewebezeUen dar, indem sie erscheinen, wo die
letzteren nicht pigmentirt sind; in ihnen kann
eine Aufspeicherung des Pigmentes stattfinden.
Chemisch ist das Pigment der Epithelien dem
der Bindegewebezellen gleich, morphologisch finden
sich Yerschiedenheiten (das Bindegewebe kann
rundere und hellerfarbige Pigmentkömer bilden
als die zugehörigen Epithelzellen). Diese Yer-
schiedenheiten hält P. indessen für zu gering, als
dass sie seine Annahme der Pigmentbildung aus
einem gemeinsamen Grundstoffe erschüttern könn-
ten. Auch im Bindegewebe allein, ohne Bethei-
ligung des Epithels, kann gelegentlich Pigment
vorkommen. Sehr wenig Werth scheint P. auf
den üebergang epithelialen Pigments auf Binde-
gewebezellen zu legen, obwohl die Müglichkeit
dieses Yorgangs erwähnt wird.
Die Untersuchung pathologischer Pigmentirun-
gen bestätigte im Wesentlichen die am normalen
Material erhobenen Befunda Lentagines zeigten
im Ganzen das Bild brünetter normaler Haut; stär-
kere Pigmentvermehrung sowohl der Epithelien,
als der Bindegewebezellen zeigten die Pigment-
naevi. Wegen der morphologischen Yerschieden-
heiten in beiden Zellarten mussten auch hier die
beiden Pigmentirungsformen als unabhängig von
einander aufgefasst werden, namentlich fand sich,
auch keine Pigmentübertragung vom Bindegewebe
in das Epithel im Sinne Ehrmann's. Dagegea
erschien hier sowohl im Epithel-, als im Binde-
gewebe eine pathologisohe Form der Pigment-
bildung, indem Gruppen grosser runder, da^
HX Allgemeine Pafhologie und pafholögisclie Anatomie^
17
Pigment zu dichten Ballen obncentrirender Zellen
mitten in beiden Oewebearten gefunden wurden.
Pigmentirte, wie pigmentfreie, dem Bindegewebe
entstammende Wanderzellen wurden zwar bis-
weilen im Epithel gefunden, schienen aber fflr die
Pigmentirung des letzteren belanglos zu sein, viel*
mehr nur eine Folge entzündlicher Irritation dar-
zustellen. Die verschiedenen Pigmente gaben nie
Eisenreaktion.
Bei subcutanen Metastasen eines Pigment-
aarkoma kam P. zu der Ueberzeugung , dass die
Hetastasenbildung mit einer lokalen Steigerung der
Pigmentbildung im Bindegewebe beginne ; hieran
schliesse sich die Bildung eigentlicher Qeschwulst-
zellen. „Dem Pigment der melanotischen Ge-
schwülste scheint demnach eine Noxe anzuhaften,
die, in die Qewebe eingeschwemmt, zuerst eine
reichliche Pigmentbildung bewirkt, spftter aber die
Zellen zur YergrOsserung und Proliferation an-
reizf* Berührt diese Noxe auch Epidermiszellen,
so werden diese zu erhöhter Pigmentbildung, zum
Theil in pathologischer Form, angeregt [Können
wir uns dem Oedankengange P.'s auch nicht ganz
anschliessen , so m(k3hten wir doch nicht unter-
lassen, auf die Bedeutung derartiger Untersuchun-
gen an pigmentirtem Qeschwulstmaterial hinzu-
weisen; durch die mikroskopisch leicht erkenn-
bare Pigmentbildung ist die Möglichkeit gegeben,
wenigstens einen Theil der im Protoplasma bei der
Oeschwulstinfektion ablaufenden Processe genauer
kennen zu lernen ; am farblosen Präparate mögen
auch derartige Veränderungen yor sich gehen,
doch ist es hier viel schwieriger, sie histologisch
zur Darstellung zu bringen.]
In einer gwmmösm Narbe fand sidi über stark
pigmentirtem Bindegewebe pigmentfreies Epithel,
auch ein Beweis dafür, dass keine üebertragung
ans ersterem in letzteres stattfindet Bei Morbus
Addisami zeigten disponirte Hautstellen die glei-
chen PigmentirungsTorgänge wie normale Haut,
nur quantitativ gesteigert ; auch hier keine üeber-
tragung des Bindegewebepigments in das Epithel,
wenn auch wieder pigmentirte und unpigmentirte
Wanderzellen zwischen den Epithelzellen gefunden
wurden , bei der Wangenschleimhaut schien diese
Einwanderung der Ausdruck einer Ueberpigmen-
timng des Bindegewebes zu sein.
Eine kritische Besprechung der Literatur der
Pigmentfrage bildet den Schluss der an eigenen
Beobachtungen reichen und sehr objektiv gehaltenen
Arbeit, welche uns für die ganze Diskussion von
grosser Bedeutung zu sein scheint, wenn auch
einige theoretische Yorstellungen , wie z. B. die-
jenige über die Entstehung des Pigments, noch
unbegründet oder bedenklich erscheinen,
B e n e k e (Braunschweig).
41. Ueber Argyrie; von Dr. Jahn. Mit
1 Tafel. (Beitr. z. pathol. Anat u. allg. Pathol.
XVI. 2. p. 218. 1894.)
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft 1.
öSjähr. Schneider mit Argyrie. fln Tabes dorsalis ge-
storben. Ans dem Sektionsprotokolle ist hervorzuheben :
Die Glomeruli der sonst nicht veränderten Nieren hoben
sich als feine graoschwarze Punkte sehr deutlich ab, die
Pyramiden zeigten im Allgemeinen eine dunklere Nüan-
cirung und eine radiäre durch grausohwarze Linien her-
vorgerufene Streifong. Das Hodenparenchym zeigte eine
stark in*s Grüne spielende Färbung. Die Serosa des
Darms zeigte stellenweise eine ebenfaUs grauliche Fär-
bung, ebenso die Mucosa^ welche ausserdem mit feinsten
grausohwarzen Pünktchen besetzt war.« Die arterioskle-
rotischen Partien der Aorta descendens waren ebenfalls
stellenweise graulich verfärbt, erwiesen sich aber mikro-
skopisch als silberfrei. Im Rückenmarke die bekannten
sklerotischen Veränderuneen. In den Nieren fanden sich
0.03% in der Leber Q,Olö^/^ in dem Qehim nur Spuren
von Süber.
MikroskqpiBoh war das Silber überall in Form
von feinsten, gleich grossen, rundlichen EOmchen
abgelagert, mit Ausnahme der Leber, wo auch
grossere, dann unregelmfissig geformte Silber-
partikel in den Pfortaderftsten sich fanden. Alle
waren durch Cyankalium lOslioh. Die Hauptfund-
stätten des Silbers waren die Nieren, die Thyreoidea
xmd die Plexus chorioidei, in zweiter Linie
Haut, Leber und Hoden, in dritter die übrigen
Organe. Ablagerungsort waren stets die glatte
Muskulatur , besonders auch die der Geftsse des
Bindegewebes, die hyalinen Basalmembranen der
Drüsen, das Sarkolemm, nie aber Epithelzellen.
Die Silberkömofaen lagen überhaupt stets extra^
ceUuIär. J. glaubt, dass es sich in den von ihm
beschriebenen Fällen um weiter vorgeschrittene
Argyrie handelt, wodurch gewisse Differenzen sich
leicht erklären lassen.
Betreffs der Frage über die Art und Weise der
Entstehung der Argyrie existiren zwei Ansichten.
Die mechanische, u. A. von Riemer vertreten,
wobei das Silber bereits im Darmlumen metallisch
ausgefällt und dann in Eömchenform von den
Zotten, bez. deren Lymphgefässen resorbirt werden
soll ; in den Blutstrom gelangt, werden dann die
Körnchen in den verschiedenen Organen abfiltrirt
Die andere, häufiger vertretene Ansicht geht dahin,
dass das Silber in gelöstem Zustande, vielleicht
als Albuminat, drkulirt und erst am Orte seiner
definitiven Ablagerung reducirt wird ; dieser An«
sieht schliesst sich J. unter Anführung verschie-
dener Oründe an, und zwar stellt er seine Mei-
nung dahin fest, dass bei der Argyrie das Silber
dauernd in minimalen Mengen vom Darm in ge-
löster Form resorbirt wird, dann cirkulirt und bei
der Passage durch die Oewebe von den glaUm
Muskelfasern und dem elastischen Oewebe reducirt
wird. Diesen beiden Oewebearten komme eine
sehr grosse reducirende Kraft zu, die entweder
auf einem rein chemischen Vorgänge beruht oder
mit gewissen vitalen Fähigkeiten zusammenhängt
R. Elien (München).
42. Ueber Hämoohromatoae ; von Dr. K.
H i n t z e. (Virchow's Arch. CXXXIX. 3. p. 459,
1895.)
3
18
DL Allgemdne Paäiologie und paÜioIogiBche Anatomia
Seit V. BecklinghauBen 1889 die Auf-
merksamkeit auf die unter pathologischen Verhält-
nissen zuweilen auftretende, eigenthümliche braune
Färbung verschiedener Organe gelenkt hat, sind
zwar von mehreren Seiten dahin gehörende Be-
obachtungen veröffentlicht worden, doch ist beider
Seltenheit ausgesprochener Fälle vonHämochroma-
tose das vorliegende Material noch nicht ausrei-
chend gewesen, um alle sich dabei aufdrängenden
Fragen zu beantworten. EL theilt 6 Fälle mit, von
welchen 4 allgemeine Hämochromatose, 2 isolirte
Eämochromatose des Darmes aufwiesen. Die sorg-
fSHigd miJäroskopische Untersuchung berücksich-
tigte vor Allem die Natur und den Sitz des Pig-
mentes und die Art und Weise seiner Entstehung.
Dass Blutpigmentmetastase im eigentlichen Sinne
des Wortes in den betrefiiBnden Fällen vorgelegen
habe, weist H. zurück. Das auftretende eisenhaltige
Pigment entstdit aus einer Vorstufe, die den Oe-
weben mit dem Saftstrom in gelöster Form zu-
geführt wird und aus dem Zerfall rother Blut-
soheiben stammt Das eisenfreie Pigment der
Bind^geweibe- und Epithelzellen [und der Herz-
muskelzellen?] ist aus eisenhaltigem entstanden.
Das Hämofuchsin der glatten Hnskelzellen [und viel-
leicht der HerzmuskelzelleD] wird aus Blutferbstoff
duidi eine spedfische Thätigkeit der genannten
Zellen bereitet Für letzteren Vorgang waren im
Thierversuche experimentelle Beweise zu erbringen.
Wenn Eaninchenblut zwischen Musoularis und
Serosa des Darmes eingespritzt wurde, so zeigten
sich nach einigen Tagen dieMuskelzelleii entweder
mit rOthliohem Blutfarbstoff diffus imbibirt, oder
sie waren diffus gelbbraun gefärbt oder sie ent-
hidUien auch eisenfreiee gelbbraunes Pigment
In einem Zusatz zu dieser Arbeit berichtet Ln-
barsch über eine Beobachtung beim Menschen, in der
genau entsprechend den bei den Thierexperimenten ge-
schaffenen Veriifiltnissen, sich zwischen Serosa und
Längsrnnskelschicht ausserhalb der Gef&sse gelegene Blut-
körperchen theils in Haufen, theils difhis zerstreut fanden
und die lüngsmuskulatur theils diffus gelbbraun verfärbt
war, theils zahlreiche äusserst feine gelbbraune Körnchen
enliüelt, weldie die Eisenreaktion nicht gaben.
Weintraud (Berlin).
43. Vorläufige Mittheüuig über Genese
der akuten gelben Leberatrophle ; von Dr.
Alex. Favlre. (Virchow's Arch. CXXXVm. 3.
p. 558. 1894.)
Wenn eingeimpfte Pilzemulsionen stark und
intensiv einwirken, findet man regelmfissig grosse
weisse Knoten in der Leber der Yersuchsthiere.
Namentlich BlutgefSssinjektionen mit starken Emul-
sionen eines von einem Kranken mit akuter gelber
Leberatrophie gezQchteten Streptococcus pyogenes
ergaben grosse weisse Partien in der Leber, von
fettiger Natur, ganz analog den degenerirten Leber-
zellen der akuten gelben Leberatrophie beim Men-
schen. Unterbindung des Ductus chdedochus be-
günstigt die Erkrankung. Oenau so soll nach F.
der Stauungs- Ikterus, hervorgerufen durch den
emporgestiegenen schwangeren Uterus, die 'Enir
stehung der akuten gelben Leberatrophie in der
Gravidität begünstigen und ein katarrhalischer
Ikterus die ätiologischen. Beziehungen von Aerger,
Schreck, Freude, Trauer, Excessen in Baodio u. s. w.
zur Genese dieser Lebererkrankung vermitteln.
Weintraud (Berlin).
44. üeber «knte Leberatrophie mit beson-
derer Berüdkaiöhtlgiuig der dabei beobach-
teten BegeneratioiiBerBöheinimgen ; von Dr.
Med er. (Beitr. z. pathoL Anat u. allgem. Pathol.
XVn. 1. p. 143. 1895.)
1. Fcdl. Zu einer sehr heftigen Osteomyelitis der
linken Tibia hatte sich bei einem 15jähr. Knaben eine
akute Leberatrophie (eine nooh nicht beobachtete Gompli-
kation) hinzngesellt, welche am 21. Tage nach Beginn der
Erkrankung, am 18. Tage nach Beginn des Ikterus zum
Tode fahrte. Sektion: Keine eitrigen Metastasen. Ge-
ringe Verfettung der Nieren. MiSroskopiacher Befund
der Leber : Sehr starker fettiger ZerfoU der Leberzellen.
Zahlreiche Oallenoonkremente ; ProUferationsvorgänge
überwiegend an den Epithelien der interlobulären Oallen-
gSnee, aber auch an ^en. Leberxeüen selbst; erstere an
aer Peripheiie, letztere im Oentrum der Läppchen. Es
hatte sich in einem Um&ng Yon über einem Drittel der
Leber eine deuthche Restitutio ad integrum angebahnt,
die vor ihrer Vollendung durch den Tod unterbrochen
wurde.
2. Fall. Beginn der Erkrankung in Folge eines
Diätfehlers unter den Erscheinungen eines katarrhalisohen
Ikteros, schhessUoh nach drca 8tägiger Dauer Tod unter
cholämischen Erscheinungen. Aktion: Akute gelbe
Leberatrophie. Mikrosh^tsek : Starker fettiger Zerfall
der LeberzeUen, besonders in der Peripherie der AcinL
Wucherung der interlobulären Qallengänge, die sich bis
zur Ifitte der Adni vorgeschoben fanden. Die Wuche-
rung wtff wie in Fall 1 bereits eine atypische, die OaUen-
gangepithelien näherten sich schon mehr den LeberzeUen.
3. Fall. Während einer IktemsepidemieTod unter
Ikterus, Abnahme der Leberdämpfung undGonu^ Krank-
heitsdauer ca. 14 Tage. Sektion: Akute gslbe Leber-
atrophie. Leber gelb und roth. Leichte Trübung der
Nieren. MikroBkopisch. In den gelben Partien : Acini
verkleinert, LeberzeUen relativ gut erhalten. In den
rothen: Adni sehr verkleinert, sehr starke Zerstörung
der LeberzeUen. Die kleinen GaUengänge befanden sich
in lebhaftester Wucherung, an Zahl und in Form; sie
drangen weit in die Acini vor. Ihre gewucherten Epi-
thelien waren auch in diesem Falle unregelmässig, läng-
lich bis polyedrisch: Ein sicherer o(Mituiuirlich zu ver-
folgender Uebergang in LeberzeUen Uess sich hier, wohl
wegen des sehr tauten Verlaufes, nicht so wie im Fall 1
feststeUen.
4. Fall. Beginn unter dem Bild eines Magenkatarrhs,
dann bald Ikterus, Sopor, Tod nach 4tä|pger Krankheit
Sektion: Akute Leberatrophie, Leber dimis rothbraun.
Verfettung der Nieren und des Herzens; zahlreiche
Hämorrhagien. Mikroakopia^ : LeberzeUen sehr zer-
faUen, auch besonders im Gentnun der Acini. Schein- •
bare Verbreiterung des interlobulären Bindegewebes, in
ihm steUenweise RundzeUeninfiltration. Im Bereiche
dieser infiltrirten Theile aber beginnende Wucherung der
kleinen QaUengänge. Das Blutgeftsssystem war such
hier intakt
ö. Fall. Eine 28jähr. Frau, in der Laktation, er-
krankte nach vorübergehender Diarrhöe plötzlich an cere-
bralen Symptomen unter Erscheinungen von QaUenstein-
koük; nach 2 Tagen Bluterbrechen, Abniümie der Xieber-
dämpfung und Iktems, welcher in den nächsten Tagen
zunabm, wäirend das AUgemein banden sich besserte.
Milztumor. Nach 8 Tagen von Neuem Somnolens,
IV. Pharmakologie und Toxikologie.
19
stiürkerer Ikterus , ToUstäodiger Schwund der Leber-
dämpfoDg, Meieorismus, Coma, Tod am 16. Tage nach
Beginn der schweren Erscheinungen. Sektion: Leber
selu- klein, roth und gelb, atrophisch. Gallensteine; ein
Stein im Ductus cystious. Verfettung der Nieren. Mikro-
skopiseh : In den gelben Partien umfangreiche Reste von
Lebergewebe mit zwar deutlich verfetteten, aber auch
gut erhaltenen Leberzellen, von denen aus eine Art
vicarürender Hypertrophie stattgefunden hatte. In der
roüien Substanz breite Bindegewebezüse, nur sehr spär-
hche Leberzellenreste. Stellenweise lebhafte Wucherung
kleiner Gallengänge, stellenweise ganz atypisch, vielfach
mit gearinger Neubildung von Leberzellen.
Die Krankengeschichten, Sektions- und mikro-
skopischen Befunde vorstehender Fftlle sind in der
Arbeit sorgsam besprochen.
Bezflglich der Aäiologie kommt M. zu dem
Resultate, dass der akuten Leberatrophie, entspre-
chend der Verschiedenheit der klinischen und
pathologisch-anatomischen Bilder keine einheitliche
Ürsadie zu Grunde liegen könne, dass aber zweifel-
los Infektionserreger und ihre Stoffwechselprodukte
eine Hauptrolle spielen (besonders wAhrend der
weiblichen Fortpflanzungsperiode). Bezüglich des
Wesens der Krankheit sei nicht auf die Fettdegene-
ration, sondern auf den Zerfall, die Nekrose der
Leberzellen das Hauptgewicht zu legen. Ursache
und besonders die Dauer der Erkrankung bedingen
hier die Variationen. Zweifellos gehen auch die
Epithelien einzelner interlobulärer GhiUengänge mit
zu Grunda Den Ikterus hält H. mit auf Grund
einiger seiner Fälle entschieden für hepatogen. An
der Regeneration nehmen sowohl die noch erhalten
gebliebenen Leberzellen (Kemtheilungsfiguren,
Fall 1), als ganz besonders die sich neubüdenden
^ithelien der interlobulären Gallengänge TheiL
Die Heilung einer akuten Leberatrophie auf diesem
Wege erscheint als mQglich. Die einschlägige Lite-
ratur ist eingehend berücksichtigt.
JjiememNaehirag: üeber die Neubildung feiner,
den Gallencapillaren ähnlicher Kanälchen bei der
Regeneration der Leberzellen macht Prof. Mar-
chand noch auf einige Einzelheiten des Falles 1
aufmerksam; B. K 1 i e n (München).
45. üeber den Ausgang der akaten Leber*
atrophie in multiple knotige Hyperplasie ; von
Prof. Marchand. (6eitr.z."pathoLAnatu.allgem.
PathoL XVn. 1. p. 206. 1895.)
Im Anschlnss an die Arbeit He der 's bespricht M.
noch eine Leber^ bei welcher die Begenerationserschei-
nnngen sehr weit vorgesohritten waren; es wäre aber,
wenn in diesem Falle der Tod der Trägerin nicht ein-
getreten wäre, dennoch nicht zu einer völligen Emeaemng
der Stmktnr der Leber gekommen, vielmehr deutete die
beobachtete'Knotenformdanuif hin, dass dieLeber schliess-
lich einer ^rosslappig-oirrhotisohen, wie die des Eindas-
alters, ähnhch geworden sein würde.
R Elien (München).
46. üeber das Vorkommen von elaatiaohen
Vasem bei chrhotieohen Prooessen der lieber
and Niere; von Dr. Hohenemser. (Virchow's
Aroh. CXL. 1. p. 192. 1895.)
Bisher war man der Ansicht, dass es sich bei
der interstitiellen Oewebeneubildung in den par-
enchymatösen Drüsen nur um reines Bindegewebe
handle. Mittels der von Unna und Tänzer
angegebenen Methode konnte H. aber in einer
grösseren Anzahl geeigneter Fälle feststellen, dass
bei der inter- und intraacinösenLebercirrhose zahl-
reiche, zum Theil mit den elastischen Fasern der
Qefässwände in Zusammenhang stehende elastische
Fasern in den neugebildeten Oewebesträngen zu
finden sind. An die Gallengänge treten die elasti-
schen Fksem von aussen heran. Die Yertheilung
der elastischen Elemente ist eine sehr verschie-
dene, im Allgemeinen ist die Menge proportional
der Volumenabnahme des betroffenen Organs. H.
ist der Ansicht, dass die elastisdien Fasern um-
gewandelte Fasern des neugebildeten Bindegewebes
sind ; nur ein Theü geht aus einer Wucherung der
präexistirenden elastischen Fasern der Gtelßsswände
hervor. K K 1 i e n (München).
IV. Pharmakologie und Toxikologie.
47. Beiträge aar Eenntnia« der Antipyretica
und Antalgioa; von Dr. Gustav Treupel.
(Deutsche med. Wchnschr. XXI. 14. 1895.)
PrAft man die vom Anilin abstammenden Anti-
pyretica : Antifebrin, Phenacetin, Exalgin, Pyrodin
so findet man, dass sie alle im E5rper in P- Amido-
phenol oder P-Acetamidophenol übergdien, man
wird also diesen Stoffen die Wirkung gegen Fieber
und Schmerzen zuschreib^i müssen* Das Aethyl-
acetamidophenolf das äne derartige Umwandlung
nicht durchmacht, ist gänzlich wirkungslos. „Ver-
gleichen wir femer die Wirkungen der substituirten
P-Aoetamidophenole mit derjenigen des P-Acet-
amidophenols selbst, so erkennen wir den Einfluss,
den die Ersetzung der Wasserstoffatome von OH
und NH im P-Acetamidophenol auf die physiolo-
Siacfae Wirksamkeit ausübt: 1) Durch Einführung
einer Alkylgruppe (Uethyl, Aethyl, Propyl u. s. w.)
an Stelle des Wasserstoffes der OH-Oruppe im
P*Acetamidophenol werden die antipyretischen
Eigenschaften der Muttersubstanz erhalten und die
antalgischen Eigenschaften verstärkt, die Giftigkeit
aber wird allgemein verringert Das Maximum der
antipyretischen (antineuralgischen) Wirksamkeit
liegt bei der Methylgruppe, die geringste Giftigkeit
besitzt die Aethylgruppa Die antipyretischen
Eigenschaften nehmen vielleicht mit steigender
GrOsse der Alkylgruppen langsam an Stftrke ab.
2) Durch Substitution des Wasserstoffes der NH-
Ghuppe im P-Acetamidophenol durch Aethyl
entsteht eine Substanz, die ganz — oder fiist
ganz — unzersetzt durch den Organismus geht
und der daher die Wirkungen und Reaktionen,
des P - Acetamidophenols im Organismus fehlen«
20
lY. Pharmakologie und Toxikologie.
3) Durch Einführang einer Alkylgruppe (Methyl,
Aethyl, Propyl u. s. w.) an Stelle des Wasser-
stoffes der NH- Gruppe bei gleichzeitiger Be-
setzung des Wasserstoffes der OH-Grappe durch
Aethyl im F-Acetamidophenol entstehen antipyre-
tisch und stark narkotisch wirksame Substanzen.
Das Maximum der narkotischen Wirksamkeit liegt
bei der Methylgruppe, die geringste Giftigkeit be-
sitzt die Aethylgruppe. Die narkotischen Eigen-
schaften nehmen mit steigender Gr^Jsse der Alkyl-
gruppen an Stärke ab.^^ Dippe.
48. La somatose, nnnotiTeaamoyondieti»
tique ; per le Dr. De B u c k. (Flandre m6d. X. 10«
1895.)
Der grosse Vorzug der SomcUose (Farbenfabriken
von jPV*. Bayer m. Cb. in Elberfeld (vgl Jahrbb.
GCXLIY. p. 238) gegenüber anderen künstlichen
Nährmitteln besteht in ihrem grossen Gehalt an
Albumosen (78 — 86<^/o) und der leichten Art, in
der das gelbe geruchlose Pulver den Kranken in
verschiedenster Form ohne jede Belästigung lange
Zeit beigebracht werden kann.
De B. hat das Mittel zu 15 — 40g pro Tag in
3 Fällen versucht: bei einer nervösen Dyspepsie
mit anhaltendem Erbrechen, bei schwerer Anämie
und Schwäche mit starker Tympanitis nach Ent-
bindungen und einmal nach der Resektion eines
Magencarcinoms. Die Wirkung erschien ihm sehr
günstig. Dippe.
49. 1) EUniBohe üntenmohmigeii über das
Tannigen; von Karl Künkler. (Allg. med.
Centr.-Ztg. 13. 14. 1895).
2) EUnisohe Untersnohmigeii über die Heil-
wirkung de« Tannigens bei den Darmkrank?
heiten des Eindeaaltera ; von Dr. Bichard
Drews in Hamburg. (Ebenda 35. 36.)
1) Das Tannigen ist in der Bonner med. Klinik
erprobt worden und hat dort dieselben überraschend
guten Erfolge gezeigt, wie sie Prof. Meyer aus
Marburg mitgetheüt hat (Jahrbb. CCXLIIL p. 240).
Es bewährte sich zu etwa 0.1, 3mal täglich gegeben,
namentHoh auch bei den Darmkatarrhen der Säug-
linge und dürfte in grösseren Gaben (0.3 — 0.5,
3mal täglich) bei chronisch katarrhalischen Darm-
leiden Erwachsener entschieden von Nutzen sein.
2) Drews hat das Tannigen bei 55 Kindern
im Alter von wenigen Tagen bis zu 13 Jahren an-
gewandt und ist mit seinen Erfolgen den verschie-
densten Darmleiden gegenüber ebenfalls sehr zu-
frieden. Er hält die Verbindung des Tannigen mit
einem Desinficiens (Calomel, Naphthalin u. s. w.)
für unnöthig und räth eben so wie Künkler das
Tannigen noch einige Tage nach Ablauf der Er-
scheinungen fortzugeben. Mit der Dosirung braucht
man nicht ängstlich zu sein, man kann das Mittel
ärmeren Kranken als Schachtelpulver verordnen
und es Messerspitzenweise nehmen lassen.
Dippe.
50. Ueber die therapentiaohe Wirksamkeit
des Digitoxins ; von Dr. W e n z e 1. (Centr.-Bi. f.
innere Med. XVL 19. 1895.)
Das DigHoam ist der giftigste, aber auch der
am kräftigsten zum Guten wirkende Bestandtheil
der Digitalis. Die Firma Merck in Darmstadt hat
^n vortrefiOiches Präparat hergestellt, das zu wenig
beachtet worden ist und das W. in der Kranken-
anstalt Magdeburg-Sudenburg an 9 Kranken (3 mit
Klappenfehler^ 3 mit Myokarditis, 3 mit Nephritis)
erprobt hat Das Mittel wurde im Klystier ge-
geben, und zwar wurden von einer Lösung Digi-
toxin O.Ol, Alkohol 10.0, Aq. destillat ad 200.0,
3mal tägL 15 g mit 100 g Wasser eingespritzt, also
pro dosi 0.00075 Digitoxin. Die Wirkung war
zweifellos gut und erschien entschieden kräftiger,
als die des üblichen Digitalisinfuses. Der Puls
wurde schnell langsamer und kräftiger, die Stau-
ungserscheinungen gingen zurück, es trat eine
reichliche Diurese auf. Unangenehme Erschei-
nungen wurden nicht beobachtet, bei 2 Kr., deren
Magen augenscheinlich recht schlecht war, stellte
sich Erbrechen ein. Die sehr ermuthigenden Ver-
suche sollen, namentlich auch mit noch kleineren
Dosen fortgesetzt werden. Dippe.
51. üeber die Wirkung des Sparteins; von
Gushny und Matthews. (Arch. f. experim.
PathoL u. PharmakoL XXXV. 2 u. 3. p. 129. 1895.)
Mit dem auf seine Reinheit geprüften schwefel-
sauren Salz des Sparteins, des Alkaloides des Besen-
ginster (Spartium scoparium) kamen G. u. M. zu
folgenden pharmakologischen Resultaten :
Spartein bewirkt am Frosch eine Lähmung, die
von einer partiellen Unerregbarkeit der Endigungen
der motorischen Nerven abhängig ist, letztere ist
aber selten vollständig. Eine Wirkung auf das
Centralnervensystem konnte nicht festgestellt wer-
den. Während alle früheren Autoren den Tod
der Warmblüter einer Lähmung des Respiration-
centrum durch das Spartein zuschreiben, zeigten
G. u. M. durch die graphische Darstellung der
Zwerchfellbewegungen, dass der Zwerchfellmuskel
durch das Spartein eine theilweise ünerr^barkeit
bei elektrischer Reizung desN. phrenicus aufweist,
derart, dass von mehreren aufeinanderfolgenden
Reizen nur der erste vom Muskel beantwortet wird.
In dieser Weise wird das Zwerchfell stärker und
eher ergriffen, als die übrigen Skeletmuskeln.
Als Wirkungen des Sparteins auf den Kreislauf
wurden nach Einführung des Alkaloides in den
Magen Verlangsamung der Herzschläge, Lähmung
des Herzvagus und ganz allmähliches Absinken
des Blutdrucks festgestellt. Bei direkter Injektion
in die Yene waren die St^^ngen am Girkulations-
apparat viel erheblicher. Irgend eine therapeu-
tische Indikation für die Anwendung des Sparteins
konnten C. u. M. aus ihren Versuchen nicht ent-
nehmen, die nicht eben so gut von anderen Mitteln
erfüllt wird. H, Dreser (Bonn).
IV. Pharmakologie und Toxikologie.
21
52. Wirkung des elektrisohen Stromes
und von Hersgiften aof das Daphnienhers; von
Y. Bandler. (Aroh. f. experim. PathoL u. Phar-
|S makoL XXXIY. 5 u. 6. p. 392. 1894.)
; Die Daphnien („WasserflOhe^') gestatten wegen
. ihrer Durchsichtigkeit die Bewegungen des Her-
zens ohne alle Verletzungen direkt unter dem
Mikroskope zu beobachten, desgleichen auch den
Einfluss des inducirten und constanten elektrischen
Stromes und der wichtigsten Herzgifte.
Die Eettenströme bewirken am Daphnienherz
Erschlaffung (oft halbseitige mit der Stromes-
richtong wechselnd), Induktionströme Zusammen-
uehung des Herzens und anfängliche Vermehrung
seiner Schlagzahl.
Die geprüften Herzgifte waren Aether, Chloro-
form, Chloralhydrat, Alkohol, Amylnitrit, Helle-
boreln, Nicotin, Atropin, Muscarin; sie wirkten
mit Ausnahme des auf die Hemmungsnerven wir-
kenden Muscarin und Atropin auf das nervenlose
Daphnienherz ganz analog wie auf das Wirbel-
tfaierherz. Als unwirksam erwiesen sich nur die
auf die Herznerven wirkenden , nur das Nicotin
rief Verlangsamung und Stillstand des Herzschlages
hervor, vielleicht in Folge seiner Einwirkung auf
das Hyoplasma. H. Dreser (Bonn).
53. Bzperimentaluntersaohnngen über das
Ferratin vonMarfori-Sohmiedeberg; von F. De
Filippi. (Beitr. z. pathol. Anat. u. allg. PathoL
XVI. 3. p. 462. 1894.)
Nach einer eingehenden Darlegung des gogen-
värtigen Standes der Eisenfrage berichtet F. über
seine eigenen Versuche, die er mit subcutaner und
intravenöser Injektion (sowie mit Fütterung) der
in Wasser löslichen Natronverbindung des Ferra-
tins an Hunden anstellte. Er tödtete die Thiere
dann in verschiedenen Zeiten nach Beendigung der
Injektionen und untersuchte die Organe alsdann
mikrochemisch auf die Anwesenheit mehr oder
minder starker Eisenmengen.
Die Organe eines normalen, nicht mit Ferratin
bdiandelten Hundes enthielten fast gar kein Eisen ;
die Nieren, Lungen, Eingeweide, mesenterialen
nnd peripherischen Lymphdrüsen gaben ein durch-
aus negatives Resultat ; nur in Knochenmark, Milz
nnd Leber wurden vereinzelt Ghnippen weniger
Zellen gefunden, die schwache Reaktion gaben.
Die nadi Eiseninjektionen ausgeführten mikro-
chemischen Untersuchungen zeigten, dass ganz
hewndera stark das Eisen von den fixen Zellen des
Bmdegewebes, den Leukoeytm und den Oefässendo-
theUen aufgespeichert wird, während die Par-
endiymzellen der Gewebe, besonders die Epithe-
lien, es nur vorübergehend aufnehmen. Aber diese
Epithelien der Niere, der Leber, der Lungenalveo-
len und wahrscheinlich auch des Darmes befreien
sich schnell wieder davon, indem sie es entweder
ansBondem (Niere und Darm), oder an die Leuko-
zyten abtreten, sowie an jlie Bindegewebeelemente
des Stroma. Dann lagern die beladenen Phago-
cyten das Eisen frei in allen jenen Organen nie-
der, in denen die Ablagerung durch die besonderen
Umstände der Cirkulation begünstigt wird, also im
Knochenmark, in der Milz und in geringerem Grade
in den peripherischen Lymphdrüsen.
Die Beobachtungen nach Resorption vom Magen-
Darmkanal aus ergaben in der Milz regelmässig
eine beträchtliche Menge von Eisen; etwas weniger
enthielt schon die Leber; reich an eisenhaltigen
Leukocy ten war das Knochenmark ; in den Nieren
fand sich nichts. Die Lymphfollikel und die
Peyer'schen Drüsen der Darmschleimhaut sind frei
von Eisen. Die sehr geringe Menge des Metalls,
welche bei der Resorption durch jeden Punkt der
so ausgedehnten Darmwand tritt, ist also mikro-
chemisch nicht nachweisbar, während die mesen-
terialen Lymphdrüsen solches enthalten ; am eisen-
reichsten waren die Drüsen des Ligament gastro-
duodenale.
Nach F. geht hiernach die Resorption des Fer-
ratins im Darmkanale in einem Maasse vor sich,
wie es bis jetzt für kein anderes Eisenpräparat
nachgewiesen worden ist H. Dreser (Bonn).
54. Beiträge aar Lehre von der Immunität
nndldioflynkraaie; von H. Zeehuisen. (Arch.
f. ezperim. Pathol. u. PharmakoL XXXV. 2 u. 3.
p. 181. 1895.)
Z. untersuchte den Einfluss, den starke Ab-
kühlung und Erhitzung bei Tauben auf die be-
kannten Giftwirkungen einiger Alkaloide (vorläufig
wurde spedell das Apomorphin geprüft) ausüben.
Bekanntlich sind Tauben gegen Morphin sehr wenig
empfindlich.
Zuvor bemerkt Z. über den Einfluss der Ab-
kühlung auf das nicht vergiftete Thier, dass sofort
nach dem Eintauchen in kaltes Wasser die Respi-
rationexkursionen tiefer werden und die Respi-
rationfirequenz zunimmt Eine sehr energische,
mehr als 12<> C. betragende Abkühlung führte oft-
mals eine Verlaugsamung der Athmung herbei.
Nach dem kalten Bade zeigten sich leichte Flügel-
krämpfe und Tremor. Die Athemfrequenz war
eher wieder normal als die Körpertemperatur.
Die Erhitzung erhöht die Athemfrequenz ausser-
ordentlich, öfters tritt sogar Erbrechen ein, schliess-
lich erfolgen allgemeine Krämpfe und der Tod,
wenn die Körpertemperatur um 5 — 6^ C. über die
Norm gesti^;en ist.
Von den Apomorphinwirkungen hemmt die
Abkühlung am stärksten den Brechakt, femer die
in Bewegungen des Schnabels sich äussernde
psychomotorische Erregung in der Hirnrinde, am
wenigsten die temperaturherabsetzende und respi-
ration verändernde Wirkung ; die Krampf erregende
Wirkung des Apomorphins wird durch die Abküh-
lung dagegen sogar etwas gefördert Die^^At^^un^^
wenn sie langsam erfolgte, hemmte die Breekwir"
hang und die Schnabelbewegungen, verstärkte da«
22
Y. Neuropathologie und Psychiatrie.
gegen betrftchüich die Krampfwirhmg des Apo-
morphins. Schnelle Erhitzung förderte die Brech-
wirkung. H. D r e 8 e r (Bonn).
55. Fatal oaae of poisoning by quassia; by
P e r d. V e n n. (üniv. med. Magazine VII. 4. p. 304.
Jan. 1895.)
Eine Mutter wollte ihr Kind (Lebensalter ist nicht
angegeben) durch ein Elystier, welches sie durch Maoe-
ration von 2 Unzen Quasstabolz mit ungefähr derGfachen
Wassermenge hergestellt hatte, von Emgeweidewürmem
befreien. Schon 5— 10 Minuten nach der Injektion wurde
das Kind livid, die Lippen wurden blass, es erbrach ein-
mal, die Muskeln wurden schlaff und die Athmung sehr
angestrengt, aber doch nur oberflächlich. Puls unfäilbar.
Trotz angewandter künstiicher Athmuns starb das Kind
alsbald, wie V. vennuthet, an Herzpara^rse. Eine Ver-
wechselung mit einer anderen Droge wieu: sicher nicht
vorgekommen.
[unter den in der toxikologischen Gasuistik ver*
öffentlichten Fällen von Quassiaverräftung ist dieser wohl
der erste iödUich verlaufene Fall. Kef.]
H. Dreser (Bonn).
V. Neuropathologie und Psychiatrie.
56. üeber Morbna Baaedowil« (VgLJahrbb.
CCXLV. p. 135.)
Oh. Ganter (Contribution ä l'^tude das fono-
tions de la glande thyroide; pathogdnie delamala-
die de Baaedow. Extr. des Ann. de la Sog. m6d.-
chir. de Li^e, Janv. 1895) hat Hunde mit Schild«
drüsen gefüttert. Die Thiere magerten ab, bekamen
Tachykardie, Durchfälle, Erbrechen, Paraplegie,
einer zitterte wie ein Basedow-Kranker. Die Sym-
ptome standen im VerhUtnisae zur Schilddrfisen-
menge. Bei kleinen Mengen schien nach einiger
Zeit Gewöhnung einzutreten, grössere Mengen
(20 — 30 g) bewirkten eine rasch zunehmende Ver-
giftung. C. betont die Zunahme der Hamstoff-
und der Fhosphatausscheidung.
A. Bienfait (Etüde sur la pathogSnie de la
maladie de Basedow. Extr. des Ann. de la Soc.
mM.-chir. deLi^, 1895) bat früher die Versuche
Fi lehne 's wiederholt und ähnliche Ergebnisse
wie dieser erhalten. Bei den Kaninchen traten
Veränderungen des Blutdruckes und der Zahl der
Herzschläge, Exophthalmus, Anschwellung des
Halses und Köthung des Ohres ein. B. hält es
deshalb und aus anderen Gründen für sicher, dass
der Morbus Basedowii durch eine Läsion bulbäirer
Centren verursacht werde, die in der Mitte und
am inneren Bande der Corpora restiformia liegen.
Um zu entscheiden, obPtomaine die Ursache dieser
Läsion seien, hat B. die Versuche von Boinet
und Silbe rt wiederholt, d. h. er hat die aus dem
Harne Basedow -Kranker gewonnenen Ptomaine
Kaninchen eingespritzt (theils in die Venen, theils
unter die Haut). Auch hier traten Herabsetzung
des Blutdruckes und Exophthalmus ein. Die sub-
cutanen Injektionen hatten nur rasch vorüber-
gehende Wirkung. Bei Hunden wurde kein Er-
folg erreicht Ptomaine aus dem Harne Gesunder
und anderer Kranken wirken ganz ähnlich wie die
Basedow-Ptomaine. Nach B. ist daher der Morbus
Basedowii keine Ptomain- Vergiftung.
B. kommt zu dem Schlüsse, man müsse mehrere
Formen des Morbus Basedowii unterscheiden. Im-
mer handle es sich um die bulbäre Läsion, aber bald
werde der Bulbus durch Fortpflanzung vorhandener
krankhafter Processe geschädigt (wie bei Tabes),
bald liege eine reflektorische Wirkung vor (beson-
ders von der Nase aus), bald bestehe eine Auto-
intoxikation mit Schilddrüsensaft (eigentlicher Mor-
bus Basedowii), bald liege eine cerebrale Verän-
derung (seelische Zustände, Hysterie) zu Grunde.
Abgesehen vom eigentlichen Morbus Basedowii,
sollte man nur von Basedow-Symptomen sprechen.
H. Pässler (Erfahrungen über Basedow'sche
Krankheit Deutsche Ztschr. f. Nervenhkde. VL
p. 210. 1895) hat in dar med. Poliklinik zu Jena
[Kropfgegend. Eef,] 58 Basedow-Kr. unter 2800 Pat
gezärhlt 43 waren Weiber. Unter 15 J. waren 4
(Im., 3w.), 15—25 J. 29 (7m., 22 w.), 25— 45J,
18 (6 m., 12 w.), über 45 J. 7 (1 m., 6 w.). Ge-
nauer untersucht wurden 51. Etwa die Hälfte
der Kranken konnte Angaben über die Entstehung
des Leidens machen. Eine« 46jähr. P&t gab an,
ihre Krankheit bestehe seit der Schulzeit 9 be-
schuldigten heftige Oemüthsbewegungen. Bei 29
war nervöse Belastung vorhanden. Mehrfach wurde
angegeben, dass Verwandte an Morbus Basedowii
litten. Akuter Gelenkrheumatismus war 5mal vor-
ausgegangen. Mehrmals wurden puerperale Vor-
gänge als verschlimmernd betrachtet, dochdieoben
erwähnte 46 Jährige war nach jeder ihrer 5 Schwan-
gerschaften besser geworden.
Tachykardie war immer vorhanden, Herz-
klopfen 43mal. Bei 10 Kr. konnte Struma nicht
nachgewiesen werden. Exophthalmus wurde 28mal
beobachtet, 3mal vorübergehend, 5mal zeitweise
oder immer einseitig. Das charakteristische Zit-
tern bestand bei 46 ; einige Male war ein unregel-
massiges, relativ langsames Zittern vorhanden.
Erhöhte seelische Beizbarkeit fandP. 38mal, Rast-
losigkeit 19mal, Kopfschmerzen 32mal, wirkliche
Migräne 5mal, Schwindel 23mal, ScUaflosigkeit
21 mal, Herzklappenfehler 5mal, Verbreiterung der
Herzdämpfung und Geräuscdie 15mal, umschrie-
benes Oedem ohne anderweite Ursache Imal, Ge-
lenkschwellungen 2mal, Hitzegefühl 24mal, rasche
Abmagerung (trotz guten Appetites, wechselnd
mit Gewichtzunahme) 14mal, HeisshungeranfäUe
13mal, Polydipsie 17mal (4mal mit Polyurie, bez^
Pollakisurie), Durchfälle 23mal.(lmal mit Schmer-
zen), lästigen Beizhusten lOmal, Beschleunigung
des Athems 19mal, Choreabewegungen 4mal, all-
gemeine Schwäche 24mal, Lippen- und Gaumen-
muskelUttimung Imal, plötzliches Schwachwerden
der Beine lOmal, Crampi 8mal, Steigerung der.
Y. Neuropatliologle und Fflyohiatrie.
23
Sehnenreflexe 6mal (2mal FasaphSnomen, Imal
BpastLschen Oang), Hyperidroeis 29mal, ausserdem
Sinai lokale HyperidroBis^ Hiuurausfall 2mal, Bräu*
Bong der Haut lOmal, ein deutiliohes Oraefe'sches
Zeidien 9mal (P. hat dieses Zeichen auch bei
mehreren Leuten ohne Morbus Basedowii gesehen),
liBgophthalmuB 16mal (ausserdem 4mal einsei-
tigen), deutliche Insuffidenz der Gonvergenz 9mal,
Trockenheit der Bindehaut imal, Empfindlichkeit
gegea licht 6mal, Hippus 3mal, Störungen der
Menstruation 9mal (unter 33 W.), Anschwellung
der Lymphdrüsen (besonders am Halse) llmal,
Hihctnmor 3mal, Albuminurie 4mal, Anfimie34maL
Nach einem Referat imNeuroL Centr.-BL (XIY.
7. 1895) ist K. Berger in einer Arbeit über
TbrSnentrftufeln bei Morbus Basedowii (Larmoie-
ment et s^cheresse de la conjonctive dans le goltre
exopbthalmique. Aroh. d'Ophthalmol. F6vr. 1894)
zu folgenden Schlüssen gekommen: 1) Thrftnen-
träufeln kann dem Exophthalmus ebenso, wie den
anderen Symptomen um Jahre vorausgehen. 2) Es
kann fortdauern, auch wenn der Exophthalmus
Terschwunden ist 3) Verminderung des Thränen-
flosses, bez. Trockenheit der Bindehaut kann eben-
falls ohne Exophthalmus vorhanden sein. Es handle
sich bei Morbus Basedowii um vermehrte oder ver-
minderte Innervation der Thrftnendrüse, nicht um
mechanische Verhältnisse.
Die Beobachtung K Jeanselme's (Sur la
ooexistenoe du gottre exophthalmique et de la
8cl6rodermie. Mercredi m^. Nr. 1. 1895) ist
folgende.
Eine 58jähT. Frau aas einer Kropfgegend hatte seit
dem 20. Jahre einen Kropf. Vor 7— -o Jahren, nach
einem Rnhranfalle (in Brasilien), hatte ersichvergrössert.
J. fand Exophthalmus, Oraefe's Zeichen nicht, Anfälle
▼OD Ohnmacht mit Niohtsehen und Flammensehen, Tachy-
kardie (90---96), Zittern, Pigmentining, Polyurie und die
(seit 2 Jahren bestehenden) Zeichen der Sklerodermie
(Sklerodaktylie and Sklerose des Gesichts, am Stamme
einzelne Flecken, Cyanose, Hypästbesie).
J. erwähnt, dass er ausserdem Sklerodermie bei
einer Frau mit einfachem Kröpfe beobachtet habe,
nnd Terweist auf die Angaben B. Beer 's (Aerztl.
Club in Wien, am 24. Oct 1894), der bei einer
Er. mit Sklerodermie Exophthalmus und Tachy-
kardie, bei einer andere Anschwellung derSchild-
dritee mit nachfolgender Atrophie gesehen hat, und
0. S i n g e r 's, der von einer 57jähr. Er.;niit Sklero-
dermie und Schwund der Schüddrfise berichtet
Erachiiesst, dass ursächliche Beziehungen zwischen
der Erkrankung der Schilddrüse, dem Morbus Base-
dowii, und der Sklerodermie bestehen.
ISne etwas dunkle Geschichte berichtet C. S.
ÜTans (A case of angioneurotic oedema [?Qraye8'
diaesse] associated with pregnancy. Lancet L 22.
1896).
Eine 9Qiähr. kropfige Frau aus einer Erop^gend
cnihUe, sie sei bei jeder ihrer 3 Schwangerschaften an-
(SBBckwoUen, habe an Athemnoth und Keizbarkeit ge-
litten, habe nach der Geburt schwere Collapszustände
Itdiabt Sie war im 6. Monate schwanger, war am ganzen
K9iper atark ddematös (ohne dass die Haut gespannt ge-
wesen wäre), schwitzte stark, hatte 86 — 120 Pulse. Im
Barn kein Eiweiss. Kein Zittern, kein Exophthalmus.
Nach der Geburt traten in der That starke Collapse ein
mit Blutungen. Die Frau war lange krank, hatte In-
fluenza, hatte Neuritis [puerperaUs?], wurde aber all-
mfthüch wieder gesund.
Bemerkenswerth ist, dass Engel-Reimers
(Jahrbb. d. Hamburg. Erankenanstalten IIL p. 430.
1894) sehr oft beim Auftreten der sekundären
Syphilis-Erscheinungen Anschwellung der Schild*
drüse fand und dass dabei nicht selten auch andere
Basedow-Symptome (Zittern, Pulsbeschleunigung,
Insufficienz der Convergenz) sich zeigten»
[Zur Beleuchtung der Einwirkung der Schwan-
gerschaft auf Morbus Basedowii theilt L. van
t'Hoff (Morbus Basedowii. WeekbL van het
NederL Tijdschr. voor Oeneesk. L 15. 1895) fol-
genden Fall mit
Bei einer 34 J. alten verheiratheten Fmu, die 2 ge-
sunde Kinder hatte (3 andere waren jung gestorben)
traten nach Schreck im August 1893 nervöse Erschei-
nungen auf und bei der geringsten Anstrengung Herz-
klopfen und Eursathmigkeit; 5 Monate spftter, Anfang
1894, begann der Hals anzuschwellen und der Blick starr
zu werden, die H&nde begannen zu zittern, Hitzegefühl
mit Neigung zum Schwitzen stellte sich ein, die Kr. er-
müdete rasch und magerte ab. Anfang September 1894
hatte der Puls 140 Schläge, Exophthalmus bestand, über
der weichen und zusammendrtlokbaren Krop&esohwulst
waren laute, continuirliche Blasegeräusche zu hören; der
sehr resistente Herzstoss war etwas nach aussen von der
Papillarlinie ffihlbar, die Herztöne waren rein, aber laut
und unre^lmässig. An beiden Unterschenkeln waren
starke Tarices vorhanden, die Haut, besonders an Brust
und Hals, war stark pigmentirt und es bestand totale
Alopecie (die Kr. trug eine Peräcke). Die Kr. wurde
schwsnger und gebar am 7. Nov. 1894 eine unreife Frucht,
die bald starb.
Nach dör Entbindung war die Pulsf^quenz bis auf
100 Schläge gesunken, allmählich aber stellte^sich wieder
Tachykardie ein (130 Schläge 3 Monate nach der Ent-
bindung), alle anderen Erscheinungen waren unverändert
geblieben.
Diagnosen af Morbus Basedowii med särligt
Hensyn til B^yndelsesstadium (forme fruste Char-
oot); af Prof. Chr. Gram, (Hosp.-Ti4. 4. B. III.
16. 17. 1895.)
Der Morbus Basedowii ist ziemlich selten in
Dänemark, im Eommun^ospital und im Frederiks-
Hospital in Kopenhagen sind seit 10 Jahren nur
52 F&lle vorgekommen, aber auch diese Zahl ist
noch zu hoch, da wiederholt Fälle doppelt berechnet
sind w^en wiederholter Behandlung. Doch ent-
spricht diese anscheinende Seltenheit nicht den
wirklichen Verhältnissen; die Krankheit kommt
nach 0. in der That häufiger vor, wird aber nicht
immer richtig diagnosticirt, wenigstens im Anfange ;
von 17 Kranken G.'s sind 12 mit anderen Disgno-
sen in das Krankenhaus oder in O.'s Privatbehand-
Inng gekommen; in den 5 zuerst mitgetheilten
nilen hingegen handelte es sich um die vollstän-
dig entwickelte Krankheit In einem der Fälle
mit weniger ausgesprochener Krankheit hatte die
Pat, ein 27 Jahre altes Fräulein, 10 Jahre lang an
anämischen Symptomen mit heftigem, anfallsweise
auftretendem Herzklopfen, Anfällen von Diarrhöe
24
Yl NeuFopatliologie und Psyohiaixie.
und starkem Tremor gelitten, ehe Geschwulst der
SchilddrQse sich einstellte. Fast in allen Fällen
bildete Herzklopfen das zuerst bemerkte und zuerst
störende Symptom, das oft schon in der Kindheit
bemerkt worden war, nur in einem Falle wurde
kein Herzklopfen bemerkt, aber die Pulsfrequenz
betrug doch während des Spitalsaufenthaltes bei
Bettliegen 92 bis 104 Sehläge. In den meisten
Fällen war die Entwickelung schleichend, nur in
2 Fällen kam die Krankheit plötzlich zum Aus-
bruche. In allen Fällen brachte die Behandlung
(Jodeisen) sehr bedeutende Besserung, in einem
Falle kann 0. ein Hesultat der Behandlung nicht
angeben, weil er den Kr. nur einmal gesehen hat
In 2 Fällen bestanden Psychosen, in einem davon
eine eigenthümliche Mischung von hysterischen
Anfällen und Symptomen von Basedow'scher Krank-
heit; 0. ist geneigt, die hysterischen Anfälle in
diesem Falle auch auf Rechnung des Morbus Base-
dowii zu bringen. 0. vermuthet Oberhaupt, dass
manche, jetzt der Hysterie zugeschriebene Geistes-
störung sicher dem Morbus Basedowii zugehöre.
Als Ursache des Morbus Basedowii nimmt auch er
mangelnde oder fehlerhafte Sekretion der Schild-
drüse an und betrachtet die Krankheit als eine
Intoxikationsneurose und auch in der Hysterie ver-
muthet er eine Intoxikationsneurose.
In der Diskussion, die dem Vortrage Gr.am'B in
der medicin. Oesellschaft zu Kopenhagen (Hosp.-Tid.
4. R in. 18. S. 493. 1895) folgte, theUte Prof. Howitz
mit, dass er mehrere Kranke mit Morbus Basedowii durch
Einverleibung von Sohilddruse behandelt habe, von denen
er bei 2 die Easultate genauer verfolgen konnte. In dem
einen Falle, in dem die Behandlung noch nicht lange ge-
dauert hatte , zeigte sich noch kerne Verkleinerung der
Schilddrüse, aber eine unverkennbare Abnahme des Ex-
ophthalmus. Im anderen Falle aber war bedeutende Besse-
rung eingetreten, der Exophthalmus war verschwunden,
die Schilddrüse kaum noch zu fühlen. Ob die Besserung
nicht vielleicht auch spontan eingetreten sein würde,
lässt sich nicht entscheiden, aber H. empfiehlt, diese Be-
handlung zu versuchen, obgleich sie sich „ziemlich ab-
surd ausnehmen^ könnte.
Et Tilfftlde af Morbus Basedowii, behandlet
med Pill, gland. thyr.; af Johan H. Lemche.
(Hosp.-Tid. 4. R m. 17. 1895.)
Der Fall, den L. mittheilt, betraf ein 36 J. altes un-
verheirathetes Frauenzimmer mit ausgesprochenen Sym-
ptomen des Morbus Basedowii, die sich seit etwa 3 Jahren
entwickelt hatten ; die Krankheit war weit vorgeschritten,
die Pulsfrequenz betrug bis 170 Schläge in der Minute,
auf beiden Augen bestand Exophthalmus, die Schilddrüse
war vergrössert, ausserdem littPat. anSchweiss, Tremor,
Unruhe, Gedächtnisssohwäohe, Kardialgie, abwechselnd
an Diarrhöe und Verstopfung, Menstruationstörungen,
der Charakter hatte sich verändert, Fat. war wunderüch
und menschenscheu geworden. Nach Anwendung von
Thyreoidinpillen schien anfangs der umfang des Halses
zuzunehmen, die Pillen wurden einige Tage ausgesetzt,
dann wieder in verstärkter Dosis geeeben. Nach einiger
Zeit schien die Schilddrüsengeschwulst abzunehmen, aber
der Allgemeinzustand besserte sich nicht und machte
die Aufhahme in eine Krankenanstalt nöthig, da sich eine
Psychose einstellte. WalterBerger (Leipzig).]
A. R. Oppenheimer (Myxoedema and ex-
ophthalmic goitre in sisters. Joum. of nerv, and
inent dis. XX. 4. p. 213. April 1895) erzlhlt von
2 Schwestern, von denen die 19jähr. an Morbus
Basedowii, die 37jähr. an Myxödem litt. Bei bei-
den war die Krankheit vor einigen Jahren ohne
bekannte Ursache aufgetreten. Beide wurden mit
Thyreoidin behandelt, die jüngere ohne, die ältere
mit gutem Erfolge. 0. sieht in seiner Beobachtung
eine Stütze der Schilddrüsentheorie.
Auch S. West (Two cases of exophthalmic
goitre in sisters with morbus cordis and a history
of rheumatic fever in both. Lancet I. 20. 1895)
beschreibt 2 Schwestern (von 26 und 28 Jahren),
und zwar mit Morbus Basedowii Beide hatten
Mitralinsuf&cienz und schienen Gelenkrheumatis-
mus gehabt zu haben. W. betont die Häufigkeit
der Polyarthritis in der Vorgeschichte des Morbus
Basedowii [Thyreoiditis infectiosa? Bef.].
0. Buschan (Ueber Diagnose und Theorie
des Morbus Basedowii. Deutsche med. Wchnschr.
XXL 21. 1895) und A. Fürst (Bemerkungen
zum Morbus Basedowii. Ebenda) polemisiren gegen
Lemke (vgl. Jahrbb. CCXLV. p. 137) ohne Neues
beizubringen.
Tuffier (Traitement chirurgical du gottre
exophthalmique. Bull, et m^m. de la soc. de chir.
de Paris XXL p. 125. 1895. Bef. inFlandre m6d.
n. 18. p. 561. 1895) räth zur partiellen Thyreoid-
ektomie bei Morbus Basedowii.
Ein 26jähr. Mädchen, dessen Yater einen Kropf hatte,
hatte seit 7 Jahren eine Cyste im rechten Sohilddrüsen-
lappen und die Zeichen des Morbus Basedowii. Da Jod-
einspritzungen, elektrische Behaodlung u. A. erfolglos
waren und Athemnoth eintrat, machte T. die Resektion.
Alle krankhaften Yerändernngen verschwanden und die
Pai wurde wieder arbeitfähig.
Eine höchst merkwürdige Mittheilung macht
David Owen (Further notes on the treatment of
a case of exophthalmic goitre. Brit. med. Joum.
Febr. 16. 1895). Er hatte früher (Jahrbb. CCXU.
p. 139) berichtet, dass ein Mann durch Schild-
drüsenfütterung vom Morbus Basedowii geheilt
worden sei und dass einmal die Frau statt täglich
y^ Drüse dem Patienten ^j^ Pfund gegeben habe.
Hector Mackenzie hat nun anO. geschrieben,
das gehe doch nicht an, die Drüse wiege .80 g,
1/4 Pfund bestehe demnach aus mehreren Schild-
drüsen. 0. prüfte von Neuem die Sache und fand,
dass der Er. überhaupt keine Schilddrüse, sondern
Thymus bekommen hatte. Nichtsdestoweniger war
er geheilt und als die Behandlung unterbrochen
wurde, trat ein Rückfall ein: Palpitationen, erneute
Schwelung der Schilddrüse, Hinfälligkeit u. s. w.
Erneute Thymusfütterung hatte wieder vortreff-
lichen Erfolg. 0. meint, vielleLcht habe er gerade
das Richtige getroffen, vielleicht seien Schilddrüse
und Thymus Antagonisten, so dass bei üeber-
thätigkeit jener Fütterung mit dieser angezeigt sei.
Otto Lanz (Zur Schilddrüsentherapie des
Kropfes. Corr.-Bl. f. Schweizer Aerzte XXV. 2;
1895) erwähnt, dass nach brieflicher Mittheilung
Dr. Moyan in einem Falle von Morbus Basedowii
Y. Neturopafhologie und Ffifychiatrie.
35
Befar guten Erfolg doroh SchilddrQsen-Medikatioii
erreicht habe. Er selbst habe bei einem Basedow-
Eranken, bei dem ,,die nervösen Erscheinungen so
bedeutend waren, dass er bisher als EpQeptiker
behandelt worden war'S durch Unterbindung der
beiden oberen stark yergrOsserten SchilddrQsen-
arterien Zittern, Tachykardie und Schwindelanf&Ile
beseitigt
J. Mikulicz (üeber ThymusfÜtterung bei
Kropf und Basedow'scher Krankheit. Berl. klin.
Wchnschr. XXXII. 16. 1895) hat durch FütteruDg
mit Hammelthymus (10 — 25 g, fein gehackt, auf
Brod, 3mal wöchentlich) gute Erfolge erzielt.
Bei einem- 25jähr. Bildhauer, dessen pulsirende
Stmma groestentheils hinter dem Stemom lag und der
ausser an Athemnoth an AngstanfSUen, Herzklopfen,
Hitzegefohl^ Schwindel, Aufregung litt, verschtimmerte
die F&tterung mit Schilddrüse den Zustand, während
die mit Thymus eine wesentliche Besserung hervorrief.
Der umfang des Kropfes nahm zwar nicht stark ab,
aber der Kr. fühlte sich so wohl, dass er erklärte, er sei
geheilt
Eine 4^ähr. Frau, die seit dem 17. Jahre einen Kropf
hatte und an starken Druokerscheinungen litt, zeigte
ausserdem die Symptome des Morbus Basedowii : Exoph-
thalmus, Tachykardie mit Herzgeräuschen, Zittern, Reiz-
barkeit Nach einiger Zeit rief die ThymusfÜtterung einen
solchen Umschlag hervor, dass die beabsichtigte Opera-
tion unterbleiben konnte und die Kr. sich für erwerbs-
fähig hielt Sowohl die Basedow- als die Druck-Symptome
(Athenmoth, Cyanose) gingen zurück.
Mikulicz sprach vor dem Chirurgencongresse
(Berl. klin. Wchnschr. XXXIL 19. 1895) über die
chirurgische Behandlung der Basedow'schen Krank-
heit. Er bat bei 11 Kr. operirt, von denen 10
Struma hatten, 1 ein Lymphangiom; 7mal bestand
diffuse Hyperplasie der Schilddrfise, Imal starke
Vaskularisation, 2mal Cy stenbildung ; 3mal wur-
den die Arterien unterbunden (Imal einseitig, 3mal
doppelaeitigX dmal wurde nach So ein enudeirt,
5mal reeecirt (2mal einseitig, 3mal doppelseitig).
Alle Kranken sind von der Operation genesen,
6 sind ganz geheilt (1 — 9^« Jahre), 4 wesentlich
gebessert (2 — 12 Monate). Nach M. „sind sftmmt-
liche Operationsmethoden, welche eine Verkleine-
rung der Schilddrüse herbeifOhren, geeignet, die
Basedow-Kranken günstig zu beeinflussen, von der
Unterbindung bis zur Beeektion'S Am besten sei
das ein&chste VerMren, da Basedow-Kranke gegen
chirurgische Eingriffe sehr empfindlich sind. M.
hat 2mal in den ersten 2 Tagen schwere Störungen
(Herzschwfiche, Benommenheit, Athemnoth, „tra-
cheales, wie laryngealea Oedem'O beobachtet Als
Curiosum erwfthnte M., dass bei einem 52j&hr.
Zugführer nach erfolgreicher Unterbindung aller
▼ier Arterien die Hyperplasie beider Mammae sich
ganz zuletzt, nach 1 Jahre, zurückbildete.
Kocher stimmte bezüglich der Oeffthrlichkeit
der Operation bei Morbus Basedowii Mikulicz
bei. Er hat 3 Kr. yerloren. Er sieht von einer
Exdsioii ab, begnügt sich mit Unterbindung von
drei Arterien (Imal trat nach Unterbindung aller
Tier Arterien Tetanie auf).
Med. Jahrbb. Bd. 247. Eft. 1.
KrCnlein hat 8mal durch Resektion Hei-
lung erzielt.
Mikulicz erwähnte noch, dass er Imal durch
Fütterung mit Thymus entschieden Besserung er-
reicht habe.
Trendelenburg und Bydygier traten für
Unterbindung aller vier Arterien ein [bei Morbus
Basedowii?
Basedowii?
B. hat in 22 FSUen [von Morbus
alle Arterien unterbunden, ohne daas
Myxödem eingetreten wäre.
Nasse (Berlin) hat Imal bei Morbus Base-
dowii durch Schilddrüsenfütterung Verkleinerung
des Kropfes erreicht, musste aber wegen heftiger
Beschwerden die Kur abbrechen.
K Herskind (Om den kirure. behandl. og pato-
genesen af Morbus Basedowii. Bioliotek for ]£g. 1894%
p. 204. Ref. von Koch im Centr.-Bl. f. Nervenhkde.
xym. p. 138. März 1895) hat über einen 31jähr. Mann
berichtet, der seit 4 Jiüuren an Morbus Basedowii litt, mit
Strumektomie nach Koch er 's Methode behandelt und
yollständig geheut wurde. H. hat eine Uebersicht über
die Operationen bei Morbus Basedowii gegeben und hat
sich der Schüddrüsen-Theorie angeschl(»sen.
W. W. Baldwin (Some cases of Qraves*
disease, succeeded by thyroid atrophy. LanoetL 3.
1896) erzählt zunächst von einem lOjähr. italieni-
schen Knaben, der das Bild des Myxödems darbot.
Der behandelnde Arzt gab an, dass der Knabe mit
6 Jahren an typischem Morbus Basedowii erkrankt
sei und dass erst seit 2 Jahren das Myxödem sich
eingestellt habe. Die Behandlung mit Thyreoidin-
Täfelchen ergab einen sehr guten Erfolg. Femer
berichtet er von einer jungen Engländerin, die mit
14 Jahren nach einer Tonsillitis schwer an Morbus
Basedowii erkrankte, 1890 myxödematGs wurde,
1893 erfolgreich mit Schilddrüsensaft behandelt
wurde. Eine 15jähr. Italienerin erkrankte 1887
an Morbus Basedowii, genas 1888 im Wesentlichen,
blieb bis 1893 gesund, bekam 1893 Myxödem,
wurde 1894 durch Thyreoidin gebessert Eine
44jähr. Schweizerin war 1888 nach Kummer an
Morbus Basedowii erkrankt, hatte 1890 die Monats-
regel verloren und war dann allmählich myxöde-
matös geworden, hatte 1893 mit Erfolg Thyreoidin
gebraucht
C. A. E w a 1 d (üeber einen durch Schilddrüsen-
therapie geheilten Fall von Myxödem u. s. w. BerL
Uin. Wchnschr. XXXII. 3. 1895) gab einer 21jähr.
Basedow-Kranken 3 Wochen lang täglich 5 Thy-
reoidin-Tabletten. Die Basedow-Symptome änder-
ten sich nicht, nur traten nach 3 Wochen leichte
Yerdauungstörungen ein. Bei einer 28jähr. Leh-
rerin mit Morbus Basedowii, der nach Diphtherie
aufgetreten war, hatten gebratene Schilddrüse und
Tabletten keinen anderen Erfolg, als dass der Hals
dicker wurde.
Tu ff ier berichtete der Chirurg. Qesellschaft
in Paris (Semaine m6d. XY. 9. p. 74. 1895) über
eine erfolgreiche Schilddrüsen-Besektion bei einer
Basedow-Kranken, deren Yater einen Parenchym-
kröpf gehabt hatte. Möbius«
S6
y. Neuropafhologie nnd F^chiatrie.
57. SomenewolMiervatioiiBapontlieoaiiBes,
mode of onset, and prognosis of apoplexy;
by L. Dana. (New York med. Becord Febr. 23.
1895.)
D. berichtet über 182 apoplektisohe Anf&Ue
(daronter 82 mit Sektionsbefund). Er kommt aus
der klinischen und anatomischen Betrachtung dieser
Fälle zu folgenden Schlüssen: Im jugendlidien
Alter ist die Hauptursache der Apoplexie eine
Thrombose, weniger die Syphilis; diese bewirkt
jedoch ein Drittel aller Fälle, vorwiegend in grossen
Städten, wo bei der Bevölkerung auch noch das
üebermaass in Essen und Trinken eine Bolle spielt.
Leute, die intensiv geistig arbeiten, werden von
der Apoplexie eher verschont, als oft befallen. Sehr
oft wirkt ein apoplektischer Anfall geradezu ver-
längernd auf das Leben, wobei allerdings der um-
stand nicht aus den Augen gelassen werden darf,
dass nach dem Eintritte der Apoplexie die Patienten
den Schädlichkeiten, durch die sie veranlasst wor-
den ist, autf dem Wege gehen, spedell in Essen
und Trinken massiger werden, tfngefähr ein Viertel
der Apoplektiker stirbt im Anfalle, und zwar han-
delt es sich bei ihnen meistens um Blutungen; die
durchschnittliche Lebensdauer nach dem Anfalle
beträgt ungefähr 5 Jahre ; die Aussichten auf eine
Wiederholung der Apoplexie steigen bis zum 4. Jahre
nach dem ersten Anfalle. Circa 5% der Kranken er-
leiden eine Wiederholung der Apoplexie, wiederum
vorwiegend die Blutungen kehrten wieder.
Windscheid (Leipzig).
58. Looalised hemorrhage beneath thepia
mater over the npper third of the Bolandio
area, dne to a fiall on the head; by J. S. Put-
n a m. (Amer. Joum. of med. Sc. CIX. p. 405.
April 1895.)
Eine 72>jähr. Dame fiel mit dem Hinterkopfe auf eine
Steintreppe, konnte sieh mit Htiife Anderer erheben und
allein nach Hause gehen; man fand nur eine kleine Beule
in der Scheitelgegend. Die Er. befand sich dann ganz
wohl, bis später [genaue Zeitangabe fehlt. Ref.] leichte
Zuckungen im linken Arme, linken Beine und in der
linken Gesichtshälfte auftraten ohne Störung des Be-
wusstseins und sich 2 Tage lang in kurzen Zwischen-
räumen wiederholten. Hierauf trat an denselben Olied-
maassen eine Lähmung ein, die Fat. wurde komatös und
starb 10 Tage nach dem Sturze.
Die Sektion ergab zwischen Scheitelbein und oberem
Theile des Hinterhauptsbeins ein grosses Ebctravasat, am
Knochen keine Fraktur. Auf der rechten Hemisphäre
über ihrem hinteren Abschnitte ein zweiter subduraler
hämorrhagischer Herd. Ein dritter Blnterguss lag ge-
rade in der Fissura Rolandi in ihrem oberen Theile und
hatte die Windungen hier deutlich pUtt gedrückt Die
Arterien der Basis waren alle sehr atheromatös.
Windscheid (Leipzig).
59. Note Bur an cm dliemornigie bnlbo-
protaberantielle a?eo himorrhagies renales
reflexes; par CL Hegau d. (Lyon mM. LXYII.
47 ; Nov. 25. 1894.)
Ein 4^ähr. Kaufmann, sehr starker Potator, stürzte
in tmnkenem Zustande bewusstlos zusammen. Pupillen
beiderseits sehr eng, reagirten nicht auf Liohteinfall; un-
willkürliche tonische Zuckungen, besonders der Anne;
denkbar höchste Beflexerregbarkeit : die Berührung der
Hand löste einen förmlichen Krampf des ganzen Arms
aus, der dann auch auf die andere Seite übergriff; der
Dorsalclonus war im stärksten Maasse entwickelt Star-
toröse Athmung; Katheterismus unmöglich wegen eines
Spasmus der Hiumröhre. Der Kr. starb, ohne zum Be-
wusstsein zu ^langen, 9 Std. später.
Die SeJäum ergab : Im Nierenparenchym zahlreiche
hämorrha^che Herde zwischen Bindensubstanz und
Mark, einige auch in der fibrösen Kapsel, alle zusammen
nicht wie ein Infarkt aussehend, sondern den Eindruck
von Blutungen dnrch Oefässruptur machend. Die Leber
ebenfalls mit Blut erfüllt, aber ohne Parenohymblutungen.
Pia-mater stark iig'icirt, an einigen Stellen, besonders auf
der rechten Hemisphäre, auch subdurale Blutungen. Der
ganze 4. Ventrikel mit einer blutigen Masse erfüllt, die
untere Hälfte der Medulla oblongata zerrissen durch eine
einzige grosse Hämorrhagie, die sich bis in die Him-
schenkel erstreckte und hier zwischen Fnss und Haube
eindrang. Die Wirbelsäule und die Brust durften nicht
geöffnet werden. Mikroskopisch fand man an den Nieren
eine chronische interstitieUe Nephritis mit sehr bedeu-
tender Arteriosklerose, ausserdem stark degenerative
Zustände an allen Epithelien, ebenso in der Leber.
R erklärt die Nephritis und die Epithelveränderun-
gen für eine Folge des chronischen iikoholismus, die
ausgedehnte medulläre Blutung für eine Folge der all-
gemeinen Arteriosklerose, auf die er in Analogie der Be-
schaffenheit der Nierenarterien schliesst; die zahlreichen
Nierenblutungen aber fahrt R. zurück auf „eine durch
die medulläre Hämorrhagie vermehrte Spannung in den
Nierenarterien, begünstigt durch die Wandveränderung
derselben^. Windscheid (Leipzig).
60. Basal heniiaa of the brain ; by C h.
Finger. (Amer. Joum. of med. Sc. CIX. 1. p. 1.
Jan. 1895.)
Ein 29jähr. Mann litt seit der Kindheit an erschwer-
tem Schnauben und verstopfter Nase. 2 Jahre vorher
war ihm schon ein Gewächs aus der Nase entfernt worden.
Die Untersuchung ergab jetzt wieder einen Tumor, der
den hinteren Nasenranm ausfüllte, weich zu palpiren
war und an Grösse allmähUch zimahm. so dass er bald
die linke hintere NasenhäUte ganz ausnillte. Ein Ver-
such, den Tumor zu entfernen, endete mit dem Ausfliessen
von Liquor cerebrospinalis, wodurch die Diagnose der
Gehimhernie gesichert wurde. Operation, Resektion eines
Theiles des Ol^i^iefers, Abbindung des Stieles des Tumor
aus der Nasenwurzel und Entfernung desselben. Glatter
Verlauf.
Die mikroskopische Untersuchung des Tumor ergab
der Reihe nach: Nasenschleimhaut, Dura-mater, Ra-
mater und eine Schicht grauer Gehirnrinde, feine Neuro-
glia mit Capiüaren, zahlreiche GanglienzeUen unipolarer
und multipolarer Natur. Der innere Rand war mit Endo-
thelzellen ausgekleidet und begrenzte eine Höhle, die
wahrscheinlich mit dem 3. Ventrikel in Verbindung ge-
standen haben wird. Windscheid (Leipzig).
61. Middle meningeal hemorrhage; by
0. L. Wal ton. (Amer. Joum. of med. Sa CIX. 4.
p. 401. Aprü 1895.)
Ein 19jähr. junger Mensch erhielt einen Schlag an
den linken Einnbaclfen, fiel um und blieb bewusstlos
hegen. Nach 4 Std. Rigidität lüler GUeder; Pupillen an-
fangs weit, dann eng, ünks mehr als rechts; klonische
Zuckungen der rechten Hand. Augen nach rechts ab-
S wichen, Kopf etwas nach links. Am 4. T^e bei Fort-
ner der Besinnungslosigkeit Zuckungen des rechten
Augenlids und des rechten Mundwinkels, im geringen
Grade auch des rechten Arms und Beins, unter An-
steigen der Temperatur Tod am 6. Tage.
y. Neuropathologie und Psychiatrie.
27
Die ganze Gehimoberfläohe war mit subduralem
Extravasate bedeckt, besonders links und über dem
Oocipitallappen. In der mittleren Schädelgrabe einige
Unzen Blutes, eben so viel an der Schädelbasis, von wo
es bis in den Yertebralkanal herabreichte. Schmaler
Biss im linken Sinns lateralis, keine Fraktur.
Wind scheid (Leipzig).
62. A leotore of aome pointa in the dia-
gnoaiB of insular solerosia; by Th. Buzzard.
(Lancet I. 2; Jan. 12. 1895.)
B. theilt 4 F&Ue von atypischer multipler Skle-
rosis mit, in denen die Diagnose nur als wahr-
scheinlich bezeichnet werden kann. Alle diese
BUle zeichnen sich dadurch aus, dass eine Lfth-
mnng motorischer und sensibler Natur in einem
oder mehrer^i Gliedern yerschwand und, nachdem
Jahre lang keinerlei Symptome mehr bestanden
hatten, wiederkehrte. Femer fand sich in allen
4 Fällen eine mehr oder weniger ausgesprochene
Amblyopie mit abnormer Blässe der Sehscheiben.
B. macht auf diese beiden Erscheinungen, die er
als pathognomonisch für die multiple Sklerose er-
klart, aufmerksam und wünscht sie neben den typi-
schen Erscheinungen der Krankheit (Nystagmus,
Intentionstremor und scandirende Sprache) genannt
zu wissen. Windscheid (Leipzig).
63. Wrong referenoe of aensationa of pain ;
by S. Weir Mitchell. (Med. News LXYL 11.
1895.)
M. beschreibt einen Fall, in dem einer 62jähr., sonst
völlig gesunden Frau eine schwere Ofenplaüe auf den
rechten Foss gefallen war und die Pai anmittelbar nach
diesem Trauma einen sehr heftigen Schmerz am linken
Schienbeine spürte, der bis in den Fuss nnd die Hüfte
ansstrahlte, Nachts starker war als am Tage und noch
lange Zeit fortdauerte, als die ursprüngliche Wunde am
rechten Fasse schon längst wieder geh^t war. Eine Er-
klärung für dieses Phänomen vermag M. nicht zu geben.
Wind scheid (Leipzig).
64. Faralysie conaeontive & nne angine
paeado-membranenae reconnue comme non
diphthiriqae a Pezamen baoteriologiqae ; par
A. Proust et H. Bourgös. (BulL de PAcad.
de MM. 3. S. XXXIL 51 ; D6o. 18. 1894.)
Bei einem 7jähr. Knaben, der mit pseudomembranöser
Angina erkrankt war, entwickelten sich nach Ablauf des
lokalen Processes Strabismus, Schlundlähmung, schliess-
lich Paralyse der Beine. Der Zostand heilte bis auf
eine Schwäche der Beine vollständig aus. Die Unter-
suchung der Membranen ergab keine Lö ff 1er 'sehen
Bacillen, sondern nur Streptokokken; auch in einer Mem-
bran, die von der Mutter des Knaben entnommen war,
die sich bei der Pflege dieselbe Affektion zugezogen hatte,
fand man nur Streptokokken und keine Lö ff 1er 'sehen
Bacillen. Windscheid (Leipzig).
65. An epidemio of paralyaia in ohüdren,
with a hondred and twenty oaaea; by A.Hac-
phaiL (Med. News LXY. 23; Dec. 1894.)
M. hat im Sommer 1894 eine hauptsächlich auf
Kinder Tersohiedenen Alters beschr&nkte Epidemie
einer Lähmung beobachtet, die im Juni begann und
Us zum August 'dauerte» Er ist geneigt, dieSrank-
heit als eine Foliomyelitis acuta zu bezeichnen.
Jedenfalls fthnelte das ErankheitsbUd keineswegs
dem einer epidemischen Cerebrospinalmeningitis,
an die man ja zuerst denken könnte. Einige be-
sonders charakteristische Fälle sind folgende.
Ein 5jähr. Knabe erkrankte am 17. Juni mit Kopf-
schmerzen, Erbrechen und hoher Temperatur. Nach
24 Std. allmählich eintretende Lähmung aUer 4 Glieder
mit Verlust der Reflexe.
£än 1^'ähr. Mädchen erkrankte mit belegter Zunge
und Verstopfung, woran sich binnen 2 Tagen eine Läh-
mung aller 4 (Sieder schloss. Diese bestand 5 Wochen
später noch unverändert.
Ein ^'ähr. Mädchen erkrankte am 28. August mit
Fieber, Kopfschmerz, belegter Zunge und Verstopftmg;
nach 4 Tagen complete Lähmung des rechten Beines.
Ein Sjähr. Knabe bekam am 21. Juli Fieber, Erbre-
chen, Durchfall, delirirte stark. Nach 4 Tagen wieder
normale Temperatur, aber nun unter Schmerzen Läh-
mung des rechten Armes mit rapid zunehmender Atro-
fhie und Entartungsreaktion. Ln rechten Beine nur
'arese. Nach 2 Wochen geringe Besserung.
Ein 7jähr. Knabe hatte seit dem 4. Juli ununter-
brochen 3 Wochen lang hohes Fieber ohne weitere Sym-
ptome gehabt Nach Aufhören des Fiebers allgemeine
Hyperästhesie, starke und schmerzhafte Anschwellung
der Kniee , der EUenbogen- und Schultergelenke , dann
völlige lühmung des linken Armes und des linken Beines.
Ein lljähr. Mäddien bekam als erstes Symptom am
18. Juli Doppeltsehen, nach 3 Tagen Lähmung der link-
seitigen Glieder, nach 4 Tagen hohes Fieber mit heftigem
Delirium; dann Nachlass alier Erscheinungen und völlige
Heilung der Lähmungen. Während der Krankheit trat
die Menstruation zum ersten Male ein.
In mehreren Fällen trat der Tod ein, z. B. in fol-
gendem :
Ein 12monai Kind erkrankte am 31. August mit
hohem Fieber, grosser Unruhe, Nackenstarre, klonischen
Zuckungen, Lähmung des linken Beines. Am nächsten
Tage allgemeine Lähmung, am 3. Tage Tod.
In ähnlioher Weise verliefen auch die anderen
FAlle, deren Wiedergabe hier zu weit fdhren würde.
Auch bei 6 Erwachsenen im Alter von 19, 24, 27,
54, 64 und 70 Jahren konnte dasselbe ELrankheits-
bild beobachtet werden; 3 starben, der 70j&hr.
Mann genas vollständig. Ueber die Sektionen wird
nichts mitgetheilt
Im Oanzen wurden 120 Kr. beobachtet, von
diesen starben 13®/o) genasen vOUig 25^/o, wurden
gebessert 30^/0 und blieben unverftndert 32%. In
allen Ffillen zeigten die atrophischen Muskeln Ent-
artungsreaktion. Die Lähmung befiel am häufigsten
beide Beine zusammen (45mal), am seltensten beide
Arme (2mal), im Uebrigen bestanden die mannig-
fachsten Gombinationen. Bemerkenswerth ist, dass
in einem nahe gelegenen Orte 12 Fälle von sehr
wahrscheinlicher Cerebrospinalmeningitis bei Pfer-
den beobachtet wurden. Das Gebiet der Epidemie
zeigte eine im Allgemeinen gesunde, gut genährte
und relativ wohlhabende Bevölkerung. Die Wasser-
verhältnisse waren durchaus befriedigende. Einige
Fälle wurden auf dem Gipfel der Green Mountains,
1500 Fuss hoch, beobachtet. Der Sommer 1894
war sehr heiss und trocken, so dass die Flussläufe
ziemlich ausgetrocknet waren und der Grund-
wasserstand niedrig war.
Windscheid (Leipzig),
28
V. Neuropathologie und Psychiatrie.
66. Zur OasaiBtik der aus frfiheeter Kind-
heit peraiatirenden Faoialial&hmmigen ; von Dr.
H.F.MtLller. (AnnaL d. städt allgem. Erankenh.
EU München, herausgeg. von Prot y. Ziemssen
1893. München 1895. p. 153.)
M. theilt 2 Fälle yon ia der Eindheit entstaadener
Facialislähinimg mit
I. Ein 23}&x, Mensch hatte im Alter von *U Jahren
wahrscheinlich durch einen Sturz eine rechtseitige Oe-
sichtslähmnng erworben. Seit dem 5. Lebensjahre be-
stand eine abnorme Beflexerregbarkeit des Gesichts. M.
fand eine totale LShmung der rechten Gesichtshfilfte mit
Atrophie, F^isein derGanmenmnsknlator, ohneBetheiH-
gang des Geschmacks, des Gehörs and der Speichel-
sekrotion. Elektrisch nur quantitativ herabgesetzte
Beaktion, nirgends Entartunffsreaktion. Ciliar- und Ohr-
muskeln waren gar nicht mehr zu erregen. Keine fibrü-
lären Zuckungen, keine Contrakturen, keine Mitbewe-
gungen. Die jB^elfihmten Muskeln reagirten auf mecha-
nische Beize mcht erhöht. Dagegen fanden sich auf der
gelähmten Gesichtshälfte an der Unterlippe, vorzugsweise
ui Tnangularis menti, imwillkürliche ticaftige Zuckungen,
besonders bei mimischen Bewegungen, oder wenn sich
der Pat beobachtet fühlte. Femer traten bei allen
stärkeren Schalleindrüoken unwillkürliche starke Zuckun-
gen beider C^chtshälften auf, links mehr als rechts, bei
sehr hohen schrillen Tönen entstand sogar Tetanus.
M. bespricht auf Grund der lateral^ die Möglichkeit
einer nucleären Lähmung in seinem Falle, kommt aber
doch zu dem Besidtate, die Lähmung als peripherisch
anzusehen.
n. Ein Öjähr. Junge erkrankte im Alter von V4 Jahren
an einer xmter schweren Krämpfen verlaufenden „Lungen-
entzündung^ und litt seitdem an einer rechtseitigen Ge-
sichtslähmung. M. fand namentlich eine Parese des
unteren Faciaius. Fast ununterbrochen, meist beiderseits,
dann aber rechts stärker als links, ticartige Bewegungen.
Keine Mitbewegungen, keine erhöhte B^exerregbarkeit
gegenüber äusseren Beizen. Die elektrische Unter-
suchung koonte wegen des Widerstandes des Kranken
nur unvollkommen ausgeführt werden, schien aber keine
Entartungsreaktion zu ergeben. Auch der (Geschmack
schien normal zu sein.
M. weist in Hinsicht auf die Entstehung des
Falles (akute E^rankheit unter Erftmpfen) die Mög-
lichkeit eines primftren nucleären Prooessee nicht
ganz zurück, betrachtet sie aber nur als eine Ver-
muthung. Aus dem Umstände, dass in beiden Fällen
sich keine Folgeerscheinungen der peripherischen
Facialislfthmungen , wie Contrakturen, fibrilläre
Zuckungen u. s. w. mehr finden, sdüiesst M. auf
die Möglichkeit, dass diese Symptome bei den aus
der frühesten Kindheit stammenden Gesichtsläh-
mungen eher verschwinden als bei Erwachsenen.
Schliesslich tritt M. noch für die Bestimmung
des (üontraktionsmaximum ausser dem gewöhnlich
nur untersuchten Gontraktionsminimum ein, da
sehr oft die Minimalzuckungen fast gleiche Werthe
ergeben, während die MaximalzuckuDgen derselben
Muskeln und Nerven w^t auseinander liegen
können. Windscheid (Leipzig).
67. Du r6le de la barbe dans Petiologie de
la paralyaie fiKsiale afrigore; parL.Ghabbert
(Progrös m6d. 2. S. XX. 46. 1894.)
Ch. hat einen Fall von refrigeratorischer Facialis-
lähmung beobachtet, in dem eine Betheiligung des gleich-
seitigen !bigeminus in Form einer Anästhesie der Haut
vorhanden war, und zwar fand sich diese Anästhesie nur
an den vom Bart nicht bedeckten Stellen der Wange,
während die durch die Barthaare geschützte Oberlippe
normale Hautempfindung darbot Gh. will aus dieser
Thatsache auch (Ue aufEallende [?] Hiäufigkeit der Facialis-
lähmung bei Frauen erklären und weist darauf hin, dass
die Männer, die an einer Erkältungsgesichtslähmung er-
kranken, beinahe alle unbärtigseien.
W in d s 0 h e i d (Leipzig).
68. Da röle de la barbe danaTetiologiede
la paralyaie a firigore ; par le Dr. B i 0 1 (Lyon
m6d. LXXVni 3; Janv. 20. 1895.)
Im Anschlüsse an die eben referirte Mittheilung
sucht B. die Richtigkeit der Ansicht von Ghabbertzu
bestätigen, indem er 4 Faoialislähmungen beschreibt, die
2 Frauen, einen ganz rasirten und einen nur mit ganz
leichtem Schnurrbart versehenen Mann betrafen, sämmt-
lich zweifellos durch Erkältung entstanden.
[Ref. muss der Ansicht, dass ein Bart immer einen
^Talisman*^ gegen FaciaUslähmung darstelle, entschieden
entgegentreten. Ref. hat 2 ganz schwere Fälle von FaciaUs-
lähmung beobachtet, die 2 Männer mit den denkbar
stärksten Yollbärten betrafen. Auch die Behauptung,
dass mehr Frauen als Männer an Faciaiisiähmung er-
kranken, ist nicht zutreffend. 80 fand Hübschmann
unter 99 Faoialislähmungen 54 Männer, 45 Frauen, Bern-
hardt einmid unter 57 Mlen 34 Männer, 23 Frauen,
das zweite Mal unter 55 Mlen 32 Männer, 23 Frauen.]
Windscheid (Leipzig).
69. A oaaeofperipheralparalysiaföllowiiig
▼ario^la;by W.Gay. (Britmed.Joum.March31.
1894.)
£in sonst sehr gesxmder und kräftiger 2 Vijähr. Knabe
machte zusammen mit seinen Geschwistern in ganz nor-
maler Weise Yancellen durch und erwachte 14 Tage
nach Ablauf dieser Krankheit eines Morgens mit völlig
liLhmung und Gefühllosigkeit beider Beine, ohne dass
Fieber, Krämpfe oder sonstige Erscheinungen voraus-
geganjzen wären. Das Gehen wurde im Laufe der näch-
sten Zeit etwas möglich, hatte einen ganz entschieden
ataktischen Charakter, die Fusssohlen- und Kniereflexe
waren verschwunden. Bis zum Nabel bestand völlige
Analgesie. Keine Blasenstörungen. Nach circa 3 Mon.
Heilung.
G. vermag keine befriedigende Erklärung dieser Er-
scheinungen zu geben. Windscheid (Leipzig).
70. The etiology of Chorea ; by A.G.BruBh.
(New York med. Beoord. XLYII. 15; AprU 1895.)
Br. tritt für die Anschauung ein, dass die
Ghorea sehr oft auf psychologischem Wege durch
grosse Gemüthserregungen , insbesondere durch
Schreck entstehe. Der normalerweise immer vor-
handene liemmende Einfluss, den die sensiblen
Zellen der Hirnrinde auf die motorischen besitzen,
wird durch den Affekt des Schreokena in den
ersteren aufgehoben und es erfolgt eine Hyper-
funktion der motorischen Zellen allein« Dass be-
stimmte Muskelgruppen mit Vorliebe von chorea-
tischen Bewegungen ergriffen werden, erklärt sich
aus einer ungleichen Schädigung der motorischen
Zellen. Dadurch, dass im jugendlichen Alter und
beim weiblichen Qeschlechte der controlirende Ein-
fluss der Psyche auf die Bewegungen weniger aus-
gebildet ist, erklärt sich die Häufigkeit der Ghorea
bei beiden.
Br, theilt schliesslich 15 Krafikengeechichtea
y. Neuropathologie und Psydiiatrie.
29
mit, unter denen in 14 Blllen ein heftiger Schreck
die Ursache war. Windscheid (Leipzig).
71. Sin Fall von Thomaen'soher Krankheit
(Myotonia congenita); von Dr. 0. Hollmann.
(Festachr. d. Yer. d. Aerzte d. Beg.-Bez. Düsseldorf
p. 362. 1895.)
Ein 42ijShr. Biemendreher, in dessen Familie das
Laiden heimisch war, wurde in seinem 6. Jahre, beim
Emiritte in die Sohnle, suerst dadurch auf seine Krank-
heit aufmerksam, dass er zeitweilig die Feder beim Schrei-
ben nicht ordentlich dirigiren konnte. Von Anfang an
zeigten sich seine Krankheitserscheinungen jedoch auf-
faUender Weise nur im Winter, bei Einwiikuns der Kälte ;
im Sommer war er stets vollkommen bes(mwerdefrei.
Die Muskelspannungen traten stets unter dem Einflüsse
Ton Willensimpulsen auf, waren schmerzlos und betrafen
abwechselnd die ganze Körpermuskulatur. Wie die Kälte
das einzige den Eintritt der Symptome begünstigende
Moment bildete, so die Wärme das einzige, das dem
Kranken seiner Beobachtung nach nützHch war. Die
Untersuchung ergabnormal, nicht übermässig entwickelte
Muskulatur, Ton den Nervon aus bei zienüich starker,
andauernder üaradischer Beizung Zuckungen mit deut-
licher Nachdauer, gesteigerte mechanische Erregbarkeit
der Muskcdn mit ausserordentlicher Nachdauer der Gon-
tnktionoi, eine eben solche bei stärkeren faradischen
und galvanischen, direkt appUcirten Strömen und zu-
weilen ein deutliches Ueberwiegen der AnSZ über die
KaSZ. Im Uebrigen war der Körperbefund normal
H. bespricht dieDifferentiaJdiagnoBe gegenüber
der Eulenburg'schen Paramyotonie und die
Abweichungen seines Falles von der typischen
Form Thomsen'scher Krankheit So fehlten bei
H. namentlich die Hypertrophie der Muskulatur
und die „Erb'schen Wellen^', und es waren nicht
alle Einzelheiten der myotonischen Beaktion vor-
handen. Das Interessanteste an der Beobachtung
ist der Umstand, dass die Kalte der einzige Faktor
ist, der die MuskelstOrung hervorruft, was bisher
nur 2mal in der Literatur veröffentlicht ist. Die
Arbeit schliesst mit Bemerkungen über T^ierapie,
Prognose und Aetiologie, die nichts Neues bringen.
A. Boettiger (Hamburg).
72. Ueber Myasthenia gravis paendopara-
lytloa ; von Prof. F. J o 1 1 y. (Berl. klin. Wchnschr.
XXZn. 1. 1895.)
Unter dem im Titel genannten Namen be-
sdtfeibt J. einen Zustand, der darin besteht, „dass
in dem grOssten Theile der willkürlichen Musku»
htor der Kranken ein Zustand abnormer ErsohOpf-
barkeit vorhanden ist, der sowohl bei Innervation
derselben durch den Willensreiz als bei direkter
Erregung derselben durch einen tetanisirenden
elektrischen Beiz in Form eines raschen Nachlasses
der Gontraktilitftt zur Erscheinung kommt^^
J. hat die Myasthenie 2mal, bei Knaben (von 14>/t
und 15 J.), gesehen. Der eine Junee hatte zuerst bemerkt,
dass ihm £e Augen in der Schule zufielen, dann waren
zach die Beine schwach geworden, so dass er nach ganz
kurzem Gehen ermüdete und dann hinfiel. Weiter waren
Arme, Nacken, Kau- und Sprechmuskeln betroffen wor-
den. Früher sing die Sache leidlich, aber rasch kam die
Ermüdung und jMle Thätigkeit musste nach Kurzem wie-
der aufgegeben worden. Bei dem anderen Kr. waren
zuerst me Beine schwach geworden und dann war der
übrige Körper ergriffen worden. Dieser Knabe hatte auch
über Schwindel, Kreuz- und Nackenschmerzen geklagt.
Bei ihm ermüdeten die Schlundmuskeln rasch und des-
halb erstickte er gelegentlich. Bei mikroskopisoher Unter-
suchung der frischen Präparate wurde nichts Abnormes
gefunden. Die Muskeln konnten gehfirtet nicht unter-
sucht werden. An Oblon^ta uncT Bückenmark wurde
auch bei Prüfung der Schnitte nichts entdeckt
Ausser der Ermüdbarkeit bestanden keine krank-
haften Veränderungen. Beide Knaben stammten aus ge-
sunder Familie.
J. meint, ee müsse sich um krankhafte che-
mische Vorgänge im Muskel handeln, und erinnert
daran, dass gewisse Gifte (nach B. Böhm Proto-
veratrin) ähnliche Ermüdungzustände hervorrufen
sollen. Er reiht seine Beobachtungen den von
Erb als „neuer, wahrscheinlich bulbärer Sym-
ptomencomplex" 1878 beschriebenen, den von Op-
penheim, Eisenlohr,Shaw, Strümpell,
Kalischer, Qoldflam später veröfifentlichten
an; 17 ähnliche Fälle seien bisher bekannt
Bei der Behandlung ist Ruhe die Hauptsache.
Vielleicht thun Eisen und Arsen gut M ö b i u s.
73. Ueber iaolirt im Gebiete dea K. outa-
neue femoria eztemna vorkommende Far*
ftatheaien; von Prof. M. Bernhardt (NeuroL
Centr.-Bl. XIV. 6. 1895.)
B. hat wiederholt bei Männern Parästhesien an
der Aussenseite des Oberschenkels beobachtet
Theils war Typhus vorausgegangen, theils Erkäl-
tung, theils Bleivergiftung. Bei Einigen bestand an
der Stelle der Missempfindungen Hypästhesie. Jene
traten meist erst nach Anstrengungen (längerem
Oehen) unangenehm hervor. [Bef. hat Aehnliches
2mal bei beginnender progressiver Paralyse ge-
sehen.] Mob ins.
74. D'one forme hyaterique de la maladie
de Baynaud et de Pöry thromäalgle ; par L.
L6vi. (Arch. de NeuroL XXIX. Nr. 95. p. 1;
Nr. 96. p. 102; Nr. 97. p. 161. 1895.)
I. Bei einer 43jähr. Hysterischen, die Gelenk-
rbeumatismus gehabt hatte, traten mehrmals am Tage
Anffille von Absterben der Finger ein, die bald mit nach-
heriger C^^ose einhergingen, bald nicht Schmerzen
bestanden dabei nicht Nur Prickeln empfand die Kr.,
wenn dde blutleeren Finger wieder bluthaltig wurden.
Die ZuMle waren nach Qemüthsbewegungen aufgetreten,
wurden durch solche verschlimmert Es gelang durch
hypnotische Suggestion und duroh psychische Behand-
lung überhaupt, sie wesentlich seltener und milder zu
machen.
L. bemüht sich, ausführlich darzuthun, dass es
eine hysterische Form der Baynaud'schen Krank-
heit gebe. In allen Fällen aber, wo die Hysterie
Ursache gewesen sein mag, handelt es sich nur
um „Absterben oder Blauwerden der Finger, nicht
um Qangiän".
n. Eine 37jähr. Hysterische, die ebenfalls Gelenk-
rheumatismus gehabt hatte, bekam nach starker Auf-
regung durch den Tod der Schwester die Zeichen der
Erythromelalgie an den Füssen : unerträgliche Schmerzen,
Böthung, Hitze, Schwitzen. Es gelang dadurch, dass in
der Hypnose die Erinnerung an die Schwester unter-
drückt wurde, die Schmerzen zu beseitigen, und unter
30
Y. Neuropathologie und Psychiatrie.
fortgesetzter hypnotisoher Behandloog trat voüstäadige
Genesung ein. Möbius.
75. Un oaa dlieniianopsie hysteriqae; par
le Dr. Pierre Janet (Arch. de Nearol. XXIX.
Nr. 99. p. 337. 1895.)
Eine 4^ähr. Hysterische, die seit Jahren sich in den
Spitälern aufhielt und zahlreiche, durch Autosuggestion
entstandene Symptome gezeigt hatte, klagte, dass sie nur
die linke Hälfte der Dmge sehe. Sie war rechts un-
empfindlich, schwerhörig, ^ruch- und geschmacklos,
das rechte, von jeher kurzsichtige Auge war schon der
Sitz vieler Störungen gewesen (Mikropsie, Makropsie,
Ainblyopie, Diplopie, Spasmus m. dl., Spasmus Sphmct.
iridis). Im Anfimge hatte die Er. die linke Hälfte der
Dinge gut, die rechte doppelt gesehen. Als sie über das
Halbeehen klagte, ergab die Untersuchung, ausser be-
trächtlicher allgemeiner Einschränkung des Gesichts-
feldes, nasale Hemiopie, d. h. Fehlen der inneren ffiUfte
beider Gesichtsfelder.
J. nimmt an, dass die Er., die schon früher
meist monokulftr sah, d. h. unwillkürlich die Bilder
des schlechteren rechten Auges unberücksichtigt
liess, halb gesehen habe, weil sie auch jetzt nur
auf die Eindrücke des linken Auges achtete. Die
hysterische Art des Halbnichtsehens liess sich
leicht dadurch erweisen, dass die peroeption sub-
consdente dargethan wurde. Sagte man der hyp-
notisirten Er., sie werde nach dem Erwachen den
rechten Arm erheben, wenn die rechte Hand be-
rührt würde oder wenn Janet dn Papier auf der
Stirn hätte, so geschah es, und zwar geschah es
auch dann, wenn das Papier auf J.'s linker Stirn-
hälfte war, obwohl die Er. nur seine rechte Stim-
hälfte sah.
Es gelang J., auch bei anderen Hysterischen
durch Suggestion Hemianopsie zu bewirken, nur
musste die Suggestion sehr eingehend und genau
gegeben werden.
Die Entstehung der Hemianopde bei sdnerEr.
erklärt J, dadurch, dass für diese die rechte Seite
überhaupt „die schlechte" gewesen sei. Naiver
Weise habe sie dann auch die rechte Seite der
Dinge für die schlechte gehalten, schlecht gesehen,
schliesslich gar nicht mehr gesehen. Das Fehlen
der linken Hälfte des rechten Oesichtsfeldes, das
nur bdm Examen hervortrat, sei eine Art von
Contrastwirkung : wenn das linke nur links sieht,
muss das rechte nur rechts sehen.
Durch Suggestionen konnte in einigen Tagen
die hysterische Hemianopsie beseitigt werden, es
blieb dann nur die concentrische Einschränkung
der Gesichtsfelder.
[Es besteht wohl keine Gefahr, dass das von J.
beschriebene Eunstprodukt mit organischer Hemi-
anopsie verwechselt werde.] M 5 b i n s.
76. Die BoUe des AlkoholB bei Bezuellen
PerverBionen, Epilepsie und anderen psyohi-
BOhen Abnormitäten ; von Prof. A. F o r e 1. (Deut-
sche med. Wchnschr. XX. 52. 1894.)
Nach F. giebt es 2 grosse Elassen pathologisch
yeranlagter Leute, deren pathologische Frädispo-
sition durch den Alkohol geweckt wird. Die erste
Elasse repräsentiren Die, die oft ein Produkt des
durch die Gelegenheitstrinkerei vergifteten Eeim-
plasma ihrer Vorfahren sind und als solche zur
Trunksucht neigen. Die zw^te Gruppe wird von
den Leuten gebildet, bei denen der Alkohol eine
noch latente psycho -pathologische Anlage ent-
weder weckt oder aber verstärkt, wenn sie durch
andere Einflüsse bereits hervorgerufen wurde, und
ausserdem noch solche Individuen, bei denen der
Alkoholgenuss einfach complicirend wirkt oder an
sich harmlose Symptome in solche umwandelt, aus
denen dem Individuum oder dem Oemeinwesen
Gefahren erwachsen. Diese Gruppe bildet eine
interessante Illustration für die Frage der schlum-
mernden hereditären Anlagen, die zu ihrer Ent-
wickelung der Gelegenheit und Uebung bedürfen,
beides um so weniger, je mehr die Anlage vorwiegt.
Auch bei den bekannten pathologischen Zuständen,
bei denen die seasueüen Perversionen auftreten,
kommt der Alkohol als ätiologisches Moment in
Betracht, ein Punkt, auf den bisher nicht Rücksicht
genommen wurde, unter den 7, aus einem grösse-
ren Material entnommenen Fällen F.'s sind solche
von Päderastie, Exhibitionismus u. s. w., in denen
die Delikte nur in Folge des Alkoholismus und
während einer akuten Intoxikation begangen wur-
den. Die Individuen waren sonst im Stande, ihre
perversen Neigungen zu beherrschen. Totalabsti-
nenz in Verbindung mit nur wenigen hypnotischen
Sitzungen genügte zum Theil, um völlige Heilung
herbeizuführen.
Die Art, wie der Alkohol im Stande ist, eine
hesiehende Epikpaie zu verschlimmem, eine latente
zu wecken, ist bekannt Es ist aber ein Frevel,
einem Epileptiker überhaupt Alkohol zu gestatten,
da er einmal in sehr vielen Fällen nicht massig
bleiben kann und ausserdem in Folge eines oft
nur ganz geringfügigen Alkoholgenusses in schwere
pathologische, gemeingefährliche u. s. w. Zustände
gerathen kann. In 4 der mitgetheilten FäUe han-
delte es sich um schwere GemeingeShrUoh'keit,
verursacht durch Alkoholexoesse. Einer der Fälle
ist noch dadurch interessant, dass das Individuum
wegen Todtschlages verurtheilt wurde, entgegen
dem Gutachten, da der Bezirksarzt, der den Eran-
ken nur flüchtig bei Feststellung des Todes seines
Opfers sah, die Unzurechnungsfähigkeit nicht an-
erkannte. Derartige Leute brauchen aber nicht die
jedem Laien geläufigen Symptome des Bausches
zu bieten. Die Zustände der Epileptiker sind ja
so schon oharakterisirt durch Amnesie, Beizbarkeit
und Neigung zu impulsiven Akten, alles Dinge, die
auch zu den Charakteristicis der Alkoholwirkung
gehören. Es sollte daher schon a priori leicht sein,
die deletäre Wirkung des Alkohols auf Epileptiker
sich vorzustellen. In einem 5. Falle handelte es
sich um traumatische Epilepsie, die durch chro-
nischen Alkoholismus unterhalten wurde, durch
Totalabstinenz total schwand.
YI. Innere UedictiL
81
Nach Ansiclit F.'s ist „die Zahl der psycho-
pathologiachen Symptome, die durch Alkoholgenuss
nnd Missbrauch erzeugt oder unterhalten werden,
fastunbegrenzt^^ Neben psychischen Erkrankungen,
deren alkoholische Natur allgemein anerkannt ist,
erw&hnt F. Alkoholmanien, Alkoholmelancholien
und fOhrt fOr erstere als Beispiel einen Kranken
an, der schon häufig wegen recidivirender Manie
in BnrghGlzli war und dessen Trinkexcesse man
als Folge der manischen Erregung aufgefasst hatte.
Seit Jahren sei dieser Pat vollständig geheilt, seit-
dem er völlig enthaltsam lebt Es ist besonders
zu betonen, dass der Alkohol die unangenehmen
krankhaften Symptome bei Psychopathen und
Nenropathen beträchtlich steigert Abstinenz bringt
da natürlich keine Heilung, wohl aber beträcht-
liche Besserung. Die Leute können auf die Art
wieder zu leistungsfähigen Menschen werden.
Morphinisten mfkssen vollständig abstinent von
geistigen (betränken werden, wenn von Heilung die
Bede sein solL Viele Aufregungzustände Oeistes-
kranker in Irrenanstalten kommen bei Festen u. s. w.
in der Anstalt in Folge des obligaten Alkohol-
genusses vor. In BurghOlzli ist daher, ebenso wie
in der Heidelberger Irrenklinik , der Alkohol für
die Kranken vollständig gestrichen. Das Warte-
personal verzichtete zum Theil freiwillig auf den
Aikoholgenuss in der Anstalt Der Alkoholgenuss
erregt nicht nur eine grosse Menge von Psy-
chosen und Neurosen, sondern er verschlimmert
nnd unterhält zahlreiche andere.
Für er (Marbach a. Bodensee).
77. Zur Behandlnng der narkotisohen Buch«
ten; von Dr. Smith in Marbach. (Münchn. med.
Wchnschr. XLI. 34. 1894.)
S. betont das häufige Zusammentreffen von
Alkoholiamus , Morphinismus u. s. w., sowie die
auch von anderer Seite vielfach erwähnte That-
sache, dass sich in einzelnen Gegenden plötzlich
Ärmliche Inseln von narkotischen Suchten ent-
wickeln. Eis handle sich hierbei meist um ein
ärztliches Yerschulden. Es seien die Ansichten
fiber Das, was man chronischen Alkoholismua
nennen solle, auf so laxen Grundsätzen begründet,
die den heutzutage herrschenden Trinkgewohn-
heiten entsprächen, dass es vorkomme, dass nicht
einmal der Ausbruch eines Delirium tremens den
Arzt veranlasse, einen chronischen Alkohoiismus
des Kranken zuzugeben. Viele Symptome des
chron. Alkoholismus (Nervenschmerzen, Agrypnie
u. s. w.) böten Anlass zur Verordnung von Mor-
phium, Cocain u. s. w. Die Entwöhnung vom
Alkohol könne nicht zu Hause vorgenommen wer-
den und nicht in kurzer Zeit erfolgen. Von Hei-
lung könne man nur dann reden, wenn der Kranke
vollkommen abstinent bleibe. Gestützt auf F o r e Ps
Autorität und auf eigene Erfahrung polemisirt S.
gegen Hirt 's Behauptung, man könne Trinker
durch nur wenige hypnotische Sitzungen derart
heilen, dass sie „massig*^ weiter trinken. Auch
der Morphinismus sei unter dem Gesichtspunkte
der Alkoholfrage zu behandeln. Es sei ganz ver-
fehlt, eine Heilung durch Substituirung eines ande-
ren Mittels anzustreben. In einigen Fällen von com-
binirter Morphium-Godeinsucht sei es am schwie^
rigsten gewesen, das Codein zu entziehen. Es
müsse von vornherein nach individualisirenden Ge-
sichtspunkten jegliches Narcoticum, und dabei der
Alkohol, entzogen werden. Ohne Alkohcd ver-
laufen die Entziehungen viel leichter imd der Er-
folg sei dauernder. Hiermit stimmen auch F o r e Ts
Br&hrungen überein. Alkoholexcesse geben häufig
Anlass zu Rückfällen. Die Entziehung des Alko-
hols sei leicht, da Abstinenzerscheinungen eigent-
lich nicht existiren. Eine dauernde Entwöhnung
sei schwerer zu erreichen, da heutzutage der herr-
schende Trinkzwang den Kranken fast mit Noth-
wendigkeit zum Rückfalle treibe. S. tritt gegen
die thörichte Auslassung Harn ack 's auf, der ja
bekanntlich in sdiwer erklärlicher Verkennung der
Thatsachen meint, man könne leicht berechnen,
ein wie grosses Contingent zu den Bewohnern
unserer Irrenanstalten der übermässige Alkohol-
genuss liefere, doch sei nicht abzusehen, wie sich
die Irrenhäuser u. s. w. erst füllen würden, wenn
wir keinen Alkohol hätten. Ein Arzt, der an einer
narkotischen Sucht leide, sei eine Gefahr für seine
Clientel, weshalb behördliche Vorkehrungsmaass-
regeln nöthig seien. F ü r e r (Marbach a. Bodensee).
VI. Innere Medicin.
78. Ueber Taberktüose. (Vgl. Jahrbb.
CCXLIIL p. 33.)
Tuberkulose bei Uiieren.
1) M>in Beitrag xur Kenninias der baciUären Pseudo-
tvherhdose der Nageihiere ; von Dr. Ku 1 8 c h e r. (Zeit-
sehr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. XVUI. 2. p. 327. 1894.)
2) Tkwereuioeie in eattle; by Freder. H. Osgood.
(Boston med. and surg. Joum. OXXXI. 3; Jnly 19. 1894.)
3) Tubereulosia among our neat caUle; by Fr. H.
Osgood. (Ibid. CXXXH. 14 ; April 4. 1895.)
4) I^tvalenee of bopinehtberciäoais ; by Dr. A a s t i n
Peters. (Ibid. CXXXI. 22; Nov. 29. 1894.)
5)Diagnos%8 andprevention of bovine tuberculosis ;
by Dr. J. F. Winchester. (Ibid.)
6) Ueber Sekwindeuehisaterbliekkeü in verschiedenen
Städten Deutsehlands, nebst Bemerkungen über Häufig-
keit der Rindertuberkulose; von Prof. 0. Bollinger.
(Mündm. med. Abhandl. I. Beihe, 21. Heft. München
1895. J. F. Lehmann. — Münchn. med. Wchnschr. XLH.
1. 2. 1895.)
Kutscher (1) fand im hygieinischen Institut
zu Qiessen bei einer spontan gestorbenen Maus
Peeudßtuberkulo^ der Lungen und als deren Er-
reger Bacillen, die sich von den bereits bekann*
ten Erregem von Pseudotuberkulose durch man-
cherlei Eigenthümlichkeiten unterschieden. Am
auffallendsten war, dass der neue Bacillus sich nur
82
TL Innere HedicüL
fOr Mftuse als pathogen erwies, weshalb E. vor-
schlägt, ihn BadUus pseudohibereuloais murium zu
benennen.
Osgood (2. 3), Prof. of veterinary snrgery in
Boston giebt einen kurzen Ueberblick Aber die
JRinderhiberkukm , deren Bedeutung, Häufigkeit,
Erscheinungen u. s. w. Bei der Diagnose hebt er
den ganz ausserordentliehen Werth derTuberkulin-
einspritzungen hervor. Er hat ausgedehnte Unter-
suchungen angestellt und mehrfach Thiere ge-
schlachtet, die allgemein für tuberkulös gehalten
worden waren, aber auf Tuberkulin nicht in der
typischen Art und Weise reagirt hatten. Eeins
von ihnen erwies sich als tuberkulös.
Peters (4) und Winchester (5) legen den
Bedeutung für die Binderiuberkuhae bei. Letzterer
allerdings mit der Einschränkung, dass die Ein-
spritzungen nur von erfahrenen Yeterinärärzten
gemacht werden. Es kommt vor, dass auch nicht
tuberkulöse Thiere nach der Einspritzung fiebern,
aber sie fiebern eben blos und zeigen nicht die
übrigen Erscheinungen der typischen Reaktion.
Peters spricht sich energisch dafür aus, dass die
Rindertuberkulose, die namentlich unter den Kühen
der städtischen Milchereien sehr verbreitet ist
(Ochsen und namentlich Kälber sind sehr viel sel-
tener tuberkulös), mehr beachtet werde. Man soll
die Thiere Öfter untersuchen und die Besitzer even-
tuell für die Vernichtung der tuberkulösen ent-
schädigen. Dass die Milch tuberkulöser Kühe sehr
gefährlich ist, darüber dürften keine Zweifel be-
stehen, über das Fleisch liesse sich von Fall zu
Fall entscheiden, sicherer sei es unter allen Um-
ständen, auch das Fleisch zu vernichten.
Die geradezu erschreckende HäufigkeU und die
Zunahme der Ihndertüberhuloee gehen aus den Zah-
len hervor, die Bollinger (6) zusammenstellt.
Im Schlachthofe zu Berlin wurden vom 1. April
1891 bis I.April 1892 15.50/o aUer Rinder tuber-
kulös gefunden. Königreich Sachsen (20 Städte) :
Bullen 12.070/0, Ochsen 14.41% Kühe und Kal-
binnen 24.92^/0 tuberkulös.
Schlachthof zu Leipzig :
^iS^ im^Sm. ^'^"^^ ^^"^ Kalbinnen Kühe
1888 ll.lVo 11.2«/o 7.30/t 5.0»/o 17.5V#
1889 14.9 11.8 13.7 9.18 19.4
1890 22.3 17.8 20.9 9.4 27.8
1891 26.7 18.4 27.7 13.2 31.1
Sohlachthaus zu Schwerin:
Berichtsjahr
Sämmtliohe
Binder
Ochsen und
Bullen
K«he
1886
10.70»/«
6.4*/.
12Ä3*/,
1887
11.03
4.9
13.50
1888
12.89
6.6
14.95
1889
12.35
6.5
14.52
1890
15.69
5.0
19.39
1891
18.60
6.9
23.37
1892
21.47
13.45
24.66
1893
26.60
21.46
28.5
1894
35.0
34.0
35.7
(I. Hallijahr)
Die starke Steigerung von 1893 auf 1894 wird
auf die Futtemoth des Jahres 1898 zurückgeführt
In Schwerin sind 2.9 — 3.2*/o aller geschlachteten
Sehweine tuberkulOs. Im Schlachthof zu Magde-
burg wurden 1893 — l%^^8ämmÜi6he, von MoUcereü
beeüzem und MUMiändlem gemäslekn Schweine
tuberkulös gefunden!
In Dänemark, wo zum Theil auf Betreiben von
Bang die diagnostischen Tuberkulineinspritznngen
im Grossen angewandt werden, scheinen etwa
40^/0 aller Rinder tuberkulOs zu sein. Auf einem
Oute reagirten 80<>/o aller Kühe, 40Vo aller Stiere
und Kälber in unzweifelhafter Weise. Trennt man
tuberkulöse Kälber rechtzeitig von den verdäch-
tigen Thieren und giebt ihnen nur gekochte Milch,
so können sie augenscheinliGh vollkommen gesund
werden.
Allgemeines. Äetiologie, Bakterio-
logie. Pathologische Anatomie.
7) lieber das Vorkommen der Lungentuberkulose in
der warmen Zone; von Dr. Eugen Hirschfeld.
(Deutsches Arch. f. klin. Med. LUX. 5 u; 6. p. 457. 1894.)
8) La tubereulose dans la raee jaune. (Gaz. des
Hop. XLVn. 143. 1894.)
9) Tuberkulose und Marine; von Dr. Feiice San-*
t i n i. (Der MiUtärarzt XXYin. 18—20. 1894.)
10) Bemarks on two kundred cases ofphthisis ; by
George G. Sears. (Boston med. and sorg. Joum.
CXXXU. ? 4 ; April 4. 1895.)
11) Pulmonary eansumption in the light of modern
research; by B. W. Smock. (Amer. Piaot and News
XIX. Jan. 26. 1895.}
12) Tubereulos%s, ils etiology and Prophylaxis ; by
F. A. Bottome. (New York med. Becord XLYL 23;
Deo. 8. 1894.)
13) The Channels of infeetion in iuberculosis ; by
G. Sims Woodhead. (Lanoet II. 17; Oct 27. 1894.)
14) 8ur laprdsence du badlle de la tubereulose dans
les cavites nasales de thomme sain; par J. Straus.
(Arch. de Med. experim. VI. 4. p. 633. 1894. — BulL de
TAcad. de Med. LYIII. 27. Seanoe da 3. JuiUet 1894.)
15) Einige üntersuekungen von Staub auf Tuberkel-
haeiUen; von Dr. MartinEirchner. (Ztschr. f. Hyg.
u. Infektionsktankh. XIX. 1. p. 153. 1895.)
16) üeber das Vorkommen von Tuberkelbaeillen in
der Butter; von Prof 0. Roth in Zürich. (Gorr.-BL f.
Schweizer Aerste XXIV. 17. 1894.)
17) Acute phthisie folkneing the destruetion ofthe
mueous mentbrane of the stomach by eorrosive fluide;
by W. Soltau Fenwiok. (Transact of theolm. Soc.
XXVn. p. 69. 1894. London. Longmans Green and Co.)
18) Liinfluenee de la grossesse ou deVidamqpsiesur
la produetion de la tubereulose; par le Dr. Eugene
vanMeenen. ^Flandre med. n. 14. 1895.)
19) J^ipilepste et Tubereulose; par Ch. Fere.
(lUd. 16.)
20) üd)er den Zusammenhang xseischen Trauma
und Tuberkulose; von Dr. Paul Guder. (Vjhrsohr. f.
gerichti. Med. VIL VEI. 1894; IX. 1895.)
21) Oonsanguineous marriages a cause of tuber-
eulosis: by John G. Birckett (Amer. Praot and
News XYin. Cot. 20. 1894.}
22) Beitrag xur Aettologie der SäugUngstuber-
kulose; von Dr. Walter Eempner. (Münohn. med*
Abhandl. 1. 17. München 1894 J. F. Lehmann.)
23) Eine Oontroluntersuchung der J an i 'sehen
Arbeit : ^ Ueber das Vorkommen von Tuberkelbaeillen im
gesunden Oeniialapparat bei Lungensckasindsueht ; von
Dr. Hans Walther. (Beitr. z. pathol. Anat o. allgem.
Patbol. XVI. 2. p. 274. 1894.)
YL Innere Mediciii.
3S(
24) Ueber Plaeeniarhiberkulose bewnRmd und ihre
Bexdehumg xur fötaim Ikiberkulose des Kalbea; von Dr.
R. Kockel u. M. Lungwitz. (Ebenda p. 294.)
25) Die Tuberkulose der menschlicken Plctcenta und
ihre Bexiekung xur congenitalen Infektion mit Tuher"
kutose; Ton Dr. Sohmorl n. Dr. EooieL (Ebenda
p. 313.)
26) ZurKennhnss von der Wirkungtodi&r Tuberkel-
baoiUen; von Dr. Alfred Masur. (Ebenda p. 256.)
27) Rieerehe sperimentali sui prodoUi tosaiei del
baeiilo tuberooHare; pel Prof. Maffncci. (Sperimentale
XLVm. 15. 1894.)
28) Zur KemUniss der Eiweisskörper in den Tu-
berkelbaeiUen; yon Dr. Karl Ritter v. Hofmann.
(Wien. klin. Wchnsobr. VII. 38. 1894.)
28) Ueber den Oellulosegehalt iuberkutöser Organe;
Yon Dr. ToyosakuNisbimura. (Arch. f.Hyg.XXI.
1. p. 52. 1894.)
30) Beiträge Mar Emährungsplwsiologie des 7W-
berkelbaeiOus; YoaB,FT0B}i9kueT n,'m.BeolL (Ztsohr.
f. Hyg. u. InfektionBkraokh. XVin. 1. p. 128. 1894.)
31) Ueber die Morphologie und systematische Stel-
lung des JkAerkelpilxes und über die Kolbenbildung bei
Aktinomykose und Tuberkulose; von A.Coppen Jones
in Davos. (Centr.-Bl. f. Bakteriol. u. Parasitenkde. XYII.
1. 2. 3. 1895.)
32) Suüa resistenxa dei baoiüi della tubereolosi in
aleuni prodoüi tubereolari in putrefaxione; pel Dott
G. P e r r a n d 0. (Rif . med. XI. 41 . 42. 1895.)
33) Ueber Homogenisirung und Sedimentirung des
Spu^em durch Verdauung; von Dr.RPanlnsin Davos.
(Corr.-Bl. f. Schweizer Aerzte XXY. 8. 1895.)
34) Der Nachweis des Tuberkeibaeülus im Sputum;
von J. Aman n in Lausanne. (Centr.-Bl. f. Bakteriol. u.
Parasiienkde. XYIL 15. 1895.)
35) Ueber Lungentuberkulose und bei ihr vor-
kommende Misehinfektionen ; von Dr. Carl 8 p e n g 1 e r.
(Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. XYIU. 2. p. 343.
1894.)
36) Ud)er Sekundär-Infeklionen bei Lungentuber^
kulose ; von Prof. Huguenin. (Corr.-Bl. f. Schweizer
Aerate XXIV. 13. 14. 1894.)
37) Die Lungentuberhdose als Mischinfektion; von
Dr. V. Wunsch heim. (Prag. med. Wchnschr. XX.
16—18. 1895.)
38) Complieations multiples dans un cos dephthisie.
Infeclion seeondaire ä staphylocoques ; par P. Haus-
halter u. Langenhagen. (Qaz. hebd. XU. 29.
1^4.)
39) Rapporti fra tubereolosi e diflerite; pel Prof.
LeonRevillod. (La tubereolosi HE. 2. 1895.)
40) Oareinom und Tuberkulose ; von Prof. R i b b e r t
in Zürich. (Münchn. med. Wchnschr. XLI. 17. 1894.)
41) Nknrose» viscerales multiples dans la tuber-
eulose humaine aigue et subadgue; par le Dr.Lere d de.
(Arch. de Med. ezperim. VII. 1. p. 87. 1895.)
42) Oontribution ä rstude de la pseudo-tubereulose
aspergtüaire; par le Dr. E. Kotliar. (Ann. de Tlnst.
Pasteur YHI. 7. p. 479. 1894.)
Aus der zuletzt erwähnten Arbeit von Bol-
linger (6) geben wir eine Tabelle wieder über
die SterhUehkeit an Lungmiiuberkukm aof 10000
Lebende berechnet :
1883 1886
bis bis
1885 1888
1. Wien . . .
69.29 61.28
2. Würzburg .
(48.45) (47.78)
3. Nürnberg . .
(45.80) 44.91
4. München . .
40.80 36.65
5. Frankfurt a.M.
38.44 (36.24)
6. Augsburg . .
35.84 33.93
7. Elberfeld . .
41.73 32.49
1889
1883
1892
bis
bis
bis
1891
1891
1893
53.95
61.51
47.0
45.93
46.97
41.6
44.98
45.16
41.7
34.51
37.32
30.8
34.52
36.42
29.1
36.74
35.50
33.4
31.54
35.26
28.1
1883 1886
1889
1883
1892
.
bis bis
bis
bis
bis
1885 1888
1891
1891
1893
8. Altona . .
. (36.65) 37.53
32.06
35.06
28.5
9. KöUi . .
. (36.06) 34.44
(31.51)
34.07
30.8
10. Breslau . .
. 35.30 34.12
30.39
33.27
40.1
11. Dresden .
. (38.30) (34.26)
30.08
33.05
28.1
12. Regensburg
. (40.18) 34.17
28.61
32.65
25.3
13. Leipzig . .
. (36.41) 30.15
29.94
31.64
25.8
14. Berlin . .
. 34.73 30.54
29.02
31.43
25.7
15. Hamburg .
. (33.73) 31.38
26.53
30.15
25.2
16. Magdeburg
. (32.50) 25.94
27.22
27.42
24.9
17. Chemnitz .
. •— (28.60) (25.44)
27.02
23.6
18. Stuttgart .
. 27.91 25.34
26.90
26.72
21.7
19. Görlitz . .
— 27.51
22.09
24.80
24.8
Es ergiebt sich daraus für die Mehrzahl der
Städte eine Abnahme; spedell für München wird
diese durch die Zahlen des pathologischen In-
Btitutes bestätigt:
Jahrgang ^^SZer Tuberkulose Procent
1889 626 206 32.9
1890 582 176 30.2
1891 612 185 30.2
1892 553 148 26.7
1893 564 141 25.0
Summe 2937
856
29.0
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 1.
Man ist wohl berechtigt, dieee Abnahme auf
die Verbesserung der hygieinischen Yerh<nisae
in den Städten, auf die Yerbeeserong der Eost der
Arbeiter, zum Theil wohl auch auf bestimmte pro«
phylaktische Maassnahmen zu beziehen.
Hirsohfeld (7) berichtet über die Sterblich-'
keit an Lungentuberkulose in Queensland. Aus
seinen Tabellen und Curven geht hervor, dasa in
Queensland, wo es im Ganzen fast noch einmal so
viel Männer wie Frauen giebt, das Yerhältniss der
an Lungenschwindsucht gestorbenen Männer und
Frauen 100:35 beträgt „Ursachen dieses Miss-
Verhältnisses : a) enorme Verbreitung der Tuber«
kulose unter den Polynesiem, die nahezu aus-
schliesslich Männer sind; b) Vulnerabilität zu einer
Periode, wo die Differenz in Zahl bei beiden Oe-
schlechtem am grössten ist und c) Ueberwiegen
der Einwanderung von tuberkulösen Männern über
die von tuberkulösen Frauen.^^ Im Allgemeinen
liegen die Verhältnisse in Queensland günstig.
Die Sterblichkeit an Tuberkulose beträgt auf
10000 Einwohner 13.2, wenn man nur die weisse
Bevölkerung in Betracht zieht, 9.1.
Dr. Er. Martin hat in der Nummer der^vue
scientifique vom 17. Nov. 1894 einen Aufsatz über
die Tuberkulose unter den Mongolen veröffentlicht
Aus der kurzen Anzeige dieses Aufsatzes in der
Oaz. des Höp. (8) geht hervor, dass die Tuber-
kulose bei den Mongolen zur Zeit noch eine seltene
Krankheit ist, dass aber nach Dr. M. der bevor-
stehende Einzug der europäischen Givilisation in
China u. s. w. hierin bald unliebsam Wandel
schaffen dürfte.
Der Vortrag, den Santini (9) bei dem XL
Internat med. Congress in Rom gehalten hat, ent-
hält nichts Besonderes. S. betont, wie wichtig es
5
u
YL Innere HedidiL
ist, die für die Marine Auszuhebenden genau auf
Tuberkulose zu untersuchen, er rftth auch die nur
„Disponirten" auszuschliessen und bespricht die
Yorsichtsmaassregehi auf Schiffen Schwindsüch-
tigen gegenüber.
Sears (10) hftlt für die Bnistehung der
Lungentuberkulose die Ansteckung für wesent-
lich wichtiger als die erbliche Uebertragung und
meint, es würde Manches besser werden, wenn
erst alle Leute wüssten, die Lungenschwindsucht
sei ansteckend, und sich dem' entsprechend yer-
hielten. Li Boston bekommen alle Schwindsüch-
tigen Zettel mit gedruckten strengen Yerhaltungs-
maassregeln, die noch kein böses Blut gemacht
haben und zum Theil sogar befolgt sein sollen.
Smock (11) und Bottome (12) nehmen
eine Mittelstellung ein. Die Bacillen haften und
wirken um so leichter, je empfänglicher der Boden
ist Therapeutisch iert ihre Vernichtung eben so
wichtig, wie die Kräftigung des Bodens.
Bine eingehende Betrachtung über „DieDispo-
aiiion des mensMichm Organismus x/ur chronischen
Irnngensehwindsucktf' stellt Dr. J. Oabrylowicz
in der Wien. med. Wchnschr. (XLIV. 40—42. 1 894)
an und kommt zu dem Brgebniss, dass die Haupt-
sache eine angeborene Kleinheit und Schwäche
speciell des rechten Herzens sein dürfte. Es giebt
auch Leute, die ein zu schwaches linkes Herz mit
auf die Welt bekommen haben, und das sind die,
die eine Anlage zu chrcmischen Herzfehlem haben.
Dr. K. Oppenheimer hat im Münchener
pathologischen Institut Untersuchungen „über die
GewichtsverhäUnisse des Körpers und der Organe bei
Tuberkulösen im jugendliehen ÄUer'' angestellt
(Münchn. med. Wchnschr. XLIL 20. 1895) und
kommt zu dem Brgebniss, dass beiPhthisikem das
Herz zur Zeit der Pubertät absolut und relativ zum
Körper zu klein ist Diese Kleinheit ist sicher
nicht eine Folge der allgemeinen Abmagerung. 0.
schliesst sich unbedingt der Ansicht Derer an, die
in einem xu kkinenBerxen eine Anlage xiur Lungen*
achwindsucht sehen.
Woodhead (13) geht ausführlich darauf ein,
auf wie verschiedenen Wegen der Mensch tuber-
kttlGs werden kann, und betont, dass man über dem
häufigen B^inn der Tuberkulose in den Limgen
die anderen Eingangspforten, Mandehi, Magen-
darmkanal u. s. w. nicht übersehen dürfe. Etwas
wesentlich Neues enthält der Vortrag nicht
Straus (14) hat denNasensoUeun von 29Qter
Sunden, die sich viel in den Phthisikersälen der
KrankenfaAnser aufhalten mussten, Meerschwein-
chen in das Peritonaeum eingeimpft 7 Thiere
starben an eitriger Peritonitis, 13 blieben gesund,
9 starben oder wurden nach einigen Wochen ge-
tOdtet und waren tuberkulös,
Kirchner (15) hat mehrfach Staub aus Räu*-
men, in denen zahlreiche Schwindsüchtige lagen,
untersucht und hat nur Imal auf dem Nachttisch
eines Kranken, neben dem Speiglase Tuberkel-
badllen gefanden. Er hUt die üebertingung der
Tuberkulose durch Luft und Staub für aus-
geschlossen, wenn der Auswurf und die sonstigen
Ausleerungen der Kranken (namentlich auch dünne
Stühle) sorgfältig aufgefangen, gut beseitigt und
die dabei verwandten Oefässe, sowie ihre Um-
gebung, gründlich desinfidit w^en.
[Roth (16) hat Proben von 20 aus verschie-
denen Handlungen bezogenen Butterstücken, \m 35^
geschmolzen, Meerschweinchen in die Bauchhöhle
eingespritzt 2 Proben erwiesen sich als virulent
und erzeugten Tuberkulose des Netzes, es besteht
also eine gewisse Infektionsgefahr durch Butter.
Yermeiden lässt sie sich dadurdi, dass man die
Butter aus gekochtem und nachher wieder ab-
gekühltem Bahm herstellt, waa ohne Beeintväch-
tigung des Wohlgeschmacks geht, da der anfongs
störende Kochgeschmack bei der Aufbewahrung
bald schwindet, besonders bei sorgfältiger Aus-
waschung. Dagegen bewährten sich Versuche,
Butter aus gekochter MUch herzustellen, nidit;
Qualität und Haltbarkeit waren sehr gut, die Quan-
tität aber zu gering. Ausreichend und auch für
die Butterfabrikation im Grossen geeignet würde
eine längere Erwärmung der Milch auf Tempera-
turen unter Siedehitze sein, wodurch dieTnberkel-
baciüen zuGhrunde gehen und die Buttergewinnung
nicht leidet W o 1 1 e m a s (Diepholz).]
Soltau Fenwick (17) berichtet über 2
eigene Fälle und einenFall vonRobert, in denen
sich eine sehr akut verlaufende Phthise bei erblich
nicht belasteten Leuten an ausgedehnte Zerstörun-
gen der Magenschleimhaut anschloss.
van Meenen (18) glaubt aus 2 Beobachtun-
gen einen befördernden Einfluss der Ekiampsie auf
die Tuberkulose annehmen zu sollen undF6r^ (19)
ist nicht abgeneigt, der Epüepsie unter Umständen
die gleiche Wirkung zuzuschreiben.
Guder (20) stellt imAnschluss an eine eigene
Beobachtung mit grossem Fleiss aus der Literatur
das Bekannteste von dem zusammen, was wir
über den Zusammenhang von Verlelxungen (Haut-
Verletzungen, Contusionen des Thorax u. s. w.) und
Ihiberkulose (Hauttuberkulose, Phthise u. s. w.)
wissen.
Birckett (21) meint, dass die Tuberkulose
durch Ehen zwischen Blutsverwandten wesentUoh
gefördert werde. —
Die folgenden Arbeiten beschäftigen sich mit
der viel umstrittenoi Frage nach der Vererbung der
Tuberkulose.
Kempner (22) giebt eine kurze Literatur-
übersicht, berichtet über 11 Fälle von SäugHngs-
tuberkulose aus dem Münchener pathologischen In-
stitut und eine eigene Beobachtung und kommt zu
der von Bollinger oft vertretenen Ansohaaung,
dass die Tuberkulose der Säuglinge nur ganz selten
angeboren sei, in der grossen Mehrzahl der Fälle
durch postßtale Ansteckung zu Stande komme auf
VL Innere Hedicm.
S5
Gnmd vor Allem einer ererbton, tseltener einer er-
worbenen Anlage.
Walther (23) hat zurControle der bekannten
Angaben Jani's im Leipziger pathologischen In-
stitiit Boden, Nebmhodm und Prostata von 12 an
chronifloher Toberkolose Oestorbenen genau auf
Bacillen untersuoht, ohne jemals etwas xu finden,
Daraas, so wie ans Ähnlichen Untersuchungen An-
derer Ksst sich wohl schliessen, dass das Vor-
kommen von TkdberkelbaeiUen in dm gesunden Oe^
sehMUstheäen männUeher SehwindsücMiger sehr
seUen ist,
Dass die Uebertragung der Tiiberkulose txm der
Mutter auf dm H>ha möglich und doch vidleicht
nicht gar so selten ist, beweisen die beiden folgen-
den Arbeiten aus dem pathologischen Institut zu
Ldpzig.
Kookel und Lungwitz (24) fanden 2mal
(unter etwa 200 FUlen) tuberkulöse FOten bei
Küken, die neben starker allgemeiner Tuberkulose,
namentlich auch ausgedehnte Tuberkulose des
Uterus und der Gofyledonen darboten. Die Ent-
wickelung der Schwangerschaft hatte nicht gelitten.
Der Uebergang der Tuberkelbacillen aus der mütter-
lichen Placenta in die des Fötus Hess sich mit
Sicherheit fidststellen. Zweifellos geht er nicht
leidit Tor sich; sei es, dass die Epithelien der
fötalen Plaoenta den Tuberkelbacillen einen kräf-
tigen Widerstand entgegensetzen, sei es, dass das
lodkere, gelatinöse zellarme Gewebe der fOtalen
Zotten und des Ghorion kein guter Nährboden fOr
die Bacillen ist Dazu kommt noch die sehr lockere
Va'bindung zwischen den mütterlichen und den
fötalen Theilen der Placenta bei den Wiederkäuern.
Alles das erschwert den uebergang der Tuberkulose
von der Mutter auf den Fötus ganz beträchtlich
und er wird nur bei s^ starker Erkrankung der
Placenta zu Stande kommen.
Trotzdem halten E. und L. die Infektion des
Fötus bei Kühen nicht für selten. Die Tuber-
kulose beschränkte sich bei den von ihnen unter-
suchten Föten in der Hauptsache auf die Leber
und die portalen, bronchialen und mediastinalen
Lymphdrüsen und da diese Lokalisation der Krank-
heit bei tuberkulösen Kälbern häufig ist, so könne
wohl auch die placentare Uebertragung nicht selten
sein. Die Beschaffenheit der Tuberkel liess darauf
sdiliessen, dass die embryonalen Qewebe für die
Entwiokelung der Tuberkelbacillen kein günstiger
Boden sind, und dass die fötalen Tuberkel eine
deutliche Neig^g zur Ausheilung besitzen (vgL
oben Bollinger [6]).
Die Arbeit von Schmorl undKockel (25)
bildet ein wertbvoUes Gegenstück zu der eben be-
BprochOTcn. 8 ehm. und K. hatten Gelegenheit,
3 an Tuberkulose verstorbene schwangere Frauen
zu untersuchen, und fanden bei allen dreien eine
zweifellose Ikiberkuiose der Phoenta, Zweimal han-
delte es sich um akute llüliartuberkulose, Imal, was
besonders hervorzuheben ist, um die gewöhnliche
chronische Lungen- und Kehlkopfphthise. Aus der
sorgfältigen Untersuchung der tuberkulösen Pia-
centen ging hervor : „dass die mit dem Blutstrom
eingeschwemmten Tuberkelbacillen gerade ebenso
wie in anderen Organen auch in der Placenta
tuberkulöse Veränderungen hervorrufen, welche
früher oder später auf die Zottenstämme über-
greifen und eine Yerkäsung derselben herbeiführe ;
dass unter solchen Verhältnissen einüebertritt von
Tuberkelbacillen in die fStalen Gewisse stattfinden
kann, ist ohne Weiteres klar.'' So ganz einfach ist
dieser üebertritt aber auch hier nicht. Wie bei
anderen tuberkulösen Erkrankungen auch kommt
es zu einer Thrombose der benachbarten OefSsse,
hier der Oapillaren der ergriffenen IZotten, und
damit ist die weitere Fortführung der Bacillen sehr
erschwert Wenn nun aber auch wirklich einzelne
Tuberkelbacillen in den kindlichen Kreislauf ge-
kmgen, so treffen sie im fötalen Körper augen-
scheinlich so ungünstige Verhältnisse an, dass sie
meist wirkungslos zu Grunde gehen. S c h m. und
K. fanden in den fötalmi Placentagefiässen bei allen
3 Frauen Tuberkelbacillen, aber nur einer der
Föten war tuberkulös. Die Bacillen sassen in den
Blut- und Lymphgefassen der Leber und in einer
portalen Lymphdrüse. Augenscheinlich treten die
mit dem Nabelvenenblut der Leber zugeführten
Bacillen sehr bald in die Lymphoapillaren über.
Die Leber selbst war ungeschädigt geblieben.
Schm. u. K. stellen die einscdilägige spärliche
Literatur zusammen (vgl. namentlich Lehmann:
Jahrbb. GCXLVL p. 122) und berichten in einem
Nachtrage noch über 2 weitere Fälle. Im 2. starb
das Kind 12 Tage nach der Geburt und man fand
bei ihm eine starke Verkäsung mit theilweiser Ver-
kalkung der iV^frennterim. Diese Beobachtung macht
es wahrscheinlich, „dass die in späterem Lebens-
alter auftretenden isolirten Nebennieren • Tuber-
kulosen intrauterin erworben sind". —
Dasselbe Heft der „Beiträge zur pathol. Anap-
tomie u. s. w." enthält noch eine 4. Arbeit über
Tuberkulose aus dem pathol. Institut zu Leipzig»
Hasur (26) hat in ähnlicher Weise, wie es schon
oft geschehen ist. Versuche über die IVirkung todier
Tubericetbaeiüm angestellt und ist auch zu ähnlichen
Ergebnissen gekommen wie Andere. Die todten
Bacillen rufen keine schweren Allgemeinerschei-
nungen hervor und tödten die geimpften Thiere
nicht, man findet bei den Thieren aber in den
Lungen tuborkelähnliche Knötchen mit Biesen-
zellen ohne Verkäsung, starke ehren, interstitielle
Pneumonie, stellenweise auch katarrhalische Pneu-
monien, entzündliche Veränderungen in den Nieren,
Pigmentanhäufung in der Milz, Erkrankungen der
GeAsse. Dabei ist es ziemlich gleichgültig, auf
welche Weise die Bacillen getödtet waren. Fasst
man diese und ähnliche Ergebnisse anderer ünter-
sucher zusammen, so kommt man zu der üeber*
Zeugung, „dass dm todtm TiAerhelbaciUen eine gif"
H^e Substanz inneuH>hnif und zwar wesentlich die«
36
VI. Innere MedioiiL
selbe Substanz, welohe den lebenden Bacillen die
Fähigkeit yerleiht, reizend oder zerstörend auf die
Zellen des Organismus einzuwirken'^
[Maff uoci (27) impfte in das subcutane Zell-
gewebe von Meerschweinchen sterilisirte Culturen
von Säugethier- und Hflhnertuberkulosa Die
Yersuchsthiere gingen unter den Erschdnungen
einer katarrhalischen Pneumonie, parenchymatöser
und interstitieller Nephritis, Myokarditis u. s. w.
an starkem Marasmus zu Grunde. Der Marasmuä
ist eine Folge der Einwirkung Umscher IVoditkte
der abgestorbenen TuberkelbaoiUen,
Weitere Untersuchungen zeigten, dass die
toxische Wirkung der tuberkulösen Stoffwechsel«
Produkte selbst nach 2 Jahren noch nicht zerstört
wurde; dass Culturen, selbst auf 100^ erwärmt
oder bis zu 14 Monate lang getrocknet, von ihrer
toxischen Kraft nichts einbüssten ; dass das Sonnen-
licht selbst bei einer Einwirkung bis zu 45 Tagen
die giftige Eigenschaft der Culturen nicht ver-
mindert Der Magensaft verhindert das weitere
Wachsen der Tuberkelbacillen, dagegen hat er auf
ihre toxische Kraft gar keinen Einfluss. M. kommt
zu dem Schlüsse, dass es hauptsächlich die toxische
Wirkung des abgestorbenen Bacillus ist, die das
Krankheitsbild der Tuberkulose erzeugt.
Smanuel Fink (Hamburg).]
Nach den Giften, überhaupt nach den einzelnen
chemischen Bestandtheilen der Tuberkelbacillen,
ist viel gesucht worden. Hof mann (28) fand in
ihnen 6 Arien von Eiweisskärpem : 1) In Wasser
lösliches Eiweiss (Albumin). 2) In verdünnten
S&uren lösliches Eiweiss (wohl hauptsächlich Glo-
bulin). 3) In verdünnten Alkalien lösliches Eiweiss
in dreierlei Form: a) durch Neutralisation des alka-
lischen Auszuges gefaUt (Addalbumin, vielleicht
aus Globulin entstanden) ; b) durch Ansäuern ge-
fällt; c) durch Alkohol gefällt. 4) In d^ gewöhn-
lichen Lösungsmitteln nicht lösliches Eiweiss, wel-
ches durch langes Kodien als Albuminat erhalten
wurde. Die gewonnenen Mengen genügten nicht
recht zu Thierversuchen. 3a und 4 erregten bei
tuberkulösen Meerschweinchen dieselbe Reaktion
wie das Koch 'sehe Tuberkulin.
E. Freund gab 1886 an, dass die Tuberkel
und das Blut Tuberkulöser OeUulose enthalten,
die im Blute Nichttuberkulöser fehlt Diese auf-
fallende und wenig beachtete Angabe hat Nishi-
mura (29) nachgeprüft und bestätigt gefunden.
Tuberkiäöse Organe enihaUen GelhUose, die Tuberkel-
bacükn nicht. Wahrscheinlich bilden also die im
Körper wachsenden Bacillen Cellulose.
Froskauer und Beck (30) haben das Ver^
halten der TkiberkelbaeiUen auf Nährböden von der
manmgfaehstenZusammensetxunggeipr^iiL Es zeigte
sich dabei, dass die Bacillen durchaus nicht so an-
spruchsvoll sind, wie man früher wohl annahm.
Im Gegentheil, sie können als sehr bescheiden
gelten, unter Anderem entwickelten sie sich in
einer Flüssigkeit von käufUcbem Anmopiumcar-
bonat 0.35<^/o, primärem Kaliumphosphat 0.15%
Magnesiumsulfat 0.25, Glycerin 1.5, also einer
Flüssigkeit sehr einfacher Zusammensetzung vor-
wiegend aus anorganischen Substanzen, nach etwa
4 Wochen langem Zögern (hemmender Einfluss des
Ammoniumcarbonat) vortrefiOich. Ein genügender
Ersatz für das Glycerin liess sich nicht finden.
Sämmtliche Nährböden, auch die am einfiBchsten
zusammengesetzten, zeigten bei tuberkulösen Meer-
schweinchen TuberkuUnwirkung.
Coppen Jones (31) macht darauf aufioaerk-
sam, dass wir den Tuberkelbacillus noch durchaus
nicht genügend untersucht haben und eigentlich
80 gut wie gar nicht kennen. Er sucht diese
Lücke einigermaassen auszufüllen und beschreibt
unter Anderem Gebilde, die den Aktinomyceo-
kolben sehr ähnlich sind und die den Tuberkel-
bacillus dem Aktinomyces und damit den Schimmel-
pilzen nahe bringen. Auf die Einzelheiten können
wir nicht genauer eingehen.
[Perrando (32) bestätigt die Angabe über
die grosse WiderstandsßhigkeU der TuberkeUxwiüen
gegenüber der FätUniss, Bei einer Fäulniss bei
24— 27^ bei der nach 10— 15 Tagen alle Bestand-
theile der Gewebe (Epithelzellen, Eiterkörperchen
u. s. w.) zerfallen, zeigen die TuberkelbaoUlen erst
nach 20 — 40 Tagen eine krankhafte Körnung und
sind nach 40 — 60 Tagen nicht mehr nachzuweisen.
In alten Leichen, in denen von den Lungen über-
haupt nichts mehr zu finden war, hat man in der
Paukenhöhle noch Tuberkelbacillen gefunden.
Fmanuel Fink (Hamburg).]
Paulus (33) beschreibt ausführlich ein von
Carl Spengler (vgl. 35) angegebenes Verfahren
der Homogenisirung und Sedimentirung des Spu-
tum durch Verdauung mit Pankreatinin, das nicht
zu umständlich und sehr zuverlässig sein soll.
A m a n n (34) homogenisirt den Auswurf durch
Verreiben zwischen mattgeschliffenen Glasplatten
und empfiehlt ein ziemlich complicirtes Sedimen-
tirungs- und Färbeverfahren.
Die umfangreiche Arbeit von Spengler (35)
stammt aus dem Laboratorium R Koch 's. Sp.
hat seine Aufmerksamkeit den MtschinfekOonen bei
der Phthise zugewandt und hat gesucht^ durch bak-
teriologische Untersuchung des Auswurfes, durch
bakteriologische und anatomische Untersuchung
des Leichenmaterials und durch Zusammenstellung
und Vergleich mit dem klinischen Verlaufe Ein-
sicht in die verschiedenen Krankheitsiypen der
Phthise zu gewinnen. 50 Fälle werden kurz
wiedergegeben und als Resultat zieht Sp. etwa
folgende Schlüsse :
1) Unter den tuberkulösen Phthisen giebt es nur
einen kleinen Proeentsatz unoompticirter Lungen-
tuberkulösen. Besteht in diesen reinen Fällen Fieber,
so ist die Ausbreitung der Tuberkulose erheblich
grösser, als man der physikalischen Untersuchung
nach vermuthen sollte, und die Prognose ist un-
gfQiMtig* Sie wird noch ungünstiger, falls eine
71. Innere Medioin.
37
Mischinfektion hinzukommi Diese F&Ile sind die
illr die ThiberkuUhbehandlung geeigneten.
2) Die meisten Falle von LungewpWnae ateüen
Strq^okokken-MisMnfeklionen dar, die man unter-
Boheiden kann in akliue: mit Fieber verbundene
und in passive: ohne Fieber. Die Diagnose der
(Mosn Hischinfektion wird aus der Untersuchung
des Sputum gemacht, das massenhaft Strepto-
kokken, stellenweise in Reincultur, neben wenigen
anderen Bakterien enthält Die Streptokokken
daidisetzen fast immer das Lungenparenchym und
erregen daselbst Entzündung. In diesen F&llen
bestehen oft alle die bekannten Erscheinungen der
Phthise : Fieber, Nachtschweisse, Appetitlosigkeit,
Abmagerung u. s. w. auch dann, wenn nur ganz
kleine tuberkulöse Herde Torhanden sind. Die
Schwere des Leidens h&ngt vielfach davon ab, ob
normales oder narbig verändertes, schiefrig indu-
rirtes Lungengewebe von der Infektion betroffen
ist, femer von der Ausdehnung der primären und
der sekundären Infektion, unter Umständen, aber
doch selten, bilden die Streptokokken im Lungen-
gewebe abgeschlossene Abscesse, von denen aus
imter zunehmendem Drucke durch Resorption gif-
tiger Stoffe hohes septisches Fieber entsteht Die
jhrognase der akiiven Str^iokokken-MiscMnfelUion
ist günstig, wenn sie eine Lokaltuberkulose com-
pUoirt, selbst örtlich beschränkt bleibt und recht-
leitig kUmoHsok behandelt wird. In ähnlicher
Weise wie die Streptokokken können auch Frän-
kel'sche Diplokokken, Tetragenus, vielleicht
audi Staphylokokken allein, femer Influenza- und
Pseudo-Influenzabadllen u. A. m. die Tuberkulose
oompliciren.
Die passiive Mischinfektion wird ebenfalls wie
die aktive aus der Cultur erkannt Treten die
Sekundärbakterien während mehrerer Sputum-
untersuchungen in wenigen Colonien auf, so rührt
Torhandenes Fieber nicht von der Mischinfektion,
Bondem von der Tuberkulose oder von anderswo
als in der Lunge sitzenden Infektionsherden her.
Ist kein Fieber vorhanden und findet man doch
sehr massenhaft Streptokokken, so wasche man
das Sputum zunächst recht sorgsam, um alle Bei-
mengungen aus den oberen Luftwegen fortzu-
schaffen, bleiben die Streptokokken auch dann noch
reichlich, so kann man auf das Vorhandensein von
Bronchiektasien und Cavemen schliessen.
Die Üierapeulisdien Folgenmgen aus diesen Er-
fahrungen ergeben sich von selbst Man soll sich
vor Allem bemühen, die Tuberkulose rechtzeitig
zu erkennen, so lange, als noch keine Sekundär-
infektion hinzugetreten ist, und soll sie dann „spe-
cifisch^^ (d. h. mit Tuberkulin) behandeln. Der
Hischinfektion ist nur durch gute Luft beizukom-
men. , Jn der Empfehlung der keimfreien Atmo-
sphäre der hohen See, der Wüste und des Hoch-
^birges decken sich die Forderungen der Wissen-
schaft und der Empiria^' Man kann in solchen
nUen verfolgen,, wie die Sekundärinfektion ver-
schwindet und die Tuberkulose bestehen bleibt
Ist das erreicht, ist aus der Mischinfektion eine
reine Tuberkulose geworden, dann tritt audi in
diesen Fällen das Tuberkulin in seine Rechte.
In vielfach ganz ähnlicher Weise wie Speng-
ler spricht sich auch Huguenin (36) über die
Misehinfekiion bei der Lungenphtkise aus. Er be-
tont zunächst, „dass Bacillencombinationen bezüg-
lich ihrer Produkte durchaus nicht blos eine Addi-
tion der Produkte der Componenten ergeben, son-
dern de focto etwas Neues und viel schlimmer
Wirkendes^ ein Gift von viel intensiveren Eigen-
schaften; ferner dass ein Bacillus, der durch irgend
welche Umstände seine Virulenz (eingebüsst hat , sie
durch Zusatz anderer Bacillen oder ihrer Produkte
wieder gewinnt^. Das macht die Mischinfektion bei
derLungenphthise, bei der vor Allem die pyogenen
Bakterien in Frage kommen, so gefährlich. In der
Lunge, im Auswurfe, im Blute und in den verschie-
densten Organen sind bei der Tuberkulose Strepto-
kokken und Staphylokokken nachgewiesen worden ;
augenscheinlich gelangen sie wesentlich leichter
aus der Lunge hinaus in den Blutstrom als die
TuberkelbaciUen. Wie viel im einzelnen Falle auf
ihre, wie viel auf Rechnung der letzteren zusetzen
ist, lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen.
Therapeutisch ist die Sekundärinfektion von aller-
grösster Bedeutung. Sie wird bekämpft durch
eine gute Luft. „Deshalb hat man auch längst die
gmndfalsche Meinung fallen lassen, ein fiebernder
Kranker gehOre nicht in das Hochgebirge: im
Oegentheil ein Kranker mit Eiterinfektion in der
Lunge und Fieber, das daher stammt, gehört erst
recht dahin und nur dahin !" Das Tuberkulin ist
in diesen Fällen schädlich, es kann nur bei reiner
Tuberkulose Nutzen bringen und auch hier nach
H.'s Erfahrungen nur dann, wenn keine erbliche
Belastung vorliegt Bei den „Hereditariem^* ist
die Reaktion oft zu stark und leitet eine anhaltende
Verschlechterung ein.
Der Vortrag von Wunschheim (37) zeichnet
sich durch eine eingehende Berücksichtigung der
gesammten einschlägigen Literatur aus, tritt den
Misehinfekiionen aber hauptsächlich von patho-
logisch-anatomischer Seite näher. W. schliesst mit
dem Elrgebnisse, „dass die tuberkulöse Lungen-
phthise sowohl in ihrem anatomischen, als auch
in ihrem klinischen Bilde keine einheitliche Er-
krankung darstellt, sondem ein Produkt verschie-
dener Infektionskrankheiten ist^.
In dem Falle von Haushalter und Langen -
ha^en (38) traten zu einer langsam in gewöhnncher
Weise entstandenen Longenphthise multiple Neuritis,
entzündliche Venenthiombosen, Endokarditis, Abscesse
im Herzmuskel hinzu, Erscheinungen, die H. u. L. nach
der bakteriologischen Untersudiune des Blutes und des
Abscesseiters auf eine Sekundärinfektion mit StaphyUn
eoccus aureus zurückfahren.
Bevillod(d9) meint nach einigen Beispielen,
dass zwischen Tuberkulose und Diphtherie zum
mindesten insofern gewiss^ Beziehungen beständeni
38
YL Innere Medidn.
als beide dasselbe Terrain, dieselben Constitutionen
bevorzugen.
Bibbert (40) beschäftigt sich mit dem neuer-
dings irieder besonders beobachteten und unter-
suchten Zusatnmenvarkommen von Krebs und Tuber-
kulose, Seine Fälle, in denen die Tuberkulose zwar
nicht durch den Bacillennachweis, wohl aber
durch die Knötchen- und Biesenzellenbildung sicher
festgestellt werden konnte, scheinen B. dafOr zu
sprechen, dass neben anderen entzündungerregen-
den Ursachen auch die Tuberkulose einmal die
von B. als grundlegend fOr die Entstehung des
Krebses angesehene subepitheliale Bindegewebe-
wuchenmg anregen kann (Jahrbb. CCXLYI. p. 120).
Wir möchten daran erinnern, dass Andere den
Zusammenhang zwischen Krebs und Tuberkulose
anders aufCassen. Clement, ein Schüler von
Lubarsch, hat über 4 einschlägige Beobachtun-
gen berichtet (Jahrbb. CCXLYLp. 121) und kommt
zu dem Ergebnisse, dass gelegentlich durch die
Krebswirkung eine latente Tuberkulose zum Aus-
bruche gebracht werden kann, bez. dass durch
sie auch solche Organe tuberkulös werden können,
in denen sonst Tuberkulose ausserordentlich sel-
ten ist
Leredde (41) macht auf einen beiderTuber-
kulose bisher wenig beachteten anatomischen Be-
fund aufmerksam, auf eine ausgedehnie Zeüennekrose,
namentUdbi in Leber und Nieren. Die Nekrose
findet sich bei akutem und subakutem Verlauf, d.h.
dann, wenn die Tuberkulose sich in ihrem Verlauf e
den akuten Infektionskrankheiten nähert, sie geht
ohne eigentliche entzündliche Erscheinungen ein-
her, ist aber doch derart, dass sie sehr wohl im
Leben erkennbare Stönpgen verursachen kann.
Als ihre Ursache sind wohl sicher infektiöse Gifte
anzusehen.
K 0 1 1 ia r (42) endlich hat Untersuchungen über
eine eigenthümliche Form der Pseudotuberkulose
angestellt Bei Thieren xmd ganz vereinzelt auch
bei Menschen hat man eine Krankheit beobachtet,
die anatomisch und klinisch durchaus der Tuber-
kulose glich, aber lediglich durch Aspergillus
fumigaius hervorgerufen wurde. K. stellt diese
mykotische Pseudotuberkulose der bekannteren bah-
terieUen (tuberculose zoogtöique; Jahrbb. CCX.
p. 229, CCXXIL p. 121, CCXXIX. p.227 u. 228,
CCXXXLp. 118) gegenüber und machte an Tauben
Untersuchungen darüber, in welcher Weise der
Aspergillus den ergriffenen Körper schädigt Es
zeigte sich dabei, dass an eine Giftwirkung wohl
nicht zu denken ist, eher könnte man annehmen,
das Schädigende sä der grosse Sauerstoffverbrauch
des auswachsenden Pilzes. (Fortsetzung folgt)
79. Neuere Arbeiten ttber Diphtherie-
Heilsemm. Zusammenstellung von Dr. Brück-
ner in Dresden. (Vgl. Jahrbb. CCXLV. p. 147.)
1) On tke physiologicdl aetion ofcmtitoxm in diph-
theria; by G. P. Hackenberg. (Amer. Pract and
ITews XXl. 3. p. 93. 1895.)
2) /. The importanee ofhnouikdge ofthe diphiheria
cuüure test. II, Ä preliminary refort on aome experi-
tnents looking to the production ofdvphiheria antitoxme ;
by A. P. Ohlmacher (Geveland med. Oaz. X. Z.
1895.)
3) (her de eonirdle der immumserende kraehi eian
antidiphiherisch serum en deredenen, UKtaromheteerum
van Roux op du oogenhlik de voorkeur verdient; door
Prof. C. H. Spronck. (Nederl. Weekbl. I. 10. 1895.)
4) Vergleiehende Untersuchungen xur Bestimmung
der Stärke des Behring'sehen und Boux'schen Heil-
serums; von Dr. Janoweki. (Centr.-BL f. BakterioL
u. Parasitenkde. XVn. 7 u. 8. p. 236. 1895.)
5) Over Janowski's eontrdle en vergeU^kmg van
het antidiphtherüisch genees-serum van Roux, Beh-
ring - Ehrlieh en Aronson; door Prof. C. H.
Spronck. (Nederl. WeekbL I. 12. 1895.)
6) Ueher die Wirkung des Diphtherieheilserums auf
die Nieren und das Herx; von C. v. Eahlden. (Centr.-
f. allg. Pathol. n. pathoL Anat VL 3. 4. 1895.)
7) Rieerehe clini(^ e sperimentali suüa tossina ed
antitossina difteriea; per i Dott G. Zagari ed A. Ca-
labrese. (lUf. med. XI. 48. 1895.)
8) Em Faü von septischer Diphtherie mit Beh-
ring's Antitoxin behandelt. Exitus letalis; von Dr. K.
Oppenheimer inMünchen. (Münohn.med.Wchn8Ghr.
XU. 43. 1894)
9) Some addüional experiences wiih Behring 's
diphiheria-antitoxin and some remarks on the use of
L öffl er 's toluoUobäion ; by £ d w i n J. E uh. (Med.
News LXVI. 4. p. 100. Jan. 1895.)
10) Sopra aUri 3 casi di diflerite farinfea e larin-
gea, eurati col siero di Behring; nota olinica del Dott.
D a m i e n 0. (Bif. med. XI. 39. 1895.)
11) The so called j^antitoxine'^ in the treatmeni of
diphtheria, with foureases; byW. Cheatham. (Amer.
Pract and News XIX. 1. 1895.)
12) Erfahrtmgen aus der Praxis über die Serum-
therapie; von I. Faber, II. Bertololy, IIL Ley.
(Ver.-Bl. d. PfiÜz. Aerzte XL 1. 1895.)
13) Zur Heil- und Qiflwirkung desBehring 'sehen
Serums; von A. Seibert (New Torker med. Mon.-
Sehr. Vn. 1. 1895.)
14) Zur Serumbehandking der DuMherie; von Dr.
Alex. Pavlik. (Wien. med. Presse XXXVI. 5. 1895.)
16) B ehr ing 's Diphiherie-HeHserum an sieh selbst
erprobt; von Dr. Kadivoj Simone vic. (Wien. med.
Presse XXXVL 6. 1895.)
16) Erfahrungen aus der Praxis über die Serum-
therapte; vonL Dr. Sally Kaufmann, IL Dr.Faber.
(Ver.-Bl. d. PM2. Aerzte XI. 2. 1895.)
17) Note sur le traüement de Ia diphthMe par la
sirotherapie, (Serum antitoxique de Behring , serum
artifidel de Hayem); par les Drs. E. Tor den s et
Naawelaers. (Jonni. de Med., deChir. et dePhar«
macoL UH. 5. 1895.)
18) La sieroterafia antidifleriea e la tracheotomia
neUo spedale pediatrteo Meyer; per i Dott A. San-
tnooieR. Mncci. (Sperimentale XT.TX. 5. 1895.)
19) Notes on cases of diphtheria treated with anti-
toadn; by Ernest L. Marsn. (Glasgow med. Jonoi.
XLni. 3. 1895.)
20) AUri 14 casi di diflerite eurati col siero anti-
diflerico; nota olinica del Dott A. Damieno. (Rif.
med. XL 64. 65. 1895.)
21) La sieroterapia antidifleriea neirinstitt4to pedia-
trteo di Firenxe; del Prof. G. Mya; (Sperimentale
XLVni. 34. 1894.)
22) Die bisherigen Erfahrungen in der Serum-
iherapte im Stadtkrankenhause %/uRiga; vonDr. Bach-
holz. (Petersb. med. Wchnschr. XX. 5. 1895.)
23) Zwei Fälle von septischer Diphtherie mit Heil-
serum behandelt; von Dr. P f e i f e r in Weida. (Therap.
Monatsh. IX. 2. 1895.)
24) üeber einen mit Behring'schem Beilserum
TL Innere Hedidn.
B9
hAtmMten Faü diphiherüüoher Larytixsienose; von
Dr. £. Simon. (Münchn. med. Wchnsdir. XLII. 9.
1895.)
25) Weiiere Erfahrungen mit dem Dipktherieserum ;
▼OB Prof. H. ▼. Ranke. (Münohn. med. Wchnschr.
XUL 8. 1895.)
26) Die Behring'sehe Sertimtherapie cMf dem
Lande; Ton Dr. B. Handler in Erdwii (Slavonien).
(Wien. med. Presse XXXVI. 6. 1895.)
27) La eirumUUrapie ä Lyon; par J. Dreyfns.
(Lyon med. XXYIL 5. p. 146. 1895.)
28) Ueber die Serumbehandltmg der Diphtherie; von
Dr. W 1 1 1 a n e r. (Therap. Monatsh. IX. 2. 1895.)
29) Erfahrungen über Serumbehandhmg bet Diph-
ikerie; von Dr. Wilh. v. Mnralt (Ck>ir.-Bl. f.Sohwei-
ler Aerzte XXY. 5. 1895.)
^ 30) Berieht über die Beobachtungen der chiruraisehen
Klinik xuZärieh ilber die Serttmtherapie der Diphtherie;
von Dr. Blattner. (Ebenda p. 141.)
31) Die in BaUe a. S. mit dem aus städtieehen Mit-
iein besehafften Diphtherieheileerum gemachten Erfah-
rungen; msammengestellt von San.-Bath Dr. ßisel.
(Dentsche med. Wchnschr. XXI. 10. 1895.)
32) Sugli ineonvenienti deüa sieroterapia anti-
difteriea; del Prof: Mya. (Speiimentale XUX. 6. 1895.)
33) Peptonurie nach Serumbehandhmg der Diphr
tkerüis; von Dr. Heokel. (Münohn. med. Wchnschr.
XUL 8. 1895.)
34) An endemie of dipMheria apparently stopped
hgtheuseofantitoxin; by F. Gordon Morill. (Boston
med. and snrg. Joom. GXXXn. 4. 1895.)
35) lieber Immunisirung bei Diphtherie; von Prof.
A.Johannessenin Ghristiania. (Deutsche med. Wo*
chenschr. XXI. 13. 1895.)
36) Behring^ 8 BeOserum und das Wasaerstoff-
euperoxyd; von Dr. I. Nendörfer. (Wien. med. Wo*
chenschr. XLV. 2-^. 1895.)
37) Ueber das Beileerum bei der Diphtherie; von
Hoftath Prof. Dräsche in Wien. (Wien. med. Wo-
chenschr. XLY. 6—8. 1895.)
38) Epilog xwr Bieilserum^Debcttte; von Prof. Max
Kassöwitz. (Wien. med. Presse XXXVI. 6—8. 1895.)
39) Aerxtltehe Stimmen über und gegen Behring
und sein Eeilserum; heransgeg.vonDr.Carl Oerster,
Kararzt in Braunfels a. d. Lahn u. s. w. Stuttgart 1895.
A. Zimmefs Verlag (Ernst Mohrmann).
40) Gases of dtphtheria treated wüh and tüithotU
ihe antitoxin; by Romulus A. Fester. (Med. News
LXVL 5. 1895.)
Hackenberg (1) weist auf die Wichtigkeit
der persönlichen Disposition hin. Schwere Erkran-
kung an Diphtherie ist der Ausdruck einer grossen
Disposition. Die Disposition kann zeitlich eine
yerachiedene sein, je nachdem die Verhältnisse der
Resorption des Giftee günstig oder ungflnstig sind.
Das Antitoxin ist kein eigentliches Gegengift Es
▼erhindert die Besorption, indem es in gewissen
Zeilgrnppen molekulare ümlageningen veranlasst,
sie unempfänglich gegen das Diphtheriegift macht
H. schlägt vor, die Kranken mit ihrem eigenen
Serum (durch Auflegen eines Blasenpflasters ge-
wonnen) zu behandeln.
Ohlmacher (2) betont denWerth einer bak-
teriologisohen Diagnose der Diphtherie, namentlich
angesichts der Serumbehandlung. Er fordert von
jedem Arzt, dass &r die bakteriologische ünter-
Budiung, welche mit einfachen Mitteln ausführbar
ist, selbst macht Weiterhin beschreibt 0. sein
Verfahren der Antitoxinbereitung. Er stellt eine
Bouilloncultur her, über welche eine Woche lang
ein feuchter Luftstrom geleitet wird. Das Fütrat
dieser Oultur wird in steigenden Mengen Pferden
eingespritzt, deren Serum zur Behandlung ver-
wandt wird.
Spronck (S) verglich durch Versuche an
Meerschweinchen das HOdister Serum und das
von RoHX gelieferte. Er stellte die Prüfung an
mit einem Diphtheriegift, welches 5mal stärker
war, als das Behring-Ehrlich'sche Normal-
gift. Es stellte sich heraus, dass das Pariser Serum
(welches nur in einer Stärke abgegeben wird) stär-
ker war, d. h. mehr Immunisirungeinheiten ent-
hielt, als das stärkste Höchste Serum. Auch
Fränkel, der im Besitze des Ehrlich^schen
Giftes war, fand, dass das Serum von Roux als
ein 200fadies Normalserum anzusehen sei. Das
Pariser Serum unterscheidet sich weiterhin vor-
theilhaft von dem Höchster Erzeugniss durch den
fehlenden Garbolsäurezusatz , durch die Art der
Abgabe in nur einer Stärke und vor Allem durch
den billigeren Preis. Der Schluss der Arbeit
(Serumherstellung in Utrecht) ist nicht von allge-
meinem Interesse.
Zu abweichenden Resultaten kam bei ähnlichen
Versuchen Janowski (4). Er fand, dass das
von Roux hergestellte Serum dem Behring'-
schen Serum Nr. 1 im Antitoxingehalt gleich-
kommt, d. h. dass die französische Bezeichnung
1 : 50000 der deutschen von 60 Immunitätseinhei-
ten entspricht Eine Nachprüfung des Höchster
Serum ergab, dass in 1 com der Dosis Nr. I wirk-
lich 60, in der Dosis n 100 I.-E. vorhanden
waren, wie es die Aufschrift angab. Das Aron-
son'sche Serum enthielt in Iccm 90 L-B., ent-
sprach also beinahe der Dosis U von Behring.
Nach französischer Bezeichnung entspricht es einem
Antitoxingehalt von 1:90000. Das Behring'-
sehe Serum ist am theuersten. Das Aronson'«
sehe und das Roux 'sehe Serum sind im Preise
etwa gleich. Für die Privatpraxis zieht J. das
Behring'sehe dem Roux 'sehen Serum vor, da
jenes in 10 com (Dosis II) eben so viellmmunitäts-
einheiten enthält wie dieses in 20 com. Für die
Krankenhäuser ist des billigeren Preises halber das
französische Serum vortheilfaafter.
Spronck (5) bemängelt die Berechnung Ja-
nowski's, da dieser in seinen Versuchen das
Gewicht der zur Prüfung verwandten Meerschwein-*
chen nicht in Betracht gezogen hat und auch sonst
nicht mit genügender Genauigkeit ver&hren hat
Nach der Ausführung von & lässt sich die Schutz-
kraft (nach Roux) eines Serum, welches nach
Behring - Ehrlich bestimmt ist, nach der
Formel berechnen R <« 100 X B , wobei B die
Anzahl Immunisirungseinheiten bedeutet, welche
das Serum besitzt Dabei ist vorausgesetzt, dass
Roux zur Bestimmung seines Serum sich der
lOfaohen tödtlichen Minimaldosis des Diphtherie-
giftes bedient. Das thut er aber nicht; sondern er
40
YL Lmere
benutzt eine Menge Diphtheriegift, welche die
Thiere in 48 Standen tOdtet Um das Leben eines
Thieres zu retten, welches diese Oiftmenge er-
halten soll, muss man etwa ^/s deijenigen Serom-
menge verwenden, welche nothwendig. ist, um die
lOfache tödtliche Minimaldosis unschädlich zu
machen. Zieht man dies in Betracht, so muss die
oben aufgestellte Formel lauten R <» 500 X B oder
R
B — g^. Nach dieser Berechnung entspricht
die Dosis Nr. I von Behring einem Boux 'sehen Serom
von 30000,
die DosisNr.n vonBehring einemBonx 'sehen Serom
von 50000,
die Dosis Nr. in von B e h r i n g einem B 0 u X 'sehen Serum
von 70000.
Das von Spronck geprüfte Pariser Serum besass
153 L-E., d. h. es besass eine Schutzkraft von un-
gefähr 76500. Enthält das A r o n s o n 'sehe Serum
nach Janowski's Berechnung 90 L-K, so muss
es also eine Schutzkraft von 45000 (nicht 90000)
besitzen. Besitzt es aber die Schutzkraft 90000,
so enthält es 180 I.-E.
V. Eahlden (6) suchte der Frage von der
oft behaupteten, aber nicht bewiesenen schädlichen
Wirkung des Heilserum auf Nieren und Herz durch
pathologisch - anatomische Untersuchungen näher
zutreten. Er spritzte einer Anzahl Kaninchen und
Meerschweinchen Höchster Serum I in verfaältniss-
mässig grossen Mengen ein. Die mikroskopische
Untersuchung der Nieren und des Herzens liess
keinerlei Veränderung erkennen. Die Untersuchung
der Nieren, welche von 2 mit Serum behandelten
Diphtheriekindem stammten, machten auf v. E.
nicht den Eindruck, als ob „die Veränderungen das
Maass des Gewöhnlichen überschreiten''.
In gleicher Richtung bewegen sich die Unter-
suchungen vonZagari undCalabrese (7). Sie
spritzten Versuchsthieren (Kaninchen), gesunden
Kindern und chronisch Nief^ikranken Heilserum
ein und studirten dessen Einwirkung auf den Kör-
per. Aus den Untersuchungen geht hervor, dass
die Einverleibung des Heilserum meist eine Tem-
peraturerhöhung (im Mittel 1^ C), seltener eine
Temperaturemiedrigung hervorrief. Die Tempera-
turemiedrigung schien abhängig zu sein von dem
Oehalte an Carbolsäuie. Nur ein Mal zdgte sich
bei Verwendung carbols&orehaltigen (Behring'-
schen) Serums eine Temperaturerhöhung. Der
Puls war nach den Einspritzungen voller und
kräftiger als vorher, namentlich wenn das Serum
keine Garbolsäure enthielt Die Anzahl der rothen
Blutkörperchen und der Hämoglobingehalt deis
Blutes nahmen nach den Einspritzungen ab. Ob
darin eine Wirkung des Serum allein oder des
darin enthaltenen Antitoxins zu erblicken ist,
müssen weitere Untersuchungen entscheiden. Die
bei der Serumbehandlung so oft beobachtete Urti-
caria ist sicher nur eine Wirkung des Serum, nicht
des darin enthaltenen Antitoxins. Z. u. C. konnten
sie am 7. Tage nach der Einverleibung von reinem.
Hundeserum bei einem gesunden Kinde beoBachienl
Weder einfachea Serum, noch DtpJUheneheüserum
haue den geringsten Einfiues auf die NierenthäHg"
keUy sowohl bei gesunden Kindern, als auch bei
Kranken mit chron. Nephritis. Bei einem Nephri-
tiker trat nach der Einspritzung von Diphtherie-
heilserum erhebliche Herzschwäche ein. (Chro-
nische interstitielle Nephritis.) Weitere Versuche
von Z. u. C. sollten feststellen, ob das Antitoxin
mit dem Urin ausgeschieden wird. Sie spritzten
zu dem Zwecke Versuchsthieren Urin ein, welcher
von gesunden, mit Serum behandelten Kindern
stammte und durch C^m&erZand'sche Kerzen fil-
trirt war. 12 Stunden später wurden die Thiere
mit virulenten Diphtherieculturen infidrt. Sie leb-
ten nicht erheblich länger als die Controlthiere,
welche nur Diphtherieculturen erhalten hatten.
Auch diese Versuche sollen weiter fori^iesetzt
werden.
Eine andere wichtige Frage ist diejenige nach
dem Orte der Antitoxinbildung. Nach dem jetzigen
Stande unserer Kenntnisse müssen wir annehmen,
dass das Antitoxin von allen den Geweben gebildet
wird, welche durch das Diphtheriegift verändert
werden. Die subcutane OedemflQssigkeit der mit
Diphtherie inficirten Thiere besitzt nach den Er-
fahrungen von Z. u. C. hervorragend starke immu-
nisirende Eigenschaften. —
Die Casuistik der Serumbehandlung lief»!
wiederum eine ansehnliche Zahl von Erfahrungen
am Krankenbett. Ueber einzelne Falle berichten
folgende Beobachter :
Oppenheimer (8): 47sjShr. Knabe. Beginn der
Erkrankung unter dem bilde einer folUknlaren Angina.
Am 5. Krankheitstage grauer Belag aaf beiden Tonsillen«
Foetor ex ore. Starke Drüsensohwelinng. Albuminurie.
Einspritzung von 6 com Behring II. Danach Besserung
des Allgemeinbefindens und des örtlichen Prooesses. Zu-
nahme der Albuminurie. Am 5. Tage nach der Ein-
spritzung Tod an Herzlähmung.
Kuh (9): 1) 7jähr. Mädchen. Mit Heiserkeit er-
krankt. Ganz geringer Belag auf beiden Mandeln. Am
6. Tage Aushusten einer Pseudomembran. Einspritzung
von 1 0 ccm B e h r i n g H. Wegen Stenoseerscheinungen
Intubation. Tod an Bronchopneumonie.
2) 5jähr. Mädchen. Ausgebreitete Hachenerkrankung.
Am 2. Krankheitstage Einspritzung von 600 L-E. Nach
24 Stunden war der Bachen gereinigt Am 10. Tage nach
der Einspritzung ausgebreitetes Erythem. Nebenbei war
das Kind örtlich mitl^/976r'soherToluo]lösung behandelt
worden. Die Mutter des Kindes erkrankte ebenfalls.
Sie wurde nur mit der Löfßer'wihea Lösung behandelt
und genas.
3) ISmonat. Kind (Bruder des vorigen) erkrankte
mit Fieber. Sofortige Serumeinspritzung. Genesung ohne
weitere Folgen.
4) l^iihr. Mädchen. Rachenerkrankung, Kehlkopf-
croup. Einverleibung von 1000 L-E. Oertliche Behand-
lung mit Löffler'sßhßi Lösung. Besserung. Am 5. Tage
nach der länspritzung Ruck&ll. Nach Einverleibung
von weiteren 600 L-E. Genesung.
5) ISjähr. Mädchen. Raohenerkrankxmg. Am 2. Tage
Einspritzung von 9 ccm Behring!. Zugleich örtliche
Behandlung nach Löffler. Trotzdem zunächst Zu-
nahme der Beläge im Rachen. Am 7. Tage war der
Hals rein.
TL Lmere Medioin.
it
BA allen Kranken, ansser Nr. 3, waren L5f f-
ler'sche Bacillen nachgewiesen. Euh h< die
Löffler^BchB Toluollösung fQr ein wichtiges unter-
stQtztmgsmittel der Antitoxinbefaandlang bei Misch-
infektionen. Bei follikulärer Angina wirkt die
Löffier^BCitLe Lösung abortiv.
Damiano (10) in Verbindang mit Prof. Massei:
1) ISjfihr. Mädohen. Auf beiden Mandeln weissliches,
guikäörmiges Exsudat Bakteriologisohe Diagnose. Nach
Einspritzung von 600 1.-E. in 24 Stunden H^ung.
2) ^änr. Kind. Ersoheinungen von zunehmender
Eehlkop&tenose. Rothune des Kaohens. Intubation.
Dabei Auswürgen einer Membran. Einspritzung von
600 1.-E. Nach 48 Stunden Heilung. BakteriologiBche
Untersuchung (jedenfalls aus äusseren Gründen) negativ.
3) 6jShr. Mädohen. Nach 2monat, fast ununter-
brochener Krankheit (schwerer Scharlach mit Reddiv)
Auftreten von Fieber, Delirien. Ausgebreitete ortliche
Erkrankung, schwerer Allgemeinzustand, Nephritis. Zu-
nächst (am 4. Tage) Einspritzung der ersten, am folgenden
Tsge der dritten Behring *schen Dosis. Nach 2 weite-
ren Tagen Einspritzung der zweiten Höchster Heildosis.
Erst von dieser Zeit an entschiedene Besserung, auch der
nephritisoben Erscheinungen. Heilung. Die bakterio-
logische Untersuchung ergab neben DiphtheriebaciUen
die Anwesenheit von Staphylo- und Streptokokken. Die
Beobachtung zei^ deuthch den günstigen Einfluss des
Serum auf die Nieren. Wenn dieser Öfter ausbleibt, so
hat die Serumbehandlung zu spät eingesetzt und es ist
bereits zu unausgleichbaren anatomischen Yeränderungen
in den Nieren gekommen (Versuche von Enriquez und
Hallion).
Cheatham (11) : 1) lljähr. Mädchen. Ausgebrei-
teter örÜicher Prooess im Kachen. Am 3. Tage Ein-
spritzung von 10 com Höchster Serum n. Nach einer
2. Einspritzung am nächsten Tage schnelle Heilung.
2) 5jähr. Knabe. Rachenerkrankung, Kehlkopf-
stenose, Intubation. Am 3. Tage Serumbehandlung.
Schnelle Heilung.
3) 6jähr. lädchen. Rachen- und Nasenerkrankung.
Am 3. Tage Serumbehandlung. Schnelle Heilung.
4) 15monat. Kind. Rachenerkrankung, Croup. Sehr
schwerer Zustand. Intubation. 2 Einspritzungen an
2 auf einander folgenden Tagen. Yoraussichtlich gute
Prc^gnose. Noch in Behandlung.
Auf Omnd einer literaturzusammensteUung kommt
Ch. zu dem Schlüsse, dass das Heilserum ein wiricsames
Mittel gegen Diphtherie ist, welches in jedem Falle des
Yersuches wertii ist Es wirkt nicht im Sinne einer
direk|ten Oiftzerstörung, sondern indirekt durch Ein-
wirkung auf die Organzellen.
Faber (12): 6, zum Theil sehr schwere Fälle
mit gOnstigem Ausgang. F. zieht aus seinen Be-
obachtungen folgende Schlüsse: Die erste Wirkung
des Serum ist die in der Besserung des Allgemein-
befindens sich ausdrückende Entgiftung desKOrpers.
Nach 12 Stunden scheinen die Bacillen abgetOdtet
zu sein. Nach 2 — 3 Tagen stossen sich die Be-
iSge los. Nephritis scheint bei der Serumbehand-
lung seltener zu sein und schneller zu schwinden
als sonst Die Herzschwäche ist auf die diphthe-
rische Infektion, nicht auf das Serum zu beziehen.
Bei frühzeitiger Behandlung eignet sich auch Croup
für die Serumbehandlung.
Berthololy(12): 5 Mle mit Ausgang in Genesung.
Sbmal wurde Urticaria, einmal Fiebersteigerung mit
Schmerzen in den Beinen, im Nacken als Nebenwirkung
beobachtet.
Ley (12): l'/ajähr. Kind mit Rachendiphtherie und
beginneodem Croup. Nach Einspritzung der I. Beh-
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 1.
ring 'sehen Dosis sohnelle Heilung bis auf geringfSgige
anhaltende Heiserkeit.
Seibert (13): 9 Fülle, 1 Todesfall. Der ungünstige
Ausgang trat bei einem mit schwerer Herzschwäche zur
Behandlung gelangenden Kinde ein. 5 Kinder hatten
mittelschwere Diphtherie, welche unter der Serum-
behandlung in auftauend kurzer Zeit abheilte. Bei
2 Kindern war liUTuxstenose vorhanden, welche einmal
die Intubation notiiwendig machte, während sie das andere
Mal nach 8 Stunden Tollständig schwand. Ein Kind war
durch schwere AUgemeioinfdrtion (hoher Puls, Eiweiss-
und Blutgohalt des Urins) ausgezeichnet 12 Stunden
nach der Einspritzung war der Uiin frei von Blut Nach
4 Wochen stellte sich eine Gaumenlähmung ein. Ein
Kind bekam am 10. Ta^ nach der Einspritzung einen,
nach 36 Stunden schwmdenden masemähnhchen Aus-
schlag und im Anschluss daran mit Fieber verlaufende
schmerzhafte Anschwellungen der grösseren Gelenke,
welche auf Verabreiohung von salioylsaurem Natron zu-
rückgin^n. Nach Verlauf einer Woche trat unter noch-
maliger Fiebersteigerung eine Anschwellung der Nacken-
drüsen und (nach Verlauf von 2 Tagen) ein neues fieber-
haftes vielgestaltiges Exanthem auf. Schmerzhafligkeit
der Beine blieb noch lange zuriiok. Bei einem zweiten
Kinde trat am 9. Tage eine Urticaria auf. Nach S.'s An-
sicht sind die Nebenwirkungen nicht den Antitoxinen,
sondern den gelegentlich im Blute der serumspendenden
miiere vorhandenen Stoffen zu verdanken, welche durch
die Sterilisation nicht zerstört werden. 2mal wurde die
Schutzimpfung mit Erfolg ausgeführt
P a V 1 i k (14) : 7 Fälle mit bakteriologisch gesicherter
Diagnose. Alle Kinder genasen. Ein Kind hatte eine
leichte, 5 hatten schwere Bachendiphtiierie. Sin 6. Kind
war mit diphtherischer Kehlkopfstenose behaftet Albu-
minurie ist einmal erwähnt, und zwar vor der Ein-
spritzung.
Simonovic (15) hat 6 Kinder, darunter 2 mit
Group des Kehlkopfes, erfolgreich mit Serum behandelt
Er hatte (Megenheit, die günstige Wirkung des Mittels
an sich selbst zu erproben. Er erkrankte an Diphtherie
und spritzte sich die einfache Behrin^*sche Heildosis
3mal, am 1., 2. und 5. Krankheitstage, em. Zu gleicher
Zeit wurde der Bachen mit starker Lösung von Liquor
ferri gepinselt Nach den Einspritzungen stellten sich
Wärmegefühl in der Haut, Mattigkeit ein. Am 10. Tage
trat ein Erythema exsudativum mit stärkeren Gelenk-
schmerzen, 2 Tage später ein AnflEÜl von Herzschwäche
auf. Am 15. Tage fühlte sich S. vollkommen gesund.
Die bakteriologische Untersuchung des Bachenbelags
hatte Diphtheriebadllen und Streptokokken ergeben.
Kaufmann (161): 5 Fälle mit bakteriologisch ge-
sicherter Diagnose, in welchen unter der Serumbehand-
lung schnell Heilung eintrat. Bei 4 Kranken war der
KeMkopf ergriffen, darunter 2mal recht schwer. Die
estige Wirkung des Seram trat etwa 36 Standen nach
Einspritzung zu Taee. Schädliche Nebenwirkungen
konnten nicht festgestellt werden.
Faber (1611): 20 Kinder und 2 Erwachsene. Von
den Kindern starben 2, ein moribund eingeUeferter 6jähr.
Knabe an Herzschwäche und ein 7monat Mädchen an
capiUärer Bronchitis. Bei 6 Kindern war Kehlkopfcroup
vorhanden, der in Heilung überging. In den letzten
17 Fällen war der Urin frei von Eiweiss. Auf Hämo-
globin wurde im Urin von 4 Kranken mit Hülfe des
Spektroskopes ohne Erfolg gefahndet Urticaria ent-
wickelte sich einnud an der unp&telle 4 Tage nach der
Einspritzung bei einem Erwachsenen, ein fieberhaftes,
masemähnliohes Exanthem bei einem Kinde am 13. Tage
nach der Impfong. Bei diesem Kranken waren ausserdem
schmerzhafte Gelenkanschwellungen und (am 15. Tage)
schmerzhafte Anschwellung beider Nebenhoden nach-
weisbar. Dasselbe, zur Einspritzung verwandte Serum
fahrte bei einem abderen Kinde keinerlei derartige Er-
scheinungen herbei.
TordeuB u.Nauwelaers (17) behandelten 2 Kin-
6
42
TL Innere MedicuL
der, welche Uiniscli die Ersolieinim^ einer Angina
pseudomembranacea darboten, mit Behring' sonem
Serum. Beide genasen rasoh. Bei dem einen Kinde
waren Diphtheiiebacilien nachweisbar, bei dem anderen
nioht ifie Kranken worden zu gleicher Zeit örtlich mit
einer Fapainlösong und mit Wasserspray behandelt, er-
hielten innerlich oenzoesanres Natron. Von 16 Croup-
kindem, welche der Serumbehandlung unterworfen wur-
den, genasen 11 ohne Operation; eins wurde tracheo-
tomirt und geni», 4 starben nach der Operation. Bei 11
von diesen 16 Kindern konnte der Löffler'spheBacUlus
nachgewiesen werden, bei 5 fanden sich nur Kokken.
Mas dieser an ,|Pseudodiphtherie*^ erkrankten Kinder
musste tracheotomirt werden und genas.
Es wirkt also das Serum auch günstig auf die
Pseudodiphtherien ein. T. und N. legten sich
daher die Frage vor, ob die Wirkung des Heilserum
wirklich darin enthaltenen Toxinen zu verdanken
sei oder nur dem Serum an sich, der Salzlösung.
Sie behandelten auf Qrund dieser Ueberlegung
6 Croupkinder, von welchen 3 mitLöffler 'sehen
Bacillen, 3 mit Kokken infidrt waren, mit künst-
lichem, Hayem 'sehen Serum (Kochsalz 5.0,
schwefelsaures Natron 10.0, Wasser 1000.0). Von
jeder der beiden Qruppen starb ein Kind nach der
Tracheotomie, wflhrend die 4 anderen ohne Opera-
tion genasen. T. und N. ziäien aus diesen Be-
obachtungen den Schluss, daas das künstliche
Serum den Laiynxcroup günstig beeinflusst, wenn
auch nicht in dem Maasse wie das Heilsemm. Es
kann das künstliche Serum als Nothbehelf dienen
in Fällen, in denen Heilserum nioht zur Hand ist
Santucci und Mucci (18) machten ihre ErCnh-
rungen nur an Groupkindem. Sie verwandten in 13 von
20 Croupföllen Heilserum. Sie ziehen die Tracheotomia
media aUen anderen Operationsverfahren vor und fuhren
sie ausschliesslich aus. Von den 13 mit Serum Behan-
delten starben 3 ■■ 23<^/o) von den 7 ohne dasselbe Be-
handelten 4 «— 57^0* lisst man von den 13 mit Serum
behandelten und verstorbenen Kindern eins, das sterbend
in's Hospital gebracht wurde, ausser Betracht, so stellt
sich die Sterbuchkeit auf nur l^/^. Rechnet man diesen
Kranken der Reihe der ohne Serum Behandelten zu, so
berechnet sich bei diesen die Sterblichkeit auf 62.5®/o.
Dies ist aber die durchschnittUohe MortalitätzifPer der
Tracheotomie im Hospital Meyer, wo die Untersuchun-
gen angestellt wurden.
Marsh (19) theilt breit und sehr ausführlich 6 Be-
obachtungen aus dem City Fever Hospital, Belvidere zu
Glasgow, mit. Da ursprünglich nur wenig Serum zur
Yerfögung stand, konnten nur die Schwerkranken der
Behandlung unterworfen werden. Das verwandte Serum
stammte aus dem British Institute of Preventive Mede-
cine. Die Krankengeschichten sind in Kürze die folgenden :
1) 4jähr. Mädchen. Seit 8 Tagen Heiserkeit. Im
Hospital Entwickelung einer ausgesprochenen Rachen-
und Kehlkopfdiphtherie. Keine Albuminurie. Einspritzung
von 20 com Serum. Danach Aushusten von Membranen.
Begrenzung der Rachenerkrankung. 2 Tage nach der
Einspritzung Hals rein, Athmung frei. Auftreten eines
masemähnlichen Ausschlags. Im Urin Spuren von £i-
weiss. Später Erkrankung an Scharlach, Genesung.
Bakteriologische Untersuchung: Diphtheriebaoillen.
2) Ijähr. Knabe. Seit 3 Tagen Husten, welcher
croupösen Beiklang bekam. Rachendiphtherie, beginnende
Kehlkopfetenose. Puls sehr beschleunigt. Einspritzung
von 15 com Serum. Am nächsten Tage Zunahme der
Stenose, Herzschwäche. Nochmalige Einspritzung (9 ccm),
Stimulantien. Tod. Bakteriologische Untersuchung : Diph-
theriebacülen. Sektion: Rachendiphtherie, Laryngitis,
Bronchitis. Im Respirationsapparaf keine Faeudomem-
branen.
3) 14monat Mädchen. Seit einiger Zeit Husten, seit
3 Tagen Fieber. Der Husten nahm croupösen Charakter
an. Kein Rachenbelag. Rhinitis. Beginnende Kehlkopf-
stenose. Im linken unteren Lungenlappen beginnende
pneumonische Verdichtung. Herzschwäche. Einspritzung
von 12 ccm Serum. Am nächsten Tage Tod unter den
Anzeichen der schwersten Intoxikation. Bakteriologische
Untersuchung : Diphtheriebacillen und Streptokokken.
4) S^l^mr, Knabe. Seit 3 Tagen heiser. Rachen-
diphtherie, Crouphusten, Bronchitä. Einspritzung von
20 ccm Serum. Am nächsten Tage Besserang. Husten
lockerer. Puls besser, langsamer. H^ung. Bakterio-
logische Diagnose : Diphtheriebacillen.
5) Etwa ^ähr. Mädchen. Seit 3 Ta^en heiser.
Rachendiphtherie, leichte Stenose. Einspntzung von
20 ccm Serum. Am selben Tage Herzschwäche, Zunahme
der Stenose, Tracheotomie. Am nächsten Tage Zunahme
des Rachenbelags. 2mal Einspritzung von 10 ccm Serum.
Tags darauf Aushusten von Membranen. Verlängertes
Exspirium über der rechten hinteren Bmstseite. nerz-
schwäche. Tod. Bakteriologische Untersuchung: Diph-
theriebacillen und zahlreiche Kokken. Sektion : Rachen-
diphlherie. Croup des Kehlkopfes, der Trachea und
Bronchen. Bronchopneumonie mi rechten Unterlappen
und linken Oberlappen.
6) 3V4Jähr. Knabe. Seit 11 Tagen fleber und Heiser-
keit. Rachendiphtherie. Keine erhebUdhen croupösen
Symptome. Einspritzung von 20 ccm Serum. Danach
Aushusten von Membranen. Am nächsten Tage Abnahme
des Fiebers und der Pulszahl. Spur von Albuminurie.
Nach 2 weiteren Tagen Rachen frei von Belägen. Husten
im Schwinden. Im Urin Spuren von Eiweiss. Heilung.
Bakteriologische Untersuchung : Diphtheriebacillen xmd
Streptokouen. Ausser dem Serum wurden ein Spray
von concentrirter Borsäurelösung, innerlich Sublimat und
Eisenchlorid angewandt
D a m i e n 0 (20) : 13 Kinder im Alter von 2—6 Jahren,
ein 65jähr. Mann. Von den Kranken hatten 5 nur eine
Rachendiphtherie, 9 Croup des Kehlkopfes. Von den
ersteren Kranken starb einer (65jähr. Mann mit schwerster
Intoxikation). Von den Croupkranken mussten 7 intubirt
werden, während 2 ohne Operation genasen. Von den
Operirten starben 2. Die bakteriologische Untersuchung
wurde 12mal ausgeführt Es fanden sich 5mal nur Diph-
theriebacillen, 5mal Bacillen und Kokken, 2mal nur
Kokken. Die beiden letzteren Fälle betrafen die Croup-
kinder, bei welchen sich keine Operation nothwendig
machte. Doch hat in dem einen der beiden Fälle sicher
echte Diphtherie vorgelegen und es ist der negative Aus-
fall der Untersuchung in Bezug auf Diphtheriebacillen
äusseren Umständen zuzuschreiben. D. bediente sich in
der Mehrzahl der FSUe des Behring 'sehen Serum.
Mya (21) berichtet über 18 Beobachtungen aus der
Kinderklinik zu Florenz. Es handelte sich um 2 Kinder
mit rein diphtherischer Angina, um 5 Kinder mit gleich-
zeitig beginnendem Croup. Diese genasen sämmÜich.
Von 10 Kindern mit vorwiegenden Croupsymptomen
starben 2. Ein letztes Kind kann für die neurtheilung
der Serumbehandlung nicht in Betracht gezogen werden,
da es eine „Kokkendiphtharie'^ mit Bronchopneumonie
hatte. Bei den Kindern mit ausschliessUcher Rachen-
erkrankung fiel die schnelle Abheilung, der rasche Tempe-
raturabfall auf. Bei einem dieser Kinder trat nach der
Einspritzung ein Herpes facialis et auricularis auf. Aus
der sehr günstigen Croupstatistik will Mya wegen der
geringen Anzahl der Fälle keine Schlüsse ziehen.
Mya hat 100 Kinder mit primärem und sekun-
därem Croup bakteriologisch untersacht und nur
ein einziges Mal keine DiphtheriebaciUen finden
können (bei dem oben erwähnten Kinde). In Be-
zug auf die Miachinfektion mit Eäterkokken ist er
71« Innere MedioiiL
43
der Aneiohtf dass die Staphylokokken das klinisclLe
Bild der Diphtherie nicht yerftndem, bez. die Viru-
lenz der Diphtheriebaoillen nicht erhöhen, wie aus
Thierrersuchen hervorgeht. Dagegen ist die C!oin-
hkudäcn mit 8trept(Aokken sehr gefährlich. Die
Streptokokkeninfektion ist eine sekundAre. Man
findet die Streptokokken selten im Anfang der Er-
krankung, meist erst in späteren Stadien, wenn
sowohl der <hrtliche Prooess, als auch die Intoxika-
tion weit Torgeschritten sind. Unter 90 Beobach-
tungen war in % der Fälle Staphylooooous aureus
und albus neben Diphtheriebaoillen voriianden,
Bmal der Streptococcus.
Buchhoiz (22) berichtet aus dem Stadtkranken-
haose zu Riga überEr&hningen an 9 Kindern und einem
Erwachsenen. 1 Kind muss ausgeschaltet werden, da es
3 Std. nach der Einspritzung bei der Tracheotomie starb.
Bei 3 Kr. ging die Tollstfindig ausgebildete Kehlkopf-
stenoee nach der Senuneinspritzung zurück (was der
Chefarzt des Krankenhauses in seiner Privatpraxis auch
einmal beobachtete). Bei einem Kranken war die Stenose
im ersten Beginn und machte keine weiteren Fortschritte,
bei einem anderen wurde die Tracheotomie nothwendig.
Doch liess sich bereits am 4. !ßEige die Kanüle entfernen.
Ein weiteres Kind starb nach der Tracheotomie. £Sb
hatte neben einer grossen Struma Streptokokkenpneu-
monie, war vielleicht auch tuberkulös und kam spät in
Behandlung. Weitere Todesfälle (bei 2 Kr. war die Be-
obachtung nooh nicht abgeschlossen) kamen nicht vor.
Die bakteriologische Untersuchung ergab bei dem oben
erwähnten Kranken überwiegend Kokken, spärliche
Bacillen. In 4 Fällen waren Diphtheriebacillen vorhan-
den, in 4 weiteren fehlt die bakteriologische Diagnose.
Der Urin war Imal während des ganzen Verlaufes ei weiss-
frei, 3mal vor und 3mal nach der Einspritzung eiweiss-
haltig. 2mal konnte vor der Einspritzung kein Urin er-
halten werden. Aus der Temperaturcurve liessen sich
keine Schlüsse ziehen. Der Puls besserte sich nach
den Einspritzmigen, ebenso das Allgemeinbefinden, der
Appetit, der Schlaf. Von Nebenerscheinungen war Imal
ein geringföfiges Erythem, Imal ein kleinneckiger Aus-
schlag mit Störane des Allgemeinbefindens vorhanden.
Auseeproohene limmungen konnten nicht festgestellt
werden.
2 Beobaohtangen von P f e i f e r (23) : 1) 6}ähr. Knabe.
5. Krankheitstag. Schmutziger, stinkender Rachenbelag,
Kehlkopfstenose. Einspriteung zweier Fläsohschen
Höchster Serum I. Am nächsten Tage Stenose fort-
bestehend, wesentliche Besserungdes Allgemeinbefindens,
Abgrenzung der Raohenbeläge. Einspritzung von 10 com
Höchster Serum n. Tags <&rauf Bachen äst gereinigt,
Kehlkopf frei, fieberlos. Beginnende Beconvalescenz.
2) ^ähr. Knabe. Schwere septische Diphtherie. Am
2. Krankheitstage Einspritzung von lOccm Höchster
Serum L Am nächsten Tage Besserung des Allgemein-
befindens, Abgrenzung und Aufquellen der Beläge. Am
4. Tage Hals gereinigt
Simon (24). IQmonat Kind. Bachendiphtherie,
beträchtliche Kehlkopfstenose. LihalationvonKalkwasser
und SublünaÜÖsung. Am nächsten Tage Verschlimme-
rung. Operation verweigert Einspritzung von Höchster
Serum L Im Verlaufe von 4 Tagen vollständiger Büok-
gang der Stenose, Beinigong des Halses. Genesung. S.
knüpft an diese Erfahrong die Mahnung, die Serum-
behandlung namentlich dann einzuleiten, wenn die Er-
laubttiss zur Operation verweigert wird oder die äusseren
Verhältnisse für deren Ausführung sehr ungünstige sind.
Die nfichsten Arbeiten berichten über grössere
Yersuchsreihen.
Y. Bänke (25) bat in der Hünobener Kinder-
klinik an 86 weiteren Kranken günstige Erfahrun-
gen gesammelt und ist zu der Ueberzeugung ge-
langt, „dass wir in dem Behring'schen Serum
ein Heilmittel erhalten haben, das an Wirksamkeit
alle bisher bekannten Mittel gegen Diphtherie weit
übertrifft". 67 Er. wurden von Prof. Buch n er
bakteriologisch untersucht Bei 8 von ihnen fan-
den sich DiphtheriebaoilleQ in Beinkultur, bei
56 «>■ 83.6*/o mit Streptokokken vermischt In
3 Fällen konnten keine Diphtheriebacillen nach-
gewiesen werden. Von den 85 Kr. hatten 54 «■
63^/o bei der Aufiiahme Larynxstenoae, bei 37 «s
43.5<^/o mUBSte die Intubation ausgeführt werden.
Im Ganzen starben 16 «— 18.8<>/o, von den Intu-
birten 11 — 29.7«/o. In denJahren 1887—1893
(vor der Serumbehandlung) schwankte die Qe-
sammtmortalität zwischen 42.2 und 57^/e, die
Sterblichkeit der Operirten zwischen 59.5 und
75.4%. Es kam auch früher in etwa 5<^/o der Fälle
vor, dass sich eine voiiiandene Stenose unter der
Behandlung zurüekbildeto. Unter der Serum-
behandlung trat dieses glücklidheEreigniss 17mal,
d. h. in 31.7% der Fälle ein. Der bei Beginn der
Behandlung gesunde Kehlk(q>f wurde in keinem
Falle nachträglich ergrififen. Die Intubationsdauer
ist unter dem Einfluss der ßerumbehandlung eine
kürzere geworden. So konnte z. B. vor derSerum«-
zeit der Tubus weggelassen werden nach 24 Std.
in 8«/o, nach 4 Tagen in 36.7% der Fälle, wäh-
rend derSerumbehandlung in 18.5, bez. 3.7% der
FäUe.
Im Durchschnitt wurden auf 1 Er. 1129 I.-E.
verwendet Bei 20 Er. musste 2mal, bei einem
3mal eingespritzt werden. Von 9 mit septischer
Diphtherie behafteten Eindem wurden 7, darunter
2 mit Eehlkopfistenose geheilt Der Beginn der
Behandlung fiel bei den meisten Eranken (51) auf
den 2. bis 4. Tag. Nebenwirkungen (Ausschläge
und einmal eine fieberhafte OelenkafPektion) sind
auch hier verzeichnet Dagegen wurden direkt
schädigende Wirkungen auf das Herz, auf die
Nieren und andere Organe nicht beobachtet . Die
Todesursadie war 3mal Herzlähmung, lOmal ab-
steigender Group und Pneumonie, 2mal eitrige
Drüsenentzündung, Imal septische Allgemein-
infektion.
V. R findet es in hohem Grade inhuman, dass
der Preis des Mittels ein ganz unverhältnissmässig
hoher ist, und regt eine wirksame Abhülfe dieses
Uebelstandes an.
Handler (26) hält es für angezeigt, gegen-
über der in der k. k. Gesellschaft der Aerzte in
Wien stattgefundenen Diskussion seine unter sehr
ungünstigen Verhältnissen gesammelten Erfahrun-
gen zu veröffentlichen. Er machte bei 32 Er. Ein-
spritzung^ zu Heilzweeken. Yen 28 dieser
Eranken,. bei denen der Eehlkopf frei war, starben
2, von 4 Croupkranken 3. In 37 Fällen führte H.
die Schutzimpfung aus, 35mal mit Erfolg. Bei
einer ^nzen Anz(^ der Eranken konnte ausser
44
YL Innece Medioin.
der Serumeinspritzang eine weitere Behandlung
nicht Yorgenommen werden. Interessant ist die
Mittheilnng, dass von der croatisch - slavonischen
Landesregirung die Serumbehandlung der Diph-
therie obligatorisch gemacht worden ist.
Dreyfus (27) berichtet über weitere Erfah-
rungen mit Heüserum aus der Charitö zu Lyon.
Die ersten Versuche hatbereitsRabat mitgetheilt.
Es wurden daselbst im Ganzen vom 15. Oct 1894
bis zum 21. Jan. 1895 78 Diphtheriekranke mit
Serum behandelt. Davon starben 15 «» 19.29®/o.
Yen den 15 Verstorbenen müssen 5 abgerechnet
werden, welche gleichzeitig an Typhus, Pneumonie,
Dannkatarrh u. s. w. erkrankt waren. Alsdann
stellt sich die Sterblichkeit auf 10.82% gegen
50% in den Vorjahren. Ein Kind, welches mori-
bund eingeliefert wurde, musstetracheotomirt wer-
den und starb. Alle Groupkranken, welche ein-
gespritzt und intubirt wurden, genasen. 3mal trat
beim Versuch der Intubation Laryngospasmus ein.
Dann genügte Gocainisirung des Rachens oder
Mdite Ghloroformnarkose, um die Operation zu
ermöglichen. Imal wurde der Tubus wiederholt
durch Membranen verstopft. Es genügte die Ein-
führung eines neuen Tubus, um das Athmungs-
hindemiss zu beheben. Imal trat nach der Ein-
spritzung ein polymorphes Erythem, einige Male
Urticaria auf.
Im Diaconissenhaus zu Halle wurden von Wit-
taue r (28) 35 Kinder und 1 Erwachsener mit
Serum behandelt. Die Epidemie war eine schwere
(Winter 1894). 16 Er. kamen innerhalb der ersten
3 Tage, 9 zwischen dem 4. und 5. Erankheits-
tage, die übrigen später zur Behandlung. 29 Kinder
erhielten die zweite, 5 die erste, 2 die dritte Beh-
ring'sehe Heildosis. Am 2. Tage nach der Ein-
spritzung waren die Beläge meist gelockert und an
den Rändern abgehoben, am 3. Tage geschwunden.
Das Fieber war gewöhnlich schon nach 24 Std.
geschwunden, das Allgemeinbefinden wesentlich
gebessert Bei den Tracheotomirten konnte die
Kanüle meist schon am 5. oder 6. Tage entfernt
werden. Von den 36 Kr. starben 5, darunter
4 Tracheotomirte. Es beträgt damit die Sterblich-
keit aller Kranken 14:^1^ diejenige der Operirten
(20 an der Zahl) 20o/o. 11 Kinder hatten oder
bekamen Nephritis, 2 QaumensQgellähmung. Die
weitere Behandlung hatte in Ourgelungen mit Eisen-
chloridl5sung, Inhalation von essigsaurer Thonerde-
lOsung und Borsäurelösung (für die Operirten) be-
standen. Kleinere Kinder, welche nicht gurgeln
konnten, wurden überhaupt nicht örtlich behandelt.
Die Erwachsenen (5) wurden von der Serum-
behandlung ausgeschlossen, ebenso 11 Kinder, bei
deren Aufnahme kein Serum zur Verfügung stand,
oder die Anwendung aus äusseren Gründen nicht
möglich war. Hier bestand die Behandlung vor-
wi^end in Gurgelungen und Pinselungen mit
Liquor ferri und der inneren Verabreichung von
Kai. chloricum und Natr. salicylicum. Die Sterb-
lichkeit dieser 16 Er. betrug etwa 12<^/o. 8 Kinder
mussten tracheotomirt werden (2 Todesfälle).
Aus den Krankengeschichten der 5 nach der
Serumbehandlung Verstorbenen geht hervor, dass
4 septische Diphtherie hatten, während 1 Kind
einer Blutung nach der Tracheotomie erlag. Die
Quelle der Blutung konnte nicht gefunden werden.
Betreffs der schädlichen Nebenwirkungen ist
W. der Ansicht, dass die Nephritis wohl schwer-
lich auf Rechnung des Serum zu setzen ist Er
hat im Gogentheil den Eindruck, als ob die Albu-
minurie seltener und gerinfügiger war als früher.
Auf die Exantheme, welche er 3mal (Imal im Ver-
ein mit fieberhaften Gelenkanschwellungen) be-
obachtete, legt W. in Anbetracht des grossen
Nutzens, welchen die neue Behandlungsmethode
gewährt, kein Gewicht üeber die immunisirende
Wirkung hat W. keine eigene Erfahrung. In einer
Familie, aus welcher 1 Kind in's Hospital gebracht
worden war, hatte der Hausarzt 7 Personen mit
je 60 I.-E. geimpft. Es erkrankte nur ein wahr-
scheinlich bereits angestecktes Kind am nächsten
Tage.
V. Hur alt (29) giebt nach einleitenden Be-
merkungen über die B e h r i n g 'sehe Serumtherapie
einen Ueberblick über die im Züricher Kinder-
spital gesammelten Erfahrungen. Daselbst wurden
58 Diphtheriekinder mit Serum behandelt, von
denen 2 starben. Dieses günstige Verhältniss er-
klärt sich zum Theil daraus, dass die meisten
Kinder (46) frühzeitig, d. h. innerhalb der ersten
3 Krankheitstage, zur Behandlung kamen. In den
Jahren 1874 — 1891 betrug die Gesammtmortalität
43.8®/o, diejenige der Tracheotomirten ßSÄ^/^^ der
Intubirten 56%. v. M. theilt sein Material nach
Körte in: a) Kinder mit günstiger Prognose (36),
b) Kinder mit zweifelhafter Prognose (13) und
c) solche mit schlechter Prognose (9). Von den
unter b) angeführten Kindern wurden 8, von den
unter c) angeführten 6 intubirt, 1 tracheotomirt
Von den Kindern standen 21 im Alter von 1 bis
3 Jahren. Die bakteriologische Untersuchung (Dr.
Silberschmidt) ergab 4mal reine Diphtherie,
38mal Mischinfektion mit Streptokokken, 16mai
Mischinfektion mit Staphylokokken u. A. 18 Kinder
hatten bei derAufnahme starke Stenose. 14 mussten
intubirt, 6 tracheotomirt werden, darunter 4 nach
vorhergegangener Intubation. In den auf die Ein-
spritzung folgenden 12 Std. zeigte sich 16mal ein
Temperaturanstieg, lOmal FieberabfalL Eine un-
günstige Beeinflussung der Herzthätigkeit konnte
niemals beobachtet werden. Das Fieber währte
nur in 7 Fällen länger als 3 Tage (im Maximum
10 Tage). Von Ausschlägen wurde llmal Urti-
caria, Imal ein masemähnliches Erythem, Imal
Herpes facialis beobachtet Albuminurie war in
32 FSileu vorhanden, weder häufiger, noch stärker
als sonst Von Gomplikationen werden erwähnt
Nasendiphtherie 8mal, Pneumonie 3mal, Hals-
drüsenschwellung 4mal, Gaumen- und Aocommo-
VI. Innere MddiciiL.
45
dationdähmnng 2mal, leichte Delirien Imd, Oedem
des Oedohts und der Hände Imal. Die Krankheit
wurde, abgesehen von den FUlen, in welchen die
Behandlung erst sehr spät einsetssen konnte, stetß
günstig beeinflusst, sowohl in Bezug auf das All-
gemeinbefinden, als auch in Bezug auf den Ort-
lidien Process. Die Yerpfiegungsdauer war unter
dem Einflüsse der Serumbehandlung eine wesent-
lich kürzere als fHiher. Aus den 1 6 Immunisirungs-
versuchen lassen sich keine weitgehenden Schlüsse
ziehen. Bezüglich der bakteriologischen Unter-
suchung wurden noch einige interessante Befunde
gemacht 1 Kind, welches klinisch an typischer
Bachendiphtherie erkrankt war, Hess bei der Unter-
suchung Kokken und einige plumpe Bacillen er-
kennen. 11 Tage später, nach dem Schwinden der
Bdäge, fiEmden sich reichlich typische Diphtherie-
bacillen. Ein mit 150 I.-E. vorbehandeltes Kind
erkrankte 18 Tage später an Diphtherie, welche
rasch abheilte. Ein unter den Erscheinungen einer
katarrhalisohen Angina erkranktes Mädchen barg
im Rachenschleim zahlreiche Diphtheriebacillen.
Erst 10 Tage spater waren Bachenbeläge nach-
weisbar. Auf Grund seiner Erfahrungen hält
v.M. dasBehring'scheSerum für wirksam gogen
Diphtherie (auch bei einem Theile der Mischinfek-
tionen) und für unschädlich.
Blattner (30) berichtete in der Gesellschaft
der Aerzte in Zürich übef die in der dortigen chir-
urgischen Klinik erlangten Besultate. Es wurden
vom 28. Nov. 1894 bis zum 25. Jan. 1895 38 Kr.
mit Behring'schem Serum behandelt, 5 Er-
wachsene und 33 Kinder. Die bakteriologische
Untersuchung ergab 4mal reine Diphtherie, 23mal
Miechinfektion mit Streptokokken (^t stets schwere
Erkrankungen), llmalMischinfekUon mit sehrver-
fichiedenen Organismen. Die Erwachsenen hatten
sämmtlich nur Bachendiphtherie (3mal leichte Er-
krankung, Imal gangränöse Diphtherie beider
ICandehi, Imal leichte Albuminurie). Von den Kin-
dern hatten 8 Bachendiphtherie, 7 Nasen- und
Bachendiphtherie, 2 Kehlkopfdiphtherie, 7 Bachen-
und Kehlkopf diphtherie, 9 Nasen-, Bachen- und
Kehlkopfdiphtherie. Bei 10 Kr. war Kdilkopf-
Btenose vorhanden. 20 Kr. kamen innerhalb der
ersten 3 Krankheitstage zur Behandlung, die übrigen
in der Zeit vom 4. bis zum 6. Tage. Von den
Kindern waren 8 jünger als 2 Jahre. 1 Kind
wurde intubirt, 6 wurden tracheotomirt (4 nach
vorheriger Intubation). Yen den 38 Kr. starben
9 e» 23.6%. Im Jahre 1894 betrug die Sterblich-
keit 1ms zum Beginn der Serumbehandlung 37.7%.
Die Todesursache war descendirender Croup Imal,
Fbeumonie 6mal, septische Allgemeininfektion
2maL Bezüglich des Verlaufs fielen die rasche
Besserung des Allgemeinbefindens, der Temperatur-
ab&ll innerhalb 24 Std. auf. Nur 2mal stieg die
Temperatur nach der Einspritzung. Eine sekun-
dire septische Allgemeininfektion wurde nach der
Bnspritzung eben so wenig beobachtet wie ein
Weiterschreiten des örtlichen Processes. Leichte
Larynxdiphtherie ging nie in schwere Stenose über.
Die Bachenbelfige schwanden rascher als sonst,
meist innerhalb der ersten 4 Tage. Die Nasen-
sekretion hOrte meist am 3. Tage auf. 9 Kr. hatten
Albuminurie, meist nur geringen Orades. 1 Kind
bekam am 10. Tage nach der Einspritzung Anurie,
am 12. bis 14. Tage leichte Albuminurie, am
17. Tage starke, über 1 Woche anhaltende Sali-
vation. 5mal trat Schlundlähmung, 2mal Accom»
modationslähmung auf.
Verhandlung, Dr.Silberschmidt hat 125Diph-
theriekranke bakberiologisoh untersucht Er fand 91mal
typische DiphtheriebaoiUen, in den übrigen Fällen Kokken.
^Em Kind, welches mit einem Diphthenekranken in dem-
selben Zimmer lag, erkrankte nicht, hatte aber gleich-
wohl virulente Bacillen im Rachenschleim. Bei einem
an* Pseudodiphtherie erkrankten Kinde, welches mit Serum
behandelt wurde, Danden sich 15 Tage nach der Ein-
spritzung Diphtheriebacillen, ohne dass das Kind eine Er-
krankung zeigte. Es scheint also das Serum in diesem
Fidle immunisirend ^wirkt zu haben. Bei der Nach-
untersuchung der im Kinderspital mit Serum behandelten
Eander fand er 7 bis 32 Tage nach der Einspritzung noch
typische Diphtheriebacillen.
Dr. Leu cht (Stadtarzt) bat an 41 Personen Immu-
nisirungsversuche vorgenommen. Es erkrankten ein
2|jfthr. Knabe 28 Tage und ein lOjähr. Mädchen 1 Tag
nach der Einspritzung. In einer Familie, wo ein Kind an
Diphtherie damiederlag, erkrankte die nicht immunisirte
Mutter, wl^irend ein immunisirtes Kind gesund bheb.
L. hatte mit einem und demselben Fläschchen Serum
mehrere Personen geimpft Sine davon bekam eine Urti-
caria. Es sdheint also auch hier eine personliche Dispo-
sition vorhanden zu sein. Ein deutlicher Einfluss der
Serumbehimdlung auf die Diphtheriesterblichkeit der
Stadt Zürich lässt sich zur Zeit noch nicht erkennen.
Dr. Müller betont, dass die Frage nach der Wirk-
samkeit des Senun nur unter Mithülfe der praktischen
Aerzte zu beantworten sei. Freilich scheinen seine Zahlen-
angaben kaum geeignet, irgend welchen sicheren Scbluss
zuzulassen . Er behandelte 2 Diphtheriekinder mit Serum,
welche beide genasen. Das eine bekam eine Sohlund-
lähmung und Parese der Glieder. Ein an Pseudodiph-
therie erkranktes und „eingespritztes** Kind erkrankte an
Urticaria mit Gelenkschmerzen.
Dr. Schulthess sah bei einem mit Serum behan-
delten Kinde das entzündliche Oedem in der Umgebung
der Kieferdrüsen rasch schwinden. Die Art und w eise,
in welcher sich die Beläge abstiessen, schien ihm eine
besondere zu sein.
Prof. Krönlein betont, dass sich die Statistiken der
Spitäler und der privaten Praxis nicht ohne Weiteres ver-
gleichen lassen. Er hält die vorUegenden Erfahrungen
für noch zu klein, um sich ein sicheres Urtheil bilden zu
können. Der Best der Verhandlung ist nicht von all-
gemeinem Interesse.
In Halle a. S. hat die Behörde der Einwohner-
schaft Heilserum zur Verfügung gestellt unter
der Bedingung, dass der behandelnde Arzt einen
Krankenbericht anfertigt Auf diese Art ist ein
gut zu verwerthendes Material gewonnen worden^
welches Bisel (31) statistisch verarbeitet hat.
Ohne auf die Einzelheiten einzugehen, entnehmen
wir der Arbeit die folgende Uebersicht
Es wurden in der Zeit vom 11. Nov. 1894 bis
15. Jan. 1895 der Serumbehandlung imterworfen
114 Personen, von denen 9 starben. In der
Wohnung wurden behandelt 89 (6 Todesfälle), in
46
TL Innere Medidn.
Eiankenhäusem 25 (3 TodesfiUle). Unter den
114 Personen befanden sich 80 ohne Betheiligung
des Kehlkopfes (2 Todesfälle), 34 mit Betheiligung
des Kehlkopfes (7 Todesfälle). Hinsichtlich der
Beziehung zwischen Beginn der Behandlung und
tOdtliohem Ausgange ergiebt sich, dass Ton den
am 2. und 3. Erankheitstage Eingespritzten je
4 Kranke, von den am 6. Krankheitstage Ein-
gespritzten 1 Kranker starb. Tracheotomirt wurden
19 Kranke, von denen 4 zu Grunde gingen« Bei
diesen hatte die Behandlung 2 mal am 2. Tage, je
Imal am 3. und 6. Tage der Krankheit eingesetzt
Mit den Nebenwirkungen des Serum beschäf-
tigen sich die beiden Arbeiten von Hya (32) und
H e c k e 1 (33). Ersterer zählt zunächst die bisher
beobachteten Nebenwirkungen des Keilserum auf
und berichtet alsdann über seine eigenen Erfahrun-
gen. Unter mehr als 50 F. sah M. 4mal ein schar-
lachähnliches Erythem auftreten. Einmal hing das
begleitende Fieber sicher von der Serumeinspritzung
ab. In diesem Falle trat der Ausschlag am 4. Tage
nach der Behandlung auf, in den übrigen Fällen
direkt nach der Einspritzung und ging von der
Einstichstelle aus. 2mal beobachtete M. Urticaria.
Die Ausschläge, welche den Arzneiezanthemen
gleichzustellen sind, bilden keine Gegenanzeige für
die Serumbehandlung. Vielleicht sind sie abhängig
von derSpecies des serumspendenden Thieres. Da
nach den Untersuchungen von M. und Giarrö
das Antitoxin keinen Einfluss auf die rothen Blut-
körperchen hat, muss man annehmen, dass die
Ausschläge durch eine direkte Einwirkung des
Antitoxins auf die vasomotorischen Gentren zu
Stande kommen, und zwar bei besonders empfind-
lichen Menschen. Vielleicht enthält das Serum
Stoffe, welche den vonBouchard als Ektasina
bezeichneten gleich stehen. Vielleicht lässt sich
auch die zuweilen beobachtete Fiebersteigerung aus
einer direkten Beeinflussung des Wärmecentrum
herleiten. Jedenfalls muss man aber gesteigerte
individuelle Empfindlichkeit dieser Theile anneh-
men. Nach M.'s Erfahrungen sind die Serumaus-
Bchläge häufig bei Kindern mit dunkler, blutreicher
Haut. Die Urticaria ist eine Folge der lymphtrei-
benden Kraft des Serum (ähnlich der Elrebs-Urticaria
nach den Untersuchungen von Heidenhain).
Eine Beziehung zwischen der Menge des einge-
spritzten Serum und der Häufigkeit der Ausschläge
besteht nicht Die Albuminurie ist sicher nicht
eine Wirkung des Heilserum, sondern vielmehr
der diphtherischen Intoxikation* Dafür liegen ge-
nügende klinische Beweise vor, deren M. einige
aus seinen eigenen Erfahrungen anführt Ebenso
verhält es sich mit der Myokarditis, der Herz-
arrhythmie, den Lähmungen, Erscheinungen, welche
man doch alle schon vor der Serumbehandlung
gekannt hat Sie treten trotz des Serum auf, da
dieses auf die bereits vorhandenen anatomischen
Zerstörungen nicht einwirkt. Häufig wird in den
schworen Fällen nach M.'s Ansicht auch wohl zu
wenig Serum verabreicht. Die schwerste akuteste,
diphtherische Vergiftung wird sich auch durch
das Serum schwerlich heilen lassen. In dieser
Beziehung ist Behring wohl zu optimistisoh.
Auf jeden Fall sieht man seit der Einführung der
Serumbehandlung namentlich unter Kindern aus
den ersten beiden Lebensjahren Kranke genesen,
welche man sonst für verloren hielt
Heckel (33) verwendete Behring'sches
Serum 6mal am Menschen (4mal mit Erfolg). In
allen Fällen, in denen Urin erlangt werden konnte,
war er verhältnissmässig reich an Pepton. H. hält
diese Peptonurie für eine physiologische, bedingt
durch die Ausscheidung der mit dem Serum in das
Blut gebrachten Eiweisskörper. Diese könnten
(ähnlich wie im lymphatischen Apparate des Darms
während der Verdauung) eine Vermehrung der
Phagocyten anregen. Es liesse sich dann die
Antitoxin Wirkung unschwer mit der Met8chni•
k o f f 'sehen Phagocy tentheorie in Einklang bringen.
Ueberlmmunisirungsversuche berichten Mor-
ill (34) u. Johannessen (35). Ersterer machte
seine Versuche im Bostoner Einderhospitale, wo
in der letzten Zeit wiederholt Diphtfaerie-Endemien
vorgekommen waren. Als am 13. Januar 1895
wiederum Diphtherie ausbrach, wendete er bei
3 Wärterinnen und 39 Kindern die Schutzimpfung
an (5ccm Serum, weLdlies aus dem Pasteur-
Institute zu New York stammte). Neben leichten
allgemeinen Störuqgen wurde bei den meisten Kin-
dern eine Temperatursteigerung bis um 1.8^ (F.)
festgestellt Von den zu Heilzwecken mit Serum
behandelten Kindern (8) starb eins, das mit einer
schweren Pneumonie behaftet war. Der Immuni-
sirungsversuch gelang vollständig. Es traten keine
neuen Erkrankungen auf. Nicht ganz so glücklich
war Johannessen. Er machte in der Universi-
täts-Kinderklinik zu Christiania Schutzimpfungen
bei 30 Kindern, von denen nachträglich 3 an Diph-
therie erkrankten, und zwar 15 Tage, 22 Tage und
8 Wochen nach der Einspritzung. Der grössere
TheQ der Kinder hatte nur 60L-E., die übrigen (8)
hatten 150 I.-E. erhalten. Ein immunisirtes Kind
erkrankte an tödtlich verlaufender follikulärer
Enteritis. J. weist einen Zusammenhang zwischen
diesem Todesfalle und der Schutzimpfung als un-
möglich zurück. Aus den bakteriologischen Unter-
suchungen, welche J. anstellte, geht hervor, dass
ia einer ersten Reihe von 26 Kindern, welche keine
Spur einer Halserkrankung darboten,, drei typische
Stäbchen beherbergten. Von diesen erkrankte ein
Kind an Diphtherie, später an Scharlach. Die
beiden anderen Kinder blieben gesund, obwohl 17,
bez. 2 6 Tage lang Stäbchen bei ihnen nachgewiesen
werden konnten. In der zweiten Untersuchungs-
reihe konnten bei drei vollkommen gesunden Kin-
dern Stäbchen 11, 9 und 8 Tage lang gezüchtet
werden. Bei einem vierten an Rhinitis Übrinosa
leidenden Kinde waren Löff 1er 'sehe Bacillen im
Nasensekrete vorhanden, J. stellt aus der Literatur
Yt. Innere HedioiiL
4t
ifOSchntzimpfiuigen mit 15 nachtrftglichen Er-
banhmgeii ztusammen.
Nendörfer (36) hat in seiner Praxis das
WasserstofÜBaperoxyd bei den yerschiedensten
Kiankheitsznstfinden mit Erfolg angewendet, unter
Anderem auch bei Anginen und croupdsen Hals-
eatxündnngen , bei Diphtherie. Nach N.'s Auf*
fsssmig wirkt das B^O^ auf das centrale Nerven-
system, aaf den Sympathicns, je nach der Goncen-
tration erregend oder lähmend. In Flüssigkeiten,
wie Blut, Lymphe, zersetzt es sich. Es wird
Sanerstoff frei, weloher in den Flüssigkeiten che-
miflohe ümlagerungen hervorruft Das Wasser-
stoffsuperoxyd wird von den Schleimhäuten aus
BdmeU aufgenommen. Es ist ein Mittel, das Beh-
ring sdbst zur Immunisirung gegen Diphtherie
benutzt hat Das führt N. zu einer Besprechung
der Serumtherapie, gegen welche er eine Reihe
theoretischer Bedenken vorbringt Er kommt zu
dem Schlüsse, dass das Hdlserum Behring 's
kein spedfisches Mittel gegen Diphtherie sei. Die
ganze Lehre vcm der Serumbehandlung ist nach
N. hinfällig mit der Erkenntniss, dass einmalige
Erkrankung nicht immun gegen Diphtherie macht
Das Wassertoffisuperoxyd ist zwar auch kein Spo-
eificum gegen Diphtherie, aber ein hOchst wirk-
sames MitteL N. hat es bisher nur Ortlich an-
gewendet Er glaubt jedoch, dass es sich auch zu
snbcutanen Einspritzungen eignet N. stellt sich
vor, dass das Heilserum in ähnlicher Weise eine
Wirksankkeit entfialtet wie das Wasserstoffsuper-
oxyd, d. h. mit Hülfe von nascirendem Sauerstoff.
Dann liesse sich aber ein viel billigeres Heilserum
herstellen durch Zumischung von 2^/o B^O^ zu
reinem Blutserum. Wasserstoffsuperoxyd hat den
Vortheil, dass es constant in seiner Zusammen-
setzung [?] und biUig ist
Dräsche (37) ist ein ganz entschiedener
6eg:ner der Serumbehandlung bei der Diphtherie.
Br führt zur Begründung seiner Ansicht Beispiele
^a schädlichen Nebenwirkungen aus der Literatur
an, weist auf den geringen Werth der vorUegenden
Statistiken hin und stützt sich auf die Beobachtun-
gen, welche er in dem unter Onädinger's Lei-
tung stehenden Rudolf-Kinderspital an 31 Kindern
machen konnte. Es wurden bei den Kindern
64 Einspritzungen gemacht Von einem typischen
TampemturaMlBll nach den Einspritzungen war
keine Reda 34mal stieg die Temperatur an, 14mal
Bank sie, 26mal blieb sie gleich. Abgesehen von
einmal beobaditeter Dikrotie konnte ebenso eine
Beeinflussung des Pulses nicht festgestellt werden«
Die RaohenbeUge stiessen sich nicht in einer cha-
nkteristischen Weise ab, wurden nicht gleichmässig
^eiftndert Bei den Groupkindern nahmen die
fitenotischen Erscheinungen 3mal ab, 5mal zu.
15 Kinder wurden intubirt; 8 davon starben,
teonter 4 nach sekund&rer Tracheotomie. Von
16 nicht Intnbirten starben 5. Bei den durch die
latabation Oeheflten lag der Tubus im Durch-
schnitt 70 Stunden. „Die Krankheit gestaltet sich
bei den mit Serum Behandelten ganz so wie bei
den fiast gleichzeitig ohne dieses Mittel behandelten
diphtherischen Kranken.*^
Kassowitz (38) wahrt den Standpunkt, wel-
chen er in der Verhandlung über das Heilserum
in der k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien ver*
treten hat Ohne wesentlich Neues zu bringen,
weist er den Widerspruch, welchen er nament-
lich von Widerhof er erfahren hat, sehr scharf
zurück.
Gerster (39) hat in einem kleinen Hefte
einige Abhandlungen von sich, von Bofinger,
Weiss, Lahmann, Groddeck, Rosenbach
ifnd einem namenlosen Verfasser zusammengestellt.
SämmÜiche Schreiber geben sich als grundsätzliche
Gegner der Serumbehandlung zu erkennen. Sie
stellen sehr viele Behauptungen auf, ohne sie
durch Thatsachen zu belegen, und verfügen über
keine persönlichen Erfahrungen. Die Arbeiten
vermögen demnach zur Klärung der Lage nichts
beizutragen. Den unfeinen Ton, in dem einige
Aufsätze gehalten sind, muss man für Arbeiten,
welche einen wissenschaftlichen Gegenstand be-
handeln, ein- für allemal ablehnen. Offenbar ist
es mit der ganzen Sache auf die Bearbeitung des
grossen Publicum abgesehen.
Eine Arbeit rein statistischen Inhalts verüffent-
licht Fester (40). Er hat aus der Literatur
2740 Diphtheriefälle zusammengestellt, in welchen
Serum bei der Behandlung verwendet wurde, und
4440 Fälle aus derselben Zeit, in denen die
Serumbehandlung unterblieb. Von den mit Serum
Behandelten starben 18.54o/o, von den übrigen
45.26^^. Intubirte und Tracheotomirte sind bei
der Aufstellung niit eingerechnet Von denjenigen
Kranken, bei welchen Mischinfektion mit Sta-
phylokokken vorlag, starb keiner, von denjenigen
mit gleichzeitiger Streptokokkeninfektion wurden
65.72<^/9 geheilt Die Sterblichkeit betrug nach
dem Zeitpunkte, an welchem die Behandlung ein-
setzte, am 1. Tage 0% am 2. Tage 2.83%, am
3. Tage 9.990/o, am 4. Tage 20.00/o, am 5. Tage
33.33^0) am 6. Tage 41.38o/o. Von 64 Menschen,
bei welchen die Schutzimpfung gemacht wurde,
erkrankten 7. Von 72 Kindern, welche diphtherie-
kranke Geschwister hatten und prophylaktisch mit
kleinen Gaben geimpft wurden, erkrankten 8;
38 eben solche, aber mit grossen Gaben geimpfte
Kinder blieben gesund. Der Impfschutz war nicht
dauernd. Endlich zählt F. die hinlänglich bekann-
ten Nebenwirkungen des Antitoxins auf. Unter
der Antitoxinbehandlung haben die diphtherische
Nephritis und die Herzlähmung an Häufigkeit ab-
genommen, sind aber nicht gänzlich geschwunden.
80. Eur Bpldettiiologie der Diphtherie im
Süden BuBSlaads; von Prof. NilFilatow in
Moskau. (Jahrb. f. Kinderhkde. XXXIX. 2. 3.
1894.)
48
TL Iimeire H^oin.
Die Diphtherie hat in der 2. HSIfte der TOer
Jahre in Sfidrussland arge Yerwüstongen ange-
richtet. Im Oouvemement Poltowa starben daran
im Jahre 1875 480, im Jahre 1880 15113 Per-
sonen, im Ganzen in den Jahren 1875 — 80 72986
Menschen. In manchen Bezirken betrag die Sterb-
lichkeit 12^/oo der Bevölkerung, in einzelnen Dör-
fern 8O^/o0 und noch mehr. Die ErkrankungzifPer
war um so grösser, je kleiner die befallene Ort-
schaft war. Sie betrug in den Stfidten etwa S^j^^
in den DOrfem 94^/oo* An manchen Orten stei-
gerte die Diphtherie die Kindersterblichkeit in
einem solchen Orade, dass die Anzahl der jährlichen
Todesfälle diejenige der Oeburten überstieg. Eine
solche überaus grosse Ausbreitung konnte die
Krankheit nur nehmen in Folge der unglaublichen
elenden hygieinischen Verhältnisse, der Armuth
und gewisser Gebräuche und Vorurtheile der süd-
russischen Bauern. Dazu kommt der Altersbestand
der dortigen Kinder, unter denen Sommerdiarrhoen
nur selten sind, so dass das am meisten disponirte
Lebensalter stark vertreten ist
In Bezug auf die Aetiologie der Diphtherie
liessen sich folgende Erfisihrungen sammehi, wobei
wir von den zahlreichen interessanten Einzelheiten
absehen. Die Diphtherie ist zweifellos ansteckend.
Zum Zustandekommen einer Epidemie sind jedoch
ausser der Yerschleppung des Gontagium noch
andere Faktoren maassgebend. Es besteht eine
Abhängigkeit zwischen dem Auftreten einer Epi-
demie und der Oertlichkeit Es konnte festgestellt
werden, „dass an vielen Orten noch längst vor dem
Entstehen der Epidemie die Diphtherie nur in
Form von einzelnen Fällen beobachtet worden ist'^
Gewöhnlich „bleibt die Diphtherie trotz Ein-
schleppung des Ansteckungsstofies vor der Hand
eine sporadische Krankheit und wird plötzlich aus
unbekannter Ursache epidemisches Femer erlischt
in manchen Orten die Diphtherie schnell, während
sie in anderen hartnäckig sich hält. [Ob dieses
Yerhältniss nur dem Einflüsse der Oertlichkeit
zuzuschreiben ist? Bef.] In Gebieten, wo die
Diphtherie herrscht, kommen Ortschaften vor, die
verschont bleiben. Yielleicht disponiren sumpfige
Gegenden mehr als trockene. Es besteht weiterhin
eine Abhängigkeit der Epidemie von der Zeit Den
Höhepunkt erreichten die Erkrankungen im October
und November, den tiefsten Stand im Juni. Im
Herbst breitet sich die Krankheit leichter aus. Die
Heftigkeit ist bei der gleichen Bevölkerung in den
einzelnen Jahren ganz verschieden. In einzelnen
Dörfern konnte eine periodische Wiederkehr der
Krankheit im Zeiträume von 6 — 13 Jahren fest-
gestellt werden. Das erklärt sich nach Kort-
schak-Tscheparkowsky „durch das Aus-
sterben des speciellen Diphtheriealters^S F. theilt
diese Ansicht nicht, da die Diphtherieepidemien
von selbst zurückgehen, auch da, wo nur wenige
Todesfälle vorkamen. Die Debertragung und Ver-
schleppung des Ansteckungstojffes spielt bei der
Entstehung der Epidemien eine „nur vermlttdadd
Bolle". Was den Einfluss des Alters anlangt, so
war die Erkrankung- und Sterblichkeitziffer am
höchsten zwischen dem 1. und 5. Jahre, danach
zwischen dem 5. und 10. Jahre, am niedrigsten im
Säuglingsalter. Die Statistik lehrt weiter, „dass
Kinder unter 2 Jahren nicht nur weniger zur Diph-
therie disponirt sind, als Kinder von 2 bis zu
10 Jahren, sondern auch die Krankheit leichter
überstehen". Die natürliche Immunität im Kindes-
alter schwankt zwischen 10 und 60^/o. Von
manchen Aerzten wurden Beobachtungen gemacht,
die zweifellos auf das Bestehen einer Familien-
disposition hinweisen. Nach der Ansicht mehrerer
Beobachter macht die einmalige Erkrankung an
Diphtherie, selbst in leichter Form, für lange Zeit
immun.
F. hält den Löffl er 'sehen Bacillus zweifellos
für den Erreger der Diphtherie. Er führt That-
Sachen an, nach denen die üebertragung der Krank-
heit vom Thier auf den Menschen wahrsdidnlich
erscheinen könnte. Besteht eine Epidemie, so ist
die Erkrankungziffer bei Armen und Reichen die
gleiche, die Sterblichkeitziffer aber bei ersteren
eine höhere. Die Diphtherieepidemien erhöhen die
Sterblichkeit des Kindesalters, und zwar nament-
lich im Herbst Die ärztlidie Behandlung ver-
mag die Sterblichkeit erheblich herabzusetzen. Es
starben z. B. in einem Kreise vor Anwesenheit
eines Arztes 97<^/o, unter der Thätigkeit eines
solchen nur 31.7% der Erkrankten, um (speciell
in russischen Verhältnissen) eine Epidemie zu be-
kämpfen, ist es „nicht möglich, sich mit Maass-
r^;eln zu begnügen, die nur gegen die Diphtherie
gerichtet wären, sondern vor Allem ist eine regel-
recht organisirte, beständige ärztliche Beaufsich-
tigung nothwendig, unter Anderem auch eine ge-
wissenhafte gesundheitsamtliche Berichterstattung^^
Als beste Einrichtung erscheinen F. gut organisirte
ärztliche Ambulatorien. Die Ueberwachung der
Epidemien wird erleichtert durch ihr periodisches
Auftreten. Um die Ausbreitung der Epidemie zu
verhindern, sind nothwendig strenge Isolirung
(durch Anlegen von Isolirhäusem für die gesunden
Kinder oder Spitäler für die Erkrankten, Einrich-
tungen, welche beide von Nutzen waren) und
gründliche Desinfektion. Von der Quarantäne und
dem Schluss der Schulen wurde bei dem mangeln-
den Yerständniss der Bevölkerung wenig Erfolg
gesehen. EndUch muss den Sitten und Gebräuchen
der Bevölkerung, welche der Verbreitung der Krank-
heit Vorschub leisten, Beachtung geschenkt werden.
Brückner (Dresden).
81. Ueber larvirte Diphtherie; von O.
Heubner. (Deutsche med. Wchnschr. XX. 50.
1894.)
H. weist auf Grund von 3 eigenen Beobach-
tungen darauf hin, dass die Diphtherie bei kränk-
lichen, von einem constitutionellen Leiden be&Uenea
Tl. Innere Medidn.
49
EindflrQ emen sehr wenig charakteristisclien,
ktenten Verlauf nehmen kann. Er beobachtete
dltteB Verhalten an 3 Kindern, von denen 2 an
sdiwerer Bhachitis, eins an Scrofalose litten.
Das eiste Xmd erkrankte an Sohnnpfen mit ge*
xingoDL ramittirenden Fieber, su dem sich eine Katarrhal-
pneomonie gesellte. Die Baehenorgane verhielten sioh
normal. Schliesslioh stellte sich Kehlkopfstenose ein,
in deren Beginn eine Einspritzung mit Heüserom ge-
macht wurde. Trotz Intabation und nachfolgender
Tnusheotomie ging das Kind zn Qmnde. Die Sektion
ergab Eehlkopfcroap. Das zweite Kind erkrankte an einer
sturken fieberlosen Rhinitis. Die Bachenorgane waren
geröthet, die Mandehi leicht grau verüirbt. Das Kind
wurde mit Heilserum behandelt und genas. Im Nasen-
Bchiöm fanden sich Diphtheriebaoülen. Das dritte Kind
(scrofolöser Knabe) erkrankte mit höherem Fieber und
hinfigen, dünnen, schleimigen Ausleerungen. Es ^g
innerhalb 5 Tagen zu Grunde. Sektion: Grauweisse
Anflagerungen im Bachen, Kehlkopf, in der Trachea xmd
den Bronchen zarte fibrinöse Auflagerungen. Die bakte-
liologische Untersuchung ergab Diphtheriebacülen.
H. will aus den Beobachtungen die Lehre
ziehen, „überaU, wo plötzliche Veränderungen im
Befinden eines oonstitationell kranken Kindes auf-
treten, die mit Fieber und mit katarrhalischen Er-
scheinungen verbunden sind, die bakteriologische
Diagnostik zn Hülfe zu nehmen^^ Die Diagnose
ist sonst schwierig, da die jungen, schwächlichen
Kinder ein sehr verschwommenes Krankheitsbild
darbieten, dessen einzelne Symptome mit der Ghrund-
krankheit nicht leicht in Einklang zu bringen sind.
Es mag noch hinzugefügt werden, dass nach
der Erkrankung des 2. Sandes die übrigen Kranken
der Abtheilnng der Schutzimpfung mit Heilserum
unterworfen wurden und sämmtlich verschont
blieben. Brückner (Dresden).
82. Sur la peraiatanoe da baeille ohea las
eoibnta gnexia deladiphtherie; parSevestre.
(Revue des Mal de l'Enf. XIH. S. 1895.)
S. hat XTntersuchungen über das Verweilen des
Diphtheriebacillus im Bachen nach Abheilung der
Diphtherie angestellt, wie das vordem bereits
Roux und Yersin, Tobiesen und Andere
gethan haben. S. berichtet über 2 Versuchsreihen.
Die erste, welche 15 Kinder umfasst, stammt aus
der Zeit, in der im Höpital dee En^nts-Malades
die antiseptische, OrÜiche Behandlung geübt wurde.
Bei der Aufnahme Hessen alle 15 Kinder virulente
Diphtheriebacillen im Baohenschleim , bez. im
Tiachealschleim (2 Tracheotomirte) erkennen. Nach
dem Schwinden der Baohenbeläge waren Bacillen
bei 4 Kindern überhaupt nicht mehr vorhanden, bei
2 anderen nur nicht^virulente, bei 4 weiteren voU-
Tiralente 6 — 15 Tage lang. Bei 5 Kindern konn-
ten Bacillen nur aus dem Nasensekret gezüchtet
werden ; 3mal scheinen diese Bacillen einen tOdt-
lich endenden Bückfall von Kehlkopfcroup ver-
uüasst zu haben. Die zweite Versuchsreihe um-
fasst Kinder, die mit Serum behandelt wurden.
Sie hatten bei der Aufnahme sämmtlich virulente
Diphtheriebacillen. Nachdem sich die BelSge ab-
gestoesen hatten, hatten 3 keine Bacillen mehr,
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 1.
4 nicht-virulente Bacillen (kurze Form), 3 virulente
Bacillen. Aus seinen und fremden ähnlichen Unter-
suchungen folgert S., dass in etwa der Hälfte oder
in 2 Dritteln der Fälle die Bacillen mit den Bachen-
belägen schwinden oder wenigstens ihre Virulenz
einbüssen. In den übrigen Fällen verweilen viru-
lente Bacillen noch weiter im Baohenschleim (etwa
4 Wochen lang) und besonders hartnäckig in der
Nase. Es müssen daher die Beconvalesoenten
bakteriologisch untersucht werden, bevor man auf-
hört, sie abzusondern. Es wäre wünsohenswerth,
dass in den HospitUem den Diphtheriereconvales-
oenten besondere Krankensäle oder noch lieber
ausserhalb der Stadt gelegene Qenesungsheime ge-
schaffen würden. Brückner (Dresden).
83. üeber die Beziehungen der sogenann-
ten primären BMnitiia flbrinoaa und des soge-
nannten FaeadodiphtheriebaoUlaa samKlebB-
Löffler'aohen Diphtheriebaoillna ; von Dr. P. H.
Gerber und Dr. Max Podack. (Deutsches
Arch. f. klin. Med. UV. 2 u. 3. p. 262. 1895.)
0. und P. berichten zunächst über 5 Fälle von
Khinitis übrinosa, bez. diphtherica aus der Königs-
berger med. Klinik, bez. Poliklinik für Hals- und
Nasenkrankheiteu. Es handelte sich um 1 Er-
wachsenen und 4 Kinder, das Leiden dauerte etwa
3 Wochen und verlief gutartig. Die Kranken
kamen mit ausgedehnter Membranbildung in Be-
handlung, der die Erscheinungen eines Schnupfens
mit Fieber vorausgegangen waren. Das Allgemein-
befinden war bei einem Kinde gar nicht, bei den
anderen Kr. nur massig gestört Nach 8 — 14 Tagen
stiessen sich die graugelben, glatten Membranen
ab und hinterliessen eine geschwellte, leicht blu-
tende Schleimhaut, die noch eine Zeit lang reich-
lich Schleim und Eiter absonderte. Im Rachen
bestand in 2 Fällen eine einfache leichte Angina,
in 2 anderen zeigten sich umschriebene kleine
Mandelbeläge ohne Entzündung, im 5. Falle trat
2^1 Wochen nach Beginn der Nasenerkrankung
eine . typische Bachendiphtherie auf. Die Mem-
branen bestanden bei genauerer Untersuchung im
Wesentlichen aus Fibrin und polynudeärenLeuko-
cyten und enthielten stets virulente Klebs-Löf f-
1er 'sehe Diphtheriebacillen. Dieselben Bacillen
enthielten auch die Mandelbeläge, wenigstens in
dem einen Falle, in dem anderen wurden sie nicht
untersucht Neben den Diphtheriebacillen waren
unter Anderem Streptokokken und Diplokokken
nachweisbar.
Gehören diese und ähnliche Fälle nun zur
echten Diphtherie? Ja! Dass sie meist langsam
und gutartig verlaufen, dass sie selten schwerere
C!omplikatLonen und Naohkrankheiten aufweisen,
ist richtig, spricht aber nicht gegen diese Auf-
fassung; die Nasenschleimhaut dürfte, wie z.B. die
Oonjunotiva, zu denjenigen Organen gehören, die
nicht allzu empfänglich gegen die Diphtherie«
bacillen sind. Aus der Literatur wissen wir, dass
7
60
Vn. Oeburtshülfe, Frauen- und Einderheilbmde.
es auch FSIle YonBhmitis fibrinosa giebt, in denen
keine Diphtheriebaoillen nachweisbar sind, es ist
-wohl am richtigsten, alles dieses zusammen zu
werfen als Bhmüis pseudomembranacea und hier
dann erst, je nach der Krankheitsursache, ünter-
abtheilungen zu machen.
Der 1. Kranke der Yff. , ein 38jähr. Ga^
bot ganz besonderes Interesse dar. Bei i
ten noch 76 Tage nach dem Beginn d
und 60 Tage nach dem Yersohwinden
brauen aus der Nase in einer pfennigsi
Plaque der rechten Mandel virulente
bacülen nachgewiesen werden und zur
inficirte Pat. seine kleine Tochter mit
diphiherie. In der Nase des Kr. fanden sich keine
virulenten Diphtheriebacillen mehr, Wohl aber di^
oft beschriebenen nicht- virulenten Pseudod^JUkeriß'
bacülen. Dieselben Pseudodiphtheriebadllen lan-
den G. und P. noch bei einer anderen ihrer Kranken
nach Ablauf der diphtherischen Rhinitis in dem
sdüeimig-eiterigen Sekret der Nase, femer bei
nken IV in dem Sekret einer naohtrSg-
en Otitis media und endlich in
von Rhinitis atrophicans, in dem
eine Rhinitis diphtherica voraus-
j Diese Befunde haben ihnen den
!e -gelegtj dass die Pseudodiphtherie-
Anderes sein m(3chten als Diph-
, die durch irgend einen Umstand
Virulenz eingebüsst haben. D i p p e.
VII. Qeburtshaifei Frauen- und Kinderhellkunde.
84. Traitement de la r^troflezion par on
]procedö opAratoire nouveau: transplantation
da peritoine antiatdrin; par Chaput (Annal.
de Gynöcol. XLIL p. 424. D6c. 1894.)
Das neue Verfahren Ch.'s ist folgendes: Nach
Eröffnung der Bauchhöhle wird der Grund der
nach rückwärts verlagerten Gebftrmutter gefasst,
nach vom gezogen, die Verwachsungen der hin-
teren Wand werden getrennt, darauf werden die
Anhänge in Augenschein genommen imd, wenn
höthig, entfernt Dann wird die „Transplantation
des Peritonaeum vorgenommen'^ Die Gebftrmutter
wird in die Höhe gezogen, über die Mitte der vor-
deren Wand ein 5 — 6 cm langer querer Einschnitt
gemacht, welcher seitlich auch die breiten Mutter-
bftnder überzieht. Die untere H&lfte des Bauch-
fellüberzugs wird mit Klemmen gefasst und mit
dem Finger 5 — 6 cm nach unten abgelöst In die
so entstehende unbedeckte Grube wird die Gebftr-
mutter hineingedrückt und der Bauchfelllappen
wird über den Gebftrmuttergrund hinweg an der
höchsten Stelle der hinteren Wand festgenäht
C h. empfiehlt, den Douglas'schen Baum durch die
Scheide zu drainiren, um ihn zu veröden. Er hat
2mal nach dieser Methode operirt ' Die Dauer ist
zu kurz, um über die Sicherheit der Erfolge be-
richten zu können. Ausserdem hat 0 h. 2 Er. von
der Scheide aus operirt Sein Verfahren unter-
scheidet sidi von der üblichen Vaginofixation nur
dadurch, dass es auch den Douglas'schen Raum
öffnet, von hier aus Verwachsungen löst und spftter
nach Fixation der Gebftrmutter, den Douglas'schen
Baum ausstopft, um ihn zu veröden.
J. Prftger (Chemnitz).
85. Ueber die operative Heiliing der mobi-
len und flzirten Betzoflezio uteri auf vaginalem
Wege an der Hand von 207 eig^ien Operations-
fftllen, mit besonderer Berüoksiohtlgang der
Dauererfolge; von Dr. Alfred Dührssen in
Berlin. (Arch. f. Gyn&kd. XLVn. 2. p. 284.
1894.)
D. berichtet über 207 Vaginofixationen, die er
seit dem 23. Oci 1890 bei 194 Frauen ausgeführt
hat An den Krankengeschichten gelingt es leicht,
die Entwicklung der Technik zu verfolgen. Die
Operation wird zur 2ieit nach folgender Methode
ausgeführt
Nachdem die Blase durch einen männlichen Katheter
nach vorn and oben gedrängt, die Portio von dem rechts-
stehenden Assistenten his in die Volva herabgezogen
worden ist, wird ein etwa 1 cm langer, oberfläohlioher,
querer Schnitt an der Ansatzstelle des vorderen Scheiden-
gewölbes an die Portio geführt Der obere Wundrand
wird mit einer Kugelzange nach oben gezogen, der Schnitt
mit einer Scheere vertieft und nach beiden Seiten um
1 cm verlängert Selten ist es nöthig, die vordere Vagina-
wand durch einen Längsschnitt einige Centimeter weit
zu spalten. Ist durch den Querschnitt die Scheide von
der Vorderwand der Cervix abgetrennt, so nebt der
Assisteht den Scheidenwundrana stark nach; es wird
hierdurch allein oder unter gaiiz fl|eringer Beihfilfe durch
den Finger des Operateurs die Blase bis zum iimerea
Muttermund von der Gerviz abgezogen. Setzt man den
linken Zeigefinger dicht über dem inneren Muttermund
gegen die vordere üteruswand, so fühlt man die Piica
als dünne Membran, die sich nach nuten versehieben
lässt, 80 dass sie unter dem queren Blasenwulst idohtbar
wird und mit einer Scheere geöfEnet • weiden kami. Findet
man die Plica nicht, so kann man durch quer durch den
Fundus gelegte Zügel diesen herabziehen und die Plica
in situ eröfhen. Der vaginale Schnittrand wird mit dem
peritonäalen durch Oatgutnähte vereinigt Nunmehr wer-
den die die Portio fiiorenden Zangen abgenommen, die
Portio wird nach hinten gedrückt und der Fundus vom
durch die Oefhung im Peritonaeum. herausgezogen.
Meist gehnst es auch, die Adnexa bis vor die Vulva zu
bringen. Nach Durchtrennung etwa vorhandener Ver-
wachsungen und Eröffimng grösserer cystisdier Follikel
mit demjPa^tie/tn*8chenThermokauter weiden 2 — 3Silk-
wormnähte in sagittaler Richtung durch die ganze Vaginal-
wand, durch das mit ihr vereinigte Peritonaeum und den
Uterus gelegt An letzterem liegt die Einstichstoile
innerhalb der Verbindungslinie der sichtbaren Tuben-
winkel, die Ausstichstelle 1— Vs<^°^ tiefer. Die Enden
der 3 Fäden werden in Klammem gefasst und zunächst
die Adnexa und dann der Uteniskörper in die Scheide
und durch die Oeffinung im vorderen Scheidengewölbe in
die Bauchhöhle zurückgeschoben. Nach Knupfiuig der
Hucationsnähte wird die Portio mit einer äigelzange
hervorgeholt und die Scheidenwunde sagittal vernäht
Nach 8—9 Tagen verlässt die Kranke das Bett, nach
6—8 Wochen werden die Fäden entfernt
YIL Oeburtshülf e, Frauen- und Einderheillnmcle.
51
Der Operation wird ein Curettement voraus-
goeohiokt, eine etwa noth waldige Operation an der
P(niio wird sofort an das Curettement angeschlos-
sen. Die Ezoision keilfSrmiger Stücke aus der
Genrix, theils zur Entfernung eines grösseren
Ektropium, theils zur Beseitigung einer chronischen
Metritis, wurde im ersten Hundert 4mal, im zwei-
ten 19mal ausgefOhrt. Die Eolporrhaphia anterior
und die Edpoperinaeorrhaphie wurden mehrfach
zugleich Yorgenommen.
Ton den 207 Opeiirten starb eine an Sepsis.
Von 189 in Betracht kommenden Frauen lag bei
157 (b. 83^/o) bei der letzten Untersuchung
der ütems anteAektirt Die Frauen, bei denen der
Uteras nach 9 Monaten noch anteflektirt Hegt,
dfirfen als dauernd geheilt angesehen werden.
Beoidive entstehen am leichtesten beim Yorhan-
densein penmetritischer Stränge und bei chro-
niecher Metritis. Die Operation begünstigt den
Eintritt einer Gonception und den normalen Ver-
lauf der Schwangerschaft um ein Becidiv im
Wochenbett zu verhindern, empfiehlt es sich, die
Frauen mindestens einige Monate stillen zu lassen«
Bei Wöchnerinnen, die nicht nähren, ist die Ein-
flUurung eines Ringes zweckmässig. Die Becidive
durch chronische Metritis werden durch Excision
keilförmiger Stücke aus der Portio verhütet
Die Yaginofixatio ist bei allen Frauen mit
Betroflexio gestattet, die sich lieber operiren lassen,
als einen Ring tragen wollen. Sie ist geboten da,
▼0 irgend eine vaginale Operation vorgenommen
weiden soll, wie z. B. Curettement, Operation an
der Portio, Kolporrhaphien, da, wo der Ring in
Folge Druckes auf perimetritisohe Stränge oder
fixirte Ovarien nicht vertragen wird, bei fixirter
Betroflexio, da, wo keine Garantie dafür besteht,
daas die Pbt während der Dauer der Ringbehand-
Inng unter ärztlicher Aufsicht bleibt, endlich da,
▼0 die Pat durch das Gefühl der fortwährenden
Abhängigkeit vom Arzt in einen Zustand psy-
duecher Depression, bez. Hysterie gerathen.
Brosin (Dresden).
86. Vaginal ooeliotomy» with remarks on
the new fleld it opens up for the treatment
of baokward diaplacementa of the ntema with
djaeased anneza by Taginoflxation ; by Hiram
N. Vineberg, New York. (New York med. Re-
cord XLVn. 9; March 2. 1895.)
V. hat, seit er die Vaginofixation ausübt (seit
15 Hon.), von vornherein das Bauchfell eröffnet
^ den Gebännuttergrund vorgezogen. Er be-
nchtet nun ausführlich über 3 Fälle von vaginaler
OSliotomie. Im 1. Fall wurden Bierstöcke und
BMter besichtigt und wieder zurückgebracht, im
^' Fall wurde ein subseröses Fibrom der vorderen
Oebirmntterwand entfernt, im 3. Fall wurden die
luiheitigen Anhänge aus Verwachsungen gelöst
^ die kleinen Cysten des Eierstocks mit dem
Xener punktirt. Y. empfiehlt cUe yaginfile Cölio-
tomie besonders deshalb, weil die Gefahr der In-
fektion eine geringere ist, der Darm nicht in'sOpeca-
tionsfeld kommt, die unangenehmen Erscheinungen
in den ersten Tag^i nach dem Bauchschnitt weg-
fallen, die Gefahr der Stichkanalseiterungen, ebenso
die Gefohr der Entstehung von Bauchbrüchen und
Fisteln nicht vorhanden ist, weil endlich eine
äussere Hautnarbe wegfällt Y. empfiehlt die
Operation auch für einen grossen Theil der Eileiter-
und Eierstockeiterungen.
In einer Bemerkung berichtet Y. über 4 weitere
Operationen. Einmal wtmien die beiderseitigen erkrank-
ten Anhänge entfernt, einmal wurden dagegen die Cysten
punktirt, li^z. eine von ihnen ausgeschnitten. Immer war
der Yerlauf ein glatter. J. P r ä g e r (Chenmitz).
87. Lliyatereotomio vaginale dana l'abla-
üon de oertainea tomenn dea annezes; par
P. Segond, Paris. (AnnaL de Gyn6ooL XLII.
Nov. 1894.)
S. hat die bisher zur Entfernung, bez. Eröff-
nung von Eitersäcken im Becken angewandte
Methode der Hystereotomia vaginalis auch auf
Entfernung von Merstocksgeschwülsten ausge-
dehnt. 4mal war die Diagnose fEÜsohlioh auf
Beokeneiterung gestellt worden, während 7mal
eine beiderseitige Eierstocksgeschwulst vorher dia-
gnosticirt war. Angezeigt hält S. die Methode für
beiderseitige Geschwülste, welche die Nabelhöhe
nicht übersteigen. Sämmtliche Kr^ke genasen.
J. Präger (Chemnitz).
88. The tecihxüqae of Taginal hystareotomy ;
by George M Edebohls, New York. (Amer.
Joum. of med. Sc. CIX. 1. p. 42. Jan. 1895.)
E. giebt eine kurze Beschreibung der haupt-
sächlichsten Methoden der Entfernung der Gebär-
mutter von der Scheide aus, der Ligaturmethode,
derElammeroperation und endlich derEnudeation
mit besonderer Unterbindung der blutenden Ge-
fässe. Letztere Methode hat nach dem Yorgange
Pratt's in Amerika besonders Eingang gefunden.
E. hält die Ligaturmethode nur bei bösartigen Ge-
schwülsten für angezeigt, während er sonst die
unnöthige Unterbindung grösserer Gewebemassen
für schädlich hält Bei der Enucleation ist es
nach E. nothwendig, sich dicht an die (Gebärmutter
zu halten, um möglichst wenig Blutung zu be-
kommen. E. hat eine Operation vom Bauche und
9 von der Scheide aus nach dieser Methode ge-
macht mit Genesung aller Patienten.
J. Präger (Chemnitz).
89. De l'hyatereotomie par la methode de
Sohnohardt; par Depage, Bruxellea (Bxtr. des
AnnaL de la See. beige de Chir. Nr. 3. 1894.)
D. berichtet über eine Entfernung der (Gebärmutter
nach der Methode von Sohuchardt (Schnitt durch die
linke Seite der Scheide und des Dammes bis zum Tuber
ischii). Es handelte sich um einen Plattenepithelkrebs
der hinteren Muttermundslippe bei einem Sljähr.FrSuleia
mit sehr enger Scheide. Die Operation verUef ganz glatt
Die Er. genas, J. P r ä g e r ((}henmitz).
52
Yn. OebnrtahtOfe, Frauen« und Einderheilkunde.
90. Denx oas de llijstereotomie abdomi«
nale totale; par Paul Delag6ni6re, Tours.
(Ann. de GynfeoL XLIL Nov. 1894.)
D. entfernte 2mal die Gebärmutter ToUständig vom
Bauohe ans, Imal wegen eines mittleren Fibroms (1^ kg),
das 2. Mal wegen einer grossen Oeschwulst (8 kg). IXe
Operationsdauer war beide Male eine lange, der Verlauf
jedoch glatt. Die guten Erfolge glaubt D. wahrsoheinlioh
durch Peritonäalnaht und die Drainage, welche durch
Offenlassen der Scheide bewirkt wurde, enaelt zu haben.
J. Präger (Chemnitz).
91. De la castration abdominale totale dans
les affeoüona septiquea de l'ateraa et des
annezea; par Henry Delageni^re, Maus.
(Ann. de GynöcoL XLIL Nov. 1894.)
D. empfiehlt die Wegnahme der Gebärmutter
nach Ablösung der Anhänge, wenn die Gebärmutter
sonst blutend, inficirt oder in BetroYersion zurfick-
gelassen wurde, wenn sie Fibrome enthält, sowie
bei chronischer Phlegmone der breiten Mutter-
bftnder. Er selbst hat 4, Baldy 22 Frauen operirt
ohne TodesfalL
In der Diskussion zu diesem Vortrage spricht
sich besonders S6gond energisch fOr das vagi*
nale Yerfahren aus. J. Präger (Chemnitz).
92. Fapillo-eystoma of the ovary ; by T. S.
C u 1 1 e n. (BulL of the Johns Hopkins Hosp. Balti-
more V. 43. Nov. 1894.)
C. beschreibt einen Fall von doppelseitigem papil-
lären Eierstoekskystom : Eine 41jähr. Frau hatte vor
20 J. Imal geboren. Seit Februar 1893 Abnahme der
Krl^, seit September Zunahme des Bauchumfanges.
Im November Erbrechen, Schmerzen bei Stuhlentleerung.
Seitdem Aufhören der Regel. Au£uümie am 14. Febr.
1894. Bauch ausserordentlich ausgedehnt. Unterhalb
des Nabels überall gedämpfter Schall. Deutliche Fluk-
tuation. Aeusserhch und bei Scheidenuntersuchung war
keine Geschwulst zu fahlen; die Gebärmutter lag nach
rückwärts. Vom Mastdarm aus fühlte man im Douglas'-
Bchen Raum eine unregelmässige Masse. Bei der Oeff-
nung der Bauchhöhle fanden sich 2 Eierstocksgeschwülste.
Die linke wurde ohne Schwierigkeit entfernt, die rechte
nach Lösung zahlreicher Verwachsungen. Dabei gelang
es nicht, lüle auf dem Bauchfell aufsitzende Knoten zu
entfernen. Fat. genas und hatte in den 6 Mon. nach der
Operation 22 kg zugenommen. Beide Geschwülste zeigten
sowohl papill£e Wucherungen auf der Oberfläche, wie
auf derCystenwand. 0. nimmt an, dass die äusseren vom
Eeimepithel, die inneren von den Zellen der Graafschen
Follikel abstammen. J. P r ä g e r (Chemnitz).
93. Befl^ziooB oliniqaeB sur Povariotomie
InBpiries par la pratiqne de oinq oenta opira-
tiona; par Laroyenne, Lyon. (Ann. de (}yn6-
col. XLIL Nov. 1894.)
Seit einigen 20 Jahren hatL. 500 Ovariotomien
ausgeführt mit 407 endgültigen Heilungen, unter
die 98 Qestorbenen sind auch diejenigen gereohnet,
welche in Folge unvoILständiger Operation oder
baldiger Rückfälle zu Grunde gingen. L. empfiehlt
stets die Bauchfellnaht des Stieles zu machen. Bei
festen, ausgebreiteten Verwachsungen macht er,
wenn es sich um Cysten mit rein flüssigem Inhalt
handelt, die Incision und näht die Cyste an der
Bauchwand fest, während ^r multilokul^bre Ge«
schwülste mit oolloidem Inhalt auch bei starken
Yerwachsnngen exstirpirt.
J. Präger (Chemnitz).
94. Ca« de groMOMeoheideaopereeBpoar
aalpingo-ovarite; par Gonllioud, Lyon. (Ann.
de GynöcoL XTiTT. Nov. 1894.)
G. hält den Eintritt einer Schwangerschaft nach
abgelaufener Erkrankung der Anhänge im Gegen-
satz zu den bisherigen Anschauungen für das beste
Heilmittel für alle noch bestehenden Schmerzen
und Beschwerden. Er sah verhältnissmässig oft
bei von Laroyenne und ihm selbst operirten
Frauen Schwangerschaft eintreten, so 11 mal nach
ErOfibung von Eiterhöhlen von der Scheide aus;
in der Mehrzahl dieser FäUe handelte es sich um
eine einseitige Pyosalpinx, in den anderen Fällen
war es ungewiss, ob der Sitz der Eiterung im oder
um den Eileiter war. Die Entbindungen waren
einfach, bis auf eine falsche Insertion des Frucht-
kuchens, die den Tod der Frau verursachte. Ein-
mal kam es zu Eileiterschwangerschaft, welche mit
Erfolg operirt wurde. Nach einseitiger Abtragmig
der Anhänge vom Bauche aus beobachtete G. 2mal
Schwangerschaft, ebenso 2mal nach einseitiger
Entfernung von der Scheide aus. Schwangerschaft
nach conservativer Behandlung der Anhänge hat er
selbst bis jetzt noch nicht beobachtet.
J. P r ä g e r (Chemnitz).
95. UeberOvarialreaektion; von Dr. Fried-
rich Matthaei. (Ztschr. f. Geburtsh. u. Gyn&-
kol. XXXL 2. p. 345. 1895.)
M. theilt 6 Fälle von Ovarialresektion ans der
k. üniversitäts- Frauenklinik in Berlin mit; alle
diese 6 Frauen waren nach üeberstdien des Ein-
griffes von ihren früheren Beschwerden geheilt und
erfreuten sich dauernd einer guten Gesundheit
Alle haben ihre Menstruation behalten, 5 von ihnen
haben concipirt, 4 haben ohne Schwierigkeit^ i
geboren, 1 war zur Zeit der VerüfFentlichung
schwanger. Es war also gelungen, den Frauen die
Fortpflanzungsfähigkeit zu erhalten« Da alle 6
noch in jüngeren Jahren standen, war die Er-
sparung der anticipirten Klimax sehr wichtig. Ein
Becidiv oder eine erneute Erkrankung von Seiten
des zurückgelassenen Ovarialrestes ist bis jetzt in
keinem Falle eingetreten. In 4 von den 6 Fällen
handelte es sich mit Sicherheit um Dermoidcysten.
M. schliesst mit folgenden Sätzen: „Zur Er-
haltung der Menstruation und Ovulation ist man
bei jungen Individuen mit doppelseitiger, zur Ope-
ration kommender Erkrankung der Ovarien be-
rechtigt oonservativ zu verfahren und einen makro-
skopisch gesund erscheinenden Best von Eierstocks-
gewebe nach Abtragung des erkrankten Theiles
zurückzulassen : 1) in Fällen, in denen zahlreiche
grössere Retentionscysten vorhanden sind, wenn
man annehmen muss, dass die einfache Punktion
derselben zur Heilung nicht genügen wird ; 2) bei
Permoidcysten ; 3) mit äusserster Vorsicht bei
yn QebTirtshtllfe, Fniiieii- und Sinderheilbmda
53
glandnUreii pioliferirenden Kystomen gutartigen
Ghanktans.^^ „Abaolut oontraindioirt ist das oon-
BervatiTB Yerührea : 1) bei bestdiender maligner
Orarialarkraalnuig, sowie bei dem geringsten Ver-
dacht auf die Existenz einer sokhen ; 2) bei Frauen,
die entweder im Klimakterium sich befinden oder
schon nahe tot demselben stehen.'^
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
96. üeber Metastaaenbildung bei oardno-
matöaen Ovarialcyaten ; von R. Landerer.
(Ztschr. f. Geburtsh. u. Oyn&kol. XXXI. 1. p. 123.
1894.)
Auf Grund Ton 3 Fällen von OvarialoarGinom,
bez. malign degenerirtem Ovarialkystom besprioht
L eine Anzahl selten beobachteter, klinisch nicht
unwichtiger Metastasenbildungen bei primärer kreb-
siger Entartung des Ovarium, bez. einer Ovarial-
cyste.
Alle 3 Fälle (Universitäts-Frauenklinik in Würz-
burg) zeigten sekundäre KrebsknOtchen am Perito-
naenm parietale und viscerale. Bemerkenswerthw
sind die metastatischen Knoten, die sich ausserhalb
desCavum peritonaei fanden, innerhalb der Bauch*
decken und in den Tuben. In den vorliegenden
liUen zeigte die Tube den Garcinomkeim auf der
Wanderung, d. h. sie zeigte Spuren seiner Wände»
nmg, und zwar auf verschiedenartigen Wegen, auf
dem Weg, der das Ovulum zur UterushOhle fOhrt,
in den Lymphbahnen der Tube und endlich auf der
Serosa des Ligamentum latum. Am Wichtigsten
Bind jedenfalls die beiden ersten Wege. „Die Art
der Propagation des Gardnoms vom Hutterherde
auf näher und entfernter liegende Organe in und
ausserhalb der Bauchhöhle auf dem Wege der
Lymphbahnen oder Blutgefässe oder durch direkten
Contakt oder durch Uebertragung von Partikelchen
der Huttergeschwulst vermittelst physiologischer
Intestinalbewegungen auf entfernte Gewebetheile
unter Beibehaltung des charakteristischen histolo-
gischen Bildes der Muttergesdiwulst in allen sekun-
dären Herden, diese ganze Analogie in der Aus-
breitung des Krebses mit derjenigen ätiologisch
genau bekannter infektiöser Proceese, z. B. der
Sepsis, der Tuberkulose u.s.w., weist uns mit aller
Bestimmtheit darauf hin, auch hier einem lebenden
Infektionsträger, sei es pflanzlicher oder tiiierischer
Natur, die erste RoUe in ätiologischer Beziehung
zuzuweisen.'*
Praktisch zieht L. aus seinen Beobachtungen
den Schluss, dass man sofort nadi gestellter Dia-
gnose die Entfernung derOvarialcysten vornehmen
BoUe, zumal aus seinen Krankengeschichten hervor-
geht, wie ausserordentiich rasch sich die bösartige
Entartung der Ovarial<^sten vollziehen kann, ins-
besondere aber wie rasch sich die Metastasen aus-
breiten. Zum Sdiluss erwähnt L. noch die bei
operativen Eingriffen möglicherweise manuell ver-
arsachten Impfmetastasen des Peritonaeum.
Arth. Hoff mann (Parmstadt).
97. Die von den Bndothelien anagehdnden
Geaohwülste des Jüerstooks; von Dr. L. Pick.
(BerL kUn. Wchnschr. XXXL 45. 46. 1894.)
P. berichtet über 2 inderL.Landaa*scheaFraaen-
klinik zuBeriin operirte nnd anatomisch anterBuohte, von
den Endotbehen ausgehende Ovarial^esohwülste. Die
Beatong der im ersten BUle doppelseitiffen, im zweiten
am linken Eierstock sitzenden Oesohwust war bei der
wesentÜGhenüebereinstimmnng der histologischen Bilder
beide Male die gleiche. Die in dem kemarmen binde-
gewebigen Stroma mit dem Faserverlanf gleichgerichteten,
in fferadem oder bogigem Yerlauf ihm genau folgenden,
spaltfönnigen, spitz ausgezogenen Böhrchen entsprechen
zweifellos den Saftkanölohen des fibrösen Tamorantheiles.
Es umschliessen also die Wurzeln der Lymphgefösse
die rosenkransartig ^reihten Ketten der epithelialen
Zellen. Der unmittelbare üebergang dieser Bahnen in
das Netz der scharf contourirten sohlauchartigen Gebilde
kennzeichnet bereits letztere als Lymphcapularen , die
Entstehung der Schläuche aus normalen, von platten,
nur leicht in*s Lumen vorgebaachten Zellen umrandeten
Lymphoapillaren liess sich an dieser oder jener Stelle
deutlich verfolgen. Man erkennt die zu cubisohen oder,
schönen hochcylindrischen Formen führende epitheliale
Transformation ihrer Endothelien. Dementsprechend fehlt
an Schläuchen und Strttngen jede besondere zellige um-
oder Auskleidung.
Beide Ffille sind als Geschwulstbildung anzusehen,
charakterisirt einmal durch eine mächtige fibröse, die
parenchymatösen Eierstocksbestandtheile verschlingende
Gewebeneubildung, zweitens durch epitheliale Umfor-
mung und Proliferation der die Lympbgelässe und Saft-
kanälchen austapezirenden endothelialen Elemente bei
fdlnzUcher Passivität der Blutgefiisse. Die letzgenannten
Prooesse erzeugen die Bilder eines Adenoms oder Caroi-
noms; bei starker Wucherung aber auch die eines reinen
Sarkoms.
Nach P. sind im Ganzen jetzt 28 Fälle von
Endothelgeschwülsten beobachtet; 9aud handelte
es sich um L3rmphgefftssendothelgesohwülste des
Bierstocks. Die von den Endothelien des Eier-
stocks ausgehenden Tumoren sind nach P. als Ge-
schwülste von starker Bösartigkeit zu bezeichnen,
theils wegen der Verwachsungen, theils wegen der
Becidi ve und Metastasen. Von den beiden Kranken
P.'s starb diejenige mit doppelseitiger Endothel-
geschwulst bald nach der Badikaloperation in Folge
von schneller Metastasenbildung ; die andere Kranke
mit einseitigem Tumor wurde 1 Jahr nach der
Ovariotomie noch gesund befunden.
A.rth. Hoffmann (Darmstadt).
98. Teratoma OTatü; von J. Wernitz in
Odessa. (Ztschr. f. Geburtsh. u. Oyn&koL XXXL
2. p. 417. 1895.)
Eine 25jiUir. Erau, bemerkte seit ihrer vor einem
Jahr stattgehabten Niederkunft eine allmählich wachsende
Geschwulst im Leibe, die in den letzten 3 Mon. rascher
sich vergrÖBserte. Die Diagnose wurde auf mahpie Neu-
bildung des rechten Ovarium gestellt und am zl. März
1893 die Laparotomie vorgenommen. Die entfernte Ge-
schwulst war von reichlich Mannskopfgrosse, höckerig ;
den Stiel bildeten die rechten üterusanhänge. An der
Vorderfläche sass eine halbkugelförmige Yorwölbung mit
dicken Wandungen und von praller Q)nsi8tenz, die sich
beim Durohsohneiden als faust^osse, mit diokflüssi^r,
geruchloser, milchiger Flüssigkeit gefüllte Höhle erwies.
Der übrige Theil des Tumor war solid, bestand aus einer
Unzahl kleiner Cysten mit ooUoidem Inhalt Die Con-
sistenz des Tumor war sehr fest mit durdi Einlagerung
54
Yn. Qeburtahülfe, FraueU" und Einderheilkunde.
zahfareioher Knoobenlamellchen. Mikroskopisob zeigte der
TamoT einen sehr complicirtenBaateratoidenQianktertf.
Verlauf nach der Operation anfangs günstie; vom
1. April an Fiebersteigenmgen , Hasten mit luntiffem
Auswurf, AlbamiDorie, Anästhesie der üntersoheniel,
Schüttelfröste, Tod am 22. ApriL Bei der Sektion zeigten
sich multiple metastatisehe Knötchen im Peritonaenm
and an Langen, Nieren and Leber. Die metastatischen
Knoten bestanden aas einem zellenreiohen Bindegewebe,
das sehr ähnlich war der zellenreiohen Grandsabstanz
der primfiren Gesohwalst; dem Aassehen nach masste es
als sarkomatöses Gewebe bezeichnet werden.
W. stellt 23 FftUe von Teratomen ans der Lite-
ratur zusammen und unterscheidet 2 Gruppen. Bei
der 1. Qruppe findet man in einer Cyste dermoi-
dalen Charakters Bildungen, die schon organisirt
sind und die schon ausgesprochene, wenn auch
rudimentäre Formen von EOrpertheilen angenom-
men haben. Li der 2. Gruppe sind die anatomi-
schen Elemente nicht zu einer bestimmten Oruppi-
rung gekommen ; diese Fälle, zu denen auch der
mitgetheilte gehört, zeichnen sich durch einen ganz
besonderen Verlauf aus, und zwar durch Auftreten
bei jugendlichen Personen, schnellefi Waohsthum.
der Geschwulst, Bösartigkeit, baldiges ReoidiTcren
oder vielmehr Metastasenbildung auch nach schein-
bar vollständiger Entfernung der primären Ge-
schwulst Arth. Hof f mann (Darmatadt).
99. Ueber die spontan duroh (tesohwülate
bedingte Gebärmattenunatülpang; von Dr.
Sigmund Gottschalk in Berlin. (BerL klin.
Wchnschr. XXXIL 8. 1895.)
Eine 63jfihr. Yirgo Htt seit 3 Jahren nach IQjähriger
Menopause an aterinen Blatangen. Durch rectoabdomi-
nale üntersachung warde die Diagnose auf Inverdo uteri
completa in Folge von submakösen Myomen ^tellt.
Aas dem Scheideneingange ragte eine vollständig zwi-
schen die Schenkel vorgefallene rundliche, faastgrosse,
missfarbige, dunkel- bis blaaroth, in ihren abhängigen
Stellen scnwarz verfSrbte, solide Geschwulst hervor, Ton
im Allgemeinen fester, nur stellenweise mehr morscher
Consistonz. Ein widerlicher Zersetzungsgeruch haftete
dieser Geschwulst an. Trotz der starken Kachexie und
trotz schwerer Herz- und Nierenveränderun^en entschloss
sich G. zur Operation. Enudeation von 10 m der Scheide
befindUchen Geschwülsten und supraoervikale, vaginale,
schräge Abtragang des (Corpus uteri nebst breitbasig auf-
sitzender Geschwulst mit Bildung eines breiten Peri-
tonäalsaums zur flächenhaftea Adaptirung und sero-
seröse Ifahi zum Abschluss der Cervikalhöhle gegen die
Bauchhöhle. Am 12. Tage wurde die Kr. geheut ent-
lassen. Nach 5 Monaten Tod in Folge des Herz- und
Nierenleidens.
Nach G. wird die von Schauta (Jahrfob.
CGXL. p. 52) ausgesprochene Ansicht, die jede
aktive Mitbetheiligung von üteruscontraktionen bei
Inversio uteri in Abrede stellt, durch die von ihm
mitgetheilte Beobachtung gestützt Im vorliegen-
den Falle war die Muskulatur n&mlich durchweg
sehr stark degenerirt, die einzelnen Muskelzellen
waren auffallend schmal, klein, Bindegewebefasem
Ähnlich und ihre Kerne waren nicht mehr durch
die gewöhnlichen Farbstoffe zur Darstellung zu
bringen ; nirgends fand sich mehr normal aussehende
Muskulatur.
G. verfolg deu.Yorgang der Umstfilpung schritt-
weise und glaubt feststellen zu können, „dasa
Üteruscontraktionen ihn nicht nur nicht fördern,
sondern geradezu hemmen. Wenn Dternsoontrak-
tionen die ümstfllpnng begleitet haben, so ist sie
trots derselben, nicht aber mit deren Hfilfe zu
Stande gekommen. Sie sind der Ausdruck des
gesteigerten Widerstandes, mit welchem die Qe-
bärmutterwand, die ihre normale Haltung und Ge-
stalt zu bewahren Strebt, gegen die deformirende
Einwirkung der abwftrts gleitenden Geschwulst
ankämpft. Dass dies hftufig mit Erfolg gesdiieht,
dafür spricht die relative Seltenheit des Vorgangs
gegenüber der Häufigkeit geeigneter Geschwulst-
bilduhgen in der Gebftrmutterhöhle. üteruscon-
traktionen sind also das beste Prophylakticum
gegen die Inversio^^
Arth. Hoff mann (Dannstadt)«
100. Zur AetiolQgie der Inversio uteri pect
partum; von W. Beckmann in Petersburg.
(Ztschr. f. Geburtsh. u. GynäkoL XXXL 2. p. 371.
1895.)
B. theilt zunächst eine eigene Beobachtung
von Inversio uteri mit, deren Entstriiung er auf
folgende Weise erklärt: „Die Geburt verlief normal,
aber nach der Ausstossung des Kindes oöntrahirte
sich der Dterus schlecht Da die Nabelschnur um
den Hals geschlungen war und unter der Achsel
durchging, ist es sehr wohl annehmbar, dass durch
dieselbe ein Zug an der schlaffen Uteruswand aus-
geübt wurda Der centrale Abschnitt der Plaoettta
löste sich dabei von der Insertionsstelle und es
kam zu einem Bluterguss zwischen üteruswand
und Placenta. Die Plaoenta begann sich nach dem
Mechanismus von Schnitze von der üteruswand
zu lösen. Unterdessen steigerte sich die Atonie
vielleicht zum Theil in Folge der inneren Blutung.
Durch die Schwere der Plaoenta und des retro-
plaoentaren Blutergusses wurde der Fundus uteri
bis auf den inneren Muttermund herabgezogen und
invertirt Beflektorisch ausgelöste üteruscontrak-
tionen und die Aktion der Bauchpresse trieben den
invertirten Uterusabschnitt durch das Orificium
herab, wobei sich der retroplaoentare Bluterguss
im Strom aus den Genitalien ergoss.'' B. stellt
weiterhin 100 Fälle von Inversio uteri post par-
tum aus den Jahren 1877 — 1894 zusammen. In
54 Fällen handelte es sieh um spontane Inversionen,
während nur in 21 Fällen heftige Eingriffe schuld
waren. In den übrigen 25 Fällen ist über die
Aetiologie der Inversio entweder nichts gesagt
oder sie blieb unaufgeklärt Aus B.'s Statistik
geht direkt hervor, „dasa die aponUmm Iiwmrsionen
viel häufig sind cds die tmdenten. Diese That-
sache hat aber nicht nur geburtshülfliches Inter-
esse, sondern ist auch in gerichtlich-medioinischer
Beziehung von nicht geringer Bedeutung'S
Unter 89 Fällen waren 46 oder 51.7^0 ^'^'
gebärende, 15 Zweitgebärende, 9 Drittgebärende .
und die übrigen Mehrgebärende. Ton 77 Frauen
YH Geburtshülf 6} Franaii- tmd EinderHeilkimäe.
ÜB
'ntem 60 nodL nicht 30 Jahre alt Auch das
^tistisdie Oeoetz, demzufolge am häufigsten
Liversionen bei Erstgebftrenden und jugendlichen
Personen Torkommen, ^xricht dafür, dass seltener
das zdäUige Hinzutreten violenter Eingriffe bei
der Aetiologie die wichtigste Bolle spielt, yiel^
mehr beim Oeburtsakt selbst bestehende mehr oder
veniger oonstante Bedingungen die puerperale
ütemsinversiQn in der Mehrzahl der F&lle zu Stande
kommen lassen".
In der Mehrzahl der F&lle bot der Verlauf der
Geburt nichts besonders Erwähnenswerthes dar.
Auch eine Beziehung der Inversionen zu den ent-
bindenden Operationen war nicht festzustellen;
nur m 11 FftUen waren operative Eingriffe (lOmal
Zange und Imal Wendung wegen Querlage) vor-
genommen worden.
Arth. Hoffmann (Darmstadt)..
101. Zur Meohaaüc der Ihversio uteri paer^
peralia; von Prof. 0. v. Herff. (Münchn. med.
Wohnschr. XTiTT. 2. 1895.)
Der 1. Fall betraf eine 20jähr. Erstgebärende, bei
welcher der jxm^ YoloDtärarzt den C r e d e 'sehen Hand-
piff sonfichst nchtig eingeleitet, aber auch nach Ablauf
der künstlich erzei^^n Wehe mit grosser Kraft weiter
exprimirt hatte, merbei entschwand ihm plötzlich der
Utems BUS der Hand and trat umgestülpt vor die Scham-
spalte. Nach gelungener Zurüokstülpung verlief das
Wochenbett noimaL Die dorsale Wand des Uterus war
im Vergleiche zur ventralen bedeutend verdünnt und
sehr schlaff.
Bei einer durch Perforation entbundenen, noch nar-
kotisirten 42jShr. Erstgebärenden beobachtete v. H. nach
spontaner Ausstossung derPlacenta, ,wie sich im Fundus
des Uterus, dessen Umrisse sich durch die vollständig
schlaffen und ungemein dünnen Bauchdecken allseitig
plastisch abhoben, eine Delle langsam ausbildete. Diese
vei^pösserte sich immer mehr, so dass schliesslich mehr
vie die H&lfte der Corpuslfinge mit in den Trichter ein-
bezogen wurde*^. Nach erfol^rBeinversion wiederholte
sich dieser Vorgang 3mal, bis durch längere Massage,
Ergotm und heisse Uterusansspülung kräftige Contrak-
tiooen herbeigeführt worden waren.
Zur Erklärung dieser letzten spontanen Inversion
nimmt V. H. den atmosphärischen Druck [?] zu Hülfe.
Arth. Hoff mann (Darmstadt).
102. Zur Behandlang der oompleten Ute-
mamptnren; von S.Cholmogoroff in Moskau.
(Ztschr. f. Geburtsh. u. Gynftkol. XXX. 1. p. 89.
1694.)
Fünftgebärende, Conj. vera 9 cm. Placenta praevia.
Steiaslage. Wogen fortdauernder Blutung wurde bei völlig
TontricbeDem Muttermunde der rechte Fuss herabgeholt
imd die Frucht extrahirt, was erst nach Pierforation des
Kopfes gelang. Wegen fortdauernder Blutung musste
mit der Hand eingegangen werden ; es wurde dabei ein
QaenisB der Gervix festgjastellt und die m der Bauch-
höhle swisohen Därmen hegende Placenta hervorgeholt.
I>er Qnerriss war 10 cm lang, zog sich mehr nach links
km und befand sich etwa 3 cm oberhalb des Orificium
«itamum uteri. Fötus und Nachgeburt waren durch den
^Sm in die Bauchhöhle getreten. Ch. vernähte den Riss
YOD der Soheide ans mit 10 Ekituren bis auf einen ge«
nogen Best, durch welchen ein Jodoformgazestreifen in
<iie Bauchhöhle eingeführt wurde, um dem Sekret freien
Akfluss zu sichern. Die Bauchhöhle wurde mit 2proc.
mmer Borsäoreldeun^ vorher ausgespült Am 10. Tage
war der Hiss per primam geheilt und am dO. Tage ver-
liess die Er., welche noch eine abscedirende Mastitis
durchgemacht hatte, gesund die Anstalt
C h. kommt zu folgenden Sohlussfolgerungen :
„üterusrisse können nach 6 Methoden behandelt
werden : a) ezspektative oder antiphlogistische
Methode , b) Laparotomie mit Erhaltung der Ge-
bärmutter, wobei der Biss entweder genäht oder
offen gelassen wird, c) Laparotomie mit supra-
vaginaler Amputation oderExstirpation desüterus,
d) Drainage der Buptur, e) Naht des Risses mit
oder ohne Einführung von Jodoformgaze. Die
exspektative Methode führt nur ausnahmeweise
zur Genesung und mnss daher verworfen werden.
Gewöhnlich hat man zwischen den verschiedenen
Methoden der Laparotomie und der Tamponade
zu wählen. Mit Rücksicht auf genaue Desinfek-
tion der Bauchhöhle ist es schwer, einer dieser
Methoden vor der anderen den Vorzug zu geben.
Die Drainage garantirt nicht den Stillstand der
Blutung, sorgt aber für freien Abfluss des Sekrets
aus der Bauchhöhle. Die Yortheile beider Metho-
den werden erreicht, wenn man den Riss von der
Scheide aus näht und nur eine geringe Oeffnung
lässt, gross genug, um einen Jodoformgazestreifen
einführen zu können. Diese Methode entspricht
allen Anforderungen der Chirurgie, sie ist aller-
dings schwer auszuführen, doch ist sie stets mög-
lich bei allen Uterusrupturen unterhalb des Con-
traktionsrings, mit denen wir sub partu meistens
zu thun haben.^'
Arth. Hoff mann (Darmstadt).
103. Die Prosnose derZSangenoperattonen
naoh den Brfahningen an der gdbnrtshülf-
liohen Klinik sa Basel; von Carl Schmid.
(Arch. f. GynftkoL XLYIL 1. p. 32. 1894.)
Der von der Dresdener Frauenklinik (M ü n c h -
meyer) ausgegangenen Warnung entgegen wird
für die relative ünsohfidlichkeit der Zange ein-
getreten und die typische Zangenoperation im All-
gemeinen als eine für Mutter und Kind ungefthr-
liche Operation hingestellt. Wehenschwflche und
die daraus entstehende lange Geburtsdauer ist
deshalb als Indikation zur Zange anzusehen, wenn
der Kopf zangengerecht steht und sich die zweite
Geburtsperiode über 2^/^ bis 3 Stunden hinzieht..
In keinem Falle soll der Arzt bei Vorhandensein
der Bedingungen zur Zange die Austreibezeit über
4 Stunden verzögern. Die hohe Zange darf nur
als Zangenversuch zur Anwendung kommen ; im
Interesse des Kindes allein darf sie nur von et*
iafarener und geübter Hand angewandt werden.
Die Blutnng, die meistens durch Atonie des Uterus
und nicht in Folge der durch die Zange gesetzten
Verletzungen entsteht, ist keine lebensgeOhrliche
und kann durch die uns zu Gebote stehenden Mittel
beherrsoht werden. Wenn man trotz Wehen-
schwäohe die Zange verwirft und abwartet, „so ist
die Wehenschwfiehe in der dritten Periode nicht
gehoben, im Qegentheü^ die Erschöpfung der-
B8
TU (Sebortabfllf e, Frauen- Und Eüiderheilkande.
üternattiPfllnilatür ist um so grOsser und eine ato-
nische Bltttong ist mit um so grosserer Wahr-
scheinlichkeit in der Nachgeburtsperiode za er-
warten*' [??]. Die durch die Zange gemachten
Scheidendamm Verletzungen , welche stets durch
die Naht (Seidenknopfnähte vom Damm aus) ge-
schlossen werden kOnnen, ob sie bluten oder nicht
bluten, haben eine grosse Neigung zur Heilung und
geben keinen Nachtheil fOr die Mutter.
Von 2926 Frauen wurden 156 — 6.33«/o
mittels der Zange entbunden (1887 — 93). Bei
132 BS 84<^/o wurde der Damm verletzt, doch
heilten 92% der genähten Dämme per primam.
Die Mortalität betrug 1.280/o, die auf den Eingriff
zu beziehende O^j^ die Morbidität 76.6^1^. Die
Qesammtmortalität der Kinder betrug 10.27o) davon
sind aber nur 5.7<^/o in Folge der Zangenoperationen
zu Grunde g^angen ; 131 wurden lebend entlassen.
Brosin (Dresden).
104. Zur Gaauiatik des Vagitiis uterinoB;
von Ludwig Schaller. (Ztschr. f. QeburtsL
u. OynäkoL XXXL 2. p. 358. 1895.)
44jähr. Seohstgebärende, Diagonalis 10.5 cm. Kopf
leicht fixirt anf dem Beckeneingange, Blase gesprungen,
Mattermond handtellergross. Von Seiten eines engli-
schen, an einem Feriencars iheilnehmenden Arztes Wen-
dung auf den linken Fuss, dabei langes Verweilen mit
der Hand in Vagina und Utems bis zom Ergreifen des
Fasses. Da es diesem Arzte nicht gelang, das Knie bis
vollständig in die Vulva zu ziehen, so voUendete Seh.
die Umdrehung. Als das Knie in der Vulva erschien,
hörte Seh. eigenthümlich meckernde Laute; bei der
Auskultation des Abdomens waren deutlich Inspirations-
bewegungen [Inspirationsgeräusche?] zu hören. ,Ex-
perimenti causa" zog S oh. nun den Fuss von Neuem stark
an und sofort hörten Alle, Aerzte und Hebamme, zur
grossen Ueberraschung ein im ganzen Zimmer deutlich
vernehmbares Oesohrei des Kindes, so dass die Hebamme
sogleich sagte : „das Kind meldet sich''. Das Geschrei
klang wie aus der Feme oder aus einem geschlossenen
Baume kommend, aber vollkommen dem Schreien neu-
geborener Kinder entsprechend: eine Fortsetzung zu-
sammenhängender Töne, nur gedämpft, ver^eichbar etwa
der auf der Violine durch die Sordine hervorgerufenen
Dämpfung, es setzte etwa 5 — 6mal mit kurzen Pausen
ein, während deren der Praktikant mit dem Stethoskop
deutliche Respirationsgeräusche auskultiren konnte, und
dauerte im Gimzen etwa 15 — 20 Sekunden. Die Extrak-
tion des Kindes gelang erst nach Perforation des Kopfes.
Starke, schwer zu bewutigende atonische Blutung. Fieber-
loses Wochenbett. Kind 57cm lang, 3900g schwer,
rechte Lunge reichlich lufthaltig, linke Lunge nur wenig
lufthaltig im Oberhippen.
Bei der Wendung war offenbar Luft in den
Uterus eingetreten. Die zweifellos interessanteste
Thatsache bei der mitgetheilten Beobaohtung ist
nach Seh. „die absolute Intaktheit des Placentsr
kreislaufes zur Zeit des Vagitus uterinus, welche
durch Auskultation und Controle mit der Uhr fest-
gestellt ist'^ Nach Seh. ist seine Beobaohtung
„eine unerwartete Stütze fOrdieTheoriePreyer's,
nach welcher die Hautreize das eigentlich Wirk-
same zur Auslösung von Respirationsbewegungen
sind und dieselben bei niefU gestOrtem Plaoenta-
kreislaufe nur grosser sein müssen'^ Weiteres
Interesse beansprucht der Umstand, „dass offenbar
die primftren vorzeitigen Athembewegungen die
Störung des Flaoentakreialaufes als sekundAre Folge
nach sich gezogen haben^'.
ArtlL Hof f mann (Darmstadt).
105. 1) üeber den ersten Bohret; vonB.
Olshausen. (BerL klin. Wchnsohr. XXXL 48.
1894.)
2) Der ente Sohrei und der erste Afham*
sog; von Prof. M. Bunge in GOttingen. (Ebenda
XXXn. 5. 1895.)
1) Aus der Yerschiedenheit des Eintrittes der
Lungenathmung bei normalen Geburten und bei
derEntwickelung der Frucht nach dem ohne Beein-
trächtigung der placentarenAthmung vorgenomme-
nen Kaiserschnitt folgert 0., dass bei der normalen
Geburt noch andere Umstfinde wirksam sein müssen,
als die durch die Geburt bedingte Beschrftnkung
der Sauerstoffzufuhr. Als wesentliches Moment
betrachtet er hierbei das Verhalten des Thorax bei
dem Austritt des kindlichen Bumpfes. „Es wird
hierdurch bei dem Geburtevorgang eine kfinstliohe
Athmung direkt instituirt, wie wir sie mit irgend
welchen Methoden einer künstlichen Bespiration
gewiss nicht besser ausführen kOnnen.^'
Bei Beckenendgeburten, Kaiserschnitten und
bei sehr kleinen frühgeborenen Früchten fehlt
diese künstliche Bespiration und deshalb bleiben
in diesen Fällen die Neugeborenen auch verh<niss-
mfissig häufig noch eine Zeit lang apnoisch.
2) Bunge, dessen letzte Arbeit über dasselbe
Thema von Olshausen in obigem Auf satze ganz
spedell kritisirt wird, führt nochmals aus, dass
die Ursache des ersten Athemzuges in der gestei-
gerten Venosität des fatalen Blutes liege. Das
Aufhören der Compression des Thorax hat nach &
keine ätiologische Bedeutung für den ersten Athem-
zug, wohl aber liegt darin ein begünstigender Um-
stand für den ersten Schrei.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
106. Ueber Pseadodiphtlieritis septh&mi-
sehen Ursprunges bei Neugeborenen und Säug-
lingen; von Prof. Alois Epstein. (Jahrb. f.
Kinderhkde. XXXIX. 4. 1895.)
Erkrankungen, die klinisch mit dem Bilde der
Diphtherie übereinstimmen, aber ätiologisch von
dieser verschieden sind, insofern sie nicht durch
den L Off 1er 'sehen Bacillus hervorgerufen wer-
den, kommen auch beim Neugeborenen vor. Sie
können hier der Ausdruck der Septikämie sein, die
beim Neugeborenen mit Yorliebe in der krypto-
genetischen Form verläuft und ausserordentlich
vielgestaltige Krankheitsbilder zu liefern yermag.
Nach der Anschauung der meisten Aerzte ist echte
Diphtherie in der frühesten Zeit des Säuglingsalters
selten. Um so auffallender ist die MittheiLung
Schlichter 's, welcher innerhalb desZeitraumes
von 3 Jahren bei 21 sehr jungen Kindern Diph-
therie beobachtete. Dieser Mittheilung fehlt die
Beweiskraft, da die bakteriologische Untersuchung
YIL Gebnrtshfllfe, Franen- und Zinderheilhmde.
57
nur dnmal ansgef&hrt wurde. Die septische In-
fektion der Mund- und BachenhAhle kann eine pri-
mSre oder eine sekundäre (von einer Nabelwnnde,
einer septischen Gastroenteritis ausgehende) sein.
Sie kann zu einer Ausscheidung von Fibrin und
Gefwebenekrose führen und alsdann eine Diphtherie
YOTtftuschen, wie K mit einer schön ausgeführten
Abbildung erUutert Eine neuerdings von E. ge-
machte Beobachtung erscheint besonders beweis-
kräftig.
Bei einem 20 Tage alten, an akuter Gastroenteritis,
Pnenmonie, Nephritis und Sklerem erkrankten Kinde
wurden im Blute Streptokokken gefunden. Danach
stellten sich eine Schleimhautnekrose am Gaumensegel, an
den vorderen Gaumenbogen und Larynxstenose ein. Bei
der Sektion &nd man „die Schleimhaut im Bereiche der
beiden Gaumenbögen und im Pharynx missfarbig und
mit einem grauröthlichen Belage versehen. Solche Be-
lage auch an der Epiglottis und den aryepiglottischen
Falten^. Die bakteriologische Untersuchung des Rachen-
belags ergab Streptokouen, die den im Blute gefundenen
ToUkommen glichen, Staphyloooccus pyogenes albus und
aureus, keine Löffler 'sehen Bacillen.
Aehnliche YerhAltnisse dürften häufig im Yer-
lanfe von Scharlach, Masern, Variola, Typhus u. s. w.
Torli^gen. Brückner (Dresden).
107. Das Auftreten von Bakterien im Darm-
hduateHeugeborener vor der erttenValimnga-
anfinahme; von W. Schild. (Ztschr. f. Hyg. u.
Infektionskrankh. XIX. 1. p. 113. 1895.)
Bei der ^Bedeutung, welche die Anwesenheit
Ton Bakterien im Darmkanal für die Zersetzung
deringesta hat, musste die Annahme, dass lediglich
mit der Nahrung dem Darme Bakterien zugeführt
weiden, oonsequenter Weise zu der Forderung
führen, durch vorherige Sterilisirung der Nah-
rung die Bakterienzufuhr auf diesem Wege ahzu-
schneiden. Wenn dennoch der Erfolg den ge-
hegten Erwartungen nicht entsprochen hat, so liegt
dies daran, dass auch von der Nahrung unabhängige
Möglichkeiten für das Eindringen von Bakterien
in den Darm existiren. Diese hat Seh. an einem
grossen Material in sorgfUtigen Untersuchungen
stttdirt und ist dabei zu folgenden Schlüssen ge-
langt: 1) Der Inhalt des Rectum ist unmittelbar
nach der (Geburt stets steril. 2) Die erste Infek-
tion desselben geschieht, unabhängig von der Nah-
nmg, durch verschiedene Bakterienarten, worunter
sioh auch peptonisirende befinden. 3) Die Zeit
dieser ersten Infektion sdiwankt je nach der
Aussentemperatur und flUt in den Sommermonaten
frfihestens auf die 4., spätestens auf die 20., meist
aber auf die 10. bis 17. Stunde nach der Qeburt
4) Die Eingangspforten dieser Bakterien sind der
Mund und der Anus; und zwar schlagen die in
den Mheren Stunden auftretenden den letzteren
Weg, die späteren beide Wege ein. 5) Die Quellen,
denen diese Bakterien entstammen, sind theils die
Lnft, theils das Badewasser, dagegen nur aus-
mhmeweise die Wäsche oder die Vagina der
Hntter. 6) Das SteriUsiren der Eindemahrung hat
einen absoluten Werth nur in Bezug auf die Ab-
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft 1.
tOdtung pathogener Bakterien. 7) Bei Eindem
wie bei Erwachsenen ist auch per anum eine In-
fektion mit pathogenen Keimen möglich.
Weintraud (Berlin).
108. Ueber Kohmiloh als Uiiglinganah-
nmg; von 0. Heubner. (BerL klin. Wchnschr.
XXXI. 37. 38. 1894.)
Nach H. ist in den klinischen Thatsachen in
feiner Weise eine Handhabe dafür gegeben, dass
die Schwierigkeit der künstlichen Ernährung in
der Mangelhaftigkeit der Yerdauungskraf t des Säug-
lingsdarms gegenüber dem Euhcasein gelegen wäre.
Dagegen hat es nach H. zur Zeit wohl die grossere
Wahrscheinlichkeit für sich, wenn wir den bakte-
riellen Schädigungen den LOwenantheil an den
Schwierigkeiten bei der Ernährung des Säuglings
mit Kuhmilch zumessen. Die üeberwindung dieser
Schädlichkeiten kann zur Zeit noch nicht als ge-
lungen angesehen werden, und das Bestreben, sie
schliesslich vüUig zu überwinden, muss als die
Hauptaufgabe der nächsten Zukunft betrachtet
werden. Arth. Hoffmann (Darmstadt).
109. Ueber denStofi^echael desSäugliiiga
bei Bmfthning mit Kolimiloh; von J6röme
Langa (Jahrb.f.Kinderhkde.XXXIX.2.3.1894.)
Wenn unser Einblick in die physiologischen
Vorgänge der Verdauung beim Säugling ein noch
recht beschränkter ist, so li^ dies nicht zum
wenigsten daran, dass über den Stoffwechsel des
Säuglings nur wenig Thatsächliches bekannt ist
L. hat sich der dankenswerthen Aufgabe unter-
zogen, das bereits vorliegende Material zusammen-
zustellen und zu sichten, sowie eigene Unter-
suchungen anzustellen. Er beschäftigt sich vor-
wiegend mit dem Stickstoffhaushalt des Säuglings.
Zunächst bestimmte er den Stickstoffgehalt des'
Kothes bei gesunden und dyspeptischen, mitsterili-
sirter Milch genährten Säuglingen (14 Kinder,
darunter ein Brustkind zum Vergleich). Weiterhin
stellte er vollständige Stickstoffweohselversuche
bei 19 Kindern an, von denen wegen gewisser
Versuchsfehler nur 9 zur Schlussfolgerung ver-
werthet wurden. Zur Controle wurden noch gleiche
Versuche an 2 jungen Himden ausgeführt L.
schliesst aus seinen Untersuchungen : „1) dass die
N-Ausnützung der Kuhmilch, wenn dieselbe gehürig
zubereitet (d. h. verdünnt, mit Milchzucker versetzt
und sterilisirt) ist, eine annähernd ebenso voll-
kommene ist, wie die der Muttermilch; 2) ist die
Menge der ausgeschiedenen Kothfixa beim dyspep-
tischen Säugling etwa doppelt so gross, wie beim
gesunden Säugling ; 3) dementsprediend ist auch
die 24stündige N-Menge der Fäces bei Dyspepsie
grüsser, dagegen 4) der prooentuale N-Qehalt der
dyspeptischen Ausleerungen etwa um eben so viel
kleiner, als bei normaler Funktion desMagendarm-
tractus; 6) der mit Milch ernährte Säugling be-
findet sich nicht im Stickstoffgleidigewicht, son-
dern er behält N in grosserer Menge zurück, und
8
68
Ym. Chirurgie, Augen- und OhrenheOkande.
zwar meist bedeutend mehr, als der gleichzeitigen
Oewichtzunahme ent^richt, und 6) das Stiokstofif-
defidt kann vielleioht am ehesten diftdurch erklärt
werden, dass der ausserordenüioh schnell wach-
sende E5rper des jungen Kindes eine erhebliche
Menge von Zellen neu bildet und hierzu den Stick-
stoff zurückbehält, ohne in Abrede stellen zu woUan,
dass ein kleiner Theil desselben vielleicht auf Bech-
nung der yermehrten Darmarbeit (Camerer,
V. Noorden) oder durch Bildung fireien N durch
Darmbakterien (Biedert) erkULrt werden kamt*'
Brückner (Dresden).
Vlll. Chirurgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
110. DePasepsieenohirargie; par F. Ter-
rier. (Revue de Chir. XIV. 10. p. 829; 12. p. 1037.
1894. XV. 1. p. 45. 1895.)
Die ausführliche, mit zahlreichen Holzschnitten
versehene Arbeit ist aus Vorträgen entstanden, die
T. während des Wintersemesters 1893 — 94 an der
Pariser Universität gehalten hat Er bespricht
darin alle die verschiedenen Apparate und Maass-
nahmen, die zur SterUisirung der Instrumente und
der sämmüichen Verbandmaterialien dienen, wobei
er besonders diejenigen Methoden hervorhebt, die
sich ihm als besonders gut und praktisch erwiesen
haben.
Die LektQre dieser Arbeit ist besonders auch
Denjenigen zu empfehlen, die das Buch Schim-
melbusch's über die Aseptik gelesen haben.
P. Wagner (Leipzig).
111. Die Untersnohnng der Tranaiwrena
vonGetohwülBten imdBzsndaten mittelst der
ErleaohtiinganDiethode ; von Dr. F. Lange in
Strassburg. (Beitr. z. klin. Chir. XITT. 1. p. 240.
1895.)
Vor 20 Jahren haben Lücke und Wind-
müller Untersuchungen angestellt, die ergaben,
dass nicht nur allein Cysten mit serOsen Flüssig-
keiten durchscheinend sind, sondern auch von den
eigentlichen Neubildungen die Fibrome, Lipome,
Chondrome, Myxome und Sarkome, Geschwülste,
die alle zu denen im Typus der Bindesubstanz
gehören, während die Tumoren im Typus der epi-
thelialen Gewebe kein Licht durchlassen.
unter Benutzung des GlflhUmpchens hatL. die
Methode der DurMeuehiung weiter auszubilden
gesucht Da diese Methode aber immer erfordert,
dass die dem Beobachter entgegengesetzte Seite
des Untersuchungsobjektes so weit zugänglich ist,
dass ein GltUilämpchen angepasst werden kann, so
hat L. auch Versuche mit einer anderen Methode,
der elektrischen Erkuchkmg, gemacht, deren Wesen
darin besteht, dass die Lichtquelle sich auf der-
selben Seite wie der Beobachter befindet Zur
Ausübung dieser Methode benutzt L. ein von ihm
modificirtes Fanelekiroshop von Eemiffer, das sich
mit einer lichtdichten Hülse an die Haut anschmiegt
Ehe man nach diesen Methoden pathologische
Verhältnisse untersucht, wird man gut thun, sich
in der Erleuchtung normaler Gewebe zu üben, um
vor Irrthum und Täuschungen bewahrt zu bleiben.
Die Ergebnisse seiner Untersuchungen faast L.
in folgenden Sätzen zusammen:
„1) Die alte Methode, auf Transparenz zu unter-
suchen, leidet daran, dass Lichtstrahlen in der Um-
gebung der aufgesetzten Röhre in die Haut und
das Unterhautzellgewebe eindringen, dort refiektirt
werden und innerhalb der Röhre wieder zur Haat
austreten. Dadurch kann die Transparenz einer
undurchsichtigen Geschwulst vorgetäuscht werden.
Dieser Fehler kann bei der alten Methode vermieden
werden, wenn man ein Stethoskop mit Ohrplatte
benutzt und die Platte auf die Haut aufsetzt
2) Vorzuziehen ist aber die elektrische Er-
leuchtung. Sie gestattet, die Untersuchung auf
Transparenz weiter auszudehnen, als das bisher
möglich war, und giebt sicheren Aufschluss über
den Grad und die Ausdehnung der Durchsichtig-
keit Von verhältnissmässig geringem Werthe hat
sich die elektrische Erleuchtung für die Diagnostik
der festen Geschwülste ervriesen. Wichtiger ist
sie für die Diagnose der oysiischen OesehwülsU — im
positiven Sinne für Echinokokken, Ovarialcysten,
Schleimcysten, Ganglien u. s. w., im negativen
Sinne für Atherome, Dermoidcysten und Blut-
cysten. Die grösste praktiseke Bedeutung beeüxt
die Erkuchhmg für manche Exeudate, toie für die
Ergüsse in Schleimbeuteln und in der SeheidenhmU
des Hodens oder des Samensiranges. Bei denJ^dro-
celen hat sich die elektrische Erleuchtung daduroh
besonders werthvoU erwiesen, dass sie die Lage
des Hodens und erheblichere Vergrösserungen des-
selben erkennen lasst^'
Der Arbät sind zahlreiche klinische Beispiele,
sowie 4 oolorirte Tafeln beigefügt
P. Wagner (Leipzig).
112. Ueber Empyem des Sinas frontalis
und ethmoidalis ; von Dr. Leopold Müller.
(Wien. klin. Wchnschr. Vm. 11. 12. 13. 1895.)
Die Entzündung der Stimhühlenschleimhaut
ist eine seltene Erkrankung. Im Laufe von 6 Jahren
wurde sie in der Klinik von Prof. Fuchs in Wien
lOmal beobachtet unter 90000 Augenkranken. In
allen von M. beobachteten Fällen aber war die Ent-
zündung isolirt, während Zuckerkandl in sei-
nem Werke betont, niemals eine isolirte Entzün-
dung der Stimhühlenschleimhaut beobachtet zu
haben.
In anatomischer Hinsicht ist die StimhOhle
nach Eölliker als Ausstülpung der Nasenschleim-^
haut anzusehen. Stein behauptet, dass sich der
Sinus aus den vordersten Zellen des Siebbeins ent-
wickle. Die Stimbeinhühle bildet sidi am Ende
VIEL Chimrgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
59
des 1. Lebensjahres, ist bei Eindem von 6 Jahren
etwa erbeengroBs und wfiohst dann, besonders bei
Männern, zu ziemlicher Grösse an. Der Abstand
dar Platten des Augenhöhlendaches betrug in einem
besonders ausgebildeten Falle nach Zuckerkandl
13 cm. Die linke, mit zahlreichen Knochenkäm-
men versehene Stimbeinhöhle ist fast ausnahmelos
grtsser als die redite; das Septum liegt darum
meistens nicht in der Mitte. Dies ist auch von
klinischem Interesse, insofern Verletzungen neben
der Medianlinie und audi solche weit rechts von
ihr hftttfig den linken Sinus betreffen. Durch die
Knochenkftmme und Schleimhautfaltnngen wird
eine Sekretstauung begünstigt Der AusfOhrungs-
gang der Stirnhöhle in die Nase mündet in der
Ck>nQha media gleich hinter ihrem vorderen Ende.
Die Sondirung ist von der Stirnhöhle aus leicht
und therapeutisch verwerthbar; niemals ist sie
aber M. gelungen, wenn er sie am Lebenden von
der Nase aus versuchte, ja von da aus auch in der
Leiche nur ein paarmal
Pathologie des Sinus f]X)ntalis: Eine scharfe
Orenze zwischen akuter und chronischer Entzün-
dmig des Sinus ist nicht zu ziehen. Nach Influenza
Bah iL 2mal akutes Empyem auftreten, und zwar
unter hohem Fieber, Schüttelfrost, heftigen Eopf-
Bchmerzen, Schwellung der Lider und einer Ge-
sichtsh&lfte und Vertreibung des Auges. Die beiden
Krankengeschichten sind ausführlich mitgetheilt
Trotz Wiederholter operationen starb die eine 23jShr.
Kranke. Bei der Sektion wurde der primftre Herd
im Sinus und Orbitaldache gefunden (Empyem),
von dem aus Metastasen in das Oehim eintraten.
Bei dem 2. Kranken, einem 20jfthrigen Schneider,
trat nach EröfEhung des Sinus in 8 Wochen Hei-
longein.
Die DififeFentialdiagnoee zwischen Empyem des
Sinus mid Orbitalphlegmone ist manchmal schwie-
rig. Die Durchleuchtung des Sinus nach V o s e n
gelingt selbst bei leerem Sinus nicht immer. M.
sieht in dem Verhalten des Lides ein wichtiges
diagnostisches Zeichen. Bei akuter Sinuserkran-
hing und auch bei intracraniellen Processen über-
▼i^ schon sehr frühzeitig die Ptosis, die schon
bei ganz schwacher Schwellung einen hohen Grad
erreichen kann. Bei der Orbitalphlegmone ist das
^ungekehrt Prüfende Incisionen in die Orbita sind
ittch H. nicht gleichwerthig der viel leichteren
prüfenden Eröffnung des Sinus frontalis. Dafür,
to auch intracranielle Processe eine Orbitalphleg-
mone vortäuschen können, führt M. 2 Beispiele an.
Bei einem Knaben, der früher wiederholt an eitri-
gem Ausflusse aus der Nase gelitten hatte, traten
die Erscheinungen von Orbitalphlegmone auf. Nach
Incision der Orbita und Eröfl&iung des Sinus wurde
^ Trepanation des Schädels vorgenommen und
^ Abecess im rechten Stimlappen gefunden. Bei
^Q^om anderen Knaben fand sich bei der Sektion
•
^ Abscess an der Basis des Stimlappens, den
i>^ bei der Trepanation nicht erreicht hatte, da
der Trokar knapp neben dem Abscess eingestochen
worden war. Wie schon erwähnt, ist die Grenze
zwischen akutem und chronischem Empyem schwer
zu ziehen. In der Begel verläuft ein chron. Em-
pyem, obwohl es aus einem akuten entstehen kann,
von Anfang an chronisch. Heftiger halbseitiger
Stimkopfschmerz bezeichnet das erste Stadium. Mit
dem dauernden Verschlusse des Ausführungsganges
beginnt das zweite Stadium, das eigentliche Em-
pyem. Im dritten Stadium kommt es zur Erwei-
terung der Stirnhöhle und zur üsur der Wandungen.
Bei der Therapie läge die Sondirung des Sinus und
dieEnÜeerung des Eiters dadurch sehr nahe, allein
sie ist kaum ausführbar. Es bleibt daher eine
frühzeitige Eröffnung des Sinus das beste. Fuchs
trägt die ganze vordere Knochenwand ab und ver-
ödet den Sinus ; dadurch wird allerdings die Dauer
der Krankheit bedeutend abgekürzt, allein diese
Methode ist in Fällen, wo die Stirnhöhle tief in
das Orbitaldach hineinragt, nicht möglich; ausser-
dem bietet die dünne zurückbleibende hint€H*e Sinus-
wand doch einen sehr schwachen gefährlichen Ab-
schluss der Schädelhöhle des Operirten. M. schlägt
daher vor, die vordere Wand stehen zu lassen, das
Involucrum des Sinus zu entfernen und die von
ihrer Schleimhaut entblösste Höhle mit Epidermis
nach Thiersch auszukleiden.
Empyem der Etiimoidalzellen : Dieses kaim in
zweifacher Form in die Orbita übergreifen. Es
kommt 1) zur Perforation des Empyems in die
Orbita, wobei der Eiter seinen Weg zwischen Kno-
chen und Periost des Orbitaldaches nach aussen
nimmt Vor dem Durchbruche der Haut treten
sehr starke Schwellung des Lides und Verdrängung
des Augapfels ein oder 2) die erweiterten Sieb-
beinzellen drängen sidi geschvnilstartig unter der
Haut vor.
Bei einer 37jähr. Frau trat 2 Tage nach Extraktion
eines linken oberen Mahlzahns Schwellung der linken
Wange und der linken Augenlider unter hohem Fieber
auf. Naoh Einschnitt in das obere Lid entleerte sich viel
stinkender, mit Gasblasen vermischter Eiter. Mit der
Eomzange wurde später die Siebbeinhöhle erweitert,
worauf eine neue Menge Eiter entleert wurde.
Ein ISjähr. Mädchen bekam von einem cariösen
Zahne aus Schwellung der Wange und der Lider. Auch
hier führte die Sonde nach Entleerung grosser Eitermen-
gen durch den Lidschnitt in den Sinus ethmoidalis, der
die grössere Menge des Eiters enthielt.
Bemerkenswerth ist, dass in beiden Fällen
keine Eiterung der HighmorshOhle bestand, wie
man nach Entfernung des hohlen Zahnes und Br-
Gfihung des Alveolus nadiweisen konnte. Ebenso
war der Opticus in beiden Fällen unversehrt ge-
blieben, während bei einem S.Kranken der Opticus
atrophisch wurde, nachdem die Orbitaleiterung
sehr lange bestanden hatte. Wie der Eiter zur
EthmoidalhOhle gelangen kann, ohne gleichzeitig
die HighmorshGhle zu inficiren, darüber vermag M.
auch keinen Aufschluss zu geben.
Auch fQr die zweite Art, die grosse Erweite-
rung der Siebbeinhöble mit Erhaltung der Wände,
60
ym Chinuigie, Augen- und Ohrenheilkunde.
führt M. ein Beispiel an. Die Geschwulst am
Augenwinkel eines Sjfthr. Knaben hatte sich sehr
langsam entwickelt Die Heilung erforderte nach
Eröffnung und Auskratzung der Höhle ein halbes
Jahr. Bei Perforation des Empyem in den Thrftnen-
sack kann eine Thränensackeiterung yorgetäusoht
werden. Lamhof er (Leipzig).
113. Empyeme da siniu mazülaire oom-
pUque d'osteo-periostite orbitaire, aveo Per-
foration de la voüte; absoee du lobeCrontalet
atrophie da nerf optiqae; mort; par le Prof.
Panas. (BulL de l'Acad. de M6d. XXXm. 10.
p. 290. 1895.)
Ein 31 jähr., sonst gesunder Mann litt Anfang April
1894 an Zahnschmerzen , die vom rechten oberen , ein
wenig cariösen Molarzahne ansagen. Trotz zahnärzt-
licher Behandlung danerten die Schmerzen fort. Am
13. April trat plötzliche Erblindung des rechten Auges
ein. Zu gleicher Zeit schwollen unter den heftigsten
Schmerzen die "Wange und die Umgebung des Auges an.
Mehrere Tage lang war die Tempenäur emöht und stell-
ten sich Schüttelfröste ein. Die Augenlider konnten müh-
sam geöffnet werden, das Auge war unbeweglich, die
Sehnervenpapille etwas blass, die Papillarvenen waren
erweitert, die Arterien dünner. Durch einen Einschnitt
in das obere lid am 17. April traten einige Tropfen Eiter
aus. Am 18. April wurde unter Ghloroformnarkose der
Zahn entfernt und in den Oberkiefer eingegangen, wobei
sich eine Menge höchst übelriechenden Eiters entleerte.
Gleichzeitig floss auch Eiter durch das rechte Nasenloch.
Da die Schwellung am Auge blieb, wurde am 19. April
durch das untere Üd eingeschnitten und nach der Kiefer-
höhle ein Drainrohr eingelegt Fieber und Kopfschmerz
verschwanden, die lichtempfindung des rechten Auges
kehrte in geringem Grade wieder; am 1. Mai konnte der
Kr. schon die Mnger erkennen. Dann trat wieder hohes
Eieber mit Schmerzen in Hals, Nacken und Kopfe und
unter Erbrechen auf. In der Nacht vom 14. zum 15. Mai
starb der Kranke.
Äiäcpsie: Der rechte Sinus frontalis war mit Eiter
gefüllt, die Knochenwände waren unversehrt Der linke
Sinus war normal. Der rechte Stirnlappen war mit dem
Schädelknochen verwachsen , bräunlich verfärbt. Bei
Druck entleerte sich etwas Eiter aus dem Gewebe. An
der Stelle der Verwachsung war eine linsengrosse Üsur
im Knochen. Siebbein und kleiner Keilbeinuügel waren
mit schwärzlichem Eiter infiltrirt. Der Sinus sphenoidalis
enthielt keinen Eiter. Zwischen dem abgelösten Periost
und der Orbitalwand war viel Eiter. Der Muskeltrichter
und das Fettzellgewebe der Orbita waren normal, durch
das abgelöste Periost eingehüllt und mit dem Augapfel
nach vom gedrängt Der Sinus cavernosus war frei von
Thrombopmebitis. Der Sinus mazillaris communicirte
durch eine grosse Oefhung mit der Orbita. Im rechten
Frontallappen war ein nussgrosser Abscess.
Bei der bakteriologischen Untersuchung wurden Sta-
phylococcus aureus und Streptococcus in grosser Menge
gefunden. Culturen davon, in die Hornhaut von Kanin-
chen gebracht, erzeugten Panophthalmitis.
Die histologische Untersuchung ergab Compression
des Sehnerven am Foramen optioum, Neuritis des Opticus
bis in das Chiasma und den Tractus der anderen Seite,
Anhäufung von Rundzellen im Intervaginalraum.
Wir haben also bei dem Ki. ein Empyem des Sinus
mazillaris von einem Zahne aus, eine eitrige Knochen-
entzündung der Orbita und ein Empyem des rechten Sinus
frontalis onne Perforation. Ausserdem eine Perforation
der Orbitalwand nahe dem Foramen optic, Abscess des
Frontallappens und Eiteransammlung an der Schädelbasis.
Entzündung des Sehnerven mit Erbundnng. Der Tod ist
dyrch Meningitis eingetreten. Lamhofer (Leipzig).
114. üeber einige FortBohritte in der Him-
öhimrgie; vonRy.Bergmann inBerlin. (BerL
klin. Wohnsohr. XXXTT. 16. 1895.)
Seit V« B.'8 vor 8 Jahren gehaltenem Yortrage
über den gleichen Gegenstand ist eine weitere
Beihe schöner Erfolge auf dem Gebiete der Him-
chirurgie erzielt worden. Trotz alledem aber bleibt
die Devise unserer Himchirurgie: „viel ExiÜk, und
noch mehr Vorsicht" zu vollstem Rechte bestehen.
y. B. vendohtet darauf, über die Fortschritte
auf dem Gebiete der Diagnose und der opercUwm
Behandlung von ESmgetehwühten zu reden, und
verweist auf dieTabellen von Chipaul t mit 135
und Starr mit 97 OperationsISUen von Hirn-
tumoren mit im Ganzen 44% Heilungen. Man
kann wohl behaupten, dass unter 100 Tumoren
des Gehirns sich blos 6 befinden, die zugleich er-
kennbar und entfembar sind. Jedenfalls müssen
wir bekennen, dass in der Behandlung von Him-
geschwülsten die Chirurgie nur wenig leisten kann,
dass aber die Diagnose immer bestimmter, der Ein-
griff immer ungeffthrlicher geworden ist. Die
Tßchnik der Eröffnung des Sehädeis und der Ver-
sMu88 etwa nachbleiibender Defekte haben grosse
Fortschritte gemacht Letzterer durch die Anwen-
dung derW.Wagner'schen temporären Resektion,
erstere durch die Verwendung der Kreissäge anstatt
des Meisseis, wodurch jede nachtheilige Erschütte-
rung vermieden wird. Die Bewegung der Sfige
mittels eines elektrischen Motors bewirkt erheblich
grossere Schnelligkeit Auch über die I^nlqpsie
als Objekt der Himchirurgie geht v. B. kurz hin-
weg. Wenn er 1889 nur bei der Jack s o n 'sehen
EpiUpsie die Trepanation glaubte empfehlen zu
dürfen, so ist er heute zu einer noch grösseren
Einschränkung bereit Nur diejenigen Rinden-
epilepsien werden durch die Trepanation geheilt^
bei welchen ein Tumor, z. B. eine Cyste, wie
sie nicht allzu selten aus einem traumatisch zu
Stande gekommenen intrameningealen Extravasat
entsteht, in oder über einem der circumscripten
motorischen Rindencentren liegt
In dem 3. Hauptgebiete der Himchirurgie, in
der chirurgischen Behandlung von intracrarMkn
Eiterungen, sind bedeutende Fortschritte gemacht,
ja ganz neue Odieie dem operativen Vorgehen er-
schlossen worden, v. B. rechnet zu diesen die
OperationenheiHimdbsoessen, epiduralen Eiterungen
und infektiösen Sinusthrombosen, sowie endlich
auch bei der Leptomeningüis. „Wir kennen bei
fortschreitenden Eiterungen kein anderes Mittel,
ihrer unheilvollen Propagation zu steuern, als die
Sorge für den allseitig freien und leichten Abfluss
des Eiters und die Entspannung, d. h. Aufhebung
desGewebedrackesindeneitemdenTheilen. Beides
leistet bei den im Innem des Schfidels spielenden
Eitemngen, gleichgültig, wodurch sie zu Stande
gekommen sind, ob durch Strepto- oder. Staphylo-
kokken-Infektion, ob durch den Bacülus foetidus
oder die pathogenen Mikroben der Pneumonie und
Vm. Ghinugie, Augen- und OhrenlieiUnuide.
61
Influenza^ die breite und weite Er5ffiiung des in
der ScUdelhöhle eingeechlossenen und verborgenen
Eiterherdes. Mithin kommt es für uns darauf an,
seitig die oben bezeichneten Formen der endo-
cruiiellen Eiterung zu erkennen, sie Ton einander
zu untersoheiden und ihren Sitz zu bestimmen,
weiter aber den Weg zu finden und zu prüfen, auf
dem wir an sie herantreten können.'^
y. R geht dann genauer auf diejenigen endo-
erameUm BUmmgen ein, die dweh eine EXterung
im Ohre bedingt tverden, und die man als oMieche
Eüenmgen des Hirns, der SSmhäuie und der BkU^
leäer znsammengefasst hat Er bespricht die Yer-
breitungsweise der otitischen Eiterungen, ihre Dia-
gnose und operative Behandlung. Dec grGsste
Tortschritt, den die Himchirurgie in den letzten
Jahren gemacht hat, ist die operative Behandlung
der infektiöeen, d. h, durch Eiterung erzeugten und
mü Eiterung verbundenen Sinusthromboeen. Bisher
Bind bereits 27 Kranke durch diese Operation ge-
heilt worden. P. Wagner (Leipzig).
115. Tumeur oArebrale avecsymptomesde
fansse looalisation. Trepanation ezploratrioe;
par le Dr. Aldibert. (Revue de Chir. XV. 2.
p. 158. 1895.)
A. berichtet über einen interessanten .Btm-
hemor, dessen klinische Symptome auf einen an-
deren anatomischen Sitz hinwiesen, als den, der
bei der ezplorativen Trepanation gefunden wurde.
Die 75jahr. Frau erkrttikte ^4 J^^ vor ihrer Auf-
nahme an anf den rechten Arm beschränkten Krämpfen,
die nach einigen Wochen einer Parese wichen, 4 Wochen
später traten dieselben Erscheinungen am rechten Beine
auf, imd nach weiteren 4 Wochen zeigten aoh auch Gon-
vnlsionen in der rechten Gesiohtshufte. Keine Sensi-
bilitätstörangen. Die Diagnose wurde auf einen Tumor
unbekannter Natur gestellt dessen Sitz mit Wahrschein-
lichkttt in's mittlere Drittel des auftteigenden Gyrus
frontaL praerohmdic. verlegt wurde. Bei der IVepana^io»
fand si(ui aber nur eine Atrophie dieser Partie, wahr-
scheinlich in Folge der Compression einer den Fuss
der beiden ersten Frontalwindungen einnehmenden Ge-
schwulst Nach der Trepanation nur noch seltene Krampf-
anfiüleu dagegen Fortsohreiton der Lähmung. 3 Monate
nach der Opmtion Tod. Die Sektion ereab ein eiosses,
nicht abgekiqyseltes Sarkom (Rund- und Spindelzellen-
sarkom), das den Fuss der beiden ersten Stirnwindungen
einnahm. P. W ag n e r (Leipzig).
116. Ueber die Bzstirpation des Eopf-
xiioken beim muskolSren Sohiefhals» nebst
Bemerkungen iv Pathologie dieses Leidens;
von J. Hikulicz in Breslau. (Centr.-BL f. Chir.
XXn 1. 1895.)
Der offenen Dureheehneidung des verkOrxten
Kopfmtkers nach v.Yolkmann sind ohne Zweifel
gewisse Yortheile nicht abzusprechen ; M. hat sich
aber nicht davon überzeugen können, dass sie viel
mdir leiste, als eine regelrecht ausgeführte svih
eutane Tenatomie. Die Schwierigkeiten der Nach-
behandlung und die Gefahr des Becidivs sind in
beiden Fftllen wesentlich dieselben. Die zwischen
den HaskelstOmpfen entstehende Narbe hat immer
wieder die Neigung, siöh zu verkürzen und die
durchschnittenen Muskelenden einander zu nähern ;
auch das den Muskel umgebende Bindegewebe hat
die Neigung, eine callOse Narbe zu bilden. M. hat
sich deshalb zunächst in einigen Fällen sehr be-
trächtlicher Verkürzung des Muskels entschlossen,
diesen ganx xu exstirpiren; denn in solchen Fällen
hat der Muskel funktionell keinen Werth mehr für
den Eiranken. Der Erfolg der ersten Operation war
ein so* günstiger, dass M. nicht anstand, in allen
schweren Fällen, auch in solchen, in denen durch
den Induktionstrom noch eine leichte Erregbarkeit
des Muskels oonstatirt werden konnte, die Exstir-
pation des Muskels auszuführen.
Die Operation selbst ist verhältnissmässig ein-
fach ; man muss sich nur vor der Verletzung der
V. jugular. int und des den Muskel durchsetzenden
Astes des N. aooessorius in Acht ndimen. M. hat
bisher 17mal die Exstirpation des Muskels vor-
genommen, 9mal total, 8mal partiell; von den
partiellen Ezstirpationen ist er aber mehr und
mehr abgekommen, weil der übrig bleibende Best
des Muskels doch die Neigung hat, sich zu ver-
kürzen.
Als einziger Nachtheil der Methode in kosme-
tischer Hinsicht ist die durch den Wegfall des
Muskels entstehende Abflachung des Halses anzu-
führen. In allen von M. untersuchten Fällen von
sogen, angeborenem Caput obstipum handelte es
sich um einen ganz eigenartigen chronischen Ent-
zündungsprocess, der den Muskel diffus ergreift
und der nach seinem Endeffekt wohl den Namen
Myositis fibrosa verdient
Die Existenz des „Haemaioms^^ deBKoipfniokers
erklärt M. für eine Fabel, so lange nicht der ana-
tomische Beweis hierfür für jene Fälle erbracht ist,
in denen sich aus derEopfnickergeschwulst später
eine Contraktur entwickelt Die Kopfnieker"
gesehwulst ist von Anfang an enixündtieh; ein
Trauma kann den Anstoss zur Muskelentzündung
geben.
Ein Process, der mit dem besprochenen sowohl
in anatomischer, als auch in funktioneller Bezie-
hung die grüsste Aehnlichkeit hat, ist die nach
V. Volkmann sogen, ischämische AfuskeOähmung,
P. Wagner (Leipzig).
117. SSnr Therapie des muskulären Sohief-
halaes; von A. Lorenz in Wien. (Centr.-BL f.
Chir. XXTT. 5. 1895.)
L. wendet sich gegen die von Mikulicz in
den schwersten Fällen von muskulärem Schiefhals
empfohlene Totalexstirpation des oontrakten Eopf-
nickers. Nach der symptomatologiscben Definition
ist der Schiefhals eine, die excentrische Verlagerung
des Kopfes nach der Seite der Oonveaaiät bedingende
mgopathische OervikalskoUose, mit vollständiger dorsO'
lunÄaler und sehr mangelhafter oceipikder Compen-
sation. Aus dieser Betrachtung des Erankheits-
bildes ergeben sich die Aufgaben der Therapie von
62
YUL Chirurgie, Augen- und OhrenheiUnmde.
selbst Die Aufrichtung des seitlich geneigten
Kopfes nach Durchtrennung oder Ezstirpation des
contrakten Muskels stellt nur den kleineren Theil
dieser Aufgaben vor, denn hierdurch wird lediglich
die occipitale Compensation der Cervikalskoliose
ermöglicht und diese letztere durch Yenrollstftndi-
gung ihrer Compensation gewissermaassen cachirt.
Der Schiefhals aber bleibt ebenso fortbestehen, wie
die excentrische Eopf Stellung; nur die seitliche
Neigung und Drehung des Kopfes wurde behoben.
Die Hauptaufgabe einer radikalen Therapie bildet
die Beseiiigtmg der Oßrvücahkoliose durch das von
L. genauer beschriebene „modeüirende Bedresse-
merU derHoUsunrbelsmUef', für welches die operative
Behandlung des Kopfnickers (am besten die offene
Myotomie) nur ein Yorbereitungsakt ist
P. Wagner (Leipzig).
118. Ein FUl Ton Lnzation des Atlas; von
Dr. Hesse in St Ludwig i. B. (Beitr. z. klin.
Chir. XTTT. 1. p. 93. 1895.)
DrehluaxUion des Ätlae bei einem Kranken, der von
einem Kirschbaum herab auf den Kopf gefallen war.
Geringfagi|^Büokenmarker8oheinangen. Kopfxmbeweg-
lich in gleicher Stellung gehalten, leicht nach rechts ge-
neigt und nach links gedreht Kinn hoch erhoben. An
der Hinterseite starkes Hervortreten des Hinterhauptes,
Halswirbelsäule lordotisch nach vom verschoben und auf
Druck sehr schmerzhaff:. DomfortsStze der Halswirbel
regelrecht über einander stehend. Düekt unter dem
Hinterhaupt tiefe Einsenkung. An der hinteren Pharynx-
wand, der Lage des Atlas entsprechend, rechterseits
fühlte der Finger einen deutlichen, knochenharten, bei
Berührung äusserst schmerzhaften Yorsprung (Massa
lateral, dextr. atlant). Leichte Bepoeüum der Luxation
durch So ein: kräftiger Zug am Kopf zunächst mitüeber-
treibung der abnormen Kopfstellung, dann Bechtsdrehung
mit Senkimg nach links. HeüiMg.
In der Literatur findet sich nur noch eine ähnliche
Beobachtung von Uhde, Hagemann und Böttger.
H. stellte eine Reihe von Leichenversuchen zur
Erzeugung einer typischen Atlasluxation an; sie
hatten aber nicht den gewünschten Erfolg. Da*
gegen waren die Yersuche in einer anderen Be-
ziehung sehr lehrreich : sie zeigten, „dass bei diesen
grossartigen Wirbelverdrehungen das Rückenmark
durchaus nicht gequetscht wird".
P. Wagner (Leipzig).
119. Ueber Thymosf&tterung bei Kropf
und Basedow'floher Krankheit; von J. Miku-
licz in Breslau. (BerL khn. Wchnschr. TXITTT.
16. 1895.)
Bekanntlich hat die Schilddrüsenfütterung nicht
nur beim Myxödem Heilung gebracht, sondern sie
vermag auch das Drüsenparenchym einer ver-
grösserten Schilddrüse zur Atrophie zu bringen.
Dass die b^m Myxödem wirksamen spedfischen
Bestandtheile der Schilddrüse auch unmittelbar das
Drüsenparenchym einer vergrOsserten Schilddrüse
zur rapiden Atrophie zu bringen vermögen, wider-
spricht unseren sonstigen Erfahrungen auf dem
Gebiete der Pathologie. Es wäre denkbar, dass es
nicht derselbe Stoff, sondern zwei verschiedene,
oder wenigstens nur verwandte Stoffe sind, die
beim Myxödem und beim Kropf den wunderbaren
Heilerfolg bewirken. Giebt man diese Möglichkat
zu, so wird man von vornherein sagen müssen,
dass der bei Myxödem wirksame Stoff spedfisch in
dem Sinne ist, als er nur von der Schilddrüse ge-
liefert wird, deren Funktion bekanntermaassen
durch kein anderes Organ ersetzt werden kann.
Yon dem anderen Stoffe dagegen wSre es denkbar,
dass er auch in anderen Organen gebildet würde.
Yon diesem Gesichtspunkte aus hat es M. ver-
sucht, zur Fütterung bei Kröpfen eine andere Drüse
zu verwenden, der entwicklungsgeschiohtlich und
funktionell eine gewisse Yerwandtsohaft mit der
Schilddrüse nicht abzusprechen ist, die Thymus.
In M.'s Klinik wurden die Fütterungsversuche mit
Thymus am 30. Jan. 1895 begonnen; zur Zeit
kann über 11 Fälle berichtet werden, in denen sich
schon ein ürtheil über den Erfolg der Thymus-
fütterung abgeben lässt. Soweit man nach der
kleinen Beobachtungszahl urtheilen kann, ist der
Erfolg der Thymusfuttenmg bei Kröpfen derMe,
oder wenigstens ein ähnHeher, wie der der Schädr
drüsenfütterung. Zur Yerfütterung wurde aus-
schliesslich frische, rohe Hammelthymus in Gaben
von 10 — 25 g 3mal wöchentlich verabreicht Die
Thymus wurde fein gehackt auf Brot gegeben.
Auch bei den grossen Dosen haben sich bisher keine
störenden Nebenwirkungen gezeigt Bei den 11
mit Thymus behandelten Kranken handelte es sich
lOmal um Kropf allein, Imal um Morbus Base-
dowii. Die 10 Kropfkranken waren 13 — 28 Jshre
alt ; 8mal lag eine diffuse Hypertrophie vor, 2mal
waren es isolirteKropfknoteh, die allein oder neben
einer gleichzeitigen diffusen Yergrössening des
Organs bestanden. Imal verschwand die diffuse
Hyperplasie in 2 Wochen vollständig; 6mal trat
eine sehr erhebliche Yerkleinerung des Kropfes
auf; 2mal war ein unbedeutender, Imal kein Er-
folg zu sehen. Die Zeit von 2 — 3 Wochen genügt,
wie es scheint, in den meisten Fällen, um über den
Erfolg der Thymusfütterung Aufschluss zu geben,
genau so wie bei der Schilddrüsentherapia
Yon den 11 E^ropfkranken kamen 6 wegen
starker Athemnoth in die Klinik; in 5 Fällen trat
eine so wesentliche Besserung, bez. Beseitigung der
Beschwerden ein, dass die Operation unterlassen
werden konnte.
In dem Falle von Morbus Basedowii bei einer
44jähr. Kr. wurde der Kropf nicht merklich beon-
flusst, dagegen trat eine auffallende Besserung
sämmtlicher Allgemeinerscheinungen ein.
P. Wagner (Leipzig).
120. üeber operative Behandlung der Lon-
gengangrän, namentlich bei gesunder Pleura;
von Prof. F. Krause in Altena. (Berl. klin.
Wchnschr. XXXTI, 16. 1895.)
Nach kurzen Bemerkungen über die operativen
Eingriffe bei eiterigen Pleuraergüssen, sowie bei
peripherischen, gangränöseif oder absoediiendea
viu. Chirorgiei Augen- und OhrenheOkonde.
63
Longenherden, welche die Pleuia in Mitleidenschaft
sehen, bespricht Er. diejenigen seltenen LungeiV'
Smgranm und Lungenabsoease, die eerUral in einem
Lappen gelegen, die Pleura gar nicht in Makiden-
sdiafl gezogen oder nur xuAdhäsionsbüdungen xwir
fAen beiden BUUierngefiihrt haben. In diesen F&llen
beroitet die Diagnose, und namentlich die genaue
LokaUsation wegen des s^ir tiefen Sitzes der Eiv
banbmgsherde zuweilen grosse Schwierigkeiten.
Wenn n5thig, muss die Anwesenheit eines Eiter-
oder Jaachehä^es inmitten der Lunge durch Probe-
ponition festgestellt werden. Die Operation be-
ginnt zunfiohst mit subperiostealer Resektion einer
oder mehrerer Bippen je nach der Ausdehnung der
Herderkrankung. Ehe die Pleura costalis verletzt
wird, muss man sich erst Klarheit darüber ver^
Bcbaffen, ob Verwachsungen zwischen beiden
PlenrablAttem bestehen oder nicht Dies geschieht
am besten durch den Augenschein : Fehlen Yer*-
wachsongen, so ist die Pleura zart und durch-
scheinend und man sieht durch sie hindurch die
Lunge sich mit der Athmung auf- und abbewegen«
Wenn keine Verwachsungen bestehen, darf
man die ThoraxhOhle nur dann sofort erOfben,
wenn sich d^ von Pleura costalis bedeckte Lungen-
alnofanitt sehr derb anfühlt, also stark infiltrirt ist,
denn dann kann er nach Aufhebung des negativen
Druckes im Brustraume sich nur wenig zurfick-
siehen. Die ganze Wunde wird dann 5 Tage lang
mit Jodoformmull tamponirt, damit sich zwischen
beiden Pleurablättern Verwachsungen bilden, die
die Pleurahöhle vor Berührung mit dem infektiösen
AbscessinhAlt schützen.
Fühlt sich bei fehlenden Pleuraverwachsungen
der palpable Lungenabschnitt weich an, so wird
man, wenn der Kranke den Aufschub vertrügt, vor
Eröffnung des Pleuraraumes erst Verwachsungen
des Pleuraratmies herbeizuführen suchen (durch
AnnAhen der Pleura pulmon. an die Pleura costal.
und durch Jodoformgazetamponade), weil anderen-
Uls nach Indsion der Rippenpleura die Lunge
sich weit von der Brustwand nach dem Hilus hin
snrOckziehen würde. Nach 8 — 10 Tagen kann
man auf feste Verwachsungen rechnen. In be-
stimmten FttUen muss auch bei fehlenden Pleura-
verwachsungen der Eiterherd sofort erüflhet werden.
In jedem Falle muss man, bevor man zur Er-
Offiimig der Lungenhühle schreitet, sich durch
Punktion mit der JVtmi^'schen Nadel genau über
die Lage des Abscesses oder Oangrftnherdes orien-
tiien. Die Kanüle bleibt als Wegweiser liegen.
Bei nennenswerther Dicke des zu durchtrennenden
liungengewebes wird die Eröffnung mit dem
AijiieJm'schen Brenner, sonst mit Messer oder
Komzange vorgenommen. Die Oef&iung muss so
groBB angelegt werden, dass man die Lungenhühle
l«quem mit dem Finger abtasten kann. Ausspü-
lungen der Hühle mit sterilem Wasser; Drainage,
Verband. Die Drainrohre werden entfernt, sobald
das Bronchialsystem gegen dieLungenhühle durch
fortschreitende Vemarbung abgeschlossen ist (die
Kranken können dann bei geschlossenem Munde
und zugehaltener Nase nicht mehr durch die Wunde
athmen), und sobald die Sekretion versiegt ist.
Die Höhle pflegt sich dann rasch zu verkleinem.
Oanz vereinzelt ist, wenn der Abscess gross war,
der Bronchialbaum dauernd mit der allerdings ver-
kleinerten Lungenhöhle in offener Verbindung ge-
blieben. Die Wunde schliesst sich dann nicht voll-
ständig.
Zum Schluss giebt Kr. die ausführliche Ge-
schichte eines central gelegenen Gangränherdes
ohne Mitbetheiligung der Pleura bei einem 36j&hr.
Arbeiter. Operation, Heilung,
P. W a gn e r (Leipzig).
121. Ueber subphrenisohe Absoesse; von
Dr. R. L a m p e in Berlin. (Münchn. med. Wochen-
schr. XTiTT. 20. 1895.)
L. theilt aus der chirurgischen Abtheilung des
Augustahospitals in Berlin 6 FSUe von auf ver-
schiedene Weise entstandenen avbphrenisehen Ab-
eceesen mit.
1) 26jähr. Er. Qrosaer linkseitiger sttbphreniaeher
Abscess fti Folge eines perforirien Oeeehmirs der hin--
teren Magentocmd, Tod am Operationstage.
2) 38jähr. Er. Rechtseiti^r subjphrenischer Abscess
im Anschlnsse an ^e Perforation desProo. vermifonnis.
Die Eiterung hatte sich continairlich bis unter das Zwerch-
fell fortgesetzt. Der Kranke wurde moribund aufgenom-
men. Tod,
3) 14jähr. Er. Perityphlitischer Abscess in Folge
von Perforaidon des Piic, vermiformis. Sekundäre
eiterige Phlebitis mit Leberabsoessen, von denen ein
grösserer nach dem subphremsehen Baume durch-
gebrochen war. Tod,
4) SQjähr. Er. linkseitiger subphreniseher Abscess
als Folge des Durehbruehes eines Müxabseesses nach
Ruptur dieses Organes durch Heben einer schweren Last.
Operation, Pat. noch in Behandlung.
5) 36jähr. Frau. Rechtseitiger subphreniseher Ab-
scess un. Anschluss an eine wegen Aborts vorgenommene
Ausräumung der Üterushöhle. Operation, Heüung,
6) 22jähr. Er. Linkseitiger subphreniseher Abscess
entstanden im Anschlüsse an ein metapnenmonisches
Empyem. Operation, Heüung.
Kurze diagnostische Bemerkungen bescbliessen die
Arbeit. P. Wagner (Leipzig).
122. Ueber Gastrostomien; von Dr. A.
Schon werth in München. (Münchn. med. Wo-
chenschr. XTiTT. 19. 1895.)
Seh. berichtet aus der Münchener diirurgischen
Klinik über 12 Oastroatomien, von denen 11 wegen
Carcinoma oesophagi, 1 wegen Struma maligna
ausgeführt wurden. Mit einer einzigen Ausnahme,
wo die Gastrostomie nach Hahn ausgeführt wurde,
war stets mitteis des Fenger'schen Schnittes
unterhalb und parallel des linken Rippenbogens
und Binnähung einer Magenfalte in die Bauch-
wunde operirt worden. Eine in der letzten Zeit
nach Frank vorgenommene Gastrostomie konnte
wegen der Kürze der Beobachtungsdauer noch
nicht in die Statistik einbezogen werden. Die
Operation wird zweizeitig vorgenommen; die Fütte-
rung durch das Drainrohr geschieht 2stündlich.
64
7IIL Chirurgie, Augen- und Ohrenheillronde.
In Tolge der Operation selbst war kein Todes-
fall zu verzeichnen. Die Lebensdauer nach der Ope-
ration schwankte zwischen 2 Tagen und 6 Monaten«
Die Schlussfähigkeit der Fistel war nur in einem
Falle sehr gut Bei dem nach Frank operirten
Er. scheint die Fistel ebenfalls schlussf&hig zu
bleiben. ^^Yon dem Momente an, wo wir im Stande
sind, eine sufficiente Magenfistel durch die Gastro-
stomie zu erzielen, sind wir sicher auch berechtigt,
dem Kranken schon bei noch geringen Beschwerden
den Vorschlag zur Operation zu machen/'
P. Wagner (Leipzig).
123. Ueber die Gkurtroanastomose beim
Sandohmiagen ; von Prof. A. WGlfler in Graz.
(Beitr. zur klin. Chir. Xm. 1. p. 221. 1895.)
Vf, opeiutte eioe 36jähr., nicht ganz 36 kg schwere
Fraa , die seit 14 Jahren am Magen Utt nnd dadnrch
ausserordentlich herantergekommen war. Das Leiden
hatte mit den Symptomen eines Magengeschwürs be-
gonnen ; zur Zeit b^tanden eigenthümliche Erscheinun-
gen, die nur im Allgemeinen die Diaenoee auf Narben-
stenose im Magen ^llen liessen. Laparotomie, Der
Magen war durch eine Narbeneinschnürong in 2 ungleiche
Häuten getheilt, von denen jede ektatisch war. iSe £x-
cision der Narbe und naohfolsende Gastrorrhaphie er-
schien zu eingreifend, deshalb bete W. eine Änaetomose
xwüchen den beiden Säcken des Sanduhrmagens an.
Beüung; rasche Gewichtszunahme der Kranken, keine
Sdmierzen mehr.
Die eigenthümlichen Beschwerden, die die Kranke
Yor der Operation hatte, erklären sich wohl hauptsächlich
daraus, dass der noch nicht genügend hypertrophische
cardiale Magentheil bei der Verdauung die Hubhöhe für
die Nahrungsmittel bis zu der nach oben gelegenen
Stenose nur mit Mühe überwinden konnte.
Im Anschluss an diese Beobachtung bespricht
W. die verschiedenen Formen des Sanduhrmagens,
die er ausserdem durch Abbildungen erläutert
Die verschiedenen schfidlichen Momente, die unter
Umständen zu chirurgischem Eingreifen Veranlas-
sung geben können, sind darin zu finden, dass
1) der erste Magen kleiner ist als der zweite ; dass
2) die constnngirende Narbe die grosse Curvatur
nach aufwärts zieht; dadurch muss der erste Magen
die Nahrungsmittel zur Narbe emporheben und
erschöpft sich um so leichter an der grossen Hub-
höhe; dass 3) der zweite Magen ektatisch ist und
dass 4) die Communikation zwischen erstem und
zweitem Magen mitunter eine sehr enge ist Der
zweite, dilatirte Magen kann zuwälen eine Achsen-
drehung erleiden; in 2 hierher gehörigen Beobach-
tungen wurde diese durch die Verwachsung der
Vorderfläche des Magens mit der Bauchwand be-
günstigt
Wir erkennen den Sanduhrmagen in erster
Linie an der Form des Magens im aufgeblähten
Zustande: er bildet 2, von einander durch eine
Einschnürung oder Furche getrennte Säcke. Bei
sehr starker Stenose wird freilich die Aufblähung
der beiden MagenhäUten nicht immer gelingen.
Im nüchternen Zustande finden sich oft Plätscher-
geräusche (im 2. Magen), ohne dass mit der Sonde
Mageninhalt entleert werden kann.
Treten bei Sanduhrmagen schwerere Emäbrung-
Störungen auf, so muss operativ eingegriffen wer-
den. Bei kleiner beweglicher Narbe kommt die
Jhflorophstik oder die BesekHon des Verbindmgi-
rohres mit nachfolgender Oastrorrhaphie in Frage.
Bei schwierigeren Verhältnissen, namentlich bei
bedeutender Länge und Enge der Narbenstenose,
ist der Oastro-Anastomose der Vorzug zu geben.
P. Wagner (Leipzig).
124. Zar Teohnik der Darmnaht ; von Prof.
A. Landerer in Stuttgart (Centr.-Bl. f. Chir.
XXIL 13. 1895.)
Unter den zahlreichen Modifikationen der Dann-
naht ist zur Zeit der Mmj^hy-Knopf Gegenstand
des allgemeinen Interesses. Nachtfaeile sind sexne
Grösse und sein Gewicht, die ihn nur schwer durch
den Dann abgehen lassen (Bauhin'sohe Klappe),
die nothwendig eintretende Nekrotisimng der ab-
geklemmten Darmpartien, wodurch die Möglich-
keit einer Perforation besonders nahe gel^ wiid.
Schliesslich ist der Murphy -"KsiGpi auch nicht
jedem Arzte stets zur Hand. Bei seinen Yersuchen,
ohne die Nachtheile des iffirpA^Knopfes eine
ebenso schnelle Vereinigung der beiden D^mnenden
zu erzielen, hat sich L. durchlochter Gylinder be-
dient, die er sich aus Kartoffeln oder nicht zu alten
gelben Hüben schnitzte, an beiden Enden ab-
schrägte und in der Mitte mit einem cirkuUren
Einschnitt versah. Die Gylinder schnitzt man
sich in verschiedener GMsse vor der Operation und
desinficirt sie in Iprom. Sublimatlösung. Auf
diesen CjUnder werden nun beide Darmstäcke
aufgebunden; man legt hierzu eine Schnümaht,
die aber über den freien Darmrand weggeht Mit
Hülfe dieser Schnümaht wird das Darmstück in
die Rille hineingezogen und auf dem Gylinder fest-
gebunden, eines nach dem anderen. Die beiden
Darmstücke kommen mit den serösen Flächen zur
Berührung. Selbst bei exaktem Aneinanderliegen
der Serosae empfiehlt es sich, eine sero-serOee
Knopfnaht am Mesenterialansatz und eine diesem
gegenüber da zu logen, wo die beiden Schnürf&den
versenkt sind. Die Schnümaht wird ruhig und
langsam angezogen und der Darm ganz fest auf
den Gylinder gebunden. Man kann annehmen,
dass die vegetabilischen Gylinder 5 — 6 Tage vo^
halten, Zeit genug, um eine genügende Yerklebung
eintreten zu lassen. Nach 8 — 10 Tagen fand L
von den Gylindem nichts mehr vor. Yon einer
Stenose des Darmlumen an der Stelle der Opera-
tion war nichts zu merken.
L. hat diese Operation bisher nur an Hunden
und an der Leiche geübt P. Wagner (Leipzig).
125. Marphy'8 Anastomosenknopf und
seine Leiatongen; von Dr. A. Wiener in Chi-
cago. (Gentr.-Bl. f. Ghir. XXH. 4. 1895.).
In gedrängter Kürze zählt W. 107 F%lle, in
denen im letzten Jahre von verschiedenen amerika-
ym. Ghinirgie, Augen- nnd Ohrenheilkimde.
65
idschen Chiroigen nach Murphy 's Methode ope-
rirt wurde :
10 primäre Darfnreaektionen bei eingeklemmten
Hernien ohne Todesfall.
16 Darmfisteln ohne Todesfall.
12 imwre Binkhmimmgen mit 2 TodesflQlen.
26 Darmresekiionen teegen meist maUgner Tumo-
ren mit 3 TodesfUlen im Anschluss an die Operation.
36 Cholecysto-Duodenostomien mit nur 1 Todes-
Mle.
21 Ocisiroenterasiomien mit 4 Todesfällen.
[Ref. zfthlt 121 FftUe anstatt 107 !]
P. Wagner (Leipzig).
126. Zur modernen Technik der Dann-
resektion und Anaatomoeenbildong (Murphy '8
Knopf eta); von Prof. König in Göttingen.
(Centr.-BL f. Chir. XXTT. 4. 1895.)
Der Hauptvorzug von Murphy 's Knopf-
methode und anderer ähnlicher Verfahren liegt
nach K. darin, dass die Darmresektion rascher aus^
geführt werden kann. Für manche Fälle ist dies
ein Vorzug, wennschon K. bestreitet, dass nach
etwas länger dauernden Darmoperationen die Men-
schen oft anShock zuOrunde gehen; er hat jeden-
falls bei seinen vielen Darmoperationen den Tod
aas dieser Ursache noch nicht zu beklagen gehabt.
E. empfiehlt vorläufig noch die alten sicheren
Operationsmethoden. P. W a g n e r (Leipzig).
127. Zur Operation des Mastdarmkrebsee;
von Dr. C. Koch in NQmberg. (Mfinchn. med.
Wchnschr. XLIL 6. 7. 1895.)
K berichtet Hheac 5 MastdarmkrAse, die er im
Laufe der letzten 2 Jahre nach der sacralen Methode,
entsprechend den v.Bergmann'schen Vorschrif-
ten, operirt hat. Alle 5 Kranke sind genesen, und
zwar ohne jede Oefahr für das Leben während des
Wundverlaufes. Wie es mit der Badikalheihmg in
diesen Fällen stehen wird, lässt sich vorläufig noch
nicht sagen, da in den meisten noch eine viel zu
korze Zeit seit der Operation verstrichen ist Der
1. Kranke ist jetzt nahezu 2 Jahre reoidivfrei ge-
blieben.
Die V. Bergmann 'sehe Modifikation der
sacralen Methode hat sich in den Fällen K.'s vor-
trefflich bewährt Sie ist sdir ein&ch auszuführen,
gewährt einen ausgezeichneten freien Einblick in
die Beckenhöhle und gestattet eine vollständig
exakte und aseptische Auslösung selbst ganz hoch-
sitzender Carcinoma Die Querresektion des Kreuz^
heines, wenn sie nöthig ist, complicirt den BingrifF
gar nicht Die Erhaltung des Steissbeines schützt
i(x der Schwächung des Beckenbodens, da es sich
meist gegen die Besektionfläche des Kreuzbeines
bei der Heilung anlegt. Das Peritonaeum braucht
Aicht durch die Naht geschlossen zu werden ; die
Tamponade der Wunde ist aber für die Nachbehand-
lung unerlässlich. Antiseptica sind zu vermeiden.
^iß Prognose der unmittelbaren Er folge ist durchaus
gnt, da sich die primären, wie die sekundären In-
Ifed. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 1.
fektionen der Wunde mit Sicherheit vermeiden
lassen. Aber auch die Prognose der Badikalheihmg
dürfte sich in Zukunft besser stellen, weil man bei
der Operation mit dem Carcinom sdbst eigentlich
nicht in Berührung kommt, sondern im Gesunden
operirt Die Qeiahr der Impfrecidive wird da-
durch vermieden. Hinsichtlich der funktionellen
Resultate sind die jetzt gebräuchlichen Methoden
noch Verbesserungen bedürftig.
P. Wagner (Leipzig).
128. Beiträge zur Chirurgie der üreteren
und der Nieren; von Dr. W. Tauf f er in Buda-
pest (Arch. f. Gynäkol. XLVL 3. p. 531. 1894.)
An eine grössere Anzahl ausführlich mitgetheil-
ter Krankengeschichten schliessen sich Bemerkun-
gen an, die die Stellung T.'s zu den wichtigsten
Fragen des behandelten Gebietes klarlegen. Be-
züglich der Chirurgie der üreieren wird die Mög-
lichkeit einer plastischen Vereinigung durchschnit-
tener üreteren durch mehrere mitgetheilte Fälle be-
wiesen. Die gelegentliche Verletzung des Ureters
bei der Exstirpation subperitonäaler Geschwülste
ist um so eher möglich, je mehr die Geschwulst
den Ureter verdrängt hat Diese Verdrängung ist
am ergiebigsten, wenn die Geschwulst zwischen
Blase und Ureter vordringt. Auch bei Unter-
bindung der Arteria ureterica kommt der Ureter in
Gefahr. Andererseits sorgt dieses Gefäss für die
Ernährung des Ureters, woin er selbst 10 — 15 cm
aus jeder Verbindung mit der Umgebung gelöst
wurde. Nach schweren Laparotomien ist jedesmal
vor Schluss der Wunde die Unversehrtheit des
Ureters festzustellen. Bei Ureter-Scheiden-Fisteln
kommt dieNierenezstirpation erst nach Misslingen
eines plastischen Vorgehens in Betracht Wenn
ein Ureter tertiär in die Urethra oder in das
Scheidengewölbe mündet, zugleich aber die Blasen-
wand berührt, so ist er mit Hülfe der Epicysto-
tomie in die Blase zu verpflanzen. Die Todes-
ursache nach einet Nierenexstirpaiion ist fast immer
Nephr. parenchym. acuta. Durch allmähliche (Ge-
wöhnung der bleibenden Niere an die vermehrte
Arbeit ist dieser Zufall zu umgehen. Macht die
Durchschneidung des Ureters bei einer Laparotomie
ungünstigen Falls die Entfernung der Niere er-
forderlich, so ist der Stumpf vorerst in die Bauch-
höhle zu nähen und die Exstirpation zu späterer
Zeit vorzunehmen. „Der gelegentlich einer Punk-
tion einer Nierengesckwtdst (Hydronephrose) in die
Peritonäalhöhle gelangte Inhalt verursacht Perito-
nitis.'' Abgelaufene Entzündung des Peritonaeum
vernichtet nicht die Ausschälbarkeit eines hydro-
nephrotischen Sackes. Der Inhalt eines solchen
kann von der Blase aus eiterig inficirt werden und
nach Abheilen der Cystitis eiterig bleiben. In der
Wandung eines mittelgrossen hydronephrotisohen
Sackes kann noch funktionsfähiges Nierengewebe
gefunden werden, dessen Erhaltung wichtig ist
Auch dem Lumbaischnitte kann eine explorative
9
u
TBL Chirurgie, Augen- und Okrenheükunda
Laparotomie vorausgesohicld; werden. Bei Ver-
dacht auf einen perirenalen oder einen anderen
retroperitonfialen Abscess ist stets der Lumbai-
schnitt zu wählen. Wegen Nierensteines ist die
NqfhrMOiotamieeoigezßigt DieNierensteine können
sich Jahre hindurch unter dem künischen Bilde
einer einfachen Pyonephrose verbergen. Die Nie-
rensteine treten oft beiderseitig auf. In dem Falle
einer einseitigen Nierentuberkubae ist die Nephr-
ektomie indicirt [in dem mitgetheilten Falle, in
dem sich die Erkrankung an ein Wochenbett an-
schloss und zuerst durch Entleerung eines übel-
riechenden Harns verrieth, ist die Diagnose durch
mikroskopischen Befand anschdnend nicht sicher
gestellt. Ref.]. Die Wanderniere verlangt äusserst
selten chirurgische Eingriffe. Diese haben dann in
Fixation der von ihrer Kapsel theüweiseentbKVssten
Nierenoberfläche an die von ihrem Fette befreite
Lumbalfasde zu bestehen. B r o s i n (Dresden).
129. Castration for enlarged prostate; by
A. H. Faulds. (Brit med. Joum. May 4. 1895.)
Oegenüber den bisherigen meist recht gün-
stigen Resultaten der Casiraiion toegen Prostator
hypertropkte, berichtet F. Über 6 £r., von denen
1 an Hemiplegie, 4 andere an akuter Manie kurze
Zeit nach dem operativen Eingriffe starben. Bei
einem dieser letzteren Er. war vorsichthalber nur
eine einseitige Castration vorgenommen worden,
aber auch dieser Fat. starb wenige Tage nach der
Operation in einem Zustande von „mental aberrar
tion'^ Nur ein Er. überstand die Operation glück-
lich, doch ist sie bisher noch ohne Einfiuss auf die
Störungen der Urinentleerung geblieben.
P. Wagner (Leipzig),
130. Beport of oaaeB of castration for the
relief of prostatio hypertrophy, withremarks ;
by F. S. Watson. (Boston med. and surg. Journ.
CXXXn. 16. 1895.)
W. berichtet über 3 Fälle von Castration wegen
Proatatakypertrophie. Bei einem Er. war die Operation
von vollem Erfolge begleitet; in einem 2. Falle war bis-
her keine Besserung der Störungen der Urinentleerung
festzustellen, eben so wenig wie eine Verkleinerung der
Prostata. £in 3. Kr. ging in Folge von Pyelonephritis
bald nach der Operation urämisch zu Qrunde.
P. Wagner (Leipzig).
131. I^udo snr le fonctionnement des me-
niaqaes interartioulaireB du genou et lesleaionB
qoi peuvent an dtre la consiqaence (entorse
de l'articulation, luxaiion des nienisques etc.); par
J.-E. Pauzat (Revue de Chir. XV. 2. p. 97.
1895.)
In dieser sehr ausführlichen, mit einer Reihe
von Abbildungen versehenen Arbeit bespricht P.
zunSchst die Änoiiomie und Physiologie der Knie-
geknk-ZunschenknorpeL Daran schliessen sich di^
Ergebnisse eogaerimenteUer ühtersw^tmgen ar^ der
Leiche über Bupturen der Zwischenknorpel in Folge
übertriebener normaler oder anomaler Bewegungen.
Li einem 3. Abschnitte endlich schildert F. auf
Orund 4 eigener Beobachtungen die kümsehen
Syn^tome bei Verrenkungen des Kniegelenkes und
der ZwischenknorpeL
Von den Sohlussfolgerungen PJb seien folgende
erwShnt: um ihre physiologische Bestünmung
während der Ehctension, Flexion und Rotation des
Kniegelenks zu erfQllen, müssen die Menisken sehr
ausgedehnte Bewegungen ausführen und sich auf
der Oelenkfläche der Tibia sehr raschen und tief-
gehenden Formverftnderungen unterziehen. Diese
Form- und Ortsverftnderungen der Menisken hSngen
ab von dem durch die Condylen auf die Tibia-
gelenkflfiche ausgeübten Druck und von der Ein-
wirkung der Eniegelenksbänder und der das Knie-
gelenk bewegenden Muskeln. Eine übertriebene
oder abnorme Funktion der Menisken kann zn
theilweiser Zerreissung der Synovialis, zu par-
tieller oder vollständiger Ruptur der Ligamente
oder Muskelansätze führen. Die Zerreissung kann
direkt verursacht werden durch eine starke Exten-
sion- oder Rotationbewegung oder durch vorüber-
gehende oder bleibende unregelmässige Fixirung
der Menisken zusammen mit einer heftigen Muskel-
contraktion. Die Zerreissung der Ligamente der
Menisken stellt bei der Kniegelenkverstauekung oft
die einzige Verletzung dar, die sich durcli Blnt-
erguss, Schmerzen und Anschwellung (saillie m4-
niscale) kennzeichnet Ausgedehntere Zerreissung
der vorderen Meniskenbänder erzeugt AieLuacation
der Kniegelenk- Zwiseherdcnorpel. Bei vollständiger
Zerreissung der Menisken-Ligamente ist öfters eine
Abreissung des vorderen fibrOeen Hernes des in-
neren Meniscus beobachtet worden.
Die Liucation der Semihinarknorpd kann nach
aussen, einwärts, hinten und vom erfolgen. Kli-
nisch bekannt ist nur die Luaxdion nach aussen,
deren Hauptsymptom ein an der Gelenkspalte auf-
tretender, bei bestimmten Bewegungen sich ver-
kleinernder oder vollkommen verschwindender
„meniskaler'' Yorsprung ist Dieser kann in Folge
„peri- oder inirameniskaler Phlegmasie'^ eine bedeu-
tendere Grösse erreichen ; gerade so, wie auch bei
verhSltnissmässig geringer Zerreissimg der Menis-
kenbänder durch diese Phlegmasie eine grosse,
crepitirende und bei Druck schmerzhaft» Knorpel-
anschwellung entstehen kann, die allmählich wie-
der zurückgeht
Die Prognose der Kniegelenkverstauchung in
Folge von Zerreissung der Meniskenbänder und die
Prognose der Luxation derSemilunarknorpel hängt
von der Ausdehnung der Bandzerreissungen und
von dem Chrade der peri- und intrameniskalen
Phlegmasie ab.
Die Behandlung hat in Feststellung des Ge-
lenkes in Streckstellung und in Compression zu
bestehen. Bei widerspenstigen Luxationen ist das
Gelenk zu eröfihien und je nachdem der Meniscus
an seine Ligamente anzunähen oder ganz oder
theilweise zu exstirpiren. P. W a g n e r (Leipzig).
viii. Chirurgiei Augen- und Ohrenheilfamde.
67
132. Zur ambnlatorisohenlCasBägebehand-
lung der Eniesoheibenbrüohe ; von J. P. z u m
Basch in London. (Gentr.-BL f. Ghir. XXII. 19.
1895.)
Yf. empfiehlt die ambulatorische Massage-
behandlung der Kniescheibenbrüche nach der
Methode von Eraske, die von vomherein auf
eine knOcheme Heilung verzichtet und die trotz-
dem in zahlreichen F&llen ein vorzügliches Resultat
eigiebt Vf. selbst hat 1 1 Er. nach diesem Yer-
&hren mit bestem Erfolge behandelt Die von
ihm geübte Behandlung ist folgende : Sofort nach
der Aufnahme, die in allen Fallen gleich nach
erfolgter Verletzung stattfand, wird der Er. mas-
sirt Durch sanftes Streichen mit beiden Hftnden
wird der Bluterguss aus dem Gelenke entfernt;
die Schmerzhaftigkeit bei dieser Prooedur ist bei
Toisichtiger Massage ganz unbedeutend. Dann
werden die Muskeln des Ober- und Unterschenkels
in der gewöhnlichen Weise durchmassirt Das Bein
wird auf eine Schiene gelegt, das eingewickelte
Knie mit einem Eisbeutel bedeckt Am folgenden
Morgen wird von Neuem massirt, am Nachmittage
muss der Kr. aufstehen. Sind die Er. sehr ängst-
lich, 80 wird ihnen eine Flanellbinde um das Enie
gelegt und sie dürfen sich für 1 — 2 Tage einer
Krücke bedienen ; meist sind sie schon am 2. Tage
im Stande, mit Hülfe eines Stockes zu gehen. Die
Massage wird 2mal täglich vorgenommen; nach
Verlauf einer Woche kennen die Er. Treppen
steigen. Bluterguss und Diastase der Fragmente
verringern sich sehr schnell, eine Atrophie der
Muskeln, besonders des Quadriceps, kam nie zur
Beobachtung. Nach 4 Wochen sind die Er. alle
arbeitOhig. Nur in einem Falle trat knOcheme
Vereinigung ein; bei den übrigen Er. heilte der
Brach mit bindegewebiger Narbe. Trotzdem aus-
gezeichnetes funktionelles Resultat
P. Wagner (Leipzig).
133. Bin Voraohlag snr Beförderung der
knöohemen ConBolidatlon der Patellalhig-
menta; von F. Bahr in Hannover. (Centr.-Bl. f.
Chir. XXn. 16. 1895.)
Neben der Diastase der Bruchenden ist bis zu
einem gewissen Qrade ein Hauptgrund dafür, dass
die Fragmente bei der Patellafraktar nicht zur
Consolidation kommen, darin zu suchen, dass ein
genügender Reiz des Periostes fehlt B. empfiehlt
deshalb, nach eventueller Entfernung des Ergusses,
nnter Unterstützung der Annäherung der Frag-
mente durch geeignete Verbände, dieFrakiurhanten
Bnerffiseh mechanisch xu bearbeüen, am besten wohl
in der Form der Perkussion. Zur Erhöhung des
mechanischen Beizes könnte noch die venöse StaU'
vng angewendet werden. P. Wagner (Leipzig).
134. B'oaveau prooädS de la reseotion da
Bonoa; par le Prof. Severeano, Bucharest
(Beyue de Chir. XV, 1. p. 41. 1895.)
S. hat bei einem 40j8hr. Kr. mit Riesenxdlensarhom
des unteren Femurendes letzteres in einer U&n^e voa
15 om entfernt und dann den Oberschenkelschaft m eine
2om tiefe, künstliche Oefhung des oberen Sohienbein-
endes mittels Silberdrahtnähtrai befestigt Feste Ein-
heilong des Knochens, ungestörter Wandverlauf. Die
Verkürzung betrag 16 om [!]. 2 Jahre nach der Opera-
tion war der Kr. noch reddivfrei.
P. Wagner (Leipzig).
136. Des retoltats de Topöration de Grittl ;
par le Dr. G. Bioblanc. (Lyon m6d.XXVn.l6.
1895.)
R berichtet zunächst über einen 22iähr. Kr. mit
inficirter, complicirter Splitterfraktnr der rechten Tibia
in Folge von HaüBchlag. 7 Monate [!] Un^ Versach einer
conservativen BehancUung; dann endhch ÄmpuiaHo
femor, nach G r i 1 1 i. Heilung mit sehr günstigem fank^
tionellem Erfolge.
Im AnscUuss an diese Beobachtung unterzieht
B. die neuere Literatur über die Grit ti 'sehe
Operation einer kritischen Durchsicht und kommt
dabei, ebenso wie eine Anzahl neuerer deutscher
Autoren, zu der Ansicht, dass die ungerechter
Weise in Vergessenheit gerathene Operation in
bestimmten Fällen den Vorzug vor anderen opera«
tiven Eingriffen, namentlich vor derExartikulation
im Kniegelenk, verdient P. Wagner (Leipzig),
136. A oase of esrpbflitio ohanore on the
eyelid; by Dr. J. Hinsheiwood, Glasgow.
(Glasgow med. Joum. XTJTT. 3. p. 200. March
1895.)
Eine 62tjähr. Frau hatte an den Lidern des rechten
Auges zwei halbmondförmige harte Oeschwüre, die sich
bei geschlossenem Auge an den Lidrändem genau be-
rührton ; SchweUang der Präaurioalar- and Sabmazillar-
drüsen ; Roseola. Eine energische antisyphihtische Be«
hancUamr führte zur Heilung.
Sind Schankergesohwüre an den Augenlidern an and
für sich selten, so ist bei dieser £r. die Art der An-
steckung noch von besonderem Interesse. Die Fraa hatte
ihr Enkelkind in anxmterbroohener Wartang während
dreier Monate. Das Kind war von Geburt an kränklich,
bekam im 2. Monate idlgemeinen Hautausschlag und starb
im 3. Monate. Die Grossmatter hatte das Kind im Bette,
pflegte das Gesicht des weinenden Kindes an ihr Gesicht
zu drücken and reinigte alle Morgen die Aagen des
Kindes mit ihrem SpeioheL
Die Matter des Kindes war ganz gesund ; der Vater
des Kindes soll vor dessen Geburt an ,,Blatvergiftang'^
erkrankt sein, die H. nach der ihm ertheilten Beschrei-
bang als Zeichen einer sekundären Syphilis ansah.
Lamhofer (Leipzig).
137. Dopp^eitigea Qiimnia der Augen«
höhle nebat Sektionsbeftuid ; von Dr. 0. W a 1 1 e r
in Odessa. (Klin. Mon.-BL f. Augenhkde. XXXITT,
p. 8. Jan. 1895.)
Ein SViJfthr. Findelkind, über dessen Eltern nichts
Näheres za erfahren war, warde von den Pflegeeltern in
das Spital gebracht mit der Angabe, dass dessen Aagea
seit 2—3 Wochen hervorgetreten wären.
Beide Augäpfel standen weit vor, die Lider konnten
kaum mehr geschlossen werden, die rechte Hornhaut war
zerstört, rinss um das Auge konnte eine harte Geschwalst
gefühlt werden. Die Schwellang nahm unter Blatangon
auf beiden Augen rasch zu. Das Kind sterb nach 2 Mon*
Die Diagnose „Sarkom*' wurde dorch die Sektion nicht
bestätigt Es handelte sich vielmehr um eine über den
ganzen Körper verbreitete Gummibildung. Der ganze
1
68
Yin. Chirurgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
Inhalt der Augenhöhlen hinter den zerstörten, zusammen-
gefallenen Augäpfeln war eine gommose Masse (ein-
förmiges Grannlationsgewehe mit dichten lymphoiden
Zdlen), in der noch der Sehnerv, aber keine Spar von
Muskelfasern mehr zu erkennen war.
Lamhof er (Leipzig).
138. Bzophthalmie due ä anByphilomede
la fosse ptärygo-palatine ; par les DDr. Henne-
bert et H. Coppez, Bruxelles. (Ann. de Der-
matoL et de SyphUigr. YI. 3 ; Mars 1895.)
Ein 40jfthr. Mann, der nie eine schwere Krankheit
durchgemacht hatte, nach seiner bestimmten Angabe nie
luetisch erkrankt war, hatte seit ca. 9 Mon. heftige recht-
seitige Kopfschmerzen, sowie Schmerzen in den hinteren
Molurzähnen rechterseits. Zugleich war die Athmung
durdx die rechte Nasenhälfte erschwert worden. Seit
3 Mon. waren inuner zunehmender Exophthalmus xmd
Schwellung der rechten Temporalgegend aufgetreten.
Bei der Untersuchung fand man: Stcffke Vertreibung des
rechten Au^pfels, Bewedichkeitsbeschrftnkung nach
aussen und innen, jg;eringe Ptosis und Mydriasis bei er-
hdiener lichtreaktion ; Sehvermögen V«; Erweiterung
der Retinavenen, üeber dem Jochbogen eine derbe Ge-
schwulst mit verschiebbarer Haut; in der rechten Nasen-
hälfte eine Geschwulst, ebenso eine im Nasenrachenräume
mit Druck auf die Tuba Eustachi!. Schwerhörigkeit rechts
mit Ohrensausen. Geruch und Geschmack normal.
Es bestand also ein Tumor in der Orbita, in derFossa
iemporaüs und nasalis ; diese Lokalisation deutete sofort
auf eine typische Form von Neubildung, ein polypöses
Fibrom in der Fossa pterygo-palatina.
Allein bei ganz genauer Untersuchung des Kranken
fand man in der Schleimhaut der Nase und des Gaumens
doch entschiedene Zeichen für abgeUufene Lues. Nach
15 Injektionen von Cyanqueoksilber war die Geschwulst
vollständig verschwunden und der Kranke verliess ge-
heilt das Krankenhaus. Im Anschlüsse an diese Kranken-
geschichte besprechen Vff. noch mehrere Fälle von Exoph-
thalmus imd gummösen Bildungen und geben dabei die
Ermahnung: Chirurgus mente prius et oculo agat, quam
manu arm^ Lamhofer (j^pzig).
139. Ueber Beünitis albominiirioa gravi-
dftram ; von Dr. P. S i I e x. (BerL klin. Wohnschr.
XXXn. 18. 1895.)
S. bespricht zunächst das bekannte ophthalmo-
Bkopische Bild und den pathologisch-anatomischen
Befund bei Retinitis albuminurica, dann das kli-
nische Bild und die Prognose nach seiner Erfah-
rung bei 35 Kranken. Nach seiner Berechnung
kommt auf 3000 Schwangere 1 Fall von Retinitis.
Der Verlauf der Schwangerschaft-Nierenerkrankung
richtet sich nach der Zeit ihres Auftretens. Je
früher, desto subakuter verläuft sie, je später, desto
akuter; im 1. Falle ist auch die Heilung während
des Wochenbettes allmählich, während sie im 2. Falle
schneller eintritt Die Erblindung bei eklampti-
schen Zuständen rührt nicht von der Netzhaut-
erkrankung her, sondern von der Urämie.
üeber die Prognose sind die Ansichten noch
getheilt Sicher wird sie von einigen Geburts-
helfern zu günstig gestellt und darum wird auch
mit der Einleitung der künstlichen Frühgeburt ge-
zögert Bei chronischer Nephritis muss stets die
Frühgeburt eingeleitet werden, aber auch bei der
akuten Nephritis und der Schwangerschaft-Nieren-
entzündung soll dies geschehen, da die Aussichten
für das Leben des Kindes und das Sehvermögen
der Mutter doch schlecht sind. Sohlecht ist die
Prognose für das Sehvermögen besonders dann,
wenn schon in früheren Schwangerschaften Nieren-
entzündung aufgetreten war, wenn mit dem Augen-
spiegel Gefässveränderungen oder Glaskörperblutun-
gen gefunden werden, wenn grösserer Blutverlust
der Mutter eintritt Gerade diejenigen Frauen, bei
denen am längsten mit der Einleitung der Geburt
gewartet wurde, hatten später das schlechteste
Sehvermögen, 5 davon erblindeten vollständig. 8.
macht auf eine Erscheinung an den Gefässwänden
der Netzhautarterien aufmerksam, die gleich beim
Beginne der Erkrankung gesehen werden kann.
Es ist das ein gelblicher breiter Reflexstreifen an
den Gefässwänden, der wahrscheinlich auf grösserer
Ausdehnung der perivaskulären Lymphräume be-
ruht. Lamhofer (Leipzig).
140. Zar Aetiologie derNetshsutablösong;
von Dr. Ohlemannin Minden. (Elin. Mon.-BL
f. Augenhkde. XXTOTT. März 1895.)
Ein 6Qjähr., emmetropischer Landmann trug 120 bis
130 Pfund schwere Getreidesäcke von seiner Tenne auf
den Kornboden. Eines Tages bemerkte er bei dieser
Arbdt, naohdem er etwa 10—12 Säoke getragen hatte,
einen schwarzen Fleck in seinem linken Auge, der immer
mehr zunahm. Ein Augenarzt stellte schon am anderen
Tage Netzhautablösung fest, die zur vollständigen Er-
blindung führte. Die Ursache der Netzhautablösung war
hier wahrscheinlich eine Apoplexie zwischen Netz- und
Aderhaut Lamhofer (Leipzig).
141. Ueber ein nenes Heilveifliiliren bei
IVetshaatablÖBUUg ; von R. Deutsohmann.
(Sond.-Abdr. aus „Beiträge zur Augenhkde.^^ XX.
1895.)
Das neue Heilverfahren besteht aus mehreren
Operationen. Im Anfange machte D., um die
Flüssigkeit vor und hinter der abgelösten Netzhaut
abzulassen, die Netzhaut von dem schrumpfenden
Glaskörper loszutrennen, und ausserdem an den
Schnittwundstellen Yereinigungspimkte für die
Netzhaut und Aderhaut zu schaffen, eine „Netzhaut-
Glaskörper-Durchschneidung^^ Später durchstiess
er noch mit einem rothglühenden spitzen Paquäm-
Brenner die Augapfelwand an der Stelle der ab-
gelösten Netzhaut, und zwar an mehreren einige
Millimeter von einander liegenden Punkten. Bei
11 Er. waren die Erfolge zum Theile über Er-
warten gut um nach Entleerung der prä- und
postretinalen Flüssigkeit die Netzhaut einige Zeit
an die Aderhaut gleichsam anzudrücken und durch
Erregung schwacher entzündlicher Vorgänge eine
Yerklebung zwischen Netzhaut und Aderhaut her-
vorzurufen, machte D. bei 6 Er. an 7 Augen ausser
der erwähnten Netzhaut-Glaskörper-Durchschnei-
dung noch eine „Glaskörpertransplantation", d. h.
eine Injektion von EaninchenglaskÖrper in das
menschliche Auge. Auch mit diesen beiden Ver-
fahren erzielte D. gute Erfolge. Jeder, der dem
Vorschlag von D. folgen wUli muss die genauen
Ym. Chirurgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
6Ö
Krankengeschichten erst durohstudiren. In Kürze
wollen wir nur Folgendes hervorheben.
Der Schnitt wird, nachdem yorher Atropin und
Cocain eingeträoÜBlt worden war, mit einem zweischnei-
digen linearmesser an der Stelle der stärksten Netzhaut-
ablösunf gemacht; dadurch, dass das Messer von der Ein-
Btichsielle bis zur gegenüberliegenden Wand des Aug-
apfels geführt wird, werden die abgelöste Netzhaut und
die Yeroindungen des Glaskörpers mit ihr durchtrennt
Da 68 sehr schwer ist, nach dem Messerschnitt in den
erweichten Au^pfel eine Kanüle einzustossen, wird die
Kanüle der mit Kaninchen-Glaskörper gefüllten Spritze
vorher eingeführt, und wird nach dem Schnitte circa
IVsTheilstrioh der vorher mit einem Glasstäbchen durch-
rührten und mit 0.5proc. Kochsalzlösung vermischten
Glaskörperflüssigkeit eingespritzt Es muds besonders
darauf ^chtet werden, nicht zu viel einzuspritzen ; es
können ja beide Verfahren nach Ablauf einiger Tage oder
Wochen wiederholt werden. Strengste Antisepsis ist
selbstverständlich. Der Kranke bleibt ungefähr 8 Tage
liegen ; das Auge erhält einen leichten Verband. Die Eint-
zfindnn^ ist gering.
Bei einem Kranken, dessen vorher schon erbhndetes
Auge nach dieser Behandlung entfernt werden musste,
konnte D. einigermaassen die Veränderung im Glaskörper
stadiren. Die genauen Angaben über den mikroskopi-
schen Befund findet man am Schlüsse der Arbeit
D. betont noch, dass die Injektion von Kooh-
BalzlÖsung allein nicht die günstige Wirkung hat,
sowie dass derGlaskOrper von Augen junger Kanin-
chen genommen werden müsse.
Lamhofer (Leipzig).
142. Tobaooo Amblyopia; by Dr. Mait-
land Bamsay, Glasgow. (Lancetl. 19;May 11.
1895.)
Der Vortrag ist eine klinische Besprechung der
Tabaks- Amblyopie, von der B. ein typisches Bei-
spiel bei einem seiner Kranken (der nie Alkohol
trank) vorfQhrte. B. glaubt,' dass Cigarren- und
Cigarettenrancher nicht so leicht Schaden leiden
als Pfeifenraucher. Bei Tabakkauem hat er nie
Tabaks-Amblyopie beobachtet Nur in schweren,
besonders den mit Alkoholismus verbundenen Fällen
dürfte eine wirkliche Entzündung des Sehnerven
anzunehmen sein, sonst nur eine Einwirkung auf
die Qefässe. Sofortige Entziehung des Tabaks und
gnte Ernährung, Merkur, Jodkalium sind das
Wichtigste bei der Behandlung.
Lamhofer (Leipzig).
143. The ffül oovreotion of myopia; by Dr.
KJackson, Philadelphia. (Amer. Joum. of the
med. Sa CVI. 3. p. 297. Sept 1893.)
J. führt mehrere Krankengeschichten an, um
2Q zeigen, dass dje Augen der Kurzsichtigen bei
▼oller Correklion keinen Schaden leiden. Das Seh-
vermögen blieb gleich; bei den jugendlichen Kran-
ken nahm unter der Oorrektion die Myopie wie
sonst zu. J. will gerade, dass auch das kurzsichtige
Ange Gebrauch von seiner Accommodation mache.
Ansnahmen bilden kurzsichtige Presbyopen, solche
mit verminderter Sehsch&rfe und die, die gewohnt
sind, nur ein Auge zu gebrauchen.
L a m h 0 fe r (Leipzig).
1 44. Beitrag rar Statistik der Kunaiohtig-
keit; von Dr. D. Bock in Laibach. (Sond.-Abdr.
aus d. Wochenschrift: „Das Österreich. Sanitäts-
wesen" Nr. 4. 1895.)
Unter 8306 Augenkranken waren 673 Kurz-
sichtige, d. h. solche, die wegen der Kurzsichtig-
keit in die Sprechstunde kamen, also die Kurzsich-
tigen mit entzündeten Augen nicht mitgerechnet
Das giebt S.io/o- B. stellt 3 Tabellen auf. Die
Tabelle I giebt die Kurzsichtigen nach dem Grade
der Myopie. 110 Personen litten an progressiver
Myopie. 124 Personen (18.4^/o) besassen schlechte
Sehschärfe. Tabelle 11 zeigt das Yerhältniss zwi-
schen Alter und Kurzsichtigkeit und Tabelle III
den Orad der Myopie in den einzelnen Alters-
klassen. Die höchsten Qrade der Myopie kommen
schon zwischen 1 0 und 25 Jahren vor. Die Tabelle II
zeigt auch das üeberwiegen des männlichen Ge-
schlechts. Die auffallend hohe Zahl von Kurz-
sichtigen h(k3h8ten Grades im Alter über 30 Jahre
findet nach B. darin ihre Erklärung, dass erst nach
dieser Zeit die durch jahrelange Nahearbeit be-
lasteten Augen ausser der Kurzsichtigkeit noch
anderweitig erkranken (Ghorio-Retinitis, Netzhaut-
ablösung u. s. w.) und deshalb der Augenarzt auf-
gesucht wird. Lamhofer (Leipzig).
145. Ueber das Sehen farbiger Hecken;
von Dr. B. Hubert in Sensburg. (Klin. Mon.-BL
f. Augenhkde. XXXTTL Apnl 1895.)
•
Eine 36jähr., im Allgemeinen gesunde Frau mit
choroiditischen Herden und Glaskörpertrübung sah im
Gesichtsfelde des rechten Auges nach aussen vom Fixir-
punkte einen 3 cm hohen und 2 cm breiten hellrothen
Fleck, den sie jederzeit auf eine helle Fläche projiciren
konnte. Die Form des Fleckes entsprach niont einem
der choroiditischen Herde. Nach mehrwöchiger Behand-
lung des Augenleidens schwand diese Erscheinung.
Es sind dann noch aus der Literatur die Beobach-
tungen vonSzokalski und Williams erwähnt Auch
bei den Kranken dieser Beobachter handelte es sich nicht
um das häufiger vorkommende Farbensehen im ganzen
Gesichtsfelde, sondern um Wahrnehmung einzelner
farbiger Flecke darin. Lamhofer (Leipzig).
146. Die Brfolge der Sohieloperation ; von
Prof. C. Schweigger. (Arch. f. Augenhkde.
XXIX. 3 u. 4. p. 165. 1894.)
Schw. erörtert die Erfolge der Schieloperationi
der einfachen und doppelseitigen Tenotomie, sowie
der Verlagerung eines Muskels, die letztere be-
schreibt er besonders genau und zeigt an zahlreichen
Krankengeschichten, wann sofortige oder spätere
Besserung, wann Rückfälle eintreten, wie das Ver-
halten bei der Insufficienz derintemi ist, und was
hier durch eine Operation (Rücklagerung des einen
und Vorlagerung des anderen Muskels) geleistet
werden kann. Was das binoculare Sehen beim
Schielen betrifft, so glaubt Schw. und beweist es,
dass nicht ein Einfachsehen der Schiel^iden vor-
handen sei durch Unterdrückung der Netzhautbilder,
sondern es bilden sich beim Schielenden eben ganz
70
IX. Hygieine und Staatsarzneilninde.
eigenartige Beziehungen zwischen beiden Netz-
häuten aus. Ein normales binocul&res Sehen wird
auch nach der möglichst günstig ausgefallenen
Operation nie erreicht Den Schluss der Arbeit
bildet eine kurze Kritik der verschiedenen Sdiid-
theonen und eine entschiedene Verwerfung der
von Hansen Qrut aufgestellten Innervations-
theorie. Lamhof er (Leipzig).
IX. Hygieine und Staatsarzneikunde.
147. Ueber die gesondheitUohen ZTach-
theile des AlkoholmlBsbranoheB und geBond-
heitspolizeiliche Maassregeln dagegen ; von Dr.
Richard Snell. (Deutsche Yjhrschr. f. (iffentL
Geshpfl. XXVL 3. p. 426. 1894.)
ZunSchst werden die bekannten Folg^i der
akuten und chronischen Alkoholintoxikation auch
in pathologisch-anatomischer Beziehung und im
Hinblick auf Geistesstörungen besprochen. Hierauf
werden die einzelnen Formen der alkoholischen
Getränke, z. B. fuselreiche Schnäpse, bezüglich
ihrer Gefahren erOrtert und nach recht kurzem
Hinweis auf die Bestimmungen in Skandinavien
und Nordamerika werden der vollständig ange-
führte, leider nicht zur Durchberathung im Reichs-
tage gelangte Entwurf eines deutschen Trunk-
suchtgesetzes, weiter die Bedeutung von Trink-
steuern, sowie die Frage der Trinkerasyle be-
sprochen. Seinen Standpunkt legt schliesslich Sn.
dahin klar, dass seines Erachtens die Trunkenheit
Bestrafung bei Geistesgesunden verdiene, und zwar
müsse ohne Rücksicht „auf den guten Book^^ des
Betrunkenen vorgegangen werden, damit die An*
schauungen des Volkes über das „Antrinken eines
RäuBchchens^^ einmal gründlich Wandel erführen.
Ebenso müssten die Wirthe bestraft werden, welche
den Alkoholmissbrauch begünstigten.
Ausserdem hält er eine Verminderung der
Branntweinverkaufsstellen durch strenge Prüfung
der Persönlichkeit des Wirthes, der Beschaffenheit
des Lokales und des Bedürfnisses fdr erforderlich.
Erlaubniss zum Branntweinausschank und -Ver-
kauf soll nur auf Widerruf ertheilt, Ausschank und
Kleinhandel sollen zeitlich beschränkt und vom
Kleinhandel mit anderen Waaren getrennt werden.
Endlich wünscht Sn. die Unterbringung Trunk-
süchtiger in Trinkerasylen, die unter ärztlicher
Leitung und staatlicher Aufsidit stehen sollen.
R. Wehmer (Coblenz).
148. The effeots of aloohol on our military
and oivil popnlation home and abroad; by
M'Farland. (Dubl. Joum. of med. Sc. 3. S.
Nr. 274. p. 473. Dec. 1894.)
Am bemerkenswerthesten in dem Berichte ist,
was M'F., der 2mal längere Jahre in Indien als
Militärarzt war, über die Aenderung der Verhält-
nisse des Alkoholconsum in der Armee sagt Wäh-
rend früher 2 — 4mal täglich ofücielle Rumrationen
vertheilt wurden, wegen der angenommenen gün-
stigen Wirkung des Alkohols in heissen Klimaten,
fielen nach und nach die Rationen ganz fort, Hand
in Hand mit einer immer mehr unter den Mann-
schaften sich ausbreitenden Abstinenzbewegong.
Diese hatte das Resultat, dass von den zur Zeit in
Indien stehenden 75000 Mann 25000 Totalabsti-
nenten sind. Natürlich wurde die ganze Bewegung
gefördert durch die begünstigende Stellung, die
der Obercommandirende und viele Officiere der
Sache gegenüber einnahmen. Der Erfolg war,
dass quoad Gesundheit und Führung der Soldaten
viel günstigere Verhältnisse Platz griffen. Zahl-
reiche Todesfälle, die man sonst im Allgemeinen
dem mörderischen Klima zuschreiben zu müssen
glaubt, sind als direkte Folgen des Alkoholgenusses
anzusehen.
Weiter berichtet M'F. über die Ansichten von der
Stellung, die dem Alkohol als Nahrungsmittel u. s.w.
zukomme. Er hält seine Anwendung nur dann fllr
indicirt, wenn es sich darum handle, in einer
Krankheit dem Organismus über einen kritischen
Punkt zu helfen, da der Alkohol ezcitireiid wirka
Sodann führt M'F. bei Besprechung der socialen
Schädigungen, die durch den Alkoholgenuss be-
dingt werden, interessante Zahlen aus statistischen
Arbeiten über englische Verhältnisse an, von denen
nur z. B. die erwähnt werden soll, dass in England
jährlich mindestens 40000 Menschen an den direk-
ten und 60000 an den indirekten Folgen des Alko-
holismus zu Grunde gehen und dass dort jährlich
140 Millionen Pfund für starke geistige Oetränke
ausgegeben werden, um eine Aenderung herbei-
zuführen, müsse man die Möglichkeit, geistige Ge-
tränke zu erhalten, erschweren.
Fürer (Marbach a. Bodensee).
149. L*aloooliame ohea les enfanta ; par le
Dr. Paul Moreau, Tours. (Ann. m6d.-psychoL
8. S. L 3. p. 337. 1895.)
M. weist zunächst darauf hin, dass man dem
Studium des Alkoholismus im Kindesalter bisher
nicht das verdiente Interesse zugewandt habe.
Während die direkte Erblichkeit des Alkoholismus
schon lange bekannt und anerkannt ist, wurden
Beobachtungen über die Wirkungen des Alkohols
auf das unentwickelte Gehirn nur vereinzelt mit-
getheilt M. giebt für die einzelnen Formen
des Alhoholismus, die sämmtlich, vom einfachen
Bausche bis zur Dipsomanie, dem chronischen
Alkoholismus und Delirium tremens im Kindes-
alter vorkommen, eine Zusammenstellung von Bei-
spielen aus der Literatur, wie aus eigener Be-
obachtung. Abgesehen von der Erblichkeit (H.
möchte sogar den Ausdruck „hereditärer Alkoholis-
mus^* vorschlagen) spielen ursächlich besonders die
Gewohnheit der Eltern, den Kindern zur Beruhigung,
IjL Hygieme and Staatsarznedninde.
71'
sorBfifilrdenmg des Schlafes und zurErleichterang
der Dentition Alkohol zu yerabfolgen, aber auch
die unTorsichtige Verordnung von Alkohol Seitens
mancher Aerzte an zarte und erblich belastete
Kinder eine wichtige Bolle. Die Prognose ist meist
nngflnstig; von einer eigentlichen Heilung kann
man, da es sich eben fast immer um belastete
Individuen handelt, nur selten reden. Hier l&sst
sich eine Abhülfe nur erwarten von einem ener-
fischeren Vorgehen der öffentlichen Hygieine gegen
die fernere Ausbreitung des Alkoholismus und von
einer Verschärfung der Strafmittel gegen die im
Bausch begangenen Handlungen und gegen die
YerfQhnmg zur Trunksucht Individuen und zumal
Kinder, welche in Folge erblicher Belastung der
Tronksucht anheimgefallen sind, müssen in Zukunft
Objekte der ftrztlichen, nicht der richterlichen
Thätigkeit und Beurtheilung werden.
Bresler (Freiburg i. Schi.).
150. a) Kote ponr aervir k appreoier Im
nlenr oomparstive des difEI&rents prooedes
emidoyfa dans le bat de ranimer las enftnts
net en itat demortapparente; par A.Pinard.
(BolL de TAcad. deM6d. XXXHI. 2. p. 19. 1895.)
b) Valenr oomparatlve des dif^enta pro-
oides employes daaa le bat de ranimer les
enfimta nöa en etat de mort apparente. Les
tnotions rhythmiea de la langae et llnaoffla-
tlon; par J. V. Laborde. (Ibid. XXXIII. 5.
II 124; 7. p. 155. 1895.)
Hehrere Sitzungen der Akademie wurden durch
eine Diskussion über die von Laborde empfoh-
lene Behandlung der Asphyxie der Neugeborenen
durch rhythmisches Ziehen an der Zunge ausgefüllt.
Pinard hftlt die Methode für ein kräftiges Mittel,
nmAthmung und Kreislauf reflektorisch anzuregen,
glaubt aber nicht, dass sie bei den asphyktischen
Neugeborenen die Lufteinblasung nach Katheteri-
Bation der Luftwege verdrängen könne, und sah in
einigen Fällen von dieser noch Erfolge, wenn das
Ziehen an der Zunge nichts half. Laborde
filhrte aus, dass seine Methode bei Weitem die
beste sei; die von Mund zu Mund eingeblasene
Luft dränge meist gar nicht in die Lunge, sondern
rege die Athmung nur reflektorisch durch Heizung
der Mundschleimhaut an, und dieser Beflex lasse
sich nachhaltiger durch Ziehen an der Zunge aus*
lOeen, dagegen dehne die Luft den Magen aus und
Undere dadurch die Bewegungen des Zwerchfells.
Die Eatheterisation der Luftwege sei oft sehr
ti^wierig und wirke in der Hauptsache auch nur
itflektorisch ; das Einblasen von Luft sei sogar
Khädlich, da der Arzt ja seine mit Kohlensäure
überladene Ezspirationsluft einblase. Durch Be-
itatsung äinee Blasebalgs würde das zwar vermie-
to, aber die Ziehungen der Zunge seien doch
immer das sicherste und einfachste. Tarnier
b^te, dass die ersten 170ccm der Exspirations-
^ fast keine Kohlensäure enthalten und dass
man daher ruhig einblasen könne. Das Ziehen an
der Zunge hAlt er auch für ein gutes Mittel, möchte
aber die altbewährten Methoden nicht entbehren.
Die Laborde 'sehe Statistik sei zu günstig, da
die ungünstigen Fälle nicht veröffentlicht würden.
Woltemas (Diepholz).
151. UeberOeburtaverletBungen desXreu-
geborenen und deren forenaisohe Bedentnng ;
von Prof. P. Dittrich. (Vjhrschr. f. gerichtl.
Med« EK. 2. p. 203. 1895.)
Unter Qeburtsverletzungen sind solche zu ver-
stehen, die bei neugeborenen Kindern vorkommen,
ohne dass eine strafbare Handlung vorliegt Yon
forensischer Bedeutung sind besonders die bei
spontan Geborenen vorkommenden, aber auch nach
Kunsthülfe finden sich Verletzungen, die während
des Lebens oder an der frischen Leiche übersehen,
aber durch postmortale Yertrocknung deutlicher
werden oder in den tirfen Gewebeschichten liegen.
Im Einzelnen kommen vor: 1) Veriroeknungen und
Esceoriatianen an der Körperoberfläche, bei sponta-
nen Geburten durch Druck seitens der Geburts-
wege der Mutter, dann nach Digitaluntersuchung,
nach Wendungen und Extraktionen, durch Zangen-
druck, nach Schultze'schen Schwingungen. Schwie-
rigkeiten entstehen, wenn solche Verletzungen nach
heimlichen Geburten auf Selbsthülfe der Gebären-
den zurückgeführt werden. Die Schilderung des
Geburtsverlaufes, Lokalisation und Beschaffenheit
der Verletzungen sind für das Gutachten maass-
gebend, das oft unbestimmt bleiben muss. 2)BhU'
unterlaufungen verhalten sich in Bezug auf Ent-
stehen und Beurtheilung ähnlich. Die Hämatome
des Stemodeidomastoideus können nach Küst-
ner durch starke Torsionen des Halses nach der
gleichnamigen Seite auch bei spontanen Geburten
entstehen, sowohl bei Kopf-, als bei Beckenend-
lagen. 3) Wunden der WeichiheUe, Mehrfadi sind
drucknekrotische, durch das Becken der Mutter
hervorgebrachte Substanz Verluste der Kopfhaut be-
obachtet worden. Zange und Wendung können
ausgedehnte Verletzungen bewirken, auch Selbst-
hülfe ist als Ursache nicht immer auszuschliessen.
Weitere Veranlassung bilden Traumen der Schwan-
geren oder Kunstfehler bei der Entbindung; so
hielt eine Pfuscherin die vorliegende Kopfhaut für
die Fruchtblase, wollte sie sprengen und löste sie
in grossem Umfange ab. 4) Deformüäten und Ver^
letzungen des Knochensyeteme : Impressionen der
Schädelknochen kommen bei spontanen Geburten
vor, aber auch Fissuren. Frakturen der Glieder-
knochen, auch Zerreissungen der Wirbelsäule finden
sich nach Extraktionen, ferner intrauterine Knochen-
brüche nach Verletzungen während der Schwanger-
schaft oder bei fötaler Rhachitis. 5) Rupturen
innerer Organe entstehen bei spontanen Geburten
wohl nicht, dagegen in mannigfacher Art durch
Kunsthülfe. Durch Schultze'sche Schwingungen
kann bei Bestehen einer Claviculafraktur die Lunge
12
IX. B^gieine und Staatsarzneikande.
vorletst werden. Dicldannraptaren sind bei ab-
norm dünnen Stellen der Darmwand und starker
Anfüllung mit Meoonium beobachtet worden. 6) Jb-
reissungen ganzer Kärperikeile kommen nur bei
schwierigen Extraktionen vor.
Woltemas (Diepholz).
152. Ueber einen orsprüiigUoli aUi Ver-
letimig loigeseheuen oongenitalen Cutiadefekt
am Scheitel eines neugeborenen Kindes ; von
Prof. P. Dittrich. (Vjhrschr. f. gerichtL Med.
IX. 2. p. 258. 1895.)
In der Mitte des Scheitels fand sich eine randliche,
haarlose, vertiefte Stelle von ca. 2 cm Durchmesser, in
der ganzen Circamferenz war die Haut mit kurzen Flaun-
haaren bedeckt, erst nach Vi — 1 cm waren dichte, längere
Kopfhaare da. Mikroskopisch liess sich die allmähUche
Yerdünnung des Stratum Malpighii nachweisen. Es han-
delt sich dimer nicht um eine ^rletzung, wie ursprüng-
lich von anderer Seite angenommen war, sondern um
einen angeborenen Cutisdefekt, wie er schon einige Male
beschrie^n worden ist. [Nach v. Hofmann entstehen
solche Defekte wahrscheinlich durch fötale Anlöthungen
der betroffenen Kopfpartien an die Eihäute. Ref.]
Woltemas (Diepholz).
153. Tod eines Traoheotomirten durch Er-
h&ngen ; von Reineboth. (Vjhrschr. f. gerichtl.
Med. IX. 2. p. 265. 1895.)
Ein wegen Carcinoms tracheotomirter Mann erhängte
sich, der Strick lag zwischen Kinn und Kanälenöffnung,
die letztere war vollkommen frei, so dassderErhängungs-
tod ohne Beeinträchtigung der Luftzufuhr erfolgt war.
Am Halse befanden sich viele harte Carcinomknoton, von
denen einige durch den Strick comprimirt waren. Es be-
standen Anämie des Qrosshims, schwache Füllung der
Gefässe der Pia, Blutreichthum von Pens und Medulla,
starke Füllung der Arterien der Basis.
Die mechanischen Yerhfiltnisse des Kreislaufes
im Kopfe sind beim Erhftngen mit oder ohne Luft-
abschluss dieselben ; in der Annahme, dass die als
nngewöhnlich angesehene starke Füllung der Basis-
arterien hier mit einem verzögerten Eintritt des
Todes zusammenhing, machte R. Versuche an
Kaninchen, die mit oder ohne Tracheotomie auf-
gehängt wurden. Die letzteren starben nach
wenigen Minuten, die traoheotomirten erst nach
10 — 19 Minuten, und zeigten eine bei Weitem
stärkere BlutfOUe des Qehims, die sieh wohl da-
durch erklärt, dass bei der längeren Dauer des
Lebens die nicht comprimirte Yertebralis mehr
Blut zufahrt. Woltemas (Diepholz).
154. Tod daroh Aapirationserstioknng im
bewnsatloaen 2iaBtande; von Prof. C. Seydel.
(Vjhrschr. f. gerichtl. Med. IX. 2. p. 285. 1895.)
Bei Personen, die in bewusstlosem Zustand
durch Aspirationserstickung zu (h'unde gehen,
fällt die grosse Menge aspirirter Massen in den
Bronchen und theilweise im Lungengewebe auf.
Versuche an Kaninchen führten zu folgenden Er-
gebnissen: 1) Es tritt bei narkotisirten Thieren
eine grGssere Menge von Ertränkungsflüssigkeit
durch Aspiration in die Lungen, als bei mit voll-
ständigem Bewusstsein und reflektorischer Nerven-
Erregbarkeit in die ErtränkungsflOssigkeit gebrach-
ten. 2) Es ist in Bezug auf die Menge der
aspirirten Flüssigkeit von Wichtigkeit, ob sie Blut-
wärme hat oder kühl ist. 3) Wahrscheinlich in
Folge von reflektorischem Glottis- Verschluss dringt
von kühler Flüssigkeit durch Aspiration bedeutsod
weniger in die Lungen als von blutwarmer. Auch
die von Falk ausgesprochene Vermuthung, daas
bei jugendlichen, sehr schwachen Individuen die
beim Ertrinken zuerst auftretende Athempause be-
sonders bei kalter Flüssigkeit direkt in den Tod
übergehen kann, so dass gar keine Ertrinkunga-
flüssigkeit in die Lungen gelangt, fand sich bei
den Versuchen bestätigt
Woltemas (Diepholz).
155. Ueber die Bkohymosen in der Bmst-
aorta; von Prof. v. Hofmnnn. (Vjhrschr. f. ge-
richtl. Med. IX. 2. p. 332. 1875.)
Die von Kratter (Jahrbb. CCXLV. p. 192)
als constantes Kennzeichen des Erstickungstodes
beschriebenen retromediastinalen Blutungen fand
auch V. H. fast immer bei allen möglichen plötz-
lichen Todesarten, auch bei kleinen Kindern, hält
sie aber für Eunstprodukte. Sie bestehen meist
nur aus flüssigem oder locker geronnenem Blute,
das sich leicht abspülen oder nach Einschneidea
der Ekchymose ausstreifen lässt, wenn die Unte^
Buchung sofort vorgenommen wird. Sie entstehen
erst bei der Sektion aus den bei der Ablösung der
Brustaorta von der Wirbelsäule zerrissenen oder
abgeschnittenen Gefftssen und bilden sich wegen
der Grösse der letzteren und bei der flüssigen
Beschaffenheit des Blutes bei erstickten Erwach-
senen reichlicher. Eröffnet man die Aorta vorher
in situ und entleert sie und die Intercostalarterien
von Blut, so bilden sich keine Ekchymosen. Die
von Kratter angenommene Zerrung der Brust-
aorta bei der Erstickung hält v. H. nicht für mög-
lich wegen der Fixirung ihrer Hinterwand durch
Pleura, Fascia endothoracica und die Intercostal-
arterien. Es finden sich im hinteren Mediastinum
allerdings auch vital entstandene Ekchymosen, aber
nur ausnahmeweise ; ihre Unterscheidung von den
postmortalen ist keineswegs immer leicht und er-
fordert schnelle Untersuchung. Vielleicht entstehen
sie dadurch, dass die Erstickungskrämpfe auch
das Zwerchfell befallen und dass durch dessen
Contraktion die Aorta zusammengedrückt und das
Blut in ihr zurückgestaut wird.
Woltemas (Diepholz).
156. De la mort anbite par oongealion
pnlmonaire dana oertalnes affeoüona dea or-
ganes abdominauz ; par H. Coutagne. (Lyon
m6d. XXVII. 6. p. 171. 1895.)
C. theilt 3 Beobachtnngen mit: 1) Eine aOjähr. Fraa
starb plötzlich, es fand sich reichlicher Blatergnss in
Larynx, Trachea und Bronchen bei fettiger Degeneration
der Leber und grosser weisser Niere. 2) Dermlbe Lan-
genbefand bei einem plÖtzHch gestorbenen 33jfthr. Manne
mit Lebercirrhose und frischer Syphilis. 3) Plötzlichem
IX. Hygieme und Staatdarsneikuiide.
73
Ibd bei einem jongen Menschen ; die Langen waren stark
eoDgestionirt, aber ohne freies Blnt in den Luftwegen,
gongt (and sich nur eine Darmverscliliessnng durch Fremd-
köiper. Woltemas (Diephdz).
157. La mort subite ditetminie par des
Mode des organes g^aitaux de la fiBmme;
par le Prof. BrouardeL (Ann. d'Hyg. XXXn.
5. p. 410. 1894.)
Plötzliche Todesfälle sind nach B. beobachtet
worden: 1) nach blosser Untersuchung per vagi-
nam, besonders bei üterusfibroiden, wohl bedingt
dordi Nerrenreizung ; 2) bei Eztrauterinschwanger-
Bchaft; 3) bei Haematooela retrouterina ; 4) durch
ütemsruptur; ein Fall von solcher im 2. Schwan-
gersohaftsmonate ist von Moynier beschrieben;
5) durch Yerblntung aas vulvovaginalen Yaricen ;
die Rissstelle wird bei der Autopsie nicht leicht
gelimden, da die Yenen dann leer sind ; 6) durch
tfidtliche Ohnmacht bei der Geburt ; 7) durch Em-
bolie im Wochenbett Woltemas (Diepholz).
158. Two rare oaaea of aadden death in
uedioo-legal praotise ; by Charles Temple-
rn an. (Transact of the med.-chir. Soa of Edinb.
HL p. 20. 1893.)
In beiden FUlen handelte es sich um plötzlichen
Tod durch Herzlähmung bei Personen mit gesundem
Herzen.
Im ersten Falle starb ein 43jfihr. Steinmetz, der
illerdiogs von reizbarem, nervösem Temperamente ge-
wesen war und mehr&ch bei Erregungen über Herz-
beUemmongen geklagt hatte, plötzuoh in Folge eines
Wortwechsels mit seinem in der Nacht betranken nach
Hmse kommenden Sohne, nachdem er sich hierauf noch
bis in sein Bett im Nebenzimmer zurückbegeben hatte.
Bas Herz wurde in Diastole gefanden, der Herzmoskel
durch Leicheostane hart (nieht fettig degenerirt), in bei-
den Hälften, besonders in der rechten, mit flüssigem Blute
gefallt Das Herz, seine Etappen und Kranzadem waren
gesund.
Der xweiie Fall betraf eine Frau in mittleren Jahren,
die von ihrem Manne nach der Rückkehr von einem
Hochzeitsfeste in Folge eines Streites erst aus dem Hause
geworfen worden war und bei ihrer Rückkehr einen festen
Schlag in die Magengrabe erhalten hatte. Sie taumelte
hierauf, fohlte sich übel, schwindlig, sterbenskrank, ging
ZQ ihrer Nachbarin und fiel auf deren Flur nieder. Die
Niohbarin legte ihr ein Polster unter den Kopf und yer-
hfiss sie am Morgen in der Meinung, sie schliefe ; erst
einige Standen s^ter wurde ihr ofranbar bereits in der
Küüit einffetretener Tod festgestellt
Die Sektion ergab keinerlei Yerletzungspuren, aber
eine starke Füllung der Blutgefässe im ünterleibe , in
Leber, Mflz, Mesenterium. Das ganz gesunde Herz
enthielt nur rechts eine geringe Blutmenge, war links
ginzleer.
Trotz eines den Ehemann entlastenden Gutachtens,
in welchem auf die Einwirkung eines Shock und Läh-
nnng der Blutgefitese des Abdomen und hierdurch be-
dingte Herzan&mie hingewiesen wurde, yerurtheilte man
den Thfiter zu 3 Monaten Oefängniss.
Im Anachluss hieran theilt T. 6 weitere Ffllle
ms der Literatur mit, die yon Wood of Bury,
SirAstley Cooper, Pollock, Taylor und
Beck beobachtet waren, in denen durch einen
oder mehrere oft nur verhältnissmflssig leichte
S(^i]Age auf den Unterleib in fthnlicher Weise ein
Xed. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 1.
plötzlicher Tod bewirkt wurde. In einem Falle
wurde der Thäter wegen Mordes verurtheilt
B. Wehmer (Coblenz).
159. A propoa da oonp de ohaleur; par
Eelsch. (BulL de TAcad. de M6d. XXXIH 7.
p. 168. 1895.)
K. hebt hervor, dass Manches als Hitzschlag
beschrieben werde, was gar nicht dahin gehört
Zu ganz ähnlichen Erscheinungen komme es bei
grossen Marschanstrengungen auch bei niedriger
Lufttemperatur; es handle sich dann um Leute
mit geschwächtem Herzen, pleuritischen Adhäsionen
u. s. w. Auch dem eigentlichen Hitzschlage er-
liegen meist Leute mit pathologisch verändertem
Herzen. Woltemas (Diepholz).
160. Ueber die Eindanterbllohkeit im
Eönigreioh Saehaen; von Dr. A. Oeissler.
(Sond.-Abdr. aus d. Statist Jahrbuch auf d. Jahr
1892. p. 144—153.)
In der Einleitung wird darauf hingewiesen,
dass in den Jahren 1875 — 77 in Deutschland die
Sterblichkeit der Kinder unter 1 Jahre auf 100
Lebende am geringsten in Schaumburg-Lippe mit
11.69, am höchsten in Württemberg mit 31.55%
war ; Preussen hatte 20.73, Sachsen die viertgrösste
Sterblichkeit mit 28.13%. Im Weiteren wird ein-
gehend die Sterblichkeit während des Decennium
1880—89 für Sachsen behandelt, wo 1324356 Ehi-
der lebend geboren wurden, 375286 im I.Lebens-
jahre, 63489 im 2. und 71656 im 3. bis 6. Lebens-
jahre starben. Von diesen im Ganzen 510431
Todesfällen im 1. bis 6. Lebensjahre wurden durch
ansteckende Krankheiten 66937 (—13.1150/^) be-
dingt, und zwar im Einzelnen durch :
Pocken .... 156 r- 0.03«/«
Unterleibstyphus
Masern . .
Keuohhusten
Scharlach . .
453 — 0.09
8320 — 1.63
8908 — 1.745
9008 — 1.765
Croup und Diphtherie 40092 ~ 7.855
Die SäuglingssierbUehkeit (Kinder unter 1 Jahr)
schwankte zwischen 17.9 und 38.3% der Lebend-
geborenen in den einzelnen Verwaltungsbezirken,
als welche die drei Hauptstädte Dresden (23.0<^/o),
Leipzig (21.2<»/o) und Chemnitz (36.7%) und die
27 Amtshauptmannschaften der 4 Kreishauptmann-
schaften (entsprechend den preussischen Begie-
rungsbezirken) gezählt werden. Eine ausführliche
Tabelle hierüber befindet sich am Schlüsse der
Arbeit Am günstigsten stehen hiemach Oelsnitz
im Yoigtlande und Camenz in der Lausitz.
Interessant ist femer eine Tabelle, welche für
10 Omppen von Bezirken die Säuglingssterblich-
keit 1880—89 mit der von 1875—77 und
1865 — 70 veigleicht Hierbei zeigte nur die Stadt
Leipzig (24.8 gegen 25.6%) eine etwas geringere
Sterblichkeit, sonst ist ein unterschied von etwa
l<>/o zu Ungunsten des letzten Jahrzehnts meist zu
bemerken; die Stadt Chemnitz mit Umgebung steht
10
n
Allgemi
aber sogar tun 4 ^sVo (^7.7 gogen 33.1^/o) schlechter ringer Säuglingssterblichkeit im Allgemeinen etwas
als 1865 — 70. Die Sterblichkeit während des 3. bis grösser als in denen mit hoher Sftnglingssterblichkeii
6. Lebenqahres ist in den Bezirken mit sehr ge- RWehmer (Coblenz).
X. Medicin im Allgemeinen.
161. Neuere Arbeiten über denTetanne.^)
Seit unserer vor 2 Jahren erschienenen letzten
Zusammenstellung ist die Literatur über den Teta-
nus wiederum durch eine ganze Anzahl mehr oder
minder ausführlicher Mittheilungen bereichert wor-
den. Leider haben die therapeutischen Bestre-
bungen, die ausgebrochene Krankheit durch Injek-
tionen von Tetanusantitoxin abzuschwächen, bez.
zur Heilung zu bringen, noch keine grossen Fort-
schritte gemacht Die akute Form des Tetanus ist
durch das Antitoxin bisher noch kaum günstig
beeinflusst worden.
/. Astiologiß, PcMogenese, pcUhologisehe Ana-
iomie und Symptomatologie.
I) Bin Fall von Tetanus; Yon y. Bardeleben.
(Charite-Annalen XYEI. p. 495. 1893.)
2^ üeber die Veränderungen der NervenxeÜen bei
eoopenmenteUem Tetanus, nebst einigen Bemerkungen
über die normale Struktur der NervenxeUen; von C.
B e oL (üncp. Arch. f. Med. H. 3 u. 4. 1894.)
3) Experimentelle Untersuekungen über den Tetanus ;
von M. B e 0 k. (Ztsohr. f. Hyg. o. InfektionsknuikL XIX.
3. p. 427. 1895.)
4) Beiträge xur Coneentrirung der gegen Wund-
starrkrampf schützenden Substanz aus der Müeh; von
Brieger u. G. Cohn. (Ztsohr. f. Hyg. u. InfektioDS-
krankh. XY. 3. p. 439. 1893.)
5a) Expervmenteüe und klmiseke Studien über den
Kopftetanus; Ton C. Brunne r. (Beitr. z. klin. Chir.
rX. p. 83. 269. 1892; X. p. 120. 305. 1893: XH. p. 523.
751. 1894.)
5b) Die bisherigen Resultate experimenteller Unter»
suekungen über die Art der Wirkung des Tetanusgiftes
auf das Nervensystem ; von C. B r u n n e r. (Deutsohe
med. Wohnsohr. XX. 5. 1894.)
6) Ueber die Immunisirung eines Mensehen gegen
Tetanus; tob Bnschke. (Deutsche med. Wohnschr.
XIX. 50. 1893.)
7) Nouvelles reeherehes sur la pathoghtie des con-
traetures du iStanos ; parJ. Courmont et M. Doyen.
(Prov. med. 14. 1894.)
8) Oontributo aUo studio del teta/no puerperale spe-
eialmente in rapporto aUa diagnosi baäeriologiea ; per
T. R. D 0 r i a. (Poliolinioo L 3. 1894.)
9) Ueber die Vererbung der Bnmunität des Tetanus ;
von P. Ehrlich u. W. Hübener. (Ztschr. f. Hyg. u.
Infektionskrankh. XYIII. 1. p. 51. 1894.)
10) Wirkt das Tetanusantitoxin aueh giftxerstö^
rend? von S. Fedoroff. (Centr.-BL f. BakterioL n.
Paraatenkde. XVL 12 u. 13. 1894.)
II) Ueber das Tetanusgift. Vergleichende Studien
mit Berücksichtigung anderer Gifte und der Enzyme;
von Cl. Fermi n. L Pernossi. (Ztschr. f. Hyg. u.
Infektionskrankh. XYI. 3. 1894.)
12) The cuUivaiion of the tetanus baeiUus; by L.
Frothingham. (Amer. Joom^ of the med. Sc. CvE.
5. 1894.)
13) Wie wirkt das Tetanusgift auf das Nerven-
system^ von A. Goldsoheider. (Ztschr. f. klin. Med.
XXVI. 1 u. 2. 1894.)
«) Vgl. Jahrbb. CCXXVni. p. 10. 124; OCXXXIV.
p. 178 ; OCXL. p. 74. 186.
14) Rieerehe sperimentali sul bacülo del Nico»
laier; per G. Grixoni. (Bif. med. X. 209. 1894.)
15) Zur Pathogenese des Tetanus; von F. Gump-
recht. (Deutsche med. Wchnschr. XX. 26. 1894.)
16) Versuche über die physiologischen Wirkungen
des Tetanusgiftes im Organismus; von F. Gumprecht
(Aroh. f. d. ges. Physiol. LIX. 3 o. 4. p. 105. 1894.)
17) IMer die Wirkungen des Brieger'sehen
Tetanusgiftes; von E. Harnack u. W. Hochheim.
(Ztschr. f. klin. Med. XXV. 1 u. 2. 1894.)
18) Notes on the eultivation ofthe tetanus baeilbu
and other baeteriologieal methods; by R. T. Hewlett
(Lanoet H. July 14. 1894.)
19) Das Tixxoni'sehe Tetanusantitoxin; vonW.
Hübener. (Deutsche med. Wchnschr. XX. 33. 1894]
20) Bemerkungen xu der Erwiderung über das
Tix%oni*8ehe Tetanusantiioxin; von W. Hübener.
(Dentsohe med. Wchnschr. XX. 42. 1894.)
21) DreigynäkologischeFällevonWundstarrkrampf;
von Meinert (Arch. IGynäkoLXLFV.S. p. 381.1893.)
22) Note on a ease of tetanus; by Ph. Meirowitz.
(Joum. of nerv, and ment Dis. XX. 4. 1895.)
23) Observation du tüanos dphalique; par P.-J.
Navarre. (Lyon med. XXVI. 5. 1894.)
24) Sur un cas de tStanos chex V komme par inoeu-
lation aeeidenteUe des produits solubles du badlle de
Nieolaier; par M. Nicolas. (Gompt rend. de la
Soo. de Biol. 29. 1893.)
25) Ootqf de feu par eartouehes ä blane eompliqvS
de tüanos; par H. N i m i e r. (Arch« de Med. et de Pharm,
mü. XXm. 4. 1894.)
26) Sulla presenxa del veleno tetanieo nei sangue;
per D. Qnadu. (Rif. med. X. 241. 1894.)
27) SuHa biologia del baeülo del tetano : per J.
R i g h i. (Bif. med. X. 205. 206. 1894.)
28) L'immunitd al tetano in eonigli smiixati; per
J. RighL (Rif. med. X. 253. 1894.)
29) Ä case of tetanus neonatorum; by R. 0. Ru-
dolph. (Lancet I. March 3. 1894.)
30) Skala immunitä alle infextoni per assuefaxione
farmaeohgica, Stricnina e tetano; per G. Rammo.
(Rif. med. IX. 232. 1893.)
31) Ueber einen Fall von Kopftetanus; von J.
Schnitzler. (Wien. klin. Rondsohan DL. 10. 1895.)
32) Du tStanos; par Thiriar. (Qaz. hebd. de Med.
et de Chir. XU. 39. 1894.)
33) Weitere experimentelle Untersuchungen über die
Immunität gegen Tetanus; von G. Tizzoni u. G. Cat-
tani. (Berl. klin. Wchnschr. ^TT 49—62. 1893;
XXXI. 3. 1894. — Rif. med. U. 250—253. 1893.)
34) Neue Untersuchungen Über die Vaeeination des
^erdes gegen Tetanus ; von G. Tizzoni o. G. CattanL
(Berl. Idin. Wchnschr. XXXI. 33. 1894.)
35) Erwiderung auf die Arbeit von Dr. Hübener
über das Tixxoni'scheTetanusantitooDin; von G. Tis-*
zoni u. G. Cattani. (Deutsche med. Wchnschr. XX.
40. 1894. — Rif. med. X. 212. 1894.)
36) Ueber einen Fall von Wundstarrkrampf mü
Thierversuehen; von 0. Vnlpius. (Deutsche med.
Wchnschr. XIX. 41. 1893.)
37) Some of the effeets of sunlight on tetanus eul'
tures; by F. F. Wesbrook. (Joum. of PathoL and
Bacteriol. HI. 1. p. 70. 1894.)
38) Ueber die aniitooDtnerxeugende uhd immuni'
sirende Wirkung des Tetanusgiftes bei Thieren; von
Wladimiroff. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh.
XV. 3. p. 405. 1893.)
X. Medidn im Allgemeixiezi.
75
Thiriar(32) giebt eine zusammengedrftngte
Daistellimg alles Wissenswerthen über den Tetanus.
Seine Erklftning lautet folgendermaassen : ,^e
tdtanos est nne maladie infeotieuse dötenninöe par
im agent microbien s^r^tant un poison qui exeroe
une aotion äectire excitative snr le systSme ner*
veuz somitif."
Ende 1894 ist der letzte Theil der sich über
3 Jahre hinziehenden, ausaerordentlioh iimfang-
und inhaltreiehen Arbeit von C. Brunner (5a),
Expenmenieüe und klinische Studien über denKopf'
iekmiis, erschienen. Es ist nicht möglich, in dem
Bahmen dieser kurzen Uebersioht auch nur an-
nähernd den reichen Inhalt dieser fast 400 Druck-
seiten langen Arbeit anzugeben. Ihr genaues Stu-
dium ist für Jeden, der sich eingehender mit dem
Tetanus beschäftigen will, unerUsslich.
BezügUoh der Wirkung des Tetanusgiftes auf
das Nervenstfstem hält Brunner (5b) auf Orund
eigener Untersuchungen, die auch durch die Ergeb-
nisse Anderer unterstützt werden, an folgenden
Sitzen fest: 1) DasTetanusgifb vermag die Muskel-
snbstanz nicht direkt in den Erampfzustand zu
Tenetzen; 2) es vermag keine Krämpfe hervorzu-
rufen in einem Huskelgebiete, dessen motorische
Nerven vom Centrum abgetrennt sind ; 3) es ver-
mag nur dann in bestimmten Nervengebieten die
Muskeln in den Krampf zustand zu versetzen, wenn
die zu diesen Nervengebieten gehörenden Central-
oigane erhalten sind. 4) Die Krämpfe werden
beim Tetanus nicht durch einen Beiz des Oiftes
auf die sensiblen Nerven erzeugt, sondern sie
haben ihre Ursache in einer Veränderung der ner-
T(to6n Centralorgane (Medulla und Bückenmark).
5) Das Qift steigert die Erregbarkeit des Bücken-
markes, wirkt aber nicht bewegungauslOsend. Zur
Bnengung einer Bewegung, bez. des Krampfes
bedarf es der Einwirkung eines sensiblen Impulses
auf das Bückenmark.
Gumprecht (16) hat ausgedehnte experi-
BMntelle Untersuchungen über die physiologischen
Wirhmgen des Tetanusgiftes im Körper angestellt
und ist dabei zu folgenden Ergebnissen gekommen :
Cuiaievei^iftung und Durchschneidung des zu
«aem Muskel gehörigen motorischen Nerven lassen
den Tetanus verschwinden. Die motorischen Ner-
ven weiden in keiner Weise durch das Tetanusgift
▼erändert Zeichen einer Beeinflussung der sen-
siblen Nervenendigungen durch das Tetanusgift
lind nicht vorhanden : denn die Krämpfe der teta-
Bisohen Thiere lassen sidi eben so gut durch peri-
pberisohe Beize, als durch Bückenmarksreizung
sodfisen. Durohschneidung der hinteren Bücken-
B^kswurzeln eines Beines mit nachfolgender Im-
pfong in dieses verhindert nicht das Eintreten des
lokalen Tetanus in dem Bein. Das Tetanusgift
^ also Krämpfe hervor vermöge einer erhöhten
^exenegbarkeit des Bückenmarks. Es greift
^eder die motorische, noch die sensible Bahn
^1 es wirkt, wenn auch in Einzelheiten $^b-
weiohend, im Princip doch genau wie das Proto-
typ der krampferregenden Cerebrospinalgifte, das
Strychnin.
Um aus diesen Elementen die Sypenpiome des
Tetanus physiologisch zu entwickeln, ist Folgendes
zu beaditen: 1) Die Nerven und die nervösen
Centralorgane tetanischer Thiere enthalten häufig
das Qiffc, so zwar, dass dieses sich von der Impf-
stelle in auf-, wie absteigender Bichtung ausbreitet
2) In den Nerven injicirte Flüssigkeiten werden in
den peri- und endoneuralen Lymphräumen des
Nerven weiter geleitet, die mit dem Subduralraum
in überall offener Communikation stehen.
Der Verlauf des Tetanus, paihologisch-physio'
logisch verfolgt, geht so vor sich:
i. Stadium: Lokaler Tetanus, Die Contraktion
ist beschränkt auf den geimpften Bezirk, auf ein
Glied, auf eine Bumpf- oder Kopfhälfte.
2. Stadium : Fortschreitender Tetanus. Die Con-
traktion breitet sich auf die näohstgelegenen Körper-
theile aus, indem sich das im Blute befindliche
Gift in den subduralen und intramedullären Lymph-
räumen der Quere und der Länge nach weiter ver-
breitet. Niemals wird ein der Impfstelle zunächst
liegender Bezirk von einem auf demselben Wege
fernerliegenden überholt Eine Ausnahme macht
hier der THsmus des Menschen, bekanntlich häufig
das 1. Symptom der Infektion. Hier muss eine
besondere Disposition der entsprechenden Centren
für das Tetanusgift angenommen werden.
S.Stadium: Oeneralisirter Tetanus. Starre oder
Convulsionen des ganzen Körpers, da jetzt die In-
cubation für die Wirkung des Giftes vom Blute
aus abgelaufen ist
Ueber die Art und Weise, wie das Tetanusgift
auf das Nervensystem unrkt, hat auch Gold-
scheid er (13) Untersuchungen angestellt Er
beschäftigt sich zunächst mit der lokalen Gontrak-
tur. Es ist eine bekannte und einwandlos fest-
gestellte Thatsache, dass bei experimenteller sub-*
cutaner Einverleibung von Tetanusbacillen oder
Tetanusgift dem Ausbruche des allgemeinen Teta-
nus eine Contraktur derjenigen Muskeln voraus-
geht, die der Gegend der Injektion zunächst liegen,
und dass auch beim weiteren Umsichgreifen des
Tetanus die Muskeln der geimpften Körperseite in
höherem Maasse und früher als diejenigen der ent-
gegengesetzten betroffen w^en: Bei der Erkran-
kung des Menschen wird die Beihe der örtUchen
Erscheinungen meist mit Trismus eröffnet, wenn
man auch schon gelegentlich die ersten tetanischen
Symptome im Bereiche der verletzten Körper-
gegend hat auftreten sehen« Es kann keinem
Zweifel unterliegen, dass die lokale primfire Con-
traktur von derselben Wesenheit ist, wie die spä-
teren verbreiteten tetanischen Krämpfe, was auch
der Umstand beweist, dass sie mit erheblicher
lokaler Steigerung der Beflexerregbarkeit einher-
geht
Durch eine BeibQ von einwurfsfreien Unter«
76
X. Medidn im AllgemeineiL
Buchungen ist mit Sicherheit festgestellt worden,
dass die MuskelsubBtanz unmiHelbar vom Tetanus
nicht beeinflusst wird, sondern dass, wie die teta-
nischen Krämpfe überhaupt, so auch die lokale
Contraktur von den motorischen Kernen des Oentral-
nervensystems , speciell den Yorderhömem des
Bückenmarks, abhfingen. Wie ist es nun zu er-
klären, dass derjenige Theil der grauen Säulen des
Bückenmarks, der die dem Injektionsorte zunächst
gelegenen Muskeln innervirt, zuerst und besonders
stark Yom tetanischen Gifte ergriffen wird und
dass dieses überhaupt in hervorragender Weise
die centralen Kerne dieser selben Seite angreift?
Weder die Verbreitung des Giftes von der Blut-
bahn, noch von den Lymphbahnen aus giebt hier-
für eine genügende Erklärung. Es muss also wohl
in der Nervensubstanz selbst irgend ein Vorgang
ablaufen, der von der Peripherie her auf das Central-
organ wirkt. Nach den Untersuchungen G.'s han-
delt es sich um eine vergiftende Einwirkung des
Tetanusstoffes auf die Nervensubstanz, die nicht
in einer einfeushen Beizung, sondern in einer Ver-
änderung der Nervensubstanx besteht, in Folge deren
diese eine erhöhte und immer mehr wachsende Er-
regbarkeit annimmt, und zwar besonders die moto-
rische Substanz. Diese Veränderung vollzieht sich
allmählich, bedarf jedenfalls einer gewissen Zeit-
dauer, um sich zu entwickeln, denn obwohl das
Tetanusgift äusserst schnell resorbirt und in die
Säftemasse übergeführt wird, kommt es doch erst
nach längerer Zeit zum Krampf. Die „Hyper-
exdtabilität" entwickelt sich offenbar dadurch, dass
das Tetanusgift mit der Nervensubstanz in Be-
rührung tritt Dies geschieht in 2 verschiedenen
Gebieten des Körpers: einmal durch die Cirkula-
tion im Bereiche der Centralorgane, andererseits
an den peripherischen Nerven, und zwar hier offen-
bar in der ausgiebigsten Weise im Bezirke der
Inoculation. „Seien es nun sensible oder moto-
rische Nerven, welche in dem Injektionsbezirk mit
grösseren Mengen des Giftes in Berührung kom-
men : es muss die Nervensubstanz in ihnen gleich-
falls in dem Sinne der Hyperexcitabilität verändert
werden. Nim stellen die peripherischen Achsen-
cylinder nur Theile der centralen GanglienzeUen dar.
Der sensible Achsencylinder ist ein integrirender
Zelltheil derSpindganglienzeUe, welche mit ihrem
anderen Ende unmittelbar auf die graue Substanz
des Bückenmarks wirkt, und der motorische ist ein
integrirender Theil der spinalen Vorderhomzelle.
Der Zustand der Hyperexcitabilität kann nicht lange
auf einen Zelltheil beschränkt bleiben, ja es ist
fraglich, ob überhaupt ein Zustand der Hyper-
exdtabilität des Achsencylinders ohne Bückwirkung
auf die ursprunggebende Ganglienzelle denkbar ist.
Achsencylinder und Ganglienzelle, so lang auch
ersterer sein mag, so verschiedene Körpergebiete
er auch passiren mag, sind eine Einheit, ein Neuron,
Wie sie anatomisch und genetisch eine Zelle reprä-
sentiren, so pflanzen sich auch ihre funktionellen
Veränderungen so schnell fort, wie es nur in mer
Zelle geschehen mag.^'
Was die anatomischen Befunde beim Tetanus
anlangt, so hat G. bei Mäusen und Meersdiwein-
chen stets tx^i^ne^ia/M» Ergebnisse gehabt Weder
in den Gbmglienzellen, noch in den Nerveniasem
des Bückenmarks fanden sich irgend welche merk-
liche Alterationen.
Bezüglich der Bexiehung der StryeknimDirlamg
xmn badUären Tetanus konnte G. feststellen, dass
bei Meerschweinchen und Mäusen eine 4wöchige
Vorbehandlung mit Strychnininjektionen nicht den
geringsten Schutz gegen spätere Tetanus-Intoxika-
tionen erzielte; auch enthielt das Serum der
Strychnin-Thiere kein Antitoxin.
Courmont und Doyen (7) haben in einer
früheren Arbeit (Jahrbb. CCXL. p. 78) feetgesteUt,
dass die Oontrakiuren beim Tetanus einen Beflex
darstellen, und dass die Wirkungen des Tetanus-
toxins ähnlich wie bei der Einverleibung von
Strychnin verlaufen. Es handelt sich um eine
Uebererregbarkeit des Nervensystems. Durch
neuere Untersuchungen fanden sie, dass das teia-
nisehe Qift die Erregbarkeit der sensiU&t Nerven
beträehüiek vermehrt, dagegen die der motorischen
Nerven unbeeinflusst lässt
E. Harnack undW.Hochheim (17) haben
mit einem Quantum des von Brieger und Cohn
aus badllären Produkten gewonnenen Tetanus-
giftes experimentirt, und zwar an Fröschen, Meer-
schweinchen, Katzen und Kaninchen.
Bei diesen Versuchen stellte sich heraus, dass
das Gift auf Frösche nur wenig oder gar nicht, auf
Warmblüter dagegen ungemein heftig einzuwirken
vermag. Beim Aufbewahren wurde die Wirksam-
keit der Substanz allerdings mehr und mehr ab-
geschwächt, so dass die Dosen gesteigert werden
mussten ; die Vff. sind jedoch nie über 1 mg pro
dosi hinausgegangen.
Die Vergiftimg trägt einen subakuten schlei-
chenden Charakter ; nur langsam entfalten sich im
Allgemeinen die Wirkungen der Substanz, führen
aber dann zu höchst interessanten Krankheitsbüdem,
nämlich zu einer Oombination wn dauernden Oon-
traktursteUungen mit heftigen, bisweilen tagelang
unausgesetxten Krämpfen. Die Contrakturen zeigen
sich zuerst in der Nähe derinjedrtionstelle und be-
treffen hauptsächlich die entsprechende vordere
Extremität, aber auch die Bumpfmuskulatur. Meer-
schweinchen werden in eine Sichel verwandelt
(Concavität auf der Injektionseite), desgleichen
Kaninchen, deren Körperachse gebogen und schliess-
lich gebrochen erscheint, so dass die Wange sich
am gleichseitigen Knie reibt.
Die Beflexerregbarkeit ist im Laufe der Ver-
giftung immer gesteigert; die Krämpfe tragen im
Allgemeinen einen tonischen (tetanischen) Chap
rakter, dauern oft fast ununterbrochen tagelang
an, sind aber doch zum Theil reflektorischer Natur,
so dass sie gern bei Gehversuchen oder bei künst«
X. Medicin im Allgemeinen.
77
lidi hergestellter Bfickenlage desThieres eintreten.
SdüieBdioh können sich an den Krämpfen alle
Hüflkelnf anoh die Augenmuskeln, betheiligen. Das
Bemustsein ist erhalten. Hohe Fiebertempera-
turen wmtlen trotz heftiger Krämpfe niemals be-
obachtet Der Eintritt des Todes wird schliesslich
durch die Inanition beschleunigt
UAerdaalÜanusgift haben Fermi und Per-
nossi (11) vergleii^iende Sktdim tnä Berüeksichii-
gung anderer Oifle und der JEnxytne angestellt
Wir können aus dieser sehr ausfOhrlichen experi-
mentellen Arbeit hier ganz kurz nur einige der
wichtigsten Ergebnisse anführen.
Die Agarkulturen des Tetanusbacillus sind die
giftigsten ; nach diesen kommen jene in Gelatine
und alsdann jene in Bouillon. Immun gegen das
Tetanusgift sind das Huhn, die KrGten, die Tri-
tonen, die Schlangen und die Schildkröten. Das
Tetanusgift bleibt nachweisbar wirksam in den
obengenannten Thieren bis zum 3. oder bis zum
7. Tage nach der Injektion. Das Tetanusgift im Zu-
stande T511iger Trockenheit widersteht der direkten
Wirkung der Sonne durch gute 100 Std. hindurch ;
einem elektrischen Strome von 0.5 Ampere 2 Std.
lang ausgesetzt, verliert es völlig seine Giftigkeit
Das Tetanusgift wird zerstört: durch hypermangan-
saures Kali (5% in 24 Std.) ; Phosphor- Wolfram-
Blore (gesftttigt in 24 Std.) ; Kalkwasser (gesftttigt
in 24 Std.); Aether mit Wasser (in 4 Tagen);
Aseptol (conoentrirt in 24 Std.) ; Cresylol und Lysol
(conoentrirt in 24 Std.); Chlorwasserstoffsfture
(0.25«/^ in 24 Std.); Buttersfture (25 Vo in 24 Std.) ;
Phosphorsäure (25*/o in 24 Std.) ; Oxalsäure und
Propionsäure (4o/o in 24 Std.); Weinsäure (1% ^^
24 Std.).
Der Magensaft zerstört das Tetanusgift allein
kraft der Wirkung der Salzsäure und nicht durch
das Pepsin. Ptyalin, die Diastase und das Emulsin
fiben keine Wirkung auf das Tetanusgift aus. Für
das Trypsinpräparat, wie auch für das Pankreas-
infüs ist die Wirkung noch zweifelhaft. Das Tetanus-
gift widersteht der zersetzenden Wirkung der Mikro-
ben. Der lebende Meerschweinchen- und der Katzen-
darm besitzen gegenüber dem Tetanin eine starke
lerstOrende Kraft, die an das Epithel geknüpft ist
Der Urin schädigt das Tetanusgift nicht wesentlich.
Bas Tetanusgift ist kein Ferment und hat nichts
mit den Enzymen zu thun.
Auf Grund von Untersuchungen, die Beck (2)
an gesunden und an mit Tetanusbacillen inficirten
Kaiünchen und Meerschweinchen angestellt hat,
kommt er zu folgenden Schlussfolgerungen :
1) Durch das Tetanusgift werden im centralen
Rerrensystem Veränderungen hervorgerufen, die
taxk ausschliesslich auf die Nervenzellen beschrän-
ken. 2) Diese Veränderungen werden theils durch
^ in den Saftbahnen kreisende Gift verursacht,
theOs gelangt das Gift längs des Achsencylinders
fortschreitend zu den Nervenzellen. 3) In der
I^idie tetanisch gemachter Thiere erleiden die
Nervenzellen des Bückenmarkes unter der Einwir-
kung des Tetanusgiftes in kurzer Zeit sehr bedeu-
tende Veränderungen.
Ehrlich hat bereits vor Jahren Untersuchun-
gen über die Vererbung der ImmunücU angestellt.
Er operirte mit Thieren, die gegen die den Bak-
teriengiften völlig analogen pflanzlichen Toxine
Ricin, Abrin und Bobin immunisirt waren, und
versuchte dabei festzustellen, welcher Einfluss bei
der Vererbung dem Vater und welcher der Mutter
zukommt
Ehrlich hat dann weiterhin mit Hübener (9)
eine grosse Beihe von Versuchen über die Verer»
bung der ImmunücU gegen Tetanus an Meerschwein-
chen und Mäusen angestellt, und beide sind dabei,
entgegen den Angaben von T i z z o i} i und Cattani
zu ganz gleichen Ergebnissen gekommen, wie sie
Ehrlich bei seinen oben erwähnten Versuchen
erhalten hatte. Sie halten sich durch den Ausfall
ihrer Versuche für berechtigt, noch einmal zu be-
tonen: 1) Es giebi auch beim Tetanus keine vom
Vater itbertragene Immunität. 2) Nur die Mutter
ist im Stande, eine solche xu übertragen. 3) Diese
Immunität erUsekl mit dem Bhide des zuzeiten Monates,
sicher nach dem dritten Monat.
Tizzoni und Cattani (33) sind im Verlaufe
ihrer weiteren Untersuchungen über die Immunität
gegen Tetanus zu folgenden Eigebnissen gekommen :
Die Behandlung des Tetanus mit Blutserum bringt
nicht nur bei der Batte, sondern auch bei den für
diese Krankheit besonders empfilnglichen Kanin-
chen vorzügliche Erfolge hervor, wenn man Serum
von sehr hoher immunisirender Kraft benutzt.
Diese Behandlung erzielt stets Heilung, wenn sie
sogleich beim ersten Auftreten der Tetanuserschei-
nungen angewendet wird; bei vorgeschrittener
Krankheit wirkt sie viel langsamer und schwieriger,
und bei schon allgemein gewordenem Tetanus bleibt
sie ohne Wirkung. Die zur Heihmg eines Thieres
nöthige Menge von Serum ist unvergleichlich viel
grösser, als die, welche genügt, es vor der Infektion
zu immunisiren, und zwar 1 — 2000mal grösser,
als die geringste schützende Dosis. Ebenso musa
die Heildosis bedeutend grösser sein, wenn die Be-
handlung in einer späteren Periode der Krankheit
unternommen wird. Die Injektionen von Serum
beeinflussen nicht sowohl die schon vor der Be-
handlung vorhandenen Symptome, die danach eher
ein wenig zunehmen und erst nach einiger Zeit
zurückgehen und verschwinden, sondern sie be-
schränken die schon entwickelten Tetanuserschei-
nungen, verhindern ihre Verbreitung und schützen
die noch nicht von der Krankheit ergriffenen Theile.
Die krankhaften Erscheinungen verschwinden nach
den Seruminjektionen nur sehr allmählich.
Die verschiedene immunisirende und heilende
Wirksamkeit des Serum hängt aUein von der Menge
von Antitoxin ab, die es enthält, und nicht von ver-
schiedenen Graden der Kraft des Antitoxin selbst
Daher kann man mit Serumarten von verschiedener
78
X. Medicin im AUgemeineiL
Wirkungsfihigkelt immer dieselben Resultate er-
halten, wenn man nur die Menge des Serum nach
seiner Kraft bestimmt Durch seine Niedersohla-
gung mit Alkohol verliert das Serum niohts, oder
kaum merkliches von seiner Kraft
Von Serum von dem höchsten, bis jetzt er-
reichten Immunisirungwerthe von 1 : 100 Millionen
mfissen also, wenn die beim Kaninchen erreichten
Erfolge unmittelbar auf die chirurgische Praxis
übertragen werden können, zur Heilung eines Men-
schen von einem mftssig akuten Tetanus zu Anfang
70ccm, und im weiter vorgerückten Stadium
210 com genügen; also von dem alkoholischen
Niederschlage im ersten Falle 6 — 6 cg, im zweiten
10— 12 g.
Im 2. Theile ihrer Arbeit vertheidigen T. und
G. von Neuem die von ihnen aufgestellte Theorie
der antitoxischen Wirkung des Serum, d. h. die
Iheorie der ItirniunMnmg d&r für das Tekmustoaoin
empßngUfAen Elemmte.
Den Schluss büden Untersuchungen über die
(Gewinnung der wiricsamen Substanz aus dem
Serum.
Auch über die Vaecmaiion des Pferdes gegen
Tetamus sind von Tizzoni und Gattani (34)
neue Untersuchungen angestellt worden, aus denen
hervorgeht, dass die Pferde bei einer bestimmten
Behandlung immer von Neuem wieder Serum von
einer hohen Heilkraft liefern können. Ausserdem
beschreiben T. und G. eine Methode, um das ge-
sammelte Heilserum auszutrocknen und in ge-
trocknetem Zustande auf unbestimmte Zeit unver-
ändert aufzubewahren.
Nach Behring 's Untersuchungen kann man
zur Heilung des Tetanus nur von einem Blutserum
Erfolg erwarten, das sehr hohen Immunitätwerth
besitzt Ihm selbst war es gelungen, ein solches
im Werthe von 1 : 10000000 darzustellen. Dem
gegenüber behaupteten Tizzoni und Gattani,
dass sie über ein Tetanusheilserum verfügten von
100000000 Werth.
Hübener (19) hat nundiesesTizzoni'sche
Tetanusantitoxin geprüft, und gefunden, dass es
nicht lOmal stärker, sondern 3 — 4mal schwächer,
als das Behring'sche Serum ist Ein solches
Serum genügt nicht zur Heilung schwerer, oder
erst spät zur Behandlung gekommener Kranker, da
für solche nicht einmal das weit stärkere Beh-
ring'sehe Serum, selbst in den grossen Mengen
von 200 — 400 com ausreicht Die Widersprüche
mit den Angaben von Tizzoni und Gattani
beruhen nach H. wohl darauf, dass diese Forscher
mit den nach ihrer Ansicht für das Tetanusgift
empfänglicheren weissen Ratten und Kaninchen
arbeiteten, anstatt mit den von Behring empfoh-
lenen und allgemein gebräuchlichen weissen Mäusen.
Dieser Umstand fällt bei einer Werthprüfung schwer
in's Gewicht, da die Kaninchen eine sehr viel ge-
ringere Empfindlichkeit gegen das Tetanusgift be-
sitzen, als weisse Mäuse.
In einer Erwiderung und Gegen -Erwiderung
halten sowohl Tizzoni und Gattani, als auch
Hübener an ihren Behauptungen fest
Brieger und Ehrlich haben bereits Mher
nadigewiesen , dass die gegen Wundstarrkrampf
schützende Substanz in genügender Menge in die
Milch von Ziegen, die gegen Tetanus immunisirt
sind, übergeht, dass mit der Steigerung derlmma-
nitäthöhe auch der Inhalt der Milch an diesen
Körpern wächst, und dass schliesslich diese Schutz-
substanz aus der Milch in conoentrirter Form ge-
wonnen werden kann.
Weitere Versuche, die Brieger undGohn(4)
vorgenommen haben, haben nun ergeben: 1) dass
auch die Antikörper der Milch gegenüber dem
Tetamiagift Heäkraft enthalten ; 2) dass die nach
Einverleibung des Tetanusgiftes dem unabwend-
baren Tode verfallenen Mäuse sicher gerettet wer-
den können, wenn die tetanisohen Symptome noch
nicht zum Ausbruche gelangt sind ; 3) dass auoh
nach dem Auftreten tetanischer Symptome selbst
30 Std. nach stattgehabter Intoxikation mit dem
Tetanusgifte der Tetanus behoben werden kann;
4) dass selbst 48 Std. nach der Vergiftung der
iäntritt des Todes stark verzögert wird; 5) daas
aber selbst bedeutende Mengen des Antitoxin nicht
den Ausbruch tetanischer Symptome zu hindern
vermögen, wenn die Behandlung 5 Std. nach der
Vergiftung beginnt
Wladimiroff (38) hat zuerst die Empfäng-
lichkeit verschiedener Thierarten (weisse Mäuse
und Hatten, Meerschweinchen, Ziegen, Kaninchen)
fOr das Tetanusgift festgestellt und dann an Ziegen
Versuche vorgenommen, die den Beweis liefern,
dass die Produktion von Tetanusantitoxin im Körper
der Ziegen nicht davon abhängig ist, dass diese
Thiere ihrerseits eine erhöhte Oiftwiderständigkeit
erlangen, sondern dass Antitoxin auoh dann produ-
cirt wird, wenn in Folge der Tetanusgiftwirkung
die ursprüngliche GKftwiderständigkeit herabgesetzt
wird. In einer 3. Versuchsreihe endlich legt WL
dar, dass bei weissen Mäusen die Oiftdosen nicht
unter ein gewisses Minimum heruntergehen dürfen,
wenn mittels ihrer die Widerstandsfähigkeit geg«i
das Tetanusgift erhöht werden soIL
üeber die heilende Wirkung der Blutantitoxine
stehen sich 2 Ansichten gegenüber: die Berliner
Schule behauptet, dass die heuende Wirkung der
Blutantitoxine auf ihrer giftxersiörenden Fähigkeit
beruht, während die Münchener Schule den Blut-
antitoxinen nur einen immunisirenden Winflusfl auf
die Gewebezellen zuschreibt
Fedoroff (10) hat nun Versuche über die
Wirkung des IbtantusaniUoxin angestellt, aus denen
mit Sicherheit hervorgeht, dass dieses direkt gift-
zerstörend wirkt
Frothingham(12) beschreibt ein Verfahren,
um Reinculturen von Tetanusbacillen zu erhalten.
Die Gulturen werden dabei längere Zeit in einer
Wasserstoffgasatmosphäre aufbewahrt
X. Medidn Im Allgemeinen.
79
' Wesbrook (37) konnte durch yersdüedene
YersQche die schon von Anderen gefundene That-
sacbe bestätigen, dass TBkmuacuUtiren vollkommen
abgetötUet werden, wmn sie längere ZeU dem Sonnen-
Udde cmsgeaelsU sincL Diese AbtOdtnng geht um
80 schneller vor sich, je grosser die dem Lichte
ausgesetzte Oberfläche ist Der wirksame Faktor
im Sonnenlichte ist hierbei der Sauerstoff.
ExperimenkUe Untersuchungen über den Tetan/ua
hat B e c k (3) augestellt. Er hat zu seinen Infek-
tioDS- wie Heilungsversuchen mit Tetanussporen
getränkte HolxeplUter verwendet, die er unter die
Haut von Meerschweinchen brachte. Der Tod an
Tetanus trat nach 3 — 4 Tagen ein. Bei der Sek-
tion fanden sich an der Infektionstelle um den-
Splitter herum geringe Blutergüsse im Zellgewebe,
aber kein Biter. In denjenigen Fällen, in denen
die Impfling nicht als rein bezeichnet werden
konnte und entweder mit dem Splitter oder im
weiteren Verlaufe der Erkrankung eiterenregende
Bakterien in die Wunde gelangt waren, verlief der
Tetanus viel schneller. Die von Yaillard und
Souget ausgesprochene Ansicht, dass der Teta-
BQs eine Miachinfektion sei, ist entschieden nicht
richtig. Die Tetanusbacillen oder die Tetanus*
Sporen allein für sich sind allerdings nicht im
Stande, tetanisohe Erscheinungen auszulösen ; sie
müssen Gelegenheit haben, an der Stelle der Im-
pfung sich entwickeln und auswachsen zu können.
Den Anlass dazu bietet der durch einen Fremd-
körper, sei es nun ein Holzsplitter oder ein Stück-
chen Papier, hervorgerufene Reiz, der natürlich
auch entsteht, wenn eitererregende Mikroorganis-
men mit eingeführt werden. Weiterhin hat B.
duidi eine Reihe von Versuchen festgestellt, dass
man je nach der Menge der eingeführten Erank-
heiterreger, d. h. je nach der Grösse des Splitters
audi einen bestimmten Einfluss auf die Art der
Auslösung der Krankheitserscheinungen ausüben
kann. Mit zunehmender Kleinheit des eingeführten
Splitters verlängerte sich das Incubationstadium.
Man kann deshalb wohl annehmen, dass es auch
beim menschlichen Tetanus wesentlich auf die
Menge der unter die Haut eingedrungenen Tetanus*
Sporen ankommt, um den Ejrankheitsfall schwerer
oder leichter zu gestalten. „Bei der sogen, chro-
nischen Form des Tetanus handelt es sich ebenfalls
um ein langes Incubationstadium mit theilweise
nur ganz geringen tetanischen Erscheinungen. Die
Erfolge der Therapie sind demnach auch glänzende,
wShiend die Erfahrung zeigt, dass hier, analog den
Thierversuchen, auch ohne bestimmte Medikation
nach kürzerer oder längerer Zeit eine Spontan-
keilung eintritt'^
B. ist es auch gelungen, mit einem Serum, das
einen Immunisirungwerth von 4 Millionen braass,
eine ganze Reihe von Thieren auch gegen Tetanus-
qditter vorübergehend zu immunisiren. Trotz des
hohen Werthes des Serum gelang es aber doch
jücht^ bei Thieren, selbst wenn auch nur die ge-
ringsten Erscheinungen der Krankheit, die aller-
ersten Zeichen von Tetanus, aufgetreten waren,
dem Tetanus einen wirklich thatkräftigen Wider-
stand mit dem Serum entgegenzusetzen« Aller*
dings hat das Serum die Fähigkeit, wenn die Ent-
faltung der Giftwirkung noch nicht zum Ausbruch
gekommen ist, also im Verkufe der ersten 16 Stun-
den, die volle Produktion des Tetanusgiftes hintan-
zuhalten und sie auf wirksame Weise zu überwinden.
Bndlich konnte B. den Heil wwth des beisein«i
Thierversuchen verwandten Serum bei einem 27 jähr.
Kranken prüfen. Quetschwunde am rechten Ring-
finger. 8 Tage später erste tetanisohe Erschei-
nungen. Am 9. Tage nach der Verletzung Beginn
der Seruminjektionen. Trotzdem 3 Tage später
Tod an Tetanus. Das Blut des Kranken ergab
einen Immunisirungwerth von 20000, der sich
gleich nach dem Tode auf 40000 erhöhte. Dieser
Fall spricht dafür, dass zur Heilung jedenfalls ganz
ausserordentlich grosse Werthe nothwendig sein
werden.
Nicolas (24) stach sich ans Versehen beim £x-
perimentiren mit einer sterilisirten, üi eine Auflösung
von löslichen Produkten der N i c o 1 a i e r *schen Bacillen
f etaachte Nadel in den linken Daumenballen. Der Stich
lutete ziemlich stark, die Wunde wurde sofort eründ-
lichst desinficirt Nach d'/t Tagen erste tetamsMS Et"
seheinungen «fi der rechten Eandy die sich bald über den
ganzen Körper verbreiteten, auch zuTrismus und Opistho-
tonus iführten. Bei der geringsten Erregung Aligemein-
krämpfe. Kein Fieber. Nach 3 Wochen Besserung;
Heüung naoh 41 Tagen. Behandlung mit grossen Dosen
Ghloral. In der Inoubationzeit von 3--4 Tagen naoh
Einimpfong der fertigen löslichen Culturflüssigkeit sieht
N. die Bestätiffong der Co urmon tischen Theorie, dass
das Qift nicht für sich toxisch ist, sondern erst im Orga-
nismus das eigentlich toxische Princip auf dem Wege
der Fermentation herstelli
Busohke (6) verletzte sich am 17.0ct. 1893 durch
einen kleinen Stich an der Yolarseite des jechten kleinen
Fingers mit einer Kanüle, mittels deren er soeben einer
Maus Blutserum dicht an der Stelle injicirt hatte, wo er
kurz vorher Tetanosbouillon eingespritzt hatte. Sofortige
Indsion in der muthmaasslichen Richtung des Stich-
kanals, Desinfektion, Einspritzung von 2ccm Iprom.
Sublimatlösung in die Umgebung des SÜchkanals. Am
22. Oct. liess sich B. ausserdem 5ccm des Behrin ge-
sehen Tetanusheilserum in die Streckseite des linken
Oberschenkels subcutan iigiciren.
Die ersten 2 Tage nach der Injektion verliefen ganz
ungestört, dann traten leise ziehende Schmerzen in der
Körpermuskulatur, sowie eine Schwellung der linkseitigen
Leistendriisen auf. Am 6. Tage naoh der Injektion ent-
wickelte sioh von der Stelle der Einspritzung ans eine bald
confluirende, den ganzen Oberschenkel einnehmende
Urticaria. Temperatur 39.5*; schwerste Prostration,
Kopfschmerzen, ansserordenüich heftige Muskelschmer-
zen am Bumpfe and an den Armen. Die dureh ganz
leichte Bewegungen plotzUch ausgelösten Schmerzen
durchzuckten blitzartig die Muskeln. Allmähliches Yer-
schwinden der bedrohlichen Erscheinungen. Vollkom-
mene BBÜyng.
Die lokalen Symptome sind sioher die Folgen der
Serumiigektion gewesen. Die allgemeinen Symptome,
namentlich di^ eigenthünüichen Musxelschmerzen, können
Folgen des Serum an sich gewesen sein; es kann sich
aber auch um durch das Behring'sche Mittel ab-
geschwächte Tetanussymptome gehandelt haben. Eine
sichere Entscheidung ist nicht möglich.
80
X. Meditin iM AIlgemeineiL
Yulpias (36) beobachtete einen lljähr. Knaben,
der sieh durch Sturz von eineni Baume eine complicirte
Fraktur des rechten Hmnenis zugezogen hatte. Des-
infektion, Reposition, Verband n. s. w. in der Heidelberger
chirorgischen Klinik. 4^/^ Tage nach der Verletxiung
erste Symptome yon Trismua und Teianus. Sofortige
Erweiterung der Wunde, Entfernung eines erbsengroseen
Tuchfetxens, Amputation verweigert Heilserum nicht
zu erlangen. Tod 15 Stunden nach Beginn der Er-
krankung.
Impfungen mit dem Tuchfetzen, sowie mit dem
Wundeiter hatten Erfolg ; auch konnte mit Erfolg
von der ersten Maus auf eine zweite übergeimpft
werden. Im Eiter fanden sich die Nicolaier'-
Bchen Bacillen. Impfungen mit Partikeilcdien des
Tuchfetzchens ergaben bei weissen Mftusen eine
Incubationzeitvon 24 — 40 Stunden; 12 — 60 Stun-
den später erfolgte der Tod.
ürm des Tetanuskranken, 9 Stunden nach dem
Einsetzen der ersten tetanischen Symptome ent-
nommen, blieb bei subcutanen Impfungen auf Meer-
schweinchen wirkungslos ; 4 Stunden später ent-
nommener Urin bewirkte leichte tetanische Er-
scheinungen; bald nach dem Tode des Kranken
entnommener Urin erzeugte tOdtlichen Tetanus.
Impfungen mit EkUseirum (das Blut war bald
nach dem Tode den grossen Eörpervenen der
Tetanusleiche entnommen) hatten positiven Erfolg
uqd ergaben in ziemlich klarer Weise, dass die
Toxinwirkung bei Mäusen nach Mhestens 12 Stun-
den, bei Meerschweinchen nach 6 — 16 Stunden,
bei Kaninchen erst nach 20 Stunden zum Ausdruck
kommt ; dass der Tod nach 24 — 30 Stunden bei
den Mäusen, bei Meerschweinchen nach 16 bis
38 Stunden und bei Kaninchen endlich nach 3 bis
5 Tagen eintrat
Versuche mit der Leiche entnommener Qaüe
hatten kein Resultat Die Untersuchungen Y.'s
ergeben also eine „absolute Identität der Krankheits-
erscheinungen", gleichgültig, ob die N i c o 1 a i e r '-
sehen Bacillen oder ob deren giftige Produkte dem
ThierkOrper einverleibt wurden. Aber ebenso un-
zweifelhaft fand sich ein durchgreifender Unter-
schied : Kürxer ist die Incubationxeit, kürzer dauert
die Krankheit, wenn die Toxine direkt dem Organis-
mus zugeführt toerden. Länger währt das Latenz-
Stadium, später tritt der Tod ein, wenn badllen-
haltiges Material geimpft unrd,
Nimier (25) berichtet über 4 Fälle von trauma-
tischem Tetamis bei Soldaten nach Verletzungen mit
Platzpatronen. In allen 4 Fällen verlief die Erkrankung,
deren Incnbation 9—11 Tage währte, tödtlich. Innere
Mittel, E^spntzungen von Carbolsäure unter die Haut
waren ohne Erfolg. Die Kranken hatten keine Berührung
mit Pferden gehabt; die Verunreinigung der Wunden
mit Erde u. s. w. waren in 2 Füllen sicher, in den beiden
anderen mit grosser Wahrscheinlichkeit auszuschliessen.
Bei allen 4 Kranken war die ausschliesslich aus Weich-
theflverletzungen bestehenden Verletzungen direkt nach
demUnfiül desinficirt und antiseptisch verbunden worden.
Meirowitz (22) behimdefte einen 12jähr. Knaben,
der sich einen Splitter in die Hand gestossen hatte mid
8 Tage später an Trismus und Tetanus erkrankte. Der
SpliUer war sofort nach der Verletzung herausgezogen
und die Wunde mit Hausmitteln in wenigen Tagen ge-
heilt worden. Nach 10 Tagen Tod. Curare, Cäilorofonn,
Chloral, Morphium, Hyoscyamin ohne Erfolg.
Navarre (23) behandelte eine 56jähr., dem Trünke
etwas ergebene Kr., die sich bei einem Sturze ausser
einer starken Quetschung der Gesässmuskulatur eine bis
auf den Knochen gehende Lappenwunde der rechten
Frontalgegend zu^zogen hatte. Keichliohe Blutung. Die
Wunde wurde mit Sublimat von Haaren und Staub ge-
reinigt, locker genäht und antiseptisch verbunden. Starke
Eiterung. Am 9, Tage Schlingbesckwerdeny am 12. Tage
deutliche recktseitige Faeialislähmung, Trismus y all-
gemeine tetanische Krämpfe^ Temperatur bis 43^. Tod
am 18. Tage nach der Verletzung. Die Behandlung be-
stand in mssen Dosen Bromkauum, Chloral und llor-
'phium. Die Facialislähmung hatte sich kurz vor dem
Tode ÜBst vollkommen wieder verloren.
Schnitzler (31) beobachtete einen Fall von Kopf-
tetanus bei einem 48jähr. Kr., der sich durch einen
Schrotschuss eine schwere VerletMmg des reckten Auges
zugezogen hatte. 14 Tage nach der Verletxung J^ismus
und bald darauf reehtseäige Facialislähmung, Vereite-
rung des reeA^en ^it^e». Exenteratioorbitaedextrae. Im
vereiterten Bulbus steckte ein Schrot. Mit dem Eiter
geimpfte Mäuse und Meerschweinchen crepirten an typi-
schem Tetanus. Aus dem Eiter liessen sich Tetanus-
bacillen in Mischculturen gewinnen. Starke Bewegungs-
einschränknng des linken Bulbus: Lähmung desN. oculo-
motorius und abducens. Athem- und Schlingkrampfe;
nach 3 Tagen Tod.
Die histologische Untersuchung der Nerven ergab
Degeneration vereinzelter Fasern des üitracraniellen An-
theüs des linken Oculomotorius.
V. Bardeleben (1) behandelte einen 61 jähr. Mann,
der sich durch Fall eine kleine Wunde an der Nase zu-
gezogen hatte. 8 Tage später Trismus. Keine FaciaÜs-
mhmung. Erscheinungen heftiger Atiliemnoth vor dem
Auftreten allgemeiner Krämpfe. Chloral per rectum und
Morphium subcutan. Tod 4 Tage nach Beginn des T^mus.
Meinert (21) beobachtete 1885 in seiner Privat-
klinik 3 Fälle von Wundstarrkrampf, die in 3 — 4monat.
Zwischenräumen innerhalb 8 Mon. auf einander folgten
und sämmtlich tödtlich endeten«
Die 1. Kr. (Frau, die abortirt und darauf einen Fuss-
tritt vor die entblössten Genitalien erhalten hatte) war
mit Trismus und Tetanus in die Behandlung gekommen.
Bei der 2.\inddei3.Kr. entwickelte sich der Tetanus
in der Klinik im Anschluss an eine vannale Uterusexstir-
pation, bez. Salpingo-Oophorektomie. Die Infektion wurde
in diesen Fällen wahrscheinlich durch einen Boxeman*-
schen Katheter älterer Construktion vermittelt, der bei
allen Kranken zur Anwendung gekommen war. Dass in
solchen FäUen die sonst getibte Desinfektion der Instru-
mente, 10 Min. langes ^Snlegen in kochendes Wasser,
dann 15 Min. lang in 5proc. Carbolsäurelösung, unzuläng-
lich ist, beweisen die einschlägigen Untersuchungen von
Kitasato.
D 0 ria (8) theilt einen FaU von Tetcmus puerperalis
bei einer 25jähr. Zweitgebärenden mit Schnelle spon-
tane Geburt; Dammriss. Der Tetanus nahm rasch einen
tödäichen Ausgang. Die Sektion ergab normide Ver-
hältnisse der Genitahen. Infektion von der Perinäal-
wimde aus.
Rudolph (29) theilt einen Fall von typischem
Tetanus neonatorum bei einem 7 Tage alten Knaben mit
Behandlung mit Chloralhydrat. Tbd. Am Nabel an-
scheinend nichts Abnormes. Keine Sektion,
(Schluss folgt.)
Roether, Physiologie and Pathologie des Cirkulationsapparates.
81
B. Originalabhaiidlimgen
und
Uebersichten.
IV. Bericht über neuere Arbeiten auf dem Gtobiete der Physio-
logie und Pathologie des Cirkulationsapparates.^)
Von Dr. Otto Boetber in BerUiL
L Physiologie.
1) Bomberg, Ernst, üeber die Bewegung des
Herzens. Berl. klin. Wohnschr. XXX. 12. 13. 1893.
2) His, W. Jan., n. E. Bomberg, Beitrfige zur
Herzinnervation. Arbeiten ans d. med. äinik zn I^ipzi,
henmsgeg. von Prof. K Ouraohmann. Leipzig 189i
P. a w. Vogel, p. 1.
3) Eis, W. jnn., Die Tbätigkeit des embryonalen
Herzens n. deren Bedentong for cUe Lebre von der Herz*
bewegmni beim Erwachsenen. Ebenda p. 14.
4) Pickering, John W., Observations on tbe
pbysiology of the embryonic beart Joum. of PhysioL
XIV. 6. p. 383. 1893.
5)Kent, A. F. Stanley, Besearoheson tbestmc-
tore and fdnotion of the mammalian beart Ibid. XIV.
4. 5. p. 233. 1893.
6) Porter, W. Townsend, üeber dieFrageeines
Coordinationscentnim im Herzventrikel. Aroh. f. d. ges.
PhysioL LV. 7. 8. p. 366. 1893.
6a) Michaelis, M., Ueber einige Ergebnisse bei
ligator der Kranzarterien des Herzens. Ztschr. f. klin.
Med. XXIV. 3. 4. p. 270. 1894.
7) Langend orff, 0., Bemerkungen über die Er-
stickung des Herzens. Aren. f. Anat u. PhysioL [phy-
sich. Abth.] 5. p. 417. 1893.
8) Kaiser, Karl, Untersuchungen über die Bhyth-
micität der Herzbewegungen. Ztschr. f. Biol. XXIX.
[N. F. XL] 2. p. 203. 1893; XXX. [N.P. XH.] 3. p. 279.
1894.
9a) Engelmann, Th. W., Beobachtungen u. Ver-
suche am suspendirten Herzen. 2. Abhandlung. Ueber
die Leitung der Bewegungsreize im Herzen. Arch. f. d.
ges. PhysioL LVL 4 u. 5. p. 149. 1884.
9b) Engelmann, Th. W., Beobachtungen u. s. w.
3. Abhandlung. Befiraktäre Phase u. compensatorische
Rohe in ihrer Bedeutung für den Herzrhythmus. Ebenda
LIX. 7 u. 8. p. 309. 1894.
10) Dogiel, Job., Die Innervation des Bulbus
aoitae des Irosohherzens. Centr.-Bl. f. d. med. Wis-
senach. XXX TT. 13. 1894.
11) Nikolai ew, W., Zur Frage über die Inner-
Tation des Froschherzens. Arch. f. Anat u. PhysioL
[physiol. Abth.1 8uppL-Bd. p. 67. 1893.
12) Pfeiffer, Otto, Untersuchungen über die
läge, Ausdehnung u. Eigenschaften des cerebralen regu-
mat, Herzneryencentrum. Inaug.-Diss. Oiessen 1894.
13) Ohrn, F., Einige Versuche über OummüÖsung
ils Nährflüssigkeit für das Froschherz. Arch. f. experim.
Pithol. u. PharmakoL XXXIV. p. 29. 1894.
14) Ohr wall, Hj al mar, Dämpfung u. Erweckung
der Herzreize. (Aus d. physioL Institut zu Leipzig. Vor-
Itofige Mittheilung.) Arch. f. Anat. u. Physiol. physiol.
Abth.] SnppL-Bd. p. 40. 1893.
«) VgL Jahrbb. CCXXXVin. p. 85.
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 1.
15) Bineer, Sydney, The influence of carbonio
acid dissolved in stJine Solutions on the ventride of the
frog's beart. Joum. of Physiol. XIV. 1. p. 125. 1893.
16) Schively, M. A., Ueber die Abhängigkeit der
Herzth&tigkeit einiger Seethiere Ton der Gonoentration
des Seewassers. Aroh. f. d. ges. PhysioL LV. 5. 6. p. 307.
1893.
17) Zoth, Oskar, ZwdMethoden zur photograph.
Untersuchung der Herzbewegungvon Kaltblütern. Jena
1893. Fischer. (Abdr. aus der Festschrift f. Alexander
BoUeU.) \
18) Fran^ois-Franck, Gh. A., Notes detech-
nique operatoire et graphique pour Tetude du coeur mis
ä nu chez les mammiferes. Arch. de Physiol. norm, et
pathol. XXIV. 1. p. 105. 1892.
19) Lim Boon Keng, On the nervous supply of
the dog*s heart Joum. of Physiol. XIV. 6. p. 467. 1893.
20) Jacob, J., Ueber Beziehungen derThätigkeit
wiUkürl. Muskeln zur Frequenz u. Energie des Herz-
schlags u. über Cimirewirkung. Arch. f. Anaj;. u. Phy-
siol. ß)hysiol. Abth.] 3 u. 4. p. 305. 1893.
21) Hering, Heinr. Ewald, Ueber d. Beziehung
der extrakardialen Herznerven zur Steigerung der Puls-
frequenz bei Muskelthätigkeii Centr.-Bl. f. PhysioL Ylll.
3. 1894.
22) Lau lau ie, M., De Tinnervation cardiaque et
des variations periodiques du rythme du coeur chez le
chien pendant Tasphyxie. Joum. de l'Anat et de la
PhysioL norm, et pathoL XXIX. 5. p. 525. 1893.
23) Hirschmann, Eugen, Ueber die Deutung
der Piüscurven beim Valsaha' aohen u. MüUer'ocbien
Versuch. Arch. f. d. ges. PhysioL LVI. 8. 9. p. 389. 1894.
24) Piotrowski, Gustav, Studien überden peri-
pher. Gefässmechanismus. Arch. f. d. gee. Physiol. LV.
5. 6. p. 240. 1893.
25) B a y e t , A d., La circulation pulmonaire. Etüde
sur la regulation physiologique du cours du sang dansles
S)umons. Joum. de Med., de Ghir. et de Pharmacol. de
ruxeUes Annales L 2. 1892.
26) Gampbell, Harry, On the resistance offered
by the blood capülaries to the circulation. Lancet 1. 10.
p. 594. 1894.
27a) Stewart, G. N., Besearches on the circula-
tion time in organs and on the influences which affeot it.
I. Preliminary paper. Joum. of PhysioL XV. 1 and 2.
p. 1. 1893.
27b) Stewart, G. N., n. The time of the lesser
circulation. Ibid. p. 31.
27c) Stewart, G. N., The droulation timein the
thyreoid f^and^ and the effects of section and Stimulation
of nerves upon it Ibid. p. 73.
28) Mall, F., Der Einfluss des Systems der Vena
portae auf die Vertheilung des Blutes. Arch. f. Anat. n.
PhysioL [physiol. Abth.] 5 u. 6. p. 409. 1892.
29) Asher, Leon, Ein Beitrag zur Besorption
11
82
Boether, Physiologie und Pathologie des Cirkulationsapparates.
daroh die Blutgefässe. Ztschr. f. Biol. XXIX. [N. F. XI.]
2. p. 247. 1893.
30) Zuntz, N., Eine neue Methode zor Messong
der cirkolirenden Blutmenge n. der Arbeit des Herzens.
(VorL Mittheilung.) Aioh. f. d. ges-Physid. LV. 11 u. 12.
p. 521. 1894.
31) Chapman, Paul M., On the physics of the
circulation. (Goulstonian leotures.) Lancet I. 10. 11.
p. 587. 656. 1894.
32) Frey, M. y., Das Plateau des Eammerpulses.
Aroh. f. Anat u. PhysioL [physiol. Abth.l 1 u. 2. p. 1.
1893.
33) Frey, M. v., Dia Ermittelang absduter Wer&e
für die Leistung von Pulsschreibem. Ebenda p. 17.
34) Fredericq, Leon, Das Plateati des Kammer-
u. Aortenpulses. Centr.-Bl. f. Physiol. VII. 2. 1893.
35) Frey, M. v., Das Plateau des Eammerpulses.
Ebenda VII. 3. 1893.
36) Contejean, Ch., Das „Plateau'' der Druck-
curve in der Herzkammer. Ebenda Vm. 7. 1894.
37) Frey, M. y., Die Erwärmung der Luft ImTono-
graphen. Ebenda Vm. 7. 1894.
38) Hürthle, £., Beiträge zur Hämodynamik.
Vergleichende Prüfung der Tonographen v, Frey^s u.
tlürthle'8. Aroh. f. d. ges. Physiol. LV. 7 u. 8. p. 319-
1893.
39) Schmidt, Adolf, Kardiographische Unter-
suchungen. Ztschr. f. klin. Med. XXn. 4. 5. p. 392. 1893.
40) Hürthle, K., üeber die Erklärung desKardio-
Sramms mit Hülfe der Herztonmarkirung u. über eine
[ethode zur meohanischen Begistrirung der Töne. Deut-
sche med. Wchnschr. XIX. 4. 1893.
41) M a r t i u s , F., Kardiogramm u. Herzstossproblem.
Ebenda XIX. 29. 1893.
42) Martins, F., Der Herzstoss des gesunden u.
kranken Menschen, v. Volhmann*8 Samml. khn. Vortr.
N. F. Nr. 113. 1894.
43) Hilbert, Paul, Üeber die Ursachen des nor-
malen u. des krankhaft veränderten Herzspitzenstosses.
Ztschr. f. klin. Med. XXTT. 1 u. 2. p. 87. 1893.
44) Hochhaus, H., Beiträge zur Kardiographie.
Arch. f. ezperim. Pathol. u. Pharmakol. XXI. 6. p. 405.
1893.
45) Frey, M. y.. Einige Bemerkungen über den
Herzstoss. Münchn. med. Wchnschr. XL. 46. 1893.
46) M a r t i n i , Ueber das Fühlen des Spitzenstosses.
Ztschr. f. klin. Med. XXU. 1. 2. p. 208. 1893.
47) Frederic q, L., Vergleich der Stoss- u.Drnck-
curven der rechten Herzkammer des Hundes. Gentr.-Bl.
f. Physiol. Vn. 24. 1894.
Wir beginnen unsere Zusammenstellung mit
dem Aufsatz von Romberg(l), der die Ergeb-
nisse einer Reihe von älteren und neueren, aus der
Leipziger Schule hervorgegangenen Arbeiten in
übersichtlicher Weise zusammenfasst Der erste
Theil erläutert an der Hand mehrerer gelungener
Abbildungen die Anordnung der Herzmuskulatur
und die sidi hieraus für die Th&tigkeit der Ven-
trikel und das Verhalten der Klappen ergebenden
Schlussfolgerungen. Als die wichtigsten That-
sachen sind hervorzuheben die theilweise Unab-
hängigkeit der Muskulatur beider Herzkammern,
ihre aktive Diastole, welche eine Art Saugwirkung
ausübt, und schliesslich die Erkenntniss, dass zu
einer geordneten Thätigkeit der Klappen nicht nur
gesunde Elappensegel, sondern auch die ungestörte
Mitarbeit verschiedener Abschnitte des Herzmuskels
erforderlich sind. Der zweite Theil führt die An-
schauungen naher aus, welche in einer schon früher
besprochenen Arbeit von Erehl und Romberg
(vgl Jahrbb. CCXXXVIIL p. 86) niedergelegt sind
und darauf hinaus kufen, den Herzmuskel als
alleinigen Träger der Automatie zu betrachten,
den Herzganglien dagegen eine untergeordnete
Bedeutung für die Thätigkeit des Herzens anzu-
weisen.
Zu den früher beigebrachten Gründen gegen
die Führerrolle der Herzganglien gesellen sich die
üntersuchungsergebnisse von Eis und Rom-
berg (2). An Serienschnitten menschlicher Em-
bryonen konnten H. u. R. nachweisen, dass sich
in einem bestimmten Entwickelungstadium, etwa
in der 5. Woche, Ganglienzellen vom Grenzstrang
des Sympathicus loslösen und in das Herz ein-
wandern, und zwar gehören die sämmtlichen
Ganglienzellen des Herzens dem Sympathicus an;
die Anordnung der Ganglien im Herzen liess sich
auf mechanische. Bedingungen zurückführen. Da
die sympathischen Ganglien aus derselben Anlage
wie die Spinalganglien entstehen, diese aber nach
den bisher bebumten Thatsachen sensibler Natur
sind, so folgern H. u. R hieraus, dass auch den
Herzganglien keine motorischen Eigensdiaften zu-
kommen könnten. Thatsache ist, dass das Herz
des Wirbelthierembiyo schon lange vor der Ein-
wanderung von Ganglienzellen und Nerven rhyth-
misch arbeitet. His (3), der die Thätigkeit des
embryonalen Herzens untersuchte, konnte frühere
Forschungen von Fano in allen wesentlichen
Punkten bestätigen. Das Herz des Hühnchens
schlägt vom 2. Tage — die Ganglien beginnen
erst am 5. Tage einzuwandern; das Herz des
menschlichen Embryo schlägt spätestens von der
3. Woche an — die Ganglien eracheinen in der
5. Woche. Die einzelnen Abschnitte des Herz-
schlauches beim Hühnerembryo zeigen von Anfang
an beträchtliche unterschiede ihrer physiologischen
Eigenschaf ben, die sich in dem Grad der Automatie,
der Erregbarkeit, dem Verhalten gegen indifferente
und erstickende Gase, sowie den Herzgiften gegen-
über kundgeben. Die Herzbewegung, die von dem
Punkte der „höchsten Automatie'^, dem venösen
Ende des Herzschlauches, ausgeht, ist anfänglich
eine peristaltisch fortschreitende Cohtraktions welle ;
mit dem Auftreten der Trabekel und der fibrillären
Struktur der Muskelfiisern stellt sich, noch bevor
eine Ganglienzelle vorhanden ist, die Form der
Bewegung ein, wie sie dem erwachsenen Herzen
eigen ist. H. entnimmt hieraus die Berechtigung,
von den Ganglien bei der Erklärung der Herz-
tiiätigkeit ganz abzusehen, und glaubt u. A. auch
die bekannten Stannius 'sehen Abklemmungs-
versuche am Ealtblüterherzen ohne die Annahme
motorischer und hemmender Nervenoentren in
befriedigender Weise erklären zu können.
Auf die Gifkwirkungen am Herzen des Hühner-
embryo kann nicht näher eingegangen werden;
bemerkt sei nur, dass H. das freigelegte oder in
Boether, Physiologie und Pathologie des Cirkulationsapparates.
83
ZusammenhaDg mit dem Gefftsshof herausgehobene
Herz durch AtropinlGsung von 1 — 5<^/o in Still-
stand gerathen sah, so dass es nicht wunderbar
erscheint, wenn der durch Iproo. Muscarinlösung
erzeugte Stillstand durch Atropin nichi aufgehoben
wurde. Zu abweichenden Ergebnissen gelangte
Pickering (4), in dessen Versuchen dasembiyo-
naleHerz unter möglichst natürlichen Bedingungen
duroh ein in der Eischale angelegtes Fenster beob-
achtet wurde ; die Gifte wurden in physiologischer
Kochsalzlösung aufgelöst und, auf die Temperatur
des Embryo erwärmt, mittels einer iVat«»>Spritze
auf das Herz gebracht Unter diesen YerhUt-
nissen war Huscarin ohne Wirkung auf das em-
bryonale Herz und Atropin setzte dessen Thfttig-
keit nur unbedeutend herab. P. hfilt es deshalb
nicht fdr unmöglich, dass der Angriffspunkt beider
Gifte in erwachsenen Herzen in nervösen Einrich-
tungen zu suchen ist, erachtet jedoch weitere
Untersuchungen in dieser Bichtung fOr geboten.
Von den zahlreichen Beobachtungen P.'s verdient
noch hervorgehoben zu werden, dass die Wir-
kungen des Digitalin und anscheinend auch die des
Strophanthin am embryonalen Herzen mit denen
am erwachsenen Herzen flbereinstimmen, dass
Nikotin und Chlorkalium, obwohl beide herz-
l&hmende Gifte sind, sich gegenseitig, wahrschein-
lich durch chemische Beeinflussung, in ihrer Wir-
kung auf das embiyonale Herz aufheben , dass
Aether schon beim Embryo die Herzthätigkeit
steigert, Chloroform sie Uhmt Späteren For-
schungen ist durch diese Untersuchungen von P.,
welchJe sich auch mit den physikalischen Be-
dingungen der ungestörten Herzthätigkeit beim
Hühnerembryo eingehend beschäftigen, in er*
wflnschter Weise vorgearbeitet
Die im letzten Bericht besprochenen Untei^
sudiungen von Erehl und Bomberg, welche
das Vorhandensein von Muskelverbindungen zwi-
schen Vorhof imd Herzkammer auch beim Warm-
blfiter wahrscheinlich machten, finden in den
von ihnen unabhängigen Versuchsergebnissen von
Eent (5) eine Bestätigung. E. fand zunächst bei
neugeborenen Batten eine Verbindung zwischen
Vorhof und Ventrikel in Form eigenthümlich ver-
ärtelter Muskelzellen ; später gelang es ihm, einen
muskulären Zusammenhang bei erwachsenen Thie-
ren, auch solchen höher stehender Elassen, festzu-
stellen, bei welchen dieser Nachweis durch die
beträchtlidie Entwickelung des Bindegewebes in
der Atrioventrikularfürche erschwert wird. So
lassen sieh beim Affen nur an wenigen Stellen
Bolcbe Verbindungsfasem verfolgen; daneben fin-
den sich jedoch inmitten des Bindegewebes spindel-
iSfmige oder verästelte, stark kömige Zellen,
'Welche einerseits mit der Muskulatur der Kammer,
ttdererseits mit der des Verhofes in Verbindung
stehen und sich trotz ihrer stark abweichenden
Form durch eine zuweilen vorhandene Querstrei-
Amg als MuskelzeUen erweisen, Piese Art der
Muskelverbindung besteht hauptsächlich bei den
höher entwickelten Saugern, während sie bei den
niederen Arten zu Gunsten der unmittelbaren Aus-
strahlung von Muskelfaserbündeln zurücktritt Es
stände demnach nichts mehr im Wege, die H^z-
contraktion auch beim Warmblüter als eine fort-
laufende Muskelwelle anzusehen, und in der That
gelang es, bei neugeborenen Thieren, deren Herz
nach dem Tode des Thieres ziemlich lange erreg-
bar bleibt, durch faradische Reizung umgekehrte,
von der Spitze nach den Vorhöfen verlaufende Zu-
sammenziehungen hervorzurufen. Dasselbe gelang
sowohl bei neugeborenen, als bei erwachsenen
Thieren an dem durch Vagusreizung stillgestellten
Herzen; dabei ergab sich für die Zeit, die zum
Uebergang der Zuckung vom Vorhof auf die Kam-
mer und umgekehrt erforderlich war, in der Regel
kein nachweisbarer Unterschied. Dagegen war die
Uebertragungzeit bei Neugeborenen, in Ueberein-
stimmung mit dem histologischen Befund kürzer
als bei Erwachsenen, was Alles dafür spricht, dass
die Pause zwischen der Vorhofs- und Ventrikel-
zuckung durch verlangsamte Leitung in den spär-
lichen Muskelverbindimgen bedingt werde.
An dem nach den bekannten Versuchen von
Eronecker u. Schmey in derEammerscheid&-
wanddes Warmblüters angenommenen „Coordina-
tionsoentrum" ist nach den Untersuchungen von
Porter (6) wohl schwerlich noch festzuhalten.
P. unterband bei Hunden diejenigen Aeste der
Goronorarterien, welche die Eammerscheidewand
mit Blut versorgen, und sah diese Herzen noch
Stunden und Tage lang fortschlagen, obwohl die
Scheidewand zum grössten Theile oder vollständig
in einen weissen Infarkt umgewandelt war. Dieser
Theil des Herzens kann demnach nicht der Sitz
einer für die geordnete Herzthätigkeit so wichtigen
Einrichtung sein.
Die von Michaelis (6a) an curarisirtenEanin-
chen und Hunden ausgeführten Versuche über die
Wirkung der Absperrung der Coronararterien be-
stätigen die von Cohnheim am Hundeherzen
gewonnenen Ergebnisse. Die Folge der Ligatur der
linken Eranzarterie war beim Hunde ein in der
Regel nach 2 Minuten eintretender endgültiger
Herzstillstand. Der durch die Operation bedingte
Blutverlust und die Abkühlung des Herzens sind an
diesem Stillstande nicht schuld, sondern machen das
Hundeherz eher widerstandsAhiger. Das Eanin-
chenharz konnte nach dem Stillstande durch Herz-
massage wieder zum Schlagen gebracht werden.
Entgegen Co hnh ei m 's Ansicht, der das Vor-
kommen von Lungenödem nie gesehen haben will,
fand M. beim Eaninchen beginnendes Lungen-
ödem und beim Hunde die „Vorstadien'' dazu.
Auffallend geringe Schädigungen bewirkte die voll-
ständige Unterbindung der Eranzvenen : erst nach
i/t Stunde traten die ersten Unregelmässigkeiten
des Herzschlags ein. Dieses erklärt sich dadurch,
dass durch die Fommina Tbebesü Blut in die Hers«
84
Roetlier, Physiologie und Pathologie des Cirlralationsapparates.
höhlen ab- und daher neues Blut duroh die Kranz-
arterien zufliessi /
Langendorff (7) wendet sich gegen den
Yersuoh von Romberg, Eis U.A., die Ursache
der Herzbewegung allein im Herzmuskel zu suchen
und den Oanglien höchstens einen (noch ganz un*
klaren) reflektorischen Einfluss auf die Herzthfttig-
keit zuzusprechen. Er weist darauf hin, dass man
gewisse Erscheinungen am erstickenden und an
dem durch Erwärmung in Scheintod versetzten
Herzen nicht wohl ohne Zuhülfenahme eines ner-
vösen Centrum fOr die Herzbewegung erklären
könne, und betont die von ihm vor Jahren schon
eingehend begründete Thatsache, dass man den
ganglienfreien Herzmuskel nur unter solchen Be-
dingungen zum Schlagen kommen sieht, bei denen
die Annahme eines künstlichen Dauerreizes (künst-
liche Speisung mit differenten reizenden Flüssig-
keiten oder mit indifferenten bei hohem Drucke)
nicht von der Hand zu weisen sei. Vor Allem sei
es ungerechtfertigt, aus der gleichartigen Abstam-
mung der Herzganglien und der Spinalganglien zu
folgern, dass jene unmöglich motorische Eigen-
schaften besitzen könnten.
Kaiser (8) leugnet sogar die Rhythmicität
des Herzmuskds. Die Pulse, welche man am
ganglienfreien Herzen unter bestimmten künst-
lichen Bedingungen beobachtet, beruhen nach seiner
Auffassung nicht auf eigenthümlichen, dem Herz-
muskel als solchem zukommenden rhythmischen
Eigenschaften, sondern werden durch äussere Um-
stände (z. B. Stromschwankungen bei Durchleitung
des Constanten Stromes u. s. w.) veranlasst. Der
Unterschied zwischen dem durch irgend wache
Mittel zum Schlagen gebrachten ganglienlosen
Froschherzventrikel und dem ganzen Herzen zeige
sich auch darin, dass nach den von K. bestätigten
Versuchen von Dastre durch eine intercurrente
Zuckung bei jenem keine Yerlängerung der dia-
stolischen Pause hervorgerufen wird, was beim
unversehrten Herzen stets der Fall ist Durch
zahlreiche, mit Hülfe der unipolaren elektrischen
Reizung ausgeführte Yersuche am blossgelegten
Froschherzen gewann K. eine Reihe von Thatsachen,
aus welchen er folgert, dass diese compensato-
rische Ruhe weder von der Ermüdung des Herz-
muskels, noch der Herzganglien abhängig ist, son-
dern durch die Erregung gewisser, im Ventrikel
gelegener nervöser Elemente, welche auch bei
der gewöhnlichen rhythmischen Herzthätigkeit im
Spiele seien, bedingt werde. Er stellt sich die
fraglichen Vorgänge folgendermaassen vor: „Die
rhythmische Thätigkeit des Herzens beruht auf
d^r regelmässigen Unterbrechung der von den
excitomotorischen , im Sinus gelegenen Ganglien
continuirlich ausgehenden Erregung. Diese Unter-
brechung geschieht durch Interferenz mit Erregun-
gen, welche durch Contraktion des Herzmuskels
selbst ausgelöst werden. Vermittelt wird diese
Interferenz durch die von mir als reflektorische
Hemmungsganglien bezeichneten nervösen Appa-
rate. Die hemmende Funktion des N. vagus für
den Ventrikel beruht auf der Erregung der reflek-
torischen Hemmungsganglien. Die Hemmung be-
ruht also nicht auf einer besonderen „specifiäohen"
Nervenwirkung, sondern ist bedingt durch die
eigenthümliche Verbindimg der nervösen Apparate
mit einander.^' Es ist im Rahmen dieses B^ichtes
nicht angängig, dieses „Schema der Herzthätigkeit^'
eingehender zu erörtern, doch muss anerkannt
werden, dass K. zur Stütze seiner Anschauung eine
Reihe von Thatsachen mit grossem Scharfsinn
herangezogen hat. Interessant ist auch der Ver-
such, in Anlehnung an dieses Schema, den durch
kleinste Gaben von Helleborein zu Stande kom-
menden systolischen Stillstand der Herzkammer
auf eine Erregbarkeitsherabsetzung, bez. Lähmung
der „reflektorischen Hemmungsganglien^^ zurück-
zuführen.
Engelmann (9a) wendet sich scharf gegen
die Anschauung Kais er 's auf Grund zahlreicher
und eingehender „Versuche am suspendirten Frosch-
herzen'^ Durch genaue Messungen der Fortpflan-
zungsgeschwindigkeit der Zuckungswelle wurde
festgestellt, dass der Reizvorgang, welcher durch
die Vorkammer nach dem Ventrikel hin fortschreitet
und diesen zur Contraktion veranlasst, innerhalb
der Vorkammer nur durch Muskelfosem , nicht
durch Nerven fortgeleitet wird. „Wer jetzt noch
Nervenleitung behaupten will, hat den experimen-
tellen Nachweis zu liefern, dass es Nervenfasern
beim Frosche giebt, welche unter gleichen Bedin-
gungen die Erregung hunderte Male langsamer als
die bisher darauf untersuchten Nerven leiten.^' Von
Wichtigkeit ist dabei die Thatsache, dass die Muskel-
fasern der Vorkammer auch nach vollkommener
Aufhebung ihrer Contraktilität doch den Beweg^mgs-
reiz für den Ventrikel noch fortzupflanzen im Stande
sind, und zwar mit derselben Geschwindigkeit wie
wenn das Verkürzungevermögen erhalten wäre.
Aus weiteren Versuchen von Engelmann (9b)
geht hervor, dass auch die ganglienfreie isolirte
Herzspitze in derselben Weise wie der unversehrte
Ventrikel die„compensatorischeRuhe^' zeigt, wenn
man sie nicht, wie Dastre und Kaiser thaten,
durch anhaltende oder rasch aufeinander folgende
Reize in regelmässiges Klopfen versetzt, sondern
durch seltene Einzelreize zur Thätigkeit bringt,
dass andererseits auch beim ganglienhaltigen Ven-
trikel die compensatorische Ruhe so gut fehlen
kann wie ander isolirten Herzspitze, nämlich dann,
wenn die Pulse einer anhaltenden Reizung ihren
Ursprung verdanken. E. glaubt durch diese Unter-
suchungsreihen den strengen Beweis dafür geliefert
zu haben, dass der normale Herzrhythmus einmal
in der Eigenthümlichkeit des Herzmuskels, durch
einen wirksamen Reiz vorübergehend die Err^-
barkeit zu verlieren („refraktäre Phase'') und zwei-
tens in dem Umstände begründet ist, dass die nor-
male, von den venösen Sinus herkommende Er-
Roether, Physiologie und Pathologie des Cirkulationsapparates.
85
r^giing nicht eine oontinuirliche, sondern eine perio-
dische, den Herzpnlsationen isorhythmische ist
Die Herzganglien kommen dabei niclit in Betracht
Da aber eine Theorie der Herzthfttigkeit nicht voll*
stSadig sein kann, die Aber die Bedeutung der
intrakardialen Nerven und Ganglien keine Eechen-
schaft giebt, so stellt E. nunmehr Untersuchungen
nach dieser Richtung in Aussicht.
Die Angabe von LOwit, dass der bekanntlich
auch am blutleeren Herzen , ja nach vollstftndiger
Trennung pulsirende Aortenbulbus des Frosch-
herzens ein eigenes Ganglion besitze, ist Ton
Engelmann bestritten worden, während Tu-
mänzew und Dogiel (Arch. f. nükrosk. Anat
XXXVI) in der Wand des Bulbus ein dichtes
Nervenfosemetz und an der Basis auch einzelne
Nenrenzellen nachgewiesen haben. Dogiel (10)
theilt nun Versuche mit, in denen der nach Aus-
sdmeiden der Yorhöfe und Herzkammern in Zu-
sammenhang mit den Hohlvenensinus gebliebene
und pulsirende Aortenbulbus durch Reizimg der
NN. Vagi zum Stillstand gebracht wurde. D. folgert
daraus, dass der Bulbus sowohl einen motorischen,
ab auch einen regulatorischen Nervenapparat be-
ntse.
Zur LOsung der Frage, ob die Spiralfaser der
sympathischen Nervenzelle im Froschherzen cen-
thdwärts oder gegen die Peripherie gerichtet ist,
verfolgte Nikolajew (11) die Veränderungen,
welche nach doppelseitiger Durchschneidung der
Br. splanchnici nervi vagi an diesen Zellen auf-
treten. Normaler Weise kann durch das Ehr-
lich'sehe Verfahren der vitalen NervenfSrbung
gezeigt werden, dass die Spiralfaser mit dem das
Zeliprotoplasma umspinnenden Nervenfasemetz un-
mittelbar zusammenhängt. Nach Durchschneidung
der Rr. splanchnici fand sich nun, dass das sogen,
pericelluläre Netz zerfällt, sich in einzelne Tröpf-
chen auflOfit und weiterhin ebenso wie die mark-
haltigen Fasern der Vorhofscheidewand fettig ent^
artet, während die geraden Forsätze gänzlich un-
versehrt bleiben. Diese Erscheinungen finden sich
in gleicher Weise an den Zellen der Remak'schen
sowohl, wie an denen der Bidder'schen und Lud-
wig'schen Haufen. Es geht daraus hervor, dass
die Spiralfaser die zu den Herznervenzellen tretende
Vagnsbahn (die in der Medulla oblongata ihren
Ursprung hat) darstellt Von Interesse ist es, dass
an diesen Herzen, in welchen die Vagusfasern
▼öllig entartet waren, die erste Stannius 'sehe
Ligatur genau wie am normalen Herzen Stillstand
bewirkte.
Untersuchungen über die „Lage des cerebralen
regnlatorischen Herznervencentrum'^ beim Frosche
bat Pfeiffer (12) angestellt, indem er nach
methodischen Durchtrennungen des Gehirns und
Rückenmarks den vom Darm ausgehenden Beflex-
bogen prüfte oder den erhaltenen Theil des Central-
nervensystems unmittelbar elektrisch reizte. Beide
Yersuohsanordnungen ergaben übereinstimmend,
dass das regulatorische Centrum nach oben nicht
über die Gegend zwischen dem makroskopischen
Ursprung der Acusticus- und Vagusgruppe hinaus-
reicht, nach abwärts sich höchstens bis etwa in
die Gegend des 3. Rückenwirbels erstreckt
Öhrn (13) suchte festzustellen, inwieweit die
^j&an0«e'sche Gummilösung (2% Gummi arab. mit
0.6*/o NaCl und ein wenig Na^COg, mit Sauerstoff
gesättigt: Arch. f. experim. PathoL u. Pharmakol.
XXXn. p. 279. 1893) im Stande ist, das mit phy-
siologischer Kochsalzlösung vollständig ausgespülte,
beinahe oder völlig zum Stillstand gebrachte Frosch-
herz wieder zur Thätigkeit zu bringen, da man
immer gegen Albanese den Einwand erheben
könne, dass noch Blutreste im Herzen zurück-
geblieben seien , die der Gummilösung ihre näh-
renden Eigenschaften verliehen hätten. Aus den
Versuchen am WtUiams'schen Apparate mit Ab-
lesung der Herzpulse an der „Volumröhre" ergiebt
sich, dass das „stillgestellto^^ Herz durch die
Gummilösung meist wieder zu recht guter Thätig-
keit gebracht werden kann, die manchmal so voll-
ständig ist, dass nachherige Zuführung von Blut
keine Besserung mehr bewirkt Obwohl das Blut
im Allgemeinen, wie zu erwarten, der Gummi-
lösung an Wirkung überlegen war, kann doch
wohl nach diesen Versuchen die Gummimischung
als eine NcthrflüasigkeiU für das Froschherx bezeichnet
werden. Eigentliche Bestimmungen der 'B.etzarheU
unter Speisung mit der Gummilösung hat ö. nicht
angestellt.
Öhr wall (14) versuchte der Frage näher zu
treten, ob die Ermüdung des künstlich gespeisten
Froschherzens bei längerer Durchleitung derselben
Nährflüssigkeit auf Sauerstoffmangel beruhe oder
durch andere in der Lösung gebildete Stoffe be-
dingt sei. Er setzte das durch Aorta und V. cava
durchblutete, isolirte Herz in eine kleine Kammer,
durch welche man Flüssigkeiten oder beliebige
Gase hindurchleiten konnte, und fand in der That,
dass das im Eochsalzbade erlahmte Herz wieder
zum Schlagen kam, wenn es von Sauerstoff oder
arteriellem Blute umspült wurde. Es begann erst
der Vorhof, dann der Ventrikel in Ghiippen zu
schlagen und bald stellte sich eine regelmässige,
aber etwas beschleunigte Schlagfolge her, die beim
Einführen frischer Nährlösung wieder die ursprüng-
liche Häufigkeit annahm. Wenn das Herz von
Wasserstoff umgeben war, trat die Erlahmung
durch Diffusion des Sauerstoffs sehr rasch ein. Da
hierbei die Erregbarkeit des Herzmuskels vollstän-
dig erhalten war, so erklärt sich ö. den Stillstand
des Herzens dadurch, dass bei Sauerstoffmangel
die normalen „Horzreixe" nicht gebildet werden.
Nach den von Binger (15) mit Eotf's Tono-
meter angestellten Versuchen ist der Sauerstoff-
gehalt der Nährflüssigkeit weniger wichtig als ihre
chemische Zusammensetzung. So erlahmte z. B. das
Herz gleich rasch bei sauerstoffreicher oder sauer-
stoffarmer Kochsalzlösung; dagegen erwies sich
86
Boether, Physiologie und Pathologie des Girkolationsapparates.
eine mit Leitungswasser zubereitete O.Gproc. Koch-
salzlösung, die Schwefel- und doppeltkohlensaure
Salze enthält, als vorzügliche NährfLüssigkeit
Aeusserst verderblich wirkt jedoch die Beimengung
von Kohlensäure, durch welche selbst die gebräuch-
. liehe Blutmischung unbrauchbar wird. Ob die
Kohlensäure die Herzthätigkeit specifisch beeinflusst,
oder ob sie als Säure wirkt, lassen die Versuche
unentschieden. Als weiteres Ergebniss ist zu ver-
zeichnen, dass Kalium- und Kalksalze gegenseitige
Antagonisten sind: jene bewirken Erschlaffung des
Herzmuskels und zuletzt diastolischen Stillstand,
diese Verlängerung der Systole mit schliesslichem
systolischen Stillstand.
Nach Versuchen von Schi vely (16) an Tuni-
caten, Fischen und Krebsen wird bei erhöhter Con-
centration des Seewassers und dadurch bedingter
Abnahme des Wassergehaltes in den Oeweben die
Zahl der Herzschläge vermindert ; umgekehrt wird
bei verminderter Concentration des Seewassers
innerhalb gewisser Grenzen die Zahl der Herz-
schläge regelmässig vermehrt Das gleiche Ab-
hängigkeitsverhältniss vom Wassergehalt der Ge-
webe gilt wahrscheinlich auch fOr andere rhyth-
mische Vorgänge.
Vielleicht ergiebt die Photographie mit der Zeit
noch neue Anhaltepunkte fOr das genaue Studium
der Herzbewegungen. Z 6 1 h (17) hat zwei Metho-
den ausgebildet, von denen die eine auf der Her-
stellung einer grösseren Zahl von Einzel-Moment-
aufnahmen des blossgelegten Herzens beruht, die
andere Serienaufnahmen nach dem von Marey
zur Wiedergabe in Bewegung befindlicher Thiere
und Menschen angewandten Verfahren bezweckt
Hier kann «uf diese Arbeit nur hingewiesen wer-
den, doch sei erwähnt, dass nach Z.'s ürtheil nur
das KaÜbUÜerherx sich für diese Art der Unter-
suchung, die eine weite Eröffnung des Brustkorbes
und längeres BlossliQgen des Herzens bedingt,
eignen dürfte. Ebenso sei hier die Arbeit von
Fran^ois-Franck (18) nur kurz erwähnt,
welche eine ausführliche Beschreibung der von
ihm bei seinen früher veröffentlichten Versuchen
am Säugethierherz angewandten operativen und
graphischen Technik enthält Wer auf diesem Ge-
biete experimentell arbeitet, findet vielleicht auch
in der Arbeit von Lim Boon Keng (19), welche
das extrakardiale Nervenc^stem des Hundes auf
Grund eigener mühsamer anatomischer Unter-
suchungen eingehend darstellt und durch Abbil-
dungen erläutert, manchen nützlichen Hinweis.
Jacob (20) suchte durch. Thierversuche, die
er im physiologischen Institute der Berliner Uni-
versität ausgeführt hat, die Frage zu entscheiden,
wie die bei starker Muskelarbeit eintretende Stei-
gerung der Herzthätigkeit, welche sich neben der
Steigerung des Blutdrucks in einer Vermehrung
der Herzschläge und einer Erhöhung der Puls-
welle kundgiebt, zu Stande komme. Die zahl-
reiche Verbuche an Kaninchen und Hunden, auf
deren Einzelheiten hier nicht eingegangen werden
kann, führten zu dem Ergebnisse, dass die gestei-
gerte Herzthätigkeit weder von den Vasomotoiea
abhängig ist, noch auch durch etwa in das Blut
übergehende Stoffwechselprodukte des Muskels
bedingt wird, sondern dass es sich hierbei um
eine reflektorische Beeinflussung des Herzens durch
Vermittelung oentripetaler , bei der Zusammea-
ziehung der Körpermuskeln gereizter Nerven han-
delt Die nach Splanchnicustrennung und Curare-
lähmung vorgenommene Beizung des centralen
Stumpfes beider Ischiadici bewirkte regelmässig
Vermehrung der Pulsfrequenz und Erhöhung der
systolischen Curve, ohne den vasomotorischen
Druck zu steigern ; es kann also die Vermehrung
der Herzarbeit nur durch Erregung im Ischiadicus
verlaufender oentripetaler Nerven entstanden sein.
Da die Hautnerven nur auf den Vagus wirken,
dieser aber an der Erscheinung nicht betheiligt ist,
so dürften die centripetalen Träger der Erregung
in den sensiblen Muskelnerven, die centrifugalen
im Accelerans zu suchen sein.
Nach einer „vorläufigen Mittheilung" von
Hering (21) wird bei Kaninchen, denen beider-
seits das untere Oervikal- und das 1. Brustgangüon
des Sympathicus zerstört worden ist, die Puls-
frequenz durch Muskelthätigkeit nur in bedeutend
geringerem Grade gesteigert als vor der Operation.
Einige dieser Thiere boten noch nach Wochen das
gleiche Verhalten. Des Weiteren fand H., dass die
Steigerung der Pulsfrequenz durch Vermehrung
der Athemzüge bei curarisirten, vagotomirten und
künstlich respirirten Kaninchen ausbleibt H.
schliesst hieraus, dass die Beschleunigung der Herz-
thätigkeit die am unversehrten Thier bei ver-
mehrter Athmung auftritt, „auf eine Aenderung
des Vagustonus zu beziehen ist entweder in Folge
des veränderten Gasaustausches oder in Folge ge-
wisser, durch den Vagus vermittelter reflektorischer
Beziehungen zwischen Lunge und Herz".
Bekanntlich wird bei jeder Exspiration der Puls
verlangsamt, was gewöhnlich so gedeutet wird,
dass das Athmungcentrum einen gewissen Ein-
fluss auf das benachbarte Vaguscentrum besitze.
Wie Laulani6 (22) an Hunden beobachtet
hat, wird die Pulsverlangsamung sehr ausgespro-
chen, wenn das Versuchsthier asphyktisch gemacht
wird ; zuletzt zeigt sich nur bei jeder der kurzen
flachen Inspirationen ein rasch auf den vorher-
gehenden folgender Puls, und sofort tritt mit der
Ausathmung die vorherige langsame Schlagfolge
wieder ein. L. sieht darin einen Beweis dafür,
dass die Verlangsamung des Pulses nicht auf einem
von der Lunge ausgehenden Reflex, sondern auf
einer Beizung derBulbuscentren durch das kohlen-
säurereiche Blut beruhe. Hand in Hand mit der
Verlangsamung geht eine Verstärkung der einzelnen
Pulse. Sind die Vagi durchtrennt, so fällt die
Verlangsamung weg, und die anfänglich gesteigerte
Herzkraft geht bald in Herzschwäche über, wäh<
Boether, Physiologie und Pathologie des Oirkulationsapparates.
87
lesd die Herzkraft bei erhaltenen Yagis viel langer
eriialten bleibt. L. erblickt demnach in der perio-
dischenPalsyerlangsamting eine Art Schutzvorrich-
tnng, durch welche die Eraftausgabe des Herzens
gewissermaassen vernünftig vertheilt und so die
Herebaft fQr Ifingere Zeit erhalten y^erde.
Mit der Deatong der Pulscarven beim Yal-
salva'flchen und Müller'schen Yersnche be-
ftMtigt sich Hirschmann (23). Beim Yal-
salva 'sehen Yersuche (Erhöhung des Druckes im
Bmstraume durch Einathmungsbewegung bei ge-
schlossener Glottis) zeigt die Pulscurve ein Steigen
der Minima, was als Zeichen einer Blutdrucksteige-
rong in der Arterie gedeutet worden ist, während
das Manometer dabei ein Sinken des Blutdruckes
angiebt H. zeigt nun, dass die blossgelegie Arterie
unter diesen Yerhältnissen eine Pulscurve giebt,
aus welcher ebenfalls das Absinken des Blutdruckes
herrorgeht Die Erhebung der Minima bei der ge-
wöhnlichen Pulscurve kann denmach nur darauf
beruhen, dass durch Behinderung des Yenen-
abflnsses eine Yolumvermehrung des betreffenden
Gliedes entstanden ist. umgekehrt erklärt sich das
Verhalten der Pulscurve bei dem entgegengesetzten
Müller 'sehen Yersuch dadurch, dass eine Yolum-
Tenninderung des Gliedes entsteht und dadurch
trotz der thatsächlich vorhandenen DruckerhOhung
im Arterienrohr an der Pulscurve ein Absinken der
Minima in Erscheinung tritt.
Die vonPiotro wski (24) an schwach curari-
sirten Hunden und Kaninchen mit HQlfe von
Ptethysmographen angestellten Yersuche über die
Beeinflussung der Gefftssnerven durch elektrische
Reizung bringen wohl einige bis jetzt noch nicht
bekannte ISnzelheiten über den „peripherischen
GefSssmechanismus" bei, bilden jedoch im Wesent-
lichen eine Bestätigung bekannter Thatsachen, ohne
üb« das eigentliche Wesen der Erscheinungen
grossere Klarheit zu verbreiten. Die Yersuche be-
treffen die Nn. lingualis, hypoglossus, ischiadicns
mid cruralis, die Gefässnerven des Kaninchenohres
nnd der Rnthe. Dankenswerth ist die in allen
KUlen durchgeführte genaue Bestimmung der
Latenzzeit, welche durch die graphische Methode
der Beobachtung ermöglicht wurde. An Einzel-
heiten, die von bekannten Thatsachen mehr oder
weniger abweichen, ist hervorzuheben, dass die
Beizong des N. ischiadicus immer nur eine Yer-
engerung der Oefösse der Pfote hervorrief; bei ab-
gekfihlter Pfote waren etwas stärkere StrGme zur
Veiengerung nöthig, aber eine Erweiterung statt der
Verengerung wurde hierbei nie beobachtet 6 Tage
nach Durchflchneidung des Nerven hatte dessen
Beizmig denselben Erfolg; nur war die Liatenzzeit
etwas verlängert Die Reizung des N. cruralis übte
Unerlei Einfluss auf die Gefftsse aus. Atropin war
in slmmtliciien Yersuchen ohne Einwirkung auf
den Ablauf der Gef&sserscheinungen. P. bestreitet
die Annahme peripherischer Ganglienapparate und
tost den Tonus der Gefässe als Eigenschaft der
Gbfässmuskulatur selbst auf, an welcher die Wir-
kung der erweiternden und verengernden Nerven
unmittelbar angreife.
Die in Form einer Monographie abgefasste Arbeit
von Bayet (25) über den Lungenkreislauf bringt
im Ganzen wenig Neues, enthält aber eine ge-
schickte Zusammenstellung der hauptsächlichen
Arbeiten über den Gegenstand, die zum Theil durch
eigene Yersuche bestätigt und erweitert werden.
Es mögen daher nur einige der Schlusssätze der
umfangreichen Abhandlung hier Platz finden: „Ab-
gesehen von mechanischen Bedingungen (intra-
pleuraler und intrabronchialer Druck) hängt der
Blutdruck in den Lungengefössen unmittelbar ab
von dem Yerhältniss zwischen der Blutzufuhr zur
Lunge und der Blutabfuhr durch den linken Yen-
trikel. Er ist unabhängig von Bedingungen, die
den Blutdruck in den peripheren Gefässen zu ver-
ändern im Stande sind, seien sie lokal (Beflexe,
Nervenreizung) oder allgemein wirkende (Asphyxie,
m^dicaments vasomoteurs). Die Lungengefässe
besitzen keine Yasomotoren wie die Gefässe des
Körperkreislaufes ; ihre Blutfüllung regelt sich nach
rein mechanischen Bedingungen, wodurch allein
eine geregelte Durchströmung des Lungenkreis-
laufes gewährleistet erscheint"
Campbell (26) wendet sich gegen die ge-
bräuchliche Anschauung, dass dem Blutstrom der
hauptsächliche Widerstand von Seiten der Capillaren
geliefert werde. Nach ihm kann die leicht aus-
dehnbare Wand der Capillaren gar keinen grossen
Widerstand bieten, im Gegentheil müsste die mit
deni AnÜEUig der CapUlaren eintretende Erweiterung
des Flussbettes eher eineYerminderung der Wider-
stände bewirken. Genügt doch auch der geringe
Blutdruck in der Pfortader, den Widerstand des
Lebercapillarnetzes zu überwinden. Das Haupt-
hinderniss für den Blutstrom ist nach C. in den
kleinen Arterien zu suchen, denn werden dieYaso-
constriktoren durch Zerstörung d^ MeduUa oder
Durchschneidung der NN. splanchnici ausgeschaltet,
so geht der Blutstrom rasch durch die Capillaren
in die Yenen über.
Stewart (27) hat ein neues Yerfahren zur
Messung der Blutumlaufzeit ausgebildet und mit
dessen Hülfe eine Reihe von Bestimmungen der
Blutgeschwindigkeit in verschiedenen Organen an-
gestellt Das Yerfahren beruht auf folgendem Ge-
dankengang: Das elektrische Leitungsv^mögen
des Blutes kann durch die Einführung einer Salz*
lösung in ein Blutgefäss leicht verändert werden ;
die so veränderte Blutsäule wird sich mit der Ge-
schwindigkeit des Blutstromes fortpflanzen und an
einer bestimmten Stelle des Gefässsystems durch
Ablenkung dner Magnetnadel nachweisbar werden,
wenn das Gefäss an dieser Stelle zwischen zwei
unpolarisirbaren Elektroden in einen Stromkreis
mit Wheatstone'scher Brücke eingeschaltet ist. Eine
Eröffnung des Gefässes wird dabei ganz vermieden.
Yen den Ergebnissen der an Kaninchen ausgeführten
88
Boether, Physiologie nnd Pafiiologie des Girkulationsapparates.
Messungen seien hier einige angef&hrt St be-
rechnet, dass das Blut f&r den Lungenkreislanf nur
etwa ein Fünftel der für den Oesammtkreislauf
nOthigen Zeit gebraucht Die Durchströmungzeit
der Niere ist dagegen grösser als die irgend eines
anderen Organs, fast eben so gross wie die des Oe-
sammtkreislaufes, die Durchströmungzeit der Leber
ist nicht unbeträchtlich geringer. Die Durch-
strömungzeit der Lunge (27b) ist bei inspiratori-
schem Stillstand geringer als bei ezspiratorischem,
und zwar eben so wohl bei eröffnetem wie bei nicht
eröffnetem Brustraum. Die Durchschneidung der
NN. Vagi verlangsamt die Blutgeschwindigkeit in
der Lunge durch Störungen in der Athemthätigkeit
Beizung des Vagus hat keinen unzweifelhaften Ein-
iluss auf die Blutgeschwindigkeit in der Limge,
wenn die gleichzeitige Wirkung des Vagus auf die
Herzthätigkeit ausgeschaltet wird. Durch Versuche
an den Blutgefässen der SchilddrOse (27c) glaubt
St festgestellt zu haben, dass der Orenzstrang des
Sympathicus gefBfisverengemde Fasern fOr dieses
Organ führt
Mall (28) hat seiner vorlAufigen Mittheilung
(Arch. f. Anat u. FhysioL [physioL Abth.] SuppL
1890) jetzt eine ausführliche Beschreibung seiner
Untersuchungen über den Einfluss des Pfortader-
systems auf die Vertheilung des Blutes folgen
lassen. Aus diesen grösstentheils an Hunden an-
gestellten Versuchen geht hervor, dass sich die
Pfortader unter dem Einfluss der Splanchnicus-
reizung zusammenzieht; denn wurde die Aorta so
abgebunden, dass den Arterienftsten unterhalb des
Zwerchfells kein Blut mehr zufloss, so wurde trotz-
dem der Blutdruck in der Carotis durch Beizung
desN. splanchnicus noch gesteigert Da auch nach
Unterbindung der Vena portae die Steigerung des
Carotisdruckes noch eintritt, so scheinen auch die
Gefässe der Leber vom N. splanchnicus beherrscht
zu werden. Versuche, mittels eines für diesen
Zweck eigens ausgebildeten Verfahrens die Blut-
menge zu messen, welche durch Splanchnicus-
reizung aus dem Pfortadersystem in die aUgemeine
Blutbahn befördert wird, ergaben Zahlen, die von
3 — 27®/o der Qesammtblutmenge des Thieres
schwankten.
Asher (29) theilt eine Beihe von Versuchen
mit, die er an Hunden angestellt hat, um zu be-
weisen, dass auch die Blutgefässe sich an der Auf-
saugung von gewissen Stoffen aus den Qewebe-
spalten betheiligen. Zu diesem Zweck wurde ein
Bein des Versuchsthieres durch einen künstlichen
Kreislauf durchblutet, und bald nach vorsichtiger
Einbringung einer Jodnatriumlösung in das Unter-
hautbindegewebe konnte das Jod in diesem Kreis-
lauf nachgewiesen werden. Um den Einwand aus-
zuschliessen, dass das Jodnatrium möglicherweise
in zufUlig eröffnete Blutgefässe eingedrungen sein
könne, zeigte A., dass auch das in den Ausführungs-
gang einer Speicheldrüse eingeführte Jodnatrium
in kurzer Zeit unmittelbar in die Blutbahn übergeht
Die in einer vorUufigen Mittheilung von Zunts
(30) bekannt gegebene Methode zur Messung der
drkulirenden Blutmenge und der Arbeit des HerzeiiB
beruht auf folgender ErwSgung: Der Blutdruck
in der Aorta wird bestimmt durch die Summe der
Widerstände und durch die Blutmenge, welche das
Herz in der Zeiteinheit in die Aorta einpresst
Wenn die Thätigkeit des Herzens plötzlich auf-
hört, kann man den Blutdruck dadurch auf seiner
normalen Höhe erhalten, dass man auf irgend einem
Wege der Aorta eben so viel Blut zuführt, wie sie
vorher vom Herzen erhielt Man wird also die
vom Herzen gelieferte Blutmenge durch diejenige
messen können, welche man nach seiner Stillstel-
lung durch Vagusreizung in die Aorta injidrea
muss, damit die manometrisch gemessene Span-
nung auf ihrar vorigen Höhe bleibt.
Die Vortrage von Ghapman (31) über die
Physiologie des Blutkreislaufes enthalten eine Zu-
sammenstellung der verschiedensten Methoden und
Versuchsergebniase, zum Theil auch eigene V6^
suche in dieser oder jener Frage, bringen jedoch
kaum etwas Neues.
Ud)€r die Methodik der Herzpulsschreibung ist
eine Beihe von Arbeiten erschienen, welche mit
ihrem zum Theil polemischen Inhalt noch nicht zu
einer beMedigenden Klärung der Frage geführt
haben und daher nur kurz erwähnt werden mögen.
Der Meinungsaustausch nahm seinen Ausgang
von einer Arbeit v. F r e y 's (32). Während frühere
Dntersucher übereinstimmend annahmen, dass die
von der Herzkammer gezeichnete Druckcurve no^
maier Weise ein „Plateau" besitzt, kam v. Fr. auf
Orund der mit seinem auf Luftübertragung be-
ruhenden „Tonographen" angestellten Versuche zu
dem Schluss, dass dieDruckpulse der Herzkammer
steil auf- und niedersteigen und einen einfachen
stumpfen Gipfel haben. Das von Marey, Fre-
der icq u. A. beschriebene „Plateau" soll nach
V. Fr. dann entst^en, wenn die Sonde des Mano-
meters zu tief in den Ventrikel geschoben wird, so
dass vor Erreichung des Maximaldruckes dieSonden-
öffnung von den zusammenrückenden Ventrikel-
wänden verschlossen wird. Wie die Zerlegung des
systolisch gehärteten Herzens lehrt, bleibt nur der
basale Theil der Herzkammer durch die ganze
Dauer der Herzsystole mit Sicherheit bluthaltig;
bringt man daher die Herzsonde, mit der man viel-
leicht eben ein „Plateau^* erhalten hat, in diesen
Theil der Herzkammer, so wird stets nur ein ein-
facher Curvengipfel geschrieben, v. Fr. zeigt, dass
auch die früheren Untersucher unter Bedingungen,
welche die völlige Entleerung des Ventrikels aus-
schlössen (Herzschwäche, Verengerung der Aorta)
einfache Gipfel beobachteten.
Der von v. Frey (33) benutzte Tonograph mit
Luftübertragung soll vor den mit Wasserüb^tra-
gung arbeitenden Apparaten grosse Vorzüge be-
sitzen. Bezüglich der Einzelheiten dieser Arbeit,
Böeth^r, Physiologie und Pathologie ded Cirlnü^on^apparaiea.
89
irdcha dch mit der snreokm&ssigsteii ConstroktioB
Ton Polssohreibem auf Qrand mathematischer Be-
rechnimg eingehend beschäftigt, muss auf das
Original verwiesen werden.
Fredericq (34) giebt (ohne nfihere Beweis-
iOhmng) an, dass das v. Frey^sche Manometer
wegen zu grosser Tr&gheit rasche Druckschwan-
hmgen mit einer Yersp&tong von 4 — Bhnndertstel
Sekunde achreibe, und hält an der Wirklichkeit des
Eammerplateans fBSt, das er mit seinen Apparaten
bei jeder Lage der Sonde erhalten haben wilL
T. Frey (36) wendet dem gegenüber ein, dass
Fredericq's Apparate nicht genügend auf ihre
Leistongsfthigkeit geprüft, mithin seine Angaben
nicht maassgebend seien. In ähnlicher Weise
widerlegt y. Frey (37) die TonOontejean (36),
der mit dem Chauyeau-Harey'schen Mano-
meter stets ein „Plateau^V^^t einem gewöhnlichen
„Sphygmoskop" stets stumpfe Oipfel erhielt, gegen
den „Tonographen^' erhobenen Einwända
Aber auch die experimentelle Kritik, welcher
Hflrthle (38) den v. Frey 'sehen Apparat unter-
wirft, fiUlt zu dessen Ungunsten aus. Nach diesen
Dntersachungen ist der Tonograph v. Frey 's zur
Aufschreibnng von Druckschwankungen, wie sie
besonders am linken Ventrikel des Hundes vor-
kommen, unbrauchbar, da er viel zu träge sei,
um den raschen Schwankungen zu folgen. Der
H ü r t h 1 e 'sehe Tonogrc^hj welcher gleichfalls ein
„Plateau'^ des EaAmierpulses schreibt, soll diesen
Anforderungen viel besser entsprechen, obwohl
auch er keinen ,4dealen'< Apparat darstellt
Mit der Deutung des HerzspÜxenstoases und des
Ckardiogramms beschäftigt sich eine Beihe von
Arbeiten, deren Mehrzahl von der Kritik der durch
Martins auf Grund der akustischen Herzton-
markirung auf gestellten Sätze ausgeht Schmidt
(39) hat unter Leitung von Hürthle und mit
dessen Apparate cardiographische Untersuchungen
an Menschen angestellt und kommt zu dem Schlüsse,
dass die akustische Markirung keine hinreichend
genauen Elrgebnisse liefert, da Fehler von 0.03 Se-
kunden, die Martins für unerheblich hält, bei
den verbesserten Schreibvorrichtungen schwer in's
Gewidit fallen ; eine genauere Deutung des mensch-
lichen Gardiogramm werde dagegen durch den Ver-
gleich mit der Pulscurve der grossen Arterien
ermöglicht Mit Hülfe dieses Verfohrens glaubt
Sehnt an der Mehrzahl der Cardiogramme die
Momente der Zusammenziehung und der Ersohlaf-
fong dee Herzmuskels festlegen zu können und
verwarft auf Grund seiner Ergebnisse die Ansicht
von Martins, dass der Spitzenstoss sich nur
während der^VerschlusszeifS d.h. desjenigen SSeit-:
nuunes der Herzthätigkeit vollziehe, in welchem
nodi kein Blut aus dem Herzen in die Aorta strOmt
Rieht unwichtig ersdieint die in dieser Arbeit ge-
wonnene Erkenntniss, dass der klinischen Ver-
werthung der Gardiographie zur Zeit noch grosse
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hffc. 1.
Schwierigkeiten entgegenstehen. Sie bemhen, von
den wechselnden Einflüssen des äusseren Druckes,
der Voihofscontraktion und der Athmung abgesehen,
vor Allem auf dem Umstände, dass nur von weni-
gen Menschen überhaupt eine brauchbare Herz-
Btosscurve erhalten werden kann.
Hürthle (40) versuchte, die unsichere aku-
stische Markirmethode durch mef^nisAe Auf^
%ai0!^tin^ (20r£^r%töfie zu ersetzen. Das Verfahren
beruht darauf, dass durch die Ton wellen mit Hülfe
eines Mikrophon elektrische Ströme erzeugt werden,
die, durch eine Induktionsrolle verstärkt, ein phy-
siologisches Froschmuskelpräparat in Zuckung ver-
setzen. Der FroBchmuskel, der durch Erwärmen
auf 30^ für Induktionstrüme äusserst empfindlich
gemacht ist, schreibt dann seine mit den Herz-
tönen synchronen Zuckungen mit Hülfe einer Luft-
kapsel gleichzeitig mit der Herzstossourve auf die
Aufnahmetrommel. Da die Verzögerung, welche
die Tonechreibung durch den Froachmuskel er-
leidet, in jedem Falle genau zu ermitteln ist, lässt
sich die Zeit der Herztöne leicht in die Stossourve
einzeichnen. Mit Hülfe dieses Ver&hrens «*giebt
sich, dass der erste Ton nicht immer in den Fuss-
punkt des aufsteigenden Schenkels, sondern manch-
mal in dessen Mitte fällt, der zweite Ton in den-
jenigen Punkt der Gurve zu verlegen ist, wo das
„Plateau^ in den absteigenden Schenkel übergeht
Auf die Martins 'sehen Curven lässt sich dieses
Ergebniss nicht ohne Weiteres übertragen, weil
diese eine durchaus abweichende Form aufweisen,
die nach Hürthle durch gewisse Bigenthümlich-
keiten der Martins 'sehen Schreib Vorrichtung be-
dingt ist
Martins (41) betont, dass man seine Herz-
stosstheorie nicht einfach deshalb für falsch er-
klären dürfe, weil der von ihm benutzte Orun-»
moeft'sche Begistrirapparat unzuverlässige Gurven
zeichne. Die Form der Gurve könne bei sein^
Erklärung dee Spitzenstosses ganz aus dem Spiele
gelassen werden. Letztere beruhe vielmehr auf
der akustischen Markirmethode, und diese erlaube,
wenn sie auch allen Anforderungen an Genauigkeit
nicht genüge, doch mit hinlänglicher Schärfe fest-
zustellen, dass der starke, vom Spitzenstoss her-
rührende Anstoss mit dem ersten Theil der Systole
zusammenftQlt ; der erste Theil der Systole ist
aber die Verschluss- oder Anspannungzeit Auch
Edgren sei mit ganz anderer Methode zu dem-
selben Schluss gekommen. Weiter hebt M. noch-
mals hervor, dass das Gardiogramm als „graphischer
Ausdruck der Muskelumformung während der Ver-
sohlusszeit^' mit den auf vivisektorischem W^ge
gewonnenen physiologischen Gurven, seien sie
Druck-, Volum- oder Zuckungcurven, nicht zu
vergleichen ist In einem klinischen Vortrag giebt
Martins (42) eine eingehende Darstellung seiner
Lehre vom Herzstoss und zeigt, wie mit deren
Hülfe gewisse krankhafte Erscheinungen, so vor
Allem die auffallende Verstärkung des Herzstosses
12
eo
Boether, Physiologie und Pftfhologie des Citkülationsappuates.
bei erbetteltem und muBkelschwadLeni HerzeUi
leicht verstSndlich werden.
Hilb6rt(43), der die Hartius'fiohea Unter-
suchungen sorgfältig nachgeprüft hat, stimmt in
Bezug auf die Markinmg im Wesentlichen mit
dessen Angaben überein, aber nicht in der Deutung
des Herastosses, da er in 15 F&llen jedesmal die
AuBtreibungsseit beginnen sah, ehe die Spitzenstoss-
ourve ihren Höhepunkt eireiGhte. Er fasst seine
Anschauung in folgenden Sätzen zusammen: Es
giebt keine einheitliche ErklArung für alle unter
normalen und pathologischen Yerhflltnissen auf-
tretenden Erscheinungen des Herzspitzenstosses ;
es giebt demnach keine einheitliche Theorie des
Sjütsenstosses. Der normale Spitzenstoss ist zum
grösstenTheil bedingt durch die während derCon-
traktion der Ventrikel auftretende Erhärtung und
Formveiänderung des Herzens, zum kleineren durch
die Streckung der grossen Gefftsse und die Ab-
flachung des Aortenbogens. Dazu kommt in Fällen
von starker Hypertrophie noch der Büokschlag,
d. h. der Stoss, den die aus den Qe&ssen nach
Beendigung der Austreibungzeit zurückstürzende
Blutmasse dem Herzen ertheilt Ein Büokstoss
im Sinne von CFutbrod und Skoda besteht
nicht unter besonderen umständen (Galopp-
ihythmus) kann auch die abnorm kräftige Yorhof-
contraktion zur Verstärkung des Spitzeustosses
beitragen.
Auch Hochhaus (44) und v. Frey (45)
konnten feststellen, dass der aufsteigende Schenkel
des Oardiogramm in der Begel länger dauert, als
die Anspannungszeit, wonach der Martius'sche
Satz : der Spitzenstoss ist eine Funktion der Ver-
schlusszeit, in dieser Ausschliesslichkeit nicht halt-
bar erscheint Nach beiden Beobachtern steht fest,
dass sich der Elappenschluss nicht in erkennbaren
Merkmalen der Curve ausspricht Hochhaus
hält die Yorm der Curve nach Marey und Ed-
gren für richtiger, als die bis jetzt am häufigsten
gefundene nachZiemssen-Martius, die jeden-
falls durch Schleuderung verunstaltet seL Die
kUniscbe Bedeuhmg der Oaidiographie besteht nach
H. nicht darin, „dass man eine Gruppe von Herz-
fehlem durch eine sohneU erkennbare Curve cha-
rakterisirt findet, sondern sie ist darin zu suchen,
dass man bei den einzelnen Herzkranken Systole,
Diastole und Verschlusszeit mit Hülfe der neuen
Methoden zeitlich genau bestimmen kann und dann
beobucbtet, wie sich im weiteren Krankheitsverlauf
diese Veriiältnisse gestalten*^ v. Frey warnt
davor, aus der Cardiographie so bald schon sichere
Aufsdilüsse zu erwarten, da sie noch manchen
Fehlerquellen unterliege und die einschlägigen Ver-
liältnisse von einer endgültigen Klärung noch weit
entfernt seien.
Martini (46) hat in der Leyden'schen
Klinik durch Versuche festgestellt, dass der Spitzen-
stoss stets zu seinem Beginn gefühlt wird ; d. h.
^so, wenn wir zeitlich den Moment des eintreten-
den Spitzeustosses durch unser Tastgefühl be-
stimmen, so richten wir uns nach dem Beginn,
nicht nach dem Höhepunkt des Stosses.
Während nach Martins Stoss- und Dmck-
curven nichts mit einander zu thun haben und nur
ausnähme weise und zufUlig gewisse äussere Form-
ähnlichkeit zeigen, während nach v. Frey (45) die
Herzstosscurve mit der Zuokungscurve der Kammer
grüsso^e Verwandtschaft besitzt, als mit jeder
anderen Pulscurve des Herzens, kommt Frede-
ricq (47) auf Grund seiner neuesten Unter-
suchungen auf die alte Chauveau-Marey'sche
Lehre zurück, nach welcher Stoss- undDruckomre
des Herzens mit einander übereinstimmen. Fre-
dericq zeigt, dass man vom rechten Ventrikel
wegen der geringeren Druokschwankungen ein-
wandfreiere Druckcurven erzielt und auch von der
rechten Seite des Herzens selten alypische Stosa-
curven erhält; inwieweit ihm der versuchte Beweis
der Gleichartigkeit beider Curven geglückt ist, kann
hier nicht näher erOrtert werden.
//. ÄllgemBine Pathologie und Diagnostik;
allgemeine Therapie,
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Paris. Bataille et Ck>.) Bull. gen. de Ther. CXXTT. 16.
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(Kurze Besprechung einzelner Capitel aus dem an-
geführten Buche, mit l^onderer Berücksichtigung der
dem Gebrauch der Jodsalze bei Herzkrankheiten gewidme-
ten Abschnitte.)
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the treatment of organic disease of the heart Amer.
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graves par la theobromine. BulL de l'Acad. de Med.
3. S. XXX. 31. p. 198. 1893.
Das ongefUir 50 Bogen starke Buch von
Kosenbach (48) : „Die Erankheiteii des Herzens
und ihre Behandlung^' unterscheidet sich wesent-
lich von der gebräuchlichen Anordnung der Lehr-
bücher. Wir finden hier keine systematische Ein-
theilung, sondern in lose neben einander gereihten
Aufsätzen greift B. die einzelnen wichtigen Fragen
aus der Lehre der Herzkrankheiten heraus und
bringt sie in abgerundeter Form zur Darstellung.
Die bekannte kritische Schreibart des Breslauer
Klinikers lässt einerseits selbst alltäglich schei-
nende Gegenstände vielfach in einem ganz neuen
Lichte erscheinen, andererseits die noch dunkeln,
aufklärungbedürftigen Funkte klar herrortreten.
Der trockene, lehrhafte Ton ist durchweg vermie-
den, so dass das Buch neben reicher Belehrung
auch für den Fortgeschrittenen stets neue An-
regung bietet
Ein im Verein der Charit6ärzte gehaltener Vor-
trag von Leyden (49) behandelt die Gefahren
und Ereignisse, die bei Ebrxkranken dureh Sehwcmr
gerschaft und Oeburt herbeigeführt werden können,
unter ausführlicher Besprechung der einschlägigen
Veröffentlichungen. Von 17 Fällen eigener Be-
obachtung waren 16 Mitralfehler mit 11 Todes-
fällen. Die Darlegungen L.'s gipfeln in folgen-
den Sätzen : Die Schwangerschaft setzt die herz-
kranken Frauen der Qefabr einer vorübergehenden
oder auch andauernden Verschlimmerung im Zu-
stande der Herzkrankheit aus und bedingt in den
schweren Fällen eine beträchtliche Bedrohung des
Lebens. Die grüsste Qefahr bieten die Mitral-
fehler, vor Allem die Stenosen. Der Tod erfolgt
nur selten in der Schwangerschaft selbst, häufiger
während der Oeburt, am häufigsten bald nach der
Entbindung. Die unmittelbare Todesursache ist
meist Lungenödem oder „HerzcoUaps^. Wird das
Wochenbett überstanden, so bleibt oft für knge
Zeit grosse Schwäche oder andauernde Verschlech-
terung des Compensationzustandes zurück. Es ist
deshalb, wenn die Compensationstörungen im Ver-
laufe einer Schwangerschaft trotz aufmerksamer
Behandlung fortbestehen und einen gefahrdrohen-
den Grad erreichen, die künstliche Frühgeburt be-
rechtigt Die Erfolge dieses Eingriffs werden vor-
aossichtlich bessere werden, wenn man ihn nickt
bis zum letzten Augenblick hinausschiebt
Aus den Vorträgen von Sturges (50) über
Herzentzündung bei Kindern, welche den Gegen-
stand ausführlich bdumdeln, heben wir nur einige
Punkte hervor, indem wir auf die im vorigen Be-
richt (Nr. 19. 20) besprochenen Aufsätze desselben
Verfassers verweisen. Nach St ist dio Herz-
entzündung auf rheumatischer Grundlage meist
eine Peri-EndocarditiB, während die Fälle vonPeri-
carditis allein auf anderen Ursachen (Tuberkulose,
Empyem, Pneumonie, Septikämie, Diphtherie u. s. w.)
beruhen. Endocarditis allein ist bei Kindern sehr
selten. Bezüglich der Diagnose der Endocarditis
bestreitet St die Ansicht Potain's', der die Ab-
Schwächung und dasUnhörbarwerden dar Herztöne
als sicheres Zeichen der Endocarditis betrachtet;
die Abschwächung komme auch bei Abdominal-
typhus vor, andererseits gebe sich die Endocarditis
oft in einer Verlängerung und Bauhheit des ersten
Tones kund, ehe ein Geräusch an dessen Stelle
tritt Bei Endocarditis an der Mitralklappe hat
S t oft als erstes Zeichen ein Geräusch über dem
Schwertfortsatz gehört, welches er auf eine funk-
tionelle Insufficienz der Tricuspidalklappe in Folge
der Bückstauung im Lungenkreislauf bezieht; erst
später stellte sich dann das Geräusch an der be-
fallenen Elappe ein. Als Todesursache bei der
(Karditis der Eander nimmt St, da er keine Ent-
artung des Muskels nachweisen konnte, einen durch
den Vagus auf die Athmiicg vermittelten Befiex
an, wofür die ausserordentlich starke Dyspnoe
sprechen würde. Bei diesen oft tödtlich endenden
Anjßllen von Dyspnoe hat St von Blutentziehungen
(Blutegel) gute' Erfolge gesehen, während die An-
wendung der Kälte von zweifellmfter Wirkung war.
C oley (51) konnte etwa bei 50<^/o der in das
Newcastle - Children's - Hospital aufgenommenen
Rinder unter 12 Jahren die auskultatorischen Er-
scheinungen der Mitralinsufficienz feststellen. Als
Ursache dieses Klappenfehlers nimmt er in den
meisten Fällen Rheumatismus an, selbst da, wo
die M^wnese nichts, eiigiebt, da die Klappenerkranr
Boether, Physiologie und Pathologie des Cirkulationsapparates.
93
biog sich zuweilen ganz unbeachtet bei anschei-
nendem Wohlbefinden der Kinder entwickelt Die
tVognose ist ziemlich günstig; die Erscheinungen
verschwinden mit der Zeit in einer grossen Anzahl
von FSIlen, sei es, dass endooarditische Verände-
nmgen sich zurückbilden, sei es, dass die Schluss-
unfShigkeit auf Erweiterung des linken Ventrikels
beruhte, also nur eine „relative*^ war. G. behan-
delt seine kleinen Kranken mit langdauemder Ruhe
und giebt Tonica einschliesslich Eisen.
Aus dem von P 1 i c q u e (52) mitgetheilten kli-
nischen Yortrag ist hervorzuheben, dass Simon
(hdpital des enfants-malades) bei organischen Herz-
fehlem der Kinder sowohl Seebäder und Aufenthalt
an der See als Thermalbftder unbedingt verwirft
Die Ergebnisse der sehr lesenswerthen Arbeit
von Yeronese (53) über die postdipMherische
Harxlähmtmg, welche sich auf langjährige Beobach-
tungen stützt und die Literatur eingehend berück-
siohtigt, lassen sich ungefähr in folgenden Sätzen
zusammenfassen. Die Herzlähmung nach Diph-
therie kommt bei Kindern unter 6 Jahren gar nicht
vor, vielleicht weil jüngere Kinder der Schwere
der Krankheit früher erliegen ; am häufigsten ist
sie bei Kindern zwischen 6 und 14 Jahren, häufiger
bei Knaben als bei Mädchen, nicht gar selten bei
Erwachsenen, doch wechselt die Häufigkeit in den
verschiedenen Epidemien. Der Tod erfolgt nie
ganz plötzlich ; stets machen sich mindestens 24 Std.
vorher Erscheinungen gestOrter Herzthätigkeit
geltend. In dem sogenannten latenten Stadium
(das 2 — 8 Tage, manchmal aber auch 4 — 6 Wochen
dauert), d. h. in der Zeit zwischen Besserung der
Örtlichen Erkrankung und dem Auftreten auffallen-
der Herzstßrungen, lassen sich wichtige Erschei-
nungen feststellen : Ghx>S8e Hinfälligkeit, Apathie,
Somnolenz am Tage, Schlaflosigkeit bei Nacht, fort-
schreitende Erweiterung des Herzens mit schwa-
chem, unregelmässigem, aussetzendem Puls, be-
schleunigte Athmung, Brechreiz, heftige, anfalls-
weise auftretende oder andauernde dumpfe Schmer-
zen im Epigastrium, YergrGsserung der Leber,
Steigerung der Albuminurie; Fieber ist nicht vor-
handen. Dann tritt starke Pulsverlangsamung auf
und ein Syncopeanfall bedeutet das Höhestadium
der Harzkrankheit Der Tod erfolgt meist nicht in
diesem ersten, sondern gewöhnlich in einem der
in den nächsten Tagen wiederholt auftretenden
AnflUla In den langsamer verlaufenden Fällen
treten nach 2 — 3 gefohrvoUen Tagen Oedeme auf,
die gewöhnlich unter Besserung des Herzens nach
14 Tagen rückgängig werden. Ausser massiger
Herzhypertrophie scheinen keine bleibenden Folgen
aufzutreten. Je langsamer die Herzerscheinungen
sich entwickeln, um so günstiger pflegt der Aus-
gang zu sein, doch brauchen die Kranken zu ihrer
Erholung inuner lange Zeit, oft 6 — 12 Monate.
Die anatomisch -pathologische Grundlage der
Herzlähmung ist wohl nicht in allen FäUen die
^odie. Nachgewiesen wurden bis jetzt; parenchy-
matöse Degeneration des Herzens mit interstitieller
Wucherung, fettige Entartung des Herzmuskels,
parenchymatöse und interstitielle Entartung der
Yagi, der Herznerven und -Ghuglien; Degeneration
des Sympathicus, insbesondere des Ganglion und
Plexus coeliacus. Es ist wahrscheinlich, dass
gerade die Zerstörung der Herzganglien, vielleicht
auch auf Reflexwegen die des Sympathicus (Coelia-
cus), den Tod bedingt Die Behandlung muss schon
beim ersten Auftreten der Hersersoheinungen ein-
geleitet werden : strenge Bettruhe, kräftige, nicht
reizende Kost, innerlich ein geeignetes Antisepti-
cnm, Kampher, Strychnin, sehr warme Umschläge
um den Leib, ELektrioität
Jäger (54) stellte aus den Sektionsprotokollen
des Münchener Kinderspitals aus den Jahren 1882
bis 1893 mit Hülfe der dazugehörigen Kranken-
geschichten ein statistisches Material zusammen,
um über die Grössenverhältnisse des Herzens bei
Scharlach- und Diphtherienephritis Aufschluss zu
gewinnen. Yon 1246 Sektionen betrafen 615 «»
48.550/0 Diphtherie-, 47 -» 3.85% Scharlach- und
54 wmm 4.33 „Scharlachdiphtheriefälle". Unter diesen
615 Diphtherieleichen zeigten 28 «» 4.55<^/o
schwere, makroskopisch wahrnehmbare Nephritis
und von diesen 13 »> 46.4% Herzvergrösserung ;
bei den 47 Scharlachleichen war 2 Imal <■» 44.68%
Nephritis und unter diesen 14mal«a 66.6% Herz-
hypertrophie vorhanden. Beim Yergleich mit den
von Oppenheimer, Beneke und G. Fried-
länder für das kindliche Herz angegebenen
Normalzahlen fand sich bei Soharlachnephritis meist
eine s^ erhebliche, bei Diphtherienephritis eine
bedeutend geringere Gewichtzunahme des Herzens;
es handelt sich also bei der Diphtherie wesentlich
um eine Erweiterung der Herzhöhlen. Dass die
Hypertrophie hier ausbleibt, liegt nach J. entweder
daran, dass die Diphtherienephritis keine so grossen
Widerstände für den Kreislauf setzt wie die
Glomerulonephritis bei Scharlach, oder dass die
Wirkung des Diphtheriegiftes die Massenzunahme
des Herzens verhindert
Burney Teo (55) berichtet über Herz-
schwäche nach Influenza, die zum Theil mit
schweren Stauungserscheinungen einherging und
erst nach langdauemder Bettruhe unter dem Ge-
brauch von Strychnin, Chinin und Eisen allmäh-
lich zurückging. Bemerkenswerth ist, dass die
vorausgegangene Influenza in den meisten FKUen
äusserst mild verlaufen und dem Kranken kaum
zum Bewusstsein gekommen war.
Sansom (56) hat in 30 FälLen unregelmässige
Herzthätigkeit nach Influenza beobachtet Die
Fulsunr^elmässigkeit, die theils rhythmisch, theils
arrhythnüsch war, ging mit allerhand anderen ner-
vösen Störungen einher; in der einen Gruppe waren
daneben einzelne Erscheinungen der Graves'schen
Krankheit (Exophthalmus oder Struma und Ptosis)
zu verzeichnen, manchmal traten Paresen undPar-
ästbesien auf, in anderen Fällen standen Präcordial^
94
Roether, Physiologie und Pathologie des Cirkulationsapparates.
angst und dyspeptisohe Zustände im Vordergrund,
andere Kranke wieder hatten über Störungen im
OehOrapparat (Tinnitus, TauUieit, Vertigo ab aure
laesa) eu klagen. Auoh die Pulsuniegelmfissigkeit
wird von 8. auf nervöse Störungen, und zwar auf
eine centrale oder peripherische Beth^ligung des
N. yagus bezogen. Die Behandlung war grOssten-
theils symptomatisch; Digitalis erwies sich eher
als schädlich, dagegen werden Belladonna und
Galvanisation des Vagus sehr gerühmt.
Jacob (57) machte bei der Naturforscher-
versammlung in Wien Mittheilungen über ein an-
geblich noch nicht beschriebenes Erankheitsbild
(acute und chronische angiospastische Herzerweite-
rung), das wesentlich auf einer Zusammenziehung
der peripherischen Eörperarterien beruht. Es
kommt dadurch zu akuter Herzerweiterung, welche
entweder mit Herzschmerz, Herzangst und Puls-
verlangsamung, oder mit Herzklopfen und Tachy-
kardie einhergeht Nur in schweren Fällen kommt
es zu Lungenödem undCyanose, öfter zu Schwindel
und Bewusstlosigkeit Nach Stunden oder Tagen
lässt der Anfall nach ; die Herzerweiterung bildet
sich erst allmählich zurück. Im Anfall ist Mor-
phium in grossen subcutanen Gaben von guter
Wirkung; bei „chronischem Verlauf', d. h. bei
häufig vnederholten Anfällen, hat J. von kohlen-
sauren Bädern Erfolge gesehen.
Aus dem Vortrag von Curnow (58) über die
Ursachen und Eh-scheinungen der HerzsehtDäche ver-
dienen mehrere im Seemanns-Hospital zu Green-
wich beobachtete Fälle von Beri-Beri mit Herz-
schwäche Erwähnung. Die Herzdämpfung war
meist stark nach links verbreitert, Geräuschewaren
sowohl an der Spitze, wie über dem Aorten- und
Pulmonalstamm hörbar, verschwanden jedoch unter
Buhe und Digitalis mit der Erweiterung. DieHerz-
thätigkeit war unregelmässig, der Puls oft bis zu
150 Schlägen beschleunigt In einem tödtlich ver-
laufenen Fall fand sich die Muskulatur des linken
Herzens weich und zerreisslich, Klappen und Herz-
beutel waren gesund. Genaue Untersuchungen
liessen weder im Vagus und Phrenicus, noch im
Ischiadicus undCruralis krankhafte Veränderungen
erkennen.
Vier interessante Fälle von symptomaiischer
Bradykardie thellt Schinzinger (59) mit.
1) Ein 2^fihr. Schreiner, behufs Aufnahme in eine
Lebensveraichemng untersucht, hatte beständig 27 regel-
mässige kräftige Herzschläge. Gehen in der Hitze und
Weingenuss beschleunigten die Herztbätigkeit nicht Bei
einer 4 Jahre später gelegentlich vorgenommenen Unter-
suchung fand sich ein disstolisohes Geräusch an der Herz-
spitze, aber keine Erweiterung, keine Insufficienzerschei-
nung. Handelt es sich hier um eine Stenose des linken
venösen Ostium, die schon vor 4 Jahren „latent^^ bestan-
den hat?
2) Eine Söjähr. Frau mit Insufßoienz und Stenose
der Mitralis, hj^pertrophischem und erweitertem Herzen,
katte gewöhnhch 140 — 160 Herzschläge; nur einmal
wurden einen Tag lang, ohne besondere Erscheinungen,
36 Schläge gezählt
3) Herzlähmung nach Diphtherie mit 32 Schlägen iü
der Minute.
4) 53jähr. fettleibiger Potator (?) mit starker Eers-
erweiterung ohne Klappenfehler; das Herz machte
30 Schläge in der Minute. Nach eimgen Tagen AnM
von Angina pectoris, am Tage darauf Tod im Anschlosa
an eine 2Sahnextraktion. Bemnd: Degeneration des Herz-
fleisches, Blut im HerzbeuteL Die Bruchstelle des Herzeos
wurde nicht gefunden.
Untersuchungen über „fruetrane BerxoonJbrakr
tionen*' haben Hochhaus und Quincke (60)
an einer Reihe von Herzkranken angestellt Die
„frustrane Contraktion^' besteht darin, dass sich das
Herz in vollem oder nicht ganz gefülltem Zustand
unvollkommen zusammenzieht und somit wenig
Blut in die Arterien schafft, so dass der entspre-
chende Puls ausfällt ; sie ist gekennzeichnet durch
verstärkten Spitzenstoss und lauten, paukenden
ersten Ton. Die Aufschreibung des Herzstosses
ergab, dass der fruchtlosen Zusammenziehung jedes-
mal eine veränderte Form der Curve entspricht,
welche jedoch nicht in allen Fällen die gleiche ist
Nach H. und Qu. bedeutet die frustrane Gontrak-
tion eine quantitativ und qualitativ veränderte Zn-
sammenziehung des Herzens, fär welche wohl In-
nervationstörungen in erster Linie verantwortlich
zu machen seien.
Die Anschauungen von Huchard (61) über
die Arierioekleraee des Harxens und die dadurch be-
dingten Störungen der Herzthätigkeit, unter denen
die Angina pectoris den ersten Platz einnimmt,
sind schon im letzten Bericht besprochen. Die
jetzt vorliegende ausführliche Arbeit bringt nichts
wesentlich Neues, eben so wenig der Aufsatz von
H.'s Schfiler Weber (62) Aber denselben Gegen«
stand.
Während Huchard nur die im Gefolge von
Sklerose der Coronararterien auftretende Angina
als echte Angina pectoris, alle übrigen ähnlidien Zu-
stände als Pseudoangina bezeichnet, stellt Grocq
fils (63) den Satz auf, dass es nur eine, und zwar
eine echte, Angina pectoris gebe, die jedesmal auf
Verengerung der Coronararterien beruhe, sei diese
nun durch Sklerose, Gompression oder vasomoto-
rische Einflüsse bedingt Er unterscheidet also
eine organisch bedingte und eine funktionelle An-
gina; die Pseudoangina kommt in WegfalL
Als laiente Jrteriosklerose bezeidmet v. Basch
(64) einen Zustand, der sich klinisch zum grossen
Theil nur in einer dauernden Erhöhung des durch-
Bchnittlichen Blutdruckes (gemessen mit dem
Sphygmomanometer) kundgiebt, zum unterschied
von der klinisch und anatomisch nachweisbaren
sichtlichen Arteriosklerose. Er nimmt also an,
dass die Vermehrung der Pulsspannung bereits der
Ausdruck dauernder, der Arteriosklerose ähnlicher,
aber noch nicht nachweisbarer Veränderungen in
den (befassen sei, während Traube und Huchard
in der hohen Pulsspannung nur eine veranlassende
Ursache für die Arteriosklerose erblickten, v. B.
betrachtet jeden Fall , in dem die Fulsspannung
Boether, Physiologie und Pathologie des Oirkiilationsapparates.
05
dioemd über 150 mm Hg beträgt, als verdfichtig
auf Arteriosklerose. ESne Zusammenstellung Ton
398 FSIlen, in denen es sich theils um latente,
theOs um beginnende und Yorgeschrittene Sklerose
handelte, ergab, dass die Qef&ssveiliärtung bei Fett-
leibigen ungefÜir eben so häufig anzutreffen ist
wie bei nicht Fettleibigen, wie denn selbst bei sehr
Fettleibigen häufig andauernd niedriger Blutdruck
bestand. Man wird daher nur annehmen dürfen,
dass dieselben Grundbedingungen einerseits die
Entstehung von Arteriosklerose, andererseits den
übermässigen Fettansatz begünstigen können. Auoh
die auf Nachlass der Herzkraft beruhende Dyspnoe
derArteriosklerotisohen hat nach dieser Zusammen-
stellung keine besonderen Beziehungen zur Fett-
leibigkeit Als Ursachen fOr die Qef&sserkrankung
treten dann Alkohol- und Tabakmissbrauch, Bheu-
matismus und Klimakterium in den Vordergrund,
doch verlangt der letzte Punkt noch genauere Be-
gründung durch Blutdruckuntersuchungen bei
Frauen vor und während der Menstruation.
In der klinischen Vorlesung von Potain (65)
findet sich eine Beihe von Fällen aus der Literatur
sQsammengesteUt, in denen sich ein Herzleiden
mit AnfiQlen von Angina pectoris an eine Nerven-
yerletzung, vorwiegend im Gebiete des linken
Plexus biadiialis, angeschlossen hat In den 2 von
P. Bekhet beobachteten Fällen bestand Hypertrophie
des linken Ventrikels, welche P. auf eine von
der Nervenverletzung ausgehende reflektorische
Brregung des Vagus bezieht Durch diese entstehe
zunächst verstärkte FüUung des Herzens, welche
durch vermehrte Arbeit mit der Zeit Hypertrophie
des Herzmuskels herbeiführt. Da die Massen-
zunahme aber fast ausschliesslich den linken Ven-
trikel betrifft, so muss P. noch ausserdem die An-
nahme machen, dass der Reflex gleichzeitig durch
Verengerung der peripherischen Gefösse vermehr-
ten Widerstand für die Arbeit der linken Herz-
kammer schafft Durch geeignete Behandlung der
Neuralgie (Neuromexstirpation , Nervenresektion,
Bromsalze) kOnnen nach P. sowohl die Anfälle von
Angina, als auch die Hypertrophie rückgängig
werden.
Mackenzie (66) macht auf Grund von
mehreren Abbildungen darauf aufmerksam, dass
die bei manchen Herzkrankheiten auftretenden
Schmerzen und Hyperästhesien an der Brustwand
und im linken Arme in ihrer Lokalisation auf-
bllende Aehnlichkeit mit dem Ausbreitungsbezirke
baben, den der Herpes xoster in manchen Fällen
annimmt Da die Gürtelrose auf eine Störung in
den hinteren Wurzeln, bez. in den Spinalganglien
zurückgeführt wird, so glaubt M. auch für die
SdhmerzanfSUe bei Herzfehlem diese Wurzeln ver-
mtwortlioh madien zu soUen, ohne sich jedoch
Aber das Wie dieses Vorganges näher zu erklären.
In der als Festschrift für Pettenkofer er-
Khienenen Arbeit von Bauer u. Bollinger(67)
fiber uiwpathüche Herxvergrösserung sind die seit
den ersten Veröffentlichungen Bollinger's über
diesen Gegenstand erschienenen, zum grOssten
Theile von Schulen des Vfs. herrührenden Arbei-
ten verwerthet Die Darstellung ist keine er-
schöpfende, sondern behandelt vor Allem die
Punkte, die einer erneuten Erörterung bedürftig
erschienen. Gegenüber den abweichenden An-
schauungen von Fräntzel betont Bauer, dass
die idiopathische HerzvergrOsserung in weitaus der
Mehrzahl der Fälle als dilatative Hypertrophie er-
scheine, dass also Hypertrophie und Dilatation
nicht zu trennen, letztere nicht als Folgezustand
der ersteren zu betrachten sei. Die verschie-
denen Ursachen, die bei der fintwickelung der
idiopathischen Hypertrophie als wirksam gedacht
werden, haben nach Bauer das Eüne gemeinsam,
die EUasticität der Herzwand zu vermindern.
Bauer stellt den Satz auf, dass eine Erweiterung
der Herzhohlen, die nidit alsbald durch die elasti-
schen Kräfte des Herzmuskels begMohen wird,
in der Folge, zur Hypertrophie führen müsse,
vorausgesetzt, dass die Emährungsbedingungen
eine solche ermöglichen. „Die grosse Mehrzahl
der in Bede stehenden Fälle kann nur erklärt wer-
den au8 den Wirkungen des habütseUen Uebermaasaes
im Biergenuse in Verbindung mü ivakrer Plethora,
tpobei die toxische Wirkung des Alkohole, die physi-
kalische Wirkung der grossen FHissigkeüsmengen
und en^ich die nuhiliven Eigenschaften des Bieres
in Bäraeht kommen. Die EMwiekdung der Hyper^
irophie wird oft begünstigt durch gkichxeüige {iber-
massige Muskdarbeit und kärperUdhe üeberanstren*
gungen. Die häufig vorhandene Arteriosklerose ist
nicht als Ursache der Hypertrophie zu betrachten,
sondern beide sind Goeffekte derselben Schädlich-
keiten/' Starke Muskelarbeit allein ist nicht im
Stande, das fragliche Erankheitsbild zu erzeugen,
sondern hier kommt es zu einer „Erstarkung^^ des
Herzens, wie ja bei Thieren, die starke Anstren-
gungen zu leisten haben (Beh, Rennpferd, viele
VOgel), physiologischer Weise das Herz eine be-
deutende Wandstärke besitzt Auch bei der Schwan-
gerschaft scheint eine solche Arbeitshypertrophie
zustande zu kommen. Bollinger fand durch
Untersuchungen an 67 Frauen, die theils in, theils
kurz nach Beendigung der Schwangerschaft ge-
storben waren, eine Zunahme des Herzgewichtes
um 8.8%, die also der Massenzunahme des mütter-
lichen EOrpers mit Einschluss der Fracht ent-
spricht
Wie häufig das„Bierh^s" in München ist, geht
aus der Angabe hervor, dass von 1886 — 1893 auf
4200 Sektionen Ewachsener 202 FäUe kamen, in
denen die idiopathische Hypertrophie Todesursache
war (180 Männer, 22 Frauen). Gegenüber Erehl
betont Bollinger, dass in der Begel keine Fett-
degeneration des hypertrophischen Herzmuskels
vorhanden sei. An das eigentliche Säuferherz, das
vorwiegend bei jüngeren Männern vorkommt, kann
man die Hypertrophie anreihen, die man (wenig-
96
Bö et her, Phyaiologie und Päihologid des Oirkulationsapparated.
Btens in Hünchen) im Qxeisenalter sowohl bei
Mftnnem vie bei Weibern ziemlich häufig findet
und fUr welche wohl Gefässerkranbingen neben
einer gewissen Deberemfthrong die ursftohlichen
Bedingungen sind.
Mohr (68) theilt aus dem Sektionsmaterial
des Hünchener pathologischen Instituts eineBeihe
Yon solchen fUlen der sogen, idiopathischen Herz-
hypertrophie mit, welche bei Aufstellung dieses
Krankheitsbildes zunächst ausser Betracht bleiben
mussten, weil hier die Hypertrophie zum Theil
auf anderweitige Schädigungen des Herzens oder
anderer Organe (Elappenfehler, Arteriosklerose,
Bchrumpfniere u. s. w.) bezogen werden konnte.
Der Beweis, dass es sich auch hier um die ,4dio-
pathische Hypertrophie^' handelt, stützt sich einer-
seits auf das Missyerhältniss zwischen diesen StO*
Hingen und dem (Jrade der Hypertrophie, anderer-
seits auf den Nachweis des Potatorium, der in
diesen FäUen unerlässlich ist.
um Aea Emfluas starker, bis xur Aihemnaih
führender Muskeiarbeit auf das Herz zu studiren,
liess Schott (69) von gesunden kräftigen Männern
Ringbewegungen ausführen und beobachtete, dass
ausser der Erhöhung derAthem- und Pulsfrequenz
von dem Augenblicke an, wo stärkere Athemnoth
eintrat, der Puls arriiythmisoh wurde und späterhin
die Füllung des Arterienrohres stark abnahm, wobei
gleichzeitig eine starke Erweiterung beider Herz-
hälften um 1 — 2 und mehr Centimeter nachweisbar
ward. Besonders rasch traten diese Erscheinungen
bei Einschnürung des Leibes ein, wodurch allein,
schon ohne EOrperanstrengung, eine Erweiterung
der Herzhohlen bewirkt wird. Bei (Gesunden gehen
die Erscheinungen der ,,akuien Ueberanstrengung
des Herxens^' in längerer oder kürzerer Zeit vOlüg
zurück, während bei Personen, deren Herz durch
irgend welche Einflüsse (höheres Lebensalter,
Anämie, Arteriosklerose, Elappenfehler) geschwächt
ist, an derartige übermässige Inanspruchnahme der
Herzkraft sich langdauemdeSchwächezustände des
Herzmuskels anschliessen kOnnen. Seh. bringt
eine Reihe von Krankengeschichten bei, aus denen
die Schädlichkeit körperlicher üeberanstrengungen
hervorgeht Bezüglich der Behandiung empfiehlt
er Ruhe, Digitalis und nOthigenftüls Elzcitantien,
nach Beseitigung der gefahrdrohenden Zustände
Badekur, Gymnastik und passende Bewegung neben
kräftiger Ernährung und Vermeidung jeglicher An-
strengung.
Herz (70) schildert ähnliche Zustände von
Herzschwäche, die sich bei anscheinend gesunden
Soldaten im Anschlüsse an körperliche üeber-
anstrengungen entwickelt hatten, und nimmt an,
dass bei diesen Leuten von Hause aus eine gewisse
Schwäche des Herzens yorhanden gewesen sei, da
dieselben Anstrengungen von anderen Soldaten
ohne Nachtheil ertragen wurden.
In dem Auf Satze von Bar d (71) wird der nicht
mehr ganz neue Qedanke näher ausgeführt, dass
die im Gefolge von organischen Herzfehlem mU
tretende Herzschwäche meistens nicht eine Folge
der mechanischen Kreislaufshindemisse sei, son-
dern oft durch ein neues Aufflackern des ursprfing-
lichen, vielleicht nicht ganz ausgeheilten entzünd-
lichen Yorgangs bedingt werde. (YgL audi den
vorigen Bericht Nr. 40.)
Nach einer klinischen und anatomischen Studie
von Hutinel (72) über Lebercirrhase im Kindei-
alier kann sich im Anschluss an Stauung im Blut-
kreisläufe echte interstitielle Bindegewebeneabil«
düng in der Leber und Proliferation der OaUen-
gänge mit ihren gewöhnlichen Folgezuständen ent-
wickeln. (Gewöhnlich &nd sich bei der Sektion
dieser kleinen Kranken nicht ein einfacher Klappen-
fehler, sondern daneben vollständige Yerwadisong
des Herzbeutels, durch welche ja der Herznmflkel
ungünstig beeinflusst wird. Aehnliche Yerinde-
rangen entwickeln sich auch bei Tuberkulose der
serOsen Häute, wenn die Herzthätigkeit duroh Be-
theiligung des Perikard stark beeinträchtigt wuide.
Dabei finden sich in der Leber entweder die Zei-
chen der Tuberkulose neben denen der Cirrhose,
aber auch nicht selten die letzteren allein, ganz
wie bei den auf rheumatischer Grundlage beruhen-
den Herzfehlern.
Nach dem klinisdien Vortrage von Hanot (73)
wäre die Leberoirrhose in Folge von Siauung bei
Herzfehlem ein häufiges Yorkommnias. Unter
„Asystolie h6patique*S ein Name, der nach E's
eigenem Urtheile sehr schlecht ist, versteht E
solche Fälle, in denen sich die Herzschwäche gans
vorwiegend in Leberstauung äussert, so dass alle
anderen Erscheinungen in den Hintergrund treten.
Die Girrhose auf Stauungsbasis kann eine hyper-
trophische und eine atrophische sein, letztereist
seltener. H. glaubt, dass zum Zustandekonmien
der Cirrhose noch andere Ursachen (Alkohol, In-
fektionen, Autointoxikation) nOthig seien, die «in
der duroh die Stauung veränderten Leber leLditer
ihre schädliche Wirkung ausüben kOnnen.
Hierher gehört auoh der Fall von 6 o u ge t (74). Bb
handelte sich um eine Leberoirrhose auf Orundlage von
Blutstauung in der Leber in Folge sklerosirender Myo-
karditis bei einem 54jähr. Trinker.
Ueber einen FM v(m Epilepsie im CtefoHge fxm
Herzkrankheit berichtet Rosin (75).
Eine Frau, die seit ihrem 49. Lebensjahre an Myo-
degeneratio cordis auf arteriosklerotischer Orundlage litt,
bekam 3 Jahre nach Beginn dieses Leidens einen ganz
typischen epileptischen Anfall, der sich, leichtere, on-
vollständige Formen abgerechnet in den nächsten 10 Jah-
ren noch etwa 7niai wiederholt». Die Auftlle tnteD
meist im Schlafe auf; im 8. Anfalle erfolgte der Tod. Da
für die Epilepsie keine der bekannten Ursachen verant-
wortlich gemacht werden konnte, bezieht R. die Anßlle
auf funktionelle Oehimstörungen in Folge des Hers-
leidens. [Inwieweit die Arteriosklerose etwa auch das
Gehirn betraf und hierdurch allein diese Storungra be-
dingt sein konnten, bleibt dahingestellt] B. glwibt in
diesem Falle Bromsalze mit Erfolg gegeben zu haben,
auch Digitalis sei zu versuchen.
Lumniczer (76) beschreibt mehrere FWb
van Verletzung des Herzens und des HerxbeuieU,
ttoether, Physiologie und Pathologie des Cirkulationsapparates.
97
tmd zwar beobachtete er 1) zwei Herzbeutelver-
letznngen durch Stich, 2)eiaeHerzbeutelverletzuDg
nach Kippenbruch, 3) zwei Herz- und Herzbeutel-
Terletzungen durch Schuss, 4) eine desgleichen
durch Stich. Bei den Herzbeutelverletzungen be-
obachtete er regelmässig die Erscheinungen des
Pneumoperikard; die Heilung erfolgte unter Auftre-
ten von traumatischer Perikarditis (Reibegeräusche)
meist rasch« In den beiden Fällen unter 3) war
die Verletzung des Herzens selbst nur wahrschein-
lich, nicht sicher vorhanden, nur in einem fand
sich ein starker Bluterguss, der die Herzbewegun-
gen hemmte ; beide FäUe endeten mit Oenesung.
Im letzten Falle wurden 30 Stunden nach der Ver-
letzung wegen Herzcompression die 5. und die
6. Rippe 4 cm lang resecirt und der Herzbeutel
eröffnet, wobei eine 2 cm lange, bis 3 mm tiefe, mit
Faserstoffgerinnseln bedeckte Wunde der linken
Herzkammer entdeckt wurde. Jodoformgaze, Drai-
nage. Nach 19 Tagen Tod an Sepsis.
Einen interessanten Fall vonHerzverJelzung be-
schreibt Zemp (77).
Das ans nächster Nähe abgefeuerte Geschoss (schwei-
zerisches Ordonnanzgewebr) hatte die hintere Wand der
rechten Herzkammer verletzt, war in dieEammerscheide-
wand und in die hintere Wand des linken Ventrikels ein-
gedrangen, ohne diesen zu eröffnen, und hatte femer die
Aorta descendens an der vorderen und hinteren Wand
etwas oberhalb des Zwerchfells durchbohrt. Der 42ijähr.
Mann lebte mit <Ueeer Verietzung 9 l^age; der Tod trat
unerwartet bei einem leichten Hustenst^ ein. Bei der
kUtoloffisehen Üntersuekung konnte Z. bestätigen, dass
bei der Heilung von Herzwunden nur narbige Verände-
rungen, keine Kegeneration von Muskelzellen in Betracht
kommen.
Pawlowski (78) stellt im Ansc^luss an
einen von ihm beobachtet^i FaU vonHerxpolyp aus
der Literatur des laufenden Jahrhunderts 19 FftUe
zusammen, von denen aber nur 17 genau genug
beschrieben sind. Von diesen betreffen 1 1 Frauen
und 6 M&nner ; das Alter zwischen 20 — 30 Jahren
ist nicht vertreten. Bemerkenswerth ist, dass die
Herzscheidewand, und zwar das Foramen ovale
oder seine nfichste Umgebung am häufigsten die
Anheftungstelle für Herzthromben abgeben, wäh-
rend gewöhnlich das Herzohr als Lieblingsitz der
Polypen angesehen wird. Die Diagnose während
des Lebens hält?. fQr unmöglich, doch könne eine
anHallende Unbeständigkeit der Symptome den
Gedanken an die Anwesenheit eines beweglichen
Körpers in einer der Herzhöhlen nahelegen.
P.'s Fall betraf eine 47jähr. Lehrerin, welche die
EiBcheinung einer Stenose des linken venösen Ostium
darbot, doch war das präsystolische Geräusch manchmal
nicht zu hören. Die Stenose beruhte auf der Anwesen-
heit eines stark waUnussgrossen Polypen im linken Yor-
hof, welcher an dessen hinterer Wand in der Nähe der
LoDgenveneneinmundung angeheftet war und ,au8 fein-
körnigem Detritus mit Fettzellen und Pigment*^ zusammen-
gesetzt war. Ob ein endothelialer Ueberzug vorhanden
war, wird nicht angegeben.
Aehnlioh ist der Fall von Y oelcker (79). Bei der
5^r. Frau ragte ein Polyp von der Qrosse und der
Gestalt eines Champagnerpfropfens vom unteren Umfang
des für eine Sonde durchgängigen Foramen ovale aus bis
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 1.
in das linke Ostium venosum hinein. Der Thrombus war
theilweise gefasshaltig und trug einen Endothelüberzug.
Keine Endokarditis, keine InfarEte in den Organen.
Bedtenbacher (80) fand bei einer 46jähr. Arbei-
terin mit stai'ker Mitralstenose im linken Yorhof einen
3.5 cm Durchmesser haltenden freien Eugelthrombus und
im linken Herzohr einen mit langem Stiel angehefteten,
in den Yorhof hineinragenden Polypen. Die Diagnose
war nicht gestellt worden, weil die von v. Ziemssen
als pathognostisoh angesehene circumscripte Gangrän an
den Füssen fehlte.
Krumbholz (81) beschreibt zwei einschlägige
Fälle aus der Leipziger Klinik. 1) Bei der Sektion einer
41jähr. Näherin mit Mitralinsufficienz und Stenose des
linken venösen Ostiimi fand sich im linken Yorhof ein-
freier Kugelthrombus von der Form und Grösse eines
Hühnereies ; an dem einen Pole war eine Stelle erkenn-
bar, an welcher er augenscheinlich in Zusammenhang
mit einem das linke Herzohr vollständig ausfüllenden,
festsitzenden Thrombus gestanden hatte. Der Thrombus
hatte lamellärenBau und trug einen endothelialen Ueber-
zug. Die Diagnose auf Kugelthrombus war bei der
Lebenden nicht gestellt worden , Infarkte und Gangrän
fehlten.
2) Als ^z unerwarteter Befund bei einem 54jähr.
Herrn, der die Erscheinungen chronischer Peritonitis mit
Ascites dargeboten hatte, hnd sich bei gesunden Klappen
im reehten Yorhof ein bimförmiger, mit bleistiftdiokem
Stiel an der Seitenwand angehefteter Polyp, der einer-
seits in das rechte venöse Ostium, andererseits in die
Yena cava superior hineinragte. In der Yenacava inferior
sass kurz hinter ihrem Durchtritt durch das Zwerchfell
ein flacher wandständiger Thrombus. Der Herzpolyp
hatte einen Endothelüberzug.
Curschmann (82) bespricht die Schwierig-
keiten, welche der Erkennung der EercgyphiUs
entgegenstehen. Ein recht unsicherer Anhalte-
punkt ist die Anamnese; bedeutungsvoll sind allein
gleichzeitige, sicher zu beurtheilende luetische
Yerftnderungen an anderen EOrpertheilen oder
deren charakteristische Beste; die Schlüsse, welche
wir aus der gtlnstigen Wirkung des Quecksilbers
und der Jodsalze ziehen, sind nicht ganz einwand-
frei, da diese Mittel auch bei nicht syphilitischen
Affektionen, namentlich bei Arteriosklerose des
Herzens mit grossem Erfolge in Anwendung ge-
zogen werden.
C. beschreibt als Beleg für seine Ausführungen
3 Fälle von Herzsyphiiis, von denen der eine ausgeprägte
syphilitische Lebercirrhose, die anderen beiden msche
Knochensyphilis darboten. Bei allen 3 Kranken war der
Erfolg der antisyphilitischen Kur ein vorzüglicher.
Dehio (83) bespricht das Gapitel der Herz^
sypkilis im Anschluss an die Arbeit von Hrafiek
(vgl. Jahrbb. CCXUY. p. 45) ziemlich ausführlich.
Er rftth, in allen zweifelhaften Fällen von Herz-
erkrankung das Jodkalium zu yersuchen, und wirft
die Frage auf, ob die günstige Wirkung der Jod-
salze bei angeblicher Goronarsklerose nicht manch-
mal darauf beruhe, dass es sich um eine nicht
erkannte Herzsyphilis handelta Bei sicherer Sy-
philis, seien es Gummata oder Bndarteriitis mit
Schwielenbildung, verordnet D. Jodkalium, Jod-
natrium und Schmierkur, die nach 5 Monaten
wiederholt wird.
Rolleston (84) fand bei einem durch Sturz ver-
unglückten 34jähr. Manne neben alten syphilitischen
Yeränderungen in den Hoden zahlreiche, etwa erbsen-
13
98
Boether, Physiologie und Pathologie des Cirkuktionsapparates.
grosse, noch harte, dnich Rnndzellenanhäufon^ gebildete
Knoten in der Wand des rechten Ventrikels, ja sogar in
den Papillarmnskebi ; die rechte Seite der Eammer-
scheidewand war dicht mit diesen Knötchen bedeckt, die
linke Seite ganz frei. Im üebrigen waren das Herz and
die Kranzarterien anscheinend ganz eesnnd.
Von den beiden von Ko ekel (85) genau unter-
suchten HerxsyphilisfäÜen bot der eine das gewöhnliche
Bild der Gummata und ausgedehnte Schwielenbildung,
während in dem anderen umschriebene Endarterütis das
einzige Zeichen der Syphilis war. Der 19jähr. Mann war
plötzlich gestorben; bei A<er Sektion fand sich eineWand-
yerdickung in der rechten Coronaria, ganz geringe End-
arterütis der linken Kranzarterie, der Aorta und derCaro-
tiden. Die Herzmuskulatur war nicht wesentlich yer-
' ändert, wahrscheinlich weil der Tod, der durch Embolie
der Carotis erfolgte, zu frühzeitig eingelreten war.
„ Oystisehe Degeneration des Herxens, der Müx, der
Leber tmd der Nieren'^ fand Meigs (86) bei der Sektion
eines 77jähr. Mannes. Diese Organe (4ie Niere war ge-
schrumpft) enthielten sehr zahlreiche kleinste bis % Zoll
grosse Cystchen, welche im Herzen eine sichere Orenz-
membran mit fernen besassen und die Muskelzell-
balken auseinandergedränct hatten. Der Inhalt der Hohl-
räume war fast klar, die Membran sehr ähnlich der von
M. früher besohriebenenCapillarmembran; M. glaubt da-
her^ dass die Hohlräume im Herzen sowohl, wie in den
übrigen Organen aus den Blutcapillaren hervorgegangen
seien.
Ein von y. Basoh (87) gehaltener Vortrag
Über die Gompeneation wiederholt die Anschau-
iingen, welche y. B. in seiner „Allgemeinen Phy-
siologie und Pathologie des Ereiskofs^' und im
„Diagnostischen Lexikon" auseinandergesetzt hat.
y. B. erblickt in der bei Herzfehlem in Folge länger
dauernder Druckerhöhung im Herzen eintretenden
Muskelzunahme keinen „compensatorischen" Vor-
gang, sondern will diese Zunahme lediglich als
„Accommodationshypertrophie^* bezeichnet wissen.
Er stützt sich hierbei auf Versuche an seinem
Ereislaufsmodell, aus denen heryorgeht, dass z. B.
bei Klappenfehlem die Hypertrophie des Ven-
trikels die schfidlichen Folgen des Fehlers nicht
zu yerringem, geschweige denn auszugleichen im
Stande ist; d[ie Hypertrophie könne nur yerhin-
dem, dass die Muskulatur der erhöhten Spannung
unterliegt, d. h. den Eammerinhalt nicht mehr
yöllig auswirft
Das Beispiel der Mitralinsufficienz diene zur
Erläuterung. Ist der Klappenfehler gering, so
wird er keine Erscheinungen machen, Stauung
und also auch Hypertrophie ¥mrd ausbleiben.
Ist der Fehler bedeutend, so tritt Stauung auf, die
Hypertrophie wird sich ausbilden, aber Beschwer-
den werden yorhanden sein, tkrt spricht man
yon „oompensirtem" Herzfehler, obwohl gar keine
Compensation nöthig, hier yon Compensation-
störung, obgleich die „oompensatorische" Hyper-
trophie eingetreten ist Auch bei Aorteninsuffi-
cienz (88) handelt es sich nicht um „oompensa-
torische", sondern nur um Accommodationshyper-
trophie. Die Regurgitation kann durch die Hyper-
trophie des linken Ventrikels nicht yerhindert oder
unschädlich gemacht werden ; hierzu dienen, wie
aus Versuchen yon Kornfeld in y. B.'s Labo-
ratorium heryorgeht, ganz andere Vorgänge, und
zwar 1) eine yerstärkte Contraktion („systolische
Accommodation^*) und 2) das Vermögen des Her-
zens, ohne Vermehmng der Wandspannung sich
zu erweitem, um so eine grössere Blutmenge ohne
Schaden aufzunehmen („diastolische Acoomoda-
tion'O- So lange das Herz diese beiden Fähig-
keiten besitzt, kann der Dmck im linken Ventrikel
nicht ansteigen, so lange ist die Aorteninsufficienz
kein eigentlicher Herzfehler. Die Hypertrophie
kann die „systolische Accommodation" begünstigen,
die diastolische dagegen muss sie in dem Maasse,
wie die Herzwand dicker wird, schädigen. Mit
dieser Vorstellung yereinbart sich die jedem Arzt
geläufige Erfahrung, dass die starken Hyper-
trophien ausnahmelos mit Dyspnoe einhergehen,
und dass nur die Fälle yon massiger Hypertrophie
es sind, in denen der Herzfehler laryirt erschänt
Hei 1 1er (89) hat im J. 1890 in der Wiener
klin. Wochenschrift („Die Perkussionsyerhältmaee
am normalen Herzen^') dargethan, dass die yon den
Autoren angenommene dreieckige Dämpfongsfigor
des Herzens nicht existirt, dass die Dämpfung des
Herzens keine oonstante Grösse darstellt, sondern
periodische Schwankungen zeigt, indem grosse
Dämpfungen mit kleinen abwechseln, femer, dass
die Dauer der grossen Dämpfung beim Herzen
mit normalem Tonus eine kurze, beim Herzen mit
yermindertem Tonus eine längere ist, dass mithin
aus der Dauer der grossen Dämpfung auf den
Tonus des Herzmuskels ein Schluss gezogen we^
den kann. Beim normalen Herz dauert die grosse
Dämpfung 2 — 5 Sekunden, bei pathologischen Ve^
hältnissen (Herzfehler, Pneumonie, Typhus u. s. w.)
6 — 12 Sekunden, so dass die Dauer der kleinen
Dämpfung nur eine sehr kurze ist
Untersuchungen an jungen Männern haben nun
ergeben, dass während der fordrten Athmung der
Tonus des Herzmuskels abnimmt Die Herzdäm-
pfung nimmt an umfang wesentlich zu ; die grosse
Dämpfung dauert längere Zeit als unter normalen
Verhältnissen und tritt in unregelmässiger Weise
auf. Erst 8 — 10 Minuten nach Aufhören der yer-
stärkten Athmung kehren die normalen Verhält-
nisse zurück.
Schütze (90) macht darauf aufmerksam, dass
bei manchen Personen der Puls durch thermische
Einwirkungen auf die Herzgegend in einer der
Norm gerade entgegengesetzten Weise beeinflusst
wird. Bekanntlich werden unter gewöhnlichen
Verhältnissen durch Kälte der Puls yerlangsamt,
der Blutdruck erhöht, die peripherischen (befasse
yerengert, während Wärme die umgekehrten Er-
scheinungen heryorbringt Seh. fand nun bei
6 neurasthenisch yeranlagten Kranken, bei denen
Störungen der Vasomotoren besonders ausgeprägt
waren, unter dem Einflüsse yon Kälte und Wärme
eine „oonträre Pulscurye^^ Da derartige Abwei-
chungen yom normalen Verhalten auch eine Aen-
derung des gewöhnlichen Heilverfahrens bedingen,
Boether, Physiologie und Pathologie des Cirkulationsapparates.
99
80 kommt nach Seh. der Pulsschreibung bei der
Behandlung von Neurosen im Girkulationsystem
neben der theoretischen auch eine ungemein prak-
tische Bedeutung zu.
Jaquet (91) rftth, die Diagnostik der Kreis"
kmfsiämngen in allen Fällen dadurch zu vervoll-
st&ndigen, dass man die Leistungsfähigkeit des
Herzens durch Eörperanstrengungen prüft. Am
besten eignet sich hierzu das Treppensteigen, weil
dabei die mechanische Leistung in Zahlen leicht
auszudrücken ist; zur bequemeren Beobachtung
hat J. einen ,,Ergostaten" gebaut, welcher das
Treppensteigen an Ort und Stelle auszuführen ge-
stattet. Die Veränderung der Herzthätigkeit drückt
sich hauptsächlich in der Pulsfrequenz aus, die
z. B. bei Gonvalesoenten bald ansteigt, ausserdem
werden Herzdämpfung und HerztOne überwacht
und Pulscurven angefertigt Das Verfahren dürfte
in solchen Fällen besonders nutzbringend sein, wo
zwischen nervüsem Herzklopfen und wirklichem
Herzleiden unterschieden werden muss; femer
lassen sich Zustände von geringer Widerstands-
fähigkeit des Herzens erkennen, worQber der Kranke
entsprechend zu belehren ist, und endlich wird
man damit bestimmen können, ob und bis zu wel-
chem Grade ein bestimmter Kranker für eine
„Terrainkur'* geeignet erscheint
Aus dem klinischen Vortrag von Wilson (92),
über dM Erweiterung der rechten Herzkammer, heben
wir nur hervor, dass diese bei Erwachsenen haupt-
sächlich eine Verbreiterung der relativen Herz-
dämpfnng nach rechts, bei jugendlichen Personen
eine vorwiegende, manchmal ausschliessliche, Ver-
breiterung nach oben links im 3., 2., ja sogar im
1. Bippenzwischenraum bedingen solL Worauf
dieser Unterschied beruht, wird nicht erklärt
Der bei Erweiterung des rechten Herzens manch-
mal auftretende Oalopprhythmus kommt nach W.
folgendermaassen zu Stande : Wenn der erweiterte
Ventrikel sich nicht vollständig entleert, so bleiben
die Elappensegel von der Kammerwand entfernt;
tritt jetzt die Diastole ein, so trifft das einströmende
Blut zuerst diese Segel, wodurch je nach umstän-
den ein Geräusch oder ein Ton entsteht, welcher
dem systolischen Ton vorhergeht
Barie (93) erklärt den Oalopprhythmus in
Anlehnung an die Ansicht von Potain etwas
anders: Der dem systolischen Ton vorhergehende
abnorme Ton entstehe dadurch, dass die Ventrikel-
wand durch den vom Vorhof in die Kammer ge-
worfenen Blutstrom plötzlich in Spannung versetzt
werde; in der Regel entspreche ja auch diesem
Ton ein bemerkbarer Herzstoss, der dem eigent-
lichen Spitzenstoss voraufgeht Die Bedingungen
zum Zustandekommen des Tones sind dann ge-
geben, wenn, wie z. B. bei Schrumpfniere, erhöhter
arterieller Druck und verminderter venöser Druck
mit erhaltener Gontraktilität der Herzkammer zu-
BunmentrefiFen. Es füllt sich dann wegen des ver-
xmnderten Venendruckes der Ventrikel in der
Diastole nur unvollkommen, so dass die nun ein-
tretende Vorhofcontraktion eine grosse Blutmenge
in die Kammer fördert Daraus würde sich er-
klären, dass bei gleichzeitiger Arrhythmie der ab-
norme Ton nach einer längeren Diastole ausbleibt,
weil die Kammer in der Pause Zeit gehabt hat,
sich annähernd vollständig zu füllen.
Lemoine (94) bespricht die neueren franzö-
sischen Arbeiten über Embryokar die ^ die von
Huchard, Grasset, Lizot und Merklen
herrühren, in einem zusammenfassenden Aufsatz,
aus welchem Folgendes Erwähnung finden soll :
Man unterscheidet zweierlei Arten des fötalen
Rhythmus: 1) die vollständige oder wahre Embryo-
kardie (Embr. tachycardique ou complSte nach
Huchard) und 2) die von Grasset sogenannte
Embr. dissoci6e, die nicht mit Beschleunigung der
Herzthätigkeit einhergeht Die Entstehung der
Embryokardie ist noch nicht völlig klargelegt, aber
sicher ist ihre Bedeutung als Zeichen der Herz-
schwäche. Nach G r a s s e t entsteht die Verlänge-
rung der ersten Herzpause, welche den eigenthüm-
lichen Bhythmus bedingt, durch verminderte Arte-
rienspannung, wodurch der Bückschlag gegen die
arteriellen Klappen verzögert wird. Die Ver-
mehrung der Herzpulse deutet auf gleichzeitige
Schwächung des Herzmuskels und fehlt, wo dieser
noch einigermaassen leistungsfähig ist Nach L.
ist beim Zustandekommen des fötalen Rhythmus
immer eine Art Giftwirkung betheiligt, seien es
toxische Einflüsse bei einer Infektionskrankheit
oder Aufnahme von Giftstoffen aus dem Darm-
kanal, wie in einem Fall von Magenerweiterung
bei Grasset
In einem £!9t^a^ zur Lehre von der Pukarrhrfth'
mie kommt Funke (95) auf Grund von Versuchen
an Kaninchen, bei denen er gleichzeitig Volum-
curven des Herzens und Carotispulse aufschrieb
und nun durch Erstickung unregelmässige Herz- ,
bewegungen erzeugte, sowie an der Hand von
Krankenbeobachtungen, bei denen die Pulscurve
durch die Aufzeichnung des Herzspitzenstosses er-
gänzt wurde, zu einer Bestätigung der bisher allein
aus Pulsaufzeichnungen gewonnenen Anschauung,
wonach sich die Unregelmässigkeiten aus kräftigen,
abortiven und vorzeitig eintretenden Herzschlägen
zusammensetzen. Wie die verschiedenen Puls-
curven zu Stande kommen, lasse sich nicht immer
mit Sicherheit feststellen, wie auch die als Pulsus
bi-, tri- und quadrigeminus sich darstellenden
Pulsbilder die Herzarbeit nur imgenau wieder-
geben, indem mannichfache Vorgänge am Herzen
ähnliche, nur unwesentlich verschiedene Pulsbilder
liefern können. Zwischen Pulsus bigeminus und
Pulsus altemans bestehe kein principieller unter-
schied, weshalb es sich empfehle, jede Vereinigung
zweier Pulse zu einem Pulsbilde ohne Bücksicht
auf die Vorzeitigkeit des zweiten als Pulsus bige-
minus zu bezeichnen.
Auf einige wichtige Punkte hei der Ausculiation
100
So et her, Physiologie und Pathologie des Cirkulationsapparates.
von Berzgeräuschen machen Binger und Phear
(96) aufmerksam. Der erste betrifft die Terände-
rung der Oer&usche durch Druck : Uebt man mit
dem Stethoskop einen Druck auf die Brustwand,
80 nimmt das Herzgeräusch einen höheren Ton-
charakter an ; gleichzeitig wird es leiser, um bei
stärkerem Druck vielleicht ganz zu verschwinden.
Bei Kindern ist hierzu oft nur ein sehr geringer
Druck hinreichend, bei fetten Personen ein gerin-
gerer, als bei mageren. Das Höherwerden des
Geräusches, welches bei wirklich musikcdischen
Geräuschen übrigens ausbleibt, ist wohl so zu er^
klären, dass ein Theil der das Oeräusch bildenden
Schwingungen an der Fortleitung verhindert wird
und nur die höher gestimmten Schwingungen übrig
bleiben ; jedenfalls handelt es sich nicht um eine
Aenderung des Oeräusches selbst oder seiner Ent-
Btehungsursache, denn der Druck wirkt in derselben
Weise, wenn er entfernt von der Stelle der lautesten
Hörbarkeit ausgeübt wird. Yon Wichtigkeit ist
die Bekanntschaft mit dieser Thatsache bei der
Feststellung mehrfacher Herzgeräusche, weil man
sonst verleitet werden könnte, statt eines gleich-
massig verbreiteten Oeräusches unter umständen
deren mehrere anzunehmen. B. und Ph. rathen
daher, das gewöhnliche Stethoskop durch das
binaurale zu ergänzen. Der zweite Punkt betrifft
die Stelle der lautesten Hörbarkeit von Herz-
geräuschen : sie verschiebt sich besonders bei Lage-
rung auf die linke Seite um ein Beträchtliches,
am meisten, wenn es sich um basale Geräusche
handelt
E wart (97) wendet sich gegen eine Behaup-
tung von Ringer und Phear, wonach die Aus-
(^uUaiion des xweUm Eerxiones jeglicher Bedeutung
entbehra Nach K kann man den zweiten Pul-
monal- von dem zweiten Aortenton ganz gut unter-
scheiden, da jener nur an einer ganz umschriebe-
nen Stelle der Brustwand, am Stemalende des
2. linken Rippenzwischenraumes, gehört wird,
während der Aortenton in grosser Ausdehnung,
auch an der Herzspitze, zur Wahrnehmung gelangt
K zeigt an mehreren Abbildungen von Gefrier-
schnitten, dass die Pulmonalklappen in Folge ihrer
ganz oberflächlichen Lage ihre Erschütterungen
dem Herzen kaum mittheilen können, wogegen die
Aortenklappen der Scheidewand dicht anliegen
und daher diese und das ganze Herz in Erschütte-
rung versetzen müssen.
Heitier (99) stimmt mit Ewart darin über-
ein, dass er wie dieser dem zweiten Pulmonalton nur
ein sehr kleines Verbreitungsgebiet zuerkennt, steht
aber in Bezug auf die Lokalisation desselben auf
einem, von der hergebrachten Anschauung völlig
abweichenden Standpunkt. Nach H. ist der im
linken zweiten Rippenzwischenraum hörbare 2. Ton
der Aortenton, wie die üebereinstimmung im Elang-
charakter beweise, erst weiter nach aussen und im
3. Intercostalraum erscheine der von dem hohen,
hellen, fast musikalischen Aortenton durch seinen
dumpfen'Kiajig unterschiedene zweite Pulmonalton,
der bei Verstärkung des Aortentones oft fast ganz
unhörbar werde.
Griff ith(lOO) bezeichnet als müte-systoHseke
und späi-systolische Geräusche diejenigen während
der Systole des Ventrikels eintretenden Herz-
geräusche, welche nicht unmittelbar nach dem
ersten Ton hörbar werden, sondern von diesem
noch durch eine kleinere oder grössere Pause ge-
trennt sind ; das mitte-systolische nimmt, wie der
Name besagt, die Mitte zwischen den beiden Tönen
ein, das spät-systolische geht dem diastolischen
unmittelbar vorher^ auch kann sich das mitte-
systoUsche bis fast zum diastolischen Ton ver-
längern, was Gr. als „Combination^^ des mitte-
systolischen und des spät-systolischen Geräusches
bezeichnet In den 3 mitgetheilten Fällen dürfte
es sich wohl um echte Mitralinsufficienzen gehan-
delt haben. Gr. erklärt die Erscheinung so, dass
das Geräusch wohl während der ganzen Systole
vorhanden sei, aber aus irgend welchen Gründen
nur während eines Theiles derselben zur Brustwand
fortgeleitet würde.
Bernheim (101) macht darauf aufmerksam,
dass das diastolische Oeräusch bei Aorteninsuffieienz
manchmal schon vor dem zweiten Ton beginnt,
also prädiastolisch ist Da diese Thatsache nicht
so bekannt ist, wie das Vorkommen von prä-
systolischen Geräuschen, so könne im gegebenen
Fall bei ungenauer Untersuchung eine Verwechse-
lung mit dem präsystolischen (Geräusch unterlaufen.
Die Entstehung des prädiastolischen Geräusches
ist einfach zu erklären; das Blut strömt eben schon
zurück, ehe die starren Klappen zum Schluss ge-
bracht sind. Auch systolische Geräusche an der
Aorta können schon vor dem ersten Ton, also an-
scheinend präsystolisch auftreten. Sie seien aber
in Wirklichkeit systolisch^ da ja der erste Ton nicht
den Beginn, sondern das Ende der Systole anzeige
[? Ä/.].
Das systolische Oeräusch bei Müralinsuffidenx
ist bekanntlich nicht ganz selten am lautesten an
der Herzbasis, entsprechend dem 2. linken Rippen-
zwischenraum, und diese Lokalisation wird seit
Naunyn auf die Lage des erweiterten linken
Herzohrs bezogen. Curschmann (102) glaubt
sich auf Grund seiner Erfahrungen zu der An-
nahme berechtigt, dass die Erscheinung viel häu-
figer ist, als gemeinhin angenommen wird, dass sie
vomelunlich bei frisch entstandenen Mitralinsuffi-
cienzen vorkommt und in der grösseren Zahl der
Fälle früher oder später dem „normalen Verhalten",
der deutlichen oder ausschliesslichen Hörbarkeit
an der Herzspitze Platz macht Der Grund hierfOr
liegt darin, dass beiMitralinsufücienz zunächst der
linke Vorhof, späterhin auch das rechte Herz sich
erweitert, wodurch das ganze linke Herz bis auf
das nach vorn gerichtete linke Herzohr von der
Brustwand abgedrängt wird. Mit der Ausbildung
der Hypertrophie des linken Herzens nähert sich
Boether, Physiologie und Pathologie des Cirkulationsapparates.
101
dieseB wieder der Brustwand und das Qerftusch
wird nun auch an der Spitze wieder stärker.
A ah an oh (103) stellte im Wiener med. Glnb ein
2(Pir., etwas anfimisohes Mädohen mit einem ^eigren-
ikämUehm ÄusettUeUionsphänomen'^ vor. Neben einem
kichteii blasenden systolischen Oerfinsoh hörte man an
der Spitze nnd etwas oberhalb davon zwischen dem
1. und dem 2. Ton eine Reihe von eigenthümUoh knacken-
den Schall-ErscheinnDgen von b^nderer Klangfarbe,
welche weder auf pericardiale, noch auf pneumooardiale
Entstahnng znrüdcznfahren waren. IHe Geräusche
müssen demnach in den Herzhöhlen entstanden sein,
doch konnte A. keine nähere £rkläning dafür finden.
Um einen Klappenfehler konnte es sich nicht handeln ;
auch bei heftiger Körperbewegung veränderte sich die
Erschemimg nicht
Hnchard (104) berichtet aber 3 Fälle, in denen
abnorm verlaufende Chordae tendineae klinisch diagnosti-
drt worden. Begelmässig war ein mit der Systole auf-
tretendes, eigenthümüches, mnsikalisches Geräusch, wie
es doroh eine gespannte Saite erzeugt wird, sowie ein
charakteristisches Schwirren der Brustwand wahrzu-
nehmen, das von dem Katzenschwirren bei Mitralstenose
srondversohieden war. Wie 2 weitere Fälle mit Sektion
nhien, machen die aberrirenden Sehnenläden keine Ibr-
scheinungen, wenn sie kürzer als 4 cm sind und näher
in der Herzspitze Hegen, wo sie von dem Blutstrom
nicht in Schwingungen versetzt werden können^
Ein aecidenieUea Herxgeräuschj das manchmal
bei jungen kräftigen Leuten hörbar ist, wird von
Moritz (105) besprochen. An der Auscultation-
stelle der Arteria pulmonalis hört man zuweilen
ein systolisches Geräusch, das imEzspirium lauter
ist und gewöhnlich auf Compression der Lungen-
artorie durch Druck mediastinaler Drüsentumoren
0. 8. w. zurückgeführt wird. M. hat die Erschei-
niug bei 2 jungen, ganz gesunden Männern über-
einstimmend beobachtet, bei denen das Geräusch
im Inspirium ganz verschwand, bei angestrengter
Ausathmung dagegen sehr laut war. Nach seiner
Ansidit sind folgende Bedingungen zum Zustqjüde-
kommen dieser Erscheinung nöthig: „Ziemlich
flach gebauter, sehr elastischer Thorax, dünne
federnde Bippen, sehr expansible Lungen, die
beim Exspirinm sich vom Herzen zurückziehen,
wodurch letzteres linkerseits in grosser Ausdeh-
aong dem Thorax anliegt; grosses, erregbares
Herz; starke Thoraxmuskulatur. Wenn diese
Bedingungen gegeben sind, wird beim Exspirium
die Arteria pulmonalis durch die Brustwand com-
primirt und das Geräusch entsteht, ohne dass
etwas Krankhaftes im Spiele isf Dass Tumoren,
snoh Lungeninfiltrate, dieselbe Erscheinung bewir-
ken können, soll dadurch nicht geleugnet werden.
Diaetolisehe aeeidenteüe HBrxgeräusche an der
Spitze £uid Sahli (106) bei 2 Frauen mit pemiciöser
Animie, ohne dass bei der Sektion eine Ursache dafür
stt^fünden wurde. RelatiyeKlappemnsufficienz bestand
^fludifBlls nicht S. nimmt an, dass die Oerttusohe durch
ia starke Yerwässernng des Blutes bedingt waren, da
sie gegen Ende der Krankheit am lautesten wurden. Aus
^m Orunde ist es auch nicht angängig, sie auf eine
giösBere Strömungsgeschwindigkeit zurückzufahren. Mit
dem daneben Torhandenen Nonnensausen hatte das dia-
stolische Oer&usch jedenfalls nichts zu schaffen.
Eine klinische Studie über die sogenannte
IwilUmeUe MUralstenow findet sich in einer durch
die Qenfer medicinisohe Fakultät preisgekrönten
Arbeit von Audeoud und Jacot-Desoombes
(107). Es handelt sich bei diesem Erankheitsbilde
darum, dass besonders bei nervösen, reizbaren Per-
sonen, die gewöhnlich das Bild der Chloroanämie
bieten, in Folge gemüthlicher oder nervöser üeber-
reizung auskultatorische Erscheinungen am Her-
zen eintreten, die eine organische Stenose des lin«
ken Ostium venosum vortäuschen können: prSr
systolisches, manchmal diastolisches Geräusch,
Verdoppelung des zweiten Tones, präsystolisches
Schwirren, und das Alles bei Personen, die keine
Ursache zur Erwerbung von Endokarditis gehabt
haben. Die Erscheinungen, welche gewöhnlich
mit Herzangst einhergehen, sind sehr wechselnd;
bei geeigneter Behandlung (Ruhe des Körpers und
des Geistes) sieht man die Störungen ganz ver-
Bdiwinden. Dauern die Ursachen jedoch an, so
kommt es zu den Folgeerscheinungen, wie sie der
organischen Mitralstenose eigen sind.
Als Ursache des Leidens nehmen A. u. J.-D.
Erampfzustände des Herzmuskels an, durch weldie
entweder der Elappenring verengert werde oder,
durch Zusamm^iziehungen der PapiUarmuskeln,
die Mitralsegel in eine Stellung gerathen, in der
sie das Ostium theilweise verlegen.
In den 12 einschlägigen Krankengeschichten ist be-
sonders der Wechsel der auskultatorischen Erscheinun-
gen ausgesprochen. Bei beiden Kranken, die an ander-
weitigen Leiden starben, fand sich mehr oder weniger
beträchtliche chronische Nephritis.
Nach Handford (108) kann die bei Anämie,
wenn auch selten, voAommeaderelaiivelnsuffimen»
der Mitralklappe trotz aller Behandlung bestehen
bleiben und einen nicht mehr rückgängig zu machen-
den Herzfehler bilden. In dem als Beispiel an-
geführten Falle soll Rheumatismus oder eine son-
stige Veranhissung zu Endokarditis nicht vorhanden
gewesen sein.
In dem Aufsatze von Dombrowski (109)
wird ausgeführt, dass die sogenannte relative Inmf-
fidenx der Müralkkqfpe nicht durch Erweiterung
desElappenostium entsteht; dieses wird von einem
derben, wenig dehnbaren sehnigen Ringe gebildet
und die Segel sind gross genug, um eine etwaige
Erweiterung des Ringes auszugleichen; vielmehr
kommt die SohlusaunfShigkeit dadurch zu Stande,
dass bei Erweiterung des Ventrikels die Schlies-
sungsränder der Klappen so weit von einander
entfernt werden, bis sie sich schliesslich nicht
m^bi berühren können. Die sogen, relative In-
sufficienz wird deshalb besser als funkHaneUe be-
zeichnet
Im Gegensätze dazu giebt es eine wirkliche
relative Inaufficienz der gesunden Aortenklappen bei
sklerotischer Erweit^nmg der Aorta. Diese rela-
tive Äortenmeuffidenx ist immer ein sehr bedenk-
liches Zeichen, da der erweiterte Ring sich nicht
zurückbilden hinn, während die /unktioneUeMitral''
insufficienz mit Besserung der Herzkraft ver-
schwindet.
102
Boether, Physiologie und Pathologie des Girkulationsapparates.
NannensaUsm in der Vena cava abdominalis
fand Yerstraeten (110) nicht selten bei anämi-
schen Personen, oft mit, oft ohne das entsprechende
Oer&usch am Halse. Das Sausen war im Epi-
gastrium, knapp unter dem Leberrande, Vt — ^ ^^
rechts von der Mittellinie hörbar und wurde durch
Druck auf die Vena cava unterhalb dieser Stelle
zum Verschwinden gebracht Das Geräusch zeigte
eine mit der Diastole des Vorhofs zusammenfallende
Verstärkung und eine eben solche unmittelbar nach
der Inspiration ; eine gewisse Steigerung der Herz-
thätigkeit scheint die Entstehung des Sausens, das
gewiss nicht selten vorkommt, zu begünstigen.
Crook (111) hat 1500 Personen auf das Vor-
handensein von Qefftssgeräuschen untersucht und
bei 51 von ihnen solche Oeräusche gefunden, und
zwar waren es in 42 EWen Venen-, in 26 Fällen
Arteriengeräusche. Die Mehrzahl entfällt auf An-
ämiaehe, von denen 90^ /q Oefässgeräusche auf-
wiesen, danach kommen die ja oft mit Anämie be-
hafteten Schwindsüchtigen. Aus diesen Zahlen
geht die grosse Bedeutung der Oe^lssgeräusche
für die Diagnose anämischer Zustände hervor.
Bichardson (112) fand bei seinen Ghloro-
tischen (d. i. solchen Kranken, bei denen er weniger
als 50% des normalen Hämoglobingehaltes mittels
des Ootcers'Bclien Hämoglobinometers feststellte)
nur in der Hälfte der Fälle Venengeräusche. Er
führt dies darauf zurück, dass bei seiner Art, zu
untersuchen (binaurales Stethoskop mit schmalem
Trichter), Druck auf die Venen möglichst ver-
mieden wurde. In 33*/o der Fälle war das Nonnen-
sausen nur rechts, in 6% nur links und in 11%
beiderseits zu hOren. Mit der Vermehrung des
Hämoglobingehaltes ging regelmässig das Ver-
schwinden der Venengeräusche einher. Das systo-
lische Herzgeräusch war viel hartnäckiger und be-
stand oft noch weiter, wenn die übrigen Erschei-
nungen der Chlorose völlig gehoben waren.
Mannaberg (113) stellte in 12 Fällen von
Perityphlitis llmal mehr oder weniger beträcht-
liche, aber stets ausgesprochene Verstärkung des
2. Pulmonaltones fest, welche auch während der
Genesung noch vorhanden war. Auftreibung des
Leibes bestand nicht, so dass es sich also nicht
um Behinderung des Lungenkreislaufes in Folge
von Zwerohfellhochstand handeln kann. M. ver-
zichtet daher zunächst auf eine Erklärung der Er-
scheinung.
Campbell (115) macht auf mehrere oft ver-
nachlässigte HiUfsmiUel bei der Behandlung von
Herzkranken aufmerksam. Da der Mitralfehler sich
hauptsächlich durch Stauung im Lungenkreislauf
und rückwärts davon im rechten Herzen und im
Eörpervenensystem geltend macht, so ist erstens
möglichste Förderung des Blutumlaufes in den
Lungen durch geregelte tiefe Athmung erforderlich.
Dazu dienen ausser methodischem Athmen Singen
und Sprechen. Hinderlich ist Fettleibigkeit, die zu
verringern, und enges Einschnüren, das zu ver-
bieten ist Auch Erkältungen, die zu Lungen-
erkrankung führen können, sind nach Möglichkeit
zu meiden. Zweitens dient zur Förderung des
Venenstroms geeignete Körperbewegung. Jede An-
strengung ist natürlich zu meiden, aber wo selbst
massige Bewegung nicht angängig, sind Massage
und Elektricität oft von grossem Nutzen.
Pospischil (116) schildert die Erfolge, die
man mit der hydriaiischen und meokanisdien Be-
handlung selbst in verzweifelten Fällen erzielen
könne, auf Grund eines Falles von Mitralinsufüdenz
mit starker Störung der Compensation, in dem alle
arzneilichen Mittel versagten. Durch Eälteeinwii-
kung auf das Herz, durch Heilgymnastik, Massage
und Wasseranwendung wurde bei Milchdiät die
relative Schlussunf&higkeit der Tricuspidalis be-
seitigt ; die Oedeme schwanden später unter An-
wendung von Calomel.
Thorne (117) und Wethered (118) be-
richten auf Grund eigenm* Beobachtungen über das
Verfahren der Schott 'sehen Bade- und gymnasti-
schen Behandlung von Herzleidenden und über die
Erfolge, die damit in Nauheim erzielt werden.
B a 1 f 0 u r (1 1 9) räth auch bei ^or^tn«u/)iS0t8ii«
die Digitalis ungescheut anzuwenden. Man nimmt
gewöhnlich an, dass bei der durch Digitalis ver-
langsamten Herzaktion mehr Blut in den Ventrikel
zurückströmen werde. B. sucht auf Grund physi-
kalischer Gesetze nachzuweisen, dass diese An-
schauung irrig sei ; wenn das Herz seine diasto-
lische Stellung angenommen hat, so werde dem
zurückströmenden Blute durch den Blutstrom aus
dem linken Vorhof das Gegengewicht gehalten, da
die Oeffnung der Mitralis weiter ist als die Lücke
in der Aortenklappe, und der hydrostatische
Druck im Veriiältniss zur Oberfläche der Flüssig-
keitsaule steht Wenn daher bei Aorteninsuf&cienz
Herzschwäche eintrete, so soUe man getrost zur
Digitalis greifen; freilich brauche man hier zur
Wirkung oft die Sfache Gabe wie bei Mitralfehlern;
plötzliche Todesfälle seien bei Aorteninsufficienz
allerdings häufig, aber nie dem Gebrauch der Digi-
talis zur Last zu l^gen.
Aus dem Aufsatz von Robinson (120) über
die Behandlung von organisehen Herxkrankkeikn
heben wir nur hervor, dass R die gefitesverengemde
Wirkung der Digitalis, welche deren harntreibende
Wirkung beeinträchtigt, durch gleichzeitige Dar-
reichung von Nitroglycerin aufzuheben empfiehlt
In der aus der Klinik von Openchowsky
in Charkow stammenden Arbeit von Ehrlich
(121) wird eine eigenthümliche Theorie der DigitaUs'
Wirkung aufgestellt E. sagt: Wenn unter Digitalis
die Verlangsamung und Verstärkung der einzelnen
Zusammenziehungen sich in beiden Herzhälften in
gleichem Grade geltend machen würde, so müsste
die Füllung des grossen und des kleinen Kreis-
laufes dieselbe bleiben, denn so viel der linke Ven-
trikel aus dem kleinen Kreislauf auspumpt, soviel
Löbisoh, Die neueren Arzneimittel — üghettjL, Das Fieber.
jl03
wirft das reohte Herz wieder hinein, um die ge-
wfinschte Entlastung des Lungenkreislaufes zu er-
xielen, muss unter Digitalis eine „funktionelle
Dissociation des Herzens^' eintreten, d. h. der linke
Ye&trikel muss gesteigert arbeiten, während der
reohte gehemmt wird. E. will nach therapeutischen
Digitalisgaben beobachtet haben, dass auf eine
starke Contraktion der linken Kammer ungefähr
zwei schwache der rechten kommen; dabei fällt
der Druck in der Pulmonalis und steigt in der
Garoüs. Diese erwünschte Thätigkeit beider Herzen
tritt aber nur bei gesunden Kranzarterien ein; sind
diese, besonders die rechte, erkrankt, so arbeiten
beide Ventrikel gleichmässig, und die Athemnoth
wird lebensgefährlich. E. räth daher zur Vorsicht
im Digitalisgebrauch bei Verdacht auf Sklerose der
Kianzarterien.
[Der Fall, den E. als Beispiel anfahrt, ist ein Vitium
compUcatnm : Insufficienz and Stenose der Mitralis- und
der Aortenklappe. Der Kranke erfahr anter Digitalis
vorübergehende Besserung, starb aber dann. Als Stütze
fiir die aosgefohrte Theone dürfte der Fall kaum za ver-
wenden sein. Ref.]
Germain S6e (122) emp^eidt zur Behand-
lung von eardialem Hydrops an Stelle des durch
seinen Qehalt an kaustischem Natron oft schlecht
vertragenen sogen. Diuretin das reine Theobromin
in Pulvern oder Pastillen zu geben. Er gab ge-
wöhnlich am 1. Tage 2, am 2. Tage 3, am 3. Tage
4, am 4. Tage 5 g, machte dann 2 Tage Pause, um
dann, wenn noch nOthig, die Medikation ebenso zu
wiederholen. Die diureüsche Wirkung war in allen
Fällen eine prompte, die Abnahme des Hydrops
rasch und vollständig, üeble Nebenerscheinungen
wurden nicht beobachtet (Schiaas folgt.)
C. BficheranzeiffeiL
1. Die neueren Aimeimittel in ihrer An-
wendung und Wirkung; dargestellt von
Prof. W. F. Löbisch. 4. Aufl. Wien u.
Leipzig 1896. ürban u. Schwarzenberg. 8.
YHIu. 416S. (8Mk.)
Von der 3. Auflage dieses Buches wurden nur
einige wenige Artikel (Paraldehyd, Urethan, Amy-
lenhydrat, Amylnitrit, Nitroglycerin, Trichlor-
phenol, sulphocarbols. Zink, Phenacetin, /7-Naph-
tol, Saccharin, Said, /?-NaphthylsalicylBäureäther,
Chrysarobin und Antipyrin) mit in die neue, 4. Auf-
lage herübergenommen. Diese umfasst jetzt im Gan-
zen 116 Artikd. Es ist somit fast ein vollständig
neaes Buch ; die Disposition des abzuhandelnden
Stoffes der einzelnen Arzneikörper ist so getroffen,
dass zuerst die chemische Constitution, Darstel-
lung, Eigenschaften und Reaktionen in einer fQr
den Medidner möglichst verständlichen Weise be-
sdirieben werden; es folgt dann das über die
physiologische Wirkung Bekannte, hierauf werden
die klinischen Indikationen und Wirkungen nebst
den etwaigen Nebenwirkungen imd ihre Behand-
lung besprochen. Den Schluss macht dieDosirung
nebst dnem soigfältig zusammengestellten Yer-
zeidmisB über die medicinische Literatur der ein-
2dnen Arzneimittd.
Wie die früheren Auflagen, zeichnet sich auch
dieae vierte vor den meisten anderen derartigen
Besrbdtongen und Zusammenstellungen dadurch
aus, dass sie durch das wirldiehe Sachverständniss
^ Leser in derThat mehr bietet, als die anderen
Concnrrenzprodukte. Es liegt zwar in der Natur
des bebanddten Stoffes, dass dn derartiges Buch
w^gen des baldigen ausser Gebrauch Gerathens
Tieler von der chemischen Technik dngeführten
Arzneisubstanzen in den betaieffenden Abschnitten
entwerthetwird; jedenfalls muss man aber hervor-
heben, dass für Denjenigen, der sich über diese so
wandelbare Materie unterrichten will, das L.'sche
Buch die allerzweokmäsdgsten Informationen giebt
und an erster Stelle empfohlen zu werden verdient.
H. Dreser (Bonn).
2. Das Fieber. Kurxgefaeete Darsteüung unserer
gegenwärtigen Kenntnisse über den Fieber'
process; von Prof. G. B. üghettL Aus deni
Italienischen übersetzt von Dr. R Teuscher.
Jena 1895. Gustav Fischer. 8. IVu.232S.
mit 32 AbbUdungen im Text (4 Mk. 50 Pf.)
Das Buch enthält mehr, als man dem Titel
nach erwarten möchte. U., ordentL Professor der
allgemeinen Pathologie in Catania, ist in seinem
Gebiete gründlich bewandert und stdlt das Wich-
tigste von alle Dem, was wir über die thierlsche
Wärme überhaupt, über Ursachen, Wesen, Erken-
nung und Bestimmung, Erscheinungen, Folgen,
Typen, Behandlung des Fiebers wissen oder zu
wissen glauben, geschickt zusammen. Dabei greift
er wdt in die Geschichte der Medicin zurück und
es ist spasshaft zu lesen, wie die Anschauungen
über Wesen und Bedeutung des Fiebers gewech-
sdt haben, wie der Eine genau das Gegentheil
behauptete von dem, was der Andere für richtig
hielt und wie in gewissen Zeiträumen immer wie-
der alte, anscheinend längst abgethane Andchten
zur Herrschaft gekommen sind. ü. sdbst neigt,
nachdem er die verschiedenen Fiebertheorien durch-
gesprochen hat, am meisten zu folgender Anschau-
ung: „Die durch das Blut fortgeführte pyrogene
Ursache, oder das durch die pyrogene Ursache
104 Brfigelmann, üeber Äsfhma. — Biesalski, Die Entstehungswelfle der PeritonitiSt
zuodiflcirte Blut übt seine Wirkung direkt auf
die Nervenoentra aus, welche die Thermogenesis
beherrschen ; diese so gereizten Mittelpunkte ver-
anlassen eine so übermässige Wftrmeproduktion,
dass die gewöhnlichen Zerstreuungsmittel, auch
wenn sie kräftiger funktioniren , nicht genügen,
um das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten und
die Temperatur des Organismus strebt, sich in's
Ungewisse zu erhohen. Aber wenn sie auf eine
gewisse HOhe gekommen ist, ist die Temperatur
selbst im Stande, den feinen Bau und die Funktion
jener thermogenen Centra zu verändern, so dass
sie, obgleich sie noch immer durch die pyrogene
Ursache gereizt werden, nicht mehr im Stande
sind, dem Beize zu gehorchen, welcher sie wie
vorher zur Wärmeproduktion antreibt."
In der Frage, ist das Fieber nützlich oder
schädlich?, kommt T. zu keiner bestimmten Ant-
wort, bei der Behandlung warnt er (unserer Em-
pfindung nach nicht kräftig genug) vor der über-
eifrigen Bekämpfung jeder Temperaturerhöhung.
Dippe.
3. Ueber Astlima. S$in Wesen und seine Be-
handlung; vonDr. W.Brügelmann, Direk-
tor des InselbadeB b. Paderborn. 3. vermehrte
Auflage. Wiesbaden 1895. J. F. Bergmann.
Gr. 8. XV u. 129 S. (2 Mk. 80 Pf.)
Wir haben die 1. Auflage dieses Buches seiner
Zeit angezeigt (Jahrbb. CCXXII. p. 95) und konn-
ten uns mit einem Hinweis darauf begnügen, da
die neue Auflage nur Erweiterungen und Vervoll-
ständigungen, aber keine principiellenAenderungen
bringt. Br. hält an seiner Eintheilung in nasales,
pharyngolaryngeales, bronchiales Asthma, Intoxi-
kationsasthma und neurasthenisches Asthma fest.
Seine Auffassung geht am besten aus einigen
Schlagworten des allgemeinen Theiles hervor:
„Nur durch Erregung des Centralorgans kann ein
Asthma zu Stande kommen." Die Erregung kann
von verschiedenen Stellen aus durch die verschieden-
sten Dinge ausgelöst werden. Sehr wichtig ist die
Einwirkung des Willens. „Je stärker der Wille,
um so länger bleibt die Reaktion mitsammt ihren
Folgen aus, je schwächer der Wille, um so eher
tritt sie ein, aber immer muss ein Beiz in einer
Nervenbahn vorhanden sein, welcher das Central-
organ afficirt, um eine Reaktion zu Stande zu
bringen .^^ Das „Emphysem" bei dem Asthma ist
zunächst nur eine Lungenblähung, erst nach uiid
nach kommt eszuEmährungstOrungenderLungen-
alveolen. „Asthma und Tuberkulose vergesell-
schaften sich nur dann, wenn Tuberkulose vor
dem Asthma vorhanden war." U. s. w.
Vielen Einzelheiten des Buches stimmen wir
durchaus nicht zu, es ist aber selbstverständlich
interessant und lehrreidi, einen Arzt über die-
jenige Krankheit sprechen tu hOren, der er den
grOssten Theil seines Lebens gewidmet hat
Dippe.
4. Die EntstehnngaweiBe der vemohiedenen
Formen von PeritonitiB; von Eonrad
Biesalski. Berlin 1895. Aug. Hirsch-
wald. 8. IV u. 80 S. (2 Mk.)
B. hat die sehr umÜEuigreiche Literatur durch-
gesehen und stellt das Wichtigste von dem, was
wir zur Zeit über die Entstehung der Peritonitis
wissen, kurz zusammen. Er trennt primäre,
sekundäre und speciüsche (tuberkulöse, carcino-
matOse u. s. w.) Peritonitis. Die primäre Peri-
tonitis ist bei guter klinischer und vor Allem
pathologisch-anatomischer Untersuchung recht sel-
ten geworden. So weit sie akut und mit Eite^
bildung verläuft, beruht sie auf der Einwirkung
von Bakterien und über diese Einwirkung lässt
sich etwa Folgendes sagen.
«Sobald die Bakterien in das Peritonaaum gelangt
sind und dort eine fdr ihre Ansiedlung günstige Bedingung
erfallt finden, beginnen sie ihreThätigkeit dunit, dass sie
in dieGewebselemente eindringen, wo sie nachLemiere
eine grosse Auswanderung von Zellen und ihr AbsteHwn
am Ort der Ansammlung bewirken (s. oben). Das Peri-
tonaeum vedieirt durch Abstossnng des Epithels sdn
glänaendes Aussehen, es wird trübe und morsch, die
Serosa der Därme injicirt sich lebhaft, es erfolgen die
ersten faserstofQgen Niederschläge in Gestalt weisslich
grauer Membranen, die Därme werden in Folge der ver-
langsamten Girkulation, die die Gase nicht mehr in ge-
nügender Weise zur Abdampfung durch die Longen
bringen, stark meteoristisch aufge&ieben, die ersten ge-
ringen Quantitäten Eiters werden von der Peristaltik der
Därme schnell an alle Partien des Peritonaeum ver-
schmiert, und es entwickelt sich bald eine floride Eiter-
bildung mit ihren schweren Consequenzen. Die enorme
Exsudation an der gesammten Oberfläche des entzün-
deten Peritonaeum wird noch vermehrt durch die ge-
steigerte Sekretion der zahlreichen hyper&mischenDann-
gefiSsse, und es können sich nun die Mikroorganismen
ruhig in einer Ungeheuern Menge flüssigen an Näirstoffea
reichen Exsudats in*s unendliche vermehren.
Keine Bakterienart spielt dabei eine specifische Rolle,
selten ist es eine Monoinfektion, meist eine Polyinfektion.
Man hat im Peritonaealeiter gefunden: Streptokokken-
arten, Pneumokokken, GonokoU^en, einen lanoettförmigen
Diplococcns (B a r b a c c i), seltener Staphylokolücen, von
Bacillen actinomyoes-, diphtherie-, tetanus-, rotzähnliche,
den Bacillus pyocyaneus, pyogenes foetidus liquefadeos;
Proteus vulgaris (Simon Flexner). Von Baoterinm
coli commune hat man 30 Arten gefunden (Tavelnnd
Lorenz), es scheint ein Lebensübeigewicht über die
anderen Bakterien zu haben, die es überwuchert (Bar-
bae ci).
Die Spaltpilze selbst und ihre StofiFwechselprodakte
werden massenhaft in den Blutstrom aufgenommen, vo
sie weisse Blutkörperchen in grosser Zanl auflösen, so
dass durch Freiwerden der Fibringeneratoren, speciell
des Fibrinferments, die GoagulationsfShigkeit des Blutes
enorm gesteigert wird. Dadurch müssen die Oxydations-
und Sekretionsvorgänee viel intensiver werden, die Eigen-
temperatur schnellt plötzlich als Ausdruck für die exoes-
sive Leistung des Organismus, seine Biutmischungs-
oonstanz zu erhalten (v. Bergmann), zu einer bedenk-
lichen Höhe empor (s. Klemperer) und bildet die
Vollendung eines Symptomencomplexes, der mit seinen
schweren (Dollapserscheinungen imd tiefster Plrostratioa
schnell zum Tode führt *^
Dass immer nochmie von primfirer PeritonitiB
vorkommen, in denen uns die Entstehung vollkom-
men dunkel bleibt, ist zweifellos. Bei der sekun*
Schlesinger. —. ForeL — Janet. — Hammarberg.
los
iarm BanchfeUentzündimg liegen die Yerhftltnisse
meist einfocher und klarer.
Allen Denen, die sich über die Entstehung der
Peritonitis unterrichten wollen, kann die Schrift
Ton B. wohl empfohlen werden. D i p p e.
5. Die Syringomyelie. Monographie von Dr.
Hermann Schlesinger. Leipzig n.
Wien 1895. Franz Deutioke. 8. Mit 1 Tafel
XL 29 Abbild, im Texte. (8 Mk.)
Die 287 Seiten umfassende Arbeit Sc h L 's soll
eine Ergänzong zn den bekannten Arbeiten von
Brnhl xmd von Hoffmann liefern, indem sie
in sehr aosfOhrlicher Weise das Bild der Syringo-
myeUe vorführt und Manches bespricht, was bisher
noch nicht in einem solchen Zusammenhange vor«
banden war. Sehr werthyoU sind 32 eigene Be-
obaohtongen SohL's, die in ausführlicher Weise
mitgetheilt werden, am werthvollsten erscheint
jedoch dasliteratorverzeichniss mit seinen 526 [1]
Citaten, das in einer solchen YoUständigkeit wohl
noch nirgends zu finden sein dürfte. Aber auch
der Inhalt des Buches in Bezug auf die Symptom*
atologie, die Differentialdiagnose und vor Allem die
paüiologische Anatomie der so interessanten Krank-
heit bietet so viel Gutes, das? das Werk zum Stu-
dium nur dringend empfohlen werden kann.
Windscheid (Leipzig).
6. DerHypnotfamoB n. ■• w.; von Prof. Aug*
F 0 r e 1. 3. Aufl. Stuttgart 1 894. F. Enke.
Gr. 8. Xu. 223 S. (5 Mk.)
Die 3. Auflage von Forel's ausgezeichnetem
Buche ist nicht wesentlich verfindert Avsser
kleineren Zusätzen des Yfs. sind besonders einige
^dnotationen" von Dr. 0. Yogt zu erwähnen.
Sehr bemerkenswerth sind dessen statistische An«
gaben über die Erfolge, die er in Leipzig erzielt
bat. Es gelang ihm, alle Yersudispersonen (119)
zu beeinflussen, 99 in Somnambulismus zu ver-
setzen. Dieses Ergebniss überreicht alles bisheriga
Y. nimmt an, dass bei jedem geistig gesunden
Menschen Somnambulismus erzielt werden künne.
Auch die Anmerkungen Y.'s über den Unterschied
swiaohen Suggestibilität und Empfibiglichkeit für
therapeutische Suggestionen sind sehr interessant
und wohl zutreffend. Weniger sprechen die Er-
ürterungen Y.'s über die Yorgänge im Gtehime
während der Suggestion an. Alle solche Darstellun-
gen sind eigentlich doch nur Uebersetzungen der
inneren Erfahrungen in die physiologische Sprache.
Möbius.
7. Der OeiateeniBtand der Hysterlaohen
(die psyckiaehen Stigmata); von Dr. Pierre
Janet, übersetzt von Dr. M. Kahane.
Leipzig u. Wien 1894^ Fr. Deuticke. Qr. 8.
197 S. mit 7 Holzschn. (5 Mk.)
Das TortrefflicheBuch Janet's, das wirfrüher
angezeigt haben (Jahrbb. CGXXXIX. p. 108), ist von
Kahane recht gut übersetzt worden. Hoffent-
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 1.
lieh findet es weite Yerbreitung und hilft mit an
der Beform des ärztlichen Denkens. M 5 b i u s.
8. Stadien über EUnik und Pathologie der
Idiotie, nebst UtUersuchungen über die noT'
male Anatomie der Hirnrinde; von Dr. Carl
Hammarberg. Nach dem Tode des YCbl,
aus d. Schwedischen übersetzt von Walter
Berger u. herausgeg. von Prof. Dr. S. E.
Henschen. üpsala 1895. Druck d. akad.
Buchdr. von Edv. BerUng. Commissionsverl.
von E. F. Koehler in Leipzig. Gr. 4. 126 S.
mit 7 Tafeln. (20 Mk.)
Der im Beginne seiner die günstigsten Aus-
sichten bietenden wissenschaftlichen Laufbahn ver-
storbene, mit regem Eifer für die Wissenschaft und
eisernem Fleisse ausgestattete, reich begabte Yf.
hat in 9 mien von Idiotie sehr genaue und ein-
gehende ünttt^uchungen des Gehirns ausgeführt,
die sich hauptsächlich auf den feineren Bau und
den Entwicklungzustand der Rinde bezogen und
ihm die Nothwendigkeit ergaben, zugleich auch
den feineren Bau der normalen Hirnrinde einem
genaueren Studium zu unterwerfen. Zu diesem
Behufe hat B. eine eigene Methode erfunden und
ausgearbeitet, die es ermöglicht, die Anzahl der
Nervenzellen in einem gegebenen Yolumen von
Himmasse genau zu bestimmen; nach dieser
Methode stellte er in vollkommen gleicher Weise
seine Untersuchungen sowohl an den normalen
Gehirnen, wie auch an den Idiotengehimen an. Die
normalen Gehirne stammten von 12 Individuen
verschiedenen Alters, die an verschiedenen Krank-
heiten gestorben waren, und ausserdem hat H. noch
verschiedene gehärtete normale Gehirne untersucht
H. beschreibt zunächst genau die von ihm bei
seinen Untersuchungen angewendeten Methoden,
deren Brauchbarkeit fOr seine Zwecke, namentlich
in Bezug auf etwaige, durch sie hervorgebrachte
Yeränderungen, er vorher sorgfältig prüfte ; dann
giebt er eine Darstellung der Anordnung, Menge,
Grösse und Struktur der Zellen in den verschie-
denen Schichten der normalen Hirnrinde nach
vorhergegangenen Untersuchungen der verschie-
denen Autoren und nach den Ergebnissen seiner
eigenen Untersudinngen, die in mancher Hinsicht
Abweichungen von den Ergebnissen Anderer boten
und dadurch, sowie durch die grosse Genauigkeit
und Sorgfalt, mit der sie ausgeführt worden sind,
höchst beachtenswerth sind. Da normale und
pathologische Gehirne ganz genau nach demselben
Plane, in derselben Weise und mit denselben Hülfs-
mittehi untersucht wurden, erhielt H. auf diese
Weise ein ziemlich reichliches Material, das eine
exakte Yergleichung gestattete. In jedem einzelnen
Falle von Idiotie hat H. die klinischen Symptome
mit den in der Hirnrinde gefundenen anatomischen
Yeränderungen zusammengestellt und diese mit
den normalen Yerhältnissen verglichen. Diese Yer-
gleichung ergab, dass in allen von H. untersuchten
14
106
Botha — LBser. — Lejars.
IdiotengMmen die JnxaU der NervenxeOen im
grössten Theüe derBirnnnde bedeutend geringer war
als normal, das8 die Binde sich axiiemerniedrigeren
Enitvickkingsiufe befand und zum Theil noch wäh-
rend des intrauterinen Lebens, zum Theil in der
frühesten Kindheit eine Entwicklungshemmung er-
fahren hatte. Nach dem früheren oder späteren
Eintritte und nach der grösseren oder geringeren
Ausdehnung der durch die Entwicklungshemmung
bedingten Abnormitäten richtet sich die grossere
oder geringere Intensität und Extensität des psy-
chischen Defektes.
Diese bedeutende und yerdienstvolle Arbeit
H.'s erschien zunächst im Spätsommer 1893 als
akadem. Abhandlung zur Erlangung des Doktor-
grades an der med. Fakultät in Upsala, auf Ver-
anlassung Prof. Hen sehen 's wurde dieUeber-
setzung angefertigt und ihm ist es zu danken, wenn
die fleissigen und erfolgreichen Untersuchungen
dadurch weiteren Leserkreisen zugänglich werden.
Die Schrift, die einen Theil der Nova acta der kOn.
Gesellschaft der Wissenschaften in üpsala bildet,
ist vorzüglich ausgestattet und mit 7 schOn aus-
geführten Tafebi versehen, von denen 5 mikro-
skopische Abbildungen von Theilen der Hirnrinde,
2 makroskopische Abbildungen der Oehime und
Himtheile von Idioten darstellen. Bei den mikro-
skopischen Abbildungen sind die iSeiohnungen nach
einer vonH. beschriebenen Methode so angefertigt,
dass sie ein genaues reelles Büd der ihnen zu
Grunde liegenden Ftäparate und eine correbte Dar-
stellung der Dicke der Binde und ihrer verschie-
denen Schichten, sowie der Grüsse, Form, Anord-
nung und Menge der Nervenzellen in 200faGher
Yergrösserung geben; einige zur Yergleiohung
pathologisch veränderter und normaler Zellen
dienende Bilder sind in stärkeren YergrGsserungen
dargesteUt Walter Berger (Leipzig).
9. Die Gesöhiohte der Psychiatrie in Buss-
land; von Dr. A. von Bothe. Leipzig u.
Wien 1895. Fr. Deuticke. Gr. 8. 104 S.
(2 Mk. 50 Pf.)
Die Entwicklung der Irrenpflege in Bussland
ist hauptsächlich in 3 Perioden erfolgt: 1. Penode
von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1775, in
der keine eigentliche Irrenpflege bestand und die
Kranken in den Klöstern nur von der Geistlichkeit
verpfl^ wurden. 2. Periode von 1775 v(m der
Errichtung der Gouvernements und Comit^s der
allgemeinen Fürsorge bis zum Jahre 1864, der
Gründung der Selbstverwaltung in den Gouverne-
ments. In dieser Zeit nahm der Staat die Irren-
pflege in seine Hände; in jedem Gouvernement
musste ein besonderes Irrenhaus oder wenigstens
eine gesonderte Abtheilung für Geisteskranke in
dem allgemeinen Krankenhause derGk)uvemement-
Hauptstadt eingerichtet werden. In dieser Zeit
war die eigentliche Aufgabe nur die, die Geistes^
kranken zu schützen oder unschädlidi zu machen.
3. Periode von 1864 an, die der rationeUen Be-
handlung und Versorgung.
Die Entwicklung der Irrenpflege im „barbari-
schen^'Bussland unterscheidet sich vortheilhaft von
ihrer Entwicklung in den Culturländem des west-
lichen Europa. Nirgends findet man, dass Geistes-
kranke verfolgt oder gemisshandelt wurden. Wäh-
rend diese im Westen vielfach als Zauberer, Hexen
u. 8. w. angesehen und zu ihrer Bekämpfung die
Inquisition und die Hexenverfolgungen aufgeboten
wurden, ist Aehnliches in Bussland niemals vor-
gekommen. Durch diese Thatsache unterscheidet
sich also die russische Irrenpflege aufs Schärfste
und Schönste von der des westlichen Buropa. Jetzt
steht in einem grossen Theile der Gouvernements
die Irrenpflege auf einer ganz modernen Hübe, an
fast allen russischen Universitäten wird psydiia-
trische S[linik gehalten und fast überall gehört die
Psytdiiatrie zu den obligatorischen L^rgegen-
ständen. Lührmann (Dresden).
10. Die speoielle Chirurgie in 60 Vorlesun-
gen« Ein kurxgefaestes Lehrbuch für Aerxie
und Studirende; von Prof. Edmund Leser
in Halla 2., wesentlich vermehrte u. ver-
besserte Auflage. Jena 1895. G.Fischer. 8.
1020 S. (18 Mk.)
Als wir die im Jahre 1890 ersdiienene 1. Auf-
lage des vorliegenden Lehrbuches besprachen
(Jahrbb. CCXXX. p. 100), glaubten wir ihm, trotz
eines gewissen üeberflusses an solchen Lehr-
büchern, eine gute Vorhersage stellen zu kOnnen.
Diese Erwartung ist nicht getäuscht worden, denn
4^/s^Jahre nach Ausgabe der 1. Auflage ist die um
fast 200 Seiten und zahlreiche Abbildungen ver-
mehrte 2. Auflage zur Ausgabe gelangt Der Plan
des Buches ist derselbe geblieben. Entsprechend
den Fortschritten der Chirurgie in den letzten
Jahren sind die einzebien Vorlesungen theils ganz
umgearbeitet, theils erheblich geändert worden.
Der Leser wkd dies namentlich bei den Abschnit-
ten über Gehirnchirurgie, Magendarmoperationen,
Nieren- und Gallenblasenchiruigie finden. Die als
gültig feststehenden Befunde der Baktmologie
sind in den einem solchen Lehrbuche angepassten
engen Grenzen aufgenommen worden.
Mit gutem Gewissen können wir auch diese
2. Auflage des L.'schen Lehrbu^es Aerzten und
Studirenden aufs Beste empfehlen.
P. Wagner (Leipzig).
11. Le^ona de dhimrgie (LaPüiS1893—94);
par le Dr. F61ix Lejars. Paris 1895.
G. Massen. 8. 629 pp. aveol28figuresdans
le texte.
Das Buch enthält 47 Vorlesungen aus dem Ge-
biete der allgemeüien und der specieUen Chirurgie,
dieL. 1893 — 94 in dem Hospitale LaPiti6 inlViris
gehalten hat 7 Vorträge umfassen Capitel aus der
allgemeinen Chirurgie; die übrigen 40 Vortrüge
behandeln Capitel der spedellen Chirurgie der
Polaillon. — Williams. — Qu6nn et Hartmann. — Boohei — Posner.
107
Glieder, des Kopfes und Halses, des Digestion-
apparates, desürogenitaltraotus und der weiblichen
Oimiialien.
Angefügt ist eine Statistik der chinirgisohen
Elinik des Hospitales La Piti6 während des Zeit-
niimes vom 1. Not. 1893 bis 1. Nov. 1894, die
eine Oesammtzahl von 1421 Kranken um&sst
Die Süssere Ausstattung des leeenswerthen
Boohes ist sehr gut P. Wagner (Leipzig).
12. Statiatiqae et obaervations deohimrgie
hoapitaliere ; par le Dr. Polaillon, Paris.
Paris 1894. 0. Dein. 8. 413 pp.
Das Yorliegende Buch enthält einen eingehen«
den Bericht der chirurgischen ThAtigkeit P.'s von
1879—1893. R, der zuerst am Hospital La Pitiö
ihätig war, ist jetzt Chirurg am H6pital de l'H^tel-
Diea.
Zahlreiche casuistiaohe Mittheilungen, die die-
sem statistischen Berichte beigefflgt sind, erhöhen
den Werth des Buches. P. Wagner (Leipzig).
13. A monograph on diseases of the breast;
by W. Roger Williams. London 1894.
John Bale and Sons. 8. 572 pp. with 76 flg.
In dieser Monographie werden die verschiede-
nen Krankheiten der Brustdrüse ausführlich be-
sprochen ; am eingehendsten wird der Krebs der
Mamma abgehandelt
So viel Bef. aus der ziemlich weitschweifigen
DaiBtellung ersehen hat, bewegt sich W. ganz in
den gewöhnlichen Gleisen ; besonders abweichende
Anschauungen finden sich nirgends vor, ausgenom-
men das Capitel über die Entstehung des Krebses.
W. bekennt sich hier zu der Theorie von H. S p e n -
cer, wonach unter besonderen, günstigen Yerhftlt-
nissen alle Zellen des körperlichen Organismus den
Keim von Krebsen und anderen Geschwülsten ab-
geben.
Die äussere Ausstattung des Buches ist sehr
gnt; nur die mikroskopischen Holzschnitte sind
etwas sehr schematisch gehalten.
P. Wagner (Leipzig).
14. Chimrgie da reotum; par E. Qu6nu et
H.Hartmann, Paris. Paris 1895. G.Stein-
heiL 8. Ym et 452 pp. avec 137 figg. dans
le texte.
Das vorliegende Werk bildet den 1. Theil einer
Hastdarm-Ghirurgie und enthält nach einer aus-
führlichen, mit ausgezeichneten Holzschnitten ver-
sehenen anatomischen und topographisch-anato-
mischen Schilderung der Mastdarmgegend Capitel
üb« die Diagnose der Mastdarmleiden, über ein-
gehe und specifische Entzündungen, über perianale
mid perirectale Abscesse, über Mastdarmfisteln,
liastdarmverengerungen, Hämorrhoiden und Ulce-
ntionen.
Nach Erscheinen des 2. Theiles, der die Nen-
büdoBgen, Bildungsfehler, Traumen, Fremdkörper
lud den Yorfall des Mastdarms besprechen soU|
werden wir genauer auf dieses ausgezeichnete Werk
zurückkommen.
Die äussere Ausstattung des Buches ist über
jedes Lob erhaben. P. W a g n e r (Leipzig).
15. Chirurgie de Porethre, de la vesde, de
la prostate (Indications — Manuel opära-
toire); par Y. Röchet, Lyon. Paris 1895.
G. Steinheil. 8. Vm et 286 pp. avec 79 figg,
dans le texte.
In klarer, gedrängter Darstellung bespricht B.
die Operationsanzeigen und die operative Technik
bei den chirurgischen Erkrankungen der Harnröhre,
Blase und Prostata. Dem gut ausgestatteten Buche
ist eine Beihe von Abbildungen beigegeben.
P. Wagner (Leipzig).
16. Diagnostik der Hamkrankheiten, xehn
Vorlesungen zur Einführung in die Pathologie
der Hamwege, "von CPoBn er. Berlinl894.
A. Hirschwald. ar.'8. 160 S. (4 Mk.)
Das Buch behandelt in gedrängter Form nach
Art des mündlichen Vortrages das bezeichnete
(Gebiet für Studenten und jüngere Aerzte, die
nicht nach eingehender specialistischer Ausbildung
streben, sondern nur einen allgemeinen Einblick
zu thun wünschen. Es trennt daher Wesentliches
von Unwesentlichem, tägliche Vorkommnisse von
seltenen Ausnahmen, praktisch Verwerthbares von
Theoretisohem. Trotzdem spricht überall die Be-
herrschung der specialistischen Literatur heraus,
so z. B. sind an den betreffenden Stellen dieBesul-
tate der chemischen Untersuchungen Fürbrin*
ger's, der bakteriellen Bovsing's, die Unter-
suchungen J. Israel 's über Nierenpalpation, die
Burckhardt's über die endoskopische Behand-
lung der chronischen Prostatitis u. A. zu finden.
Das Büchlein enthält überall die Besultate
einer grossen Erfahrung in Gestalt ausgezeichneter
Lehren für den praktischen Arzt, von denen einige
Beispiele zur Empfehlung hier Platz finden mögen.
Capitel n giebt neben einer klaren Charakterisirung
der Ausflüsse die Aufforderung zu regelmässiger
mikroskopischer Untersuchung, um einerseits harm-
lose urethrorrhoische Sekrete, die klar und klebrig
sind und fälschlich oft für prostatisch angesprodien
werden, als solche zu erkennen. Sie sind vielfach
Beste lang dauernder Oonorrhüen oder Urethra-
reizungen und contraindiciren deshalb eine lokale
B^iandlung. Andererseits ist es bei dem Sekret
der sogen, milchenden Prostata, das den Patienten
sehr zu beunruhigen pflegt, sehr wichtig, zu er-
kennen, dass eine qualitative Abweichung von der
Norm mangelt Von Werth ist femer der Hinweis
auf den Expressionsham ; nebenbei kann man durch
Expression der Samenbläschen die heikle Frage,
ob Azoospermie vorliegt, in bequemer Weise be-
antworten. Die Prostata soll recht oft per rectum
untersucht werden, weil zur Erkenntniss geringer
Abweichungen bei chronischer Prostatitis genaue
Kenntniss der gesunden Form nOthig ist Aus^
108
Euhnt, üeber die entzündlichen Erkrankungen der Stirnhöhlen.
gezeichnet, weil korz, praktisch und klar, ist der
angegebene Weg der chemischen Untersuchung bei
Hamtrübung : er zeigt sich als in der Praxis er-
probt und herausgebildet Ebenso ist die üeber-
sicht über die mikroskopischen Befunde der Salze
kurz und gediegen, die Zusammenstellung für den
praktischen Gebrauch glücklich gewählt Die
Dumb-bells des kohlensauren Kalkes werden als
Combination einer organisdien Qrundsubstanz mit
Erystallisation aufgefasst, weil nach Auflösung der
krystallinischen Theile ein zarter Schatten in der
ursprünglichen Form, durch Jodfftrbung deutlich
zu machen, übrig bleibt. Dementsprechend wird
ihnen als Yorlftufem des Orieses (Mikrolithen) eine
neue diagnostische Bedeutung beigemessen. Im
Folgenden wird mit dem theoretischen Yorurtheile
gebrochen, dass man aus der Form einzelner Epithel-
elemente deren Abstammung erkenne. Wie viele
Irrthümer und yergebliche Bemühungen haben
diese mit unrecht in das E^linische versetzten ana-
tomischen Schemata gemacht, wenn z. B. ein birnen-
förmiges Epithel, das aus den tieferen Schichten
der Blase stammt, nach dem früheren Schema aus
dem Ureter hergeleitet wurde. Neu ist ferner die
Zählung der Eiterkürperchen in YerhAltniss gesetzt
zu <>/oo Eiweiss, es entsprechen ungef&hr 100000
pro Icmm lprom.Eiwei6iB der betreffenden Flüssige
keit Die Cystoskopie wird voll gewürdigt in
ihrer grossen Hülfe bei der Diagnose, die sogar
operative diagnostische Eingriffe erspart : im Gegen-
satze zu den Vorlesungen von Guyon, in denen
man ein Gleiches mit Staunen vennisst Dagegen
findet die Endoskopie bei Posner keine Gunst;
er meint, von ihr keine verwerthbaren Besultate
zu erhalten, besonders weil der Plxx^ess sich unter
der Mucosa abspielt, und bedient sich ihrer nur in
zweifelhaften F&Uen, und zwar mittels eines nur
Sem [!] kurzen Glastubus; umsomehr findet die
Enopfsonde eine vielseitige Schätzung. Es ist dies
eine Eigenthümlichkeit des Buches.
In Capitel IV ladet zur Kritik ein die An-
erkennung der Ausspülungs-Zweiglfisermethode
Jadassohn's, die ja bequem ist, aber doch inso-
fern sich nicht bewährt hat, als sie die Meinungen
über die Häufigkeit der „Posteriorerkrankungen^^
durchaus nicht geeinigt hat, weil sie wahrschein-
lich viel zu hohe Zahlen geliefert hat Die Ab-
spülbarkeit zähen Sekretes, als erste Voraussetzung,
ist nicht immer ausreichend : man kann nach der
Ausspülung der vorderen Hamrühre oder nach kräf-
tiger Miktion in vielen Fällen endoekopiacA immer
noch Schleim auf der Schleimhautoberfläche be-
obachten, der sich nicht einmal durch den Tubus
abgestreift hat, sondern erst durch den Watte-
tampon mehr oder weniger leicht entfernen lässt
Danach muss man sagen, dass es zuflllig ist, ob
die Fäden mit der ersten Ausspülung oder der
nachherigen Miktion, am Anfang oder Schluss,
zum Vorschein kommen, und wenn daher die
Diagnose der Posteriorbetheiligung aus dem Befunde
vereinzelter Filamente in der sonst klaren zwoiteii
Portion gestellt wird, so führt dies zu Irrthümem
und zu hohen Zahlen. Handelt es sich wirklich
um Entzündung der Urethra posterior, deren Lobd-
diagnoee unter umständen grosse Sdiwierigkeiteii
macht, weil wenig deutliche Symptome vorhandoi
sind, so wird auch wenig Sekret vorhanden sein,
und je weniger, desto zäher. Es wird daher meist
im Gebiete der ür. posterior an der Schleimlurat
haften bleiben und keine Neigung haben, den Wider-
stand des Sphinct int zu überwinden, um sidi
dem Blaseninhalt beizumischen und mit diesem
am Schlüsse der Miktion zu erscheinen. Auch
mit solchen Erwägungen muss man das Recht be-
zweifeln, aus dem Befunde vereinzelter Filamente
in der zweiten Portion eine Betfaeiligung der hinte-
ren Hamr(Shre am Eiterungsprooesse zu diagnoeti-
ciren. Dass hier die Kritik eingreifen muss, er-
kennt P. schon mit der darauf bezüglichen, auf
Eritik verzichtenden Wendung an : „Man begnügt
sich gewöhnlich mit dem Befunde u. s. w/' Die
andere Voraussetzung der Zweigläsennethode ist
die strenge Scheidung der vorderen und hinteren
Harnröhre durch den Compressor urethrae. Diese
wird auch beiP. dem Muskel in der üblichen Weise
nachgerühmt, nach Meinung des Referenten mit
zu viel Nachdruck. Der bekannte schematische
Schnitt durch HamrOhre und Blase zur Veranschau-
lichung dieser Lehre kehrt sogar zweimal im Buche
wieder. Doch beweisen gerade die klinischen Sym-
ptome, besonders bei den chronischen Erkrankun-
gen der Harnröhre, dass der Verschluss insuffident
und eine strenge Scheidung theoretisch ist, z. B.
das häufige Nachtröpfeln grösserer ürinmengen
nach dem Wasserlassen. Bei Prostatorrhoe, auch
bei der Expression der Prostata, erscheint das
Sekret, selbst wenn es viel weniger als 2 — 3ccm
(Fassungsvermögen der hinteren Harnröhre) be-
trägt, ohne bemerkliche Muskelaktion am Orificium
extemum. Auch die neueren Untersuchungen von
Schäffer und Koch können das Princip der
Voraussetzung, obgleich sie gerne möchten, nicht
retten, auf dessen Irrthum Lohnstein zuerst
hingewiesen hat
Wenn wir in diesem Punkte P. nicht folgen,
so thut dies dem Dank für die Herausgabe seiner
Vorlesungen, die auch dem Wunsche rascher Orien-
tirung durch Sachregister und sjrmptomatologischen
Anhang entgegenkommen, keinen Abbruch.,
Werther (Dresden).
17. Ueber die entzündliolien Erkrankungen
der Stirnhöhlen nnd ihre FolgemstiLnde;
von Prof. H. E u h n t in Königsberg. Wies-
baden 1895. J. F. Bergmann. Or. 8. VI u.
267 S. (8 Mk. 60 Pf.)
Diese ausgezeichnet geschriebene, von der Ver-
lagsbuchhandlung in bekannter trefflicher Art aus-
gestattete Monographie möchten wir nicht nur den
Special-Aerzten für Augen- und Nasenknmkheiten,
Du Bois^Beymond, KUnische Augenheilkunde.
108
Mdem jedem Arzte dringend zum Studium em«
pfeUeiL
Das Buch zerf&Ilt in 6 grOasere Abschnitte:
1) das klinisohe Bild der Stimh5hlen*Iirkrankung
mit den ätiologischen Momenten, 2) die patho-
logische Anatomie, 3) die Diagnose, 4) die Com-
plikationen, 5) die Therapie, 6) die von E. selbst
beobachteten Stirnhöhlen-Erkrankungen und deren
Bdiandlung. Aus dem reichen Inhalt sei nur
ESniges erwfthnt unter entzündlichen Erkran-
kungen des Sinus frontalis sind alle mit Ausschei-
dang einhergehenden Yetftnderungen der Schleim-
haut zu verstehen, ob sie nun auf einer primären
oder auf einer sekundären, d. h. zu einem Leiden
der umgebenden Knochen hinzugetretenen oder
auf einer durch einen Fremdkörper verursachten
Erkrankung beruhen. Das klinische Bild ist ver-
Bohieden. Man muss eine akute und eine chro-
mscheForm untersdieiden ; letztere zerfällt wieder
in eine primäre und eine sekundäre. Als das Pro-
totyp einer Sinuitis frontalis muss die chronisch
entzflndliche Form hingestellt werden. Monate
imd Jahre lang klagen die Kranken über Schmer-
len in der Stime, bis sich meist im Anschlüsse an
eine Gelegenheitursache, einen starken Schnupfen,
unter Fieber und heftigen Schmerzen an derStime
eine Phlegmone des Augenlides und Exophthalmus
bilden. Nach kurzer Zeit gehen alle diese Er-
Bchdinungen unter Absonderung einer schleimig-
eitrigen, fOtiden Masse zurück, um bei neuer Er-
Utung wiederzukehren. Oder die Orbitalphleg-
mone bricht auf und es bleibt eine Fistel zurück;
oder es entsteht unter geringen Schmerzen in Folge
der Atrophie der unteren Enochoiwand eine mit
der Zeit immer deutlicher werdende Oeschwulst
im oberen inneren AugenhOhlenwinkel, die ent-
weder nach der vorderen Sinuswand übergreifen
kann oder sich nach dem Siebbeine auf dessen
Kosten ausdehnt Die akute Sinuitis kann sich
aus einer chronischen oder nach einem Trauma,
nach einer Infektionskrankheit entwickeln. Das
Allgemeinbefinden leidet in jedem Falle sehr schwer.
Die fahle, anämische, graugelbe Haut der meist
nervösen Kranken fUlt sofort auf.
Als wichtiges fttiologisches Moment, als indi-
ndueDe Prfidisposition, ist der anatomische Bau
deeOesichtskelettes anzusehen. Bei schmalen und
kohen Oesichtem sind die AusfÜhrungsgftnge der
Stirnhöhle meist ungünstig. Am häufigsten wird
die Stirnhöhlenentzündung durch Fortpflanzung der
Entzündung von der Nase aus vorkommen und hier
Bind wiederum umfangreiche ülcerationen in der
oberen Nasenhälfte von wesentlicher Bedeutung.
Bei luetischen Ülcerationen nahe dem Ostium der
Stirnhöhle können Zustände eintreten, die ganz das
Uiniache Bild einer Sinuitis darstellen. Hier ist eine
antisyphilitische Kur oft von überraschendem Er-
^^ begleitet Die Erkrankung der Sinussohleim-
hant kann sich aber auch an eine vorher be-
ikeheade Knochenerkrankung anschUessen, ebenso
wie Fremdkörper, Parasiten oder Qeschwülste die
Ursache sein können.
In pathologisch-anatomischer Hinsidit sind zu
berücksichtigen die Form und Qrösse des kranken
Stimsinus, die Veränderung der Schleimhaut, das
Verhalten des Gaaalis frontalis, die Qualität des
Eiters, die Knochenwandungen des Sinus. Eine
Prädilektionstelle der Perforationen ist die untere
Stimhöhlenwand, und zwar immer eine Stelle, wo
mit gewisser Begelmässigkeit mehr oder weniger
starke Venenstämmohen den Knochen durchbohren.
Die Diagnose beruht auf der Verwerthung der
Ananmese und der Schmerzen, die wenigstens
lange Zeit genau auf die Stimhöhlengegend be-
schränkt sind, auf der Schmerzhaftigkeit der
Sinuswandung bei Klopfen und Drücken, auf dem
Verhalten der vorderen und unteren Knochen-
wand (Vortreibung, Eindrückbarkeit der Knochen-
wand), auf den Symptomen an den Lidern (manch-
mal aber kommt der Abscess auch an der Schläfe
zum Vorschein), auf dem Befunde in der Nasen-
höhle, der ausnahmeweise auch negativ sein kann,
auf der physikalischen und optischen Untersuchung
(Auskultation, Durchleuchtung der Stirnhöhle).
Die Complikationen beziehen sich auf die
Augenhöhle und das Sehorgan, dann auf das Ge-
hirn. Hierfür führt K. zahlreiche Krankengeschich-
ten aus der Literatur an und erläutert sie kritisch.
Die Therapie besteht in Ausspülung der Nasen-
höhlen, Luftdusche, Sondirung des StimhChlen-
Ausführungsganges, operativer Eröffnung des Sinus,
und zwar in genügender Ausdehnung. Nachdem
K. die verschiedenen Methoden der Eröffnung von
der Nase und der unteren Sinuswand aus be-
sprochen hat, tritt er fOr die Badikalheilung durch
Abtragung der vorderen, oder der vorderen und
unteren Stimhöhlenwand mit Verödung der ganzen
Sinusschleimhaut ein. In spätestens 6 Wochen ist
die Heilung vollständig ohne auffallende Entstel-
lung. Was die probatorisohe Eröffnung des Sinus
anlangt, so spricht sich K. dahin aus, dass sie
keinen Schaden mache; allerdings soll man sie nur
ganz ausnahmeweise vornehmen.
Den Schluss des Werkes bilden die genauen
Krankengeschichten von 24 vonK. selbst beobach-
teten und behandelten Stimhöhlenleiden.
Lamhof er (Leipzig).
18. Klinisohe AngenheUknnde. Ein kurzes
lAhrbuch für Studwende und Änrxte; von Dr.
OL du Bois-Reymond inBerlin« Leipzig
1895. Joh. Ambr. Barth (Arthur Meiner). 8.
1 94 S. mit 14 Abbild, im Text (3 Mk. 75 Pf.)
In den letzten Jahren sind schnell nach-
einander mehrere neue Lehrbücher der Augenheil-
kunde erschienen. Manche von ihnen haben jetzt
schon mehrere Auflagen erlebt Zu den kleineren,
für den Arzt und Studirenden besonders geeig-
neten Gompendien zählt daS vorliegende, das sich
durch praktische Bintbeilung, grosse Klarheit in
110
Stöwer. — YossiuB. — v. Helmholtz. — Mauthnef. — Prausnitz.
der Darstellung, kurze, aber genügende, und vor
Allem nicht langweilige Schilderung aller Krank-
heiten und deren Behandlung auszeichnet Die in
anderen Lehrbüchern gewöhnlich in den ersten
Capiteln behandelten „Seh-Störungen und Seh-
Prüfungen" sollen ein ergänzendes Bftndchen bil-
den. Die Ausstattung des Buches ist sehr gut
Lamhofer (Leipzig).
19. Anleitiuig rar Brillen- Verordnung ffir
Aemte und Studirende ; von Dr. P. StO-
wer in Greifswald. Wien u. Leipzig 1895.
ürban u. Schwarzenberg. 6r« 8. 40 S. mit
24 niustr. (1 Mk. 60 Pf.)
Der für den Arzt und den Kranken sehr wich-
tige Theil der Augenheilkunde, die Brillenbestim-
mung, ist in der vorliegenden Schrift ausführlich
behandelt 24 Abbildungen dienen zur Erklärung
des Textes. Ausser den mehr theoretischen Erklä-
rungen der Refraktions-Yerhältnisse sind auch viel
gute praktische Lehren auf jeder Seite enthalten.
Wir möchten hier einen Punkt bei der Behandlung
der Kurzsichtigkeit besonders hervorheben, näm-
lich den, wann dem Kurzsichtigen Brillen zum
Lesen gegeben werden dürfen. Wir stimmen S t
natürlich bei, dass unter Umständen die Brille dem
kurzsichtigen Kinde sogar schadet Unsere Ansicht
ist, Kindern so wenig als möglich Ooneav-Briüen
xum Lesen und Schreiben zu geben. Die Idee, den
kurzsichtigen Kindern durch eine Brille zu ermög-
lichen, dass sie nun in grösserer Entfernung arbei-
ten können, ist sehr schön, aber sie lässt sich nicht
verwirklichen. Mehr als 95<^/o aller kurzsichtigen
Schulkinder können noch ganz gut feinere Druck-
schrift, um so mehr also ihre Schulbücher, in
40 cm Entfernung lesen, und doch „trotz ewigem
Ermahnen und Schelten und Strafen legt sich das
Kind immer auf das Buch und das Heft^, wie fast
alle Eltern berichten, und die normalsichtigen
Kinder machen es gerade so! Warum? Weil alle
Menschen das, was sie nicht kennen, näher an das
Auge halten, als nöthig ist, und was sie nicht
können, mit überflüssigem Kraftaufwande ausführen
wollen. Das kurzsichtige Kind mit seiner Brille
hat nun beim Lesen auch noch die Goncav-Gläser
zu überwinden. Bef. räth den Schulkindern, sich
in die erste Bank zu setzen, und erst dann erhalten
sie ein schwaches Concav-Qlas, wenn sie auch von
der ersten Bank aus die Schrift auf der Tafel nicht
mehr erkennen. Statt Brille oder Klemmer, die
sie wieder beim Schreiben benutzen würden, er-
halten die Kinder meist ein Lorgnon. Denn wie
schlecht die Kinder beim Schreiben selbst in der
Schule trotz der Aufsicht des Lehrers zu sitzen
pflegen, das zeigen die Momentaufnahmen, die in
den Büchern über Steilschrift enthalten sind.
Lamhofer (Leipzig).
20. Angenftrstlidhe üntentohtstafeln. Für
den akademischen und SeUhst-ünterrickt ; von
Prof. Magnus, Heft YII. Die unchtigsten
OesehwiUste des Auges; von Prot A. Yossius
in Giessen. Breslau 1895. J. U. Kem's Ver-
lag (Max MüUer). Or.8. 14 Tafeln mit Text
(7Mk.)
Wir haben schon bei Besprechung der ersten
6 Lieferungen das Werk als eines der besten
und nützlichsten gerühmt Auch die vorliegenden
14 Tafeln mikroskopischer Präparate in feinster
Ausführung bilden, wie die der früheren Lie-
ferungen eine vortreffliche Ergänzung auch des
besten Lehrbuches. Auf Fig. 1 ist ein Sarkom der
Bindehaut, auf Fig. 2 — 11 das Sarkom des üveal-
tractus, Fig. 12 — 15 das Gliom der Retina, Fig. 16
und 17 ein Myxosarkom des N. opticus, Fig. 18—21
die Tuberkulose des üvealtractus, Fig. 22 ein echtes
Granulom der Iris dargestellt
Lamhofer (Leipzig).
21. Ebmdbudh der phyiiologisoheii Optik;
von H. V. Helmholtz. 2. umgearb. Aufl.
7. bis 10. Lief. Hamburg u. Leipzig 1895.
Leop. Voss. 8. S. 481—800. (Je 3 Mk.)
In diesen 4 Lieferungen sind die Lehre von
den Gesichtsempfindungen, die Dauer der licht-
empiindung, die Veränderung der Reizbarkeit und
die Contrast-Erscheinung; dann die Lehre von den
Gesichts Wahrnehmungen, den AugenbewQgungen,
dem monokularen Gesichtsfeld, der Richtung des
Sehens, der Wahrnehmung der Tiefendimension in
der bekannten meisterhaften Art und Weise ein-
gehend erOrtert In der 8. Lieferung zeigt Ptof.
Eünig, dem die Fortsetzung des Werkes nach
des Meisters Tode übertragen wurde, den Lesern
an, dass er hoffe, im nächsten Jahre die letzten
Lieferungen des auf der ganzen Welt berühmten
Buches erscheinen lassen zu künnen.
Lamhofer (Leipzig).
22. Farbenlehre; von Ludwig Mauthner.
2., vielfach geänderte Aufl. Wiesbaden 1894.
J. F. Bergmann. Gr. 8. 168 S. (4 Mk.)
ITeber die Yorträge, die im Laufe der Jahre in
den bekannten gelbrothen Heften erschienen sind,
und die den grössten Theil des Gesammtgebietes
der Augenheilkunde enthalten, ist dasUrtheil wohl
fast aller Augenärzte darin einig, dass mit schar-
fem Geiste und grossem Geschicke hier alle For-
schungen dargelegt und klargelegt sind. Das gilt
auch von dem vorliegenden Bande. Nicht nur der
Arzt, nein jeder Gebüdete wird mit grossem Nutzen
und mit Freude über die leicht verständliche Form
gerne immer wieder dieses Buch in die Hand
nehmen, und da das Buch im Verlage von Berg-
mann erschienen ist, braucht sich auch das Auge
nicht mit kleinem, schlechtem Drucke zu plagen.
Lamhofer (Leipzig).
23. Qnmdsfige der Hygiene; von Dr. W.
Prausnitz, Prof. d. Hygieine an d. Univ.
Graz. 2. erweiterte u. vermehrte Auflage.
BlaBitts und Büsing, Die Stadtereinigimg.
111
Mfindhea tl Leipzig 1896. J. F. Lehmann.
8. 473 IL X S. mit 192 AbbücL (7 Mk.)
Die 1. Auflage des P.'sohen praktischen und
fibosichtliohen Werkes war 1892 erschienen und
in diesen Jahrbtkdieni (CGXXXY. p. 108) ausfOhr-
üch besprochen. Li der vorliegenden 2. Auflage ist^
die bflndige Form der Darstellung ebenso wie die
bisherige Eintheilung beibehalten, im Uebrigen
aber ien, neueren Errungenschaften der Hygieine
in entsprechender Weise Rechnung getragen wor-
den. Eine anerkennenswerthe Neuerung ist die
Hinzufügung einer Anzahl von Holzschnitten, die
die Hanpttypen der widitigsten hygieinisch-tech-
niflchen Einrichtungen, wie Wass^rersorgung,
Beseitigung der Abfallstoffe, Kanalisation, Biesel-
felder u. s. w. zur Anschauung bringen. Wie die
bisherigen sind auch diese Abbildungen mit wenigen
Strichen schematisch ausgeführt, etwa wie die
Wandtafelzeichnungen während der Torlesungen.
In dieser Weise werden z. B. die Kanalisation-
Systeme yon Berlin, Freiburg i. B., Hamburg, Lands-
hnt, Leipzig, München yorgeführt
Einigen Abschnitten sind kurze Literatur-
angaben angefügt, aus denen besonders Monogra-
phien, die die entsprechenden Gegenstände aus-
führlicher behandeln, sich ersehen lassen, doch
reidien diese nur zur allgemeinen Orientirung aus.
Auch berücksichtigen sie die ausländische Lite-
lator nur wenig ; so sind z. B. das hervorragende
Werk von John Billings on Ventilation and
heating und die dreibändige überaus werthvolle
Monographie von Donato Spataro über Wasser-
versorgung (Prowista, condotta e distribuzione
delle aoque) nicht angeführt Im Texte selbst sind
Litaratnrangaben unterblieben, da dies über die
Zwecke eines Gompendium gegangen wäre.
Auf die gesetzlichen Bestimmungen ist nur an
einzehien Stellen näher eingegangen. Hierbei ist
nnr auf die deutschen Seichsgesetze Bezug ge-
nommen, deren wörtlich angeführte Stellen durch
Cnrsivdruok ersichtlich gemacht sind. Alpha«
betische Sachregister ermöglichen ein rasches Zu-
rechtfinden«
Die äussere Ausstattung des schon wegen seines
büligea Preises und seiner Uebersichtlichkeit em-
pfehlenswerthen Buches ist vortrefflich.
R Wehmer (CoUenz).
24. Die Stftdtereinignng. Einleitong, Ab-
ftihrsysteme, Kanalisation. Bearbeitet von
Dr. B. Blasius, Prof. in Braunschweig, und
Prof. F. W. Büsing in Friedenau- Berlin.
[Lief. 13 von Jh. WeyVa Handbuch d. Hyg.]
Jena 1894. Gustav Fischer. 4. 304 S. mit
79 AbbUd. (8 ML, im Abonn. 6 Mk.)
Die Vff. haben sich so in die Arbeit getheilt,
^ Blasius eine Einleitung giebt und dieEana-
Üaation behandelt, Büsing die Abfuhrsysteme.
Die Bmkiiung bringt eine historische lieber»
<mM vom alten Babylon ab, das bereits ebenso wie
Egypten Schwemmsiele hatte, vom Mittelalter und
der Neuzeit, in der in Deutschland die Stadt Bunzlau
die erste Bieselfeldanlage mit Schwemmkanalisa-
tion aufwies. Sodann werden unter Beibringung
von Uebersichten über ihre Zusammensetzung die
verschiedenen Abfallstoffe kurz charakterisirt, näm-
lich : feste und flüssige Exkremente der Menschen
und Hausthiere, Abwässer der Küchen, Wasch-
küchen, Badeanstalten, femer Abwässer der Fabri-
ken und Schlachthäuser, Thiercadaver und feste
Abgänge aus Fabriken und Schlachthäusern, Haus-
und Strassenkehricht, Begenwasser, Schnee, end-
lich die menschlichen Leichen. Etierauf werden
die Nothwendigkeit und der Nutzen der Städte-
reinigung im Hinblicke einerseits auf die Ver-
unreinigung von Boden, Luft, Wasser, andererseits
auf das Zurückgehen der Sterblichkeit seit Ein-
führung ordentlicher Städtereinigung und Ent-
wässerung an den Sterblichkeitzahlen in Berlin
dargelegt
Die auf 71 Seiten von Blasius geschilderten
Jbfuhrsysteme, welche durch 46 Abbildungen näher
erläutert sind, werden in drei Gruppen getheilt:
Gruben-, Tonnen- und Ciosetsysteme.
Am Qrubensyskm werden Lage und Bau, Ven-
tilation und ganz besonders eingehend die Des-
infektion durch rohe Salzsäure und Kalkmilch und
die Desodorisirung durch Chemikalien, die ver-
schiedenen Verfahren von Süvern, Friedrich,
Zeitler, Wilhelmy, Hart man n,Jenning,
Qrumbkow u. A., Hennebutte und Vau-
real, Desbrousses, femer durch poröse, fein-
pulverige Kohle, Erde, Torf, Asche u. s. w., durch
Trennung der Exkremente und durch dichte mecha-
nische Verschlüsse besprochen. Weiter wird die
Orubenentleerung durch Handarbeit und Maschinen
und schliesslich das Verfahren in Mühlhausen i. E.,
Stuttgart, Posen, Chemnitz, Strassburg L E., Dresden
und Leipzig geschildert.
Hierauf wird das Tbnnen- (Kübel-, Eimer-,
Kasten-) System erörtert, die Anforderungen an
dieses werden dargelegt und eine Reihe von Einzel-
einrichtungen ohne und demnächst mit desodo-
risirenden Mitteln beschrieben. Als Beispiele wer-
den die Einrichtungen in Augsburg, Emden, Gro-
ningen, Göteborg, Kopenhagen, Wämar, Stade,
Görlitz, Glatz, Kid, Graz und Greifiswald (hierbei
ein besonderes Kübel-Spülverfifthren), zumTheilmit
Angabe der Kosten angeführt
Von den dasetsystemm werden zuerst die
Wasser^ und Feuerdosets, sodann die Closets mit
Trennung der Exkremente und Desodorisations-
oder Desinfektionseinrichtungen (Erd-, Aschen-,
Torf- Closets), endlich im Anhange die Pissoirs
(Einzel- und Massenpissoirs) beschrieben. Jeder
Gruppe ist ein entsprechendes Literaturverzeichniss
beigefügt
Büsing bearbeitete die KancUisaHan, bringt
zuerst einen geschichtlichen Ueberblick und be-
stimmt hierauf die Aufgaben wegen der hygieini-
il^ Eallmann, Grundzflge der Sidierheitstedinik fflr elektrische Lidit- und Erafi-Anlagen«
Bchen BedenUiohkeit der AbfEdlstoffe, welche aa
eine Kanalisation 2ai stellen sind, d.h.Ableitangder
menschUchen AnswurÜBtcfPe, des Brauch-, Begen-
und cTentuell des Badewassers (in Badeorten) und
der Fabrikwässer, endlich den Zeitpunkt, in dem
eine Kanalisation in einer bestimmten Stadt ein-
zurichten ist. Von wesentlich bautechnischem
Interesse sind die folgenden Abschnitte Aber Gat^
tungen und Mengen der abzuführenden Wftsser,
besonders wenn Regenwässer mit abzuführen sind;
hierüber sind 2Sahlenübersicht0n , Berechnunga-
formeln u. dgl. angefahrt Bei Besprechung der
Brauchwässer betont Bflsing, „ob man in die
fQr Ableitung des Regenwassers genügend weit be-
messenen Kanäle das Brauchwasser mit aufoimmt
oder nicht, äussert auf die Baukosten keinen Bin-
fluss".
Weiter wird die Eigenart der Fabriken- und
Quellwässer und für die Abwässer (unter Zugrunde-
legung von entsprechenden Formeln und Analysen-
tabellen) der Antheil beschrieben, den an städti-
schen Abwässern die excrementellen Stoffe und
der Stickstoff, die Mikrobien und Schwebestoffe
haben.
Nadi Schilderung der Regenüberfälle wird das
Hauptsächlichste über die Tbrmensysteme von Lier*
nur, Berlien, Shone, Wasing angefühil
Ein Literaturverzeichniss bei diesem Gapitel theilt
in dankenswerther üebersichtlichkeit die Schriften
nach ihrer Stellungnahme für oder gegen Lier-
nur. Es folgen Abschnitte über Tiefenlage der
Eanäk (Beziehungen zum Grundwasser, Ueber-
schwemmungen u. dgl.), über ihre (}efUle, die
Wassergeschwindigkeiten, über Kanalprofile und
die generelle Anordnung der Kanalnetze. Als Bei-
spiele werden beschrieben das Abfangsystem in
Cöln, das Parallelsystem in Frankfurt a.M. und das
Radialsystem in Berlin. Im Weiteren wird über
Baumaterialien und Construktion der Kanäle ge-
sprochen, über Revisionsetürichtnngen (Einsteige-
schächte, Lampenlöcher), über Einlasse (Einlaufe,
Gullies, Sinkkasten, FetttOpfe), über Kanalspülung,
Luftwechsel in den Kanälen und über besondere
Anlagen und Einrichtungen, z. B. Pumpwerke,
Hausentwässerungen, Wasserdosets, Pissoire. End-
lich sind Capitel über Unterhaltung und Beirieb
von Kanalisationen und summarische Angaben über
die Kosten gegebenen.
Eine Reihe von Literaturverzeichnissen hinter
den grosseren Abschnitten und ein alphabetisches
Sachregister sind dem ganzen Werke angehängt
R. W e h m e r (Coblenz).
25. Ghnindsfige der Sioherhelt«teöhn& fBr
elektrÜKdie Lloht» und Kraft-Anlagen; be-
arbeitet von Dr. Martin Kallmann, In-
genieur, Stadt-Elektriker von Berlin. [1 5. Ud.
von Tk WeyVe Handb. d. Hygieine.] (Baa-
hyg.,allgem.Theil,2.Lief.) Jena 1895. Oost
Fischer. 4. 94 S. mit 45 AbbUd. (2 Hk.
80 Pf., im Abonn. 2 Mk.)
Nach kurzer Bauleitung weotlen im ersten Theile
die aügemeinen elekiriachenErecheimingeformenuiii
die QruffidfTmcipien der SkAerheüstecknik dargekgt,
z. B. Isolation, Einfluss der Spannung, Funkea-
gefohren, Einfluss der Stromstärke, ihre MesBong,
Controlapparate u. dgl.
Der zweite Theil behandelt die aUgwmm
Si4sherheiievorkdirungen in den elektrischen An-
Ligen, zunächst bezüglich der Kraftstationen, z. B.
Schalt- undSicheningsapparate, Yertheilungscbalt-
bretter, sodann bezüglidi der Leitungsnetze in Laft
und Erdboden, z. B. Sicherung gegen Blitzge£ahr,
Kabel, Einsteigeschachte, Kanäle in der Erde,
Leitungstörungen mit ihren Gefahren, z. B. Eicplo-
sionen und Sicherheitsvorkehrungen. Endlich wird
auf die Hausinstallationen, ihre AusfQhrung aosaer-
halb und innerhalb der Gebäude, ihre Störungen
und die erforderüdieii Sicherheitsvorschriften ein-
gegangen.
Der dritte Theil behandelt das elMrieehe IM
selbst, die Anlagekosten werden besprochen, die
Kosten und Einrichtungen bei Olüh- und Bogen-
licht, einschliesslich der Erleuchtung grosser Plätze,
von Refiektorenlatemen u. dgl. näher erläutert
In seinen Schlussbemerkungen entrollt K. ein
kurzes Bild von dem elektrischen Lichte der Zih
kunft, wie solches möglicherweise nach den genia-
len Untersuchungen von Nicola Tesla mit seinen
rapide wechselnden elektrischen Strömen ohne ye^
Wendung von Drähten vermittelst der Erde und bei
einem ausserordentlich geringen Energie- Aufwände
sich erzielen lässt Auch auf den AocumulatoreD-
betrieb, die elektrische Heizung und dieelektrisohe
Klärung der Abwässer werden verfaeissungsvolle
Ausblicke eröffnet
Wenn auch die ganze Arbeit weniger auf dem
gesundheitlichen, als auf dem sidierlieitspolizei-
liehen Oebiete sich bewegt und in erster Linie fQr
den Techniker bestimmt ist, so wird man doch dem
Herausgeber des Sammelwerkes Dank wissen, dass
er ihm auch derartige Gebiete einverleibte, über
die der VerwaltUngsbeamte und Arzt bisher nur
schwer orientirende Arbeiten fand.
R. W e h m e r (Coblenz).
JAHEBÜCHER
der
io- und auslandischen gesammten Nedlcin.
Bd. ;S47.
1895.
M 2.
A. Auszüge.
I. Medioinische Physik, Chemie und Botanik.
162. Zur Lehre von der Tranasudation ;
von Dr. W. Cohnstein. (Virchow's Arch.
CXXXV. 3. p. 514. 1894.)
Bei den bisher bekannt gewordenen Versuchen
über Filtration durch thierische Membranen ist die
Yersachsanordnnng derart gewesen, dass die frag-
liche Flüssigkeit auf der einen Seite gegen Luft
auf der anderen filtrirt wurde. C. richtete seine
Versuche derart ein, dass gegen eine Flüssigkeit
unter bestimmtem Druck filtrirt wurde, es sollte
festgestellt werden, in welcher Weise durch die so
erzeugte Combination von Filtration und Diffusion
der üebertritt der Lösungen modificirt wird ; gerade
diese Combination findet ja ihre Analogie in den
YorgSngen im Organismus.
Die mit einem besonderen Apparat, bei welchem
ia Qlyoerin conservirte Ureteren oder Yenae jugu-
bree vom Pferd als Filtrationsmembranen dienten,
gewonnenen Resultate für krystaüoide Substanzen
deckten sich mit dem mathematisch berechneten
Satz, dass die Concentration des Transsudates an-
stieg mit dem Druck, gegen welchen filtrirt wurde;
bei der genannten Yersuchsanordnung brauchen
also zum Transport bestimmter Mengen fester Sub-
stanz nicht mehr proportionale Flüssigkeitsmengen
die filtrirende Flüssigkeit zu yerlassen. Je mehr
die FiltrationsTorgfinge gegen die Diffusionsvor-
gänge zurücktreten, um so concentrirter ist das
Transsudat.
Bei coüoiden Substanzen hing das Resultat von
der Art derjenigen Flüssigkeit ab, in welche filtrirt
imrde (z. B. diffundirt Eiereiweiss gegen Salzlösung,
nicht gegen Wasser; Blutserum nicht gegen M^asser
und verdünnte Kochsalzlösungen). C. fand, dass
80 lange Diffusion möglich ist, auch für colloide
Substanzen das Gesetz, welches für krystalloide
gefunden war, gilt; im anderen Falle wird dieCon-
Ked. Jahrbb. Bd. 247. Hft 2.
Centration des Transsudates durch Herabsetzung
desFiltrationsdruckee vermehrt, nach der bei Filtra-
tionen gegen Luft gemachten Erfahrung, dass bei
coUoiden Substanzen die Concentration des Filtrates
mit sinkendem Filtrationsdruck steigt Im All-
gemeinen geht bei Filtrationen gegen Flüssigkeit
ein viel concentrirteree Transsudat über, als bei
Filtration gegen Luft
C. ist geneigt, derartige Gesetze auch für die
Vorgänge im lebenden Organismus als gültig an-
zusehen. Dabei kommen nur noch besondere
Momente in Betracht; so z. B. die Dünne der
Capillarwand ; C. schlieest aus seinen Versuchen,
dass jene Gesetze um so stärker hervortreten, je
dünner die GefSisse sind. Eine Veränderung der
Resultate je nach der Dauer der Filtration, wie sie
bei Membranen auftritt (diese werden aUmfthlich
durchlässiger), ist bei der lebenden Capillarwand
nicht anzunehmen. Wie weit der im Gewebe
herrschende Gegendruck die Filtration durch die
CapiUaren bestimmt, lässt sich gegenwärtig nicht
sagen, da die Höhe dieses Druckes unbekannt ist.
Von besonderer Wichtigkeit sind die experi-
mentellen Befunde gegenüber der von Heiden -
hain aufgestellten Sekreiionstheorie der Lymph-
bildung. Heidenhain hatte zum Theil auf
Grund seiner Experimente, zum Theil auf (Jrund
von theoretischen Erörterungen darzulegen ver-
sucht, dass die Lymphbildung nicht auf Filtration,
sondern auf Sdcreüon durch die lebende Capillar-
zelle beruhe. C. wendet sich gegen diese An-
schauung, weil jene Erörterungen auf die früher
angenommenen Gesetze der Filtration, nicht aber
auf die von ihm neu gefundenen Gesetze der Trans^
sudalion aufgebaut seien ; er zeigt an dem Beispiel
der Milchsekretion, dass bei Anwendung desTrans-
sudationsgesetzes thatsächlich die von Hei den-
15
iu
1 Medicinisciie iPhysik, Chemie und Botanik.
ha in hervorgehobenen Widersprüche zwischen
Theorie und Wirklichkeit fortfallen. Die Arbeit
wurde unter M unk 's Leitung ausgefOhrt
B e n e k e (Braunschwäg).
163. Etndes snr le ohlore et leshalogenes
dans roiganisme animal; par M. Nencki et
E. 0. Schoumow-Simanowsky. (Arch. des
Sc. biol. de St. Petersb. m. 3. p. 191. 1894.)
Eingeführtes Kochsalz wird im Magen in Salz-
saure und Natron zerlegt Die Frage, wie sich
Bromnatrium und Jodnatrium verhalten, ist schon
von Eichet und von Külz bearbeitet worden,
von de&en Ersterer keine Bromwasserstoffsäure im
Magen auffinden konnte.
YfT. experimentirten über diese Frage an Hun-
den, in deren Nahrung das Kochsalz zum grOssten
Theile durch Bromnatrium, bez. Jodnatrium ersetzt
wurde. Bromnatrium wurde nur schlecht und nur
kurze Zeit hindurch vertragen, Jodnatrium dagegen
sehr gut Die Salzsäure des Magens lasst sich bei
entsprechender Fütterung durch Bromwasserstoff-
säure, dagegen in nur geringem Orade durch Jod-
wasserstoffsäure ersetzen. Während das Jod schnell
wieder durch den Organismus ausgeschieden wurde,
dauerte die Bromausscheidung etwa 4 Monate.
Das Brom schien nach den Ergebnissen der
Magensaftuntersuchung das Chlor ersetzen zu kön-
nen. Es war dann zu erwarten, dass auch die
Organe im Yerhältniss so viel Brom aufnehmen
würden, als sie Chlor aufnehmen. Nachdem erst
die Yertheilung des Chlors in den einzelnen Orga-
nen ermittelt war, konnte diese Voraussetzung
experimenteU bestätigt werden. Gerade dadurch,
dass das Brom so leicht die BoUe des Chlors im
Organismus Übernimmt, wird es verderblich, wäh-
rend das so schnell ausgeschiedene Jod gut ver-
tragen wird.
Nebenbei wurde bei diesen Versuchen gefun-
den, dass Sulfocyansäure ein ziemlich oonstanter
Bestandtheil des Magensaftes bei Hunden ist. Sie
rührt nicht von verschlucktem Speichel her, da sie
sich auch im Magensafte Osophagotomirter Hunde
vorfand. V. Lehmann (Berlin).
1 64. 1) Ueber Fleisohsänre ; von M a x S i e g -
f ried. (Arch. f. Anat u. PhysioL [physioL Abth.]
5 u. 6. p. 401. 1894.)
2) Ueber die Besorption des Camiferrins ;
von Dr. W. S. HalL (Ebenda p. 455.)
Fällt man wässerige SleischextraktlGsung mit
Barythydrat, so kann man aus dem Filtrate durch
Eisenchlorid einen Niederschlag von constanter
Zusammensetzung erhalten, der Eisen, Phosphor,
Kohlenstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Sauerstoff
enthält Siegfried nennt diese Substanz Carni-
ferrin.
Aus dem Camiferrin, welches als Eisenverbin-
dung einer mit Phosphorsäure gepaarten neuen
Säure, der Fleischsäure, aufzufassen ist, lässt sich
letztere, die Fleischsäure, gewinnen. Sie hat die
Formel CioHijNsOs, ist in Wasser leicht Mich,
rOthet Lakmus, bildet leicht Sake. Bei gewöhn-
licher Temperatur hat sie die Eigenschaft, Salz-
säure zu binden, so dass diese durch Silbemitrat
nicht nachweisbar ist Diese Thatsache, dass Salz-
säure in den Säften des KOrpers transportirt wer-
den kann, ohne die Eigenschaften freier Salzsäure
oder salzsaurer Salze zu zeigen, ist sehr bemerkens-
werth.
• Bei der hydrolytischen Spaltung liefert die
Fleischsäure Ammoniak, Lysin, Lysatinin und
noch zwei bisher nicht näher bestimmte Amido-
säuren. Schwefelwasserstoff wird bei Oogenwart
von Fleischsäure sehr schnell oxydirt
In ihrem Verhalten und in ihren Beaktionen
gleicht die Fleischsäure dem Kühne 'sehen Anti-
pepton. Die procentische Zusammensetzung ist fast
dieselbe. Ebenso wie das Antipepton entsteht die
Fleisohsäure bei der Trypsinverdauung und wird
durch diese nicht weiter zerlegt S. erklärt daher die
Fleisohsäure für identisch mit Antipepton. Auch
durch Zersetzimg des Eiweisses durch Salzsäure
entsteht Fleischsäure.
Hall hat femer die Besorption des Cami-
fernns, einer Eisenverbindimg, deren Eisen orga-
nisch gebunden ist, an Mäusen und Ratten unter-
sucht Camiferrin ist resorbirbar. Das Eisen
lagert sich in allen EörpertheUen, hauptsächUch
aber in Leber und Milz ab. Die Ausscheidung
eines Eisenüberschusses geht langsamer vor sich,
als die Aufnahme.
H. schliesst ferner aus seinen Versuchen, dass
das Camiferrin nicht durch die Lymphe, sondern
durch das Blut aufgenommen wird, dass das Cami-
ferrin als solches nicht in denHam übergeht, auch
keine wesentliche Vermehrung des Hameisens be-
wirkt V. Lehmann (Berlin).
165. üeber das Vorkommen der PleiBeh-
säure imHaxne; von C.W. Bookwood. (Ardi.
f. Anat u. PhysioL [physioL Abth.] 1 u. 2. p. 1.
1895.)
Die Fleisohsäure, welche bereits von Sieg-
fr i e d als normaler Hambestandtheil nachgewiesen
ist, findet sich, als Phosphorfleischsäure, in wesent-
licher Menge in den Muskeln vor. R hat mit ver-
besserter Methode gefunden, dass die Fleisohsäure
im Hame vorhanden ist und dort theilweise als
Phosphorfleischsäure auftritt Wir lemen also in
der Fleischsäure einen neuen nicht oxydirten stick-
stoffhaltigen Hambestandtheil kennen und in der
Phosphorfieischsäure eine neue Art des organisch
gebundenen Hamphosphors.
V. Lehmann (Berlin).
166. On the appearance of oarbamio add
in the orine after the oontlnued «dministan-
tion of lime water, and the ft^te of oarbamio
aoid in the body; by John J. Abel. (BulL of
the Johns Hopkins Hosp. V. 39. p. 37. 1895.)
I. Medicinische Physik, Chemie und Botanik.
115
Wenn man Hunde mit Fleisch undEalk füttert,
so erhUt man einen stark alkalischen Urin, welcher
spontan Ammoniak und Kohlensäure abgiebt. Ein
solcher Harn enthält indessen eine geringere Menge
Ammoniak als normaler Harn. Er enthält ausser
Calciumbicarbonat noch ein Calciumsals in Lösung,
welches die Ausscheidung von Caldumcarbonat-
krystallen bewirkt Es ist dies carbaminsaures
Calcium. Ebenso verhält sich bei genügender Ealk-
zufnhr der Urin des Menschen.
Wieso gerade nach Ealkeingabe die Carbamin-
Bäure im Urin erscheint, ist noch nicht zu erklären.
Wichtig ist diese Thatsache indessen, weil die
Carbaminsäure die direkteste Yorstufe des Harn-
stoffes ist und überall in den Oeweben gebildet
wird. V, Lehmann (Berlin).
167. Ueber das Vorkommen von Aetl^yl-
snllld im Handeham, über das Verhalten seiner
Iidsnng in oonoentrirter Sohwefels&nre gegen
Oxydationsmittel und über einige Beaktionen
aar Anffindnng der Alkylsnlflde ; von J o h n J.
A b e L (Ztschr. f. physiol. Chemie XX. 3. p. 253.
1894.)
Wenn frischer Hundeham mit Kalkmilch ge-
schüttelt wird, macht sich ein penetranter wider-
licher Geruch bemerkbar. Dieser rührt von einer
flüchtigen schwefelhaltigen Verbindung her, welche,
wie A. zeigt, Aethylsulfid sein muss, da sie sich
vollkommen so verhält, wie das synthetisch dar-
gestellte (bisher wenig gekannte) Aethylsulfid.
V. Lehmann (Berlin).
168. Beoherehes ezperimentales snr Pex«
orMon da sonllre par Porine; par G-. Yoirin
et Lambert (Arch. de PhysioL Y. 1. p. 59.
Janv. 1895.)
Der Schwefel wird im Harne in zweierlei Ver-
bindungen ausgeschieden: als völlig oxydirter
Schwefel und als unvollständig oxydirter SchwefeL
unter der letzteren Gruppe scheidet sich wieder
als „schwer oxydirbarer Schwefel" das Taurin ab.
In einer früheren Mittheilung haben Y. und L.
gezeigt, dass die Menge des schwer oxydirbaren
Schwefels im Yerhältniss zum G^esammtschwefel
unter dem Eünfluss von Infektionskrankheiten er-
höht wird. Wahrscheinlich liegt dieser Steigerung
eine Einwirkung von Toxinen auf die Leber zu
Grunde, woher ja das Taurin stammt In diesem
Falle war es wahrscheinlich, dass auch che-
mische Gifte eine ähnliche Steigerung veranlassen
würden.
Y. undL. haben daher mit arsenigsaurem Eali,
mit Phosphor und mit Pyrogallussäure an Hunden
Yersuche angestellt. Diese ergaben in der That
die erwartete Steigerung der Taurinmenge. Auch
durch Zerstörung des Lebergewebes, wie durch
Aussdialtung der Cirkulation (Eck'sche Fistel) liess
sich das Gleiche erreichen.
Y, Lehmann (Berlin),
169. a) Ueber Aoetonnrie nach der Nar«
kose ; von Dr. ErnstBecker. (Yircho w's Arch.
CXL. 1. p. 1. 1895.)
b) Ueber eine neue Methode der quantita-
tiven Aoetonbestimmong im Harne; von Dr.
Emilio Parlato. (Ebenda.)
Becker entdeckte die bisher unbekannte That-
sache, dass gesunde narkotisirte Personen Stunden
oder Tage lang nach der Narkose Aceton im Harne
ausschieden. Die Narkosen wurden mit Aether,
Bromäther, Chloroform, Aether*Chloroform, Brom-
ftther- Aether ausgeführt Die Anzahl der Aceton-
urien betrug etwa >/| der Narkosen. Schon vor-
handene Acetonurie wird durch die Narkose erheb-
lich vermehrt Diese Art der Acetonurie ist wohl
ebenso wie die bei Diabetes, Carcinose, Inanition,
Psychosen vorkommende, als Zeichen vermehrten
Ei Weisszerfalles anzusehen. Parlato bestimmte
vermittels des Yaporimeters (durch Bestimmung
der Dampffcension) die Acetonmenge des Ham-
destillates, worüber das Nähere im Originale nach-
zulesen ist Y. L e h m a n n (Berlin).
170. Ueber Hamsäareyerbindungen beim
MenBohen; von E. Pfeiffer. (BerL klin. Wo-
chenschr. XXXL 40. 41. 1894.)
Yeranlasst durch die Untersuchungen von Ro««
berts, der die LOsungsverhältnisse des sauren
hamsauren Natrons und die Yerbindungen festzu-
stellen suchte, in denen die Harnsäure im Körper
gelöst vorkommt, richtete P f. seine Aufmerksam-
keit auf das chemische Yerhalten der im mensch-
lichen Körper vorkommenden Hamsäureverbin-
dungen.
Es kommen hier in Betracht einmal das saure
hamsaure Natron und zweitens die hamsauren
Yerbindimgen; der Hamgries und die Steine. Was
das erstere anlangt, so fand Pf. im Gegensatze zu
Ebstein, der behauptet hatte, dass die ürate in
den Säften in der Form der neutralen hamsauren
Salze cirkulirten und in den gichtischen Ablage-
rungen als «ai«re Yerbindungen krystallisirten, dass
die sogen, sauren hamsauren Salze nur in alka-
lischen Flüssigkeiten entstehen können und dass
die Intensität ihres Entstehens dem Grade der
Alkalescenz der Flüssigkeit proportional sei. Fer-
ner sei das Yorhandensein von Kohlensäure und
kohlensauren Salzen eine Yorbedingung für ihre
Entstehung. Eine Bildung des sauren harnsauren
Natrons in sauren Flüssigkeiten oder seine Weiter-
existenz in diesen sei chemisch unmöglich, es
könne also das Salz niemals im Harne auftreten,
so lange dieser sauer sei. Die gegentheiligen An-
gaben seien einfach bei Hangel chemischer Er-
mittelungen unter dem Einflüsse des Ausdmckes
„saures hamsaures Natron" entstanden, daher em-
pfehle es sich auch, diese Bezeichnung fallen zu
lassen und das Salz als „doppelt harnsaures Natron'^
oder „Natriumbiurat" zu bezeichnen.
Pie Ausscheidung von Hamgries sei bedingt
116
n. Anatomie und Physiologie.
durch ein Missverhältniss in der Menge des neutra-
len phosphorsauren Natrons im Vergleich zu dem
sauren phosphorsauren Natron im Harne. Pf.
wendet sich gegen die Ansicht von Bober ts,
dass in den natürlichen Sedimenten des Harnes
die Harnsäure in Form der Quadriurate vorhanden
imd dass die Harnsäure auch in den Geweben und
Säften des Körpers in der Form von Qnadriuraten
gelöst sei, vielmehr seien die neutralen phosphor-
sauren Salze das Hauptmittel für die Lösung der
Harnsäure im Körper; die Quadriurate könnten
sich nur in einem sehr sauren Medium bilden, wie
es, ausser im Harn und Sohweiss, in den Körper-
säften niemals vorkomme.
Auf Grund dieser theoretischen Betrachtungen
warnt Pf. vor dem zu reichlichen Gebrauch der
Alkalien bei chronischen Erkrankungen, der Gicht,
specieU wendet er sich energisch gegen die An-
Wendung des von seinem Specialcollegen Mord-
horst in Wiesbaden empfohlenen „Gichtwassers^^
Bef. will es scheinen, dass die Mittheilung, Herr
Mordhorst beziehe von dem Verkauf dieses
Wassers eine Tantieme, nicht recht in eine wisseo-
Bchaftliche Arbeit (und das soll die vorliegende
doch wohl sein) hineinpasse.
K. Grube (Neuenahr).
171. PhOBphormolybdlzLBftnre als Beagens
auf Hamaänre; von Gand. med. Th. R Off er.
(Centr.-Bl. f. Physiol. VIII. 25. p. 801. 1895.)
Versetzt man eine auf Harnsäure zu prüfende
FlQssigkeit mit einigen Tropfen einer Lösung von
Phosphormolybdänsfture und einigen Tropfen Kali-
lauge, so entsteht ein dunkelblauer Niederschlag
von molybdänsaurem Molybdänoxyd. Wird die
Beaktion unter deqa Mikroskope gemacht, so treten
dunkelblaue sechsseitige Prismen auf.
Die Beaktion tritt noch bei 1 com Hamsäure-
lösung mit einem Gehalte von ^j^mg Harnsäure
auf. Sie ist indessen nur zu verwerthen, wenn
die Anwesenheit von Eiweiss, Alkaloiden und Gerb-
säure ausgeschlossen ist V. Lehmann (Berlin).
II. Anatomie und Physiologie.
172. Ueber den Einfluas der Jahreaseit
nnd der Schule auf das WaohBthom der Kinder ;
von Dr. Schmid-Monnard. (Jahrb. f. Kinder-
hkde. XL. 1. p. 84. 1895.)
Die Ermittelungen Schm.-M.'s beziehen sich
auf die Veränderungen des Körpergewichtes und
der Eörperlänge von Kindern im Alter von 0 bis
13 Jahren. Malling-Hansen, der Begründer
der Lehre von der Jahresperiodicität des Wachs-
thums, unterscheidet für Gewichts- und Lftngen-
zunahme je 3 Perioden: 1) Mitte August bis Ende
November bis Mitte December (drittes Jahresdrittel) :
stärkste Gewichtszunahme, schwächste Längen-
zunahme. 2) November-December bis Ende März-
April (erstes Jahresdrittel) : mittelstarke Gewichts-
und LäDgenzunahme. 3) März-April bis August
(zweites Jahresdrittel) : starke Längenzunahme, da-
gegen Abnahme des Gewichts. Auch 0 am er er
konnte feststellen, dass in der ersten Jahreshälfte
das Maximum der Längenzunahme, in der zweiten
das der Gewichtszunahme sich findet, üeber die
Ursachen dieses periodenhaften Wachsthums be-
standen bisher nur Vermuthungen. Wretlind
suchte in den in Schweden und Dänemark üblichen
langen 3monatigen Sommerferien die Ursache der
starken Gewichtszunahme, Malling-Hansen
dagegen in meteorologischen Einflüssen. Er fand
ausser den erwähnten Jahresperioden noch täg-
liche Schwankungen, im Allgemeinen entsprechend
den Schwankungen der Temperatur, und circa
26tägige Perioden entsprechend der ümdrehungs-
zeit der Sonne.
Schm.-M. sucht nun folgende Fragen zu be-
antworten: 1) Giebt es die von Malling-Han-
sen an dänischen Knaben beobachteten Gewichts-
Bchwankungen, namentlich die Jahresperioden auch
in anderen Klimaten ? 2) Sind diese Perioden wirk-
lich von den Schulferien abhängig oder von meteo-
rologischen Erscheinungen? 3) Stellen die ver-
schiedenen Wachsthumsperioden auch Perioden
verschiedener Gesundheit dar? 4) Ist die Periode
der herbstlichen Hauptgewichtszunahme als eine
besonders gesunde anzusehen, in der der Körper
Beservematerial sammelt, und ist die Periode star-
ken Längenwachsthums im 2. Jahresdrittel durch-
schnittlich als eine schonungsbedürftige zu be-
trachten, in der der KQrper alle seine Kräfte für
sein Längen wachsthum braucht?
Zu dem Zwecke untersuchte S c h m. - M. etwa
20 Kinder im Alter von 1 — 2 Jahren und circa
190 Hallesche Schulkinder und Nichtschulkinder
im Alter von 2 bis 13 Jahren fortlaufend etwas
über 1 Jahr lang. Sie wurden am gleichen
Wochentage in 3 — Gwöchigen Zwischenräumen
gemessen und gewogen. Die Wiege- und Messtage
schlössen bei den Schulkindern sich möglichst
dicht an die Ferien an, um deren Einfluss zu be-
obachten.
Es ergab sich nun, dass die Gewichtszunahme
im Wesentlichen stattfindet in der zweiten Hälfte
des Jahres. Sie ist am stärksten im September
bei den Mädchen, im August und September bei
den Knaben. Vom Februar bis mit Juni ist die
Periode geringer Gewichtszunahme. Im Monat
März zeigt sich bei Knaben und Mädchen ein deut-
licher Gewichtsrückgang, üeberall zeigt sich eine
Unabhängigkeit von den Ferien dergestalt, dass
der Stillstand im Frühjahr durch sie nicht auf-
gehoben wird und dass die starke Zunahme im
Herbst sich findet ausserhalb der Ferien und auch
zu einer Zeit, wo auch unmittelbar vorher keine
Ferien waren«
n. Anatomie und Physiologie.
117
Im ersten Lebensjahre lassen sich die oben
bezeichneten Perioden nicht nachweisen«
Betreffs der Längenznnahme waren die Perioden
nicht so deutlich ausgeprägt Es fand sich die
geringste L&ngenzunahme im September bis mit
Januar, mittelstarke Zunahme Februar bis mit Juni
und stärkstes LSngenwachsthum im Juli- August.
Es sind also den Halleschen und dfinischen
Eindem gemeinsam die stärksten Gewichts- und
schwUdisten Längenzunahmen im letzten Drittel
des Jahres. Dagegen fehlt in Halle die scharf
ausgeprägte Periode der Oewichtsabnahme und der
sehr starken Längenzunahme, die im Frühsommer
bei den dänischen Knaben der erstgenannten
Periode voraufgeht.
Beeinflusst wurde, wie schon erwähnt, das
Gewicht nicht durch die Ferien. Dagegen schwan-
ken dieGewichtscurven der Halleschen Kinder ent-
sprechend der Curve der Halleschen Morgentempe-
ratnr, nur treten die Schwankungen der Oewichts-
curve meist erst 2 Tage später auf; die 26tägige
Gewichtszunahme konnte Schm.-M. jedoch nicht
bestätigen. Doch scheinen auch Feuchtigkeits-
gehalt der Luft, rauhe Winde u. s. w. nicht ohne
Einflnss auf die Curven zu sein.
Hinsichtlich der 3. und 4. Frage kommt
Schm.-M. zu den Ergebnissen, dass allerdings Oe-
Bundheitsverhältniss und Wachsthum in Wechsel-
beziehung stehen; sowohl die Ourve derOewichts-
xonahme, als auch die der Längenzunahme wird
durch ausgesprochene und auch durch versteckte
Krankheiten beeinflusst und ebenso ist die Periode
der herbstlichen Hauptgewichtszunahme im All-
gemeinen als eine besonders gesunde anzusehen.
Baron (Dresden).
173. Zur Morphologie und Biologie der
Zellen des Knoehenmarkes ; von Prof. J. Ar-
nold. (Virchow's Arch. CXL. 3. p. 411. 1895.)
Im Anschluss an seine früheren Untersuchungen
fiber die Eemformen der Knochenmarkzellen hat
A. nunmehr auch über den Bau des Protoplasma
dieser Zellen mit Zuhülfenahme der neuen Fixi-
rong- und Färbungmethoden, speciell nach Alt-
mann und Ehrlich, Studien angestellt, die für
die Lehre von der Eintheilung der Enochenmark-
zellen, wie für ihre Physiologie sehr bedeutungs-
voll sind.
Im Froschknochenmairk fand A. neben Fett- und
Pigmentzellen zunächst verästigte fixe Zellen mit
grossen bläschenförmigen Kernen; bei einigen
▼aren letztere dunkler und das Protoplasma stark
gekOmt ; vielleicht sind dies üebergangformen zu
mobilen Zellen, die sich gerade durch diese Eigen-
schaften auszeichnen. Ausserdem unterschied A.
4 Arten vonLeukocyten: 1) sdimales Protoplasma,
einfacher rander, meist dunkler Kern; 2) Proto-
plasma von verschiedener Breite, heller oder dunkler
Sern mit runder, eingebuchteter, ring- oder huf-
eiaenfSnniger Gestalt ; 3) breites Protoplasma,
dunkle polymorphe Kerne; 4) Riesenzellen mit
dunklen polymorphen Kernen.
Das Protoplasma zeigte 1) gröbere Orantda;
entweder eoainopküe (auch durch Säurefuchsin-
Pikrinsäure färbbar), in grossen Massen, kleineren
Gruppen oder nur vereinzelt im Protoplasma nach-
weisbar ; neben den grossen häufig auch kleinere,
ähnlich gefärbte KOmer; sie finden sich meist in
den sub 2) und 3) bezeichneten Leukocyten ; oder
basophile (Methylenblau, Thionin) ; bisweilen treten
solche Kömer über die Zellgrenze vor, bleiben aber
durch Fäden mit dem Zellleib in Verbindung.
2) feinere Orantda, sowohl nach Alt mann fftrb-
bare von wechselnder Grösse, welche mit Fäden in
Verbindung zu stehen scheinen, als basophile ; in
Eosinpräparaten können einzelne basophile feine
Granula zwischen den gröberen eosinophilen vor-
kommen.
Im Kantnchenknochenmark unterscheidet A.
neben den verzweigten fixen Zellen 5 Formen
mobüer (Leukocyten): 1) kleine Zelle mit relativ
grossem, rundem, dunklem Kern ; 2) grössere Zelle,
schmales Protoplasma, dunkler oder heller, selten
eingebuchteter Kern ; 3) breites Protoplasma, Kern
hell oder dunkel, rund, eingebuchtet, hufeisen- oder
korbfßrmig; 4) Protoplasma wechselnd. Kerne poly-
morph oder getheilt; 5) Riesenzellen.
Das Protoplasma zeigt 1) gröbere Granula, ent-
weder eomnopkik (meist in den Leukocyten der
3. und 4. Form, selten in Riesenzellen) oder baso-
phile ; im Allgemeinen sind die Verhältnisse denen
beim Frosch ähnlich; 2) feinere OramUa; eosino-
phile (nach Alt mann ^rbbare), nur an Formol-
und Sublimatpräparaten darstellbar, gleichmässig
oder gruppenweise im Protoplasma vertheilt oder,
in nach Altmann fixirten und gefärbten Präpa-
raten, mit Fäden in Beziehung stehende (nament-
lich in Riesenzellen); 3) basophile, bisweilen neben
eosinophilen, wie beim Frosch.
Im Menschenknoehenmark (rothes Menschen-
knochenmark) unterscheidet A. 1) kleine Zellen mit
sehr schmalem Protoplasma und dunklem Kern;
2) grössere Zellen mit schmalem Protoplasma imd
hellerem oder dunklem Kern; 3) breites Proto-
plasma, hellerer, seltener dunkler, eingebuchteter
oder korbförmiger Kern ; 4) weniger Protoplasma,
polymorpher oder getheilter Kern (letzterer häufiger
als beim Kaninchen); 5) Riesenzellen mit poly-
morphen oder mehreren, nur durch Fäden verbun-
denen, bez. ganz getrennten Kernen (häufig) ; diese
Riesenzellen liegen oft massenweise in den Gefilss-
laounen, ähnlich wie bei Kaninchen.
Das Protoplasma zeigt 1) gröbere Oranula;
entweder eosinophile, wie bei Kaninchen, in den
sub 3) und 4) bezeichneten Zellen, deren Zahl
stark schwankt, oder basophile, einzeln oder in
Gruppen, bisweilen in Beziehung zu Fäden, auch
wohl über den Zellleib hinaustretend; 2) feinere
Oranula, eosinophile (TLSixäkklimsLUiL färbbar, aber
die Farbe leicht abgebend), in den sub 3) und 4)
118
n. Anatomie und Physiologie.
bezeichneten Zellen; grossere (in nach Altmann
fixirten und gefärbten Zellen), auch in Riesenzellen,
mit Fäden in Beziehung stehend; basopkUe in
wechselnder Menge, darunter einzelne blau färb-
bare EOmer an Fäden; auch in eosinophilen Zellen.
Nach diesen Ergebnissen hält A. es noch nicht
für möglich, nach der Granulafärbung eineGruppi-
rang der Zellformen vorzunehmen, ebenso wie die
Versuche, nach der Form und Grösse der Zelle
und speciell des Kerns eine Bestimmung bez. der
Abstammung der Zelle aus Milz, Lymphdrüse oder
Knochenmark zu treffen, als gescheitert anzusehen
sind. A. stützt sich besonders auf die verschie-
dene Grösse gleich färbbarer, sowie die verschie-
dene Intensität der Färbung prindpiell gleicher
Körner ; femer auf die üebergänge zwischen neutro-
philen und addophilen Gh^mula, das gemeinsame
Vorkommen verschiedenartiger Körner in derselben
Zelle (contra Ehrlich). Die tinktoriellen Diffe-
renzen müssen schon deshalb mit Vorsicht ver-
werthet werden, weil es sich bisweilen nicht um
qualitative, sondern um quantitative unterschiede
handelt (Wassergehalt der Granula). Funktionell
dienen die Granula vielleicht nicht nur vegetativen,
sondern auch formativen Zwecken, und sind dem-
nach in dieser Richtung versdiieden.
Für die kliniscke Diagnostik der Leukämie er-
giebt sich aus dem Vorstehenden die Unsicherheit
einer Diagnose auf Erkrankung eines bestimmten
blutbildenden Organs aus dem speciellen Blut-
befund, da im Knochenmark eben so gUt„Lympho-
cyten" wie „Myelocyten^' und alle Formen iex
Granulirung vorkommen.
Betreffs der Unna'schenPlajBmazellen der Haut,
welche von ihrem Entdecker wegen der basophilen
Granulirung als fixe Elemente gedeutet werden,
bemerkt A., dass diese Deutung wegen des Nach-
weises der basophilen Gbimulationen auch in Leuko-
cyten hinfällig sei.
Der zweite Abschnitt der A.'8chen Arbeit ent-
hält biologische Untersuchungen, zunächst über
die Beweglichkeit der Knochenmarkzellen. Beim
Frosch konnte eine kräftige Beweglichkeit, und
zwar an allen Formen, beobachtet werden; auch
die Pigmentzellen zeigten Formveränderangen, so-
wie Abschnürang und Weiterbewegung grösserer
und kleinerer Pigmentklümpchen. Die Grade der
Beweglichkeit waren bei den einzelnen Unter-
suchungen aus unerfindlichen Gründen verschieden.
Das Gleiche gilt im Wesentlichen vom Kaninchen-
mark ; hier konnte auch an den Riesenzellen lang-
same Eigenbewegung beobachtet werden, so dass
ihre Anwesenheit innerhalb der Gefässe auf einer
Einwanderung in diese zu beruhen scheint Wei-
tere Versuche galten der Frage über das Eindringen
injicirter kleiner Fremdkörper vom Knochenmark
aus in die Blutbahn und umgekehrt. Die Sub-
stanzen (Zinnober, Tusche) wurden direkt durch
ein Bohrloch in das Knochenmark injicirt oder in
Glycerin-Gummistäbchen in dasselbe eingelegt
Die Zellen des Knochenmarks erwiesen sieh dann
später weit hinaus als mit den Farbkömem ge-
füllt, auch die Riesenzellen enthielten sie und
weiterhin fanden sich in Lunge, Leber, Milz und
Nieren intra- und extravaskulär farbstoffhaltige
Zellen, darunter Riesenzellen. Das gleiche Resultat
ergab sich bei Einlegung von Drahtstückchen in
das Knochenmark (Anfüllung der Zellen mit Eisen-
körnchen). In diesen Resultaten liegt der Beweis
für den aktiven Uebertritt von Zellen aus dem
Sjiochenmark in das Blut ; so erklären sich wahr-
scheinlich die Leukocytosen bei Blutalterationen,
Infektionskrankheiten, Gefässreflexen , femer die
Verschleppung von Riesenzellen aus dem Knochen-
mark in die Lungen (Asch off); A. konnte der-
artigen Uebertritt der Riesenzellen durch künstlich
erzeugte Respirationsnoth hervorrufen. Dass die
Knochenmarkriesenzellen auch phagocytäre Eigen-
schaften haben, zeigte sich bei wiederholten Farb-
stofßnjektionen in die Ohrvene: die Zellen deB
Knochenmarks enthielten danach reichlich Farb-
stoffkömohen. B e n e k e (Braunschweig).
174. Ueber die Neubildung der nervösen
Elemente in dem wiedereraengten Muskel-
gewebe; von Dr. G. Galeotti und Q. LevL
(Beitr. z. allg. PathoL u. pathoL Anat XVH 2.
p. 369. 1895.)
G. und L. benuzten zu ihren Untersuchungen
Lacerta viridis, agUis und muralis. Diesen schnit-
ten sie die Schwänze 2 — 3 cm weit vom Bumpf-
ende ab und erwarteten ihre Wiedererzeugnng, die
je nach der Jahreszeit u. s. w. verschieden rasd&
zu Stande kam. G. und L. arbeiteten mit fast allen
zum Studium der Nervenendigungen vorgeschlar
genen Methoden, besonders aber verwandten sie
Goldchlorür; sie verfertigten sowohl Schnittserien
als Zupfpräparate. In dem centralen Stumpfe der
durchschnittenen Fasern spielt sich ein Vorgang
des Zerfalls ab, der ein wenig über den Punkt der
Verletzung hinaufreicht und durch den der Achsen-
cylinder und die Scheiden zerstört werden, wäh-
rend die sogen. Kerne der Schwann'schen Scheide
prolif eriren und Ketten von spindelförmigen Zellen
hervorbringen. Diese Zellen bezeichnen G. und L»
als Neuroblasten und beschreiben genau deren
Weiterentwickelung. Sie verlängern sich, bilden
dann ein homogenes Ganze durch VerschmäLzung
der Cytoplasmen; dann verkleinem sich die Kerne
und nehmen eine peripherische Stellung an. Inder
Folge erscheinen nach aussen die Schwann'sche
und die Myelinscheide als Produkte einer Ausseren
Bildungsthätigkeit der Cytoplasmen, während im
axialen Theile der Faser als Produkt einer inneren
Bildungsthätigkeit die leitende Substanz erscheint,
zuerst in Gestalt von spindelförmigen FibiiUeni
die sich dann verlängern, verdicken und zu einem
Achsenstrange verbinden, dem Achsenoylinder.
Diese Angaben sind durch gute Abbildungen er-
läutert. G. und L. folgern ferner, dass die einzelne
IL' Anatomieünd Physiotogid.
tl9
Hiarre&fiisex* nicht als eine Yerlftngerong der Qan-
gtienzelle betrachtet werden kann, die sich mit
aocessorischen Elementen bekleidet haben, sondern
als ZeUsifsteme, in denen der während der embryo-
nalen Stadien deutliche Zellentypus zum Zwecke
derAusfOhrung der physiologischen Funktion stark
omgeftndert ist In den Kernen der einzelnen
schliesslich excentrisch gelegenen ZeUen, die an
der spedfischen Funktion der erwachsenen Fasern
nicht Theil nehmen, bleiben die Potentialitat der
Beproduktion und die erblichen Kerne zurück, das
Idioplasma. Diese Zellen bringen auf Anreiz
zur Vermehrung fthnliche Zellen hervor wie did,
welche ursprünglich die erwachsenen Fasern her*
Yorgebracht hatten, üeber die Bildung der moto-
rischen Endplatten geben 0. und L. zuerst eine ein-
gehendere Schilderung auf Grund der Literatur.
Sie selbst fanden die erste Andeutung der End-
platte erst, wenn die regenerirten Muskelfasern
fast vollständig wieder entwickelt waren, d. h.
nachdem sie ihre Querstreifung bekommen hatten.
Wahrend die Kerne der Muskelfasern dann noch
in der Achse, als Centralkeme, verlaufen, treten
besondere spindelförmige Kerne am Bande der
Fasern auf, wie diesen aufgesetzt. Ob diese Kerne
echte Sarkolemmkeme oder nach der Peripherie
ansgestOBsene Muskelkeme, also sarkoplastischen
ÜTspnmgs, sind, bleibt so lange unbekannt, als die
Entstehung des Sarkolemms unbekannt ist, doch
halten G. und L. den letzteren Ursprung für wahr-
scheinlicher. Es erscheinen dann zwischen den
farbigen Muskelfasern Ketten von Neuroblasten,
die in ein Büschel kurzer spindelfSrmiger Zellen
endigen. An efner gewissen Stelle einer Muskel-
faser, nämlich da, wo ein letzter Neuroblast einer
Kette in der Nähe liegt, vermehrt sich nun einer
jener peripherisch gelegenen Kerne durch direkte
\ Spaltung zu zwei oder drei grosseren. G. und L.
bezeichnen diesen Vorgang als Vorbereitung der
Faser, den in der Nähe gelegenen Endneuroblasten
I aufzunehmen. Das zweite Stadium ist das, dass
' Endnenroblast und Kemhügel in feste Adhärenz
treten. Diese nun in inniger Verbindung stehen-
den Elemente (Nervenzelle und Muskelkeme) ver-
I Tielföltigen sich dann, bilden sich um (Erscheinen
I von leitender Substanz im Neuroblasten u. s. w.)
i nnd bringen das compUcirte Organ der motorischen
Endplatte hervor. Auf die Einzelheiten dieser
Umbildung kann im Beferat leider nicht eingegan-
gen werden. Nochmals sei aber auf die sehr guten,
das Verständniss wesentlich erleichternden Abbil-
dungen hingewiesen. B. K 1 i e n (München).
175. üeber Verbreitnng und Endigong der
Kerven in den weiblichen Genitalien; von
Kicolai von Gawronsky in Charkoff. (Arch.
tQynäkoL XLVH 2. p. 271. 1893.)
Im histolog. Institute zu München stellte v. G.
an denOenitalien verschiedener Thiere und an den
menschlichen Untersuchungen an, die namentlich
durch Anwendung der Färbemethode vonGolgi
zu genauen Besultaten führten. So gelang es ihm,
nachzuweisen, dass in der Vagina der erwachsenen
Frau die Nerven bis zum Epithel vordringen und
hier mit Spitzen und KnCpfchen enden. Netz-
bildungen und Nervenzellen wurden in der Vagina
weder in der Muscularis, noch in der Mucosa ge-
funden. In der Muscularis des Uterus verlaufen
die Nerven in dichten Fasern, die büschelfSrmig
gegen die Schleimhaut hinziehen und hier zum
Theil frei am Oberflächen- und Drüsen-Epithel
enden. In der Muscularis sowohl, als auch dicht
imter der Mucosa liegen multipolare Ganglienzellen;
von ihnen gehen Fortsätze aus, die zum Theil frei
im Epithel enden und zumeist am Ende Knöpfchen
tragen. Auch die Nervenendigungen in der Muskel-
schicht sind häufig mit derartigen KnOpfchen ver-
sehen, einzelne besassen am Ende ein scheiben-
förmiges Gebilde, das einer Nervenendscheibe
glich. An der Tube giebt es eine cirkuläre äussere
und eine cirkuläre innere Schicht. Von letzterer
treten Nerven an das Epithel der Tuben heran,
indem sie entweder direkt an und in diesem enden
oder zuerst Nervenzellen zu passiren haben. Diese
letzteren bilden in derSubmucosa eine dritte Zone,
die als Nervenplexus ihr Analogen im Meissner'-
schen Plexus des Darmtractus ündet Im Ovarvurn
verbreiten sich die Nerven theils in Begleitung von
Gefässen,theils als selbständige Faserzüge. Nerven-
zelle schienen vorhanden zu sein, doch Hess ihre
Deutung noch Zweifel zu. Ein Eindringen der
Nerven in das Granulosaepithel (v. Her ff) konnte
nicht bestätigt werden.
Besser als jede Beschreibung werden die dem
Originale beigegebenen Abbildungen die Befunde
V. G.'s zur Anschauung bringen.
Brosin (Dresden).
176. Untersnohongen über die Deoidaa
oiroumfleza nnd ihr Vorkommen bei Taben-
sohwangersdhaft; von Eugen Fränkel in
München. (Arch. f. Gynäkol. XLVn. 1. p. 139.
1894.)
Die Decidua circumflexa ist in ihren nicht
degenerirten Theilen aus denselben Bestandtheilen
zusammengesetzt wie die compakte Schicht der
Serotina. Ausser den Deciduazellen und Bund-
zeUen finden sich in ihr noch etwas grössere dunkle
Zellen mit grossen Kernen, die einzeln oder in
Gruppen und Strängen im Umkreise von Gefässen
hegen. Die Drüsen der Circumflexa stammen aus
der Vera oder der Serotina, oder sie gehören der
Circumflexa selbst an; ihre Mündungen liegen
sämmtlich auf dem basalen Theile der Circumflexa.
Kleinere Arterien und Venen sind nur im unteren
Theile der Circumflexabasis zu finden. Gegen den
Pol hin verlaufen nur Capillaren. Auf der Circum-
flexa kann in der ersten Zeit der Schwangerschaft
eine Art von Placentabildung erfolgen, indem Zotten
in geöffinete Gefässe eindringen. (Wichtig für die
12(1
n. Anatomie und Physiologia
Entstehung der Plaoenta praevia !) Vom Ende des
1. bis gegen die Mitte des 3. Monats voUsieht sich
eine vom Pol aus fortschreitende Degeneration der
Ciroumfleza; das Gewebe lockert sich hierbei unter
Quellung und Nekrose der Zellen, schliesslich unter
Fibrinbildung. Nach der YerUebung mit der Vera
wird die Circumflexa allmfthlich resorbirt und ist
am Ende der Schwangerschaft nicht mehr vor-
handen. Am Chorionepithel lassen sich meist eine
äussere protoplasmatische und eine innere zellige
Schicht unterscheiden. Die Wucherungen des Cho-
rion und Zottenepithels bilden a) die Zottensprossen,
b) die Zellknoten des Chorion, c) die Verbindung
zwischen Fibrinstreifen und Zotten, d) einen zelligen
Ueberzug über Theile der Serotina und auch der
Circumflexa -Innenfläche, e) wahrscheinlich auch
die Thromben, die Oeflhungen von gegen den Zotten-
raum mündenden Qefässen verlegen. Die Verbin-
dung vonDecidua und Zotten geschieht nicht durch
eine üeberwucherung der Zotten durch die Deddua-
zellen, vielmehr werden beide durch einen Fibrin-
streifen von einander getrennt Von den Haftzellen
und zum Theile von den Zottensprossen aus, die
die Zellknoten des Chorion entsenden, bildet sich
eine oberhalb des Fibrinstreifens gelegene zellige
Schicht fatalen Ursprungs. Die Bedeutung der
Circumflexa scheint darin zu liegen, dass durch
sie in der frühesten Zeit der Schwangerschaft die
Bluträume, die bei der Bildung der Placenta er-
öffnet werden, nach aussen abgeschlossen werden ;
zugleich sichert sie eine feste Anheftung des Eies.
In Präparaten von Tubengravidität war eine
Circumflexa nicht aufzufinden; die von verschie-
denen Autoren als solche gedeuteten Qebilde lassen
sich auch in anderer Weise erklären. Die Tuben-
wand ist an der Placentastelle stark verdünnt, an
der gegenüberliegenden Wand ist sie verdickt,
namentlich durch Bindegewebeentwickelung zwi-
schen den Muskelbündeln. Die Decidua der Tube
besteht aus einer rein decidualen und einer ge-
mischten Schicht ; in letzterer sind den Decidua-
zellen Bindegewebe und glatte Muskelfasern bei-
gemengt. Die nicht zur Einheftung dienenden
Theile der Tuben wand zeigen keine Decidua.
Brosin (Dresden).
177. Zur Frage des quantitativen Eiweiss*
gehaltea der Mattermiloh; von 0. Heubner.
(Jahrb. f. Einderhkde. XL. 1. p. 121. 1895.)
Die von H. in seinem Budapester Vortrage ver-
öffentlichten Angaben über den sehr niedrigen Qe-
halt der Muttermilch an Ei weiss sind von Pfeif-
fer, Biedert und Camerer angezweifelt wor-
den. In vorliegendem Aufsatze macht nun H.
weitere Mittheilungen über Untersuchungsergeb-
nisse, die von Marchand, Forster, Brun-
ner, Johannessen, Hirschfeld, Finkei-
ste in herrühren und die übereinstimmend eben-
falls nur sehr niedrige Eiweisswerthe für die Mutter-
milch feststellen (1.05—1.7%). Auch weist H.
nach, dass Mondes de Leon, auf den sich
Pfeiffer stützt, das Eiweiss nicht direkt be-
stimmt, sondern nur aus der Differenz zwisdiea
der Summe der festen Stoffe einerseits und der
Summe von Fett, Milchzucker und Asche anderer-
seits berechnet hat Schüesslidi fOhrt H. noch
die Fehlerquellen an, die bei den Pfeiffer'sGhea
Untersudiungen (Fällung des ISweiss durch Kupfer-
sulphat) möglich sind, und rechtfertigt auch hier-
durch die von Hof mann gefundenen Resultate.
Baron (Dresden).
178. üeber die geringste anr Erhaltung
des Stiok8tofl|pleiofagewioht8 nöthige Menge
von Biweiss; von Erwin Yoit u. Alexander
Korkunoff. (Ztschr. f . Biolog. XXIL N. F. XIV.
1. p. 58. 1895.)
In sehr umfangreichen Versuchen wurde die-
jenige Eiweissmenge ermittelt, die, dem Organismus
gegeben, eben noch zum Stickstoffgleichgewicht
führt, „das physiologische Eiweissminimum^. Es
ergab sich, wie zu erwarten, dass diese Grösse
wechselt, je nachdem nur Eiweiss oder Eiweiss
mit Fett oder Eiweiss mit Kohlehydraten ein-
geführt wird. Als vergleichbarer Werth wird die
Grösse des Eiweisszerfalles beim Hunger genom-
men. Wird diese ^ 100 gesetzt, so betragt das
physiologische Stickstoffminimum bei Zufuhr von
Eiweiss 368, bei Zufuhr von Eiweiss mit Fett
157 — 193, bei Zufuhr von Eiweiss mit Kohle-
hydrat 108—134.
Es wird femer gezeigt, dass sich die Bethei-
ligung der einzelnen Nährstoffe an der Oesammt-
zersetzung einmal regelt nach der die Zellen in
jedem Zeitmomente durchströmenden Flüssigkeit,
andererseits und insbesondere nach der chemischen
Affinität der Zellsubstanz zu den einzelnen Nfthr-
stoffen.
Es stellt sich also die Eiweissmenge, weide
zur Erhaltung des Eiweissbestandes dem Körper
zugeführt werden muss, als eine Funktion der
Qualit&t wie der Quantität der Zufuhr dar. Sind
die beiden letzteren Grössen bekannt, so lässt sich
das physiologische Eiweissminimum mit Hülfe der
ermittelten (oben angegebenen) Yerhältnisszahlea
aus dem Eiweisszerfall bei Hunger berechnen.
y. Lehmann (Berlin).
179. Ueber die Ansaoheidang von Ham-
a&nre und Xanthinbaaen doroh dieFftoes; von
Dr. Weintrau d. (Centr.-Bl. f. innere Med. XYL
18. 1895.)
Die im Urin ausgeschiedene Harnsäuremenge
wird oft als Maassstab des Stoffwechsels gebraucht
Dies ist aber deshalb nicht richtig, weil, wie W.
gefunden hat, Harnsäure auch durch die Fäces in
nicht unbeträchtlicher Menge ausgeschieden wer-
den kann.
Noch viel constanter aber als Harnsäure finden
sich die dieser in physiologisch-chemischer Hin-
sicht gleichwerthigen Xanthinbasen (hauptsächlich
IL Anatomie Tindi Physiologie.
121
vohl Hypoxanthin) im Eothe. W. zeigt, dass diese
nicht etwa, wie man annehmen konnte, der Nah-
roog entstammen, in der sie als solche oder im
Nadein gebunden vorkommen kOnnen.
Y. Lehmann (Berlin).
180. L'asione degliensimiproteolitioiaalla
eellnla vlva oome baae di una teoria tull'aato-
dlgeatione; del Dott. GL Fermi. (Bif. med. XL
6. p. 63. 1895.)
Ueber das Verhalten der eiweissverdauenden
Fermente zu lebendem Protoplasma stellte F. Fol-
gendes fest:
1) Pepsin in salzsaurer Lösung und Magensaft,
wie er aus Fisteln gewonnen wurde, übten eine
Einwirkung auf Hyphomyceten undBlastomyoeten
nicht aus. Diese Mikroorganismen entwickeln sich
sogar in diesen Enzymflüssigkeiten, indem sie
deren Reaktion und Wirkungsfilhigkeit verftudem.
2) Trypsin ist inaktiv nicht nur gegenüber den
Hypho- und Blastomyceten, sondern auch gegen
Schizomyoeten ; besonders die letzteren wachsen
üppig anscheinend auf Kosten der EnzymlOsung.
3) Hembranlose Protoplasmen wie Amöben werden
weder beim Versuche in vitro, noch im Darme vom
Trypsin verdaut oder getödtet 4) Auf lebende
emlüyonale PflanzenzeUen ist Trypsin gleichfalls
wirkungslos. 5) In Trypsinlösung bleiben Würmer
und Insekten im Larvenstadium unversehrt gleich
den Eingeweidewürmern im Darme. 6) Die In-
jektion von Pepsin in stark saure Organe von
Pflanzen blieb ohne Wirkung. 7) Sterilisirte, aktive
Trypsinlösungen subcutan bei Warm- und Kalt-
blütern injidrt bleiben ganz unschAdlich, nicht in
Folge von Absorption, sondern durch Einwirkung
der lebendigen Zellen vernichtet 8) Trypsin, mit
frischen Organen zerrieben oder mit dem Serum
fiisch getödteter Thiere vermischt, hat nach 24 Std.
seine Wirkung eingebüsst Waren dagegen die
Organe durch vorheriges Kochen abgetödtet, so
fand die Vernichtung des Trypsins nicht statt
9) Auch verdaut das proteolytische Enzym eines
Mikroorganismus weder diesen selbst, noch solche
anderer Arten. H. Dreser (Bonn).
181. Ueber die Nierenftanktion und die
WlrkimgBweiiederDiiiretioa; vonW.v.Sobie-
ranski. (Arch. f. experim. Pathol. u. Pharmakol.
XXXV. 2 u. 3. p. 144. 1895.)
V. S. macht in diesem Aufsatze den Versuch,
die Ludwig 'sehe Filtrationhypothese der Ham-
abeonderung ä tout prix zu vertheidigen. Die dafür
sehr unbequemen H e i d e n h a i n 'sehen Ergebnisse
fiber Indigocarminausscheidung werden durch die
auch bereits von anderen Anwälten der Filtration-
hypothese absichtlich übertriebenen Indigocarmin-
injektionen zu entkräften gesucht Auch in der
Deutung und polemischen Auseinandersetzung über
die Ausscheidung des Carmins (Cochenillefarb-
stoffa) legt V. S. hauptsächlich seine subjektive An-
Bioht dar.
Med. Jafarbb. Bd. 247. Hft 2.
Die GofiFeindiurese wird auf Orund gleichzeitiger
mikroskopischer Beobachtung über Indigocarmin-
ausscheidung auf eine L&hmung der resorbirenden
Eigenschaften der Nierenepithelien zurückgeführt ;
„wahrscheinlich^* verhielte sich die HamstofiFdiurese
ähnlich ; bei der Salzdiurese komme dagegen die
„Betäubung^S hez. Aufhebung oder Verminderung
der resorbirenden Kraft der Tubuli contorti auf
andere Weise zu Stande wie bei Goffeindiurese.
H. Dreser (Bonn).
182. La graphique psyohometriqae de
l'attention; par M. L. Patrizi. (Arch. itaL de
BioL XXn. 2. p. 189. 1894.)
P. hat es sich zur Aufgabe gestellt, die Beak-
tionzeit und ihre Schwankungen bei Ermüdung
graphisch auf einem Eymographion darzustellen,
indem sowohl der Moment des Beizes (verwendet
wurden entweder akustische Beize in Form eines
elektrischen Schallhammers oder visuelle Beize in
Form von Oeisaier^ackea Bohren), als auch die
Beaktion des Versuchsindividuum einen elektri-
schen Strom schloss, der sich auf der Trommel
markirte. Aus dem Abstände beider Punkte konnte,
da die Zeit bis auf zwei- und einhalbtausendstel
einer Sekunde mittels einer Stimmgabel bestimmt
werden konnte, die örGsse der persönlichen Glei-
chung genau bestimmt werden. Die Beize erfolgten
auf elektrischem Wege in genauem Abstände von
2 Sekunden. Die einzelnen auf diese Weise er-
haltenen Curven schwanken bei demselben Men-
schen an verschiedenen Tagen ; ihre GrOsse nimmt
zu bei Kindern und bei Leuten, die an gespannte
Aufmerksamkeit nicht gewöhnt sind und daher
leichter ermüden. Windscheid (Leipzig).
188. De rantagoniame qoi eadste entre
ohaque effort derattentionetdeBinnervationa
motrioea; par Marie deManac6ine. (Arch.
itaL de Biol. XXIL 2. p. 241. 1894.)
Sehr interessante gutgeschriebene Abhandlung
über das Verhältniss des Gedächtnisses und der
Aufmerksamkeit zu den Bewegungen. Zu einem
Beferate ist die Arbeit ungeeignet Das Haupt-
sächlichste ist folgender Gedankengang: Das Ge-
dächtniss ist abhängig von motorischen Impulsen,
jede Bewegung unterstützt die Fähigkeit, etwas im
Gedächtniss zu flxiren. Wir haben darum ein
schlechtes Gedächtniss für Farben, da bei ihnen die
motorische Innervation fortfällt, ein gutes für Töne,
bei denen wir das Bestreben haben, sie nachzusin-
gen, d. h. motorische Impulse zu ertheilen. [Ob
das in dieser Weise verallgemeinert werden darf?
Bef.] de M. tritt daher auch für die Anschauung
ein, dass bei den Krankheiten, die mit einer Ab-
schwächung der Bewegungsfähigkeit einhergehen,
wie die progressive Muskelatrophie, auch das Ge-
dächtniss sich successive vermindere, wie aus ein-
zelnen Mittheilungen bereits bekannt ist Ganz
anders stellt sich das Verhältniss der Aufmerksam-
keit zu den Körperbewegungen. Nach Ansicht
16
12?
nL Allgemeine Pathologie und pathotegische Anatomia
de liL's werden Qedächtniss und Aufmerksamkeit in
den psychologischen Versuchen nicht immer mit
der genügenden Schärfe von einander getrennt.
Die Aufmerksamkeit steht nämlich geradezu im
Gegensätze zu den Körperbewegungen ; erst wenn
diese so gut wie möglich ausgeschaltet werden, ist
eine intensive Aufmerksamkeit vorhanden. Dieee
Abschwädhung der Bewegungen geht sogar so weit,
dass nach Beobachtungen mehrerer Autoren wäh-
rend einer intensiven geistigen Anspannung die
Athembewegungen und die Herzaktionen an Zahl
abnehmen, de M. hat Untersuchungen über den
Lidschlag gemacht und hat gefunden, dass, wenn
er im Verlaufe einer gewöhnlichen Unterhaltung
24mal in 5 Min. auftrat, er während einer starken
geistigen Thätigkeit, z. B. bei dem Lösen einer
mathematischen Aufgabe, auf 4mal in derselben
Zeit reducirt wurde. Den hemmenden Emfluss der
Bewegungen auf die Aufmerksamkeit wies de M.
auch plethysmographisch nach. Wenn man einer
Person, deren einer Arm sich im Plethysmographen
befindet, die Aufmerksamkeit durch ganz geringe
Reize erregt, z.B. durch leises Kitzeln des Oesichts,
Anschlagen von leichten Tönen, oder sie auffordert,
eine mathematische Aufgabe zu lösen, so entsteht
durch das Anspannen der Aufmerksamkeit eine
Verringerung der Blutmenge des Arms und ein
erhöhter Blutzufluss zum Gehirn; dieser letztere
aber bleibt sofort aus, sowie man während der eben
genannten Beize die Versuchsperson Bewegungen
mit den Fingern, der Zunge u. s. w. machen Ifisst
Alles Andere möge im Original nachgelesen
werden, das Ref. zum Studium nur empfehlen
kann. Wind scheid (Leipzig).
III. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie.
184. Ueber die Alkaliottftt des Blntes und
Infektion; von Josef y. Fodor. (Gentr.-Bl. f.
Bakteriol. u. Farasitenkde. XVn. 7 u. 8. 1895.)
Durch eine Reihe von Yersuchen konnte v. F.,
wie früher bereits, auch neuerdings den Nachweis
liefern, dass die Zuführung eines Alkali (Natrium-
hydrocarbonat) die Widerstandsffthigkeit des Thieres
gegen Milzbrandinfektion ganz erheblich steigert,
und zwar um das Doppelte des UrsprOngliohen.
Aber auch bei den trotz Alkalisation verstorbenen
Thieren konnten in der Mehrzahl der Fälle im
Blute und in den inneren Organen oft keine oder
nur sehr wenige Bacillen gefunden werden und es
ist deshalb anzunehmen, dass dieThiere theilweise
gar nicht in Folge der Infektion gestorben waren,
wenn auch nicht in allen diesen Fällen eine andere
Ursache des Todes nachgewiesen werden konnte.
Aus einer zweiten Reihe von Versuchen scheint
hervorzugehen, dass auf die Infektion mit patho-
genen Bakterien zuerst eine Steigerung der Alkali-
cität des Blutes und danach eine Abnahme folgt
Yerlftuft die Infektion tödtlich, so sinkt die Alkali-
cit&t sehr rasch und stark, ist sie nicht tödtlich, so
ist die Abnahme jener auch geringer und die Alkali-
cit&t steigt von Neuem.
Kaninchen, deren Blut stärker alkalisch ist,
sowie solche, bei denen die Alkalicität des Blutes
nach der Infektion stärker zunimmt, sind wider-
standsföhiger gegenüber gewissen inficirenden
Organismen (Milzbrand) als Kaninchen, deren Blut
weniger alksdisch ist. Der Grad der Alkalicität
des Blutes, sowie die Fähigkeit des Organismus
diese nach der Infektion zu steigern, sind demnach
von wesentlichem Einflüsse auf die Immunität, be-
züglich die Disposition der Individuen.
Qoldschmidt (Nürnberg).
185. Ueber das WaohBthnm einiger Spalt-
pilsarten auf Nierenextirakt-N&hrböden ; von
OttoHeussen in Freiburg i. Br. (Centr.-Bl. f.
Bakteriol. u. Parasitenkde. XVn. 12. 1896.)
um den Einfluss des gesunden Nieren ent-
nommenen Saftes auf das Wachsthum von Spalt-
pilzen zu prüfen, hat H. die Mschen Nieren yon
Gamivoren, Herbivoren und Omnivoren zur Herstel-
lung von Nährböden verwendet und auf diese Diph-
therie-, Typhus-, Cholera-, Milzbrand-, Rotzbacillen
und das Bacterium coli verimpft. Zur Verwen-
dung kam der frische Saft der thierischen Nieren
wie auch der gekochte. Es ergab sich hierbei,
dass der frische Saft, besonders bei Diphtherie,
Cholera und Typhus, einen entschieden entwicke-
lungshemmenden Einfluss ausübt. Durch Kochen
wird dieser Einflass nicht nur aufgehoben, sondern
die aus gekochtem Nierensafte bereiteten Nährböden
bieten den Spaltpilzen sogar sehr günstige Wachs-
thumsbedingungen. Nur MilzbrandbaoiUen wachsen
auf gekochtem Schweinenierensafte gar nicht
Aus den Versuchen darf wohl der Schluss ge-
zogen werden, dass die Nierengewebe, die diesen
Saft erzeugen, bakterienwidrige Eigenschaften be-
sitzen, und dass auch intra vitam diese Eigen-
schaften hervortreten. Es nimmt somit die Niere
an dem Kampfe des Gesammtorganismus gegen
eingedrungene pathogene Spaltpilze aktiven und
energischen Antheil. Qoldschmidt (Nürnberg).
186. Btude sor lapenetrationdeamiorobes
intestinanx dana la oironlation generale pen-
dant la vie ; par L. B e c o. (Ann. de Plnst Pasteur
IX. 3. p. 199. 1895.)
B. hat folgende 2 Fragen in der vorliegenden
Arbeit zu lösen gesucht : 1) Findet die Einwande-
rung von Darmbakterien in den allgemeinen Kreis-
lauf während des Lebens oder erst nach dem Tode
statt? 2) Ist dieses Eindringen gebunden an die
Gegenwart von Darmaffektionen, d. h. Verftnderon-
gen oder funktionelle Störungen des Darmes?
Zahlreiche bakteriologische Untersuchungen
und Experimente haben gelehrt, dass bei vielen
Krankheiten vor dem Tode Darmbakterien in die
nL Allgemeine Pathologie und pafhologische Anatomie.
123
Blntbahn gelangen und in den inneren Organen
sich ablagern, dass aber dieser üebergang unab-
hängig ist von dem Vorhandensein von DarmafFek-
tionen. B. konnte femer durch yerschiedöne Gift-
stoffe (Cantharidin, Emeticum) diesen üebergang von
Darmbakterien in die Cirkulation aufheben und ver-
langsamen. Nach dem Tode erfolgt die Einwände-
rang der Darmbakterien in das Blut nur sehr lang-
sam, aber der vor dem Tode schon in die Blutbahn
^ngte BaciU. ooli vermehrt sich nach dem Tode
in den Organen sehr rasch und überwuchert andere
etwa vorhandene Bakterien. Der Befund des Bact
coli in dem Blute und den inneren Oiganen nach
dem Tode beweist deshalb noch nicht einen causalen
Zusammenhang zwischen diesem Mikroben und der
Krankheit, selbst dann nicht, wenn das Bact coli
schon vor dem Tode daselbst nadigewiesen wurde.
Ooldschmidt (Nürnberg).
187. Zar Pathologie des mensohliohen
Darmmilsbrandes ; von Stabsarzt Dr. Erumb-
holz. (Beitr. z. pathol. Anat u. allg. PathoLXYI.
2.p.240. 1894.)
Kr. hatte Gelegenheit, einen Fall von Darm-
milzbrand ^/f Std. post mortem anatomisch unter-
Bttchen zu können, und fand als wichtigen Beitrag
ZQ dieser Art der Erkrankung, dass die ESnwande-
rong der Bacillen oder vielleicht wahrscheinlicher
der Sporen in die Drüsenlumina zwischen die
Epithelzellen, vor Allem aber in die Lymphgeßsse
derZoUen, nicht aber in die Blutgef&sse erfolgt war.
B. Elien (München).
188. Ueber die Aetiologie der Dysenterie ;
vorläufige Mittheilung von A. C e 1 1 i u. R. F i o c c a
in Rom. (Centr.-BL f. Bakteriol. u. Parasitenkde.
XVn. 9 u. 10. 1895.)
Die üntersudiungen von G. u. F. in 62 Fällen
typischer Dysenterie aus Italien und Alexandrien
ergaben das bemerkenswerthe Resultat, dass die
AmOben und speciell die Amoeba coli nicht als
direkte Ursache der Dysenterie betrachtet werden
köuien, denn es giebt Fälle von epidemischer,
endemischer und sporadischer Dysenterie ohne
irgend welche Amöben und durch Impfung von
fSces oder von Culturen, die Amöben und Bak-
terien enthalten, kann man eine amöbenfreie Dys-
enterie hervorrufen. Auch kann man die Amöben
durch Wärme tödten und so nur die Bakterien und
ihre Gifte einimpfen imd gleichfalls Dysenterie
hervorbringen. Die Amoeba coli findet sich auch
sonst sehr häufig im Darme gav gesunder Per-
sonen und zwar nicht allein , sondern , auch bei
Dysenterischen, in Gesellschaft mit anderen Amö-
ben. Im Darme Dysenterischer findet sich stets
der Bacillus coli communis in Gesellschaft einer
typhnsähnlichen transitorischen Yarietät, häufig
VKsh begleitet von Streptokokken und manchmal
Wh von einem Proteus. Letztere scheinen das
Bad ooli oomm. in die Yarietät Bact coli dys-
enteriae zu verwandeln und es gelingt mit diesem,
die Dysenterie experimentell zu erzeugen. Diese
Yarietät erzeugt ein äusserst giftiges, aus Bouillon«
culturen durch Alkohol ausfällbares Toxin, das bei
Thieren sehr rasch den Tod herbeifOhrt, ohne
wesentliche Erscheinungen im Darmkanale hervor-
gerufen zu haben. Goldschmidt (Nürnberg).
189. Note 8tir lea oauses de la dysentirie;
par S. Gasser. (Arch. de M6d. exp^rim. YII. 2.
p. 198. 1895.)
G. hatte Gelegenheit, 153 Dysenteriekranke,
von denen 11 zur Sektion kamen, eingehend zu
untersuchen. Er fand die als Ursache i&c Dys-
enterie angegebene Amoeba coli nur in 64, d. h.
41.83<^/o dieser Fälle, konnte sie aber auch sehr
häufig, bei 20% der Untersuchten bei ganz gesun-
den Leuten nachweisen. G. hält deshalb die Patho-
genität dieser Amöbe noch nicht ffir erwiesen.
Auch die bis dahin bei Katzen durch Injektion
dysenterischer Iftces hervoigerufenen Erschei-
nungen sind nicht beweiskräftig, weil die Amoeba
coli dabei nicht in Beincultur injicirt wurde und
weil die Katzen an und für sich häufig von ge-
schwungen Processen im Darmkanale befiülen
sind. Goldschmidt (Nürnberg).
190. Paerperale Infektion mit tödtliohem
Aasgaog, yemraaoht doroh Baoterium ooli
oommnne; von Dr. H. Eisenhart in München*
(Arch. f. Gynäkol. XLYII. 2. p. 189. 1894.)
Bei eLoer Frau mit eitriger puerperaler Farametriüs
wurde 7 Wochen nach der Entbindung in einem Abscesse
am Poupart'schen Bande Luft bemerkt. In der entnom-
menen Eiterprobe £Euiden sich neben Streptokokken vor-
wiegend Culturen des Bacterium coli commune. Der
sauer reagirende eitrige Harn enthielt die gleichen Filze.
Die Kr. starb nach weiteren 5 Wochen an Nephritis.
[Der Annahme £.*s, dass es sich um eine primäre Infek-
tion mit dem Bacterium coli vom Geburtswege aus ^-
handelt habe, steht der Umstand entgegen, dass eme
Gasentwicklung erst spät bemerkt wurde.]
Bro sin (Dresden).
191. Doroh den Gebrauch von Jodkali
erworbene Immunität von Bindern gegen die
Maul- und Elanenaeaohe; von F. J. Pick.
(Centr.-Bl. f. BakterioL u. Parasitenkde. XYH. 11.
1895.)
Bei Yersuchen über die Anwendung jodirter
Kuhmilch bei luetischen Kindern machte P. die
Beobachtung, dass zwei Kühe, welche lange Zeit
hindurch grössere Dosen von Jodkalium erhalten
hatten, bei Ausbruch einer Epidemie der Maul-
und Klauenseuche vollständig gesnnd blieben,
während alle anderen Thiere desselben Stalles
erkrankten. Da diese beiden Thiere die Krank-
heit vorher nicht überstanden hatten, da sie genau
ebenso wie alle übrigen gefüttert und gehalten
wurden, ist die Annahme gerechtfertigt, dass die
Immunität durch den starken Jodgebrauoh erwor-
ben worden war, (Joldsobmidt (Nürnberg),
124
m. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie.
192. Untenaohnngen über die Aetiologie
der n^piBOOidBcihenAphtäen**(MatU-undKlaueiV'
seuche); von Gian Fietro Piana und Angelo
Fiorentini. (Gentr.-Bl. f. BakterioL u. Para-
Bitenkde. XVII. 13 u. 14. 1895.)
Die pathogene Bedeutung der verschiedenen
in den epizootischen Aphthen gefundenen Schizo-
myoeten war bis dahin noch nicht sichergestellt ;
P. u. F. haben deshalb eine kerngesunde ftürse mit
der BlAschenflüssigkeit eines erkrankten Thieres
inficirt und sobald die ersten Bläsohen sich zeig-
ten, getödtet Das Ergebniss ihrer Untersuchungen
ist folgendes: Bei den epizootischen Aphthen
existiren keine pathogenen, zur Ordnung der
Schizomyoeten gehörigen Mikroorganismen. Da-
gegen findet man in den krankhaften Produkten
und erkrankten Stellen, sowie im Blute kleine
Eörperohen, die sich von den normalen, sowie von
den pathologischen, in den entzflndliohen Herden
auffindbaren Elementen unterscheiden. Diese Eör-
perchen sind lichtbrechende hyaline Kfigelchen von
^/) — 5jtt Durohmesser, mit einem oder mehreren
lichtbrechenden Körnchen oder einem grösseren
hellen Kerne oder mit grossmi Hyalinkömchen im
Innern, häufig mit Pseudopodien versehen und
amöboide Bewegungen ausführend. Diese Körper-
chen sind die pathogenen Agentien der Maul- und
Klauenseuche. In Olycerin und vor Luftzutritt
geschützt, lassen sich diese Elemente eine Zeit
lang lebend erhalten. Ooldschmidt(Ntlmberg).
193. Beobaohtmigen und Versuche über
einen pathogenen Blastomyceten bei Bin-
8ohlu88 desselben in die Zellen der patho-
logischen Gewebe; vorläufige Mittheilung von
Prof. Maffucci und Dr. Sirleo. (Centr.-Bl. f.
allg. PathoL u. pathol. Anat YI. 8. 1895.)
M. u. S. fanden in den Lungenepithelien eines
Meerschweinchens einen pathogenen Blastomyceten,
dessen Morphologie, Culturverhalten und pathogene
Wirkung sie beschreiben. Dieser Blastomycet ruft
Neubildungen chronischen Charakters hervor, deren
cellulfire Produkte die Eigenschaft haben, vom
Punkte der Neubildung aus bis zu den Lymph-
drüsen auszuwandern ; auch in die Blutbahn kön-
tien sie gelangen. Der Parasit lebt sowohl inner-
halb, wie ausserhalb der Zellelemente und wan-
dert mit den Elementen der Neubildung aus. Er
kann die Zellen, in denen er sich einnistet, ver-
nichten, kann aber auch von dieser selbst ver-
nichtet werden. Was ffir Beziehungen der Blasto-
mycet zu den Zelleinschlüssen des Carcinoma hat,
ist nicht bekannt Soviel Iftsst sich aber nach
Ansicht von M. u. C. sagen, dass viele Formen, die
heute als Degenerationen des Protoplasma der Epi-
thelelemente angesehen werden, als echte Parasäen
angesehen werden können. Es ist bei ferneren
Untersuchungen über infektiöse Tumoren auf die
Blastomyceten besonderes Augenmerk zu richten.
B. Klien (München).
194. Das MyomprotOBOon ; von Dr. Ve-
deler in Christiania. (Centr.-Bl. f. BakterioL u.
Parasitenkde. XYII. 7 u. 8. 1895.)
untersucht man ein frisch operirtes, in 5proa
Sublimatlösung fixirtes, in Alkohol gehärtetes und
lege artis zur mikroskopischen Untersuchung vor-
bereitetes Myom, so findet man Zellen, die sidi
deutlich von den Muskel- und Bindegewebezelleii
unterscheiden ; es sind Zellen von der Grösse der
weissen Blutzdlen und darüber, von versdüeden«
Form mit rundem Kern und centralem Kemkörper,
der stark mit Hämatoxylin gef&rbt, wahrend das
Protoplasma durch Eosin stark gelb tingirt witd.
Dieses ist kömig und hat eine feine gleichm&ssige
Yacuoleneintheilung mit einem einzelnen Korn in
jedem kleinen Baume. Diese Amöbe sieht man im
Myom oft von mehreren weissen Blutkörperchen
umgeben; auch findet man Exemplare, die eine
weisse Blutzelle in sich aufgenommen haben. Auch
die Entstehung der Amöbe aus einer feinsten Spore
konnte verfolgt werden.
y. glaubt, dass dieses Protozoon die Ursache,
das Irritament der Myombildung sei ; so gut Pro-
tozoen maligne Tumoren bilden können, so gut
müssen sie nach seiner Ansicht auch benigne e^
zeugen können. Ooldschmidt (Nürnberg).
195. SporoBoa inSarooma; von J. J. Clarke.
(Centr.-Bl. f. BakterioL u. Parasitenkde. XYL 20.
1894.)
Beschreibung und Abbildung von Sporozoen,
die Cl. in einem vom Periost desFemur ausgehen-
den Sarkom und in einem Rundzellensarkom des
Hodens beobachtet hat. Es sind kernhaltige und
kemf reie Qebilde, einige in unregelmässiger Mitose.
Intraoelluläre und freie Parasiten, auch Sporen-
formen waren zu sehen, im Ganzen erinnerte der
Befund an die Zelleinschlüsse, die C 1. und Andere
bei Carcinom oft beobachtet. Die Zahl der vor-
handenen Parasiten soll nach CL's Erfahrungen
der Schnelligkeit desWachsthums der betr. Tumo-
ren proportional sein. Weintraud (Berlin).
196. Beitrag sor Lehre vom Soor; von Prof.
Heller. (Deutsches Arch. f. klin. Med. LY. p. 1 23.
1895.)
Dass die pathologische Bedeutung des Soor-
pilzes bisher sehr unterschfitzt worden ist, lehren
die Beobachtungen H.'s. In der Literatur finden
sich nur vereinzelte Angaben darüber, dass der
Soorpilz gelegentlich in tiefere Gewebeschiohten
eindringen kann. H. untersuchte 38 verschiedene
Organtheile, die von 25 Sektionen herstammten
(Zunge, Wange, Schlund, Speiseröhre, Kehlkopf,
Luftröhre, Lunge, Magen) und fand, dass von 33,
die thatsächlich Soorpilze enthielten, nur 12% das
seither für gewöhnlich angesehene Verhalten zdg*
ten, dass dagegen in 51.6% die Pilze in das
Bindegewebe, in 36.3% sogar in die Blutgefässe
eingewachsen waren. Auch das Cylinderepithel
IIL Allgemeine Pathologie und paühologische Anatomie.
125
der LufMhre erwies sich als nicht immun. Die
sOrfceren Terändeningen der Epithelien, die H.
fand, sieht er als Wirkung des Pilzes an, dooh
hUt er die Anschauung als durch Erfahrung be-
▼iesen fest, dass gewisse leichtere Yerftnderungen
des Epithels die Ansiedelung des Soorpilzes über-
haupt erst ermöglichen. Das vom Soorpilz durch-
wucherte Bindegewebe reagirt durch kleinzellige
Infiltration, kann dann nekrotisch werden und
ukerirm. In den durohwucherten OelSssen tritt
sehr häufig Tin-omhose ein, was die Seltenheit der
Hetastasenbildung erklärt (erst 2 derartige Fälle
sind bekannt), dagegen dürfte die Thrombose an
dem häufig eintretenden starken ulcerativen Zer-
&11 der Schleimhaut keinen geringen Antheil haben.
Soorsporen fand H. nur ganz vereinzelt in durch-
wachsenen Oeflissen. Ein weiteres Wachsthum
der Sooriftden nach dem Tode der betr. Organe
konnte H. experimentell unter 5 Fällen nur einmal
erziden. Dagegen dürfte dem Soorpilz eine wei-
tere pathologische Bedeutung als Pfortmöifrwr für
ukundoTB Infektionen durch Spaltpilze zukommen.
Die 25 Einzelbeobachtungen sind am Schlüsse der
Arbeit angeführt. B. E 1 i e n (Hünchen).
197. On pyrezift and ita treatment; by
W. Haie White. (Brit med. Joum. Nov. 17.
1894.)
Nach einer eingehenden Erürterung der bei
der Pathogenese des Fiebers in Betracht kommen-
den Faktoren, der Wärmeproduktion, ihres Sitzes
und ihrer Gontrole, der Wärmeabgabe und der
Begolationsvorrichtungen für beide, bringt W.
klinische Belege für die einzelnen Fieberarten:
raie, in denen nach anatomischen oder auch funk-
tionellen, lokalisirten oder diffusen Störungen des
Cerebrum Fieber aufgetreten war, SUle, in welchen
ein Reiz, der das peripherische Nervensystem ge-
troffen hatte, reflektorisch das Fieber auslöste, und
endlich Fälle, in welchen durch in die Girkulation
aufgenommene Stoffe das Fieber vermittelt wurde.
In der Behandlung der Hyperpyrexie, wie des
Fiebers verwirft W. dieAntipyretica und bevorzugt
die kalten Bäder. Weintraud (Berlin).
198. VeiBtiche über die Braengong von
Fieber bei Thieren ; von L. E r e h 1. (Arch. f.
experim. PathoL u. PharmakoL XXXY. 2 u. 3.
p. 222. 1895.)
Auf fiebererzeugende Substanzen hin wurden
an Thieren (Hund, Eatze, Kaninchen, Meersohwein-
dien, Taube, Huhn, Igel) die abgetOdteten Bak-
terienleiber folgender Mikroben geprüft: Bact
coli, Pyocyaneus, Milzbrand-, Typhus-, Diphtherie-
btdUus, Vibrio Metschnikoff, Prodigiosus,
SubtOis, Bacillus der Hühnercholera, Komma-
bacülus, Pfeiffer 's Kapselbacillus, Proteus.
EineQ erschwerenden üebelstand für die Tem-
peratnrbestimmungen bilden die schon in der
Horm beträchtlicheil Schwankungen bei Thieren,
die auch keineswegs so regelmässig wie beim
Menschen abwechseln. Bei Vögeln (Taube^ Huhn)
und am Igel gelang es überhaupt nicht, Fieber zu
erzielen ; Bakterien, welche am Hund, Kaninchen
und Meerschweinchen mit Sicherheit Fieber hervor-
riefen, zeigten sich hier gänzlich wirkimgslos.
Auch andere Stoffe, nicht bakteriellen Ursprungs,
die bei anderen Thieren Fieber arzeugen, wie Pep-
sin und Lab, waren bei den Vögeln und beim Igel
wirkungslos, ja die Temperatur sank sogar.
Bei anderen Säugethieren bewirkte die Injek-
tion durch Kochen abgetüdteter Bakterien in der
Begel einen continuirlichen Anstieg, die Akme
wurde nach 3 — 6 Stunden erreicht Jedenftdls
gehOrt das Kochen nicht zu den für die in Frage
kommenden pyrogenen Stoffe schonendsten Metho-^
den, es schwächt z. B. das Diphtheriogift stark ab.
Am empfindlichsten sind Kaninchen, bei denen
fast alle Arten von Bakterien im abgetOdteten Zu-
stande Fieber bewirken. Meerschweinchen sind
widerstandsfähiger als Kaninchen gegen Tem-
peratursteigerung, sie haben vielmehr Neigung
tiefe CoUapstemperaturen zu bekommen.
üeber die Natur der fiebererzeugenden Sub-
stanz giebt K. an, dass sie bei Bact coli eine Albu-
mose sei.
Bei Versuchen mit Subsianx^m nieki-baktmeüen
Ursprunges steigerte steriles Hühnereiweiss die
Temperatur nur unwesentlich, niemals über die
Norm. Auch andere Albumine und Globuline er-
wiesen sich als nicht sonderlich wirksam ; dagegen
steigerten Milch, sowie Casein und die durch
Pepsinverdauung daraus gewonnene Gaseose die
Temperatur bei Kaninchen und Meerschweinchen
um 1 — 1.5* G. Bereits früher einmal gebrauchte
Thiere reagirten regelmässig mit stärkerer Tem-
peratursteigerung als frische. £^«ym-Präparate von
grosser Reinheit, d. h. frei von Albumosen erwiesen
sich in frischem Zustande als gleich unwirksam,
wie im gekochten. Bei der Taube setzten Pepsin
und Lab die Temperatur sogar herab, ähnlich wie
früher die abgetOdteten Bakterien. Es ist sehr
wahrscheinlich, dass die nach Enzympräparaten
gefiindenen Temperatursteigerungen durch noch
nicht entfernte Albumosen hervorgerufen werden.
Wahrscheinlich gilt dies auch für das Fieber nach
Injektion von „Fibrinferment^'. Bei den Versuchen
mit ränea Präparaten der verschiedenen Albu-
moeen fiel zunächst die grosse ünempfindlichkeit
der Hunde auf; nur das Meerschweinchen reagirt
schon auf kleinste Dosen Pepton und auf grössere
von Deuteroalbumose. Antipepton hat, obwohl es
auf Kaninchen zuweilen stark giftig wirkt, auf die
Temperatur überhaupt keinen erheblichen Binfiuss.
Aus weiteren Versuchen mit Stoffen von che-
chemisch einfacherer Constitution, wie Leucin,
Olivenöl, Grotonöl, Harnstoff, Asparaginsäure, Aspa-
ragin, Glykocoll, Acetamid, Hippursäure, Gadaverin,
salpetersaures, chlorsaures, Jod- und Brom-Natrium,
ging hervor, dass zfthlreiGhe Stoffe nach subcutaner
126
nL AUgemeiiie Pathologie und pathologische Anatomie.
Injektion die Eigenwärme der verschiedensten
Thiere erhöhen.
Schliesslich hebt E. den anfallenden begün-
stigenden Einfiuss hervor, den sowohl bestehende
Infektionen, als auch die vorausgehende Behand-
lung der Yersuchsthiere mit abgetödteten Bakterien-
leibem auf die Temperaturwirkung nachträglich
injioirter pyrogen wirkender Stoffe haben, und fOhrt
auch aus dem Gebiete der Veterinärmedicin mehrere
analoge Thatsachen an. Derartige vorgängige Be-
einflussung des thierischen Organismus kann durch
sehr mannigfache Mittel erfolgen ; sie macht den
Körper empfindlicher gegen Einwirkung auf seine
Temperaturregulirung, so dass der Vorgang der-
artiger Beaktion ein weit verbreiteter ist.
H. Dreser (Bonn).
199. Ueber die Wirkong der Wasserent-
siehnng auf Thiere. Experim. Untersuchung von
Dr. Pernice und Dr. Scagliosi in Palermo.
(Virchow's Are*. OXXXIX. 1. p. 155. 1895.)
P. und S. benutzten zu ihren Experimenten,
welche die Veränderung der EOrpergewebe unter
dem Einfiuss absoluter Wasserentziehung zum
Gegenstand hatten, Hunde und Hühner; letztere
besonders deshalb , weil Vögel bei vollkommener
Wasserentziehung noch bis zum Tode weiter zu
fressen pfl^en, während Hunde bei starkem Durst
die feste Nahrung verweigern.
1) Hund, durch Durst in 11 Tagen getödtet,
unter Gewichtsabnahme von 24o/o des Anfangs-
gewichtes. Während der Dursttage allmählich
Kräfteabnahme , Respirationstörungen (mühsame
Thätigkeit aller Bespirationsmuskeln), Sinken der
Hammenge (im Durchschnitt 38 ccm pro die) unter
Zunahme der Acidität und des specifischen Ge-
wichtes, sowie \mter Auftreten von Traubenzucker;
Zunahme der Zahl der rothen Blutkörperchen in
den ersten, Abnahme in den letzten Tagen.
Bei der Sektion, bez. histologischen Untersuchung
waren das öekim stark congestionirt (Gapillarfällang),
die Ganglienzellen zum Theil atrophisch, die Nerven-
fasern schlechter färbbar.; das Gleiche fand sich am
Rückenmark ; der N. ischiadicus zeigte Verdickung des
Peri- und Endoneurinm. Der Herxbeutd war sehr
trocken; Herx- und Skeldmuskulaiur zeigten dünnere
Fibrillen mit zahlreichen Kernen und Verdickimg der
Gefösswände. Starke capilläre I/un^dn-Congestion, Atro-
phie der Lungensepta , Bronchitis mit Abstossun^ ver-
schleimender Epithelzellen. Starke Polpaatrophie der
schlaffen verkleinerten Milx^ sowie partielle subcapsolära
kleine Milzhämorrhagien. Hyperämisohe Nieren mit
trüben Epithelzellen, Blatuneen in die Kapselräome der
Glomemü mid in die HamkanSlchen , Verfettung der
Glomerolosepithelien , Abstossnng derselben oder auch
Wucherung; Rondzellenanhäofong um die Glomemli
hemm, hyakline Cylinder in den Hamkanälchen. In
der LeW Vermehrung des interacinösen Bindegewebes,
Stauunghyperämie, A^ophie der Leberzellen. Im Magen
Hyperämie, zahlreiche Schleimhautblutungen, kleine Ge-
schwürbildungen, kleinzellige Infiltration der Mucosa,
desgleichen im Duodenum; weiter abwärts im Darm
nahm die Entzündung ab ; überall im Ma^n und Darm
reichliche Mitosen. Im Pankreas Atrophie der Zellen
und Hyperämie. Starke Hyperämie der Lymphknoten
bei gleichzeitiger Abnahme ihrer Lymphköiperchen.
2) Die Untersuchungen bei 3 Htiknem^ welche am
8., bez. 9. und 10. Versuchstage nach einem Gewichts«
Verlust bis zu 41 o/o starben, ergaben im Wesentlichen
ähnliche Resultate, lin Ischiadicus, Vagus und GI0880-
pharyngeus wurde eine Degeneration der Fasern, sowohl
des Achsencylinders als der Markscheiden nachgewieeeiL
Im Herzen fanden sich kleine Hämorrhagien und aas-
gebreitete Entzündung der Arterienwände. Die Lungen-
aiveolen enthielten sehr häufig Blut, ebenso zeigten die
Zon^, Niere, Milz u. s. w. Blutungen; aach hier hämor-
rhagische Glomerolonephritis.
Im Allgemeinen besteht im ganzen Organismus
Zellenschwund, in einigen Organen begleitet von
Regenerationserscheinungen. Auf diesen Schwund
einerseits, auf die Betention von Exkretionstoffen
andererseits beziehen P. und S. die tödtliche Wi^
kung der Wasserentziehung.
B e n e k e (Braunschweig).
200. l)üeberCy8tenbildiiiigin dermenBoh«
Hohen Thymi», lagleioh ein Beitrag snr Lehre
von den MBuboia'sohen Abaoeosen^ ; Ton Prof.
H. Chiari in Prag. (Ztschr. f. Heilkde. XY. 6.
p. 403. 1894.)
2) üeber congenitale Laos der Thymus;
Yon Otto Eberle. (Inaug.-Diss. Zürich 1894.)
1) Im Jahre 1850 hat Dubois die Angabe ge-
macht, dass die Thymusdrüse congenital syphili-
tischer Kinder sehr hftufig Abscesse enthalte ; diese
konnten sogar für die Diagnose der Syphilis ent-
scheidend sein. Diese Angabe ist späterhin von
einer Anzahl von Autoren durch Mittheilung ein-
zelner Fftlle mit solchen „Absceseen^' bestätigt
worden ; indessen künnen erst die neuesten Arbei-
ten Ghiari's und Eberle's (letzter^ unter der
Leitung von R i b b e r t entstanden) als maassgebend
anerkannt werden ; mit Recht weist Chiari darauf
hin, dass der Uangel einer mikroskopischen ünte^
Buchung in jenen Mittheilungen die sichere Be-
stimmung, ob es sich dabei um „Abscesse^' oder
postmortale Erweichungen, wie sie gerade in der
Thymus leicht vorkommen, unmöglidi macht
Gh. war nun in der Lage, als sehr gros»
Seltenheit bei einem bedeutenden Leichenmaterial
von syphilitischen Früchten, einen schweren Fall
angeborener Lues bei einem Neugeborenen zu be-
obachten, in welchem neben typischen Verände-
rungen der Lunge, Niere, Leber, der Knochen,
des Darms auch in der Thymus, wdche derOrÖBse
nach der Entwickelung des Kindes entsprach, Ver-
änderungen in Oestalt zahlreicher bis erbsen-
grosser, mit eiterartiger Flüssigkeit gefüllter Höh-
len vorlagen. Diese Höhlen erwiesen sich mikro-
skopisch als bedeutend vergrösserte Hassal'sche
Körperchen, indem sie eine Wand von typischen,
ooncentrisch gelagerten Epithelzellen mit Eleidin-
bildung u. s. w. besassen. Das Lumen war mit
einer Masse gefüllt, welche beide Formelementa
des Thymusgewebes, lymphoide und epithelioide
Zellen, zeigte ; diese Zellen waren immer schlech-
ter färbbar, bez. total nekrotisch. An irgend einer
Stelle war die epitheliale abgrenzende Wand durch-
brochen, so dass hier eine Communikatiou der um*
QL Allgememe t^afhologie und pafhologiacke Anatomie.
127
gelieildeii nonualen Thymussubstanz mit den offen-
bar in das Innere der oonoentrischen Körp^rchen
wrgesehobenen nekrotischen Zellen bestand. Die
Bildungen stellten demnach nicht sowohl Abscesse,
als vielmehr Cysten dar.
In Verfolgung dieser Beobachtung fand Gh.
weiterhin, dass ähnliche Dinge in einem Theil der
kindlichen Thymusdrüsen, namentlich Neugebo-
rener, seltener bei älteren Kindern, nachweisbar
sind; nur die Ausbildung jener Einwucherung und
Nekrotirong des lymphoiden Oewebes innerhalb
der Hassal'schen Körperchen wurde nicht wieder
80 stark, wie in jenem Falle gefunden. Zur Lues
üees sich eine bestimmte Beziehung nicht nach-
weisen; die Veränderung Hess sich bei nicht syphi-
litischen Kindern eben so gut nachweisen, als sie
bei syphilitischen fehlen konnte.
Ch. fBsat den Befund als den Ausdruck dieser
aktiven Wucherung der Drüsensubstanz auf, wobei
die concentrischen Körper durchbrochen werden ;
sp&terhin scheint die Wucherung wieder verschwin-
den zu können, so dass sich wieder normale Zu-
Btftade der Hassal'schen Körperchen einstellen.
2) Auch Eberle beobachtete einen Fall von
Lnee eines Neugeborenen ; die Thymus war wall-
Dossgross, von zahlreichen communicirenden (einer
einzigen verzweigten?) Höhlen mit dickeiterigem
hellgrünem Inhalt durchsetzt Die mikroskopische
Untersuchung ergab, dass der letztere meist aus
Leokocyten mit gelapptem oder tief eingeschnitte-
nem Kern, oft auch Kemzerfall, und mit kömigem
Protoplasma bestand. Die Wand der Höhlen bot
auch hier ein Plattenepithel von der Art derjenigen
der Hassal'schen Körperchen, es wurde von zahl-
reichen Leukocyten durchsetzt; im üebrigen ent-
hielt die Drüse normale Hassal'sche Körperchen.
E. deutet die Eiterhöhlen als den physiologisch an-
gelegten epithelialen Entwickelungsgang der Thy-
mus und betont die Aehnlichkeit der Wandung mit
derjenigen der embryonalen Mundhöhle, specieU
an Stellen mit Entwickelung lymphatischen Oe-
webes (Tonsillen). Die cystische Ausdehnung, bez.
das Ausbleiben des physiologischen Verschlusses
dieses Ganges erklärt sich aus der Ansammlung
der ausgewanderten Eiterkörperchen ; in dieser
Auswanderung aber sieht E. den Ausdruck einer
auf die oongenitale Lues zurückzubeziehenden wirk-
lichen Entsündung.
An den Wandepithelien der Höhle konnten
inehrfach Degenerationen nach Art der Zellein-
adüüsse bei Carcinomen nachgewiesen werden,
I welche letzteren bekanntlichRibbert, imGegen-
; tttz zu der Behauptung, dass es Zellparasiten
f nien, für D^enerationsprodukte erklArt hat.
B e n e k e (Braunsdiweig).
20 1 . Ueber Anearyamen der Baailararterien
lad deren Baptnr als Ureaehe des plötsliohexi
R)de8; von Prof. E. v. Hofmann in Wien.
(Wien. klin. Wchnschr. VH. 46. 1894.)
Diesem, besonders in forensischer Beziehung
wichtigen Capitel ist bisher wenig Aufmerksamkeit
geschenkt worden. Es ist daher äusserst dankens-
werth, dass v. H. aus seinem reichen Sektions-
material alle hierher gehörigen Fälle (78) zusammen-
gestellt und kritisch beleuchtet hat. Folgende
wichtige Punkte sind besonders hervorzuheben:
V. H. fand, abweichend von anderen Autoren,
70 Männer auf 30 Frauen und zieht zur Erklärung
dieser auffallenden Thatsache eine grössere Zart-
heit der weiblichen Himarterien heran. Die grösste
Zahl der Fälle fällt beim Manne zwischen das
40. und 50., beim Weib zwischen das 60. und
70. Lebensjahr. Am häufigsten ist die Art fossae
Sylvii, dann die Art. carotis, hierauf die Art comm.
ant, die Art basil. und vertebral. befallen ; sodann
die Art. corp. call., nur selten die Art. commun.
post und prof. cerebri, am seltensten die Art. oph-
thalmica. und zwar bilden den Hauptsitz die
Stämme der betr. Arterien und deren grössere
Aeete ; ein Lieblingssitz sind die ersten Bifurka-
tionen, bez. die Winkel an den Ramiflkationeii.
Die Grösse der Aneurysmen wechselt ungemein,
von Stecknadelkopf- bis Wallnussgrösse. Ihre
Form ist meist sackförmig, dann auch spindel-
förmig und diffus, öfter sind sie multipel. Ein
Aneurysma dissecans und ein Aneurysma arterio-
venosum beobachtete v. H. nie. Besonders in
höherem Alter verbindet sich das Aneurysma der
Basilararterien mit Atheromatose der Hirn- und
sonstigen Arterien, ohne dass aber der atheroma-
tose Process in direktem Zusammenhange mit der
Aneurysmenbildung stände. Eine syphilitische
Erkrankung der Himgefässe scheint ebenfalls sel-
ten zur Aneurysmabildung zu fflhren. v. H. glaubt
vielmehr, dass es sich in der überwiegenden Anzahl
der Fälle um einfache Ektasien der Arterienwand
handelt, wozu die geradezu auffallende Dünn-
wandigkeit und die geringe Entwickelung der
Muscularis und der elastischen Elemente der basa-
len Himarterien ganz besonders günstige Be-
dingungen lieferten. Eine traumatische Entstehung
der in Bede stehenden Aneurysmen muss für sel-
tene Fälle zugegeben werde. (Ein entsprechender
Fall ist ausführlicher mitgetheilt) Ln Allgemeinen
dürfte die Entwickelung sämmtlicher Aneurysmen
eine allmähliche sein. Diese Entwickelung kann
ganz Symptomenlos bis zum Tode bestehen, es kön-
nen aber auch Druck- und Erweichungsymptome
sich einstellen^ aber wohl kaum auffallende Stau-
ungen wegen des sich entwickelnden Collateral-
kreislaufes. Drucksymptome schwererer Art wur-
den besonders bei Aneurysmen der Vertebral- und
Basilararterien beobachtet Der gewöhnlichste
Ausgang der Aneurysmen der Basalarterien ist die
Ruptur und der Tod durch intermeningeale Blu-
tungen, und zwar tritt der Tod in der Begel ohne
jede Prodrome plötzlich ein (58mal); llmal
gingen gastroenteritische Erkrankungen voraus, die
durch den gesteigerten Blutdruck in Folge von
128
Allgemeine Pathologie und pafbologisciu
Fieber und stärkerer Wirkung der Bauchpresse
wohl die öelegenheitsursache zur Buptur abgegeben
haben. Hier hat man sich besonders vor Ver-
wechselung mit Vergiftungen zu hüten, was nur
durch genaue Piftparation der betreffenden Arterien
möglich ist Endlich ist noch hervorzuheben, dass
sich in den plötzlichen Todesfällen auch agonak
Verletzungen bilden können, d. h. Verletzimgen,
die erst bei dem Zusammenstürzen aus der bereits
gesetzten Todesursache zu Stande kommen, wie
Verletzungen der äusseren Haut, die auf ein crimi-
nelles Trauma deuten, ja selbst Schadelverletzungen
\L s. w. Einige besonders instruktive Fälle sind
ausführlicher vorgetragen. Am Söhluss findet sich
die TabeUe über die 78 FäUe.
B. Elien (München)^
202. Aortenraptnr auf
von Dr. L. Kamen. (Beitr. zur pathol. Anat u.
allgem. Pathol. XVn. 2. p. 416. 1895.)
Ein 24 Jahre alter kräftiger Dragoner stürzte nach
Stägigem leichten Unwohlsein (Magenbeschwerden) beim
Gehen plötzhch zusammen nnd war todt. Bei der Sektion
fand sich der Herzbeutel prall mit geronnenem Blute an-
gefüllt, das Herzfleisoh blassbraun, die Aorta, welche
ca. 4 cm über den Semüunarklappen etwas erweitert war,
zeigte an dieser SteUe einen queren, nur in der vorderen
Wand eine 3 cm lange Brücke belassenden Riss der inne-
ren Gefösshäute. Im rechten TheU dieses Risses war
auch die Adventitia sackförmig abgehoben und gerissen
und diese Oeffnung führte in die PerÜLardialhöUe. Es
fand sich nun an der Hinterwand der Aorta eine tuber-
kulöse verkäste Lymphdrüse.
Die histologischen Veränderungen waren folgende:
Die Intima war dort, wo die tuberkulöse Drüse an der
Gef&sswand fixirt war, verdickt, zum Theil sklerotisch,
mit Anhäufungen von Bundzellen (junge Tuberkel?).
Die Media war zum Theil iLleinzellig infiltrirt, zum Theil
durch Bindegewebe ersetzt, das sich durch die Adventitia
direkt in die Drüse fortsetzte.
Es handelte sich also um einen nahezu abgelaufenen
tuberkulösen Process, dementsprechend fanden sich auch
nur in den Drüsenschnitten vereinzelte degenerirte
Bacillen. E. vergleicht den FaU mit den von E p p i n g e r
beschriebenen Arrosionsaneurysmen in der Nähe tuber-
kuloser Cavemen ; doch kam es in seinem Falle nicht zur
wirklichen Arrosion von aussen, sondern zu einem Riss
in der skleroeirten Intima, zur Bildung eines Aneurysma
dissecans und schliesslich zur vollständigen Ruptur.
R E 1 ie n (München).
203. UeberBzperimente am Pankreas aar
SEsengmig von Fettnekrosen ; von Prof. Hilde-
b r a n d in Qöttingen. (Centr.-BL f. Chir. XXII. 1 2.
1895.)
H. iBt es bei Katzen gelungen, duroh Eingriffe
am Pankreas, die entweder eine einfache Sekret-
stauung oder eine Sekret- und Blutstauung hervor-
riefen oder die einen Ausfluss von Pankreassaft in
die Bauchhohle zur Folge hatten, typische Feti'
nekrosen im Pankreas selbst, im Netz, im Mesen-
terium hervorzurufen, aller Wahrscheinlichkeit nach
durch die direkte BerQhrung des Fettes mit dem
Sekret, das theils aus dem wunden Theil des Pan-
kreas floss, theils durch Diffusion in Folge von
Stauung an die Oberfläche trat. Von den verschie-
denen Pankreasfermenten ist es wahrscheinlich das
Fettferment, das die Ursache der Nekrose bildet
P. Wagner (Ldpzig).
204. Studio dinioo ed anatomioo su dl
alonni Btati morboai del panoreas; pel Dott.
E. de Grazia. (Napoli 1894.)
Unter allen Krankheiten der inneren Organe
sind die des Pankreas wohl am wenigsten bekannt
Auch die ausführlichen Lehrbücher der innerea
Medicin enthalten über die Krankheiten der Bauch-
speicheldrüse nur sehr spärliche Angaben. Wir
sind heutzutage noch nicht im Stande, die Be-
ziehungen zwischen lokalen Veränderungen des
Pankreas und dem klinischen BUde seiner Erkran-
kungen genau zu bezeichnen, weil die Bauch-
speicheldrüse der direkten physikalischen Unt6^
suchung in vivo nicht zugänglich ist und weil, ^waa
die Hauptsache ist, das Pankreas bisher sowohl
von Klinikern, wie auch von den pathologischen
Anatomen fast gänzlich übersehen worden ist
de Gr. hatte Gelegenheit, folgende 3 lUle
genau zu beobachten.
Ein 5^ähr. Mann von kräftiger Constitution wurde
am 1. Februar in die Klinik aufgenommen. Die Unter-
suchung ergab das Vorhandensein einer beider8eiti|eii
Pleuritis und einer interstitiellen Pneumonie. Das Ge-
sicht war cyanotisch, Oedem an den Beinen, das Ben
vergrössert, ebenso Leber und Milz. Im Abdomen etwas
freie Flüssigkeit Eiweiss im Urin. Verdauiuigsorgane
normal. Das Oedem nahm immer mehr zu. In gleichet
Weise wuchsen auch die Athembesohwerden und die
Gyanose. Am 10. Februar starb der Kranke.
Bei der Autopsie war das Pankreas weich und mcht
unbedeutend -yergiöflsert. Am Kopf war das drüsige
Gewebe fast ganz von einem anderen weichen, weisBeo,
gleichmfissigen Gewebe verdrängt, das letztere sah man
auoh in anderen Theilen des Pankreas sich in den Drüsen-
zYHSchenräumen ausbreiten. Bei der mikxoskopischea
Untersuchung zeigte es sich, dass die Drüsenepitheliea
fast überall fettig degenerirt waren und dass die oben
erwähnte weisse ^eichmässige Substanz aus Fett bestand.
Es handelte sich also hier um eine lipomatosis des Pan-
kreas mit Compression eines grossen Theiles des Pa^
enchyms. Jedenfalls lehrt dieser Fall, dass, selbst wenn
nur ein kleiner Theil des Pankreas gesund bleibt und
normal funktionirt, dieses vollkommen genüge, um die
der Bauchspeicfaeldirüse gestellten Aufgaben zu erfolien,
und dass dann klinisch keinerlei Erscheinungen auftreten,
die auf eine Störung im Pankreas hinweisen.
In einem anderen Falle handelte es sich um einen
Kranken, der an Atheromatose der Arterien gelitten hatte
und in Folge von Gehirnblutungen gestorben war. Bei
der Autopsie zeigte sich das Pankreas auf etwa Vs ^^'
kleinert Das Drüsengewebe zeigte auf dem Durch-
schnitt nichts mehr von der normalen Struktur; man sah
überall nur Bindegewebezüge.
Auch bei der mikroskopischen Untersuchung war
keine Spur von acinöser Anordnung zu erkennen. Nur
Bindegewebe und granulöse SubatttuE konnten gefunden
werden.
Bei dieser Beschaffenheit der Bauchspeicheldrüse
war offenbar eine normale Sekretion nicht mehr möglich.
Der Yerdauungprocess musste ohne MitbetheiÜgung des
Pankreassekrets seinen Ablauf finden. Trotzdem machte
es sich wenigstens nicht in auffallender Weise bemerkbar,
dass die Fette erhebUch schlechter verdaut wurden.
FreiUch magerte der Fat. erhebUch ab, ein Umstand, der
von Pemberton für die Diagnose einer Pankreaserkran*
kung für sehr werthvoU gehalten wird. Ea giebt aber
m. Allgemeine Pathologie und paÜLologische Anatomie.
129
dodi zweifeUoB viele Fftlle, in denen eine umfangreiche
fettige Degeneration des Pankreas lange Jahre bätehen
hno, ohne dass der Er. hierbei einen Eörperffewichts-
Tsrhst erlitte. Von Wichtigkeit ist im vorüegenden
Me jedenfalls der Umstand, dass der Urin immer
XDckerfrei war. Emannel Fink (Hamburg).
205. Baptare traomatiqae du panordas;
par Yillidre. (Bull, de la Soc. anat LXX. 6.
p. 241. 1895.)
Ein 20jähr. Mann erhielt von einem im Schwünge
befindlichen Theile einer Maschine einen Schlag auf den
Leib. Aeusserlich war keine Verletzung zu sehen. Klu
nüehe Symptome: Erbrechen, lebhafte Schmerzen im
Epigastrium, spontan und besonders bei Drude. Leib
nicht aufgetrieben. Temperatur und Puls normal. Bei
der Laparotomie zeigte sich ein Bluterguss von circa
300 ccm unter der Leber. Die Blutungsquelle wurde
nicht gefunden. Jodoformgazedrainage. Am anderen
IVige Tod unter peritonitisohen Erscheinungen. Sektion :
Spinnende Peritonitis. Leber intakt Im kleinen Becken
ca. 250 ccm, in jedem Hypochondrium ca. 100 ccm Blut
Kleiner Riss in der Milz. Das Pankreas war in der Mitte
wie mit dem Messer durchgetrennt. Herz und Lungen
waren normal.
Aufbllend ist die relativ geringe Blutung bei der
totalen Zerreissung der Art imd Y. splenica. V . glaubt,
dass die Geffissstümpfe torquirt worden seien.
R Elien (München).
206. Heber Enteritis phlegmonosa; von Dr.
Askanazy. (Centr.-Bl. f. allg. Pathol. u. pathoL
Anat VL 8. 1895.)
A. beschreibt einen Fall von Jejunitis phlegmonosa,
eitriger Peritonitis und Gonitis bei einem 51jfihr. Arbeiter,
hervorgerufen durch den Streptococcus und Staphylo-
ooccns albus. Das Leiden fährte innerhidb 2 lochen
zum Tode. A. sucht den Nachweis zu führen, dass es
doreh ein stumpfes Traiuma (Fall auf das Knie, Zerrung
der Intestina) hervorgerufen wurde. Die Bakterien stam-
men am walirscheimichsten aus dem Darme und sind
durch Schleimhautrisse in die Wand eingedrungen. Die
J^umtis sei als ausgedehnterer Process auch der prt-
märej die Gonitis der sekundäre. Fälle von Darmwand-
phlegmone sind sehr selten. A. fuhrt noch 2 aus der
literatnr an. B. K 1 i e n (München).
207. Ueber einen Fall von Gasoysten in
der Darmwand nnd in peritonitisohen Pseudo-
membranen ; von M. Wina uds in Aachen. (Beitr.
z. pathoL Anat. u. allg. Pathol. XVn. 1. p. 31.
1895.)
Aus der ausfohrlioh mitgetheilten Erankengesohichte
Tind dem Sektionsprotokoll ist Folgendes zu entnehmen.
Es handelt sich um einen hereits seit Jahren hestehenden
Meteorismus, der bereits 5 Jahre vor dem Tode einmal
ZOT Dannpunktion Anlass gegeben hatte. Als wahr-
scheinlichste Ursache dieses mit anhaltender Obstipation
verbundenen Zustandes fand sich eine ziemlich verbrei-
tete chronische Peritonitis, die sich während des Be-
stehens eines grossen Ulcus ventriculi entwickelt hatte.
lageverSnderung des Colon durch den fixirten Uterus.
In der Daimwand und den neugebildeten Oewebeschich-
ten an der Oberfläche der Serosa, besonders des Dick-
tons, fanden sich zahlreiche Luffccysten, bez. luft-
gefiUlte Blasen. Eine postmortale Entstehung dieser
Cysten ist ausgeschlossen. Die jüngsten Stadien der
Cystenbildung nnden sich in den zarten Bindegewebe-
Pseudomembranen, und zwar handelte es sich da um er-
weiterte und veränderte Lymphspalten, deren Endothel
hier und da unter Riesenzellenbildung gewuchert war.
Hed. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 2.
Wahrscheinlich war der Inhalt zunächst nicht Gas, son*
dem Lymphe.
W. stellt die einschläg;igen Literaturangaben kurz
zusammen. Ob in seinem falle Ueber-, bez. Austritt
von Darmgasen oder Bakterien, was wohl wahrschein-
licher ist, Oas in den veränderten lymphatischen Stäm-
men gebildet haben, konnte er nicht entecheiden, da ihm
nur conservirtes Material zur Yerfägcmg stand.
R. Klien (München).
208. Ueber erworbene Darmdivertikel ;
von Dr. M a X E d e L Aus dem stftdt. Erankenhause
zu Charlottenburg. (Virchow's Arch. CXXXVIII.
2. p. 347. 1894.)
Nach ausführlicher Besprechung der spärlichen Lite-
ratur über die falschen Divertikel des Darms beschreibt
E. 2 von ihm beobachtete Fälle, die nach mehrfacher
Hinsicht Interesse beanspruchen.
Der 1. Fall betraf eine 73jähr. Frau. Es fanden sich
bei der Sektion an derMesenterialseite des Jejunum 7 ver-
schieden grosse, haselnuss- bis apfelgrosse, runde, sack-
artige Divertikel, welche bei der mikroskopischen Unter-
suchung die Ausstülpung sämmtUcher Darmhäute er-
kennen Hessen ; neben diesen fanden sich im ganzen Ver-
laufe des Dickdarms zahllose, theils cylindrische, theils
sackartige Ausstülpungen, zumeist am Mesenterialansatze,
seltener an der freien Fläche, von verschiedener Grösse,
aber Haselnussgrösse nicht überschreitend und in das
Fettgewebe der Appendices epiploicae hineingelagert.
Eine bestimmte Ursache für die Eiltstehung dieser Diver-
tikel liess sich nicht eruiren.
Der 2. Fall betraf einen 6%'ähr. Phthisiker, bei
dem sich ein falsches Divertikel 2 cm vom Ende an der
von Mesenterialansatz freien Seite des Proc. vermiformis
fand ; dieses war prall gespannt, etwa erbsengross, stark
vaskularisirtp mit Luft und Schleim gefüllt Dicht neben
diesem Gebilde eine über steckniuLelkopfgrosse solide
Hervorwölbung der Serosa. YieUeicht war hier nach
dem mikroskopischen Befunde eine Narbenbildung die
Ursache des Divertikels gewesen.
Goldschmidt (Nürnberg).
209. Quantitative Beatünmting des Oäi«
oimns, Magnesimne und der Fhoaphonänre
im Harn und Kofh bei Oateomalaoie ; von Dr.
Siegfrid Neumann in Budapest (Aroh. f.
GynäkoL XLVn. 2. p. 202. 1894.)
Bei einer Osteomalacischen wurden in zwei
Zeiträumen von je 7 Tagen genaue Bestimmungen
der Aufnahme und Abgabe des Kalkes, des Magno*
sium und der Phosphorsäure vorgenommen. Die
erste Beobachtungsreihe fiel in eine Zeit, in der
die Kranke 7 Wochen nach ihrer 9. Entbindung
noch keiner Bewegung fähig war, somit der Pro«
cess als stationär betrachtet werden konnte, die
zweite 4 Wochen später in die Beconvalescenz»
Die mit Berücksichtigung aller in Betracht zu zie«
henden Faktoren ausgeführten Erhebungen ergeben
Folgendes. Die Sekretion des Kalkes durch die
Nieren weicht im progressiven Stadium der Osteo-
malacie kaum von den normalen Verhältnissen ab
(Gesammtaufnahme der 7 Tage — > 27.5410, Ab*
gäbe — 22.2100 g). Im Stadium der Knochen-
regeneration werden im Vergleiche zum progres*
siven Stadium und somit auch im Vergleiche zur
Norm durch den Urin kleinere Mengen von Kalk
(CaO) entleert und somit müsste (wenn man die
Verhältnisse nur auf Qrund des Urins beurtheileu
17
130
nL A%eineine Paäiologple lind pathologische Aiiatomie.
würde) eine grössere Betention angenommen wer-
den als im ersten Stadium ; nimmt man jedoch die
Gesammtabgabe (im ünn und Eoth), so erscheint
die Betention während des zweiten Stadium kleiner
als im ersten. Während des progressiven Stadium
erleidet derEOrper einen kleinen Verlust an Magne-
sium, im Begenerationstadium der Knochen hin-
gegen werden kleine Mengen von Magnesium zurück-
gehalten (1.3555 : 1.9618 g und 1.4397 : 1.0870 g).
Das normale Verhältniss des Kalkes zum Magnesium
(1 : 3) ändert sich bei der Osteomalacie zu Ungunsten
des letzteren. Die Phosphorsäure wird im ersten
Stadium erheblich weniger eingeführt als abgegeben
(27.28:43.4592 g), so dass der ganze Organismus
und gewiss besonders die Knochen grosse Mengen
davon verlieren. Im zweiten Stadium werden da-
gegen verhältnissmässig grosse Mengen Fhosphor-
säure zurückbehalten (29.03 : 15.45). Ihre Menge
entspricht ungef&hr dem Fhosphorsäureverluste
des ersten Stadium. Die Verabreichung der Phos-
phorsäure bei der Osteomalacie kann demnach als
eine sehr rationelle Therapie betrachtet werden, da
durch sie jene Verluste, die der Organismus durch
die Entieerung der Phosphorsäure mit dem Harn
erleidet, vielleicht ersetzt werden können.
Bros in (Dresden).
210. üeber denElBengehalt verseliiedener
Organe bei anämisohen Zuständen; von Dr.
A. Stühlen. (Deutsches Arch. f. klin« Med. LIV.
2 u. 3. p. 248. 1895.)
S t. fand bei seinen Untersuchungen (med. Kiimk
in Kiel), dass in den meisten Fällen von schwerer
Anämie, namentlich bei ausgesprochen pemiciOser
Anämie in Leber und Milz, häufig auch in den
Nieren, eine krankhafte Eisenablagerung statthat,
augenscheinlich in Fo)^ davon, dass zahlreiche
rothe Blutkörperchen zu Qrunde gehen, während
die Neubildung ungenügend ist. Bei schweren
Anämien, die durch wiederholte Blut- und Säfte-
verluste bedingt waren, zeigten die erwähnten
Organe keine Eisenreaktion ; bei gemischter Ent-
stehung der Anämie war der Befund zweifelhaft
Dippe.
211. Bin Fall ▼onBoppelmissbildongCJani*
eeps symmetroa) nebst einem Beitrage snr
Lehre vomSitna transveraus; von Dr. Lochte.
Mit 8 Textabbild. (Beitr. z. pathol. Anat u. allg.
PathoL XVI. 2. p. 157. 1894.)
L. giebt die genaue Beschreibung eines 35 cm lan-
gen Janiceps (Cephalothoracopagus mit einem Nabel).
Aus dem Sektionsergebnisse ist hervorzuheben, dass alle
Organe bis auf den Oesophagus, den Magen, den oberen
Theil des Dünndarms und &a Pankreas paarig angelegt
waren. Betreffs der Entstehung der wegen ihrer Sym-
metrie besonders interessanten Missbüdung ist L. der
Meinung, dass sie wahrscheinlich ans einem normalen
Di, und zwar durch Längsspaltung der Eeimanlage, ent-
standen ist. Die spaltenden Kräfte sind unbekannt. Eine
erbliche Disposition zu Zwillingsschwangerschaften lag
in dem Falle nicht vor. Die LebensflUiigkeit des Janiceps,
an sich nach Ahlfeld überhaupt ausgeschlossen, wurde
im Falle L.'s schon durch ausgedehnte ZwerchfleUsdefokia
hinfällig.
Im 2. Theile der Arbeit geht dann L. auf die
Frage nach dem Situs viscerum bei Janiceps, den
er für seinen Fall bereits im 1. Theile eingehend
berücksichtigt, sowie auf das Zustandekommen des
Situs transversuB überhaupt ein und kann der Be-
hauptung, dass der rechts gelegene Zwilling bei
Doppelmissbildungen stets Situs transversus auf-
weise, nicht ohne Weiteres beipflichten. In seinem
Falle lag sicher kein Situs transversus vor, ebenso
nicht in 7 weiter von ihm citirten DoppelmissbU«
düngen, z. Th. der Leipziger pathol.-anat Samm-
lung entstammend (1 Janiceps symmetr., 2 Janiceps
asymmetr., 3 Thorakopagen, 1 Dicephalus dibia-
chius dipus). R. E 1 i e n (München).
212. Beitrag anr Elenntniaa dea Situs traas"
▼eraiia partiaUa und der angeborenen Deztio-
kardie ; von Dr. L o c h t e. Mit 7 Textabbildungen.
(Beitr. z. pathol. Anat u. allg. Pathol. ZVL 189.
1894.)
In der vorstehenden Arbeit hatte L. die nor-
male Lagerung der Brust- und Bauchhöhlenorgane
mit der Erhaltung der linkseitigen Omphalomesen-
terial- und Umbilicalvene während des embryonalen
Lebens, den Situs tnmsversus mit der der recht-
seitigen in Verbindung gebracht Jedoch ist damit
eigentlich nur die Drehung des embryonalen Hen-
sohlauches in diesem oder jenem Sinne zu er-
klftren, nidit die spätere Lage der übrigen Organa
Schon die Beobachtung von partiellem Situs trans-
versus der Brust- oder Bauchorgane lege die An-
nahme nahe, dass es noch andere Ursachen giebt,
welche von entscheidender Bedeutung für die spä-
tere Lage der Organe seien. L. prüfte daher eine
grössere Anzahl von sich in der Literatur iBnden-
den Fällen von partiellem Situs transv. von dem
Gesichtspunkte aus, ob sie eine Erklärung zu-
lassen durch die Annahme einer embryonalen Ent-
wicklung nach dem Schema des Situs transversus
totalis. Es können hier nur die Resultate dieser
Untersuchungen wiedergegeben werden, letztere
selbst sind im Originale einzusehen. 1) Ein reiner
Situs transv. der Organe der einen Eörperhöhle
bei völlig normalem Situs der anderen ist bis jetzt
noch nicht beobachtet 2) Der Situs transv. der
Brustorgane tritt nur auf a) entweder als Theil-
erscheinung eines Situs transv. totalis oder b) übl
Verbindung mit Ancmialien im Verlaufe der venö-
sen Oeßsse der Bauchhöhle und eventuell der Lage
und Gestalt der Baucheingeweide selbst 3) Die
verkehrte Lagerung einzelner Organe (Magen, Leber,
Herz) steht nicht in direkter Beziehung zu dea
Ursachen des Situs transv. totalis, sondern ist
lokalen Anomalien der Entwicklung zuzuschreiben;
diese lokalen Anomalien gehöre zeitlich änem
späteren Stadium der embryonalen Entwicklung
an als die verkehrte Lagerung aller Organe, der
Brust- und Bauchhöhle zusammen.
R. Klien (München).
nL Allgemeine Paihcdogie und pathologifiche Anatomie.
13t
213. Die Bntetehiing der Mtsebildiaiigen
▼on Harnblase und Harnröhre; von Dr. Paul
Bei o h e 1 in Würzbtirg. (Aroh. f. kün. Chir. XLYL
4. p. 740. 1893.)
Anf Grand der ausführlich behandelten Ent-
wicklungsgeeohichte von Harnröhre und Harnblase
Tersuoht L. die Missbildungen zu erklären. Er
&68t das Ergebniss seiner Untersuchungen selbst
folgendermaassen zusammen:
9,1) Die bei weitem grösste Mehrzahl der Miss-
bildungen der Harnblase und Harnröhre, insbeson-
dere die Spaltbildungen, sind einfache Hemmungs-
bildnngen, deren Genese sich ungezwungen an der
Hand der Entwicklungsgeschichte ableiten lässt.
2) Am frühesten entstehen die verschiedenen Arten
der Bauch-Blasenspalte und der Epispadie in Folge
vollkommenen oder theilweisen Ausbleibens der
Verschmelzung der Ränder der Primitivrinne zum
Primitivstreifen in dem hinter der Aftermembran
gelegenen Abschnitte. 3) Die Entstehung der
Cloakenmissbildung mit oder ohne gleichzeitige
Blasenspalte fällt in die 4. bis G.Woche des Fötal-
lebens, bedingt durch ausbleibende oder ungenü-
gende Entwicklung und Verwachsung der Bathke'-
schen Falten. 4) Die Bildung der H^pospadie be-
ruht auf einer in der 7. bis 14. Woche eintreten-
den Störung in der Verschmelzung der Bänder der
Genitalrinne zur Urethra des Mannes. 5) DieVer-
schliessungen der Urethra sind theils durch völliges
oder theilweises Unterbleiben der Oeffhung des
ürethralseptnm, thdls dunsh sekundäre Verwach-
songea veranlasst; letztere kommen allein in Be-
tracht für die Atresien des centralen Theiles der
Urethra. 6) Die mannigfachsten Arten der Ver-
schliessungen des Mastdarms, sowie die abnormen
äusseren Ausmündungen desselben sind gleichfalls
durch Verwachsung fötaler Gewebeabschnitte zu
erklären. Nur für die Atresia recti an der Grenze
von Analportion und eigentlichem Mastdarm be-
steht die Möglichkeit einer einfachen Hemmungs-
büdung." P. F. R i c h t e r (Berlin).
214. Beitrag rarCaanistik der Spina bifida
ooonlU; von G. Bohnstedt. 1 TafeL (Vir-
chow's Arch. CXL. 1. p. 47. 1895.)
Ein 2()jähr. Mann hatte vor 6 Jahren aogebUoh nach
einer Erkrankung an Harnträofeln gelitten. Bis zum
17. Jahre war es ihm unmöglich, naoh der Entleerung
denHam eine halbe Stunde zu halten; allmählich bildete
sich eine entsündlioke Phimose. Bei Diarrhöe und
Ungerem Laufen konnte Pat. den Stuhl nicht halten.
Obwohl bei Aufnahme des Status praesens auch Ham-
traufeln vorhanden war, entleerten sich durch den Katheter
doch 600 com Harn aus der Blase. Tenesmus der Blase.
Der Kr. ging an aufsteigender eitriger Pyelonephritis zu
Grande.
Bei der Sektion zeigte sich, dass die beiden Hälften
desBogens vom 1. Sakrafwirbel durch eine fibröse Schicht
vereinigt waren, von hier ab war der Sakralkanal naoh
hintan durch eine fibröse Schicht abgeschlossen, indem
die Hälften der Bögen seitlich auseinander wichen. Der
Bückmtskanal war im Bereiche der Brust- undLenden-
wirbelBäule erweitert Das Bückenmark um die Höhe
von 5 Wirbeln verlängert, wurde m semexn imteren £n4e
von einer aus Muskel-, Binde- und Fettgewebe bestehen-
den Scheide umfasst, die in einer Ausdehnung von
4 : 2.5 cm mit den äusseren Bedeckungen zusammenhing.
B. beschreibt eingehend die Abnormitäten, welche diut
Rückenmark in seinem ganzen Verlaufe darbot, auf Grund
von Quersohnitten; besonders hervorzuheben ist, dass es
sich in Folge einer etwa in der 3. Fötalwoche erfolgten
Yerwachsung des Bückenmarksendes mit dem entspre-
chenden Lendenwirbel um eine Fer/ofn^arun^ des Kücken-
marks handelte, eine Cauda equina f^te demnach voll-
ständig. So musste durch die Zerrung das ganze Rücken-
mark gewisse Veränderungen erleiden; am stärksten
waren diese in dem unteren Theile, der keine knöcherne
EinSchliessung besitzt. Entstanden war die Spina bifida
sacralis dadurch, dass sich die Medullarplatte und das
Hornblatt nioht von einander getrennt hatten, wie das
nöthig gewesen wäre, um der Membrana reuniens poste-
rior, aus welcher sich die knöchernen Bogen bilden, das
Hindurohwachsen zu ermöglichen. Ob die Transposition
des Fett-, Binde- und Muskelgewebes nur durch die Zug-
kraft einer ursprünghoh vorhandenen, dann enüeerten
Meningocele spinalis veranlasst ist, erscheint B. fraglich.
EineTöratombüdung ist aber im vorliegenden Falle sicher
auszusohliessen. Die Blasenstörungen intra vitam er-
klären sich durch Veränderungen des imCk)nusterminalis
gelegenen Gentrum ano-vesicde; die dieser Gegend ent-
sprechenden Nerven waren stark verändert (ebenso
übrigens die GoU'schen Stränge). Die Anführung von
Literaturfällen bildet den Sohluss der Arbeit
R. E 1 i e n (München).
215. Bxperimental enquiry upon the affe-
rent traote of the central nerrons system of
the monkey; by F. W. Moti (Brain LXIX.
p. 1. Spring 1895.)
M. hat an Affen verschiedene Rückenmarks-
durchschneidungen ausgeführt.
1) Einseitige Durchschneidung der Wurzeln in
der Lumbo-Dorsalgegend bei 7 Affen und 1 Katze
hatte eine Degeneration des mittleren Hinterstranges
derselben Seite zur Folge, der entgegengesetzte
Hinterstrang blieb frei. M. erklärt die von anderen
Autoren beobachtete gekreuzte Hinterstrangdegene-
ration als bedingt durch Oefässveränderungen in
der grauen Substanz des Hinterhorns. Bei Durch-
schneidung sämmtlicher Wurzdn, die den Plexus
lumbo-sacralis bilden von der 3. an abwärts, be-
ginnt die Degeneration gerade über der obersten
Wurzel und nimmt den ganzen Hinterstrang ein,
die von undurchtrennten Wurzeln hinzutretenden
Nerven liegen alle unmittelbar an der grauen Sub-
stanz. Ein Theil der degenerirten Fasern läuft in
die Clarke'schen Säulen, wo er endet, ein an-
derer erreicht die Goll'schen Stränge und steigt in
ihnen auf.
2) Durchschneidung des mittleren Theiles des
Bückenmarks in der Lumbarregion bewirkt Degene-
ration des Yorderseitenstranges beiderseits. Er-
griffen sind die direkte Eleinhimseitenstrangbahn,
sie kann bis zum Wurm verfolgt werden, bildet
eine Schleife um den Trigeminus und läuft in die
hintere Fläche des Pedunculus cerebelli Femer
ist degenerirt wahrscheinlich der gekreuzte auf-
steigende Gowers'sche Strang, der an der lateralen
Schleife vorbeigeht und in den Vierhügeln endet
Die Anzahl der de^nerirten Fasern ist aber grOsseri
132
m. Allgemeine PatlLologie Tind pafhologische Anatomie.
alB die des an derselben Stelle liegenden Oowers'-
Bchen Stranges.
3) Halbseitige Trennung derHinterstrangkeme
von den Fibrae aroiformes hatte zur Folge eine
Degeneration der letzteren, sowie in der Brücke
eine Degeneration der mittleren und lateralen
Schleife. Einige der degenerirten Fasern enden in
den Yierhügeln, andere im Thalamus opticus. Eine
direkte Verbindung mit der Gehirnrinde konnte bei
diesen degenerirten Fasern niemals nachgewiesen
werden. In 2 Fällen, in denen der Schnitt auch
den Boden des 4. Ventrikels und einige Nenren-
keme getroffen hatte, fand sich im Bückenmarke
bis herunter in das Lumbaimark eine Degeneration
der Vorderstränge, einige entartete Fasern kreuzten
sich in der vorderen Commissur.
Windscheid (Leipzig).
216. Experimentelle DorohBohneidang dee
linken Corpus restiforme and der auftteigen-
TrigeminuBwnnel ; von Dr. Arthur Biedl.
(Wien. Min. Wchnschr. Vn. 46. 1894.)
B. hat einer Katze das linke Corpus restiforme dorch-
Bchnitten xmd dabei die aufsteigende ^bigeminusworzel
intramedoU&r durchtrennt. Die Erscheinungen nach der
Operation waren zunächst die gewöhnlichen : RoUbewe-
gangen des Körpers nach links, Zwan^lage auf der linken
Seite, Unvermögen der Orientirang mi Kaume, so dass
das Thier in einem nach links gerichteten ILreisbogen
ging, beim genügten Hindemisse nach hinten umneL
Der Rumpf stand immer schräg, die linke Seite war dem
Fassboden mehr genähert als die rechte. Als das Thier
wieder selbständig Nahrung zu sich nehmen sollte, zeigte
es sich, dass es nicht continairlich trinken konnte, sondern
dass fortwährend Milchtheüe in die Luftwege geriethen.
Beim Versuche, kleine Fleischstückchen zu erhaschen,
zeigte sich Ataxie der Kopf-, Hals- und Mundmuskulatur
der linken Seite: die Stücke konnten nicht erfasst werden,
sondern fielen immer wieder aus dem Munde heraus.
Beim Füttern wurden die links eingebrachten Stücke
nicht zerkaut. B. erklärt diese Ataxie durch den Weg-
fall einer normalerweise vom Kleinhirn ausgehenden Be-
wegungsinnervation.
Em ausserdem aufgetretenes Ulcus corneae des linken
Auges mit starker Herabsetzung der Homhautempfind-
lichkeit, sowie eine vermehrte Elöthe und Wärme des
linken Ohrlöffels dürften zweifellos auf Bechnung der
Durchschneidang der Trigeminuswurzel kommen.
Windscheid (Leipzig).
217. Ueber absteigende Degeneration nach
einseitigen Hirn- und Büekenmarksverletsan-
gen; von W. Vier h uff. (Qes. AbhandL aus d.
med. Klinik zuDorpat; herausgegeben von Prof.
N. ünverricht Wiesbaden 1893. p. 143.)
Nach einem kurzen üeberblicke über die histo-
logischen und pathologisch -anatomischen Eigen-
schaften der absteigenden Degeneration geht Y. auf
die von ünverricht gefundene Thatsache ein,
dass beim Hunde bestimmte Muskeln des Rumpfes
von derselben Hemisph&re aus innervirt werden.
Die betreffenden Fasern müssen also entweder un-
gekreuzt oder doppelt gekreuzt zu den Muskeln ver-
laufen. Ünverricht nimmt an, dass die zweite
Kreuzung nach Art der sensorischen Bahnen auf
ganz verschiedenen Querschnitten stattKndet; un-
gekreuzte Fasern musate er ausschlieesen, da nach
halbseitiger Bückenmarksdurohschneidung in der
entgegengesetzten Bumpfmuskulatur Uhmungs-
artige Zustände eintraten. Einseitige Himlftsiouen
können keine für diese Frage eindeutigen Resultate
haben, da ja Fasern ganz ungekreuzt verlaufen
können. Doppelseitige Degeneration nach halb-
seitiger Rüokenmarksdurchschneidung Iftsst wohl
nur die Deutung doppelter Kreuzung eines TheUes
der Seitenstrangfasem zu.
Y. untersuchte also hauptsächlich das Yerhalten
der Seitenstränge nach halbseitiger Rückenmarka-
verletzung ; jedoch wurde auch in mehreren Fällen
der Oyrus sigmoides einer Seite abgetragen. Er
fand nun stets nach einseitiger Zerstörung des
Oyrus sigmoides und nach halbseitiger Rüoken-
marksdurchschneidung in beiden Pyramidenseiteoi-
strangbahnen eine absteigende Degeneration, ailer-
dings auf einer Seite stärker als auf der anderen,
und zwar stärker auf der der Hirnverletzung ent-
gegengesetzten, bez. der Rückenmarksverletzung
gleichnamigen Seite.
Y. nimmt aus diesem Befund Yeranlassung, eme
doppelte Kreuzung cortice -muskulärer Leitungs-
bahnen, wenigstens beim Hunde, anzundimen.
Dafür spricht auch noch, dass nach vollständiger
Durchschneidung der Pyramidenseitenstrangbahn
einer Seite gleich unterhalb der Schnittstelle sich
normale, und drüben degenerirte Fasern vorfanden.
E. Hü f 1er (Chemnitz).
218. Degeneration asoendante de lamoelle;
par A. Souques et Q. Marinesoo. (Eidr.de
la Presse m6d. 1895.)
In ausführlicher Weise schildern S. und M.
die Yeränderungen, die die Compression des Conus
terminalis unä derCauda durch eine Echinokokken-
blase im Rückenmarke und im verlängerten Marke
hervorgerufen hat M a r t h e n (Ebers walde).
219. Anatomische ünterstiohiuigen des
Gentralnervensystems bei ohronisoher Para-
noia; von Dr. Bernhard Feist. (Yirchow's
Arch. CXXXYin. 3. p. 443. 1894.)
F. untersuchte mit grosser Sorgfalt Gehirn und
Rückenmark in 4 Fällen von (ironischer Paranoia.
Er fand : 1) , Jn den Hintersträngen eigenthümUch
punktirte, netzförmige Wucherung der Neuroglia
(Degeneration?), stellenweise mit Yerdichtung der
Haschenanordnung. Neurombildung an der hin-
teren Wurzel des linken 3. Dorsalnerven. Mecken-
förmige, kleinste Herde in der grauen Hirnrinde."
2) Hydrocephalus internus. Hydromyelie. Auf-
steigende Degeneration der hinteren Wurzel der
rechten 6. Halsnerven. Abgetrennte Ganglien-
zellen des Seitenhoms in der weissen Substanz.
Wucherung der Neuroglia in den Hintersträngen
(Degeneration?). 3) Faserschwund in der grauen
Substanz des Rückenmarkes. Einen kleinen Herd
im rechten Yorderhorne in der Höhe der 6. Hals-
nerven. Degeneration in der weissen Substanz,
lY. Pharmakologie und Toxikologie.
138
beBonders in den Hinterstr&ngen und den hinteren
WorzekL Atrophie der Hirnrinde. 4) Hyaline
Flecke in der grauen Substanz des Bückenmarkes.
Degeneration in den Hinterstrftngen von sehr
▼echsehider Stärke. Anomalen Ursprung eines
hinteren WurzelbiLadels des rechten 9. Dorsal-
nenreiL
F. kommt zu dem Schlüsse, dass die „Befunde
in den Hinterstrftngen der Bückenmarke in irgend
einem, bisher noch nicht erkiftrbaren Zusammen-
hang mit der chronischen Geisteskrankheit stehen,
an der die Individuen im Leben gelitten haben'^
Marthen (Eberswalde).
220. Oontribntion a l'etnde des looali-
aattons mednllaires dans las maladies infeo-
tieoses. Dens maladies ezperimentales & type
ipinal; par L. Thoinot et B. J. Masselin.
(Revue de M6d. XIY. 6. p. 449. 1894.)
Die Autoren haben mit dem Bacillus coli oom-
mnnis und dem Staphylococous pyogenes aureus
experimentirt Sie haben einer grossen Anzahl von
XaÄinchen Injektionen in die Ohrvene gemacht
Bei allen Thieren, die nicht direkt an der Infektion
%a Grunde gingen, stellte sich eine spinale Läh-
mung ein. In einzelnen F&llen begann sie in den
Hinterbeinen, stieg rasch zu den Vorderbeinen auf
und fOhrte zum Tode (Landry'sohe Paralyse). In
anderen bestand sie Iftnger, hatte den Typus einer
atrophischen Spinallfthmung. In nicht seltenen
Men trat Heilung ein. Manchmal begann die
Lfthmung schon einige Stunden nach der Infektion,
in einzelnen Fällen erst 6 Mon. hinterher. Die
mikroskopische Untersuchung des Bückenmarkes
ergab Myelitis, besonders an den Yorderhörnem,
aber auch in der weissen Substanz. Die peripheri-
Bdien Nerven waren ganz gesund. Auch im übrigen
Organismus Zeichen einer allgemeinen Infektion.
Das Bückenmark war von allen Organen am läng-
sten virulent
Th. u. M. ziehen noch folgende Schlüsse : Die
fragL Paraplegien sind wahrscheinlich Myelitiden
dorch den Bacillus coli communis. Die HeübarkeU
der meisten, nach Infektionskrankheiten auftreten-
den atrophischen L&hmungen sei kein Orund ßr
ihre neurüiache Natur, auch spinale derartige Läh-
mungen heilen oft. Eine Infektionskrankheit kann,
auch wenn sie länger zurückliegt, die Ursache für
eine Myelitis sein (multiple Sklerose und Infektions-
krankheiten). B r u n s (Hannover).
221. Beoherdhea ezperimentalea sur la
pathogenie du ooup deohaleur; par La voran
et P. Begnard. (Bull, de TAcad. de M6d. de
Paris 3. S. XXXII. 48. p. 501. 1894.)
DieVff. stellten ihre Versuche in der Weise an,
dass sie in einen Kasten aus Holz und Glas, der
durch einen Gasbrenner erwärmt wurde, 2 Hunde
brachten; der eine wurde angebunden, während
der andere im Tretrade laufen musste. Sie kamen
zu folgenden Ergebnissen: Wie schon Cl. Ber-
nard gezeigt, überstehen die Thiere eine Körper-
temperatur von 45 — 46^ nicht. Arbeit erhöht an
sich schon die Körperwärme und befördert deshalb
auch den HitzscUag. Gerinnung des Muskel-
eiweisses, konnte bei den gestorbenen Thieren nur
Imal und auch hier nur in geringem Grade nach-
gewiesen werden. Vielmehr sind das Herz und
die anderen Muskeln sofort nach dem Tode noch
contraktionsfähig und durch den elektrischen Strom
reizbar. Meist begann sogar das zunächst still-
stehende Herz für kurze Zeit wieder zu schlagen,
wenn es freigelegt wurde. Erstickung kann nicht
die Todesursache bei Hitzschlag sein, denn das
Blut der sterbenden Thiere war normal Sauerstoff-
reich und sogar abnorm kohlensäureann. Auto-
intoxikation konnte auch nicht nachgewiesen wer-
den, denn ee gelang nicht, mittels defibrinirten
Blutes an Hitzschlag erkrankter Thiere andere zu
vergiften. Wahrscheinlich ist Todesursache eine
zunächst erregende, weiterhin lähmende Wirkung
der Hitze auf das Nervensystem.
[Diese Untersuchungen weisen nicht nur durch
das Fehlen bisher vielfach als Todesursache an-
genonunener Zustände, sondern ganz besonders
durch die auffallende Thatsache der Wieder-
belebung der Herzthätigkeit darauf hin, der künst-
lichen Athmung in verzweifelten Fällen eine viel-
leicht noch lebensrettende Anwendung zu geben.
Bef .] Marthen (Eberswalde).
IV. Pharmakologie und Toxikologie.
222. Brftihniiigen bei 2000 Aethemarkoaen ;
von Dr. 0. Heusler in Bonn. (Deutsche med.
Vchnschr. XX. 38. 1894.)
Seit Sommer 1892 hat sich Trendelen-
bnrg ganz der J6^A6maribo«e zugewendet, die nach
dem Juillard 'sehen Yerfahren ausgeführt wird.
Nach den dabei gemachten Erfahrungen ist Tren-
delenburg mehr und mehr zu der üeberzeugung
gekommen, „dass der Aether als das Normalanästhe-
nnmgsmittel anzusehen ist, so lange kein neues,
visQeieht noch besseres und noch weniger gefähr-
liches Mittel gefunden wird". Auf Grund von
2000 reinen Aethemarkosen giebt H. eine ein-
gehende Beschreibung des Yerfahrens. Die Haupi-
gefakr, die dem mit Adher Narkotisvrien droht und
die daher Jeder, der mit Aether narkotisiren will,
kennen muss, ist die Lähmung der Äihmung, die,
nach den Thierversuchen zu urtheUen, der Yorbote
der tödtiichen Herzlähmung ist. Sie kündigt sich
an durch verminderte Frequenz und Oberfläoh-
licherwerden der Athembewegungen, worauf dann
vollständige Apnoe eintritt. Daraus ergiebt sich
die praktische Begel, dass man die Maske abnehmen
sQÜj sobald die Mhmung öberfläehlieh zu toerdm
134
lY. Fhannakologie nnd Toxikologie.
beginrU. Während der Aethemarkose wurde in der
Bonner Klinik kein Todesfall beobachtet, wohl aber
sah man Smal fible Zufälle noc/i der Aethemarkose.
2 Ton diesen Beranken starben, der eine 2, der
andere 32 Standen nach der Operation, beide, nach-
dem wieder volles Erwachen aus der Narkose ein-
getreten war. Beide Fftlle sind aber nicht als
,, reine ÄetheriodesßUe" zu bezeichnen.
P. Wagner (Leipzig).
223. Ueber einen Fall Ton Aethertod in
Folge von Lungenödem nebst Bemerkungen
sur ISfarkosenstaiiatik ; von Prof. Popp er t in
Oiessen. (Deutsche med. Wchnschr. XX. 37. 1894.)
P. berichtet über einen in der Giessener ohirorg.
Klinik vorgekommenen Aetheriodeafdü bei einem 4^ähr.
Er. mit rechtseitiger irreponibler Leistenhernie. Unter
Aethemarkose ErÖffomig des Bmohsackes und Entlee-
rung eines apfelgrossen , zwischen den Darmschlingen
gelegenen Absoesses. Jodoform^etamponade der Eiter-
höhle. Die beabsichtigte Radikaloperation wurde auf
später verschoben. 2 Standen nach diesem kleinen län«
griffe, bei dem ca. 130 ocm Aether verbraucht worden
waren, sta/rh der Er. unier den Ereeheinungen von
akutem Lungenödem. Die Sektion ergab eine leichte
fibrinöse Peritonitis ; enormes Oedem derLungeny nament-
lich in ihrem unteren Abschnitte.
Bei unbefangener Beurtheilung dieses Falles
muss derSchluss gezogen werden, dass der Aether
als die wahrscheinliche Ursache des LungenMems
zu betrachten ist, dass es sich also um einen Spät-
tod in Folge der Aethemarkose handelte. Bei einer
Durchsicht der Lateratnr fand P. noch 7 Fälle von
Aethertod in Folge von Lungenödem ; hierzu kommen
7 weitere FUle von SpäJttod nach Aethemarkose
meist in Folge von Pneumonien. P. geht des Ge*
naueren auf diese TodesAlle ein und erörtert dabei
namentlich die Frage, inwieweit in diesen F&llen
dem Narkoticum eine Schuld an dem tMtlichen
Ausgange beizumessen ist Auf Grund seiner Unter-
suchungen glaubt er zur Aufstellung folgender
Schlusssätze berechtigt zu sein:
1) Der während oder nach der Aethemarkose
eintretende Tod an Lungenödem ist bedingt durch
eine toxische Wirkung des Aeihers und ist als eehkr
Narkosentod aufzufassen ; ebenso ist die fiberwie-
gende Mehrzahl der nachträglichen Erkrankungen
an Bronchitis und Bronchopneumonie auf Rech-
nung des Aethers zu setzen. 2) Beim Aether ist
der Tod toährend der Narkose seltener als beim
Chloroform; umgekehrt treten nac/i/ra^Zicb, oftnodi
lange Zeit nach beendigter Narkose, beim Aether
fible Zufälle mit und ohne tödtlichen Ausgang
ungleich häufiger ein wie beim Chloroform. 3) Bei
einer Narkosenstatistik müssen auch die Spättodes-
fälle mit in Rechnung gezogen werden und über-
haupt alle gegenwärtig noch räthselhaften fälle,
in denen der Tod im Anschluss an die Narkose
unter auffälligen Erscheinungen, die sich durch die
bestehende Grundkrankheit nicdit erklären lassen,
erfolgt 4) Die bisher vorliegende Statistik hat die
angebH^ Ueberlegenheit des Aethers gegenüber dem
Chloroform nicht hemesen, P« Wagner (Leipzig).
224. Aethemarkose und Pneumonie; von
Prof. Nauwerck in Königsberg. (Deutsche med.
Wchnschr. XXI. 8. 1895.)
N. berichtet über 2 Fälle, in denen 5 Tage,
bez. 2^/s Wochen nach einer Aethemarkose der
Tod an Pneumonie erfolgte und von Braun die
Diagnose auf „Aßtherpneumonie^^ gestellt wurde.
N. hat den einen Fall genauer untersucht und
ist zu der Anschauung gekommen, dass es sich
lediglich um eine Autoinfektion gehandelt hat, und
möchte glauben, dass die sogen. Aetherpneumonie
wenn nicht immer, so doch häufig, in diesem
Sinne zu deuten ist Die Quelle der Autoinfektion
ist die Mundhöhle, die gerade die Bakterien häufig
beherbergt, die bei der Entstehung der akuten
Pneumonien die Hauptrolle spielen, Pneumokokken,
Streptokokken, Staphylokokken, in wechselnder
Zahl und Virulenz. Die Art und Weise der Infekr
^»onlässt sich unschwer Überblicken. Zwei Momente
kommen in Betracht : einmal, dass die Aetherdämpfe
durch direkte Einwirkung eine Anästhesie, bez.
Lähmung von Gaumensegel, Zungenbasis und Kehl-
deckel erzeugen, so dass reichlich Schleim und
Speichel in die Luftwege fliessen kann. Sodann
die vermehrte Speichel- und Schleimabsonderung,
die sich während der Narkose durch Bödieln und
Rasseln bemerkbar macht und welche in verschie-
denem Orade wohl stets vorhanden ist Hierbei
wird die Grenze zwischen der infektiösen Mund-
rachenhöhle und den im Allgemeinen wohl sterilen
Luftwegen aufgehoben, indem das beiderseitige
Sekret, bei der Athmung hin und her bewegt, sich
mischt
In den beiden von N.mitgetheilten Fällen setzte
die Pneumonie so rasch ein, dass es sich höchst-
wahrscheinlich um eine alsbaldige Aspiration der
infektiösen Flüssigkeit in das Lungenparenchym
gehandelt hat Die Technik der Narkose und die
Beinheit des Aethers sind auf die Schleim-Hyper-
sekretion entschieden von Einfluss.
P. Wagner (Leipzig).
225. Ueber die QeMa der Himblatnng
bei der Narkose alter Iiente; von Dr. E. S en-
ger in Orefeld. (Deutsche med. Wchnschr. XX.
37. 1894.)
S. lenkt die Aufmerksamkeit auf eine ixsher
wenig beobachtete mittelbare Gefahr der Narkose,
nämlich die Gefahr der Berstung eines arterio-sk!&-
rotischen Himgefasses bei der Narkose alter Leute.
Er berichtet über eine 56jähr. Frau, die während
der Chloroformnarkose eine ganz typisohe apoplektische
Hemiplegia dextra erlitt, die allmählich wieder zoräck-
ging bis auf ein jetzt noch, d. i. 2 Jiüire nach der Nar-
kose, vorhandenes Nachadhieifen des linken Beins.
Besteht die Qefahr der Hirnblutung bei altea
Leuten schon bei dem Chloroform, so ist diese
Gefahr bei dem Aether viel grösser, da bei diesem
die Pulsstärke bis auf das Drei-, ja bis auf das
Fünffache unter umständen erhöht sein kann.
Jedenfalls unrd man bei der Nothtoendifkeit ein^
tV. Pharmakologie und Toxikologie.
135
Ikfhose hei oÜmLeuimmütmsgesproehener Arteruh
sUenm unter keinen ümetänden dem Jeiher vor
dm Chloroform den Vorzug einräumen dürfen.
P. Wagner (Leipzig).
226. üeber die Gtofahr der Apoplexie bei
darNarkoee; vonDr«F. cLeQuervain. (Gentr.-
BLf.Chir. XXIL17. 1895.)
Bei einer 4^ahr., liemliob fettleibigen Kr., die eine
gat (xmipensirte Mitralinaoffioienz hatte, wurde unter
AeÜumarkose eine ziemlich schwierige Castration aus-
geführt 5 Std. nach Beendigung der Narkose trat lang-
sam eine Ton geringen Shookerscheinnngen begleitete
Mseitiffe Hemiplegie auf, an der die Kr. 5 Tage später
siarh. Da eine Autopsie nicht vorgenommen werden
konnte, so liess sich zwischen Hätnorrhagie und Embolie
nicht sicher entscheiden.
Kann man anch^in diesem Falle keinen sicheren
Zusammenhang zwischen Narkose und Apoplexie
aufstellen, so mahnt eine solche unangenehme Er-
fahrung dodi, in allen F&Uen, in denen Verdacht
auf CrQhere, wenn auch noch so leichte Apoplexien
besteht, die Narkosen möglichst einzuschränken.
Mdss man einen solchen Kranken narkotisiren, so
irird man dem Chloroform wegen seiner geringeren
Blutdmcksteigerung jedenfalls dann den Vorzug
geben, wenn keine Oomplikationen von Seiten des
Henens und der Nieren eine Gontraindikation ab^
g^n; sind aber Störungen von Seiten des Her-
tens da, so verdient der Aether den Vorzug, da
eben doch HerzcoUaps in Chloroformnarkose hftu-
flger ist als Apoplexie in Aethernarkose.
P. Wagner (Leipzig).
227. Intraoonlar therapeutioe. An experi-
menUd study; by Dr. Henry Chasseaud.
(Beporta from the laboratory of the Boyal College
of Physicians, Edinburgh V. p. 172. 1894.)
Gh. wollte untersuchen: 1) wie weit intra-
oculare Injektion verschiedener Stoffe möglich ist,
2) wie gross deren antiseptischer Werth im Olas*
iQrper ist, 3) welche ophthalmoskopischen und
milnoekopischen Veränderungen dadurch hervor-
gebracht werden und 4) ob bei Netzhautablösung
dadurch eine Wiederanlegung der Netzhaut an die
Aderhaut zu ermöglichen ist Die Versuche wur«
den fast auaschliesslich an chloroformirten Kanin-
eben unternommen. Es wurden ungefiUur 2 bis
4 „Theilstriohe^^ mit einer gewöhnlichen Praivax*^
sdien Spritze durch die Sklera in den Olaskörper
eingespritzt Bei den antiseptischen Versuchen
wurden ausserdem noch Staphylokokken in das
Auge gebracht Das Ergebniss war: Verschiedene
Flüssigkeiten, wie destillirtes Wasser, Blutserum,
Eochsalz-y Cocain-, Atropin-, Esennlösung u. s. w.
tennen in das Auge gebracht werden, ohne dass
Bie eine andere Veränderung als eine nach ein
pur Stunden vorübergehende Drucksteigerung
wumohen. Unter den antiseptisch wirkenden
LOsoagen ist aber die Kochsahdösung die einzige,
^ keine schädliche Nebenwirkung hervorbringt
SabÜmat und Carbolsfture sind wegen ihrer Ver-
bindung mit Eiweiss und der heftigen Entzündung
weniger wirksam ala sonst schwächere Antiseptica*
Jodtinktur, Kampher, Naphtalin, Eucalyptus und
andere ätherische Oele wirken zu stürmisch und
schädigen das Auge. Borlösung und Jodoform sind
nicht reizende, aber schwache Antiseptica. Hydrar-
gyrum oxycyanatum und Wasserstoffhyperoxyd
wirken zwar eben so gut als Kochsalz, allein ersteres
bewirkt grosse Olaskörpertrübung und letzteres
entfärbt das Pigment des Auges. Pyoctanin hat
keine antiseptische Wirkung im Olaskörper, ver«
anlasst aber Entzündung tmd nachfolgende Atro-
phie der Sehnerven.
Die Idee, durch eine künstlich bewirkte massige
Entzündung der Netzhaut und Aderhaut eine um-
schriebene Anlegung dieser Membranen herzu-
stellen, liess sich bei den Versuchen nicht aus-
führen. Denn geringe Qrade von Entzündung
haben keinen Einfluss auf die Flüssigkeit hinter
der Netzhaut ; bei stärkerer Entzündung tritt aber
mit der Verlöthung der beiden Membranen auch
eine vollständige Degeneration ein. Bei jeder Ent-
zündung der Netzhaut leidet zuerst und am meisten
die Nervenzellenschicht, am wenigsten die äussere
granulirte Schicht. Keine der Schichten stellt sich
nach Ablauf des Processes wieder her. Zu be-
merken ist noch, dass in keinem der Fälle, wo
Staphylokokken in den Glaskörper eines Auges
gebracht wurden, eine sympathische Entzündung
des anderen Auges auftrat Der Schilderung seiner
Versuche hat C h. in einem eigenen Capitel eine
genaue Beschreibung des Augenhintergrundes des
Kaninchens vorausgeschickt
Lamhof er (Leipzig).
228. Therapentio ose of the eztraot of
bona Marrow; by John S. Billings. (Bull,
of the Johns Hopkins Hosp. V. 43; Nov. 1894.)
Nach dem Vorgange von Fräser, Bigger
und Danforth verwendete B. Knochenmark zur
Behandlung von Anämien. Es wurde als Qlycerin-
auszug aus zerstossenen Schafsrippen (1 Pfd. Oly-
cerin auf 12 Rippen) theelöffelweise 3mal täglich
gegeben.
In 2 Fällen von pemiciöser Anämie versagte
das Mittel vollständig (B. war dies vom physio-
logischen Standpunkte aus von vornherein wahr-
scheinlich), während es bei zwei Chlorosen günstig
wirkte. Letzteres führte B. auf den Eisengehalt
des Auszugs zurück. J. P r ä g e r (Chemnitz).
229. Contribution a Petade de Paotion
sMatiye du ohlondoae; per le Dr. K Maran-
don de MontyeL , (Ann. m6d.-psychol« 8. S. L
3. p. 373. 1895.)
Nach de M.'s Erfahrungen gewährt dieChlora-
lose den Geisteskranken keinen besonderen Nutzen.
Wenn ihr sedativer Einfluss auch in manchen Fäl-
len erprobt ist, so lässt sich andererseits doch
nicht leugnen, dass durch sie die muskuläre üeber-
erregbarkeit bei Paralytikern vermehrt wird, auch
zuweilen hallucinatorische Vorgänge eine erheb-
138
Y. Neuropafhologie und Psychiatrie.
liehe Steigerung erfahren, de M. verweist auf
seine früheren Arbeiten in BulL de Th6r. 1894,
Bevue de M^. 1894, France m6d. 1894. Das
Original enthält die ausführliche Schilderung von
23 Einzelbeobachtungen.
Bresler (Freiburg i. SchL).
230. üeber die Beslehiingen der Lävalin-
fiäure 8ur Aoetonurie; von W. Weintraud.
(Arch. f. experim. Pathol. u. Pharmakol. XXXIV.
5 u. 6. p. 367. 1894.)
Da für das Auftreten der Acetonurle und Dia-
ceturie der Zerfall von O^aneiweiss von Bedeu-
tung ist und durch EosseTs Forschungen über
die Nucleinsäure unter deren Abbauprodukten die
Lävulinsäure nachgewiesen worden ist, stellte sich
W. die Frage, ob das bei pathologischen Zustän-
den im Urin auftretende Aceton von der als
intermediäres Produkt beim Zerfall des Zellkem-
eiweisses entstandenen Lävulinsäure herrühren
k6nne.
Beine krystallisirte Lävulinsäure wurde als
Na- und Ca-Salz subcutan, intravenös und per os
injicirt. W. fand nach diesen Injektionen im Urin
der Yersuchsthiere regelmässig eine flüchtige Sub-
stanz, welche die Acetonreaktionen gab. Zum Theil
ging auch Lävulinsäure unzersetzt über. Am ge-
sunden und an diabeteskranken Menschen fand W.
aber die Darreichung von Lävulinsäure ohne Ein-
fluss auf die Acetonausscheidung.
H. Dreser (Bonn).
231. üeber PolyatiohamBäaren; von E.
Poulsson. (Arch. f. experim. PathoL u. Phar-
makol. XXXV. 2 u. 3. p. 97. 1895.)
Im Anschluss an seine früheren pharmako-
logischen Untersuchungen über die Filixsäure
untersuchte P. das Rhizom von einer selbst im
hohen Norwegen noch üppig gedeihenden Farren-
art, dem Aspidium spinulosum Sw. Er gewann
zwei sehr schwierig von einander zu trennende,
aber schön krystallisirende Säuren daraus, nämlich
eine gelbe Polystichumsäure von der Zusammen-
setzung CtsH2409 und eine weisse Säure Cs^Hs^Og
zusammengesetzt Ihre Wirkungen sind denjenigen
der Filixsäure durchaus analog ; bei Warmblütern
aufsteigende Rückenmarkslähmung von schwachen
Krämpfen begleitet, die sich nur als schnella
Zuckungen der Olieder äussern; dieBeflezerr^
barkeit wird schon von Anfang der Vergiftung aa
deutlich erhöht. Der Tod tritt durch Bespinition-
stUlstand ein. H. Dreser (Bonn).
232. Snll'aiione batterioida ed antisettioi
del saooo di aglioedelBOlfarodiaUUeCessena
d'oglio) Boi baoiUi del oolera; pel Dott G. In-
gianni. (Arch. ital. di Clin. med. XXXTTI. 4.
p. 629. 1894.)
Der specifisch riechende und wirksame Be-
standtheil des Knoblauchs ist das Schwefelallyl
(C,H5 — S — CjHj). L stellte seine Versuche so-
wohl mit dem Enoblauchsaffc, als auch mit dem
reinen Schwefelallyl an Choleraculturen und mit-
tels Einbringens in den Darm von Meerschwein-
chen an.
Aus zahlreichen Versuchen ging hervor, dass
das Schwefelallyl auf die Choleraculturen in einer
Stärke von 2 pro Mille einwirkend, diese bereits
innerhalb 2 Minuten tödtet und zu ^/^ pro Hille
bereits im Stande ist, ihre Entwicklung zu hem-
men. Da das Schwefelallyl ausserdem für höhere
Organismen noch in relativ hoher Dose unschfid-
lieh ist und es sehr leicht durch die Darmwand
hindurch diffundirt und nicht durch die Nieren,
sondern hauptsächlich durch die Lungen wieder
ausgeschieden wird, hält I. die prophylaktische
Darreichung des Sohwefelallyls in Kapseln gegen
Cholera für empfehlenswerth. H. D r e s e r (Bonn).
233. Ueber die bakterioide Wirkimg des
Argentum-CaseixiB (Argonin) ; von Dr. R u d o 1 f
Meyer. (Ztschr. f. Hyg. u.Infektionskrankh. XX.
1. p. 109. 1896.)
Die von den Höchster Farbewerken hergestellte
Caseinsilberverbindung (Argonin) zeigte specieli
den Qonokokken gegenüber eine wirksame Des-
infektionskraft Sie dringt zwar nicht erheblick
in die Tiefe der Qewebe ein, bildet aber weder mit
Eiweiss, noch mit Chloriden einen Niederschlag
und wirkt auch in starken Concentrationen weder
ätzend, noch reizend. Ein geringer Zusatz von
Ammoniak erhöht die Desinfektionskraft und die
Tiefenwirkung des Argonins, nimmt ihn aber den
reizlosen Charakter. Woltemas (Diepholz).
V. Neuropaihologie und Psychiatrie.
234. ün oas d'absoefl du oervean ; par leDr.
Eucharzewski. (ProgresmM.XXIL29.1894.)
Ein 42jähr.ManD, der seit lange an anfalls weise auf-
tretenden Kopfschmerzen und an eitrigem Ansflasse ans
dem rechten Ohre litt, erkrankte plötzlich mitüebelkeit,
wurde sehr benommen und erregt, drängte zum Bette
heraus, sprach nicht Als er etwas klarer geworden war,
zeigte er auf die reohte Kopfseite, kla^ anch über
Schmerzen daselbst Die Papillen waren erweitert,
reagirten gegen Licht, es bestcuid Exophthalmus. Der
Pnls ging langsam von 60 auf 90, die Temperatur erhob
sich am 3. Tage auf 38.8^. Keine Lokalsymptome. Dia-
gnose : Abscess im rechten Schläfenlappen. Die Operation
wurde verweigert Am 4. Krankheitstage voUkommeoe
Benommenheit mit lebhaftem Bewegungsdrange, Strabis-
mus convergens links. Abends Koma, am nächjsten Mor-
gen Tod. Htihnereigrosser Abscess im rechten Schlfifen-
lappen, Verwachsung der im üebrigen normiden Pia mit
dem rechten Felsenbeine.
K. macht darauf aufmerksam, von wiegeringea
Symptomen der sicher schon lange bestehende Ab-
scess im Anfange b^leitet gewesen ist, hebt den
Mangel von Lokalsymptomen hervor und erklärt
auf Grund des Sektionsbefundes den Strabismus
als Fern Wirkung. M a r t h e n (Ebers walde).
V. Keuropaühologie und Psychiatrie.
137
235. Beitrige mr Bckllrtmg des Zastande-
kommenB der Spiegelsohrift und Senksohrift ;
von Dr. Hermann Weber. (Ztsohr. f. klin. Med.
HVn. 3 u. 4. p. 260. 1895.)
W. kommt nach einer Uebersicht über die bis-
her über das Zustandekommen von Spiegelschrift
aufgestellten Theorien zu dem Schlosse, dass keine
in befriedigender Weise diese Frage löse. Man
bezieht sich meist auf die bereits bestehende
Uebang der rechten Hand, „als Ausdruck eines
hemmungslosen Ablaufes eines unbewusst auch fQr
die linke Hand eingeschliffenen Reflexes'^ W. war
in der Lage, einen von frühester Jugend an recht-
seitig Gelähmten untersuchen zu kOnnen, der deine
rechte Hand in Folge dessen niemals zum Schrei-
ben eingeübt hatte. Auch dieser schrieb mit der
linken Hand Spiegelschrift. Die vorausgehende
üebung der rechten Hand kann also nicht die
alleinige Vorbedingung dieser Schriftabnormität
sein. W. sieht die Ursache der Schriftabnormitat
in der von dem Kranken geübten, ausschliesslich
Bymmetrischen Nachahmung mit der linken Hand
der ihm vom Lehrer mit der rechten vorgeschrie-
benen Schriftzüge ; so entsteht Spiegelschrift, die
der Kranke vermQge seiner geringen Intelligenz
nicht corrigirt, bez. überhaupt nicht corrigiren
kann.
In einem anderen Falle von rechtseitiger Läh-
mnng nach Polienoephalitis schrieb der Fat, um
nicht Spiegelschrift zu schreiben, sog. Senkschrift,
d. L in Linien, die nicht horizontal, sondern ver-
tikal lagen, dann aber vollkommen richtig. W. er-
klärt das so, dass es dem Linksschreiber in anderer
Linienlage, als der horizontalen leichter falle, durch
Nachahmung der vorgeschriebenen Zeilen und
Nachahmung der Bewegungein des Lehrers, die
Spiegelschrift zu vermeiden. Er meint, wenn das
Rind direkt in derselben Linie nachschreibe, dass
es dann viel leichter durch Umkehr der gesehenen
Bewegungen in Spiegelschrift verfalle. Dies gilt
nnr für solche, die mit der rechten Hand über-
haupt niemals schreiben konnten.
Von den Erwachsenen schrieben aber mit der
linken Hand nur sehr wenige Spiegelschrift und
von Schulkindem schrieben- gerade die jüngsten,
also die am wenigsten im Schreiben geübten,
unverhaltnissmässig häufig Spiegelschrift, von den
jüngsten 43%, von den älteren ß— 14:^1^ Die
Einübung der rechten Hand kann also wohl beim
Znstandekommen der Spiegelschrift wenig mit-
sprechen.
W. erklärt das Auftreten der Spiegelschrift bei
lindem durch deren Gewohnheit, bei den ersten
Schreibübungen nicht auf das optische Bild und
die Schreibfläche, sondern vielmehr auf die Körper-
bewegungen zu achten, und diese, wie sie ihnen
beim Yorschreiben gezeigt werden, nachzuahmen.
Schreibt es dann links, dann macht es die sym-
metrischen Bewegungen: Spiegelschrift. Erst spä-
ter, wenn die optischen Eindrücke, die Beziehungen
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hfi 2.
des Auges zur Schreibfläche fester geworden, ver-
liert sioh die Spiegelschrift, wird vielleicht erst
durch Senkschrift ersetzt. Späterhin geht die Be-
ziehung der Körperbewegung zum Schreiben oft
so verloren, dass manche Erwachsene Spiegel-
schrift überhaupt nicht schreiben können. Schrei-
ben Erwachsene nun unwillkürlich Spiegelschrift,
so ist dies ein Beweis, dass die minderwerthigere
Auffassung, die Beziehung der Schrift zu den
Körperbewegungen, dabei Geltung hat, und das
kann bei ImbeciUen sehr wohl der Fall sein.
RHüfler (Chemnitz).
236. Eine seltenere Form posthemiple-
glsoher Bewegmigsanomalie ; von Prof. M. Bern-
hardt (Aroh. f. Psychiatrie XXVn. 1. p. 307.
1895.)
Bei einem Kr., der nach mehreren Schlaganfallen
eine rechtseitige Hemiparese bekommen hatte, fand B.,
nachdem die Läunnngserscheinongen schon lange zurück-
gegangen waren, eigenthümliche Bewegmigstörungen im
rechten Foss, eine fast dauernde tonische Gontniktion des
Extensor haUucis longos und einen tonischen und klo-
nischen Krampf der Beogemuskeln des rechten Fusses
und der Zehen. Diese Erscheinung musste als eine post-
hemiplegische aufgefasst werden ; bemerkenswerth war,
dass der Arm verschont blieb, während sonst immer der
Arm gerade betroffen ist Auch hier musste an eine
einen Beiz ausübende Stelle in der Nähe der motorischen
Bahn gedacht werden. £. H ü f 1 e r (Chemnitz).
237. A oase of amyotrophio lateral solero*
eis with degeneration of the motor path ftom,
the oortez to the periphery; by F. W. Mott
(Brain LXIX. p. 21. Spring 1895.)
Eine Sfijähr. Frau erkrankte mit Taubheit und Läh-
mung am rechten Beine, dann am rechten Arme, später
am unken Beine und linken Arme, hatte bedeutende
Atrophie fast aller Muskeln der GUeder, Contrakturen,
sehr erhöhte Sehnenreflexe und starb schliesslich unter
heftigen Bolbärerscheinon^n. Die Sektion ergab makro-
skopisch Verdickung der Pia und der Araclmoidea mit
starker Oefässhyperämie, die Q«fasse selbst waren sehr
yerdickt, zahlreiche Hämorrhagien. Alle Erscheinungen
am stärksten über den Centralwindungen. In den Central-
windungen waren viele Fasern untergegangen ; Schwund
der grossen Pyramidenzellen; in der inneren Kapsel
ebenfialls Schwund vieler Fasern, ebenso im mittleren
Theile des Ctva oerebri ; fast ganz verschwunden waren
die Pyramidenbahnen der Brücke undderMedulla. Hypo-
glossus-. Facialis- und Accessoriuskem auch degenenrt.
Im Cervikalmarke Atrophie der Yorderhömer, wobei die
vorderen und inneren Zellengruppen mehr betroffen waren
als die hinteren und äusseren. Sklerose der direkten und
gekreuzten Pyramidenstränge. Die Clarke'schen Säulen
frei. Phrenicus, Vagus, Ischiadicus und ülnaris in ver-
schiedener Stärke von degenerirten Fasern durohsetzt^
viele Fasern fehlten vollständig.
w indscheid (Leipzig).
238. Contribation s l'etade oUnique des
phänomenes balbaireB dane laeyrixigomyölle;
par le Dr. Lucian Lamacq. (Revue de M6d.
XV. 4. p. 309. 1895.)
L. vermisst in der bisherigen Literatur ein ge*
nügendes Eingehen auf die bulbären Symptome bei
Syringomyelie. Er will diesen in einzelnen Fällen
eine grössere Wichtigkeit beigemessen wissen und
18
138
Y: Keuropaihologle und Fsyofaiatrid.
hsitj um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken,
52 Fälle der Literatur mit bulbftren Symptomen
einer vergleichenden Betraditung unterzogen. Vier
der Fälle schildert er als eigene in vorliegender
Arbeit Der erste ist bemerkenswerth :
Ein kräftiges Mädchen vom Lande, hereditär nicht
belastet; mit 24 Jahren beginnende Skoliose, Knebeln in
den Händen, später auch in Schultern nnd Beinen^ Gtirtel-
schmerz, müde Sprache. Mit 31 Jahren, nach heftiger
Erkältung, plötzliche Yerschlimmerung, Schmerzen im
ganzen Körper, besonders in den Annen. Vorübergehende
Schwellung und blauviolette Färbung der rechten Hand.
8 — 9 Monate bettlägerig. Abmagerung, grosse Schwäche,
unsicherer Gang. Kechter Arm dünner flinker. Arbei-
ten nach Wiederaufstehen unmögUch. Abmagerung der
Bchultem und der oberen Rückenpartie blieb bestehen.
Femer Kopfschnierzen , SohwindelaQfiille. Trophische
Störungen an den Htfnden, besonders rechts. Hemi-
atrophie der Zunge. Mit 34 Jahren in*8 Krankenhaus
aufgenommen.
An den Armen und am Rumpf typische sensible,
motorische, trophische und vasomotorische Störungen,
darunter Atrophien einzelner Muskeln dee Halses, der
Schultern und des rechten Armes mit fibrillären Zuckun-
gen. Gesteigerte Patellarreflexe. Femer Schlaflosigkeit,
Alpdrücken und Schwindeianfälle, im Gesicht vasomoto-
rische Störungen, rechtseitige Zungenatrophie mit fibril-
lären Zuckungen. Dazu gesellten sich nach und nach
Erschwerung des Schluckens, leichte linkseitige Facialis-
^trese, Sensibilitätstörungen der Nasen-, Mund- und
Kehlkopfschleimhaut, Gorach-, Geschmack- und Gehör-
störun^n; später Retentio urinae, grosse Schwäche
der Gkeder, Gaumenlähmung, Uebelkeiten. Mit etwa
38 Jahren und später AnAlle von Dyspnoe. Tod mit
'40 Jahren in einem solchen Anfalle. Ausser dem typi-
schen Rückenmarksbefünde fimd man makroskopisch
jechtseitige Atrophie des Himstammes, mikroG^opisch
Gliose des rechten Hypoglossus- und Yaguskemes mit
Degeneration der GanghenzeUen.
In einem 2. Falle hatte rechtseitige Zungenatrophie
bestanden. Die Diagnose des 3. und 4. Falles, ohne
Autopsie, steht auf ziemlich unsicheren Fassen.
Die grosse Mannigfaltigkeit der im Anschluss
hieran besprochenen bnlbären Symptome ist im
Original einzusehen. Erwähnt sei nur, dass nach
L. Störungen seitens des sensiblen Trigeminus am
häufigsten sind und dass femer die verschieden
grosse Häufigkeit der Erkrankung der einzelnen
motorischen Nerven sich erklärt aus der mehr oder
weniger geschützten Lage der motorischen Kerne
im Bulbus. Mit Bemerkungen über die progno-
stische Bedeutung der einzelnen bulbären Sym-
ptome schliesst die Arbeit
A. Boettiger (Hamburg).
239. Ueber HinterstrangBYeränderungen
bei Syringomyelie ; von Dr. H. Schlesinger.
(Arbeiten aus dem Institut f. Anat u. PhysioL des
Centralnervensystems an der Wiener Universität
Heft 3. 1895.)
SchL bespricht unter Beigabe einer grossen
Zahl lehrreicher Abbildungen ausführlich die sehr
verschiedenen Arten von Hinterstrangaffektionen
bei Syringomyelie, sowohl das Ueberwuchem der
gliösen Frocesse von der grauen nach der weissen
Substanz und die Folgezustftnde von Gef&ssver-
Änderungen, als auch die Strangdegenerationen und
endlich die Combination mit echter Tabes dorsalis.
Er fügt einen anatomisch sehr eingehend untov
suchten Fall dieser letzten Art bei. Am Ende der
Arbeit kommt SchL zu folgenden hauptsftdi-
liebsten Schlusssätzen : Die Hinterstrangsverände-
rungen bei Syringomyelie sind sehr häufig; sie
können durch die Onindkrankheit bedingt sein
oder stellen eine zuflQlige Gomplikation dar. Die
durch Syringomyelie hervorgegangenen Hintar-
strangserkrankungen bevorzugen bestimmte Ab-
schnitte, die sich auch bei anderen Affekticmon des
Rückenmarkes: Tabes, Tabes-Paralyse, Pellagrat
nicht wie die Hauptmasse der Hinterstränge ver-
halten. Es sind dies: das centrale Hinterstrangs-
feld, die Gegend entlang dem hinteren Septum und
die zwischen GoU'schem und Burdach'schem Strang
gelegenen Faserzüge (kommaförmiges Feld von
Schnitze?). Vielleicht wird das Ergriffenwerden
dieser Abschnitte der Hinterstränge durch die Er-
krankung der grauen Substanz eingeleitet Der
Zusammenhang zwischen Tabes und Gliose besteht
darin, dass letztere vielleicht aus einer bei Tabes
vorhandenen sekundären Gliawucherung heryo^
gehen kann ; das umgekehrte Verhalten findet aber
nicht statt Zumeist sind beide Erkrankungen
einander coordinirt, modificiren aber wechselseitig
ihr anatomisches Bild. Zwischen Syringomyelie
(bez. Gliose) und Tabes besteht ein fundamentaler
Unterschied, indem die Gliose eine Aifektion des
interstitiellen Gewebes, die Tabes aber eine pa^
enchymatOse Erkrankung darstellt
A. Boettiger (Hamburg).
240. Bapid gliosis of the apinsa oord, with
report of a oas^; by E. Holt andC.A. Herten
(Amer. Joum. of med. Sa p. 411. April 1895.)
Bei einem IjShr. Kinde war seit un^fahr 3 Monaten
eine Sohwädie des rechten Armes und em Yorwärtafalloii
des Kopfes aufgefallen. Die ntfhere Untersuchung ergab
völlige Parese beider Arme mit deutlicher Atrophie aUer
Muskeln, sowie auch der Schultennuskeln. Die Nackea-
muskeln stark oontrahirt, Bewegungen im Halsgelenke
sehr beschränkt Parese in den Beinen war nioht sicher
nachzuweisen ; Kniereflexe stark erhöht, beiderseits Fius-
clonus. Im Pharynx fand sich genau in der Höhe des
3. Halswirbels eine deutliche Hervorwölbung. Leichter
Lungenkatarrh, ünregelmässiges Fieber, un weiten»
Yerfiiufe partielle Aniugesie an beiden Armen, häufiges
Erbrechen; geringer S&abismus, der Kopf sümd jetzt
immer seitlica; unter Ansteigen der Temperatur Tod.
Bei der Sektion fand man das untere Ende der
Medulla oblongata in eine breite graue Masse von fester
CJonsistenz verwandelt, wodurch der Umfang der Medulla
wesentlich verbreitert erschien. Am Rückenmarke eine
bedeutende Anschwellung vom 8. Cervikalnerven bis zom
6. ßrustnerven herunter reichend, dann normaler Umfang.
Mikroskopisch zeigte sich das Buckenmark in der Höhe
des 1. Cervikalnerven vollkonunen von einer Neubildung
ausgefüllt, so dass eine Struktur nioht mehr zu unter-
scheiden war; durch die Weigert- Färbung erschieoen
nur an einigen Stellen, besonders in der Qegend des
y orderseitenstran^, einige degenerirte Fasern. Die Nen«
bildung erwies sich als gUomatös, bestand theihi aus
einem feinen Netzwerke von Neuroj^azellenfortsätzea
mit wenigen Zellenelementen, theils aus einem derberen
Neurogliuietzwerke mit sehr zahlreichen schmalen Zellen,
stellenweise auch mit ovalen Pyramidenzellen mit meh-
reren Kernen. Blutgefässe reichlich und verbreitert|
Y. Nenropathologie und Psychiatrie.
139
eioige mit verdickteii Wandtmgen, andere yon einem
dichten Kranze schmaler, leokocytenähnlicher Zellen um-
geben. Ein Centralkanal war nicht aufzufinden. In der
Holie des 2. und des 3. Cervikalnerven war eine Andeu-
tung Ton Struktur Torhemden, da man die Reste der
y<»derhömer als geschrumpfte OangUenzellen ohne Fort-
satie erkannte. Der Centralkanal war sichtbar unä er-
schien als mit Gliazellen erfüllt. An der Peripherie
äbendl degenerirte Nervenfasern. In ähnlicher Weise
Teirihielt sidi das ganze übrige Cervikalmark. Im Dorsal-
marke waren die umrisse aer grauen Substanz, wenn
aach noch undeutlich, zu erkennen, diese enthielt sehr
Tide grosse Neurogliazellen ; die Vorderhomzellen alle
geschnunpft Die weisse Substanz überall stark degene-
nrt, besonders in den Hinteisträngen. um den Central-
haaH herum lag eine grosse Menge von Kernen in Gruppen.
In der Höhe des 5.DorsaberTen fand man einige normale
Ganglienzellen, eine grössere Anzahl normaler Fasern in
der weissen Substanz, in dieser sehr viele hyalin degene-
lirte l£assen, besonders in der Nähe der GefSsse. Noch
weiter abwärts waren die Yorderhömer und die weissen
Stränge wieder normal, nur um den Centralkanal herum
fand man noch die oben erwähnten Kemanhäufungen, die
die beiden Commissuren ausfüllten. Vom 3. Saoralnerven
ab nichts Abnormes mehr. Schnitte durch die Oblongata
in der Höhe des Hypoglossuskemes zeigten diesen sehr
geschrumpft, ausserdem viele neugebüdete Gliazellen.
Von der Mitte der Brücke ab normaler Zustand. Die
Gefisse im ganzen Verlaufe der Neubildung sehr zahl-
reich, Adventitia meist verdickt oder hyalin degeneriri
An den Stellen, wo die Neubildung bis an die Oberfläche
reichte, fand man die Pia verdiät unter Yermehrung
ihres Bindegewebes, ihre Gefässe waren durohgehenda
breiter als normal, hatten oft degenerirte Wandungen. —
BieVff. beziehen die erhöhte Temperatur, die das
Sind andmemd darseboten hatte, auf die rasche Zer-
störung von Nervenrosem. Eine Erklärung dazu wird
nicht gegeben. Das auffallende Fehlen von sekundären
Degenerationen im Centralnervensystem erklären die V£f.
ans der verhältnissmässig sehr kurzen Dauer des Pro-
ceeses. Wind scheid (Leipzig).
241. Ueber das wahre Neurom des Bücken«
markes; von Dr. H. Sohlesinger. (Jahrb. f.
P^chiatrie XTTT. 2 u. 3. 1895.)
SchL berichtet über 3 Beobaohtangen von
liyp^laatiBchem Neuroma yenim im Rückenmarke,
einer bisher nur 2mal (von Raymond und von
Seybel) in der Literatur bekannt gegebenen Yer-
Inderong. Das erste Neurom fand er im obersten
Halsmarke eines Tabeekranken, an der lateralen
Seite eines Hinterhomes, an der Peripherie des
Rtkckenmarkes, aber in seine Substanz eingebettet.
Ein direkter Zusammenhang mit den Fasern der
hinteren Wurzeln war nirgends nachweisbar. Die
anderen 2 Neurome wurden in 2 F&llen von Syringo-
myelie, in die gliOeen Wucherungen eingebettet,
beobachtet Auch die von Raymond beschriebe-
nen Neurome sassen in einem syringomyelitischen
Rtickenmarka
Die Neubildungen waren nur 1 — 2-8tecknadel-
bpfgroBB, scharf abgegrenzt, von rundlichen Gon-
tooren und fielen bei PaTBcher Färbung durch
biftunliches Colorit auf. Sie lagen nach den bis-
lurigen Beobachtungen nie inmitten gesunden Ge-
webes, waren zusammengesetzt aus feinen mark-
ludtigen, vielfach verschlungenen und spiralig an-
geordneten Nervenfasern, denen mehr oder weniger
kemhaltigeB Bindegewebe beigemischt war. Thei-
lungsvorgänge wurden an den Nervenfasern nie,
Varikositäten nur von Seybel beobachtet.
Bezfiglich der (Genese dieser Bildungen weicht.
SchL von der sehr ansprechenden Ansicht Ray-
mond 's, der in ihnen Regenerationsneurome sieht,
ab und fasst sie als Wucherungsvorgftnge auf, als
Reaktion des (Gewebes auf einen fortwährenden,
darauf einwirkenden krankhaften Reiz. Schliess-
lich wird von einigen durch Wagner experimen-
tell erzeugten Neuromen an Eätzchenrückenmarken
berichtet, die bezüglich ihres Zustandekommens
den Amputationsneuromen gleichzusetzen seien.
A. Boettiger (Hamburg).
242. A caseofFriedreioh'sdiseaseorhere-
ditary atazy, with neoropsy ; by J. H. Clarke.
(Brit med. Joum. Dea 8. 1894.)
Ein 11 jähr. Knabe (2 andere noch lebende Oe-
schwister hatten dieselbe Krankheit) war von Mhester
Jugend auf motorisoh unrahig; allm&hlioh entwickelten
sich Ataxie, Zittern des Kopfes und der Glieder, leichter
Nystagmus. 1892 nahm Öl. den Befand auf: Grosser,
schmächtiger Knabe mit schlechter, aber nicht atrophi-
scher Mnslolatar, der über Schwindel klagte. Schwer-
fälliger Gesichtsausdruck, Intelligenz normal. Sprache
undentiich, nasal und überstürzt stossend. Athmong
etwas schnarchend, unregelmässig. Fortwährend unwill-
kürliche Bewegungen der Gheder, Zittern der Mund-
winkel. Die Zange zeigte ebenfalls starken Tremor.
Gang schwankend, Bomberg*s Zeichen angedeutet. Bei
Bewegungen der Finger deutliche Ataxie. Beim Fixiren
von Gegenständen Bewegungen derBolbi und des Kopfes
seitwärts, horizontaler Nystfu^us bei extremer Seitwärts-
stellung der Bulbi. Keinerlei cerebrale Erscheinongen,
Augenmntergrand normal. Im Laufe der nächsten Zeit
trat sehr heftiger Kopfschmerz auf mit Erbrechen, die
ophthalmoskopische Untersuchung ergab eine beider-
seitige Neuritis N. optici. DerPai lag meist auf der linken
Seite mit gebeugten Beinen, und fiel, wenn er umgedreht
wurde, wieder nach links zurück. Vielleicht Lumiang
des rechten Abducens. Stehen und Gehen unmöglich,
Incontinentia vesioae et alvi; Kniereflexe nicht mehr aus-
lösbar; unter zunehmendem Koma Tod.
Die Sektion ergab einen Tomor, der von der unteren
rechten GerebeUarhälfte ausging und zwischen dieser
nnd dem oberen Theile der Manila lag, von weicher
Gonsistenz, ein Rondzellen-Sarkom. Der Tamor hatte
die Flocke und die rechte Kleinhimhemisphäre ganz zer-
stört, der untere Theil der Brücke war ganz nach links
gedrängt, im mittleren Theile des Himschenkels schienen
die Fasern links an Zahl geringer als rechts; sonst war
keine Degeneration irgend welcher Fasern im Hirnstamma
nachzuweisen. Das Kückenmark war im Ganzen sehr
dünn. Mikroskopisch fand man: vordere Wurzeln überall
normal, in den hinteren einige wenige de^nerirte Fasern,
besonders im mittleren Oervikal- und mittleren Lumbai-
marke. Im ganzen Bückenmarke bestand mehr oder
weniger intensive Degeneration der GoU^schen Stränge,
am stärksten im Cervikalmarke , besonders waren der
hintere Theil und das Gentram des Stranges betroffen.
Im oberen Lumbaimarke kam noch eine sclunale Degene-
rationzone in den Burdaoh'sohen Strängen hinzu, im
mitüeren Dorsalmarke waren beide Stränge gleichmässig
ergriffen. lissauer'sche Zone überall intakt Degene-
ration des Kernes des Keil- und des zarten Stranges.
Die Seitenstränge zeigten im Cervikalmarke nur ein
kleines degenerirtes Feld an der Spitze des Hinterhornes.
Ausserdem aber intensive Degeneration der Pyramiden-
seitenstränge ; Kleinhimseitenstrangbahn übenül normal.
In den Vordersträngen geringe Degeneration im vordersten
140
y. Neuropathologie und Psydiiatrie.
Abeohnitte im Lumbalmarke. Fast überall zeigte die
inreisse Substanz eine Yermehrangder Fasern durch sehr
feine Fasern, dann eine intensive Vermehrung der Neuro-
glia mit sehr grossen Zellen, besonders um die Oeffisse
herum. Die Oefilsse sdbst hatten fast inuner verdickte
Wandungen. Im Centralkanal sehr viele Besquamation«-
zellen ; an den peripherischen Nerven nichts Abnormes.
Windscheid (Leipzig).
243. Ueber totale Compression des obe-
ren Dorsalmarkea ; von Dr. F. Egg er in BaseL
(Arch. f. Psychiatrie XXVIL 1. p. 129. 1895.)
Die Frage nach dem Verhalten der Reflexe bei
Qaerdnrchtrennung des oberen Rückenmarkes steht
immer noch im Vordergründe; und zu dieser
Frage bietet der vorliegende Fall einen werthvollen
Beitrag.
Bei einer Kranken, die 11 Jahre vorher die Hals-
virbelsSule gebrochen hatte, fand man vollkommene
Paraplegie, Ajiästhesie der inneren Seite der Oberarme,
des Rumpfes von der dritten Rippe an nach abwärts und
der Beine; Verlust der Sehnenreflexe; jedoch traten bei
Nadelstichen in die Planta pedis klonische Zuckungen
auf. Femer bestand Lähmung der Blase und des Mast-
darms, öfter traten vasomotorische Störungen auf; auch
bestand zeitweise hallucinatorische Verwirrtheit.
Die Compression fand sich zwischen 7. Hals- und
1. Brustwirbel; hier war an Stelle des Rückenmarkes
nur ein dünner, abgeplatteter Strang, der von der cha-
rakteristischen Zeichnung nichts entdecken Hess. Ober-
halb dieser Stelle war erst Alles degenerirt ; dann erholte
sich allmählich die graue Substanz, dann kamen einzelne
Bündel der Vorderstranggrundbündel, der Seitenstränge
mit Ausnahme der Pyramidenseitenstrangbahnen und
Theile der Burdach'schen Stränge wieder zum Vorschein.
Noch weiter nach oben bestand typische, aufsteigende,
sekundäre Degeneration der GoU'schen und theuwdse
der Burdach*schen Stränge, der Eleinhimseitenstrang-
bahnen und der Oowers*schen Bündel. Unterhalb der
Läsion bestand ebenfalls zunächst Sklerose sämmtlicher
Bahnen, dann erholten sich zuerst die Hinterstränge
wieder tiieilweise, ein Degenerationsfeld in den Burdach'-
schen Strängen blieb jedoch bestehen, das bis zur
10. Dorsal Wurzel zu verfolg;en war; femer fand man
Degeneration der gekreuzten Pyramiden und der vorde-
ren Seitenstrangränder. Das rechte Vorderhom zeigte
im Lendenmarke deutliche Verminderung der Ganglien-
zellen. Weitere Veränderungen waren in den Muskeln
zu finden ; so Atrophien einzelner Bündel und vereinzelte
hypertrophische Fasern im rechten Daumenballen; in
sämmtlichen Muskeln der unteren Extremitäten bestand
Atrophie der Muskelfasern bis zu vollkommenem Schwunde
und enorme Eemvermehrung.
Jedenfalls ist hier der anatomische Nachweis
einer totalen Querläsion des Halsmai^eB erbracht ;
die Patellareflexe waren erloschen ; iii dieser Hin-
sicht würde die Hypothese Basti an 's bestätigt
werden, nach der vom Kleinhirn ein Reiz ausgeht,
der Tonus und Reflexe bewirkt, der aber seinerseits
vom Qrosshim gehemmt wird. Bei Querläsion
müssen dann natürlich die Reflexe ganz wegfallen.
R meint nun, ausser anderen Bedenken, die von
anderer Seite geltend gemacht werden, es liege gar
kein Beweis vor, dass Fasern vom Kleinhirn zum
Rückenmark herabsteigen. [In neuester Zeit (Neu-
roL Gentr.-BL Nr. 11. 1895) sind jedoch von
B i 6 d 1 derartige Easem nachgewiesen worden. Ref.]
E. bekämpft überhaupt alle Erklärungen, die sich
einseitig für das Erlöschen der Fatellareflexe auf
die Leitungsunterbrechung berufen, da dem die
Experimente an Thieren und der Barb^'sche
Versuch am Guillotinirten widersprechen, ebenso
wie auch Beobachtungen , nach denen trotz voU-
kommener Unterbrechung die Patellareflexe dodi
vorhanden waren. Es müssen alao wohl ande^
weitige Momente noch mit in Frage kommen; emes
dieser Momente ist wohl die Art des Trauma, das
die Unterbrechung verursacht, vor Allem seine
Plötzlichkeit und Heftigkeit Schon lange weiss
man, dass nach einmaligem Reize die graue Sub-
stanz lange gehemmt bleibt Es würde also das
Fehlen der PateUareflexe auf einer funktioneUen
Störung des Rückenmarkes beruhen. So erkl&rt
sich auch, dass heftigere Reize, Stiche in die Fusa-
sohle, Reflexe noch auslösten, und zwar, beider
totalen Zerstörung der hemmenden Fasern, klo-
nische Zuckungen. Die Veränderungen in den
Muskeln müssen, und das ist hervorzuheben, auf
diese rein funktionelle Störung bezogen werden.
RHüfler(ChemnitE).
244. Weitere Beiträge sor Kenntnisa der
im Verlaufe letaler Anämien beobachteten
Spinalerkranknngen ; von Dr. M. Nonne in
Hamburg. (Deutsche Ztschr. f. Nervenhkde. VL
3. 4. p. 313. 1895.)
Eine Reihe von 17 klinisch beobachteten und
kurz geschilderten Fällen von letaler Anämie liess
sich nach dem anatomischen Befunde in 3 Orappen
theilen. Einmal in solche mit vollkommen nega-
tivem Befunde im Rückenmarke, 7 Fälle; dann
3 F&Ue, in denen die Anfänge der Affektion zu be-
merken waren, kleine und kleinste perivasknlAre
Herde; endlich 7 Fälle, in denen ausgeprägte
Degeneration bestand. Die Herde schiessen, wie
die Beobachtung der ganz frühen Fälle lehrte, ver-
einzelt auf, vergrössem sich dann und confluiren,
und zwar ist der Beginn der Veränderung imHalB-
marke zu suchen; femer sind die mittleren Wund-
zonen ein Lieblingsort für die Herde, die jedoch
Seiten- und Yorderstrftnge auch im Initialstadinm
nicht verschonen. Intakt bleibt die graue Sub-
stanz, wie die extramedulläre weisse Substanz, die
hinteren Wurzeln; befallen wird nur die intra-
medulläre weisse Substanz.
Des Weiteren geht N. auf die Beziehungen der :
anämischen Spinalerkrankungen zur Ergotintabes,
der Pellagra und der multiplen Sklerose ein, ebenso |
wie auf die Rückenmarks veitnderungen, die bei |
Faralysis agitans, Diabetes, Myelitis, Chorea chro- :
nica progressiva und chronischem Alkohoüsmos
gefunden worden sind. Es ergiebt sich, daas die
Rückenmarksaffektion bei schweren anämischen
Zuständen mit den oben genannten, vor Allem mit
Ergotismus und Pellagra gewisse Analogien dar-
bietet, andererseits aber doch auch diffenrt in der
Lokalisation. So ist eine starke Neigung zum
symmetrischen Auftreten zwar vorhanden, aber doch
nicht streng durchgeführt So ist imLendenmarke
Y. Neuropathologie imd Psychiatrie.
Ul
die Wurzeteintrittszone manchmal sehr früh be-
fallen, manchmal wieder frei. N. ist der Meinung,
dass eine solche Symmetrie auch gar nicht zu er-
warten sei, da lediglich von der Yertheilung der
erkrankten Oeiässe die Veränderungen abhängig
seien. In den typischen Fällen waren die Oefässe
stets abnorm, verdickt in der Wandung, gewuchert
in der Adventitia, die Lymphsoheiden um die (}e-
flsse erweitert, das Lymphendothel gewuchert.
Was femer das Yerhältniss des anatomischen
Befundes zu den klinischen Symptomen anlangt,
80 fand N. in den anatomisch negatiTen Fällen
auch klinisch keine spinalen Symptome, eben so
wenig in den Fällen, in denen nur die ersten An-
finge der Krankheit anatomisch nachweisbar waren.
Nur in den Fällen, wo spinale ausgeprägte Degene-
ration bestand, waren auch klinisch spinale Sym-
ptome beobachtet worden, Fehlen des Kniephäno-
mens, geringe Ataxie, etwa noch lancinirende
Schmerzen, Hypalgesien, Bomberg's Zeichen.
Jedenfalls bestand aber stets Dysharmonie zwischen
klinischem und anatomischem Befunde ; auch bei
schwerer Anämie darf man das Bestehen von
spinalen Veränderungen nur vermuthen, besonders
wenn das Kniephänomen fehlt
K Hü f 1er (Chemnitz).
245. Versnobe sor Heilung der Tetanie
miüeUt Implaniaiion van Schilddrüse und Darrei-
dtung von Sckilddrüseneocirakt, nebst Bemerkungen
über Bkäbefunde bei Tetanie; von Qeorg Qott-
B tei n. (Deutsche Ztschr. f. Nervenhkde. VI. 3 u. 4.
p. 177. 1895.)
In einem Falle von idiopathischer Tetanie, in dem
palpatorisoh eine Schilddräse nicht zu entdecken war,
wurde 2mal der Yersnch gemacht, menschliche Schild-
drüsen in der Bauchhöhle zur Einheüung zu bringen;
jedoch wurde nur ein sehr yorübergehendei Erfolg er-
aelt, da die Drüse zum Theil vereiterte, zum Theil
resorbirt wurde. Dann wurde die Behandlung mit 8child-
drüsenextrakt fort^setzt und dadurch eine bedeutende
Besserung erzielt, jedoch auch keine voUständige Heilung.
Die BlutnntersuchuDg ergab eine auffallende Schrumpfung
der rothen Blutkörperchen, die auch durch die Behand-
lung nicht wesenthch gebessert wurde.
£.Hüfler (Chemnitz).
246. Zar Klinik and Pathologie der Ischias;
ton Dr. S. Erben. (Wien. klin. Wchnschr. VII.
47. 1894.)
R macht auf ein bisher noch nicht bekanntes
objektives Symptom der Ischias aufmerksam: er
hat unter 160 Ischiaskranken 147 gefunden, bei
denen ESlte nur an dem erkrankten Beine nach-
saweisen war, und zwar fühlte sich bei 19 das
ganze Bein gleichmässig kühler an als das gesunde,
während bei allen anderen die objektive Eälte-
empfindung auf einzelne Stellen des Beines be-
ichrftnkt war, besonders auf das Knie, dann die
Wade und auf die Haut über dem Glutaeus maxi-
mus, hier entsprechend der Austrittstelle des Ner-
ven aus dem Foramen ischiadicum majus. Die
Temperaturemiedrigung hat verschiedene Qrade^
sie bleibt sich im Verlaufe der Krankheit auch
nicht gleich. Der Orad des Schmerzes ist keines-
wegs parallel dem Qrade der Kälte, die Schwan-
kungen in der Kälte und die des Schmerzes sind
nicht synchronisch. Mitunter konnte die Tempe-
raturdifferenz erst im weiteren Verlaufe der Krank-
heit nachgewiesen werden. Wurde die Tempe-
raturemiedrigung auf künstlichem Wege beseitigt,
so trat damit keineswegs eine Beseitigung der
Schmerzen ein.
In 4 Fällen von reiner Cruralneuralgie konnte
E. das Symptom nicht nachweisen, dagegen war
es vorhanden in weiteren 6 Fällen von dieser Neur-
algie, in denen im Verlaufe der Krankheit eine
Ischias hinzutrat Bei 22 seiner Kranken beobach-
tete E. starke Varicen, über denen die Hauttempe-
ratur immer wesentlich erhöht gefunden wurde.
E. weist ausführlich nach, dass die Temperatur-
emiedrigung durch einen Oefässkrampf bedingt
sei, der seine direkte Ursache in der Erkrankung
des Hüftnerven selber hat, also von der Nerven-
affektion direkt ausgelöst wird. Betroffen von dem
Qefässkrampfe sind nur die peripherischen Arterien,
nicht der Stemm der Art crunöis. Aus der vaso-
motorischen Natur des Phänomens folgt auch, dass
nur bei Ischias, nicht aber bei der Cruralneuralgie
die Temperaturdifferenzen beobachtet werden, denn
der Ischiadicus ist nach den Versuchen von P i o -
trowski der einzige Nerv, dessen Reizung eine
Qefässverengerung des Beines bedingt, bei Reizung
des N. cruralis bleibt diese aus. Aus der That-
sache, dass sowohl bei cerebralen Lähmungen, als
auch bei Reizzuständen peripherischer sensibler
Nerven sich Kälte an dem betroffenen Oliede findet,
schliesst E, dass die Nerven für die Qefössverenge-
rung im Odiime nicht mit den motorischen und
sensiblen Fasern zusammen verlaufen, sondern erst
peripherisch an die sensiblen Nervenstämme heran-
treten : ein gemeinsamer Reiz afficirt dann beide
gemeinschaftlich. Die Kälte bei rein cerebralen
motorischen und sensiblen Lähmungen erklärt E.
aus dem Wegfalle von Hemmungsfasern für die
Qeflssconstriktoren , die in der inneren Kapsel
zwischen den motorischen und den sensiblen
Bahnen verlaufen müssen. Dass der Hüftnerv so
überwiegend erkrankt, während doch die zu einer
Ischias führenden Schädlichkeiten auf das ganze
Bein einzuwirken pflegen, erklärt E daraus, dass
der Ischiadicus von allen Beinnerven den längsten
Verlauf hat und die meisten Fasern besitzt, so dass
sich in ihm die schädigende Reizwirkung mehr
häuft als in den anderen Nerven.
Windscheid (Leipzig).
247. Mal perforant da pied naoh Stioh-
verletsung des lachiadicoa; von Dr. Carl
Grassmann. (Ann. d. städt allg. Krankenh. zu
München über 1893. p. 142. München 1895.)
Ein 24jähr. Mann wurde im December 1892 mit
einem Messer in die Hinterseite des linken Oberschenkels
gestochen. Qeiloog der Wunde nach 8 Tagen, nacli
142
V. Nenropathologie und Psychiatrie.
1 Mon. anter vorausgehendem starken Schwitzen des
linken Beines Abmagerung des linken Unterschenkels
und Fasses. 16 Wochen lang Yöllige Lähmung des
ganzen linken Beines, dann erste Gehversuche, taabes
Gefühl in der linken Sohle, 6 Mon. nach der Yeiletzung
Auftreten einer Blase an der linken Ferse.
Gegenwärtiger Zustand: Linker Oberschenkel und
linke Wade beträchtlich abgemagert Völliger Verlust
der aktiven Bewegungsfähigkeit in den Zehengelenken
und im Fnssgelenke links, Unvermögen, auf dem linken
Beine zu stehen, charakteristischer Gang mit Beugung im
Hüftgelenke. Sensibilität am Unterschenkel im Gebiete
des N. saphenus m^jor völlig normal, Anästhesie oder
Hypästhesie aller Hautäste der NN. tibialis und pero-
naeus. Die Stärke der Sensibilitätstörung wurde nach
der normalen Haut zu allmählich geringer. Passive Be-
wegungen der Zehen wurden nicht wahrgenommen, wohl
aber solche des Fussgelenkes. Bei storker Schweiss-
erregung des ganzen Körpers blieb der Bezirk der Sensi-
bilitätstömng ganz trocken. An der äusseren linken
Fersengegend links fand man einen 9 cm tiefen, 2.2 cm
breiten Defekt, in dessen Tiefe weiches, leicht blutendes
Granulationsgewebe. Der Knochen lag nicht frei. Die
elektrische Untersuchung ergab einfache Herabsetzung
links für die vom N. iscMadicus versorgten Muskeln des
Oberschenkels vom Nerven aus, die von den NN. tibialis
und peronaeus versorgten Muskeln zeigten vom Nerven
aus für beide Ströme Unerregbarkeit, die Wadenmuskeln
reagirten direkt entartet
Eine im August 1893 vorgenommene sekundäre
Nervennaht bewirkte nach einer späteren brieflichen Mit-
theilung des Kr. eine Erhöhung der Beweglichkeit und
Zunahme des Volumen des linken Beines.
Windscheid (Leipzig).
248. Bemoval of the Gasserian ganglion
for fiaoial neuralgia ; saooessfül oase ; by M. H.
Richardson and G. L. Walton. (Boston med.
and surg. Joum. CXXXL p. 429. Nov. 1894.)
Einer 63jähr. Frau, die seit 15 Jahren an stetig zu-
nehmenden, sehr schmerzhaften Neuralgien des linken
2. und 3. Trigeminusastes litt, waren beide Aeste 2 Jahre
vor der in Rede stehenden Operation aus ihren Knochen-
austritten am Qesichtsschädel ausgedreht worden. Die
Kr. blieb IVi Jshr schmerzfrei, dann traten aber so
heftige Anfälle von Neuem auf, dass die Exstirpation des
Ganglion Oasseri beschlossen wurde. Die Beschreibung
der Operation hat lediglich chirurgisches Interesse, sie
war sebr schwer, da verschiedene grosse Gefässe an-
geschnitten werden mussten. Schliesslich gelang sie aber
doch und die Kr. ist seit dieser Zeit völlig schmerzfrei
geblieben. Unmittelbar nach dem Erwachen aus der
Aethemarkose war das frappanteste Symptom eine Aphasie
oder besser gesagt Paraphasie, die circa 5 Tage anhielt
Von sonstigen Erscheinungen bestand Empfindungslosig-
keit im ganzen Trigeminusgebiet, besonders auf der Con-
junctiva, die linke Pupille reagirte nicht so prompt auf
Lichteinfall wie die rechte, das linke Auge konnte etwas
schlecht geöffnet werden. In Folge der bei der Operation
nothwendigen Durchschneidung des linken Masseters be-
stand auch, wenigstens zuerst, etwas Schwierigkeit beim
Mundöf&ien und Kauen.
R. und W. beschreiben in ausführlicher Weise die
verschiedenen Operationsmöglichkeiten und wägen ihre
Vortheile gegeneinander ab. W i n d s ch e i d (Leipzig).
249. Eän Fall von 9j)ermatomyoaitis ohro-
nioa^ mit Ausgang in Maskelatrophie bei einen
Sjj&hrigen Knaben; von Prof. Fr. Schultze in
Bonn. (Deutsche Ztschr. f. Nervenhkde. YL 3 u. 4.
p. 245. 1895.)
Ein 3jähr. Knabe wurde allmählich unfiüiig zu
gehen i zugleich wurde die Haut sehr empfindlich, sodass
selbst der Druck der Bettdecke unangenehm wurde. Ge<
sieht und Füsse schwollen an, und es trat an Armen und
Beinen ein juckender Ausschlag auf.
Die Untersuchung ergab, dass die Muskulatur atro-
phisch war ; die Haut war mit trocknem, schuppendem
Ekzem bedeckt Der Kr. konnte sich nicht selbständig
erheben; bei festgehaltenem Oberkörper fiel der Kopf
hintenüber, konnte jedoch aktiv gesenkt werden. Die
Unterschenkel konnten nicht völlig aktiv gestreckt, die
Fasse nicht vollkommen dorsal flektirt werden. Stärkere
passive Bewegungsversuohe waren schmerzhaft. Sonst
fand man nichts Abnormes. Das Ekzem imd die Oedeme
wurden dann stärker; der Zustand der Haut besserte sich
jedoch unter geeigneter Behandlung wieder, ebenso wie
auch die Oedeme zuräckgingen. Auch die Muskelbewe-
gungen besserten sich, so dass schliesslich Sitzen auf
eiaem Schaukelpferd gelang, während das Gehen unmög-
hch blieb. An den Muskeln fond man nur eine Herab-
setzung der elektrischen Erregbarkeit Die Reflexe waren
vorhanden. Die Diagnose einer Poliomyelitis musste
zurückgewiesen werden, ebenso die der chronischen
spinalen Amyotrophie, wegen des Fehlens der Entartungs-
reaktion, des Vorhandenseins der Reflexe, wegen des ab-
weichenden Verlaufes. Hysterie, multiple Neuritis konnte
man auch nicht annehmen. Es wurde deshalb aus dem
linken Gastrocnemius ein Muskelstück herausgenommen,
und dieser zeigte stellenweise beträchtliche interstitielle
Zellen- und Kemwucherung, also den Befund, wie es der
Dermatomyositis zukommt. Ausser der allgemeinen
Muskelatrophie blieb in einzelnen Gelenken eine gewisse
Unnachgiebi^keit bestehen; Gehen und Stehen blieben
unmöglich ; jedoch konnten aktiv alle Muskeln innerviit
werden. Eine bestimmte lokale Abhängigkeit der Haut-
erkrankung von den erkrankten Muskdn war nicht zu
erkennen.
Immerhin erscheint aber die Zugehörigkeit des vor-
liegenden Falles zur Dermatomyositis wohl zweifellos.
E.Hüf 1er (Chemnitz).
250. MyoBitlB ossifloanfl progressiva; von
Dr. G. Maunz. (Ann. d. städt. allg. Erankenh. zu
Mfinchen Jahi^. 1893. p. 106. München 1895.)
M. bespricht die Aetiologie, Symptomatologie
und Therapie der in Bede stehenden Krankheit,
theilt im Auszage 32 Fälle aus der Literatur mit
und beschreibt den von ihm selbst beobachteten
Fall, der schon von Helferich beschrieben wer
den ist Der von M. gegenwärtig aufgenommene
Status ist im Wesentlichen folgender.
Der 2^ähr. Fat verlegt den Beginn seiner Erkran-
kung in sein 12. Leben^ahr, als er mit einer AnschweU
lung der linken Gesichtshälfte, sowie Farästhesien am
Rücken und auf der ganzen linken Körperhälfte erkrankte.
Bewegung der Rückenmuskulatur war damals schon etwas
schmerzhaft. Allmählich entstand eine Behinderung in
derOef&iung des Mundes und in der Bewegung der Anne.
In Folge von 2 schweren Verletzungen (Sturz von einer
Leiter und Verletzung durch eine Kuh am rechten Ober-
schenkel und an der rechten Schulter) bedeutende Ver-
schlechterung des Zustandes, namentlich heftiee Schmer-
zen in den Beinen. 1887 wurden zum ersten Male harte
Stellen am Rücken und in den Armen entdeckt M. fand
an beiden grossen Zehen eine rudimentäre Entwickelnng
in Folge Fehlens der 2. Phalanx, femer eine Ankyloee
zwischen dem 1. und dem 2. Daumengliede. Beide WL
peronaei h3rpertrophisch und hart, die Wadenmuskeln
beiderseits sehr stark entwickelt unteres Ende der
Tibia und Fibula verdickt Das rechte Bein im Hüft-
gelenke vollkommen ankylotisch. Beide Trochanteren
verdickt Am rechten. Oberschenkel entsprechend dem
Verlaufe des Tensor fasciae latae eine circa 14 cm lange
Enochenwucherung , an der Cnsta ilei eine Exostose.
Muskulatur des Beckens verknöchert, einzeke knochen«
y. Neuropaiholo^e (md Psychiatrie.
A4S
Iuris StaUen im Yerlaofd des Semitendinosos imd des
SanimembnuioBiis. Quadrioeps femoris rechts stark
hypertrophisch. Am linken Trochanter eine eigrosse
fiListofle. Beide Thoraxseiten stark eingezogen, dieinter*
costaimnskeln alle hart, die Kippen bis anf ein lünimom
fliBttder genfihert Die Masseteren in hohem Grade ver-
faochert, so dass der Mmid gar nicht geöffiiet werden
konnte, femer der Geniogloasns nnd der Geniohyoidens.
In beiden Snpraclavicnlargmben Gefühl von knöchernem
Widerstände. Pectoralis major beiderseits in knöcherne
Platten yerwandeli Rechter Deltoidens theilweise ossi-
ficirt Der ganze Sulcns bioipitalis internus war mit
eisern langen, von der Achselhöhle entspringendem nnd
am Laoertos fibrosns frei endenden Enochenstabe ans-
gefollt Im mittleren Kopfe des Triceps eine keilförmige
Koochenplatte. Ziemlich dieselben Verhältnisse fanden
ach aach am linken Arme.
Perknssorisch und auskultatorisch auf den Lungen
beginnende Tuberkulose nachweisbar.
Windscheid (Leipzig).
25 L Der tronbles intelleotuela dana lln-
toiioation profeaalonelle par le aaUüre de
oarbone; i>ar le Dr. Marandon de Mon-
tyeL (Ann. d'Hyg. publ. S.S. XXXTTT. 4. p.309.
1895.)
Ein 21jähr. Mann mit mehrfachen körperlichen Ent-
artnngzeichen , geringer LiteUigenz , instabler Lebens-
föhrong erkrankte nach kaum 2monatiger Beschäftigang
in der Kantsohukindustrie , nachdem er allerdings die
hygieinischen Yorschrifton vernachlässig hatte, zunächst
n heftigen Kopfschmerzen. Weiterhm zeigte er ein
melancholisches Verhalten, dabei jähen Wechsel zwischen
1)epie6sion und Erregung, er hatte massenhafte GehÖrs-
tiiuchmigen und Grössenideen. Theils seine Gedanken,
theOs Stimmen sagten ihm, er sei zu grossen gewerb-
lichen Erfindungen berufen, solle den Mond anbohren, sei
Napoleon. Obwohl Erankheitseinsicht bestand, gab sich
der Kr. doch immer wieder seinen Stimmen hin, unter-
hielt sich sogar mit ihnen. Nach 7 Wochen Genesung.
Ein 2^ähr., p|8ychopathisch belasteter Mann, der
phyasch und psychisch entartet, Masturbant, übertrieben
lehgiös war, erkrankte nach 8— 14tägiger Arbeit in einer
Kantschnkfabrik an Eopfschmerzen, bot den Anblick eines
Betrunkenen, war sexuell lebhaft erregt, verfiel dann in
ein Delirium, in dem Gott ihn als seinen Auserwählten
erklärte, während Satan seinen Körper marterte, ihn durch
Speisen und Gase vergiftete und ihm unzüchtige Hand-
langen auferlegte, die er ausführen musste, obwohl er
sich stets Erankheitseinsicht bewahrte. BeiLandaufenthidt
trat erst nach 8 Wochen Besserung ein. IVt Mon. nach
völliger Genesung nahm Fat seine Eautschukarbeit wie-
der anf. Nach 3 Tagen verfiel er von Neuem in das
Reiche Delirium, das jedoch diesmal über 3 Mon. dauerte.
Die Oenesnng war völlig, das Gedächtniss war auch für
die Zeit der Erankheit erhalten.
Eine 21iähr., erblich belastete Frau, die in ihrer
Kindheit epueptisch gewesen war, in den letzten Jahren
2inal an „Delire transitoire*^ [Dämmerzustände?] und in
den letzten Monaten an nächtlichen Angstanfällen gelitten
littte, erkrankte fast sofort nach dem Eintritte in eine
Kaatschukfabrik mit Eopfschmerzen, üebelkeit und sah
DM^ 8 Tagen ihre Wohnxmg erst illuminirt, dann bren-
nend, wollte sich zumFenst^ hinausstürzen, rannte dann
tnf die Strasse, schrie, in ihrem Zimmer seien Gerippe
^uidlMtenköpfe. Sie war weiterhin maniakalisch errest,
vtfwürt, ideenflüohtig, wechselnder Stinunung. Die tolH
sächtige Verwirrtheit dauerte fort mit kurzen Perioden
der Bohe. An Yerfolgungsideen hielt sie auf Grund ihrer
Mucinationen fest Nach 5 Mon. war der Zustand noch
Die Schlossfolgernngen de M.'s sind: Durch
Schwefelkohlenstoff können zweierlei psychische
Störungen veranlasst werden, eine aknte, der
Bauschzustand, und eine chronische, „dieDemenz^^
Die Vergiftung kommt zu Stande theils in Folge
hygieinischer üebelst&nde derFabrikeinriohtungen,
theils durch die hygieinischen Unterlassungsünden
der einzelnen Arbeiter. Es ist möglich, diese zu
beseitigen. Alle anderen Geistesstörungen hängen
nicht von einer specifischen Wirkung des Giftes,
sondern von der psychopathischen Anlage des
Arbeiters ab. Wie es keine Schwefelkohlenstoff-
neurose giebt (Hysterie nach D e 1 p e c h), so giebt
es auch keine sogenannte „Schwefelkohlenstoff-
psychose^^ Das Qift ist nur der „Agent proTO-
cateur'S der die Neurose oder Psychose aus der
neuro- oder psychopathischen Anlage der Einzelnen
heraus hervorruft. Deshalb sollten nach dieser
Richtung Belastete von der Arbeit mit Schwefel-
kohlenstoff ausgeschlossen werden.
Marthen (Eberswalde).
252. PenrertiB et invertia aezuela, las
fitiaohiatea ; par P. Garnier. (Ann. d'Hyg.
3. S. XXX. 4. p. 349. 1895.)
G. berichtet über einige Fälle des heterosexualen
Fetischismus.
Victor y., erblich belastet, verschroben, liebte seit
seinem 5. bis 6. Jahre die Seide, als Kind in (Gestalt
seidener Puppen, sammelte Seidenläppchen in den Werk-
stätten der Damenschneider, träumte von Frauen mit sei-
denen Gewändern, besass einen seidenen Unterrock, den
er jeden Abend anzog. Betasten von Seide machte ihm
den höchsten Genuss, Auflegen von Seide auf die Magen-
gegend rief ihm ^Ejakulation hervor. Bei Menschen-
ansammlungen drängte er sich an Damen heran, betastete
ihre seidenen Röcke, weshalb er unter dem Verdachte
des Taschendiebstahls verhaftet wurde.
Ein erblich schwer belasteter Bäcker schnitt den
Damen aus den Mänteln Stückchen heraus. Seit dem
9. bis 10. Jahre verehrte er nämlich wollige Stoffe, deren
Betrachtung und Berührung ihm Erektion und ^akula-
tion bewirkte, doch mussten sie von einem Weibe ge-
tragen worden sein. Er besass eine ganze Sammlung
solcher Abschnitte.
Laurent P., Angestellter, erblich belastet, mit Ent-
artungzeichen, war bekannt als liebhabrä von Ammen
und Kindermädchen, die er inuner umschwärmte imd
bewunderte. Wegen dieser fortgesetzten Belästigungen
wurde er der Infirmerie speciale überwiesen. Er
schwärmte für die Kleidung jener Personen als Ganzes,
nicht für einzelne Theile davon. Sexuelle Wünsche
blieben ihm dabei fem, er suchte nur gesellschaftlichen
Verkehr mit den Ammen. Daheim allerdings bewirkte
die Vorstellung ihres Kostüms, nicht der Trägerinnen
desselben Erektion und Ejakulation. ,Ge que j'aime,
c'est rhabiUement.*^
Ein Fleischer, der bei seiner Aufnahme weibliche
Unterkleidung trug, war im 10. bis 11. Jahre von dem
Gedanken enasst worden^ das Hemd seiner älteren
Schwester anzuziehen. Die Ausführung dieses Vor-
habens, die ihm in seiner Jugend oft gelang, führte Eja-
kulation herbeL Selbständig geworden, schaffte er sich
Frauengarderobe an. Durch die Ausgaben dafür finan-
ziell rumirt, versuchte er einen Selbstmord. Homosexuale
Neigungen fehlten ihm gänzlich. In der Anstalt bat er,
weibliche Kleidung tragen zu dürfen.
Ein 26jähr., etwas schwachsinm'ger Angestellter,
dessen Bruder epileptisch war, wurde verhaftet, als er
im Menschengewühl einem Mädchen einige Locken ab-
schnitt 3 Briefchen mit eben abgeschnittenen Locken
144
Y. Neuropaiholog^e und Psyohiatrie.
fand man noch bei ihm. Seit dem 12. Jahre liebte er
das Frauenhaar. Mit 17 Jahren wurde er y erhaftet, ids
er sich an ein jnDges Miidchen herandrängte und ihre
Locken betastete, und er wurde, da man durch die Bein-
kleider hindurch Erektion bei ihm festgestellt hatte, zu
3 MoD. Gef&igniss verurtheilt Dieses Mal wurde er in
Ste. Anne untergebracht.
Ein «Menschenhautfresser^ wird, wie folgt, geschil-
dert Eugene L. war auf einer Bank betroffen worden,
als er sich mit einer Soheere aus seinem linken Arme
ein grosses Stück Haut herausschnitt E^ war Sohn
eines epileptischen Vaters und Bruder einer schwach-
sinnigen Schwester. Er war Bettnässer bis zum 17. Jahre,
war bekannt wegen seiner Brutalität und musste wegen
seiner Widersetzlichkeit mehrfach aus der Schule ent-
lassen werden. Er war sehr fromm und las mit Vorliebe
Erbauungsbücher. Im 12. bis 13. Jahre kam ihm gegen-
über einem hübschen Mädchen mit zarter Haut der Ge-
danke, „ihr ein Stück aus der Haut herauszubeissen und
es zu verzehren*^. Der Gedanke setzte sich immer mehr
bei ihm fest, er schafiRe sich sogar eine scharfe Soheere
an, um schneller zu seinem Ziele zu gelangen. Auch
verfolgte er mehrfach stundenlang junge Mädchen und
verschonte sie nur deshalb, weil er voraussah, dass er
nicht Zeit haben würde, seinen Plan bis zum Verschlin-
gen des Fleisches auszuführen. Seit einem Jahre kehrte
er, wenn er seine Gier nach „ Jungfemhaut^ nicht stillen
konnte, seine Wuth gegen sich selbst, indem er sich
selbst ein Stück möglicnst zarter Haut herausschnitt, um
es mit Wollust zu verschlingen, wobei er Erektion be-
kam, indem er sich vorstellte, es sei Jungfemhaut Er
hatte mehrfEiche, zum Theil tiefe Narben an den Gliedern
und am Bauche. Er empfand bei der Selbstverstümme-
lung grossen Schmerz, der jedoch durch die psychische
Wollust übertroffen wurde. Der Anblick schneidender
Instrumente erweckte sofort unter Beklemmungsgefühl
in ihm den Gedanken an seinen Vorsatz. Im Asyl
Ste. Anne machte er einen Selbstmordversuch.
Marthen (Eberswalde).
253. Un oas d'affeotion mentale guäri par
la trepanatiLon; par Binet et Rebatel. (Lyon
med. XX Vn. 19. 1896.)
Ein junger französischer Ofücier wurde im Feldzuge
1870 — 71 durch einen Granatsplitter hinter dem linken
Ohre etwas oberhalb des Proc. mastoid. verletzt Es be-
stand nur eine unbedeutende, bald heilende Durchtren-
nung der Haut ohne Impression und Bruch des Knochens.
Als Gefangener nach Deutschland transportirt, wurde er
hier von einer geistigen Störung befallen, deren Art im
Wesentlichen unbekuint geblieben ist; nur hatte der
Fat einmal einen Znstand von Bewusstlosigkeit, der
mehrere Tage andauerte und dem gänzliche Amnesie
folgte. Er genas, trat nach dem Friedensschlüsse wieder
in Dienst und machte, ohne von seiner Narbe irgend
welchen Nachtheil für seine Berulsthätigkeit zu erfahren,
eine glänzende Oarriere, bis er plötzlich im Jahre 1888
nach geistiger und körperlicher Ueberanstrengung unter
den Symptomen eines starken Meteorismus und eines
sich daran anschliessenden heftigen Delirium erkrankte.
Die Erregung legte sich allmählich und als ihn B. und R.
im August 1888 zum ersten Male sahen, war Fat sehr
abgemagert, deprimirt, schweigsam, hatte Gesichts- und
Gehörshalludnationen. Dieser Zustand blieb unverän-
dert bis April 1889, als Fat von 4 schnell auf einander
folgenden „epüeptoiden*^ Anfällen heimgesucht wurde;
von nun an zunehmende Verschlimmerung; extravagante
gemeingefährliche Handlungen. Verunreinigungen. Auch
dieser Zustand währte viele Monate und schien zur
Demenz zu führen, unter Brombehandlung geringe Bes-
serung; doch blieb Fat schweigsam, reizbar und hallu-
cinirte weiter (er hörte ein Wort, das sich fortwährend
wiederholte, ohne eine besondere Bedeutung für ihn zu
haben, sah Funken). Die Anfalle von Meteorismus kehr-
ten wieder. Von aUen diesen Symptomen sohwandeii
unter fortgesetzter Bromdarreichun^ und Hydrotherapie
nur dieHaUucinationen; allmählich jedoch gestattete das
allgemeine Befinden die Bückkehr in die Familie im
August 1890. Gegen Ende 1892 erhebliche Verschlim-
merung, besonders des Meteorismus, der von einem foi
den Fat äusserst beängstigenden Aufstossen begleitet
wurde derart, dass letzterer in einen auraähnlichen Zu-
stand vetfiel. Im Anfange des Jahres 1893 wurde die
ärztliche Hülfe wieder in Anspruch genommen: tiefe
meltmcholische Depression, Wahnideen, Abmagenug.
Behandlung ohne Erfolg. Als die Gefahr aufs Höchste
gestiegen zu sein schien, erinnerte man sich der im Jahre
1870 erUttenen Verletzung; die Frage eines chirurgi-
schen EingrifEs war schon wiederholt auswerfen wor-
den, doch letzterer von den Chirurgen wegen ungenü-
gender Indikation verweigert worden. Jetzt wiesen be-
sonders auch die krampfartigen Schluckbewegungen
deutlich auf einen cerebralen Ursprung hin. Am 15. April
1893 Trepanation in der linken Fronto-Farietalgegend.
Ueberall normale Befunde, auch an der der äusseren Ver-
letzung entsprechenden Stelle der Lamina vitrea keine
pathologische Veränderung. Während der Operation
Durchtrennung einiger kleiner Zweige der Art mening.
media; die Blutung liess sich bald stillen. 2 Stunden
nach der Trepanation Klagen über Kopfschmerzen ; bald
darauf trat vollständige motorische Aphasie ein; diese
verschwand jedoch schon am nächsten Morgen. Am
5. Tage erster Verbandwechsel, am 12. zweiter; nach
3 Wochen war die Wunde geheilt. Vom Tage der Ope-
ration an beginnendes Schwinden aUer psychischen und
nervösen Symptome und allmähliche Bückkehr zum
Status quo ante in geistiger und körperlicher Beziehung;
die Genesung erwies sich bis jetzt (Mai 1895) als eine
vollkommene. B. und R enthalten sich eines Commentais
dieses Falles. B r e s 1 e r (Freiburg i. Schi.).
254. Un oas d'automatisme ambnlAtoiro
oomitial; par le Dr. Cabad6. (Arch. clin. de
Bord. IV. 4. p. 145. 1895.)
Ein 49jähr., erblich nicht belasteter Mann, der früher
nie nervöse Symptome, auch nicht solche von Alkoho-
lismus oder Epilepsie geboten hatte, erkrankte im An-
schlüsse an eine kurz dauernde leichte, durch eine Krän-
kung hervorgerufene Depression unter folgenden Erschei-
nungen: Aura, d. h. Empfindung eines starken Wind-
hauches im Gesicht, traumhafter, 7 Tage andauernder
Dämmerzustand, in dem der Kr., ohne Nahrung zu sich
zu nehmen, zu schlafen, die Bedürfnisse zu verrichten,
ohne irgend welchen Schaden zu erfahren, eine Strecke
von 600 km zurücklegte, tiefer Schlaf, aus dem Fat mit
vollem Bewusstsein, aber gänzlicher motorischer Aphasie
erwachte. Letztere dauerte 15 Tage an und verschwand
allmählich. Für jene 7 Tage bestand völlige Amnesie.
Eigenartig war dieser Fall noch insofern, als der Kr.,
von Haus aus des Lesens und Schreibens unkundig, trotz
der Aphasie den Weg nach seinem Wohnorte, wenn auch
unter vielen Schwierigkeiten, zurückfand. Baldige Bück-
kehr zur früheren geistigen Gesundheit; keine epilep-
tischen Symptome mehr. Simulation war ausgeschlossen
[Hysterie nicht !]. B r e s 1 e r (Freiburg i. Schi.).
255. üeber Krämpfe und Amnesie nach
Selbstmordvennohen«
In dem Streite zwischen Julius Wagner
und dem Bef., in dem der erstere die Krämpfe und
die Amnesie nach Selbstmordversuchen (besonders
solchen durch Hängen) auf die Cirkulaüonstdmng
im Gehirne bezieht, während der andere für einen
Theil der Fälle die hysterische Art der Erscheinun-
gen nachzuweisen suchte, stellt sich G. Seydel
(Ueber die Erscheinungen bei Wiederbelebten nach
YI. Innere U^diL
145
SospenBioii und Strangulation und deren gerichts*'
flnüiohe Bedeutung. Yjhrschr. f. gerichtl. Med. N. F.
Vm 1. p. 89. 1894) auf die Seite Wagner 's.
£ine 27jähr. WirthBchaffceiin hatte sich wegen eines
«KopMdens'^ aufgehängt. S. fand sie 6 — 8 Mm. nach
dem Abschneiden Uaoroth mit blutigem Schaum vor dem
Monde, ohne Athem. Bei künstlioher Athmung kehrten
die Athmung und die anfi&nglich unregelmfissigen Herz-
BchlSge zurück. Dann stellten sich Zuckungen der Glie-
der ein mit «Jaotation des Rumpfes^. Später folgten un-
artikaliites Schreien und abgerissene Schmerztöne; die
Kr. liss sich fast alle Kleider vom Leibe, richtete sich zeit-
weise auf und warf sich dann wieder hinteijuiber. Wegen
der „an Manie erinnernden Aufregung^^ wurde sie in die
Irrenanstalt des Krankenhauses gebracht. Hier wurde
sie „ToUständig bewusstlos geftmden^S Sie schrie oft
laot oder wimmerte leise vor sich hin. Am anderen Tage
war sie klar, wusste aber nichts von dem Aufhängen.
Auf Anästhesie u. s. w. scheint nicht untersucht worden
zn sein. Auch von der Hypnose ist keine Bede.
K B6gi8 (Note sur ramn^sie retrograde apr^
les tentatives de suicide parpendaison. Arch. clin.
de Bord. m. 11. 1894) berichtet über einen 61jähr.
Xelanoholisohen, der sich früh aufgehängt hatte,
Abends in's Leben zurückkehrte (anscheinend ohne
Krämpfe gehabt zu haben) und bis zum Abend
Torher die Erinnerung verloren hatte. R. meint,
der Gegensatz zwischen Wagner und dem Bef.
sei nicht wesentlich, denn es sei in allen FftUen,
sowohl bei Hysterie, als bei grober Schädigung des
Gehirns durch Cirkulationstörungen , Traumata
u. 8. w, das Wesentliche eine Autointoxikation.
F. Lührmann (Ueber Krämpfe und Amnesie
nach Wiederbelebung Erhängter. Allg. Ztschr. f.
Psych. HL. 1. p. 185. 1895) hat bei Ganser
2 Me beobachtet
I. Ein 2^fihr. Kaufmann aus nervenkranker Familie,
der sich dem Trünke ergeben hatte, eine Kopfverletzung
mit Bewuastlosigkeit erlitten hatte, nach einem Wort-
wechsel ohnmä(mtig geworden war, ^Weinkrämpfe^ ge-
habt hatte, hängte sich wegen ehehcher Zwistigkeiten
auf. Als er abgeschnitten worden war, „erschien er den
Angenseugen vollständig bewusstlos*^. „Mehrere Minuten
danmf verfiel er in heftige Krämpfe.*^ Die Glieder waren
kühl, das Oesicht warm und geröthet. Der Kr. machte
die heftigsten Bewegungen mit Armen und Beinen, warf
den Kopf hin und her. Er war kaum im Bette zu er-
hidten. Die Pupillen soUen nicht reagirt haben. Auf der
Fahrt nach dem Krankenhause benässte sich derPat mit
Harn. Abends stierte er vor sich hin, konnte laufen, war
unklar; Temperatur 38.29, In der Nacht schlief er. Am
anderen Tage war er klar, wusste aber von dem Selbst-
mordversudie nichts. Anästhesie wurde nicht gefunden.
Die Hypnotisirang bewirkte nur Schläfrigkeit
IL Wn 44jähr. Arbeiter, dessen Vater sich getodtet
hatte, der Trinker war, der seit 5—6 Jahren an Krampf-
anfällen litt, hatte sich aufgehängt Nach dem Ahschnei-
den war er bläulich, fing aber bald wieder an zu athmen
und verfiel dann in heftige Krämpfe, schlug um sich,
koUerte am Boden hin, grunzte und blökte. Nach 10 Min.
kam er zu sich ; als er aber angefahren wurde, kehrten
die Krämpfe zurück. In der Anstalt war der Kx. anfäng-
lich benommen, wurde aber bald klar. Von dem Selb^
mordvorsuche wusste er nichts. Es bestand Anästhesie
am ganzen Körper, die später fieckweLse schwand. In
der Anstalt trat noch ein hysterischer AniaU auf.
Dass es sich im 2. Falle um Hysterie gehan-
delt hat, erkennt L. natürlich an, dagegen wiU er
die Krämpfe des 1. Er. als epileptische ansehen,
weil dieser bewusstlos war, weil die Pupillen nicht
reagirten, Harnabgang eintrat, weil später keine
hysterischen Symptome nachzuweisen waren. Da«
gegen ist doch zu sagen, dass dieser Mann, der
Sohn einer Hysterika, schon früher an hysterischen
AnfSllen gelitten hatte, dass die Krämpfe der Be-
schreibung nach nicht epileptische waren, dass auf
die Behauptung, die Pupillen hätten nicht reagirtj
nichts zu geben ist, weil das doch im £[rampf-
anfalle niemand nachweisen kann. Bewusstlosig-
kett im strengen Sinne braucht nicht vorhanden
zu sein, wenn der Kranke nicht reagirt ünbeab«
sichtigter Harnabgang kommt schliesslich auch bei
Hyst^ischen Tor. Zum Mindesten ist dem 22s/.
die Diagnose zweifelhaft
L. meint, in den meisten Fällen werde wohl
Wagner 's Auffassung zutreffen, bei der Minder«
zahl handele es sich um Hysterie.
Am Schlüsse theilt L. noch eine Beobachtung
mit von Verworrenheit und Amnesie (ohne Krämpfe)
nach dem Erhängungsversuche eines Melancho«
lischen. Möbius.
Vi. Innere Medicin.
256. Heber Taberknlofle. (Fortsetzung; vgL
lahrbb. CCXLVII. p. 31.)
Änaianmehes und Künisches.
43) Infeetion seoondodre ä une tubereulose, noduies
cutanies muU^fies, teure, awtdromehaemorragiquef ivo^
häion Mrcriau^ fMrl; parG.!^tienne et A. Specker.
(Revue de Med. XY. 5. p. 440. 1895.)
44) Suir un eas de tubereuiose aigue broneho^pneu'
monique; par Albert Bobin et Leredde. (Aroh.
gen. de Med. Juin 1895. p. 641.)
45) Um Beürtig xur Frage über Lungenblutungen;
TOD Prof. Gluziikski. (Deutsches Arch. f. klin. Med.
UV. 2 u. 3. p. 178. 1895.)
46) Ueb^ viearürmde Mensiruaiian durch die
Lungen und ihre Bexdekung xur Tuberkuloeey nebst Be-
merkungen über die Behandhmg van Lungenblutungen;
TOQ Dr. Eober in Beuthen. (BerL klin. Wchnschr.
XXXIL 2. 1895.)
47) Les petiües hemoptysies dans la tubereulose pul-
vis. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 2.
manaire, et les perturbations aimospMriques; par leDr.
J. A. V an By n. (Joum. de Med. de BruxeUes LUL 11.
1895.)
48) Zur Lehre von den Nachtschweieeen der Phthi^
siker; von Dr. R. v. Limb eck. (Prag. med. Wchnschr.
XIX. 47. 48. 1894.)
49) Der pharyngo-laryngeaie Typus der akuten
Miliartuberkulose; von Dr. üeorg Catti. (Wien. klin.
Wohnschr. VH. 24. 1894.)
50) Tre Tüßlde af akut miliar Svälgtuberkulose ; af
Gottlieb Kiär. (ügeskr. f. Lager 5. H. L 52. 1894.)
51) Ueber sebundäre Affektionen der Nasenraehen-
höhle bei Phthisikem; von Dr. Z. Dmochowski.
(Beitr. z. pathoL Anat u. allg. PathoL XYL 1. p. 109. 1894.)
52) Tuberculcse larvee des trois amygdales; par
Dieulafoy. (BuU. de TAcad. de Med. IJX. 17—20.
1895. — Meroredi med. l^r. 19. Mai 8. 1895.)
53> Ueber die Beziehungen der Tuberkulose der Hals-
lymphiriisen%Mderder TansiUen; von Dr. Emil Brück-
mann. (Virchow's Arch. CXXXVin. 3. p. 534. 1894.)
19
146
YI. Innere MedioiiL
54) Seltener Verlauf eines tuberkulösen Qa/umen-
fesekufürs ; yon Dr. W a 1 1 e r in Charlottenborg. (Thenip.
lonatsh. IX. 2. 1895.)
55) Tuberculosis ofthe frontal sinus; by J. Frank.
(New York med. Record XLVI. 18; Nov. 3. 1894.)
56) Tuberculosis of the Oesophagus; by Simon
Flexner. (BolL of the Johns Hopkins Hosp. Nr. 28.
Jan.— Febr. 1893.)
57) Ä case of eastraiion for primary iubereular
epididymitis in a paiieni aged etghty-one; by C. L.
Gibson. (New York med. Reoord XLVI. 2; Jnly 14.
1894.)
58) Tuberculosis of the adrenal bodies unaeeompa-
ntedJiSffriYm^fi^; byWarren Goleman. (Ibid.XLYl.
18;Nov. 3. 1894.)
59) Beitrag vur HautttU)erkulose ; von Prof. D o n t r e -
lepont (8ond.-Abdr. aas Arch. f. Dermatol. n. Syphilis
1894.)
60) Die Tuberkulose der Brustdrüse; von Dr. Spe-
d i a c 0 i. (Moleschott's Untersuch. XV. 4. p. 405. 1895.)
61) Sur ranatomie pathologique et la pathoghtie de
la tuberculose mammairedelafemme; parJ.Sabrazes
et W. Binaud. (Aroh. de Med. experim. VI. 6. p. 838.
1894.)
62) ün cas de tuberculose mammaire avee examen
histologique et inocidaiion aux animaux ; par H. V i 1 1 a r.
(Oaz. des H$p. LXVU. 65. 1894.)
63) Beitrag xur Lehre von der Tuberkulose der
weiblichen Brustdrüse; von Dr. H. Reerink. (Beitr.
z. klin. Chir. Xm. 1. p. 49. 1895.)
64) Die Meningitis tuberculosa aduUoruni; von
Dr. L. Adolph Krämer. (Inang.-Diss. Zürioh 1894.
J. Sohabelitz.)
65) Zur Diagnose der Meningitis tuberculosa; von
Dr. Adolf Dennig. (Münchn. med. Wchnschr. XLI.
49. 50. 1894.)
66) Note sur un cas de m^nmgo-myüite tuber^
culeuse; par F. Londe et G. BronardeL (Aich. de
Med. exp&im. VIL 1. p. 115. 1895.)
67) Beitrag xur primären Oenitaltuberkulose des
Weibes nebst Bemerhmgen 'xur Bauch felliuberkulose;
Ton Dr. AlbertSippel in Fnmkfart a. M. (Dentsohe
med. Wchnsohr. XX. 52. 1894.)
68) Beeherches eaopMmentaies sur Vinfluence de la
laparotomie sur la peritonite tuberctUeuse; par le Dr.
Stchegoloff, Sain t-Petersboorg. (Arch. de M6d. ex-
perim. VI. 5. p. 649. 1894.)
69) Zur operativen Behandlung der Bauchfeütuber'
kulose im Kindesalter ; von Dr. L.Conitzer. (Deutsche
med. WchnsQbr. XIX. 29. 1893.)
70) Ueber Laparotomie bei Mesenterial- Tuberhdose ;
von Dr. Schmidt-Monnard. (Münchu. med. Wo-
chenschr. XL. 49. 1893.)
71) Zur Therapie der Tktberkulose; von Dr. Made r.
(Wien. klin. Wchnschr. VII. 48. 1894.)
72) Die Behandlung der Pleuraempyeme bei an
Lungentuberkulose Leidenden; von Prof. Ch.Bäumler.
(Deutsche med. Wchnschr. XX. 37. 38. 1894.)
73) Sur un cas (fhydropneumothorax tubercuieux,
Hesorption de Vepanchement intrapleural, arrU deVevO'
ItUion de la tuberculose pulmonaire ; par G. Carriere.
(Arch. Clin, de Bordeaux IIL 6. p. 262. 1894)
74) £it4de sur les lesions diffuses des membres dans
la tuberculose articulaire; par A. H. Pilliei (Arch.
de Med. experim. VI. 5. p. 769. 1894.)
Das Wesentlichste der Mittheilung von ]fetienne
und Specker (43) geht aus dem umfimgreiohen Titel
hervor. Bei einem ähwindsüchtigen, der bis dahin die
üblichen Eisoheinungen dargeboten hatte, traten plötzlich
zahlreiche Knötchen in der Haut, Ikterus und Blutungen
auf und der Er. ging in wenigen Tagen zu Grunde. Die
Knötchen, die sich bei der Aktion auch im Herzen und
in den Nieren fanden .erwiesen sich als umschriebene
{Sellanhäufungen; als Erreger der schweren Sekundär-
infektion ergab sich ein bisher nach Ansicht derTff. voA
unbekannter Mikcoooocus.
Der Er. von Robin u. Leredde (44) starb an
einer akuten Tuberkulose, die sich während des LebeoA,
abgesehen von dem Fieber und von den unchaniktensti-
sehen Allgemeinerscheinungen lediglich durch eine ge-
ringe Verdichtung der unteren Lungentheile zu erkennen
gab und die bei der Sektion nur kleine käsige Herde
erkennen liess, ohneZerfsll, ohne ausgedehnte Infiltration
der Lunge. Zu einer Diagnose war man während des
Lebens nicht gekommen (f^hus), allerdings war auch
der Auswurf nicht auf !niberkelbacillen untersackt
worden [1].
Qluziiisky (45) hat anEanfhchen und Hun-
den Versuche über die Wirkung frei in die Lunge
ergossenen Blutes angestellt und hat gefunden, daas
diese Wirkung entgegen den Angaben von Perl,
Lippmann und Nothnagel eine sehr kräftige
ist Gesundes Blut ruft in der gesunden Lunge
schon nach 24 Stunden eine Reaktion h^vor:
Abschilferung der Alveolarepithelien und des Epi-
thels der kleinsten Bronchen, Auswanderung von
Lymphzellen, Peribronchitis. Etwa vom 6. Tage
an entwickelt sich Lungenatelektase mit Verdickung
des interstitiellen Qewebes und zuweilen kommt
es zu einer richtigen desquamativen Buhl'schen
Pneiunonie, die noch nach 21 Tagen nachweisbar
ist Man kann sich nach diesen Ergebnissen un-
gefähr vorstellen, was Blut (vielleicht krankes
Blut) in einer kranken Lunge anrichten kann, und
man wird es nicht mehr fQr richtig halten dOrfen,
dass bei den Lungenblutungen der Phikisiker durdi
die übliche Behandlung zu viel Blut zu lange in
der Lunge zurückgehalten wird. GL hat nament-
lich jene nicht seltenen Fälle im Auge, in denen
bei jungen Leuten mit beginnender Phthise ohne
Zerfall starke Hämoptysen auftreten* (NadiBind-
fleisch liegt diesen „initialen^^ Blutungen eine
Tuberkulose der Lungencapillaren zu Grunde.)
Hier soll man 1 — 2 Tage nach Aufhören der Blu-
tung durch Wechsel der Lage, durch freie Athmung,
durch Anregung der Expektoration für Heraos-
schaffung des Blutes sorgen, das übliche Oogen-
theil ist schädlich.
Kober (46) berichtet über eine Schwindsüchtige,
bei der einige Male statt der xu eneartenden Menstrua-
tion heftige Lungenblutungen auftraten. Bei dem l.Mile
fühlte die Er. sich im Ue^rigen ganz wohl und auf der
LuDge war kaum etwas Sicheres nachzuweisen. Srst
nach und nach wurde die Phthise deutlicher und nahm
dann (in Folge der häufigen Blutungen?) einen sohnellea
ungünstigen verlauf. Die Er. stammte aus schwind-
süchtiger Famüie.
Der Umstand, dass in diesem Falle die hefügeo
Lungenblutungen immer erst zum Stehen kamen, wenn
Erbrechen eintrat , lässt E. die schon fHiher bekannte
Verordnung von Brechmitteln bei Lungenblutungen als
berechtigt erscheinen.
van Byn (47) hat in Daves beobachtet, dass
die Phthisiker bei niedrigem Barometerstand und
bei starken Südwinden besonders leicht Blat aus-
werfen.
V. Limbeck (48) hat Versuche darüber an-
gestellt, zu welcher Zeit die Naehisehweisse der
HUhisiker eintreten, und hat gefunden, dass die
j
YI. Innere Medicm.
147
Bchwindsflchtigen ebenso wie Gesunde auch am
stärksten zu Anfang der Nacht, bald nach dem
finsohlafen schwitzen.
Catti (49) sah bei 2 Kindern eine oiiaiieJIftKar-
htbirkulose des Bachena tmd Kehlkopfes auftreten.
Das Leiden begann mit Schlingbeschwerden, Zäpf-
chen, weicher Gaumen, Kehldeckel, aryepiglottische
Falten schwollen stark an und zeigten neben klei-
nen Blutungen massenhafte graue, durchscheinende,
z. Th. gelbliche TuberkelknOtchen. Schwellung der
zugehörigen Lymphdrüsen ; Fieber, Tod in einigen
Woohen unter Athemnoth, Cyanose, Herzschwäche.
3 weitere Beispiele fOr diesen pharyf%ffo4aryfk'
gealen T^pus der MüiarHiberhuhae bringt Klär (50).
[1) iän 6 J. altes M&dohen bekam, nachdem sie eine
doppelseitiee Pneumonie überstanden hatte, zunehmende
Atiiembeschwerden ohne eigentliche Erstickunesanfölle.
Die Kehlkopfschleimhaut war etwas geschwollen und
injicirt unterhalb der Glottis und die untere Fläche der
Stimmbänder tiat wurstartig geschwollen hervor. Die
Halsdrtisen waren geschwolkn. Am 28. Ootober 1893
wnrde die Tracheotomia supeiior, 2 Wochen später die
Tracheotomia inferior gemacht. Am 6. Tage wurde
die Kanüle entfernt, aber wegen fortdauernder Athem-
beflch werden die Intubation angewendet; diese hatte gute
Wirkung und die Respiration unirde frei. Mitte November
traten »shlingbeschwerden auf in Folge von Böthe und
Schwellung der Pharynxschleimhaut, später Verstopf ong
ist Nase mit Schnupfen, die trotz Ausspritzung nicht ab-
nahm. Anfang Janaar 1894 waren die Faaces roth und
geschwollen und Sitz miliarer Infiltrate. Uvula und
Gaomenbogen waren knorpelhart Auch im Eehlkopf-
eingang bildete sich ulcerative Infiltration und die Respi-
mt^ war erschwert Unter fortwährenden abendlichen
Temperatarsteigerungen, Nachlschweissen und Abmage-
Tong verschlinunerte sich der Zustand immer mehr und
Fat starb am 26. März. — Bei der Sektion fand sich
die eanze Kehlkopfechleimhaut in eine grosse ulcerose
Fläime umgewandelt, nur Epiglottisrand und Stimm-
bänder waren noch untersoheidbar, am ganzen weichen
Gaumen bestanden aasgebreitete Infiltrationen und üloe-
rationen; die Halsdrüsen, Broochialdrüsen und Mesen-
terialdrüsen waren geschwollen und käsig infiltrirt,
ausserdem fand sich Taberkolose der Langen, der Milz,
der Leber, des Darms und der Nieren.
2) Ein 55 J. alter, vorher ganz gesunder Maurer be-
kam zu Nei^ahr 1893 Schlingbeschwerden, die sich ver-
sehlinunerten. Die Schleimhaut an den Gaumenbogen
war geschwollen und roth und der Sitz zahlreicher oon-
fioirender miliarer weisser Infiltrate, die an einzelnen
Stauen uloerirten; das Gewebe war steif, hart und
brüobig. Im Kehlkopf fand sich nur geringe diffose
Bdthung und Sohwellong der Schleimhaut, unter Tempe-
ratarsteigerung versclüimmerte sich der Zustand, der
Kehlkopf wurde ulcerös, Athembeschwerden, ohne Ste-
nose traten aui Schliessüch wurde das Schlacken ganz
unmög^oh und Fat musste mit der Sohlundsonde er-
niSut werden. Fat starb am 3. Juni 1893. — Bei der
Stklion fand man die Schleimhaut in Pharynx, larynz
and Trachea durch Ülceration zerstört, in der Trachea lag
der Knorpel im Boden der Geschwüre in grosser Aus-
dehnang bloss. Die Langen waren durchaus durchsetzt
von peribronohitisohen Herden von der Grosse eines
Stecknadelkopfes bis zu der einer Erbse, ausserdem fan-
den eidh. alte sohieferfarbige fibröse, Indurationen glei-
chende Stellen.
3) Ein 23 J. alter Fischer hatte schon im Alter von
16 Jahren Blutspucken gehabt, seitdem aber nicht wieder.
£r hatte sioh sonst immer wohl befanden, seit 2 Monaten
aber magerte er ab und schwitzte in der Nacht, zoeleich
hatte er schneidenden Schmerz beim SQbluQkea fester
Nahrang. An beiden Kief^rwinkeln fanden sich ge-
schwollene Drüsen, der Gaumen war geröthet und Bitz
miliarer Infiltrate, die zum Theil ulcerm;en, ebenso ver-
hielten sich die Seitentheile des Pharynx, an der linken
Tonsille befand sich ein unreines Geschwür mitiafilttirter
Umgebung. Der Kehlkopf war normal, nach einigen
Tagen aber war auch die Epiglottis stark infiltrirt Nach
vorübergehender Besserung vermehrten sich die Schling-
beschwerden, die Infiltration der Schleimhaut desLarynx
xmd Pharynx nahm stetig zu, die ülceration breitete sich
in die Tiefe und auf der Mäche aus, bis schliesslich beide
Gaumenbogen, die Uvula und die hintere Pharynxwand
eine grosse uicerirende, granulirte Flache bildeten, über
den weichen Gaumen und einen Theil des harten Gaumens
breitete sich miliare Infiltration aas. Auch die Lungen
wurden ergriffen, Fat. konnte fast gar nicht mehr schlucken
und starb IV4J. nach Beginn der Erkrankung. Die Sektion
wurde nicht gestattet Walter Berger (Leipzig).]
Dmochowski (51) fand unter 64 Leichen
Tuberkulöser, die er daraufhin untersuchte, bei
2 1 Erkrankungen der Nasenraehenhöhlensehleimhaut,
Am ausgeprägtesten waren diese Erkrankungen bei
akuter Miliartuberkulose, sie betrafen anfangs mehr
die oberflächlichen, später auch die tieferen Theile.
„Die ursprQnglichen Yerfinderungen machen sich
im Epithel und in dem direkt unter demselben
gelegenen Gewebe geltend. Die weiteren Ver-
änderungen kommen zuerst in den Lymphsinus
vor und verbreiten sich dann in Form von Tuber**
kein diffus auf dem ganzen Lymphgewebe.*' Stets
besteht eine ausgesprochene Neigung zum Zerfall.
Dm. hält diese Nasenrachentuberkulose in der
Hauptsache für sekundär, „allein es existiren auch
manche Andeutungen, die die Möglichkeit eines
primären Processes nicht ausschliessen lassen'^
Dieulafoy (52) hat seine Aufmerksamkeit
auf hypertrophische TbnsiUen und adenoide Vegeta-
tionen der Nasenrachenhöhle gerichtet, von ersteren
hat er 61mal, von letzteren 35mal Stückchen
Meerschweinchen eingeimpft und 8, bez. 7 der
Thiere wurden tuberkulös. D. schliesst daraus,
dass es eine durchaus nicht so gar seltene Tuber--
kuhse der Mandeln giebt, die sich lange Zeit durch
nichts Anderes zu erkennen giebt, als durch die
genugsam bekannte uncharakteristische Hyper-
trophie. Oft genug wird diese latente Mandel-
tuberkulose unerkannt bleiben und mit den Jahren
verschwinden, in anderen Fällen aber setzt sie sich
in die zugehörigen Drüsen fort, die der Reihe nach
am Halse von oben nach unten anschwellen und
damit ist dann die weitere Verbreitung in den
Körper, namentlich auch in die Lungen jeder Zeit
möglich.
D. scheint anzunehmen, dass in seinen Fällen
die Mandeltuberkulose stets primärer Natur (von
der Mundhöhle aus erfolgt) war, einen Beleg dafür
bringt er aber nicht bei. Dass die Mandeln, sei es
primär oder sekundär, gern tuberkulös werden und
dass sich die Infektion von ihnen leicht auf die
Halslymphdrüsen fortsetzt, beweisen neben den
bereits in unserer letzten Zusammenstellung an-
geführten Arbeiten auch die Untersuchungen von
Srückmann (53).
148
VI. Iimere MediciiL
[Br. fand unter 64, in einem halben Jahre
secirten Leichen bei 25 tuberkulöse Veränderungen,
darunter 12mal in den Tonsillen. In fast allen
EUlen trat die Beziehung zwischen Handel- und
Halsdrüsentuberkulose aufs Klarste hervor, so dass
in der That die Verallgemeinerung der Lehre von
der sekundären Erkrankung der Halsdrösen in
Folge von Tonsillarinfektion durchaus gerechtfertigt
scheint Die Infektion der Mandeln erfolgt ent-
weder, so beim gleichzeitigen Bestehen von fiorider
LungenafiFektion, durch das Sputum oder auch
durch eine von der Lungenaffektion unabhängige
primäre Fütterung. Weintraud (Berlin).]
Bei dem Kranken von Walt er (54), der anLnnfien-
und Kehlkopftaberkulose litt, bildete sich im Anscmnss
an eine Zahnansziehun^ ein ttiberktdösea Gaumen-
geschwür^ das, Weiohtheüe und Knochen zerstörend, in
die Kieferhöhle dmrohbrach.
Frank (55) berichtet über eine Tkiberkulose der
iSSfü^öA/efDiagnoBe ohne Bacillennach weis), dieeboifalls
zu auseedennten Zerstorangen, auch der Knochen, führte.
F le X n e r (56) giebt eine kurze Uebersicht aber die
literator der Oesophague-lkdberhuiose und fügt einen
eigenen Fall an, in dem ein Geschwür in Longe und
Pleura durchbrach.
Gib so n (57) sah bei einem 81jfihr. Manne eine
üliberkuloee des Nebenhodens ohne Tuberkulose eines
.anderen Organes. Castration mit gutem ^olg.
Golem an (58) fand bei einem 36jShr. Schwind-
süchtigen eine Tkwerkulose beider Nwennieren ohne
'Bronzef&rbong der Haut und ist geneigt auf Grand der
gefondenen VerSnderun^n die Eärankung der Neben-
nieren für das Erste, die der Lungen für das Zweite zu
.halten.
Doutrelepont (59) hat bereits früher über eigen-
thümliche Fälle von HatUtuberkuloee beriditet und fügt
3 neue Beobachtungen an. Bei einem 6jähr. Mädchen
trat das Leiden in Form zahlreicher (29) rundlicher
glatter Tumoren auf, die eher an Mycosis fongoides oder
Sarcomatosis cutis denken liessen. Die Tuberkulinreak-
tion, die Untersuchung der Geschwülste und dss Auf-
treten charakteristischer Knötchen nach der Ezstirpation
der Tumoren liessen an der Diagnose: Lupus hypertrophi-
cuB gar keinen ZweifeL Der zweite, 29jähr. Kr. bot
ebenSdls an Nase, Oberlippe und Ohr sehr auffallende
Geschwülste dar, die sich mikroskopisch als ein Gemisch
zwischen Lupus und Lymphangiom erwiesen. Bei dem
3. Kranken, einem 27jähr. Manne, schloss sich an einen
Schankerbubo ein tuberkulöses serpiginöses Gedtihwür
an, das erst nach gründlicher ausgedehnter Zerstörung
zur Hdlung gebracht werden konnte.
Spediacci (60) giebt eine ausführliche ueber-
sicht über die Tuberkulose der Brustdrüse. Daraus
geht hervor, dass diese Form der Tuberkulose doch
recht selten ist, fast nur bei Frauen (beim Manne
ist nur 1 Fall bekannt), die geboren und genährt
haben, etwa zwischen dem 25. und 35. Jahre auf-
tritt und sich wohl immer sekundär an die Tuber-
kulose eines anderen KGrpertheiles anschliesst.
Sp. hat dann Kaninchen und Meerschweinchen
tuberkulös gemacht und an ihnen die Erkrankung
der Brustdrüse studirt Er fand, dass die Tuberkel-
bildung vom Drüsengewebe selbst ausging, wäh-
rend das Bindegewebe in der Hauptsache nur
reaktive Erscheinungen darbot. Wurden säugende
Thiere inficirt, so starben die Jungen, aber, wie
S p. meint, nicht eigentlich an Tuberkulose, son-
dern an einem Oift, das die TuberkelbaciUen im
Körper der Mutter erzeugt hatten.
Sabraz^s undBinaud(61) gehen ebenfalls
von Dem aus, was wir bisher über die Mammor
tuberkulöse gewusst haben, und berichten dann aus-
führlich über eine eigene Beobachtung mitgenauea
Untersuchungen. Abgesehen von jenen Fällen, in
denen sich die Tuberkulose aus der Nachbarschaft,
von einem tuberkulösen Geschwür, von einer
Rippencaries auf die Mamma fortsetzt, glauben sie,
für die seltene Infektion der Mamma die Leuko-
cyten verantwortlich machen und eine CFelegen-
heitsursaohe zu Hülfe nehmen zu müssen. Letz-
tere wird, wie im beschriebenen Falle» meist ein
Trauma abgeben. In die so geschädigten Partien
der Mamma lagern sich reichliche, mit Tuberkel-
baciUen und Tuberkelgift beladene Leukocyteu ein
und so entsteht ein tuberkulöser Absoess. Dass
die Brustdrüse einfach in Folge ihrer Thätigkeit,
bei dem üebertreten von Bacillen aus dem Körper
in die Milch tuberkulös werden könne, halten S.
und B. für möglich, aber für unwahrscheiBlich
und trotz vielfacher Behauptungen gänzlich un-
bewiesen.
[Villar (62) meint, ebenso wie Spediacci,
dass wohl nicht Alles als Tuberkulose der Mamm
Beschriebene auch wirklich Tuberkulose geweaen
sei. Nur diejenigen Fälle seien sicher, in denen
neben den bekannten histologischen Veränderungen
Tuberkelbaoillen nachgewiesen sind und in denea
Thierimpfungen Tuberkulose erzeugt haben. Allen
3 Anforderungen leistet der Fall Y.'s Genüge.
Es handelte sich um eine 44jähr. Nullipara, die
3 Jahre vorher über dem Stemum einen kalten Absoefis
gehabt hatte. Dieser wurde inddirt, ausgekratzt nsd
heute mit einer Narbe. 3 Jahre später bekam die Eiaoke
einen mandarinengrossen fluktoirenden Knoten im Driueh
gewebe der linken Mamma und Anschwellung der liok-
seitigen Azillardrüsdn. Amputatio mammae und Ex-
stirpation der Drüsen. Die histologische Unteraacfanpg
bes&tigte die klinische Diagnose und ein mit dem im
Inneren des Tumor befindhclien Eiter geimpftes Meer-
schweinchen starb 4 Monate später an allgemeiner Inber-
kulose. Femer Uess sich anatomisch der Zusammenhang
des Tumor mit der Narbe des ehemalken kalten Ab-
scesses über dem Stemum nachweisen. & handelte aieh
also um einen Fall von sekundärer Tuberhuhse dar
Mamma, Die Kiuike entzog sich leider, nachdem die
Amputationswunde bis auf eine kleine Fistel, die aof
einen nekrotischen Bippenknorpel führte, eeheüt war,
der weiteren Behandlung und Beobachtung. Zum Schiiitf
geht y. die möglichen therapeutischen Maassnahmen
durch und emp&hlt als einzig richtig die Amputatio
mammae. R Ellen (München).
Reerink(63) theilt im Anschlösse an die Arbeit
von Mandry (Jahrbb. CCXXXII. p. 60) aas derPrei-
burger chirurgischen EUnik einen Fall von Tuberhdm
der loeiblichen Brustdrüse bei einer S^fthr., hereditfir
nicht belasteten Kranken mit Die sofort nach der Ope-
ration gestellte Wahrscheinlichkeitsdiagnose worde doroh
das histologische Büd, sowie namentlich durch den posi-
tiven Befund von Tuberkelbaoillen erhärtet
Im Anschluss an diese Beobachtung geht R auf die
Frage nach dem ßntstehungsmodus des Ladens ein, d. k
auf die Frage, inwieweit von einer piimSren Tuberkoloae
der Mamma überhaupt die Bede sein kann.
VI. Imiere Medidn.
149
AlsUnaohe derErkranlniig sind a priori 3 Möglich-
keitea denkbar : 1) Eine direkte Infektion von aussen her
anf dem Wege der Ansföhrongsgänge. Auf diesem Wege
wird die Erkrankung sicher nur in den seltensten Fällen
zu Stande kommen. 2) Das üebergreifen des tuber-
kulösen Giftes auf die Mamma direkt von einer tuber-
kolöfien Affektion der Nachbarschaft her. Diese Fälle
sind als sekundäre tuberkulöse Brustdrüsenerkrankungen
anfzoCassoi. Ton primärer Tuberkulose der Brustdrüse
kann nur dort die ftede sein, wo jedwede tuberkulöse
Erkrankung in der Umgebung ausgeschlossen ist oder wo
wenigstens der Beweis geführt wird, dass eine solche
zeitlich der bereits bestehenden Affektion in der Mamma
gefolgt ist Es bleibt also nur noch ein 3. Entstehungs-
modns: die Erkratikung erfolgt auf dem Wege der Blut-
bakn, sie ist hämatogm. Immerhin werden wir auch
hierbei nicht nur das Gestehen einer tuberkulösen Dispo-
sition, sondern einer wirklichen, wenn auch latenten, tuber-
kulösen Erkrankung der Betroffenen annehmen müssen.
Therapeutisch empfiehlt B. bei drcumscriptor Er-
krankung den Versuch einer partiellen Exstirpation zu
machen. In weiter vorgeschrittenen Fällen kommt nur
die Totalezstirpation , eventuell mit Ausräumung der
Achseldrüsen, in Frage. P. W a g n e r (Leipzig).]
Von 1884—1892 sind in der med. Klinik zu
Zürich 46 Fälle von tuberkulöser Mmingitis bei Er-
wachsenen, d. h. bei Leuten über 15 Jahren zur
Beobachtung gekommen; 84 betrafen Männer,
11 Weiber. Ein Er. wurde vor Ablauf des Leidens
entlassen, die Anderen starben sämmtlich in der
Klinik und wurden secirt Dieses Material liegt
der umfangreichen Dissertation von Krämer (64)
SU Grunde. Kr. giebt 28 Krankengeschichten aus-
führlich wieder und spricht dann unter Berück-
sichtignng der Literatur Entstehung, Verlauf, *Er-
scheinungen, Behandlung u. s. w. der tuberkulösen
Meningitis gründlich durch.
Denn ig (65) berichtet über einen Fall von
Miliartuberkulose mit tuberkulöser Meningitis aus
der üniversitätpoUklinik zu Tübingen, in dem es
wirklich nicht gut möglich war, bei Lebzeiten die
richtige Diagnose zu stellen.
Ein nicht belastetes, bis dahin gesundes Kind er-
krankte akut unter ziemlich unbestimmten Erscheinungen.
Nach einigen Tagen entwickelten sich rechts die Erschei-
nungen einer Pneumonie und wieder einige Tage später
traten Kopfschmerzen, Nackenstarre und &ämpfe hinzu.
Man musste in diesem Falle entschieden an eine Menin-
g'tis durch Pneumokokken denken. Wie sich bei der
iktion heraosstellte, bestand allerdings gar keine Pneu-
monie. Beide Lungen waren von reichlichen Tuberkeln
durchsetzt, links hatte sich um die kleinen Herde ein
starkes vicanirendes Emphysem entwickelt, rechts nicht!
Wie soU man nun in solchen Fällen zur richtigen
Diagnose kommen?
Man kann nach den Angaben von Freyhan
durch Lumbalpunktion etuxis spinale Flüssigkeit ge-
winnen und diese auf Ikiberkelbacillen untersuchen.
D. hat das in seinem Falle nur an der Leiche ge-
macht Er fand im Deckglaspräparat massenhafte
Tuberkelbacillen und ein mit der Flüssigkeit ge-
impftes Meerschweinchen ging, an Tuberkulose zu
Grunde. Weitere Versuche müssen lehren, ob
dieses durchaus nicht schwierige Verfahren stets
so sichere Bi^bnisse liefert
IndemFalle vonLonde TmdBrouardel(66) war
neben den Büekenmarkshäuten auch das JtiU^ienmark
selbst, namentlich an seiner Hinterfläche, in der Um-
gebung der Gefiisse stark erkrankt. Die Erscheinungen,
die sich dadurch entwickelt hatten, waren in schneller
Aufeinanderfolge : Schmerzen in Bücken und Beinen, die
in wenigen Tagen einen ausserordentlioh hohen Grad er-
reichten, Paraplegie, Erlöschen der Patellareflexe, Oedem
der Füsse.
Sippel (67) berichtet ausführlich über einen
Fall, den er mit voller Sicherheit für eine primäre
OenüaUuherkubse hält
Bei einem 20jähr. Mädchen (Jungfrau), deren beide
Eltern an Tuberkulose gestorben waren, mussten wegen
entzündlicher Erscheinungen mit äusserst heftigen
Schmerzen erst rechts, dann links Tube und Ovarium ent-
fernt werden (links wurde zur Erhaltung der Menstruation
ein kleiner Theil des Ovarium zurückgelassen) und beide
erwiesen sich als tuberkulös. Da sich in Massen, die ans
dem Uterus ausgekratzt wurden, ebenfalls Tuberkel fan-
den, so nimmt S. an, dass der Uterus zuerst durch Ein-
dringen der Badllen von aussen erkrankt sei, und dass
von hier aus erst die Tuben und Ovarien angesteckt wur-
den. Dass in derartigen Fällen jederzeit eine tuberkulöse
Peritonitis hinzutreten kann, ist leicht verständlich.
Stch6golof f (68) hat an Hunden Versuche
über den bekannten günstigen Binfluss derLc^paro-
tomie auf die tuberkulöse Peritonitis angestellt. Eine
wirkliche Heilung konnte nur dann erzielt werden,
wenn die Krankheit noch nicht au weit vor-
geschritten war, sonst musste man sich mit einer
wesentlichen Besserung und beträchtlichen Ver-
längerung des Lebens begnügen. Die günstige
Wirkung der Laparotomie beruht augenscheinlich
darauf, dass sie das kranke Gewebe zu einer kräf-
tigen Beaktion gegen die Tuberkulose anregt, und
hierbei kommen wahrscheinlich versdiiedene Um-
stände, die Verletzung und Abkühlung des Peri-
tonaeum, das Eindringen von Luft und Licht u. s. w.,
in Betracht Die Entleerung des Exsudates kann
nicht die Hauptsache sein, denn die Laparotomie
wirkt in den Fallen, in denen überhaupt gar kein
Exsudat vorhanden ist, eben so günstig.
[Conitzer (69) berichtet über 7 Fälle von
Bauchfelltuberkulose, in denen im israelitischen
Krankenhause zu Hamburg die Laparotomie aus-
geführt wurde. G. unterscheidet eine exsudative
und eine trockene Form der Bauohfelltuberkulose.
Die erstere, gekennzeichnet durch ein freies oder
abgekapseltes Exsudat, giebt für die Operation eine
gute Prognose, heilt auch oft von selbst aus, wäh^
rend die letztere, sowohl bei exspektativer, als bei
operativer Behandlung meist einen schweren Ver-
lauf nimmt Der exsudativen Form gehören fol-
gende 4 Fälle an.
1^ ^Shi. Mädchen. Vor 2 Jahren an Ascites be-
handelt, zunächst intern ohne Erfolg. Nach Punktion
nur vorübergehende Erleichterung; daher Laparotomie.
Entleerung von 1 Liter seroser Flüssigkeit Peritenaeum,
verdick und mit miliaren Knötchen besetzt Ungestörte
Beoonvalescenz. Kein Reddiv nach 2 Jahren. In einigen
excidirten EnÖtehen Biesenzellen, keine Bacillen. Thier-
versuch negativ.
2) 2Va3ähr. Mädchen. Vor emem Jahre Asdtee,
Caries einer Hand. Laparotomie. In der Operations-
narbe Entwickelung eines ,)FungU8<'. Nach einem Jahre
kein Ascites wieder. Bacillenbeftmd positiv.
3) 9jähr. Knabe. Vor einem Jahre Ascites, link«
150
YL Innere Hedidn.
Beitiges plearitisches Exsudat, vergrösserte Leber, ge-
ringes Fieber. Laparotomie. Geringes Beoidiv des Ascites
mit spontanem Rückgang. Nach Yerlaof eines Jahres
kein Ascites. Bacillenbenind positiv.
4) 3jähr. Kind. Vor */« «T&hren Ascites, der ohne
Erfolg ponktirt wurde. Laparotomie. Nach */« Jahren
noch kein Recidiv. Bacillenbefund negativ.
Die Fälle von trockener Peritonitis waren fol-
gende.
1) 4iähr. Mädchen. Seit längerer Zeit Verdauxmgs-
besch werden. Leib aufgetrieben. Koliken. InderNal^l-
gegend eine resistente Stelle. Stuhl thonfarben. Lipa-
rotomie. Miliare Tuberkulose des Peritonaeum. Schwie-
lige Verdickungen. Durch eine schwartige Schlinge
theüweise Stenose des Dünndarms. Exstirpation. Wund-
verlauf gut. Nach mehreren Wochen Tod unter den Er-
scheinungen der Darmtuberkulose. Bacillenbefund und
Thierversuch positiv.
2) 2Vsj&hr. Knabe. Seit V4 Jahren krank. Elend,
abgemagert Oberhalb des Nabels ein harter derber
Stnmg. Laparotomie. Tod 1 Tag nach der Operation.
Autopsie : Tuberkulose des Peritonaeum und des Netzes.
Spärhches, trübes Exsudat Tuberkulose der linken
Pleura, der retroperitonäalen und mesenterialen Drüsen.
Bacillenbefund positiv.
3) 4jähr. Knabe. Seit längerer Zeit Verdauungs-
beschwerden. Vorübergehend thonfarbener Stuhl. Elen-
des Kind. Höckriger l^mor links vom Nabel. Laparo-
tomie. Miliare Bauch felltuberkulose. Wundverlauf gut
Besserung des subjektiven Befindens. Zunahme des
Körpergewichtes. Verkleinerung des Tumor. Bacillen-
beftind positiv.
Ueber die Ursache der durch die Laparotomie
herbeigeführten Heilang der Bauchfelltuberkulose
ist zur Zeit nichts Sicheres bekannt. Die Operation
ist verboten bei sehr herabgekommenen und an
anderweitiger schwerer Tuberkulose leidenden
Kindern. Brückner (Dresden).
Schmidt-Monnard (70) bespricht im An-
schluss an einen Fall, in dem bei einem 2jähr.
Kinde auf die Wahrsdieinlichkeitsdiagnose einer
trockenen Bauchfelltuberkulose hin die Laparotomie
gemacht wurde, in der That das Vorhandensein
verkäster Mesenterialdrüsen ergab und der Erfolg
wenigstens vorlfiufig (die Beobachtungzeit währt
erst 7 Mon.) günstig war, Vorkommen, Diagnose
und Therapie der Abdominaltuberkulose. Er hebt
hervor, dass gewisse Sektionsergebnisse nicht niur
für eine klinische, sondern auch anatomische Hei-
lung sprechen. Das Peritonaeum erwies sich als glatt
und ohne Verwachsungen geheilt, die Tuberkel-
knoten waren verschwunden und nicht etwa binde-
gewebig abgekapselt Contraindikationen gegen
die Operation liegen auch nicht in gleichzeitigen
Lungenerscheinungen oder in zartem Alter, wie
dies der vorliegende Fall beweist
Richter (Berhn).]
Mader (71) hält bei der PerUonäaUuberkulose
die Laparotomie nicht immer für nöthig. Er ent-
leert vorhandenes Ei^sudat möglichst gründlich
durch einen Troikart, legt für einige Tage einen
festen Watte-Druckverband an, giebt den Kr. dabei
äusserst wenig zu essen und zu trinken und stellt
die Därme durch Opium ruhig. Unter 10 Fällen
hatte M. in 7 einen sehr guten Erfolg.
Wie sollen tvir uns dm Empyemen Schwind"
süchtiger gegenüber verhauen? Diese Frage bat
Bau ml er (72) unter Anführung von Beispielea
bei dem Congress in Rom durchgesprochen und ist
zu folgenden Ergebnissen gekommen. Ergiebt die
Probepunktion in dem Exsudat Eiterkokken, dann
Thorakotomie mit Rippenresektion. Findet num
keine Eiterkokken, vielleicht nur spärliche Tuberkel-
bacQlen, dann sind Vorsicht und Ruhe geboten.
Man macht bei starker Verdrängung der Nachbar-
organe eine nicht zu ausgiebige Punktion ; treten
dabei keine unangenehmen Erscheinungen auf und
dehnt sich die zusammengefallene Lunge aug;en-
Bcheinlich leidlich wieder aus, so kann man nach
einiger Zeit die Thorakotomie wagen und wenn
nOthig, später durch ausgedehntere Rippenresektion
den Schluss der Höhle herbeiführen. Handelt es
sich um ein grosses, lange bestehendes Exsudat
und zeigt die comprimirte Lunge zunächst keine
rechte Neigung, sich wieder auszudehnen, so kann
man versuchen, durch öftere, kleine Punktionen,
vielleicht auch durch die permanente Aspirations-
drainage nach Bülau eine Besserung herbeizu-
führen.
B. erwähnt auch jene bekannten Fälle, in denen
die Lungentuberkulose durch Eintritt eines Pneumo-
thorax mit serösem Erguss zweifellos günstig be-
einflusst wird.
C a r r i ö r e (73) führt ein gutes Beispiel hierfür
an (vgl. den Titel seiner Arbeit). In diesen FSQlen
ist ein gar zu schnelles und kräftiges Eingreifen
zweifellos vom Uebel.
P i 1 1 i e t (74) hat sehr sorgfältige Untersuchun-
gen an Oliedmaassen angestellt, deren Oeienke tuber-
kulös erkrankt loaren, wir geben seine Resultate am
besten in einer ziemlich wörtlichen üebersetzung
wieder. „Man findet in tuberkulös erkrankten
Oliedmaassen weit ausgedehnte, kein Gewebe ve^
schonende Veränderungen. Sie zeigen zwei ganz
verschiedene Formen : entzündliche Sklerose, bes.
Myxo-Sklerose und entzündliche Verfettung. Die
Sklerose ist mehr als Ausdruck der Heilung, die
Verfettung als Ausdruck einer vorgeschrittene
Entartung anzusehen. Beides sind an sich be-
kannte Folgen der chronischen Infektion» aber sie
erhalten eine besondere Bedeutung durch ihre
Häufigkeit, durch ihre Ausbreitung und durch ihre
Beziehungen zur Tuberkulose. An ihrer Ent-
stehung durch von den Bacillen gebildete Gifte
kann kein Zweifel sein. Sie zeigen, dass die
Tuberkulose ebenso wie Lepra und Syphilis ana-
tomisch 3 Formen hat : sie ist diffus, knotig oder
narbig. Die letztere Form trifft man bei abgelau-
fener Goxitis, bei durch Ankylose geheilten Wirbel-
leiden, in Greisenasylen häufig genug. Sie zeigt
die Veränderungen, wie wir sie von Lunge und
Pleura her genügend kennen; die diffuse Form
findet man beim Menschen wohl niemals allein, die
knotige ist die bekannteste.**
Zum Schluss macht P. darauf aufmerksam, wie
wichtig für den Chirurgen eine sorgsame Beach«
Yl. tnnere Medidn.
ist
iong nnd Untersuchung des ganzen Gliedes bei der
Gelfinktuberkulose ist (Sohlnss folgt)
257. Bas Zwerohfellphanomen ; von Prof.
F. Martiusin Bestock. (Wien. med. Wchnschr.
XLV. 10. 1895.)
M. hat in den letzten 3 Jahren bei jedem Kr.
sdner Poliklinik das Zwerchfellphftnomen berück-
sichtigt und stimmt über dessen Werth und Be-
deutung mit dem Entdecker Litten vollkommen
«herein (Jahrbb. CCXXXIV. p. 14 1 ). D i p p e.
258. Ueber Fräventivbehandlnng des Fie-
bers; von Dr. Julius Weiss. (Wien. klin.
Wchnschr. Vm. 10. 1895.)
Giebt man Kranken mit remittirendem Fieber
in der fieberfreien Zeit Antipyretica in genügender
Meuge, so kann man das zu erwartende Fieber
mildem, hinausschieben, vielleicht auch ganz imter-
drflcken: ,^räventivbehandlung des Fiebers^M
Diese Thatsache war uns schon bekannt, über den
oft sicherlich recht zweifelhaften Nutzen dieser
Pr&Tentivbehandlung lässt sich nur von Fall zu
FaU entscheiden. D i p p e.
259. Quelques oomplioatioiis de la aoarla-
tlne; par le Dr. Ch. Fiessinger. (Gaz. dePar.
LXVI. 8. 1895.)
Als wahrscheinlichen Erreger der Scarlatina
nimmt F. den Streptococcus an, indem bei gewissen
gflnstigen Bedingungen bestimmte Toxine die
Krankheit hervorrufen. Als die wichtigste Com-
plikation bezeichnet er die Nephritis und weist
besonders auf Qrund der von ihm verzeichneten
Spidemien der einzelnen Jahre auf die ausser-
ordentüche Verschiedenheit der Frequenz dieser
Gomplikation hin. Therapeutisch schlägt er, so
lange Fieber und Exanthem bestehen, ausschliess-
lich Milchdiät vor. Während der ersten 3 Wochen
der Reconvalescenz giebt F. nur Milchsuppen und
Weissbrot Hutinel und Comby verlangen
dagegen während mehr als 3 Wochen (4 — 5 Wo-
chen) reine Milchkost Doch macht F. dagegen
gelteoid, dass es in der Praxis schwer halte, damit
die verlorenen Kräfte wieder zu ersetzen. Die
Oomphkationen seitens des Bespirationstractus
sind bisher wenig beschrieben worden. Nach,
Gninon hängen sie alle entweder mit der Diph-
therie, der Pseudodiphtherie oder der Albuminurie
nsammen. S a u n 6 dagegen behauptet, dass auöh
Bie von dem jeweiligen Charakter der Epidemie
abhängen. Auch F. stimmt dem bei und bemerkt,
dass die Scarlatina wenig Tendenz habe, die
tiefen Luftwege zu befallen. Bronchopneumonien,
CapOlarbronchitiden und Pneumonien erklärt er
ab Ausnahmen. Nach S a u n 6 sollen sich Broncho-
paeamonien und capiUäre LuftrOhrenkatarrhe be-
sonders gern dann einstellen, wenn der Scarlatina
kurze Zeit vorher Masern oder Keuchhusten vorauf*
gBgangen sind. Pneumonie soll häufiger und viel-
fach von Pleuraaffektionen begleitet sein. T r o u -
man erwähnt besonders noch die Neigung der
scarlatinSsen Pleuritis zur Mterung, doch habe
Saun 6 unter 13 derartigen Pleuritiden nur eine
einzige suppurative gehabt Baron (Dresden).
260. Quelques donnees sur la question de
rätiologie des oirrhoses du foie; par le Dr.
N. Eabianoff. (Arch. g6n. de M4d. Fevr., Mars
1895.)
K. berichtet ausführlich über 14 Er. mit Leber-
cirrhose. Nur 10 von ihnen hatten Alkohol ge-
nommen, nur 5 von diesen 10 in grosseren Men-
gen, nur 3 von dies^i 5 im üebermaass. Gerade
bei diesen letzten 3 Er. waren die Erscheinungen
von Seiten der Leber durchaus nicht besonders
ausgeprägt« E. schliesst hieraus, dass der Alkohol
entschieden nicht die Bedeutung für die Entste-
hung der Lebercirrhose habe, die ihm allgemein
zugeschrieben wird. Man muss bei der Leber-
cirrhose unterscheiden zwischen einer „äusseren
Aetiologie'^, bei der neben manchem Anderen auch
der Alkohol in Betracht konmit, und einer „vn/Mtren
Aetiologie*^ , bei der eine angeborene (ererbte)
Schwäche sämmtlicher Organe, oder besonders der
Leber die Hauptsache ist Diese angeborene
Schwäche bestimmt hauptsächlich Zeit und Art
des Auftretens und Verlauf der Erankheit
Dippe.
261. Ueber Hydrops inflammatoriiis ; von
S. Talma. (Ztschr. f. klin. Med. XXYII. 1 u. 2.
p. 1. 1895.)
Auf Gnmd der Untersuchungen Heiden-
hain's und Hamburger's, aus denen die aktive
sekretorische Betheiligung der Qefässwände bei
der physiologischen und pathologischen Lymph-
bildung klar hervorgeht, glaubt T. auch bei man-
chen klinischen Erankheitjsbildern , die mit Hy-
drops einhergehen, den Hydrops als etwas Selb-
ständigeres ansehen zu sollen, und beschreibt als
Fälle von „Hydrops inflammatorius" solche, in
denen, unabhängig von Herz- und Nierenleiden,
in den Lymphsäcken Ansammlungen von serOser
Flüssigkeit sich vorfinden ; Ansammlungen, denen
eine sekretorische Beizung, wie sie bei der Ent-
zündung vorkommt und zu deren Wesen gehört,
zu Grunde liegt Der Hydrops ist generalisirt
oder er beschränkt sich auf die Peritonäalhöhle.
Zum Hydrops inflammatorius peritonaei sind dann
die seit lange gut bekannten Fälle von gutartiger
chronischer seröser Peritonitis zu zählen. Auch
eine Anzahl von Fällen, die gemeinhin als alkohol.
Lebercirrhose mit Stauung im Pfortadergebiet auf-
gefEusst wurde, möchte T. hierher rechnen. Bei
der Behandlung spielt die Entfernung derHydrops-
flüssigkeiten durch Einschnitte beim Hydrops ana-
sarca, durch Punktion oder Laparotomie beim
Hydrops peritonaei eine grosse Rolle. Den heil-
samen Einfluss, den die Entfernung eines Theiles
des Exsudats auf die Sekretion des Endothels aus-
übt, muss man so erklären, dass das Exsudat durch
ISS
TL Innere HedicuL
seinen Gehalt an phlogogenen und lymphagogen
Stoffen die Exsudation unterhUt und dass nach
Entfernung eines Theiles in Folge der Druckver-
minderung die phlogogene Wirkung des Restes
herabgesetzt wird. Weintraud (Berlin).
262. Clinioal report of two oases of Bay«
nand's disease; by Frederick P. Henry.
(Amer. Joum. of med. So. CVIIL 1. 1894.)
H. theilt die EraiikeDgesohicliten eines 55jähr. Man-
nes und einer 77jähr. Frau mit, die in typischer Weise
an Raynaud's Krankheit litten. Der erste Kr. hatte dabei
anfallsweise auftretende Hämoglobinurie, die zweite Kr.
Erscheinungen von Sklerodermie. Nach H.'8 Ansicht be-
ruht das Leiden auf einem Krämpfe kleiner Arterien.
Mit dieser Auffassung lässt sich das Auftreten der Hämo-
globinurie am besten in Einklang bringen.
B r ü ck n e r (Dresden).
263. Bin Fall TOn Stenose der Carotia und
Saboiavia; von Dr. Alexander v.Weismayr.
(Wien. klin. Wchnschr. VH 48. 49. 1894.)
EineHerzerkrankune, ausgezeichnet durch ein lautes
systolisches Geräusch unks unterhalb der Olavicula,
durch systolisches Schwirren an linker Carotis und 8ub-
clayia, durch Hypertrophie des linken Ventrikels, durch
eine stemale Dämpfung nahe dem Jugolum, schliesslich
durch Pulsus differens der Radialarterien und Parästhe-
sien, wurde als Stenosis der Art. carotis und Subclavia
sin. diagnosticirt und die Autopsie bestätigte die Dia-
gnose.
Neben einer Erweiterung des Aortenb^ns durch
Atheromatose fand sich Hypertrophie des Herzens bei
intaktem Klappenappaiat, Sklerose der Kranzarterien,
Stenose der linken Subclavia durch wandständigen orga-
nisirten Thrombus, Stenose der Carotis durch endarte-
riitische Wucherungen an der Intima der Aorta. Die
Thrombose der Subclavia war ebenbUs durch deformi-
rende Endarteriitis verursacht Weintraud (Berlin).
264. Ueber die Abtragung der hypertro-
phischen Tonaillen mittela der elektriaohen
Glühaohlinge ; von Lichtwitz. (Arch. f. Laryn-
goL n. 3. 1895.)
Da die Entfernung der Tonsillen mit schnei-
denden Instrumenten wegen der möglichen star-
ken Blutungen nicht gefahrlos ist, hat man nicht-
blutige Operationsmethoden vorgeschlagen. Igni-
punktur und Elektrolyse haben wegen der erforder-
lichen häufigeren Sitzungen und der längeren
Dauer des Eingriffs Naditheile. Alle Yortheile der
alten Verfahren ohne deren Nachtheile vereinigt
die Abtragung mit der elektrothennischen Schlinge :
man operirt schnell und ohne Blutung. Die Folgen
der Operation sind unbedeutend, wenn man ein
2U langsames Durchschneiden bei zu schwachem
Strome vermeidet Bei sehr grossen und harten
Tonsillen ist in einer Sitzung nur die Abtragung
einer Tonsille zu empfehlen.
L. meint, dass sich diese Methode trotz ihrer Em-
pfehlung von den verschiedensten Autoren aus tech-
nisohen Gründen nicht eingebürgert habe. £r fügt daher
darauf bezügliche Angaben bei und bespricht: 1) die In-
tensität des Stroms, die 8 Amperes für einen Eisendraht
von Vs mm Stärke betragen soll, wobei in 2—4 Sekunden
die Operation beendet mrd; 2) die Schneideschlinge, die
Vsmm dick und aus Stahldraht seiu soll; 3) die Lei-
tungsrohren (gut zu isoliren) ; 4) den Handgriff, der ge-
nügend lang sein soll, um eine Schlinge von 8—10(38
zusammenzuziehen; 5) die Elektricitätsquelle, als weldie
Aooumulatoren dienen. Ein Bild illustrirt die Einrich-
tung L.'s, durch die bei direkter Entnahme des Stromfl
aus einem Elektricitätswerke durch eingeschaltete l4un-
pen die Intensität des Stroms zu vaniren ist
E. P. Friedrich (Leipzig).
265. Zur Pathologie und Therapie der
Zongentonaille; vonDr.KEronenberg. (Berl
Klinik Heft 77. Nov. 1894.)
Sowohl die Anatomie, als auch die Pathologie
der Zungentonsille ist erst in der neuesten Zeit
bekannt geworden. Erst EOllikerhat 1852 die
Struktur der Balgdrüsen am Zungengrunde genauer
studirt Die Zungentonsille bildet einen Theil des
lymphatischen Rachenringes, von dem St Öhr an-
nimmt, dass die von ihm ständig auswandernden
Leukocyten die Entfernung des der Rückbildung
anheimfallenden Eörpermaterials vermitteln und
dabei zu Orunde gehen, während Lovell Oal-
land meint, dass die Tonsillen einen Schutzwall
darstellen, indem die hier auswandernden Leuko-
cyten die in der Mund- und Nasenhöhle stets
vorhandenen pathogenen Bakterien unschädlich
machen.
Von . Erkrankungen der Zungentonsille ist
zuerst die HyperUrophiie bekannt geworden, die
Lewin zuerst 1865 beiläufig erwähnt Es sind
dann wiederholt einzelne Fälle und die dabei aof-
tretenden Erscheinungen mitgetheilt worden, aber
die grosse Häufigkeit dieser Erkrankung IraiuuQ
wir erst seit 1886 durch die Beobachtungen ans
der Poliklinik von Hagen. Das adenoide Öewebe
am Zungengrunde zeigt schon unter normalen Yer-
hältuissen grosse Yerschiedenheiten und die Grenze
zwischen normaler Beschaffenheit und krankhafter
YergrOsserung ist daher sehr schwer zu bestim-
men. E. meint nun, in Uebereinstimmung mit
seinem Lehrer P.Hey mann, dass man nur dann
von einer krankhaften Vergr^isserung reden darf,
wenn dadurch Beschwerden hervorgerufen werden.
Auch die Symptome sind bei der Erankheit sehr
wechselnd. Das häufigste Symptom ist ein Fremd-
körpergefühl im Halse, das mitunter nur zu ge-
wissen Zeiten auftritt, manchmal aber auch be-
ständig da ist, oft die Eranken zu beständigem
Leerschlucken veranlasst, wodurch die Be8chwe^
den dann häufig gesteigert werden, während sie
beim Schlucken fester Bissen schwindoL Ba
eigentlicher Globus hystericus ist ein seltenaa
Symptom. Nicht selten treten Schmerzen auf,
allerdings meist nur von geringer Stärke, die ge*
wohnlich in die Regio laryngo-trachealis verlßgt
werden. Oft ist auch Yerschleimung vorhanden,'
die jedoch wahrscheinlich mit der meist gleich«
zeitig bestehenden Pharyngitis zusammen htogt
Auch trockener, krampfhafter Husten ist wiedsp-
holt beobachtet worden, mitunter verbunden mit
Dyspnoe und OppressionsgefühL Die Stimme i^
oÄ ganz ungestört, kann aber auch mehr oder
weniger verschleiert sein oder leicht versagen.
TL Innere Uedioin.
l53"
Die Hypertrophie der Zimgentonsille kann sich
gldchzeitig mit Yergrösserung der übrigen Ab-
schnitte des lymphoiden Rachenringes im An-
schlüsse an akute Angina entwickeln. Yon Con-
stitutionsanomalien sind besonders die Scrofulose
und die Syphilis, weniger die Tuberkulose von
ätiologischer Bedeutung, üeber den Einfluss der
abiten Infektionskrankheiten wissen wir noch
wenig. Zur Feststellung, dass die Beschwerden
tfaatsftchlich von der Zungenmandel ausgehen, hilft
oft die Sondirung, die einzelne Bälge als schmerz-
haft zeigt, und die Cocainisirung, die diese Theile
anBzuschliessen gestattet Zur lokalen Behandlung
genfigen in den leichteren Fällen Pinselimgen mit
Jodglycerin oder Arg. nitr. (5 — 20^/ö), Acet. pyro-
lignosmn, Aetzungen mit Chromsäure, Lapis in Sub-
stanz oder Acid. trichloraceticum. In schwereren
Men aber muss man die hypertrophischen Bälge
mit dem Oalvanokauter zerstören oder muss mit
der .Glühschlinge oder der Scheere ganze Stücke
der hypertrophisdien Tonsille abtragen. Daneben
ist in der Mehrzahl der Fälle noch eine geeignete
allgemeine Behandlung noth wendig.
Noch jünger sind unsere Kenntnisse von den
akuten Erkrankungen der ZungentonsiUa Wir
Qnterscheiden da eine
TondUüispraeqngloUiea acuta, eine mit Schüttel-
frost und hohem Fieber eintretende Schwellung
und Röthung des Zungengrundes, die heftige
Schlackbeschwerden verursacht Behandlung : Eis,
Cocain- oder Antipyrinpinselungen und passende
Diät
TonsiUUis praeepighUica acuta follicularis, bei
der die Follikel mit weissen oder grauen Pfropfen
angeftlllt sind.
Seltener ist die Tonsülitis praeqnglottica pkleg-
numosa, die sehr heftige, mitunter gefahrdrohende
Erscheinungen macht und bei der tiefe Incionen in
den ZuBgengmnd angezeigt sind.
Auch die Pharyngomycosis leptothricia befällt
in der Regel, ebenso wie die Gaumenmandeln, auch
die Zung^unandeL
Rudolf Hey mann (Leipzig).
266. Phairyiigites hemorrhaglqaea ; par le
Dr. Haroel Natier. (Revue de Laryngol. etc.
UV. 18. 1893.)
Blutungen aus dem Rachen sind ziemlich selten,
Terdienenaber, obschon sie nur ausnahmeweise, wie
z. B. die nach Arrosion der Carotis durch syphi-
litische Geschwüre entstehenden Blutungen, eine
ernstere Bedeutung besitzen, eine aufmerksame
Beachtung, da sie leicht ein schweres Leiden vor-
tioBchen und daher die Kranken und ihre Ange-
torigen sehr beunruhigen k5nnen. Blutungen im
Bachen treten ein als Ausdruck allgemeiner Er-
krankungen, welche die Zusammensetzimg des
Blntes oder die Struktur der Gefässe verändern,
oder bedingt durch örtliche Ursachen, wie Trau-
nien, Schleimhautgeschwüre, Tumoren. Daneben
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 2.
kommen, aber auch in sehr seltenen lUlen Blu-
tungen aus dem Rachen vor, bei denen alle die
angefahrten Ursachen fehlen. N. theilt einen
solchen Fall ausführlich mit, in dem bei ^em
29j&hr. durchaus gesunden Manne sich solche Blu«
tungen aus der hinteren Pharynxwand durch nahezu
3 Wochen mehrmals täglich ohne jede nachweis-
bare Ursache einstellten. Je nach dem Sitze der
Blutung wird das Blut aus dem Rachen entweder
in die Nase oder nach unten fliessen, wo es dann
entweder in den Kehlkopf und die tieferen Luft-
wege oder in die Speiseröhre und den Magen ge-
langt und von da durch den Mund oder durch den
Darm nach aussen entleert wird. Der Sitz der
Blutung im Pharynx wird sich durch genaue Unter-
suchung des Rachens meist leicht feststellen lassen.
In allen solchen Fällen ist aber eine sorgfUtige
Untersuchung aller übrigen für die Blutung in
Betracht kommenden Organe nöthig, um einerseits
die Herkunft des Blutes von einer anderen Stelle,
andererseits die sekundäre Natur der Blutung aus-
zuschliessen. Bei den idiopathischen Pharynx-
blutungen wird lokale Anwendung von Stypticis
das Uebel meist leicht beseitigen, bei allen sekun-
dären Blutungen ist natürlich eine Berücksich-
tigung des Grundleidens nOthig.
Rudolf Hey mann (Leipzig).
267. DasLarynzödem und diesabmuköse
Ijaryngltis; von Dr. A. Euttner in Berlin. (Yir-
chow's Arch. CXXXTX. 1. p. 117. 1895.)
Yon der grossen Gruppe der Eehlkopfkrank-
heiten, bei denen sich seröse oder eitrige Durch-
tränkung irgend welcher Eehlkopfabschnitte findet
und die man früher als eng zusammengehörig be-
trachtete, hat man allmählich einzelne Erankheits-
formen abzugliedern versucht Es herrscht auf
dem Gebiete aber noch immer grosse Unklarheit
und Ungleichheit in der Abgrenzung der einzelnen
Erankheitsbilder.
Mas sei hat zuerst das Bild des primären
Larynxerysipels , dessen Vorkommen schon von
Alters her bekannt ist, genauer präcisirt. Er er-
klärte die starke Schwellung, bez. Infiltration der
Theile um den Aditus laryngis herum, zusammen-
gehalten mit der Acuität des Verlaufes und mit
der Fiebercurve als für die Diagnose maassgebend
und hielt den Erysipelcoccus Fehleisen 's für
die Ursache der Erkrankung. Da wir jetzt wissen,
dass der Fehleisen'sche Coccus sich von dem
Streptococcus pyogenes weder in seiner Gestalt,
noch in seinem biologischen Verhalten unter-
scheidet, lässt sich das ätiologische Moment nicht
mehr zur Abgrenzung des Erysipels von ähnlichen
Leiden verwenden. E. hat übrigens vergeblich
versucht, durch Impfimg mit Streptokokkenrein-
culturen Schleimhauterkrankungen zu bekommen,
dagegen erhielt er bei Eatzen durch Impfung mit
Staphylococcus pyogenes aureus ein mit hohem
Fieber eintretendes starkes, schnell weiterkriechen-
20
154
YL Lmere Medicin«
^es Oedem rings um den Aditos laryngis. Patho-
logisch-anatomisch unterscheidet sich das Erysipel
der Haut von der Phlegmone dadurch, dass das
erstere seinen Sitz primär und hauptsachlich in
der Cutis, das letztere aber in der Subcutis hat.
Ausserdem handelt es sich bei dem Erysipel um
ödematöse Schwellung, bei der Phlegmone aber um
körperliches Infiltrat An der Schleimhaut ist nun
die Mucosa von der Submuoosa viel weniger scharf
abgegrenzt wie die Cutis von der Subcutis, auch
gehen bei der Dünne der Mucosa Yerftnderungen
dieser viel leichter auf die Submucosa über. Des-
halb schlagt E. vor, primäres Larynxerysipel nur
die Fftlle zu nennen, „in denen das Oedem, bei ge-
gebenem klinischen Krankhaitsbild, das die Situa-
tion beherrschende, lokal anatomische Substrat
bildet'^ , dagegen alle übrigen Erkrankungen , bei
denen sich unter sonst gleichen Bedingungen ein
körperliches Infiltrat geltend macht, als akut in-
fektiöse Phlegmone zu bezeichnen, bei denen man
noch ein Stadium plasticum und ein Stadium sup-
purativum unterscheiden kann. Diese 3 verschie-
denen Erankheitsformen würden zusammen eine
Gruppe bilden, der man die gemeinsame Bezeich-
nung der Laryngitis submucosa acuta infectiosa
geben kann.
Daneben giebt es noch eine Laryngitis sub-
mucosa acuta nicht infektiöser Natur, die durch
Verbrennungen, Fremdkörper, Frakturen und Zer-
reissungen, Erkältung, gewisse Arzneimittel, Ent-
zündungsvorgänge in der Nachbarschaft des Kehl-
kopfes und constitutionelle Erkrankungen ver-
ursacht wird. Auch hier kann man unterscheiden
ein Stadium oedematosum, ein Stadium plasticum
und ein Stadium suppurativum.
Die Bezeichnung des Larynxödems bleibt dann
nur für die Fälle, in denen im Kehlkopfe jeder
aktive Reizzustand fehlt, in denen das Oedem, ein
rein seröses Transsudat im Kehlkopfe nur die
Folge anderweiter, oft weit entfernter Krankheits-
processe ist, als da sind Qefäss-, Herz- und Nieren-
leiden, venöse Stauungen, allgemeine Anämie und
Hydrämie, angioneurotische Processe.
Rudolf Heymann (Leipzig).
268. Des alterations de Pespaoe inter-
aryth^noidlen dans la laryngite taberoulenae
ohronique; par le Dr. Ch. Oevaert. (Flandre
m6d. n. 4. 1895.)
Die Tuberkulose im Kehlkopf entwickelt sich
entweder in mehr akuter oder in mehr chronischer
Form. Man kann 3 verschiedene Stadien unter-
scheiden : 1) das Stadium der Infiltrationen, 2) das
der Ulcerationen und 3) das Stadium, in dem auch
die unter der Schleimhaut liegenden Gewebe mit
in denProcess hineingezogen werden. Mit grosser
Vorliebe lokalisirt sich die Tuberkulose im Kehl-
kopf zuerst in der R^io interaiytaenddea in der
Form von Infiltraten von mehr oder weniger
grosser Ausdehnung, mitunter mit glatter, meist
aber mit zottiger Oberfläche, ja in manchen Fllkn
selbst papillomähnlich. Die Erscheinungen, welche
die tuberkulöse Infiltration an dieser Stelle macht,
sind oft sehr gering, sie bestehen nur in geringer
Heiserkeit und oft einem abnormen QefQhl in der
Kehlkopfgegend. In Fällen, in denen die Stimm-
störung durch die Infiltrate beträchtlicher ist, kum
man durch das Curettement nach Heryng Ab-
hülfe schaffen, die gar keine unangenehmen Folgea
nach sich zieht. Die Infiltrate in der B^o inte^
arytaenoidea bestehen oftmals sehr lange Zeit mt-
verändert, sohliessUch zerfallen sie aber doch und
dann kann sowohl Dyspnoe, durch ödematOse
Schwellung in der Umgebung des Qeschwfirs, als
auch Schluckschmerz eintreten, der die Nahrangs-
aufnahme sehr beschränkt und dadurch die Krankea
im Ganzen schwer schädigt Auch in diesem
Stadium vermag das Curettement gute Dienste sa
leisten. Budolf Hey mann (Leipzig).
269. Snr tm oas d'angiok&atome de U
oorde Tooale droite; par le Dr. E. J. Moure
et le Dr. J. Sabraz^s. (Paris-Bordeaux 1894.
0. Dein et Feret et fils, Miteurs.)
Eine 26jälir. kräftige Frau, die seit 2 Jahren im An-
sohlufis an Influenza an Heiserkeit und leichter Itoüdimg
beim Sprechen litt, hatte in dem sonst normalen Kehl-
kopf in der Mitte des freien Bandes des rechten StixDm-
bandes ein hirsekoingroeses, an der Spitze graues, an der
breiten Basis röthliohes Enötohen. Das Knötchen wnide
mit der schneidenden Zange abgetragen, woraof rasdi
Heilung eintrat Bei der mikroskopischen Üntersnchang
zeigte sich das Gentrom des Knötchens als oavemöfias
Angiom, das von dünner, durch Spalten und onre^-
mässige Laconen nnterbrochener Bindegewebeechidit
umgeben war. Der üeberzug des Knötchens war von
stark verdicktem und verhorntem Plattenepi&el gebQdet
Eine derartige Struktor eines Kehlkopftomor ist bisher
noch nicht beschrieben worden.
Bemerkenswerth ist, dass die Kranke an der dorsalen
Fläche der rechten Hand einen kleinen Tumor hatte, der
sich mikroskopisch als Fibrosarkom erwies.
Rudolf Hey mann (Leipzig).
270. Contribution a Tetude de la fonoüon
da mneole otioo-thyroidien ; par le Dr. 0 n o d i ,
Budapest (Revue de Laryngol. etc. XIV. 18. 1893.)
Nachdem Wagner die Medianstellung der
Stimmbftnder bei Recurrenslähmung für eine Wir-
kung des ILorioo-thyreoid. erklllrt hat und franzö-
sische Aerzte nach Durchschneidung des Recurrens
Medianstellung desStimmbandes beobachtet haben,
hat 0. durch Versuche an Hunden die 2 Fragen
zu lösen versucht: 1) auf welche Weise bewirkt
der M. crico-thyreoid. Medianstellung des Stimm-
bandes? und 2) findet man Medianstellung der
Stimmbänder nach Durchschneidung der NN. recur-
rentes? Nach seinen Versuchen meint er, dass
bei der Contraktion der MM. crico-thyreoid. zwei
Faktoren die Medianstellung bewirken , nftmlich
einmal die Verkleinerung des Winkels zwischen
den Stimmbändern, die durch Längsspannung der
Stimmbänder bewirkt wird und dann der nach
oben und innen wirkende Druck, der bei der Con-
VH Qebiirtahülfe, Frauen- und Einderheilkunde.
155
tnktion des H. crico-thyreoid. auf die zwischen
dem Stimmband und der Schildknorpelplatte liegen-
den Weichtheile ausgeübt wird. In Bezug auf die
2. Frage hat er gefanden, dass bei offener Trachea
Dufohschneidung des Beourrens keine Median«
Stauung bewirkt, wohl aber bei geschlossener
Tnoheft. Die Medianstellung ist auch nur von
kurzer Dauer, sie hUt nur einige Tage an. Für
Inirze Hinuten kann Medianstellung reflektorisch
durch Reizung der Hautnerren herbeigefOhrt wer-
den. O. meint nach diesen Ergebnissen, dass
ausser der Wirkung des Crico-thyreoid. der negsr
tive Luftdruck in der Trachea, der nach Eröf&iung
der Trachea wegftllt, von Einfluss auf das Zu-
standekommen der Medianstellung sei. Bei einem
Hunde, bei dem ausser den beiden Becurrentes die
beiden Bami pharyngei vagi und die NN. laryngei
sapeiiores durchschnitten wurden, trat keine
Medianstellung ein. 0. schUgt vor, diese BrM-
rung bei Menschen mit pathologischer Medlan-
steUung zu benutzen und hier den Äusseren Ast
des N. laiyng. sup. zu durchschneiden.
Budolf Heymann (Leipzig).
271. Ueber die Medianatellong des Stimm«
bandes bei Becmrrenslfthmung ; von Dr. 3.
Katzenstein in Berlin. (Virohow's Arch.
CXXVni. 1. p. 48. 1892.)
Wagner hat, gestützt auf Versuche, die er
iheOs an Hunden, zumeist aber an Katzen an-
gestellt hatte, behauptet, dass die Medianstellung
des Stimmbandes nicht durch die Wirkung der vom
N. recurrens versorgten Muskeln, sondern einzig
und allein durch den .M. cricö-thyreoideus hervor-
gerafen wird. Da diese Anschauung mit der
anderer Autoren in Widerspruch steht, hat E. an
12 mittelgrossen Hunden einen oder beide NN.
recurrentes unter sorgfSltiger Vermeidung jeder
Dehnung oder Quetschung durchschnitten. Bei
diesen Versuchen hat er regelmässig gefunden, dass
Dorohschneidung eines Beourrens Cadaverstellung
und ünbeweglichkeit des betroffenen Stimmbandes
bewirkt Wird der N. laryngeus superior durch-
schnitten, so wird das Stimmband schlaff und
schlottert Der M. crioo-thyreoideus spannt das
Stimmband seiner Seite, hat aber mit der Median-
steilung des Stimmbandes nichts zuthun. Median-
stellung des Stimmbandee hat E. bei seinen Ver-
BQchen nur bekommen, wenn der N. recurrens der
entsprechenden Seite entweder einfMdi unter einen
mSssigen Druck gesetzt oder bei der Durchschnei-
dung gedehnt und gequetscht wurde.
Die abweichenden Ergebnisse Wagner 's er-
klärt E. dadurch, dass dieser zumeist an Eatzen
ezperimentirt hat, bei denen wogen der Eleinheit
der Verhältnisse leicht Täuschungen möglich sind.
Bei den 5 Versuchen Wagner's an Hunden trat
nur 2mal nach Durchschneidung des N. recurrens
Medianstellung ein, in diesen Fällen war der Nerv
bei der Durchschneidung wohl gezerrt oder ge-
quetscht worden, in den anderen Versuchen trat
nur eine mehr oder weniger stark ausgesprochene
Adduktionstellung des Stimmbandes ein.
Budolf Heymann (Leipzig).
272. Ueber das Vorkommen von Tremor
und tremorartigen Bewegungen im Qebiete
der inneren Keblkopftnuaknlatur ; von Dr.
Schnitzen. (CharitS-Annalen XDL p. 169.
1894.)
Die Untersuchungen über die Eehlkopfherven
und Muskeln bei nervösen Erkrankungen haben in
diagnostischer, pathologischer und physiologischer
Hinsicht zu werthvoUen Ergebnissen geführt So
sind auch die zeitweise auftretenden Zitterbewegun-
gen genauer studirt worden. Ein gewisser Tremor
der Stimmbänder findet sich zunächst häufig bei Leu-
ten, denen die Eehlkopfuntersuchung ungewohnt
ist und die überhaupt leicht erregbar sind. Wirk-
lich pathologische Zitterbewegungen werden be-
obachtet bei Hysterie, und zwar nehmen sie da
mit der Athemfrequenz zu oder ab, in gleichem
Maasse. Bei Paralysis agitans wird das Zittern
häufig beobachtet, z. B. in 12 Fällen 5mal; ja
der Tremor ist oft auf einer Seite, wie an den
Qliedem, stärker. Bei der Chorea kommen wirk-
liche Zitterbewegungen selten vor, eher chorea-
tische Zuckungen ; wohl aber sind sie sehr deut-
lich bei der multiplen Sklerose, wo man beim Ein-
setzen der Phonation direkten Intentionstremor
nachweisen kann. Häufig ist diese Complikation
jedoch nicht Auch bei anderen organischen Ner-
venerkrankungen Hessen sie sich feststellen, so
bei Eleinhimtumor ; selbst analog dem Nystagmus
der Augen wurde ein „pharyngeal and laryngeal
Nystagmus" gesehen. In einem Falle von Acces-
soriuskrampf beobachtete Gerhardt zuckende
Bewegungen des entsprechenden Stimmbandes.
Auch als Beflezwirkung treten tremorartige Be-
wegungen auf, so bei hypertrophischer Bhinitis,
bei Aneurysmen. Ebenso fanden sich diese Be-
wegungen bei Merkurialtremor und in einzelnen
Fällen von chronischem Alkoholismus.
RHüf 1er (Chemnitz).
VII. Qeburt8haife| Frauen- und Kinderhellkunde.
273. Ueber intrauterine Behandlung» vor-
sacswefee vermittelst derOnrette; vonROls-
bansen. (Berl. klin. Wchnschr. XXXI. 50. 1894.)
Zur Erweiterung der üterushOhle hfilt 0. die
finfflhrung von Jodoformgaze fdr die beste Methode.
Er räth jedoch, diesen Eingriff auf m(^glichst wenige
F&lle zu beschränken, da er selbst in den letzten
7 Jahren es 3 oder 4mal beobachtet hat, dass es
bei Dilatation mit Jodoformgaze zu schwerer, ja
tödtlicher Sepsis kam,
156
YIL Qeburtshülfe, Frauen- und Einderheilkunde.
Für das Curettement kennt 0. in gynäkologi-
Bchen Fällen (abgesehen von Aborten) nur 2 An-
aeigen: einmal das Curettement zu diagnostischen
Zwecken und dann das zu curativen Zwecken,
d. h. zur Entfernung von Schleimhautwucherungen
bei den hyperplastischen Endometritiden. Bei rein
katarrhalischer Endometritis ist das Curettement
nach 0. direkt contraindicirt
Beztiglich der AusfOhrung des Curettementes
weist 0. auf die Qefahr der üterusperforation hin ;
diese Gefahr besteht besonders bei dem puerperalen
Uterus und in einzelnen Fällen von Myombildimg.
In jedem Falle ist vor der Ausführung der Opera-
tion eine Information über das GrSssenverhältniss
des Uterus erforderlich. E^e vorhmge künstliche
Erweiterung ist nach 0. &8t niemals nOthig, wenn
man sich nur einer Curette von möglichst kleinem
Kaliber bedient 0. warnt vor den unbiegsamen,
stählernen Instrumenten, wie dem scharfen Löffel
imd der i29ua;'schen Curette; vor Allem aber muss
der Operateur eine „weiche Hand'^ haben. Zu der
nach der Ausschabung meistens nothwendigen In-
jektion ist nach 0. eine 10 — 15 — 20proa Chlor-
zinklösung am geeignetsten.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
274. Ueber das Vorhandensein von Froto-
8o8n bei der Endometritis chronica glandula-
ris; von Dr. T. R. Doria inBom. (Arch. f.Oynft-
koL XLVn. 1. p. 1. 1894.)
Unter 21 Endometritiden fanden sich bei 3
Gebilde, die D. als Protozoon ansieht. Es waren
Fälle von Endometritis glandularis cystica mit
katarrhalischen Veränderungen der Drüsen. Die
fraglichen Körper lagen in den Cystenräumen und
zwischen den Epithel- und GewebezeUen. [D.
knüpft an seine Beobachtung weitgehende Folge-
rungen. Der Beschreibung und den Abbildungen
nach dürfte es sich um gequollene und mit Fremd-
körpern beladene Zellen handeln, die man in den
Präparaten der Endometritis cystica selten ver-
misst und die auch in Cystomen häufig vorkommen.
Die Gründe, welche D. gegen die Möglichkeit einer
solchen Verwechselung anführt, erscheinen keines-
wegs beweisend. Ref.] B rosin (Dresden).
275. Thrombus pedicnlö du vagin; par
Q u e i r e 1 , Marseille. (Ann. de Gyn6col. XIIIL 3.
Mars 1896.)
Eine IQjähr. Frau, welche zum 1. Mal schwanger
war, bekam nach einem stürmischen Beischlaf eine Blu-
tung und wurde deshalb in das Krankenhaus gebracht
Der Pols war beschleunigt, die Temperatur 38^; aas
der Scheidenöffhong sprang eine blänlich-schwärzliche,
hühnereigrosse Geschwulst vor. Die Geschwulst ent-
sprang mit einem 5 — 6om langen Stiel auf der hinteren
Scheiden wand. An den grossen und kleinen Schamlippen
zahlreiche erweiterte '^nen; kein Bluterguss in der
Mastdarm-Scheidenwand.
Es ist dies der 7. Fall von gestieltem Thrombus
vaginae. Um ein Brandigwerden der Geschwulst zu ver-
hüten, trug Qu. sie über einer Klemme ab ond yemähte
die Wunde. Glatter Verlauf. J. Präger (Chemnitz).
276. Deox oas de flbromes de Tovake;
par L. Bog^e. (Ann. de Gyn6coL XTJT. Not.
1894.)
Im letzten Jahre hat R 2mal (Gelegenheit ge-
habt, Fibrome des Eierfiitockee zu entfonen.
Im 1. Ealle handelte es sich um eine rasch gewach-
sene linkseitige Geschwulst bei einer 38jähr. Yaa mit
schweren nervösen Erscheinungen (Erampfanfalle mit
Verlust des Bewnsstseins , Aphasie). Starke Bauch-
wassersucht und Abnahme der Kräfte. Die Geschwulst
wog 15 Pfand und war 36:90om gross. Der Y&M
war glatt Die Er. erholte sich schnell, hat nur ooch
leichte Sprachstörung.
Die 2. Er. war 58 Jahre alt, hatte vor 4 Jahren eine
Bauchfellentzündung durchgemacht Seitdem war der
Bauch stärker wie b^er und das Wasseiiafifleii ersohweit
Im Febmar 1894 Punktion wegen zunehmender Bauch-
wassersucht, die 2mal wiederholt wurde. Starke Ab-
magerung. Durch die Bauchwand war eine harte beweg-
liche Geschwulst fahlbar. Vollständiger Vorfall der Ge-
bäimuttor. Die Eranke liess zuletzt nur 20--30g Harn
tagUch. Bei der Operation wurden 12 liter Flässigkflit
entfernt und eine feste Oeschwulst, 23 : 18 : 15 cm gross.
Das Gewebe war derb. Im Inneren der Geschwulst
2 Höhlen , welche ein liter gelbUcher Flüsagkeit eot-
hielten. Auch diese Er. genas und erholte si<ä schnell.
J. Präger (Ghenmitz).
277. Tbe treatment of ohronio Oophoritis
by looalised eleotriolty; by Edward San-
ders, New York. (Med. News LXV. 16. 17;
Oct 20. 27. 1894.)
S. ist ein ebenso begeisterter Anhänger der
elektrischen Behandliug von Beckenerkrankungen,
als heftiger und keineswegs unparteiischer G^er
der operativen Eingriffe bei entzündlichen Erkran-
Iningen der Eierstöcka Im 1. Theil seiner Arbeit
stellt er die schlechten Erfolge der Operateure zu-
sammen. Seine eigenen Erfahrungen beschränken
sich auf Nachuntersuchungen in 31 Ffillen von
Entfernung der Eierstöcke durch New Yorker Ope-
rateure. Von diesen Kranken halt er nur 2 f&r
geheilt durch die Operation, die übrigen 29 hatten
etwas weniger, gleiche oder selbst stärkere Be-
schwerden, als vor der Operation.
Hingegen hat er selbst 67 Frauen mit chro-
nischer Oophoritis mit Elektricität behandelt Nur
30 blieben genügend lange in Behandlung; von
diesen wurden 27 geheilt, unter diesen 5, denen
die Entfernung der Eierstöcke vorher von New
Yorker Specialisten gerathen war.
Die durchschnittliche Behandlungsdauer betrag
4 Monate. In 7 Fällen trat spater Schwange^
Schaft ein. 3 Kr. blieben ungeheilt 2mal han-
delte es sich um ausgedehnte Verwachsungen. Im
3. Falle hat S. selbst nach seiner Ansicht zu früh
die Eur aufgegeben und zur Operation gerathen,
welche ohne vollen Erfolg blieb.
Von den 37 nicht genügend lange behandelten
Frauen wurden 30 gebessert
S. schliesst von der elektrischen Bdiandlung
Fälle aus, in denen Eiter vorhanden ist, ferner
Fälle akuter Entzündung imd Fälle mit starken
Yerwachsungen. J. P r ä g e r (Chemnitz).
Vn. Gfeburtshülfe, Frauen- und EinderheiUninde.
167
278. The treatment of uterine flbroida by
abdominal seotion; byPaul Swain, Flymouth.
(Brit med. Journ. July 21. 1894.)
In 10 FUlen von Fibromen der Gebärmutter
liat Sw. Eileiter und Eierstöcke entfernt Von
diesm Kranken starb eine, die sehr herunter-
gekommen war. In 7 FAllen kamen die Blutungen
nicht wieder und die Geschwülste verkleinerten
sich beträchtlich; in einigen Fällen sind sie sogar
nach Angabe Sw.'s verschwunden. Von 2 Frauen
hatte Sw. keine neuere Nachricht. Seit der Zu-
sammenstellung hat S w. 3 weitere Frauen mit Er^
feig caatnrt
Ausserdem entfernte S w. in 2 Fällen die Oebärmatter
wegen Fibromen. Im 1. Falle (intniperitonäale Stumpf-
Tersoigung) starb die Er. am 7. Tage an Manie. Bei der
Sdäion : fianchhohle ohne Besonderes. Im 2. Falle kam
es SU zweifacher Blasenverletzong. Fat. genas.
J. P r ä g e r (Chemnitz).
279. Fibrome da poids de 48 livrea deve*
loppö dans la aone graisBeose da rein. Abl»-
tion de ia tomeor et da rein droit. OaSrison;
par A. Beverdin, Qen^ve. (Annal. de Gynöcol.
XLDL 11; Nov. 1894.)
46jähr. Frau, seit vielen Monaten betÜägeiig durch
eine migeheuere Baaohgesohwulst Beine, Bauch und
Schamtheile stark geschwollen. Die Palpation ergab eine
feste^ grosse, zweilappige Geschwulst in der linken Bauch-
hilfte. Operation am 25. Mai 1894. Die Geschwulst
erwies sich als ein grosses retroperitonäal entwickeltes
Fibrom, welches sich in die Fettkapsel der Niere ent-
wickelt hatte, derart, dass die Niere der Vorderwand der
Geschwulst aufsass. Da eine Lostrennung unmöglich
erschien, wurde die anscheinend gesunde Niere mit der
Geschwulst ezstirpirt Die Operation selbst war nicht
schwierig. Die Geschwulst wog 48 Pfund und hatte
einen Umfang von 133 cm. Die Kr. coUabirte am Ende
der Operation, erholte sich aber wieder nach Einwicklung
der Glieder und Eochsalzeinspritzung unter die Haut
Am 5. Tage heftiges Erbrechen, welches erst am 7. Tage
auf ausgedehnte Magenspülungen mit Salzwasser hin nach-
liess. Dann glatte Genesung, so dass B. die Frau bei
dem Congress vorstellen konnte. J.Präger (Chemnitz) .
280. Qaarante-troiB op&rationa radioalea
poor flbro-DQiyömeB aterina. Une serie de
qainse malades opereea selon differentea me-
thodeaaanaoasdedeoea; parVulliet, G6n^ye.
(Annal. de Gyn6col. XLIL 11 ; Nov. 1894.)
Ton den 43 Badi^loperationen wegen Fibro-
men hat Y. 28 vom Bauch und 15 von der Scheide
aus gemacht Bis 1891 machte er regelmässig die
Amputatio supravag. mit Befestigung des Stumpfes
in der Bauch wunde. Er verlor von 13 Frauen 6.
Seither hat er 15 ohne Todesfall operirt, darunter
waren 4 vollständige Entfernungen der Gebär-
mutter nach Martin, 6 Castrationen, 4 Amputar-
tionen (2mal mit Befestigung des vernähten Stumpfes
imter der Bauchwand) und eine Ausschälung. Yon
der Scheide aus hat er 15mal Myome entfernt
Yon den Operirten starb eine. Eine Exstirpation
der Gebärmutter von der Scheide aus hat V. nie-
mals vorgenommen, weil er sich stets genfigend
Zugang zur Gebärmutterhöhle schaffen konnte.
J. P r ä g e r (Chemnitz).
281. Frolapaaa total de Patenia a forme
anormale aana cyatocele ni reotooele ; par A.
Mouchet (BulL de laSoa anat LXX. 6. p.255«
1895.)
Totaler üterosprolaps mit faustgrosser Hypertrophie
der hinteren Muttermondslippe und Obhteration des
äusseren Mnttermundes. Das offenbar bereits, mehrere
Jahre liegende ringförmige Pessar (Kautschuk mit Stahl-
drahteinlage) war an einer Stelle xer sprengt; hatte eine
tiefe ulcerirte Furche an der hypertrophirten Cervix her-
vorgebracht Entfernung des Pessars nach Durchkneipen
in 2 Theile ; Hysterektomie. Histologisch erwies sich die
vergrösserte hintere Muttermundslippe mehr als chro-
nisch metritisch, denn als fibrös-hyperplastisch.
B. K 1 i e n (Mtinchen).
282. Zur Kenntniss dea hämorrhagischen
IniÜEurkteB des ütenis; von Dr. D. Popoff,
Petersburg. (Aroh. f. Gynäkol. XLVII. 1. p. 12.
1894.)
Bisher war nur 1 Fall von eigentlichem hämor-
rhagischen Infarkte des Uterus bekannt (Herx«
heimer, Virchow's Aroh. CIV.), der im Aü-
schluss an einen embolischen Verschluss beider
Artt hypogastricae entstanden war. P. giebt die
genaue Krankengeschichte und den Leichenbefund
eines 2. Falles. Bei einer 40jähr. Frau mit Herz-
fehler, Himerweichung in Folge von Embolie und
Lungeninfarkten ergab die Sektion frischere und
ältere Thromben in den Arteriae uterinae und den
zugehörigen Yenen. Erstere zeigten Endarteriitis
und Ealkinkrustationen. Die Cervix war hämor-
rhagisch infarcirt, dunkelroth, geschwollen und
von Blut durchsetzt Aus beiden Beobachtungen
ergiebt es sich, dass der hämorrhagische Infarkt
des Uterus aus sowohl embolischer, als auch throm-
botischer Verstopfung der Gtefftsse hervorgehen
kann. Diese Verstopfung muss eine beiderseitige
sein und gleichzeitig und rasch erfolgt sein. Im
Gegensatze zu der keilförmigen Gestalt der Infarkte
anderer Organe ist der Infarkt des Uterus in Folge
der cirkulären Verlaufsrichtung der Gefässe ein
ringförmiger ; er scheint auf die Cervix beschränkt
zu sein und kann aus einer einfachen Infarcirung
zu einer Nekrose führen. Bei seiner Entstehung
spielen frühere Veränderungen der üterusgefässe
eine wichtige Rolle.
Experimentell wurde der Frage nach Entstehung
und Form des üterusinfarktes durch Versuche an
Hündinnen näher getreten, bei denen allerdings
die abweichende Gefässverzweigung in Betracht zu
ziehen ist. unterbindet man die beiden Artt um-
bilicales (bez. uterinae), die beiden Bami viscerales
der Artt hypogastricae und endlich die Aorta ab-
dominalis zwischen dem Ursprünge der Art femor.
und demder Arthypog. gleichzeitig mit den beiden
Axtt spermat int, so wird zwar die Blutcirkulation
im Uterus zerstört, es kommt jedoch nicht zur Ent-
stehimg eines hämorrhagischen Infarktes. Die aus
der Arterienunterbindung hervorgehenden Verän-
derungen bestehen in Ausdehnung der Arterien
und Venen, besonders der letzteren, in Blutextra-
158
yn. Qeburtshülfe, Frauen- und Einderheilkunde.
vasation verschiedenen Qrades und in Oedem der
Schleimhaut des Uterus. Die Störung der Blut-
cirkulation beschrankt sich entweder nur auf den
Uterus mit dem Mesometrium, oder greift audi auf
Blase, Urethra und Rectum über. Die Intensität
und Ausbreitung der pathologischen Yerfinderungen
steht in geradem Yerhältnisse zu der Zahl der
durch die Unterbindung ausgeschalteten arteriellen
Zweige. Im Bereiche der Beckenorgane ezistirt
in hohem Grade ausgesprochen die Neigung zur
Gompensation von Cirkulationstörungen in Folge
von Unterbindung arterieller Gefässe. [Gehören
nicht einzelne Falle derMetritis dissecans hieiher?
Bef .] B r 0 B i n (Dresden).
283. Zur Diagnose der Hamatometnt bei
nbromyoma uteri bioomis. und Atreaia vagi-
nae; von Dr. A. Eberlin in Hoskau. (Ztschr. f.
Geburtsh. u. GynÄkoL XXXI. 2. p. 365. 1895.)
Eine 4Qjähr. Frau klagte über Unmöglichkeit des
geschlechüioheii Verkehrs während 20 Jahren mid über
eine Geschwnlst in der Bauchhöhle. Menses waren nie-
mals vorhanden, eben so wenig Molimina menstmaiia.
8eit 2 Jahren Schmerzen im Unterleib und Kreuz. Die
Untersuchung ergab Atresie des oberen Vaginalabsohnitts
und an Stelle des Uterus eine etwas bewegliche, derbe,
nicht elastische Geschwulst mit höckeriger Oberfläche.
Bei der Laparotomie fand man ein Fibromyom von der
Grösse des Kopfes eines Neugeborenen, das vom rechten
Uterushom ausging und sich innerhalb des rechtoi lig.
latum ausgebildet hatte. Zwischen der Geschwulst und
dem linken Uterushom war eine sattelförmige Vertiefung
sichtbar, links von der Vertiefung lagen das andere Hom,
der Eileiter und der Eierstock. Das Fibromyom wurde
aus dem breiten Mutterbande ausgeschält und der Sack
mit Catgut yemäht Glatte Heilung.
Die Diagnose konnte erst nach der Operation gestellt
werden ; vorher lag die Vermuthung einer Hämatometra
bei der vorhandenen Atresia vaginae sehr nahe. Nach
E. ist die Differentialdiagnose der Hämatometra von
derben Geschwülsten der Gebärmutter oder deren Ad-
nexen manchmal sehr schwierig. "Weder die Consistenz,
noch die Gestalt des Tumor kann nachE. für die Hämato-
metra ^ charakteiistisoh angesehen werden. Im vor-
liegenden Falle war das Fehlen der Molimina menstmaiia
während 20 Jahren das Moment, das am meisten gegen
Hämatometra sprach. Uebrigens ist nach E. ein Fall von
Atresia vaginae mit Fibromyom des Uterus bicomis bis
jetzt noch nicht beschrieben worden.
Arth. Hof f mann (Darmstadt).
284. Die Behandlung des Utemsoarcinoma
in der Sohwangeraohaft und bei der Gtobort;
von Dr. Theilhaber in München. (Arch. f. Oy-
näkol. XLVn. 1. p. 56. 1894.)
Im Jahre 1873 erschien die Arbeit Cohn*
stein's über den gleichen Gegenstand; die seit-
dem bekannt gewordenen FWe vermehrt Th. durch
zwei eigene. Im Oanzen stellt er 165 zusammen,
um die zweckmfissigsten Behandlungsmethoden zu
ermitteln. Zunächst ist in Bezug auf die Therapie
ein Fortschritt gegen die Zäten von 1873 nicht
zu verkennen. Berechnete Gohnstein bei 126
Müttern 72 Todesf&lle « 63.8<^/o , so kuten die
gleichen Zahlen der neuen Serie 162, 51, 31.5<>/o.
Ton den 116 Kindern jener Tabelle wiirden 42 «p
36.2<^/o lebend geboren, jetzt von 142 Kindern
66 — 47.2%.
Als Behandlungsmethode in d&r OraMää
kommt die Exoochleatio kaum noch in Betracht
Die intravaginale Amputation der cardnomatOsea
Yaginalportion dürfte nur noch bei eben begmnoi-
dem Gardnom gestattet sein ; in 9 FSUen der Za-
sammenstellung blieb bei diesem Yerfiihren die
Gravidität bestehen, in 10 anderen erfolgte Abort
Die supravaginale Amputation der carcinomatGsen
Gervix bietet bessere Aussichten für eine Dauer-
heilung. Da aber bei den 5 derart behandelten
Frauen stets Abort eintrat, so dürfte die Methode
als nutzlos für das Leben des Kindes zu verwerfen
sein. Die vaginale Totalexstirpation innerhalb der
ersten 4 Monate führte in 11 Fällen stets zu Ge-
nesung. Nach dem 4. Monat kommt die abdomi-
nale Totalexstirpation nach Freund in Betracht
(10 Fat mit 4 Todesfällen) und daneben die
künstliche Unterbrechung der Gravidität mit in
puerperio nachfolgender vaginaler Exstirpation des
ütems. T h. bevorzugt diese letztere Methode und
empfiehlt, die künstliche Frühgeburt mit heissen
Duschen antiseptischer Lösungen eLazuleiten, bei
unzureichenden Wehen auf den Fuss zu venden,
die Extraktion des Kopfes nicht zu forciren, even-
tuell ihn von der Hals wirbelsäule aus zuenthinen.
Die Totalexstirpation ist nach 14 Tagen leicht aus-
führbar. Den Abort und die Frühgeburt wird sonn
nur einleiten bei operablem Carcinom als Yorakt
für eine spätere Totalexstirpation. Wo letztere
nicht mehr ausführbar ist, ist das normale Ende
der Schwangerschaft abzuwarten und dann even-
tuell der Kaiserschnitt auszuführen. In der Schwan-
gerschaft ist letztere Operation nur angezeigt bei
lebensfähiger Frucht und drohendem Tode der
Mutter.
Beim Beginne der Wekenihäügkeü ist bei vor-
geschrittenem Carcinom bald der Kaiserschnitt
auszuführen ; bei geringerer Ausbreitung kann man
zunächst abwarten. Der Oeburtsverlauf pflegt dann
ein sehr langsamer zu sein. Es können dabei
GoUumrisse entstehen, deren Ausdehnung unbe-
rechenbar ist, eine Uterusruptur kann eintreten
(4 Fälle mit tüdtlichem Ausgang für Mutter und
Kind), der Tod der Mutter kann durch Ersohüpfong
erfolgen oder als Folge einer Peritonitis. Zur
rascheren Beendigung der Qeburt kann in leichten
Fällen der Muttermund mit den Fingern oder siit
Laminaria und Preesschwamm erweitert werden
(letzteres nicht ohne Yermehrung der Infektions-
gefahr), oder mit Hülfe von Incisionen in das Col-
lum. Von 21 Frauen, die mit Incisionen behandeil;
wurden, deren Wirkung indessen nur selten eine
ergiebige war, starben 11. Zweckmässig ist es,
gleich mit dem Zeigefinger den Tumor müglichst
zu entfernen, was bei dem aufgelockerten Qewebe
leicht gelingt. War der Muttermund erweitert, so
wurde 18mal die Zange angelegt (16 Mütter ge-
nasen, 13 Kinder wurden lebend geboren). Qmü
VH Gebnrtahfllf 6} Frauen- und Einderheillamda
169
müde gewendet (entsprechende Zahlen 3 und 1),
9mal perfoiirt (3 starben), doch sollte letzteres nur
bei todtem Einde geschehen. Bei inoperablem
Gaidnom ergab der conservative Kaiserschnitt
nach Sftnger in 14 Fallen 8 oder 9 geheilte
HQtter und 12 lebende Kinder; die Amputatio
uteri nach Porro unter 12 EUlen 6 geheilte
Mütter und 9 (von 13) lebende Sünder. Beide
Methoden haben je nach den Umständen ihre Be-
rechtigimg. Ist das Garoinom noch radikal exstir-
pirbar, so wird man an den Kaiserschnitt unmittel-
bar dieF renn d 'sehe Operation anschliessen. Von
6 derart behandelten Frauen genasen 4.
Brosin (Dresden).
285. Traitement da oanoer de l*atini8
grayide; par le Dr. E. Hernandez. (Annal.de
Gyn^L XIJL Aoüt, Sept. 1894.)
H. kommt auf Grund der von ihm zusammen-
gestellten Casnistik zu folgenden Schlusssätzen:
Bei operablem Garcinom des schwangeren Uterus
ist die sofortige Totalexstirpation des Dterus mit
seinen Anhängen angezeigt, ohne Rücksicht auf
das Alter der Schwangerschaft Der Operateur
mtiss hierbei jede Gontaktinfektion des Operation-
Mdes mit Krebspartikeln vermeiden und den Tumor
Tollständig entfernen. In den drei ersten Monaten
der Gravidität wird die vaginale Totalexstirpation
nadi Martin die Operation der Wahl sein; vom
4 Monat an dagegen die abdominale Totalexstir-
pation nach Hackenrodt. Ist die Frucht schon
teboislähig, so wird man den Kaiserschnitt vor der
£x8tirpation des Uterus und seiner Adnexe aus-
führen. Bei inoperablem Garcinom ist vor Allem
die Rettung der Frucht zu erstreben. Nur bei
einer frühzeitig gestellten Diagnose ist Heilung zu
erhoffen ; H. räth deshalb gerade bei schwangeren
Franen ganz besonders auf Uteruscarcinom zu
fahnden. Vor jedem operativen Eingriff muss die
Diagnose auf Orund mikroskopischer Untersuchung
festgestellt werden. In den Fällen, in denen nach
erfolgreicher Operation der Tod erfolgt ist, legt H.
besonderen Werth auf die genaue Untersuchung
der Operationsnarbe.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
286. ]6tude sorleoloisonnementdubasBln;
par Chaput (Bull, de la Soc. anat LXIX. 25.
OcL-Nov. 1894.)
25j8hr. Mädchen, das Imal normal geboren hatte.
Seit 6 Mon. im Anschluss an eine Stägige Blutung Leib-
tthmerzen und gelber Ausfluss. Bei der Operation am
27. Od 1894 ivurden zonSohst die verwaohsenen recht-
wtigeQ Anhiiiige gelöst and entfernt Die Loslösung der
linken, die mit dem S Bomanom verwachsen waren, ge-
ling ohne Yerletznne des Darmes. Zuletzt Amputation
<far Oebfirmutter nach Loslösxmg eines vorderen Bauch-
fclllappens. Buin Erö&nng des hinteren Scheiden-
eBWQibes und Einfohrong eines Jodoformgazestreifens.
BchHeasIich Naht des Bauchfelllappens an die hintere
obere Beckenwand. In der Nacht des 29. Oct. starb die
Kruke.
BieLeichendffiiang ergab einen grossen Absoess, der
Bidi unterhalb des ausgespannten BauohfelUappens ge-
bildet hatte. Auch auf der Oberfläche des Lappens fond
sich rechts Eiter, sonst war die Bauchhöhle ohne Be-
sonderheiten. In der vorderen Mastdarmwand fanden
sich seitUch 2 Löcher. Nach der histolodschen Ünter-
suchimg handelte es sich um eine Durchlöcherung, die
wie mit der Pfrieme gemacht war, mit geringen entzünd-
lichen Erscheinungen.
Gh. glaubt, dass es sich um Divertikel gehandelt
hat, welche entweder bei der Operation angerissen wur-
den oder nach der Operation nelurotisch wurden.
Oh. hat 24mal in ähnhcher Weise das Becken bei
Bauchschnitten nach unten abgeschlossen: 14mal bei
vagino-abdominalerHysterektomie mitYemfihung zweier
kleinen Lappen mit 2 Todesfällen, 3mal bei vollständiger
Entfernung der Gebärmutter vom Btftiche aus ohne Todes-
fall, 2mal durch Naht des Oebärmuttergrundes und der
breiten Mutterbänder an den hinteren oberen Becken-
eingang (Imal neos, der durch 2. Operation geheilt
wurde), endhch 4mal bei Amputatio supravaginalis.
Smal hatte er dabei den vorderen Lappen an die Rück-
seite des Stumpfes genäht mit gutem Erfolg, während der
oben berichtete Fall tödtlich verlief.
Präger (Chenmitz).
287. Zur Casuiatik der Enohondrome dea
Beokens; von Dr. Rissmann in Hannover.
(Ztschr. f. Gebnrtsh. u. GynAkoL XXXI. 1. p. 166.
1894.)
Eine 2()jähr. Erstgebärende, wurde wegen eines fast
die ganze Beckenhöhle ausfüllenden Tumor durch Sectio
caesarea entbunden. Lebendes Kind. Tod der Mutter
an fibrinös-eiteriger Peritonitis.
Den Ausgangpunkt des Tumor von der Beckenwand
bildeten der rechte obere Schambeinast, der ganz vonOe-
sohwulstmasse umfasst war, die rechte Pfannengegend
und die Lin. innom. in ihrem vorderen Drittel. Der
grösste umfang der Geschwulst betrug 46 cm. Mikro-
äopisch gab sie das Bild hyalinen Knorpels; an einzelnen
SteUen zeigten sioh AufiERserun^ schleimige Erweichung
und üebergang des Knorpels m fibrilläres Bindegewebe
und in Yerknöcherung.
R neigt zu der Annahme, dass im SinneYir-
chow's Unregelmässigkeiten in derEntwickdung
der Beckenknochen bei der Kranken stattgehabt
hatten, denen sowohl die sonderbare Form an der
Yerbindungstelle von Sitz- und Schambein, als
auch die Entwickelung des Tumor zuzuschreiben
sind. Die vorliegende Beobachtung spricht gegen
die allgemein herrschende Anschauung, dass die
Synchondr. sacroiliaca und deren anliegende Theile
allein den Ausgangpunkt ^er Beckenenohondrome
bilden. Arth. Hoffmann (Darmstadt).
288. Leiatenbnioh des aohwangeren ütema ;
natürliche Frühgebart. Badikaloperation des
Bradhes. Genesang; von Dr. W. W. Rosa-
noff. (Arch. f. klin.Ghir. XLIX. 4. p.918. 1895.)
Die 45jähr. Frau Utt schon seit 5 Jahren an einem
linkseitigen , frilher gut reponirbaren Leistenbruche.
Anfangs Februar 1893 war der Bruch nicht mehr zu
reponiren, und von Ende Juni an, wo die letzte Periode
eintrat, vergrösserte er sich rasch.
Mitte Januar vorigen Jahres ergab die Untersuchung
eine aus der linken Leistengegend kommende, bis 6 cm
oberhalb des Knies reichende Geschwulst Geschwulst
schwer; Perkussionston dumpf; Auskultation negativ.
Manchmal bemerkte man bei der Palpation an Eindes-
bewegungen erinnernde Bewegungen. Vulva klaffend,
fötider Ausfluss. Gebärmutter und Eierstöcke bei der
bimanuellen Untersuchung nicht zu fühlen. Am 25. Jan.
16<l
YII. Oebnrishülfe, Frauen- und Cnderlieilkunde.
1894 plötzHclie YermindeniD^ der Geschwulst durch Ab-
fang einer ^osseren Quantität I^chtwassers. Deat-
che Palpation des Fötns innerhalb der Geschwulst
Starke Wehen ohne Betheüigung der Bauchmuskeln.
Steissgeburt eines 2200 g schweren, 45 cm hmgen todten
Kindes.
Nach der Geburt des Kindes fiel die Geschwulst
vollständig zusammen und man konnte deutlich die gut
contrahirte Gebärmutter mit allen ihren Adnexen fühlen.
Am folgenden Tage Reposition derselben in die Bauch-
höhle durch den enorm erweiterten Leistenring. Nor-
males Wochenbett. Es entwickelte sich eine EiUero-
Ovario-Tuboceie.
Radikaloperntion mitExcision desOvarium und der
Tube. Eeüung. Beim Husten keine Yorwölbung mehr.
P. "W a g n e r (Leipzig).
289. Zar CasuiBtik der Ersehwerong der
Geburt durch Erweiterung der kindllohen
Harnblase; von Dr. Arthur Mueller in Mün-
chen. (Arch. f. GynÄkoL XLVIL 1. p. 130. 1894.)
Von einer Erstgebärenden wurde 5 Wochen ante
term. eine männhche Frucht geboren, deren Abdomen
1400 ccm Ascites fasste. Danken bestand übermässige
Ausdehnung der Harnblase und der Ureteren und cystische
Entartung der verwachsenen Nieren (Hufeisenniere). Die
Pars prostatica der Urethra bildete eine haselnussgrosse
Ausbuchtung ; sie war vor der dünnen Pars membranacea
durch eine zarte Haut geschieden. Die Geburt ging in
SteisslagB nach Abfliessen des Ascites aus einer rer-
forationsöffnung am Nabelringe leicht von statten.
Brosin (Dresden).
290. Cesarean seotion, with the report of
a oase; by George Haven. (Boston med. and
surg. Journ. CXXXII. 8; Febr. 21. 1895.)
SOjähr. Drittgebärende. 1. Entbindung: Enthimung,
2.: Wendung, todtes Kind. Beckenmaasse : Spin. 22.5,
Grist 25.0, Troch. 27.0, Conj. yera 6.5 cm. Der Kaiser-
schnitt wurde am Ende der Schwan^rschaft vorgenom-
men und. verlief glatt. Die Pat. verhess nach 3 Wochen
das Bett Das Anfangsgewicht des Kindes war 3600 g.
H. hat 40 Fälle von erhaltendem Kaiserschnitt
aus den Vereinigten Staaten seit 1888 zusammen-
gestellt mit 9 Todesfällen — 227sVo) ^on denen
3 nicht der Operation zur Last fallen.
J. P r ä g e r (Chemnitz).
291. Oaeearean seotion at ttie beginning
of the aixth month of pregnanoy fbr pelvio
Qbatraotion firom a largo tnmoorof thauterua.
Death; by G. J. Gullingworth. (Lanoet I.
24; June 16. 1894.)
Eine 35jähr. Frau, welche noch nicht geboren hatte,
erkrankte 6 Wochen nach der letzten Regel mit Schmerzen
in der rechten Darmbeingegend und Schwellung der
unteren Bauchhälfte. Der Zustand besserte sich bis zum
5. Mon. der Schwanfferschaft nicht. Bei der Aufnahme
war die Kr. sehr schwach, die untere Bauchhälfte aus-
gedehnt; über dem Schambein fühlte man eine unregel-
mässige feste SchweUung. Deutliche Kindesbewegungen
links vom Nabel ; unter den Bauchdecken mehrere feste
Knoten fühlbar. Von der Scheide aus fühlte man den Ge-
bärmutterhals nach links verdrängt, das rechte Scheiden-
gewöibe von einer Geschwulst vorgewölbt Die Sonde
drang in die schwangere Gebärmutter [! Ref.] 13 om weit
ein. Die Diagnose wurde auf eine entzündete Geschwulst
des Eierstocks oder breiten Mutterbandes gestellt.
Am 6. Oct. 1892 Operation. Es zeigte sich nach Er-
öffnung der Bauchhöhle, dass es sich um mehrere kleine
sttbseröse Fibrome und ein grösseres Fibrom handelte,
welches den Gebärmutterhals nach links verdrSngte. Ol
machte den conservativen Kaiserschnitt und scUoas die
Gebärmutterwunde mit Seidennähten. Die Kr. wurde
nach der Operation ohnmächtig; auf eine intravenöse
Kochsalzeinflössung hin erholte sie sich wieder. 36 8td.
nach der Operation starb sie. Die Oeflhung der Lache
wurde nicht gestattet. J. F r ä g e r (Chemnitz).
292. 1) De la ssrmphyfl^otomie AlaoUnique
Baudelooque pendant rannöe 1884; par A
Pinard. (Ann. de Oyn6col. XLEEI. Janv. 1895.)
2) Aooouchement spontane et aooouöhe-
ment artifleiel danBxles baasina retreois; par
W.Franke. (Ibid.)
8) Simple oomparaiaon; par H. Yarnier.
(ftid.)
In der ersten dieser 3 Arbeiten giebt Piaard
wieder einen Jahresbericht über ausgefOhrte Scham-
fugenschnitte, sowie über die durch ISnfflhrong
dieser Operation in seiner Klinik yeränderte ge-
burtshülfliche Behandlung des engen Beckens.
Die zweite der Arbeiten ist eine Ueberaetzuog
aue dem 2. Band der Arbeiten aus der k. Frauea-
klinik zu Dresden, während in der dritten Yar-
nier die geburtshülflichen Erfolge Leopold's
und Pinard's beim engen Becken vergleicht
Pinard 'b geburtshfilfliche OrundsAtze sind
gegenwärtig folgende: Die Einleitung der künst-
lichen Frühgeburt ist aufgegeben, desgleichen die
Anwendung der Zange, sowie jeder anderen Ope-
ration, welche es nothwendig macht, dass der Kopf
einen knOchernen Widerstand des Beckens über-
windet, Aufgabe der Embryotomie des lebenden
Kindes, Yergrösserung des Beckenraumes (durch
Schamfugen-, Schambein-, Sitzbein-, Schambein-
oder Steissbeinschnitt) sobald der knöcherne Wide^
stand nicht durch die Wehen überwunden werden
kann und darauf zu rechnen ist, dass eine Frucht
am Ende der Schwangerschaft noch durchgeht,
dagegen Kaiserschnitt nach Porro in allen Fällen
von absoluter Beckenenge.
Yom 7. Dec. 1893 bis 7. Dec. 1894 wurden
in der Klinik Pinard's 22 Schamfugensdmitte
ausgeführt, über welche er einzeln berichtet
13mal fand die Operation statt beiErstgebärendeo,
9 mal bei Mehrgebärenden, 17mal bei SchadeUage,
2mal bei Steisslage, Imal bei Schulter-, Imal bei
Stirn-, Imal bei Gesiehtslage. 20mal handelte es
sich um verengte Becken in Folge von Rhachitis;
Imal war daneben noch eine einseitige angeborene
Hüftgelenkverrenkung, Imal ein spondylolisthe-
tisches Becken vorhanden. In einem Falle wurde
die Operation zum 2. Male ausgeführt. 3 Mötter
gingen zu Qrunde, 1 durch Darmverschluss, die
2. und 3. inficirt hereingebradit an Sepsis. Yon
den Kindern starben 2, eines an Schädelbruch durch
vorherige Zangenversuche, eines an Asphyxie.
Interessant ist eine Gegenüberstellung der Ent-
bindungen bei engem Becken im Jahre 1891 und
1894.
1891 kamen auf 1654 Entbindungen 140enge
Becken; bei 81 erfolgte die Geburt ohne, bei 59
YJL Geburtshtllfd, Frauen- und Kinderheükande.
161
mit Eimsthfilfe. unter letzteren waren : Künst-
liche Frühgeburten 33, hohe Zangenenibindungen 9,
sonstige Zangenentbindungen 12, Baseotripsien 3,
oonservative Kaiserschnitte 2.
1894 betrug die Zahl der Entbindungen 2147,
die Zahl der engen Becken ((henze enger gezogen
als 1891) 94; bei 30 machte sich EunsthülfenQthig.
Diese bestand 6mal in Baseotripsie, Imal in P o ri o -
Operation, 22mal in Schamfagenschnitt und Imal
in Anwendung des Mensurateur-levier-pr6henseur.
Man sieht hieraus, wie sehr sich die geburts-
hülfliche Behandlung beim engen Becken in der
Klinik Baudelocque in den letzten Jahren ge-
ändert hat
1891 starben 4 Mütter — 2.85«/o, 31 Kinder -»
22.1»/o. 1894 3 Mütter — 3.20/o, 8 Kinder —
8.5^/o. Die Aenderung in der Behandlung hat
daher ganz wesentliche Erfolge für die Erhaltung
des kindlichen Lebens erzielt.
Die Qegenüberstellung der Arbeit Franke 's
dient Yarnier zu einer scharfen Kritik der
Leopold 'sehen Statistik. Li der Dresdener
Klinik kamen auf 2512 Entbindungen vom 1. Jan.
1892 bisEndeJuli 1893 610 engeBecken. Yar-
nier bezweifelt diese Zahl, da der bei weitem
grOsste Theil nur durch äussere Messung fest-
gestellt ist Zu Eingriffen gaben 89 Entbindungen
Anlass (18mal Zange, 31mal Wendung, 25mal
Perforation, 5 künstiiche Frühgeburten, 4mal
conservatiTer Kaiserschnitt, 6mal Schamfugen-
sdmitt). 4 Mütter und 43 Kinder starben, ein
ähnlicher Erfolg, wie der des Jahres 1891 in der
Klinik Baudelocque. Dabei hat Leopold
aber im Voraus 51 Fälle von Falschlagen, Nabel-
schnurvorfall und anderen Complikationen ohne An-
gabe der Erfolge ausgeschieden, während in der
Statistik der Klinik Baudelocque sämmtliche
iSngriffe beim engen Becken aufgezählt sind. Nach
Abrechnung aller Abzüge, die sich Leopold
macht, bleiben (für die günstigen FäUe gerechnet)
2.3Vo Sterblichkeit der Mütter, 31.4Vo der Kinder.
Bei Verbesserung der Pinard 'sehen Statistik
nach gleicher Methode erhält Varnier für das
Jahr 1894 eine Sterblichkeit der Mütter bei Ge-
burten bei engem Becken von 3.5®/o, der Kinder
von 0*/o. J. P r ä g e r (Chemnitz).
293. Un oaa de symphyseotomie ; par
0. Engström, Helsingfors. (Ann. de GynteoL
XLH p. 401. Deo. 1894.)
Sine 31 jähr. Frau, welche erst mit 4 Jahren laufen
gelernt hatte, hatte einmal in Steisslage ein todtes Kind
geboren. Ertraktion des Kopfes dnron den Arzt Ge-
wicht des Kindes oa. 4100 g. Bei der üntersuchong fimd
£. 2. Scbfidellage, Kopf beweglich über dem Becken.
Beckenmaasse: Spin; 23, Orist 27, Troch.28.5, Coig. ext
19, diag. 9.3, yera geschätzt auf 7.8 cm. Am 30. Apnl
1893, Abends 10 Uhr, Blasenspmng und Wehenbeginn.
Jcnhahme in die Klinik. Am 1. liai, früh 8 Uhr, trotz
▼ollfitfindiger Erweiteronc des Mnttermnndes seit 4 Std.
Kopf nicht eingetreten. Daiaof Schamfngenschnitt £r-
weitemng des Schamfiigenspalts auf 3 cm. Kopf mit
Tamier 'scher Zange entwickelt. Lebendes Mädchen,
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 2.
3200 j; schwer. Kindliche Kopfinaasse: Ocdpitofront.
11, bipar. 9<, bitemp. 8, Ocdpitomental. 13.5, Sobocoipita«
bregm. 9.5 cm. AuS der rechten Kopfseite Druckspor vom
Yorberg. Die Schamfogenwnnde blutete nicht. Naht
der Weichtheile und Knochenhaut. Die Kr. stand am
13. Mai auf und wurde am 15. entlassen. Die Scham-
foge war und blieb fest Anfang December entstand eine
Fistel in der Gegend der Schamfdge, die sich Ende
December schloss. J. P r ä g e r (Chemnitz).
294. Symphysiotomy with a saooeBBftü
oase; byW.Winterberg, SanFrancisco. (Med.
News LXVI. 2; Jan. 12. 1895.)
28jähr. Erstgebärende mit trichterförmigem Becken:
Wehenbeginn vor 24 Stunden. 1. Schädellage, Kopf
im kleinen Becken. W. beabsichtigte, wegen der Eä"-
schöpfdng der Mutter das Kind mit der Zanee zu ent-
wickein, vermochte aber kaum seine Hand in die Scheide
einzufuhren, machte dabei sogar einen Dammriss. Dabei
konnte er die En^e des Schambogens feststellen. Trotz
der geringen Assistenz und der elenden häuslichen Ver-
hältmsse machte W. den Sohamfugenschnitt (subcutan).
Die Entfernung der Schambeine von einander bei der
folgenden Extrwion mit der Zange betrug ungefähr 5 cm.
Die letztere war wegen unvollständiger Erweiterung des
Muttermundes [I] schwierig. Sohluss der Weichtheil-
wunde. Verband. Während der Operation Zusammen«
brach der Bettstelle. In den nächsten 2 Tuen blutiger,
später eitriger Harn. Nach Ausspülung mit Höllenstein-
lösung Besserung. Nach 4 Wochen verliess die Kr. das
Bett Geringer Spalt in der Schambeingegand. Das
Kind ist gesund und kräftiir. Die spätere Beoken-
messuns eiffh: Go^j. vera 10.8, querer Durchmesser
des Beckenemgangs 9, gerader 11 cm.
J. Präger (Chemnitz).
295. Traitement par la sature oaaeiiae de
la mobilite paUenne oonaeoutive A la aym«
phyadotomie ; par J. W. B i n a u d. (Meroredi m6d.
Nr. U; Avrü3. 1895.)
Eine 26jähr. Frau wurde am 15. Jan. 1893 mittels
Symphyseotomie entbunden; dabei starke venöse Blu-
tung. Eiterong der Wunde, Zurfickbleiben von Fistel*
gangen und Bewedichkeit der Symphyse. 3 Mon. später
Ausschabung der Fistelgänge und Entfernung einer nekro-
tischen Knorpellamelle. Später entwickelte sich wieder
ein Abscess in der Gegend der Symphyse und am 6. JuU
1893 entsohloss man sich zu einer zweiten Symphyseo-
tomie, Anfrischung der Schambeine und Vereinigung
durch Knochennaht mit Silberdraht. Durch eine Ban-
dage wurde der Beckengürtel ausserdem noch fizirt
Abgesehen von einer G^stitis und Eiterung in der Wunde
war der Verlauf gunstig.
B. kommt zu folgendem Endergebniss : Wenn
nach der Symphyaeotomie keine feste Vereinigung
der Symphyse erfolgt und das Oehen gest5rt ist,
ist die Symphysennaht angezeigt Diese Naht musa
die Knochen selbst vereinigen und bei der Nach-
behandlung muss diese Knochennaht durch einen
festen Beckenverband entlastet werden.
Arthur Hoffmann (Darmstadt).
296. UeberSymphyaenlookenuigtindSym-
physenraptur ; von Dr. R Braun von Fern-
wald. (Aich. f. Oynftkol. XLVII. 1. p. 104. 1894.)
In den Fällen von Symphysenruptur spielt die
Prftdisposition der Symphysengelenke eine bedeu-
tende Rolle. Eine bald grossere, bald geringere
21
162
YH GQburt&hfiHe, Frauen- und EinderhaiUnmd
Beweglichkeit der Symphyse Usst sidi während
der letzten Zeit der Gravidität und während des
Puerperium häufig feststellen. Zahlreiche Fälle
Yon Funktionstörungen in Folge dieser Beweglich-
keit sind in der Literatur mitgetheilt Ein geringer
Grad von Bew^lichkeit der Symphysenenden ist
fast an jedem Becken von Schwangeren und Wöch-
nerinnen zu beobachten. Die Beweglichkeit wird
keineswegs durdi die Geburt bedingt, sie ist vor und
nach dieser gleich gross. Am ausgesprochensten
ist sie bei jungen Mehrgebärenden, geringer bei
alten Mehrgebärenden; junge Erstgebarende zeigen
durchschnittlich eine geringe Beweglichkeit, ob-
wohl auch hier bei blassen blutarmen Individuen
manches Mal eine starke Beweglichkeit gefunden
wird. Die geringste Beweglichkeit wird bei alten
Erstgebärenden gefanden. Die GrOsse des Kindes
hat keinen Einfluss auf die Stärke der Bew^lich-
keit der Symphyse während des Puerperium. Patho-
logisch kann man die Lockerung nur dann nennen,
wenn durch sie Schmerzen in den Gelenken und
Beeinträchtigung des Ganges auftritt, auf die Grösse
der Distanz der Symphysenenden, die bis 5 mm
betragen kann, kommt es nicht an.
Die Angabe Ahlfeld 's, dass immer 2 Ge-
lenke zeneissen müssen, bewahrheitet sich nicht
In einem mitgetheüten Falle war sicher die Sym-
physe allein zerrissen, aUerdings fehlten auch die
pathognomonische Stellung imd dieSchmerzhaftig-
keit bei passiven Bewegungen. Diese Kr., damals
26 Jahre alt, hatte bereits seit ihrem 17. Jahre
eine allmähliche Yersdüechterung des Ganges be-
pierkt In jeder der 4 Schwangerschaften und nach
jeder Geburt verminderte sich die Gehfähigkeit
Nun kam es intra partum zu einer hörbaren Zer-
reissung und zu einem Klaffen der Enden auf 2 cm.
DieBuptur heilte und Patientin konnte jetzt besser
gehen als in den 10 Jahren zuvor. Es handelte
sich demnach um eine isolirte Symphysenruptur,
zu der eine seit Jahren bestehende Lockerung des
Symphysengelenkes in Folge der Hypoplasie des
Bandapparates prädisponirte. Ist die Buptur dia-
gnosticirt, so legt man einen exakten, gut ge-
polsterten Beckengipsverband an und lässt ihn
wenigstens 14 Tage liegen. Die von Dührssen
empfohlene Incision und Naht ist der Gefahr einer
Yereiterung wegen zu vermeiden.
Die Arbeit enthält neben den eigenen Beobach-
tungen eine Besprechung der in letzter Zeit ver-
öffentlichten Fälle. B r 0 s i n (Dresden).
297. Des phenomdnes dits MPbyiiologiqaes*'
de la grossesse et de leiir transformation ,4n-
aidieuBe** en phenomdnea pathologiquea ; par
le Dr. Maurice Bividre. (Arch. din. de Bord.
Xm. 10. p. 437. Oct. 1894.)
R fOhrt aus, dass alle physiologischen ausser-
halb der Genitalien auftretenden B^leiterschei-
nungen der Schwangerschaft, denen in der Begel
gar keine wesentliche Bedeutung zukommt, einen
pathologischen Charakter annehmen könnea tmd
deshalb besondere Beachtung verdienen.
Bei den Yerdauungsorganen kommen in Be-
tracht die Störungen und Schwankungen des Appe-
tits und das Erbrechen, welches zum imstillbaiea
ausarten und die Unterbrechung der Schwanger-
schaft bedingen kann. Die physiologische fettige
Degeneration der Leber kann die Funktion dieses
Organs so bedeutend stören, dass durch ZurQck-
halten schädlicher Stoffe Eklampsie hervorgerufen
wird. Ebenso kOnnen durch zu hartnäckige Obeti-
pation schädliche Stoffe im Körper zurückgehalten
werden.
Während der Gravidität nimmt das Blut nach
R an Menge zu, aber an Güte ab ; diese reUÜTe
Anämie kann zur pemiciösen Anämie ausarten.
Die physiologische Erweiterung der Oefflsse fOhrt
zur Vergrösserung bestehender Blutgeschwülste,
die ausserdem noch durch den Druck der Becken-
organe vermehrte venöse Stauung in den Beinen
kann zu Erythem, Ekzem, Phlebitis und Venen-
ruptur Veranlassung geben.
Die Gleichgewichtstörungen des Nervensystems,
welche als physiologisch in der Schwangerschaft
angesehen werden können, arten aus zur Eklampsie,
deren wichtigste Ursache in Störungen derNieren-
thätigkeit liegt B. hebt die Wichtigkeit der Urin-
untersuchung bei allen Schwangeren vom 6. Ora-
viditätsmonate an hervor, um eventuell durch Milch-
diät u. s, w. der Eklampsie vorzubeugen.
Schliesslich bespricht er noch die pathologischen
Steigerungen der physiologischen Veränderungen
des Enochensystems, der Beckengelenke, der Geni-
talien und der Bauchdecken und betont die Wich-
tigkeit einer guten Ueberwachung der Schwangeren
und einer rechtzeitigen Behandlung aller dieser
Dinge, durch die wesentlichen Schädigungen vor-
gebeugt werden kann.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
298. Zur Hinteraobeitelbeinstollang; von
Dr. Alfred Goenner. (Ztschr. f. GeburtsLu.
GynäkoL XXXI. 2. p. 402. 1895.)
In der Baseler geburtshülflichen Klinik wurde
zur Zeit Bischof fs unter 2400 Geburten 8mal, «>
0.3^/f, Hintersdieitelbeinstellung beobachtet In
7 Fällen war das Becken verengt, und zwar han-
delte es sich 2mal um einfach platte, 3mal um
platt rhachitische tmd 2mal um allgemein verengte
platte Becken; der Fall bei normalem Becken war
durch Hydrocephalus complioirt G. theilt die
Geburtsgeschichten ausfOhrlich mit 7 Mütter sind
genesen, 1 an Uterusruptur gestorben. Von den
Kindern sind 3 lebend geboren und am Leben ge-
blieben, 2 starben während der Geburt, 1 an
Asphyxie und das andere in Folge von Uteros-
ruptur, 3 Kinder wurden perforirt Femer wur-
den 2 Geburten durch die Wendung beendigt, Imal
wurde wegen Uterusruptur die Laparotomie ge-
macht, Imal die falsche Kopfhaltung durch Hand-
Yn. Oeburtshülf e, Frauen- und Einderheilkunde.
163
griffe corrigirt und darauf mit der Zange extrahirt
und endlich Imal erfolgte die Correktur der Lage
und auch die Geburt ohne Hülfe.
Die Prognose fllr die Kinder ist also schlecht,
fSr die Hütter besser, aber nur dadurch, dass das
Kind mehrmals im Interesse der Mutter geopfert
wmdeL Nach den Erfahrungen G.'s wird, je l&nger
dieWdien einwirken, die Stellung desto schlechter
und folglich auch die Aussicht auf spontane Ge-
bort um so geringer.
Bezüglich der Therapie empfiehlt 0., wenn
nuuL nicht im Stande ist, die Correktion der Lage
manuell auszuführen oder zu wenden, im Interesse
der Mutter audi das lebende Kind früh zu per-
foriren, da es so wie so verloren ist Bezüglich
der Symphyseotomie bemerkt G., ihm sei nicht
bekannt, dass diese aus dem angeführten Grunde
aasgeführt sei [F. L. Neugebauer (Jahrbb.
GCXLn.p. 109) theilt auf p. 254, 260, 264 4 der-
artige RUle mit ; sämmüiche Kinder lebten, 1 Mutter
starb am 5. Tage nach der Geburt]. Das Haupt-
gowicht legt G. auf die in einem Falle mit gutem
Erfolge angewandte Behandlung: Anlegung der
Zange, darauf Correktion der Lage, Fixiren des
Kopfes in dieser günstigen Stellung durch die
Zange und Extraktion. Dies Verfahren ist dann
angezeigt, wenn der Kopf schon so fest imBecken-
eingang steht, dass die Wendung nur schwer aus-
Ahrbar ist. Gelingt die Correktion der Stellung
nicht, so kann man die Perforation unmittelbar
folgen lassen. Arth. Hoff mann (Darmstadt).
299. Zur manuellen Umwandlung der Ge-
siehta- und Stimlagen in Hinterhsuptalagen;
▼on W. T h o r n in Magdeburg. (Ztschr. f. Geburtsh.
XL GynäkoL XXI. 1. p. 1. 1894.)
Die Methode Th.'8, die von ihm schon früher
(Jahrbb. GCXIY. p. 145) ausführlich geschildert
wurde, besteht im Wesentlichen darin, dass auf
Kopf und Bumpf der Frucht durch innere und
ftossere Hand eingewirkt und die Lordose der Ge-
sichtslage in die Kyphose der Hinterhauptslage
umgewandelt wird. Die je nach Bedürfniss halb
oder ganz in die Vagina eingeführte Hand fasst
das Torliegende Gesicht an seinen Yorsprüngen
nnd bringt nach einer geringeren oder ausgiebigeren
Lüftung des Kopfes aus dem Beckeneingange das
Hinterhaupt schliesslich nach abwärts, wobei die
änssere Hand durch Herunterdrücken des Hinter-
haupts diese inneren Manipulationen unterstützt
nnd alsdann die Brust nach der Rückenseite der
Frodit, den Steiss dagegen nach der entgegen-
gesetzten Sichtung hin drückt, um so die Kyphose
der Hinterhauptslage herzust^en. Bei 23 nach
Th.'s „combinirter Methode*^ ausgeführten Entbin-
dungen wurde ein Kind aus unbekannter Ursache
todtgeboren und eine Wüchnerin starb an Sepsis ;
66 ergiebt dies eine Mortalitftt der Mütter und
Ender von 4.3*/o.
Die Anzeige für die manueUe Umwandlung
der OesidUslagen fasst Th. folgendermaassen zu-
sammen : „Tritt bei Gesichtslagen gegen Ende der
ersten oder im Laufe der zweiten Geburtsperiode
eine Yerzügerung der Geburt ein, die bei längerer
Dauer ernste Befürchtungen für das kindliche
Leben aufkommen Iftsst, so ist, der Yersuch der
Umwandlung in Hinterhauptslage nach der oom-
binirten Methode, event unter Zuhülfenahme der
Narkose zu machen. Gleichgültig ist dabei die
Stellung des Kinns; Yorbedingungen sind eine ge-
nügende Beweglidikeit der Frucht und eine zur
Einführung der halben Hand genügende Erweite-
rung des Muttermunds. Contraindicirt ist die
Umwandlung nach der combinirten Methode bei
primären Gesichtslagen, Yorfall der Nabelschnur
und der Extremitäten, bei Placenta praevia und
tiefem Sitze der Placenta, beiGervixstrikturen und
starker Dehnung des unteren Uterinsegments und
bei räumlichem Missverhältnisse da, wo auch die
Geburt in primärer Hinterhauptslage erfahrungs-
gemässauf erheblichere Schwierigkeiten stösst und
im Endresultat für das Kind unsicher ist''.
„Misslingt die Umwandlung bei normalem
Becken und droht keine unmittelbare Gefohr, so
ist zunächst abzuwarten, ob der Eingriff nicht eine
Besserung der Wehenthätigkeit und damit den
Fortgang der Geburt zur Folge hat ; bleibt dieser
aus, so ist die innere Wendung zu machen. Bei
räumlichem Missverhältniss hat diese dem Miss-
lingen der Umwandlung auf dem Fusse zu folgen.''
Als Indikation für die manuelle Umwandlung
der StimeinsUUungen und SimUagen stellt Th.
Folgendes auf: „Tritt bei über dem Becken oder
noch beweglich im Beckeneingang stehender Stirn
und normalen Baumverhältnissen eine YerzOgerung
der Geburt ein, droht Mutter und Kind keinerlei
Gefahr und hat man begründete Hoffnung auf eine
günstige Wehenthätigkeit, so ist die Umwandlung
in Hinterhauptslage durch die combinirte Methode
vorzunehmen. Misslingt sie, so mache man die
innere Wendung, wenn nicht alsbald der Manipu-
lation ein Fortgang der Geburt folgt Oomplicirt
die Stimlage ein räumliches Missverhältniss auch
nur geringen Grades, so schreite man, sobald die
Yorbedingungen erfüllt sind, zur combinirten Um-
wandlung in Hinterhauptslage; dem Misslingen
folgt sofort die innere Wendung". Die Yorbedin-
gungen und Contraindikationen sind im Wesent-
lichen die gleichen wie bei Gesiöhtslagen.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
300. Zar Aieptik bei der Gebart ; von Dr.
Hans Meyer in Zürich. (Corr.-BL f. Schweizer
Aerzte XXY. 9. 1895.)
M. geht von dem Satze aus, dass die Wochen-
bettsterblichkeit in der Privatpnods während der
letzten Jahrzehnte nicht in dem Maasse abgenom-
men hat, wie man erwarten zu sollen glaubte, und
hebt als ursächlich dafür unter Anderem hervor,
dass sich in der Privatprazis in den meisten Fällen
164
YIL OeburtahtUfe, Frauen- und Kinderheilkunde.
der Durchführung strenger Antisepsis und Asepsis
fast unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen-
stellen.
M. hält an der Anschauung fest, dass die Ge-
burt ein physiologischer Vorgang sei, welcher in
der überwiegenden Mehrzahl der Fälle am besten
ganz ohne unser Hinzuthun verläuft Im Grossen
imd Ganzen ist der weibliche Genitalkanal fOr die
Geburt als aseptisch anzusehen und ihm ein ge-
wisses Vermögen, gogen Infektion sich zu ver-
theidigen, zuzuschreiben. Auch M. spricht sich
dafür aus, dass die innere Untersuchung auf ein
bestimmtes Minimum eingeschränkt und durch die
äussere Untersuchung ersetzt werden soU. Zum
Schluss erklärt er sich gegen den Gebrauch der
Garbolsäure und für deren Ersatz durch das bessere,
bilhgere und die Hände nicht so arg angreifende
Sublimat. Arth. Hoffmann (Darmstadt).
301. DieGtobnrtsyerletstingen desMtuioa-
loB stemooleidomaBtoidens (Hämatom und
ICyoflitiB muflooli stemooleidomastoidei neona-
torom); von Ludwig Pincus inDanzig. (Zeit-
schr. f. Geburtsh. u. GynäkoL XXXI. 2. p. 241.
1895.)
P. theilt eine eigene Beobachtung von sogen.
Hämatom des M. stemocleidomastoideus mit Auf
Grund sehr eingehender Untersuchungen und Lite-
raturstudien kommt er dann zu dem folgenden
Schlussergebniss :
„Wenn auch schon von Böderer (vor 1763)
eine Ruptur desEopMckers beobachtet und durch
Autopsie festgestellt wurde [?], so geht doch mit
Bestimmtheit aus den bezüglichen Studien hervor,
dass vor Dieffenbach (1830) das Hämatom des
Kopfnickers nicht bekannt gewesen ist. Schwere
Verletzungen des Eopfnickers bei der Geburt, welche
nennenswerthe Symptome machen oder gar gröbere
Funktionsstörungen herbeizuführen vermögen, sind
relativ selten. Pathologisch-anatomisch und kli-
nisch-symptomatologisch sind zwei Zustände mehr
oder weniger scharf zu trennen : a) das eigentliche
Hämatom (Ruptur), die Entzündung ist erst sekun-
där ; b) die Myositis traumatica chronica circum-
scripta et diffusa (Zerrung der Muskeln), die Ent-
zündung tritt in den Vordergrund. Für die Dia-
gnose ist die Feststellung der Zeit des ersten
Auftretens wichtig/^
„Das Leiden hat mit Syphilis nichts zu thun.
Die traumatische Genese (Stromeyer) ist be-
gründet Die Torsion ist das wichtigste mecha-
nische Moment, daneben : direkte Gewalt, Zangen-
druck, Fingerdruck, Druck der umschlungenen
Nabelschnur auf den Muskel. Zu beachten sind
die Varietäten des Eopfnickers, besonders auch an-
geborene Verkürzung. Zu beachten ist auch die
leichte Verletzlichkeit der kindlichen Gewebe. Die
Schnitze 'sehen Schwingungen führen Verletzun-
gen des Muskels nicht herbei. Der Mechanismus
ist klargestellt. Bei erster Schädellage wird der
dur und .
ingendes T
itersea 1
linke, bei zweiter der rechte, bei erster Bedra&-
endlage der rechte, bei zweiter der linke Kopf-
nicker verletzt Das ist der Normalmechania-
mus.^'
,Jn forensischer Beziehung erlangt die Geburts-
Verletzung des Eopfnickers keine ausschlaggebende
Bedeutung. Die Verletzung des Eopfnickers fOhrt
nur ausnahmeweise (ischämische Contraktur und
nach ausgedehnten, traumatischen Zerstörungen de
Muskels) zu Torticollis persistens. Fe
lehrt die R^gel; Stromeyer dieAusnahma Die
Therapie ist in der Hauptsache eine prophylak-
tische : richtig construirte Zange ; Vermeidung von
Torsionen, Winckel'scher [richtiger Wigand-
A. Martin 'scher, Ref.] Handgriff. Ein jedes
ausführlichere Lehrbuch derGeburtshülfe muss &l8
integrirenden Bestandtheil in Zukunft ein Gapitel
über die Geburtsverletzungen des kindlichen Kör-
pers enthalten^' [ein bei fast allen Lehrbüchern der
Geburtshülf e zu Tage tretender Mangel, auf welchen
Ref. erst kürzlich (Jahrbb. COXL. p. 307) ein-
gehend hingewiesen hat].
In einem Anhange handelt F. die Myositis
ossificans progressiva ab und spricht die Ve^
muthung aus, dass die Geburtstranmen hierfür
ätiologisch wichtig seien und vielleicht allein den
Anstoss zur Entfaltung der congenitalen Diathese
geben.
Den Schluss der ausführlichen Abhandlung
bilden eine tabellariache Uebersicht über die ein-
schUgige Casuistik und ein genaues Autoren- und
Literaturverzeichniss.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
302. Beobaohtongen über Darminvafina-
tion bei Kindern; vonFrof.H.Hir8chsprBng
in Kopenhagen. (Jahrb. f. Einderhkde. XXXIX. 4
1895.)
H. hat 64malDarminvagination bei 61 Kindern
beobachtet, 46mal bei Knaben, ISmal bei Madchen.
46 Kinder standen im Säuglingsalter, 9 im 2. Lebens-
jahre, die anderen waren älter. Von den 46 Säug-
lingen waren nur 2 von Qeburt an künstlich genährt
In einer Reihe von Fällen war der Krankheit eine
Yerdauungstörung vorausgegangen; einmal trat
sie im Ansohluss an eine Opiumvergiftung auf.
6O0/0 der Erkrankten wurden geheilt Sämmtlicbd
Kinder, bei welchen die Invagination den Dünn-
darm betraf (11 an der Zahl) starben. Die Jkvagi'
ncUio üe(h€oeeaii8 gab das am meisten charakte-
ristische Krankheitsbild : inmitten des besten Wohl-
befindens plötzlicher Beginn mit Erbrechen, Lab-
schmerz, häufiger Entleerung von blutigem Schleim.
Allmählicher Eintritt von Apathie, Somnolens,
in der linken Seite des Unterleibes Nachweis mec
Geschwulst, deren convexe Seite nach dem Nabel
hin gelegen war. Die Geschwulst konnte ont^
Umständen vom Mastdarm aus gefühlt werden.
Am 4. Tage trat gewöhnlich eine Verschlimmerung
des Zustandes ein, Fieber, Auftreibung des Leibes,
Vn. Oeburtshülfe, Fraueil- und Einderheilkunde.
165
am 5. Tage der Tod. Die Kinder standen meist
in der Mitte des 8&uglingsalters.
Die Invaginaüo eoli trat auch bei älteren Ein*
dem, öfter nach vorausgegangenen Verdauungstö-
mngen auf. Sie zeigte eine gewisse Neigung zur
Wiederkehr. Die Erscheinungen bestanden in hef-
tigem Schmerz, in der Entstehung einer vom lin-
ken Rippenbogen nach abwftrts ziehenden Ge-
schwulst, welche zuweilen am After vorfiel. Die
Schleimhaut des Mastdarms erschien nicht (wie
bei der vorigen Form) emporgezogen, unter den
Eranken befand sich nur ein Säugling, abweichend
von Billiet's Beobachtungen.
DümidarmiiwaffiiyUionen kamen 11 vor. Die
Invaginatio ilei und dieinvaginatio ileo-colica sind
klinisch nicht zu trennen. Alle Eranke dieser
Gattung waren jünger als 9 Monate. Sie erkrank-
ten plGtzUch ohne besondere Teranlassung (einmal
im Anschluss an eine Opiumvergiftung). Aus dem
After ging wenig blutig gefärbter Sdileim ab. Eine
Oesdiwulst war nicht leicht nachweisbar, meist in
der rechten Seite.
Die Behandbrng bestand zunächst in der Ein-
leitung der Chloroformnarkose, die den Nachweis
dar fOr die Diagnose so wichtigen Geschwulst er-
leichtert und die Peristaltik herabsetzt Alsdann
bedient man sich namentlich bei den Dünndarm-
«nsohiebungen der Massage. Führt diese nicht
zam Ziele, so macht sich ein operativer Eingriff
nothwendig. In den anderen Fällen lässt man auf
die Massage Wassereinspritzungen (10 — 1200 com)
folgen, welche günstig wirken. Ist die Geschwulst
geschwunden, was sich zuweilen durch ein gurren-
des Geräusch kondgiebt, so stellt man den Darm
durch Opium ruhig. Der einzig sichere Beweis
für das Gelingen der Beposition ist der Abgang.
vonFäoes. War die wiederholte Wassereinspiitzung
ohne Erfolg, so muss auch bei den Dickdarm-
einschiebungen operativ eingegriffen werden. H.
hat 5mal den Bauchschnitt, jedesmal mit un-
günstigem Erfolg ausgeführt Einmal führte die
von Schede empfohlene Enterotomie zum Ziele,
welche in jedem Falle in Betracht zu ziehen ist
Brückner (Dresden).
303. üeber Oxsnurla vermionlaris bei Kin-
dern und die Behandlang mit Naphthalin; von
AurelSchmitz. (Jahrb. f. Einderhkde. XXXIX.
2. 3. 1894.)
Schm. bespricht die Störungen, die durch
Qxyuren hervorgerufen werden kOnnen, und betont
die Unzulänglichkeit der bisher üblichen Behand-
long. Da sich die befirachteten reifen Weibchen
im Blinddarm aufhalten, ist von Elystiren und
T<m inneren IGtteln, die bereits im Dünndarm auf-
gesaugt werden, nicht viel zu erwarten. Schm.
hat auf die Anregung von Ungar hin Yersuche
an 46 Eindem mit Naphthalin angestellt Der
Darm wurde zunächst durch Brustpulver, Ricinusöl
oder Calomel entleert Alsdann wurde das Wtiei
in 8 Oaben (4 Pulver tftglich zu 0.15 bis 0.4, je
nach dem Alter) verabreicht, mit der Anweisung,
das Einnehmen möglichst zwischen die Mahlzeiten
zu verlegen und jede fetthaltige Nahrung zu ver-
meiden. Denn Naphthalin ist in Fetten und Oelen
löslich. Die Eur war 26mal von endgültigem
Erfolg. Bei 20 Eindem war der Erfolg kein
dauernder. Es muss jedoch fraglich erscheinen,
ob in vielen dieser Fälle nicht eine neue An-
steckung vorlag. Aus den Versuchen ergiebt sich
die praktische Regel, dass man das Naphthalin zu-
nächst 3mal verabreichen, aber die Gabe nach Ver-
lauf einiger Wochen wiederholen soll. Das Naph-
thalin wurde von den Eindem ohne grösseren
Widerstand genommen und gut vertragen. Nur
einmal trat Strangurie auf. Unterstützt wird die
Eur durch Darmausspülungen mit Liqu. Alum.
acetici (1 Esslöffel auf 1 Liter Wasser).
Brückner (Dresden).
304. De la eonstipation des noarrissons
et en particulier de la eonstipation d'origine
congenitale; par le Dr. Marfan. (Revue mens,
des Mal. de TEnf. XHI. p. 153. Avril 1895.)
Ein gesunder S&ugling hat in den 2 ersten
Lebensmonaten 3 — 4, in den folgenden 4 oder
5 Monaten 2 oder 3 und während des Bestes des
ersten Jahres und im zweiten 1 oder 2 Entleerun-
gen pro Tag. Die Verstopfung kennzeichnet sich
durch die Seltenheit und durch die festere Be-
schaffenheit der Stühle. Man darf jedoch die Ob-
stipation nicht mit der Seltenheit der Entleerungen
bei ungenügend ernährten Eindern verwechseln.
Die Ursachen der Verstopfung sind vom klinischen
Standpunkt aus zweierlei Art: vorübergehend und
habituelL Zur ersten Gruppe gehören 1) die Beten-
tion des Meconium, 2) die symptomatische imd
3) die durch mechanischen Darmverschluss ver-
ursachte eonstipation. Zur 2. Gruppe sind zu
rechnen die durch die Ernährung bedingte imd die
angeborene Verstopfung.
Die Retention des Meconium kann 2 — 3 Tage
dauern und hat gewöhnlich keinerlei Bedeutung.
Man darf jedoch nicht vergessen, dass auch Ver-
schluss der Analöfifhung oder auch eine angeborene
Verengerung des Darmes Ursache sein können.
In diesen Fällen ist chirurgische Hülfe nachzu-
suchen.
Die symptomatische Verstopfung kann febriler
oder nervöser Natur sein« Fieberhafte Erankheiten
pflegen im Beginne oft von Verstopfung begleitet
zu sein. Häufig wird sie jedoch bei Säuglingen
von Diarrhöe abgelöst, weil das Fieber und die
Obstipation die Gährung und Zersetzung in Magen
und Darm begünstigen und dadurdi Ursache einer
sekundären Gastroenteritis werden. Nervöse Ver-
stopfung findet sich besonders bei Meningitis
und Hydrocephalus und ist bedingt durch Spasmus
oder Parese der Muscularis des Darms.
Mechanisch bedingte (Konstipation tritt auf bei
166
YIL Geburtshülfe, Frauen- und Einderheilkunde.
Darminvagination, Einklemmung von Brüchen oder
Ähnlichem YerscUuss des Darmes. Sie zeichnet
sich .durch plötzliches und vollstSndiges Anhalten
der Eothmassen aus.
Chronische Yerstopfang kann Folge derEmäh-
nmg sein. Vielfach genügt Darrdohung von Kuh-
milch, um Obstipation hervorzurufen. Besonders
häufig findet man sie, seitdem pasteurisirte oder
sterilisirte Milch zur Em&hrung der Kinder ver-
wandt wird. Die Farbe der Fäces ist weisslich-
gelb und rührt davon her, dass ein Theil der Milch
nicht verdaut ist, nicht vom Mangel an Gallen-
farbstofP. Beweis dafür ist, dass Behandlung dieser
Stühle mit Aether genügt, um die gelbe Farbe
hervorzurufen. Ursache der hftrteren Beschaffen-
heit der Sedes ist der grosse Gaseinreichthum der
Kuhmilch (B oh n, Monti) oder ihre Armuth an
Milchzucker (Jacob i) oder Fett (Wiederhof er)
oder ihr üeberschuss an Kalksalzen (He noch).
M. ist der Ansicht, dass alle Faktoren gl^chzeitig
dazu beitragen, dieFfices fester zu machen. Manch-
mal folgt Verstopfung auch der Darreichung von
zu grossen Mengen von Amylaceen und hier ist
ebenfalls der Mangel an Fett die Ursache.
Die habituelle essentielle Obstipation tritt von
Geburt an auf und besteht während der ersten
2 Lebensjahre, manchmal sogar während des gan-
zen Lebens. Sie ist unabhängig von ungeeigneter
Ernährung oder einer Darmverengerung, sondern
ist bedingt durch eine abnorme Länge des Darmes
und durch die grosse Anzahl der Windungen des
S Bomanum bei gewissen Kindern. M. beruft
sich hierbei auf eine eigene frühere Arbeit und
auf die Untersuchungen Bourart's. Die von
Hirschsprung u. A. unter dem Namen der
congenitalen hypertrophischen Dilatation des Colon
beschriebenen Zustände haltM. für die schwersten
Formen seiner congenitalen essentiellen Constipa-
tion und giebt kurz die von den Einzelnen be-
schriebenen Falle wieder.
Die habituelle congenitale Stuhlträgheit be-
ginnt, wie schon erwähnt, mit der (Geburt Vom
ersten Tage ab muss man mit£[lystiren, Laxantien
und Purgantien, Suppositorien u. dgl. nachhelfen.
Oft bleiben die Kinder trotz dieser Mittel 2 oder
3 Tage ohne Stuhlgang. Während der Defäkation
muss das Kind starke Anstrengungen machen, was
sich durch Röthung und Verzerrung des Gesichtes
kundgiebt. Die entleerten Massen sind fest, pasten-
fdrmig, auch manchmal ganz trocken und haben
die Form kleiner Kugeln ; sie beschmutzen nicht
die Unterlagen und haben eine gelbliche oder
weissliche Farbe. Manche der Scybala sind mit
Blutstreifchen überzogen. Haben längere Zeit keine
Entleerungen stattgehabt, so stellen sich Tympar
nismus, Aufistossen, Appetitlosigkeit und Durst ein.
Der Leib ist nur wenig schmerzhaft und die
ßauchvenen 8i^d manchmal erweitert Die Palpa-
tion des Abdomen ergiebt, besonders in der CSkal-
gegend, oft mehr oder weniger voluminöse Fäkal-
massen. Man versäume nie die Digitaluntersucknng
der BeotumampuUe ; sie ergiebt mandimal die An-
wesenheit sehr fester Massen, welche die Ampulle
verstopfen.
In einigen Fällen findet sich auch Urinreton-
tion. Als Folgen dieser Gonstipation bilden sidi
Prolapse und Hernien, besonders des Nabek.
Häufig kann man Erscheinungen von Autointoxih-
tion beobachten, wenn die Verstopfung sehr an-
dauernd ist Eine unangenehme Beigabe bUden
die Analfissuren, da die Versuche der Defakation
Sohmerzäusserungen und einen reflektorischen
Krampf des Sphincter ani hervorrufen, der die
Entleerung noch mehr erschwert Auch Colitis,
sowie Typhlitis können die Verstopfung oompli-
dren.
Die Behandlung der durch unzweckmässige
Ernährung hervorgerufenen Koprostase besteht in
einer Aenderung der Ernährungsweise; für die
andere Oruppe empfiehlt M. Klysmata, Supposi-
torien, laxirende und pui^rende Arzneien, Elektri-
cität und Massage.
Den Vorzug unter diesen Mitteln giebt er dem
Lavement ; für hartnäckige Fälle räth er die Ein-
führung des Darmrohres an. Als Zusatz empfiehlt
er der Irrigationsflüssigkeit beizufügen Seeeah,
Glycerin oder Oel. Den Suppositorien setzt er
event Alo& oder Galomel zu. Stark wirkende
Arzneimittel sind im Säuglingsalter zu mäden.
M. empfiehlt für dieses Alter: Magnesia calo,
Manna, Gichoriensyrup , Podophyllin, Ricinus5l,
Senna, Scammonium, Galomel, Magn. citria und
sulfurica.
Als sehr rationell bezeichnet M. auch die An-
wendung der Bauohmassage. Zeigen sich Erschei-
nungen, die auf Occlusion sohliessen lassen, so
wende man zunächst die Ausspülung des Magens
an. Gelingt es nicht, manuell die Massen zu ent-
fernen, so benutze man die Elektricität Manch-
mal genügt eine einfache Faradisation, eine Elek-
trode im Rectum, die andere in der Gegend des
Golon ; anderenfalls versudie man den oonstanten
Strom als sogen, elektrisches Klysma nach Bou-
det: Das Bectum ist durch eine mit einem
metallenen Mandrin montirte Sonde mit Salzwasser
gefüllt Der Mandrin steht in Verbindung mit
dem positiven Pole; der negative ruht auf dem
Unterleib. Man verwendet einen Strom von 15 bis
20 Milliamperes. Nach 5 Minuten wird der Strom
gewechselt und aller 20 Sekunden unterbrochen.
Sitzung nicht über 10 Minuten. IXe Entleerung
erfolgt manchmal schon während der Sitzung,
manchmal erst nach mehreren Stunden. In
wenigen, ganz vereinzelten Fällen wird die Lapa-
rotomie oder die Anlegung eines Anus praete^
naturalis nothwendig. Baron (Dresden),
VliL Chiroigie, Augen- und Ohrenheilkunde.
167
VIII. Chirurgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
305. üeber die Verwendung elastiBoher
I4gataren sa Stielonterbindangen bei Laparo-
tomien; von Profi Dohrn. (Centr.-BLlOynäkoL
IVffl. 28. 1894.)
D. hat g^gen 300 Laparotomien, sowohl Ovario-
tomien, wie Hyomotomien, mit Gummiligatnren
vollendet. Er benutzt solide, glatte» 4 mm dicke
Schntlre, die durch einen Bleiring gezogen werden
und nach Compression des Bleiringes mit einer
Elemmzange in ihrer Spannung erhalten werden.
D. hebt die Sicherheit der Blutstillung durch die
einschnfirende Kraft besonders bei fleischigen Qe-
schwulststielen hervor. Man kann einen 5 cm
langen Oummifaden von 4 mm Dicke bis auf
25 cm ausdehnen und mit fast 1000 g belasten,
ehe er reisst Auch ist die aseptische Aufbewah-
rung besonders leicht Dass die Oummischnur
vollkommen glatt einheilt, konnte D. an einer
2mal operirten Er. nachweisen.
Olaeser (Danzig).
306. Ueber Sterilisation des Catgnt ; von
Dr. Krön ig. (Centr.-BL f. GynÄkoL XVIIL 27.
1894.)
Da weder Sublimat, noch IstQndiges Erwftrmen
anf 130^ im Stande sind, Catgut ySllig keimfrei
zu machen, auch das Xylol nicht YSllig genügt, so
wlhlte K. das Cumol, eine Kohlenwasserstoff-
verbindung, deren Siedepunkt zwischen 168^ und
170* li^ (zu beziehen von Orübler, Leipzig,
Bayrische Strasse).
Die Zabereitimg des Catguts in der Leipziger Künik
geschieht folgendermaassen : Der einzelne Gatgutfaden
wird zü einem Ringe von 4 Qaerfinger Durchmesser auf-
C' kelt mid mit Zwirn in der Form erhalten , im
ensohrank 2 Stunden lang auf 70<> erhitzt, danach
diiekt in Cimiol übertragen und hierin auf einem Sand-
te auf 155— 165<» C. 1 Stunde lang erhitzt Das Sand-
bad wird im Emailletopf von 17 cm Durchmesser und
14 cm Höhe hergestellt, da hinein kommt, zu Vs durch
te) Sand umgetoi, ein Becherglas mit Cumol, das, um
nicht entzündet zu werden, mit einem Drahtnetz bedeckt
wird. EmThermoregulator ist überflüssig. Dasrestirende
Cofflol ist wieder benutzbar. Aus dem Cumol wird das
Ostgut mit geglühter Pincette 3 Stunden lang in Petro-
leombeozin galegt und in Pe/Wschen Schalen, die natür-
Hch sterilisirt sind, ebenso wie das Benzingefilss, auf-
gaben. Der Eaden wird, je nach seiner Dicke, in 7 bis
13 Tagen resorbirt Eine zu schnelle Resorption ist nicht
nffiiohten. Gl aeser (Danzig).
307. üeber Desinfektion friaoher Wanden;
von Dr. A. Henle in Breslau. (Arch. f. klin.Chir.
lux. 4. p. 836. 1895.)
Die Wundinfektionskrankheiten und alle &hn-
lidi wirkenden Processe haben ein Anfangstadium,
ia dem sie rein lokale Processe sind. Nur die in
derniohsten Umgebung der Wunde verbleibenden
Bi^ktenen sind geffihrlich und es kommt daher bei
iet Frage nach dem Nutzen der Desinfektion nur
^imxd an, ob es mOglioh ist, die Wunde selbst
keimfrei zu machen. H. hat bei seinen Versuchen
gefunden, dass auch stark virulenten Strepto-
kokken gegenüber eine lokale Desinfektion m(3g-
lich ist, und zwar nach 3 Stunden noch vollstän-
dig, selbst nach 8 Stunden noch in beschrftnktem
Maasse. Dasselbe gilt gegenüber einer Beincultur
von Streptokokken.
Als Resultat seiner Untersuchungen stellt H.
folgende Sätze auf: 1) Die von Renault und
Bouley, Colin, Niessei^ und Schimmel-
busch gemachten Thierversuche in Bezug auf
Desinfektion von Wunden gestatten keine Schluss-
folgerungen auf die Zweckmässigkeit der Desinfek-
tion von menschlichen Wunden. 2) Die Versuche
von Messner und H. beweisen übereinstimmend,
dass eine lokale Desinfektion von Wunden inner-
halb der ersten Stunden durchaus erfolgreich ist
3) Da es beim Menschen fast ausnahmelos auf die
lokale Desinfektion ankommt, müssen wir, solange
keine einwandsfreien Beweise für deren Nutzlosig-
keit vorliegen, nach wie vor inücirte oder verdäch-
tige frische Wunden in der bisher üblichen Weise
desinficiren. P. W a g n e r (Leipzig).
308. De la traohöotomie d'nrgenoe dana
lea aooidenta gravea de Faneatheale generale;
par A. Poncet. (Lyon med. XXVIL 2. 1895.)
P. berichtet über 2 Aethemarkosen, in, denen
es plötzlich zum Aussetzen von Puls und Athmung
kam. Im 1. Falle wurden ^/^ Stunden lang alle
möglichen Wiederbelebungsversuche vorgenommen,
aber ohne Erfolg. Erst die Tracheotomie war von
Erfolg begleitet; leider starb die Er. aber dennoch
mehrere Stunden später an einem „prolongirten
traumatischen Shok^^
In dem 2. Falle wurde die Tracheotomie bereits
5 Minuten nach Einsetzen der schweren Erschei-
nungen ausgeführt; der Erfolg war ein rascher
und bleibender. /
Des weiteren theilt dann P. noch einen Fall
aus der Klinik von Howse mit, in dem wegen
Chloroform-Asphyxie mit Erfolg die Tracheotomie
vorgenommen wurde.
P. geht dann genauer auf die grossen Vorzüge
der Tracheotomie und der dadurch bedeutend er-
leichterten künstlichen Athmung in allen Fällen
von plötzlich auftretender Asphyxie ein und for-
dert, dass bei jeder allgemeinen Anästhesie die
Instrumente zur Tracheotomie bereit liegen.
P. Wagner (Leipzig).
309. Zar Entstehung der Aktinomykose
durch eingedrungene Fremdkörper; von Dr.
K Hummel in Tübingen. (Beitr. z. klin. Chir.
Xm 2. p. 534. 1895.)
H. berichtet über eine in der Bruns'schen Kli-
nik bei einem 24jähr. Kr. heohwchtete Aktinomykase
des Oberkiefers, bei der der Infektionsträger durch
168
TUL Chirurgie, Augen- und Okrenheilkunda
die mibx>Bkopische Untersuchung zweifellos alsBe-
standtheil einer Baferapehe nadigewiesen werden
konnte. Heilung durch Incision und Auskratzung.
Im Anschluss an diese Beobachtung theilt H.
12 Fälle aus der Literatur mit, in denen der Inf ek-
tionstrSger, meist eine Gerstengranne, sicher, und
zwar nicht blos aus der Anamnese, sondern durch
makroskopische oder mikroskopische Untersuchung
nachgewiesen wurde. Bei allen diesen Beobach-
tungen handelt es sich um relativ frische, erst seit
einigen Wochen bestehende Erkrankungen; in
den filteren Fällen von Aktinomykose wird der
Infektionsträger trotz aller Bemühungen meist
nicht mehr aufgefunden, weil er bereits ganz zer-
stört und aufgelöst ist.
Bekanntlich hat namentlich Bostroem die
Getreidegranne als Infektionsträger der Aktino-
mykose nachgewiesen und gefunden, dass sich
beim Austrocknen der Grannen Lufträume in ihrem
Inneren bilden, in die der Aktinomycespilz ein-
dringt und wo er sich üppig entwickelt
P. Wagner (Leipzig).
310. Ein Beitrag Eor Aetiologie der Zungen-
aktinomykose; von Dr. J. Jurinka in Graz.
(Beitr. z. kUn. Chir. XIIL 2. p. 545. 1895.)
46jähr. Er. mit einer seit mehreren Monaten ent-
standenen, circamscripten, kngligen, harten, nicht flok-
toirenden, kirschgrossen OeaekmUst am linken 2!ungen-
rande. Excision der Geschwulst, Naht, Heüung, Die
mikroskopische Untersuchung ergab, dass es sich um
Aktinomykose handelte. In den Aktinomyceskömem
fanden sich Theile einer Oerstengranne eingeschlossen,
aus deren Lufträumen die Aktinomyoespilze pinselförmig
auswuchsen . Die Grannen sassen mitten im Aktinomyces-
kom in seinem Entwickelung- und AVachsthumcentrum
und die Pilze hatten ihre einstigen "Wirthe und Wohnung-
geber umwuchert und eingescmossen.
P. Wagner (Leipzig).
311. Ueber Aktinomykose deslCagens und
Darms beim Mensohen; von Dr. A. Grill in
Tobingen. (Beitr. z. klin. Chir. XIIL 2. p. 551.
1895.)
G r. theilt aus der B r u n s 'sehen chirurgischen Klinik
4 kürzlich beobachtete Fälle von ahdomineüer Aktino-
mykose mit
Im 1. Falle, 26jähr. Mann, hat die Sektion mit aller-
grösster Wahrscheinlichkeit die Mtigemaand als Ein-
gangspforte ergeben. Die 3 anderen Fälle, 45jähr. und
39jfihx. Frau, 47jiÜir. Mann, haben ihren Ausgang vom
Darme genommen.
Diese letzteren Fälle sind jener grossen Zahl
von Beobachtungen beizuzfthlen, bei denen der pri-
märe Herd irgendwo imlntestinaltraotus angenom-
men werden muss, ohne dass es mOglich wäre,
Zeit und Stelle der Invasion mit Sicherheit anzu-
geben. Gemeinsam ist ihnen das Fehlen jeglicher
Erscheinungen von Seiten des Darmes, femer die
überaus langsame Entwickelung der Krankheit
und der Aufbruch in der Ileocökalgogend.
Im Anschlüsse an seine Beobachtungen theilt
Gr. 107 Fälle von DarrnakHnamykose aus der
Literatur mit, und zwar 6 Fälle, in denen die In-
vasion vom Dünndarm erfolgte; 45 Fälle, in denen
die Invasion vom Ooecum und IVoe. vermiform. ans
erfolgte; 8 Fälle, in denen die Invasion vom Oolm
aus erfolgte; 12 Fälle, in denen die Invasion vom
Rectum aus erfolgte. In den übrigen Fällen war
die Eingangspforte unsicher.
Ein genaues E[rankheitsbild der Darmaktino-
mykose beschliesst die Arbeit
P. Wagner (Leipzig).
312. Einige kritische Bemerkungen sor
Erebsheilsenimtherapie von Emmerich uid
Scholl; von Dr. W. Petersen in Heidelberg.
(Deutsche med. Wchnschr. XXL 20. 1895.) j
Die Arbeit enthält eine herbe, aber unseres
Erachtens vollkommen gerechtfertigte Kritik der
),E[rebsheilBerumtherapie" von Emmerich und
ScholL
„Nichts schadet dem Fortschritt und dem An-
sehen der Medicin mehr, als die Hast und die
Ueberstürzung, mit der viele ihrer Vertretö' unge-
nQgende Beobachtungen als neue Wahrheiten und
grosse Entdeckungen ausrufen. Durch die viel-
leicht ganz unnöthigen Nachprüfungen wird zweck-
los Kraft und Zeit vergeudet; durch den oft unve^
meidlichen späteren Misserfolg und Widerruf wird
das Publicum verwirrt und misstrauisch gemacht
und verliert mit dem Glauben an die so hodi-
gepriesenen neuen scheinbaren Heilmethoden anoh
den Glauben an die alten sicheren und bewähgim
Methoden der wissenschaftlichen Medicin; dum
werden allerdings die Patienten sohaarenweiae
Dilettanten und Pfuschern überliefert oder sie Ye^
säumen doch den richtigen Zeitpunkt, die Hülfe
unserer Wissenschaft in Anspruch su nehmoi
Einem solchen Treiben kann nicht früh genug und
nicht energisch genug entgegengetreten werden.*^
P. Wagner (Leipzig).
313. Zar Behandlung des Krebaes vtt
Erebasemm; von Dr. Freymuth in Dandg.
(Deutsche med. Wchnschr. XXI. 21. 1895.)
Fr. hat das „Erebsheilserum^' in ' einem Ealld
von inoperablem Garcinomrecidiv der Mundhöhle
angewendet Der bereits äusserst kachektische
Er. ging rasch zu Grunde, nachdem eine rapide
Schmelzung des ganzen Tumor eingetreten war.
Weiterhin versuchte Fr. das Serum bei einem Kr.
mit recidivirender sarkomat5ser Epulis am hin-
teren Umfange des rechten Oberkiefers.
Fieber oder eine Örtliche Reaktion war bei dem
1. Er. niemals eingetreten; bei dem 2. Er. ent-
wickelte sich nach der 4. Injektion ein sehr hef-
tiges Erysipel des grOssten Theiles des Gesichtes.
Von diesem „Pseudo- oder aseptischem Eiyaipel''
wurde die I^u des Er., die ihn pflegte, inficirt
und bekam ein von einem kleinen Ulcus crur. aus-
gehendes Erysipel des UnterschenkeLs. Diesee
sogen, aseptische Erysipel ist also gelegentlich
infektiös, was von Arzt und Pflegepersonal wohl
zu beachten ist [Zustand des 2. Er. nach den
Impfungen ?] P. W a g n e r (Leipzig).
ytH Chirurgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
169
314. Zur KrebsbehandJliing mit Brysipel-
sentm; von Prof. P. Br uns in Tübingen. (Deut-
sche med. Wchnaöhr. XXI. 20. 1895.)
Br. hat 6 Er. seiner Klinik mit dem Em-
merich'echen EryBipelserum behandelt; 4 Er.
littoi an Carcinomen, 1 an Sarkom, 1 an malignem
Lymphom. Yor dem Beginne der Injektionen
wurde in allen fUllen eine Probeezcision aus dem
Tamor vorgenommen und die Diagnose anch mikro-
skopisch festgestellt In keinem FbUe ist eine Ein"
Wirkung der Injektionen auf das WaehsÜium der
Neubiidung, weder SHÜeümd, noch Verkleinerung
oder Vera^ncinden der OeeehwuHet eingetreten. Von
flblen Nebenwirkungen haben sich in 3 FUlen
umnittelbar nach der Einspritzung AnfUle von
kteerer Dauer eingesteUt, die sieh in plötzlicher
schwerer Störung der Athmung und Herzth&tig-
keit äusserten und oft einen recht bedrohlichen
Orad erreichten« Ausserdem ist in allen Fällen
eine mit der Menge des eingespritzten Serum zu-
nehmende Temperatursteigerung, sowie entspre-
chende Störung des Allgemeinbefindens gefolgt
h einem Falle trat ein Stägiges hohes Fieber mit
ftosaerst heftigen Gliederschmerzen auf. Die Ur-
sache dieser üblen Nebenwirkungen ist wohl auf
einen nicht sterilen Zustand des benutzten Serum
zur Qckzuführen. P. W a g n e r (Leipzig)»
316. IMe Beeinflnsrang maügner Ifeabfl«
dongen dnroh eine künstlich ersengte asep«
ttsche EntKündmig ; von Dr. Eronacher in
MQnchen. (Centr.-Bl. f. Chir. XXTT. 20. 1895.)
Gegenüber den durch Bakteriengifte erzeug-
ten Entzündungen zeichnen sich die durch che-
mische Eörper, z. B. Terpentinöl, hervorgerufenen
lokalisirten Bntzündungen durch Ungef&hrlichkeit
ans, selbstverständlich bei geeigneter Yerdünnung
des Entzündungerregers. Bei streng aseptischer
Tedmik kann man mit einem solchen Mittel, je
nachdem man es verdünnt, alle Stadien einer Ent-
sflsdung, vom leichtesten entzündlichen Oedem bis
znr schwersten Phlegmone hervorrufen.
Er. hat nun zunächst an nicht operablen Car-
cinomen aseptische Entzündung durch Terpentin
in geeigneter Verdünnung erzeugt und danach
i,Behr beachtenswerthe Veränderungen der Neu-
bildung'* feststellen können. Er wird an anderer
Stelle auaflihrlich über seine Versuche berichten;
Tcrläofig fordert er noch nicht zur Nachahmung auf»
P. Wagner (Leipzig).
316. Oontribatlon k i^itade deekyiteeder-
Midee tmnmattqiies; par R. LeFort (Revue
de Chir. XIV. 12, p. 1013. 1894.)
Le F. theilt 4 SUle von traumatischen BpUhelr
qfifenmit:
1) 23|ähr. Mann mit traumatischer Epitheloyste der
Bind. Die nnssgrosse Geschwulst hatte sich innerhalb
8 Jahien nach dem Traoma entwickelt.
2) 2^S]ir. Mann mit £pithelcy ste der Regio mastoidea,
coistsnden nach einem 13 Jahre früher erlittenen Trauma
(Beobsohtnng von Gironde).
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft 2.
3) 35jfihr. Mann mit in der Mitte der An|;enbraae
sitzender Dermoidcyste, deren Entstehung auf ein vor
14 Jahren erlittenes Trauma zurückging (Beobachtung
von Rollet).
4) 26jähr. Mann mit einer mit Eiterung in der Pen«
pherie einhergehenden traomatisohen Dermoidoyste an
der hinteren äusseren Seite des Oberschenkels.
Auf Grund eingehender experimenteller und
pathologisch-anatomischer Untersuchungen gelangt
Le F. zu folgenden Schlusssätzen: Die traumati«
sehen Epithelcysten kommen fast ausschliesslich
an der Hand und an der Iris vor. Sie entwickeln
sich aus einem durch eine Gewalteinwirkung in
die Tiefe der Gewebe eingeschlossenen Hautstück-
chen, welches nur sehr klein zu sein und nur aus
Epidermis zu bestehen braucht (retn6J^?ift«fe^8<0n).
Das in die Tiefe getriebene Hautfragment braucht
nicht vollkommen abgerissen zu sein, es kann mit
den tieferen Geweben in Zusammenhang geblieben
sein und seine Gef&sse und Nerven, selbst seine
DrOsen und Haare erhalten haben (traumatische
Dermoidcysten). In seltenen FUlen wird auch ein
vollständiges Stück Haut in die Tiefe gerissen.
Das in die Tiefe getriebene Epidermis- oder Haut-
fragment bildet stets nur einen, häufig ganz kleinen
Theil der Cjrstenwand, deren übriger Theil aus von
den Rändern des Hautfragmentes ausgehendem
Narbengewebe gebildet wird.
P. Wagner (Leipzig).
317. Zur Totalexstirpation des Kehlkopfes ;
von J. Rotter. (BerL klin. Wchnschr. XXXIL 6.
1895.)
Die Totalexstirpation des Kehlkopfes beiCarci-
nom hat sich bisher in der Praxis noch nicht ge-
bührend eingebürgert, einmal wegen der Lebens-
gefährlichkeit der Operation, die hauptsächlich
darauf beruht, dass sich bei dem bisher ühHchen
Yerfahren so oft Halsphlegmonen, Peritracheitis,
Mediastinitis und Lungenafifektionen anschlössen,
sodann wegen der schmerzhaften und langdauem-
den Nachbehandlung. Beide üebelstände hingen
im Wesentlichen damit zusammen, dass man bisher
die breite Oeffnung zwischen der WundhOhle und
der Bachenhöhle nur mit Jodoformgaze ausstopfte
und sich erst langsam per secundam schliessen
liess. Bardenheuer hat diesen üebelständen
zuerst dadurch abgeholfen, dass er zwischen Bachen-
hOhle undWundhOhle eine Scheidewand herstellte,
indem er die Schleimhaut zusammennähte und
darüber die Wundhöhle austamponirte. Die Nähte
schnitten aber bei dieser Art der Behandlung ge-
wöhnlich bald durch die dünne Schleimhaut durch,
wodurch die Verbindung zwischen Wundhöhle
und Bachenhöhle bald wieder hergestellt wurde.
Poppert hat deshalb schon anstatt der eInfBohen
eine zweireihige Sohleimhautnaht angelegt und
darüber die Haut etwas zusammengezogen. B. hat
die Methode noch weiter verändert, indem er nicht
nur eine zweireihige Schleimhautnaht anlegte, son-
dern darüber nodi die beiderseitigen Stümpfe der
bei der Operation vom Kehlkopf abgeschnittenen
22
170
YIEL Chirorgie, Augea- und Qhrenlieillnmde.
Maskelii miteinander in der Mittellinie vemShte
und darQber die Haut bis auf die Wund winkel ver-
einigte. Dadnich bekam die den Rachenraum ab-
sohliesaende Wand eine aolche Festigkeit, dass der
Kranke unmittelbar nach der Operation schlucken
konnte und die SohlundsondenernAhrung ganz über-
flüssig wurde. Der weitere Verlauf gestaltete sich
bei dem 72jfihr. Ejt. ganz ausserordentlich günstig.
Schon 1 Woche nach der Operation konnte er das
Bett verlassen und im Zimmer spazieren gehen.
Die Schmerzen und Unbequemlichkeiten derNach-
behandlimgsperiode werden durch dieses Verfahren
nach R. „etwa auf das Maass derjenigen einer
Tracheotomie^' herabgesetzt Es musste hier natür-
lich auch der künstliche Kehlkopf etwas anders
gestaltet werden. WShrend der Oussenbauer-
Wolff'sche Kehlkopf fast ganz innerhalb der
Weichtheile liegt, kommt hier der stimmtragende
Theil an dieKörperoberflAche, vor die neugebildete
vordere Rachenwand zu liegen. Das untere Ende
des künstlichen Kehlkopfes li^ in der Trachea,
das obere Ende geht durch eine kleine Fistel, die
sich bei dem Kranken dicht unter dem Zungenbein
spontan gebildet hatte, nach dem Pharynx.
Rudolf Heymann (Leipzig).
318. Bie SterbUdhkeit bei 2668 in der
königliohen ohinugisQlien Univendt&tsklinik
SU Berlin behandelten FSIlen von Diphtherie;
von Dr. V. Hirsch. (Arch. f. klin. Chir. XTjTX,
4. p. 888. 1895.)
Vom 1. Jan. 1884 bis 31. Juli 1894 wurden
in der Berliner chirurgischen Universitätsklinik
2658 Diphtheriekranke behandelt, von denen
1396 ■» 52.50/0 Starben. Die Frequenz sowohl
wie die Mortalität waren im Anfange und am
Schlüsse des Jahres am gr5ssten, in der Hitte am
geringsten. Die grösste Frequenz hatte der October,
die geringste der Juni aufzuweisen ; die Mortalität
war im Mai am grössten, im September am ge-
ringsten. 72 Fälle betrafen Erwachsene (11.1%
Mortalität). Im l.Lebenqahre betrug die Mortalität
88.3%; im 2. 82.5%; dann ging sie mit dem
Alter der Kinder allmählich herunter.
1654 Kr. i» 62.2% wurden tracheotomirt ;
von diesen starben 1135 — 68.7%. Von 320
innerhalb der beiden ersten Lebensjahre Tracheo«
tomirten starben 296 — 92.5%. Von 10 er-
wachsenen Tracheotomirten starben 8 ■» SO^j^
Seit 1. Aug. 1894 wird jeder Diphtheriekranke mit
den Behring 'sehen Seruminjektionen behandelt
P. Wa g n e r (Leipzig).
319. Berioht über die im Landkranken*
iianae an Hanau in der Zeit vom L Apxü 1881
bia Ende Deoember 1888 aoagefOhrten Traoheo-
tomien bei Diphtherie; von Dr. W. Ambro-
s i u s. (Deutsche Ztschr. f. Chir. XL. 5 u. 6. p. 437.
1895.)
Die Bericfatzeit umfasst 99 Traoheotomien
wegen Diphtherie mit einem Heilungsprocent von
46.5. A. tfaeüt die 99 Tradieotomien zeitlich in
2 Perioden ; die erste, bis Ende September 1892
reichende umfasst 54 Operaticmen mit 26^/| Hei-
lungen ; die zweite, von Anfang October 1892 an-
gehende Periode umfasst 45 Tradieotomien mit
71^/0 Heilungen. Diese auffallende Bessenmg in
dem Resultat wahrend der 2. Periode ist ledig^
darauf zurückzufahren, dass wesenfliöh weniger
Kinder (statt 48.2 nur 11%) an deseendkrendm
Oroup gestorben sind.
Die ausserordentlich günstigen Besultate der
2. Berichtsperiode können in der Hauptsache nur
auf die von dieser Zeit an geübte Behandlung be-
zogen werden: 1) Langenbuch'sche Tampo-
nade des oberhalb der Kanüle gelegenen Luftröhren-
abschnittes von der Trachealwunde aus mit Jodo-
formgaze; 2)principielleAusrihimungderTracheal-
membranen mittels Böseres Bin^i&kchens mit
nachfolgender zweckmässiger und genügender
Sublimatauspinselung der Luftrühre. Hierzu wur-
den in ^/sprom. Sublimatlüsung getauchte, sterili-
sirte Federn benutzt
Mit einer einzigen Ausnahme wurde stets die
Traoheot sup. nach Böse ausgeführt
P. Wa g n e r (Leipzig).
320. ITeber den Eobinoooooiui der flohfld-
drfise; von Dr. A.Henle in Breshin. (ArdLÜ
klin. Chir. XTiTX. 4. p. 852. 1895.)
H. berichtet zunfichst aus der Breslauer chi^
urg. Klinik über eine ^^^ff^isefte SdiUddrüsengest^unilä
bei einem 18jfthr. Madchen, die sich bei der er
folgreichen Operation als «ne EMnoeooataßytU
erwies. Bmkmg.
Im Anschlüsse hieran theilt H. aus der Literatur
17 weitere lUle von Sohilddrfiaen-Ekdiinoooooos
mit Bei 3 anderen FUlen ist es fraglidi, ob der
Tumor in der That ein Echinococcus und ob sein
Sitz die Schilddrüse gewesen ist
Paihohgi$(iiHmatomisi^ findet man in der Sdiild-
drüse Eohinoooocuscysten mit und ohne Tochte^
blasen, mit und ohne Soolioea. Das umgebende
Sohilddtüsengewebe wird wie beim Cysten- oder
auch Knotenkropfe mdur oder weniger atrophisch.
Bei Qrüsserwerden der Cyste kommt es zu Yer-
drftngung und Quetsdiung der Naobbaroigiiie
(Luft-, Speiserühre, N. recurrens). Ausserdem aber
kommt es leicht zu Yerttterung des BchiBocoocns-
inhaltes und zu entzündlichen YerwaohsuBgeii des
Echinooocoussaokea mit der Nachbarschaft. Natfl^
lidi kann der Echinococoos in dar Sdiilddrüse die
gleichen regressiven Metam<Nrpkoa6n dmohmsflliffl
wie in anderen Organen.
Bei den l^fn^9iomen muss man streng unter-
scheiden zwischen den allgemeinen Kropfsympto-
men, die denen des einfachen oder mehrfachen
Cystenkropfes gleichen, und den für fiohinocoooos
charakteristischen Symptomen. Letztere, nameot-
lich auch das Hydatidenschwirren, lassen uns b«
der Schilddrüse vollkommen im Stich, so dass eiae
YDL Ghinugie, Augea- und OhrenlLGilkaiLde.
171
8utoe Diagnoee des Eohinocoocos wohl immer
ovt auf dem Operations- oder gar Sektionstische
gestellt werden wird. Auch die Probepunlction
tonn im Stiche lassen. Anders liegen die Yer-
hfltnisse nur, wenn auch in anderen Organen der
betr. Kranken Echinc^okken nachge3Kriesen sind.
Man wird dann viel eher auf die Yermuthung
kommen, dass ein gleichzeitig bestehender cysti-
scher Tumor der Schilddrüse auch ein Echino-
oocoQs sei.
Wild der Bohinocooous nicht operirt, so giebt
er eine sehr viel schlechtere Pro^noae als die
Kropfojste. Von 18 Kranken sind 4 ihrem Leiden
ram Opfer gefallen. Wird der Echinococcus zur
lechten Zeit operirt, dann ist die Prognose durch-
aus günstig.
Die beste Umrapk ist eine breite Incision, die
einen Tollkommenen üeberblick der Innenfläche
der Cyste erlaubt und demnach ein sofortiges aus*
giebiges SSntfernen sfimmtlicl^er Fremdkörper mög«
lieh macht. Die Nachbehandlung besteht in Naht
und Drainaga Bei sehr grossen und starren Echino-
eoocussäcken exstirpirt man einen TheiL Die
Enncleation des ganzen Sackes ist wegen der ent-
ziSndlicben Verwachsungen mit der Umgebung
schwieriger und complicirter und führt nicht
sicherer und auch nicht schneller zum Ziele als
die Inoision oder Excision.
P. Wagner (Leipzig).
321. Bin Fäll von Anearsrsma arterio-yeno-
ram tramnatioiun der linkaeitigen Sohlüasel«
beIngefiuMe; von Dr. &. Wedekind in Berlin.
(Deotsohe med. Wchnscfar. XXI. 16. 1895.)
W. berichtet ans der chirarff. Abtheilong Friedrichs«
luun in Berlin über eine StidiyerletzTmg der linken
ScUnsselbeingeiasse bei einem 22j&hr. MaDne. Schwere
Blutang, die auf einen einfachen Compressionsverband
hin stud, ohne dass stärkere Herzschwäche eingetreten
vire. Erst am 5. Tmc nach der Yerletznng konnte bei
dem Schwirren in derÜmgebang derWmide and ans dem
Sohwächersein des linken Badialpulses die Diagnose auf
Verktxung der Art, und Vena subclavia gestellt werden.
Fat ist jetzt, 7 Mon. nach der Verletzung, ohne alle Be-
schwerden.
Dass in diesem Falle nach festgestellter Dia-
gnose einer Verletzung der Schlüsselbeingef&sse
nicht unterbunden wurde, rechtfertigt W. in seinem
Falle (ebenso wie fOr andere ähnlich verlaufende
mie) aus folgenden OrQnden: 1) Die primäre Blu-
tung war eine verhältnissmässig geringe. 2) H(k)hst-
vahrscheinlich handelte es sich um eine gleich-
leitige Verletzung der Arterie und Vene. 3) Es
erfolgte keine Wamungsblutung. 4) Der Fat stand
andauernd unter sorgfältiger ärztHcher Beobach-
tang, so dass die Unterbindung erforderlichen Falles
jeden Tag gemacht werden konnte.
P. Wagner (Leipzig).
322. Bedrenenr und Kessapparat. Ein
Bairog xur Therapie der fixkien Skoliose; von Dr.
C. Hüb scher in BaseL (Beitr, z. klin, Chir. XIII.
1. p. 209. 1896.)
Zur Behandlang der Skoliosen 2. und 3. Grades hat
H. einen Redressionsapparat und einen MessappareU
constroirt, deren genaue Beschreibung in der mit einer
Reihe von Abbildungen versehenen Originalarbeit nach-
zulesen ist. Der Messapparat ermöglicht die Messung
des im Redresseur befindlichen Kindes und das so er-
haltene Messbild der corrigirten Yerkrümmung gestattet,
einen Schluss auf die Prognose zu ziehen. Der Mess-
apparat arbeitet rasch und sicher. P. W a g n e r (Leipzig).
323. Lokales traumatisohea Hautemphysem
nach Laparotomie; von Dr. Max Madiener.
(Münchn. med. Wchnsohr. XLI. 24. 1894.)
M. theilt 4 Beobachtungen von lokalem Haut-
emphysem der Bauchdecken nach Laparotomie mit.
Die Entstehung des Emphysems ist mit Wahr-
scheinlichkeit auf Erbrechen zurückzuführen, das
in allen 4 F&llen nach der Operation auftrat und
in dessen Verlauf die in der Bauchhöhle zurück-
gebliebene Luft in die Haut der Bauchdecken
eingepresst wurde. Zum Zustandekommen des
Emphysems disponirt Beckenhochlagerung und
mangelhafte Vereinigung der Bauchwunde, wie
sie besonders bei der Ventrofixation im unteren
Wundwinkel leicht erfolgt. In zwei der Beobach-
tungen handelte es sich um diese Operation.
Brückner (Dresden).
324. Fallaf nedsvmdmagskölljnIngSBlang;
extraktion genom kolotomi; heisa; opereradt
af Dr. Ekehorn, medd. af John LandstrOm.
(Hygiea LVIL 2. s. 198. 1895.)
Eine 33 Jahre alte Nähterin, die sich wegen einer
Magenstörung den Magen selbst auszuspülen pfl^te,
wurde am 15. Oot. 1894 während dieser Prooedur ohn-
mfiohtig und, als sie wieder zu sich kam, war nur noch
der OMre Theil des durch eine OlasrÖhie in 2 Iheüe
Sth^ten Bohres vorhanden. Fat fühlte sehr heftigen
üokenden Schmerz im Halse mit starker Athenmoth,
beides dauerte aber nicht lange; nun trat äusserst hef-
tiges, anfangs blutiges Erbrechen auf, das bis zum 17. Oct
anhielt Immer hatte die Er. heftigen Schmerz in der
Magengegend. Am 16. hatte sie von einem Arzt ein
Lanrmittel und ein grosses Elystir bekommen, am 17.
wurde sie im Lazareth yonHemösand aufgenommen. An
demselben Tage hatte die Er. das Gfefühl, als ob sich der
fremde EÖrper aus dem Magen entfernte, an den näch-
sten Tagen stellten sich kolilähnliohe Schmerzen ein, die
bisweilen sich fast zu krampfartigen AnflUlen steigerten.
Durch die Untersuchung liess sich der fremde Eörper
nicht deutlich nachweisen, erst am 22. Oct fühlte L. in
der rechten Fossa iliaca deutlich einen Strang, der aber
doppelt war. Auf das Drängen der Er. wurde noch an
demselben Tage ein 10 cm langer Laparotomieschnitt in
der Linea alba, zum grössten Theile oberhalb, zum klei-
neren Theile unterhiub des Nabels und nach links von
ihm, gemacht Der Magen war leer, aber der fremde
Eörper konnte mit Leichtigkeit im Colon ascendens ge-
fühlt werden, und zwar konnte man feststellen, dass das
Rohr zusammengeknickt war und die geknickte Stelle nach
vom lag; durch eine ungefähr 3cm lange, längs ver-
laufende Incision an der Stelle, wo das zusammengeknickte
Ende lag, liess sich der fremde Eörper leicht entfernen.
Die Darmschleimhaut wurde mit Catgut genäht, die
Nähte der äusseren Darmwand bestanden aus feiner Seide.
Der Verlauf war günstig und zur Zeit der Mitthdlung
(11. Nov.) war Fat fast ganz hergestellt Der entfernte
Schlauch war 48 cm lang und 11 mm dick.
L. wirft die Frage auf, wo die Eniokung des
Scblaucbes entstanden sei, und neigt zu der wohl
172
YIIL Ghinugie, Augen- und Ohrenheilkunde.
zweifellos richtigen Ansicht, dass sie im Magen
und nicht im Darme entstanden sei. Der Fort-
gang des fremden Körpers lässt sich nach den
Symptomen und dem OefOhl der Kr. übereinstim-
mend ziemlich genau verfolgen, demnach hatte er
3 Tage im Magen verweilt und binnen ungefähr
4 Tagen war er bis in das Colon asoendens ge-
langt Ohne die Operation wäre ein günstiger
Ausgang mindestens imsicher gewesen, da der
Schlauch ziemlich fest und starr und noch dazu
zusammengeknickt war, so dass er nur schwer
durch die ziemlich fixirtenBlexuren des Dickdarms
hindurchgegangen sein würde, während die Dünn-
därme weniger Widerstand boten.
Walter Berger (Leipzig).
325. Drei Eille von traumatifloher Leber-
verletBong; von Dr. K. Zeidler in Petersburg.
(Deutsche med. Wchnschr. XX. 37. 1894.)
Z. theilt aus dem Fetersborger GbaohofQiospitale
3 Fälle von iraumcUiseher Leberverktxtmg mit, in denen
mit günstigem Erfolge die Laparotomie vorgenonmien
und die Blutung gestiUt wurde. Letzteres geschah mit
Hülfe des PogueMrt'sohenThermokaater und durch Jode*
formgazetamponade. Im 1. Falle handelte es sich um
eine svbcuUme Lebermptur in Folge Ueberfahrens bei
einem 16 jähr. Er., im 2. und 3. Falle um Stich-Schnitt"
iounden bei einem 16-, bez. 28jähr. Kranken.
P. Wagner (Leipzig).
326. Bin Fall Yon Fiatnla ileo-vaginalis
oafolnoinatofla dnroh Darmaoasohaltimg ge*
lieilt; von Dr. v. Erlach in Wien. (Wien. Min.
Wchnschr. Vm. 24. 1895.)
Bei einer 4()jSlir. Er., bei der der oardnomatose
Uteras gfinzlioh entfernt worden war, bildete sich in
Folge lokalen Beddives eine caroinomatöse Beovctginal»
fistel. Allmählich entleerte sich fast der ganze Darm*
Inhalt durch die Vagina. Das Garcinomreddiv nahm die
ganze Euppe der Vagina ein, so dass eine einfache An-
frischnng der Fistel tmd Naht vollkommen ausgeschlossen
waren.
Laparotomie in Trendelen burg'scher Becken-
hochlagening. Vollkommene Äussehalhmg einer 30 cm
langen, mit dem Carcinom vertoaeheenen Darmeehlinge,
Vereinigung des zuführenden Darmrohres mit dem ab*
führenden. Glatte Heilung. Erholung der Er., relatives
Wohlbefinden. Tod 10 Monate später an Cardnom-
Marasmus, Sektion nicht gestattet
P. Wagner (Leipzig).
327. Ezatirpation einer Wandermils mit
Achaendrehong des Stieles ; von Prof. M. Bunge
in OOttingen. (Berl. klin. Wchnschr. XXXIL 16.
1895.)
Vergröseerte Wandermilx^ die einer 21jähr. Er.
mittels Laparotomie exstirpirt wurde. Das lang aus-
^zogene Lig. gastro-liraiale war mit dem Schwanz des
Panbreas einmal um seine Achse gedreht Heilung.
Vor der Operation keine Vermehrung der weissen Blut-
körperchen ; vom 5. Tage nach der Operation an starke
Vermehrung der weissen Blutkörperchen ohne wesent-
liche Verminderung der rothen. In der 4. Woche näherten
sich die BlutverhStnisse allmählich der Norm. Eeina
Lymph- oder Schilddrüsenschwellung.
P. Wagner (Leipzig).
328. Die Behandlimg der Wandermils
durch Splenopezifl; von Prof. Bydygier in
Erakau. (Wien. klin. Wchnschr. Vm. 24. 1895.)
Von 48 Er. mtidiopaihiaeher Ißk/ijergrösserung
und Wandermüzj bei denen die Sjplenekfotim vor-
genommen wurde, sind 15 «» 31.2^/f gestorben.
Dies beweist hinlänglich, dass die Splenektomie
auch bei der Wandermilz eine nicht ungefShrlidie
Operation ist Hierzu kommt, dass es für den
E5rper nicht ohne Belang sein kann, ob man solch
ein wichtiges Organ entfernt oder nicht Aus
diesen Gründen hat R. in einem Falle von Wander-
milz von der Splenektomie abgesehen und die
ßphnopeocia vorgenommen. Abgesehen von der
Gt^iahr der Blutung aus den Stichkanälen mxm
man bei der Befestigung der Milz an ihrer nor-
malen Stelle besonders darauf bedacht sein, dass
diese Befestigung dauernd bleibt
R beschloss daher, die Milz in eine Tasche ni
stecken, die er mdb. durch Ablösen des paiietakii
Peritonäalblattes von der inneren Bauchwand vi
bilden beabsichtigte. Auf diese Weise erhalt man
eine feste Grundlage, die das Wiederherabfallen
der Milz verhindert; andererseits braucht man die
Mehrzahl der Befestigungsnfihte nicht durdi das
Milzparenchym selbst zu legen, sondern nur das
Lig. gastro-lienale an den Rand der Tascdie festni-
nähen. Die Technik der Operation ist in der mit
einigen Abbildungen versehenen Arbeit nachzulesen.
Der Erfolg war in dem FalleR's sehr gOnstig.
Die Milz befindet sich auch jetzt noch nach mehr
als 3 Monaten an der normalen Stelle, so dass ein
Herabfallen nicht mehr zu befürchten ist
P. Wagner (Leipzig).
329. Zur ohinirgisohen Behandlimg der
Zwerohfellrapttiren; von Dr. C. Sohlatter in
Zürich. (Corr.-BL f. Schweizer Aerzte XXV. 12.
1895.)
Den wenigen bisher bekannten Fällen von ^ücklich
verlaufener operativer Behandlmig der Dia^ragma-
hemien fägt Sohl, die Eraniengeschichte eines 29jälir.
Pat bei, bei dem er nach einer, Pleura und Abdominal-
hohle perfoiirenden Stich Verletzung, durch die Netz in
die Pleorahöhle ausgetreten war, die Zwerehfellnaht nach
Reposition des Netzes mit bestem Erfolge durchfohrte.
Vollkommene Heilung. P. W a g n e r (Leipzig).
330. De la pyloreotomie; par le Dr. 0 ha-
put (Blandie mM. I. 8. 1894.)
J)iel)^larekiami6 soll nach Gh. nur bei kleiner,
beweglicher Geschwulst vorgenommen werden,
vorausgesetzt, dass keine Drüsenschwellungen
nachweisbar sind. Am sichersten ist es, Magen
und Duodenum durch eine dreireihige Naht sicher
abzuschliessen und eine Gastroenterostomie anzu-
schliessen. Bei Narbenstenosen ist letztere Opera*
tion überhaupt vorzuziehen.
P. Wagner (Leipzig).
331. Dea calonla appendioulairee; par G.
B 0 c h a z. (Bevue m6d. de la Suisse rom. XTV. 12.
1894.)
Die Arbeit gründet sich auf das Eranken*
material von Boux, der unter 200 lUlen yon
VJll. Ohimrgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
173
MtigMüis 65mal Steine oder Conkretionen des
Warmfbrtsatzes fand. 63mal handelte es sich um
einea oder mehrere Eothsteine, meist von cylindri-
Bcfaer, länglicher Form ; nur 2mal waren Fremd-
kjlrper vorhanden (Kerne von frischen Weintrauben).
R. kommt zu folgenden SohlusssAtzen : Die
Jppmdieüis wird meist durch Eothsteine hervoiv
gerafen, auch wenn man diese bei der Operation
nidit mehr antrifft. Eigentliche FremdkISrper sind
selten. Würmer finden sich während des Lebens
nicht im Appendix. Im normalen Appendix sind
die Eothmassen meist in dünnbreiigem Zustande.
Die Steine bilden sich im Appendix selbst, und
zwar meist nur in der Einzahl. Gewöhnlich sind sie
länglich geformt und bräunlich gefärbt; ihre Con-
Bistenz ist eben so oft weich als hart. Auf dem
Durchschnitte findet man meist eine concentrische
Schichtung. Der Kern ist gewöhnlich heller als
die Aussenschale und wird nur sehr selten von
einem Fremdkörper gebildet Die chemische Zu-
sammensetzung der appendikulären Conkremente
18t der des normalen menschlichen Eothes ganz
ähnlich.
Das männliche Geschlecht wird häufiger be-
troffen, als das weibliche; Verstopfung scheint
ohne E&nfinss zu sein. Die Lage des Appendix ist
fast immer eine abnorme; an der Basis ist er
hftofig trichterförmig erweitert. Strikturen, Adhä-
sionen u« a w. prädisponiren zu der Erkrankung.
Die Erblichkeit spielt eine wichtige Bolle bei der
Appendicilis. P. W a g n e r (Leipzig).
332. Ueber die ohimrgisohe Behandlung
der Perityphlitis ; von Dr. F. H a e n e 1 in Dresden.
(Mtochn. med. Wchnschr. XTiTT. 13—14. 1895.)
H. hat in den letzten 6 Jahren 21 Fälle von
Perityphlitis gesehen, 11 der Kranken längere oder
kürzö« Zeit behandelt In 10 Fällen hat er ope-
rirt, und zwar 7mal mit ErGfiEnung von Abscessen
im akuten Stadium der Krankheit, 3mal mit Ent-
fernung des Wurmfortsatzes wegen Becidiven, in
dem einen Falle gleichzeitig mit Freil^ung eines
Abscesses der linken Seite.
Die ekirurgiache Behandlung der PerüypMUü
ist mtUeki: 1) bei Eiterung; 2) bei PerforcUums^
peritanüis (unter gewissen Einschränkungen); S)bei
üßdäiven.
Von seinen 7 wegen Abscess operirten Kranken
liat H. ein 12jähr. Mädchen verloren, bei dem er
einen in der linken Beckenseite gelegenen grossen
Abeoess zweizeitig eröffnen wollte. Der Tod war
nicht die Folge der Operation, sondern in Folge zu
langen Wartens erfolgt P. W a g n e r (Leipzig).
333. SUnisdhe und experimentelle Bei*
tage BOT Iiehre von der Darminoaroeration ;
von Dr. A. Tietze inBreslau. (Arch. f . klin. Ghir.
ILIZ. 1. p. 111. 1895.)
In der Torliegenden, auf Anregung von M i k u -
licz hin entstandenen Arbeit sucht T. 2 Fragen zu
beantworten:
1) Finden siek im BruehuHUser regelmässig Bak-
terien, bex. unter toelcken VerhäÜnissen ist auf einen
positiven Befund xu rechnen? Die Ergebnisse
seiner bakteriologischen Untersuchungen des Bruch-
wassers formulirt T. folgendermaassen : Es ist zu-
zugeben, dass sich im Bruchwasser zuweilen schon
Bakterien finden zu einw Zeit, wo tiefergehende
Strukturveränderungen am Darm fehlen, wo dieser
jedenfalls klinisch als „unverdächtig*^ gelten kann;
aber dieser Befund ist weder oonstant, noch treten
die Bakterien in einer Menge auf, welche unsere
therapeutischen Maassnahmen beeinflussen müsste.
Das Bruchwasser kann in diesem Stadium der Ein-
klemmung als steril in klinischem Sinne gelten.
Auch nicht in jedem Falle von Darmgangrän ent-
hält das Bruchwasser lebende und entwiokelunga^
fähige Keime. Gegen gewisse Bakterienarten be<
sitzt das Bruchwasser vom Menschen und Thier
eine abtOdtende Wirkung.
2) Welches sind die Veränderungen am strangur
Urten Darmiheil und Ufelche Femwirkung übt die
Inoarceration auf die Naehbargebiete und den O0-
sammtorganismus ? Nach den Ergebnissen seiner
Untersuchungen beantwortet T. diese Frage fol-
gendermaassen: Die Inoarceration eines Darm-^
Stückes setzt im Körper Veränderungen, welche
nicht nur in einem fortgesdiritt^en Stadium als
eine allgemeine septische Erkrankung mit typi«
sehen Organveränderungen in die Erscheinung
treten, sondern welche auch schon zu einer viel
früheren Zeit, zwar in anderer, aber doch charakte-
ristischer und sich oft wiederholender Form vor-
handen ist P. W a g n e r (Leipzig).
334. Zur chirorgisohen Behandlung der
Geschwülste der lieooökalgegend; von Dr. W.
Körte in Berlin. (Deutsche Ztschr. f. Chir. XL.
5 u. 6. p. 523. 1895.)
Die Erfahrungen K.'s über die Oesekwülste der
Ileocökalgegend gründen sich auf die Beobachtung
von 16 Fällen: lOGarcinome, 5 tuberkulöse Tumo-
ren, 1 Aktinomykose. 9 Kr. wurden mit Exstirpci'
tion des Krankheitsherdes behandelt (4 Carcinome,
4 Tuberkulosen, 1 Aktinomykose). Yen diesen Ope-
rirten ist keiner an den Folgen des Eingriffes ge-
storben. Bei 7 Fat (6 Carcinome, 1 Tuberkulose)
wurde keine Radikaloperation unternommen, zum
Theil weil es die Fat. nicht wollten, zum Theil weil
der Eingriff wegen der Ausdehnung der Neubildung
nicht m(^lich war. Einmal wurde die Probe-
laparotomie unternommen, die so ungünstige Ver-
hältnisse ergab, dass eine Exstirpation nicht thun-
lich erschien ; 2mal wurden Eiterungsherde in der
Neubildung incidirt. Bei einem der letzteren Kr.,
der die Radikaloperation verweigerte, musste
6 Monate später wegen Darmocdusion ein Anus
praeternaturalis oberhalb der Geschwulst angelegt
-Verden.
Bei einer Kr. mit Tuberkulose wurde bei der
ersten Operation von der Radikaloperation Abstand
174
vilL Chirtugie, Augen- und Ohrenheilkunda
genommen wegen Btarker Verwachsungen und nur
Enteroanastomose angelegt 6 Wodien spftter
waren die entzflndliohen Adhäsionen so weit zu«
rüokgegangen, dass die Badikaloperation mit JSt^
folg gemacht wurde.
10 Er. gehörten dem männlichen, nur 5 dem
weiblichen Oeechlechte an.
Die ErUstehung der Qeaehwubt war fast bei
allen Er. eine sehr allmähliche; ein Hauptsymptom
bildeten dumpfe Schmerzen in der Blinddarm-
gOgend. Meist bestand Verstopfung. Deutliche
Stenoaeerscheinungen waren bei 5 Er. ausgeprägt;
akute Erscheinungen von Darmverodiluss kamen
3mal sur Beobachtung.
Sehr charakteristisch fOr die Tumoren der
Ileocökalgegend ist die Neigung x/ur Abaeedirung;
E. beobachtete sie 8mal. Bei dem operativen Ein-
griffe, der, wenn irgend möglidi, in der ExaHrpor
tum des Iktmar mit nachfolgender Darmnaki be-
stehen soll, sind von besonderer Wichtigkeit:
1) sorgfältigste Blutsparung durch Unterbindung
▼or der Trennung der Gefltese; 2) Abschluss des
Operationsgebietes von der übrigen Bauchhöhle
durch sterile Gaze; 3) aseptisches Operiren. Was
die dauernden BeüungeresuUcUe anlangt, so sind von
den Oarcinomoperuien einer 3^/^ Jahre gesund,
zwei andere 13^/t und 10^/^ Monate gesund ge-
blieben. Die beiden letzteren lUle sind aber noch
nicht ganz sicher.
Von den wegen Ikiberkuloee Operirten ist ein
Eranker 2 Jahre 7 Monate gesund; bei einem
2. und 3. Er. ist die Operation noch jungen Datums.
Der 4. Er. (14VsJähr. Eind) erlag lOVs Monate
nach der Exstirpation einer ausgedehnten Lungen-
Darm-Bauchfelltuberkulose.
Der wogen Jkiinomykose Operirte erlag 8^/^
Monate nach der Exstirpation des Ileocökaltumor,
die auf die irrthümliche Diagnose maligner Neu-
bildung hin gemacht wurde, den weitergehenden
Zerstörungen durch den Strahlenpilz.
P. Wagner (Leipzig).
335. üeber cirknläre Dannnaht; von Dr.
A. Bier in EieL (Arch. f. klin. Chir. XLIX. 4.
p. 739. 1895.)
Auf Orund seiner experimentellen und klini-
schen Erfahrungen glaubt B., dass die alte Lem-
bert'sche Darmnaht für die grosse Mehrzahl der
Fälle das einfachste und sicherste Verfahren ist,
und dass ein BedflrMss fOr neue Erfindungen auf
diesem Gebiete absolut nicht vorliegt. Vorbedin-
gung für ein gleichmilssiges Gelingen der Naht ist,
dass der Operateur sich die nöthige Uebung am
todten Menschendarme und am lebenden Thiere
erwkbt. Erzielt man bei letzterem gute Resultate,
so wird man mit noch besserem Erfolge die Ope-
ration am lebenden Menschen ausführen, weil
dessen Darm sich mehr für die Lembert'sche
Naht eignet, als der der Versuchsthiere. Die Miss-
erfol^ beim Mensoben liegen nicht in der UnvoU-
kommenheit der Naht, sondern entweder in der
mangelhaften Uebung des Operateurs oder m dor
Schwere der Erkrankung des Fat., die keine Damh
nahtmethode aus der Welt zu schaffen v^mag.
Wem in schwierigen FäUen die einfanheLem«
her t 'sdieNaht nicht sicher genug dünkt, dermag
immerhin die doppelreihige Czerny 'sehe wählen,
für die grössere Mehrzahl der Fülle ist aber wfä
die letztere zu entbehren. Durch die einlebe
Lembert'scheNaht vereinfiachenwir dieTeohnik
der sdiwierigen und oomplicirtenDarmopentioiiai
und in jeder Vereinfachung liegt ein Fortsohritt
B. berichtet dann über 15 Darmresektionen bei
14 Er. mit nachfolgender Lembert 'scher Naht
Darunter finden sich nur 2 Misserfolge; ab« auch
in diesen beiden FUlen hat dieNaht ihre Schuldig-
keit gethan. Ausserdem hat B. noch 2 Entero-
anastomosen mittels Lembert'scher Naht aus-
geführt P. Wagner (Leipzig).
336. Der Darmprolaps bei Fersisteni dei
Daotos omphalo-mesenteriotiBmitlEitfhelluog
eines operativ geheilten Falles; von Dr. L
Lüwenstein in Trier. (Arch. t klin. Chir.
XLDL 3. p. 541. 1895.)
L. berichtet über einen Fall von mü Darm-
Prolaps eompUcirter Persistenz, des Ductus omph/äo'
entericus.
Der im üebrigen normal gebildete Knabe zeigte nadi
Ab&ll der Nabelmshniir am lsabel eine Fingeroagelglied
grosse, oylindrische, leicht blutende Geschwulst, die als
Granulom gedeutet wurde. Abtragung mit dem Messer;
im selben Augenblicke fiel eine Dünndarmschlinge tot
und die Eventxation nahm bald grössere Dimensionea an.
An einer dem Mesenterialansatze gegenüberliegDoden
Stelle des Dünndarmes, von welcher der zum Nabel
ziehende Auswuchs ausgegangen war, fand sich ein Loch
in der Darm wand. Darmnaht. Reposition derprolabirtea
Darmpartie nach Erweiterung der Bauohwnnde. Naht
Beihing,
Unter 15 bisher veröffentlichten Fällen von
Darmprolaps bei MeckeT&ohßm Divertikel ist dieeer
der erste, in dem durch Operation Heilung eintrat
Die Arbeit enthält ausserdem eine Reihe von
embryologischen, anatomischen und klinisdiea
Daten, sowie die bisher vorhandene Gasoistik.
P. Wagner (Leipsig).
337. Zur Badikaloperation der Yngninal-
hemien im Kindesalter; von Dr. W. Bittner
in Prag. (Arch. f. kUn. Chir. XLIX. 4. p. 803.
1895.)
1891 hat 0. Bayer über 12 Badikalopert-
tionen von Hemien bei Kindern berichtet, die er
seit 1888 ausgeführt hatte. Bayer sprach sidi
damals auf Qrund seiner geringen, aber doch immer-
hin günstigen Erfahrung dahin auSt dass in allen
jenen Fällen, in denen ein nicht zurückzuhaltender
freier Bruch von ansehnlicher Grösse besteht, oder
in denen die Bruchpforte auch bei minder volumi-
nösem Bruche weit offen steht, die Hernie zu ope-
riren sei.
Vm Chirurgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
a75
Die Torliegende Arbeit ist eine Fortsetzung der
Bayer 'sehen Hittheilung. Sie soll über die
Brikshe beriditen, die seit 1891 in der chirurgischen
AbdisQung des Eaiser-Fianz^osephhospitales in
Fng operirt worden sind.
Operirt wurden im Ganzen 34 Kinder mit
38 Hernien und 4 Kinder mit 4 incarcerirten Her-
nien. Das Endresultat bei den ersteren sind 23
dsoernde Heilungen, 1 BecidiT, 1 Todesfall. Von
9 Pst war keine Nachricht zu bekommen. Von
den Badikaloperationen endete eine tödtlich. Die
operirten Kinder waren ^/^ — 10 Jahre alt; die
M^nahl stand im 2. und 3. Lebensjahre.
In den ersten F&Uen operirte Bayer nach der
Czerny 'sehen Methode; in den letzten wandte
er eine Kanalnaht an, deren Besonderheiten im
Originale nachzulesen sind, ebenso wie die Be-
merkungen über die Aetiologie und pathologische
Anatomie der kindlichen Hernien.
P. Wagner (Leipzig).
338. Ovate radioale de la hemie ombilioale
i?eo nne serie de S9 om (16 ombflioaleB, 11 epi«
gastriques) ; par Lucas - Championniöre.
(Ann. de Gynfeol. XLH. Nov. 1894.)
L-Ch. behandelt zunächst die eigentlichen
Habeibrüche. Er hat 16 operirt ohne Todesfall
Er entfernt den ganzen Sack und möglichst viel
YomNetz, um die Spannung zu vermindern, üeber
die Bauchfellnaht legt er 3 Etagen fibromuskulAre
Iahte und drainirt die Wunde. Bei den kleineren
Brüdien waren die Erfolge ausgezeichnet, bei den
sehr groseen ist die Gefahr des Bückfalles vor-
handen. Ij.-Ch. empfiehlt deshalb dringend die
frfihieitige Operation der Nabelbrüche. Die epi-
gastrisohen Brüche (L.-Oh. hat 11 mit Erfolg
operirt) bieten weniger die OeMr eines Becidivs.
J. P r ft g e r (Chemnitz).
339. 260 Badlkaloperationen nach Baasini
nebat einer eigenenMethode der oonservativen
Voriagemag desLelatenhodena; von C.Nico-
ladoni. (Wien. med. Presse XXXYI. 10—17.
1895.)
Zu dem Ende April 1893 abgeschlossenen
ersten Hundert Badlkaloperationen der Leisten-
hernien nach Bassini sind in dem Zeiträume von
Änfimg Mai 1893 bis Ende December 1894 160
weitere, nach der gleichen Methode ausgefdhrte
Bmchoperationen gekommen, über die N. in der
würgenden Arbeit berichtet Von den ersten
100 Operirten hat N. von 47 nach mehr als
IVt Jahren Nachricht erhalten ; nur in 3 FUlen
waren bei vor der Operation sehr grossen Hernien
Becidive eingetreten.
Von den 160 Operirten der letzten Jahre
änd 35 per secundam, 123 per primam geheilt;
2 Kr. starben an Fyftmie, bez. an septischer Peri-
tonitia.
N. hebt nochmals die Vorzüge der Bassini '-
sehen Operation gegenüber anderen Me&oden,
namentlich auch der Kocher 'sehen Methode,
hervor. Er hat früher, besonders in FAUen mit
subaponeurotischer Entwickelung des Eryptorchis-
mus die Radikaloperation immer mit der Castration
des Hodens verbunden, in dem Gedanken, dass der
Samenstrang für einen Scrotalsitz des Hodens zu
kurz sei und das zweifelhafte Schicksal des letz-
teren eine soldie Mühe nicht lohne. Es ist jedoch
überraschend, wie sehr der Leistenhode beweglich
wird, wenn sein Samenstrang einmal ausdemProc.
vaginalis gelOst ist, und wie weit sich dieser ohne
übermfissige Spannung dehnen läset In den letzten
FSllen hat N. nadi Befreiung des Samenstranges
bis in die Apertura interna hinein den Proc. vaginal,
nach sorgfältigem Ausstreichen seines Inhaltes im
Niveau der Art. epigastrica unterbunden und dies*
seits der Ligatur abgetrennt. Hieran schliesst sich
unmittelbar die tiefe Naht der Bauöhmuskulatur
mit dem P o u p a r t 'sehen Bande. Dann wird der
aufwärts vom Hoden gelegene Antheil des Proc.
vaginal, entfernt und von seinem distalen Antheile
nur soviel abgetragen, dass die davon zurückblei-
benden Beste genügen, den Hoden mit einer Tunica
testis zu versehen. Der abwärts vom Hoden liegende
und mit seiner Epididymis innig verbünde Best des
Proa vaginal wird jedoch geschont und zu einer
Art von Öubemaculum verwendet, mit dessen Hülfe
der Testikel an seinem neuen Platze dauernd fest-
gehalt^i werden soll. P. W a g n e r (Leipzig).
340. Zur Aetiologie und Therapie der
Hydrooele im Kindesalter; von Dr. Wilhelm
Bittner. (Ztschr. f. Heilkde. XY. 4. 6. 1894.)
B. untersuchte die Wand eines Hydrocelen-
Sackes, der von einem Ojfthr., in der Bayer 'sehen
Klinik operirten Knaben stammte. Es handelte
sich um eine mit einem Leistenbruch etnhergehende
biloknlAre Hydrooele des Samenstranges. Es ergab
sich, dass die Hydrooele aus einer distal und einer
proximal gelegenen Kammer bestand. Letztere
trug 3, erstere 1 Säckdien, mit weinsteingelber
klarer Flüssigkeit gefüllt Die Wand der distalen
Kammer bot bei der mikroskopisdien Untersuchung
nichts Besonderes dar, während diejenige der proxi-
malen Kammer eine Auskleidung mit mehrschich-
tigem FUmmerepithel erkennen Hess. Ausserdem
zeigten sich Einlagerungen schlauchförmiger Drü-
sen. B. nimmt in üebereinstinmiung mit Prof.
Rabl an, dass die Hydroode in diesem Falle aus
Resten dee Wolf sehen Körpers h^voiging. Als
Ursache sieht er eine im Anschluss an ein (nach-
gewiesenes) Trauma entstandene Entzündung an.
B. beschreibt weiter die von Bayer geübte
Radikaloperation der Hydrooele, welche in der
Bfacstirpation des grOssten Theiles des Schdden-
sackes besteht Der zurückgelassene kleinere Theil
wird mit dem scharfen LOffel abgekratzt und über
dem Hoden vernäht Bei der Hydrooele des Samen-
stranges wird der Sack am liebsten im Ganzen
17«
Yin. Ghirurgle, Augen- und Ohrenlieillnmdd.
stumpf ausgesch< Gelingt diis nicht, 80 werden die
zurückgebliebenen Theile ausgesohabt 17 Hydro-
ceien wurden derart behandelt, ohne dass ein Rück*
fall eintrat Brückner (Dreeden).
341. ZurBehandlnngdeBBlasenkatarrhes;
von Prof. J. Englisch in "Wien. (Wien. med.
Presse XXXVL 9—13. 1895.)
R bespricht zunächst eingehend die Aetiologie
der Blasmenlxiündiung, wobei er sich in der Haupt-
sache den bekannten Anschauungen Ouyon's
anschliesst Die Ursachen der Oyetüis zerfallen in
diaponirende (ererbte und erworbene) und in Q&-
legenheüeureaehen. Die disponirenden Ursachen
geben nur dann Veranlassung zur Blasenentzün-
dung, wenn sich zu ihnen Störungen der Harn-
entleerung gesellen. Der Einführung von Mikro-
organismen in die Blase kann nur dann eine
dauernde schädigende Wirkung zugesprochen wer-
den, wenn schon andere Lftsionen der Blase be-
stehen, namentlich wenn schon Störungen der
Harnentleerung vorhanden sind. Die Prognose
einer Gystitis hängt nicht nur von den meist sehr
schwer zu behebenden disponirenden Momenten,
sondern auch von den organischen YerSndemngen
der Blase selbst ab. Die Prognose ist daher um
so ungünstiger, je mehr Schichten ergriffen sind
(Gystitis muoosa, submucosa, interstitialis, Peri-
cystitis), ebenso, je eingreifender die Yeränderungen
derBestandtheile der Blase sind (Gystitis catarrhal.,
suppurativa, crouposa, diphtheritica, gangraenosa).
EncÜich darif gerade bei der Vorhersage der Blasen-
entzündung die Gonstitution des Kranken nicht
unberücksichtigt bleiben, denn je geschwächter die
Kranken oder je mehr eine Dyskrasie ausgeprägt
ist, um so ungünstiger die Vorhersage. Eine voU-
ständige Eßüung können wir nur dann vorhersagen,
wenn wir im Stande sind, die disponirenden und
Oelegenheitsursaehen xu heseUigen. Die Betumdr
lungsiveise einer Gystitis muss von den beiden Ge-
sichtspunkten der Disposition und Infektion aus
beurtheilt werden, und der Erfolg der Behandlung
li^ daher zum grüssten Theile in der Erkennung
der gegebenen ursächlichen Verhältnisse. Die
Behandlung darf in keiner Weise schematisch sein.
E. geht dann näher auf die verschiedenen For-
men der Gystitis und ihre Behandlung ein, wobei
er entgegen der Guyon'schen Ansicht das Vor-
kommen einer primären idiopaikiaehen Blaseneni'
xündung zugiebt, bei welcher sich derProoess aber
nicht allein auf die Blase beschränkt, sondern die
ganze Schleimhaut von der üßere bis zum Blasen-
halse ergreift
Von den verschiedenen therapeutischen Maass-
nahmen bei Gystitis bespricht E. besonders ein-
gehend die ElasenapiUungen ; dass diese in den
schwereren Formen so viele Ctegner finden, hat
nicht in der Methode, sondern in deren Ausführung
seinen Grund. Als oberster Grundsatz bei der
Blasenspülung muss gelten, dass nie dieselbe
Menge Flüssigkeit, welche mit dem
entleert wurde, etngelassen werden darf, sondeni
nie mehr als die Hälfte oder sogar noch etwas
weniger. Sobald der Kranke nur den geringsten
Druck spürt, muss das Einlassen unterbrocfaai
werden. Um bei Blasenspülungen das Einströmen
der Flüssigkeit möglichst langsam und genau gn-
dttirt zu bewerkstelligen, hat K einen besonderan
Apparat oonstruirt, dessen Einzelheiten im Origi-
nale zu finden sind!, ebenso wie eineBeihe anderer
therapeutischer Maassnahmen, die bei den Te^
schiedenen Formen von Blasenkatairh Anwendung
finden. P. W a g n e r (Leipzig).
342. Bndoskopisohenaaohimgen; von Prof.
Hofrath v. Dittel in Wien. (Wien. klin.Wochen-
schr. Vm. 20. 1895.)
V. D. hat sich 15 Jahre lang mit Cystoskopie
beschäftigt und verdankt ihr in sehr vielen zweifel-
haften Fällen die entsprechende Aufklärung. Das
cystoskopische Bild als solches aufzunehmea, ist
meist leicht; die Schwierigkeiten fangen erst damit
an, das gesehene Biid riehüg xu denäen.
V. D. zShlt nun eine Reihe von Fällen auf, in
denen er sich im cystoskopischen Bilde getäuscht
hat, und z. B. mattweisse, nicht prominirende
Flecke als Narben der Blasenschleimhaut auf-
fasste, während die Sektion dicke Schichten tot-
homten Epithels nachwies. In einem anderen
Falle deutete er eine geschwellte, leicht blutende
Schleimhautfalte als einen leicht blutenden Tumor;
bei einem anderen Kranken eine circumscripte
Blasenschleimhautentzündung als ein flaches Card-
nom des Blasenhalses. P. Wagner (Leipzig).
343. Beitrag aar KenntniBB der Gteohwfilite
derSeheidenhaiit des Hodens und des Samen*
8trange8;vonDr.F. Kare wski in Berlin. (Ardi
f. klin. Chir. XLIX. 3. p. 688. 1895.)
E. behandelte einen 57jähr. Arbeiter, bei dem nch
langsam and allmählich innerhalb von Jahren, in den
letzten 4 Jahren schneller wachsend, eine eolossaJe (h-
sehwulst am linken Hoden entmokelt hatte, so dass das
Scrotom bis zum Kniegelenke herabhing. Die Geschwulst
zeigte eine ungleichartige, im Ganzen aber harte Ood-
sistenz, eine unebene, höckerige Oberfläche. Verwach-
sangen mit dem Scrotam waren nicht vorhanden. Das
Allgemeinbefinden des Er. war nar insofern gestört, als
die Oeschwalst darch ihr Gewicht und ihre Lage zwi-
schen den Beinen Unbequemlichkeiten verursachte. Die
Diagnose wurde auf einen Tumor gestellt, der sich in der
Peripherie zwischen Hoden und Scheidenhaut entwickelt
hatte und aus soliden und flüssigen BestimdtheileQ zu-
sammengesetzt war (TßrcUom), Bxstirpation der Ot*
sekwuUt Reaktionslose Heilung,
Die mikroskopisehe üntersuehung des grossen, M
gfinsUch von einer fibrösen Eapsel umgebeoan, 8900g
wiegenden Tumor ergab, dass es sich um ein rdnes
SptnddxeUensarhom mit lipomatösen, fibromatösen und
myzomatosen Partien handelte. Die Geschwulst ufflgsb
den Testikel ringsherum und liess ihn nur an seiner vor-
deren Peripherie frei.
Wahrscheinlich hat es sich in diesem Falle urspiüDg«*
lieh um ein Fibrom der Scheidenhaut gehandelt, dis
sekundär sarkomatös degenerirt ist
P.Wagner (Leipzig).
VUtL Chirurgie, Augeu- und Ohrenlieilkimde.
177
344. üeber Beokenfraktoren ; von Dr. C.
Y.Schniser. (Inaug.-Diss. Mfinchen 1894.)
Mittheilung von 6 FflUen von Beekenfraktur, die
Ton 1890—1893 in der Münchener Chirurg. Klinik
rar Beobachtung kamen. Von besonderem Inter-
esse sind namentlich 2 tOdtlicli verlaufene Fftlle,
die mit Blasenzerreissung complicirt waren.
P. Wagner (Leipzig).
345. Pseadarthrose des ObmmnßB mitsebr
guter Gebraaohaffthlgkeit ; von Dr.Schwertzel
in Altena. (Munchn, med. Wchnaohr. XUI. 17,
1895.)
Pseudarihrose des rechten Oberarme bei einem
45}ähr. Manne. Naoh Fehlschlagen verschiedener Ope*
ratioDen zur Heilung der etwas oberhalb der Mitte be-
findlichen Pseudarthrose hat sich der Er. mit der Zeit
eine so grosse Fertigkeit im Oebranohe des verletzten
Annes angeeignet, dass von jedem weiteren operative^
Eingriff abgesehen werden kann.
Der ^01 kann an der Stelle des falschen Gelenkes
wie in einem Engelgelenk naoh allen Seiten fftst im rechten
Winkel abgebogen werden, ohne dass der Er. Schmerzen
empfindet Die Art und Weise, wie Pat. trotz seiner
Pseodartfarose die mannigfachsten Bewegongen und Eraft-
leistangen mit dem lechteD Arme auszuführen vermag,
muss in der mit einer Reihe von Abbildungen versehenen
Originalarbeit nachgelesen werden.
P. W ag n e r (Leipzig).
346. Las oals vioianx de Pezträmite supi-
rienre de l'humems et leor traitement opera-
tdre; par le Dr. Lej ar s. (Bevue de Chir. XIY.
8. p. 632. 1894.)
L hat bei einem IBjähr. Enaben eine mit starker
Versekiebung des oberen Diapkysenendes nach oben ein-'
värts geheilte traumcUische ßpiphysenlöstmg am oberen
Bmenisende 4*U Wochen nach der Verletzung mit Er-
folg opeiirt Sonnitt zwischen M. peotor. maj. und M.
deltoid., Freilegung des Enochens, Durchtrennung der
Verbindung zwischen beiden Fragmenten mittels Meisseis,
Besektion des oberen Diaphysenendes in einer Ausdeh-
nnng von 2 cm. Coaptation der Bruohenden, Periostnähte.
Ettkmg mit normaler Bewegliohkeit des Gelenkes.
Bei dner 44jähr. Frau beobachtete L. eine gleiche
DtMlokatfon nach BVact. coUi chirurg. humeri. Nach
fVeilegung der Bruchstelle fand sich bereits eine feste
knöcherne Vereinigung, deshalb besehrfinkte sich L.
dacanf, das untere, bei jeder Bewegung ge^n dtti Proc.
ooraooid. stossende Bruchstück zu reseciren und die
Oallnsmassen zu modelliren. VoÜsiändiger Erfolg,
P. Wagner (Leipzig).
347. CoBsidärations aar le meoaniame, loa
lymptomes et le traitement des flraotnreB de
Fextrdmite inüerieiire du radioa oonaioativee
ans diutes aar le poiignet ; par le Dr. J. Henne-
quin. (Revue de Chir. XIV. 7. p. 557. 9. p.801.
1894.)
Aus dieser sehr ausführlichen lesenawerthen
Arbeit seien nur einige Hauptsätze kurz wieder«
Die Ansieht y daas der typische Badiusbruch
eine Riflsfiraktor sei, Usst sich nur fOr eine kleine
Anzahl von F&Uen vertheidigen. H. erklArt den
^UsMungsmedutnianHis dieser Brüche folgender-
nuMssen: Die dasSkelet des Vorderarms bildenden
Hed. Jahrbb. Bd. 247. Hft 2.
Knochen, ülna und Badius, stellen sich jq^er als
eine abgestumpfte Pyramide mit viereckiger Basis
und cylindrischer Spitze dar ; die Basis des einen
Enochens entspricht der Spitze des anderen. Die
WiderstandsAhigkeit des Vorderarms ist in der
ganzen Länge ziemlich gMch, denn die relative
Schwftche des Radius im Niveau seiner Krümmung
wiffd durch die Fasern des zwischen ihm und der
Ulna ausgespannten Lig. interosseumausgeglidien*
Nur die ülna empfängt beim Fall auf die Hand
die vom Humerus ausgehende Uebertragung des
Stosses; der mit den Carpalknochen fest verbun-
dene Radius wird von dem Widerstände der letz-
teren getroffen, ausserdem aber auch von der auf
ihn durch das Lig. interosseum übertragenen Oe-
walteinwirkung der Ulna. Wo diese beiden ent^
gegengesetzt wirkenden Kräfte zusammentreffen,
d. i. am unteren Ende, bricht der Radius ein.
Die Behandlung kann bei nicht dialocirten
Brüchen allein in Massage bestehen ; bei Brüchen
mit Dislokation legt H. nach genauester Reposition
einen besonderen Gipsverband an, und zwar in
Abduktion- und Fle3donstellung der Han<}. Der
Verband erstreckt sich von den Metacarpo^Phalan-
gealg^enken bis an das Ellenbogengelenk und
erlaubt ausgiebige Bewegungen der Finger.
P. Wagner (Leipzig).
348. Ueber Uhmungen des JX, radialis in
Folge von Frakturen dea Hameros; von Dr.
G. Goldstein in Berlin. (Deutsche Ztschr. f.
Chir. XL. 5 u. 6. p. 566. 1895;)
Verletzung von Nervenstammen imZusammen'*
hang mit Frakturen kann auf verschiedene Weise
zu Stande kommen. Bei durch direkte (Sewalt
verursachten Knochenbrtlchen kann zugleich mit
dem Knochen auch der Nerv zu Schaden komm^i.
Hier sind beide Traumen einander gleichwerthig;
es besteht nur eine Gleichzeitigkeit der Nerven-
verletzung mit der Fraktur, keine Abhängigkeit der
ersteren von der letzteren. In diese Gruppe gehört
der bei Weitem grOsste Theil der in der Literatur
niedergelegten Beobachtungen. EskanndieNerven-
läsion auch die direkte Fdge des Knochenbruches
sein ; oder endlich, es kann die Lähmung der Lei-
tung eintreten durch besondere Gomplikationen
während der Heilung der Fraktur. In diesen Fällen
ist also der Nerv naoh dem Knochenbruch zunächst
noch ganz intakt
Im Anschlüsse an diese Eintheilung bespricht
nun G* zunächst die in der Literatur verzeichneten
Fälle von Lah/mfimg des N, radialis in Folge von
Frakturen des Humerw und fügt ihnen 3 neue
Beobachtungen aus der Sonnenburg'schen chir-
urgischen Abtheilung in Moabit-Berlin hinzu.
In beiden Fällen traten die Nervenerschei-
nungen erst mehrere Wochen nach der Verletzung
ein: im 1. Falle in Folge von Gompression des
Nerven durch Oallusmassen; im 2. Falle durch
Knickung des Nerveiiistammes in Folge eines Callu^-*
23
\78
VnL Cbiraigie, Augea- mid ÖhrenheObinde.
Torsprtmges. Operative umgriffe, Mektridtftt nnd
Massage brachten in beiden Fällen Hoihmg.
P. Wagner (Leipzig).
349. Zur Frage der Entstehung des schnel-
lenden Fingers; von Dr. A. Schmitt in Mün-
chen. (Münchn. med. Wchnsohr. XLIL 22. 1895.)
Soh. beobachtete bei einem Er. im direkten Hn-
schlnsse an die operative Entfernung eines Hohlhand-
toinor einen schnellenden Finger^ dessen Entstehung sich
zwanglos aus einer Striktnr des centralen Endes der
JBehnenscheide und Verbreiterung der Sehne erklären
Hess. Nach ca. 14 Tagen war der schnellende Finger,
der fleissig massirt xmd durch passive und aktive Be-
wegungen geübt wurde, wieder verschwunden, weil ent-
weder die Sehoenscheidenenge weit genug wurde , um
die verdickte Stelle der Sehne glatt passiren zu lassen,
oder weil gleichzeitig die letztere dünner und deshalb
nicht mehr aufgehalt^ wurde.
Seh. konnte auch experimentell diese Verhältnisse
nachahmen und es selang ihm in der That leicht, einen
schnellenden Finger künsmch zu erzeugen.
P. Wagner (Leipzig).
350. üeber ülcera omris; von Dr. Neebe
in Hamburg. (Monatsh. f. prakt Dermatol. XX.
11. 1895.)
In der Unna 'sehen Poliklinik spielte im
letzten Jahr die Hauptrolle in der Behandlung der
Uloera cruris der Zinkleimverband. Gewöhnlich
wurde nebenbei das Oeschwür mit Jodoform oder
schwacher Argentum-nitricum-Salbe bedeckt; bei
nekrotischem Qeschwürsgrunde wurde Hg-Carbol-
pflastermull gebraucht, bis die Abstossung erfolgte;
bei zu reichlicher Granulationenbildung wurde mit
sehr gutem Erfolge die alte Vorschrift benutzt:
Argent nitr. 0.5 — 1.0, Bals. Peruvian. 10.0, Yase-
lin. ad 100.0. Die üebeiiiomung erfolgte unter
dieser Salbe sehr schnell ; meist wurde der Zink-
leimverband nur einmal wöchentlich gewechselt
Die Yortheile der Behandlung liegen 1) in der
Milderung der Schmerzen ; 2) in der Niditbehin-
derung der Erwerbsffthigkeit; 3) in der Bequem-
lichkeit für Arzt und Patient; 4) in der Beinlich-
keit und Billigkeit P. W a g n e r (Leipzig).
351. Ueber die Lnxation der Feronäna-
sehnen; von Prof. Xraske in Freiburg L B,
(Centr.-BL t Chir. XXIL 24. 1895.)
Die Luxaiion der Peronäuaaehnen ist eine sehr
seltene Verletzung. Er. hat sie nur 4mal ge-
sehen. Nach seinen Erfahrungen und nach sehr
sorgfUtigen Leichenversuchen eines seiner Schüler
enistehi diese Luxation der Sehnen durch eine
Muskelaktion , und zwar offenbar meist dadurch,
dass der Fuss, der nach innen umzukippen droht,
durch eine heftige Gontraktion der Wadenbein-
muskeln in der richtigen Stellung erhalten werden
soll. Eine Verschiebung der Sehnen auf den
Süsseren Knöchel kann nicht zu Stande kommen,
ohne dass der feste, die Fasde verstfirkende Band-
Btreifen aerreisst, der als oberes Betinaculum die
Sehnen in der hinteren Furche des Knöchels fest-
hält Ebeneo wie die fasciale, muss andi die
eigentliche Sehnenscheide zerrrissen. Da die Seh-
nen im Bereiche des Knöchels von einer gemein-
samen Scheide umgeben sind, so erklärt es siofa,
dass die Luxation häufig sowohl den Peronaeu
longus, als auch den brevis betrifft Li manchea
Fällen scheint eine abnorm geringe Ausbildung der
die Malledenlinie sritlioh begrenzenden Knochen-
leiste eine anatomische Prädisposition fOr die
Luxation zu bilden.
Die Diagnose der Verletzung ist sehr leieht;
sehr schwierig und unsicher dagegen eine erfolg-
reiche Behandlung. Meist wird die Luxation habi-
tuell ; fixirende Verbände erzielen dann kdne Hei-
lung mehr. Das sicherste Mittel besteht in der
Methode von König, mittels eines vom Malleolofi
entnommenen Periostknochenlappens ein neues
Betinaculum zu bilden. P. W a g n e r (Leipzig).
352. üeber Taberknloae des OaloaneuB;
von Dr. K Finotti in Innsbruck. (Deatsche
Ztschr. f. Chir. XL. 5 u. 6. p. 450. 1895.)
F. berichtet auszugsweise Aber 40 in der hm»-
bntcker Elmik beobachtete Fälle, in denen die
Tuberhdose entweder nur im Qdeaneus auftrat,
oder in denen die Krankheit im Calcaneus begann.
Die Tuberkulose bleibt meist auf denCalcaneos
beschränkt und nur in seltenen lUUen oder in sehr
späten Stadien der Tuberkulose greift sie anf
benachbarte Qelenke und Knochen über. Dies
hat seinen Grund in der ziemlich freien Lage des
Knochens, während die übrigen kleinen Fass-
wurzelknochen mit ihren vielen, z. Th. unte^
einander oommunicirenden Gelenken in inniger
Verbindung stehen und das Weitergreifen der
Krankheit dadurch ungemein begünstigen ; femer
laufen Über den Calcaneus grössere Sehnenscheiden,
auf die der Prooess oft und gern übergreift. Hit
besondeier Vorliebe entwickelt sich die Tabeh
kulose im vorderen Theile des Calcaneus; der
Durchbrach findet meist an der lateralen Seite des
Calcaneus statt
Sehr häufig findet sich im Calcaneus A^uesler-
büdung, während sie an anderen kurzen Knochen
fast nie auftritt
Dass der vordere Antheil des Calcaneus am
häufigsten tuberkulös erkrankt, begründet sich
darauf, dass dort eine markweiche, an Gefftseen
arme Spongiosa ist, wo ausserdem in Folge der
weniger entwickelten Cirkulation und Blntzufiahr
im Gewebe selbst den ausgewanderten Bacillen ein
zur Entwickelung geeigneter Boden geboten ist
Der Widerstand gegen einen durohbxeohenden Herd
ist in der lateralen Seite des Knochens ein geiin«
gerer, als sonstwo.
Li 14 Fällen hatte der tuberkulöse Prooees
vom Knochen auf die Sehnenscheiden, und zwar
llmal auf die der Peronaei, übergegriffen.
Weil die Erkrankung lange Zeit auf den Kno-
chen selbst beschränkt bleibt, bietet die Bvgnoee
I
Yin. Chiiuigie, Augen- und Ohrenlieillnmde.
17SI
MTaberktilose des Caloaneas, bei dessen partieller
oder totaler Exstirpation bessere Resultate, als bei
Erkrankung der anderen FusswurzeUmoohen. Bei
Xindem und sehr jugendlichen Individuen kommt
man meist mit partieller Knochenresektion oder
Auskratzung des Herdes mit nachfolgender Jodo-
formtherapie zum Ziele; bei Erwachsenen empfiehlt
sich die totale Exstirpation des Calcaneus. Das
OehvermOgen wird hierdurch kaum beeintrftohtigt
Miterkrankte Sehnenscheiden sind radikal zu ent-
fernen. F. Wagner (Leipzig).
353. Zur Lehre von den oongenitalen
PateUarloxationen ; von Dr. KAppelin Halle.
(Mfinchn. med. Wchnschr. XTiTT, 25. 26. 1895.)
Den in der Literatur niedergelegten 28 Beob-
achtungen von ongAormer PaieUaiuooaiion nach
aussen reiht A. 2 neue Beobachtungen aus der
T. Bramann'schen Klinik an. Bei beiden Ejt.,
40jfthr. Frau und 26jfthr. Mann, &nd sich am
erkrankten Kniegelenk eine Deformirung des Con-
dyL fem. ext, einschliesslich der auf ihm liegen-
den TrochleaUUfte, dergestalt, dass 1) der Süssere
Trochlearand seine normale Leistenform verloren
bat, 2) der Condylus in toto auf seiner Aussen-
llidie dachförmig abgeflacht erscheint und hier-
durch 3) der dem GondyL ext angehOrige Theil
der Trochlea verschmälert, die Trochlea selber
theilwose (im oberen Abschnitt) verstrichen ist
A. hat in der Literatur noch 13 Fftlle gefunden, in
denen ein gleidiesMissverhältniBS in der normaler
Wdse bestehenden Niveaudifferenz von CondyL
ext fem. und Trochlea vorhanden war.
Diese Missbildung des Gondyl. ext erklärt die
Aetiologie der angeborenen Patellaluxation, denn
es genflgt dann schon ein geringes Trauma, ja,
schon eine kräftige Zusammenziehung des M. qua-
drioeps, um sunächst eine Subluxation der Patella '
aoBztilQsen. Früher oder später, d. h. intrauterin
oder intra vitam, wird dann die Patella gänzlich
Aber den Condylus hinweg auf seine Aussenseite
gehebelt P. Wagner (Leipzig).
354. EEfthmngen über die Verwendung
des Gehverbandes ; von F. Krause in Altena.
(Deutsche med. Wchnschr. XXI. 12. 1896.)
Die Erfahrungen E.'s über den von ihm ein-
Sefthrten Oipa-Oehverband erstrecken sich auf
7 Jahre. Er wendet den Verband an bei Knöehel-,
Oniaradienkd- und iiefsüxenden Ober&chenkelbrüchen
oomplicirter oder nicht complidrter Art, sowie bei
OMomien und Beaektianen an diesen Stellen. Der
Bipsverband wird ohne jede Wattepolsterung über
eiae in doppelter Lage angelegte Mullbinde gdegt
h& Vergleich zu den älteren Methoden ist die
BflUnngsdauer im Gehverband um so kürzer, je
Uher oben die ünterschenkelfraktur sitzt
Bei den Sehrägfrakkiren des Obersohenkehehaftes,
M den Oskotomien in der Femurdiaphyse und bei
to Brüchen dee ScfmMhakee verwendet TU die
pemtanenie Oewiehiseaiension ; nach 10 — 14 Tagen
lässt er auch diese Er. mit Hülfe der j^tma'schen
Schiene umhergehen. P. W a g n e r (Leipzig).
355. Der Hammersehenplattftu» (Pes mal-
leus fxügus); von Prof. G. Nicoladon i in Inns-
bruck. (Wien. klin. Wchnschr. Vm 15. 1895.)
Als EbmmerxehenpkUifuss bezeichnet N. eine
eigenthümliche Difformität des Fusses, bei der ein
Pes valgus durch eine in frühester Jugend erwor«
bene plantare Gontraktur des Metatarsophalangeal-
gelenkes der grossen Zehe bedingt ist N. theilt
2 hierher gehörige Beobachtungen mit, die jeden-
falls beweisen, dass die im jugendlichen Alter
erworbene und fixirte Hammergrosszehe imd der'
Plattfuss in einem sich gesetzmässig bedingenden
Verhältnisse stehen.
Durch die dauernde und fixirte Plantacontrak-
tnr der grossen Zehe wird der innere Fussrand
und mit ihm der innere Fussbogen gehoben, der
äussere aber, der von nun an fast ausschliesslich
zum Tragen verwendet wird, überlastet Diese
ungleichmässige Vertheilung der SOrperlast wird
zur Zeit des rasch zunehmenden Körpergewichtes
in der Pubertätsperiode nicht mehr gleichgiltig.
ertragen. Der Überladene äussere Fussbogen sinkt
ein, und damit ist der erste Anstoss zu dem unauf-
haltsam sich weiter entwickelnden, völligen Pes
valgus gegeben. Der innere Fussbogen gleitet von'
dem äusseren ab, während in Folge des enormen
Hochstandes des 1. und 2. Metatarsus, welche
durch die untergeschlagene grosse Zehe bei jedem
Tritte dorsalwärts abgeknickt werden, sich an den
dorsalen Berührungsflächen der Keilbeine, des Os
naviculare und des Tiduskopfes mächtige Pres-
sungen einstellen müssen, die gewiss jene Ver-
unstaltungen und Umformungen der genannten
Knochen vermehren helfen werden, wie sie zu den
bekannten Attributen eines vollentwickelten sta-
tischen Plattfasses gehören.
Eine plantare Qmtraktur der grossen Zehe muss
daher möglichst frühzeitig behohen werden, um
einen damit behafteten Fuss vor einer sonst unaus-
bleiblichen schweren Difformität zu bewahren.
P. Wagner (Leipzig).
356. Eine neue Indikation und Modifika-
tion der osteoplastischen Fossresektlon nach
Wladimirow-Miknlios ; von Dr. A. Nich6 in
Breslau. (Arch. f. klin. Chir. XTiTX. 1. p. 259.
1894.)
Die Indikation zur osteoplastischeii Fassresektion
war in dem vorliegenden Falle durch einen fast band-'
flächengroBsen Hant- ondFasciendefekt der hinteren mid
inneren Circamferenz des unteren Drittels des Unter-
schenkels gegeben, der keine Neigung zur Heilang zeigte.
Aosserdem war bei dem IQjähr. Er. das Fassgelenk in
Spitzfosestellang ankylosiri
Die wesentüche Modifikation der Operation bestand
darin, dass der sonst in Wegfidl kommende Fersensohlen-
läppen zur Deckung des Geschwüres benutzt wurde.
Ueüung mit guter Funktioi^. P. Wagner (Leipzig), ,
180
Vm. Chirurgie, Augen- und OhienheiUninde.
357. Bin SUl von Eryptophthalmiui; von
Dr. Samuel Eärmän. (Arcb. f. Einderhkde.
XVm. 3 u. 4. p. 206. 1895.)
E. besohrabt ein 6 Wochen altee^ sonst gut ge-
bildetes Kind, bei dem die Orbita beiderseits mit nornuuer
Haut bedeokt war«, eine lidspalte also fehlte, unter
dieser Hautdecke bewegte das Kind spontan je ein circa
haselnussgrosses Gebilde, dessen Gonsrntenz der des nor-
malen Auges entsprach. Auch erwähnte die Mutter,
dass das Kind unter Einwirkung des Lichtes den Kopf
Ton der Lichtquelle wegwende, Zeichen der Licht-
empfindun^.
Obgleich die Haut der physiologischen lidspalte ent-
sprechend an dem Bulbus fixirt war, hielt E. es doch für
indicirt, eine explorative Operation vorzunehmen. Tu
Folge der starken yerwachsun{;en konnte er jedoch kdne
Goi^junotiya entdecken. Plötzlich floss während desOpe-
lirens Eammerwasser ab. Da das weitere Operiren kein
Resultat erhoffen liess, wurde die Wunde wieder ^-
Bchloesen. Für das andere Auge wurde jede Operation
verweigert Die Aetiologie desEryptophtbalmus ist noch
unbekannt in der Literatur fand E. nur noch 2 FlUle,
«inen von Manz und einen von Van Duyse, be-
schrieben. Baron (Dresden).
358. Beitrag rar pithologiscdien Anatomie
der Orbitalphlegmone; von Dr. Arthur Gloor
in Basel. (Beitr. zur pathoL Anat u. allgem. PathoL
Xn. 3. p. 408. 1894.)
G L stellt die bisher bekannten Fälle von Orbital-
phlegmone zusammen, giebt die ausführliche Ge-
schichte einer von ihm selbst beobachteten Orbital-
phlegmone, sowie einen Vergleich der Sektions-
befunde anderer Autoren mit seinem eigenen und
kommt zu dem Schlüsse, dass die Orbitalphlegmone
sich wie die Phlegmone jeder anderen Eörperstelle
verhUt und leicht Pyftmie herbeiführt, wie sie
auch nach jeder leichten Hautverletzung auftreten
kann. Es muss daher jede Verletzung der Um-
gebung des Auges besonders sorgfältig prophylak-
tisch behandelt werden und bei vorhandener Phleg-
mone der Eiter frühzeitig entleert werden. Patho-
logisch-anatomische Charakteristica für Orbital-
phlegmone sind : Häufiges Auftreten der Abscesse,
und zwar herd weise, in den Augenmuskeln und
im Zellgewebe, begleitet von Hämorrhagien. Die
inetastatischen Eiterungen entstehen mit Vorliebe
im Sinus, an der Himbasis und in den Lungen.
Lamhofer (Leipzig).
359. Eine bisher noch nicht beaohrie-
bene Vaooine-Erkrankung des Augea ; von Dr.
Purtscher. (Centr.-BL f. prakt Augenhkde. XIX.
3 ; März 1895.)
Eine 33jähr. Frau kam zu P. wegen einer seit 2 Tagen
rasch zunehmenden Entzündung des rechten Auges. Es
bestanden starke Schwellung der Ltder des rechten Auges,
Schwellung der rechten Gesiohtshälfte bis in die Nacken-
gegend, Vergrösserun^ und Schmerzhaftigkeit der Prä-
auriculardrüse. Die Lidränder selbst waren normal, aber
die Bindehaut des Lides gelockert, ohne Belag. Die
TJebergangsfalte war in einen colo&ttalen chemotischen
Wulst verwandelt mit blassem, sulzigem Ansehen ; massen-
hafte weisse, verschwommen begrenzte, hanfkomgrosse
Herde waren ihm in verschiedener Tiefe eingelagert Ein
eigentliches Gesohwür der Bindehaut -Ol^rfläche war
nirgends zu finden. Der obere Homhauttheü wurde voa
der chemotischen Bindehaut überlagert Die Abso&de-
rung war unbedeutend. Die Ejranke fröstelte, zeigte
wenig Appetit und fohlte sich sehr schwach. Nacli
einigen Wochen trat vollstfindige Heihmg ein. Die Be-
handlung bestand in Auswaschung mit Sublimat, Atrapn,
Umschlägen. Da bei dieser akuten Ophthalmie Trachom,
Blramorrhöe, Croup, Diphtherie und Ulcus specificom
auszuschliessen waren, nimmt P. nach der Anamnese an^
dass die Kranke sich an den Pustehi ihres vor 13 Tieen
mit sehr starkem ^folge geimpften Knaben inficiit habe.
Lamhofer (Leipag).
360. Momps der Thribiendrflsen ; vpn Dr.
Hans Adler in Wien. (Wien. med. Presse
XXXn. 7. 1895.)
Während bei Mumps gleichzeitig akute Bindehant-
Entzündung des Auges, Schwellimg der Lider, Photo-
phobie ziexnlich häuSg vorkommen, auch Betinitis und ,
Neuritis heobaohtot wurden, iet die gleiohaeitige Schwel- |
lung der Thränendrüse ungemein selten. A. sah bd
einem ISjähr., an Mumps leidenden, sonst aber gaos ge-
sunden Studenten die beiden Thränendrüsen derifft lasch
anschwellen, dass die Lidspalten durch Verdrängung
der äusseren lidhätfte eine dreieckige Gestalt annahmeD.
Sonst waren keine StÖrongen an den Augen. Nach ein
paar Wochen trat Besserung, nach 8 Wochen vollständige
Absch wellung ein. Therapie : Umschläge, Jodstimsalbe,
Jaborandithee. Lamhofer (Leipzig).
361. ün oaa de mort par minlngite ma*
venue a la anite d'nn aondage anividlxgeotion
da oanal laorymal; par Leplat, Li^. (Ann.
d'Ocuüst LVIL p. 328. Nov. 1894.)
Bei einer älteren, sehr ängstlichen Dame, die adi
lange 2^it gegen jeden operativen Ebgriff sträubte, ob-
wohl die eiterige Entzündung des Thränensackes dnrcli
alle anderen Mittel sich nicht besserte, setzte es L end-
lich durch, dass er das untere Thränenröhrchen spilieo
imd die Sonde einführen konnte. Sie ging nur bu nn-
gelähr Vs des Thränenkanals. Tags dmul sondirta L
wieder und spritzte uneefähr s/s Spritze voll 3proa
Alumen aceticum ein. Oleich darauf klagte die Er. über
heftige Schmerzen; die linke GesichtshäUto schwdl aa,
war gelbUoh verfirbt, die Sohmeraen nahmen zu und «
traten in den nächsten Tagen die Symptome einer Meoin-
S'tis auf, der die Dame auch nach 8 Tagen erlag. Did
[der waren bis zum Tode nicht geschwollen, di^ Auge
war gut beweglich.
. Es handelte sich hier nach L. also nicht um eine
Orbitalphlegmone, sondern um eine direkte ForÜeitang
der Entzündungskeime von dem durch die Kanüle ver
letzten Venenknäuel im Thränennasengange zu dei^
Meningen. Von dem eingespritzten Alumen aceticam
ist jedenfalls die grösste Menge unter die Haut derWang«
gedrungen, nur einige Tropfen scheinen ganz durch dea
Thränenkanal gelangt zu sein. Bemerkt sei noch, d«st
die Kranke während der Einspritzung eine rasche 6e^
wegung mit dem Kopfe machte. Lamhofer (Leipzig^
362. Die Entatehung des Greiaenbogen«
der Homhaut; von Dr. Bud. Gruber in Wien.
(Wien. med. Wchnsohr. XLIV. 47. 1894.)
Man nahm früher an, dass der Oreisenbogeiif
wie sein Name sagt, eine Alterserseheinung seit
dass die Trübung die Folge von Fettdegeneration
des Oewebes seL Fuohs hat geaeigt, dass nicht
Fett-, sondern hyaline Degeneration die Ursache
ist Allein damit ist noch nicht der Umstand auf-
geklftrt, warum gerade die Peripherie der Hont-
J
Yin. Chirurgie, Augen- und Ohrenlieilkunde.
181
haut, die sich doch unter den günstigsten Ernäh-
nuigsverhftltnissen befindet, getrübt wird, und
warum stets ein feiner Saum der Hornhaut nach
aossffli vom Greisenbogen klar bleibt. Or., der
über die Ernährungsverhfiltnisse der Hornhaut
schon firflher Untersuchungen angestellt hat, glaubt,
dass die durch das Alter bedingte Yermindemng
der StrCmungsgrösse in der Hornhaut allein Schuld
an dem Auftreten des Greisenbogens seL An der
Peripherie der Hornhaut findet eine mechanische
Strömung statt, in den centralen gefSsslosen Thei-
len der Hornhaut statt ihrer aber nur eine grössere
Titale Gewebethätigkeit Mit dem Alter treten nun
gerade in den Cirkulationsverhfiltnissen Störungen
eiD, auch am Homhautrande, während die durch
▼itale Gewebethätigkeit em&hrten Homhauttheile
unberührt beiben. In dem äussersten Saume hin-
wiederum wird wogen der grossen Nähe des Lim-
bos auch bei gesunkenem Blutdrucke die mecha-
nische Strömung zur Ernährung ausreichend sein.
Lamhofer (Leipzig).
363. üeber Keiatoplaetik; von Prof. R
fuchs. (Wien. klin. Wchnschr. VIL 45. 1894.)
F. berichtet über seine Erfolge bei 30 Eerato-
plastik-Operationen. Die Operation wurde vor-
genommen wegen Trübung der Hornhaut nach
Keratitis parenchymatosa , wegen grosser Narben
mit Einheilung der Iris, wegen Staphylom der
ganzen Hornhaut und wegen ektatischer Narben,
die aus einem Irisvorfalle hervorgegangen, sonst
schwer heilbare Fisteln enthielten. Als Haierial
für die Keratoplastik wurde meist die Hornhaut
von Kaninchen- oder von enudeirten Menschen-
augen verwendet, ein paarmal auch die von Hun-
den oder von todtgeborenen, ganz frischen Kindern.
Wegen der Dünnheit der Eaninchenhomhaut ist
die menschliche vorzuziehen. Der Durchmesser
der überpflanzten Scheibe wechselte zwischen
3 und 7 mm ; meist wurde ein Trepan von 4 bis
5 mm Durchmesser gebraucht
Es trübte sich der eingepflanzte Hombautlappen
stets nach einigen Tagen ; eine auch nur schwache
Besserung des Sehvermögens wurde nur in den
seltensten lUlen erreicht Dagegen ist die Trans-
plantation gerade bei jenen partiellen Staphylomen,
wo trotz Excision, Kauterisation, Iridektomieu.s.w.
immer wieder Yorwölbung und Druoksteigerung
auftreten, das beste Mittel zur dauernden Heilung.
Lamhofer (Leipzig).
364. Sin Fall von schwerer Xerosis BpU
theliatis mit naiAigewiesener Hemeralopie bei
einem Sljftbr« Knaben; von Dr. G. Achenbaob.
(Berl. klin. Wdmsohr. XXXTT. 24. 1896.)
Ein 9j8hr. Tagelöhnerkind mit Bronchitis, Spitzen«
katarrh, Leberoiixhose, dessen Nahrung vor der Auf-
nahme in die Marborger üniveiBitätsklimk ans Kartoffel,
Brod, schwarzem Kaffee and täglich Vs ^las Schnaps be-
stand, hatte beiderseits typische Xerosis der Bindehaut.
Die rechte Hornhaut war (angeblich in ein paar Wochen)
schon vollständig zerstört, links war ein centrales Hom-
hautinfiltrat Zu verschiedenen Malen worde bei der
XJntersnchnng Hemeralopie nachgewiesen, die mit der
Besserong des Ernährungznstan&s wieder vollständig
verschwand. Sohlechte EmähniDg nnd chronischer
Alkoholismos sind daher bei diesem Kranken als Ursache
der Hemeralopie anzosehm. Die bakteriologische Unter-
snchnng des Bindehantsekretes ergab XerosebacUIen,
Staphylococcns pyogenes aureus und Stireptokokken.
Lamhofer (Leipzig).
366. Ueber tuberkulöse Iritis und Kera-
titia parendbymatoaa ; von Dr. 0. Bürsten-
binder in Jena. (Arch. f. OphthalmoL XLI. 1.
p. 85. 1895.)
B. {pebt die Krankengeschichten von 4 in der Jenaer
Augenkhnik behandelten Personen, von denen 3 an tuber-
kulöser Keratitis parenchymatosa, zugleich mit Knötchen-
bUdung in der Iris, einer an Iritis tuberoulosa litt, die
imter der Form einer plastischen Iritis verlief, ohne dass
Tuberkelknötohen zU sehen waren. Bei entsprechender
Behandlung war der Ausgang des Augenleidens bei allen
Kranken ziemHoh günstig. Lamhofer (Leipzig).
366. üeber einen Fall von Keratitis par-
enohymatosa tuberoulosa ; von Dr. W. Z i m m e r -
mann in Jena. (Arch. f. OphthalmoL XLL 1.
p. 215. 1895.)
Bei einer 24jähr., bisher angeblich stets gesunden
Person trat plötzlich schwere Entzündung des linken
Auges auf, die trotz der Behandlung zunahm. Das Auge
wunle enudeirt Z. fand bei der mikroskopischen ünter-
suchxmg ausgesprochene Tuberkulose (viele typische
Tuberkelknöt(Sien^ der Hornhaut, der Lederhaut, Kegen-
bogenhaut und Bmdehaut Eltern und Geschwister der
Kranken waren eesxmd gewesen, sie gleichfiftlls ausser
der Augenerkrankung. Lamhofer (Leipzig).
367. Bin Fall von gummöser Neubildung auf
dem Sehnerven-Bintritt; von Dr. G. Scheid e-
mann in Berlin. (Aroh. f. OphthahnoL XLL 1.
p. 156. 1895.)
Während primäre Neuritis syphiUtica schon öfter
beschrieben worden ist, ist die von Seh. in Hirsch-
berff's Klinik beobachtete Erkipikung der Sehnerven-
papiue selbst bisher noch nicht beschrieben worden. Bei
einem 32|jlQir. Manne traten schon 8 Monate nach der In-
fektion sekundäre Erscheinungen an den Augen auf. Im
rechten Auge bildete sich bei gleichzeitiger Iritis eine
auffallende gummöse Schwellung, ein plastisches Granu-
lationgewebe auf dem Sehnerveneintritte, das die ganze
Papille verdeckte. Während der Aufsaugung der Ge-
schwulst unter entsprechender Behandlung ergaben auch
die verschiedenen Veränderungen im Augenhintergrunde,
dass nicht nach früherer Anschauung etwa die Aderhaut
der Ausgangspunkt des Leidens war, sondern dass es
sich um eine specifische Erkrankung desSehnervenkopfes
und der Netzhaut handelte. Das Sehvermögen des
Auees, das bedeutend geUtten hatte, steUte sich fast
volbtändig wieder her. Lamhofer (Leipzig).
18a
IX Medicin im AUgememen.
IX. Medicin im Allgemeinen.
368. Neuere Arbeiten über den Tetanus,
(Sohluss ; vgl Jahrbb. CCXLVII. p. 74.)
U. Therapie.
39) TUanus irauvuUieus, Äntüosvinbehandlung
(nach Tixxoni), Tod; von B. Bauer. (Wien. klin.
Wchnschr. Yü. 45. 1894.)
40) Sur des mSmoirea eoncemant le traitemmU du
tetatws; par P. Berger. (BoU. de FAcad. de Med. 21.
1893.)
41) Äniitomnbehandlung des Tetanus; von F. Bar*
ton-Fanning. (Brit. med. Joam. Sept. 29. 1894.)
42) Un e(MO di tetano cefalico eureUo eon Vanii-
tossina Tixxoni- CkUtani, Ouarigione ; per G. GarettL
(Rif. med. XI. 14. 1895.)
43) Gase of idiopathie tekmus; recovery; by £.
Connsellor. (Lancet n. Jaly 14. 1894.)
44) Ä ease of recovery from ietanus, in uhich arUi-
tooßin teas injeetcd: by H. P. D e a n. (Brit med. Joom.
Sept. 15. 1894.)
45) Ein iveOerer mü Behring's Heilserum be-
handeUerFaü von Tetanus ;YoaE.Dor(l er. (Münchn.
med. Wohnschr. XU. 15. 1894.)
46) Notes on a case oftetanus; by J. W.Dowden.
(Edinb. med. Joum. Nov. 1893.)
47) Vier mit Tixxoni'sAnütogoin behandeÜcFSUe
von IHsmus und Tetanus neonatorum; von Escbe-
rioh. (Wien. klin. Wchnschr. VI. 32. 1893.)
48) A case of traumatie tetanus tehieh recovered
under antHoxm ir^eetions; by H. L. Evans. (Brit
med. Jonm. Sept 15. 1894.)
49) A case of recovery from tetanus in tokich anti-
toooin was used; by H. FenwicL (Brit med. Joom.
Febr. 23. 1895.)
50) Fall von Tetanus traumaticus, geheilt durch
Blutserum gegen diese Krankheit vaednirter Tkiere;
von A. Giusti und F. Bonaiuti. (BerL klin. Wooben-
scbr. XXXI. 36. 1894 — Gazz. degli Oßped. XV. 56.
1894.)
51) Traumaiic tetanus treated with antitoxm; by
J. H. Gern all. (Brit med. Joum. April 27. 1895.)
52) Zwei Fälle von Tetanus traumaticus^ in denen
nach der Antitoxinbehandlung Heilung eintrat; von
V. Hacker. (Wien. klin. Wchnsohr. VE. 25. 1894.)
53) Vier Fälle von Ibtanus; von £. Henoob.
(Gbarite-Annalen XVm. p. 334. 1893.)
54) Tetanus antitoxm; its prqparaiion and pro-
perties ; by B. T. H e w 1 e 1 1 (Brit med. Joum. March 2.
1895.)
55) Due casi di tetano eurati con l'idrato di chlo-
ralio e loro esito; per G. Mo^gL (Biv. clin. 6. 1894.)
56) Le tetanos et les anttseptiques : par P. Peu-
gniez. (Arch. prov. de cbir. n. 7. 8. 1893.)
57) Zwei Fälle von Tetanus traumaticus behandelt
und der eine von ihnen gdieilt durch das Blutserum
immun gemachter Thiere (Bunde) ; von Tb. Bemesoff
und S. F e d 0 r 0 f f. (Centr.-Bl. f. Bakteriol. u. Parasiten-
kde. XIV. 4. 1894.)
58) Due casi di tetano grave; guarigione; per C.
Salvetas. (Morgagni Cot— Nov. 1893. — Gentr.-BL
f. innere Med. XV. 16. 1894.)
59) De la pathog^ie et du traitemeni du tStanos;
par Scbwartz. (Bull, de la Sog. de cbir. XIX. p. 234.
1893.)
60) Ueber einen mit Antitoxin behandelten Fall von
Tetanus nebst Bemerkungen über den Stoffwechsel im
Tetanus; von K Scbwarz. (Wien. med. Wohnscbr.
XLIV. 49-52. 1894.)
61) Beitrag xur SerunUherapie des Tetanus; von
T a V e L f Gorr.-Bl. f. Schweizer Aerzte XXIV. 4. 1894.)
62) Ä case of ietanus with demonstration of the
baoüli; treated with inoculations ; by W. G. Thomp-
son. (New York med. Record XLVII. 1 ; Jan. 5. 1895.)
63) 7Ae successful preventive treatmeni of the
seourge of St. Kilda (Tetanus neonatorum) ; by G. L
Turner. (Glasgow med. Joum. XTiTTT. 3. 1895.)
64) A case of traumatie tetanus treated with ietantu
antitoxin ; by G. E. W i 1 1 i a m s o n. (Brit med. Joum.
Febr. 23. 1895.)
Peugniez (56) beweist durch eine gröasere
statistische Zusammenstellung, dass die Antisepsis,
die alle anderen Wundkrankheiten so günstig be-
einflusst hat, auf die Häufigkeit des Tetanus ohne
Einwirkung geblieben ist. Der Tetanus ist in den
letzten Jahren eher häufiger geworden. In den
Wunden finden sich die TetanusbaciUen häufig mit
den verschiedenartigen Eiterbacillen zusammen und
werden durch letztere in ihrer Wirkung begünstigt
Die gegen die Eitererreger erfolgreich wirkenden
Antiseptica beeinflussen indirekt auch die Wirk-
samkeit der Tetanusbacillen. Diese günstige Ein-
wirkung fällt aber weg, wenn die TetanusbacilleD,
wie es häufig genug geschieht, ohne Gesellschaft
anderer Bakterien ihren schädlichen RinfluBS aas-
üben.
Das einzige Mittel, um in solchen Fällen 6^
folgreich einzuwirken, sieht P. in einer zweck-
entsprechenden, mechanischen Umgestaltung der
Wunde. Da die Tetanusbacillen anaerob sind, müs-
sen alle Wunden, besonders Quetschwunden, bei
denen die Möglichkeit einer Infektion mit Tetanus-
bacillen besteht, so mit Messer, Scheere, scharfem
Löffel umgestaltet werden, dass alle inficirten Ge-
webe entfernt werden und die Luft überall Zutritt
hat. Diese wesentlich prophylaktische Maassregd
kann auch noch im ersten Beginne der Krankheit
günstig wirken.
T u r n e r (63) macht interessante Mittfaeilangea
über das häufige Vorkommen des Tetanus neonor
torum auf St, Kilda, der westlichsten Insel der,
West-Hebriden. Die Nachrichten über die8e^;(7et8se(
von St, KUda*^ gehen bis in die Mitte des Torigen
Jahrhunderts zurück. Die Arbeit enthält sehr
lesenswerthe Einzelheiten über die Bevölkerung
von St Eilda und über die wahrscheinlichen D^
Sachen des endemischen Vorkommens des Tetanus
neonatorum. Bessere hygieinische Vorkehrungen,
namentlich eine sorgsame antiseptische Behand-
lung der Nabelwunde mittels Jodoform, haben die
Verhältnisse in den letzten Jahren ausserordent-
lich gebessert
Berger (40) spricht auf Orund einer kriti-
schen Zusammenstellung einer grösseren Anzahl
von Tetanusfällen der lokalen Behandlung dtr
Wunde^ besonders aber dec Amputation, diegröeste
Wirksamkeit zu. Der Serumbehandlung steht er
sehr skeptisch gegenüber. In den durch Senun-
Injektionen günstig beeinflussten Fällen handelts
es sich entweder um chronischen Tetanus, oder es
IX. Medicin im Allgemoinen,
483
innde neben der Sernmbehandlung auch eine ent-
sprechende lolode Behandlung der Wunde, bez. die
Amputation, Yorgenommen.
Couo8ellor(43) beobachtete einen Fall von an-
geblich ytidiopaüiisehem^ Tetanus bei einem 28jähr.
KnokeD. Groeae Dosen Chlondhydrat und Bronikalium.
Ifoggi (55) hat 2 Tetanuskranke mit gönstigem
firfolge mit grossen Dosen Chloral (12 — 15 g pro die) be-
haadät
Dowden und A. C. Hontson (46) beobachteten
einen 12jfihr. Knaben, der sich am linken Fnsse verletzt
und sich einen Eisensplitter in die Fosssohle gestochen
hatte, von dem 2mal kleine Stückchen entfernt wurden.
14 Tage nach der Verletzung erste Symptome von Tris-
mm and Tetanus. ÄmputcUion des Passes nach S y m e.
lonerUch Chloral \ Chloroform-Inhalationen. Tod 3 Tage
nach der Amputation. Keine Sektion,
Eine genaue bakteriologische Untersuchung von Ge-
webestacken aus der Umgebung der Fusswunde ergab
charakteristische Tetanus^wiUen,
Salvetas (58) berichtet übet 2 Fälle Yonschtcerem
Tetatms /ratima<ic;t» mit Opisthotonus und Emprosthonus
bei einer 4Qjähr. u. einer ISj&hr.Kr., die trotz der Schwer
der Erscheinungen in Heilung ausgingen. Die Behand-
loDg bestand ausser in Chloral und Morphium, im 1. Falle
aud^ in Curare, in sehr ausgiebiger Diaphorese durch
mit Kohlen gefällte BettwSrmer. Daneben absolute Ruhe,-
Yerdankelung des Zimmers, Ausstopfung der Ohren mit
Hüstle, Müch-SuppendiAt
Schwartz (59) berichtet über 4 Fälle von Tetanus,
Im i. Falle schloss sich die Erkrankung an eine 8 Tage
aäe Quetsehtnmde der Hand an. Die 5 Tage nach der
Verletzung ausgefahrte Amputation des Vorderarms
konnte weder den Ausbruch der Erkrankung, noch den
todiUehen Ausgang verhindern.
Der 2. nnd der^.i^oZ/ zeigten einen c^roniffcA^nVer-
laof und endeten mit Genesung, Die Behandlung be-
stind bei dem 2. Kr. in grossen Gaben Morphium und
Chloral', beim 3. Kr. lieben Chloral in Antitoxin-Injek-
tionen, die vom 3. Krankheitstage an vorgenommen
worden.
Der 4. Kr. starb, obwohl die Äntitoxin-h^ektionen
gleich nach Beginn der ersten Krampferscheinungen ge-
macht wurden.
Qiusti und Bonaiuti (50) berichten über folgen-
den AOL '
Sin2^ähr., bei einem Eisenbahnanfall verunglückter
S(ddat hatte neben einem Bruche des rechten Beines
schwere Verletzungen im Gesichte erlitten, in die Erde
ttngedrnngen war. Am 21, Tage nach der Verlet^uung
traten die Symptome von Kopftetanus auf, starke hydro-
phobieihnliche Schlundkrämpfe und Erbrechen, keine
sicher nachgewiesene FaciiUislähmung. Chloral und
Dampfbäder ohne Erfolg. Am 5. Krankheitstage wurde
bei schwersten Tetanussymptomen mit der Inj^ion von
Bhtfserum eines Pferdes, später eines Hundes begonnen,
^ gegen Tetanus so stark imrmmisirt waren, ouiss die
ifflmonisirende Kraft des Blutserum 1 : 10, bez. 1 : 5 Mil-
lionen betrug. Im Ganzen wurden SOccm Pferdeserum
^ 110 com Hundeserum injicirt. Besserung trat schon
248faL nach der 1. Iigektion ein ; nach 3 Tagen zeigte Fat
einen Zustand von wirklichem Wohlbefinden; Tetanus-
eochemungen traten nicht wieder auf. Hnking.
Bei dem Er. hatten sich bereits am 1. Tage
Diäi der Verletzimg eigenthümliohe Brscheinim-
Sm Ton Sehnenhüpfen, unrogelmfissigen Muskel-
toaammenziehimgen, leiditem Trismus gezeigt» die
dm Verdacht auf Tetanus erweckt hatten. 0. und
& erklftren diese frühzeitigen schwachen Tetanns-
sympiome für die Folge einer Qiftabsorption aus
der in die Wanden eingedrungenen tetanustozin-
haltigen Erde (direkte Intoocikation) ; die Wirkung
der eigentlichen Infektion konnte erst später nach
Bildung eines Infektionsherdes zu Tage treten.
Thompson (62) : Ein ISjähr. Schulknabe verletzte
sich die Fnsssohle mit einem Nagel. Starke Schmerzen
im ganzen Beine. 14 Tage nach der Verletxung, nach-
dem die Wunde bereits vollkommen geheilt war, ietani-
sehe Symptome, die sich allmählich so verschlechterten,
dass der Knabe am 13. Krankheitstage „in extremis" war.
Injektionen von Vs — 1 com Tetanus-Antitoxin, die 5 Tage
lang fortgesetzt wurden. Auffallende Besserung; nach
2 Mon. Heilung. Die Diagnose war durch Nachweis der
Tetanusbacillen gesichert
Fe n w i ok (49) : Ein 35jfihr. Schmied verietzte sich
mit dem Hammer einen Fingernagel; trotz Eiterung
arbeitete er weiter. 10 Tage später erste Symptome von
IHsmus und Tetanus, AUmähliehe Zunahme der Er-
scheinungen, 13 Tage nach Beginn der ersten Symptome
1. Injektion von Tetanus-Antitoxin, Innerhalb der näch-
sten 9 Tage bekam Pat im Ganzen über 15 g Antitoxin,
daneben Morphium und Chloralhydrai Nach 6 Wochen
vollkommene Genesung,
V. Hacker (52): 1) 2^ahr. Knecht mit C^etsch-
wunde am linken Handteller. 11 Tage später (die Wunde
war in gutem, granulirendem Zustande) Trismus. Lang-
sam zunehmende tetanische Erscheinungen, Am 6. Krank-
heitstage 1, Infektion von 2.25g Tizzoni's iin/iVoa;ift;
Im Ganzen 12Iigektionen von im Ganzen 8.85 g Antitoxin.
Nach den I^jektionen Auftreten von Urticaria. Von der
1. Antitoxininjektion bis zum Aufhören der Anfälle waren
18 Tage vergangen. YoUkommene Heilung,
2) Ein 13jähr. Knabe hatte sich vor 6 Wochen
am Daumen der linken Hand beim Holzsägen verletzt
und sich in der letzten Zeit mit umsetzen von Bäumen
am Friedhofe beschäftig ohne der unter einer Kruste
noch etwas eiternden wunde zu achten. 5 Tage vor der
Aufnahme in*s Krankenhaus erste tetanische Krampf-
erscheinungen. Mehr chronischer Verlauf, Am 6. Krank-
heitstage LAntitoxtmf^fdäion; im Ganzen wurden 4.05 g
iijicirt Urticaria. 16 Tage nach der 1. Antitoxini^jek-
tion hatten die Anßille gänzuoh aufgehört. YoUkommene
Heilung,
Die beiden Kr. kosteten der Klinik 360 Mk. I Auf*
fallend war, dass bei beiden Kr. nach einiger Zeit der
Antitoxinbehandlung die AnfiÜle wieder Mufiger und
heftiger wurden, und dass dann nach Aufhören mit den
Ly'eäionen eine allmähliche, aufßUlige Besserung bemerk-
baor wurde.
Dörfler (45) beobachtete einen mittelschweren Fall
von typischem subakui perlaufendem Tetanus bei einem
1 1 jähr. Mädchen. Frische Yerletzung nicht nachweisbar.
Am 10. Tage Iigektion von 50 ccm Heilserum, Geringe
Reaktion des Körpers in Gestalt einer rasch vorüber-
gehenden Temperatursteigerung. Nach 6 Wochen Hei-
lung.
„Wegen der ziemlich späten Anwendung des Heil-
serum und bei der an und für sich günstigen Prognose
kann aus diesem Falle kein Sohluss auf seine Wirkung
oder NichtWirkung gezogen werden.*
Tavel (61) behandelte ein Kind, das auf dem Felde
von einem jungen, nicht beschlagenen Pferde mit dem
Hufe auf die Unke Wange gesohli^n wurde. Desinfek-
tion, Naht Entzündhohe Schwellxmg ; deshalb am 3. Tage
Entfernung der Nähte; die Wunde platzte wieder auf.
7 Tage ne^ der Verletxung erste Symptome von Tetanus.
In den nächsten Tagen traten ganz allffemeine Krämpfe
auf und zwischen den Anföllen bestand eine beständige
Bücken- und Bauohstarre. Linkseitige Faoialislähmung,
Dysphagie und asphyktisohe Anftlle : Kopftetanus.
Am 11. T^e nach der Yerletzung Becinn der Be-
handlung mit Heilserum vom Hunde, Innemalb 6 Tagen
Injektion von 120 com Serum. Starke, ausgedehnte Urti-
caria. Heilung,
Evans (48): 14jähr. Knabe, der 5Vi Wochen nach
18i
tX. ICediGUL im AUgemeinen,
einer Eoieyerletziuig die erstenTetanQSSvmptome bekam.
Am 10. KrankheitstiAge Injektion von Ti z z o n i 's Anti-
toxin. Im Ganzen irmtlen 4*/sg iiyicirt BdUmg nach
4 Wochen.
H. P. Dean (44): ISjähr. Er. mit Quetschwunde
des Mittelfingers. S Wochen später die ersten Tetanus-
Symptome. Langsame Verschlechteranß. Am 5. Erank-
heitstage 1, Injektion von 2,25 gÄniitoxm^ Dann Östünd-
lich 0.56 g. Im Ganzen wurden 15.75 g Antitoxin gegeben.
Ende der 5. Woche Heilung,
Gornall(51) behandelte einen ISjäbr. Knaben mit
Riss-Quetschwunde der linken Wade. Ein Stück des ab-
gerissenen Lappens wurde gangrftnös. Am 12. Tage nach
der Verletxtmg, als die Wunde gute Granulationen zeigte,
erste Symptome von Trismus und TeUmus, Bromkalium
und Chloial. Am 2. Krankheitstage 1. Antitoxininjek-
tion (lg). Innerhalb 14 Tagen wurden 11g Antitoxin
eingespritzt Daneben grosse Dosen YonBromkalinm und
ChloraL Beiltmg,
Caretti (42): 44iähr. Kr., die sich durch Sturz
eine Riss- Quetschwunde der Stirngegend, direkt über der
Nasenwurzel, zugezogen hatte. 8 Tage nctch der Ver-
letxung Auftreten von I^iemtis und FtMcicUislähmung
u. s. w. T i z z 0 n i 's Antitoxin, daneben Bromkalium und
Ghloral. Heilung.
Th. Remesoff und S. Fedoroff (57): 1) Ein
l^ähr. Knabe verwundete sich mit einem im Boden
steckenden Nagel die rechte Fusssohle. Heilung ohne
Behandlung. 8 Tage darauf verwundete sich der Kr. zum
2. Male denselben Fuss mit einem am Boden liegenden
Stuck Glas. Heilung ohne Behandlung. 4 Tage später
Symptome von Trismus und Tetanus, 2 Tage später
Aubuhme in*s Spital mit ausgesprochenem schwerem
Tetanus; häufige Krämpfe. Am folgenden Tage Ii^ektion
von 60 com BaUserum vom Hunde mit einem Heil werthe
von 1 : 300000. An den 3 nächsten Tagen noch je eine
Injektion von 50 com Serum. Schon nach der I.Injektion
wurden die Erscheinungen schwächer; es erkrankte kein
neuer Muskel mehr. Nach 12 Tagen waren alle Erschei-
nungen verschwunden. Vollkommene Heilung.
2) Ein 6«/4Jähr. Mädchen soll kurz vor der Erkran-
kung einige Male von Katzen gekratzt worden sein.
Schwerster Trismus. Iigektion. Die ersten Injek-
tionen von Heilserum ohne Erfolg; auf die 3. und 4. In-
jektion hin entschiedene Besserung. Dann wieder Ver-
schlechterung. Tod am 10. Krankheitstage. Die Sektion
ergab doppelseitige Pneumonie und Pleuritis.
Willi am so n (64): 15jähr. Kr. mit Riss -Brand-
wunde derTrochantergegend. Am 11. Tage nach der Fer-
letxung erste letanisehe Symptome. Am Abend des
2. Krankheitstages 1. Antitoxininjektion. Trotz fort-
gesetzter Ii^jektionen keine Besserung. Am 11. Kraok-
heitstage Tod.
(Nach der 1. Injektion mussten aus äusseren Grün-
den die Einspritzungen 3 Tage lang ausgesetzt werden.)
Bauer (39) beobachtete in der Ab&eilung von Dr.
P41 im Wiener allgemeinen Krankenhause einen 26jähr.
Kr., der sich an der rechten Fusssohle ein Schieferstuck
eingestossen hatte und 7 Tage später an Tetanus er-
krankte. i&3»cÄ0 Zunahme der tetamschen Symptome. Am
2. Krankheitstac^e Injektion von 2.25 g von Tizzoni's
Originalantitoxin in die Bauchhaut Keine Besserung.
Tod, In dem nach der Injektion gelassenen Harne war
deutlich Nueleocdbumin naohweisto:, das früher sicher
nicht vorhanden war.
Schwarz (60) behandelte einen 44jähr. Kr., der
wahrscheinlich von einer am Unterschenkel sitzenden
Pustel aus Tetanus bekam. Injektionen von Tetanus-
antitoxin; zum I.Male wurden 2, 5 g, die nächsten 3 Tage
je 0.5g i^jicirt Die Krämpfe liessen allmählich nach,
dagegen zeigte die Temperatur ein continuirliches, nur
durch die Morgenremission unterbrochenes Ansteigen
vom Beginne der Behandlung bis zu dem am 6. Krank-
heitstage an Herzparalyse erfolgenden Tode.
Die Untersuchung des Stoffwechsels des letanut-
kranken ergab eine Vermehrung der StiokstofEausfahr,
Abnahme der Chloride, vermehrte Phosphatausfohr, die
nach der 1. Injektion weit unter die Norm ging und dum
allmählich wieder stieg, um am letzten Lebäistage wieder
sprungartig in die Hohe zu gehen (Leoithinzerfali).
Burton-Fanning (41) behandelte einen Kr., bei
dem es 8 Tage nach einer Verletxung xu TBtamis ge-
kommen war, sofort nach dem Auftreten der ersteD Er-
scheinungen in der vorschriftsmässigen Weise mit Antu
toxinif^'3aionen. Trotzdem starb der Kr. am fein-
den Tage.
£. Henoch (53): 1) Sjähr. Knabe mit vollsUndig
entwickeltem Tetanus aufgenommen. Nirgends eine
frische oder eine vernarbte Verletzung. Kein Fieber.
Ghloral 3-— 4.0 pro die; dazu später noch 0.02 Morph,
muriat. und ein lauwarmes Bad täglich. Allmähliche
Besserung. Fieberhaftes Chloralerythem. Heilung,
2) Mr 5jähr. Knabe hatte sich einen Dom in den
linken Fuss getreten, der vom Vater ausgezogen wurde.
Einige Tage darauf Trismus und Tetanus. Kein Fieber.
Schwere Krampfanfälle; starker Opisthotonus. 2mal täg-
lich 1.0 Ghloral und O.Ol Morph, acet Allmähliche
Besserung. 6 Wochen nach Beginn der Erkranknog
wurde der Kr. geheilt entlassen.
3) 2*/4Jähr. Knabe mit schwerstem THsmus und
Tetanus aufgenommen; ausgesprochener Opisthotoons.
Der Kr. hatte sich mehrere Tage vorher einen Dom in die
Haut des linken Malleolas eingestochen, der von eiDem
Arzte entfernt werden musste. Innerlich Ghloralhydnt
10:180; 3st(indlich 1 Esslöffel. Rasche Verschlechte-
rung; Tod 7 Tage nach der Aufnahme. Mikroskopische
Untersuchung auf Bakterien negativ; Impfversacbe
ebenfalls.
4) Sjähr. Knabe mit völlig entmckeUem Trismus nod
Tetanos aufgenommen. Mangos Fieber. Am Körper
verschiedene Ezooriationen ; am rechten Handgelenk eioe
mit Schorf bedeckte kleine Wunde unbelurnnten Ur-
sprunges. Stürmischer Verlauf. Kurz vor dem Tode
Injektion von 30 com Blutseram nach Behring. 'M.
Gultur- und Impfversuche negativ.
In der Epikrise zu diesen Fällen hebt E die
klinischen Bedenken hervor, die gegen die Annahme
sprechen, dass die Tetanusbacillen in allen WBm
die einzige Ursache der Erkrankung seien.
Escherich (47) hat in 4 aasgesprochenen
Fällen von Tetanus neonatorum die Behandlung mit
T i z z o n i 's Antitoxin vorgenommen.
l)2260gschweresKind. Ineubation 2 Tage. Krank-
heitsdauer vom 8. bis 10. Lebenstage. 2 Iiyektionea toq
je 0,015 Antitoxin. Tod. Omphalitis sept., Peritoutis.
2) 2780 g schweres Kind. Ineubation 9 Tage. Knuil-
heitsdauer vom 12. bis 17. Lebenstage. 2 Injektionen tod
je 0,25 Antitoxin. Tod, Omphalitis sept, Fneamoue.
3) 3418 g schweres Kind. Ineubation 7 Tage. Erw^-
heitsdauer 12 Tage. 3 Iigektionen von je 0.3 AntitoM
Vollkommene H^hmg.
4) 3210 g schweres Kind. Ineubation 1 Tag, Krank-
heitsdauer vom 5. bis 7. Lebenstage. 3 Injektionen ron
je 0,3 Antitoxin. 2bc2. Sektion: Omphalitis sept, Pneu-
monie.
Die mie sind bezüglich der Schwere der In^-
toxikation und der GompUkation mit aeptiachen
Erscheinungen nicht gleichw^rthig.
Angesichts der Hast unbedingt tOdtUchen Pro-
gnose des Leidens fordert der eine in Genesung
aosgogangene Fall entschieden zur Fortsetzung, beb
Aufnahme der Antitoxinbehandlnng auf.
P.Wagner (Leipzig).
Roether, Physiologie und Padiologie des Cirkulationsappaiates.
185
B. Originalabhandlungen
und
UeberslchtCD.
IV. Bericht über neuere Arbeiten auf dem Gebiete der Physio-
logie und Pathologie des Oirkulationsapparates.^)
Von Dr. Otto Roether in Berlin.
in. Endokarditis.
123) Boisaon^ A., Snr le diagnostio de l*endo-
cardite aigae ä lajperiode preorganiqne. Arch. de Med.
et de Pharm, nll. XXIV. 2. p. 391. 1894.
124) Eusnezow, D., üeber die Verfindenm^ der
Herzganelien bei akaton n. subaknten Endokarditiden.
Virchow^a Arch. CXXXTT. 1. p. 1. 1893.
125)Leyden, E., üeber nloeiöee Endokarditis u.
fibröse Myokarditis in Znsammenhang mit akntem Ge-
lenkrheomatismns. Dentsche med. Wohnsohr. XX. 49.
1894.
126) Panln8,Rndolf, üeber septische Allgemein-
eifaankung nach chronischer Endokarditis. Mitlheü. ans
der Tübinger Poliklinik, heransgeg. von Theodor v. 3wr^
$m8m. Heft 2. p. 78. 1892.
127) Girandean, C, L'endocardite aigae chez les
caoheotiqaes. Semaine m6d. XIV. 56. 1894.
128) Bezan9on, Fernand, Endocardite infeo-
tieuae ä str^toooqnes ; gangrene seche da membre infe^
rieur gaache. BnlL de la Soc. anat. 5. S. Vn. 26. p. 675.
1883.
129)Dnrante, ün cas d'endocardite vegetante ä
pQenmocoqaes. Gaz. de Par. 27. 1893.
130) Howard, T.William, A oase of acute olce-
ritiTe endocarditis dne to the bacillas diphtheriae. Amer.
Joton. of med. 8c. CVni. 6. 1894.
131) Gayet, M., Determinations ocolaires an ooors
d'aflfections cardiaqoes. Vortrag in der ophthidmol. Sek-
tion des XI. intemai med. Congr. in Born. Semaine med.
XIV. 21. 1894.
132) FauTclle, Endocardite vegetante d'origine
rhumatismale avec infarctas de la rate. Ball, de la Soc.
anat 5. 8. VE. 10. p. 266. 1893.
133)Bargess, John Joseph, Malimant endo-
carditis. Dubl. Jonm. of med. Sc. 3. S. CCLXVm. p. 308.
1894.
134) Smith, R Shingleton, Stenosis and endo-
arteritis of the paknonary artery a cause of embolicpnen-
monia and chronic intermittent fever. Brit. med. Joum.
Nov. 17. 1894. p. 1099.
135) Clarke, J. Jackson, A case of olcerative
epdocarditis assodated with Stenosis of the conos arte-
noBQs and affecting chiefly the pulmonary valve, with
lüoeration of the main pulmonary artery. I^ansact. oi
^6 pathol. Soc. of London XUV. p. 29. 1893.
136) Pitt, G. Newton, Fungating endocarditis of
aortio valves in an infant eleven months old. Ibid. XUV.
p. 28. 1893.
137) Moore, John W., Large coagulum to the
Bötnl valve in a case of acute rheumatism &tal throagh
kyperpyrexia. Dubl. Joum. of med. Sc. 3. S. COLXIV.
p. 507. Dec. 1893.
138) Cautley, Edmund, A case of recovery
*) Schluss; vgl. Jahrbb. CGXLVII. p. 81.
Ked. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 2.
from acute infective endocarditis. Lancet I. 25. p. 1375.
1891.
139) Mothersole, R. D., Endocarditis of tiicuspid
and mitral valves occurring in a collie bitch the subject
of Chorea. Lancet 11. 11. p. 633. 1893.
Zur Diagnose der Endokarditis hebt BoiBSon
(123) den Satz von Potain hervor, wonach die
akute Endokarditis im Verlaufe der Polyarthritis
rheumatioa schon vor dem Auftreten von Geräuschen
daran erkannt wird, dass die normalen Herztöne
eine andere Klangfarbe annehmen und leiser wer-
den. In dem mitgetheilten Falle wurde die auf
dieses Merkmal hin gestellte Diagnose durch die
Sektion bestätigt
Zahlreiche werthvoUe Untersuchungen üher die
Veränderungen der Herxganglien bei akuten tmd
subakuten Endokarditiden hat Eusnezow (124)
geliefert Eine Zusammenstellung früherer, meist
russischer Arbeiten über diesen Gegenstand ergiebt
auffallende Verschiedenheiten in den Anschauun-
gen der einzelnen Forscher. K. konnte unter
23 F&Uen, in denen mit aUen Hülfsmitteln der
histologischen Technik unter Anwendung grosser
topographischer Schnitte durch Klappen und Vor-
hofscheidewand untersucht wurde, 21mal den Zu-
sammenhang zwischen der Erkrankung des Endo-
kard und der Veränderung der Ganglien unmittel-
bar verfolgen ; darunter waren 7 Vttle von frischer
Endokarditis aus verschiedenen Ursachen, 14 Fälle
von akuter Endokarditis auf chronisch veränderten
Klappen. Es fanden sich übereinstimmend fol-
gende Veränderungen : Auftreten von Bundzellen
zvirischen den Nervenzellen und innerhalb der
Oanglienzellkapsel, Schwellung und Zellvermeh-
rnng des Eapselendothels, schliesslich albumoide
und fettige Entartung des Protoplasma der Ganglien-
zellen. Auf die in der Höhe des Annulus fibrosus
gelegenen Ganglienhaiufen ging der entzündliche
Process von den Klappen aus continuirlich über;
die oberen Ganglienhaufen waren wohl meist auf
anderem Wege in Mitleidenschaft gesogen worden,
theils im Anschluss an eine Perikarditis oder eine
akute Entzündung der Wand der Lungenarterie,
wie sie bei Pneumonie vorkommen soll, theils auf
embolisohem Wege, wie in den Fällen mit Sepsis,*
24
186
Böether, Physiologie und Pathologie des Cirkulationsapparates.
„YacuoIiBation'' der Nervenzellen wurde nie be-
obachtet Pigmententartnng derselben fand sich
gewöhnlich bei Hypertrophie des Herzens ; jeden-
falls ist sie nach E. keine physiologische Erschei-
nung. Die Veränderungen des Herzmuskels stan-
den in der Mehrzahl der Fälle nicht im Yerhältniss
zu den Veränderungen an den Herzganglien, auch
Hessen sich zwischen den zu Lebzeiten des Kran-
ken beobachteten Störungen derHerzthätigkeit und
der Ganglienentartung keine regelmässigen Be-
ziehungen erkennen.
Leyden(125) beobachtete mehrere Kranke,
die im Anschluss an einen Gelenkrheumatismus an
akukr Endokardüis, ohne Auftreten einer Misch-
infektion, rasch zu Gbrunde gingen. Es handelte
sich theils um verruköse, theils um ulceröse For-
men, in einem Falle fanden sich nur ausgedehnte
fibröse und zelhreiohe myokarditische Herde ohne
Mikrokokkenbefund. In 4 von den 6 Fällen waren
in den endokarditischen Geschwüren oder Wuche-
rungen, bez. in embolischen Herden eigenthüm-
liche zarte, nur auf menschlichem Ascites-Serum
wachsende Diplokokken nachzuweisen, die L. in
üebereinstimmung mit Günther als eine noch
nicht beschriebene Art anzusprechen und mit einer
gewissen Wahrscheinlichkeit in ursächliche Be-
ziehungen zum (Gelenkrheumatismus, bez. zur rheu-
matischen Endokarditis zu bringen geneigt ist
Zwei Fälle von septiseher Jügemeinerkrar^
kung nach ehronischer Bhidokardüis theilt Paulus
(126) mit
Eine 27jähr. Frau, die seit 11 Jahren einen klinisch
festgestellten Mitralfehler hatte, war ohne Veranlassung
an reoidivirender Endoluurditis erkrankt, an die sich eine
langsam verlaufende, nach 5 Monaten zum Tode führende
septicopySmische Erkrankung anschloss. Aus den endo-
karditischen Wucherungen wurde ein Staphylococous
albus gezüchtet, dessen geringes Peptonisirungsvermögen
für Gelatine auffiel.
Im zweiten Falle starb ein 5Q)^^* Mann, der nichts
von einem Herzfehler wusste, an einer in 3 Tagen tödt-
lich endenden Sepsis. In den auf alten Elappenver-
dickungen aufsitzenden Wucherungen und in den Orga-
nen fanden sich Streptokokken.
P. fasst diese Fälle nicht als Neuinfektionen
auf, sondern glaubt, dass die Erankheiterreger in
den chronischen Entzündungsherden ruhig liegen
bleiben, bis sie durch irgend welche umstände zu
neuem Leben erwachen.
Qiraudeau (127) fand bei kaeksktischm Per-
sonenj die an irgend einer chronischen Erkrankung
zu Qrunde gegangen waren, wiederholt endokardi-
tische Wucherungen, die während des Lebens so
gut wie keine physikalischen Erscheinungen ge-
macht hatten. In den Krankheitsherden waren
3mal Staphylokokken nachzuweisen ; bei 2 Phthi-
sikem (mit Hülfe des Inooulationsverfahrens)
TuberkelbaciUen, daneben einmal der Bacillus coli,
das andere Mal der Staphylococous. G. ist der
Ansicht, dass in diesen SUlen derTuberkelbacillus
der erste Ansiedler auf der SJappe war und dass
die übrigen Bakterien erst später eingewandert sind.
Bezan9on (128) fand in den endokardrÜsblitt
Wucherungen und im Herzblute einer an reddivirondei
Endokarditis nach Gangrän des linken UnteiBchenkeis
gestorbenen Ftau einen Streptococcus mit allen Eigeo-
schaften, die der von B. aus dem Mandelbelag bdAngioi
gezüchtete Streptococcus besitzt
I\iet0noh(Men (Diplococcus pneumon. Frfinkel)
fand Durante(129) in den endokarditischen Auflage-
rungen, wie in sfimmtlichen Organen einer mit den Er-
scheinungen der Pneumonie erkrankten und rasch n
Grunde gegm^nen Sljähr. Frau. Neben dem Diplo-
coccus fuid sich ein Stäbchen von sehr polymorpher
Form, das mit keinem der bisher bekannten miksdotpir
nismen übereinstimmte.
Einen bis jetzt einzig dastehenden Befand bei
Endokarditis^ das Vorhandensein des Diphtheriß'
badUiM^ beschreibt Howard (130).
Ein Sljähr., früher stets gesunder Arbeiter war unter
den Erscheinungen einer schweren Allgemeininfektiaii
ohne besondere Betheiligung des Herzens erkrankt und
am 24. ICrankheitstage gestmrben. Die Sektion ei^ die
Veränderungen der Septikfimie. Frische geschwöiige
Endokarditis mit ausgedehnter Thrombenbildung auf der
YorhoMäohe der Mitralklappe, kleine YegetationeD auf
den Aortenklappen, entzündliches Lungenödem, EmboIieD
der Milz- und Nierenarterien mit Infarktbildung, akute
parenchymatöse Entartung der Leber, der Nieren und
des Herzmuskels.
In den Ulcerationen der Mitralklappe, in den Nieten
und in der Milz sah man zahlreiche Bacillen, die dem
DiphtheriebaciUus fthnlich waren. In Culturen von diesen
Organen wuchs aussehUesBlick ein Bacillus, der bei
wiederholtem andauernden Vergleich völlige Üeberein-
stimmung mit echten Diphtherie-Culturen zeigte. Audi
mehrere andere Beobachter konnten die Identität fest-
stellen. Der einzige Üntersohied war, dass der Bacülns
auch in grossen Gaben für Meerschweinchen und Kanin-
chen nicht pathogen war; das ist aber für H. kein Grund,
ihn als Pseudo-Diphtheriebacillus zu bezeichnen. Der
Bacillus dürfte, wie aus der langen Erankheitsdaoer
hervorgeht, von vornherein geringe Virulenz gehabt nnd
durch das lange Verweilen \m Körper diese noch mehr
eingebüsst haben. Sind doch auch Pneumokokken ans
Herden grauer Hepatisation oft nioht mehr pathogen.
Die Eintrittspforte desDiphtheriebaoillus war nicht «uzn-
finden.
Die übrigen, meist casuistisehen Müiheihiin^
können hier nur kurz Erwähnung finden.
Äugenaffektionen im Anschluss an Endokarditis be-
schreibt Gay et (131). In dem ersten Falle handelte es
sich um Endoeardttts ulcerosa mit Embolie der Arteria
ceniraUs retinae und Vereiterung des ganzen Bulbus, im
zweiten Falle erkrankte ein seit 6 Ji^ren an reoidivirender
Endokarditis leidender Mann gegen Ende an einer rasch
sich ausbildenden Katarakt mit Chemosis und völliger
Amaurose. In den endokarditischen Wucherungen, in
Milz- und Niereninfarkten wurden keine Mikroorganismen
gefunden; die Arteria centralis war frei, doch waren
Betina und Chorioidea verdickt^ infiltrirt G. wirft die
Frage auf, ob hier Toxine im Spiele waren?
In dem Falle von Fau volle (132) waren bei einem
15jähr. Mfidchen 12 Tiij^e vor dem Tode heftige, durch
Embolie der Milxarterie verursachte Schmerzanf&Ue in
der Milzgegend aufgetreten.
Der j^l von Burgess (133) betrifft eine SQjfthr.,
bis dahin gesunde, im 6. Monate schwangere Frau nnd
ist dadurch merkwürdig, dass die Eiankheitserschei-
nungen mehrmals mit Tage langem, fost vöUigem Wohl-
befinden abwechselten. Die Diagnose schwankte, bis am
19. Krankheitstage, 36 Stunden vor dem Tode, Srsobei-
nungen der Gehimembolie auftraten. Keine Sektion.
In dem Falle von Smith (134) fand sich bei einem
28jähr. Mädchen eine angeborene Verengerang des rech-
B 0 e t h e r , Physiologie und Pathologie des Girkulationsapparates.
187
ian Afites der Polmonalarterie dicht unterhalb der Thei-
luiig; der Longenarterienstamm war bis zu dieser Yer-
en^enmg mit endokarditisohen WuoheroDgen besetzt, die
fachen Yerändenrngeii sasseo auch an den Aorten-
JJappen ; Triouspidaüs and Mitralis waren frei. Die in
den Wnchemogen gefundenen Mikrokokken sind nicht
niher bezeichnet. AehnUche Verhältnisse bot der von
Clarke (135) beschriebene Fall, in dem die Verengerung
an der Basis des Conus arteriosns sass und die Pulmonal«
klappen durch weiche Vegetationen ersetzt waren.
Aorteninsuffhiemc aurek Endoeardüis verrucosa
hei einem llmonat, Kinde besohreibt Pitt (136). Die
Tordere Klappe hatte zwei aneurysmatische Ausbach-
tongen, war aber nicht perfohrt Die Ursache der Sr-
kranknng blieb unklar.
Moore (137) theilt die Geschichte eines 20tjähr.
Rekraten mit, der im zweiten Anfi^ von Gelenkrheuma-
tismus, bei dem SalicylsSure wirkungslos war, unter den
Erscheinungen der äyperpyrexie (&.3<* 0.) starb. Die
[zum mindesten ungenau beschriebene. Bei] anatomische
üntersuchui^wiee am Schliessungsrand der einen Mitral-
klappe ein in die Lichtung vorragendes Blutgerinnsel,
sonst keine Erscheinungen der Endokarditis nach.
Genesung van akuter infektiöser Endokarditis be-
obachtete Cautle7(138)bei einem 21jfthr. Manne. Die
Ibdokarditis zog sich mit un regelmässig intermittiren-
dem üeber, vielen Schüttelfrösten und nachfolgenden
8ch weissen 8 Wochen lang hin, ging dann aber, mit
Hinterlassung eines systolischen Geräusches an der Herz-
spitze, in völlige, noch nach 9 Monaten bestätigte Ge-
nesung über. Im Blute waren keine Mikroorganismen
nachgewiesen worden.
Schliesslich sei noch der von Mothersole (139)
mitgetheilte Befand von Endokarditis der Tricuspidal-
und Miiraüdappe bei einer 14monat, Hündin erwähnt,
die im Ajischluss an eine „fieberhafte Erkältungskrank-
heit* Chorea minor bekommen hatte und 6 Monate später
deshalb getödtet worden war.
FT. Klappenfehler.
140) Sondheimer, Joel, üeber das Verhalten
des linken Ventrikels bei Stenose des Ostium venosum
sinistrum. Inaug.-Diss. (Heidelberg.) Lahr 1893.
141) Campbell, Harry, The signifioance of the
,funnel-shaped'' and „button-hole^ openings in Stenosis
of the cardiac valves. Lancet I. 6. p. 326. 1894.
142)Fenwick,W.Soltau,andWalkerOver-
end, The production of the first cardiac sound in mitral
Stenosis. Amer. Joum. of med. Sc. CV. 2. p. 123. 1893.
143) Oddo, C, De la propagation lointaine des
grands Souffles cardiaques. Gaz. hebd. XL. 34. p. 402.
1893.
144)Mircoli, Stefano, Manoanza di soffiinin-
sufficienze mitraliche. (jazz. degli Osped. XV. 87. 1894.
145) Lawrence, SidneyC, Bronchial casts in
connexion with mitral regurgitaüon. Lancet TL, July 29.
189a p. 247.
146) Martin-Durr, Quatorzieme autopsie de re-
tredssement mitral pur avec tuberculose pnlmonaire
andenne guerie. BulL de la Soc. anat. 5. S. Vm. 6.
p. 187. 1894.
147) Elzholz, Adolf, Ein Fall von Himarterien-
thrombose als intercurrirende Begleiterscheinung einer
Stenose des Ostium mitrale u. Insufficienz seiner Klappe.
Bericht d. k. k. Erankenansi Rudolf-Stiftung in Wien
^offl J. 1891. p. 247. 1892.
148) Pop off, Leo, Relative InsufQcienz derTri-
CBspidalklappe. Stenose des linken venösen Ostium u.
Insufficienz derBicnspidalklappe. Pulslosigkeit der rech-
tan Radialis. Geschwulst am Halse. Berl. khn. Wchnschr.
HX. 20. 21. 22. 1893.
149) Pell egrini, Luigi, Insufficienza della mi-
trale per degenerazione grossa dei muscoli papillari.
Gttistica dinica. Gaz. degU Osped. 139. 139. 142. 1892.
(8QQd.-Abdr.)
150) Steel, Graham, The pulse in aortio Ste-
nosis. Lancet IE. Nov. 24. p. 1206. 1894.
151) Bellotti, Mario, Insufficienza aortica acu-
tissima consecutiva a sforzi muscolari. Gazz. degli Osped.
XV. 86. 1894.
152)Lannoi8, M., Sur un moyen de faire appa-
raitre ou d'amplifier le double soufflle intermittent crural
dans l'insuffisance aortique. Lyon med. LXXVI. 24.
p. 215. 1894.
153)Martin-Durr, Mort rapide dans UinsufGsance
aortique par oedeme pnlmonaire aigu. BulL de la Soc.
anat 5. S. Vm. 6. p. 190. 1894.
154) Curschmann, H., üeber schwielige Para-
nephritis, besonders bei Erkrankung der Aortenklappen.
Arb. aus d. med. Klinik zu Leipzig 1893. (Sond.-Abdr.)
155) Aufrecht, Ein Fall von rin^örmiger Athero-
matose der Aorta asoendens mit allen Symptomen einer
Stenose und Insufficienz der Aortenklappen. Deutsches
Arch. f. klin. Med. Lm. 1894. (Sond.-Abdr.)
156) Eretz, Richard, Ein seltener Fall von Ste-
nose am Isthmus der Aorta. Wien. klin. Wohnsehr.
VIII. 2. 1895.
157) Claisse, Paul, Fauz retredssement de Far-
tere pnlmonaire. Adenopathie retrosternale. Bull, de la
Soc. anat. VUL 19. p. 674. 1894.
158) Chretien, Ed., Contribution ä Tetude du
retrecissement pnlmonaire prearteriel aoquis. Revue de
Med. Xm. 8. p. 696. 1893.
159) Grawitz, E., Zur Casuistik der selteneren
Herzfehler. Ztschr. f. klin. Med. XXm. p. 168. 1893.
160) Middleton, George S., Gase of marked
tricuspid Stenosis with great dilatationof therightauricle,
oomphcated with mitral and aortio Stenosis. Glasgow
med. Joum. XLI. 4. p. 241. 1894.
161) Thacher, J. S., Stenosis of the mitral, aortio,
and tricuspid valves. Prooeedings of the New York patho-
log. Soc. p. 63. 1892.
162) Drummond, Gase of aortio, mitral and tri-
cuspid Stenosis. Iiancet n. 11. p. 611. 1892.
163) Venturi, Torquato, Quatre cas de lesions
cardiaques rares. Kevue de Med. XIII. 6. p. 583. 1893.
164) Erehl,Ludolf, Beitrag zur Pathologie der
Herzklappenfehler. Arb. aus d. med. Klinik zu Leipzig
p. 202. 1893.
Das Verhalten des Unken Ventrikels bei Stenose
des Ostium venosum sinistrum hat Sondheimer
(140) an den in den letzten 20 Jahren in der
Heidelberger medioinischen Klinik beobachteten
Kranken und bei den Sektionen untersucht Er
zählt 4 reine Mitralstenosen, 6 FftUe von Stenose
mit Insufficienz der Mitralis, 2 Mitralstenosen mit
Aortenfehlem. Der linke Ventrikel bot grosse Ver-
schiedenheiten: in der L Gruppe war die Musku-
latur der linken Kammer 2mal hypertrophisch
(Imal Schrumpfniere, Imal zweifelhafte Insuffi-
cienz neben der Stenose), Imal von mittlerer Dicke
und nur Imal dünner als normal; in der 2, Gruppe
war sie 3mal hypertrophisch, Imal von mittlerer
Dicke und 2mal dünner; in der 3. Gruppe Imal
hypertrophisch (Stenose und Insufficienz der Aorta)
und Imal eher etwas dünner (Insufficienz der
Aorta). Es geht aus den von 8. angeführten Fällen
hervor, dass bei massigen Qraden von Verengerung
des linken venösen Ostium die linke Kammer
keine wesentlichen Veränderungen erleidet. Bei
höheren (}raden der Verengerung kommt es meist
zu Atrophie und Verkleinerung der Höhle der lin-
kep Herzkammer, welcher später die Erweiterung
188
Boether, Phy Biologie und Pathologie des Girkulationsapparates.
folgt. iBtderYerengerungamHitralostiumSohluss-
unfähigkeit der Klappe Torhergegangen, so bleibt
die aus dieser entstandene Hypertrophie des lin-
ken Ventrikels manchmal bestehen, selbst wenn
die Verengerung sehr beträchtlich wird. S. sucht
dies so zu erklären, dass der hypertrophische Ven-
trikel seine Kraft durch erhöhte „Saugwirkung''
übe und deshalb nicht der Atrophie anheimfalle.
Für die seltenen Fälle von Hypertrophie oder nor-
malem Verhalten der linken Kammer bei ganz
reiner starker Verengerung des Mitralostium, für
welche eine sichere Erklänmg noch aussteht, bringt
S. keinen Beleg beL
Nach Campbell (141) erklärt sich das Zu-
standekommen der „Trichterform'' und der „Schlitz-
oder Ejiopflochform" bei Verengerungen an den
Herzklappen dadurch, dass nach (Grundsätzen der
Mechanik diese Beschaffenheit der OefPnungen für
die Forderung einer grösstmOgiichen Flüssigkeits-
menge die vortheilhafteste ist Bei noch weichen
Klappen entsteht der „Trichter", der sich stets in
der Richtung des Blutstroms verengert; bei wei-
terer Verhärtung kommt der „Schlitz" zu Stande,
der immer noch günstiger ist als eine runde Oeff-
nung in einer quer gespannten Scheidewand.
Die Verstärkung des ersten Tones bei Stenose
des Unken venösen OsHum wird gewühnlich durch
den grossen unterschied zwischen der systolischen
und der diastolischen Spannung der Mitralklappe zu
erklären versucht, in Folge dessen die Mitralsegel
sich mit besonderer Kraft schliessen sollen. Fen-
wick und Overend (142) wenden dagegen ein,
dass diese Erklärung für alle die häufigen Fälle
nicht zutreffe, in denen die Mitralsegel so ver-
kürzt und starr sind, dass von einem Zusammen-
klappen nicht die Bede sein kann oder sogar
Schlussunfähigkeit besteht Da nach ihren Be-
obachtungen an Kardiogrammen der klappende Ton
in die erste Zeit der Kammersystole fällt und die
Klangfarbe des Tones offenbar auf eine Entstehung
durch Klappenschluss hinweist, so liegt es nahe,
den Schluss der Tricuspidaüclappe , der bei dem
hypertrophischen rechten Ventrikel mit besonderer
Kraft vor sich gehen muss, für den Ton verant-
wortlich zu machen. Damit stimme überein, dass
der Ton am lautesten etwas nach rechts vom
Spitzenstoss gehört und nach rechts oben fortr
geleitet werde, vor Allem jedoch die Thatsache,
dass der klappende Ton verschwindet, wenn die
Tricuspidalklappe durch übermässige Ausdehnung
der rechten Herzkammer schlussunfähig wird.
Oddo (143) fQgt den von Federici, Vanni
und Petrazzini beschriebenen Fällen, in denen
Herzgeräusohe in weiter Verbreitung über dem
KOrper zu h5ren waren, eine weitere einschlägige
Beobachtung hinzu.
Es handelt sich um einen Fall von MitraünsnfGcienz
und Stenose mit lautem, tiefem Geräusch, das nicht nur
am Thorax, im Gesicht, am Schädel, sondern längs der
ganzen Wirbelsäule, über dem Becken, am Oberarme imd
am Beine bis herab zum unteren Drittel des Schienbeins
in verschiedener Stärke zu hören war. Federici nahm
an, dass das Geräusch durch die Aorta dem BmstbeiDe
mitgetheilt und von da durch das ganze Knochengenst
fortgeleitet werde, da es über den Weichtheilen am
leisesten zu sein pflegt; Vanni glaubte, dass die Yer-
breitong des Geräusches nur durch die Geflsse geschehe,
da er es durch ümschnürong des Gliedes zum Ver-
schwinden bringen konnte. Oddo hält beide ErklänugB-
versuche für zu einseitig und nimmt an, dass bei ge-
wisser Stärke und bestmimter Beschaffenheit des Ge-
räusches das ganze Herz in Schwingungen gerlth, die
sich einerseits im Sjiochen-, andererseite im Arterien-
Systeme am stärksten fortpflanzen, wobei die häofigeo
nahen Beziehungen zwischen den Arterien und den wie
ein Resonanzboden wirkenden Knochentheilen besoaders
günstig sind. Wenn die weite Verbreitung des Ge-
räusches auch zur Zeit för die Diagnose belanglos ist, n
verdienen trotzdem die fraglichen Fälle sorgsame Be-
achtung.
Mircoli (144) weist darauf hin, dass bei
Personen mit sicher festgestellter Schlussunfthig-
keit der Mitralklappe im Stadium der Compensa-
tion das systolische Geräusch häufig vennisstwird,
so dass sich der Fehler nur in Erweiterung des
rechten Herzens, Verdoppelung der Töne und in
Unregelmässigkeit der Herzarbeit offenbart Die
Erklärung fOr diese Beobachtung steht noch ans;
dass in solchen Fällen die Schlussunfähigkeit wirk-
lich zeitweise ausgeglichen sei, hält M. nicht für
erwiesen.
Auftreten von fibrinösen Bronchialausgüssen
bringt Lawrence (145) mit Mitralinsufflcienz in
Zusammenhang.
Ein 9jähr., seit etwa 1 Jähre an MitralinsaffideDi
leidender Junge hustete ohne Athemnoth oder Temf«-
ratursteigerung recht ansehnliche Bronchialabgüsse ans;
dabei bestand links hinten unten eine kleine umschiie-
bene Dämpfung, die später zurückging. Das Aushusten
dieser ^^Bäimichen'^ dauerte, ohne Störung des Allgemein-
befindens, in unregelmässigen Zwischenräumen 5 Moo. an ;
endlich traten Fieber und Verdichtung der rechten Lungen-
spitze mit den Erscheinungen der lob&*en Pneumonie ein,
der Auswurf bestand aus Bronchialschleim und Stüokea
der fibrinösen Ausgüsse. Nach vorübergehender Besse-
rung erfolgte der Tod 2 Mon. später unter den Erschei-
nungen des Lxmgenödem. Sektion unmöglich.
L. stellt die Vermuthung auf, dass die Stauung
im Lungenkreisläufe in ursächlicher Beziehung
zum Austritte des Fibrin in die Bronchen ge-
standen habe.
Martin-Durr (146) beriditet über den U.
in Potain 's Klinik (mit Sektion) beobachteten
Fall von Zusammentreffen einer Stenose des linken
ven()sen Ostium mit längst ausgeheilter Lungen-
tuberkulose (Verkalkung und fibröse Herde in den
Spitzen). Dieses verhältnissmässig häufige Zu-
sammentreffen läset Potain einen ursftchlidien
Zusammenhang zwischen den beiden Störungen
vermuthen, über den er sich jedoch nicht näher
ausspricht
Einen mehr fOr die Diagnostik der Oehira-
krankheiten wichtigen Fall von Thromben der Hirn-
arterien beschreibt E 1 z h o 1 z (147).
Im Verlaufe einer Mitralstenose und -Insnfficie&z
bei einer 64Jähr. Frau entwickelten sich ziemlich plöts-
Uoh, aber £ai9t ohne Insult vollständige linkseitige Hemi-
plegie und Hemianästhesie, homonyme linkseitige Hemi*
Boether, Physiologie und Pathologie des Cirkulationsapparates.
189
loopsie mit Anfhehan^ de8Ck>rnealr6fleze8. Der Zustand
wurde aaf Embolie eines Gehimgefiisses bezogen, und
zwar konnte die Embolie der Arteria profunda cerebri die
Erscheinimgen zur Noth erklären, da man nicht auch die
^dchzeitige Embolie der Art. Fossae Sylvü zu Hülfe
nehmen wollte. Die Sektion ergab jedoch, dass es sich
nicht um Embolie, sondern nm Thrombose dieser beiden
Arterien handelte.
Ans dem ausführlichen klinischen Vortrage von
Popoff (148) über einen Fall von Stenose des linken
venösen Ostium und Insufficienx der Mitralklappe ist
henrorznheben, dass bei dem 38jähr. Er., der an schwe-
ren Gompensationstöningen litt, der Puls in der rechten
Badialarterie, wahrsdieinlich durch Druck des rechten
Yorhofes und der grossen Yenenstämme auf den Aorten-
bogen, zeitweise fast oder ganz aufgehoben war.
ESnen Fall von Miträlinsuffieienx durch VerfeUung
der Piapülarmuskeln beschreibt Pellegrini (149). Bei
dem 6(]|jfihr. Manne bestand ein systolisches Geräusch
über der Gegend des stark verbreiterten linken Ventrikels
und der 2. Ton über den grossen Gefässstämmen war
verstärkt. Die Sektion ergab bei unversehrten Mitral-
segeln Verfettung der Papülumuskeln und als Ursache
der Herzhypertrophie Arteriosklerose.
Steel (150) unterscheidet 2 Arten ierBadial'
pidacurve bei Aartenstenoae : 1) den anaeroten Puls,
2) den ,yPuku8 bisferiens^^. Bei jenem (4 Fälle)
liefert die Stosswelle die anaerote Zacke, die „Rück-
Btosselevation'' bildet den Gipfel der (]urve. Die
ganze Curve ist niedrig, träge. Die zweite Form
(2 Falle) ähnelt dem schnellenden Pulse bei Aorten-
insufficienz; sie ist hoch, der aufsteigende Schenkel
ist steil, ebenso steil der Abstieg und der Kück-
8to68 liefert einen vollständig oder fast ebenso
spitzen CKpfel. Welche Bedingungen fOr das Zu-
Btandekommen der einen oder anderen Pulsform
maassgebend sind, lässt St unentschieden. In
den 2 Fällen mit Pulsus bisferiens war neben der
Aortenstenose die Klappeninsufficienz stärker aus-
gesprochen, obwohl diese auch in den 4 anderen
nicht fehlte ; aber selbst bei ganz reiner Stenose
soll der Pulsus bisferiens schon beobachtet worden
sein. Bin gewisser diagnostischer Werth kommt
nach St. namentUch dem anaoroten Puls zu.
Oanx akutes Auftreten van Aorteninaufßcienz im
Ansehlu88 an ausserordenlUohe Kraftanstrengungen
beobachtete Bellotti (151) bei zwei kräftigen
gesunden Männern von 26, bez. 40 Jahren. Das
Leiden gab sich durch Präcordialschmerz, starke
Dyspnoe, musikalisches diastolisches Geräusch
neben abgeschwächtem 2. Aortenton kund; die
übrigen Erscheinungen der Aorteninsufficienz blie-
ben aud; unter absoluter Buhe trat völlige Ge-
nesung ein. B. deutet diese Erscheinung so, dass
ein Elappensegel dem gesteigerten Aortendruck
nachgegeben hat, wodurch „Fensterung*' eines
Segels entstand, die bei günstigen Verhältnissen
völliger Heilung fähig ist
Nach einer „vorläufigen Mittheilung'' von
Lannois (152) kann man das „Doppelgeräusch
m der Orurali^' bei Aorteninsufficienz dadurch her-
vorrufen oder ein schon vorhandenes verstärken,
dass man unterhalb der Auskultationstelle die Arterie
zusammendrückt
Eine ziemlich seltene Ausgangsform der Aorten-
insuffioienz, nämlioh plötxliehen Tod durch Lungenödem,
beobachtete Martin-Durr (153) bei einem 41jähr.
Schmied, der an arteriosklerotischer Sehlussunßhigkeit
der Aortenklappen mit Anfällen von Angina pectoris litt.
Ueber 2 Fälle von schwieliger Paranepkritis in
Folge Erkrankung der Aortenklappen berichtet
Curschmann (154). Bei chronischer Endocar-
ditis der Semilunarklappen und bei gewissen athero-
matösen Veränderungen der Aorta selbst kommen
neuralgische, oft äusserst quälende Schmerzanfälle
im Gebiete der Lumbalnerven, namentlich des N.
ileo-hypogastricus vor, die auf embolische Verände-
rungen in der Niere und dadurch veranlasste
schwielige Paranephritis zu beziehen sind. Die
Kranken haben beständig dumpfe Schmerzen ohne
ganz freie Intervalle, und eine Steigerung der Be-
schwerden schliesst sich meist an eine Nieren-
blutung an oder wird durch stärkere Körperbewe-
gungen veranlasst Zu Verwechselungen können
die seltenen Fälle von Nephrolithiasis führen, in
denen grosse Nierensteine das Nierenbecken aus-
fOllen, besonders da diese manchmal ebenfalls mit
schwieliger Paranephritis einhergehen«
Aufrecht (155) giebt die Krankengeschichte eines
44jähr. Arbeiters, bei dem die Sektion vollkommen un-
versehrte Aortenklappen ergab, während die klinische
Beobachtung zur Diagnose „Stenose und Insufficienz der
Aort^lappen^ geführt hatte. Das Zurückströmen des
Blutes kam dadurch zu Stande, dass das Blut nicht in
die Aortenklappentaschen hineinströmen, also die Klappen
nicht entfalten konnte, weil ein ringförmiger Abschnitt
der Aorta slderotisoh verändert war und die Klappen
überwölbte.
Auch in dem Falle von Kretz (156) hatte eine Ver-
engerung der Aorta einen „oombinirten Herzklappen-
feUer*^ vorgetäuscht Die Verengerung sass am Isthmus
aortae, der auf eine Strecke von 2 cm nur 1 Vi cm Umfang
hatte; auf der einen Seite war die Wand durch eine
rinnenförmige Kalkplatte gebildet In den fibrinösen Auf-
lagerungen und in den atheromatösen Geschwüren fand
sich ein Diplococcus (Fränkel- Weichselbaum?).
Die Verengerung am Isthmus dürfte in diesem Falle der
frühere Zustand gewesen sein, zu dem sich erst später
die Aortitis gesellte.
In dem Falle von Claisse (157) hatte ein hinter
dem Stemum gelegenes Packet tuberkulöser Lymphdrüsen
ein systolisches Geräusch veranlasst, das zur Annahme
einer Verengerung des Pulmonalostium führte.
Chr^tien (158) stellt aus der Ldteratur 5 Fälle
von erworbener Stenose des oberhalb des Klappen-
ringes gelegenen Theiles der Lungenarterie zu-
sammen, denen er einen sechsten hinzufügt
Bei der Sektion eines plötzlich verstorbenen 79jähr.
Mannes fand sich im rechten Conus arteriosus, mehrere
Centimeter oberhalb der schlussfahigen, annfihemd nor-
malen Pulmonalklappen eine narbige Verengerung bis zu.
Federkieldicke, daneben ein kleines Geschwür ids Best
des die Verengerung bedingenden Vorganges. Ein hasel-
nussgrosses, dem Durohbruch nahes Aneurysma ragte im
oberen Theüe der Kammerscheidewand in die rechte
Kammer hinein, dessen Entstehung Chr. sich dadurch
erklärt, dass unterhalb der Verengerung der Blutdruck
im rechten Ventrikel gegenüber dem Druck in der linken
Kammer stark herabgesetzt gewesen sei.
Zwei seltene Herzfehler schildert Orawitz
(159).
190
Boether, Physiologie und Pathologie des Girkolationsapparates.
1) Tri&usptdalatenose. Ein 24jähr. Bäckergeselle, seit
5 Jahren herzleidend^ wurde mit schwersten Stannngs-
erscheinungen und vielfachen Herzgeräuschen aufgenom-
men. Die Diagnose wurde auf Stenose und Insufficienz
der Mitralis, geringere endokarditische Veränderungen an
der Aorta, femer auf Insufficienz der Tricuspidalklappe
und Stenose des rechten venösen Ostium gestellt Für
letztere Annahme war ein am 5. Rippenknorpel rechter-
seits fühlbares systolisches und diastolisches Schwirren
in Verbindung mit den sehr lauten Oeräuschen über der
Gegend der Tricuspidalklappe entscheidend. Die Dia-
gnose wurde durch die Sektion in jeder Hinsicht bestätigt
2) FiUmoncUinsuffictenx, Bei einer 43jähr. Malers-
wittwe, die seit einem im 22. Jahre überstandenen Ge-
lenkrheumatismus herzleidend war, wurde Mitralinsuffi-
cienz und Stenose des linken venösen Ostium festgestellt
Nachdem die Compensationstörung gebessert war, liess
sich neben den Erscheinungen des Mitralfehlers unter
dem Schwertfoitsatz starkes Pulsiren und diastolisches
Schwirren der rechten Herzkammer fühlen; über der
Fulmonalis war ein leises systolisches und ein lang-
gezogenes diastolisches Geräusch zu hören. Femer
wurden Tiefstand und Unbeweglichkeit der rechten
unteren Lungengrenze festgestellt; das Athemgeräusch
erfolgte in 2 — 3 hauchenden Absätzen, alles Erscheinungen,
die förSchlussunfahigkeit derPulmonalklappen sprechen.
Die Kranke befindet sich bei gutem Allgemeinbefinden
noch in Behandlung.
Middleton (160), Thacher (161) und Drum-
mond (162) beschreiben je einen Fall von starker Ver-
engerung des Tricuspidalostium in Verbindung mit Ver-
engerungen am AortBu- und Mitralostium. In dem als
einfacher Mitralfehler angesehenen Falle von M. (44jähr.
Frau) war nur auffallig, dass die Stauung in den Lungen
trotz schwerer Compensationstörung gänzlioh fehlte. Die
Erklärung hierfür lieferte bei der Sektion die Entdeckung,
dass das Tricuspidalostium in eine rundliche Oeftnung von
2 Zoll Umfang verwandelt war.
Aus der von T h. auszugsweise mitgetheilten Kranken-
geschichte lässt sich nur entnehmen, dass die physikali-
schen Erscheinungen bei der 46jähr. Frau äusserst wech-
selnde waren. Bei der Sektion fanden sich beide venöse
Ostien eben für den Kleinfinger durchgängig, das Aorten-
ostium durch eine grosse mndliche Wucherung beinahe
ganz verlegt In dem Falle von Dr. endlich waren zu
Lebzeiten der 40jähr. Frau keine Erscheinungen vorhan-
den, aus denen die Veränderung an der Tricuspidalklappe
hätte erschlossen werden können; höchstens war das auf
die Mitralstenose bezogene präsystolische Geräusch etwas
weiter nach rechts hörbar ids gewöhnlich.
Venturi (163) theilt ausführlich die Kranken-
geschichte zweier von Jugend auf an Herzfehler leiden-
der Schwestem mit, deren Mutter und Mutter-Schwester
gleichfalls an Herzleiden zu Grande gegangen waren.
Die eine der Schwestern starb im 27., die andere im
42. Lebensjahre; bei beiden flBUid sich neben Veränderun-
gen an der Mitralis und den Aortenklappen eine Ver-
engerung des Tricuspidalostium , die besonders in dem
einen, mit Abbildungen belegten Falle deutlich die Zeichen
angeborener Missbildxmg er£ennen liess.
Untersuchung über das Verhalten der Herxmush^
latur bei Klappenfehlem hat Krehl (164) in der
Leipziger medicinischen Klinik angestellt Die
Herzen von 8 an Klappenfehler gestorbenen Kranken
wurden mit Hülfe von Serienschnitten systematisch
untersucht und stets fanden sich ausser den Ver-
änderungen am Endo- und Perikard die verschie-
densten chronischen Entzündungzustände am Herz-
muskel und Yeränderungen an den Qefässen,
verbunden mit verbreitetem Schwund der Musku-
latur und Entartung der Muskelfasern auch an
den Stellen, an denen interstitielle Entzündungen
fehlteiL Diese letzteren waren nirgends abgelaufen,
sondern überall im Weiterschreiten begriffen, ein
umstand, der für die Beurtheilung der fraglichen
Zustände von grGsster Bedeutung ist. Die Ursache
dieser Yeränderungen ist nach Kr. nicht in der
Hypertrophie der Muskulatur zu suchen, sondern
die den Klappenfehler veranlassende Orundkrank-
heit müss auch für die Erkrankung des Herzmuskels
verantwortlich gemacht werden. Man wird also
sagen müssen: Scarlatina, Typhus, Variola, am
häufigsten jedoch die Polyarthritis, rufen in einer
gewissen Zahl von Fällen eine Entzündimg des
Endokard, der Oefässe und der Muskulatur des
Herzens hervor, welche letztere oft invielhüherem
Orade als ein mechanisches Kreislaufshindemiss
an den Klappen die Leistungsfähigkeit des Herzens
beeinträchtigt
V, Erkrankungen des Herzmuskels.
165) Krehl, L., üeber fettige Degeneration des
Herzens. Deutsches Arch. f. klin.Med. U. 4 u. 5. p.416.
1893.
166)Goebel, Carl, Beitrag zur fettigen Degene-
ration des Herzens. Gentr.-Bl. f. allg. Pathol. u. pathoL
Anat IV. 18. 1893.
167) Rolleston, H. D., Myocarditis limited to the
right side of the heart. Transact of the pathoL Soc. of
London XLH. p. 63. 1891.
168) Flexner, Simon, Fatty d^|eneration of the
heart muscle. BulL of the Johns Hoplons Eosp. V. 38. 1894.
169) Brault, A., Sur deux cas de myocardite aveo
degenerescence graisseuse par ilots, des Segments cardia-
ques. Bull, de la Soc. anat. VTH. 23. p. 742. 1894.
170) Fi cot, Sur la myocardite typhique et la dis-
parition du premier bruit du coeur. Semaine med. XIV.
8. 1894.
171) Ostreich, R, Die Fragmentatio myocardü
(Myocardite segmentaire). Virchow s Arch. CXXXV. 1.
p. 79. 1894.
172) Aufrecht, Ueber einen Fall von primärer
Fragmentation des linken Ventrikels. Ztschr. f.klin.Med.
XXIV. 3. 4. p. 205. 1894.
173)Browicz, Ueber die Bedeutung der VeriSnde-
rungen der Kittsubstanz der Muskelzellbalken des Herz-
muskels. Virohow's Arch. CXXXTV. 1. p. 1. 1893.
174) Israel, 0., Zur Entstehung der Fragmentatio
myocardü. Virchow's Arch. CXXXIH. 3. p. 551. 1893.
175)Letulle, Maurice, Note sur Tetat reüoole
du myocarde dans Tasystolie chronique. Bull, de la Soc.
anat. 5. S. VH. 25. 26. p. 672. 1893.
176) Ormerod, J. A., Aneurysm of heart Trans-
act. of tiie pathol. Soc. of London XLH. p. 60. 1891.
177) Pitt, P. Newton, Oummatous infiltration of
the muscular wall of the heart, leading to aneuiysmal
pouohing and rupture. Ibid. p. 61.
178) Marie, Rene, Anevrysme du coeur. BulL
de la Soc. anat. VIII. 25. p. 822. 1894.
179) Fräser, James W., Two oases of sudden
death from hemorrhage into the perioardium. Lanoet II.
23. p. 1380. 1893.
180) Beadles, Cecil F., Rupture of the heart
in the insane. Transact of the pathol. Soc. of London
XLTV. p. 18. 1893.
181) Griffen, Vincent, Rupture spontanee d'on
coeur macroscopiquement sain. Bull, de la Soc. anat
Vm. 23. p. 764. 1894.
182) Moore, Norman, Rupture of heart Trans-
act of the pathol. Soc. of London XLIV. p. 24. 1893.
Nach den Untersuchungen von Krehl (165)
über fettige Degeneratum des Berxens Usst sich
Boether, Physiologie und Pathologie des Cirkulationsappaiates.
191
ireder makroskopisch, noch mikroskopisch fest-
stellen, in welcher Stärke die Verfettung des Organs
im einzelnen Falle Platz gegriffen hat. Er. nimmt
daher zur chemischen quantitativen Bestimmung
des Fettgehaltes im Herzmuskel seine Zuflucht
TheQe der linken Kammer und der Papillarmuskeln,
die sicher kein interstitielles Fett enthalten, wer-
den nach Trocknung mitÄether behandelt und das
Aetherextrakt wird nach Abzug der durch Phosphor-
sioiebestimmung gefundenen Lecithinmenge als
Fett angenommen, da die Menge der Farbstoffe ver-
nachUssigt werden kann. Die Menge des Lecithin
schwankte in verschiedenen Krankheiten, unab-
hängig von den Schwankungen des Fettes und des
Wassers. Der Fettgehalt des Eerxens schwankte
selbst bei Leuten, deren Herzthätigkeit bis wenige
Standen vor dem Tode normal gewesen, innerhalb
▼eiter Grenzen; bei pemiciöser Anämie, bösartigen
Ifenbildungen und Lungentuberkulose war er in
der Regel etwas vermehrt, und nur bei Phoephor-
Tergiftung war der Fettgehalt betrachtlich, oft um
das 2 — 3fache, gesteigert Dagegen fand Kr. bei
Krankheiten des Myo- und Endokard mit Herz-
sdiwSche den Gehalt an Fett in der Begel normal
oder unter der Norm; jedenfalls konnte er kein
Abhangigkeitsverhaltniss zwischen der Störung der
Herzthätigkeit und der Grösse des Fettgehaltes
nadiweisen.
In einer aus dem pathologischen Institut zu
Zfirich stammenden Arbeit wendet sich Goebel
(166) gegen Krehl's Ansicht, dass nur die che-
mische Untersuchung genauen Aufschluss über
den Grad der fettigen Myodegeneration gebe, und
hebt besonders hervor, dass bei dem Verfahren von
Erehl die dem Endo- und Epikard benachbarten
Schichten des Herzmuskels, in denen die Fettbil-
dung oft am ausgesprochensten ist, von der ünter-
SQohung ausgeschlossen werden. G. hat Stückchen
von den verschiedensten Herztheilen, stets frisch
ohne und mit Essigsäure- und Kalilaugezusatz
nntersucht, und so an 58 Herzen von vei*schiedenen
Kranken (Herzfehler, Lungenleiden, Sepsis, Car-
dnom, Schrumpfoiere, Tuberkulose, Diphtherie
TL a. m.) Daten über die Yertheilung des Fettes im
Qewebe und über die einzelnen Theile des Herzens
gewonnen. Von den Ergebnissen dieser verdienst-
lichen Arbeit sei Folgendes hervorgehoben :
1) Die fettige Degeneration des Herzens tritt
meist zuerst herdförmig auf, um dann durch Ver-
breiterung und allmähliches Verschmelzen der
Herde diffus zu werden, doch meist so, dass die
an Intensität der Degeneration zunehmenden Herde
augenfällig bleiben. 2) Die Fetttröpfchen finden
ach nur im interfibrillären Sarkoplasma und sind
deshalb immer in Längsreihen hinter einander ge-
lagert 3) Die Querstreifung leidet nicht wesent-
lich bei der fettigen Degeneration, doch tritt sie
bei der L&ngsanordnung der Fettkügelchen , be-
sonders nadi Essigsäurezusatz gegenüber derfibril-
Iftren Streifung ganz in den Hintergrund. 4) Seg-
mentirung findet sich im Verein mit Verfettung
verhältnissmässig oft, besonders im Beginn (Hervor-
treten der Kittleisten). 5) Die Vertheilung der
fettigen Entartung ihrer Stärke nach steht selten
im Verhältniss zur Dilatation und Hypertrophie
der einzelnen Herzabschnitte ; so betrifft die Ver-
fettung oft bei einseitiger Hypertrophie beicfe Herz-
hälften. 6) Allgemeine Verfettung in Folge all-
gemein wirkender Schädlichkeiten ist selten überall
im Herzen gleich stark, meist in einzelnen Theilen
ohne bestimmtes Gesetz stärker ausgeprägt. 7) Die
unter dem Epi- und dem Endokard gelegenen
Theile des Herzmuskels, die dem interstitiellen
Binde- und Fettgewebe benachbart sind, zeigen in
der Begel die stärkste Entartung. 8) Eine Ver-
theilung der Stärke der ESntartung nach einzelnen
Muskelschichten oder Herzabschnitten liess sich
nicht erkennen, doch kommt anscheinend den Vor-
höfen eine gewisse Sonderstellung zu, da sie manch-
mal am meisten ergriffen, manchmal jedoch von
der Verfettung vollständig verschont waren.
In dem Falle von Rolleston (167) war die
fettige Entartung offenbar vom Epikard ausgegan-
gen. Sie beschränkte sich auf den rechten Ven-
trikel, der mit dem Perikard verwachsen war,
während die in Folge einer leichten Mitralinsuffi-
cienz hypertrophirte linke Kammer völlig gesunde
Muskulatur aufwies.
Auch Flexner (168) bestreitet die Zuver-
lässigkeit der von K r e h 1 empfohlenen chemischen
Bestimmung des Fettgehaltes und glaubt, dass man
bei sorgfältiger mikroskopischer Untersuchung sich
sehr wohl ein Bild von dem Grade der fettigen
Entartung machen könne. F. hat in einer Reihe
von Krankheiten, namentlich Infektionskrank-
heiten, die verschiedenen Grade der Verfettung
des Herzmuskels bis zur stärksten fettigen Ent-
artung, bei welcher kaum eine Zelle verschont
war, festgestellt. Bei Meerschweinchen und Kanin-
chen konnte er Herzverfettung durch Einspritzen
von Diphtherieculturen, Hundeserum, Abrin und
Ricin erzeugen und er stellt den Satz auf, dass auch
beim Menschen die fettige Umwandlung des Mnskel-
zellprotoplasma auf Intoxikation bwuht, da die
Wirksamkeit der bisher als Ursache der Verfettung
angenommenen Schädlichkeiten (z. B. Sauerstoff-
mangel, erhöhte Temperatur) nicht durch einwand-
freie Versuche erwiesen ist
Kleine inselfänmge Berde fettiger Degeneration
mitten im gesunden HerxmuskelheohexihtetQBTSLVilt
(169) in 2 Fällen von tdeeröser Endokardiüs. Die
kleinen Herde, die an den Papillarmuskeln am
ausgesprochensten waren, stachen mit ihrer gelb-
grauen Farbe von dem Braunroth der gesunden
Umgebung lebhaft ab und gewährten einen eigen-
thümlich buntscheckigen Anblick. Genaue Unter-
suchung nach Osmiumsäurebehandlung ergab, dass
die Herde wirklich mitten im gesunden Gewebe
lagen ; die Gefösse waren überall normal, für die
Annahme von Intokten fehlte jeder Anhaltepu^t
192
Boether, Physiologie und Pathologie dee Cirkulationsapparated.
Br. sieht vorlArtßg, bis spätere Untersuchungen
dieses seltenen Befundes genaueren Aufschluss
geben, diese Herde als den Ausdruck toxisch-
infektiöser Yeränderungen an, wie sie in gleicher
Weise oft in den parenchymatösen Organen auf-
treten.
Für die Erkennung der Myokardüü beim Ab*
dominaUyphus ist nach Pioot (170) das Yer-
schwinden des 1. Herztones von besonderer Be-
deutung; in anderen Fällen führen hohe Puls-
frequenz, Unregelmässigkeit des Pulses und fötaler
Herzrhythmus zur richtigen Beurtheilung. In zwei
von P. beschriebenen Fällen war die Diagnose der
Myokarditis auf die Abschwächung des 1. Tones
an der Spitze und dessen Verschwinden über der
Aorta hin gestellt und bei der Sektion (fettige
Degeneration der Muskelfasern, Fragmentation,
interstitielle Entzündungserscheinungen und End-
arteriitis) bestätigt worden.
Das interessante Capitel detFragfnenkUio myo»
eardii ist von Ostreich (171) auf Grund des
Materials des Berliner pathologischen Institutes
und unter Berücksichtigung der älteren und
neueren Literatur aufs Neue eingehend bearbeitet
worden. Bezüglich des anatomischen Befundes
weicht Ö. von den Angaben Tedeschi's, die er
sonst in den meisten Stücken bestätigen konnte,
nicht unerheblich ab: Erweiterung des Herzens,
trüb-gelbliches Aussehen der Schnittfläche sind
nicht charakteristisch für die Zergliederung, son-
dern durch parenchymatöse oder fettige Entartung
bedingt. Nach ö. erkennt man die Fragmentation
daran, dass sich die Muskulatur auffasert und zahl-
lose Spalten in derselben auftreten, sobald man
mit dem Messer über die Schnittfläche streicht.
Die Angabe von Tedeschi, dass die Zer-
faserung im Papillarmuskel des linken Herzens
niemals fehlt, wenn sie überhaupt an iigend einem
TheUe des Herzens wahrnehmbar ist, hat 0. stets
bestätigt gefunden. Gewisse Befunde machten es
wahrscheinlich, dass die Muskelprimitivbündel des
Herzens eine eigene Muskelhülle besitzen.
Die Stelle, an der die Muskelbündel aus-
einanderweichen, ist nach ö. nicht die Eittlinie,
sondern die Trennungslinie geht gewöhnlich durch
den Zellkörper. 0. hat nicht nur unter dem Endo-
kard, sondern auch an anderen Stellen so kleine
Bruchstücke gesehen (Länge gleich oder halb so
gross als die Dicke), dass sie unmöglich einzelnen
Zellen entspredien konnten. Wiederholt lief der
Bmch mitten durch die Zelle, wobei der Kern an
der Stirnseite des einen Bruchstückes stehen ge-
blieben war. Abgesehen davon, dass nach Ö. die
einzelnen Bruchstücke nicht isolirten Muskelzellen,
sondern künstlich erzeugten Muskeltrümmem glei-
chen, gelang es häufig, bei Essigsäurezusatz meh-
rere Brüche und ganz unversehrte Eittleisten in
einem und demselben Primitivbündel nachzuweisen.
Nach alledem sieht ö. den Zerfall in den Eittünien,
ohne einen solchen ganz in Abrede stellen zu
wollen, als unwesentlich für die Fragmentation an.
Auch theilt er die Ansicht v.Beoklinghausen's,
wonach die Fragmentation eine agonale Erschein
nung ist Er hat sie nicht nur bei gewaltsamem
Tode, sondern auch bei einer grossen Anzahl von
akuten und chronischen Krankheiten der versdiie-
densten Art nachweisen können und stellt die Be-
hauptung auf, dass jede Erkrankung mit Fragmen-
tation zusammen vorkommen kann.
Aufrecht (172) tritt auf Grund eines von
ihm beobachteten Falles für das selbständige Auf-
treten der Fragmentation als Krankheit, nicht als
agonale Erscheinung, ein.
Ein 45jähr. Mann erkrankte im Anschlnss an eme
starke ErBohüttorong des Brastkorbes an einem Hen-
leiden, welchem er 3 Jahre später erlag. Bei der Sdelm
fand sich der rechte Ventrikel erweitert und hypo^
trophisch, aber in seiner Muskulatur normal; am Mai
Ventrikel, dessen Wand von normaler Dicke, aber blass-
gelber Farbe und grosser Brüohigkeit war, zeigte sieh
die ausgesprochenäe Fragmentation der MuskeUksenL
Die Bruchlmien gingen quer, schräg oder stufenförmig
durch die Zellen ; durch Zusammenfliessen von Brach-
linien waren kleine mit Blut gefüllte Räume entstanden,
durch die Gapillaren und grössere Blutgefässe unyoiiD-
dert hindurchzogen. Dagegen war die Querstreifiuig
völlig erhalten, nirgends fettige Entartung, an wenigea
Stellen kömige Trübung. Da eine andere Ursache lor
das 3 Jahre dauernde Herzleiden nicht vorlag, so nimmt
A. an, dass es sich in diedem Falle um primäre Fng-
mentation des linken Ventrikels mit sekundärer Hypfl^
trophie des rechten Herzens gehandelt habe.
Nach Browicz (173) ist die Fragmentation
nicht als prämortale Erscheinung aufzufassen. Er
meint, dass der Nachdruck nicht auf das Zer-
klüften der Muskelbündel zu legen sei, du
wohl in der Agonie auftreten könne, sondern be-
trachtet als das Wesentliche der Erscheinung „dea
pathologischen Zustand der Eittsubstanz, welcher
sich durch das Deutlichwerden derselben kund-
giebt und bei systematischer Untersuchung gn-
duelle Unterschiede darbietet'^ Bei der ünte^
suchung des fragmentirten Herzmuskels, in fri-
schem Zustande in ^^proc. Kochsalzlösung, fand
er die Eittlinien bald als schmalen homogenen
Saum, bald als breiteren Saum, der eine mit d^
Längsrichtung der Muskelzelle gleichlaufende Strei-
fung erkennen liess. In einem weiteren Stadium
war dann diese Streifung verschwunden und die
Eittleiste erschien als breiter homogener Streifen
mit beiderseitiger scharfer Begrenzung, wie wenn
die Kittsubstanz stark gequollen wäre. Das end-
liche Auseinandertreten der so gelockerten Zellen
wird dann naohBr. die unmittelbare Todesursache.
Israel (174) suchte die FVagmmkUion experir
mmkU hervorzurufen, indem er die linke Herz-
kammer unter sehr hohem Druck mit Queck-
silber füllte. Seine Versuche waren alle erfolglos.
I. nimmt daher an, dass ausser den mechanischen
Einwirkungen, die nach v. Becklinghausen
und Zenker beim Zustandekommen der Zerklüf-
tung thätig sind, auch eine Yerfinderung in der
Muskulatur, betreffe sie nun die Eittleisten oder
Koether, Physiologie und Pathologie des CirkulatioDsapparates.
193
die Huskelzelle selbst, im Spiele seL Eine solche
SchfidJgong der Kuskulatur könne z. B. durch
Pigmentatrophie bedingt sein; wiederholt konnte
L auch die Beobachtung machen, dass bei fleck-
weiser Fettmetamorphose die Zerklüftung sich
Boharf auf die fettigen Gebiete beschrftnkte, wäh-
raid die übrigen Thetle davon ganz yerschont
waren.
Netzförmigen Zustand (etat r6ticul6) des Myo-
kard beschreibt Letulle (175)«
Frau von 40 Jahren mit Mitrahnaofficienz und
-Stenose, welche die letzten 18 Monate ihres Lebens an
schweren Insuffioienzersoheinungen gelitten hatte. Be-
Bonden an dem wenig hypertrophischen linken Ventrikel
enchienen dieMuskeuasem auaeinandergedränet, so dass
ein netzförmiges Bild entstand. Die Mnskelzellkeme
waren gequollen, die Länj^- und Queratreifung war
stdlenw^se undeutiioh ; keine Fragmentation und keine
Zeichen interstitieller Entzündung. L. bezieht die netz-
fönnige Beschaffenheit auf chronische Blut- und Lymph«
staaong (Oedem) in Folge des Klappenfehlers.
Hehrere BeobaMungen über Berxaneutysmen
mü oder ohne Ruptur liegen vor.
0 r m e r 0 d (176) berichtet über einen 35jähr. Arbei-
ter, der imerwartet eestorben war. Vom oberen Theile
der linken Wand der linken Herzkammer ging ein
onogengrosses, mit OerinnseLschichten gefüllt^, nicht
geborstenes Aneurysma aus. Die Herzhöhlen waren
leicht erweitert; im üebrigen war das Herz, einschliess-
lich der Klappen, ebenso wie die Aorta gesund.
In dem Falle von Pitt (177), der einen 28jähr.,
vShrend der antisyphilitischen Behandlung gestorbenen
Ihon betraf, fanden sich ausgedehnte gummöse Verän-
derungen in der Wandung beider Herzhälften, in der
linken Herzkammer ein Aneurysma, das in den Herz-
beutel ffeborsten war ; ausserdem narbig entartete Hoden
und Sklerose der Aorta.
Marie (178) fand bei der Sektion eines 73jähr.
Mannes an der Yorderwand der linken Kammer, nahe
der Spitze eine hühnereigrosse Ausbuchtung, deren Wand
vollständig verkalkt war, so dass sie mit der Säge durch-
trennt werden musste. Ausgedehnte Sklerose imd Athe-
romatose, besonders der linken Kranzarterie, dürfte als
Ursache des Aneurysma zu betrachten sein.
Endlich sind noch mehrere Fälle von Beretung
des Berxens zu erwähnen.
Fräser (179) fand bei einem plötzlich ^torbenen
43jähr. Mann im Herzbeutel V4 ^^^^ Blut, m der vor-
deren Wand der linken Kammer eine kleine Höhle, die
durch zwei feine Kanäle mit der Kammer in Verbindung
stand und mit stecknadelkopfgrosser Oeffiiungnach aussen
mündete. Die kleine Höhle stellte wahrscheinlich einen
Abscess dar ; in ihrer Umgebung fand sich interstitielle
Entzündung, während im Üebrigen Pigmententartung und
Fragmentation der Herzmuskulatur festgestellt wurde.
In einem 2. Falle war ein kleines Aneurysma des
Sinus Yalsalvae in den Herzbeutel durchgebrochen.
Beadles (180) berichtet über 6 F&lle von Herx-
rupiur bei Oeisteskranken. Kegelmässig war die linke
Kammer geborsten, und zwar fanden sich übereinstimmend
starke Verdünnung der Muskelsubstanz und fettige Auf-
lagerungen, daneben meist sklerotische Veränderungen
an den Klappen, mehr oder minder aus^sprochener Zu-
stand von Schrumpfiliere. In den meisten Fällen liess
das körperliche Befinden der Kranken bis zu dem plötz-
fichon Tode kein Herzleiden vermuthen.
Mnen Fall von Herxrupinr bei anscheinend geeun-
dem Eerxen beschreibt Oriffon (181). Eine 71 jähr,
fettleibige Dame war plötzlich in Folge einer Gemüths-
bewegung gestorben. Die Berstungstelle befand sich an
der Unterseite der linken Kammer*, Klappen, Endokard,
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 2.
Arterien gesund, Muskulatur in Farbe, Dicke und Con-
sistenz anscheinend normaL Gr. verspricht die [sehr
nöthigel Bef] mikroskopische Untersuchxmg nachzu-
Uefem.
Moore (182) fand bei einem 8jähr. Jungen, der
f »würgt und in*s Wasser geworfen worden war, die linke
erzkammer bei gesunder Muskulatur nahe der Spitze
^borsten. Als Ursache darf wohl die Drucksteigerung
im Herzen in Folge der Drosselung angesehen werden.
VL Erkrankungen des Herzbeutels,
183) Osler, William, Tuberculous pericarditis.
Amer. Joum. of med. Sc. CV. 1. p. 20. 1893.
184) Gemmell, Samson, Oase of tubercular
perioardiüs with double pleurisy and large effuaion — pul-
8U8 paradoxus. Glasgow med. Joum. XLlII. 2. p. 81. 1895.
185) Potain, Dela Symphyse cardiaque. Semaine
med. Xm. 30. 1893.
186) Oddo, C, Fericardite. complication de colique
hepatique. Bevue de Med. XTTl. 9. p. 828. 1893.
187)Bubino, Alfrede, Les pericardites experi-
mentales et bacteriques. (Resume du Dr. O, Bommo.)
Arch. ital. de Biol. XVII. 2. p. 298. 1892.
188) Ernst, Harold C, The badllus pyocyaneus
pericarditis. Amer. Joum. of med. Sc. GVL 4. p. 396.
Oct 1894. (Sond.-Abdr.)
189) Lees, D. B., The treatment of pericarditis.
Lancet TL 4. p. 188. 1893.
190) Churton, T., A case of haemorrhagic peri-
carditis with simple effnsion in right pleura, aspiration of
pericardium thirteen times, paracentesis of pleura seven
times, recovery. Transact. of the clin. Soc. of London
XXV. p. 37. 1892.
191) Audeoud, H., Fericardite hemorrhagi^ue
dans le cours d*une peritonite tuberculeuse. Paracentese
du pericarde suivie de Synechie totale. Mort trois roois
apres par l'abdomen. (Sond.-Abdr.)
192) Wilson, Owen H., Paracentesis of the peri-
cardium through the üfth right intercostal Space. Med.
Beoord XTJTT. 21. 1893.
193) Sie vor s, B., Ueber Incision u. Drainage bei
Pyopericardium. Ztschr. f. khn. Med. XXUI. p. 26. 1893.
194) Popper, William; J. H. Musser and
John B.Deaver, A case ofpurolent pericarditis; para-
centesis of the pericardium. Univers. med. Mag. VI. 5.
p. 297. 1894.
195) Eiseisberg, Freiherr A. v., üeber einen Fall
von Incision des Herzbeutels wegen eiteriger Perikarditis.
Wien. klin. Wchnschr. Vm. 2. 1895.
Die Arbeit von Osler (183) enthält eine kli-
nische Bearbeitung von 17 selbstbeobachteten
Fällen tuberkuiöser PerikardiHs. Die Krankheit
hatte am häufigsten ihren Ausgang von käsigen
Mediastinaldrüsen genommen ; seltener war sie im
Anschluss an Tuberkulose der Pleura oder der
Lungen aufgetreten ; zuweilen war die Perikarditis
Theilerscheinung einer allgemeinen Tuberkulose
der serGsen Häute. Klinisch unterscheidet Osler
4 Formen: 1) lalmte iüberbulöse PerikardUiSj die
in 5 Fällen als Nebenbefund bei der Leichenöffnung
entdeckt wurde; 2) HBrxbeuielvertoaehsungeny die
unter dem BUde dar Hypertrophie und Dilatation
Herzinsufficienz herbeifdhren ; 3) tuberkulöse Peri-
karditis als TheHerseheinung der akuten Tuberkulose;
4) akute tuberkulöse Perikarditis, die meist mit
reichlichem serofibrinöaem bis blutigem oder eite-
rigem Erguss einhergeht. Die Diagnose hält 0.
bei den ersten 2 Formen für sehr schwierig (nur
einer der Fälle wurde richtig erkannt) ; leichter ist
25
194
B 0 e t h e r , Physiologie und Pathologie des Cirkulationsapparatesr
sie in den F&llen der 4. Gruppe, besonders bei
gleichzeitigem Bacillenbefund im Auswurf. Be-
züglich der Behandlung bringt 0. nichts Neues;
Erwähnung verdient, dass er Ausgang der tuber-
kulösen Herzbeutelentzündung in Heilung gesehen
haben will.
JMms paradoocus bei tuberkutöser PerikardiHa
fand Gemmell (184). Der Puls wurde bei der
Einathmung schwächer und verschwand auf der
Höhe derselben annähernd vollständig. Als ür-
iäache fanden sich, entsprechend Eussmaul's
Annahme, Verwachsungen zwischen Aorta, Brust-
wand und LungenrändenL
Das wichtigste Zeichen der Herxbeutelvencaeh-
sung erblickt Potain (185) darin, dass das Herz
bei Lagewechsel des Kranken sich nicht versdiiebt
Der von Kussmaul bei Herzbeutelverwachsung
gefundene Pidsus paradoxus beruht nach P. nicht
auf Abknickung oder Verengerung der Aorta durch
Verwachsungsstrftnge, sondern auf Schwäche des
Herzmuskels [es ist dabei nur nicht recht ersicht-
lich, warum die Herzschwäche sich gerade während
der Einathmung besonders bemerklich machen soll].
Oddo (186) berichtet über einen Fall von Perikardi-
tis im Anschluss an Angiocholitis in Folge von Gallen-
steinen. £b bildete sich bei dem 4Qjfihr. Mann ein Herz-
beuteleigoss, dem der Kranie nach 6 Tagen erlag. Keine
Sektion. In den 7 von 0. aas der literator znsammen-
gesteUten Fällen ähnlicher Art handelte es sich stets um
Endokarditis im Ansohlnss an Gallensteinkolik bei Per-
sonen, deren Herz durch frühere abgelaufene Entzün-
dungsvorgänge am Endokard bereits geschädigt war.
Rubine (187) erzeugte bei Kaninchen Fer>-
kardäis mit grosserem oder kleinerem Ergnss durch
EinfQhrung von Staphyloooccusculturen in den
Hetzbeutel. Auch von der Blutbahn aus riefen
die Eiterkokken Entzündungen des Herzbeutels
hervor, wenn dieser durch mechanische oder ther-
mische Einwirkungen (auch starke Abkühlung) ge-
schädigt worden war.
Ernst (188) femd in dem Erguss bei tuber-
kulöser Perikarditis einen Bacillus, der dem Bac.
pyocyaneus sehr ähnlich war, von diesem jedoch
durch den etwas abweichenden Ton des erzeugten
Farbstoffes und durdi gewisse Gestalt- und GMssen-
verhfiltnisse abwich. Nach den ausführlich wieder-
gegebenen Gulturergebnissen hält sich E. für be-
rechtigt, diesen Bacillus untw dem Namen des
Bac. pyocyaneus pericarditidis als neue Abart des
Pyocyaneus aufzustellen.
Der Aufsatz von Lees (189) über Behandlung
der Perikardiiis enthält wenig Neues. Erwähnt
sei nur, dass L. bei rheumatischer Herzbeutel-
entzündung die Salicylpräparate ruhig weiter gab
und mit diesem Verfahren zufrieden war.
Die übrigen vorliegenden Arbeiten berichten
meist über VSÜe von Perikarditis mit grossem
serüsem oder eiterigem Erguss, der einfache Parar
centese oder Eröffnung des Berxbeuiels durch SchniU
nüthig machte.
In dem Falle von Churton (190), dessen Einzel-
heiten schon aus derUebeischrift ersichUich sind, gelang
die Punktion im linken 5. Bippenzwischenraiun in d«
Mammillarlinie und im recht^ 5. Zwischenraum lern
vom Stemalrande ; Anzapfung am ersteren Punkte Ueferta
stets die grössere Menge nüssigkeit Nach 13 Hen-
beutelpunktionen wurde derSjranke als genesen entiaasen,
starb aber einige Zeit darauf an den Folgen derHen-
beutel Verwachsung. Audeoud (191) stech in anem
FaUe von tuberkmöser Perikarditis im linken 5. Bippeo-
Zwischenraum in der vorderen Axillarlinie ein und ent-
leerte llOOocm blutiger Flüssigkeit Wilson (192)
empfiehlt bei Herzbeutolergüssen, nicht im linken, md-
dem im rechten 5. Bippenzwischenraum zu punktiren,
und zwar 1 Zoll vom Brustbeinrande, da sich hier die
Flüssigkeit am frühesten nachweisen lasse und eine Ver-
letzung des Herzens nicht zu befürchten sei.
hidsion und Drainage bei Pgcperiea/rdkan fohrta
Sievers (193) bei einer septioo-pyämisoh erknuktea
2^ähr. Frau aus. Der Rinsohnitt wurde 2 cm vom linken
Stemalrand im 3. Bippenzwisohenraum gemacht, da der
4. und der 5. zu schmal waren ; Drainage, keine SpüloDgen.
Nach dem 13 Tage später erfol|;ten Tode fanden sich
schon feste Verwachsungen der beiden Perikardialbltttter.
8. stellt aus der Literatur noch 8 Fälle von eiterigem
Herzbeutelerguss zusammen, von denen 4 in Genesang
ausgingen. Auch in dem von Pepper, Musser and
D e a V e r (194) gemeinschaftlich beschriebenen Fall von
Pyopeiikard im Anschluss an Influenza wurde der Herz-
beutel durch einen im 5. Bippenzwischenraum links ge-
führten Schnitt drainirt, obwohl Musser die Drainage
nach Wesnahme eines Stückes Bippenknorpels für wiit-
samer hut Der Kranke starb 14 Tage nach der Opera-
tion in äusserster Erschöpfung.
Interessant ist der von v. Eiseisberg (195) be-
schriebene Fall, der mit Genesung endete. Ein 17jihr.
Arbeiter erhielt einen Messerstich in der linken Brost-
Seite, der ohne ärztliche Behandlung heilte. Einen Monat
später stellten sich allmählich Dyspnoe, Fieber und
Oedeme ein, weshalb der Kranke 3 Monate nach derTer-
letzung in das Krankenhaus kam. Dreimal wurde im
Verlauf von 3 Wochen durch Punktion im 4. Bippen-
Zwischenraum dicht neben dem linken Brnstbeinrande je
1 Liter Eiter entleert; zuletzt wurde der linke 4. Bippea-
knorpel resecirt, der Herzbeutel nach EnÜeeruog tod
2 liter Eiter an die Hautwunde ancenäht tmd drainirt
Bei der Nachbehandlung erwies sicn öfteres Eingiessea
von Jodoformglycerin als sehr günstig ; der Kranke war
nach 6 Wochen geheilt In dem Eiter war ausschliess-
lich ein demBacterium coli sehr ähnlicher Bacillus nach-
weisbar.
VIL Funktionelle und Innervation-
Störungen.
196) Krakauer, J., Die Funktionsstörungen der
Girkulationsorgane u. deren Behandlung; mit vorzüg-
licher Berücksichtigung englischer Quellen. Neuwied o.
Berlin 1893. Heuser's VerL Gr. 8. 44 8.
197) A discussion on functional diseases oftheheait
Sixiy-second annual meeting of the British medical asso-
ciation. Brit. med. Joum. Nov. 10. 1894 p. 1034.
198) Strübing, üeber die Bradykardie bei Er-
krankungen des Herzens. Deutsche med. Wchnsohr.
XIX. 4. 5. 1893.
199) Buchholz, Ernst, Beiträge zurKenntoiw
der Yagusneurosen. Inaug.-Diss. Berlin 1892.
200) Martins, F., Tachykardie. Eine kliniacke
Studie. Stuttgart 1895. Enke.
201) Stix, Hans Baymund, üeber einen Fall,
von Tachykardie durch Yaeuslähmung. Münchn. med.
Wchnschr. XL. 49. 50. 1893.
202) Frey h an, üeber paroxysmale Tachykardie.
Deutsche med. Wchnschr. XYIIL 39. 1892.
203) Meyer, Alfred, Ein Fall von paroxysmaler
Tachykardie. New Yorker med. Mon.-Schr. V. 4. 1893.
204) Buckland, F. 0., A case of rapid heart.
Transact of the clin. Soc. of London XXY. p. 92. 1892.
Boether, Physiologie und Pathologie des Cirkulationsapparates.
195
205) Witwicki, B., Zur Frage von den fanktio-
oeOeo ErkrankTugen des Herzens nach seinen einzehien
fiölilen. Ztschr. f. klin. Med. XXYII. 3. 4. p. 321. 1895.
Die Arbeit von Krakauer (196) „üeber die
FtmktionaetOmngen der Girkulationsorgane und
deren Behandlung^' ist eine Compilation, die auf
besondere wissenschaftliche Bedeutung keinen An-
sprach machen kann. Nach einer nicht sehr klaren
üebersicht über die Physiologie der Herzbewegun-
gen und deren Abhängigkeit von Vagus und Sym-
pathicus werden in verschiedenen Capiteln die
Palpitationen, dieSyncope, dieNeurasthenia cordis
und die Angina pectoris abgehandelt Die Erank-
heitsbilder sind im Allgemeinen zutreffend ge-
schildert; die Behandlung ist in gebührender Weise
berückfiiditigt
Die funktionellen Herzkrankheiten standen bei
der 62. Jahresversammlung der British medical asso-
ciation (197) zur Diskussion. Dem Beferat von
P 0 w 6 1 1 , in dem ein ziemlich verwickeltes Schema
der funktionellen Herzkrankheiten in Tabellenform
aufgestellt ist, Ifisst sich wenig Neues entnehmen.
Eine grosse Bolle spielen die Fälle von Angina
pectoris mit erhöhtem Druck in den peripherischen
Arterien, die mit den Fällen von einfacher Palpitation
als „cardiovaskuläre Hyperästhesien^' zusammen-
gefasst werden. Als Zeichen der vermehrten Span-
nung im Arteriensystem giebt P. an, dass man an
der Badialis auch nadi völliger centraler Unter-
drfickung des Pulses noch eine durch coUaterale
Ffillung bedingte Pulswelle wahrnehmen könne.
Als Ursache der Bradykardie, die meist bei jungen
Leuten beobachtet werde, beschuldigt P. neben
körperlicher üeberanstrengung frühzeitiges Bauchen
und Masturbation.
Strübing(198) theilt die Krankengeschichten
von einem eigenen und 5 von Mosler beobach-
teten Kranken mit Bradykardie mit Str. 's Fall
ist der interessanteste, da die anfallsweisei auf-
tretende Verlangsamung des Herzschlags bei jungen
Leuten zu den Seltenheiten gehört.
Der löjähr. Slranke hatte als Knabe bei starken
Korpeianstrengongen manchmal Athemnoth gehabt Nach
einem starken Lauf traten eines Tages mehrere An&lle
von Bewnsstlosigkeit mit Erbrechen ein. Die Herz-
dtmpfong war stark verbreitert (von der vorderen Axillar-
hnie bis zum rechten Bmstb^nrand) ; das Herz schlag
16— 18mal in der Minute mit ungleiohmässigen und un-
regelmässigen Pulsen; die Herztone waren leise und
dumpf, keine Geräusche. Li mehrmals wiederholten An-
tillen sank der Puls bis auf 14, ja 12 in der Minute, so
dass das Ende erwartet wurde. Nach 3 Wochen hob
sich dieHerzthitigkeit zu 40—44 starken Pulsen und der
Knnke war ganz beschwerdefreL Eine erneute Körper-
anstrengung hatte denselben Zustand zur Folge und es
tzst nach vorübergehender Erholung 1 Jahr später der
Tod ein. Leider war die Sektion unmöehch. Von Wich-
tigkeit ist, dass bei geeigneter BehandLong (körperUche
and geistige Ruhe) zunächst das Herz stärker arbeitete,
ohne wesentlich häufiger zu schlagen, und dass hierbei
▼ddbefinden bestand; wurde der Puls durch psychische
ftregong oder Fieber beschleunigt, so stellten sich sofort
nieder Compensationstömngen ein. Str. warnt daher
vor der Anwendung von Ezoitantien und empfiehlt zu-
tiidist Buhe, später vorsichtige gymnastische üebungen.
Als Vagusneurose beschreibt Buchholz (199)
einen in der Ger bar dt 'sehen Klinik bei Hyste-
rischen ziemlich häufig beobachteten Symptomen-
complex, welcher den Cirkulationsapparat, den
Bachen und Kehlkopf und den Yerdauungskanal
betraf. Er war in manchen F&llen das einzige
Zeichen der Hysterie, in anderen ging er mit
Analgesie und Hyperästhesie, Aphonie, Erampf-
anfällen, Olobus und Olavus einher. Die auf-
fallendste Erscheinung war Pulsarrhythmie, die
ohne äussere Veranlassung auftrat und sich durch
raschen Wechsel auszeichnete; die Pulsfrequenz
war dabei überhaupt dauernd herabgesetzt, zu-
weilen erhöht ; in einem Falle kam typische Tachy-
kardie vor. Yen Seiten des Magens bestanden die
gemeinhin als Dyspepsia nervosa bezeichneten Be-
schwerden ; 2mal musste ein organisches Magen-
leiden (Ulcus) angenommen werden, doch führt B.
den Nachweis, dass die nervOse Erkrankung auch
hier schon vorher vorhanden war. Der Kehlkopf
und der Bachen endlich zeigten selten vermehrte,
meist stark herabgesetzte oder ganz aufgehobene
Empfindlichkeit. Die suijekiiven Empfindungen you
Seiten des Kehlkopfs und des Herzens waren, zum
unterschied von dem Bosenbach 'sehen Krank-
heitsbilde, gering.
Die Monographie von Martins (200) hat das
Verdienst, in die Lehre von der Tachykardie, die
durch Einordnung der verschiedenartigsten Krank-
heitzustände unter diesen Begriff in Verwirrung
zu gerathen drohte, wieder Ordnung gebracht und
vor Allem die sogen, „essentielle paroxysmale
Tachykardie'^ als ganz besonderes Krankheitsbild
herausgehoben zu haben, das mit den übrigen, mit
Vermehrung der Herzschläge einhergehenden Zu-
ständen nichts gemein hat. Die Arbeit stützt sich
auf eine genaue klinische Betrachtung von 63 aus
der Literatur zusammengetragenen F&llen, die in
4 Gruppen eingetheilt werden : 1) Fälle mit nach-
weisbarer Vagusaffektion (31); 2) echte Fälle von
paroxysmaler Herzerweiterung mit Tachykardie
(die fHlhere essentielle paroxysmale Tachykardie,
18 F.); 3) Fälle von paroxysmaler Tachykardie
mit Lungenblähung (4 F.); 4) unsichere FäUe (10).
M. führt den auf physiologische, wie klinische
Thatsachen gestützten Nachweis, dass bei der
sogen, essentiellen Tachykardie nicht eine Affek-
tion der Hemmungs- oder Beschleunigungsnerven
des Herzens als Ursache gelten kann ; die primäre
Erscheinung bei diesem auffallenden Krankheits-
bilde erblickt er vielmehr in einer anfallsweise
auftretenden akuten Dehnung der sonst gesunden
Herzmuskulatur. „Die Pathogenese des AnfaUs ist
freilich eben so dunkel wie die Entstehung der den
Anfall begleitenden excessiven Tachykardie." Da
eine auch nur annähernde Inhaltsangabe des durch
eine klare und anregende Darstellung ausgezeich-
neten Buches im Bahmen dieses Berichtes unmög-
lich ist, so sei es gestattet, hier einige der Schluss»
Satze M.'s wiederzugeben.
196
Roether, Physiologie und Pathologie des Girkulationsapparates.
Es giebt keine Krankheit „Tachykardie". Auf-
fällige Erhöhung der Pulsfrequenz über die Norm
ist unter allen Umständen lediglich Begleiterschei-
nung irgend eines krankhaften Vorganges oder
Zustandes. Am längsten bekannt ist die Tachy-
kardie im Fieber oder bei organischen Herzkrank-
heiten. Gut charakterisirt und von allen anderen
„Tachykardien" streng zu sondern ist die Erhöhung
der Pulszahl nach Aufhebung des Yaguseinflusses
auf das Herz durch materielle Läsion (Leitungs-
unterbrechung eines oder beider Vagi, Zerstörung
des Vagusursprungs). Die Tachykardie als echtes
Vagussymptom zeigt klinisch gute Uebereinstim-
mung mit den durch das physiologische Experi-
ment bekcumten Folgen der Vagusdurchschneidung.
Die Pulssteigerung hält sich in mittleren Grenzen
(bis etwa zu 150 Schlägen in der Minute) und ist
dauernd. Eine Dilatation des Herzens als Folge
der Aufhebung des Vaguseinflusses tritt nicht ein.
Beweise für die Entstehung eines tachykardischen
Anfalls in Form eines rein funktionellen primären
(nicht reflektorisch bedingten) Ausfalls der hem-
menden Vaguswirkung auf das Herz sind bisher
in keiner Weise erbracht. Dagegen steht es fest,
dass auf reflektorischem Wege Aenderungen des
Herzrhythmus (z. B. bei Neurasthenikern) zu
Stande kommen; auch hier hält sich die Puls-
frequenz in den Grenzen wie bei Vagusläsionen :
Herzerweiterung tritt, wenn nicht andere Ursachen
dazu kommen, nicht ein. Die höchsten Orade von
PulsbesMeunigung werden beobachtet als constantes
und sekundäres Symptom der anf ausweise auftreten-
den akuten B^rxerweäerung. Die bisher für diese
Anfälle iibUche Bezeichnung : paroxysmale essentieUe
Tachykardie ist unzutreffend, u?eU sie das Symptom
zur Krankheit macht. Ausserdem ist vorübergehende
oder dauernde Tachykardie eine häufige Begleit-
erscheinung neurasthenischer und hysterischer Zu-
stände der Basedow'schen Krankheit, gewisser Ver-
giftungen, allgemeiner Schwächezustände u. s. w.
Die Fälle von Stix (201, Tachykardie in Folge
von VagnsIähmuDg durch Druck indojirter Bronchial-
drüsen) und Frey hau (202, paroxysmale Herzerwei-
terung mit Tachykardie) sind in der Martins 'sehen
Arbeit schon verwerthet, weshalb sie hier nicht be-
sprochen werden sollen.
Meyer (203) beobachtete eine 26jähr. Dame, welche
seit ihrer Kindheit an tachykardischen AnflQlen leidet.
Ein seit 23 Jahren bestehender Mitralfehler hat noch keine
nachweisbare Herzhyperirophie verursacht. Die Anfalle
kommen unerwartet; der Puls beträgt bis 234 in der
Minute, die Athmung 18 ; genaue Angaben über die Herz-
grenzen im Anfalle fehlen. Das blasse, nach dem An-
falle sich röthende Gesicht, die Schwellung der Schild-
drüse werden von M. auf eine dem Anfalle zu Grunde
liegende Affektion des Sympathicus bezogen. Zuweilen
kann die Kr. den Anfall dadurch abschneiden, dass sie
den Oberkörper senkrecht herunterhängen lässt
Tachykardie bei einem 11 jähr., schon früher mit
Herzpalpitationen behafteten Mädchen beobachtete B u c k -
land (204). 6 Tage nach Ausbruch eines Masemexan-
thems trat der erste, 4 Stunden dauernde Anfall mit einer
Pulsfrequenz von 215 auf; dabei betrug die Athmung 24.
Nach der Entüebemng stellte sich eine zweite fieberhafte
Periode ein, während deren ein 10 Tage dauernder tachy-
kardischer Anfall zum Ausbruch kam. Die Herzdäm-
pfung war nicht vergrössert; durch Galvanisation des
Hals vagus konnte die Pulszahl von 215 auf 202 ermässigt
werden. Erscheinungen von Meningitis waren in diesem
2. Anfalle angedeutet, doch machte der plötzliche üeber-
gang zum normalen Verhalten die Anniümie organucher
Veränderungen unwahrscheinlich.
Witwicki (205) berichtet aus der Klinik yoo
Openchowski in Charkow über ^2 Fälle von Herz-
erkrankung mit tödtlichem Ausgange, die, ohne sichtbare
pathologisdi-anatomische Veränderungen zu bieten, kli-
nisch lediglich auf Grund von bestehenden Funktioostö-
rungen erkannt worden sind*^. Die beiden Falle sisd
jedoch höchst unglücklich gewählt, um der Ansicht W.'g,
dass einzelne Herzabschni^e primär funktionell ettrsn*
ken können, zur Stütze zu dienen. Man höre folgende
Krankengeschichte.
Ein 34jähr. Lastführer litt seit 3 Jahren an Knrz-
athmigkeit. Bei der Aufnahme deutliches Longenemphy-
sem und Bronchitis; Herzdämpfung stark verbreitert
Dyspnoe, Cyanose, Venenpulsation am Halse, Leber-
schwellung, Oedeme. Tod nach 8 Tagen.
Sektion: Lungenemphysem, schiefrige Indnntioii
und Bronchitis. Hypertrophie des rechten Herzeos;
Muskulatur desselben [nur makroskopisch untersucht
Bef.] gesund.
Auch in dem 1. Falle bestand essentielles Longen-
emphysem und die Annahme W.'s, dass es sich um eio
primäres funktionelles Herzleiden handle, erscheint um
so willkürhcher, als die anscheinende Gesundheit des
Herzmuskels nicht einmal mikroskopisch sicheügestellt
ist Wie erklärt aber W. seine Fälle? ,Die Ursadie
des Herzleidens ist in Veränderungen zu Sachen, die ent-
weder in den Himrückenmarkscentren des Herzens oder
in den Nervenleitungsbahnen oder in den HerzgaoglieD
und in seinen Muskeluisem lokidisirtsind; endlich köoaea
sie durch eine Combination dieser Momente bedingt sein.'^
[! ! Wie kommt es, dass eine solche Arbeit in einem Bktta
wie die Zeitschrift f. khn. Med. Aufnahme findet? Bef]
VIII, Geschwülste des Herzens,
206a) Berthenson, Leo, Zur Frage von der
Diagnose primärer Neoplasmen des Herzens. Myxom
des Unken Vorhofes. Virohow's Aroh. CXXXU. 1893.
(Sond.-Abdr.)
206b) Berthenson, Leon, Gontribution aa dia-
gnostic des tumeurs cardiaques primitives. Myxome de
roreillette gauche. Arch. de Med. experim. V. 2. p. 386.
1893.
207) Hektoen, Ludwig, Three specimens of
tumor of Ihe heart Med. News Nov. 18. 1893. (Sood.-
Abdr.).
Berthenson (206) beschreibt eia primäres
Myxom, das sich bei einer 55jähr. Frau von der
Hinterwand des linken Vorhofes entwickelt und
eine starke Verengerung* des linken venösen Ostium
hervorgerufen hatte. Im Anschluss an diesen Fall
bespricht B. die Diagnose der primären Neubildun-
gen des Herzens, die ja bei ihrer Seltenheit &st
nie gestellt wird. Im vorliegenden FaUe war
wegen deutlicher VorwOlbung und Dämpfung Inder
O^end des Manubrium stemi, Compression des
Oberlappens der linken Lunge, Schlingbeschwerden,
sowie wiederholter Embolien in Gehirn, Nieiea
und Lungen ein Aneurysma des Aortenbogens an-
genommen worden, doch hätte, wie B. angiebt, die
Möglichkeit einer Neubildung wenigstens eriJrtert
werden müssen, wenn man überhaupt an einen
Tumor gedacht hätte. Auf Grund von 30 aus der
Literatur gesammelten Fallen (einschliesslich der
Boether, Physiologie und Pathologie des Cirkulationsapparates.
197
13 von Fränkel 1889 veröffentlichten) kommt
R zu dem Schlüsse, dass beim Vorhandensein un-
bestimmter, atypischer, mit keiner Affektion streng
za vereinigender Herzerscheinungen besonders das
wiederholte Auftreten von Embolien den Gedanken
an eine in den Herzhöhlen wachsende Oeschwulst
nahelegen müsse.
In den 30 Fällen hatte sich die Neubildung
22mal in den Herzhöhlen entwickelt Der Natur
nach waren es 9 Sarkome, 7 Myome, 6 Fibrome,
2 Gununata , 3 krebsige und eine cystische Oe-
schwulst Der Tumor sass 7mal im rechten Vor*
kof, 3mal in der rechten Kammer, 7mal im linken
Yorhof, 5mal in der linken Herzkammer. Von den
20 nUlen, wo das Geschlecht angegeben, betrafen
11 Männer und 9 Frauen.
Drei Fälle von Tumor des Herzens theilt Hek-
toen (207) mit
1) Sekundärer Knoten in der Wand des rechten Ven-
trikels bei einer SOjähr. Frau mitmetastasirtem Medollär-
circinom der rechten Brostdrose. Yerbreitongsweg ofTen-
bar die Kranzgeßisse.
2) Sekundäres Spindelzellensarkom, von der Wand
der rechten Kammer in die Herzhöhle entwickelt, bei
einem 12jähr. Knaben mit Osteosarkom der Tibia. Die
Erscheinongen von Seiten des Herzens waren durch die
EDtwicklong der Neubildung in den benachbarten Lun-
genpartien verdeckt Trotz der Verengung des rechten
TCDÖsen Ostium war keine Hypertrophie des rechten Vor-
hofes eingetreten. Da Metastasen im Oebiete des grossen
Kreislaufes fehlten , nimmt H. an , dass die Keime der
Neubildung das Herz auf dem Wege durch Vena azygos
und Vena cava supehor erreicht haben.
3) Primäres epikardiales Rundzellensarkom bei einer
5Qj&hr., sterbend aufgenommenen Indianerin. Der Tumor
war 7:8cm gross, sass auf der vorderen Fläche des Her-
zeos und haäe die Höhlen beträchtlich verengert Wegen
mangdnden klinischen Befundes bietet der Fall wenig
Interesse.
IX. Eniwickelungsiörungen und ange-
borene Krankheiten des Herzens und
der Oefässe.
206) B e r w al d , Ein Fall von Dextrokardie. Berl.
Hin. Wchnschr. XXIX. 41. p. 1022. 1892.
209) Heyse, Ein Fall von hochgradiger Verlage-
nug des Herzens nach der linken Seite. Deutsche med.
Wchnschr. XIX. 44. p. 1064. 1893.
210) Heimann f üeber eine Anomalie der Lage des
Berzens. Berl. klin. Wchnschr. XXIX. 9. 1892.
211) Eger, Bemerkungen zur Pathologie u. Patho-
genese der angeborenen Herzfehler. Deutsche med.
Wchnschr. XIX. 4. 1893.
212) Gibson, G. A., The oondition of the blood in
the cyanosis of congenital heart disease. Lancet I. p. 24.
JiD. 5. 1895.
213) G u 1 1 m a n n , P., Mehrfache angeborene Miss-
bildnngen am Herzen. Deutsche med. Wchnschr. XIX.
i. 1893.
214) Sanders, Gordon, Gase of congenital mal-
lonnation of the heiurt; with transposition of the aorta
mdpulmonary artery. Joam. of Anat and Pathol.
IXvIL 4. p. 464. 1893.
215) Birmingham, Ambrose, Extreme ano-
maly of the heart and great vessels. Journ. of Anai and
Physiol. XXVn. 1. p. 139. 1892.
216) Mirinescu, M., Un cas de transposition de
Taorte et de Tartere pulmonaire, sans transposition du
coeor. Maladie bleue. Boumanie med. I. 2. p. 47. 1893.
217) Boquol, M., Cyanose. Retr6cissement de
Tartere pulmonaire. Commxmication interventriculaire.
Persistance du treu de Botal. Absence du canal arteriel.
Bull, de la Soc. anat. 5. 8. VH. 26. p. 680. 1893.
218) H a u r y , Cyanose. Betrecissement de Finfundi-
bulum de Tartere pulmonaire et inocclusion du septum
interventriculaire. Dilatation de la Crosse aortique. Bull,
de la Soc. anat VHI. 2. p. 72. 1894.
219) Claisse, Paul, Malformation cardiaque.
Ibid. 25. p. 829.
220) Voelcker, Arthur F., Congenital malforma-
tion of the heari Transact of the pathol. Soc. of London
XLTV. p. 36. 1893.
221) Venturi, Torquato, Quatre cas de lesions
cardiaques rares. Bevue de Med. XIU. 6. p. 503. 1893.
222) H ad den, W. B., Patent foramen ovale in an
adult. Transact of the pathol. Soc. of London XTJT.
p. 65. 1891.
223) Roll es ton, H. D., Communication between
the ventrides of the heart — congenital. Ibid. p. 65.
224) Shattook, Samuel G., A heart with bifid
apex. Ibid. p. 67.
225) Arnold, Julius, üeber angeborene Diver-
tikel des Herzens. Virchow'sArch.CXXXVH. 2. p.318.
1894.
Dextrokardie fand Berwald (208) bei einem mit
Lungentuberkulose behafteten 17jähr. Manne. Die linke
Thoraxhälfte war eingesunken, der linke Brustmuskel ge-
ring entwickelt ; die Herzdämpfung lag nach rechts vom
linken Brustbeinrand, war jedoch wegen der Lungen-
schrumpfung nicht genau abzugrenzen. Im rechten 4.
und 5. Bippenzwischenraume wurde der ,|8pitzenstoss*^
vermuthet; bei der Sektion fand sich aber, dass diese
Stelle dem rechten Ventrikel entsprach. Das ganz nor-
male Herz war fast vertikal gestellt, die Spitze lag hinter
dem unteren Brustbeinende, der Herzbeutel nur an einer
umschriebenen SteUe mit der Brustwand verwachsen.
Starke Verlagerung des Herxens nach der linken
Seile beschreibt Heyse (209). Bei der 46jähr., wegen
Influensapneumonie aufgenonunenen Frau bestand leichte
rechtsconvexe Skoliose desBrusttheils; die linke Thorax-
hälfte war im unteren Theile abgeflacht und in der £nt-
wickelung zurückgeblieben. Dieüerzdämpfung fand sich
nicht an normaler SteUe, sondern ging von der linken
Axillargegend nach hinten bis nahe zur Wirbelsäule,
üeber dieser Gegend konnte man an verschiedenen Stellen
Pulsationen wahrnehmen, die muthmaassliche Stelle des
Spitzenstosses war dicht unter dem unteren Schulterblatt-
winkel im 9. Bippenzwischenraume. Bei sonst normalem
Lungenbefund fehlte im Bereich des linken ünterlappens
jegliches Athemgeräusch. H. nimmt an, dass die Ver-
lagerung des Herzens in der Fötalzeit durch mangelhafte
Entwickelung des linken unteren Lungenlappens ent-
standen ist, da ein pleuritischer Process dicke Schwarten
erzeugt haben würde. In einem ähnlichen Falle, in dem
das Herz nach rechts verlagert war, hatteKrieger 1880
oystische Entartung des rechten Unterlappens gefunden.
VerUbngerung des Herxens naeh Itnks stellte auch
Heimann (210) als zufälligen Befund bei einem 21 jähr,
gesunden Mann fest, dessen linke EörperlüÜfte etwas
schwächer entwickelt war als die rechte. Die Herz-
dämpfung war so verschoben, als ob die Basis des Herzens
nach links, und zwar die Lungenarterie bis in die vordere
Axillarlinie gerückt wäre. Der Auskultationsbefund und
die Beschaffenheit des Herzstosses machten es wahr-
scheinhch, dass gleichzeitig die rechte Kanuner nach
vorne, die linke nach hinten gerichtet war.
Eger (211) bespricht mehrere Fälle von cm-
geborenem Herzfehler und macht dabei auf die
Wichtigkeit einer frühen Diagnose aufmerksam;
vor Allem müsse mangelhafte Gewichtzunahme
der Neugeborenen trotz guter Ernährung zu ge-
nauer Untersuchung veranlassen. Allerdings kön-*
198
Roether, Physiologie und Pathologie des CirkulationBapparates.
nen in manchen Fällen alle physikalischen Erschei-
nungen fehlen. Bezüglich der Aeiiologü fand K
unter 12 FftUen 3mal Lues patris und eben so oft
Blutverwandtschaft der Eltern. Die Lues des Er-
zeugers war in aUen 3 Fällen mit milden Sekundftr-
erscheinungen verlaufen, die Gattinnen waren von
deutlicher Infektion freigeblieben. Die Annahme,
dass eine krankhafte Veranlagung des Erzeugers
bei der Entstehung der angeborenen Herzfehler im
Spiele sei, findet in deren mehrfachem Vorkommen
bei Geschwistern eine Stütze. Das Auftreten der
Missbildungen bei Verwandtschaftsehen hat noch
weniger Auffallendes, da ja bei diesen die mannig-
faltigsten Entwickelungstörungen h&ufig beobachtet
werden. Die Prognose ist bei geeigneter Lebens-
führung nicht gerade ungünstig, da eine Art von
Compensation eintreten kann ; die Behandhmg be-
schränkt sich auf das Femhalten von Schädlich-
keiten wie Diätfehler, Schreiexcesse, Ermüdung,
Erkältungen, zu heisse Bäder u. s. w. Arzneimittel
sind thunlichst zu vermeiden, doch ist manchmal
die vorsichtige Anwendung desDigitalisinfusesvon
vorzüglichem Erfolg.
Starke Vermehrung der Blutkörperchen bei an-
geborenem Herzfehler £uid Gibson (212).
Er zahlte bei einem 8jähr., seit der Gebart an Blau-
sucht leidenden Knaben in 1 cbmm Blut 8470000 rothe
und 12000 weisse Blutkörperchen; ähnUohe Zahlen fanden
auch Toenissen 1881 und Garmichael 1894. G.
hält die Vermehrung für eine sozusagen compensatohsche
und erklärt ihr Zustandekommen so, dass durch die venöse
Stase die gesammte Thätigkeit der Blutkörperchen herab-
gesetzt und ihr Zerfall verlangsamt werde.
üeber mehrfache angdforene Misebildungen am,
Herxen liegt eine Reihe von casuistischen Mitthei-
iungen vor.
Guttmann (213) besohreibt einen Sjähr. Knaben,
bei dem aus beträchtlicher Herzvergrösserung, verbrei-
tetem systolischen Geräusch neben starker fOlgemeiner
Cyanose die Diagnose auf einen grossen Defekt in der
Eammerscheidewand , mögUcherweise verbunden mit
Transposition der Arterienursprünge und Verengerung
des Pulmonalostium, gestellt worden war. Bei der Sektion
fanden sich folgende Abweichungen : 1) Grosser Defekt
(etwa Vs) des Ventrikelseptum ; 2) Transposition der
grossen Gefassstämme; 3) Verengerung des Conus arte-
riosus und des Pulmonalostium ; 4) volücommenes Fehlen
der Tricuspidalklappe ; 5) offener Ductus Botalli, durch
welchen die Lungenarterie mit Aortenblut gespeist wurde.
Fast dieselGdn Veränderungen fand Sanders (214)
bei einem 7monat. Kinde, bei dem jedoch die Tricuspidal-
klappe erhalten war; das rechte Herz war hypertrophisch.
In dieselbe Klasse gehört der Fall von Birming-
ham (215). Die Aorta entsprang an der Stelle der Pulmo-
nalis aus dem rechten Ventnkel, diePulmonalis an dessen
rechter Kante, etwa in der Mitte seiner Höhe, mit starker
Verengerung des Anfangstheiles. Die Vorhofecheide-
wand fehlte fast völlig; das Ventrikelseptum hatte eine
grosse Oeffnung, durch die das Blut der linken Kammer
zur Aorta gelangen konnte. Beide Ventrikel hatten
gleichstarke Muskulatur. Trotz dieser Veränderungen
muss der Blutkreislauf wenig gestört gewesen sein, denn
das 2Qjähr. Mädchen hatte ziemlich anstrengende Arbeit
verrichtet
Wesentlich ungünstiger gestaltete sich der Blutkreis-
lauf in dem von Mirinescu (216) beschriebenen Falle.
Bei dem im Alter von 6 Wochen gestorbenen Knaben
fimd sich eine Transposition der grossen Arterienstämme,
indem die Aorta aus dem rechten, die Art pulmonaUs
aus dem linken Ventrikel entsprang. Es bestanden also
nebeneinander der grosse Kreislauf mit venösem, der
kleine Kreislauf mit arteriellem Blut; daneben fimd sich
theilweises Offenstehen des Foramen ovale, das aber kein
Üebertreten arteriellen Blutes in's rechte Herz eestattete;
die einzigen Kanäle, auf denen arterielles Blut in deo
Körperkroislauf übertreten konnte, waren der kaum eine
feine Sonde durchlassende Ductus Botalli und vor Allem
weite (Kommunikationen (Anastomosen) zwischen den
Bronchialvenen und den Gefitesen des kleinen Kreislaufes,
ohne die selbst ein so kurzdauerndes Weiterleben nach
der Geburt nicht möglich gewesen wäre.
Gleichzeitiges Vorkommen von Verengerung des
Lun^narterienursprungs und Defektbildung in der Uerz-
soheidewand wurde weiterhin von Haury (218) bei
einem ISmonat Kind, Claisse (219) bei einem ^ähr.
Mädchen, bei dem ausserdem beide Arterienstämme von
der rechten Kammer entsprangen, und vonBoquel(2I7)
bei einem 7jähr. Knaben feststellt Auch der von
Voelcker (220) beschriebene Fall gehört hierher. Das
Herz des Sjähr. Mädchens zeigte folgende Veränderungen:
Defekt der Kammerscheidewand, so dass die Aorta ans
beiden Ventrikeln entspringt Die Lungenarterie ist eng,
ihre Klappen sind verwachsen und verkalkt und lassen
nur einen kleinen Spalt übrig. Die Aorta giebt von der
Concavität ihres Bogens 3 Arterien zu den Lunm ab;
auch entspringt hier der blind endigende Ductus JBotallL
Das Foramen ovale ist offen ; reicmiche endokarditische
Wucherungen an der TricuspidaUs und an den Aorten-
klappen. In einem Falle von Venturi (221) war der
mit der linken Kammer durch eine grosse Scheidewand-
lücke in Verbindung stehende rechte Ventrikel mdimentär
entwickelt, er betrug etwa Vio cles ganzen Herzkammer-
theiles ; die Vorhöfe mündeten nur in den linken Ventrikel,
aus dem die verengte Pulmonalis entsprang, während die
Aorta aus beiden Kanmiern ihren Ursprung nahm. Eine
sehr geringe Enttoickehmg des ganzen Herzens fand V.
bei einem 22ljähr. Mädchen. Das Herzgewicht betrug bei
einer Körperlänge von 172 cm mit den grossen Arterien-
stänmien nur 145 g.
Offenes Foramen ovale fand H a d d e n (222) bei einer
60jähr. Frau, die in Folge eines erworbenen Mitralfehlers
gestorben war.
Rolleston (223) beobachtete bei einem 1 1 jähr., an
den Folgen einer Mitralinsufficienz mit Perikarditis gestor-
benen Knaben im oberen Theile derKammerscheidewand,
dicht vor der Pars membranacea, eine kleine Oeffoung,
die er trotz der in der Umgebung vorhandenen Verdickung
des Endokard als angeborene Sussbildung anspricht
JEine doppelte Herzspitze als zufShgen Sektions-
befund bei einem Erwachsenen beschreibt 8hattock
(224). Die Spitze des im üe(>rigen vollständig normalen
Herzens wurde, der Kammerscheidewand enteprechend,
durch eine Furche getheilt, die von dem Ende der rechten
Kammer um Vi ^n^i von der Spitze der linken um 1 cm
überragt wurde. Der Zustand, der nur durch Entwicke-
lungshemmung erklärt werden kann, ist bei den Sirenia
(pflanzenfressende Wale), und zwar bei Manatus, noch
ausgesprochener beim Dugong (Halicore oetacea) nor-
maler Weise vorhanden; b^i letzterem reicht die Tren-
nung bis zur Atrio-Ventrikularfurche.
Einen fingerförmigen Fortsatz der linken Herxr
kammer fand Arnold (225) bei der Sektion eines 1 Vs Mon.
alten Mädchens. „Die Spitze des linken Ventrikels lanft
in einen 11mm langen, 3mm dicken, hohlen Fortsatz
aus, welcher hakenförmig derart imigebogenist, dass sein
blindes Ende nach Unks und oben sieht Die Wand des-
selben ist dünn, jedoch Perikard, Endokard und Muskel-
läge deutlich; dieBiÜkchen der letzteren setzen sich in die
Muskelwand des linken Ventrikels fort ; das Divertikel
communicirt mit dem linken Ventrikel durch eine 1.5 mm
weite rundhcheOefbun^. Nirgends Spuren von entzänd-
lichen Processen, Schwidenbildungen u. s, w. am Ben
oder am Diyertikel.^
Boether, Hijsiologie und Psfhologie des iüirkulationsapparateff*
19»
A. Mgt einige ähnliche Fälle ans der literator zn-
nmmeo, in denen aber ausserdem Bildungsanomalien am.
ZwerohÜBll, an den Bauohdecken nnd der Nabelschnur
iMstanden, die auf amniotisohe Verwachsungen suruek-
geföhrt worden. Auch für den vorliegenden Fall möchte
A. diese Entstehung annehmen, mit dem Zusätze, dass
die Produkte dieser amniotischen Stränge bis auf das
DiTertikel eine Btlckbildung erfiüiren haben.
X Erkrankungen der Oefäsae.
226) Therese^L., l^tnde experimentale des lesions
arterielles secondaires aux maladies infectieuses. Revue
de Med. Xm. 2. p. 123. 1893.
227) Josserand, E., Uarteriosclerose ä Thopital
de la croix-rousse. Lyon med. LXXn. 13. p. 439. 1893.
228) Gursohmann, H., Die Sklerose der Brust-
aorta u. einige ihrer Folgezustände. Arbeiten aus d. med.
Klinik zu Leipzig p. 248. 1893.
229) Floersheim, L., Aortite subaigue. Mort
lapide par angine de poitrine d*origine arterielle. Bull,
de la See. anat YILL 25. p. 869. 1894.
230) Beadles, Cecil F., SyphiUtic (?) disease of
aorta, with dilatation of the heart and occlusion of the
left subclavian artery. Transact. of the pathol. Soc. of
London XLIV. p. 43. 1893.
231) Jona, Giuseppe, Sopra una rara forma di
aortite sifiUtica. Rif. med. X. 167. 1894.
232) Weismayr, Alexander Ritter von, Ein
Fall von Stenose der Carotis u. Subclavia. Wien. klin.
Wchnschr. YII. 48. 49. 1894. (Sond.-Abdr.)
233) Re^aud, Claude, Sur un bruit extra«
cardiaque satellite de l'aortite chronique. 6az. de Par.
34.1893.
234) Romberg, Ernst, Üeber Sklerose d. LuDsen-
ftrtsrie. Arbeiten aus d. med. Klinik zu Leipzig p. 303.
18^
235) Anderson^ Mc Call, Clinical lectures on
ilhutrationB of the variabiüty of the Symptoms of aneu-
rysm of the arch of the aorta. Brit. med. Journ. June 4.
p. 1179 and June 11. p. 1251. 1892.
236) Curachmann, H., Besserungs- u. Heilungs-
voigfiDge bei Aneurysmen der Brustaorta. Arbeiten aus
d. med. Klinik zu Leipzig p. 275. 1893.
237) Trenel, Anevrvsme de la portion intraperi-
cardiaque de Taorte. Buu. de la Soc. anat. VIU. 25.
p. 820. 1894.
238) Pellegrini, Luigi, Aneurisma latente deir
an» aortico. Gazz. degli Osped. 136. 139. 142. 1892.
(S(md.-Abdr.)
239) Streng, W., Zur DifPerentialdiagnose des
Aneurysma der Brustaorta. Arbeiten aus d. med. Klinik
xa Leipzig p. 313. 1893.
240) Hey, Edgar, Zur Casuistik des Aorten-
aneurysmas. Petersb. med. Wchnschr. XYIIl. 35. p. 322.
1893.
241) V. Wunschheim, üeber einen Fall von Per-
foration eines Aortenaneurysmas in den rechten Yorhof.
Prager med. Wchnschr. XVIIL 15. p. 175. 1893.
242) Schwab, A., Anevrysme enorme de Paorte
d«icendante, avec poche secondaire ayant detruit une
portion de la cage tiioracique, et ayant donne naissance
i nne tumeur dans le dos. Mort par rupture dans la
pl^vre gauche. Bull, de la Soc. anat VUI. 23. p. 757.
1894.
243) Ord, William Miller, Aortic aneurysm
eommunioating with superior vena cava. Transact of
\ the pathoL Soc. of London XLII. p. 71. 1891.
I 244) Hawkins, Francis H., Aneurysms above
I «Mi involving the sinuses of Valsalva. Death from rup-
tme of one into the pericardinm. Ibid. p. 74. 1891.
245) Addison, Christopher, Death from hae-
numhage into the pericardium. Lancet L 10. p. 596.
1891
246) Du Pasqui^r, Ch., et Jelly, Anevrysme
arteriel intrapericardique. Bull, de la Soc. anat 5. S*
Vn. 25. p. 669. 1893.
247) Rolle 8 ton, H. D., Saccular aneurysm of
aorta in woman ; rupture into left bronchus. Transact of
the pathol. Soc. of London XLII. p. 76. 1891.
248) Diokinson, W.Lee, Saccular aneurysm of
descending aorta ruptuiing into left bronchus. Ibid. p. 77.
1891.
249) Diokinson, W. Lee, Aneurysm of abdomi-
nal aorta compreesing common bile-duct and rupturing
into duodenum. Ibid. p. 77. 1891.
250) Galloway, James, Aneurysm of superior
mesenteric artery, extravasation into mesentery; hae-
morrhage into peritoneal cavity. Ibid. p. 78. 1891.
251) Stevenson, W. F., A case of abdominal
aneurysm treated by laparotomy and the introduction of
wire mto the sac; death. Lancet I. p. 22. Jan. 5. 1895.
252) Reid, Walter, A case of double popliteal
aneurysm. Lancet I. p. 23. Jan. 1895.
253) Herrittgham, W. P., An account of acase
where a right aortic arch passed behind the Oesophagus
to the left side, and becoming dilated killed the patient
by slow compression of the trachea. Transact of the
Clin. Soc. of London XXY. p. 46. 1892.
254) Battle, William Henry, Aneurysms of
the vertebral and internal carotid arteriös. Transact of
the pathol. Soc. of London XLIV. p. 42. 1893.
255) V. Rindfleisch, üeber Aneurysma dissecans
aortae. Sitz.-Ber. d. physikid.-med. Ges. zu Würzburg
9. 1892.
256) Rolleston, H. D., Traumatic dissecting
aneurysms of the aorta. Transact. of the pathol. Soc. of
London XLIV. p. 38. 1893.
257) Rolleston, H. D., Spontaneous rupture of
inner and middle ooats of aorta; leakage into pericardium«
Ibid. p. 37. 1893.
258) Pitt, G. Newton, Arterio-venous aneurysm
cormected with the iliac vessels at their origin. Ibid.
p. 53. 1893.
259) Hebb, R. G., Aneurysm of ductus arteriosua
and atheroma of pulmonary arteiy. Ibid. p. 45. 1893.
260) Kidd, Percy, Embolic aneurysm of the pul-
moxuuy artery; infective aortic valvuliüs, aortitis, and
pulmonary endarteritis; patent ductus arteriosus. Ibid«
p. 47. 1893.
261) Pitt, G. Newton, Thrombosis of the pul-
monary arteriös without haemorrhagic infarcts. Ibid.
p. 48. 1893.
262) Leyden, E., üeber einen Fall von Arterien*
thrombose nach Influenza nebst Bemerkungen. Deutsche
med. Wchnschr. XYIII. 45. p. 1009. 1892.
263) Hirschlaff, Willy, Beitrag zur Lehre u.
Casuistik von der Thrombose der Vena jugularis interna,
externa u. subclavia. Inaug.-Diss. BerUn 1893.
264) Bennett, William SL, On some affections
of the veins of the upper extremities. Lancet L 18. p. 1 114.
1894.
Den Infektionskrankheiten wird mit immer
grosserer Bestimmtheit eine wichtige Bolle bei
der Entstehung der Jrterioskkrase zugeschrieben.
Th6rdse (226) suchte nun letztere künstlich zu
erzeugen^ indem er Xaninchen und Meerschwein-
chen yoU- oder halbvirulente oder auch filtrirte
Gnlturen verschiedener Bakterien (Bacterium coli,
Streptococcus, Diphtheriebacillus) beibrachte. Nach-
dem die Thiere kürzere oder längere Zeit nach der
Impfung gefiEdlen waren, fand Th. übereinstim-
mend folgende Yerftnderungen : An den Capillaren
verschiedener parenchymatöser Organe waren bei
intaktem Endothel Rundzellenanh&ufungen im Lu-
men oder in der Umgebung der Wand nachzu-
200
Bo etiler, Physiologie und Fafhologie des Cirkulationsapparates.
'weisen; fast regelmässig bestanden die letzteren
Herde aus Mikrophagen (Metschnikoff), die
Herde im Lumen aus Makrophagen. An den
grosseren Gefftssen fanden sich im perivaskulären
Bindegewebe theils ähnliche Rundzellenanhäufun-
gen um ein centrales kleines Oefäss, theils waren
die Rundzellen, die an Stelle des Fettgewebes ge-
treten waren, im Gewebe zerstreut; manchmal
umgab eine Rundzellenanhäufnng das Gefäss ring-
förmig. Dass solche Veränderungen in der Um-
gebung der grossen Gefässe Störungen in der Er-
nährung der Gefässwand hervorbringen können,
leuchtet ein; wie es gerade zu den sklerotischen
Veränderungen kommt, hatTh. nicht näher ver-
folgt Die Leukocytenanhäufungen werden von
Th. auf die chemotaktische Wirkung der Toxine
bezogen ; vielleicht sei auch eine Schädigung der
Vasomotoren, in Folge deren die Gefasswände
entarten, im Spiele.
Josserand (227) beobachtete Arteriosklerose,
namentlich die arteriosklerotische Schrumpfniere
mit sekundärer Herz- und Lungenaffektion , auf-
fallend häufig unter den Kranken des Hospital
vom rothen Kreuz in Lyon, die zum grössten Theile
Seidenarbeiter sind. Von Einigen wurde versucht,
die Arteriosklerose mit der bei diesen Arbeitern
gleichfalls sehr häufigen Tuberkulose in ursäch-
lichen Zusammenhang zu bringen, da auch bei
Thieren, die mit abgeschwächtem Tuberkelgift
behandelt waren, arteriosklerotische Veränderungen
in den Nieren beobachtet wurden. Nach J. steht
diese Hypothese auf sehr unsicherem Boden; er
hält das Zusammentreffen der beiden Krankheiten
für eine zufällige Erschdnung, da die Entwicke-
lung der Tuberkulose sowohl wie die der Gefäss-
verhärtung durch die elenden hygieinischen Ver-
hältnisse, in denen die Leute leben, in gleicher
Weise begünstigt wird. Dass die Arbeiterinnen
dort häufiger an Sklerose erkranken, beruht wohl
darauf, dass gerade die Frauen besonders über-
anstrengt werden und neben ihren Gatten- und
Mutterpfliohten oft die volle Tagesarbeit des Mannes
theilen.
Curschmann (228) betont, dass ^iel^derose
der Brustaorta bei fehlenden oder doch bedeutungs-
losen Veränderungen der übrigen grossen Körper-
arterien längere Zeit, ja bis zum Tode für sich
bestehen und eine Reihe zum Theil recht bezeich-
nender klinischer Erscheinungen machen kann;
vor Allem gilt dies von der Erkrankung des auf-
steigenden Theiles, des Bogens und der Umbie-
gungstelle in den absteigenden Schenkel der Brust-
schlagader. In Bezug auf die klinischen Erschei-
nungen unterscheidet C. 3 Gruppe von Fällen.
Zu der ersten gehören diejenigen Kranken, bei
denen die Erkrankung mit deutlicher Erweiterung
des Anfangstheils einhergeht und dann meist sehr
bezeichnende subjektive und objektive Erschei-
nungen macht; zu der zweiten zählen diejenigen
Fälle, in denen trotz deutlich nachweisbarer Er-
krankung zunächst keine oder geringfügige, zum
Theil unterschätzte subjektive Beschwerden be-
stehen; die dritte umfasst solche Kranke, deren
oft sehr heftige Beschwerden nicht eine Aorten-
affektion vermuthen lassen , sondern auf gani
andersartige Krankheiten deuten. Hierher geh&ren
besonders die Fälle mit nicht diffuser, sondern
fleckförmiger Verkalkung, die häufig gerade an
der Ausmündungstelle der Kranzarterien sitzt und
so entweder schon frühzeitig Anfälle von Angina
pectoris verursacht oder nach psychischen und
körperlichen Ueberanstrengungen oft ganz uner-
wartet den Tod herbeiführt Die Kranken der
zweiten Gruppe klagen oft nur über „nervöse Be*
Bch wordenes ^is ^^ plötzlich und unerwartet Yom
Tod ereilt werden. Ganz bezeichnend sind da-
gegen die Erscheinungen bei der ersten Gruppe:
Die Kranken , unter denen auch ziemlich junge
Personen nicht ganz selten sind, klagen meistens
über Herzklopfen und Athembeschwerden lA
körperlichen Leistungen, später kommen Anfille
wahrer Angina pectoris hinzu. Bei der Unter-
suchung findet man die Herzgrenzen und die Pols-
spannung normal ; ziemlich häufig jedoch (in 8
von 19 Eällen) ist als wichtigstes Zeichen der
Pulsus differens vorhanden. Ferner läast sich eine
starke Beweglichkeit des Herzens feststellen, die
sich in beträchtlicher Verlagerung des Spitzen-
stosses bei linker Seitenlage äussert, zuweilen eine
Verbreiterung der Dämpfung über der Aorta selbst,
und häufig eine Verstärkung des zweiten Aorten-
tones, der klingenden, manchmal sogar klirrenden
Beiklang annimmt Wichtig ist auch der Nach-
weis von lauten Herztönen an solchen Stellen des
Thorax, an denen sie sonst leise oder gar nicht
gehört werden, so z. B. in der Obergrätengrube.
Unter Berücksichtigung aller dieser Erscheinungen
wird man die Diagnose nicht verfehlen. Wie ge-
fährlich Erregungen und körperliche Anstrengun-
gen sind, geht daraus hervor, dass in 5 FftUen
der plötzliche Tod während des Coitus erfolgte.
Was die Aetiologie betrifft, so betont G. besonders
die Erblichkeit der Anlage zur Gefäsaverhärtung;
in einigen Fällen schienen Malaria, Scharlach und
Influenza im Spiele zu sein.
Der Fall von Floersheim (229) reiht sich dea
Beobachtungen Gurs oh mann 's an. Er betrifft eioB
33jähr. Frau (Syphilis und Trunksucht wahrscbeiDlich),
die plötzlich unter den Erscheinungen der echten Angina
pectoris gestorben war. Als Ursache für letztere eigab
sich starke Verkalkung der Aorta mit VerengeruDg der
Kranzarterienursprünge. Das Myokard war makrosko-
pisch gesund.
Der Kr. von Beadle s (230), ein 4qjfihr. Mann, bei
dem Syphilis zweifelhaft war, litt an einer Sklerose, die
sich genau auf den Brusttheil der Aorta beschränkte.
Die linke Subclavia und fast alle Interoostades waren am
Ursprung thrombosirt. Trotzdem waren keine sabjek-
tiven Erscheinungen von Seiten des Herzens voihanden
gewesen; der Tod war an Zungraikrebs erfolgt
Jona (231) fand bei einem 3$ähr. Mann, der im
19. Jahre syphilitisch wurde und an den Folgen einer
Aortenklappeninsufficienz zu Grunde ging, im Anfftflgs-
Boether , tliysudogie und Pstiiologie des' Cirkulationsappaiates.
SOI
IM der Aorta eine ausgesprochene Verdickong der
gnxeii Wand mit Stellen UeinzeUiger Infiltration, spär-
fichen Ealkablagerongen and Oedohwüren der Intima;
die Klappen waren etwas gesohrtimpft und verdickt
im anmülendsten war der Befand von 9 erbsen- bis
Itasdnossgrossen Aneorysmen der Aortenwand 4 cm
nnterhalb der Klappen.
Einen Fall Ton Stenose der Carotis and Subclavia
beobachtete Ritter v. Weismayr (232). Die Erschei-
nangen der Arterienverengenmg (Polsus differens, 6e-
rinsohe) hatten im Laafe der üeobachtang eigentham-
liche Schwankungen gezeigt; als Ursache darar ergab
sich bei der Sektion, dass ein im Anfangstheil der Sub-
daria sitzender Thrombos, der orspron^oh die starke
Yeraiigerang verorsachte, bei fortsohreitonctor Organisa-
tioD sich so verkleinert hatte, dass dasdorohihn bedingte
OerSnsoh verschwinden masste.
Ein eigentkümliches exirakarddalea Qeräuteh bei
einem 7Qjähr. Mann mit Enceüerung des Anfangstkeües
der Aoria beobachtete Begaud (233). Neben einem,
auf relative Stenose des Aortenostiom za beziehenden
systoUschen Aortenger&asoh hörte man über der rechten
BrostbeinhSlfte and bis gegen die rechte Achselhöhle ein
hensystolisohes, von der Athmang anabhängiges fein-
Uasiges Bassein. R nimmt an, dass an diesen Stellen
eine Yerwachsang der Lunge mit der erweiterten Aorta
eingetreten sei und in Folge dessen die Lungenalveolen
mit jedem Herzpuls zusammengedrückt würden.
Einen sehr merkwürdigen Fall von primärer Sklera^
Useher Verengerung der Lungenarterienäste (ohne Aneu-
ryamenbildang des Anfangstheilee) beschreibt Bom-
berg (234).
Ein 24jähr. Gärtner, nicht belastet, der weder Syphilis,
Doch Gelenkrheumatismus durchgemacht, nur als Kind
an Masern und vor IVt Jahren an Muskelrheumatismus
gelitten hatte, war seit etwa IV4 Jahre an Kurzathmig-
keit, Schmerz in derMa^ngesend, Kopfweh undSchwin-
delanföllen erkrankt Die auffallendste Erscheinung war,
dass seine früher gesunde Gesichtsfarbe bläulich wurde,
ohne dass Herzklopfen oder Gedeme auftraten. Die
üntersuchuDg stellt^ Yergrösserung des rechten Herzens,
zwei Geräusche in der Gegend der Pulmonalis und ver-
stärkten 2. Pulmonalton fest; diese Zeichen zusammen
mit der starken Blausucht führten zur Annahme eines
angeborenen Herzfehlers. Bei der Sektion fand sich
jedoch ausserordentlich verbreitete sklerotische Verenge-
rang aller Lungenarterienäste von der 2. Theilung an.
Für die Geräusche er^b sich keine unzweideutige Er-
klärung, ebenso wie die eigentliche Ursache des Leidens
ganz im Dunkeln blieb. Die starke Blausucht fasst B.
nicht als Stauungserscheinung auf, sondern glaubt, dass
in Folge der Verengerung der Luneengeiässe und der
Herzhypertrophie du Blut zu schnell durch die Lungen
strömte, um einen genügenden Gasaustausch zu ermög-
lichen.
In den kliniachen Vorlesungen von Ander*
8on (235) Ober die Sympicme des Aortencmewrysma
wird anf Qrund von einschlägigen Beobachtungen
unter Anderem ausgeführt, dass die physikalischen
Erscheinungen gewöhnlich dann am deutlichsten
Bind, wenn der aufstagende und der Anfang des
horizontalen Theiles des Aortenbogens Sitz des
Aneurysma ist, wahrend bei der Betheiligung des
absteigenden Astes, besonders wenn der Sack von
dessen hinterer FlAche entspringt, dieDruckersohei-
mmgen vorwiegen.
Ueber Besaerungs- und Heihmgsvorgänge bei
Aneurtfsmen der Bruetaorta berichtet Cursoh-
mann (236) in einem klinischen Vortrag. Er
konnte mehmals beobachten, dass Aneurysmen-
aScke, die schon die Haut zu durchbrechen drohten,
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 2.
zurückgingen und ganz verschwanden, ob in Folge
der Behandlung mit Jodnatrium und ESlte, will C.
unentschieden lassen. In einem Falle hatte Unter-
bindung der Carotis einen äusserst günstigen
vorübergehenden Erfolg. Mehrere Sektionen zeig-
ten, dass die „Heilung^^ durch Oerinnselbildung
erfolgt, die zu völliger VerMung des Sackes führen
kann. Günstige Bedingungen für die Besserung
und Heilung sind geringe Ausdehnung der sklero-
tischen Veränderungen und geringer umfang des
Aneurysma, vor Allem aber die Flaschenform des
Sackes mit engem Halse; am ungünstigsten ist die
Spinddform, weil hier die Gerinnselbildung kaum
vor sich gehen kann.
Der Fall von Trenel (237) gehört hierher. Beider
57jfihr. Frau fand sich im Anfangstheil der Aorta ein
Aneurysma; es war jedoch durch Gerinnselbildung in
eine feste Geschwulst verwandelt, die das Herz in die
Tiefe gedrängt hatte. Während des Lebens waren die
Herztöne kaum hörbar, die klinischen Erscheinungen des
Aneurysma waren nicht beobachtet worden. Auch in
dem von Pellegrini (238) beschriebenen Falle eines
63jähr. Arbeiters fehlten bis auf die Verbreiterung der
Herzdämpfung an der Basis alle physikalischen Zeichen
eines Aortenaneurysma. Die Diagnose wurde auf Grund
einer offenbar durch Verengerung eines Bronchus be-
dingten Dyspnoe gestellt; auch ein beixächtlicher Tief-
stand des Kehlkopfes, der wahrsoheinhch auf Herab-
drängung des Bronchus durch das Aneurysma beruhte,
wurde zur Diagnose herangezogen. Sie fand bei der
Sektion volle Bestätigung. Dagegen führte in einem von
Streng (239) beschriebenen Falle eine 60g schwere
Thymusdrüse bei einem 17jähr. Manne zur fSlsehliehen
Annahfne eines Aneurysma der aufsteigenden Aorta.
Die Diagnose wurde hauptsächUch be|jgründet durch die
Dämpfung auf dem Manubrium stemi, die Ungleichheit
der beiden Badial- und Carotispulse, sowie den pulsiren-
den Tumor im Jugulum ; dazu kam noch die bei Aorten-
aneurysma erfahrungsgemäss nicht seltene Insufißcienz
der Aortenklappen. Der Tod erfolgte durch Lungen-
embolie von endarteritischen Veränderungen der Aorta aus*
Zur Oasuiatik des Aortenaneurysma ist eine
ganze Belhe von Mittheilungen erschienen, die
hier nur kurz erwähnt werden sollen.
Mey(240) fand bei einem 4Qjähr., vor 10 Jahren
syphilitisch inficirten Manne ein spindelförmiges Aneu^
rysma der Aorta ascendens und des Aortenbogens, da-
neben vollständige Obliteration des Truncus anonymus
und der Carotis communis sinistra, während die Subclavia
sinistra zwar durchgängig, aber im Anfeuigstheil sehr
stark verengt war. Die Untersuchung der Collatenden
konnte nicht ausgeführt werden. v.Wunschheim (241 )
beschreibt ein gänseeigrosses Aneurysma der Aorta ascen-
dens, das sich in den rechten Vorhof hinein vorgebuchtet
und diesen beträchtlich verengt hatte, dann aber mit
einer Vi^'™ weiten Oeffhung in den Vorhof durch-
gebrochen war. Venenpuls war bei Lebzeiten des Mannes
trotzdem nicht aufgetreten, weü der Sack gleichzeitig die
obere Hohlvene stark zusammendruckte und der Venen-
puls in der unteren Hoblvene durch starken Ascites ver-
deckt wurde. In dem Falle von Ord (243) bestand bei
dem 4^ähr. Mann ein oranpegrosser Sack am Aorten-
bogen, der durch einen Schhtz mit der oberen Hohlvene
in Verbindung stand. Während des Lebens waren nur
Dämpfung und summendes Geräusch am Manubrium
stemi festgestellt worden, auch war eine stärkere Venen*
stauune mit Oedem an der rechten Hals- und Brustseite
aufgefulen. Der Tod erfolgte durch Platzen des Sackes
in die Brusthöhle nahe der Lungen wurzel. Auch in dem
von Schwab (242) beschriebenen F^l hatte der sehr
26
202
Boether, Fh^Biologle Und P&üiologle des* Gürbilationsapparaies.
.grosse Aortensaok^ der eine Vorwölbnng am B&oken be-
dingte, doroh Platzen in den linken Bnustfellraxim den
Tod nerbeigeführt. Hawkins (244) sah bei einem
46jähr. Manne tödtUchen Ausgang durch Platzen eines,
die Sinns Yalsalvae in Mitleidenschaft ziehenden Aorten-
aneorysma in den HerzbenteL Hier lässt sich vielleicht
.der Fall von Addison (245) anreihen, in dem ein Aneu-
rysma der linken Kranzarterie durch Perforation in den
Herzbeutel den Tod der OOjjähr. Frau herbeigeführt hatte.
Anscheinend war zuerst die äussere Wand des Sackes
geplatzt, worauf die innere Wand dem Druck in der Herz-
kammer nachgpab ; es war nämlich die äussere Oeffhung
kleiner als die innere.
Du Pasquier und Jolly (246) fanden bei der
Sektion einer w|jähT. Frau, die sterbend in*s Krankenhaus
eingeliefert worden war, ein vom Anfangstheil der Aorta
ausgehendes Aneurysma, das sich intraperikardial ent-
wickelt hatte und mit der Wand des rechten Herzens
fest verwachsen war. Da sich nur eine Ausmündungs-
Btelle der Kranzarterien fand, handelte es sich hier viel-
leicht um ein Aneurysma am Ursprung der rechten
Kranzarterie.
Durchbruch eines Aortenaneurysma in den linken
Bronchus wurde von B 0 1 1 e s 1 0 n (247) und von D i 0 k i n -
Bon(248) beobachtet. In dem ersteren Falle handelte
es sich um eine 33jähr. Frau, im letzteren um einen
34jfihr. Mann. Ebenfalls in sehr jugendlichem Alter
(28 Jahre) stand ein zweiter von Dickin son (249) be-
obachteter Kranker, bei dem ein Aneurysma der Bauoh-
aorta durch Gompression des Ductus choledochus Ikterus
erzeug und durch Perforation in*s Duodenum den Tod
herbeiführte. Bei diesem Kranken war neben Rheuma-
tismus Syphilis sicher nachgewiesen ; bei einem 35jähr.,
Von Galloway (250) beobachteten Kranken, der durch
Bersten eines Aneurysma der Arteria mesentericasuperior
zu Grunde ging, war Lues zweifelhaft
Mnen operativen Eingriff xum Zweck der Heilung
eines in der Bauehhöhle gäegenen Aneurysma hat Ste-
venson (251) bei einem 25jähr. Soldaten ausgeführt
•Nachdem die Bauchhöhle eröffoet war, fand sich ein
etwa apfelgrosser, im Anfangstheil der Arteria mesen-
terioa superior gelegener Aneurysmensaok. Durch eine
leine Kanüle wurden 2 Ellen dünnen Stahldrahtes in den
Sack versenkt und die Bauchhöhle geschlossen. Im An-
fang erfolgten mehrere Blutungen in die Bauchhöhle,
offenbar aus dem Stichkanal; dum schien Alles gut zu
fehen, bis 27 Stunden nach der Operation, während eines
trechaktes, plötzUch der Tod eintrat Der Aneurysmen-
sack war, wie die Sektion lehrte, schon zusammen-
gefallen und der Draht in zahlreiche (rerinnsel ein-
gebettet Von 10 in ähnlicher Weise behandelten Kran-
ken, deren Geschichten St aus der Literatur zusammen-
getragen hi^ genasen 2 und starben 6; bei zweien war
der ]£:folg zweifelhaft Die Operation erscheint demnach
nur bei änsserster Gefahr angezeigt
Beid (252) hatte Gelegenheit, das von ihm an-
gegebene Verfahren »ur E&lhmg von Aneurysmen der
Art, Poplitea bei einem SOjähr. Mann mit doppelseitigem
Kniekehlenaneurysma zu erproben. Es besteht dann,
dass der Unterschenkel bis zum Aneurysma mit einer
elastischen Binde umwickelt und dann einAbschnürungs-
schlauch um den Oberschenkel gelegt wird ; so soll aer
gesammte Inhalt des Aneurysmensackes auf einmal zur
Gerinnung gebracht werden. Bei einem früher behandel-
ten Kranken hatte R. bei der Sektion gefunden, dass die
Schenkelarterie bei diesem YerfEÜuren ungefähr in der-
selben Ausdehnung obliterirt, wie dies bei Unterbindung
und Ausschälung des Sackes der Fall wäre. In dem vor-
liegenden Falle bewährte sich das Verfahren sehr gut;
das Aneurysma verschwand und hinterhess nur eine
kleine, in keiner Weise hinderliche Geschwulst, während
auf der anderen Seite, die nach dem älteren Verfahren
der langsamen intermittirenden Gompression der Schenkel-
arterie behandelt worden war, eine grosse harte, bei Be-
wegungen sehr hinderliche Geschwiüst zurückbüeb.
Einen sehr seltenen Fall von AneurvsmeiilHldang bep>
obaohtete H er ringham (253), nämlich spindelförmige
Ertceiterung eines abnorm verlaufenden Aortenbogens,
Die Aorta veriief zwischen Trachea und Oesophagns hin-
durch zur linken Seite und verursachte durdi Cbmprea*
aion der Trachea dicht oberhalb der Zweitheilung da
todtUchen Ausgang.
Battle (&4) fand bei einem 2Vtiähr. Knaben ein
muskatnussgrosses Aneur^ma der linken Art vertefanlis
in der Höhe des 2. und 3. Halswirbels, ferner eine spindel-
förmige Erweiterung der linken Carotis interna gleich
unterhalb der Theilungstelle.
V. Bindfleisoh (255) berichtet kurz über 2 FSlle,
in denen durch Yerleteungen ein AneurysoEia dissecms
entstanden war. In dem ersten war 2 Querfinger unter-
halb der Aortenklappen die Intima und Media geboisten
und die Adventitia rings um den Aortenbogen und des
absteigenden Theil abgehoben; schliesslich war der Sack
in den Herzbeutel durchgebrochen.
In dem 2. Falle, der in Virohow's Arohiv nSher
besprochen werden soll, erstreckte sich das Aneurysma
dissecans vom Aortenbogen bis zu den Artt. iliacae com-
munes, so dass der Sack wie ein langer Schlauch der
Vorderseite der Aorta auflag; die mikroskopische Unter-
suchung ergab, dass die Zerreissung innerhalb der Media
erfolgt war, wodurch die Wand eine grosse Festigkeit er-
halten hatte.
Bolleston (256) beobachtete zwei disseciiende
Aneurysmen der Aorta bei einem 44jähr. Stallknecfate,
der 4 Tage naoh einer Verletzung durch PfeidehufBchlAg
gestorben war. Das eine beonn am £lappenring and
stand an der Stelle des Ductus Botalli durch einen zwäten
Biss mit der Aortenlichtung in Verbindung; der zweite
Sack sass im absteigenden Ast und endete blind.
In einem ebenfalls von Bolleston (257) beschrie-
benen Falle, der einen 44jähr. Kutscher betraf, waren
ohne äussere Gewalteinwirkung die beiden inneren Schich-
ten der Aortenwand etwa 1 cm unterhalb des Elappen-
rings quer eingerissen, die Adventitia und das viscerale
Perikardialblatt waren jedoch nur in ganz geringer Ans-
dehnung abgehoben. Dass die Bildung eines Aneurysma
dissecans hier ausblieb, war wohl dadurch bedingt, daas
das Blut auf der Höhe der Vorwölbung durch eine steck-
nadelkopfgrosse Oefi&iung in den Herzbeutel austreten
keimte.
Pitt (258) fand bei einem 5jähr. Jungen, der 5 Mon.
nach einer schweren Quetschung des Unterleibes gestor-
ben war, ein Aneurysma arterio-tenoswn, indem gerade
an der Gabelung der Aorta abdominalis eine VerbuDdong
zwischen dieser und der erweiterten linken Vena iliaca
commtmis bestand.
Schliesslich soll noch der Fall von Heb b (259) er-
wähnt werden, in dem ein Aneurysma desDuetusBotM
neben sklerotischer Verengerung der Pulmonalisäste mit
aneurysmatischer Erweiterung des Puimonalisstammee
bestand, sowie der von Kidd (260) beschriebene Fall,
in dem endokarditische Wucherung an den Aoiteo-
klappen und auf der Intima sassen; dabei waren die
Mitral- und die Tricuspidalklappe gesund, der Duct Botalli
offen, in der Spitze des linken unteren Lungenlappens
sass ein aus einem Pulmonalisast hervorgegangenes wall-
nussgrosses Aneurysma, das wahrscheinlich durch embo-
lischen Verschluss der Endverzweigungen veranlasst war.
Pitt (261) beeohftfügt sich mit dem VerhaMm
der Lungen bei Thrombose und EmboUe der Lungen-
arierie. In dem ersten von ihm beobachtete
Falle sass ein Thrombus im linken Hauptast, ohne
dass im Lungengewebe Veränderungen eingetreten
waren. Auch bei dem zweiten Kranken, einem
5jihr. Knaben, fehlten die Zeichen des hämorrha-
gischen Infarktes oder sonstige VerftnderungeDy
obwohl der linke Hauptast duroh einen sarkoma-
Moure, De rempy^me du sinus sphönotdal.
203
tOsen Embolus verstopft war; allerdings wird
hierbei eine Angabe über die zwischen dem Ein-
tritt der Embolie und dem Tode verstrichene Zeit
vermisst Nach den Untersuchungen von Pitt
Ueibt die Infarcirung des Lungengewebes nicht
selten aus; bei Verstopfung feiner Aeste fand er
sie nur etwa in 50<>/o der Fftlle und unter den ge*
sanuDeiteii 116 FSUen waren überhaupt nur 18,
in denen Blutungen in das Lungengewebe erfolgt
waren. Die TTtrambaae der Limgmariene halt F.,
6ntg^;en Gohnheim, für eine nicht seltene Er-
Boheinung. unter 67 Fftllen von Verstopfung der
Art pulmonalis war nur 2 Imal Embolie mit Sicher-
heit, lOmal mit einiger Wahrscheinlichkeit anzu-
nehmen; 36mal fanden sich Thromben ausschliess-
lich in der Pulmonalis und Alles deutete darauf
hin, dass sie an Ort und Stelle entstanden seien.
üeber einen Fall von Jjrierimlhrombose nach
biftuenxa berichtet Leyden (262).
Bei einer immergesonden, nicht belasteten, jagjend-
lichen Kr. trat 5 ^Wochen nach überstandener mittel-
schwerer Influenza plötzlich Verschluss der linken Art
brachialis im unteren Drittel auf. Die Er. genas, doch
kehrte der Badialpuls nicht wieder.
L. macht darauf aufmerksam, dass man in
diesen FUlen, in denen sich die OefSssverstopfung
an eine verhältnissmfissig so leichte und kurz-
dauernde Infektionskrankheit anschliesst, nicht
wohl von einer „marantischen Thrombose*' sprechen
k^^nne; er vermuthet vielmehr, dass der Zerfall
der während der Krankheit reichlicher gebildeten
Leukocyten die Ursache der Oerinnselbildung sei.
Mxraniiaehe Thrombosen sind an den Venen des
Oberkörpers viel seltener als an denen der unteren
KcbrperhUfte^ Hirschlaff (268) hat in d&t
Leyden 'sehen Klinik 4 FälLe beobachtet, in den^
Verschluss der Vena cava sup., der Anonyma,
Jujubris externa und interna und der Subclavia
theils im Verlauf einer pyftmischen Erkrankung^
theils im Anschluss an einen schweren Herzfehler
auftrat Eine Kranke mit puerperaler Infektion
und Thrombose der linken Vena jugul. int und
subclavia genas. Aus der Literatur stellt H. noch
10 YSlle ähnlicher Art zusammen. Es zeigte sich,
dass die Thromben meist ihren Ausgang von den
Zusammenflussstellen der Vv. subclaviae und jugu-
lares nahmen, und zwar fanden sie sich Imal
rechts, llmal links, 2mal beiderseitig. Die auf-
fallende Bevorzugung der linken Seite sucht H..
darauf zurückzuführen, dass die an jener Stelle
sitzende Venenklappe leichter schlussunfiUiig wird
als rechts (so ist ja auch linkerseits Venenpuls in
der Jugularis häufiger) und dadurch eine Verlang-
samung des Stromes zu Stande kommt; vielleicht
sei auch die grössere Länge der linken Vena ano«
nyma dabei in Betracht zu ziehen.
B e n n e 1 1 (264) veröffentlicht eine grosse Reihe
von Beobachtungen über die seltenen und in den
Handbüchern oft vemadilässigten EIrweiierungen
und VarikosiUUen an den Venen der Arme, unter
60 FäUen war die Erweiterung 14mal ohne be-
sondere Veranlassung zu Stande gekommen; 26mal
hatte sie sich im Anschluss an ein Trauma, meistens
an eineUeberanstrengung beim Heben einer schwe-
ren Last, entwickelt. B. nimmt wohl mit Becht
an, dass hierbei der auf den Venen lastende Blut-
druck die Klappen schlussunfähig gemacht hat
In 18 Fällen bestanden erhebliche Beschwerden
(Steifigkeit des betroffenen Gliedes, Schmerzen bei
Bewegungen u. s. w.), die durch elastische Ein-»
Wickelung gewöhnlich behoben werden konnten.
Nur selten wurde es nöthig, die erweiterten Venen
an verschiedenen Stellen zu unterbinden, doch ist
dieser Eingriff in hartnäckigen Fällen zu empfehlen,
da er vollständige Heilung herbeiführt
C. Bttcheranzeigen.
26. De Pempyeme du sinus sphänoidal;
par le Dr. E. J. Moure. Paris-Bordeaux
1894. 0. Dein et Feret et fils, Miteurs.
Obgleich der Sinus sphenoidalis am weitesten
y<m der KörpenAierfläche entfernt ist, ist seine
graaue Untersuchung und die Feststellung seiner
Brkrankungen leichter und einfacher, als die der
übrigen Nebenhöhlen. Die Sondirung des Sinus
ist oit bAt leicht und bei äex nöthigen Vorsicht
immer ohne Gefahr auszufOhren. H. bespricht
gMondert:
1) Jkuie Entxiündungenj die nicht selten im
Gdiplge der akuten Coryza auftreten. Die Kranken
klagen dabei gewöhnlich über heftige Schmerzen
im Hinterhaupt oder in der Tiefe des 3chädelSr
Oft ist der Nacken mehr oder weniger steif. Bei
der Untersuchung findet man die Schleimhaut vor
dem Sinus geschwollen, dunkelroth, die mittlere
Muschel mit dem Septum in inniger Berührung.
Im späteren Stadium sieht man in dieser Gegend
bräunliches Exsudat, das, wenn entfernt, rasch,
wieder erscheint Berührung der geschwollenen
Theile mit der Sonde erzeugt heftige, oft weithin
ausstrahlende Schmerzen. Die Behandlung besteht
in Einathmung von Dämpfen, heissen Fussbädem,
und wenn durch diese Mittel nicht bald Besserung
bewirkt wird, Einführung einer Sonde, die mit in
Cocain getauchter Watte umwickelt ist, in den
Sinus. Ist der Sinus so eröffnet, so kann sein
Inhalt oft durch einseitiges kräftiges Schnäuzen
204
Seifert u. Kahn. — Weiss. — Unger. — Posner.
entleert werden. Ist der Sinus durch Septum-
▼erbiegung oder Verdickung der mittleren Muschel
unzugängig, so muss man diese Hindemisse erst
beseitigen. Bei sdir heftigen Erscheinungen em-
pfiehlt es sich, die untere Wand der Höhle zu
durchbrechen und die HOhle mit BorlOsung auszu-
spülen. Um die Nasensekretion anzureg^, giebt
man zweckmässig einige Tage Jodkalium.
2) Guroniaches Empyem. Hier sind die Er-
scheinungen viel unbestimmtere und daher bleibt
das Leiden leichter unerkannt Die Erscheinungen
sind in manchen Fällen nur die des Betronasal-
katarrhs, mitunter ist übler Geruch vorhanden. In
anderen Fällen sind Kopfschmerz vorhanden, Ohren-
sausen, Schwindel beim Bücken, Unlust zur Arbeit
Von Seite der Augen sind Thränenträufeln, Licht-
scheu und Verengerung der Lidspalte beobachtet
worden. Wichtiger sind die objektiven Symptome,
als Verbreiterung der Nase an ihrer Wurzel, Schwel-
lung der Schleimhaut des Septum im mittleren
Nasengang, Vorhandensein von Krusten im Bieoh-
spalt, xxnteir denen beim Abheben Eiter vorquillt
Bei der Hhinosoopia post sieht man oft gleiche
Krusten im Nasenrachenraum und auf dem hint^
ren Ende der mittleren MuscheL Um die Diagnose
zu sichern, muss man die Höhle sondiren oder von
unten her eröfi&ien. Die Behandlung besteht auch
hier in Ausspülungen der Höhle mit nachfolgen-
den Einblasungen von Jodoform, Jodolj Aristol;
eventuell Abtragung der mittleren Muschel und
etwa vorhandener Polypen. Innerlich giebt man
Jodkalium, Natr. benzoic. oder Schwefelwftsser.
Rudolf Heymann (Leipzig).
27. AtlM der EOstopathologie der Nase, der
Mnndraohenhöhle und des Eehlkopfee.
Bearbeitet von Dr. Otto Seifert und Dr.
Max Kahn. Wiesbaden 1895. J. F. Berg-
mann. Qr. 4. (27 Mk.)
Der vorliegende Atlas enthält auf 40 Tafeln
79 Abbildungen in Farbendruck von vorzüglicher
Klarheit und Naturtreue. Die Bilder sind nach
meist von den Yff. selbst gefertigten Prftparattti
gezeichnet, zu denen sie das Material durch ihre
operative Thfttigkeit gewonnen haben. Jedem Bild
ist eine ausführliche Beschreibung beigegeben. Der
AÜas umfasst in grosser Yollstftndigkeit die Histo-
pathologie der Nase, der Mundraohenhöhle und des
Kehlkopfes und bringt zum Vergleich auch Bilder
der normalen YerhUtnisse dieser SchleimhAute.
Das schöne Werk füllt in der That eine Lücke in
unserer Literatur aus und die Vff. sind des Dankes
Aller sicher, die sich mit Operationen in diesen
Begionen befassen. Die Ausstattung des Wer-
kes ist mustergültig.
Budolf Heymann (Leipzig).
28. Sohprobe-Tafeln. Zur BesUmmung der
Sehsehärfe für die Feme; von Prof. L. Weiss
in Heidelberg. Wiesbaden 1895. J. J. Berg-
mann. 8. 12 S. mit 5 Tafeln in FoL (2 Hk.
40 Pf.)
W. hat eine Reihe von Tafeln zur Sehschärfe-
bestimmung für die Feme herausgegeben, die sehr
genau ausgeführt sind und jedem Augenarzte wül-
komm«! sein werden. Dem Prindp nach gleioiieii
auch diese Tafeln denen von Snellen, doch sind
sie insofern als Ergänzung oder Yerbesserung ni
betrachten, als der Abstand zwischen den eiBzelnen
Beihen gleichmftssig ist, was bekanntlich bei den
Snellen 'sehen Tafeln nicht der Fall ist Die
Tafeln können auf 6 und 5 m Entfernung ver-
wendet werden. Lamhofer (Leipzig).
29. Iiehrbadh der Kinderkrankheiten in
kurxgefaseter systematieeher Darsieüung xum
Oebrauche für Sludirende und Aerxie; von Dr.
Ludwig Unger, Dooent für Einderhkde.
an der k. k. Universität zu Wien. 2. umgearb.
Aufl. Leipzig u. Wien 1894. Franz Deu-
ticka Gr. 8. 623 S. mit 27 Holzachniilen im
Text (13 Mk.)
Unger's Lehrbuch liegt in der 2., 4 Jahre
nach der 1., Auflage vor. Auch die neue Bearbei-
tung bietet die Vorzüge der Darstellung U.'s dar,
von denen vor Allem das Eingehen auf die phy-
siologischen EigenthQmlichkeiten des Kindes und
die sich daraus ergebenden Besonderheiten der
Pathologie und Therapie hervorzuheben sind. Natnr-
gemfiss mussten die Capitel, die in der jüngsten
Zeit ausgiebig bearbeitet worden sind, zum Theile
umgeändert und ergänzt werden, vor AUem die
EmährungSf^ysiologie, die Capitel über Diphtherie,
Influenza, Keuchhusten, Barlow'sche Krankheit
und anderes mehr. Trotzdem ist der Umfang des
Werkes der gleiche geblieben. Dem Texte ist eine
Anzahl gut ausgeführter Abbildungen, sowie eine
grosse Menge von Receptf ormeln eingefügt worden.
Die Ausstattung ist vornehm. Möge sich das ge-
diegene Werk zahlreiche neue Freunde erwerben.
Brückner (Dresden).
30. Therapie der Hamkrankheiten. ZAn
Vorlesungen für Aerzle und Studirende; von
Prof. C. Posner in Berlin. Berlin 1895.
A. Hirschwald. 8. 144 S. mit 11 Abbüd. o.
einem Anhange von Beceptformeln. (4 Mk.)
Seinen im vergangenen Jahre erschienenen Vor-
lesungen über die Diagnostik der Bamkrankheikn
(vgl Jahrbb. CGXLYII. p. 107) hat P. jetzt einen
im fthnliohen Sinne gehaltenen knappen Abnss der
Thercgne der Hamkrankheiten folgen lassen. „Die
Diagnostik ist eine Lehre der Beobachtung and
Folgerung, die Therapie eine Sammlung vonlk^
fahrungssätzen , die oft genug schwankend und
unsicher sind; die erstere ist verh<niasmAsBig
leicht in ihrem Oesammtgebiet zu umgrenzen, in
ihren Einzelheiten richtig anzuwenden, ^ letetere
unterliegt fortwährenden ESrschütterungen and Str5-
mungen ; die erste ist objektiv, die zweite subjektiv/'
König. — D'Aulnay.
205
Demgem&ss hat das Buch ein ziemlich ans-
gttprochen subjektiyes Gepräge erhalten, indem
8ichP. darauf besohrfinkt hat, im Wesentlichen nur
diB SU sagen, was er selbst erfahren und erprobt
Int Dass P. hierbei in erster Linie auf die An-
fofderungen der t&gliohen Praxis Eücksicht ge-
Dommen hat, ist ein grosser Vorzug des Buches,
der ihm ebenso wie der Diagnostik zahlreiche
Freunde yersohafCen wird.
Wir können die Vorlesungen namentlich den
praktischen Aerzten aufs Wftrmste empfehlen.
P, Wagner (Leipzig).
31. Die neueren Hüliiimittel war Diagnose
und Therapie der Blasenkrankheiten;
von Dr. A. König in Wiesbaden. Leipzig
1895. C. 0. Naumann. 8. 96 8. mit 3 Tafeln
u. 11 Holzschnitten. (2 Mk.)
Das Büchlein bildet das 57. bis 60. Heft der
Ton C. 0. Naumann verlegten „Medieiniachen BibHch
Ihek für praktische AanMK E. bespricht darin in
klarer und rerstflndlicher Weise die nm&rtn Bülfa»
mittel xur Diagnaee und Therapie der Bkufenkranh"
keiien. Die Diagnostik enthält 3 Hauptabschnitte :
Physiologie der Harnentleerung und ihre Störun-
gen; Cystoskopie; Harnuntersuchung. Die 7%e-
n^ zerfällt ebenfalls in 3 Hauptabschnitte : AU-
gmneine chirurgische Blasentherapie; endovesikale
Therapie mit Hülfe des Cystoskopes ; Therapie der
Cjsto-Lithiasis.
Die beigegebenen 3 Tafeln in öfarbigem
Chromodruok geben eine Reihe der hauptsAch-
licfasfen, durch das Gystoskop gefundenen Blasen-
bilder wieder. P. W a g n e r (Leipzig).
32. De l'orethrite ohes la femme, ses for-
me*, 8ee YBxiMB et aa miorobiologie ; par
le Dr. G. A. D' Aulnay. Paris 1893. Soc.
d'Mit sdent 8. 163 pp.
Die Monographie desYfs. beginnt mit der Ana-
tomie der fveibiiehen Harnröhre. Es sei daraus
Folgendes hervorgehoben : Zwischen den Schleim-
haoÜängs^Edten liegen an der unteren und seitlichen
Wand DrüsenöfFnungen in Reihen, in Summa 35
bis 40. Die Ausffihrungsgftnge gehen schräg von
hinten nach vorn, die Mündungen nach demMeatus
extern, zu gerichtet Ausserdem finden sich in
geringweir Zahl Sinus mit nach vom gerichteter
halbmondförmiger Klappe, von 5 — 6 mm Tiefe, in
deren Orund Drüsen einmünden. Diese sind bei
Gonorrhöe bisweilen der Sitz langwieriger Ent-
stndung und führen zu Fisteln, sogar completen
uretbrovaginalen. Auch die Hamröhrencarunkehi,
die aus einer Schleimhautfaltung bestehen, ent-
halten Follikel, die sichtbar werden, wenn sie
bleanorrhoisch erkrankt sind. Die Längsfalten
der Harnröhre glätten sich in der Nähe des Orifi-
cium, ausser der mittelsten an der unteren Wand.
Biese verdickt sich sogar und bildet am normalen
Onfidum ein^ an das Yeru montanum erinnernde
Leiste. In den Furchen zu beiden Seiten derselben
li^ je ein „prfturethnder'* Drüsenfollikel, der im
Falle der gonorrhoischen Infektion {I^'äurethritis
vom Yf. genannt) durch keine andere Behand-
lung als durch den Thermokauter auszuheilen ist.
Ausserhalb um die Garunkeln herum bildet die
Schleimhaut weitere mehr oder weniger ausgeprägte
Yertiefungen, in denen kleine Kanäle ausmünden,
16 — 18 an Zahl, die in periurethralen Drüscheb
oder Follikeln von 1mm Durohmesser endigen.
Die Erkrankungen dieser nennt Yf. Ptriurethntis
[sie entsprechen den paraurethralen und präputialen
Fisteln beim Manne. Ref.]. Ein constantes peri-
urethrales Infundibulum findet sich an der Innen-
fläche der kleinen Labien, ca. 5 mm auf einer hori-
zontale Linie seitlich vom Meatus urethrae. In
dieses münden die Ausführungskanälchen eines
Gonglomeiates von Drüschen, dasAstruc die
Prostata der Frau genannt hat Es kommt bis-
weilen vor, dass einer von diesen Sammelausfüh-
rungsgängen in das Innere der Harnröhre mündet.
Die gonorrhoischen Erkrankungen dieser Blind-
säcke führen bisweilen zu Abscessen und zu
Fisteln, sowohl vestibulo-urethralen als foUiculo-
präurethralen, sogar zu urethrovaginalen. Sie sind
meistens der letzte Zufluchtsort der Gonokokken
und können die definitive Heilung durch Reinfek-
tionen mit ihrem geringen, unschuldig aussehenden
Sekret hinausschieben, umgekehrt kann man aus
der Erkrankung dieser Follikel mit Sicherheit auf
Yorhandensein oder Yorhandengewesensein einer
gonorrhoischen Urethritis schliessen.
Es giebt 1) gonorrhoisdie Urethritiden, 2) pri-
märe pyogene, 3) von vornherein gemischte. Typisch
allein ist die gonorrhoische, die anfangs im Sekret
nur Gonokokken, dann Gonokokken und alle Sorten
pyogener Kokken und am Ende meist nur die letz-
ten aufweist. Die primär-pyogenen Urethritiden
beruhen auf Staphylokokkeninfektion, produdren
nie grüngefärbten Eiter und sind von kurzer Dauer
[Blennorrhoide vom Yf. genannt]. Eine Harn-
röhrenentzündung ohne Mikroben giebt es nicht ;
einfache Hypersekretion ohne solche kommt natür-
lich vor. Die Urethritis der Frauen ist selten mit
Schmerzen verbunden, ürethrocystitis ist auch
sehr selten, Imal auf 200 Fälle ! Unter Gomplika-
tionen werden die Abscesse in der Harnröhre und
um diese herum, Divertikel derselben, Prolaps der
geschwollenen Schleimhaut am Meatus, Polypen,
Talgdrüsen- und Haarbalgentzündungen an Scham-
lippen und Darm besprochen.
Ausser der venerischen und traumatischen er-
kennt Yf. noch eine Urethritis aus inneren Ur-
sachen an, die dadurch zu Stande kommt, dass Dia-
thesen oder Medikamente Hyperämie der Harnröhre
und dadurch einen günstigen Nährboden für zu-
fällig deponirte Bakterien erzeugen.
Die Gonokokken dringen zunächst in die Zellen-
zwischenräume ein, verringern dadurch die Yitalität
und Widerstandsfähigkeit der Zellen; später dringen
206
Botter. — Bodo. — Altschul.
sie in diese selbst ein und bewirken ihren Zerfall.
Es folgt stellenweise Abhebung der Schleimhaut
und Eindringen pyogener Kokken in das submukOse
Gewebe, darauf Entzündung in diesen Schichten,
die zu fibröser Umwandlung in der ganzen lAnge
der BJShre oder zu partieller Striktur oder zu
Hypertrophie der Papillen (proliferirender Urethri-
tis) führt Von der inneren Behandlung kann bei
d^ Urethritis der Frau nichts erwartet werden,
weil die Drüsen schräg nach dem Meatus zu ge-
richtete Oeffhungen haben, also die BlindsScke
derselben, in denen sich die Gonokokken festsetzen,
mit dem medikamentösen Urin nicht in Berührung
kommen können. Nur die Diuretica haben einen
Sinn, weil die häufigere Miktion die Harnröhre
öfter reinigt. Sonst werden Irrigationen der Harn-
röhre mit 35 — 39^ warmer Lösung vonEaLhyper-
mangan. (5:1000), eine Zeit hindurch 2 — 3mal
täglich jedesmal 1 Liter, empfohlen.
Werther (Dresden).
33. Die typischen Operationen und ihre
üebong an der Leiche. Cofiyi)endiufn der
chintrgischen Operaiionslekre mü besonderer
Beriu^csichiigung der topographischen ÄnaUmtie,
sowie der Bedürfnisse des praktischen und Feld-
arxtes; von Dr. Emil Rotter in München.
4. Aufl. Hünchen 1895. J. F. Lehmann. 8.
383 S. mit 115 Abbildungen. (8 Mk.)
Die bereits in4.AuflagevorliegendeBotter'-
sche Operationalehre bedarf eigentlich keiner be-
sonderen Empfehlung. Die grossen Vorzüge dieses
Buches sind so bekannt, dass es nicht Wunder
nehmen kann, dass es sich viele Freunde erworben
hat Die neue Auflage ist vermehrt, insbesondere
durch Bilder, die Topographie und Operationsgang
für die chirurgischen Eingriffe bei dringender
Lebensgefahr (Tracheotomie, Trepanation, Oeso-
phagotomie, Gastrotomie, Hemiotomie) rasch in das
(^edfichtniss zurückrufen sollen. Diese Bilder sind
doppelt gegeben, ausser im Oontext auf besonderen
Blftttem, die als Einlagen in täglich gebrauchte
Taschenbücher dienen können. Die äussere Aus-
stattung des Buches ist lobenswerth.
P. Wagner (Leipzig).
34. Zum Schntse unserer Kinder vor Wein,
Bier und Branntwein« Mne Sammlung von
OtUachten über die Einwirkung der geistigen
Getränke auf die leibliehe, geistige und sittliche
Gesundheit der Kinder. Herausgegeben im
Auftrage des deutschen Vereins gegen den
Missbrauch geistiger Getränke von dessen
Oeschäftsführer ; von Dr. Wilh. Bodo.
Hildesheim 1894. Vom Herausgeber, bez.
durch Oebr. Gerstenberg zu beziehen. (Mit
Porto 40 Pf., 10 Stück 2 Mk.> 100 Stück
12 Mk., 1000 Stilck 100 Mk.)
Die kleine Arbeit ist eine Agitationsohrift im
besten Sinne des Wortes „zum Schutze unserer
Jugend, zum Segen des Vaterlandes", weldie in
angemessener maass voller Weise gegen das ge-
dankenlose Verabfolgen von Spirituosen an die
Kinder sich wendet Nicht allein die Darreichung
als Genussmittel seitens unverständiger Elten,
sondern auch die Darreichung als StSrkungsnadttel
wird, wie in der Vorrede unter Hinweis auf eine
Bectoratsrede D e m m e 's betont wird, leicht eine
Gefahr für spätere Zeiten ; denn nur zu leicht wer-
den auf diese Wdse die Kinder (bei Mädchen be-
sonders leicht feststellbar) zur Trunksucht erzogen.
Die Gutachten selbst, die in erster Linie von
hervorragenden Medicinem, besonders Neurologen,
Pädiatern, auch von Physiologen und inneren Kli-
nikern, weiter auch von Lehrern und sonstigen
einsichtsvollen Autoritäten in bündiger Form er-
stattet wurden, stehen auf verschiedenen Stand-
punkten. Hierin liegt auch der wahre Werth der
Zusammenstellung., da die gedankenlosen An»-
themas der amerikanischen Abstainers durch ihre
allzu scharfe Tendenz nur geringe Wirkung erzielea
würden. Dabei mag auch nicht unerwähnt bleiben,
dass einzelne der strengsten Alkoholabstinenzler
dafür um so stärker andere Beizmittel, z. B.Tabak,
Theo, Kaffee (Damen !) bevorzugen.
Am besten dürfte die Ansicht der meisten
Aerzte wohl durch das nachstehende, sehr ktne
und prägnante Gutachten des verewigten üffel-
m a n n ausgesprochen sein : „Ich halte es für un-
gemein verkehrt und schädlich, Kindern alkoho-
lische Getränke, gleichviel welcher Art, zu reichen,
wenn sie nicht zu bestimmten Heilzwecken vom
Arzte verordnet werden.^^
Die kleine Schrift sei bestens empfohlen !
R. W e h m e r (Coblenz).
35. Exitisehe Bemerkungen bot medioiiii-
sohen Statistik; von Dr. Theodor AU-
schul in Prag. Klin. Zeit- u* Streitfiagien
Vm. 8. Wien 1894. Alfr. Holder. Gr. 8.
S. 271— 308. (IMk.)
A. wurde veranlasst zu seiner Arbeit durch die
überaus hohen Sterblichkeitziffem seiner Heimath
Prag, ebenso wie Bychna zu seiner Arbeit über
Salubritätsindikatoren (Jahrbb. CGXLY. p. 1 91). Er
bemängelt die bisherige Statistik, indem er davon
ausgeht, dass die bakteriologische Richtung jetzt
AUes beherrsche und die Statistik gewöhnlich nur
insoweit herangezogen werde, als sie jene sn
unterstützen geeignet seL Dies sei durchaus fiilsob,
die Statistik müsse selbständig arbeiten und ihre
Schlüsse bauen. Das seines Erachtens unrichtige
von Beweisführungen in jenem Sinne sucht A. an
der Beschreibung des Gholeraausbruches 1883 in
Damiette durch G a f f k y nachzuweisen. Yielfach
würde auch bei ätiologischen Brmittelungen nur
ein bestimmtes Moment näher festgestellt, z. B.
"s^erde bei der Choleraätiologie wesentlich das Trink-
wasser berücksichtigt, andere Momente (Boden,
zeitliche, örtliche, individuelle Dispoetion) halto
fiöder, Hedicinisohe Statistik der Stadt Wflrzburg füi das Jjalir l8dl.
ß07
num gar nicht f&r erforderlich zu prüfen. [Ref.
mochte auch daranf hinweisen, wie leicht hierbei
in die Kranken Etwas hineinexaminirt wird, z. B.
1866 in Berlin der Genuas von sauren Gurken und
Weissbier, 1892. und 1893 von verseuchtem 8pre&-
wBsser, um diese „Thatsaohen'' dann weiter zum
Ausbau der bereits vorher vorhandenen Theorie zu
yerwerthen.] Andererseits sei einallerw&rts^2etc&-
artiffes Vorgehen bei der statistischen Bearbeitung
erforderlidL Es sei selbst f&r hervorragende
Statistiker z. B. schwer, die verschiedenen Todes-
ursachen richtig in das Yirchow'sche bekannte
System einzureihen, da hierfür eine ftrztlicheSach-
kemitniss erforderlich sei. Und doch würden in
grossen St&dten diese Zahlen in den statistischen
Aemtem gewonnen, die Ärztlicher Sachverständiger
entbehrten, und die hierfür berufenen Stadtphysiker
«hielten eine bereits ausgearbeitete Zahlenzusam-
menstellung. Diese Unzuverlässigkeiten nehmen
so, je kleiner die Ortschaften, bez. je weniger vor-
gebildet die Beamten seien, welche derartige
Statistiken aufstellen. Auch in bestimmten Einzel-
&agen, z. B. bei der durch die Ausübung der An-
leigepflicht ganz verschiedenartig sich darstellen-
den Morbidität einer Krankheit, würden schiefe
DarateUnngen geschaffen. Mit besonderer Vorsicht
müssten bezüglich der Morbidität und Mortalität die
Statistiken der Krankenhäuser angesehen werden.
Im Weiteren wird nach Besprechung desY ir-
chow'schen und des Behring'schen Schema
der Todesursachen eine Vereinfachung jenes vor-
geschlagen. Höchst zweifelhaft sei der Werth des
Bogenannten Sterblichkeitsco3fficienten, die auf je
1000 Einwohner entfallende Sterbequote einer
Stadt, im Hinblick auf die verschiedene Zahl der
Ortsfremden und der Säuglinge, um hierbei zu-
verlässigere Daten zu gewinnen, schlägt Rjchna
zwei neue Rubriken „mit der Todesursache xugereisi^^
und fjhrank in die Fremde abgereist und dort ver-
itorhen" vor ; letztere Kranke müssten den Sterbe-
AUen einee Ortes zugerechnet, jene abgezogen
werden.
Den Oesundheüsindikaior, bez. die Sahibrüäi-
^er will A. so berechnen : Nach Ausschaltung der
gewaltsamen Todesursachen, sei die Säugling-
aterblichkeit im Einzelnen durchzugehen, alle In-
fektionskrankheiten seien der allgemeinen Mortalität
zuzuzählen, nur die durch Darmkatarrhe und an-
gebcnrene Missbildungen hervorgerufenen Todesfälle
der Säuglinge seien abzuziehen. Die Geburts-
und Sterbeziffern der Findelanstalten seien ge-
sondert anzuführen.
Im Weiteren führt A. die durch seine ver-
bderte Rechnungsweise bewirkten veränderten
Zahlen für Berlin und Prag an, wodurch Letzteres
günstiger dasteht Auf Grund seiner interessanten
luid in vieler Beziehung zutreffenden Ausführungen
g^gt er dann zu folgenden Schlusssätzen: „l)Die
nedidnische Statistik muss die Wege der für die
Katnrforschung überhaupt unwissenschaftlichen
deduktiven Methode verlassen und die Wahrheit
auf dem Wege der Induktion suchen. 2) Die medi-
cinische Statistik (und die Epidemiologie) hat nicht
nur das, was vom bakteriologischen Gesichtspunkte
als wahrscheinlich gilt, zu finden und zu beweisen,
sondern es hat umgekehrt die Bakteriologie das zu
untersuchen und zu beleuchten, was die unab-
hängige Statistik an Thatsachen festgestellt hat
3) Die ofßcielle medicinische Statistik ist durch
Aerzte zu führen. 4) Es hat ein einheitliches Vor-
gehen bei der Gewinnung und der Bearbeitung der
Urzahlen überall Platz zu greifen. 5) Die Anzeige-
pflioht bei Infektionskrankheiten ist international
nach gleichem Muster (Vereinfachung) zu regeln.
6) Das Vir che w 'sehe Schema muss den durch
die Forschung festgestellten Thatsachen angepasst
werden. 7) Neben der allgemeinen Sterblichkeit-
ziffer ist auch eine Salubritätziffer (Gesundheits-
Indikator) überall zu erheben. (Besondere Berech-
nung bezüglich der verstorbenen Ortsfremden und
der Säuglingsterblichkeit) 8) Mittelwerthe (Durch-
schnittszahlen) bei den Vergleichen der Morbidität
und Mortalität sind aus der medicinischen Statistik
zu verbannen. 9) Auch die Reichs- und die Länder-
statistik ist entsprechend zu^eformiren. 10) Die
graphische Methode hat, wo es nur irgend angeht,
die Zahlencolonnen zu ersetzen. 1 1) Bei den Detail-
untersuchungen des Einflusses einzelner Faktoren
auf Morbidität und Mortalität sind immer die
Wechselbeziehungen aller dieser Faktoren unter-
einander gehörig zu berücksichtigen. 12) Zum
Zwecke der Erzielung eines einheitlichen Vor-
gehens ist eine internationale Staatsconvention
(analog der Dresdener Choleraconvention) noth-
wendig.^* B. W e h m e r (Goblenz).
36. MedidniBohe Stattstik der Stadt Würz-
burg für das Jahr 1891 mit Binsohlosa des
Jahres 1890; bearbeitet von Dr. Julius
Bö der, k. Bez.- Arzt der Stadt Würzburg.
Würzburg 1893. Stahel'sche Buchh. Gr. 8.
56 S. mit 2. lithograph. Tafeln. (3 Mk.)
Der Bericht bringt in üblicher Weise zunächst
Uebersichten über die metereologischen Verhält-
nisse und erörtert dann die Bodenuntersuchungen,
Bodentemperaturen und Brunnen, sowie Mainpegel-
stände mit Anführung von zahlreichen tabellari-
schen Uebersichten.
Im staiistiadien Abschnitt wird als Bevölke-
rungziffer am 1. Dec. 1890 61039 angegeben,
d. h. seit 1885 eine Zunahme um 10.9%. Wohn-
gebäude waren 3919, 30.7% mehr als 1867 vor-
handen. Die stärkste Zunahme zeigte die jenseits
der Eisenbahn liegende Vorstadt Grombühl.
OdHjren wurden 1804 Personen, von denen
allerdings 351 auf die Universitätsfrauenklinik ent-
fielen. Die Verhältnisse zu früheren Jahren, die
zeitliche und örtliche Vertheilung der Geburten
werden angegeben. Bezüglich der Eindeslagen,
welche bei diesen beobachtet wurden, waren 1891 :
SOS Ff eilsticker, Mediciual-Bericht von Wflrttemberg für die Jahre 1892 uud 1893.
1776 Hinterhauptslagen, 20 Schdtel-, Stirn- und
Oesichtslagen , 38 Steisslagen, 11 Fuaslagen,
22 Querlagen. Von 1886 Kindern worden 131 «>
7^0 künstlich zarWelt befördert, und zwar 3.06<)/a
mit der Zange, 1.5 durch Wendung, 1.9 durch
Extraktion, 0.1 durch Perforation.
Oeaiarben sind 1891 1466 Personen gegen
1557 des Vorjahres, darunter 137 Ortsfremde
(1890 132), mithin 23.8, bez. ohne Fremde 2 1.4%
der Bevölkerung. Von 100 Lebendgeborenen star-
ben 19.2 im 1. Lebensjahre. Im Weiteren wird
die Sterblichkeit (immer unter Yergleiehung mit
den letzten Jahren) fOr die einzelnen Lebensalter
und Monate angegeben.
unter den Oeburten waren 3.3<^/oo Todtgeburten.
Nach Todesursachen starben (ohne Ortsfremde)
unter 10000 Lebenden an Typhus 0.49, an Kind-
bettfieber 0.16, an Scharlach 1.62, an lllasem Nie-
mand, an Keuchhusten 0.49, an Group und Diph-
therie 5.7, an akuten Erkrankungen der Athmungs-
organe 33.6%o* ^^^ Lungenschwindsucht starben
42.9^/oooi ^^ Tuberkulose überhaupt 49<'/ooo*
Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit der
Morbidität auf Orund der gemeldeten Fälle von In-
fektionskrankheiten. Unter ihnen wird auch die
Influenzaepidemie des Jahres 1890 angeführt, an
der in diesem Jahre und vom Herbste 1889 ab
4428 Personen, meist im Alter von 20 — 50 Jahren
erkrankten und 18, meist in höherem Lebensalter
stehende Personen starb^o.
Bezüglich der JVo/irun^^mittelversorgung wird
angeführt, dass 8379088 Pfund Fleisch, also
135,15 Pfund auf den Kopf der Bevölkerung im
Jahre, verzehrt wurden, während der Durchschnitt
der letzten 10 Jahre hierfür 142.07 Pfund betrug.
Bier wurden 152411.42 Hektoliter, auf den Kopf
der Bevölkerung 247.0 Liter, oonsumirt
Beigegeben sind Tabellen über Säuglingsterb-
lichkeit, über die vom ärztlichen Bezirksvereine
Würzburg bethätigte Morbiditätstatistik der Infek-
tionskrankheiten, Curventabellen für 1890 und
1891 über Morbidität und Mortalität an Croup-
Diphtherie, Pneumonie, Brechdurchfall, verglichen
mit allgemeiner Mortalität und Grundwasserstand,
endlich zwei skizzirte Stadtpläne, in welche für
1890 und 1891 Qesammtsterblidikeit, Säugling-
sterblichkeit und Tuberkulosest^blichkeit stadt-
theilsweise eingetragen sind.
R. W e h m e r (Coblenz).
37. Medidnal-Berioht von Württemberg IQr
die Jahre 1892 und 1893. Im Auftrage des
k. Ministerium des Innern herausgegeben von
dem k. Medicinal-Collogium ; bearbeitet von
Dr. Pfeilsticker. Sond.-Abdr. ans d.
Württemb. Jahrb. f. Statistik u. Landeskde.
Heft 2. 1894. Stuttgart 1895. W. Eobl-
hammer. EL-Fol. 250 S. mit 2 Uebersichtch
kärtchen im Text, 2 Uchtdruckbildem u. 2 Bl.
Zeichnungen.
Der Bericht zerfällt in üblicher Weise in eine
vom Medioinal-Collegium selbst herrührende und
eine nach dem Ergebnisse derJährlidi^enPhysikats-
berichte bearbeitete Hauptabtheilung.
In der ersten Haupiabtheüung wird zunächst
auf 36 Seiten der Geschäftsbericht des Medioinat
Collegium selbst gegeben.
Aus dem Bericht über die Tkätigkeü des Mab-
dnal-OoUegium ah beraihende und begutadUendeBB-
hörde sei Folgendes hervorgehoben : Berathungen
behufs Verfügungen des Ministerium des Innern
auf Orund der vom Beichskanzler empfohlanen
Maassnahmen zur Abwehr der Cholera, in beidai
Jahren im August, bez. im September 1892, ferner
(11. Sept 1893) ein Verbot von Speirkl&ppen in
den Bauchabzugsröhren der ZimmerGfen; im Januar
1892 Maassregeln zur Verhütung der Tuberkulose in
Krankenanstalten, gewerblichen Betrieben, Arbeita-
häusern und Gefängnissen, sodann Erhebungen über
die Zahl der Geisteskranken, Maassnahmen, be-
treffend die Beschäftigung jung^ Leute in Spinne-
reien, Ein- und Durchfuhrverbote für krankes
Vieh und sonstige Maassnahmen zur Bekäm-
pfung der Viehseuchen; femer eine Reihe wich-
tiger Gutachten aus den verschiedeneii Gd>ietea
der Gesundheitspflege und des Medicinalwesois,
Obergutachten, Prüfungen der Physikat- und
anderer Berichte, Begutachtung der Pläne von
Krankenhäusern, Zusammenst^ungen über Heb-
ammenwiederholungscurse (es wurden durch die
Oberamtsphysiker 1892 100 und 1893 104 Cuise
für 644 und 672 Hebammen mit 2064 Mark
70 Pfennige, bez. 2333 Mark 20 Pfennige Koatea
abgehalten, denen jede Hebamme aller 3 Jahre
beiwohnen mnss), femer Bechnungs- Prüfungen
und Berichte über die Prüfungen von Medidnal-
personen.
Weiter unterstand dem Medicinal-Ck>Uegium
u. A. die Aufsicht über das Ende 1893 zu Sut^
gart erriehieie Pasteur'sche Laboratorium (Leiter
Thierarzt Reg.-Bath Beissw an ger) zur Herstel-
lung von Impfstoff für Schutzimpfungen g^gen
Milzbrand und Schweinerothlauf. Ebenso oblag
ihm die Beaufsichtigung des 1889 gegründeten
und am 1. Juli 1893 verlegten bakteriologiadim
La6omlorft«m (3 Arbeitsplätze). DemLaboratoriumf
dessen Betrieb vom 1. April 1892--1893 : 948 Mk.
1 Pf., vom I.April 1893—1894: 1990Mk.53Pt
kostete, kg u. A. auch die üntersudiung choleraver-
dächtigerDejektionenob. Weiter wurden die Kosten
für Aufwand zur Abwehr von Menschenseuchea
hier überwacht Sie betrugen 1892: 1990 Hk.
80 Pf. und 1893: 1047 Mk. 98 Pf., wovon 852 ML
64 Pf., bes. 681 Mk. 49 Pf. auf die Staatskasse
übernommen wurden.
Aus dem Berichte über die Stoüis- und IMaU-
kranken^ und Irrenanstalten sei Folgendes ent*
nommen.
In den 4 Staatsirrenanstalten wurden ver-
pflegt in :
Pfeilstioker, Medicinal-Berioht von Wflrttemberg für die Jahre 1892 und 1893. 209
1892 1893
Sduissenried (380 Plätze) . ... 498 480 Ine
Winnenthal (277 PlKtze, später 500) 340 417 «
Veiasenau (250 Plätze) . . . . 218 476 /
Zwiefiüten (565 putze) .... 598 595 ^
Im Ganzen also 1892 1654, 1893 1968, wobei
der Zuwachs durch die Eröffnung der i^0- Anstalt
Weissenaa ermöglicht war. Es folgen üebersichten
über Art der Erkrankungen, über Heilung, Erblich-
keit, Beziehungen zu Verbrechen, über Todesfälle,
Unglücksfälle, Aerzte und Wartepersonal, Betriebs-
aofwand u. dgl. Beigegeben ist als besonderer An-
hang eine Beschreibung der hndwirfhsehafUichen
Gotonie Sekussmried durch Präsident von Leib-
brand unter Beigabe von 2 lichtdruckbildern
imd 2 Blatt Zeichnungen.
Die Colonie ist zunächst far 30 männliche Kranke
beetinunt und als Annex der Heil- und Pflegeanstalt an-
geleg;i Sie besteht aus Wohnhaus, Pferde- und Bind-
Tiehstall, Scheune, Bemise, Schweinestall, mit Bäumen
besetztem Wirthschaftshof, Gemüsegarten, Ziergarten
TL A., ausserdem 11.5 ha Ackerland und 20ha Wiesen.
Der Hof mit Gebäuden ist 1.37 ha gross. Die Baukosten
betrogen 110068 Mk., die Inventarkosten einschliesslich
der ersten Feldbestellung 20075 Mk.
DrivaHrrenanskiUen sind (gegen 12 im Jahre
1891) nur noch 9 vorhanden. In ihnen waren am
I.Jan. 1894:1146 Pfleglinge, darunter 643 auf
Staatskosten, über die eine Anzahl Tabellen Näheres
ergeben.
In den Heil- und Pflegeanstalten ßr Schtpoch-
mnige und Epihpiiache „Schloss Stetten^' (O.-A.
Cannstatt) waren Ende 1893 178 Schwachsinnige
nnd 203 Epileptische, in der Anstalt „auf der
Pfingstweide" bei Tettnang 43 männliche Epilep-
tische, darunter 19 auf Staatskosten befindlich.
In der L Hebammmschuh und QebärangtaU m
SUdtgart wurde je 2 Lehrcurse zu 150 Tagen
(früher 3 je 100 Tage) abgehalten* und im Be-
triebqahre 1892—1893:77 Schülerinnen, sowie
19 Wochenbettwftrterinnen ausgebildet und 650
Schwangere und Wöchnerinnen aufgenommen,
ausserdem in der unentgeltlichen Sprechstunde
434 Fnnen behandelt Endlich folgt ein kurzer
Bericht über die 2 orthop&dischen Anstalten in
Stattgart und eine in Ludwigsbuig.
Die xweiie Batqftabiheihmg berichtet auf Orund
der Physikatberichte über das Hedicinalwesen.
Ton Medieinalpersanen waren Torhanden :
1892: 726 Aerzte, 258 Wundärzte, 19 Zahnärzte,
240 Thierärzte, 2511 Hebammen, 1769 Leichenschauer
und an nicht approbirtenHeilkünstlem, 174 anMensdien
und 31 an Ihieren; 1893: 749 Aerzte, 245 Wundärzte,
22 Zahnärzte, 235 Thierärzte, 2502 Hebammen, 1766
I^iohenschauer und an nicht i^probirten Heilkünstlem,
182 an Menschen und 31 an Ilueren.
Die Zahl der Aerzte und Zahnärzte, sowie der
Hebammen undLeichenschauer ist etwas gestiegen,
die der Wundftrzte und Thierärzte, hier besonders
durch das allmähliche Absterben der niederen Thier-
Snte, etwas gesunken. Allgemeine Krankenhäuser
"varen 46 mit 5768 Betten vorhanden, in denen
1892: 44891, 1893: 47651 Kranke yerpflegt wur-
den, ausserdem 65 Krankenanstalten für besondere
Med. Jährbb. Bd. 247. Hft. 2.
Zwecke, von denen 8 neu errichtet wurden, darunter
eine B 5 m p 1 e r 'sehe Lungenheilanstalt zu Schöm-
berg (0.- A. Neuenburg) und ein medicomechanisches
Institut von Oreglinger und Krause in Stuttgart
Im Qanzen wurden in 65 Anstalten für Blinde,
Taubstumme, Lungen-, Hautkranke, Verkrümmte,
Verletzte, Epileptische, Schwachsinnige und in den
Privatentbindungsanstalten mit 1150 Zimmern und
3241 Betten 1892: 4926 männliohe, 4771 weib-
liche, 1893: 5157 männliche, 5172 weibUche Per-
sonen verpflegt. Die Zahl der Heilbäder und Bade-
anstalten stieg von 105 auf 120; neu errichtet
wurden u. A. das (künstliche) elegante Hißübronner
Schwimmbad (daneben Badecabinette für Männer,
Frauen, Nebelbad, Volksbadewannen, Dampfbad),
femer 2 Volksbäder in Ulm und Aalen, 4 Eneipp^BGhe
Kuranstalten. Das Stuttgarter Schwimmbad wurde
durch ein besonderes Schwimmbassin für Frauen
erweitert Natürliche Mineralbader und Heilquellen
waren 44. Ausführliche Tabellen sind beigegeben.
Aus den folgenden, ^MorbidiUitmidMortaJiUäi
behandelnden Abschnitten, die zahlreiche Tabellen
und einige Uebersichtskärtchen enthalten, sei Fol-
gendes angeführt : In ganz Württemberg mit (1890)
2030522 Einwohnern wurden 1892 und 1893
lebend geboren 69066 und 70706, todtgeboren
2429 und 2381 Kinder. Es starben 1892 und
1893 an Diphtherie und Croup 3659 und 4477, an
Keuchhusten 585 und 646, an Scharlach 813 und
570, an Masern 614 und 428, an Typhus 237 und
245, an selteneren Seuchen 96 und 2, anZoonosen
7 und 2, an Lungentuberkulose 4035 und 407 6,
an anderweitiger Tuberkulose 764 und 697, an
Magen-Darmkatarrfa und Atrophie (der Kinder)
9623 und 9815, an Kindbettfieber 192 und 181.
Echte Cholera kam nicht zur Beobachtung. Die
bakteriologisch untersuchten verdächtigen Erkran-
kungen erwiesen sich lediglich als schwere Ente-
ritis. Es folgen Abschnitte über Art, Zahl und
Verlauf der Geburten und ausführliche Tabellen
über dieThätigkeit des geburtshülflichenPersonales,
sodann ein Abschnitt über die Ämtageaehäfte der
Oberamteärxte, unter die audi die Abhaltung der
Hebammen-Wiederholungscurse gehurt Es folgen
Abschnitte über Gesundheitspolizei, Nahrungs-
mittel- und Getränke-Polizei undFürsorge für Irre,
sowie Epileptiker.
Aus dem Abschnitte über Impfung (meist mit
Thierljmphe) sei angeführt, dass 1892 und 1893
48777 und 48975 Kinder, und zwar 48248 und
48189 mit Erfolg geimpft wurden. Wiederimpf-
linge wurden 46053 und 46956, und zwar 45316
46237 mit Erfolg geimpft Aus den durch die
Impfung hervorgerufenen Schädigungen, meist
Hautrüthungen bis zum Früherysipel und kleinen
Hautausschlägen, sei ein Todesfall durch Blut-
vergiftung hervorgehoben. Es ergab sich aber, dass
weniger der Impfung, wie einer anPanaritium lei-
denden Pflegerin des Kindes die Schuld beizu-
messen war, indem von hier aus wahrscheinlich
27
210 Feie, Bericht über die sanit&ren VeriiSltnisfle im Efinigretclie BSlimen für das Jahr 1892.
die Impf wunden verunreinigt wurden. Endlich
sindüeberaichten über diegerichtsftrztlicheThAtig-
keit der Aerzte, Aber tOdtlich gewordene ünglücks-
fBlle und über die Behandlung der mit Tod ab-
gegangenen Kranken durch Aerzte und anderes Heil-
personal gegeben. Hiemach ist die Zahl der durch
Aerzte Behandelten 1892: 54^0, 1893: 57%
gegen 1876—1878: 46% in aUmShlicfaem Zu-
nehmen begriffen. B. Wehmer (Ooblenz).
38. Bericht über die sanitteen VeghUtnlsse
im Königreiche Böhmen für das Jahr 1802 ;
heraug. von Dr. Ignaz Pelc. Prag 1894.
J. G. CalTe. FoL 231 S. mit 15 Karten u.
XXVn S. Tabellen. (10 Mk.)
Ausser dem Verfasser waren bei der Bearbei-
tung des vorliegenden umfangreichen (auch in
böhmischer Sprache herausgegebenen) Werkes Prof.
Beinsberg, Bez.-Arzt Slayik, Stadtphysikus
Z&hof, die Amtsärzte Bratanik und Plzäk
und Ingenieur Nemec thfttig.
Nadi einem Abschnitte über die Niederschlags-
und TemperatunrerhSltnisse wird zunflchst die
Volksbewegung n&her angegeben. Einwohner
waren 5594982 vorhanden; Eheschliessungen fan-
den statt:
1890 42431 mit 7.26 auf 10000 Emwohner
189144083 „ 7.54 „ 10000
1892 45426 „ 7.77 „ 10000
n
n
Eine Tabelle giebt Näheres Ober die 91 poli-
tischen Bezirke an.
Geboren wurden 1892 lebend 205961 (35.24^/oo
Einw.), todt 6718 — 3.15—3.18% der Geborenen
und 1.14Yo* Einw. ; uneheliche Geburten kamen
29284 vor — 13.76Vo der Geburten oder 50/oo
Einwohner.
Verstorben sind (exd. Todtgeburten) je nach
Art der Zählungen 162965 (27.880/oo) oder 163938
(28.050/oo). Davon waren 83452 (50.91<»/o) männ-
liche und 80486 (49.090/^) weibliche, unter einem
Jahre standen 56905 (34.70<^/o), zwischen 1 bis
5 Jahren 21380 (13.04^/0) der Gestorbenen. Die
höchste Sterbeziffer (35— 36<^/«o) hatte Prag mit
Ortsfremden, ein Ergebniss, das unter Andern von
Altschul und Rychna näher beleuchtet ist
und der gerade in diesem Falle nicht geeigneten
Zählungsart zugeschrieben wird. Am gönstigsten
von den 91 politischen Bezirken waren nach der
eingehenden Tabelle Blatna und Moldautein mit
20 — 21%0. Kinder (bis zu 6 Mon. einschliesslich)
starben 44127 (26.91^/oo aller Verstorbenen), von
7— 12Mon. 12778 (—7.79«/oaUer Verstorbenen);
überhaupt starben von 100 lebendgeborenen Kin-
dern 27.14 im 1. Lebensjahre; dabei war die
Sterblichkeit der unehelichen Lebendgeborenen im
1. Lebensjahre (38.95<>/o) um 13.11<»/o grosser als
die der ehelichen (29.59^^/«). Nähere Angaben sind
gemacht über angeborene Lebensschwäche, an der
1 5997 Kinder — 7.76% der Lebendgeborenen oder
2.73^1 n verstarben, und über Darmkatarrh: 13831
Todte —> 2.36<^/of der Einwohner , was dne Zu-
nahme gegen das Jahr 1890 — 91 um 0.18 und
gegen 1891—92 um 0.28% der Einwohner be-
deutet
Von den 162965 Todesfällen waren 3376
(2.071<^/o oder 0.56o/ot Einw.) gewaltsame, dagegen
159589 (97.9290/0 aUer TodesOUe) natürliche
Todesarten. Tabellen über die einzelnen Arten:
Selbstmord durch Gift, Erhängen^ Erschiessen, &
trinken, Schnitt-, Hieb- und Stichwunden, EJeen-
bahnüberflAhren, F^istersturz u« s. w., Mord oder
Todtsdüag durch Gift, Erschlagen, Erschiefieen
und andere, unbestimmte Todesverankssongen sind
angefügt Die Vertheilung der natürlichen Todes-
arten ergiebt folgende Tabellle:
EssUrben«: ffi? ^Ä SsJ
Lungensöhwindsucht . . 22806 13.99 3.90
Altenohwäche . . . 21636 13.26 a?
entzündlichen Krankheiten
derAthmongsorgaae . 18185 11.15 a06
angeborener Lebens-
Bohwftohe 15997 9.81 2.73
akuten Herzkrankheiten . 15121 . 9.27 2.58
Darmkatarrh 13831 8.486 2.36
Croup und Diphtherie . . 6265 3.84 1.07
gewaltsamen Todesarten . 3376 2.071 0.56
Im Einzelnen wird sodann nach Beibringong
zahlreicher Tabellen Folgendes angeführt:
An BlaUem erkrankten in 73 Bezirken, bez. 672 G^
meinden mit 1223054 Einw., 7092 Personen (-» 5.79*/«i
Einw.). Daronter waren 3477 — 49.02«/m UnfieimpftB
und 6361 — 75.59*/# Kinder. Die gesammta Mortauttt
betmg 18.92«/«, die der Geimpften 10.84%, die der üfi-
geimpften 27.32«/o, die der Emder 20.92*/o. Blatian-
erkrankongen kamen während des ganzen Jahres vor in
Pnur und in 15 Yerwaltongsbezirken, danmter Ibplitt
nnd Teteohen, in 17 Bezirken gar nioht In Bobnitz(&ieis
Weinberge bei Prag) gab eine Taninmterhaltnng Anlin
zur Verbreitung der Krankheit Sonst waren meist did
Familien armer, viel umherziehender Fabrikarbeiter Ans^
gangspunkt der Seuche, zumal die Kinder in Folge das
fcnnusses von Aberglauben, sowie von Natur- und Kneipp-
Yereinen oft ungeimpft büeben. VarieeUen kamen vid-
fach besonders zu Ende des Jahres vor.
An Masern erkrankten in 87 Bezirken, bez. 1687
Ortschaften mit 2019843 Einw., 41945 * 20.76>/m Pe^
sonen, von denen 1297 •- 3.9*/o der Erkrankten starben.
Scharlach - Erkrankungen wurden 8334 H ^^^%
Einw.) in 85 Bezirken, bez. 1042 Ortschaften mit 1930604
Einw., {gemeldet, 13.09*/o der Erkrankten starben. Difl
Epidenuen erreichten ihr Minimum Ende August ond
Anüang September, ihr Maximum im Deoomber, indem
im November eine plötzliohe Steigerung eintrat Dabei
fanden sich folgende, besonders Ctobirg^zegenden beTO^
zugende Ausbreitungsgebiete: 1) im Westen (im Sn-
gebiiige) und Nordwesten, 2) im Nordosten (Biesen- nod
laergebirge), im böhmisch-mfthnsohen und im Adle^
gebirge, 3) im Südwesten, 4) in Frag und Umgebingi
5) in den Bezirken Seltai und Tabor.
Von Croup und Diphtherie wurden in 87 BeziikeOi
bez. 1790 Ortschaften mit 2491755 Einw., 8401 Erbin-
kungen (36Voo Binw.) gemeldet Es starben 40.2*/« dar
Kranken.
EBuehhueten-Fäle wurden 7098 in 70 Bezirken, bes.
496 Ortschaften mit 841248 Einw., angezeigt; die Mor-
bidität betrug also 8.43«/oo Einwohner. Es starben 7.83«/«
der Erkrankton. Oft begleitete Keuchhusten die Maseni-
epidemie.
Influenxa begann bereits im Deoember 1891, in*
Pelc, Bericht Aber die sanitären YerhUtnisse im Königreiche Böhmen für das Jahr 1892. 211
fingmid an der nordSstlioheii, nordliohen, östlichen ond
BfidfistUcheii Giense, erreichte eine starke Ausdehnung
imd trat oft rapid, wenn auch milder wie 1890, auf. In
Tielen Orten der Bezirke Brnx, Teplitz, Taus nndPfibram
Uieb kein Haus versohoni
Memngüis cerebrotpinalü kam in 13 Gemeinden
Ton 7 Orenzbezirken bei 24 Personen, darunter bei
7 Exndem, yor ; 16 ^ 66.66<y9 starben.
Tjfphus kam in 88 Bezirken, bez. 835 Ortschaften
mit 1841202 Einw., 2992mal (1.62*/oo Binw.) zur Mel-
dune; es starben 22.89*/o, und zwar das ganze Jahr hin-
dnrcn in 17 Bezirken und in Frag mit Vororten (mit
180000 Einw. bei 578 Kranken, worunter 139 Orts-
ftemde, woTon 60, darunter 27 Ortsfremde, starben).
Hier lieas sieh ein heftigexes Auftreten der Krankheit
regehn&Bsig auf Mängel in der Kanalisation oder auf
Uisgel in der Wasserversorgung, endlich auf überfüllte
oder ungesunde 'Wohnun{;en zurückfahren.
Auch sonst Hessen sich mehrfach Erkrankunffen auf
d«Q GenosB Teronreinigten Trinkwassers zurüclmihren.
In CSuBstau-Pulpeo (Bezirk Poli^) war das genossene
Lysas^Baohwasser direkt mit Backten verunrSnigt und
enthielt TyphusbaciQen.
FlecUyphus kam 5mal (1 Todesfall), Cholera nostras
165mal, DjEÜanterie 98mal, KindbettÜeber 299mal, Lyssa
2mal, beide Male tödtlich, vor.
Von besonderer Wichtigkeit waren die zur
C%ofenia&i<«Ar getroffenen Maasanahmen: Nachdem
Qeeelze vom 23. Februar 1888 waren alle eigene
Aerzte bestellenden (Gemeinden zur BesdiafPung
Ton IMkkkiMäim verbunden, dooh wurde erst
im Laufe des Berichtsjahres strenger hierauf ge-
halten. Ende 1892 standen in 7038 Isolirzim-
mem 12443 Betten und ausserdem 3500 Trans-
portmittel in verschiedener Ausstattung zur Yer-
itlgung. Wo kleine Landgemeinden eigene Qe-
blode nicht herstellen konnten, wurden die Armen-
undOemeindehitaser, die eventuell geräumt werden
soUtan, ausersehen. Auch Baracken wurden mehr-
fiich aufgestellt und an bestehende Krankenhäuser
viel&oh Isolirpavillons angesohlosssen. Dampf-
deamfektoren , Aber die eine ausfOhrliohe Tabelle
am Schlüsse beigegeben ist, wurden vielfach be-
sdiafft Am Jahresschlüsse waren 145 fahrbare,
61 feete und 219 improvisirte Dampfdesinfektoren
(doppelt so viel als 1891) bereit gestellt Prag
und andere grössere Städte und Krankenhäuser
hatten stabile ^femisfter^sche Apparate, sonst waren
meist 2%iirs/Mtfsche, femer solche von PrcMUc
in Nenhaua und Lang in Teplitz, bei denen die
als Dampfentwickler dienenden Kessel in seuchen-
freier Zeit zu Waschzwecken benutzt werden kön-
nen. Die Isolirlokalitäten sowohl , wie alle Qe-
memden wurden mit Desinfektionsmitteln versehen,
flbenll waren Sanitätscommissionen thätig.
Andererseits wurde filkrYerbes8erung4er7H9iJ^
wisseroerhäUniaM gesorgt Nach einer besonderen
Debersidit wurden 510 öffentliche und 2343 pri-
vate Brunnen neu angelegt, 4936 Brunnen theils
gedec^, theUs mit Umfassungsmauern versehen,
1058 wßgen Nähe von Dungstätten oder Kanälen
geschlossen, bei 2111 Brunnen wurde die Yer-
mreinigung durch oberflächliche Zuflüsse dauernd
gehoben. Ausserdem wurden 76 neue Wasser-
Idtongen angelegt, 44 sind in Angriff oder Aus-
sicht genommen. Zur Verminderung der Baden^
vertmrtmigungen wurden 10093 Senkgruben neu
hergestellt und 15321 gebessert, bez. wasserdicht
(Auscementirung, eventuell durch eine Schicht ge-
stampften Leluns) gemacht Auch an Dünger-
stätten wurde die Anforderung gestellt, sie so her-
zustellen, dass auch bei Begenwetter eine Ver-
unreinigung ihrer Umgebung durch Jauche aus-
geschlossen seL Gruben in grösserer Nähe als 6 m
vom Brunnen wurden beseitigt oder letztere ge-
schlossen. Vielfach wurden zur Chntbenreinigung
pneumatische Wagen eingeführt, 1167 Kanalanlagen
vervollständigt oder neu hergestellt, besonders in
Bilin, Gablonz, Postelberg. Andererseits, u. A. in
Karlsbad, sind Kanalisationen in Bau, bez. in Aus-
sicht 719 Beinigungsanlagen von Schlachthäusern
wurden verbessert, 65 Schlachthäuser angelegt und
939 Privatschläohtereien verbessert, besondere Auf-
merksamkeit auch den Arbeiterwohnungen (§§ 61
und 64 der Bauordnung vom 8. Jan. 1889), Ge-
fangen- und Krankenhäusern gewidmet Weiter
wird über die in ihrer Bedeutung meist von den
Arbeitern nicht genügend gewürdigten Jrbeüer"
Eiaenbahnxüge, besonders in der Nähe Prags, und
über die ärxüichen Oremrevisionm geschrieben.
Echte osiaHsehe Gholera war nur bei einem aus
Pest zurückgekehrten Haurer und seiner Frau bak-
teriologisch festgestellt ; ersterer starb. Die bak-
teriologischen Untersuchungen erfolgten in Prag
durch Prof. Chiari und Hlava.
Es folgen interessante Abschnitte über die
Bäthr und KurorU und über die ErankenansiaUen.
Von letzteren verpfl^ten 69 öffentliche mit 6007
Betten und 90 Privatanstalten mit 2337 Betten im
Ganzen 70951, bez. 13859 Personen. Jene haben
im Durchschnitt meist 50 — 80, seltener 20 — 50,
diese hingegen nur bis 50 Betten. Von den An-
stalten wurden 3 öffentliche (in Beichenau, Stra-
konit und Tannwald) und 4 private, darunter 2 in
Prag, neu gegründet Eingehende Tabellen sind
beigegeben. Im Weiteren werden die k. Landes-,
Gebär- und Findelanstalten und die Versorgung
der Irren besprochen. Ausserhalb der Anstalten
waren 5787, also 9.9 auf 10000 Einwohner, in
den 5 öffentlichen Anstalten (Prag, Doblan, Kos-
manos,Ober-Befkowitz, Wopo¥an) 5619 vorhanden.
Die Zahl der Oreiins betrug 1828, also 3.2lVooo-
Jhübsttmime wurden 5239 — 10.6^/ooo gezählt,
von denen 370 in den vier Taubstummen-Instituten
in Budweis, Königgrätz, Leitmeritz und Prag sich
befanden. Blinde gab es 3760 — 6.43Vooo ; ▼on
ihnen waren 99 «a 26.3*/oo in Versorgungsanstal-
ten, 179 o- 47.6<^/oo ii^ Blindenanstalten. Find-
linge, über die eingehende Tabellen vorliegen,
waren in 76 Bezirken, bez. 1311 Ortsgemeinden,
11816 in Familienpfl^e untergebracht
Der folgende Abschnitt behandelt die Impfung,
gegen die vielfach (mit dem grössten Erfolge in
Prag, Gablonz und Sumburg) agitirt wird. In
89 Sanitätsbezirkon mit 5874 Impfisammelplätzen
212
Placzels, Die medioinisohe Wiflsensöhaft in den Vereinigten Staaten.
wurden durch 764 Doktoren und 137 Wundftrzte
von 229589 ImpfpfUchtigm 200297 davon mit
echtem Erfolge 181830 = 90.78% geimpft, unter
ihnen 67448 — 33.67^0 kostenfrei Wiedenn^/un^
gen erfolgten an 2684 Sammelplätsen durch 593
ImpfSrzte 103597, darunter mit echtem Erfolge
63665 HB 61.24% vorgenommen. ImpfstofFerzeu-
gungs- Anstalten waren in Budweis (stftdtisohX in
Neuhaus (dem Grafen Öerina gehörig) und Plag
(Dr. Lilienfeld) vorhanden. ImpfschSdigungen
bestanden nur in stärkerenHautreizen, ImalLymph-
adenitis und 2mal Eklampsie.
Der folgende Theil behandelt die EnHvieMimg
des öffmüiehen Sanüätsdiensiea unter Zurückgreifen
bis auf 1610. Im Berichtsjahre waren bei der
Statthalterei 1 Landee-Sanitfttsreferent, 1 Bezirks-
arzt 1. El., 1 Sanitäts-Assistent und 1 Sanit&ts-
Goncipist (femer 1 Landes-Thierarzt, 1 Veterinär-
Inspektor und 1 Yeterinär-Conoipist), im Lande
gab es 75 Bezirksärzte (32 in der 9., die fibrigen
in der 10. Bangklasse) und 14 Sanitäts-Assistenten.
Es folgt ein Bericht über die Thätigkeit des Landes-
Sanitätsrathes und über die Organisation des Sa/ni'
täisdienstes in den Oemeinden. Von Medidnal-
personen gab es 1671 Doktoren der Medicin,
darunter 255 vom Staate, 809 von Oemeinden und
433 nicht angestellte Doktoren, femer 214 Wund-
ärzte, 229 Thierärzte, 5877 Hebammen, darunter
8 vom Staate und 201 von Gemeinden angestellte,
340 Apothekenvorstände (femer 341 Qehülfen und
92 Lehrlinge) und 424 B^usapotheken.
Aus dem VetermärberiehU sei angeführt, dass
2 beiNothschlachtung eines milzbrandigen Odisens
betheiligte Fleischhauer an dieser Krankheit eben-
falls erkrankten. Die Yieh- und Fleischbeschau
wurde nur in grösseren Städten durch Thierärzte,
bisweilen durch Aerzte oder Eurschmiede, an klei-
neren Orten durch die Ortsvorsteher oder Gemeinde-
Sachverständigen ausgeübt Bei NothscUachtun-
gen werden in der Regel Thierärzte oder Aerzte
zugezogen. Geschlachtet wurden 181639 Binder,
138699 Eälber, 75739 Schafe, 16655 Ziegen,
460430 Schweine u. 5733 Pferde. Beanstandet wur-
den in Prag 34 Binderviertel, 9 Eälber, 10 Schafe
und 32 Schweine.
Wasenmeietereien gab es 433, Aasplätze in den
meisten Gemeinden. B. W e h m e r (Coblenz).
39. Die medioinisohe Wissensohaft in den
Vereinigten Staaten« Beisestudien von Dr.
S. Placzek. Leipzig 1894. GeorgThieme.
EL 4. 125 S. (4Hk.)
Auf einer im Anschluss an die Ausstellung zu
Chicago unternommenen Studienreise durch die
Yereinigten Staaten hat PL Das, was „Staunens-
werthee ein rastlos arbeitendes Culturvolk in bei-
spiellos rascher Zeit auf medicinischem Gebiete
geleistet, was schlackenvoll den reinen Eem um-
lagertes üi einer Beihe von Capiteln in anziehender
Weise geschildert Nach kurzer Binleitung be-
schreibt er zuerst das amerikanische Erankenkm,
das, meist aus Privatmittehi gegründet, unter eineoi
Comit6 steht und neben dem etwas untergeordnetea
Hausarzt in ärztlicher Beziehung unter verschiede-
nen unbesoldeten, „oonsultirenden^ und „besocfaen-
den^' Aerzten steht Hierdurch ist die Henn-
ziehung von allen möglichen Specialärzten ermSg-
licht Weniger zum YortheUe gereicht der umstand,
dass die Oberaufsicht durch den „Superintendeat",
ein meist nicht-ärztlicbes Comit6-Mitglied, geübt
wird, der oft genug den Hausärzten seine Macht
auch in ärztlichen Dingen fühlen lässt
Die Oebäude sind meist mehrstöckig (Payillon-
Systeme sind sehr selten), sonst aber unter Berück-
sichtigung der Forderungen Lister's und mit
allen Errungensohaften der hygieinisohan Tedmik,
sowie einem g^gen deutsche Anstalten vortheilhaft
abweichenden Comfort eingerichtet
Im Weiteren wird über die einzelnen Emrich-
tungen, wie Mevatozen für die operirten Eianken,
Aufhahmebestimmungen , die oft etwas puriiam-
sehen Hausordnungen, Erankenemährung und über
Wüchnerinnenräume gesprochen. Sehr entwickelt
ist das Ambulanxweeen, indem die EEankenhftnser
einige Wagen und Pferde unterhalten, die zur ün-
glücksstelle entsandt werden können. Die Wbte-
rinnen werden in besonderen, mit den Anstaltoi
verbundenen ünterrichtssohulen in 6 Monaten unixt-
richtet, unter Anderem im Eochen von ErankeD-
speisen, was jedenfalls zweckmässiger ist, als die
auch vorgeführten Demonstrationen in normaler
und pathologischer Anatomie. FMkUniken sind
meist mit Erankenhäusem verbunden, die oft redit
unerfreulichen primitiven deutschen Privatpoli-
kliniken einzelner Aerzte fehlen noch.
Yen Interesse ist ein Abschnitt über das Irm-
weem. Auch hier wird durch die taktloeen Aor
griffe einer sensationslüsternen Presse nurzugerae
den Irrenärzten in übelster Weise mitgespielt
Dazu kommt, dass über die BnÜasBung der Erao-
ken meist nicht der Anstaltsarzt, sondem ein
LaienooUegium zu entscheiden hat Die Staats-
anstalten sind in einzelnen Territorien noch unm-
reiohend, gefängnissartig, die Zahl der Wörter m
gering. Auch die wissenschaftliche ungenügende
Ausbildung vieler Aerzte, welche dem ameiika^
nischen Volke wohlbekannt sein soll, unterstfitit
dessen Hisstrauen. Zur Aufnahme eines Eiankea
ist das von einem Richter oder Notar beglaubigte
übereinstimmende Attest zweier, 3 — 5 Jahie in
Amerika ansässiger Aerzte erforderlich. Auf eige-
nen Wunsch können Eranke auf 3 Monate auf-*
genommen werden. Bemerkenswerth sind dieve^
sohiedenen ArbeitsUe für einzelne Handwerke in
den Anstalten. Sehr elegant sind die Brwoltkfrwr
anstaUen eingerichtet, was zahlreiche Abhildaogea
in instruktiver Weise ersichtlich machen.
Ein weiteres Oapitel schildert die Quanmiän&-
Station am Delavare (für Philadelphia) und die
Maassoahmen, die gewöhnlich auf die Zwischen«
Joachim, Die preuBsische Medidnaltaze in ihrer historischen Entwickelung.
213
dectepassagiere beschrSakt werden. Eventuell be-
trat die QuarantSnedaner fOr Cholera und Oelb-
fieber 5, fOr Pocken 14, für Typhus 20 T^
Von der Schilderung des (Hnerikamaehen Jrxies
ist besonders interessant der yomVf. in derüeber-
setzung gebrachte Code of ethics der New Yorker
medidnisohen Gesellschaft und die Schilderung
der ärztlichen Ausbildung. Als ihre Mängel wer-
den auch in Amerika genannt: Die geringe Yor-
bOdung, der zu reichliche theoretische, aber zu
geringe klinische und praktische Unterricht, sowie
die zu geringe Studienzeit Dem Zusammenwirken
dieser umstände ist es zuzuschreiben, dass 10- und
SOjfthr. Aerzte in Amerika keine Seltenheit sind.
Die höchst bemerkenswerthen Schilderungen
der saniUärm und hygiemischen ZuMnde der Gross-
Btftdie lassen sich leider auszugsweise nicht recht
wiedergeben. Sie beziehen sich auf die Infek"
iumdararMieUen, die hierfür bestehende Anzeige-
pflicht der Aerzte, das ISngreifen des Health
offioer und des Board of Health, die Desinfektions-
maassnahmen, bei denen Schwefelräucherungen
noch eine Bolle spielen. Der Nutzen der Maass-
nahmen einer wohlgeordneten Sanitätspolizei wird
an verschiedenen statistischen üebersichten unter
Yergleichung mit anderen Städten, auch in Europa,
dargelegt
Weiterhin theilt Yf. die vom New Yorker Ge-
sondhdtsdepartement herausgegebenen volksthüm-
lidien Beteln für die Pflege kleiner Kinder mit und
bespricht die staiisHaehe Bearbeitung von Geburten,
Eheechliessungen, Todesfällen, auch, unter Bei-
bringmig Yon Abbildungen, einen werthvollen
Begistrirapparat, das ,^oBeriih eiedric tabukUing
sifstem'^^ der ein ebenso schnelles, wie präoises
Arbeiten ermöglicht Wenig erfreulich ist die
Beschaffenheit der oft recht unsauberen Geschftfts-
strassen, weil die vorgeschriebenen Satzungen oft
nur lässig befolgt werden. Bemerkenswerth ist
die Strenge, mit der vom Board of Health die
Wohnungeinspekiion (selbst in der Nacht) gehand-
babt wird, um einer üeberfQUung in den Schlaf-
räomen vorzubeugen; das Gesetz verlangt (in
New York) 400 Cubikfuss fOr den Erwachsenen,
200 fOr einen Minderjährigen.
Im Ansohluss an die vorstehenden üeber-
richten schildert Yf . noch die mediemiache Wisaenr
9chafl auf der WeitaussieUung in Chicago und end-
lich die sanitären VerhäUniaee auf den Doppel
advaxibendarnpfern der Hambtirg' Amerikanischen
Paekäfahri'Aküengesdlschaft. Er beschreibt die
Luftzuführung und Yentilationsvorrichtungen, die
Einrichtung der verschiedenen Kajüten, welche
zum Theil überaus elegant ausgestattet sind, die
Thätigkeit und Stellung des Sohiffiaarztes, das
Hospital des Zwischendeckes, Cioseteinrichtungen,
Badezimmer, Yerpflegung.
Der fleissigen Arbeit ist ein 50 Nummern um-
fassendes Literaturverzeichniss beigegeben.
B. Wehmer (Coblenz).
40. Bis preiuNiiflohe Medidnaltaxe in ihrer
historisdhen Entwiokelnxig. Mn Beitrag
xur Oesehiehte des ärxtUchen Standes in
Brandenburg-Preussen ; von Dr. Heinrich
Joachim, Arzt in Berlin. Nebst einem
Anhang, enthaltend den neuesten Taxentwurf
des Hinisters. Berlin 1895. Bibliograph. Inst
Gr. 8. 186 S. (3 Mk.)
Die vorliegende fleissige und ein umfang-
reiches historisches Material beibringende Arbeit
ist die Erweiterung eines vor Kurzem im Berliner
Friedrichstädtischen ärztlichen Standesvereine ge-
haltenen Yortrages. Das Buch ist um so will-
kommener, wenn man bedenkt, dass gerade jetzt
ein (ursprünglich von Mitgliedern der Berliner
Aerztekammer herrührender) inzwischen einiger-
maassen umgearbeiteter Tazentwurf den verschie-
denen preussischen ärztlichen Körperschaften zur
B^^tachtung vorliegt.
Joachim hat seine Besprechungen für die
ältere Zeit an einige nicht-preussische Taxen an-
gelehnt: DieConstitutiones rogniSiciliae vom Jahre
1241, dieLegesWisigothorum (700 post Christum),
an das Medicinalgesetz Kaiser Friedrichs 11.,
an die Taxe der Stadt Nürnberg von 1692 und
ausserdem einige von brandenburgischen Fürsten
im 14. und 15. Jahrhundert gezahlte Honorare.
Yon brandenburgisehen Taxen sind eingehender
besprochen die „Taxordnung des Kurfürsten Georg
Wilhelm'^ vom Jahre 1623, in der der „Titulus 55
Balbierer** die Taxe für die chirurgischen Leistun-
gen enthält, femer die Medicinal-Ordnung des
Grossen Kurfürsten vom Jahre 1685 und die
Hessen-Gasselsche Medicinal-Ordnung von 1616,
auf die jene sich stützt, femer die Medicinal-Ord-
nung und Taxe vom Jahre 1693. Die preussischen
Taxen, nämlich das Medicinal-Edikt vom Jahre
1725 (bezüglich der Taxbestimmungen), die Tax-
Ordnung vom Jahre 1802 und die Medidnal-Taxe
vom Jahre 1815 sind mit ihren Binzelsätzen voll-
ständig angeführt, weiterhin die kön. sächsische
Taxe von 1815. Besonders werthvoll ist es hierbei«
dass J. die einzelnen Sätze früherer Zeit auf Grund
sehr mühevoller Studien auch auf den heutigen
Geldwerth berechnet hat Hierzu hat er den heu-
tigen und damaligen Werth der wichtigsten Nah-
rungsmittel, von Yieh u. dergL, auf den heutigen
Geldwerth, der bekanntlich gegen früher erheblich
gesunken ist, bezogen und als vergleichenden
Maassstab die Preise für das Hauptgetreide, den
Boggen, angenommen. Hiemach stellen sich z. B.
schon die jetzt gültigen Preise ganz anders für
die Zeit (1815), für die sie ursprünglich bestimmt
waren. Eine tabellarische Yergleichung der ver-
schiedenen Taxsätze fOr die wichtigen Yerrich-
tungen zeigt ein allmähliches Ansteigen von 1241
bis auf 1693 und 1725, dann einen erheblichen
Abfall. So wurden für den ersten Besuch gezahlt
1241: 2«/i, 1592: 9Vt, 1693: 10, 1725: 9.15,
1802 : 6, 1815 : 2 Vs— 5, jetzt 2—4 Mark. Diese
214 Enauff , Asyle, niedere Herbergen, YolkskQchen. — Eulenkampff , Schiffäijrgiene.
Zi£fem zeigen deutlich, wie trotz äer zunehmenden
Ausbildung und Verfeinerung der Methoden der
Heilkunde und trotz aller epochemachenden Ent-
deckungen die Werthsch&tzung der ärztlichen
Leistungen immer mehr im Rückgänge begriffen ist
Die k. sächsische Taxe zeigt eine gewisse
Verbesserung in verschiedenen Einzelheiten und
insofern, als sie, wie übrigens auch der inzwischen
erschienene und nur anhangsweise dem Buche bei-
gefügte, aber nicht zur Verarbeitung herangezogene
neue preussische Taxentwurf die Maximalpreise
erhöht hat Hiermit ist zwar für manche Fälle,
d. h. bei Beschreitung des Elageweges gegen bös-
willige Millionäre eine Besserung möglich; in der
übergrossen Mehrzahl der Fälle erkennen die Qe-
richte aber erfahrungsmässig auf Qrund der Mini-
nuJsätze. Dass diese thatsSchlich jetzt unter die-
jenigen von 1815 meist heruntergehen, ergeben
die Darlegungen des Verfassers. Aber sogar for-
mell, z. B. bei dem ersten Nachtbesuch geht der
neue Taxentwurf unter die alte Taxe herunter.
Erschwerend bei der Lektüre wirkt der um-
stand, dass nach einer jetzt wohl im Interesse des
Setzers und Buchhändlers wegen Verminderung
der Druckkosten eingeführten Mode aUe gerade
hier besonders wichtigen Nebenbemerkungen hinten
angefügt sind. Sowohl bei der Bearbeitung, wie
Lektüre sind sie als Fussnoten viel zweckmässiger
angebracht Es scheint an der Zeit, dass man diese
Unsitte einer Trennung zusammengehöriger Dinge
möglichst bald fallen lasse, wie man bei Atlanten
den Text jetzt auch neben die Karten setzt und
hierdurch deren Brauchbarkeit erhöht
K Wehmer (Goblenz).
41. Asyle, niedere Herbergen, Volksküohen
u. 8. w.; bearbeitet von M. Enauff, Bau-
meister u. Privatdocent an der technischen
Hochschule in Berlin u. Dr. Weyl, Arzt u.
Docent derHygieine an der technischen Hoch-
schule in Berlin. Mit 18 Abbild, im Text
Sohifbhygiene ; bearbeitet von Dr. Eulen-
kamp f f in Bremen. Mit 1 7 Abbild, im Text
[Lief. 17 von Th. Weyl's Handb. der Hyg.]
Jena 1895. Gust Fischer. 4. 33 u. 51 S.
(2 Mk. 50 Pf., für Abonn. 2 Mk.)
Die vorliegende Lieferung von Th. Weyl's
Handbuch enthält wieder in den meisten Lehr-
büchern der Hygieine recht stiefmütterlich be-
handelte Gapitel. Sie sind mit der diesem Werke
eigenthümlichen Trefflichkeit von den Verfassern
durchgearbeitet und bringen ein überaus reiches,
durch die Abbildungen besonders übersichtliches
thatsächliches Material.
In der Abtheilung über Asyle und niedere HbT"
bergen bespricht Th. Weyl zunächst die Geföhr-
düng der öffentlichen Gesundheit durch Massen-
quartiere und niedere Herbergen und weist darauf
hin, wie besonders Flecktyphus und Recurrens oft
ypn ihnen ihren verderblichen Ausgang nahmen.
Hierauf werden die an Massenquartiere zu stellen.-
den hygieinischen Ansprüche, bezüglich des Bau-
planes, der Bevision des bezogenen Baues und der
Bewohner erörtert und es wird gezeigt, inwieweit
diese Ansprüche durch die Gesetzgebungen in Eng-
land, Frankreich und Deutschland (Berliner PoliMi-
Verordnungen) Anerkennung gefunden undNutzoi
geschaffen haben. So sind in London beeonden
die Pocken verschwunden, während in Berlin Fleok-
und Bückfalltyphus seit 1880 erst stark abgenom-
men, schliesslich ganz aufgehört haben.
Die bauUche Mnnchiung und VenoaUung der
Asyle schildert Th. Weyl im Vereine mit IL
Enauff. Hierbei werden das städtische Obdach
in Berlin eingehend unter Darlegung sdner Haus-
und Eostordnung, Baupläne u. s. w., femer das
städtische Asyl zu Elberfeld, die Pariser Refiiges
in der Bue de Chateau des rentiere und Bue Te»-
sart, die Moskauer und das Londoner St Clare's
Union Asyl geschildert
Die SMaßäua&r und niederen Berbergen be-
schreibt M. Enauff und bringt als Beispiele das
Schlafhaus der Grube von der Heydt bei Sau>
brücken und die Baracken für die Arbeiter am
Nordostseekanale, sowie die Heimstätte fär Fabik-
arbeiterinnen in Stuttgart.
Ein Anhang befasst sich mit Volksküchen (i.K
der an die letztgenannte Heimstätte angegliederteD)i
mit fa/^^efto^fen (Berliner, Bochumer, Bremer, Ham-
burger Einrichtungen) und mit WärmehaUen (in
Berlin und Wien).
Die von Dr. Eulenkampff verbsste&ft^
hygieine betont einleitend die grossen Schwieiig-
keiten, die die Nothwendigkeit so viele PersooeQ
neben Maschinen, Eohlen, Vorräthen u. s. w. in
kleinen Einzelräumen unterzubringen, bereite. Dazu
komme die Schwerlüftbarkeit, zumal in unseren
Breitegraden durch den Einfluss des kühlenden
Wassers in den tieferen Bäumen die Luft 2—3*
kühler wie oben sei und eine Stagnation der Ldt
verbunden mit Niederschlägen . aus der feacht-
warmen Seeluft im Lmem statthabe. Bei Holx-
schiffen sei zur Vermeidung des Skorbutes ganz
trockenes, am besten Eichenkem- oder Teakholz
anzuwenden, als Anstrich nurOelfarbe oderFinÜBS.
Ln Weiteren werden Erkrankungshäufigkeit,
Sterblidikeit und Unfälle bei der Seebevölkerong
unter Anführung statistischer Angaben, sodann der
Einfluss der Schifbräume auf die Beschaffenheit
der Luft, insbesondere die Gefahren, die dasBUsdL-
(Eielraum-) Wasser mit seinen Gasen, die Bein-
haltung des Schiffes, insbesondere die Desinfektion
des Bilschwassers und weiter sehr ausführlich die
Lüftung des Schiffes besprochen. Eine Anzahl Ab-
bildungen erläutert die Luftschlote, die Ventila-
toren, Asche-]^ektoren u. A* Es folgen Abschnitte
über die Wohnräume der Schiffe (das Zwischen-
deck, die Eojen, die Schiffsküohen, HoBpitakäume
einschliesslich der Isolationsräume für Seuchen-
kranke), über die sanitäre Ueberwachung der See-
Berichte der med. Gesellschaft zu Leipzig.
21S
lieväkenmg durch Schiffsarzt, SeebehSrden, Hafen-
ant, sodann über die Emähnmg, über die zahl-
mke Tabellen beigegeben sind, über Eismaschinen,
Kflhlapparate, Wasserversorgung und Destillir-
ipparate, wobei die wichtigsten Einrichtungen ab-
gebildet sind. Von weiterem Interesse ist ein
Gapitel über das hygieinische Verhalten auf See-
reisen und eia soldhes, das die einschläglichen
deatsohen gesetzlichen Bestimmungen über Aus-
wanderer, ArbeitsverhUtnisse der Seeleute, Yer-
fflchenmgs- imd Krankenkassen und über die
QnarantSne bringt
Den Capitehi über Asyle u. s. w., wie über
Scfaiffshygieine ist ein gemeinsames alphabetisches
Begister beigegeben. R W e h m e r (Coblenz).
42. Das Gesiindheitoweaen In Prensaen nadh
dentsohem Beiolui- und preuMlaohem
Landeareoht; von Dr. M. Pistor, Geh«
Med.-Bath. u. vortragender Rath im k. Minist,
deru. 8.w.MedicinalangelegeDheit6n. l.Abth.
Berlin 1896. Richard Schoets. Gr. 8. 2888.
(8 Hk.)
Nach einer kurzen geschichtlichen Einleitung
▼ird zunächst die Organisation des Beichsgeeund-
hdtsamtes und der Behörden der preussischen
Hedicinalverwaltung besprochen. Der zweite, das
Heilwesen und dessen Beaufsichtigung behandelnde
Abschnitt bringt die Prüfnngsvorschriften für
Aente, die für die Ausübung der Berufsth&tigkeit,
die Standesvertretung u. s. w. geltenden Bestim-
mongen, behandelt dann die Ausbildung der Zahn-
flrzte, und darauf die Prüfung, Ernennung und
amthche Stellung des Ereisphysious, ist aber in
der vorliegenden 1. Lieferung noch nicht ganz ab-
geschlossen. Alle maassgebenden Bestimmungen
sind ausführlich mitgetheilt, bei den Prüfungs-
vorschriften der Aerzte auch das Prüfungsregle-
ment von 1825, um einen Vergleich der alten mit
den neuen Bestimmungen zu ermöglichen. Das
Werk wird nach seiner Vollendung einen sehr er-
wünschten Ersatz für das veralteteEulenberg'-
sche Sammelwerk bilden. Woltemas (Diepholz).
43. Zeitsohrift für aooiale MediebL Organ
xur Vaireking und Förderung der Oeaammt-
IfUereseen des är%UMien Standes; herausgeg.
von Dr. A. Oldendorff. Leipzig 1895.
Georg Thieme. Gr. 8.
Die neue Zeitschrift; will „die grosse Reihe der
bezüglichen socialen Fragen systematisch erörtern,
die bestehenden Zustände in den yerschiedenen
Culturstaaten einer vergleichenden Beobachtung
unterziehen, um so für die Berufsausübung und
Gesetzgebung die geeignetsten Grundlagen zu fin-
den, und daher bemüht sein, an erster Stelle durch
grössere Abhandlungen, umfangreiche Schilderun-
gen bestehender Zustände, eingehende statistische
Untersuchungen u. s. w., dass Verstfindniss dieser
Fragen allseitig zu fördern.'^ Wir wünschen dem
neuen unternehmen das glücklichste Gedeihen.
Wer ernstlich daran geht, den ärztlichen Stand mit
guten Mitteln zu heben, der ist unser Aller Zu-
stimmung und Dankbarkeit sicher, und wem es gar
gelingen sollte, uns etwas mehr Einfluss auf die
sociale Gesetzgebung zu verschaffen, als wir Aerzte
bisher gehabt haben, der würde sich wirklich ein
grosses Verdienst erwerben. D i p p e.
Berichte der medicinisehen OeseUschaft zu Leipzig.
BitBong am 80. Aprü 1895.
Vorsitzender: Birch-Hirsehfdd.
SchriftfQhrer: P. Wagner.
Vor Bintritt in die Tagesordnung gedachte der
Vofsitaende in ehrenden Worten des verstorbenen
Buennutgliedes der Gesellschaft, Oarl Ludtpig,
und des verstorbenen Mitgliedes, Oarl Tkiersch,
Herr Eollmann sprach: lieber die neuen
Nitxe'sehen Kgetoskope für iniravesikale Op&raiion
md ICalheteristnus der namleüer.
„Er berichtete zunächst über die von NUxe an-
gegebene und bis Anfang April 1895 ininsgesammt
11 FUlen (9 Männer, 2 Frauen) erprobte Methode
der intravesikalen Entfernung von Blasengeschwül-
Bten. Diese Methode ist nur bei gutartigen Tumoren
angezeigt, die jedoch entschieden häufiger sind,
als man gewöhnlich annimmt Die in der Art
T<m kneipenden Zangen gebauten Instrumente hat
NUxe neuerdings fast ganz aufgegeben; zur Ab-
tragung der Geschwulstmassen verwendet er nur die
kalte oder die heisse Sohlinge, den Stiel behandelt
er dann galvanokaostisch. Es klingt zunächst be-
fremdlich, dass man innerhalb eines mit Flüssig-
keit gefüllten Hohlraums, wie es die Blase während
der Operation ist, mit heisser Schlinge oder mit
galvanokaustischem Brenner arbeiten will; nach
NUxe^s Erfahrungen scheint dies bei Anwendung
gröflsserer Batterien aber wirklich ganz gut mög-
lich zu sein. Da der Vortragende (Gelegenheit hatte,
zumTheil hei NUxe selbst, 4 der von ihm in dieser
Weise operirten Patienten (3 Männer und 1 Frau)
persönlich kystoskopisch zu besichtigen, so kann
er sich auch ein eigenes ürtheil über die Methode
erlauben. Einer der von Nitxe operirten Männer
stammt übrigens aus Eollmann's eigener Praxis ;
er hatte ihn aber behufs der Operation an Nüxe
verwiesen.
216
Berichte der med. Qesellscliaft zu Leipzig.
In diesem Falle handelte es sieh um einen Tumor in
der Grosse eines kleinen Apfels, der schon 1880 die
ersten klinischen Symptome in Oestelt von Blutungen
gezeigt hatte. Die intravesikale Entfemimg dieses Tomor
duroh Nitxs (Ende Juli und Anfang August 1894) irt
durchaus Yollstfindig gewesen; bis zum heutigen Tage
(30. April 1895) sind nirgends Recidive kvstoskopisch auf-
zufinden. Die Stelle, wo der Stiel sass, ist zart yemarbt
Auch in diesem Falle wurde die Entfernung in mehreren
Sitzungen ambulant durchgeführt ohne Chloroformnar-
kose, ledi^ch unter Gocainanüsthesie.
Zur Verdeutlichung des Gtosagten dienten zwei
von NUxe entworfene Tafeln und mehrere Instru-
mentenmodelle. Ausserdem legte der Vortragende
das i\^^8cheln8trumentarinm im Originale vor.
Der Vortragende wandte sich nun zur Bespre-
chung der NUxi^Bdbim UreterkTstoslcope. Das
neue Instrument gleicht im Principe voUst&ndig
dem alten von Eollmann schon am 26. Februar
1895 der medicinischen Gesellschaft demonstrirten
Modell ; es hat aber jenem gegenüber mehrere Vor*
theile. Erstens ist es bedeutend geringer an Um-
fang (22 Charriöre) und zweitens kann man es,
wenn man die die EatheterfUhrung tragende Hülse
entfernt (sein üm£ang betrSgt dann nur 15 Char-
ri^re), auch zur kystoskopischen Untersuchung yon
Kindern und von Strikturkranken verwenden. Wenn
man die Uretermündung einmal kystoskopisch ge-
funden hat, 80 ist es zumeist nicht schwer, den
Eatheter einzuführen. Eollmann glückte es bei
den ersten 3 Versuchen an 3 mAnnlichen Patienten
sofort, ebenso gelangen das Entfernen der Metall-
theile und das Liegenlassen des Katheters im Ureter,
bez. im Nierenbecken. Er konnte so auch beim
diesEJährigen Chirurgencongress in JV»^^« Poliklinik
mit diesem Instrumente den Üreterkatheterismus
an einem männlichen Patienten erfolgreich demon-
striren. Zur weiteren Verdeutlichung der NUxe^-
schen Ureterkystoskope verwies E. auf mehrere
von NUxe entworfene Tafeln. Die Anwendung des
Instrumentes selbst zeigte er an einem Blasen-
phantom.''
Herr Paul Orosse sprach: Ueber Pneumanie
%mi TUberhulose.
„Die noch inuner vielverbreitete Ansicht, dass
Tuberkulöse nicht von echter fibrinöser Pneumonie
befallen werden können imd dass wirkliche genuine
Pneumonie nicht den Ausgang in Tuberkulose neh-
men oder sich mit ihr verknüpfen könne, ist irrig.
Auf Qrund von 20 Mlen (15 Ffille von A. Fraemkd,
2 von O.Sie; 2 beobachtet im Erankenhause St Jacob
zu Leipzig und 1 in der Praxis des Vortragenden)
kann der Vortragende das Oegentheil beweisen.
Sehr lehrreich ist der von ihm beobachtete Fall.
Ein bisher völlig gesunder Mann, hereditär nicht
belastet, erkrankte an einer Rippenfellentzündung mit
^sudat Am 8. Enmkheitstage entwickelte sich von
der erknmkten Stelle aus eine fibrinöse Pneumonie, die
bald die eanze Longe ergriff. Der Tod erfolgte am
11. Erankheitstage im OolUips. Die Untersuchung des
rostfarbenen Auswurfes ergab typische Peumoniekokken
in grosser Menge neben zahlreichen Tuberkelbacillen.
Die Erklärung des Falles ist: Pleuritis exsudativa als
Manifestation eines schleichenden tuberkulösen Prooesses.
S^undäre pneumonische Infektion an der Fan ninoni
resistentiae.
Bei Betrachtung der 20 erwähnten Fälle M
zunächst auf, dass nur Männer von der Erkrankung
befallen wurden. Eine Erklftrung dafür kann der
Vortragende nicht geben. Nur in 4 Fallen von den
20 war tuberkulöse Belastung vorhanden, in 5 Mea
begann die Erkrankung mit Pleuritis, 2mal wurde
Herpes labialis beobachtet In 5 Fällen begann
die Erkrankung mit initialem Schüttelfrost, 3mal
war der Verlauf typhusartig. Puls und Temperatur
stiegen sehr langsam an, blieben aber dann con-
tinuirlich hoch. Schmerzen fehlten stets, Athem-
noth war nur vorhanden bei bestehender Pleuritis.
Die physikalischen Erscheinungen über den Lungen
sind die der lobären fibrinösen Pneumonie mit auf-
fallend rascher Verbreitung der Infiltration. Oft
wird Pneumonia migrans beobachtet In 2 FUIen
fehlte Auswurf gänzlich. In den übrigen 18Men
wird bei 16 rostfarbenes oder grasgrünes Sputum
erwähnt, in 17 fand man Tuberkelbacillen. Pneu-
moniekokken wurden stets, gefunden, wenn darauf
untersucht worden war.
Als beweisend für die klinische Diagnose einer
Gombination von Pneumonie und Tuberkulose kann
nur das Vorhandensein von TuberkelbaciUen bei
gleichzeitig bestehender Pneumonie gelten. Unter-
stützt wird die Diagnose durch Fehlen des initialen
Schüttelfrostes bei akut entstandener lobftrer Pnea-
monie, continuirUchee Fieber ohne Neigung n
kritischem Abfall, auffallend schnelles Umsich-
greifen der pneumonischen Infiltration.
Die befallenen Lungenlappen bieten anatomisdi
alle Merkmale der echten fibrinösen Pneumonie im
Stadium der Hepatisation. Die Färbung ist dadnrdi
auffallend bunt, dass aus der fein granulirten dunkel-
oder grauroth gefärbten Schnittfläche weissliche
oder graue Knötchen hervortreten, die theilwase
confluiren. Weiter finden sich kleine Inseln von
käsiger Substanz bis zu ausgesprochenen Gavenien
mit schmierig- käsigem Inhalte. Die erkrankten
Theile sind stark vergrössert, von fester oder
gallertartiger Consistenz. In einigen lUlen finden
sich in den verschiedensten Organen massenhafte
miliare Tuberkel, in vielen ältere taberkolOse
SpitzenafPektionen. Dem makroskopischen Bilde
entspricht das mikroskopische. Das Ctowebe seigt
den Bau der fibrinösen Pneumonie, die weissiiclisa
Knötchen den der MiliartuberkeL
Die Prognose des Leidens ist absolut ungünstig.
Wenn in einem Falle von relativer Heilung be-
richtet wird, so ist dieser wohl zu jenen seltenea
zu rechnen, wo akute Tuberkulose in chroaiscfae
übergeht Die Dauer der Krankheit schwankt zwi-
schen 4 Tagen und 9 Wodien. Die Therapie ist
machtlos und wird sich nur auf symptomatiscbe
Behandlung und reichliche Verabreichung von Exci-
tantien beschränken.
Ueber das Wesen und Zustandekommen der
Gombination von Pneumonie und Tuberkulose ist
Berichte der med. Gesellschaft zn Leipzig.
217
tid geBtritten worden. Während Rraenkd und
Andere der Ansicht sind , dass es sich nicht van,
doe Mischinfektion, sondern auch bei der Pneu-
monie um ein Produkt des TuberkelbacOlus oder
Tiehnehr gewisser, von ihm erzeugter Stoff wechsel-
produkte handle, reden in neuester Zeit bedeu-
tende Forscher wie Ziegler, lAtheirmeister, Strüm-
pell, WaehseWaum der Mischinfektion, bez. einer
Combination zweier Infektionen das Wort
Der Yortragende schliesst sieh, besonders was
den von ihm beobachteten Fall betrifft, der letzteren
Ansicht an, da er sich nicht denken kann, dass der
TuberkelbacOlus im Stande sei, die so scharf cha-
rakterisirten und von seiner sonstigen Wirkung so
völlig verschiedenen Krankheitserscheinungen der
lobären, fibrinösen Pneumonie hervorzurufen.'^
In der Verhandhmg bemerkte Herr Birch-Hirseh-'
fddf dass er zofUlig Tags vorher die Sektion eines
Kranken gemacht habe, bei dem sich zu einer klinisoh
latenten, über sämmtliche Longentheüe disseminirten
Taberkolose eine pnenmonisohe graue Hepatisation im
linken unteren Lnngenlappen gefanden habe. Er be-
zeichnet diesen fVdl als eine Öombinatian van Tkiber-
kulose und Pneumonie, gegenüber den von dem Herrn
Yoitzagenden erwähnten F^en, die als Mischinfektion
aufzufassen sind.
Herr Oureehmann maohte auf die grosse prak-
tische Wichtigkeit des gleichzeitigen Yorkommens von
Pneumonie und Tnberkmose bei demselben Individuum
namentUch in prognostischer Hinsicht aufmerksam. Er
will drei E[ategorien dieser Doppelerkrankung aufgestellt
wissen: 1) Die sehr selten Torkommenden dkSun käsigen
Pneitmowien bei vorher gesunden oder latent tuberku-
lösen Personen. 2) Die relativ am häufigsten vorkom-
menden Fälle, wo latent oder ehroniseh Jkiberhäöse von
einer akuten fibrinösen Pneumonie befallen werden.
Hierher gehört der vom Herrn Vortragenden beobachtete
Fall. 3) Fälle von primärer Pneumonie mU sekundärer
tuberkuloser InfMwn. Diese Beobachtungen sind gleich-
falls selten. Diagnostisch ist eine genaue bakteriologische
Untersuchung des Sputum von grösster Bedeutung.
Herr Bwch-Hirschfeid möchte die akuten käsi^n
Pneumonien nicht hierlier gerechnet wissen, da diese
pathologisoh^anatomisoh doch nur eine pseudolobäre Sr-
knmkung darstellen.
Als Mitgliealer wurden aufgenommen: Herr Dr.
am Ende und Herr Dr. Krönig.
Ctttenng am 14. Mai 1805.
y ersitzender : Birch-Hirschfeld.
Schriftführer: R SchmidL
Yor der Tagesordnung stellte Herr Fried-
heim 2 Patienten mit lachen ruber aonminatus
mid Pityriasia rubra vor.
Sodann führte Herr Tillmaüns mehrere
Kranke vor.
1> G. 0., 5jähr. Knabe. Am 17. Juni 1892 wurden
yon Tillmanns zahlreiche Papillome des Kehlkopfes
im Bereiche der Stimmbänder durch Laryngofissur ent-
fernt Heilung^ kein Beeidiv. Im August 1893 musste
wemn zunehmender Dyspnoe in Folge von Oedem des
KeMbypf-Einganges die Traoheotomie gemacht weiden,
iwit dieser ZeitDauerkanüle. Am 19. Februar 1895 wurde
h^eoi wieder in's Kmderkrankenhaus aufgenommen
wegen emee Fibroms im Bereiche der Epiglottis, das den
Kehlkopfeingang verlegte. Das Fibrom wurde durch
Pf*furyngoionna subhffoidea mittels Galvanokaustik ent-
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 2.
femi Vollständige Heilung^ Dauerkanüle ebenfalls ent-
fernt
2) H., 12jähr. Knabe. Totakekrose der linken übia
mit EpiphysenlÖsung in Folge von Osteomyelitis und
Periostitis purulenta, ausgedehnte fiitersenkungen im
Bereiche des Kniegelenkes und Oberschenkels. Der
Knochendefekt wurde durch Transplantation zahlreicher,
Periost und Mark enthaltender Knochenstücke eines eben
getödteten jungen Kaninchens mit Erfolg ersetzt Die
Knochenstucke waren etwa 1 — 2 cm lang xmd Vi cm
breit YoUständiger Ersatz der Tibia mit normaler Be-
weglichkeit des Fttss- und Kniegelenkes, keine Funktion-
Störung.
3} J. Seh., 14 Vsjähr. Knabe, ein ähnlicher Fall wie 2.
Herr Tillmanns zeigte sodann eine vor 3 Tagen
exstirpirte maligne^ theils substemal gelegene Struma
von einer 4Själu:. Frau, wahrscheinlich handelte es sich
um ein erweichtes Sarkom, Patientin wurde 14 Tage
nach der Operation geheilt entlassen. Endlich erwähnte
der Yortragende kurz eine erfolgreich aus^führte Gastro^
rrhapkie icegen Ulcus veniriculi. Die durch Blutungen
und Inanition bis zum Skelet abgemagerte 36jähr. fVau
erfreut sich gegenwärtig einer blühenden Gesundheit
Herr Heffter zeigte einen fluoresoirenden Harn,
der bei durchscheinendem lichte rosa, bei aufhllendem
grünlich-gelb erscheint Er stammt von einem Kinde,
das keinerlei Krankheitserscheinungen dargeboten hatte.
Der Farbstoff liess sich aus dem alkalischen Ürine leicht
mit Aether ausziehen und ging aus diesem in salzsäure-
haltiges Wasser über. Er luttte grosse Aehnlichkeit
mit dem Eosin, war aber mit diesem nicht identisch, son-
dern offenbar irgend ein anderer Abkömmling des Fluo-
rescins, der auf unbekannte Weise, vielleicht durch
Leoken an einem gefärbten Gegenstande, in den Körper
des Kindes gelangt war.
Hierauf spraohHerrTillmanns über jyAether
oder Chloroform .»"
„Die Narkosenfrage steht gegenwärtig wieder
im Yordergrunde d^ Diskussion, vielfach wird
darüber gestritten, ob der Aether oder das Chloro-
form das zweckmSssigere Narkotioum ist Der
Aether hat überall, besonders auch in Deutschland,
wieder an Terrain gewonnen. Es ist das über-
raschend, wenn man die Geschichte der Narkose
überblickt, die von dem Yortragenden kurz skdz-
zirt wird. Dass der Aether gegenwärtig wieder
zu solchem Ansehen gelangt ist, dürfte zum Theil
durch die statistischen Erhebungen bezüglich der
Mortalität der Aether- und Chloroform-Narkosen
zu erklären sein, vor Allem auch durch die Morta-
litätstatistik der deutschen Gesellschaft für Chir-
urgie. Im Jahre 1892 — 93 ergab die letztere
Mortalitätstatistik auf 2907 Chloroform-Narkosen
1 Todesfall und für den Aether auf 14646 Nar-
kosen 1 TodesfalL Auf dem dieqährigen deut-
schen Chirurgen-Congress lautete die von Ourli
mitgetheilte Mortalitätstatistik f dgendermaassen :
Chloroform 2909 : 1 Todesfall
Aether 6004 : 1 Todesfall
beide zusammen angewandt 10162 : 1 Todesfall
BiUroth's Mischung . . . 5745 : 1 Todes&U
Tillmanns führte noch verschiedene andere
Statistiken an, die zu ganz verschiedenen Ergeb-
nissen gelangen. Nach Poppert ist die Mortalit&t-
statistik des Aethers viel ungünstiger, als die des
Chloroforms, wenn man die spftten Todesf&lle (bis
zu 24 — 32 Stunden nach der Operation) berück-
28
21S
Berichte der mecL GefielLsehaft m Leipeig.
Biohtigt, Pogpert erhfilt so auf 1167 AeÜhemarkosen
1 Todesfall Richtig i^t, dass tuicAAethernarkoseiL
hftufiger Operirte in Folge von LungenMem und
Pneumonien sterben, während der Chloroformtod
ÜEist regelmässig toährend der Narkose in Folge
von Herz- oder Lungenlfihmung plötzlich eintritt
Jedoch beobachtet man in AusnahmeffiUen nach
lang dauernden Chloroformnarkosen auch späte
Todesfälle 12 — 24 Stunden nach der Operation,
die der Chloroformwirkung zuzuschreiben sind.
Aber die Statistik bezüglich der Qefährlichkeit des
Chloroforms und des Aethers ist bis jetzt unbrauch-
bar, ihre Ergebnisse sind falsch, die Mortalität
beider Mittel ist eine höhere, weil Todesfälle in
der Narkose allzu oft gar nicht mitgetheilt werden.
Ob die Mortalität der Aethemarkose wirklich ge-
ringer ist, als die des Chloroforms hält Till-
manns noch nicht f&r bewiesen. So viel aber
ist sicher, dass beide MUtd in hohem Qrade lebene-
gefährlich sind, daher sollen wir vor Allem danach
streben, die Technik der Narkose immer noch mehr
auszubilden und nach den verschiedensten Sich-
tungen hin dieOefahren der Narkose zu verringern.
Tillmanns spricht sich besonders dafür aus,
dass häufiger als bisher iil EaOmarkose oder ohne
Narkose unier Lokalanästhesie opeiirt werde, be-
sonders bei Individuen, die nachweisbar die Nar-
kose mit Aether oder Chloroform schlecht vertragen,
wie Diabetiker, Septische, Nephritiker, Potatoren,
Fettsüchtige, Anämische oder nervös err^e Indi-
viduen u. s. w. Yor Allem wendet sich Till-
männs gegen die Narkosen zu diagnostischen
Zwecken, die nur in seltenen Ausnahmeffillen ge-
stattet sind.
Tillmanns wirft sodann die Frage auf: tote
söü narkoHsirt werden^ und giebt hier kurz die wich-
tigsten Anhaltepunkte sowohl bezüglich des Aethers
wie des Chloroforms«
Den Äeiher hat Tillmanns bis An^emg Mai
1895 in 1008 Fällen angewandt, tmd zwar ohne
Todesfall mit dem besten Erfolge. Ein gutes
Präparat (z. B. Aether PideC^ das, geschützt vor
Luft- und Lichteinwirkung, in kleinen, gut ver-
schlossenen Flaschen von 100 — 150 g aufbewahrt
werden muss, ist die conditio sine qua non einer
guten Narkose. Als Maske benutzt Tillmanns
die Dumonf sehe Maske. Starke Beizung der Luft-
wege bis zu Bronchitis, Bronchopneumonie, Lungen-
ödem beobachtet man besonders nach der Anwen-
dung unreinen Aethers, der, z. B. durch Einwirkung
ton Luft oder Licht, schädliche Oxydationsprodukte
enthält. Das entzündlidie Lungenödem, die par-
enchymatösen Erkrankungen der Lunge sind nach
Tillmanns wahrscheinlich als Autoinfektionen
von der Mund-Bachenhöhle aus in Folge der Aspi-
ration infektiösen Materiales (Schleims) zu erklären.
Eigentliche schädliche Wirkungen, ausser einigen
leichten Bronchitiden und einer Albuminurie von
kurzer Dauer hat Tillmanns nicht gesehen. Er
erörtert kurz die verschiedenen Contraindikationen
des Aethers ; auch bei den leiehiesten LungenafEek-
tionen darf er niemals angewandt werden, ferner
wegen seiner grossen Entzündlichkeit nicht bei
der Anwendung des Po^ueZm'schen Thermokauten
oder der Galvanokaustik u. s. w.
Tillmanns geht dann auf die TMmik der
CUorofornirNarkose über und u)ami vor Jlkm m
der Darreichung xu eoneentririer Lufl-Ghloroform'
misehungen, man soll nur 3Vs — 4^/jiproo. Chloio-
fonn-Luftmisohungen verabreichen, wie besonders
aus den Untersuchungen von P. Bert und des eng>-
lischen Chlorof orm-Comitte hervoigeht Die Dropf-
methode hält Tillmanns für einen wirklichen
Fortschritt, d. h. man soll etwa jede Sekunde
1 Tropfen Chloroform auf die Maske aufgiessen.
Ghite Präparate sind besonders das Chloroform
Pietet und das Salicylid-Chloroform. Tillmanns
erörtert die verschiedenen Methoden der Chloro-
formnarkosen und erwähnt besonders auch die von
Bosenberg empfohlene Bepinselung der Nasenhöhle
mit lOproc. Cocainlösung als zweckmässig behuls
Vermeidung der reflektorischen Herz^ und Ath-
mungs-Lähmimg (in jede Nasenhöhle werden 2cg
einer lOproc. Cocainlösung und nach 3 Minuten
nochmals 1 cg, also im Ganzen 6 mg Cocain ein-
gespritzt). Wird Chloroform bei Oaslicht an-
gewandt, dann bilden sich lacht irrespirable Oase
(Chlorkohlenosyd, Salzsäure, freies Chlor u. s. ▼.),
in Folge deren Einathmung man tödtliche Bronchitis
und Pneumonie beobachtet hat Bei solchen Nar-
kosen soll man reichlich ventiliren und dmoh
Spray oder Aufhängen von mit Wasser, Ealkmilcfa,
Soda- oder Boraxlösung getränkten Tüchern die Ab-
sorption der Gase befördern. Contiaindicirt ist
Chloroform besondws bei Herzkranken. Der Aether
tödtet wohl fast ausschliesslich durch Lungen-
lähmung, bez. Lungenaffektionen , das Herz, der
Puls sind in keiner Weise geAhrdet, im G^gen-
theil, der Blutdruck steigt, während der letztere^i
der Chloroformnarkose ausnahmelos sinkt Daher
der so häufige Tod durch Herz-Synkope in der
Chloroformnarkosa Ebenso lähmend wirkt das
Chloroform auf das Athmungoentrum und auf die
lokalen nervösen Ausbreitungen in der Longe
selbst, vor Allem bei zu concentrirter Anwendung.
Beide Mittel, Chloroform und Aether, haben
ihre Yorztige und Nachtheile, man soll in jedem
Falle individualisiren, bald Aether, bald CÄdoro-
form anwenden, jenen niemals bd Lungen-, dieseB
niemals bei Herzkranken« Das eine Mittel wird
das' andere niemals ganz ersetzen können. Sehr
empfehlenswerth ist es, die Narkose mü Ghkrofom
XU beginnen und dann mii Aether fortxustixm.
Tillmanns kommt zu dem Schlüsse: nicht
Aether oder Chlorof orm, sondern Aether und Chloro-
form. Freuen wir uns, dass uns beid/e Mittel sur
Yerfägung stehen.'*
In der Verhandking bemerkte Herr Döderlnn^ da»
von den Gynäkologen gegenwärtig wohl die meisten für
den Aether eingenommen seien. Er ist entschieden
I
Beriöhte der med. QeseUschaft zu Leipzig.
219
treoiger geffihrlich als das Chloroform und namentlich
bei lAparotomien angenehmer, da er kein Erbrechen be-
virkt Günstig ist auch seine blutdruokerhöhende Eigen-
schaft, die das u ebersehen einer Blutung und damit Nach-
blntongen yerhütei Seine Schattenseite besteht in der
Gefiülir der Bronchitis, der Pneumonie und des Lungen-
ödems, das nicht nur wfthrend der Narkose, sondern
auch nooh mehrere Stunden sp&ter auftreten kann.
Herr Zweifel hält mit Kimig den Aether für das
ideale Narkoticum und wendet ihn seit 1^88 bei allen
gynäkologischen Operationen an. In der Qeburtshülfe,
wo meist des Nachts operiit werden muss, ist wegen der
Entzündbarkeit des Aethers das Chloroform vorzuziehen,
Kann dieses aus irgend einem Grunde nicht benutzt wer-
den, so stelle man die Lampe hoch und hüte sich, die
Üditer herunter in den Bereich der Aetherd&mpfe zu
bringen. Ton besonderer Widitigkeit ist die chemische
Beschaffenheit des verwendeten Aethers. Der durch die
Gefriermethode gereinigte «Aether Pielei'^ reizt die Ath-
mungsorgane in keiner "Weise und ist dadurch allen
anderen Präparaten überlegen. Mit Hülfe der JuiUareP^
sehen Maske lassen sioh übrigens audi Potatoren an-
ästhesiren.
Herr Eoüiker hob die Vorzüge der gemischten Mor-
phium-Chloroformnarkose hervor, die das Schmerzgefühl
aofhebt, noch bevor die Reflexe geschwunden sind. Sie
ist besonders angezeigt bei Trinkern und bei Operationen,
bei denen Blut in die Luftröhre gelangen kann, wie bei
Oberkiefer-Besektionen.
Herr Birch-Htraekfeld hat im Ganzen 14 Sektionen
bd ChloroformtodesfSllen gemacht. Nur einmal fand
sich ein wirklicher Herzfehler (Aorten-Lisufftdenz), in
allen übrigen Fällen fiel die schwache Entwickelung des
rechten Ventrikels auf, dessen Muskulatur stets starke
Fettsubstitution erkennen Hess, so dass man den Eindruck
hatte, der Tod sei durch das Erlahmen des rechten Her-
zeos eingetreten, üebrigens sind auch bei Anwendung
des Chloroforms verspätete TodesMe, 3—5 Tage nach
der Operation, nicht ganz selten. Die Autopsie ergiebt
dann eine vorgeschrittene parenchymatöse Verfettung
des Herzens und der Nieren.
Sitsnng am 28. Md 1806.
Vorsitzender: BirchSSrschfeld.
Schriftführer: E. SchmidL
Herr Onrschmann führt im H^^rsaale der
ffledicinischen Elinik eine Anzahl Kranker vor.
„Der Redner beschftftigte sich zunächst mit dem
als „Jrikrüis deformans'^ bezeichneten Erankheits-
zustande. Er glaubt, dass in zahlreichen Fällen
anatomisch wie klinisch diese Aifektion von ande-
ren mnltiplen Qelenkkrankheiten, besonders dem
chronischen GMenkrhemnatismus , sich scheiden
lasse, und wendet sich gegen diejenigen Autoren,
die der fraglichen Krankheit eine selbständige B^
dentnng nicht zuerkennen und sie mit dem Bheu-
fflatismns bedingungslos zusammenwerfen wollen«
Onrschmann giebt dabei zu, dass es in leich-
teren, nur vereinzelte Gelenke betreffenden, sowie
in frischen Krankheitsftllen oft ungemein schwer
sei, die Differentialdiagnose zu stellen.
Oharakteristisdi sei bei der Arthritis deformanef
die Beschaffenheit der Gelenke, die ausgedehnte,'
oft sulzige Ezsudation um die Gelenke herum,
zwischen die BAnder und Sehnen, das frühz^tige
intensive Befallenwerden der Gelenkenden, vor
Allem der Knorpelflfich^, und besonders die stets
sehr früh beginnende, immer fortschreitende Anky-
lose der Gelenke. An ihrem Zustandekommen be-
theiligten sich besonders auch die Gelenkkapsel
und die Bftnder, die von vornherein die Neigung
zur straffen, sehnigen Verdickung und VerktLrzung
hätten. Mit besonderer Vorliebe würden bei der
Arthritis deformans die Finger- und Handgelenke,
die Ellenbogen- und Schultergelenke befallen,
ebenso die Kniegelenke und die Artikulationen der
Zehen. Die ungemein häufige B^eiligung der
Fusswurzelgelenke führe schon früh zu einem sehr
charakteristischen Einsinken- des FussgewQlbes,
zum Plattfusse.
Seltener und meist später würden die Hüft-,
Kiefer-, Clavicular- und Wirbelgelenke befallen.
Aber es kämen Fälle vor, wo auch sie bis zur
vSlligen Ankylose sich verändärten, so dass dann
fast kein (Gelenk, kein Glied am ganzen Körper
m^ bew^lich sei, einer der traurigsten Zustände,
die man überhaupt am Krankenbette beobachten
könne.
Die Krankheit werde in den Lehrbüchern
fälschlidi vorwiegend dem mittleren und nament-
lich dem höheren Lebensalter zugeschrieben. Diese
Anschauungen stammen aus den Siechenhäusenii
wo solche Kranke sich anhäufen und bis zum
hohen Alter liegen. Auch im Kindesalter sei die
Krankheit, freilich meist als chronischer .Gelenk-
rheumatismus, beschrieben. Geradezu typisch sei
ihr Auftreten während der späteren Binder- und
der Fttbertäljahre ; man sei berechtigt, von einer
, Juvenilen Form derJrthrüis deformans^' zu reden.
Von dieser juvemkn Form zeigte der Bedner
6 Fälle, die sich augenblicklich in der Klinik be-
finden. Eine weit grössere Zahl noch hat er wäh-
rend der letzten 15 Jahre beobachtet
unter den vorgezdgten Fällen befindet sich
mn löjähr., seit 3 Jahren kranker junger Mann,
bei dem gleichzeitig mit der Arthritis deformans
sich die Erscheinungen der lienalen Pseudoleukämie
entwickelten.
Der juvenilen, wie den in späteren Jahren ent-
stehenden Formen der Krankheit käme eine ganze
Anzahl von Emährungstörungen und Abnormitäten
der Haut und übrigen JEjndennoidalgebilde , sowie
der Muskeln in so regelmässig wiederkehrender
Form zu, dass an ihrem innigen Zusammenhange
mit der Gelenkaffektion kaum gezweifelt werden
könne.
Qmstani sei eine beirächüiche MuskekUrqphie an
den den vorzugsweise befallenen Gelenken zu-
gehörigen Muskeln. Sie entwickele äch so früh
und erreiche in vielen Fällen, wo von einer ün-
beweglichkeit der zugehörigen Gelenke noch gar
nicht die Bede sein könne, schon einen so hohen
Grad, dass man sie nicht ohne Weiteres als In-
aktivitätsatrophie bezeichnen dürfe. Die Muskel^
und die Oeknkdystrophie maehe vielmehr den ent^
sckiedensten Eindruck der Ooordinaiian , der EnU
u4dkdung unier der Einwirkung eines gemeinsamen
220
Berichte der med. Gesellsohaft zu Leipzig.
schädlichen Processes. ungemein früh und stark
würden meist die kleinen Handmuskeln ergriffen,
interessant seien Fälle, wo bei vorwiegend die
Arme imd den Sehultergürtel betreffender Arthritis
deformans die Arm- und Schultermuskeln einen
Grad und eine Yertheilung der Muskeldystrophie
zeigten, der lebhaft an den ErVecheai Typus der
progressiven juvenilen Muskeldystrophie erinnere.
Der Charakter der arthritischen Muskelverftnde-
rung sei der der einfachen, langsam progressiven
Atrophie mü entsprechender ^ fortschreitender Läh^
mung. Die faradische und galvanische Erregbar-
keit sei unverändert, nur in dem Maasse des
Muskelschwundes sich mindernd, Entartungs-
reaktion ist niemals vorhanden.
Seltener als die Muskelverftnderungen , aber
mit ihnen und der Gelenkaffektion zweifellos im
Zusammenhange und sehr bezeichnend seien Yer-
änderungen der Haut und der übrigen Epidermoidal-
gebilde. Der Bedner hat trophisohe Störungen
der Nfigel an Hftnden und Füssen, Verdickung,
Rissigwerden, Abstossung beobachtet (Demonstra-
tion eines derartigen Falles). Die Haut bot öfter
Pigmentanomalien, Yitiligo und chloasmaartige Ver-
änderungen, Pigmenthypertrophien, letztere mit
Andeutung von Sklerodermie. Auch Ichthyosis
hat der Bedner ein oder zweimal unter solchen
Umständen gesehen.
2) Zeigte der Bedner einen Patienten mit Blei-
gioht und fügte Bemerkungen über das Verhältniss
dieser bei uns nicht sehr häufigen Erankheitsform
zur gewöhnlichen Arthritis urica hinzu.
3) Wurden die Organe einer an Arthritis urica
im Stadium cachectioum gestorbenen älteren Frau
gezeigt, bei der die im Leben gestellte Diagnose
einer Amyloid-SchrumpMere sich anatomisch be-
stätigt hatte. Der Bedner besprach die Sympto-
matologie und die Differentialdiagnose dieser Form
von Nierenentartung.
4) Demonstrirte der Bedner einen Fall von
Pyämie in Folge von Gonorrhöe unter Hinweis auf
ähnliche Fälle der Literatur. Oefter sei Phlebitis
der Beckenvenen, namentlich des Plexus prostati-
cus, der Ausgangspunkt des septischen Processes."
Sitsang am 18. Juni 1896.
Vorsitzender: Birch-ESrschfdd,
Schriftführer: P. Wagner.
Vor der Tagesordnung zeigte Herr EöUiker ein
3jähr. Mädchen mit angeborenem Hochstande der rechten
Boapula durch Exostosenbildang am oberen medialen
Schnlterblattwinkel.
Herr Braun sprach: VAer Beetumexstiirpaiion
und Anus praekfmaXuraUs*
„Die Anlegung eines Anus praeternaturalis bei
Bectumcarcinom kann niemals in Concurrenz treten
mit der direkten Exstirpation deis Tumor, sie soll
vielmehr zunächst nur dn palliativer Eingriff sein,
wenn das Carcinom inoperabel ist, oder wenn der
Allgemöinzustand des Kranken einen möglichst
einÜBkcfaen Eingriff verlangt Um einen solchen
After für längere Zeit, bis zum Tode des Kranken,
brauchbar zu machen, muss man den Darmtiieil,
den man zur Afterbildung benutzen will, die Flexois
iliaca, quer durchschneiden. Der Vortragende ist
ein grosser Freund des von manchen Chirurgen,
namentlich von Schede, empfohlenen Verfaüirens,
einen temporären Anus praeternaturalis an der
Flexura iliaca anzul^en vor der beabsichtigten
Exstirpation oder Besektion des Mastdarmes, weil
man diesen Operationen dadurch ihre grossere,
beinahe einzige Oefahr, die Verunreinigung der
Wunde mit Danninhalt, nimmt. Bei der Anlegung
eines temporären Anus praeternaturalis hat man
vorzüglich darauf Bücksicht zunehmen, dass dieser
Anus später leicht wieder zu beseitigen ist ; man
durchschneidet also den Darm nicht quer, sondem
legt eine Fistel an der dem Mesenterium abgewen-
deten Darmwand an. Ein solcher Anus ist im All-
gemeinen nur für kurze Z^t verwendbar. Der
Vortragende zeigte nun, dass es nicht selten von
Vortheil ist, einer Beotumexstirpation die Etabh-
rung nicht eines derartigen temporären, sondem
eines für längere Zeit, unter umständen bis zum
Tode des Kranken brauchbaren Anus paetematundis
vorauszuschicken, und zwar in folgenden Fällen:
1) bei sehr ausgedehnten, an der Grenze der Opera-
bilität stehenden Carcinomen, bei denen der Ein-
tritt von Becidiven sehr wahrscheinlich ist, bei
denen man aber doch noch einen Versuch mit der
Entfernung der primären Geschwulst machen will;
2) wenn der Sphincter ani bei einer Bectumexstir-
pation mit wegfallen muss, somit das Endresultat
der Operation mit Wahrscheinlichkeit ein fimktions-
unffihiger After an der normalen Stelle sein wird.
In diesen Fällen ist es gut, die Patienten von vom
herein sicher von allen oder einem grossen Theile
ihrer Beschwerden zu befireien durch Anlegung
eines länger brauchbaren Anus praeternaturalis an
der Flexura iliaca. Tritt 1 — 2 Jahre nach der
nun folgenden Beotumexstirpation ein Beddiv nicht
ein, entwickelt sich keine narbige Striktur, ist der
natürliche Anus schlussföhig, dann erst soll der
künstliche After geschlossen werden.
Der Vortragende erwähnte die Versuche von
WiOems^), Wüxd^), Bydygier^) und Gerstimy%
nach Bectumexstirpationen verschlussfähige After
an der normalen Stelle künstlich heirzustellen, und
äusserte gegen das Oaminy'sche Verfohien, durdi
Drehung des Darmes um seine Achse Continenz su
erzielen, das Bedenken, dass bei dieser Achsen«
drehung häufig Gangrän des sowieso unter sehr
ungünstigen Emährungsverhältnissen stehenden,
aus seinen Verbindungen gelösten Mastdarmrohres
eintreten wird. In 2 Fällen, wo der Vortragende
das Qersuny^wSoiQ Verfahren anwandte, wurde
«) Centr.-Bl. f. Chir. XXX 19. 1893.
>) Ebenda XXTT. p. 937. 1894.
«) Ebenda p. 1063.
4) Ebenda aXL 26. 1893.
Benähte der med. CteaeUechaft zu Lmpiig.
vuiigHtens ein kleines Dannstück brandig und das
bnbsiclitigteBesnltat war dadurch vereitelt. Anoh
kfinnen leicht narbige Strikturen entstehen. Jeden-
jilla Bind diese Methoden noch so wenig erprobt,
diss sie die oben erw&hnte Indikation zur Anlegung
ases iliakalen Afters rorlfinfig nicht weeentlioh
tangiren. Bedingung für diese Indikationfitellong
ist, daB8 der iliakale After den Darminhalt zurück-
Inhalten erlaubt
Der Vortragende owUi&te WiixeP$ >) Uethoden
der Aiterbildong und demonstrirte 2 Kranke, bei
denen es ihm gelungen ist, auf andere Weise ein
gutes Beenltat zu erzielen. Von der Thataaohe
aasgehend, daas man dieFIexura iliaca 20 cm lang
Ton ihrem Hesenterium ablasen kann, ohne daas
du abgelOete Darmsttlck gangrftnOs wird, verfuhr
der V(»iragende in folgender Weiee: Es wurde
lonAchst in der fibliohen Weise durch einen Schnitt
obertialb des linken Lig. Foupartii eine etwa 20 cm
lange Flexurschlinge hervorgeholt (sodass das ab-
Miende Ende derselbeii nach rechts zu liegen
kam) und durch einige Nähte befestigt Gleich-
leilig wurde ein zweiter, dem ersten paralleler
Sduiitt 3 Pinger breit unter dem Lig. Foupartii
durch die Haut des Oberschenkels gemacht und
nun die zwischen beiden Schnitten li^^nde Haut-
brflcke vSllig unterminirt (Fig. 1).
Kg.l.
Kg. 2.
Am nächsten Tage wurde die Darmsohlinge
nahe an ihrem abführenden Ihide durchsohnittea
und soweit von ihrem Meeenterium gelfiet, dass das
centrale Ende unter der Hautbrflcke dorchgefOhrt
werden konnte. Es liegt also jetzt (Fig. 2), das
peripherische, nach dem After fahrende Darmende
bei p, das centrale tritt neben dem periphoischen
aus dem Abdomen heraus und verlfinft subcutan
durch die Leistenbeuge, bis es bei e am Oberschenkel
mfindet Durch eine einfoche, nach Art eines
SospeDBOrinm anzulegende Bandage kann mittels
einer federnden Felotte der subcutan verlaufende
Darmtheil breit gegen die Unterlage gedrückt
waden und es kann ein sicherer Absohluss erzielt
werden, so lange der Darminhalt fest oder breiig ist
Ein zweiter Kranker, dem zunftobst ein Anus
in derselben Weise angelegt worden war, litt an
häafigen profusen DnrchfSllen, und um auch da
den Zostüid erträglich zu machen, wurde der
, >) Centr.-Bl. t Chir. XIIL p. 937. 1894.
Anns in folgender Weise verbessert: Es wurde
(Fig. 2 a, h, t, d) ein Hautlappen umsohnitten und
dieser mit dem daran festgewachsenen, subcutan
gelegenen Darme von der Unterlage abgelOst (Fig. 3).
Die Händer dieses Lappens a, b und d, e wurden
um den Darm herum gesolllagen und zusammen-
genSbt Der Hautdefekt a, b, e, d liess sich prim&r
Bchliessen. DasResultat ist ein etwa 10cm langes.
Über die Bauohhaut prominirendes penisartiges Ge-
bilde, das völlig mit Haut bekleidet, innen den
frSher subcutan gelegenen Thal der Flexuia iliaca
enthält VereohloBsea wird dieses GebQde durdi
ein Bruchband mit gabelfBrmiger Pelotte, in deren
Spalt es gerade leicht oomprimirt hineinpasst
AuBserdem hängt dieses mit Haut bedeckte Darm-
rohr in einen an der Felotte zu befestigenden
Qummibeatel hinein, so dass au(dL, wenn einmal
bd wässerigem Darminhalt und starkem Drucke
der Verschluss sieht hAlt, der Kranke sich doch
nicht beBchmutsen kann.
Dar eiste dieser FatienteD litt sn einem steaosirenden
Bectomcarciuom, das den Aualthcöl ergrÜTeD hatte. Sein
Ällgemeinzustand war sehr Bcbleoht, es bestanden be-
reits inoperable Drüsen metastaseD. Anlegung das Anus
pnetematoiahs mm 18. November 1894. Weil der
Kranke sieh non rasoh erholte, dasCaroinom aber auf die
Hamröhre überzogreifen drohte, wurde am 13.Daoembei
1894 die Reotnmexstirpation ausgeführt Glatte Eeilmi^.
Jetzt, 8 Uonate später, befindet sieh der Patient vöUig
wohl trotc seiner Metastasen, ist zom Theil arbeitsflUdg,
der künsthche After fnnktioiiiit tadellos. Ein lokales
Baoidiv ist nioht eingetreten, aber eine narbige Striltnr
hat sich gebildet '\^re an dem Patienten nur einer der
beiden fängiiHe ansgefuhrt worden, eo wSre er entweder
an seinem CaroiDOm wahrscheinlich bereits zu Oninda
gegangen, oder, &Ils nur die Bectnmexstirpatiou gemacht
worden wSre, Mtte er jetzt entweder einen nicht fiinktio-
airenden After an der normalen Stelle oder eine Striktur,
die ihm die gleichen Beeohwerden machte, wie sein steno-
sirendes Caroinom.
Der zweite der vorgestellten Eiuken litt an einer
enormen Inetischen Zer^rang des ßectom mit mehr-
fachen narbigen Striktoren. Der AnaltheU mit dem
Sphinkter fehlte bstvSllig. EBwnidedaheraml5.Januar
1895 ein Anus praetematnialis in der zuerst geschil-
derten Weise, nie bei dem ersten Kranken sngel^ am
15. Febntar wordo das erkrankte Bectnm ezsurpirt and
versnoht, nach Qerttmy einen verschlaBaffibigen, natür-
hohen After zn bilden. Dnrch partielle Darmgangrän
wnrde diese Absioht vereitelt. Am 28. April wurde end-
hch der bestehende Anns in der geeohilderten Wdse ver-
beesert. £r funktiooirt nunmehr tadellos, während der
natürliohe After insuffictent ist Es wird natürlioh nöthig
sein, in der Folge doroh eine sekmidäie Opeiaticn den
natürlichen After veischlnsstEhig za machen, um dann
den könstUohen After durch ciiknläre Darmnaht wieder
beseitigen zu können. --'
Dann zeigte Herr B r a a n mit Vorlegung von Gipa-
al^nssen einen Kann vor, der im September 1891 ema
Luxation des Talos erlitten hatte. IIb stallte aioh Ekte-
mng ein and der Talns stiess sieh vollsUndig ab. Bei
den ersten OehversDchen des Eranken ist non der Fuss
über den äosseren Knöchel Inxirt und der Calcaneos ist
mit der Anssenseite der Fibnla knSohera verwaohsen.
Als der Patient im October 1892 in des Vortragenden
Behandlung kam, benutzte er die nnteie Fläche darTibia
und Fibnla zum Auftreten, der bis auf den Verlost des
Talus wohlerhaltene Fusb hing als onnützes AnhGngsel
an der AoBseDseite des TJnteiBohenkela. Es wurde am
i. Octobei 1893 der Cahjaueas von der FihnlaabgemeiBselt
222
Beridite der med. GesellBchaft zu Leipzig.
und nun so viel von den üniersohenkelknoohen abgesägt,
dass der Fuss sich in die Achse des Ünterschenkäs
sdiieben Hess. Er wnrde an die Sfigeflüche der Tibia an-
genagelt und im Verlaufe von 9 Wochen eine feste
knöcherne Vereinigung zwischen Galoanens und Tibia,
bez. Fibula erzielt Der Unterschenkel ist um 5 cm ver-
kürzt, der Patient, ein Maschinenschlosser, ist jetzt kaum
noch in seiner Arbeitsfähigkeit beschränkt
Der Fall ist insofern ein ünicum, als er eine
seitliche Luxation des Fusses ohne Enöchelfraktur
darstellte." —
Herr ESlliker sprach: üd)er FortaehriUe in
der Behandlung der angeborenen nnftverrenkung,
„Meine Herren ! Vor 5 Jahren hatte ich die Ehre,
Ihnen über die Fortschritte in der Behandlung der
angeborenen Hüftverrenkung zu berichten. Nach-
dem man lange Jahre diesem Leiden vollständig
unthfttig gegenüber gestanden hatte, trat ein Um-
schwung ein. Nicht nur wurde die Behandlung
mit Apparaten wieder aufgenommen, auch opera-
tive Maassnahmen wurden ergriffen.
In den inzwischen verstrichenen 5 Jahren ist
nach beiden Bichtungen hin Weiteres geschehen
und die Resultate der Behandlung haben sich zu-
sehends gebessert Wir verdanken diese Erfolge
in erster Linie der besseren Erkenntniss der patho-
logisch-anatomischen Verh<nisse der angeborenen
Hüftluxaüon und diese selbst ist wiedergewonnen
worden durch die in grosser Zahl ausgeführten
Operationen, durch die Autopsie in vivo.
Wir kennen jetzt den Zustand des Schenkel-
kopfes, des Schenkelhalses, der Pfanne, der Ge-
lenkkapsel bei congenitaler HüfÜuxation, wir wis-
sen, welche Muskelgruppen verkürzt sind und der
Herabholung des Schenkelkopfes den grössten
Widerstand entgegensetzen. Wir haben die topo-
graphisch-anatomischen Verhältnisse von Schenkel-
kopf und Pfanne erforscht Ich erwähne nur kurz
die Hauptresultate dieser Forschungen. Die Stel-
lung des Schenkelkopfes entspricht nach der Ter-
minologie der traumatischen Luxationen der Luxatio
supracotyloidea; der Schenkelkopf steht unterhalb
und etwas nach aussen von der Spina anterior
superior und oberhalb der Pfanne. Erst bei Adduk-
tion und Innenrotation gleitet der Schenkelkopf
auf das Darmbein in die Stellung der Luxatio iliaca.
Nach meinen Erfahrungen ist diese Stellung die
primäre, wir finden sie bei Kindern, die noch nicht
gegangen sind. Die Verschiebung des Schenkel-
kopfes auf das Darmbein (Luxatio iliaca) ist eine
sekundäre Stellung, die sich nicht zu entwickeln
braucht Wenn sie sich aber vorfindet, handelt es
sich immer um Kinder, die schon längere Zeit ge-
gangen sind. Der Schenkelkopf findet sich ge-
wöhnlich gut gebildet, zuweilen ist er von mehr
eiförmiger Gestalt, bei älteren Kindern plattet er
sich ab. Bei Erwachsenen zeigt er nicht selten
eine oder mehrere Exostosen. Der Schenkelhals
ist verkürzt, zuweilen steht er fast in der Längs-
achse des Femur, häufiger horizontal ; ab und zu
ist er sogar schräg nach unten gerichtet, so dass
er mit derFemurachse einen spitzen Winkel bildet
Häufig ist er nach vom leicht convex und nadi
vom gerichtet, steht also nicht inderFrontalebeiie.
Das Lig. teres fehlt vom 3. bis 4. Lebensjahre ab
oft vollständig, findet es sich nach dieser Zeit er-
halten, so stellt es ein starkes, breites Band dar.
Die Pfanne ist klein, befindet sich, wenn der
Schenkelkopf unterhalb der Spina anterior superior
steht, nach unten und etwas nach hinten von dem
Schenkelkopfe. Für gewöhnlich nimmt sie nur
die Kuppe des Zeigefingers auf. Die Gelenkkapad
ist in einen langgestreckten Schlauch ausgezogen,
später verengt sie sich zwischen Schenkelkopf
und Pfanne, so dass sie Sanduhrform annimmt
Sie ist stark entwickelt und weist häufig Dopli-
katuren auf.
Was die Muskulatur anlangt, so sind die biar-
throdial^n, die pelvicruralen Oberschenkelmuskeln
verkürzt und nicht, wie Boffa früher lehrte, die
am Trochanter sich inserirenden, die pelvitrochan-
teren Muskeln. In geringerem Orade besteht auch
eine Verkürzung der pelvi-femoralen Muskeln. Der
Glutaeus medius und der minimus sind verlängert
und insuffioient, d. h. sie können das Becken nidit
erhoben halten, sondern lassen bei Stand auf dem
luxirten Beine das Becken nach der entg^ieo-
gesetzten Seite herabsinken.
Die Erkenntniss dieser Verhältnisse hat nun
zwei Behandlungen gezeitigt, die ich für wesent-
liche Fortschritte halte und über die ich heute
Mittheilung machen wilL
Die eine, eine unblutige Methode, ist die 6e*
handlung mit dem Apparat von MihMcsi. Bei
dieser Vorrichtung handelt es sidi um Extension-
behandlung, die sich aber von der üblichen dadoich
unterscheidet, dass die Extension in Abduktion-
undRotationsteUung erfolgt (Demonstration). Eine
Frage von Bedeutung ist, in welchem Sinne die
Botation auszuführen ist. Die Frage ist meines
Erachtens von Fall zu Fall zu entscheiden. Han-
delt es sich um Stellung des Schenkelkopfes in
Form der Luxatio supracotyloidea, dann ist Innen-
rotation erforderlich, steht der Schenkelkopf anf
dem Darmbeine, dann ist Extension in Aossen-
rotation anzuwenden. Es ist zweifellos, dass durch
Anwendung des genannten Apparates Heilung e^
zielt werden kann, indem der Schenkelkopf dauernd
in die Pfanne gedrängt wird und sie erweitert
Allerdings ist dieser Erfolg aber nur dann bu e^
warten, wenn der Apparat bei ganz kleinen Ein-
dem benutzt wird, am besten bei Kindern, die noch
nicht gegangen sind.
Die zweite Behandlung, die ich empfdüen
möchte, ist die Operation nach Lorenf^ Die ope-
rative Behandlung der angeborenen Hüftverrenkimg
ist erst neuerdings in Angriff genommen worden.
Allerdings sind Operationsmethoden schon Iftng^
bekannt Ich erwähne die Tenotomien und Myo-
tomien von Oufyrin, Bouvier, Praoa», Oorridge und
Brodkurst, Am Qelenke selbst operirten i^;
Beriöhie der med. Gesellachaft sm Leipzig.
223
BUer, König, di Pacli, Böse und Margary übten
dieDeoapitation. Das waren aber Alles vereinzelte
Yenoche, erst Hoffa bildete eine Methode aus, die
ich in meinem früheren Vortrage geschildert habe,
dieaba: nnn durch das Lorera^^sche Verfahren, das
den anatomischen Verhältnissen mehr Rechnung
trSgt, weit überflügelt worden ist Das schmälert
«be* das Verdienst Hoffa's nicht, die Operation als
der irrste methodisch geübt und lebensfähig ge-
Biacht zu haben. Während nun die Boffa'BQhe
Operation einen grossen Eingriff darstellt, weit ein-
greifender als eine Hüftresektion, während Hoffd's
Operation in ausgedehnter Weise Muskel- und
Sehnendurchschneidungen und Muskelablösungen
erfordert, ist andererseits die Operation nach Lorenz
ein wenig eingreifendes Verfahren, das die Musku-
latur vollständig intakt lässt Allerdings ißt Lorenz
mt auf sein Verfahren gekommen, nachdem er
eingesehen hat, dass die Mher auch von ihm ge-
übten Tenotomien und Myotomien überflüssig sind.
Die Operation nach Lorenz wird in folgender Weise
▼oigenommen: Ein Assistent extendirt das Bein
in leichter Abduktion und Aussenrotation. Diese
eingehe Art der Extension genügt bei Sandern bis
etwa zum 6. Jahra Bei älteren Kindern wird
Termittelst einer am Unterschenkel befestigten
SchafwoUquele von einem bis zwei Gehülfen ex-
tendirt Bestehen grössere Schwierigkeiten beim
H^abholen des Schenkelkopfes, was bei Eindem
Tom 9. Jahre ab zu erwarten sein wird, dann ist
euie präparatorische Extension mit Belastung bis
SQ 15 kg, combinirt mit zeitweiliger Schrauben-
Extension, erforderlich. Bei der Operation selbst
wild die Extension nicht manuell, sondern durch
Sohranbenzug bewerkstelligt Der Schnitt verläuft
Ton der Spina anterior superior ca. 8 cm weit nach
abwärts und etwas nach aussen, längs des äusseren
Bandes des M. tensor fasciae und dringt bis auf
die Fascie. Es folgt die Durchtrennung der Fasde
und nun dringt man zwischen dem M. glutaeus
medius und dem minimus lateral und den MM.
tensor fasciae, sartorius und rectus femoris medial
stampf in die Tiefe. Indem man nun mit Wund-
liaken diese Muskeln nach aussen und nach innen
ziehen lässt, gelangt man auf den vorderen Theil
der Gelenkkapsel. Ich verlege den Schnitt an den
medialen Sand des M. tensor fasciae und dringe
zwischen diesem Muskel und dem M. rectus femoris
anf die OelenkkapseL Diese Schnittführung bietet
den Vortheil, dass man nicht seitlich, sondern
direkt auf die Qelenkkapsel, beziehentlich auf Oe-
lenkkopf und Pfanne eindringt Die Qelenkkapsel
yfißgt von etwas Fettgewebe bedeckt zu sein, das
man stumpf trennt, nach unten hin verläuft quer
über das Operationsfeld eine stärkere Arterie mit
ihren Venen, die nicht durchtrennt zu werden
l^nmoht, sondern nach abwärts verschoben wird.
Eb ist die Art drcumflexa externa mit ihren Venen.
Die freigelegte Gelenkkapsel eröffiiet man ver-
nüttelst eines Ereuzschnittes, der in ausgiebiger
Weise über den Schenkelkopf geführt wird. Findet
sich nun das Lig. teres vorhanden, dann wird es
sofort exstirpirt Der nächste Akt ist die Erwei-
terung der Pfanne. Um sie gut zugänglich zu
machen, wird der Schenkelkkopf durch Flexion
und Abduktion des Beines, das zugleich nach oben
geschoben wird, von d^ Pfanne weggedrängt
Lorenz bedient sich als Instrument zur Pfannen-
bildung eines scharfen Löffels, dessen flache Hohl-
schale seitlich an den Griff angesetzt ist Hoffa hat
einen besonderen Bajonettlöffel zu diesem Zwecke
angegeben, ich bediene mich des Hohlmeissels.
unter Leitung des Fingers wird nun die rudimen-
täre Pfanne vertieft, wobei hauptsächlich darauf
zu achten, dass ein geräumiger oberer Pfannen-^
rand hergestellt wird. Ist das geschehen, dann
folgt die Einbringung des Schenkelkopfes in die
neugebildete Pfanne, wobei häufig noch Nachbesse-
rungen an der Pfanne, gelegentlich aber auch am
Schenkelkopfe sich nöthig machen können. Die
Lappen des Eapselschnittes werden nicht genäht,
einfach aneinander gelagert, die Ecken der Wunde
genäht und ein Jodoformgaze-Tampon zur Gelenk-
kapsel geleitet Das Bein wird sofort in leichter
Abduktion, nach Bedarf auch in leichter Innen-
rotation in einen Gipsverband gelegt. Bei der
Nachbehandlung ist allzu lange Ruhe nicht wün-
schenswerth. Ich beginne nach 4 Wochen mit
Gehversuchen und mit Muskelmassage und um die
gleiche Zeit kann der Gipsverband mit einem ein-
fachen Stützapparate vertauscht werden.
Es wirft sich nun noch die Frage auf, eignet
sich jeder Fall von angeborener Hüftverrenkung
und in jedem Lebensalter zur Operation. Dieser
Anschauung bin ich nicht Die Altersgrenze büdet
das 10. bis 12. Jahr. Nach dieser Zeit kann man
mit der Lorenxfsohen Operation kein zufrieden-
stellendes Resultat mehr erwarten. Wenn inan
sich zu einer Operation entschliesst, ist dann die
Pseudarthrosen*Operation nach Hoffa auszuführen,
auf die ich heute nicht näher eingehen wilL Aber
auch unterhalb der angegebenen Altersgrenze ver-
lange ich bestimmte Indikationen zur Operation.
Diese sind: 1) schlechter Gang bei starker Ver-
kürzung; 2) Schmerzen im Gelenke beim Gehen;
3) geringe Abduktions-Möglichkeit namentlich bei
Mädchen mit doppelseitiger Luxation; 4) entzünd-
liche Processe im Gelenke; 5) Gombination der
durch einseitige Hüftverrenkung verursachten sta-
tischen Skoliose nut rhachitischer Skoliose.
Wählt man auf diese Weise die geeigneten
Fälle aus, dann wird man sicherlich Gutes mit
dieser neuen Operation erzielen, die gewiss bald
mit zu den typischen Operationen gerechnet werden
wird.
Zum Schlüsse möchte ich aber noch allzu san-
guinische Erwartungen dahin bescheiden, dass auch
mit der tadellos gelungenen Operation normale
Verhältnisse niemals hergestellt werden können.
Die oben geschilderten anatomischen Verhältnisse
224
Berichte der med. GeeeUsdiaft zu Leipzig.
von Schenkelhals, Schenlcelkopf und Pfanne sind
die Ursache, dass stets ein gewisser Ghad von Yer-
kürzung, somit ein leicht hinkender Qang, zurück-
bleiben wird. Dabei lege ich kein Qewicht auf
die regelmässig vorhandenen WachsthumstOrungen
des betroffenen Beines, die sich mit der Zeit aus-
gleichen. Ausser der Verkürzung ist aber auch
niemals auf ein normal bew^liches Hüftgelenk
zu rechnen. Die Beweglichkeit wird stets eine
gewisse ESnbusse erleiden. Gerade wegen dieser
Mängel der Operation erschien es mir nOthig, die
oben gegebenen Operations -Indikationen aufzu-
stellen."
In der Verhandhtng erklärte sich Herr Tiümaums in
allen Punkten mit dem Herrn Vortragenden einverstanden.
Insbesondere hob er hervor, dass Mtkultex^ selbst jetzt
zugestanden habe, dass für die Mehrzahl der mit seiner
Iftaschine behandelten Kranken anstatt der Aussenrota-
tion eine Innenrotation anzuwenden ist. In seltenen
Fällen kann man auch durch die stärkste Extension den
Kopf nicht der Pfanne gegenüber bringen; hier muss
dann eine subcutane Dard^hneidung der Addoktoren-
mnskeln am Becken der eigentlichen Operation vorher-
gehen. Ob die Hoffa^Lorem^sohe Operation guten oder
schlechten Erfolg hat, hängt in erster linie von der Be-
schaffenheit des Schenkelhdses ab. Ist dieser sehr kurz
oder fehlt er ganz, wie Herr Tillmanns in 2 FSUen sah,
dann kann die Operation keine günstigen Resultate er-
geben.
Herr Eölliker betonte nochmals, dass, wenn man
überhaupt operiren will, man dies so friUi lüs möglich thun
solle. Mittels der Boffa'achBn Operation hat er nur sehr
ungünstige Erfolge erzielt, so dass er operative ISngriffe
überhaupt aufgegeben hatte. Erst seitdem Lorenz seine
Operationsmethode veröffentlicht hat, hat Herr Kölliker
wieder openrt, und zwar mit gutem Erfolge. Die Ope-
rationsfälle sind aber alle noch von ver^tnissmäasig
frischem Datum und die Kranken werden deshalb erst
später vorgestellt werden.
Im Anschlüsse hieran sprach Herr Dolega:
Ueber orthopädische Behandlung der angeborenen
Hüftgelenksverrenkung.
„Der Yortragende bemerkte einleitend, dass
seine Mittheilungen gewissermaassen als eine Er-
gänzung zu dem von Prof. Eölliker soeben ge-
haltenen Vortrage aufzufassen seien. Wie dieser
ausgeführt, sei die Therapie der angeborenen Hüft-
gelenksverrenkung durch die Verdienste von Boffa
und Adolf Lorenz, auf operativem Wege die Repo-
sition des luxirten Sohenkelkopfes und seine Fixa-
tion in einer neugeformten, bez. reconstruirten
Pfanne zu erreichen, in ein weit aussichtsvolleres
Stadium getreten. Besonders sei die pathologische
Anatomie klarer beleuchtet worden und demzufolge
auch die Aufstellung der Indikationen und Gontra-
indikationen für eine wirkliche causale Therapie
auf operativem Wege. Wenn nun aber auch zu-
gegeben werden müsse, dass für alle jenseits der
Orenze des 8. Lebensjahres in die Behandlung
kommenden Kinder mit Luxatio congenita coxae
eine wirklich anatomische Heilung nur auf blutigem
Wege zu erzielen sei, so falle dennoch nach wie
vor eine grosse Anzahl derartiger Fälle in das Ge-
biet der rein orthopädischen Behandlung. Einmal
komme diese im curativen Sinne, wie erwähnt, ftii
die ersten Lebensjahre bis zum 3. zuerst vor der
operativen in Betracht; weiterhin aber im sym-
ptomatisch-bessemden Sinne für alle FSUe, in denen
entweder die Chancen einer Operation auf Qnmd
der lokalen anatomischen, wie allgemeinen sonstigen
Verhältnisse nidit von vornherein günstig liog^i,
oder eine Operation direkt contraindicirt sei, oder
ein operativer Eingriff von Seiten der Angehörigen
eines Kindes nicht gestattet werde.
Das Hauptprincip der modernen Technik einer
orthopädischen Behandlung sei permanente Exten-
sion und möglichste Fixation des luxirten Schenkel-
kopfes in corrigirter Stellung. Dadurch werden
die Verkürzung des Beines je nach ümstSndai
mehr oder weniger gebessert und ebenso die 8t5-
renden funktionellen Symptome : das Hinken und
Einknicken in die Taille. Der Weg, auf dem die
mechanische Orthopädie diesen Indikationen am
wirksamsten entspreche, sei: Combination von
Hessing'BcheT Hülsen - Extensionschiene mit gut-
sitzendem Corset unter gleichzeitiger Anwendnog
der Sched^achen Abduktionschraube. Der Vor-
tragende betonte auf Grund eigener Erfahrung,
dass gerade diese Verbindung der Beinschiene mit
Gorset für einen guten funktioneUen Erfolg aus-
schlaggebend sei, da nur auf diese Weise das stS-
rende Einknicken in der Taille wirklich behoben
werden kOnne. Da nun aber das Tragen mßt
langen Hülsen-Beinschiene für die Kinder, bei den^i
eine Herabholung des Schenkelkopfes nicht mehr
möglich sei und nur eine symptomatische Besse-
rung anzustreben sei, eine unnöthige kosmetische
Verunstaltung bedeute, so habe der Vortragende
den obengenannten Apparat in der Weise modi-
ficirt, dass er von der ganzen Beinschiene bei ein-
seitigen Luxationen nur einOberschenkelBtück, ba
doppelseitigen Luxationen zwei Oberschenkelstficke
beibehalten habe und dieses durch Abduktion-
schraube mit dem gutsitzenden Corset (meist CeÜQ-
loid-Corset) in Verbindung gebracht habe. Die
Wirkung dieses Apparates sei sowohl bei einsei-
tigen, wie bei doppelseitigen Luxationen im sym-
ptomatisch-kosmetischem Sinne ausserordenüich
günstig. Der Oang der Kinder ist nahezu no^
mal/ Diese günstige Wirkung des so modifidrtea
Apparates sei dem Vortragenden bereits von spe-
dalcollegialer Seite in vollem Maasse bestätigt
worden."
In der Verhandlung bemerkte Herr Kbüikert dass
er zur orthopädischen Behandlung der angeborenen Hnft-
verrenknng bei poliklinischen Banken mit gatam Sr-
folge abduoirende Verbände anlegt, die gleLchEeitig den
Schenkel nach innen rotiren.
Herr T^mamis wendet in den gleichen YerhSlt-
nissen das Redressement in Narkose und Aniegnng des
Lorenj^'achsa Qehverbandes an.
JAHKBOCHER
der
In- und ausländischen gesammten Medicin.
Bd. 247.
1895.
M 3.
A. Auszüge.
I. Anatomie und Physiologie.
369. Zur Morphologie und Biologie der Zel-
len des Knoohenmarkea ; von Prof. J. Arnold.
(Virchow's Arch. OXL. 3. p. 411. 1895.)
Diese bemerkenswol^e Arbeit des auf dem
Gebiete der Enochenmarkerforsohung seit Jahren
unermüdlich thatigen Autor zerf&Ut, wie schon der
!Btel sagt, in einen morphologisohen und einen
biologischen TheiL Im ersteren hat A. die mit
Ehrlich 's Trockenmethode gewonnenen Sätze
über die yerschiedene Oranulirung des Zellenleibes
an feuchten Objekten bei Anwendung verschie-
dener Fiximngs- und (Tonservirungsmittel nach-
geprüft, zumal gerade die Untersuchung der Eno-
chenmarkzellen auf ihre Oranulirung trotz vieler
Arbieiten noeh su keinem rechten Abschlüsse ge-
langt ist A. k(Nnmt dabei zu folgenden Sätzen :
Die Granula der sogen, eosinophilen Zellen sind
nachQrösse, SSahl, Gruppirung, sowie nach Farben-
ton und Farbenstftrke innerhalb gewisser Qirenzen
einem Wechsel unterworfen, der wahrscheinlich
mit der Entstehung dieser Granula aus anderen zu-
sammenhängt Die eosinophile EOmelung kommt
in grösseren und kleineren Zellen, sowie in den
verschiedensten Zellenformen vor. Die im mensch-
lichen Enochenmarke an Formolpräparaten bei An-
wendung von Triacid nachweisbaren feinen Qranula
sind wahrscheinlich mit der sogen, neutrophilen
Kömelung der Trockenpräparate identisch. Auch
sie werden in den verschiedensten Zellenformen,
grossen an- und polymorphkernigen Zellen, sowie
vereinzelt in sogen. Lymphocyten getroffen. Die
nüt Methylenblau und Thionin sich färbenden
Granula sind verschieden nach Form und Farbe
(violett und blau), sowie der Beziehung zu Plasma-
fiden. In derselben Zelle kommen Granula von
verschiedener Af&nität zu Farbstoffen vor. Ob es
amphophile Granula giebt, ist noch nicht entschie-
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft 3.
den. Möglicherweise kommt den Granulis eine
verschiedene funktionelle Bedeutung in dem Sinne
zu, dass die einen der Ausdruck nutritiver, bez.
sekretorischer Vorgänge sind, während die anderen
Phasen einer fortschreitenden Entwickelung, einer
formativen Thätigkeit anzeigen. Eine Eintheilung
der Enochenmarkzellen auf Grund des Yerhaltena
der Granula ist zur Zeit unmöglich, weil die-
selben Granula in verschiedenen Zellenformen und
verschiedene Granula in derselben Zelle voi>
kommen.
Aus dem biologischen Theile der Arbeit seien
folgende Folgerungen angeführt: Die normalen
Enochenmarkzellen zeigen bei Beobachtung in der
feuchten Ekmmer in Beziehung auf ihre Aktivität
eine gewisse, wahrscheinlich von äusseren Bedin«
gungen abhäi^gige Unbeständigkeit Dass gewisse
Formen gesetzmässig weniger beweglich seien als
andere, liess sich nicht feststellen ; nur die Biesen-
zellen führen vermuthlich immer sehr langsame
Form- und Ortsveränderungen aus. Bei der Im*
pfung desEnochenmarkes mit corpusculären unlös-
lichen Farbstoffen treten diese, hauptsächlich an
Zellen gebunden, auch dann in's Blut über, wenn
Jeder Druck ausgeschaltet ist In Lungen, Leber,
Milz und Nieren kommt es unter derartigen Ver-
hältnissen zu einer ausgiebigen Anhäufung von
Zellen, ähnlich der bei Leukocytose und bei Leuk-
ämie. Bei solchen Versuchen, sowie bei Zer-
trümmerung des Enochenmarkes, femer bei künst-
licher Dyspnoe, sowie unter anderen Bedingungen
treten Enochenmarkriesenzellen in's Blut über.
Da- bei der Impfung des Enochenmarkes mit corpus-
Cmlären Farbstoffen, sowie bei Zufuhr solcher vom
Blute aus die Enochenmarkriesenzellen diese in
sich aufnehmen, können ihnen phagocytäre Eigen-
schaften nicht abgesprochen werden. Damit ist
29
226
L Anatomie und Physiologie.
nicht ausgeschlossen, dass sie auch noch anderen
Aufgaben dienen. Teichmann (Berlin).
370. Sur 168 oellnles eoeinophflet ; par J.
Siawcillo. (Ann. derin8t.Pa8tearIX.5.p.289.
1895.)
S. hat bei Fischen, die bisher noch nicht darauf-
hin untersucht waren, das Yorkommen der eosino-
philen Zellen studirt Die Ergebnisse seiner Arbeit
sind wesentlich negativer Art; so fand er beim
Eochen, einem Knorpelfisch, die eosinophilen Zellen
und Bchüesst daraus, dassEhrlich's Ansicht von
der Entstehung der eoshiophilen Zellen im Knochen-
mark nicht begründet seL Beim Schlammbeisser
gelang es ihm nicht, eosinophile Zellen irgendwo
zu finden. Wenn er dieses Thier unter der Haut
mit Milzbrand impfte, so überstand es die Infektion
recht gut, wofern es nur in Wasser von gewöhn-
licher Temperatur gehalten wurde ; und wenn er
den Rochen mit Anthrax impfte und nach verschie-
den langer Zeit das Exsudat an der Impfstelle auf
eosinophile Zellen untersuchte, so fand er in ihrem
Yerhalten keine Abweichung von der Norm. Aus
diesen beiden Befunden folgert et die Unrichtigkeit
der Hypothese von Hankin und Kanthack,
dass die eosinophilen Zellen die Bildner von
Alexinen seien, üeber die Natur der eosinophilen
Granula kann auchS. sich nicht bestimmt äussern,
nach den mikrochemischen Reaktionen rechnet er
ßie zu den albuminoiden KSrpem.
Teichmann (Berlin).
371. Ueber die Bertoli'sohen Zellen und
Bbner'solien Spermatoblasten; von Tellyes-
niczky. (Yerhandl. d. anat Qesellsch. 1894.)
Nach seinen Untersuchungen an den Samen-
kanSlchen des Eidechsenhodens kommt T. zu dem
Ergebnisse, dass die „Sertoli'schen Zellen^' nichts
Anderes sind, als in Zerfall begriffene Wandzellen
(Spermatogonien), und die Ebner'schen Spermato-
blasten nichts Anderes, als eine Vereinigung des
Plasma von zerfallenen und zu Intercellularsubstanz
gewordenen Sertoli'schen Zellen mit SameniSden-
gruppen, eine Vereinigung, die durch die in den
räumlichen Verhältnissen begründete Anordnung
der verschiedenen Elemente zu Stande kommt
Teichmann (Berlin).
372. 1) Sur rimprögnation ohromo-argen«
tique des flbr es mnsoulairee striöes dee mamnii«
feres. — 2)EnooresurI'impregnationohromo-
argentique de la fibre muaoulaire atrite. —
3) Sur quelques partioularites de forme et de
rapports des celloles dutissueoigonctifinteT-
süüel ;parRFusari. (Arch. ital. de BioL XXII.
1. p. 89. 1894.)
In den ersten beiden Arbeiten, die den Charakter
vorläufiger Mittheilungen tragen, berichtet F. über
seine Befunde an quergestreiften Muskelfasern, die
er mit der Oolgi 'sehen Methode behandelt hat
Im Niveau der Krause-Amid'schen Linie fand er
ein verschieden starkes, aus Fäden und Kn^Men
gebildetes Netz, das innige Beziehungen zum Proto-
plasma der Muskelkörperchen hat und als desseii
Ausbreitung erscheint. Die Netze verschiedener
Faserabschnitte stehen mit einander in Verbindoog
durch longitudinale Fäden. An beiden Qrenzlini«!
der doppeltbrechenden Substanz befindet sich ein
anderes Netz, transversal und, wie das erste, ans
Fäden und K(Smchen geformt In der doppelfr-
brechenden Substanz finden sich noch andere EQni-
chen, durch die Oolgi 'sehe Methode rothbnnn
gefärbt, länglich, prismatisch, zuweilen in der Mitte
etwas aufgehellt, zuweilen aus zwei in der Faser-
riohtung übereinander liegenden TheildieQ be-
stehend. Bei diesen Untersuchungen gelang I.
mehrmals die Imprägnation vonBind^gewebezeUen
sowohl zwischen den Muskelfasern, als auch in den
Zungenpapillen und zwischen den Läppchen der
Zungendrüsen. Er fand dabei Besonderheiten, die
auf eine nahe Verwandtschaft dieser Elemente mit
den Zellen des Knochengewebes und des Stratom
proprium corneae einerseits, mit den Nenroglia-
zeUen andererseits hinweisen. Diese Bindegewebe-
zellen haben alle Fortsätze in mehr oder minder
grosser Zahl, die aus granulirtem Protoplasma be-
stehen, sich mehr oder weniger stark verzweigen
und mit Fortsätzen benachbarter Zellen in Veibin-
dung treten. Besonders bemerkenswerth aber ist
das Verhalten mancher Fortsätze zu den Capillar-
wandungen, indem sie mit ihren Verzweigungen
einen Theil der Gapillarwand bekleiden, ähnlich
wie die NeurogUazellen zu den Qefässen des Ceatnl-
nervensystems sich verhalten. Ebenso finden aidi
im Bindegewebe zwischen den Läppdien der serösen
Zungendrüsen Zellen, die, nach Art eines Napfo
geformt, in ihre Goncavität die Acini aufhehmeo.
Teichmann (Berlin).
373. Ueber die gwenkmämige Anwendung
der Gk>lgi*8ohen Sublimatmethode für die
UnteniQohtuig des Oehima des erwaofasenen
Menschen; von Dr. K Flatau. (Arch. f. miho-
skop. Anat. XLV. 1. p. 158. 1895.)
Dem Mangel, dass die Golgi'sche ImprfignatioD
der Nervensabstanz Insher an den GentrabrganeD er-
wachsener Menschen nnr unsichere Resultate lidferte luid
deshalb für die Untersuchung namentlich pathologisch
veränderter Organe kaum in Betracht kam, hofft FL
durch eine Modäkation der Methode abgeholfen zu haben,
die in folgendem Verfahren besteht: Das Oehim wird
in toto 2 — 3 Mon. lang in 3 — 4proc. Losong von Kaliom-
bichromat gehärtet Dann werden ans verschiedeDOO
Stellen 1 — 2qom grosse tmd 5— 6 mm dioke Stücke ent-
nommen und in Snblimatlösung 1 : 1000 gelegt» ao daffl
auf jedes Stüok 30 com Flüssigkeit kommen. In den
ersten 2—3 Woohen wird die Flüssigkeit alle 2-3 ly
gewechselt, bis keine gelbe Farbe mehr abgegeben wird.
Während der ganzen Zeit und auch später bleibt de
Präparat im Dunkeln bei Zinmiertemperatnr. In der £s-
letst erneuerten Sublimatlösung bleiben die Stucke oock
9—12 Mon. liegen. Dann kommen sie (ohne in Wasser
durchgespült su sein) in Alkohol von 80 und 96Vt ^^
in absoluten Alkohol, und dann folgt CelloidineinbettaDg.
Die Schnitte können unter dem Deckglas anftewahit
werden. Teichmann (Beriin)*
I. Anatomie und Physiologie.
227
374. Beoherohes mr le nerf aaditif , aes
rameaax et les ganglions; par le Dr. A. Can-
nieiL (AiüLclin. de Bordeaux HL 2. p. 78. 1894.)
Die sehr gründlidie, mit den modernsten Mitteln
der Technik ausgeführte Arbeit C.'s verfolgt den
Zweoky dxuch Aufdeckung der weitgehenden Ana-
logien zu beweisen, dass der N. aousticus nach
seinem Ursprünge und seiner Endigungs weise, wie
sDcfa in seinem Yerhalten su Ganglien die Bolle
einer hinteren Wurzel eines Spinalnerven spielt,
dessen vordere motorische Wurzel dann vom N.
ÜMaalis dargestellt wfirde. Teichmann (Berlin).
375. Bor une nouvelle forme de terminaiaon
nerveuse — ansea terminales; par Y. Babes.
(Roumanie m6d. ü. 4. p. 97. 1894.)
6. beschreibt folgende sonderbare Nervenendigung,
die er in einem Falle vonPseadohypertrophia muscnlans
in einem grösseren Hnskelstaoke beobachtet hat: Eine
elarke isolirte Nervenfaser mit ziemlidi nahe stehenden
Banner* 9ohesi Sohnürringen theilte sich im Niveau eines
solchen in 2 Pasem, die nach kurzem parallelen Yerlaufe
sich von einander entfernten, nm je einen grossen Halb-
kreis zu beschreiben mid sich dann wieder za vereinigen.
Sie bildeten so eine Schlinge von etwa 7 mm lünge und
2—3 mm Breite, die von einer starken, zahlreiche längs-
eestellte Kerne enthaltenden Scheide umhüllt wurde.
Jeder Zweig dieser Schlinge gab nach Yerlanf von circa
1mm einen kurzen Ast ab, der panülel mit der Schlinge,
in derselben Scheide verlief und die Sohlinge mefaf £Mh
umwand. Diese beiden Seitenüste besassen jeder eine
findi^ong: der eine verliess kurz vor seinem Ende die
Scheide im Niveau einer Muskelfaser, in die er sich an-
scheinend versenkte; der andere trat zugleich mit der
Schlinge in eine ovale Bindegewebeformation ein. Diese
stallte einen mit stark liohtbrechender Kapsel versehenen
Körper von 0.1 mm Durchmesser dar. Uier bildete die
Bcmmgenfaser eine Art von Knoten und mehrfache Yari-
kosititen und trat an der entgegengesetzten Seite des
Korperchens wieder aus, während der Seitenast mit eini-
Sn feinen radiär gestellten Zwei^hen darin endete. B.
It diese senderäure Nervenendigung trotz des patho-
logischen Falles für eine normale.
Teiohmann (Berlin).
376. Ueber dieVerwendmigyonsabontan
hgUrirtem Fett im StoflWeohsel; von Prof. W.
Leube. (Sitz.-Ber. d. physiL-med. Ges. zu Wflrz-
borg Nr. 1 u. 2. p. 5. 1895.)
L beobachtete, dass 80— 100 g Oel im Laufe
«iofis Tages ohne nachtheilige Folgen subcutan in-
jicirt werden können. Er steUte an Hunden Yer-
mche darQber an, ob dies Fett resorbirt und im
Stoifwechsel verwendet werden kann. Als Fett
wde Butter verwendet Nachdem den möglichst
abgemagerten Hunden mehrere Monate hindurch
BQtter injicirt war, wurden sie getödtet und die
Art des Fettes wurde in verschiedenen Organen
bestimmt Es zeigte sich, dass Butterfett zwar in
der Bauchhaut und an anderen Stellen noch un-
resorbirt lag, dass aber ganz fettlos gemachte
Honde nach den Butterii^'ektionen gewöhnliches
Hnndefett angesetzt hatten« Läset man einen
Bolohen Hund dann weiter hungern, so verschwindet,
ebenso wie das andere Fett, auch das noch un-
wwrbirte Butterfett Y. Lehmann (Berlin).
377. The nonnal absorption of fiat and the
efClBot of extiirpation of the panoreas on it ; by
Yaughan Harley. (Joum. of Physiol. XYDI.
1 and 2. p. 1. 1895.)
Ein normaler Hund resorbirt nadi H. in 3 bid
4 Stunden 9— 21% Fett, in 7 Stunden bis 46^««
in 18 Stunden Sß^/^ Die Fettmenge, die den
Magen verlässt, hängt (neben individuellen Ein-
flössen) ebenfidlsvon der Zeit ab. In 3 — 4 Stunden
haben 25 — 44^/o Fett den Magen verlassen und
sind in den Darm gelangt, in 7 Stunden 33 — 63%,
in 18 Stunden ist die ganze Fettmenge in den
Darm übergetreten. Ezstirpirt man Hunden das
Pankreas, so wird nicht nur kein Fett resorbirt,
sondern es findet sich bedeutend mehr Fett im
Digestionskanal, als gegeben war. H. erklärt dies
Faktum durch eine Sekretion von Fett seitens des
Darmes. Bei Hunden ohne Pankreas ist auch die
Fettmenge, die in bestimmter Zeit den Magen ver-
lässt, sehr herabgesetzt Y. Lehmann (Berlin).
378. L*elimination de la bile dans lejeune
et apres differents genres d'alimentation ; par
le Dr. A. G. B a r b 6 r a. ( Arch. Ital. de Biol. XXTIT.
1—2. p. 165. 1895.)
Die Menge der ausgeschiedenen Oalle (bei
Qallenflstelhunden) steigt am meisten nach Eiweiss-
fütterung, ebenfalls beträchtlich nach Einführung
von Fett, sehr wenig nach Kohlehydraten. Wasser
oder Alkohol lassen die Gallenmenge unbeeinflusst
Die Yermehrung hält am längsten an bei Fett-
fütterung, am wenigsten bei Eohlehydratfütterung.
Das Maximum der Gallenabsonderung erscheint
1 — 2 Stunden nach Kohlehydraten, 3 — 6 Stunden
nach Eiweisssubstanzen, 6 — 9 Stunden nach Fetten.
Y. Lehmann (Berlin).
379. Sur les eflbts de Tablation des glan-
des venimeases ohez la vipdre an point devue
de la secrätion interne; par C. Phisalix et
G. Bertrand. (Arch. de Physiol. Y. 1. p. 100.
Janv. 1895.)
Bei verschiedenen giftigen Thieren hatten P h.
und B. festgestellt, dass das Blut dieselben gif-
tigen Stoffe enthalte, wie die Giftdrüse. Diese
Thatsache konnte auf 2 Arten gedeutet werden:
entweder die Stoffe werden im Blut gebildet und
durch die Giflxlrüse nach aussen abgeschieden,
oder umgekehrt: die Giftdrüse entleert die Stoffe
in das Blut War ersteres der Fall, so musste die
Wegnahme der Giftdrüse eine Steigerung der Blut-
giftigkeit bewirken ; war letzteres richtig, so musste
die Wegnahme eine Yerminderung der Blutgiftig-
keit zur Folge haben.
Ph. und B. haben diese Frage an Yipem ge^
prüft Das Experiment entschied hier zu Gunsten
der zweiten Annahme. Mehrere Wochen oder
Monate nach der Operation trat eine deutliche Yer-
minderung der Blutgiftigkeit ein.
Y. Lehmann (Berlin). ,
328
n. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie.
II. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie.
380. Zur Diagnose der epidemisohen Cere-
brospinalmenlngitiji ; von Dr. Soherer in Statt-
gart (Gentr.-BL f. BakterioL u. Parasitenkde.
XVn. 13 u. 14. 1895.)
In einer Reihe von BUlen von Cerebrospinal-
meningitis hat So h. zu Beginn der Krankheit das
Sekret der Nase mikroskopisch und bakteriologisch
untersucht und in allen frischen Etilen den Diplo-
coccus interoellularis meningitidis gefunden, wäh-
rend es ihm niemals gelingen konnte, diesen bei
Gesunden und anderweitig Erkrankten nachzu-
weisen. Seh. glaubt deshalb, dass die Infektion
bei der epidemisdien Meningitis durch die Bin-
athmung erfolgen könne und dass der Diplokokken-
Nachweis in zweifelhaften Fällen zur Stellung der
Diagnose und Differentialdiagnose verwerthet wer-
den solle. Wenn auch in den von Seh. unter-
suchten 18 Fällen stets der Diplocoocus inter-
cellularis gefunden wurde, so ist es doch wahr-
scheinlich, dass man bei der Pneumokokken- und
Streptokokkenmeningitis auch dieKrankheitserreger
im Nasensekrete wird finden können, sofern die
Infektion durch die Athemluft erfolgt
Ooldschmidt (Nfirnberg).
381. Zar Aetiologie der Meningitis oerebro-
spinalia epidemioa; von Stabsarzt Dr. H. Jäger.
(Ztschr. f.Hyg. u. Infektionskrankh. XIX. 2. 1895.)
J. hatte Oelegenheit, während einer Epidemie
von Genickstarre, die in den Jahren 1898 und
1894 in den Qamisonen Stuttgart und Ludwigs-
burg herrschte, bakteriologische Untersuchungen
anzustellen. Er kommt zu der Ansicht, dass nicht
der Fränkel'sche Pneumococcus, sondern der
W e i c h s e 1 b a u m 'sehe Diplocoocus interoellularis
als der Erreger der epidemischen Genickstarre an-
zusehen ist. Derselbe ist durch verschiedene bio-
logische Merkmale (vor Allem durch die mangelnde
Virulenz den Yersuchsthieren gegenüber, durch
die Fortzüchtbarkeit und grössere Lebensfähigkeit,
durch die geringere Ausbildung der Kapsel, die
Neigung zur Tetradenbildung) von dem F r ä n k e 1'-
schen Pneumococcus unterschieden, von dem er
schon durch die breite „Semmelform^* sich aus-
zeichnet.
Der Weichselbaum'sche Diplocoocus wird
leicht übersehen, da er, wie aus einer Beobachtung
J.'s hervorgeht, mit dem F r ä n k e 1 'sehen Pneumo-
coccus zusammen vorkommen kann, so erklärt es
sich, dass letzterer wohl häufiger als der Erreger
der epidemischen Genickstarre angesprochen wor-
den ist, als es den Thatsachen entspricht Dass
der Pneumococcus sporadische Fälle von Meningitis
cerebrospinalis erzeugen kann, ebenso wie z. B.
der TuberkelbaciUus und der Streptococcus, will
J. nicht in Abrede stellen. Dader„Meningocoocu8*^
auch im Nasensekret vorhanden ist, so ist zur Zeit
einer Epidemie der Desinfektion der SchnupfiAcher
Beachtung zu schenken. Ebenso muss die Unsitte
bekämpft werden, Nasenschleim in den Badien zu
aspiriren und dann auszuspucken.
Brückner (Dresden).
382. BinigeBeobaehtungen über die Ito
phologie der Sporoiofo von Variola, sowie
über die Pathologie der Syphilis; von S. Jack-
son Glarke. (Gentr.-BL t BakterioL n. Pan-
sitenkde. XVn. 9 u. 10. 1895.)
Auf der Hornhaut von Meerschweinchen IJtet
sich derProcess der VacGiruUian sehr gut verfolgen
und an Schnitten, sowohl an gefärbten, wie auch
an ungefärbten, findet man alle Stadien der ?iel*
fach beschriebenen Parasiten. Dieselboi Panusitai
findet man auch bei Krebs und Sarkom. In der-
selben Weise konnte GL in syphüiHachmO^mk'^-
ren in dem angrenzenden Epithel eine Anzahl von
lichtbrechenden runden oder ovalen Körpern mit
dichter, homogener oder netzförmiger Stmktnr
nachweisen. Diese Körper fanden sich nicht in
dem gesunden Epithel, wohl aber auch in tertitai
Läsionen und frischen Qummigeschwülsten der
Leber. Auch bei Verimpfung syphilitischen Mate-
rials von einem primären, verhärteten Geschw^
das schon zu eitern begonnen hatte, zeigten
Schnitte durch die Hornhaut der nach 72 Standen
getödteten Thiere Zellen mit durch Eosin lebhaft
geerbten intranucleären Körpern und anderen
Qebilden, die als Sporozoön angesprochen werden
mussten. Qoldschmidt (Nfimbeig).
383. Ueber die wahrsoheinliohe Ursache
der 9»Alopeoia areata^ (»»Area Celsi^) ; von C.
Hollborn. (Centr.-Bl. f. BakterioL u. Parasiten-
kde. XVn. 11. 1895.)
Bei der mikroskopischen Untersuchung Ton
Haaren eines an Alopecia areata Erkrankten fssA
sich im Inneren der Haare die Wucherung änes
Pilzmjcels, theilweise mit nach aussen durdh
brechenden Sporen. Dieselben Haare, auf schwach
saurem Bierwürze- Agar in Petri'scher Schale ver-
impft, liessen Pilze auswachsen, und zwar eine
Hucor-Art, 2 Colonien von PenidUium crasta-
ceum (Penicillium glaucum) und schliesslioh eisen
schwärzlich-grünen Pilzrasen mit endogener Sporen-
bildung. Bei einer grossen Anzahl von Hairea
waren keine Keime zur Entwicklung gelangt; diese
wurden später auf schwach alkalische Fleisoh-
extrakt-Gelatine mit einem Zusätze von 0.1*/«
tertiärem phosphorsauren Kalium verimpft und
an jedem einzelnen von ihnen entwickelte sich ein
schwärzlich-grüner Pilzrasen, bestehend aus grau-
lichen Hyphen, zwischen denen zahlreiche Sporen
lagerten, die sich in ähnlicher Weise bildeten wie
beim Trichophyton tonsurans.
Ooldschmidt (Nürnberg)
IL Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie.
229
384. Oontribation a rätade da vibrlon
aeptique; par A. Beeson. (Ann. de Tlnst
FtoteuT IX. 8. p. 179. 1896.)
DerYibrio septic., der Erreger der gangr&n^^sen
Septikftmie, ist bereits seit dem Jahre 1877, seit
den Untersuchungen Pastenr's über diesen
Mikroben, bekannt, wie anch seine Toxine durch die
Arbeiten von Boux und Ghamberland aus
dem Jahre 1887 gewürdigt wurden. Mit einigen
biologischen Eigenschaften dieses Vibrio beschäf-
tigt sich die Yorliegende Arbeit B. fand, dass die
reinen Sporen des Vibrio septic. nicht im Stande
seien, bei gesunden Thieren krankhafte Erschei-
nungen hervorzurufen, dass sie in gesunden Ge-
weben nicht die Fähigkeit besitzen, auszukeimen.
Als Ursache hierfür konnte er den Nachweis liefern,
dass alsbald nach der Infektion massenhaft Leuko-
cyten zuströmen, welche die Sporen in sich auf-
nehmen und unschädlich machen. Wird die Wirkung
dieser Phagocyten aufgehoben, so keimen die Spo-
ren aus und bewirken rasch tOdtlich verlaufende
Septikftmie, Eine solche Bolle spielen in der Natur
eine Beihe sonst harmloser Bakterien; gelangen
diese mit den Sporen des Vibrio sept in den
Körper, so entsteht Septikftmie, werden jene aber
Torher durch chemische Mittel, Hitze u. s. w. ab-
getödtet, so werden die Sporen der zerstörenden
Kraft der Phagocyten ausgeliefert und sind nicht
mehr im Stande, Septikftmie zu erzeugen.
Der Vibrio septic. ist ein strenger Anaörobe.
Diese Eigenschaft erklärt auch, warum bei ober-
flächlich gelegenen Wunden selbst unter günstigen
sonstigen Verhältnissen die Infektion ausbleibt;
zu ihrer Entstehung gehören eine gewisse Tiefe
der Wunde und völliger Luftabschluss neben der
Beimengung anderer Bakterien.
Ooldschmidt (Nürnberg).
385. Beitrag sur Lehre von den BepUaohen
Irkrankungen; von Dr. E. Pfister in Zürich.
(Arch. f. klin. Chir. XLEK. 3. p. 697. 1895.)
Pf. veröfifentlicht einen im Hanau 'sehen
Privatlaboratorium sorgfiUtigst untersuchten Fall
von Pißmie mü weseniUeher LohüiscUum in der
MushUaiur (MyosUe infedieuse Nicaise) und meia-
statischer Ophthalmie. Die Erkrankung betraf ein
2 Ijfthr. Dienstmädchen; die Streptokokkeninvasion
war von einer kleinen, längst geheilten Hand-
vmide aus vor sich gegangen. Der 7bd erfolgte
in der 4. Erankheitswoche. Bei der Pat. fand sich
anch einerechtseitige Poroiüis, deren genaue Unter-
snchung ergab : 1) dass die Verbreitung der Kokken
nnd der eiterigen Entzündung von den grösseren
Verzweigungen des Drüsenausführungsganges auf
die kleineren und von diesen auf das Drüsengewebe
selbst stattfand; 2) dass in der noch gesunden
gleidiartigen Drüse der anderen Seite bereits eine
Anhäufung von Kokken und Eiterzellen im Lumen
des Ausführungsganges und seiner gröberen Ver-
zweigungen in der Drüse bestand, die in den feine-
ren immer mehr abnahm und schliesslich seh wand.
Diese beiden Thatsachen, und besonders die zweite,
geben eine weitere Stütze der Theorie von der
stomatogenen Entetekung der sogenannten metastO'
iiechen Parotüis,
Der Arbeit ist eine Tafel mit Abbildungen bei-
gegeben. P. W a g n e r (Leipzig).
386. Experimentellea undElinisohea über
die Sepsinvergiftung und ihren Zusanunenhang
mit Baoterium proteua [Häuser]. {Zur Bakte^
riologie der Meischvergiftungen); von Dr. E. Levy.
(Arch. f. experim. Pathol. undPharmakoL XXXIV.
5 u. 6. p. 342. 1894.)
L. stellt zunächst die 1860 durch v. Berg-
mann und Schmiedeberg fOr das Sepsin als
charakteristisch angegebenen Erankheitserschei-
nungen zusammen (Erbrechen, blutige Durchfälle
mit Tenesmus, Blutextravasate unter dem linken
Endokard). Bei dem Versuche, aus einer sehr
wirksamen, gefaulten Hefe die Mikroorganismen
bakteriologisch zu isoliren, züchtete L. ausser un-
schuldigen Wasserbakterien den pathogenen BacH-
Ins der Mäusesqsiikämie, der, wie es scheint, ein
ziemlich r^elmässiger Begleiter der Fäulniss-
processe zu sein pflegt Das wichtigste Bacterium
war aber der Proteus oder „Bacillus figurans*^
(Hauser).
Mit den Culturen des aus sepsinhaltiger fauler
Bierhefe gezüchteten Proteus wurde bei Hunden
durch Injektion von 5 — 10 ocm einer verflüssigten
Gelatinecultur in die Vene das typische Bild der
Sepsinvergiftung hervorgebracht Dabei war das
Blut von Bakterien frei , ein für die Benrtheilung
der Wirkung der Proteusarten wichtiger Umstand.
Aus den analogen Injektionsversuchen mit den
Stoffwechselprodukten des Proteus geht unzweifel-
haft hervor, dass die beim Thierexperiment mit
diesem Mikrobion hervorgerufene Krankheit eine
reine Vergiftung ist Die Vergiftungserscheinungen
beherrschen das ganze Erankheitsbild , während
durch lebende Organismen verursachte Symptome
vollkommen fehlen. Von welcher hohen praktischen
Bedeutung die Proteusinfektion für die mensch-
liche Pathologie ist, zeigt L. weiter an einer von
einem einzigen Oasthaus in der Nähe von Strass-
burg ausgegangenen Epidemie von häm(NThagi-
schem Brechdurchfall (18 Vergiftungen, darunter
1 Todesfall), wo die Proteusbakterien in dem zur
Aufbewahrung des Fleisches dienenden Eisschrank
wuchsen und das Fleisch inficirten. Für das Zu-
standekommen solcher Fleischvergiftungen ist die
Ilhigkeit des Proteus, bei niederer Temperatur
noch gut zu gedeihen, von besonderer Wichtigkeit
Wenn nun auch die von L. beobachtete Fleisch-
vergiftung eine Intoxikation durch Sepsin gewesen
war, so ist, wie L. aus der in der Literatur nieder-
gelegten Casuistik bakteriologisch genau unter-
suchter Fleischvergiftungen hervorhebt, der Pro-
teus durchaus nicht ausschliesslicher Producent des
230
m. AUgemeiae Fattiologie und pathologische Anatomie.
Giftes, denn er fehlte in einer Anzahl yon FäUen
völlig ; die gefundenen Bakterien gehörten vielm^r
zur Gruppe des Baoterium coli commune. Da bei
den Fleischvergiftungen, wenigstens bei einem
Theil von ihnen, die Symptome sich auch ein-
stellen, selbst wenn das Fleisch in gekochtem Zu-
stande oder die aus ihm bereitete Suppe genossen
wird , kann die Vergiftung nur. von den in den
Bakterienleibem eingeschlossen gewesenen Sto£f-
wechselprodukten abhängen.
Die giftigen Stoffe, welche beim Faulen von
organischen Substanzen sich einstellen, treten nur
in einer bestimmten Periode des Fäulnissprocesses
auf. Sie verschwinden später wieder, indem sie
von den Mikroorganismen selbst in einfochere und
ungiftigere Verbindungen zerlegt w^en. Es em-
pfiehlt sich darum, die verdächtigen Objekte,
Fleisch, Wurst, zum Theil behufs chemischer
Untersuchung sofort in absoluten Alkohol legen
zu lassen, worin das Gift auf lange Zeit unver-
ändert bleibt, so dass man Thierversuohe wenigstens
anstellen kann. H. D r e s e r (Bonn).
387. Experimentelles 8ur Lehre von den
Infektionskrankheiten des Auges; von weiland
Dr. M. P e r 1 e s in München« Aus dem Nachlasse
zusammengestellt von J. Munk in Berlin. (Arch.
f. pathol. Anat. u. s. w. CXL. 2. p. 209. 1895.)
P. impfte verschiedene Infektionskeime in die
Hornhaut, die vordere Kammer und den Glaskörper
von Kaninchen, beobachtete die Veränderungen am
lebenden Thiere mit Lupe und Spiegel und unter-
suchte später die enudeirten Augen mikroskopisch.
Das Ergebniss der Versuche war folgendes. Bein-
culturen von HBuhaeiUen, von gelber oder orange
Scarcine, von (saprophytischen, nicht pathogenen)
Bacülen aus faulenden Seefischen, endlich von Cho*
kraspiriUen, unter den erforderlichen Cautelen in
die Vorderkammer oder den Glaskörper von Kanin-
chen geimpft, erzeugen keine wesentlichen Ver-
änderungen im Augapfel Manchmal tritt eine
rasch ablaufende Iritis auf; meist ist schon nach
wenigen Tagen das Exsudat in der Vorderkammer
steril, ohne wachsthumfähige l£ikroben. Aehnlich
verhält es sich mit dem von P. isdirten, bisher
nicht beschriebenen BadUus dendrüicus, T^hus"
baoiUen erzeugen in der Vorderkammer schwere
Formen von Iritis mit Schwartenbildung, im Glas-
körper Abscedirung. Streptokokken in Reincultur
erzeugen in der vorderen Kammer nur Exsudate ;
nach 3 Wochen ist das Auge wieder normaL
SfrepiohokkenhaUiger Euer bewirkt in der Vorder-
kammer schwere Iritis septica, im Glaskörper Eite-
rung. Diphtheriebacülen bewirken in der Vorder-
kammer mittelstarke Exsudation, im Glaskörper
Vereiterung. Viel heftiger aber wirken der F r i e d -
länder'sche BaeiUus und der Fränkel'sche
Diploeooeus. Beide, besonders der Erstere, er-
zeugen sehr rasch Panophthalmitis ; bei den Ver-
auohen mit ersterem ist aber kein Thier allgemein
erkrankt, während bei Impfung mit letzterem die
Thiere nach einigen Tagen septisch zu Grunde
gingen. P. macht auf die Wichtigkeit des F r ied-
länder'schen Bacillus aufmerksam, da gerade er
häufig in der normalen Mundhöhle und den Neben-
höhlen, besonders auch bei Ozaena, gefund^i wird.
Lamhofer (L^pzig).
388. Experimentelle Untersaohangeii über
das Staphylokokkengesohwür der Hornhaut
tinddessenTherapie; von Dr. Ludwig Bach in
Würzburg. (Arch. f. Ophthalm. XLI. 1. p. 56. 1895.)
Als Versuchsthiere wurden Kaninchen benutzt;
die Einimpfung von Staphylokokken geschah in
eine mit einer Lanze gebildete Homhauttasche.
Bei gleich starker Impfung war der Erfolg bei ver-
schiedenen Thieren ganz verschieden. Centrale
Staphylokokkengeschwüre schreiten leicht fort,
greifen auf Iris und Ciliarkörper und selbst auf
die Aderhaut über, während randständige oft schon
in ein paar Tagen heilen. Wurde ein inficirtes
Auge nur mit Atropin, das andere mit Sublimat-
iiigektionen unter die Bindehaut und Atropin be-
handelt, so ergaben die Sublimatinjektionen keinen
Erfolg, ja im Gegentheile wurde der Reizzustand
des Auges nur erhöht. Zur Beurtheilung des Wer-
thes der Sublimatinjektionen ist es wichtig, daas
B. beim Staphylokokken-Geschwür der Hornhaut
ohne Perforation niemals Bakterien im Eammer-
wasser oder sonstwo im Auge nachweisen konnta
Die Bakterien breiten sich in den Saftlücken der
Hornhaut aus, vermehren sich dort, wo die ab-
sterbenden Zellen für sie einen guten Nährboden
bilden. Staphylokokken sah B. nie im Innern
einer lebenden Zelle ; eine Phagocytose im Sinne
Metschnikoff's findet hier also nicht statt
Das Hypopyon kommt nach B. durch Ausscheidung
einer fibrinösen Substanz und von Leukocyten aus
den Gefässen der Iris und des Ciliarkörpers zu
Stande. Bei der Prüfung der klinischen Behand-
lung des Staphylokokkengeschwüres durch Aus-
spülen des Bindehautsackes mit Sublimatlösung
fand B., dass nur in die verletzte Hornhaut nach
5 Minuten langer Berieselung Spuren von Sublimat
drangen ; ein einziges Mal aber nur gelang es ihm,
bei einem oberflächlichen Geschwür sämmtliche
Keime zu tödten. Wirksamer erwiesen sich das
Hydrargyrum oxycyanatum, die Auskratzung, vor
Allem aber die Ausbrennung des Geschwüres.
Bei den Versuchen mit StofEwechselprodukten
und Proteinen desStaphylococcus pyogenes aureus
fand B., dass sie, in den Bindehautsack gebracht,
fibrinös eitrige Iritis und Cyditis erzeugten, be-
sonders bei verletzter Hornhaut. Noch stürmischer
waren die Entzündungsvorgänge bei Einführung
der Proteine in die vordere Kammer. B. schliesst
daraus, dass Iritis und CyclLtis bei Hornhaut-
geschwüren, sowie bei heftigen Bindehauterkran-
kungen auf einer Fernwirkung der Bakterien be-
ruhen. Lamhofer (Leipzig).
H Allgemeine Pathologie xmi pathologische Anatomie.
631
389. Bäcpefimentelleünteraaohiuigenüber
die InfektionBgefUir penetrirender Bnlbos-
Terietenngen yom infidrten Bindehautsaok
SOS, nebBt sonstigen Bemerkungen rar Bak-
teriologie des Blndebaatsakes ; von Dr. L. B a c h
in Wftarzbnig. (Arch. f. Aogenhkde. XXX. 2 u. 3.
p. 225. April 1895.)
B. stellte neuerdings folgende Yersuohe an.
Er legte an den Augen von 50 Kaninchen, genau
im Limbus, eine 6 — 8 mm lange penetrirende
Lanzenwimde an. Bei 25 Kaninchen wurde vor
der Operation der Bindehautsack mit unzähligen
Keimen von Staphylocooous pyogenes aureus in-
ficirt, bei 25 nach der Operation. Die Thiere wur-
den dann in den Stall zu den anderen gebracht
mid sich selbst überlassen bis zur Controle der
Wände nach 2 — 3 Tagen. Bei vorheriger Infek-
tion des Bindehautsackes trat 5mal, also in 20%,
bei nachheriger Infektion nur 2msij also in 8%,
Infektion der Wunde und des Auges ein. Als aber
B. die penetrirende Wunde in weiteren 10 Fällen
äiit einer infidrten Lanze machte, ging 9mal das
Ange durch PanOphthalmitis verloren und nur Imal,
vo das Kammerwasser des luxirten Auges mächtig
hervorschoBS und sowohl die Wundränder reinigte,
erfolgte keine Infektion.
B. legt daher den grössten Werth auf voll-
kommen reine Instrumente. Die Qefähr vom Binde-
hautsacke aus ist nicht so gross, erst dann wird
sie gross, wenn durch das Instrument die Keime
in das Qewebe gleichsam hineingepresst werden.
B. hält die mechanische Beinigung des Bindehaut-
sackes, die Abspülung, für vollständig genügend,
die chemische für reizend und daher schädlich.
ESne indifferente Kochsalzlösung ist dem Sublimat
1:5000 vorzuziehen. Er stellt den Satz auf: Die
Antisepsis ist bei den Augenoperationen zu ver-
werfen, da sich durch ein aseptisches Verfahren
Gleiches auf schonendere Weise erreichen lasst.
Lamhofer (Leipzig).
390. Ueber die Bakterien im Conjunotival-
Baok des gesunden Auges; von Dr. L. Lache -
wicz aus Wilna. (ArclL f. Augenhkde. XXX.
2 n. 3. p. 256. 1895.)
L. untersuchte die Bindehautsäcke von Augen ge-
Bmider Personen (junger Aerzte, Studenten u.s.w.).
Bakterien wurden unter 63 Augen nur in 19 Augen
(31<^/«) gefunden. Hauptsächlich waren Kokken
Toriuinden, nur bei 4 Personen Bacillen. Die eigenen
Angen L.'8 waren bei drei Untersuchungen wäh-
rend 3 Wochen keimfrei. L. impfte sich nun selbst
Tenohiedene Bakterien ein, Micrococcus candicans,
Bacillus sporifems, Staphylococcus pyogenes albus,
Bacillus flttorescens putridus, Micrococcus coronatua
undlücrocoocus cereus albus. L. nahm bei diesen
Untersuchungen weder unmittelbar nach der Ino-
enlation, noch später etwaige Beizerscheinungen
wahr. Es scheinen also alle diese verschiedenen
Mikroorganismen ffir das Auge ziemlich indifferent
zu sein. Wichtig ist femer, dass L. bei üeber-
impfung der Thränenflüssigkeit seiner inficirten
Augen auf Agar schon am 1. oder 2. Tage keine
Bakterien mehr nachweisen konnte.
Lamhofer (Leipzig).
391. üeber Frentidkörpertaberkalose und
Fremdkörperriesenzelton; von Dr. E. Krück-
mann. (Virchow's Arch. CXXXYin. SuppL-Heft
p. 118. 1896.)
K. bearbeitete unter Lubar seh 's Leitung ein
grösseres Material auf die diagnostische Bedeutung
der Fremdkörperriesenzellen, bez. ihr Vorkommen
in Entzündungsherden und Geschwülsten hin. Das
Material zerfällt in 4 grössere Abtheilungen.
I. Falk, in denen die histologische Differential'
diagnose: Tuberkulose oderF^emdk&rperttiberkulose?
vorlag.
1) Bei einem gesunden Studenten traten vor 2 Jahren
Fosssolunerzen ac^, die in Anfällen sich wiederholten.
Operation: Sehnenscheidenentzündnng mit braoner Flüs-
sigkeit und Fremdkörper bis znHaselnnssgrösse. Mikro-
skopischer Befund: Die Fremdkörper zeigten unter
dickem Endothel eine derbfieerige pigmentreiche Kapsel
und ein aus Qrannlationeogeweoe und Lenkocyten, Ge-
issen, Pigmentkörnem (eisenhaltigen) und einzelnen pig-
menthaltigen Riesenxellen bestehendes Gentram ; in einem
der Körper grossere Haufen von Riesenzellen ; keine Ver-
käsung, keine Tnberkelbaoitten.
Epikrise: ImOe^nsatze zu den geläufigen Befanden
echter Tuberkulose bei Sehnenscheidenreiskörpem musste
wegen Mangels typischer Tuberkelknötchen (üe Diagnose
auf chronisch -rheamatische Sehnenscheidenentzündung
gestellt werden. Heilung,
2) OranulatioDengewebe dner Enoohenfistel bei einem
löjähr. Mädchen. Mikroskopisch fanden sich in leuko-
cytenreichem Gewebe Staphylokokken, typische Lang-
hans*sche Riesenzellen mit dunkd färbbaren Kernen,
keine epithelioiden Zellen, dagegen kleine, wahrscheinlich
als osteomyelitische abgegrenzte Knochenstnokchen auf-
zufassende kidkhfdtige Pwtikel. Keine Tuberkdbacillen.
Epikrise: FremdkÖrperreaction (Riesenzellen) und
durch abgeschwächte Staphylokokken bedingte Entzün-
dung, nicht Tubeikulose. Der Riesenzellenbefund darf
demnach nicht als ausreichend für die Diagnose „Tuber-
kulose*^ angesehen werden.
IL ChnMnaiion von echter Tuberkulose mä
Fremdkarpertuberkubse,
3) Reiskörpergelenktuberkulose im Knie bei einem
ITjähr.Mädchen. Mehrfach operirt, zuletzt vor 3 Monaten.
Mikroskopisch: Neben typischen Riesenzellentuberkeln
grosse Riesenzellen in der Nähe verkalkter Catgutligatur-
fäden ; diese wurden nebst den Riesenzellen von knötchen-
artigen LeukooytenwäUen umgeben, die theil weise echten
Tuberkeln sehr ähnlich sahen.
4) Zellenreiches Granulationengewebe bei chronischer
Gelenktuberkulose. In einigen Schnitten lan^e elastische
Fasern, die von mehreren Riesenzellen emgescheidet
werden.
5a) 15jähr. Mädchen. Die Halslymphdrüsen ent-
hielten neben charakteristischen verkäsenden Tuberkeln
in zahlreichen Follikeln Riesenzellen um geschichtete,
zum TheU xmregelmässig gestaltete innerhalb der Follikel
gelegene Kalkkömer herum.
5b) Tuberkulöse Bronchiallymphdrüse. In den Tuber-
kelknötchen innerhalb der Nekrose zahlreiche feinste
Kalkkömchen, desgleichen innerhalb der Riesenzellen am
Rande der Tuberkel; die Kalkablagerungen gaben den
Riesenzellen wegen ihrer Feinheit ein bestäubtes Aus-
sehen. Da die Riesenzellen nur dort Verkalkung zeigten,
232
IL Allgemeiiie Pathologie und pafhologisclie Anatomie;
wo solche aach im übrigen Taberkel vorlae, neigt K. za
der Annahme, dass sie phagocytfir die Eaikköiner auf-
genommen hätten, ohne indessen die andere Annahme
einer eigenen Yerkaiknng der Biesenzdlen vollkommen
ablehnen zn wollen. In gleioher Weise, also durch aktive
Kalkaufiiahme Seitens der Zelle, erklärt sich auch die
Bieeenzellenbildung des Falles 5a. Die Ealkconkremente
in den Follikeln entstanden wHLhrsoheinlich aus hyalin
degenerirten Gefässen, die Biesenzellenbildung um sie
herum aus einer Wucherung der anstossenden perivas-
kulären Endothelzellen; innerhalb der Sinus gelegene
Riesenzellen deutet E. dagegen als zusammengeschmol-
zene Beticuliunzellen.
7) 24jähr. Frau. Tubentuberkulose. Laparotomie,
tuberkulöse Fistel der Bauchwunde. In dem Qranula-
tionenffewebe derselben neben echten Tuberkeln mit Bie-
senzellen andere vielgestaltige Biesenzellen mit Besten
von Catgutföden (6 Monate nach der Operation).
8) Chronische Lungentuberkulose. Neben typischen
Biesenzellentuberkeln zahlreiche theils freie, theils inner-
halb der Alveolen gelegene und dann von Riesenzellen
umschlossene Corpora amylacea. Die Bildung der Biesen-
zellen um die letzteren herum, eine bisher noch nicht
beschriebene Erscheinung, geschah durch Anlagerung
imd Terschmelzung von Alveolarepithelien.
nL BieaenxeUen in OesckunUsten,
9) öardnom des Augenlids; Plattenepithelstränge
mit Homperlen; zwischen den Cardnomzetlen oder im
leukocytenreichen Grundgewebe innerhalb von Spalten
(Lymphgefassen ?) grosse Biesenzellen, welche verhornte
Epithelzellen einschlössen oder ihnen anlagen. Die
Kerne der Biesenzellen lagen fast immer in dem dem
Fremdkörper abgewandten PiotoplasmatheiL
10) Oarcinom des Cksophagtu. Aehnliche Befunde
wie in 9.
11) Vereitertes Atherom, Die mit Plattenepithel
überkleidete Innenwand war stark mit Leukocyten in-
filtrirt; im Innenraume lagen abgestossene Epithelien,
Eiterzellen, Cholestearinkrystalle. Inmitten dieser Mas-
sen, wie in der Umgebung der Epithelien fanden sich
Biesenzellen, die in Form, Grösse und Färbbarkeit mit
den anderen Plattenepithelien übereinstimmten und ver-
hornte EpithelzeUen oder Cholestearintafeln umschlossen.
12) Po^ der Paukenhöhle bei Cholesteaiom. Im
bindegewebi^n Stützgewebe des mit Plattenepithel über-
zogenen und stark mit Leukocyten infiltrurten Tumor
fand man Riesenzellen, die Plattenepithelien oder Chole-
stearinkrystalle einschlössen. Einige zeigten Karyo-
mitosen und Leukooyteneinschlüsse; die ^twickelung
schien sich an dieEndothelienderGefässeanzuschliessen,
die oft in Wucherung befunden wurden. Bei anderen
liess sich schwer entscheiden, ob die Riesenzellen endo-
thelialer oder epithelialer Natur seien, doch gelangte K.
zu letzterer Annahme wegen der Analogie mit den
Fällen 9, 10, 11, in denen die Riesenzellen wegen ihrer
Lage innerhalb der Epithelstränge u. s, w, für epithelial
erklärt wurden, obwohl sonstige hierfür sprechende mor-
phologische Charakteristica nicht bestanden.
13) Dermoidcyste des Ovarium bei einer GQjähr. Frau.
Gemischte Cyste. Die Wand der haarhaltigen Hauptcyste
zeigte streckenweise Plattenepithel. Im Bindegewebe der
Cystenwände mehrfach Riesenzellen mit Margarinnadeln.
In der Hauptcyste lagen solche dicht unter dem Platten-
epiti^el oder noch tiefer; manche Riesenzellen enthielten
noch braunes Pigment, häufig lagen sie den Haaren dicht
an. Hiemach ist ihre Entstehung aus dem Bindegewebe
im Anschlüsse an die Fremdkörperwirkung von Haaren
und Blutungsresten wahrscheinlich. E. polemisirt gegen
Goldmann 's Anratben über die epitheliale Entwicklung
der von ihm in Ovarialdermoiden gefondenen Riesen-
zellen.
lY. F^emdkörperriesenxeBen in den sarkomor
lösen QeschunUaten.
Auch in sarkomatOseaTuinoien kOnnen Riesen-
aeUen vorkommen, deren Entstehung anf die Fiemd-
körperwirkong zu beziehen ist
14) Schilddrüsensarkom, Das Zwischengewebe zwi-
schen den plattgedrückten Alveolen zeigte spindelförmige
Sarkomzellen und starke Leukocyteninfiltnttion. Zahl-
reiche Langhans'sche Rieeenzellen mit Blutpigment und
Qlykogentropfen la^en an einxelnen SteUen des Ge-
schwuLstgewebes und lassen daher die Annahme zu, dass
es sich nicht um Sarkomzellen, sondern um Fremdkörper-
riesenzellen (Blutpigment; Glykogen?) handelte; dass
auch in Sarkomen, die nicht vom Knochen abstammen,
richtige Sarkomriesenzellen vorkommen, ist ja bekannt,
und wurde von Lubarsch gerade auch in einem Schild-
drüsensarkom constatirt, doch war diese letztere Deutung
für den vorliegenden Fall unwahrscheinlich.
15) Oljähr. Mann. Sarkom am Halse vom Proc
mastoid. bis zum Stemalgelenke, aus knorpelharten und
weicheren Knoten bestehend. Grundgewebe theils derb,
zellenarm, thdls locker, zellenreich, stiirk pigmentdurch-
setzt. Es entJiielt vielfach breite Züge und kleinere
Schollen von typindhem Amyloid; solche Scheuen können
von Riesenzellen umschlossen sein, deren Leiber bisweilea
eine diffose Amyloidreaktion zeigen. MehrfiEush fanden
sich Knochenbälkchen im Stroma. 'Wahrsoheinhch han-
delte es sich um ein Lymphdrüsenendothelioni. Dia
Riesenzellen waren offenbar Fremdkörperriesenzdlan um
das schwerverdauUche Amyloid herum; letzteres ent-
stand wohl aus Hylalinumbildung stagnirender Blut-
massen innerhalb der wuchernden Endothelräume. Die
Riesenzellen bildeten sich auch hier aus Endothelzdlflo.
V. Biesenxeüen um thierische ParaaUen,
16) Oysticercus des IV, Ventrikels bei einem 36jähr.
Manne. Ependymepithel theils abgestossen, theils in
starker Wucherung, in Form hoher, bisweilen mehr-
schichtiger Cylinderepithelien oder riesenzellenartiger
Epithellmospen.
17) Eehinoeoecus der Rückenmuskulatur, durch-
gebrochen durch die Dura auf das Rückenmark, Oom-
pressionsdeeenerationen des letzteren. In Dura und Pia
sehr grosse Kiesenzellen um Stückchen der Echinokokkeo-
membran herum; auch in der Muskulatur einige meist
einschlussfreie Riesenzellen.
In einer allgemeinen Epikrise erörtert E. end-
lioh einige Cardinalfragen über die Nator und
Entwicklung der Fremdkörperriesenzellen. Ein
bestimmter Typus, namentUch betreffs der Eem-
anordnang, besteht nicht, die wechselnden Zu-
stände der Fremdkörper selbst bedingen eben
solche Variationen in der Form und Eemanord-
nung der Riesenzellen. Wahrscheinlich besitzen
letztere ein gewisses Yerdauungsvermögen. Sie
entstehen sowohl aus BindegewebezeUen, als aus
Gefässendothel , oder aus Epithelzellen verschie-
dener Herkunft, nicht aber aus Leukocyten, bez.
Wanderzellen. A r n o 1 d 's Angaben über die letzt-
genannte Möglichkeit, die sich auf seine Weizen«
griesinjektionen stützen, wurden von Lubarsch
nachgeprüft und die Thatsache des frühzeitigen
Auftretens der Riesenzellen, gleichzeitig mit den
ersten spärlichen Endothelmitosen , wurde zwar
gleichfalls festgestellt, aber doch eben im Sinne
der Entstehung der Riesenzellen aus diesen Mitosen
gedeutet Beweglichkeit und phagooyt&re Th&tig-
keit kommen den RiesenzeUen wahrscheinlich zu;
sie entstehen sowohl aus einer, wie aus mehrersn
Zellen, und zwar theils unter mitotisoher, theüs
unter amitotischer Eemtheilung.
Beneke (Brannsohweig).
m Allgemeine Pafhol(^e imd pathologische Anatomie.
233
' 392. Veber Ettryorhezis; von Dr. H. S oh m au s
imd Cand. med. E. Albreoht in Mfinchen. (Vir-
diow's Apch. CXXXVm. SnppL-Heft p. 1. 1895.)
Neben den dnrch einfachen Ghromatinschwund
chBrakterisirten Bildern der Zellkemnekrose haben
Beit Jahren besondere Formen deBEemuntergangs,
die als weeentiiohen Typus den Zerfall der Chro-
matinsubstanz in einzelne Körner und u. ü. deren
Debergang in das Zellenprotoplasma aufweisen, die
Aufmerksamkeit vieler Autoren auf sieh gelenkt ;
sie sind sowohl bei physiologischem, als bei
pathologischem Zellenuntergange beobachtet wor-
doi, und der Frooess erhielt durch Elebs zum
Unterschiede gegenüber der Kcuyolysia den Namen
.yKaryorhexis'^. Diese Zustftnde haben die Yff. ge-
nauer studirt, und zwar bei durch akute Anftmie
(Arterienunterbindung) absterbenden Nierenepithe-
lien (Kaninchen), die in FTemming^BoYier oder Her-
monn'scher Flüssigkeit fixirt und mit verschie-
denen Eernffirbstoffen gefärbt waren.
Die Kerne der Bindegewebezellen, wie der
Epithelien der um die Arcus renales und die An-
fange der Artt interlob. gelegenen Rindenabschnitte
zeigen bereits 24 Stunden nach der Arterien-
abbindung sehr häufig ChromcUinvermehrung und
allgemeine Yergrösserung; die Anordnung der
GhromatinkOmer, sowie die Fundstellen selbst, an
denen in späteren Stadien Mitosen vorkommen,
liessen diese Yeränderungen als Frühstadien der
Mitose auffassen ; von ihnen müssen die Degene-
rationsformen (Karyorhezis) getrennt werden, die
allerdings in ihren Anfangstadien, als „e^omoto-
laneUsehe^^ Processe., ähnliche Bilder aufweisen
können.
Die chromatokinetischen Processe trennen die
Tff. in 3 Gruppen : Eemvxmdhyperchromaiose, Oe-
futikifferehrofnaioae, Tbiaikyperchromatose» Bei der
enteren, die besonders 12 Stunden nach der Unter-
bindung auftritt, sind dicke oder feine Chromatin-
balien an der Oberfläche des Kerns zusammen-
gedrängt, regelmässig oder unregelmässig, mit
oder ohne Yerbindungsfäden ; die Oerüsthyper-
chromatose zeigt Chromatinballen und -Fäden von
besonderer Empfängtichkeit fOr die Heiden-
hain'sehe Hämatoxylin-Bisenlackfärbung im In-
neren der Zellenkerne; Zwischenformen beider
Arten repräsentirt die Totalhyperohromatose, bei
der ausserdem biswdlen diffiise Verfärbungen auf-
treten. In den genannten Fällen ist eine Chro-
matinvermehrung das Wesentliehe; die Yff. er-
ttidiessen diese aus der Yergrösserung der gefärb-
ten Kemtheile [ohne freilich darauf einzugehen,
ob thatsächlich eine Neubildung von Nuolein, oder
nur eine stärkere Baumausbreitung des vorher
vorhandenen Materials (Quellung) vorliegt], und
stellen ihr als zweite Gruppe die Bypochramaiose
gegenflber : grosse helle Kerne mit spärlichen blas-
sen Chromatinfäden und stets vergrQssertem, mit
der Kemwand meist durch ein schmales, blasses
Band verbundenem Nudeolus.
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 3.
An die Hyperohromatosen schliesst sich der
Formenkreis der Kermoandsprossungen an. Die
Chromatinballen sprossen, u. ü. unter biscuit-
fSrmigen Erscheinungen, von der Kemmembran
aus in das Protoplasma vor, einzeln oder in Menge;
sie bleiben mit dem Kerne als solide oder hohle
Ballen in Yerbindung, oder lOsen sk^ ganz von
ihm ab und erfüllen dann den Zellenleib. In den
geraden Hamkanälöhen zeichneten diese Figuren
sich durch Zierlichkeit, in den übrigen durch
Plumpheit, stärkere Färbbarkeit und deutliches
Kleinerwerden des Kemrestes aus; im letzteren
Falle fanden sich auch Ballen, die sich vom Kerne
aus noch über die Zellengrenze vorgestülpt hatten.
Die plumpen Formen erschienen spärlich bei
dauernder, sehr reichlidi bei wieder gelöster
Ligatur; die zugehörigen Zellenleiber waren dunk-
ler, zum Theile abgelöst Der ganze Yorgang wird
von den Yfif. als eine Yorbuditung der Kemwand,
als Sprossung, nicht als Durdiwandem der Chro-
matinballen durch die poröse Kemmembran hin-
duroh, gedeutet
Die Degeneration der Kerne setzt sich dann
weiterhin in der Wdse fort, dass die Kem-
membran stückweise schwindet; das Chromatin
derselben scheint sich den vorher schon vorhandenen
dicken Chromatinballen und -Sprossen anzulagern,
und so werden letztere allmählich isolirt; zu^
letzt entstehen eigenthümliche plumpe, kolbige
Bildungen, die an gelappte Leukocytenkeme,
oder auch verklumpte Mitosen erinnern. Auch
diese Bilder findet man bereits nach ^/^ — Itägiger
Ligatur.
Im Gegensatze zu den bisher erwähnten For-
men stehen die dxxtohVerdiickUing der ganzen ZeUe
entstehenden, die die Yff. als I)fkna86 bezeichnen
und die sich fast ausschliesslich an abgesto^senen
EpithelzeUen ausbilden. Im dunklen schmalen
Protoplasma liegen kleine stark diffus gefärbte
Keme mit mehr oder weniger deutlicher Adig-
körniger Straktur oder vollständiger Homogenität;
manche zeigen tiefgreifende Zerklüftungen oder
Yacuolenbildung, oder auch Maulbeerformen, mit
blasser Färbung der einzelnen Buckel; noch andere
Keme sind in ringfSrmige oder längliche bläschen-
artige Bildungen zerlegt Ist das Chromatin ganz
geschwunden, so bleiben in dem bisweilen gleich-
falls vollkommen zerklüfteten Protoplasma dunkle
achromatische Beste zurück. Auch die Entstehung
der Pyknose führen die Yff. auf reichHohe Yermeh-
mng des Chromatins, abgesehen von der Zusammen-
sinterung der vorhandenen Massen, zurück. Die
pyknotischen Yeränderungen schliessen sich so-
wohl an Kemwand-, als Oerüsthyperohromatosen
an. Yerwandt mit diesen Formen ist die einfache
Kemschrampfang, ihnen entgegengesetzt die selten
vorkommende Quellung; vaouoläre Kemdegenerar
tion, wobei dem Keme grosse Yaouolen mit mem-
branöser Contur und chromatischen Mementen im,
Inneren anlagen, war häufiger.
30
23«
IL Allgemeine Pathologie imd paihdk^giBche Am
Den Sofalofis des ProoesfieB bildet das Schwin-
den des Eems; indem die Chromatinf&rbung eu-
nehmend blasser wird, bez. ganz verschwindet,
bleibt znnfidist achromatisohe (dnrch Holzessig
nachweisbare) Substanz zorOok, an den Stellen
nnd in den Formen, wo voifaer chromatische
Körner o. s. w. Torlagen. In dieser achroma-
tisdien Orundmasse treten dann Yaouolen auf, bis
zu korbartiger Umwandlung des Eems, oder sie
zerfUlt in Ueinere EQmer, bis zuletzt einedeut*
liehe Abgrenzung gegen das gleichfalls vacuo-
Ure Zellprotoplasma unm(^lich wird. Derartige
YorgftDge bezeidmen die Yfif. als fiMtoesAromo-
In manchen der absterbenden ZeUen fanden
sich Fetttröpfchen, und zwar bisweüen in so enger
Beziehung zum Eeme (durch chromatische Ffiden
mit ihm verbunden), dass die EmmprosBrn seOmi
fettig deffenerirt zu sein sdüenen. Andere Kerne
machten den Bindmck von Verkalkung.
lieber die Ausbreitung der Kemzersfe&mngen
nach dauernder oder temporftrer Ligatur der Arterie
fanden die YfEL im Wesentlichen dasselbe wie frOher
Litten. DieAuflösung des Chromatins wird nach
ihrer Ansicht durch Flüssigkeitströme wesentlich
gefördert; doch handelt es sich bei der Chromato-
lyse nicht nur um eine Auswaschung, sondern
auch um eine chemische Umwandlung des Nudeins,
ohne die erstere nicht möglich ist Bin auffallen-
des YerhSltniss besteht darin, dass gewisse SteUen
der Niere nach 12stflndiger Abfaindung hyper-
Smisch und mit reichlicher Karyorheods geftmden
werden, neben anderen normalen ; nach 24 Stuur
den dagegen zeigen die ersteren wenig Verän-
derung, die letzteren aber starke Chzomatolyse
und Karyorhezis mit frühzeitiger metaohroma-
tischer Umwandlung, vielleicht in Folge stärkerer
Saftströmungen.
Eine letzte Versachsreihe der VfL bezieht sich
auf die Frage, ob in Gewebestücken, die aseptisch
ausserhalb des Thierkörpers aufbewahrt wurden,
ähnliche karyorhektische Prooesse ablaufen. Ihat-
säohlich ist dies der Fall, und zwar am meisten
dann, wenn die den Gewebetheilen dargebotenen
Bedingungen (Temperatur, Feuditigkeit) den Ver-
hältnissen des lebenden Körpeis möglichst ent-
sprechen. Indessen treten die Veränderungen auch
dann nooh naohtrigUch auf, wenn die Gewebe
unmittelbar nach der Herausnahme durch Gifte
oder niedrige Temperatur sicher zum Absterben
gebracht worden waren, und sie müssen daher als
eadaveröae anfgefasst werden. Manche Erschei-
nungen freilich, z. B. die fettige Umwandlung von
karyorhektisohen Kemsprossen, veranlassen die
Vff. andererseits auch die Möglichkeit offen zu
lassen, dass einige der hierhergehörigen Voigänge
nekrobiotisoher Natur, also der Ausdruck wirk-
licher Lebensäusserungen unter dem Einflüsse der
die absterbende Zelle treffenden Bedingungen, sein
könnten. B e n e k e (Braunschweig).
3&3. Zw KenntaiM dar Goagnlaifans-
nekroae; von Dr. Aufrecht in Magdebuig.
(Gentir.-BL f. innere Med. XVL 10. 1895.)
A. fand als Vorstadium der sogen. Goagulations-
nekrose das Auftreten einer grösseren Anzahl von
kleinen, sich mit Fuchsin intensiv färbenden, etwas
zugespitzten Körnern im Zellkem. Weiterhin
sdiwindet dann der bereits anftngiich sich nur
blase ftrbende Kern, der Kömerhauf en erhält sich
in seiner Gruppirung etwas länger, umdanngkich-
fidls vollständig zu versdiwinden. Zuletzt bleibt
nur die amorphe ZeUform übrig. A. machte seins
Beobachtungen an Kaninchennieren, deren ge-
sammter Stiel 24 — 72 Std. unterbunden war. Die
Epithelien der gewundenen Kanälchen der Binde
wurden eher als die der geraden und der Glome-
ruli befallen. R Klien (München).
394. Ueber Corpora amylacea und lokales
Amyloid in einem endostalen Sarkom des
Brustbeins; von Prof. 0. Hildebrand in Göt-
tingen. (Virchow's Arch. CXL. 2. p. 249. 1895.)
EaustgrossesStenudsarkom, einer 36jähr. Fraannter
Eröffiiung aller Höhlen der Brost, was gat überstanden
wurde, von König exstirpirt Mikroskopisch fand E
vorwiegend Randzellen in fein^iseiigemGitterweik; viele
von ilmen zeigten gequollenes Protoplasma mit rand-
ständigem Kern, manche waren mehrkernig, bez. typische
Eiesenzellen. Zwischen den Zellen eine Unmenge rander
homogener Körper, zerstreut oder in Haufen ; die gToaseren
waren oonoentnsoh ^ohiohtet und radiär gesti^ft, die
kleineren nicht geschichtet, nur gestreift. Grössere Baüea
waren Usweilen deutlich aus mehreren kleineren zu-
sammengeflossen, in solchen fanden sich dann Eemreste,
wahrscheinlich von dem eingeschlossenen Bindegewebe-
stroma eingeschlossen. Femer fand sich eine ähnliehe
homogene Substanz um das Endothel von grossen dünn-
wandten Gefössen, oder in Form kleinerer Schollen anch
innerhalb der GefSsslumina, oder als Centrum abgienz-
barer Geschwulstzell^ihaufen. Oft lagen grössereZellen
sichelförmig den homogenen Köipetn an, oder enthielteo
soldie im ZeUinnera. Die Körper gaben im AUgememen
Amyloidreaktionen [doch färbt Jodgrun sie grün; 8til-
1 i n g hat bekanntHoh gerade die Bothiärbun^ durch diesen
Farbstoff als sicherstes Kriterium far Amyloid angegeben.
Ref.], bisweilen mit verschiedener Inten^kftt derfibUMff*
keit veisohiedener Zonen; sie sind in conoentnrtaE
Schwefel« und Salpetersäure rasch löslich, quellen in
kochendem Wasser nicht, werden durch Speichel nicht
zerlegt Durch die Färbungen trat ein verzweigtes,
gleichartiges System von Strängen im Bindegewebe
hervor.
Die runden Körper müssen als Oorpara am^
lacea gedeutet werden^ deren Vorkommen in Qe-
sohwUlsten selten ist Ihre Substanz ist, troti
leichter Schwankungen in den Farbreaktioaen,
identisch mit den übrigen als echtes Amyloid impo-
nirenden Massen; mit Qlykogen haben sie ni(^t8
SU thun. Sie entstanden durch direkte Umbildung
der Zellsubstanz derGeschwuktzellen, die sich um
einen zuerst gebildeten Ballen oonoentrisohherom-
legen und, selbst degenerirend, sodieoonoentrisohe
Streif ung der grosseren Kugeln veranlassea. Die
Variationen der Jodfftrbbarkät deutet H. als Folgen
verschiedenen Alters der einzelnen Theüe der
grösseren Ballen. Ob schon innerhalb der Zellsa
HL Pharmakologie und Tozikologia
236
fertiges Amyloid entstand, oder ob es die tjpisohe
Reaktion erst naoh Untergang der Zellen erhielt,
daiflber konnte an den Prftparaten kon sicherer
ÄnfiKfalnsB gewonnen weid^; ebenso blieb die
iwüSre Streifong der EOrper unerklftrt
B e n e k e (Brannschweig).
395. Ueber das Vorkommen von Nerven
In spitsen Condylomen ; von B e i s s n e r. Mit
2 Tafeln. (Arch. f. DermatoL n. 8yph. XXVIL 3.
p. 385. 1894.)
Auf Anregung von Wolf f in Strassburg hin
untersuchte E. spitze Condylome auf das Vorhanden-
mu von Nerven ; er bediente sich des Verfahrens
Ton Ramon y Cajal. Die frisch abgeschnittenen
Condylome wurden in destillirtem Wasser ab-
gewaschen und 5 — 7 Tage lang im Dunkeln in
eine LOsung von 1 Theil l^/o Osmiumsäure und
4 Theilen 3.5^/o Kalium bichromatum eingelegt;
nachAbspülung in ^/iproc. Arg. nitr.-Lösung kamen
sie in eine ^/iproc. Arg. nitr.-LOsung und blieben
daeelbst 24 Std. lang dem Lichte ausgesetzt Es
▼nrden alsdann Schnitte angefertigt, in Nelkenöl,
Xylol und scMesslich in Ganadabalsam gebracht
und ohne Deckgifischen aufbewahrt. Gegenüber
den vorangegangenen Untersuchungen, insbesondere
auch vonLeloir, welche keine Nervoifasem in
spitzen Condylomen ergaben, fand R. in allen unter-
suchten Condylomen einen grossen Beiohthum an
Nervenfasern. Die meisten lagen im Rete Mal-
pighi, w&hrend die Papillen nur wenige aufwiesen.
Sie erschienen bis auf geringe Anschwellungen
überall gleich dick und zeigten auch an den Thei-
lungstellen keine Verdickungen, welche auf Kern-
einlagerungen schliessen Hessen. Zwischen die
Zellen des Rete eingetreten verzweigten sich die
Pasem noch häufiger und wiesen sowohl an den
TheilungsteUen wie in ihrem Verlaufe Anschwel-
lungen auf, wdohe nach Tomsa und Langer-
hans nur als Kemeinlagerung^i gedeutet werden
können. Die Vertheilung der Nerven in den dn^
zelnen Papillen schien auch bei verschiedenen
Kranken sehr verschieden zu sein, wie die Condy-
lome auch in verschiedenem Grade schmerzhaft
waren. Die letzten AuslAufer der Nervenfasern
liessen sich bis an die Homschicht verfolgen; ob
sie in diese aber eintreten, liess sich nicht ent-
scheiden. Der genaue histologische Befund wird
durch mehrere Zeiohnungen erläutert, die Lite-
ratur eingehend besprochen.
We r m a n n (Dresden).
III. Pharmakologie und Toxikologie.
396. Die Anwendung deBHosophensinder
rhinologisohen und otologisohen Fnuda ; von
Dr. KolL (Berl. Hin. Wchnschr. XXXIL 29.
1895.)
K. sieht in dem Nosophen „ein werthvoUes
uitiseptisches und sekretionsbeschränkendes Mittel,
welches geeignet erscheint, die in der rhinologi-
schen und otologisohen Praxis gebräuchlichen
Medikamente in mancher Beziehung zu ergänzen
und einige derselben, insbesondere das unerträgUche
Jodoform, mit Erfolg zu ersetzen". Das Nosophen
wird als Pulver oder inQestalt seines Natronsalzes,
des Antinosin, das schon in 0.1 — Iproc. Lösungen
l)iüctericide Eigenschaften besitzen soll, angewendet.
Friedrich (Leipzig).
397. Da« Lieht» unaere gelbe Salbe und die
gev5bnliohen Salbenkrnken ; von S. Holth in
I^nunmen (Norwegen). (Aich. f. Augenhkde. XXX.
2 ^ 3. p. 206. April 1896.)
H. stellte Yersudie an, um die Ursache zu er-
forechen, ^arum die bekannte gelbe (Pagen-
Btecher'sche) Salbe so leicht grau und schwarB
verde, sidi zersetze. Er fiand, dass weder der Zu-
^tt der Luft, nocli die Temperatur, noch die Art
^08 Constituens (Goldcream, Vaselin, Lanolin u. dgl.)
^^d sei, dass die Zersetzung einzig und allein
^ der reducirenden Einwirkung des durch Wände
^ Deckel dringenden Lichtes, besonders seiner
^oletteu Strahlen, beruhe. Es ist daher nöthig,
^Salbe stets in schwarzen Eruken mit schwarzen
l'ockelii aufzubewahren; dann hält sie sich lange
Zeit. Die gewöhnlichen Porzellantöpfchen genügen
nicht Lamhofer (Leipzig).
398. Ueber ein neues Theerpräparat ; von
Fischöl. (Arch. f. Dermatol. u. Syph. XXXL h
p. 91. 1895.)
HersteÜungsverfahren : 100 g Pix antfaraois in 200 g
Benzol gelöst mit 200 g Spiritnis (90^/o) Tersetzt; dieses
Gemisch unter häufigem ümschütteln, längere Zeit bei
2I5>^ stehen lassen. Andererseits werden 50g Schwefel-
kalinm in 40 g heisser offioineller 15proc. Natronlauge
gelöst und mit 200 g Spiritus erhitzt Drittens 100 g
Besorcin, 20g Salioylsäure in 200g Spiritus gelöst; die
3 Losungen zusammenjgegossen, gut durchgeschüttelt und
zum Absetzen bei Seite gestellt. Zum Schlüsse einige
Tropfen Bioinusoles und ätherischen Oeles zum Desodo-
riren hinzugefügt
Der Theer ist in diesem Prftpaiat bis auf ge-
ringe Spuren geUst Es heisst Liquen anthraoia
oomposttus. Liq. anthr. simpL ist dasselbe ohne
Besorcin, Sehwefelkalium und Salicylsäore. [Br-
innert an die alten Präparate von Steinkohlen und
Kalilauge : Anthraookali und Anthraoolcaliflulfunt.
Ref.] Das Mittel lässt sich gnt aufpinsein, ver-
dunstet sofort und macht bei der Anwendung einen
weiteren Verband unnOthig. Es ist angezeigt bei
allen juckenden und schuppenden Hautkrankheiten,
nicht angezeigt bei allen akut entzündlichen und
nässenden. Es hat besonders guten Erfolg gehabt
bei Pityriasis versicolor (Heilung schon naeh ein-
maliger Applikation), bei chronisohem Ekzem (be-
sonders dem arteficiellen, mit Bhagaden verbun-
denen Ekzem der Vola manus bei Arbeitern) und
bei Herpes tonsuranet Der liq. compositus wirkt
236
in. Pharmakologie und Toxikologie.
analog einer Schilpaste, und es müssen zwischen
2 Pinselangen einige Tage Pause eingehalten wer-
den und ein Seifenbad muss genommen werden,
nach 3 Pinselungen 1 Woche Pause. Nebenbei ist
(besonders Nachts) Borsalbe oder Zinkpuder anzu*
wenden. W e r t h e r (Dresden).
399. Etadea e:q;>erimentale8 surrinflaenoe
teratogene ou degenerative des aleools et des
essenoes sor Tembryon de poulet; par Ch.
F 6 r 6. (Joum. de TAnat et de la PhysioL XXXL
2. p. 161. 1895.)
Alkoholdftmpfe beeinflussen die Entwickelung
der Keime ungünstig, und zwar die des Methyl*
alkohols mehr, als die des Aethylalkohols. Wur-
den die Alkohole in das Albumen eingespritzt, so
zeigte sich die Entwickelung der Keime um so
mehr gestört, je höher in der Beihe der Alkohol
stand, nur war auch hier der Methylalkohol sohftd-
lieber als der Aethylalkohol, der in kleinen Mengen
£ast ganz unschädlich blieb. Die Iso- Alkohole
waren schftdlicher als die ihnen entsprechenden
Alkohole. Ein geringer Zusatz von Anis- oder
Absynthessenz zu Aethylalkohol steigerte dessen
Schädlichkeit beträchtlich, insbesondere der Ab-
synthzusatz. Teichmann (Berlin).
400. Untersaohangen über die 'Wlrkang
des Trikresol« auf den thierisdhen Organis-
mus ; von A. 0 r i g 0 r j e f f. (Beiträge zur pathol.
Anat. u. allgem. PathoL XVL 3. p. 551. 1894.)
„Trikresol* ist die Handelsbezeichnung für
ein Gemenge der 3 isomeren Kresole enthaltend
40o/o Metakresol, 35VoOrthokre6olund25VoPft»-
kresoL Diese Mischung wurde in Paiaffinum
liquidum bei Kaninchen subcutan injicirt DieYer-
giftungserscheinungen, welche sich nach der täg-
lichen Injektion von 0.5 g Trikresol pro kg Körper-
gewicht einstellten, bestanden in Krämpfen, dys-
pnoischem Athmen, Salivation wie nach Garbol-
säure, die auch die Gentren des verlängerten Marks
und des Qehims zuerst erregt, dann paralysirt,
wobei die Paralyse des Athemcentrum die Todes«
Ursache abgiebt Die Yeränderungen in Leber und
Nieren bei Kaninchen nach Vergiftung mit wechseln-
den Mengen Trikresol hatten an sich keinen so
stark destruirenden Charakter, dass man aus ihnen
allein den Tod der Thiere erklären könnte. In
erster Linie tritt in der Leber und Niere die Dege-
neration der parenchymatösen Elemente hervor,
wozu sich bei länger dauernder Vergiftung noch
die Erscheinungen des akuten entzündlichen Oedems
der Gewebe dieser Organe hinzugesellten. Gelegent-
lich ÜEUid Gr. Zerfallsprodukte der rothen Bluir
körperchen innerhalb der Hamkanälchen. Aller
Wahrscheinlichkeit nach geht bis zu einem ge-
wissen Grade eine Zerstörung der rothen Blut-
körperchen und eine Lösung des Hämoglobin im
Blutplasma vor sich. Es ist leicht möglich, dass
die bedeutende allmähliche Abmagerung der Kanin-
chen und die mikroskopisch oonstatirten Anfang-
Stadien eines atrophischen Processes in der Leber
in Fällen länger dauernder Vergiftung mit Trikresol
den Blutveränderungen zuzuschreiben sind.
Bezüglich des Giftigkeitsgrades des Trikresol
bemerkt Gr. nodi, dass die Präparate des Trikresol
4mal weniger giftig sind als die Carbolsfture.
H. Dreser (Bonn).
401. ZurPharmalcologie derSafirolgmppe;
von A. Heffter. (Arch. f. experim. PathoL o.
PharmakoL ZXXV. 4 u. 5. p. 342. 1895.)
Safrol ist der Hauptbestandtheil des aus der
Sassafraswurzel destillirten ätherischen Oeles ; es
macht 90% desselben aus. Seiner chemischea
Constitution nach ist das Safrol als Alijlbrenz-
catechinmethylenäther aufzufassen :
/CHj— CH — CH^ (1)
\0>^^« (4)
Im thierischen Stoffwechsel wird es nidU in eine
Aetherschwef Ölsäure umgewandelt, sondern zu einem
kleinen Theil zu Piperonylsäure C«H,(OsCHt)CO,H
oxydirt, während der grösste Theil des eingefOhrtea
Safrol in Dampfform unverändert durch die Lungen
ausgeschieden wird. Vielleicht entsteht ausser der
Piperonylsäure auch eine sehr kleine Menge Pipero-
nylursäure, der GlykokoUpaarling derselben ; letz-
terer konnte nur im menschlichen Harne nacdi Ein-
nahme von Piperonylsäure nachgewiesen werden.
Die pharmakologische Wirkung des Safrol zeigte
mit derjenigen anderer ätherischer Oele eine grosse
Uebereinstimmung, nämlich an Fröschen eine Nar-
kose, die sich in einer starken allgemeinen Herab-
setzung der Eeflexe zu erkennen gab. Lokal
reizende Eigenschaften hat das Safrol nicht Beim
Warmblüter (Kaninchen) betrug vom Magen oder
ünterhautzellgewebe aus die letale Dosis 1.0 g
pro kg, in die Vene injicirt wirkt 0.2 g pro kg
Kaninchen tödtlich.
Hiernach ist das Safrol bei Weitem giftiger als
alle bisher untersuchten ätherischen Oele. Die
hauptsächlich deletäre Wirkung besteht in einer
Herabsetzung des Blutdruckes durch Lähmung der
vasomotorischen Centren, die aber immerhin noch
recht lange fOr den Brstickungsrdz empBndlich
sind.
Interessanter als die akute Vergiftung ist die
subakute Safrolvergiftung, welche sich am besten
an Katzen hervorrufen Hess; das Safrol bewirkte
nämlich subakui gerade une Phosphor, besonders in
der Leber und den Nieren die stärkste feUige EfU-
ariung, auch bestand ausgesprochener Iktems.
Auch die Casuistik der Vergiftung durdi Sassa-
frasöl zeigt, dass das Safrol eine fOr den Menschen
stark giftige Substanz ist Erwärmt man das Safrol
mit alkoholischer Kalilösung am Rückflusskühler,
so wandelt es sich in das isomere Isosafrol um,
das an Stelle der AUyl-Seitenkette die Ptopenyl-
gruppe — CQ «» CS . CH| enthält Dem Isosafrol
IV. Neuropafhologie und Fc^ohiatrie.
237
fehlt die der Fhoephorwirkung ähiüiohe deletftre
Stoffweohselwirkniig des Safrol YoUstftndig.
Der PetersUienkampher, das ApM, untersoheidet
ach TomSafirol chemisch dadurch, ^»sesan Stelle
sweier H- Atome des Benzolkemes 2 Methoxyl-
grappen enthSlt; die Qualitftt der pharmakologi-
flcheu AllgemeiiiwirkniigeiL ist aber Yon derSafrol-
wirkung nicht wesentlich verschieden, wohl aber
besitzt dasApiol stark lokal reizende Eigenschaften.
Das Oubebinj welches ein Hydroxyl an Stelle
eines H in der Seitenkette des Safrol trägt, erwies
sich dämm als g&nzlich wirkungslos, weil so gut
wie nichts davon resorbirt wird.
H. Dreser (Bonn).
402. Vergleiohend-toxikologisohe Beobach-
tungen über die Wirkung des Hydroohinons ;
von B. Danilewsky. (Arch. f. experim. PathoL
V. Pharmakol. XXXV. 2 u. 3. p. 105. 1895.)
Das Hydrochinon (Para-Dihydroxylbenzol) ist
mdi den an niederen Thieren (Cölenteraten, Poly-
pen, Seestemen, Wtbrmem, kleinen Krebsen, Mol-
lusken und abgeschnittenen Ffihlem von Octopus),
femer am Amphioxus und der Seenadel (Syn-
gnathns), ebenso wie an AmOben, Monaden und
hSheren Infusorien angestellten Versuchen als ein
ledLtdarkesprotoplaamalüdieaOiftzx^^ Das
Besordn, die entsprechende Metaverbindung wirkte
in gleicher Weise, jedoch bedeutend schwacher.
H. Dreser (Bonn).
403. Ueber künstliohen Nierendiabetes;
von C. Jacobj. (Arch. f. experim. Pathol. u.
Pharmakol. XXXV. 2 u. 3. p. 213. 1895.)
Gelegentlich jdiarmakologischer Versuche über
die Goffeinsulfosäure an Kaninchen machte J. die
Beobachtung, dass dem Eintritte einer starken
Diärese, die aber nur nach wasser- und zucker-
leichem Futter (Buben) erfolgte, auch eine mehr
oder minder reichliche Zuckerausscheidung im
Harne nachfolgte. War die diuretische Wirkung
nur schwach entwickelt, so fehlte auch der Zucker
im Harne. Ausser der Sulfosäure riefen auch
Coffein und Theobromin neben einer starken Diu-
rese den üebergang von Zucker in den Harn hervor,
dessen Ausscheidung das Nachlassen der Diurese
noch überdauerte. Da dieser Diabetes so eng mit
der gesteigerten Sekretion in der Niere zusammen-
hängt, darf man ihn wohl als einen wirklichen
„Nierendiabetes'' bezeichnen. H. D r e s e r (Bonn).
404. BeitrSge rar Lehre der Immnnit&t
und Idiossrnkrasie ; von H. Zeehuisen. Ueber
den Emfluas der Körpertemperatur auf die Wirkung
einiger Oifte an Timben, 2. Theil : Morphm. (Arch.
f. experim. Pathol. u. FharmakoL XXXV. 4 u. 5.
p. 374. 1895.)
In diesen, die Fortsetzung zu seinen frfiheren
Apomorphinversuchen bildenden analogen Experi-
menten über den Einfluss der Abkühlung und
üeberhitzung auf die Morphiumwirkung bei Tauben
kommt Z. zu folgenden Ergebnissen: 1) Bei der
Taube wird die Geschwindigkeit der Besorption
und Elimination des (subcutan applicirten) Apo-
morphins und Morphins weder durch Abkühlung,
noch durch Erhitzung in auffälliger Weise beein-
flusst 2) Die psychomotorische Beixtpirkung des
Apomorpkins und die narkotische Wirkung des Mar-»
jMns („cortikale^ Wirkungen) werden durch Ab-
kühlung und Erhitzung (bei der Taube) sehr ge-
hemmt 3) Die durch Apomorphin und Morphin
hervorgerufene Bespirationsverlangsamung bleibt
bei abgekühlten und erhitzten Tauben in derBegel
unverändert 4) Die Körpertemperatur der ab-
gekühlten Taube wird durch die beiden Oifte
herabgesetzt, diejenige der langsam erhitzten in
der Begel erhöht ; bei schnell erhitzten Tauben er-
folgt diese Erhöhung erst nach der Beibringung
grösserer Oiftmengen. 5) Die Ursache der Tempe-
raturerhöhung nach Morphin und Apomorphin be-
steht in der Aulhebung der bei der erkUxten Taube
vorhandenen Polypnoe. 6) Die Krampfwirhmg
und die deletftre Wirkung dieser Gifte werden
durch Abkühlung nicht oder nur wenig, durch
Erhitzung sehr gesteigert 7) Die Breehwirkung
der beiden Oifte wird durch Abkühlung, di^enige
des Apomorphins durch langsame Erhitzung herab-
gesetzt Durch schnelle Erhitzung wird die Brech-
wirkung der beiden GKfte befördert
H. Dreser (Bonn).
IV. Neuropathologle und Psychiatrie.
405. A oase of tomour of the oorpora
quadrigemina; by 0. Guthrie and Aldren
Turner. (Lancet I. 5; Febr. 2. 1895.)
23jihr. Mann. Vor 3 Jahren Ohrenfloss. Seit
12 Wodien Kopfschmerz und Schwindel. Abmagerung.
Kopf beständig nach rechts gewendet. Nackenmoskeln
'Mhts etwas steif. Beim veiBache des Sitzens and
Stehens Neigung nach rückwärts zu fallen. Parese des
'^ten Abdncens, Spasmen der beiden Intemi ooiiU.
Bechte Papille weiter als die linke, schwach reagirend ;
Üoks PapiUenstarre. Zittern des linken Armes. Keine
Alane. Incontinentia yesicae, Betentio alvi. Pols ver-
langsamt (52—60), regehnässig. Kein Fieber. Knie-
i^ze fehlend, Ebutreflexe erhöht Sprache lan^psam,
zögernd. Sklerose des rechten Trommelfells; keine Per-
foration. Die Diagnose wurde aaf Tumor cerebelli ge-
stellt In der Annahme, dass der Sitz des Herdes rechts
sei, wurde hinter dem rechten Ohre ohne diagnostischen
oder therapeutischen Nutzen trepanirt 8 Ttn^ duauf
starb der Kranke. Die Sektion ergab ein Angiosarkom,
das die hinteren 2 Drittel des linken Sehhügels einnahm,
auf die Yierhugel, die graue Masse um den Aquaeductus
Sylvii, die Gegend unter dem linken Thahunus und die
Pyramidenbahn übergegangen war.
Brückner (Dresden).
406. Ausgedehnter Defekt und theilweiae
verknöcherter Tumor der linken Orosshim-
hemisphärei Atrophie der rechten Kleinhirn««
338
lY. Neuropathologie und Psychiatrie.
hemlsphäre und der linken Olive; von Dr.
GeorgSiemon. (Inaug.-Diss. Marburg 1 893.)
Bei einem Kranken, der von Jugend anf nur eine
leichte Atrophie der rechten Glieder und starke Demenz
dar^boten hatte, fand sich in der linken Qrosahim-
hemisphäre ein grosser Defekt, der mit dem Yentnkel in
Verbindung stand. Femer war die linke Grosshimhemi-
sphäre zum grossen Theile geschrumpft Betroffen war
femer das motorische Bindenfeld für die rechten Glieder.
In Folge dessen war die linke Pyramidenbahn erheblich
degenerirt und die rechten Glieder zeigten sich verkürzt
und atrophisch. Von der Decke des linken Ventrikels
reichte ein grosser Tumor, der sich nach seiner Zu-
sammensetzung als ein theil weise verknöcherter, im
Centrum verkäiBter Tuberkel darstellte, in den erweiter-
ten Ventrikel hinein. Es fand sich femer eine erhebliche
Degeneration des Balkens, des Septum pellucidum, des
Foraix, des linken Pulvinar und des linken Corpus mam-
miliare. Ausserdem fand man eine erhebliche Verkleine-
rung der rechten sklerotischen Kleinhimhemisphäre.
Der Nucleus dentatus war zerstört. Mit der Sklerose
des Kleinhims hing zusammen die Atrophie des rechten
Bindearmes, des linken rothen Kernes, des Corpus resti-
forme deztrum, der linken unteren Olive und des Brücken-
armes.
Der Satz E d i n g e r 's, dass die Olive, das gekreuzte
Corpus restiforme, das Vliess, der Bindearm und der
rothe Haubenkem wieder der gekreuzten Seite ein Faser-
system bilden, ist also durch diesen Belund bestätigt.
Besonders interessant waren die Befunde dadurch, dMS
in den einzelnen Abschnitten die beiden sekundären
Degenerationen, die eine vom Grosshim, die andere vom
Eleinhim ausgehend, ganz nahe aneinander lagen imd
doch wieder auf ganz verschiedene Ursachen zurück-
geführt werden konnten. M a r t h e n (Eberswalde).
407. Sor les afifeotionB de la qneue de
oheval k propos de deuz oae des oea affeo-
tiona ; par le Prof. F. B a y m o n d. (Nouv. Iconogr.
de la Salp^tri^re Vm. 2. p. 65. 1895.)
1) Eine 42jähr. Wäscherin erkrankte im Anfang des
J. 1892 mit Schmerzen in der Lendengegend und Imkem
Bein, leichtem Hinken und gastrischen Krisen. 1893
traten plötzlich schlaffe Lähmung des linken Beines,
Blasen- undlüastdarmlähmung ein; auf der linken Hinter-
backe bildete sich ein 5-frankstuckgrosses Geschwür. R
fand Parese der Extensoren des Imken Fusses, der Ad-
und Abduktoren des Oberschenkels, Muskelatrophie an
der Wade und Sohle und Entartunssreaktion, paralyti-
schen Klumpfuss und Steppergang. Daneben Anästhesie
des äusseren Fussrandes, des Dammes, des Gesässes und
der Scheide links, der Hainröhre, der Blase und des Mast-
darmes mit Incontinentia urinae, Hyperästhesie und spon-
tane Schmerzen des linken Beines, des Kreuzbeines und
der Wirbdsäule. Diagnose: Cärcumscripte chronische
Meningitis in der Höhe des 2. Lendenwirbels mit Com-
pression des Conus terminalis und der austretenden
Wurzeln.
2) Ein Mädchen erlitt mit 17 Jahren einen Sturz auf
die Nierengegend, mit IS^s Jahren einen Sturz auf das
Steissbein. Nach 6 Monaten stellten sich Schmerzen im
linken Unterschenkel ein. PlötzHch, so dass sie auf der
Strasse umsank, traten starke Schmerzen im rechten
Beine dazu. Sie hielten an und zeigten Steigerung bei
jeder Bewegung und von selbst anfaJlsweise. Enorme
Hyperästhesie der Haut des rechten Beines. Schmerz-
punkte an beiden Seiten des Kreuzbeines. Geschwür am
Kreuzbeine. Anästhesie des Dammes, der Scheide, der
rechten Hinterbacke, des inneren Fussrandes rechts, Hyp-
ästhesie der rechten Wade, Atrophie der rechten Gesäss-
gegend. Incontinentia alvi et vesicae. Im Laufe von
10 Jahren besserten sich Incontinenz und Geh vermögen,
^e Schmerlen dagegen nur unwesentlich.
Im Gegensätze zum Anatomen zieht R. die
obere Grenze des Conus terminalis dicht oberhalb
des Austritts der Radix sacialis IV, so dass das
Gentrum anovesicale noch in seinem Bereidie
liegt Auf Ghnind der bisher berichteten und smner
eigenen Fälle stellt R. folgende Stufenleiter für die
Erkrankungen des Conus und der Gauda equina
auf: 1) Lähmung der Blase allein oder Blasen-
mastdarmlfthmung (Compression der Nerven durch
einen Tumor des Filum terminale). 2) Dasselbe.
Ausserdem Anästhesie des Scrotum, bez. der
grossen Schamlippen, des Dammes, der Regio
analis und glutaea inferior (Herdlfision des Centram
anovesicale). 3) Incontinentia vesicae et alvi^ ab-
wechselnd mit Anurie und Obstipation, mit An-
ästhesie der „zoneg6nito-p6rin6o-anofes8iere", sen-
sible und motorische Lahmung im Gebiete des
N. peronaeus (Erkrankung der unteren Wurzeln
des Plexus sacralis). 4) Dieselben Symptome mit
dem unterschiede, dass der Peronaeus verschont
und die sensible und motorische TAtimung des
Beines auf den N. tibialis beschrankt ist (Erkran-
kung der oberen Wurzeln des Plexus sacralis).
5) Diesdben Symptome, nur mit completer LAh-
mung des N. ischiadicus (Erkrankung s&mmtlicher
Wurzeln des Plexus sacralis oder des entspreoheii-
den Rackenmarkabschnittes). 6) Dieselben Sym-
ptome wie unter 5) , daneben Parese im Oebiete
der Nn. cruraUs und obturatorius (vollkommene
Lähmung der Wurzeln des Plexus sacralis, unvoll-
kommene der Wurzeln des Plexus lumbalis).
7) Vollkommene Paraplegie der Beine, Blasen- und
Mastdarmlähmung, Anästhesie auf Unterleib und
Rücken sich erstreckend (intraspinale, Conus und
Lendenanschwellung einschUeesende od^ extn-
spinale, Plexus sacralis und lumbalis umfassende
Erkrankung). Hartheu (Eberswalde).
408. Die Prognose der akuten, nicht eite-
rigen Encephalitis; von Prof. H. Oppenheim
in Berlin. (Deutsche Ztschr. f. Nervenhkde. TL
5 u. 6. p. 375. 1895.)
An einer Reihe von 5 Fällen akuter Ence-
phalitis mit günstigem Ausgange erörtert 0. die
Prognose dieser Krankheit, die bisher für eine
ziemlich ungünstige, wenigstens der vorhandenen
Literatur nach, gehalten werden musste. Denn
naturgemfiss werden, schon um jeden diagnostischen
Iirthum zurückzuweisen, zunfichst nur Fälle mit
Sektionsbefund veröffentlicht.
Im 1. Falle handelte es sich um ein 16jähr., sonst
gesundes Mädchen, das mit heftigen EopfschmerzeDf
iQtzegefahl und Appetitlosigkeit er&ankte. Dieser Zu-
stand dauerte 11 Tage; am 12. Tage verlor sie plötzlich
die Spradbe. Bei der 14 Tage später erfolgten Aufnahme
in die Qiarite war sie nicht g^z klar, hatte massiges
Fieber, geringe Nackensteifigkeit undKopfischmerz; auch
bestand motorische Aphasie mit Paraphasie. Dann stellte
sich links beginnende Neuritis N. optid ein, die nach
einiger 2^it auch das rechte Auge ergriff. In den nächsten
3 Wochen besserte sich jedoch ganz allmählich der Zu-
stand, die Aphasie ging zurück, auch die Neuritis N.optia
besserte sich. In den folgenden Wochen wurde dann das
IV. Neuropaihologie und Psychiatrie.
639
BeCaden ToDkommeii nonnal, so dass die Kr, gesimd
eetbaeeii worden konnte. Sie ist auch gesund ge*
Uieben.
Der 2. Fall betraf ein IQjähr. Mädchen^ das, nach-
dem es einige Monate suvor InfLuensa durchgemacht
ytB, öfter über Kopfschmerzen klagte, bis sie eines Tages
{dotslioh schwindlig wurde und nicht mehr sprechen
kante; dann wurde sie somnolent, bekam hohes Fieber
nnd Uieb in diesem Zustande 3 Tage. Die Untersuchung
eigab Benommenheit und absolute Sprachlosigkeit, doch
veniand die Kr. eine Reihe an sie gerichteter Aufforde-
nmgen; dabei bestanden etwas Nackensteifigkeit und be-
güuende Neuritis N. optici links. Die Diagnose wurde
anf Encephalitis acuta lobi frontalis sinistri gestellt, und
für alle iUlle wurde eine Innnktionskur eingeleitet. In
den nächsten Tagen schon lernte die Kr. sprechen. Ver-
wechselte aber noch lange die Wörter, auch der Kopf-
schmerz bestand noch 10 Tage lang fort; nach 3 Wochen
komte sie auftreten, und nach 3 Jion. konnte sie, voll-
hommen gebetUt, wieder die Schule besuchen.
Im 3. Falle handelte es sich um eine 28jähr., sonst
gesunde Frau, die 4 Wochen nach einem Influenzaanfalle
üher Kopfsohmerzen klagte, zu denen sich dann Fieber
nnd eine allmShlich st&rker werdende £enomm^[üieit ge-
sellteD. Die Benommenheit besserte sich sehr bald, jedoch
traten nun plötzlich vollkommene Aphaae und Lähmung
des rechten Mundfacialis und rechten Armes auf. Dieser
Znstand hielt etwa 4 Wochen an, fine dann an besser zu
werden, es rergingen aber bis zur voOkommenen Heilung
6-8 Monate.
Der 4. Fall betraf ein Mädchen von 12 Jahren, das
znn&chst über Schmerzen in der linken Oesichtshälite
Uagte, die auch geschwollen gewesen sein soll. Dann
trat Kopfechmerz ein, und nach wenigen Tagen kam dazu
BchwScbe im rechten Arme und Beine, die Sprache wurde
nndenüich, der Gang unsicher. Die Untersuchung ergab
totale Lähmung des Imken Facialis mit Entartungsreaktion,
eine leichte Artikulationstörung, motorische Schwäche im
rediten Arme und Beine, Ataxie der Arme und eine Be-
eintridLtijzong der Lageempfindung der Arme. Die
Sehnenreieze waren erhöht Späterhin wurde auch der
Gang nnsidier und es stellten sich Farästhesien in Armen
nnd Beinen ein. Im Laufe von etwa 2Mon. besserte sich
jedoch der Zustand und nach 4 Mon. war die Kr. wieder
ToUkammen gesund.
Der 5. Fall betraf einen 21jähr. junsen Mami, der
mit Kop&chmerz, Flimmem vor dem linken Auge und
ParSstfaesien in der linken Körperhälfte erkrankte. Am
nbetnäohsten Tage verschlimmerte sich der Zustand. Es
bestanden etwas Benommenheit, auf dem linken Auge
ToÜBtlndige Amaurose mit träger Pupillenreaktion, rechts
yfit die Sehschärfe herabgesetzt und es bestand wahr-
scheinlich Hemianopsie. Beide Faciales waren paretisch,
das Gaumensegel gelähmt, die Sprache in Folge dessen
gBifört Auss^em bestanden Bjemiparese links, Steige-
nmg aller Sehnenrefleze, Ataxie der Arme und Beine;
starke Störung des Lagegefühls. Zunächst besserte sich
Don in den folgenden Wochen die Sehstörung; dann
machte die Besserung weitere Fortschritte, so dass nach
2 Mon. der Kr. mit einer leichten Parese des rechten
Beines, etwas Ungeschicklichkeit in den Händen und Un-
sicherheit des Ganges entlassen werden konnte. Nach
4 Mon. trat dann noch ein Rückfall auf.
Im letzten Falle handelte es sich um einen 27jähr.
Unterofficier, der nicht Trinker und nicht luetisch war.
Er erkrankte mit Kopfschmerz xmd Doppeltsehen ; unter
einer Schmierkur verschlimmerte sich der Zustand, es
traten doppelseitige Ptosis und vollkommene Lähmung
der äusseren Bnlbusmuskeln hinzu, sodann einige Tage
>piter Schling- und Kaubeach werden, dazu kamen
Undeutlichkeit der Sprache, die näsehid wurde und
Schwächegefühl in den Lippen, femer Schwäche in Armen
lind Beinen. Oefahlstörungen bestanden nicht. Die
2 Mon. nach Beginn der Krankheit in der Nervenklinik
Toi]ge&onunene Untersuchung ergab vollkommene Oph-
thahnoplegia bilateralis externa, Parese beider Faciales,
Parese des Gaumensegels, Parese in Armen und Beinen,
besonders ausgeprägt in den Interossei, ohne Entartungs-
reaktion. Gefuhlstörungen und sonstige Gerebralerschei-
nungen fehlten. Nach 4 Wochen war schon Besserung
vorhMiden, besondero der Sprach-, Sohling- und Kau-
beschwerden; auch die Beweglichkeit der Bulbi fing
wieder an. Im Zustande der Besserung verliess der Kr.
4 Mon. nach der Aufnahme, 6 Mon. nach Beginn der
Krankheit die Anstalt 1 Jahr später, nadidem er in-
zwischen in Oeynhausen zur Kur gewesen war, war die
Besserung noch weiter fortgeschntten. Die Ptosis war
links gesdiwunden, rechts noch deutlich; links waren der
Beotus internus und der Extemus noch paretisch, rechts
nur noch der Litemus. Alle übrigen Symptome waren
geschwunden. Im August 1894, also nach reichlich
6 Jahren, war immer noch eine Parese des rechten Levator
palpebrae superioris und des Bectus internus nachzu-
weisen ; sonst bestand völlige Gesundheit
Die ersten 3 Fälle haben das Oemeinsame,
dass die Lokalisation bei ihnen die gleiche war ;
immer stellten sich nach mehr oder minder langen
Prodromen Benommenheit und Aphasie ein; man
musete also wohl an eine, auf die Qogend des
Sprachoentrum beschränkte Encephalitis denken. In
den übrigen FäUen deuten die Symptome mehr auf
Betheiligung von Brücke und verlängertem Marke«
0. erörtert die Berechtigung, in allen diesen Fällen
die Diagnose Encephalitis zu stellen. Irgend eine
Beziehung des Leidens zur Syphilis lässt sich nicht
feststellen. Die Prognose möchte 0. nicht als un-
günstig bezeichnen, wenigstens nicht nach seinen
eigenen Erfahrungen. Er stellt aus der Literatur
eine ganze Anzahl von Fällen zusammen, die wohl
zur akuten Encephalitis gehörten und günstig ver-
liefen. Geringe Trübung des Bewusstseins, früh-
zeitiges Ueberwiegen der Herdsymptome, unerheb-
liche Steigerung der Eigenwärme, diese Symptome
acheinen von günstiger Vorbedeutung zu sein ; auch
die Neuritis N. optici hat keine übleYorbedeutung.
Vollkommen abgeschlossen ist mit der Heilung der
Encephalitis das Leiden nicht inuner ; es können,
vielleicht auf der Basis vernarbter Herde Nach-
schübe, vielleicht auch Tumoren sich entwickeln.
E.Hüf 1er (Chemnitz).
409. Bin Fttll von multipler Skleroae mit
subakutem Verhrafö; von Dr. Q. Bikeles.
(Arb. a. d.List f.Anatu.Physiol.d.Centralnerven-
systems. HL Heft Leipzig vu Wien 1895. Franz
Deutioke. 8. 4 S.)
Ein 27jähr.Mann wurde 5 Monate nach einem Sturze
von einer linkseitigen spastisohen Hemiplegie beüeüleD,
der er erlag. Die Autopsie ergab sohon makroskopisch
zahlreiche sklerotische Herde im ganzen Gentralnerven-
system, von denen viele bei der nukroskopisohen Unter-
suchung von einer Zone stark vermehrter Kerne um-
geben sioh zeigten. Nach M a r c h i behandelte Schnitte
ergaben im Cervikalmarke, dass die Fasern Iq dem einen
Hmterhome degenerirt waren, und das gerade in Ge-
bieten, wo die Kernanhäufung sich fand. Es handelt
sioh also um Markscheidendegeneration in einem frischen,
eben erst im Beginne der Sklerose stehenden Herde.
B. nimmt einen entzündlichen Process als Ursache des
primären Markscheidenzerfalls an, möchte überhaupt die
disseminirte Sklerose den Myelitiden im weiteren Sinne
anreihen. Auch in einem anderen Falle von ganz chro-
240
IV. Neoropailiologie und Psychiatrie.
nisoher SUerose &nden sich bei einer nachtrSgliohen
Dorchmüsterang noch frische Herde.
£. Huf 1er (Chemnitz).
410. Zur CafluiBÜk meningitiifthnlidher
KrankheitsflOle ohne entspreohenden anato»
inisollen Befund (Feeudomeningitie) ; you Dr.
Hans Erannhals in Riga. (Deutsches Arch.
f. kün. Med. LIV. 1. p. 89. 1894.)
Nach der Influenzaepidemie im Jahre 1889 be-
obachtete E. 7 Fälle schwerer Erkrankung des
Centralnervensystems, in denen allen die Diagnose
Meningitis gestellt wurde. Davon endeten 5 lethal,
1 Kranker kam ausser Beobachtung, 1 genas. Bei
keinem der Gestorbenen fand man die erwartete
Meningitis. Klinisch waren Fieber, Benommenheit,
Kopfschmerz, leichte tonische Starre, bezüglich
Krämpfe die Hauptsymptome gewesen. Erbrechen,
Nackenstanre, Hyperästhesie, Pupillendifferenz,
Pulsunregelmässigkeit fehlten. Tkotzdem musste
die Diagnose Meningitis gestdlt werden. Die Sek«
tion ergab nur Hyperämie, Oedem und Hämorrhagien
der Pia. In foudroyanten Fällen von Gerebrospinal-
meningitis konnte ja der Befund ähnlich sein;
jedoch betrug die Krankheitsdauer 5 — 16 Taga
Die mikroskopische Untersuchung, die in 2 Fällen
ausgeführt wurde, bestätigte die Abwesenheit jeder
entzündlichen Veränderung. Auch in der Hirn-
Substanz fehlten encephalitische Herde vollkommen ;
h(k)hstens fanden sich einzelne regressive Verände-
rungen, beginnende Nekrotisirungen kleiner Binden*
bezirke. Die bakteriologische Untersuchung ergab
auch ein negatives Besultat; nur im Lungensafte
fand man ovoide Diplokokken, in einem Falle auch
kleine, sehr feine Stäbchen (Influenzabacillen?).
Am Schlüsse berichtet K. noch über 2 ihm zur
Verfügung gestellte Krankengeschichten, die im
Anschluss an die 1893 — 94 beobachtete Influenza-
epidemie aufgezeichnet wurden und in denen die
Diagnose auch auf Meningitis gestellt wurde. Beide
Fälle endigten mit Genesung.
B. Hü f 1er (Chemnitz).
411. Die Tetanie; von Prof. W. v. Bech-
terew. (DeutscheZtschr.f.Nervenhkde.VL5u.6.
p. 457. 1895.)
In der Kasaner Gesellschaft der Neuropathologen und
Psychiater stellte v. B. einen 24jähr. Soldaten vor, der
das typische Bild der Tetanie darbot. Die von 20 Min.
bis zu 1 Stunde dauernden Anfälle ftosserten sich in
schmerzhaften tonischen Krämpfen vorzüglich der Hände,
jedoch auch der Füsse, gingen auch manchmal auf die
Athemmuskeln über, sie waren oft sehr schmerzhaft, das
Bewnsstsein jedoch erhalten. Vorher und während der
Anfälle klagte der Kr. über schmerzhaftes Ziehen in den
Nervenstämmen. In der anfaUsfreien Zeit waren nur
die übrigen Erscheinungen, die der Tetanie zukommen,
zu bemerken. Der Druck auf die Nervenstämme ver-
ursachte starken ziehenden Schmerz. Bemerkenswerth
war, dass die mechanische und die elektrische Erregbar-
keit der Nerven sich nach wiederholtem Beize auffiulend
steigerte, so dass man, um die jeweilige Minimalzackung
zu erhalten, mit der Stromstärke immer heruntergehen
musste; Anodenschliessungen hatten jedoch diese Wir-
kung nicht Manchmal erschienen auch nach einer Katho-
denschliessung eine kurzdauernde, tonische odermehmi
Gontraktionen. Manchmal breiteite sich die Erregnng
auch aus, so dass ein allgemeiner tonischer Kramw der
Glieder auftrat. Man möchte dieses Phänomen its Er-
3;ung8reaktion bezeichnen. Auch die Dorohleitang eines
vanischcn Stromes durch die Nerven, ohne Unter-
brechung und Wendung, erzeug^ einen tonischen Krampf
bei Verstärkung des S£omes. Im Gegensatze dazu aeig-
ten die Sehnenreflexe eine auffallende Ersofaöpfbarke^
die nach einiger Zeit verschwand und einer Ungleichheit
Platz machte, die in einer gleichzeitigen Contraktion der
Antagonisten ihren Grund lutte.
Die Aetiologie erscheint immer noch dunkeL Sehr
zu berücksichtigen ist die Möglichkeit einer vom Me-
stinaltractos ausgehenden Infektion.
E. Hüfler(Chemnits).
412. BinFaU voUatändiger isoUrtarTrige«
mlTiniilfthnning nebst Bemerkungen ü.ber den
Verlauf der Gtosohmaeksflasem der Chorda
tjrmpani und über trophlBohe Störungen; von
Dr. Adolf Schmidt (Deutsche Ztaohr. f. Ne^
venhkde. VI. 5 u. 6. p. 438. 1895.)
Bei einem imUebrigen vollkommen Runden Mause
fjRnd man in der Bonner JPoliklinik eine seit 15 Jahren be-
stehende isolirte, linkseitige Trigeminuslähmung, die alle
Zweite des. Nerven, mit Ausnahme des Auiicnlotem-
porahs, betroffen hatte. Auf der rechten Seite bestand eioe
ebenfalls isolirte unvollständige Lähmung des 2. Qaintns-
astes derart, dass die Zweige, die die äussere Hiaiit ver-
sorgen, weniger befallen waren als die SchleimhantSste.
Ausserdem umden sich Spuren eines alten Mittelohi-
katarrhs. links musste die Lfision, deren Natur un-
bekannt ist, zwischen Gehirn und Gai^on Gasseri eio-
schliessliöh, rechts in Foramen rotuniuim, bez. Flügel-
gaumengrube ihren Sitz haben.
Von Interesse war nun in diesem Falle einmal
die Frage nach dem Verlaufe der GeschmackB-
fasem der Chorda tympani. Beiderseits winden
auf dem hinteren Zungentheile sftmmtliche Qe-
schmacksqualitäten gut empfunden, ebenso rechts
auf den vorderen 2 Dritteln ; auf den linken ▼o^
deren 2 Dritteln fand keine Geeohmacksperoeption
statt üeber die Frage nach dem centripetalen
Verlaufe der Oeschmacks&sem der Chorda tym-
pani sind die Ansichten noch sehr getheilt Ent-
weder gelangen sie mit dem Glossopharyngens
zum Oehim oder mit der Portio intermedia des
Facialis oder endlich mit dem Stamme des Trige-
minus. Thierexperimente können aus begreiflichen
Orflnden darüber nicht Auskunft geben, man ist
auf die pathologische Beobachtung am Menschen
angewiesen. Eine von Z i e h 1 ausgeführte Analyse
aller einschlägigen Beobachtungen ergab, dass
nur in Fällen von isoUrter Erkrankung des Trige-
minus an der Schädelbasis der Oeschmacksinn auf
den vorderen 2 Dritteln der Zunge fehlte, nicht
dagegen bei basaler Verletzung des Glossopharys'
geus oder Facialis. Im Wesentlichen spricht da- j
gegen ein Fall vonBruns, in dem aber die Quintos- |
lAhmung müglicher Weise entzündlich war, sodass
einzelne Fasern wohl verschont sein konnten. Nach
dem Eintritte in den Facialis laufen dieChordft-
fasem bis zum Ganglion geniculi und von da durch
Vermittelung des Ganglion sphenopalatinum in den
2., bez. duroh Vermittelung des Ganglion otioan
IV. Neuropathologie uiid Psychiatric;
24t
in den 3. Ast des Quintos. Welcher Weg gewählt
▼ird, ist noch nicht zu entscheiden. Es fragt sich
▼or Allem, ob der 2. oder der 3. Ast nach Eintritt
der Fasern aus den beiden erwähnten Ganglien bis
zum Ganglion Gasseri die Geschmackfasem der
Chorda enthält- Aus 8 vorliegenden klinischen
Beobachtungen, die Ziehl zusammenstellte, er-
giebt sich, dass die isolirte Lähmung des 3. Astes
mit Oeschmackslähmung verbunden ist Hierher
gehört nun auch die vorliegende Beobachtung.
Der 1. und der 3. Ast der rechten Seite waren
YoUkommen frei, der 2. Ast war unvollständig ge-
lihmt Da die rechte vordere Zungenpartie in der
Geschmacksempfindung nicht beeinträchtigt war,
80 spricht auch dieser Fall fOr ZiehTs Ansicht,
▼eim er auch der unvollkommenen TAhmnng wegen
nicht unbedingt beweisend ist.
Schm. fQhrt noch einen weiteren Fall an, in
dem der 1. und der 2. Ast vollkommen, der 3. un-
YoUkommen gelähmt war; die Schleimhaut der
entsprechenden Zungenhälfte war nur hypästhe-
tisch, der Geschmack erhalten. Lägen die Chorda-
fesem im 2. Aste, so müsste Geschmacksverlust
Yorhanden sein. Auch dieser Fall spricht dafür,
dass der 3. Ast des Trigeminus zwischen Ganglion
Gasseri und Ganglion oticum dieGeschmacksfasem
der Chorda enthält
Weiter war von Bedeutung die Frage nach der
Betheiligung des Quintus an der Innervation der
Gaumenmuskeln. Im 1. Falle stand der hintere
Qaumenbogen der kranken Seite tiefer, das Zäpf-
chen wich nach dieser Seite ab. Wahrscheinlich
ist diese Anomalie auf die Lähmung desM.spheno-
staphylinus zu beziehen.
Fasst man die Ergebnisse der Beobachtungen
über neuroparalytische Keratitis zusammen, so
scheint so viel daraus hervorzugehen, dass irri-
tative Vorgange im Nerven vorhanden sein müssen,
nm, selbst bei Bestehen von completer Anästhesie,
Keratitis hervorzurufen. Im 1. Falle hatte wäh-
lend des 1. Jahres leichte Keratitis bestanden;
später blieb das Auge trotz vollkommener Anästhesie
gesond. Im 2. Falle bestand Ophthalmie mit An-
aesthesia dolorosa im I.Aste, die wohl auf irritative
Torgänge sohliessen Hess. Bemerkenswerth war,
dass im I.Falle im 8. Jahre der Erkrankung sämmt-
Üche Zähne der rechten Seite des Oberkiefers aus-
fielen bis auf den letzten Molarzahn. Sonstige
Gesichtsatrophie bestand aber nicht
E. Hü f 1er (Chemnitz).
413. Stur im oas de maladie de Thomsen
■nlvid'autopsie; par J. Dejerine et J. Sottas.
(Revue de M6d. XV. 3. p. 241. 1895.)
Nachdem bisher die pathologische Anatomie der
Thomsen'schen Krankheit nur an bei Lebenden
excidirten Muskelstückchen studirt worden ist,
bringen D. und S. eine erste vollständige Autopsie.
Ein 32jlihr., hereditär nicht belasteter Mann, der
^t Ausnahme einer Chorea im 9. Lebensjahre keine
sondeilichen Krankheiten durchgemacht hatte, beobaoh-
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft 3.
jtete von jeher bei sich eine gewisse Schwäche der Beine.
Die Untersuchung ergab etwas Kyphose der Rücken-
wirbelsäule, Lordose und wenig Skoliose der Lenden-
wirbelsäole, ausserordentliche Entwickelune der Musku-
latur an den Beinen , geringere Hypertrophie auoh der
Brust- und Armmuskeln. Es bestanden die typischen.
Motüitätstörungen; die Starre Hess bei längerer Wieder-
holung der Bewegungen nach; so konnte der Kranke auch
nach Ueberwindnng der Starre stundenlang wie ein Ge-
sunder marschiren. Die grobe Kraft erwies sich nicht
nur relativ, sondern aacb absolut als subnormal. Im
Winter waren alle Erscheinungen schlimmer. Aus lie-
gender Stellung richtete der Kr. sich wie ein Fat mit
Dystrophie auf. Auch im Gesicht zeigten sich bei ein-
zelnen Bewegungen Andeutungen von Störungen. Beflexe,
Sensibilität, SpMnkteren und Herz waren normal. Bei
elektrischer Untersuchung fand man ausser der myotoni-
schen Reaktion Erb's bei starken galvanischen Strömen
auch Neigung zu Entartungsrei&tion, wurmformige
Zuckungen und üeberwie^n der AnSZ ; die nachweis-
baren &b'Bchen Wellen liefen inuner, unabhängig von
der Sichtung des applicirten Stroms, von der Peripherie
nach dem Centrum. Der elektrische Leitungswiderstand
der Haut war vermindert und die elektrische Sohmerz-
empfindung erhöht Nebenbei bestand eine desquami-
rende Hauterkrankung. Mit 37 J. trat der Tod durch eine
akute Nephritis unter urämischen Erscheinungen ein.
Die Autopsie ergab eine sehr starke seröse Dnrch-
tränkung des ganzen Körpers, so dass alle Hautfalten
yerstrichen waren, Hydrothorax, Hydroperikard und
Lungenödem. Die Muskeln waren sehr hypertrophisch,
namentlich ihr Bauch, während die Sehnenenden schlan-
ker waren. Das Muskelfleisch hatte braunere Farbe als
normal, war weniger glänzend, matt, wachsig, seine Con-
sisienz weicher, Fingereindrtloke oehaltend. Die ein-
zehien Faserbündel hangen weniger inniff zusammen.
Mikroskopisch fand man die Medulla oUongata, das
Rückenmark, die peripherischen Nerven sammt ihren
intramuskulären Endverzweigungen normal. An den Mus-
keln fanden D. und S. in Uebereinstimmung mit früheren
Befunden eine mehr oder weniger starke Hypertrophie
der Muskelfasern, erhebliche Vermehrung der Kerne des
Sarkolemms, Kerne und auch Yacuolen im Linem der
Muskelfasern; dagegen vermissten sie den Befund von
undififerenzirtem Protoplasma in der Umgebung der
Muskelkerne. Während nun diese Veränderungen in
allen untersuchten Muskeln ziemlich gleichmässig nach-
weisbar waren, wiesen D. und S. noch weitere Verände-
rungen ganz verschiedenen Grades, namentlich der Muskel-
fasern, weniger auoh des Bindegewebes nach, und zwar
kaum deutlich ausgesprochen im Deltoides, Bioeps bra-
chii und den Vorderarmmuskeln, nächstdem etwas deut-
licher im Quadriceps femoris und der Streckmuskulatur
am Unterschenkel, stärker in den saorolumbalen Muskel-
gruppen, mehr noch dem Zwerchfell und am stärksten
endlich in den Beugern am Unterschenkel. Die Muskel-
fasern waren gequollen, auf dem Querschnitte rund, bald
abnorm intensiv gefärbt, homogen mit Spalten und Hohl-
räumen, bald abnorm schwach gefärbt und von rareficir-^
tem oder granulirtem Aussehen. Daneben fanden sich
halb oder ganz leere Sarkolemmschläuche oder undeut-
lich und unregelmässig begrenzte, versprengte Muskel-
substanz, die bald noch quer^treift, bald ßranulirt aus-
sah. Die Vacuolen waren biud mit durchsichtigen, bald
mit granulirten Massen gefüllt Auf Längsschmtten sah
man die Fasern vielfach wellenförmig begrenzt, äusserst
uneleichmässig tingirt, quer oder auch längs gestreift,
endüch in scheibenförmigem Zerfalle. Das Sndegewebe
war in den stärker erl[xankten Muskeln homogen ver-
dickt, seine Fibrillen undeutlich; dabei bestand keine
Kemvermehrung und die Gefässe des Bindegewebes
waren gesund.
D. und S. betrachten hiemach als das erste
Stadium der Erkrankung die Hypertrophie der
31
243
IV. Keiiropafhologie und Psyöhiatrie.
MnAeUietseni nnddieVermehrungderMaskelkeme,
als ferneres die weiteren mannigfachen Yerftnde-
rungen der Fasern. Das Bindegewebe bleibe lange
normal, sei aber später erfüllt von einer amorphen
Masse, die ein Produkt der zerMlenden Huskd-
fasem sei, da sie sich nur in ihrer Umgebung finda
Die funktionell am meisten angestrengten Muskeln
erkranken am meisten; ihre Hypertrophie habe
daher einen funktionellen Ursprung. Die Thom-
sen'sche Krankheit sei eine primäre Myopathie.
[Ref. mOchte einmal seine Zweifel daran nidit unter-
drücken, dassdiegefondenenMuskelyeränderttngen
sämmüich der Thomsen'sohen Krankheit ihren Ur-
sprung verdanken sollen, und zu bedenken geben,
dass die offenbar seröse Durchtränkung des inter-
fascikulftren Bindegewebes und die wohl hierdurch
bedingten tiefgehenden Emährungstömngen des
Muskelparenchyms , das 2. Stadium D.'s und S.'s,
Tollauf durch das als enorm geschilderte Anasarka
des ganzen Körpers ihre Erklärung finden dürf ton.
Für diese Erklärung spricht ausserdem die Ver-
theilung der verschiedenen Orade dieser Verände-
rungen über den Körper. Und dann möchte Bef.
von einer primären Myopathie erst geredet wissen,
wenn audi Gross- und Kleinhirn genau untersucht
imd gesund befunden worden sind.]
A. Boettiger (Hamburg).
414. Ueber Neuritfs pnerperalis.
M A. Lunz (Ueber Polyneuritis puerperalis.
Deutsche med. Wchnschr. XX. 47. 1894) hat eine
Beobachtung mitgetheilt, über die wir schon früher
(Jahrbb. CCXLIV. p. 133) berichtet haben. Er
giebt zu, dass das Bild sehr an die Diphtherie-
Neuritis erinnerte, glaubt aber Diphtherie sowohl
des Halses, als der Geschlechtstheile ausschliessen
zu können. Seiner Meinung nach kann man die
Neuritis in verschiedene Gruppen theilen. „1) Der
grössto Theil der Polyneuritis puerperalis hängt
unmittelbar von örtlichen Infektionen ab und ge-
hört folglich zu den pyämischen und septischen
Polyneuritiden. 2) Die 2. Gruppe der Polyneori-
tiden, die nach der Geburt und während der
Schwangerschaft beobachtet werden, muss als
kaohektische Polyneuritis angesehen werden, z. B.
in den Fällen, wo die Schwangerschaft von be-
deutenden Emährungstörungen begleitet war . . •
3) Wir glauben auch annehmen zu dürfen, dass
nach der Geburt solche Polyneuritiden beobachtet
werden, wo weder die örtliche Infektion, nodi die
Kachexie als ätiologische Momente aufzuweisen
Bind.\ In diesen Fällen ist die Geburt als prä-
disponirendes Moment für das Eindringen der
Erreger der Nervenentzündung von aussen anzu-
sehen. Hier kommen in Betracht die allgemeine
Anämie und psychische Affekte, die bei der
Schwangerschaft und GFeburt die Ehrschöpfung des
Nervensystems hervorrufen; ausserdem vielleicht
auch die Ueberladung des Blutes mit Toxinen in
Folge von Resorption der Produkte der regressiven
Metamoiphose."
M. Bernhardt (Ueber Neuritis puerpenl]&
Deutsche med. Wchnschr. XX. 50. 1894) verweist
auf ältere, theils von ihm, theils von Anderen mit-
getheilte Beofaechtangen und berichtet ftber einen
neuen FalL
Eine Sljähr. Frau, die angeblich seit ihrem 18. Jahr»
Schmerzen m der rechten 8<multer gehabt hatte, hatte
1889 zum 1. Male geboren ; danach und 1892 nach der
Xhflnenza traten Schmerzen im giemzen leohten Arme anf.
Naoh der letzten Entbindung im J. 1893 war sie längwe
Zeit krank gewesen. B. fimd Schmerzen am imtera
Schalterblattwinkel imd länes der ulnaren Seite des
Armes rechts, Taubheitsgefühl der Finger, Schwand der
kleinen Handmnskeln.
A. Eulenburg (Ueber puerperale Neuritis
und Polyneuritis. Deutsche med. Wchnschr. XXL
8. 9. 1895) theilt 4 neue Beobachtungen mit.
I. 28jähr. Frau. Am 10. Tage nach der ersten lang-
danemden, aber im übrigen normalen Gebort heftige
Schmerzen im linken Arme, die naoh mehreren Ti^^
nachliessen und denen Schwäche xmd Abmagerung der
Hand folgten. E. fand Atrophie im Medianns- und
Ulnaris-Gebiete, Dmckempfindlichkeit der Nerven, ge-
ringe Sensibüitätstönmg. Nach einigen Monaten Heilnng.
n. Nach der 5. £atbindnng, die wegen der Grosse
des Kindes schwer gewesen war, traten am 4. Tage
Fiebererscheinungen, am 8. oder 9. Tage Schmerz und
Oedem des linken Unterschenkels ein. £. fiand Schmen-
hafti^eit des N. tibiaiis und der Wade, Parese der
Tibiuismoskeln. Naoh einigen Wochen Hcolong.
m. Nach der 1., schweren Geburt, der viel Er-
brechen voraus^gan^gen war, traten heftige Schmerzen
im rechten Beme ein. £. fand Neuritis N. ischiadid.
Allmähliche Besserung.
lY. Eine 27jähr. Frau hatte wfihrend ihrer Schwan-
grschaft so stark durch Erbrechen gelitten, dass am
ide des 4. Monates der Abortus hervorgerufen worden
war. Am 8. Tage Lähmung der Beine, dann solche der
Arme, des Rückens, Aphonie und SohlinebesdiwerdeD.
Die aufsteigende Lähmung hatte sich in 48 Stunden ent-
wickelt Während der nächsten 8 Tage Yerwirrtfaeit
Da die Aerzte Entfernung aus dem Tropenklima riethen
(die Bache hat sich auf Java zugetragen), so wurde die
Schwerkranke naoh Europa gebracht und während der
Beise trat Besserung ein. K änd das Bild einer schweren
multiplen Neuritis: Schmerzen, Anästhesie, T^hmnng
und Atrophie, die an den Yorderarmen und Unterschen-
keln am stärksten waren, passive Oontraktnren. Ail-
mähhohe Besserung.
Gegen den 1. Fall R's hat A/l natOrlich nichts
einzuwenden, im 2. nnd im 3. aber könnte es sich
doch um eine BeschAdigung des Nerven dmnh
Druck gehandelt haben und im 4. könnte man an
die Beriberi-Eranhheit denken, die anf Java vor-
kommt
Im Weiteren giebt E. eine Tabelle, die alle als
puerperale Neuritis veröffentlichten FlQle (38) ent*
hAlt, und bespricht das Erankheitsbild. Man wisse
über das ursAchliche Gift nichts bestimmtes. Eine
scharfe Trennung zwischen puerperaler und Sdiwan*
gerschaftneuritis sei nicht zul&ssig. Man habe die
umschriebene Form (Arm-, Boin-l^pus) und die
Polyneuritis zu unterscheiden.
Mader (Zur Polyneuritis peripherica pue^
perarum et gravidarum. Wien. klin. Wchnschr.
Ym. 30. 31. 1895) glaubt, „dass echte Poly-
neuritis puerperarum et gravidarum keinesw^ so
selten ist, als man nach den spärlichen Publi«
y. Innere MedioiiL
243
iitionen annehmen könnte^, denn er habe selbst
schon 3 RUle beobachtet.
L Bine Sdjähr. Frau war 2 T^ nach einer ansohei-
nead DOimalen Eotfaindtuig an Yermrtheit und Soh wäohe
der Glieder erkrankt. Nach 5 Wochen fand M. Lähmung
der Beine, Parese der Arme, grosse Druckempfindlioh-
teit, starke Schmerzen, Verwirrtheii Später massige
Atrophie der Vorderarme und Unterschenkel, Ebtartongs-
lesktion. Langsame Besserung. (Der Fall ist schon im
Berichte der k. k. Badolfetiftang Ton 1891 veröffentlicht
worden.)
n. Eine 37jähr. Fran, die bei der Entbindung durch
känstüche Losung der Flacenta viel Blut verloren hatte,
erkrankte nach 14 Taigen an Schmerzen in den Beinen
und Fieber. Das Fieber (38~39<») dauerte 3 Monate an !
Weiterhin Parese der Glieder, Anästhesie bei grosser
DnickempfindHchkeit der Muskeln, nächtHche Wahn-
Toratellangen. Besserung. Nach 9 Monaten deutUohe
Atrophie der Ghedermuskeln. Nach 1 Jahre erst konnte
die £r. au&tehen. Noch nach 2 Jahren schwerödliger
Gang und Ungeschicklichkeit der Hände.
m. Eine 25jähr., seit 3 Monaten schwangere Frau
htt an sog. unstillbarem Erbrechen. Dieses hörte zwar
nach einiger Zeit auf, aber die £r. erholte sich nicht
Nadidem Abortus bewirkt worden war (12 cm langer
Foetus), trat Besserung ein. 6 Wochen später fand M.
Schwäche und Abmagerung der GUeder, Anästhesie der
Bdne und der Bauchdeoken. Die Beine wurden gelähmt,
sehr druckempfindlich, die elektrische Erregbarkeit
schwand, es traten passive Contrakturen ein. Später
auch Lahmtm^ der Strecker der linken Hand. Fieber. Tod.
Die Sektton ergab Lungentuberkulose, sehr starke
Sotartung der Ischiadicuszweige und der Muskeln, nor-
males Yerhalten des Rückenmarkes (mikroskopische
Untersuchung durch Prof. Pal tauf).
Yf. betont zwar die Aehnlichkeit der von ihm.
beobachteten Neuritis mit der bei Tuberkulose,
scheint aber nicht zu glauben, dass es sich im 2.
und im 3. Falle um die letztere gehandelt habe.
Er meint, es entständen während der Schwan-
gerschaft giftige Sto£fe im Körper und unter der
iünwirkuBg von Oelegenheitursachon (Entbindung,
Blutungen, hartnäckiges Erbrechen, puerperale
Entzündungen) fOhrten sie den ZerÜEdl der Nerven-
fasern herbei.
L. Stembo (Ein Fall von Schwangerschafts-
polyneuritis nach unstillbarem Erbrechen. Deutsche
med. Wchnachr. XXL 29. 1895) hat mehrere Fälle
von Neuritis puerperalis beobachtet, will aber nicht
von ihnen reden, sondern nur über eine Neuritis
berichten, die nach Erbrechen in der Schwanger-
schaft begonnen hatte.
Eine 25jähr. Frau begann im 2. Mon. der 1. Schwan-
ferschaft zu erbrechen und trotz aller Mittel hielt das
Irbrechen 3 Mon. lang an. Sie klagte über Schmerzen
in den Beinen und diese, besonders das linke, wurden
gelähmt
Vf. fand im 5. Mon. grosse Schwäche der Beine,
geringe der Arme, Hypästhesie an den Unterschenkeln,
rechts schwaches, lii^s kein Eniephänomen, Druck-
empfindlichkeit der Nerven und Muskeln, am linken
Unterschenkel Entartungsreaktion.
Allmähliche Besserung. Am Ende des S. Mon. Ge-
burt eines Knaben, der bald starb.
Einen ähnlichen Fall hat nach St. auch
Solowjeff beschrieben. M 0 b i u s.
V* Innere Medloln.
416. De la morve larvee et latente; par le
Prof. V. B ab es. (Semaine m6d. XIV. 47. 1894.)
Der im MaUeln wirksame ECrper ist das
Ton A. Babes beschriebene Morvin. Die ünter-
Bodiungen einer rumänischen Commission, an
deren Spitze Y. Babes stand, haben ergeben,
dass das MaUeln einen diagnostischen Werth be-
sitzt Im Verläufe dieser Untersuchungen stellte
es sich heraus, dass Thiere, die der Ansteckung
aoBgesetzt gewesen waren, sich nach Vornahme
der MaUelnimpfung als rotzkrank erwiesen, ohne
wfthraid des Lebens Krankheitserscheinungen ge-
zeigt zu haben. Als dne Anzahl solcher Thiere
geschlachtet wurde, fand man bei einigen Unsen-
grosse, Bubpleurale, von einer festen Kapsel nm^
gebene Knötchen. In manchen Herden konnten
Bacillen durch Gultur und Thienrersuch, nie im
Sohnitt nachgewiesen werden. Bei der mikro-
skopischen Untersuchung ergab es sich, dass die
Beide von einer bindegewebigen Kapsel umgeben
varsn und aus Anhäufungen von Zellen bestan-
den. Im Gentrum war es in der Begel zu Nekrose
oder Verkalkung gekommen. Einzelne Herde schie-
nen aus subpleuialen Follikeln entstanden zu sein.
Biese latente Form verhält sich zu der gewöhn-
lichen Form des Rotzes wie die Scrofulose zur
Tuberkulose. Die beschriebenen Knoten fanden
sieh ausser in der Lunge auch in Lymphdrfisea
des Mttelraumes, in d^ Mib und Leber. In den
Fällen, in denen der Hotz spontan ausheilt, moss
man annehmen, dass die Bacillen abgekapselt sind,
während der Körper noch ihre Stoff wechselprodukte
enthält. So ist es zu erklären, dass man auf Thiere
stösst, die auf Malleln reagiren, ohne dass man
Bacillen bei ihnen findet. Sowohl die latente Form
des Rotzes, als die Spontanheilung der Krankheit
ist beim Pferde sehr häufig. Eine latente Form
des Rotzes scheint auch beim Menschen vorzu-
kommen. Brückner (Dresden).
416. A ready meana of prodaolng and
transmitting diphtheritio diaohargea for exa-
mlnation; bj D. J. Hamilton. (Brit med.
Joum. Febr. 9. 1896.)
H. empfiehlt folgende einfache Vorrichtung zur Er-
langung von Material für die bakteriologisohe Diagaose
der Diphtherie : la ein Probierröhrchen wird ein Hnsel
derart eingesetzt, dass das Ende seines Stiels in einem
zum Verschlusse des Böhrchens dienenden Wattebausche
steckt Der ganze Apparat wird im Wärmesohranke
keimfrei gemacht mit einem Papierschilde versehen und
kann nach der Beschickung durch die Post versendet
werden. Brückner (Dresden).
417. On the peraistenoe of the badliua of
LoefBer after reoovevy from diphtheria; by
E.A. Schäfer. (Brit. med. Joum. Jan. 12. 1895.)
Bei 2 mit Serum behandelten Diphtheriekindem
yraion bis in die 4, mi 5. Woohe Löf fler'sohe Bacillea
244
Y. Innere Medicin.
im Bachenschleime nachweisbar. Bei einem 3. Kinde
waren typische Bacälen noch nach T'/t Monaten nach-
weisbar, obwohl die anfänglichen khnischen Erschei-
nungen nur für eine Angina sprachen. Seh. Yennuthet
einen Zusammenhang zwischen der Erkrankung dieses
letzteren und der der beiden ersten Kinder, die dieselbe
Schule besuchten. Brückner (Dresden).
418. Gases iUnstratiiig the importaaoe of
an ezamination for the diphthetia baoüliis;
by J. W. Washbourn and E. 0. Hopwood.
(Brit med. Joum. Jan. 19. 1895.)
Die aus dem London Fever Hospital stammen-
den üntersaohongen ergaben, dass bei der Schar-
lach-Diphtherie der Diphlheriebacillus fehlt Com-
bination von Scharlach und echter Diphtherie
kommt vor, doch nicht häufig. Häufiger befällt
echte Diphtherie Scharlachreconvalescenten. Diph-
theriekranke bergen oft sehr lange Zeit virulente
Bacillen im Bachen, Bei einem mit adenoiden
Vegetationen behafteten Kinde konnten W. u. H.
solche noch 63 Tage nach dem Schwinden der
Beläge nachweisen. Diphtherie kann unter dem
Bilde eines ein^hen, hartnäckigen Schnupfens
verlaufen, wie die bakteriologische Untersuchung
eines Knaben ergab, der die Krankheit in ihrer
typischen Form auf mehrere seiner Gefährten über-
trug. Virulente und nichtvirulente Bacillen fan-
den sich im Bachen von 3 Pflegerinnen der Diph-
therieabtheilung. Eine Wärterin zeigte die Er-
scheinungen einer leichten Angina, während die
beiden anderen vollkommen gesund erschienen.
Brückner (Dresden).
419. The importanoe of bacteriologioal.
investlgatloiis inoasea of diphtheria; by J. M.
Mc Collom. (Boston med. and surg. Joum.
CXXXn. 3. 1895.)
Mc C. stellte an 500 Kranken, bei denen die
Diagnose auf Diphtherie klinisch nicht sicher zu.
stellen war, die bakteriologische Untersuchung an
und fEUid bei 133 (— i 26.6Vo) ^hte Diphtherie.
Er theilt eine Reihe von Beispielen mit, aus denen
die oft vorhandene Unzulänglichkeit der klinischen
Diagnose und die Wichtigkeit der bakteriologischen
Untersuchung erhellen. Aus eigenen und fremden
Erfahrungen zieht HcC. die Schlüsse, dass erstens
bei verdächtigen Halserkrankungen und bei erheb-
licher Absonderung aus der Nase die bakteriolo-
gische Untersuchung nothwendig ist, dass zweitens
bei keinem Diphtheriekranken die Absonderung
aufgegeben werden darf, bevor die bakteriologische
Untersuchung des Nasen- und Rachenschleims
mittels des Culturverfahrens zweimal ohne Erfolg
ausgeführt worden ist, und dass drittens der so-
genannte Pseudo-Diphtheriebacillus nicht häufig
genug vorkommt, um ernstliche diagnostische Irr-
thümer zu veranlassen. Brückner (Dresden).
420. Croup und Diphtherie; von Julius
Ritter. (Berliner Klinik Heft 73. Juli 1894.)
R vertritt die Specifität des Löffler'schen
Bacillus und stützt sieb dabei auf die Uutersucbong
von 324 diphtherieverdäohtigen Personen. Erfeuid
bei 92 klinisch bis zum Ablaufe der Krankheit
beobachteten Personal jederzeit, bei 133 nicht
vollständig beobaditeten , bei denen er die kU-
nische Diagnose auf Diphtherie gestellt hatte,
ebenfalls stets den L ö f f 1 e r 'sehen Bacillus. Bd
99 Kranken, bei denen die Diagnose zweifelhalt
erschien, war der Bacillus 26mal vorhanden. Du
Auftreten des Lüffler'sohen Bacillus in der
Mundh($hlo Gesunder beweist nach R. nichts, was
gegen den ätiologischen Werth des Organismus
sprechen künnte. Den Pseudobacillus hält er für
einen abgeschwächten Diphtheriebacillus. Das
Thierezperiment kann nicht einwandfreie Ergeb-
nisse liefern, da die Diphtherie eben keine Thier-
erkrankung ist
Die Unterschiede in den anatomischen V6^
änderungen, die wir bei der Diphtherie in den
Baohengebilden im Gegensätze zu den Athmungs-
organen (Kehlkopf und Luftröhre) finden, beruhen
wohl weniger, wie R. früher annahm, auf der Ver-
schiedenheit des Epithels, als auf der Mitwirkoog
der Streptokokken im Bachen. Eine fibrintee Bx-
sudation an den Athemschleimhäuten kommt auch
ohne den Löffler'schen Bacillus zu Stande bei
Keuchhusten, Scharlach, Masern, unter demEin-
fiusse von thermischen Beizen. Sie verläuft unter
dem klinischen Bilde des „echten Croups alter
Anschauung'^ Der Larynxcroup ist immer sekun-
där. Einen genuinen Croup giebt es nicht Br
kaim vorgetäuscht werden dann, wenn die diphthe-
rische Bachenaffektion bereits abgelaufen ist
Brückner (Dresden).
421. Gontribution & Pötude da rdle da lait
dans Petiologie de la diphtheria; par J. Vla-
dimir ow. (Arch. des Sa biol. de St PStenb.
m. 2. 1894.)
VI. hat in Nencki's Laboratorium die
Untersuchungen Kleines fortgesetzt Dieser hatte
Kühen Diphtheriebacillen unter die Haut gebiacht
und beobachtete danach einen bUsohen^nnigen
Ausschlag am Euter. Er fand Bacillen sowohl in
der Milch, als im Bläscheninhalte, ein Ergebnias,
das Abott nicht zu bestätigen vermochte. VL
ging in der Weise vor, dass er Ziegen und Eflhea
Diphtherieoulturen, sterile Bouillon, filtrirte Cul-
turen in die Zitzen einspritzte. Dabei stellte es
sich heraus, dass die Einspritzung der Diphtherie-
oolturen einen Katarrh der Drüse und eine All*
gemeinaffektion bewirkte, die bei Ziegen s^
geringfügig, bei Kühen dagegen sehr erheblich
war. Die von dem infidrten Theile des Enten
gelieferte Milch besass eine grünüche Farbe, ge-
rann beim Kochen und liess beim Stehen einen
Niederschlag von Eiterzellen aus&Uen. Die Beak-
tion war stark alkalisclL Die Milch enthielt erheb-
lich weniger Zucker und mehr Eiweiss, als die
von den anderen Theilen des Euters, während der
Fettgehalt ujiverändert blieb, Y L glaubt, dass die
Y. Lmeie Medicin.
245
Yenttindermig des ZuckergebaUes auf eine Zer-
setxnng des Müchsuokers durch die Bacillen unter
Bildung yon Milchsäure, die Yermehrung des ES-
weissgehaltes auf den Eitergehalt der Milch zu
benehen sei. Auch im Beagenzglase zersetzen die
Biphtheriebaoillen Milchzucker unter Bildung von
Milchsftuie. Die Milch stellt keinen guten Nfthr-
boden fOr die Bacillen dar. Die Bacillen erhalten
sich nur kurze Zeit (4 — 7 Tage) in der Brustdrüse
lebend. Ihre Zahl nimmt da aUmfthlich ab. Nach
ihrem Schirinden nimmt die Milch wieder normale
Beschaffenheit an. Wurden den Kühen Diphtherie-
ddturen unter die Haut gespritzt, so stellte sich
dne schwere, aber nicht tMÜiche AUgemein-
eckrankung ein. Auf den Eutern erschien kein
Ausschlag. Die Milch blieb unverändert Weder
Bacillen, noch giftige Stoffe waren darin nach-
weisbar. Nach alledem kann der Milch eine
erhebliche Bolle bei der Yerbreitung der Diph-
therie nicht zugestanden werden. Streptokokken
können sich in den Ausführungsgängen der Milch-
drOse Monate lang lebensfähig halten. Da eie für
Diphtheriekranke besonders gefährlich sind, soll
loan diesen keine Msche, nicht abgekochte Milch
verabreichen. Brückner (Dresden).
422. Die Nebenhöhlen der Käse bei Diph-
therie, Masern und Scharlach ; von Dr. Moritz
Wolf. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektionäkrankh. XIX.
2. p. 225. 1895.)
W. machte bei 23 Diphtherieleichen die Sektion
der oberen Athmungsorgane nach Schalle. In
22 FSUen wurde bakteriologisch untersucht Es
ergab sich, dass die EighmorsköhU stets erkrankt
war. 7mal war sie im Zustande des Katarrhs (hier
fimden sich keine Diphtheriebacillen, sondern nur
Bterkokken, theils allein, theils vereint mit dem
Bacillus pyocyaneus). 15mal befand sich die
Schleimhaut der HighmorshOhle im Zustande einer
starken Entzündung, als deren Ursache 12mal der
Diphtheriebacillus (2mal allein), 2mal der Diplo«
ooocus lanceolatus, Imal Eiterkokken gefunden
wurden. Imal war diö Highmorshöhle mit einer
Pseudomembran ausgekleidet (bakteriologische Un-
tersuchung aus äusseren Oründen nicht ausführ-
bar). Die Keäbemhohle war 15mal noch nicht
^twickelt In 7 FflUen war sie der Sitz einer
starken Entzündung, die 2mal zur Bildung von
Pseudomembranen geführt hatte. In der Eeilbein-
köUe fand man den Diphtheriebacillus 6mal (3mal
allein), wührend in einem Falle nur Eiterkokken
Bschgewieeen werden konnten. Die StimhöhU,
die einmal untersucht wurde, zeigte eine starke
Entzündung, die durch den Diphtheriebacillus im
Verein mit Staphylokokken hervorgerufen worden
war. Die Paukenhöhle war 7mal steril; 15mal
enthielt sie Exsudat Der Diphtheriebacillus war
6mal (Imal allein), der Diplococcus lanceolatus
5mal, der Streptococcus 2mal, andere Organismen
war^ 2mal vorbanden.
Bei einer vergleidienden Betrachtung der Er-
krankung der Nase und ihrer Nebenhühlen ergiebt
es sich, dass der Diphtheriebacillus in letzteren
nur dann auftrat, wenn eine pseudomembranöse
Nasendiphtherie vorgelegen hatte, oder gleichzeitig
vorhanden war. Schwere Entzündungen der Neben-
höhlen der Nase werden ausser durch den Diph-
theriebacillus auch durch andere Organismen, vor
Allem durch den Diplococcus lanceolatus und die
Eiterkokken hervorgerufen. Der Diphtheriebacillus
kann sich in den Nebenhöhlen lange lebensfllhig
erhalten, auch dann noch, wenn die Nasendiph-
therie klinisch abgelaufen ist. Diese Erkenntniss
ist sehr wichtig. Sie lässt es begreifen, dass
Beconvalescenten die Krankheit leicht weiter ver-
breiten, wieder einschleppen können, w&hrend
man irrthümlicherweise ein Haften des£rankheits-
giftes an der Oertlichkeit anzunehmen geneigt ist
Dass diese Schlussfolgemng nicht rein theoretisch
ist, beweisen die in dieser Richtung angestellten
Untersuchungen W.'s.
Bei 5 an i£»0m Verstorbenen fand W. schwere
Entzündungen der Highmorshöhle, sowie eitriges
Exsudat in den Paukenhöhlen (durch Diplokokken
und Eiterkokken). 2 an Scharlach Verstorbene
hatten eitrige Mittelohrentzündung. Bei demeinen
fand sich ausserdem eine schwere Entzündung der
Highmors- und derEeilbeinhöhle, bei dem anderen
nur ein Katarrh der Highmorshöhle. Während
einer im Juli und August 1894 beobachteten Diph-
therieepidemie fiel W. die häufig auftretende, sonst
seltene pseudomembranöse Erkrankung der Speise-
röhre und des Magens auf. Als ein wichtiges,
zuverlässiges Hülfsmittel für den Nachweis des
Diphtheriebacillus rühmt W. den Z^cfte'schen
Nährboden (Alkalialbuminat-Agar), dessen er sich
bei seinen Untersuchungen bediente.
Brückner (Dresden).
423. N'oohmalB die Brkranknngen der Käse
beiinfektionakrankheiten, besonders auch bei
Diphtherie ; von Dr. Z i e m in Danzig. (Münchn.
med. Wchnschr. XUI. 8. p. 162. 1895.)
Z. weist auf Qrund des Materials, das aus einer
Arbeit von Harke stammt, auf die Häufigkeit hin,
mit der die Nase und ihre Nebenhöhlen bei Infek-
tionskrankheiten, insbesondere bei der Diphtherie,
ergriffen werden. R berichtet über 164 Sektionen
der oberen Luftwegejnit pathologischem Befunde;
19 betreffen Kranke, die an Group und Diphtherie
verstorben sind. Daselbst sind neben Eiterung und
Diphtherie der Nasenhöhle 17mal Eiterungen in
den Kieferhöhlen und 16mal erhebliche Vergrösse-
rung^i der BachentonsiUe verzeichnet Z. fordert
bei der Behandlung der Diphtherie grössere Be-
rücksichtigung der Nase, auf deren Erkrankung
seiner Ansicht nach das Heilserum wenig Einfluss
haben kann, sicherlich weniger als eine Aus-
spritzung mit Kochsalzlösung. Er fühlt sich hierzu
besonders durch die Arbeit Widerhof er 's über
246
T. Innfire Medioin.
die SerumbehandloDg der DipMherie, sowie duroh
die YeröffenÜic^ung eines Wiener Klinikers, dessen
Namen er nioht nennt, yeranlasst.
Brüokner (Dresden).
424. Ueber die Aetiologie einer im Veiv
laufie von Baohendiphiherie entstandenen Oti-
tis media ; von Dr. E u t s c h e r. (Deutsche med.
Wchnschr. XXI. 10. 1895.)
Ein 2VsJähr. Knabe machte eine schwere Sachen-
diphtherie duroh, in deren Verlaufe es zu einer Per-
foration bewirkenden eitrigen Mittelohrentzündung kun.
Im Ohreneiter sowohl, wie in Membranstückchen uessen
sich zahlreiche virulente Diphtheriebacillen neben spär-
lichen Staphylokokken nachweisen.
Brüokner (Dresden).
425. On sappression of urine in diphtheria ;
by E. W. Ooodall. (Lancet L 5 ; Febr. 2. 1895.)
G. theilt die Krankengeschichten von 6 Diph-
theriekranken mit, bei denen die Urinabsonderung
ausserordentlich gering war, ja gänzlich aufhörte.
Nur einer der Kranken genas. Aus 30 Alteren
Beobachtungen O.'s (1892 und 1893) geht hervor,
dass vollkommene Anurie bei Diphtherie gar nicht
so selten ist. Es handelte sich durchweg um
schwere Erkrankungen. Der örtliche Process war
meist recht ausgebreitet Es bestand Albuminurie.
In tödtlich verlaufenden FUlen (27) wurden h&ufig
Erbrechen und Herzschwäche gefunden. Zuweilen
war der Puls auffallend verlangsamt Die Sektion
Hess makroskopisch keine gröberen Veränderungen
an den Nieren feststellen, eben sowenig die mikro-
skopische Untersuchung. Auf keinen Fall handelt
es sich bei dem Zustande um eine akute Nephritis.
0. hält die völlige Unterbrechung derNierenthätig-
keit f Qr eine direkte Wirkung des Diphtherietoxins.
Brückner (Dresden).
426. Ueber Krankenpflege bei IMphtherie ;
von Oberstabsarzt a. D. Dr. Tiburtius. (Ztschr.
f. Krankenpflege 12. 1894.) Sond.-Abdr.
T. legt bei der Behandlung der Diphtherie vor
Allem Werth auf die Reinigung der Nase. Er
empfiehlt Durchspülungen der Nase mit Hefelösung
und Iproc. Salicyllösung mittels eines Gummi-
ballon. Unter Umständen säubert er die Nase mit
einer in Garbolöl getauchten Taubenfeder. Bei
Erwachsenen und ansteUigen Kindern lässt er
Sublimatoigaretten (Cigaretten, die mit einer alko-
holischen Lösung von Sublimat 1:20 — 1:40 ge-
tränkt sind) rauchen und den Bauch 4 — 6mal durch
die Nasenlöcher ausblasen. Bei stärkerer entzünd-
licher Beizung des Rachens hat er neuerdings einen
Spray von Menthol und Kampher (in Paraffinum
liquidum gelöst) versucht Weiter giebt T. An-
weisungen für das Pflegepersonal, die sidi auf die
Fizirung des Kindes bei den verschiedenen Pro-
ceduren, auf die Durohspülung der Nase beziehen.
Brückner (Dresden).
427. Medioal treatment in diphtheria ; by
A. L. Mason. (Boston med. and surg. Joum.
gXXXTT. 7. 1895.)
M. hat vom Jahre 1880—1889 1300 Diph-
theriekranke behandelt Die Sterblichkeit betrag
bei den Kranken, bei denen kein operativer ESa-
griff nothwendig war, 25<>/o. Die interne Behand-
lung hat einerseits die Aufgabe, die Kräfte nach
Möglichkeit zu heben duroh gute Ernährung (unter
Umständen unter Beihülfe der Magensonde), ande-
rerseits die, die örtiiche Erkrankung sa beschrln-
ken und zu bekämpfen. Zu diesem Zwecke wer-
den antiseptische Lösungen theils zerstäabt, theils
als Gurgel- oder Pinselflüssigkeit verwandt (Carbol-
säure, Kalkwasser, Chlorwasser, Wasserstofbiiper-
oxyd, Sublimat). Alle Maassnah men müssen so ge-
handhabt werden, dass die Kräfte des Kranken ge-
schont werden, dass sein Schlaf ungestört bleibt
Ausspülungen der Nase, so werÜivoU sie sind,
werden am besten im Liegen vorgenommen, ohne
Anwendung von Gewalt Ganz besondere Vor-
sicht beansprucht die Behandlung der Lähmungen.
Hier sind Alkohol (als Exoitans) und die Elektri-
dtät am Platze. Die Herztonica richten nicht viel
aus gegen die drohende Herzlähmung. Um eiiie
schnelle Ausscheidung des Giftes zu erzielen, soll
die Thätigkeit der Haut, der Nieren, des DarmeB
angeregt werden. Brückner (Dresden).
428. Medieal treatment of diphtheda; by
M. BuckinghaoL (Boston med. and sorg. Jonrn.
CXXXn. 7. 1895.)
B. bringt aus seiner Erfahrung Beweise dafflr
bei, dass die Diphtherie nioht durch die Luft fibe^
tragen wird, dass der Arzt bei genügender Anti-
sepsis die Krankheit nicht verschleppen kann. Fftr
die Behandlung der Diphtheriekranken sind von
grösster Wichtigkeit die Anregung der Herztiiätig-
keit durch grosse Alkoholgaben, die Einleitung
einer kräftigen Ernährung, unter Umständen unter
der Zuhülfenahme von Nährklystiren (von der
Sondenemährung hält M. nicht viel) und die Inne-
haltung körperlidier Buhe. Die Anwendung des
Wasserdampfes ist oft nützlich, darf aber nidit
übertrieben werden. Ghrossen Werth legt M. auf
die reichliche Zuführung frischer Luft und Sonnen-
lichtes. In den überfüllten Krankensälen häufen
sich nach seiner Erfahrung die septischen Erkran-
kungen und nehmen nach der Entlastung wieder
ab. Von örtlichen Mitteln giebt B. dem Wa886^
Btoffsuperoxyd in der Concentration von IS^j^ als
Spray den Vorzug. Stärkere Lösungen (50proo.)
reizen. Das Mittel reinigt die Oberfläche der Mem-
branen und hält damit vielleicht die septische In-
fektion hintan. Von einer zu häufigen (z. B. halb-
stündlichen) Wiederholung des Sprays ist absu-
rathen wegen der starken Inanspruchnahme der
Kräfte und der Beizung, der die Schleimhäute aus-
gesetzt werden. Bei der Behandlung der Nase
bevorzugt B. Einblasungen von Jodoform. Sr
warnt vor der Anwendung der Nasendusche, die
zu Mittelohrentzündungen Anlass geben kann.
Brüokner (Dresden).
V. Innere MefliciiL
U1
42d. Oroap- und Diphtheritisiherapie ohne
lokale Baohenbehandlmig; von Dr. £ er 8 eh.
(Wien. klin. Wehnachr. TTL 51. 1894.)
E. hat bereits im Jahre 1892 anf Grund kli-
nischer Erfahrungen und nach dem Ergebnisse von
Thierversuchen die Behandlung der Diphtherie und
des Croup mit salicylsaurem Natron und Jod-
kalium vorgeschlagen. Er hat 17 Kranke nach
seiner Methode behandelt und dabei 3 (17.6<^/o)
verloren. Er verordnet stündlich einen Esslöffel
von folgender Lösung: Kali s. Natrii jodati 3.0,
Natr. salic 5.0, Aq. dest 200.0, Syr. rub. id. 30.0.
Bei schlecht einnehmenden Kindern sollen t&glich
2g Jodnatrium und 5g saUcylsaures Natron in
10 com Wasser gelöst unter die Haut gespritzt
werden entweder in einmaliger oder halber zwei-
maliger Gabe. Brückner (Dresden).
430. ^nie present Status of the speoiflo
tceatmentof diphtheria; by Prof. Edwin Klebs.
(New York med. Record XLVI. 24. 1894.)
K. empfiehlt vriederum das von ihm aus alten
Galturen des Löff ler'scfaen Bacillus dargestellte
Antidiphtherin. Er beabsichtigt die am Menschen
angestellten Yersuche in grösserem Uaassstabe
fortzusetzen« Wfihiend das Mittel bisher nur ört-
lich angewandt vnirde, soll es jetzt auch in schwe-
ren FftUen unter die Haut oder in den Mastdarm
eingespritzt werden (0.1 stündlich, bis Iccmer-
reidit worden ist, darauf noch 2 — 3mal tftglich
ctieadbe Menge). Brückner (Dresden).
431. The treatment of diphtheria; by H. A.
Hare. (Therap. Qaz. XIX. 1. 1895.)
Nach einleitenden Bemerkungen über die Serum-
bdiandlung empfiehlt H. als örtliche Mittel gegen
Diphtherie Wasserstoffsuperoxyd undSubhmat, am
besten als Spray. Bei der Entwicklung des Croup
▼endet er das Dampf zeit» innerlich Terpentinöl an.
Sonst verabreicht er Eisenchlorid als inneres Mittel.
CUorsaures Kali und schwefelsaures Quecksilber
Torabscheat er. Auf kräftige Em&hrung, hftufige,
kleine Mahlzeiten, die Yerabreiohung von Wein
legt er grossen Werth. Bei Naohlass der Herz-
tätigkeit wendet H. die Herztonica (Digitalis in
Verbindung mit Atropin, Strophanthus) an.
Brückner (Dresden).
432. Ein Beitrag rar Lokalbehandlung
der Diphtherie; von H. Langes in Welzheim.
(Hünchn. med. Wchnschr. XUI. 10. 1895.)
L. behandelte 31 Diphtheriekranke örtlich mit
Pinselungen von Garbolglycerin und Löffler^adtLer
Euenchlorid-Toluollösung. Die Erfolge waren be«
Medigenda Es genasen 25 »> SQ^j^, 24mal han-
delte es sich um Bachendiphtherie, 2mal mit Nasen-
diphtherie, Imal mit Tubendiphtherie, 3mal um
Beptisdie Diphtherie. 6mal war der Kehlkopf er-
giiffen, 8mal unter den Erscheinungen von Stenose.
Brückner (Dresden).
433. Das Waaseratoffiraperozyd in der
Biphtherietherapie ; von Dr. Yincenz Nav-
ratil. (Wien. med. Wchnschr. XLY. 11. p. 478.
1895.)
N. empfiehlt die von ihm erprobte Behandlung
der Diphtherie mit Wasserstoffouperoxyd. Er ver-
ordnet : Hydrog. superoxydati 60.0, Qlyc. puri 15.0,
Aq. dest 250.0, viertelstündl. 1 Theelöffel.
Brückner (Dresden).
434. Traitement de la diphteria : le traite-
ment i faire et lee traitements k ne paa faire;
par Landouzy. (Qaz. des Höp. LXVII. 149.
1894.)
L. fordert für jeden Kranken, der einen Rachen-
belag zeigt, eine Einspritzung mit Heilserum, die
bei ausbleibender Besserung noch 1 — 2mal zu
wiederholen ist Er verwirft die Anwendung der
Brechmittel, sowie die örtliche Behandlung, die
eine direkte Ablösung der Membranen erfordert
Ebenso vermag L. die Behandlung der Diphtherie
mit Terpentindämpfen oder mit Pilocarpin nicht
zu billigen. Brückner (Dresden).
435. Ueber Taberkolose. (Schluss; vgl.
Jahrbb. CCXLVH. p. 145.)
Verhütung und Behandlung.
75) Die Pmphylaaoia der Tuierkuhse und ihre Re^
sultate; von Prof. G. Com et (Berl. klin. Wchnschr.
XXXTT. 20. 1895.)
76) Die Maaeenahmen xur Verhinderung der Ver-
breittmg von Tuberkulose in Nord- Amerika; von Dr. W.
Eolle. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. XIX. 1.
p. 139. 1895.)
77) The eontagicuenese of iubereulosis and the prO'
vinee of the board of heaWt in ite preveniion, (üni ver-
sity med. Magazine YI. 12; Sept 1894.)
78) Prophylaxie in ihe treatment of tubereuloeia ;
by Lawrence F. PlioL (Ibid. Vn. 1 ; Oct 1894.)
79) Ä r^ort on the disinfeetion of tuberde-infected
housee; by Sheridan Delepine and Arthur Ran*
Bome. (Brit med. Joom. Febr. 16. 1895.)
80) la the tuberele baciUus kilkd by boiling; by
Joseph Mo Farland. (ünivers. med. Magazine VI. 12.
Sept 1894.)
81) Oe qu'on fait des craehäta tubereuleuoß dane lee
höpitaux de phthisimiee en Ängleterre; par le Dr. E.
V a 1 1 i n. (Revue d'Hyg. Nr. 1 . Janv. 20. 1894.)
82) La hdte eorUre la tubereulose en Danemark;
par le Dr. H.-J. Gosse, Oendve. (Impr. Suisse 1895.
Gr. 8. 85 pp.)
83) Effets eompcuri» des boissons aleooliques chex
Vh/ommsy et sur leur influeneepredisposaniesurla tuber-
eulose, Progres eroissants de la eonsommaJtion des bois-
sons ofcee essenees et n6cessit6 d^en interdire le dSnt;
par Lancereaux. (Bnll. de l'Acad. de Med. IIX. 9.
1895. — Mercredi med. Nr. 10. Mars 6. 1895.— Gas. des
H8p. LXVm. 30; Mars 9. 18950
84) Zur Verhütung der JmfMionsgdegenheit der
ersten Lebensjahre ; von Dr. V o 1 1 a n d. (Schweiz. Corr.-
Bl. XXV. 7. 1895.)
85) Ueber die Versorgung tuberkulöser Kranker
seitens grosser Städte; von £. Leyden. (Bert klin.
Wchnsohr. XXXI. 39. 1894.)
86) Ueber die Notwendigkeit der Errichtung von
Volksheilstätten für Lungenkranke; von £. Leyden.
(Ztschr. f. Krankenpflege. Nr. 4. 1895.)
87) Der Paragraph 12 des Invaliditätsgesetxes und
die Ikwerkulose; Yon Dt, W ei ok er. (Ebenda Nr. 2.)
248
T. Innere MediclxL
88) jSmt les prieauiions ä prendre pour prevenir Jes
dangers provenant du voisinage des sanaUyiria destinSs
auxphthtsiques ; pax le Dr. N e 1 1 e r. (Ann. d'Hyg. publ.
XXlm. 5. p. 430. 1895.)
89) Finden bemüteüe Tuberkulöse Eeihmg mü
grosserer WahrseheinlicKkeit m Hotels südUther Winter-
kurorte oder in nordischen AnstaUen? von Dr. Hugo
Heinzelmann. (Münchn. med. Wohnsohr. XL. 13.
1893.)
90) UAer wiinschenswerthe VervoUkommnung der
Lungenhiberkulosebehandlung in offenen Kurorten; von
Dr. H. Heinzelmann.. (Wien. med. Presse XXXY.
30. 1894)
91) Les sanatoria pour le traitement de laphlhisie;
par le Dr. A. Möller. Bmxelles 1894. Societe beige
de libraire. Gr. 8. 113 pp.
92) Tßie opm-air treatment ofphüiisis aspraetised
ai FcUkensiein in the Taunus mouniains; by w. Bezly
Thor De. London 1894. J. and A. Chnrchill. 31 pp.
93) Die moderne Behandhinp der Lungensehwtnd-
suekt mit besonderer Beriieksiehitgung der physikalisch-
diätetischen Heilmethoden; von Dr. Felix Wolff ia
Reiboldsgrün. Mit einem Vorwort von Prof. H. C nrsch -
mann. Wiesbaden 1894. J.F.Bergmann. 8. VUl n.
186 S.
94) Die Psyche der Tuberkulösen; von Dr. Hugo
Heinzelmann. (Münchn. med. Wchnschr. XLI. 5.
1894.)
95) Ueber den Umgang mit Tuberkulösen; von Dr.
H. Heinzelmann. (Ztschr. f. Krankenpfl. 6. 1894.)
96) Die Krankenpflege Tuberkulöser; von Dr. H.
Heinzelmann. (Ebenda 12.) .
97) Consumption: Rhaughing ii vs. the codling
treatmeni; by Charles E. Page. (New York med.
Becord XLVI. 16; Oct 20. 1894.)
98) Etudes cliniques sur la nutrition dans la
phthisie pulmonaire chrotiique; par Albert Robin.
(Arch. de Med. p. 385. Avril 1895.)
99) ITie effect of ereosote qn the virulence of the
iubercle baeiUus ; by W. K i n g t o n F y f f e. (Lancet IL
12. 1894.)
100) Ueber die Behandlung der Scrofulose mit
Kreosot; von Dr. Alexander Eeok. (Petersb. med.
Wchnschr. XIX. 37. 1894.)
101) Sur Vemploi de la ereosote dans latuberctUose ;
par le Dr. Burlureaux. (Gaz. des Hop. LXVII. 71.
1894.)
102) Ueber die Behandlung der Tuberkulose mittels
des kohimstturen Kreosots ; von Dr. Edmond Chaa-
mier in Tours. (Münchn. med. Wchnschr. XLI. 33.
1894.)
103) Weitere MiUheüungen über die Behandlung der
Tuberhdose mit Oui^akolearbonat ; von Dr. F r i t z H öl -
scher. (Berl. klin. Wchnschr. XXXI. 49. 1894.)
104) Phenolie stibstances in tuberctäosis ; by Ro-
land G. C nr t i n. (Univeis. med. Mag. VU. 1 ; Oct 1894.)
105) Traitement et guerison possible de la granulie
par les badigeonnages de gaiaeol; par le Dr. F.-J. B o s c.
(Lyon med. XXVI. 46. p. 387. 1894.)
106) Du traitement de la granulie par les badigeon-
nages de gqfaeol; par les Dr. Bngnion et Dr. Bor-
de z. (Revne m6d. de la Suisse rom. XV. 3. 1895.)
107) Neue Methode der Behandlung der Lungen-
iuberkulose; von Dr. G. M. Garasso in Genua. (Centr.-
Bl. f. Bakteriol. u. Parasitenkde. XV. 25. 26. 1894; XVL
9. 10. 17. 1895. — Prag. med. Wchnschr. XIX. 49. 50.
1894.)
108) Die neue Behandlungsmethode xur Heilung der
Lungentuberkulose und anderer Krankheiten der Aih-
mungsorgane durch Inhalationen mit Lignosulfii; von
Franz Hartmann. Wien 1895. Garl &avani. Gr. 8.
30 8.
109) Die Oxonbehandlung der Lungenschwindsucht ;
von Dr. Hermanp Gessler. (Württemb. Corr.-BI.
LXIV. 27. 1894.)
110) Du traitement de la iubereulose dupaumm
par les ttueetions intrapulmonaires ; par Ch. Fernet
(BuU. de Tlier. LXTV. 21 ; Juin 8. 1895.)
111) Dr, Viquerafs treatment of tuberetdosis; by
Arthur Gamgee. (Lancet H. 14. 1894.)
112) UinstiiutViqiterat et le traitement de la iuber-
eulose; par Robert Teutsch. (Progres med. XXE
40. 1894.)
113) Heilung der Lungentuberkulose mittelsi det
Jkdferkulose-Heilserums ; von Prof. £. Maragliano.
(Berl. klin. Wchnschr. XXXTT. 32. 1895.)
114) Erfahrungen aus der Praods über das Koch'-
sehe Ttwerkulin; von Dr. Paul Krause in Vietz.
(Deutsche med. Wchnschr. XXI. 6—8. 1895.)
115^ Ud>er das Zustandekommen der fieberkafleH
AÜgemeinreaktion nach Injektionen von Tuberkulin beim
tuberkulösen Organismus ; von Dr. M. M a 1 1 h e s. (Centr.-
Bi. f. innere Med. XVI. 16. 1895.)
116) Ueber Lupusheüung durch GanUuxridin und
über Tuberkulose; von 0. Liebreich. (Beil. klio.
Wchnschr. XXXTT. 14. 15. 1895.)
117) Zu/r Kritik des Vortrages des Herrn Prof. 0.
Liebreich: y, Ueber Lupusheihmg durch Gantharidm
und über Tuberkulose*^ ; von Prof. Heinrich Köbner.
(Sond.-Abdr. aus ^Dermatolog. Ztschr.^ 1895.)
1 18) Drei Fälle ron Lungentuberkulose durch An-
wendung von cantharidinsaurem Kali geheilt; von Gen-
naroPetteruti. (Therap. Monatsh. IX. 2. 1895.)
119) Intravenöse Injektionen von Zimmtsäure bei
interner Tuberkulose; von Dr. Mader. (Wien. Uin.
Wchnschr. VE. 50. 1894.)
Cornet (75) hat am 1. Mai 1895 in der Ber-
liner med. Gesdh3chaft einen Vortrag Aber die
Verhütung der Tuberkulose gehalten, der sich durch-
aus seinen früheren Arbeiten auf diesem Gebiete
anschüesst „Wir haben im Sputum, und zwar im
getrockneten Sputum, die fast einzige Ursache für
die Verbreitung der Lungentuberkulose zu er-
blicken.^* Davon geht C. aus und darauf stützen
sich seine prophylaktischen Forderungen : Feucht-
halten und Unschftdliohmachen des Auswurfes.
Obwohl bisher in dieser Richtung noch herzlich
wenig geschehen ist, glaubt C. doch schon einen
Erfolg feststellen zu können. Er erinnert an die
entschiedene Abnahme der Tuberkulosesterblich-
keit in den preussisch^i Gefängnissen und rechnet
aus, dass lediglich in Folge sorgftltiger Behand-
lung des Auswurfes in Preussen vom Jahre 1887
bis^893 etwa 70000 Menschen weniger an Tube^
kulose gestorben sind, als nach dem Durchschnitte
der früheren Jahre zu erwarten war.
Recht energisch geht man nach den BGtthei-
lungen von Kolle (76) in Amerika vor. Das Qe-
sundheitsamt von New York verbreitet allgemein
verständliche Belehrungen über die Oefahr der
ansteckenden Tuberkulose, es controlirt die Aerzte,
stellt in jedem einzelnen Falle durch Untersuchung
des Auswurfes die Diagnose fest, sucht die Kran-
ken möglichst zu isoliren, ihren Auswurf unschftd'
lieh zu machen und sorgt namentlich fflr eine
gründliche Reinigung der von Schwindsüchtigen
bewohnten Räume. Verlässt ein Schwindsüchtiger
todt oder lebendig seine Wohnung, so wird an die
Thüre folgender Anschlag angeheftet:
„ Oestmdheitsamt, Schwindsucht ist eine ansteck^od«
Krankheit In dieser W(^ung hat ein Sohwindsächtiger
y. Innere Medidn.
249
geirolmi Die Bäume sind daher ala inficirt zu be-
tnchteiL Sie dürfen von fremden Personen nicht eher
bnogen werden, als bis der Forderung des Gesundheits-
amtes, sie deflinfidren und renoviren zu lassen, Folge
gfllosietiBt.
Dieser Zettel darf nicht entfernt werden, bevor der
Befehl des Gesundheitsamtes ausgeführt isf
Aehnüche Maassnahmen werden auch für Phila-
delphia gefordert (77. 78).
DelSpine u. Ransome (79) stellten fest,
dass zur Deeinfektion yon Bäumen, in denen,
Schwindsüchtige gewohnt haben, die üblichen
Bftucherungen mit Schwefel, Chlor u. & w. ganz
ungenügend sind, wirksam, aber in vieler Be-
ziehung unangenehm ist das gründliche Bearbeiten
der W&nde und des Fussbodens mit Chlorkalk.
Das beste natürliche Desinficiens dem Tuberkel-
bacillas gegenüber ist die Sonne.
Nach den Untersuchungen von Mc Farland
(80) werden die im Strassen- und Zimmerstaub vor-
handenen Tuberkelbacillen durch £ochen schnell
imd dcher getödtet
[Der Bericht von Y all in (81) bezieht sich auf.
folgende Erankenh&user: Hospital for oonsumption
SU Brompton, City of London Hospital for diseases
of the ehest, North London Hospital for oonsump-
tion, Boyal Hospital for diseases of the ehest, City
Boad, Boyal National Hospital for consumption zu
Yentnor, National Sanatorium zu Boumemouth,
Hanohester Hospital for oonsumption, Victoria dis-
peasary for oonsumption zu Edinburg. Ueberall
werden die Sputa in Spuoknftpfen mit öproc.
Carbolsäurelösung, die sowohl im Oebftude, auf
Korridoren u. dergl. stehen, wie daneben jedem
Enmken in handlicher Form gegeben werden, auf-
gefangen, in Wasserclosets oder besondere Aus^
gÜBse entleert und die Näpfe werden meist durch
Kochen gereinigt In gleicher Weise werden die
Stühle an Tuberkulose Leidender behandelt Die
meist ausdrüoUioh angeordnete nasse Beinigong
derFussböden wird thatsSchlich leider in einzelnen
Anstalten nicht selten durch trooknes Ausfegen
ersetzt Auch begünstigen nur schwer zu rei-
nigende Strohmatten u. dergl. das Ansammeln von
Staub; doch kommen sie nur vereinzelt vor.
üeberall herrscht ausgiebigste Yentilation.
Bei Ausgängen speien viele Kranke in die
Tiischentücher, die sie bei ihrem Eintritte in die
Anstalt zur Desinfektion abgeben müssen. Bis-
weilen werden sie durch leinene Lappen ersetzt,
die eventuell täglioh verbrannt werden. Auch
sind gelegentlich besonders gezeichnete und dann
ta^oh ersetzte Taschentücher für die Kranken
eingeführt Denn ganz ist eine Beschmutzung der
Wftsohe mit Sputis, z. B. beim Abwischen des mit
ihnen beschmutzten Bartes, nicht zu vermeiden.
I^der besteht aber in einzelnen Anstalten die
dorch das Beglement vorgeschriebene bedauerliche
Unsitte, die schmutzigen Wäschestücke den An-
gehörigen der Kranken zur Reinigung zu über-
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 3.
DeUweUer^adhe Taschenspucknäpfe sind nur im
Edinburger Victoria -Dispensary beim Ausgehen
vorgeschrieben.
Yielfoch sind entsprechende Warnungen und
YerhaltungsmaassregeUi , die im Originale abge-
druckt sind, in den Ejunkenräumen angeschlagen,
auch wird das Wartepersonal über die Gefahren
ausdrücklicli unterrichtet
Schliesslich betont Y., dass man in keiner
Weise in England Anstand nehme, die Kranken
selbst über ihr Leiden imd die von ihnen bei un-
v<»8ichtigem Yerhalten ausgehende Ansteckungs-
gefahr aufzuklaren K. Wehmer.(C5oblenz).]
Gosse (82) übersetzt 2 Aufsätze von Bang
über die Bedeutung der I&ndertub&rkidow und den
Werth des Tuberkulin für deren Ikrkennung und
Bekämpfung. (YgL 2 — 6 imserer Zusammen-
stellung.) Er hat sich in Dänemark mit dieser
wichtigen Frage eingdiend beschäftigt und theilt
unter Anderem auch die dort eingefOhrten ein-
schlägigen gesetzlichen Bestimmungen mit
Lancereaux (83) sucht die Yerhütung der
Tuberkulose von einer anderen Seite her zu f5r-
dem. Er meint, die Bacillen haften nur in einem
disponirten oder geschwächten Körper und glaubt,
dass der übermässige Genuas schlechter, mit
Essenzen versetzter alkoholischer Gtotränke (Ab-
sinth u. s. w.) ganz besonders empfänglich gerade
auch für die Tuberkulose mache. Die angeführten
Zahlen geben einen Beleg für die massenhafte Yer-
tilgung derartiger Getränke in Frankreich und für
die entsprechende Zunahme der Tuberkulose. L.
fordert ein kräftiges Eingreifen des Staates^ Man
müsse die Menschen vor derartigen Getränken zu
bewahren suchen und ihnen gutes Bier und leich-
ten Wein zur Verfügung stellen.
Yolland (84) kommt auf seine Mheren Er-
örterungen darüber zurück, dass die Kinder bei
dem Herumkriechen die Tuberkulose vom Boden
auflesen, und empfiehlt den i^er'Bchen Schutz-
pferch für kleine Kinder. —
Die Bestrebungen, BsikmtiaÜim fUrunbemiUeUs
SchwindswAHge zu schaffen, führen langsam zu
erfreulichen Resultaten. Am Weitesten voraus ist
nach den Berichten von Leyden (85. 86) die
Stadt Frankfurt a. M. Der dortige „Verein für
Beconvalescenten - Anstalten^ hat in Falkenstein
eine derartige Anstalt zunächst für 28 Kranke
gegründet Der uns vorliegende Jahresbericht für
1892/93 spricht sich über die erzielton Erfolge
sehr befriedigt aus. Ein Bremer Verein hat eine
Anstalt mit 24 Betten zuBehburg im Harz eröffinet
Von Worms aus hat man sich den Felsbei^ im
Odenwald zu einer Anstalt mit 80 Betten aus-
eisehen ; ein sächsischer Verein will in Beibolds-
grün gleich ein grösseres Sanatorium mit 100 bis
120 Betten bauen. Auch im Auslande (England,
Schweiz) regt sich der Gemeinsinn mehr und mehr
und es steht zu hoffen , dass in ^einigen Jahren
doch schon eine ganz stattliche Anzahl passendes
32
260
y. Linare MedioiiL
ABStalien zur VarfOgong stdian wircL üeber die
Yon Leyden ausfOlurlich begründete Nothwendig-
keit solcher Anstalten ist wohl kaum noch etwas
SU sagen. L. rechnet aus, dass es allein für
Preussen müg^ich sein müsste, 22000 Sdiwind-
sOcfatige, die sonst zum guten Theil elend einr
gehen, gesund oder doch wenigstens arbeitsfUdg
zu machen. Sehr richtig scheint uns die Bitte
Ik's, man solle bei der ganzen Bewegung nicht
nur an die wirklich amwn Hithisiker denken,
sondern auch an die, die gern eine kleine Pension
zahlen werden, denen aber die jetzt Yorhandenen
Anstalten zu theuer sind.
Weioker (87) führt im Besonderen aus,
welch' wdblthBtigen Einfluss Volkssanatorien für
Schwindsüohüge auf die Yerhfiltnisse der Arbeiter^
Invaliditftt haben künnten. Er nimmt in seiner
Anstalt in Gürbersdorf entsprechende Kranke auf
und die Hanseatische Anstalt für IhTaliditäts- und
Altersvenüchenmg in Bremen plant den Bau einer
eigenen Anstalt für die bei ihr Yeraicherten.
Dass diese Sanatorien gut angelegt und aus-
gestattet sein müssen und dass ihre Gründung für
die Nachbarschaft unter umstünden nicht ganz
UDgefthrlich ist, ist selfostyerstftndlich. Netter
(88) geht auf die hierbei in Frage kommenden
Punkte nüher ein, ohne etwas Neues j^TiqmfftliTwn.
Heinzelmann (89) ist ein grosser Yerehier
Ton Heilanstalten für Schwindsüchtige und giebt
ihnen entschieden den Vorzug vor jedem Hdtel,
wenn auch die klimatis(dieLag6 des letzterennooh
so günstig ist Er hült die Gründung von Sana-
torien im Süden für sicher boTorstehend und rftüi
in seiner 2.Hittheilung (90) den offenen Kurorten,
besser für ibre Kranken zu sorgen. Die Kranken
müssen wissen, dass nicht der Kurort an sidi
Alles gut macht, sondern, dass ihr Verhalten das
Ausschlaggebende ist
Möller (91) hat die meisten bisher bestehen«-
den IWiiaikeramaionen besucht und schildert sie
nach einer allgemeinen Einleitong der Beihe nach.
Bezly Thorne (92) besdureibt aus eigener
Anschauung die Einiiohtungen der bekannten
Falkensteiner Anstalt
Das Budi von Wolff (93) enthalt mehr, als
man nach dem Titel yermuthen möchte. Da W.
eine genaue Kenntniss der Aetiologie als Grund-
lage jeder PhthiseoAherapie ansieht, so beginnt er
mit ätiologischen Betrachtungen, die fast dieHUfte
seines Buches mnndunen. W. meint, dass noch
Tiel mehr Menschen tuberkulös seien, als man
annimmt, dass die Infektion meist in früher Kind-
heit erfolge, die Krankheit aber oft erst sehr viel
später zum Ausbruche, bez. zur Kenntniss komme.
Die Bacillen halten sich Jahrzehnte lang im Körper;
wer einmal tuberkulös ist, kann wiederholt „ge-
heüt^ werden und doch kann die Krankheit immer
wieder zum Vorschein kommen» Eine neue In-
fektion darf man dabei nicht annehmen, sondern
nur ein neues Aufflackern der so und so lange
latent gebliebenen Krankheit W. läset angeboieM
und erworbene Disposition gelten und 1^ be-
sonderen Werth auf die „auslösenden Itomeote",
jene oft unbedeutenden Schädigungen, die die ?or-
bereitete Krankheit zum Ausbiudie bringen.
Die Therapie bautW. wie gesagt auf der Aetio-
logie auf: „Die Prognose des einzelnen Fallei
richtet sich ganz und gar danach, wie viel der zur
Erkrankung führenden Momente Ihnen gelingt, tu
ergründen, wie viel ihrer Natur nach steh be-
seitigen lassen." Die Ausführungen W.'s enthalten
nichto wesentlich Neues, aber das Bekannte (und
wohl doch noch nicht allen Aerzten genügend Be-
kannte) in klarer überzeugender Darstellung. An-
zuerkennen ist, dass W., obwohl et natürlich die
Anstsltsbehandlung für das weitaus Beste hält, doch
die Verhältnisse der Privatpraxis eingi^end be-
rücksichtigt Becht wenig gut ist er auf die (^enea
Kurorte zu sprechen. Daves wird nur ganz kon
als ein Ort erwähnt, an dem die Kranken unT6^
ständig leben und an dem es viel Bauch giebt;
auch das Lob Lippspringes kommt etwas veckkn-
sulirt heraus. Von Medikamenten hält W. anr
dann wirklich Etwas, wenn sie einer besonderen
Indikation enteprechen, wie das Eisen einer vo^
handenen Chlorose oder das Jodkalium einer Lues.
Einen vorsichtigen Versuch mit Kreosot hält er IBr
gerechtfertigt Etwas kurz kommt in dem ganzea
Buche die Prophylaxe weg; nach den ersten Ver-
trägen hätten wir eingehendere ErMerungen über
Pflege und Erziehung zur Tuberkulose beanlagter
Kinder erwartet
In dieser Bezidiung bringt Penzoldt, luf
dessen „Behandlung der Lungentuberkulose" in dem
Handbudie der speciellen Therapie innerer Krank-
heiten von Penzoldt und Stintzing (Jena
1894. Gust Fischer. 11. Lief.) wir hier nur kon
angehen können, mdir. Er beginnt nach einer
kurzen Einleitung mit den Verhütungsmaassr^gek,
zu denen er vor Allem eine sorgsame Behandlung
des Auswurfs rechnet, dann folgen gründliche Ab-
schnitte über Schutzmaassr^gehi bei eoerbter und
bei erworbener Disposition und dann erst konmitdie
eigentliche Behandlung an dieBeihe. Naturgeml«
decken sich die Ausführungen vonPenzoldtnnd
W. in vielen Pimkten vollständig. Auch Penzoldt
ist ein fast unbedingter Anhänger der Anstalten,
denen wenigstens für eine gewisse Zeit (mindestens
3 Monate) alle Phthisiker, die überhaupt Aussiobt
auf Heilung haben, überwiesen werden soUteii,
„damit sie gleichsam eine Schule in der Säbetr
behandlung durehmaohen, bevor sie mehr oder
minder auf ück selbst angewiesen sind^. Unter
den Arzneimitteln Usst Penzoldt eigentlich«ioh
nur Kreosot, bez. Ouajakol, gelten, über das Tobs^
kulin spricht er sich ebenso wie übrigens W. auch
durchaus nicht ganz ablehnend ans.
Die Mittheilungen von Heinzelmann (M*
95. 96) enthalten eine Anzahl guter BemerkungSB
über das p^yehiache VerhaUm Thtberkulöaer und über
y. Innere Hedicin.
251
denen Beeinflussong durch den Arzi Gerade die
Herren Collegen in den Euiorton und Anstalten
denken nicht immer genügend daran, daes die
Kranken nach beendeter Kur doch anoh wieder
in ihr Amt nnd ihr Geschäft zurück sollen.
Auch die Arbeit von Page (97) scheint uns
trotz mancher üebertreibungen redit beachtens*
werth. P. meint, unsere jetzige Phthiseotherapie
sei zu verweichlichend. Er ist für ein yieihflrteres
AnÜMsoi der Kranken, für gründliche, rücksichts-
lose Ahhftrtung. Er empfiehlt tüchtige kürperliche
Bewegung im Freien bei jedem Wind und Wetter.
Kalte Bfider, barftiss laufen, derbe Kost u. s. w.
Die besten Erfolge hat er immer dann gesehen,
wenn Phthieiker einen Beruf ergriffen, der sie
zwang, bei jedem Wetter den ganzen Tag draussen
herum zu laufen. Es ist sicher etwas daran, dass
mit vielen unserer Kranken zu zart umgegangen
wird, geistig Und kürperlich, und wir möchten allen
Collegen die vorstehenden 4 Arbeiten zur Lektüre
empfahlen«
Bobin (98) hat bei sehr zahheichen Phthi*
«kern zur Bestimmung des Siof/weehaela Hank-
uniersuekungen angestellt und hat etwa Folgendes
gefanden. Steht die Krankheit still oder befindet
sie mdä im Zustande der Besserung, so ergiebt die
Untersuchung der orgamaehm Bestandiheüe des
Harns etwa normale YerhSltnisse. Sinkt die Summe
der festen Bestandtheile im Mittel unter 30 g in
24 Stunden, so kann man von Kachexie spredien.
Im Beginne der Phthise ist eine Zunahme der
festen Bestandtheile, wenn weder Fieber, noch
Daroh&ü, noch starke Schweisse vorhanden sind,
ein gutes Zeichen, unter denselben Umständen
bmn ein Heruntergehen der festen Bestandtheile
unter 30 g ein gutes Zeichen sein, wenn das Körper-
gewicht zunimmt Blutungen haben eine Tage lang
anhaltende Yerminderung der festen Bestandtheile
mr Folge. Zunahme der festen Bestandtheile im
Harn ohne Zunahme des Kürpergewichts beweist
ein Fortschreiten der Krankheit. Im letzten Sta-
dium der Phthise ist das Fieber nur ausnahmeweise
mit einer Yamehrung der Hambestandtheile ver-
banden. Auch der Eintritt einer akuten Slrank-
hdt (akuter Tuberkulose, Pneumonie, Meningitis)
ist in diesem letzten Stadium meist mit einer be-
ttftchtlichen Abnahme der festen Bestandtheile ver-
Die ancrgamsehm Besiandtheüe des Harns zd»
gen grosse Schwankungen. BegelmAssig kann man
za Anfang der Phthise die Erscheinungen einer
d6min6ralisation organique beobachten und R hält
es nicht für ausgeschlossen, dass diese überhaupt
erst den Tüberkelbacillen den Boden ebnet. —
üeber das Kreosot lauten die nicht sehrzahl-
mohen neueren Berichte durchaus günstig.
Fyffe (99) hat zahlreiche I%ierver8t4ehe an-
gestellt EinaÜimungen von Kreosot hatten keine
Virkung. Innerliche Darreichung grosserer Men-
gen wirkte entschieden hemmend auf die Krank-
heit ein. Ebenso hatten Einspritzungen unter die
Haut bei noch nicht zu schwer erkrankten Meer-
schweinchen eine günstige Wirkung. F. hat auch
verschiedentlich das Yerhalten der Tuberkelbaoillen
im Serum von solchen Thieren, die durch tuber-
kulösen Auswurf stark mit Kreosot behandelter
Menschen tuberkulös gemacht worden waren, zu
prüfen gesucht, ist aber zu keinem rechten Er-
gebniss gekommen.
Eeck (100). hat das Ereo90i M Serofuhst an-
gewandt und ist mit seinen Erfolgen ausserordent-
lich zufrieden. Wenn man mit ganz kleinen Men«
gen anfbigt und langsam steigt, vertragen die Kin-
der das Mittel sdur gut, gewöhnen sich meist auch
an den hAsslichen Geschmack; siebekommeneinen
aufliallend guten Appetit und nach und nadi geben
die sorofulösen Erscheinungen zurück.
Burlureaux (101) macht namentlich darauf
aufmerksam, dass man mit der nöthigen Vorsicht
die Kreosotdarreichung so lange steigem musa
wie möglich, die grösstmögliche Dosis wirkt am
besten, was Sommerbrodt wiederholt aus-
gesprochen hat
Chaumier (102) ist ein grosser Verehrer des
SreosotoarhonoAsy mit dem er in grossen Dosen vor-
zügliche Erfolge erzielt haben wilL
Immer mehr in Aufriahme kommt das Qua-»
jakolcarhonat, das sehr viel angenehmer zu
nehmen ist als das Kreosot, keine fitzende oder
giftige Nebenwirkung hat und sich als reincie
Präparat wesentlich genauer dosiren Usst
Hölscher (103) meint, dass das im Körper
frei werdende Gui^akol die giftigen Baoillenpro-
dukte unschfidlich macht, das Blut ständig entgiftet
Er giebt täglich 2 — 3, unter umständen auch mehr,
bis zu 6 g Quajakolcarbonat und ist mit den Wir-
kungen im höchsten örade zufrieden.
Dasselbe gilt von Gurtin (104), der nament-
lich die Vorzüge des Guajakol gegenüber dem
Kreosot hervorhebt
Grosse Begeisterung herrscht in Frankreich für
die von uns bereits mehrfach besprochene öttssers
Amoendfmg des OuqjakoU. Bosc (105) erzählt
von wahren Wunderkuren und stellt kühne Hypo-
thesen auf; Bugnion und Berdez (106) möch-
ten die gute Wirkung zunächst in der Hauptsache
nur auf die temperaturherabsetzende Wirkung der
Badigeonnages de gaiacol bezidien. Dass diese
Wirkung nicht selten mit redit unangenehmen
Erscheinungen verbunden ist, haben uns verschie-
dene Nachprüfungen gezeigt Euie Einwirkung
des Guajakol auf die Tuberkulose als solche konnten
B. u. B. an Kaninchen wenigstens nicht nachweisen«
üeber die Methode von Garasso (107) haben
wir schon früher berichtet Er giebt seinen Kran-
ken Kreosot in grossen Ghiben, «nährt me mög-
lichst gut und lässt sie beständig Pfefbrminzöl
einathmen. Auf letzteres legt er ganz besonderen
Werth, da das PfefferminzÖl die Tuberkelbacillen
tödtet Die Erfolg soUen sehr gut sein.
252
y. Innere Medicin.
Hartmann (108) empfiehlt ein ganz neaes
Heilmittel „lAgnosulß^' entsteht bei der Berei-
tung Yon Celinlose ans Fichten nnd Tannen. Es
enthUt die Salze, Harze und Oele des Holzes und
schweflige Säure. Seine Anwendung ist sehr be-
quem, man laset es einfach in dem Zimmer, in
dem der Kranke sich aufhält, verdunsten und in
kurzer Zeit erfolgt die Heilung. Grossere Inhala-
torien giebt es bereits in Hallein, Heran, Ems,
Mentone, Cannes, Beichenhall.
Im Ludwigsspital zu Stuttgart sind auf eine
französische Empfehlung hin Yersuche mit Oxon*
eintUhmungm bei Phthisikern gemacht, die nach
Ge ssler (109) überraschend gute Besultate ge-
habt haben. Man wird dieser Empfehlung wohl
ebenso misstrauisch entgegenkommen wie den Ein-
spritzungen von EreosotOl, Naphthol u. Aehnl. in
die Lunge, die schon früher gerühmt sind und
jetzt Ton Fernet (110) als ganz ungefUirlichund
sehr wirksam in empfehlende Erinnerung gebracht
werden.
Dr. Yiquerat (111. 112) hat in Genf ein
Institut, in dem Tuberkulösen Serum früher von
Tingeimpften, jetzt von mit Tuberkulin geimpften
Eseln (Esel sind gegen Tuberkulose sehr wider-
standsfähig) eingespritzt wird, üeber die Erfolge
ist etwas Zuverlässiges wohl noch nicht zu er-
fahren.
Auch Haragliano (113) hat sich mit den
in Frankreich viel erprobten Einspritzungen von
Serum gegen Tuberkulose wenig empfänglicher
Thiere beschäftigt Er benutzt Serum von Hun-
den, Esehi und Pferden, denen in steigender Menge
das von den Tuberkelbacillen erzeugte Gift bei-
gebracht war, und hält dieses Serum dann für gut
und genügend kräftig, wenn es bei Kranken, zu
gleicher Zeit mit Tuberkulin eingespritzt, dessen
Wirkung zu verhindern vermag, üeber seine bis-
herigen Erfolge drückt sich M. etwas unbestimmt,
aber entschieden befriedigt aus. Schädlich kann
die Serumtherapie nie werden, „sie kennt keine
Contraindikation'^ „Brillant'^ war die Wirkung nur
bei „umschriebenen und fieberlosen Formen äer
Lungentuberkulose". Genaues s. im Original
Krause (114) ist noch ein warmer Anhänger
des Tkdberhulm. Er berichtet über 17 Fälle und
hofft dem in Acht und Bann gethanen Mittel damit
neue Freunde zu werben.
Matthes (115) versucht eine Erklärung der
TuberkuUnreaklion zu geben. Er geht davon aus,
dass Albumosen und Peptone ähnliche Wirkungen
haben wie das Tuberkulin und in genügend grosser
Menge auch bei den Gesunden Fieber erzeugen,
sowie dass Albumosen und Peptone in tuberkulösem
Gewebe, namentlich in verkästen Lymphdrüsen, in
ziemlich grosser Menge vorhanden sind. Man
könnte danach denken, dass das eingespritzte Tuber-
kulin dieses im Körper vorhandene Fiebermaterial
in genügender Menge mobil macht, wofür die dritte
Thatsache spricht, dass Albumosen und Peptone
schon nach den kleinsten TuberkulineinspritzaBgea
im Harne erscheinen.
Nach einer Pause von über 4 Jahren kommt
Liebreich (116) auf das von ihm empfohlene
Oanäiaridm zurück. Er hat das Mittel fortgesetzt
angewandt und hält es heute wie im Jahre 1891
für vortrefflidi. L. hat sich im Laufe dieser Zeit
eine ganz besondere Auffassung der Infektioofl-
krankheit«i zurecht gemacht Er meint, bei der
Tuberkulose (und bei den meisten anderen Infek-
tionskrankheiten) sei das erste eine irgendwie
entstandene Erkrankung, Schwächung der Zellen,
der Tuberkelbacillus kommt erst später hinzu, er
ist nur „ein Parasit der Erkrankung'S ein „Noao-
parasit^'. Das Gantharidin hüft dadurch, dass ee
die Zellen kräftigt
Köbner(117) tritt nicht nur dieser unhalt-
baren Theorie energisch entgegen, sondern wider-
legt auch Das, was Liebreich über örtliche und
allgemeine Tuberkulose sagt, imd beleuchtet L's
therapeutische Erfolge. Der einzige Fall von ge-
heiltem Lupus, den L. aufzuweisen vermag und
der unter Anderem auch die Möglichkeit einer
Lupusheilung ohne jede Narbenbüdung beweisen
soll, ist in seiner Diagnose äusserst zweifelhaft
Die 3 BUle von Petteruti (118) beweisen
gar nichts.
Als Letztes sei angeführt, dass Mader (119)
etwa öOPhthisiker genau nach Landerer'sYo^
Schriften mit mtravenöwn ZimmigäureeimprüsiMngen
behandelt, keinerlei Nutzen, wohl aber mancherlei
unangenehme Ersdieinungen gesehen hat
Dippe.
436. Beitrag snrHaattaberknlose; von Prof.
Doutrelepont (Arch. f. Dermatol. u. Syph.
XXIX. 2. p. 211. 1894.)
D. theilt 2 Fälle von Lupus hypertrophicus mit,
in deren einem die Diagnose ohne Weiteres nicht
mit Sicherheit gestellt werden konnte, sowie einen
Fall von Impftuberkulose (Scrophuloderma).
3) Ein 6jähr. Mädchen, das bis vor 2 Jahren, wo eB
an den Masern erkrankte, gesund war, war wegen eines
Ohrenleidens operirt worden ; die untere Hälfte der rech-
ten Ohrmuschel war fast um das Doppelte verdickt, glatt,
braunroth, z. Th. mit gelblichen Borken und Erasten
bedeckt Die Haut der lippe war in eine braonrothe,
höckerige, ebenfalls z. Th. mit Borken bedeckte Ge-
schwulst verwandelt, von weicher, prall elastischer
Gonsistenz. Am rechten ünterkieferrande, am Nacken,
Rumpfe, an den Gliedern viele ähnliche, meist rundliche,
5-pfennig- bis 3-markstuckgrosse Oesohwülste. Ein-
spritzungen mit Tuberkulin zeigten eine deutliche lokale
iReaktion ; die mikroskopische Untersuchung eines Tomor
ergab tuberkulöses Gewebe, die Einimpfang von Tamor-
stücken in die vordere Augenkammer vom Kaninchen
erzeugte Tuberkulose des Auges und der Lungen. Die
Behandlung bestand in Auskratzung und Ausbremmng
der erkrankten Stellen, 2 kleinere wurden excidirt; nach-
folgende Behandlung mit Sublimatumschlägen und Fyro-
gaUussalbe. Rasche Yemarbung; in einzelnen Narben
&aten jedoch zuerst kleine charakteristische Lnpus-
knötchen auf, die vorher nie zu erkennen gewesen waren.
2) Ein 29jähr. Mann, der seit 10 Jahren erkrankt
war mit knotenartigen Bildungen an der Nase, der Ober«
y. Innere Medidn.
253
Iq>pe und den ancrenzenden Waogenpartien. Das linke
^egelenk in Fo^e einer firöheren l&knmlnmg ankylo-
tisoh. Beohte Langenspitze tiefer als die linke, bron-
cliialeB Athmen und BaeBelgeräasohe. Die Neubildungen
an der Nase und ihrer Umgebung von röthlich-brauner
Farbe, weicher Gonsistenz, glatter spiegelnder Obeiflftohe,
die ei^nthümlich glasig durohscheinende helle Fleeken
aufweist; das rechte Ohrläppchen in eine kleinapfelgrosse
gestielte Oeschwulst verwandelt. An der rechten hin-
teren Halsseite, neben dem Stemum, in der rechten
Ichselhöhle und am linken Mbogengelenke z. Tfa. mit
Schuppen bedeckte Lupusherde. Eine Tubeikulinixgek*
tion erzeugte eine deutliche lokale Reaktion. Excision
der Tumoren, Auskratzung der erkrankten Stellen und
Kauterisation mit dem Pa^tu^tn'schen Thermokauter;
folgende Behandlung mit Sublimatumsohlägen und lOpioc.
Pyro^pllussalbe. Die mikroskopische Untersuchung eines
ezcidirten Stückes ergab neben dem Befund der tuber-
kulösen Neubildung ein Lymphangiom; viele rundliche
und ovale Holüräume mit Wandungen aus Bindegewebe-
fnem und einem Endothel.
3) Ein 27jShr. Mann erkrankte mit einem rasch
heilenden Geschwür im Sulous coronarius und Leisten-
dräsenschwellung. Die linke Leistendrüsenschwellung
mnsste incidirt werden; die Wunde heilte nicht, die
IQhider zerfielen, der Process schritt peripherisch weiter,
wenn auch im Centmm z. Th. Yemarbung eintrat Die
Affaktion machte den Eindruck des Scrophuloderma,
Knötchen waren nirgends sichtbar. Taberkulininjektion
mit lokaler Beaktion. Die mikroskopische Untersuchung
ergab tuberkulöse Herde mit vereinzelten Bacillen. Ener-
giBche Auskratzung und Kauterisation. Langsame Hei-
lung. In das Kaninchenauge eingepflanzte Gewebestück-
chan erzeugton Vereiterung und Atrophie des Bulbus.
Da der Fat ein sonst gesunder Mensch war, musste man
Ifflpfluberkolose der Bubowunde annehmen.
Wermann (Dresden).
437. Ueber den Lnpiui erythematoens
(ühifOuma centrifugum); von Dr. Theod. Buri.
(Monatsh. f. prakt DermatoL XIX. 7. p. 345. 1894.)
Lupus erythematosus scheint in nördlichen
Gegenden viel häufiger zu sein als bei uns ; Er-
frierungen disponiren dazu, wenigstens werden
Ohrläppchen, Finger mit Yorliebe befallen. Das
weibliche Oeschlecht ist bevorzugt; die Kranken
befinden sich meist zwischen dem 30. und dem
45. Jahre; ihr Allgemeinbefinden ist meist vor-
trefflich; doch gehen nach Besnier und Unna
viele Patienten später an Tuberkulose zu Orunde.
Bei vielen Kranken besteht Bosacea des Gesichts.
Die Erkrankung beginnt mit umschriebener Gtofäss-
erweiterung. Man kann 3 Arten der Krankheit
unterscheiden ; bei der einen herrscht die Epithel-
proliferation vor (dicke fettreiche Schuppen mit
langen hornigen Fortsätzen in den erweiterten
Follikeln), bei der anderen beherrscht die öefäss-
VerSnderung das klinische Bild.
Die Untersuchung der vom Lebenden entnommenen,
in Alkohol, Sublimat oder in .FT^mmtn^'soher Mischung
&Drten Präparate ergab Folgendes : In den ersten Sta-
dien der Erkrankung findet sich zxmäohst eine Ihwei-
icnmg der Gefösse; es erfolgt eine herdförmige seröse
tmd zelHge Infiltration der Cutis, die schon früh in die
Stachelscnicht übergreift An der Peripherie junger
Henie finden sich ganz früh echte Plasmazellen, während
sie in alten Herden fehlen. Nach diesem Befunde wurde
der Lupus erythematosus nicht als einfache Entzündung
sofzuEi^sen sein, sondern sich den entzündlichen Li-
^^onsgeschwülsten nähern (Lupus, Lues, Lepra). Die
Epidermis betheiligt sich durch eine stärkere Verhomnng.
Das ooUogene und elastische Gewebe schmilzt ein und es
kommt zu der charakteristischen Kanalisation der Herde.
Die Infiltrationzellen verschwinden alsdann zunächst in
den Centren. Im Höhestadium der Erkrankung tritt die
Hyperkeratose in den Yordergrund ; die Infiltration der
Cutis lässt ihren ursprün^Uch herdförmigen Charakter
häufig nur noch an der Penpherie erkennen. Die FoUikel
bleiben in ihren tieferen Abschnitten fast immer unbe-
theiligt; die Talgdrüsen fanden sich nur in einem Falle von
Lupus erythematosus der Kopfhaut hypertrophisch ; die
Lumina der Knäueldrüsen waren erweitert
Das Stadium der Abheilung giebt das Bild der
narbigen Atrophia Wermann (Dresden).
438. üeber Strophnlas infuitnm ; von Dr.
A. Blaschko. (Berl. klin. Wchnschr. XXXII.
11. p. 231. 1895.)
Die auch als Urticaria infantilis, Prurigo infan^
tilis, Strophulus pruriginosus , Ldchen urticatus
bezeichnete Erkrankung zeigt hochrothe derbe, in
der Mitte kegelf5nnig zugespitzte Papeln, die, mit
Yorliebe auf dem Rumpfe, den Nates und den
Schenkeln auftretend, in der Tiefe ein Bläschen
aufweisen. Das Bläschen platzt gewöhnlich nicht,
sondern trocknet ein und hinterlässt dann ein
nachträglich noch lange juckendes Knötchen. In
anderen FUlen finden sich besonders an Hand-
flächen und Fusssohlen grosse oberflächliche Bla-
sen, die Anlass zur Verwechselung mit Pemphigus,
hereditärer Syphilis oder Scabies geben, oder, wenn
sie gleichzeitig am Rumpfe auftreten, für Vari-
cellen gehalten werden können. Der Strophulus
tritt auf nach Masern, nach der Impfung und im
Zusammenhange mit der Dentition. Bei einer An-
zahl der erkrankten Kinder findet sich Rhachitis
vor, andere leiden an V^auungstörungen , sehr
häc^g ist Anämie vorhanden, doch werden auch
ganz gesunde Kinder von der Krankheit befallen.
Wahrscheinlich handelt es sich beim Strophulus
um eine abnorme Reaktion der Hautgefässe, die
schon auf die leichtesten Reize hin mit multipler,
in der Haut lokalisirter Entzündung reagiren.
Mögen diese Reize nun von anssen direkt auf die
Haut einwirken oder ihr von entfernten Organen
aus durch die Blutbahn zugeführt werden, das
Wesentliche der Erkrankung liegt in der abnormen
und überaus empfindlichen Reaktion der Haut und
ihrer (befasse. Bei Erwachsenen verursachen in
deichen FäUen derartige Reize das Auftreten von
ürticariaquaddeln ; bei den stärker reagirenden
Kindern stellt sich diese Reaktion in Form einer
tiefergreifenden und länger anhaltenden Entzün-
dung dar, die dauernde Residuen hinterlässt Bei
Behandlung des Strophulus ist zunächst eine Auf-
besserung der Constitution, die Beseitigung der
Krankheitsdiathese anzustreben. Die Knötchen und
die complicirenden Ekzeme werden mit Schwefel-
bädern und Theerabseifongen behandelt, und eine
2 — 5proc. Naphtholsalbe eingerieben. Bei grosser
Unruhe und Schlaflosigkeit empfiehlt es sich, Anti-
pyrin Abends zu geben. Von vorzüglichem Er-
folge ist Luftwechsel, Aufenthalt auf dem Lande
264
YL QeburtshlUfe, Fnmen» und Smderheilkande.
oder an der See. Nur ganz wenige FUle gfiebt
es, die unter zweckmässiger Behandlung bis in
das 3., 4. Lebensjahr hinein dauern; nur bei
grosse Yemaohlässigung entwickelt sich schliesch
lieh Prurigo. Wermann (Dresden).
439. StatiatiMher Beitrag tat KenntniM des
Brythema nodosnm; von Dr. Herrn. Schult-
h e s s. (Corr.-Bl. f. Schweiz. Aerzte XXV. 3. 1895.)
Seh. stellte auf Anregung von Dr. Herrn.
Müller hin eine Statistik der in den Jahren 1880
bis 1891 in der Züricher medicin. PoliUinik beob*
achteten Fftlle von Erythema nodoeum auf: 121 F.
o» 0.15% Ton 80000 Patienten. Erythema ex-
sudativum multiforme wurde in 59 Fällen «■
0.07%, Purpura rheum. in 22 Fällen — 0.028%
vorgeftmden. Von den Hautkrankheiten einschliess-
lich der Erytheme, Masern, Scharlach, Variola,
Erysipel u. s. w., die 8305 Fälle umfassten, betrug
das Erythema nodoaum 1.5V« ^^ FUle. Zweimal
wurde eine Patientin befallen ; 4mal kamen kleine
HausepidemieB mit 2 — 3 Er. vor, wobei sieh eine
Incubation von 10 — 20 Tagm und länger ergeben
würde, wenn man eine Ansteckung von Person zu
Person annähme. Die statistische Untersuchung
ergab, wie durch graphische Darstellung veran-
schaulicht wird, dass das Erythema nodosum so-
wohl in sdnem Oange diuroh die einzelnen Jahre
und Jahreszeiten, als auch in Bevorzugung eines
bestimmte Lebensalters , der Jugend , wobei die
Geschlechter in verschiedenen Altersklassen ver«
schiedenen Antheil nahmen, getreulich sich nach
den akuten allgemeinen InfektionskrankheiteB,
namentlich den mit typischer Lokalisation auf
der Haut richtete, während es durchaus ab*
wich von dem durch die sogenannten Hautkrank-
heit^ dargestellten Typus. Es macht d^ Ein-
druck einer akuten allgemeinen Infektionskrank-
heit; von dem Erythema exsudativum multiforme
ist es zu trennen, vielleicht steht ihm die Porpnn
rheumatica näher. Klinisch hat das Erythema
nodosnm viel Aehnlichkeit mit dem Scharlach, der
Ausschlag beföllt mit Vorliebe die Streckseiten der
Glieder und die Oelenkgegenden, die Schleimhäatd
des Auges, der Nase, des Bachens, seltener der !
Bronchen, femer die serösen Häufe der Brost- |
Organe sind betheiligt, das Fieber ftllt ly tisch ab;
während aber der Scharlach sehr contagiOs ist, ist
die Ansteokungs&higkeit des Erythema nodosom
gering oder fehlt ganz. Sehr wahrscheinlich be-
steht ein Zusammenhang zwischen der Krankheit
und atmosphärischen Niederschlägen, bez. der
Wandfeuchtigkeit; viele Kranke lebten in feuchtaa
Wohnungen. Chlorose scheint den Körper fOr die
Erkrankung empfänglicher zu machen.
Wermann (Dresden).
VI. Geburtshaife, Frauen- und Kinderheilkunde.
440. Die Aphthen am weibliohen Genitale;
von Prof. I. Neumann. (Wien. klin. Bundschau
IX. 19. 20. 1895.)
N. thetlt 13 hieriieigehArige Fälle mit Aus«
nahmelos waren die Erkrankten Personen, die in
schlechten LebensverhältnisBen sich befanden und
auf Stroh oder In feuditen Wohnungen schliefen«
Das Krankheitsbild der Aphthen am weiblichen
Genitale ist von dem an der Mundschlamhaut
wesentlich verschieden, besonders dadurch, dass es
an Yulva und Vagina in Folge der gerade bei ver*
wahrlosten Weibern anhaltenden Beizung durch
Beibung unter Mitwirkungi saprophytischer Mikro-
organismen 2u mehr oder weniger tiefgreifenden
und ausgedehnten Qeschwüren kommt Sehr kenn-
zeichnend sind die Efflorescenzen in frischen Fällen ;
man findet hier scharfumsohriebene, halblinsen-
bis linsengrosse, mitunter aber auch kleinere mohn-
komgrosse, punidf5rmige, ün Niveau der Schleim«
haut gelegene, mit einer gelblichen oder gelblidi-
weissen Exsudatschicht belegte Efflorescenzen, in
deren Umgebung die Schleimhaut bis auf mehrere
Millimeterbreiten, mehr oder minder lebhaft g^
rGthet erscheint
Bezüglich der. Differentialdiagnose von vene-
rischen Geschwüren hebt N. hervor, dass letztere
einen speckigen, rein eitrigen, leicht und vollstän-
dig abstreifbaren Belag, steile, stets weiter unter-
minirte Bänder und bedeutendere Entzündungs-
erscbeinungen der Umgebung aufweisen. Euie
Ywwechslung kann ferner mit gummüsen uid
tuberkuUysen Geschwüren vorkommen.
N. schliesst aus seinen Beobachtungen, d«88
die Aphthen des Genitale eine vorwiegend das
weibliche Geschlecht und hier wieder besonders
das jugendliche Alter zwischen 17 und 27 Jahren
betreffende Erkrankung sind. Als Folge treten
nicht selten, unter Fieber, toxische Exantheme auf,
und zwar in Form des Erythema nodosum, papo-
latum, der pustul5sen Formen, die von einem ge-
rOtheten Hof begrenzt sind.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
441. Ueber das runde Gesohwfir der
Scheide (das sogen, runde phagedänische Oeschwür
Clarke'sJ; von Wladimir v. Skowronski
in Tamow. (Wien. klin. Bundsohau IX. 16. 1895.)
Bei einer 37jähr. Fnm, die 2mal geboren hatte, weder
Syphilis, nooh Gonorrhöe gehabt hatte, fand S. an dsr
vorderen Scheidenwand, 1 >^ cm oberhalb des Hamröhrai''
wolstes, ein Geschwür von der Grösse eines halben
Ereuzera mit steilen Bändern, mit nnebenen Oraonls-
tionen bedeckt, das er für ein Epithelialcaroinom liielt
Die Berührung war sehr schmerzhaft. Das Geschwür
wurde im Gesunden umschnitten und entfernt Die ge-
nfihte Wunde fpng am 6. Tage auseinander und heute
durch Granulation.
Die mikroskopische Untersuchung zeigte eine plötz-
liche Unterbrechung der Epithelschicht am fiande des
Geschwürs. Die Schleimhaut war vom Bande nach der
Mitte des Gesdiwüis zu in fortschreitmidem ZeiM
TL GeburiBhfllf e, Frauen- und EinderheOkande.
B65
iM^rifliBa, ihr Ban ^ar wie yerwischt; am GeschwüTB*
nnde hypertrophische GefösswSnde, deren Inneres xrit
qiindelionnigen Zellen angefüllt war.
Dieser Fall ist der erste an einer Lebenden
beobachteta Nach Zahn und Browicz beruht
die Ursache dieses Leidens auf einer Oefäss-
obliteration. In vernachlässigten Fällen können
die phagedftnischen Geschwüre Scheiden-, Blasen-
und Hastdarmfisteln hervorrufen, selbst tOdtliche
GeUürmutt^blutungen veranlassen (Elebs).
J. Präger (Chemnitz).
442. Betreoiasement cioatzioiel du vafl;in ;
per le Dr. Lipinsky, Mohilef. (AnnaL de Oy-
2ito>L ^T.ni. p. 273. Avrü 1895.)
Eine 21jShr. Bäuerin war zum I.Male im8.Mon. der
Schwangerschaft niedergekommen. Vorzeitiger Wasser-
akflvss. Dauer der Geburt 48 Standen. Kein Beistand
von Seiten einer Hebamme oder eines Arztes. Im
Wochenbette 6 Wochen hmg Fieber, heftige Schmerzen
in den Geschlechtsorganen. Starker Ausfluss. Im Se])-
tember 1894 kam die Frau zu L. wegen Unmöglichkeit
des ehelichen Verkehrs. L. fand eine 3 cm lange narbige
Yerengnng des unteren Theils der Scheide, die nur für
eine &)nde durchgängig war. Nach stumpfer Ürwei-
terong zeigte sich der obere Theil der Scheide und des
Schddentheils nicht wesentlich verfindert Bei weiteren
Versnchen, die enge Stelle stampf zu erweitem, ent-
stand im Scheideneingang eine Mastdarmscheidenfistel.
Dabei blieben diese Versucme, ebenso seitliche Einschnitte
nutzlos;, da sich die Scheide bald wieder vereng. Ende
October frischte L. den unteren Theil der Scheide an und
benutzte die kleine Schamlippe zur Deckung der seit-
lichen Wfinde. In einer späteren Sitzung wurde die hin-
tere Scheidenwand mit der Fistel durch einen aus der
Binterbacke genonmienen gestielten Lappen gedeckt
Der Erfdg war dauernd; die Scheide war 7 cm lang
uod f&r 2 Finger durchgängig. J. P r ä g e r (Chemnitz).
443. Bin neaes OperationsverfahreB bei
nacUgefr Stenose der Scheide; tou Dr. vou
Bosciazewski. (Centr.-BL f. Oynftkol. XVIII.
27. 1894.)
V. R., der mit der Discision der Narbe nicht zum
Ziele kam, versuchte nach Excision des Narbengewebes
die Deckung des Defektes mit einem Lappen, den er sich
ns der kleinen Schamlippe gebildet hatte. Der Versuch
gdang ToUkommen. 0 1 a e s e r (Danzig).
444. Zur Aetiologie der Vaginaloysten ;
Ton Dr. Qeyl in Dordrecht. (Centr.-Bl. f. Gynä-
koL XVUL 44. 1894.)
Hühnereigrosse Cyste. Die mikroskopische Unter-
BQchung führte G. dazu, eine Entstehung aus Vaginal-
drnsen anzunehmen. Q 1 a e s e r (Danzig).
445. Das primSre Soheidenaarkom bei Sin«
decnundBrwaohsenen; von Dr. Münz in Nürn-
berg. (Neuwied 1895. Heuser'sVerl. Gr. 8. 30 S.
1 KL) Sond.-Abclr. aus ,^er Frauenarzt*' 1894.
Xüuiach aowohl, wie pathologisch-anatomlBch
sind 2 Arten von Sofaeidensarkom zu unterscheiden :
das Soheidenflarkom bd Kindern unter 3 7a Jahren
tind das Scheidensarkom Erwachsener.
IL findet 13 beglaubigte FAlle vcm primftrem
Bdieidensarkoiii b^iZtfufam yerzeiofanet Der Sitz
der Oeechwulat ist fast immer die vordere, bez.
seitliche Scheidenwand. Die Qeschwulst bildet
traubenßrmig polypISae Hassen, die theila mehr
breitbasig, th^la m^ polypös von einer grösseren
Geschwulst entspringen, so daas sie einer Blasen-
mole ähnlich sehen. In 8 Fällen handelte es sich
um Sundzellensarkome, die aber stets auch Haufen
von Spindelzellen enthielten, in 4 Fällen umFibro-
sarkome. In 4 Fällen waren junge quergestreifte
Spindelzellen, bez. MuskelfiEisem, vorhanden. Die
Ansicht erscheint berechtigt, dass es sich um eine
angeborene Neubildung handelt Klinisch treten
wesentlidie Beschwerden erst mit Zerfall der Ge-
schwulst und Druck auf die Nachbarorgane auf, so
Uutig- eitriger Ausfluss mit üblem Gerüche, bei
Wucherung in der Nasenwand Blasenbeschwerden,
Oystitis, Pyelitis, Nephritis, Urämie, bei Druck
auf den Mastdarm Stuhlverstopfung. Die Ge-
schwulst kann auf Gebärmutter, Eier8t(kske, Leisten-
und Beckendrüsen übergehen. Alle Fat gingen,
mit Ausnahme einer, bei der die von Yolkmann
operirte Geschwulst ausnahmeweise von der hinte-
ren Wand ausging, zu Grunde. Nach der Opera-
tion in der Regel baldige neueCteschwidst am Orte
der entfernten.
Das primäre Soheidenaarkom bei Bnvachsenen
ist ebenfalls selten. Aus der deutsdien Literatur
konnte M. 10 Fälle zusammenstellen. Er selbst
berichtet über einen 11. aus der Beobachtung
Flatau's.
Eine 58jähr. Frau, die seit 2 Monaten einen Yorfail
zu haben glaubte mid an Bhitimgen litt, hatte Smal ge-
boren; die Begel war vor 10 Jahren weggeblieben. £s
wurde eine breit der vorderen Soheidenwand aufsitzende
Qeschwulst gefunden, die bis zur Hälfte der Soheide
hinaufreiohte. Die Entfernung der Geschwulst im Gan-
zen missiang, deshalb Auslöffelung und Yeisohorfung mit
Paquelin'achem Thermokauter. 6Vi Monate später Tod.
Die Geschwulst erwies sich mikroskopisch als Biesen-
zellensarkom.
Sitz und Ausbreitung der Scheidensarkome bei
Erwachsenen zeigen eine gewisse Unregelmässig-
keit Blase und Harnröhre werden nicht ange-
griffen, ebenso bleiben Gebärmutter, Eierstocke,
breite Mutterbänder, meist auch die Lymphdrüsen
frei. Sie treten in 2 verschiedenen Formen auf:
als flächenhafte, nicht sehr harte Infiltration der
Schleimhaut oder als erhabene Geschwulst des
submukOsen Bindegewebes. Auch mikroskopisch
findet man die verschiedensten Formen (Spindel-
zellen-, Bundzellen-, Angio-, Fibro-, kleinzellig
medulläre, Riesenzellen-Sarkome}. I^s Scheiden-
sarkom kommt von der Pubertät an bis zum hohen
Alter vor. Die Beschwerden sind meist anfangs
gering ; gewöhnlich ist Blutung und Ausfluss, der
oft sehr stinkt, das hervorstechendste Symptom.
Meist gehen die Kranken an allgemeiner Schwädie
zu Grunda Die Differentialdiagnose von Krebs,
Tuberkulose, Lupus und Syphilis ist nicht schwer.
DaaKiebsgesohwür der Soheide ist tiefgehend, fast
brethart mit erhabenen Bändern und verfugt die
Scheide stark. Dabei besteht fast immer Lymph-
drüaenschwelluug. Bei Tuberkulose und Lupus
findet man Tuberkel, bez. Lupusknötohen, in der
256
TL G^burtahtllf e, Frauen- und SinderheÜkonde.
Umgebong. Ferner findet man bei Soheidentaber-
knlose meist Tuberkulose der Hamoigane. Die
halbkugeligen Krebsgeschwülste der Scheide sind
im Gegensatze zu den halbkugeligen Sarkomen
derber. Die Leistendrüsen sind dabei £EU9t stets
geschwollen. Das Gummi zerfällt zeitiger und zeigt
deshalb bald einen tief gelegenen Gesohwürsgrund.
Auch beim Scheidensarkom Erwachsener ist
die Aussicht ungünstig. Von 11 Er. wurde nur
eine geheilt, eine Fat starb kurz nach der Operation,
sonst stets Rückfälle nach der Operation. Meta-
stasen in anderen Organen sind selten und kom-
men erst spät yor. Als Behandlung kommt nur
die Entfernung in Betracht In der ausländischen
Literatur fand M . 8 weitere Fälle von Scheiden-
sarkom Erwachsener. J. P r ä g e r (Chemnitz).
446. UeberHamleiterscheidenflBteln; von
E. Bumm in Basel. (Corr.-Bl. f. schweizer. Aerzte
XXV. 4. 1895.)
B. hat aus der Literatur 68 Hamleiterscheiden-
fisteln zusammengestellt, von denen 26 geheilt
wurden, 22 ungeheilt blieben, während bei 20 Er.
die Beseitigung der Symptome durch eine Ver-
stümmelung (7mal Verschluss der Scheide, 13mal
Entfernung der Niere) erreicht wurde.
Verletzung der Harnleiter bei spontanen Ge-
burten ist selten ; tritt ausnahmeweise bei engem
Becken eine Verletzung ein, so handelt es sich
immer um die unteren Theile der Harnleiter mit
gleichzeitiger 2ierstörung der Blasenwand. Diese
„unteren" Hamleiterscheidenfisteln sind wesent-
lich günstiger als die „oberen"; bei letzteren sind
die am Gebärmutterhals hinstreichenden Theile der
Harnleiter betroffen; dementsprechend sitzt die
FistelOffoung im seitlichen ScheidengewOlbe und
etwas hinter dem Scheidentheile. Sie entstehen
gewöhnlich durch Instrumente, insbesondere die
Löffel der Zange, sehr häufig in neuerer Zeit durch
Verletzung bei Entfernung der Gebärmutter von
der Scheide aus.
Eine Aetzung kann nur von Wirkung sein,
wenn der Harnleiter nicht durchtrennt ist, sondern
wenn es sich nur um ein kleines Loch der hinteren
Wand handelt Nach einer üebersicht über die
Terschiedenen Operationsmethoden der Hamleiter-
scheidenfijBteln (Simon, Landau, Schede,
Kc Arthur, Mackenrodt, Novary, Bazy,
Chaput) theilt B. einen Fall von Heilung mit.
^e SQjähr. Frau litt seit der letzten (5.) Entbindong,
die durch die Zan^e beendigt worden war, an Abfloss
. Ton Harn dnroh die Scheide, während täglich 1 — 2mal
4 — 500 g Harn aus der Blase entleert worden. Bei der
üntersaohung 10 Woohen nach der Entbindung kam B.
im rechten Soneidengewölbe in einen Trichter mit rauhen
starren Wänden. Durch Swöchige yorbereitende Be-
handlung (warme Spülungen, Tamponade, Massage) wurde
erzielt, dass die Fistel sichtbar wurde and sondirt wer-
den konnte,- sowie dass der Scheidentheil leichter herab-
fezogen werden konnte. Dann wurde die Fistel nach
^uclout-Landau-Schede operirt: In der ersten
Sitzung Anlegung und ümsäumung einer Blasenöffitiung
bis diät an die Fistel. Es blieb danach nooh ein Sporn
zwischen Blasen- und Hamleiteröffinunj;, den B. in einei
zweiten Sitzung entfernte. In der dritten Sitzung An-
frisohung um Blasen- und Hamleiteröffiiung herum und
Naht Die Wunde heilte per primam. Die Kr. ist jetzt
noch immer fast ohne alle üambeschwerden.
J. Präger (Ghemnitz).
447. Ueber die operative Behandlung der
mit Zerstönmg der Harnröhre oomplioirteii
Blasenaoheidenflsteln ; von Prof. v. Ott inPeter»-
burg. (Centr.-BL f. GynÄkol. XVm. 40. 1894.)
V. 0. empfiehlt hufeisenförmige Anfrischung,
wie sie schon von Fritsch, Schnitze u. A.
vielfach gemacht ist, unter Mittheilung eines Falles.
Glaeser (Danzig).
448. Beobaohtongen und Stadien über die
Funktion beider Nieren bei Beatehen einer
Ureter-Banchwandflstel ; von Dr. Siegfr. Neu-
mann. (Arch. f. GynftkoL XLVIL 3. p. 467. 1894)
Bei Entfernung einer Ovariengeschwulst in ProL
Tauf f er 's Ehnik war der Unke Ureter verletzt und in
die Bauch wunde eingeheilt worden. Bis zu der 5ViMoil
später vorgenommenen Nierenexstirpation wurden der
Blasenurin (A) und der aus der Fistel ausfliessende (B)
gesammelt und täglich untersucht. Die Ibgeamenge des
A-Urins war in den ersten 5 Tagen grosser als die yod B,
dann traten mehrfache Schwuikungen ein^ schHeeslich
von der 7. Woche an überwog dauernd die Menge des
A-Urins. Die vorübergehende Vermehrung des Fistel-
urins war auf einen katarrhalischen Zustand derUreteres-
und Nierenbeokenschleimhaut zu beziehen ; durch Aus-
spülen des Nierenbeckens mit einer Kochsalz- und spiter
einer Borsäurelösung wurde dieser Katarrh und die damit
verbundene Nierenreiznng fast ganz beseitigt Das spe-
eifische Oewieht des A-Urins war bei der grossten be-
obachteten Differenz doppelt so gross als das von B. Im
Üebrigen fanden vielfach Schwankungen statt; die Menge
der festen Bestandtheile der beiden Urinpartien (aufOnuid
des Verhältnisses zwischen specifisohem Gewichte and
Tagesmenge beurtheilt) wies zu jenen Zeiten die geringste
Differenz auf, als durch die Ureterspülungen der Katim
gelindert wurde. Der A-Urin rMgirts stets sauer, der
B-Urin reagirte vorübergehend alkalisch, doeh nur so
lange, bis die Spülungen den Katarrh beseitigten. Die
rechte Niere behielt £iuemd ihre volle Funlaumsßhtg-
keü. Ihre filtratorische Kraft wurde an der zunehmen-
den Urinmenge bei vermehrter Flüssigkeitzufohr ge-
messen, die sekretorische Funktionfähigkeit an der Aus-
scheidung des Jodkalium und des Natr. salicyl. beobachtet
Letzteres erschien im Urin zuerst nach 20 Minuten und
war nach 24 Std. vollkommen ausgeschieden und dieses
galt für beide Nieren in gleicher Weise.
Für die Merenexstirpaiion gilt der Satz, dass
der Verlauf günstig ist, wenn nicht sofort Dach
dem Entstehen der Fistel operirt wird. In diesem
Falle trat eineFunktionstörong der gesunden Niere
für einige Tage ein, wohl im Zusammenhange mit
einer Abscedirung des Nierenstumpfes. Es empfiehlt
sich, Patienten, die eine Nephrektomie fiberstanden
haben, so lange auf ausschliessliche Milchdiät zu
setzen, bis die belassene Niere die durch eine
gemischte Kost ihr auferlegte Behistnng ohne
Schwierigkeiten Überwindet B r o s i n (Dresden).
449. Ueber Lungenembolie nach Opera-
tionen am Septam reoio- vaginale; von Dr.
E. Bumm. (Centr.-BL f. Gyn&koL XYDI. 29.
1894.)
J
Vt Geburtshfllfei fmudli- imd Sinderlieilkuiide.
257
B. theOt 2 FSlIe von embolischem Ltmgenmfarkt
oach Spaltong des Septam reoto-yaginale mit JBeide Kr.
genasen. Glaeser (Danzig).
450. Ziat Pathologie der UtemsmQooea;
Ton Dr. Gatharine van Tnssenbroek und
Dr. M. A. Mendes de Leon in Amsterdam.
(Aioh. f. GynäkoL XLYIL 3. p. 497. 1894.)
Bei den Krankheiten der €tob2&rmntterschleim-
haat, die gewöhnlich als chronische Endometritiden
bezeichnet werden, handelt es sich nur zum Theil
um wirkliche Entzündung. Man muss dahw unter-
scheiden zwischen Endometritis und Pseudoendo-
metritis. Erstere ist histologisch charakterisirt
durch das Auftreten von Leukocyten, die, anfangs
zwischen die normalen Qewebeelemente eingestreut,
diese adiliesslich verdr&igen und zur Yerschmel-
znng bringen. Das Endresultat ist ein kleinzelliges
fibrilläres Bindegewebe ohne Drüsen oder Deck^
epithel. Die Pseudoendometritis besteht in Oefäss-
verftnderungen , die theils zur Hyperplasie von
Stroma und Drüsen, theils zur Atrophie mit Yer-*
nichtong der normalen Gtowebeelemente führen.
Beide Erkrankungen sind in der Begel auf um-
grmizte Stellen beschränkt; kranke und gesunde
Theile wechseln im mikroskopischen Bilde mit
einander ab.
Die echte Endometntis offenbart sich klinisch,
in einem gewissen Stadium wenigstens, durch eitri-
gen Fluor, die Pseudoendometritis dagegen durch
Blutungen (HencHrhagien oder Metrorrhagien), zu-
weilen auch durch stärkere mukOse Ausscheidung.
Beide können über<fies zu indirekten !Eä*scheinungen
in benachbarten oder entfernteren Organen Yer-
anlasBung geben. Die echte Endometritis des Cor-
pus uteri (Corpuskatarrh) ist viel häufiger, als
gewöhnlich angenommen wird, jedenfalls ist sie
vid häufiger als der isolirte Cervikalkatarrh, der
ziemlich selten ist Die Unterscheidung zwischen
einem isolirten Cervikalkatarrh und einer Combinap
tion von Corpus- und Cervixkatanii ist nur durch
die mikroskopische Untersuchung mit Sicherheit
auszuführen* Klinisch weist ein dünner eitriger
Fluor auf Katarrh der Corpusschleimhaut hin;
ferner find isolirte Cervikalkatarrhe bei Multiparen
selten ; in den Vordergrund tretende indirekte Er^
Bcheinuiigea lassen auf einen pathologischen Zu-
stand der Corpusmucosa schUessen; bei Yirgines
Bind Gervikalkatanrhe selten, noch seltener aber
Combinattonen von Cervikal- und Corpuskatarrhen.
Die echte Endometritis bei Yirgines kommt weniger
oft vor als die Pseudoendometritis ; sie hängt zu-
weüen mit früher überstandenen Infektionskrank-
heiten zusammen. EchteEndometritis und Pseudo-
endometritis können zusammen vorkommen. Dieses
gemeinschaftliche Auftreten ist sehr gewöhnlich
bei Subinvolutio uteri post partum, wo zugleich
die Bedingungen ffir Cirkulationstörungen und In-
fektion gegeben sind.
Die Therapie wird durch die Intensität der
Erscheinungen beherrscht. Bedeutende Qrade beider
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 3.
Erkrankungsformen erfordern Entfernung der kran-
ken Schleimhaut durch Curettiren. Einem baldigen
Bückfalle ist durch energische Nachbehandlung
vorzubeugen. B r o s i n (Dresden).
451. Zur Laktationaatrophie des Utema;
von Dr. W. T h 0 r n. (Centr.-BL f. GynäkoL X YIII.
30. 1894.)
Th. wendet sich besonders gegeuEngström
(Festschr. d. deutsch. Oesellsch. f. Gynäkd. u. Ge-
burtsh.), der die während der Laktation häufig
auftretende Hyperinvolution durch die meist ia
höherem oder geringerem Grade vorhandene Anämie
und durch eine aUgemeine Consumption des Kör-
pers erklärt Th.'s Ansichten über das Wesen
und die Erscheinungsformen der Laktationsatrophie
gipfeln darin, dass der Uterus jeder stiUenden
amenorrhoischen gesunden Frau einen mehr oder
weniger hohen Grad von Atrophie zeige. Diese
Atrophie hängt direkt von der Laktation ab und
verschwindet in der Regel mit ihr^n Aufhören.
Dieser Yorgang ist unter die reflektorischen Tro-
phoneurosen zu zählen; er bewegt sich im All-
gemeinen in physiologischen Grenzen.
Glaeser (Danzig).
452. Ein Fall von völligem Söhwond der
Gebärnantterhöhle nach Aoakrationg ; von Dr.
H. Fritsch. (Centr.-BL f. GynäkoL XYEI. 52.
1894.)
Nach normalem Wochenbette wurde wegen andauern-
der Blntong 24 Tage post partum von einem Speciahsten
in Narkose ein Curettement vorgenommen. Dabei be-
förderte derselbe nach Angabe des Ehemannes ein Stück '
^Fleisch'^ heraus, das hart gewesen sei, so dass er es
nicht mit den Fingern habe zerdrücken können. Danach
Tamponade, Sistiren der Blutung. Seitdem vollige Ame-
norrhoe ohne jegliche Beschwerde. Die Pat. war 25 Jahre
alt. Der Befund ergab: Muttermund theil weise verwach-
sen, infantilen Uterus, Ovarien bewegUch, nicht ver-
grossert, unempfindlich. Nach Discision des Muttermundes
sah man, dass die 2 cm lange CervikalhÖhle blind endigte.
Eine Uterushöhle war nicht vorhanden. Mit Messer und
Sonde wurde eine solche hergestellt, es ward tamponirt,
lAminaria eingelegt, doch nach 8 Tagen schon war Alles
wieder zugewaoheen.
Bine kräftige Auskiatzunff während der Yerfettungs-
periode des Uterus im Wochenbette kann also so viel
Muskulatur entfernen, dass nach totaler Entfernung der
Schleimhaut die Wandungen aseptisoh verheilen. Die
Fat. hatte nie eine nervöse Andeutung einer Menstruation
seit der Operation gehabt Hieraus geht zugleich hervor,
dass die Entfernung des Uterus (bez. seiner Höhle) zur
sofortigen beschwerdelosen Sistirung der Menstruation
genügt Glaeser (Danzig).
453. Ein Fall von Perforation des Utema
beim Curettement mit VorfUl und Binklem-
mong des Darmes; von Dr. Alberti in Pots-
dam. (Centr.-BL f. (JynftkoL XVm. 89. 1894.)
Bine Arbeiterin, die 5nial geboren hatte, zuletzt
vor 6 Jahren. Die Menses waren 6 Woohen lang aus*
gebUeben; danaoh starke Blutung, die 1 Monat in wech-
selnder Stärke anhielt. Der dann hinzu^erufene Arzt
ging mit dem J^oua^sohen Löffel langsam bis zum Fundus
ein, machte zwei vorsichtige Sohabungen und führte dann
die Polypenzange ein, um gelöste Abortfetzen heraus«
zuziehen. Das geflasste Gewebe war eine Dtinndarm->
33
358
yi. Gebuttshfllf e, Frauen- und EjnderheUlnmde.
schlinge.' Dabei kein Tropfen Blut. Tamponade der
Scheide. Nach 3 Std. Laparotomie. Die Schlinge war
durch einen etwa 4 cm langen Riss vor der rechten Beiten-
binte des Utems hindurchgetreten und fiess sich nicht
in die BaQ(^öhle znrfickziehen, sondern wurde durch
den inneren Mnttermnnd festgehalten. Erst nach Ein-
kerbung gelang die Reposition. Die Schlinge, durch
blauschwarze glatte Schniuforohen begrenzt, maass 17 em«
Abspülung mit 3prom. Kochsalzlösung, Schluss der 3 cm
langen Üteruswunde durch L e m b e r t 'sehe Nfihte, nach-
dem andere wegen Schlaffheit des Gewebes ausgerissen
waren. Heilung 4 Wochen post operationem. Wegen
starker Blutung Ourettement, das gewudierte Schleim-
haut entfernte; nach 6 Wochen nochmals; Behandlung
mit Jod ; Heilung. G 1 a e s e r (Danzig).
454. Exitirpatkm einer PankreMoytte^Hei-
lang; von Prof. P. Z weif eL (Centr.-BL f. Oyn&<
koL XVnL 27. 1894.)
Eine Frau von 64 Jahren bemerkte einen Tumor
unter dem Bippenbogen seit 3 Jahren. Leib halbkugelig
aufgetrieben durch einen mannskopfgrossen Tumor ; weder
XJndulation, noch Fluktuation zu föhlen. Uterus klein-
fin^rdick, retroflektirt; Tuben xmd Ovarien senil atro-
phisch. Die Dia{;no6e schwankte zwischen retroperi-
tonaealem Dermoid, Echinococcusgeschwulst und Pan-
kreascyste. Nach doppelter Unterbindung des Netzes
riss der weissglänzende Tumor beim Versuch, ihn in toto
vor die Bauchdecken zu w&lzen, in grosser Ausdehnung
ein, so dass ca. 2 liter einer dünnen, fast farblosen
Qpalescirenden Flüssigkeit aufgefangen werden konnten.
In die Bauchhöhle kam nichts. Nach TdUiger Entleerung
erschien die Cyste als aus dem Schwanzende des Pankreas
hervorgegangen; von der hellgraurothen Drüsensubstans
war nur einTheil übrig geblieben, der sich an der Hinter-
wand der Ovste fächerartig ausbreitete. Trennung der
Cyste vom Mesenterium und Pankreas zwischen Omin^-
sehen Zangen, hinter denen unterbunden wurde. Vom
Pankreas blieb ein 3 cm langer Best zurück. Das Ge-
schwulstbett wurde mit Peritonaeum übernahi Reinigung
der Bauchhöhle, Schluss der Peritonaealnahi Der Urin
enthielt vom 10. bis zum 13. Tage nach der Operation
Zucker, ebenso vom 16. bis zum 20. Tage, sowie einmal
nach 4 Wochen. Seitdem vollkommene Heilung. Die
mikroskopische Untersuchung ergab ein Oystadenom.
Auf Qrund dieses Fdles redet Zw. der Ex-
Btirpation im Gegensatze zu der meist geübten und
empfohlenen Drainage das Wort.
Olaeser (Danzig).
455. Sin einfadhes Mittel nr Oorrektion
eingesogener Bruatwarsen; von C. v. Wild
in Kassel. (Centr.-BL f. Qynfikol. XYm. 45. 1 894.)
V. W. beschreibt eine warzenhutähnliche Oiasplatte,
die er auf die Warzen setzen lässt Die Warze kommt
in die Höhle zu liegen und ist auf diese Weise von jedem
Druck durch Eleidungstüdce befreit, v. W. hat die
Warzenhütchen oben ein Stück abschneiden lassen, so
dass sie etwa IVscm hoch bleiben. [Bef. möchte dazu
bemerken, dass es überall die jeder erfahrenen Hebamme
bekannten sog. „Milchfänger^ aus Hartgummi oder Glas
giebt, die auch für diese Zwecke vorzüglich geeignet sind
und vom Ref. seit langer Zeit angewandt werden.]
Glaeser (Danzig).
466. Hefesellen als KrankheitBerreger im
weibllöhen Oenitalkanal ; von J. Golpa (Aroh.
f. QynÄkoL XLYII. 3. p. 635. 1894.)
In der Sänger*schen Klinik wurde längere Zeit
eine Fat. mit chron. Oervikalkatarrh behandelt dessen
opalesdrendes blassgelbliohes Sekret trotz energischer
Anwendung der bekannten Aetzmittel sich nicht vermin-
dern Hess. Als Ursache dieses eigenarügen InsfliUBea
wurden Hefepilze entdeckt, die nur in der Gervix tqT"
handen waren und deren Keincultur auch in der Yagini
eines Versuchskaninchens zeitweilig gelang. Eine näfirt
botanische Bestimmung des Filzes war oieht sa ennd^-
lichen ; wahrscheinlich handelte es sioh um eineD m
Brauereien ubiquitären Hefepilz, der sich unter Um-
gestaltung seiner Lebensbedingungen dem neuen Nfibr-
boden angepasst hatte. Zu einer G&hrungseneiigmig
waren die Culturen nicht zu bringen und daher dorfte
auch der Filz nicht ohne Weiteres dem Saccharomyoes
gleichgestellt werden. Der Katarrh verschwand schlms-
nch nach Scheidenspülungen mit Iproc. IGlohsfture «od
3proG. Salioylsänze. B r o si n Presden).
457. Zur Frage der gebltrt8hfilfliohenünte^
aaohiing; von Dr. Oscar Beuttner. (Corr.-BL
f. Schweiz. Aerzte XXV. 10. p. 298. 1895.)
Auch B. ist für möglichste Einwchrankung der
inneren geburtshülflichen Untersuchung, da eins
Qeburtsleitung nur durch äussere Untersuchung ii
weitaus den meisten Fftllen gut durchfOhrbar ist
B. ergänzt die 4 von Leopold zur ftusaent
Untersuchung angegebenen Handgriffe noch dorok
einen fünften, den ^combinirten Müller'sohea
Handgriffs ^^^ P* Müller schon früher bei seiner
Methode desEünpressens des Kopfes in den Beete?
kanal angegeben hat Mit beiden auf das Abdomer
aufgelegten Hftnden wird die QrOsse des Abstandee
der kindUohen Halsrinne von dem oberen ^*
physenrande bestimmt und hieraus entnoouna^
wie weit der £opf in den Beokenkanal eingetreboSrl
ist. (Abbildung.) Arth. Hoffmann(Oarmstadt)k
458. Die DeainfektionBvoraohriften in dea !
neuesten deutschen HebammenlehrbüehenHi
von Prof: P. Zweifel. (Centr.-BL f. GynSkoLj
XVm. 47. 1894.) j
Z. wendet sich gegen die Forderung deröproeti
Garbolsfture im säehsiachen Hebammeiüehrtmaliefl
Die dort gegebenen Vorschriften seien nur btto^
Gebrauche von Sublimat zu erfüllen. Doch ist denj
Antrag Z.'s, das Sublimat fOr Hebammen fm
geben, nicht durchgedrungen. Auch die
Hebammenlehrbücher haben ungenfigende
fektionsvorsohriften, und keines hat das S^ ,
als Desinficiens angenommen. Indessen ist did
Giftigkeit des Sublimats nicht hinwegssoIeugDfiB^
so dass Z. zum Suchen nach einem zweokmftssigei^
und ungiftigen Desinficiens in seiner Klinik ange*^
regt hat nnd dasselbe im Alkohol gsCnnden tm
haben gkubt Glaeser (Dans]g> ^
459. Ueber die inkUnisohenLehranstaltott
bestehende Nothwendigkeit einer geburCa-*
hülfliohen AbstinensBeit für JtDfLoitt^ Stu*
deuten; von Otto Sarwey in Tflbingen. (von'
Volkmann's SammL klin. Vortr. N. F. Nr. 122.'
1895.)
S. bespricht zunächst die Ergebnisse der hiedier-;
gehörigen bakteriologischen Versuche und hebt dabei'
hervor, dass die Entscheidung der Frage, ob eineORfBos-
zeit erforderhch oder nicht erforderhch sei, dnrcfaaos
nicht von der M&gliMceü einer SterilisatioA der HSads
YI. GeburtshtUfe, Frauen- und EindeirheiUninde.
259
Ml dnmaligeDdsmieMon abhfingt; nur, wenn uns ein
ToMren befamnt wSre, das die Sterilisining infioirter
Biode mittels einmaliger Desinfektion aumahmelos und
wä voüer Sieherheü erzielen müsste , würde das Ein-
Wbsh einer Garenzzeit unnöthig erscheinen.
fine Zusammenstellung der Bestimmungen sämmt-
fieker gebortshültlichen Elmiken in Deutsomand ereab,
te Ton sfimmtlichen Direktoren eine gebortshülfhche
IbitznoDz Ton 1 — 4 Tagen fSr inficirte Praktikanten Tor*
gesckiieben ist Die geburtshülfliche Abstinens yerfo^t
uch S. hauptBäohlich den Zweck, den Studirenden Zeit
ud Gelegenheit lu geben, sich nach der Inficirung
Yiederhdt aufs Gründlichste zu waschen und zu des-
iBfioiioL Fezner kommt hierbei in Betracht, dass, je
unerfahrener xmd ungeübter der Lernende ist, um so
hiofiger sich Fehler einschleichen werden und um so
mirarerlteiMr die Desinfektion und um so geflUirlioher
iflde infene £KpIorati<xi sein wird.
8. hält zum Schlüsse die Forderong einer streng
dmchmfohrenden Abstinenzzeit an klinischen Lehr«
iDstBlten im Litsresse der kreissenden Frau für unbe-
fiiigt nothwendig. Anders Uegen dagegen die YerhÜlr
ine für den ausgebildeten Arzt, der bei der nothigen
Behemchung der Antiaeptik ohne Gefährdung der Kreis-
ndeo im Nothfalle von der Regeleine Ausnahme machen
laio, die dem Studirenden niemals gestattet werden sollte.
Arth. Hof f mann parmstadt).
460. SeohBter Berioht über Gtobvrten ohne
iBnere Beeixif ektion ; Ton Dr. A. Hermann in
lumheim. (Gentr.-Bl. f. OynftkoL XVIH 33. 1 894.)
M. setzt seine früheren Mittheilungen fort mit
ejoem Berichte über 300 Geburten mit 65, die
«bnomi verliefen, bez. operativ beendigt wenden
msBteu, ohne jede innere Desinfektion. Jede
Xraiaaende wurde innerlich untersucht Unter
tarn. 300 Wienerinnen kam überhaupt kein
Todesfall in der Anstalt und kein einziger Fall
Mner schweren Infektionskrankheit vor. M. ver-
ftgt jetzt über eine fortlaufende Beihe von 1200
fl^nirteu ohne Infektionstodesfall (eine Uterus-
iptor unmittelbar nach der (Geburt und eine Frau
it Tuberkulose, die im Krankenhause starb),
den sämmtlichen 1300 Q-eburten im WOch-
enasyle lumen vor: ein Uagencaroinom
Üich), eine Sepsis (tOdtlioh) im Krankenhause
Fkt kam infioirt in die Anstalt). Die Qe-
itmortalitftt betragt 0.3o/o, die Infektions-
tät 0.06^0) die der Anstalt zur Last fal-
0.0%. Die letzten 1200 Geburten zeigten
m Gesammtmorbidität von 5 — 7% (38^ und
Mr), alle extragenitalen Ursachen mitgerechnet
P ersten Hundert, wo das Personal erst geschult
vvden muaste, dagegen 21<^/o Temperatursteige-
M. wendet sich sodann gegen Ahlfeld
seine Ansicht, dass bei einer solchen Statistik
btafig Fehler beim Ablesen der Thermometer
i würden. Von den ErkrankungsfUlen, die
itf mangelnde subjektive Antisepsis zurückzu«
ttren sind, rechnet M. 3% heraus. M. sohliesst
^ mit Becht aus seiner Statistik, dass die ein-
^ Thatsache, dass fortlaufende 1200 Geburten
jfcs Infektionstodesfall, ohne eine schwere Infek-
l^iBBerkrankung und mit einer Oesammtmorbidität
*n 5— -7% bei ausschliesslich subjektiver Anti-
■9«s im weitesten Sinne viel maassgebender fOr
die Theorie der Aetiologie des Puerperalfiebera ist,
als alle bisherigen bakteriologischen Erfahrungem
Er verlangt, dass sich vorläufig die Bakteriologie
der klinisdien Beobachtung durchaus unterordnen
solle. Glaeser (Danzig).
461. Vergleichende üntersnohiuigen über
die Bntbehrlichkeit der Soheidenanaspülmigen
bei gami normalen Gtoburten und über die
sogenannte Seibatinfektion; von Prof. G. Leo*
pold in Dresden. (Aroh. f. GynAkoL XLVIL 3.
p. 580. 1894.)
In diesem „siebenten Beitrage zur Verhütung
des Kindbettfiebera^' wird über 2 seitlich parallel-
laufende Reihen von normal Gebfirenden berichtet,
in deren einer die Gtebftrenden mit Sublimat 1 : 4000
ausgespült wurden ( Aerztesaal) , in der anderen
nicht (Hebammensaal). Von den Wöchnerinnen
des ersteren Saales machten 86.97<^/o) von denen
des zweite 94.85<^/o fieberlose Wochenbetten
durch, d. h. ihre Körpertemperatur erreichte nie
38^ Eine dritte und letzte Reihe umlasste 800 Ge-
bärende der letzten Zeit, die wieder insgesammt
wahrend der Geburt ausgespült wurden ; die Zahl
der fieberfi^en Wöchnerinnen sank auf 84.6Vs*
Die Arbeit, die viele interessante Einzelheiten
bietet, enthftlt zugleich eine Abwehr gegen Angriffe
Ahlfeld 's. Von den Endergebnissen der Bei-
trage Leo pold 's heben wir folgende hervor. Bei
allen operativen und pathologischen Geburten sind
desinficirende Ausspülungen der Scheide, im ein-
zelnen Falle auch des Uterus nothwendig, dagegen
wird bei den normalen Geburten gesunder Wöch-
nerinnen durch desinficirende Scheidenausspülun-
gen eher geschadet, als genützt ; es zeigt sich dies
nicht nur an der grosseren Zahl Fiebernder, son-
dern auch durch die grosse Hftufigkeit des un-
ruhigen Pulses. Die meisten Geburten, selbst
solche bei engem Becken, auch Steiss- und Cto-
sichtslagen, vor Allem die Kopflagen kOnnen allein
durch Äussere Untersuchung geleitet werden ; die
Äussere Untereuchung ist nach bestimmten Griffen
in systematischer Reihenfolge auszufflhren. Geht
Fieber im Wochenbette von den Geschlechtsorganen
aus, so beruht es nur auf Infektion von aussen, auf
Giftkeimen und Giften, die vor, wAhrend oder nach,
der Geburt auf irgend eine Weise in die Scheide
oder in den Uterus gelangt sind. Das Wort
„Selbstinfektion'' ffthrt zu nicht genflgend strenger
subjektiver und objektiver Desinfektion und zu
mangelhafter Beachtung aller möglichen von aussen
kommenden Infektionen, es ist daher aus dem
medicinischen WOrterschatze zu streichen.
Brosin (Dresden).
462. Supravaginale Amputation des sep«
tischen puerperalen Utema; von Dr. A. Sip-
pel in Frankfurt a. M. (Gentr.-BL f. GynAkoL
XVm. 28. 1894.)
S. hebt hervor, dass schon der Chirurg niit
erbeblicben Schwierigkeiten zu kAmpfen bat, um^
260
YI. Gbburtshülfe, Frauen- und Emderheilkunda
zu beurüieilen, wann er die Sepsis durch Opferung
des ergriffenen Gliedes noch aufhalten kann. Bei
einer septischen Erkrankung des Uterus aber sind
die Schwierigkeiten noch erheblich grösser und
nur unter ganz besonders günstigen umständen
kann man die Indikation zur Entfemimg des sep-
tischen puerperalen Uterus aufstellen. S. theilt
einen solchen Fall mit.
10 Tage nach manueller Plaoentalösxmg wegen Re-
tention stu'ke Blutung; ein faustgrosses Stuck jauchiger
Plaoenta wurde entfernt Fieber. Das Endometrium war
bei erneutem Eingehen noch bedeckt mit kleinen Placenta-
regten; die Uteruswand sehr morsch; Parametrien frei.
Da die Besserung nach Ausräumung mit dem Finger und
Ausspülung mit Ohlorwasser nur yorübeieehend war,
e&tsohloss sich W. zur abdominalen Enuemuns des
Uterus, in der Annahme, dass es sich wesentlich um
eine Intoxikation durch Tozalbumine handele. Die Er.
wurde geheilt Leider wurde das Endometrium, das
blutig-schmierig war und nach Jauche roch, nicht bak-
teriologisoh untersucht
Dass diese saprämischen Puerperalfieber meist
günstig verlaufen, hebt S. selbst hervor und er
betont, dass sich eine Entfernung des Uterus aus
diesen und anderen Gründen (Verschiedenartigkeit
der Streptokokkeninfektion) in den meisten Fällen
verbieten wird.
Nur bei der unter dem Bilde der alten Py&mie
verlaufenden Phlebitis purulenta halt S. unter Um-
ständen die Entfernung des Uterus für indicirt,
und zwar schlägt er hier die Totalezstirpation vor.
[Mit diesem Vorschlage dürften sich Viele nicht
einverstanden erklären. Sicher hat man bei der
Totalexstirpation das Loslösen der eitrigen Throm-
ben durch die Bewegung und das Zerren ganz
erheblich zu fürchten. Ob es femer audi nur
einigermaassen gelingt, die primär inficirten Throm-
ben durch die Entfernung des Uterus mit zu ent-
fernen, ist zum Mindesten fraglich. Ref.]
Glaeser (Danzig).
463. Intraven506 Sublimatix^ektionen bei
TenöBer Sepsis im Wochenbett ; von Prof. T h.
V. Eeozmärszkyin Budapest (Centr.-Bl. f. Gy-
näkol. XVm. 38. 1894.)
V. E. hat in 2 FBllen die von Baccelli empfohlenen
intravenösen Injektionen versucht Die t&glichen Dosen
betrugen 1—5 mg. Die erste Pat erhielt 10 Injek-
tionen, im Oanzen 37 mg, die zweite mittels 8 Injek-
tionen 31 mg Sublimat v. E. vrar von der auffallenden
Besserung schon 2—3 Tage nach Beginn des Verfahrens
iormlich überrasoht Dooh siebt er selbst zu, dass in
Tragen therapeutischer Erfolge dem ,|allgemeinen £in-
druoke*^ kein maassgebendes Gewicht beigelegt werden
darf, und empfiehlt weitere Versuche. [Hef. hat in einem
Falle die Behandlung versucht, aber trotz Dosen bis zu 1 cg
ging der Process weiter, so dass die Behandlung nach
6 Injektionen (27 mg) abgebrochen wurde.]
Glaeser (Danzig).
464. Ueber die Misserfolge der Antisepsis
beim Puerperalfieber; von Dr. J. Wernitz in
Odessa. (Centr.-Bl. f. Gynäkol. XVm. 43. 1894.)
*
W. wendet sich besonders gegen Sehr ad er
nnd seine Wamnng, Puerperalfieber aktiv, d. h.
durch Ausspülungen zu bebandeln, indem er mit
anderen Höhleneiterungen, auch mit fiebeihaftea
Abort Vergleiche zieht Er empfiehlt auf Onmd
theoretischer Erörterungen entschieden bd sapr*
ämischem Fieber aktives Vorgehen.
Olaeser (Danzig).
465. Die MeptiaoheBehaiidiniigdesHabeK*
aohntmestes ; von Dr. Julius Orösz. (Wien,
klin. Rundschau EL 19. 1895.)
Die Behandlung desNabelsohnurrestes bestud
stets in einfacher Einwickelung, bez. Bedeckmif
mit sterilisirten Leinwandläppchen, die gewQholick
zweimal täglich erneuert wurden; bei starker
sphaoelirtem Nabelstumpf wurde Salicyl-Amylnsh
pulver 1 : 5 aufgestreut Von insgesammt 444 F.
war der Abfidl nur in 96 normal ; Sphacelus da
Nabelschnurrestes wurde 250mal, fetziger ZoM
ohne Sphacelus 49mal, Ulcus umbilid 19mil,
Fungus umbilici 21mal beobachtet, 5mal bestant
stärkere Eiterung und in 4 Fällen war die Homi«
fikation lang^erig.
Von den 444 Fällen fanden sich nur in 26
fieberhafte Temperatursteigerungen und von diesa
26 Fällen war die Nabelheilung nur in 8 nomoL
In einem tödtlich endenden Falle, in dem m*\
gesprochene septische Symptome bemerkbar waren,
stieg die Temperatur bis 40. 7<^.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
466. Bine seltene MüHibttdang; von J. Ze-
deL (Ztschr. f. (Jeburtsh. u. OynäkoL XXXU. l
p. 230. 1895.)
An dem beschriebenen Präparat fanden sieh nebai
einer merkwürdigen, bisher nooh nicht beeohiiebeim
Form des Psendo-Hermaphroditismns femininns ext^-
nns ein Bestehen der Cloake, Uterus bicomis oniooDis,
Cervix unilateralis, angeborener Schiefhals und doppet*
seitiger Elnmpfoss.
Die Fnidit war am finde des 7. Schwaogenohaft-
monats in Beckenendlage geboren worden. Wegen da ,
Zusammentreffens der verschiedenen Ifissbildungen ist
Z. mehr geneigt, die Entstehung des SchiefhalBes ufid
der Klumpfüsse in einer fehlerhaften Anlage des KieimH||
be2. einer nngewöhnhchen Beeinflossimg der erateo firt^j
wickelunff des Keimes zu suchen, als in einer Banok*
beschränkung, obwohl auch diese hier wegen der staittt
Ausdehnung des kindlichen Bauches vorhanden wv.
Die Büdui^ der Beckenorgane ist im WesenÜichea nsok
dem weibhchen Typus vor sich gegangen. Hamiälix%
Scheide und Darm münden gemeinsam in einen feiiMS
Kanal ein. Die Gebarmutter ist zweihömig. Nur dtf
linke Hom mündet in die Scheide, während das rechü
mit dem linken durch eine feine Oeffinung in Yerbinda^
steht Die äusseren Oeschlechtsthttle sind dagegen i»
die männlichen entwickelt Es findet sich ein stv k Tsr-
grösserter Geschlechtshöcker. J. Praeger ((äemniU^
467. üeber einen Fall Von HiarnMasenwj
Terdoppelimg; von Dr. Füth in Mets. (GeatL^
Bl. f. OynäkoL XYIIL 14. 1894.)
4monat männliches Kind mit einem Bauohbnich, tt
Atrophie zu Grunde gegangen. Bei der Sektion xeigti
sich die Blase in zwei fiast Reiche Höhlen vonWallnosB*
grosse getheilt, welche durch eine runde OeffiiuDg t«
0.5 cm Durchmesser in der Gegend der Spitze des Tn-
gonum lieutaadü oonununiotren. In jede Höhle moDdet
ein Ureter, der Urachus zieht von der Spitze der Mm
VL Qeburtshfilfe, Frauen- und Kinderheilkunde.
261
MunnhaHs sum Nabel. Die Urethra mündet in die
läke HSIfte unterhalb der Gommimikationsöfihiing. Der
Uiitt der rechten Blase muss die linke pasairen. Beiden
Basen ist die innere Wand gemeinsam. Sie bildet ein
Biptnm, veLohee von der hinteren Wand her die ganze
Bhse bn tet zur Spitse des Tiigonam lieatandii gespal«
lea hat Das Mesocolon der Flezor ist sehr lang. Vom
fiactom ziehen in den Spalt der hinteren Blasenwand
aehiere dünne, breite, bindegewebige, mit Peritonaenm
nberEogeiie Stränge. Die voäere Wand der Harnblase,
eberhalb der Symphyse, ist mit derBanchdecke fest yer-
mohaoa. Die Symi^kym 0.8 em breit, bandartig. F. be-
ucht die Entstehung der Missbildnng und kommt zur
Ansicht) dass sie auf einer Spaltung einer Anlage durch
Zog am Enddarme zurückzufuhren ist.
Olaeser (Danzig).
468. üeber lOaBbildniigen ; von Dr. P.
Strassmann. (ArdLf.OynäkoLXLYII.3.p.454.
1894.)
1) Uisiber ammoüaeke Versüimmelungen, Beschrei*
bmig einiger derartiger Fälle, die keinerlei neue Qesic^ts-
ponkte bietet 2) Ihber einige MisabUdungen der Hände
wtd FÜsse, Von 1886—1891 wurden in der Gusse -
row'sdien £linik unter 9766 Frachten 10 mit Poly-
daktylie (1 : 976) geboren. Von den vorgefahrten Fällen
I aiehnet sidi der eine dadorch aus, dass die vorhandene
: Tarasstellun^ der Fasse, ähnlich wie in 2 an anderen
■ Orten besohnebenen füllen, mit Cystennieren und Yer-
inideniDg des Fraohtwassers zosammentraf. In allen
3 nUen war der Penis theils durch den Druck eines
gegengelagerten Fasses, theils darch mangelnde £nt-
fidtong durch den ürinstrahl in eigenthümlicher Weise
vetfndert. B r o s i n (Dresden).
469. Primlrea Ntorenaarkom bei einem
todtgeborenen Kinde; von Dr. Osoar Semb
in Gfaiistiania. (Centr.-BL f. Oynftkol. XVin* 44.
1894.)
Das kleinzellige Randzellensarkom war von der lin-
ken Niere aoagegangen; die Hentöne waren bis 8 l^ge
Tor dem normalen Termine zu hören gewesen. Gewicht
250g. Gute Emährang der Fracht. Keine Metastasen.
Glaeser (Danzig).
470. Ueber einen menaohliolien Aoardieons ;
von H. Schiller. Aus der Breslauer Frauen-
kiinik. (Ztsohr. f. GeburtsL u. OynAkol. XXXII. 2.
p. 100. 1895.)
Die 2020 g schwere, 22 cm lange, 15 cm breite Fracht
mode als 2. Zwilling geboren. Die Missbildang liess
tosaerlieh 3 getrennte&eüe erkennen, die durch seichte
: Forchen getrennt waren. Die Sektion ergab Folgendes:
; Bas ünterhantzellgewebe war bedeatend verdickt £in-
lehe Tbeile derMaskolatar waren deatlich von einander
: almaenzen. In der lütte der Körperhöhle verliefen
2 Gefisee, ein Herz oder ein fihnliches Gebüde aber war
nicht nachzuweisen. Vom Skelet waren Schädel (auch
Hondhöhle mit Zange), Wirbelsäule, Rippen, Kreuz- und
; Staissbein vorhanden, während Brustbein, Schulter- und
l^kongüriel , sowie Extremitäten fehlten. Vorhanden
Wlfken weiter ein radimentäres Gehirn und Rückenmark,
nährend Sinnesorgane vergeblich eesacht wurden. Die
Kachgeburt zeigte das Chorion einlach, das Amnion dop-
; fH Die Nabelschnur der ausgebildeten Fracht mündete
tB Rande dee Frachtkuchens ein. An der Yereinigungs-
[ Ma der NabelschnurgefSsse mündete von der äite in
: 4& Yene die Vene des Parasiten, in die Arterie die ein-
age Arterie der Parasitennabelschnur.
Die Missbildung ist als Acardiacus amorphus zu be-
xeiehseD. J. P r ä g e r (Chemnitz).
471. Hlrantla congenita oam hemiatrophia ;
von Carl Hennig. (Jahrb. f. Kinderbkde. L. 1.
p. 107. 1895.)
H. giebt die Geschichte und Abbildang eines ^jähr«
Mädchens, bei dem ausser ausgedehnter zottiger Behaa-
rung starke Pigmentirung deräaut, Atrophie der rechten
Wange und des rechten Oberarms sich noch multiple
Melanossurkome unter der Haut vorfanden. Im Anschlüsse
griebt er noch einige interessante entwiokelangsgeschicht-
Uche Daten. Baron (Dresden).
472. Drei F&lle von nSolerema neonato*
ram**; von Hermann Schmidt in Erlangen.
(Ztschr. f. Oeburtsh. u. Oynäkol. XXXII. 2. p. 258.
1895.)
In der Erlanger Elinik und Poliklinik wurden
in den letzten l^/^ Jahren 3 F&lle von Sclerema
neonatorum beobaohtet, jener eigenthümlichen Er«
krankung, die mit Prallheit und Anschwellung der
Haut an den Beinen beginnt, dann den Rumpf und
die Arme befällt Frei blieb die Haut der Brust,
in geringem Maasse befidlen war die des Gesichts.
Trotz künstlicher Erwärmung war die Körperwärme
erniedrigt. Es handelte sich immer um schwäch-
liche frühgeborene Kinder.
Man fand Atelektase und kleinere und grössere
Blutungen in die Lungen und das Herz. In 2 Fäl-
len war eine ödematöse Durchtränkung des Unter-
hautfettgewebes, in einem dagegen eine eigenthüm-
liohe Gerinnung desselben zu erkennen (Sclerema
adiposum). In aUen 3 Fällen war^ die Capillaren
voll von Bakterien, kurzen, plumpen, an beiden
Polen abgerundeten Stäbchen. Culturversuche er-
gaben ungenügende Besultate. Sc hm. neigt sich
der Anschauung zu, dass es sich um eine Infek-
tionskrankheit handele. J. Präger (Chemnitz).
473. üeber Halaena neonatonun ; von F.
Gärtner in Heidelberg. (Centr.-BL f. Gynäkol.
XVin. 29. 1894.)
G. vertheidigt seine Ansicht von der infektiösen
Entstehung der Melaena neonat gegen v. Preu-
schen. Mit Recht hebt er hervor, dass die Ur-
sache der Extravasate im Gehirn nicht bekannt ist,
denn in 47 FäUen von Melaena-Erkrankung war
44mal die Geburt glatt verlaufen. Er spricht sich
dahin auSf dass die Ursachen der Magen -Darm-
blutungen Neugeborener, die unter dem Namen
Melaena neonat zusammengefasst werden, keine
einheitlichen seien. Glaeser (Danzig).
474. Ueber die nervösen Braoheinungen
der Bhaohitia; von Eoloman Szegö. (Jahrb.
f. Einderhkde. XL. 1. p. 79. 1895.)
Unter den nervösen Erscheinungen der Bha-
chitis sind besonders folgende motorische Neurosen
erwähnenswerth : Laryngospasmus , Eklampsie,
Tetanie, Spasmus nutans und Nystagmus. Die
von S. zusammengestellten Tabellen ergeben, dass,
während die allgemeine Morbiditätszahl für das
Budapester Stefanie -Einderspital für die ersten
4 Lebensjahre in den Monaten Mai, Juli und August
252
Y. Innere HedidiL
Hartmann (108) empfiehlt ein ganz neues
Heilmittel „LignosulfU'^ entsteht bei der Berei-
tung von Gellnlose aus Fichten und Tannen. Es
enthält die Salze, Harze und Oele des Holzes und
schweflige Säure. Seine Anwendung ist sehr be-
quem, man lässt es einfach in dem Zimmer, in
dem der Kranke sich aufhält, verdunsten und in
kurzer Zeit erfolgt die Heilung. Grossere Inhala-
torien giebt es bereits in Hallein, Meran, Ems,
Mentone, Cannes, Heichenhall.
Im Ludwigsspital zu Stuttgart sind auf eine
französische Empfehlung hin Versuche mit Oxon^
emaihmunffen bei Phthisikern gemacht, die nach
Oessler (109) überraschend gute Besultate ge-
habt haben. Man wird dieser Empfehlung wohl
ebenso misstrauisch entgegenkommen wie den Ein-
spritzungen von EreosotOl, Naphthol u. Aehnl. in
die Lunge, die schon frdher gerühmt sind und
jetzt von Fernet (110) als ganz ungefährlich und
sehr wirksam in empfehlende Erinnerung gebracht
werden.
Dr. Yiquerat (111. 112) hat in Oenf ein
Institut, in dem Tuberkulösen Serum Mher von
ungeimpften, jetzt von mit Tuberkulin geimpften
Eseln (Esel sind gegen Tuberkulose sehr wider-
standsfähig) eingespritzt wird, üeber die Erfolge
ist etwas Zuverlässiges wohl noch nicht zu er-
fahren.
Auch Maragliano (113) hat sich mit den
in Frankreich viel erprobten Einspritzungen von
Serum gegen Tuberkulose wenig empfänglicher
Thiere beschäftigt Er benutzt Serum von Hun-
den, Esehi und Pferden, denen in steigender Menge
das von den Tuberkelbacillen erzeugte Oift bei-
gebracht war, und hftlt dieses Serum dann für gut
und genügend kräftig, wenn es bei Kranken, zu
gleicher Zeit mit Tuberkulin eingespritzt, dessen
Wirkung zu verhindern vermag, üeber seine bis-
herigen Erfolge drückt sich M. etwas unbestimmt,
aber entschieden befriedigt aus. Schädlich kann
die Serumtherapie nie werden, „sie kennt keine
Contraindikation''. „Brillant' war die Wirkung nur
bei „umschriebenen und fieberlosen Formen der
Lungentuberkulose''. Genaues s. im Original
Krause (114) ist noch ein warmer Anhänger
des TkiberkuUn. Er berichtet über 17 Fälle und
hofft dem in Acht und Bann gethanen Mittel damit
neue Freunde zu werben.
Matthes (115) versucht eine Erklärung der
Tid)0rkuUfireakiiion zu geben. Er geht davon aus,
dass Albumosen und Peptone ähnliche Wirkungen
haben wie das Tuberkulin und in genügend grosser
Menge auch bei den Oesunden Fieber erzeugen,
sowie dass Albumosen und Peptone in tuberkulösem
Gewebe, namentlich in verkästen Lymphdrüsen, in
ziemlich grosser Menge vorhanden sind. Man
könnte danach denken, dass das eingespritzte Tuber-
kulin dieses im Körper vorhandene Fiebermaterial
in genügender Menge mobil macht, wofür die dritte
Thatsache spricht, dass Albumosen und Peptone
schon nach den kleinsten Tuberkuliaeinspritzimgea
im Harne erscheinen.
Nach einer Pause von über 4 Jahren konint
Liebreich (116) auf das von ihm empfohlene
Canikaridin zurück. Er hat das Mittel fortgesetit
angewandt und hält es heute wie im Jahre 1891
für vortreflOidi. L. hat sich im Laufe dieser Zeit
eine ganz besondere Auffassung der InfektioDS»
krankheit«! zurecht gemacht Er meint, beider
Tuberkulose (und bei den meisten andere Infek-
tionskrankheiten) sei das erste eine irge&diria
entstandene Erkrankung, Schwächung der Zdlea,
der Tuberkelbacillus kommt erst später hinzo, er
ist nur „ein Parasit der Elrkrankung^, ein ^^on-
parasit^'. Das Cantharidin hilft dadurch, dass ei
die Zellen kräftigt
KöbiLer(117) tritt nicht nur dieser u]üiaK<
baren Theorie energisch entg^en, sondern wider-
legt auch Das, was Liebreich über örtliche ubI:
allgemeine Tuberkulose sagt, und beleuchtet L^'
therapeutische Erfolge. Der einzige Fall von g»«
heiltem Lupus, den L. aufzuweisen vermag wl
der unter Anderem auch die Möglichkeit einai
Lupusheilung ohne jede Narbenbildung beweisoi
soll, ist in seiner Diagnose äusserst zweiMhaft
Die 3 Fälle von Petteruti (118) beväw
gar nichts.
Als Letztes sei angeführt, dass Mader (119
etwa öOPhthisiker genau nach Landerer 's Ye^
Schriften mit intravenösen Zmmteäureemeprüxmgti^
behandelt, keinerlei Nutzen, wohl aber manohaiei
unangenehme Ersdieinungen gesehen hat
Dippe.
436. Beitrag BurHauttaberknloae; vonProC
Doutrelepont (Arch. f. Dermatol. u. Sjjji
XXIX. 2. p. 211. 1894.)
D. theilt 2 Fälle von Lupus hypertrophioos ni^
in deren einem die Diagnose ohne Weiteres nioM
mit Sicherheit gestellt werden konnte, sowie eiiMi
Fall von Impftuberkulose (Scrophuloderma).
3) Ein 6jähr. Mädchen, das bis vor 2 Jahren, wo«
an den Masern erkrankte, gesund war, war wegen eind
Ohrenleidens openrt worden ; die untere Hälfte der teAf
ten Ohrmaschel war fast um das Doppelte verdidrt, gU^
braunroth, z. Th. mit gelblichen Borken und Ktm
bedeckt Die Haut der Lippe war in eine braonroäi^
höckerige, ebenfalls z. Th. mit Borken bedeckte Q»
schwulst verwandelt, von weicher, prall elastisdM
GoDsistenz. Am rechten ünterkieferrande, am Nacba
Rumpfe, an den Gliedern viele ähnliche, meist rondücha
ö-pfennig- bis 3-markstückgrosse Gesohwolste. fift
spritzongen mit Tuberkulin zeigten eine deutliche lobA
Reaktion ; die mikroskopische Untersuchung eines Tomoi
ergab tuberkulöses Gewebe, die Binimpfang von Tumor
stücken in die vordere Augenkammer vom KaninolNi
erzeugte Tuberkulose des Auges und der Longen, tt
Behandlung bestand in Auskratzung und AuäreDOtmi
der erkrankten Stellen, 2 kleinere wurden excidirt; naob
fokende Behandlung mit SubHmatumschlägen und £^
gaUussalbe. Rasche Vemarbung; in einzelnen Narb«
traten jedoch zuerst kleine charakteristisohe Lapnft
knötchen auf, die vorher nie zu erkennen gewesen w»reo
2) Ein 29jähT. Mann, der seit 10 Jahren eiknnk
war mit knotenartigen Bildungen an der Nase, der Ober
y. Innere Medioiii.
253
%e und den iogreo^enden Wangenpartien. Das linke
Inegelenk in Fo^ einer Mheren Erknmbmg ankylo-
ÜaA» Bechte Lcmgenspitze tiefer als die linke, bron«
d^les Athmen nnd BaflBelgeränsche. Die Nenbildnngen
m der Nase nnd ihrer Umgebnng von röthlich-branner
inbe, weicher Consistenz, ^uiiter spiegelnder ObeiflSohe,
ii ei^thnnüich glasig dnrohsoheinende helle Fleoken
«ofireist; das rechte Ohmppchen in eine kleinapfelgrosse
gestielte Oeschwnlst verwandelt An der rechten hin-
teren Halsseite, neben dem Stemnm, in der rechten
Achselhöhle und am linken ESlbogengelenke z. Th. mit
Sdnippen bedeckte Lnpndierde. Eine Taberknliniigek*
üoo erseiigte eine deutliche lokale Reaktion. Ezcision
der Tomoreo, Anskratzong der erkrankten Stellen nnd
Kauterisation mit dem Po^ue/tn'schen Thermokanter;
legende Behandlnng mit Snblimatnmschlägen nnd lOproo.
FjrTogaUnsBalbe. Die mikroskopische Untersuchung eines
«xd&ten Stückes er^ab neben dem Befund der tuber-
kulösen Neubildung em Lymphangiom; viele rundliche
und ovale Hohlräume mit Wandungen aus Bindegewebe-
fnem nnd einem Endothel.
3) Ein 27jShr. Mann erkrankte mit einem rasch
kflflenden Geschwür im Suicus ooronarius und Leisten-
drosenschwellung. Die linke Leistendrüsenschwellung
ünisste incidirt werden; die Wunde heilte nicht, die
fibder zerfielen, der Frooess schritt peripherisch weiter,
«Bon aoeh im Centrum z. Th. Yemarbnng eintrat Die
Afelrtion machte den Eindruck des Scrophuloderma,
Ibotchen waren nirgends sichtbar. Tuberkulininjektion
nit lokaler Beaktion. Die mikroskopische Untersuchung
irgibtaberknlöse Herde mit vereinzelten Bacillen. Ener-
tMe Aoakratzung und Kauterisation. Langsame Hei-
mg. In das Eaninchenauge eingepflanzte Gewebestück-
cken erzeugten Vereiterung und Atrophie des Bulbus.
' Di der Fat. ein sonst gesunder Mensch war, musste man
Impftuberkulose der Bubowunde annehmen.
Wermann (Dresden).
437. üeber den Lnpiui erythematosiie
(üknfOuma emtrifugum) ; von Dr. Theod. Buri.
(Monatsh. f. prakt DermatoL XIX. 7. p. 345. 1894.)
Lupus eryfhenDtatosus scheint in nördlichen
Gegenden viel häufiger zu sein als bei uns ; Er-
, frienmgen disponiren dazu, wenigstens werden
I Ohrläppchen, Finger mit Yorliebe befallen. Das
weibliche Geschlecht ist bevorzugt; die Kranken
befinden sich meist zwischen dem 30. und dem
^5. Jahre; ihr Allgemeinbeflnden ist meist Yor-
trefflich; doch gehen nach Besnier und Unna
tiele Patienten später an Tuberkulose zu Gründe.
Bei Tielen Kranken besteht Bosacea des Gesichts.
Die Erkrankung beginnt mit umschriebener Ctof&ss-
ierweiterang. Man kann 2 Arten der Krankheit
utteracheiden ; bei der einen herrscht die Epithel-
proliferation vor (dicke fettreiche Schuppen mit
langen hornigen Fortsätzen in den erweiterten
Fdlikeln), bei der anderen beherrscht die Oefäss-
terlndernng das klinische Bild.
Die Untersuchung der vom Lebenden entnommenen,
in Alkohol, Sublimat oder in Flemming*Htihffr Mischung
fixiiten Prftparate ergab Folgendes : In den ersten Sta-
fei der Erkrankung findet sich zunächst eine Erwei-
fanmg der GefSsse; es erfolgt eine herdförmige seröse
und selKge Infiltration der Cutis, die schon früh in die
Sbchelschicht fibergreift An der Peripherie junger
Herde finden sich ganz früh echte Plasmazellen, während
äe in alten Herden fehlen. Nach diesem Befunde würde
^ Lupus erythematosus nicht als einfache Entzündung
mfcafinsen sein, sondern sich den entzündlichen In-
kktioDsgeschwulsten nähern (Lupus, Lues, Lepra). Die
Epidermis betheiligt sich durch eine stärkere Yerhomung.
Das oollogene und elasüsohe Gewebe schmilzt ein und es
kommt zu der charakteristischen Kanalisation der Herde.
Die Infiltrationzellen verschwinden alsdann zunächst in
den Gentren. Im Höhestadium der Erkrankung tritt die
Hyperkeratose in den Vordergrund ; die Infiltration der
Cutis lässt ihren ursprünglich herdförmigen Charakter
häufig nur noch an der Penpherie erkennen. Die Follikel
bleiben in ihren tieferen Abschnitten fast immer unbe-
theiligt; die Talgdrüsen fanden sich nur in einem Falle von
Lupus erythematosus der Kopfhaut hypertrophisch ; die
Lumina der Knäueldrusen waren erweitert
Das Stadium der Abheilung giebt das Bild der
narbigen Atrophia Wermann (Dresden).
438. üeber Strophnlns inflmtam ; von Dr.
A. Blaschko. (BerL klin. Wchnschr. XXXn.
11. p. 231. 1895.)
Die auch als Urticaria infantilis, Pnirigo infan^
tilis, Strophnltts proriginosus , Liehen nrticatus
bezeichnete Erkrankung zeigt hochrothe derbe, in
der Mitte kegelf5rmig zugespitzte Papeln, die, mit
Yorliebe auf dem Bumpfe, den Nates und den
Schenkeln auftretend, in der Tiefe ein Bläschen
aufweisen. Das Bläschen platzt gewöhnlich nicht,
sondern trocknet ein und hinterlässt dann ein
nachträglich noch lange juckendes Knötchen. In
anderen Fällen finden sich besonders an Hand-
flächen und Fusssohlen grosse oberflächliche Bla-
sen, die Anlass zur Verwechselung mit Pemphigus,
hereditärer Syphilis oder Scabies geben, oder, wenn
sie gleichzeitig am Rumpfe auftreten, für Yari-
cellen gehalten werden k(^nnen. Der Strophulus
tritt auf nach Masern, nach der Impfung und im
Zusammenhange mit der Dentition. Bei einer An-
zahl der erkrankten Kinder findet sich Bhachitis
vor, andere leiden an YerdauungstOrungen , sehr
häufig ist Anämie vorhanden, doch werden auch
ganz gesunde Kinder von der Krankheit befallen.
Wahrscheinlich handelt es sich beim Strophulus
um eine abnorme Beaktion der Hautgefässe, die
schon auf die leichtesten Beize hin mit multipler,
in der Haut lokalisirter Entzündung reagiren.
Mögen diese Beize nun von aussen direkt auf die
Haut einwirken oder ihr von entfernten Organen
aus durch die Blutbahn zugeführt werden, das
Wesentliche der Erkrankung liegt in der abnormen
und überaus empfindlichen Beaktion der Haut und
ihrer Oeßtese. Bei Erwachsenen verursachen in
deichen Fällen derartige Beize das Auftreten von
Urticariaquaddeln ; bei den stärker reagirenden
Kindern stellt sich diese Beaktion in Form einer
tiefergreifenden und länger anhaltenden Entzün-
dung dar, die dauernde Residuen hinterlässt Bei
Behandlung des Strophulus ist zunächst eine Auf-
besserung der Constitution, die Beseitigung der
Krankheitsdiathese anzustreben. Die Knötchen und
die complicirenden Ekzeme werden mit Schwefel-
bädern und Theerabseifungen behandelt, und eine
2 — 5proc. Naphtholsalbe eingerieben. Bei grosser
Unruhe und Schlaflosigkeit empfiehlt es sich, Anti-
pyrin Abends zu geben. Yen vorzfiglichem Er«
folge ist Luftwechsel, Aufenthalt auf dem Lande
264
VI. GeburtshtUfe, Enraen- und Einderheilkimde.
oder an der See. Nur gtoz wenige FSIle ^ebt
es, die unter zweokm&ssiger Behandlung bis in
das 3., 4. Lebensjahr hinein dauern; nur bei
grosser Yemachlassigung entwickelt sich schliess-
lich Prurigo. Wermann (Dreeden).
43 9. 8tati8ti0oher Beitrag mr Eenntnisa des
Brythema nodosum; Ton Dr. Herrn. Schult-
h e s s. (Corr.-BL f. Schweiz. Aerzte XXV. 3. 1895.)
Seh. stellte auf Anregung von Dr. Herrn.
Müller hin eine Statistik der in den Jahren 1880
bis 1891 in der Züricher medicin. Poliklinik beob-
achteten Fftlle von Erythema nodosum auf: 121 F.
«* 0.15% von 80000 Patienten. Erythema ex-
sudativum multiforme wurde in 59 Fällen ««
0.07%, Purpura rheum. in 22 FftUen — 0.028%
voigefunden. Von den Hautkrankheiten einschliess-
lich der Erytheme, Masern, Scharlach, Variola,
Erysipel u. s. w., die 8305 F&Ue umfassten, betrug
das Erythema nodosum 1.5% der Fftlle. Zweimal
wurde eine Patientin befallen ; 4mal kamen kleine
Hauseptdemien mit 2 — 3 Er. vor, wobei sich eine
Incubation von 10 — 20 Tagen und Unger ergeben
würde, wenn man eine Ansteckung von Person zu
Person ann&hme. Die statistische Untersuchung
ergab, wie durch graphische Darstellung veran-
schaulicht wird, dass das Erythema nodosxmi so-
wohl in seinem Gange durch die einzelnen Jahre
und Jahreszeiten, als auch ia Bevorzugung mm
bestimmten Lebensalters, der Jugend, woM dii
Oeschlechter in verschiedenen Altersklassen tsn
schiedenen Antheil nahmen, getreulich sich nadi
den akuten allgemeinen Infektion8kIankfaettei^
namentHch den mit typischer Lokalisation irf
der Haut richtete, während es durchaus ak
wich von dem durch die sogenannten Haotknot
heiten dargestellten Typus. Es macht äea Ein- '
druck einer akuten allgemeinen Infektlonsknnk«
heit; von dem Erythema exsudativum multiforme
ist es zu trennen, vielleicht steht ihm die Porpon
rheumatica näher. Klinisch hat das Erythou;
nodosum viel Aehnlichkeit mit dem Scharlach, der I
Ausschlag befällt mit Vorliebe die Streckseiten der !
Glieder und die Qelenkgegenden, die SohleimhItatI
des Auges, der Nase, des Bachens, seltener U
Bronchen, femer die serOsen Häute der Bnufei«
Organe sind betheiligt, das Fieber iällt lytiach ab;
während aber der Scharlach sehr contagiOs ist, i4
die Ansteökungsfähigkeit des Erythema nodosiHi
gering oder fehlt ganz. Sehr wahrscheinlich
steht ein Zusammenhang zwischen der Enal
und atmosphärischen Niederschlägen, bez.
Wandfeuchtigkeit ; viele Kranke lebten in feucht
Wohnungen. Chlorose scheint den KOrper fOr
Erkrankung empfänglicher zu machen.
Wermann (Dresden).
VI. Geburtshfllfe^ Frauen- und Kinderhellkunde.
440. Die Aphthen am welbliohen Genitale;
von Prof. I. Neumann. (Wien. klin. Bundsdiau
es:. 19. 20. 1896.)
N. theilt 13 hierhergehOrige Fälle mit Aus-
nahmelos waren die Erkrankten Personen, die in
schlechten Lebensverhältnissen sich befanden und
auf Stroh oder in feuchten Wohnungen schliefen.
Das Krankheitsbild der Aphthen am weiblichen
Genitale ist von dem an der Mundsohlämhaut
wesentlich verschieden, besonders dadurch, dass es
an Vulva und Vagina in Folge der gerade bei ver*
wahrlosten Weibern anhaltenden Beizung durch
Reibung unter Mitwirkung^ saprophytischer Mikro-
organismen zu mehr oder weniger tiefgreifenden
und ausgedehnten Geschwüren kommt Sehr kenn-
zeichnend sind die Efflorescenzen in frischen Fällen ;
man findet hier scfaarfumschriebene, halblinsen-
bis linsengrosse, mitunter aber auch kleinere mohn-
komgrosse, punktförmige, im Niveau der Schleim-
hsut gelegene, mit einer gelblichen oder gelbüch-
weissen Exsudatschicht belegte Effiorescenzen, in
deren Umgebung die Schleimhaut bis auf mehrere
Millimeterbreiten, mehr oder minder lebhaft ge-
rOthet erscheint
Besfiglich der. Differentialdiagnose von vene-
rischen Geschwüren hebt N. hervor, dass letztere
einen speckigen, rein eitrigen, leicht und vollstän-
dig abstreifbaren Belag, steile, stets weiter unter-
minirte Bänder und bedeutendere EntzGndungs-
erscheinungen der Umgebung aufweisen. Sum
Verwechslung kann ferner mit gumm(teen uiI
tuberkulösen G^eschwüren vorkommen.
N. schliesst aus seinen Beobachtungen, dtfaj
die Aphthen des Genitale eine vorwiegend dm
weibliche Geschlecht imd hier wieder beeonden]
das jugendliche Alter zwischen 17 und 27 Jahnn^
betreffende Erkrankung sind. Als Folge tretea
nicht selten, unter Fieber, toxische Exantheme an^'
und zwar in Form des Ik-ythema nodosum, paps*
latum, der pustulösen Formen, die von einem ge*
rOtheten Hof begrenzt sind.
Arth. Hoffmann (DarmstadtJL '
441. Ueber das runde Oesohwfir der
Soheide (das soffen, runde phagedäniseha Oeediwütl
Clarke'a); von Wladimir v. Skowronskii
in Tamow. (Wien. klin. Bundschau IX. 16. 1895.)
Bd einer 37jähr.Fnm, die 2mal geboren hatte, weiet \
Syphilis, nooh Oonorrhöe gehabt hatte, fand 8. an tei
vorderen Scheidenwaod, 1 *^ cm oberhalb des Hamröhna-
wolstes, ein Oesohwür von der Grösse eines halbea
Kreuzers mit steilen Bändern, mit unebenen Gnurali-
tionen bedeckt, das er für ein Epithelialcannnom iiielt {
Die Berährong war sehr sohmerzhafiL Das Geschwot |
wurde im Gesunden umschnitten und entfernt Die jbb-
nähte Wunde fjing am 6. Tage auseinander und hm»
durch Granulation.
Die mikroskopische Untersuchung zeigte eine plötz*
liehe Unterbrechung der Epithelsohicht am Bande des
Geschwürs. Die Sdüeimhaut war vom Bande nach der
Mitte des Geschwürs su in fortschreitendem ZeiiaU
YL Qeburlahülf e, Ifrauen* und Kinderheükirndd.
655
liyÜBB, ihr Ban war wie yerwischi; am OeschwürB-
ivde hypertrophisclie Ge&sswSnde, deren Inneres irit
ijpiidelfonnigen Zellen angefällt war.
Dieeer Fall ist der erste an einer Lebenden
iKobaditefta Nadi Zahn und Browioz beruht
ÜB Ursache dieses Leidens auf einer OefSss-
oKGteration. In vemachlfissigten Fällen können
fie pbaged&nischen Qeechwüre Sdieiden-, Blasen-
und Mastdarmfisteln herroimfen, selbst tOdtliche
Bebärmntterblutungen veranlassen (Elebs).
J. Präger (Chemnitz).
442. BetrecdiMatnent oioatrioiel du vagin ;
pv le Dr. Lipinsky, Mohilef. (AnnaL de Oy-
ML XLm. p. 273. Ayril 1895.)
Soe 21 jähr. Bäuerin war zum I.Male im8.Mon. der
MiiraDgerschaft niedergekommen. YorzeitigOT Wasser-
iUbus. Dauer der Geburt 48 Stundea. Kein Beistand
m S^tan oner Hebamme oder eines Arztes. Im
f ochenbetie 6 Wochen lang Beber, heftige Schmerzen
^ den Oesdüeohtsoi^anen. Starker Ausfiuss. Im Sep-
iMiber 1894 kam die Frau zu L. wegen Unmö^chkeit
Südlichen Verkehrs. L. fand eine 3 cm lange narbige
peorang des unteren Theils der Scheide, die nur mr
An Sonde durchgängig war. Nach stumpfer Erwei-
hpDng zeigte sidh der obere Theil der Scheide und des
hbeidenthdls nicht wesentlich verändert Bei weiteren
machen, die enge Stelle stumpf zu erweitem, ent-
ibad im Scheideneingang eine Mastdarmscheidenfistel.
Sirin blieben diese Versuche, ebenso seitliche Einschnitte
n^M, da sich die Scheide bald wieder verengte. Ende
Pctober frischte L. den unteren Theil der Scheide an und
benutzte die kleine Schamlippe zur Deckung der seit-
Ichen 'Wände. In einer späteren Sitzung wurde die hin-
tere Scheidenwand mit der Fistel durch einen aus der
lE&terbacke genommenen gestielten Lappen gedeckt
Der Erfolg war dauernd; die Scheide war 7 cm lang
nd fo 2 Knger durchgängig. J. P r ä g e r (Chemnitz).
443. Bin neaes Operationarerfiiüireii bei
Hifalgar Stenose der Scheide; Ton Dr. von
BoBcisze w sk i. (Ceutr.-BL f. Oynftkol. XVm.
i?. 1894.)
T. S., der mit der Discision der Narbe nicht zum
fafe kam, Yorsudite nach Excision des Narbengewebes
pie Deckung des Defektes mit einem Lappen, den er sich
pn der Ideinen Schamlippe gebildet hatte. Der Versuch
|hng Yollkommen. G 1 a e s e r (Danzig).
444. Zur Aetiologie der Veginaleysten ;
Mä Dr. Q ey 1 in Dordrecht (Gentr.-Bl. f. OynA-
U. IVm 44. 1894.)
Hohnereigrosse Cyste. Die mikroskopische Unter-
inchimg fahrte G. dazu, eine Entstehung aas Vaginal-
irtsen ansonehmen. G 1 a e s e r (Danzig).
445. DaeprimftreSoheidenaarkombeiEin*
knundSTwaohsenen; von Dr. Münz inNüm-
kag. (Neuwied 1896. Heuser'sVerl. Gr. 8. 30 S.
iMk) Sond.-Abdr. aus ,^er Frauenarzt" 1894.
EÜaisch sowohl, wie pathologisch-anatomisch
W 2 Arten von Sdieidensarkom zu unterscheiden :
^Soheidenflarkom bei Eindam unter S^a Jahren
^ das Scheidensarkom Erwachsener.
K. findet 13 beglanUgte Fälle yon primärem
ickeideDsaikom bei Kmthm verzeidinet Der Sitz
^ äeschwulst ist fast immer die vordere, bez.
Niche Scheidenwand. Die Geschwulst bildet
traubenfSrmig polypCse Massen, die theils mehr
breitbasig, th^s mehr polypOs von einer grösseren
Oeschwulst entspringen, so dass sie einer Blasen*
mole fthnlioh s^en. In 8 Fällen handelte es sich
um Rundzellensarkome, die aber stets auch Haufen
von Spindelzellen enthielten, in 4 Fällen umFibro-
Sarkome. In 4 Fällen waren junge quergestreifte
Spindelzellen, bez. Muskelfasern, vorhanden. Die
Ansicht erscheint berechtigt, dass ee sich um eine
angeborene Neubildung handelt Klinisch treten
weeentUohe Beschwerden erst mit Zerfall der Oe-
schwulst und Druck auf die Nachbarorgane auf, so
blutig -eitriger Ausfiuss mit üblem Gerüche, bei
Wucherung in der Blasenwand Blasenbesohwerden,
Gystitis, Pyelitis, Nephritis, Urämie, bei Druck
auf äea Mastdarm Stuhlverstopfung. Die Ge-
schwulst kann auf Gebärmutter, Eierstöcke, Leisten-
und Beckendrüsen übergehen. Alle Fat gingen,
mit Ausnahme einer, bei der die von Volkmann
operirte Geschwulst ausnahmeweise von der hinte-
ren Wand ausging, zu Grunde. Nach der Opera-
tion in der Regel baldige neueGesdiwulst am Orte
der entfernten.
Das primäre Scheidensarkom bei BnocuAsenen
ist ebenfalls selten. Aus der deutschen Literatur
konnte M. 10 Fälle zusammenstellen. Er selbst
berichtet über einen 11. aus der Beobachtung
Fiat au 's.
Eine 58jShr. Frau, die seit 2 Monaten einen Vorfall
zu haben glaubte nnd an Blutungen litt, hatte Smal ge-
boren; die Begel war vor 10 Jaluen weggeblieben. Es
wurde eine breit der vorderen Soheidenwand aufsitzende
Geschwulst gefunden, die bis zur Hälfte der Scheide
hinaufreichte. Die Entfemunff der Geschwulst im Gan-
zen misslang, deshalb Auslöffemng und Versohorfung mit
PaqueUn*a6h»m Thermokauter. 6Vt Monate später Tod.
Die Geschwulst erwies sich mikroskopisch als Biesen-
zellensarkom,
Sitz und Ausbreitung der Scheidensarkome bei
Erwachsenen zeigen eine gewisse Unregelmässig-
keit Blase und HamrOhre werden nicht ange-
griffen, ebenso bleiben Gebärmutter, Eierstocke,
breite Mutterbänder, meist auch die Lymphdrüsen
frei. Sie treten in 2 verschiedenen Formen auf:
als flächenhafte, nicht sehr harte Infiltration der
Schleimhaut oder als erhabene Geschwulst des
submukOsen Bindegewebes. Auch mikroskopisch
findet man die verschiedensten Formen (Spindel-
zellen-, Bundzellen-, Angio-, Fibro-, kleinzellig
medulläre, Riesenzellen-Sarkome). D^ Scheiden-
sarkom kommt von der Pubertät an bis zum hohen
Alter vor. Die Beschwerden sind meist anfangs
gering ; gewöhnlich ist Blutung und Ausfiuss, der
oft sehr stinkt, das hervorstechendste Symptom.
Meist gehen die Kranken an allgemeiner Schwäche
zu Grunde. Die Differentialdiagnose von Krebs,
Tuberkulose, Lupus und Syphilis ist nicht schwer.
DaaKiebsgeschwür der Scheide ist tiefgehend, fast
brethart mit erhabenen Bändern und verengt die
Scheide stark. Dabei besteht fast immer Lymph-
drüaenschwellux^. Bei Tuberkulose und Lupus
findet man Tuberkel, bez. LupusknOtohen, in der
256
TL Oeburtahölfe, Frauen- und Sinderheilkunda
Umgebung. Femer findet man bei Soheidentuber-
kulose meist Tuberkulose der Hamorgane. Die
halbkugeligen Krebsgeschwülste der Scheide sind
im G^iensatze zu den halbkugeligen Sarkomen
derber. Die LeistendrOsen sind dabei fast stets
geschwollen. Das Qummi zerfällt zeitiger und zeigt
deshalb bald einen tief gelegenen C^eschwQrsgrund.
Auch beim Scheidensarkom Erwachsener ist
die Aussicht ungünstig. Von 11 Ex. wurde nur
eine geheilt, eine Fat starb kurz nach der Operation,
sonst stets Bückfälle nach der Operation. Meta-
stasen in anderen Oiganen sind selten und kom-
men erst spät vor. Als Behandlung kommt nur
die Entfernung in Betracht In der ausländischen
Literatur fand VL 8 weitere Fälle von Scheiden-
sarkom Erwachsener. J. P r ä g e r (Chemnitz).
446. UeberHamleitersoheideiiflateln; von
E. Bumm in Basel. (Corr.-Bl. f. schweizer. Aerzte
XXV. 4. 1895.)
B. hat aus der Literatur 68 Hamleiterscheiden-
fisteln zusammengestellt, von denen 26 geheilt
wurden, 22 ungeheilt blieben, während bei 20 Kr.
die Beseitig^g der Symptome durch eine Ver-
stümmelung (7mal Verschluss der Scheide, ISmal
Entfernung der Niere) erreicht wurde.
Verletzung der Harnleiter bei spontanen Ge-
burten ist selten ; tritt ausnahmeweise bei engem
Becken eine Verletzung ein, so handelt es sich
immer um die unteren Theile der Harnleiter mit
gleichzeitiger Zerstörung der Bhisenwand. Diese
„unteren^' Hamleiterscheidenfisteln sind wesent-
lich günstiger als die „oberen"; bei letzteren sind
die am Qebärmntterhals hinstreichenden Theile der
Harnleiter betvofPen; dementsprechend sitzt die
Fistelöffoung im seitlichen Scheidengewölbe und
etwas hinter dem Scheidentheile. Sie entstehen
gewöhnlich durch Instrumente, insbesondere die
Löffel der Zange, sehr häufig in neuerer Zeit durch
Verletzung bei Entfernung der Gebärmutter von
der Scheide aus.
Eine Aetzung kann nur von Wirkung sein,
wenn der Harnleiter nicht durchtrennt ist, sondern
wenn es sich nur um ein kleines Loch der hinteren
Wand handelt Nach einer Uebersicht über die
verschiedenen Operationsmethoden der Hamleiter-
scheidenfisteln (Simon, Landau, Schede,
Kc Arthur, Hackenrodt, Novary, Bazy,
Ghaput) theilt B. einen Fall von Heilung mit.
^e SQjähr. Frau litt seit der letzten (5.) Entbindung,
die durch die Zan^ beendigt worden war, an Abfiiuss
von Harn durch die Scheide, während täglich 1 — 2mal
4—500 g Harn aus der Blase entleert wurden. Bei der
ünteiBuchung 10 Wochen nach der Entbindung kam B.
im rechten Soneidengewölbe in einen Trichter mit rauhen
starren Wänden. Durch 8w5chige vorbereitende Be-
handlung (warme Spülungen, Tamponade, Massage) wurde
erzielt, dass die Fistel sichtbar wurde und sondirt wer-
den konnte,- sowie dass der Bcheidentheil leicht» herab-
gezogen werden konnte. Dann wurde die Fistel nach
Duclout-Landau-Schede operirt: In der ersten
Sitzung Anlegung und ümsäumung einer Blasenöflhung
bis dicht an die Fistel* Bs blieb danach noch ein Sporn
zwischen Blasen- und Hamleiieröffiiunj^ den B. in eiiMi
zweiten Sitzung entfernte. In der dritten Stznng An-
frischung um Blasen- und Hamleiteroffiiung henun imd
Nfüii Die Wunde heilte per piimam. Die Sx. ist jetst
noch immer fast ohne alle Hambeschwerden.
J. Präger (Chemmti).
447. üeber die operative Behandlnng der
mit Zerstöning der Harnröhre oompfioirt«
BlaaensoheidenfiBteln ; von Prof. v. 0 tt in Peter»*
bürg. (Centr.-Bl. f. GynÄkol. XVm. 40. 1894.)
V. 0. empfiehlt hufeisenförmige AnfiriBohong,
wie sie schon von Fritsch, Schnitze u. Ä.
vielfach gemacht ist, unter Mittheilung eines falleii
Qlaeser(Danzig).
448. Beobachtungen und Stadien ftberdis
Funktion beider Nieren bei Beatehen einar
Ureter-Banohwandflatel; von Dr. Siegfr. Nea^
mann. (Arch. f. GynftkoL XLVn. 3. p. 467. 18941
Bei Entfernung einer Ovariengeschwulst in Pr^
Tauf f er's Klinik war der linke Ureter verietzt und iij
die Bauchwunde eingeheilt worden. Bis zu der ^yiMaaj
spfiter vorgenommenen Nierenexstirpation wuiden dq
Blasenunn (A) und der aus der Fistel ausfliessende
gesammelt und täglich untersucht. Die Tagesmenge
A-Urius war in den ersten 5 Tagen grösser als die tod
dann traten mehrfache Schwankungen ein, scF"
von der 7. Woche an überwog dauernd die Menge
A-Urins. Die vorübergehende Vermehrung des Tu
urins war auf einen katarrhalischen Zustand der üreterak^
und Nierenbeckenschleimhaut zu beziehen; durdiio»!
spülen des Nierenbeckens mit einer Kochsalz- und spM
einer Borsäurelösung wurde dieser Katarrh und diediiaf
verbundene Nierenreizni^ fast ganz beseitigt Das u^,
dfische Gewicht des A-Urins war bei der grosstaii w
obaohteten Differenz doppelt so gross als das von E li
Uebrigen fanden vielfach Schwuikunpen statt; die Mag
der festen Bestandtheile der beiden Unnpartien (aufOnnl
des Verhältnisses zwischen specifischem Gewichte ul
Tagesmenge beurtheilt) wies zu jenen Zeiten diegeiiD^
Differenz auf, als durch die Ureterspülungen der Kam
gelindert wurde. Der A-Urin reagirie stets sauer, di|
B-Urin rea^^rte vorübergehend alkalisch, doch iai0\
lange, bis d^e Spülungen den Katarrh beseitigten. IjN
rechte Niere behielt dauernd ihre volle Flinkitonafik^
keit, Ihre filtratorische Kraft wurde an der zunelua«
den Urinmenge bei vermehrter Flüssigkeitzufiihr n
messen, die sekretorische Funktionffthigkeit an der Aa
Scheidung des Jodkalium und des Natr. salicyl. beobaoiiM
Letzteres erschien im Urin zuerst nach 20 Mlnaten m
war nach 24 Std. vollkommen ausgeschieden und äsä{
galt für beide Nieren in gleicher Weise.
Für die Nkreneocstirpaiion gilt der Satz, dail
der Verlauf günstig ist, wenn nicht sofort mdl
dem Entstehen der Fistel operirt wird. In diesa^
Falle trat eineFunktionstOrung der gesunden IM
für einige Tage ein, wohl im Zusammenhange nj
einer Abscedirung des Nierenstumpfes. Ssempfiekl
sich, Patienten, die eine Nephrektomie übenünM
haben, so lange auf ausschliessliche Milchdilt ü
setzen , bis die belassene Niere die durch ebM
gemischte Kost ihr anferlegte Belastung oloi
Schwierigkeiten Überwindet B r o s i n (DresdeiS
449. üeber Longenembolie xuudi Opm
tionen am Septam reoto- vaginale; von Di
E. Bumm. (Centr.-BL f. GynAkoL XWL 2«
1894.) '^
TI Oeburifihfllfe, Vraueti- tmd Sinderheilka^
257
B. theilt 2 FXlle Ton 6ml>olischem Lnngeninfarkt
nth, Spaltung des Septom recto-vaginale mit Beide Er.
fBoasexL Glaeser (Danzig).
450. Ear Pathologie der Utemsmaooea ;
v(m Dr. Gatharine van Tussenbroek und
Or. IL A. Mendes de Leon in Amsterdam.
(Ärch. f. OynäkoL XLYIL 3. p. 497. 1894.)
Bei den EranUi^ten der OebSrmntterschleim-
haut, die gewöhnlich als chronische Endometritiden
beseichnet werden, handelt es sich nur zum Theil
nm wirkliche Entzündung. Man mnss daher unter-
scheiden zwischen Endometritis und Pseudoendo-
metritis. Erstere ist histologisch charakterisirt
durch das Auftreten von Leukocyten, die, anÜEuigs
zwischen die normalen Oewebeelemente eingestreut,
diese sdüiesalich verdrftngen und sur Yerschmel-
tnng bringen. Das Endresultat ist ein kleinzdliges
fibrilUres Bindegewebe ohne Drüsen oder Deck-'
epithel Die Pseudoendometritis besteht in Oefäss-
veiftademngen , die theils zur Hyperplasie von
Stroma und Drüsen, theils zur Atrophie mit Yer-
liefatung dec normalen Gewebeelemente führen,
lade Erkrankungen sind in der Regel auf um-
grenzte Stellen beschränkt; kranke und gesunde
Theiie wechseln im mikroskoiosdien Bilde mit
eJBander ab.
Die edite Endometritis oflSenbart sich klinisch,
m dnem gewissen Stadium wenigstens, durch eitri-
gSQ Iluor, die Pseudoendometritis dagegen durch
Blutungen (Menorrhagien oder MetroirbagienX zu*
▼eilen auch durch stärkere muköse Ausscheidung.
Beide können überdies zu indirekten Erscheinungen
in benachbarten oder entfernteren Organen Yer-
anlassung geben. Die echte Endometritis des Cor-
{lus uteri (Corpuskatarrh) ist viel hAufiger, als
gewöhnlich angenommen wird, jedenfalls ist sie
yiä hftiifiger als der isolirte Cervikalkatarrh, der
Beodich selten ist Die Unterscheidung zwischen
dnem isolirten Cervikalkatarrh und einer Combin»-
tion von Corpus- und Cervixkatarrh ist nur durch
die mikroskopische Untersuchung mit Sicherheit
iossalühreD. Klinisch weist ein dünner eitriger
llnor auf Katarrh der Corpuascfaleimhaut hin;
ferner ^ind isolirte Cervikalkatarrhe bei Multiparen
niten ; in den Vordergrund tretende indirekte Br-
KäieinaiigeA lassen auf einen pathologischen Zu-
itand der Corpusmucosa schliessen; bei Yirgines
lind CerakaUwtarriie selten, noch seltener aber
Coiabinationen von Cervikal- undCorpuskatarrhen.
Die echte Endometritis bei Yirgines kommt weniger
oft vor als die Pseudoendometritis ; sie hängt zu-
veQen mit früher überstandenen Infektionskrank-
biten zusammen. Echte Endometritis und Pseudo-
endometritis können zusammen vorkommen. Dieses
gemeinschaftliche Auftreten ist sehr gewöhnlich
M SuMnvolutio uteri post partum, wo zugleich
fie Bedingungen für Cirkulationstörungen und In-
fektion gegeben sind.
Die Therapie wird durch die Intensität der
Enoheinungenbeherrsdii Bedeutende Grade beider
Ked. Jährbb. Bd. 247. Bft. 3.
Erkrankungsformen erfordern Entfernung der kran-^
ken Schleimhaut durch Curettiren. Einem baldigen
BückMLe ist durch energische Kachbehandlung
vorzubeugen. B r o s i n (Dresden).
451. Zur Laktationsatrophie des Uterus;
von Dr. W. T h o r n. (Centr.-Bl. f. OynÄkoL X Yin.
30. 1894.)
Th. wendet sich besonders gegenEngström
(Festschr. d. deutsch. Geseilsch. f. Oynftkcd. u. Oe-
burtsh.), der die während der Laktation h&ufig
auftretende Hyperinvolution durch die meist in
höherem oder geringerem Grade vorhandene Anämie
und durch eine allgemeine Consumption des Kör-
pers erklärt Th.'s Ansichten über das Wesen
und die Erscheinungsformen der Laktationsatrophie
gipfeln darin, dass der Uterus jeder stillenden
amenorrhoischen gesunden Frau einen mehr oder
weniger hohen Grad von Atrophie zeige. Diese
Atropbie hängt direki von der Laktation ab und
verschwindet in der Regel mit ihrem Aufhören.
Dieser Yorgang ist unter die reflektorischen Tro-
phoneurosen zu zählen; er bewegt sich im All-
gemeinen in physiologischen Grenzen.
Glaeser (Danzig).
452. Bin Fall von völligem Sohwond der
Gebänautterhöhle naoh Aoskratiuiig ; von Dr.
H. Fritsch. (Centr.-BL f. GynäkoL XYIU. 52.
1894.)
Nach normalem Wochenbette wurde wegen andauern-
der Blutong 24 Tage post partum von einem SpeciaUsten
in Narkose ein Curettement vorgenommen. jDabei be«
förderte derselbe nach Angabe des Ehemannes ein Stuck '
^Fldsch'^ heraus, das hart gewesen sei, so dass er es
nicht mit den Fingern habe zerdrücken können. Danach
Tamponade, Sistiren der Blutung. Seitdem völlige Arne*
norrnöe ohne jegliche Beschwerde. Die Fat war §5 Jahre
alt. Der Befand ergab: Mattermund theil weise verwach-
sen, infantilen Uterus, Ovarien beweglich, nicht ver-
grössert, unempfindlich. Nach Discision des Muttermundes
sah man, dass die 2 cm lange Cervikalhöhle blind endigte.
Eine Utemshöhle war nicht vorhanden. Mit Messer und
Sonde wurde eine soldie hergestellt, es ward tamponirt,
Laminaria eingelegt, doch naoh 8 Tagen schon war Alles
wieder angewachsen.
Sine kräftige Auskratsong während d^r Yerfettungs-
periode des ütems im Wochenbette kann also so viel
Muskulatur entfernen, dass nach totaler Entfernung der
Sdüeimhaut die Wandungen aseptisch verheilen. Die
Fat hatte nie eine nervöse Andeutung einer Menstruation
seit der Operation gehabt Hieraus geht zugleich hervor,
dass die Entfernung des Uterus (bea. seiner Höhle) aur
sofortigen beschwerdelosen Sistirung der Menstruation
genügt Glaeser (Danzig).
453. Bin Fall von Perforation des Utema
beim Curettement mit Vorflall and Binklem-
mmig des Darmes; von Dr. Alberti in Pots«
dam. (Centr.-BL f. GynftkoL XYm. 89. 1894.)
Eine Arbeiterfrao, die 5mal geberen hatte, zuletzt
vor 6 Jahren. Die Menses waren 6 Wochen lang aus-
geblieben; danach sturke Blutung, die 1 Monat in wech*
selnder Stärke anhielt Der dann hiuzu^erufene Arzt
ging mit dem J&wec'schen Löffel langsam bis zum Fundus
ein, machte zwei vorsichtige Schabungen und führte dann
die Polypenzange ein, um gelöste Abortfetzen heraus«
zaaiehen. Das geflasste Gewebe war eine Dänndarm-*
33
258
yi Qdburtshfllfe, Fraaen- und EmderheOlnmde.
schlinge.' Dabei kein Tropfen Blut, Tamponade der
8chei&. Nach 3 Std. Laparotomie. Die Schlinge war
durch einen etwa 4 cm langen Biss vor der rechten Seiten-
kante des Uteras hindnrchgetreten xmd liess sich nicht
in die Bauchhöhle zurückziehen, sondern wurde durch
den inneren Muttermund festgehalten. Erst nach Ein-
kerbung gelang die Reposition. Die Schlinge, durch
blauschwaize glatte Sohnüifurchen begrenzt, maass 17 cm«
Abspülung mit 3prom. Kochsalzlösung, Schluss der 3 om
langen Uteruswunde durch L e m b e r t 'sehe Nähte, nach-
dem andere wegen Schlaffheit des Gewebes ausgerissen
waren. Heilung 4 Wochen post operationem. Wegen
starker Blutung Ourettement, das gewucherte Schleim-
haut entfernte; nach 6 Wochen nochmals ; Behandlung
mit Jod ; Heilung. 0 1 a e s e r (Danzig).
454. SzBtirpation einer PankreMoyste^ Hei-
long ; von Prof. P. Z w e i f e 1. (Centr.-BL f. GynA-
koL XVm. 27. 1894.)
Eine Frau von 64 Jahren bemerkte einen Tumor
unter dem Bippenbogen seit 3 Jahren. Leib halbkugelig
aufgetrieben durch einen mannskopf^ossen Tumor ; weder
Unaulation, noch Fluktuation zu mhlen. Uterus klein-
fingerdick, retroflektirt; Tuben und Oyarien senil atro-
phäch. Die Diaj^ose schwankte zwischen letroperir
tonaealem Dermoid, Echinococcusgeschwulst und Pan-
kreascyste. Nach doppelter Unterbindung des Netzes
fiss der weissglänzende Tumor beim Versuch, ihn in toto
vor die Bauchdecken zu wSlzen, in grosser Ausdehnung
ein, so dass ca. 2 liter einer dünnen, fast farblosen
opalesdrenden Flüssigkeit aufgefangen werden konnten.
In die Bauchhöhle kam nichts. Nach völliger Entleerung
erschien die Cyste als aus dem Schwänzende des Pankreas
hervorgegangen; von der hellgraurothen Drusensubstanz
war nur einTheil übrig geblieben, der sich an der Hinter-
wand der Cyste fächerurtig ausbreitete. Trennung der
Cyste vom Mesenterium und Pankreas zwischen Cb««n'-
schen Zangen, hinter denen xmterbunden wurde. Tom
Pai^reas bUeb ein 3 cm langer Rest zurück. Das Ge-
schwulstbett wurde mit Peritonaeum übemäht. Reinigung
der Bauchhöhle, Schluss der Peritonaealnaht Der Urin
entiiielt vom 10. bis zum 13. Tage nach der Operation
Zucker, ebenso vom 16. bis zum 20. Tage, sowie einmal
nach 4 Wochen. Seitdem vollkommene Heilung. Die
mikroskopische Untersuchung ergab ein Cystadenom.
Auf Grund dieses Fdles redet Zw. der Ex-
Btirpation im Gegensätze za der meist geübten und
empfohlenen Drainage das Wort.
Qlaeser (Danzig).
455. Ein einfaches Mittel aar Conektion
eingesogener Brastwarsen; von C. v. Wild
in Kassel. (Centr.-Bl. f. GynäkoLXVm. 45. 1894.)
V. W. beschreibt eine warzenhutähnliche Glasplatte,
die er auf die Warzen setzen Ifisst Die Warze kommt
in die Höhle zu üe^en und ist auf diese Weise von jedem
Druck durch Kleidungstädre beft'eit v. W. hat die
Warzenhütdhen oben ein Stück abschneiden lassen, so
dass sie etwa IViom hoch bleiben. [Bef. möchte dazu
bemerken, dass es überall die jeder erfahrenen Hebamme
bekannten sog. „MilchfMnger'^ aus Hartgunmii oder Glas
giebt, die auch für diese Zwecke vorzüguoh geeignet sind
und vom Bef. seit langer Zeit angewandt werden.]
Glaeser (Danzig).
456. Hefesellen als Krankheiteerreger im
veiblidhen Gfrenitalkanal; von J. Golpe. (ArdL
f. GynftkoL XLTQ. 3. p. 635. 1894.)
In der Sänge raschen Klinik wurde längere Zeit
eine Fat. mit chron. Gervikalkatarrh behandelt dessen
opiüescirendes blassgelbliches Sekret trotz energischer
Anwendung der bekaonten Aetzmittel sich nicht vermin-
dern liess. Als Ursache dieses eigenartigen Ausflnsses
wurden Hefepilze entdeckt, die nur in der Cervix vor-
handen waren und deren Eeincultur auch in der Vagina
eines Yersuchskaninchens zeitweilig gelang. Eine nähere
botanisohfi Beatimmung des Pilzes war nickt zu ermög-
lichen; wahrscheinlich handelte es sich um einen m
Brauereien ubiqnitären Hefepilz, der sich unter Um-
gestaltung seiner Lebensbedingungen dem neuen Nähr-
boden angepasst hatte. Zu einer Gährungserzeugnng
waren die Oulturen nicht zu bringen und daher dnrftB
auch der Pilz nicht ohne Weiteres dem Saccharomyces
gleichgestellt werden. Der Katarrh verschwand schhess-
uch nach Scheidenspülungen mit Iproc. MUohsäute und
3proo. Salioylsänre. Bro sin (Dresden).
457. Zur Frage der gebrlrt8hü]fliohenUnte^
saohnng; von Dr. Oscar Benttner. (Corr.-BL
f. Schweiz. Aerzte XXV. 10. p. 298. 1895.)
Auch B. ist für möglichste Einschränkung der
inneren geburtshülflichen Untersuchung, da eine
Geburtsleitung nur durch äussere Untersuchung in
weitaus den meisten F&Uen gut durchführbar ist
B. ergänzt die 4 von Leopold zur flusaeraa
Untersuchung angegebenen Handgriffe noch duroh
einen fünften, den ,,combinirten Müller'schea
Handgriffes den P. Müller schon früher bei seiner
Methode des Eünpressens des Kopfes in den Becken^
kanal angegeben hat Mit beiden auf das Abdomen
aufgelegten H&nden wird die Grösse des Abstandes
der kindlichen Halsrinne von dem oberen Sym-
phjsenrande bestimmt und hieraus entnommen,
wie weit der Kopf in den Beckenkanal eingetreten
ist (Abbildung.) Arth. Hoffmann(Darm8tad^
458. Pie DeainfektionflvorBohriften in den
neueaten deutschen Hebammenlehrbüohem;
von Prof. P. Zweifel. (Centr.-BL f. QynakoL
XVm. 47. 1894.)
Z. wendet sich gegen die Forderung der5proc
Carbolsfture im sächsischen Hebammenlehrbuche.
Die dort gegebenen Vorschriften seien nur beim
Gebraudie von Sublimat zu erfQllen. Doch ist der
Antrag Z.'s, das Sublimat fOr Hebammen frei zu
geben, nicht durchgedrungen. Auch die übrigen
Hebammenlahrbücher haben ungenügende Desin-
fektionsvorschriften, und keines hat das Sublimat
als Desinficiens angenommen. Indessen ist die
Giftigkeit des Sublimats nicht hinwegzuleugnen,
so dass Z. zum Suchen nach einem zweokm&ssigen
und ungiftigen Desinficiens in seiner Klinik ange-
regt hat und dasselbe im Alkohol gefunden su
haben glaubt Glaeser (Danzig).
459. Ueber die in klinischen Lehranstalten
bestehende Nothwendigkeit einer geburts-
hülflichen Abstinenzseit für ,JtDfLoitt&* Stu-
denten; von Otto Sarwey in Tübingen, (von
Volkmann 's Samml. klin. Vortr. N. F. Nr. 122.
1895.)
S. bespricht zunächst die Ergebnisse der hierher-
gehörigen bakteriologischen Versuche und hebt dabei
hervor, dass die Entscheidung der Frage, ob eineOarenz-
2eit erforderlich oder nicht erforderhch sei, dnrchws
nicht von der Koglichkeü einer Sterilisatioa der Hfinde
YL GebuitshUfe, Frauen- und Einderheilkunde.
259
durch einmalige Ddsinfelrtlon abhfingt; nur, wenn uns ein
Yflr&hren bekannt wäre, das die Sterüiaimng inficiiter
Binde mittela einmaliger Desinfektion ausnahmelof und
mit wÜer Sieherheü erzielen müsste, würde das Ein-
halten einer Garenzzeit nnnöthig erscheinen.
Eine Zusamm'enstellnn^ der Bestimmaneen sitmmt-
licher geburtshülfUchen Kliniken in Dentscldand ergab,
dass von sfimmtlichen Direktoren eme gebortshülfliohe
Abstinenz von 1 — 4 Tagen for inficirte Praktikanten yor«
geschrieben ist Die gebortshüUliche Abstinenz yerfolgt
nach S. hauptsächlich den Zweck, den Studirenden Zeit
niid Gelegenheit sn geben, sich nach der Inficining
wiederholt aufs Gründlichste zu waschen und zu des-
inficiren. Femer kommt hierbei in Betracht, dass, je
nnerfiahrener und ungeübter der Lernende ist, um so
häufiger sich Fehler einschleichen werden und um so
unzuTerUssiger die Desinfektion und um so gefährlicher
jede interne Iixploration sein wird.
S. hält zum Schlüsse die Fordemng einer streng
durchzufahrenden Abstinenzzeit an klinischen Lehr-
anstalten im Interesse der kreissenden Frau für unbe«
dingt nothwendig. Anders liegen dagegen die Verhäli-
Bisse für den ausgebildeten Arzt, der bei der nöthigen
Beherrschung der Antiseptik ohne Gefahrdung der Ereis-
6enden im Nothfalle von der Regel eine Ausnahme machen
kann, die dem Studirenden niemals gestattet werden sollte.
Arth. Hoff mann (Darmstadt).
460. Sechster Bericht über Geburten ohne
innere DeBinfektion ; von Dr. A. M er mann in
Mannheim. (Gentr.-Bl. f. GynftkoL XYIH 33. 1894.)
M. setzt seine früheren Mittheilungen fort mit
einem Berichte über 300 Oeburten mit 65, die
abnorm verliefen, bez. operativ beendigt werden
mussten, ohne jede innere Desinfektion. Jede
Kreissende wurde innerlioh untersucht unter
diesen 300 Wöchnerinnen kam überhaupt kein
Todesfall in der Anstalt und kein einziger Fall
einer schweren Infektionskrankheit vor. H. ver-
fügt jetzt über eine fortlaufende Reihe von 1200
Geburten ohne Infektionstodesfall (eine Uterus^
mptur unmittelbar nach der Qeburt und eine Frau
mit Tuberkulose, die im Krankenhause starb),
unter den sämmtlichen 1300 Oeburten im W(k3h-
nerinnenasyle kamen vor: ein Hagencarcinom
(tödtlioh), eine Sepsis (tödtlioh) im Erankenhause
(die Fat kam infioirt in die Anstalt). Die Ge-
sammtmortalitftt betrftgt 0.3%, die Infektions-
mortalit&t 0.06%, die der Anstalt zur Last fal-
lende 0.0%. Die letzten 1200 Geburten zeigten
eine Geeammtmorbidität von 6 — 7% (38^ und
mehr), alle extragenitalen Ursachen mitgerechnet
Im ersten Hundert, wo das Personal erst geschult
werden musste, dagegen 21% Temperatursteige-
mngen. M. wendet sich sodann gegen Ahlfeld
ond seine Ansicht, dass bei einer solchen Statistik
zu häufig Fehler beim Ablesen der Thermometer
gemacht würden. Von den ErkrankungsfSllen, die
auf mangelnde subjektive Antisepsis zurückzu-
führen sind, rechnet M. 3% heraus. M. schliesst
wohl mit Becht aus seiner Statistik, dass die ein-
fache Thatsache, dass fortlaufende 1200 Geburten
ohne Infektionstodesfall, ohne eine schwere Infek-
tionserkrankung und mit einer Gesammtmorbidität
Ton 5 — 7% bei ausschliesslich subjektiver Anti-
wpsis im weitesten Sinne viel maassgebender für
die Theorie der Aetiologie des Puerpendfiebers ist,
als alle bisherigen bakteriologischen Erfahrungen^
Er verlangt, dass sich vorlftufig die Bakteriologie
der klinischen Beobachtung durchaus unterordnen
solle. Olaeser (Danzig).
461. Vergleichende üntersnohangen über
die Bntbehrliohkeit der ScheidenaoBspüIiuigen
bei g^ans normalen Geburten und über die
sogenannte Selbstinfektion; von Prof. G. Leo-
pold in Dresden. (Aroh. f. Gyn&koL XLVIL 3.
p. 580. 1894.)
In diesem „siebenten Beitrage zur Verhütung
des Eindbettfiebers" wird über 2 zeitlich parallel-
laufende Reihen von normal Gebfirenden berichtet,
in deren einer die Gtebftrenden mit Sublimat 1 : 4000
ausgespült wurden (Aerzteeaal) , in der anderen
nicht (Hebammensaal). Von den Wöchnerinnen
des ersteren Saales machten 86.97%, von denen
des zweiten 94.85<^/o fieberlose Wochenbetten
durch, d. h. ihre Körpertemperatur erreichte nie
38^. Eine dritte und letzte Reihe um&ssfe 800 Ge-
bftrende der letzten Zeit, die wieder insgesammt
während der Geburt ausgespült vnirden ; die Zahl
der fieberfreien Wöchnerinnen sank auf 84.6%.
Die Arbeit, die viele interessante Einzelheiten
bietet, enthält zugleich eine Abwehr gegen Angriffe
Ahlfeld 's. Von den Endergebnissen der Bei-
träge Leopold 's heben wir folgende hervor. Bei
allen operativen und pathologischen Geburten sind
desinficirende Ausspülungen der Scheide, im ein-
zehien Falle auch des Uterus nothwendig, dagegen
wird bei den normalen Geburten gesunder Wöch-
nerinnen durch desinficirende Scheidenausspülun-
gen eher geschadet, als genützt; es zeigt sich dies
nicht nur an der grosseren Zahl Fiebernder, son-
dern auch durch die grosse Häufigkeit des un-
ruhigen Pulses. Die meisten Geburten, selbst
solche bei engem Becken, auch Steiss- und Ge-
sichtslagen, vor Allem die Kopflagen kOnnen allein
durch äussere Untersuchung geleitet werden ; die
äussere Untersuchung ist nach bestimmten Griffen
in systematischer Reihenfolge auszuführen. Geht
Fieber im Wochenbette von den Gesohlechtsoiganen
aus, so beruht es nur auf Infektion von aussen, auf
Giftkeimen und Giften, die vor, während oder nach
der Geburt auf irgend eine Weise in die Scheide
oder in den Uterus gelangt sind. Das Wort
„Selbstinfektion^' führt zu nicht genügend strenger
subjektiver und objektiver Desinfektion und zu
mangelhafter Beachtung aller möglichen von aussen
kommenden Infektionen, es ist daher aus dem
medicinischen WOrterschatze zu streichen.
Brosin (Dresden).
462. Supravaginale Amputation des sep«
tisohen puerperalen Uterus ; von Dr. A. Sip-
pel in Frankfurt a. M. (Centr.-BL f. GynäkoL
XVm. 28. 1894.)
S. hebt hervor, dass schon der Chirurg mit
erbeblicbeu Schwierigkeiten zu kämpfen hat, um.
260
YI. Cbburtshülfe, Frauen- und EÜLderhfiübmde.
zu beurtheilen, wann er die Sepsis durch Opferung
des ergriffenen Gliedes noch aufhalten kann. Bei
einer septischen Erkrankung des Uterus aber sind
die Schwierigkeiten noch erheblich grösser und
nur unter ganz besonders günstigen Umständen
)cann man die Indikation zur Entfernung des sep-
tischen puerperalen Uterus aufstellen. S. theilt
einen solchen Fall mit.
10 Tage nach manueller Placentalösung wegen Be-
tention stfio-ke Blutung; ein faustgrosses Stück jauchiger
Plaoenta wurde entfernt. Fieber. Das Endometrium war
bei erneutem Eingehen noch bedeckt mit kleinen Placenta-
resten; die Uteruswand sehr morsch; Parametrien frei.
Ba die Besserung nach Ausräumung mit dem Finger und
Ausspülung mit Chlorwasser nur vorübeiigehend war,
entschloss sich W. zur abdominalen Entfernung des
Uterus, in der Annahme, dass es sich wesentlich um
eine Intoxikation durch Toxalbumine handele. Die Er.
wurde geheilt Leider wurde das Endometrium, das
blutig-schmierig war und nach Jauche roch, nicht bab»
teriologisoh untersucht
Dass diese saprftmischen Puerperalfieber meist
günstig verlaufen, hebt S. selbst hervor und er
betont, dass sich eine Entfernung des Uterus aus
diesen und anderen Gründen (Yerschiedenartigkeit
der Streptokokkeninfektion) in den meisten FäUen
verbieten wird.
Nur bei der unter dem Bilde der alten PySmie
verlaufenden Phlebitis purulenta hält S. unter Um-
ständen die Entfernung des Uterus für indicirt,
und zwar schlägt er hier die Totalexstirpation vor.
[Mit diesem Vorschlage dürften sich Viele nicht
einverstanden erklären. Sicher hat man bei der
Totalexstirpation das Loslösen der eitrigen Throm-
ben durch die Bewegung und das Zerren ganz
erheblich zu fürchten. Ob es femer auch nur
einigermaassen gelingt, die primär inficirten Throm-
ben durch die Entfernung des Uterus mit zu ent-
fernen, ist zum Mindesten fraglich. Bef.]
Glaeser (Danzig).
463. Intravenöse Sablimatfnjektionen bei
venöser Sepsis im Wochenbett ; von Prof. T h.
V. E e c z m ä r s z k y in Budapest. (Centr.-Bl. f. Qy-
näkol. XVm. 38. 1894.)
v.E. hat in 2FSllen die von Bao colli empfohlenen
intravenösen Injektionen versucht Die tägtichen Dosen
betragen 1— 5 mg. Die erste Pai erhielt 10 Injek-
tionen, im Ganzen 37 mg, die zweite mittels 8 Injek-
tionen 31 mg Sublimat v. E. war von der auffallenden
Besserung schon 2—3 Tage nach Beginn des Verfahrens
förmlich überrascht Doch giebt er selbst zu, dass in
Fragen therapeutischer Erfolge dem „allgemeinen Ein-
drucke'' kein maassgebendes Qewicht beigelegt werden
darf, und empfiehlt weitere Versuche. [Bef. hat in einem
Falle die Behandlung versucht, abertrotz Dosen bis zu 1 cg
ging der Process weiter, so dass die Behandlung nach
6 Injektionen (27 mg) abgebrochen wurde.]
Glaeser (Danzig).
464. üeber die lÜBserfolge der Antisepsis
beim Puerperalfieber; von Dr. J. Wernitz in
Odessa. (Centr.-Bl. f. Gynäkol. XVm. 43. 1894.)
W. wendet sich besonders gogen Sehr ad er
und seine Warnung, Puerperalfieber aktiv, d. h.
durch Ausspülungen zu behandeln, indem er mit
anderen Höhleneiteningen, auch mit fieberhaftem
Abort Vergleiche zieht Er empfidüt auf Grund
theoretischer Er((rterungen entschieden bei sapr-
ämischem Fieber aktives Vorgehen.
Glaeser (Danzig).
465. Die asepüsohe Behandlung des Nabel-
flohnnneeles; von Dr. Julius Grösz. (Wien,
klin. Rundschau IX. 19. 1895.)
Die Behandlung des Nabelschnurrestes bestand
stets in einfacher Einwickelnng, bez. Bededmng
mit sterilisirten LeinwandUppchen, die gewQhnlidi
zweimal täglich erneuert wurden; bei stärker
sphaoelirtem Nabelstumpf wurde Salicyl-Amylom-
pulver 1 : 5 aufgestreut Von insgesammt 444 F.
war der Abfiül nur in 96 normal ; Sphacelus deg
Nabelschnurrestes wurde 250mal, fetziger Zer&ll
ohne Sphacelus 49mal, Ulcus umbilid 19mal,
Fungus umbilici 21mal beobachtet, 5mal bestand
stärkere Eiterung und in 4 Fällen war die Mumi-
fikation langwierig.
Von den 444 F&llen fanden sich nur in 26
fieberhafte Temperatursteigerungen und von diesen
26 Fällen war die Nabelheilung nur in 8 normal
In einem tödtlich endenden Falle, in dem aus-
gesprochene septische Symptome bemerkbar waren,
stieg die Temperatur bis 40.7^
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
466. Eine seltene lEissbildong; von J. Ze-
deL (Ztschr. f. Oeburtsh. u. Gynftkol. XXXH 2.
p. 230. 1895.)
An dem beschriebenen Präparat fanden sich neb«
einer merkwürdigen, bisher nooh nicht beschriebenen
Form des Pseudo-Hermaphroditismns femininus ezter-
nas ein Bestehen der Cloake, Uterus bicomis unioollis,
Gerviz unilateralis, angeborener Schiefhals und doppel-
seitiger Klnmpfass.
Die Fmoht war am Ende des 7. Schwangerachaft-
monats in Beckenendlage geboren worden. Wegen des
Zusammentreffens der versobiedenen Missbildongen ist
Z. mehr geneigt, die Entstehung des Schiefhalses nnd
der Klompfüsse in einer fehlerhaften Anlage des Keimes,
bez. einer ungewöhnUohen Beeinflussung der ersten Ent-
wickelung des Keimes zu suchen, als in einer Bamn-
beschränkimg, obwohl auch diese hier wegen der starken
Ausdehnung des kindUchen Bauches vorhanden war.
Die Bildung der Beckenorgane ist im Wesentlichen naeh
dem weibhchen Typus vor sich gegangen. Harnröhre,
Scheide und Darm münden gemeinsam in einen feinen
Kanal ein. Die Gebärmutter ist zweihömig. Nor das
hnke Hom mündet in die Scheide, während das rechts
mit dem linken durch eine feine Oeffnung in Yerbindmig
steht Die äusseren Geschlechtstheile sind dagegen wie
die männlichen entwickelt. Es findet sich ein stc^k rer-
grösserter Geschlechtshöcker. J. Praeger (Chemnitz).
467. Ueber einen Fall Von Hamblasen-
Terdoppelong; von Dr. Füth in Mets. (Gentr.-^
Bl. f. GynäkoL XVIIL 14. 1894.)
4monat. männliches Kind mit einem Bauohbroch, an
Atrophie zu Grunde gegangen. Bei der SMon z^gte
sich die Blase in zwei fast gleiche Höhlen vonWaUnnss-
grösse getheiltf welche durch eine runde OefboDg von
0.5 cm Durchmesser in der Gegend der Spitze des Tri-
gonum lieutaudii communiciren. In jede Hohle mündet
ein Ureter, der Uiachus zieht von der Spitze der liokea
VI. Geburtshülfe, Frauen- und Emderheillninde.
261
BlaaenhülAe zun Nabel. Die Urethra mündet in die
linke Hälfte unterhalb der Commnnikationsöfifnnng. Der
üiin der rechten Blase mnas die linke passiren. Beiden
Blasen ist die innere Wand gemeinsam. Sie bildet ein
Beptnm, welches von der hinteren Wand her die ganze
BIjise bis hat znr Spitze des Trigonum lieutaadii g^tpal-
tea hat Das Mesocolon der Flezor ist sehr lang. Vom
Bectom ziehen in den Spalt der hinteren Bli^nwand
mehrere dünne, breite, bindegewelnge, mit Peritonaenm
aberzogene Sti^nge. Die yoäere Wand der Eamblase,
oberhalb der Symphyse, ist mit derBanohdecke fest ver-
waohsen. Die Symiiiiyse 0.8 cm breit, bandartig. F. be-
spricht die Entstehung der Missbilduog und kommt zur
Insicht, dass sie auf einer Spaltung einer Anlage durch
Zug am Enddarme zurückzufahren ist
Glaeser (Danzig).
468. Ueber Miasbildangen ; von Dr. P.
Strassmann. (ArdLf.Oyiiäkol.XLVn.3.p.454
1894.)
1) Ueber amniatüöke VersHimmehmgen, Beschreib
long einiger derartiger Falles die keinerlei neue Gesichts-
punkte bietet 2) Üeber einige Misehüdungen der Hände
und Fasse. Von 1886—1891 wurden in der Gusse-
ro w*sohen Klinik unter 9766 Früchten 10 mit Poly-
daktylie (1 : 976) geboren. Von den vorgeführten Fallen
zeiehnet sich der eine dadurch aus, dass die vorhandene
Yarusstellun^ der Fusse, ähnlich wie in 2 an anderen
Orten beschriebenen Fällen, mit Cystennieren und Ver-
minderung des Fruchtwassers zusammentraf. In aJlen
3 lUlen war der Penis theils durdi den Druck eines
gegengelagerten Fnsses, theils durch mangelnde Ent-
faltung durch den ünnstrahl in e^enthümhcher Weise
verSndert. B r o s i n (Dresden).
469. Primfire« Kierenaarkom bot einem
todtgeborenen Kinde; von Dr. Oscar Semb
in Christiania. (Centr.-BL f. OynAkol. XVm. 44.
1894.)
Das kleinzellige Rundzellensarkom war von der hn-
keo Niere ausgegangen; die Hentöne waren bis 8 Tage
Tor dem normalen Termine zu hören gewesen. Gewicht
250 g. Gute Ernährung der Frucht Keine Metastasen.
Glaeser (Danzig).
470. Ueber einen mensahliolien Aoardiaou ;
TOD H. Schiller. Ans der Breslaner Frauen-
klinik. (Ztsohr. f. Gebortsh. il QynftkoL TCTCXU 2.
p. 100. 1895.)
Die 2020 g schwere, 22 cm lange, 15 cm breite Frucht
wurde als 2. Zwilling geboren. JOie Miasbildung liess
änsserlioh 3 getrennteTheüe erkennen, die durch seichte
Furchen getrennt waren. Die S^ion ergab Folgendes :
Das ünterhautzellgewebe war bedeutend verdickt Ein-
zelne Tbeile der Muskulatur waren deutlich von einander
abznoenzen. In der Mitte der Körperhöhle verliefen
2 Gensse, ein Herz oder ein ähnliches Gebilde aber war
nicht nachzuweisen. Vom Skelet waren Schädel (auch
Mundhöhle mit Zunge), Wirbelsäule, Rippen, Kreuz- und
ßteissbein vorhanden, während Brustbein, Schulter- und
Beokengfirtel , sowie Extremitäten fehlten. Vorhanden
^^'irtten weiter ein rudimentäres Gehirn und Rückenmark,
während Sinnesorgane vergeblich eesucht wurden. Die
Kachgeburt zeigte das Chorion einfach, das Amnion dop-
pelt Die Nabelschnur der ausgebildeten Frucht mündete
am Bande des Fruchtkuchens ein. An der Vereinigungs-
BteUe der Nabelschnurgefiisse mündete von der Seite in
die Vene die Vene des Parasiten, in die Arterie die ein-
zige Arterie der Parasitennabelschnur.
Die Missbildung ist als Acardiacus amorphus zu be-
leiohnen. J. P r ä g e r (Chemnitz).
471. Hinntia congenita oam hemiatrophia ;
von Carl Hennig. (Jahrfo. f. Kinderhkda L. 1.
p. 107. 1895.)
H. giebt die Geschichte und Abbildung eines 4jähr.
Mädchens, bei dem ausser ausgedehnter zottiger Behaa-
rung starke Piffmentirung der Haut, Atrophie der rechten
"Wange und des rechten Oberarms sich noch multiple
Melanosarirome unter der Haut vorfanden. Im Anschlüsse
debt er noch einige interessante entwiokelangsgeschicht-
Sche Dat«i. Baron (Dresden).
472. Brei VKIle von ,^olerema neonato-
rum^; von Hermann Schmidt in Erlangen.
(Ztschr. f. Geburtsh. u. GynäkoL XXXII. 2. p. 258.
1895.)
In der Erlanger Klinik und Poliklinik wurden
in den letzten 1^/| Jahren 3 Fälle von Sclerema
neonatomm beobachtet, jener eigenthümlichen Er-
krankung, die mit Prallheit und Anschwellung der
Haut an den Beinen beginnt, dann den Rumpf und
die Arme befällt Frei blieb die Haut der Brust,
in geringem Maasse befallen war die des Gesichts.
Trotz künstlicher Erwärmung war die Körperwärme
erniedrigt Es handelte sich immer um schwäch-
liche frühgeborene Eonder.
Man fand Atelektase und kleinere und grössere
Blutungen in die Lungen und das Herz. In 2 Fäl«
len war eine ödematöse Durchtränkung des ünter-
hautfettgewebes, in einem dagegen eine eigenthüm-
liehe Gerinnung desselben zu erkennen (Sclerema.
adipoBum). In allen 3 Fällen waren die Capillaren
voll von Bakterien, kurzen, plumpen, an beiden
Polen abgerundeten Stäbchen. Golturversuche er-
gaben ungenügende Resultate. So hm. neigt sich
der Anschauung zu, dass es sich um eine Infek-
tionskrankheit handele. J. P r ä g e r (Chemnitz).
473. Heber Melaena neonatomm ; von F.
Gärtner in Heidelberg. (Centr.-BL f. Gynäkol.
XVin. 29. 1894.)
G. vertheidigt seine Ansicht von der infektiösen
Entstehung der Melaena neonat gegen v. Preu-
schen. Mit Recht hebt er hervor, dass die Ur-
sache der Extravasate im Gehirn nicht bekannt ist,
denn in 47 Fällen von Melaena-Erkrankung war
44mal die Geburt glatt verlaufen. Er spricht sich
dahin aus , daaa die Ursachen der Magen - Dann-
blutungen Neugeborener, die unter dem Namen
Melaena neonat zusammengefasst werden, keine
einheitlichen seien. Glaeser (Danzig).
474. Ueber die nervösen Bnoheinungen
der Bhaohitis; von Koloman Szegö. (Jahrb.
f. Kinderhkde. XL. 1. p. 79. 1895.)
unter den nervösen Erscheinungen der Rha-
chitis sind besonders folgende motorisohe Neurosen
erwähnenswerth : Laryngospasmus , Eklampsie,
Tetanie, Spasmus nutans und Nystagmus. Die
von S. zusammengestellten Tabellen ergeben, dass,
während die allgemeine Morbiditätszahl für das
Budapester Stefanie -Kinderspital für die ersten
4 Lebensjahre in den Monaten Mai, Juli und Auguat
262
VI. Cteburtshülfe, Frau^i« und Kmderhieilkaiide.
die höchste Staffel erreicht, die FriBquenz der Rha-
chitis in den Wintermonaten M&rz und April am
grössten ist Hinsichtlich des Alters zeigt sich
die Bhachitis am seltensten in den ersten beiden
Lebensmonaten, erreicht das Maximum im 8. bis
14. Monate und nimmt darauf an H&ufigkeit wieder
ab. Die häufigste und gefährlichste nervöse Er-
scheinung der Bhachitis ist dear Laryngospasmua.
Auch hier fällt die höchste Zahl auf den März
(307 Bbachitiker, davon 53 mit Laiyngospasmus).
Ein gleiches üebereinstimmen findet sich hinsicht-
lich des Alters. Zwischen dem 8. bis 11. Monate
giebt es die meisten FäUe von Olottiskrampf
(14.9^/0). Der Laryngospasmus erscheint ü mdi-
reren Formen, da der Krampf sowohl die Constrik-
toren, als auch die erweiternden Muskeln des Kehl-
kopfes treffen kann : exspiratorischer und inspira-
torischer Krampf. Der exspiratorische Krampf ist
öfter ein totaler, daher auch der gefährlichere. Die
einzelnen Unterarten sucht S. durch Curven zu er-
läutern, von denen er 5 verschiedene darstellt. Eis
giebt eine Form des Laryngospasmus, die mit der
Bhachitis nichts zu schaffen hat, der Laryngospas-
mus clonicus. Er tritt nur während des Saugens
auf und stellt sich als fortdauerndes, von Schluck-
bewegungen unabhängiges spastisches Inspirium
dar. Bei länger dauernder, in Folge von Olottis-
krampf eintretender Asphyxie kann eine Eklampsie
entstehen. Der Mechanismus dieser ist: Apnoe,
Kohlensäureanhäufung, Irritation des Krampfoen-
trum im Oehim.
Von ähnlicher Art ist das Vorkommen der
Tetanie. S. hat auch auf latente Tetanie unter-
sucht. Bei 205 Kindern mit florider Bhachitis
konnte er nur 104mal das Facialisphänomen aus-
lösen, 20mid das Trousseau'sohe und 46mal beide.
Von den 205 Kindern hatten 160 Laryngospasmus
mit oder ohne Eklampsie ; unter diesen gelang es,
bei 83das$iu3iale, bei 18 das Trousseau'sohe, 25mal
beide Phänomene auszulösen. Spasmus nutans
und Nystagmus hat S. besonders in den ersten
Lebensmonaten, und zwar hauptsächlich bei Kranio-
tabes beobachtet. Als Therapie empfiehlt er den
Phosphor. Baron (Dresden).
475. üebarGesohmaokaempflndangenrha-
ohitisoher und nicht rhaohitiBoher Kinder ; von
Hein r. Busse m. (Jahrb. f. Kinderhkde. XXXTX.
2. 3. 1894.)
Nach Lichtenstein besitzen viele rhachi-
tische Kinder einen herabgesetzten (}eschmacksinn.
Die Ursache dieser Erscheinung soll in der Beein-
flussung des Gehirns durch die Bhachitis liegen.
B. prüfte auf Ungar 's Veranlassung den Ge-
schmacksinn von 105 rhachitischen und 90 nicht
rhachitischen Kindern. Bei 12 Bhachitikem war
der Geschmacksinn herabgesetzt, bei 6 war er
überhaupt nicht ausgebildet. Yon den normalen
Kindern zeigten 10 eine Abstumpfung, 3 Hangel
T Qesdimacksempfindung. B. weist nach dem
Ergebnisse seiner Untersuchungen die Behauptan-
gen Lichtenstein's als unberechtigt zuräcL
Er hält es für unwahrscheinlich, dass bei den Kin-
dern mit gestörter Geschmacksempfindung eine
cerebrale Störung vorliege, nimmt vielmehr an,
dass in diesen Fällen der „Geschmacksinn nicht
genügend oder überhaupt noch nicht zur Entwicke-
lung gelangt war*^ Brückner (Dresden).
476. Der infantile Soorbut und seine Be«
liehungBiirBliachitLi; von Thomas Barlov,
übersetzt von Dr. Elkind. (Centr.-Bl. f. innere
Med. XVL 21 u. 22. 1895.)
Vor 11 Jahren hat B. 31 Fälle von Soorbut
bei Elndem beschrieben und hat sp&ter auch die
Autopsien machen können.
Die Krankheit beginnt ziemlich plötzlich, stets
nach zurückgelegtem 4. Monate, gewöhnlich zwi-
schen dem 9. und 18. Monate. Das Eind ist ge-
wöhnlich rhachitisch, etwas blass und ruhig, so
lange es sich selbst überlassen bleibt. Die Beine
sind nach oben gezogen und werden in rohiger
Lage gehalten. Wird das Eind aber zur Bewegung
veranlasst, so schreit es heftig. Der Schmerz hat
seinen Sitz in den Beinen. An dem einen, bald
auch an dem anderen Beine erscheint eine nicht
scharf begrenzte Schwellung, die nicht immer sym-
metrisch bezüglich des Sitzes und der Ausdehnung
ist Die Blässe hftlt weiter an, Hitze und Oedeme
fehlen gewöhnlich. Langsam nimmt der üm&ng
der ergriffenen Enochen zu. Die Beine liegen jetzt
nach aussen gedreht und unbeweglich. Später
können sich ähnliche Veränderungen auch an den
Armen zeigen und das Stemum und die zugehörigen
Bippen erscheinen nach hinten eingesunken. In
schweren Fällen tritt nun Crepitation inderOogend
der Epiphysenlinien, besonders am oberen Tibia-
ende, auf; selten sind aber Frakturen in einiger
Entfernung von der Bpiphysa AuohanderAussen-
fläohe der Schädelwölbung imd selbst an einigen
Gesichtsknochen können Verdickungen gefunden
werden. Manchmal entwickelte sich auch ziem-
lich plötzlich eine Proptosis des einen Bulbus mit
einer ödematösen und geringen sanguinolentea
Schwellung der Oberlider. Die Gonjunctiva kann
dabei Ekchymosen zeigen oder sich normal ver-
halten.
. Auffällig ist die weit fortgeschrittene Anämie,
die im Allgemeinen der Zahl der befallenen Eno-
chen entspricht Schreitet die Erankheit weiter
fort, so büdet sich in schweren Fällen eine erd-
fahle oder gelbe Hautfarbe und zugleich treten
Ekchymosen ähnlich wie bei Quetschungen aOf.
Die Abmagerung bietet nichts Charakteristisohes,
aber die allgemeine Schwäche ist sehr bedeutend
und rührt von einem Muskelschwund her. Die
Temperatur ist ganz unregelmässig; meist zur Zeit,
wo die Enochen befallen werden, erhöht, selten
über 39«.
Die Veränderungen des Zahnfleisches bftngoA
YI. GebtirtsklUfe, Fmiisn* tmd Kiiderheilb^^
269
ab Ton der Anzahl der vorhandenen Z&hne. Hat
das Sind schon mehrere Zähne, so sieht man eine
aus dem Monde hervortretende derbe Schwellung,
die Biotangen und Qestank verursacht Fehlen
die ZShne noch, so kann das Zahnfleisch ganz nor-
mal aussehen oder nur kleine bläoliohe Flecke an
den Stellen aufweisen, wo später der Zahn durch-
bricht Die Zahnfleiscdiaffektion erschwert vielfach
die Nahrungsaufnahme. Gelegentlich kommt es
anch zu Blutungen aus der Nase. Der Appetit ist
gewöhnlich gut Erbrechen und Diarrhöe sind
selten.
Im Allgemeinen dauert die Krankheit, wenn sie
unbeeinfluBst bleibt, 2 — 4 Monate, doch kOnnen
hinzutretende Gomplikationen leidit zum Tode
führen. Sind keine Frakturen entstanden, so nimmt
die Schwellung der Knochen langsam ab. Der
Muskelschwund tritt deutlich zu Tage und ebenso
das neugebildete Qewebe um dieDiaphysen. Auch
die in der Nfthe der Epiphysenlinie gebrochenen
Knochen heilen meist, und zwar ohne Deformität
Geringe Veränderungen entstehen dagegen gewöhn-
lich bei den Diaphysenfrakturen.
Der Urin enthält oft geringe Mengen von Ei-
weiss. In einzehien Fällen ist die Milz etwas ver-
giOsäert, Herz und Lungen weisen keine Besonder-
heiten auf.
Die Sektion «rgiebt als Wichtigstes die sub-
periostealen Blutungen. Femer finden sich auch
Blutungen in den Muskeln und im Knochenmarke.
Die Knocheneubstanz ist in vielen Fällen bis auf
eine d(bme Schale resorbirt, das Trabecularsystem
geschwunden und man findet grosse, voq erodir-
ten Bändern umgrenzte Höhlen und die charak-
tnistisehen rhaohitischen Deformitäten an der Ver-
bindung zwischen Epiphyse und Diaphyse. Die
inneren Organe sind nicht charakteristisch ver-
Indert
B. erörtert nun die Frage, ob die Bhachitis ein
ätiologisches Moment für diese Krankheit sei, und
kommt zu dem Schlüsse, dass sie wohl mit der
Bbachitia vielfach zusammentrifft, jedoch nicht Das
ToiBtellt, was man nur als ein zufälliges Abweichen
Tom normalen Bilde auffassen könnte. Congenitale
Loes ist nur in ganz vereinzelten Fällen nachzu*
weisen gewesen und die Verdickungen der Glieder,
der Verlauf der Knochenaffektion und der Pseudo-
panlyse nntersdieiden sich sowohl klinisch, wie
anatomisch von den syphilitischen Erkrankungen.
Auch die Annahme eines infantilen Bheumatismus
ist unmöglich, da die Gelenke nicht ergriffen sind
nnd das Herz unbetheiligt bleibt Hämophilie und
Purpura haemorrhagica sind ebenfalls auszuschlies-
aen, erstere anamnestisch, letztere, weil der lang«
same Verlauf und besonders das ausgeprägte Bild
der Knochenerkrankung sich nicht damit in Ein-
klang bringen lässt
Dagegen ähnelt das Krankheitsbild am meisten
dem Scorbut Der typische Sitz der Frakturen in
der Epiphysengegend war schon zu Zeiten Pou-
part's als eine Gomplikation des Scorbut be-
kannt, ebenso sind die Rippenfrakturen und sub-
perioetealen Blutungen sowohl beschrieben, als
fiuch durch Obduktionen Soorbutischer nachgewicr
9en. Auch die Hämorrhagien und die Elxsuda-
tionen in die Muskelsubstanz mit nachfolgender
Atrophie, die grosse Blässe, die schmutzige Haut-
farbe und die Beschaffenheit des Zahnfleisches sind
dem Scorbut eigen.
Auch hinsichtlich der Entstehungsursache stim-
men die Krankheiten überein. Der Scorbut der
Erwachsenen entsteht am häufigsten durch fort-
gesetzte Entziehung von frischen Vegetabilien und
ihren Aequivalenten. Unsere Krankheit fand sich
bei keinem Kinde, das an der Brust genährt wurde.
Die künstliche Elrnährung bestand vielmehr in Dar-
reichung von Mehlsuppen, condensirter Milch oder
stark verdünnter frischer Milch. Diese Angaben
waren zug^ich der Fingerzeig für die einzuschla-
gende Therapia Heine frische Milch, Kartoffel-
mus mit Milch und Fleischsaft, sowie Orangen-
oder Traubensaft, mit Wasser verdünnt, löffelweise
waren von überraschendem Erfolge» Schon nach
kurzer Zeit wird das Kind ruhiger, die Spannung
der Glieder nimmt ab, die Erkrankung des Zahn-
fleisches geht zurück und es treten keine frischen
Ekchymosen mehr auf. Dagegen sind Tonica, wie
Eisen, Arsen und Phosphor, ohne Aenderung der
Diät wirkungslos.
Im 2. Theile der Arbeit bespricht B. die ihm
bekannten seither veröffentlichten Mittheilungen
über den infantilen Scorbut, die in der Hauptsache
das von ihm entworfene Krankheitsbild bestätigen.
Auffallend ist, dass die E^rankheit unter den nie-
deren Bevölkerungschichten seltener vorkommt
B. sucht die Ursache besonders darin, dass gerade
in den besseren Kreisen die künstlidien Nährprä-
parate häufiger verwendet w^en und dass in den
armen Bevölkerungschichten den Kindern zeitiger
Vegetabilien u. a. w. gereicht werden.
Die Einwände, die gegen die von B. und
Oheadle vertretene Ansicht über die Natur der
Erkrankung erhoben worden sind, bringt B. unter
folgende Punkte unter : 1) Die Krankheit ist nichts
anderes als eine akute Bhachitis. 2) Die Em&h-
rungsbedingungen, die den Ausbruch der Krank-
heit verursachen, sind nicht dieselben, wie sie für
den echten Scorbut als ätiologische Momente in
Betracht kommen. 3) Diese infantilen Fälle kön-
nen nicht als echter Scorbut angesprochen werden,
da sie nicht in epidemischer oder endemischer
Form auftreten. Die ersten beiden Punkte hält B.
durch seine früheren Auseinandersetzungen für
widerlegt Hinsichtlich des letzten Einwurfs be-
tont er, dass es nicht nöthig sei, dass der Scorbut
endemisch oder epidemisch auftrete, imd beruft
sich dabei auf englische Autoren, besonders auf
Lind. Baron (Dresden).
eei
Vn. Ghirorgie, Augen- und OhrenkeilkiiiLde.
VII. Chirurgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
477. Bakteriologiflohe Untenuidiiiiigeii über
die DeBiiifektlon der HOnde; von Cand. med.
Rein icke. (Gentr.-BL f. OynakoL XVin. 47.
1894.)
1) Mit Hfilfe der gegenwftrtig gebräuchlichen,
auf chemischem Wege wirkenden Antiseptica ist
innerhalb eines Zeitraumes, wie er fQr die Yer-
hAltnisse der Praxis noch zulässig ist, in einer die
Haut nicht angreifenden Conoentration eine unter
allen umständen sichere Desinfektion stärker keim-
haltiger Hände nicht zu erreichen.
2) Nach vorausgegangener Reinigung der Hände
mit heissem Wasser, Seife und Bürste während der
Dauer von 5 Minuten, bewirkt 3 — 5 Minuten langes
Bürsten in Spiritus (SO^o) ^^^d nachherigee Ab-
spülen in einer aseptischen Flüssigkeit mit grosser
Wahrscheinlichkeit absolute Eeimfreiheit
3) Eine möglichst sichere Schnelldesinfektion
erreicht man durch Bürsten während 5 Minuten in
Spiritus.
R. empfiehlt schliesslich den Gebrauch des
Loolahschwammes statt der Bürste.
Glaeser (Danzig).
478. Ezstirpation des «denites tnber-
onleiuiea Ghes renfimt; par le Dr. Albert
Mausen. (Revue des Mal de l'Enf. XIII. p. 257.
Juin 1895.)
Nachdem M. die beid^i Fragen : 1) ist der Kör-
per im Oanzen inficirt, wenn an einer Stelle Tuber-
kulose sich findet und 2) kann eine generalisirte
Tuberkulose die Folge eines lokalen Eingriffes in
einen tuberkulösen Herd werden, verneint hat,
geht er, indem er die hygieinische und medika-
mentöse Behandlung nicht weiter erörtert, auf die
lokale Therapie näher ein. Die einfache Eröfhdung
und Drainage des tuberkulösen Abscesses bezeich-
net er als einen ganz ungenügenden Eingriff.
Auch die Injektion von Aether, Jodoformglyoerin,
Camphonaphthol u. s. w. h< er in ihren Erfolgen
für zu unsidier. Es kommen also nur noch das
Cuiettement, dieEscstirpation und die gleidizeitige
Anwendung beider Operationen in Frage. Die
Curettage wende man nur dann an, wenn die
gänzliche Herausnahme der Drüsen wegen der
damit verbundenen zu grossen Lebensgefohr nicht
möglich ist Sie ist nach M. fast immer, wenn
auch nicht stets, in einer Sitzung, durchführbar.
M. beschreibt sodann ausführlich die Art, wie
Broca im Höpital Trousseau die Cervikaldrflsen
exstirpirt, erwähnt die seitens der Oefftsse (Blu-
tungen während und nach der Operation, Luft-
eintritt in die Yenen) drohenden OefiAhren, femet
die seitens der Lunge, Pleora und Speicheldrüsen
möglicherweise eintretenden Hindemisse und wid-
met sodann einen besonderen Abschnitt den Leisten-
(und Becken-) Drüsen.
Als Folgen einer Operation bezeichnet er:
Auftreten von Anginen, Lymphfisteln, ödematOser
Elephantiasis der Beine und des Scoütam, so-
wie Gtodunseneein des Gesichts auf der operiitn
Seite.
Ein weiteres Capitel ist den Narben gewidmet
und M. erwähnt hier besonders auch die Bestre-
bungen, die Schnitte so anzulegen, dass dieNarbea
möglichst unsichtbar werden.
Die Indikation zur Ezstirpation bezeichnet X.
dann als gegeben, wenn die Drüsenpackete dorch
medikamentöse Behandlung nicht zurückgeht!}
sondern eher zum Wachsthum und zurlk-weichnng
neigen. Ebenso indioiren eiternde, offene oder
fistulöse Drüsen die Exstirpation. Qegenindih-
tionen bildet weder das Alter des Kranken, noch
die Zahl der geschwollenen Drüsen ; auch der Um-
stand, daes etwa noch andere chirurgische Tttl)e^
kulosen (Spina ventosa, Tum(M* alb. u. s. w.) be-
stehen, ist bei gutem Allgemeinbefinden keine
€^egenanzeige. Sind jedoch auch die mediasti-
nalen und die mesenterialen Drüsen eiignffen und
besteht viscerale Tuberkulose, dann ist die Opera-
tion nicht am Platze.
Ueber den Verband nach der Ezstirpation ve^
breitet sich M gleichftdls in einem speddlea
Abschnitte und stellt besonders die Forderung,
dass jedes Drainrohr beim ersten Yerbandwechsel
herausgenommen und dann nicht wieder eingel^
werden soll, da hierdurch eine sekundäre Infektion
der Wunde herbeigeführt werden könne und die
Heilung per primam verhindert werda um bei
Exstirpation der Nackendrüsen den Kopf zufixiren,
räth Milton, den Arm über den Kopf beugen zu
lassen und ihn mit in den Verband hineinsn-
nehmen. M. hält dies für unnöthig. Die Verbinde
sollen nur dann gewechselt werden, wenn sie von
Sekret durchtränkt sind; aber auch dann bleibt
die der Wunde direkt aufliegende Gazeschidit
unberührt
Zum Schlüsse bemerkt M«, dass im Hdpital
Trousseau bei dieser Art der Behandlung unter
95 Operationen kein Todesfall vorgekommen seL
38mal handelte es sich um Fisteln, 35mal nm
vereiterte, 14mal um hypertrophische oder ?e^
käste Drüsen. 54 Er. hat M. später Wiede^
gesehm; von diesen hatten 21 leichte Beeidire
und einer eine generalisirte Tuberkulosa Doch
sei hierbei zu berücksichtigen, dass von diesen
Kranken bei seinem Eintritte in das Hospitsl
Mancher an 2, 3 und 4 Stellen des KO^
Drüsenpackete aufwies und dass nkät alle opeiiit
worden sind. Doch sind wohl aooh manche der
inficirten Drüsen zu klein gewesen oder haben sn
tief gdegen, als dass sie hätten bei der enten
Operation aufgefunden werden können.
Baron (Dresden).
Vtt Chimrgie, Augen- Und 01iren}ieUkincl&
m
479. ZwelFSlle von angeborener medianer
Spaltung der Nase ; von Dr. D. Na 8 8 e in Berlin.
(Arch. f. kHn. Chir. XLIX. 4. p. 767. 1895.)
N. iheüt aus der Berliner chirarg. Universitätsklinik
2 Beobttchtongen von medianer Spalthildung der Nase
M «nem 18jlÜ^. Er. und bei einem wenige Wochen alten
Kmde nui In dem letzteren Falle war die Nase in der
Mittellinie gespalten; die Spaltung betraf jedoch nur den
knorpeligen Theil und das Septum der Nase. Im 1. Falle
fimd sich an Stelle des Nasendaches eine breite Hohlrinne,
die oben in der Gegend der Glabella flach begann und,
allmfihlioh tiefer werdend sich nach abwärt^ erstreckte
(8. Abbildung im Original). Am Schädel findet sich keine
Spaltbildung. Entsprechend einer Abweichung des oberen
Und mittleren Theües des Septum nach rechts, ist die
linke Nasenhöhle viel weiter als die rechte, beide aber
weiter aia normal. Die Entstehung dieser angeborenen
Spaltung glaubt N. auf amniotische Adhäsionen zurück-
fuhren zu sollen. P. W a g n e r (Leipzig).
480. lieber einen Fall von oongenitaler
Banola glandnlae Ifuhnli; von Dr. 0. FOderl
in Wien, (Arch. f. klin. Chir. XLIX. 3. p. 580.
1895.)
F. beobachtete bei einem neugeborenen, sonst völlig
normal entwickelten kräftigen Knaben eine grosse, median
gelagerte, fast in ihrer ganzen Grösse vor die Lippen pro-
labirte Geschwulst von fisohblasenähnlichem Aussehen.
Sie war vollständig transparent und zeigte deutliche
fluktuation. Athmung ziemlich finei. Saugen unmöglich.
Nach der fizoision eines kleinen Stückchens aus der Mitte
der Geschwulst entleerte sich ein völlig klarer, viscider,
dem Hühnereiweiss ähnlicher Inhalt Der zusammen-
gefallene Sack lag mit seinem grösseren Antheil nach
rechts und zeigte ein in der Medianlinie gelegenes, dem
imperforirten Ausführungsgan^ entsprechendes Grüb-
chen. Nach 48 Std. ha&n sich die "Wundränder ver-
löthet, die Geschwulst nahm in den nächsten Tagen wie-
der an Volumen zu, bis durch eiterige Einschmelzung der
Bänder des verklebten Spaltes sich eine feine Fistel ge-
bildet hatte.
Die mikroskopische Untersuchung des exstirpirten
Cystenstückchens zeigte imter der normalen Schleimhaut
eine dicke, geschichtete Bindegewebelage und als Intima
eine zum grossen Theile abgehobene und geflutete Aus-
kleidung von Qylinderepithel. Diese anatomischen Ver-
hältnisse ergeben mit Sicherheit, dass es sich um eine
angeborene^ durch Imperforation und DikUalion eines
Ausführungsganges entstandene Oyste handelte, die von
der rechten Blofidin^Nuhn' sehen Drüse ausging»
P. W a g n e r (Leipzig).
481. Beitrag snr Beaektion des Pharynx;
von Dr. G. Braem in Breslau. (Arch. f. klin.
Chir. XUX. 4. p. 873. 1895.)
Durch die Operation eines sehr ausgedehnten
Pharynxcarcinom bei einer 58jähr. Frau, bei der
ihm keine der angegebenen Operationsmethoden
recht zu genügen schien, wurde Br. veranlasst,
eine Modifikation der Pharynxresektion anzuwen-
den, die sich als durchaus praktisch erwiesen hat
Mikulicz hat bald darauf ein 2. Pharynxcarcinom
bei einem 55j&hr.Er. in ähnlicher Weise und eben-
falls mit günstigem Erfolge operirt und nachdem
er sich dabei von der Brauchbarkeit des Verfahrens
überzeugt hat, B r. zur Veröffentlichung desselben
veranlasst Das Operationsverfahren Br. 's ist
herTorgegangen aus einer Vereinigung der Metho-
den von Langanbeck und Mikulicz.
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 3.
„Der Hautschnitt verläuft vom Proo. mastoid. ab-
värts längs des vorderen Randes des Stemocleido-
mastoideus bis zur Höhe des Zungenbeines, dann nach
YOme umbiegend quer über die Regio submaxiliar. und
wieder aufwärts circa über die Mitte des horizontalen
Xieferastes hinweg in eioem nach oben hinten leicht con-
vexen Bogen zum Mundwinkel. Es erscheint jedoch
zweckmässig, den letzten Theil des Schnittes, der die
Mundhöhle eröffiiet, erst später folgen zulassen. Es wird
vielmehr zunächst die Ausräumung der Lymphdrüsen
in der Submaxillargegend und an den grossen Hals-
gefitssen vorgenommen, dann wird der aufsteigende Kiefer-
ast am hinteren Rande freigelegt, das Periost abgehoben,
der Kiefer je nach der Ausbreitung des Tumor ober-
unterhalb des Winkels durchsägt und das gelöste Stück
nach Durchschneidung der Sehne des Temporaiis in
typischer Weise herausgedreht Es folgt die Ezstirpation
der Geachwulst so weit als möghch von aussen her. So-
bald es wünschenswerth erscheint, mehr Raum zu ge-
winnen, oder den Tumor von innen her in Angriff zu
nehmen, wird vom Mundwinkel aus die Wange bis in den
ersten Schnitt hinein gespalten, unter Emporhalten des
vom Kiefer gelösten Weichtheillappens und starkem Ab-
ziehen des Unterkiefers nach vorne und aussen wird nun
die weitere Exstirpation des Tumor unter genauer Con-
troUe des Auges und des palpirenden Fingers theils yon
aussen, theils von innen her successive von vorne nach
hinten zu ausgeführi Nach exakter Blutstillung wird
der Hautschnitt bis auf den hinteren Schenkel am Kopf-
nicker geniOit, ein Drainrohr in den Oesophagus zur Er-
nährung eingelegt und derPharynxraum und die seitliche
Wunde mit Jodoformgaze tamponirt.'^
Im üebrigen gelten dieselben Regeln, wie fär alle
grösseren Operationen im Rachen.
P. W a g n e r (Leipzig).
482. Fharyngotomia saprahyoidea (proprio
Bio diota); von Dr. Th. Jeremitscb in Moskau*
(Arch. f. kHn. Chir. XLIX. 4. p. 793. 1895.)
Ein 34jähr. Kr. hatte sich in selbstmörderischer Ab-
sicht an der Yorderfläche des Halses einen 12 cm langen
Schnitt beigebracht, der dicht über dem Zungenbein ver-
lief. Die Wunde reichte bis an die hintere Pharynx-
wand, quer von einem Kopfnicker zum anderen, klaffte
stark, beim Husten trat die unversehrte Epiglottis von
unten hervor. Qrössere Geßüsse und Nerven waren nicht
verletzt Hermetische Naht der Wunde, Drainage. Keine
Tracheotomie. Ausgezeichnete Heilung.
I. glaubt diesen Fall bei Operationen in cavo
pbaryngis und ^n der Zungenwurzel benutzen zu
können, indem man sich lege artis jenen Weg
bahnt, auf den der Kranke durch seine Verletzung
hingewiesen hat Qegenüber der Fharyngotomia
Bubhyoidea bildet diese als Pharyngoiomia eupra^
kgoidea zu bezeichnende Operation einen ein&chen,
viel Raum schafFenden und leicht zuheilenden
Schnitt. Die Indikationen zu die&er Operation sind
dieselben, wie zur Fharyngotomia suUiyoidea.
F. W a g n e r (Leipzig).
483. Die Totalexatirpation der Bpiglottia,
nebst einigen Bemerkungen aar Pharyngo«
tomia Bubhyoidea; von Dr. A. Bosenbaum in
Berlin. (Aroh. f. kHn. Chir. XLIX. 4. p. 773. 1895.)
Die Pharyngotomia subhyoidea ist eine im Ganzen
selten ausgeführte Operation; man kann bis jetzt
kaum 30 Fälle aus der gesammten Literatur 2u*
sammenstellen. Der Orund ist wesentlich darin
zu suchen, dass die ungQnstigen Heilerfolge (von
200perirten starben 4 sogleich nadi der OperatioUi
34
366
VIL Ghirargie, Augen- und Ohienheilinmde.
6 in den ersten 3 Mon.) dem Verfahren selbst zur
Last gelegt worden sind. Dnd doch ist dieses
ürtheil unberechtigt, da alle ümstftnde, die sonst
den Werth und die Brauchbarkeit einer Operation
zu bestimmen pflegen, vielmehr zu Gunsten der
Pharyngotomia subhyoidea, als gegen sie sprechen.
Die Technik der Operation ist nicht schwierig, das
Operationsfeld wird in ausgezeichneter Weise frei-
gelegt; dagegen gestaltet sich die Nachbehand-
lung der Pharyngotomie ausserordentlich schwierig
(Schluckpneumonie).
Angezeigt ist die Operation vor Allem bei den-
jenigen malignen Tumoren derEpiglottis, bei denen
man sich in Folge ihrer grösseren Ausbreitung
nicht mit der Abtragung des freien Bandes der
Epiglottis vom Hunde her begnügen darf, sondern
eine möglichst Tollstftndige Ausrottung des ganzen
Organs mit dem Petiolus erstreben muss.
Israel operirte eben 64jfihr. Er., bei dem die ganze
Epiglottis in ein hartes, blumenkohlartiges Oaroinom um-
gewandelt war. Exstirpation mittels Pharyngotomia sub-
hyoidea. Heilung, Der Er. ist 2 Jahre nach der Ope-^
roHon noch vöüständtg gesund; er igt weder tm Sprechen,
noch in der Naknmgeaufnahme irgendwie behindert.
Der eigentiiohen Operation wurde 3 Tage vorher die
tiefe Tracheotomie Toraasgesohickt. Die ^o^'sche
Pressschwammkanüle bUeb 48 Std. nach der Operation
liegen.
Den Schluss der Mittheilung bilden Bemer-
kungen über die physiologische Bedeutung der Epi"
gloitis und über die Schutzvorrichtungen des Kehl-
kopfes, aus denen hervorgeht, dass die Bpiglottis
beim Menschen als ein für den Schlingakt zum
wenigsten entbehrliches Organ zu betrachten ist
P. Wagner (Leipzig).
484. Bxolsion of larynx. Six eases hitherto
unreported, together u;ith ihe analysis ofikree hundred
addüioncd cases gathered from literaiure; byChar-
les A. Powers and George B. White. (New
York med. Becord XLVII. 12; March 23. 1895.)
Nach genauer Schilderung der Operations-
meüiode theilen P. u. W h. 6 FftUe von Eehlkopf-
exstirpation mit Eine Kr. ist von P. operirt,
während die 5 übrigen FftUe aus der Praxis von
Dr. W. F. Bull stammen. 5mal war Garcinom,
in einem Falle Sarkom die Ursache zur Operation.
In 4 Fällen wurde nur eine partielle Ezstirpation
vorgenommen, während sich in 2 Fällen totale
Exstirpation nOthig machte. Nur in dem Sarkom-
falle wurde vollständige Heilung, die 4 Jahre nach
der Operation bestand, erzielt Von den übrigen
Krankon. staxib einer 4 ^age nach der Operation an
septischer Pneumonie, die übrigen starben inner-
halb 2Vt bis 14 Monaten an Becidiven.
Eugen Kraus hat 1890 aus der Literatur
240 Fälle von Kehlkopfexstirpation zusammen-
gestellt Diesen kennen P. u. Wh. 69 weitere
hinzufügen, so dass sich die Zahl auf 309 erhöht
Von diesen Kranken starben 101 unmittelbar an
den Folgen der Operation. Aus dem weiteren
Verlaufe der Krankheit ergiebt sich, dass man von
einer dauernden Heilung erst spredien darf, wenn
w^igstens 3 Jahre nach der Operation veigangen
sind, ohne dass ein Becidiv aufgetreten ist In den
ersten 3 Jahren sind Becidive sehr häufig, später
als 3 Jahre nach der Operation ist ein Becidiv nur
einmal nach 3 Jahren und 4 Monaten und einmal
nach 9 Jahren aufgetreten. Nur ein kleiner Brach-
theil, 10*/o bei den Totalexstirpationen, 13<^/o bei
den partiellen Exstirpationen , kann als dauernd
geheilt betrachtet werdoi. Doch ist zn hoffen,
dass die Resultate sich bessern werden, je häufiger
in frühen Stadien eine Badikaloperation vorge-
nommen wird und je mehr die Technik der Opera-
tion verbessert wird.
Rudolf Heymann (Leipzig).
485. The resnlta of radioal Operation fn
piftHgnant diaaase of Ihe la^rnz, firom the ez-
perienoes ofprivatepraids; by iß'elix Semon«
(Lancet IL 24—26 ; Dec. 15. 22. 29. 1894.)
In seiner Privatpraxis hat S. 1878—1894 im
Ganzen 103 Fälle von bösartigen Geschwülsten des
Kehlkopfes gesehen. Davon waren 38 ftussere,
d. h. sie hatten ihren Sitz an der Epiglottis, einer
der aryepiglottischen Falten, der Intararytfinoid-
falte oder der hinteren FUche der Ringknorpel-
platte, 55 aber innere, d. h. sie sassen an den
Stimmbändern, den Taschenbändem oder in einem
der Ventrikel, 10 hatten einen gemischten Sitz.
Bei Weitem die meisten Fälle, 79, betrafen Män-
ner, nur 24 Frauen. AuffiHlig war es aber, dass
die prognostisch so viel ungünstigeren äusseren
Tumoren verhältnissmässig bei Frauen viel häu-
figer zur Beobachtung kamen, bei den Männern 21
von 79, bei den Frauen aber 15 von 24. Ton d^
aussen am Kehlkopf sitzenden Tumoren sassen 19,
d. i. die Hälfte, an der hinteren Fläche des Ring-
knorpels, während von den innen im Kehlkopf
sitzenden die überwiegende Mehrzahl auf die Stimm-
bänder kommt Das Alter der Kranken lag zwi-
schen 29 und 83 Jahren, die meisten Fälle kamen
aber auf die Zeit zwischen dem 40. und 70. Jahia
Die Tumoren waren zumeist Plattenepitheloard-
nome, 1 Fall war ein Gylinderzellenci^^inom, 1 ein
Zottenkrebs, 3 Sarkome und 1 oder 2 oavemfise
Fibrosarkoma
Bis 1886 hat S. wegen der schlechten Resul-
tate der bis dahin bekannt gewordenen Radikal-
operationen niemals eine solche Operation vor-
genommen. 1886 aber hat er auf das Drängen
eines Kranken hin, diesen mit so gutem Erfolge
operiren lassen, dass er seitdem die Operation in
16 von den 81 seitdem zur Beobachtung gekom-
menen Fällen vorgenommen hat Mit Ausnahme
eines einzigen Falles, wo die aussen sitzende Qe-
schwulst klein und gestielt war, betrafen die
Operationen alle intralaryngeale Tumoren, es kom-
men auf 43 Fälle von intralaryngealen bösartigen
Oeschwülsten 15 Operationen. Von den 16 Er.,
denen die Operation angerathen wurde, hat S. 4
Vn. Ghiroigie, Augen- und Ohrenheilkande.
267
BOT als consnltirendet Arzt gesehen, 12 aber hat
er selbst behandelt Von diesen 12 wurde in
3 FUlen die theilweise Bzstirpation des Larynx
Toigenommen , in 4 FSllen die Thyreotomie mit
Entfernung von Enorpelstüoken, in 4 Fftllen die
Thyreotomie mit Entfernung nur von Weiobtheileü
und in 1 Falle die Pharyngotomia subhyoidea mit
Entfernung nur von Weichtheilen. 7 von den
12 £r. wurden geheilt; davon ist 1 allerdings erst
vor 7 Monaten operirt, aber 5 weitere blieben
durch 1^/s — 6*/« J- ^^ vonBeddiv, nur in einem
Falle acheint ein Beoidiv aufzutreten. Auch das
stimmliche Beeultat der Operation war über-
rasdiend gflnstig, nur bei 2 Kr., die schon vor der
Operation aphonisch gewesen waren, blieb die
Stimme schledit, sonst wurde sie immer ganz
krftftig. In 5 VSÜen trat der Tod im Anschlüsse
an die Operation ein, und zwar einmal in Folge
von Schluckpneumonie, einmal durch Bronchitis
und Entzündung des Darmtraktes, die durch Aether,
der zum Zwecke der Narkose per rectum injidrt
worden war, hervorgerufen waren ; in den 3 ftbrigen
FlUen war die Todesursache einmal septische Pneu-
monie im Anschlüsse an eine ausgedehnte Opera-
tion, einmal Bronchitis und Herzschwftche bei
einem 72jähr. Eranken und einmal blieb sie völlig
dunkeL
Die Operation macht 8. in folgender Weise: Er
macht zuerst die Traoheotomie, dann führt er eine
Hahn*Bche aseptische Schwammkanüle ein. Nun wird
10 Minuten gewartet, damit der Schwamm sich genügend
ausdehnt und die Trachea dicht abschliesst. Dann wird
der Schildknorpel freigelegt und in der Mittellmie ge-
spalten. Um das Operationsfeld vor Speichel und Schleim
m schützen, ist es oft nöthig, den Bachen mit einem
grossen Schwamm anszostopfen. Die Platten des Schild-
imorpels werden weit auseinandergezogen und um scharf
sehen zu können, wird mit demStir^piegel oder einer
elektrischen Stimlampe licht in den Kehlkopf geworfen.
Die zu operirende Seite wird dann in einer Zwischenzeit
Ton 1 — 2 Minuten 2mal mit einer 5proc. Ck>oainlösang
gepinselt, um die parenchymatöse Blutung zu verhin-
dern. Es werden dann 2 halbkreisförmige Schnitte um
die Geschwulst herum durch die Weichtheile bis auf das
Periost geführt und die Geschwulst mit einer krummen
Scheere herausgeschnitten. Der Grund der Wunde wird
mit dem scharfen Löffel ausgekratzt. Alle blutenden Ge-
fisse werden unterbtmden, me Wundfläche mit Jodoform
oder Jodoform und Borsäure bestäubt und dann die
fioasere Wände mit antiseptischer Gaze bedeckt Die
Kanüle wird, nach einem Vorschlage von Butlin, nun
sofort entfernt. Sitzt die Geschwolst am Larynxeingang,
80 schafft die Pharyngotomia subhyoidea den bequemstmi
Zugang. Nach vollendeter Operation wird der Kranke
mit der operirten Seite nach unten vollständig horizontal
in*8 Bett gelegt Mit einem Pulverbläser wird 2mal täg-
lich das Jodoform-Borsäure-Gemisch auf die Wunde im
Kehlkopf geblasen. Die Gaze aussen auf der Wunde
muss so oft erneuert werden, als sie von Sekret durch-
feuchtet wird. Schon am Tage der Operation kann der
Kranke mit über den Bettrand hängendem Körper ver-
Bachen, ob er Wasser schlucken kann, gelingt dies, so
kann er auch Milch auf natürlichem Wege zu sidi
nehmen, gelingt es nicht, so müssen zunächst ernährende
Klystire gegeben werden.
Zum Schlüsse ermahnt 8. die praktischen
ierzte, bei allen Kranken in mittleren Jahren mit
hartnäckiger Heiserkeit daran zu denken, dass
diese Heiserkeit oft für lange Zeit das einzige
Symptom eines Carcinoms im Kehlkopfe ist, und
solche Kranke bald mit dem Spiegel zu unter-
suchen, damit das Leiden zu einer Zeit erkannt
wird, wo die Aussichten einer Operation noch
günstig sind« Mehrfach betont S., dass es in
FUlen, wo die Natur des Tumor zweifelhaft ist,
ein geringerer Fehler ist, wenn man bei einem
Tumor, der auch intralaiyngeal entfernt werden
konnte, einmal die Thyreotomie macht, als wenn
man bei einer bösartigen Geschwulst durch unge-
nügende intralaryngeale Operationen die günstige
Zeit für eine radikale Entfernung verstreichen lAssi
Rudolf Hey mann (Leipzig).
48^. Statistiqae de 162 oas de traohäo-
tomie dana le oroup; par le Dr. Ch. Gevaert
(Elandre m6d. L 1. 1894.)
Yen 162 Oroupkranken, an denen die Tracheo-
tomie ausgeführt werden musste, genasen 42 —
27<^/o- Die Sterblichkeit an der Operation ist in
den Hospitälern so erheblich, da die Kranken meist
sehr spät eingeliefert werden. Gleichwohl soll man
jeder Zelt operiren, audi wenn scheinbar keine
Aussicht auf Erfolg da ist Auch das Alter der
Kranken hat einen erheblichen Einfiuss auf die
Erfolge. G. operirte 34 Kinder, die jünger als
2 Jahre waren. Davon genasen 5. Weiterhin ist
die Allgemeininfektion von weitgehender Bedeu-
tung. Von 9 Kindern mit schwerster Infektion
starben 8. Die Dauer des ersten Stadium des
Croup betrug selten mehr als 5, in der Hegel
3 Tage. Je schneller sich die Stenose entwickelt,
um so ungünstiger sind die Aussichten, weil dann
gewöhnlich sich der absteigende Croup der Bron-
chen entwickelt. In den F&Uen, in denen die
Stenose zwischen dem 2. und 5. Tage einsetzte,
betrug die Sterblichkeit 58^/o. Am schnellsten
entwickelt sich die Stenose bei Kindern unter
2 Jahren. 10 Kinder mit sekundärem Croup bei
Masern, Scharlach, Typhus starben bis auf eins.
Brückner (Dresden).
487. Ein Fall von Choledooho-Duodeno«
stomia interna wegen Gallenstein; von Th.
Kocher in Benu (Corr.-Bl. f. Schweizer Aerzte
XXV. 7. 1895.)
K. fand bei einem 36jShr. Pat naoh EröfiEnung der
Bauchhöhle einen taubeneigrossen Siein im Ductus
eholedoekus nach rückwärts vom Duodenum. Eine Zer-
trümmerung des Sieines mittels Zange misslang, ebenso
war es unmö^ch, das Duodenum bei Seite zu schieben
und an die Rückwand zu konunen. Es wurde deshalb
besohloBsen, den Stein durch das Duodenum hindurch
freizulegen. Fixation des Steinen ; die Yorderwand des
Duodenum wurde quer in ganzer Breite gespalten, danach
wurde die Hinterwand auf dem sie emporwölbenden
Steine gespalten, so dass der Siein herauj^hoben wer-
den konnte. Die Wand des gespaltenen Ductus chole-
dochus wurde mit der Darmwxmde rings vernäht und
die vordere quere Incision des Duodenum durch Doppel-
n^i geschlosseu. Praina^, B^ng.
268
Yn. Chirurgie, Augen* und Ohienheilkunde.
Aehnliche Operationen sind bisher nur in
3 FUlen (Biedel, gest., Sprengel, MoBur*
ney) yorgenommen worden.
F. Wagner (Leipzig).
488. Zur Pathologie und Chirurgie der
Gallenblase und der Leber ; von Dr. S e n d 1 e r
in Magdeburg. (Deutsche Ztschr. f. Chir. XL. 3 u. 4.
p. 366. 1895.)
S. berichtet über seine eigenen Erfahrungen
in der Ckmargie der gaUenbereitenden Organe.
Er hat operirt wegen Oaümblaaenbauehfiaiel
4mal an 3 Er., die einxeiHge Chohoystotomie mü
Mnnäkung der wieder vereehloeeenen OaUenblaae in
die Bauchunmde ist 2mal ausgeführt worden (1 gest).
Die einxeüige Cholecysiotomie mü nachfolgender
Drainage der OaUerAlase wurde 6mal gemacht
(2 gest.). Eine ztveixeüige Cholecystotomie verlief
glatt Ebenso ist eine sekundäre Choheystotomie
mit Spaltung dea OaUenblasenhalses bis in den
Ductus cysticus hinein wegen einer durch einen
obturirenden Gysticusstein verursachten und unter-
haltenen Schleimfistel gut verlaufen.
Ist das Material, Ober das S. zu verfügen hat,
auch kein grosses, so birgt es doch eine Menge
interessanter Einzelheiten, weil sftmmtliche Fälle
zu d^i vorgeschrittenen imdcomplicirten gerechnet
werden müssen, wie aus den ausführlich mitge-
theilten Krankengeschichten hervorgeht
Auf Grund seiner Beobachtungen beantwortet
S. die beiden Fragen, xu toelcher Zeit bei OaUenr
blasenieidenoperiHtperdensoUundtoeleheSrankheiia'r
formen operaiiv in Angriff genommen werden soBen,
in folgender Weise: Ist bei OaUenblasenleiden die
innere Therapie nicht von Erfolg begleitet, so darf
sie nicht zu lange ausgedehnt werden. Je früher
ein OaUenblasenleiden zur Operation gelangt, desto
leichter wird diese sich im Allgemeinen gestalten
und desto rascher und gründlicher wird die Hei-
lung zu erreichen sein. Eine Operation ist bei
der regulären Cholelithiasis schon nothwendig,
wenn sich die Kolikanfälle häufig und in kurzen
Pausen wiederholen. Zeichen von Steinverschluss
der Gallengänge und auftretendes Fieber drangen
noch mehr dazu ; das letztere lässt in den meisten
FälLen auf Infektion und Eiterbildung schliessen.
Akut aufgetretener Ikterus bietet keine Contra-
indikation, eben so wenig chronischer Ikterus.
Tritt im Verlaufe der Kolikanfölle überhaupt kein
Ikterus ein und wird dabei auch kein Steinabgang
in den Stühlen beobachtet, so ist zu vermuthen,
dass sich in der Gallenblase grosse Steine befinden,
die die Gänge nicht durchwandern können und
deshalb möglichst bald künstlich zu entfernen sind.
Die akute infektiöse Cholecystitis, die durch Buptur
der Gallenblase oder Gänge herbeigeführte Fer-
forativperitonitis , sowie der Gallenstein-Heus er«
fordern sofort nach gestellter Diagnose die Laparo-
tomie. Auch beim chronischen Hydrops der Gallen-
blase ist die Operation zu empfehlen, da dieser
mit verschwindenden Ausnahmen auf Yeracbluss
des Ductus cysticus beruht und seine Rückbildung
deshalb nicht zu erwarten ist Auch wenn keine
für die Cholelithiasis charakteristischen Beschwer-
den vorliegen, aber SchmerzanfiQle auftreten, die
auf intraabdominale Strangbildungen in Folge eines
abgelaufenen Gallensteinleid^s schliessen lassen,
ist die Laparotomie angezeigt
Die Wahl der Operationsmethode ist im Emzel-
falle abhängig zu machen von dem pathologtschen
Befunde.
Die Choleeystekiomie schafft, wo sie am Platze
ist, die klarsten Verhältnisse. Die Oystendyee passt
nur für wenige uncomplicirte Fälle und wird auch
hier vielleicht besser durch die einxeüi^ Chck-
eyetotomie mü folgendem Nabiverschlusa der OaUenr
blaae und Einhefh/ng derselben in die Bauehmmde
ersetzt Für die meisten Fälle ist die einxeüige
Choleayeiotomie mü xeüweUiger Anlegung einer
OaUetiblaaenbauehfieiel die geeignetste OperatioD,
da sie eineNachbdiandlung der erkrankten Gallen-
blaaenschleimhaut gestattet und etwa übersehenen
Steinen die Ausgangspforte offen hält Bei infek-
tiösen Erkrankungen empfiehlt sich die zweizeitige
Operation. Gallengangsteine sind in die Gallen«
blase zurückzuschieben oder durch direkten Ein-
schnitt zu entfernen. Ist das nicht möglich, so
kann man den Cysticussteinen durch Spaltung des
Blasenhalses beikommen, den Folgen des Chole-
dochusverschlusses dagegen duroh die Cholecyst-
enterostomie in wirksamer Weise begegnen. Am
Schlüsse seiner Arbeit berichtet S. noch über einen
trotz mehrmaliger Operationen tödtüch verlaufenen
Fall von Leberabscess. P. W a g n e r (Leipzig).
489. Beiträge sur Ohirorgie der Gallen-
wege; von Dr. Fr. Mermann in Heidelberg.
(Beitr. z. klin. Chir. Xm. 2. p. 319. 1895.)
M. theilt 25 Operationen an der Oaüerü>lase und
an den Oaüengängen mit, die seit 1892 in der
Heidelberger chirurgischen Klinik ausgeführt wot-
den sind. Sie bestanden in 9 Cholecyetostamkn^
sämmtlich einzeitig (2 gestorben); 4 Choleeysienr
dysen (keiner gest); 5 Cholecystekiomien (1 gest);
4 Choledochotomien (1 gest); 2 Choleeystentero^
mien (keiner gest); 1 Cholecystopexie ^ bei der
die Naht jedoch bald zur Fistelbildung geöffnet
wurde.
Im Nachtrage berichtet M. dann noch über
einen Fall von Oystieoiomie und einxeüiger Choh-
cystostomie und einen Fall von Qioledochotomü,
bez. Oystieoiomie und ideale Cholecystotomie, Beide
Kr. genasen.
Aus diesem Materiale zieht M. folgende Sohlflsse:
Wenn Gallensteine länger dauernde oder wieder-
holte Erscheinungen machen, muss operirt werden.
Die interne Therapie ist nicht allzu lange zu ver-
suchen, wenn sie keine sichtliche Besserung bringt
Je früher die Kr. zur Operation kommen, desto
besser die Aussichten auf Dauerbeilung. Iktarop
Vn. Chirurgie, Augen« und Ohrenheilkunde.
269
trflbt die Frognoee der Operation nach Maassgabe
soner Daner und Stärke.
Die CkoluysUndyse ist bei wenig erkrankter
Wand, bei galligem, schleimigem oder hydropiscfaem
Inhalte der Oallenhlase die lypisohe Methode. Sie
giebt die günstigste Prognosa
Die GholeeysiekUimis ist nur bei tiefgreifender
uloerOser oder maligner Degeneration der Oallen^
blase angezeigt Darauf muss ihre Indikation be-
Bcfaiftnkt bleiben. Für beide Operationen ist Offen*
sein des Duct choledochus, bez. cystious Yor-
bedingung.
Bei Steinen im Duct. choledochus ist, wenn es
nicht gelingt, sie durch Streichen in die Gallen-
blase zu schieben, die Chokdoi^iomie das Normal-
Tffli^EÜnren.
Die Chahoy^tenkraaUmm ist auf die Fälle zu
beschränken, in denen ntcA^aifeidäserGholedochus-
Terschloss vorliegt, oder in denen die direkte Ent-
fernung eines Gholedochussteines technisch un-
möglich ist. Das Zurücklassen des Steines im
Choledochus ist stets gefährlich.
Für alle übrigen IWe, in denen die genannten
Bedingungen nicht zutr^en, also bei eiterigem
Gallenblaseninhalt ohne tiefe Ulceration ; bei rela-
ti? gesunder Blase, wenn der Cysticus noch nicht
durchgängig ist; bei schwerem Stauungikterus zur
Yorlaufigen Beseitigung der cholämischen Qefahr
a. 8. w. ist die einxeüige Choleeystosiomie angezeigt
Die zweizeitige Methode ist nicht empfehlenswerth
und höchstens bei sehr elenden Kranken anzu-
wenden«
SämmÜkhe Methoden schützen, am riehiigen
Platxe angeuxmdt, gkichmäsaig, so weü die bish^ige
BeobaehiungxeU reiehi, vor Beeidivender OaUefisteins.
Bei inirahepaiischer LUkiasis sind Gallenstein^
Operationen ohne dauernden Erfolg.
OaüenßsUin schliessen sich meist spontan.
Wo sie offen bleiben, ist eine Abknickung des
Choledochus häufig die Ursache. Ablesung und
Versenkung, bez. Ablösung und Einnähung in den
Barm sind angezeigt Kleine Schleimfisteln sind
in keiner Weise belästigend.
P. Wagner (Leipzig).
490. BieBndresnltate der Operationen der
angeborenen Hüftgelenksverrenktmgen ; von
Dr. A. Hoff a in Würzburg. (Berl. Klinik Nr. 84.
1895.)
In diesem Vortrage theilt H. seine Erfahrungen
mit, die er bei der Operation von bisher 112 an-
geborenenHfiftgelenkluxationen gemacht hat Diese
112 Operationen wurden an 82 Fat vorgenommen,
und zwar handelte es sich um 60 doppelseitige
Tind 50 einseitige Operationen« 7 Er. starben,
jedoch nur 4 im direkten Anschlüsse an die Ope-
ration. Bei den letzten 47 Operationen ereignete
sich kein TodesfolL
Auch durch die bestgelungene Operation kön-
nen völlig normale Yerh<nisse an dem neuen
Hüflgelenke nicht hergestellt werden, vielmehr
zeigt sich dann das Bild, wie man es bei der Ooxa
vara findet: Trochant major meist etwas über der
Boser-Näaton'sohen Linie ; nicht selten ausgeprägte
Adduküon- und Aussenrotationstellung des tadel-
los reponirten Beines. Hierzu kommt eine 1 — 3 cm
betragende Verkürzung des Beines. Auch die Be-
weglichkeit des neugebildeten Gelenkes ist natur-
gemäss etwas beschränkt.
Das neugebildete Gelenk kann an und für sich
tadellos gestaltet sein, es kann aber trotzdem das
funktionelle Resultat in toto ein ungenügendes sein.
Die spätere Funktion des neugebildeten Gelenkes
hängt wesentlich noch ab von dem Verhalten der
Muskulatur des operirten Beines.
Zur Erzielung des bestmöglichen Resultates
sind wesentlich drei Faktoren zu berücksichtigen :
1) muss die Reposition eine vollständige sein,
2) muss sich eine gute Nearthrose bilden, 3) muss
die Muskulatur des operirten Beines recht kräftig
sein. Da eine Kräftigung der Muskeln erst all-
mählich vor sich geht, so wird sich der volle Er-
folg einer Operation erst nach längerer Zeit er-
geben. Ausser bei einer Reihe von der ersten Opera-
tionsperiode angehörenden Fällen, in denen es zu
Vereiterung der Wunden und in Folge davon zur
Ankylose des Gelenkes kam, sind niemals spätere
Ankylose und nachträgliche Entwickelung von Gon-
trakturstellungen eingetreten ; auch das von einigen
Seiten gefürchtete Eintreten arthritischer Processe
an den operirten Gelenken hat sich glücklicher
Weise nicht bestätigt. In der Mehrzahl aller FäUe
hat sich die Beweglichkeit der Gelenke vom Tage
der Entlassung aus der Klinik an ständig ver-
bessert. Es ist zweifellos, dass sich mit den Jahren
Kopf und Pfanne gleichmässig vergrössem, ebenso
wie das operirte Bein niemals im Wachsthume zu-
rückbleibt, sondern mit dem anderen Beine gleich-
mässig mitwächst Ja, H. hat sogar ganz un-
zweifelhaft beobachtet, dass im Laufe der Jahre
durch Wachsthum eine Ausgleichung der Verkür-
zung stattgefunden hat
H. giebt dann nochmals eine genaue Beschrei-
bung der Technik der Operation und erwähnt dabei
die zur Zeit nur noch sehr geringen unterschiede,
die seine Methode von der Lorenz 'sehen hat
P. Wagner (Leipzig).
491. Traitement opäratoire de la lozation
oongenitale de la hanche. Hodifloation du
prooödä de Hoffa; par le Dr. H. Gaudier.
(Revue des Mal. de l'Enf. Xm. p. 324. Juillet 1 895.)
G. beschreibt eine knöcherne Leiste, die um
den vorderen Theil der Hüftgelenkspfanne verläuft
und die er nirgends, auch von Hoffa nicht, er-
wähnt gefunden hat Er fragte sich, ob es nicht
möglich sei, in Hinsicht auf diese Crista der
Hoffa 'sehen Operation noch etwas hinzuzufügen
und den Femurkopf in der erweiterten Pfanne durch
eine Naht mit jener Leiste zu verbinden und auf
270
YIL Ghiroigie, Atigen- und Ohrenheükonde.
diese Weise eine Art lag. rot zu schaffen, welches
das Cap. fem. wfthrend der Yemarbung der Opera-
tionswunde und in der ersten Zeit der Heilniig
am Herausgleiten aus der Pfanne verhindert.
0. beschreibt sodann ein Kind mit congenitaler
Hüftgelenkluxation, das er bald nach jener Ent-
deckung auf diese Weise operirt hat. Doch er-
scheint ihm die seitdem verflossene Zeit noch zu
kurz, um ein endgUtiges ürtheil über den Erfolg
abgeben zu kOnnen. Baron (Dresden).
492. lieber die Entwiokelong und den heu-
tigen Stand der meohanisohen Behandlung der
tuberkulösen Hüffcgelenkaentsündung nebst
einem Beitrag lur ambulanten Behandlung
derselben; von Dr. W. Liermann in Frankfurt
a. M. (Ztschr. f. ftrztl. Landpraxis 2 — 4. 1895.)
Die Hauptgrundzüge der heutigen Ck)xitisthe-
rapie bestehen in der eonsenxUwen und ambidanUn
Behandhmg. Diese Methoden werden stets zu Becht
bestehen, zumal da sie nicht nur mit jeder spe-
cifischen Behandlung, wie beispielsweise mit der
in letzter Zeit meist geübten Jodoformbehandlung
sich vereinigen lassen, sondern sogar deren günstige
Wirkung noch zu verstärken vermögen.
Das erkrankte Gelenk muss sofort bei Beginn
der Behandlung ausser Funktion gesetzt werden
durch FkcaUon und Entlastung, eventuell noch
durch permcmenk Extension. Bei der ambulanten
Behandlung werden diese Maassnahmen durch per"
iatioe j^)paraU erzielt, von denen namentlich die
von Hessing, Hoffa und Lorenz zu nennen
sind.
AuchL. hat hierfür einen Schienenapparat oon-
struirt, bei dem die mechanischen Wirkungen nach
den einfachsten Principien der Mechanik zur Aus-
führung gebracht werden. F. W a g n e r (Leipzig).
493. üeber die Ausgange der tuberkulösen
Cozitifl bei oonservativer Behandlung; von Dr.
G. Wagner in Tübingen. (Beitr. z. kUn. Ghir.
Xm. 1. p. 103. 1895.)
Die hauptsächlichsten Ergebnisse dieser ausserordent-
lich sorgföltigen Arbeit sind bereits von Bruns mit-
getheüt und in diesen Jahrbüchern (CCXTiTTT. p. 70) ein-
gehend besprochen worden. Wir können deshalb auf
dieses Referat verweisen. P. W a g n e r (Leipzig).
494. ZurCoxavara; von Prof. Kocher in
Bern. (Dentsche Ztschr. f. Ghir. XL. 3 n. 4. p. 411.
1895.)
In der vorliegenden Arbeit rechtfertigt sich E.
gegenüber K Müller, der als Erster das von
Kocher als Ooxa vara bezeichnete Leiden im
Jahre 1888 beschrieben hat. Zu den von Hof-
meister aufgestellten Sätzen, der eine sehr gründ-
liche Beschreibung dieses Leidens gegeben hat,
(vgl. Jahrbb. CCXLV. p. 72. 1895) fÜgtK. folgende
hinzu: Ausser in Folge von gewöhnlicher Rhachitis
und Sp&trhachitis kann diese Belastungsdeformitftt
durch verschiedene andere Erweichungsprocesse
im Schenkelhälse zu Stande kommen, sei es lokale
Osteomalacie, seien es chronische Formen gr»-
nulüser und vaskul5ser Ostitis tiiberkulüser oder
nicht tuberkulöser Natur, votausgesetzi, dass die
zu (Srunde liegenden pathologischen Yerftndenm-
gen die Patienten nicht hindern, zu gehen und zu
stehen. Diese Belastungsdeformitftt besteht in einer
Abknickung des Sdienkelhalses nach unten aü der
erwachten Stelle, bei Bhachitis im Bereiche der
Bpiphysenlinie mit vermehrtem Wachsttiume auf
der Seite der Diaphyse, wo der neu angebildete
Knochen einem Zuge unterlieg^ Entsprechend der
Biegungsrichtung im Sinne einer durch dieKOrper-
last bewirkten Adduktion des Kopfes, bez. des
Halses, nach abwärts, kann man den Namen der
stesHaehen Ahwärtsbiegung des Sehmkethalses oder
(anatomisch gesprochen) der CbxaodUueto benutzen.
Eine weitere Belastungsdeformitftt an der Hüfte
kommt ausser durch den Druck der von oben her
wirkenden KOrperlast wesentlich zu Stande durdi
passive Fixation des Hüftgelenkes bei ermüdeten
Muskeln, speciell durch Spannung des Lig. ileo-
femorale. Durch den Zug des mittels dieses Ban-
des gleichsam an dem fixirten Femur hängenden
Beckens entsteht eine Bückwftrtsdrehung des KopfisB
mit Abwftrtsbiegung desselben und Annfthenmg an
den hinteren üm&ng des Trochanter. Diese Form
der Yerbiegung setzt das Vorhandensein einer im
Wachsthume befindlichen Epiphysenlinie vonnis
und ist die Folge eines an dieser Stelle auf den
neugebildeten Knochen ausgeübten Zuges mit Dre-
hung und Yerlftngerung des Schenkelhalses (tm
Kopfende) vom oben. Ob und bis zu welchem
Grade neben der physiologischen Weichhdt der
Epiphysenlinienbezirke pathologische Erweichung
{Bhachitis, Osteomalacie oder funktionelle Hyper-
ftmie und Ostitis) hinzutreten muss, Iftsst sidi zur
Stunde nicht sicher angeben.
Oemftss der mit den Yerftndemngen bei Pes
varus übereinstimmenden Combination von Abwei-
chungen, nftmlich Auswftrtsrotation und Streckong,
in der Regel mit Adduktion, die sich in Yerkünung
ausprfigt, ist die eben geschilderte Form als Oxn
vara von den übrigen Belastungsdeformitfttoi za
unterscheiden. Als Besonderheiten im SympUmmr
bilde bei Coxa vara sind ausser der Yerkfiiznng
besonders die Auswärtsrotation und ausser der
Abduktionsbehinderung die Beschränkung aktiver
und passiver Einwärtsrotation und Flexion zu be-
trachten. Das Bein nimmt in der Regel eine Streck-
lage ein ; die Weichtheile zeigen eine Atrophie der
Muskulatur. Die Ooxa vara kann bei Nichtbehand-
lung zu so schwerer Störung in den Hüftgelenken
führen, dass der Kranke nicht mehr ohne ünte^
Stützung gehen und seinen Beruf nicht mehr aas-
üben kann. In diesem Falle ist eventuell sogar
die beiderseitige Resektion des Hüftgelenks aus-
zufahren, die in Bezug auf Bew^lidikeit der Ge-
lenke und Brauchbarkeit der Beine recht befrie-
digende Resultate ergiebt In weniger fortgeschrit-
tenen Fällen ist die Behandlung wesentliob eise
YTL Chinirgie, Augen- und Ohrenlidlkimde.
271
StUogisohe und bezieht sich auf Beseitigung der
aeohaniflohen Schädlichkeiten, jeder Btärkeren Be-
lastung und Zerrung der Hüftgelenke, bis die Zeit
stiürkeren "Waohsthums vorüber ist.
P. Wagner (Leipzig).
495. Zur Aetiologie der Goza vara; von
Dr. F. Hofmeister in Tübingen. (Beitr. z. klin.
Chir. Xm. 1. p. 289. 1896.)
H. hat in einer früheren Arbeit (Jahrbb. CCXLY.
p. 72. 1895) zwei Gruppen von Coxa vara unter-
schieden, die mit Rücksicht auf die Zeit des Auf-
tretens der Erscheinungen und die muthmaassliche
Aetiologie mit dem Genu valgum infantum und
adolesoentinm in Parallele zu stellen sind.
Vor Kurzem hatte H. Gelegenheit, einen Fall
▼on doppelseitiger Coxa vara zu untersuchen, der
sich in keine dieser beiden Hauptgruppen unter-
bringen liess, sondern auf einer ziemlich vor-
geschrittenen ptierperdlen Osieomalacie beruhte.
„Wir haben also ein Becht, der rhachitischm und
Miachen Ooaca vara als dritte Form die osieomala-
tkche gegenüber zu stellen."
P. W a g n e r (Leipzig).
496. Bin Beitrag rar Kenntnias der Sohleim-
oysten und GefSssgesohwülate der Orbita; von
Dr. H. Becker in Marburg. (Arch. f. OphthalmoL
XLL 1. p. 119. 1895.)
1) Bei einem 19jähr. Mädchen fand B. am inneren
Augenwinkel eine über haselnnssgrosse Oesohwolst, die
angeblich im 1. Lebensjahre nach einem Falle ans dem
Bette entstanden war und langsam an Qrösse zugenom-
men hatte. Nach dem mikroskopisoben Befunde der von
ühthoff heransgenommenen Geschwulst erklärt 6. sie
far one Cyste, die durch Abschnümng von der Nasen-
schleimhant während des fötalen Lebens entstanden sei.
Differential-diagnostisch kommen hierb^Ence-
phalooele (es wurde darum auch vor der Operation
äne Probepunktion gemacht) und das Dermoid in
Betracht Prognostisch sind die Schleimcysten
der Qrbita günstig aufzufassen ; auch diese Kranke
wurde geheilt, mit normalem SehvermQgen u. s. w.
entlassen. Doch sind auch schon einige Todesfälle
bekannt
2) Periodischer Exophthalmus durch variköse
Erweiterung der Orbitalvenen.
Bei einem Ißjähr. Er., dem in den letzten Monaten
£M*8che Lymphe iigioirt worden war, traten plötzlich
Kopfschmerzen, Schmerzen im rechten Auge, Yoitreibuog
und Beweglichkeitbeechränknng dieses Anges auf. Am
Biohsten Tage normales Befinden. Eine Woche später
wieder die Reichen krankhaften Erscheinungen. Beim
Böcken, Prosen, besonders bei Oompression der Vena
jugolaris, stärkere Yortreibnng des Angapfels.
Nach B. handelt es sich hier um eine retrobulbfire
Blutung bei varikös erweiterten Orbitalvenen.
Ln Anschlüsse an diesen Erankheitsbericht be-
spricht B. die F&lle von periodischem Exophthal-
mus. Das Auftreten dieser Exophthalmusform ist
meist in der Jugend und betrifft mehr mfinnliohe
als weibliche Personen der arbeitenden Klasse.
Die Diagnose ist nicht leicht. Vom Exophthalmus
bei letrobulbärem cavernOsen Angiom unterscheidet
sich der Exophthalmus durch variküse Yenen da-
durch, dass er bei allen Kopfhaltungen auftritt,
mehr nur beim Bücken, und dass der Augapfel
leicht und sofort zurückgebracht werdei^ kann.
Die Prognose ist nicht ungünstig, da weder Ent-
zündung, noch Zunahme des ^ophthalmus be-
obachtet, auch nie das zweite Auge befallen wurde.
Die Therapie wird sich meist auf Vermeidung von
Bücken, Pressen u. dgl. beschränken.
3) Bei einer 50jähr. Frau wurde am rechten unteren
Lide ein über erbsengrosses oavemöses Angiom entfernt
L a m h 0 f e r (Leipzig).
497. üeber intermittirenden Bzophthal«
mos ; von Dr. P. Y. R i c h t e r in München. (Arch.
f. Augenhkde. XXXI. p. 31. Juni 1895.)
Ausser einer Besprechung der in der Literatur be-
kannt gewordenen Fälle von intermittirendem Ezophthal-
mns enthält die Arbeit die Geschichte eines in der Mfin-
ohener üniversitäts - Augenklinik behandelten 14jähr.,
sonst gesunden Mädchens, das seit einem Jahre das Her-
vortreten ihres rechten Anges beim Bücken und Pressen
bemerkte. Das Auge trat auch bei Oompression der
rechten Vena jugnlaris vor. Weder mit dem Augen-
spiegel, noch mit dem Stethoskop Hess sich etwas Ab-
normes wahrnehmen. Es handelte sich wohl in diesem
Falle um varikös erweiterte Orbitalvenen. Für eine kleine
Buptnr derselben spricht wohl der Umstand, dass einen
Tag nach wiederholter Demonstration des Phänomens
eine kleine Hämorrhagie des unteren Lides eintrat, die
aber ohne allen Einfluss war. Lamhofer (Leipzig).
498. Bin VW von tranmatiaohempiilair en-
den BzophthalmoB mit Sektionabeltmd; von
Dr. 0. Stuelp in Strassburg. (Arch. f. Augen-
hkde. XXXL 1. p. 23. Juni 1895.)
Ein 49!jähr. Mann, der 4 Wochen vorher von einer
Treppe gefidlen war und unter Blutungen aus Nase und
Ohr mehrere Stunden bewussÜos gewesen war, wurde in
die Strassburger Augenklinik mit folgenden Ersoheinunffen
aufgenommen: Starke ödematöse Sohwellunff der Um-
gebung des linken voigetriebenen Auges, Unbewe^ch-
keit des Augapfels, ausgeprägte Stauungspapille, fnhibare
und sichtbare Pulsation einer 3— 4qmm umfassenden
Stelle zwischen Augapfel und nasalem Theile des Margo
supraorbitalis, die bei Oompression der linken Carotis
sofort aufhörte, rechts Faciausparese ; Herabsetzung der
Sensibilität auf der linken Stimhälfbe, beginnende Somno-
lenz, mit dem Stethoskop auf der ganzen linken Schläfen-
hälfto hörbares Sausen und Schnauben, das der Er. selbst
mit dem Sausen einer Lokomotive verglich (die beabsich-
tigte Unterbindung der Carotis musste wegen des schlech-
ten Zustandes des Er. verschoben werden), Tremor und
Zuckungen im rechten Arme, keine Lähmungen der
Qlieder, Bauchreflex rechts schwächer als links, Cre-
masterreflex rechts fehlend. Unter plötzlicher Cyanose
und mit Schaum vor d^ Munde starb der Er. am näch-
sten Ta^e.
Bei der Sektion fand man eine grosse Fraktur der
Schädelbasis, ausgedehnte traumatische Erweichung der
linken Gehimhemisphäre, so dass nur eine schmale Wand
von 5 mm Dicke normaler Himsubstanz übrig war und
es darum höchst auffällig erscheint, dass die ausgedehnte
Zerstörung von Himsubstanz, die selbst einen TheU der
Stabkrannasemng ergriffen hatte, keinerlei Lähmung ver-
ursacht hatte, femer Hämorrhagien im Pons und in der
Bautengrabe, die wahrscheinliche Ursache der recht-
seitigen Facialisparalyse, und in der dem vorderen, nicht
thrombosirten Abschnitte desSious cavemosus zugekehr-
ten Wand der sonst ganz gesunden Carotis eine fast
erfasengroflse Oefßaung mit ziemlich glatten Bändern.
iii
ytL. Chircirgid, Augen- und Ohrenheilkunde;
Die Krankengeschiohte lehrt übrigens auch, dass
vor einer Unterbindung der Carotis genau auf mögliohe
frössere Himläsionen zu achten ist Tm vorliegenden
'alle wäre sicher der Kr. während oder gleich nach der
Operation gestorben. Lamhofer (Leipzig).
499. ProlapsuB tramnatiqae de la glando
laorymale orbltaire ;parQ. Haltenhof f. (Ann.
d'Oculist CXIIL 5. 1895.)
H. beschreibt eine ungemein seltene Verletzung.
Ein 2V9Jähr. Knabe war mit dem Gesichte auf Steine
gefallen. Es traten starke Blutung und Schwellung des
rechten Augenlides ein, das nicht geöffnet werden konnte.
3 Tage darauf fand H. am äusseren Theile des Lidrandes
eine eigenthümliche blauröthliohe Geschwulst hervor-
ragen, die als einlacher Bluterguss oder ds Prolaps der
Aderhaut erschien. Bei näherer Untersuchung in der
Aethemarkose erwies sich die Geschwulst als die Thränen-
drüse, die wahrscheinlich durch einen bei geofbetem
Auge eingedrungenen Steinsplitter luxirt worden war.
Nach Abtragung der Drüse trat schnelle Heilung ein und
man konnte später keinen Unterschied inderBereuchtung
beider Augen wahrnehmen. Wenn der Knabe weinte,
flössen die Thränen gleichmässi^ aus beiden Augen. H.
glaubt, dass hierin ein Beweis für die Theorie von
V. Wecker erbracht sei, nach der das Weinen, dem
menschlichen Geschlecht allein eigen, eine Funktion der
Glandula palpebralis sei, die den übrigen Säugetfaieren
fehle. Lamhofer (Leipzig).
600. Die syphüitieche Autoinflektion und
der harte UdBOhanker; von S. Holth inDram-
men (Norwegen). (Arch. f. Augenhkde. XXX. 2 u. 3.
p. 214. April 1895.)
H. giebt, „um ja alle Emwände im Voraus zu ent-
kräften*^, sehr ausführlich die Geschichte eines Matrosen,
der sich am 26. Oct einen harten Schanker des Penis
zugezogen hatte, am 13. Nov. einen kleinen Fremdkörper
unter das rechte Lid bekam, das er Tage lang deswegen
rieb, bis in den ersten Tagen des Deoember eine harte
Geschwulst am Lide auftrat, die so oharakteristisoh war,
dass H. sie bei der ersten Vorstellung des Kr. am21.Dec.
sofort, ohne zu fragen, für eine ,»8yphiliti8ohe Initial-
sklerose*^ hielt Die ganz genaue Anamnese fährte aber
zur Diagnose „Autoinfektion von hartem Schanker*^. Am
18. Dec. war typischer Ausschlag am Körper aufj^etreten.
Lamhofer (Leipzig).
501. Kliniaoher und anatomischer Beitrag
zu den einfkohen oder serösen Cysten der
Bindehaat; von Dr. (3-. Bombolotti in Pavia.
(Arch. f. Augenhkde. XXXI. 1. p. 9. Juni 1895.)
Bei einem Knaben, der 3 Jahre früher eine per-
forirende Verletzung des Auges erlitten hatte, bildete sich,
ohne dass eine neue Verletzung stattgefunden hatte, eine
rasch wachsende Bindehautgeschwulst, die vom unteren
Fomix ausgehend, fast bis in die Höhe des Aequator
reichte. Die Cyste wurde punktirt, die Flüssigkeit ent-
leert ein Stück der vorderen Wand ausgeschmtten und
die Wunde vemfiht, worauf rasch Heilung eintrat
Diese Krankengeschichte hat ein doppeltes In-
teresse. Erstens in differentialdiagnostischer Be-
ziehung, weil die (Tyste mit einem subconjuncti-
valen Ergüsse verwechselt werden konnte und
weil kein Zusammenhang zwischen ihr und der
alten Narbe am oberen limbus bestand. Zweitens
in histologischer Beziehung, weil dieüntersudiung
ergab, dass die Cyste ihren Ursprung von der
Erweiterung einer acino-tubulOsen Krause'schen
Drflse oder genauer ihres Ausführungsganges ge-
nommen hatte. Derartige Cysten sind bisher am
oberen Fomix, wo die Krause'schen Üriisea auok*
zahlreicher sind, häufiger beobachtet, amuBtena
Fomix aber erst einmal beschrieben worden.
Lamhofer (Leipzig).
502. Bin Fall von lokaler variolöser Binde-
haaterkranknng ; von Prof. A. Wage n mann it
Jena. (Arch. f. OphtfaalmoL XLL 1. p. 172. 189i)
Die Augenerkrankun^ befiel eine Krankenwirtoni^
die eine an schwerer Variola leidende polmsche AiInk
terin zu pflegen hatte. Beim Baden der Kranken warte
Wärterin angeblich etwas Badewasser in's Auge gespiitit
Einige Tage darauf bildeten sich unter Jucken, Droii
und Schwellung einige Pusteln der Bindehaut, die a
Plaques und Geschwüren wurden und dann abheübsi
Die Wärterin hatte nur in einer Nacht höheres Fietat
W, glaubt, dass hier nicht eineYacoine-Oph1iialmie,Bi»>:
dem eine echte Yaiiola der Bindehaut vorliege, wühreoi:
der ganze übrige Körper fi-ei von Ausschlag gebUebeoMi,
L am h 0 f e r (lieipzig).
503. üeber operative Behandlung desXd
ophthalmus traohomatosaa ; von Dr. N. Ab*
dogsky in Petersburg.- (Arch. f. Augenhkdft
XXX. 2 u. 3. p. 178. Aprü 1895.)
A. empfiehlt für jenen schweren Zustand iä^
Augen, wie er nach Abheilung von Trachom
Pannus eintritt, eine Operation, die Rudin
Mologa eingeführt hat, nämlich die Yerkleini
der Lidspalte. Während bei normaler Lid
in Folge der massenhaft zu Grunde
Drüsen die Yertrocknung und Schüppchenbiidi
der Bindehaut immer weiter schreitet und mit ü^
die Trübung der Hornhaut, scheint bei einer
spalte, die allerdings nicht weiter offen sein
als 8 mm, der Rest der noch erhaltenen D
zur Anfeuchtung des Auges zu genügen; dieS
haut hellt sich in einiger Zeit auf. Der Z
des sonst ohne Führung ganz hüUlosen
bessert sich dadurch wenigstens soweit, dass
allein gehen und auch arbeiten kann. Das
sehen solcher Kranker mit diesen kleinen ,
äugen" soll allerdings etwas sonderbar sein.
Lamhofer (Leipzig
604. Ueber Herpes Boster der Begenb
haut im Verlaufe von Herpes aoster fron
von Dr. E. Machek inLemberg. (Aich.f.Ai
hkde. XXXL 1. p. 1. Juni 1895.)
Bei einem 50jähr. Manne mit schwerem
gischen Herpes zoster ophthalm., der sioh über die
Btirnhalfte, die Schläfe, die Scheitelgegend derA
brauenbogen, das obere Lid, den Nasenraokea '
Nasenspitze erstreokte, traten in der linken Iris
nongen auf, die nach M. vollständig analog den Ti
derungen auf der äusseren Haut waren, unter lef '
Schmerzen im Auge trübte sich das Kammerwasser
wurde die Pupille durch hintere Synechien en^
unregelmässig, die vordere Kammer gekr tief, bil(
sich Buckel auf der Iris, aus denen Blut austrat, das
die ganze Kammer füllte. Das Alles vollzog
einigen Tagen. Durch ein Paar Monate lang traten
nachdem sioh ein Iheil des Blutes aufgesmgt
inuner wieder neue Blutungen auf, bis somiessllui
Atrophie und Schwartenbildung der Ins die Entzüi
ein Ende nahm. Das hypermetropische Auge war
rend des ganzen Krankheitsveiiaufes auffiallend wd
Lamhofer
VUL Hygieinennd
505. Herpes Boster frontaUt mit KeratUis
MoroperalytioeiindOoiiloinotoriiupereee; von
JBr. Oinsberg. (Gentr.-BL f. prakt Augenhkde.
XIL 5. p. 133. Mai 1895.)
Bei eiiMin sonst ganz gesnnden 65jähr. Manne trat
fiorpes zoster frontalis gleiohseitig mit Thränenträofeln
Bd Bindehantizuektion auf. 4 Tage nach der Eruption
kgnm, noch, vor dem gSnzlichen Erlöschen der Sen-
Bläitlt, Keratitis neaiO]wralytioa, die aber während des
gpDteii Yeriaiifes, bis die Hornhaut in 4 Monaten wieder
enpfiodlich wurde, trotz der Epitheldefekte nicht zu
Üloentionen fahrte. Das Sehvermögen sank von */<•
nf *l^ und hob siöh dann wieder auf Vio« Am 5. Tage
nach der Erupticm trat Parese des Ooulomotorius in tet
aOm Zweigen ein; nur die Aocommodation blieb freL
Ikst gkiduwitig mit dem Eintritte der Sensibilität ver-
Khwand auch die Oculomotoriusparese. Spannung, Ge-
äcfatafeld und Augenspiegelbefund waren stets normal;
knnkhafleOehiraersoheinungen wurden nicht beobachtet
0. nimmt ein Uebergreifen der Entzündung yom
enten Trigeminusaste auf den N. ooulomotorius dicht
Vff seinem Eintritte in die Orbita an.
Lamhofer (Leipzig).
873
506. Bemerkiuigen nur Taberknloee dee
▲ngee; y<m Dr. Ludwig Baoh in Würaburg.
(Mflnchn. med. Wchnachr. XLH 18. 1895.)
B. glaubt, daas die Keratitis paienchymatosa
und hOohstwahrecheiiüioh auch die sUeroBireade
Keratitis auf tnberkalGser Basis beruhen. Bei zwei
jungen Mädchen mit erkrankten LungenajÄtzen
beobachtete er mehrere umschriebene Lifiltmtionen
und gelbgraue Knötchen in dem Bandtheile der
Hornhaut, die mit ciliarer Injektion lange Zeit be-
standen, sich aber nie in ein GeschvrfKr umbildeten
und schliesslich mit weisslicher Trübung heilten;
Bei der einen Kranken war die YerAnderung ganz
auf die Hornhaut beschrftnkt, bei der anderen,
deren Auge sonst noch krankhafte YerSnderung
des üyealtractos zeigte, konnte nicht bestinunt
festgestellt werden, ob das Knötchen der Hornhaut
nicht in diese vom Ligamentum pectinatum aus
hineingewuchert war. Lamhofer (Leipzig).
VIII. Hyglelne und Staatsarzneikunde.
k
507. Barloht über die 19. Veraammlong
ist dentaohen Vereina fOr öffentliche Qesund«
Mo^ege au Magdebuy vom 19. — 2L Sep-
Imber 1894. (Deutsche Yjhrschr. f. Off. Oeshpfl.
jlXVIL 1. 1895.)
1) Beaeüiffung des Keknehls und anderer siädii»
Kkr AbfaUe, besonder s durch Verbrennung.
In dem einleitenden Vortrage hob Med.-Bath
.Reincke (Hamburg) die hygieiniscfaen liiss-
llHode henror, die mit der jetaigen Beseitigung des
^iehrichts Terfounden sind. In kleinen Städten
sie sidi weniger bemerklich, da die ein-
Beeiteer den Hausabfall leicht landwirth*
▼erwerthen können, nur müssen die pro-
fischen Ablagerungstatten so beschaffen sein,
ein Verstauben nicht stattfinden kann. In
ler Qrossstadt dagegen sind die Schwierigkeiten
1 gross ; die Landwirthsohaft nimmt den Eeh-
nicht gern, die Transportkosten sind sehr
lieh, die AbladepUtze werden durch Ver-
ben lastig und ein Theil des hygieinisch be-
Uichen Haaskehrichts kommt durch Lumpen-
in die Stadt zurück. Alle diese Uebel-
6 werden durch Verbrennung nach englischem
▼ermieden. Ober-Ingineur F. A. Msgeit
iboig) sprach über die technischen und Oko-
len Seiten der Fraga In einer Stadt von
00 Einwohnern kann man auf Haus- und
idiricht 1 kg pro Tag und Kopf der Be-
erong rechnen, die Hftlfte davon kommt auf
hygieinisch bedenUichen Hauskehricht und
sa verbrennen. Die Zusammensetzung des
ts, besondera der Oehalt an halbverbrannter
ist sehr wechselnd, gute Oef en liefern aber
dsQ verschiedensten englischen Städten immer
ibe verglaste mineralische Hasse, die sich zur
hterpflastaroBg, zur Bereitung von Gement und
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 3.
Mörtel gut verwenden Usst und auch in Hamburg
wurde dieselbe Masse erzielt Besonders haben
sich die fTors/bi^'schen Oefen bewährt. Die Kosten
fQr Amortisation der Anlage, Betrieb und Trans-
port nach der Anstalt wechseln nach den örtlichen
Verhaltnissen, sind aber in der Qrossstadt kaum
höher als die jetzigen Abfuhrkosten. Ingenieur
RoecUmg (Leicester) bemerkt, dass in England 659
Verbrennungzellen in 66 St&dten bestehen, durch-
schnittlich ergebe sich eine Anstalt fQr je 75000
Einwohner.
2) Technische Einrichtungen für Wasserversor^
gung und Kanalisation in Wohnhäusern.
Ingenieur Boechling (Leicester) schilderte die
zweckm&ssigsten Einrichtungen für Wasserversor-
gung und Kanalisation in Wohnhäusern, die an
eine Wasserleitung und ein Schwemmsystem an-
^ geschlossen sind, also die Hausleitungen, Wasser-
reservoirs, Entwässerungsanlagen, Closets, Bade-
einrichtungen U.S.W., und forderte eine behördliche
Beaufsichtigung solcher Anlagen und Prüfung der
Installateure.
3) Die NothwendigkeU ufeiiräuimger Bebauung
bei Stadienveiterungen und die rechiUchen und tech-
nischen Mittel XU ihrer Ausführung.
Oberbürgermeister Adickes (Frankfurt a. M.)
schildert die ungünstigen Wohnungsverhältnisse in
Deutschland ; nur Bremen und Lübeck nähern sich
mit 7.6 und 8.7 Bewohnern für ein Haus den eng-
lischen Verhältnissen, während sich der Durch-
schnitt aller Städte über 50000 Einwohner auf 22,
ohne Berlin auf 19.5, stellt In England beträgt
er nur 6, ohne London 5.3 In der eingehenden
Diskussion wurden die vorhandenen Uebelstände
anerkannt und als Maassregeln zur Besserung vor-
geschlagen: 1) Bintheilung des Baulandes in Blöcke
von solcher Tiefe, dass die Anlage von Hof- und
35
&7l
YtIL Bygieine und Staatsarzneihmde.
Hihtergeb&aden besöhrftnkt wird ; 2) germgere
Breite der Strassen, die lediglich der inneren Anf-
theilnng des Baulandes dienen, ohne einen grosseren
Verkehr auf sunehmen ; 3) einfache und billige
Pflasterung solcher Strassen; 4) geringere bau-
polizeiliche Anforderungen an kleine Gebäude.
5) Verbot des Baues von Miethkasemen in den ffir
kleinere Hftuser bestimmten Bezirken.
Woltemas (Diepholz).
508. Qn the oociirence of lead in oity
drinking-watera; byWilliamB.Hills. (Boston
med. and surg. Joum. CXXXT. 26.27; Dec. 1894.)
Oreene hatte bereits 1889 Blei im Bostoner
Leitungswasser nachgewiesen. Einige Jahre zuvor
hatte die gleiche Beobachtung schon Nichols
gemacht und gefunden, dass das einem See ent-
nommene Leitungswasser nach dem Passiren einer
150 Fuss langen Leitungsrohre 0.03 Theile Blei
auf 100000 Theile Wasser enthielt Wasser, das
einige Zeit in der Röhre gestanden hatte, enthielt
0.1— 0.2TheileBlei in lOOOÖOTheilen Wasser. Als
{iTgebnisse seiner Untersuchungen war Nichols
zu dem Schlüsse gekommen, dass der Gebrauch
von Bleiröhren zu Hausleitungen trotzdem nicht
mit Gefahren verbunden sei, weil diese sich alsbald
an ihrer Innenseite mit Bleiverbindungen ausklei-
den, die absolut unlöslich sind.
Greene's Analysen ergaben im Gegensätze
zu NichoPs Untersuchungen einen viel bedeu-
tenderen Bleigehalt des Wassers. Auch beobach-
tete er Yergiftungsfälle in den Häusern, welchen
er die Proben entnommen hatte.
H. hSlt es kaum fOr denkbar, dass so grosse
Bleimengen, wie Green e sie gefimden hat, im
Wasser gelösi vorhanden gewesen sein können. Er
hält es fOr wahrscheinlich, dass unlösliche Blei-
verbindungen, wie sie die Innenfläche der Bohre
auskleiden, in dem analysirten Wasser suspendirt
enthalten waren. ^
Eine weitere Quelle, aus welcher Blei in das
Wasser gelangen kann, sind seiner Ansicht nach
die Yerbindungstellen der Bohre, wo Mennige in
grosser Menge als Bindemittel aufgeschmiert wird
und beim Zusammenpressen derYerbindungstücke
oftmals weit in das Lumen hinein vordringt, so
dass es von dem Wasserstrome fortgeschwemmt
werden muss, da der Mennigkitt oft auchBleimon-
oxyd enthält, so steUt er keine in Wasser ganz un-
lö^che Bleiverbindung dar.
H. glaubt, dass die städtischen Wasserleitungen
viel häufiger, als man anzunehmen gewohnt ist,
die Bleivergiftungen verursachen.
Weintraud (Berlin).
509. Ueber die gerandheitllohe Benrthel-
Iting der Brunnenwässer im bremiaohen Staats-*
gebiet mit besonderer Berüoksiohtigting des
Vorkommens von AmmoniomverbindoDgen
imd deren Umwandlungen; von Dr. H. Eurth.
(Ztsohr. f. Hyg. u. InfeMaonskrankh. XIX. 1. ^ L
1895.)
Bei den unzweifelhaft durch das Trinkwasser
vermittelten Choleraepidemien der letzten Jshie
ist die Unzulänglichkeit der bis dahin fast allgemon
für die gesundheitliche Beurtheilung von Wäasetn
üblich^i chemischen Untersuchung klar herror-
getreten. Die Lehre, wonach der fortgesetzte 6e-
nuss der in dem solileohtesten Wasser immer doch
nur in geringsten Mengen enthaltenen verdächtigen
Stoffe als solcher Gesundheitschädigungen bedinge,
hatte schon früher nur noch wenige Gläubige ge-
funden. Man schloss aus der Anwesenheit ge-
wisser Mengen von Ammoniak, salpetriger Sänre,
Salpetersäure, oxydirbarer Substanz u. s. w. aber
auf einen Zutritt von verdächtigen Abwässern zum
Grundwasser. Die neueren Beobachtungen haben
zu der Erkenntniss geführt, dass man vor Allem
mit offenen Augen an die sichtbaren (Ertlichen Ver-
hältnisse bei Brunnenanlagen heranzutreten hat,
und es sind vielfache neue Gesichtspunkte für die
Beurtheilung der Ergebnisse chemischer und bak-
teriologischer Prüfungen der Wässer gewonnen
worden. Mit Berücksichtigung dieser hat E. die
Brunnenwässer und Anlagen des bremischen Staats-
gebietes einer eingehenden Untersuchung unte^
werfen. Die zahlreichen interessanten Einzelheiten
müssen im Originale nachgelesen werden. Hin-
gewiesen sei namentlich auf die Ausführungen über
den Einfluss der Tiefenlage der Brunnen auf den
Gehalt des Brunnenwassers an Ammonium- und
Salpetersäureverbindungen.
Von den Schlusssätzen der ungemein gründ-
lichen und inhaltsreichen Abhandlung seien folgende
hervorgehoben : 1) Die an Brunnenanlagen in ge-
sundheitlicher Bücksicht zu stellenden Anforde-
rungen sind einwandsfreie Bauart und müglicfast
grosse Entfernung von den Schmutzstätten des
menschlichen Verkehrs. Die geringste zulässige
Entfernung von den letzteren bedarf in einem jeden
Falle einer besonderen Beurtheilung (die maass-
gebenden Faktoren dazu sind ausführlich bespro-
chen). 2) Unter steter Berücksichtigung der den
etwa wechselnden Wasserständen nach zu er-
wartenden Schwankungen in der natürlidiai Zn-
sammensetzung von Wässern kann die chemiadie
Prüfung mit Yortheil verwendet werden zur fort-
laufenden Untersuchung des Gleiohbläbens ein-
mal festgestellter Verhältnisse (Zuverlässigkeit
des schützenden Qrenzbereichs einer Sandschicht
u. s. w.). 3) Die bakteriologische Untersuchung
kann die ursächliche Beziehung von Erkrankungen
(Cholera, Typhus, Brechdurdif all u. s. w.) zu sdüecbt
gelegenen und gebauten Brunnen ermitteln. 4) Die
bisher aufgestellten sogen. „Grenzwerthe'^ fOr das
natürliche Vorkommen von Ammoniak, salpetriger
Säure und Salpetersäure im Grundwasser bedürfen,
sofern es sich um Bodenschichten jüngeren Ur-
sprungs handelt, einer wesentlichen Erweiterung.
Die Verwendung ihrer Mengenverhältnisse für die
VJIL Bygieine und Staatsarzneikunde.
276
Anffindimg des Zotritts von Spuren der AbwSssec
ist nnmj^glioh. 5) In Gegenden, wo das tiefere
Onmdwasser leiohlioh Ammoniak entbftlt, kann
die salpetrige Säure in Mengen bis zu 2 mg im
liter im Bmnnenbereiche des Orundwassers sich
aasammelii. 6) In eben solchen Gegenden ver^
mSgen sich im Bmnnenbereiohe des Grundwassers
einwandfrei erbauter und sicher gelegener Brunnen
eine Anzahl auf fleisohwasserhaltigen N&hrböden
nicht auskeimender Bakterienarten in grosser Menge
und dauernd anzusiedeln« Weintraüd (Berlin).
510. Daa Steiiliairen der Miloh; von Dr.
A. Stutzer. (Centr.-Bl. f. allg. Geshpfl. XIY.
3 u. 4. p. 87. 1895.)
Im Laufe des letzten Jahres ist wiederholt die
Frage erOrtert worden, ob und wie die Milch (be-
sonders Kindermilch) zu sterilisiren seL Flügge
hat sich hauptsächlich gegen das gewerbemässige
Sterilisiren ausgesprochen und ist der Ansicht, dass
eine völlige Eeimfreiheit bei Sterilisation im Hause
des Consumenten nicht zu erzielen sei. St. be-
streitet dies, es gelte dies nur fOr unsauber ge-
wonnene Milch. Das Sterilisiren ist also durchaus
ra empfehlen, auch liegt keine Ursache vor, die
Temperatur dabei auf mehr als 100® zu steigern.
Dieee Temperatur muss mindestens 20 Min. lang
einwirken. Nach dem Sterilisiren ist die Milch
gnt zu kfihlen. Soll sie länger als 2 Tage auf-
bewahrt werden, so ist nach etwa 12 Stunden das
Sterilisiren zu wiederholen.
St bespricht weiter die Yortheile und Nach-
theile des Sozhle t'schen Verfahrens und empfiehlt
zur Vermeidung der letzteren einen von ihm con-
stroirten Apparat. V. Lehmann (Berlin).
511. De la Sterilisation du lait; par le Dr.
A Rodet (Lyon m6d. LXXVn. 51. 52. 1894;
LXXVIIL 1 u. 3. 1895.)
R. behandelt in seiner sehr ausführlichen Arbeit
nach einander die Bakteriologie der Milch, die Wirk«
samkeit hoher Temperaturen als Sterilisiningsmittely
die Veränderungen , welche die Milch durch die
Hitze erleidet, besonders hinsichtlich ihrer Ver-
daulichkeit und Nfthrfilhigkeit , und schliesslich
aoeh die Technik der Milchsterilisation.
Im 1. Gapitel erwähnt er zunächst den Milch-
schmutz (Exkremente der Thiere, Futterreste, Stall-
ataub) und bemerkt, dass Renk in 1 Liter Miloh
0.15— 0.70 g trocknen Schmutzes (36 g im feuchten
Zustande) fand. Die Mikroorganismen theilt er in
pathogene und saprophytische ein. Zu ersteren
rachnet er die Tuberkelbacillen, die des Typhus
and der. Cholera, den Erreger der Maulseuche und
des Milzbrandes. Uebertrag^ung von Scharlach und
Diphtherie durch die Milch h< B. noch nicht fOr
^Wig erwiesen. Die pathogenen Beimischungen
zerfallen in solche, die vom Thiere selbst stammen
(Toberkulose, Maulseuche und nach englischer
Anfbarong auch Scharlach), und in solche, die von
der Milch von ausserhalb aufgenommen werden
(Typhus, Cholera, Diphtherie). Auch unterscheiden
sie sich ferner durch ihr Verhalten in der Milch«
Die einen verweileii einfach in ihr, während andere
(Typhus-, Cholera- und Müzbrandbaoillen) weiter
wuchern. Tuberkel- undTyphusbacillen vermögen
auch in der nicht sterilisirten Milch längere Zeit
lebensfähig zu bleiben, der Choleravibrio dagegen
geht zu Grunde, wenn die Beaktion nicht mehr
alkalisch oder neutral ist Staphylokokken und
Streptokokken rechnet B. in Folge der durch ihre
Anwesenheit auftretenden Nachtheile zu densapro-
phytischen Mikroorganismen, die er fOr bei Weitem
gefiUurlicher halt, denn die Anwesenheit der patho-
genen ist Zufall, ziemlich häufig hinsichtlich der.
Tuberkulose, selten hinsichtlich der anderen. Da-
gegen sind die saprophytisohen nicht nur sehr
verbreitet, sondern auch unvermeidlich, denn die
Oährung verursachenden Eeime trefifen die Milch
auf allen Wogen ausserhalb des Körpers.
Die Veränderungen, die die Mich in Folge von
Anwesenheit von Mikroben erleiden kann, sind:
1) die Gerinnung (a. durch Säure, b. durdi Lab-
ferment). Die erstere Gruppe greift die Laktose
an und verwandelt sie in Milchsäure, die zweite
sondert ein lösliches Ferment ab, welidies direkt
das Casein zerlegt (peptonisirende Fermente), unter
gewöhnlichen Verhältnissen arbeiten beide Fer-
mente gemeinsam. 2) Aenderung der Farbe (Blau-
färbung : Baa cyanogenus, roth : Bao. prodigiosus
und Baa Liotis eiythrogenes [Hüppe], gelb: ein
von Schröter und Adametz beschriebener
Bacillus). 3) Aenderung des Zustandes: faden-
ziehende Milch (beschrieben von Duclaux,
Schmidt- Mühlheim, Hüppe, Löffler,
Guillebeau, van Laer, Adametz).
Die Schädlichkeit dergaprophyten in der Milch
ist nach & für Erwachsene gering, für Kinder kann
sie jedoch bedenklich werden 1) durch Alteration
der Mucosa, theils durch die liülch selbst, theils
durch die Sekretionsprodukte und 2) durch die
chemische Wirksamkeit
Das 2. Capitel behandelt die Methoden, durch
die man die Gefahren, die durch Verunreinigung
der Milch mit Mikroben hervorgerufen werden,
vermeiden kann. Sie sind 1) Verhütung der In-
vasion der Mikroorganismen und der Verunreini-
gung mit Schmutz und 2) Vernichtung der bereits
in die Miloh gelangten Sdiädliohkeiten. Ad 1 for-
dert R Sauberkeit im Stalle und bei der späteren
Behandlung der Milch, thierärztliche Controle der
Kühe, diagnostische Anwendung des Tuberkulins
vor der Einstellung der Thiere in den Milchstall.
Zu 2) unterscheidet er mechanische und chemisch-
physikalische Mittel
Er verwirft die Filtration als unwirksam, em-
pfiehlt dagegen die Centrifuge. Hinsichtlich der
chemischen Mittel bezeichnet er den Zusatz von
Natr. bicarbon. als verwerflich, da die Milch hier-
durch nicht con9ervirt werde, sondern mau ver«.
2T6
YIIL Bjgmne und Staatsarzneikunde.
hindere nur die sonst in Folge der Infdction ein-
tretende Gerinnung. Von den physikalischen Metho-
den ist die E<e, selbst bei starker Anwendung,
nicht zuTerl&ssig. Zu empfehlen ist nur die Wftrme
(eigentliche Sterilisation oder Erhitzen auf 110 bis
115^ Pasteurisation odeir 'Ekw&rmen auf 75 — 80^
und darauffolgende rasche Abkühlung und drittens
Erhitzen auf 100<>). Letztere Methode ergiebt keine
vollständige Sterilisation, sondern der Qrad der
Eeimfreiheit ist abhftngig von der Beschaffenheit
der Milch, der Dauer d^ Einwirkung der Hitze
und der Technik des Erhitzens.
B. bespricht hierauf die verschiedenen Müch-
Bterilisations- Apparate (Soltmann, Stftdler»
öttli, Berdez, Escherich, Hesse, Sox-
hlet u. A.). Was die Yerftndemngen anlangt, die die
Milch beim Sterilisiren erleidet, so erwfthnt R als
solche 1) die Gonoentration, je nach der angewandten
Methode verschieden stark, 2) die Bräunung, 3) die
Yeranderung des Geschmacks, 4) die Bildung der
Milchhaut und 5) die Veränderungen des Milch-
fettes (z. B. Abscheidung desselben bei längerem
Stehen). Dagegen leugnet R auf Grund seiner
Untersuchungen und Erfahrungen, dass das Casein
durch die Wärme verändert werde. Eben so wenig
werde die Milch durch das Sterilisiren schwer ver-
daulich«
4. Gapitel. Die verschiedenen Apparate, die die
Soxhlet'scheMethode verwirklichen sollen, sind
nicht ganz einwandfrei theils wegen des Flaschen-
verschlussee, theils hinsichtlich des Wasserbades.
BetrefiiB des letzteren muss man danach streben,
der Milch in den Flaschen eine möglichst hohe
Temperatur zu geben. Zu dem Zwecke empfiehlt
R Töpfe mit sehr gut, fast hermetisch schlieesen-
dem Deckel, welcher eine kleine Röhre, durch
welche der Dampf entweichen kann, besitzt. Es
brauchen dann die Flaschen auch nicht bis an den
Hals im Wasser zu stehen, sondern es genügen
einige Gentimeter Wasserhöhe. Was den Ver-
dchluss anlangt, so sind zunächst alle die nicht
zu empfehlen, welche eine Manipulation während
der Erhitzung selbst erfordern. Besser sind die,
welche die durch die Wärme ausgedehnte Luft
austreten lassen, den Eintritt von Luft aber ent-
weder ganz verhindern oder nur im filtrirten Zu-
stande gestatten. Der Watteverschluss ist deshalb
nicht ganz zuverlässig, weil er 1) nicht so sicher
wie im Laboratorium zu sterilisiren ist und 2) nicht
trocken bleibt Die Eautschukscheiben u. s. w.
schliessen zwar gut, verleihen aber durch die Be-
rührung mit der Milch jener einen schlechten Ge-
schmack oder Geruch. R bevorzugt eine Kappe
aus Glas, die der Flasche lose aufsitzt ; die aus-
gedehnte Luft kann also bequem entweichen, bei
der Abkühlung jedoch bewirkt das zwischen der
Eappe und dem Flaschenhalse sich ansammelnde
Condenswasser einen hermetischen Abschluss.
Die Dauer der Erhitzung muss bei allen Appa-
raten abUngig gemacht werden 1) von dem Grade^
in dem man die Milch verunreinigt glaubt, 2) von
der Temperatur der Wohnung und der Jahreszeit
und 3) von der Zeit, wie lange man die Milch aof-
bewaluren wilL
Um die Zeit, während welcher dieMilch wirk-
lich kocht, genau feststellen zu können, giebtB.
eine Vorrichtung an, die in der Hauptsache darin
besteht, dass durch das kochende Wasser äne
Quecksilbersäule gehoben wird. Diese trägt einen
Schwimmer, der mit einem Zeiger und Uhrwerke
verbunden ist. So lange die Temperatur 100* be-
trägt, zeigt die Bewegung der ühr die Zeit des
Kochens an. Sinkt die Temperatur unter 100*,
so sinkt auch der Schwimmer auf der Quecksilber-
säule und das Uhrwerk bleibt stehen.
Baron (Dresden).
612. BeoheroheB anr la Sterilisation da
lait; par P. Gazeneuve. (Bull, de l'Acad. de
M6d. MX. 11. p. 313. 1895.)
Ausgehend von den bekannten Yortheilen der
Sterilisation der Milch beschreibt C. einen von ihm
erfundenen Apparat
Die 400 oom ünssenden Slasohen haben auf dem
Halse einen spiraligen Wulst Eine ans reinem Zinn her-
gestellte Kapsel, die genau dem FUsohenhalse entspricht
und die einen mit fitst oapillärer Oefbnng veneheoeB
konischen Zapfen trägt, wd mit Hülfe eines platten
Eautschokringes und einer jener obenerwähnten Spirale
entsprechenden Mutter ans Metall luftdicht der gefiilitan
Flasche aufgeschraubt Die Flaschen werden im Wasser-
bade erhitzt und die Luft tritt durch den Zapfen m.
Nachdem die Milch 1 Stunde gekocht hat, wird mit einer
besonders dazu construirten Zange der Zapfen zusammen-
gedrückt und somit die kleine Oeffoung verschlossen.
fiei der Abkühlung wird als Zeichen eines hermetischen
Verschlusses die Ki^Nsel durch den Druck der atmosphi-
nschen Luft nach innen gepresst. Zur gröBseren Sidier-
heit räth C. noch, die Iiaschen in flüssiges Paraffin n
tauchen und den luftdichten Abschluss dadurch noch
mehr zu schützen.
Betreffs der Fermente der Milchsfturegahrong
kommt C. nach seinen Versuchen zu folgenden
Schlussfolgerungen. Das Ferment scheint in d^
Luft wenig verbreitet zu sein. Die Verunreiiii-
gung der Milch findet hauptsAohlich statt doioh
Berührung mit infidrten Gegenständen. Deshalb
ist eine sehr wichtige Maassregel, dass die Trans-
portgefftsse fOr die Milch peinlich sauber gehalten
d. h. häufig mit kochendem Wasser ausgebrüht
werden. Baron (Dresden).
513. Das Margarin, seine Verdaulichkeit
and sein Nährwerth im Vergleich sur reinen
Natnrbtttter ; von Dr. Adolf Jolles in Wien.
(Vjhrschr. f. öff. Geshpfl. XXVI. 3. p. 389. 1894.)
Nach Beschreibung der Darstellung des vom
Chemiker M d g e - M 0 u r i ^ s 1869 erfundenen Ha^
garins und nach AnfQhrung der Ansiditen der Auto-
ren über den NAhrwerth dieses Fettes, audi über
die verschiedenen üntersudiungsmethoden be-
schräbt J. die Anordnung seiner Thierversuche
(an Hunden) zur Prüfung des physidogiscbeii
Werthes dieses Fettes* Die Ergebnisse dieser Ye^
'» !
TUL Hygieine und Staatsarzneikunde.
277
BQche wurden mit solchen bei Darreichung von
Tafelbutter, die übrigens in Wien im Handel in
znyerlflssig reiner Beschaffenheit schwer zu haben
war, unter AnfQhrung von Zahlenüberaiohten näher
vorgelegt Die Darreichung der Fette geschah in
Form Ton kleinen Cakes, die ausserdem Aleuronat,
Weizenmehl 000, Bohrzucker und Kochsalz ent-
hielten. Hierbei stellte J. fest, dass Margarin die-
selbe Verdaulichkeit und denselben Nfthrwerth wie
ganz reine Butter besitzt um indessen zu zu-
verttssigen Untersuchungsergebnissen zu gelangen,
sei es erforderlich, dass: 1) ausschliesslich reine
Materialien verwendet würden; 2) die Fütterung»-
Perioden nicht zu kurz gewählt, sondern mindestens
auf eine Dauer von 8 Tagen ausgedehnt würden ;
3) die Yersuche unter denselben Cautelen und den
natürlidien Lebensverhältnissen derYersuchsthiere
angepasst durchgeführt würden; 4) die täglich zu
verfütternden Fettmengen die Grenzen der Yer-
dauungsföhigkeit des Yersuchsthieres nicht über-
schreiten dürften. Es ergiebt sich dann 5) dass
unter strikter Einhaltung aUer dieser Bedingungen
das reine Margarin an sich den gleichen Yerdau-
lidikeitscoefficienten und gleichen Nährwerth wie
reine Naturbutter besitze.
R Wehmer (Coblenz).
514. Bakteriologisähe Stadien über ICar-
garin nnd Margaxinprodokte; von Dr. Max
Jolles u. Dr. Ferdinand Winkler. (Ztschr.
f. Hyg. u. Infektionskrankh. XX. 1. p. 60. 1895.)
Der Bakteriengehalt des reinen Hargärins ist
nur gering, auch in 3 Wochen altem £anden sich
fär 1 g nur 7000 Keime. In Margarinschmalz und
noch mehr in der Margarinbutter ist er grösser,
steht aber dem der Naturbutter nach, und sinkt
beim Aufbewahren im Eisschrank. Stets war die
Aussenpartie bakterienärmer als das Innere, viel-
leicht wegen des stärkeren Oehalts der Aussen-
aeite an Schimmelpilzen. Es wurden in den Proben
nur Saprophyten gefunden, im Margarin 2 neue,
als Margarinbacillus a und ß bezeichnete Arten,
die bei der Zunahme des Yertalgnngsprocesses in
gr5sserer Menge auftreten und vielleicht in cau-
salem Zusammenhange mit ihm stehen. Aus der
Hargarinbutter wurden 4 noch nicht beschriebene
Bacillen isolirt Woltemas (Diepholz).
515. Die oiikroakopiaohe Struktur unserer
Hlaidung; von Prof. Bubner. (Arch. f. Hyg.
XXm. 1. p. 1. 1895.)
Zum Studium und Unterricht benutzt R. mikro-
skopische Durchschnitte der Eleidungsstoffe , die
mit 20 — 50facher Yergrösserung photographirt
werden. Die mitgetheilten Photogramme geben
ein sehr klares Bild der Anordnung und derMaasse
der Elemente verschiedener EleidungstofFe und
erleichtem das Yerständniss für die in's Innere
der Kleidung eindringenden Luftströmungen und
die Wärmeleitung. la Betracht kommen der In-
stand, ob die Elemente in dichten Fäden oder in
lockeren Fadenbüscheln angeordnet sind, das Poren-
volumen und die Oberfläohenbeschafifenheit Ab-
gebildet und besprochen sind glattgewebtes Leinen,
Barchent, Seide, Flanell, WoUtricot, Kleiderstoff
aus Wolle und ein Durchschnitt durch eine ganze,
aus verschiedenen Stoffen bestehende Kleidung.
Woltemas (Diepholz).
516. Thermisohe Stadien über die Beklei-
dung desMenachen; von Prof. Bubner. (Arch.
f. Hyg. XXnr. 1. p. 13. 1895.)
Zur Messung der Temperatur dienten Thermo-
elemente, die in zweckmässiger Art zwischen die
Kleidungstücke gesteckt oder an die Baut ange-
legt wurden. Zunächst wurde der Einfluss der
Schwankungen der äusseren Temperatur unter-
sucht; über den der Arbeitsleistung, Feuchtigkeit
und Luftbewegung werden weitere Untersuchungen
in Aussicht gestellt Mit dem Steigen der Luft-
temperatur steigt die Temperatur der nackten
Theile und die der Kleidung, aber in ungleicher
Weise; so maassen die Kleider bei 15^ Luft-
temperatur im Mittel 22.6^, bei 26.5<» aber 29.7^,
während die nackten Theile 29.3<^, bez. 33«
maassen, es fiel danach der Wärmeverlust der
bekleideten Theile um 58.9<^/q für Strahlung und
Leitung. Wesentlich beeinflusst wird die Wärme-
abgabe durch das Anlegen verschiedener Kleidung-
stücke übereinander, am stärksten wärmend wirkt
das Auflegen des ersten Bekleidungstückes. Als
thermometrische Grenze des Behaglichkeitsgefühls
ergab sich eine Hauttemperatur des Stammes von
32 — 33<^. Sie wurde bei leichter Bekleidung und
Buhe bei 17.5® Lufttemperatur erreicht, wobei der
Temperaturunterschied zwischen Kleideroberfläche
und Luft 5.4<^ betrug. Bei der Yergleichung der
Temperatur in den verschiedenen Schichten der
Kleidung ergab sich immer der grüsste Abfall von
der direkt der Haut anliegenden Schicht zur
nächsten. Woltemas (Diepholz).
517. Die strahlende Wärme irdiaoherlüolit-
quellen in hygieniaoher Hinaioht; von Prof.
Bubner. L Theil : Wirkung der Wärfnesh-ahking
auf den Menet^ien. JL Theil : üeber die Grösse der
Wännesirahkmg einiger BeteuchHmgstxnriehtungen.
(Arch. f. Hyg. XXni. 2. 3. p. 87. 193. 1895.)
unsere Beleuchtungsvorrichtungen liefern neben
Licht auch strahlende Wärme, die durch die Er-
zeugung Ton Hitzegefühl und Trockenheit der
Augen sehr lästig werden kann. Die Empfindlich-
keit dafür ist individuell verschieden und hängt
ausserdem von äusseren Umständen ab ; um lästig
zu fallen, ist in einem überheizten Zimmer nur
etwa die Hälfte der Wärme nOthig, die bei 13 bis
14* dazu erforderlich ist. Auch ungleiche Ab-
sorption der Haut kann eine Rolle spielen, viel-
leicht wirkt die strahlende Wärme einer Leucht-
flamme ganz anders auf einen Neger, als auf einen
378
Vlll. Hygieine und Staatsarzaeikuade.
Weissen. Durch die Erwftrmang der Ghesichtshaut
lässt sich die Ifistige Wirkung nicht erklären, denn
wenn man noch höhere (Jesiohtstemperaturen, wie
sie durch die Bestrahlung durch das licht hervor-
gerufen werden, durch Aufenthalt in einem stark
geheizten Räume erzeugt, hat man keineswegs die
gleiche Störung, eben so wenig bei der Sonnen-
bescheinung. Das Störende bei der strahlenden
Wärme der Beleuchtungsvorrichtungen liegt in der
ungleichen Erwärmung der einzelnen Theile und
in der Feuchti^eitsentziehung, während bei der
allgemeinen Erwärmung eine Milderung durch den
Schweissausbruch erfolgt
Man kann für die praktische Beurtheilung die
einzelnen Lichtquellen nach dem Wärmeäquivalent
der Strahlung vergleichen, in Betracht kommt da^
bei nicht nur die Strahlung der Flamme, sondern
auch die Erhitzung der festen Theile der Lampen,
die unter Umständen bis zur Hälfte der Wärme-
strahlung liefern können.
Die Messanc geschah doroh eine ISiermosäale, die
untersachten lichtquellea worden gleichzeitig mit dem
Weber'Bohen Photometer auf ihre Eiligkeit antersucht;
als Lichteinheit diente die Spermacetkerze. Die Sü'ah-
lungsgrössen wurden auf eine einheitliche Entfemmig der
Lichtquelle von der Thermosäule von 37.5 om berechnet
imd nach Mikrooalorien gemessen (die Wärmemenge,
welche hinreichte, um die Temperatur 1 mg Wassers von
0> auf V C. zu erhöhen).
Im Einzelnen untersucht wurden verschiedene
Kerzen, die Hefner -AUeneck^Bohe Amylaoetlampe,
Oasflammen (Einlochbrenner, Schnittbrenner, Zwei-
lochbrenner, Argandbrenner), ^ti^'schee (Jasglfih-
licht, Magnesiumlicht, elektrisches Glühlicht, Bogen-
licht und Petroleumlampe. Im Mittel ergaben sich
in Mikrooalorien für 1 qcm, 1 Minute und 37.6 cm
Abstand bei :
Kerzen 10.81
Petroleumlampen . . 14.44
Argandbrenner . . . 7.27
Sohnittbrenner . . 5.3—7.76
elektrische Qlühlampen 2.63
^uer'sches Gasglühlicht 1.25
Am ungünstigsten stellen sich also Plßtroleu/np-
lampen, zum grössten Theile wegen der starken
Erhitzung der Brenner und weil sie die grössten
Glasmassen zu erwärmen haben, die Strahlung
wird allerdings durch die Schirme bedeutend
herabgesetzt. Sehr günstig ist das Auerlicht, nach
längerem Gebrauche des Glühkörpers nimmt die
Strahlung zu ; Gasglühliohtbrenner anderer Systeme
hatten grösseren Gasconsum und grössere Strah-
lung. Beim BogenUchi ist die Strahlung ganz
minimal Von der Menge der bei der Lichterzeu-
gung entwickelten Wärme ist die relative Wärme-
strahlung unabhängig. Aus der Grösse der Wärme-
strahlung und aus den Grenzwerthen, bei denen
die Bestrahlung lästig wird, lässt sich ableiten,
wie weit ein Leuchtkörper vom Menschen entfernt
aufgestellt werden muss. Zugleich lässt sich be-
rechnen, wie gross dabei die Helligkeit einer
fläche wird, und diese in Meterkerzen ausge-
drückte Idchtmenge bezeichnet B- als Ausnükabar'
keü der LmefUkräft, sie beträgt bei Annahme der
kleineren, höherer Lufttemperatur entsprechenden
Ghrenzwertbe in Meterkerzen für :
Kerzen 20.22
Petroleum .... 21.75
Sohnittbrenner . . • 40.50
Argandbrenner. . . 33.50
elektrisches Glühlicht 89.5
GasglöhUcht . . . 164.3
Bogenlampe . . . 389.9
Woltemas (Diepholz).
518. üeber den Einflasa von Sohwankon-
gen in der relativen Feuöhtigkeit der Luft
anf die Waaserdampfabgabe der Kant; von
G. H. F. NuttalL (Arch.f.H7g.XXm.2.p.l84.
1895.)
N. fand, dass bei der Lufttemperatur von 27
bis 30<^ Schwankungen der relativen Feuchtigkeit
der Luft zwischen 12.6 und 63.7<^/o keinen ESn-
fluss auf die Wasserdampfabgabe von der Haut des
Menschen haben. Woltemas (Diepholz).
519. üeber die S&nglingsaterbliohkeit im
Königreich Sachsen nach der Jahresseit; von
Dr. A. Oeissler. (Sond.-Abdr. aus d. Statist
Jahrb. f. 1893.)
0. theilt die Ergebnisse der statistischen Auf-
nahmen für die 10 Jahre 1881—90 mit (nicht wie
bezüglich der Kindersterblichkeit 1880—89). Die
Angaben beziehen sich auf 378539 im 1. Lebens-
jahre gestorbene Kinder, deren MortaUt&tsprooent
im Durchschnitte der Jahre 1881—90, zu 1341498
Lebendgeborenen berechnet, 28283 betrug. Die
weitere Sichtung nach Monaten ergab die geringste
Säuglingssterblichkeit (21.35, bez. nach etwas
anderen im Originale näher einzusehenden Bereoh-
nungsweisen 20.93 oder 20.63Vo) ^ ^^^ ^<»^
November, von hier steigt die Mortalität langsam
während der kalten Jahreszeit bis zum Febroar,
dann etwas beschleunigter während des Frühlings,
vom April zum Mai schneller als vom Mai zum
Juni (29.14, bez. 29.824 und 29.40«/o). Daianf
steigt sie wogen der Sommerdurohfalle rapid am
lOO/o im JuU (39.40, bez. 40.02 und40.76Vo) und
(um weitere 2o/o) auf den Gipfel im August (41.21,
bez. 41.38 und 43.150/o). Nun folgt ein jäher
Sprung nach abwärts im September, der aber den
Stand im Juni noch nicht erreicht (32.895, bes.
34.47 und 33.98ö/o). Der October (25.63, be«.
25.02 und 25.49%) gleicht fast genau dem Stande
im März, bis im November das Minimum erreicht
ist Hierin treten Schwankungen ein, besonders
bei sehr warmen Septembertagen und --NäMen
(z.B. 1886), die das Säuglingsleben sehr geOhrden.
Aus gleichen Gründen kann der Mai ungOnstiger
sein als Juni oder Juli, andererseits der November
weniger günstig als December und Januar. Am
ungünstigsten war das Jahr 1886 mit 30.6^«} ^
günstigsten 1888 mit 26.8<»/o Sterblichkeit Am
vIll Hygieine und StaatsarzneQnmde.
679
meistall sind in den bieisscoi Monaten immer die
unehelichen Kinder gefthrdet
üeber die monatlidien Schwankungen in den
3 Hauptstädten Dresden, Alt-Leipzig und Chemnitz,
sowie in den 27 Amtshauptmannschaften ist eine
aufifOhrliche Tabelle beigegeben, aus der die Zahl
der Lebendgeborenen, Oestorbenen und das pro-
oentoale Yerhftltniss beider zu einander für jeden
Monat (Summa der 10 Monate des Jahrzehnts) her«
Yoigehen. Hiemach hatten 23 das Maximum im
August, nur 6 im Juli und 1 (Dippoldiswalde) im
September. Das Winterminimum fiel in 11 Be-
zirken auf den November, in 7 auf den Februar
und in je 6 auf Deoember und Januar. Hierbei
betrug das Sommermaximum der Amtshauptmann-
achaft Oelsnitz, die überhaupt nur sehr geringe
Unterschiede zwischen den einzelnen MonatszifFem
zeigt, nur 21.1<^/o, während die Amtshauptmann-
Schaft Leipzig (alter Umfang) 55.5^/o zeigt Das
geringste Wintorminimum zeigte die Stadt Leipzig
(froherer Umfang) mit ld.3<»/o, das höchste Winteiv
minimum die Amtshauptmannschaft Chemnitz mit
30.2*/«. Bei der auffallend hohen Sommersterb-
lichkeit in den Leipziger Vororten kommt yielleicht
das Wöknungsklima in Betracht, da die sonstige
Sterblichkeit, zumal im Winter, gering ist ' Wenn
der Mai in den Amtshauptmannschaften der Lausitz
Camenz, Löbau und Zittau, wie in den drei vogt-
Iftndischen Bezirken, ferner in Pirna und Bochlitz,
sowie in vier Erzgebirgsdistrikten eine ungünstigere
ZifTer wie der Juni hat, so kommt vielleicht hierbei
die beginnende Orünfütterung der Kühe in Betracht
R. Wehmer (Coblenz).
520. Die Sterblichkeit der Sohulkinder in
Sachsen; von Dr. Gei ssler. (Sond.-Abdr. a. d.
Statist Jahrb. f. d.Eönigr. Sachsen auf das J. 1895.)
Zu Grunde gelegt sind dieSterbefftlle im 7. bis
14. Lebensjahre während 1880—1891. Die ge-
storbenen Kinder sind zu den lebenden berechnet,
für welche das Mittel der drei in diese Zeit fallen-
den Volkszählungen genommen wurde. Gestorben
sind zusammen 31696 oder jährlich durchschnitt-
lich 2641. Die meisten Kinder (3478) starben
1884, die wenigsten (2148) 1889. Mit Ausnahme
der Jahrgänge 1881/82, wo im Alter vom 6. bis
10. Jahre Knaben überwogen, starben in Zunahme
mit den Schuljahren stets mehr Mädchen. Die
Yertheilung auf die einzelnen wichtigsten Krank-
heiten ergiebt folgende Tabelle :
Unter je
100 TodesßLllen der betr.
Anf je 10000 Lebende der betr.
Altersgmppen entfielen auf:
Altersgruppen entfielen jährlich
über
über
zu-
über
über
za-
6-lOJ.
10— 14J.
sammen
6— lOJ.
10— 14J.
sammen
Diphtherie 35.86
15.11
29.75
22.78
4.29
13.84
Scharlach 13.17
7.44
11.48
8.36
2.11
5.34
JUisem ..•.•.■«.. iS.^o
0.67
1.79
1.43
0.19
0.83
KeochhuBten 0.70
0.12
0.53
0.44
0.03
0.25
Typhus 1.92
5.35
2.93
1.22
1.52
1.36
Ansteckende Krankheiten zusammen 53.90
28.69
46.48
34.23
8.14
21.62
Lnngenschwindsuoht 5.55
14.15
8.08
3.53
401
3.76
Alle übrigen Krankheiten .... 40.55
57.16
45.44
25.76
16.21
2.14
Hieraus ergiebt sich, wie hauptsächlich Diph-
therie, etwas weniger Scharlach die Schulsterb-
lichkeit, nnd zwar in der ersten Schulzeit, beein-
flnsst Andererseits bezeichnet G. die Schulzeit
ab die gemindesie Zeit des Lebens, da in ihr die
meisten ansteckenden Krankheiten immer seltener
oder weniger gefährlich werden, andere Krank-
heiten nur in ihren ersten Andeutungen auftreten.
Nach der Yertheilung auf die einzelnen Ver-
waltungsbezirke, worüber eine umfängliche Tabelle
heigegeben ist, geht hervor, dass die wenig*
Bten Sdiulkinder in den Amtshauptmannschaften
Schwarzenberg (36.0<^/ooe) nnd Camenz (39.7<^/oooX
die meisten in den Amtshauptmannschaften Frei-
herg, Dippoldiswalde, Marienberg und Oschatz
starben. Bei letztgenanntem Bezirke mit 57.6®/ooo
ist die Anstalt Hubertusbnrg mit 31 Todesfällen
an Lungenschwindsucht (unter 78 des ganzen Be-
zirkes) bei Schulkindern nicht ohne Einflnss auf
die H5he der Sterbeziffer gewesen.
Die Diphthene wurde den Schülern auf dem
Qebiete der Zwickauer Mulde, der Umgebung von
Chemnitz, im Yogtlande und oberen Erzgebirge
am wenigsten gefährlich. Ungünstig waren der
von der Freiberger Mulde und der Weisseritz
durchzogene Theil des Erzgebirges, die Stadt
Dresden und Umgebung, namentlich aber das ab-
wärts gelegene Eibgebiet mit dem an die Leip-
ziger Ebene grenzenden Flachlande. Scharlach wsLT
am geringsten in den Amtshauptmannsohaften
Dippoldiswalde und Freiberg. Typhus raffte nur in
der Stadt Chemnitz und den Amtshauptmannschaf-
ten Chemnitz, Zwickau und Schwarzenberg meh-
rere Kinder, etwa 2 — 3<^/ooo) hinweg. Am günstig-
sten war ein Theil der Lausitz und des Vogtlandes.
lAMgenaohumidsuehi kam am meisten in den Be-
zirken Annaberg und Ölauchau, Oschatz, Freiberg
und Dippoldiswalde, übrigens nicht stärker im
Gebirge als im Flachlande vor. Sie trat beson-
ders stark (z. B. 1885 mit 247 und 1891 mit
251 Todesfällen) auf, wenn kurz vorher (1884 und
1890) ausgedehnte Masernepidemien vorangegangen
waren.
Nach der Absterbeordnung waren in günstigen
Jahren von 1000 in die Schule eingetretenen Kin-
dern beim Austritt aus der (Volks-) Schule noch
970 am Leben, in ungünstigen dagegen 955.
R. W e h m e r (Coblenz).
280
Vin. Hygieiiie nnd S*»^^»"^-"^^"^^^'^*^
621. üntdnudhnng über die Anebreitaxig
und Vreqnemt der Hrebsevkrankiixigen im
preiiBsischen Staate mit besonderer Berfiek«
aiohtigoog der Bheinprovinx ; von Bndolf
Finkelnburg. (Gentr.-Bl. f. allg. Geshpfl. XIIL
7 u. 8. p. 252. 1894.)
Die Arbeit ist unter Beihülfe Eigenbrodt's
auf Qrund der Veröffentlichungen des Preuss. sta-
tistischen Bureaus in Berlin für die Jahre 1881
bis 1890 vorgenommen. Hiernach ergiebt sich
eine Zunahme der Yerhältnisszahlen von 31.2
(m&nnliche27.6, weibliche 34.7) im Jahre 1881 auf
43.1 (39.7 mftnnliche, 46.5 weibliche) auf 100000
lebende Einwohner im Jahre 1890, wfthrend die
Gesammtsterblichkeit von 25<^/oo auf 24%o zurück-
gegangen war. Auf 100 Todesfölle entfielen 1882
1.25 (1.02 mftnnl., 1.51 weibl), in den folgenden
Jahren allm&hlich mehr, 1890 : 1.80 (1.57 mftnnl.,
2.05 weibl.). Aehnliche Zunahmen &nd Spencer
Wells für England: 1861 starben auf eine Million
Einwohner 360, 1877: 488, 1887: 606, inlrhind
1877 : 350, 1887 : 430. Auch in NewTork nahm
die Sterblichkeit von 400 auf eine Hillion im Jahre
1875 bis auf 530 im Jahre 1885 zu.
Ein Vergleich mit anderen Lindem ergiebt,
dasB im Jahre 1888 an Krebs von 100000 Ein-
wohnern starben in :
Itahen . . 49.7
England . 60.0
Schottland 60.7
Irland . . 41.9
Oesterreich 49.1
Holland . 69.0
Prenssen . 40.9
Nach Provinzen ergab der Durchschnitt der
10 Jahre 1881/90 für die preussischen Provinzen
folgende Ziffern auf 100000 Einwohner:
Ostprenssen
29.3
Schleswig . .
58.1
W^tprenssen .
Brandenburg .
29.2
Hannover . .
42.3
39.4
Hessen-Nassau
41.8
Pommern
48.4
Rheinland . .
34.1
Posen. . . .
23.0
HoheDzollem .
26.7
Schlesien . .
31.5
Westpbalen
31.0
Sachsen . . .
41.2
Bei emet weiteren Vergleichung nach Begie-
rungsbezirken zeigt sich, dass die geringste Sterb-
lichkeit in Marienwerder (21.2), Posen (23.9) und
Bromberg (21.3) besteht Im Bheinlande haben
die vorwiegend Acker- und Weinbau treibenden
Bezirke Goblenz (25.0) und Trier (22.9) wesent-
lioh günstigere Verhältnisse als die industrie-
und stftdtereiohen Bezirke G5ln (43.3) und Düssel-
dorf (37.0). Auch der Bezirk Danzig mit seinen
grossen, hygieinisch günstigen Stfidten hat 40.0,
w&hrend Gumbinnen nur 26.3 aufweist und Königs-
berg mehr in der Mitte steht mit 31.3 auf 100000
Einwohner. Nicht beizustimmen ist daher dem
Urtheile F.'s, dass die notorisch in sanitärer Be-
ziehung übelbestelltesten Provinzen Ost- undWest-
preussen [Posen und Oppeln haben ebenso ongOn«
stige Verhältnisse !] mittlere Sterblichkeit zeigten.
Die höchste Sterblichkeit hatte Berlin (1885) 62.3.
Eine weitere Statistik zur Darstellnng der Ver-
theilung auf Stadt und Land giebt ein erheblicheB
üebergewioht der ersteren, z. B. immehrerwihnten
Jahrzehnt in Ostprenssen 49.2 : 23.2, Pos^ 38.6:
16.8, Rheinland 44.6 : 22.7. Ein üeberwiegen der
Städte wird „trotz aller Vorsicht^ anzunehmen
sein. Hierbei sterben in den Städten mehr Frauen
alfi Männer an Krebs, während auf dem Lande
ein wesentlicher unterschied nicht wahrnehmbar
ist, ja die Männersterblichkeit bisweilen grösser ist
Die hohe Oarcinomsterblichkeit in den Städten führt
F. daher auf die Frauen zurück, bei denen die
schädigenden Einwirkungen des Stadtlebens Btä^
ker hervorträten. Ueberhaupt „übe das städtische
Leben, vermöge seiner diätetischen, socialen und
Berufseinflüsse einen schädigenden Einflnsa ans
auf die ganze Constitution des menschlichen Orga-
nismus, schwäche ihn und erhöhe seine Empfitaig-
lichkeit für eine ganze Reihe von KrankhftitBn"
(auch an Herz, Gehirn, Nieren). Femer komme
der bei Zungen- und Oesophaguacaroinom ätio-
logiach wichtige Alkdiolgenuss in Betracht
[Bßf. möchte doch auf die, vielleicht gerade
wogen ihrer Handgreiflichkeit nicht besondos
erwähnte Thatsache hinweisen, dass meist unter
den im Uebrigen zifFermässig günstigsten hygiei-
nischen Verhältnissen (Berlin !) die Erebssterblich-
keit besonders gross, dagegen in den schlechtesten
Gegenden niedrig ist F. 's Angaben über Ost- und
Westpreussen wurden bereits zurückgewiesen. Je
hygieinisch günstiger ein Ort oder eine Gegend
wegen zweckmässiger Wasserversorgung, Kanali-
sation, Armen- und Krankenpflege, Fabrikhygiäne
u, 8. w. ist, desto mehr Chancen haben die Be-
wohner, ein höheres Alter zu erreichen, ohne von
Seuchen und sonstigen akuten Erkrankungen dahin-
gerafft zu werden. Erst in einem vergleichsweise
höheren Lebensalter setzen die chronischen Krank-
heiten, z. B. Krebs, ein. Falls F. diesen Einwand
für unberechtigt hielt, so wäre durch Beibringung
von Tabellen über das Lebensalter der Gestorbenen
eine weitere Klärung herbeizuführen gewesen.
Auch hätte die Möglichkeit eines erheUichen
Irrthums, den F. durch die Worte „ungeachtet aller
Vorsicht^' andeutet, bei Berechnung der Sterblidi-
keit der Landbevölkerung vielleicht noch stSrker
hervorgehoben werden köimen. Denn hier, wo
ärztliche Hülfe vergleichsweise seltener angerufen
wird, und die Statistik sich fast immer auf unzu-
verlässige Laienangaben gdlndet, werden sicher
nur die wenigen offenbaren FäUe (z. B. Lippeo-
krebs, Brustkrebs) richtig angemeldet]
R. Wehmer (Goblenz).
Hedioiiiiache Bibliogtaphie des la- and Auslands.
281
G. Medicinische Bibliographie des In- und
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Both; 5. Mackern; 8. Glogner. IX. Brero. X.
Walter, Widmark. XYII. Catrin.
Sach-Begister.
339
Sach - Segister.
Abdomen 6. ÜDierleib.
Abdominaltuberkalose 149. 150.
Ibdominaltyphas 8. Typhus.
A b f &11 e, städluche, Beseitigang doroh Verbrennung 273.
Abfnhrsysteme 111.
Abortns s. Erühgeburt
AbsoesB, d. Leber, FtoioaEoen in soloh. 11. — , im 6e«
him (b. Empyem d. Kieferhöhle mit Osteoperiosieitis
d. Orbita) 60. (operative Behandlung) 60. (Symptome)
136. — , Bubphremsoher, versdiied. .£rten d. Entstehung
63. — , Dnbois'scher 126.
Acardiacu8 261.
Aoetonurie, nach Narkose 115. — , Beziehung der
Laevulinsfture zu solch. 136.
Aoustious s. Nervus.
Addison' sehe Krankheit, Pigmentirungd. Haut 17.
Adenitis tuberoulosa b. Kindern, Ezstirpation d. Drü-
sen 264.
Adenoma sebaceum 15.
Adspiration, Erstickung durch solche 72.
Aethernarkose, Aoetonurie nach solch. 115. — ,
Yorzuge u. Gefahren 133. 217. — , Hirnblutung nach
solch. 134.135. — , Pneumonie nach solch. 134. — ,Tod
durch Lungenödem 134 — , Statistik 134. — , Asphyxie,
Iracheotomie 167.
Aethylsulphid im Hundeham 115.
Aktinomykose, durch eingedrungene Fremdkörper
verursacht 167. — , d. Oberfiefers 167. — , d. Zunge
168. — , d. Unterleibs 174.
Albuminurie mit Retinitis b. Schwängern 68.
Alkalien, Anwendung b. Gicht 116.
Alkalinitftt d. Blutes, Wirkung eegen Infektion 122.
Alkohol, Bedeutung b. sexueller Perversion, Epilepsie
u. andern psych. Abnormitäten 30. — , Yerhtltung d.
Missbrauchs 70. — , Verbrauch als Nahrungsmittel 70.
— , Bezieh, zur Entstehung d. Leberoirrhose 151. — ,
Wirkung auf d. Hühneremoryo 236.
Alkoholismus b. Kindern 70.
Alkylsuiphid, Nachweis 115.
Alopecia areata, Aetiologie 228.
Amblyopie, durch Tabiuc erzeugt 69.
Amerika s. Nordamerika.
Ammonium, Verbindungen solch, in Brunnenwässern
274.
Amnesie nach Selbstmordversuchen 144. 145.
Amnion, Missbildungen durch Adhäsionen verurs. 261.
Amoeba coli. Bezieh, zur Dysenterie 123.
Amputation, nach OriUt, Resultate 67. — , wegen
Tetanus 182.
Amyloidkörper in einem Sarkom d. Stemum 234.
Amyotrophieb. Lateralsklerose 137.
Anämie, Herzgeräusche b. pemioiöser 101. — , Eisen*
gehjüt d. Organe 130. — , Anwendung d. Knochenmark-
extraktes 135. — , mit tödÜ. Verlauf, Spinalerkrankung
140.
Anastomosenknopf, Murphys, Anwend. b. Darm-
operationen 64. 65.
Aneurysma, arieri<HD€nö8um (traumat d. Schlüssel-
beingefässe) 171. (im Unterleib) 202. — , der Aorta
(Symptome, HeUung) 201. 202. (dissecans) 202. — ,
d. Art, eoronaria eordis 202. — , d. Art, meaenteriea
202. — , d. Art, poplüaea, Behandl. 262. — , d. Art.
veriebralis 202. — , d. Baailararterien, plötzUoherTod
duroh Ruptur 127. —, d. Ductus BotaUi 202. — , d.
Herxens 193. — , am S^pitium ventriculorum 189.
Angina, nicht diphtherische, Lähmung b. solch. 21.
— , pectoris (Arten) 94. (nach Nervenverletzunf) 95.
(b. iÜerose d. Aorta) 200. — , b. Scharlach, Femen d.
Dil^theriebadllus 244.
Angiokeratom d. Btimmbands 154.
Anleitung zur Brillenverordnung (von P, Stikoer) 1 10.
Anstrengung, plötzl. Auftreten von Aorteninsnfficiens
nach solcL 189.
Antal^ica, Wirkung 19.
Antidiphtherin, jüiwendung 247.
Antipyretica, Wirkung d. verschied. 19.
Antitoxin, bei Diphtherie, Ort d. Bildtmg 40. — , bei
Tetanus 78. 183. — 8. a. Heilserum.
Antrum Highmori, Erkrankung b. Diphtherie, Schar-
lach u. Hamm 245.
Anus praeternaturalis, Anlegung 220.
Aorta 8. Arteria.
Aorteninsufficienz, diastol. Geräusch b. solch. 100.
^-, b. gesunden Klappen 101. --, Nutzen d. Digitalis
102. — , b.Endocarditisveirucosal87. —, akutes Auf-
treten 189. — , plötzL Tod duroh Lungenödem 189.
Aortenton 100.
Aphthen, epizootisohe (Immunisirung durdi Jodkalium)
123. (Aetiologie) 124. — , an d. weibl. Genitalien 254.
Apomorphin, Finfl^^wa d. Abkühlung u. Erhitzung auf
d. Wirkung 21.
Apoplexie, d. Gehirns b.Caüoroform-u. Aethernarkose
134. 135. -- S. a. Gehirn.
Apparat s. Messapparat; Redressionsi^parat
Appendicitis, Steinbildung b. soloh. 172. — •, Erb-
lichkeit 173.
Arbeit s. Muskelarbeit
Arcus senihs, Entstehung 180.
Area Celsi, Aetiologie 228.
Argentum-Gasein,baktericide Wirkung 136.
Argyrie, anatom. Befund 17.
Arm, Varices an solch. 203.
Aronson's Heilserum gegen Diphtherie 39.
Arrhythmie d. Pulses 99.
Arteria, aortOy Ton in ders. 100. thoracica (Ekchymo-
sen) 72. (Sklerose) 200. Ruptur auf tuberkulöser Basis
128. Insufficienz d. Ostium u. Kliq^pen 100. 101. 102.
187. 189. Erweiterung 201. Aneurysma (Symptome,
Heilnng)201.202. (dissecans) 202. >-, basüaris, Rup-
tur eines Aneurysma als Urs. plötzl. Todes 127. — ,
hroMoHs, Verschluss nach Influenza 203. — , earotis,
Stenose 152. 201. — , eentraHs retinae, EmboÜe bei
' Endokarditis 186. — , eoronaria eordis (Absperrung)
83. (Aneurysma) 202. — , meningeamedia, Blutung 2d.
— , mesenteriea, Aneurysma 202. — ^popliiaea, Aneu-
rysma, Behandlung 202. --^jndmonalis (Töneindecs.)
100« (Stenose) 189. 201. (Thrombose, Embolie, Ver-
halten d. Lungen) 202. (Embolie nach Operationen am
Septum recto-vaginale) 256. —^radiahs, Pulacurve
b. Aortenstenose 189. », renalis, Embolie b. Endokar-
ditis 186. -— , subclavia (traumat Aneurysma) 171.
(Stenose) 201. — -, vertebraUs, Aneurysma 202.
Arterien, d. Schilddruse, li^^tur gegen Basedow*sche
Krankheit 25. — , Transposition d. grossen 198. — ,
Thrombose nach Influenza 203.
ArteriengeräusohclOO. 102.
Arteriosklerose, ktente 94. —, d. Herzens 94. -— ,
Bezidiung zu: Infektionskrankheiten 199. Syphilis 200.
— , Schrumpfiiiere b. solch. 200.
Arthritis, deformans, Pathologie 219. -— , urica,
Schrumpfoiere b. solch. 220.
Aryknorpel, Beginn d.Larynxtuberkulose in d. Gegend
zwischen dens; 154.
Arzneimittel, neuere, ihre Anwendung u. Wirkung
(von W. F, Löbiseh, 4. Aufl.) 103.
Asepsis, in d. Chirurgie 58. —, b. d. Entbindung 164.
Asphyxie, der Neugebomen, Behandlung 71. — , bei
Aethernarkose, Tracheotomie 167.
Aspidium spinulosum, Darstellung von Säuren auA
solch. 139. .
840
Sach-Begister.
Asthenie s. Myasthenie.
Asthma, überdass. (von W,Brügelfnafm, 3. Aufl.) 104.
Asyle, niedere Herbergen, YollpBküolien n. $. w. (von
Jf. Shauffu. Th. Weyt) 214.
Ataxie, hereditäre, Symptome, anatom. Veränderungen
139.
Atherom Cysten, d. Haut, Anatomie 15.
Athmnng s. Bespiration.
Atlas, Luxation 62.
Atlas, d. Histopatfaologie d. Nase, d. Mundhöhle m* d.
Kehlkopfs (von Otto Seifert u. Max Kahn) 204.
Aufmerksamkeit, peyohometr. üntersuohuag 121.
— , Bezieh, zur motor. Innervation 121.
Augapfel, penetrirende Verletzung 230. — 8. a. Sxoph«
thalmus.
Auge, d. wichtigsten Geschwülste dess. (von JL Vaenus)
110. — , Einspritzung von Arzneilösungen in dass. 135.
— , Erkrankung nach Vacoination 180. — , Infektions*
kranUieiten 230. — , Tuberkulose 273. — & a. Erypt-
ophthalmus : Xerophthalmus.
AugenärztlicheUnterriohtstaf&ln(vonilassvN«9y
Heft Vn. d. wichtigsten Geschwülste d. Auges; von
A. Voseima) 110.
Augenheilkunde, klinische (von CS. du BoU-Rey-
numd) 109.
Augenhöhle, Phlegmone (Diagnose von Empyem d.
Stirnhöhle) 59. (patholog. Anatomie) 180. — -, Osteo-
periosteitis b. Empyem d. Kieferhöhle 00. — , Gummi-
geschwulst 67. — , Schleimoysten 271. — , Gefass-
geschwülste 271. — txaumat Luxation d. Zhränendrüse
in dies. 272.
Augenkrankheiten b. Endokarditis 186.
Augenlid, syphilii Schanker an dems. 67. 272. — ,
Gardnom, Riesenzeilen in solch. 232.
Auskultation d. Herzens 100.
Auswurf s. Sputum.
Automatismus ambulatorius 144
acillus pyocyaneus b. Perikarditis 194.
Bacterium, coli conunime (b. Dysenterie) 123. (Puer-
peralinfektion durch solch.) 123. — , proteus, Bezieh,
z. Seponvergiftung 229.
Bakterien, Veränderung d. Wachsthumsform unter
verschied. Bedingungen 11. — , im Darminhalte b. Neu-
gebomen vor der ersten Nahrunssaufiiahme 57. — ,
Wirkung d. Nierensaftes gegen sdche 122. —, Wir-
kung d. Argonin auf solche 136. •— , im Bruchwasser
173. — , imCoi^unctival8ack231. ^, imMargarin277.
— S. a. Daimbakterien.
Bart, Bedeutung f. d. Verhütung d. Facialislähmung 28.
Basedow'sche Krankheit, Pathogenie, Formen,
Diagnose 22. — , Symptome 22. 23. — , Sklerodermie
b. s^ch. 23. — , Erscheinungen ders. b. sekundärer
Syi^ilis 23. — , Wirkung d. Schwangerschaft auf dies.
23. 24. — , Bezieh, zu Myxödem, zuKheumatismus 24.
— , Behandlung (Anwend. d. Schilddrüsenpräparate)
24. 25. (l&ymusfutteruAg) 24. 25. 62. (Thyreoidektomie)
24. (Ligatur d. Schilddrusenarterien) 25. — > Opera-
tionen b. solch. 25.
Basilararterie s. Arteria.
Bauch s. Unterleib.
Bauohschnitt, b. üterusfibroiden 157. — , Abechluss
d. Beckens nach imten 159.
Baupläne! Städteerweiterungen 273.
Becken, Enchondrom 159. ->, Abschluss nach unten
b. Bauchschnitt 159. — , Kaiserschnitt b. Verragung
160. —, Fraktur 177.
Behaarung, abnorme, angebome, 261 .
Behring's üeilserum flogen Diphtherie 39.
Beingeschwür, Behandlung 180.
Beleuchtung, künstlichoi strahlende Wärme b. ver-
schied. Arten 277.
B e r i b e r i , Herzschwäche b. solch. 94.
Bericht über neuere Arbeiten auf d. Gebiete d. Phy-
siologie u. Pathologie d. Cirkulationsapparates 81. 185.
— , über d. sanitären Verhältnisse im Königreiche Böh-
men für d. J. 1892 (von Igtuuc Pete) 210. — , über d.
19. Versammlung d. deutschen Vereins f. öffenü. Ge-
sundheitspflege 273. — 8. a. Medicinalberichi
Berichte d. med. Gesellschaft zu Leipzig 215.
Bewegung, Verhältniss d. Gedächtnisses u. d. An^
merksamkeit zu solch. 121. — , Anonudie nach Hismi-
plegie 137.
Bier, Herzkrankheiten nach übermäss. Genüsse 95. — ,
Anwendung b. Kindern 206.
Bindegewebe, interstitielles, Färbung d. Zellen 226.
Bindehaut s. Coigunctiva.
Blasensoheidenfistel, Zerstörung d. Harnröhre b.
soloh.256.
Blastomyoet, pathogener in d. 2^en 124.
Blei in Trinkwasser 274
Blinddarm s. Coecum.
Blut, TClnflnsB d. Nervensystems auf d. Zuckergehalt 4
— ^ucker zerstörende Kraft 4. — , Gehalt an Chlor
u. Phosphor b. Krebs 14 —, Wirkung d. Aikalinität
gegen Lifektionen 122. — , Verhalten b. Tetanie 141.
— , Gift in dems. b. Schlangen 227.
Blutcirkulation, Zeit d. Umlaufs 87. — , Diagnoatik
d. Störungen 99. — , Emdringen von Darmbacteriea
in dies. 122. — S. a. LungenkreiBlaufl
Blutgefässe, Srknnkungen 199.
Blutkörperchen, Vennehmng b. angab. Herzfehlsm
198.
Blutserum, Gifligk^t b. Tetanus 80. — 8. a-Heü-
serum ; Serum.
Blutung, im Gehirn (unter d. Pia-mater) 26. (b. Chloro-
form- u. Aethemarkose) 134. 135. — , in d. Niero b.
Hirnblutung 26. — , aus d. Art. meningea media 26.
— , in d. Lunge, Wirkung 146. — , aus d. Rachen 153.
Böhmen, Sanitätsbericht f. 1892 210.
Brachialarterie s. Aiteria.
Bradykardie, symptomat. 94. — , Vorkommen 19S.
Brand s. Lungenbiand.
Branntwein, Anwendung b. Kindern 206.
Brechmittel, Anwendung b. Lungentuberkulose 146.
Brillen, Anleitung zur Verordnung ders. (von P. So-
wer) 110.
Bromkalium gegen Tetanus 183.
Bromnatrium, Verhalten im Organismus 114.
Bronchitis, fibrinöse b. Mitndinsufficienz 188.
Bronzehaut, Fehlen bei Tuberkulose d. NebenniereD
148.
Bruch was s er, Bakterien in solch. 173.
Brunnenwasser, gesundheitl. Beurtheilung 274
Brustaorta s. Arteria.
Brustbein s. Stemum.
Brustdrüse^ BiesenzeUensarkom b. Weibe 14 — ,
Krankheiten ders. 107. — , Tuberkulose 148.
Brustwand, Hyperästhesie b. Herzkrankheiten 95.
Brustwarzen, eingezogene, Behandlung 258.
Bulbärsymptome b. Syringomyelie 137.
Butter, Üebertragung d. Tuberkulose durch solche 34
Caloaneus, Tuberkulose 180.
Calcium, quantitative Bestimmung im Harne u. Kc^^
b. Osteomiuaoie 129.
Ca Uns, fehlerhafter am Humerus, Operation 177.
Canalis lacrymalis, Meningitis nach Sondimng dess.
180.
Gapiilargefässe, Widerstand für d. Blutstrom io
solch. 87.
Carbaminsäure im Harne nach Anwendung von Kalk-
wasser 114
Gar einem s. Qyste ; Krebs.
Carniferrin 114.
Carotis s. Arteria.
C a s e i n s. Argentum-Casein.
Castration wegen vergrösserter Prostata 66.
Ca t gut, Sterilisation 167.
Cauda equina, Affektionen deis. 238.
Sach-Begifiter*
341
Gellalose in tuberkulösen O^anen 36.
Centraineryensystem, Taserzüge in dems. 131.
132. — , Befand b. ohron. Panmoia 132. — , multiple
Sklerose mit subakutem Verlaufe 239. — S. a. Gehirn ;
Rückenmark.
Centrum, ooordinator. f. d. Herz 83, 85.
Cephalothorakopagus 130.
Gerebrospinalmeningitis, Vorkommen in Böhmen
211. ~, Diagnose 228. — , Aetiologie 228.
Cervikalganglion, unteres, troph. Einfluss 8.
Chirurgie, Asepsis in ders. ^. — , Vorlesungen (von
F&ix lAfars) 106. — , speoielle (Ton Edmund Leser,
2. Aufl.) 106. — , du rectum (par R Quhm etH.Bart^
mann) 107. — , de Turethre, de la vessie, de la pro-
state (par F. Boehef) 107. — 8. a. Statistik.
Chlor, Gehalt d. Blutes an solch, b. Krebs 14. —, Ver-
halten im Olganismus 114.
Chloralhydrat gegen Tetanus 79. 183. 184.
Chloralose, Anwendung b. physiolog. Versuchen 9.
— , Wirkung n. Anwendung 135.
Chloroformnarkose, Aoetonurie nach solch. 115.
~, Gefahr d. Hirnblutung 134. 135. — , (;egen Darm-
invagination b. Kindern 165. — , Vortheile u. Nach-
theüe 2ia
Chlorose, GeftogerSusohe b. solch. 102.
Cholecystektomie 268. 269.
Cholecystendyse 268. 269.
Choleoystopexie 268.
Choleoystostomie 268. 269.
Choleoystotomie 268. 269.
Choledoohotomie 268. 269.
Choledocho-Duodenostomie, wegen Gallenstein
207.
Cholera, Maassregeb zur Abwehr 211.
Cholerabaoillen, Wirkung d. Knoblauohsohwefel-
allyls auf solche 136.
Cholesteatom b. Polypen d. Paukenhöhle 232.
Chorda tympani, Verlauf d. GeschmacksfinBem 240.
Chordae tendineae, abnormer Verlauf 101.
Chorea, durch Schreck entstanden 28.
Cirkulationsapparat, Physiologie 81. •—, Störun-
gen (Dianiostik) 90. 99. (funktionelle) 195. — S. a.
DlutcirkuIaÜon.
Cirrhose,d. Leber (Vorkommen von elast Fasern) 19.
(b. Kindern, Verhalten d. Herzens) 96. (in Folge von
Stauung b. Herzfehlem) 96. (Aetiologie) 151.
Coagulationsnekrose 234.
Cocain, Anwend. in d. Nase zur Verhütung d. Nach-
theile d. Ghloroformnarkoee 218.
Coeoum, Gesohwülste in d. Gegend dess. 174.
Cöliotomie, vaginale 51.
Colotomie wegen verschluckten Fremdkörpers 171.
Condylom, spitzes, Vorkommen von Nerven in solch.
235.
Conjunctiva, Xerose, Hemeralopie b. solch. 181. — ,
Beinen im Saok 231. — , seröse Cysten 272. — ,
lokale vanolöse Erkrankung 272.
Cornea, Entstehung d. Arcus senilis 180. — , Staphylo-
kokkengeschwür 230. — 8. a. Keratitis; Keratoplastik.
Coronararterien, Wirkung d. Absperrung 83.
Corpora quadrigemina, Geschwulst 237.
Corpus, restiforme, Folgen d. Durchschneidung 132.
—, vitieum s. Glaskörper.
Goza vara, Aetiologie 270. 271. — -, Formen 270. *— ,
Symptome 270. — , Behandlung 270.
C 0 X i t i s , tuberkulöse, Behandlung 270.
Croup, Wirkung d. Diphtherieheüserum 42. — , Diph-
thenebadllen b. solch. 42. — , Intubation 44. — , in
Böhmen im J. 1892 210. — , Diagnose von Diphtherie
244. —, Traoheotomie, Statistik 267.
Cumol, Verwendung zur Sterilisation von Gatgut 167.
Curette, intrauterine Anwendung 155. — , vollständ.
Schwund d. UtemshÖhle nach Anwendung ders. 257.
— , Perforation d. Uterus durch dies. 257.
Cutis, angeb, Defekt am Schädel eines Neugebomea 72.
Cylinder, vegetabilische, Anwend. b. d. Darmnaht 64.
Cyste, d. Ovarium, caroinomatöse, Metastasenbüdung
53. — , in d. Thymus b. Menschen 126. — , d. Vagina,
Aetioloeie 255. — , d. Pankreas, Exstirpatioa 258. --,
seröse d. Ck>i\iunctiva 272. — S. a. Dermoidoyste; Spi-
thelcysten; Gasoysten; FlEipillokystom.
Cystenentartung d. Herzens 98.
Cysticercus, Biesenzellen in sdch. 232.
CystoskopL intravesikale Operationen 215.
Oampfzelt, Anwendung b. Diphtherie 247.
Daphnien, Wirkung d. elektr. Ströme u. d. Herzgifte
auf d. Herz ders. 21.
D ar m , Hemmung d. Peristaltik durch d. Rückenmark 7.
-— , Polyposis (äenomatosa, Bezieh, zur Entwicklung
d. Krebses 13. — , Bakterien im Inhalte b. Neugebomen
vor d. ersten Nahrungsaufnahme 57. — , Technik d.
Resektion, Anwendung von Murfky'e Knopf 65. — ,
Gasoysten in d. Wand 129. — , Divertikel (erworbenes)
129. (Meckersches) 174. — , Invagination b. Kindern
164. — , Veränderungen b. Einklemmung 173. — , Vor-
fall (b. Persistenz d. Ductus omphalo«mes«itericus)
174. (bw Meckel'sohem Divertikel) 174. (b. Perforation
d. Uterus) 257. — S. a. Coeoum; Enteritis; Jejunitis;
Beocökidgegend.
Darmbakterien, b. Nengebomen vor d. ersten Nah-
rungswifoahme 57. — , Siiäringen in d. Giikulation 122.
Darmkoth s. Eaeoes.
Darmkrankheiten b. Kindern, Anwendung d.Tanni-
gens 20.
Darmmilzbrand b. Menschen 123.
Darmnaht, Technik 64. — , oirkuläre 174.
Decidua reflexa, Vorkommen b. Tubenschwangerschaft
119.
D er matomyositis chronica mit Ausgang in Muskel-
atrophie 142.
Dermoidoysten, Entstehung 14. — -, d. Ovarium 15.
— , d. Haut, Anatomie 15. — -, traumatische 169. — ,
d. Ovarium, Riesenzellen in solch. 232.
Desinfektion, frischer Wunden 167. — , b. d. Entbin-
dung 258. 259. —, d. Hände 264.
Dextrokardie 130. 197.
Diabetes, von d. Niere ausgehend 237.
Diagnostik d. Hamkraakheiten (von C. Poener) 107.
Diaphragma , Abscess unter dems. 63. — , sichtbares
Auf- u. Absteigen b. d. Respiration 151. — , Zerreissung,
Chirurg. Behandlung 172.
Digitalis, Wirkung b. Herzkrankheiten 102.
Digitoxin, therapeui Wirkung 20.
Diphtherie, Lymphdrüsenerkrankung b. solch. 12.
— , Beziehung zu Tuberkulose 37. — , Behandlung
(Heilserum) 39—47. 247. (Wassersiofisuperoxyd) 47.
247. (medikamentöse) 246. 247. (Dampfzelt) 247. (Ter-
pentinöl) 247. (lokale) 247. — , Ort d. Antitoxinbildung
40. — , Traoheotomie (Sterblichkeit) 42. 17a (Ein-
fluss auf d. Verlauf) 170. — , Immunität (Erzeugung
mittels Heilserum) 46. (natürliche) 48. —, Vorkom-
men im südL Rusdand 47. — , larvlrte 48. — , Dauer
d. Bacillenbefondes nach d. Heilung 49. 243^ — , Be-
zieh, zu Rhinitis fibrinosa 49. — , Heralähmung nach
solch. 93. — , Grössenverhältnisse d. Herzens b. Ne-
phritis 93. — , SterUidikeit 170. — , in B^imen im
J. 1892 210. — , bakteridog. Diagnose 243. 244. — ,
Diagnose von Croup 244. — , uebertracrung durch
Mildi 244. — , Erkrankung d. Nebenhöhl«i d. Nase
245. — , Erkrankung d. Nase 245. — , Otitis media b.
solch. 246. — , Hanisuppression246. — , Krankenpflege
b. solch. 246. — S. a. Angina; Pseudodiphtherie.
Diphtheriebacillen, b. Croup 42. — , im Rachen
nach Heilung d. Diphtherie 49. 243. — , Bezieh, zu d.
Pseudodiphtheriebacillen 49. — , b. Endokarditis 186.
— , Fehlen b. Scharlachangina 244.
Divertikel, d. Darms (erworbenes) 129. (Medcel^schea,
Vorfall d. Darms) 174. — , im Herzen 198.
Diuretica, Wirkung 121.
342
Saoh-Begister.
Diuretin, Katzen b. kardialem Hydrops 103.
Doppelmissbildung 130.
Dorsalmark, oberes, totale Compressioa 140.
Drüse, tuberkulöse, Exsturpation b. Eindem 264. — ,
Nuhn'sche, angeb. Banola 265. — S. a. Adenoma;
Giftdrüsen; Scnilddräse'; Talgdrüsen; ThrSnendrüse;
Thymus.
Ductus omphalo-mesenterious, Persistenz, Darmvorfall
174. — , Botalli, Aneurysma 202.
Duodenum s. Choledooho-Duodenosiomie.
D u r c h 1 e u ch tu n g , Untersuchung d. Transparenz von
Gesohwülsten u. &sudaten mittels ders. 58.
Dysenterie, Aetiologie 123.
ohinococou8,d. Schilddrüse 170. ~, Biesenzellen
in solch. 232.
Ei s. Hühnerei.
Eingeweide, Situs inyersus 130.
Eisen, Oehalt d. Organe an solch, b. anäm. Zuständen
130. — S. a. Oamifarrin.
Eiterkokken, Infektion mit solch. 10.
E i we i s s , Gehalt d. Muttermilch an solch. 120. — , f. Er-
haltung d. Stiokstol^eichgewichtB nöthige Menge 120.
Ekchymosen in d. Brustaorta 72.
Eklampsie, Einfl. auf Tuberkulose 34.
Elektricität, Wirkung auf d. thier. Gewebe 5. — ,
• Wirkung auf das Dapmüenherz 21. — , Sicherheits-
technik f. licht- u. Kraftanlagen 112. — , Anwendung
b. chron. Oophoritis 156. — , pegen Verstopfung bei
Säuglingen 166. — S. a. Galvamsmus; Glühschünge.
Embolie, d. Milzarterie b. Endokarditis 186. — , d.
Lungenarterie (Verhalten d. Lunge) 202. (nach Opera-
tionen am Septum reoto-vaginale) 256.
Embryo d. Huhns, Wirkung d. Alkohols n. d. Essenzen
auf solch. 236.
Embryokardie 99.
Emetica, Anwend. b. Lungentuberkulose 146.
Emphysem s. Hautemphysem.
Empyem, d. Sinus frontalis 58. — , d. Sinus ethmoi-
dalis59. — , d. Sinus mazillaris60. — , b. Tuberkulose,
Behandlung 150.
Empyeme du sinus sphenoidal (par K J. Moure) 203.
Encephalitis, akute, nicht eitr^ 238.
Enchondrom d. Beckens 159.
Endokarditis, Embolie d. Milzarterie 186. — , Augen-
affektionenb. solch. 186. — ,Diphtheriebacillenb.SMch.
186. — , chronische, Septikämie nach solch. 186. — ,
Beziehung zu Gelenkrheumatismus 186. — , Mikro-
kokken b. solch. 186. —, Diagnose 195.
Endometritis chronica glandularis, Protozoen b. solch.
156.
Endoskopie, Täuschungen b. solch. 176.
Endothelgesch Wülste d. Orarium 53.
Endschlingen d. Nerven 227.
Entbindung, Liversio uteri nach solch. 54 — , An-
wendungd. Zanee 55. — , Herzkrankheiten nach solch.
92. — , Behandlung d. Uteruscarcinoms b. ders. 158.
— , Asepsis b. solch. 164. —, Untersuchung 258. — ,
Anwendung d. Desinfektion 258. 259. — , Sepsis nach
solch., suprava^nale Amputatio uteri 259.
Enteritis phlegmonosa 129.
Entzündung, aseptische, künsü. Erzeugung zur Hei-
. lung bösart Neubildun^n 169.
Enzyme, proteolyt, Wirkung auf d. lebende Zelle 121.
Epidemie s. Diphtherie; Lähmung.
Epidermis, normale u. pathdog.Pigmentirung 16. 17.
Epididymis, Tuberkulose 35. 148.
Epiglottis, £^brom an ders., Pharyngotomia subhyoidea
217. — , Ezstirpation 265.
Epilepsie, Bedeutung d. Alkohols 30. — , operative
Behandlung 60. — , in Folge von Herzkrankheit 96.
Epithel, normale u. patholog. Pigmentirung 16. 17.
Epitheloysten, traumatische 169.
Erblichkeit, d. Tuberkulose 34. — , d. Immunität
gegen Tetanus 77. — , d. Appendioitis 173,
Ereostat99.
Ernenkung, b. einem Tracheotomirten 72. — , Krämpfe
u. Amnesie nach Wiederbelebung 145.
Erkältung, Faoialislähmung durch solche 28.
Ermüdung, Einfl. auf d. Braktionszeit 121.
Erstickung durch Adspiration in bewusstiosem Zu-
stande 72.
Erysipelas, Wirkung d. Hitze u. Kälte auf dass. 9.
— , d. Larynx 163.
Erysipelserum, Behandl. d. Krebses mit solcL IfSS.
169.
Erythema nodosum, Vorkommen 254.
Ethmoidalzellen, Empyem, Diagnose o. Behand-
lung 59.
Exophthalmus b. Syphilom d. Fossa pterygo-pali^
68. — , period. bei variköser Erweiterung d. Oriätal-
venen 271. — , traumai pulsirende 271.
Exsudate, Untersuchung d. Transparenz 58.
Extrauterinsch wanger Schafts. Tubenschwanger-
schaft.
Extremitäten, untere, Oehverbändeb. Frakturen 179.
— , obere, Yarioes an solch. 203.
Facialis s. Nervus.
F a c i a 1 n e u r a 1 g i e , Entfernung d. Ganglion Gassen 142.
F a e c e s , Ausscheidung von Harnsäure u. XanthinbaBen
durch dies. 120. — , quantitative Bestimmung vonCal-
cium, Magnesium u. Phosphorsäure in dens. b. Osteo*
malaoie 1^.
Fäulniss, Widerstand d. Tuberkelbaoillen gegen die-
selbe 36.
Farbenlehre (von LuduDtg MaMthnerf 2. Aufl.) 110.
Fasern, elastische, Vorkommen b. Lebercirrhose 19.
Ferment, Yermittelung d. Oxydation im Oreamsmus
durch solch. 3. — , eiweissverdauendes, Verhalten zum
lebenden Protoplasma 121.
Fer ratin, Wirkung 21.
Fetischismus 143.
Fett, Absorpticm 227. — , subcutane lojektioD, Verwen-
dung im Stoffwechsel 227.
Fettentartung d. Papillarmuskeln mit Mitralinsaf-
ficienz 189.
Fettleibigkeit, Arteriosklerose b. solch. 95.
Fettnekrose d. Pankreas 128.
Feuchtigkeit s. Luft.
Fibroid d. Uterus, Behandlung mittels Abdominal-
schnitts 157.
Fibrom, d. Ovarium 156. — , d. Niere, Nephrektomio
157. — , d. Epi^ottis, Pharyngotomia subhyoidea 217.
Fibromyomd. Uterus (Radikaloperation) 157. (biccmiis,
Diagnose d. Haematometra b. solch, u. Atresia vaginae)
158.
Fieber (von O.RUgheUi, übers, von R Teuseher) 103.
— , Behandlung 125. — , Erzeugung b. Thieren 125.
Finger, schnellender, Entstehung 179.
F i s t u 1 a ileo-vaginalis carcinomatosa, Laparotomie 172.
— S. a. Blasenscheiden-, Gallenblaoanbauch-, GaileD-,
Hanileiterbauchwand-, Hamleitersoheidenfistel.
Flecke, fivrbige, subjektive Gesichtsem^ndung 69.
Flecktyphus s. Typhus.
Fleisohsäure, Wesen 144. —, im Harne 144.
Fluorescenz d. Harns 217.
Foetus, Uebertragung d. Tuberkulose von d. Mutier
auf dens. 35.
F 0 r a m e n ovale. Offenbleiben 198.
Fossa pterygo-palatina, Syphilom, Exophthalmus bei
solch. 68.
Fragmentatio myocardii 192.
Fraktur, d.Eiüescheibe, Behandlung 67. — -,d.BeokeD8
177. —, d. numerus (Pseudarthrose) 177. (fehlerhafter
CaUus)177. (Lähmung d.N. radialis) 177. — ,d.ujitem
Radiusendes 177. — , d. Beine, Behandlung im umher-
gehen 179. •— , d. Schädelbasis, pulorenderExc^hthil-
mus b. sdch. 271.
Frau 8. Geschlechtsorgane,
Saeh- Register.
fi4S
Franenmiloh, Fhygiologie d.Bekietion9. — , Eiweiss-
geludtl20.
Fremdkörper, Uebertragang d. Aktinomykose duxoh
8q1oL167. — ) Yer8ohlacktor,Golotoimel71. •— ,Tab6T-
koloBe durch solche yerorsacht 231.
fremdkörperriesenzellen 231.
Friedreich' s Krankheit, Symptome, anatom. Yer-
I indenmgen 139.
Frühgeburt, ffinleitmig (wegen Retinitis albuminurica)
68. (wegen Herzkrankheiten) 92. (wegen Leistenbruchs
d. schwängern Uterus) 159.
Funiculus spermaticus, Geschwülste 176.
Fuss, Malum perforans nach Stichverletzung d. Isohia-
dißus 141. — , osteoplast Resektion 179. — , Mus-
bÜdungen 261.
dalle, Giftigkeit b. Tetanus 80. —, Absonderung (wäh-
rend d. Inanition) 227. (b. verschied. Nahrung) 227.
Gallenblase, omrur^. BehandL d. Krankheiten 268.
Gallenfistel, operative Behandlung 269.
Gallenstein, operative Behandlung 267. 268. 269.
Galopprhythmus bei Erweiterung d. rechten Her-
zens 99.
Galvanismus, ehem. Wirkung auf lebende Gewebe 5.
Ganglion, oervicale inferius, tEOi»hischer Rinfluss 8.
— , Gassen, Entfernung wegen Facialneuralgie 142. —
S. a. HerzgRnglien.
Gangrän, symmetr. 152. — S. a. Lungenbrand.
Gascysten in d. Darmwand u. in peritonit. Fäeudo-
membranen 129.
Gastroanastomose b. Sanduhrmacen 64.
I Gastrorrhajphie wegen Magengeschwür 217.
Gastrostomie, Resultate 63.
Gaumen, tuberkulöses Geschwür 148.
Gebärmutter, Retroflezion, operative BehandL 50. 51 .
~, Ümstulpung (nach d. Entbindung) 54. (Mechamk)
55. (spontane b. Geschwülsten) 55. — , Zerreissung,
Behandlung 55. — , tiierapeui Eingriffe innerhalb ders.
155. — , totaler Vorfall ohne Cystocele oder Reoto-
cele 157. — , Fibroid, Behandlung mittels Abdominal-
schnitt 157. — , Fibromyom, Radikaloperation 157. — ,
hämorrhag. Infarkt 157. — , Leistenbruch während d.
Schwan^rschaft, Frühgeburt 159. — , Erkrankungen
d. Schleimhaut 257. — , Laktationsatrophie 257. — ,
vollständiger Schwund d. Höhle, Perforation nach Aus-
kratzen 257. — , supravaginale Amputation b. Sepsis
nach d. Entbindung 259. — S. a. Endometritis ; Hämato-
metra; Hysterektomie.
Gebärmutteranhänge, Schwangerschaft nach Ope-
rationen an solch. 52.
Gebilrmutterkrebs, BehandL während d. Schwan-
gerschaft u. Geburt 158.
Gebart, Verletzungen d. Neugebomen während ders.
71. 163. — , Erschwerung durch Erweiterung d. Harn-
blase des Kindes 160. — , Hinterscheitelbemstellung
162. — , Umwandlung d. Stirn- u. Gesichtslagen in
HSnterhauptsIage 163. — S. a. Entbindung.
Geburtshülfe, Untersuchung 258. — , Desinfektion
258.259.
Geburtszange, Prognose b. d. Anwendung 55.
Gedäohtniss, Bezieh, zu d. Bewegungsinnervation 121.
Gefässe s. Blutgefässe.
Gefässnerven, Wirkung d. elektr. Reizung 87.
Gehirn, Gewicht 6. — , Blutung (Auftreten, Ursachen
u. Prognose) 26. (nach Fall auf d. Kopf) 26. (mit
Nierenblutung) 26. (b. Chloroform- oder Aethemarkose)
134. 135. — , Hernien an d. Basis 26. — , inselförmige
Sklerose 27. 239. — , Geschwülste (operative Behand-
long) 60. (Ihcplorativtrepanation) 61. (in d. linken Gross-
himhemisphäre mit Atrophie d. rechten Kleinhim-
hemisphäre) 237. — , Abscess (operative BehandL) 60.
(d. Stimlappens b. Fanpyem d. ifieferhöhle mit Osteo-
peziosteitis d. Orbita) 60. (Symptome) 136. — , Eite-
rung in solch, nach Ohrenkrankheiten 61. — , Anatomie
d. £ndel05. — , Aneurysma d. Basilararterien, plötzl.
Tod durch Ruptur 127. — ,- einseitige Verletzung, ab-
steigende Degeneration bei solch. 132. — , Unter-
suchungsmethode 223. — S. a. Corpora; Encephalitis;
Himarterien ; Kleinhirn ; Leptomenmgitis.
Gehörnerv s. Nervus.
Ge hv erbau db. Frakturen d. untern Extremitäten 179.
Geissei von St. Kilda 182.
Geistesstörung, bei Schwefdkohlenstoffvergiftiug
143. — , Heilung durch Trepanation 144. — , Herz-
ruptur b. solch. 193.
Geisteszustand d. Hysterischen (von Pierre Janei,
übers, von M, Kahcme) 105.
Gelenke, Tuberkulose 150.— S. a. Hand-, Hüft-, Knie-
gelenk.
Gelenkentzündung, deformirende 219.
Gelenkrheumatismus, akuter. Bezieh, zu: Base-
dow'scher Krankheit 24. Endokaitiitis 186.
Genitaliens. Geschlechtsorgane.
Geschichte d. Psychiatrie inRussland (vonA v,Roth)
106.
Geschlechtsorgane, b. Weibe (plötzL Tod b. Affek-
tionen ders.) 73. (Nervenendigung m solch.) 119. (pri-
märe Tuberkulose) 149. (Aphthen) 254. (Infektion durch
Hefezellen) 258.
Geschlechtstrieb, Perversion u. Inversion 30. 143.
Geschmacksempfindung, Verhalten b. Rhachitis
262.
Geschmacksfasern d. Chorda tympani, Verlauf 230.
Geschwür, tuberkulöses am Gaumen 148. — , am Unter-
schenkel, Heilung 180. — , d. Hornhaut, durch Sta-
phylokokken verursacht 203. — , rundes d. Vagina 254.
— S. a. Magei^eschwür.
Geschwulst, Transparenz 58. — S. a. Adenoma ; Angio-
keratom; Atheromoysten; Auge; Coecum; Corpora
Dermoidcyste; Enchondrom; Endothelgeschwulst
Fibroid; Fibrom; Fibromyom; Gebärmutter; Gehirn,
Herz; Beocökalgegend ; Neubildungen; Neurom; Nie-
ren ; Ovarium ; Papillokystom ; Papüiom ; Riesenzellen ;
Samenstrang; Teratom ; Tunioa.
Gesellschaft, med. zu Leipzig, Berichte 215.
Gesichtslage, Umwandlung in Hinterhauptslage 163.
Gesundheitswesen inPreussen (von M,P%8ior) 215.
Gesundheitspflege s. Verein.
Getreidegranne ab Träger d. Aktinomykose 168.
Gewebe, thierische (zuokerzerstörende Kraft) 4. (Wir-
kung d. Elektrioität auf dies.) 5.
Gewicht d. Organe d. menschL Körpers 6.
Gicht, Anwendung von Alkalien 116. — , Schrumpf-
niere b. soloh. 220.
Giohtwasser Jlford%or<<'5 116.
Gift, von Vibrionen, Bildung in Hühnereiern 9. — , Er-
zeiqrang von Immunität ge^n soloh. 21. — , d. Tuberkel-
baculen 36. ~S. a. Herzgifte; Schlangengift; Tetanus-
gift; Vergift^g.
Giftdrüsen d. Schlangen, Wirkxmg d. Ezstirpation 227.
Gips-Gehverband 179.
Glandula s. Drüse; Schild-, Thränendrnse.
Glaskörper, Wirkung d. Einspritzung verschiedener
Flüssigkeiten in solch. 135.
Gliose, d. Rückenmarks, rascher Verlauf 138.
Glühschlinge, elektrische, Abtragung hypertroph.
Mandeln mittels solch. 152.
Glykogen, Umwandlung in d. Leber 3.
Gonokokken, Wirkung d. Argonins auf dies. 136.
Gonorrhöe als Ursache von Pyämie 220.
Greisenbogen, Entstehung 180.
Gries s. Hamgries.
Gritti'sohe Amputation, Resultate 67.
Grundzüge, d. Hygieine (von W,Prau9nU%, 2. Aufl.)
110. — , d. Sicherheitstechnik f. elektr. licht- u. Kraft-
anlagen (von Martin EaÜmann) 112.
G u a j a k 0 1 , Anwend. b. Tuberkulose 251 .
Gummi, Verhalten d. Pigments in d. Narbe 17. — , der
Aujnanhöhle 67. — , auf d. Sehnervenpapille 181. — ,
d. Herzens 193.
S44
Sach-Begifiter.
Otimmilosang, als Nährflüssiskdi f. d. Froschlierz 9.
— , Wirkung auf d. stülstehende Herz 85.
Gummifiohnar, Stielnnterbindniig mit soIoIl b. Lapa-
rotomie 167.
Saar s. Behaanmg.
Haematomd. Stemocleidomastoidetus 62. 163.
Haematometra, Diagnose b. Fibroma uteri bicomis
n. Atresia Taginae 158.
Haemochromatose 17.
Halogene Substanzen, Verhalten im Organismus
114.
Halswirbel s. Atlas.
Hammerzebe mit Plattfoss 179.
Hand, Desinfektion 264.
Handbuch, d. physiolog. Optik (von H, v. HdmhoUx,
2. Aufl., 7.— 10. lief.) 110. — , d. Hygiene (von Th.
Weyl, 13., 15., 17. lief.) 111. 112. 214.
Handgelenk, Fall auf dass., Fraktur d. untern Badius-
endes 177.
Harn, Oifliekeit b. Tetanus 80. — , Fleischsäure in dems.
114. — , Oirbaminsäuire in dems. nach Anwendung Ton
Kalkwasser 114. — , Aethylsulfid in solch, b. Hunde
115. — , Ausscheidung von Schwefel in dems. 115.
— , quantitative Bestimmung d. Calcium, Magnesium u.
d. Phoephorsäure in solch, b. Osteomalacie 129. — ,
Fluorescenz217. — , Suppressionb. Diphtherie 246. — ,
Untersuchung b. Tuberkulose 251. — S. a. Acetonurie.
Harnblase, Chirurgie 107. — , Missbildung 131. — ,
Erweiterung ders. b. Kinde als Geburtshindemiss 160.
— , Katanh, Behandlung 176. — , HtOfsmittel zur Dia-
gnose u. Therapie d. Krankheiten ders. 205. — , Ope-
rationen in solch, mit Hülfe d. Cystoskops 215. — ,
Verdoppelung 260.
Harngries, Bedingungen d. Ausscheidung 115.
Harnkrankheiten, Diagnostik ders. (von (7. Pöaner)
107. — , Therapie ders. (von C. Poaner) 204.
Harnleiter, Chir. 65.107. — , Katheterismus 215. 216.
Harnleiterbauch wandfistel, Funktion d. Nieren
b. solch. 256.
Harnleiterscheidenfistel 256.
Harnröhre, Chirurgie 107. —, Missbildung 131. — ,
Entzündung b. d. Frau 205. — , Zerstörung b. Blaseu-
scheidenfistel 256.
Harnsäure, Verbindungen ders. im Organismus 115.
— , Nachweis mit Phosphormolybdänsfture 116. — ,
Ausscheidung durch d. Faeces 120.
Haus 8. Wohnhäuser.
Haut, Atheromcysten, Dermoidcysten 15. — , normale
u. patholog.Pigmentirung 16. 17. — ^ Knötchenbildung
in solch, b. Tuberkulose 146. — , Tuberkulos4148.252.
— , Einfl. d. Schwankungen d. relativen Luftfeuchtig-
keit auf d. Wasserabgabe 278. — 8. a.^ Bronzehaut ;
Cutis; Dermatomyositis; Sklerem; Sklerodermie.
Hautemphysem, lokides traumatisches nach Lapa-
rotomie 171.
Hayem*s Heilserum gegen Diphtherie 42.
Hefe Zellen, ids Krankheitserreger in d. wabl. Oeni-
taUen 258.
Heilanstalten f. Sdiwindsüchtige 249.
Heilserum i gegen Diphtherie (Stärke d. verschiedenen
Arten) 39. ( w irkrmg auf Nieren u. Herz) 40. (Anwen-
dung) 40—47. (Nebenwirkungen) 46. (Immunisirung
mit solch.) 46. — , gegen Krebs 168. 169. — , gegen
Tetanus 182. 183. 184. — , gegen Tuberkulose 252.
Hemeralopie b. Xerosis conjunctivae 181.
Hemianopsie b. Hysterie 30.
Hemiatrophie b. angeb. Hirsuties 261.
Hemiplegie, Bewegunfflanomalie nach solch. 1 37.
Herbergen, Hygieine ders. 214.
Hernia, iliaoa d. schwängern Uterus, Frühgeburt 159.
— , inguinalis, Badikalheilung b. Kindern 174 — ,
umbilicalis, Badikaloperation 175.
Hernie, d. Qehims an d. Basis 26. — , Bakterien im
Wasser 173.
Herpes zoster (d. Iris b. Zostet frontalis) 272. (frontalis,
mit neuroparalyi Keratitis u. Oculomotoriusparese) 273.
Herz, Gewicht 6. — , Wirkung (d. Elektricität) 21. (der
Gifte) 21. 82. (d. Diphtherieheilsermn) 40. — , An-
ordnung d. Muskulatur 82. — , Coordinationscentnim
f. dass. 83. — , Wirkung d. Absperrung d. Ooronar-
arterien 83. — , Wirkung von Gummilösung auf d.
entblutete, stillstehende »5. — , graph. Darstellung d.
Muskeltfafttigkeit 88. — , Deutung d. Spitzenstosses 89.
— , Entzündung b. Kindern 92. — , Grdssenverhfiltnisse
b. Scharlach- u. Diphtherienephritis 93. — , Erweite-
rung (angiospastisohe) 94. (d. rechten Yenmkels) 99.
~, frnstnne Contraktionen 94. — , Arteriosklerose 94.
— , Vergrösserung (idiopathische) 95. 96. (nach statker
Muskelarbeit) 95.96. — , Verletzung 96.97. — , Syphi-
lis 97. — , Polyp 97. — , oyst Entartung 98. — , Per-
kussionsverhältmsse am normalen 96. — , thermische
Einwirkungen, Verhalten d. Pulses 98. — , Neurosen,
Behandlung 99. — , Auskultation 100. — , abnormer
Verlauf d. Chordae tendineae 101. — , Yerfettong i
Papillarmuskeln mit Mitralinsuffidenz 189. — , Aneu-
rysma 189. 193. — , Zerreissung 193. — , funktionelle,
Innervationsstorungen 194. 195. — , Geschwülste 196.
— , Lageanomalien 197. — , angeb. Missbildungen 198.
— , doppelte Spitze 198. — , Divertikel in dems. 198.
— S. a. Deztrokardie; Endokarditis*, Foramen ovale.
H e r z b e u t e 1 s. Perikardium.
Herzfehler, Lebercirrhose in Folge von Stauung bei
solch. 96. — , Compensation98. — , an^bome 197.196.
Herzganglien, Bedeutung f. d. Thätigkeit d. Herzens
82. — , Veränderung b. akuter u. subä^uter Endokar-
ditis 185.
Herzgeräusch, präsystolisches 100. — , diastol. bei
Aortoninsufficienz 100. — , b. pemiciöser Anämie 101.
— , b. Klappenfehlem 188.
Herzgifte, Wirkung auf d. Daphnienherz 21 .
Herzklappen, Fehler 187.
Herzkrankheiten, durch Seh wan|;er8chaft u. Geburt
herbei|eführt 92. — , Hvperästhesie d. Brustwand b.
solch. 95. — , Epilepsie b. solch. 96. — , Behandlung
(Hydiatrie) 102. (mechanische^ 102. (Digitalis) 102.
(Nitroglycerin) 102. — , Behandl. d. Hydrops 103. — ,
angebome 197. 198.
Herziähmung, plötzl. Tod durch solche 73. — , nach
Diphtherie 93.
Herzmuskel, Erkrankung u. Entartung 190. — , Ver-
halten b. Klappenfehlem 190. — , Fragmentation 192.
— , netzförm. Zustand 193. — , gummatöse Verände-
rungen 193.
Herznerven, regulator. Centrum f. dies. 85.
Herzschlag, Verlangsamun^ 94. 195. — , fötslei
Rhythmus 99. — , Beschleunigung 195.
Herzschwäche, b. Influenza 93. — , b. Beriberi 94.
Herz ton, 2., Bedeutung 100.
Highmorshöhle, Ercrankung b. Diphtherie, Schar-
lach u. Masern 245.
Hinterhauptslage, Verwandl. d. Oesiohts- u. Stim-
lagen in solche 163.
Hinterscheitelbeineinstellungb.d. Geburt 162.
Hirnarterien, Thrombose b. Herzklappenfehlem 188.
Hirnrinde, normale Anatomie 105.
Hirnsinus, Thrombose, operative Behandlung 60.
Hirsuties congenita mit Hemiatrophie 261.
Histopathologie d. Nase, d. Mundhöhle u. d. Kehl-
kopfs (von OUo Seifert u. Max Kahn) 204.
Hitze, Wirkung auf d. Erysipelas 9. — , Einflussanf
d. Empfindlichkeit gegen Qdfte 21.
Hitzschlag. Wesen u. Entstehung 73. — , Verände-
rungen b. solch., Behandlung 133.
Ho de s. Testikel.
Höchster Diphtherieheilserum 39.
Hornhaut s. Ck)mea ; Keratitis ; Keratoplastik.
Hüftgelenk, angeb. Luxation, Behandlung (operative)
222. 269. (orthopädische) 224. — , Tuberkulose, Ent-
zündung, Behandlung 270.
Sach-Begisier.
«i5
Hulfsmittel zur Diagnose n. Therapie d. Blaaenbrank-
heiten (Ton A. Konig) 205.
Hühnerei, Giftbüdong von Vibrionen in solch. 9.
Hühnerembryo, Wirbmg d. Alkohols a.d. Essenzen
auf dens. 236.
Hnmerus, Fraktur (Lähmung d.N. radialis) 177. (feh-
lerhafter Callas, operative Behandlung) 177. — , Psend-
arthrose mit guter OebrauchsfiUiigkeit 177.
Hund, Aethylsulphid im Harne 115.
Hydrargyrum biohloratnm, intravenöse Injektion b.
venöser Sepsis im Woohenbett 260.
Hydiatrie b. Herzkrankheiten 102.
Hydrooeleb. Kindern, Aetiologle u. Therapie 175.
Hydrochinon, Wirkung 237.
Hydrops, karduder, Behandlung 103. ~, inflamma-
torius 151«
Hygieine, Grundzüge dars. (von TT. Prautmix, 2. Aufl.)
110. — , Handbuch ders. (von Hk. Weyl) 111. 112. 214.
Hygrom s. Beiskörperohen.
Hyperglykämie, Einfl. des Nervensystems 4.
Hypertrophie, oompensatonsohe 6.
Hypnotismus (von A, Fard^ 3. Aufl.) 105.
Hysterektomie, vaginale (wegen Ovariengeschwül-
sten) 51. (Technik) 51. — , nach SekucfumU's Me-
thode 51. — , abdominale 52.
Hysterie, Hemianopsie b. solch. 80. — , QeistesflEi'-
standl05.
Jahreszeit, Einfluss auf d.lfachsthumd. Kinder 116.
Janiceps symmetros 130.
Idiosynkrasie 21.237.
Idiotie, Studien über Klinik u. Pathologie ders. (von
(ktrl Hammarberg^ übers, von Walier Serger) 105.
Jecorin, zuckerabspaltende Wirkung 5.
Jejunitis phlegmonosa 129.
Ikterus b. Tuberkulose 146.
IleocökalgeRend, Geschwülste, chir. BehandL 173.
Ileum 8.Fistula.
Immunität gegen Gifte 21. 237. — , gegen Diphtherie
(Erzielung durch Heflserum) 46. (natüniehe) 48. — ,
|»gen Tetenus, Vererbung 77. — , gegen Maul- u.
KlaueoBeuohe, durch Jodkuium erzeugt 123.
Inanition, Gallenabsonderung während ders. 227.
Infarkt, bJbnonhagisoher im Uterus 157.
Infektion, Wirkung der Alkalinitfit d. Blutes 122. —
S. a. Pnerperalinfektion.
Infektionskrankheiten, Ausscheid, von Schwefel
im Harne 115. --, Lokalisation im Bückenmark 133.
— , Bezieh, zur Entstehung d. Arteriosklerose 199.
— , d. Augea 230.
Inflaenza, Herzschwäche b. solch. 93. — , Arterien-
tiirombose nach solch. 203. — , in Böhmen 210.
Inguinalhernie, Badikaloperation b. Kindern 174.
Innervation, d. Bewegungen, Bezieh. d. Gedächtnisses
u. d. Aufinerksamkeit zu solch. 121.
Intelligenz, Störung b. Sohwefelkohlenstoffvergif-
tnnff 143.
Intubation d. Larynx gegen Spasmus 44.
Invagination d. Darms b. Kindern 164.
Inversio uteri, spontane b. Geschwülsten 54. — ^
nadi d. Entbindung 54. — , Mechanik 55.
Jodkalium, Immunität gegen Maul- und Klauenseuche
durdi solch, erzeugt 123.
Jodnatrium, Yeihalten im Organismus 114.
Iris, Herpes zoster b. Zoster frontalis 272.
Iritis, tuberkulöse 181.
Irrenwesen in d. verein. Staaten Nordamerika's 212.
Ischias, Temperatniherabsetzung d. eriorankten Beines
141.
Kälte, Wirkung auf Erysipelas 9. — , Emwirkung auf
d. Empfänglichkeit gegen Gifte 21.
Kaiserschnitt, conservativer, b. Beokenenge 160.
Kalkwasser, Carbanünsäure im Harne nami Anwen-
dung dess. 114
Kanalisation, d.Städtelll. —, in Wohnhäusern 273.
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 3.
Kardiogramme 88. 89.
Karyorrhexis 233.
Katarakte b. Endokarditis 186.
Katheterismus d. Harnleiter 215. 216.
Kautschukindustrie, Schwefelkohlenstoffverg^tung
b. solch. 143.
Kehricht, Beseitigung durch Verbrennung 273.
Keilbeinhöhle, Empyem 203. — , Er&ankung b.
Diphtherie, Masern u. Scharlach 245.
Keratitis, parenchymatosa tuberculo$a 181 . — , neu-
roparalytica b. Herpes zoster frontalis 273.
Keratoplastik 181.
Kernkörperohen, Wirkung der Schwere 6.
Keuchhusten in Böhmen 210.
Kieferhöhle, Empyem mit Osteoperiosteitis d. Orbita
u. Abscess d. Stimlappens 60.
Kind, Dannkrankheiten, Anwendung d. Tannigens 20.
— , Lähmung (epidemische) 27. (d. Facialis) 28. — ,
Alkoholismus 70. —, Sterblichkeit in Sachsen 73.
— , Herzkrankheiten 92. 93. — , Leberoirrhose, Er-
krankung d. Herzens 96. — , Einflufw d. Schule u. d.
Jahreszeit auf d. Waohsthum 116. — , Darminvagina-
tionl64. — , Oxyuris vermicularis, Behandl.initNaph-
thahn 165. — -, Badikaloperation d. Inguinal hemien
174. --, Aetiologie u. Therapie d. Hydrooele 175. — ,
Verhütung d.TuMrkulose b. solch. 219. ~, Strophulus
253. — , primäres Sarkom (d. Vagina) 255. (d. Nieren)
261. — , Soorbut, Bezieh, zu Rhachitis 269. —, Ex-
stirpation tuberkulöser Drüsen 264. — , mgeburishUlfl.
BexdekuMff^ Erweiterung d. Harnblase als Geburtshinder«
niss 160. — S. a. Neugebome ; Säugling; Schulkinder.
Kinder, zum Schutze unserer, vor Bier, W ein u. Brannt-
wein (v<m Wüh$lm Bode) 206.
Kinderkrankheiten, Lehrb. ders. (von Ludwig Un^
^)204.
Klappenfehler d. Herzens 187.
Klauenseuche, Erzeugung von Immunität durohJod«
kalium 123. — , Aetiologie 124.
Kleidung, mikroskop. Struktur 277. — , Wännever«
hältnisse 277.
Kleinhirn, Atrophie d. rechten Hemisphäre b. Ge-
sohwulst in d. linken Grosshirnhemisphäre 2B7.
Kniegelenk, Funktion d. Zwisohenknorpels 66. — ,
Amputation nach Qritti, Besultate 67.
Kniescheibe s. Patella.
Knoblauch, wirksamer Bestandtheil 136.
Knochen, Transplantation 217.
Knochenmark, Morphologie d. Zellen 117. 225. — ,
therapeut Anwendung d. i&trakts 135.
Knochennaht nach d. Symphyseotomie 162.
Knopf, Murpkifs, Anwend. b. Darmoperationen 64. 65«
Knorpel s. ZwischenknorpeL
Körpertemperatur, läniedrigung in dem kranken
Beme bei Ischias 141.
Kohlehydrate, Physiologie ders. 3.
Kokken, pyogene, Infektion mit solch. 10.
Kopfnicker s. Musculus.
Kopf tetanus, Aetiologie, Pathogenese 75. — , nach
Verletzung am Auge 80. — , Therapie 183.
Koth s. Faeoes.
Krampf, nach Selbstmordversuchen 144. 145.
Krankenpflege bei Diphtherie 246.
Kranzarterien d. Herzens (Wirkung der Absperrung)
83. (Aneurysma) 202.
Krebs, Histogenesel3. — , Bezieh, d. Polyposis inteeti*
nalis adenomatosa zur Entwicklung 13. — , Gehalt d.
BÄutes an Chlor u. Phosphor 14 — , bei Tuberkulose
38. — , d. Bectum, Operation 65. — , d. Uterus, Be*
handL während Schwangerschaft u. Geburt 158. 159.
— , Behandlungmit Halserum 168. 169. — , Total-
exstirpatiou d. Kehlkopfs wegen solch. 169. — , des
Darms, Fistelbildung, operative Behandlung 172. — ,
d. neocökalg^;end 174. — , d. Augenlids, Biesen-
zellen in solch. 251. — , Vorkommen u. Ausbreitung
in Preussen 280, — S. a. Cyste.
44
d4S
Sach-Begister.
Kreislauf s. Blatdrkidation.
Kreosot, gegen Taberkolose u. Sorofolose 251.
Kritisohe Bemerkangen zur med. Statistik (yon
neodor ÄUsekul) 206.
Kropf, Behandlüiig mit Thymus 62.
Kryptophthalmus 180.
Kryptorchismus, Badikaloperationd. Leistenhernien
b. solch. 175.
Kuhmilch als S&oglingsnahnmg 57.
Knrzsiohtigkeit, zar8tatistik69. — , Correktion 69.
Ii ä h m n n g nach nicht diphther. Angina 27. — , Epi-
demie b. Kindern 27. — , d. Facialis (seit d. frühesten
Kindheit) 28. (Bedeutong d. Bartes) 28. — , peri-
pherische nach Yaricella 28. — , d. Becmrens, Stel-
lung d. Stimmbänder 155. — , d. N. radialis nach Hu-
merusfraktur 177. — , isoUrte d. Trigeminus 240. — ,
d. Oculomotorius b. Herpes zoster frontalis 273.
Lävulinsäure, Bezieh, zur Acetonurie 136.
Laktation, üterusatrophie b. solch. 257.
Laparotomie, Nutzen b. tuberkuloiser Peritonitis 149.
— , Stielunterbindung mit elast Ligatur 167. — , loka-
les Hautemphysem nach soldi. 171. — , wegen Ver-
letzung d. Leber 172. — , wegen carcinomatoserFistula
ileo-yaginalis 172. — 8. a. Bauohsohnitt; Goeliotomie.
Laryngektomie, totale 266. — , particJle 267.
Laryngitis submucosa 153.
Laryngofissur wegen Papillom d. Lorynx 217.
Larynx, Group (Wirlning d. Diphtherieheilseram) 42.
(Diphtheriebaoillen b. solch.) 42. (Intubation) 44. — ,
• Intubation gegen Spasmus 44. — , erysipelatosesOedem
153. — , Tuberculoee, Beginn 154. — , Tremor d. Mus-
kulatur im Innern 155. — , Totalexstirpation wegen
- Krebs 169. 266. 267. --, Histopathologie 204. — ,
Krebs, Diagnose 267. — , Papillome, Laryngofissur
217. — S. a. Stimmband.
Lateralsklerose, amyotrophische 137.
Leb«r, Zuckerbildong in ders. 3. — , Zucker abspal-
tende phosphathalti^ Körperohen in ders. 5. — , Ge-
wicht 6. — , Verletzung, Laparotomie 172.
Leberabsoess, Protozoen in solch. 11.
Leberatrophie, akute (gelbe, Genese) 18. (Begene-
rationserscheinungen b. solch.) 18. (Ausgang in mul-
tiple knotige Hyperplasie) 19.
Lebercirrhose, Vorkommen von elast Fasern 19.
— im Kindesalter, Verhalten d. Herzens 96. — , in
Folge von Stauung b. Herzfehlern 96. — , Aetiologi6l51.
L e 9 0 n s de Chirurgie (par Fdix LSjara) 106.
Lehrbuch d. Kinderkrankheiten (von Ludwig Unger.
2. Aufl.) 204.
Leistenbruch s. Ingninalhemie. ^
Leistenhode, Vorlc^rung b. d. Badikaloperation d.
Leistenhernien 175.
Lentigo, Verhalten d. Pigments in solch. 16.
Leptomeningitis, operative Behandlung 60.
Licht, Wirkung auf d. gelbe Salbe 235. — S. a. Be-
leuchtung; Mektrioität; Sonnenlicht
Ligatur, d. Schilddräsenarterien b. Basedow'scher
Krankheit 25. — , elastische, zur Stielunterbindung b.
Laparotomie 167.
Lignosulf id, Anwendung b. Tuberkulose 252.
Luft, Einfluss d. Schwankungen d. relativen Feuchtig-
keit auf d. Wasserdampfabgabe d. Haut 278.
Luftdruck, Einfluss d. Schwankungen auf Lungen-
blutungen 146.
Lufteinblasung b. Asphyxie d. Neugebomen 71.
Lu n ^e , Gewicht 6. — , Verhalten b. Tlm>mbose u. £m-
bohe d. Lungenarterien 202.
Lungenarterie, Stenose 189. 201. — , Thrombose,
Embolie, Verhalten d. Lungen 202. — , Embolie nach
Operationen am Septom rectovaginale 256.
Lungenblutune, b. Tuberkulose, Folgen 146. — ,
Eintritt statt d. Menstruation 146. — , ^ifl. d. Witte-
rung 146.
Lungenbrand, operative Behandlung 62.
Lungencongestion, plötzlicher Tod durch solche b.
Affektion d. Ünterleibsorgane 72.
Lungenentzündung, nach Aethemarkose 134. — ,
Bezieh, zu Tuberkulose 216.
Lungenkreislauf, physiolog. VerhSltnisse 87.
Lungenödem, plötzl. Tod an solch, (b. Aethemarkose)
134. (b. Aortenmsufficienz) 189.
Lungentuberkulose, Sterblichkeit 33. — , Ent-
stehung, üebertr^ung 34. — , akute, bronchopnenmo-
nische 146. — , Folg^ d. Lungenblutungen 146. — ,
Anwendung vonBrechmittebi 146. — , Nachtschweiase
146. — , Behandlung d. Empyems b. solch. 150. — ,
Beziehung zu Pneumonie 216. — , Verhütung 248.
— , Sanatorien f. solche 249. — , Behandlung (Prind-
pien) 250. (Abhärtung) 251. (Kreosot) 251. (Gu^jakol)
251. (li^osulfid) 251. (Ozon) 252. (Serum) 252.
(Tuberkuhn) 252. —, Stoffwechseluntersuchung 251.
Lupus, erymematosus 253.
Luxation , d. Atlas 62. — , d. Patella, angebome 179.
— , Peronaeussehnen 180. — , d. Talus 221. — , d.
Hüftgelenks, angebome, Behandlung (operative) 222.
269. (orthopädische) 224.
Lymphdrüsen, ]^krankung b. Diphtherie 12.
Lymphe, Bildung ders. 113.
Hagen, Aktinomykose 168. •— S.a. Qastroanastomose;
Gastrostomie; Pylorektomie; Sanduhrmagen.
Magengeschwür, Gastrorrhagie wegen solch. 217.
Magnesium, quantitative Bestimmung im Harn und
Koth b. Osteomalacie 129.
Malum, perforans pedis nachStichverletzung d.Ischia-
dicus 141.
Mandeln s. Tonsillen.
Mar^arin, Verdaulichkeit u. Nährwerth 276. — , Bak-
tenengehalt 277.
Marine, Lungentuberkulose in ders. 34.
Maul- u. Klauenseuche, Immunität ge|^ solche
durch Jodkalium erzeug 123. — , Aetiologie 124
MeckeTsches Divertikel, Darmvorfallb. solch. 174.
Medicin, sociale, Zeitschrift f. solche 215.
Medicinalbericht von Württemberg t d. JJ. 1892
u. 1893 (bearb. von Pfeüstieker) 208.
Medicinaltaxe, preussische, in ihrer histor. Entwick-
lunj^ (von Eeinrich Joachim) 213.
Medicinische Wissenschaft in d. vereinigten
Staaten (von S. Placxek) 212.
Melaena neonatorum 261.
Meningitis, tuberkulöse b. Erwachsenen 149. — ,
nach Sondirimg d. Thränenkanals 180. — , cerebrospi-
nalis (Vorkommen in Böhmen) 211. (Diagnose) 258.
(Aetiolc^e) 258. — S. a. Leptomeningitis; PBendo-
meningitis.
Menstruation, Eintritt vonLungenblutong statt ders.
146.
Messapparat für Skoliose 171.
Metastasen, Bildung bei carcinomatoser Ovarien-
Cyste 53.
Mikrokokken in d. Wucherungen b. Endokarditis 186.
Milch, üebertragung d. Diphtherie durch solche 244.
— , Sterilisimng 275. 276. — S. a. Frauenmilch; Kuh-
milch.
Milchkur b. Scharlach 151.
Milz, Gewicht 6. — S. a. Wandermilz.
Milzarterie, Embolie b. Endokarditis 186.
Milzbrand s. Darmmilzbrand.
Mischinfektion bei Tuberkulose 36. 37.
Missbildung, in Ovariendermoiden 15. — , angeb. d
Herzens 198. — ^ durch amniot. Verstammelunff 261.
— S. a. Doppelmissbildung; Harnblase; Harnröhre.
Mitralinsuf ficienz, systol. Geräusch b. solch. 100.
— , relative 101. — , fibrinöse Bronchitis b. solch. 188.
— , in Folge von Verfettung d. Papillarmuskeh 189.
Mongolen, Sterblichkeit an Lungentuberkulose 33.
Monograph on diseases of the breast (by W. Roger
WiUiams) 210.
Saoh-Hegister.
347
Morbilli, Yorkommen inBohmen 210. -— , ErkranknDg
d. Nebenhöhlen d. Nase 245.
Morbns s. Basedow'sohe, Friedreioh'Bche, Baynaud'-
sehe, Thomsen'sdhe Eiaokheii
Morphinm, Anwendung b. GhlorofornmarkoBe 219.
Mortalität s. SterbHchSeit.
Mumps d. Thranendrose 180.
Mundraohenhohle, Histopatholo^e 204.
Murphy 's Knopf, Anwendung bei Dannoperationen
64.65.
Musculus, enoo-ikyrBoidetie, Funktion 154. — ,pero«
naeus, Luxation d. Sehnen 180. — , stemoekidomas'
tofdeus (Ezsiirpation wegen TortiooUis) 61. (Hämatom)
62^ 163. (Myositis b. d. Geburt entstanden) 163. — ,
tupinator hngtu, Wirkung 7.
M u s k e 1 a r b e i t , Herz veomrösserung naoh starker 95. 96*
Muskelatrophie, nach x)ennatomyo8itis chronica 142.
— , Arthritis defonnans 219. — S. a. Amyotrophie.
Muskelfasern, eestreifte, Färbung mit Silber 226.
Muskeln, platte, Intercellularbrücken u. Safträume in
solch. 7. — , Wiedererzeugung, Bildung nervöser Ele-
mente 118. — S. a. Dermatomycdtis ; Myasüienia;
Myositis.
Muskulatur, d. Herzens (Anordnung) 82. (graph,
Darstellung d. Thätigkeit) 88. (Erkrankungen u. Ent-
artung) 190. — , im Keblkopfinnem, Tremor 155. —
S. a. rapillarmuskeln.
Mutter, üebertragung d. Tuberkulose auf d. Foetus 85,
Myasthenia gravis pseudoparalytica 29.
Myokardium, Erkrankungen u. Entartung 190. — ,
Fragmentatio 192. •— , neäförmiger Zustand 193. — ,
gummatose Veränderung 193.
Myom , I^tozoen dess. 124. — S. a. Fibromyom.
Myopie s. Eurzsiohtigkeii
Myositis, ossificans progressiva 142. — , d. Stemoclei-
domastoideus b. d. Geburt entstanden 163.
Myotonia congenita, Symptome, Diagnose 29. — , S. a.
Thomsen'sche Erankheit
Myxödem, Bezieh, zu Basedow'scher Krankheit 24.
Myxom d. Herzens 196.
Sabelbruch s. Hemia.
Nabelstrang, asept. Behandlung d. Restes 260.
Nachtschweiss b. Phthisikem 146.
Nährmittel, Somatose 20.
Nahrung, Bakterien im Darminhalte Neugebomer vor
der Aufnahme d. ersten 57. — , Kuhmildi als solche
f. Säuglinge 57. — ^ Einfl. auf d. Oallenabsonderung 227.
Naht 8. Dannnaht; Gastrorrhaphie; Knochennaht;
Splenopexis.
Naphthalin gegen Qxyuris vermicularis 165.
Narbe, nach Gummi, Verhalten d. Pigments 17.
Narbenstenose d. Yagina255.
Narkose s. Aethemarkose; Chloroformnarkose.
Narkotica, Sucht nach solch. 31.
Nase^ Histopathologie 204. — , Erkrankune b. Diph-
therie 245, — , angeb. mediale Spaltung 265. — S. a.
Bhinitis.
Nasenkrankheiten, Anwendung d. Nosophens 235.
Nasenrachenhöhle, Tuberkulose der Schleimhaut
147. — , adenoide Vegetationen, Bezieh, z. Tuberkulose
147.
Nasenschleim, üebertragung d. Tuberkulose durch
solch. 34.
Nebenhode s. Epididymis.
Nebenniere, Zucker abspaltende, phosphorhaltige
Körper in ders. 5. — , Tuberkulose (b. Neugebomen)
35. (ohne Bronzehaut) 148.
Nekrose, d. Zellen b. Tuberkulose 38. — 8. a. CkMigu-
lationsnekrose; Fettnekrose.
Nephrektomie, Todesursache nach solch. 65. — ,
wegen Ilbroms 157.
Nephritis, b. Scharlach 93. 151. — , b. Diphtherie
93. — , Grösseverhältnisse d. Herzens 93.
Nerven, Endigung 119.227. -^, Yorkommen in spitzen
C!ondylomen 235. —, Affektionen b. Bhachitis 261. -^
S. a. Gtofässnerven ; Herznerven.
Nervenelemente, Bildung in wiedererzeugten Mus-
keln 118.
Nervenfasern, motorische, Anordnung 7.
Nervensystem, Einfl. auf d. Zuckergehalt d. Blutes
4. — , Wirkung d. Tetanusgiftes auf £iss. 75. — S. a.
Oentralnervensystem.
Nervus, acusticus, Ursprung, Verlauf, Endiynng 227.
euUmeus femoris extemus, isolirte Parästhesie im Ge-
biete dess. 29. — , foGialüf Lähmung (seit frühester
Kindheit) 28. (Bedeutung d. Bartes) &, — , isehiad*^
eu8, Stichverletzune, Mammperforansnach solch. 141.
— , octdomoianusyPaxese b. Herpes zoster frontalis u.
Keratitis neuroparalytioa 273. — , opticus, gummatose
Neubildung auf d. Papilla 181. — , radialis, Lähmung
nach Humerusfraktur 177. — , recurrens, Stellung d.
Stimmbänder b. Lähmung dess. 155. — , trigeminus,
O^olgen d. Durchschneidung d. Wurzel) 132. (Neur-
algie, Abtragung d. Ganglion Gasseri) 142. (isolirte
Luimung) 2^0. — , vagus, Neurose 195. — S. a. Chorda.
Netzhaut s. Retina; Retinitis.
Neubildung, bösartige, Heilung durch künstL erzeugte
asepi Entzündung 169. — , gummatose auf der Seh-
nervenpapille 181.
Neugeborne, Tuberkulose 35. — , erster Schrei xmd
erster Athemzu|^ 56. — , septikäm. Pseudodiphtherie
56. — , Bakterien im Darminhalte vor d. ersten Nah-
rungsaufiiahme 57. — , Asphyxie, Behandhmg. 71.
— , Verletzung während d. Geburt 71. — , angeb. Cutis-
defekt am Schädel 72. — , Tetanus 180. 182. 184. — ,
Melaena261. — , Sklerem 261.
Neural gl a, isohiadica, Temperaturemiedrigung im
kranken Beine 141. — , tngemini, Enfemung d. Gang-
lion Gasseri 142.
Neuritis puerperalis 242.
Neurom, wahres d. Rückenmarks 139.
Neurosen, d. Herzens 99. — , d. Vagus 195.
Niere, Gewicht 6. — , Regeneration 6. — , Blutung
in solch, b. Elmblutung 26. — , Wirkung d. Diphthe-
rieheilserum auf dies. •&. 41. — , Exstirpation, Todes-
ursache nach solch. 65. ^, Geschwulst, Operation 65.
— , Funktion 121. — , Fibrom, Nephrektomie 157. — ,
Veränderung b. Arteriosklerose 200. — , Erkrankung
b. Gicht 220. — .Diabetes von ders. ausgehend 237.
— , Funktion b. üamleiterbauchwandfistel 256. — ,
primäres Sarkom b. einem tod^^bomen Kinde 261.
Nierensaft, bakterienwidr. Eigensohaft 122.
Nitroglycerin, Wirkung b. Herzkrankheiten 102.
Nonnengeräusch ind. venacava abdominalis 102.
Nordamerika, med. Wissenschaft in d. vereinigten
Staaten 212.
N 0 s 0 p h e n , Anwend. b. Nasen- u. Ohrenkrankheiten 235*
Oberarm s. Humerus.
Oberhaut s. Epidermis.
Oberkiefer, AMnomykose 167.
Oberschenkel, Amputationnach6W^<«; Re8ultate67.
Oculomotorius s. Nervus.
Oedem d. Larynz, erysipelatoses 153.
Oesophagus, Tuberkulose 148.
Ohr, von Eiterung üi solch, ausgehende Hirneiterungen 61.
Ohrenkrankheiten, Anwendung d. Nosophens 235.
Oophoritis, chronische, Behandlung mittels Elektii-
cität 156.
Operationen, typische, u. ihre üebung an d. Leiche
(von Emil Botter, 4. Aufl.) 206.
Opticus s. Nervus.
Optik, Handbuch d. physiolog. (von H, v. EeilmkoUx,
2. Aufl. 7.— 10. lief.) 110.
0 r b i t a s. Augenhöhle.
Organe, d. mensdü. Körpers, Gewichte 6.
Osteomalacie, quantitative Bestimmung d. Calcium,
Magnesium u. d. Fhosphorsäure im Harn u. Koth 129,
— , CJoxa vara b. solgh, 871.
U6
Sach-Jtegister.
Osteoperiosteitis d. Augenhöhle b. Empyem der
Kieferhöhle 60.
Osteoplastik s. Besektion.
0 B t i a m , aorticum (Insuffidenz) 100. 101. 102. (Stenoee)
189. 190. —, mitrale (loBiLfficienz) 100. 101. 188. 189.
(Stenose) 101. — , pulmonale, Insnffioienz 190.
Otitis media b. Diphtherie 246.
Oyarialparasiten, mdimentSre, Girknlation d. Blu-
tes in soloh. 15.
Ovariotomie, zur Statistik 52.
Ovarinm, Enstehtmg d. Dermoidcysten 14. — , Ge-
schwcdst, vaginale E^terektomie 51. — , Besektion 52.
— . Papillokystom 52. — , Schwangerschaft nach Ope-
raaonen an solch. 52. — , caroinomatose Cjpte mit
Metastasenbildnng 53. — , von d. Endothehen aus-
gehende Geschwmste 53. — , Teratom 53. — , Fibrom
156. — , Dermoidcyste mit Biesenzellen 232.
Oxydation im Organismus 3.
Oxynris vermicalaris bei Kindern, Behandlimg mit
Naphthalin 165.
Ozon, Einathmnng gegen Tuberkulose 252.
Pankreas, Fettnekrose 128. — , YeriSndemngen bei
E[nmkheii»n 128. — , traumai Buptur 129. — , Be-
deutung f. d. Fettabsorption 227. — , Cyste, Exstir-
pation 258.
Papilla nervi optici, gummatöse Neubildung auf ders.
181.
Fapillarmuskeln, Verfettung mit Mitralinsuffioienz
189.
Papillokystom d. Ovarium 52.
Papillom d. Larynx, Laryngofissur 217.
Paquelin's Brenner, Anwendung b. Ablösung d.
Betina68.
Parästhesie im Gebiete d. N.cutaneus femoris exter-
nus 29.
Paralyse s. LShmung.
Paranoia, chronische, Yerfindemngen im Centrahier-
vensystem 132.
Parasiten s. Ovarialparasiten.
Parese s. Lähmung.
Patella, Fraktur, BehandL 67. — , angeb. Luxation 179.
Paukenhöhle s. Trommelhöhle.
Peptonurie b. Serumbehandlung d. Diphtherie 40.
Perikarditis, tuberkulöse 193. 194, --, Bacillus
pyocyaneus b. solch. 194. — , Behandlung 194.
Perikardium, Verwachsung b. Kindern 96. —, Ver-
letzung 96. — , Tuberkulose 193. 194. — - S. a. Pyo-
perikaraium.
PeriOsteitis s. Osteoperiosteitis.
Peristaltik d. Darms, Hemmung durch d. Bücken-
mark 7.
Peritonaeum, Transplantation wegen Betroflexio
uteri 50.
Peritonitis, Entstehungsweise d. verschied. Formen
(von KonradBiesaUki) 104. — , Gascysten in Pseudo-
membranen b. solch. 129. — , tuberkulöse (Formen) 149.
150. (Nutzen d. Laparotomie) 149, 150. (trockne^ 150.
Perityphlitis, Gef&ssgeräusche bei solch. 10^. — ,
Chirurg. Behandlung 173.
Periurethritis b.d. Frau 206.
Perkussion, Beftind am normalen Herzen 98.
Peronaeus s. Musculus.
Perversion, sexuelle 30. 143.
Pes malleus valgos 179.
Pfortader, ISnfl. auf d. Vertheilung d. Blutes 88.
Pharyngitis haemonha^oa 153.
Pharyngotomia subhyoidea 217.265.267. — ,6upra-
hyoidea 265.
Pharynx, Diphtheriebacillen in solch, nach Heilung d.
Diphtherie 49. — , akute Tuberkulose 147. — , äu-
tung aus dems. 153. — , Histopathologie 204. — , Be-
sektion 265.
Phlegmone, der Orbita (Diagnose von Empyem der
Stirnhöhle) 59. (patholog. Anatomie) 180.
Phosphor, Gehalt d. Blutes an solch, b. Krebs 14.
Phosphorfleischsäure 114
Phosphormolybdänsäure als Reagens auf Harn-
säure 116.
Phosphorsäure, quantitative Bestinmiung im Him
u. Koth b. Osteomalacie 129.
Phthisis s. Lungentuberkulose; Tuberkulose.
Pigmentir ung d. Oberhaut, normalen, patholog. 16.17
Pilz B. Sacharomyoes.
Placenta, Tuberkulose 35.
Plastik s. Keratoplastik; Osteoplastik.
Plattfuss mit Hammerzehe 179.
Plexus brachiaüs, Angina pectoris nach Verletzung 95.
Pocken s. Variohi.
Polydaktylie 261.
Polyneuritis puerperalis 242.
Polyp, d. Herzens 97. — , d. Paukenhöhle b. CSiolestea-
tom 232.
Polyposis intestinalis adenomatosa, Bezieh, zur Ent-
wicklung d. Krebses 13.
Polystichiumsäuren 136.
Preussen, Gesundheitswesen 215. —, Vorkommen u.
Ausbreitung d. Krebses 280.
Processus vermiformis, Steine in solch. 172.
Prostata, Tuberkulose 35. — , Vergrössorung, Castia-
tion b. solch. 66.
Proteus 8. Bacterium.
Protoplasma, Wirkung d. eiweissverdaaenden Fer-
mente auf d. lebende 121.
Protozoen, in einem Leberabsoess 11. — , d. Myoms
124. — , b. Endometritis chronica glandularis 156.
Pseudarthrose d. Oberarms mit guter Gebrauohs-
fähigkeit 177.
Pseudodiphtherie, Wirkung d. Diphtherieheüse-
rum 42. — , septikäm. Ursprungs b. Säuglingen und
Neuflebomen 56.
Pseudodiphtheriebacillen, Bezieh, zu d. Löff-
ler'schen 49.
Pseudohermaphroditismus 260.
Pseudomembran, peritonit, Gascysten in soloh. 129.
Pseudomeningitis 240.
Pseudotuberkulose, b.Thieren 31. — , eigenthüml.
Form 38.
Psychiatrie, Geschichte ders. in Russland (von Amn
Boih) 106.
Psychische Anomalien, Bedeutung d. Alkohols 30.
Psychometrie 121.
Puerperalinfektion, Pathogenese 10. — , durch
Bacterium coli commune 123. — , Misserfolge d. anti-
sept Behandlung 260.
Puerperaltetanus 80.
Pulmonalton, zweiter 100. 102.
Puls , Curve b. valsalva'sohen u. Müller'sohen Versuch
87. — , Verhaltm b. thermischen Einwirkungen auf d.
Herzgegend 98. •— , Arrhythmie 99. —, bei Aorian-
stenose 189.
Pulsus, paradoxus b. tuberkulöser Perikarditis 194.
— , differens b. Sklerose d. Aorta 200.
Pyämie, in Folge von Tripper 220. — , Lokalisation 229.
— S. a. Septikopyämie.
Pylorektomie, Indikationen 171.
Pyoperikardium b. Septikopyämie 194.
Pyrexie s. Fieber.
?)uassia, Vergiftung 22.
ueoksilber s. Hydrargyrum.
Queensland, Sterblichkeit an Lungentuberkulose 33.
Rachen s. Pharynx.
BadiuB, Fraktur d. untern Endes 177.
Banula, angeb. d. Glandula Nuhnii 265.
Baynaud's Krankheit 152.
Beet um, Krebs, Operation 65. — , Chirurgie dess. (von
E, Quinu u. H, Hartmann) 107. —, Exstirpation 220.
— , syphilii Erkrankung 221. — 8. a. Septum.
Bedressionsapparat, Anwend. b. Skoliose 171.
Sach-Begister.
349
Begenbogenhaut s. Iris; Iritis.
Be^eneration, d. Niere 6. — , d. Muskeln 118.
Beiskörperhygrom 12.
Besektion, d. Oyariiun 52. — , d. Darms, Tedmik,
Anwendong von MfS^rphfs SjQopf 65. — , osieoplast.
d. FQSsesl79. —, d. Pharynx 265.
Bespiraiion, künsiliohe, Anwend. b. Hitzschlag 133.
Betin a 2 Ablösung, Aetiologie, Behandlxmg 68. 135. — ,
Anbohe d. Art centralis b. Endokarditis 186.
Betinitis, albuminnrica d. Schwangeren 68.
Betroflexiond. ütems, operative Behandlnng 50. 51.
Bhachitis, nervöse Erscheinnnsen b. solch. 261. — ,
Bezieh, zn Scorbnt 262. — , Verhalten d. Geschmacks-
empfindung 262.
Bheinprovinz, preossisohe, Yorkommen n. Ausbrei-
tung d. Krebses 280.
Bheumatismus s. Gelenkrheumatismus.
Bhinitis fibrinosa. Bezieh, zu Diphtherie 49.
Biesen Zellen in Geschwulsten u. thier. Parasiten 232.
Biesenzellensarkom d. Brustdrüse b. Weibe 14.
Bind, Tuberkulose 32. 249. — , Immunitftt gegen Maul-
u. SJauenseuche durch Jodkalium erzeugt 1^.
Botz, larvirter, latenter 243.
Bouz* Heilserum gegen Diphtherie 39.
Buckenmark, Hemmung d. Darmperistaltik durch
solch. 7. — , fibrinöses Band an solch. 7. — , Einfl. auf
Sensibilität u. Schmerzempfindung 8. — , troph. Einfl*
d. Ganglien 8. — , Folgen d. Durchschneidimg an ver-
schied. Stellen 131. — , einseit. Verletzung, absteigende
Degeneration 132. — , aufeteigende Degeneration 132.
—, Lokalisation von Infektionskrankheiten in solch. 133.
— , amyotroph. Lateralsklerose 137. — , Veränderungen
d. Hinterstriüige b. Syringomyelie 138. — , Gliose,
rascher Verlauf 138. — , wahres Neurom 139. — , Er-
krankung b. lethalen Anfinden 140. — , Affektion d.
Gauda equina 238. — , multiple Sklerose, subakuter
Verlauf 239. — S. a. Gentramervensystem; Dorsal-
mark; Syringomycdie.
Basal and, Vorkommen d. Diphtherie im Süden 47.
— , Geschichte d. P&ychiatrie 106.
Sacoharomyces hominis 10.
Sachsen, SterbUchbait d. Kinder (im Allgemeinen) 73.
(d. Säuglinge) 278. (d. Schulkinder) 279.
Säugling, Tuberkulose b. solch. 34. — , septikum.
PBeudodiphtherie 56. — , Ernährung mit Kuhmilch 57.
— , Verstopfung 165. --, Sterblichkeit in Sachsen 278.
Safrol, Wirkung 236.
Saf trfinme in glatten Muskeln 7.
Salbe, gelbe, Wurkuns d. Lichtes auf dies. 235.
Salpingitis, chron.,1behandl. mittels Elektricität 156.
Bamenstrang, Transparenz d. Exsudate 58. — , Ge-
• schwulste 176.
Sanatorien f. Schwindsuchtige 249.
Sanduhrmagen, Gastroanastomose b. solch. 64.
Sanitätsbericht f. Böhmen f. 1892 210.
Sarkom, Sporozoen in solch. 124. — , Biesenzellen in
solch. 232. — , d. Stemum, Amyloidkörper in solch.
234. — , d. Vanna 255. — , primäres d. Niere b. einem
tod^eborenen Kinde 261.
Scarfatina, Grössenverhältnisse d. Herzens 93. — ,
Nephritis b. solch. 93. 151. — , ]lfilchkurl51. — , Vor-
kommen in Böhmen 210. — , Fehlen d. Diphtherie-
bacillus b. d. Angina 244. — , Erkrankungen d. Neben-
höhlen d. Nase 245.
Schädel, angeb. Cutisdefekt b. einem Nengebomen 72.
— , Fraktio: d. Basis, pulsirender Exophthumus 271.
Sohamfugenschnitt 160. 16L 162.
Schanker, s^hilit am Augenlid 67. 272.
Soharlachfieber s. Scarlatina.
Schiefhals, musculärer, Behandlung 61.
Schielen s. Strabismus.
Schif fshygieine (von KtUenkampif) 214.
Schilddrüse, therapeut Anwendung (b. Basedow*-
' scher Krankheit) 24. 25. (b. Tetanie) 141. — , Opera^
tionen an solch, b. Basedow'scher Krankheit 25. ~,
Ligatur d. Arterien gegen Basedow'sche Krankheit 25.
— , Echinococcus 170. — , Biesenzellensarkom 232. —
S. a. Thyreoidektomie.
Sohizomyceten b. Manl- u. Klauenseuche 124.
Schlangen, Wirkung d. Exstirpation d. Giftdrüse 227.
—, Gift im Blute 227.
Schleim s. Nasenschleim.
Schleimbeutel, Bedeutung d. Transparenz von Ex-
sudaten 58.
Schleim Cysten d. Orbita 271.
Schleimhaut s. Gebärmutter.
Schmerz, Einfl. d. Rückenmarks auf d. Empfindung 8.
— , erhöhte Empfindlichkeit 27.
Schreck als Ursache von C9iorea 28.
Schrift s. Senkschrift; Spiegelschrift
Schrumpfniere, arterioskleroi 200. — , b.GKcht 220.
Schule, Einfl. auf d. VTachsthum d. Kinder 116.
Schulkinder, Sterblichkeit in Sachsen 279.
Schultze'sohe Schwingungen, Verletzungen b.
solch. 71. — , als Urs. d.H£natoms d.Ko|^okers 164.
Schwangerschaft, Wirkung auf d. Basedow'sche
Krankheit 23. 24 — , nach Operationen an Ovarien u.
Tuben 52. — , Retinitis albuminurica während ders. 68.
— , Herzkrankheiten in Folge ders. 92. — , Behandlung
d. üteruscarcinoms während ders. 158. 159. — , Leisten-
bruch d. Uterus, Frühgeburt 159. — , Kaiserschnitt im
7. MoD. wegen Beckenenge 160. — , Uebergang phy-
siolog. Erscheinungen während ders. in pathologische
162. —, Neuritis während ders. 242.
S<>hwef el, Ausscheidung im Harne 115.
Schwefeläther s. Aethemarkose.
Schwefelallyl d. Knoblauchs, Wirkung auf d.Cholera-
bacUlen 136.
Schwefelkohlenstoff, Vergiftung, psych. Störungen
143.
Schwein, Tuberkulose 32.
Seh weiss s. Nachtschweiss.
Schwerkraft, Wirkung auf d. Kemkörperohen 6.
Schwingunge n^hultze'sche (Verletzungen b. solch.)
71. (als Urs. d. Hämatoms d. Kopfoickers) 164.
Scorbut, Bezieh, zu Rhachitis 262.
Scrofulose, Anwendung d. Kreosots 251.
Sero tum s.Hvdrooele.
Seedienst s. Marine.
Sehnenscheiden, Tuberkulose 12. — , Syphilis 13.
Sehprobe-Tafeln zur Bestimmung d. Sehschärfe f.
d. Feme (von L. Weiss) 204.
Selbstmordversuch, Krämpfe u. Amnesie nach
solch. 144. 145.
Senkschrift, Zustandekommen b. Gehimkrankheiten
137.
Sensibilität, Einfluss d. Rückenmarks auf dies. 8.
Sepsin, Vergütung mit solch., Bezieh, zum Baoterium
Proteus 229.
Sepsis, Vibrio ders. 229. — , Erkrankungen b. solch.
229. — , nach d. Entlandung (supravaginale Amputatio
uteri) 259. ^travenöse SubUmatinjektion) 260.
Septikämie, Pseudodiphtherie b. solch, b. Nen^bor-
nen u. Säugimgpen 56. -*, nach ohron. Endokarditis 186.
Septikopyämie, I^operikudium b. solch. 194.
Septum ventriculorum , Aneurysma 189. — , recto-
vaginale, Lungenembolie nach Operationen an dems.
256.
Serum s. Blutserum; Heilsemm.
Sicherheitstechnik f. elektr. Licht- u. Kiafbulagen
(von Martin KaUmann) 112.
Siebbeinhöhle, Empyeca, Diagnose n. Behandlung 59.
Silber, Färbung d. gestreiften Muskehbsem mit sdclu
226.
Silbercasein, bactericide Wirkung 136.
Sinus, frontalis (Empyem, Diagnose u. Behandlung) 58.
(entzündL Erkrankungen) 106. — , ethmoidalis, Em-
pyem, Diagnose u. Behandlung 59. •— , maxillaris, Em-
pyem mit Osteoperiosteitis d. &bita u. Absoess d. Stirn-
850
Sach-Register.
lappens 60. — , im Gehirn, Thrombose, operative
Behandlung 60. — , sphenoidalis (Empyem) 203. (£r-
krankong b. Diphtherie, Hasem u. Scharlach) 245.
Situs inversQS Yisoenun 130.
Sklerema. Nengebomen 261.
Sklerodermie b. Basedow'scher Krankheit 23.
Sklerose, inselförmige d. Gehirns n. Rückenmarks 27.
239. — S. a. Arterioälerose.
Skoliose, Redressions- u. Messapparat 171.
Skotom s. Flecke.
Socialmedicin 215.
Somatose als Nährmittel 20.
Sommersprossen s. Lentigo.
Sondirungd. Thränenkanals, Meningitis nach solch. 180.
Sonnenlicht, Wirkung auf d. TetanusbacUlen 79.
Soor, Vorkommen 124
Spaltpilze, Nieren als Nährboden f. d. Züchtung 122.
Spartein, Wirkung 20.
Spasmus larjmgis, Intubation 44.
Sperm^atoblasten 226.
Spiegelschrift, Zustandekommen b. Gehimkrank-
heiten 137.
Spina bifida occulta 131.
Spinalgan^lien, troph. THnfluss 8.
Splenopexis wegpen Wandermilz 172.
Sporozoen, in Sarkomen 124. — , b. Variola 228. — ,
b. Syphilis 228.
Sputum, Untersuchung 36. — , Verbreitung d. Tuber-
kulose durch solch. 2&.
St aar s. Katarakte.
Städte, Beseitigung d. AbMstoffe 273. — , Baupläne
zur Erweiterung 273.
Städtereinigung(vonJ3.£{d»M»u.i^.}r..B&««rt^)lll.
Staphylokokken, Homhautgeschwür durch solche
verursacht 230.
Statistik, medicinische (krii Bemerkungen von TheO'
dar ÄÜschid) 206. (d. Stadt Würzburg f. 1890 u. 1891,
von Jtdius Röder) 207.
Statistique et observatums de Chirurgie hospitaliere
(par PölaiUon) 107.
Staub, Uebertragung d. Tuberkulose durch solch. 34. 249.
Stein im Free, vermiformis 172.
Stenose, d. Carotis 152. 201. — , d.Subclavia 152.201.
— , d. Aortenostium 189. 190. — , d. Lungenarterie 189.
— , d. Vagina, Operation 255.
Sterblichkeit, an Lungentuberkulose 33. — , nach
Tracheotomie weeen Diphtherie 42. — , d. Kinder in
Sachsen 73. 278. 279. — , an Diphtherie 170.
Sterilisation, d. Gatgut 167. — , d. Müch 275. 276.
Sternum, Sarkom mit Amyloidkörpem 234.
S t i 0 h V e r 1 e t z u n g d. Isohiadicus, Malum perforans 141.
Stickstoff, f. Erluiltung d. Gleichgewichts dess. nöthige
Menge Eiweiss 120.
Stigmata, psychische b. Hysterie 105.
Stimmband, Angiokeratom 154. — , Stellung b. Re-
currenslähmunff 155.
Stirnhöhle, !^pyem, Diagnose u. Behandlung 58.
— , über d. entzündl. Erkrankungen ders. u. ihre Folge-
zustände (von £ £t<Jbfi^) 106. —, Tuberkulose 148.
Stirnlage, Umwandlung in Hinterhauptslage 163.
Stoffwechsel, b. Tetanus 184. •— , d. Säuglinge b.
Ernährung mit Kuhmilch 57. — , Wirkung subcutaner
. Feti^ektion 227. — , Untersuchung b. Tuberkulose 251.
Strabismus, Erfolge d. Operation 69.
S t r e p 1 0 k 0 k k e n , Infektion mit solch, b. Tuberkulose 37.
Strophulus infantum 253.
Strychnin, Wirkung b. Tetanus 76.
Studenten, Unterlassung geburtshülfl. Untersuchungen
nach Infektion 258.
Studien über Klinik u. Pathologie d. Idiotie (von Carl
Hammarberg^ übers, von Waiter Berger) 105.
Subclavia s. Arteria.
Sublimat s. Hydrargyrum.
Suggestion, Heilung von Hemianopsie b. Hysterie
durch 9olohe 30.
Supinator s. Musculus.
Symphyseotomie, Indikationen 160. 161. 162.163.
— , Knochennaht nach solch. 162.
Symphysis ossium pubis, Lockerung, Zerreis8ungl61,
Syphilis, d. Sehnenscheiden 1 3# — , Symptome d. Base-
dow'schen Krankheit b. Eintritt d. Sekundärperiode 23.
•— , d. Herzens 97. — , angeb. d. Thymus 126. — , Be-
zieh, zu Arteriosklerose 200. — , als Ursache angeb.
Herzfehler 198. — , Erkrankung d. Bectum 221. -,
Mikroorganismen b. ders. 228. — S. a. Schanker.
Syphilomd. Fossa pterygo-palatina, Exophthalmus 68.
Syringom yelie (von Hermann Schlesinger) 105. — ,
Bulbtoymptome b. solch. 137. — , Veränderongeii d.
Hinterstrfinge d. Rückenmarks 138.
Tabak, Amblyopie durch solch, verursacht 69.
Tachykardie 195.
Talgdrüsen, Adenom 16.
Talus, Luxation 221.
Tannigen, Wirkung u. Anwendung 20.
Teratom, Entstehung 14. — , d. Ovarium 53.
Terpentinöl, gegen Diphtherie 247.
Testikel, Hyper&opMe d. einen nach Ezstirpation d.
andern 6. — , Tuberkulose 35. — , Exsudat, TransparaDZ
58. — , Abtragung wegen vergrösserter Prostata 66.
— , Geschwülste d. Scheidenhaut 176. — S. a. Krypt-
orchismus.
Tetanie, BehandL mit Schilddrüse 141. — , Verhalten
d. Blutes 141. — , Aetiologie, Erscheinungen 240.
Tetanus, Aetiologie, Pathogenese 74. — , Immunität,
Vererbung 77. — , Antitoxin 78. — , Behandlong
(Chloial) 79. 183. 184. (Operationen) 182. (Brom-
kalium) 183. (Serumbehandlung) 182. 183. — , Giftig-
keit des Harns 80. — , Wirkung d. Blutsenim 80.
— , puerperalis 80. — , neonatorum 80. 182. 184. — ,
Stoffwechsel 184. — S. a. Kopftetanus.
Tetanusbacillen, Widerstandsfähigkeit 77. —, Wir-
kung d. Sonnenlichts 79.
Tetanusgift, Wirkung auf d. Nervensystem 75. — ,
Widerstandsfähigkeit 77.
Theer, Präparate aus solch. 235.
Theobromin, Nutzen b. kardialem Hydrops 103.
Therapie d. Hamkrankheiten (von 0. Posner) 204.
Thermokauter PaqueUn's, Anwendung b. Netzhaut«
abloeune68.
T h i e r e , Tuberkulose b. solch. 31.
Thomson' sehe Krankheit, Symptome, Diagnose 29.
— , Sektionsbefund 241.
Thorax, Hyperästhesie der Wandung b. Herzkrank«
heiten 95.
Thränendrüse, Mumps ders. 180. — , traumat. Vor-
IB11272.
Thränenkanal, Meningitis nach Sondirung dess. 180.
Thr an enträufeln b. Basedow'scher Krankheit 23.
Thrombose, d. Himsinus, operative Behandlung 60.
— , d. Himarterien b. Herzklappenfehlem 188. — , d.
Arterien nach Influenza 203. — , d. Lungenarterie,
Verhalten d. Lungen 202. — , marantische in d. Venen
d. Oberkörpers 203.
Thrombus d. Vagina, gestielter 156.
Thymus, Anwendung gegen : Basedow'sche Krankheit
24. 25. 62. Kropf 62. — , Gystenbildung in ders. 126.
— , angeb. Syplulis 126. — , Fortbestehen b. einem Er-
waohsanen 201.
Thyreoidektomie gegen Basedow'sche Krankheit 24.
Thyreotomie wegen Larynxkrebs 267.
Tod, plötzlicher (durch Lungencongestion b. AEfoktionen
d. ünterleibsorgane) 72. (b. Affektionen d. weibl. Oe-
schlechtsorganc) 73. (durch Herzlähmung) 73. (durch
Schläge auf den Unterleib) 73. (durch Ruptor bei
Aneurysma d. Baolararterien) 127. (durch Lungen«
ödem b. Aortoninsufficienz) 189. (b. Sklerose d. Aorta)
200.
Tonograph 88.
Tonsillen, Hypertrophie (Bedeutung f. ESntstehong d«
Saoh-Begister.
651
TaberknloBe) 147. (Abtragang mit d. elektr. Glüh-
Bchünge) 152. — , Taberbüose 147. — S. a. Zungen-
tonsille.
Tonsillitis piaeepiglottica 153.
Torticollis, moskaläier, Behandlung 61. — , b. d.
Geburt entstanden 164
Tracheotomie, b. Diphtherie (Sterbliohkeit) 42. (Einfl.
anf d. Sterblichkeit) 170. — , Erhenhing nach solch. 72.
— , wegen Asphyxie b.Aethejmarko8e 167. — , b. Croup,
Statistik 267.
Trachoms. Xerophthalmns.
Transplantation, yonOomea 181. •— , TonEnochen-
stackohen 217.
Transsudation verschiedener Substanzen 113.
Trem 0 r d. innem Eehlkopfmuskulatur 155.
Trepanation, wegen Himkrankheiten 60. — , explora-
tiye b. ffimeeschwulst 61. — , Heilung von Geistes-
störung durdi solche 144.
Trigeminus s. Nervus.
Trikresol, Wirkung 236.
Trinkwasser, Blei in solch. 274.
Tripper, als Urs. von Pyämie 220.
Trismus, Fathogenie 75.
Trommelhohle, Polyp b. Cholesteatom 232.
T aba Fallopiae, Sohwangerschaft nach Operat. an solch. 52.
Tnbensoh wangers chaft, Vorkommen einer Deci-
dua reflexa b. solch. 119.
Tuberkelbaoillen, Wirkung abgestorbener 35. — ,
Qift ders. 36. — , Widerstand gegen Fäulniss 36. — ,
im Staub 249.
Tuberkulin, diagnosi Bedeutung 32. — , Indikationen
d. Anwendung 37. 249.
Tuberkulose, d. Sehnenscheiden 12. — , b.Thieren31.
— , üebertragung (durch Nasenschleim) 34. (durch
Staub) 34. (durch Butter) 34. (von d. Mutter auf d.
Foetus) 35. — , Einfluss d. Eklampsie auf dies. 34.
— , Entstehung (durch Verletzungen) 34. (Vererbung)
34. — , b. Säuglingen 34. — , d. Hodens 35. — , d.
Nebenhodens 35. iIb. — , d. Prostata 35. — , Celiulose
in Blut u. Organen 36. — , Behandlung, Tuberkulin 37.
— , Bezieh, zu Dijphtherie 37. — , Krobs b. solch. 38.
~, ausgedehnte Zellnekrose 38. — , Ruptur d. Aorta b.
solch. 128. — , EnÖtchenbildung in d. Haut, Blutungen
146. — , Ikterus b. solch. 146. — , d. Larynz 147. 154.
— , d. Pharynx 147. — , d. Tonsillen 147. — , d. Neben-
nieren 148. — , d. Haut 148. 252. — , d. Stirnhöhlen
148. — , d. Oesophagus 148. — , d. Brustdrüse 148.
~, d. wdbl. Genitalien 149. — , Empyem b. solch. 150.
— , d. Gelenke 150. — , in d. Ileooökalgegend, Operation
174. — , d. Calcaneus 180. — , durch Fremdkörper ver-
ursacht 231. — , Verhütung 247. 248. — , Behandl.252.
— , d. Auges 273. — S. a. Drüsen ; Geschwür ; Hüftgelenk ;
Iritis; Keratitis; Lungentuberkulose; Meningitis; Peri-
karditis ; Peritonitis ; Pseudotuberkulose ; Bind.
Tunica vaginalis, Geschwülste 176.
Typhus abdominalis (Erkrankungen d. Herzmuskulatur)
192. (Vorkoinmen in Böhmen) 211. — , ezanthematicus,
Vorkommen in Böhmen 211.
Ulery thema centrifugum 253.
Umbilicalhernie, Radikaloperation 175.
Unterbindung s. Ligatur.
IJnter 1 e i b , Hysterektomie von solch, aus 52. — , plötzl.
Tbd durch Schläge auf dens. 73. — , Tuberkulose,
Operation 174. — , Aktinomykose 174. — , Aneurysma
arterio-venoBum in dems. 202. — S. a. Gallenblasen-
bauchfistel; Hamleiterbauchfistel.
ünterleibsorgane, plötzhcher Tod durch Lungen-
oongestion b. gewissen Affektionen ders. 72.
Unterschenkel, Geschwür, Behandlung 180.
Unterrichts tafeln, augenärztliche (von K Magnus,
Heft Vn) 110.
Ureter, Ghirur^e 65. 107. — , Eatheterismus 215.216.
— S. a. Hamleiterscheidenfistel.
Urethrite ohez la femme (par G, Ä. I/Äulnay) 205.
Taccination, Erkrankung d. Auges nach ders. 180.
— , in Württemberg 209. ~, Schädigung durch BoLohe
209. —, in Böhmen 2n.
Vagina, Hysterektomie von solch, aus 51. — , gestielter
Thrombus 156. — , Atresie, Hftmatometra 158. — ,
rundes Geschwür ders. 254. — , Verengung, Operation
255. — , Cysten, Aetiologie 255. — , primäres Sarkom
255. — , Entbehrlichkeit d. Ausspülungen b. d. Ent-
bindung 259. — S. a. Fistula ; Septum.
Vaginofizationb. Retroflexio uteri 50. 51.
Vagitus uterinus 56.
Vafvula, mitralis, InsufÜdenz 100. 188. — , tricuspi-
dalis, Insufficienz 100. 101. 102. 187.
Varicella, peripher. Lähmung nach solch. 28.
Varices d. Venen an d. Armen 203.
Variola, in Böhmen im J. 1892 210. — , Sporozoen b.
ders. 228. — , lokale Erkrankung d. Co^unctiva 272.
Vegetationen, adenoide d. Nasenrachenhöhle, Bezieh,
zu Tuberkulose 147.
Vena, eava abdominalis, Geräusch in ders. 102. — ,
porUtCf Einfl. auf d. Vertheilung d. Blutes 88. — , sttb-
ekufia, Aneurysma arterio-venosum 171.
Venen, d. Oberkörpers, marant Thrombose 208. — ,
Varikositäten an d. Armen 203. — , d. Orbita, Ibrwei-
terung als Ursache von Exophthalmus 271.
Venengeräusche 102.
Verband s. Gehverband.
Verbrennung von Kehricht u. städt Abfällen 273.
Verein, deutscher, f. öffenÜ. Gesundheitspflege, Bericht
über d. 19. Versammlung 273.
Vereinigte Staaten Nordamerika^s , med. Wissen-
schaft das. 212.
Vergiftung s. Quassia; Schwefelkohlenstoff; Sepsin.
Verletzung, Bezieh, zur Entstehung von Tuberkulose
34. — S. a. Aneurysma; Augapfel; Gehirn; Herz;
Leber; Neugebome; Perikardium; Plexus; Rticken-
mark; Stichverletzung.
Verstopfung b. Säuglingen 165.
Vibrio, septicns 229. — , Giftbildung solch, in Hühner-
eiern 9.
Volksküchen, Hygieine 214.
Vorfall, d. Uterus, totaler ohne Cystocele oder Becto-
cele 157. — , d. Darms b. Persistenz d. Ductus omphalo-
mesenterious 174.
arme, Verhalten in d. Bekleidung 277. — , strah-
lende b. verschied. Arten d. künsti. Beleuchtung 277.
Wandermilz, Exstirpation 172. — , Splenopexie 1 72.
Wasser, Wirkung d. Entziehung solch. aufThiere 126.
— S. a. Brunnen-, Trinkwasser.
Wasserdampf, Abgabe durch d. Haut, Einfluss d.
Luftfeuchtigkeit 278.
Wasserleitung, Bleigehalt d. Wassers 274.
Wasserstoffsuperoxyd, Anwendung b. Diphtherie
47. 247.
Wassersucht s. Hydrops.
Wasserversorgung in Wohnhäusern 273.
Weib s. Frauenmilch; Geschlechtsorgane.
Wein, Anwendung b. Kindern 206.
Wirbel s. Atlas.
Wirbelsäule s. Spina.
Witterung, Einfl. auf Lungenblutung 146.
Wochenbett, Tetanus in dems. 80. — , Neuritis wäh-
rend dess. 242. — , intravenöse Sublimatiigektion gegen
Sepsis 260.
Wohnhäuser, Wasserversorgung u. Kanalisation 273.
Wohnungsverhältnisse in Städten 273.
Württemberg, Medicinalbericht f. 1892 u. 1893 208.
Würzburg, med. Statistik 207.
Wunde, frische, Desinfektion 167.
Wundstarrkrampf s. Tetanus.
Wurmfortsatz, Stein in solch. 172.
X^anthinbasen, Ausscheidung durch d. Faeces 120.
Xerophthalmns trachomatosus, operat. Behandl. 272.
Xerosis epithelialis mit Hemeralopie 181.
362
N a meh- Begi st er.
Sahnweohsel 6.
Zange, Prognofie b. Anwendung b. d. Entbmdnng 55.
Zehe s. Hammerzehe.
Zeitschrift f. sociale Medicin(heraQ8geg. von il.0/<2efi^
darf) 216.
Zellen, Bezieh, zor Gährong d. Zuckers 4 — , aus-
gedehnte Nekrose b. Taberbuose 38. — , d. Knochen-
marks, Morphologie 117. 225. —, lebende, Wirkung d.
proteolyt ^zyrne auf solche 121. — , eosinophile 226.
— , Sertoli'sohe 226. — 8. a. EthmoidalzeUen ; Hefe-
zeUen ; Xaryorrhexis ; Eemkörperchen.
Zimmtsäure gegen Tuberkulose 252.
Zinkleimverband b. Beingeschwuren 180.
Zittern d. innem Eehlkopfinuskulatur 155.
Zoster s. Herpes.
Zucker, Bildung in d. Leber 3. — , ün Blut, Einfluss d.
Nervensystems auf d. Menge 4. — , Verhalten verschiad.
Arten im Organismus 4. — , Zerstörung durch Blut u.
Oewebe 4. — , Abspaltung in Leber u. Nebennieren 5.
Zunge, rhythm. Ziehen an solch, gegen Asphyxie d.
Neugebomen 71. — , Aktinomykose 168.
Zungentonsille, Erkrankungen, Behandlung 152.
Zwerchfellphänomen 151.
Zwischenknorpel im Kniegelenk, Funktion 66.
Namen - Begister.
Abel, John J., 114. 115.
Abelous, J. £., 3.
Achenbaoh, C, 181.
Addison, Christopher, 199. 202.
Adickes 273.
Adler, Hans, 180.
Albanese, M., 7.
Alberti ^Potsdam) 257.
Albrecht, £., 233.
Aldibert 61.
Altschul, Theodor, 206*.
Amann, J., 33. 36.
Ambrosius, W., 170.
Anderson, T. Mc Call, 199. 201.
Andogsky, N., 272.
Anhauch 91. 101.
Appel, K., 179.
Arnold, JuHns, 117. 197. 198. 225.
Asher, Leon, 81. 88.
Askanazy 129.
Audeoud, H., 91. 101. 19a 194.
Aufrooht, £., 187. 189. 190. 192. 234.
nahes, Victor, 227. 243.
Bach, Ludwig, 230. 231. 273.
Bfihr, F., 67.
Bäumler, Gh., 146. 150.
Baldwin, W. W., 25.
Balfour, George W., 92, 102.
Bandler, V., 21.
Barbera, £. G., 227.
Bard, L., 91. 96.
Bardeleben, A. von, 74. 80.
Barie, £., 91. 99.
Barlow, B., 15.
Barlow, Thomas, 262.
Basch, R. von, 91. 94. 98.
Batde, William Henry, 199. 202.
Bauer, B., 182. 184.
Bauer, Jos., 91. 95.
Bayet, Ad., 81. 87.
Beadles, CecüF., 190. 193. 199. 200.
Bechterew, W. von, 240.
Beck, C, 74. 77.
Beck, M., 33. 36. 74. 79.
Becker, Ernst, 115.
Becker, H., 271.
Beckmann, W., 54.
Beco, L., 122.
Belotti, Mario, 187. 189.
Bennett, William H., 199. 203.
Berdez 248. 251.
* bedeutet Büoheranzeigen.
Beiger, £., 23.
Berger, P., 182.
Beider, Walter, 105*.
Bezgmann, £. von, 60.
Bemdt, F., 11.
Bernhardt, M., 29. 137. 242.
Bemheim 9L 100.
Berthenson, Leo, 196.
Bertololy 38. 41.
Bertrand, G., 227.
Berwald 197.
Besson, A., 229.
Beuttner, Oscar, 258.
Bezangon, Fernand, 185. 186.
Biames, G., 3.
Biedl, Arthur, 132.
Bien&it, A., 22.
Bier, A., 174.
Biesalski, Konrad, 104*.
Bikeles, G., 239.
Billings, John a, 135.
Binaud, J. W., 146. 148. 162.
Binetl44.
Biot28.
Birch-Hirschfeld 217. 219.
Birckett, John G., 32. 34.
Birmingham, Ambrose, 197. 198.
Bittner, Wilhelm, 174. 175.
Blaschko, A., 253.
Blasius, R, lll^
Blattner 39. 45.
Bock, C, 69.
Bodo, Wilhehn, 206*.
Boheman 7.
Bohnstedt, G., 131.
Boisson, A., 185.
BoUinger, 0., 31. 32. 91. 95.
Bonaiuti, F., 182. 183.
Bonhoff 9.
Boquel 197. 198.
Bosc, F. J., 248. 251.
Bottome, F. A., 32. 34.
Bouiges, H., 27.
Braem, C, 265.
Brault, A.^ 190. 191.
Braun (Leipzig) 220.
Braun von Femwald, R., 161.
Brieger, L., 74. 78.
Brouardel, P., 73. 146. 149.
Browicz 190. 192.
Brückmann, Emil, 145. 147. 231.
Brückner 34.
Brügelmann, W., 104*.
Branner, C, 74. 75.
Bruns, Paul, 169.
Brush, A. C, 28.
Buchholz, Ernst, 38. 43. 194. 195.
Buckingham, M., 246.
Buckland, F. 0., 194. 196.
Bürstenbinder, 0., 181.
Büsing, W., 111*.
Büssem, Heinr., 262.
Bugnion 248. 251.
Bu&ochl2.
Bumm, £., 256.
Burgees, John Joseph, 185. 186.
Bun, Theod., 253.
Burlureaux 248. 251.
Burton-Fanning, F., 182. 184.
Buschan, Georg, 24.
Buschke 74. 79.
Busse, 0., 10.
Buzzard, Thomas, 27.
€abadel44.
Galabrese, A., 38. 40.
Campbell, Hury, 81. 87. 92. 102. 187.
188.
Cannieu, A^ 227.
Ganter, Gh., 22.
Garasso, G. M., 248. 251.
Garetti, G., 182. 184.
Carriere, G., 146. 150.
Cattani, G., 74. 77. 78.
Catti, Georg, 145. 147.
Gautley, Edmund, 185. 187.
Cazeneuve, P., 276.
CeUi, A., 123.
Ghabbert, L., 28.
Ghapman, Paul M., 82. 88.
Chaput 50. 159. 172.
Chasseaud, Henry, 135.
Chaumier, Edmond, 248. 251.
Cheatham, W., 38. 41.
Chiari, Hiums, 126.
Cholmogorofi^ S., 55.
Chretien, Ed., 181. 189.
Churton, D., 193. 194.
Claisse, Paul, 187. 189. 197. 198.
Glarke, J.Jackson, 124. 185. 187. 228.
Ciarke, J. M., 139.
Cohn, G., 74 78.
Gohnstein/Sy., 113.
Coleman, Warren, 146. 148.
Coley, Frederick C., 90. 92.
Conitzer, L., 146. 149.
Gontejean. Gh., 82. 89.
Goppez, H., 68.
Namen-Register.
353
Comet, B., 247. 248.
Gbnnaellor, E., 182. 183.
Gonnnont, J., 74. 76.
Coutagne, H., 72.
Cieiner, Max, 4.
Crocq fils 90. 94.
Cn>ol[, James E., 91. 102.
CoUen, T. 8., 52.
Collingworth, C. J., 160.
Coniow, John, 90. 94.
Gorschmann, H., 91. 97. 100. 187.
189. 199. 200. 217. 219. 248.
Caitin, Boland G., 248. 251.
Cnshny 20.
Czametsohka, Johami, 10.
Damieno, A., 38. 41. 42.
Dana, L., 26.
DamlewBky, B., 237.
D'Anlnay, G. A., 205*.
Dean, H. P., 182. 184.
Dearer, John B., 193. 194.
De Back, D., 20.
De FUippi, F., 21.
Do GnuEia, £., 128.
Dehio, Karl, 91. 97.
Dejerine, J., 241.
Delageniere, Panl, 52.
Delepine, Sheridan, 247. 249.
Dennig, Adolf, 146. 149.
Depage 51.
Dentschmann, R., 68.
Dickinaon, W. Lee, 199. 202.
Dietiein, W., 6.
Dienlafoy, G., 145. 147.
von Dittel 176.
Dittrich, P., 71. 72.
Dmochowski Z., 145. 147.
Doderlein, Albert, 218.
Dörfler, H., 182. 183.
Dogiel, Joh., 81. 85.
Dohm 167.
Doleea, Max, 224.
Dombrowski, W., 91. 101.
Doria, T. R., 74. 80. 156.
Doutrelepont 146. 148. 252.
Dowden, J. W., 182.
Doyen 74. 76.
Dräsche, Ad., 39. 47.
Drews, Richard, 20.
DreyfttB, J., 39. 44.
Dnunmond 187. 190.
Du Bois-Reymond, Oande, 109*.
Dühissen, Alfred, 50.
Du Pasqoier, Gh., 199. 202.
Dnrante 185. 186.
Eberle, Otto, 126.
Eberlin, A., 158.
Edebohls, George M., 51.
lldel, Max, 129.
Deck, Alexander, 248. 251.
Egerl97.
%er. F., 140.
EErlidi, P., 74. 77. 78.
Bigenbrodt 280.
EiMlsberg, A. von, 193. 194.
Bsenhart, A., 123.
Ekehom 171.
Elkind 262.
Elzholz, Adolf, 187. 188.
Eügehnann, Th. W., 81. 84.
Engel-Beüners, Julitta, 23.
Eo^isch, Joeef, 176.
|QgBtröm, 0., 161.
Epstein, Alois, 56.
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 3.
Erben, S., 141.
von Erlach 172.
Erlioh, S., 92. 102.
Ernst, Harold C, 193. 194.
Escherich 182. 184.
E8chle5.
Etienne, G., 145. 146.
Eolenbnrg, Albert, 242.
E^ans, C. S., 23.
Evans, H. L., 182. 183.
Ewald, G. A., 25.
Ewart, Wm., 91. 100.
Faber 38. 41.
Fanlds, A. H., 66.
Fanvelle 185. 186.
Favre, Alex., 18.
Fedoroff, S., 74. 78. 182. 184.
Feist, Bernhard, 132.
Fenwick, H., 182. 183.
Fenwick, W. Soltau, 32. 34. 182. 183.
187. 188.
Femet, Gh., 248. 252.
Fere, Gh., 32. 34. 236.
Fermi, Glaudio, 74; 77. 121.
Fiessinger, Gh., 151.
Filatow, Nil, 47.
Filehne, Wilhelm, 9.
Finger, Gh., 26.
Finkehibnrg, Radolf, 280.
Finotti, E., 178.
Fiooca, R., 123.
Fiorentini, Angelo, 124.
Fisohel 235.
Flatao, E., 226.
Flexner, Simon, 146. 148. 190. 191.
Flick, Lawrence F., 247. 249.
Floersheim, L., 199. 200.
Fodor, Josef von, 122.
Föderi, 0., 265.
Forel, Aug., 30. 105».
Fester, Romains A., 39. 47.
Fränkel, Eugen, 119.
Fran9ois-Frank, Gh. A., 81. 86.
Frank, J., 146. 148.
Franke, W., 160.
Fräser, James W., 190. 193.
Fredericq, Leon, 82. 89. 90.
Frey, M. von, 82. 88. 89. 90.
Freyhan 194. 196.
Freymuth 168.
Fritsoh, H., 257.
Frothingfaam, L., 74. 78.
Fuchs, £., 181.
Füth (Metz) 260.
Funke, Rudolf, 91. 99.
Fusari, R, 226.
Fyffe, W. Eington, 248. 251.
Qabrylowicz, J., 34.
Gürtner, F., 261.
Gaglio, G., 7.
Gideotti, G., 118.
Galloway, James, 199. 202.
Gamgee, Arthur, 248.
Garnier, P., 143.
Gasser, S., 123.
Gaudier, H., 269.
Gawronsky, Nicolai von, 119.
Gay, W., 28.
Gayet 185. 186.
Geissler, Arthur, 73. 278. 279.
Gemmell, Samson, 193. 194.
Gerber, P. H., 49.
Gerster, Garl, 39. 47.
Gessler, Hermann, 248. 252.
Gevaert, Gh., 154. 267.
Geyl 255.
Gibson, G. L., 146. 148.
Gibson, G. A., 197. 198.
Ginsberg 273.
Giraudeau, G., 185. 186.
Giosti, A., 182. 183.
Gloor, Arthur, 180.
GluziAski 145. 146.
Goebel, Garl, 190. 191.
Goenner, Alfred, 162.
Goldscheider, A., 74. 75.
Goldstein, G., 177.
Golpe, J., 258.
Goodall, E. W., 246.
Gomall, J. H., 128. 184.
Gosse, H. J., 247. 249.
Gottschalk, Siegmund, 54.
Gottstein, Georg, 141.
Gouget, A., 91. 96.
GouUioud 52.
Gram, Ghr., 23.
Grassmann, Garl, 141.
Grawitz, E., 187. 189.
Griffith, J. P. Grozer, 91. 100.
Griffen, Vincent, 190. 193.
GrigoijefE, A., 236.
Grill, A., 168.
Grixoni, G., 74.
Grosse, Paul, 216.
Grösz, Julius, 260.
Gruber, Rud., 180.
Guder, Paul, 32. 34.
Gumprecht, F.. 74. 75.
Guthrie, G., 237.
Guttmann, P., 197. 198.
Hackenberg, G. P., 38. 39.
von Hacker 182. 183.
Hadden, W. B., 197. 199.
Haenel, F., 173.
Hall, W. 8., 114.
Haltenhoff, G., 272.
Hamilton, D. J., 243.
Hammarberg, GarL, 105*.
Handford, Henry, 91. 101.
Handler, B., 39. 43.
Hanot, y., 91. 96.
Hare, H. A., 247.
Harley, Yaughan, 227.
Hamack, Erich, 74. 76.
Hartmann, Franz, 248. 252.
Hartmann, Henri, 107*.
Haury 197. 198.
Hauser, G., 13.
Haushalter, P, 33. 37.
Haven, George, 160.
Hawkins, Francis H., 199. 202.
Hebb, R. G., 199. 202.
Heckel 39. 46.
Hefiter, A., 236.
Heimann 197.
Heinzelmann, Hugo, 248. 250.
Heitier, M., 91. 98. 100.
Hektoea, Ludwig, 196. 197.
Heller 124.
Hehnholtz, H. von, 110*.
Henle, A., 167. 170.
Hennebert 68.
Hennequin, J., 177.
Hennie, Garl, 261.
Henoch, E., 182. 184.
Henry, Frederick P, 152.
Henschen, S. E., 105*.
45
354
Namen-Register.
Herff, 0. von, 55.
Hering, Heinrich Ewald, 81. 86.
Hernandez, E., 159.
Herrick, Francis H., 6.
Herringham, W. P., 199. 202.
Herskind, E., 25.
Herter, C. A., 138.
Herz, Leopold, 91. 96.
Hesse (St. Lndwig) 62.
Heubner, 0., 48. 57. 120.
Heusler, 0., 133.
HeuBser, Otto, 122.
Hewlett, R. T., 74. 182.
Heyse 197.
Hubert, Paxü, 82. 90.
Hubert, R., 69.
Hüdebrand, 0., 128. 234.
HiUs, WiUiam B., 274.
Hinshelwood^ J., 67.
Hintze, K., 17.
Hirsch, V., 1 70.
Hirschfeld, Eugen, 32. 33.
Hirschlaff, Willy, 199. 203.
Hirschmann, Engen, 81. 87.
Hirschsprang, H., 164.
Hisjun., W., 81. 82.
Hochhaus, H., 82. 90. 94.
Hochheim, W., 74. 76.
Hölscher, Fritz, 248. 251.
Hoffa, Albert, 269.
Hofmann, Ed. von, 72. 127.
Hofmann, Karl von, 33. 36.
Hofmeister, F., 271.
Hohenemser 19.
Hollborn, C, 228.
Hollmann, 0., 29.
Holt, E., 138.
Holth, 8., 235. 272.
Hopwood, E. 0., 244.
Howard, T. Wüliam, 185. 186.
Howitz, F., 24.
Huchard, Henri, 90. 91. 94. 101.
Hübener, "W., 74. 77. 78.
Hübscher, C, 171.
Hürthle, K., 82. 89.
Huguenin 33. 37.
Hammel, £., 167.
Hutinel 91. 96.
Jackson, E., 69.
Jacob, J., 81. 86. 90. 94.
Jacobj, C, 237.
Jacoby, Geo. W., 5.
Jacot-Descomptes, Gh., 91. 101.
Jäger, Franz, 90. 93.
Jäger, H., 228.
Jahn 17.
Janet, Pierre, 30. 105*.
Janowski 38. 39.
Jaquet, A., 91. 99.
Jeanseime, £., 23.
Jeremitsch, Th., 265.
Ingianni, G., 136.
Joachim, Heinrich, 213*.
Johannessen, Axel, 9. 39. 46.
Jolles, Adolf, 276.
Jolles, Max, 277.
JoDy 199. 202.
Jolly, F., 29.
Jona, Giuseppe, 199. 200.
Jones, A. Coppen, 33. 36.
Josserand, E., 199. 200.
Israel, 0., 190. 192.
Juncker 6.
Jurinka, J., 168.
Mabiannoff, N., 151.
Eahane, M., 105*.
Kahlden, C. von, 38. 40.
Kahn, Max, 204*.
Kaiser, Karl, 81. 84.
Kalimann, Martin, 112*.
Kamen, L., 128.
Kärman, Samuel, 180.
Karewski, F., 176.
Kassowitz, Max, 39. 47.
Katzenstein, J., 155.
Kaufmann 4.
Kaufmann, Sally, 38. 41.
Keczmarszky, Th. von, 260. •
Kelsch, S., 73.
Kempner, Walter, 32. 34.
Kent, A. F. Stanley, 81. 83.
Kersch 247.
Kiär, Gottlieb, 145. 147.
Kidd, Percy, 199. 202.
Kirchner, Martin, 32. 34.
Klebs, Edwin, 247.
Knauff, M., 214*.
Kober 145. 146.
Koch, C , 65.
Kocher, Theodor, 25. 267. 270.
Kockel, R., 33. 35. 91. 98.
Köbner, Heinrich, 248. 252.
Kölliker, Th., 219. 222. 224.
König, A., 205*.
König, F., (BerUn) 15.
König, Franz, 65.
Körte, W., 173.
KoU 235.
KoUe, W., 247. 248.
Kollmann, Arthur, 215.
Korkunoff, Alexander, 120.
Kotliar, E., 33. 38.
Krämer, L. Adolph, 146. 149.
Krakauer, J.. 194. 195.
Krannhals, Hans, 240.
Kraske, P., 178.
Krause, F., 62. 179.
Krause, Paul, 248. 252.
Krehl, Ludolf, 125. 187. 190. 191.
Kretz, Richard, 187. 189.
Krönig 167.
Krönlein, ü., 25. 45.
Kronacher 169.
Kronenberg, E., 152.
Krumbholz 91. 97. 123.
Kucharewski 136.
Künkler, K., 20.
Kuh, Edwin J., 38. 40.
Kuhnt, H., 108*.
Kulenkampff 214*.
Kurth, H., 274.
Kusnezow, D., 185.
Kutscher 31. 246.
Kuttner, A., 153«
Iiaborde, J. V., 71.
Lachowicz, L., 231.
Lamacq, Luden, 137.
Lambert 115.
Lampe, R., 63.
Lancereaux, E., 247. 249.
Landerer, A., 64.
Landerer, R., 53.
Landouzy 247.
Landström, John, 171.
Lange, F., 58.
Lange, Jerome, 57.
Langendorff, 0., 81. 84.
Langenhagen, 33. 37.
Langes, H., 247.
Lannois 187. 189.
Lanz, Otto, 24.
Laroyenne 52.
Laulanie 81. 86.
La voran 133.
Lawrence, Sidney C, 187. 188.
Lees, D. B., 193. 194.
Le Fort, R., 169.
Lejars, Felix, 106*. 177.
Lemche, Johan H., 24.
Lemoine, Georges, 91. 99.
Leopold, Gerhiurd, 259.
Leplat 180.
Leredde 33. 38. 145. 146.
Leser, Edmund, 106*.
Letulle, Maurice, 190. 193.
Leube, W. 0., 227.
Leucht 45.
Levi, G,118.
Levi, L., 29.
Levy, E., 229.
Ley 38. 41.
Leyden, E., 90. 92. 185. 186. 199.
203. 247. 249.
Lichtwitz, L., 152.
Liebreich, Oscar, 248. 252.
Liermann, W., 270.
Limbeck, R. von, 145. 146.
Lim Boon Keng 81. 86.
lipinsky 255.
Lochte 130.
Löbisch, W. F., 103*.
Löwenstein, L., 174.
Londe, P., 146. 149.
Lorenz, A., 61.
Lucas-Championniere 175.
Lührmann, F., 145.
Lumniczer, Joseph, 91. 96.
Lungwitz, M., 33. 35.
Lunz, M. A., 242.
c Collom, J. M., 244.
M'Farland, Joseph, 70. 247. 249.
Mackek, £., 272.
Mackenzie, James, 91. 95.
Macphail, A., 27.
Mader 146. 150. 242. 248. 252.
Madiener, Max, 171.
Maffucci 33. 36. 124.
Magnus, H., 110*.
Mall, F., 81. 88.
Manaceine [Manassein], Marie de, 121.
Manasse, Paul, 5.
Mannaberg, Jiüius, 92. 102.
Manson, Albert, 264.
Manz, 0., 14.
Maragliano, E., 248. 252.
Marandon de Montyel, E., 135. 143.
Marchand, Felix, 19.
Marfan 165.
Marie, Rene, 190. 193.
Marinesco, G., 132.
Marsh, Emest L., 38. 42.
Martin, Fr., 33.
Martin-Durr 187. 188. 189.
Martini 82. 90.
Martins, F., 82. 89. 151. 194. 195.
Mason, A. L., 246.
Masselin, £. J., 133.
Masur, Alfred, 33. 35.
Matthaei, Friedrich, 52.
Matthes, M., 248. 252.
Matthews 20.
Maunz, C, 142.
Namen-Register.
365
Manthner, Ludwig, 110*.
Mayer, Hans, 164.
Meder 18.
Meenen, Eugene van, 32. 34.
Meigs, Arthur V., 91. 98.
Meinert 74. 80.
Meirowitz, Ph., 74. 80.
Mendes de Leon, M. A., 257.
Mermann, A., 259.
Mermaon, Fr., 268.
Hey, Edgar, 199. 201.
Meyer, Alfred, 194. 196.
Meyer, F. A., 273.
Meyer, Hans, 164.
Meyer, Bndolf, 136.
Michaelis, M., 81. 83.
MiddletoD, George S., 187. 190.
MikuUcz, J., 25. 61. 62.
Mircoli, Stefano, 187. 188.
Miiinescn 197. 198.
Mitchel, S. Weir, 27.
Möller, A., 248. 250.
Moggi, G., 182. 183.
Mohr, George, 91. 96.
Moore, John W., 185. 187.
Moore, Norman, 190. 193.
Moraczewski, W. von, 14.
Morean, Paul, 70.
Moritz, E., 91. 101.
Morrill, F. Gordon, 39. 46.
Mothersole, B. T., 185. 187.
Mott,F. W., 131. 137.
Monchet, A., 157.
Moure, E. J., 203*.
Moyan 24.
Maoci, R, 38. 42.
MiiUer (Zürich) 45.
Maeller, Arthur, 160.
MüUer, H. F., 28.
Maller, Leopold, 58.
Münz 255.
Münzer, £., 8.
Munk, Immanuel, 230.
Moralt, Wilhelm von, 39. 44.
Mosser, J. H., 193. 194.
Mya, G., 38. 39. 42. 46.
Masse, D., (BerUn) 25. 265*
Natier, Marcel, 153.
Nauwelaers 38. 41.
Nauwerck 134.
Navarre, P. J., 74. 80.
Kavratil, Yincenz, 247.
Neebe 178.
Nencld, M., 114.
Netter 248.
Neudörfer, Ignaz, 39. 47.
Neumann, Isidor, 254.
Neumann, Siegfried, 129. 256.
Niche, A., 179.
Nicoladoni, C, 175. 179.
Nicolas 74. 79.
Nikolajew, W., 81. 85.
Nimier, H., 74. 80.
Nishimora, Toyoeaku, 33. 36.
Nonne, M., 140.
NuttiJl, G. H. F., 278.
•ddo, C, 187. 188. 193. 194.
Öhm, F., 9. 81. 85.
öhrwall, 5ialmar, 81. 85.
Ostreich, R., 190. 192.
Offer, Th. R., 116.
Ohlemann 68.
OUmacher, A. P., 38. 39.
Oldendorff, A., 215*.
Olshausen, R, 56. 155.
Onodi, A., 154.
Openchowsky 102.
Oppenheim, H., 238.
Oppenheimer, A. R, 24.
Oppenheimer, E., 34. 38. 40.
Ord, William MiUer, 199. 201.
Ormerod, J. A., 190. 193.
Osgood, Fred. H., 31. 32.
Osler, William, 193.
von Ott 256.
Overend, Walker, 187. 188.
Owen, David, 24.
Pässler, H., 22.
Page, Charles £., 248. 251.
Panas 60.
Paton, D. Noel, 3.
Patrizi, L., 121.
Paulus, Rudolf, 33. 36. 185. 186.
Pauzat, J. E., 66.
PavUk, Alex., 38.41.
Pawlowski, R A., 91. 97.
Peipers 6.
Pelo, Ignaz, 210*.
PeUegrini, Luigi, 187. 189. 199. 201.
Penzoldt, Franz, 250.
Popper, William, 193. 194.
Perles, M., 230.
Pemice 126.
Pemossi, L, 74. 77.
Perrando, G., 33. 36.
Peters, Austin, 31. 32.
Petersen, W., 168.
Petruschky 10.
Peterutti, Gennaro, 248. 252.
Peugniez, P., 182.
Heifer (Weida) 38. 43.
Pfeiffer, E., 115.
Pfeiffer, Otto, 81. 85.
Pfeüstioker 208*.
Pfister, E., 229.
Phear, Arthur G., 91. 100.
Phisalix, C, 227.
Piana, Gian Pietro, 124.
Pick, F. L., 53. 123.
Pickering, John W., 81. 83.
Picot 190. 192.
Pilüet, A. H., 146. 150.
Pinard, A., 71. 160.
Pincus, Ludwig, 163.
Piotrowski, Gustav, 81. 87.
Pistor 215*.
Pitt, G. Newton, 185. 187. 190. 193.
199. 202.
Placzek, S., 212*.
Plicque, A. F., 90. 93.
Podack, Max, 49.
PolaiUon 107*.
Poncet, A., 167.
Popoff, D., 157.
Popoff, Leo, 187. 189.
Poppert (Giessen) 134.
Porter, W. Townsend, 81. 83.
Posner, C, 107*. 204*.
Pospischil, Otto, 92. 102.
Post, H , 16.
Potain, C, 91. 95. 193. 194.
Poulsson, E., 136.
Powell 195.
Powers, Charles A., 266.
Prausnitz, W., 110*.
Proskauer, B., 33. 36.
Proust, A., 27.
Purtscher 180.
Putnam, J. S., 26.
Quadu, Domenico, 74.
Queirel 156.
Quenu, E., 107*.
Quervain, F. de, 135.
Quincke, H., 90. 94.
Ramsay, Maitland, 69.
Ranke, H. von, 39. 43.
Ransome, Arthur, 247. 249.
Raymond, F., 238.
Rebatel 144.
Redtenbacher, Leo, 91. 97.
Reerink, H., 146. 148.
Regaud, Claude, 26. 199. 201.
Regis, E., 145.
Regnard, P., 133.
Reiohel, Paul, 131.
Reid, Walter, 199. 202.
Reincke (Hamburg) 273.
Reineboth 72.
Reinicke 264.
Reissner 235.
RemesofE, Th., 182. 184.
Renaut 92.
Reverdin, A., 157.
Revillod, Leon, 33. 37.
Ribbert 6. 33. 38.
Richardson, Adolphus J., 91. 102.
Richardson, M. H., 142.
Riebet, Charles, 9.
Richter, P. V., 271.
Righi, J., 74.
Rindfleisch, E. von, 199. 202.
Ringer, Sydney, 81. 85. 91. 100.
Rioblano, G., 67.
Risel 39. 45.
Rissmann 159.
Ritter, JuUus, 244.
Riviere, Maurice, 162.
Robin, Albert, 145. 146. 248. 251.
Robinson, Beverley, 92. 102.
Rochaz, G., 172.
Röchet, V., 107*.
Rockwood, C. W., 114.
Rodet, A., 275.
Roechling 273.
Röder, Juüus, 207*.
Roether, Otto, 81. 185.
Rogee, L., 156.
RoUeston, H. D., 91. 97. 190. 191.
197. 198. 199. 202.
Romberg, Ernst, 81. 82. 199. 201.
Rombolotti, G., 272.
Rosanow, W. W., 159.
Rosoiszewski 255.
Rosenbach, 0., 90. 92.
Rosenbaum, A., 265.
Rosenthal 11.
Rosin, Heinrich, 91. 96.
Roth, 0., 32. 34.
von Rothe 106*.
Rotter, Emil, 206*.
Rotter, J., 169.
Rubino, Alfred!, 193. 194.
Rubner 277.
Rudolph, R 0., 74. 80.
Rummo, Gaetano, 74.
Runge, M., 56. 172.
Rydyßer 25. 172.
Ryn, J. A. van, 145. 146.
8abrazes, J., 146. 148. 154.
SahH 91. 101. ^
356
Namen-Register.
Salretas, C, 182. 183.
Salvioli, J., 8.
Sanders, Edward, 156.
Sanders, Gordon, 197. 198.
Sansom, Arthur Emest, 90. 93.
Santini, Feiice, 32. 33.
Santucci, A., 38. 42.
Sarway, Otto, 258.
Soaglioso 126.
Solififer, K A., 243.
Schaller, Ludwig, 56.
Scheidemann, G., 181.
Scherer 228.
Schüd, W., 57.
Schiller, H., 261.
Schinzinger, Fridolin, 90. 94.
Schively, M. A., 81. 86.
Sohlatter, C, 172.
Sohlesinger, Herrn., 7. 105*. 138. 139.
Schmaus, H., 233.
Schmid, Carl, 55.
Sohmid-Monnard, H., 116. 146. 150.
Schmidt, Adolf, 82. 89. 240.
Schmidt, Hermann, 261.
Schmitt, A., 178.
Schmitz, Aurel, 165.
Schmorl, G., 12. 33. 35.
Schnitzler, J., 74. 80.
Schnizer, C. von, 177.
Schönwerth, A., 63.
Schott, Th., 91. 96.
Schoumow-Simanowsky, £. 0., 114.
Schuchardt, K., 12.
Schütze, Karl, 91. 98.
Schulthess, Hermann, 45. 254.
Schnitze, Fr., 142.
Schnitzen 155.
Schumow-Simanowsky 114.
Schwab, A., 199. 201.
Schwartz, B., 182. 183.
Schwarz, E., 182. 184.
Schweigger, C, 69.
Sohwertzel 177.
Schwyzer, F., 5.
Sears, George C, 32. 34.
See, Germain, 92. 103.
Segond, P., 51.
Seibert, A., 38. 41.
Seifert, Otto, 204*.
Semb, Oscar, 261.
Semon, Felix, 266.
Sendler 268.
Senger, E., 134.
Severeano 67.
Sevestre 49.
Seydel, C, 72. 144.
Shattock, Samuel G., 197. 198.
SiawciUo, J., 226.
Siegfried, Max, 114.
Siemon, Georg, 238.
Sievers, R., 193. 194.
Silbersohmidt 45.
Silex, F., 68.
Simon, £., 39. 43.
Simonovic, Radivoj, 38. 41.
Sippel, Albert, 146. 149. 259.
Sirleo 124.
Skowronski, Wladimir von, 254.
Smith (Marbach) 31.
Smith, K. Shingleton, 185. 186.
Smock, B. W., 32. 34.
Snell, Richard, 70.
Sobieranski, W, von. 121.
Sondheimer, Joel, 197.
Sottas, J., 241.
Souques, A., 132.
Specker, A., 145. 146.
Spediacoi 146. 148.
Spengler, Carl, 33. 36.
Spitzer, W., 4.
Spronck, C. H., 38. 39.
Stchegoleff 146. 149.
Steel, Graham, 187. 189.
Stombo, L., 243.
Stevenson, W. F., 199. 202.
Stewart, G. N., 81. 87.
Stix, Hans Raymund, 194. 196.
Stöwer, P., 110*.
Strassmann, P., 261.
Straus, L, 32. 34.
Streng, W., 199. 201.
Strubing 194. 195.
Stühlen, A., 130.
Stuelp, 0., 271.
Sturges, Octavius, 90. 92.
Stutzer, A., 275.
Swain, Paul, 157.
Szego, Eoloman, 261.
Talma, S., 151.
Tauffer, W., 65.
Tavel 182. 183.
Tellyesnicky 226.
Templeman, Charles, 73.
Terrier, F., 58.
Teuscher, R., 103*.
Teutech, Robert, 248.
Thacher, J. S., 187. 190.
Theilhaber 158.
Therese, L., 199.
Thiriar 74. 75.
Thoinot, L., 133.
Thompson, W. G., 182. 183.
Thom, W., 163. 257.
Thome, William Bezly, 92. 102. 248.
250.
Tiburtius 246.
Tietze, A., 173.
Tillmanns, H., 217. 224.
Tizzoni, G., 74. 77. 78.
Tordeus, E., 38. 41.
Trendelenburg 25.
Trenel 199. 201.
Treupel, Gustav, 19.
Tufßer 24. 25.
Turner, G. Aldren, 182. 237.
Tussenbroek, Catharine von, 257.
Cghetti, G. B., 103*.
Unger, Ludwig, 204*.
TaUin, £., 247. 249.
van t'Hoff, L., 23.
Varnier, H., 160. 161.
Vedeler, Ch., 124.
Venu, Ferd., 22.
Venturi, Torquato, 187. 190. 197. 198.
Veronese, Fr., 90. 93.
Verstraeten, C, 91. 102.
Vierhuff, W., 132.
Villar, H., 146. 148.
Yilliere 129.
Yineberg, Hiram N., 51.
Viquerat 252.
Yladlmirow, J., 244.
Voelcker, Arthur F., 91. 97. 197. 198.
Voirin, G., 115.
Voit, Erwin, 120.
VoUand 247. 249.
Yossius, A., 110*.
Yulliet 157.
Yulpius, 0., 74. 80.
ÜTagenmann, A., 272.
Wagner, G., 270.
Walter, 0., (Odessa) 67.
Walter (Charlottonburg) 146. 148.
Walther, Hans, 32. 35.
Walton, G. L., 26. 142.
Washboum, J. W., 244.
Wateon, F. S., 66.
Weber, A., 90. 94.
Weber, Hermann, 137.
Wedekind, G., 171.
Weioker 247. 250.
Weintraud, W., 120. 136.
Weiss, Julius, 151.
Weiss, L., 204*.
Weissmayr, Alex, v., 152. 199. 201.
Wenzel 20.
Wemitz, J., 53.
Wesbrook, F. F., 74. 79.
West, S. 24.
Wethered, Frank J., 92. 102.
Weyl, Th., 111*. 112*. 214*.
White, W. Haie, 125.
White, George R., 266.
Wiener, A., 64.
Wiener, H., 8.
Wüd, C. von, 258.
Williams, W. Roger, 107*.
Williamson, G. £., 182. 184.
Wilmart, L., 7.
Wilms 14.
Wilson, Owen H., 193. 194.
Wilson, T. Staoey, 91. 99.
Winauds, M., 129.
Winchester, J. F., 31. 32.
Winkler, Ferd., 277.
Winterberg, W., 162.
Witwicki, R., 194. 196.
Witteuer 39. 44.
WUdimirow, J., 74. 78. 244
Wölfler, Anton, 64.
Wolff, Felix, 248. 250.
Wolff, Moritz, 245.
Woodhead, G. Sims, 32. 34.
von Wunschheim 33. 37. 199. 201.
Yeo, I. Burney, 90. 93.
Bagari, G., 38. 40.
Zedei, J., 260.
Zeehuisen, H., 21. 237.
Zeidler, E., 172.
Zemp, Emil, 91. 97.
Ziem, Constieuitin, 245.
Zimmermann, W., 181.
Zoth, Oskar, 81. 86.
Zum Busch, J. P., 67.
Zuntz, N., 82. 88.
Zweifel, P., 258.
Leipzig, Walter Wigand's Buchdruckerei.
^
SCHMIDTS
• •
JAHRBUCHER
DER
m- UND AUSLÄNDISCHEN
GESAMMTEN MEDICIN
UNTER MTTWIRKUNQ VON
PEOR DE. ADOLF WUSTTEE
R£3)IGIRT
VON
DE. F. J. M ÖBIUS UND DE. E DIPFE
ZU LEIPZIG.
JAHRGANG 1805.
Z W EiH. U NDERTXTNDAOHTÜND VIERZIGSTER BAND.
LEIPZIG, 1895.
VERUG VON OTTO WIGAND.
r
JAHRBÜCHER
der
Jd- nod aosliodischeD gesammteD Nedicln.
Bd. 248.
1895.
Jf 1.
A. Auszüge.
I. Mediolnisohe Physik, Chemie und Botanik.
1. Ueber Vorkommen ond Bildmig der
Bemsteliuiiüre ; von Gand. med. Ferdinand
BlnmenthaL (Virchow's ArcdL CXXXVII. 3.
p. 5B9. 1894.)
Die Bemsteinsftnre wird sowohl bei der Oäh-
nmg, wie bei der Eiweissftulniss gebildet Aber
auch in frischen Organen wird ihr Vorkommen be*
liauptet In letzterem Falle könnte sie jedoch be-
ginnender F&nlniss ihren Ursprung verdanken, sie
wäre also übeiiiaupt nur als Stoffwechselprodukt
Ton Mikroorganismen anzusehen.
Nachdem B. ztmAchst die Miethoden zur Isoli-
nnig derBemsteinsäure geprOft und als beste eine
schon frflher von IL Salkowski angegebene er-
binnt hatte, die je nach dem vorliegenden Material
etwas zu verändern ist, konnte er feststellen, dass
Bernsteinsänre in frischen Organen nicht vorkommt.
Sie ist inuner als Zersetzungsprodukt anzusehen«
Sie kann durch verschiedene Mikroorganismen so-
wohl aus üiweiss wie aus Kohlehydraten gebildet
werden.
Auch fand sie sich in Monate lang aufbewahr-
to saurer Milch. Aus dieser konnte B. einen be-
stimmten Bacillus erhalten, welcher, auf Milch
llbertragen, wieder in einigen Tagen B^nsteinsfture
bildete. Y. Lehmann (Berlin).
2. Ssrntheeised eoUoide and eoagolation;
byJ.W. Pickering. (Journ. of PhysioL XVm.
1 and 2. p. 54. 1895.)
Schon vor etwa zehn Jahren hat Orimaux
binstUch drei OoUoide dargestellt, zwei aus Meta-
midobenzoSsfture durch Einwirkung von Phosphor*
pentaohlorid in der Wfirme, eins durch Einwirkung^
▼on gasförmigem Ammoniak auf Asparaginsfture-
«ihydrid in der Wftrme.
Das Verhalten dieser Gollmde hat F. näher miter-
mht Sie gleichen alle drei trookenom SenunalbYiJnia
im Aussehen, sie geben Xanthoproteipsäarereaktion und
mit Kupfersolfat und Kalilauge blauviolette und violette
Färbung. Ihre Losung wird bei Abwesenheit von Salzen
nicht dnioh Hitze coaguliri Bei Gegenwart ^wisser
idsUoher Salze, wie von^aryum, Calcium, Strontium, er-
olgt Coagulation bei etwa 75^ C. Die O)itfa]ation wird
verhindert durch Kalixunacetat, Natriumsulfat, Ueber-
schuss von Glyoerin. Diese Wirkmig des Glycerins wird
wieder aufgehoben durch Dnrohleitang von fcohlensänre
oder von schwefliger Säure. Aus ihror Lösung werden
die Golloide durch Sättigung mit MagnesixunsulJbt, Am-
moniumsulfat oder EodiBalz gefUli Bei Gegenwart von
Sdzen werden sie duioh Kohlensäure g^älit
Das dritte GoUoid lieferte bei kumsmoher F^sinver-
dauung eine Substanz, die mit Kupfersulfat und Kalilauge
rothviolette Färbung ergab.
Die drei CSolloide fuhren bei intravenöser ligektion
Blutooagulation hcarbei.
Sie verhalten sich im Blute überhaupt ganz wie die
Nuoleoalbumine. V. Lehmann (Berlin).
3. Kliniaohe ICethode sorBeetimmong der
Alkalioität des Blutes; von Dr. Franz Tausk.
(Ungar. Arch. f. Med. HL 3 u. 4. p. 359. 1896.)
Da die bis jetzt gebräuchlichen Methoden zur
Bestimmung der Alkaleflcenz in wenigen Tropfen
Blut noch nicht befriedigen können, hat T. folgende
Miethode ausgearbeitet.
Er benutzte ein kleines, besonders constnürtes Mess«-
glas, in das 10 com physiologischer Kochsalzlösunff abge-
messen werden, die tneils zum Verdünnen, theus zum
Conserriren des Blutes dienen sollen. Das Gewicht des
fefüllten Apparates wird bestimmt Dann werden einige
Blutstropfen hinzugegeben und das Gewicht wird wieder
bestimmt Es ist somit das Gewicht des Blutes bekannt
Die bluthaltige Kochsalzlösung ^ die schon anfangs mit
Tropäolin schwach ^Ib oder nut Lakmdd schwaon vio-
lett gefärbt war, wird mit Viw Normalsohwefelsäurs
titrirt, wobei scharfe Endreaktion zu erreichen ist
Nach dieser Methode fand T. die Blutalkales«
cenz bei gesunden Menschen durchschnittlich ■>■
0.5— 0.7NaOH, in 100 g. Diese Zahlen sind
etwas höher als die nach früheren Methoden ge-
woimeaen, Sie 9i&d f^ber wohl deshalb als rieh«
4
L Medicinische Physik, Chemie and Botanik.
tiger zu betrachten, weil der Hauptmangel der
froheren Methoden gerade darin besteht, dass wäh-
rend der Untersuchung die Alkalesoenz sohon ab-
nimmt Y. Lehmann (Berlinjk
4. Ueber die Bindung des Schwefels im
Biweiu; von F. Suter. (Ztsohr. f. physioL
Chemie XX. 6. p. 664. 1895.)
Ueber die Bchwefdlhaltigen Derivate der
Biweiaskörper und deren Besiehmigen m ein-
ander; von B. Baumann. (Ebenda p. 583.)
5. ist die Auffindung der Thiomilohsfture unter
den Spaltungsprodukten der Homsubstanz gelun-
gen. Die Thiomilchsfture steht, wie B. ausfOlfft,
in naher Beziehung zum Cystein, bez. Cystin, Stof<*
fen, die schon als Zerfallsprodukte von Eiweiss-
stoffen erkannt sind. Die Bildung von Thiomilch-
sfture aus Cystein ist analog der Entstehung von
Hydroparaoumarsfture aus Tyrosin« Andrerseits
muss Thiomilchsfture auch mit Aethylsulfld in naher
Verbindung stehen, das als Bestandjheil des Hunde-
hams gefunden ist Wie das Aethylsulfld aas
Thiomilchsfture abgespalten werden könnte, so
könnte sich das imSpargelham, in den Darmgasen
und bei Eiweissf&ulniss gefundene Methylmeroap-
tan aus ThioglykolsSnre abspalten. In der That
ist 8. bei seiner Arbeit einer Substanz begegnet,
die wahrscheinlich Thioglykolsfture war.
Die Eenntniss der schwefelhaltigen Eiweissab-
kömmlinge erweitert sich so immer mehr.
V. Lehmann (Berlin).
5. üeber einige aalsartlge Verbindongeix
dea Caaeins und ihre Verwendung; von Prof.
F. Röhmann. (BerL klin. Wchnschr. XXXII. 24.
1895.)
Das Casein hat den Charakter einer in Wasser
unlöslichen Sfture, die mit Alkalien und Erdalkalien
in Wasser lösliche Verbindungen liefert, und zwar
bildet es neutrale und saure Salze, die isolirt und
rein dargestellt werden können. Diese Salze sind
fast geruch- und geschmacklos.
Aus dem sauren Casein-Calcium Iftsst sidi nach
den Versuchen von B. und von A. Liebrecht
ein „ICilchpulver^^ darstellen, das sich beim Er-
wftrmen in Wasser zu einer der fettfreien Kuhmilch
entsprechenden Flflssigkeit löst Durch andere Zu-
sammensetzung der einzelnen Bestandtheile, Ca-
sein-Calcium, Milchzucker, Salze, Hess sich ein
MUchpulver darstellen, dessen Lösung der Frauen-
milch entspricht
In fthnlicher Weise wie mit Alkalien und Erd-
alkalien verbindet sich Casein mit verschiedenen
Metallen. Interesse hat ein wasserlösliches Silber-
salz , das desinficirende Kraft besitzt Am geeig-
netsten fOr die Emfthrang wftre nach R das saure
Caseinnatrium, das sich durch Erwftrmen leicht in
Milch, Bouillon, Cacao ohne Geschmacksverftnde-
rung lösen Iftsst Den Peptonen gegenüber hat es
den Vorzug, keine Salze, Extraktivstoffe, ümwan-
delungsprodukte des Leims zu enthalten.
Stoffwechselversucfae am Hunde ergaben, dass
das Casein zum Ansatz von Körpereiweiss fOhrt
V. Lehmann (Berlin).
6. üeber den TWnflnaii dea Kooleins der
Nabroag auf die Hamalnrebüdiing; von Dr.
W. Weintraud. (Berl. Uin. Wchnschr. XXXH
19. 1896.)
Es hat sich in letzter Zeit immer mehr herans-
gestellt, dass die früher oft angenommene Ab-
hftngigkeit der Hamaftoreausscheidung vom Ei-
Weissstoffwechsel nicht vorhanden ist Als wahr-
scheinliche Hauptquelle der Hamsfture haben wir
die Nudeine kennen gelernt In der That gelang
es W., bei verschiedenen Personen durch Fütterang
mit Thymus, einem bekanntlich sehr nudeinreicheii
Organe, die Hamaftureaussoheidung bedeutend za
steigern, bis auf 2.6g pro Tag. unentschieden
inuss es indesa noch bleiben, ob dies Plus direkt
auf Bildung ausNudein zu beziehen ist, oderobeiii
durch Nudein bedingter vermehrter Leukocytea-
zerfiEkll die Uraaohe ist V.Lehmann (Berlin).
7. üeber die Ananntrang dea Paranneleiwi
im thieiiaohen Organiamna; von W. Sand-
meyer. (Ztschr. f. physioL Gfaem. XXL 1. p. 87.
1895.)
Von Gumlich war nachgewiesen , daas bei
Fütterung mit Nudeinsfture (aua Thymus) der Fhos-
phorgehalt des Harnes steigt ; der Phosphoranthäl
des Nudeins wird also, wenigstens theilweise, le-
sorbirt S. zeigt, dass es sich mit demParanudein
(dem aus Casein abspaltbaren phosphorhaltigen
Körper) ebenso verhalt V. Lehmann (Berlin).
8. Neuere Beltrilge nur Kenntnlee der Al-
bominaabatanBen der Ftaaen- nndKntamikh;
von Dr. Felix v. Szont&gh. (Ungar. Arob. f.
Med. IV. 3 u. 4. p. 367. 1896.)
Aus den Untersuchungen von S. ergiebt sich
hauptsftchlich Folgendes : Ebenso wie in der Kuh-
milch, kann man in der Frauenmilch durch Essig-
sfture einen Niederschlag hervorrufen, wenn man
nftmlich durch die stark verdünnte Miaohung einen
Kohlensfturestrom Idtet und die Mischung bei
40« C. hftlt
Dies mit Wasser gewaschene und mit Alkohol
und Aether behanddte Gerinnsd löst sidi bei der
Verdauung mit 0.2proc. Pepsin -Salzsfture ohne
Niederschlag — wogegen sich Kuhmildioasein stets
mitZurüdklaasong erheUioherNudeinBieiigeQ Ifiet
Das aus Kuhcasein hergeetellte Nudein wird
in neutralem Pankreaseztrakt nicht verdaut, in
einem 0.5% Alkali enthaltenden Pankreaseitrakto
vermindert sich seine Menge, vermuthlich aber
nur durch Lösung in Alkali, nicht durdi Ve^
dauung.
Kuhcasein wie Frauencasein werden im Pan-
kreas immer mit Ansschddung eines Niedenchk-
ges verdaut, der je nach dem Alkaligehalt gsring^
oder grösser ist
n. Anatomie und Fhyaiologie.
6
Diese Untersuchungen zeigen vor Allem, dass
die AlbominsubBtanzen der Miloh im Yerdanungs-
kaoal durchaus nicht Tollkommen verdaut werden.
y. Lehmann (Berlin).
9. Sor les oauses de la ooloraüon et de la
ooacnlatio& du lait par la ohaleur; formaticm
d'aeide fonnique aus d^pena de la laotose;
par P. Cazeneuve et K Haddon. (Lyonm6d.
ZXYH 28. p. 345. 1895.)
Erhitzung derllilch an der Luft während einer
gewissen Zeit Srbt sie gelb und macht sie gerin-
neo. Die Gerinnung tritt auf, nachdem die Gtolb-
firbung einen gewissen Orad erreicht hat Du-
claux sah in der Bräunung der Milch eine Oxy-
dation der Laktose. Später spricht er die Ansicht
aus, dass dieYeränderung des Osseins an der Luft
die Ursache sei. Er stützt sich dabei auf dieThat-
Sache, dass Milch, die durch Hitze gebräunt ist und
die man durch Säurezusatz coagulirt, beim EUtriren
angefärbtes Oaseincoagulum hinterlässt, während
die FUlssigkeit ungefärbt durchläuft Auf Grund
ihrer Versuche kommen 0. und H. zu folgenden
Schlflssen: Die Bräunung der Milch durch die
Hitze ist bedingt durch Oxydation des MUchzuckers
m Gegenwart der alkalischen Salze der Milch. Der
Milchzucker erzeugt bei dieser Oxydation Säuren,
imter denen besonders die Ameisensäure leicht
nachzuweisen ist und deren Gegenwart die Gerin-
nung der Milch veranlasst. Das geronnene Ossein
ist hierbei nicht verändert, sondern einfach nur
fanungefärbt Baron (Dresden).
10. Zur Baratellimg des Glykogens; von
Dr. Huizinga. (Arch. t d. ges. PhysioL LXL
1. 2 u. 3. p. 32. 1895.)
Beines Glykogen liess sich bisher nur nach
der Methode von Brücke-Eülz darstellen, weil
nur bei dieser das stOrende Eiweiss entfernt
wild. Die sonst als Bztraktionsmittel fOr Gly-
kogen vorgeschlagenen Substanzen Utoen zugleich
Eiweiss.
H.giebteine neueLOeung an, die aus der Leber
nur Glykogen, nicht Eiweiss auszieht Es ist dies
eine Mischung gleicher Volumina von gesättigter
8ublimatl5snng und Esbach'schemBeageD8(lTlL
Pikrinsäure, 2 Th. Gitronensäure, 100 Th. Wasser).
Mit dieser Mischung wird die Leber mit Sand fein
zerrieben und stehen gelassen. Der abfiltrirte Rück-
stand wird nochmals extrahirt Die vereinigten
Filtrate werden nut Alkohol gefiUlt, der Glykogen-
niederscUag mit Alkohol und Alkoholäther ge-
waschen. Dies Glykogen erwies sich als eiweissfreu
Zur quantitativen Bestimmung lässt sich in-
dessen diese Methode nach H.'s Versuchen nicht
benutzen. V. Lehmann (Berlin).
11. Zur Quantitativen Beatimmiing des
Olykooolla dnrdh üeberfBhnmg In Hippur-
aänre; von Max Gonnermann. (Arch. f. d.
ges. Physich LIX. 1 u. 2. p. 42. 1894.)
Die Methode der GlykocoUbestimmung nach
Charles S. Fischer ergiebt nach G. viel zu
niedrige Werthe, was der Verwendung von Blei-
oxyd und Salzsäure zuzuschreiben ist Es entsteht
Chlor, welches einen Theil des Glykocolls zersetzt
Statt die Gelatine durch Salzsäure zu zersetzen,
verwendet G. 20proc. Schwefelsäure, welche auf
dem Wasserbad unter Druck einwirkt Die Flüssig-
keit wird dann mit Wasser erhitzt und mit Blei-
weiss neutralisirt Das zum Syrup eingedampfte
Filtrat wird mit Natronlauge und Benzoylchlorid
versetzt Es wird mit Essigäther extrahirt, der
syrupöse Rückstand dieses Auszuges wird in Chloro-
form, dem 5% Benzol zugefügt sind, gelöst All-
mählich fällt die Hippursäure aus.
Während Fischer aus Gelatine nur 3.78<>/t
GlykocoU erhielt, erhielt G. 7.73— 8.44o/o.
V. Lehmann (Berlin).
II. Anatomie und Physiologie.
12. Die Dimensionen des Kindessdhä-
dels vom biologisohen und anthropologischen
Standpunkte; von Prof. F. La Torre in Rom.
(Centr.-BL f. Gynäkol. XVHI. 31. 1894.)
La T. hat sich die Aufgabe gestellt, dieEennt-
lüese Aber die Bntwickelung des Fötus zu venroU-
kommnen durch Betrachtung des väterlichen ESn-
flnssee rem biologischen und physiologischen Stand-
ptmkte.
Biologisehes Moment: In den allermeisten Fäl-
len erstreckt sich der väterliche Binfluss auf die
körperliche Entwickelung, jener der Mutter aber
im höheren Grade auf die geistigen und moralischen
Rhigkeiten. Im Durchschnitte wiegt das Neu-
geborene bei gesundem Vater 3500, bei krankem
2600 g. Das Volumen des Kindskopfes ist aber
dem Gewichte des Körpers proportional. Der Dia-
ueter bipar. bei 3500 g heMgt 9% der bitempo-
rale 8 cm, bei einem 2600 g schweren Kinde der
bipaiietale 8 ^ti ^^ bitemporale 7 cm. Man hat
also Eur Berechnung des Durchschnittsvolumen des
Kindskopfes zwei Durchschnittsreihen nöthig, von
denen die eine an Köpfen von 2600 — 3000, die
andere an Köpfen von 3000 — 3500 g schweren
Kindern berechnet worden ist
Än0irop6U)g%8che8 Moment : Vielfach ist die Be-
ständigkeit der Schädelformen in mehreren Gene-
rationen nachgewiesen. Nun sind keineswegs alle
Schädelformen von gleicher Grösse. Nach allem
Diesem ist die Aufstellung eines allgemeinen Durdi-
schnitt-Menschenschädels ohne Unterscheidung cha-
rakteristischer Typen irrationelL Logischer Weise
sind 2 Durchsohnitts^Indices nöthig; der eine fOr die
Schädeldimensionen von Kindern im Gewichte von
3000 — 3500 g, der andere für Schädeldimensionen
solcher von 2500—3000 g. Glaeser (Danzig),
6
n. Anatomie und Physiologie.
'13. 1) üeber die Natur des CMhlemm'sohen
Siniu und aeine Besiehiingen aor vorderen
AQgenkammer ; von Dr. G. Qutmann inBerlin.
(Arch. f. Augenhkde. XLL 1. p. 28. 1896.)
2) Der OircnliM venosas Sohlenmüi steht
nicht in offener Verbindung mit der vorderen
Augenksmmer. Naoh gemeinschaftlich mit Dr.
Chr. Bentzen aDgestellt^ Versuchen von Prof.
Th.Leberin Heidelberg. (Ebenda p. 235.)
1) Auf Ghrund seiner Untersuchungen, die G.
im 1. anatomischen Institute in Berlin unter Prof.
Waldeyer an 35 Leichenaugen angestellt hat,
kommt er zu folgenden Ansichten: Der sogen.
Schlemm'sche Kanal ist ein wirklicher venOser
Sinus der Sklera. Die vordere Augenkammer com-
munidrt mit dem Baumsysteme des Grenzgewebes
und mit dem Schlemm'sohen Sinus unmittelbar
und mittelbar mit den skleralen undoonjunctival^i
Venen. Der Arbeit, die mit einer kritischen üeber-
sicht der Literatur beginnt, sind 2 Tafeln beigegeben,
worauf einzelne Bilder besonders deutlich den
üebergang der Lijektionsmasse von der Kammer
in den Fontana'schen Baum und den Sinus ver-
anschaulichen.
2) In einer längeren Veröffentlichung tritt L.
den Anschauungen Gutmann 's entgegen. L.,
der schon frOher seine jetzige Ansicht ausgespro-
chen hat, hat mit B. wieder die Injektionsversuche
aufgenommen und ist dabei zu folgendem Befunde
gekommen: Ein offener Zusammenhang im ana-
tomischen Sinne ist zwischen der vorderen Augen-
kammer und dem Venensysteme trotz der innigsten
räumlichen BerOhrung im Eammerwinkel nicht
vorhanden. Der üebergang von Flüssigkeit kann
daher, abgesehen von zufUligen Zerreissungen, nur
durch Filtration erfolgen. Beim frischen todten
Auge filtriren Flüssigkeiten, die in die vordere
Kammer injicirt wurden, mit Leichtigkeit durch
die Interoellularlücken der Endothelhäute in den
Girculus venosus und von da in die vorderen Ciliar-
venen. Sehr leicht gehen feinste Tusohekömer
mit über, dagegen Berliner Blau erst dann, wenn
vorher das Kammerwasser abgelassen wurde, da
sonst der Farbstoff durch Berührung mit dem
Kammerwasser niedergeschlagen wird und als
Niederschlag nicht fein genug ist, durch die Poren
der Scheidewand zu dringen.
Lamhofer (Leipzig).
14. Ueber die perdpirende Sohioht der
Netshaut beim Meneehen; von Dr. W. Koster
in Utrecht (Arch. f. OphthalmoL XLL 1. p. 1.
1895.)
In den Sitzungsberichten der k. preuss. Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin (XXIV; Mai
1894) haben Prof. A. König und Dr. J. Zumf t
mitgetheilt, dass das Licht von verschiedener
Wellailfinge in verschiedenen Schichten der Netz-
haut percipirt werde, und zwar um so weiter nach
l^useen, je grösser die WeUenlftnge des Lichtes seL
K. wiederholte die Versuche und stellte auch unter
Leber eigene Versuche an. Allein keiner von
beiden konnte einen Unterschied in der Schnellig«
keit der Bewegung der GefSssschatten wahmehmeii,
wenn verschiedenfarbiges Licht zu den Versuchen
genommen wurde, auch nicht beim Versuche mit
reinem spectralen Lichte. K. zeigt durch Constrok-
tion und Berechnung, dass verschiedene Farben-
theorien, auch die von Young-Helmholtz nicht
aufrecht erhalten werden könnten, wenn die An-
sicht von König richtig wäre. Von den &rbigen
Bingen, die sich durch die Construktion ergeben,
sieht man in Wirklichkeit gar nichts.
Lamhofer (Leipzig).
15. Ueber den Naohwefe von ContruU
emoheinungen im Gebiete der Baumempfln-
dnngen des Auges; von Jacques Loeb in
Chicago. (Arch. f. d. ges. Physiol. LX. 9 u. 10. p. 509.
1895.)
Die bei Beizung einer Netzhautstelle auftretende
Baumempfindung ist in erster Linie eine Funktioa
der Lage der gereizten NetzhautsteUe auf der
Betina. Sie ist aber auch eine Funktion der gleich-
zeitig durch benachbarte Netzhautelemente aus-
gelösten Baumempfindungen, ein Abh&ngigkeits-
verhältniss, das in der Form eines Contcastes er-
folgen kann. Wundt spricht sich gegen Helm-
holtz (u. A.) fOr die Annahme einer Contrast-
wirkung aus. L. zeigt an verschiedenen Beispielen,
zu deren genauerer Darlegung die Wiedergabe dar
in dem Aufsatze enthaltenen Zeichnungen nöthig
wftre, dass wirklich eine Gontrastwirkung besteht
Im gewöhnlichen Leben kennen wir schon die
relative üeberschfttzung kleiner Abstände, besondets
dann, wenn zwischen zwei Punkten andere Punkte
in gleichen Abständen eingezeichnet sind. L. sagt:
Zwei Punkte oder Linien mit verschiedenen Baum^
werthen, die gleichzeitig der Aufmerksamkeit unter-
liegen, beeinflussen sich so, als ob sie sich gegen-
seitig abstiessen, wodurch ihr scheinbarer Abstand
vergrössert wird. Lamhofer (Leipzig).
16. Ueber plaatisohe Abdrftoke des oberen
Qaohenraumea 9 insbesondere der Choanen;
von Dr. Hopmann in Cöln. (Deutsche med. Wo-
chenschr. XX. 51. 1894.)
Wiederholt schon hat H. auf das Yorkommea
von Verengerungen der Choanen bei Kindern mit
adenoiden Vegetationen hingewiesen. Diese Hin"*
weise haben aber keine grosse Beachtung gefunden,
weshalb H. nach einem Verfahren suchte, das es
gestattet, solche Befunde in unanfechtbarer Weise
festzuhalten und demonstrirbar zu machen. Er
machte zu dem Zwecke plastische Abdrücke des
Nasenrachenraums am Lebenden, die er zuerst mit
in heissem Wasser erweichtem Hartgummi, später
mit der von den Zahnärzten zum Abdrucke des
Gaumens verwendeten „Stent's-Gomposition^^ her-
stellte. Die Masse wird nach guter CocaJnim'mng
der Theile und Vorziehen des (Gaumensegels mit
H Aoatomie tmd Tliy siologiä
tijNh die Nfuse ein- und zum Munde herausgefOhr-
ta& Giunmisehlänöhen mit einer geeigneten Zange
oder einem besonders für den Zweck gebauten
Halter in den Nasenrachenranm eingefOhrt nnd
dort 4 Minuten gegen das Dach und die Choanen
angedrückt Dann wird das so erhaltene Negativ
in einem Pappkftstchen mit dtbmem Gipsbrei um-
gössen. Schon nach i/^ Stunde kann man das
Negativ aus dem Abgüsse durch Einlegen inheisses
Wasser entfernen. Durch diese AbdrQoke stellte
H. fest, dass zwar erheblich veraigte Choanen
nicht sehr häufig, subnormale Choanen aber durch-
aus nicht selten sind. Als physiologisches Mindest-
maass der Choanen bei Erwachsenen giebtELan fOr
M2nner20:10,fQr Frauen 18:9cm. DieMethode
des plastischen Abdruckes empfiehlt sich auch, um
anderweite abnorme FormverhftltniBse im Nasen-
rachenräume festzuhalten und zu veranschaulichen.
Rudolf Heymann (Leipzig).
17. Ueber eine neue laryngo-strobosko*
idscdie Untennohnngsmethode ; von Prof. 0 er-
teL (Münchn. med. Wchnschr. XTiTT. 11. 1895.)
Durch die gewöhnliche Untersuchung des Kehl-
kopfes mit dem Spiegel bekommen wir gar keinen
AufiachlusB über die an den StimmbSndem wfthrend
der einseinen Schwingungen erfolgenden Form-
vaftnderungen. In den- Stroboskopen haben wir
Apparate, die es ermöglichen, eine Bewegung in
Oiie Phasen zu zerlegen. WiU man die Schwin-
gangen der Stimmbftnder mit ^nem solchen Appa-
late analysiren, so muss dieser in sehr vollkom-
mener Weise ragulirbar sein. Oe. hat zu dem
Zwecke eine hinter dem Beflektor angebrachte
atroboskopische Sdieibe mit 3 Reihen runder Oeff-
mmgen, 3 Octaven entsprechend, benutzt Die
Scheibe wird durch einen Elektromotor bewegt und
kann durch einen Rheoetaten und eine Bremsvor-
riditung r^gulirt werden. Hinter der Scheibe kann
ein astronomisches Femrohr oder ein photographi-
Bdier Apparat angebracht werden. Dadurch dass
die Sdieibe zugleich als Sirene benutzt werden
faum, Ifisst sie sich genau auf die gleiche Sdiwin-
gongszahl wie das Stimmband einstellen.
Mit dem Laryngo-Stroboskop machte Oe. zu-
erst Versuche an Eautschukmembranen, dann unter-
nidite ec die Begister der menschlidien Stimme
und einige pathologische Störungen. Bei diesen
Untersuchungen zeigte es sich, dass bei der Brust-
Stimme die Stimmbftnder in ihrer ganzen Lftnge
and Breite einfache Schwingungen machen, und
zwar beide Stimmbftnder q^chron, wenn die Span-
nung an beiden Stimmbftndem gleich ist, altemi-
rend aber, wenn die Spannung verschieden ist
Bei dem Falsettregister hingegen sidit man Par-
tialsohwingnngen, es bildet sich nahe dem freien
Bande eine Sjiotenlinie. Bei katarrhalischen Yer«
inderungen der Stimmbftnder waren sowohl alter-
nirende Schwingungen, als auch Verschiedenheiten
ia der Amplitude zu beobachten. Das Auftreten
altemirender Sdiwingungen kann auch zur Dia-
gnose sonst oft schwer aufzufindender Lfthmungen
der MM. orico-thyreoidei helfen.
0 e. empfiehlt die laryngo-stroboskopischeünter-
suchung zur ErgSnzung der oft nicht ausreichen-
den einfachen Spiegeluntersuchung sowohl ftir
wissenschaftUche, als fOr praktische Zwecke.
Budolf Heymann (Leipzig).
18. Gontribcition a Tetade de PaotiLon des
mnscles respirateors et en partioulier du diik
phragme; par leDr. LucienWilmart (Joum.
de Bruxelles Lm. 4. 1895.)
Die Bespirationsmuskeln lassen sich in drei
Qruppen eintheilen, je nachdem sie die GhrOsse des
Thoraxraumes nach einer Sichtung verftndem, wie
die MM. intercostales oder der triangularis stemi,
oder nach 2 Richtungen, wie die MM stemodeido-
mast u. A., oder nach 3 Bichtungen, wie die MM.
scaleni. Auch das Zwerchfell gehOrt in die letzte
Gruppe, denn es vergrOssert durch seine Oontrak-
tion den Thoraxraum nach dem vertikalen, trans-
versalen und sagittalen Durdimesser. Bei Con-
traktion des Zwerchfells steigt das Centrum tendi-
neum nach unten und es werden gleichzeitig die
vorderen Enden aller Bippen gehoben. Dadurch
dass das Centrum tendineum nach unten geht, er-
streckt sich aber der Thoraxraum während der
Inspiration bis in die tieferen Abschnitte des Brust-
korbes, wo sowohl der sagittale, als der trans-
versale Durchmesser grösser sind als hoher oben.
Bei derContraktion können übrigens die Fasern
der Pars muscularis des Zwerchfells nur kürzer,
aber nicht geradlinig werden, da sie sich nicht im
freien Baume, sondern über festen Körpern mit
gekrümmmter Oberflfiche zusammenziehen.
Budolf Heymann (Leipzig).
10. Bemericongen über die Form und Lage
des menaohliohen Dnodeniima ; von E. B a 1 1 o -
witz. (Anatom. Anzeiger X. 18. 1895.)
Durch Injektion erstarrender Massen vom Magen
aus konnte B. Folgendes feststellen: In 10 von
12 Fällen zeigte das Duodenum die Form eines
etwas verbogenen ü-förmigen Bohres, dessen Con-
cavitftt nach oben, dessen Convezitftt nach unten
gerichtet ist, wfthrend seine beiden oberen Enden
sich nach vom umbiegen. Das rechte umgebogene,
zugleich etwas medianwftrts gerichtete Ende wird
von der Pars superior, das linke von der Flexura
duodeno-jejunalis gebildet Der rechte Ü-Schenkel
entspricht der Pars descendens, den Qrund und
den linken Schenkel des ü bildet die Pars ascen-
dens. In einem Falle war die redite Hälfte des
Duodenum halbkreisförmig gestaltet durch Abrun-
dung beider Duodenal winkel, wfthrend die linke
Hftlfte sich wie bei der Ü-Form verhielt Diese
Form bildet den Uebergang zu dem 12. Falle, wo
eine vollstftndige Kreis- oder Bingform vorhanden
war, Anfang und Ende stiessen fast zusammen.
Dabei lag der ganze Bing fast in einer einzigen
e
n. Aiiatomid und Physiologie.
Frontalebena Diese emlaryonale oder infantQe
Form kann sich also, wie der Fall lehrte, auch
beim Erwachsenen erhalten. B. nimmt also drei
Duodenalformen beim Erwachsenen an: .1) die
Ü-Form, 2) die Ringform und 3) die Uebergangs-
form zwischen bdden. Teichmann (Berlin).
20. Ueber eine verhSltniaam&aaig häufige
Variet&t im Bereiche der unteren Hohlvene ;
von A. und L. Froriep. (Anatom. Anzeiger X.
18. 1895.)
Bei dieser auch fOr die Nierenchirurgie bedeu-
tungsvollen Yarietät handelt es sich im Wesent-
lichen um folgende Yeihältnisse: Die linke Nieren-
vene verlftuft schräg medial- und abwärts, nimmt
eine Y. suprarenalis und eine Y. spermatica int
auf und setzt sich an der Stelle, wo cranialwärts
ein Ast von ihr durch das Zweirchfell nach oben
tritt, in ein Geftss fort, das zunächst nach abwärts
steigt, dann, sich im Bogen nach rechts wendend
und dorsal von der Aorta in der Höhe der Syndes-
mose zwischen 3. und 4. Lendenwirbel die Hittel-
linie überschreitend, hier in die Cava inferior mün-
det Der cranialwärts abzweigende Ast der Nieren«
vene, welcher die Yertebralpartien des Zwerchfells
durchsetzt, ist die Y. hemiazygos, diese ist stärker
als gewöhnlich, verhält sich im üebrigen aber nor-
mal. Es handelt sich also, morphologisch betrachtet,
um ein partielles Etrhaltenbleiben der linken^Car-
dinalvena Dieser Typus wurde mit untergeord-
neten Abweichungen im Ganzen 4mal von Yff. be-
obachtet, unter 28 Cadavem 2maL
Teichmann (Berlin).
21. Die Drüsen der Harnblase. Ein Bei-
trag xur Bistologie der Barnblase deaMmschen; von
Dr. Fn Hey in Basel. (Beitr. z. klin. Ghir. XIII.
2. p. 427. 1895.)
Trotz der vielen und eingehenden Forschungen
auf dem Gebiete der normalen Anatomie und Histo-
logie sind in der Literatur auffallender Weise die
Angaben über Drüsen und PcqnUen der Hamblaae
nicht vollständig übereinstimmend und überhaupt
spärlich. Auf Yeranlassung von Socin hat H.
diesen Gegenstand nochmals bearbeitet Es hat
nämlich diese Frage ein praktisches Interesse w^^n
derEntstehungpapiUomatßser Neubildungen. Man
könnte a priori die Annahme wahrscheinlidi finden,
dass das etwaige normale Yorkommen von Papillen
in der Blasenschleimhaut eine wesentliche Bolle
bei der Entstehung dieser Geschwülste spielen
müsste.
Das Hauptergebniss seiner Untersuchungen
fasst H. in folgenden Sätzen zusammen:
1) Drüsen exisHren in der Harnblase des Msr^
sehen nieht. Die bisher als Drüsen beschriebenen
Gebilde sind nichts anderes als fi'rä&Aef»(Foveolae),
d. h. verschieden geformte Binsenkungen in der
Mucosa. Das Epithel dieser Grübchen ist ge-
schichtet und aus dem Epithel der Harnblase her-
vorgegangen.
2) Papälen kommen in der normalen Blase des
Menschen niM vor. unter 31 untersuchten Blasen
£Rnden sich nur in einer Papillen und diese waren
zweifellos pathologisch.
In einer Nachschrift hebt H. gegenüber der in-
zwischen erschienenen Arbeit von Aschoff nock-
mals hervor, dass in der Harnblase weder beiNeu-
geborenen, noch bei Erwachsenen Drüsen vorhandea
sind, und dass alle drüsenähnlichen BUdongea
Falten, EUtchen und Grübchen sind, in denen die
Epithdien die wunderlichsten Yeränderungen er-
fahren können, ohne doch jemals sich in Drüaea-
epithelien umzuwandeln.
Der Arbeit sind 2 Tafebi mit Abbildungen bei-
gegeben. P. Wagner (Leipzig).
22. Die puerperale Involution derUterna-
muskulator ; von C. W. B r o e r s. (Yircho w's Arcfa.
CXLL 1. p. 72. 1895.)
Im 1. Theile seiner werthvollen Arbeit giebt
B. ein kritisdies Beferat über die einschlägige,
recht spärliche Literatur. Im 2. Theile beschreibt
er sehr eingehend seine Präparate. Bei der Schwie-
rigkeit, menschliche puerperale Uteri von gesunden
Individuen zu erhalten, hat B. seine Untersuchungen
an Eaninchenuteris angestellt, und zwar verwen-
dete er normale, nicht schwangere, bez. puerperale
Uteri, einen Uterus durante partu, femer Uteri von
Thieren, die 1—2, 30—34 Stunden, 3, 5, 7, 18
und 33 Tage post partum getödtet worden waren,
und verarbeitete sowohl gefärbte Schnitte, als auch
Zup^räparate. Aus seinen in dem 3. Abschnitte
der Arbeit dargelegten Schlussfolgerungen ist Fol-
gendes anzuführen.
Bezüglich der Evolution der MuskeLfasem in
der Schwangerschaft fand B., dass die Fasern im
DurehscknUt 2 — 3mal, dass einzebie aUerdings bis
zu llmal an Länge zunahmen, dass aber auch
viele Fasern zu sehen waren, die nicht veigiöesert
waren; die Breitenzunahme betrug durchschnitt-
lich das 2 — 3fache. Im Puerperium beginnt nun
einige Stunden post partum an den MuskeUttwm
eine stufenweise Abnahme der mittleren Ziffern
beider Dimensionen. Nadi reichlich einer Woche
sind die Fasern zu ihrem ursprünglichen Ydumen
zurückgekehrt Eine vorübergehende SuperinYO-
lutio uteri post partum physiologica, für weLdie
ausser Sänger 's Zahlen auch die B.'s sprechen
könnten, hält B. noch nicht für bewiesen. Die
Form der sich involvirenden M uskelfiisem erleidet
im Allgemeinen, abgesehen von den später zu
erwähnenden sog. Bandformen keine weaentlidie
Yeränderung. Anders steht es mit dem Zdhn-
inhaU der Fasern. Während die iaolirte Muskel"
faser des normalen Uterus einen von Eömelung im
Allgemeinen freien Inhalt hat und nur einzehie
Fasern 1 — 2 feine, ihrer chemischen Besohaffen-i
heit nadi nicht näher zu bestimmende Eöinohea
neben dem Kern aufweisen, tritt hödistens einige
Stunden, wahrscheinlich im Yerlaufe des 1. Tsg»,
n. Anatomie und Physiologie.
post partnin in ihnen eine sehr feine Edmelang,
-welche aus Fett besteht, auf, bo dass durch dieae
die Faser wie bestäubt aussieht und der Kern ver«
deckt wild; im weiteren Yerlaufe treten weniger
nhlreiche, dafür grtJssere Fetttröpfchen, meist in
den distalen Enden der Fasern, auf, die yielleidit
auf Gonfiuenz der kleineren zurückzufOhren sind.
Die Zeit des Auftretens des Fettes ist nidit far
alle Fasem die gleiche. 18 Tage post partum ent*
hält noch eine ziemlich grosse Anzahl der wieder
zu ihrem normalen Volumen zurückgegangenen
Fasern Fettkömchen. Da sich nun nirgends ein
Zeichen von Nekrose einzelner Fasern fand, legt
B. der beschriebenen Verfettung einen wichtigen
Antheil an der Verkleinerung derliuskelfasem beL
Dieses Fett wird jedenfalls durch die Lymph- und
z. Th. auch durch die Blutgefässe fort^peschafft
B. konnte reichliche Fetttropfen im intermusku-
lAren Bindegewebe, hier und da auch in Blut- und
Lymphgef&ssen nachweisen, und zwar hier bereits
▼or dem Ende der Oeburt. Diese stammen nun
offenbar aus dem eben bereits ante partum in den
Epithelien und dem Bindegewebe der Mucosa sich
bildenden Fett Dazu wird aber im weiteren Ver-
laufe des Puerperium auch das der Muskelfasern
kommen. B. beobachtete das Voikommen von Fett
im Bindegewebe bis zum 33. Tage.
Ausser der Fettbildnng geht aber an zahl*
reichen Mnskelfiasem noch ein anderer Voiigaog
Tor sich, nämlich eine Vatniolenbiläung, und diese
Vacuolen enthalten, wie B. nachgewiesen hat,
Glykogen. B. bringt das Auftreten von Qlykogen
wohl nodt Recht in Verbindung mit den oben
bereits erwähnten bandartigen MuskeLfasem, die
er an Controlprftparaten zu gleicher Zeit und in
gleicher Reiohlichkeit wie die glykogenhaltigen
Asem nachweisen konnta Er läset die band-
artigen Fasern pkttgedrüokt sein durch ausgetre-
tenes Glykogen; dieses tritt in das die einzelne
MuskeUaser umhüllende bindegewebige Stroma
aus und wird von da, jedenfalls bereits chemisch
▼erändert, weitergeführt Die Olykogenausschei-
dung ist am reichlichsten am 3. Tage post par»
tum, ist am 6« Terschwunden, Den Qlykogen-
verlust sieht B. als eine zweite wichtige Ursache
der Volumenyerkleinerung der Muskelfasern an«
Woraus und wann das Glykogen entsteht, sind
Fragen, die B. unbeantwortet lassen muss; er
neigt der Ansicht zu, dass das Glykogen in der
Sehwangerachaft von und in den hypertroi^iiren-
den Muakd&sem gebildet wird«
Ein dritter Faktor derVerUeinemng des puer-
peralen Uterus liegt in dem Aufsaugen der Oedent"
ffmsigkeü des intermuskulären und mukitoen Binde-
gewebes, die sich in der Schwangerschaft und noch
8ub parttt findet Endlich ist noch der Biesen-
zellen zu gedenken, dieB. am reichlichsten in dem
Uterus durante partu, weniger reichlich 24 Stun-
den post partum, gar nicht mehr vom 3. Tage ab
fand. Diese, ein- und mehrk^nig, stehen indnem
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 1.
gewissen Zusammenhange mit dem VeElauf der
Gef&sse; sie liegen meist in der Mnaoularis und
Adventitia der Geiftsse, selten im Lumen. &
schliesst sich betreffiB der Deutung dieser Zellen
der Auffassung Leopold 's an, dass tte aus
gewucherten Bindegewebeelementen heiroigelian ;
nur glaubt er nicht, dass die im Lumen von Ge-
fässen liegenden Riesenzellen dorthin aus der Um«*
gebung ehtgeunndert und die primäre Ursache der
Obliteration dieser GefElsse seien. Betreffs der
Veränderungen der GeiAsse stimmen B.'s Beob-
achtungen mit denen Baiin 's überein.
Nochmals kurz zusammengeCasst, lautet also
B.'s Ansicht: DieVolumenverkleinerungderUtsrus-
muskulatur kommt im Beginn des Puerperium auf
Becfanung eines Auelrekns von Ohfkogen aus den
hypertrophisohenMuskelfa8em,in denen es wMuwnd
des Partus vorhanden ist, sowie einer Ai/lr«8otyliofi
aus dem üdematOsen intermnskulären Bindegewebe.
Das Glykogen wird wahrscheinlich, vorher che-
misch verändert, auf den Lymphwegen abgeführt
Die Blutgefässe verlieren durch die Uterusoontiak«
tionen ihr Blut ganz oder theü weise, in der Muakel-
haut der Arterien findet ebenfalls eme Glykogen-
ausstossung statt Am Ende des 1. Tages tritt
neben dem Glykogenaustritt eine Verfettung der
Muskelfasern ein, die vom 5. Tage ab allein be-
steht Nach IVs Wochen haben die Muskelfasern
ihre gewöhnlichen Dimensionen wieder angenom-
men. Nirgends findet eine Zerstörung von Muskel-
fasern statt. Das ausgeschiedene Fett wird in dem
intermuskulären Bindegewebe deponirt und all-
mählich auf denBlut^ und Lymphwegen abgeführt
Nach 6 Wodien ist noch nicht alles Fett ver-
schwunden. Aehnlioh ist die Bollenvertausdiung
auch bei der Muscularis der Arterien ; hier kommt
dann noch eine Wucherung der Intima hinzu.
B. Elien (München).
23. The inflaenoe of the force of gravlty
on the oiroiilation of the blood; by Leonard
Hill. (Joum. of Physiol. XVHL 1 and 2. p. 15.
1895.)
H. hat in dner sehr interessanten Arbeit den
Einfluss der Schwerkraft auf die Blutcirkulation
untersucht Es ergiebt sich, dass die Sdiwere
einen bedeutenden Antheil an der Begulirung des
Blutlaufes hat, so dass die verschiedenen Lagen
des Körpers eine verschiedene Blutvertheilung
bewirken. Beim normalen Thiere werden dadurch
entstehende Nachtheile hauptsächlich durch die
Vasomotoren des N. splanchnieus comp^isirt
Dieser Mechanismus ist unvollkommener bei Vier-
f üssem, vollkommener beim Affen und beim Men-
schen ausgebildet, und hängt ausserdem von indi-
viduellen Verschiedenheiten ab. Wird diese Gom-
pensation durch Lähmung der Vasomotoren des
Splanchnieus geschädigt, so erhält die Spannkraft,
d. h. also die Körperlage^ eine vitale Bedeutung.
Geschädigt wird die beq)roch6ne Compensation'
2
so
n. Aiuitomiö und Physiologie.
dnicli fiöhwem operative Eingriffe, Yerletzangen
des Sückenmarkee, Asphyxie, durch manche Qifte,
wie Chloroform und Gurara Ist der Hedianismus
geschädigt, so ist natürlich die gew^Jhnliche auf-
rechte Haltung die geOhrlichste ; die dadurch her-
TOiigebrachte Ohnmacht kann durch horiaontale
oder noch besser umgekehrt aufrechte Lage so-
gleich beseitigt werden. Dieselbe Wirkung hat
starke Binwickelung des Bauches. Hülf&-Gompen-
sationen sind fttr die aufrechte Körperhaltung die
Beizung des Vagus, fOr die umgekehrte Haltung
die Durchschneidung des Vagus. Chloroform, das
die Compensation aufhebt, kann das Thier sehr
leicht tödten, wenn dessen Bauch niedriger als das
Herz liegt. Compression oder Höherlegung des
Bauches sind daher in Verbindung mit künstiiöher
Athmung und Druck auf das Herz, die besten
Mittel gegen Chloroform-Collaps« Die aufrechte
Haltung hemmt, die umgekehrte besdileunigt die
Athmung; dies bSngt wahrscheinlich von Bei-
zungen sensibler Nerven durch den verfinderten
Druck ab.
Die praktische Verwerthung dieser Ergebnisse
ergiebt sich bei der Ohnmacht, beim Shock, bei
Blutung, bei der Ghlorofonnnarkose u. A.
V. Lehmann (Berlin).
24. Ueber den TOnflniiB des respiratorisohen
Gasweohsels auf die rothon Blatkörperohen;
von R Y. Limb>eck. (Arch. f. experim. Pathol.
u. PharmakoL XXXV. 4 u. 5. p. 309. 1Ö95.)
V. L. benutzte zu seinen Versuchen stets frisch
defibrinirtes Menschen-, Hunde>, Pferde- oder
Eaninohenblut Es wurden daran bestimmt : 1) die
isotonische Goncentration, 2) die Zahl der im
Cubikmillimeter Torhandenen rothen Blutzellen,
3) die Blut- und Serumdiohte (das Serum durch
Gentrifugiren gewonnen), 4) der Stickstoffgehalt,
5) der Chlorgehalt und 6) der Wassergehalt vom
Blut und vom Serum.
Aus den analytischen Bestimmungen zieht
V. L. folgende Schlüsse : 1) Die Isotonie des durch
COf-Einleitung veränderten Blutes stieg betrfioht-
lich, beim Menschenblute von 0.6 auf 0.66, beim
Pferdeblute von 0.64 auf 0.64% ClNa. 2) Die
Dichte des Blutes und des Serum und der Stick-
stoffgehalt des ersteren sind ebenso wie die Zahl
der rothen Blutkörperehen unter dem Einfluss der
COf gestiegen. 3) Der procentische Stickstoff-
gehalt des Serum war beide Male im COfBlute
gesteigert, sein Kochsalzgehalt vermindert worden
und 4) der Oehalt des Blutes und des Serum an
Trockensubstanz hatte beide Male im CO^-Blute
zu-, der Oehalt an Wasser abgenommen.
Die rothen Blutkörperchen erleiden also durch
COf-Einleitung in Blut durch Aufnahme von Wasser,
Salz und Trockensubstanz auf Kosten des Serum
eine Volumenzunahme oder QueUung, die durch
neuerliche Luftdurchleitung wieder annähernd auf
das ursprüngliche Niveau herabgedrfickt werden
kann ; die Ursache dieser Erscheinung kann, wenn
überhaupt, nur zum geringeren Theil in vder Re-
duktion des Farbstoffes, zum grösseren in einer
noch unaufgekUrten Wirkung der CO^ auf andere
Bestandtheile der Blutkörperchen, vielleicht ihre
Membran oder ihr Stroma gesucht werden.
H. Dreser (Bonn).
26. Xia tozicitä da sang asphyziqae ; par
le Prof. S. Ottolenghi. (Arch. itaL de BioL
XXni. Iet2. p. 117. 1895.)
Die Untersuchungen O.'s zeigen, dass das Blut
der an Asphyxie gestorbenen Thiere für dieselbe
Thierart giftig ist, wenn es in die Venen injicirt
wird. Kaninchen, denen das Blut asphyktischer
Kaninchen in der Dosis von 9.8 und 13 g pro Kilo-
gramm Körpergewicht eingespritzt wurde, starben.
Bei geringeren Dosen, bis zu 1.9g pro Kilo-
gramm herab, zeigten sich charakteristische Ver-
giftungserscheinungen, diedenbeiunvoUkoounener
Asphyxie (z. B. bei Kohlenoxydvergiftung) beob-
achteten entsprachen. Es schdnen sich also bei
der Erstickung im eigenen Blutes des Thieres
giftige Substanzen zu bilden.
V. Lehmann (Berlin).
26. Ueber die Sfnwirkmig derSähilddrüse
auf denStoflWedhael nebat Vorverraohenüber
die Art der wirkaamenSabatans in derselben ;
von Dr. K Boos. (Ztschr. f. physiol. Chemie XXL
1. p. 19. 1896.)
Nach den vorliegenden Untersuchungen be-
wirkt die SchilddrOsensubstanz beim gesunden
Thiere Vermehrung des ausgeschiedenen Stick-
stoffs, des Kochsalzes und der Phosphorsäure, und
zwar in beträchtlichem Orada Stickstoff- und
Chlor- Ausscheidung nehmen auch beim Hunde zu,
dem die Schilddrüse entfernt ist, wenn man Schild-
drOsensubstanz reicht, während die Phosphorsäure-
Ausscheidung erheblich sinkt Letzteres ist jeden-
falls von grossem Interesse, wenn auch der Zu-
sammenhang dieser Erscheinung mit Beobach-
tungen beim Myxödem, Oretinismus und anderen
Zuständen vorülufig ein rein hypothetischer ist
[Die Wirkung der Schilddrflsenfütterung lässt sich
vielleicht zum grossen Theile auf Phoephorwirkung
zurQckflihren. Ref.]
Aus den Vorversuchen über die wirksame Sub-
stanz zieht R. den Schluss, dass sie ein ziemlich
widerstandsfähiger, stabiler Körper, kein Enzym
sei. [Die verschiedenen Oewinnungsarten, die E
anwandte, lassen alle einen phosphorhaltigen Kör-
per als wirksame Substanz zu. Ref.]
V. Lehmann (Berlin).
27. The physiologioal eflbota of extraoti
ofthesnprarenaloapsnles; by George Oliver
and K A. Schäfer. (Jouni. of Physiol. XYIII.
3. p. 230. 1896.)
0. u. Seh. haben die Einwirkung von Neben-
nierenextrakten auf Herz, Oefässe, Muskeln, DrQsen
in. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie.
ir
oniereQQht Schon frühere Untersuchungen hatten
festgestellt, dass die Nebennieren eine stark wir-
kende giftige Substanz enthalten. Nach den vor-
hegenden Yersuchen wird diese Substanss von den
Nebennieren seoemirt und findet sich fast aus-
schliesalich in der Marksubetanz. Sie wirkt im
Allgemeinen auf das Muskelgewebe, besonders auf
das von Herz und Gef&slEien. Sie verstärkt den
Muskeltonus. Abtragung der Nebeuiieren hat da-
her Herzschwäche und allgemeine MuskelschwAohe
zur Folge.
Vielleicht besteht die physiologische Funktion
der Nebennieren überhaupt in Aufreohteriialtung
des Tonus. Y. Lehmann (Berlin).
III. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie.
28. Heber den Einflniw des Alkali anf den
BtioSmechael der Mikroben; von Dr. Ferd.
Blumenthal. (Ztschr. f. klin. Med. XXYm.
3 u. 4. p. 223. 1896.)
Die Spaltpilze gedeihen nur auf neutralem oder
alkalischem Nährboden. Mit dieser Thatsache hat
man sich bisher in der Hauptsache begnügt Man
wQsste, dass man den gebräuchlichen, an sich
meist sauer reegirenden Nährböden Alkali zusetzen
müsse, aber man wusste noch nicht recht, ob die
Menge des Alkali einen wesentlichen Einfluss auf
das Yerhalten der Mikroben ausübe und welchen,
BL kam bei seinen Untersuchungen imchemiscdiOQ
Laboratorium des Berliner pathologischen Institutes
ZQ folgenden Ergebnissen.
„1) Bei Misöhoulturen sowohl, als auch bei
Beinculturen ist die Bildung der einzelnen che»
misch nachweisbaren Stoffwechselprodukte ab-»
hängig vom Alkaligehalt desZersetzungmateriales;
dabei ist die Intensität der Zersetzung entweder
gar nicht oder nur wenig vom Alkalizusatz ab-
hängig/' Am auffälligsten war der Einfluss des
Alkali auf die Säurebildung. Je mehr Alkali dem
Zersetzungsmaterial beigegeben wurde, desto mehr
S&ure wurde gebildet, wobei allerdings einzelne
Säuren, z. B. die Bemsteinsäure, eine Ausnahme
machten. „2) Die Yerflüssigung der Gelatine ist
abhängig vom Alkaligehalt derselben. 3) Die Bii-
dnng der für die Bakterien selbst schädlichen Pro*
dnkte ist abhängig von dem Alkalescenzgrad der
Ctütaren. 4) Mit dner gewissen Wahrscheinlich-
keit kann auch angenommen werden, dass die
Toxinbildung der Mikroben unter dem üinfluss
des AlkaU steht<< Dippe.
29. 1) Bakteriologisohe Hamontersaohun-
gen beim akuten Gtolenkrheomatiamne; von
Dr. Gustav Singer. (Wien. klin. Wchnschr.
Vm 25. 1895.)
2) Zur Aetiologie des Gtolenkrheumatls«
mus; von Dr. F. Ghvostek. (Ebenda 26.)
^ Ueber die Verwerthbarkeit bakterio-
logiMdierBlat- ondHambefündelfirdieAetio-
logie der Infektionakrankhelten ; von Dr. Ru-
dolf Kraus. (Ebenda.)
1) Singer hat in 17 FäUen von akutem Ge-
lenkrheumatismus den Harn bakteriologisch unter-
socht, 16mal mit Erfolg. Er fand lOmal den
Staphylococcus albus, Imal den Staphylococcus
aureus, 3mal Streptokokken, 2mal den Staphylo-
coccus albus und Streptokokken. S. sieht in diesen
Kokken die Erreger des Bheumatismus. Letzterer
sei ätiologisch keine einheitliche Krankheit, er ge-
höre „als klinisch abgegrenzte Krankheitsform^'
unter die Pyämie.
Diese ArbeitSinger's stammt aus der Lmed.
Abtheilung des Wiener aUgemeinen Krankenhauses,
Ghvostek (2) und Kraus (3), Assistenten der
2. Wiener med. Klinik, suchen ihre Ergebnisse
als ziemlich werthlos und die daraus gezogenen
Schlüsse als haltlos hinzustellen.
Ghvostek hat in 12 Fällen von akutem Ge-
lenkrheumatismus eben&Us den Harn auf Mikro-
organismen untersucht, ist aber dabei mit grosser
Vorsicht vorgegangen und hat in 9 EWen gar
nichts gefunden, in 3 Kokken, die augenscheinlich
bedeutungslos waren. K r a u s ist weiter gegangen,
er hat den Harn bei verschiedenen Infektionskrank-
heiten untersucht und ist zu der Ueberzeugung
gekommen, dass bei Infektionskrankheiten sehr
häufig Bakterien mit dem Harn ausgeschieden
werden, die mit der vorliegenden Infektion als
solcher nichts zu thun haben und nicht als die
Erreger der Erkrankung angesehen werden können,
unter diesen Bakterien scheint gerade der Staphylo-
coccus albus dieHauptroUe zu spielen, er erscheint
im Harn mit der Infektion und schwindet wieder
mit ihr. Danach kann den Befunden Singer 's
keine grosse Bedeutung zugesprochen werden.
Ghvostek hat seine bakteriologischen Unter-
suchungen bei dem Rheumatismus audi auf Gelenk-
inhalt und Blut ausgedehnt, ohne zu sicheren Er-
gebnissen gekommen zu sein. Nur das glaubt er
behaupten zu kennen, dass die Gelenkerschei-
nungen nicht durch die Bakterien selbst hervor-
gerufen werden, sondern durch Gifte, die sie ab-
scheiden, bez. die durch ihre Thätigkeit entstehen.
Genaueres hierüber wird in Aussicht gesteUi
Dippe.
30. Bakteriologisches ftber Diphtherie;
von Dr. W. Silberschmidt (Münohn. med.
Wchnschr. XLH 9. 1895.)
S. stellte an 126 Kindern, bei denen Diphtherie
nur klinisch diagnosticirt war, oder bei denen die
Diagnose unsicher war, bakteridogisohe Unter-
suchungen an. Er femd 9 Imal typische Diphtherio-
baoillen, Imal allein, in den übrigen Fällen neben
Streptokokken, die in Traubenzuckerbouillon stets
nachgewiesea werden konnten. In Aber 35^/o der
12
nL Allgemeine Pathologie und paUiologische Anatomie.
Fälle waren noch Staphylokokken und andere
Oiganiamen Torhanden. In 12 FSUen fonden sich
Tereinzelte Golonien plumper, in der Begel auch
kurzer Bacillen, die für die Yersuchsthiere un«
achldlioh mnuen, auf Blutserum langsamer wuch-
sen als die typiachen DiphtiieriebaoUlen. Die
Kinder, von denen die Priparate stammten, hatten
theils normale Bachenorgane (2), oder litten an
Anginen. 8. meint, dass der Nachweis der er-
wähnten Stäbchen bei Anginen eine günstige Pro-
gnose gestatte.
Bei einer Nachprüfung einer Anzahl im Züricher
Xinderspitsl mit HeQserum behandelter und als
geheilt entfauaener Kinder &nd S., dass diese noch
lange Zeit, bis zu mehreren Wochen nach dar
ersten Einspritzung, lebensfiUiige, virulente Diph-
theriebadllen im Bachmi bergen kßnnen. Er for-
dert die bakteriologische Ueberwachung der Diph«
theriereconyalesoenten. Brückner (Dresden).
31. üeber die Begehungen des LSffler'-
aohen Badllua lur Diphtherie; von Dr. David
Hansemann. (Yirchow's Arch. CXXXIX. 2,
p. 353. 1895.)
H. leugnet dieSpedfität des Lüffler'schen
Bacillus als des Erregers der Diphtherie. Der
Begriff der Diphtherie ist zunächst ein klinischer.
Man hätte ein Recht, den Lüf fler'schen BaoUlua
als den Erreger der Krankheit anzusprechen, wenn
er die bekannten Koch 'sehen Forderungen oder
wenigstens eine daron in ToUem Umfange erfüllte.
Das thut er aber nadi H. nidit Der LOf fler'-
sehe Bacillus findet sich Tindent in der Mundhöhle
gesunder Menschen; er ist einwandfrei nadi-
gewiesen worden bei einer Reihe von Erkran^
kungen, die mit Diphtherie nichts zu thun haben.
Gesunde, die den Bacillus in sich bargen, haben
nachgewiesenermaassen die Krankheit nicht auf
andere übertragen (Beobachtungen Yon T 0 b i e 8 e n).
Endlich findet sich der Löff 1er 'sehe Bacillus
nicht stetig bei der (klinisch diagnoBticirten)Diph*
therie. H. stellt aus der Literatur 5726 Diphtherie-
fälle zusammen, in denen der Bacillus 3854mal,
d.h. in 67% der Fälle gefunden wurde. Die Fälle,
in denen der Bacillus yorhanden ist, sind nicht
durch den Verlauf vor den anderen ausgezeichnet
In derselben Epidemie kommen neben einander
Erkrankungen vor, bei denen der Bacillus vorfaan-»
den ist, oder vermisst wird. Schliesslich ist der
Bacillus im Bachen vor Ausbruch und nach Ablauf
der Krankheit gefunden worden. Um diesen Wider-
sprüchen zu begegnen, haben die Bakteriologen
den Begriff der Diphtherie, der, ehe man von
Bacillen etwas wusste, ein klinischer war, in einen
bakteriologischen umgewandelt Damit ist aber
die Bedeutung des LOff 1er 'sehen Bacillus für
die Aetiologie der Diphtherie nicht klar gelegt
Der Thierversuch hat bisher in der Dif^theriefrage
keine Klärung herbeizuführen vermocht Die beim
Thiere mit Lüffl er 'sehen Bacillen künstlich er*
Recon
Werth.
32.
zeugten Erkrankungen haben keine üeb^ieinstim-
mung mit der beim Menschen beobachteten Krank-
heit Die bei den Thieren beobachteten Lähmungen
haben nichts Charakteristisches. Die Art derMem-
bianbildung ist bei der am Menschen beobachtetea
und bei der am Thiere künstlich erzeugten soge-
nannten Diphtherie ganz verschieden. Nach alle-
dem kann H. den Lüffler'schen Bacillus nicht
als den Erreger der Diphtherie anerkennen. Selbst-
verständlich verlieren damit die Heilserumbehand-
lung, die bakteriologische Diagnostik der Diph-
therie, die bakteriologische ueberwachung dw
lescenten und Aehnliches für H. jeden
Brückner (Dresden).
Btodea rar la diphtherie ; par le Dr.
Burdacht (Ann. de Tlnst Fasteur EL 1. 1895.)
Das Brgebniss von B.'s Untersuchungen ist
in Kürze folgendes: Abgeschwächte Diphtherie-
baoillen erlangen, sobald man sie dem Thierkörper
einverleibt, mit der Zeit wieder eine erhöhte Viru-
lenz. Diese Bacillen besitzen eitererregende ESgen-
Schäften. Aus den Eiterherden kann man att88e^
ordentlich giftige Bacillen züchten. Daneben findet
man auch Bacillen, die von Fhagoo3rten aufgenom-
men und im Zerfiftlle begriffen sind. Man kann
Hunde gegen Diphtherie inunun machen, indem
man ihnen kleine, steigende Qäbea sehr virulenter
Oulturen einverleibt Die auf diese Weise erlangte
Inununität ist jedoch keine absolute. Die Jmmvt»
nität kommt zu Stande durch Vermittelung der
Zellen des KOrpers, die sich daran gewöhnen, die
Bacillen zu verarbeiten und Gegengifte zu bilden.
Diese cirkuliren im Blute, üben auf die Zellen der
Gewebe einen gewissen Reiz aus, so dass sie sieh
an die Wirkung des Diphtheriegiftes gewöhnen, es
unschädlich machen. Die Schutz- und Heilkraft
desselben Serum ist für verschiedene Thieraiten
nicht gleich. DieLnmunität entwickelt sich sofort
nach der Einverleibung des Serum. Meerschwein-
chen sind noch 4 Mon. nach der Einspritzung nn-
empfäng^ch ; Kaninchen widerstehen noch 3 Mon.
später einer Impfung in die Luftrühre. Die Thiere,
deren Inimunität abgeschwächt ist, erliegen der
Infektion später, als die nicht vorbehaadelteB
Controlthiere. Brückner (Dresden).
33. Ueber dielndolreaktion inDiphtherie-
bouillononltaren ; von W. Falmirski und
Waclaw Orlowski in Warschau. (Centr.-BL
f. BakterioL n. Pamsitenkde. XYIL 11. 1895.)
Bei Zusatz chemisch reiner Sabt- oder Seh weM«
säure zu alten Diphthariebouillonculturen, sowie
andi zu deren Filtrat erhält man eine gtoidiartig
schöne, purpurrothe YerfiMmug und es gelingt
auch durch die Legal'sohe Beaktion Indol darin
nachzuweisen. In den Bakterienkörpem selbst
konnte nur eine kleine Menge von Indd nachge-
wiesen werden, dagegen gehing die sog.Indolreak-
tion nicht, so dass Nitrite in den Bakt^rienkörp^
fehlen. Die Indolreaktion tritt in den Diphtherie-
HL Allgememe Pafhologie und pafhologische Anatomie.
13
bouillononliuren erst nach Ungerem Züchten , von
der dritten Woche an, henror.
Ooldschmidt (Nürnberg).
34. Veber einen bemerkenewerthen Fall
▼on Streptokokkendiphtherie nnd Aber die
intrauterine Infektion des Fötus mit dem
Btreptoooooos in diesem nnd einem sweiten
FUle; Ton Dr. Gustav Bicker. (Centr.-BL f.
aUgem. PathoL u. pathoL Anai VI 2. 1885.)
Bei einer im 6. Monat Schwangeren, die an Diph-
therie erkrankte , worden wtfhrend des Ldbens in einer
aaBKahaßtsten Membran iMphtheriebaoUlen nnd Strepto«
kokten naohgiewiesen. Die oionpöse Entzündnng setzte
sioh vom Kehlkopfe anf den Bronchialbaum fort Am
11. Eiankheitstage starb die Kranke. Bei der Sektion
fmd man einen kleinen weissen Belag auf der rechten
Mandei Der Kehlkopf, die Lnltrohre nnd der gesammte
Bnmchialbanm Jl>i8 herab in die feinsten Zweige waren
von einer zusammenhängenden Membran ausgekleidet
R. legte über 20 Cultoren vom Mandelbelag sowie von
der Lnltrohre und den Bohnittflächen der Bronchen an. Er
fimd dort überall ebenso wie in der Plaoenta nnd in der
Leber des Fotos einzig; ond allein den Streptooocoos pyo-
mes. Li Schnitten hess sich dieser aooh in der obersten
Schicht der Membranen, sowie in den Lvmphspalten der
ßchleimhant naohweisen. Li den Membranen fand man
daneben noch äosserst feine, zarte Stäbchen. Li der
Plaoenta nnd fötalen Leber fehlten pathologische Yerän-
demngen.
Mit Bücksicht auf diesen Befund will R dem
Streptococcus für die Aetiologie der Diphtherie eine
grossere Bedeutung zugestanden wissen, als es
jetzt allgemein ge^hieht Er fordert für die Ent-
Bcheidung dieser Frage nicht nur die Untersuchung
der Membran, sondern vor allem der Schleimhaut,
die bisher arg vemachl&ssigt worden sei. R hat
bereits früher in der v. Bergmann'schen Klinik
Gel^enheit gehabt, die intrauterine Infektion eines
Fotos mit Streptokokken nachzuweisen.
Es handelte sich om eine im 6. Monate Schwangere,
die an emer aos^edehnten Phlegmone litt ond 4 Standen
vor dem Tode eine todte Frocht gebar. Sowohl in den
Geweben der Motter als in den Nabelgefässen des Fotos
&Dden sich mfusenhafte Streptokokken.
Brückner (Dresden).
35. X&Bohinfektionen bei Diphtherie; von
Dr. F. Reiche. (Centr.-BL f. innere Med. XVL 3.
1895.)
B. untersuchte die Nieren von 42 Diphtherie-
leichen auf ihren Oehalt an Streptokokken hin. Er
vermochte in 64.3<^/o der Fälle in Schnitten Strepto-
kokken und Staphylokokken, in 45.20/o der Fälle
Streptokokken allein nachzuweisen , je einmal be-
reits am 2., 3. und 4. Krankheitstage. Li Cultu-
ren, die mit dem Qewebesaft der Nieren angelegt
^^orden, gingen oft Streptokokken, vereinzelt Sta-
phylokokken, selten Diphtheriebacillen auf.
Brückner (Dresden).
36. Beitrag snr Kenntniss der im Flnss«
Wasser vorkommenden Vibrionenarten; von
Stabsarzt Dr. K Wernicke. (Arch. f. Hyg. XXL
2. p. 166. 1894.)
Seitdem man in dem .Anreicherongsverfahren'^ eine
Methode kennen gelernt hat, Vibrionen im Wasser mit
Leichtigkeit nachzoweisen , worde eine grosse Anzahl
von Vibrionen entdeckt, welche sich mehr oder weniger,
oft nor sehr schwer von dem K o ch 'sehen (üholera- Vibrio
onterscheiden Hessen. In zwei dem hyg. Institote in
Berlin zogesandten Wasserproben hat W. neoerdings
3 Vibrionenarten eef onden^e er nach ihrem ürspron^
als Eibvibrio I ond DL ond Havelvibrio bezeichnet ond m
der vorliegenden Arbeit erschöpfend beschreibt ond cha-
rakterisirt Eibvibrio I ist fast doppelt so gross als der
Choleravibrio, zeigt einedgenthümlioheCholerarothreak-
tion, andere Golonien als dieser ond ist nor for Meer-
schweinchen in geringem Grade virolent; Eibvibrio 11 ist
erheblich kleiner ond enorm virolent gegen Kaninchen,
Taoben, Meerschweinchen, graoe ond weisse Mäose. Der
Havelvibrio ist grösser ond dicker als der Choleravibrio,
bildet ai^ der Gelatineplatte kreisronde bl&oliche Soheiben,
die theilweise verflüssigen, theilweise aber nicht verflüs-
sigen, ond ist für keine Thierspecies pathogen.
Goldschmidt (Nomberg).
37. Nouveanzfaits relatives Al'imiMsaibiUti
d'isoler par les methodes aotneUes le baoille
typhique en presence dn bact^riom ooli; par
M. Nicolle. (Annal. de llnstPasteur. Vm. 12.
p. 854. 1894.)
N. hat wiederholt Gelegenheit ^habt, Wasserproben
zo imtersochen, die dorch Dejeküonen Typhosbranker
veronreinigt ond die die Ursache neoer l^hoserkran-
kmigen gewesen waren; trotzdem konnte bei der hakte-
riologifiohen Untersuohong nie der Typhosbadllos, son-
dern stets nor das Bactoriom coli gefanden werden.
Eben so wenig konnte N. in den Dejektionen oder Organen
TyphoGtoinker ond an Typhos Gestorbener den Typhos-
baciUos nachweisen, souud gleichzeitig mit diesem das
Baoteriom coli vorhanden war. Er sieht in letzterem
ein onüberwindbares Hindemiss zom Nachweise des Ty-
phosbadllos ond ^laobt, dass neoe, noch feinere Metho-
den zor Differenzirong dieses gef onden werden müssten.
Goldsohmidt (Nürnberg).
38. Ueber die Besinfekttonswirknng der
persOhwefelsanren Salse ; von Dr. Leonhard
Wecker. (Centr.-BL f. BakterioL u. Parasitenkde.
XVL 12 u. 13. 1894.)
Untersuchungen mit den von Marshall ent*
deckten Salzen der Perschwefels&ure in Bezog auf
ihre Desinfektionskraft bei Cholerabacillen, Ery-
sipelstreptokokken, Baa pyocyaneus und Staphy-
lococcus pyogenes aureus Hessen erkennen, dass
sie nicht nur bedeutende desinfioirende, sondern
auch stark conservirende und desodorisirende
Eigenschaften besitzen, und dass dabei die Salze
(Ammoniumpersulfat) für Thiere nahezu unschäd-
lich sind. Die Wirkung beruht auf Oxydation und
es ist deshalb verständlich, dass für grössere
Mengen von Bakterien auch eine grössere Menge
von Persulfat und längere Zeitdauer der Einwir-
kung nöthlg ist. Qoldschmidt (Nürnberg).
39. üeber den Desinlektionsverth des
Trikresols {Schering); nach Dr. Hans Ham-
mer L (Arch. f. Hyg. XXL 2. p. 148. 1894.)
Das von der chemischen Fabrik auf Aktien,
vormals E. Sehering in Berlin, hergestellte und in
den Handel gebrachte Trikresol wurde von H. in
Iproc Lösung auf seine Desinfektionskraft gegen-
über demStaphylococcus pyog. aureus, BacilLpyo«
cyaneus und Streptococcus pyogenes brevis im
14
nL Allgememe Pathologie imd pathologische Anatomia
Vergleich zu einer Iproc. OarbollQsung geprüft
und es wurde eine grosse Ueberlegenheit des
Trikresols gegenüber dieser festgestellt Eine
Vtproc. Trikresollösung entspricht in ihrem Des-
infektionswerthe einer Iproo. Carbollösung und
ebenso entspricht Milzbrandsporen gegenüber eine
2proc. Trikresollösung einer 5proc. FhenollOsung ;
energischer noch wirkt die 2i/sproa Trikresol-
lösung. Erwähnenswerth ist, dass das Trikresol
weniger giftig ist, als die Carbolsäure und dass es
eine geringere reizende Wirkung auf die Haut aus-
übt, beides umstände, welche seine Einführung in
die Praxis befürworten könnten.
Goldschmidt (Nürnberg).
40. Experimentelle BeitrlgeiarPafhologlo
der Leber; ronProf. Ponfick. (Yirohow'sArch.
GXXXVUL Suppl.-Heft p. 81. 1896.)
P. liefert in der vorliegenden Abhandlung den
Abschluss seiner bereits früher mitgetheilten Ex-
perimente über die Leberrecreation, nach Entfer-
nung bedeutender Theüe des Organs, durch die
Hittheilung der dabei erhobenen mikroskopischen
Befunde. Wird dem Kaninchen die ganze Leber
mit Ausnahme der Pars poet. des rechten Lappens
weggenommen, so zeigt letztere bereits nach
3 Tagen makroskopisch eine Anschwellung; weiter-
hin wftchst sie nach allen Dimensionen und erhalt
plumpe R&nder. Die Farbe wird heller, gelblich
braun, der Feuchtigkeitsgehalt vermehrt, die Ab-
grenzung der Acini verwischt; das Gewebe er-
scheint an&misch, und zwar in Folge einer Com-
pression der Qefftssstftmme durch iea Druck des
wuchernden Gewebes. Die mitotische Kemver-
mehrung in den Leberzellen beginnt 45 — 60 Stun-
den nach der Operation; bei Kaninchen sind die
jungen Zellen deutlich, bei Hunden weniger deut-
lich wogen ihrer helleren Fftrbung für mehrere
Tage von den alten Leberzellen zu unterscheiden.
Hierdurch ist es möglich, dieYetbreitungderKem-
theilungen in verschiedenen Stadien der Regene-
ration zu verfolgen. Die neuen Zellen treten ganz
unregelmAssig zerstreut im Lebergewebe auf und
bilden zwischen den alten runde oder Ungliche
Inseln. Bei Kaninchen ist das Diasterstadium
sehr selten, scheint demnach sehr rasch abzulaufen;
h&ufig dagegen finden sich je 2 Kerne in einer
Zelle, woraus zu schliessen ist, dass die Proto-
plasmatheilung der KemtheUung nicht so schnell
nachfolgt Bei Hunden ist letztere Erscheinung
seltener als bei Kaninchen.
Die Oefftssneubildung hält mit der ZeUenbil-
dung gleichen Schritt Die Capillaren bilden kol-
bige Sprossen und stellen in kurzer Zeit in Folge
starker ungleicher Ausdehnungen und neuer Ver-
bindungen ein mehr cavemöses Oewebe dar; jede
Leberzelle ist zuletzt von Oefftssen umgeben. Auch
die Lymphräume erscheinen in der Umgebung der
OefSsse diktirt
Pas Epithel der grossen Qallengftnge beim
Kaninchen zeigt reichliche Zellenvermehrung, so
dass das Lumen durch die sich vordrängenden
Zellen vielfach halskrausenartig eingestülpt er-
scheint; in den kleineren QaUengefässen wird die
2^envermehrung geringer, die Zellen wachsen
nicht in der Weise, wie Podwjssozki es an
den Leberwunden beobachtete, in Sprossen aus.
Die Gallencapillaren, die bei Hunden durch intra-
vitale Injectionen vonlndigcarmin daurgestellt wer-
den konnten, erscheinen dagegen vermehrt und
zeichnen sich für längere Zeit durch ihre eigen-
thümlich geknickten Formen aus. Oallenfiurbstoff
findet sich in den neugebildeten Zellen nicht
Zeitlich scheint die Leberzellwucherung den
ganzen Becreationsvorgang einzuleiten. Er ist un-
zweifelhaft der Ausdruck einer rein fiinkiioneUen
Hypertrophie und steht als solcher den mit Ent-
zündungserscheinungen u. A. verbundenen Hyper-
trophien, z. B. der Lebercirrhose, gegenüber.
Beneke (Bnumsohweig).
41. UeberHsrpertrophieandBegeneration
des Lebergewebes; von Dr. Kre^z in Wien.
(Wien. klin. Wchnschr. VH 20. 1894.)
K. giebt eine kurze, durch Krankengeschichten
erläuterte Darstellung der verschiedenen Zustände
der Leber, die eine vicariirende Hypertrophie des
gesammten Organs oder einzelner Abschnitte ver-
anlassen können, unter den verschiedenen EUlen
(allgemeine Hypertrophie, Lokalhypertrophie bei
Gumma, Stauung, Cirrhose u. s. w.) ist von be-
sonderem Interesse eine MittheUung über eine
eigenthümlich gebaute Leber, die sich bei einer
plötzlich an Glottisödem nach Halsphlegmone ge-
storbenen Frau vorfand: sie war etwas vergrösseit
und statt aus normalen Acinis nur aus acinus-
ähnlichen unregelmässigen LeberzeUballen mit
Bindegewebe gebildet; wahrscheinlich war diese
offenbar an Ponfick 's experimentell erzeugte
Leberhypertrophien erinnernde Gewebeform in
Folge einer wohl vor langer Zeit abgelaufenen
Totalnekrose der Leber (Infektion? Phosphor?) zur
Entwickelung gekommen.
Beneke (Braunsohweig).
43. üntersnohnngen über die Leber bei
infektiösen Krankheiten. Vorläufige Mittheilang
von Prof. Maffucci und Dr. Sirleo. (Centr.-
BL f. allg. PathoL u. pathoL Anat VL 9. 1895.)
M. u. S. veröffentlichen kurz eine Reihe von
Versuchen (Einspritzung von Milzbrand- und Tuber-
kulose-Culturen in die Vena portae des Kaninchens),
aus denen sie schliessen, dass die Leber nicht nur
beim Embryo, wie diesM. bereits firüher dargethan
hat, sondern auch beim Erwachsenen das wichtigste
Organ ffir die Zerstörung der eingeführten Mikroben
ist (Makrophagocyten). R. E 1 i e n (München).
43. üeber GkuibUdnng in der Leber bei
CholeUthiaslB ; von Dr. E. Hintze. (MOnchn,
med. Wchnschr. XLIL tO. 1895.)
IL Allgem^e Pathdogie tuid pafhologisdie Aiiatoiiiid.
15
In euier Ldber mit Qallensteinen und Gallen-
Btaanng seigten sich die OaUenwege bie zu Taubenei-
grtee ausgedehnt, lufthaltig (die ganze Leber gab
tympanitischen PerkuBaionschall) und als Erzeuger
(Üeeer Luft ergab sidi ein zur Ghiippe des Bact
coli eomm. gehöriger Mikroorganismus.
H. glaubt annehmen zu können, dass die Oas-
iHldung bereits während des Lebens stattgefunden
habe, und föhrt einige ähnliche Beobachtungen
aus der Literatur an. Dippe.
44. Kyste hydatiqae da f oie oombine aveo
oystioeroose ; par Y. Babes et Manicadite.
(Roumanie m6d. L 7. 1893.)
Bei einem 4Qjähr. Fhthisiker fand man während des
Lebens Leberechinococcns, sowie Cysticercasblasen in
dar Baaohhani Bei der Sektion waren solche auch in
dm Meningen nachweisbar. Brückner (Dresden).
45. Ueber die Entstehung des Ikterus ; von
Dr. E. P i c k. (Wien. klin. Wchnschr. VII. 26—29.
1894.)
Die OaUe ist ein Produkt der Leberzellen, das nor-
maler Weise in die Gallencapilliuren übergeht Die Ab-
weichung, bei der ,,die Oalle abseits von den gewöhn-
lichen äjmen den Zellenleib yerllisst'^, nennt P. Pura-
choUe. "Ex imtexBcheidetil) Nervöse Paraeholien, Hier-
hergehört der Ikterus nach heftigen Gemüthserregangen
(in Folge der Beiznng der sekretorischen Nerven vom
Gentnun ans), Dctems, der durch reflektorische Reizung
der sekretorischen Nerven entsteht, z. B. nach der Bei-
sang sensibler Hantnerven, bei der Blelkolik, bei der
GaUensteinkolik (hier kommt der Iktenis zu schnell zu
Stande, als dass er sich durch den mechanischen Ver-
schluss der OaUenwege erklfiren liesse), bei Steinen in
der OaUenblase. Auch die bei diesen Iktemsformen auf-
tretende Leberschwellung lässt sich nicht durch An-
nahme einer Gallenstauung erklären, um so weniger, als
sie mit der Stärke des Ikterus nicht Hand in Hand geht
2) bUoaoikaiiona'Paraeholien, z.B. der Ikterus nachVer-
gtftODgen mit Phosphor, Arsen, Toluylendiamin u. A. m.
Die Gelbsucht ist hier die Folge der primären Schä-
digung, die die Leberzelle erleidet Der gesteigerte Zer-
fau rother Blutkörperchen an sich vermag das Zustande-
kommen des Ikterus nicht zu erklären. 3) Paracholien
hervorgerufen durch Toxine, die von den Darmbakterien
gebfldet werden {ÄutointoxikalumS'Parcteholien), Von
den Darmbakterien werden fortwährend Gifte gebildet
imd an der Leberpforte unschädlich gemacht £^i einer
»wissen Disposition der Leberzellen, bei gesteigerten
Zersetzungen im Darme werden die Gifte nicht giäzlich
mischädlich gemacht Sie wirken alsdann anf die Leber-
zelle schädigend ein. Zu diesen Paracholien gehören
der Icterus neonatorum, der Ikterus im Gefolge von In-
fektionskrankheiten, von Herzkrankheiten, beiKoprostase,
die Chdurie Gesunder, wie sie zuweilen in der heissen
Jahreszeit auftritt 4) ParachoUen durch Toxine, die
von pathognen Organismen gebildet werden {InfekUons^
Päraehohen), Hierzu ist vor Allem der sogen, katarrha-
liaohe Ikterus zu rechnen, dessen Znstandekommen sich
aar gezwungen auf mechanisohe Weise erklären lässt
Sind die gebildeten Gifte sehr stark, so dass die ana-
tomische Integrität der Leberzellen und der Nierenepi-
theüen geschädigt wird, so kommt der Icterus gravis zu
Stande. Die Iktemsformen, die nicht als Begleiterschei-
nmigen einer anderen Infektionskrankheit aufzufassen
sind, benennt P. mit dem Namen „essentieller Ikterus^.
Hierzu wäre auch die Weil'sohe Krankheit, der katarrha-
lisch^ Ikterus, zu rechnen.
Bei chronischer Gallenstauung nahm man bisher
eine Aufsaugung der Galle in den interlobulären Gallen-
gängen an. Da aber bei chronischem Ikterus mit Gallen-
gangverschluss die Gallengänge von einer weissen klaren
Flüssigkeit erfüllt sind, so scheint die Galle entweder aus
den GaUencapillaren in die Lymphspalten zu diffundiren
oder ähnhdi wie bei der Paracholie aus dem Zellleib aus-
zuslokern. Brückner (Dresden).
46. Ueber angeborene epitheliale Cysten
und Fisteln des Halses; von Dr. 0. Hilde-
brand in Gottingen. (Arch. f. klin.Chir.XLIX. 1.
p. 167. 1894.)
In der Oöttinger chirurg. Klinik kamen 20 mit
Epithel ausgekleidete Halseysien und 1 0 eben solche
Bals fisteln zur Beobachtung. Keine der Oy$ien war
angeboren in dem Sinne, dass die Cyste schon bei
der Geburt bestand ; die meisten entwickelten sich
allm&hlich und machten sich erst im 2. und 3. De-
cennium bemerklich. 19 Cysten sassen mUieh,
und zwar 15 im Trigonum caroticum.
Die meisten dieser 15 Cysten hatten eine mehr oder
weniger dicke Wand und zeigten kleine halbkugelige Er-
hebungen auf der Innenfläche; im üebrigen sahen sie
innen wie Schleimhaut aus. Der Inhalt der Cyste war
trüb schleimig. Mihroekopiseh bestand die Cystenwand
innen ans einer mehrschichtigen Zone Plattenepithels,
dessen unterste Lage cylindrische Form hatte. Dann
kam eine Schicht lockeren Bindegewebes mit eingelager-
tem, vielfach zu Follikeln angehäuftem lymphoiden Ge-
webe. Darüber sass meist noch eine Schicht derberen
Bindegewebes mit ziemlich viel Blut- und weiten dünn-
wandigen Lymphgefässen. Bei einzelnen Cysten fehlte
das lymphoide Gewebe, die Bindegewebeschicht enthielt
stark entwickelte, mächtig grosse Talgdrüsen, die in die
Cyste mündeten. Der läiait bestand ans Atherombrei
und Haaren.
Eine ebenfalls aus Bindegewebe und Plattenepithel
gebildete Cyste, die an einer Stelle ein Convolut von
chweissdrüsen enthidt, fand sich im Jugnlum, etwas
seiÜich von der Mittellinie. Ausser diesen 16 Cysten,
die in eine Hauptgruppe zusammengehören, wurden noch
3 andere seiüiche beobachtet; eine sass auf der rechten
Seite des Halses im suprahyoidalen Dreieck, ihre Wand
bestand ausPiattenepithel, bindegewebemit lymphoidem
Gewebe, die zweite hatte sich seitlich vom Oesophagus
in der Tiefe unter dem rechten Schilddrüsenlappen ent-
wickelt, ihre Wand setzte sich zusammen aus flimmern-
dem Cylinderepithel, lymphoidem Gewebe und quer-
gestreiften Mudroln. Die dritte Cyste stellte eine sogen.
Banuladar.
In der Medianlinie lag nur eine Cyste, die sich zwi-
schen Zunge und Zun^nbein gebildet hatte. Ihre Wand
bestand aus mehrschichtigem Flatienepithel und Binde-
gewebe, während sich der Inhalt aus Epidermisbrei und
Haaren zusammensetzte.
Yon den 10 Fisteln, die zur Beobachtung kamen,
waren Qseiäißh, 2 median. Mikroskopisch zmgtd die
Fistelwand peripherisch meist Plattenepithel, cen-
tral wfirts flimmerndes Cylinderepithel, darüber
Bindegewebe mit lymphoidem Gewebe; einige
Haie fanden sich quergestreifte Musk^. Die
äussere Pistelmündung lag meist in dem Räume
zwischen M. stemocleidomast, Zungenbein und Ju-
gulum ; die inn^e Oeffhung befand sich im Pharynx.
Die meisten dieser Cysten und Fisteln beruhen
auf Störungen in der Entwickdung der Halstheile,
speeiett der Kiemenbogen und ^Taschen, und zwar
ist es nach neueren Untersuchungen die 2. Kiemen-
furche, speciell der Eiemengang, die allein zur
16
HL Allgemeine Padiologie und pathologische Anatomie.
ErklSrong herangezogen werden kann. Yen einer
Cyste und einer üstel blieb es iingewiss, ob sie
zur 1. oder zur 2.Eiementa8che in Beziehung stan«
den; eine Cyste wird von H. als eine Absohnümng
vom Oesophagus oder von der seitlichen Schild-
drüsenanlage aufgefasst
Eine mediale sublinguale Cyste wird erklärt
durch Einstülpung von Ektoderm des mesobran*
chialen Feldes bei der Vereinigung der beiden ersten
Eiemenbogen, wahrend die zwei medialen Fisteln
in Beziehung gebracht werden zum Ductus thyreo-
glossus, ebenso wie es H. für wahrscheinlich hält,
dass auch jene seitliche, als Banula bezeichnete
Cyste auf den Ductus thyreoglossus zurückgefQhrt
werden muss.
Die Erankengedchichten werden am Schlüsse
der Arbeit mitgetheilt
Im Anschlüsse an die Cystengesdiwülste in
der Umgebung des vorderen Darm^dea berichtet
H. über die ungleich selteneren Ähnlichen Qe-
schwülste am hMeren Darmenda Im Ganzen
wurden SangeboretweyHist^OegdiiDÜhtederSteiss-'
gegend beobaehtet und opervri. Sie hatten sich in
dem Baume zwischen Anus und Rectum einerseits,
Steiss- und Kreuzbein andererseits entwickelt,
indem sie theils nach aussen grosse Tumoren vor-
wülbten, die das Steiss- und Kreuzbein auf der
Dorsalseite zum Theil überlagerten, theils hoch
zwischen Hinterfläohe des Rectum und Yorder-
fläohe des Steiss- und Kreuzbeins ihre Fortsätze
hinaufschickten. Zum grOssten Theile stellten die
Geschwülste einen Complex von grossen und klei-
nen Cysten dar mit atherombreiartigem oder kla-
rem, gelblidiem, gerinnselhaltigem Inhalt Be-
züglich der Entstehung dieeer Oeschwülste tritt H.
der Annahme bei, dass die Pars intestinal, posianatis
das Muttergewebe für alle diese Cysten liefert.
P. Wagner (Leipzig).
47. üeber oongenitale Braatmuakeldefekte;
von Dr. B. Erinz. (Dies. Würzbuxg 1894.)
Angeborene Defekte der Brustmuskeln (zu tren-
nen von den erwt>rbenen bei myopathischer oder
spinaler Muskelatrophie) sind selten. F. stellte
die in der Literatur Teneiohneten Beobachtungen
zusammen, aus denen hervorgeht, dass der an-
geborene Mangel der MM. pectorales durch die
vicariirende Wirkung anderer Muskeln, vor Allem
der Deltoidei, sehr gut ausgeglichen wird, üeber
die Entstehung der Defekte läset sich nur so viel
sagen, dass sie mit Wahrscheinlichkeit das Ergeb-
niss einer ürtUchen Einwirkung sind.
P. beobachtete die in Bede stehende HissbUdang
2mal aa Kranken, die in der Poliklinik Seifert 's in
B^andlang standen.
Bei dem ersten, einem 4Qiähr. Manne, fehlte beider'
eeits die Portio stemocostalis des M. pectoralis m^'or,
während von der Portio clavicolans nur ein kleiner
Theil erhattea war. Der Pectoralis minor war beiderseits
nur als ein papierdünnes sohmales Bündel nachweisbar.
Der Fonktionsausfall war kaum bemerkbar.
Bei dem 2. Kr., einem 40jShr. Manne, waren rechts
nur Sparen, links grössere Bündel der CSiaYiciüaportion
des M. pectoralis mi^or vorhanden. Links hestnd ein
Defekt der DamnenbaUenmnskolator und der Mnskebi
des Eleinfingerballens , rechts ein solcher der Muskeln
des Daumens.
Der 1. Er. wurde von Belfert dazu bentztzt, um
dieThäti^eit derinteioostalmuskeln XU stadiien. 8.kam
zu dem Schlüsse, dass sowohl die MM. interoestales in«
temi, als auch die extemi Inspirationsmuskeln sind.
Brückner (Dresden).
48. Untertnohungeii über die spontane
Gangrftn der Extremitäten und ihre AbUogig-
keit Yon Gtoffiaserkranknngen ; von Dr. Edgar
Weiss in Dorpat (Deutsche Ztscbr. f. Chir. XL
1 u. 2. p. 1. 1894.)
Zoege von Manteuffel hat vor einigen
Jahren über eine Beihe eigenartiger Fflle von spon*
taner Gliedergangrftn berichtet, die relativ junge
Individuen betrafen, an denen sich keine weitere
Erkrankung als eine nicht sehr auffallende Arterio-
sklerose der palpablen Arterien nachweisen liess.
In der vorliegenden Arbeit berichtet W. über did
histologischen Verhältnisse dieser eigenthümlichen
Qelässerkrankung. Die Fälle zeigten dasselbe kli-
nische und grob anatomische Bild wie jene seltene
Form der Oliedeigangrftn , die man als durch
ArterOHs Miterans bedingt aufzufttösen gelernt hat
(v. Winiwarter, Billroth, Friedländer,
Biedel, Widenmann u. A*)-
W. giebt zunächst eine eingehende mikrosko-
pische Beschreibung der der Arbeit zu Orunde lie-
genden 6 Fälle von spontaner ExtremitätengangrSn,
welche die gemeinsame Eigenthümliohkeit zeigten,
dass die der brandigen Extremität zugeh5rigea
Arterien in weiter Ausdehnung verschlossen waren.
Als das den Verschluss und damit auch die Ckm-
grän bedingende Moment Hessen sich durch Binde-
gewebe ersetzte Thromben nachweisen. Aus den
histologischen Bildern konnte man ersehen, dass die
Thrombenbildung nicht in ihrer ganzen Ausdehnung
gleichzeitig entstanden, sondern vielmehr allmählich
von der Periphme nach dem Centrum fortgesohrit-
ten war. Einen besonderen Charakter erhielt der
Process durch die weite Ausdehnung und die all-
gemeine Verbreitung im arteriellen System der be-
troffenen Extremitäten, sowie durch die überaus voU-
stSndige bindegewebige Umwandlung der Throm-
ben. Da zugleich Arteriosklerose bestand, wird
man annehmen dürfen, dass jedenfalls die Throm'
ben ihrer Hauptmasse nach autochthone waren
von einer Erkrankung der Intima aus.
Sowohl das anatomische Bild, als auch die kli-
nischen Erscheinungen weisen darauf hin, daaa
zwischen dem Eintritte der Thrombose und dem
Ausbruche der Gktngrän ein grosserer Zeitraum ge-
legen haben muss. In dieser Zwischenzeit bat
ofitenbar eine Blutversorgung auf ooUateralem Wege
stattgefunden, die aber in Folge der starken end-
arteriitischen Veränderungen des OeOssgystoms
nicht genügend war. Den letzten Anstoss zum
Eintritt der Nekrose mögen von aussen hinzu-
tretende SchädUchketten gegeben haben.
HL Allgemeine FailLologie tmd paäiologisoh^ Anatomie.
17
Die Venen waren dnroh mSohtige endophle-
bitifiohe Gewebeentwickelung in der In)ima nnd
smn geringeren Theile durch bindegewebig sub-
stituirte Thromben verengt Die starke Phlebo-
sklerose erklärt sich ans einem Missverbfiltniss
swiachen der Weite des venösen Strombettes und
der Menge des dnrchflieesenden Blutes, die in
Folge des verminderten arteriellen Zuflusses viel
geringer war.
Die FUle W.'s zeigen klinisch eine vollkom-
mene üebereinstimmung mit der von Billroth
beschriebenen Oangraena ex endarteritide hyper-
pkuHccL Die Einheitlichkeit der Erscheinungsform
spricht sich bis su einem gewissen Grade auch im
aaatomisdien Verhalten der EÜle aus, indem stets
ein, ausgedehnter geweblicher Verschluss der grOs-
searen Arterien vorlag. Nur was die Art der Ent-
stehung dieses Veirschlusses anlangt, so glaubt W.
„die Statuirung einer primftren Endarteriitis obli-
terans der Extremitätenarterien nicht genügend
b^;rQndet, indem sich die Befunde durch Thromben-
bildung und deren Folgezustände ungezwungen er-
klären lassen". Die Ursache der Thrombose ist in
arteriosklerotischen Wandveränderungen der Ge-
lasse zu suchen (angiosklerotische Gangrän nach
Zoege V. Manteuffel). P. Wagner (Leipzig).
49. Ueber die van Gieson*Bdhe Färbung
belBlabetes- Vieren; vonDr.Georg Marthen.
(Virchow'e Arck CXXXVHL 3. p. 666. 1894.)
Die Nieren zweier im diabetischen Koma Ver-
storbenen zeigten abgesehen von einer Epithel-
nekrose in den gewundenen Hamkanälchen (Eb-
stein) und von der Anwesenheit von Glykogen
(Ehrlich) bei Anw^idung der Gieson'schen
Färbung (mit Hämatozylin und Pikrinsäure-Säure-
fuchsin) einen eigenthümlichen Befand. Neben
den stark, fast stärker als normal gefitrbten Ker-
nen fiEtnd rieh bald mehr nach der Peripherie zu,
bald mehr nadi dem Centrum des Hamkanälchens
oder dem eventuell noch freien Lumen zu, eine
leuchtend rothe Kugel, deren Grösse meist der
einer normalen Epithelzelle dieses Hamkanälchens
gleich kam. Nur selten fanden sich 2 — 3 kleinere
lothge&rbte runde Körper in einer Epithelzelle,
öfter aber in stärker entarteten Kanälchen grössere
und kleinere Kugeln frei zwischen Zelldetritus.
Hin und wieder zeigte sich auch ein Henle'scher
Kanal, dessen Lumen im Längsschnitt getroffen
war, von einem anscheinend homogenen Cylinder
von derselben rothen Farbe angefüllt Die Kugeln
waren zu regelmässig, auch zu zahlreich, um fOr
die E h r li c h'schen Glykogentropfen angesprochen
zu werden. H. hält sie fQr eine, vielleicht hyaline
Trfigersubstanz des Glykogens.
Weintraud (Berlin).
60. Ueber das Verhältniaa der patholo-
gisohen Acetonanasoheidimg aar Gesammt-
8tiok8toflliii88eheidiing ; von Dr. Paul Palma.
(Ztschr. f. Heilkde. XV. 6. p. 463. 1894.)
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hit 1.
Da die Hehrzahl der Autoren an der Anschau-
ung festhält , dass das unter pathologischen Ver-
hältnissen zur Ausscheidung kommende Aceton
aus demZerfedl der Eiweisskörper entsteht, so war
es von Interesse, an einem ausgedehnten Hateriale
in fortlaufender Beihe nach dem Verhältniss zu
forschen, welches etwa zwischen der Ausscheidung
des Acetons und der des GesammtstickstoffiB vor-
handen wäre. Man hätte ja auf Grund der bis-
herigen Erfahrungen erwarten können, dass sich
da ein gewisser Parallelismus wird erkennen lassen,
oder dass irgend em bestimmtes, anderes Abhängig-
keitsverhältniss zwischen diesen beiden Ck>mponen-
ten besteht
Die Untersuchungsreihe umfasst 16 Fälle, da-
runter 5 Fälle von Diabetes mellitus, 4 von Typhus
abdom., 2 von croupösen Pneumonien, 2 acute Phoe-
phorvergiftungen , je 1 Fall von Garcinom, von
Hysterie und Paohymeningitis haemorrhagica in-
terna. Das Aceton erscheint am bedeutendstän
vermehrt in jenen Fallen, in denen der Eiweisszeav
fall gesteigert ist, sei es, dass es sich dabei um
Oxydation des Organeiweisses oder des Nahrung-
eiweisses gehandelt hat EinPaiaUelismus in dem
Sinne, dass mit demEiweisszerfedl gleichzeitig der
Acetongehalt in entsprechendem Maasse steigen
oder sinken würde, lässt sich nicht feststellen. An
einzelnen Tagen steigt oder sinkt allerdings mit
dem EiweisszerfaU das Aceton, doch erfolgt dies
nicht in festem Verhältnissa
Weintraud (Berlin).
51. Bliminasione deU'äoido BOlforioo per
le nrine in alonnemalattiedell'apparatorespi«*
ratorlo; del Dott Const GoggL (Aich. itaL
di Clin. med. XXXIIL 4. p. 538. 1894.)
Das Verhältniss, in welchem die im Harne aus-
geschiedene Aetherschwefelsäure zur ungepaarten
Schwefelsäure steht, untersuchte C. bei verschiede-
nen krankhaften Vorgängen des Bespirationsappa-
rates und stellte fest: 1) bei Kranken mit Pleuritis,
bei denen das Exsudat serös war, war das Verhält-
niss nicht bemerkbar verändert, wohl aber war ^e
Aetherschwefelsäure vermehrt, wenn das Exsudat
eiterig war; 2) bei an chronischer Bronchitis Lei-
denden nahm die Aetherschwefelsäure zu, sobald
die Bronchialabsonderung anstieg; 3) in allen
Stadien der Lungentuberkulose war dieUenge der
gepaarten Aetherschwefelsäure vermehrt
Als allgemeine Begel ergiebt sich hieraus, dass
bei allen chronisch eitrigen und destruktiven Pro-
cessen des Bespirationsapparates die Menge der
im gepaarten Zustande im Urin ausgeschiedenen
Aetherschwefelsäure vermehrt ist
H. Dreser (Bonn).
52. Zur Eenntnisa der Peptonurie beim
Soorbut, nebst Bemerkungen über den Ikte-
rus nnd die Hams&nreanssdheidimg bei dieser
Brkrankung; von Prof. R. v. Jak seh. (Ztschr.
f. Heükde. XVL 1. p. 49. 1895.)
18
IV« nuurmakologie tmd Toxikologie.
Eine Beobaohtong von Scorbnt bestfttigte die
Annahme, dass diePeptonnrie bei dieser Krankheit
nicht eigentlich als hfimatogene, sondern als inogene
aofzofftssen sei, d. L dass das Pepton aus dem in
die Muskeln nnd in das Unterhautasellgewebe aus-
getretenen Blute stamme. Ganz ebenso yerhSlt
es ffch bei der Peptonurie nach Phosphorvergif-
tungen mit ausgedehnten Blutungen, und ganz
ähnlich liegen die YerhSltnisse bei der croupösen
Pneumonie»
In dem Blute der Scorbufkranken taxA v. J.
GallenfturbstofF, in dem Harne nur ürobilin, augen-
scheinlich war in dem ausgetretenen Blute GaUen-
farbstoff gebildet und dann zu ürobilin umgesetzt
worden.
Endlich war es auffidlend, dass auf der HOhe
der Krankheit grosse Mengen von Harnsäure aus-
geschieden wurden. Ob auch hier ein Znsammen-
hang mit der Besorption der Blutungen bestand,
blieb zweifelhaft Dippe.
IV. Pharmakologie und Toxikologie.
63. On the phyaiologioal aotion of P3nri-
dine; by T. Lander Brunton and F.W.Tun-
niclif fe. (Joum. of Physiol. XVIL 3. 4. p. 272*
1894.)
Die physiologische Wirkung des Pyridins ist
deswegen von besonderem Interesse , weQ es als
die Muttersubstanz vider Alkaloide anzusehen ist
Die Untersuchungen von B. und T. haben ergeben,
dass Pyridin, im Vergleich zu seinen Derivaten,
kein wirksames Qift ist Seine Wirkung ist zum
grossen Theil beschränkt auf die sensiblen Nerven.
Auf das Herz haben kleine Dosen eine erregende,
grosse Dosen eine direkt lähmende Wirkung.
Heffter (Leipzig).
64. Contribution i Feinde de raotion hyp-
notiqne da ohloralose; par le Dr. Harandon
de Montyel. (Bevue de M6d. XV. 6. p. 387.
1895.)
M. konunt «if Grund von 68 FUlen zu dem
Schlüsse, dast die CUoralose zwar hypnotische
Eigenschaften besitzt, dass jedoch sehr schnell Ge-
wöhnung an dieselbe eintritt, gegen die selbst
Steigerung der Dosen machtlos ist Chloralose ist
warm zu empfehlen bei Erregungzuständen der
Epileptischen, zeigt dann aber auch besonders deut-
lich die Nebenwirkung der Steigerung der musku-
lären Erregbarkeit und die Nachwirkung der Nausea.
Bei der Schlaflosigkeit der Melancholischen , Ma-
niaci. Paralytischen imd der senil Dementen bleibt
sie jedoch fast ohne Wirkung.
Mar then (Eberswalde).
56. Bas Trioaid als Hypnotimun und Bed»-
tlTiim bei internen Krankheiten; von Dr. G.
Spitzer. (Wien.kIin.Wchnschr.Vin. 23. 1895.)
S p. hftlt das Trional bei inneren Krankheiten
fOr ein sehr gutes Ersatzmittel des Morphium. Es
verschafft auch bei Herz- und Lungenkranken
schnell und sicher Schlaf ohne erhebliche Neben-
erscheinungen. Manche Kranke sind noch am
nächsten Tage sehr matt, zuweilen stellen sich
Uebelkeit und Erbrechen ein. Sehr günstig wirkte
das Mittel zu etwa 2,0 g auch gegen neuralgische
Schmerzen. Dippe.
56. Fharmakodynamlflohe und kUnieehe
Untenraohungen über die Wirkungeweise de«
Analgene und seines Spaltungsproduktes, des
Aeth03i;yamidoolii]ioUns;v<mDr.Maa88. (Ztsdur.
f. klin. Med. XXVIII. 1 u. 2. p. 139. 1896.)
M. hat das Anaigen nach allen Bichtungen hin
geprüft und ist zu fthnlichen, zur Vorsicht mah-
nenden Ergebnissen gekommen wie u.A«Bracco
(Jahrbb. CCXLI. p. 129).
Das Anaigen wirkt in irgend grösseren Mengen
nicht nur auf die Temperatur , sondern auch auf
Blut, Blutstrom und Nerven. Augenscheinlich
greift es dasCentralnervensystem an (dieLShmmig
des Athmungscentrum kann zum Tode führen), be-
einflusst aber auch die peripherischen Nerven:
Einspritzungen von Aethozyamidochinolin unter
die Haut bewirken eine umschriebene OefQhllosig-
keit. 3 g pro kg können bei Thieren ab tOdtliche
Dosis angesehen w^en. Abgesehen von diesen
schwersten Erscheinungen leidet bei Ifingerer Dar-
reichung die Ernährung, die Thio^e magern ab,
werden matt, stumpf. Gfinstige Wirkungen des
A. sind : die prompte Herabsetzung der Tempo»-
tur, die Milderung aller Fiebererscheinungen , die
Herabsetzung des Blutdruckes, die Schädigung
pathogener Mikroorganismen* Die temperatiir-
herabsetzeode Wirkung ist in der Hauptsache wohl
auf eine Verminderung der W&rmeerzeugung zu-
rückzuführen. Pathologisch-anatomisdi kennzeich-
net sich die chronische Analgenvergiftung durch
Verfettung in Leber und Nitren, beginnende Glo-
merulonephritis, Lungenödem.
Klinisch leistet das Anaigen als AntipyreticQm,
Antirheumaticum, Nervinum und Anodynon gute
Dienste, bei einiger Vorsicht dürften sich seine
unangenehmen Wirkungen wohl vermeiden lassen.
Dippa
67. üeber die innerliche Anwendung des
Cantharidin bei oystitischen Besohwerden;
von Dr. A. Freudenberg in Berlin. (Wien,
klin. Wchnschr. Vm. 23. 1895.)
Fr. giebt : Gantharidini (MBrckf 0.001
Alkohol, ad solvend. 1.0
Aq. destiUai ad 100.0
3— 4mal tägl. einen Theelüffel, beiBlasenkatharrh
und hat davon niemals Nachtheile, in der Mehrzahl
der FSlle aber betrftchüichen Nutzen gesehen. Br
meint, dass man das Mittel auch bei Nephritis ver-
suchen müsse. Dipps.
IV. Phannakologie und Toxikologie.
19
58. Ueber taboiitaiie Injektionen des
Uqnor anenioaliA Fowleri; von Dr. W. Ker-
nig in Petersburg. (Ztsohr. f. klin. Med. XXYIIL
3 u. 4. p. 270. 1896.)
E. urendet die Binspritzungen ron Fowler'-
Bohor LSeung in ausgedehntem Maasse an und
l^ubt sie dringend empfehlen zu kOnnen. Sie
sind zunflchst überall da angezeigt, wo man über-
haupt Arsenik geben will (Anftmie, Leukftmie, Tu-
berkulose, Nerrenleiden), wo man dem Magen das
Mittd aber nioht zumuüien kann oder mag. Yiel-
lächt geht ihre Indikation aber noch weiter. K.
hUt es nioht für ausgeschlossen, dass das Arsenik
unter die Haut gespritzt überhaupt sicherer und
schneller hilft als vom Magen aus.
Die Binspritzungen haben bei genügender Vor-
sieht keinerlei Naohtheile und Unannehmlichkeiten.
E. nimmt Liqu. Fowleri zu Wasser 1 : 2. und
spritzt davon tSgliöh ^/^ Spritze ein , was etwa
3—4 Tropfen des Liquor entspricht D i p p e.
59. lieber die therapeutiadhe Verwendung
des ürotropin (Bexameihylentetramin}; von Prof.
Arthur Nicolaier. (Deutsche med. Wchnschr.
XXL 34. 1895.)
DasHezamethylentetramin (Ürotropin genannt,
weil es den Harn in mancherlei Weise verändert)
wirkt diuretisch und giebt dem Harn , ohne dass
die voiher saure Eeaktion sich ändert, hamsäure-
iSeende Eigenschaften. Wenn ein Gesunder täglich
1—2 g ürotropin nimmt (grössere Dosen reizen
bei längerem Qebrauch leicht die Hamwege), so
Itot er einen Harn, der bei Bruttemperatur Harn*
steine auflöst Das Mittel vermag femer schon in
kleineren Oaben, 0.5 — 1.5 g tägl., die ammoniaka-
lisohe Hamgährung in der Blase hintanzuhalten,
so dass es auch bei Erkrankungen der Hamwege
erpobt zu werden verdient Dippe.
60. Zur Therapie der Osteomalaoie; von
Dr. W. Latzko in Wien. (Wien. med. Presse
XIXVL 27. 1896.)
L hat 26 osteomalacische Frauen mit Phoq>hor
(meist mit Phosphorleberthran) behandelt, 15 sind
geheUt, 10 wesentlich gebessert, 1 blieb unbeein-
flnsst Wahrscheinlich lassen sich unter allen
Verhältnissen gleich gute Etgebnisse erzielen,
wenn man das Mittel lange genug, 1 Jahr lang
Tmd länger, wenn nöthig in steigender Menge giebt
Hinzutretende Schwangerschaft brachte in einigen
Men Yerschlechterungen, in anderen bei Fortge-
brauch des Phosphors nicht Dippe.
61. Qnelqaea exp6rienoes sur Pactionphy-
■iologique de l*heniatoxyllne ; par le Prof. F.
Combemale. (BuU.d6Th6r.LXIII.36. SeptSO.
1894.)
Angeregt durch die Arbeiten v.Mosetig's,
der in den Anilinfarbstoffen, wogen ihrer beson-
detoa Beziehungen zu den Zellenkemen, ein Mittel
2Qr Bekämpfung bösartiger QeecbwtUste gefunden
zu haben glaubte (was jedoch später von Bill-
roth u. A. bekanntlich nicht bestätigt werden
konnteX stellte G. mit dem Hämatoxylin (Lignum
campecb.) Versuche an Hunden an, um die Wir-
kung auch dieses Farbstoffes auf den Körper näher
kennen zu lemen. Diese Versuche führten im
Wesentlichen zu folgenden Ergebnissen.
Das Hämatoxylin, auf welchem Wege es auch
eingeführt wird, bewirkt eine gewöhnlich massige,
wenig andauernde, aber sichere Eriiöhung der
Temperatur mit Durst, Frösteln, Pulsbeschleu-
nigung, welche Erscheinungen, entsprechend der
Höhe der Gabe, mehr oder weniger hervortreten.
Die anderen unmittelbaren Erscheinungen treten
bei leichter Vergiftung nicht hervor, bei starker
bestehen sie in Anurie, Erbrechen lilagefärbter
Massen, zunehmender Sdiwäche, Koma und mehr
oder weniger rasch eintretendem Tod. Die Fem-
wirkungen treten nicht anders als mit Störung der
urogenitalen und derDarmaussöheidungen auf. In
den Tagen, die den ersten 24 Stunden des Ver^
suchs folgen, verlieren die blaugefirbten Faeoes
ihre Farbenstärke und werden violet, ohne an
Dichtigkeit dabei zu verlieren. Bei allen Hunden
trat selbst nach den kleinsten Qaben eine starke
Blennorrhagie ein ; der Harn, blau nur bei starker
Vergiftung, hatte eine rothe oder ausgesprochene
Bosafarbe, die an der Luft schon nach wenigen
Stunden einer blauen oder violetten wich und die
bei weiterem üriniren allmählich zurückging; die
Hammenge, anflUiglich vermindert, zeigte sich in
den folgenden Tagen vermehrt Die Färbung be-
gann etwa 2 Stunden nach Anwendung des Mittels
und dauerte in dem einen Fall (nach Einspritzung
von 15 cg pro 1 kg Körpergewicht unter die Bauch-
haut) 4 Tage hindurch; fast gleich lange auch die
Färbung der Faeces.
In diesem Falle zeigte bei der Sektion des 7 Standen
nach der Emspritzong getödteten Thieres das Blut die
Farbe des asphyktischen; an den Organen der Brusthöhle
keine Besonderheiten, in derBanohhöble die Nieren blat-
überfüllt, besonders die Marksabstanz, die Malpighischen
Körperchen geschwellt; das Parenohym der Milz and
Leber, desgleichen der ganze Darmtraotos ward an der
Luft violet^ ebenso die &hleimhaat des unteren Drittels
des Dünndarms and die des Dickdarms nach dem Oefihen ;
der Magen war lilafarben.
Bei der Sektion der nach intraperitonfialer Ein-
spritzong gestorbenen Thiere erschien die Oberfläche des
reritonaeam, wenn die eingespritzte Flüssigkeitsmenge
massig gewesen war, wie bedeckt mit einer Lage Fibrin;
die anter der Serosa and im Mesenteriam laufenden Oe-
fässe waren erweitert, violett; die ünterleibsorgane färb-
ten sich an der Luft rasch violett, doch blieb (ausser der
Niere) ihr Parenchym unverändert und nur bei Schnitten
in der Nähe der Kapsel (der Milz und Leber) trat gleich-
falls die Färbung ein^ dagegen zeigte die Niere äusserlioh,
wie innerlich Yiolettfiirbung, die sich auch durch Waschen
nicht verdrängen liess. Ln Ma^n war in 2 Fällen an
der grossen Curvatur schwärzhohes Sekret; Longen,
Herz und Hirn unverändert
Die Art der EinfQhrung ist fOr das Auftreten
der Yeigiftungsersoheinungen wesentlidh von Be-
lang i die Vergiftung ist, die gliche Qabe voraus-
20
lY. Pharmakologie und Toxikologie.
gesetzt, massig bei innerer, stärker bei subcutaner
oder intravenöser, tOdtlich bei intraperitonfialer
Anwendung und in letzterem Falle darf ohne Qe-
üahr für das Leben die Gabe von 5og pro 1kg
Thier nicht überschritten werden. Eine Haupt-
eigenthümlichkeit des Hämatoxylin besteht in sei-
ner Fähigkeit, Albuminate in sauerer LOsung
niederzuschlagen: Nach jeder periton&alen Ein-
spritzung fand nämlich C. Flocken geronnenen
Albumins, die die Darmschlingen und die Wan-
dungen der Bauchhöhle austapezirten (so dass man
an eine beginnende Peritonitis denken konnte),
jedoch ohne begleitende Entzündungsröthe; ebenso
liessen die dem Gefühl wie ein sich zurückbilden-
der Abscess erscheinenden Stellen der subcutanen
Einspritzungen annehmen, dass hier eine Gerin-
nung der mit der Hämatoxylin-Flüssigkeit in Be-
rührung gekommenen Eiweisskörper erfolgt seL
Auch innerhalb der Blutbahn traten Fibringerinnsel
(die dann Herz undGe^se verstopften und so den
Tod herbeiführten), allerdings erst nach den stärk-
sten Gaben, auf; schwierig bildeten sie sich auch
innerhalb des Dünndarms. Nach C. ist das Zu-
standekommen der oben beschriebenen Erschei-
nungen hauptsächlich auf diese Gerinnungen zu-
rückzuführen.
Das Hämatoxylin, auf welchem Wege es auch
eingeführt worden war, verweilt nur kurze Zeit im
Körper und scheidet sich hauptsächlich mit dem
Urin, in geringem Maasse durch den Darmkanal,
nicht mit der Milch oder der Galle aus und wird
in der Blutbahn, wie dieSpectral- und Harnanalyse
ergab, nicht zersetzt
Das Hämatoxylin hat nach C, innerlich ange-
wendet, keine andere Wirkung als die Tannica
überhaupt; äusserlich angewendet, kann es, wenn
man die Frage über den etwaigen Nutzen seiner
Anwendung auf inoperable Gtoschwülsto eben noch
offen lässt, die als Pyoktanine angewendeten Anilin-
farbstoffe nicht ersetzen oder gar an Wirkung über-
treffen, weil es eine nur geringe antiseptische Kraft
hat, weil es, im .Gegensatze zu den Pyoktaninen,
die Eigenschaft hat, die Eiweisskörper zu coagu-
liren und weU es bei Anwendung auf die serösen
Häute in erhöhtem Maasse giftig wirkt
0. Naumann (Leipzig).
62. Les hniles de foie de mome et la
thärapeatlqne; par Patein. (BulL de Th6r.
LXm. 11; Mars 25. 1895.)
P. geht zunächst auf die interessanten, auch
von uns (Jahrbb. CCXXVn. p. 22) ausführlich be-
sprochenen Leberthranuntorsuchungen von Gau-
tier und Mourgues ein. G. u. M. fanden in
diesem Oel eine Anzahl von Alkaloiden und an-
deren Stoffen, die ihm seine Eigenthümlichkeit als
eines zur Zeit durch keinen anderen ähnlichen Stoff
ersetzbaren und werthvoUen Arzneimittels erst ver-
leihen. Bouillot hat die Angaben Gautier's
tmdMourgues' bestätigt, indem erfand, dass die
Alkaloide des Leberthrans nicht nur die Diureee,
sondern auch die Ausscheidung der stickstoff-
haltigen Körper in ihrer Gesammtheit erheblich
befSrdem, bez., dass die intraorgane Oxydation
erhöht und eine fast vollständige Oxydation der
Leukomaine durch den Genuss jener Alkaloide
bewirkt werde. Der Leberthran wirkt also in
Folge seiner leichten Assimilirbarkeit, in der er
alle anderen Fette weit überragt, nicht nur als
vorzügliches Nährmittel, sondern auch durch die
oben genannten Stoffe zugleich specifisch auf das
Zellenleben und ist deshalb durch ein anderes Fett
irgend welcher Art oder durch eine Composition
(Lipanin oder dergleichen) nicht zu ersetzen.
Nach P. sind 50g OL jeooris, die 25mg der
darin enthaltenen Alkaloide entepreöh^i würden,
zur Erzielung einer genügenden therapeutischen
Wirkung hinreichend; alle Zusätze, die geeignet
sind, die Gontenta des Oels und dieses selbst zu
veribidem, sind zu vermeiden, doch würde z. B.
eine Beigabe von Kreosot zulässig sein.
Die Erfahrung der Aerzte, dass der hellbraime
Leberthran (der schwarze kommt ja therapeutisch
überhaupt nicht in Betracht) der wirksamste sei,
deckt sich mit dem Befunde Gautier's, dass
dieser erst nach einigen Tagen der Leberauf-
schichtung gesammelte Thran die genannten Alka-
loide u. s. w. (50 mg pro kg) fast allein, der zuerst
ausgeflossene nur Spuren davon enthält Es rührt
dies daher, weil das Od erst allmählich, während
einer Art von Selbstverdauung der Leber (nicht
Eäulniss !), mit diesen hauptsächlich mit der Qallen-
bildung in nächster Beziehung stehenden Stoffen
beladen wird. 0. Naumann (Leipzig).
63. Animal oila aad the new pharmaoo-
poeia. The propertieB of oleiun anaexis or
goosegreaae; by Langford Symes. (DubL
Joum. CCTiXXXTT. p. 459. June 1895.)
S. empfiehlt dringend, das Gänsefett, wegen
der ausserordentlichen Leichtigkeit mit der es von
Seiten der Haut resorbirt wird, als Vehikel fOr
medicinische Einreibungen oder wenigstens als
Zuthat zu deigleichen Linimenten und Salben su
benutzen. Es ist nach S. ganz unzweifelhaft, dass
solche Salben, deren Mischung mit dem Gänsefett
man vor dem jedesmaligen Einreiben leicht in der
Hohlhand vornehmen kann, bei Weitem wirksamer
sind, als wenn man sie fOr sich allein gebraucht;
S. fand solches besonders bei Bronchitiden imye^
lauf von Influenza, gegen die er Einreibungen mit
Linim. ammon.-camphorat gebrauchen liess; es
trat in solchen Fällen deutlich rasche Besserung,
ja Schwinden der Brusterscheinungen ein, wemi
der Salbe vor dem Einreiben etwas Gänsefett (etwa
3 — 4g) zugesetzt worden war; diese Besserung
schwand aber, oder trat wenigstens in weit gerin-
gerem Grade ein, wenn jener Zusatz unterblieben
war. Auch bei Muskelrheumatismus und Ibaar
mus empfiehlt S., Cfänsefetteinreiibungen anzuwen-
rv. Phannakologie und Toxikologie.
21
den, die übrigens in Island Ifingst als Yolksmittel
gegen Bronchialkatarrhe (sogen. Erkältungen) ge-
braucht werden, um das Fett vor Banzigwerden
za schützen, versetzt es S. mit etwas Borsfture«
0. Naumann (Leipzig).
64. Ueber die temperatnremiedrigende
Wirkung krampferregender Qifte; von Prof.
Erich Harnack und Dr. Wilhelm Hoch-
heim. (Ztschr. f. klin. Med. XXY. 1 u. 2. p. 16.
1894.)
Aus den wenigen bisher vorliegenden Beobach-
tongen geht hervor, dass die gewöhnliche Annahme,
die krampferregenden Gifte wirkten temperatur-
erhöhend, keine allgemeine Oiltigkeit besitzt Die
Yff. haben eine grosse Anzahl von Versuchen mit
Santoninpräparaten, Pikrotozin, Brucin und Strych-
nin angestellt, aus denen hervorgeht, dass diese
Gifte beim Warmblüter die Körpertemperatur im
Allgemeinen erniedrigen. Diese Wirkung tritt von
vornherein und ganz unabhängig von der Ihr-
zeagung der Krämpfe ein, kann also auch nicht
als eine reaktive Wirkung aufgefasst werden.
Bei einer starken Wirkung jener Substanzen
treten umstände ein, die der Temperaturemied-
rigong entgegengerichtet- sind. Hierdurch wird
bei Hunden meist (und wie es scheint, auch bei
Tauben) die erstere Wirkung übercompensirt, so
dass eine geringere oder stärkere Erhebung der
Temperatur über die Norm erfolgt. Bei anderen
Warmblütern dagegen, namentlich den Pflanzen-
fressern, wird meist nur eine vorübergehende Stö-
rung des Temperaturabfalls hervorgerufen.
B^ der Gombinirung der Krampfgifte mit den
das centrale Nervensystem lähmenden Alkylderi-
▼aten (z. B. Amylenhydrat und Chloralhydrat) wer-
den augenscheinlich die erwähnten der Temperatur-
abnahme entgegengerichteten Umstände beseitigt
Auf diese Weise erreicht man die niedrigsten
hierbei vorkommenden Temperaturen, selbst bis
tmter 27^ G. Derartig abgekühlte Thiere können
durch vorsichtige, nicht zu lange fortgesetzte Er-
irlrmung am Leben erhalten werden.
Auf die Frage, was als Ursache der temperatur-
emiedrig^iden Wirkung der Krampfgifte ange-
sehen werden kann, geben die Vff. die Antwort,
dass am nächsten die Annahme einer Erregung
der Hemmungscentren fOr die Wärmebildung liegt
Heffter (Leipzig).
65. Die BoUe des Chlors in narkotiachen
Giften, mit besonderer Büeksicht auf das
Aceton; von Dr. Julius Kössa. (Ungar. Arch.
f. Med. m. 3 u. 4. p. 350. 1895.)
Fast alle Ghlorsubstitutionsprodukte von Koh-
lenwasserstoffen (ebenso Brom- und Jodsubstitu-
tionsprodukte) wirken narkotisch. Zwischen ihrer
narkotisohen Kraft und dem procentischen Chlor-
Sefaalt besteht aber kein Zusammenhang. Wir
i&üssen annehmen,, dass die Stärke der narko-
tischen Wirkung davon abhängt, mit welcher Kraft
das Halogen gebunden, bez. wie leicht es abzu-
spalten ist. Denn zwischen dem Aethylenchlorid
und dem AethyUdenchlorid besteht z.B. ein grosser
Unterschied in Bezug auf ihre narkotische Kraft
Nach Darl^ung dieser Verhältnisse geht K«
zu den Versuchen über, die er mit einem neuer-
dings entdeckten Körper gemacht hat, nämlich mit
dem Acetonchloroform, oder, nach Anderen, dem
TrichlorpseudobutylalkohoL Seine Constitution ist
vielleicht : CH(
?<CCl3
CH,
Es bewirkte bei Kaninchen, in Dosen von
0.25 — 0.40g unter die Haut gespritzt, ziemlich
schnelle und tiefe Narkose. Beim Menschen er-
folgte bei Ghiben von 0.8 — 1.3 g per os ein ange-
nehmer Schlaf, ohne auffallende Veränderung von
Athmung und Herzthätigkeit
V. Lehmann (Berlin).
66. Acquired idioasnioraBy fbr qoinine,
Bhowing peoullar cataneons manifestations ;
by Charles W, Allen. (New York med. Be-
cord XLVn. p. 97. Jan. 26. 1895.)
Im J. 1889 nahm der Kr. , der früher wiederholt
Chinin ohne Nachtheile genommen hatte, 0.3g Chinin.
Bulph. weeen Zahnschmerzen; in der Nacht litt er da-
nach an allgemeinem Jucken nnd bemerkte am Morgen
grosse rothe Blecke symmetrisch auf den Handracken,
an der Innenseite der Oberschenkel über den Knien, auf
den Fossrüpken nnd auf der Eichel nnd Vorhaut. Da
der Er. die Dosis wiederholte, vergrösserten sich die
Flecke und auf der Vorhaut bildeten sich sohanker-
ähnliche Excoriationen. Nach Aussetzen des Chinin
heilte der Ausschlag in 8 Tagen ab. Im Juli 1890 traten,
nachdem der Kr. wiederum wegen Zahnschmerzen eine
chininhaltige Pille genommen hatte (« 0.06 g Chinin),
dieselben Blecke wi^er auf. Dasselbe wiederholte sich,
so oft der Er. chininhaltige Medikamente zu sich nahm ;
nur zeigte sich bei verschiedenen Dosen ein üebergang
des anföngUch nur erythematösen Ausschlags in urti-
cariaähnlidie, bullöse xmd vesikulöse Formen, wie sich
auf dem Wege des Ebqseriments ergab. Das Mittel wirkte
auch als Suppositorium, oder als Salbe auf die Haut ein-
ferieben, ohne dass eine lokale Reaktion eingetreten wäre.
)a sich, namentlich bei den ersten Ausbrüchen des Aus-
schlags, ein Schmerzgefühl zwischen den Schulterblättern
bemerkbar machte und der Processus spinosus des zwei-
ten Dorsalwirbels auf Druck empfindlich war, glaubt A.,
dass es sich um eine Qefiisslähmung centralen Ursprungs
handelte. Die stets symmetrische Vertheilung des Aus-
ischlags weist ebenfalls auf eme Betheiligung des Nerven-
systems hin. W e r m a n n (Dresden).
67. Zur Pathogenese der Hämatoporphy-
rinnrie; von B. J. Stokvis. (Ztschr. f. klin.
Med. XXVm. 1 u. 2. p. 1. 1895.)
Die Anssoheidung von Hftmatoporphyrin mit
dem Harn hat als Anzeiger der Sulfonalvergiftong
besondere Aufmerksamkeit erregt. Ihr Zustande-
kommen war bisher dunkel. St hat Versuche an
Thieren gemacht nnd dabei gefunden, dass das
Sulfonal in der Magen- und Darmsohleimhaut aus-
gedehnte Blutungen verorsacht, durch deren Ver^
22
Y. Neuropathologie und Fsjohiatria
dauong Hftmatoporphyrin entsteht. St. hUt üöh
demnach zu der Annahme bereditigt, ^fdass die
Resorption und Ausscheidung des im Digestions-
traotus ergossenen oder vorhandenen und in dem-
selben zu Hämatoporphyrin verftnderten Blutes das
pathogenetische Moment der unter yersdiiedenen
Bedingungen auftretenden Hftmatoporphyrinurio
bilden*^ Dippe.
V. Neuropathologie und Psychiatrie.
68. Ueber Morbne Baaedowü (YgL Jahrbb.
CCXLVn. p. 22.)
Die Versammlung französischer Neurologen be-
handelte in ihrer 6. Sitzung zu Bordeaux die Frage :
„Schilddrüse und Morbus Basedowii'^ (SemainemM.
XV. 39. 1895). Brissaud war Referent und
trug seine schon bekannte Anschauung vor i). Der
Morbus Basedowii sei ein Syndrom, und zwar ein
bulbftres. Die Vererbung , die Wirksamkeit von
Ueberanstrengungen, Gemüthsbew^gungen u. s. w.
als Ursachen weisen darauf hin, dass eine nenröse
Störung das Erste sei. Die Orfinde, die für die
SchilddrQsentheorie sprechen, seien anzuerkennen,
aber die abnorme Sekretion der Drüse könne von
einer Lftsion der Oblongata abhängen u. s. f. Am
bemerkenswerthesten scheint die Angabe B.'s zu
sein, dass bei Erwachsenen eine normale Schild-
drüse überhaupt nicht gefunden werda Er hat
25 beliebige Schilddrüsen untersucht und hat stets
Cystenbildung und Bindegewebehypertrophie ge-
funden, obwohl im Leben kein 2ieichen des Morbus
Basedowii bestanden hatte.
Benaut schilderte eingehend die von ihm
dem Morbus Basedowii zugeschriebenen Schild-
drüsen-Verftnderungen, die er in jedem Falle wieder-
gefunden hat Die Lymphgefftsse in den Drüsen-
Iftppchen (intralobulaires) sind verOdet, wfihrmd
sie zwischen den Läppchen (interlobtOaires) über-
mässig ausgedehnt sind. Innerhalb der Läppchen
sieht man (nach geeigneter Fräparation) gar keine
Lymphgefässe mehr, dagegen sind die Venen stark
erweitert Im üebrigen findet man die „Cir-
rhose hypertrophique thyroldienne", Bindegewebe-
wucherung mit Bildung neuer Drüsenkömer und
-Schläuche. Diese Veränderungen sind am stärk-
sten im Centmm der Läppchen, wo die Lymph-
gefässe gänzlich fehlen, üeberdem ist im Innern
der Läppchen das Colloid verändert (färbt sich
nicht durch Eosin), es ist dem fStalen OoUoid ähn-
lich geworden und B. nennt es „Thyromuooln" im
Gegensätze zu dem „Thyrocolloln'^ der Erwach-
senen. Eine Drüse, deren Ausführungsgang lang-
sam verödet, kehre zu dem embryonären Zustande
zurück. Dasselbe geschehe mit der Schilddrüse,
wenn ihre Ausführungsgänge, d. h. die Lymph-
wege, verlegt werden. Die letzteren bleiben am
Bande des Läppchens erhalten und hier werde
auch noch normales ThyroooUoin gebildet Im
>) Ausfiihrlicher, als Originalarbeit, istBrissaud's
Vortrag in den Archives clin. de Bordeaux (IV. 7. 1895)
veröffentlioht worden. Da B. jedoch auch hier keine
neuen Gründe beibringt, ist ein eingehendes Referat un-
nötiu|;.
Inneren der Läppchen aber entstehe das unrmfie
Thyromucoin und dieses sei das den Morbus Base-
dowii verursachende Gift Freilich stehe die Sdiild-
drüse ebenso wie andere Drüsen unter dem lEn-
flusse des Nervensystems und es könne wohl ein
nervOser Anstoss das primum movens bei der ab<
normen Schilddrüsentfaätigkeit des Morbus Base-
dowii sein. Zunächst handle es sich nur um eine
vom rechten Woge abgewichene übermässige Funk-
tion ohne nachweisbare anatomische Verändenm-
gen. Dieser Zeit entsprechen die Prodrome der
Krankheit: Nervosität, leichtes Zittern, Fieberstei-
gerungen. Erst durdi die „Hyperthyroidation^
entstehen in der Drüse entzündliche Veränderun-
gen und durch diese veröden die abführenden
Lymphgefässe der Drüsenläppchen. Jetzt wird das
ThyrocoUoin nicht mehr reif, es wird Thyromucoin
gebildet, durch die Venen direkt dem Blutstrome
zugeführt und dieses bewirkt die weiteren Sym-
ptome des Morbus BasedowiL Auf die vorhin er-
wähnte ,4'^augurale" Periode folgt die „der Intole-
ranz^^ (sa gegen das Gift), die p6riode d'6tat des
Morbus Basedowii. Entweder kommt es zu Eachexid
und Tod, oder es tritt schliesslich „die Periode der
Toleranz'* ein, in der die Kranken relativ geheilt
sind.
Gley wies darauf hin, dass unsere Kenntnisse
von der physiologischen Thätigkeit der Schilddrüse
noch ungenügend sind, dass daher eine Einsicht in
die krankhaften Vorgänge kaum zu erwarten seL
Die Lehre, der Morbus Basedowii sei eine „Hyper-
thyroldisation", sei zu verwerfen, weil es nicht ge-
lungen ist, durch Einführung von Schilddrüse in
den Giganismus echten Morbus Basedowii zu be-
wirken u. s. f.
Ballet und Enriques berichteten über ihre
Thierversuche. Sie verwandten bei Hunden Ein-
pflanzung der Drüse, Fütterung mit ihr und Ein-
spritzung des Saftes unter dieBauohhaut Wichtig
schien das Alter der Thiere zu sein, erwachsene
vertrugen, was jungen verderblich war. Die Ein-
pflanzung wurde nur 2mal ausgeführt Die Thiere
erholten sich ziemlich rasch, das eine aber magerte
ab und bekam Albuminurie. 6 Hunde wurden mit
Schaf Schilddrüse gefüttert (mner bekam mehr als
800 ,Aobes'^ in 40 Tagen), keiner starb. Zwei
magerten ab, bekamen blutigen Durchfall, blieben
aber im üebrigen gesund; 3 erkrankten stärker,
bekamen erst Fieber und Tachykardie, dann wur-
den sie aufgeregt, hatten glänzende Augen, zitterten
und athmeten schwer, später magerten sie ab, die
Bindehaut wurde entzündet, Durst, Appetitlosig-
keit, Erbrechen, blutiger Durdifall traten ein« ESa-
T. Neuropaihologie und Fsyohiatria
23
spriiztingen wurden an 12 Hunden ausgefOhrt; die
Wirkungen 8hnelten denen der Fütterung, waren
aber stfirker; 6 Hunde starben. 3mal trat Schild-
drOflenschwellung ein. Die mikroskopische Unter-
suchung der Schilddrüse der gestorbenen Hunde
ergab die von Benaut bei Morbus Basedowii be-
schriebenen Veränderungen : YerOdung der intra-
lobulftren Lymphgef&sse, Erweiterung der inter-
lobul&ren, Bildung von Oranulationengewebe. Es
geht also aus diesen Befunden hervor, dass diese
entzündlichen Yerftnderungen der Drüse Wirkung,
nicht Ursache der Hyperihyroidisation sind.
Wenn die übermässige Thfttigkeit der Drüse
behn Menschen, die durch Gemüthsbewegungen,
Infektioneni u. A. bewirkt werden mag, Ursache
des Morbus Basedowii ist, so könnte man eine be-
sondere Behandlung vorschlagen. Man nimmt an,
dtts im E(brper ein giftiger Stoff entstehe, der
durch den normalen Schilddrüsansaft unschädlich
gemacht wird. Ist der letztere in zu grosser Menge
vorhanden, so konnte man ihn durch Zuführung
jenes giftigen Stoffes neutralisiren. In der That
liaben B. und E. 9 Baaedow-Eranken das Serum
Ton Hunden, denen die Schilddrüse exstirpirt war,
eingespritzt Der Erfolg schien günstig zu sein
(Besserung des Befindens, Abnahme des Zittems,
des Exophthalmus und der Struma), doch wollen
& und K noch keine bestimmte Meinung aus-
sprechen.
Gley wiederiioUe, dass die Wirkung des Ex-
peiimentes nicht Morbus Basedowii sei, man könne
durch sehr verschiedene Stoffe Tachykardie, Ezoph-
tiialmus u. s. w. bei Thieren hervorrufen« Man
kdnne bis jetzt nur sagen, dass der Morbus Base-
dowii in ursächlichem Zusammenhange mit der
Erkrankung der Schilddrüse stehe; ob übermässige,
ungenügende oder qualitativ üalsohe Absonderung
vorliege, das wisse man nicht
Auch Jeffrey schloss sich dieser Meinung
an, er hält eine abnorme Sekretion für das Wahr-
scheinlichste. Er erwähnte zwei Beobachtungen :
bei einer Akromegalischen mit Tachykardie ohne
Kropf bewirkte SchafschUddrüse Abmagerung, Fie-
ber und Pnlsbeechleunigung und bei einer Basedow-
Eianken traten nach 8 Tagen grosse Aufregung,
Pyspnüe und schliesslich Asystolie, die für das
Leben fürchten liess, ein.
J. Yoisin hat bei 2 Baaedow-Eranken mit
gatem Erfolge Schilddrüsenffitterung angewandt,
Beizbarkeit, Zittern, Tachykardie, Exophthalmus,
Halsumfang nahmen ab. Nach Unterbrechung
der Behandlung verschlimmerte sich der Zustand
wieder. Y. hält die qualitative Veränderung der
Sekretion für die Hauptsache bei Morbus Base-
dowii
Babinski hat in 2 Fällen die Symptome des
Morbus Basedowii mit denen des Myxödems ver-
banden gesehen, „assooiation dfis symptomes car-
dinaut de la maladie de Basedow avec un 6tat
iQ7xoed6oiateux des membres inf6rieurs". Diese
Verknüpfung spreche' gegen eine einfache Hyper«
thyroidisation , für die Wirkung eines krankhaft
veränderten Schilddrüsensaftes.
Matten (de Dax) berichtete über eine Kranke,
die ausser Morbus Basedowii une cirrhose hyper-
trophique du foie avec lettre hatte und quelque
peu alcoolique war. Er meint, es habe sich bei
der Leber und bei der Schilddrüse um denselben
Process gehandelt
Trenel berichtete über ein Zusammentreffen
von Morbus Basedowii und Tabes-Päralyse.
Taty und Qu6rin (de Lyon) haben einer
Kranken mit Morbus Basedowii, die an Verfolgungs-
wahn litt, in 2 Monaten 1.5 kg roher Thymus ver-
füttert Ein wesentlicher Erfolg trat nicht ein.
Danach bekam die Kranke Thyroidin und schien
ruhiger zu werden.
Mabille endlich hat einmal die Zeichen des
Morbus Basedowii während einer Schwangerschaft
verschwinden sehen.
O. Oauthieir (Corps thyrotde et maladie de
Basedow. LyonmM. XXVIL35. 1895) fühlt sich
dadurch gekränkt, dass bei den Verhandlungen in
Bordeaux äerBefermi und nicht er selbst als erster
Vertreter der Schilddrüsentheorie bezeichnet wor-
den ist Q. hat im November 1885 der Pariser
Akademie eine Preisarbeit: „sur le gottre exoph-
thalmique" überreicht, während die erste Bemerkung
des Bef. im April 1886 erschienen ist Bef. hat
das 1891 schon erwähnt, zugleich aber bemerkt,
dass die Preisarbeit O.'s pour le concours du prix
Portal 1886 damals gänzlich unbekannt war, bez.,
da der Concurs im Februar 1886 geschlossen wurde,
nur von einigen Mitgliedern der Akademie gelesen
worden sein konnte. In den Bulletins de TAca-
d6mie de M6decine von 1886 ist nur unter dem
6. Juli erwähnt, dass drei Arbeiten über Morbus
Basedowii eingelaufen seien, wobei O.'s Arbeit an
3. Stelle erwähnt wird, und unter dem 21. Dec.,
daSs der Preis der 2. Arbeit zuerkannt worden sei.
Otto Lanz (üeber Thyreoidismus. Deutsche
med. Wchnschr. XXI. 37. 1895) hat an Mäusen,
Kaninchen, Hunden Versuche darüber angestellt,
ob die verschiedenen Schilddrüsenpräparate gleich
leicht den sogen. Thyreoidismus hervorrufen. Er
ging von der Vermuthung aus, dass manche Prä-
parate, z. B. das Merek^s, aus zersetzten Drüsen
bereitet seien und daher eine Art von Wurstver-
giftung bewirken. In der That zeigte es sich, dass
nur der kleinere Theil der Symptome der Schild-
drüse zuzuschreiben war, der grössere auf Ver-
giftung mit Fäulnissprodukten beruhte. Subcutane
Einspritzungen von frischem Schilddrüsensafte be-
wirkten bei Hunden Verkleinerung der Schilddrüse.
L. vermuthet daher, dass die von Ballet und
Enriquez beschriebene experimentelle Struma
eine septische Drüsenschwellung gewesen sei.
L. Revilliod (Le thyroldisme et le thyro-
prot6idisme et leurs Äquivalents. Revue m6d. de
la Suisse rom. XV. 8. p. 413. 1895) stellt ErOrte-
H
Y. Nemropafhologie und P^c^trie.
rangen an, die zum Theil als Znkonftsmnsik be-
zeichnet werden können. Er geht von N o t k i n 's
Angaben aus. Nach ihnen liefert der Stoffwechsel
des Körpers fortwährend das Albuminoid „Thyro-
proteid'S das in der Schilddrüse aufgespeichert,
neutralisirt, ausgeschieden wird dank dem Enzym
„Thyroldin". Die Gesundheit beruht darauf, dass
beide Stoffe in der rechten Weise und Menge ge-
bildet werden. Entsteht in den Geweben zu viel
Thyroproteid, oder fehlt es an dem Produkte der
Schilddrüse, dem Thyroidin, so entsteht der „type
myxoedeme^S d. h. die Krankheit lilyxödem oder
ihr verwandte krankhafte Zustände. Fehlt es an
Thyroproteid, oder ist Thyroidin im üeberschusse
da, so haben wir den „type Basedow'^ d. h. den
Morbus Basedowii oder seine formes frustes. Die
chemischen Yorgftnge und besonders der Ausgleich
zwischen dem Thyroproteid imd dem Thyroidin
sind so verwickelt, dass auch Bestandtheile beider
Types gleichzeitig bestehen können. Die Blut-
drüsen bilden ein Consortium, in dem viele Be-
ziehungen wirksam sind, Milz, Hypophyse haben
auch ihre besondere Bedeutung. Ausserdem hängt
die Vollkommenheit der organischen Processe von
der richtigen Thätigkeit der übrigen Organe ab, wie
denn Wachsthum und Organentwickelung mangel-
haft werden, wenn Hoden oder Eierstöcke nicht
thätig sind und umgekehrt krankhafte Vorgänge
wie die Osteomalacie durch Entfernung der Eier-
stöcke gehemmt werden können. Abgesehen von
lype myxoed^me und type Basedow giebt es viele
Entwiokelungshemmungen, Missbildungen, Dys-
trophien, die Wirkung mangelhafter oder überreich-
licher innerer Absonderung sind. Besonders scheint
das Knochensystem von der Beschaffenheit der
Humores abhängig zu sein. R. hebt hervor, dass
auch bei den Schilddrüsen krankheiten oft die Kno-
chen leiden : Kyphose und Skoliose, Osteomalacie,
Knotenbildung und Hyperostosen aller Art, be-
sonders aber eigenthümliche Missgestaltungen der
Finger. Die Basedow-Kranken zeigen übermässige
Beweglichkeit in den Fingergelenken, die Finger
sind hyperextendirt und die Endglieder zugespitzt
„wie bei den Madonnen Perugino's imd Raphael's'^
Mit der Erkrankung der Knochen steht die Phos-
phaturie, die in Anfällen auftreten kann, in Zu-
sammenhang. R. fand sie bei 7 von 14 Basedow-
Kranken. Neben ihr kommen vor: Glykosurie,
Polyurie, Albuminurie. Mit diesen Dingen hängen
nach B. auch die Blutungen der Basedow-Kranken
(EpistaxiSy Uterus-, Magen-, Darm-, Lungen-, Haut-
blutungen) zusammen. Weiter ist der Zustand der
Schilddrüse von Einfluss auf die Ernährung des
Körpers. Abmagerung ist ein charakteristisches
Zeichen des Morbus Basedowii und künstlich kann
man sie durch Schilddrüsenfütterung herbeiführen.
Bekämpft man sie direkt, so scheint die ganze
Krankheit zu weichen. R. glaubt nämlich wesent-
liche Besserung bei Morbus Basedowii durch Klys-
mata von Le|;)erthran erzielt zu haben. Vielleicht
enthält der Leberthran besondere Stoffe, die flin
zu einem Antidot des Thyroidins madien. Did
Therapie der Zukunft wird darin bestehen, bei allen
auf falscher innerer Absonderung beruhenden Stö-
rungen das Mittel zu finden, das den im Ueber-
schuss vorhandenen Stoff neutralisirt
Es folgen eine GegeneinandersteUung der Züge
des Myxödems und der des Morbus Basedowii, wie
sie schon wiederholt ausgeführt worden ist, und
nochmals therapeutische Erörterungen.
Schliesslich theilt R. seine Beobachtungen mit,
soweit sie Belege für seine Sätze zu enthalten
scheinen. Wir können nur kurz den Inhalt der
Krankengeschichten angeben.
* I. Myxödem bei einer 44jähr. Frau. Paraplegie seit
3 Jahren, wie sie Charcot bei Morbus Basedowii be-
schrieben hat Rasche Heilung durch Thyroidin-PastilleD.
n. Morbus Basedowii bei einer 59jähr. Frau mit
Glykosurie, Albuminurie, Phosphaturie, Schwellung der
Leber und der Milz, Knochenschmerzen.
m. Morbus Basedowii bei einer öQjähr. Frau. Zu-
nahme des Gewichts (44 — 49.700) durch Lebertiuan-
Klystire.
IV. Morbus Basedowii mit Menorrhagien, schmerz-
haften Fingerknoten, Sklerodaktylie, Polyurie inAnfillen.
Verschlimmerung durch Thyroidin.
y. Morbus Basedowii bei einem 44jähr. Koch. Herz-
tod. Degeneration des Myokardium. Milzschwellung.
VI. Morbus Basedowii bei einer 64jähr. Frau, dar
vor 9 Jahren nach einem heftigen Schrecken begonnen
hatte. Abmagerung von 103 kg auf 42.300. Sohwelloog
der Leber. Herztod. Degeneration des Myokardium.
Vn. Kropf und Hysterie.
YIIL Morbus Basedowii. Knochenschmerzen. Paia-
pareee. «Krampfhafte Mitralstenose.*
IX. Kropf. Osteopathie.
X. Morbus Basedowii bei einer 6^'fihr. Frau. Femor-
Bruch im Gehen.
XL Morbus Basedowii bei einer 38jfihr. Lehrerin.
Milzschwellung. Knochenschmerzen. Fingerverdünnnng.
Hautblutungen. Tod.
Xn. Morbus Basedowii bei einem 22 Jähr, mit Ptoudo-
Angina pectoris. Hämoptysen ohne Lungenkrankheit
Xin. Neurasthenie, Phosphaturie, ächykardie.
XIY . Morbus Basedowii bei einer 40 Jähr, mit Magen-
blutungen, Fingerknoten, Polyurie. Besserung durch
Natr. phosphoricum.
XY. Morbus Basedowii bei einer 58 Jähr, mit groeser
Abmagerung. Besserung durch Natr. phosphoricum.
A. Bogrow (Zur Frage von der physiolog.
Bedeutung der Schilddrüse und ihrer Bolle in der
Pathologie und Therapie der Basedow'schen Krank-
heit. Diss. St Petersburg 1895) h< nach dem
Beferate von P. Sosenbach im NeuroL Gentr.-
BL (XIV. 13. p. 595. 1895) die Basedow'sche
Krankheit fOr eine Anhäufung von giftigen Stoff-
wechselprodukten, durch die diesieneutralisirende
Schilddrüse hypertrophisoh wird. Er hat 12 Kr.
mit Einspritzungen von Schilddrüsen-Emulsion be-
handelt und soll Besserung, besonders Minderung
der Herzthätigkeit, erreicht haben.
L. Haskovec (La maladie de Basedow; son
traitement etsapathog^nie. Gaz.desHöp. LxVin.
84. 1895) theilt 2 Beobachtungen MaydTs mit.
Eine 20jähr. Lehrerin litt seit 2«/i Jahren an Morbos
Basedowii. Die Struma wurde als vasculosa bezeichnet
May d 1 machte am 13. Febr. die Stnunektomie. Einige
T. Keurppaüholog^d lind Psychiatric.
$8
ftge UuQg'besiuid Fieber, aber schon am 21. Febr. konnte
die Kr. gebessert entlassen werden. Nach einigen Mona^
tsn waren Taohykardie und Yergrösserong des Herzens,
Exophthalmus, Zittern Yerschwonden; ganz besonders
dentiich war die Bessenmg des seelisohen Znstandes.
n. Eine 34jflhr. Pat mit alter Stnuna und hinzuge-
tretenen Basedow-Symptomen wurde dnroh die Operation
gebessert, starb aber nach 1 Jahre, nachdem die Struma
wieder gewachsen und die alten Beschwerden zurück-
gekehrt waren, plötzlich.
H. bespricht ausfOhrlich die Pathogenie des
Morbns Basedowii nnd sohliesst sich der Schild-
drOsentheorie an.
James J. Putnam (Hodem views of the
natore and treatment of ezophthalmio gottre.
Boston med. and sm-g. Jonrn. CXXXTTT. 6. 1895)
eigeht sich in theoretischen Er5rterangen, die sich
nicht zur Wiedergabe eignen. Auch zeigt sein
Ergebnias, der Morbus Basedowii sei eine degene-
ratiTe Neurose, qbwohl er die für die SchilddrOsen-
lehre sprechenden Thatsachen anerkennt, dass Yf.
KU vollständiger S^arheit noch nicht gelangt ist
Georg Amy (Essai sur la maladiedeGraves-
Basedow ; th6ories et tndtements r^cents. Thöse
de Paris. 1895) giebt ausser einer Krankenge-
schichte eineüebersicht über die neueren Theorien
und Behandlungen. Er hält die Schilddrüsen-
theorie für die beste, doch müsse man bei den Er.
eine neuropathische Anlage Toraussetzen.
A. Theilhaber (Die Beziehungen der Base-
dow'schen Krankheit zu den Veränderungen der
weiblichen (Geschlechtsorgane. Arch. f. Oynäkol.
XLIX. 1. p. 57. 1895) theilt einige gynäkologische
Beobachtungen mit.
I. Th. fand bei einer 29jähr. Frau Atrophie des XJte-
roa ohne Ursache. Ein Specialarzt für innere Medidn
wies Vergrosserung des linken Ventrikels nach. 2 Jahre
sp&ter bestand neben Schwangerschaft ausgeprägter Mor-
bus BasedowiL Schwangen^haft und Geburt yerliefen
notmal. Wieder 1 Jahr spftter normale Menstruation,
atrophische Schamlippen; der rückwftrtsgebeugte Uterus
inasB 6.5 cm. Struma sehr bedeutend, IMls 92.
n. Bei einer Frau, die llmal geboren hatte, fand
Vf. 4 Monate nach der letzten Qeburt Morbus Basedowii
ond Atrophie der Oeschlechtsorgane.
ni. Bei einer SSjähr« Nullipara bestand Uterus myo-
matoeus. 3 Jahre später nach Gemüthsbewegungen Mor-
bus Basedowii. Bef;dmä8sif^e Menstruation. Vergrosse-
rung des Myoms bei Atrophie des Uterus, der Vaeina.
IV. Morbus Basedowii bei einem 21jähr. Mädchen
mit Aplasie der Genitalien. «
Th. will zeigen, welche Beziehungen zwischen
Horbns Basedowii und den Geschlechtstheilen be-
stehen. Er bildet Gruppen von Fällen , in denen
der Morbus Basedowii durch Schwangerschaft,
durch Geburt hier gebessert, dort yerschlimmert
worden ist, in denen die Geschlechtstheile hier
normal, dort atrophisch gefunden worden sind u. s. f.
Er meint, man möge Mädchen mit Morbus Base-
dowii vor der Ehe, Frauen vor der Schwangerschaft
bewahren, da S^iaden häufiger sei als Nutzen.
^Unterbrechung der Schwangerschaft bei Morbus
Basedowii sei nur bei Lebensgefahr gerechtfertigt
natürlich bedarf die Atrophie der Genitalien bei
Morbus Basedowii keiner besonderen Behandlung.
Med. Jahrbb. Bd. 2tö. Hft. 1.
A. Bucquet (Gottre ezoph&alniique et gros-
sesse. Th^ de Paris 1895) gelangt zu folgenden
Schlusssätzen. Morbus Basedowii kann während
der Schwangerschaft entstehen. Er kann durch
sie verschlimmert, oder gebessert werden, oder er
kann unyerändert bleiben. Die Schwangerschaft
kann einen einfachen Kropf in einen Basedow-
Kropf umwandeln. Von 10 Basedow-Kranken
wurden 6 während der Schwangerschaft besser,
3 schlimmer, bei 1 blieb die Krankheit unverän-
dert Trotzdem ist es besser, dass die Schwanger-
schaft vermieden werde, da sie sehr ernste Zufälle
hervorrufen kann. Schliesslich bemerkt Vf., dass
viele der Basedow-Patientinnen früher Typhus ge-
habt hatten (4 unter 7) und dass bei den meisten
(8 unter 14) die Menstruation gestört ist
Unter den Krankengeschichten B.'s sind bemerkens-
werth 1 Fall von Entstehung des Morbus Basedowii in
der Mitte der Schwangerschalt, 1 Fkül von Morbus Base-
dowii, der wiüirend Gravidität und Geburt unveründert
blieb, 3 Fälle von Verschlimmerung des Morbus Base-
dowii.
Joseph Odeye (Influence des modifications
ut6ro-ovariennes sur les affections du corps thy-
rolda Thdse de Paris 1895) bespricht nicht nur
die Beziehungen zwischen Veränderungen des
Uterus und Kropfbildung überhaupt,, sondern auch
die zwischen jenen und dem Morbus Basedowii, den
er für eine Schilddrüsenkrankheit hält Er erOrtert
die bald bessernde, bald verschlimmernde Wirkung
der Schwangerschaft, die Bedeutung der Geburt
und der Menopause, am bemerkenswerthesten aber
sind seine Mittheilungen über den Zusammenhang
zwischen Uterusfibrom und Kropf, bez. Morbus
Basedowii. Ausser den Beobachtungen, bei denen
es sich um ein Schwinden des Kropfes nach der
Entfernung des Fibromes handelt, theilt er einige
Krankengeschichten mit, die Basedow-Kranke be-
treffen.
Eine 42jähr. Frau mit einem grossen Uterus-Fibrom
hatteStruma^Exophthalmusundnervöse Beschwerden, die
D ej er ine für neurasthenisch hielt Tuffier castnrte
die Kr. : Das Fibrom schwand und der Kropf auch. Ex-
ophthalmus, Carotiden-Klopfen, nervöse Beschwerden
bestanden fort
Eine Frau war Jahrelang von Ballet wegen eines
schweren Morbus Basedowii erfolglos behandelt wor-
den. Sie erkrankte plötzlich mit den Zeichen des
Darmverschlusses; man fand ein grosses Uterusfibrom;
Picque entfernte den Uterus. Während der Recon-
valescenz verschwanden die Symptome des Morbus Base-
dowii „bmsquement^.
H. T. Patrick (The Bryson Symptom in ex-
ophthalmic gottre. New York med. Joum. Febr. 9.
1895. Bef. im Centr.-Bl. f. innere Med. ZVI. 30.
p. 732. 1896) meint, die von Bryson betonte Ver-
ringerung der Bmstkorbaufidehnung sei auf die
allgemeine Mnskelsohwftohe bei Morbus Basedowii
zu beziehoi. Vf. fand bei 40 weiblichen Patienten,
dass beide Zeichen im Allgemeinen einander ent-
sprachen.
Hugg (New York med. Joum. Jone 1895.
Bef. in Wien. med. Wehnschr. XLV. 28. 1895)
4
36
y. Neuropaihologie und Pqrolikirie.
hat das „Biyson'scke Zeichen'^ bei Morbus Base-
dowii, d. h. die mangelhafte Auadehnnng des Brust-
kastens bei der Athmnng an 13 Er. unter 20 be-
obachtet Er glaubt nachgewiesen zu haben, dass
es in direktem YerhäHmsse zur Muskelkraft über-
haupt st^e, mit dieser zu- und abnehme.
L. W. Bathurst (A case of Grayes' disease
associated with idiopathic muscular atrophy. Iiancet
IL 11. 1895) beschrieb einen 20jahr. Basedov-
Eranken mit Dystrophia muso. progreesiya.
Der Yater war an Bohwindsuoht gestorben, über
anderweite Erankheiteii in der Fiiunilie war nidite be-
kannt. Der Pat. hatte erst 14 Monate vor seiner Auf-
nahme in's Marylebone Hospital über Fnssschwäche ge-
klagt Oberanne, Hand-, Obersohenkel- ondFassrnnskeln
waren sehr atrophisch. Nacken und Rückenmoakehi
waren contraktorirt, ebenso die Wadenmuskehi. Die
Sehnenrefleze fehlten. üeberdemEzophthalmns, Stnuna,
Tachykardie, Zittern, starke Pigmentining.
Percy Fridenberg (A oase of ezophthalmic
goitre, with monooolar Symptoms and unilateral thyroid
hypertrophy. New York med. Beoord XLYII. 2. 1895)
beschreibt eine 24jähr. Frau mit Morbns Basedowii, bei
der links üzophthalmns, Stellwag's nndGraefe's Zeichen,
Insofßcienz der Convergenz bestanden, während das rechte
Auge normal zu sein schien; der rechte Lappen der
Schüddrüse war stttrker geschwollen. Bei einer von
G. W. Jacoby beobachteten 35jähr. Enmken, die F.
auch beschreibt uid abbildet, war das rechte Auge vor-
wiegend betroffen.
Joseph Maybaum (Bün Beitrag zur Eennt-
niss der atypischen Formen der Basedow'schen
Krankheit Ztschr. f. klin. Med. XXYIII. 1 u. 2.
p. 112. 1896) ist der Meinung, man solle von einer
Forme fruste des Morbus Basedowii nur dann reden,
wenn wenigstens 2 Cardinalsymptome Yorhanden
sind, das 3. dauernd fehlt Er theilt als Beispiele
2 Beobachtungen aus Qerhardt's Eünik mit
Im 1. Fälle handelte es sich um eine 56jahr. taber-
knlöse Frau, dieEzophthalmns, Tachykudie, Zittern,
psychisoheStönmgen zeigte, bei der abcor die Schilddrüse
nicht zu fahlen war. Die 2. Er., ein K^'fihr. Mädchen,
hatte keinen Exophthalmus, aber pulsurende Struma,
Tachykardie u. s. w.
r. 6. Donnelan (Exophthalmos [Giayes' disease]
without thyroid enlargement Med. News LYH. 10. 1895)
beschreibt eine 4()jämr. Frau mit Morbus Basedowii , bei
der die Schilddrüse nicht gefühlt werden konnte.
Nichts Besonderes enthjQt dieMittheUune von Aug.
Eshner (A case of exophthalmic goitre. Fbilad. Poly-
clinic. IV. 28. 1895).
Walter Edmunds (Pathology of Graves'
disease. Brit med. Joum. May 15. 1895. p. 1146)
zeigte der pathoL Oeeellsohaft inIxMidon Präparate
der Basedow-Schilddrüse: Wenig Golloid, haupt-
sichlich solide Zellencylinder bildeten das Drüsen-
gewebe. Es sei dem der Nebenschilddrüsen bei
Thieren fihnlich. Es folgen Bemerkungen über
diese, über die Folgen von Schilddrüsen-Operatio-
nen u. s. w. Man könne den Exophthalmus bei
Morbus Basedowii mit Durohtrennung des Hals-
sympathicus behandeln. In einem Falle von Mor-
bus Basedowii reseoirte R mit Erfolg die Struma.
Morbus Basedowii sei eine Neurose.
Die Dissertation von F. Stephani, einem
Schüler Poncet 's (Contribution ä l'dtude da
traitmnent chirurgical du gotfre exophfhalmiqiML
Th^ de Lyon. 1894) enthftlt nadi dem Baferato
in der Berue neurol. (III. 14. p.421) nichts Neues.
Die Exothyropezie sei bei Oefässkröpfen, die Strum-
ektomie bei CystenkrOpfen zu empfehlen. Jene sei
bei Morbus Basedowii 6mal ausgeführt worden:
3 Heilungen, 2 BückOlle, 1 Todesfall .
Alb. Heydenreich (Le traitement chirur-
gical de la nudadie de Basedow. Semaine mM.
XV. 32. 1895) hat 61 lUle Ton Operation bei
Morbus Basedowii gefunden, daruntw 50 Heilungen
oder Besserungen, 4TodeB{ftlle, 2 Fälle von Tetanie
und 5 Misserfolge. Man solle nur in „ernsten"
FUlen operiren ; die partielle Thyroidektomie sei
die Hauptoperation.
R. H. Gunningham (Theadministration of
thymus in exophthalmic goitre. New York med.
Bea XLYIL 24. 1895) hat in einigen F&llen von
Morbus Basedowii gute Erfolge durch Fütterung
mit (roher oder leicht angebratener) Thymus e^
reicht
Die erste Kr. war ein 2()jähr. Mädchen, dessen Tatar
und Vaters Schwester auch an Morbns Basedowii gelitten
zu haben schienen; Tachykardie und Schlaflosigkeit nah"
men bei tägUchemThymus-Essen stetig ab und nach brief-
licher MitmeUong soÜte die Kr. gesmid geworden sein.
Auch im 2. und 3. Falle trat eine deutliche Besserung
ein. In 1 Falle gab C. Thymus -Täf eichen (von Bur-
roughSf Weüeotne andC.)^ 12 — 15 tfiglioh zu 5 Grains, doch
schien dabei die Besserung langsamer einzutreten.
Die theoretischen Erörterungen desYfs. führen
ssu keinem bestimmten Ergebnisse.
Ghibret in Clermont-Ferrand (Revue g^n.
d'OphthalmoL Ref. in Wien. klin. Rundschau IX.
33. p. 525. 1895) empfiehlt auf Grund von 4 Be-
obachtungen das salicylaaure Natron (5 g pro die)
bei Morbus BasedowiL Dieser sei eine der Gicht
ähnliche Erkrankung.
Augi6ras (Ibid.) hat in 1 Falle Bessemog
durch das salioylsaure Natron gesehen; Nasen-
brennen brachte Heilung.
EL Bordier (Contribution au traitement du
goitre exophthalmique. ArdL d'äeotr. m6d. Oct 15.
1894. Ref. in: RcTue neuroL IQ. 11. p. 331.
1895) beschreibt 2 Er., die er nach Yigouroux
mit gutem Erfolge faradisirt hat, und empfiehlt die
elektrische Behandlang. MObius.
69. Bin Fall TonBydrocephaliia iindHim-
tamot (HBmiphgia dextra, Sarcoma lobi pari^
iaUs dextri); von Dr. M Dinkler. (Deutsche
Ztschr. f. Nervenhkde. YL 5 u. 6. p. 411. 1895.)
Aus der Ueberlegung heraus, dass falsche io[n8ohe
GehimcUagnosen, sofern sie sich nur auf allgemein aoor-
kannte diagnostisdie Grundsätze aufbauen, unter üm-
stfinden unsere Kenntnisse in dieser Beziehung mehr
fordern, als die Mittheilxug richtiger, die bereits Fest«
stehendes nur bestätigen, theilt D. einen Fall mit, in dem
nach den Symptomen : oerebellare Ataxie, Kop&ohmeiieii,
Sehstörungen, rechtseitige Hemiparese, ein Tumor des
Kleinhirns angenommen werden musste; die Sektion er-
gab jedoch einen enormen Tumor des rechten Grosshims
mit doppelseitigem Hydrooephalus internus.
Bs handelte sich um ein hereditär nicht belsstetes
.
y. Neuropaihologie und Psychiatrie.
37
4jSlir. Kind, bei dem sich 4 Monate vor seiner Aufnahme
innerhalb 14 Tagen ein auffollendes Schwanken dee Ober-
iörpera und Kopfes im Gehen und Stehen entwickelte ;
eleichxeitig trat Incontinentia vesioae et alvi ein und das
DehYormögen nahm ab. Der Kopf war ziemlich gross,
die Yenae orbitales waren stark gefüllt, die Fontanellen
gsanhloHSfln. Ophthalmoskopisoh war Stauungspapille
naohweisbar. Die ganze rechte Körperhälfte, einsohbess-
lieh des mittleren und unteren FaoiaUs war paretisch. Yen
den Sehnenreflexen waren nur die PateUareflexe erhal-
ten; dieHautzeflexe waren links lebhaft, rechts schwach.
Nach der Aufinahme traten Erbrechen. Somnolenz und
Bewussilosigkeit ein, und das Kind schlief 6 Monate fiist
ununterbrochen, so dass es kaum zum Essen wach zu
erhalten war. 4 Wochen nach der Aufnahme trat ein
epilq[itiformer Anfall mit Steifheit in der rechten und
Zucken in der linken Körperhiüfte auf; dabei bestand
Steigerung der PateUareflexe und Fussdonus. Diese
haltoeitigen Anfalle wiederholten sich dann öfters. 3 Mon.
naßb. der Aufnahme trat auch Parese des linken Beines
auf; der Schttdelumfang hatte um 1cm zugenommen.
Die Augenuntersuchung ergab Neuritis N. optici, mit
wahrscheinlich totaler Amaurose. Zeitweise trat auch
DeTiatian conjuguee auf, der SchSdelumfan^ nahm noch
mehr zu; es wcurde deshalb zwischen 3. una 4. Lenden-
wirbel die Punktion des Durasackes vorgenommen und
120 ocm klarer Flüssigkeit, jedoch ohne Beeinflussung
des Befindens, wurden enüeert In der Folge wurde der
Pula uniegelm&ssig, es trat Fieber ein und schliesslich
erfolgte 7 Monate nach der Au&iahme der Tod.
Die Autopsie ergab, dass die rechte Hemisphäre
durch eine Oeschwul^masse eingenommen war, die eme
Linge Ton 14 cm und eine Breite von 7 cm besass. Vom
ScheiteUappen waren nur die innersten Abschnitte nach-
weisbar, Stirn- und ELinterhauptlappen zum grössten
Ihole. Ausserdem fand man beträchtlichen Hydro-
oephalus internus, der, besonders links, die grossen Ge-
himgangiien kolosiBal abgeplattet hatte. Die Ehrweiterung
des rechten Ventrikels in demselben Grade war durch die
Tomormasse verhindert worden, die ihn einengte. Ebenso
comprinurt waren die Brücke und der rechte Kleinhim-
BchenkeL Der Tumor war durch eine bindegewebige,
piale Zwischenschicht vom Hirn scharf abgegrenzt und
erwies sidi als ein Güosarkom. Die mikroekopische
Unteivuohung emb, dass trotz des rechtseitigen Tumor
die schwersten Veränderungen der Himsubstanz sich
links fimden, wegen des enorm gesteigerten Yentrikel-
drocks. Schnitte aus Frontal-, Parietal-, Occipital- und
Temnorallappen ergaben, dass die Fasern der lUnde, wie
des Marklagers in grosser Zahl degenerirt waren. Der
Druck war so beträchtlich gewesen, dass die der Yen-
tiikelhöhle anliegenden Fasermassen Einrisse und Yer-
sohiebungen erlitten hatten. Der Faserzerfall war so
stark, dass er ganz eut die rechtseitige Hemiparese ver-
ursachen konnte. Eine absteigende Degeneration fand
man nicht Der Parietallappen der rechten Hemisphäre
war mit Ausnahme der medialen Partie so atrophisch,
dass die Manteldioke nur 1— 2 mm betrug. Im Kleinhirn
war im Wesentiidien nichts verändert AufüaUend war,
dass Yeränderungen des Buokenmarkes bestanden: die
hinteren Wurzeln und die Hinterstränge, besonders die
Bordach'sohen Str&ige waren stark degenerirt
D. fasst den Hydrooephalus als primäre Krankheit
ad!, zu der erst späterhin sich der Tumor gesellte ; das
frohe Auftreten der reohtseitigen Lähmung lässt keine
andere Deutung zu. Der Hydrocephalus ist zunächst
^ptomlos verlaufen, bis die wachsende Geschwulst die
Lässigkeit in den ÜEiken Yentrikel, vielleicht ziemlich
plotzüch, hineintrieb und so die Funktionstörungen ver-
UBaohte. Die Frage, worauf in diesem Falle die Ataxie
n beziehen sei, muss offen gdassen werden. Die Yer-
indemngen an den hinteren Wurzeln müssen wohl als
Bolohe uifgefasst werden, wie sie überhaupt bei Garoi-
Domen, Sarkomen, TubOTkulose beobachtet werden.
£.nüf 1er (Chemnitz).
70. Ooatribatlon k VitadB des aflbottoaa
•pasmodiqaM de renflaioe; par P. Haashal-
ter. (Revue de M6d« XY. 5. p. 412. 1895.)
H. Bohildert 9 FUle von spastischer Qlieder-
starre der Kinder.
1) Ein 5jähr. Enabe (Grossvaier und Yater Alkoho«
listen^ die Mutter hatte 7inal im 5. bis 6. Monate abortirt),
war em 7 Monatkind und sehr schwächlich gewesen^ war
6 Monate lang in Watte gepackt worden. Yen jeher
waren die Eniee leicht flektvt und steif. Massige Intelli-
genz, deutliohe Sprache. Strabismus oonvergens duplex.
Nysfaigmus links. Incontinentia vesioae. Bewegungen
der Anne langsam und ungeschioki Spastiaehe Sture
der in Hüfte, Knie und Fussgelenk flektirten und addu-
cirten Beine. Der Kr. konnte nicht stehen, nicht auf-
recht und allein gehen. Die Sehnenreflexe fahlten.
2) 3jähr. Knabe. Mutter tuberkulös. 7 Monatldnd,
bei Geburt asphyktisch, lag 6 Monate in Watte. Bis zum
Alter von 2^9 Jahren Zahnkrämpfe. Geringe Ihtelligenz,
Sprache mangelhaft Schlucken erschwert, nur in Rücken-
lage möglich. Bettnässen. Spastische Starre des Kopfes,
des Eumpfes und der Beine, namentlich der Adduktoren.
Steifigkeit der Arme, ihre Bew^ungen langsam, unge-
schickt, athetotisch. Spitzfuss. Gehen unmöglich.
3) 4iÄhr. Knabe, ausgetragen, schwächlich. Im
1. Jahre Lungenentzündung und Masern. Intelligenz
massig, keine Sprache. Kieferklemme. Schlucken nur
in Bückenlage. Steifigkeit des Halses und Rumpfes.
Bettnässen. Arme steif, halbflektirt; ihre Bewegungen
wie sub 2. Spastische Starre der Beine, namenthoh der
Adduktoren (Kreuzung der Oberschenkel. Spitzfuss.
Gehen, Stehen und Stzeii unmöglich. Kniephänomen
gesteigert Fussclonus.
4) Ein lOiähr. Mädohen, bei Geburt asphyktisch,
zeigte im 1. Jahre schon Symptome. YöUige Idiotie.
Keine Sprache. Schlucken erschwert Strabismus rechts.
Hals, Rumpf, Arme steif, die Bewegungen wie sub 2.
Incontinentia alvi et vesicae. Spi^mus der Beine, nament-
lich der Adduktoren. Pedes equinovarL Fächerstellung
der Zehen. Gang unmöglich. Steigerung der Reflexe.
5) Ein Sjähr. Knabe zeigte sohon im 1. Jahre Athe-
tose. Imbecillitat Sprache deuthch. Allgemeine Athe-
tose. Adduktion der Oberschenkel, Steifigkeit der Beine.
Gang fast unmöglich. Reflexe gesteigert
6) 4jähr. uneheliches Mädchen. Yater sehr jung,
nervös. Die Mutter schnürte sich in Schwangersohaft
übertrieben. Intelligenz besolu:änkt Keine Sprache.
Bettnässen. Seit der Geburt Starre des Rumpfes und
der Arme. Auch jetzt noch leichte Starre des Halses
und der Arme. Bewegungen der Hände langsam und
ungeschickt Die Fat fiel vom Stuhl vornüber. Spas-
tischer Spitzfuss. Gang sehr erschwert, Beine dabei
gebeugt und gekreuzt Reflexe sehr deutlich.
7) Ojähr. Mädchen. Eltern nahe verwandt Intelli-
genz und Sprache mangelhaft Kauen und Schlucken
erschwert Steifigkeit der gesammten Muskulatur, da-
neben einzelne Mu^elzuokni^pen. Bewegungen der Arme
ataktisoh, choreifornu der Hände athetotuoh. Gang atak-
tisch, taumelnd. Ruhiges Stehen unmöglich. Meist
Spitzfussstellung. Reflexe gesteigert
8 und 9) 2 Brüder, Geschwisterkindeskinder. Yater
Alkoholist, tuberkulös. Beginn der Symptome im ersten
Kindesalter, langsames Fortschreiten. Der lljähr. Knabe
hatte seit 1 Jalu» das Gehen verlernt KrampfanfaUe.
Intelligenz sehr beschränkt Nystagmus duplex. Sprache
fast unverständHoh. Gesichte- imd Mundmuskulatur
schwer beweglich. Incontinentia alvi et vesioae. Cho-
reatisohe Bewegungen und Ataxie der Glieder. Spitz-
fussstellung. Reflexe gesteigert Der IQjähr. Elnabe war
massig intelligent Sprache bis vor 1 Jahre gut, jetzt
schwer gestört wie beim Bruder durch Spasmen in
den Gesichtsmuskeln. Schwere Störung des Kau- und
Sghluckakt^. Ausj^procheno Ataxie. Steifigkeit ia
28
Y. Keuropathologie und Psychiatrie.
Hafe, Händen nnd Fassen. Spitzfüsssiellong. Gang sehr
erschwert. In der Bnhe ohoreatisohe Bewegungen von
Bmnpf und Qliedem.
Diese letzten beiden Fälle stellt H. zwischen
die spastische Gliederstarre des Kindes einerseits,
Friedreich's hereditäre Ataxie und Marie's
hörMo-ataxie cdr6belleuse andererseits, üebrigens
erachtet er die Fragen nach der Abgrenzung dieser
Erankheitsbilder für noch nicht spruchreif, ehe
genaue anatomische Resultate vorliegen.
Marthen (Eberswalde).
71. The relatlon of abnonnal blrth to oer-
tain cerebral affeotiona in ohfldren; by Leo
Newmark. (Beprint from Pacific med. Journ.
July 1894.)
Die unter dem Namen litüe'sohe Krankheit, spas-
tische Paraplegie, spastische Oliederstarre bekannte Affek-
tion wird beobaditet bei Kindern, die sich während der
Geburt unter ungünstigen Verhältnissen befanden. In
dieser Bichtung kommen in Betracht Erstgeburten, Früh-
geburten, Oeburten mit limger Austreibunesperiode,
operativ erledigte Oeburten. In allen diesen Ffifien liegen
Verhältnisse vor, die cerebrale Blutungen begünstigen.
Erlangen diese eine grössere Ausdehnung, so vermögen
sie durch die Beeinträchtigung gewisser Himtheile spas-
tische Zustände zu erzeugen. N. Üieilt 12 hierher-
gehörige eigene Beobachtungen mit
B r ü 0 k n e r (Dresden).
72. Musctilar oramp, in relaüon wiih the
phenomena of aogina pectoris and „ii^ter-
mittent claadioation of the eztremitieB'' ; by
F. Parkes Weber. (From the Amer. Journ. of
the med. sdences May 1894.)
Nach Huchard ist die wahre Aneina peotoris auf-
zufassen als ein Krampf des Herzmuskds, der zu Stande
kommt durch Erkrankung, bez. Stenose der Goronar-
arterien. Potain hat zuerst auf die Analogie zwischen
der Angina pectoris und dem Zustande hingewiesen, den
man an den Gliedern nach Verschluss der Bauptarterie
beobachtet und der von Bonley mit dem Namen „clau-
dication intermittente^ belegt worden ist W. weist nun
darauf hin, dass der Muskefirampf weder bei der Angina
pectoris, noch bei der „claudication intermittente^, bei
den dem trockenen Brande vorhergehenden Erschei-
nungen nothwendig auftritt Darauf deutet schon die
Ermhrung hin, dass in vielen Fällen von Angina pectoris
der Puls unverändert bleibt Ein Krampf tritt in einem
Muskel ein, wenn es in demselben zu einer Anhäufung
von Zerfallsprodukten kommt, sei es in Folge über-
mässiger Inanspruchnahme des Muskels, sei es in Folge
gehinderter Cirkulation, z. B. bei Verschluss der grossen
Arterien, die den Muskel versorgen. Wenn es bei der
Angina pectoris zu einem Krampf des Herzmuskels
kommt, so tritt Syncope und meist der Tod ein.
Brückner (Dresden).
73. Anatomisohe üntersnehoiig eines Faliea
von atuigedehnterpostdiphtherisoherliShmtuig
mit negativem Beftmde ; von Dr. H. H a s c h e.
(Münchn. med. Wchnschr. XLII. 11. 1895.)
Bei einem 8jähr. Knaben, bei dem die diphtherische
LShmung der äusseren Augenmuskeln und des M dliaris
(neben Gaumenparese, Schwäche und Ataxie der Glieder)
etwa 4 Wochen bestanden hatte, ergab die mikroskopische
Untersuchung des Nervensystems keine wesentlichen
Veränderungen. Der Kr. war auf N o n n e 's Abtheilung
gestorbwi. Möbius,
74. Ii^siona hifltologiqnea et pathogenie
des amyotrophiea preoooea oonB^eotivea a la
plenriaie et a la pneamonie ; par Y. B a b e s et
L Yellan. (Boumanie miA. IL 6. 1894.)
1) Ein 56jähr. Mann erkrankte an einer rechtsettigen
Pleuropneumonie mit serösem Exsudate. Am 13. iSige
entwicKclte sich eine ausgesprochene Atrophie aller Mus-
keln der rechten Thoraxälfte.
2) Atrophie des Pectoraüs major, Delioideos, Supra-
und Infraspmatns, Serratus anticus major und aller MM.
intercostales der rechten Seite, 17 Ta^ nach Erkrankung
an einem rechtseitigen pleuritischen Exsudate. Am Peo-
toraÜs und Deltoideus partielle Entartungsreaktion.
Bei beiden Kr. wurden Stückchen aus den s^ atro-
phis<dien MM. pectorales exddirt und mikroskopisoh mit
folgendem Besultate untersucht:
Im 1. FaUe fanden die VfL an einigen zwischen den
Muskelbündeln gelegenen Nervenfasern dieSchwann'sche
Scheide auffallend verdickt und sehr reich an Kemeo.
Die Achsencvlinder waren z. Th. zerklüftet, die Mark-
scheiden steUenweise in Myelintropfen zerteilen. Alle
diese Veränderungen fanden sich jedoch nur an den klei-
neren Nervenverzweigungen, während die grössersn
Stämme alle normal waren. An einzelnen Muskelbündein
konnte hyahne Degeneration mit Vermehrung der Saroo-
lemmkerne nachgewiesen werden, letztere bildeten an
einigen Stellen richtige Anhäufungen, die sogar bis in's
Innere der Muskelsubstanz eindrangen. Stellenweise
auch sehr viele Kerne en^altende BiesenzeUen. Um die
Gefiisse herum etwas kleinzellige Infiltration und Atrophie
des Fettgewebes.
Im 2. FUle zeigten die Nerven dieselben VerSo-
derungen wie im ersten, die Muskelatrophie hingegen
war fortgeschrittener, es fand sich eigentlioh nur noch
ein gleichmässiges , aus stark geschwollenen blassen
Fasern gebildetes Gewebe, von emigen feinen FibriUea
durchsetzt, die mit sternförmigen, Bindegewebezellen
ähnlichen Zellen in Verbindung standen. Andere Muskel-
fasern erschienen wie vacuolisirt, z.Th. hyalin degeneriit,
übendl Kemvermehrung imSaroolenmi, insbesondere am
Ende der Fasern. Die kleinen Gefässe überall stark ver-
mehrt.
Die Vff. glauben, dass die Atrophie der Muskeln
durch die Fortpflanzung der Entzündung von den Nerven
aus erfolgte, und zwar auf dem Wecre der Ge£Eis8e, da in
ihren Bemnden die stärksten Muskel- und Nervenveiin-
derungen mit der Gefässwucherung Hand in Hand gingen.
Windscheid (Leipzig).
75; Note anr an oaa de apaame toniqae
doulonrenz des maMÖtera se maiäfestaxit d^one
maniere remittente a propos des moaTements
d'abaissement de la maohoire; par Gh. F6r6.
(Flandre m6d. I. 21. p. 657. 1894.)
Ein 45jähr., früher völlig gesunder Mann, wurde
durch den Tod seiner Frau aäa neurasthenisch und
erwachte eines Morgens mit der Unmöglichkeit, den Mond
zu öflhen, da sich bei jedem Versuche, den Kiefer zu
bewegen, die Masseteren unter den heftigsten Schmenen
krampfhaft contrahirten. Sobald der Kiefer ruhig stand,
hörte der Krampf auf, um bei jedem Versuche zu
sprechen oder zu essen, sofort von Neuem zu beginnen.
Unter geeigneten Maassnah men besserte sioh der Zustand
bis zu einem gewissen Grade, der Krampf kam nur noch
regelmässig nach dem Essen, dauerte V4 ^^<i® ^
hörte dann auf; er konnte aber dann durch jeden Ver-
such, aktiv oder passiv den Unterkiefer herabzudrüokeni
wieder erregt w^en, ebenso durch Gähnen in einer
anfallsfreien Periode. Der Krampf war immer nur vd
die Masseteren beschränkt, die sich hart wie Holx an-
fühlten, die Temporales waren immer f^ Fan^tu»
der Masseteren führte sofort einen Krampf herbei^ Ftfa-
disation der Temporalee dagegen keinen. In der anwls«
Y. Neuropaihologie und Psychiatrie.
29
fireien Zeit jedoch hatte auch die Faradisation der Masse-
iBtea keine Wirkang anf die Entstehting des Krampfes.
Gegen eine Thomsen'sche Krankheit spricht die
giOBse Bohmerzhaftigkeit des Krampfes und die That-
sache, dass im obigen Falle der Krampf durch Beweffon-
gen und Faradisation ausgelöst werden konnte. F. erklärt
den Zustand für eine Iheilersoheinung der yorhandenen
Neunsthenie. Winds oh ei d (Leipzig).
76. Ueber die Besieliiixigen swisohenHyo-
sitia oflsifioang imdBüokenmarkskrankheiten;
Ton Prof. Herrn. Eichhorst (Yirchow's Arch.
CXXXIX. 2. p. 193. 1895.)
i
1) Ein 24jähr. Knecht, der an einer angeborenen
Keningocele spinalis des unteren Lendenmarkes und an
einem Malum perforans der linken grossen Zehe litt,
bekam nach einem Status febrilis von ca. 7 Tagen eine
schmerzhafte Anschwellung der Hnken Wadenmuskulatur,
die allmählich knorpel-, dann knochenhart wurde. Die
Koochenbildung sass direkt oberhalb der Achillessehne,
war ge^n Haut und Unterlage frei bewedich und zeigte
Crepitation beim Verschieben gegen die U nterschenkel-
kn<Hshen. Nach 6 Monaten bei^and sie unverändert fort
I 2) Der bereits von Schwarz (Deutsche med. Wo-
I chensohr. Kr. 50. 1888) bedohriebene 4Qjähr. Arbeiter,
der an Tabes mit Arthropathie des rechten Knies, Tachy-
kardie und Diabetes insipidus litt und nach einem Trauma
des rechten Beines eine Knochenneubildung im Semiten-
dinosus und namentlich im Semimembranosus dieses
Beines bekam, verstarb an Sepsis in Folge eines Malum
perforans des linken Fusses. Die Sektion erj^ab eine grosse
spongiöse Exostose des rechten Femur, die stellenweise
unveränderte imd atrophische Muskelreste umsohloss.
I E. ist der Ansicht, dass es Fälle von Myositis
I ossificaiis gebe, die auf trophoneurotischer Basis
berohen, von Erkrankungen des BüokenQmrkes
abhängen. Dieser Ansicht als Stütze zu dienen
seien die obigen F&lle um so mehr geeignet, als in
I beiden Affektionen vorhanden waren, die zweifel-
los trophoneurotischen Ursprunges seien (Malum
! perforans, Arthropathia). Marthen(EberBwalde)*
77. Ueber Initialdelirien bei Typhna; von
i Dr. QuBtav Aschaffenburg. (AUg. Ztschr.
f. Psychiatrie LIL 1. p. 75. 1895.)
Auf Ghrund von 17 Fällen (15 aus der Literatur,
1 aus der Beobachtung Eräpelin's, 1 aus eigener)
versucht A. eine Symptomatologie der Initialdeli-
rien bei Typhus aufzubauen. Er unterscheidet
2 Formen: 1) Eine in der Begel mehr ruhige, mit
wahnhaften, oft hypochondrischen Yerfolgungs-
ideea, vager Angst, Beklemmung; Wahnideen
depressiven und oft recht phantastischen Inhalts
zum Theil mit dem Charakter einer traumhaften
Yerftlschung der Erinnerung ; dabei in den reinen
mien manchmal im Anfang anscheinende Be-
sonnenheit und vöUige Korrektheit des Ausdrucks,
die aber nicht lange andauert; Hallucinationendes
Gesichts und QehOrs. Es schliesst sich entweder
bald psychische Wiederherstellung an, oder es tritt
eine lebhafte motorische Erregung hinzu, die Ver-
worrenheit steigert sich unter Schreien und Toben«
Das Büd gleicht alsdann der manischen Form.
2) Diese beginnt zuweilen als blosse Hypomanie ;
später folgt anhaltender, allgemeiner motorischer
und Bede-Drang mit Ideenfla<dit. . Die Stimmung
ist bald heiter, bald Ängstlich, bald indifferent ; in
den schwersten Fällen gleicht das Bild den höch-
sten Stadien der YoUtrunkenheit Die Psychose
setzte meist am 4. oder 5. Tage nach dem Auf-
treten der ersten Krankheitserscheinungen ein; bei
5 Kranken schon, bevor eine Temperatursteigerung
nachzuweisen war. Eine zeitliche Abhängigkeit
zwischen der H5he des Fiebers und der Intensität
der psychischen Erscheinungen bestand nicht; oft
scheinen die nervl^n Symptome geradezu mit dem
Fieber zu alterniren. In drei £%llen wurden Sym-
ptome beobachtet, die an den bei Katatonie vor-
kommenden Bewegungsantomatismus und an die
Yerbigeration erinnerten. [Ref. beobachtete eine
Epileptische, bei der sich im Verlaufe eines schwe-
ren Typhus, in der Mitte der zweiten Woche ein
leichter Dämmerzustand einstellte, in dem Fat.
beide Hände gleichmässig an den Seiten des Rum-
pfes herauf- und herunterstrich und dabei ausser-
ordentlich oft gähnte. Oefragt, warum sie dies
thue, meinte sie, sie könne nicht anders, sie müsse
es thun, sie sei schon ganz müde davon.] Die
Psydiose hört aUmähUch, nicht kritisch auf; oft
kommt es zu weiteren Delirien, die durch ein lud-
des Intervall von dem Initialdelirium getrennt sind,
oder es schliesst sich nach vorübeigehender Be-
wusstseinsaufhellung das dem Typhus eigene Sta-
dium tiefer Benommenheit an. Die in der Literatur
vermerkten Oehimbefunde bei Typhuskranken mit
geistiger Störung enthalten nur makroskopische
Angaben, die nicht zuverwerthen sind. Esexistirt
nur eine genaue mikroskopische Untersuchung;
diese stammt von Nissl und ist von A. im Origi-
nal genau wiedergegeben. Es geht daraus hervor,
dass „es sich nicht um einen primären entzünd-
lichen Vorgang handelt (dagegen spricht auch die
geringe Betheiligung des Qefässapparates), sondern
dass wir es mit toxischen Veränderungen der
Ganglienzellen zu thun baben^« Die Initialdelirien
des Tyi^us bilden mit denen bei Typhus ezanthe-
maticus, Sepsis, Lyssa, Intermittens, gelbem Fie-
ber, Cerebrospinalmeningitis, Erysipel u. s. w. eine
gemeinschaftliche Gruppe von Inioxiixäümsdelirim;
die differentialdiagnostische Schwierigkeit ist der
beste Beleg dafür. Quoad vitam ist die Prognose
bei Typhus mit Initialdelirien recht ernst Thera-
peutisch empfiehlt A. ausser gründlidier Desinfek-
tion des Darmkanals mit Calomel, Carbol, Salol
u. s. w. subcutane Kochsalzinfusionen.
Bresler (Freiburg i. Schi).
78. Beitrag aar Oastrationafinige ; von Dr.
Kroemer. (Allg. Ztschr. f. Psychiatrie LIL 1.
p. 1. 1895.)
Von der ausführlichen Literaturübersicht über
300 Ovariotomien und Adnezoperationen, die wegen
Neurosen oder Psychosen ausgeführt wurden, wird
eine zu sehr summarische Nutzanwendung gemacht.
„Davon waren etwa 200 Fälle von günstigem Er-
folge und 100. von keinem, vgn zweifelhaftem oder
80
TL Innere HedioixL
sogar ungünstigem Erfolge. Es sind sonach 70^/o
der Fälle von Oenesnng, bez. Besserung und nur
30% von keinem oder ungünstigem Erfolge zu
Yerzeiohnen.^ E. l&BSt die Betrachiung ganz wog,
wie die 300 Fälle verlaufen wftren ohne Operation
und unter andere Behandlung. Für eine so sum-
marische Entscheidung ist die Sache jedenfiedls
nicht geeignet Wer sieh für „Radikalkuren'* sehr
zu bßgeistem vermag, wird sich durch dieses rein
statistische Ergebniss wohl zur Nachahmung auf-
gemuntert fühlen, doch hoffen wir, dass sich die
Ovariotomie als Radikalkur in den psychiatrischen
Anstalten nicht einbürgern werde, denn die Auf-
fassung der Hysterie als psychische Erkrankung
hat heute wohl nur w^ge Gegner. Wir stehen
nicht auf dem Standpunkte, dass OenitaUeiden
Hysterie erzeugen, sondern dass sie bei einem
hysterischen Individuum die Psychose zum Aus-
bruche brmgen können wie irgend ein anderea
Organleiden. Es bleibt also immer in erster Ldnie
die krankhafte Reaktion des nervösen Central-
Organs auf krankhafte Ptoceese der übrigen Organe
zu beseitigen; im umgekehrten Falle könnte es
sich wohl einmal ereignen, dass sich eine Radikal-
kur an die andere anschlösse. Auch um den Er-
folg der Operation bd den aus eigener Beobachtung
mitgetheilten Fällen als günstig hinzustellen, muss
man für die Sache sehr enthusiasmirt sein.
1. FalL Hysteroepilepsie ; ^Vt Jolhrt nach der Ope-
raiion erst kann die Operirte «psychisch als gesund
gelten '^ (Ovarien o^stisch entartet).
2. Fall. ManiAoa; 14 MmcUe nach der Oaetraüan
als genesen entlassen (Ovarien wie im 1. Falle).
3. Fall. Kr. mit periodischen Erregongzuständen;
Castration der sehr atrophischen Ovarien, Salpingitis;
4*1 4 Jahre muh der Operation dauern die Erregungen
noch an ; nachher Besserung.
4 Fall. Beobaohtung noch nicht abgeschlossen;
Kr&mpfe nach der Operation vermindert
Brösle r (Freiborg L Sohl).
79. Oeisteestömiig naoh Katarakteiclnk«
tioii; von Dr. Rudolf Lö wy. (Allg. ^tschr. f.
P^chiatrie LH. 1. p. 166. 1895.)
9 Tage dauernder Erregun^zustand bei einem TSjthr.,
sohoa längere Zeit schwachsinnigen und kindischen Manne
im Anschlüsse an eine Imkseitige Eataraktextraktion.
B r e 8 1 e r (Freiburg i. Sohl.).
80. Beitrage bot Kenntniaa der progroari-
ven Paralyse im jogendliohen Alter und im
Senium; von Dr. J, A. HirschL (Wien. kliiL
Bundschau IX. 31. 32. 1895.)
Progressive Paralyse bei einem 65jähr. Manne (Zeit
der Infektion unbekannt), bei einem 22jähr. Manne (Syphi-
lis der Eltern ; im Beginne der Krankheit bei dem Fat
, venerische Geschwüre^ mit Babonen), bei einem 15jähr.
Knaben (Syphilis des Vaters vermuthet, nicht bewiesen).
Möbius.
81. Inflantioide et hyatirie; par le Dr. A
Oullerre. (Arch. de Neurol. XXX. p. 97. Acut
1895.)
Ein 26jähr.^ erblich belastetes Mädchen von lockeren
Sitten und bereits Matter eines 6Jähr. Knaben erlitt im
Juli 1894 eine schwere Kopfwunde durch Ueberfiahreii,
als sie über die Gefahr des geliebten Sohnes sehr erschnL
Es bestanden lungere Zeit hysterischer Trismus und Deli-
rien. Dabei war sie wieder schwan^r und ^bar Mitte
November einen Knaben, den sie erstickte. Sie leugnete
zunächst hartnäckig die Schwangerschaft, dann den
Kindesmord. Im Gefilngnisse war sie zeitweisa mania-
kalisch erregt und sehr reizbar. Ausserdem bot sie ans*
gebreitete hysterische Stigmata. Das Gutachten lautete:
Sie ist nicht geisteskrank und ist es wahrsoheinUoh auch
im Augenblicke der That nicht gewesen. Sie leidet aber
an schwerer traumatischer Hysterie, die ihr psychisches
Gleichgewicht gestört hat. Die Anklage wurde nieder«
geschlagen. M a r t h e n (Eberswalde).
VI. Innere Medicin.
82. Neuere Arbeiten über das Diph-
therie - Heileeram ; zusammengestellt von Dr.
Max Brückner in Dresden.
1) Von der Kuhpoekenimpfung bis xur BhUeerum-
therapie; von Prof. S. Samuel in Königsberg. (Deat-
sehe med. Wchnschr. XXT. 18. 19. 1895.)
2) Manuel de sirothSrapie amtidiphüdrique; par le
Dr.M.Funck. (Bn]xelle8l895. H.Lamertin. 8. 116S.)
3) The preparaiion of the diphtheria antiiovin; by
W. H. Park. (New York med. Eeoord XLVIL 16.
1895.)
4) Diphtheria: etiokgy, paihology, diagnosie and
ireatment^ eepeeiaUy serum treatmmi; by Bradon
E y 1 e. (Therap. Gaz. XIX. 4. 1895.)
5) Bericht über die Obduktim8befundean200Diph-
therieieichen , mit besonderer Riieksieht auf die mit
Heilserum behandelten FäÜe; von Dr. Richard Ketz.
(Wien. klin. Wchnschr. Vm. 14. 1895.)
6) Ueber sekundäre Veränderungen der Organe bei
Baehendiphtherie; von Dr. Katzen st ein. (Münohn.
med. Abhandl. I. 22. 1895.)
7) Bacteriologieal study of 4 cases of diphtheria
treated with antüacin by Dr. Louis Fischer at the
Munidpal HospHaly Phüaddphia; by Bradon Kyle.
(Therap. Gaz. XIX. 4. 1895.)
8) Besulte of autopsiee on cases dying afier treat-
ment with diphtheria antitoocin; by G. Biggs. (New
Yor« med. Record XLVn. 16. 1895.)
9) Sidl'axione fisiologiea del siero antidiflerieo
neü'organismo infantile; dal Prot G. Mya. (Speri-
mentale XLEL 11. 1895.)
10) VaceinasAone dei eani eon culture virulente di
difleria e trattamento dei conigli eol siero dei eani im-
munixati; pel Dott S. A j e 1 1 o. (Ei(. med. XI. 93. 1895.)
11) Is ihe present Uno mortalOy in dijhtheria due
to the use of antitoarin serum? by Joseph Heaiy.
(New York med. Beoord XLYH. 17. 1895.)
12) Three eameriments on dogs to determine ihs
durcUion of diphtheria antitoxin immunity ; by P. 0 h 1 -
mach er. (New York med. Recoid XLVIL 20. 1895.)
13) IMer die antitoxischen Eigensohaflen des Bsi-
serums bei Kindern; yon Dr. Orlowsky in Wacschan.
(Deutsche med. Wchnschr. XXL 25. 1895.)
U) Beiträge xur Statistik der Beilserumthet am
gegen Diphtherie; von Adolf Gottstein in Berlio.
(Therap. Monatsh. IX. 5. 1895.)
15) ZurKrüikdermphÜierieAerapiemübesmidur&r
Berüeksiehü^ung der Serumtherapie; von Prot Sig-
mundPurjesz in Klausenburg. (Wien. med. Presse
XXXVL 11. 1895.)
16) Weiteres ^r Kritik der SerumOkerapie mä be-
sonderer Berüeksiehtigung der kUnisehen Symptome;
von Prof. 6. P ur j e 8 z in Klausenburg. (Ebenda 13.)
VL Innere Medidn.
31
17) KmUeks Studien iibei^ die Behandlung der
D^l^ktkerie mit dem Behring^seken BeOeerum, Nach
einem an den 13. Congress f. innere Med. erstatteten Be-
licht nebst Belegen von Dr. Otto Heubner , o. ö. Prof.
d. Sjnderhkde. a. s. w. (Leipzig 1895. J. Ambr. Bartti.
LBZ.-8. 124 8. 5Mk.)
18) Die Senmnihereqde der Diphtherie nach denBe«
obadhtongen im Kaiser und Kaiserin Friedrioh-Knmken-
banae in Berlin; von Dr. Adolf Baginsky, Prof.
1 Kindeilikde. o. 8. w. (Berlin 1695. A. Hirsohwald» 8.
330& 10 ML
19) AnÜiooßin in diphtheria in Berlin, New York
and in the MunieipcU Hospital of Philadelphia ; by
Louis Fischer. (Amer. Joom. of med. 8c. dX. 1.
1895.)
20) Statieiique de diphthirie; par le Dr. Nauwe-
laers. (Joum. de Bmz. LUE. 23. 1895.)
21) The antitoxin treatment for diphtherioy a eli-
nieal report; by Gh. F. Wi thington. (Boston med.
and sorg. Joom. CXXX. 16. 1895.)
22) Same eoDperienees in the produetion and uee of
diphtheria antitoxin; by H. Biggs. (New York med.
Bdoord XLVIL 16. 1895.)
23) Ueber 100 mit Behring *8 Heilserum behan-
deUe Itiüe nach den Erfahrongen ans der medidn. n.
chinirg. Klinik zu Freibnig LBr.; von Dr. Karl Fürth.
(Hnnohn. med. Wohnsohr. XLH. 30. 1895.)
24) Zur Serumtherapie der DijMherie; von Dr. J.
Stein. (Prag. med. Wohnsohr. XX. 12. 13. 1895.)
25) Erfahrungen über Diphtherie seit der Änuen»
dmg wn Behring's Beüemim; von Prof. Oswald
Vierordt in Heiddberg. (Deutsche med. Wohnsohr.
XXL 11. 1895.)
26) Ueber die Serumbdtandbmg bei Diphtherie ; von
Dr. Ernst Schröder. (Münchn. med. Wohnsohr.
Xm. 14a. 15. 1895.)
27) Die Serumbehandhing der Diphtherie im Olga^
spital in Stuttgart; Ton Prof. A. 8igel. (Württemb.
Oorr.-BL LXV. 11. 1895.)
28) Meine ErfotgemU Behring' 8 Diphtherie^Heil-
terum ; von Prof. J. B 6 k a i in Budapest (Deutsche med.
Wdmaohr. XXI. 15. 1895.)
29) Rapport aur leaeasdediphthSrieiraitesä Qenhe
par kl eSrothSrapie, (Foeiobre 1894 ä la fin de Mars
1895; par le Prof. A. D'Espine. (Revue med. dela
Sme rom. XY. 4. 1895.)
30) Erfahrungen über das Heilserum; von Prof.
0. Eohts in Strassburg i. £. (Therap. Monatsh. IX. 4.
1895.)
31) Ihe treatment of diphtheria by anütoxm serum
wth report of twenty^fwe easea; by Alex. Mao
Allster, (ünivers. med. Mag. YII. 8. 1895.)
32) Ueber xweiundfünfMg mit Heilsertimbehandelie
Dij^iUieriekinder ; von Dr. v a n N e e s. (Deutsche med.
Wohnsohr. XXL 23. 1895.)
33) Unsere Erfahrungen mit dem Diphiherie-Heil-
untm; von Leichtenstern und H. Wendelstadt
Ans d. Augustahospital in Cöln. (Münchn. med. Wo-
dkflosohr. XTiTT. 24. 1895.)
34) Bericht Heer die Behandlung von 362 Diph-
tkaybrankenmitBehring'sehemHeilserumimOwil^
^pütU XU Triest; von Primärarzt ErnestOermonig.
(Wien. klin. Wohnsohr. Vin. 21. 22. 1895.)
35) De serum4herapie bijdiphtherieinhet ^Kinder'
»teMbfM" UÄmsierdam; door fl. Timmer. (WeekbL
nn het NederL Xydsohr. voor Oeneesk. Nr. 14. 1895«)
dß) Berieht Ober dieSerumihempienaeh Behring
Diphtherie. I. Klinischer Theil; von Primfirarzt
r. Richard v. EngeL (Prag. med. Wchnschr. XX.
13. 1895.)
37) Prüni risuUati deüa eura della diflerite eol
>^<liJI?eAr«f»^fnParta; per Prof. B. Silva. (Bell.
üella 8oc. med.-chir. de Pavia. Pavia 1895. Tip. Fra-
"HPusL)
Dr.R
38) Seeondo resoeonto siatistieo dei eaei di diflerite
euraHi eolla sieroterapia; dal Dott Carlo Giarre.
(Sperimentale XLIX. 12. 1895.)
39) Mittheilungen xur Behandlung der Diphtherie
mit HBUserum; von Hunnius. Aus d. Wandsbecker
Krankenhause. (Berl. klin. Wchnschr. XXXII. 10. 1895.)
4ßl) Diphtheria: Bs baeteriologietU diagnosis and
treatment with ihe antitoxin; by H. W. Bettmann.
(Med. News LXYII. 1. 1895.)
41) 7%irteeen eases of diphtheria ireated uith anti-
toooin; remarks; by Frederick Roberts. (Lanoetl.
15. 1895.)
42) Three easea of diphtheria treated with antitoxin
serum; iraeheotomy performed in two of the eases;
by 0. W. D a vi s and A. 8 h an d o n. (Ibidem.)
43) Tkeo eases of diphtheria ireated by antitoxin;
by A. J. Ri oh ar d 8 0 n. (Ibidem 1. 16.)
44) Further notes on eases of diphtheria treated
fMi(Aan<«toa^; by Er nestli. Marsh. (Glasgow med.
Joum. XTiTTT. 5. 1895.)
45) A ease ofdiphiheria treated with a$Uitoxin; by
Dr. 8 k 0 1 1 0 w e. (Ibidem 4.)
46) Bericht iäfer die in den ESnigreichen Oroatien
und Skufonien mit Heilserum behandelten Diphtheritis-
fälle und die %um Zwecke der Bnmunisirung vorgenom-
menen Schutzimpfungen. (Wien. klin. Wohnsohr. YIII.
18. 1895.)
47) De diphtheritis in Oelderland in verband met
de <mtidiphtheritisehe serum-therapie; door Dr. A. E.
Post (WeekbL van het NederL ^dschr. vor Oeneesk.
Nr. 19. 1895.)
48) The resulis of the treatment of forty eases of
diphtheria with the antitoxin ;hyW.T,E.owtLrd. (Med.
News LXVI. 22. 1895.)
49) Die bisherigen Erfahrungen mit der Behr ing '-
sehen Serumtherapie in der Münchener Privatpraxis ;
von Dr. 0. 8eitz. (Münchn. med. Wchnsbhr. XXJI. 29.
1895.)
60) Diphtherie^EeHserum in der Landpraxis; von
Dr. Eisenstaedt (Ebenda.)
51) Beitrag xur Heüserumtherapie; von Dr. Gau -
dard. (Corr.-BL f. Schweizer Aerzte XXY. 11. 1894.)
52) 77Fäüe von Diphtherie; von Dr. Feige. (The-
rap. Monatsh. IX. 6. 1895.)
53) Das Diphtherieheilserum in ärxtlieher Praxis;
von Dr. Berliner« (Arch. f. Kinderiikde. XIX. 1. 2.
1895.)
54) Quelques observations r&atives au serum anti-
dwhthirique; par le Dr. Y oüte. (Flandre m6d. n. 19.
1^5.)
55) PraetiecU points in the treatment of diphtheria
with antitoxin — vndieaHons and eontraindieations for
the same with demonstrations ; by L. Fischer. (New
Tork med. Record XLYIL 14. 1895.)
56) Antitoxin in the treatment of diphtheria in
TonkerSfN, Y.,andthere8ult; by Yalentine Browne.
(Ibidem 17.)
57) Antitoxin in diphtheria: by J. 0. Davies.
(Ibidem.)
58) A report of a seriee of eases of laryngeal diJpA-
theria treated with the antitoxin, wi^ andwühout in--
tubation; by E. RosenthaL (Med. News LXIY. 23.
1895.)
59) Württemb. Oorr.-BL LXY. 17. p. 134. 1895.
60) Ten eonseeutive eases of diphtheria treated with
antitoxin; by Chas. 8. 8mith. (Med. News LXYI.
12. 1895.)
61} Ueber die Behcmdktng der Diphtherie mit
Behrtng'sehem Heilserum; von Dr. J. Leusser.
(Mnnohn. med. Wohnsohr. XTiTT. 19. 1895.)
62) Mittheihmgen aus der Praxis über die Heü-
serumbehandlunf der Diphtherie, Ueber Heüserum-
therapie bei Dtphtheritis ; von Dr. Reinhold Alt-
mann, Knappsonaftsarzt in Könicshütte, O.-Schl. (Deut-
sdie med. Wchnschr. XXI. 14. 1895.)
33
VI. I&nere Hedidn.
63) Fikif weitere mU Diphiherie-Eetlserum behan-
delte DtphiherießUe; von Dr. Neamayer. (Ver.-BL
d. pfiOz. Aerzte XI. 5. 1895.)
64) Die Diphtberiebehandlimg mit Heileerum; von
Dr.MazAdaein Esslingen. (Wörttemb. Coir.-Bl. LXY.
12. 1895.)
65) Die Änufendung des Diphtkerie-Aniitoxine in
der Landpraxis; von Dr. von Schäwen in Tapian,
Ostpr. (Berl. klin. Wchnschr. XXXII. 10. 1895.)
66) Zur Heilserumtherapie bei Diphtherie; von Dr.
Heidenhainin Cöslin. (Ebenda.)
67) BesuUats du traitement sSrothSrapique de la
diphthMe dans le eamton de Vaud. Beonion generale des
med. snisses tenne ä Laiisanne le Mai 4. 1895. (Semaine
med. XV. 24. 1895.)
68) Fbur eases of ddphtheria in whieh antitoxin
was used; by £ d. P r au t (Amer. Praci and News XIX.
AprU 20. 1895.)
69) Erfahrtmgen über das Heilserum bei einer Haus-
epidemie von Diphtherie; von Prof. W. Nolen in Lei-
den. (Deatsche med. Wohnschr. XXI. 23. 1895.)
70) Ueber Moei mit Heilserum und nachfolgender
Traeheatomie behandelte und geheilte Diphiherießüe ;
von Dr. V. J a 0 0 b s 0 n. (Ebenda 13.)
71) Antitoxin in diphlheria; by Gyrns Edison.
(New York med. Becord XLYIL 14. 1895.)
72) Schwerer Fall von Diphtherie mit Scharlach,
behandelt mit Behring'sohem Heilserum; von Dr.
Schmitt in Wachenheim. (Yer.-Bl. d. plälz. Aerzte
XI. 5. 1895.)
73) The antitoxin ireatment ofdiphtheria; by W.S.
£ 1 1 i 0 1 1 (Brit med. Jonm. April 6. 1895.)
74) Reginald C. Worsley. (Ibidem.)
75) Ik^eatment ofdiphtheria by antitoxin. Bradford
medico-'chirargioal sodety. (Lanoet I. 16; April 20.
1895.)
76) Angina difterica eon gravi fenomenderupali. —
Ouarigione eon ire iniexdoni die siero Behring; per
Dott Luigi Zaochi. (Sperimentale XLTX. 12. 1895.)
77) A case of laryngeal diphlheria treated by anti^
ioxin; by F. B. Land. (Boston med. and surg. Journ.
CXXXn. 20. 1895.)
78) Zur Behandlung der Diphtheritis mit Heilserum ;
von Dr. Albert Lissard. (Berl. klin. Wchnschr.
XXXn. 10. 1895.)
79) Immiunixaiion against diphlheria with anti-
toadn ; by G. B. P e c k. (New York med. Record XLVIL
16. 1895.)
80) Bepcri of an experienee with antitoxin at ihe
Nursery and Childs s Hospital ; by A 1 1 e n M. T h o m a s.
(Ibidem 24.)
81) The immunixing effect of antitoosinj by Gor-
donMorrilL (Boston med. and sorg. Jonm. GXXXn.
26. 1895.)
82) La sSrothirapie antidiphtherique, Accidents;
par le Dr. Romnioiano. (Mercredi med. 17; Avril 24.
1895.)
83) Angine diphtSrique assoeiie benigfie, iraitSe par
le serum. Accidents toxiques; par le Dr. Thibierge.
(Revue des Mal de TEnf. Xm. 1895.)
84) A dangerous diphlheria antitoxin; by P. 0hl-
m a c h e r. (Cleveland med. Gaz. X. 5. 1895.)
85) Beitrag xu den Nachkrankheiten nach Injek-
tionen von Diphtherie-Heilserum (Magen^Darm-Erschei-
nungen); von Dr. Kanpe, Kinderarzt in Dortmund.
(Berl. klin. Wchnschr. XXXH. 10. 1895.)
86) Ein Fall schwerer Erkrankung nach Infektion
von Behring's Heilserum; von Dr. M. Heimann.
(Ebenda.)
87) Injektion von Diphtherie-Heilserum mit schwe^
ren Folgen; von Dr. P. Haller. (Ebenda.)
S a m u e 1 (1) beschreibt in einer geeohichtlioben
Studie die verschiedenen Methoden, die man theils
empirisch, theils auf Grund von Versuchen auf-
gestellt hat, um den menschlichen ESrper gegen
Infektionskrankheiten immun zu mach^. Die
Serumbehandlung unterscheidet sich von den frü-
heren Methoden grundsatzlich dadurch, dass sie
nicht wie diese mit den Erankheitsgiften, sondern
mit den (hypothetischen) Gegengiften arbeitet
Funck (2) hat in einem Dr. Wassermann
gewidmeten und von Prof. Deströe mit einer
Vorrede versehenen Leitfiiden die Serumbehand-
lung der Diphtherie klar und übersichtlich be-
schrieben. Er behandelt den Stoff in 3 Abthei-
lungen, deren erste nach der Mittheilung der ge-
schichtlichen Daten sich mit der Herstellung des
Heilserum beschäftigt In der 2. Abtheilung wer-
den die experimentelle Diphtherie der Thiere und
ihre Beeinflussung durch das Serum, die Ldire
von den Mischinfektionen abgehandelt und es wird
eine üebersicht über die Theorien der Semmwir-
kung gegeben. Der 3. und letzte Theil beschäf-
tigt sich mit der Anwendung des Diphtheriesemm
2U Schutz- und Heilzwecken beim Menschen.
Park (3) beschreibt die von ihm in New York &-
übte DarsteUnng von Heüsemm. Er züchtet die Badllea
in alkalischer ßonillon ohne Zuführung feuchter Luft
Erscheint die Vimlenz stark genug, so wird der Bouillon
Garbolsänre zugesetzt. Diese tödtet die BaoUlen ab.
Dabei erhöht sich der Giftgehalt der Boiüllon noch
wesentlich. Mit ihrem Filtrat werden Pferde behandelt,
denen, um die Botzerkrankung ausznsohliessen, vorher
Malllein eingespritzt wurde. Die Thiere erhalten stei-
gende Meneen der gifthaltigen Flüssigkeit subcutan. Dae
antitoxinhaltige Blut wird ihnen aus der Jugulaiis ent-
zogen. Gleich behandelte Thiere geben nidit innerhalb
desselben Zeitraumes gleich starkes Serum. Bei einigen
sehr empfindlichen Thieren musste, nachdem ein gewisser
Inununitätsgrad erreicht war, mit kleinen Tozinmeogen
fortgefahren werden. Dabei nahm der Antitozingehalt
des Serum ab. Die Prüfung des letzteren erfolgt nach
der Methode von Behring. Aus den Thierversnchai
geht hervor, dass nur die frühzeitige Anwendung des
Antitoxin sowohl bei reiner Diphtherie, als bei lusoh-
infektionen Aussicht auf Erfolg hat Das Antitoxin ist
wirksamer bei reiner Diphtherie^, ohne Mischinfektioo.
Die durch das Antitoxin bewirkte Inmiunität schwindet
nach einigen Monaten.
Eyle (4) giebt eine Beschreibung der Anti*
toxin-Darstellung und -Behandlung, ohne wesent-
lich Neues zu bringen. Er fordert neben der
Serumeinspritzung Ortliche Behandlung.
E e t z (5) berichtet fiber die Sektionsbefande
an 200 Diphtherieleichen aus dem Kaiser Franz
Josephspital zu Wien. Der Bericht umfasst die
Zeit vom 1. Januar 1894 bis zum 24. Mftrz 1895.
Die Serumbehandlung wurde im Jahre 1895 be^
gönnen. Aus der Zusammenstellung der Todes*
fUle ergiebt sich, dass die Epidemie des Jahres
1894 eine schwere war. Die Sterblichkeit betrag
44«/o. Seit Februar 1895, seit die Serumbehand*
lung consequent durchgeführt wurde, sank sie auf
12.7«/o. Von 17 Todesallen aus der Serumpenode
können nur 12 fOr die Beurtheilung des Mittete
verwerthet werden. In 4 Fällen waren 2 (3mal),
bez. 5 Tage vor dem Tode frische fibrinöse Ex-
sudate in den Athmungsorganen vorhanden. 5inal
VL Innere UedioiiL
33
liees sich eine Erweiöhting der Groupmembranen
erkennen. Bei den Kranken, die lange Zeit nach
den ISnspritzongen verstorben waren, waren in
der Leiche Imal noch spärliche Exsudatreste zu
erkennen. 4mal lagen keine Erscheinungen der
diphtherischen Erkrankung vor, sondern Pneu-
monie, Eiterung, Tuberkulose. Das Gesammtergeb-
mss der Zusammenstellung lehrt, dass die Herab-
minderung der Diphtheriesterblichl[eit, die W i ä e r -
kofer im letzten Viertel des Jahres 1894 an
seinem Materiale feststellte, nicht auf einen leich-
ten Charakter der Epidemie zu beziehen ist, dass
die Serumbehandlung die QefShrlichkeit des pri-
mären Processes herabmindert und wegen der
dadurch bedingten Lebensverlängerung die Aus-
siebten auf Heilung vermehrt
Katzenstein(6) untersuchte die Organe von
9 an Diphtherie verstorbenen Kindern (1 Fall von
Croup) mit dem Mikroskope. Er fand in den
lAongen in fast jedem Falle katarrhalische Pneu-
monie, die beinahe immer als Fortsetzung des
bronclütischen Processes aufzufassen war. In
einigen Fällen war auch eine Infektion auf dem
Blutwege nicht auszuschliessen. Nur in einem
Falle war keine Pneumonie, sondern nur Hypo-
stase vorhanden. Offenbar waren auch Yerän-
deningen der Gefässwände da. An einzelnen Stel-
len ÜEuiden sich Blutungen, Verdickungen und
strakturlose Stellen in der Gefässwand. In 2 F.
lieesen sich ausgebreitete Nekrosen nachweisen,
so dass man geradezu von einer nekrotisirenden
Bronchopneumonie sprechen konnte. Am Berxm
war fettige Degeneration 1. Grades (nach M or-
tinet) 3mal, 2. Grades 2mal, trübe Schl^ellung
3mal vorhanden. Umschriebene Trübungen fan-
den sich 2maL Wucherungen der Gefässendothe-
lien, Verdickung und Strukturlosigkeit der Gefä^
wand zeigten sich mehrfach. Diese Gefässverftn-
derungen erscheinen E. in Bezug auf den „Herz-
tod*' von Bedeutung in Fällen, in denen derUuskel
kaum verändert ist Von sonstigen Befunden sind
verzeichnet Blutungen Imal, Endokarditis der
Mitralis Imäl, interstitielle Wucherungsvorgänge
ImaL An der Leber zeigten sich vorwiegend trübe
Schwellung, fettige Degeneration (nicht Fettinfil-
iration). An den Zellenkemen waren deutliche
Degenerationsvor^üige nachweisbar. In den Mal-
pighischen Eörperchen derMtlx waren 3mal Dege-
nerationsvorgänge, 2mal nekrotische Stellen vor-
handen. 4mal fand sich Quellung des retikulären
Bindegewebes, einige Male Erkrankung der Gtoffiss-
w9nde. Die Nieren lieesen in den primären Fällen
9mal Veränderungen an den Glomerulis erkennen.
Von den Hamkanälchen waren vorzugsweise die
gewundenen betheiligt (Schwellung, fettige Degene-
ration der Epithelien u. A. m.). An den geraden
Hamkanälchen fanden sich nur geringfügige Ver-
änderungen. Blutungen und Oedem waren je 2mal
festzustellen. Bakterien fanden sich nicht Im
Bute waren die weissen EGrperchen vermehrt
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hit. 1.
In denjenigen Fällen, in denen die Serumbehand-
lung zur Anwendung gekommen war, Hessen sich
auffaUende Veränderungen nichi erkennen. Kur
die nekrotisirenden Pneumonien ist K. geneigt, in
Beziehung zur Serumwirkung zu bringen.
Eyle (7) studirte die Veränderungen, die die
Diphtheriebacillen unter dem Einflüsse derSerum-
behandlung eingehen, an 4 Eranken. Er fand,
dass dieBaciUen allmählich ihre charakteristischen
morphologischen ISgenthümlichkeiten verlieren, so
dass sie von den Hoffmann 'sehen Pseudobacillen
nicht mehr zu unterscheiden sind. Diese Wirkung
kommt nicht direkt zu Stande, sondern indirekt,
indem xmter dem Einflüsse des Serum der Nähr-
boden, d. h. der Körper des Kranken, verändert
wird. In 2 Fällen, in denen die Serumbehandlung
imterblieb, behielten die BaciUen mehr ihren
gleichmässigen morphologischen Charakter.
Biggs (8) secirte die Leichen von 18 mit
Serum behandelten Kindern. Er zieht aus seinen
Befunden folgende Schlüsse: Das Antitoxin begün-
stigt die Ablösung der Membranen. Es hat wenig
Binfiuss, wenn bereits eine Bronchopneumonie sich
entwickelt hat Wird das Antitoxin frühzeitig
angewendet, so verhindert und hemmt es das Zu-
standekommen parenchymatöser und fettiger Dege-
nerationen an den inneren Organen.
Hya (9) spritzte 4 nichtdiphtherischen Kin-
dern (Beconvalesoenten von anderen Krankheiten)
Heilserum ein und fand, dass es in Mengen von
20 — 53 com keinen Einfluss auf die Clrkulation
ausübte. Einmal trat zugleich mit einem schar-
lachähnlichen Erythem eine leichte Temperatur-
steigerung ein. Die Ürinmenge war nadi der Ein-
spritzung leicht vermehrt, ebenso die HamstofiT-
menge. ürobilin fand sich nie im TTrin. Die
Anzahl der rothen Blutkörperchen war vorüber-
gehend vermindert, die der wessen vermehrt
M. glaubt demnach nicht an eine hämolytische
Wirkung des Heilserum. Er erklärt sich die Blut-
Veränderung aus der lymphtreibenden Kraft des
Pferdeserum, das einen vermehrten Zufluss von
Lymphe nach dem Blute bewirkt Auch die Aus-
schläge beruhen auf der lymphagogenen Wirkung
des einverleibten Serum.
Aus A j eil 0 s (10) an 12 Hunden ausgeführten
Versuchen geht hervor, dass man Hunde gegen
Diphtherie relativ immun machen kann, indem
man ihnen kleine, wachsende Mengen giftiger
Culturen einspritzt Kaninchen können durch Mn-
verleibung von Blutserum, das von solchen Hun-
den stammt, immunisirt und, sofern sie bereits
inficirt waren, geheilt werden.
Healy (11) wirft die Frage auf, ob die gün-
stigen Erfolge mit dem Heilserum nicht vielleicht
einer zur Zeit besonderen Milde der Krankheit
oder der Vernachlässigung der die Kranken er-
schöpfenden örtlichen Behandlung zu verdanken
seien.
Ohlmacher (12) fand bei Versuchen, die et
5
u
YI. Innere Medioin.
an 3 Hunden anstellie, dass die ImmunitSt nach
der Serameinspritzung sich nach Verlauf von
24 Stunden entwickelt hat, dass sie aber im Ver-
laufe der nächsten Wochen allmählich wieder
schwindet, nach 8 Tagen bereits erheblich ver-
mindert ist Das Serum eines durch Antitoxin
immunisirten Hundes erhält keine antitoxischen
Eigenschaften, auch wenn das Thier sehr grosse
Oaben Diphtheriegift ohne Schaden verträgt Das
Antitoxin regt also im Thierk5rper eine weitere
Antitoxinbildung nicht an.
Orlowsky (13) untersuchte in Escher ich's
Laboratorium die antitoxische Wirkung des Blut-
serum von Kindern, die theils leichte Diphtherie
überstanden hatten (3), oder an Diphtherie lit-
ten (1), theils noch nicht von der Krankheit be-
fallen waren (10). Er kam zu folgenden Schlüs-
sen: „1) Bei einer nicht geringen Anzahl von
Kindern, welche angeblich niemals an Diphtherie
gelitten haben, besitzt das Blutserum eine das
Diphtheriegift absdiwächende , ja neutralifiirende
Wirkung. 2) Die Intensität derselben, bez. die
Goncentration dieser Schutzstoffe scheint von dem
Alter der Kinder nicht abhängig zu sein. 3) Die
gleiche Schutz Wirkung ist auch im Blute derDiph-
theriereconvalescenten einige Zeit nach Schwund
der Membranen nachweisbar und wird hier auf die
Anwesenheit spedfischer, unter dem Binfluss des
Krankheitsprocessee im Körper gebildeter Anti-
toxine zurückgeführt Nachdem jedoch die gleiche
Eigenschaft auch in dem Blute zahlreicher gesun-
der Personen nachgewiesen wurde, kann diese
letztere Annahme nur dann als erwiesen gelten,
wenn es gelungen sein wird, das Entstehen oder
das Ansteigen der antitoxischen Eigenschaften des
Blutes während, bez. nach der Erkrankung direkt
zu beobachten.'' Diesen letzten geforderten Nach-
weis konnte Escherich liefern. Das Serum
eines Kindes erhielt antitoxische Eigenschaften,
die vorher nicht vorhanden gewesen waren, nach-
dem es eine leichte Diphtherie überstanden hatte.
Nach Gottstein (14) enthält die bisher vor-
liegende Statistik über die praktischen Erfolge der
Serumbehandlung so viele Fehlerquellen, dass aus
ihr ein Schluss auf die Wirksamkeit des neuen
Mittels nicht gezogen werden kann. 0. sucht
diese Behauptung an den Arbeiten von Vier-
ordt (siehe Nr. 25) und Bisel zu beweisen.
Beweisend sind nur Statistiken, in denen neben
der Zunahme der Frequenz (in Folge der Zuführung
zahlreicherer leicht Erkrankter) sich eine Abnahme
der o^oA^en Mortalität findet Kossei, der Ein-
zige, der dieser Forderung Bechnung trägt, verfügt
über zu kleine Zahlen, als dass sich daraus Schlüsse
ziehen Hessen. Weder in den Berliner Kranken-
häusern, noch in ganz Berlin hat unter dem Ein-
flüsse der Serumbehandlung eine wesentliche Ab-
nahme der absoluten Mortalität stattgefunden.
Sollte sich aber eine solche Besserung der Mor-
talität thatsächlich noch später herausstellen, so
darf sie nicht ohne Weiteres auf eine Serom-
Wirkung bezogen werden. Denn während der
Serumperiode hat man die consequente QrtUche
Behandlung, die die Kräfte der Kranken auft^bt,
mehr und mehr verlassen. Daraus Hesse sidi viel-
leicht eine Besserung der Sterblichkeit ableiten.
0. selbst hat bei 69 Kranken, die vorwiegend diä-
tetisch und nur mit Auswahl und schonend örtlioh
behandelt wurden, nur S.5^1^ Mortalität erlebt
[Seine Kranken scheinen sich aber zumeist untffl*
günstigen äusseren Verhältnissen befunden zu
haben. Ref.]
Auch nach der Ansicht von Pürj esz (15. 16)
ist der Weg, der zur Beweisführung über den
Nutzen des Serum eingeschlagen worden ist, ein
falscher. Das Ergebniss des Thierversuches darf
nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen
werden. In den Statistiken wird eine Anzahl aas
verschiedener Zeit stammender Fälle verglichen.
Die verschiedene zeitliche Schwere der Krankheit
wird nicht berücksichtigt [?]. Die Kranken kom-
men jetzt zeitiger zur Behandlung. Die Serum-
statistik umfasst meist nur Erkrankungen, bei
denen der Diphtheriebacillus nachgewiesen ist
Die Besserung der Sterblichkeit ist wohl mit auf
den Wegfall der angreifenden örtlichen Behand-
lung zu beziehen. Man müsste vergleichen Er-
krankungen, die diätetisch-hygieinisch und solche,
die mit Serum behandelt worden sind. Ja, um ein
ganz sicheres ürtheil zu gewinnen, müsste man
rein exspektativ Behandelte und mit Serum Be-
handelte vergleichen« Dann erst kOnnte man eine
Beeinflussung des klinischen Verlaufs der Diph-
therie [der uns nicht bekannt ist] erkennen. Das
einzige Symptom, das wir auf das Serum beziehen
können, sind die Ausschläge.
Von den Beriditen über die mit dem Diph-
therieserum erzielten Heilerfolge sind in erster
Linie zu nennen die Arbeiten von Heubner (17)
und Baginski (18).
Heubner hat seinen dem 13. Congress für
innere Medidn erstatteten Bericht in erweiterter
Form und mit allen Unterlagen im Druck erschei-
nen lassen. Das Durchlesen der werth vollen Arbeit
wird besonders genussreich durch die Objektivität,
deren sichH. trotz seiner allenthalben durchleuch-
tenden Begeisterung für die neue Heilmethode be-
fleissigt, sowie durch die geistreiche und originelle
Art, in der er die einzelnen Fragen, vor Allem die
Statistik behandelt Nach einer geschichtlichen
Einleitung giebt H. einen Ueberblick über die
Diphtheriesterblichkeit der letzten Jahre in Nord-
amerika, Preussen und 5 grösseren deutschen
Städten. Es ergiebt sich daraus, dass eine weit-
gehende üebereinstimmung im Gange der Sterb-
lichkeit nicht besteht Nur in Berlin, Dresdoi,
Hamburg, weniger deutlich in München und Leip-
zig ist der regelmässig während der letzten Monate
des Jahres beobachtete Anstieg im J. 1894 weg-
geblieben. Wie weit dies auf die Einwirkung der
YL ]^ea!6 MediciiL
35
neaen Behandlung zu beziehen ist, steht noch da-
hin. In den Berliner Krankenhäusern ist die Sterb-
lichkeit der Diphtheriekinder im Jahre 1894, auch
unter Berücksichtigung der zahlreicheren Ein-
lieferung leichter Erkrankter, unter der Verwen-
dung von Serum immer noch um IS^Io günstiger
gewesen, als ohne dieses MitteL Aus einer Zu-
sammenstellung von Carstens aus dem Leip-
ziger Kinderkrankenhause ergiebt sich, dass bei
Berücksichtigung der Mehraufiiahme leiehi Er-
hrankter trotzdem die Sterblichkeit bei der Serum-
behandlung um doppelt soviel sank, als man nach
früheren Erfahrungen hätte erwarten können. H.,
welcher nach seinen sich auf 568 Fälle beziehen-
den bakteriologischen Untersuchungen ein An-
hänger des Löffl er 'sehen Bacillus ist, empfiehlt
behufs der Beurtheilung des Heilserum, die Diph-
theriefiOle bei der Aufiiahme nach der Prognose
einzutheilen, wie sie aus der früher erziehlten Er-
fahrung gestellt werden muss. H. berichtet über
300 theils im Leipziger Kinderkrankenhause, theils
in der Charit^ und dem Institut für Infektions-
krankheiten behandelte Diphtherien (darunter 181
reine Diphtherien). Die durchschnittliche Sterb-
lichkeit betrug 13.7^/o, die der reinen Diphtherien
10.5^/o, <^® <1^ i^t anderen Krankheiten com-
binirten Diphtherien 30.7%. Aus der Qruppirung
^er Fälle mit Bücksicht auf die Prognose ergiebt
sich das für Diphtheriekranke bemerkenswerthe
Resultat, dass sich der Verlauf auch bei den in
den ersten beiden Tagen Aufgenommenen fast
stets entsprechend der gestellten Prognose ver-
hielt Zum Studium des klinischen Verlaufs, wie
er sich unter der Einwirkung des Serum vollzieht,
hat H. vergleichsweise sein aus der Leipziger
Distriktspoliklinik während des Zeitraumes von
15 Jahren gesammeltes Material verarbeitet (22.5%
Mortalität). H. hat aus den Fiebercurven dieser
Kranken eine Durchschnittcurve construirt, aus
der hervorgeht, dass das Fieber zwischen dem 4.
und 7. Tage eine Steigerung erfährt. Diese fehlt
nun bei den mit Serum Behandelten. Die Bei-
nigong des Bachens erfolgte, wie aus 3 sehr lehr-
reichen Diagrammen hervorgeht, durchschnittlich
2 Tage früher als sonst. Albuminurie trat in 14%
der Fälle erst nach der Einspritzung ein, zur ge-
wöhnlichen Zeit, d. h. in der 2. Hälfte der 1. Woche.
Dass sie durch die Serumeinspritzung hervor-
gerufen wurde, dafür fehlt jeder Anhalt Je früh-
zeitiger die Behandlung einsetzte, desto seltener
trat Albuminurie ein. War der Kehlkopf vor der
Einspritzung frei, so wurde er nachträglich nicht
ergriffen. 29mal ging der Eehlkopfcroup (darunter
9mal Stenose) zurück. Von den Traoheotomirten
wurden 12^/o geheilt, von den Intubirten SO^^/o-
Die Membranen in der Trachea und den Bronchen
stiessen sich rascher ab und bildeten sich seltener
^on Neuem, als früher. Die Dauer der Intubation-
periode wurde abgekürzt Eine Zunahme der Er-
hanknng des Bachens wurde IGmal, derjenigen
des Kehlkopfs 4mal beobachtet. 3mal wurden
Secidive der Bachenerkrankung verzeichnet Läh-
mungen konnten während der Behandlungzeit
12mal, Herzschwäche, die nicht zum Tode führte,
9mal beobachtet werden. Sehr bemerkenswerth
ist die Thatsache, dass zwischen der Mortalität
und dem Einsetzen der Behandlung ein bestimmtes
Yerhältniss besteht, was bei früheren Behandlungs-
methoden nidit der Fall war. In Bezug auf die
Nebenwiiiaingen des Serum ist EL überzeugt, dass
sie eine emstlidie Schädigung des Körpers nicht
bedeuten. Von 64 Immunisirten erkrankten 2.
Die Dauer der Schutzwirkung ist eine kurze. Alles
in Allem hat H. einen sehr günstigen Eindruck
vom Heilserum und empfiehlt es zur weiteren Prü-
fung. 7 Curven, z. Th. mit Belegen, 300 tabel-
larisch geordnete Krankengeschichten, mehrere
Zusammenstellungen, sowie 2 forbige Tafeln er-
läutern die Ausführungen.
Baginsky(18) hat seine an einem ausser-
gewdhnlich reichen Material gesammelten Erfah-
rungen (525 Beobachtungen) niedergelegt Es ist
auch hier unmöglich, auf alle die Einzelheiten
der eine Menge wissenswerther Daten bietenden
Arbeit einzugehen. B. behandelt den Gegenstand
in 10 Gapiteln und bespricht die Biologie des
Löffl er 'sehen Bacillus, seine ätiologische Be-
deutung. Er ist ein Anhänger des Diphtherie-
bacillus. Die baciUären Diphtherien geben eine
schlechtere Prognose als die Kokkendiphtherien
oder DiphtheroXde (für die Einführung dieser Be-
zeichnung nimmt B. die Priorität für sich in An-
spruch). Die Mischinfektionen sind die gefähr-
lichsten Formen der Diphtheria Die gegen die
ätiologische Bedeutung des Löffler 'sehen Bacillus
erhobenen Einwürfe sind ohne Belang. Weiter
bespricht B. diö Pathologie und die bisherige Be-
handlung der Diphtherie, um sodann zur Serum-
behandlung überzugehen. Die Sterblichkeit im
Kaiser- Kaiserin- Friedrich- Kinderkrankenhaus be-
trug vor der Anwendung des Serum 41.1o/o, im
Jahre 1894 (Fälle, in denen kein Serum zur Ver-
fügung stand) 48.21®/o, unter der Serumbehand-
lung 15.6%. Nach Einverleibung des Serum fiel
die Temperatur sehr häufig kritisch ab. Allgemein-
befinden und Puls besserten sich. Der örtliche
Process wurde in seiner Ausbreitung gehemmt
„durch das Auftreten einer demarkirenden Ent-
zündung der Schleimhaut mit Abstossung der
diphtherisch nekrotischen Produkte und Entlastung
der lymphatischen Nachbargewebe*'. Die Verhält-
nisse der Tracheotomie (die Intubation ergab keine
guten Besultate) besserten sich. Die Sterblichkeit
derOperirten sank von 59.62% auf 37.39%. Der
Kehlkopf wurde im Verläufe der Behandlung nicht
ergriffen. Störungen des Herzens blieben nicht
aus; aber die tödtliche Herzlähmung wurde sel-
tener. Eine schädigende Wirkung des Serum auf
die Nieren erkennt B. nicht an. üeber das Ver-
halten der Lähmungen lässt sich noch kein
3»
VL Innere HedioiiL
abfiohliessendee ürtheil geben. Jedenfalls können
sie durch das Serum nicht Terhütet werden. Die
sonst im Yerlau£Q der Diphtherie nicht seltenen
Yerdauungstörungen wurden nicht häufig ange-
troffen. Eine Brkcankung an Ophthalmia diph-
therica heilte unter gleichzeitiger örtlicher Be-
handlung gut ab. Das mit dem Serum einverleibte
Phenol fOhrte zu keinerlei Störungen. Nach einer
kritischen Besprechung derTodesfiQle wendet sich
B. zu den Nebenwirkungen des Serum, Yon denen
er wirklich gesundheitsch&digende nicht feststellen
konnte. Beziehungen der Serumwirkung zur Miliar-
tuberkulose waren nicht zu finden. Den Schluss
der Arbeit bilden 525 tabeUarisoh geordnete Kran-
kengeschichten, Protokolle über Harnanalysen und
Thienrecsuche zur vergleichenden Prüfung des
Höchster und des Schering^BdhBtL Serum.
Fischer (19) erläutert an einer Anzahl eigener und
fremder Eiankengeschichten die Wirkung des Serum. Er
selbst hat im Ganzen 34 Kranke behandelt, von denen 2
starben. 30 Kranke waren von ^jmaligner**, septisoher
Diphtherie eigrifiiBn, 4 hatten nur eine Baohenerkrankung
mit einer Spur Albuminurie. F. theilt weiterhin 5 Kranken-
geschichten aas dem Municipal Hospital in Philadelphia
mii Es handelt sich um 5 Kinder im Alter von 2^U bis
13 Jahren, von denen 2 starben (ein 2Vi]iÜir. Hfidohen
mit Nasen-EUtohendiphtherie, Tod an HeraMhwiohe, und
ein 8jähr. Mädohen mit den Anzeichen schwerer Intoxi-
kation).
Den Hittheilungen von Nauwelaers (20)
entnehmen wir, dass im Hospital St Pierre zu
Brüssel vom April 1894 bis zum April 1895
72 Diphtheriekinder behandelt wurden, von denen
26 mit reiner Bachendiphtherie (6mal Diphtherie-
bacillen), 24 mit Bachen.- und Kehlkopfdiphtherie
(20mal Diphtheriebacillen), 22 mit Croup ohne
Bachenerkrankung (7mal Diphtheriebacillen) be-
haftet waren. Die echte und die Pseudodiphtherie
ähneln sich in den leichten Formen, während in
den schweren die Membranen bei der Diphtherie
fester und mehr elastisch sind, einen weniger
gelben Farbenton besitzen und häufiger auch die
hintere Baohenwand überziehen. 3mal glich die
echte Diphtherie vollkommen der follikulären An-
gina» In diesen Fällen trat bei der gewöhnlichen
Behandlung der Angina nach wenigen Tagen ein
Becidiv ein. Mit Serum behandelt wurden 22 Diph-
theriekranke, geheilt 2 mit Bachendiphtherie, 14
mit Croup ohne Operation. Yon 1 7 Tracheotomirtea
starben 4 (20% Mortalität gegen 50—60% in
früheren Jahren). Weiter kamen zur Serumbehand-
lung 10 Kranke mit Pseudodiphtherie, von denen
einer starb (Croup, Pneumonie; keine Tracheo-
tomie). Die reinen Bachendiphtherien verliefen
meist ohne Fieber. Bei den fieberhaften Formen
erfolgte Tempecatusabfall am 3. Tage nach der
Einspritzung, bei den Übrigen leichte Temperatur-
erhöhung. Diese Ephemera bezieht N. auf das
Serum. Nur leichte^ schnell vorübergehende Albu-
minurie ist vielleicht vom Serum abhängig, wäh-
rend die schweren Nierenstörungen die Folge der
piphtherieerkcankung sind. Ausschläge beobach-
tete N. 6mal zwischen dem 2. und 7. Tage; 2inal
war gleichzeitig Albuminurie vorhanden. Aus den
bakteriologischen Untersuchungen N.'s geht her-
vor, dass der Diptheriebacillus bei den Bachen-
erkrankungen nur Imal in Beincultur vorhanden
war, bei 20 Kranken mit Bachen- und Kehlkopf-
diphtherie 4mal, in den reinen Croupfällen nur
ImaL Die BouiUonculturen der DiphtheriebaeUlen
wurden nach 8 Tagen sauer, nach 14 Tagen wie-
der alkalisch. Die grossen Bacillen bndhten die
Alkalesoenz schneller hervor, als die kurzen. Die
Culturen waren für Meerschweinchen am virulen-
testen, nachdem die alkalische Beaktion wieder
eingetreten wap. Eine grössere, Virulenz der langen
Bacülen gegenüber den kurzen war nicht festzu-
stellen. Aber beim Menschen schienen die kli-
nisch schwereren Formen der Erkrankung mehr
durch die langen Bacillen hervorgerufen zu wer-
den. Ein festes Yerhältniss zwischen der Schwere
der Erkrankung beim Menschen und der Virulenz
der von ihm stammende Culturen dem Thiere
gegenüber bestand nicht
Withington (21) behandelte von 120 Diph-
theriekranken 40 ohne Serum (besonders leichte
oder schwere Fälle, Kranke, die schon länger als
5 Tage krank waren). Es starben 12 — S0%
darunter sämmtliche Intubirte, 3 an der Zahl
Der durchschnittliche Aufenhalt im Hospital (Bos-
ton City Hospital) betrug 14 Tage. Von den 80
mit Serum Behandelten starben 13 «-i 16®/o , da-
von 6 innerhalb der ersten 48 Stunden nach der
Einspritzung (Eintritt der Behandlimg am 5. Tage
und später). Die (^esammtsterblichkeit der 120
Kranken betrug 21<^/o, gegen sonst 45 — 50<^/«.
W. legt weniger Werth auf seine Zahlen, als auf
die von ihm beobachtete auffällige Besserung des
Allgemeinbefindens und die schnelle Qenesung bei
der Serumbehandlung (58 Kinder, die genasen,
ohne dass eine andere Krankheit hinzutrat, waren
durchschnittlich 11 Tage im Hospital). Senun
wurde verwandt bei 9 Groupkranken. 4mal ging
die Stenose zurück, 5 mal musste operirt werden
(4 Todesfälle). Die Membranen schwanden durch-
schnittlich am 6., die Bacillen am 7. Tage, worauf
die Entlassung erfolgte. 5 Immunisirungen wurden
mit Erfolg ausgeführt Eine ausserhalb des Kranken-
hauses immunisirte Kranke wurde nach 3 Wochen
von der Diphtherie eigriffen. 13mal wurde Urti-
caria beobachtet, einige Male auch Gelenk- und
Muskelschmerzen. Endokarditis und Nephritis
können der Serumwirkung nicht zur Last gel^
werden*
Nach Mittheilungen bezüglidi der Herstellang
des Serum in New York berichtet Biggs (22)
über 255 in der Armenpraxis mit Antitoxin be-
handelte Diphtherien, bei denen eine Mortalität von
15.69% zu verzeichnen war. Nach Abzug von
15 moribund zur Behandlung Gekommenen eigiebt
sich eine Sterblichkeit von IO.So/q. 50 Kr. waren
leicht, 76 mittelscbwer, 96 schwer erkrankt 42
VI. Innece Medidll.
37
litten an septisoher Diphtherie. 21mal war der
Eehlb^f allein^ ergriffen, 58mal' gleichz^tig mit
dem Raohen. Nasendiphtherie kam 57mal zur
Beobaofatong. 173 Kranke waren jünger als
5 Jahiei m (6.6^0) kamen am ersten, 77 (^j^
m zweiten, 67(16<^/o) am dritten, 31 (22.6Vo) am
yierteii> Tage zur Behandlung, 46 (28^/o) nooh
spfitor. Im WUlard Parker Hospital wurden 164
Kranke behandelt, von denen 27Ä^I^ starben» (Im
Yorjahre betrug die Sterblichkeit ohne Serumbe-
handlung ^2<^/o.) Nur bei 115 Kranken konnte
Serum von hinreichend starkem Antitoxingehalt
angewendet werden. Von diesen starben 26.6<^/o.
44mal war hier der Kehlkopf ergriffen (47<^/o Hör»
taütät), 28mal wurde intubirt (57^0 Mortalität).
Beohnet man 9 Kranke ab, bei denen die Behand-
hug erat nach dem 5. Tage einsetzte, so ergiebt
sich fOr die Intubation eine Sterblichkeit von 47.3<^/o
g^gen 81^0 i°^ Vorjahre ohne Serumbehandlung.
Von 11 Groupkindem, bei denen die Behandlung
xecditzeitig eingeleitet wurde, starben 3 — 27.7%
(34,61% imVoijahre). Von Nachwirkungen wur«
den Urticaria, Erythem (Imal mit Gelenk- und
Moskelscbmerzen) beobachtet Die Ausschlage
lohienai besonders dann aufzutreten, wenn leicht
Erkrankte mit verhältnissmässig grossen Gaben
behandelt wurden. In keinem Falle waren An-
haltspunkte dafOr gegeben, dass das Antitoxin
schAdlidi gewirkt, den Tod herbeigeffihrtoder auch
nor beschleunigt habe.
Li der Vreiburger medicinischen und chirur-
gisdien Klinik wurden, wie Fürth (23) mittheilt^
günstige Erfahrungen gemacht Von 100 mit
Serum Behandelten starben 12, gegen 32 bis 56
in den 5 vorhergehenden Jahren. Von 66 sicher
Uinisch als Diphtherie erkannten Fällen wurden
in 5 Bacillen vecmisst Das Material bestand aus
18 leicht, 32 mittelschwer und 60 schwer Er-*
bankten. Auch das Alter der Kr. war im Ver-
gleich zu Mheren Perioden für die Behandlung
nicht günstiger. Dia Kranken, die in den ersten
beiden Krankheitstagen zur Behandlung kamen
(19) genasen sSmmilich. Die durchschnittliche
Behandlungsdauer betrug 28 Taga Günstig be«
einflusst wurden dxach das Serum das Allgemein-
befinden und die örtlichen Vorgänge im Rachen,
wahrend von einer typischen Einwirkung auf das
Fieber keine Bede war. Bei 43 Kranken war der
Kehlkopf ergriffen. 33mal bestand Stenose , die
bei 31 Kranken die Tracheotomie nothwendig
ouidite. Von den Operirten starben 11 »> 36.4%.
(764% betrug die durchschnittliche Sterblichkeit
in den 6 vorhergehenden Jahren.) Eine ungünstige
Beeinflussung der Nieren durdi das Serum &nd
nicht statt Leichtere Störungen des Herzens
kamen 8mal, Lähmungen 4mal zur Beobachtung«
AnsschUge traten bei 10 Kindern auf, Gelenk-
Bdimerzen bei einem Beranken. Von den Verstor-
benen hatten zwei sekundäre Diphtherie (zuSchar-
Isoh, bes. Tuberkulose hinzugetreten). Eine Kranke
war schwanger, gebar während der Krankheit und
hatte bereits bei der Aufnahme eine Pneumonie.
Bei 4 Kindern (descendirender Croup, Pneumonie,
Nephritis), war das Serum ohne Wirkung. Bei den
übrigen 5 führte es nur Torübergehende Besserung
herbei. Li einem dieser FAUe trat nadi 15 Tagen
(Qebrauoh von 2200 L-E.) ein örtliches Becidiv in
der Trachea ein.
Auch Stein (24) erhielt einen günstigen Eindruck
bei der Behandlung von 32 Kranken (ob die Behandlung
im Krankenhause oder in der Privatprazis erfolgte , ist
nicht ersichtlich). Von 16 gleichzeitig ohne Serom Be-
handdten starben 8, von den mit Serum Behandelten kein
einziger. Soh&dhche Wirkungen sah St. vom Serum
nicht. Imal beobachtete er fieberhaftes Erythem mit Ge-
lenkschmerzen , Imal blutigen Stuhlgang. Er wünscht,
dass die Dosirung des Mittels noch sicherer festgestellt
werde. Auch hält er die Herstellung stärkeren ärums,
von dem geringere Mengen zur Behandlung genügen, für
vninsohenswerth. Der Arbeit ist eine kurze Uebersicht
der Krankengeschichten beigegeben.
Yierordt (25) beciditet über die Eiigebnisse
in der Heidelberger Einderklinik. Von 55 Kranken
mit bakteriologisch gesicherter Diagnose (mittel-
schwere, schwere und sehr schwere Diphtherie)
starben 8 «■ 14*6*/a) wobei die hoffnungslos Ein-
gelieferten ausgeschaltet sind. Im Jahre 1894
(vor der Einführung des Serum) betrug die Sterb-
lichkeit 370/0, in den Jahren 1889—93 41 bis
67^0* Unter Einrechnung der „Hoffnungslosen^^
betrug die Sterblichkeit während der Serumbehand-
lung 250/0, im Jahre 1894 (ohne Serum) 41o/o, in
den fünf vorhergehenden Jahren 41 — 670/o. Von
den Tracheotomirten (15) starben 7 ■» 460/o, von
den nicht Operirten (37) 1 — 2.7o/o. 24 Kranke
traten mit völlig freiem Kehlkopf in die Behand-
lung, von denen nur einer vorübergehend Croup-
husten bekam,. wAhrend bei den übrigen der Kehl-
kopf überhaupt nicht erkrankte. Mit leichten
croupösen Erscheinungen traten 5 ein. Bei 2 von.
diesen kam es zur Tracheotomie. Von 23 Kranken,
die mit ausgebildeter Stenose aufgenommen wur-
den, genasen 9 ohne dass sich eine Operation noth-
wendig machte^ Ein bestimmtes VerhUtniss zwi-
schen Eintritt der Behandlung und Pn^ose Hess
sich aus den verhältnissmässig kleinen Zahlen
nicht feststellen. Y.'s persönlicher Eindruck geht
dahin, dass das Material sich aus nicht besonders
leiohten Erkrankungen zusammensetzte. Die ört-
lichen Erscheinungen zeigten keine Besonderheit
in der Abheilung. Viele Kranke genasen, bei
denen man anfänglich eine ungünstige Prognose
stellen mussta Die Albuminurie war nicht von
Wesenheit Ziemlich häufig wurden SchlinglAh-
miongen, selten „toxische HerzsohwAche'* beob-
achtet Auffedlend schnelle Aenderungen im All-
gemeinbefinden, sofortigen TemperatorabfaU hat V.
nicht gesehen. Die Nebenwirkungen waren nicht
erheblich. 15mal traten Ausschlüge auf, je 3mal
mit stärkerem Fieber und Oelenkschwellungen.
Auffallend war die Beobachtimg von 5 Recidiven
in Form unbedeutender MandelbelAge. Wenn auch
38
YI. Iimere MedioiiL
die Wirksamkeit des Serum bis jetzt noch nicht
wissenschaftlich erwiesen ist, da das Absinken der
Sterblichkeit vieldeutig ist, so neigt Y. doch der
Ansicht zu, dass eine speciflsche Wirkung des
neuen Mittels vorliegt.
Schröder (26) theilt die Erfahrungen aus
dem städtischen Erankenhause zuAltona mit. Von
63 Kranken (56 mit bakteriologisch sichergestellter
Diagnose) starben 8 — 12.69%* ^^ Sterblich-
keit betrug in den 7 vorhergehenden Jahren 29
bis 37«/o, im Durchschnitt 32.79«/o. Von den
7 Kranken, bei denen keine Bacillen gefunden
wurden, starben 2, von den übrigen 6 ■» 10.7 I^/q.
Sehr, hat nicht den Eindruck, dass während der
Serumperiode leichter Kranke in grosserer 2^ahl
aufgenommen wurden als früher. 31 Kinder wur-
den tracheotomirt (Mort 9.67%). Er kann auch
nicht einen besonders gutartigen Charakter der
Epidemie zugeben. Yen den Kranken waren 6
nnter 2 Jahren (3 Todesfälle), 52 im Alter zwischen
2 bis 10 Jahren (4 Todesfälle), 5 älter als 10 Jahre
(1 Todesfall). Tracheotomirt wurden 6 Kinder
unter 2 Jahi^ (3 Todesfälle) und 25 im Alter von
2 — 10 Jahren (sämmtlich geheilt). Die Prognose
war (nach Heubner) 15mal gut, 20mal zweifel-
haft, 28mal schlecht Die Behandlung trat ein
23mal am 1. und 2. Tage (1 Todesfall), 27mal am
3. und 4. Tage (3 Todesfälle), später 1 3mal (4 Todes-
fälle). Zur Einspritzung gelangten meist 1000 L-K
Schneller Temperaturabfall wurde nicht beobachtet,
dagegen rasche Abstossung der Beläge (im Durch-
schnitt nach 4 — 9 Tagen), raschere Ausheilung des
Kehlkopfs nach der Tracheotomie (durchschnitt-
liche Dauer des Canulements 6.4 Tage). Die Dauer
der Behandlung, die zugleich eine örtliche war,
betrug 20 Tage. Schädliche Wirkungen auf die
Nieren waren nicht nachzuweisen. 5mal trat Urti-
caria, 2mal Erythema multiforme ohne Oelenk-
sch wellungen ein. Die Frage, ob das Herz un-
günstig beeinfiusst werden kann, will Soh. noch
nicht mit Sicherheit beantworten. Er hält es nicht
für unmöglich, dass eine starke Yerfettung des
Herzmuskels, die er früher nicht so oft beobachtet
zu haben glaubt , auf eine Serumwirkung zurück-
zuführen ist Seh. verlor 3 Kranke an Herztod.
Bei den 5 übrigen Todesfällen war die Ursache
Scharlach und Pneumonie (Imal), Pneumonie
(2mal), absteigender Group (Imal), Intoxikation
(Imal, die Kr. kam am 8. Tage zur Behandlung).
Yen der Leber eines verstorbenen Kindes ver-
mochte Seh. Diphtheriebacillen zu züchten. Reci-
dive wurden ebenso wenig beobachtet, wie Fort-
schreiten der Krankheit auf den gesunden Kehlkopf,
üeber den immunisirenden Werth des Serum be-
sitzt Seh. keine Erfahrungen.
Sigel (27) behandelte im Olgaspital zu Stutt-
gart 100 ^der mit Serum. Yom Jahre 1889
bis zum Jahre 1893 wurden 1276 Diphtheriekinder
behandelt mit 40.1% Mortalität Tracheotomirt
wurden 677 mit 63.3% Mortalität Im Jahre 1894,
vor Beginn der Serumbehandlung, wurden 139
Kinder mit 56.30/o Sterblichkeit (darunter 80Tra-
cheotomirte, von denen 70% zu Grunde gingen)
aufgenommen. Das ganze Jahr 1894 weist eine
Sterblichkeit von 33.6<»/o und 50.4% (Operirte)
auf. In der Serumperiode endlich (4. Oct 1894
bis 21. Jan. 1895) starben nur 12, bez. 20.3%.
Die Kranken wurden von Stabsarzt Dr. Jäger
bakteriologisch untersucht
S. betont die Oleichmässigkeit seines Materials
und lehnt den Einwand ab, dass die Statistik be-
sonders viel leicht Erkrankte umtose ; denn diese
wurden von S. (mit 1 Ausnahme) von der Behand-
lung ausgeschlossen. 27 Kinder waren mittel-
schwer, 49 schwer, 23 sehr schwer erkrankt 71
Kinder hatten Stenose, 56 wurden operirt. Eb
standen im Alter von 1 — 2 Jahren 10 (5 Todes-
mile — > 50<^/o), im Alter von 2—10 Jahren 86
(7 Todesftlle -» 8.75%) , im Alter von mehr als
10 Jahren 10 (kein Todesfall). 5 der jüngsten
Kinder mnssten operirt werden und starben. Zur
Behandlung kamen am 1. und 2. Tage 39 (5 Todes-
fälle — 12.82<»/o), später 61 (7 TodesfäUe «
11.47%). Nur bei den jüngsten Kindern war der
Yortheil der Mhzeitigen Behandlung in die Augen
springend (20<>/o gegen früher 80% Mortalität).
S. beobachtete unter der Yerwendung des Semm
schnelle Ablösung der Membranen, schnelles Aus-
heilen des Kehlkopfs nach der Tracheotomie,
Hebung des Allgemeinbefindens, raschen Tempera-
turabfiül. 15mal ging die Stenose zurück. Albu-
minurie und Lähmungen traten nicht häufiger auf
als sonst 9ma] erschienen Exantheme.. Schädliche
Wirkungen waren nicht vorhanden. Die Todes-
ursachen der 12 Yerstorbenen waren diphtherische
Yergiftung (septisdie Diphtherie) 3mal, Herzläh-
mung 2mal, Yerblutung 2mal, absteigender Croup
2mal, Pneumonie 3mal. Ein endgültiges ürtheil
lehnt S. vor der Hand noch ab. Er meint jedoch,
dass kein Mittel „den natürlichen Heilongsprocess
ebenso rasch und günstig beeinfiusst, wie das
Serum".
Bokai's (28) Erfahrungen beziehen sidi auf
120 im Steftinie-Kinderspitale zu Budapest behan-
delte Kinder, die ohne Auswahl den Serumein-
spritzungen unterworfen und genügend lange be-
obachtet wurden. Die Krankheit hatte in der
Beobachtungszeit (Sept bis Dec. 1 894) keinen leich-
ten Charakter. 60% der Kinder waren schwer,
ja sehr schwer erlntuikt 69 waren jünger als
3 Jahre, 45 jünger als 2 Jahre. 63 Kinder hatten
Kehlkopfstenose, die in 49 Fällen operativ beseitigt
wurde. Yen allen Kranken starben 31 a-25.5^/ot
von den nicht Operirten 14%, von den Intubirten
43%. In denselben Monaten der Jahre 1891)
1892, 1893 betrug die SterbUcheit 60%, 53.5Vo
77.5%, bei den Operirten 70%, 57.7% und
77.50/0. 18 der Yerstorbenen waren jünger als
2 Jahre, 1 2 starben innerhalb der ersten 40 Stunden
des Spitalaufenthaltes. Das Serum bewirkte eine
YL Innere Medicin«
Sft
soffiillendeBesBenmgdesAllgemeinznsiandes. Der
Bachenbelag grenzte sich am 2. bis 3. Tage ab und
Terdfinnte sich alsdann bis zum vollkommenen
Schwmid, d^ nicht anffallend schnell erfolgte.
Die Nasendiphtherie wurde ebenfalls günstig beein-
flnsst Femer begOnstigte das Serum in auffallen-
der Weise die Lösung der Pseudomembranen im
Kehlkopf und in der Luftröhre. Die Dauer der In-
tubation war eine kiSrzere als früher. Bei 14 Ein-
äem ging eine leichte Eehlkopfstenose zurück, so-
dass keine Operation nothwendig war. 57 Kinder
mit gesundem Eehlkopf wurden auch nachträglich
nicht Ton Larynxcroup ergriffen. Kritischer Tem-
peiaturabfiill wurde selten , Besserung des Pulses
sehr h&ufig festgestellt, ebenso schnelle Abnahme
der Drüsensohwellungen. Zunahme der Albumin-
urie auf Orund der Serumeinspritzung kann B.
nicht anerkennen. Er hielt es nicht für unmöglich,
daas unter der Serumbehandlung Lähmungen (auch
die Herzlähmung) sich häufen, da in einer grösseren
Anzahl von schweren Erkrankungen unter dem
Einflüsse des Mittels die akute Periode der Krank-
heit überwunden wird. In den von 6. beobach-
teten Fällen zeigten die Lähmungen nichts Charak-
teristisdiee. Leichte Erytheme, sowie ein Fall von
Erythema exsudativum multiforme kamen zur Be-
obachtung. Bei 14 Masemkindem, die der diph-
therischen Infektion ausgesetzt waren, war die
Schutzimpfung, zu der B. grosses Vertrauen hat,
von Erfolg. Im Ganzen hat das Serum gehalten,
was sein Entdecker ihm zuschrieb.
In Genf wurden imHöpital cantonal 17, in der
Ibison des Enfants malades 23, in der Familien-
praxis 20 Diphtheriekranke, zusammen 60 mit
einer Sterblichkeit von 10^ Iq behandelt, worüber
D'Espine (29) Bericht erstattet Die ausserhalb
der Hospitäler Behandelten genasen sämmtlich, da
sie frOhzeitig ärztliche Hülfe in Anspruch nahmen.
Von den 6 Verstorbenen (Kinder, zum Theil in
sdir frühem Alter) erlagen 2 der diphtherischen
Into3dkation (sie wurden erst am 9., bez. 14. Tage
eingespritzt), 4 starben nach der Tracheotomie.
Die Wirkung des Serum äusserte sich in der
schnellen Ablösung der Bachenbeläge, der Abnahme
der Drüsenschwellungen. In 2 Fällen von Eokken-
diphtherie hielten sich die Beläge 8 Tage, während
sie sonst nach 2 — 3, höchstens 5 — 6 Tagen
Bdiwanden. 21 £r. hatten Larynxcroup. 7 wur-
den traoheotomirt (4 Todesfälle). 14 Kinder ge-
nasen ohne Operation, obwohl diese bei 5 unver-
meidlich schien. Nach der Einspritzung erfolgte
im Anfange schneller Temperaturabfall, nur ein-
mal eine leichte Temperatursteigerung. Ausschläge
wurden 16mal verzeichnet Albuminurie konnte
nicht auf Rechnung des Serum gesetzt werden.
Leichte Lähmungen kamen 8mal vor. 14 Schutz-
impfungen waren von Erfolg. 56 der erwähnten
Iiänken hatten Diphtheriebadllen. Bei den übri-
S^ 4 konnte nach den klinischen Erscheinungen
die Diagnose nicht zweifelhaft sein. In 29 von
53 Fällen war neben dem DiphtheriebaciUus der
Streptococcus pyogenes vorhanden, ohne dass das
Bild der septischen Diphtherie zu Stande kam.
D'Esp. ist der Ansicht, dass in den Membranen
Diphtheriebacillen und Streptokokken viel häufiger
gleichzeitig vorkommen, als man glaubt Wenn
man die Unterscheidung von reiner und combinirter
Diphtherie machen will, darf man sich nicht allein
auf die Untersuchung des Bachenbelags stützen.
Eohts (30) ist nach seinen Erfahrungen in
der Strassbui^r Einderklinik noch zu keinem ab-
schliessenden Urtheile gelangt Die Diphtherie-
sterblichkeit betrug dort vor Anwendung des
Serum in den letzten 6 Jahren durchschnittlich
32.58®/o. Von den Tracheotomirten starben 44.4<>/o,
von den übrigen 16%. Die Heilerfolge waren um
so besser, je frühzeitiger die Behandlung einsetzen
konnte. In der Zeit vom 1. Nov. 1894 bis zum
26. Febr. 1895 wandte £. bei 39 Kindern Serum
an, während 29 Kinder in der früher üblichen
Weise behandelt wurden. Von letzteren (2mal
Mandeldiphtherie, sonst Bachen-, Nasendiphtherie,
Larynxcroup) starben 4 ■» 13.79%, lauter Tra-
cheotomirte. Yon den 32 mit Serum Behandelten
starben 9, darunter 8 von 27 Operirten. Dabei
kommen 2 der Verstorbenen eigentlich nicht in
Betracht, da der eine nidit an Diphtherie, sondern
an Lues litt, der zweite sterbend mit Serum be-
handelt wurda Es betrug demnach die Sterblich-
keit der nicht Operirten 9.1<^/o, die der Tracheo-
tomirten 30.77%, d. h. etwas mehr als im Jahre
1891 (6.9^09 bez. 25%). Albuminurie trat bei
der Serumbehandlung 21mal auf; Hautausschläge
wurden 5nuil(Eiythema multiforme, Phlegmone an
der Injektionstelle, Urticaria, Herpes, scharlach-
ähnliches Erythem), Oaumenlähmungen 4mal be-
obachtet, Imal im Verein mit Sehst5rungen. Imal
wurde der bis dahin gesunde Kehlkopf ergriffen,
2mal traten Becidive der Rachenerkrankung auf.
Bei einem Kinde stellte sich sogar noch Imal Kehl-
kopfstenose ein, so dass die Tracheotomie 2mal
ausgeführt werden musste. Einen wes^itlichen
Einfluss auf Allgemeinbefinden, Puls und Tempe-
ratur vermag K. nichi anzuerkennen. Dagegen
schienen die örtlichen Veränderungen der Schleim-
häute günstig beeinflusst zu werden, wenn auch
bei den Croupkindem Inhalationen nicht entbehrt
werden konnten. Bei frühzeitiger Einspritzung
breiteten sich die Bachenbeläge nicht weiter aus.
Schutzimpfungen nahm K. nicht vor, da er in den
letzten Jahren bei 50 Kranken eine Uebertragung
auf die der Ansteckung ausgesetzten Familien-
glieder nicht Imal sah. In einigen schweren Fäl-
len sah K. bei der Sektion Myokarditis und Throm-
bose im rechten Ventrikel, hämorrhagische Pneu-
monie und subpleurale Hämorrhagien, welche Ver^
änderungen er aber dem Serum allein nicht zur
Last zu legen wagt
Mo Alister (31) theilt die ErankengeschiohteQ
von 25 FraueD mit, von denen 18 aas dem West Jersey-
i6
Tl. Lmece HedicHL
ErankeBluraBd, 7 ans der Priv«h>raxi8 stammten. Fast in
aüen FSUen (23) war der Eehuopf ergnffeD. 4mal be-
stand Stenose. 2 Kr. starben, und zwar eine 38jShr. Frau,
die durch vorhergegangenen Abort ^chwächtwar and
f leichzeitig an GeleiuTheumatismiis litt, sowie ein 11 jähr.
[Sdohen, oei dem sich Herzlähmong einstellte. lOmal
traten Erytheme, 4mal liUimongen anf. Albaminnrie
leichteren Grades findet sich lOnud verzeichnet Die
Erkranbingen waren offenbar fast durchweg schwere.
Immunisirangen worden 9mal aosgefährt. Nor einer
der Geimpften, der zur Zeit der Einspritzang bereitB
fieberte, also offenbar schon angesteckt war, erkrankte
kurz danach. M. findet, dass Nebenwirkungen seltener
auftreten bei Verwendung von Serum, das bereits ein ge-
wisses Alter (2 Monate) erreicht hat
van Nees (32) hat 62 Di^Mihen^cranke in
der Chirurg. Abtheilang dee Stadtkrankenhausea zü
Hannover (Georg Fischer) mit Senim behan-
delt Bswnrden geheilt 40 -»77^/0. yon220pei'
rirten genasen 14 ■» 64%, von den 30 nicht Ope-
rirten 26 -» 87Vo- "^^^ N. üasst seine statisti-
schen Ergebnisse folgendermaasaen zusammen:
„Die Erfolge der Diphthenebehandlong waren bei
Anwendung des Heikerum sehr gat und viel besser
als im übrigen ganzen Jahre. Eine günstige Wir-
kung des Heüserum ist demnach sehr wahrschein-
lich. Da aber der Giiarakter der Epidemie im
Laufe des Jahres allmfihlich milder wnrde, da
ausserdem die H^ungsprocente der Impfperiode
nur in einem Grade zunahmen, wdcher aodi in
kurz Torherg^angenen Perioden des Jahres be-
obachtet ist, so ist es bei unserem kleinen Materials
nicht möglich, eine spedfiscfae Heilwirkung des
Berum mit Sicherheit statistisch nadizuweisen."
Als Nebenwirkung wurden beobachtet: Erythem
2mai, leichte Oelenksch wellung mit geringem
Fieber Imal, Urticaria mit hohem Fieber, Albumin-
urie, Oedemen Imal (bei einer Erwachsenen, nach
14 Tagen ein glacher Anfall, nach weiteren
14 Tagen frische Erkrankung an Diphtherie). Dm
Erankheitsverlanf zeigte wfthrend der Ssrumbehand-
lung keine wesentliche Aendening. Die Tempe-
ratur sank nach der Einspritaung 2 Imal, stieg
27mal und blieb unverändert lOmaL Das Allge-
meinbefinden wurde günstig beeinfiusst, Albumin-
urie 16mal, L&hmungen 4maL Die Todesursache
war Bronchopneumonie 6mal, Nephritis 2mal,
Herzschwache 2mal, Sepsis 2mal. Imal war die
Pneumonie entstanden in Folge des Durchbruchs
einer verkftsten Bronchialdrüse in einen Bronchus,
van N. ist geneigt, dieses Yerhältniss in urs&ch-
lichen Zusammenhang mit der Serumanspritzung
zu bringen, Ifisst sich aber nicht weiter auf die
Frage ein. Auch in einem 2. Falle war die Pneu-
monie tuberkulöser Natur. Bei den an Nephritis
Yerstorbenen war schon vor der Einspritzung die
Niere erkrankt
üeber 123 Beobachtungen aus dem Augusta-
hospitale in Cüln verfügen Leichtenstern und
Wendelstadt (33). Das Diphtheriematerial da-
selbst ist ein ziemlich gleichmässiges und setzt
sich vorwiegend aus schweren und schwersten
Erkrankungen zusammen. Die Diagnose wurde.
wie auiäi stets vor Beginn der Senuttbehandhmg,
auf Grund der klinisdien Beobachtung gestellt
Die Gesammtmcrtalität betrug 20.3^/«. ^Jhachea-
tomirt wurden 30Vo ^^ Kranken (Sterblidikeit
43.2^/0). Bei den nicht Operirten betrag die Sterb-
lichkeit 16.4*/o. L. n. W. haben die Diphtherie-
fUle der Jahre 1892 — 1894 in Gruppen zu je 123
geordnet, um Anhaltepunkte za einem Yergleicfae
zu gewinnen. Es zeigt sidi nun, „dass dieses
günstige Ergebniss von 20.3^/o ^^ Serumperiode
zu keiner Zeit voriier erreicht worden ist^^ Aus
einer weiteren Aufistellung ergiebt sidi, dass wäh-
rend der Serumperiode das Alter bis zum 4. Lebens-
jahre nicht seltener vertreten war als Aüher. Ans
der Statistik der Tracheotomien bei jungen Kin-
dern Iftsst sich wegen der Kleinheit der Zahlen
nichts Sicheres schliessen. Dass dem Hospital zur
Zeit der Serumbehandlung nidit übermSssig viel
leicht Erkrankte zugeführt wurden, ergiebt sich
schon aus der grossen Anzahl der noäiwendigen
Operationen. Das Zurückgehen bestehender Ste-
nose wurde nicht häufiger beobachtet als Mher.
Auch die Zahl derjenigen Kranken, die erst nn
Hospital stenotisch wurden, nahm, so weit man
aus der Anzahl der nothwendigen Operationen
schliessen kann, nicht ab. Doch spridit dieser
Umstand nicht ohne Weiteres zu Ungunsten des
Serum, da die meisten Tracheotomien sofort oder
kurz nach derlSnIieferung der Kranken ausgeführt
werden mussten. Jedenfolls wurde niemals eine
80 niedrige Sterblidikeitzifrer bei den Operirten
erreicht als wfthrend der Serumbehandlung. Da-
gegen hat die Sterblichkeit der nicht Operirten
nicht erheUich abgenommen. AugeniftUige Aende-
rungen der einzelnen Krankheitsymptome Igpogen-
über früheren Erfahrungen vermoditen L. u. W.
nicht zu erkennen. SchSdliche Wirkung^ be-
obachteten sie nicht Zum Schlüsse bemerken L
und W. nodi, dass die von Kohts empfohlene
Papayotinbehandlung von ihrem Vertreter übe^
trieben gerühmt werde. Die Ergebnisse in der
Strassburger Kinderklinik sind mindestens nldit
besser als diejenigen L.'s u. W.'s, die neuerdings
mehr einer difttetisdi-hygielnisdien Behandlung;
huldigten.
Ueber die stattliche Zahl von 362 mit Serum
bdiandelten Diphtheriekranken verfügt Germo-
nig (34). Die Sterblichkeit betrug im Givilspitale
zu Triest vom Jahre 1888 bis zum Ende 1891
60^0, bei Betheiligung des Kehlkopfs 79^/o, ohne
diese 34.8*/o. Die entsprechenden Zahlen ans den
Jahren 1892, 1893 und 1894 bis zum Beginne
der Seruihbehandlung (1. August 1894) sind wie
folgt: 1892 M.2V01 84 Vo, 40.6»/o, 1893 52.7Vo,
75.20/0, 38Vo, 1894 46.30/0, 75.9Vo, 29.4o/o.
Unter dem Einflüsse des Serum (keine Oräiehe
Behandlung) stdlten sich die Zahlen folgeDde^
maassen: 19.8o/o, 4O.80/0, 9.5Ve. Bd Ansachal-
tung von 9 Fällen, in denen von vornherein keine
Wirkung zu erwarten war, kommt man zo einer
TL Iimerelbdidn.
4t
QenmmisiarUidilE^ TÖn 17^0* Ton 99 gleich-«
seitig nicht mit Seram Bebandelten starben 36 «^
35.3*/o, daronter 29 Groopkranke mit 82.7<^/«Moi>
talität, 70 Kranke nnr mit Baobendipbtherie mit
15.7Vo Mortalittt (hieronter viele leichte FUle, in
denoi das Senun mit Absicht weggelassen wurde).
Von den 862 Patienten waren 61 leicht Er*
knmkte (0<^/o MortaUtat), 145 mittelsohwer Er-
faankte (1 Todes&ll) und 156 schwer Erioankte
(71 TodeBfiUle).
0. hebt henror die schnelle Abstossung des
Bachenexsudats. Die Temperatur fiel fast eben so
oft nacb der Einspritsang, als sie anstieg. Slmal
wurde schwacher , schneller Puls, Arrhythmia
cordis, zuweilen mit gleidizeitigem Erbrechen,
festgestellt Albuminurie, die 0. nicht Ar eine
Serumwirkung hält, trat 170mal auf. Exantheme
waren bei 63 Kranken zwischen dem 7. und
13. Tage vorhanden. Unter der Serumbehandlung
hat die Anzahl der operativen ESngriffSa abgenom-
men, deren Erfolge sind bessere geworden. Der
gesunde Kehlkopf wurde während der Seruin-
behandlung niemals ergriffen. Nach dem ürtheile
des Frosektors Dr.Pertot war die Epidemie eine
schwere. SohAdliche Serumwirkungen war^ an
der Leiche nicht nachweisbar. Lähmungen wur-
den nicht immer durch das Serum verhindert
6mal stellten sich Beddive ein.
Nicht ganz so günstige Eindrücke empfing»
Timm er (35) im Kinderkrankenhause zu Amster-
dam, das in den Jahren 1883 — 1893 eine durdh-
Bchnittlicfae Sterblichkeit von 49.5<>/o aufzuweisen
hatta Hit Serum wurden behandelt 31 Kranke
(20mal Bacillen nachgewiesen; 3mal tätlicher
Ausgang), von denen 6 starben. Kehlkopfstenose
hatten 12, von denen 6 (1 Todeefall) opeiirt wur-
den. Schnelle AbK^sung der Beläge trat 15mal.
ein, 5mal auch bei Kranken, die keine Bacillen
nadiweieen Ueesen. Besserung des Allgemein-
befindens, des Pulses, TemperaturabMl wurden
nnr selten beobachtet, dagegen 4malCollaps (1 Fall
von Kokkendiphtherie), 1 Imal Albuminurie (5 FäUe
^n Kokkendiphtherie), 4mal Exantheme, 2mal
Qelenkschmerzen (Imid mit Fieber). Bei einem
Kinde trat ein 2maliges Becidiv ein, bei einem
anderen Gaumenlähmung. Nach alOedem ist T.
der Ansicht, dass eine heilkräftige Wirkung des
Serum nicht mit Sicherheit nachweisbar war, dasef
sie aber nidit ausgeschlossen ist Auffidlend ist
die gmnge Sterblichkeit bei baciUOser Diphtherie
(2 Kindw unter 2 Jahren von 20 Kranken).
V. Engel (36) ist nach seinen in der Landei^'
bankensnstalt zu Brunn gesammdten Erfahrungen
zufrieden mit der Wirkung des Serunu Er be-
handelte von 101 Kranken 39 mit dem Mittel
(25.5<>/o MortaUtftt). Im Jahre 1894, wo die Yei>
soohe angestellt wurden, betrug die Diphttorie«
sterblidikeit in Brunn 39.6^/o. Von den nicht
flpecifisch Behandelten v. E.'s starben SO^/q. Bei
d^ Tracheotomirten betrug die Sterblichkeit ohne-
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hfi 1.
Semmbdiandlung 35o/o, mit ibr 30<^/o. ' Diel ,Jn«
jicirten'^ waren durchweg schwer Erkrankte (die
bakterielle Untersuchung wurde 28mal mit posi-
tivem Erfolge angestellt). Die günstigen Erfolge
der Tracheotomie, sowie die schnelle Besserung
der örüidien Erkrankung im Bachen sind nach
V. E. die hervortretendste Wirkung des Serum.
Albuminurie trat 18mal ein. Lähmungen wurden
nicht besonders häufig vermerkt Der Tod erfolgte
2mal in Folge der schweren Intoxikation, 2mal
an herabsteigendem Croup, 4malanCompliXationen
(2mal schwere Blutungen aus der Tracheotomie-
wunde, Imal Dickdarmkatarrh, Imal Tuberkulose),
2mal Herzlähmung. 2mal trat ausgebreitete Urti-
caria am 12., bez. 13. Tage auf.
Auch das Urtheil Silva 's (37), der 17 Kranken-
geaohichten mittheilt, lautet eiinstig. Ton 14 Ex., bei
denen der LÖf fler *8che Baculus vorhanden war, starb
nur 1 — 7.14%« Bei 6 £r. bestand Stenose, die aber
afurüokging. S. sah günstige BeeinflossanK der Örtliohen
^rkraniong, des Fiebers, des Pulses, desAUgemeiiibefin-
dens, der iübuminurie, die sich nach der Einspritzung in
keinem Falle der Krankheit zusesellte^ Gaumenlähmung
war 2mal, eitrige Parotitis Imiu vorhanden.
Aus der Floxenzer Einderklinik theilt Giarre(38)
die Ergebnisse von 29 weiteren Beobachtungen mit Die
Kinder standen im Alter von 14 Monaten bis zu 11 Jahren.
16 Kr., von denen 2 der schweren Intoxikation erlagen,*
hatten nur die Erscheiiiungen der Bachendiphtherie. Bei
ihnen wurden nach den Einspritzungen Temperaturabfall,
Besserung des Allgemeinbefindens, schnelles Schwinden
des Exsudates beobachtet, 4mal gingen Oroupsymptome
zurück, 3nud bestand leiehte vorübergehende Albumin-
urie, Imal Herzi^hythmie und Erweiterung des rechten
Yeatrikels. Die Cronpkranken (13) gaben wesentliclL
schlechtere Resultate. £q starben 8 ■-> 61. 5<^/o. ^ kamen
nueist spät zur Behandlung. Zudem trübie eine gleich^
zeitig Jierrsohende Influenza^Epidemie die Aussichten auf
Heilung bei der Tracheotomie. Im Jahre 1694 betrug
die Sterblichkeit der Cronpkranken bei Serumanwendnng,
(X5 FäUe) 26.6%.
H u n n i u s (39) behandelte im 'Wandsbecker Kran-
kenhause 7 Kr. mit Senun (5mal Bacillen), die sämmtlich
genasen. 2 boten die Erscheinungen der septischen Diph«
therie dar, Swnrden tracheotomirt. Ein gleichzeitig ohne
Serum behandeltes Smonat. Kind ^eine Bacillen) gmg zu
Grunde. Der Chaiakter der Epidemie war mcht ^t-
artiger als vor der Semmbehandlung, wo die Sterbhch-
keit 45.4%, bei den Tracheotomigrten 71.4% betragen
hf^e. Ixnal trat am 14. Tage ein fieberhaftes masem-<
fihnlicheis Erythem mit Gliederschmerzen auf.
Nach den Untersuchungen von Bettmann (40)
wurde der Lö ff 1er 'sehe Bacillus in 122 Wien 47maL
^ TodesMle) ^efanden, 75mal (3 Todesfölle) vermisst.
B. behandelte un City Hospital zu Gincinnati 17 Biph-
4keriekrai)ke mit Serum, von denen nur einer (ICSjfUur^
Kind mit Kehlkopfstenosej keine Operation) zu Grunde
ging. B. hatte einen günstigen Eindruck von dem Mitl;eL,
das frühzeitig angewendet werden muss. Als ein Spe*
cificum vermag er es nicht anzuerkennen. Er fordert'
von den Gemeinden die Einrichtung bakteriologischer
Laboratorien.
Im TTniversity CoEege Hospital wurden von Ro-
berts (41) 13 Diphtheriekranke mit Serum behandelt,
von denen 2 unter den Erscheinungen von Broncho«
Pneumonie, bez. Anurie starben. 6mBl wurde tracheo-
tomirt (1 Todes&ll). 3mal fieberhaftes Ervthem; Imal
mit Gliederschmerzen verbunden. Die Ausbreitong der
Bachenbeläge und die Albuminurie wurden nicht deut"
lieh verhindert
6
i%
TL luLeie
Amb dem Bvomley ttd Bdokenliain Ferar Hospitil
werdoD dorok Payis und Shmanon ^42) 3 Enuikeii'*
£e8chichten mifgeüieilt von Kjndem, die aarch die Senim-
oehandlang gerettet wurden. 1) ISmonatKind. Traoheo-
toiiiie. Eraohwwtea Deoantilemeiit, xweite Tracheotonde,
Düatation der Luftröhre. 2) ^«hr. M&doheo. Traoheo-
tomie. 3) Sjfihr. Knabe. Stenose. Genesang ohne Ope-
ration.
RichardBon (43) theflt 2 Fälle aas dem Sossez
Goonty Honital mit: 1) l^/^&a. Midchen. Nasen-
Baohendiphtneiie. Alhvxumniie, Otitis media. G«aesang.
2) i^jihr. Frao. JEUchendiphtherie. Albominozie. G^
nesong. In beiden Fällen tet eine Bessenmg der Erani-
heit erst naeh Anwendung Ton Heilserum ein.
Aus dem Glasgow Fever Hospital theilt Marsh (44)
4 Krankengeschichten in ermüdender Ansfihrliohheit
mit Es handelte sich um 4 Kinder, Ton denen 2 Kehl-
kopforoup hatten und starben, das eine nach vorher«
gegan^ner Traoheotomie. 2 Kinder hatten Albuminurie,
ton emem war kein Urin zu erhalten. In demselben
Krankenhause behandelte Wilson 10 Kr., von denen
bei 8 der Kehlkopf ergriffen war. 2mal verlief die Krank-
heit t5dtlich (Rachen- und Kehlkopfdiphfherxe). üeber
die Ausführung etwaiger Operationen u. s. w. fehton
jedwede Angabmk.
Eine Krankengesddchte theilt Skotto we (ßS) mit
RiMshen-undKehlkopfdiph&erie. Tradieotomie. 8<mneüe
Genesung.
W&hrend die bisher bespifocEenon Arbeiten,
soweit siGh diea wm d^n Angaben ersehen Bsst,
die BEfahnmgiaii in Erankenhftuflen wiedergeben
(mit Ausnalukie der 34 IftUe von f iseher und
der 250 fälle von Biggs), stammen die folgenden
Berichte aus der Praxis.
Sehr gateEMahmageft machte man in Croatäeik
und Slavonien (46), vro die Begierang; den Aerzten
Serum zur YerfQgung stellte. Es wurden von der
Behandlung ansgesehlossen Leichikranke und ver-
ddileppte mie. In der Zeit vom 1. August 18M
bis zum 31. Januar 1895 wurden auf dem Flach-
lande bebandelt 255 Kranke (darunter 181 schwer
Erkrankte), in den Stfidten 173 Kranke (löl
Schwerkranke). Bei ersteren betrug die Sterblich-
keit 11.4% bei letsteran 9.7«/o, bei beiden im
Durchschnitt 10.8% Die meisten Kranken kamen
innerhalb der ersten 2 — 3 Krankeitstage zur Be-
handlung. Yen Complioationen wurden bekannt
Laryngitis diphlherioa 37mid (Imal in Yerbiii-
dung mit Kaeendij^hlOierie, Imal' TrtU^eotomie mit
tOdtlichem Ausgang), Imal Nasendiphtherie. 13
Kranke litten an septischer Diphtherie. Unter der
Einwirkung diss Serum fiel das Fieber rasch ab,
der AUgemeinsuetand besserte sich schnell, der
Bachen reinigte sich nacA 3—4 Tagen. Yen 826
Immunisirten erkrankten 17 -» 2%, davon 1 tMt-
lich. In den froheren Jahren betrug die Sterblich-
keit 40—65%
Post (47)' hat die Erfiahrüngen zusammenge-
stelll;, die die Aerzte in einigen Gemeinden Gelder-
iands gemacht haben. Daselbst betrug die Sterb-
üohkeit bei 328 vom I.Jan, bis l.Oot. 1894 (ohae
Serum) behandidten Kranken 22V4®/o- ^^ ^^
Serumperiode wurden 15 t Kranke ohne Serum
behandelt mit einer Sterblichkeit von 22^l^j^ und
63 mit Serum , wobei die SterbUohkeit 7.9^/« be-
trug. Die SenänflOlel Werden tabellarisch geordast
nütgetbeilt. P. finst die Erfahraigen folgender«
maasaen zusammen: DasSehim ist ein wirksttnes
Ißttei gegen Diphtherie, besonders werthvoll fDr
den Landarzt, der die Mhobe Behaadhiag <rft
ungesohiokten Binden ftberlaasen WW8. DaBMittal
kittzt die Khmhheitadauer ab und vermindert die
Ge&hr der üebertragtmg. Binzelne BeobachtongeQ
(aidB Amheira) deuten darauf hin, dasa das Sennn
auch in voigeechrittneren FSUen nooh vonEinfluss
ist Schldlicke Nebenwirkungen wurden nicht
beobaditet Udber die Sefautzinrkuag liest sieh
nodk kein bestimmtes ürtheil abgeben. Die ge*
ringen 8t*bliohkeitsiffem müssen m weitaraa
Untenmchongen anffordem, zu denen den Aierzten
Serum tnter genossen ümstinden kostenks oder
deeh magDchst billig zur YerfQgung stehen eoUta
In Ashtabula (Ohio) richtete die Diphtherie im
Winter 1804 so grosse Yerheerongen an, dass die
BehAide dieEinfOhrung derSenunbehandiung ve^
anlasste. Ueber che gewonnenen Erfahrungen be-
richtet Howard (48)l Im Ganzen wurden 40 mie
gesammett : 8 leicht, 14 mittelsohwer, 10 schwer
und 8 „maligne^' Kranke. Es starben 3 Kranke
{mm 7.5^/^ gegen firfiher 27*/o)f 1 an Herzsehwftoke
(epit behancMI), 1 an P&eomonie (iatubirt) und 1
an Septikimie (4monatiger Singling). Die Storb-
liohkeit von 82 gleichaeitig ohne Serum Behan-
delten betrug 24<^/0. Yen 31 Immunisirten er-
krankten 10 leicht Binmal traten nach der
Sohvlzimpiiuig Kurzathmigkeit und ausgehreitetes
Erythem auf. H. rOhmt vor allem die gflnstige
EinwiAutiK des Swum auf den Puls, die Besse-
rung deS' AllgemeinbeBndens, den schnellen Tem-
peratnittbfisU, die sohneUe AUiOsung. der BeUge^
die mindestens aaoh 48 Stunden begann. Yen
Nebeniaraoheiniingen wurden Urticaria, fieleak-
aoh>weliangen beobachtet, lAiftL Tiühmnug, 3mal
HerzsohwAche (Imal- mit tfidtlicheai Ausgange).
Der Drm wurde nicht regelmässig untersucht Die
BaoiUen schwanden nicht früher aus denn Badien,
als bei anderer Behandlung.
In Hfinohsa kamen nach Seitz (49) Tom
Ootober 1894 bis zum H&ra 1895 aussertialb der
Kiankenhftuser 81, in den städtischen Kmakeii-
hftüsem 9 Dqahlheriekranke zur SeiumbehandlaagL
Yen diesen 90 Kranken standen 8 zwischen desk
1. und 2., 36 zwischen dem 3. und 6., 31 zwischen
dsm 7. und 15. Jahre. 73 Kranke kamen inner-
halb der ersten- 3 Tage lAir Behandlung. Die bak-
teriologisohe Untersuchung ergri) in 8 FAllen: Bs-
oülen' und Streptokokken 6mal, Baeilloi in Bein-
onltuclmid, Stvs^toknkken allein lmal(6ohadiob)^
Aas den aahieiimflsaigen' ZusammensteUungsn sei
hervorgehoben, dass 3 Imal rascher Temperstorab-
fall, 22&ial schnelle BesMümg des AUgemeiabe-
findens, 54mal« Abstossen der BeUge inneiiialb
3 Tagen, n i em a 1 8 nachtrfigliohB Erkrankung des
Kehlkopfe eintet 6mal waren TAbmungen (^
runter 3mal die PrOhform) vorhanden, Smal t»t<
VL Innere MedioÜL
43
Albominurie nach der Bänspritzung auf. Bzan«
theme wurden 24mal, Gelenkschmerzen 5mal ver-
idchnet; 3mal Becidiye. Soweit 4ie Angaben
rächen ) danerte die iirkrapknpg bei 21 i|iittel-
Kbwer und 11 schwer Erkrankten 3 — 8 Tage.
Die Ungete Krankheitsdafier betrug 28 Tage. 8mal
endete die Krankheit tOdtlich (5mal sp&ter ISntritt
der Behandlung). Der Charakter der Epidemie wa?
ein milder. Ein absohlieeeendeB ürtbeil Usst sieh
nach den vorliegenden Erfahrungen nicht geben.
Bisenstftdt (60) stellt 102 Fälle zusammen,
in denen von 22 Aerzten meist in der Landprazis
(Sfidfranken) Serum verwendet wurde. Es waren
43 leicht , 20 mittelsohwer , 39 schwer erknuikt
Jünger als 2 Jahre waren 8 , zwischen 2 und 4
Jahren 31, zwischen 4 und 10 Jahren 36, zwischen
10 und 15 Jahren 16 Kranke. Die übrigen Iftlle
betrafen Erwachsene. 37 kamen in den ersten
3 Tagen zur Behandlimg, die im Anfange den All-
gemeinzttstand , den Puls, den örtlichen Process
gflnstig beeinfluflste. E. rühmt die günstige Ein*
Wirkung des Mittels auf den Croup , wodurch die
namentlioh für den Landarzt schwierige und oft
verweigerte Tracheotomie verhütet werden kann.
Von den 102 Kranken starben 10 »■ 9,8^1^ von
denen 1 für die Sterbliohkeitsbereohnung nicht in
Betracht kommt, so dass sich die Mortalität auf
nur 8.86^/o stellt lOmal traten Ausschläge, Imal
Oedem auf. Von 14 Immunisirten erkrankte 1.
Gandard (51) verfugt überBriahnii^;«! an 15 Kr.,
Ton deoen einer (46jähr. Frau, Tracheotomie) starb. Be*
soaderB bei einem 4}ähr. Knaben mit starker Larynz*
BteDoae wtf der Hünflnss der Behandlung überrasohend.
Von 9 in derselben Epidemie ohne Serum fiehandeltan
▼fiilor G. 3. Von 7 Schutzimpfungen schlug 1 fehl (leiohta
Uxankuag bei einem offenbiHr bereiis angeateokten
Kinde). Imal worde ürtioaiia, Imal Erythem mit Qe«
lankBohwellangen vermerkt.
Feije (52) behandelte von 87 Diphtheriekranken
Yor der fteigabe des Serums 26 mit liqa. fern sesqui-
eUorati, von denen einer (Oioup, Tracheotomie) starb.
2 Groupkranke gingen nnter der ^üblichen InhatationB-
behanalüng* zu Grunde. Von 59 weiteren Kranken wur-
den mit Serum behandelt 32, mit Liquor fern 25, änder-
et 2. Von der letzteren Kategorie starb 1, von den mit
lit^uor fem Behandelten keiner; von den mit Serum Be-
bttdelten (20CroapftHe) singen 5 zu Grunde, 4 an Croup
(2 Säuglinge upd 2 Moribtmde), 1 an septischer Diph-
theiie. F. wünscht die Serumbehandlung eventuell im
Verein mit ortüoher Behandlung (Pinselung^n mit liqn.
^) in die Praxis eingeführt zu sehen. Ist sie aus irgend
veläiem Grunde nicht möglich, so soll die £isenohlorid-
behandlung eintreten, durch die F. bei 87 Kranken eine
l^rbditit Ton 2.3Ve erzielte. Bei der Serumbehandlnng
^^trng dieselbe 15.6% i nach Ausscheidung der Mori-
bunden lOo/o.
Berliner (53) hatte nnter 42 Kranken 2TQde8fille,
wen 1 eisige Standen nach der Kinspritzung, deren an-
^ 7 Wodien danach eintrat Er hält dieWirksamkeit
<v8 Mittak für eine zweif eUosei Aibuminuie und Läh«
Bnmgen venuag es nicht zn verhüten.
V oüte (54) stellt 46 Beobaohtnngen hollüadisoher
fyte ZQsammon (darunter 3 eigene). Die Sterblichkeit
^^ n.1% Von 17 Iracheotomirten starben 6 —
^/•> Idmal wurde Albuminurie gefunden. Aus den
^jMflohen Erhebungen von V. gelä hervor, dass nnter
teEiiifliuse^er Swiunbebaadlung in Amsterdam, Haag^
Betterdam und Paris die allgemeine Sterblichkeit an
Diphtherie herabgegangen ist, während in ICänohen und
Wien nur eine Abnahme der Mortalität in den Kranken-
hänsem festgestellt werden konnte.
Fisober (55) hat theils selbst, theils in Qe-
meinschaft mit Anderen 225 Kranke mit Serom
behandelt, von denen 34 starben, 46mal musste
intnbirt, Smal tvaoheotomirt vrerdsiL 68mal be*
stand Nephritis, 141mal Albuminurie, 64mal
mmatoria Letztere trat besonders bei einer be-
gtimmteB Semmlieferung auf. Lfthmungen kam^
ziemlioh hlnfig vor. Nach F.'s Erfiahningen musa
das Serum mf^lidist flrühzeitig in hinreiohoiden
Uengep eingespritzt Verden, nachdem es auf
etwaige soh&dliobe Nebenwirkungen geprüft wor-
den ist Auoh zur Tmmimisimng kann das Senun
verwendet werden. Die Örtliche Behandlung soll
über der speoifischen nicht vemacUSssigt werden«
Die SerumhehancUung ist nicht angeaeigt bei Misch-
infaktionen ((Komplikation von Scharlach, Masern
u. s. f. mit Diphtherie), bei Moribunden, bei Kran-
ken, die an echter septischer Diphtherie leiden, und
bei solchen, die viel Biweiss und Gylinder im Urin
haben. Die Ausschlage sind abhängig von der Art
des Serum. Neben Urticaria, Brytiiemen beob-
acbtete F. 9mal Purpura mit gleichzeitiger Hämat-
urie. In diesen FäUen waren grosse Senunmengen
verabreicht worden. Nach F. sind 5 com des
Ar onson'schen Serum gleichwerthig mit 10 com
Behring II, zuweilen auch mit Nr. HI. Beh-
ring I soll fQr Heilzwecke zu schwach sein und
nur zur Immunisirung verwendet werden.
In Yonkers sank die Diphtheriesterblichkeit
unter dem EinjBlasse der Serumbehandlung von
47.3% [1898] auf 34.090/« [1894} und 16^/«,
bez. l2^lo in den ersten 3 Monaten des Jahres
1895. Browne (56) wendete daselbst dasSerum
in 40 Fällen an, 2mal ohne Erfolg (ein 4jmir. Kind
mit schwerer Nephritis, die vor der {änspritzung
bestand, und ein Smonatiger schwer erkrankter
Säugling, der erst am 4. Tage zur Behandlung
kam). Von den (Genesenen hatten 20 schwere
Diphtherie (15 mit absolut schlechter Prognose).
5mal bestand die Anzeige zu einer Operation, die
aber verweigert wurde. Nach Verwendung des
Behring'sehen Serum traten 2mal erhebliche
Temperatursteigemngen auf, nachPasteur'schrai
Serum 4mal Erytheme. LUimungen stellten sich
bei 6 Kranken ein.
Davies (57) verlor von 21 Diphtheriekranken,
denen er Serum verwendete , kBinen einzigen. 9 waren
sdhwer erkrankt (darunter 4 yaa^ als 5 Jahre, 2 iünser
ab 6, Siüiuer ab 12 Jahre). Die Behandlimg setzte bei
diesen Krauen zwisohen dem 3. und 4. Tage ein. Inner-
halb 48 faia 72 Standen schwanden die Beläge und die
schweren Erscheinungen. 9mal wurden Erythem, 3mal
Nephritis, Imal Qaumenlähmung und BronohitiB gefun-
den. Bei einem l^jähr. Mildohen gingen die bedrohuohen
ErBoheinungen des Croups sohneU zuriiok. Die Schutz-
implnng wurde 6mal mit Sriolg ausgeführt
Rosenthal (5S) beriohtet nur über Erihhrungen
bei Larynxcroup. Er verior von 22 Kranken 2 •■ 9*/».
Die 10 nicht Intnbirten genasen säBunttoh. DieStengee,
44
YL Innece MedioiiL
hielt sich bei ihnen dorohBohnitüioh 3 — 4 Tage. Die
Beaktian (Temperatarabfall n. s. f.) trat nach 36—48 Ston*
den ein. Die Sterblichkeit der Intabirten betrag 16^/o
gegen früher 72%. Die beiden Ventorbenen standen im
Alter von 2—3 Jahren. Der Tabus lag dorohaohnittlich
4 Tage. Die Temperator fiel hier nicht vor dem 3. Tage
ab. Die Pulszahl blieb gewöhnlich lange Zeit eine hohe.
Von den verschiedenen Seromarten wirkte das Beh*
r i n g 'sehe am sohneUsten. R empfiehlt angelegentlich
die Sehandlottg des dif^thensohen Groap mit Inüibation
nnd Heüserom.
Pfeilsticker (59) in Hall kommt aal Grand von
37 Heil- and 11 Schatzimpfongen za dem Schlosse, dass
der Heüerfolg eicher ist ^in allen Fällen von echter Diph«
tiierie, wenn das Serom innerhalb der ersten 24 Standen
angewendet wird*^. Bei beginnender Stenose vermag die
Serambehandlong die Tracheotomie za verhüten. Letztere
debt im Verein mit dem Serom bessere Besoltate als
früher. Aooh die S^tinjektion ist so empfehlen, da sie
oft noch günstig wirkt Das Mittel hat keine wesent-
lichen Nachtheüie. Diese Schlüsse worden vom AerztL
Bezirksverein Crailsheim gebilligt
Smith (60) behandelte 10 Kranke im Alter von
2—- 16 Jahren, bei denen innerhalb 3 — 8 Tagen HeQong
eintrat Die älteste S[ranke, ein 16jfihr. Mädchen, war
sehr schwer erkrankt
Leosser (61) theilt 9 Krankengeschichten aas der
Landpraxis mit d Kranke hatten (z. Th. sehr schwere)
Gp:>aperBoheinongen. Alle genäsen, ohne dass sich
eine Operation nothwendig machte. L. hält diüier die
Serambehandlanff namentlich für den Landarzt für
überaas werthvoll, für den die Tracheotomie mit sehr
viel Schwierigkeiten verbanden ist, dem sie aoch sehr
häofig verweigert wird. L. hat frfiher solche schwere
liarynzdiphtherienwiedie beschriebenen nicht in Heilung
überfrahen sehen.
Nach einleitenden Bemerkongen berichtet A 1 1 m a n n
(62) über 19 Kranke, von denen 2 starben, ein ^ihr,
Knabe, von dem nicfat ekker ist, ob er nicht an einer
Scarlatina sine exanthemate litt, and ein l'/sjähr. Kind,
das der Herzschwäche erlag, bei dem aber offenbar der
Verlaof der Krankheit verzöeert worde. Die übrigen
Kranken, bei denen 2.Th.sehrbedrohhche£rBchetnongen
von Seiten des Kehlkopfs vorhanden waren, genasen
jrasch. Bei 2 Kindern (Zwillinge) hatte sich (Ue Krank-
heit schleichend anter dem Bild der laconären Angina
entwickelt
Neomay er (63) stellte an 5 Kranken, die sämmt«
lieh genasen (daronter 2 mit beginnenden Croapsympto-
men), beschleonigte Abstossong der „diphtheritischen
Exsodate*^ ond baldigen Rückgang des Fiebers fest
Albominorie war in kemem der Fälle vorhanden.
Adae (64) wendete Serom im Ganzen bei 25 Kr.
an, von denen 7 starben, daronter «iner nach Bückgang
schwerer Erscheinongen (Stenose) in Folge einer Nepmitis
am 16. Tage. A. beobachtete bei den Genesenen llmal
Nephritis. Er verlor von 25 ohne Serum Behandelten
[leichtere Erkrankongen l] 3. Nachdem sich A. experi-
menti oansa B e h r i n g I eingespritzt hatte, erkrankte er
an Erbrechen, leichter Temperatorsteigerang and hämor-
rha^scher Nephritis. Nach Verlaof von 3 Wochen war
der Urin wieder frei von Eiweiss.
V. Schäwen (65) behandelte 15 Kranke mit Er-
folg. 3 hatten Stenose, die zorückginff. Von den übrigen
12 waren 6 schwer erkrankt Die Schotzimpfong worde
18mal mit Erfolg aosgefohrt v. Soh. ^laobt, dass die
mit Serom erzielten Heilreeoltate besser sind, als die mit
den früheren Methoden gewonnenen.
Heidenhain (66) konnte von 24 Kranken (2 Er»
waohsene) 21 heilen. 2 Kinder starben an Herzlähmong,
1 an absteigendem Group nach der Tracheotomie, während
ein zweites operirtes Kind genas. H. sieht einen grossen
y ortheil der Serombehandlong darin, dass die angreifende
ÖrtUche Therapie onnöthig gemacht wird. Imal beob-
achtete H. Urticaria mit Getonksohmerzeii, Tritt 6 Im
10 Standen nach der Einspritzong keine Besserong des
AH^meinbefindens, 24 — 48 Stonden später keine Donar-
kaüon oder beginnende Ablösung der Beläge ein, so han-
delt es sich am eine Mischinfektion.
Wie Morax (67) der ,R6anion generale des mede-
oins soisses^ mittheilte, hat im Ganton Waadt die Sterb-
lichkeit, onter 85 mit Serom bdiandelten Diphtiierie-
kranken 16.4Vo betragen. Im Hospital worde sogar eine
Mortalität von 15<*/o (nach Abzog eines ho&oi^aloseQ
F^es, von 10.5Vo) erzielt In den Jahren 1893 ond 1894
betrog die Sterblichkeit 64, bez. 37«/«, im Hospital 47
ond 33»/».
Grant (68) heilte mit Serom 4 Kranke, von denen
einer Kehlkopferscheinongen hatte.
Nolen (69) hatte Gelesenheit, das Serom in der
eigenen FamiMe bei einer kleinen Haosepidemie anza-
wendan. Es kamen zor Behandlong zoerst ein lOjfifar.
Knabe (keine Bacillen nachgewiesen), der nach 2 Taigen
genas, sowie ein ^^^Shi. ond ein 14monat Knabe, die,
prophylaktisch geimpft, dennoch binnen Kurzem (nach
1—4 Tagen) eroankten. Aoöh sie genasen (das jüngere
Kiad nach einer HeiUmpfong) binnen 2 Tagen. Bei dem
ersten Kinde onterblieb die bi^riologische Untersodiong,
bei dem letzteren ergab sie die Gegenwart von Bacillen.
Eine 3Qjähr. Erwachsene (Bacillen nachgewiesen) worde
nor örüich mit Löffle r'soher. Mischung behandelt,
deren Applikation sehr schmerzhaft war. Die Kr. bekam
am 4. Tage eine Gaomenlähmong ond genas sehr lang-
sam. N. weist darauf hin, dass der negative AosÜEdl einer
bakteriologischen Untersuchung keinen diagnostischen
Werth besitze. Femer macht er auf die Verbreitan| der
Diphtherie doroh Taschentücher aofinerksam. Er ghwbt
nicht, dass die örtliche Behandlong nach Löffler bei
Kindern immer mit Erfolg dorchzoführen ist
V. Jacobson (70) spritzte einem 7jähr. Knaben,
nachdem sichLarynxcroop entwickelt hatte, sowie einem
Siähr. Mädchen, das mit Groopsymptomen erkrankt war,
als sich Beläge aof den Mandeln zeigten, Sorom ein. In
beiden Fällen kam es zor Tracheotomie, deren Nadi-
behandlong eine leichte war. Das Mädchen bekam 3 W.
nach der ISinspritzong ein leichtes Beddiv. Beide Kr.
genasen.
Edison (71) verfügt über 2BeobaGhtangen ans der
eigenen Funiüe. 1) 3jähr. Knabe. Aos^breiteteBaohen-
erbankong. Am 2. ond 3. Tage Einspntzong vonSenun.
Am 5. Tfl^e Hals gereinigt Am 8. Tage Fieber ond
Aosbroch von Urticaria, 5 Tage anhaltend. Genesung.
2) 9jähr. Mädchen mit hypertrophischen Tonsillen. Zwei
iänspritzongen am 1. ond 2. Krankheitstage. Am 5. Tage
Genesong. Ein 12jähr. Mädchen, dem eine Einspritzong
zam Schotze gemacht worde, blieb verschont, bebun
aber am 7. Tage eine Urticaria, am 9. Tace einen p»pa-
lösen, mit erheblichem Fieber einhergehendea Aosscuie,
der 4 Tage anhielt Bezüglich der Mittheflongen E. s
aus dem WiUard Parker Hospital können wir auf die
Arbeit von Biggs (22) verweisen. E. glaubt, dass sich
unter dem Einflösse des Serum im Körper eine Substuix
bildet, die die Ausschläge hervorruft Danuif scheint
ihm die Incubationzeit dieser Ausschläge hinzudeuten.
Am Schlüsse beschreibt E. eine von ihm zu den Injek-
tionen verwendete Spritze. Das in New York daigestellte
Serum soll stärker als das Behring'sche sein; es soll
in 20 com 4400 L-E. enthalten.
Schmitt in Waohenheim (72): Sjähr. Midohen
mit Sohariaoh. Am 4.1Vtge .Diphuieria fuiciom, makio-
8k(^n8ch zweifellos^ [I]. Schwerer ZoatandL Eieberbis
zo 42.3«. Nach Einspritzong von 1000 ond 1500 !-£
TemperatorabfalL Nach nochnudiger hoher Temperatur-
Bkeifovaig am 19. Tage Eintritt in die Beconvatesoenz.
(Leider fehlt die gerade in diesem Fdle sehr erwünsohta
bakteriologische Untersochong.)
Elliott (73): 5jähr. Mädchen, deren 4 Geschwister
an Diphtherie starben. Baohen-Nasen-Diphtiierie, Hosten.
Am 4«, 5. ond 6. Tage je eine Einspritsang. Am 7. 'ü^
VL Iimere Medioin.
46
finiriti in die Beconvalesoenz. Am 15. Tage Urticaria.
Keine Albnminiirie.
Worsley (74) erzielte bei einem an sohweier
Bachen- und Nasendiphtherie leidenden Kinde, bei dem
Albuminurie nnd Group bestandeo, Heilung, obwohl das
Samm erst am 10. Kraukheüatage eingespritet werden
k(«mte.
Honey burne (75) berichtet der Bradford medioo-
chimrgical Sodety über 2BeobaohtaDgen: 1) 6jähr.Eind
mit Croup. 2) 3jähr. Kind mit Ooup. In beiden Fällen
2 Tage nach der Einspritasung G^esung.
Zacchi (76) berichtet über eine Kr., die jeden&Qs
WBprun^ch nur an einfacher An^a erknnlct war, aber
Ton ihrom Arzte gelegentlich emer Auspinfiehmg des
Bachens mit Diphtherie infioirt wurde. Es entwicielten
fddL Bachendiphtherie und Larynzcroup mit Stenose-
encheinungen, Albuminurie. Nach 2 Eänspritzuncen zu-
Biohst Benerung. 4 Tage später wieder Verscmimme-
nmg. Sinspritsung von Behring Nr. 10. iteiluDg.
Die Kr. bekam ein ausgebreitetes Erythem nach der
Seromeinspritzun^
Lun d (77) : Ein 3i8hr. Knabe, der an Larynzcroup
mit stärkster Stenose utt, wurde am 8. KranUieitstage
intabirt Er b^am, da das Befinden ein sehr wechseln-
des war, bis zum 12. Tage 100 com Antitoxin (1 : 80000).
Darauf tratOenesunff ein. Der Kr. machte zwischen dem
7. und 14. Tage nacn der ersten Einspritzung eine Urti-
caria, ein masemähnliches und ein scharla^hfihnliches
Erythem durch. Dabei bestanden hohes Heber und
betiichÜiche Störung des Allgemeinbefindens.
L i s 8 a r d (78) : 5 V^ähr. mdohen. Baohendiphtherie.
Unter örtlicher Behandlung Beinigung des Halses. Am
11. Tage Oouperscbeinungen. Am 13. Tage starke Ste-
nose, liinspritzung von Behring Nr. m. Am n&chsten
Tage Naohlass der Stenose. Neuer ausgebreiteter Mandd»
beu«, der bei ortlicher Behandlung schwand. Am
18. Tage Genesung.
üeber die Anwendung des Semun xu Schubs
iooeciken berichten die folgenden Arbeiten.
Da in einer Abtheilung des New Yorker Einder-
a^ls die Diphtherie mit Anfang 1894 endemisch
geworden war, beschloss Feck (79), Immuni-
sirungsversache anzustellen. Er spritzte zunAohst
von 42 Kindern, die sich normal verhielten, aber
Diphtheriebadllen im Baohenschleim bargen, 21 je
150 L-E. ein. Von diesen erkrankte nach Ablauf
▼on 4 Wochen ein Kind. Etwa 4 Wochen später
impfte er 224 Kinder, die Diphtherie noch nicht
durchgemacht hatten. NacH 4 Wochen erkrankten
7 Kinder. 6 Wochen später wurde noch eine
3. Impfung mit 125--^225 L-E. je nach dem Alter
der Kinder ausgeführt. Es trat in dem darauf-
folgenden Zeiträume von 4Vi Wochen eine Er-
hankung auf. Bakteriologische Untersuchungen
ergaben, dass das Serum auf dieDiphtheriebacillen
keine Wirkung ausübta
Auch im Nursery und Child's Hospital zu
New Tork war im Anfange des Jahres 1895 eine
Diphtherieepidemie ausgebrochen, die bis zum
A|ffil immer mehr zunahm. Es erkrankten vom
18. Januar bis 18. April 46 Kinder, darunter 16
^ter der. Form eines Schnupfens. Am 18. April
impfte Thomas (80) 110, am 20. April weiter^
26 Emder prophylaktisch. 77 Kinder, die im
Sftagltngsalter standen, erhielten 60 — 150 L-E.,
59 Kinder zwischen dem 2. und 4. Jahre 200 L-E.
?on dem Augenblicke der Impfung an erlosch die
Epidemie. 3, bez. 5 Wochen sp&ter erkrankten
ein Arzt und eine Wärterin, die nicht immunisirt
waren. Bei 4 Kindern wurden vorübergehend
Spuren von Albuminurie nach der Einspritzung
gefunden. 7mal entwickelten sich Ausschläge ohne
erheblicheres Fieber. Temperatursteigerungen wur-
den bei 69 Kindern innerhalb der ersten 12 Stun-^
den beobachtet Dabei waren manche Kinder un-
ruhig, schlaflos. Diese „Reaktion'' war um so
ausgeprägter, je jünger das Kind war.
Merrill (81) ist nach Ausführung einer
grossen Anzahl von Schutzimpfungen (438 Ein-
spritzungen) im Bostoner Kinderkrankenhaus zu
der Ueberzeugung gelangt, dass der Impfschutz
13 Tage währt. Er stützt sich dabei auf die bak-
teridogifichen Untersuchungen des Bachen- und
Nasenschleims, die in grosser Anzahl ausgeführt
wurden.
In 75<yo der FfiUe wurde nach der Einspritzung
leichte Temperatursteigerung beobachtet Bei einem
leukämischen Knaben stellten sich Fieber, stärkeres Un-
wohlsein, starkes Oedem an der Einstichstelle ein. Yen
sonstigen Nebenwirkungen wurden verzeichnet Schmer-
zen an der EinstichsteUe, Schwellung der Achsel- und
Leistendrüsen, XJebelkeit, Erbrechen, Durchfidl, Polyurie,
vor Allem Ausschläge in den bekannten Formen. Die
Ausschläge traten bei Verwendung des gleichen Serum
nicht immer und nicht in derselben Form bei ein und
demselben Menschen auf. Die verschiedenen Serumarten
riefen die Ausschläge in verschiedener Häufigkeit hervor
(am seltensten Aronson'sohes xmd Behring'sohes
Serum). Der Urin enthielt in SO^/p der Fälle bei 540
Einzeluntersuohuneen Spuren von Eiweiss. Bei 34 Kin-
dern wendete M. oerum zu Heilzwecken an , nur Imal
erfolglos.
Die Leiter der Kinderspitäler sind in einer
gewissen Verlegenheit seit der Aufstellung des
Begriflis der „bakteriologischen Diphtherie^' im
Gegensätze zur klinischen Diphtherie. Nach dem
zweimaligen negativen Ausfall der bakteriologischen
Untersuchung kann ein Kind als frei von Bacillen
angesehen und unbedenklich in das Hospital auf-
genommen werden.
Nebemnrhungen des Serum.
Bominoiano (82) wandteSerum bei zweifelhaften
Baohenaffektionen, Group und Pseudoerottp [I] an. Er
beschreibt 2 solcher Fälle. In dem 1. trat nach der Ein-
spritzung eine Abnahme der Croupsymptome ein. (Es
wurde daneben ein grosser Aufwand mit inneren und
äusseren MedikamentMi getrieben.) Jedooh stellten sich
nach 24 Stunden Erbrechen, Magensohmerz, blutiger
Uiin, Urticaria ein, die 2 Tage lang bestand. Nach
8 Tagen Entfieberung. Im 2. Falle handelte es sich um
eine Diphtherie nut Groupeymptomen, ohne Fieber.
4 Stunden naoh der Einspritzung stieg die Temperatur
auf SB.8<>, während die Kenlkopfsymptome zurückgingen.
Nachdem der Kr. mit einer grösseren Anzahl von Medi-
kamenten traktirt worden war, besserte er sioh nach
4 Tagen. Am 14. Ta^ jedooh bekam der Fat Fieber,
Gelenksohmerzen, Urticaria, Krampferscheinungen. Nach
einer reichlichen Medikation erholte ersieh binnen 8 !Gi||[en.
Thibierge (83) beobaehtete 4 Tage naoh emer
Serumeinsprit^g (40ocm) Urticaria. Am S.TageBtLck-
fall. ISnspritzung von 15 com. Darauf schwand die
Urticaria, während sich starkes, kaum zu stillendes Er-
brechen einstellte. 8 Tage nach der 2. Einspritzung er-
eignete sich ein neuer Anfall von Erbrechen und Urti-
caria, der von Gelenk- und Muskelschmerzen, multipleni
46
TL loAQie lEediofaL
DroseosohwellafigeD und Oligtirie begleitet wv4e. Am
18. Tage bestand voUkommene Anorie; es trat CoUaps
ein. Die Rachenbeläge, in denen keine Baoillen mehr
naohweisbar waren (anfangs hatte man darin DiphÜierie-
bacillen und StaphylokokleB naohireisen können), be«
standen wlUbjrend mehrerer Wochen fort Der Kr. er-
holte sich nur langsam.
Ohlmacher (84) untersuchte einSerom, das von
einer New Torker Fima (der Name wird leider nicht
genannt) in den Handel gebracht wurde und naoh deoaea
Anwendung sich schwere Folgen entwickelt hatten. 0.
fand, dass das Serum eine nur sehr geringfügige immu-
nisirende Kraft besass, die der Aufschnft (1 : 50()00) nicht
im Entferntesten entspradi. Bei der Betrachtung im
hängenden Tropfen sah 0. das Serum von Keimen aller
Art „wimmeln*^. Das Präparat war mit Kampher ver-
setzt, der aber nicht im Stande war, den ÜEiuligen Geruch
vollkommen zu verdecken [!].
Kaupe (85) behandelte ein 5jähr. Mädchen, bei
dem 8 Tage naoh derSSinspritzxmg von Behring Ii sidi
eine Urticaria entwickelte^ welche uister leiohtan lüeher-
erscheinungen bis zum 11. Tage bestand. Am 13. Tage
stellte sich neuerdings hohes Fieber ein (bis 40.9^), diis
mit Schmerzen in den Beinen und der Entwickelun^ aus*
§ebreiteter Oedeme einherging und, wie diese, zwischen
em 15. und 16. Tage nach reichlicher Bildung übel-
riechenden Schweisses wieder schwand. Am 17. Tage
bekam die Kr. Leibschmerz, Diarrhöen und Erbrechen,
um nach 2 Tagen endlich in die ungestörte Keconvalescenz
einzutreten.
Hei mann (86) spritzte einem an Masern xmd Diph-
therie (keine bakteriolog. Untersuchung) erkrankten Kinde
Serum nüt so günstigem Erfolge ein, dass das Kind nach
kaum einer Woche das Bett verliess. Am 12. Tage naoh
der Einspritzung stellte sich ein fieberhafte^ Erythem
mit schmerzhaften Gelenksohmerzen ein, das 2 Tage an-
hielt. H. will mit Rücksicht auf die Möglichjceit schäd-
licher Nebenwirkxmgen das Serum nur bei schweren Er-
krankungen angewandt wissen.
Hall er (87) sah bei einem 8iAjähr. Knaben 8 Ta^e
nach der Einverleibung von 1750 I.-B. zunächst em
fieberhaftes Erytiiem auftreten, zu dem sich naoh 2 Tagen
Blutergusse in der Knöchelgegend und starke Anaohwel-
Inng der Finger gesellten. Allmählioh wurde die Binde-
haut iniicirt und von Blutergüssen durchsetzt. Nach
Ablauf aieser Erscheinungen mirden die Beine schwach,
die PateUarreflexe gesteigert. Die Temperatur stieg auf
40.2^ Es stellten sich allgemeine Drüsenschwellungen
und heftige Gelenkschmerzen ein. Yorüberffehende
Schmerzen in der Kaumuskulatur wechselten mit erheb-
lichen Schlingbeschwerden ab. Im linken Sjiie^elenke
entwickelte sich ein Erguss. Urin frei von Albumen,
reich an Fhoaphaten, nachdem der früher grosse Gehalt
an Uraten veraohwunden war. Alle Erscheinimgen
schwanden schliessUdi. Naoh vorübergehender Herz-
arrhythmie genas der Knabe naoh 24tägiger Knmkheits-
dauer. H. sucht des Weiteren zu begründen, dass die
besdhriebenen Erscheinungen nioht auf die Diphtherie,
sondern auf die Serumeinspritzung zu beziehen waren.
£hr vermuthet trotz der Abwesenheit von Eiweiss und
Cylindem im Urin eine Insuffioienz der Nieren bei einem
Kr., der 10 Monate vor der Diphtherie eine schwere
Scharlachnephritis durohgemaoht hatte. Trotz der Mög-
liohkeit schwerer, aber doch seltener Gomplikationen wfll
H. das Serum, von dessen Wirksamkeit er überzeugt ist,
bei Diphtiifirie weiter verwandt wissen.
83. Bin Ueberbliok über den gegenwärtigen
Stand der Weil'sohen Krankheit ; von Dr. T h.
Freyhan in Berlin. (BerL Klinik Heft 68. Febr.
1894.)
F. bespricht die Geschichte, die klinischen Er-
^einun^ea (Mittbeilong einer eigenen Beobach«
tang), die Aetiologie derW^'sohen EranUieit und
geht zum Schlüsse auf deren Stellung zu den übri-
gen Ikten^formen ein. Brückner (Dresden).
84. Bin IM} von infektiftiein loterae levla ;
von Prof. 0. Banti in Florenz. (Deutsche med.
Wdtmdbx. JSL 31. 1895.)
Es handelte sich um änen leicht, nnter dem
Bilde einer akuten Infektlonafattnkheit verlaufendeu
Ikterus. Der Stuhl war nicht entfSrbt, von einer
Oallenverhaltung konnte nicht wohl die Bede seiiif
man musste also einen , Jotenis pleiochroBiicas"
ann^men. B. punktirte die betrüohtlioh rer-
griSsserteMilz und gewann aus der erhaltenen FlQa-
sigkeit einen Eapeelbacillus, der am meiatflu deia
Badllus desBhinoekleiXMn und den beiden Froteos-
arten fthnelte.
B. ist ier Ueberzeugnng, dasQ 4id8er „Bacillus
ioterogenes capsulatua'^ die Ursache des „Joterus
pleiochromioos levis^^ war, und glaubt damit etwii
Licht in die dunkle Aetiologie der Gelbsudit ge-
bracht zu haben. Dippe.
85. De llotere ämotif; par leProf. Potain.
(Semaine in6d. XIV. 48. 1894.)
Ikterus kann entweder sofort oder nadi Yer-
lanf einiger Zeit im Anschlüsse an heftige Ge-
müthserregungen (Zorn, Schreck) auftreten. Aber
es ist nioht immer der Fall. Sind die Qallenoapil-
laren gefüllt und kommt es gleichzeitig unter dem
Einflüsse einer Oemüthserregung zu einer Erweite-
rung der ünterleibsgeftsse und damit zu öner
Herabsetzung des Blutdrucks, so kann ein Ikterus
entstehen. Nach Daraignez ist der Vorgang
nicht so einfach, da naoh den Untersuchungen yon
Laborde und L6pine im Gefolge einer heftigen
Oemüthserregung nicht nur eine Emiedriguiig des
Blutdrucks, sondern auch eine Erhöhung des Cfallen-
drucks eintritt Stellt sich die Gelbsucht erst einige
Zeit nach dem psychischen Affekt ein, so muss
man annehmen, dass letzterer zunidist eine Ver-
dauungstOrung verursacht (Schwftohung der sekre-
torischen Thfttigkeit des Verdauungskanals). Dann
erfolgt sekundftr vom Darme her rine Lifektion
der Gallenwege, die den Ikterus bewirkt Auf
diese Weise erklärt es sich, dass dieser sekundftre
Ikterus l&nger anhUt und zu schwereren Erschei-
nungen führen kann als der, der sich direkt an
die psychische Erregung anschliesst. Dieser heilt
schnell ohne weitere Maassregeln ab, wfthrend jener
die Behandlung erfordert, wie sie beim katarrha-
lischen Ikterus geübt wird.
Brückner (Dresden).
86. Etnde anr Tentero-hepatite auppuree;
par V. Babes et V. Zigura. (BoumaniemM.
t 7. 1893.)
InBumänien kommt eine Krankheit epidemisoh
vor, bei der sich im Anschlösse an eine phteg-
mon^toS) zur Geschwürsbüdung führende Entsün-
dung des Dickdarms Lebwabscess entwickelt Ua
YL ImflfiPd MbuIoIil
H
Difibg60oliwitfe netgeni znr Perfotation. BieLympb-
diflsea Bind (im Gegensätze zur Dysenterie) nicht
geiGtnroIkn. In den Darmgeschwüren fanden
& mid Z. Streptokokken, Bacillen (BaoQles Ans
md Proteus), ieite Amdben. Im Eiter der Leber-
absoeese waren theils Mikroben, thdls grosse Am($-
\m TorhandSD. In einer Reihe von FSllen war
der b^teriologische Befand negatir. B. und Z.
aiiid mehr geneigt, den Mikroben als den AmdbeiK
eine ttiologiscAe BoUe bei der beschriebenen Krank-
beit cosnitieseen. Brückner (Dresden).
87. Dma Anenzysma der Artaria hepatioA ;
Ton Bruno Mester. (Ztschr, t klin. Med*
XXVnL 1 u. 2. p. 93. 1895.)
H. theilt eisen IUI ven Anetirysfitui äet Art
bepotica aus der Breslauer med. Klinik mit und
stellt aas der Ltteratar 1 9 Ähnliche lUlö zusammen.
16mal lag 4ba Aneurysma innerhalb und 4n]fal
sDiBeiiMilb der Leber. Seine Bntstehung ist nicht
immer klar; Verletzungen und Gallensteine kOnnen
jedsnlUls die Ursache abgeben. Unter den klini-
aeiwnlfradieiirangen sind die wichtigsten: Schmer-
sea, meist äusserst heftig, oft in Atd&llen auf-
tnlQKd; Blutungen durch den Magen oder durch'
den Darm, zuweilen iSikgere Zeit auftretet ; Qelb-
sucht; VergrOsserung der Leber. Die Säcke kön-
nen bis zu Eindskopfgrösse anwachsen, siedrücken
aof die Kaöhbarorgane, verwachsen mit ihnen und
brechen dänH nach irgend wohin d'uroh, wo^ei der
Tod ganz plötzlich unter den Erscheinungen der
innete Verblutung eintreten kann. Als mittlere
Dauer des Leidens wird man 4Vt Monate ansehen
kOmisK
Die wogen etwaiger chiruigiacher BSngriffe sdir
▼iebtig» Diagnose wird schwer zu stellen sein,
an häufigsten werden Verwechselungen mit Oall^i-
steinen od»r mit Duodenalgeschwflren vorkommen.
Dippe.
88i Kin Beitrag aar Casuistik der echten
IMphtherie der Haut; von Stud. med. ZaufaL
(PÄg. med. Wchnschr. XX. 10. 1894.)
fSn an echter Diphtherie verstorbenes 5V4Jähr. Kind
hitia am rechten Zeigefinger eine 1 com groste Infiltra-
tion, die in derMtte geschwürig 2erf!auen war. In dieser
lailbation konnte Z. neben Staphylocooona pyogenes
«a&as, nnd spärlichen Streptokokken typische, ganz vim-
lenieDiphtheriebacillen nachweisen. Ans der An(»:dniuig
i^ Organismen (die Diphtheriebacillen wai^n nur im
ftnioliä der geschwungen Stelle, die Kokken auch in
der Hefe des umgebenden Gewebes vorhanden) und der
aounnestischen Angabe, dass das Sind bereits 8 Tage
Tor Beginn der Krankheit eine BWer wunde gehabt habe,
scUieiist Z., dass das Kind di6 wunde vom Munde ans
mit Diphtheriebacillen infieirte. Brückner (Drösden).
89. KUniBohea tiber Akne und den aebor-
ihoisohen Zoatand ; von Dr. S c h ü t z. (Arch. f.
DermatoL n^ Syph. XXX. 2. p. 203, 1895.)
Die Axme vulgaris kommt nur sur Pnbertttaeit
^ beanlagteii' Leuten vor. Sie heilt einige Zeit
nach der Pubertät von selbst ab ; die Aknepustisln
seigen bei ihrem A«rftr^^ 5iffKche Symmkri^; £e
AusbMtung geht Jaiule hindiirch auf einem be-
stimmten Wege absteigend von der Sti^n bis zum
Einn ; Erregtingen des Nervensystems haben Ein-
fldss aof die Entwickelung neuer Aknesöhübe.
Diese Beobe!6htungen berechtigen dazu, die Akne
als ein reflektorisches Septem ^er ^ironischen
Störung in der PnberUltentwickdtmg anzusehen,
«nd zwar ist sie prinüftr elfte dtnreh nervöse Ein-
wirkung refldctorisch erzeugte Hypersdtretion der
Talgdrüsen, zu der sekundäb^ nodi alussisre Schäd-
lichkeiten: ünreinliohkeit, Zersetzung, Infektion
mit einem E&ttflnsse auf die Gestaltung der Krank-
bsit kommen.
Die Adie vtdgaris verblftdet sich imfmer mit
änderte T^gdrOseileiden : Gomedonen, Milien,
Furunkeln , Atheromoysten , öliger Beschaffenheit
der Oesicfatshaut, Schuppen imf der Kopfhaut,
Eczema seboMöicum, Deftuviüm capillorum und!
Acsie i^osacea; daraua entsteht ^Sm als seborrhoischer
Zustand zu bezeichnendes Gesaibmtbild. Die The-
rapie tfiuss ausser der Ortlichen B^andlun^ noch
voif;efundene allgemeine Störungen, die vei^hlim-
mernd einwirken, nach HögKohkeit entfernen und
die Entwiokelungstörung in der Pubertät umTzu-
stimmen su^chen. Die Soifen zu!r Entfettung sollen
kein 61yo6riA' tethalten, weil ja gerade eine Z6t-
setzung des Haüttalges in ölyoerin und Fettsäuren
vermieden weMen solL Die Seife ist am Schlüsse
der Waschung mit oft zu emeuemdiBm Wasser ab-
zuspülen; zur Neutralisation von AlkalirOckst&n-
den ist zuletzt angesäuei^tes Wasser ntttzllch.
Manche Kranke vertragen aber weder Wasser noch
Seife ; diese bedürfen täglicher Abreibung mit einem
beständigen Fett (Vasel. americ). Werden auch
Fettwaschnngen nicht vertragen, dann wird ein
nidit vegetabilischeif Puder (Sulph. depur., Oalcar.
sulphurat, Oalcar. phosphat ana) benutzt Dieser
ist mit Wasser zu einem Brei verrührt, über Nacht
auf schmerzhafte Aknepusteln zu legen und tajgs-
über einfech einzustäuben. Die ausser den h^issen
Waschung^ und Seifen angewendeten Pesten die-
nen 1) der Aiistrocknun^, 2) als Tiäger von redu-
citenden Desinflcientien (Schwefel, Sesordn) oder
Kefatolyten (Salicy Mure, Schmierseife). Für leich-
tere Formen weiden Salicyl- (2%), Schwefelpaöten
(20^/«), füf mittlere Besotoinpasten (6— 50«/o), für
schweife Laasat^s Naphtholpaste empfohlen. Die
Seb6rrhoea' sicca cum defluvio capillorum erfördert
wegen ihrer Harüiäckigkeit besondere Sorgftdt:
Schwefelsalicylsalbe (8:1: 30) ist hier besonders am
Platze, eventuell durch Zinkzusatz gemildert Der
Salbenapplikation hat gründliehe Seifenwaschung
mit folgender Wasserabspühmg vorauszugAen,- an-
fangs täglich, dann seltener. AU Nachbehandlung
dient eine tligtiche AHiftropfbng einer wässedgen
OUniniÖsung (3': 100^ der 50 g Spir. vin. t^öct zu-
gesetzt werden. Bei ausgebildeter Lichtung auf
der Scheitelhöhe Yeratrinsalbe 1 :50. Füf Fmuen,
die läanchnial die Waschungen nicht vertragen, ^
M
TI - Imeee UedioliL
eignet idoh Sehwefbipaderbeliandlaiig. Da das
Scsema seborrhoioom für dazu genügte Leute an*
steckend ist, jedenfalls also für den Inbaberi so ist
SelbstübertraguDg auf andere E5rpertheile zu ver«
hüten ; wollene Unterkleider wegen Erregung der
Hautdrüsen duroh Beibung sind deshalb zu ver-»
bieten, gegen starkes Schwitzen sind vorbeugende
Maassregeln zu treffen. lEanchnial hat die Ekzem*
therapie vorzuwiegen; vor vegetabilischen Pudern
ist besonders zu warnen. Gegen die gleichzeitig
vorhandene Chlorose ist am besten ein Stahlbad zu
verordnen. Menstrualbeschweiden, Magenkatarrhe
bedürfen hier, weil ihr Ausbruch neue Aknenach-
Schübe mit sich bringt, ebenfalls der Behandlung»
Die Hauptaufgabe ist aber, die EntwickelungstOrung
aufzuheben durch Ruhe und Landaufenthalt, bei
geistiger Ueberanstrengung durch körperliche Aus-
arbeitung, durch Zusammenwirken des Dermato*
logen mit dem inneren Arzt. Die erweiterten
Aederohen werden am besten mittels ganz schwach
glühender Qalvanokauter verOdet, Schlitzen giebt
unsichere Besultate. Der Hauptwerth ist aber
natürlich auf die Behandlung der YerdauungstCrung
zu legen ; dazu giebt Z. Bathschläge, die von man-
chem Herkömmlichen abweichen, aber mit dem
Beweise ex juvantibus aufwarten können und des-
halb zu empfehlen sind. Die Mahlzeiten sollen
nicht „oft und weniges sondern „selten, gross und
einfach" sein. In der in Folge der grossen Pausen
erreichten verdauungfreien Zeit wirkt man duroh
innerliche Anwendung der Antifarmentativa auf
falsche Oährungen und ihre Erreger ein. Z. räth
ThymoL [Bet. empfiehlt zu diesem Zwecke Acid.
arsenic, deren antifermentative Wirkung im Magen
gegenüber allen anderen ihm zugeschriebenen Wir-
kungen die sicherste und klarste ist und deshalb
auch bei Hautkrankheiten nicht in Yergessenheit
gerathen sollte.] Femer HCl, 3 Tropfen auf ein
Wasserglas voll Wasser, ad libitum oft getrunken,
auch in der verdauungfreien Zeit.
Auch die Jme rosacea ist ein reflektorisch er-
zeugter Ausdruck einer allgemeinen Störung mit
denselben seborrhoischen Complikationen wie die
A. Simplex, aber anderen Folgezust&nden, nämlich
Oef&ssneubildung und Hypertrophie der Haut Sie
erscheint nie vor erfolgter Entwickelung, ihre Aus-
breitung ist gesetzmfissig eine centifrngale. . Es
li^ ihr immer eine chronische Magendarmerkran-
kung zu Grunde, die manchmal nur laicht ist Der
Alkohol, wo ihn die Schuld trifft, ist nur eins der
vielen Momente, das den chronischen Magenkatarrh
schafft, der Diaponirien zu einer Acne rosacea ver-
hilft. Alle Qrade von der A^etitlosigkeit, be-
sonders amMoiigen, bis zu den schweren abnormen
Oährungen und der MagendUatation kommen in
Frage ; bei Frauen habituelle Obstipation. Bei der
Behandlung ist auf den hyperämischea Zustand
Bücksicht zu nehmen : heisses Wasser, mnige Male
taglich für 3 Sekunden mittels Schwammes appli-
cjrt, belebt die örtliche Cirkulation, weil die geAss-
Ufamende Wirkung den Abfluss dundi Sie Venen
flottmacht
Bei der Diät sind gährende oder gährungs-
anregende (Eäse, Zucker, Sauerkraut) und viel Fett
in fein vertheiltem Zustande enthaltende Speisen
(Mayonnaisen, Aal) zu vermeiden« Letztere hin-
dern die Ein Wirkung des wässerigen Magensekrets.
Cacao wird verpönt, weil selbst der bestantölte
noch zu viel Fett in fein zertheilter Form enthält
Oenussmittel, die den Magen unnütz reizen und
hyperämisiren, sind auch schädlich, z.B.Oigarette&,
starke Weine, Paprika. Habituelle Obstipation
wurde beseitigt durdi Vermdirung der Eothmenge
mittels Genusses von auch weniger assimilirbarer
Zuthat in der gemischten Eost, z. B. Commiss-
brote; HüUsmittel sind femer nasse Eünpackim-
gen, Massage, Faradisation des Leibes, von inner-
lichen Mitteln Belladonna und Aloö (0.25 : 0.5 auf
50 Pillen). In einem einzelnen Falle heilte die
Acne rosacea, nachdem der Patient das Tabakfcauen
aufgegeben hatta
Anhangsweise erwähnt C. eine dritte Art von
Akne (Acne menti s. menstroalis), die bei Fraaeo,
meist in der Menopause, auftritt, in Pusteln und
Knoten besteht und sich vom Kinn nadi den Augen,
manchmal einseitig, ausbreitet
Werther (Dresden).
90. A disonssion on the etiology andtreat-
ment of aonevnlgariB; by Stephen Macken-
zie. (Brit med. Joum. Sept 29. 1894. p. 688.)
Das Erste bei der Akne ist die yer8t(^fung
der Ausführungsgänge derTalgdrösen durch Come-
donen (A. punctata), die zu einer Entzündung der
Drüse führt (A. simpIex); endet diese in Yerei-
terung, so entsteht das Bild der Acne pustuloea,
wird das perifollikuläre Gewebe mit ergriffen, so
kommt es zur Acne indurata. DieVerstopfnog der
Drüsengänge tritt ein in Folge der Ansammlung
unvollkommen funktionirender Drüsenzellen, die
Eiterung ist die Folge der Einwanderung der
Staphylokokken. Die physiologische Steigerung,
der Thätigkeit der Talgdrüsen zur Zeit der Puber-
tät, gleichzeitig mit dem Wachsthum des Haares,
bildet den Ausgangspunkt der Akne; sie ver-
schwindet, sobald diese Funktionsteigwung nach-
lässt läne besondere Beschaffenheit der Epider-
mis scheint die Ursache dafür zu sein, dass die
Zellen der Drüse in ihrer Umwandlung gest5rt
werden und die Drüsengänge verstopfen. Die^
häufig bei Aknekranken gleichzeitig vorhandenen
Störungen, wie Anämie, Dyspepsie, Constipation,
Menstruationstörungen u. s. w^, stehen in keineni
ursächlichen Zusammenhange mit der Hauterkran-
kung. Einen gewissen Einfluss auf schon be-
stehende Akne haben dagegen Congestionen in'
Folge von Yerdauungstürungen, nach Stimulantien,
Temperaturwechsel, gemüthlichen En^gungen.
Was die Behandlung der Akne anlangt, so ist ;
zunächst die Prophylaxe wichtig, die die Ansamm*«
TL Innere MedioiiL
49
hmg des Sekretes in den Drflsengftngen za yerhin-
dem hat Diesen Zweck erfüllen die Eiehhoff»
sehen Seifen (Eampherschwefelseife, Ferubalsam-
Boife, Greolinseife n. s. w.), die gleichzeitig die
Drüsensekretion anregen und die Hant aseptisch
erhalten. Die Akne selbst erfordert das Ausdrücken
derComedonen, die Anwendung der milderen Seifen
bei Entzündung der Haut, stets mit heissem Wasser ;
die Pusteln müssen er6fi&iet werden ; wfihrend der
Nacht soll eine milde Zink-, Blei- oder Borsalbe
aufgelegt werden. Besteht keine oder nur geringe
Entzündung, so sind Schwefelmittel anzuwenden.
Am Tage empfiehlt sich die Anwendung einer
CreolinlOsung oder Schwefel in kölnischem Wasser..
Abraham benutzt viel die lohthyolseif e. Er
empfiehlt die von Walter Smith angegebene
Betapfnng der Pusteln mit reiner Carbolsäura
Broom und Crocker treten für eine gleich-
seitige constitutionelle Behandlung ein. Unna
wendet mit günstigem Erfolge eine Besorcin-
saUimatpaste an. Wermann (Dresden).
Ql.Bel'iumenearotiqae; parW.Dubreuilh.
(Ärch. din. de Bordeaux m. 8. p. 341. 1894.)
D. berichtet über 26 F&Ue von Acne necrotica,
ia denen 7mal mikroskopische Untersuchungen an
ausgeschnittenen Hautstückchen angestellt wurden.
8 Krankengeschichten werden ausführlicher mit-
getheilt Die gewöhnliche Form der Acne necro-
tica stellt sich unter dem Bilde Unsengrosser oder
ein wenig grosserer Papeln dar, von lebhaft rother
Rrbung und harter Consistenz ; in der Mitte von
einem Haar durchbohrt Nach kurzer Zeit er-
scheint auf der Höhe der Papel eine gelbliche
Ernste, unter der sich ein Substanzverlust bildet.
Nach 1 — 3 Wochen flacht sich die Papel ab, es
bleibt um die Kruste ein brftunlicher Hof zurück ;
Bobald die Narbenbildung vollendet ist, ffillt die
Borke ab. Die Narbe ähnelt der Blatternarbe, sie
wird weiss nach einiger Zeit, bleibt aber inuner
Bichtbar« Ein wesentliches Merkmal dieser Narbe
besteht darin, dass sich das Haar auf ihr erhält \
die durch die Erkrankung gesetzte Verletzung ist
also mehr oberflfichlicher Natur gewesen. Es giebt
Kranke, deren Gesicht mit Narben wie übersSet
sradheint, wenn die Krankheit immer neue Aus-
bräche hervorriet Meist dauert die Etkripkung
3 Wochen, doch kann sie sich bis über 2 Monate
ttstreoken. Diese Form der Acne necrotica Ton
ndttlererStftrke entspricht demTypusTonBazin-
Hebra. Es giebt jedodh Formen , die sich in
Uöer Lokalisation, Ausbreitung, Tiefe oder Ober>
ffiUdidikeit der Lisionen wesentlich davon ent-
fernen. Namentlich am Stamme künnen sich tiefe
Narben bilden, der Ausschlag kann das Aussehen
ttnes knotigen Syphilidee darbieten, xun so mehr,
vean die einzefaien Bffloiesoenzen gruppenweise
angeordnet sind. In anderen Fttllen wieder ist die
Kttbenbildung ' ssiiT gering; man findet alsdann
Aach mehrmonatigem Bestehen der Erkrankung
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft 1.
auf der Stirn und an denSchUfen kauin ein halbes
Dutzend seichter Narben. Bisweilen kommt es zu
ausgedehnten Eiterungen unter den Borken, oder
es bilden sich Impetigo -ähnliche Formen. Die
Acne necrotica ist in den lypisohen FUlen auf die
Stirn beschrftnkt (Acne frontalis Hebra), doch
kann sie von da aus sich auf die behaarte Kopf-
haut, das ganze übrige Gesicht, settener auf den
Stamm, ganz vereinzelt auch auf die Glieder aus-
breiten. Die subjektiven Symptome sind unbe-
deutend.
Die Schorfbildung der Haut ist das PrimAre,
die Congeetion tritt erst sekundär hinzu. Yer-
muthlich handelt es sich um eine baoilUre Infek-
tion der Follikel, vielleicht spielt eine Autointoxi-
katioii (vom Dann aus) dabei eine unterstützende
Rolle. Das YiMrhandensein des von Fordyce
beschriebenen Mikroben konnte D. nidht bestätigen.
D. erörtert des Weiteren die DifferentiaTdiagnose,
die gegenüber manchen Syphiliden recht schwierig
sein kann. Die Behandlung des bereits bestehen-
den Ausschlages besteht in dem Auflegen folgen'*
der Salbe: Sulphur. praea, Sap. virid. ana 5.0,
Adipis benzoat 25.0. Unter ihr hdlen die Efüo-
resoenzen rasch ab. Die JElecidive sind schwer zu
verhüten, doch scheint das Ichtiiyol 0.3 — 0.5 pro
die oder, wenn es schlecht vertragen wird, Naph-
thol (0.1 nach jeder Mahlzeit) mit Magnesia ge*
nonmien in dieser Beziehung günstig zu wirken.
Wermann (Dresden).
92. Zur Aknebehandlimg; von Dr. Bar-
dach. (Dermatol. Ztschr. IL 2. p. 113. 1894.)
B. beobachtete bei seinen Aknekranken Yer-
mehrung der krystallinischen Niederschläge im
Harne und Erhöhung des spedfischen Gewichtes,
Die Heilung wurde gefördert durch Erenznacher
B&der und Trinkkur, die gesteigerte Diurese her-
vorriefen. Neben dem allgemein üblichen Qe-
brauche der reducirenden Arzneimittel, des Naph-
thols, des Besoroins und des Schwefels sah B.
guten Erfolg von der Anwendung der Jod- imd
Bromseifen; diese (eine mildere je 1.3^/o Jod-
natrium und Bromnatrium und eine stärkere 2.6%
Jodnatrium und 1.8<^/o Bromnatrium enthaltend)
werden des Abends mit warmem Wasser auf-
getragen und längere Zeit als Sdiaum auf der
Haut belassen. Tritt eine Beizung der Haut ein,
so wird gepudert oder auch eine milde Salbe (Pasta
Lassari, ZinkU oder Yaselinum plumbioum) ange-
wendet In vielen Fällen ist innerlicher Gebrauch
von Eisen am Platze. Wermann (Dresden).
93» Salidn and saUcylates in the treatment
of psoilaais and aome other skin aflbotionB ;
by H. Badcliffe Crocker. (Lancet L 23«
p. 1421. 1895.)
Em S^ähr. Marni, der seit 4 Woohea im ADSohlnsae
an eine HiüsentztiAdiuig an Psoriasis erkrankt war, er-
Bchien mit noch gesohwollenen Mandeln im HospitaL
Das hänfige Yorkonunen der Tonsillitis gleichzeitig mit
Rhenmatiamns veranlasste C, demPat Salicyl zu geben,
7
SOr
yn. OeburtahlÜldi Kaaeii- lind Sndei^ei^
und zwar Smal täglich Nair, salicyL 0.9. Ohne dass etne
äosserliche Behandlxing der Psoiusis erfolgt wäre, ver-
schwand die siexnlioh ausgebreitete HauterkrankuDg in
6 Woohen bis auf geringe Keste, gegen die alsdann eine
örülohe Behandlung verordnet wiirde.
C. yeraadhte in der Folge das Mittel in irel-
teran ISllen Ton Pamasis mit günstigem Erfolge;
namentUoh in FUleD, in denen die Hantkrankheit
in der Entwickehmg begriffen war und in denen
dne Hyper&mie bestand, lUle, die fOr eine Be-
handtaing mit Arsenik mid SohilddrAsenextrakt
ungeeignet sind, sseigte sich das salic^lsaure Natron
von grossem Werthe; niicht wirkte es in lUlen,
in denen nur einzelne alte chronisohe Psoriasis*
FleokB bestanden. Das Mittel beeintrSohtigte viel
weniger die allgemeine Gesmidheit, als die oben
genannten Mittel; nur selten and meist) wenn es
in gx<taseren Mengen gegeben worden war, rief
es Dyspepsie hervor.
Von Nutien sofaien das saliqrlaaure Natron
ebenfalls beim Brythema multiforme zu sein ; au^
fSUig g&nstig wirkte es in einem Falle von ans-
gel»eitetem Lupus erythematosus desGesiohts und
des behaarten Kopfes, in dem die Gongestion der
stark hjrperämischen Stellen in kurzer Zeit ver-
schwand.
0. hUt die Wirkung des Salicyls fOr eine
Mikroben tOdtende. Wenngleich der Mikrobe der
Psoriasis bis jetzt noch hypothetischer Natur ist,
und möglicherweise nur einen Faktor bei dem
Zustandekommen des Ausbruches der Psoriasis
bildet, so weisen die klinischen Er&hrui^gen doch
darauf hin, dass er vom Blute aus wirksam ist,
und es sidi nicht um einen Parasiten, der von
aussen auf die Haut gelangt, handelt
Wermann (Dresden).
94. The treatm^nt of psoriaais; by Tom
B 0 b i n s 0 n. (Lancet L 23. p. 1428. 1895.)
B. kam in die seltene La|[e, eine 76jähr. Frau, die
seit ihrem 13. Jahre an Psoriasis gelitten hatte und noch
nie behandelt worden war, mitersuohen lu können. Der
Auasohlag war seit der Menopause aof einselne Plaques
an den Knieen und Ellenbogen beschrankt geblieben,
während er früher wiederhmt sich über den ganzen
Körper ausgebreitet hatte. Dies war namentlich im Früh-
jahr und wahrend des Stillens gesohahen. Während ihrer
4 Schwangersohaften war die Frfeu tet frei gewesen vooT
der Erkrankung.
Für die Behandlung der Psoriasis ergiebt sich
aus dieser Beobaditung die Aufgabe, erstens die
Kranken in guten Emfihrungsustand au versetzen
und rweitens den Ausschlag Orüioh zu behandebiL
R empfiehlt die schon von Hebra angegebene
Behandlung mit Theer, Seife und Spiritus zu glei-
chen Theilen ; diese Tinktur wird fest eingerieben,
eventuell ein damit getrfinkter Lappen auf die
erkrankten Stellen aufgebunden. Diese Behand-
lung muss so lange fortgesetat werden, bis alles
krankhafte Material sich abgestossen hat und die
gesunde Haut weich und vom Theer gefftrbt wie
Outtaperchapapier beiliegi Wermann (Dresden).
96. The thyroid treatment of Psoriasis and
other skin diseases; by Oeorge W. Crary.
^ew York m6d.Becord XLYL 14. p. 427. Oct 1894.)
G. berichtet fiber 9 Psoriasiskranke, die er mit
Schilddrüsenextrakt behandelt hat; nur bei 2 war
eine langsame Besserung zu bemerken. Der gfln-
stige SinflusB des SchilddrOaensaftes auf die Haut
bei Myxödem ist unbestreitbar ; eine ähnliche Ein-
wirkung findet auch unter anderen Yerhältnissen
auf die Haut statt; sie wurde zwischen den
Psoriasisfiecken weidi und zart. In den meisten
Fällen fiel die Temperatur unter die Norm ; einige
Kranke klagten über rheumatische Beschwerden;
manchmal wurde ein übler Geruch nach Hammel
am Athem bemerkt
C. stellt aus der Literatur 77 FSlle von Psoria-
ffls mit Schilddrüsenbehandlung zusammen; nur in
6 Fällen (— 8%) trat eine Heilung ein ; 22 Er.
wurden gebessert ; von diesen waren aber 1 1 gleich-
zeitig noch auf andere Weise behandelt worden.
Auch bei anderen Hautkrankheiten, wie Ekzem,
Ichthyosis, Acne rosacea. Liehen planus u. s. w.,
sind die Resultate nicht mehr ermuthigend. Es
scheint der Schilddrüsensaft auf dieBmfthrung der
Haut günstig zu wirken und daher in gewissen
Fällen die Behandlung unterstützen zu können;
von einer direkt heilenden Wirkung auf eine Haut-
krankheit dürfte aber kaum die Bede sein.
Wermann (Dresden).
VII. GeburtshOlfe, Frauen- und Kinderheilkunde.
96. Ütemsmyom und Gestation; Ton L.
Eleinwächter. (Ztschr. f. Gteburtsh. u. Qynft-
koL XXXn. 2. p. 191. 1895.)
K. unterzieht die kürzUch von Hofmeier in
der in der gleichen Zeitschrift erschienen Arbeit:
„üeber den Bnfluss der Fibromyome der Gebär-
mutter auf die Conception, Schwangerschaft und
Geburt" ausgesprochenen Ansicht^ einer Nach-
prüfung. Unter den 184 Fillen E.'s betrafen 159
orthodoxe Jüdinnen, die sich dadurch auszeichnen,
dass sie sehr frühzeitig heirathen und nach m5g-
^chst grosser Einderaahl streben. Yen 179 Yer-
hsifatheten waren 38 kundeiios. SL hat 4 Krank»
sdhon Tor der Entwicklung der Myome w^gea
SiterüiUlt behandelt Es wird durdi diese die
Ansicht Hofmeier's bestfttigt, dass der frOher
bestandenen Stetilitftt andere Ursachen an Onuide
lagen, die mit den erst sick spiter bildanden
Fibromen der Qebirmutter nidits zu tkun haben.
Yen den übrigen 187 Yerheixatheten entfielen im
Mittel 4.34 Schwangerscduiften auf jede Matter
(beiHofmeier wegen der weniger kindeneieliea
Basse 3.5). In 10 genau beobachtetea nUen
kcmnteK. Smal die Entwicklung der GesohwfiMe
Vn. Gebnrtdifllfe, Frauen- und KinderheOhuide. 51
jmaeÜB des 30. Jahres feeteteUen. AtDoh dies geh. gest
bestätigt, wenn man die seitigeii Heiiathtti der ^ A^gangjggdterro ^
Jüdinnen berücksiohtigt, die HeinungHofmeieT'B, intra^dtonfial •'!!!!!! I 6 —
dass Myome überhaupt keinen Einfluss auf die IL Bauoleii^neA
fhichtbarkeit (bez. Sterilität) gehabt haben, da die 1) lein intraligamentftier Gesohwülste
Sterilität &8t immer ans Jahren datirt, wo höchst- J^ ?^^®^x^ Stopfen toi Myom-
^ -.,.--. -_ . s^ bettes bebanaelt. oJuie ijarAifaiing ^or
▼ahrscneinlich kerne Myome vorhanden waren. Oebiimuttertiöhle ...... • 7 1
Fifarom bei Matter und Toohtec fiuid K. nur 2) intramorale Tamorea
euunaL a) ohne l&rdi&mng der H5hld
8mal trat bei bereiis nachgewiesener Ge- "^daßS^"**^ ^^ Bhmlhung ^ ^
schwülst Schwangerschaft ein. Von den Frauen «\ jntraperitoiiial !!!!!! 14 l
gebaren 6 rechtieitig, 2 vorzeitig. 3mal ver* b) mit Ei^ang der Höhle osdBe^
schwanden die in der Schwangeirschaft vorhanden Sektion von viel Mantelmaterial
gewesenen GeschwtUste nach dem Wochenbette. "K^I^^ ^* ffinnähnng
Tr.li* _x«_x f • « ri 1. t. A. /^ »es üestas m cue isaaonwnnde • l 4
VöUig ungestört verliefen Schwangerschaft, Oe- ^j intmperitonÄal ohne Beeektion
bort und Wochenbett in der Hälfte der Fälle, von lumtelmaterial 1 — •
wfthrend in der anderen Hälfte Blutungen und ni. Snpravaginale Amputationen
heftige Schmerzen in der Schwangerschaft auf- *\J!^^S^ "*^ Schröder ^ ^
traten. Während der Geburt wurde starke Blu- b)"MorHegar extmperitonÄai .' .' "? —
tang Imal, in und nach dem Wochenbett 2mal o) letroperitonllale YeiBorgmig eines
beobachtet Ausserdem berichtet E. Aber einen ^^ Ideiaeii Stompfes 18 5
wdteren tödüich verlaufenen FaU von Nachblutung I^- TotÄtestopatiimen
.«. i^rr «1. jni.« a) mitOffenlassen naoh derSoheioe ZU — 1
in Folge mangelnder Zusammenziehung der QebSr- i<i j^^^ ^^f. XO 2
mntter bei einer SOjähr. Frau. In der hinteren c) mit Erhaltong der Portio and Naht
Wand des Gebarmuttergrundes sass ein 10.2: (Methode des Vfe.) .... . . 1 —
8.5 cm grosses Fibrom. 82 18
Nach diesen Ilrfahrungen vermag E. Hof- k, schiebt nach Unterbindung der Mutter*
meier darin nicht beizustimmen, dass die Com- blnder und Bildung der Bauchfblllappen die Blase
plikation, die die Myome während Schwanger- tig ^nm Scheidentheile herab und schneidet den
Bchaft, Geburt und Wochenbett bieten, nur selten Gebärmutterhals etwa •/jcm oberhalb des äusseren
emsfliche Gefiahren bringe. Muttermundes ab, brennt den Rest aus und ver-
J. Präger (CJhemnitz). näht ihn durch quere Nähte. Dann genaue Ver-
97. Zur operativen Behandlung der Vyome einigung der parametranen Zellgewebewunde und
während der Sehwangeraohaft und Geburt; des Bauchfells durch Catgut mit möglichster Ver-
▼on Dr. Apfelstedt in Oöttingen. (Arch. f. meidung todter Bäume. Unter umständen Ein-
GynäkoL XLVIIL 1. p. 181. 1894.) legung eines IfOxi/ic^Tampons für 2—3 Tage,
Bei multiplen Myomen des üteros, von denen ^^'"^ Sekundämaht J. Präger (Chemnitz),
eines oder mehrere tiefsitaende ein Oeburtshinder- 99. SSurStumpfbehandlung bei der Vyomo-
niss bilden, ist die Sectio caesarea nach Ferro hyaterektomie ; von Prof. Hector Treub in
angoseigt. Bekommt man die Kr. in der Schwan- Leiden. (Mon.-Schr. f. OeburtsL u. QynäkoL L
gerschaft zur Behandlung, so ist zunächst abzu- 3. p. 214. 1895.)
warten. Myome, die in den ersten Abnaton der ^ berichtet über 100 FäUe von Myomohyster-
Sehwangersohaft msoh wachsen und das Becken ^^^-^ ^j^ ^^^ 7 TodesfäUen. In allen 100 FSlleu
zu l««^gen drohen, können im weiteren Verlaufe ^^ ^ ^^^ nachfolgende Methode angewandt
aurch das Höhertreten der Gebärmutter sich sohad- Desinfektion, Einfahrung eines Jodoformtampons in
los im Abdomen ausbrüten. Der kfinstliche Abort die Vagina. Eeichlioh langer Baachdeckenschnitt; Herans-
ist miter allen Umständen zu verwerfen und die wälzen des Tumor. Der obere Theil des Lag. latmn wird
operative Entfernung der Myome in der Schwan- f^"?®!?' ^ ^? dnen, dann an der anderen Seitej
S \. ^ -j- -lA 1. j.' jt lateralwärts vom Ovannm m emer Seidenligator gefasst
gerschaft, sowie die supravagmale Amputaüon des ^^ durchschnitten. Temporäre Ligatur am uterinen
schwangeren Uterus nur ausnahmeweise zulässig. Theile des lig. latum. Beicht die Blase hoch auf die
Eine von Runge ausgefOhrte Operation nach Cervix hinauf, so wird sie naoh querer Durchtrennung
Porro bei Myomen verlief günstig. desPeritonaewn nadi abw&is geschoben. Umsohnmrung
•^ ü • /n ji \ dor Cervix mit elastischer Ligatur. Hierzu verwendet T.
B rosin (Dresden). NäaUm'BGhe Katheter Nr. 11 oder 12, die wenigstens
98. Hundert Laparo-Myomotomien ; von 0. ^ ^td. in öproc. Carbollörang gelegen haben. Der stark
p«. .T»T/T>xi. jirrV 1. angezogene Katheter wird zweimal um die Cwvix ge-
äü s t n e r m Breslau. (Petersb. med. Wchnschr. ,ohlunpn, die Enden weiden unter fortwöirender Span-
XX. 10. 1895«) nung einfach geknotet und der Knoten mit einer daruber-
Ueber die Methoden und Erfolge bei 100 in g^?«*®? 2®'^®°^^ ^"^^^^ J^^J^S^^^'^t
T\.^ . , r» 1 Ä1.-X r\ ±s iri Seidemigatur wird kurz abgeschnitten und der Uterus
Dorpat und Breslau ausgeführten Operaüonen K.*s 1 cm oberhalb der Ligatur amputirt Auswischen des
giebt nachstehende Tabelle Aufsohluss ; CervOuOkanals mit 2prom. Sublimatlösung, Beinigung der
h2
yn. Qebiirtditllfe, Fnnen- und KindetfaeObmde.
Bauchhöhle, leichte Jodoforminmg der Wunden des
Uterus und der lig. lata. Nach Herrorholen aller hinter
dem hervorgezogenen Stumpfe liegenden DamuMhlmgen
Versenken des Ütemsstumpfes/ Bauofanaht mit Fil de
Morence. Vorhand mit Jodoformgaze, Heft{Kaaster, Watte
und flanellener Lübbinde. Ikitfemung der Nähte am
10. Tage, am 14. Tags erstes Aufstehen, nach 3 Wochen
Entlasffnng aus dem Erankenhanse.
T. hebt als unaohätzbaren Vortheil seiner
Methode deren Ein&ohheit hervor, die es erlaubt,
die Bupravagiiude Amputation in sehr kurzer Zeit
auBzuf fihren. Im Weiteren wendet er sich noch
eingehend gegen die namentlich von v. Meyer
(Jahrbb. GCXLHL p. 57) gegen seine Methode
erhobenen Einwendungen und weist diese ent-
schieden zurück»
Arth. Hoffmann (Darmatadt).
100. Tbtalexttirpatlon der myomatösen
Gteb&rmutter von der Baaöhhöhle aiiB ; von
Dr. Karl Schuchardt in Stettin. (Mon.-Schr.
f. Oeburtsh. ü. GynäkoL I. 3. p. 228. 1895.)
Soh. berichtet über 5 von ihm nach der Methode
von A. M a r t i n (Jahrbb. CCXXX. p. 256 ; CCXLIV.
p. 48) operirte üterusmyome; 4 Frauen genasen,
1 starb 24 Std. nach der Operation an Schw&che.
Soh. betont, dass die Wunde nach der A.Mar-
tin 'sehen Operation bessere Heilungsbedingungen
und geringere Gte&hren berge als nach jeder anderen
Methode, und hofft, durch seine Mittheilungen der
Ansicht weiteren Boden zu verschaffen, dass die
Operation für Den, der sich in ihre Technik ein-
geübt hat, verhältnissmAssig leicht, sicher und
schnell auszuführen ist. Auch die Orösse des Ein-
griSiB schUgt Seh. nicht so hoch an, da seine
Exaoken sich in ihrer Oenesung kaum anders ver-
hielten als Kranke nach gelungener vaginaler Ex-
stirpation der Gebfirmutter.
Arth. Hoff mann (Darmstadt).
101. Totalezstirpation statt Castration;
von H. Fritsch in Bonn. (Deutsche med. Wo-
chenschr. XXI. 24. 1895.)
F. steht seit mehreren Jahren auf dem Stand-
punkte, dass er da, wo er früher die Castration
machte, jetzt die Totalexstirpation ausführt, und
zwar benutzt er, wenn irgend müglich, ausser bei
entzündlichen Geschwülsten der Anhänge, also bei
Pyosalpinx:, den Weg durch die Scheide. Die
Oründe sind der Wegfall der Bauchnarbe, die Mög-
lichkeit, dass bei diagnostidrtem Myom die Ge-
schwulst trotz der Castration weiterwächst , dass
es sich aber auch um eine bösartige Geschwulst
(Sarkom) handeln kann, femer dass es durch Seiden-
infektion leicht zu Eksudaten in den Stümpfen
kommen kann, die den Erfolg in Frage setzen.
Auch grössere Myome bis zu Xindskopfgrösse ent-
fernt F. von der Scheide aus durch Xeilausschnei-
dung aus der vorderen Wand. Eine Frau befindet
sich nach Ansicht F. 's viel besser, wenn ihr die
inneren Geschlechtstheile fehlen, als wenn sie die
nach der Castration doch überflüssige Gebärmutter
noch besitzt J. Präger (Chemnitz).
102. De la manapiallaatimi du moignon
des flteomes uterina dana lliyatäreotomie ab»
domiaale; parLaroyenne. (Lyon m6d. ajl yil
20. 1895.)
Laroyenne's Methode der Myomoperation ist fol-
Sinde : Weiter Bauohschnitt Durohtremimig der breüaa
atterbänder zwischen 2 Klemmen. Dann noch Ein-
schnitt nmd Tim die Geschwulst 4 — 5 Qaerfinger ober-
halb des Blasenansatzes Ablösung des Bauchfells, oft mit
Abtrennung von ntennem Gewebe in der Dicke von 1mm
bis 1 cm. Bei starker Blutong wird eventuell ein pro-
visorischer Schlauch eingelegt Nachdem das Bauchfdl
ringsum bis zum GebSrmatterhalse ablöst ist, Ikit-
fenrnng der Geschwulst nach Anlegung eines Schlauches
innerhalb der BauehfeUmansohette. Die versorgten
Stümpfe der breiten Mutterbänder werden an die Ooff-
nnng der Bauohfelltasche angenäht, letztere in den xmteren
Wundwinkel eingenäht
L. will durch sera YerfEÜliren den Nachtheil d«r
Hegar 'sehen Methode vermeiden, dass bei korzem
Stumpf eine Zerrung eintritt Seit 4 Monaten hat er
6 Frauen operirt mit glatter Genesung.
J. P r ä g e r (Chemmts).
103. üeber die vaginale Bnaoleation sub-
mnköaer Utemamyome ; von M. Grftfe in Halle
a. S. (Münehn. med. Wchnschr. yr.n 23. 1895.)
Nach G. bietet dieColpohysterotomia ant med.
für die vaginale Enudeation keine Yortheile gegen-
über der energischen Erweiterung des Gervikal-
kanals erst duroh Laminaria und später mittels
Eeffar^wHiec Diktatoren. Selbst ein enger Cervikal-
kanal lässt sich auf diesem Wege derart ei^fiheo,
dass die Enucleation nicht zu grosser submukOser
Myome und ihre Extraktion unter Anwendung des
Morcellement oder Allongement ohne seitliche Spal-
tung möglich ist Ist es Tor oder nach Beendigong
des EingrÜfes doch noch wfinschenswerüi , den
Uterus median zu spalten, so liegen die Yerhfilt-
nisse fOr diesen Eingriff nach G. dann keineswegs
ungünstiger, als wenn er primär ausgeführt worden
wSre.
G. erwähnt zum Schlüsse noch den schon von
Ealtenbach 1888 hervorgehobenen günstigen
Einflnss der Ehrweiterung der üterushöhle auf die
durch intramurale Myome bedingten Blutungen.
Er erzielte durch die Dilatation des ütems bei ein«
SSjähr. Frau, die in Folge eines im Fondus sitMndes
Myoms an äusserst profusen nnd langdauemden Men<ff-
rhagien litt, dass die Menses for ein ganzes Jahr lang
regelmässig wurden; späterhin trat wieder eine früh-
zeitige pronise Menstruation ein. Ealtenbachgi^die
Dauer des günstigen Erfolges der Dilatation auf 7— 14MoB.
an. [Bef. kann diesen Erfahrungen eine noch weseot-
lioh günstigere aus seiner eigenen Praxis anreihen. Im
September 1885 hat Ref. bei einer Sljähr. Pai, die in
Folge eines apfdgrossen intramuralen Myoms der hintersa
ütemswand an profusen Blutungen Utt, diese Blutan^^ea
durch einmalige Dilatation mit.S^ar'schenStiften defimiir
beseitigt Diese Beobachtung dürfte um deswillen wohl
einiges Interesse beanspruchen, weil sie nunmehr über
volle 10 J. hinreicht] Arth. Hoffmann (Darmsiadt).
104. Ueber die Brfolge der Oaatration bei
Myomen; von Dr. Hermes in Halle. (Arch. £
Gynäkol. XLVm. 1. p. 103. 1894.)
Ueber den Werth der Castration bei Myomen
herrscht, wie aus einer Uebersicht derLiteratarhe^
YIL Geburtshilfe, Froneii- mid Emderheillninde.
53
▼orgiaht, noöh wenig üebereinstimmiing. H. ver-
triit die AnadiAtrang, dass die Castration auf die
mittelgroesen, hSohsteiis bis zum Nabel teiohende&
intarstitieüen. Myome beechrSnlEt bleiben soll, die
durch die starken Blutungen oder die Besohwerden
des Tumor ein Eingreifen erfordern und bei denen
andere Behandlungsmethoden nidit zum Ziele ge-
fnhrt haben. In anderen RQlen ist sie nur dann
angezeigt, wenn sie bei sehr anfimischendeorepiden
Kranken als das weniger eingreifende Verfahren
und vollständig ausgefOhrt werden kann. Das
Material H.'s umfasst 30 Frauen, bei denen Feh-
ling, und 38 Frauen, bei denen Ealtenbach
die Gastration ausfQhrte ; ersterem Operateur star-
ben 3 ^^ 10<^/o, letzterem 1 — 2.6*/o Kranke. Von
61 Krauen traten 40 (78.4<^/o) in die Menopause
ein, und zwar 27 sofort und 13 nach ein- oder
mehrmaliger Wiederkehr der Blutung, ünregel-
miBsige Blutungen bestanden 9mal fort, regel-
mtesige 2mal, Zahlen, die wenig von denen Anderer
abweichen. Brosin (Dresden).
105, Zur Hlattogetteee und TnassiAkation
der Qebirmnttersarkome ; von Dr. L. Pick in
Berlin. (Ardt f: OynäkoL XLVm. 1. p. 24. 1894.)
d einer 41jfthr. Frau hatte ein interstitielles
Myom eine Umwandlung in Sarkom- und Sohleim-
gswebe erlitten. Die Neubildung hatte dabei die
Gesehwulstkapsel durchbrochen und war in Form
lappiger und traubiger Wucherungen in die Seheide
getreten, so dass eine ftusserliche Aehnlichkeit mit
dem Sarcoma botryoides entstanden war. Wäh-
rend letzteres indessen sich aus den obersten
fichlflimhautsduAten entwickelt, lag hier eine
denflich zu verfolgende Umwandlung der glatten
Muskelfasern zu Sarkom* und Myxomzellen vor
und es Usst sich die Geschwulst am besten als
Myoma myzosaroomatosum fusocellnlare bezeich-
nen. Derartige Oeschwülste stehen im Gegensatze
zu den Mischgeschwfilsten, bei denen die Sarkom-
neubüdung vom Zwischengewebe und den Oeflfaas-
winden des Myoms ausgeht und die man Myo-
aarkome zu nennen hat Wie im vorliegenden
FaUe, sasind meist bei der Entstehung von Myxomen
OdematOse Einwirkungen auf junge wuchernde
Gewebe der Bindesubstanzreihe im Spiele. Je nach
der FShigkeit der jungen Zellen zurMudnabschei-
dong entsteht ein rein hydropischer Zustand oder
eine Umwandlung zu Schleimgewebe.
Das an der Cervix uteri der Erwachsenen und
Kinder und an der kindlichen Vagina beobachtete
Sarooma botryoides stellt eine in jeder Hinsicht
typische Geschwulst dar. Sie zeichnet sich aus
durch eine sehr grosse Btairtigkeit, durch die zu-
nflofast auf die oberflädilichsten Lagen der Mucosa
beschribikte Verbreitung (papiUftre Infektion), spftter
durch grosse Neigung zum infiltrativen Vordringen
in die Tiefe und endlich durch die Entwicklung
der Trauben in einen dehnungsf&higen Hohlraum,
die Vagina. Ihre Traubenform ist bogrflndet in
einer papillären Vorform der einzelnen Beeren und
in einer hydropischen, durch Stauung bedingten
Quellung des Geschwulstgewebes. Die hydro-
pische QueUung kann, aber braucht nicht zur
Metaplasie des jungen Sarkomgewebes in Virchow'-
sches Schleimgewebe (Myxom) zu fOhren. Die bis-
her amüterusk(^rper beobachteten traub^ifOrmigen
Sarkome sind gleich&Us als hydropische Bildungen
zu betrachten, ihre Aehnlichkeit mit dem Typus
der cervikalen und vaginalen Traubensaikome ist
indessen eine rein äusserliche und es sind
beide Geschwulstarfeen vollständig von einander
zu trennen. Brosin (Dresden).
106. Ueber postUimakterisoheGtonitalblu«
tungen; von Dr. Julius Neumann in Wien.
(Mon.-Schr. t Geburtsh. u. GynAkoL L 3. p. 238.
1895.)
Von 600 Frauen, bei denen die Pmode min-
destens schon 1 Jahr aufigehGrt hatte, hatten 183
oder 86.5<^/o nach einer kfhrzeren oder längeren
Zeit wieder über Blutungen zu klagen. In mehr
als der Hälfte dieser 183 Fälle ist Oardnom der
Portio Ursache der Blutungen gewesen. Als nächst-
h&uflge Ursache, nämlich bei 24 Fhiuen, ftmd sich
Prolaps der Vagina und des Uterus. In weiteren
4 Fällen war Uterusmyom die Ursache der Blutung.
Von 20 Frauen mit Corpuscarcinom hatten 18
oder 62^/o bereits seit längerer Zeit, d. h. seit
2 — 17 Jahren, das Klimakterium überstanden; ihr
durchschnittliches Alter betrug 67.4 Jahre. Nach
den Beobachtungen N.'s handelt es sich beim Corpus-
carcinom um chronische und ernste Blutungen
und durch dieses Moment unterscheiden sich im
Wesentlichen die postklimakterischen Blutungen
bei Corpuscarcinom von den anderen hierher ge-
hörigen Qenitalblutungen. Die Blutabgänge der
an Prolaps und Colpitis senilis leidenden alten
Frauen bilden dagegen ein nur nebenbei erwähntes
Symptom; die durch Schleimhautpdlypen ver-
ursachten Blutungen sind ebenfalls meist nur ge-
ring und massig und besitzen keinen chronischen,
sondern einen periodischen Charakter.
N. schliesst: „Wenn bei einer Frau, die den
Wechsel bereits überstanden hat, chronische und
ernste Metrorrhagien bestehen, welche im Vorder^
grunde des Erankheitsbildes stehen und zur Anämie
führen, so handelt es sich, wenn kein Carcinom
der Portio vorhanden ist, mit grosser Wahrschein-
lidikeit um ein Carcinoma corporis uteri". Die
Diagnose des Corpuscarcinoms stützt sich dann
auch auf zwei weitere Momente, nämlich auf die
Austastung der Utorushöhle und die Probeaus-
kratzung. Arth. Hoffmann (Darmstadt).
107. La symphysiotomie; par le Dr. P.-A.
Lor, Marseille. (Gaz. des Hdp. LXVHL 47. 60.
53. 1895.)
In einem 1. Capitel er5rtert L. die Anatomie
und Physiologie der Articulatio sacffoiliaca bei in-
54
Yn. QolmitEdifllfe, Frauea- imd EindeiJieilkande.
takter Symphyse uad naoh deren Darchtrennang.
In einem weiteren Abaohnitte betrachtet er als-
dann die Anatomie der Symphysis ossinm pubis
nebst der der benachbarten Organe und bespricht
sohlieselioh die Anhaltepunkte zum Auffinden der
Symphyse und zum Vermeiden von Yerletzungea
der Naohbarorgane und Oef&sse. Zum Schutze der
Nachbarorgane führt L. eine breite, entsprechend
gekrümmte Metallplatte hinter die Symphyse und
durohtrennt auf dieser den Symphyaenknorpel mit
einem von oben eingefOhrten Bistouri ron hinten
nach vom; ausserdem empfiehlt er zum Durch-
trennen der Symphyse nodi eine besondere zwei-
armige Enorpelzange oder -Scheere, deren hintere
rinnenfSrmig ausgehöhlte Branche hinter die Sym-
physe geschoben wird.
L. hebt besonders hervor, dass die Erweiterung
des Beckens nach derSymphyseotomie nicht durch
den herabdrSngenden und den Beckeagfirtel aus^
einanderdrftngenden Kopf bewirkt werden darf;
diese Ekweiterung muss vielmehr der Operateur
selbst besorgen. Zum HerabfOhren des fiber dem
Beckeneingange stehend«i Kopfes wird ein „lien-
surateur-Kvier-pr^henseur'^ empfohlen; die Löffel
dieses dem Forceps nachgebildeten Instrumentes
sind rechtwinklig mit dem Griffe verbunden. Das
Instrument ermöglicht es, den Qber dem Becken-
eingange querstehenden Kopf von hinten und vom,
d. h. von Schläfe zu ScUftfe, zu umfasseti.
Die Abhandlung L.'s ist durch 61 Holzschnitte
nfther erläutert, die namentlich die anatomischen
Verhältnisse recht gut darstellen.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
108. Die Dauererfolge der Bymhpyseoto-
mien; von Prof. R Braun v. Fernwald.
(Centr.-BL f. Gynäkol. XVm 37. 1894.)
unter 12 Symphyseotomien 4 TodesOUe!
Vf. warnt nach seinen Erfahrungen vor der
Symphyseotomie bei bestehender Infektion und
stellt ids erstes Postulat für die Symphyseotomie
die Bedingung, dass dieOebftrende sidier aseptisch
sei , auf. Die Naht wurde entweder in 3 Etagen
(Periost, Fascie, Haut) mit Seide angelegt oder
ausser diesen noch eine Enoohennaht nach Schauta
vorgenommen.
L 3 Fälle mit Silberdrahtoaht (1 Fall mit Enooheii-
seidennaht, die wegen Eitenmg entfernt werden musste).
Guter Dauererfolg, zum Theil leichtes Federn der Sym-
physenenden. In einem Falle naoh 3 Monaten Inconti*
nenz. Heilung nach Gersuny. Die 4. Kr. zeigte zuerst
watsohelnden Gang, später gutes Resultat, doch starke
Beweglichkeit der ^mijhysenenden.
u. 4 Fälle mit reriostnahi Die Erfolge waren trotz
leichten (3— 6 mm) Klaffens der Symphysenenden min-
destens eben so gut wie bei I. Glaeser (Danzig).
109. Dieflnderfolge derSymphyseotomie;
von Dr. Hans V. Wo er z. (Centr.-BL f. GynäkoL
XVm. 36. 1894.)
Yen 10 operirten Frauen starb 1 an Sepsis.
3 konnten sjAter nicht aufgefunden werden, blei-
ben 7. Die jüngste Operation fiand vor mehr ah
einem Jahre statt In allen 5 F., wo die Knocheor
naht gelungen war, ist es ausnahmeloa zu einer
rasohen, voUstSndigen und dauernden YereiaiguBg
derSymphysenenden gekommeu. luden 4Fftlleni
in denen die Knooh«maht insufftcient geworden
war, bestand ein Unterschied zwischen Früh- und
Spfttresultaten. Wahrend sieh bei der Entinasung
stets eine mehr oder weniger breite büid^gewebige
Brücke vorfand , und in einem Falle die Geh- und
Arbeitsfähigkeit Monate lang beeintr8chtig:t war,
trat sp&ter doch noch feste Verbindung ein (2 Re-
sultate unbekannt). In allen Ffillen ohne Enoohen-
naht kann eine restitutio ad integrum eintreten*
Doch sind Endresultate noch nicht bekannt Die
in Folge der Operation entstandenen Verletzungen
der Weichtheile haben keine nachtheiligen Folgen
für die Frauen gehabt Vf. beschreibt zum Schluss
die Technik der Silberdrahtnaht in der Klinik
Schauta's. Glaeser (Danzig).
110. Spontane Geburt. Prophylaktiaoha
Wendang. Symphyaeotomie. Jbx gegenaeltl-
gea Verhalten la einander; von Prof. R Ols-
hausen. (Centr.-BL f. GynttoLXVIIL 86. 1894.)
0. wendet sich hier gegen einzelne Aussprüche
Leopold's auf dem Congress in Born. 0. betont
mit Becht, dass in den meisten Fällen von engem
Becken zu der für die Wendung besten Zeit, also
bei stehender Blase, ein ürtheil über Grösse des
Kindes u. s. w., also über die Möglichkeit des Ein-
tritts einer tptmkmen Geburt nicht möglich ist
Anders bei der Symphyseotomie. Hier kann, ja
muss man nach O.'s Ansicht warten, bis sidi der
SchAdel configuiirt hat, auch schadet ein schonen-
der Zangenversuch niemals. 0. ist dafür, auch
dem Kaiserschnitt in einzelnen Fftllen rdadver
Indikation eine grössere Ausdehnung zu geben.
Die Symphyseotomie hat den Vortheil, dass man
bei ihr principiell zunftchst die Erfolge der Wehen-
th&tigkeit abwarton soll, wfthrend derKaisersohnitt
am besten bei stehender Blase gemacht wird. Die
Entscheidung wird nicht immer leicht sein und in
vielen Flllen abhängen von der Vorliebe :des Ge-
burtshelfers für die eine oder die andere Operation«
Glaeser (Danzig).
111. Caesarean aeotion versus symphyseo-
tomy, with the report of oaaes; by Edw. F.
Davis, Philadelphia. (New York med. Becord
XLVIL21;May 25. 1895.)
1) 27jfihr. eistgebärendo Farbige. Beokenmaasse:
Sp. 22, Cr. 23.5, Tr. 27.5, Conj. ext 19 cm. Wehen-
beginn in der Nacht vom 19. bis 20. Febr. Am 21. Febr.
Vorm. Blasensprang. Naohm. vergebhoher Zan^mver-
such am hochstehenden Kopfe. Abends 8 Uhr ueber«
führong in das Hospital. Sohamfngenaohnitt, woraaf der
Kopf sofort aof den Beokenboden trat und mit der Zao^e
entwickelt wurde. Eind asphyktisch, wiederbelebt Kopf-
maasse: Occipitofront 13, ment 14, bipar. 11, bitemp«
9 cm. Intrauterine Tamponade. Tamponade der Scham-*
fugenwonde, darüber Naht Ami. Tage Hamyeriitftofigi
J
YßL Chirorgie, Augen- imd Olireiiheilkandai
BS
Pols, dann Met6orismii& Am 3. Tage Tod der
WoobDerin.
Sektion: Serös-eitrige Flüssigkeit in der Bauch-
höhle, Zerreissiuig der Yorderen Scneidenwand mit Com-
]inmikatio& mit der Schamfngenwnnde. Baikteriologisoh :
Stiepto- und Staphylokokken im Scheiden- tmd GeÜlr*
mnttenekiet; in der BaachfeUflüssic^eit nur Baoill. coli
oomiminfs. Das Kind blieb am Leben.
2) ISütIhr. Farbige. 8p. 23, Cr. 24^ Oonj. ext 17,
Goq. yera 7*/«, Tr. 21 om. Am 29. Mars wmrde nahe am
Sude der Sehwmgersohaft [!BeL] die Frühgehnrt dnioh
Bongie eingeleitet, da der Kopf aber trotz krwdger Wehen
Bifiht eintrat, imd die Weichtheile änsserst eng und
unnachgiebig waren, am 30. März Vorm. der £user-
soluBtt mit Entfernung der Gebärmutter vorgenommen.
Der Temähte Stumpf wurde yersenki Das leicht asphyk-
tische Kind wurde wieder belebt Kopfmaasse : Bitemp.
7^, Bipaiiet. 8.25, Occipitofront 11.25, Occipitoment
12.5 cm, Lftnge 42c^^ Gewicht 1812 g.
Yon 5 Frauen, an denen D. den Schamfngen-
Bchnitt YoUflog, starb eine weitere, die während
einer Lnng^nentzOndung operirt worden war.
abamiiiche Kinder blieben am Leben; D. hfilt
diese Operation für aassichtSToll bei Frauen , die
nicht duroh zu lange Dauer der Geburt geachwäoht
ednd, femer, wenn das Missveriiftltniss zwischen
GrOese des Kopfes und Becken nicht zu gross ist,
und wenn Scheide und Vulva gut entwickelt und
dehnbar sind (Fall 1 war daher nicht geeignet).
Sänger 's Operation hält er für angezeigt,
bei ausgesprochenem Missverhältmss zwischen
Kopf und Becken, wenn der Kopf nicht in's Becken
einzutreten vermag, femer bei schlechter Entwick-
lung Ton Scheide und Vulva, und wenn es sich
um verheirathete Frauen handelt, die die Ge&hr
einer weiteren Schwangerschaft auf sich nehmen.
Bei heimath- und freundlosen Frauen, bei unehe-
licher Schwangerschaft, bei schwächlicher Eörper-
beschaffenheit und in Hinblick auf die Gefahr
späterer illegitimer Schwangerschaft hält D. den
Kaiserschnitt mit Entfemung der Gebärmutter für
berechtigt J. Präger (Chemnitz).
VIII. Chirurgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
. 112. Ueber HeüTersaohe bei maUgnen
Gesohwülaten mit Bryaipeltozinen; von Prof.
G z e rn 7 in Heidelberg. (Mfinchn. med. Wchnschr.
XLEL 36. 1895.)
Cz. giebt eine vorläufige Mittheilung über die
in seiner Klinik angestellten Versuche, inoperable
Sarkome mittels sterilisirter Erysipelculturen nach
der Colej 'sehen Methode zu behandeln. Wir
werden über diese Falle erst dann berichten, wenn
me ausführliche Mittheilung vorliegt Seine bis-
herigen Erfahrungen fasst Czerny in folgenden
S&tzen zusammen :
„1) Diesterilisirten, aber nicht filtrirtenMisch-
cnlturen des Erysipels und Prodigiosus machen
bei Injektionen ganz kleiner Mengen rasch an-
steigendes Fieber, oft mit Schüttelfrost» Status
gastricus, Benommenheit des Kopfes, DelirieUf
manchmal mit Herpea labialis , fast immer ohne
lokale Entzündungserscheinnngen. Die Intensität
hingt von der Individualität, von der injidrten
Uengei aodlich davon ab, ob die Feuchtigkeit in
die Qewebsspalten» oder in die Blutgefässe einge-
dnmgen ist 2) Die Erscheinungen gehen nach
wenigen Stunden zurück ohne dauernde Störungen
des Allgemeinbefindens. Nach häufig wiederholten
Einspritzungen stellt sich Appetitlosigkeit, Ab-
i&agerung, Blutleere, Apathie ein. 3) Die Injek-
tionen können auf sarkomatöse Oeschwülste einen
apeeifischen Einflnss ausüben und unter günstigen
Umständen die Heilung herbeiführen. Die Ge*
schwülste werden aerOs durchtränkt und welken
dann ein&di ab, werden ateo wohl resorbirt, oder
es tritt Erweichung, Nekrose und Abstossung von
Qeschwulsttheilen ein. 4) Da die Erfolge no(h
9»x unsieh&r sind, kann diese Behandha^gsmeihode
äk Opsnüan nield erseixm, gesdkweige denn über»
f^Mg madim. Sie hat dedudb vorläufig bei
inoperablen oder recidivirenden Geschwülsten ihren
Platz. Vielleicht wird man auch nach Operationen
von Sarkomen, um Becidive zu verhüten, von der-
selben Gebrauch machen dürfen. 6) Bei Carcino-
men scheinen die Injektionen höchstens eine Ver-
langsamung des Wachsthums, aber keine Heilung
herbeizuführen.'^ P. Wagner (Leipzig).
113. Klinkte Brliahiniqgen Aber die Wii^
kung des BrysipelsenuaB auf Oacoinome und
andere maUgne GeaehwAlste ; von Dr. W. E o p f •
stein in Prag. (Wien. llin. Rundschau IX. 33
u. 34. 1895.)
E. hat in der Haydl'schen EUnik 15 Er.
(13 Cardnome, 1 Sarkom/ 1 malignes Lymphom)
mit selbstbereitetem Brysipelsemm nach Emme-
rich und Scholl behandelt
Alle Er. empüuiden wfthrend der Ein^nritzuhg
in der Cteechwolst h^tige brennende Schmerzen ;
SohütteUirüste blieben nach der Injektion selten
aus; Fieber (bis 41^) trat stets ein. In ^nzetnen
F&llen wurden Brechreios, Erbrechen, Ohreasansoi,
Durchftlle, Herzpalpitationen, Nasenbluten und
Dyspnoe beobachtet Metastasen verkleinerten
ffloh, wenn in die primftre Cteschwulst eingespritzt
wurde, gar nicht; desgleichen riefen Binspritaungen
in die Metastase keine Veränderung an der primä-
ren Geschwulst hervor. In einem Falle nahm E.
nach 8 ffinsprttsungen die Ctoschwulst heraus. Sie
"war von einem sehr derben, weisslichen Gewebe
umgeben und zeigte im Innern Blutungen. Mikro-
skopisch üand sich eine Sprossung des Bindege-
webes, aber keine nennenswerthe Veränderung an
den carcinomatOsen Nestern. Bei Einspritzungen
in primäre, von nicht geschwüriger Haut bedeckte
Gesobwflhaite entstand zunächst eine schmerzhafte
Vergrüsserung des Tumor, dann ging er auf seine
frühere QrOsse sttrück und ijnirde etwas dei^ber.
tfF.
YHL Chilmgi^, Augen- und Ohrenhenllmiida
Zerfallene GesohwfllsteTerSnderten sieh nach eini*
gen Einsprilzungen in bemerkenswerther Weise.
Der Qrund reinigte sich , die stinkende Sekretion
nahm ab, die Bänder winden flacher und wiesen
buohtige SabstanByerluste nach. Qeechwfbngrand
und Bänder wurden weicher. Mikroskopisch fand
sich üppiges Granulationengewebe, in dem aber
krebsige Nester eingeschlossen waren. Das Sarkom
und das maligne Lymphom änderten sich nach den
Injektionen nicht
E. stellt sich die Wirkung des Krebswrwn auf
die earcinomatöaen OesckwiUaie ais eine rein örtUehe
vor, P. Wagner (Leipzig).
114. Beitrilge snr Kenntnlsa der akuten
Osteomyelitüi; von Dr. Funke in Wien. (Arch.
f. klin. Chir. L. 2. p. 462. 1895.)
Auf Veranlassung yon Gussenbauer hat F.
das reiche Material der Prager Chirurg. Klinik, wo
innerhalb der letzten 15 Jahre gegen 700 Osteo-
myelitiserkrankungen theils im akuten Stadium,
theils im Stadium der Nekrose behandelt wurden,
bearbeitet In der vorliegenden Arbeit giebt er
kürzere MittheQungen über einige seltenere Er-
scheinungsformen der Osteomyelitis.
Die akute OeteamyeUtis der Bnvaehsenm ist
spedell in Böhmen keine seltene Erkrankung und
unterscheidet sich weder durch Verlauf, Lokalisa-
tion, noch durch Ausgang von der des Kindes.
In 8 Fällen von OsteanMfeiüie reeidiva handelte
es sich um Kranke, bei denen der Procees ent-
weder spontan nach Abstossung von Knochen-
sequeetem ausbeute, oder aber durch Ndorotomie
zur Hdlung gebradit wurde; im vorgerückten
Alter trat dann eine neuerliche Erkrankung des-
selben Knochens auf. Auf Gmnd der Beobach-
tungen von 4 Fällen, in denen die Osteomyelitis an
der Stelle einer vorl — 29 Jahren erfolgten Fhüctur
einsetzte, spricht sich. F. für eine Neuinfektion aus
mit Rücksicht auf eine gewisse Disposition des
Narbengewebes zu metastatischen Entzündungen.
Die muUipie OtteomyelMa wurde in 37 Fällen
beobachtet; in je 4Fällen waren 3 und 4Knochen
gleichzeitig erkrankt, in 1 Falle sogar 5. Der Be-
ginn war durchweg akut, in der Mehrzahl der
Fälle in einem Knochen und erst im Verlaufe von
Tagen, ja Wochen kam es unter hohen Temperatur-
Steigerungen zur sekundären Erkrankung der übri-
gen Slnoohen.
Femer beobaditete F. 1 Fall von Plerioetitis
aUmminaaa und 3 FäQe von (kteomyeUHa namh
Typhus. P. Wagner (Leipzig).
115. Ueber die primäre akute OsteomyeUtiB
der Wirbel ; von Dr. 0. H a h n in Tübingen. (Beitr.
2. klin. Chir. XIV. 1. p. 263. 1895.)
Am seltensten sitzt die primäre akute Osteo-
myelitis zweifellos in den Wirbelknoohen, nur 2%
sämmilicher Erkrankungen der kurzen und phitten
Knochen an akuter primärer Osteomyelitis treffen
auf die WirbeL H. hat in der Literatur nur 11'
hierher gehörige, zum Theil nicht genaue Beobadi-
tungen finden kOnnen, denen er einen selbst be-
obachteten Fall aus der Bruns'sdien Klinik,
der einen Sjähr. Knaben beät£^, anreiht
Dieser Fall gehört entsduedeii zu den voDständigatea
von allen bis j^ct brannten Beobaohtongen. Die Dia-
gnose wurde dadurch gesichert, dass ans dem wShrend
der Operation entnommenen Ekter der SiaphyiooooQos
jyogenes aureus in Beinooltiir gezüchtet wiude. Nach
tfeberimpftug auf Kaninchen gingen diese an akntar
Sepsis zu Grunde. Die Behandlung führte zu voUstin-
diger HeUung ohne jede Störung.
Aus den bisherigen Beobachtungen geht her-
vor, dass die primäre akute Osteomyelitis der
Wirbel im Oanzen dasselbe Bild zeigt wie die der
langen Röhrenknochen und der sonstigen kurzen
und platten Knochen. Nur wird dieses Bild in
vielen Fällen verwischt duroh dasüebergreifen der
Krankheit auf die benachbarten KürperhOhlen und
vor Allem auf das Rückenmark. Hierdurch kommt
es zu mancherlei Erscheinungen, namentlich menin-
gitischen Symptomen, die allerdings mitunter so
sehr in den Vordergrund treten, dass sie als eigent-
liche Haupü^ymptome erscheinen können.
Für den weiteren Verlauf ist es nun von ein-
schneidender Bedeutung, von welchem Wirbeltheile
die Erkrankung ausging. Ist der Wirfoelkörper und
etwa noch die Basis des Bogens der Ausgangs-
punkt, so schlägt die Eiteransammlung meist die
von der Spondylitis tuberculosa her bekannten
Bahnen ein ; sind dagegen die Domfortsätze, sowie
der hintere Theil der Bogen Sitz der primftren
Erkrankung, so wird sich der Abecees nach der
Bückenmuskulatur einen Wog bahnen. Von weit-
gehender Bedeutung ist femer der Sitz der Erkran-
kung an den verschiedenen Abschnitten der Wirbel-
säule ; bei Erkrankung der Halswirbel : Möglichkeit
eines Betropharyngeal- oderOesophagealabsoesses,*
bei Erkrankung der Brustwirbel: Durohbruoh in
die Pleurahöhlen; bei Erkrankung der untersten
Brost- oder Lendenwirbel: Psoasabsoess. Eine
noch ernstere Gomplikation entsteht, wenn die
Entzündung und die Eiterung nach dem Wirfoel-
kanal vordringen, was sowohl von vom, vom Wirfod-
körper aus, wie vom hinteren Abschnitte aus ov
folgen kann. Namentlich diese Gomplikation trübt
die Prognoee, ebenso natürlich die Sdtwere der
Infektion, die die Oefahr allgemeiner Sepsis be-
dingt
Die Hauptaufgabe der Therapie muss auf frfih'
zeitige, möglichst ausgiebige Eröftiung des Ab-
scesses und Verhütung einer Kyphose bedacht sein.
R Wagner (Leipzig).
116. Traitement delaparapl^edumalde
Pott dorsal parledrainage lateral (OosUhTrm^
veraecUmieJ ; parM6nard. (R6vue d'Orthop6did
Nr. 2. 1896.)
M. hat bei 6 an Paraplegie in Folge einer
Spondylitis dorsalis leidenden Kranken statt der
Laminektomie die Entleerung des paravertebraldi^
Ym Chirurgld, Aiigen- tmd Ohienheilkuiide.
57
Absceeses der lateralen Dramage ausgefflhrt An
der SteUe der Oibbositftt werden ein oder mehrere
Tertebrale Bippenenden freigelegt und sammt den
entsprechenden Proa transv. subperioatal reeecirt
Yen dieeer Bresohe aus wird duroh Yordringen
gegen den WirbelkOrper der Abeoees entleert, die
H5hle auagewaaohen und drainirt Selbst bei 3 und
mehr Jahre bestehender Lfthmung zeigte sidi ein
&8t unmittelbar nach der Encheirese eintretender
Erfolg, der allmAhlich in völlige Beseitigung moto-
nsoher, sensibler, sowie die Blase betreffender St5-
rangen überging. Ein Becidiv blieb bei mehreren
bis zu etwa Jahresfrist beobachteten Kranken aus.
Yulpius (Heidelberg).
117. Treatment of ftmotlonal onrvatures
of the spine by gymnastios; by Charles Bo-
ber ts. (Brit med. Joum. July 6. 1895.)
& unterscheidet organisehe und funktionelle
KrQmmungen der Wirbelsäule, wobei erzuersteren
die spondylitischen , rhaohitischen u. s. w. Defor-
mirungen rechnet Er ist bei funktionellen Sko-
liosen Gtogner schablonenhafter Beiziehung der Bau*
dagisten sowohl wie der Gymnasten. Bei sta-
tischer SkoUose hUt er die Ausgleichung der
Beinl&ige für genfigend, bei der gewöhnlichen
habitaellen Schulskoliose fOrchtet er durch gewOhn*
liehe Gymnastik die ungleiche Yertheilung der
Muskelkraft auf beide BückenhUften zu befördern.
Der originelle Standpunkt B.'s zeigt sich in
seinen Schlusssfttzen, in denen er als sehr grosse
odet grOeste Gruppe der Skoliosen die hysterische [!]
bezeichnet Yulpius (Heidelberg).
118. Bat les vtenltats de reztenilon dans
le traümnentdelasooliose; par Bobin. (Lyon
m6d. TiXXTX, 18. 1895.)
R empfiehlt dauernde Extension an Kopf und
Ffissen auf schiefer Ebene zur Streckung der sko-
liotischen Wirbelsäule. Pausen sind nur gestattet
während der Mahlzeiten, zum Zweck von Gymna-
stik, Massage, Bädern, Schwimmübungen. Wäh-
rend des Gehens werden abnehmbare Gipscorsette
getragen.
B. hat an 8 Er. diese Eur durchgefOhrt, zum
Theil bereits mit Erfolg, der aus den beigege-
benen Abbildungen freilich nicht zu ersehen ist
Yulpius (Heidelberg).
119. Du redressemont de la sooliose par
le massage forod; par X. Dolore. (Lyon m6d.
LXXIX. 26. 1895.)
D. empfidilt das gewaltsame Bedressement der
Skoliose in Narkose [er rechnet es merkwürdiger-
weise zur Massage]. Er huldigt noch der Ansicht,
dass eine primäre Bändererschkflang die Ursache
der SUosiose sei, und will dementsprechend die
Bänder der concaTon Seite dehnen. Die Priorität
der „massage foro6'' erkennt er sich nicht zu, da
schon Hippokrates ähnliche Yersuohe gemacht
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft 1.
hat Obwohl D. keinen ünglflcksfiill erlebt hat,
wird er doch keinen Nachfolger finden.
Yulpius (Heidelberg).
120. Oorsetverbandanlegting in Sdhriig*
sohwebelage auf einem Banohläogsgurt; von
Nebel. (Ztschr. f. ortiiopäd. Ghir. lY. 1. 1896.)
N. hat die Suspension bei der Gorsetanlage
durch die LAgerung des Er. auf einen schräg ge-
stellten, mit Gurten bespannten Bahmen ersetzt
und glaubt dadurch Yortheile zu erreichen, nament-
lich bei der Behandlung ungeberdiger Kinder.
Yulpius (Heidelberg).
121. The redaotlon of moderate degrees
of deformity in hip disease; by A. B. Judson.
^ew York med. Becord XLYIIL 1. p. 13; July
1895.)
J. ist der Ansicht, dass die GontraktursteUung
des Beines bei Cozitis in Beugung und Adduktion
instinktiv eingenommen werde, um das kranke
Bein möglichst beim Geben zu schonen. Erm(Sg-
liohe man schmerzloses Auftreten durch Apparate
und zwinge man die Kranken zu gleichmässigem
Gtehen, so yerschwinde allmählich die Contrakturi
wie J. die Er&hrung gezeigt habe.
Yulpius (Heidelberg).
122. üeber die AnwendtMtkeit der Tertl-
kalen Extension bei Obersohenkelfraktiiroii
rhaohitiaoher Kinder; von St 51t zner. (Inaug.-
Diss. Berlin 1895.)
St bestätigt die von Wichmann gemachte
Beobachtung, dass bei vertikaler Suspension des
Beines bei bestehender Bhachitis eine akute
Knochenerweichung hohen Grades eintritt Sie
scheint zwar eine wesenüiche Störung der Fraktur*
heilung keineswegs zu bedingen, mahnt aber doch
zur Yorsicht S t will die Suspension bei rhaohi-
tischen Kindern unterlassen wissen, wenn sie sich
vermeiden läset Yulpius (Heidelberg).
•
123. Zur Therapie des erworbenen Platt-
ftisses; vonMarcinowski. (Ztschr. f. Orthopäd.
Chir. lY. 1. 1895.)
M. hat alle bisher gekannten Plaüfiissapparate un-
wirksam oder äusserst belSstigend gefanden, und zwar
bei eignem Gebrauche. Indem er die Nachtheile zu
yenneiden suchte, oonstmirte er einen Apparat, dessen
Oüte er an sich xmd an einer Reihe von Kranken mit
nicht spastischem Plattfass erprobte. Eine ShnÜch der
Hof fa sehen aus Nikelin getriebene Sohla giebt die
normide Fosswölbung wieder, nimmt durch eine ent-
sprechende Yertiefong aof die empfindliche Tuberositas
ossis navioularis Rücksicht. Eine gelenkig mit dieser
Einlage verbundene ünterschenkelinnenscbiene ist nicht
zur C^rrektur der Adduktion, sondern nur zum Schutze
des Sprunggelenks gegen Yerstaaohung angebracht
Der luss ist mit einem Schnürhalbscnuh bekleidet,
der hochgehende Schnürstiefel wird widerrathen, weil
die Muskulatur in ihm Noth leide.
Yulpius (Heidelberg).
124. A method of treating inversion of the
limb sabseqaent to the onre of equino-vams ;
by R. L. S w an. (Brit med. Joum. June 15. 1895.)
8
58
YHL Chirurgie, Augen- und Ohrenheilfainde.
S. weist auf Yerkrümmungen des Beinee hin,
die nach Heilung des angeborenen Elumpfüsses
häufig zur Beobachtung kommen. Es ist das ein-
mal das Oenu valgum, das Bich bisweilen ent-
wickelt duioh abnorme Belastung im Verein mit
der schwachen Bntwiokelung des Beines.
Wichtiger ist die Eintoärtsdrehung des Beines,
die nach S.'8 Ansicht durch Rotation der Unter-
schenkelknochen in Folge von Wachsthumshem-
mung eintritt. S. hat in mehreren Fällen die Osteo-
tomie mit Erfolg gemacht Yulpius (Heidelberg).
126. Ueber die BniziB'sdhe Qehsohiene;
von aarr& (BerL klin. Wchnschr. XXXL 21.
1895.)
Der Apparat besteht aus ▼erstellbarem Sitziing, seit-
lichen Beinsohieiieii und einem verschiebbaren Gehbügel,
gegen den das Bein durch eine Lasche eztendirt werden
kann. Einige cirkuUre Leinwandbinder fixiien das Bein
im Apparat, dessen Hauptwirkung in der EnÜastong
besteht
Er hat in der Tübinger Klinik Anwendung gefän-
den bei Frakturen des Unter- und ObeiBchenkels, des
Schenkelhalses, nach Hüftres^tion , nach Osteotomien,
nach Arthrektomie und Resektion des Kniegelenks.
Durch eine kleine tJmänderuDg kann der Apparat
auch 2ur Lagerungschiene hergerichtet werden : er wird
in 2 Oröesen, für Kmder und für Erwachsene ffeliefert
Yulpius (Heiddberg).
126. BiiU%iisdd8«i; per Bidona (Aroh. di
Ortoped. 6. 1684*)
B. giebt eine übersichtliche Eusammensteilung
der geschichtlichen Entwicklung der Atthrodesen*
Operation sowohl als auch einer Beihe wichtiger
BinzeUrageo. Recht voUstftodig ist die Aofefthlung
aller Lidikaüonen, die bisher zur Arthrodese Yer-
anlassung boten, anter denen natOrlich die spinale
EinderiAhmung , beeoiiders das Schlottergelenk,
hauptsächlich in Betracht kommt Weiter finden
alle Modifikationen der Technik Erwähnung, B.
hält oberflflohliciw Knorpelanfri'schung fOr die beste
Heäiode, eine Nahtrereinigung der Oelenkenden
für überflfissig bei gut angelegtem FizationsTerband.
Das ZurQcklassen von losen Knorpelstücken im
Gelenk ist zum mindesten unschädlich, ja deshalb
ausgeführte Thierexperimente und nachfolgende
Untersuchung des Heilungsvorganges zeigten in
diesen fräßH KOrpem Proliferation, die zur Yer-
schmelzung mit den ebenliills lebhaft wnchemden
Oelenkenden fOhrte. Y u 1 p i u s (Heidelberg).
137. Weiter« Xitlheiliiiigea über tragfUilge
AmputAtionBatfimpfe im iBei'eiohe der fiia-
phyaen; von Dr. A. Bier in SieL (Arch. f. klin.
Ghir. L. 2. p. 356. 1895.)
B. berichtet über die weitere Ausbildung seiner
Methode, tragfähige Amputationstümpfe in der Dia-
physe dee Unterschenkels herzustellen. Er ist be-
müht gewesen, die Technik weiter aas2ul»lden und
für grössere Qliedabschnitte zu verallgemeinem,
Tor Allem abef*, durch Yersuche die Bedingungen
kennen zu lernen, unter d«ien sich tragf&hige
Stümpfe überhaupt bilden lassen.
Man kann auf sehr viele Meflioden einen trag-
ffthigen Diaphysenstumpf erzielen, wenn man fol-
gende Begdn beobachtet: 1) Die Sfigeflftdhe des
amputirten Knochens soll mit einem „natürlidien
EnochenperiostBtflck^^ bedeckt werden. Bb ist ganz
einerlei, woher man dieses nimmt; sogar ganz
lose transplantirte Enochenperioststflcke genügen.
2) Die Stumpfbedeckung soll im Allgemeinen aus
narbenfreier Haut bestehen ; deshalb legt man audi
die Amputationsnarbe der Haut seitUcfa, ausserhalb
derünterstützungsfläohe. Narbenfreie^utistnidit
unbedingt zur Stumpf bedeckung n(tthig, wenn man
zwischen Haut und Knochen ein Muskelpolster ein-
schiebt, also mit einem Hautmuskellappen amputirt
B. hat folgende Methoden der Siumpfplasak
praktisch geübt : 1) StumpQ)lastik durch Bildung
eines sogen. kAnstlichen Fusses ; 2) Stumpfplastik
durch Bedecken des wunden Knochenendes mit
einem gleich grossoa Knochenstücke, das in natür-
licher Yerbindung mit dem Periosts und den üMgen
Weichtheilen geblieben ist ; 3) Stumpfplastik durch
Bedecken dee wunden Knochenendes mit einem
etwas kleineren Knochenstücke, das in natürlicher
Yerbindung mit dem Periosts und den übrigen
Weichtiieilen geblieben ist ; 4) Stumpfplastik durch
Bedecken des wunden Knodienendes mit einem
KnochenperiosÜappen, der nicht in natürlicher Yer-
bindung mit den deckenden WeiöhtheileD steht;
6) Stumpfplastik duxdi Bedecken der SSgeflSohe
der Knochen mit einem ganz lose transplantirteii
Knochenstücke.
Der Arbeit ist eine grossere Bmhe Ton Holz-
schnitten beigegeben. P. Wagner (Leipzig).
128. nalge Worte über die sematoUigiiohe
und diagnostisohe Bedeatung der mensch«
liehen Qangspuren oder töhnogr^name ; von
Neugebauer. (v. Yolkmann's SammL klin.
Yortr. N. F. Nr. 126. 1895.)
Zurückgreif land auf eigene frühere Üntsvsuchuii-
gen undYerOfEientlichungen, berichtet N. über seine
Studien der menschlichen Fährte unter graphisohmr
Darstellung. Der zu untersuchende geht mit carmin*
geffirbten Sohlen auf Läufern von Fliesspapier, die
Abdrücke werden mit Spirituslack fixirt Die ein-
zelnen Sohlenabdrücke nennt N. PeUnatogranune,
ihre Summe Ichnogramm. Letzteres, das Ton 108
thdls Gesunden, theils Kranken aufgenommen
wurde, wird durch physische Einflüsse sowohl
(Belastung, Erkrankungen der Wirbelsäule, des
Beckens, der Beine), als auch durch psychische
Momente (Zorn, Erregung, Pathos u. s. w.) ausser-
ordentlich beeinflusst Bs giebt für bestimmte Er-
krankungen charakteristisdie Idmogramme, Ton
denen N. eine Anzahl in Wort und Bild Wiedergiebt
Die auf mühe vcrfl« Arbeit gegründete Schrift macht
auf abgerundete Y'dlständigkeit keinen Ansprach,
sondern soll nur anregend zu weiteren Unte^
suchungen wirken und casuistische Beiträge liefern.
Yulpius (Heidelberg).
VnL Chirurgie, Augea- und OhrenheiUnmde.
60
129. Die Yerhfttang und Bohaadlimg der
blennorrhoiaoheii Augenentsfindimg der ITea-
geborenen; you Dr. J. K Güntz in Dresden«
(Sond.-Abdr. ans: AerztL Centr.-Anzeiger Nr. 19.
20. 1895.)
0. verwirft alle die bekannten Mittel gegen
Tripper nnd Augenblennorrhöe als einerseits schSd-
lick durch ihre fttaende Wirkui^ und andererseits
lumfltK gegen das TrippergifL Sein HeilverE^hren
ist bei Tripper: Ausspfilen der Harnröhre mit Gal«
curia chlorata 2.0 : 100.0. Filtretur. Zur Ansspfi'*
Inng der Scheide unmittelbar vor der Geburt, wäh-
rend der Wehen nimmt er Thymol 1 : 1100, eine
Lösung, die noch verstärkt werden kann, wenn
Olycerin hinzugesetzt wird« BeiAugenblennorrhOe
der Neugeborenen wird Thymol 1:1100 in die
Lidspalte gegossen ; ausserdem sollen Eisumsohläge
gemacht werden. Wenn HornhautgeschwQre vor-
handen sind, wird Jodoform eingestreut Jodoform
nnd filtrirtes Chlorwasser können auch zur Des-
infektion der Scheide vor dem Durchtritt deci
Kindes benutzt werden. Lamhof er (Leipzig).
130. Statistlqne sur le trachome; par R
van Hillingen, GonstantinopeL (Annal.d'Ocu-
lisi CXIV. 3. p. 171. 1895.)
van M. hat viele Augenarzte in verschiedenen
Landern um ihre Ansicht über das Tn^hom ge-
beten und stellt nun auf Grund dieser gesammel-
ten ürtheile und seiner eigenen reichen Erfahrung
folgende S&tze auf: 1) Das Trachom ist eine con-
tagiöse Ihfektionskrankhdt, die besonders in un-
knltivirten Ländern auftritt und mit dem Fort-
schritte der Civilisation und der Hygieine ver-
schwindet Hygieine und Beinlichkeit sind die
besten Schutzmittel gegen das Trachom. 2) Die
Hfihenlage eines Ortes hat keinen Einfluss auf das
Trachom. WoMend und Schmutz vorhanden sind,
kommt das Trachom ebensowohl in Höhen von
1—5000 m vor als in der Ebene. 3) Alle Bässen
sind gleich emp£Snglich för das Tracdiomgift Es
giebt keine Immunität fOr gewisse Rassen.
Lamhof er (Leipzig).
131. Bakteriologische üntersnohnngen über
die Aetiologie der Keretitis et Copjonotlvltla
ecsematosa nebst Bemerkungen sur Binthei-
lung, Aetiologie und Frognoae der Homhant-
gesohwüre; von Dr. Ludwig Bach in Würz-
bnrg. (Arch. f. Ophthalm. XLI. 2. p. 159. 1895.)
Nach den Untersuchungen B.'s, die an Kanin-
chen- und an Henschenaugen vorgenommen wur-
den, gelingt es stets bei frischen ekzematösen
Augenkrankheiten pyogene Mikroorganismen nach-
zuweisen (besonders Staphyloooccus pyog. aureus)
und durch sie wiederum Phlyctänen an anderen
Augen zu erzeugen. Beim Menschen traten diese
Phlyctftnen nach 4 — 10 Stunden auf und zerfielen
in einigen Stunden, oder blieben Tage lang be-
stehen. Ein direkter Zusammenhang ewisohen
diesen Ekzemerkrankungen und der sogenannten
Sorophulose ist nicht aufrecht zu erhalten. Eine
allgemeine Behandlung allein, die geigen die Soro-
phulose gerichtet ist, kann daher auch nichts
nützen. Das Primäre ist stets ein Substanzverlust
der Bindehaut, wodurch die Möglichkeit des Ein-
dringens von Keimen gegeben ist Die oft gleich-
zeitig vorhandenen Ekzeme anderer Eörpertheile
sind auf die gleichen Erreger zurückzuführen.
Bei gleicher Aetiologie der Homhauigesohwüre
6in4 die centralen viel ungünstiger wegen der sich
anschliessenden Entzündung der Iris und deef
Ciliarkörpers. L^mhofer (Leipzig).
132. Ueber Qlankom naoh Staar-Opera-
tlonen; von Dr. H. Pagenstecher. (KLin.
Mon.-BL f. Augenhkde. XXXTT. 6. p. 139. 1895.)
Glaukom kann an staaroperirten Augen auf-
treten, ohne dass irgend ein Zusammenhang mit
der Operation zu finden ist ; oder unmittelbar nach
einer Operation, sowohl der Discision bei Kindern,
als der Extraktion und Discision der Oataraota
secundaria bei Aelteien; es kann auftreten, wenn
Linsenmassen zurückgeblieben sind und quellen,
aber auch wenn die Linse mit der Kapsel entfmit
wurde. Für die EUle, wo keine QeMr des Glas-
kOrpervorlaUs zu fürchten ist, wird diebidektomie
am besten sein, wenn Bserin u« s.w. nichts helfen.
Unmittelbar nach einer Diadsio der Oataraota
secundaria aber h< P. trotz der Empfehlung
K napp 's die Iridektomie für nidit günstig. Hier
Usst sich die bis zu schwer fassen ; es ist daher
die Punktion der Kammer, die Behandlung mit
Eserin, Natrium salicyL iL s. w. vorzuziehen. Im
Uebrigen gilt auch für diese QlaukomfUle, dass
manchmal auch die Iridektomie nichts hilft. P.
führt einige Krankengeschichten an.
Lamhof er (Leipzig).
133. üeber die Behandlung des Glaukoms
mit Eserin; vonProf. H. Cohn inBreslau. (BerL
klin. Wchnschr. XXXTT. 21. 1895.)
0. zeigt an einigen Krankengeschichten, dass
Leute lange Zeit, selbst 14 Jahre lang, Eserin tilg-
lich gebrauchen k(5nnen, damit stets das Begen-
bogenfarbensehen zum Verschwinden bringen und
normales Sehvermögen mit normalem Gesichtsfeld
behalten. Erst dann, wenn das Mittel versagt,
müsse iridektomirt werden. Pflicht der Haus&rzte
sei, Bserin sofort anzuwenden, Wenn über Begen-
bogensehoi geklagt wird. Lamhofer (Leipzig).
134. La solerotomie posterieare et la
9ol6reotomie dana le glanoome; par H. Pari-
naud. (Ann%l. d'Oculist CXTTT. 5. 1896.)
P. bespricht wieder die von ihm schon früher
empfohlene Punktion der Sklera bei chronischem
Okukom, die er selbst nicht etwa als Ersatz für
die Lidektomie in allen Fällen angesehen wissen
wUL Beim akuten Glaukom kann sie sogar zur
Erleichterung der Iridektomie dieser voraus ge«-
60
IX. Hjgieine und Staatsarzneikunde.
schickt werdeiL Den gleichen Zweck, eine Filtra-
tions-Narbe bei chronischem Glaukom za schaffen,
hat die Sklerektomie. Während bei der Sklero-
tomie ungefähr 8 mm vom Homhautrande ein
Grä/e'sdhes Messer in die Sklera eingestochen
wird, nnd zwar am besten zwischen M. ertemns und
H. infer., wird bei der Sklerektomie an derselben
Stelle ein kleines Stück Sklera über, d. h. mit
Schonung der Aderhaut ausgeschnitten und erst
nachträglich an dieser Wundstelle einmal oder
öfter der Augapfel punktirt Bei beiden Opera-
tionen ist vor Allem darauf zu achten, dass sie
ohne stärkere Entzündung ablaufen, und sind darum
Funktion und Ausschnitt der Sklera subooiguno-
tival so zu machen, dass sich Bindehaut» und SUer»-
wunde nicht direkt decken.
Lamhofer (Leipzig).
135. üeber Vetidimntablörang nnd ihre
Behandlnng dnroh Ophthalmotomia posterior ;
von Prof. X QalezowskL (Wien. klin. Bund-
schau IX. 30. p. 466. 1896.)
Die Ansicht O.'s über die Entstehung der Netz-
hautablOsung weicht yon den bekannten Ansdiau-
ungen ab. Nach ihm beruht sie auf einer Verän-
derung der Lymphwege, durch die die seceniirten
Flüssigkeiten nicht mehr abgeführt werden, son-
dern sich anstauen und zwischen Aderhaut und
Netzhaut ansammeln.
Nach den yerschiedensten Heilversuchen, die
alle auf die Dauer keinen Erfolg hatten, macht G.
jetzt mit einer zweischneidigen gekrümmten Nadel
an der Stelle der Netzhautablösung Punktion und
Gontrapunktion des Augapfels, wobei zugleich die
Netzhaut eingeschnitten wird. Hit den bisherigen
Erfolgen dieser Methode, die ganz imgefiUirlich
ist, ist G. zufrieden. G. hat 1198mal Netzhaut-
ablüsung gesehen. Erkrankt waren 710 Mftnner
nnd 488 Frauen. Das 30. bis 60. Lebensjahr
stellte die grOsste Ziffer. Rheumatismus und
Myopie waren am häufigsten die Ursache der
Krankheit Lamhofer (Leipzig).
136. Qaelqaes oonsiderations sur Pappli-
oatlon de Feleotrolyse a doiuie oaa de deoolle-
mentdelarMne; par Terson, Toulouse. (Ann.
d'Ocuüst OXIV. 1. p. 22. Juillet 1895.)
T. bespricht die verschiedenen Theorien der
Netzhautablösung, bei der nicht immer ein Einriss
der Netzhaut oder Schrumi$fung des Glaskörpers
vorhanden sein müsse, und giebt nach seiner Er-
fahrung die Elektrolyse (Einführung des positiven
Poles an der Stelle der NetzhautaUösung, 5 M.-A.
Stromstftrke) als das sicherste Heilmittel, besonders
bei Msohen Netzhautablösungen, an. 12 Kranken«
geschiohten zeugen von grösst^itheils günstigen
Erfolgen. Ausserdem aber können noch die be-
kannten Mittel izmerlich als Palliativa gegeben
werden. Lamhofer (Leipzig).
137. üeber Netadiaiitentrtiidiiiig bei an-
geborener Laos; von Ftof. Hirschberg in
Berlin. (Deutsche med. Wchnsohr. XXL 26. 27.
1896.)
H. macht auf eine bei angeborener Lues vor-
kommende Netzhauterkrankung aufmerksam, die
wegen der Schwierigkeit der Untersuchung ge-
wöhnlich übersehen und in ihrem spftteren Sta-
dium erst dann diagnosticirt wird, wenn zwisdien
dem 2. und 16. Lebenqahre die viel bekanntere
diffuse Hornhautentzündung aufgetreten ist Diese
Entzündung der Netzhaut, die stets doppelsdtig
ist, kann schon in den ersten Lebensmonaten auf-
treten, zeichnet sich dadurch aus, dass zahlreidie
heUrothe Herde in der Netzhaut entstehen, die auch
dann noch zunehmen, wenn in Folge der Behand-
lung das Sehvermögen sich wieder bedeutend ge-
bessert hat, imd die schliesslich alle ganz weiss
werden* Bei sofortiger energischer Einreibungs-
kur tritt rasch Besserung des Sehvermögens ein.
H. führt 6 Krankengeschichten an; die erkrankten
Kinder waren 6 — 18 Monate alt
Lamhofer (Leipzig).
138. Hereditäre retrobolbAre ITeuritls op-
tloa; von Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam.
(Centr.-BL f. prakt Augenhkde. XTY. 6. p. 168.
Juni 1896.)
W. behandelte mehrere Glieder einer Familie,
die, sonst sehr gesund, ein auffallend sohwacheB
Sehvermögen mit centralem Skotom hatten. Ausser
Abblassung der temporalen PapillenUÜfte war
nichts zu finden. Bei weiterer Nachforschung stellte
es sich heraus, dass von den Nachkommen eines
im Anfange dieses Jahrhunderts inDeventer leben-
den Ehepaares alle mftnnlichen Nachkommen der
weiblichen Linie drei Generationen hindurch blind
oder doch sehr schwachsichtig geworden sind, und
zwar stets zur Zeit der Pubertät Alle weiblichen
Nachkommen blieben verschont Yerwandtschafts-
heirathen kamen nicht vor. Die Fortpflanzungs-
fShigkeit war bei den männlichen und den weiblichen
Familiengliedem nicht gering. Der Arbeit ist ein
Stammbaum beigegeben. Lamhofer (Leipzig)*
IX. Hygielne und Staatsarzneikunde.
139. Bericht über Pocken nnd Focken-
impftmg. (Vgl. Jahrbb. CGXIJy. p. 169.)
Die Referate über die filteren Arbeiten sind
von Sanitftts-Bath Dr. Bisel in Halle a. S.,
die über die neueren von Dr. Woltemas in
Diepholz.
/. Poekenqndemien.
1) Ergebniase der amtltehen Poehensterbe' tmd
Poekenerkrankung88taiistik im Deutschen Beieh vom
Jahre 1888; vonRahts.
2) Bemerkungen über eine kleine Poekenqndemie in
Stockholm während des J. 1884; von A. Wawrinsky.
(Arch. f. Hyg. Vm. p. 352.)
IX. Hygieine und Staatsarzneikunde.
61
3) BäMUcie auf die kixU BlaUemepidemie (vom
Deeember 1888 bü Ende Äprü 1889) ; von M. Müller.
(Prag. med. Wohnschr. XIV. 19. 1889.)
4) BelaHon de deux epidSmies de vaHole ä laprison
dSpaaiementaie de Bordeaux (1870—1889), Importance
de poeeinationa amSraiea; par Gellie. (Oaz. des Hop.
130. 1889^
5) Offieial report on ^leffiM smallpox. (Lancet I.
May 4. 1889.)
6) IlrsiebmesederneuerenenglüehenPoekenetaiistik,
(Lanoet IL 9; Jone 1889.)
7) Notes on an eptdemie ofemaüpox amongkafirs;
hj H. H. Sturge. (Brit med. Joum. Febr. 16. 1889.)
8) La variole hSmorrkagique; par de Grand-
ma i s o n. (Gaz. des Hop. 138. 1888.)
9) La variole hemorrhagique ä Paris en 1887; par
de Grandmaison. (Aroh. gen. de Med. Dec. 1888.)
10) IbdesfaUe an Pocken im Deutsehen Beieh und
im Auslände 1892, (Med.-Btati8t Mittheil, aas d. kais.
Gesondheitsamte IL 1. 1893.)
11) Erfaknmgeniiber Variola; von Dr. Th. Lotz
\n. Basel. (Ck)rr.-BL f. Schweizer Aerzte XXIV. 20. 21.
p. 617. 666. 1894.)
12) Zur Contagiosiiätsfrage der Variola; von Dr.
M. ▼. Arx. (Corr.-BL f. Schweizer Aerzte XXIV. 23.
p. 763. 1894.)
13) 2kir Ckmtagiositätsfrage der Variola; von Dr.
Th. Lotz. (Corr.-BL f. Schweizer Aerzte XXIY. 24.
p. 789. 1894.)
14) Die BlaUemepidemie in Bern eom Jahr 1894;
T<m Dr. W. Ost Basel o. Leipzig 1894. Carl Sall-
maiuL,
15) Cenni elinieO'StcUistiei suü'epidemia delvaiolo
in IHeste dal 1892 all894; per ü Dott A. de Ma-
nns sL Irieste 1895. Mortena e Co.
16) Variola; by S. G. Webber. (Boston med. and
sorg. Joum. GXXX. 19. 20. 1894.)
17) Ueber den BHnfluss der Poekenkrankheit auf
Men^ruaiiany Sekwangersehaft, Oeburt und Fötus ; von
LToigt Leipzig 1894. Breitkopf u. Hftrtel.
Nach den Angaben von Bahts (1) kamen
während des J. 1888 im ganzen deutschen Reiche
111 Pöekentodesfaüe vor, davon 95, mithin 85%
der Geeammtzahl in solchen Verwaltungsbezirken,
die unmittelbar an der (russiBchen oder böhmischen)
Grenze oder dieser doch so nahe liegen, dass ein
besonders reger Verkehr derselben mit dem Aus-
lande stattfindet (Königsberg i. Pr» als Seehafen).
Auf das Binnenland entfielen somit nur 16 Todes-
i&lle. Des Weiteren ergab sich, dass mehr als ^g
aller PookentodesfUle der preussischen Provinz
Posen und mehr als % den 6 östlichsten preussi-
schen Begierungsbezirken angehörten. Es beweist
dies unzweideutig, dass die Pocken im deutschen
Beiohe eine nicht mehr einheimische Krankheit
sind, dass sie vielmehr aus pockenverseuchten
NaohbarlAndem , namentlich Bussland und Böh-
men, immer und immer wieder eingeschleppt wer-
den, ohne dauernd Fuss fassen zu können. Eine
I)emerkenswerthe Häufung der Fälle hat nur in
den Kreisen Gnesen (22 F.) und Ostrowo (8 F.)
der Provinz Posen, sowie in Königsberg i. Pr. (7 F.)
stattgefunden, in den ersten beiden Kreisen durch
die äusserst ungünstigen hygieinischen Verhält-
lüsse und die Indolenz ansteckenden Krankheiten
gegenüber, unter denen dort das polnische Pro-
leteriat lebt 38<^/o der PockentodesfäUe betrafen
im 1. oder im Beginn des 2. Lebensjahres stehende
Kinder, also wohl üngeimpfte. Die Mehrzahl der
befallenen Familien gehörte dem Arbeiterstande
an, seltener waren sie Handwerkerfamilien. Unter
den Verstorbenen befinden sich ausserdem die
Oattin eines Arztes, die Lumpensortirerin einer
Papierfabrik, ein Leichen Wärter, ein russischer
Auswanderer, 2 HausirerMnder und 2 in Böhmen
beschäftigte Fabrikarbeiter.
"Die Pockenerkranhunffs falle des J. 1888 wurden
in der Zahl von 193 gemeldet aus einer Anzahl
deutscher Bundesstaaten mit einer Gesammtbevöl-
kerung von ca. 17700000, so dass deren 10 oder
11 auf je 1 Million der mittleren Bevölkerungs-
ziffer des Jahres kommen. 9 Fälle kamen in Ham-
burg vor, je 2 bei fremden Bootsleuten, Auswan-
derern und Vagabunden, je 1 bei einem Hausirer
und einem Bediensteten eines Auswandererlogir-
hauses, sowie dessen Bruder. Die übrigen 184 F.
vertheüen sich auf 92 Gemeinden, von denen 52
nur je 1 Fall hatten. Von den 147 aus 75 Ge-
meinden der Königreiche Bayern und Sachsen ge-
meldeten Fällen ereigneten sich 96 in den un-
mittelbar an der böhmischen Grenze gelegenen
Bezirken. 10 der aus Sachsen gemeldeten Fälle
sind nicht als Pocken, sondern als Varicellen anzu-
sehen. Was den Impfzustand der Erkrankten an-
belangt, so konnte derselbe in 4 SUllen nicht er-
mittelt werden. Dagegen erwiesen sich 26 als
ungeimpft, 13 einmal erfolglos und 101 einmal
erfolgreich geimpft Wiedergeimpft waren 12
ohne Erfolg (bei 9 von ihnen leichter Verlauf) und
18 mit Erfolg (bei 16 von ihnen leichter Verlauf).
Ein Wiedergeimpfter, an Scharlach leidend, infi-
cirte sich im Krankenhause mit Pocken und starb
3 Tage nach Ausbruch derselben. Von den ein-
mal mit Erfolg Geimpften und vor Ablauf des
25. Lebensjahres Erkrankten ist nur ein Kind ge-
storben, das gleichzeitig an einer heftigen Bron-
chitis litt, somit waren nur 2 schwer, alle übrigen
leicht erkrankt Die Fälle betrafen verhältniss-
mässig viele im Auslande geborene Personen,
ebenso auch Kinder im 1. Lebensjahre, obgleich
letztere der Gelegenheit zur Ansteckung doch ver-
hältnissmässig wenig ausgesetzt sind. Von den
in der Umgebung der Befallenen zahlreich vorhan-
denen Wiedergeimpften erkrankten nur wenige
und diese &st ausnahmelos leicht Das Gleiche
gilt von den nur einmal mit Erfolg geimpften und
vor Ablauf des 25. Lebensjahres stehenden Per-
sonen, sofern sie deutliche Impfiiarben hatten.
Die mitgetheUte Oasuistik zeigt deutlich, dass,
wie bei den Pockentodesfällen, in der Überwiegen-
den Mehrzahl aller Pookenerkrankungen eine Ein-
sohleppung der Krankheit vom Auslände her statt-
gefunden hatte. Mehrfach wurde die Ansteckung
durch inficirte Provenienzen des Auslandes, wie
z.B. Lumpen (Papierfabrik) und Federn vermittelt
Imlnlande fand die Uebertragung statt 7mal durch
die Schule, 6mal im Krankenhause, bez. durch deft
62
IX. Hygieine und StaatsarzneOamde.
Erankeahausarzt und Sms^ durch die Besob&ftigung
mit den Leichen Pockenlcranker.
Die kleine Poekenepidemie in Stoekholm sohfldert
Wawrinsky(2) folgendermaassen : In einer unter sehr
dürftigen Yerhlltnissen lebenden Arbeiterfamilie erkrank-
ten, wahrscheinlich in Folge yon Einschleppung aas Süd-
schweden, in der letiten Woche des Mai and der ersten
Woche des Joni 3 uhgeimpfte Kinder. Um deren Ueber*
fahrong nach dem Knmkenhaose zu vermeiden, warden die
Fälle verheimlicht and so worde durch anmittelbaren oder
mittelbaren Verkehr mit den Erkrankten in benachbarten
Häasem eine Beihe neuer Infektionen erzeugt, deren man
am 10. Joni 9 in 5 versohiedenen Häasem feststellen
konnte. Sämmtliche Kranke warden möglichst schnell
in das in einem dicht bevölkerten and eng bebauten Stadt-
theile gelegene Krankenhaus gebracht, die Wohnungen
geräumt, ebenso wie alle in ihnen befindlichen Qegenstände
aufs Strengste desinfieirt und die Bewohner der befal-
lenen Häuser vacdnirt, bez. revaccinirt Diese Maass-
regeln schienen die Epidemie erstickt zu haben, denn bis
Ende Juni kam nur noch 1 Fall in einem der ursprüng-
lich befallen gewesenen Häuser vor.
Von nun an bis in die zweite Hälfte des Juli hinein
trat nun eine Beihe von Pockenerkrankungen auf (10 Fälle
in 9 Häusern), die sich mit den zu der ersten Gruppe ge-
hörigen in keinen Zusammenhang bringen liessen, und
bei denen es eben so wenig gelang, sie auf einen Verkehr
mit dem Krankenhauspersonale auruckzufahren. Auf-
fällig war aber, dass alle diese Fälle in Häusern vor-
kamen, die in nächster Nähe, meist sogar in unmittel-
barer Nachbarschaft des Sirankenhauses lagen, während
in der ganxen übrigen Stadt auch nicht ein Fall sich
ereignete. Die hierdurch wahrscheinlich gemachte, wenn
auch in ihrem Wesen xmklare Yerbreitung des Pocken-
giftes von dem Krankenhause aus auf die in der Nähe
wohnenden Personen, veranlasste am 22. Juli die Üeber-
führung sämmtiÜcher Pockenkranker naoh einer in einem
unbebauten Stadttheile gelegenen Baracke. Der Erfolg
war überraschend, denn in den nächsten 12 I^en, dem
der regelmässigen Dauer des Incubationstadium der
Pocken enteprechenden Zeiträume, kamen wohl noch 6
einzehie, auf 4 Häuser vertheilte FUla vor, in denen die
Infektion, wie in jenen 10 Fällen, ohne nachweisbare
Ursache stett hatte. Nach dieser Zeit hörten aber die
Blattern in diesem Stadttheile auf, abgesehen von 4 Fällen,
in denen eine direkte Infektion in den Wohnungen der
früher Erkrankten unzweifelhaft festzustellen war.
In keinem dieser 16 Fälle gelang es den sorgfältig-
sten Bemühungen, eine bestimmte Art der Ansteckung
nachzuweisen. Alle diese Kranken aber wohnten oder
verkehrten den (nanzen Tag in der nächsten Nähe des
Pockenspitales. Eine Yerschleppung des Pockengiftes
aus letzterem durch Personen oaer Effekten schlössen die
Verhältnisse aus, unter denen sich der Verkehr von und
nach dem Inneren des Krankenhauses, einem alten Ge-
fängnisse, vollzog. Auch eine Gommunikation der wie
in einem Kerker eingeschlossenen Kranken mit der
Aussenwelt durch die Fenster war unmöglich, da die
Fenster der Krankenzimmer nur nach dem rings von
zwei- und dreistöckigen Gebäudetheilen ein^schlossenen
Hofe führen. Unter diesen Umständen bleibt nur übrig,
die Uebertragung des Pockengiftos auf die Nachbarschaft
vermittelst der Luft anzunehmen. In Ermangelung aus-
reichender Ventilation in den Krankensälen , waren die
Fenster den ganzen Tag über ^eöfbet und dadurch war den
Krankheitskeimen Gelegenheit gegeben, in den stagniren-
den Luftraum des engen Spitalhofes zu gelangen und sich
dort anzuhäufen, um bei Gelegenheit stärkerer Luft-
beweguoffen aus diesem Hofe verweht zu werden. Keines
der äfaUenen Häuser lag über 170 m von dem Spitale
entfernt Für diese Annahme spricht weiter der Um-
stend, dass (die Dauer des Incubationstadium auf 12 Tage
gerechnet) die Infektion dieser 16 genetisch eigenthüm-
Uohen l^iälß gerade in die beiden Perioden fiallen würde,
in denen die Zahl der im Spitale befindlichen Kranken
am grössten war.
Ausser der Verwehung des Contagium wäre nur
seine Uebertm^gung durch Fliegen und dergleichen In-
sekten denkbar; die Krankheit henschte gerade in der
wärmsten und an Fliegen reichsten Jahreszeit.
Von Müller's (3) Mittheüungen über die zu An-
fang des Jahres 1889 in der Umgebung von SSger herr-
schende, im Ganzen schwere Pockenepidemie verdienen
die die Vielgestaltigkeit des Pockenexanthems betreffen-
den Erwähnung. Abgesehen von den Fällen, in denen
eine Variola sine exantiiemate bei solchen Personen zu
diagnosticiren ist, die nach vielfachem Aufoithalte b«
Blattemkranken plötzlich von allgemeinen vagen Fieber-
erscheinungen befallen werden und nach mehrtägigem
Unwohlsein, ohne bettlägerig geworden zu sein, sdmell
genesen, sah M. das Exanthem auch bei Kranken mit aus-
geprägten Prodromen und schwerem Allgemeinleiden aas-
bleiben und durch ein Erythem ersetzt werden, das sich
über die Handrücken und zwischen den Sohnlterblättom
in ziemlicher Ausdehnung verblutete und nach mehr-
tägigem Bestand nodi ein mehrere Tage andauerndes
fieoerhaftes AUgemeinleiden zurückliess. Als Ueber-
gangsform zur Variola haemorrhagica sah er ohne beson-
ders hohes Fieber, aber bei einer von vornherein anf-
f2Üligen Prostration, auf stark hyperämischer dunkel-
rother Haut verhältnissmässig kleine, ^anz flache uzkI
bald sich trübende Bläschen entstehen, die sich des Wei-
teren wohl noch etwas in die Breite ausdehnten, niemals
jedoch eine besondere Höhe und Grösse erreichten. Hia
und wieder bheb es auch bei der Entwicklung von kleinen
Knötehen oder dunkelrothen Flecken, die naoh wenigen
Tagen eine hvidblaue Farbe annahmen, auch wirldiäie
Petechien kamen daneben vor. Einmal beobachtete M.
die Entwicklung wirklicher Blattempusteln auf der Ood-
junctiva bulbi, die in der Zahl von 2 innerhalb des
äusseren Segmentes gleichzeitig mit dem Allgemein-
ansschhu; in einem leichten Falle zum Vorschein xameiL
Geflie (4) berichtet aus Bordeaux: Am 2S. Mirz
1889 wurde in die Strafanstelt ein Mann eingeliefert, der
am 29. Märi fi.eberhaft erkrankte und am 10. April sich
von Varioloiden befallen zeigte. Er wurde aus der An-
stalt entfernt, seine Pfleger wurden isolirt, seine Zelle
nicht wieder belegt und ebenso wie seine Effekten des-
infidri Am 25. April erkrankte 1, am 3. Juni erkrankten
2 und am 6., wie 7. Juni abermals je 1 Sträfling in ver-
schiedenen Räumen der Anstalt, deren Beziehuneen za
dem 1. Falle nicht zu ermitteln waren. Die gleichen
Vorsichtemaassregeln wurden beobachtet und am 8. Juni
sämmtliche Beamte und Sträflinge und in zwei weiteren
Terminen von 8 zu 8 Tagen die inzwischen neu ein-
gelieferten Sträflinge, insgesammt 555 Personen, rerao-
ciniri
Am 22. Juni warden noch 2 Sträflinge und am
24 Juni 1 Sträfling und 1 Beamter sehr leicht erkrankt
gefunden. Bei ihnen war die Revacdnation erfolglos
gewesen. Damit hatte, trotz der ftir ihre AusbreitoDg
äusserst günstigen Verhältnisse, die Epidemie ihr Ende
erreicht, dank der energischen Desinfektion und schnell
ausgeführten Revacdnation.
Vollen Erfolg hatte die Bevacdnation nur bei 129
von den ihr unterworfenen 555 Personen (466 lOUmer
und 89Frauen), also bei 23.42Vo. Er war bei denFraaeo
häufiger (51.65%) als bei den Männern (17.38»/«), wahr-
sdiemlich aus dem Qrunde. weü die Mehrzahl der leti-
teren bei ihrem Eintritte in die Schule oder in den Militär-
dienst bereite revaccinirt worden war.
Die gleiche Erfahrung machte man in derselben
Strafanstalt während der mörderischen Epidemie des
Jahres 1870, die fast 1 Jahr lang in Bordeaux grasaita
und gleich im Beginne die Anstalt mit all' ihrer Bösartig-
keit befiel. In wenigen Tagen wurden 35 der gerade
damals sehr zahlreichen Sträflinge pockenkraDk befan-
den. Bei Beachtung aller sonstigen Vor^ohtunaa»-
regek wurden alsbald sänuntUohe vorhandenen Beamtoa
IX. Hjgidne und Staatsarzneikande.
ftS
nnd SUflmgO) sowie alle neu Eintrotenden (in 4 etwa
20Il|ge auaeiiiander liegenden Terminen mehr als 900 Per-
sooeo) revacdniri Es war sehr aofi&llig, wie die Ee-
Taccination den ungünstigen iänflnss anjFhob, den anfangs
die nach ihrer Einlief erong an Poclcen erkrankten Sträf-
linge auf ihre Umgebung ansübten, obgleich die sonstigen
Bedingongen nooh Monate lang fortbestanden. Die Ln-
mvDität der Oeimpften erwies sich bis zu deren Ansthtt
ans der Anstalt als eine absolute.
Die statistiBchen Zahlen, welche dieLancetans
dem amtlichen, von Dr. Barry auf Orund ausser-
ordentlich aorgfSltiger Erhebungen erstatteten und
Ton Buchanan eingeleiteten Berichte über das
jüngste epidemische Auftreten derMenschenpocken
in Sheffield bringt (5), sind von grosser Wichtig-
keit Abgeeehen davon, dase sie die Sohutzkraft
der Yaodnation in überzeugender Weise darthun,
beweisen sie, dass eine Verbesserung der allge-
meinen sanitären Verhältnisse ohne Einfluss auf
die Pockensterblichkeit bleibt und h(k3h8tens der
Dichtigkeit der Bevölkerung (sowohl in Bezug auf
die grossere oder geringere Anzahl der auf einem
bestimmten FlAchenraum befindlichen Häuser, wie
der in einem Hause befindlichen Bewohner) ein
8(Mer in gewissem Grade zugeschrieben werden
kamt
Vergleicht man das Verhalten der Sterblichkeit
an den Pocken während der letzten bdden Jahr-
lehate mit der an andern Exankheiten, so ergiebt
gidi, dasB in Sheffield die Sterblichkeit an Diph*
therie nnd Flecktyphus beträchtlich, in geringerem
Qiade die an Masern, Scharlach, Keuchhusten und
Diarrhöe zu3rückging, die Abnahme der Pocken-
iterhliohkeit aber unendlich grüsser ist Es tritt
dies noch auffälliger hervor, wenn man die Pocken-
sterblichkeit der einzelnen Altersklassen unter-
racht Bei einer Abnahme der allgemeinen Pooken->
Sterblichkeit um 72*/o ist der Einfluss des Lebens-
alters so wesentlich, dass diese Abnahme fOr die
Kinder unter 10 Jahren 90% beträgt, während
ach für die Personen über 10 Jahre eine Zunahme
^n 34% herausstellt Das enorme Herabgehen
der PodLensterblichkeit betrifft also gerade die
Altersklasse, für die vordem der natürliche, in
Uner Weise beeinflusste Verlauf einer Podkec*
epidemie sich am meisten verhängnissvoll erwies.
Diese Brsoheinung kann nur auf die Vaccination
zurflckgeführt werden, welche, entsprechend den
OesetienvQn 1867 und 1871, in Sheffield schneller
Bagang fiand, als in den meisten englischen
Stuten, immerhin abet einen so grossen Theil der
der Beväkerung unberührt Hess, dass es bei der
g^eawärtigen Pookenepidemie müglich wurde,
das Yeihahen der Geimpften und der Ungeimpften
in den verschiedenen idtersklassen gegenüber zu
BteOen.
Kmdet unier 10 Jahren erkrankten von je 1000
uitor den Geimpften 5, von den Ungeimpften 101,
und verstarben unter den Geimpften 0.09, unter
dea Ungeimpften dagegen 44. Von den mit
Pockenkranken dasselbe Haus bewohnenden Kin-
dern derselben Altersklasse erkrankten unter den
Geimpften 78, unter den ungeimpften dagegen
869, luid verstarben unter den Geimpften 1, unter
den Ungeimpften dagegen 381. Wäre die Sterb-
lichkeit der Geimpften in dieser Altersklasse die
gleiche wie die der Ungeimpften gewesen, so wür-
den von je 100000 Kindern nicht 9, sondern 4400
gestorben sein !
Von den über 10 Jahre äUen Permmen erkrank-
ten von je 1000 unter den 2mal Geimpften 3,
unter den Imal Geimpften 19, und unter den nie-
mals Geimpften 94, und verstarben in den gleichen
Reihen 0.08, b^. 1 und 51, und soweit die Be-
wohner von Häusern gemeinsam mit Pockenkranken
in Betracht kamen, erkrankten unter den Geimpften
im Allgemeinen 281, unter den Ungeimpften 686|
während 14, bez. 371 verstarben.
Lässt man die Altersunterschiede unberück-
sichtigt, so erwiesen sich die Geimpften 6mal
mebr gegen das Erkranken und 64mal m^ur gegen
das Sterben an den Blattern, und wo das Bewoh-
nen von Pockenhäusem in I^:age kam, 3faoh mehr
gOgen das Erkranken und 34fach mehr g^en das
Sterben gesichert Was den Verlauf der Erkran-
kungen ganz im Allgemeinen anbelangt, so zeigten
sich schwere oder oonfluirende Formen bei 17.2<'/o
der Geimpften, dagegen bei 81.5^/o der Ungeimpf-
ten, während die gleichen Zahlen für die Alters-
klasse unter 10 Jahren 9 und 78 sind.
Von den 161 in Pockenspitälem beschäftigten
Personen erkrankten 6 und starb 1. Diese Fälle
betrafen aussohliessliQh Wärterinnen, die ohne vor-
gängige Bevsocination zur Pflege von Pocken-
kranken zugelassen waren, während von den 81
revaccinirten und 18 geblätterten Pflegerinnen
keine einzige erkranktOi Aehnlich gestaltete sich
der Einfluss der erfolgreichen Revaocination bei
dem in S. gamisonirenden HiUtär, den städtischen
Polizeibeamten und den während der Dauer der
Epidemie in der ganzen Stadt thätigen 290 Post-
beamten.
Gegenüber diesen Feststellungen, meint Bu«
chanan, möchte es scheinen, dass kein vernünf-
tiger Sterblicher zOgem könnte, in der Impfung
die Ursache und zwar die einzige Ursache zu fin-
den, um das ausserordentliche Befellenwerden der
Ungeimpften, die auffällige Immunität der Geimpf-
ten, sowie die noch bei Weitem auftUligere Immu-
nität der vor wenigen Jahren Geimpften oder Re-
vaccinirten zu erklären. DieNothwendigkeit einer
Wiedeiliolung der Impftmg nach Ablauf von etwa
10 Jahren ergiebt sich aus den Zahlen von selbst
Aus einem eingehenden, von Dr. Thorne
Tborne, Hülfsarbeiter am Local Government
Board, erstatteten Berichte über die neuere eng-
lische Pockenstatistik (6) verdienen folgende Punkte
besondere Beachtung.
Maroon nntersnohte denTHnflnss, den die Inten-
siiät der Erstimpfong, gemessen an der Zahl and Ans-
bildang der vortiaadenen Impfiuu:ben, auf den tödtlidien
Verlauf einer später eintretenden Pookenerkrankung hat,
und wies auf Orund von 10661 FäUen nach, dass, abge-
u
JSL Hygieine und Staatsarzneilnmde.
sehen von dem Alier der Erkrankten, and von dem seit
der Erstimpfong verflossenen ZeitrAnme, sowie von der
Ansbildung der Pockennarben, die Pookensterbliohkeit
der Vaooinirten in gleiohem Maasae abnimmt, wie die
Zahl der bei demln£vidaam vorhandenen Pockennarben
von 1 bis zu 4 wächst Während sie bei 4 und mehr
Pockennarben 1.5*^/o beträgt, stellt sie sich bei 0 Narben
auf 36.4%.
Ogle wies in einer Bearbeitong der Pookensterb-
lichkeit von England und Wales währand der Jahre 1850
bis 1870 nach, dass dieselbe, entsprechend der zunehmen-
den Verallgemeinening der Impfong, in der Altersklasse
bis zum 5. Lebensjahre eine beständige, zeitweise sogar
enorme, YerminderuDg erfahr, wuirend sie far die
späteren Altersklassen eine allmähliche, gegen Ende der
Beobachtungsperiode immer deutlicher hervortretende
Steigerung zeigte. Diese auffäll^e Erscheinung findet,
wie Buchanan daiieste, ihre &klärun^ in dem um-
stände, dass in demselben Maasse, wie die Yacoination
in dem ersten Einderjahre allgemeiner wird, in den
höheren Altersklassen die vordem zahlreich vorhandenen
iDdividuen immer seltener werden, denen die in den
Einderjahren überstandenen Blattern einen nahezu voll-
kommenen und lebenslänglichen Schutz vor einem aber-
maligen Erkranken an den Pocken verliehen, während
an ihre Stelle eine gleiche Zahl solcher Individuen traten,
welche nur den von einer Durchschnittsimpfung zu er-
reichenden und im Yerlaufe der Zeit fast schwindenden
Impfschutz besitzen. Der Umstand, dass zu Jenner 's
Zeit die Impfung vorzugsweise im vorgeschrittenen
Lebensalter stattfand, maont es erklärlich, dass damals
ein lebenslängliches Bestehen desimp&chutzes behauptet
werden konnte.
G-ayton vervollständigte Maroon's Statistik, in-
dem er neben den von diesem berücksichtigten Verhält-
nissen, auch den Einfluss des Lebensalters auf den tödt-
lichen Ausgang der Blattern auf Grund von 10403 Fällen
feststellte. Es ergab sich, dass in der Altersklasse bis
zum 5. Lebenqahre die Sterblichkeit der gut Geimpften
0.0*/o, der niemüals Geimpften 56.5^/o und der angeblich
Geimpften 39.8% beträgt Mit dem fortschreitenden
Lebensalter, also mit der Länge des seit der einzigen
Impfung verflossenen Zeitraumes, wächst die Sterblich-
keitziffer allmählich, imi für die über 40 Jahre alten Per-
sonen 12.5% zu erreichen.
Was den Einfluss der allgemeineii sanitären
Maassregeln auf die Fockensterbüchkeit anlangt,
so war jes vielfach möglich, Gruppen von Personen
mit einander zu vergleichen, welche unter voll-
kommen gleichen sanitären Bedingungen (Beechäf-
tigung, Wohnung, Wasserversorgung, Entwässe-
rung, Kanalisation, Ernährung, oft sogar Kleidung)
lebten und sich nur in Bezug auf stattgehabte oder
unterlassene Impfung unterschieden. Während
die Geimpften kaum befallen waren, hatten die
Ungeimpften schwer zu leiden* Nur das eine
sanit&re Moment, die Dichtigkeit der Bevölkerung,
in den einzelnen Stadttheilen, wie im einzelnen
Hause, machte sich in gewissem Grade geltend,
insofern es die Gelegenheit zur Infektion begfln-
stigt. Dieses gab Veranlassung, die Pocken mit
den von den gleichen Verhältnissen begünstigten
Infektionskrankheiten, Masern, Scharlach und
Keuchhusten, in Parallele zu stellen. Berück-
sichtigt man hierbei vorzugsweise die von diesen
Krankheiten besonders befallene Altersklasse der
Kinder bis zum 5. Jahre, so ergiebt sich, dass von
1840 bis 1887 die PockensterblichkeU; der Kinder
Schritt für Schritt von 64o/o auf 24% der allge-
meinen Pockensterblichkeit herabging, wShrend
die Sterblichkeit der Kinder an den 3 übrigen In-
fektionskrankheiten während der ganzen Periode
der stetig fortschreitenden Assanirungen entweder
vdlkonmien stationftr blieb, oder in den letzten
Jahren sogar zeitwdse eine gewisse Zunahme
zeigte. Was den Unterleibs-Typhus, diese von der
Assanirung am meisten beeinflusste Infektions-
krankheit anbelangt, so gestattet der umstand, dass
er in England erst verhältnissmässig spät von den
anderen ihm nahestehenden Infektionskrankheiten
unterschieden wurde, kaum eine bezügliche Ver-
gleichung mit den Blattern. IJeberdies ist die
Zahl der Blattemtodesfälle seit einer Reihe von
Jahren ohne allen Einfluss auf die Sterblichkdt
der Altersklasse bis zum 5. Jahre. Das ist aber
unverkennbar, dass die fortschreitende Assaninmg,
während sie allen Altersklassen zu Oute kommt
und die Sterblichkeit an ünterleibslyphus in be-
merkenswerther Weise dauernd herabsetzt, die
Pockensterblichkeit in der Altersklasse bis zu
6 Jahren stetig herabgehen, für die Altersklasse
vom 5. Jahre aufwärts aber, entsprechend dem
Schwinden des aus den Kinderjahren stammenden
Impfschutzes, stetig weichen liess.
8 1 u r f^ e (7) berichtet über den Verlauf einer Blattem-
epidemie, die im September 1884 in einem etwa 80 Qnadnt-
meüen grossen und von einigen Tausend TUig6impft8&
Kaffem bewohnten Distrikt der Capoolonie aosbnoh,
reichlich 12 Mon. andauerte und im Jahre 1886 wieder
zu grosser Heftigkeit erwachte, so dass noch 1887 ver-
einzelte FBlle vorkamen. Die Einschleppung erfolgte von
den Diamantfeldem her, indem ein von Kimbeney im
Beginn der Erkrankung heimkehrender Eingeborener
durch seinen Aufenthidt zunächst 2 Infektionsherde e^
zeugte. Vollständige Absperrung der befallenen Hütten
durch einen Quarantaineoordon und möglichst sohnelle
Impfung der Nachbarn machte es beide Male mödioh, ä»
Seuche auf ihren Herd zu beschränken. Jedoch hatte der
Verkehr mit ebenfalls befallenen benachbarten Distniten
immer neue Einschleppungen zur Folge, so dass St
innerhalb 12 Mon. persönlich 20 lokale Epidemien mit
zusammen 370 Erkrankungs- und 118 Todesfällen fest-
stellen konnte. Eine allgemeine Impfung scheiterte u
der Unmöglichkeit, die Vaccine von Arm zu Arm regel-
mässig fortzupflanzen, da die Geimpften am 8. Tage in
der Regel ausblieben und der Bezug von Lymphe ans der
G^[>stadt oder aus England nur unzureichend sein konnte.
Die hohe Sterblichkeit erklärt sich aas dem Mangel an
Pflege und den Entbehrungen, welchen die abrnpeirten
Kranken ausgesetzt waren. Die mit Erfolg Geunoften
erwiesen sich auch bei monatelangem ZusaDunenleben
mit Kranken und Sterbenden in derselben Hütte geschätzt,
während St kein Fall bekannt wurde, in dem ein Ün-
geimpfter unter deichen Verhältnissen der Krankheit ent-
gangen wäre. A& bemerkenswerth ist zu erwähnen, dass
eine in einem Quarantainerayon eingeschlossene zahlreiche
Familie, obgleich ihre Hütte nnr 40 Yards von der der
nächsten Pockenkranken entfernt und keines ihrer Mit-
glieder geimpft war, von der Seuche verschont blieb.
de Grandmaison (8) bespricht aufOrond
der neueren VeröfFentidohungen namentlich fM-
zOsischer Beobachter in einem l&ngeren Artikel die
Variola haemorrhagicOy woraus für die Äetiologio
Folgendes hervorzuheben ist Die Variola baetnor-
rhagica gehört zu den immerhin seltenen Vor-
kommnissen (unter den mehr als 900 KrankeH} die
l£. Hygieine und Staatsarzneilouxde.
69
1887 in ÄuberviUiers beobachtet worden, nur
13 Fälle), sie tritt nie isolirt auf, sondern stets
neben anderen Podkenformen. Einzelne Epidemien
sind durch ihr hftufigeres Auftreten ausgezeichnet ;
es dOrfie dies jedoch nicht auf einen besonderen
Genius epidemicos zurückzuführen sein, sondern
in erster Linie auf die Intensität der betreffenden
Epidemie im Allgemeinen und auf das jeweilige
stärkere Yorherrschen der individuellen Hülfe-
Ursachen in der befallenen Bevölkerung. Im All-
gemeinen ist das Auftreten derYariolahaemorrhag.
in «-ster Linie abhängig von der Dichtigkeit der
befallenen Bevölkerung und von der Zahl der in
ihr auftretenden Pockenerkrankungen. Wider-
sprechende Antworten erhält man auf die ganz
allgemein gestellte Frage nach dem Einflüsse der
Yaootnation auf das Yorkommen dieser Pocken-
form. Anders würde die Antwort ausfallen, wenn
man den Zustand des Impfschutzes bei den Er-
krankten feststellte. Alle Beobachter stimmen darin
überein, dass die Kranken fast ausschliesslich in
dem Alter von 20 — 40 Jahren stehen. Sie ge-
hören mithin vorzugsweise den Altersklassen an,
von welchen anzunehmen ist, dass der durch die
im 1. Lebensjahre stattgehabte Yaocination ge-
schaffene und durch eine spätere Revacdnation
nicht wieder erneuerte Impfschutz nahezu erloschen
ist Andisrerseits gehört es zu den grössten Selten-
heiten, dass Kinder unter 10 Jahren an dieser
Pockenform erkranken. Hit dem hieraus zu fol-
gernden günstigen Einflüsse der Yaccination steht
die Beobachtung von Marc d'Espine in vollem
Snklange, der 1859 in Genf üngeimpfte doppelt
80 häufig erkranken sah als Geimpfte. Yorzugs-
weise waren Männer befallen, und zwar wohl
lediglich aus dem Grunde, weil die wichtigste
Hülüsursache, der Alkoholismus, unter ihnen am
meisten verbreitet ist Neben dem Alkoholismus
spielen sociales Elend, dürftige Ernährung und
Entbehrungen aller Art eine wichtige Bolle : un-
günstige Yerhältnisse, wie sie in Paris während
der Belagerung von 1870 sich in der empfindlich-
sten Weise geltend machten. Doch darf nicht im-
erwähnt bleiben, dass auch durchaus gesunde und
kiftfldge, durchaus nüchterne und in günstigen
Yerhältnissen lebende Menschen an den schwarzen
Pocken erkranken. Die Prädisposition der Schwan-
geren dafür ist eine ungewöhnlich grosse. Die
durch eine Neigung zu Blutungen ausgezeich-
neten Constitutionskrankheiten , wie Scorbut und
Purpura, verhalten sich dag^en indifferent; ja
B a t h e r y beobachtete während des Bestehens einer
Pnrpura den Ausbruch eines einfachen Yarioloids.
Das Incubationstadium der Yariola haemorrhag.
ist beträchtlich kürzer ab das der gewöhnlichen
Yariola. Während es bei letzterer sich auf 14,
ja 20 Tage ausdehnen kann, überschreitet es bei
ersterer 8 — 10 Tage nie, ja ist zuweilen noch
kürzer. Auch das Invasionstadium verkürzt sich
auf 3-^5 Tage, de G. behauptet, dass ein Bash
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft 1.
in jedem Falle und auch dann eintritt, wenn die
anfänglich normalen Pockenpusteln erst im weiteren
Yerlanfe hämorrhagisch werden, und betont, dass,
im Gegensatze zu der Y. confiuens, die mit der
Eruption zusammenfallende Temperaturemiedri«
gung bei der Yariola haemorrhag. stets nicht nur
ausbleibt, sondern mit der Eruption das Fieber
sogar ansteigt und in betriUditlicher Höhe während
der ganzen Dauer der Krankheit anhält
In seiner 2. Mittheilang beiiohtet de Gran dm ai-
8on (9) über die während der Pariser Pockenepidemie
des Jahres 1887 in den Hospitälern Anbervilliers nnd
St Lonis beobaohteten FäUe von Yariola haemorrhagioa.
Die Yariola haemorrhag. kam vor in Anbervilliers 7mal
xmter 397 pockenkranken Weibern und 6mal unter 516
pockenkranken ICännem, dagegen in St Lonis Imal unter
70 Weibern und 8mal unter 142 Männern. Sämmüiohe
Fälle stammten ans den von den Pocken am meisten
heimgesuchten Stadttheilen. üngcdmpft war 1 Kr., Imal
geimpft aUe übrigen, einer von ihnen war als Rekmt
revaccinirt, aber ohne Erfolg. Alle Kranken hatten das
15. Lebensjahr überschritten, 4 standen im Alter von
16—20, 12 von 20-40 und 4 über 40 «fahren. Das In->
vasionstadium währte höchstens 5 la^e. Bei Weitem
in der Mehrzahl war ein Bash, meist m Scharlaohform,
zu beobachten, der meist über den ganzen Körper sich
ausbreiteto, am stärksten aber in der Inguinalgegend und
ihrer Nachbarschaft hervortrat In den Fällen, in denen
der Bash ausblieb, erfolgte eine Eruption confluirender,
spitzer, blasenarti^r, ekchymotischer, der Purpura ahn-»
licher Pusteln. Diese outanen Hämorrhagien smd indesS
keineswegs der Yariola haemorrhag. vera eigenthümlioh^
welche de G. nach dem Yorgjaoge früherer Beobachter
ids besondere Form unterschieden wissen will. Diese
letztere Form ist charakterisirt durch multiple, nament«
lioh ans den Schleimhäuten erfolg^de, zuweilen abun-
danie Blutungen, schwere Allgemeinersch^ungen und
schnellen, tSai ausnahmelos tödtlichen Yerlauf. Bei
weitem gutartiger ist die andere Form, die Yariola hae«
morrhag. cutanea, bei welcher nur die Pusteln der Sits
der Hämorrhagien sind. Heilung sah de G. (ohne indesa
diese beiden Formen zu unterscheiden) in 4.6^/« der Fälle,
wenn auch immer erst nach langer Dauer der Krankheit
Unter den S^tionsbefnnden hebt er das 2malige Yorkom-
men einer akuten Endarteriitis des Aortenbogens hervor,
wie sie auoh bei Yariola confluens gefonden wird.
Die Zahl der IbdeafSUe an Pockm im dmä$ohm
Beiehe (10) im Jahre 1893 betrug 107 in 54 Ort-
schaften, darunter in KOnigshütte (Obersohlesien)
15, in Königsberg i.Pr. 11, in Bentiien 8, inKem-»
pen (Posen) und Brzinka (Kreis Kattowitz) je 5^
in Ehmburg 4, in Hyslowitz und Bosdzin (Kreis
Kattowitz) je 8, in 7 Gemeinden je 2, in 39 Qe-
meinden je 1 Todesfall Auf die Qrenzbezirke
kamen 94 TodesfUle, auf das Binnenland nur 18«
Yen den Yerstorbenen standen:
42 im 1. Lebenqahre
13 , 2. ,
12 , 3.—10. Lebenajahre,
«
« , 11.— 20.
30 „ 20.— 60.
6 „ 60.— 80.
1 j, unbekanni
Yen den unter 2 Jahre alten verstorbenen Kin-
dern waren 85 noch nicht geimpft
Bin Yergleich mit dem Aushinde ergab, dass
1892 von 100000 Einwohnern in grosseren Städten
an Pocken gestorben sind :
9
?fl
IS. Hygieine und Siaatsarzneibmde.
in Belgien (86 Stödte) . . 42.09
in Oesterreich (33 Städte) . 23.16
in Frankreioh (108 Städte) . 14.84
in Ungarn (29 Städte) . . 4.61
in Itaüen (69 Städte) . . 4.42
in der Schweiz ((15 Städte) 2.74
in England (33 Städte) . . 1.18
in DentBchland (237 Städte) 0.36
Die von Lotz (11) he/BjfrooheaePödcßnepidmiü
in Basel hat ein besonderes Interesse wegen des
Impfznstandes der dortigen Bevölkerung. Der 1875
eingeführte Impfzwang wurde 1882 wieder auf-
gehoben, nachdem die Agitation der Impigegner
dazu gefohlt hatte, dass der Entwurf des schweize-
rischen Seuchengesetzes hauptsSchlich wegen der
Bestimmungen über das Lnpfwesen vom Volke
abgelehnt worden war. Die Zahl der Impfungen
nahm darauf bedeutend ab und nach missiger
Schätzung gab es Ende 1891 gegen 16000 ün-
geimpfte, stark 21% der BevSlkerung von Basel
Stadt Nimmt man an, dass von den 4500 Ge-
blätterten 5%, von den Geimpften 20*/o, von den
üngeimpften 90% für Yariola empfSngUch sind,
bo ergiebt sich ein Drittel der Bevölkerung als
„pockenfiUiig^.
Die Anzahl der Erkrankten betrug von Februar
bis August 1892 88, mit einer Mortalität von 8 »«
9%. Die Epidemie bestand zum grOssten Theile
aus 4 in sich zusammenhängenden Gruppen, als
deren Urheber sich Erkrankte ergaben, die mehrere
A^ochen derlsolirung entgangen waren, dazu kom-
men eine Spitalinfektion und 18 isolirte Fälle ; die
Einschleppung erfolgte aus dem Bemer Jura und
aus Italien. Rechtzeitige Isolirung der hauptsäch-
lich die Verbreitung verursachoiden Kranken hätte
die Epidemie auf höchstens 30 Fälle beschränkt
8dir erschwert werden kann eine rechtzeitige Iso-
lirung durch Unsicherheit der Diagnose; wenn sich
die Bläschen noch nicht gebildet haben, ein er-
kennbarer Zusammenhang mit anderen Pockeniällen
glicht vorhanden ist und gleichzeitig Masern herr-
Bohen, so wird man eine sichere Entscheidung zwi-
schen Masern und Blattam oft nicht treffon können,
sondern die Kranken in ihrer Wohnung so gut wie
möglich isoliien, bis die Bläschenbildung erfolgt
3ei der geringen Contagiosität der Pocken im Be-
ginne wird das keinen erheblichen Schaden an-
richten, während bei Yerbiingung eines Masern-
kranken in ein Pockenspital die Gefahr entsteht,
dass die noch nicht gemaserten Kinder in der
Beconvalescenz von Pocken an Masern erkranken.
Schwieriger liegen die Yerhältnisse bei Yaricella ;
kommt einmal ein Yarioellakranker in ein Pocken-
spital, 80 kann sofortige Impfung in der Bßgel
weiteren Schaden verhüten, dagegen kann eine
leichte Yariola der IsoUrang entgehen, weil Yari-
peUen angenommen werden. Yarieellen kommen,
wenn auch selten, auch bei Erwachsenen vor, der
Fieberverlauf, der w^gen des länger dauernden
Initialfiebers und wegen seines AbfaUs bei der
Eruption bei Yariola in der B^el die Diagnose er-
möglicht, kann unregelmässig sein oder er war
nicht beobachtet und auch der Ausschlag ist nicht
immer charakteristisch. Einem geübten Beobachter
wird die Diagnose fast immer möglich sein und
im Zweifelsfiille wird man einen Ausschlag bei ün-
geimpften Kindern und bca Erwachsenen, der nicht
den unzweideutigeBDi Eindruck charakteristischer
Yarieellen macht, als variolaverdächtig ansehen.
Ghrosse Schwierigkeiten machen die Ausschläge,
die bei disponirten Individuen im Anschlüsse an
die Impfung entstehen, man wird solche Leute bei
Yariolaverdaoht aber unbedenklich dem Pocken-
spital überw^sen können, da die frische Impfong
vor Erkrankung an Pocken sdiützt
Zur Entscheidung der Frage, inwieweit die
Empfibiglichkeit für Yariola durch vorausgegangene
Impfung beeinflusst wird, ist der Nachweis er-
forderlich, dass die in der Statistik verwertheten
Personen wirklich der Infektion ausgesetzt waren.
Es kommt nicht blos auf den Yerkefar mit einem
Pockenkranken an, der Kranke muss auch infid-
rend wirk^ können, und L. ist der Ansicht, dass
die OofUagiosiUU vor der Brupliion kaum in Bäradü
kommt. Die interessante Beobachtung von Scha-
p e r , dass die Transplantation eines Hantstückchens
von einem im Incubationstadium der Pocken be-
findlichen Individuum die Krankheit übertrug, kann
für die Frage der Contagiosität auf dem Wege des
gewöhnlichen Yerkehrs nicht in Betracht kommen,
da es sich um eine inoculirte Yariola handelte.
Gursclimann führt die Fälle, die die Contagio-
sität im Initialstadium beweisen sollen, nicht an,
»nwaadfreie Fälle sind auch schwer zu finden,
denn selten kann man nachweisen, dass die Infek-
tion gerade von einer bestimmten Person ausgehen
musste, und selbst dann ist die Möglichkeit vor-
handen, dass diese nicht infidrte, weU sie das
Contagium in sich hatte,, sondern nur als Zwischen-
träger wirkte. Gegen die Annahme der frühen
Contagionsgefahr spricht die von L. auch sdion in
der Epidemie von 1885 beobachtete Thatsaohe,
dass von den zahlreichen Personen, mit denen die
Erkrankten vor ihrer Isolirung in Yerkehr standen,
nur verhältnissmässig sehr wenige erkranken. Bn
Kranker im Beginne der Eruption, ein ambulanter
Kranker, steckt wohl kaum ohne Contakt an, noch
mehr gilt das vom gesunden Zwischenträger, wäh-
rend bei einem auf der Höhe des Ausschlags oder
in der Eintrocknung befindlichen Kranken aadi
die Luft der Umgebung sicher Keime enthält
Man kann auch bei Isolirung im Beginne des Aos-
Bohlags die Weitsrverbreitung abschneiden, was
bei einer schon im Prodromalstadium oontagiösen
Krankheit unmöglich wäreu
Zu Schlüssen auf denEinfluas der Impfung auf
die Erkrankung wählt L. daher nur solche Familien,
in denen der 1. Fall wenigstens eine Sekundär-
infektion veranlasst hat, es waren das in den beiden
Epidemien von 1885 und 1892 28 Familien mit
198 Personen, die sich folgendermaassen vertheiiw :
IX. Hygieine und StaatsarzneOrande.
67
Geimpfte üngeünpfte
Pen. Erkr. Gesi Pexs. £rkr. Gest
nntarIJahre — — — 6 5 4
1- 2 , — — — 4 4 2
2- 5 , 1 — — 17 17 4
5_10 ^ 5 — __ 20 14 —
10-15 , 14 2 — 7 5 —
15-20 , 10 4 — 3 3 —
20-30 ^ 23 8 — — — ~
30-40 , 28 8 — 1 l —
40-50 « 12 6 1 — — —
50-60 , 7 2 - - - —
eO-70 , 3 1 — ^ -, —
103 31 1 58 49 10
in Procenten ... 30 1 — 84 17
Ausserdem befimdeo sich darunter 4 Geblätterte
mit 1 Erkrankung und 23 zu spät Geimpfte mit
9 Erkrankungen und 2 Todesf&Uen. Zu spät ge-
impft sind solche, die vor Ablauf des Yaooine-
prooesses Gelegenheit zur Infektion mit Yariola
hatten, zu den Ungeimpften darf man sie nicht
rechnen, da der Impfschutz in der Begel noch
rechtzeitig einzutreten scheint, wenn die Impfung
nur kurze Zeit nach der Gelegenheit zur Infektion
Torgenommen wird. Von den 21 Erkrankungen bei
zu spät Geimpften, die L. 1884—1892 beobadi-
tete, begannen nur 2 später als 8 Tage nach der
Impfung, die mit tätlichem Ausgange begannen
schon in den ersten 4 Tagen nach derselben. Auch
sonst finden sich selten Angaben, die über das
Ende der 2. Woche hinausgehen. Andererseits
waren Impfungen, die bei bereits vorhandenem
Yariolaausschlage wegen diagnostischer Zweifel
ausgefOhrt wurden, stets erfolglos, während sich
bei einem am Tage der Impfung tödtlioh Erkrankten
die Vaccine noch typisch ausbildete.
Mit Becht warnt L« vor einer Uebertreibung
der sanitätspolizeilichen Maassnahmen, die nur zur
Verheimlichung der iUle führt Erkrankte sind
mfigUchst frühzeitig dem Isoliriiospital zu über*
weisen, und das Krankenzimmer ist zu desinficiren,
dagegen können gesunde Personen, die vor Iso-
limng des Kranken in seiner Umgebung waren, im
freien Verkehr vwbleiben, da sie erst dann gefähr-
lich werden, wenn die Keime reproducirt im Aus-
schlag herauskommen. Nur der Schulbesuch muss
unterbleiben, und alle sind nach Möglichkeit zu
impfen, und auf das Eintreten etwaiger Erkrankung
häufig zu r^mdtrm. Bei Vaganten u.8.w. ist allerdings
Intemirung geboten, bei sesshaften Leuten ist sie
aber überflüssig. Mit diesen Maassnahmen kann man
unter gewöhnlichen umständen eine grössere Aus?
breitnng verhüten, ganz anders würde es sich im Falle
6meB£ri0^ verhalten; der mangelhafte Impfschutz
der Bevölkerung würde sich dann schwer rächen«
Gegenüber 2 vonM. v. Arx (12) mitgetheilten
Fällen hält Lotz (13) seine Ansicht von der man-
gelnden Gontagiosität der Variola im Initialstadium
aufrecht In beiden Fällen hätten sich die zuletzt
Erkrankten auch anderswo infidrt haben, oder die
zuerst Erkrankten nur als Zwischenträger gewirkt
haben können.
Ost (14) berichtet über die Bemer Pocken-
epidemie von 1894, von 134 Erkrankten starben
nur 8 mMB 5.9*/o. Einige Passantenherberg^ ver-
mittelten zahlreiche Infektionen, eine grosse Zahl
von Erkrankungen in den verschiedensten Stadt-
theilen liess sich nicht anf bekannten Ursprung
zurückführen. Ungeimpft waren von den Er«»
krankten 37, in der Jugend ohne Erfolg geimpft 2;
zusammen also weniger als Vt ^^^ Pockenkranken^
von den schweren Fällen kamen auf diese Gruppen
aber fast */g und von den 8 TodesflUlen 6. Auf
Bechnung des jugendlichen Alters der Ungeimpften
kommt dies für sie ungünstige Verhältniss nicht,
da je 2 TodesfiUle auf die Alterstufen von 16 — 30,
von. 31 — 50 und von 51 — 60 Jahren fallen. In
den blatteminflcirten Häusern wurden sehr viele
Personen geimpft, von denen nur 7 nachträglich
erkrankten, mit Auslnruch des Initialfiebers 2 Kin-
der 2 Tage, eins 6 Tage, vier 8 Tage nach
der Impftmg. Schwer war die Erkrankung nur
bei einem 2 Tage vor dem Ausbruch geimpften
Mädchen.
In das Pockenspital in THesi wurden, wie
A. de Manussi (15) berichtet, 1871—1894
6195 Erkrankte aufgenommen, mit einer Mortalität
von 1188 X" 19.2%. Kein Jahr war ganz pocken-
frei, die Schuld tragen die häufige Einschleppung
aus dem Orient und der schlechte Impf zustand der
Bevölkerung. In der Epidemie von November 1892
bis Juli 1894 wurden 7 64 Erkrankte aufgenommen,
von denen 144 mm 18.8Ve starben ; 459 Gteimpfte
hatten eine Mortalität von 42 — 9.1<^/o, 290 ün-
geimpfte von 95 »> 32.7<^/o, 15 von unbekanntem
Impfzustand lieferten 7 Todesfälle.
Die von Webber (16) mitgetheilten Sjnnk^H
geschichten sind ohne besonderes Interesse.
üeber die bekannte besondere Gefährdung der
Schwangeren durch die Pocken bringt Voigt (17)
ein reichhaltiges MateriaL Die Variola führt zur
Zeit des Invasionsfiebers imd bald nach dem Auf-
treten des Ausschlags zu Gongestionen nach der
Schleimhaut des Uterus, die beiUngeschwängerten
in der Mehrzahl der Fälle das Erscheinen der Menses
oder eine diesen ähnliche Genitalblutung bewirken.
Durch dieselbe Ursache entsteht bei den Schwan-
geren, auch wenn sie in der Jugend geimpft wareni
in der Hälfte der Fälle Abort oder Frühgeburt
Hämorrhagische Blattern treten bei Schwangeren
häufiger auf als bei Nichtschwangeren. Die Mor-
talität der während der Pocken Entbundenen stellte
sich in Hamburg auf 59%. Die Früchte werden
oft lebensfähig geboren, sterben aber fast sämmtlich
bald nachher an Pocken oder an Lebensschwächek
Uebersteht die Schwangere die Pocken unentbunden,
so bleibt der Fötus meist von der Krankheit ver-
schont und wird nur dann infidrt, wenn sich
krankhafte Veränderungen in der Placenta aus-
gebildet haben. Zur Zeit einer Epidemie sind
die Schwangeren durch erneute Impfung zu
schützen und die Neugeborenen sofort zu impfen^
68
IX. Hygieine und Staatsarziieikande.
falls 8ie pookenfrei und hinieiühend
boren worden.
ge-
II. Therapie und Prophylaxe der Poekm.
18) Zur Therapie der Variola; von A. Hartge.
(FeteiBb. med. Wchnsohr. XIV. 3. 1889.)
19) Du traitemeni de lavartoUtmxwwiüonaePteole-
meni ä Nantes; par Bonamy. (Bull, gen. de Ther.
Cot 30. 1868.)
20) J^aitemeni de la tforiole par le proeidS du de
y,la ehambre rouge*^; W. Oettinger. (Semaine med.
Nr. 32. 1894.)
21) Los rasfona ehAimquee et la variole; par le Dr.
Niels R Finaen. (Semame med. Nr. 9. 1894.)
22) Some populär eupersiitions ; by J. Robert
''Williams. (Brit med. Jonm. p. 807. Oot 13. 1894.)
23) SmaU^-pox tnaeasualward; hjW.'iL'Dun''
lop. (Lancet IL p. 71. Joly 14. 1894.)
24) La propkylaaoie admmistrative de la variole ä
Ports en 1893—1894; par A. J. Martin. (Qaz. hebd.
XU. 37. p. 445. 1894.)
25!)N(4e9 andquerieeonemaü-pox; by Gh.Porter.
(Biit med. Jonm. p. 185. Jan. 27. 1894.)
26) lieber die Bemäxung von Vaccine xtsr Prüfung
der Wirkeamkeit von Desinfsktionamitteln; von Dr. K
Heerwagen. (Ztsohr. f. Hyg. u. Mektionskrankh.
Xm. 3. p. 387. 1893.)
Von der üeberzeagong ausgehend, dass das Ver-
halten der Eruption das Maassgebende für den Ver-
lauf eines jeden Pocken&lles sä, rAth Hartge (18)
t)ei der Variola alle therapeutisohen Bestrebungen
Yorzugsweise auf die Haut zu riohten und im
Bpeciellen die Pookenpusteln vom ersten Anfange
an von der Luft ToUkommen abzuschliessen, sie zu
maceriren und die Exosmose aus ihnen zu be-
fördern. Er glaubt dies zu erreichen im Oe-
Bicht durch die Weidenbaum^Bcke Queeksilber-
fialbe (üngt einer. I, Sapo kaiin. n, Olyoerin. IV)
und am übrigen Körper durch tSglich 1 — 2mal
gereichte Vollbäder von 25— 26<^ R. ; beide Mittel
müssen vom Beginn des Prodromalsiadium an bis
'zum endgültigen Nachlasse des Fiebers angewendet
werden. H. verkennt nicht die antifebrile Wir^
Imng der VoIlbAder; diese ist ihm aber nicht der
Hauptzweck bei seinen Maassnahmen. Imüebrigen
verabreicht er Alkohol in reichlichen Mengen,
namentlich in Form von Eierpunsch und Gognac
init Milch, und verfShrt symptomatisch.
Bonamy (19) empfiehlt die methodisohe innerliche
'Darreichmig vonLiq. ferri sesqniohl. in jedem schwereren
pockenlalle wegen der antiseptischen und tonischen Wir-
kung dieses Mittels, vor Allem aber, nach dem Vorgänge
Du Gasters, die regehnässige subcutane Anwendung
von Aeiher (Morgens und Abends 1 Spritze). Kann er
zwar nicht denen oeistimmen, die eine abortive Wirkung
des Aethers auf den ganzen Fockenprocess behaupten, so
ist ihm diese doch in Bezug auf das Stadium derl^terung
eine ganz unzweifelhafte, geradezu wunderbare. Neben
diesen beiden Mitteln wendet er Jodoformvaseline (1 : 10)
an, welche den üblen Geruch der Pockenkranken voll-
kommen beseitigt, die Narbenbildung verhindert und
wahrscheinlich auch die Fälle weniger contagiös macht
Im üebrigen wird Opium in mitt&ren Dosen (3—4 cg)
bei Delirien und Chinin m mittleren Dosen bei stärkerem
lieber im Suppurationstadium gereicht, während Bor-
Bäurelösungen als Gurgelwasser dienen.
üeber die Behandlung der Pocken durch Aus-
^hluss der chemischen Licbtstrableu findet aicb
ein aaafQhrliöhes Beferat von Walter Berger
in den Jahrbb; GGXLIY. p. 137, in dem auch die
Ansichten ihres Vorkämpfers F i n s e n (21) wieder-
gegeben sind. Auch Oettinger (20) rühmt die
günstige Wirkung der Behandlung im „rothen
Zimmer'' ; zwar starben von den 8 ihr unterworfenen
Kranken 3, es handelte sich aber nur um sehr
schwere FftÜe. Die Pusteln trocknen sdmell ein,
die Narben sind viel zarter, und das Suppuration-
fieber fehlt oder ist geringer. Yen Interesse ist
die aus Bumfinien und Tonkin berichtete populäre
Behandlung der Pockenkranken durch AusschlusB
des lichtes durch rothe Decken. Es ist das wohl
nur ein Ausdruck eines weit verbreiteten Aber-
glaubens, so berichtet Williams (22) aus Nord-
Wales, dass dort bei allen möglichen Leiden der
erkrankte EOrpertheil mit rothem Flanell bedeckt
wird.
Dunlop (23) hatte 1893 die Asyle für Obdach-
lose eines Londoner Kirchspiels auf Pockenkrauke
SU revidiren, die Beeichtigpmg wurde Abends vor-
genommen, wenn sich die Obdachlosen einsteUtSB.
Dreimal fimden sich solche mit frischer Eruption,
die ohne rechtzeitige Entdeckung bei ihrem Wande^
leben recht gefährlich hfttten werden können. Die
übrigen Lisassen der Asyle wurden jedesmal nach
Möglichkeit geimpft
Martin (24) schildert die Maassnahmen zur
Bekämpfung der letzten Pockenepideniie in Paiis.
Sie dauerte von Anfong 1893 bis Juni 1894, die
Zahl der Todesfälle betrug 422, darunter 304 in
den Hoepitälem. Die Mortalität in letzteren war
9.8*/o. Bei der mangelnden Anzeigepflicht läset
sich die Zahl der Erkrankungen nur nach der Mor-
talität in den Krankenhäusern schätzen, wahrschein-
lich überstieg sie die danach berechnete Zahl von
4306, da besonders die Schwerkranken in Hospital-
behandlung kamen und die Mortalität in der Stadt
wohl geringer war. Das administrative Organ IQr
die Bekämpfung war die von M. geleitete, im JuU
1892 aus Anlass der damaligen Gholeraepideime
vom Pariser Oemeinderath in's Leben gerofene
Inspection g6n6rale de l'assainissement et de la
salubrit6 de Thabitation. Vor AUem wurden m%-
lichst zahlreiche Impfungen vorgenommen, in der
bereits von Hervieux (Jahrbb. CCXLIY. p. 169)
geschilderten Art, dass Impf kälber in die Häuser
gebracht wurden, in denen PockenfUle vorgekom-
men waren. Als Impf lokal dienten die Portierstube,
ein Laden, bei schönem Wetter auch der Hof und
selbst die Strasse, so dass es manchmal zu recht
pittoresken Soenen kam, die den iUustrirten Zeit-
schriften einen dankbaren Yorvnirf boten und dazu
dienten, die Impfung bekannter und beliebter zu
machen. Yon September 1893 bis Mai 1894 wu^
den so in 1902 Pockenhäusem 2527 Erstimpfungen
und 67111 Wiederimpfungen ausgeführt, daneben
noch zahlreiche in Hospitälern, Schulen u. s. w.,
so dass die von Hervieux angegebene Zahl von
217000 wohl noch zu klein ist Auch die Desr
IX. Hygieine und Staatsarzneikuiide.
69
\
bfektionsmaassregeln wurden nicht vemaohlftssigt.
In den ROlen, in denen der Kranke in seiner Woh-
nung verblieb, wurde diese sofort mit Ausnahme
des Krankenzimmers desinficirt, die getragenen
Kleider und die sdimutzige Wfische wurden fort-
genommen und ein Sack zur Aufnahme der weiter
gebrauchten WSsche zurückgelassen. Von Zeit
zu Zeit wurde derselbe abgeholt und desinfioirte
Wasche dafOr zurQökgebracht, nach Ablauf der
Krankheit auch eine gründliche Desinfektion des
Krankenzimmers vorgenommen. Im Verlaufe der
Epidemie fanden 6165 solcher Desinfektionen statt
Der Einfluss dieser Haassnahmen war durch-
aus günstig ; die einzelnen Herde wurden stets bald
erstickt, und die Krankheit hielt sich nur deshalb
«0 lange, weil immer wieder neue Herde auftraten.
Der maagdhafte Impfschutz der Pariser Bevölke-
rung Usst sich ja allerdings auch durch die zweck-
mSssigste Organisation des Oesundheitsdienstes
nicht wettmachen, auch würden die einzelnen Haass-
nahmen bei obligatorischer Anzeigepflicht sicher
vieUadi noch schneller und besser in's Werk treten,
und noch erwünschter würde ein energischer
Hoepitalzwang sein.
Porter (25) wirft die Frage auf, ob man bei maa-
l^lnder Bevaoomationspflicht die Erstimpftuig nicht besser
in einem spiteren Lebensalter vomimmi Es würde das
entsofaieden eine Y ersohlechtemng des jetzigen Znstandes
sein; die Zahl der nngesohützten Individuen wäre dann
liei Weitem grosser. Für die Richtigkeit der yon P. aas-
gesprochenen Yermnthong, dass eine 1 malige Impfdng
UDgeren Schutz gewährt, wenn sie in einem spateren
Lebensalter geschieht, haben wir gar keinen Anhalt.
Femer betont P. die Nothwendigkeit, zur Zeit von Pooken-
epidemien die Asyle und Logierhäuser nächtlich zu revi-
diren.
Die WirksamkeU von DesinfdOionamiUdn bei
Pocken Usst sich nichtauf die übliche Weise prüfen,
da die Pockenerreger noch nicht gezüchtet sind.
Heer wagen (26) untersuchte nun die Beeinflus-
sung der Yaocine durch verschiedene Desinfldentien
in der Voraussetzung, dass sich daraus Schlüsse
auf die Erreger der Variola, vielleicht auch der an-
deren akuten Exantheme ziehen lassen. Strömen-
der Wasserdampf vernichtet die Impfkraft der
lijmphe schnell Eine Emulsion von Lymphpulver
mit Glycerinwasser, das 3 : 1000 Sublimat enthielt,
hatte tadellosen Impferfolg; freies Sublimat fand
sich nicht in der LOsung, die Lymphemulsion hat
erheblichen Eiweissgehalt und es bildet sich ein
unlüslidies Quecksilberalbuminat. Wurde dagegen
Bublimatwasser so lange zugesetzt, dass die LOsung
freies Sublimat (1 : 2400) enthielt, so war die Impf-
kraft vernichtet. Wurde eine harte Vaccinekruste
von LinsengrOsse in Sublimatwasser von 1 : 1000
gehalten und dann mit Glycerinwasser verrieben,
so war selbst nach 24stündiger Einwirkung des
Sublimatwaasers die Impfkraft nicht völlig ver-
nichtet, da von den Impfschnitten einige steril
bUeben, andere gute Pusteln aufwiesen. Da Variola-
eiter und Pookenkrusten auch eiweisshaltig sind,
kann jnan bei ihnen keine bessere Wirkung des
Sublimatwassers erwarten. Wurden die Lymph-
emulsionen mit 5proc. Garbolsfture-Olycerinwasser
hergestellt, so entwickelten sich noch bei Anwen-
dung 3 Std. nach der Bereitung auf einigen Impf-
strichen normale Pusteln, wfthrend die meisten
steril blieben. Für die Desinfektionspraxis kommt
es auf schnelle Wirkung der Mittel an, man wird
sich auf Sublimat und Garbd nicht verkssen
können; wo die Desinfektion mit Wasserdampf
nicht anzuwenden ist, ist die mechanische Ent-
fernung der Keime durch Abreiben mit Brot,
Schwamm u. & w. die Hauptsache.
ZZ7. Kuhpocken.
27) An outhreak ofecw-pox in Sutsex, wühremarks
on the nature and affinities of the disease; by W. J.
Gollins. (Lsnoet L Jone 8. 1889.)
2S) OtHff-poxandetmiü-poXf'hjJILoIeelj. (Brit
med. Joum. p. 1270. Deo. 9. 1893.)
In eine nahe der Küste von Sussex gelegene Meierei
wurden am 9. Februar 2 neueMilohkühe aus einer fernen
Meierei eingestellt; 4 Tige danach waren simmtUohe 11
auf der Meierei befindhchenMQohkühe von einem auf das
Euter und die Zitzen beschränkten Ausschlage befallen,
während die eine vorhandene hochtragende Kuh ver-
sdiLont blieb. Seit hmger Zeit war in der Gegend eine
ahnliohe Erkrankung nicht vorgekommen, bis sie vor
etwa 12 Mon. auf einer benachbarten Meierei auftrat imd
auch die Ansteckung einiger Melker veranlasste. Der die
in Bede stehenden Kühe ausschliesslich besoigendeMann
war und blieb frei von jeder örtlichen und allgemeinen
Erkrankung, der Kuhstall zeichnete sich in allen seinen
TheUen durch gute hygieinische Besohaffianheit aus;
Mensehenpocken waren seit langer Zeit in der Nachbar-
schaft nioht aufgetreten. Als Co 1 lins (27) die Kühe
anfangs März untersuchte, war von den fräheren Stadien
des Ausschlages, den C. als Kuhpocken erkannte, nichts
nkohr zu entdecken. Eine Anzahl noch mit einem blass-
rotiien Hofe umgebene und reichlich eitrig -wässrige
Jlufisigkeit absondernde Pocken fanden sich nur bei einer
Kuh, während die übrigen nur Borken und Narben von
^ner diesen Pocken entsprechenden Grösse aufwiesen.
Die von den Kühen stammende Milch war bis zu C's
Untersuchung von den bisherigen Abnehmern unbean-
standet und ohne ii^gend welchen Nachtheü (namentlich
Scharlach) genossen worden.
Leider fehlt die Angabe über denGesundheitzustand
der beiden am 9. Februar eingestellten fremden Kühe,
über die gesundheitliohen Verhältnisse, in denen sie sich
vor dem 9. Februar befanden, sowie über das Ergebniss
der Yerimpfüng der von der einen Kuh gesammelten
Lymphe.
Im Sommer 1887 sah Mc Feely (28) in Donegal
einen pockenUhnhchen Ausschlag an den Händen und
Armen einiger Melker, und stellte darauf Kuhpocken bei
den von den Melkern besorgten Kühen fest In dem
Distrikt waren Kuhpocken seit 10 Jahren, Variola seit
3 Jahren nicht aufgetreten. Im Umkreise von 3 — 4 Meilen
sollen ,fast alle Kühe* befiiUen gewesen sein, nähere An-
gaben darüber fehlen. Lymphe zu Impfversuchen konnte
Mc F. leider weder von Menschen, noch von Kühen er-
halten, nur ein Melker wurde mit Lymphe aus einem
BlKschen des einen Armes auf den anderen Arm geimpft,
mit positivem Erfolg.
IV. In^ßeridUe und Organisation der Impfung.
29) Zur QesekiekU der Impfung in Oeaterreieh;
von F. P r e i 1. (Wi«i. med. Wchnsohr. Nr. 28—36. 1888.)
30) Rapport d'msembte 9ur les vaeotnatiotu ti
revaemnaUont faites dcms le 3, eorps dParmie en 1887
^/^^d; par Valiin. (Arch.deMed.etdeI1uurm.mil.
Nr. 11. 1888.)
70
IX. Hygieine und StaatsaraEneikundö.
31) Chmpte rendudesvcM^inatianseirevae^naiums
exeoiUeea en 1888; by L. Renaut (Arch. de Med. et
de Pharm, mil Nr. 5. 1889.)
32) BolL de FAoad. de Med. 3. S. XXI. 8. 1889.
33) VäcoinäUan in Japan; by H. Cartwright
(Lanoet I. Mai 25. 1889.)
34) InocukUion and vaeemation for smaü-pox
amongsi the Chinese, (Brit med. Jonm. Ooi 5. 1889.)
35) SmaU-pox and vaeeination inlUdy, (Brit med.
Joum. p. 834. Oot 13. 1894)
36) Einiges über Sehdxpockenimpftmg und deren
Organiaation in den Landgemeinden; von Dr. J. Sadi-
kof f. (Petersb. med. Wdmsohr. XIX. 43. p. 381. 1894.)
Auf Grund seiner in den Archiven des Ministe-
rium des Innern gemachten Studien bespricht
Preil (29) in eingehender Weise, zumTheil unter
wörtlicher Wiedergabe der wichtigsten Sätze aus
den entsprechenden Denkschriften und Yerordnunr
gen, die Entwicklung der Impfgesetzgebung in
Oesterreich, die gegenwärtig um so mehr Interesse
beansprucht, als Oesterreich danach trachtet, gesetz-
geberisch sein Impfwesen wieder auf den Stand
vom 2. Deoennium des Jahrhunderts zu heben und
weiter zu vervollkommnen. Die wichtigsten EStappen
im österreichischen Impfwesen sind folgende.
1770 riohtete XaiBerin Maria Theresia auf Anregung
vao Swieten*s in Wien ein Inoonlationshaiis ein, in
dem während der Sommermonate öffentlich die Menschen-
blattem geimpft und die Oömpften verpflegt, sowie zu
Unterrichtszwecken benutzt wurden. Es bBeb bis 1796
bestehen, wo auf Veranlassung von J. P. Frank die
Öffdntliohen Inoonlationen mid der Impfonterricht nach
dem allgemeinen Krankenhanse verlegt wurden. Die
Xuhpockenimpfnng fährten Ferro und de Carro 1799
zuerst ein und förderten sie der Art, dass bereits 1802
die niederÖfiterreichischeLandesverwaitang Veranlassung
nahm, sie amtlich zu empfehlen. Der schon 1801 zu Frag
im Siechenhanse eingerichteten Kuhpockenimpfongs»
anstalt folgte 1802 eine zweite im Wiener Findelhause,
wdche die Aufgabe hatte, tiiglioh unentgeltliche Impfungen
vorzunehmen, die Stndirenden in der Ausführung der-
selben zu unterrichten und die Landärzte mit frischem
ImpfistofF zu versorgen. In demselben Jahre wurde ver-
boten, die Menschenblattomimpfong an anderen als ganz
bestimmton, abgesonderton Orten auszuführen, wShrend
die Kuhpockenimpfung dagegen überall in der Stadt zu-
gelassen wurde. Letztere forderte die Regierung im
Jahre 1803 weiter dadurch, dass sie namentlich die Seel-
sorger zu ihrer Popuhuisirune verpflichtete, die um sie
vei^enten Aerzte prämürte und ihre Kenntniss zum Gegen-
stand der medicinischen Staat^rüfnng machte. Nament-
lich in Galizien entwickelte sich das Impf wesen günstig
und die zweckmässige Organisation, die ihm die dortigen
Behörden zu geben verstimden hatten, gab Veranlassung
durch allerh^hste Entschliessxmg eine Gommission ein-
zusetzen, zum Zwecke der Fertigstellung von technischen
und administrativen Vorschriften über allgemeine und
gleichmässige Durchführung der Kuhpockenimpfong im
ranzen Beidie und über die Heranziehung sänuntiicher
FockenMigen zu derselben. Anfang des Jahres 1806 er-
langten diese Vorschriften Gültigkeit 1810 veranlassten
neue ausgedehnte epidemische Ausbrüche der Menschen-
blattem den Hofram v. Stift, die zwangsweise Durch-
führung der Kuhpockenimpfung zu beantragen. Dieser
Antrag wurde indess imHmblifS^e auf die von Dr. Oölis
aufge^llton Behauptungen von der Nutzlosigkeit der
Kuhpookenimpfung und von der Geiahrlichkeit derselben
durch die ihr folgenden Nachkrankheiten zunächst ab-
gelehnt und auch später, als eine eingehende Prüfung der
G ö 1 i 8 'sehen Behauptungen dieselben als nicht zutreffend
erwiesen hatte, nur in sehr bedingter Weise genehmigt
Es geschah dieses insofern, als das Impfreglement vonl
14. Februar 1812 keine Strafen für die Unteiiassung der
Vaeeination festeetzte, vielmehr nur indirekt eine Art
Impfzwang einführte, indem es von dem Ausweis über
die stattgehabte Vaeeination die Aufoahme in gewisse
öffentliche Anstalten und die Theilnahme an Yoraieilai
mancherlei Art abhängig machte und bei dem Auftreten
der Menschenpocken eine Anzahl sehr lästiger Absper-
mngsmaassregeln anordnete. Die durch Euandhd>ung
dieses bei energischer Durchführung sehr segensreichen
Impfreglemente entstehenden Kosten wuchaen bei stetiger
Verallgemeinerung der Schutzpockenimpfnng nicht un-
beträchüich und bereits im Jahre 1820 zwang ihre Hohe
die Regierung, auf die Möglichkeit ihrer Verminderung
zu sinnen. I^ Ergebmss der jahrelangen dahinzielenden
Erwägungen war das noch heute in Oesterreidh geltende
Impfreglement vom 9. Juli 1836, das zwar nicht alle im
Jahre 1812 eingeführten Bestimmungen aufhob, aber
doch nur in der Belehrung der Bevölkerung das wesent-
liche Mittel zur Förderung der Kuhpookenimpfung er-
blickt Von derWiederimprang ist in seinen Vorschnftefi
eben so wenig wie in allen vorangegangenen die Bede.
Valiin (30) berichtet über die im Bereiche
des 3. französischen Armeecorps in der Zeit vom
1. Mai 1887 bis daMn 1888, vorzugsweise aber in
der Zeit von Mitte November bis Ende Deoember,
an 6530 Soldaten (darunter nicht über 50 Un-
geimpfte) ausgeführten Impfungen. Die Wieder-
holungen eingeschlossen, betrug ihre Zahl 8503
und sie gaben Erfolg bei 3872 Mann — 59.28«/^
Was die einzelnen Eat^;orien der gämpften Mann-
schaften anlangt, so wurde Erfolg erreicht bei den
Bekruton unter 3558 Mann bei 2464 — 69.25%,
bei den bereits früher erfolglos Geimpften untw
737 Mann bei 186 — 26.23%, bei den zu kurzen
üebungen Eii^;ezogenen unter 2235 Mann bei
1222 -» 54.68%. Es wurde ausschliesslich Thie^
lymphe verwendet, die von den Militärärzten selbst
gewonnen war. Von derUebertragung unmittelbar
vom 'Kalhe wurde wegen all der mit ihr verbun-
denen Zeitverluste und ünzuträglichkeiten ab-
gesehen und der Impfstoff nur in Form der Paste
gebraucht Die erreichten Erfolge sind wesentlich
bessere als die im Jahre 1884 bei 174194 Impfun-
gen mit 47.4% in der ganzen französischen Armee
gewonnenen, stehen aber erheblich hinter denen
anderer Armeen, namentlich der deutschen zurück.
Es dürfte dieses im Wesentlichen durch den um-
stand bedingt sein, dass man mit Stichen und nicht
mit Schnitten impfte.
Während des Beriohtqahres waren zxun 1. Male in
grosser Zahl vom aktiven Militärdienst befreite junge
£eute zu kürzeren üebungen bei den Truppentheilen ein«
gezogen, unter ihnen wurden die fär die Dauer vcm
2 Mon. Einbezogenen in der für die Rekruten vorgeschrie-
benen Weise revacciniri Die für noch kürzere Zeit
(13, 28, bez. 24 Tape) Einberufenen wurden nur dann ge-
impffc, wenn bei ihnen überhaupt nooh keine Impfong
stattrofonden hatte. Sie sämmtüch zu revaodniren, verbot
die Befürchtung der OfÜciere, dass die ohnehin schon für
die Uebung se^ kurz bemessene Zeit durch die Fol|ea
einer erfolgreichen Impfung allzusehr gekürzt werden
könnte. Y. weist mit Kecht auf die Nothwendigkeit hin,
aUe Einberufenen ohne Ausnahme zu impfen. So traten
im Bereiche des 3. Armeecorps zu dem EfiFektivbestande
des Friedensstandes der aktiven Truppen von 11551 Mann
alljährlich nach und nach 25255 auf kürzere Zeit zu
Üebungen einberufene Mannschaften, so dass alljähzück
DL Hygidne und Staat8aJ*zneQnm3d.
71
86806 Manii Ge&bi laufen, von den Mensohenpooken an-
mieokt sa werden. Diese Qe&hi ist um so sröeser, als
die Mehnahl der Eingezogenen der LandbevöUcening an*-
«hört, nnter der die Pocken nur zeitweise in epidemisoher
Veriureitiing auftreten, um dann für Jahre zu verschwin-
den. In den grosseren Garnisonen dagegen sterben die
Pocken nie ans andgefihrdenüngescbiit^iiDaiisgesetzt,
niid dieses um so mehr, als eine Anzahl yon Qaznisonen
keine Ifüitärlasaretlie nahen , die erkrankten MiHtär-
peisoiien Yielmehr in den GiTilhosmtälem yerpfiegen, in
denen die Absperrung der Pockenkranken in der Begel
eine unzureichende ist Wie zutreffend diese Erwägun«
gen sind, lehren die Thataaohen. Trotz der Zunahme der
Zahl wie der Srfolge der während der letzten Jahre aus-
geführten Bevacoinationen im Beoreiohe des 3. Armeecorps,
mehrten sich die Pockenfalle stetig (2 in 1884, 3 in 1885,
5 in 1886, 9 in 1887, davon 8 in ein xmd derselben Qar-
«ison und 16 in der Zeit vom I.Mai 1887 bis dahin 1888).
Diese Pockenf&lle betrafen Torzugsweise vorübergehend
Eingezogene und in den 16 FfiUen des Berichägahres
handelte es sich in nicht weniger als 8 um Hospitale
infektionen.
Y. verlangt für den Fall, dass das Interesse des
Dienstes die Lnpfnne aller für kürzere Zeit Eingezogenen
verbietet, dieselbe doch unmittelbar vor der £itlasisung
vorzunehmen. Könne man dann auch nicht den erreichten
Erfolg genau feststellen, so werde durch diese Maassre^el
doch sicher erreicht, dass man im Falle einer Mobil-
machung ausschliesslich gegen Variola unempf&ngUche
Mannschaften unter die Fiume bekomme.
Benaut (31) berichtet über Militärimpfongen, die
1888 in 4 algierischen Garnisonen an 1061 Bekruten und
675 bereits seit längerer Zeit bei der Fahne befindlichen
Mannschaften ausgeführt wurden. Die Bekruten wurden
zum 1. Male unmittelbar nach ihrer Einstellung und je
pach Bedürfniss zum 2. und 3. Male innerhalb der näch-
sten 4 Monate geimpft, dagegen die älteren Soldaten, die
sSnunÜich bereits 1- oder 2mal in früheren Jahren ge-
impft waren, nur Imal revacdnirt Als Impfstoff diente
6 Monate alte unvermischte Einderlymphe, oder Lymphe
von Bevacdnirten immittelbar von Ann zu Arm über-
tragen, femer Thierlymphe unmittelbar von Körper zu
Körper vermischt, oder unvermischt 2 Monate lang in
QipiUaren, oder in Form der Glycerinpaste 15—- 60 Tage
lai^ conservirt Die Impf wunden wurden bei Verwen-
dung der Glycerinpaste als Bcarifikationen, sonst nur in
Form von Stichen angelegt Von den Bekruten wurden
geimpft 1061 Mann Imal, 562 Mann 2mal und 332 Mann
3mal; bei den 3 Impfgängen zusammen wurde ein posi-
tiver Erfolg erreicht bei 486 Mann — 45.8Vo* I)ie Q^'
malige Dnpfang der vor mindestens Jahresfrist 675 erfole-
loe &vaocinirt6n ergab Erfolg bei 121 Mann •-> 17.9*/o.
Sonst stellte sich der Gesammterfdg bei den 1736 über-
haupt Geimpften auf 607 Mann •■ 34.9Vo< Bei beiden
Kategorien der geimpften Mannschaften wurden mit den
versdiiedenen Impfsorten folgende Erfolge erreicht mit:
bei Bekruten Soldaten
Thierlymphe roa Körper zu Körper 35.7«/o 22.4Vt
„ inFormderGlyoerinpaste 32.7 17.9
Bevacdne von Ann zu Ann . . . 22.7 14.8
l%ieriymphe aus Capillaren 2 Mon. alt 3.4 0.0
Kinderlymphe
6
0.0
Je nach dem zur Zeit der Impfon^ bestehenden
Pookenschutze gestaltete sich der Impfenolg folgender-
IJnter den Bekruten gaben von
14 nicht Gepockten und nicht Geimpften Erfolg 13 -»
92.8»/o,
40 Gepockten und nioht Geimpften Erfolg 24— 60.0%,
1007 in den Kindeijahzen Geimpften ^ 449 «» 415*/a.
Unter den iüteren Soldaten gaben von
2 vor Jahresfrist erfolglos Geimpften Erfok 2 — 100.0*/o,
12 Gepockten und 1887 und 1888 erfolglos Geimpfte9
Erfolg 0 — 0.0»/o,
661 in der Kindheit Geimpften und mehnnids erfolglos
Bevacoinirten Erfolg 119 — 18.0»/o.
Sehr beaohtenswerth sind die Erfahrungen,
welche Benaut bei den die Bekruten betreffen-
den, in verhältnissmftssig kurzer Zeit aufeinander-
folgenden Impfgfingen mit den je nach Herkunft,
Aufbewahrung und Alter verschiedenen Lymphe-
sorten machte. Betrachtet man die die einzelnen
Impfgänge betreffenden Zahlen ohne Bücksicht auf
ihr Zustandekommen, so würde man zu der Meinung
gelangen können, das Maximum der Bevaocinations-
erfolge sei durch Wiederholung der Lnpfoug in
Zwischenzeiten von wenig Wochen zu erreichen.
Denn der erste Impfgang ergab bei 1061 Mann
36.8%, der zweite bei 562 Mann 140% und der
dritte bei 322 Mann 4.9% Erfolga Geht man
jedoch genau auf die Mnsdheiten ein, so ergiebt
sich diese Annahme als falsch und man findet, dass
es unm5gli<di ist, bei einem mit einem kräftigen
und sorgfältig eingetragenen Impfstoffe ^olglos
geimpften Individuum wenige Wochen nach dieser
ersten Impfung deren Wiederholung, trotz Verwen-
dung derselben oder einer gleichkräftigen Lymphe,
wirksam zu machen. So ergab Bevaocine in den
3 Impfgängen b^ 154 Mann von Ann zu Arm
übertragen 44.1<^/o, bez. 5.8^/o, sowie O.O^/o und
Thierlymphe ebenso von K6iper zu Körper über-
tragen bei 189 Mann 53.9% und O.O^/o. Ganz
anders gestalteten sich die Dinge in einer dritten
Beihe. Glycerinpaste hatte im ersten Impfgange
bei 447 Mann 47.2%, im zweiten dagegen 0.0%
gegeben ; nun folgte Thierlymphe von Körper zu
Körper mit 20.0%. Die gleidien Erfahrungen
wurden bei allen sonstigen Beobachtungsreihen,
wenn auch in weniger auf&llender Weise gemacht
Sie alle ergaben, dass positive Erfolge bei den
innerhalb verhältnissmässig kurzer Fristen wieder-
holten Impfungen nur in dem Falle zu erreichen
sind, dass bei den Torausgegangenen Impfungen
eine wenig kräftige Lymphe verwendet war.
Femer ergaben sie, dass es im hohen Orade auf-
fällig ist, wie wenig vollkommen und ausgebildet
die bei den nachfolgenden Impfungen erzeugten
Lokaleffekte sind, wenn bei der ersten Impfung
eine kräftige Lymphe verwendet wurdet Zahl-
reiche Beobachtungen lassen schliessen, dass auch
ein schwacher Impfstoff, obwohl er nur ganz un-
vollkommene oder vielleicht überhaupt keine Lokal-
effekte zu Wege bringt, den Organismus doch sq
weit immunisirt, dass er für eine gewisse Frist
auch auf den kräftigsten Impfstoff nicht reagirt
Jedenfalls gelang es nicht, in den einzelnen Impf-
gängen Lokaleffekte bei den Leuten zu erzeugen^
bei denen die vorangegangene Impfung bereits
abortive Formen von solchen hervorgerufen hatte.
Gestützt auf diese Erfahrungen räth B. mit
vollem Beoht, die Bekruten unmittelbar nach der
ESnstellung nur einmal, aber dann mit dem kräf-
tigsten Impfstoffe und g^sster Sorgfalt zu impfen,
eine Wiederholung der Impfung nach kurzer Zeit
72
EL Hygieixie und StaatsarsneflninSe.
nur in dein Falle folgen zti lassen, dass Zweifel an
der gaten Beschaffenheit des verwendeten Impf-
stoffes bestehen, sonst aber die Wiederholung erst
nach Jahresfrist, je nach Bedürfniss !• oder 2fflal,
vorzunehmen.
Auf das von der oonsultativen Kammer der &an*
zOsisohen Yersoigungs- und gegenseitigen Hfilfs-
Qesellschaften an sie gerichtete Ersuchen, sich
gutachtlich über die Nothwendigkeit zu äussern,
die Impfung und Wiederimpfung als Bedingung für
die Aufioahme in die genannten Gesellschaften zu
fordern, nahm die Acad6mie de M6decine in der
Sitzung vom 26. Februar 1889 (32) in Anbetracht
des Nichtbestehens einer gesetzlichen Impfpflicht
folgende Sätze an: 1) Das persönliche, wie das
allgemeine Interesse fordern, dass Jedermann, der
die Aufnahme in eine der in Bede stehenden Ge-
seUschaften nachsucht, diese bei nicht stattgehab-
ter Impfung verweigert werde. 2) Femer ist es
wünschenswerth, dass jede der in Bede stehenden
Gesellschaften berechtigt sei, von ihren Mitgliedern
zu verlangen, dass sie sich der Wiederimpfung
unterziehen in epidemiefireien Zeiten 10 Jahre nach
der Impfung, beim Auftreten einer Pockenepidemie
aber den Ablauf dieser Frist nicht abwarten. 3) Im
Falle, dass die Impfung oder Wiederimpfung fehl-
schlägt, soll die Wiederholung beider, in gleicher
Weise wie in der Armee, bis zum Eäntreten des
Erfolges gefordert werden dürfen. 4) Die Her*
kunft des Impfstoffes und die Art seiner Yer-
impfung sind von untergeordneter Bedeutung,
vorausgesetzt, dass ersterer untadelhaft und der
Erfolg ein unzweifelhafter ist
Cartwright (33) berichtet ans eigener Ansohauong
über die Fortsohritte, die dielmpfmi^ in Jcman seit ihrer
im Jahre 1874 begonnenen gesetzbohen Kegelang ge-
macht hat Leider wird das Wesentliche der gültigen
gesetzlichen Bestimmungen nicht mitgetheüt Wenn
auch von einem Impfzwange die Bede ist, so dürfte doch
ein solcher höchstens for die grossen Städte bestehen.
Denn anders ist es nicht zu endären, dass Pockenfiüle
fortwährend vorkonunen und alljährlich im Frülgahre
und Herbste sich auflftUig häufen, sowie dass in vielen
Bistrikten die Impfong in den Händen von Laien liegt
Seit 1885 ist die Kevaccination in jedem Falle im Ver-
lanfe von 5 — 7 Jahren nach der ersten Impfong beiOeld-
oder Qefängnissstrafe vorgeschrieben und wärend des
epidemischen Auftretens der Pocken Jedermann empfoh-
len, fägentiiümlich ist, dass anch ohne diesen Zwang
der Japaner die Impfung möglichst oft, nicht selten schon
vor Jahresfrist wiedemolt wissen wilL Die über die
seit 1875—1886 aUjfihrUch ansgeftihrten Impftmgen mit-
geiheüten Zahlen geben nur m>er die stetige Zunahme
er Impfongen AufBchluss; einen Ausdrack des Impf-
standes der Bevölkerung können sie nicht darstellen, da
alle Fehlimpfan^n und alle vorzeitig ausgeführten Be-
vaocinationen mitgezählt sind. Der Einflnss der Impfung
tritt in dem allgemeinen Aussehen der Bevölkerung ent*
fegen. WiUirend vor 20 Jahren nahezu jede zweite
^erson pockennarbig war,. ist dieses jetzt nur noch bei
den alteren die Begel, die jüngeren Kinder zeigen sich
dagegen in denDis£ikten mit gut durchgeführter Impfung
voÜkommen frei. Die ji^[MUusohen Aerzte schreiben der
Impfong nur eine bedingte Sohutzkraft zu; sie schaffe
in der Begel keine absolute Immunität, sondern sdiwSchd
die Disposition nur dernt, dass ein tödtlicheryeriaaf der
Pocken nahezu unmög^ch sei; aber auoh dieser Söhnte
werde nach 5 — 7 Jahran hinfällig. Eine eenaoe statisti-
sche, namentlich den Impüstand der BefaTlflnen berück-
sichtigende Erhebung über alle vorkonunenden Focken-
erkxanknngen ist angeordnet Eine auf Onmd derselben
erfolgte Znaammenirtellung , welche die innerhalb des
Beohnungqahres 1877^78 in einer Anzahl von Distriktea
vorgekommenen 941 Pookenerkrankungen betrifft^ ergiebt,
dass unter den yer8tQri)enen die Zahl der Qeimpftan 24.32,
der ün^eimpften 59.17*/« betrug; es ist dabei aber un-
beruoksiohtigt geblieben, dass in der 2iahl der „Geimpften^
auoh die ohne Erfolg verreöhnet sind.
C a n 1 1 i e (34) berichtet über Cßwna, Ob^eioh dort
die Blattemimpfnnff seit Urzeiten und die Kuhpocken-
impfung seit fust 100 Jahren bekannt ist, nimmt man zu
beiden doch nur während des Berrschens einer Blattem-
epidemie seine Zuflucht Fast ausschliesslich übt man
die Blattemimpfang, und zwar in der Weise, dass man
den Stoff der durch dielnocnlation erzeugten Lokalblatter
verwendet. Die Fortpflanzimg eines und desselben Stoffes
ist aber seit mindestens 50 Jahren ununterbrochen foit-
geeetzt worden und es ist derselbe in Folge davon derart
degenerirt, dass er nur eine Bastardblattor zu erzengan
und anscheinend einen Pockenschutz nicht zu gewähren
vermag. C, der aus mehijährijger Beobachtung inBong-
kong mtheilt, kann nur auf diesen Umstand <Be enorme
Yerbreitung der Pocken in China zurückfuhren. Ist
dieser landesubUche Impfstoff (C. nennt ihn humanisirten
Blattemstoff) nicht zur Hand, so versucht man die Blat-
tern auf andere Weise, durch Schnupfen pulveiisirter
Blattemsohorfe, Tragen der Kleider von BlaUemkranken
oder durch Yerimpfong des Inhaltes natüriicher Blattern
zu übertragen. In den Hafenplätzen greift man gelegent-
lich auch zu der anscheinend immer vom Ausumde be-
zogenen Vaccine. Die Verwendung der letzteren ist in
den sudlichen Theilen von China häufiger, aber auch hier
scheint nur aus England, Indien, Japan oder Amerika
stammender Stoff in Betracht zu kommen. Von einet
Beinoculation oder Bevaccination ist nirgends die Bede
trotz des jedenfalls äosserst düiftigen, wenn überhaupt
vorhandenen Schutzes, den die landesübliche Schutc-
impfong in den Eindeijahren verleiht
In lialim (35) ist seit 1888 die Impfung der
Kinder obligatorisch, in der Begel vor Ablauf des
6. Monats, bei schwächlichen im 2. Lebensjahre.
Bestimmungen über Bevaccinationspflioht werden
nidit mitgetheüt In Bom besteht ein Institut fSr
Gewinnung animaler Lymphe, das in den entea
5 Jahren 9094602 Portionen geliefSsrt hat Von
den Erstimpfungen waren 97.30<^/t, von den Wieder-
impfungen 72.06®/o erfolgreich. Die Pocken haben
seit 1888 beständig abgenommen, sie verursachten:
Erkrankungen TödesfiÜle
1888 64070 18110
1889 39730 13416
1890 22207 7120
1891 13840 2728
1892 9206 1453
Sadikoff (86) bespricht die Technik der
Impfung, hebt hervor, dass sie sachgemäs nur tos
Aersten ausgeführt werden kann, und brachte in
Anr^ung, höheren Orts darum zupetitioniren, dasB
in den Ostseeprovinzen nur Aerzte, die dort in ge-
nflgender Anzahl vorhanden sind, zur Ausübung der
Lnpfüng zugdassen würden. (Fortsetzung folgt)
Blao, Bericht über die neueren Leisiongen in der OhrenheOtamda
73
B. Originalabhandlimgeii
nnd
Uebersichten.
V. Bericht über die neueren Leistungen in der
Ohrenheilkunde.^)
Von Dr. Louis Blau,
Speoudarzt für OhrenknuiUieiten in BeiiiiL
Lehrhikhir u. b. tr.
6 ü r k n e r , Lehrbnoh der Ohrenheilkxuide fdr 8ta-
dirende o. Aerzte. Stut^^art 1892. Enke. 366 S. mit
136 AbbadongeiL
Hartmann, Die Krankheiten des Ohres n. deren
Bethandlnng. 5., yerbesserte u. vermehrte Aufl. Berlin
1892. Kscher. 281 S. mit 48 Abbildungen.
Katz, Mikrophotographifloher Atlas dar normalen
1. patholog. Anatomie des Ohree. n. Thefl, enthaltend
12 Photographien in Mappe. Beriin 1892. Hirschwald.
Sandmann, Tafel des menschlichen G^örorgans
infWbendmck mit erklärendem Text Berlin 1892. Soas
a. Hesse.
Handbuch der Ohrenheilkonde, bearbeitet von B ert-
hold, Bezold, Bürkner, Gad, Gradenigo, Ha-
bermann, Hertwig, Hessler, Kessel, Kies-
selbach, Kirchner, Kuhn, Magnus, Meyer,
Moldenhauer, Moos, Mygind, Sohwartze,
Steinbrügge, Trantmann, Urbantsohitschi
Wagenhäuser, Walb, Zuokerkandl. Heraus«
gegeben von Prof. Herm. Schwartze. 2 Bände.
Leipzig 1892 u. 1893. Vogel. 1. Bd. 741 S. mit 133 Ab-
bildungen. 2. Bd. 915 8. mit 177 Abbädungen.
Hang, Die Kmnkhaitan des Ohres in ihrw Be-
ziehung zxi den Allgemeinerkranknngen für praktische
Aerzte xl Studirende. Wien u. Leipzig 1893. ürbao vu
Schwarzenberg. 296 8. mit 3 Figuren u. 102 farbigen
Trommelfellbildem auf 6 Tafeln.
Jacobson, Lehrbuch der Ohrenheilkunde für Sta-
dirande u. Aerzte. Leipzig 1893. Thieme. 447 S. u.
318 Abbildungen auf 20 Tafeln.
Politzer, Lehrbuch der Ohrenheilkunde für prak-
tische Aerzte u. Studirende. 3., gänzlich umgearb. Aufl.
Stuttgart 1893. Enke. 619 S. mit 331 AbbUdungen.
L Anatomie und Physiologie. .
1) 2kir Jnaiomie des äusseren und mitikren
Okres. Die Indsurae SantoHm, bekanntlioh zwei
an der Yorderen, bez. der vorderen imd unteren
Wand des knorpligea GehOiganges beflndÜGiie
Spalten , "welche deesen ganze Dicke durchsetzen
mid Ton fibrOsem Bindegewebe auageflUlt sind,
mflflsennaohOstmann') alsSehvtzTorricfatiuigeii
angesehen werden gegen die (i^Bhr des Brechens
des Oehörgangknorpels bei in der Bichtong der
Längsachse des Meatas einwirkenden Gewalten.
Indem sie nftmlidi gerade an den Knickangstellen
des Gehörgangknorpels eingeschaltet sind, wo ein
Bruch besonders leicht zu Stande kommen würde,
stellen aie ^iohsam Ohamiere dar und ermög-
lichen eine gewisse Yersohiebung der Enorpelplat-
ten gegen einander, wodoroh natürlich die Wider-
standsfUiigkeit erheblich gesteigert wird.
Das Lumen des äusseren Oebörganffes ist nach
denUntecsnchuiig^i von Ostmann >) im Grossen
und Ganzen abhängig von der Form des ScfaAdels.
Wenngleich Ausnahmen vorkommen, so g^Ort
doch im Allgemeinen zu den dolichocephalen
Schädeln (afrikanische Neger, Ozeanier, Australier,
Eskimos) ein mehr kreisrunder, zu den brachy-
cephalen Scfafideln (Chinese, Japaner, Bewohner
der Mongolei) ein miehr länglich ovaler Gebörgang
mit den Querdurohmesser um das Doppelte über-
ragendem HOhendurchmesser.
Die Biehiung des knoehemen Oehörganges ist
v<m Bandall*) an 100 maoerirten Schädeln ge-
nau bestimmt worden. Sie stellte sich in der
vertikalen Ebene ausnahmelos als etwas nach oben
gehend heraus (abgesehen natürlich von dem ab-
wärts gekehrten innersten Theile), derart, dass der
Winkel mit einer durch die Centren beider äusse-
ren GehOrgangG&ungen gelegten Horizontalebene
5— 17« betrug. Hehr als ein Drittel der FUle
(recdits 36, links 39) zeigten eüien Winkel von 10^
die Abweichungen hiervon nach oben und unten
waren an Zahl und Grösse ungefShr gleich, als
Durohsohnittswertbe konnten 11.87<^ für den rech-
ten und 10.9<^ für den linken Gehörgang festgesetzt
werden. Die beiden Seiten differirten selten er-
heblich. In der Horizontalebene wurde eine Yor-
wärtsneigung von 10<^ in ähnlicher Häufigkeit ge-
funden (31mal rechts, SOmal links) und alsHittel-r
zahlen Hessen sich hier 9.99^ bez. 8.94<^ hinstellen.
Ein Unterschied zwischen beiden Seiten war weni-
ger selten, überstieg jedoch niemals 7^; wohl aber
bewegten sich die Abweichungen an verschiedenen
Schädeln in viel weiteren Grenzen, von einem
von 20^ nicht aU^ bis an den Null-
«) Vgl. Jahrbb. CCXXXV. p. 76.
s) Aroh. f.Ohrenhkde.XXXIII. 3 u. 4. p.l61. 1892.
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft 1.
<) Mon.-Schr. f. Ohrenhkde u. s. w. XXYII 3. 1893.
•) Transaci of the Amer. otol. Soc. XXYII. p. 89. 1894.
10
u
Blau, Beri(^l über die neueren Leistungen in der OhrenheiUninde
punkt, sondern bei einem Schädel sogar bis zu
einer Rückwfirtsneigung von 2^ reichend. In
praktischer Hinsicht kommt für die Sichtbarkeit
und Zugftnglichkeit des Steigbügels und des Fora-
men ovale, neben der Yorwftrtsneigung des Gehör-
ganges, hauptsächlich dessen mehr oder minder
nach oben strebende Sichtung in Betracht unter
den Fällen mit einem klieren Steigungswinkel
als 10^ z. B. war das ovale Fenster frei sichtbar
in 14%, zum Theü sichtbar in 45<^/o und ganz
verborgen in 41^/o; die nämlichen Zalüen stellten
sich dagegen bei den Schädeln mit einem Steigungs-»
Winkel über 10« auf39Voi 48% und 13%. Ueber
das sog. Foramen BMni äussert sich Rand all,
in Uebereinstimmung mit der Mdurzahl der Auto-
reh , dahin , dass es stets als ein pathologisches
Produkt, als das Resultat einer (vieUeicht unbe-
aolitet vorübergegangenen) Hittelohreitemng auf-
ge&sst werden muss. Während unter 260 Trom-
melfellen von Erwachsenen, die niemals über
OtorrhOe oder Ohrensohmerzen geklagt hatten,
eine Oef&iung am oberen Pole der Membrana tym-
pani 65mal vorhanden war, konnte eine solche bei
Eindem bis zu 14 Jahren unter 94 Trommelfellen
nur 9mal nachgewiesen werden und war sie nie-
mals bei Eindem in den ersten 4 Lebensjahren zu
sehen.
Die Ekitgefä896 des äusseren Ohres bilden den
Gegenstand einer sehr fleissigen und gründlichen
Arbeit von Schrüder*). Hervorgehoben sei da-
raus, dass mit Ausnahme des vorderen Theiles des
Helix, des Tragus und in manchen Fällen auch der
Fossa triangularis, die von der Art auriculo-tem-
poralis s. temporalis superficialis versorgt werden,
die ganze übrige Ohrmuschel ihr Blut von hinteren
Arterien zugeführt erhält, nämlich von Aesten der
Art. auricularis posterior, einem Zweige der Carotis
externa. Diese Arterien gelangen an die Yorder-
fläche der Muschel, indem sie theils deren freien
Rand umgreifen, theils den Knorpel perforiren, sie
bilden unter sich ein dichtes Netz ziemlich starker
Anastomosen und stehen desgleichen mit den vor-
deren Ohrarterien in Verbindung. Für den Meatns
auditorius extemus kommt ausser den die Ohr-
muschel versorgenden Arterienstämmen noch die
Art auricularis profunda in Betracht, die aus der
Art maxiUaris interna oder aus der Theilungstelle
von dieser und der Temporalarterie oder auch aus
der Art. temporalis ihren Ursprung nimmt Sie
tritt mit einem kleineren Aste an die untere, mit
einem grösseren an die obere Qehörgangs wand und
geht dann letzteren Orts Verbindungen mit Zwei-
gen der beiden andermi Ohrarterien (Temporalis
und Auricularis post) ein , in solcher Weise ein
weitverzweigtes Oeflecht auf dem medialen Theile
der oberen Wand des Meatus bildend, aus dem die
grosse Trommelfellarterie hervorgeht Der V^-
lauf dieser ist bekannt; ebenso sind die Veaea des
Trommelfells bereits gut und ausführlich beschrie-
ben. Bemerkenswartfa ist der sehr grosse Reich-
thum des äusseren Gtehörganges an venösen Qe-
fässen.
Einige die Anatomie des Mütdokres betreffenden
Punkte, die auch in praktischer Hinsicht eine hohe
Wichtigkeit besitzen, sind von Körner^) zum
Gegenstande erneuter eingehender Untersuchungen
gemacht worden. Zuerst liess sidi nochmals die
Richtigkeit der längst bekannten Thatsachen er-
weisen, dass der rechte Sinus transversus meist
starker ist als der linke und dass demzufolge die
Fossa sigmoidea des Sulcus transversus rechts
meist tiefer nach vom und weiter nach aussen in
die Basis der Felsenbeinpyramide eindringt als
links. Der dadurch bedingte unterschied in der
Dicke der Aussen wand des Sulcus transversus an
ihrer dünnsten Stelle im Bereiche des Warzen-
theiles betrug auf beiden Seiten durchschnittlioh
2.55 mm, er erreichte in einem Falle an dem
nämlichen Schädel sogar die Höhe von 6.6 mm.
Ebenso pflegt die Fossa jugularis rechts bei Weitem
grösser und tiefer zu sein als links. Was den
Einfluss der Schädelform auf die Lage des Sulcus
transversus und des Bodens der mittleren Schfidel-
grube betrifft, schält Körner, auch gegenüber
den ihm von RandalP) gemachten Einwänden,
seine bereits mehrfach geäusserte Ansicht aufrecht,
dass das tiefe Eindringen der Fossa sigmoidea des
Sulcus transversus in die Basis der Felsenbein-
pyramide und desgleichen der Tiefstand der mitt-
leren Schädelgrube besonders bei Brachyoephalen
vorkommen. Die Dicke der oberen Qehörgangs-
wand z. B. betrug bei Dolichocephalen durchschnitt-
lich 6.97 mm, bei Brachyoephalen 5.32 mm, sie
schwankte zwischen 2.4 mm (brachyoephal) und
12.0 mm (dolichocephal), ferner war sie ebenfalls
in der M^rzahl der Beobachtungen (19 von 27)
links beträchtlicher als rechts (durchsohnitüich
6.55 gegen 6.04 mm , grösste Differenz 2.2 mm).
Dehisoenzen im Tegmen tympani waren bei den
Dolichocephalen in 1.4%, bei den Brachyoephalen
in 14.16®/o der untersuchten Schädel vorhanden.
In der Entfernung der Carotis von der Pauken-
höhle war ein unterschied zwischen den einzelnen
Schädelformen nicht nachweisbar, wohl aber ein
geringer zwischen beiden Seiten; 16mal lag die
linke Carotis der Paukenhöhle näher, lOmal die
rechte, während Imal die Maasse beid^wits die
gleichen waren. An einem Negerschädel bestand
eine hanfkomgrosse Lücke zwischen Canalis caro-
ticus und Paukenhöhle , an einem zweiten zeigte
sich das Promontorium stark nach hinten und oben
gedrängt und die vorderen unteren zwei Drittel
*) ünteiBUchongen über das Blateeßbra-System des
äusseren Ohres. Inaug.-Diss. Jena 1892.
1) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXTT. 3 u. 4. p. 182.
1892 u. XXrV". 3. p. 173. 1893. — Die otitischen Erban-
kuDgen des Hirns, der Hirnhäute und der Blutleiter.
p. 15 flg. Frankfurt a. M. 1804. Alt.
>) Transact of the Amer. otoL See. XXY. p. 235. 1892.
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
75
des siohtbaren Theiles der Paukenhöhle wurden
durch die papierdünne Wand des oarotischen Ka-
nals gebildet Beide Male hfttte mithin vom Ge-
hOrgange aus, z. B. bei der Paraoentese des Trom-
melfells, die Carotis leicht yerletzt werden kennen«
Der Ganalis ^Cialis ist von der Mitte des hinteren
Bandes des Sulcus tympanicus entfernt 1.5 bis
4.3 mm , im Durchschnitt 3.08 mm, und liegt ge-
w5hnlich etwas mehr nach aussen als der Sulcus
tympanicus (1 — 2 mm, höchstens 3.7 mm). Weiter
nach oben biegt derFacialiskanal um, so dass man
Ober der halben Höhe des GehOrganges bis in den
Aditus ad antrum meisseln kann, ohne denNenren
zu erreichen. Die Entfernung zwischen äusserem
Bogengang und Sulcus tympanicus betrug durch-
schnittlich 6.13 mm, femer lag jener stets tiefer
nach innen als dieser^). Der WarzenfcMrtsatz end-
lich war in 64.8% pneumatisch, und zwar zeigte es
sich , dass diese Beschaffenheit vorzugsweise den
dolichooephalen Schftdeln zukommt Ton den
untersuchten Dolichooephalen zeigten die Processus
mastoidei in 75% ein ausschliesslich und in 25%
ein vorwi0gend pneumatisches , dagegen kein ein-
ziger ein rein diploötischesodercompaktesGefQge.
Ueber die Versehiiedenheüen in der Logs der
emxehwn Oebüde des Miitdohrea bei Neugeborenen
und bei Erwaeheenen Ifisst sich Gourtade') da-
hin aus, dass solche, obwohl die Entwicklung hier
im Augenblicke der Geburt nahezu abgeschlossen
ist, dennoch mehrfieu^h vorkommen. Der Hammer-
griff erscheint verhUtnissmSssig länger als im
spiteren Lebensalter, und er hat auch auf eine
weit grossere Strecke den langen Ambossschenkel
neben sich. Die Fenestra ovalis und mit ihr der
Steigbügel sind in weit höherem Grade fOr die
Untersuchung (und fdr Verletzungen) zugänglich,
da sie nicht , wie bdm Erwachsenen , vom Marge
tympanicus gedeckt werden, sondern mehr nach
vom und unten liegen; ebenso ragt das runde
Fenster weit genug in die Paukenh{(hle vor, um
bei normaler Kopfhaltung gesehen werden zu kön-
nen. Die Sehne des Muse, stapedius endlich ver-
läuft beinahe horizontal von hinten nach vom, im
Gegensätze zu dem späteren Verhalten , wo ihre
Sichtung von innen und hinten nach vom und
aussen ist und wo sie mit dem hinteren Steig-
bfigdsohenkel einen sehr spitzen , nach innen und
hinten offenen Winkel bildet Nach dem Gesagten
>) Von der Spina snpra meatom beträgt nach Hol-
mes (ZeitBohr. f. Ohrenhkde. XXV. 3 u. 4. p. 283. 1894)
die Entfernung bis zum Nerv, facialis 15 mm, bis zam
CSu. semicircalaris horizontalis 16 nun, bis zum Gau.
semiciroularis posterior 18 mm, bis zur Fossplatte des
Steigbügels 22 mm, bis zum kurzen Fortsatze des Amboss
16 mm und bis zum hinteren oberen Trommelfellrande
gegen 15 mm. Letzteren Werth betrachtet Holmes
fÜ8 den einzi^n sicheren Maassstab fiir die grössteüefe,
ü welche wir bei der Aufmeisselung des Antrum mas-
toidenm vordringen dürfen.
*) Ann. des Mal. de rOreille etc. JJX, 8. p. 682.
1893.
steht also die ganze innere Wand der Paukenhöhle
beim Neugeborenen tiefer in Bezug auf das Trom-
melfell als beim Erwachsenen. Die weitere pro-
gressive Entwicklung findet von der Basis aus
statt und demgemäss rücken das runde und das
ovale Fenster und mit ihnen der Stapes und lange
Ambossschenkel allmählich immer höher, bis sie
endlich die uns bei filteren Leuten entgegentretende
Lage erreichen. Dass bei sehr jungen Kindern
das Antrum mastoideum sich breit in die Pauken-
höhle öfßiet, so dass beide nur einen einzigen Hohl-
raum zu bilden scheinen, und dass die pneumati-
schen Zellen des Warzenfortsatzes vollständig
fehlra, ist allgemein bekannt
Die Fasern des Ligamenkim anmdare eiapedia
spannen sich nach Barth^) nicht ein&oh zwischen
Fussplatte des Steigbügels und Fenestra ovalis aus,
sondern sie setzen sich noch eine weite Strecke in
den Knochen sowohl der Fensterunurahmung als
auch der Steigbügelplatte fort» um dann in einer
ziemlich scharf ausgesprochenen, unregelmfissig
gezackten Linie zu enden. Dadurch wird natür-
lich eine viel ausgiebigere Befestigung des Steig-
bügels bewirkt Einmal, bei einem Meersdiwein-
chen, fehlte das Ligamentum annukre vollständig
und war anstatt seiner ein echtes Qelenk vor-
handen.
Das an der laierakm Wand der Tuba EuetaekU
befindKehe Hüpciskr ist von Ostmann^) des
Näheren untersucht und in seiner Bedeutung ge-
würdigt worden. Letztere besteht darin, dass
durch sein Yorhandensein das Anliegen der late-
ralen an die mediale Tubenwand mitbedingt und
in solcherweise ein natürlicher Schutz des Mittel-
ohres erreicht wird, sowohl gegen das Eindringen
der Schallwellen bei der Stimmgebung und gegen
lästige Beepirationsgeräusche, als auch gegen das
unmittelbare Hineingelangen infektiöser Stoffe aus
dem Gavum pharyngonasale. Schon in der Norm
individuell und zeitUch mannichfachen Schwan-
kungen unterworfen, verschwindet das Fettpolster
mehr oder weniger bei allgemeiner Abmagerung,
sowie im höheren Lebensalter, und es tritt dann
zuweilen eine Beihe von Erscheinungen hervor
(Autophonie, Bespirationsbeweg^ungen am Trom-
melfell, starkes vom Qehörgange aus wahrnehm-
bares Athmungsgeräusch), die in dem Offenstehen
der Tuba ihre Ursache haben und die sich wieder
verlieren, wenn durch erneute Anbildung des Fett-
gewebes der Verschluss des Tubarlumen wieder
ermöglicht wird. Eine Schwäche der Tubenmus-
kulatur, wie sie als Veranlassung zu dem Offen-
stehen der Ohrtrompete und zu dem Auftreten der
Autophonie angenommen worden ist, kann hierbei
nicht beiheiligt sein, da grade im Oegentheil die
Tubenmuskeln, insbesondere der Tensor veli pala-
>) Ber. üb. d. HE. Vers. d. Deutsch, otol. (JeseUsobaft
zu Bonn im Aroh. f. Ohrenhkde. XXXVH. 1 u. 2. p. 99.
1894.
<) Arch. t Ohrenhkde, XXXIY 3. p. 170. 1892,
76
Blau, Bericht über die neuaren Leistongen in der Ohrenheilkande.
tini, bei kr&ftiger Wirkung die ErG&ung der Tuba
nur jfördem würden.
2) Zwr Anatomie des innerm Ohres. Die
Wege des JSutsiromes m der Sehnecke haben durch
Biohler^) erneute Bearbeitung gefunden, wobei
B. EU den folgenden Beeultaten gelangt ist Er
bemerkt, dass die Girkulation sowohl in der
Schneoke als auch in dem Yorfaofe und denBogen-
gftngen ein in sich gesohlossenea System darstellt,
das wfthrend seines Laufes durch das Labyrinth
an keiner einsigen Btelle su den OeSasen des um-
gebenden Knochens in Beziehung tritt SSne Ver-
bindung zwischen den OefSssen der Paukenhöhle
und denjenigen des Labyrinthes, wie sie ron Po-
litzer behauptet worden ist, beetehtnicht Femer
ist der Blutstrom in der Schnecke dadurch ausge*
zeichnet, dass hier nicht, wie bei vielen anderen
Organen , Zuflüss und Abfiuss am nftmh'ohen Orte
stattfinden. Yiehnehr geschieht der Zufluss durch
das Foramen centrale, der Abfiuss durch einen
Kanal in der Nfthe des Aquaeductus Cochleae. Der
Strom l&uft also nicht im Kreise. Die Scdineoken-
arterie dringt durch das Foramen centrale in Ge-
sellschaft des Nervus Cochleae unverftstelt in die
Spindel ein, beschreibt um den Nerven die Gestalt
einer knggezogenen Spirale und theilt sich etwa
in der Höhe der ersten halben Windung in zwei
Hauptlste , von denen der längere im Bogen nach
unten zur ersten halben Windung, zum Yorhofe
und zu einem Theile der Bogengänge geht, der
kürzere spiralig nach oben steigt und die andere
Hälfte der ersten, sowie die zweite und dritte Win-
dung vosorgt, um schliesslich nach der Kuppel zu
büschelförmig zu enden. Hervorzuheben ist, dass
sämmtliche grössere GefKsse ihre Bahn möglichst
zu verlängern streben, sie verlaufen daher vielfach
gewunden, bilden in ihren Zweigen Schleifen und
und Bogen und stellen demzufolge, da sie in den
verschiedensten Ebenen über-, durch- und neben-
einander liegen, am Präparate ein oft schwer zu
entwirrendes Bild dar. Im Gegensatze zu dem
Stamme der Schneckenarterie, der im Gentralkanal
enthalten ist, liegen ihre Hauptäste mit ihren
eigentfaümlioh gewundenen Stücken ausserhalb des
Modiolus, und zwar, in knöcherne Kanäle einge-
bettet, entsprechend der Wurzel der vestibulären
Zwischen¥rand. Die Schneokenvene entsteht aus
drei starken Aesten , welche sich erst im Yorhof-
abschnitte vereinigen, alsdann durchläuft sie unter
Aufoahme weiterer Zweige den Yorhofabschnitt
der Scala tympani im Bogen, wendet sich kurz vor
dem runden Fenster auswärts nach der Apertura
interna aquaeduotus Cochleae, ohne sich aber mit
dem Aquädukt zu vereinigen, und mündet bald
darauf in die Y. jugularis ein. Die Yenen haben
eine auffiallend weite Lichtung, ähnlich wie Sinus;
I) Anatomische üntersuchuDcen über die Wege des
Blutstromes im mensohliohea Onrlabyrinth. Abnandl.
d. math. - phyaik. Klasse d. KönigL Sachs. Cresellsch. d.
Wissensch. Xym. 5. Leipzig 1892. HirzeL
sie verlaufen im Allgemeinen an der Wurzel der
tympanalen Zwischenwand in knöchernen Kanälen ;
von den Arterien, denen sie zu folgen pflegen, sind
sie durch den Bosenthal'sohen Nervenkanal ge-
trennt OapiUargebtetegiebt es drei in der Schnecke,
dasjenige des Modiolus, des häutigen Spiralblattes
und der ScalenwSnda Die zuführenden Arteriea
verlaufen in der Lamina ossea der Schnecke, und
zwar an der vestibulären Seite, hat geradlinig, in
bestimmten Abständen von einandw, meist unver-
ästelt und in radiärer Bichtung, um sich, sobald
sie an den häutigen Theil des Spiralblattes gelangt
sind , in ein engmaschiges capiUares Netz aulsa-
lösen, dessen Breite von der Basis nach der Spitze
zu beständig abnimmt Die Gefi&sse durohsetzea
fast die ganze Dicke des häutigen Spiralblattee,
doch bleiben die Glashaut mit ihren Höckern und
Zähnen, die Beassner'sohe und Gorti'sche Membran,
das Gorti'sche Organ und die Zona pectinata ge-
fitaslos. In der Basilarmembran dringen Capülaren
in der tympanalen Belegsdiicht bis zur Mitte dea
Bodens des Gorti'sohen Tunnels vor. Sogenannte
Yasa spiralia, d. h. GeOsse, die der Richtung äsx
Schneckenwindungen folgen und von der Basis
nach der Spitze zu ununterbrochen gehen, hat
Biohler weder in derOrista, noch in der Basilar-
membran nachweisen können* Die abführeodea
Yenen verlaufen ähnlich wie die Arterien, nnr
unter ihnen, in tympanalen Ebenen. An der
Aussmwand der Scalen werden vier CapiUametse
beschrieben. Yon diesen kommen zwei auf das
Ligamentum Spirale, also auf den Ductus coch-
learis, das dritte liegt oberhalb in der Scala vesti-
bull, das vierte unterhalb in der Scala lympani
nahe den grossen Stammvenen. Die zuführenden
Arterien steigen von der Wurzel der vestibularea
Zwischenwand in knöchernen Röhren fast gerad-
linig in die Höhe, sie verlassen hierauf ihre knöcher-
nen Kanäle und wenden sich im Bogen zur unteren
Fläche der Zwischenwand zweier Windungen, als-
dann veriaufen sie längs dieser und gelangen so
nach der Aussenwand der Yorhofstreppe, worauf
sie sich schliesslich fast geradlinig herabsenken und
sich in die Gapillametze auflösen. Die Yenen
steigen in der Aussenwand der Scala tympani zu-
nächst fast senkrecht herab, wenden sich aber bald
im Bogen zur oberen Seite der Zwischenwand, um
nahe ihrer tympanalen Wurzel fast rechtwinklig
in die Hauptvene einzumünden. Alle vier Capillar-
gebiete der Scalenwände treten weder mit den Ge-
lassen der Basilarmembran, noch mit denjenigen
des umhüllenden Knochens in Yerbindung, eben-
sowenig wie irgend welche Beziehung der Arterien
und Yenen zu den Gemsen der knödiemen Um-
gebung besteht Die Arterien und die zu ihnen
gehörigen Yenen beschreiben eine, wenn auch nicht
streng geometrische Kreislinie; sie gehen vcm der
Stammarterie aus, kehren zur Stammvene au-
rück und umkreisen auf diesem Wege den ganzen
Umfang einer Windung.
Blau, Bericht Aber die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
77
3) Zur Physiologie des Oehörorgans, Bin Ver-
such, die FkifMonen der verschiedenen Theih des
mensehUehen Oehörorgans aus ihrem anatomisdien
Baue äbxuieUen, ist von Weinland^) untemom«
men worden und hat zu folgenden, der von
Helmholtz aufgestellten Theorie vielfach wider-
Bpreohenden Resultaten geführt Das Gehörorgan
besitzt in Bezug auf den Schall zweierlei Funk-
tionen, nftmlich erstens, die Intensitftt und Qualität,
und zweitens, die Richtung wahrzunehmen. Zur
Wahrnehmung der Höhe und Stärke dient die
Basilarmembran der Schnecke, die der Schall,
nachdem er das Trommelfell durchsetzt hat , ohne
Yermittlung d6rGehörkn(k)helchen durch die Mem-
bran des runden Fensters erreicht und die er um
so häufiger triflR;, als auf Orund des spiraligen
Baues hier spedell der Scala tympani Tielfache
Reflexionen gegen die Basilarmembran stattfinden«
Die durch Gewebe untereinander verbundenen,
ausserdem nmnnichfach belasteten und weder am
Anftmg noch am Ende scharf begrenzten Saiten
der Membrana basilaris sind nicht nur ffir einen
einseinen Ton abgestimmt, sondern sie müssen
«ach bei dessen ObertOnen und bei Tönen ähnlicher
WeUenlänge in Bewegung gerathen. Daher wird
jedesmal ein Stück der Basilarmembran in Schwin-
gung versetzt, diese überträgt sich leicht auf das
Gorti'scheOrgEin und die Hörhaare, wobei die letz-
teren an die ihnen direkt gegenüberliegende Deok-
membran stossen und in solcher Art den Reiz auf
die zugehörigen ZeUen und den Hörnerven über-
tragen. Was zweitens die Wahrnehmung der SchcM^
riehkmg betrifft, so soll hierfür das Trommelfell
dienen, von dem in Folge der Brechung des Schalls
im Meatus extemus stets nur ein Theil, und zwar
bei jeder Aenderung der Richtung wieder ein an-
derer, getroffen wird. Weiterhin wird der je nach-
dem stärkere oder schwächere Anstoss durch die
Gehörknöchelohenkette auf das ovale Fenster und
die Perilymphe übertragen und in letzterer eine
Strömung nach der Schneckenwasserleitung und
nach dem runden Fenster zu erzeugt, der andrer-
seits eine entgegengesetzt gerichtete Strömung im
Schneckenkanal entspricht. Die beiden Binnen-
muskeln des Ohres dienen zur genauen Fixation
des Hebehipparates, wenn dieser funktionirt Der
Strömung. im Ductus cochlearis folgt das Corti'sche
Organ ; die durch den Schall ohnehin auf- und ab-
bewegten inneren Hörhaare stossen an den festen
Hensen'schen Streifen, und zwar, je nachdem das
Corti'sche Organ aufrecht oder mehr oder weniger
Bchief steht, sämmilich oder nur einige von ihnen;
die Folge ist eineYerschiedenheit im Anschlag der
inneren Hörhaare je nach der Schallrichtung.
Den letzterwähnten Gegenstand, nämlich das Er-
teiinsndiriSMaarM^Mn^^ behandelt auch Bloch^)
in seiner Arbeit über das hinauraie Hören. Bl.
bestätigt die bei binotischer Einwirkung eines
Schalles eintretende wechselseitige Verstärkung
der Gtohörempfindung , die mit der wadisenden
Verschiedenheit der beiderseitigen Gehöreindrücke
geringer wird und die wahrscheinlich nicht
allein auf der Summirung der beidersettken akus-
tischen BiMgung und der Verlegung tfef Empfin-
dung in das Innere des Kopfes , sondern auf einer
thatsächlichen centralen Steigerung der Erregbar-
keit beruht (LeRoux. Urbantschitsoh.)
Bei binotischer Zuleitung eines Tones oder eines
Geräusches in die Gehörgänge oder deren nächste
Nähe wird der Schall im Kopfe empfunden. Dieses
subjektive Hörfl9ld(nachürbantschitsch) liegt
auf der Seite der stärkeren Schallempfindung und
lässt sich durch Veränderung der letzteren beliebig
verschieben. Seine Lage innerhalb der Median-
ebene und die Empfindung des Klangcharakters
des geprüften Tones sind von den Phasenverhält-
mssen der beiderseitigen Schallwellen abhängig.
Die wichtigste Funktion des binauralen Hörens ist
die Erkennung der Schallriohtung. Sie ist in der
horizontalen und in der frontalen Ebene vollkom-
mener als in der sagittalen und beruht in den bei-
den ersteren hauptsächlich auf der Vergleichung
der Stärke der beiderseitigen Schallempfindung,
erst in zweiter Linie auf dem Einfiuss der Ohr-
muscheln auf die Zulassung der Schallwellen zu
den Gehörgängen, während in der Sagittalebene
das leztere Moment allein in Betracht kommt Bei
Beurtheilung der Entfernung eines Schalles vom
Kopfe lassen wir uns weniger durch dessen Ge-
sammtstärke leiten als durch die Stärke der ihn
zusammensetzenden Theilklänge. Die Erkennung
der Schallriditung mit nuf einem Ohre ist in allen
Ebenen höchst mangelhaft
Ueber das Verhauen des inirtüabyrirUhären
Druckes hat Ostmann*) experimentelle Unter-
suchungen angestellt, deren Ergebnisse mit der
AuffassungSteinbrügge's^ vielfach in Wider-
spruch stehen. Die Perilymphe und die Ikido-
lymphe befinden sich unter gleichem Drucke, der
etwas geringer als der intraoranielle ist Ein
üeberdruck der Endolymphe der Periljrmphe ge-
genüber müsste durch elastische Spannung der
Wandungen des häutigen Labyrinths getragen wer-
den und würde für die Schallübertragung auf das
Gorti'sche Organ in hohem Maasse unzweokmässig
sein. Die durch Athmung und Puls bedingten
Druckschwankungen des Liquor cerebrospinalis
übertragen sich nicht auf das Labyrinth. Wenn
durch allzu ausgiebige Schallschwingungen der
Stdlgbügel derart gegen das Vestibulum vorgedrängt
wird, dass die Vorwölbung der Membran des run-
<) Aroh. f.Ohrenhkde. XXXVH. 3u.4. p. 199. 1894.
*) Ztsohr. t Ohieohkde. XXIY. 1 o. 2. p. 25. 1883.
1) Arch. f. Ohrenhkde. XXXIV. 1 u. 2. p. 35. 1892.
>) Steinbrügee (Ztsohr. f. Ohrenhkde. XXIV.
1 u. 2. p. 86. 1893) hält übrifens auch diesen Ausfoh-
nmgen gegenüber die Möglionkeit einer Depression der
Membrana Reissneri bei intraoraiiieller Dmoksteigeroog
aulrecht
78
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
den Fensters zur Ausgleichung des gesteigerten
Labyrinthdruckes nicht mehr ausreicht , kann ein
Abfliessen sowohl der Perilymphe durch den Duc-
tus perilymphaticus als auch der Endolymphe durch
den Ductus endolymphaticus stattfinden, und zwar
beider Fl^üssigkeiten gleichzeitig, nicht nacheinan-
der. Trotzdem ist bei der Enge der Abflusskanäle
eine Schädigung des Labyrinths möglich, und dass
unter solchen Umständen gerade die hohen TOne
ausfallen, läset sich durch eine Stauung der Endo-
lymphe und durch die demgemiss verlängerte und
verstärkte Druckwirkung auf die in der ersten
Schneckenwindung gelegenen Gebilde und Nerven-
fasern des Corti'schen Organs erklären. Bei intra»
cranieller Drucksteigerung wird eine Depression
der Membrana vestibularis und eine consekutive
Verletzung des Gorti'schen Organs dadurch ver-
hindert, dass die Endolymphe aus dem häutigen
Labyrinth nicht ausfliessen kann, weil der gleiche
Druck, wie auf Cerebrospinalflüssigkett und Peri-
lymphe^ ja auch auf den Wandungen des in der
Schädelhöhle gelegenen Saccus endolymphaticus
lastet.
BMßiehunffm xwiaehm LabyrinA tind der Br-
haUung des EÖrpergkiehgewichie. Die Meisten, die
über diesen Gegenstand gearbeitet haben, sind ge-
neigt, einen derartigen Einfluss des Labyrinths
gelten zu lassen.
Yerworn^) hat gefunden, dass beiCtenopho-
ren nach Zerstörung des Otolithenapparates die
früher nachzuweisende Begulirung der Schwimm-
plättchenbewegung fortfällt, durch welche die aus
ihrer Gleichgewichtslage gebrachten Thiere akiw
in die letztere zurückkehren, während die viel
seltenere passive Senkrechtstellung in Folge von
Verschiedenheit des specifischen Gewichts beider
Köiperpole allerdings auch jetzt noch zur Erschei-
nung gelangen kann. Die Einwirkung des Oto-
lithenorgans auf die motorischen Elemente ist bei
den Ctenophoren eine direkte, der Otolith reizt
durch Druck oder Zug die motorischen Elemente
selbst, deren erstes die Bewegung auf alle folgen-
den fortpflanzt. Eine akustische Funktion besitzt
der Otolith auch bei den Ctenophoren nicht
Nach den Untersuchungen von Schäfer^)
fehlen bei den Wirbellosen Schwindelerscheinungen
unmittelbar nach der Drehung, wie sie für die
Wirbelthiere so charakteristisch sind, vollkommen ;
es zeigt sich somit hierin ein scharfer Gegensatz
zwischen Yertebraten und Evertebraten oder, mit
anderen Worten, zwischen Thieren mit und ohne
Labyrinth. Aeltere Froschlarven unterliegen ebenso
dem Drehschwindel wie alle Wirbelthiere, dagegen
tritt bei jüngeren Froschlarven der Schwindel erst
dann auf, wenn die Bogengangbildung ihre Voll-
endung erreicht hat, d. h. unverkennbar deutlich
vom 16. Tage an.
t) Aroh. f. Physiol. L. 9 n. 10. p. 423. 1891.
*) Ztschr. iPsychol. u.Phy8ioL d.Siimesorg. VII. 1.
p. 1. 1894.
Girard<) sah bei Fröschen nach doppelseitiger
Zerstörung des Labyrinths einen vollständigen Ver-
lust des Bewusstseins der Körperlage und der Be-
wegungen, der sich erst später bis zu einem ge-
wissen Grade wieder ausglich, wenn die anderen
Sinnesorgane vikarürend eintraten. Nach einseitiger
Labyrinthzerstörung beobachtete er, ausser einem
abnormen Verhalten der Thiere bei horizontaler
Drehung, charakteristische Stellungen der Glieder
auf der nicht operirten Seite, offenbar als Ausdruck
eines bei jeder, wenn auch nur beabsichtig^ten, Be-
wegung sich einstellenden Schwindelgefühls und
des Versuches einer Bekämpfung desselben durdi
compensatorische Bewegungen. Die Muskelenergie
auf der Seite des intakten Ohres ist dementsprechend
gesteigert, wie sich sowohl durch deren grössere
LeistungsOhigkeit, als durch ihre leichtere (elek-
trische und mechanische) Erregbarkeit kondgiebt
Matte') beschreibt Versuche mit Durchschnei-
dung, elektrischer Beizung und besonders mitSon-
dirungen der Bogengänge bei Tauben, die von ihm
unter Bernstein's Leitung angestellt worden
sind und die den Einfluss der halbzirkelförmigen
Kanäle auf die Bewegungen des Kopfes und sekun-
där des Körpers in deutlichster Weise ergeben
haben. Eine gleichzeitige Verletzung des Gehinis
wird geleugnet; ebenso istM. zuderüeberzeugung
gekommen, dass, wofern nur eine Infektion ver-
mieden wird, etwaige Blutungen oder Abfluss der
Gerebrospinalflüssigkeit bei der Operation keine
Bedeutung haben, für das Besultat vielmehr einzig
und allein der Eingriff an den Bogengängen in
Betracht kommt Totalexstirpationen des Laby-
rinths auf beiden Seiten hatten in Widerspruch mit
der Behauptung von Ewald') bei den Thieren
stets eine absolute Taubheit zur Folget), dagegen
zeigte sich, dass nach beiderseitiger Exstirpation
der SchnecJce die Thiere noch im Stande waren,
deutlich auf gröbere Geräusche zu reagiren. Matte
sohliesst aus diesen Befunden, dass die ütrioular-
apparate eine doppelte Funktion besitzen müssen,
nämlich einmal zur Wahrnehmung der Kopfhaltung
im Sinne der ursprünglichen Goltz 'sehen Hypo-
these dienen und ausserdem auch noch GehOr-
empfindungen vermitteln, und zwar dürfte die
erstgenannte Funktion besonders den Bogengängen
*) Axoh. deFhysioL norm, et pathoL XXIV. 2. p. 353.
1892.
*) Ein Beitrag zur Funktion der Bogengänge des
Labyrinths. Inang.-Diss. Halle 1892. — Fortschr. d.
Med. Xn. 4. p. 123. 1894. — Aroh. f. Phyaol. LVE.
10 u. 11. p. 487. 1894. — VgL a. Bernstein, AicL f.
PhysioL LYH 10 u. 11. p. 475. 1894, wo die Ergebnisse
der Versuche Matte's und die aus ihnen gezogenen
Folgerungen bestätigt werden.
*) Ewald tritt auch neuerdin^ wieder dafür ein,
dass der Stamm des N. aonstious direkt, bei Fehlen des
Labyrinths, duroh Sohall erregbar seL ArcL f. Physiol
LVn. 1 u. 2. p. 80. 1894.
*) Binnen wenigen Wochen hatte sich eine ausgedehnte
aufsteigende Degeneration des N. aoustioos bis in d«3
yerlfingerte ICark hinein entwickelt
BlaUy Beriohf Aber die neuerem Leistungen in deif Ohteliheilkimda
79
tmd Ampullen, die zweite den Maoolae acusticfte
mit den Otolithen zufallen.
Audi Langet) tritt der Annahme entgegen,
cbifis die nach Läsion des Labyrinths sich zeigen-
den Störungen etwa auf eine Verletzung des Klein-
hirns zurückzuführen seien oder umgekehrt die
Störungen nach Läsion des Eleinhims auf eine
Verletzung des Labyrinths. Seine Versuche an
Traben, unter Ewald 's Leitung vorgenommen,
haben ihn gelehrt, dass nicht nur zwischen Klein-
himsymptomen und Bogengangsymptomen streng
imteräohieden werden kann, sondern dass auch
der Verlust des einen Organs durchaus nicht das
Zustandekommen der Symptome hindert, die sich
nach Zerstörung des anderen Organs einstellen.
Ja im Gegentheil, die Störungen im letzteren Falle
sind sogar noch bei Weitem stärker und gleichen
doh viel langsamer oder selbst gar nidit wieder
ans, ein Beweis dafOr, dass bei Erhaltung eines der
genannten Organe dieses nach Verlust des anderen
Iris zu einem gewissen Grade compensirend durch
seine eigene besondere Funktion einzutreten vermag.
Ewald*) unterscheidet zwischen dem Hör-
labyrinth und dem Tonuslabyrinth, von welchen
das letztere, in den Cristae ampullarum und den
Maculae acusticae gelegen, der quergestreiften
Muskulatur die zu ihrem Qebrauche nothwendige
Sicherheit verleihen soll. Demgemäss zeigen sich
nach seiner Zerstörung regelmässig am meisten
diejenigen Muskeln betroffen, die zur Erfüllung
ihier Aufgabe den höchsten Grad von Sicherheit
nothwendig haben, d.h. die Augenmuskeln und die
Hals-, Kau- und Kehlkopf muskeln , worauf dann
die Muskeln von Arm, Brust und Bauch und an
letzter SteUe dierjenigen der Beine folgen. Das
einzelne Labyrinth beschränkt sich nicht auf die
Verbindung mit einzelnen Muskeln oder mit den
Muskeln einer einzelnen Körperseite, sondern im
Allgemeinen steht jedes Labyrinth mit jedem
Muskel in Verbindung. Doch ist die Wirkung auf
die einzelnen Muskelgruppen verschieden stark.
Das Tonuslabyrinth entfaltet femer seine Thätig-
keit auf die Muskulatur des Körpers beständig,
eine besondere Steigerung des Ohrtonus führt zur
Muskelzusammenziehung, sein Fehlen bewirkt zwar
keine Lähmung, erschwert aber das Zustandekom-
men der Contraktion und schädigt ihre Sicherheit.
Die Art, in der die beständige Erregung der Octavus-
iasem zu Stande kommt, erklärt Ewald dadurch,
dass die Haare der Endzellen des Tonuslabyrinths
sich aktiv bewegen und damit auch die sie um-
gebende Flüssigkeit, die Endolymphe, nach einer
bestimmten Richtung in Bewegung versetzen. Wird
doich andere Kräfte, z. B. durch Rotation, die Be-
w^gung der Endolymphe in der gleichen Richtung
verstärkt, so muss natürlich die Thätigkeit der
«) Arch. f. Physiol. L. 11 u. 12. p. 615. 1891.
^ Physiologische UnterBnchoDgen über das End-
organ des N. octavoB. Wiesbaden 1892. Bergmann.
Tonushaare erleichtert und gesteigert werden, wäh-
rend sie durch eine Bewegung im entgegengesetz-
ten Sinne eine Hemmung erfährt. Ewald be-
trachtet gleich Goltz das Tonuslabyrinth als ein
besonderes Sinnesorgan, insofern es vielleicht in
seiner ganzen Ausdehnung, jedenfalls aber in den
Ampullen., durch die Drehungen des Kopfes be-
einflusst wird und eine Wirkung der letzteren, je
nach ihrer Richtung und Stärke, auf den Kürper
vermittelt Dadurch, dass die Bogengänge in drei
Ebenen gelegen sind, werden die Kopfdrehungen
gewissermaasaen in drei jenen parallele Componen-
ten zerl^; indem femer die beiden in der glei-
chen Ebene befindlichen Kanäle immer entgegen-
gesetzte Richtung haben, wirken die Kopf bewegun-
gen auf der einen Seite tonusverstärkend, auf der
anderen tonushemmend ein, in solcher Weise zu-
gleich Aenderungea des Muskelgefühls in der von
den bezüglichen Ampullen versorgten Muskulatur
veranlassend. Aus den gegebenen Beziehungen
zwischen den Wahrnehmungen der Kopfdrehung
und den Wahrnehmungen der Muskelbewegungen
entspringt zum grossen Theile sowohl die Sicher-
heit unserer Bewegungen, als auch die richtige
Beurtheüung ihres Erfolges. Dagegen tritt bei
irgend welcher Störung dieser uns unbewusst wohl-
bekannten Beziehungen Schwindel auf, mag die
Ursache in einer stärkeren Rotation, schwankender
passiver Bewegung, ungewohnter Haltung des
Kopfes, Verletzung des Öoltz'schen Sinnesorgans
XL s. w. liegen. Ein völliger Verlust der Tonus-
labyrinthe erzeugt keinen Schwindel, wohl aber
thut dies eine unvollständige Zerstörung, und zwar
dauert jener, so lange an, bis sich die Thiere an
die erneuten Beziehungen zwischen den Kopf-
bewegungen und dem Muskelgefühl gewöhnt haben.
Die Funktion der Maculae acuSticae möchte Ewald
nicht nur, wie Breuer, auf die Wahrnehmungen
der Lage und der Progressivbewegungen beschrän-
ken, sondern er glaubt, dass ihre Otohthen bei
allen Bewegungen und Erschütterungen des Kopfes
die Thätigkeit der Tonushaare verstärken, wobei
vielleicht die verschiedenen Maculae acusticae je
nach der Lage des Kopfes zur Richtung der Schwere
ungleich betroffen werden.
KreidH) verwerthet die von ihm bei seinen
Versuchen an Taubstummen erhaltenen Resultate
zur Lösung der Frage nach der Funktion der Bogen-
gänge in dem von Breuer angegebenen Sinne.
Es zeigte sich zuerst, dass bei der Drehung in der
Horizontalen 50Vo der Taubstummen keine reflek-
torischen Augenbewegungen aufwiesen, während
diese unter 50 Gesunden nur ein einziges Mal sich
als subnormal herausstellten« Da nun erwiesener-
maassen 56<^/o der Taubstummen keine normalen
Bogengänge besitzen, so wird hieraus geschlossen,
dass die bei Drehung des Kopfes und Körpers com-
pensatorisch ausgeführten Augenbewegungen (und
0 Arch. f. Physiol. LL 1 u. 2. p. 119. 1891.
60
Blaa, Beridit Über dib neueren Leistungen in der Ohzenheillamde.
ebenso die bmobtigeDden Bewegungen in der
übrigen Mnekalator) dnroh die Bogei^gftnge ans-
gelöst werden und dass die Bogengünge das Per-
ceptionsorgan für die Drehungen des Eopfes und
EQrpers sind. Bine zweite aufflUlige Ersoheinung
machte sich bei den Taubstummen insofern be-
merkbar, als bei 21% die Täusohung über die
Richtung der Yertikalen vermisst wurde, die sich
bei Gesunden, wenn sie in hcwiixmtaler Biditung
gedrdit werden, stets vorfindet Alle diese Taub-
stummen zeigte«! auch kmne reflektorischen Augen-
bewegnngen, es waren also bei ihnen die Bogen-
gftnge und ausserdem der Otolithenapparat er-
krankt, welcher letztere ja die Wahrnehmung für
die geradlinige Bescddeunigung und die Lage des
Eopfes im Haume yermittelt Bndlich fehlte den
Taubstummen, bei denen eine Affiektien der Bogen-
gänge angenommen werden konnte, auch jedeMfSg-
lichkeit, feinere Bakncirbewegungen auszuführen
und daher unter einigermaassen schwierigeren
Yerhaitnissen das Gleichgewicht des Körpers auf-
recht zu erhalt«!, so dass mithin and! hieraus auf
die Funktion des Labyrinths und spedell der Bogen-
gSnge als eines GleichgewicAtsorgans geschlossen
werden konnte.
In der nftmlichen Richtung wie die Versuche
von Ereidl bewogen sich diejenigen Pollak's^).
P. experimentirte ebenfeUs an Taubstummen, zum
Theil an denselben, die bereits Ereidl benutzt
hatte, und zwar zog er den galvanischen Schwindel,
d. h. die bei galvanischer Durchstr5mung des
Eopfes auftretenden Eopf- und Augenbewegungen,
in Betradit Dabei ergab sich, dass bei etwa 30^/o
sowohl die Eopf-, als auch die Augenbewegungen,
bei weiteren 6^/0 die einen oder die anderen
fehlteou Von denjenigen Taubstummen, bei denen
Ereidl auf der Dr^soheibe die Augenbewegun-
gen vermisst hatte, zeigten 58% solche aud! nicht
bei der galvanischen DurchstrOmnng nnd ebenso
machten von Ereidl 's Taubstummen mit erhal-
tener Wahrnehmung für die Bichtung der Verti-
kalen 6(^/0 auch keine typischen Bookbewegun-
gen mit dem Eopfe, wenn der Strom geschlossen
oder geüfbet wurde. Im Gegensatze hierzu waren
die Augenbewegungen bei der Durohleitung gal-
vanischer Stiüme quer durch den Eopf in allen
FUlen vorhanden ; wo diese auch früher bei
Ereidl's Botstiomsversachen in normaler Weise
skA gezeigt hatten. Pollak schliesst aus seinen
Ergebnissen einerseits auf die AUiüngigkeit des
galvanischen Schwindels von einer Beizung des
Vestibufan^yparates, andererseits anf die Funktion
der Bogengänge, die Drehungen des Eopfes und
des KCitpem zur Perception zu bringen.
]fotgegen diesen Angaben sprechen sich Hen-
sen*) und Brown-S6quard<) auf das 'EsiU
«) Arch. f. Physiol. IJV. 3 u. 4. p. 188. 1893.
«) Arch. f. Ohrenhkde. XXXV. 3 u. 4. jp. 161. 1893.
s) Arch. de Physiol. nenn, et pathol. XXIV. 2. p. 366.
1892.
sdiiedenste gegen die Deutung des Vozfaof-Bogni'«
apparates als eines nicht akustischen Sinnesorgaoss
aus. Hensen giebt als erwiesen zu, dass eine
ausgedehnte Beziehung zwischen nervösen Huskel-
centren und der centralen Endansbreitung des N.
aoosticus bei Thieren undMenschen vorhanden ist,
aber darum in dem Lab3rrinth einen sechsten Sinn
zu Bupponiren, erscheint ihm vSUig ungereoht-
fertigt, zumal, ganz abgesehen von den vielfoohen
Widerspruch«!, die ürfiahrungen des täglichen
Lebens, die uns von unseren übrigen Sinnen fort-
wahrend Eunde geben, über dieses Sinnesorgan
sich durchaus schweigend verhalten. Brown-
S6quard wendet einen krassen Vergleich an,
indem er die Erscheinungen, die sich übrigens
nicht nur nach Läsion der BogengfingSi sondern
nach solcher der verschiedensteaTheile desOehOr-
organs einsteUen künnen, den duroh Wannreiz be-
dingten nervüsen Störungen an die Seite setzt, wo
der Darm eben nur den Ort der Irritation ahgiebt,
die in ihrer Funktion beeinträchtigten Partien sich
aber weitab davon befinden.
Zum SchlosBe möge noch eine Beobachtung von
Asheri) erwfihnt sein, die anf das VerhäUniss du
N. trigemmus Mim Oekörorgan, speoiell zur Pauken-
höhle, Bezug hat Einem 37jähr. Dienstmädchen waren
von Gzerny wegen nennJgischer Beschwerden dia
beiden ersten Aeste des rechtoa Trigeminus intracraniell
reseoirt worden. 3 Wochen darauf stellte sich reohter-
seits eine akute Otitis media serosa ein mit nachfolgender
Betheiligung der Hohlräume des Warzenfortsatzes und
des Lal^rinths. Heilung mit nur partieller Wiederher-
stellung des Oehörs. Bemerkenswerth war, dass in den
ersten Tagen nicht allein die ganze rechte Gesichtshälfte
leicht gedunsen und auf Druck etwas empfindlich er-
schien, sondern dass sich auch dementsprechend das
Bild eines Oedems der Membrana tympani, sowie sfimmt-
hcher Mittelohrräume dargeboten hatte. Bei der Deu-
tung des Falles sieht Asher gänzlich von der Annahme
trophischer Nervenfasern im Trigeminus ab, yielmehr
glaubt er, dass es sich als Folge der -Operation anfangs
allein um eine vasomotorische Störung im Mittelohre ge-
handelt habe und dass dann in die so empfänglicher ge-
wordenen Räume vom erkrankten Cavum pharyngonaaue
her Entzündungserreger durch die gut durchgängige
Ohrtrompete eingewandert seien.
//. Pathologie und Therapie.
A Äügemeines.
l)BSrprüfung. Dennert»)wiederholtdenvon
ihm schon früher gegebenen Rath, ausser der Stärke
des Schalles auch das SehaUquantum für Ziüecke der
Borprüfung in BetraM zu ziehen und empfiehlt
dazu das folgende Yerfahren als zweckmässig.
Es sollen hohe und tiefe Stimmgabeln (c^ und C9,
die in bestimmter Stärke angeschlagen worden sind, mit
einer bestimmten Bewegungsbreite (20 cm) und Oesohwin-
digkeit (Imal in der Sekunde) pendelförmie vor dem
äusseren Ohre vorubergeführt werden, und zwar so
lange, als ihr Ton noch intermittirend zur Perception ge-
langt. Diese Zeit, die bei Normalhörenden für c« 24SekQD-
den, für C 40 Sekunden beträgt, wird auszeichnet und
ebenso diejenige Zeit, während welcher der üntersachta
den Ton noch wahrzunehmen im Stande ist, wenn man
0 Sond.-Abdr. aus d. Beitr. z. klin. Chirurgie.
>) Arch. f. Ohrenhkde. XXXIY. 3. p. 161. 1892. .
Blau, Bericht Aber die neaeren Leistimgen in der OhrenheiUnmde«
81
Jedt mit ünierbrechiuigeii ein grösseres Sohallqnanti^m
als vorher anf das (kthörorgan einwirken litsst, bei
Normalhörenden beiläufig för o^ noch etwa 4, fdr C
noch etwa 15 Sekunden. Das yorgeschlagene Verfahren
ist weniger ermüdend, als die Pnming nut continuirlich
«inwirkenden Tönen, femer sicherer, weil sich der Zeit-
punkt des Yerklungenseins genauer bestimmen Ifisst,
auch eignet es sich gut zu Controlprüfungen über etwaige
Besserungen oder Veränderungen der Hörschärfe im Ver-
laufe der Behandlung.
Keae BSmuMer sind von Oradenigo^) und
LevyS) constroirt wordm; der des Ersteren ist
elektrischer Natur und nur für die Enochenleitong
bestimmt, derjenige vonLevy beruht darauf, dass
bd gleich bleibender Entfernung des zu tmter-
suchenden Ohres ein Wassertropfen aus wechseln-
der Höhe auf eine Metallpktte auffUlt
Ueber die VerhäUnUse des narmalm Borver*
mögena ist Siebenmann') zu folgenden Ergeb-
nissen gekommen. Das gesunde juvenile HOrorgan
besitzt eine Hörweite von 25 — 26 m für Flüster-
lahlen und von mindestens 15 m fQr den PoUtxm^^
sehen Hörmesser. Bei PrOfung der Dauer der
Kopfknochenleitung zeigen sich auch in der Norm
nicht unbeträchtliche Unterschiede (bis zu 1 0 Sekun-
den). Beim Weber 'sehen Versuche wurde die
Stimmgabel bei ^s der untersuchten Oesunden
hauptsächlich in etfMm Ohre gehört Beim Rinne -
sehen Versuche, mit der BßxoldrEaiaMwih&a. Stimm-
gabel A angestellt, betrug das Ueberwiegen der
Luftleitung über die Enochenleitung 38 — 64, im
Durchschnitt 48 Sekunden. Der obere Grenzten
wechselt bei NormalhOrenden wenig, er entspricht
den fom^'schen Klangstäben ut9 bis mi9 (c^ — e^)
nnd schwankt, mit der Galtonpfeife gemessen,
innerhalb einer Breite von 0.6 Theilstrichen. Der
sehr tiefe Ton der BexMrEoUsMwhesi Stimmgabel
C~^ (33 V. d.) wurde noch von allen NormalhOren-
den wahrgenommen, und zwar, bei mittelstarkem
Anschlage, während durchschnittlich 16 Sekunden.
Adspiration der Luft aus der Paukenhöhle und das
Experimentum Valsalvae bewirkten eine Beihe
charakteristischer Aenderungen, wie im Original
näher nachzulesen ist Bei einem Kr. mit bloss-
liegender medialer PaukenhGhlenwand wurde ge-
funden, dass Anspannung des Ligamentum annu-
htfe durch direktes Hineinpressen des Steigbügels
die Kopf knochenleitung verstärkt, Tamponade der
Nischen beider Labyrinthfenster das Peroeptions-
▼erm(^gen fOr hohe Töne nicht beeinflusst Nach
Zwaardemaker^) nimmt in der höchsten Oktave
unserer Tonleiter die Schärfe des Ohres sdmell ab^
doch dehnt sich diese Zone relativer ünempfind-
lichkeit keineswegs über fls^ nach unten aus. In
<) Ztechr. f. Ohrenhkde. XXIII. 3 u. 4. p. 246. 1802.
^ Ber. über d. I. Vers. d. Deutschen otol. Ges. im
Aroh. f. Ohrenhkde. XXXTTT. 3 u. 4 p. 321. 1892 u.
Ber. über d. Velrs. d. otol. Sektion auf d. IX. intemat
med. Gongress zu Rom. Ebenda XXXVn. 3 u. 4. p.268.
1894.
«) Ztsohr. f. Ohrenhkde. XXTT. 3 u. 4. p. 285. 1892.
4) Ztsohr. f. Ohrenhkde. XXIV. 4. p. 303. 1893.
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 1.
Folge dessen wechselt natürUch die Lage der
oberen Tongrenze je nach der Schallstärke, und es
umfassen die Unterschiede in dieser Hinsicht das
Intervall einer Terz, wenn die Schallstärke von
einer gewissen Grösse auf deren Tausendfaches
steigt Bei reinen Mittdohrerkrankungen bflsst
die Tonleiter an ihrer oberen Grenze nicht m^ta
als ^/i Ton ein.
Untersuchungen über das Börvennögen N&ur
gebormeir haben Sachs ^) ergeben, dass diese aus-
nahmelos eine deutliche und starke Beaktion auf
Geräusche zeigen. TOne werden oft nicht perci-
pirt, weder in Luft-, noch Knochenleitnng. Andere
Kinder dagegen weisen auch eine schwache Beak-
tion auf Tüne auf, und zwar gdangen dann die
hohen T6ne auffallend besser oder selbst allein
zur Wahrnehmung.
Ueber die Fsrämfanm^efi des QMrs mU xm^
nehmendem LebeneaÜer besitzen wir Untersuchungen
von Zwaardemaker*), zum Thal in Verbin-
dung mit Cupexus, femer von Bichter^ und
von Bezold*). Dem Erstgenannten zufclge ver-
liert der Umftmg des menschlichen Gehürs an der
oberen Grenze bis zum Anfange des G^reisenaltera
durchschnittlich ^^ Oktave, um sich dann w&hrend
des eigentlichen Greisenalters noch weiter einzu-
engen. Der obere Grenzton liegt in der Jugend
bei e^, im hohen Alter bei a* (Mittelw^he). Der
untere Grenzton rückt in derselben Zeit etwa um
ein Sextenintervall nach oben. Nach Bichter
wird durch das Alter allein, abgesehm von etwaigen
pathologischen Zuständen, ein Sinken der Empfin-
dungschwelle bewirkt, das sich für alle Tonlagen
in gleicher Weise zeigt, und zwar bei der Flüster-
sprache, PoUixer^s Hürmesser und der Taschenuhri
indem die Hörweite gleichmässig verringert wird,
bei der Galtonpfeife, indem die Perceptionsgrenze
in massigem Grade sinkt, und bei den Stimmgabeln
jeder Tonhöhe, indem die Peroeptionsdauer sowohl
für Luft-, als Knochenleitung abnimmt Daneben
kommt als Ausdruck gesteigerter Presbyacusis
nidit selten auch ein stärkeres Sinken der Per-
ceptionsgrenze für die Galtonpfeife vor, vergesell-
schaftet im Allgemeinen mit einer bedeutenden
Verminderung der Hörweite für tiefe und ton-
schwache Sprachlaute, indessen nicht für die hohen
Zischlaute, ein Beweis dafür, dass es sich hier um
eine specielle Bigenthümlichkeit der Galtonpfeife
gegenüber handelt, ohne dass, wie Zwaarde-
maker angenommen hat, ein wirkliches Ausfallen
der höchsten Töne bewiesen wird. Als Ursache
der funktionellen Altersveränderungen des Gehör-
1) Aroh. f. Ohrenhkde. XXXV. 1 u. 2. p. 28. 1893.
«) Aroh. f. Ohrenhkde. XXXV. 3 u. 4. p. 299. 1893.
— Ztschr. f. Ohrenhkde.XXIV.4.p.280.1893.— ZtBchr.
f. Flsychol. u. Phvsiol. d. Sinnesorgane VU. 1. p. 10. 1894.
«) Aroh. f. Ohrenhkde. XXXVI. 3. 4. p. 150. 241.
1894.
«) Ztsohr. f. Ohrenhkde. XXm. 3 u. 4. p. 254. 1892
u. XXrV. 1 u. 2. p. 1. 1893.
11
82
Blau, Bericht über die neaeren Leisiungen in der Ohrenheilkande.
Organs iat eine venninderte ELasticitftt der Mem-
brana basilaris der Schnecke anzusehen. Auch
Bezold tritt den AusfOhrongen Zwaarde-
maker's entgeg^ indem er sagt, dasseineduroh
das Alter beirirkte gesetsmässige Einengung unserer
Hörscala sowohl an ihrem oberen, als an ihrem
unteren Bnde nur in sehr geringem Haasse hervor-
tritt, wofern selbst diese Einengung nicht noch
pathologischen Ursachen zugeschrieben werden
muss. Ganz anders dagegen verhält sich die R^t-
scharfe fOr unser 6eeammth&rbereich| wie es am
besten durch das YerstAndniss der Spradie kund-
gegeben wird. In dieser Beziehung zeigt sich von
dem 50« Jahre an in den aufeinanderfolgenden
Jahigftngen nicht allein eine stetige Abnahme in
der Zahl der noch annähernd NormalhOrenden,
sondern auch eine stete Steigerung in dem Orade
der vorhandenen Hörbeschrftakong. Das weibliche
Geschlecht erweist sidi, wie in der Jugend, so
auch im Alter als weniger widerstandsfShig, zum
Mindesten denjenigen krankmachenden Einflüssen
gegenüber, die eine starke Schwerhörigkeit herbei-
führen. Die Ursache für die sich mit dem Alter
einstellende Gehörabnahme liegt zum Th^ in
pathologischen Veränderungen im Bereiche des
Mittelohres, hauptsächlich aber in solchen, die den
schallempflndenden Apparat betroffen haben.
Bei doppelseitigem einfachen Tkibenkatarrh-wur*
den von Siebenmann 1) als funktionelle Verän-
derungen beobachtet: Absohwächung der Lufb*
leitung, Verstärkung der Eopfknochenleitung,
Stärkerh5ren der Stimmgabel vom Scheitel nach
der mehr betroffenen Seite, Verkürzung des
Einne'schen Versuches oder Umschlagen des-
selben in negativen Werth, Hinaufirücken der
imto^en und Hinabrücken der oberen Tongrenze*
Die erste Luftdusche beeinflusst sowohl die ab-
norme Verstärkung der Enochenleitung , als die
pathologische Herabdrängung der oberen Ton-
grenze nicht sofort wesentlich; dagegen bessert
sie bis zu einem gewissen Grade unmittelbar die
bestehende Absohwächung der Luftleitung und die
Einengung der unteren Tongienze. Gleich nach
der Luftdusche zeigt üch eine im Verhältniss zur
fortdauernden Verstärkung der Enochenleitung
auffallend grosse HOrweita
Die folgenden Arbeiten beschäftigen sich mit
der Hörprüfung, ineoweü eis zur Unterscheidung
xuHsehfin den Erkrankungen des echaüleiienden und
des aehallempfindenden Apparaiee dienen soU.
Lucae^) weist vonNeuem auf die der Stimm-
gabeluntersuchung anhaftenden Fehler hin, er be-
tont, dass beim Kinne 'sehen Versuche, wenn die
Enochenleitung nicht stark verlängert ist, in Luft-
und Enochenleitung verschiedene Töne zur Wahr-
nehmung gelangen^ nämlich in ersterer derGrund-
ton, in letzterer die Oktave, ferner macht er darauf
aufmerksam , dass die blosse Reaktion auf Töne
durchaus nicht eine dem benutzten Tone eat^
sprechende qualitative Tonempflndung beweist,
die Prüfung mit verschieden hohen Tönen bat
demnach nur bei Eranken mit musikalischem Oe-
hür, und zwar auch hier nur für die Luftleitung,
einen Werth und es genügen zu üaex Ausfühnmg
7 den musikalischen Oktaven (C""^ bis o*) entspre-
chende Stimmgabeln vollkommen. Audi Jacob-
son ^) verhält sich den gewOhnlidh zu differential-
diagnostischen Zwecken benutzten Hörprüfimgea
g^;enüber sehr abldmend, da sie nach ihm sichere
Anhaltepunkte für den Sitz der Erkrankimg in
keiner Weise zu liefern im Stande sind. Nach
klinischen Beobachtungen glaubt er mit einer ge-
wissen Wahrscheinlichkeit ein Labyrinthleiden dann
anndunen zu können, wenn die Eranken hohe
Stimmgabeltone, z. B. c* oder fis*, in Luftleitong
ganz unverhältnissmäasig schlechter hören als
tiefe (c oder A) ; femer betrachtet er das Falaoh-
hören, das mitunter zu Doppelthören führt, als ein
mit Sicherheit*) und unregelmässig angeordnete
partielle Tondefekte als ein mit grosser Wahr-
scheinlichkeit auf einen pathologischen Zustand
des inneren Ohres hindeutendes SjmptonL
V. Ersywicki*) heriohtet über einen Fall von
traumatischer Läsion des linken Sohläfenlappens and
rechtseitiger nervöser Taubheit , in dem, obwohl sogar
noch hnks ein Gemmenpfropf im Meatas vorhanden war,
Stimmgabeitöne von allen Stellen des Eopfes aus dnrch
Enochenleitung nur mit dem rechten Ohre gehört worden.
Dagegen deckte sich in mehreren Beobachtungen
Bezold 's 4) das Resultat der Hörprüfong während des
Lebens genau mit dem bei der Autopsie erhobenen Be-
funde. In 2 Fällen von Ankylose des Steigbugeis wurden
neben doppelseitiger starker Schwerhörigkeit beiderBeits
ein sehr deutlich negatives Eh'gebniss des Rinne*schen
Versuches, eine Yeriängerung der Eopfknochenleitang
für die tieferen Töne und eine starke Yerkurznng am
unteren Ende der Scala für Luftleitong gefunden. Bei
einer Patientin mit Nervenatrophie in der Schnecke war
nur noch ein kleines Stück in der Mitte der Scala für die
Luftleitung erhalten geblieben, die Knochenleitong fehlte
ganz und der Rinne 'sehe Yersooh fiel positiv ans. Des-
gleichen berichtet Schwabach*) über einen Fall von
malignem Tumor der Schädelbasis, in dem im weiteren
Yerlanfe an dem früher normal körenden linken Ohre
sich eine zunehmende Herabsetzung der Hörfähigkeit
sowohl für Flnsterspraohe, als aoch für das Ticken der
Uhr einstellte, verbunden mit einer Abnahme der Fer-
ceptionsdauer für tiefe Töne in Luftleitung und betrficht-
Hcher Yeriängerung für die nämlichen Töne in Enochen-
leitung, einem negativen Ausfalle des Rinne 'sehen und
einem positiven Ausfidle des We herrschen YerBOcbes.
Die Diagnose hatte demgemäss, trotz der naheliegenden
Yermu£ung, dass ebenso wie die meisten anderen Him-
nerven auch derN. acusticus gelähmt sei, auf eine Affek-
tion des schallleitenden Apparates gelautet und die Sek-
1) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXH. 3 u. 4. p. 308. 1892.
*) Ber. über die U. Yers. d. Deutschen otol. Qes. im
Arch. f. Ohrenhkde. XXXY. 1 u. 2. p. 138. 1893.
<) Lehrbuch p. 77 fl^.
s) Yen anderer Seite ist gerade in neuester Zeit
wiederholt behauptet worden, dass das DoppeithÖien
auch in Mittelohraffektionen seine Ursache haben kaoo.
s) Berl. klin. Wchnsohr. XXIX 12. 1892.
*) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXXY. 4. p. 267. 1893 n.
XXYL 1. p. 1. 1894.
») BerL klin. Wchnsohr. XXXI. 43. 1894.
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
83
Hon ergab in derThat ein Freisein dersohallempfindenden
Theile des Ohres, während der Tomor nach ZerstÖmng
desTegmen tympani in die Paukenhöhle hineiDgewuchert
war und die Gehörknöchelchen nahezu volutändig in
sich eingebettet hatte.
Bezold 1) macht des Weiteren Mittheilungen
über die Yon ihm hergestellte continuirliche Ton-
rähe, die inzwischen noch ergftnzt und verbessert
▼erden ist Die Untersuchungen nach dieser
Methode werden als yon h(3chster Wichtigkeit be-
seichnet, sind aber zur Zeit noch nicht abge-
schloesen. Die Mittalohraffektionen erzeugen be-
stimmte wohl charaktensirte Defekte vor Allem im
nnteren Theile der Scala, die sich jedoch nur in
der Luftleitung, nicht in der Enochenleitung,
kundgeben. Bin nicht geringer Theil der par-
tiellen Defekte, besonders derjenigen im Verlaufe
der Bcala und an ihrem oberen Ende, und ebenso
die Tonineeln lassen sich mit grosser Wahrschein-
lichkeit auf das Labyrinth beziehen. Das Auftreten
Mher nicht vorhandener Tonlücken w&hrend einer
schweren Mittelohreiterung (Scarlatina, Tuber-
kuloae) zeigt deren Fortschreiten auf das innere
Ohr an.
£lesselbach>) giebt fdr die differential-
diagnostische Yerwerthung der Hörprüfung fol-
gende Anhaltspunkte: a) Weber nach dem
schlechteren Ohre oder bei erheblicher Differenz
der Hörsohftrfe für Luftleitung auf beiden Seiten
gleich stark, Rinne Verlängerung der Enochen-
leitung im Verhältniss zur Luftleitung spricht für
Mittelohrkatarrh, b) Weber^nach dem besseren
Ohre, Rinne Verlängerung der Enochenleitung
im Verhältniss zur Luftleitung spricht für Sklerose.
c) Web er nach dem besseren Ohre oder im ganzen
Kopfe, Rinne Herabsetzung der Enochenleitungs-
dauer im Verhältniss zur Luftleitungsdauer bei
starker Schwerhörigkeit spricht für Erkrankung
des percipirenden Apparates. Die Funktionprü-
fungen müssen übrigens nach der Luftdusche oder
noch besser davor und danach angestellt werden.
d) Sicher spricht es für eine Labyrintherkrankung,
wenn inmitten der Scala einzelne Töne oder Ton-
gmppen ausfallen, und zwar auch dann, wenn der
nämliche Ton durch einen Resonator hörbar ge-
macht werden kann. Weniger sicher ist die iSn-
ongong des Hörfeldes für höchste und tiefste Töne
ZQ verwerthen, doch dürfen wir eine Erkrankung
des percipirenden Apparates als um so wahrschein-
licher annehmen, je grösser die Einengung des
Hörfeldes ist, gleichgiltig, ob sie die tiefen oder
die hohen Töne betrifft
Eayser') räth zur Vereinfachung der Prü-
foiig der Enochenleitungdauer, die Stimmgabel
nicht direkt auf den Eopf des Untersuchten und
des zum Vergleiche bestimmten Normalhörenden,
sondern auf die Mitte eines Holzstabes zu setzen,
dessen Enden an die entsprechenden Warzenfort«
Sätze der beiden Personen angedrückt sind.
Nach Bing^) werden bei der sogen. Eopf-*
knochenleitung die Schwingungen in Form von
Verdichtung» und Verdünnungwellen allein durch
die Eopfknochen und ohne Dazwischenkunft der
Paukenhöhlengebilde auf den Labyrinthinhalt über«
tragen, welcher letztere, bez. derHömerv, für diese
Schallimpulse beiläufig viel weniger err^bar ist,
als für die ihm durch die Luft zugehenden und die
Gehörknöchelchen als ganze Massen in Bewegung
setzenden Impulse. Wird daher z. R die Uhr
beim Anlegen an die Ohrmuschel oder die Stimm-
gabel vor dem Ohre gehört, aber beide nicht mehr
bei Anlegung an die Schläfe oder den Warzen-
fortsatz, so beweist dieses eine herabgesetzte Em-
pfindlichkeit der Acusticusendigungen , die zur
Wahrnehmung der weniger starken Eopfknochen-
Schwingungen nicht mehr ausreicht, während die
stärkeren Schwingungen der Gehörknöchelchen
noch eine Schallwahmehmung auszulösen ver-»
mögen, umgekehrt spricht eine fehlende Per-
oeption durch die Luft, bez. von der Ohrmuschel
aus, bei erhaltener Eopfknochenleitung für eine
normale Acusticusfunktion und für Störungen im,
schallleitenden Apparate.
Jan kau*) verwerthet zu diffsrential-diagno-
stisohen Zwecken das folgende Verfahren. Wenn
der Untersuchende seine eigenen Ohren mit den-»
jenigen des Eranken durch zwei Otoskope in Ver-
bindung bringt, hört er den Ton einer auf dem
Scheitel schwingenden Stimmgabel bei Erkran-
kungen des schallleitenden Apparates stärker auf
der Seite des allein oder mehr ergriflbnen Ohres^
bei Erkrankungen des schallempfindenden Appa«
rates stärker auf der Seite des gesunden oder des
weniger ergriffenen Ohres. Bei Normalhörenden
ist der Ton auf beiden Seiten gleich stark, d. h.
man glaubt nur einen einzigen Ton zu vernehmen.
Wird die Stimmgabel auf dem Warzenfortsatze
angesetzt, so hört man den Ton bei Mittelohr-
erkrankungen stärker von der allein oder in
höherem Orade ergriffenen Seite aus, während bei
Labyrinthleiden eine Ereuzung stattfindet, der
Stimmgabelton also feust immer von der anderen,
gesunden Seite her stärker vernommen wird.
Wenn die Untersuchungen mit Spiegel u. s. w.
eine Erkrankung des schallleitenden Apparates
ergeben, die Untersuchung mit zwei Otoskopen
jedoch von der erkrankten Seite her einen schwä-
cheren Ton, so dürfen wir annehmoi, dass das
Labyrinth bereits mitergriffen ist.
Den Beobachtungen von Politzer*) zufolge
wird die vor den Nasenöffnungen schwingende
t) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXm. 3u.4. p. 2ö4. 1892;
XXIV. 4. p. 265. 1893; XXV. 1 u. 2. p. 66. 1893. —
Mänchn. med. Wchnsohr. XXXIX. 38. 1892.
>) Manchn. med. Wchnsohr. XXXIX. 13. 1892.
<) Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. n. s, w. :^VL 3, 1892.
«) Wien. med. El. XV. 31. 32. 1892.
«) Deutsche med. Wchnsohr. XVm. 10. 1892 und
Arch. f. Ohrenhkde. XXXIV. 3. p. 190. 1892.
*) Ann. des Mal de TOreiUe etc. XVm, 3. p. 206.
189?,
84
Blau, Beridit über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
Stimmgabel C* in der Norm beiderseits als dn
gleich starkes leichtes Tönen vernommen, welches
während des Schlingaktes eine beträchtliche Yer-
stftrkung erfihrt Bei einseitiger Mittelohraffektion
mit Verengerung, bez. Verstopfung der Tuba
Bustachii wird der Stimmgabelton unter den glei-
tshen Bedingungen stärker von dem gesunden
Ohre wahrgenommen, um manchmal während des
Schlingaktes und ebenso nach Ausführung der
Luftdusche auf die kranke Seite überzuspringen.
Bei einseitiger Mittelohraffektion mit frei durch-
gängiger Tuba wird der Stimmgabelton von den
Nasenöffnungen aus gewöhnlich stärker von dem
kranken Ohre gehört, während der Schlingakt
häufig ein momentanes Ueberspringen auf das ge-
sunde Ohr zur Folge hat Bei einseitiger Laby-
rinthaffektion endlich hört der Kranke den Stimm-
gabelton nur in dem gesunden Ohre, und zwar in
gleicher Weise bei geschlossener Tuba wie im
Augenblicke des Sohlingms.
Gradenigo^) bezeidmet es als charakte-
ristisches Merkmal einer Affektion des Aousticus,
z. B. einer traumatischen oder Compressionneuritis,
einer primären oder sekundären Atrophie durch
Tabes dorsalis, dass bei der Prüfung mit Stimm-
gabeln die Hörschärfe sich vorwiegend für die
mittleren Töne herabgesetzt zeigt, während, zum
Unterschiede von den Labyrintherkiankungen, die
hohen Töne noch gut wahrgenommen werden, wes-
halb der Kranke unter Umständen auch noch die
Uhr oder den Hörmesser in Knochenleitung zu
hören im Stande ist Femer besteht ein zweites
sehr wichtiges klinisches Symptom in einer star-
ken funktionellen Erschöpfbarkeit, die bei Weitem
denjenigen Chrad übertrifft, der mitunter bei Mittel-
ohrerkrankungen,und zwar neurasthenischer Indivi-
duen, sowie häufig bei Erkrankungen des Laby-
rinths angetroffen wird. Drittens kann bei begin-
nender Atrophie des Hömerven aus intraoranieller
Ursache, wo sonst noch keine nennenswerthen
Funktionstörungen vorhanden sind, sich die elek-
trische Prüfung als sehr nützlich erweisen, indem
sie eine übermässige Erregbarkeit des N. acusticus
kundthut Auf die von Qradenigo angegebenen
Merkmale begründet B o h r e r *) die Diagnose eines
Torpor N. aoustici, den er in 90 Fällen nach-
gewiesen hat Stets handelte es sich dabei um
junge Leute mit starker Erkrankung des Nasen-
rachenraumes, behaftet mit Schwerhörigkeit, die
sich bis zur Worttaubheit steigern konnte, dagegen
nur mit massigen subjektiven Geräuschen und
wenig ausgesprochenen Schwindelerscheinungen.
Die Untersuchung ergab eine bedeutende Herab-
setzung der Hörschärfe für Akumeter, Flüster-
sprache und Conversationsprache, Web er 'scher
Versuch häufiger nach der besser hörenden Seite,
1) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXm. 3 u. 4. p. 248. 1892.
>) Ber. über d. I. Vers. d. Deutschen otol. Ges. im
Arch. f. Ohrenhkde. XXXIII. 3 u. 4. p. 303. 1892 und
Wien. med. Wchnschr. XliV. 8. 9. 10. 1894.
der Bin ne 'sehe Versuch überwiegend häufig
positiv, Enochenleitung herabgesetzt oder ganz
aufgehoben, dagegen die Peroeption der hohen
Töne durchweg vollkommen erhalten. Das Trom-
melfell wurde getrübt und eingezogen, der Hammer-
griff schwer beweglich, die Tuba Eustacfaii verengt
gefunden. Aus dem intakten Gehör für die hohen
Töne gegenüber den sonstigen Befunden bei der
Hörprüfung schUesst Bohrer, dass es sich in
diesen Fällen nicht um eine Erkrankung des Laby-
rinths, sondern um eine solche desN. acusticiis
gehandelt hat, und zwar nimmt er eine Inaktivitäts-
neurose desselben an, als Folge der bestehenden
Mittelohraifektion und bedingt durch den gestei-
gerten intralabyrinthären Druck und die behinderte
Uebertragung der Schallimpulse. Luftdusche und
Bar6fakteur, die Anwendung schwacher galva-
niBcher Kathodenströme und eine passende AIl-
gemanbehandlung pflegten übrigens die subjek-
tiven und objektiven Störungen ¥rieder zum Ver-
schwinden zu bringen.
2) SMislik undÄßtMogie der OhrenkrankheUmi,
VeherVorkommm undBäufigkeU der Erkrankungen
des ObieB erhalten wir durch Qradenigo^) und
Eälin') eine Beihe statistischer Mittheilungen,
erstere auf 3636 eigenen Kranken mit 4347 Krank-
heitformen, letztere auf 3330 Kranken Bohr er 's
mit 4768 Krankheitformen beruhend.
Die Häufigkeit der Ohrenleiden steigt von der Ge-
burt bis zum 30. Lebensjahre >) und nimmt von da bis
in's Oreisenalter stetig wieder ab. Die erkrankten er-
wachsenen Männer verhalten sich zu den Weibern qd-
^fiUir wie 6:4, dagegen zeigen in den ersten 10 Lebeos-
lahren beide Oesohlecnter sich in ziemlich gleicherweise
betroffen. Von den einzelnen Abschnitten des OehÖrorsaDS
ist das Mittelohr bei Weitem am häufigsten (73.30, oez.
66.13*/o) Sitz der Erkrankung, dann kommt das äussere
(20.98, bez. 24.04O/«) und dann das innere Ohr (5.59, bei.
b.93>/e). Doppelseitig Ohrenleiden sind etwas hfiuficer als
einseitige; bei einseitiger Erkrankung handelt es^ch, wie
schon Löwenbere angegeben hat, bei Weibern hfinfiger
um das rechte, bei Männern um das linke Ohr. Gewisse
Krankheitsformen, wie TrommelfeUruptur, Fraktor des
Felsenbeins und Salpingitis, scheinen entschieden die linke
Seite zu bevorzugen. Als häufigste ürsadien der Erkraa-
kuneen des Ohres ergeben sich E^kSltoneen, Affektionea
des Nasenrachenraums, die akuten EimnÜieme, sowie die
Infektionskrankheiten überhaupt und Traumen. Ferner
spielen Beruf und Erblichkeit in der Aetiologie eine grosse
BoUe. Am meisten gefährdet sind Diejenigen, die sich
starkem Lärm oder jedem Witterungseinflnsse preisgeben
müssen, so nach Qradenigo von den Männern die
Schlosser, Schmiede, Zimmerleute, Hüttenarbeiter,
s) Ann. des Mal. de rOreille etc. XIX. 10. p. 841. 1893.
*) Beiträge zur Statistik d. Ohrenkrankheiten. Inang.-
Diss. Zürich 1892.
*)Auoh Stetter (TV. Jahresbericht Xönigsbeii^
1893) und Nager fOehörprüiungen an den Stadtschulen
Luzerns 1892—93. 8ond.-Abdr. a. d. Jahiesber. d. Lnzero.
Stadtschulen 1893) weisen auf die Häufigkeit der Ohren-
krankheiten im jugendlichen Lebensalter hin. unter
3479 Fat. des ersteren Autors befanden sich 1843 •"
52.9«/o im Alter bis zu 20 Jahren; unter 1376yonNiger
nntersuohten Schülern waren 564 * 40.39*/o schwer-
hörig. Die Wichtigkeit der Berücksichtigung dieser !Quit-
sache für einen erfolgreichen Unterricht wird besonders
hervorgehoben.
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
85
Maurer und Schuster, von den 'Weibern die WSsoherinnen.
Die akuten Mittelohrerkrankungen kommen im Sommer
und Herbfit seltener als im Frühling und Winter vor.
Nimieri) bestimmte die geographische Verbrei-
timgder Ohreitkrankheüen in Frankreich aus der Zahl
der jungen Leute, die wegen dieser Ursache bei der
Bekrutiiung zurückgestellt werden mussten. Es ergab
sich als Durchschnittszahl für ganz Frankreich 55 auf
10000; in 44 unter 87 Departements wurde dieses Mittel,
selbst bis um das Dreifache, überschritten, in 43 wurde
es nicht erreicht Im Allgemeinen bot der südliche
Iheil Frankreichs bei Weitem niedrigere Zahlen als der
DSrdliohe dar, wofür sowohl die Uimatischen unter-
schiede, als diejenigen der Basse in Betracht sezogen
werden müssen. Offenbar schädlich wirkte das Meeres-
klima an den Küsten des Kanals und des atlantischen
Oceans, dagegen nicht das des mittelländischen Meeres.
Das Oebirgsuima schien ohne Bedeutung zu sein. In
Bezue auf die Basseneigenthümlichkeiten liess sich,
natürlich mit den nöthigen Einsohrfinkungen, so viel aus-
sagen, dass die armorico- bretonische &sse des Nord-
westens am meisten, weniger die celtische und belgisch-
normSnnisohe Basse des Innern und am geringsten die
iquitanisch-ligurische Basse des Südens Neigung zu Ohr-
erkrankungen zu haben scheint Für die Verbreihmg
der Taubstummheit konnte nicht ein so günstiges Yer-
kSltniss der südlichen Provinzen und umgekehrt ein so
schädlicher Einfluss des Meeresklimas fes^;e8tellt wer-
den, vielmehr scheinen in dieser Hinsicht die Bassen-
eigenthümlichkeiten von vorwiegender Bedeutung zu
sein , ohne dass sich jedoch die l&iwirkung der &Bse
auf die Entstehung der Taubstummheit mit derjenigen
auf die Entstehung der Ohrenkrankheiten im AUgemeinen
deckt
Die Bexdehungen xwischm Erkrankungen des
Ohres und solchen van Nase und Nasenrachenraum
bilden auoh in den letzten Jahren wieder den
Gegenstand zahlreicher Mittheilungen >). Am wich-
tigsten sind, wie bekannt, die adenoiden Wuche-
rungen, doch kommen auch noch zahlreiche andere
Zustände in Frage. Morf weist besonders auf
die Ozaena hin und giebt an, neben ihr in 37.5%
Erkrankungen des mittleren und in 10% solche
des inneren Ohres gefunden zu haben. Pohl er-
zählt von einem Nasenstein, nach dessen Bntfemung
sowohl die vorhandene Schwerhörigkeit, als die
subjektiven Geräusche verschwanden. Natürlich
ist unter diesen umständen zu einer Heilung des
Ohrenleidens Vorbedingung, dass die erkrankten
oberen Luftwege einer geeigneten Behandlung unter-
sogen werden. Andererseits sind aber auch die
Beobachtungen nicht selten, wo gerade erst in
*) Ann. des Mal. de l'Oreille etc. XVIII. 10. p. 749.
1892;XIX.5.p. 393. 1893.
*) Vgl. Sohwendt, L Jahresbericht über Elranken-
^tand und Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Eehlkopf-
leiden. Basel 1891. p.95. — Hang, Die Krankheiten des
Ohres in ihrer Beziehung zu den Allgemeinkrankheiten.
Wien u.Leip2dg 1893. p. 9 u. 151. — Lemcke, Arch. f.
Ohrenhkde. XXXVI. lu.2. p.65. 1893. — Morf, Ztechr.
f.Ohrenhkde.XXV. 3u.4. p.249. 1894. — Lange, Berl.
Min. Wchnschr. XXX. 6. 7. 1893. — Pohl, Ebenda XXX.
24. p. 586. 1893. — Wroblewski, Bevue de Laryn-
goL etc. XrV. 9. p. 257. 1892. — Bobertson, Brit
med.Joum.Sept9. 1893. p.571. — Hewitt, New York
m and ear infirm. Bep. I. 1. p. 91. 1893. — Bates,
Boston med. and surg. Joum. CXXVni. 26. p. 645.
525.29. 1893. — Morrison, Amer. Pract. and News
im 10. p. 369. 1894.
Folge von therapeutischen Mngriffen in der Nase die
Erkrankung des Gehörorgans sich einstellt So
hat Hessler*) 9mal nach der Tamponade, nach
Aetzungen der Muscheln mit dem Galvanokauter,
Chromsäure oder Höllenstein, nach Entfernung
eines Yorsprunges der Nasenscheidewand mit dem
Messer akute katarrhalische oder eitrige Mittelohr-
entzündungen auftreten sehen, die wiederholt sich
sogar auf den Proc. mastoideus ausbreiteten und
2mal dessen operative Eröffnung nothwendig mach-
ten. Desgleichen wird vonBaoon') eine akute
Otitis media purul'enta mit Betheiligung des Warzen-
fortsatzes nach der Entfernung adenoider Vegeta-
tionen beschrieben. He ssler warnt daher vor
allem unnützen Operiren in der Nasenhöhle und
giebt den Rath, die operirten Kranken 2 — 3 Tage
im Zimmer und von jeder Infektionsgefahr fem zu
halten. Der Ansicht W e i Ts ') zu Folge geschieht
die Infektion des Mittelohres häufig durch ein un-
geeignetes Schneuzen mit zugehaltenen beiden
Nasenlöchern und es sollte darauf unter allen
Umständen Acht gegeben werden. Die Gefahren
einer unvorsichtig oder falsch angewandten Nasen-
dusche werden durch je eine Beobachtung von
Hang*) und Orunert*) bewiesen, dieFolge war
eine akute Otitis media purulenta mit Empyem des
Warzenfortsatzes. Auch Weil führt mehrere der-
artige Fälle aus seiner eigenen Erfahrung an.
3) Erkrankungen des CMh&rorgansbei SoarkUina,
Die verhängnissvolle Einwirkung, welche der Schar-
lach auf das Gehörorgan ausüben kann, wird durch
mehrere Sektionsbefunde von Moos*), ücher-
mann^ und Mygind*) dargethan.
In dem Falle von Moos handelte es sich um ein
12 Jahre altes Mädchen, welches 3 Jahre zuvor während
des Scharlach seinOehör vollständig verloren hatte. Der
Tod war an eitriger Basilar- und Convexitätsmeningitis
erfolgt Die Sektion ergab im Mittelohre zum Theil die
Zeichen einer abgelaufenen Otitis media chronica puru-
lenta mit Zerstörung der TrommelfeUe und der beiden
ersten Gehörkndcheldien, Dislokation der Steigbügelplatte
nach aussen links, Epidermisirung der Paukenhöhlen-
schleimhaut, sowoU ol]^rfläohlichen, als centralen geheil-
ten Knochennekrosen (beiläufig die Ursache langdauemder
Ohrenschmerzen), Degeneration der MM. tensor tvmpani
und stapedius, theils eine frische eitrige Entzündung in
den Nischen beider Fenster, sowie frische Knochennekro-
sen linkerseits am Canalis facialis und an der knöchernen
Begrenzung der Nisdbe des ovalen Fensters. Auch in
dem inneren Ohre konnte zwischen älteren und neueren
Veränderungen unterschieden werden. Zu den ersteren
gehörten: Knochenneubildung in derScala tympani der
ersten Schne(^enwindung rechts und in beiden Scalen
links, das Lumen fast vollständig ausfüllend ; nekrotischer
Zerfall, bez. bindegewebige Umwandlung der beiden
Labien der Lamina ossea ebendaselbst; Zerstörung der
Gebilde des Ductus oochlearis rechts nur im Bereiche
1) Münchn. med. Wchnschr. XXXYIII. 50. 1891.
*) Transact of the Amer. otol. Sog. XXV. p. 213. 1892.
») Württemb. Corr.-Bl. LXm. 24. 25. 1893.
4) Münchn. med. Wchnsohr. XLI. 35. 1894.
>) Arch. f. Ohienhkde. XXXVI. 4. p. 304. 1894.
•) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXITT. 1. p. 1. 1892.
•f) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXTTT. 1. p. 70. 1892.
•) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXTTT. 3 u. 4 p. 217. 1892.
86
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
der verkDÖcherten Partien, links anoh in den beiden
oberen Windoneen; Atrophie des Ganglion spirale der
ersten Windung links und der Nerven der Zona ossea auf
beiden Seiten; Neubildung von Bindegewebe, Oe Assen
und osteoidem Gewebe im Bereiche des endo- und peri-
lymphatisohen Baumes verschiedener Bogengänge; knö-
cherne Verödung der Aquädukte. Dazu gesellte sich als
Folge der Fortpflanzung des frischen entzündlichen Pro-
cesses von den Hirnhäuten her eine eitrige Entzündung,
die den N. aoustious mit seinen Verzweigungen und
ebenso den N. facialis bis über das Gangfion geniculi
hinaus vernichtet und die sich weiter auf das Liwyrinth
ausgebreitet hatte, speciell in der Schnecke den nicht
verknöcherten Theil einnehmend und stellenweise auch
die von früher her neugebildete Enochensubstanz wieder
zerstörend.
In dem Falle von Uchermann, in dem ebenfalls
eine erworbene Taubstummheit nach Scharlach vorlag,
waren rechts Vorhof, Schnecke und halbzirkelförmige
Kanäle bis auf geringe Beste durch Knochenneubildung
gänzlich zu Grunde gegangen, während das Mittelohr
sich bis auf eine Verknöcherun^ des lig. annnlare sta-
pedis und der Membran des runden Fensters normal ver-
hielt, links bestand neben intaktem innerem Ohre eine
ohronisohe Otitis media purulenta, desgleichen mit Ver-
knöcherung der Membrana tympani secundaria. Im Ge-
hirne liess sich eine abnorme Schmalheit der linken
Broca'schen Windung, sowie des oberen linken Temporal-
gyrus feststellen.
Bei dem Kranken Mygind's waren vorerst auf bei-
den Seiten weitgehende Zerstörungen im Bereiche des
Mittelohres auf Grund einer chronischen eitrigen Ent-
zündung vorhanden. In dem seit der Scharlacnerkran-
kung ertaubten hnken Ohre konnte das Labyrinth nicht
einmal in seinen üonrissen mehr erkannt werden, da es
sich sammt seiner nächsten Umgebung durch hartes
sklerotisches Knochengewebe ersetzt zeigte. Auf der
rechten Seite war das Gehör trotz der durch den Schar-
lach erzeugten schweren Mittelohreiterung noch Jahre
lang leidlich gut geblieben ; erst in der le&ten Zeit vor
dem durch Meningitis eingetretenen Tode hatte sich, zu-
gleich mit einer, beiderseitigen Erneuerung der Otitis
media purulenta, das Hörvermögen auch hier vollständig
verloren. Die Sektion wies cholesteatomatöse Massen
im Wafzenfortsatze und in der Paukenhöhle nach, die
durch das offene ovale Fenster in das Labyrinth hinein-
gewuchert waren und dessen sämmtliche Höhlungen an-
füllten. Demzufolge waren die häutigen Labyrinthgebilde
einer gänzlichen Zerstörung anheimgefallen und in der
Schnecke auch der Modiolus und die Laminaspiralis ossea
theilweise zu Grunde gegangen. Das runde Fenster er-
schien ebenso rechts wie lin£s durch harten Knochen er-
setzt.
4) Erkrankungen des OehÖrorgans bei Masern.
Dass unter ümst&nden auch die Masern eine Ver-
nichtung des HOrverm^gens zur Folge haben können,
-wird durch 2 Fälle vonGruber*), sowie durch
eine ausführlicher mitgetheilte Beobachtung von
Mygind') bewiesen.
In letzterer ergab die Sektion (T6d durch oroupöse
Pneumonie) : Rechtm Trommelfell verdickt und verkalkt,
das linke zerstört und hier die Paukenhöhle und der
knöcherne Gehörgang von einer weissliohen gelatinösen
Masse (zusammengeballte Epidemüsmassen) ausgeftUlt.
Geringe BewegUchkeit der Stapesplatte; an SteUe des
runden Fensters eine unebene, mit spitzigen und knotigen
Exkrescenzen besetzte Knochenfläche. Eminentia pyra-
midalis, Tensor tympani und Stapedius zu Grunde ge-
gangen. Verschluss des Aditus ad antrum mastoideum
und Sklerose des Warzenforisatzes. Die halbsirkelföroii-
gen Kanäle und der Vorhof ohne häutigen Inhalt, von
einer dem normalen Labyrinth wasser gleichenden Flüssig-
keit erfüllt Die Schnecke erwies sich zum grössten
Theile als durch ein hartes weisses, sklerotisches Knochen-
gewebe ersetzt, das ohne bestimmte Grenzen in die be-
nachbarte Spongiosa des Felsenbeins überging. Der
Modiolus und die Lamina spiralis fehlten^ nur die eiste
Hälfte der ersten Windung zeigte noch einen von klarer
Flüssigkeit erfüllten Hohlraum, aber ohne Scheidung in
Scala tympani und Scala vestibuli und ohne eine Spur
von häutigen Gebilden. Der Acusticus mit seinen Yer-
zwei^ngen bis zum Grunde des inneren Gehörganges
verhielt sich normal.
Haug>) berichtet über 4 Fälle von akuter Caries
der Pars mastoidea nach Masern.
In dem ersten bestand eine linkseitige eitrige Mittel-
ohrentzündung mit mehrfacher Durchlöcherung des Trom-
melfells ; am 9. Tage zeigten sich die ersten Erscheinun-
gen von Ergriffensein des Warzenfortsatzes und bereits
6 Tage später hatte das Leiden eine solche Ausdehnung
angenommen, dass bei der Aufmeisselung der Knochen
in weitem umfange missfarbig und erweicht gefunden
wurde. Der Ausgang war hier, wie auch in den übrigen
Fällen, ein günstiger.
Die 2. jBeobachtung ist durch das beiderseitige Auf-
treten der Erkrankung und die schweren begleitenden Er-
scheinunaen interessant; es waren zur Zeit der Operation
(am 17. TSL^e) Koma, Verwaschensein der Opticuspapille,
Sterke Schlängelung der Venen, cerebrales Erbrechen,
unregelmässiger Pu&, Hyperpyrese und ein Oedem des
rechten Auges vorhanden, auch hatte sich ein Schüttel-
frost eingestolli
Bei dem 3. Kr. war das linke Mittelohr bereits vor
dem Ausbruche des Exanthems ergrifEen worden. So-
wohl in der Paukenhöhle, als im Proc. mastoideus ent-
wickelte sich, unter meningealen Reizsymptomen und
begleitet von FaoiaUsparese, ein akuter ^lochenzerfRU,
der am erstersn Orte zur Abstossung eines dem Boden
desCavnm tympani angehörigen Sequesters und zu Caries
von Hammer und Amboss führte, am letzteren mit der
Bildung eines epiduralen Abscesses einherging. Die Be-
handlung war eine langwierige und erforderte ausser der
Aufmeisselung des Warzenfortsatzes auch noch die Ex-
traktion des Hammers, während sich der Amboss spontan
exfolürt hatte.
In dem 4. Falle lag offenbar ein akutes primäres
Empyem mit Caries des I^oc. mastoideus vor^ die Pauken-
höhle zeigte erst am 4. Tage der Erkrankung Entzündungs-
erscheinungen.
5) Erkrankungen des OehÖrorgans bei In fiuenxa^
Auch in den neueren Arbeiten werden hervor-
1892.
1) Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXVJ. 12. p. 355.
*) Ztsohr, f. Ohrenhkde. XXII. 3 u. 4. p. 196. 1892.
0 Aroh. f. Ohrenhkde. XXXm. 3 u. 4. p. 172. 1892.
*) Vgl. Seh wendt, I. Jahresbericht über EJranken-
bestand und Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf-
leiden. Basel 1891. p. 18. — Hecke, Arch. f. Ohreo-
hkde. TTTHT 2. p. 137. 1892. ^ Swain, Ztschr. f.
Ohrenhkde. XXTTT. 3 u. 4. p. 210. 1892. — Kose«
garten, Ebenda p. 227. — Schwabach, Deutsohe
med. Wchnschr. XVm. 19. 1892. — Davidsohn,
Ebenda XVni. 41. 1892. — Scheibe, Münchn.med.
Wchnschr. XXXIX. 14. 1892. — Politzer, Wien. med.
Presse XXXIII. 10. 11. 1892. — Dellwig, Die In-
fluenzaotitis mit besonderer Berücksichtigung der zweiten
an der königl. Üniversitäts-Ohrenklinik zu Häle beobach-
teten Epidemie. Inaug.-Diss. Halle 1893. — Qrnnert
und Pause, Arch. f. Ohrenhkde. XXXV. 3 u. 4. p.237.
1893. — Lemcke, Barth, Jansen, Eulensteioi
Hartmann, Fischenich, Körner, Berichtüberdia
3. Vers, der deutechen otol. Gesellsch. im Arch. f. Ohren-
hkde. XXXVn. 1 u. 2. p. 123. 1894. — Dels tauche,
Presse med. Beige XUV. 51. 1892. ~ Herok, Bevoe
deLaryngol. etc. XIV. 20. p. 880. 1893. — Downiei
filau, fiericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
87
gehoben das häufige Ergriffensein des Qeh($rorgans,
und zwar vor Allem des Hittelohres ^), das über-
einseitige Auftreten der Erknmkung, die
Sohmerzen, welche nicht allein nach der
spontanen oder künstlichen Perforation des Trom-
melfellB fortbestehen können, sondern in Form
mannigfacher Neuralgien nicht selten sogar die
Heilung des Ohrenleidens überdauern, die unyer-
MÜtniBBmflssig starke Schwerhörigkeit, die häufig
▼orfaandenen Ekchymosen oder Blutblasen an den
Wandungen des Ctohörganges und am Trommel-
felle, sowie der sanguinolente Ausfluss. Bemerkens-
werüi ist, dass dieser hämorrhagische Charakter
der Entzündung in den späteren Epidemien auch
in der Hallenser Ohrenklinik beobachtet worden
ist, ohnedassaberSchwartze sich geneigt findet,
m ihm etwas Typisches für die Influenza-Otiüs zu
sehen.
Bwain sah bei einem Kranken neben akutem Pau-
kenhöhlenkatarrh und einer den Oehörgang ausföllendea
Blatblase miter hohem Fieber sich einen remphigus an
der Ohrmuschel entwickeln, der über die ganze ent-
sprechende Qesiohtshälfte und dann noch über die Mittel-
linie hinaus bis zur anderen Ohrmaschel fortsohritt
Davidsohn beobachtete 2mal die wiederholte Bildmig
fibrinöser Membranen im äusseren Oehörgange, die ge-
wohnlich leicht durch Ausspritzen entfernt werden konn-
ten^ manchmal indessen auch fester hafteten und nach
der Extraktion mit der Pincette eine blutende und ex-
ooriirte Stelle hinterliessen. Das Leiden verlief unter
Schmerzen und den gewöhnlichen Erscheinungen einer
Otitis externa, daneben bestand eine PaukenhÖhlenent-
zündimg mit oder ohne Peiforation des Trommelfells.
Eosegarten hebt hervor, dass unterdenvon
ihm beobachteten Fällen von Influenza -Otitis auf-
iallend oft eine Affektion des Euppelraumes vor-
handen war, nftmlich bei insgesammt 97 Erkran-
kungen 29mal, und zwar auf den Euppelraum
beschränkt 25mal, zugleich mit einer diffusen Eni-
sündong in der Paukenhöhle 3mal, zugleich mit
einer Otitis externa ImaL Die Membrana flaocida
Shrapnelli ersdiien dabei stark gerOthet, meist vor-
getrieben oder sogar sackförmig nach aussen ge-
Btfilpt, und es erstreckte sich die Hyperämie in der
Begel audi noch auf den angrenzenden Theil der
obffl^n QehÖrgangswand. Bei der Punktion wurde
reichliche Flüssigkeit entleert von etwas zäher,
meist blutiger Beschaffenheit Der Verlauf war
ein langwieriger, aber schliesslich durchweg in
Heilung endend; die Ohrgeräusche blieben noch
»iffallend lange nach Ablauf der Entzündung
zurück.
Ueber die im Sekrete der Influenza-Otitis vor-
kommenden Mikroorganismen bemerkt Scheibe,
dass die von ihm bereits früher beschriebenen Stäb-
<^fln offenbar mit dem Influenza-Bacillus identisch
sind. Daneben sind meist noch andere Bakterien-
lanoet I. jk 526. liaroh 5. 1892; I. p. 1182. May 28.
18d2. -—Kipp, Transaci of the Amer. otol. Soo. XXY.
p.216. 1892.-— Bmerson, Ebendap.221. —Zimmer-
mann, Arch. of Otol. XXI. 1. p. 76. 1892.
*) Bas kindliche Lebensalter zeigte sich in einer nicht
g^gen Anzahl von Fällen betroffen.
arten, Streptokokken, Staphylokokken, Fränkel'-
sehe Pneumokokken, vorhanden. Der nämliche
Befund ist nach den Angaben von Hartmann
auch im Berliner Institut für Infektionskrankheiten
erhoben worden.
Die schwerwiegende Bedeutung der Influenza-
Otitis wird am besten durch die unverhältniss-
massige Häufigkeit dargethan, in der sich Erkran*
kungen des Warzenfortsatzes, speciell eine akute
Caries der Pars mastoidea mit allen ihren verhäng-
nissvollen Folgen, hinzugesellen. Fälle der Art
werden von Dellwig aus Schwartze'sElinik,
femer von Politzer, Hecke, Lemcke, Jan-
sen, Eulenstein, Fischenich, Eürner,
Kipp, Emerson und Zimmermann be-
schrieben. Oft schon wenige Tage nach dem Auf-
treten der Ohraffektion stellen sich die Symptome
einer Betheiligung des Warzenfortsatzee ein und
bei der bald darauf voiigenommenenAufmeisselung
wird im Innern des Knochens eine grosse, von
Eiter und Granulationen erfüllte Hühle gefunden,
deren Wände oariös und nicht selten schon in be-
trächtlichem Umfange gegen den äusseren Gehür-
gang oder das Cavum cranii hin zerstört sind. In
einer von Dellwig erwähnten Beobachtung lagen
nach erst 9tägiger Erkrankung inmitten des cari6-
sen Processus mastoideus bereits 3 gelöste Seque-
ster. Lemcke ist geneigt, diese Form, zwar nicht
nach ihrer Aetiologie, aber nach ihren klinischen
Erscheinungen mit der akuten Osteomyelitis in
Parallele zu stellen, er weist darauf hin, dass ge-
genüber der Affektion des Knochens die Verände-
rungen im Mittelohre oft in den Hintergrund treten,
und er möchte sich, ebenso wie Eulenstein
und Körner, der Ansicht nicht verschliessen,
dass der Process mitunter vielleicht als eine primäre
Ostitis auftritt
Von weiteren Folgeerkrankmigen , die sich an die
akute Caries der Pars mastoidea ansohlossen, werden er-
wähnt: ExtradoralerAbscess (Hecke 2 F.; Lemcke
1 F.; Eulenstein 3F.), mehrmals dorch eine Oefihung
im Schädelknochen mit einem Absoesse hinter and über
der Ohrmuschel communioirend. In einer der Beobach-
tungen Hecke's hatte sich die Eiterung aus dem An-
trum mastoideum durch eine Fistel im Tegmen tympani
auf die Schadelhöhle fortgepflanzt Ausgang bei dem
Kranken Lemcke's in Heilung, bei denen Hecke'sTod
durch Meningitis. Meningitis (Eulenstein 2 F.).
Orosshimabso^s (Eulenstein 1 F.). Schwere Cere-
bnderscheinungen und Neuritis optica (Kipp 1 F.);
Heüung. Pyämie (Lemcke 3 Kr., 1 gestorben, 2 noch
am Leben; Eulenstein 1 F.; Emerson IF.: sehr
zahlreiche Metastasen, Heilung ohne EröfiEnung des Proc.
mast). Thrombose des Sinus transversus und Kleinhirn-
abscess (Politzer 1 F.). Thrombose des Sinus caver-
nosus und Meningitis (Politzer 1 F.). Erysipelas
capitis und metastatische Nephritis (Politzer 1 F.).
Therapeutisch ist bei der Influenza-Otitis, wenn
man Eiter hinter der Membrana tympani vermuthet,
vor Allem die breite Paracentese des Trommelfella
angezeigt, die man passend mit permanenter Kälte-
einwirkung auf den Processus mastoideus verbin-
det Schwendt empfiehlt das Cocain wegen
seiner gefiteszusammenziehenden Eigenschaft; es
88
Blau, Bdrioht flbeir die neaeren Leistungen in der Öhrenheilkonde.
wird anfangs in wässeriger Lösung, später in Gly-
oerin gelöst auf Watte gebracht, letztere bis an das
Trommelfell vorgesohoben und alsdann der Qehör-
gang mit einem dünnen Kautschukpl&ttchen her-
metisch verschlossen. Oegen das Ohrensausen haben
sich ihm mehrmals einige Dosen Seeale oomutum
als nützlich erwiesen. Nach Delstanohe sollen
im akuten Stadium sowohl der nicht eitrigen als
auch besonders der eitrigen Form Masseninjektio-
nen von Jodoform-Vaselin durch die Tuba in die
Paukenhöhle von Yortheil sein, nicht allein zur
Linderung der Schmerzen, sondern ebenso zur Be-
schleunigung der Heilung. Herck empfiehlt für
den gleichen Zweck Injektionen von reinem Vase-
lin. Da, wo der Warzenfortsatz mit ergriffen ist,
kann man zuerst den Versuch machen, ob es nicht
gelingt, diese Erscheinungen durch Kälte und ener-
gischen Jodanstrich zum Verschwinden zu bringoh
Indessen halte man sich, angesichts der schweren
Zerstörungen, die sich im Innern des Knochens
binnen Kurzem vollziehen können, nicht allzulange
damit auf, sondern schreite, sobald sich irgendwie
bedenkliche Erscheinungen einstellen, oder wenn
sich in Zeit von 3 — 4 Tagen keine Besserung zeigt,
zur Auf meisselung. Die Operation ist, wie Po-
litzer des Näheren ausführt, häufig recht ein&oh,
da oft das Antrum mastoideum selbst nicht freige-
legt zu werden braucht, vielmehr sich der Eingriff
auf die Eröffnung und Auslöffelung der oberfläch-
lich gelegenen und mit dem Antmm nicht commu-
nicirenden Abscesshöhle beschränken kann, unter
diesen umständen, und wenn ausserdem der
Knochenverlust nur ein geringer ist, darf man auch
ohne Bedenken die Wunde, nach leichtem An-
stauben mit feinem Jodoformpulver, unmittelbar
nach der Operation vernähen. Bei tieferem Sitze
desAbsoesses empfiehlt es sich, vorerst die Wunde
noch offen zu erhalten; doch ist hier ebenfalls,
wenn nach mehrmaligem Verbandwechsel dieOaze
sich nicht von Eiter durchtränkt zeigt und die
Wände der Wundhöhle mit schönen rothen Granu-
lationen überzogen erscheinen, behufs Abkürzung
der Heilung ein Versuch mit der Spätnaht nach
G r u b e r gestattet. Dass in den schweren Fällen
von weitgreifender akuter Caries der Pars mastoi-
dea die Operation sich ganz dem Umfange der vor-
handenen Zerstörungen anzupassen hat, versteht
sich von selbst Ein besonderes Augenmerk wird
auf die etwaige Gegenwart extraduraler Eiteran-
sammlungen zu richten sein.
6) Erys^^elas des Oehörorgans. Das Erysipel
kann primär am Ohre auftreten, sich anschliessend
an eine Erkrankung, bez. Verletzung der Ohr-
muschel oder des äusseren Gehörganges oder an
eine Otitis media purulenta, während in anderen
Fällen die Affektion des Gehörorgans erst eine
sekundäre ist, indem sich ein Erysipel von der be-
nachbarten Haut auf die Ohrmuschel oder von der
Nasenöffnung, dem Lippensaume, dem Ductus
naso-lacrymalis durch die Tuba auf die Pauken-
höhle foripflanzt Bei der Entstehung durch Aas*
breitung von der benachbarten Haut kann das Ery-
sipel, wie die Beobachtungen von Haug^) lehrm,
an dem Trommelfelle Halt machen, oder aber dieses
wird von aussen nach innen dnrcÄibrochen, es ent-
wickelt sich eine akute eitrige Paukenhöhlenent-
zündung und diese kann weiterhin auch den
Warzenfortsatz in Mitleidenschaft ziehen, hier des-
gleichen zu einer Eiterung führend. Bemerkens-
werth ist, dass unter den 3 von Haug erwähnten
Fällen der letzteren Kategorie 2mal ein Empyem
im Innern des Processus mastoideus, welches die
Aufineisselung nothwendig machte, und Imal eine
ausgedehnte subperiostale Eiterung verbanden war,
indessen eine Miterkrankung des Knochens durch
Caries oder Nekrose sich nirgends zeigte. Bei
einem 4. Patienten war das Trommelfell unversehrt
geblieben, der Process hatte sich aber nichtsdesto-
weniger nach vom durch die Indsurae Santorini
auf die Präaurikulargegend , nach hinten auf das
Periost des Warzenfortsatzes ausgedehnt und an
beiden Orten zur Eiterung geführt, hinten sogar
mit einer Senkung längs des Ansatzes des Stemo-
deido-mastoideus. Der Knochen war auch hier
unversehrt In dem Eiter der Otorrhöe, des Em-
pyems des Warzenfortsatzes und der verschiedenen
Abscesse liessen sich die Erysipel -Streptokokken
nachweisen.
7) Erkrankungen des Oehörorgans bei Tuber-
kulose, HaugS) beschreibt eine Periehondriiis
tubereuhsa auriculae, die bei tuberkulösen oder
doch wenigstens hereditär belasteten, meist männ-
lichen Kranken im Alter von 15 — 40 Jahren vo^
kommt Der Anreiz zu der Erkrankung scheint
durch ein gewöhnlich schon längere Zeit vorange-
gangenes Trauma gegeben zu werden. Entweder
hinter dem Tragus oder auch in der Muschel bildet
sich unter der Empfindung von Druck, Gespannt-
sein oder Kitzeln eine leichte Röthung und Schwel-
lung, dann schreitet bei Steigerung der Beschwer-
den das Leiden langsam gleichmässig oder in sub-
akuten Nachschüben weiter fort und führt zu einer
Verdickimg, Vergrösserung und Infiltration der
ganzen Muschel. Während einer der genannten
Exacerbationen treten an der Fossa interarundiB
oder seltener an den anderen physiologischen Yer-
tiefungen oder an der Rückseite der Muschel eine
oder mehrere wulstige, sich teigig anfühlende £^
habenheiten auf, die schliesslich spontan aufbrechen
und zur Entstehung von mit fungösen Granulatio-
nen erfüllten Fisteln Veranlassung geben, oder die
nach künstlicher Eröffnung einen Inhalt aus spar«
lichem missfarbigem und krümligem Eiter und in
der Hauptsache aus grauröthliohen oder gelbliohen
1) Die Krankheiten des Ohres in ihrer Beziehung za
den Allgemeinerkrankoneen. p. 106 n. Frucht, Ueber
die Beziehungen zwischen Erysipel und Gehöroigan*
lQaag.-Bi8S. München 1893.
>) Sond.-Abdr. a. Arch. f. klin. Chir. XIIU. Jubil.-
Heft.
Blau, Bdriobt fibet die neuereü Leustimgeii in der Öhtenlieilkandd«
8»
Omnilationen zeigen. Die der gewOhnliohen Perl-
choiidiitis Eokommende gynoviaflhnliche Elüssig-
keit fehlt YoUstandig; das Periohoiidriam ist zu
Qnmde gegangen, der Enorpel rauh oder sohon
slaUenweifle nekrotisoL Trotz dieser schweren
YerSndeningen ist der Ausgang gewöhnlich güns-
tig, indem nach verschieden langer Zät (Qesammt-
&aer der Affeotion in 1 der 3 Beobachtungen
Hang 's 5 Monate) und unter allerdings starker
Deformation der Olurmuschel Heilung eintritt. Die
mikroskopische Untersuchung ergiebt neben einem
peripherischen entzflndlichen Beizzustande bald
unter der Oberflftohe beginnend die fOr die Tuber-
kulose charakteristischen Infiltrate, die entweder
durchweg aus kleinen Bundzellen oder nur aus
einem sehr dichten Hantel von solchen und darin aus
meist mehr oder weniger rundlichen Ballen grosse-
rer polygonaler abgeplatteter, mit oft deutlichem
Kerne versehener Zellen endothelialer Natur zu-
Bammengeeetzt sind. Centrale Yerkisung und
Biesenzellen fehlen, dagegen sind in dem Biter,
ivenngleich spftrlich, zuweilen gut entwickelte Ba-
cillen nachzuweisen. Die in der Begel stark ge-
schwollenen Drflsen der Nachbarschaft bieten das
Bild einer typischen Tuberkulose. Zur Behand-
lung wird die frühzeitige breite Incision empfohlen,
mit Ausschneidung eines gehörigen Stückes der
Wandung, Entfernung aller Qranulationen mit dem
scharfen LAtteL und Drainirung durch Einführen
von Streifen aus Jodoform- oder Perubalsamgaze.
Femer sind sofort nach der Operation Einspritzun-
gen von Jodoformglycerin in die Enorpelsubstanz
aelbst anzurathen. Die infiltrirten Drüsen sollen
mitexstirpirt werden.
Hang 1) beschreibt des Weiteren 3 neue Fälle
von Knoientuberkidose des OhrUqfpchena, das eine
Hai interessanter Weise mit üebergang in ein
Epithehalcarcinom. Eine Yerwechselung dieser
gewiss nidit zu den Seltenheiten gehörenden Ge-
schwulstform mit Fibromen der Ohrmuschel dürfte
sich wegen der vielfachen klinischen üebereinstim-
mimg (sehr langsamer schmerzloser Verlauf, Sitz,
Form und Oonsistenz des Tumor, Intaktsein der
Haut) nicht selten ereignen, eine richtige Diagnose
kann eben nur mit Hülfe der mikroskopischen
Untersuchung gestellt werden. Yeranlasst wird
die Erkrankung durch eine Ortliche Infektion, und
zvar spielen hierbei Vermittlerrolle die Ohrring-
kaoUe, bez. die Ohrgehänge und die bei ihrer Ein-
Ahrong stattfindenden Verletzungen, sowie später-
hin die wiedertiolten Beizungen des Kanals«
Die tuberkulösen Mittehhrerkranhmgen finden
dnicfaGuranowski*), Oohnstftdt'), Eoch^),
0 Arch. f. Ohrenhkde. XXXVI. 3. p. 177. 1894 nnd
Sond.-Abdr. ans Ziegler's Beitr. z. pathoL Anatu.allg.
PaüiolXVI.p.507.1804.
*) Mon.-Schr. f. Ohronhkde. n. s. w. XXVUI. 12.
1894.
>) Mon.-SGhr. f. Ohrenhkde. n. 8. w. XXVI. 5. 1892.
«) BerL klin. Wdmsdhr. XXX. 45. p. 1095. 1893.
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft 1.
XOrner^), Haug^) und Knappt) Besprechung.
Guranowski schildert eing^end die Otitis
media tuberculosa, im AnsohluRS an mehrere
eigene Beobachtungen, von denen folgende beson-
ders bemerkenswerth ist
Tuberkulose des Brost- und Bauchfells, verBohie-
dener Gelenke, der Haut nnd der Nieren; reohtseüige
ohroniaohe Hittelohreitenxng ; umlangreiohe polypöse
Wucherungen der JV&ukensiSileinihaut, deren eine den
cariösen Hammer und Amboss einschloBS nnd die theils
ans reinem tubOTknloeen Gewebe, theils aus angiomatSsem
Gewebe mit eingestreuten Tuberkeln bestanden; Nekrose
der inneren Paukenhöhlenwand; Exfoliation des Steig-
bügels.
In 2 FSllen Guranowski 's und ebenso in je einer
Beobachtung von Eooh und Cohnstädt hatte sich die
Eiterung auf den Processus mastoidens fortgepflanzt und
hier mäa oder weniger ausgedehnte Zerstörungen her-
vorgerufen, die Aufmeisselung wurde gemacht, mdessen
erfolgte, obwohl sich die örtlichen YerhSltnisse zxmiTheil
rz gut anliessen, der Tod durch das Grundleiden, bez.
oh Meningitis. Bei der Kranken Cohnstädt 's hatte
sich übrigens die kfisigeBitenmg nach cariöser Zerstörung
der inneren Paukenhöhlenwand auch auf das Labyrinth
ausgebreitet, dessen Gebilde gänzlich zu Grunde gegangen
waren.
In einem Falle von Körner, in dem die Lungen-
erkranknng erst nach dem Ohrenleiden zur Erscheinung
^langte, zeigte sich bei der Autopsie das überaus seltene
Vorkommniss, dass die tuberkulöse Infektion durch das
zerstörte Tegmen tympani hinduroh direkt auf die Dura-
mater nnd das Gehirn fortgeschritten war. Ueber dem
Knoohendefekte des Paukenhöhlendadies war die Dura
stark verdickt imd aussen mit voluminösen starren Gra-
nulationen bedeckt, in die sich zahlreiche Knoohen-
trümmer eingebettet fanden; nach innen war die Dura
mit dem ihr anliegenden Gehirn fest verwachsen und
beide waren von lumfkom- bis erbsengrossen, zum Theii
verkästen Knoten durchsetzt. Ausserdem wurden ge-
funden: Miliartuberkulose der Pia-mater, Umwandlung
vonWarzenfortsatz, Oehörgang und Paukenhöhle in einen
Crossen, mit Granulationen und Knoohentrümmern ge-
lullten Hohlraum, in dem desgleichen der Facialiskanal,
die Sohnecke, em Theil der Bogengänge, die Fossa jugu-
laiis und die laterale Wand des Ganaüs oaroticus voll-
ständig aufj^^egangen waren, gänzliche Zerstörung der
Fossa sigmoidea des Sulcus transversus, eitrige Phlebitis
des Sinus transversus und der Vena jugularis, die letztere
in der Mitte des Halses vollständig zerstört und sich in
einem etwa hühnereigrossen Abscesse verlierend.
Pritnäre liiberbulose des Warxmfortsaixea ist
von Hang nnd Knapp beobachtet worden.
In Haug's Falle handelte es sioh um eine Frau mit
beiderseitiger Sklerose der Paukenhöhlenschleimhaut und
heftigen Schmerzen in der IKefe des rechten Processus
mastoideus. Dieser selbst war äusserlich normal, nur
die auf ihm liegende kleine Druse geschwollen. Letztere
wurde exstirpirt, wwies sich als tuberkulös und hing
mit dem Knochen durch einen in ihn eintretenden
Lymphstrang zusammen. Da trotz des Eingriffes dio
Schmerzen nicht aufhörten, wurde der Warzenfortsatz
aufgemeisselt Der Knodhen zei^ sich dabei durchweg
sklorotisdi, erst beil5— 16mmTiefe wurde die Knochen-
decke plötzlich morsch und nachgiebig und man gelangte
in eine erbsengrosse Höhle, die, ohne eine Spur von
Eiter, mit einer bräunhchrothen pulpösen Masse vöUig
aosgeBtopft war. Die mikroskopische Untersuchung er-
Sb auch hier ein aus^sprochenes tuberkulöses Granu-
ionsgewebe mit Ba^en, so dass also eine primäre
1) Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u. s.w. XXYIIL 9. 1894.
s) Arch. f. Ohrenhkde. XXXTTT. 3u.4. p. 164. 1892.
s) Ztschr. f. Ohronhkde. XXYI. 2 u. 3. p. 152. 1894,
12
*0*
Ohrenheilkaiide.
centrale Tuberkulose des Frooessns mastoideos yorlag.
Die WAnde der Hohle waren oberflächlich rauh, ihreo:
Schleimhaut entkleidei Der £rfolg der Operation war
g:ut, indem die Schmerzen sofort und dauernd aufhorten
und die £r. nach 3 Wochen geheilt entlassen werden
konnte. Hang legt in derartigen dunklen FUlen auf die
Exstirpation und Untersuchung der meist wohl schon
früluBeitu^ geschwollenen Drüse des Processus mastoideus
grosses Gewicht.
Bei der Er. Knapp *8, einem 5jähr. Mädchen, waren
Ohrmuscheln, Oehöreänge, Trommelfelle und Pauken-
höhlen intakt, das G&ör rollkommen gui Es bestand
Tuberkulose der Wirbelsäule, des einen Knöchels und
der Orbitatränder, sowie femer eine Vereitlung des
rechten Warzenfortsatzes mit mehr&chem Durchbruch
nach aussen. Die Aufmeisselung wurde in ausgiebigster
Weise yorgenommen und Heilung ersielt, mit Zurück-
bleiben einer ToUständig übwh&utetoo, starken konischen
Yertiefong in der Bichtong von unten nach oben.
8) Erkrankungen des Oehörorgans bei Diabetes
meUiius. Durch die Beobachtungen von Körner
und ▼. Wild^), sowie Yon Davidsohn*) erfährt
die berate mehrfach hervorgehobene Thatsache
eine neue Beetfttigang, dass auf Qrund des Dia^
betes mellitus das O^Ororgan in sehr schwerer
Weise erkranken kann.
In beiden Fällen handelte es sich um eine akute
Otitis media purulenta und Garies des Warzenlortsatzes,
und zwar war bei dem Kr. Körner's der Zorfall an
letzterem Orte so schnell vor sich gegangen, dass bereits
19 Tage nach dem ersten Auftreten oiur Ohrenschmerzen
bei der Aufmeisselung der Processus mastoideus im
Innern Ton seiner Spitze bis zur Dura des Kleinhirns und
bis zum Sinus transyersus zerstört gefänden wurde.
Bei dem Kr. Davidsohn's hatte sieh die Warzen-
fortsatzerkrankung 8 Wochen nach dem Beginne der
Otitis media hinzu^esellt, 6 Ta^^ später wurde auf-
gemeisselt und bereits eine Erweichung der Oorüoalis in
dem Umfang eines Fünf^fennigstückes gefonden. Wäh-
rend des sich zu Anfang gtinstig gestaltenden Wund-
Verlaufes trat dann plötzlich eine dimise tiefe HalsphJeg-
mone auf, nach unten fast bis zur Glayioula, nach vom
bis zur Mittellinie, nach hinten bis nahe an die Processus
spinosi reichend, und diese schickte sich erst zur Heilung
an, als der Diabetes erkannt und eine mgen ihn gerichtete
B^iandhing eingeleitet wurde. Der Sx. genas, während
der yon Körner nach Heilung des Ohrleidens am Dia-
betes starb.
Dayidsohn betont, dass es sich in diesen
FUlen nicht, wie Körner und v. Wild anneh-
men, um eine primAre AfEbktion des Warzenfort-
Satzes handele, dass yielmehr der ursprünglich
erkrankte Theil die Paukenhöhle sei und dass
sich die Enoohencomplikation erst in Folge einer
neu hinzutretenden Schädlichkeit (Steigerung des
Zuckei^gehaltes) entwickele. Die Krankheitsursache
liegt bei der Otitis media diabetica, wie bei den
anderen Formen, in dem Hineingelangen der
bekannten pathogenen Mikroorganismen in die
Paukenhöhle, die Malignitftt des Processes wird
durch die herabgesetzte Widerstandsfähigkeit der
Gewebe in Folge des Diabetes bewirkt Thena-
peutisch darf man sich durch das Bestehen einea
Diabetes nicht yon einer etwa nothwendig werden-
den WarzenfortsatzerOfhung abhalten lassen, natür-
lich zugleidi unter Einleitung einer rationdien
antidiabetischen Behandlung. Andererseits dürfte
es gerathen sein, yor und nach jedem opecaüyen
Eingriffe am Processus nuistoideus den Urin auf
Zucker zu untersuchen, um sich yor unliebsamen
üeberraschungen zu schützen.
9) Erkrankungen des Oehörorgans bei Hystene
und Neurasthenie. Die bei Neurasthenikem sich
yorfindende Taubheit hängt nach Eitelberg <)
meist yon einer katarrhalischen Mittelohraffektion
ab, mit Einziehung, Verdickung oder seltener Ver-
dünnung des Trommelfells, Yarengerung der Tuba
Eustachii, Katarrh der Nase und des Rachens.
Ausserdem ergiebt die Stimmgabeluntersuchung
fast regelmässig ein Mitergriffensein desN. acusti-
cus. Charakteristisch ist, dass, selbst bei ein-
getretener Besserung durcdi die Behandlung, das
Nichtyerstehen eines einzigen Wortes genügen
kann, um den Kranken in die höchste Verzweiflung
zu yersetzen und sofort, bis er sich wieder be-
ruhigt hat, das Oehör auf seinen ftüheren schlech-
ten Standpunkt zurückzuführen, üeberhaupt hängt
in diesen Fällen die Prognose wesentlich dayon
ab, wieweit es gelingt, die Psyche des Krankoi
günstig zu beeinflussen.
Aus der einschlägigen Gasuistik sind zuerst die fol-
genden 3 Beobachtungen yon Gelle>) heryorzuheben.
a) 46jähr. Mann mit alter Paukenhöhlensklerose nod
Rhinitis faypertrophica; sehr rei<±licher Ausfluss aus der
Nase und häufiges Niessen. Beim Aufziehen yon Eltissig-
keit stellte sich ein Nieeskrampf ein, zugleich Schwindel
und der Kr. stürzte rückwärts zu Boden, ohne das Be-
wusstsein zu yerlieren. Später wiederholte sich dieser
Zustand auch bei Abwesenheit jeder äusseren Veian-
lassung. Stark gesteigerte BeflexerrGu?barkeit yon der
Nasensohleimhaut und der Haut des Gehöiganges ans;
das Binathmen yon Banch oder Staub, die Einfohrnng
eines Ohrtrichters bewirkten krampfhaftes Hasten und
Spasmus glottidis mit Erstickungsgefahl und fast voll-
kommener Aphonie. Besserung des Oehörs durch das
Politzer'sdbe VerCahren, der neryösen Ersoheinungea
durch Jodbehandlung, reichliche Milchdiät und örUidie
Applikation yon öligen Mitteln.
b) In Folge yon deprimirenden Gemüthsbewegru^
stark neurasthenisoh gewordener Kr. mit beiderseit^r
Paukenhohlensklerose. Störung der Digestion, pnb-
rende Ohigeräusche und Schwmdelersohemungen. Die
letzteren waren mit dem Gefühle einer Drehbewegonf,
selten mit üebelkeit und Erbrechen yerfounden, sie stell-
ten sich bei der geringsten Anstrengung sowohl körper-
licher, als geistiger Nator ein, z. B. bä jeder UvÄd-
aktion, bei der Unterhaltung, beim Lesen, Schreiben, bei
der Defäkation und eigenuiümlicher Weise auch beim
Kauen. Die Ernährung wurde dadurch natürlich sehr
beeinträchtigt, ebenso wie das psychische Befinden nnter
der gezwungenen Isolirong wesentiich litt AufhöieD
des SchwincEela und der übrigen neryösen Störnnjen
ohne jede Behandlung, nachdem sich der Kr. vom Oe-
sohäft zurückgezogen und seinen Aufenthalt auf dam
Lande eenommen hatte. Die Sklerose machte, wie ge-
wöhnlich, unaufhaltsame Fortsc^tte.
c) aOjähr. Frau, ebenfalls mit einem chroniflcben
trockenen Mittdohrkatarrii, bisher leichteren Oiade&
Eine jede Terschlimmerung des allgemeinen nerrSß^
*) Arch. intemao. de Rinolog. , LaiingologM ^^'
1) Ztechr. f. Ohrenhkde. XXEL 3 u. 4 p. 234. 1892. HI. 19. 1892. ^^
>) BerL klin. Wchnschr. XXXI. 51. 1894. *) Ann.de8Mal.derOreUleeto.Xyni. 12. p. 924. 1893.
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
91
Zastäudes war anch von einer beträchüiohen Abnahme
des Gehörs begleitet, ohne dass Örtlich eine eingetretene
Teiftndening festgestellt werden konnte. Mit ^sserong
des Geaammtbefindens kehrte das Hörvermögen wieder
zn seiner früheren Schärfe zurück.
Bemerkenswerth sind auch 2 Fülle TonCartaz^).
a) Stark hysterisches IGjShr. Mädchen. Nach einem
fiireite, bei dem die Er. eine Ohrfeige erhalten hatte,
sofort Yollstfindige IDaubheit und Stammheit ünkseitige
HemianSsthesie einschliesslich des Ohres, totale An-
isthesie des Yelum palatinum und des Pharynx. An den
(Mixen nichts zu finden. Heilxmg nach eiiünaliger An-
wendung des oonstanten Stromes, der eine Pol auf die
Baohenwand, der andere auf die Aussenflftohe des Halses.
b) Hysterische Taubheit und Blindheit, bei einer
Frau Ton 35 — 40 Jahren nach einer heftigen Qemüths-
bewegung aufgetreten. Allgemeine Hyperftstheeie der
Haut, des N. opticus und acostions, ohne dass indessen
die licht- oder Sohalleinwirkune als solche empfanden
wurde. Durch Anschlagen des emen Bndes einer Metall-
platte, deren anderes ^de an die Ohrmuschel geleet
wurde, konnte ein für die Er. betäubendes Gerfinsdi
henrorgebracht werden; ebenso hörte sie bei gleicher
Applikation die Uhr und yerstuid gegen die Platte Ge-
sprochenes. Objektiv nichts zu finden. Durch Auflegen
zweier sehr grosser Magnete auf die beiden Seiten des
Eörpers wurden sämmÜiche Störungen gehoben.
10) AUgemeins Symptomaiologis der Oknn-
krankheUen, üeber die vwischen beiden Ohren
äaäfindenden Weehselbexiehunffen verbreitet sich
ürbantschitsch^) sehr eingehend, indem er
sämmtliohe hierher gehörigen eigenen und frem-
den Beobachtungen zusammenstellt unterschieden
werden gleichartige und unglaiohartige Wechsel«
beziehungen und von ersteren als ünterabthei«
lungen vasomotorische, trophische, sensible und
funktionelle Wechselbeziehungen, die letztgenann-
ten entweder auf sensoriellen oder auf Accommo-
dationsvorgftngen beruhend« Die den gleichartigen
Wechselbeziehungen zukommenden Erscheinungen
können femer ihrem gegenseitigen Verhalten nach
an beiden Ohren analoge, altemirende und oon-
träre sein. Indem wir bezüglich der Binzelheiten
auf das Original verweisen, mOge hier nur die
praktisch wichtige Thatsache hervorgehoben sein,
dass bei Erkrankung beider Ohren die Behandlung
des einen Ohres einen günstigen Einfluss auch auf
das andere, nicht behandelte Ohr auszuüben im
Stande ist, ein Einfluss, der sich ürban-
tschitsch besonders deutlich nach gewissen
operativen Eingriffen (Hammerextraktion) zeigte
und der selbst dann hervortreten kann, wenn das
direkt in Angriff genommene Ohr keine Besserung
mit Rücksicht auf das Hörvermügen erf&hrt
Die Pairacueis WiUieii, d. i. das BesserhOren
im Qerftusche, stellt nach den Untersuchungen von
Urbantschitsch') nur eine Steigerung einer
auch bei Oeeunden vorkommenden Erscheinung
dar, dass nämlich schwache Schalleinwirkungen
dasHürvermOgen häufig erhöhen. Dabei wirkt ein
und dasselbe Geräusch auf verschiedene Leute
sehr ungleich ein, ja sogar auf die einzelnen Seiten
verschieden und ebenso in Bezug auf rhythmische
und niohtrhythmische Schallwellen. Das nämliche
Verhalten zeigt sich in viel ausgesprochenerem
Maasse bei Schwerhörigen, besonders solchen, die
an einer Erkrankung des sohalUeitenden Apparates
leiden ; aber auch bei Leuten mit Erkrankung des
inneren Ohres gelangt es zur Beobachtung, wenn-
gleich hier die schnell eintretende Ermüdung oft-
mals die Erscheinung bald in ihr Q^gentheil um-
kehrt Das die (Jehörverbesserung bewirkende
Geräusch darf unter umständen so schwach sein,
dass es selbst nicht mehr vernommen wird, doch
muss es an dec Grenze der Empfindungschwelle
liegen. Von Stimmgabeltönen sind gewöhnlich
die hohen stärker akustisch erregend als dietiefeUi
manchmal aber tritt auch ein bestimmter Ton in
dieser Hinsioht besonders hervor. Zur Erklärung
nimmt U. eine durch die einwirkenden Töne oder
Geräusche herbeigeführte Steigerung der Erregbar-
keit des N. acusticus an, im Gegensätze zu DeneUi
die eine verbesserte Schallleitung für dieParaousis
Willisii verantwortlich gemacht haben.
üeber die Entstehung detD^heusis binauraiis
gehen die Ansichten noch immer weit aus einander.
Während Jacobson^) als Ursache der Diplacusis
dysharmonica ausnahmelos eine Verstimmung des
Corti'schen Organs ansieht und nur für diejenigen
Fälle, in denen auf der kranken Seite anstatt des
richtigen Tones einer seiner harmonischen Ober-
töne gehört wird, auch die Möglichkeit einer Er-
krankung des schallleitenden Apparates gelten
lässt, sprechen sichBarth*), Gradenigo^ und
Daae^) dahin aus, dass letzterer sehr häufig, wenn
nicht immer, als wesentlicher Ausgangspunkt der
Erkrankung betrachtet werden muss. Nach Barth
hört der Kranke bei der Diplacusis dysharmonica
auf dem kranken Ohre nicht einen anderen Ton,
sondern den nämlichen wie auf dem gesunden, nur
mit anderem Klange, sei es, dass zu dem Charakter
des Tones gehörende tiefere oder höhere Schwin-
gungen durch veränderte Leitung zum Theil ge-
dämpft, zum Theil mehr hervorgehoben werden,
sei es, dass sich zwischen Ohr und Tonquelle ver-
änderte Besonanzverhältnisse einschieben. D a a e
betrachtet es als ein für den Ursprung im mittleren
Ohre charakteristisches Zeichen, wenn das Doppelt-
hören nur bei der aöro-iympanalen Zuleitung des
Tones, nicht aber in der cranio-tympanalen Lei-
tung hervortritt, eine Erscheinung, die Jacobson
dadurch' erklären will, dass hier beim Aufsetzen
der Stimmgabel auf den Knodien die betroffene
Nervenfaser nicht in ihrem verstimmten Endappa-
rate, sondern direkt in Erregung versetzt wird.
Andererseits kann wieder Daae den harmonischen
lo94.
1) Bevue de laryngol., d'Otolog. etc. ZV. 11. p. 400.
*) Aroh. L Ohrenhkde. XXXV. 1 u. 2. p. 1. 1893.
9) Aroh. f. Ohrenhkde. XXXTTT» 3u.4. p. 186. 189?.
>) Lehrbuch p. 92.
*) Sitz.-Ber. d. Ges. zur Beförderung d. ges. Natur-
wissensoh. zu Marburg Nr. 4. 1892.
s) Ztechr. f. Ohrenhkde. XXTTT. 3 u. 4. p. 251. 1892.
4) Ztscbr, f. Ohrenhkde, XXV. 3 u. 4. p. 261. 1894.
92
Blau , Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
oder dyshannonischen Charakter des Doppelthörens
nioht für ein differential- diagnostisches Zeichen
ansehen, da er beobachtet hat, dass bei der Hei-
lung nicht selten das eine in das andere übergeht
Gradenigo bezieht dieDiplacusisbinauralisdys-
harmonica auf leichte Störungen des inneren Ohres,
die sich selbständig oder neben akuten oder sub-
akuten Mittelohrleiden vorfinden; dag^en liegt
bei der Diplacusis harmonica, wo auf der kranken
Seite nur der Oberton stärker als der Grundton
wahrgenommen wird, die Ursache im mittleren
Ohre, und zwar in Yerftnderungen der Vibration
oder der Resonanz. Etwas Aehnliches nimmt
Gradenigo auch für die Diplaeusis monoauraUs
an, bei der das kranke Ohr neben dem Qrundtone,
besonders wenn er nicht sehr stark ist, gleichzeitig
einen der harmonischen Obertöne hört
In den beiden miteetheilten einschlägigen Beobaoh-
timgen handelte es sieh um Mittelohrkatorrh, das eine
Mal, wo das Phänomen doppelseitig war, mit Betraktion
und Atrophie der Trommelfelle, das andere Mal mit nor-
malem Trommelfelle undcomplicirenderLabyrintherkran-
kung. Der Stimmgabelton wurde bei starkem Anschlage
einfach, bei schwachem doppelt gehört, das Intervall war
ein haimonisches (höhere oder tiefere Terz oder Quart in
MoU oder Dur), es wechselte je nach dem Qrondtone,
\?ar aber für den gleichen Ton dasselbe.
11) AUgemeine Therapie der Ohrenkrankheüen.
Unter den Instrumenten und Jpparaten, die theils zu
diagnostischen, theils zu therapeutischen Zwecken
in neuester Zeit empfohlen worden sind, haben
wir kurz hervorzuheben:
Ohrkk^ppen zum Schutze des Ohres, sowie zum
Befestigen von Umschlägen und Verbänden (H a r t -
mann^).
Ohrtrickter, für operative Eingriffe besonders
im äussersten Theile des Gehörganges bestimmt
(Barclay*), Creswell Baber*), mit Ver-
grösserungvorrichtung (C 0 u s i n s^), S c h u b e r t (^),
Dundas Grant*).
Messer zur Incision im äusseren Gehörgange
(Barclay*), Dundas Grant*).
Pulioerhläser (Suchannek'X Johnson^).
TransporUMe AßGumulatoren-BaUerien für Gal-
vanokaustik und elektrische Beleuchtung ; ferner
ein neues Ekktroshop und neue galvanokausHsche
Brenner (Jacobson*).
Zur Erleichterung des Oatheterismus tubae hat
Berzfeld^) einen Katheter angegeben, der erst
nach dem Passiren der Nasenhöhle, durch Ent-
1) Ber. üb. d. IL Vers. d. Deutschen otoU Ges. im
Arch. f. Ohrenhkde. XXXV. 1 u. 2. p. 148. 1893.
s)TraQsaciof the Amer.otoLSoc.XXVI.p.500. 1893.
») Arch. of Otol. XXL 1. 1892.
4) Biii med. Jonm. Jan. 16. 1892. p. 114.
») Arch. t Ohrenhkde. XXXVI. 1 u. 2. p. 79. 1893.
*) Ber. üb. d. XI. intemat. med. Gongress zu Rom
im Arch. f. Ohrenhkde. XXXVII. 3 u. 4. p. 258. 1894.
f) Ztsohr. f. Ohrenhkde. XXIL 3 n. 4. p. 205. 1892.
•) Transact of the Amer. otol. Soc. XXVn. p. 130.
1894.
•) BerL klin. Wchnschr. XXIX. 13. 1892.
* >«) Berl. klin. Wchnschr. XXIX. U. 1892.
femung eines Obturators, die gewöhnlidie ge-
krümmte Form annimmt
Haugi) sah einen Schanker am pharyngealen
Tubenende, durch einen inficirten Katheter entetandea.
ßr sah femer nach Ausübung des Politzer 'sehen Ver-
fahrens unter nicht übermäaBig starkem Drucke an dem
einen der betrftchÜich verdünnten Trommelfelle eine vieL-
£Etche punktförmige Ekchymosinmg, an dem anderen
ausserdem in der vorderen oberen Partie sammt der
Membrana SbrapneUi, sowie in dem hinteren oberen
Segmente bis weit über die Hälfte hinab mehrere (5)
steclmadelkopf- bis linsengrosse, prall gespannte blanige
Erhabenheiten. Es handelte sich mitbin um ein Ensphy-
sem des Tronunelfells ; ausserdem bestand auf der gleichen
Seite ein Emphysem der Be^o mastoidea, zu dessen Er-
klärung eine Lückenbildung m der Corticalisazigenommen
werden musste. Heilung innerhalb 8 Tagen, zfur Selbst-
^>plikation des Politzer 'sehen Verfahrens lässt Jan-
kau*) ein Doppelgebläse anwenden, das mit dem oliven-
förmigen Nasenansatze durch einen Gummischlauch ver-
bunden ist, der einen mit weiter Oeflbune versehenen
Hahn enthält Der Er. bläst den Ballon bei gesohloe-
senem Ventile auf, steckt die Olive in die eine Naaen-
öfiEhung, während er die andere mit dem Finger zudrückt,
und läset nun durch jedesmalige Drehung des VentiU
um 180® eine genügende Menge Luft austreten, die, wenn
gleichzeitig durch eine Schluckbewegung die Tuba ^
öffiiet wir£ in diese und die Paukenhöhle gelangt Eine
einmalige Füllung des Ballons genügt fnr 10—20 Lnft-
duBchen. Durch Drehung des Ventils um nur 90* kann
man übrigens mit dem Apparate auch einen länger an-
hidtenden Luftstrom erzeugen. Um ohne Schaden for
das gesunde Ohr mit dem Politz erwachen Verfahren
einseitige Mttelohrafifektionen behandeln zu können, legt
Falta*) in die Nasenöfbmng der gesunden Seite ein
kleines Röhrohen ein, um die Luft von hier abzuleiten.
Ausserdem mag auch noch der entsprechende Gehörgang
fest mit dem Finger verschlossen werden. Endlich em-
pfiehlt Bogdan 4), um während der Oompression des
Ballons einen dauernden Abschluss des Nasenrachen-
raumes zu erzielen, den Er. nach tiefer Inspiration stark
durch den Mund blasen zu lassen, und zwar derart, dass
sich hierbei besonders der M. orbioularis oris fest zu-
sammenzieht und nur eine ganz kleine Oeffiiung zwischen
den lippen bleibt
Nach einer Einträufebmg von lOproe, Oarbolglyeerm
hat Haug>) in einem Falle von akuter Otitis media ohne
sichtbare Perforation des Trommelfells, aber mit einer
kleinen aufgeworfenen Stelle dicht hinter dem knrxen
Hammerfortoatze eine bleibende Ttähmung der Chorda
^mpani beobachtet Die Er. klagte sofort über Brennen,
rrickeln und süssUchen Geschmack auf der entsprechen-
den Zungenhälfte, dann trat nach einer halben Stunde ein
Gefühl von Pelzigsein auf und wenig später wurde eine
totale einseitige Geschmackslähmung bemerkt Auf die
Schmerzen und die übri^ fintzündungserscheinnngen
hatte das Carbolglycerin eine sehr gtinstige Wirkung ent-
faltet Jedenfalls dürfte hiernach seine Anwendung bei
bestehender Tronunelfellperforation verboten sein.
Von von Stein*) werden 'Einträufehmgen emer
Ooeenn-, bez. Ooeain'Iiesoremlösung^) bei akuten and
subiJcuten perforativen und nicht peiforativen Mittelohr-
entzündungen empfohlen, femer bei chronischen Mittel-
ohrentzündungen mit öfteren akuten Nachschüben und
1) Münchn. med. Wchnschr. XLI. 35 flg. 1894.
>) Wien. med. PMsse XXXIV. 44. 1893.
») Wien. med. Wchnschr. XUL 52. 1892.
*) Wien. med. Presse XXXIV. 31. 1893.
*) Münchn. med. Wchnschr. XU. 35 flg. 1894.
•) Ztechr. f. Ohrenhkde. XXV. 1 u. 2. p. 55. 1893.
7) Aq. dest 10.0, Resordn. 0.1, Cocain, hydrochlor.
0.2—0.5—1.0; vor und nach der EinträufeJong ist der
Öehörgang einzufetten.
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
93
bei OehörBtomngen oder subjektiven GerSusohen bei
noimalem oder leicht getrübtem Trommelfelle. Bei ohro-
msohen Erkrankungen konnte, wenn die Losung ohne
Nutzen blieb, mehrfiioh noch einiger Erfolg duroh die
Eintreibung von Gocaindämpfen in die Paukenhöhle er-
zielt werden.
Ein neues Borrokr ist von Jankau^) oonstruirt
worden, und zwar beruhend auf einer Nachbildung der
phymologisch wichtigsten Theile des menschlichen Ohres
(Ohimuschel mit Tragus und Antitragus, Ihrommelfell
u. B, w.). Das Instrument soll in seiner Wirksamkeit,
namentlich zum Hören aus der Feme, die bi^er ge«
br&achlichen Shnlidien weit übertreffen, es ist zudem
leicht, gut transportabel und wenig auffaUend und läset
sich woßh bequem als Sprachrohr verwenden. Bei einer
Besprechung der verschiedenen, in Oebrauch stehenden
Hörmaschinen führt Brunn er*) aus, dass die ganz
kleinen Apparate, die man in den Qehörgang steckt, gar
nichts zu leisten pflegten. Empfehlenswerth dagegen
seien die aus Hartgummi verfertigen, nach Art der Fern-
rohre einsohiebbttfen homartigen Apparate und für sehr
Schwerhörige das grosse Hörrohr vom HoÜBpengler Seb.
Sekreiber in München, femer die Ear-trumpets von Rem
in London. Das Ultimum refugium bleibt noch immer
der mit Schallbecher versehene Hörschlauch.
Als Leitfftden für den Unterricht im Ablesen des Qe-
sjproehenen vom Oesiehie, wenn duroh das Ohr überhaupt
mcht mehr verstanden wird, sind schliesdioh noch die
Arbeiten von Müller*) und von Gutzmann^) zu er-
wähnen.
R Aeusseres Ohr.
l)BUdung8miafiuilien des äusseren Ohres, Yali^X
Stetter«),Gradenigo»), Wulff«), v.Banke*),
H»ug"X Bezold"), Kayser") und Boh-
rer^*) berichten über neue FSUe. Oradenigo,
▼. Ranke, Bohrer vwbreiten sich dabei aus-
fUurliöh über die Hissbildungen des äusseren Ohres
überhaupt Besonders interessant erscheinen die
FUle Ton Wolff (doppelseitige Atresie der Gehör-
gänge bei normalen OhnnusohelnX von t. Bänke
(Wangenohr, Melotus) und von Hang (eine dritte
Bruatwarze am Ohre). Bezold hat bei einem
Kranken mit angeborener Atresie desHeatus duroh
die Ergebnisse der Hörprüfung (Verlängerung der
Knochenleitung, stark negativer Rinne'scher Yer-
such, Ausfall aller tiefen Töne bis zur Mitte der
Scala in Luftleitung) den Nachweis geliefert, dass
hier, wie wohl in den meisten ähnlichen Fällen,
die Missbildung auf das äussere und mittlere Ohr
beeöhränkt war, dagegen das Labyrinth sich nor-
mal verhielt.
1) Deutsche med. Wohnsohr. X£L. 32. 1803.
s) Schweiz. Goir.-Bl. XXUL 6. p. 219. 1893.
s) Das Absehen der Schwerhörigen, ein Leit&den,
mit Vorwort von Geh.-B. Prof. Lucae. 2. Auflage. Han-
nover 1893.
«) M(».-Schr. f. d. ges. Sprachhkde. Nr. 3. 1892.
») Bevue de LaryngoL etc. XTTT. 20. p. 697. 1892.
•) IV. Jahresbericht Königsberg i. Pr. 1893. p. 8.
7) Arch. f. Ohrenhkde. XXXIV. 4. p. 281 u. 313. 1893.
*) Ber. üb. d. IL Vers. d. Deutschen otol. Ges. im
Aich. f. Ohrenhkde. XXXV. 1 u. 2. p. 132. 1893.
•) Münohn. med. Wohnschr. XL 37. 1893.
*^) 8ond.-Abdr. aus Z i e g 1 e r 's Beitr. z. pathoL Anai
Q. allg. Pathol. XVI. p. 487. 1894.
") Ztschr. L Ohrenhkde. XXYI. 1. p. 11. 1894.
*s) Mon.-Sohr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXVIIL 2 flg. 1894.
») Wien. med. Wchnschr. XUV. 1. 1894.
Ueber das schon mehrfach behauptete beson-
ders häufige Vorkommen von Missbildungen der
Ohrmuscheln bei Verbrechern äussern sich einer«
seits Gradenigo^) und Vali^), andrerseits
Daae *) in gerade entgegengesetztem Sinne. Die
beiden ersteren halten diese Beziehung aufrecht,
nach ihnen lassen sich nicht allein morphologische
Veränderungen der Ohrmuschel bei Geisteskranken,
Idioten und Verbrechern weit häufiger nachweisen,
als bei Gesunden, sondern es sind auch besonders
die bedeutenderen viel zahlreicher vertreten und
es fallen auf ein und dasselbe Individuum durch«
schnittlich mehr Anomalien als unter normalen
Verhältnissen. Das männliche Geschlecht zeigt
sich in dieser Hinsicht ungleich stärker betroffen
als das weibliche, ferner gelangen die einseitigen
Anomalien häufiger rechts zur Erscheinung, mit
alleiniger Ausnahme der abstehenden Ohrmuschel,
die auf der linken Seite häufiger gefunden wird«
Daae ist duroh seine Untersuchungen zu der
üeberzeugung gekommen, dass sich ein Typus fOr
Verbrecherohren nicht aufstellen lässt Die Ohr-
muschel ist nach ihm Überhaupt ein sehr variables
Gebilde, ihre GrOsse und Form verändert sich mit
dem Alter und ebenso nimmt mit dem Alter das
Abstehen der Ohrmuschel vom Kopfe zu. Die Ohr-
muschel bei Verbrechern steht anthropologisch
(Verhältniss der wahren Länge und Breite) der
anderer Menschen völlig gleiofa. #
Eine einfftche Methode zur Bücklagerung stark ab-
stehender Ohrmuscheln ist von Haug^) angegeben wor-
den. Incision in der Ansatzlinie der Ohrmuschel, eine
zweite bogenförmige über dem Warzenf ortsatze , "Weg-
prKpariren der Haut, VerlSngerong des zweiten Schnittes
über die Rückseite der Miuchel; der in solcher Weise
umschnittene Lappen wird zum Theil abgelöst und nach
hinten auf der von Haut entblössten Stelle angenäht Bei
sehr starker Benitenz der Muschel sollen die Schnitte auf
deren Rüokfl&che bis in den Knorpel geführt und in der
Mitte zwischen ihnen ausserdem noch eine S/tormgß
Knorpelincision mit der Spitze gegen den Ohrrand ange-
legt werden, worauf man die Knorpellamellen selbst
durchbricht
2) Verletxungen der Ohrmusehel und des aussei
ren Oehörganges.
Grunert*) (aus Schwartze's Klinik). Schlag
mit einem Steine gegen die Wange. Zerreissung der
häutigen Bedeckung an der vorderen unteren Wand des
knöchernen Gehör^ees, 1 cm weit in frontaler und
0.3 cm weit in sagittaler Bichtung, Absprengung eines
Knoohenstückes ^selbst Paukenhöhleneiterung mit
Perioration des Trommelfells hinten oben. Nach Extrak-
tion des Knochenstückes und unter Einträufelnngen von
verdünntem liq. plumbi subaoet HeUung.
Hang*). Fraktur der vorderen unteren knöchernen
Oehörgangswand durch einen Sturz auf den ünterldefer.
Der Hautnss setzte sich auf das Trommelfell fort, genau
in der Mitte des vorderen unteren Quadranten bis zum
Hammergriff und noch eine Strecke längs diesem ver-
laufend. Eine zweite, jedenfalls durch Contrecoup ent-
t) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXH. 3 u. 4. p. 179. 1892.
>) Arch. f. Ohrenhkde. XXXIV. 4. p. 315. 1893.
«) Ztechr. f. Ohrenhkde. XXIV. 4. p. 288. 1893.
4) Deutsche med. Wchnschr. XX. 40. 1894.
») Arch. f. Ohrenhkde. XXXVI. 4. p. 303. 1894.
•) Münchn. med. Wchnschr. XLI. 35 u. ff: 1894.
94
Bawitz, Leitfaden. — Ellenberger u. Baum, Anatomie des Pferdes.
standene, Trommelfellraptnr im hinteren oberen Qua-
dranten , die ihre Bichtung von der Mitte der hinteren
Falte nach hinten und oben nahm und sich noch etwas
auf die hintere obere Oehörgangswand fortsetste. Darob
einfaohe antiseptisohe Tamponiäe des Meatns mit Oam,
Verbot jeder Luftverdichtong in der Pankenhöhle, Ver-
meidung von Ausspülungen und Ruhigstellung des Kiefer-
gelenkes wurde Heilung erzielt
Holt>). Abtrennung der ganzen Ohrmuschel und
eines Theiles des Lobulus durch einen Pferdebiss. Der
Rest des stehengeUiebenen Knorpels wurde eotfemt und
die Wunde geniihi Gute Heilung. Keine merkbare
Sohwächune des Hörvermögens. Die Entstellung liess
sioh leicht durch Veränderung der Haartracht verdecken.
R 0 h r e r '). Anätzung der Ohrmuschel und dÜfaae
oroupöse Entzündung des äusseren Gehörgangea, bewirkt
durch eine Einträufelung von SIreosot in den letzteren
(wegen Oesiohtschmerzen !). Das Trommelf eil war von
der flüssigkeit nicht erreicht worden.
(Fortsetzung folgt)
G. BttcheranzeigeiL
1. LeitüadenfürhistioiogiaoheUntonniohim«
gon; von B. Rawitz. 2. Aufl. Jena 1895.
Oust Fischer. Chr. 8. Xm u. 148 S. (3 Mk.)
Die 2. Auflage dieses zuerst im Jahre 1889
erschienenen Werkes hat durch die Fortschritte
in den letzten Jahren eine wesentliche Yermehrung
des Stoffes, durch die Erfiihrungen B.'s eine Ver-
besserung in der Anordnung erMren. Dadurch,
dass manche Verfahren, z. B. die Ehitkalkung und
die Metallimprftgnation, jetzt in besonderen Gapiteln
besprochen werden, manche Methoden, die sich
nicht genügend bewfihrt haben, ausgeschieden
worden sind, hat das (}anze an üebersiohtliohkeit
und Knappheit, wie sie fQr einen rein technischen
Leitfaden nothwendig ist, gewonnen. BeimCapitel
„Färbungen'^ hat R. eine der industriellen Technik
entlehnte Unterscheidung zwischen „substantiver*^
und „adjektiver^' Färbung in die histologische
Technik eingeführt, um klar zu machen, was
eigentlich bei der Färbung mikroskopischer Prä-
parate geschieht Unter „Substantiven'^ Färbungen
werden diejenigen verstanden, die durch direkte
chemische Verbindung der zu färbenden Substanz
mit dem Farbstoff entstehen, während bei den
„adjekti ven'^ Färbungen auch die Yermittelung einer
Beize zur Aufnahme des Farbstoffes nothwendig
ist Recht nützlich erscheint bei der Fülle immer
neu empfohlener Farbstoffe eine im Anhang ge-
gebene Tabelle der Synonyma der gebräuchlichsten
Anilinfarbstoffe. Das Werk verdient mehr Beach-
tung, als so manches in der letzten Zeit erschie-
nene derselben Art Teichmann (Berlin).
2. Topognphiaohe Anatosiie des PHwdea.
Mü besonderer Berücksichtiguing der iMeränJr
Uchen Aicecw bearbeitet von Prof. W. Ellen-
berger und Dr. H. Baum. 2. Theil: Kopf
und Hals. Berlin 1894. Paul Parey. Or. 8.
y u. 360 S. mit 67 Textabbildungen. (18 Mk.)
Wie der 1. Theil dieses ausgezeichneten Werkes,
der die Extremitäten umfEtsste (vgl Jahrbb. GCXL.
p. 211), ist auch der 2. Theil, der Kopf und Hals
behandelt, wohl im Wesentlichen aus eigenen
Untersuchungen der Yff. hervorgegangen ; auch in
ihm ist die vergleichende Anatomie, bis auf ver-
einzelte gelegentliche Bemerkungen, unberücksich-
tigt geblieben, wohl aber ist auf Untersuchung und
Operationen Bücksicht genommen. Im 1. Haupt-
abschnitte folgt einer allgemeinen Darstellung der
Fascien, Muskeln, Gefasse und Nerven des Kopfes
die topographische Anatomie der Theile desselben
(Gesichtstheil und Schädeltheil) nach deneinzelnea
Regionen. Der 2. Hauptabschnitt behandelt das
Uebergangsgebiet zwischen Kopf und Hals, der
3. den Hals (im Allgemeinen, seine Knochen und
Gelenke, Wirbelkanal und Halsmark, Fasoien, Mus-
keln, Gefässe, Nerven, Beschreibung der einzelnm
Regionen des Halses). Der 4. Hauptabsohnitt um-
fosst die Uebergangsgegend zwischen Hals und
Rumpf, der 5. die Topographie der einzelnen Hals-
segmente. Auf einer Seitenansicht von Kopf und
Hals des Pferdes (S. 22) ist dieliage und die Rich-
tung der verschiedenen Querschnitte genau be-
zeichnet, die die Topographie der einzelnen Seg-
mente des Kopfes und Hatees illustriren. Im
Gesichtstheile des Kopfes bilden die um&ngreich-
sten Darstellungen die der Nase mit ihren Neben-
organen und Nebenhöhlen, der Mundhühle, des
Auges und des Ohres, doch ohne die Tuba Eustechii,
die beim Uebergangstheile zwischen Hals und Kopf
beschrieben wird im Anschluss an RaohenhShle,
Schlundkopf und Kehlkopf. Sehr umfangreich und
eingehend ist auch die Beschreibung des Gehirnes.
Die, zum Theil in zweifarbigem Druck hergestell-
ten Abbildungen, die wohl bis auf sehr wenige
Ausnahmen Originale nach eigenen Präparaten
der Yff. sind, sind anschaulich und sehr gut atu^
geführt, sehr viele von ihnen stellen Querschnitte
nach gefrorenen Präparaten dar. Auch der Druok
und die übrige Ausstattung sind besonders lobend
hervorzuheben. Der 3. Theil, der den Bompf
behandeln und das umfangreich angelegte und
gediegene Werk abschliessen soU, ist in yo^
bereitung. Walter Berger (Leipzig).
<) Iraasaot oftheAmer.otoLSoo.XXY.p.340. 1892. >) Schweiz. Corr.-Bl. XXIV. 11. p. 347. 189i
Ziegler, Lehrbuch. — Jakob, Alias. — Sraepeltn, Psychologisöhe Arbeiten«
M
3. Xiöhrbiu^ der allgemeinen nndspedellen
psthologisohen Anatomie. II. Band : Spe-
eiethpa0u>logi8che Anatomie; TonPtof. Zieg-
ler. 8. verbesserte und theilweise nen bear-
beitete Auflage. Jena 1895. Qust Fischer.
Or. 8. 1025 S. mit 562 AbbUd. (16 Mk.)
Die neue Auflage des 2. Bandes desZiegler'-
sehen Lehrbuches ist deijenigen des ersten (Jahrbb.
CGXLYL p. 99) rasch gefolgt Im Wesentlichen
ist ihr Charakter derselbe, wie in den früheren
AujBagen geblieben, so dass vir uns auf die
frohere Anzeige (Jahrbb. CCXXXVL p. 85) be-
ziehen können. Die meisten Aenderungen betreffen
die Abschnitte über das Centralnervensystem, in
den übrigen Gapiteln sind die neueren Fortschritte,
namentlich der histologischen Kenntnisse, und
Ewar mit besonderer Berücksichtigung der im
Z i e g 1 e r 'sehen Laboratorium entstandenen Arbei-
ten, eingefügt worden; 100 neue Abbildungen
reihen sich den alten in Klarheit und Naturwahr-
heit der Darstellung ebenbürtig an. unter den
nea&a. Errungenschaften heben wir die Zus&tze
zur Lehre von der infektiösen Splenitis hervor,
speciell die Darstellung der bei einzelnen Infek-
tionen (Diphtherie, Typhus) in der Milz nachweis-
baren spedfischen Herderkrankungen — That-
saolien, die wir aus eigenen Erfahrungen vollauf
bestätigen künnen.
Um ein übermässiges Anschwellen des Textes
SU yenneiden, sind andererseits Kürzungen vor-
genommen, so dass das Buch den früheren Ge-
sammtumfang nicht überschreitet Wir möchten
nicht unterlassen, demgegenüber nochmals darauf
hinzuweisen, dass das Streben Z.'s nach möglich-
ster Kürze uns wegen der allgemeinen Bedeutung,
die das Werk auch für Nichtanfanger immer mehr
gewonnen hat, nicht gerechtfertigt erscheint Ein
solches Riesengebiet, wie die specieUe Pathologie
des gesammten Körpers, verlangt eben naturgemfiss
seinen Baum ; dem Verleger würde eine breitere
Ausführung, namentlich auch im Sinne der Erklä-
rung der einzelnen Vorkommnisse, gewiss keinen
Schaden, den Lesern aber einen sehr erheblichen
Nutzen bringen.
Die Ausstattung des Werkes ist den früheren
Auflagen entsprechend.
B e n e k e (Braunschweig).
4. Atla» des gesunden und kranken Nerven-
Bystema nebet Orundries der Anatomie, Paiho--
logie und Therapie deeeeXben; von Ihr. Chr.
Jakob in Bamberg. München 1895. J.F.Leh-
mann. 8. XXin u. 197 S. mit 78 Tafeln u.
eingedr. Holzschn. (10 Mk.)
Strümpell hat das Werk seines früheren
Schülers, Chr. Jakob, mit einer Vorrede be-
gleitet Er sagt in ihr: „Jeder unbefangene Be-
ortheiler wird, wie ich glaube, gleich mir den
Efindruck gevrinnen, dass die Abbildungen alles
leisten, was man von ihnen erwarten darf. Sie
geben die thatsSchliohen VerUUtnisse in denüicher
und anschaulicher Weise wieder und berücksich-
tigen in grosser Vollständigkeit fast alle die zahl-
reichen und wichtigen Ergebnisse, zu denen das
Studium des Nervensystems in den letzten Jahr-
zehnten geführt hat Dem Studirenden, sowie dem
mit diesem Zweige der medicinischen Wissen-
schaft noch nicht näher vertrauten praktischen
Arzt ist somit die Gelegenheit geboten, sich mit
Hülfe des vorliegenden Atlasses verhältnissmässig
leicht ein klares Bild von dem jetzigen Stand-
punkte der gesammten Neurologie zu machen.''
Diesen lobenden Worten kann man wohl bei-
stimmen; freilich mit der Einschränkung, dass nur
anatomische Abbildungen nicht ein Bild der ge-
sammten Neurologie geben kOnnen, dass vielmehr
der beste Theil der Neurologie sich der anato-
mischen Schilderang gänzlich entzieht
Der Athis enthält 78 Tafeln, von ihnen sind
52 der normalen Anatomie gewidmet Jeder Tafel
steht eine erklärende Tertseite gegenüber. Ausser-
dem folgt dem Atlas ein „Grundrisses in dem das
Nüthigste über Bau, Thätigkeit und Eb*krankungen
des Nervensystems gesagt wird.
Die technische Ausführung scheint uns hOdist
lobenswerth zu sein und es ist erstaunlich, wie
viel für den verhältnissmässig niedrigen Preis ge-
leistet worden ist M 5 b i u s.
5. BiyohologlBohe Arbeiten; herausgegeben
von Prof. E Eraepelin. Leipzig 1895.
W. Engelmann. L 1. III u. 208 S. Gr. 8.
(6Hk.)
E. will die Methoden der experimentellen Psy-
chologie für die Psychiatrie nützbar machen. Der
erste Aufisatz des vorliegenden Heftes („der psy-
chologische Yersuch in der Psychiatrie" von dem
Herausg., S. 1 — 91) enthält den Plan dieses Unter-
nehmens. E. schildert die rasche Entwickelung
der experimentellen Psychologie, die Theilnahm-
losigkeit der Lrrenärzte ihr gegenüber, die Noth-
wendigkeit, die Methoden der Messung den psy-
chiatrischen Zwecken anzupassen. Abgesehen von
Bestimmungen an Kranken, deren Zustand die
Anwendung des Yersudies gestattet, hat E. haupt-
sächlich zwei Au^ben vor sich : „die künstliche
Oeistesst^rung** und die Feststellung „der persön-
lichen Grundeigenschaften". Indem wir den Ein-
wirkungen, die wir als Ursachen exogener Ctoistes-
stOrungen kennen, den Gesunden in gewissem
Grade aussetzen, lernen wir Entstehung und Struk-
tur der Störungen verstehen. Es handelt sich hier
einmal um die Prilfong der Giftwirkungen auf den
seelischen Zustand, ein Gebiet, auf dem E. schon
schOne Erfolge erreicht hat (vgl. Jahrbb. CCXXXYII.
p. 99), und zum anderen um die Prüfung der
gewöhnlichen Schädlichkeiten des Lebens, der
Arbeit, des Schlafmangels, des Hungers u. s. w.
Auch hier kann E. schon auf nützliche Ergebnisse
hinweisen, besonders auf Aschaffenburg's
96
Breuer und Freud. — MolL — Flatau.
Studien fiber die Erschöpfung. Die Erkenntniss
der Orundeigenaohaften oder die Aufiiahme des
seelisGhen Status praesens ist die schwierigere,
aber vielleicht noch wichtigere Aufgabe. Von
ihrer Lösung hängt nach E. das Yerstftndniss der
endogenen Geistesstörungen ab. Erst wenn wir
wissen, welche Typen bestehen und wie die Ent-
artung ihre Elemente verändert, werden wir ver-
stehen, warum das Leben den Einen zur Paranoia,
den Anderen zum intermittirenden Irresein führt
und Aehnliches. Es gilt, durch passende Methoden
eine Reihe von Eigenschaften zu bestimmen, deren
Zahl und Bangordnung man zwar noch nicht ge-
nügend kennt, unter denen aber die Ermüdbarkeit,
die Qewöhnungsfähigkeit, dieAblenkbarkeit voran-
stehen, und sowohl an einzelnen Personen mög-
lichst eingehende, als nachher an Massen möglichst
umfassende Untersuchungen anzustellen.
Seit Jahren arbeitet E. mit vielen Schülern an
der Ausführung seines Planes. Manche Arbeiten
sind schon erschienen. E.fasst nun das Zusammen-
gehörige auch äusserlich zusammen und sammelt
die einzelnen Studien in den Heften der „Psycho-
logischen Arbeiten". Das 1. Heft enthält „Experi-
mentelle Studien zur Individualpsychologie" von
A. Oehrn und „üeber die Beeinflussung ein-
facher psychischer Vorgänge durch körperliche und
geistige Arbeit^' von S. Bettmann.
Jeder Einsichtige muss mit höchster Anerken-
nung und inniger Theilnahme auf E.'8 unermüdliche
Thätigkeit blicken und muss wünschen, dass der
kühne Bau, dessen Plan mit weitaus schauendem
Blicke entworfen ist, gedeihe, dem Bauherrn Freude
und der Psychiatrie Nutzen bringe. Möchten recht
viele der verfügbaren Arbeitskräfte sich E. zu Ge-
bote stellen, denn es sind sehr viele Steine zu-
sammenzufügen. Möbius.
6. Studien über Hysterie; von Dr. Jos.
Breuer und Dr. Sigm. Freud in Wien.
Leipzig u. Wien 1895. Fr. Deüticke. Or. 8.
269 S. (7 ML)
In ,3iohard m.^' fragt die Herzogin von Tork :
„Warum soUt' Unglück reich an Worten sein?'
Elisabeth erwidert: „Gönnt ihnen Baum: was uns
durch sie bewusst, hilft es auch sonst nicht,
lindert's doch die Brust'^ Diese Worte erhalten
einen neuen Sinn durch die Auffassung B.'s und
F.'s von der Entstehung und Heilung hysterischer
Erscheinungen. Ist Unglück reich an Worten, so
erschöpft sich in ihnen der Affekt, fehlt es aber an
ihnen, wird eine peinliche Vorstellung aus dem
Blickfelde des Bewusstseins hinausgedrängt, so
wird der Betrag des Affektes „convertirt'S d. h. in
eine andere Form der Erregung verwandelt und
erscheint nun als hysterisches Symptom, als körper-
licher Schmerz, als Erampf u. s. w. Das Bewusst-
sein vermag die Natur der Conversion nicht zu
erkennen und der nicht erledigte convertirte Affekt
wirkt durch unbegrenzte Zeit Gelingt es, sei es
im somnambulen Zustande, sei es duidi Wach-
suggestion, die Erinnerung an das „Unglück^ vaeh
zu rufen und den Patienten reich an Wodan zu
machen, so dass er durch Aussprechen, Austoben
den Affekt „abreagirt'S so verschwindet das hyste-
rische Symptom, die Brust wird gelindert In
Eürze haben B. und F. schon früher (vgl. Jahrbb.
CCXXXIX. p. 236) ihre Gedanken dargelegt, in
dem vorliegenden Buche führen sie das damals
Angedeutete gründlich aus und theilen die Eran-
kengeschichten mit, durch die sie zu ihrer Er-
kenntniss und zur Anwendung der „kathartischen
Methode*' gekommen sind. Für ein Referat ist
das Buch kaum geeignet, da eine Darlegung des
Einzelnen oder gar ein Bestreiten der Angaben,
bei denen der Bef, von der Meinung B.'s und F.'s
abweicht, zu viel Baum fordern würde. Um so
nachdrüc^cher sei zum Lesen des Originals auf-
gefordert Dieses ist so reich an zutreffenden Be-
merkungen, an neuen und wohl der Mehrzahl nach
richtigen Beziehungen, dass Jeder Gewinn davon
tragen wird. Sicher bedeuten B.'s und F.'s Er-
örterungen einen wichtigen Fortschritt in der Lehre
von der Hysterie, eine Förderung und Vertiefung
ärztlicher Psychologie überhaupt Möbius.
7. Der ^ypnoti8mIl8 ; von Dr. Alb. MolL
3., v^m. Aufl. Berlin 1895. Fisoher's med.
Buchh. Vm u. 380 S. Gr. 8. (6Mk. 50 Pf.)
M.'s Buch, das 1889 zum 1. Male erschien,
hat rasch die 3. Auflage erreicht Es will „eine
Uebersicht über das Wichtigste auf dem ganzen
(Gebiete des Hypnotismus bieten'^ Diese YoU-
ständigkeit, sowie die klare fassliche Darstellmig
haben ihm wohl seinen Erfolg verschafft Be-
merkenswerth ist, dassM. auch die Erscheinungen,
die über den Hypnotismus hinausreichen, die
Femwirkung und ahnliche Phänomene erwfthnt,
obzwar sehr vorsichtig. Die neue Auflage ist zum
Theil umgearbeitet und berücksichtigt alle neueren
Arbeiten. Möbius.
8. Nasen-» Raohen- und Kehlkopfkrankhei-
ten. EmLekrlmeh fürStudirendei$ndÄerxi6;
von Dr. Theodor S. Flatau in Berlin.
Leipzig 1895. Joh. Ambr. BartL YHI u.
432 S. mit 53 Abbild, im Te3ct (8 Mk.)
Als F. das vorliegende Werk zu schreiben an-
fing, gab es noch kein Werk, dasdieErkranknngen
der gesammten oberen Athmungswege in dieser
Weise zusammenfassend behandelte. Inzwischen
ist das vorzügliche Buch von Moritz Schmidt
erschienen, das den Stoff in der gleichen Weise
behandelt und das F. noch mehrfach für seine
Arbeit benutzen konnte. F.'s Buch ist nicht nnr
originell in der Anlage, sondern es enthAlt aadi
Vielerlei, was man in anderen Büchern überhaupt
nicht findet Mit besonderem Interesse hat Ref.
in dieser Beziehung das Capitel 1 : Bildungsfehler
und -Abweichungen, und Capitel 3 : Betheiligung
Penzoldt n. Stintzing, Handbaoh der speciellen Therapio innerer ErankhoiteiL 97
der ersten Atheiawege bei idroten Inf ektibnskniiik-
heiten gelesen. Anzuerkennen ist, dass F. bei
jeder sieh bietenden Gelegenheit vor der leidw
nooh YieUftoh anzutreffenden Vidgesch&ftigkeit,
die sich in Operationen ohne rechte Indikation
tosert, nachdrückliohst ummt Hat somit das
Buch unzweifelhaft grosse Vorzüge, so muss auf
der anderen Seite doch hervorgehoben werden,
dass es wohl gre^sseren Werth fOr Leser haben
dürfte, die mit dem Gebiete sohon etwas yertrant
sind, als für solche, die, wie die meisten praktischen
Aerzte und Studirenden, sich noch gar nicht mit
dem Gebiete beschftftigt haben. Der Neuling wird
sich ans den meisten Büchern mit der alten Ein-
tfaeilung des Stoffes klarere, schärfere Bilder der
einzelnen Krankheiten aneignen, und das ist doch
ifir den An&ng die Hauptsache, als aus dem zur
Besprechung vorliegenden.
Budolf Heymann (Leipzig).
9. Handlradh der speolellen Therapie in-
nerer Krankheiten; herausg^ehen von Dr.
F. Penzoldt in Briangen u. Dr. B. Stin-
tzing in Jena. 6 Bftnde. Gr. 8. Jena 1895.
Gustav Bischer. (Vgl.Jahrbb.CCXLVI.p.lOO.)
Bd. n. Abth. n: Vergiftungen,
Aus dem nunmehr vollständig vorliegenden
ersten Theile des zweiten Bandes ist nooh zu be-
sprechen:
y. Behandlung der Vergiftungen mit Tbier- und
Fauiniesgiften ; Toa Dr. Th. Husemann.
H. bespricht zunfichst die Vergiftung durch
Schlangengift, den Ophidiamua, deren Ursadie und
Batstdiung, Symptome und Behandlung. Er em-
pfiehlt bei Verletzungen an den Gliedern zu aller-
erst die Ligatur anzuwenden, spftter und an anderen
KOrpertheilen sofort die Bissstelle auszudrücken
und auszuwaschen, hierauf am besten mit dem
Olüheisen zu kauterisiren oder flnsoh filtrirte
Chlorkalklfisung in und um die Bisswunde einzo-
Bpritzen; dann die Ligatur zu entfernen. Man giebt
dem Gebissenen zur St&rkung einige GUser Glüh-
wein und befördert die Diaphorese dnroh warme
Decken und Liegen im Bett Sehr wichtig sind
prophylaktiBch, namentlich in den Lftndem, in
denen Thanatophidien hfiufig sind, staatliche ICaass-
iQgeln zu deren Ausrottung und Verminderung.
Praktisch wichtig sind sodann die Vergiftungen
durch Hautfllfigler, Efymmopieriamua, durch Hum-
mehi, Wespen, Hornisse u.a., gegen die Entfernung
des etwa zurückgebliebenen Stachels und Appli-
kation verdünnter Losungen von Liq. Anunon. caust
(1 : 5 — 10) oder Ammon. carbon. empfohlen werden.
Besondere BerücdDsichtigung finden noch Vergif-
tangen durch Ameisen, Skorpione, Spinnen, Tau-
aendfüBse, Medusen und Visohe. Gegen die Vergif*
taugen mit Cantharidin, den Otmßuxridiniemua,
ampfiehlt sich die Anwendung der Magenpumpe
oder eines Brechmittels, milder Pnrgantien und
danach die längere Darreichung von Opium und
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft 1.
reichlich schleimigen Getränken, verboten si^d da-
gegen alle öligen Medicamente. Von besonderer
Wichtigkeit sind die Vergiftungen durch anima*
lische Nahrungsmittel, der Zooiryehotoociemue ; hier-
her gehören jene dundi verdorbenes Fleisch, Fische,
Mieamuschehi , Hühnerei weiss, Milch, Eäse und
Wurst; hier spielt die staatliohe Prophylaxe, obli-
gatorische Fleischbeschau, polizeiliche Ueberwa-
chung des Handels mit Milch und Nahrungsmitteln
die grösste Bdle; gegen die Intoxikation selbst
sind ungesäumte Anwendung der Magenausspülung,
Brechmittel und AbfOhrmittel angezeigt, neben
denen noch die Darreichung verschiedener anti-
septischer Mittel : Salol, Benzonaphthol, Naphthol,
Besorcin, Naphthalin u.a. in Frage kommen könne.
Bd. n. Abth. HL Blut-, Lymph- und
Sioffweehselkrankkeiien,
L Behandhing der StoffwechsdkrcmkbeiUn; von
Dr. E. Pfeiffer und Dr. von Mering.
1 — 4. Bekomdhmg der FeUMhigkeü , Jbf^uxge-
rung, Qieht und einiger anderer 8ioffipeeheelanom&-
ftm (Phosphaturie, Oxalurie, HSmoglobinurie, Xiip-
urie, Ghylurie); von Dr. B. Pfeiffer.
Aus dem reichen Inhalte dieser Arbeit verdient
besonders hervorgehoben zu werden die Behandlung
der Fetileihigkeit und jene der Gicht Eine kritische
Besprechung der Entziehungskuren von B a n t i n g ,
Ebstein und Oertel gehen der Schilderung
der Bäiandlungswttse der FetUeHngkeit j wie sie
von Pfeiffer geübt wird, voraus. Diese beruht
auf einer strengen Begdung der Diät ui^dBeachrftn-
kung des Nahrungsüberschtisses, vor Allem Ver-
minderung der Zufuhr von Kohlehydraten und,
wenn nöthig, Verringerung der Fettzufuhr; unter-
stützt wird die Kur durch Körperbewegung im
Sinne der Oertel'schen Terrainkuren, gute Luft,
Bftder und vielleicht auch Kurorte wie Karlsbad,
Kissingen, Maiienbad u. a. |tbr die Behandlung
der OidU sieht Pf. die besten Erfolge in einer rich-
tigen Begulirung der Diftt, die eine verschiedene
sein muss, je nachdem es sich um einen acuten
Qichtanfall oder die chronische Gicht handelt;
auch für die übrige Behandlung sind diese Stadien
strenge auseinander zu halten. Die Behandlung
der hamsauren Diathese hat hauptsächlich eine
strenge Begelmfissigkeit der gesammten Lebens-
weise des Kranken zu erstreben, wobei besonders
eine Hebung des Gesammtstoffwechsels erzielt
werden muss. Dies erreicht man durch reichliche
Körperbewegung , eine strenge Begeliing der Diät,
Mä^gkeit in jeder Beziehung (Fleisch ist zu ge-
statten, Mehlspeisen sind möglichst zu verbieten,
desgleichen Alkohol) und den Gebrauch alkalischer
Quellen, wie Fbchingen, Wiesbaden, Karlsbad und
Viöhy.
5 und 6. Diabeiea mellitus und insipidua; von
Dr. von Mering.
Eine ausführliche Einleitung über die Quellen
der Zuckerbildung und das Schicksal des Zuckers
im Körper, eine Schilderung der Methoden des
13
&d Penzoldt IL Stintzing, BandbuoL — Pfeiffer, l^tozoea als EnmldicatserTeger.
Zuoiernachweises im Urin und eine Besprechung
der verschiedenen Formen des Diabetes, deae patho-
logischen Anatomie, der Symptomatologie wie des
Wesens der Krankheit gehen der erschöpfenden
Darstellung der Behandlung dieser soweit verbrei-
teten Erkrankung voraus. Hierbei ist, wie ja natOr-
lich, der Hauptwerth auf die Regelung der Diät
gel^ und diese wird in ihren verschiedenen Ab-
stufungen je nach dem Charakter der Krankheit
und der Toleranz des Patienten eingehend bespro-
chen. Besonderes Gewicht legt v. M. daneben auf
gentigende Muskelthätigkeit, Hautpflege und Fem-
haltung psychischer Aufregungen ; eine Kritik der
gebrftuchlichen Medikamente, eine Beilie von Diftt-
vorschriften und eine Tabelle der wichtigsten
Nahrungs- und Ctoussmittel nach ihrem Oehalt
an OesammtnShrstofF und Kohlehydraten schliessen
sich dem an. Die Arbeit ist sicher eine der besten
Monographien über den Diabetes meUUus.
IL BehaiyJBiung der ErJmmkungm des Jäu^
der bkäbereUenden Organe; von Dr. M. Mendel-
sohn, Dr. C. SchOnborn und Dr. M. Litten.
Allgemeiner Theü. Krankenpflege %md cttgememe
Behondbing der Suierhrankungen ; von Dr. M.
Mendelsohn.
M. erörtert im Allgemeinen, wie durch Besse-
rung der Lebensweise, der Ernährung und Pflege
des Kranken Bluterkrankungen verhütet und ge-
heilt werden können. Besserung der materiellen
Yerhfiitnisse des Kranken, Milderung socialer und
gesellschaftlicher Schädigungen, Vermeidung von
üeberanstrengung und üeberarbeitung, reichliche
Bewegung im Freien und zweckmässige Beschäf-
tigung im Hause, richtige Yertheilung von Arbeits^
zeit, Buhe und Schlaf — das sind die wichtigsten
hier in Frage kommenden Dinge. Für den bett-
lägerigen Kranken kommt hinzu noch eine Beihe
von Anforderungen an das Krankenzimmer und die
Krankenpflege; nicht minder wichtig sind die Klei-<
düng, dieBegelung der psychischen und sexuellen
Verhältnisse, wie besonders auch dieNahrungsein-
theilung und Nahrungsaufnahme, die Art und Form
der Speisen und Qetrfinke. Als unterstützende
Kuren sind zu betrachten diätetische und mecha-
nisdie Kuren, Bäder, Abreibungen, Schwimm-
übungen und klimatische Kuren.
AUgemeine ckirurg. Behandlung (BMenixiehung,
In- und Transfusion; von Dr. C. Schönborn.
Seh. schildert die verschiedenen Methoden der
Blutentziehung, durch den Aderlass, durch An-
setzen von Blutegeln, mitHülfe des künstlichen Blut-
egels (nach Heurteloup), durch Schröpfen, und
giebt sodann seinen ihm berechtigt erscheinenden
Standpunkt in der Lehre von der Transfusion und
Infusion kund. Danach ist bei drohendem Verblu-
tungstod unter allen Umständen eine s(rfortige intra-
venöse Salzwasserinfusion von mindestens 1 Liter
vorzunehmen, und, wenn nöthig, nach einigen Stun-
den zu wiederholen. Bei manchen Intoxikationen
(speciell urämischen ZustSnden) ist der Versuch
einer SalzwasserinAision (eventueU mjk voi^
herigem depletorisdien Aderlasse sei es intravenös
oder subcutan) durchaus geboten; weniger aus-
sichtsvoU ist der Versuch der Bluttransfusion defi*
bnnirten Blutes oder die intravenöse Transfusion
des ganzen venösen Blutes bei Chlorosen, duroni-
schen Anämien und Kachexien verschiedener Art
Nicht minder werthvoU und reich an prak-
tischen Winken für den Arzt ist der spedeUe Theü :
Die Bekandhtng der Suterkrankimgen tmd der
hämorrhagischen DiaOiese; von Dr. M. Litten.
Plethora, die verschiedenen Arten der Blut-
armuth, die Bleichsucht, die pemiciöse Anämie und
die Leukämie, Scorbut, EAmophilie und Morbus
maculosus erhalten eine eingehende und erschö-
pfende Darstellung ihres Wesens, der Aetiologie
und Symptomatologie, sowie vorzüglich der The-
rapie. Qoldschmidt (Nürnberg).
10. Die Protozoen als Krankheitserreger;
von Dr. L. Pfeiffer. Naekträge. Jena 1895.
Gustav Fischer. Gr. & Mit 52 Original-
Abbildungen. (2 Mk. 50 Pf.)
In diesen „Nachträgen^' macht uns P f. zunädist
mit einer grossen Anzahl von Blutparasiten (Serum-
sporidien) bekannt, die bei blutkörperchenfreien
niederen Thieien gefunden werden, und giebt eine
sehr werthvolle zoologische üebersicht der Ord-
nungen und Gattungen der Cytosporidien nach
A. Lab b6. Mediciniscfae Bedeutung können diese
Parasiten bei der Aetiologie von Malaria, Variola,
Vaccine und anderen Blutkrankheiten haben. Im
zweiten Nachtrag behandelt Pf. die sicher zu den
Protozoen gehörenden Glugea - (Mikrosporidien-)
Zellschmarotzer, die im Thierreicfae die weiteste
Verbreitung haben und medidnisdie Bedeutung
für das £^ithelialcarcinom im Muskel des Man*
sdien besitzen. Bine weitere Arbeit beschäftigt
sich mit der Aetiologie des Oarcinoms und dessen
Vorkommen als Endemie. Die Zunahme der Car-
Ginom*Sterbliohkeit überhaupt, wie besonders in
denStädten ist statistisch nachgewiesen ; ein ende-
misches Aufiareten des Carcinoma weist Pf. fOr das
Dorf Grossobringen bei Weimar nach , und er ist
überzeugt, dass audi beim Caioinom Zellparasitis-
mus vorliege. Mit einer Berichtigung von Dr. A.
Schuberg: die Podwyssozki'schenCocddien
des Hühnereies betreffend, und sehr interessanten
Beiträgen zur Eenntniss des Varidaparasiten,
seiner biologischen Varietäten, die Stellung von
Ovine, Varicelle, Pemphigus und Herpes zoster zn
den Blattemprocessen, sowieder durch den Variola-
Parasiten und durch seine Varietäten gesetzten
Krankheitserscheinungen (Variola vera, inocolats,
Vaccine) schUesst das Buch, das durch seine werth-
voUen, zahlrdchen. Original-Abbildungen noch be-
sonders anziehend wirkt und dessen eingehendes
Studium Jedem zu empf^en ist, der auf
Gebiete mitzuarbeiten sich berufen fühlt
Goldsohmidt (Nürabeiig>
Eiohhorst Munk. Schäfer. Schlesinger. Schilling. Petersen. v.Noorden. .99
11. Hjmdbuoh der Bpeoiellen Pathologie
und Therapie ; von Prof.Hermann Eioh-
horst 5., umgearbeitete und vermehrte
Auflage. Wien und Leipzig 1896. ürban u.
SchiFarzenberg. Qr. 8. 2 Bde. (24 Mk.)
Von der 5. Auflage sind in diesem Jahre bisher
der 1. Theil : Krankheiten des Cirkuktions- und
Respirations-Apparates und der 2. Theil : Krank-
heiten des Veniauungs-, Harn- und Geschlechts-
apparates erschienen. Die neue Auflage ist gründ-
lich durchgearbeitet Etwas Neues wüssten wir
Über das bekannte und beliebte Handbuch nicht zu
sagen. Dippe.
12. BmUimiig de« geaimdaii und kranken
Monflcihen; Yon Prof. L Hunk und PioL
C. A. Ewald. 3. Auflage. Wien u. Leipzig
1895. Urban u. Sohwarzenberg. Or.8. 591 S.
(16 Mk.).
Wir haben unseren Anzeigen der beiden ersten
Auflagen dieses Buches kaum etwas hinzuzufügen
(Jahrbb. CCXTV. p. 209 u. CCXXXIII. p. 221).
ifwald ist ffir den verstorbenen Uffelmann
eingetreten und hat sich mit bestem Erfolge be-
müht, den 3. Theil: die Ernährung des kranken
Menschen, den neuesten Anschauungen entspre-
chend durchzuarbeiten. Dass der 2. Theil: die Er-
nährung des gesunden Menschen und Massen-Er-
nfthrung, erheblich kürzer zusammengefasst ist, ge-
reicht dem Oanzen gewiss auch nur zum YortheiL
Dippe.
13. Die Xost des Qeaunden und Kranken;
von Dr. Karl Schäfer. Nr. 49 u. 50 der
med. Bibliothek f. prakt Aerzte. Leipzig 1895.
C. G. Naumann.. EL 8. 99 S. (IMk. 50 Pf.)
Nach kurzen allgemeinen Bemerkungen be-
spricht Seh. die Kost der Kinder und derErwach-
Bsnen unter yerschiedenen ümstftnden, bei ver-
nhiedenen Krankheiten, üeberall wird nur das
Wichtigste gestreift; man hat bei dem Durchlesen
des Büchleins den Eindruck , als wenn das Alles
äusserst einlache Dinge wären — leider ist die
Wirklichkeit doch etwas anders. Als Hauptaufgabe
«nes solchen Buches wflrden wir die ansehen, die
Aerzte immer wieder darauf aufmerksam zu machen,
<ia88 die Verordnung einer richtigen Diät gemein-
hin wichtiger ist als das Becepte-Schreiben.
Dippe.
14. Onmdafige der Emähmng des gesun-
den und kranken Menschen ; von Dr. H e r -
mann Schlesinger u. Dr. H. Becker.
Frankfurt a. M. 1895. H. Bechhold. KL 8.
60 8. (1 Mk.)
Das kleine Heft bespricht nach allgemeinen
Betrachtungen über die Ernährung die Kost des
Geeonden, die Krankenkost und die bekanntesten
diätetischen Präparate. SchL und B. nehmen be-
Bonders auf einfachere Yerli<nissellücksicht, ihre
sehr guten Beispiele sind den Beoepten des „Ver-
eins fOr Haushaltungsschulen*' in Frankfurt a. M.
entnommen. Aehnlichen Vereinen kann die Schrifl;
wohl empfohlen werden. D i p p a
15. Bifttotherapie f&r Aerste und Stndirende ;
▼on Dr. Friedrich Schilling. Wies-
baden 1895. J.F.Bergmann. KL 8. 166 S.
(BMk.)
Seh. stellt in geschickter Form Alles das zu-
sammen, was über die Ernährung Kranker bekannt
und erprobt ist Er bespricht die verschiedenen
diätetischen Kuren und geht die wichtigsten Krank-
heiten einzeln der Beihe nach durch. Das kleine
Buch wird Manchem angenehm und ntttzlich sein.
Die ersten allgemeinen Betrachtungen über die
Ernährung Gesunder und Kranker beruhen auf
älteren, theilweise wohl gründlich widerlegten An-
gaben. Dippe.
, 16. Unsere Nahrnngamittel in ihrer Tolks-
virthaohaftlichen und geenndheitliohen.
Bedeutong. MneprakUscheEimähningslehre
für Gesunde und Kranke ; von J. Oscar Pe-
tersen (Justus). Stuttgart 1894. A.Zim-
mer's Verlag. 8. 355 S. (4 Hk.)
F. ist ein beredter Anhanger der „naturge-
mässen'^ Lebensweise. Wir essen und trinken zu
viel und unzweckmässig imd bringen uns damit
mehr oder weniger schnell um. Namentlich neh-
men wir viel zu viel Eiweiss zu uns. Auch für
den arbeitenden Erwachsenen sind 50g Eiweiss
(nicht wie Andere meinen 100 und mehr) für den
Tag vollkommen genügend. Dazu müssen 500 g
Kohlenstoffverbindungen kommen. Dieses Yer-
hftltniss von 1 : 10 hält P. für das einzig richtige.
Das Ideal ist ihm eine Em&hrung nur aus Obst
und Brot; wer dazu nicht Muth genug hat, darf
noch Milch hinzu thun.
Das Buch ist anregend und gut geschrieben
und gehOrt zu jenen, die man gern und mit Vor-
theil liest, weil sie die eigenen Oedanken anregen.
Dippe.
17. Die Zaokerkrankheit und ihre Behand-
lung; von Prof . Dr. Carl von Noorden.
Berlin 1895. Aug. Hirschwald. Qr.S. 212 S.
(5 Mk.)
Wer die Zahl der Monographien über die
Zuckerkrankheit noch um eine neue vermehren
will, hat keine leichte Aufgabe vor sich, da es
schwierig erscheint, über diese so unendlich oft
beschriebene Erkrankung etwas Neues zu sagen.
Es muss aber gleich von vornherein zugestanden
werden, dass die vorliegende Arbeit des durch
seine zahlreichen Arbeiten über den Stoffwechsel
bekannten und zu der Beschreibung dieser Krank-
heit besonders befähigten Yfs. keine überflüssige
ist, dass sie vielmehr unter der grossen Zahl der
denselben Qegenstand behandelnden Bücher trotz
ihrer Kürze einen henrorragenden Platz verdient^
100
Bosenbach, SchimmelerkrankungeiL der Haut
Die Darstelluxig ist knapp, ohne dass etwas
Wesentliches vergessen wäre; vielleicht Utte das
Gapitel über die Gomplikationen etwas ansfOhr-
licher sein können. Das Wichtige ist mit siGherem
Blick hervorgehoben und mit eingehendem Yer-
ständniss behandelt Weitschweifige nnd subjek-
tive theoretische Ergüsse, die vide Arbeiten
über den Diabetes mellitus zu einer so unbeMe-
digenden Lektüre gestalten, weil ihnen die ge-
sicherte wissenschaftliche Ghrundlage fehlt, sind
ganz vermieden; was von fremden und eigenen
Theorien vorgebracht wird, ist objektiv und kri-
tisch dargestellt und gut b^;ründet.
Vf. erklärt die Zuckerkrankheit in hergebrach-
ter Weise als „eine Erkrankung des Menschen, bei
welcher Wochen, Monate oder Jahre hindurch nach
Aufnahme massiger Mengen von Kohlenhydraten
oder in anderen Fällen ohne vorhergehenden Ge*
nuss von Kohlenhydraten Traubenzucker mit dem
Harn ausgeschieden wird'S g^^bt aber selbst zu,
dass diese rein klinische Definition nicht befrie-
digen kann, da sie über das Wesen der Krankheit
nichts aussage, und schlägt daher noch folgende
Erklärung vor: „unter Diabetes mellitus versteht
man eine Krankheit, bei welcher die Fähigkeit des
Organismus, Traubenzucker zu verbrennen, krank-
haft herabgesetzt ist'^ Yf. nimmt aber Anstand,
diese Definition an die Spitze zu stellen, weil der
sichere Beweis dafür noch aussteht, daiss hiermit
das Wesentliche erschöpfend gesagt seL
Es ist natürlich unmöglich, in dem Bahmen
einer Besprechung auf Einzelheiten einzugehen,
doch seien einige wenige Punkte etwas näher
hervorgehoben.
Der Diabetes kommt nach Vf. dadurch zu
Stande, dass die eingeführten oder im Körper neu
entstandenen Kohlenhydrate nicht ihre normale,
d. h. eine verringerte, Verwendung finden. Diese
verringerte Verwendung wird durch folgende Fak-
toren zu Stande gebracht: 1) durch unzweck-
mässige Vertheilung der Kohlenhydrate im Körper ;
durch Verminderung der den Geweben innewoh-
nenden EUhigkeit, das Zuckermolekül anzugreifen
und zu zerstören; 3) durch Verminderung der ein-
zelnen Geweben innewohnenden Fähigkeit, die
Zuckermoleküle zum Fettmolekül zu verdichten.
Von diesen 3 Punkten sei bei der Deutung der
Einzelheiten kein einziger zu entbehren, doch sei
die Tragweite jedes einzelnen fOr den einzelnen
Krankheitsfall unmöglich richtig abzuschätzen.
Die Verwendung der Kohlenhydrate ist, wie
sich aus dem Gesagten ergiebt, nicht nur zu Qzy-
dationzwecken, sondern auch zur Fettbildung be-
schränkt Man kann sich nun vorstellen, dass es
Fälle giebt, in denen die Fettbildung aus Kohlen-
hydrat richtig vollzogen wird und nur die Fähig-
keit der Zuckerverbrennung abgenommen hat
Solche Menschen wären dann zuckerkrank, nur
entleerten sie den Zucker nicht mit dem Harn
nach aussen, sondern er diente zur Bildung von
Fettpolster; an Stelle des durdi Zuckeransschei«
düng charakterisirten Diabetes kirne es zur Fett-
sucht, diese „maskire" den ersteren. Vf. bezeich-
net diese Fettsucht, im Gegensatz zum „lipogenen
Diabetes", als „diabetogene Fettsucht^^ Denuiadi
lassen siöh also folgende 3 Formen der S^rankheit
aufstellen: 1) Verminderung der Zuckerverbren-
nung und der Fettbildung aus Zucker : gewöhnlidier
Diabetes. 2) Verminderung der Zuckerverbren-
nung bei erhaltener Fettbildung: „maskirter Dia-
betes"« 3) Verminderung der Zuckerverbrennung
mit gleichzeitiger massiger Beschränkung der Fett-
bildung : Fettsucht mit hinzutretende* Glykosurie
oder „Diabetes der Fettleibigen".
Vorzüglich ist dasOapitri über die Behandlung
der Zuckerkrankheit Vf. steht hier auf dem Boden
einer reichen klinischen Erfahrung, weshalb er
auch nicht erzählen will, was „man" aües gegen
den Diabetes unternommen hat, sondern welche
Grundsätze Um selbst bei der Behandlung leiten.
Wegen der Einzelheiten sei auf das Original ver-
wiesen. K. G r u b e (Neuenahr).
18. üeber die tieferen rftemden Bchimmel-
orkrankongen der Haut und übte deren
Ursaohe; von F. J. Bosenbach. Wies-
baden 1894. J. F. Bergmann. Gr. 8. 43 S.
mit 1 Tafel in Farbdruck und 5 Tafeln in
Lichtdruck. (4 Mk. 60 Pf.)
B. gelang es, bei einer Anzahl von Sjanken
mit Herpes tonsurans 7 verschiedene Trichophyttm-
pilze in Beincultur zu züchten, und zwar
1) Trichophyton holosericnm album : 2 FBlle,
2) „ fuscom, tardum : 5 FSlld,
3) , planum foBolargum: 2 Fälle,
4) , plioans, fasispomm I
5) 9 nurinaceum album polysporom f • ^ ^^
6) „ candiänm endosponun ^jeuau.
7) „ propellens leptom |
Von dem ersten Pilze wurde die Beincultur in
einer Anzahl von G^erationen fortgezüchtet, dann
auf den Menschen übertragen; es entstand die
tyjHSche Erkrankung und aus ihr wurde der Filz
wieder in Beincultur gezüchtet Auch fOr die
übrigen Pilze kann ein Zweifel über ihre ursäch-
liche Bedeutung nicht bestehen. Die tieferen
eiterigen Erkrankungen können durch dieselben
Pilze, die auch die oberflfichlichen Erkrankungen
erzeugen, hervorgerufen werden, ohne dass andere
Faktoren mitwirken. Im Gewebe den Pilz nach-
zuweisen gelang nicht Weitere Untersuchungen
müssen ergeben, ob und in wie weit sich bei den
tiefen Schimmelerkrankungen der Haut bestimmte
Formen unterscheiden lassen und wie weit solche
vielleicht bestinmiten Pilzen entsprechen. EliniBoh
giebt es zweifellos verschiedene Arten dieser tiefen
Schimmelerkrankungen.
Was die Behandlung anlangt, sosindimfrflben
Stadium der tiefen Erkrankungen und bei den
oberflSchlichen Jodtinktur und rothe Prfidpitat*
salbe wirksam, letztere genügt in nicht zu schweren
Jessner. — Eversbusoh. — Greef. — Bäuerlein.
101
ISlleii im spftteren Stadium allein, doch roft
sie leicht Ekzem herror. Schwerere Formen er-
fordern einen chirurgischen Eingriff, bei dem die
möglichste Schonung, der erkrankten Oberhaut be-
obachtet Verden muss.
Eine vortreffliche Darstellung der Eartoffel-
kultaren der einseinen Pilze, der Luftmycelien,
Sporen und Spindeln liefern die in vorzüglicher
Weise ausgefOhrten Photogramme, die dem auch
im Uefarigen sehr gut ausgestatteten Hefte beige-
geben sind. Wermann (Dresden).
19« Therapentisohe Neuigkeiten auf dem
Gebiete der Hanfkrankheiten und Syphi-
lis; hrüiaohe Besprechung Ton Dr. 3 esBUQT.
Berlin 1894. Fischer's med. Buchhandlung
(EL Kornfeld). KL 8. 133 S. (2 Mk.)
J. giebt als Erweiterung seines Aufsatzes in
der „Berliner Klinik^' (Heft 50) eine eingehende
kritische Besprechung der neueren dermatologi-
sehen Heilmittel mit der Aussicht, solches in regel-
mSssigen Zwischenräumen zu wiederholen. Das
Werkchen wird jedenfalls den Beifall des prak-
tischen Arztes finden, da es alles Wichtige in über-
sichtlicher Weise zusammenstellt und auf seinen
Werth in Bezug auf die Praxis beurtheili Ausser
den neueren Heilmitteln, von denen die Antiluetica
einen wesentlichen Bestandtheil bilden, sind auch
die neueren Anwendungmethoden einer Bespre-
chung unterzogen. Qerade ihnen kommt in der
modernen Behandlung der Hautkrankheiten ein
wichtiger Platz zu, da zumeist ihnen die wesent-
lichen Fortschritte in der Dermatotherapie zu ver-
danken sind. Ein Namen- und Sachregister trfigt
zur Handlichkeit des kleinen Buches bei , das so-
wohl w^en seines Inhaltes als auch der knappen
mid frischen Darstellung halber sehr zum (Gebrauch
in der Praxis zu empfehlen* ist
Wermann (Dresden).
20. 1) Behandlung der bei veiietiflcherHel-
koae und bei SypldUa vorkommefiden
Srkraiikimgen des Sehorgan«; von Prof.
0. Eversbuschin Erlangen. 8ond.-Abdr.
aus dem Handbuch der speciellen Therapie
innerer Krankheiten, p. 189.
2) Behandlung der beiHiarenerkrankongen
vorkonittanden Verafidenrngen dea Seh»
otgaaa. Ebenda p. 366.
In der ersten Abhandlung sind die Erkrankun-
gen der Augenlider in den 3 Stadien der Syphilis,
sowie die Erkrankungen der übrigen Theile des
Auges bis zum Sehnerven, in der zweiten Abhand-
lung die Erkrankungen der Augenlider und des
Augengrundes, der Iris und der Augenmuskeln,
Bowie die ur&nische Amaurose bei Nierenleiden
geschildert Wenn auch die Therapie dabei aus-
f&hrlicher besprochen wird, so ist doch auch das
kUmsche Bild in kurzen Sätzen klar dargestelli Die
reiche Erfiifarung des Y^assers zeigt sich bei der
strengen Auswahl therapeutischer Maassregeln.
Einzelne Yorschlfige, z. B. der wiederholter Yenä-
sektion bei Retinitis und QlaskGrperblutung, mit
denen E. Überraschende Erfolge erzielte, wo alle
anderen Mittel im Stiche Messen , dürften vielen
Aerzten naohahmenswerth sein. Was den Druck
anlangt, so Sßt sofort auf, dass ein grosser Theil,
manchmal fast ganze Seiten, in kleinsten Lettern
gedruckt ist Wenn Minderwichtiges in klein ge-
druckten Anmerkungen wiedergegeben zu werden
pflegt, so gilt das für die beiden vortrefflidien Ab-
handlungen durchaus nicht in diesem Maasse.
Lamhofer (Leipzig).
21. Prot C.Schweigger's Vorlesnngen über
den Gebranoh dea Augenspiegels; von
Dr. B. Qreef in Berlin. Wiesbaden 1895.
J. F. Ba-gmann. 171 S. (3 Mk. 60 Pf.)
Wer ophthalmoskopiren lernen will, kann kaum
eine bessere Anleitung dazu erhalten, als durch
das vortrefüiche Lehrbuch der Ophthalmoskopie.
Die verschiedenen Augenspiegel, die Art ihres Ge-
brauches, die Bestimmung der Refraktion, das Bild
des normalen und krankhaft veränderten Augen-
hintergrundes , Alles ist kurz und klar erläutert
Der Name der Yerlagsbudihandlung macht es
eigentlich überflüssig, zu erwähnen, dass auch
Druck und Ausstattung des Buches vorzüglich sind.
Lamhofer (Leipzig).
22. Meine BrfUmingen über Staar und
Staaroperationen in 26 Jahren; von Dr.
A. Bäuerlein in Würzbuig. Wiesbaden
1894. J.F.Bergmann. Gr. 8. 1468. (4Mk.
60 Pf.)
In ausfOhrlicher, hCchst lehrreicher Weise er«
zählt B. seine Erfahrungen Über Staaroperationen
seit der ersten glücklichen Operation vor 25 Jahren
bis zur 860. in diesem Jahre. Er beschreibt die
Wandlungen, die er in der Zeit vor und nach
Li st er durchgemacht hinsichtlich der Yorbe-
reitungen für die Operation, der Desinfektion,
Nachbehandlung, des Gebrauchs von Instrumenten
u. s. w. Die ganze Zeit über ist er aber seinem
Princip treugeblieben, müglichst Alles selber zu
machen und den Schnitt, der anfangs ganz linear
gemacht wurde , auch jetzt möglichst linear, mit
nur geringer Lappenhöhe auszuführen. B. ist An-
hänger der Grftfe 'sehen Eztraktionmethode mit
Iridektomie. Ausserdem enthalt aber die Arbeit
werthvolle Kapitel über Arteriosklerose als ver-
meintliche Ursache des Staares, über Cataracta
diabetica und nephritica und über Katarakt nach
Ueberanstrengung durch Accommodation. Auf die
kritischen Bemerkungen über künstliche Beifung
des Staares, Narkose, ein- und zweiseitige Opera-
tion , Behandlung der Thränenwege , Iridektomie,
Nachoperation u. s. w. werden whr später noch
ausführlicher zurückkommen.
L a m h 0 fe r {Leipzig).
102
Zenker. — Sohauta. — MfiUerheixn. — StrasBmann.
. 23. Taiuend StaaroperatioiieiL Beriehi aus
der atigmärxUiehen IVcuDis Sr. kgl. Boheü des
Herrn Hßrxog Dr, Oarl m Bayern; von Dr.
Heinr. Zenker, Aflsistenzarzt» Wiesbaden
1895. J. F. Bergmann. 168 S. (6 Hk.)
Die 1000 Operationen worden vom Herzog
Dr. Carl Theodor Tom 3. Juli 1889 bis S.April
1893 in München, Meran und Tegemsee ausge-
führt. Outer Erfolg wurde 952mal, «- 95.2%,
erzielt, mAssiger Erfolg 32mal, »» 3.2^/o, Terloren
gingen 16 Augen, mm 1.6^/o, darunter durch Eite-
rung 9, ■» 0.9%. Z. beschreibt ausffthrlich die
Vorbereitung ziu* Operation, diese selbst und die
Nachbehandlung. Auch hi^ mfissen wir, wie bei
dem Berichte Bau erlein 's bemerken, dass wir
auf die Einzelnheiten des Verfahrens in einer Zu-
sammenstellung über Staaroperationen ausführlich
zurückkommen werden. Die sogenannte einfache
Methode, ebenso wie die Nurkose, wurde nur aus-
nahmeweise angewandt Der ^uptwerth dieser
Verüffentlichung liegt darin, dass alle ZufUle bei
und nach der Operation offen besprochen werden,
dass nicht nur die blendenden Erfolge bekannt ge-
geben werden, sondern in strenger Selbstkritik
nachgeforscht wird, wie weit etwa an einer spit
aufgetretenen Entzündung oder an einer Eiterung
nach der Operation der Arzt selbst Schuld trfigt
Dass auch bei hervorragender Technik und grosser
Erfahrung üble ZufUle sich nicht immer vermeiden
lassen , dass nicht alle Erfolge „gut** sein können,
lehren die vortrefflichen Bemerkungen, die jedem
einzelnen Hundert der Operationen beigegeben
sind. Lamhofer (Leipzig).
24. Lehrbnoh der geaammten OynSkologie.
Eine DarstMung der pkysiohgisehen undpeUko-
hgiechm Funktionen der tceiblichen SeocuaXr
orgame im schwangeren und niehischtoangeren
Zustande; von Dr. Friedrich Schauta.
Leipzigu. Wien 1895. Franz Deuticka Or.8.
l.Lief. 80 S. mit vielen Abbildungen. (2Mk.)
Das gross angelegte Werk, dessen erste, die
Anatomie der weiblichen Sexualorgane behandelnde
Lieferung jetzt erschienen ist, ist auf ca. 12 Liefe-
rungen berechnet ; veranlasst wurde die Herausgabe
mit durch den Umstand, dass seit dem 1881 er-
schienenen Lehrbuohe C. v. Braun 's aus der
Wiener Schule kein Lehrbuch der Oeburtshülfe
oder der Gyn&kologie hervorgegangen ist Seh.
will Qeburtshülfe und Gynäkologie in einem Werke
MMammen abhandeln, „um so aufs Neue zu zeigen,
wie innig der Zusammenhang zwischen den beiden
Disdplin^i ist, von denen ja die eine aus der an-
deren hervoigegangen und von denen keine ohne
die andere existenzfähig ist'^
Das Werk wird in 9 Capiteln die Anatomie der
weiblichen Sexualorgane im nichtschwangeren und
schwangeren Zustande, die Physiologie der weib-
lichen Sexualorgane, die Pathologie der weiblichen
Se^^ualorgane, die Anomalien und Krankheiten des
gesammten EQrpers und seiner Organe in ihren
Wechselbeziehungen zu den normalen und patho-
logischen Funktionen der Genitalorgane, die Ano-
malien und Sjankheiten des Bies, die Anomalien
des knüchemen Beckens, die geburtshülflich-gynä-
kolisdie üntersuchungstechnik , Antisepsis und
Asepsifi, die geburtshülfUche Operationslehze und
sohliesslioh die gynäkologisdie Operationslehze be-
handeln.
Bis zum Spfttherbste des Jahres 1895 soll das
gesammte Werk, dessen Erscheinen man naob der
1. Lieferung mit grossem Interesse entgegensehen
darf, vollendet vorliegen. Bef. wird später auf den
Inhalt eingehen. Die Ausstattung ist vorzüglich.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
25. Die äussere Untenaohimg der Gebären-
den, aus der Universitäts- Frauenklinik in
Strassburg i. R ; von Dr. Bobert Müller-
heim. Berlin 1895. Oscar Coblentz. 8. 86 S.
mit 1 TafeL (2 Mk.)
AuchM. tritt in seiner kleinen Schrift für mög-
lichste Einschränkung der inneren Untersuchung
Gebärender ein, da die blosse Inspektion und die
äussere Palpation schon weitgehende Schlüsse über
den Geburtsverlauf erlauben. IL betrachtet in be-
sonderen Abschnitten die Diagnose der Kindeslage,
der Ch:58sen- und Formverhältnisse des mütter-
lichen Beckens und des Placentasitzes.
Wie schon früher J. Veit (Jahrbb. CCXXXTT.
p. 57) und Andere, stellt auchM. die Forderung auf,
dass erst auf eine bestimmte Indikation hin die
innere Untersuchung gestattet sei. Indikationen
sind vonseiten der Mutter gegeben, wenn bei Erst-
gebärenden der Kopf noch nicht eingetreten ist,
wenn bei Mehrgebärenden trotz stundenlanger
Presswehen der Kopf nicht tiefer tritt, bei abnormem
Becken, bei Cervixdehnung, bei Blutungen und bei
Eklampsie. Von Seiten des Kindes dagegen bei
fehlerhafter Kopfeinstellung, bei unregelmSssig
werdenden Herztünen, bei Nabdsdmurvor&ll, bei
Armvorfall, bei Meconiumabgang bei Sofaädellage
ynd bei vorzeitigem Blas^ispruBg. Mit letzterer
Indikation steht M. in Widerspruch mit J. Veit,
der bei vorzeitigem Blasensprung nur genaue Ueber-
wachung d^ kindlichen HerztOne fordert, eine
innere Untersuchung aber für nicht angezeigt er-
achtet. Ausserdem soll nach M. noch dann inner-
lich untersucht werden, wenn es trot^ sorgflUtiger
äusserer Palpation nicht gelingt, Aufschluss über
die Lage des Kindes und über die Form des Beckens
zu bekommen.
Die Art der Ausführung der zum Theil in den
Text eingedruckten, zum Theil auf besonderer Tafel
beigegebenen Abbildungen lässt Manches zu wün-
schen übrig. Arth. Hoffmann (Darmstadt).
26. Sohemata mr Bintragang des BeHnndes
der äoaseren und inneren gebortahülf-
liohenüntersaohung; von Dr. Paul StrasB-
mann, AflsiatenziM^zt m der gebortsli419* u%
tie 0 1> b 1 d, Geburti^fllfe und Gyn&kologia
i03
gyiikiAog. Ünlv^räitiltapoliklmik der kOnigL
Chaiitö zu Berlin. Berlin 1896. S. Karger.
Gr. 8. (1 Mk. 60 Pf.)
S t r. hat die in seiner kOrzlioh (Jahrbb. CCXL VI.
p. 214) besprochenen „Anleitung zur aseptischen
Geburtshtllfe*' angegebenen und empfohlenen beiden
Sdiemata in Form eines kleinen Heftchens zu-
sammengestellt Schema I stellt den EOrperumriss
dar und dient zur Eintragung der Form, GMsse
u. 8. V. des Uterus, sowie zur Mnzeichnung der
gefOhltenKindestheile und der Herztöne. Schema 11
stellt einen Sagittalschnitt durch das Becken dar
und dient im Wesentlichen zur Eintragung der
Maasse der Conjugatae, sowie zur Bezeichnung des
EopüBtandee im Becken.
Die Ton Str. gegebenen Schemata ermöglichen
auf einfache Weise die Fudrung des geburtshülf-
liohen Befundes. Nicht allein zu Unterrichts-
swecken, sondern auch zur Selbstcontrolle ist ihre
Benutzung zu empfehlen.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
27. GebortshülfenndQyn&kologie. IL Band
der Arbeiten aus der k. Frauenklinik in Dres-
den; von Prof. &. Leopold. Leipzig 1895.
S. HirzeL Gr. 8. YHI u. 391 S. mit 21itho-
graph. Tafehi, 12 Cunrentafeln u. 37 Abbil-
dungen. (24 Mk.)
Der Torliegende Band reiht sich dem kürzlich
erschienenen 1. Bande der Arbeiten aus der k.
Aanenklinik zu Dresden (Jahrbb. CCXL. p. 267)
würdig an und giebt ein rühmliches Zeugniss für
den streng wissenschaftlidien Geist, in dem L.,
gleich seinem Yorgftnger F. y. Winckel, das
reiche Material der Dresdener Frauenklinik nicht
ailein seinen speeiellen Schülern, sondern auch
weiteren Kreisen nutzbringend zu machen ver-
stehl
In 2 emküendm Absehnütm (p. 1 — 28) be-
Bprioht L. zxmfichst die Einrichtungen der k. Frauen-
Üinik, den Unterricht der Hebammenschülerinnen,
den Unterricht der Aerzte und theilt die Dienst-
ordnungen für Gebftrsaal und Wüchnerinnenabthei-
hmg ausführlich mit Die in ihrer Art einzig da-
stehende Dresdener Anstalt hat dadurch, dass sie
den Ton der üniyersitftt kommenden jungen Aerzten
so Torzügliche Gelegenheit zur gründlichen Weiter-
ausbildung in Geburtshülfe und Gynflkologie giebt,
schon viel Segen gestiftet ; denn mit vollem Becht
sagt L., dass die jetzige Ausbildung der Studenten
in den genannten FSchem an den Universitäten
wegen des zu grossen Andranges und des relativ
zn kleinen Materials gftnzlich unzulfinglich ist
L bezeiduiet es geradezu als ein Unrecht, das an
unseren hülfesuchenden Mitmenschen begangen
wird, „dass der junge Arzt von der üniversitftt
sofort in die Privatpraads hinaustreten und Geburts-
kfilfe treiben darf, mit nichts welter ausgerüstet in
diesem Jadie, als mit den an ein paar Geburten
Sssammdten dürftigsten Erfahrungen".
In den weiteren Abschnitten werden einzelne
Gapitel der Geburtshülfe und GynSkologie auf Grund
der in der Dresdener Frauenklinik gemachten
Beobachtungen und Erfahrungen eingehend be-
sprochen.
3) Enffes Becken und spontane Oeburt; von Dr.
W. F r a n k e (p. 29 — 47. In französischer Sprache
abgedruckt: Ann. de Gyn6col. XlilTT. Janv. 1895;
vgl. Jahrbb. CCXLVII. p. 160). Zu diesen Unter-
suchungen wurden 2512 Geburten benutzt, unter
d^en 610 «» 24.8^/0 bei verengtem Becken statt-
fanden. Von den genannten 610 Geburten ver-
liefen spontan 424 — > 69.5Vo; operativ entbunden
wurden 140 Frauen sa 22.95<»/o, wfthrend 46 Ge-
irrten ■* 7.53<^/o nach Anwendung des Eolpeu-
rynters beendigt werden konnten.
Franke kommt zu folgenden Sdüüssen: Die
weitaus meisten engen Becken in Dresden gehüren
der Gruppe des allgemein verengten Beckens an
und letzteres beruht vornehmlich auf Rhachitis.
Bei Erst- und Mehrgebärenden kann selbst bei einer
Verengerung des geraden Durchmessers bis zu 7 cm:
Gonj. Vera die Geburt ohne Hülfe erfolgen. Wenn
der anfEuigs hochstehende Kopf immer tiefer rückt
und schliesslich mit seinem grüssten umfange die
Linea innominata passirt hat, kann man bei nor-
malem Befinden der Mutter und liBgelrechten kind-
lichen Herztönen (abgesehen von den seltenen
Schwierigkeiten im Beckenausgange) ruhig ab-;
warten, ob die Geburt ohne Hülfe beendet wird ;
dasselbe gilt für Mehrgebfirenda Bleibt nach voll-
ständiger Ecüffiiung des Muttermundes diese Ein-
stellung lange aus, so soll man namentlich bei den
stärkeren Ghraden der Yer^gerung, also bei 7 — 8 cm'
Conj. Vera, nicht länger warten, um den für die
Wendung und Extraktion günstigsten Zeitpunkt
nicht etwa zu verpassen; dieser ist gekommen,
wenn der Muttermund vüUig erweitert ist und die
Fruchtblase noch steht oder eben gesprungen ist'
Zum Schutz für die stehende und zum Eksatz für
die gesprungene Fruchtblase wird bis zur vüUigen
Erweiterung des Muttermundes mit Yorthetl der
Eolpeurynter eingelegt Betri^ die Gonj.^vera
mehr als 8 cm, so kann man ruhig dennatürlichen-
Yerlauf abwarten, wenn nur festgestellt wird; dass
sich 'kerne fedsche Einstellung oder andere, das Ab-'
warten des Spontanverlaufes verbietende Gompli-
kationen ausbilden. Eine Gebärende mit engem
Becken soll sich von AnÜEmg an unter geordneter
ärztlicher üeberwachung befinden.
4) Thffrieche Wodienbetteeurven ; von G. Leo-
pold (p. 49 — 71). Gestützt auf Beobachtungen
an mehr als 10000 Wöchnerinnen hat L. 4 1 typische
Temperatur- und Pulscurven aufgestellt; jede ein-
zelne dieser Ourven stellt den Ausdruck einer
grossen Anzahl gleicher oder wenigstens fast gleicher
klinischer Beobachtungen dar. L. betrachtet diese
typischen Wochenbettscurven als einen äusserst
wichtigen und werthvollen Gegenstand des Unter-
richts. Aus der Betrachtung dieser Curven ergiebt
104
Leopold, Oeburtahfllfe und Gjn&kologie.
sich nachL. elneBeihe von Schlüssen, von welchen
Bet die wichtigsten im Nachfolgenden wieder-
geben wilL
Das Wochenbett der ersten 12 Tage ist nur
dann ganz normal, wenn die Temperatur leicht um
den Querstrich von 37.0« spielt (36.5— 37.5«) und
der Puls zwischen 60 und 80 verlAuft Hierbei
kann von Anfang an und dauernd die Temperatur
subnormal (unter 37.0^) und der Puls sehr ruhig
und niedrig sein (60). Das Schienengleis, welohee
hierbei von Puls und Temperatur gezogen wird,
ist ein weitspiuriges. Je weiter auseinander die
Schienen parallel laufen, um so besser die Pro-
gnose. Das Schienengleis kann vom 1. bis 9. Tage
divergirend verlaufen (Temperatur subnormal. Puls
bis 42) ; auch da ist die Prognose sehr gut
L&ift aber das Oleis vom 1. bis 9. Tage con-
vergirend (Temperatur normal oder subnormal. Puls
langsam kletternd von 60 auf 90 oder 100), so ist
die Prognose sehr vorsichtig zu stellen. Auf alle
Störungen im Wochenbett antwortet am frühesten
der Puls, dessen Schwankungen deshalb eine noch
grössere Beachtung verlangen, als diejenigen der
Temperatur. Bei zu frühem Auf setzen im Wochen-
bett erhebt sich sofort der Puls von 60 bis auf 90
und 100 ; die Temperatur kann ruhig bleiben. In
den Fällen von stärkerer Anflmie bewegt sich bei
normaler Temperatur der Puls um 100 oder wenig
darunter; das Curvengleis wird also engspurig.
Tfiglich unruhiger Puls bei normaler Wärme ver-
langt zunächst eine Untersuchung der äusseren
Geschlechtsorgane, die Odematös oder durch Sekret-
verhaltung oder tief einschneidende Nähte leicht
entzündet sein können ; mit Entfernung der Ursache
wird die Curve sofort weitspurig. Faulig zersetzte
Eihautreste in der Uterushöhle verursachen uur
ruhige Erhebung von Puls und Temperatur; sind
die fauligen Hassen durch Scheidenausspülungen
entfernt, so tritt meist schnelle Beruhigung ein.
Die plötzliche spitze Pulspyramide bei normaler
Wärme weist unter allen Umständen auf das Ein-
dringen fremdartiger Elemente in das Blut hin. In
hohem Orade chaiakteristisoh ist in solchen VäUen,
aber namentlich in allen FäUen von Infektion, das
Yorausklettem des Pulses vor der Erhebung der
Temperatur. Von grösster Wichtigkeit ist deshalb
namentlich auch bei den Wochenbetten in der
Privatpraxis die sorgfältigste Aufzeichnung nicht
allein der Temperatur, sondern vor Aliens des Pulses.
Bufen zurückgebliebene und faulig zersetzte Eihaut-
reste hohes Fieber (39.0« und 130 Puls) hervor, so
hilft zum sofortigen AbfiEdl desselben am besten
eine unter allen Cautelen vorgenommene Uterus-
ausspülung mit 2proc. CarboUösung.
Streptokokken bewirken einen plötzlichen Aus-
bruch von schwerem Fieber unter sofortiger Stö-
rung des Allgemeinbefindens. Der Puls ist vorher
unruhig, er eilt der Temperatur voraus, Schüttel-
frost kann fehlen. Das Fieber kann an jedem be-
liebigen Wochenbettstage, selbst erst am 9. Tage
auftreten und ist immer sehr ernst aufzufassen, da
es binnen 48 Std. zum Tode führen kann. Zu
frühes Aufsetzen im Bett oder zu frühes Aufstehen
kann durcdi in Scheide und Collum befindliche
pathogene Keime, die sdion in der Schwangersdiaft
eingedrungen sind, sofort schwerste, ja tödtliche
Erkrankung nach sich ziehen. Ist während der
Entbindung das septische Qift im Körper weit vor-
gedrungen, so ist die sorgfältigste Beinigung wäh-
rend und nach der Entbindung gegen das Oift
meist machtlos und der Körper erliegt, wenn er
nicht genügenden Widerstand besitzt und etwa
therapeutisch zu sehr auf ihn losgestürmt wird,
wohl immer der Vergiftung. Lässt sich ein un-
ruhiger Puls im Wochenbette bei ruhiger Tempe-
ratur nicht recht erklären, so muss die Wöchnerin
auf Thrombose sorgfältig untersucht werden. Seiten-
stechen ist bedenklich; noch schlimmer blutiger
Auswurf. Aufsitzen oder gar Aufstehenlassen ist
dann geradezu ein Verbrechen. Plötzlicher Tod
kann noch nach 3 wöchigem fieberlosen Verlaufe
durch Embolie erfolgen.
5) Thxtmhose, JMngensmboUe und ptötxUeher
Tod; von Dr. Mahler aus Budapest (p. 72—120).
Nach M. liegt der Schwerpunkt der Prophylaxe
der Lungenembolie in der rechtzeitigen Diagnose
der Thrombosa Im Anschlüsse an die Mittheiluiig
von 22 eigenen theils geburtahfllflidien , theils
gynäkologischen Beobachtungen bespricht M. ein-
gehend die Symptome der Thrombose und hebt
besonders die schon im vorigen Absdmitte an-
gedeutete Wichtigkeit der ganz oharakteristischen
Puls- und Temperaturcurve hervor. In einer typi-
schen Thrpmbosencurve geht der Puls bei voll-
kommen normaler Temperatur in die Höha Die
Steigerung dauert an, während sich die Temperatur
in den alten Bahnen bewegt Erscheint Oedem,
wird ein thrombotischer Strang fühlbar oder tieten
Lungensymptome auf, so erreicht die Pulssteige-
rung ihren Höhepunkt und mitunter schnellt zu
gleicher Zeit auch die Temperatur in die Höhe,
Während in den nächsten Tagen aber die Tempe-
ratur abfällt, bleibt der Puls noch tagelang hoch.
Als weitere Symptome erwähnt M. den Kopf-
schmerz, der oft sehr zeitig auftritt, und ausserdem
die bekannten reissenden, ziehenden Schmenea
entlang der Venen der Beine.
Prophylaktisch zur Verhütung der drohenden
Lungenembolie ist am wichtigsten vollkommene
Buhe der Wöchnerin und hierbei am besten hori-
zontale Lage. Zur Bestimmung des Zeitpunktes,
wann eine Frau, bei der die Symptome der Throm-
bose oder capiUären Lungenembolie bereits ab-
gelaufen sind, das Bett verlassen kann, giebt den
einzig richtigen Uaassstab die Beschaffenheit des
Pulses. Das Sinken der Pulszahl zeigt, dass die Cir-
kulationsverhältnisse sich bessern und die Throm-
ben und Emboli resorbirt oder organisirt wecdeiL
6) Zur Lekrs von der Lebensikätighmi unxeiiig
geborener menschlicher HrüdUe ; von Dr. EarUud
Leopold, Qeburtslifilfe und Öy näkologid.
105
ans Lachen bei Si Gallen (p. 121—150). J. stellt
32 FSlle ans der Literatur zusammen und theilt
weiterhin 7 in Dresden beobachtete Fälle mit
Auf Qrond dieses Materials werden die Lebens-
dauer und die verschiedenen Lebenserscheinungen
des Fötus dargelegt; letztere betreffen die Herz-
tfafttigkeit, die Athmung, die Bmfthrung, den Winflnss
von Temperatnryerftnderungen, den Bewegungs-
apparaty die Sensibilität und das Wachsthum.
J. kommt zu folgenden Resultaten: Die frühst-
geborenen Früchte, die am Leben erhalten worden
sind, entstammen der 20. Schwangerschaftswoche.
Herzthätigkeit ist schon in der 3. Woche der embryo-
nalen Entwiokelung beobachtet worden, spontane
Lungenathmung und Herzthätigkeit bei einer Frucht
aus der 18. Woche. Motilität und Sensibilität sind
schon lange vor dem ersten Athemzuge yorfaanden.
Die Yerdauungsthätigkeit kann von der 20. Woche
an in sehr seltenen Fällen im Gange bleiben ; sie
ist jedoch nicht hinreichend, um genügend kräftige
Oxydation und damit Wärmeproduktion zu unter-
halten. Es ist deshalb Wärmezufuhr von aussen eine
der wichtigsten Bedingungen für dasFrühgeborene,
1) Die Diagnose des Phusentaaüxes inder Schwan'
gerschaft und während dar Otbu/ri; von G. Leo*
pold (p. 151—166). L. giebt 2 Tabellen über
die Diagnose des Plaoentasitzes ; die erste umfasst
45 Fälle von conservativem Kaiserschnitt, die zweite
12 Operationen nach Porro. 36mal entsprach
die vorher gestellte Diagnose genau dem Befunde,
2mal dagegen nicht.
Der Verlauf der Tubdn bietet nach L.'s Er-
fahrungen ein sicheres Eriterium für den Sitz der
Plaoenta. Wenn die Tuben auf der Yorderwand
der Gebärmutter hin convergirend verlaufen, sitzt
die Nachgeburt hinten; laufen de aber an den bei-
den Seitenkanten der Gebärmutter, also ziemlich
parallel der Längsachse des Körpers (die Frau un
Liegen gedacht), so sitzt die Plaoenta vom.
8) TJeber Verletzungen der Nabelschmirgeßsse
bei spontaner Oeburi. Tod desKindes; von G.Leo-
pold (p. 167—172). L. theüt folgenden Fall mit
26j8hr. Zweitgebärende. Letzte Regel Mitte Ootober
1884. Wehenbeflina am 22. JoH 1885, Mittags 12 ühr ;
Nachmittags um 3 Uhr BlasenspraDg miter aUmähliohem
AbfluBS des mit Blut vermischten Fmohtwassers. Am
23. Juli, Morgens 4^4 Uhr, waren die seither deatlichen
Herztöne plötzlich verschwunden ; wegen Enge desMatter-
mnndes Irotzdem abwartendes Yerhidten. Bei der letz-
ten Untersuchung gingen ca. 100 g dunklen dickflüssigen
Biateeab. Mitta^4V4Uhr sponttme Geburt eines todten
ausgetragenen Kindes. Die Placenta folgte 1 Std. später
spontan, sie war Ton ringförmiger Gestalt, durch eine
doppelte Eihautbrücke in 2 fast gleich srosse Theile ge-
trennt: Plaoenta bipartita, Insertio velamentosa. Der
GeÜssverlai^ in den Eihfiaten (Abbildung) war ganz
eigenthümlich; bei dem frühzeitigen Einreissen der Ei-
häute wurde zunächst einer der verschiedenen Zweige
der im weiten Bogen yerlaufenden Nabelschnurarterien
mit getröfEan. Später hat sich der Biss über alle Yer-
zweignncea der Nabdschnurarterie fortgesetzt, hat die
Yene mit durchrissen und in Folge dessen hat das Kind
allmählich so viel Blut verloren, bez. so wenig bekom-
men, dasB es vor der Geburt absterben musste.
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 1.
9) Die Dauererfolge der txiginaien Totalexstir"
pation des Uterus wegen Careinoms und die Ver--
hütung der Beddive; von G. Leopold (p. 175 —
227). L. berichtet über 164 hierher gehörige in
der Zeit vom October 1883 bis October 1892 ope-
rirte Kranke; von diesen waren späterhin nicht
mehr za ermitteln 3, bald nach der Operation sind
10 nnd späterhin an anderen ELrankheiten 11 ge-
storben. Von den übrig bleibenden 140 Frauen
starben an Beddiven 50 «- 35.7% ; es lebten noch
Anfang März 1893 90 «-64.8%. Die 50 anBed-
diven Verstorbenen lebten nach der Operation noch
3 Monate bis 5 Jahre 4 Monate, im Durchschnitt
19.7 Monate. Von den 90 nodi Lebenden litten
schon an Becidiven 16, wfthrend 74 noch gesund
waren. Von 104 Operirten lebten noch lAnger als
2 Jahre pcst operat 58 -i- 55.7%, von 84 Iftnger
als 3 Jahre 45 — 53.5<^/o, von 61 länger als 4 Jahre
38 — 62.3%, von 47 Iftnger als 5 Jahre 29 —
61.7%, von 33 Iftnger als 6 Jahre 22 — 66.6%,
von 21 länger als 7 Jahre 16 — 76.1%, von 8
Iftnger als 8 Jahre 6 — 75.0%.
L. hebt hervor, dass das Carcinom nicht etwa
wieder kommt, sondern es ist schon oder noch da;
man hat es unabsichtlich und unbewusst stehen
gelassen. Auch bei kleineren Krebsen kOnnen schon
sehr weitreichende Ausläufer vorhanden sein, deren
Endpunkte unberechenbar sind; selbst bei sehr
weiter ümschneidung ist die Exstirpation deshalb
doch ungenügend. L. legt bei der Totalexstirpar*
tion wegen Krebses den Schwerpunkt auf folgende
drei Punkte : 1) möglichst früh zu operiren, 2) den
Uterus so weit wie irgend möglich entfernt vom
Scheidentheile und von den Seitenkanten aus-
zulösen und 3) vor Beginn der Operation alles car«
cinomatöse Gewebe gründlichst zu entfernen und
während der Operation peinlichst darauf zu achten,
dass Krebsbrei und -Saft weder die Wundfiftchen
überrieseln, noch in sie hineingeschmiert werden.
10) Die operative Behandlung der Uterusmyome
durch vaginale Totaiexsürpation ; von Dr. Berner,
3. Assistenzarzt (p. 228 — 258). Die vaginale Total-
exstirpation ist unbedingt angezeigt: 1) Wenn nach
Erschöpfung aller anderen Mittel der wachsende
Tumor solche Blutungen, Schmerzen, Druckerschei-
nungen oder entzündliche und degenerative Ver-
änderungen darbietet, dass Gesundheit und Leben
bedroht erscheinen, 2) wenn nach genauer Unter-
suchung in der Narkose sich die Eierstöcke als
entzündet und für die Castration zu fest verlöthet
herausstellen, 3) wenn der allgemeine Zustand der
Kranken für eine Laparotomie zu bedenklich ist.
Die durch die vaginale Operation zu entfernenden
Myome dürfen nicht grösser als ein Kindskopf sein.
Bei zu enger Scheide empfiehlt sich ihre tiefe
Spaltung durch einen nach dem Tuber ischii ge-
richteten linkseitigen Längsschnitt
Leopold h< streng darauf, dass unmittelbar
nach Eröüünung der Kapsel und Freilegung des
Myoms zunächst jeder Flüssigkeitserguss auf daa
14
106
Leopold, Geburtahdlfe und Gynäkologie.
SorgfiUtigBte mit Gazetupfern aufgefangen wird
und, wenn etwa sohon der Douglas'sche Baum er-
öffnet sein sollte, die beiden Eapselwftnde mit zwei
Muxeux'Bßheii Zangen so fest an das Scheiden-
gewQlbe herangezogen werden, dass jedes Eindrin-
gen von Flüssigkeit yerbindert wird. Femer wird
eine Yerunreinigung der operirenden Finger o. s. w.
mit Darminhalt als äusserst missUch streng ver-
mieden; die erste der von Leopold Operirten
ist der Eothinf ektion erlegen.
Berner beriditet schliesslich über 48 F&lle;
während auf die ersten 21 Operirten 3 Todesfälle
kommen, sind die nachfolgenden sämmtlich ge-
nesen, so dass 30 Operirte nach einander geh^t
entlassen werden konnten.
11) Ueiber vaginale Totahocsiirpaiion des Uterus
und der Adnexe wegen schwerer chronischer Erkran-
kungen derselben; von G.Leopold (p.259 — 293).
Die Entfernung der chronisch schwer erkrankten
inneren weiblichen Geschlechtsorgane von der
Scheide aus hat L. 37mal vorgenommen ; sämmt-
liche Operirte ausser einer sind genesen. Die erste
am 13. Januar 1886 von L. wegen jahrelang be-
stehender chronischer Entzündungen der gesamm-
ten Beckenorgane ausgeführte vaginale Totalexstir-
pation war eine vollkommen überlegte und ziel-
bewusste; es war dies nach L. auch die erste
Totalexstirpation, die aus diesem Grunde überhaupt
ausgeführt wurde, und mit ihrem guten Ablauf
war die Anzeige zur Inangriffnahme gleicher und
ähnlicher Erkrankungen für künftige Fälle be-
gründet.
Als Yortheile der vaginalen Totalexstirpation
ist Folgendes anzuführen : 1) Die vollständige Ent-
fernung der erkrankten Organe ohne Zurücklassung
des noch entzündeten und weitere Beschwerden
verursachenden Uterus. 2) Die Wundhöhle be-
findet sich an der tiefsten Stelle der Bauchhöhle
und bietet damit von selbst die beste Möglichkeit
der Drainage. 3) Das Operationsfeld kann jeder
Zeit , auch bei Frauen , die nicht geboren haben,
vollkommen zuganglich gemacht werden, selbst
bei Starkeren, bis zur Eindskopfgrösse gediehenen
Anschwellungen der Tuben und Ovarien. 4) Das
Fehlen der Bauchwunde und die Vermeidung eines
späteren Bauchbruches. 5) Die Operation ist bei
Weitem nicht so gefährlich als die Laparotomie.
Zum Schlüsse weist L. einen historischen Ein-
wurf Landau 's (BerL klin. Wchnschr. XXXL 24.
1894) zurück, der P 6 an die Priorität der Indika-
tionstellung zur vaginalen Totalexstirpation des
Uterus und der Adnexe wegen schwerer chronischer
Erkrankungen zugeschrieben hat
12) Zur TbtalexsürpaUan des Uterus mit Ent-
fernung grosser Scheidenlappen ufegen Tbta^nvkq^
des Uterus; von Dr. J. Wolf f aus Kiew (p. 294—
306). Die vaginale Exstirpation des Uterus muss
nach W. als ultimum refugium angesehen werden:
1) wenn die Beschwerden sehr gross sind und andere
Heilmethoden erfolglos waren oder sicher erfolglos
sein werden, 2) bei starker seniler Atrophie der
Schleimhaut oder bei starker Hypertrophie, 3) wenn
der Uterus wegen übermässiger Dehnung seiner
Ligamente jedes Haltes im Becken beraubt ist
und nach Beposition ohne jede Anstreng^ing der
Bauohpresse sofort wieder hervortritt, 4) bei wogen
Schwellung des Uterus oder wegen Beokenverwach-
sungen nicht reponiblem Prolaps, 5) bei CompU*
kation mit Garoinom oder Hyom, selbst wenn das
letztere keine Beschwerden madit, da der Uterus
durch die Geschwulst schwerer und so die Aussicht
auf definitive Heilung durch die üblichen plasti-
schen Operationen noch geringer wird.
Die Operation wurde von Leopold ISmal
ausgeführt ; von den Operirten starben bald nach
der Operation 3. Der Dauererfolg konnte von
14 am Leben gebliebenen Operirten bei 12 fest-
gestellt werden ; alle befinden sich wohl, ohne Be-
schwerden und bei guter Arbeitsfähigkeit.
13) Die Wiederhersteüung des vöUig xerrissenen
Dammes und Afters (Buptura perinei eon^Maf,
I^vktoperineoplasHky dargestelU auf Orund von 105
Operationen; von Q. Leopold und J. Wohle
(p. 307—336). Sämmtlidie 105 Operationen be-
treffen Frauen, bei denen der Sphincter ani und
ein Theil desMastdarmrohres mit eingerissen war;
unter 89 Fällen war der Riss nur 8mal bei spon-
taner Geburt, dagegen llmal bei der Ehctraktion
des nachfolgenden Kopfes und 70mal durch die
Zange entstanden. Praktisch von hohem Literesse
ist, dass also in 79^/o aller Fälle die Zange Ursache
dieser schweren Dammverletzung war; es bestätigt
dies den nur zu wenig bekannten Erfahrungsatz,
dass die Zange die blutigste, d. h. die am meisten ver-
wundende iJler geburtshülflichen Operationen ist
li. u. W. kommen auf Grund ihrer Erfahrungen
zu dem folgenden Ergebniss : „Die Anfriachungs-
methode mit Aussohneidung allen Narbengewebes
schafft in natürlichster Weise die Wundverhältnisse,
wie sie beim frischen Risse entstanden sind. Drm-
seitige Naht nach der Sdieide, dem Darme und
dem Damme zu, namentlich aber die Naht des
Sphincter ani sind nothwendig zur Erzielung guter
Dauererfolge. Nichtresorbirbares Nahtmaterial ist
dem resorbirbaren vorzuziehen. Tiefe, unter der
Wundfläche hindurchgeführte Dammanker, welche
jeden todten Baum ausschalten, geben Sicherheit
für festen Aufbau des Dammes. Gute Vorberei-
tung und peinliche Nachbehandlung sind noth-
wendige Vorbedingungen zur Erzielung glatter Hei-
lung."
14) Ueiber primäres Tubeneardnom ; von Dr.
Pearne (p. 337—350). P. theilt einen neaen
Fall von primärer maligner Erkrankung der Tube
mit Es handelte sich um eine 56jähr. Frau; der
Tumor wurde durch Laparotomie entfernt, glatte
Heilung, nach % Jahl: kein Reddiv. Der Tomor
war 20 cm lang, 8 cm dick, wurstartig geformt und
erwies sich mikroskopisch als Tubencaicinom.
Abel, Mikroskop. Technik u. s. w. — van Moorsei, Farametritis purulenta.
107
F. stellt aus der Literatur 8 Fftlle von prim&rem
Tabencardiioin tabellarisoh zusammen. Die pri-
mftren oaroinomatöeen Affektionen der Tube sind
nach F. entstanden durch maligne Degeneration
früher bestehender gutartiger Papillome.
15) Ueber EnudeaUon txm Myomen aus dem
ichwangeren üterue; von Dr. Lange (p. 361 —
360). L. theilt mnen Fall mit, in dem ein flaust-
grosses Myom, das der TrSgerin erhebliche Be-
schwerden verursachte, im 6. Monate der Schwan-
gerschaft aus der vorderen Uteruswand mit Erfolg
exstirpirt wurde, ohne dass die Schwangerschaft
eine Unterbrechung erlitt
Von den 31 bisher bekannten FUlen entfiallen
23 auf die letzten 10 Jahre und 8 auf das vorher-
g^ende Jahrzehnt In letzteren 8 FUlen ging 5mal
die Fracht und 3mal auch die Mutter zu Grunde.
Günstiger gestaltete sich der Erfolg der im letzten
Jahrzehnt Operirten ; hier ging in 23 Fällen 9mal
die Frucht und 4mal auch die Mutter zu Grunde.
DieOeeichtspimkte, welche die Operation auch
ohne bestehende Indicatiovitalis räthlich erscheinen
lassen, li^;en einmal in der Stärke der Beschwer-
den der Kranken und der dadurch bedingten Stö-
rung des Berufs und des ganzen Befindens, anderer-
seits in den Gefahren, die mit der Geburt selbst
und mit der Leitung der Nachgeburtsperiode bei
Anwesenheit selbst kleinerer GeschwtQste ver-
knüpft sein können.
16) Zur Heüimg von ürekrbaudhdeckenfisteln
und von Haeenscheidenfisteln durch die Sectio äUa;
von Dr. Buschbeck, 2. Assistenzarzt (p. 361 —
376). Für umfangreiche, ungünstig gelegene, mit
ihrer Umgebung unbeweglich verwachsene Maseru
seheidenfisteln bedeutet das Verfahren von Tren-
delenburg (Jahrbb. CCXXVI. p. 42), die Fistel
in Beckenhochlagerung nach Sectio alta von der
Blase ans zur Vereinigung zu bringen, einen grossen
Fortschritt B. theilt 2 EtUle mit
L Fall. Hohe, unbewegliche Blasengebärmutter-
Boheidenfistel mit fistulösem Oanee naoh der Sohamfoge
und cariöser Zerstörung dieser. Seotio aLta. Aussohiu-
tnng dieser Fistel mit Vemähung. Bildung einer neuen,
Ueineren Blase. Genesung.
2, FaU. unbewegliche Oebärmutterblasenscheiden-
fisteL Sectio alta. Anfrisohung durch Spaltung des
inneren Fistelrandes in zwei Wundlappen. Yem^ung
in zwei Etagen. Genesung. Continenz.
Fernerhin berichtet J3. über 2 FSlle von Ureter-
hauehdeekenfietel.
L FaU, Myomectomia eztraperitonaealis. Absohnü-
nmgdes rechten Ureters. Ureterbauchdeckenfistel. Ein-
heilung des centralen Ureterendes in die Blase erfolglos.
Nephrektomie. Genesung.
2. Fall. Myomektomie mit eztraperitonäaler Stiel-
bdumdlung. Ureter-Bauohdeckenfistel. Plastische Ver-
bindung des centralen Ureterendes mit der Harnblase
durch wiederholte Operationen. Genesung.
Im 2. Falle war es also gelungen, durch eine Ver-
einigung des centralen Ureterendes mit der durch Sectio
alta ordneten Blase eine neue Verbindung herzustellen
und die Er. mit Erhaltung der Niere dauernd zu heilen.
17) Kurzer Bericht über 1000 Laparotomien;
Ton 0. Leopold (p. 377—391). L. giebt eine
G^esammtäbersicht über 1000 von ihm ausgeftlhrte
Laparotomien; dabei sind insgesammtlSSOperirte
gestorben. Unter den 1000 Laparotomien 'waren
373 OvariotomiennndParovariotomien, 191 Castra-
tionen, 106 Myotomien, 59 Kaiserschnitte, 55 Extra-
uterinschwangerschaften, 58 maligne ErkiankangMi
des Peritonaeom, 34 Ventrofixationen, 36 Probe-
indsionen, 14 Nabel-, bez.NetzbrQche und 10 Ope-
rationen nach Freund. Von den 133 Todes-
fällen kommen auf Rechnung der Operation nur
65, imd zwar bei den ersten 500 Laparotomien
41 <— 8.2%, bei den letzten 500 Laparotomien
dagegen nur 24 -» 4.8<^/^
Auf Orund seiner eigenen Erüsübürongen stellt
L. zum Schlüsse für Diejenigen, welche Laparo-
tomien vornehmen wollen, „einige goldene Begeln'^
auf, die den Operateur, die Kranke, die Assistenz
und die Desinfektion betreffen.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
28. Die mlkroakoplBdhe Technik und Dia«
gnofltik in der gynikologischen Praida.
F^ Studirende und Aerxte; von Dr. Karl
Abel in Berlin. Berlin 1895. Aug. Hirsch-
wald. Qu 8. Vm u. 108 S. mit 39 AbbUd.
im Text ' (3 Hk.)
Die nükroskopische Diagnostik hat inderOynA-
kologie nachgerade eine so hohe Bedeutung erlangt,
dass ein dieses Thema eingehend behandelndes Werk
unstreitig einem Bedürfoisse entspricht Schon aus
diesem Grunde ist das Erscheinen dieses Waldey er
zugeeigneten Werkes mit Freuden zu begrüssen.
Im 1. Abschnitte bespricht A. die Gewinnung
des Untersuchungmaterials und dessen weitere
technische Behandlung; der 2. Abschnitt behandelt
die eigentliche Diagnostik mit ganz besonderer Be-
rQcksichtigung auch der normalen Verhältnisse.
Es liegt in der Natur der Sache, dass die Be-
sprechung der hier in Betracht kommenden, grossen-
theils noch im Flusse befindlichen Fragen nicht
eine völlig gleichmfissige sein kann; trotzdem wird
das empfehlenswerthe Buch sicher seinen Zweck
erfüllen und nicht allein dem Anfänger ein guter
Leitfaden sein, sondern audi dem Fachgenossen
Anregung zu weiterer Mitarbeit auf diesem prak-
tisch so wichtigen Gebiete geben.
Die Ausstattung des Werkes ist gut; die Aus-
führung iet nicht schematisirten Abbildungen vor-
züglich. Arth. Hoff mann (Darmstadt).
29. Casnistisöhe Beitrige aar Farametritis
pnmlenta; von Dr. Adolphus Carolus
Maria van Moorsei, Officier vanGezond-
heid 2. Beg. Huzaren. Jena 1895. Gustav
Fischer. Gr. 8. 70 S. (2 Mk.)
van M. theüt 9 eigene Beobachtungen von
abscedirender Farametritis mit Das Leiden war
fast stets puerperaler Natur und wurde durch In-
cision und Drainage des Abscesses zur Heilung
gebracht In einem Falle enthielt der Abscess nicht
weniger als 15 Liter ßiter.
108
Lepage. — Flatau. — Eisoh. — Schütz.
Im Ansöhluss hieran bespricht van M. die
Therapie dieser Erankheit ProphylaiktiBch wird
die Bedeatnng der aseptischen Leitung der Geburt
und des Wochenbetts betont Ist trotzdem eine
puerperale Infektion zu Stande gekommen, so em-
pfiehlt van M. die Ton van der Mey angewandte
Therapie: Ulcera puerperalia werden aufgesucht,
mit Sublimatlösung gereinigt und mit reiner Tinct
jodi gepinselt Bei fortdauerndem Fieber wird der
Uterus mit 2^/sproc. CarboUOsung ausgespült und
dann die Uterusmucosa mit Tinct jodi bestrichen,
van der Mey will mit diesem Verfahren in man-
chen Fällen sehr schwerer Infektion überraschende
Resultate erzielt haben.
Ist eine Parametritis aufgetreten, so empfiehlt
van M. zunSchst antiphlogistische Behandlung mit
Eisblase und innerlich Darreichung von AlkohoL
Ist die Exsudation zum Stehen gekommen und das
Fieber verschwunden, so ist die Resorption durch
heisse Yaginaldusohen, Olycerintampons, Priess-
nitz'sche Einwickelungen und eventuell Ichthyol-
glycerintampons anzustreben. Die Behandlung der
in Vereiterung übergegangenen Parametritis be-
steht in der Entleerung und ausreichenden Drainage
des Absoesses. Haben sich im Beckenbindegewebe
zahlreiche kleinere und grössere Eiterhöhlen ent-
wickelt, so kommt nach van H. auch die „Hyster-
ectomie vaginale par morcellement'^ nach P 6 an in
Betracht Arth. Hoffmann (Darmstadt).
30. Fonotionnement de la maiaon d'iooonohe«
menta Baadelooqne, cUnique de Ja famfU
dingte par leprof, Adolphe Pinard; parle
Dr. 0. Lepage. Ann6e 1894. Paris 1895.
0. SteinheiL 4. 100 pp.
Im Berichtsjahre 1894 wurden in der Klinik
Baudeloque 2137 Frauen entbunden, in 44 Fällen
handelte es sich um Aborte. Todesfälle waren im
Ganzen 9 zu verzeichnen ; davon 4 in Folge von
Sepsis, 3 in Folge von Eklampsie, 1 Frau starb
plötzlich vor jedem Eingriff in Folge von Eztra-
uterinschwangerschaft und 1 weitere Frau starb
im 7. Monat der Schwangerschaft in Folge von
Nephritis. Von wesentlichen Operationen wurden
die nachfolgenden ausgefOhrt: 57 Zangenextrak-
tionen, 42 Extraktionen am Beckenende, 3mal Ein-
leitung der künstlichen Frühgeburt, 7 Baseotripsien,
21 Symphyseotomien, 1 Operation nach Porro,
2 Laparotomien und 1 Elytrotomie wegen Extra-
uteringravidität, 15 innere Wendungen, 2 Embryo-
tomien und 34 Plaoentalösungen.
Ueber die am meisten interessirende Operation,
die Symphyseotomie, hat P i n a r d an anderer Stelle
(Jahrbb. CCXLYIL p. 160) ausfOhrlich berichtet,
80 dass hierauf das Referat verwiesen werden kann.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
31. Die Betroflezio uteri und ihre Behand-
lung ; von Dr. S. F 1 a t a u in Nürnberg. Leip-
zig 1805. CG. Naumann. El. 8. 55 S. mit
24 AbbUd. im Text (1 Mk.)
Das vorliegende Heft der „HedicinisdKen Biblio-
thek für praktische Aerzte" giebt einen guten üeber-
bUok über die Behandlung der Betroflexio uteri;
sowohl die Pessarbehandlung, als auch die zur
Heilung der Betroflexio vdgesolilagenen und an-
gewandten Operationen werden eingehend bespro-
chen. Von den vaginalen Methoden zieht FL die
Yaginoflxatio Hackenrodt's, von den abdomi-
nalen dagegen die Yentrofixatio Olshausen's
vor. Er spaltet bei letzterer Operation zur Ver-
meidung von Bauchhemien die Bauchdeoken 1 om
links von der Linea alba durch den Musculus reotus;
bei adhäsiven Betroflexionen macht FL den Uterus
durch Zeireissung der Verwachsungen in Narkose
beweglich und heftet ihn erst am Tage darauf an
die Bauöhwand. Zur Untersuchung hält FL die
Tkttre-JBhmctt'sche Bank für am G^ignetsten.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
32. nie Sterilität des Weibes; von Dr.
E. Heinrich Eisch. 2., wesentlich ver-
mehrte Aufl. Wien u. Leipzig 1895. Urban
u. Schwarzenberg. Gr. 8. VI u. 447 S. mit
59 in den Text gedruckten Holzschnitten.
(8Mk.)
Im Vergleich mit der ersten Auflage, hat die
vorliegende zweite sehr betrSchtlich an Umfang zu-
genommen. Es rührt dies im Wesentlichen daher,
dass das Gapitel von der Sexualempfindung der
Frau, sowie das von der durch den Mann verschul-
deten Sterilität (Impotenz; Azoospermie, gonor-
rhoische Infektion) viel eingehendere BespreohuDg
gefunden hat ; ausserdem wird in der 2. Auflage
auch die ÜE^niltative Sterilität und die „operati?e"
Sterilität ausführlich abgehandelt
Auf Orund reicher eigener Elrfahrung und
gründlicher Literaturstudien hat E. es verstanden,
die so überaus mannigfaltigen, für die Sterilität
des Weibes bedeutungsvollen Momente unter einem
grossen Qesichtspunkte zusammenzufassen, sodass
das Studium des vorliegenden Werkes nicht nur
für den speciellen Fachmann, sondern auch fOr
den praktischen Arzt von Interesse sein wiri
Besonders werthvoll sind die beigefögten, auck
die älteren Veröffentlichungen einschliessenden
Literaturverzeichnisse.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
33. Handbaoh der Massage; von Emil Eleen.
Autorisirte Uebersetzung von Qust. Schütz.
2. vermehrte Auflage. Leipzig 1895. Qwrg
Thieme. Gr. 8. VII u. 332 S. (6 Mk.)
Die Veränderungen der neuen Auflage beziehen
sich nur auf Zusätze, die die Fortschritte der Spedai-
Wissenschaft während der letzten 5 Jahre nOthig
machten. Weit wichtiger als diese Vennehmog
erscheint das, was geblieben ist und was den grossen
Werth des Buches bedingt Frei von jeder Partei-
lichkeit der Specialisten ist es der erßihrene und
vielseitige Arzt, der in ausflihrlicher) aber nidit
Lorenz, Angeborene Httftverrenkung. — Wehmer, Schulgesundheitspflege.
W9
ermQdender Darstellung eine üebersicht über die
Wieeenschaft, Technik und Anwendung der Massage
giebt Die wohlthuende Objektivität, mit der Indi-
kationen und Gontraindikationen einander gegen-
übergestellt werden, kann dazu beitragen, das gegen
die Massage immer noch vielerorts vorhandene Mjss-
trauen zn verringern. YieUeicht vermisst der An-
fltaiger erlftntemde Abbildungen, wie siez. B. Hof fa
in seiner kifrzen Anleitung aufgenommen hat. Dieser
Mangel ist durch die sicher richtige Ansicht ver-
anlasst, dass die Massage überhaupt nicht nur nach
einem Buch zu erlernen ist Dafür ist dem Praktiker
gewiss die Binschiebung von Krankengeschichten
in den Text willkommen.
Das Buch kann jedem aufs WArmste empfohlen
werden, der. sich über den heutigen Stand der
Massagekunst unterrichten und für einzelne Fülle
mner Praxis einen zuverUssigen Bathgeber haben
wilL Yulpius (Heidelberg).
34. Pathologie und Therapie der angebe«
renen Hüftverrenknng ; von A. Lorenz.
Wien u. Leipzig 1895. Urban u. Schwarzen-
berg. 8. Ym u. 420 S. mit 64 Holzschn.
(8Mk.)
Diese Monographie vereinigt und vervollständigt
die bisher vorliegenden Veröffentlichungen von L.
über dieLuxatio coxae congenita. Die von keinem
anderen erreichte Summe eigener praktischer Er-
&hning, die fleissige Verwerthung und die sach-
liche Kritik der Literatur verleihen dem Buch einen
hchea Werth, das durch die anregende Schreib-
weise nicht nur den Specialarzt zu fesseln vermag.
In einer Beihe von Capiteln wird die Fülle des
StofiFes untergebracht. Die paihologiache ÄncUomie
eeßiat durch die zahlreichen Autopsien in vivo, die
L. zur Verfügung stehen, eine beträchtliche Be-
reicherung. Insbesondere fSrderfc das Studium der
Muskulatur die Erkenntniss rationeller Therapiid.
Sorgfältigst und dabei keineswegs ermüdend wird
die Symptomatologie des Leidens gegeben.
Die Besprechung der Diagnose und ühter-
suehung verräth den gewiegten Praktiker, die Dar-
stellung der Äetiologie bekundet das eingehende
kritische Studium der aufgestellten Theorien. L.
nimmt neben originärer Bildungshemmung das
relativ häufige Vorkommen von Fällen an, in denen
mechanische Einflüsse zur Subluxation, Belastung
oder Muskelwirkung später zur völligen Luxation
führen.
Besonders interessant, weil durchaus neu, ist
die Beschreibung der operatwen Behandkmg, ins-
besondere nachL.'s eigener Methode, die sich durch
absolute Muskelschonung auszeichnet und durch
allmähliche manuelle oder maschinelle (Extension-
Bchraube) Muskeldehnung der künstlich ausgeho-
benen Pfanne den luxirtenEopf gegenüberzustellen
sucht Aus den 100 beigegebenen Kranken-
geschichten und den rückhaltlos berichteten guten
und schlechten Erfahrungen gewinnt L. Aufschluss
über IndikationsteUfmg (Alter von 4 — 8 Jahren das
geeignetste) und Endresultat, dessen Güte zum
grossen Tbeil von der ausdauernden Naehbehand'
htng abhängig ist Die Mortalität beträgt 0<>/o, Anky-
losenbUdung trat 3mal, Eiterung Imal ein. Beluxa-
tion nach hinten wurde 3mal, nach vorne 12mal
beobachtet
Besonders hervorzuheben ist, dass L. trotz
dieser Erfolge den Werth der mechanischen Behandr
Jung nicht unterschätzt, vielmehr ausführlichst die
verschiedenen imblutigen Methoden erOrtert und
eigene Bemühungen in dieser Richtung in Aussicht
stellt Dass er diesen Vorsatz ausgeführt, beweist
seine jüngste Mittheilung im Centr.-BL f. Gfadr. XXII.
33.1 895. V u 1 p i u s (Heidelberg).
35. Gnmdriss der Schnlgesandheitapflege
unter Zugnmdelegung der für Preasaen
gültigen Bestimmungen; vonBeg.- u.Med.-
Bath Dr. R Wehmer zu Coblenz. Berlin
1895. R. Schötz. ör. 8. Vm u. 159 S.
(3Mk.)
Von den zahlreichen, dieSchulhygieine behan-
delnden Lehrbüchern und Grundrissen unterschei-
det sich die Wehmer 'sehe Schrift vor Allem
dadurch , dass ihre Grundlage und ihr Gerüst die
für Preussen maassgebenden gesetzlichen und recht-
lichen , ihrem Wortlaut nach angeführten Bestim-
mungen bilden. Ihnen sind von W. Zusätze ange-
fügt, die von der k. wissenschaftlichen Deputation
für das Medicinalwesen gut geheissen wurden.
Liefert das Buch dadurch den Beweis , wie man in
den leitenden Kreisen aufs Eifrigste bestrebt ist,
die neueren Forschungsergebnisse der Hjgieine
auch für die Schule zu verwerthen, so giebt der
übrige Inhalt in klaren Sätzen Aufschluss über alle
in Betracht kommenden Fragen. Der erste Theü
behandelt ^^ Sckulhafus und dessen J^'nrM^t4n^en.
Nach allgemeinen Gesichtspunkten für Baustelle
und Bauplan bespricht W. Baumaterialien und
Herstellung des Schulhauses , ferner die baulichen
Einrichtungen der Söhulzimmer, wobei ländliche
und städtische Schulen unterschieden werden , da
ja an die letzteren besonders bezüglich der Heizung,
Lüftung und künstlichen Beleuchtung grössere
Anforderungen gestellt werden. Die fürSubsellien
wichtigen Grundsätze werden eingehend erörtert.
Es folgen dann Regeln über Beinigung der Schul-
zimmer, ein Anhang über Arbeitszimmer in Alum-
naten, schliesslich werden die Verkehrsräume und
Lehrerwohnungen noch berücksichtigt. Von den
Nebenanlagen finden Abtrittsgebäude , Turnhallen,
Wirthschaftsanlagen, Wasserversorgung und Bade-
einrichtung besondere Besprechung. Der xioeHe
TheU giebt Anleitung für die gesundheitsgemässe
EHheihmg des Schulunterrichts. Von den zahl-
reichen Capiteln, die diesen Theil bilden, seien
besonders hervorgehoben die über die E[leidung
der Schüler , über den ünterrichtsplan , über die
Leibesübungen, über Lese-, Schreib- und Zeichen«
110
Burgerstein u. Netolitzky, Handbacb der Schulhygiene.
Unterricht , über die hAasliohen Arbeiten und die
Ueberbürdung, über private Nebenbeschäftigung,
über Sohulstrafen und über Dispensation. Der
drüte Theü behandelt die Oesundheüstörungm der
Schüler, und zwar bespricht W. zunächst diejenigen
Krankheiten) die durch Schädlichkeiten der Schule
und ihrer Einrichtungen hervorgerufen werden,
femer die ansteckenden Krankheiten, die durch
die Schule leicht verbreitet werden, und endlich die
plötzlichen Unglücksfälle der SchtUer und die erste
Hülfdeistung bei ihnen.
Da das vorliegende Buch die Lehren derSchul-
hygieine in weitere Kreise tragen will, so ist es
allgemein verständlich gehalten und vermeidet
noch ungelöste wissenschaftliche Fragen.
Die Beichhaltigkeit des gebotenen Stoffes, die
Zusammenstellung der gesetzlichen Bestimmungen,
vor Allem aber die praktischen Batschläge, dieW.
ertheilt, werden das Buch Jedem, dem die Schul-
gesundheitspflege am Herzen liegt, werthvoll
machen , besonders auch dem Aerzte , der ja oft
genug zu Schule und Schülern in Beziehung tritt
Fioker (Breslau).
36. Handbnoh der Sohulhygiene; bearbeitet
von Dr. Leo Burger stein, Oberrealschul-
Prof. in Wien und Dr. Aug. Netolitzky,
k. k. Ssterr. Yice-Sekretär im Minist, d. Innern
in Wien. [16. Lief, von Th.Weyrs Handb.
d. Hygiene.] Jena 1895. Qust. Fischer. 4.
429 S. mit 154 AbbUd. im Text (10 ML
50 Pf., im Abonn. 8 Mk.)
Wie an dem bekannten trefiOichen Werke von
Eulenberg u. Bach, das wesentlich daspreus-
sische Schulwesen zum Ausgangspunkte nahm,
haben an diesem in erster Linie auf Oeeterreich sich
beziehenden, aber auch die YerhSltnisse zahlreicher
anderer Länder berücksichtigenden verdienstvollen
Werke Schulmann und Arzt gemeinsam gearbeitet
Burgerstein hat die Hygieine des Schulbaues
und Schulunterrichtes, Netolitzky die körper-
liche Erziehung der Schuljugend, die Beziehungen
bestimmter Krankheiten zur Schule und den arzt-
lichen Dienst in der Schule behandelt Jedem
Capitel ist ein Literaturverzeichniss beigefügt Die
vortreffUchen Holzschnitte sind mit einer Ausnahme
neu, zum Theil nach anderen angefertigt und ab-
sichtlich möglichst klein gehalten, um den Baum
für die Darstellung nicht zu sehr zu verkleinem.
Auf eine Darstellung der Geschichte der Schul-
hygieine, wie solche sich z. B. bei Eulenberg
und Bach findet, wurde verzichtet, die ganze
Arbeit möglichst allgemeinverständlich und für den
praktischen Gebrauch eingerichtet
Aus der Darstellung der Hygieine des Schul-
baues, die in der üblichen Weise disponirtist, seien
die durch Abbildungen erläuterten Beeinflussun-
gen der Schulzimmer durch die Sonnenstrahlen
hervorgehoben. Hiemach geben die Vff. den süd-
lichen und östlichen Lagen den Vorzug. Beson-
derer Werth wird auf das Füllmaterial der Zwiadien-
decken gelegt. Recht eingehend werden die Grund-
risse kleinerer Schulhäuser in NorddeutscUand,
Belgien, Frankreich, England u. s. w. geschildert
Aus dem Abschnitte über Sehulbänkß seien die
durch eine Tabelle näher erläuterten Ergebnisse
über die 1888 vom Wiener Qemeinderaths-Präsi-
dium veranlasste Schulbank -Expertise angeführt
Zahlreiche Schulbänke sind abgebildet, zum Theil
mit Bchematisch eingezeichneten unbekleideten
Körpern, an denen die Stellung des Hüftgelenks
zur Wirbelsäule besonders deutlich gemacht wird.
Dankenswerth sind die Abbildungen moderner
Wandtafeln, bei denen eine Lageveränderung er-
möglicht wird.
Bei der OtiAekuchiung werden die gewöhn-
lichen Loch- und Schnittbrenner verworfen, dagegen
das ^tier^sche Glühlicht und dieBegenerativbrenner
empfohlen. Für Beleuchtung mit Petroleumlampen,
wie solche an kleinen Orten gel^entlich nicht zu
vermeiden sein dürfte, werden wichtige Oebrauchs-
regeln gegeben.
Eingehend sind VenHkUion und Heboung be-
handelt Bei der Lokalheizung wird abgesehen von
den Mddinger-QeSssi und anderen FüUöfen besonders
der neuen Gasöfen gedacht Unter den Central-
heizungen wird als beste Heizart die Warmwa8se^
Niederdrackheizung mit freistehenden, wenig Was-
ser enthaltenden Säulenöfen und ununterbrochenem
Betriebe bezeichnet Die Dunstluftheizung sei aber
da vorzuziehen, wo man das materielle OpCar des
continuirlichen Betriebes nicht bringen wolle, zumal
die Anlagekosten geringer seien.
Für das Ablegen der Oberkkider werden überall
Yorrichtungen oMsserhalb der Schulzimmer ge-
wünscht, auch die Zweckmässigkeit des Vorhanden-
seins besonderer Waschräume wird betont Von
Sdhulbädem sind verschiedene Einrichtungen mit
ihren Grundrissen beschrieben.
Ein recht kurzer Theil befasst sich mit den
Iniematen, wie sie besonders in England und Frank-
reich, in Deutschland nur vereinzelt bestehen; von
Wichtigkeit sind, abgesehen von besonderen Er-
holungs- und Krankenräumen, besonders die Schlaf-
säle. Auch auf Tagesordnung und Yerpfiegong
wird eingegangen.
Aus dem driäen Theile, Hygieine des üfUer'
richts undHygieineunUrnchi, sei u. A« ein Abschnitt
über den Stundenplan und seine Beeinflussung
durch Einführung der mitteleuropäischen Zeit,
femer einer über die Pausen und die Frage einer
längeren Mittagspause hervorgehoben. Im Ganzen
wird, wo die Hauptmahlzeit am Spätnachmittage
eingenommen wird, ein ungetheilter Unterricht
mehr empfohlen.
üeberaus eingehend wird von den verschieden-
sten Gesichtspunkten aus die Frage der Steil- und
Schrägschrift behandelt und schliesslich zu Gunsten
der ersteren, wenigstens für die untersten Klassen,
entschieden. Yon den DmcksQhriften wird die
Bau- und WolmungslLygieiie.
111
Lateinsduift mehr als die Frakturschrift im Druck
irie in der Schrift empfohlen. Nicht recht erfind-
lich erscheint es, weshalb der Handfertigkeits-
untenicht unter dem wenigstens im Deutschen
Beiche fast unbekannten dfinischen Ausdrucke
,^öjd" abgehandelt wurde. Auch lifitte wohl der
sehr yerdienstvoUen , besonders durch Prof. W.
Qoetz hervorgerufenen mustergültigen Einrich-
tungen in Leipzig gedacht werden können.
Alis dem Abschnitte über Strafen sei hervor-
gehoben, wie körperliche Strafen nur für besonders
rohe Kniaben, z. B. bei frecher Widersetzlichkeit,
zugelassen werden soUen.
Mit grosser Mässigung sind die Forderungen
bezüglich eines Hygieineunterrichtes gestellt: Un-
terricht in der Schtdhjgiehie für die Lehramts-
candidaten der Mittelschulen (Qymnasieni Beal-
Bdiulen u. s. w.), alle 2 — 3 Jahre Vorlesungen
der Universitätsdocenten über allgemeine Hygieine
f^ Stodirende aller Fakultäten (Referent möchte
Mer an ein vor zwei Jahrzehnten vielbesuchtes
und beliebtes Golleg seines verewigten Lehrers
C. Beclam in Leipzig erinnern); dagegen wird
ein obligatorischer Hygieineunterricht für die
Mittelschüler (Gymnasiasten) als nicht erforderlich
bezeichnet
Der vierte (wie die folgenden) von Netolitzky
bearbeitete Theil „Die körperUche Erziehung der
Sekuljugend'% giel^ einen kurzen üeberblick über
die historische Bntwickelung des Turnens, geht
aber auch kurz auf die modernen Schulspiele,
Wandern, Eislaufen u. dgl. ein. Sehr wahr sagt
dabei N.: „Der Jugend sollte das Turnen nicht
verkümmert werden durch Pedanterie und nicht
erschwert durch die vielen Gomplikationen und
Commandos , welche ein um so grösseres Missbe-
hagen an den Turnübungen erzeugen , wenn der
lebhafte gesunde Schüler inHeih und Glied warten
muss, bis 20 — 30 Vordermänner die trockne
üebung gemacht haben.^'
Der jfunfte Theil behandelt in einer durch-
weg die neuesten Forschungen berücksichtigenden
Weise die Erankheüen und Krankheüxusiände in
ihren Bexiiehungen zur Schule. Hierbei sind in
dankenswerther Weise die G^esetzgebungen der
wichtigstai£ulturstaaten benutzt, so dass ein sehr
vielseitiges Bild gerade über diese wichtige Ange-
legenheit und ihre praktischen Folgerungen, z. B.
in Ausführung der Desinfektionen, Ausschliessung
der ansteckenden Kranken und ihrer gesunden
Gesohvrister vom Schulbesuche gegeben wird. Das
Kapitel über Pocken bringt in beredten Zahlen-
Übersichten den Beweis für die segensreichen Fol-
gen der Impfung und Wiederimpfung.
Aus der an die Infektionskrankheiten ange-
schlossenen Schilderung der Schulkrankheiten im
engeren Sinne sei als bedeutungsvoll die Frage
von der üeberbürdung hervorgehoben. Mit Recht
wird dabei die Einschiebung von sachgemäeeen
Turnstunden zwischen wissenschaftliche Stunden
empfohlen und der unsinnige Musikunterticht (zu
Hause) für unmusikalische, „eine Qual für die
Mitmenschen'S ebenso an den Pranger gestellt, wie
zeitvergeudendes Strafnachsitzen und geisttödtende
Strafarbeiten.
Der Scfdusstheü des Werkes betrifft den ärxi-
liehen Dienst in der Schule, gegen den neben päda-
gogischen und finanziellen Gründen besonders Be-
denken hinsichtlich der Autonomie der Gemeinden
geltend gemacht wurden. Der Kampf um die ärzt-
liche Schulaufsicht , besonders in Berlin , Breslau
und Norwegen wird näher geschildert Als ihren
Zweck bezeichnet Netolitzky, Sorge zu tragen,
dass für die Jugend aus der Schule keine Schädi-
gungen erwachsen und sie an Körper und Geist
gleichmässig gedeihe. Die Aufsicht soll durch
einen unabhängig und dauernd angestellten Arzt
ausgeübt werden, wozu in erster Linie die Amts-
ärzte geeignet seien. Nach Schilderung der that-
säohlichen Verhältnisse in 13 verschiedenen Staaten
werden die Aufgaben des Schularztes , zu denen
auch die Ertheilung des Unterrichtes in der Hy-
gieine gehören würde, näher geschildert
In üblicher Weise ist dem empfehlenswerthen
Buche ein alphabetisches Sachregister beigefügt.
R Wehmer (Coblenz).
ST.Baa-nndWohnangshygiene. Allgemeiner
TheU; bearbeitet von Dr. H. Albrecht, Dr.
M. Kallmann, Prof. F. Hüppe, Chr.
Nussbaum, Dr. A. Oldendorff, K
Bosenboom, Dr. Stubben, Prof. L.
Weber, Dr. A. Wernich. [14. Lief, von
Th. Weyl's Handb. d. Hygiene.] Jena 1895.
Gust Fischer. 4. 138 S. mit 37 Abbild«
(4 Mk. 50 Pf., im Abonn. 3 Mk. 60 Pf.)
In der vorliegenden 1. Lieferung der Bau-
hygieine hat San.-Rath Dr. A. Oldendorff in
Berlin zunächst den Einflues der Wohnung auf die
Oeeundheü auf Grund statistischer Unterlagen über
Sterblichkeit in Städten, auf dem Lande und in
besonders gedrängt bewohnten Stadttheilen erörtert
Dr. H. Alb recht in Gross-Lichterfelde ver-
fasste das Capitel „Wohnungeetatieiik und Woh»
nungsenquetef' , bespricht zunächst die Methoden
der Erhebung unter Anführung entsprechender
Zählarten und hierauf die Ergebnisse bereits vor-
liegender Zählungen, Behausungziffer, Wohnungs-
dichtigkeit u. s. w. Hieraus folgert er die auch von
Socialpolitikem anerkannte Thatsache, dass für
die gering bemittelten Klassen (Arbeiter, kleinere
Handwerke, kleine Beamten, einige Theile des
Mittelstandes) eine Wohnungsnoth besteht, die an
einzelnen Orten dringender Abhülfe bedarf.
Prof. L. Weber in Kiel behandelt diejBsfeucft-
tung vom physikalischen Standpunkte : Nach Be-
sprechung des Wesens des Lichtes, seiner Wirkung
auf Gesundheit, seiner zerstörenden Kraft für ge-
wisse Bakterien und der Lichtforderung der Hygieine
behandelt er in eingehender Weise die verschie-
112 Dreyfus, Epidemiologisclie fieobaohtangen. — 6oZ| Söcialismas a. fievölkerongafrage.
denea Methoden der Lichtmessung unter AnfQh-
rung entsprechender Formehi, Beibringung von
ziffermftsdgen Yersuchsergebnissen n. dgL Ein
2. Abschnitt befiasst sich mit Sonnen- und Tages-
licht, seiner EinfQhrang in die Häuser (Baam-
winkel, Fensterlage und -Grösse, Vorhänge) und
mit den im Interesse der Schule vorgenommenen
Messungen von H. L. C o h n. Die hierauf folgende
Besprechung der künstlichen Beleuchtung berück-
sichtigt zunächst die hygieinischen Anforderungen
an künstliche Lichterzeugung und erörtert hierauf
unter näherer Anführung der betreffenden Yer-
suchsergebnisse die Yerbrennungsprocesse, welche
bei der künstlichen Beleuchtung mitwirken, sodann
das elektrische licht, die Ausbreitung des Lichtes
der künstlichen Lichtquellen, Lampenglooken und
bringt schliesslich eine interessante Yergleichung
der verschiedenen künstlichen Beleuchtungsarten
mit ihren Yorzügen und Nachtheilen.
Der letzte Theil dieser Lieferung „Die Qas"
beleuehhmg^' ist vom Ingenieur K Bosenboom
in Eiel bearbeitet Einleitend weist Dieser darauf
hin, dass das in Amerika viel verbreitete billige
Wassergas deshalb in Europa nicht verbreitet
wurde, weil die hierbei erforderlichen Earburirungs-
mittel, Petroleum, Gasolin u. dgL erst über See
eingeführt werden müssen, daher zu theu^r seien.
Hierauf werden die Fabrikation des Steinkohlen-
gases mit ihren Gefahren beschrieben, weiter die
Gasrohrleitungen, ihre Gefahren und Gasverluste
durch Undichtigkeit und alsdann werden die ver-
schiedenen Gaslampen, besonders die Regenerativ-
lampen, auch ihre Benutzung zur Yentilation ge-
schildert und endlich wird der optische Wirkimgs-
grad von Oellampen, Petroleum, Kerzen, Gas- und
elektrischem Licht verglichen.
Ein Anhang befasst sich mit der Yerwendung
des Stemkohkngases ais Hmmütel, einschliesslich
der Bade- und Eoch-Gasöfen und Abbildung ver-
schiedener Ofenformen, ferner mit den Apparaten
zur Gewinnung keim&eien Wassers und mit Gas-
kraftmaschinen.
Literaturverzeichnisse sind den einzelnen Arbei-
ten, ein gemeinsames alphabetisches Register der
Lieiferung am Schlüsse beigegeben.
R. Wehmer (Coblenz).
38. EpidemiolQgisohe Beobaohtmigen aas
München für den Zeitraum 1888 — 1882 ;
von Dr. M. D r e 7 f u s. München 1895. J. F.
Lehmann. 28 S. (1 Mk.)
Das statistische Material beruht auf den wöchent-
lichen Anzeigen, die von fast sAmmtlichen Mün-
chener Aerzten erstattet werden.
Die Erkrankungs- und TodesfiQle an Miuam in
der Beriohtszeit vertheilen sich folgendermaasaen:
erkrankt gestorben ^l^
0— 1 Jahr 1162 269 23.15
5—10
über 10
8002
6890
1060
363
38
3
4.54
0.55
0.28
17114 673 3.93
Es traten 4 Epidemien auf, deren Höhepunkte
12 — 15 Monate auseinanderlagen, ihre mittlere
Dauer betrug l^j^ Monate. Die meisten EUle
fielen auf Winter und Frühling, die wenigsten auf
den Herbst
Für den Eeuchhustm ergaben sich:
erkrankt gestorben ^^«'/^
0— 1 Jahr 1211
1— 5 , 3976
, 1913
211
243
201
8
?
20.07
5.06
0.42
5-10 ,
über 10 ,
7311 453 6.19
Winter und Frühling lieferten die meisten FUla
An Diphiherie und Or(mp waren
erl«ackt gestorben ««torbe«
0— 1 Jahr 230 166 72.17
1— 5
5—10
10—20
über 20
3910
4191
2477
2477
1050
384
371
15 {
26.85
9.16
1.09
13285 1652 12.44
Die Diphtherie hat gegen früher bedeutend zu-
genommen, Beginn und Hübe der Epidemie Man
auf die kälteren, ihr Ende fäUt auf die wärmeren
Monate.
An Scharlach waren
erkrankt gestorben ^^^5r
0— 1 Jahr 65 24 38.46
1— 5 „ 1680 273 61.63
5—10 „ 1835 121 27.31
über 10 „ 1165 25 2.23
4745 443 9.34
Die Curven der Epidemien hatten im Vergleich
zu den Masemcurven ein langsameres Ansteigen}
schwankenden Gkmg und allmfthliches AbfaUen.
Von den Todesßllen bei Kindern von 1 — 10 Jahren
kamen auf die besprochenen Krankheiten im Durch-
schnitt ca. 40*/o. Woltemas (Diepholz).
39. Sodalismiui ondBevölkenixigafrage; von
HaroldGox. Berlin u. Neuwied. KHeuser.
Gr. 8., 15 S. (50 Pf.)
In seinem in London gehaltenen Vortrag legt
C. die Schaden der üebervülkerung dar und em-
pfiehlt eine Beschränkung der KinderzahL
Woltemas (Diepholz).
JAHRBÜCHER
der
in- und ausländischen gesammten Medicin.
Bd. 248.
1895.
M 2.
A. Auszüge.
1. Medicinische Physik, Chemie und Botaniic.
140» Ueber die FSllimg yonToxalbuminen
dnroh Hnoleinsaare ; von I>r.M.Tich6miioff.
(Ztschr. f. physioL Chemie XXL 1. p. 20. 1895.)
Die giftigen Stoffweehselprodakte der Mikro-
Organismen wurden bisher meist durch Fillung mit
Ammoniumsulphat abgeschieden. T. zeigt, dass
Tortheilhaft in manchen FUlen die AusfSUung mit
NuelänBaure in sauerer Lösung zu verwenden ist
Tetanus- und Diphtheriegift können leicht durch
Nucleinsaure aus ihren Lösungen gefällt werden,
zum Theü auch die Fftulnissgifte, dagegen nicht
die Gifte aus Culturen von Cholerabakterien und
Ton Streptokokken. Y. Lehmann (Berlin).
141. The eflRKst of aatnratiiig normal nilne
with oertaln neutral salta; bj Arthur Ed-
munds. (Joum. of PhysioL XYII. 6. p. 451.
1895.)
Ein Niederschlag, der durch Sättigung des
Urins mit gewissen Salzen erhalten wird, ist nicht
ohne Weiteres alsEiweiss anzusprechen, denn auch
normaler Urin giebt solche NiederschlSge. Sättigt
man mit Ammonsulphat, so fällt hamsaures Am-
moniak aus ; bei Sättigung mit Magnesiumsulphat
besteht der Niederschlag aus Caldumsulphat und
Uagnesiumphosphat Kochsalz, sowie Natrium-
Bulphat rufen im normalen Urin keinen Nieder-
schlag hervor. Y. Lehmann (Berlin).
142. On the qaestion of the seoretion or
tnoiBsndetlon of albmnin in oeees of albomin-
uria; by Francis D. Boyd. (Reports from the
Laboratoiy of the Royal College of Physicians.
Edinburgh 1894. Y. p. 88.)
B. wendet sich gegen die Ansicht, dass die
Albuminurie rein mechanische Grundlagen habe,
und fQhrt als Stütze der Anschauung, dass sie von
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 2.
einer besonderen „auswählenden'* Sekretion der
QlomeruluszeUen abzuleiten sei, hauptsäddich Fol-
gendes an : Die beiden Biweis8stofre(SerumalbumiQ
und Globulin) werden in den verschiedensten
Mengenveriiältnissen ausgeschieden, die von Tag
zu Tag wechsehi können. Während gewöhnlich
diese \mdan Biwwsstoffe zusammen erscheinen«
giebt es Fälle, wie B. nachgewiesen hat, in denen
nur tmer von beiden auftritt Zwischen dem pro-
oentischen Albumingehalt des Blutes und dem
des ürines besteht bei Albuminurie keine feste
Beziehung. Der Gehalt des ürines an Eiweiss ist
in manchen Fällen viel grösser, als er in irgend
einem Transsudat sein kann.
Y. Lehmann (Berlin).
143. On Um Miitive proportUma of the
two Proteids in the nrine in oaseeof elbnniin-
nria; by Francis D. Boyd. (Reports from the
Laboratory of the Royal College ^f Physicians«
Edinburgh 1894. Y. p. 79.)
B. untersuchte verschiedene Formen von Albu«
minurie und fand Folgendes : In der Regel enthält
der Biweissham sowohl Serumalbumin, als Serum-
globulin. Die Art der Nierenaffektion kann aus
dem Hengenverhältniss der beiden Eiweissarten
im Urine nicht erkannt werden. Bei Amyloid-
entartung braucht nicht, wie esHammarsten
und Senator behaupten, die Menge des Globu-
lins zu überwiegen. Bei der Albuminurie der
Schwangerschaft findet sich gewöhnlich viel mehr
Globulin, als bei anderen Arten von Albuminurie«
Bei Herzleiden, die nicht mit chronischer Nephritis
oomplicirt sind, findet sich mehr Globulin , als
bei chronisch interstitieller Nephritis. Bei akuter
Nephritis ohne Blutung ist die Menge des Albu-
mins ungefthr der des Globulins gleich ; wenn sich
15
114
n. Anatomie und Physiologie.
Blut im Urin findet, fiberwiegt natfirlich das Olo-
bulin. Y. Lehmann (Berlin).
144. 1) Ueber die VerhUtniBse der Ans*
soheidong Ton Calainin, MagneBinm und PhO0-
phon&ure bei Osteomalaoie ; von Dr. Sieg-
fried Nenmann. (Ungar. Arch. f. Med. HL
3 u. 4. p. 276. 1895.)
2) üeber die Aiusoheidimg des Caloimiie
und Magneeinms unter phyaiologieohen und
pathologiaohen YerUltniaaen ; von Dr. Sieg-
fried Nenmann nnd Ür. Bernhard Yas.
(Ebenda p. 307.)
1) In einem Falle von puerperaler Osteomalacie
hatNenmann sowohl im progressiven Stadium, wie
hfi Heilungstadium Bestimmungen fiber Eünnahnie
und Ausscheidung von Calcium, Magnesium und
Phosphorsfture gemacht. DieHauptergebnisse dieser
Untersuchungen sind : In der progressiven Periode
wird durch den Harn nicht mehr, in der Heilungs-
periode weniger Calcium ausgeschieden, als unter
normalen Yerh<nissen (die normale AuaBQhfiidung
von CaO beträgt etwa 0.16 in 24 Stunden). Magne-
sium wird in der ersten Periode etwas mehr, in
der zweiten etwas weniger äusgesohieden, als auf*
genommen. Im ersten Stadium wird eine sehr
bedeutende Menge Phosphorsfture ausgeschieden,
im zweiten Stadium ist eine dementspreohende
Phosphorsftureretention zu beobachten. Letzteres
Brgebniss dfirfte ffir die Therapie (Darreichung von
Phosphorsäure) zu beachten sein.
2) Neumann und Yas haben dann die sehr
wenig gekannten Ausscheidnngsverhältnisse von
Calcium und Magnesium bei (Gesunden und Kran-
ken studirt und erhielten folgende Besultate. Ein
gesunder Mann schied täglich durchsdmittlioh
0.3909 g CaO und 0.1859 g MgO aus, ImNachlr
harn mehr als im Tagesham. Yen der eingefOhr-
ten Nahrung erschien durchschnittlich % ^ ^^d
i/i Mg im Barn. Yerminderte Ealkansscheidung
zeigte Aoh. bei pleuritischem Exsudat, Pneumonia
crouposa. Delirium tremens, Peritonitis chron.,
Bheumatismus artic. acutus, Paralysis nervi recurr.,
Yitium cordis, Meningitis basilaris, Chorea minor.
Yermehrte Etdk- und Magnesiaausscheidung kam
nur in einem Falle von Diabetes vor.
Y. Lehmann (Berlin).
145. Analyse descendresdHinnouveaa-ne;
par le Prof. 0. Qiacosa. (Arch. itaL de BioL
XXn. 2. p. 252. 1894.)
O. hat die Asche eines 11 Tage alten Kindes
analysirt.
Beim Yergleiche mit der vorhandenen Aschen-
analyse eines 5monat Fötus fällt auf, dass beson-
ders der Qehalt an Phosphorsäure und Kalk sich
in den letzten Monaten des Fötallebens sehr ver-
grOssert, der Bisengehalt sich dagegen vermindert
Letzteres war bei Thieren schon durch Bunge
festgestellt. Y. Lehmann (Berlin).
146. Die Differentialdiagnose der thie-
tisöhen Paraaiten-Bier und pflanalioher Spo-
ren; vonStubbendorff. (Inaug.-Diss. Rostock
1893.)
St gelangt zu dem Besultate, dass pflanzlichs
Sporen und täeiische Parasiten-Eier in den meiBtea
FäUen durch genaue Betrachtung ihrer Grösse, ihrer
Form nnd ihres Inhaltes sich unterscheiden kssen. In
einigen Itfllen bedarf es mikrochemisoher UnterBuchungen ;
dacegen buin von einem Yersuohe, die zu bestinunandea
Oebilde zur Weiterentwickelung zu bringen, meist abge-
sehen werden. Teichmann (Berlin).
II. Anatomie und Physlplogle.
147. Ueber SeioretoapyiarMi; von Dr. Erik
Müller. (Aroh. f. miksosk. AAat XL7. 3. p. 46a
189Ö.)
M. hat seine mit der Qolgi'sdien Methode
angestellten üntersuohungen über die fnnsten An-
jßnge der DrQsenausfOhrungsgftoge, „Sekretoapil-
laren^S wie er sie nennt, jetzt dvack Anwendung
der Farbe-Methode ergänzt Er hat auch hierbei
interceUulare Sekret wege und intraoellulare Sekret-
vacaolen gefunden. Besonders bemerkenswerth
aind seine Beobachtungen an den Speicheldrüsen,
die einen Unterschied zwischen den Sdileimzellen
und den Zellen der Oianuzzi'schen Halbmonde
auch im Sekretionsmechanismus aufdecken. In
erst^ren tritt das Sekret direkt in das Hauptlumen
der Drüsenausführungsgftnge hinaus, in den Zellen
der Halbmonde dagegen nimmt es erst die Form
von intracelluUren Sekretvacuolen an, die sidi
später in feine, nur in den Halbmonden nachweis-
bare SekretcapiUaren entleeren.
Teichmann (Berlin).
148. Ueber die Struktur des Nierenepitheli ;
von A. Landauer. (Anatom. Anzeiger X 20.
1895.)
Der noch nicht hinl&nglich entschiedenen Frage
über die Struktur des Nierenepithels ist L. unter
Anwendung der Q o lg i-Cajal 'sehen Methode
nfiher getreten und dabei zu folgenden Resultaten
gelangt : Das Epithel der gewundenen HarnkanlU-
chen und der breiten Theile der Henle'scben
Schleife besteht aus scharf begrenzten ZeUen, die
an den Berührungsflftchen mit längsverlaufenden
Falten versehen sind. Mit diesen Falten, die ihnen
das gestreifte Aussehen verleihen, greifen die Zellen
in einander. Die SeitenQflohen der Epithdsdlien
im schmalen Tlieile der QJenle'schen Schleifen und
in den geraden Eanftlchen und Sammelr5hren and
glatt, d, h. (riine Falten. Bei neugeborenen Thism
sind die Falten noch mcht so aui^bildet, wie bei
erwachsenen. Der Umstand, dass sich die Epithel-
zellen der Niere blos an den Berührungsflficb^
färben, weist darauf hin, dass die Zellen blos an
n. Anatomie und Physiologie.
115
den SeitenflAchen mit einer besonderen Grenz-
schicht versehen sind. Teichmann (Berlin).
149. Sor VseiMti aiorittiee des ipithi-
liimui de Wolff et des epithelliinis rinanx dans
lee Premiers jonrs dedereloppement embryon-
neire; per Sophie Bakounine, (Arch.itaLde
BioL XXm. 3. p. 350. 1895.)
Durch Injektion einer wässerigen Lösung von
Indigooarmin in die V. omphalomesenterica hat B.
festgestellt, dass die Sekretionsffthigkeit der Epi-
thelien des WoUPschen Qanges vielleicht weniger
gross ist, als diej^ge der eigentlichen Nieren-
epithelien, dass sie aber unsweifSelhaft von den
ersten Anfftngen der embryonalen Bntwickelung
an besteht In der embiyonalen Niere findet, wie
in derjenigen des erwachsenen EOrpers, die Sekre-
tion des Indigocarmins nur in den Epithelien der
Eanälchen, niemals in den Qlomerulis statt So-
nach ist es wahrscheinlich, dass diese EpitheUen,
die im Stande sind, fremde, kflnstlioh in die Gir-
kulation eingebrachte Substanzen auszuscheiden,
auch im normalen embryonalen Leben eine be-
stimmte Funktion erfUlen.
Teichmann (Berlin).
160. üeber die Entstehung der eosinophi-
len Granulationen des Blutes; von N. Sacha-
rof f. (Arch. f. mikroskop. Anat XLV. 3. p. 370.
1895.)
Nach S.'s Theorie stellt die Entstehung der
eosinophilen Granulationen des Blutes bei Säugern
und Yögeln einen Process der Phagocytose dar,
indem aus den Erythrocyten herausfallende Ele-
mente von Eemsubstanz durch die Leukocyten
aufgenommen werden. Diese Elemente bestehen
aus Paranudein (runde Granulationen) oder aus
degenerirtem Nudein (stäbohenfSrmige Granula-
tionen). Mit dieser auf mikroskopische Beobach-
tungen gestützten Theorie will S. die Thatsachen
erklären, dass 1) die eosinophilen Granulationen
alle möglichen räthselhaften Formen zeigen, 2) auch
die eosinophilen Leukocyten mannigfaltige Formen
darbieten, 3) in den eosinophilen Zellen alle solchen
Granulationen fehlen, die als frühe Entwickdung-
stufen der eosinophilen anzusprechen wären, 4) end-
lich bei Erkrankungen, die mit Zerstörung und
Regeneration der Erythrocyten verknüpft sind, die
Menge der eosinophilen Zdlen zunimmt.
Teichmann (Berlin).
151. Zur Xenntaiss der Kerne; von P. G.
Unna. (Monatsh. f. prakt DermatoL XX. 11.
Juni 1896.)
Zur Darstelluiig der Mitosen inPriiparaten, bei
denen es nicht auf die bestmögfidie Gonservirung
der Kemtheilungsflgur, sondern auf die topogra-
phische Anordnung der Mitosen ankommt, empfiehlt
ü. nach Alkoholhärtung Färbung mit polychromer
Methylenblau-Lösung (10 Minuten lang) und Ent-
färbung in unverdünntem Glycerinäther^miscb
(2 Minuten) oder Färbung mit Carbolfuchsin und
Entfärbung in Tannin-Orange-Lösung so lange, bis
fast alle Kerne farblos sind. Die Mitosen wider«-
stehen der Enterbung und sind dann selbst mit
schwachen Vergrösserungen leicht aufzufindeo.
Femer macht ü. auf die „sauren Kerne", d. h.
ferne mit sauer reagirendem Kemsaft aufmerk-
sam, die sich vereinet im normalen Gewebe fin-
den, hauptsächlich aber bei pathologischen Pro-
cessen, z. B. in akuten Epithelgeschwülsten vor-
kommen und im Vergleich zu den gewöhnlichen,
basischen Kernen, die zu regressiven Yerän-
derungen neigen, abnorm constante Gebilde dar-
stellen, lieber ihre tinktorielle Darstellung muss
das Original nachgelesen werden. Schliesslich
beschreibt U. noch dasYorkommen von ringförmig
durchlochten Kernen, die er im Fettgewebe des
Hypoderms und des Knochenmarkes beobachtet
hat Sie finden sich nur in Fettzellen, nicht in
Bindegewebe- und anderen Zellen, meist sind es
„saure" Kerne, doch bleiben die basischen Kerne
von diesem Vorgang, der als beginnende Atrophie
gedeutet wird, auch nicht verschont
Teichmann (Berlin).
152. Nene Beiträge snr Kritik der Eizi-
ningamethoden; von A, Fischer. (Anatom.
Anzeiger X. 24. 1895.)
Ein vorläufiger Bericht über die Ergebnisse der
fortgesetzten interessanten Versuche F. 's, die Wir-
kung der verschiedenen Fixirungsmethoden auf
I&weissstotfe an künstlichen den natürlichen Ver-
hältnissen im Körper möglichst nahe gebrachten
FSweissgemischen zu prüfen. Durch diese Arbeiten
erscheinen die neueren Errungenschaften der Zellen-
forschung, wie die Granulatheorie, die Chromo-
somenlehre u. s. w., in ganz neuer Beleuchtung.
Nicht das eine oder andere Fixirungsmittel ist es,
was bestimmte Strukturen mehr oder minder deut-
lich hervortreten lässt, sondern die ursprüngliche
Zusammensetzung und die chemische Reaktion der
untersuchten Zellsubstanzen. Man darf der in
Aussicht gestellten ausführlichen Arbeit mit Span-
nung entgegensehen, wird sie doch in die oft ver-
wirrende FüUe oelbdar'hifltologiaäier und cellular-
patfaologischer Einzelheiten von höheren Gesiohts*
punkten aus syiEtematiBohe Klärung zu bringen
versuchen. Teichmann (Berlin).
153. Das Formeln ale Vfadningamittel
anstatt der Oamionisfture bei der Hethode
Banum y Oitfara; von A. Durig. (Anatom. An-
zeiger X. 20. 1895.)
D. Bohligt vor, im R y Caiarschen Biohromat-
eemisoh die Osmiumaäuie dvaob. Fotmahn zu eisetaen;
letzteres dris^ in nioht zu starken LSsuagen tiefer in
die Gewebe em als die Osmiumsänre und verleiht den
Prilparaten eine bessere Schnittfähigkeit. Auch die Billig-
keit desFormafins im Vergleich zur Osmiumsäuie kommt
in Betraoht Was nan die SdbeReaktion betrifft, so «-
aen die mit Formalin behaadeHen Sohnitte eine reich-
fichere Tinktion der nervösen Elemente und eine an-
scheinend sicherere Imprägnation als die osmirten Pili«
;ii6
n. Anatomie und Physiologie.
parate. Die Schnitte werden, wie bei B. y Cajal's
Methode, auf dem umgekehrten Deckglase mitGIasleisteh
am Objektträger beferagt und hidten aioh über Monate
unverändert Teichmann (Berlin).
164. Unteraaohtuigen über denStoffWeoluiel
wfthrend derMenatruation; von Dr. Theodor
Schrader. (Ztschr. f. klin. Med. XXT. 1. 2.
p. 72. 1894.)
Bei den zahlreichen Stoffweohseluntersachnn-
gen V. Noorden's und seiner Schfller war es
aufge£allen, dass bei den Frauen während der
Menstruation Abänderungen der Stickstofbussohei-
dung sich geltend machten, die vielleicht mit den
Eatamenien in Zusammenhang standen. Sehr, hat
auf V. Noorden's Yeranlassung hin die Bearbei-
tung dieser Frage übernommen. Die Zahl der be-
obachteten Fälle ist zwar klein (6), jedoch machen
es die Untersuchungen ziemlich annehmbar, dass
während der Menses im Harn und Koth bei glei-
cher Nahrungzufuhr weniger Stickstoff zur Aus-
scheidung kommt als ausserhalb dieser Zeit. Das
Stickstoffdeficit war zum Theil recht ansehnlich.
Sein Auftreten war nidit constant; theils war es
wfthrend der ganzen Menstruation zu bemerken,
theils nur im Beginne derselben, theils unmittei-
laai vorher. Es werden weitere Untersuchungen
'hierüber in Aussicht gestellt H e f f t e r (Leipzig).
155. unteres Uterinaegment und Cervix;
von Leopold v. Dittel jun. in Wien. (Wien,
klin. Wchnschr. YIH. 36. 1895.)
Der Vortrag enthftlt die genaue makroskopische
und mikroskopische Beschreibung eines interessan-
ten Präparates, das von einer in der 38. Schwanger^
Schaftswoche plötzlich verstorbenen 23jähr. Erst-
gebärenden stammt v. D. meint, dass für die meisten
Falle das untere üterinsegment oombinirt aus Gervix
und Corpus uteri hervorgegangen sein dürfte, aber
zum grössten Theile aus letzterem. Der Contrak-
tionsring ist wohl als eine nicht regelmässig vor-
Jcommende Erscheinung zu betrachten. Auch am
nichtsohwangem Uterus lasse sich ein Abschnitt
als unteres Üterinsegment ansprechen. o
Sondheimer (Frankfurt a. M.).
156. Why do«B the fbetiui preeent by the
oephalio extremity; bj Anstruther Davi-
son. (Glasgow med. Joum. XfiTTT. 6; Jone 1895.)
Die Frage, warum die Frucht in den letzten
Monaten der Schwang^sohaft in der Hegel die
Schädellage einniaunt, ist nach Ansicht D.'s durch
die bisher aufgestellten Theorien (unter diesen be-
sonders 1) die Wirkung der Schwerkraft, 2) Du-
bois' Theorie der instinktmässigen Bewegung des
Kopfes nach dem Beckenausgange, 3) Simpson 's
Theorie der Reflexbewegungen, durch die die
Frucht die Eiform der Qebärmutter anzunehmen
strebt) nicht gelöst Die Beobachtung an niedri-
geren Thieren (D. stellte sie an Hymenoptera-
larven — Bienen und Wespen , bei denen sich
ebenfalls die Larven mit dem Kopfe nach dem
Ausgange drehen — an) fOhrteD. zu demSchlusse,
dass es sich bei der Einnahme der Eopfstellung
um die Bestrebung zur Erhaltung der Art handelt
Bei den nicht cultivirten Yölkem gingen echwan-
g^^ Frauen mit Falschlagen zum grössten Theile
bei der Entbindung zu Oronde, deshalb habe sich
die Neigung, vorwiegend die Kopflage einzunehmen,
vererbt J. P r & g e r (Chemnitz).
157. Ueber die GMaae des reapiratoriflohen
Luftwechsels in den ersten Lebensta^en; von
Prof. B. D 0 h r n. (Ztschr. f. Oeburtsh. u. Oyn&koL
XXXn. 1. p. 25. 1895.)
D. knüpft an die ebenfalls in der Königsberger
FranenUinik angestellten Beobaditungen Ecker-
lein's (Jahrbb. OCXXIX. p.255) an, die in erst»
-Ldnie die Thfttigkeit der Athemmuskeln und das
Verhalten der Thoraxform in den verschiedeDen
Phasen der Bespiration, daneben aber auch die
.Grösse des respiratorischen Luftwechsels in den
ersten Lebenstagen betrafen. D. hat diese Unter-
suchungen nun neuerdings wieder aufgenommen,
und zwar wurden 100 Neugeborene w&hrend der
ersten 10 Lebenstage täglich, in der Begel 5 Min.
lang auf die Grösse ihres respiratorischen Luft-
wechsels untersucht
D. kommt auf Grund seiner Beobachtungen,
die in ausführlichster Weise tabellarisch geordnet
mitgeöieilt werden, zu den Schluss^tzen : „Die
Frequenz der Athemzüge eines Neugeborenen stellt
sich während der ersten 10 Lebenstage im Durch-
schnitt auf 50 während einer Minata Bei
Knaben wie bei Mädchen ist die Athemfrequenz
die gleiche, auch zeigt sich bei nicht völlig aus-
getragenen Kindern darin gegenüber den reifen
Kindern kein Unterschied. Ebenso ist eine regel-
mässige ü^B;eweise Abänderung der Athemfrequenz
während der ersten 10 Lebenstage nicht constati^
bar. Während des Schreiens wird von dem Neu-
geborenen seltener inspirirt als bei gewöhnlichem
gleichmässigen Athmen. Die Frequenzzahlen stellen
sich durchschnittlich 47 gegenüber 62 für 1 Minute.
Die Leistung einer exspiratorischen Athembewe-
gung beträgt während der ersten 10 Lebenstage
durchschnittlich 45 ccm. Die Grösse dieses Luft-
wechsels ist bei beiden Geschlechtem gleich, bei
Frühgeborenen sinkt sie erheblich unter den Mittd-
werth. Die Tiefe der Athemzüge steigt vom 1. bis
zum 10. Lebenstage dergestalt an, dass die Leistung
einer Exspiration an letzterem Tage diejenige des
ersteren um ca. 12 com übertrifft Der Grund dieser
Zunahme ist neben dem gesteigerten Athembedflrf-
niss in dem erleichterten Spiele des Rippenkorbes
und' der zunehmenden Zugängigkeit derBroncbial-
verzweigungen zu suchen. Die Tiefe der Athem-
züge ist in den ersten Lebensstunden und an dem
ganzen 1. Lebenstage noch bemerkenswerth gering.
Sie steigt dann erheblich vom 1. bis zum 2. Tage
und nimmt in den folgenden Tagen langsamer zu.
Es i§t d&ber picbt anzunehmen, dass durch wenige
n* Anatomie tmd Physiologie.
117
erste Athemzüge schon eine vollständige Entfoltung
der LnngenalTeolen bewirkt wird.^'
Arth. Hoffmann (Darmstadt)»
168. üeber den Werth der einseinen Belfe-
leidhen der Neugeborenen ; von Dr. Max Frank
in Bern. (Areh. f. QynÄkoL XLVm. 1. p. 163, 1894.)
Es giebt kein Zeichen, dessen VcMrhandensein
aUdn fOr sich berechtigte, ein Neugeborenes fQr
reif zn erklären. Jeder Fall ist für sich zu betrach-
ten und genau zu individualisiren. Am ersten ist
dabei auf die Xiänge und das Gewicht, sowie auf
das Yerhfiltniss beider zu einander zu achten. Ge-
wicht und Länge werden beeinflusst durch die
Körper- undBasseneigenthümlichkeiten der Eltern,
durch das Alter der Mutter, durch die Zahl der
vorausgegangenen Entbindungen. Eine bestimmte
Hinimalzahl fOr Länge und Gewicht des reifen
Kindes lässt sich nicht aufstellen., Dann ist von
l^ichtigkeit das Verhältniss des Kopfumfanges
zum Schulterumfange. In Fällen, in denen wir
den Schulterumfang grösser finden als den hori-
zontalen Kopfnmfang, ist das Kind meist als reif
anzusehen. Ein Kopfumfang unter 32 cm verräth
die Unreife eines Kindes, ein solcher über 32 be-
weist noch nicht seine Beifa Die Eigenwärme
der Kinder kann nur unter bestimmten Verhält-
nissen von Wichtigkeit sein, indem ihre geringe
Höhe gegen die volle Beife spricht Das Vorhanden-
sein von Lanugo und Oomedonen, die Beschaffen-
lieit der Knorpel, der Fingernägel und der Geni-
talien gelten nicht allzu viel. Sie dürfen erst in
letzter Linie als Stütze unserer schon aus anderen
Umständen gewonnenen Ansicht herangezogen wer-
den. Ganz ohne Werth sind Angaben über den
Nabelschnuransatz , den Abfall der Nabelschnur,
das Gewicht der Placenta, die Beschaffenheit des
Blutes, sowie die Maasse der grossen Fontanelle.
Bei der Abgabe seines Urtheils thut man besser,
einen mehr positiven Standpunkt einzunehmen,
d. h. seine Meinung mehr nach den vorhandenen
ISgensdiaften zu richten, als sie durch eventuelles
Fehlen dieses oder jenes Symptoms beeinflussen
zn lassen. Immer aber wird es Fälle geben, in
denen man ein sicheres Urtheil über d^i Beife-
znstand nicht abgeben kann, ist doch auch die
Entwiokelung eine allmählich fortschreitende und
eine scharfe Grenze zwischen Beife und Unreife
überhaupt nicht gegeben. Schliesslich ist noch
darauf zu achten, dass ein früh geborenes Kind
reif und ein auagetragenes unreif sein kann, d. h.
dass die Begriffe r^ und ausgetragen sich nicht
decken. Brosin (Dresden).
159. üeber angeborene Anomalien der
oberen Bxtremitäten. Qleichseitig ein Beitrag
iiir Vererbungslehre ; von Dr. G. Joachims-
thal in Berlin. (Arch. f. klin. Chir. L. 3. p. 495.
1895.)
J. berichtet über eine Anzahl von unter sich
verschiedenartigen Missbildungm im Bereiche der
Arme, die einmal deswegen Interesse beanspruchen,
weil es sich durchweg um Seltenheiten handelt,
besonders abet aus dem Grunde, weil alle Ti4gei^
dieser Deformitäten Mitglieder ein und derselben
Familie sind: Mutter und deren sämmtliche Kinder.
34jähr,MuHer, Beiderseits ang^rene dorsale Lnxa-
tion, bez. SablnzatioD der Daumen in den Gelenken mit
den dazu gehörigen Metacarpalknoohen.
lOßkr. Ktutbe. Beohts fehlte der Daumen, dafür
sass der Badialseite des ZeigeÜDgers ein nidimentSrer
FiDger auf, der innerhalb des 1. Lebensjahres entfernt
wurde. Von einer Hohlhand fand sich kaum eine An-
deutung. Links fehlte der Radios in der ganzen Ausdeh-
nung, ebenso der Daumen mit seinem Metocarpus, wahr-
schonlioh auch das Os multang. mt^. und naviouläre*
8ßhr. Knabe, Beohts gleiche Deformität wie bei
dem lOjfihr. Knaben. Links war der ganze Arm mitsammt
demSchultergürtel in derEntwickelung zurückgeblieben.
Der Badius fehlte in seinem obersten Abschnitte; Mangel
des Daumens und des Metacarpus poUids. Das nunmehr
im Alter folgende, sphon innerhalb des 1. Lebenq'ahres
verstorbene nind zei^ ebenfalls Deformitäten des rech-
ten Armes, wahrschemlich totalen Badiusdefekt.
öjlütr, Mädchen, Deviation der linken Daumenpha-
lanx.
2jclhr, Mädchen, Links sohlossoi sich an 5 ausge-
bildete Metaoarpi 5 dreigliedrige Finger. Rechts zeigte der
Daumen ebenfalls 3 Phalangen. P. W a g n e r (Leipzig).
160. Zar CaBoistik der Misabildangen, be-
dingt durch amniotiaohe Bänder ; von Dr. P a u 1
Moser. (Prajg.med.Wchnschr.XIX.26.27.1894.)
Zwillingskind. Verkürzung des rechten Daumens in
der 2. Phalttix. Am Rücken des Daumens eine seichte
Rinne. An der Grundphalanx der Zeigefinger eine tiefe
cirkuläre Sohnürfarche, 2. und 3. Phaknx verkümmert,
mit Schnürforchen versehen. 2., 3. und 4. Finger bis zum
1. Phalangeaigelenk verwachsen. An den peripherischen
Enden Hautbrücken mit entsprechenden Emschnürungen
am 3. und 4. Finger. An der linken Hand Daumen nor-
mal, Syndaktylie der 4 übrigen Finder. Zwischen 2. und
3. Finger distal davon eine Hautbrucke. In der steck-
nadelkopfgrossen Lücke hatte man nach derOeburt einen
3 cm langen eingetrockneten Oewebestrang gefanden.
Cirkuläre Schnürfurche am Zeigefinger. An der 2. Pha-
lanx des 4. Fingers eine dorsale Furche, radialwärts ein
häutiger Appendix, ebenso am Dorsum der 1. Phalanx.
Die 3. Phalanx fehlte ebenso wie die 3. und halbe 2. Pha-
lanx des 5. Fingers* An den Füssen beiderseits Pesvarus,
Syndaktylie der 2. und 3. Zehe. Die grosse Zehe fehlte
rechterseits bis zur HäUte der Grandphalanx.
M. bespricht auf Grund der Literatur kritisch
die verschiedenen Ansichten über das Zustande-
kommen der amniotischen Stränge und Bänder,
die zur Entstehung von Missbildungen Anlass geben
können. Brückner (Dresden).
161. On a form of oongenital thorado
deformity; by John Thomson. (Teratologia
Jan. 1895.)
1) Ck>ngenitaler Mangel des linken M. pectoral. mig.
und min., sowie der linken Brust xmd Brustwarze bei
einem 19jähr. Mimne.
2) Angeborener Mangel des rechten M. pectoraL mqj.
und min. und der rechten 3. Rippe bei einem 3VsJähr.
Knaben.
3) Angeborener Mangel des linken M. pectoral. m^^'.
und min. xmd der Brust, sowie Deformitilt der linken
Hand bei einem 12monat Mädchen.
Der Abhandlung sind mehrere Tafeln mit Abbildun-
gen, sowie ein literaturverzeichniss beigegeben.
P. "Wagn er (Leipzig),
118
m. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie.
162. Zar Caraisttk der Baaohspalten ; von
Dr. Elantsch in Halle. (Centr.-BL f. allg. Pa-
thoL tt. pathol. Anat VL 10. 1895.)
E. besöhreibt einen 19 om hmgen männliehen Fötus,
der eine vollständige Banohspalte mit Yerlagerong einer
grossen Anzahl von Eingew^den, eine Yerkrümmmig
der Wirbelsäule, ^ine Atreeia ani, einen mdimentftr ent-
wickelten linken Üntersohenkel und Deformitäten beider
rechten Extremitäten (Pes eqmno-yaras, Lozatton der
Hand) aufwies. Die Mutter litt gegen Ende der im
5. Monate unterbrochenen Schwangersobidt an Blutun-
gen, die ohne äusseren Anlass entstanden, aber höohst-
wahrsoheinlich auf die Placenta circumvallate, die sich
vorfand, zorückzuführen waren. E. fuhrt wohl mit Recht
sämmtliche Deformitäten auf amniotische Verwachsun-
gen, die bereits vor der 3. bis 4. Embryonalwoche erfolgt
sein müssen, zurück. R E 1 i e n (München).
163. Sin Fall von angeborenem ProlHMiu
nteri et vaginae inoomiiletQ« ; von Dr. Earl
Heil in Heidelberg. (Arch. f. GynftkoL XLYm.
1. p. 155. 1894.)
Der sehr eingehend beschriebene Fall betraf ein
Mädchen mit Spina bifida der Lendengegend, das 11 Ta^
alt wurde. Gleich nach der Geburt war oie Anomahe
bemerkt worden. Da es sich auch in den beiden anderen
Fällen der Literatur (von Qvisling und Schäffer)
um Neugeborene mit Spina bifida handelte, so ist letztere
als indirekte Ursache, die durch sie bedingte mangelhafte
Entwickelung gewisser Beckenorgaae aber als direkte
Ursache für das Zustandekommen des Prolapses anzu-
sehen. B r 0 s i n Presden).
164. Anatomiaohe Beaohrelbnng eines
menaohliohen Janioepa aeymmetroa nebst
Versuch einer genetisohen Brklimng; von
E. Rühl. (Inaug.-Diss. Marburg 1895.)
Im Aüsohlusae an eine ausf&hrliche anatomisdie
Beschreibung der als Synkephalos thoraoopagog
zu beaeichnenden MiasbUdung giebt R folgende
ErkUrung der Entstehung : Es handelt sich z weifels-
ohne um eine aus einem Ei hervorgegangene Miss-
bildung. Während R aber der unter Anderem
von Wiedemann (Virchow's Arch. CXXXVni)
vertretenen Ansicht nicht beipflichtet, dass in der
Hehrzahl der Falle das betreffende Ei zwei Keim-
bläschen enthalten haben müsse, nimmt er an, dass
sich zwei Primitivstreifen neben einander auf etner
Eeimscheibe gebildet haben. Diese stehen mit
ihren Bauchstielen mit dem gemeinsamen Chorion
in Verbindung. Beim Janus symmetros würde die
gegenseitige Lage der beiden Primitivstreifen voll-
ständig diametral sein müssen, bei Janiceps asjm-
metros würde der Abstand zwischen zwei Rändern
der Embryonalanlage geringer bleiben als der der
beiden anderen. Es nähern sich dann währenddes
weiteren Wachsthums der Kopfenden die Medullar-
platten bis zur vollständigen Vereinigung, doch
ist die Verschmelzung an den näher benachbarten
Bändern der Embryonen inniger als an den beiden
entfernteren. Diese Theorie führt R. für seinen
Fall durch. Er widerlegt ferner die Annahme, dass
die Missbildung auf eine unvollkommene Spaltung
einer schon etwas weiter ausgebildeten einfachen
Anlage oder auf die totale Längsspaltung des Fri-
mitivstreifens mit nachfolgender VervoUständigang
zu zwei ganzen Anlagen oder gar auf eine unvoH-
ständige Spaltung des Primitivstreifens zurück-
zuführen sei. B. E 1 i e n (München).
III. Allgemeine Pathologie und pathologlsohe Anatomie.
165. Siniges über AnaSrobioae; von Dr.
Egbert Braatz. (Centr.-Bl. f. BakterioL u. Para-
sitenkde. XVIL 21. 1895.)
Der Gedanke, dass die Bakterien in geschlosse-
nen Wundhöhlen in allen Transsudaten und Exsu-
daten als AnaSroben leben und als solche ihre
Oifte bilden, und dass nach ErOfihiung dieser HOhlen
durch den Zutritt von Luft und Sauerstoff eine
Aenderung in der Giftbereitung der Bakterien statt-
finden muss, deutet den Weg an, wie man die
Frage der Wundbehandlung experimentell und
klinisch zu verfolgen hat. Denn es muss gelingen,
ohne Anwendung von antiseptischen Mitteln und
ohne Austrocknung, wie im Experimente, so auch
in der Praxis durch Luftzuleitung und Aufhebung
der anaSrobiotischen Verhältnisse das Wachsthum
der Bakterien zu hemmen und zu schädigen. B.
begnügt sich damit, auf diese theoretische Seite der
Wundbehandlung aufmerksam gemacht zu haben.
Des Weiteren beschäftigt sich B. mit der Er-
klärung der Thatsache, dass bei Verwendung von
Glimmerplättchen und Deokgläschen zum Luft-
abschlüsse das Bakterienwachsthum aufhört, und
glaubt, diese Wachthumsbehinderung auf Druck
zurückführen zu dürfen; er hält deshalb die Glim-
merplatte oder das Deckgläschen für die Entschei-
dung, ob eine Bakterie mehr „anaerob^^ oder „aerob^
wachse, für nicht geeignet
Goldschmidt (Nümbeig).
166. Zur nage über denBinfliuis niederer
Temperaturen auf die vegetatiTen Formen
deaBaoUlas anthrsols; von Gonst. Elepzoft
(Centr.-BL f. BakterioL u. Parasitenkde. XVIL 9 n.
10. 1895.)
E. konnte durch seine Versuche den Nacb-
weis liefeirn, dass unter dem Einfluss der Kälte
Milzbrandbacillen entweder sehr rasch bei sehr
niedriger Temperatur, oder erst im Laufe von
einigen Tagen, wenn die Temperatur viel höher iBt
(bei — 24«G. im Laufe von 12 Tagen), absterben.
Bei einer massigen Eältetemperatur (bei — lO'C.
in 24 Tagen) kann eine Abschwächung der patho-
genen Eigenschaften erzielt werden, doch hOrt bei
lange dauernder Einwirkung dieser Tempentor
das Leben der Bacillen ganz auf.
Goldschmidt (Nürnberg).
167. Zur ProtOBoenfrage in der GynikD-
logie; von L. Pick in BerUn. (BerL klio. Wo*
chenschr. XXXI. 22. 23. 1895.)
m. Allgemeine Pathologie und pafhologische Anatomie«
iid
P. suchte an dem Material der L. Landau'-
flcben Klinik die Befunde Doria's: „üeber das
Torhandensein von Protozoen bei der Endometr.
diron. gland.'< (Arch. f. OynäkoL XLYIL 1. 1894)
XU oontroliren. Er kommt dabei zu folgenden
Sohlflsaen : „1) I& Fällen von Endometr. fungosa
cyatosa finden sich in den erweiterten Drüsen
amöbenähnliche Gebilde, die sicher als hydropisch
gequollene junge Epithelien gedeutet werden müs-
sen. Dieselben gleichen vollständig den von Doria
in 3 Fallen gefundenen ,^moeben^^ 2) Ganz ähn-
liche Gebilde sind auch bei schleimig eitriger Sal-
pingitis und cystischen Eierstocksgeschwülsten zu
finden. Auch diese sind zweifellos epitheliale
Entartungsformen. 3) Eine ,^tiprotozoi8che" Be-
handlung (D. empfiehlt Einspritzung von Chinin-
salzlOsungen) entbehrt für die weiblichen Ge-
schlechtsorgane JQglicher vernünftigen Grundlage.
4) In gewissen Fällen von Endometr. finden sich
bei energischer Wucherung der Epithelzellen in
den Drüsenepithelien ,^porozoenähnliche'^ Gebilde,
wie sie bisher in Krebsen und Sarkomen, aber auch
in einbch epidermoidalen Gebilden beobachtet
sind. Auch diese sind als Entartungsprodukte
und zwar wesentlich von den in die Epithelialele-
mente des Endometriums eingedrungenen Leuko-
cyten zu erweisen«'^ J. P r ä g e r (Chemnitz).
168. Ueber Protosoenbefande im Ovarial-
nnd Utemsoaroinom; von Vitalis Müller in
Petersburg. (Mon.-Schr. f. Geburtsh. u. GynäkoL
1 6 ; Juni 1895.)
In einem Eierstockkrebs fand M. im gehärteten Prä-
parate mikroskopisch Gebilde, die er fär Protoeoen hielt,
extracellulär gelegene Cysten mit Inhalt and leere Säoke.
2 Cysten enthielt^ einen blSsohenförmigen Kern. Auch
in emem Falle von inoperablem Portiokrebs fand er nicht
in Zellen liegende Gebilde mit körnigem Inhalt ohne
deutliche Kerne, gruppenweise 10 — 100 zusammenliegend
swischen Epithelzellen, Bindegewebe, ausnahmsweise in
ZeriaUherden. Ausserdem sah er ländiche Körper aus
einem grösseren und einem kleineren Theile bestehend.
Die erste Art beobachtete er auch in einem weiteren
Fortiokrebs und einem Gebftrmntterkörperkrebs. Aehn*
liehe Gebilde fimd M. auch intracellnlär in einem Gebär-
mutterkrebs. J. Präger (Chemnitz).
169. Zur Lehre von der Triöhinosis; von
Dr. Askanazy. (Yirchow'sArch. CXLL 1. p.42.
1895. YgL auch Centr.-BL f. Bakteriol. u. Para-
sitenkda XV. 7. 1894.)
Als Yersuchsthiere dienten A. Eanincheu.
ßrgebniss: Ein grosser Theil der weiblichen
Darmtrichinen bohrt sich in die Schleimhaut ein,
und zwar mit Vorliebe in die Lymphgef&sse, um
hier die Jungen abzusetzen. Die Geburt von
Jungen im Dannlumen scheint nur eine unterge-
ordnete Bedeutung zu besitzen, noch mehr die
aktive Durchwanderung der Darmwand seitens
junger im Darmlumen, bez. in der Darmwand ge-
borener 'Wfirmer, welchen Vorgang A. übrigens
sicher festgestellt hat Einige junge Würmer ge-
langen so in die Bauchhöhle, der weitere Trans-
port der in den Lymphgefftssen geborenen Jungen
geschieht auch ganz vorzugsweise auf den Lymph-
bahnen. Mit der Lymphe erreichen sie dann die
venöse Blutbahn, wo sie bereits von früheren Be-
obachtern aufgefunden worden sind (Zenker,
Fiedler, Kühn). Dann trfigt der Blutstrom die
jungen Trichinen in die Muskulatur, und zwar in
deren Capillaren, wo sie zu Larven werden. Warum
gerade die Muskeln der Lieblingsitz der Trichinen
sind, ist nicht zu beantworten (Chemotaxis?).
Interessant ist, dass A. in den auch schon von
Anderen bei Triöhinosis beschriebenen subpleuralen
Hämorrhagien junge Trichinen hat nachweisen
können. Für die Therapie einlebt sich, dass Ab-
führmittel sobald ab möglich gegeben werden müs-
sen; nach Ablauf der ersten Woche nützen sie
nichts mehr, da dann die Trichinen bereits in der
Darmwand sitzen. Eine erworbene Immunität bei
an sich empfänglichen Thieren, durch einmaliges
Ueberstehen dw Krankheit, scheint es nicht zu
geben. R Elien (München).
170. Ztir Frage der Triohinenwaziderang;
von Dr. A. Q e i s s e. (Deutsches Arch. f. klin. Med.
LV. p. 150. 1895.)
G. verfütterte Fleisch mit eingekapselten Tri-
chinen mehrere Wochen lang tfiglich an 2 junge
Katzen und 1 Kaninchen. Eine Katze starb 9 Tage,
das Kaninchen 4 Wochen nach eingetretener Er-
krankung, die zweite Katze wurde getödtet O.fand
nun zwar Muskel- und Darmtrichinen, konnte aber
weder im Mesenterium noch in der Darmwand oder
den Peyer'schen Plaques, noch endlich in den
Mesenterial- oder Retroperitonaealdrüsen erwach-
sene Darmtrichinen nachweisen. Diese negativen
Besultate stimmen mit denen früherer Forscher
überein, widersprechen dagegen den 1893 von
Lafontaine (Arch. de BioL XIQ) gemachten
Angaben, welcher bei einer bereits 3 — 4 Tage
nach der Fütterung verstorbenen RaUe Darmtrichi-
nen in der Darmwand, den Peyer'schen Plaques
imd den Meeenterialdrflsen gefunden und abge-
bildet hat. 0. hUt diese Befunde nicht für be-
weisgültig, da sie nur an einem etm;i;enThier und
dazu einer Baue gemacht sind, und da es sehr
wohl möglich sei, dass in Anbetracht des bestehen-
den starken Darmkatarrhs und der Fftulniss eine
postmortale Einwanderung vorgelogen habe. G.
machte in seinen SUlen noch folgende Nebenbeob-
aohtungen: Bei allen 3 Thieren bestand diffuser
DarmkatarrL In den Muskeln fänden sich massen-
hafte Trichinen, besonders in den bekannten be-
vorzugten Muskeln, aber auch in zwei Präparaten
vom Kaninchenherzen war je eine Trichine vor-
handen. Alle Stadien mit Ausnahme der Ver-
kalkung waren vorhanden. Im Darmlumen waren
ebenfalls massenhafte Trichinen vorhanden, Männ-
chen, Weibchen mit und ohne Eier, aber keine
Embryonen. Sehr häuüg lagen die Trichinen tief
in den Schlauchdrüsen des Dünn- und Dickdarms;
120
IIL Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomiei
daher die geringe therapeutische Wirkung von
Anthelminticis und AbfQhrmittehi. Zur Erklärung
dafiir, dass gegenüber der massenhaften Einwan-
derung von Trichinen in die Drüsen G. niemals
Embryonen fand, nimmt er an, dass deren grösste
Anzahl schnell auf dem Wege der Blut- oder
Lymphbahnen w^ggefOhrt wird. Doch gelang es
ihm nur einmal im Mesenterium nahe der Darm-
wand einen anscheinend in einer Lymphbahn
liegenden Embryo zu entdecken, einen zweiten
fand er dagegen in der Serosaflüssigkeit der Bauch-
hohle, so dass vor der Hand der Leuckart 'sehen
Anschauung von der Wanderung der Trichinen
durch die Darmwand auch noch ihre Berechtigung
eingeräumt bleiben muss. IL Elien (München).
171. Beiträge snr Aetiologle der putriden
Bronohitia; von Dr. Th. Hitzig. (Yirchow's
Arch. CXLI. 1. p. 28. 1895.)
H. fand in dem Auswurf eines Kranken mit putrider
Bronchitis (Med. SLlinik in Zürioh) zwei zur Omppe der
Colibacillen gehörige Mikroorganismen. Der eine war
ein plumpes, an den Ecken abgerundetes Stäbchen, yon
sehr verschiedener Grösse, oft Diploformen bildend, nach
Gram leicht zu entfärben; er bildete aof Gelatioe, ohne
sie zu verflüssigen, flächenhaft ausgebreitete Kolonien
mit bläulichem Schimmer, war auf gewöhnhchem Nähr-
boden stark gasbildend, fakultativ anaerob und fürHäusej
Meerschweinchen, Kaninchen pathogen, indem er bei
längerer Krankheitsdauer fibrinöse Eiterung imd nekro-
tisiiende Entzündung hervorrief, bei raschem Yerlauf
durch Sepsis zum Tode führte. Der zweite Bacillus
unterschied sich von dem ersten nur wenig ; seine Kolo-
nien waren weniger ausgedehnt, dicker, weniger trans-
parent, er maohte Milch gerinnen.
Der Zustand des Kranken besserte sich durch Kreosot
Dippe.
172. Contribation k Petnde des poiMona
YÖnimeux; par Madame N. 0. Sieber-Schou-
mow. (Arch. des sc. biol. de St P6tersb. m. 3.
p. 226. 1894.)
Veranlassung zu den im Titel genannten Unter-
suchungen gab eine in einem Fischbehälter ausgebrochene
Seuche , der selbst gesunde , frisch eingesetzte Thiere be-
reits nach 2 Tagen erlagen. Als Ursache der Erkrankung
wurde aus den inneren Or^en , den Muskeln und dem
Blut eine besondere Baktenenart gezüchtet, der S.-S. die
Bezeichnung Bacillus piscicidus agilis beilegt. Dieser Bacil-
lus ist fakultativ „anaerob*^ ; gesunden Fischen eingeimpft,
verursacht er meist schon binnen 24 Stunden deren Tod.
Gleich empfindlich wie die Fische waren auch Frösche,
und von Warmblütern waren weisse Mäuse am empfind-
lichsten, dann kamen Meerschweinchen, Kaninchen und
Hxmde. Vögel (Tauben) waren widerstandsfähig dagegen.
•^ Der Bacillus erzeugt ein Gift, dessen salzsaures Salz
zwar krystallisirt, aber in einer zur chemischen Analyse
noch nicht ausreichenden Menge erhalten wurde; das
salzsaure Salz zu 0.0035 bei Fröschen injicirt, bewirkte
nach rasch vorübergegangener Excitation unter allge-
meiner Paralyse den T^ schon nach 15 Minuten. S.-8.
fand diesen Bacillus nicht nur bei frischen, sondern auch
bei gesalzenen Fischen und femer isolirte sie ihn auch
aus Dejektionen von zwei Choleräkranken.
H. D res er (Bonn).
173. Ueber WaohsthuniBBtöningen bei
Thierennaoh frühseitigerSohllddrüBen-Butir-
pation; von Prof. A. v. Eiseisberg in Utrecht
(Arch. f. klin. Chir. XTJX. 1. p. 207. 1894.)
Die viel&chen im Laufe der letzten Jahrzehnte
an Sftugethieren vorgenommenen Exstirpationeii
der Schilddrüse haben verschiedene Beeultate zu
Tage gefördert Zunfichst zeigte es sich, dass die
Oamivoren fast immer mit tOdtlicher Tetanie auf
die Totalexstirpation antworteten, wfiirend die
Pflanzenfresser als immun gegen diesen Eingriff
galten, bis eine Reihe von Yersuchen aus der letzten
Zeit auch diese letztere Ansicht wesentlich verSndert
hat Weiter ergab die Ebcstirpation bei jugendlichen
Individuen viel stürmischere und deutlidier sidit-
bare Folgeerscheinungen als bei alten.
E. hat nun an jtigendlichen grösseren Pftanxeth
fressem (Lämmern , Ziegen , Schweinen und Affen)
genaueStudien d^ WaehsÜiiumstörungen nach SMIdr
drüsenexsHrpaüon angestellt Das Ergebniss war,
dass die Totalexstirpation der Schilddrüse bei jun-
gen Herbivoren (ebenso wie auch beim Schwein)
dieselben schweren Waohsthumstömngen bedingt,
welche andere bei gleichen Yersuchen am Kanin-
chen gefunden haben, nämlich Zwergwuchs (Hem-
mung im Längenwachsthume, Dicker- und Geringer-
werden der Knochen), Ernähnmgstcrungen bezüg-
lich des HaaT' und Bomwuchses, sowie marastisdie
Erseheinungen, Idiotie.
Alle diese schweren Erscheinungen sind ent«
schieden auf die Exstirpation der Drüse zurück-
zuführen. In dem einen Falle, in dem sich bei
einem operirten Zicldein eine Nebensohilddrüse
fand, blieben die Ersdieinungen aus.
Aus allen diesen Versuchen geht hervor, dass
auch die Pflanzenfresser die Schilddrüsenexstirpa-
tion schlecht vertragen, besonders im jugendlichen
Alter, und dass daher der Schilddrüse bei aUea
Säugern eine wichtige funktionelle Bolle zukommt,
wie namentlich durch Horsley 's Arbeiten fest-
gestellt worden ist
Gkmz besonderes Interesse gewinnen diese Veiv
suche durch den Vergleich mit den Verhältnissen
beim Menschen. Die schweren Folgezustände nach
der totalen Schilddrüsenexstirpation sind hier ent-
weder ahäer (Tetanie) oder chronischer Ntxtur (Ksh
cheocie). Vollkommen in derselben Weise finden
wir beim Affen beide Formen als Folgen desselben
Eingriffes«
Die Folgezustände, die wir bei den Fleiedh
fressem auftreten sehen, entsprechen den stüT'
mischen y beim Menschen beobachteten (qperaü^
Tetanie) ; die beim i)Zan%0n/r0sser auftretenden den
chronischen (Cachexiastrumipriva). Dass die beiden
Sy mptomencomplexe trotz ihrer anscheinenden Ve^
schiedenheit doch sehr viel Aehnlichkeit haben,
geht auch schon daraus hervor, dass man den einen
direkt in den anderen übergehen gesehen hat (Te*
tanie in Kachexie), üeber die Ursache, wamni
beim Menschen die Totalexstirpation das eine Hai
von akuten, das andere Mal von chron. FdgezustSn*
den begleitet ist, wissen wir noch immer nichts
Bestimmtes. Es spielen hier wohl individuelle Dis-
positionen eine grosse RoUe. P.W agner (Leipzig^
HL AUgemeine Pathologie und pathologische Anatomie.
121
174. Di alonne lesioni anatomiohe seoon-
darie all» tiroideotomia; pel Dott. S. Soiolla.
(Qazz. degU Osped. XV. 102. 1894.)
In Uebereinstimmung mit den Forsohonga-
ergebniasen von Albertoni nndTizzoni fand
8. bei thyreoidektomirten Thieren regelmässig eine
Kerato-Conjnnctivitis, welche sich wenige Tage
nach derEzstirpation der Thyreoidea zu entwickeln
begann. Bald zeigte sich auch eine Einaenkung
des Augapfels, während dieser sehr erheblich an
Tonus einbüsste : Er wurde weich und die Cornea
faltig. WAhrend nun Albertoni und Tizzoni
diese Erscheinung als ein Symptom der allgemeinen
Abmagerung betrachten, erklärt S. dieselbe als
Folge der Verminderung des Volumen des Bulbus.
Die Herabsetzimg des intraocularen Druckes rührt
von einer Lftsion der intraocularen Epithelien her.
Dadurch entsteht eine chemische Ver&iderung und
eine Verminderung der im Augapfel enthaltenen
Flüssigkeit — In anderen Fällen beobachtete S.
ebenfalls in Uebereinstimmung mit den Forschungen
Anderer, dass nach der Entfernung der Thyreoidea
ein Enophthalmus mit Verstärkung des intraocu«
laren Druckes entstand. Auch diese Störung er*
klärt S. in analoger Weise: durch die Veränderung
der Epithelien wird innerhalb des Augapfels Flüssig-
keit abgesondert
Bei thyreoidektomirten Thieren stellte S. femer
fest, dass die Leber vergrCssert war imd auf dem
Durchschnitt zahlreiche gelbe Flecke zeigte. Die
letzteren rührten nach der mikroskopischen Unter-
suchung von einer Ansammlung rother Blutkörper-
chen her, welche aus den in ihrer Struktur stellen-
weise sehr stark arrodirten Blutgefässen ausgetreten
waren. An einzelnen Stellen hatten sich wahre
hämorrhagische Herde gebildet
Schliesslich konnte S. bei den thyreoidektomirten
Thieren einen sehr bemerkenswerthen Befund im
Dünn* und im Dickdarm feststellen. Es zeigten
sich hier nämlich grosse Strecken von Desquama*
tion des Epithels und von submukOser Blutung.
Hier und da ging der Substanzverlust noch viel
tiefer und es kam zu wirklicher Öeschwürsbildung.
Ausserdem konnte man an zahlreichen Stellen sub-
muköse Hämorrhagien wahrnehmen.
Emanuel Fink (Hamburg).
176. Bxperimentelle Eeratitia parenchy-
matosa, hervorgemfen durch lUnwirkimg auf
das Endothel der Hornhaut Inaug.-Diss. von
Emil Bärri in Basel. (Basel 1895. Buch-
druckerei Kreis.)
Die Untersuchungen wurden von Dr. M e 1 1 i n -
ger in der Uniy.- Augenklinik in Basel an Kanin-
chen angestellt Parenchymatöse Keratitis wurde
1) durch mechanische Entfernung des Endothels,
2) durch Injektion von Sublimat , 3) durch solche
von Aqua chlorata in die vordere Kammer, 4) durch
Einlegung von Fremdkörpern aus Qlas in die
vordere Kammer erzeugt Es stimmte sowohl das
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 2.
klinische Bild mit der gleichen Erkrankung beim
Menschen überein, als auch der pathologisch-ana-
tomische Befund der Hornhaut, ihres Epithels und
Endothels, der HomhautfibriUen und Homhaut-
körperchen mit dem von Yirchow u. A. ver-
öffentlichten Befunde an menschlicher Hornhaut
mit Keratitis parenchymatosa. Hervorzuheben wäre,
dass in allen Fällen das Epithel nur am Anfange
der Krankheit verändert war und dass das Endothel
sich bald nach dem Eingriff wieder regenerirte.
Mit einer Bogeneration und der dadurch gegebenen
Verhinderung des Eindringens von Kammerwasser
in die Hornhaut ist auch der Anfang der Heilung
gegeben.
Bei Syphilis und Tuberkulose dürfte es sich
wohl um eine Lockerung des Endothels in Folge
von Emährungst5rung handeln.
Lamhofer (Leipzig).
17.6 Ueber markhaltige Nervenfasern in
der mensohliohen Netshaat ; von Prof. M a n z.
(Arch. f. Augenhkde. XXTX. 3 u. 4. p. 220. 1894.)
M. hat im Siechenhause zu Freiburg aufiUlend
häufig markhaltige Fasern der Betina gefunden.
Mehrere Augen konnte er auch nach Härtung in
Müllerscher Flüssigkeit histologisch untersuchen.
Die markhaltigen Fasern verlaufen in kleineren
oder grösseren Zügen , verbleiben dabei meist in
einer Schicht der Retina, durchziehen selten mehrere
quer. Qteme folgen sie den grösseren Gefässen.
Sehr selten treten sie erst in grösserer Entfernung
von der Papille auf. Sie sind dicker als die mark*
losen Fasern der Retina, aber auch dicker als die
markhaltigen desSeh-Nervenund zeigen zahlreiche
variköse Anschwellungen von O.Ol — 0.015 mm
Durohmesser. Theilungen von Nervenfasern konnte
M. nicht finden. Die Anschwellungen beziehen sich
nur auf den Achsencylinder, nicht auchauf die Mark-
scheide. In deren Papille und deren nächster Um-
gebung fand M. zahlreiche anscheinend hyaline^
den bekannten Corpora amylacea gleichende rund-
liche Gebilde von 0.013 — 0.018 mm, die sich als
mächtige Varikositäten der Opticusfasem bei ge-
nauerer Untersuchung erwiesen ; Reaktion auf Amy-
loid fehlte. Diese Körper wurden auch im Seh-
Nerv eines ganz jungen Mannes mit markhaltigen
Netzhaut-Fasern gefunden. M. hält die markhaltigen
Fasern für eine Missbildung, für angeboren ; dafür
spräche auch die häufige Verbindung mit andern
Funktion-Störungen. Lamhofer (Leipzig).
177. Chylöae und ohylifonne Brgüaae in
Pleura- undPerlkardialraQm; von Dr. Arnold
Bargebuhr. (Deutsches Arch. f. Idin. Med. LIV«
4 u. 5. p. 410. 1895.)
Unter Einrechnung zweier eigenen Beobach-
tungen aus dem städt. Krankenhaus am Friedrichs-
hain in Berlin hat B. aus der Literatur von 261
Jahren 41 EWe von milchigem Erguss in der
Pleurahöhle zusammenstellen können. Augen-
scheinlich ist das Leiden früher oft übersehen odet
16
122
nL Allgemeine Pafhologie und pathologische Anatomie.
nicht richtig erkannt worden, andem&Us müsste
man annehmen, dass es in neuerer Zeit immer
häufiger wird. Scheidet man die ganz zweifelhaften
Fälle aus, so bleiben nur 11 Falle von sicherem
Chylothorax, 11 zweifelhafte Fälle und 11 Fälle
. von Hjdrothorax chyliformis s. adiposus übrig.
Bei dem Chylothorax lag in 5 Fällen eine Ver-
letzung von Chylus-, bez. Lymphgefassen vor , in
einigen Fällen handelte es sich wahrscheinlich um
Filahosis, 5mal wird über zuckerhaltige Flüssig-
keiten berichtet, ohne dass von einer Oefässver-
letzung die Bede ist Der Eydroihorax chyliformis
entsteht dadurch, dass dem Erguss beigemischte
Hassen (Fleuraepithelien, Krebszellen, Eiterkörper-
chen, Fibrin) fettig zerfallen. 4mal war die Grund-
krankheit eine Pleuritis , 4mal Krebs der Pleura,
Imal Lungentuberkulose, Imal Lungenabscess,
Imal handelte es sich um abnormen Fettgehalt des
Blutes (Lipämie).
Den klinischen Erscheinungen nach bieten diese
inilchigen Pleuraergüsse nichts Besonderes dar,
ihre Prognose ist, soweit es sich nicht um ausgleich-
bare Verletzungen handelt, schlecht, ihre Behand-
lung symptomatisch.
Giytoperikardium ist nur einmal als selbstän-
diges Leiden beobachtet worden. Wahrscheinlich
war in Folge starker Stauung (der Kranke litt an
Tracheastnktur) ein Ghylusgefftss des Herzbeutels
eingerissen. Dippe.
178. KUniflohe und experimentelle unter-
snohongen über den Hamothorax ; von Dr. E.
Pagensteoher in Rostock. (Beitr. z. klin.Ghir.
Xm. 1. p. 264. 1895.)
Entsteht ein Hämoihorcac durch Zerreissung von
der Lunge oder der Brustwand zugehörigen Blut-
gefässen, so genügen zu seiner Erkennung die all-
gemeinen physikalischen Zeichen eines Ergusses.
Die Fragen jedoch, die für seine Prognose und
Therapie am wichtigsten sind , sind der Kenntniss
jäeiner Pathologie zu entnehmen. Sie gruppiren
sich nach 3 Richtungen hin : 1) Ist das ergossene
Bhü flüssig oder geronnen ? 2) Was rvird aus ihm ?
Resorbirt es sich? Ganz oder zum Theil? In wie
langer Zeit? und loelekes ist der Verlauf dieser Re-
sorption ? 3) Treten neben dem Blutergusse ent-
xündUche Ergüsse auf, und sind diese etwa, wie
behauptet worden ist, durch den Beiz des Mutes
auf die Pleura bedingt ? Bezüglich der L Frage er-
giebt sich aus den experimentellen Untersuchungen
P.'s Folgendes: Nach der Injektion von Blut in den
Thorax findet man ca. 2 Stunden noch fast alles
flüssig; nach ca. 6 Stunden eine blutähnliche, nicht
gerinnende Flüssigkeit neben Gerinnseln. Ent-
zündliche Erscheinungen treten nicht auf. Die
Flüssigkeit nach 2 Stunden ist Blut; die nach 6
und mehr Stunden ist ebenfalls als Blut anzu-
sprechen, obwohl sie nicht gerinnt und obwohl die
quantitative UntersuchuDg Verschiedenheiten vom
Aderblut nachweist. Die Flüssigkeit enthält durch
Auflösung von Erythrocyten Hämoglobin in ge-
löstem Zustande. Ein Transsudat ist ausgesddossen.
Die Pleura besitzt also, analog der normalen Oefäss-
wand , die Fähigkeit, ergossenes EkU flüssig xu er-
halten. Der Vorgang der Qerinnselbildung ent-
spricht dem Prooess der Thrombose ; er wird her-
vorgerufen durch gewisse, meist mit dem Trauma
in Verbindung stehende Nebenumstände.
Was die 2. Frage anlangt, so ^geben die Ver-
suche P's unzweideutig, dass die Flüssigkeit •»
kurzer Zeit anstandslos und ohne Residuen resor-
birt wird»
Neben den wässerigen Bestandtheilen werden
zugleich, aber langsamer, die körperlichen resorbirt
Ein Muierguss an sich ruft keine Pleuritis hervor;
eine solche ist , wenn sie sich kennzeichnet durch
Fieber, Steigen des Ergusses nach Ablauf der ersten
Tage , Wachsen in den ersten Tagen ohne Sym-
ptome einer inneren Blutung oder gar durch eitrige
Umwandlung des Blutergusses, stets selbständig
neben dem Bämothorax entstanden, wenn auch oft
aus derselben Ursache.
Das Verhalten der Gerinnsel gleicht dem einer
gutartigen Venenthrombose: Endothel Wucherung,
Granulation und Bildung gefässhaltigen neuen Ge-
webes, das bei grösserer Menge dauernde Verwach-
sungen setzt
Die Therapie des Hämothorax erfahrt durch
die gewonnenen Resultate kaum eine Aendemng.
P. Wagner (Leipzig).
179. üeber den Fnenmothoraz ohne Fer-
foration; von E. Levy« (Arch. f . experim. Pathol.
u. PharmakoL XXXV. 4. u. 5. p. 335. 1895.)
Die von LaSnnec als Ursache eines Pneumo-
thorax ohne Perforation angenommene, später von
anderen Autoren aber wieder bezweifdte Möglich-
keit von Gasent wickelung im Pleuraräume in Folge
der Zersetzung eines Pleuraergusses erscheint durch
das von L. in dieser Mittheilung beigebrachte
klinische und bakteriologische Material sicher
gestellt —
Die Sektion eines Mannes , der intra vitam die
klinischen Symptome eines Pneumathorax (lauter
tympanitischer Schall mit metallischem Beiklang,
abgeschwächtes Vesiculärathmen) nach einem vor-
her nachgewiesenen pleuritischen Exsudat dar-
geboten hatte, ergab trotz genauester Inspektion
keinerlei Eissstelle oder Narbe auf dem Pleura-
überzug der Lunge. Bei der mehrfach voigenom-
menen Punktion des Exsudates und der schHess-
liehen Empyemoperation hatte L. auch ana^robe
Culturen angelegt und ein ana&robes Mikrobion in
Beinoultur gewonnen, das sich als ein kurzes,
dickes, plumpes Stäbchen mit abgerundeten Enden
darstellta Der Bacülus gedieh am üppigsten in
2proc. Traubenzuckeragar bei Brütofentemperatur
und entwickelte lebhaft Gas. Als pathogen erwies
sich das Mikrobion besonders für Meerschweinchen,
welche an der Injektionstelle eine „Gasphlegmone'^
m. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie.
123
bekommen ; der Baoillus ist unzweifelhaft der Er-
reger von Oasabscessen und Oasphlegmonen. Wie
allerdings diese Seknndärinfektion mit dem ana5-
roben Bacillus zu der einfachen , serOsen Pleuritis
wahrscheinlich tuberkulöser Natur hinzugekommen
ist, läset sich nicht bestimmt nachweisen. Interessant
ist aber, dass die ursprüngliche Ansicht La^nnec's
zu Recht besteht, wonach es einen Pneumothorax
ohne Lufteintritt von aussen wirklich giebi Für
die Diagnose desselben ist die bakteriologische
Untersuchung mit Bücksicht auf AnaSrobiose un-
entbehrlich. H. D r e s e r (Bonn).
180. Beitrüge rar Anatomie und Fhytio«
logie de« Centnlnervensystems; von Doa Dr.
Egmont Münzer u. Dr. Hugo Wiener.
L üeber die ÄusaehaUung des Lendenmarkffrau,
(Aich. f. experim. PathoL u. PharmakoL XXXY.
2 u. 3. p. 113. 1895.)
An Kaninchen studirten H. und W. die nach
Compression der Bauchaorta eintretenden nekroti-
schen Veränderungen an den Zellen und Fasern
des Lendenmarks. Sie bedienten sich dabei der
Verfahren von Nissl und MarchL 1 Std. nach
der Compression zeigten die Zellen noch keinerlei
Veränderung; 4 — 5 Std. hinterher erschienen in
einzelnen Zellen die Granula feinkörnig zerfallen,
manchmal netzfßrmig verbunden. Die Yorderhom-
zdlen waren normal. 6 Std. hinterher war auch in
denVorderhomzellen dieses Oitterwerk ausgespro-
chen ; ausserdem waren manche Zellen chromophil
geworden, homogen tingirt; in einem Falle auch
waren die Granula molekular zerfallen. Tiefere
Veränderungen fand man, wenn das Thier noch
später getOdtet wurde; die Mehrzahl der Zellen war
nur als Schatten mit schwach gefärbtem Kern er-
kennbar, der Inhalt anderer wieder war feinkOmig
zerfallen. Noch später sind überhaupt nur wenige
ZeUen nachweisbar. Die durch Anämie bewirkte
Nekrose ist also charakterisirt durch Netzbildung,
molekularen Zerfall und homogene Umwandlung
des Protoplasma.
Durch die Compression wird jedoch nicht immer
die ganze graue Substanz nekrotisch; manchmal
blieb ein Hinterhom frei. Da der Degeneration
der Zellen nach einiger Zeit die der zugehörigen
Fasern folgt, so liess sich gut verfolgen, wohin die
Zellen ihre Fortsätze entsenden. Eine Zahl von
Fasern, die zu den Yorderhomzellen gehören,
lagerte sich schliesslich peripherisch vor dieElein-
Urnseitenstrangbahn. Auch in die Hinterstränge
treten Fasern von Zellen der grauen Substanz
oin, und zwar von Hinterhomzellen der gleichen
Seite.
Die klinischen Symptome bestanden vor Allem
in totaler oder partieller motorischer und sensibler
l^mong der Hinterbeine mit Incontinentia und
Setentio urinae. War die SchmerzempfinduDg er-
Ittlten, so waren auch die Zellen des Hinterhoms
nicht zu Gründe gegangen. Die Schmerzempfin-
dung ist also an die Intaktheit des Hinterhoms ge-
bunden. E. H ü f 1 e r (Chemnitz).
181. Zur pathologischen Anatomie der
Hirn- ondBüokenmarluieraöhüttenuig; von Dr.
G.Bikeles. (Arb. aus d. Inst für Anatu.FhysioL
d. Centralaervensystems an d. Wiener Universität;
herausgeg. von Prof. N. Obersteiner. Heft m.
1895.)
B. erbrachte mit Hülfe der Marchi 'sehen
Methode den Beweis, dass ein lokalisirtes Trauma
sehr ausgebreitete Yeränderungen im Centrainer ven-
system hervorrufen kann, die sich im Zerfallen der
Markscheide verschiedener Fasergebiete kundgeben.
So fand er beim Meerschweinchen nach Schlägen
auf den Eopf Degenerationen in den Eleinhim-
seitenstrang- und Schleifenbahnen, in den Vorder*
und Seitensträngen des Halsmarks, auch in den
Hintersträngen. Jedenfalls müssen nach B. viele
der im Verlaufe der „traumatischen Neurose'' zur
Beobachtung kommenden funktionellen Störungen
auf solche oder ähnliche Veränderungen bezogen
werden. E. H ü f 1 e r (Chemnitz).
182. Zar pathologischen Anatomie der
multiplen Sklerose des BüokenmarkB ; von Dr.
0. Huber. (Virchow's Arch. CXL. 2. p. 396.
1895.)
58jähr. Mann. Syphilis entschieden geleugnet. Nach
einer steurken Erkältung (Fat stand mehrere Tage bei
— 31® im Freien bei einer Messe) im Jahre 1878 ünbBweg*
lichkeit der Beine, taubes Gefühl in den Sohlen, Ver-
stopfung, Oürtelgefohl. Durch Kaltwasserkur massige
Besserung, doch bUeben Verstopfung und Leibschmerzen;
vorübergehende Steifigkeit in Armen und Händen ; wieder-
holt apoplektiforme Anfälle. Zeitweise Doppeltsehen ( Ab-
ducensparese) , später zunehmende Unsicherheit beim
Gehen, Urinbeschwerden; 1887 plötzlich yollständige
Lähmung der Beine und seitdem Impotenz. Klinisch
wurde damals combinirte Erkrankung der Hinter- und
Seitenstränge diafnosticirt (Parese und Ataxie der Beine,
Fatellarclonus, Sensibihtät in jeder Beziehung herab-
gesetzt; Gürtelgefühl; an den Armen objektiv nur link-
seitige Kraftverminderung nachweisbar. Augen normal).
Später litt Fat. an melancholischen Vorstellungen; plötz-
licher Tod durch Verbrennung 1893.
SMion (Dr. Hansemann). Keine Spuren von
Syphilis. Granulirte Nieren, leichte Herzverj^rössernng.
Keine wesentliche Gefässveränderung. Gehirn makro-
skopisch normal, am Rückenmark, vorwiegend den Seiten-
theüen zahlreiche graue Flecke. Sepsis.
Nach Härtang in Ifitl^er'scher Flüssigkeit erwies
sich die Zahl der Herde, auch in Vorder- und Hinter-
strängen, als sehr gross, namentlich im Cervikal- und
oberen Dorsalmark. Sie waren meist länesgeriohtet, bis-
weilen keilförmig (Basis des Keils an der reripherie), mit
mehr oder weniger scharfer Abgrenzung. Sdurumpfong
der grösseren Herde.
Mikroshoptseh zeigte eine Anzahl der Herde der
weissen Substanz (Gervikalmark) dicht verfilzte feine
Glia&sem, zwischen ihnen viele Aohsenoylinder. Glia-
keme leicht vermehrt. Alle Ge&sse stark verdickt und
dilatirt; Verdickung des adventitiellen Bindegewebes.
Auch waren die Geftsse vermehrt. Zahlreiche Amvloid-
körper, vereinzelte Kömohenzellen. Geringere Sklerose
um die Gefilsse herum ausserhalb der Herde. In anderen
Herden ein mehr lockeres Geflecht der Gliafasem und
ziüillose Kömchenzellen. Im Dorsal- und Lumbaimark
fanden sich in den Herden an Stelle der Nervendem
124
m. Allgemeine Pathologie und pathologiBche Anatomie.
Lücken, zwischen denen ein arwwhernd normales leeres
Oliamaschenwerk lag. Achsencylinder theils verdickt,
tiieils hyaUnartig, theils ganz fehlend. Die Güakerne in
den jünesten Ahsohnitten dieser Herde spärlich, oft mit
grossem t^toplasmaleib ; keine Yerändenmg an den Ge-
lassen daselbst Eömchenzellen mid Amyloidkörper.
Scharfer Uebergang in das normale Gewebe. Die Gentra
dieser Herde stärker sklerotisch. Noch andere Herde
(jüngeres Stadium) zeigten unzählige Eömchenzellen,
jifarkscheidendegeneration, bisweilen verdickte Achsen-
cylinder, Gliazellen mit sehr grossen ProtoplasmakÖrpem
ohne Fortsätze; keine Beziehmig zu den Gefässen. In
dem jüngsten Herde kein deutüch verdickter Achsen-
cylinder. In der groMen Substanz enthielten die Herde
theils normale, th^ geschrumpfte Ganglienzellen. Auf
Längsschnitten erschienen die Gliazellen oft vielkemig
(über 20 Kerne), die Achsencylinder bisweilen geschlängelt,
oder kugelig angeschwollen, oder gleichmässig verdickt.
An der Grenze der Herde ragten mehr oder weniger Ner-
ven einzeln oder in Bündeln in den Herd hinein, so dass
der Herd feine und breitere Ausläufer besass. Anderer-
seits griffen die Nervendegenerationen weit über die Herde
hinaus ; die Achsencylinder verschwanden im Herde, indem
sie, ihren geraden Y erlauf verlierend, in den Gliabündeln
verschwanden, oder sie endigten mit kolbigen Anschwel-
lungen. In der üebergangazone der jüngeren Herde
Eemvermehrung.
An den Eömchenzellen wurde vielfach Zerfall xmter
Kemschwund beobachtet ; wahrscheinlich waren sie aus
Gliazellen, nicht aus Leukocyten entstanden. Im ganzen
Hückenmark verbreitet, ohne Beziehung zu den Herden,
zahlreiche kleine, frische Blutungen um die Gefässe, meist
in der grauen Substanz. In den Gefassen vielfach Leuko-
cyten vermehmng , selbst Thrombosen, femer Kokken-
thromben ; um letztere herum Gewebenekrose.
Die letztgenannten Blutbefunde sind offenbar durch
die Sepsis hervorgerufen, nicht aber die Ursache der
Herderkrankungen ; letztere sind sicher nicht infektiöser
Natur. Die prvmä/re Erkrankung betrifft MoeifeUos das
Parenchym (A d a m k i e w i c z) , die Sklerose schloss sich
sekmidär an, indem das Gliagewebe sich als £rsatz an
die Stelle der degenerirten Nerven einschob. 'Weshalb
in manchen Partien die Achsencylinder erhalten blieben,
in anderen aber untergingen, blieb unerklärt Begene-
rative Wucherung war nicht nachweisbar. Sichere sekun-
däre Degenerationen fehlten. B e n e k e (Braunschweig).
183. Beobaohtiingen über experimentell
enengte Entzündungsherde imGrossliim; von
weil Dr. Schrader u. Dr. Kümmel. (Arch. f.
experim. PathoL u.PhannakoLXXXy. 4 u. 5. p. 269.
1895.)
Sehr, und E. erzeugten bei Hunden Bntzün-
dungaherde durch Injektion von Beinculturen von
Tuberkelbaoillen in verschiedene Partien des Qross-
hims ; die Culturen waren in yerflüssigtem Agar
kurz vor dessen Erstarren vertheilt worden. Nach
6 — 10 Tagen traten die ersten Symptome auf; sie
erreichten bald die Höhe und es folgte schliesalicli
eine Periode allgemeinen Eräfteverfalls , in der
manchmal unter den Zeichen einer diffusen Him-
erkrankung der Tod erfolgte.
Sehr, und E. theilen ihre Versuche in 2 Grup-
pen ein : 1) Herde in der Oegend der sogenannten
psychomotorischen Rindenfelder; 2) Herde im
Hinterhauptslappen.
Die Unterschiede zwischen den Symptomen der
Herde imStimhim und denen der Herde im Hinter-
hauptslappen waten zweifellos. Bei den Herden
der 1. Gruppe traten die motorischen Störungen
und die der Hautsensibilität in den Vordergrund;
sie bezogen sich vorwiegend oder ausschliesslich
auf die contralateralen Extremitäten. Die motori-
schen Störungen bestehen in Krämpfen, Schwäche
undCoordinationsanomalienin wechsehidenGombi-
nationen ; die sensiblen in einfacher Abstumpfung
der Hautempfindung, oder in unvollkommener „see-
lischer Verarbeitung'^ dieser. Seltener ist das Auf-
treten von Blindheit für die oontralaterale Geaichts-
feldhälfte.
Herde der 2. Gruppe (im Hinterhauptslappen)
können auch bei beträchtUdier Grösse bis auf die
terminalen Störungen symptomlos verlaufen; im
Debrigen gilt für sie in Bezug auf Constanz und
Vorwiegen der einen und anderen Störungen gerade
das Umgekehrte wie fOr die 1. Gruppe.
Für die Grosshimohirurgie ist vielleicht die
Thatsache von Bedeutung, dass schon die einfache
breite Eröffnung des Schädeldaches zu therapeu-
tischen Erfolgen führte, denn es blieben schliess-
lich nur minimale Störungen übrig. Auch in den-
jenigen Fällen, in denen nachträglidi die ganze
motorische Zone oder ihr grösster Theil durch
Exstirpation entfernt wurde, trat eine Heilung ein,
doch blieben in beiden Fällen noch ganz leichte
Störungen übrig. Die nachträgliche Exstirpation
muss demnach in der Weise gewirkt haben, dass
sie eine von dem krankhaften Process ausgehende
aktive Störung, eine Hemmung, beseitigt hatte,
H. Dreser (Bonn).
184. Myelitea infeotieaseB ezperimentalefl
par Btreptoooqnes; par F. Vidal et F. Bezan^on.
(Ann. de l'Inst. Pasteur IX. p. 104. 1895.)
Unter 116 mit Streptokokken verschiedener
Herkunft und Virulenz geimpften Kaninchen sahen
V. und B. bei 7 Thieren paralytische Symptome
binnen 1 Woche bis 2 Mon. eintreten; in einem
dieser Fälle hatte der Streptococcus vorher ein
Erysipel erzeugt. Die Paralyse folgte der All-
gemeinerkrankung entweder unmittelbar oder erst
nach längerer Zwischenzeit und setzte ziemlidi
plötzlich ein. Sie bestand meist in einer 8chla£fen
Lähmung der Hinterbeine, griff einmal weiterhin
auch auf die oberen Glieder über. In 2 Fällen
zeigten sich Contrakturen in aUen 4 Gliedern und
dem Rumpfe, in einem Falle spastische Hemipl^e
der rechten Seite mit Beitbahnbewegung und
starker Muskelatrophie. 4 Rückenmarke wurden
nach Härtung mit JfüQ^'scher Flüssigkeit nach
Pal und mit Pikrocarmin, Hämatoxylin, Safranin
und Carbolmethylenblau behandelt und untersucht
Die graue Substanz zeigte hauptsächlich in der
Lendenanschwellung Entartungen der Ganglien-
zellen, capillare Hyperämie undHämorrhagien. In
der weissen Substanz fanden sich unrogelmässig
zerstreut, doch namenüich in den HinterstrSngen,
Quellung der Markscheide und des Achsencylinders,
stellenweise fortschreitend bis zur Auflösung in
Myelintropfen. Es fehlte jede perivaskuläre Ent-
IV. Pharmakologie und Toxikologie.
125
Kfindung, auoh Kokken waren nicht nachzuweisen.
Wurzeln und Spinalganglien, peripherische Nerven
und Muskulatur waren intakt
Y. und B. finden grosse Analogie zwischen
ihren Experimentalergebnissen und den krypto-
genetischen Myelitiden beim Menschen und ziehen
daraus den Schluss, dass letztere auf die toxische
Wirkung einer vorangegangenen, oft übersehenen
Infektion zurückzuführen seien.
M a r t h e n (Eberswalde).
IV. Pharmakologie und Toxikologie.
185. De raoUon du salophene dans lerhn-
tnatUme artioulaire aign» dane la ohorie et
danslesnivralgiea; parle Dr.AugustinHuot
(Paris 1895. H. Jouve. Or. 8. 69 pp.)
H. bespricht das Salophen nach allen Richtun-
gen hin, theilt 85 Krankengeschichten mit und
kommt zu dem Ergebniss, dass das Mittel (im Durch-
schnitt zu 3 — 4 g in 24 Std.) ein guter Ersatz des
fialioylsauren Natron ist, indem es etwa eben so
gut hilft, aber weniger unangenehme Erscheinungen
hervorruft Dippe.
186. Saligenin in der Therapie; von Dr.
L. Lederer in München. (Münchn. med. Wo-
chensohr. XLII. 7. 1895.)
L. giebt die versprochenen weiteren Mitthei-
lungen über das Saligenin (vgl. Jahrbb. CCXLn.
p. 240). Es ist ein imschädliches und kräftiges
Antisepticum und scheint bei akuten rheumatischen
Erkrankungen gut zu wirken. L. glaubt nicht,
dass diese Wirkung der im Eürper freiwerdenden
Salicyls&ure zuzuschreiben ist, dagegen spricht
schon die Wirkung verhUtnissm&ssig kleiner Men-
gen (1 — 5 g), er hält es eher für möglich, dass aus
der eingenommenen Salicyls&ure das wirksamere
Saligenin gebildet wird. Ausgedehnte Erfahrungen
am Krankenbette liegen noch nicht vor. Dippe.
187. Ueber Sltere« nnd neueres Brythro-
phlein; vonProf. Erich Harnack. (BerL klin.
Wohnsohr. XXXII. 35. 1895.)
Das frOhere Erythrophlein (Base, Salze und
Doppelsalze) war ein klarer Syrup, der gleich-
zeitig Digitalin- und Pikrotoxinwirkung (klonische
Krämpfe) bei Warm- und bei KaltblQtem hervor-
rief und durch Kochen mit Salzsäure sehr leicht
zu zersetzen war. Das neue von Merck in den
Handel gebrachte Erythrophleinum hydrochloricum
ist, ebenso wie das Platindoppelsalz, ein hellgelbes
amorphes Pulver, zeigt nur die Digitalinwirkung
und ist durch Kochen mit Salzsäure sehr schwer
zu zerlegen. Worauf diese Verschiedenheit beruht,
läset sich zur Zeit noch nicht sagen, jedenfalls
dftrfte das neue Präparat, das ohne Nebenwirkungen
den Blutdruck sehr stark erhöht, besser zu ver-
wenden sein als das alte. Dippe.
188. Ueber daaLoretin nnd die Art seiner
Wirirang; von Ad. Claus. (Münchn. med. Wo-
chenschr. XLII. 10. 1895.)
Das Loretin erleidet unter der Einwirkung des
Sonnenlichtes oder einer Temperatur von etwa
}00^ C. bei Oegenwart von Walser eine Zersetzung
unter Jodentwickelung, aber nicht derart, dass
einfach freies Jod abgespalten wird, sondern derart,
dass zunächst Jodwasserstoff gebildet wird und
dass sich dieser Jodwasserstoff erst in sekundärer
Reaktion mit unverändertem Loretin unter Bildung
von freiem Jod umsetzt. Kommt das Loretin mit
Bakterien, Euer und anderen in Zersetzung befind-
liehen Massen in Berührung, so tritt ebenfalls eine
doppelte Umsetzung ein. Da aber hierbei Jod-
wasserstoff nicht gebildet wird, so kann auch keine
Abs6heidung von freiem Jod erfolgen. Der ganze
Jodgehalt des zur antiseptischen Wirkung gekom-
menen zersetzten Loretin befindet sich in Gestalt
irgend welcher, bis jetzt noch nicht bekannter
chemischer Verbindungen in dem durch das Loretin
erzeugten Schorf. Daher wohl auch das Fehlen
aller der unangenehmen Erscheinungen, die wir
von anderen Jodmitteln kennen. Dippe.
189. La flnorol» son emploi dans le traite-
ment de la dacryooystite ; par le Dr. Jean
Duclos. (Arch. clin. de Bordeaux IV. 6. p. 268.
1895.)
Nach einer längeren Erörterung über die physi-
kalischen und chemischen Eigenschaften des Fluo-
rols, das in wässeriger Lösung 1 : 200 eine bläu-
liche, klare, nicht ätzende oder reizende Flüssig-
keit darstellt, hebt D. die antiseptische Wirkung
hervor, die der von Sublimat, Carbol u. s. w. nicht
nadistehi Dabei ist Fluorol nicht so giftig wie
die genannten Mittel. Acht Krankengeschichten
zeigen, dass Fluorol, als Injektionsflüssigkeit ge-
braucht, eine auffallend rasche Heilung bei Thrä-
nensackleiden bewirken kann.
Lamhofer (Leipzig).
190. Ueber Jodvasogen; von Leistikow.
(Monatsh. f. prakt DermatoL XIX. 10. p. 541. 1894.)
L. wandte das Jodvasogen (die Yasogene sind
mit Sauerstoff imprägnirte Vaseline) in 15 Fällen
von blennorrhoischer Epididymitis an, bei Drüsen-
Bchwellungen, in 5 Fällen von sekundärer syphili-
tischer Angina, 2 Fällen von syphilitischem Ulcus
cruris, 1 Falle von Periostitis ossis nasalis und
1 Falle von Scrophuloderma. Das Mittel zeigte
sich als vollkommenes Ersatzmittel der Jodtinktur,
hat aber verschiedene Vorzüge. Nie kam es zu
einer Entzündung der Haut; die Tiefenwirkung
war hervorragend ; das Präparat wird sehr schnell
verflüchtigt, wovon das völlige Verschwinden der
Jodfärbung kurz nach dem Einreiben Zeugniss ab-
legt. Es empfiehlt sich 1) beiderblennorrhoischen
akuten und chronischen Epididymitis, 2) bei den
126
lY. Fharmakologie und Tozikolc^e.
beginnonden Leistendrüsenentzündungen im An-
Bchlusse an Ulcus moÜe, 3) versuchsweise bei allen
Formen von Drüsenschwellungen, 4) bei syphili-
tischen und tuberkulösen Haut- und Schleimhaut-
affektionen. W e r m a n n (Dresden).
191. Sar Pemploi du paraohloroph6nol et
dn ohloroaalol en ohirorgie; par le Prof. Gh.
Girard. (Revue m6d. de la Suisse rem. XY. 7.
p. 365. 1895.)
Das von der Fabrik v. Beyden im Grossen dar-
gestellte Paraohlorphenol wirkt in 1 — 2proc. wäss-
riger Lösung am allerkräftigsten antiseptisch von
allen Antisepticis, die die organische Chemie bisher
geliefert hat. Gegen Milzbrandsporen erweist es
sich fast so giftig, wie Iprom. Sublimat Seine
Giftigkeit im Thierkörper ist nur sehr gering,
geringer sogar als diejenige des Phenols, der
Eresole, des Lysols und Solveols, vor welch' letz-
teren Produkten es ausserdem noch den Vorzug
hat, ein krystaUisirter, chemisch einheitlicher Kör-
per und genau dosirbar zu sein; femer ist der
Geruch der Lösungen weniger unangenehm als
beim Lysol, Creolin u. A. Zur Desinfektion der
Hände und Instrumente eignet es sich so gut
wie die anderen Substanzen. Beim Gebrauche zu
chirurgischen Zwecken bewährte es sich nach G.
recht gut.
Das Chlorsalol oder der Salicylester des Chlor-
phenols ward innerlich in relativ grossen Dosen
(6 g täglich) ohne irgend welche Belästigung ver-
tragen. G. wandte es mit Yortheil an bei katarrha-
lischen Erkrankungen der Hamwege, femer in
einigen Fällen von Diarrhöe. Auf frische und
reine Wunden aufgestreut wirkte es nicht wie das
Salol reizend. G. giebt selbst zu, mit dem Chlor-
salol noch nicht genug klinische Yersuche ange-
stellt zu haben, um die Indikationen für den Ge-
brauch genau angeben zu können.
H. Dreser (Bonn).
192. Zar Wirksamkeit des Comutins; von
H. Ludwig u. R Savor in Wien. (Wien. klin.
Wchnschr. YIII. 22. 23. 1895.)
L. U.S. prüften in der Chrobak 'sehen Klinik
die Wirksamkeit des von Eobert zuerst dar-
gestellten Mutterkornpräparats Cornutin bei ato-
nischen Nachblutungen nach Entbindungen, sowie
bei 11 gynäkologischen Erkrankungen. Die Wir-
kung war eine durchaus nicht befriedigende;
gerade bei schweren atonischen Blutungen liess
das Comutin, ebenso wie das Ergotin Bombeion,
im Stich; ferner war in 2 Fällen, wo eine Wirkung
eintrat, diese nur zeitweilig; es trat nach kurzer
Zeit wieder Erschlaffung der Gebärmutter ein, was
L. u. S. beim Ergotin niemals beobachteten. Auch
die Erfahrungen bei den gynäkologischen Erkran-
kungen waren nicht günstig, da nur 3mal über-
haupt eine Wirkung gesehen wurde, die aber höch-
stens 2mal auf Rechnung des Medikaments zu
setzen war. Yersuche zur Anregung der Wehen-
thätigkeit durch Comutin haben L. u. S. nicht
unternommen mit Rücksicht auf die durch Erhard
und Thomson erprobte Gefährlichkeit fQr die
Kinder.
An Hähnen angestellte Thierversuche liessen
die Wirksamkeit des Comutins geringer als die
des frischen Seeale erscheinen.
J. Präger (Chemnitz).
193. Sor raotiondelapseado-jusiiiiianaine;
par le Dr. Enrico BuonarottL (Arch. ital de
BioL XXm. 1 u. 2. p. 211. 1895.)
B. hat ein von Merck aus der Duboisia myo-
poroides neben Hyoscyamin und HyoscLn neu auf-
gefundenes, bisher noch nicht bekanntes, von Mercft
Pseudohyoseyamin benanntes, bei 132 — 134<^ C.
schmelzendes Alkaloid in seinen pharmakologischen
Wirkungen mit den Gliedern der Ghnippe desAtro-
pins verglichen und kam dabei zu folgenden Er-
gebnissen : 1) Das Pseudohyascyamin ist ein kräf-
tiges Mydriaticum. 2) Subcutan injicirt, vermehrt
es selbst in grosser Gabe die Pulsfrequenz nicht,
vermindert sie vielmehr etwas; den Herzvagos
vermag es nicht vollständig zu lähmen. 3) Bei
Speichelfluss beschränkt es die Speichelabsonderung
ohne gleichzeitig die mit dem Atropin verbundenen
Störungen mit zu verursachen. 4) Während das
„Duboisin^^ des Handels, ein Gemenge dieser drei
Alkaloide, gegen hysteroepileptische Anfälle gün-
stig wirkt, zeigte das Pseudohyoscyamin keinen
vortheilhaften Einfluss auf die Anfälle. 5) Selbst
in grosser Dose angewandt, blieben danach bei den
Kranken die schweren Giftwirkungen des Atropins
aus und es wurde im Ganzen stets gut vertragen.
H. Dreser (Bonn).
194. Contribation a la Physiologie et a la
pharmacologie dn Systeme nerveox oentraL
Efifets produits par le ohlorhydrate d'ammo-
niaqne snr le Systeme nerveux central; par
N. 0. Yourinski. (Arch. des sciences biol
de St. P^tersb. in. 3. p. 260. 1894.)
In einer ausführlichen Mittheilung über die
pharmakologischen Wirkungen des Salmiaks i^t
Y. seine Ergebnisse wie folgt zusammen : 1) Bei
FrOschen mit durchtrenntem Bückenmark bringt
der Salmiak allgemein eine deutliche Yerstärkong
der Reflexe hervor. 2) Bei Fröschen, bei denen
bestimmte Abschnitte des Centralnervensystems
nur noch erhalten sind, geht der Yerstärkung der
Beflexe eine ausgesprochene Abschwäohung vorauf.
3) Bei unversehrten Fröschen und Tauben bewirkt
der Salmiak zuvörderst eine allgemeine Depression
des Centralnervensystems, dann erst Convulsionen.
4) Bei schnell verlaufender Yergiftung ist das erste
Stadium, nämlich die Niederdrückung der Nerven-
funktionen, wenig ausgesprochen, da sehr bald das
Excitationstadium, durch Convulsionen erkennbar,
einsetzt. 5) Bei langsamer Yergiftung tritt beson-
ders deutlich und anhaltend die allgemeine Depres-
sion des Centralnervensystems hervor. 6) Bei des
ly. Pharmakologie und Toxikologie.
127
Grosshims beraubten Fröschen und Tauben fehlt
die anfängliche Depression fast völlig, bevor Con-
vnlsionen eintreten; manchmal sind Excitations-
erscheinungen sogar das erste Phänomen, das bei
grosshirnlosen und vergifteten Thieren auftritt
7) Ein Yerstftndniss dieses Yerhaltens ist nur dann
möglich, wenn man annimmt, dass die tieferen
Abschnitte des Centralnervensystems imter dem
stetigen hemmenden und zügelnden Einflüsse der
höheren Abschnitte stehen. H. Dreser (Bonn).
195. Ueber die Anssoheidnng körperflrem-
der StofliB in den ICagen; von Dr. P. Bongers.
(Arch. f. experim. Pathol. u. Pharmakol. XXXY. 6.
p. 415. 1895.)
B. injicirte kräftigen Hunden die Substanzen,
deren Ausscheidung auf der Magenschleimhaut er
nachweisen wollte, entweder unter die Haut oder
in das Rectum; falls kein Erbrechen erfolgte,
wurde wiederholt der Magen ausgespült und das
Spülwasser oder das Erbrochene zur chemischen
Untersuchung benutzt Nachgewiesen wurden im
Mageninhalt von den Alkaloiden : Morphin, Brucin,
Yeratrin, Coffein, Chinin, Antipjrin. Nicht nach-
weisbar waren die Alkaloide: Atropin und Apo-
morphin (letzteres auch nicht im Tracheaischleim).
Yon aromatischen Substanzen war Salicylsaure
nachweisbar, Carbolsäure aber nicht
Yon Körpern der Fettreihe konnten im Magen-
inhalt nachgewiesen werden : Chloroform, Chloral-
hydrat, Methylalkohol, Aethylalkohol, Aceton. Nach
Methylalkoholdarreichung per Klysma geht der
Alkohol als solcher reichlich in den Urin über,
und zwar am zweiten Yersuchstage in grösseren
Mengen als am ersten.
Für die auf subcutanem Wege beigebrachten
Substanzen ist es selbstverständlich, dass sie durch
Yermittelung des Blutkreislaufs die Magenwände
erreichen und dort in das Mageninnere ausgeschie-
den werden. Zum Theil wird die gleiche Annahme
auch für die als Klysma verabreichten Stoffe zu-
treffen, indessen lassen die neuesten Erfahrungen
und Yersuche Orützner's, wonach per rectum
als Suspension applicirte pulverförmige oder fein-
kömige Substanzen (Kohlenpulver, Stärkekömer
u. s. w.) bei Menschen und Thieren durch on/i-
peristaüische Bewegung des Darmes bis in den
Magen gelangen können, auch noch die Möglich-
keit oiffen, dass die als Klysma beigebrachten
Lösungen ebenfalls antiperistaltisch , also rein
mechanisch, in den Magen gelangt sein können.
H. Dreser (Bonn).
196. Beoherches ezpirimentales sor la
fatfgrae des mnsoles hnmains sons l'action des
poisons nervenz; par le Dr. Cesare Bossi.
(Arch. ital. de Biol. XXTTT. 1 et 2. p. 49. 1895.)
B. prüfte mit Hülfe des ifo«9o'schen Ergo-
graphen die Yerinderungen, die die menschliche
Muskelthätigkeit erfährt nach Einnahme verschie-
dener auf das Centralnervensystem wirkender
Arznei- und Genussmittel, indem er die Höhe jedes
einzelnen Hubes aufzeichnen Hess, bis zu der die
Beugemuskeln des Mittelfingers der rechten und
linken Hand Gewichte von 4 — 5 kg zu heben ver-
mochten. Diese Hebungen wurden alle 2 Sekunden
wiederholt und bis zur Emüdung (d. h. bis die
Hubhöhe fast Null geworden) fortgesetzt Die An-
wendung des graphischen Yerfahrens ergiebt un-
mittelbar vergleichbare Tracks ; dieselben zeigten,
dass der Alkohol in Form des Bums (80 g) die
Fähigkeit des Muskels, Arbeit zu leisten, zuerst
steigert, dann aber bald herabsetzt wegen der läh-
menden Wirkung dieser starken Gabe auf das
Centralnervensystem; in massigen Gaben (25g)
wirkt der Alkohol derart auf die Muskeln ein, dass
er sie weniger rasch als im Normalzustande er-
müden lässt. Ebenso förderlich wie der Alkohol
erwies sich auch das ätherische Absinthöl, inner-
lich zu 0.8 — 0.5 genommen. Ätropinsulphat zu
1 — 1.5 mg imter die Haut gespritzt, war ohne be-
merkenswerthen Einfluss auf die Muskelleistung.
Coffein zu 0.6 — 0.3 vermehrte die Arbeitsleistung
des Muskels nur um ein Geringes. Der Kampher
hatte, in einem Falle zu 1.5 g als Pulver genommen,
eine sehr energische Wirkung auf die Muskel-
aktion, indem er sowohl die Muskelaktion, als
auch die Widerstandsföhigkdt gegen den Einfluss
der Ermüdung sehr erheblich steigerte; in einem
anderen Yersuche blieben diese Wirkungen voll-
kommen aus, ein Yerhalten, das R. mit der auch
sonst oft unzuverlässigen Wirksamkeit des Eam-
phers in Yerbindung briogt. Der gewöhnliche
Aßther, zu 2g eingespritzt, hatte eine deutliche,
aber bald vorübergehende günstige Wirkung. Das
Strychnin zu 1mg vergröss^rte zwar nicht die
Hubhöhen, wohl aber die Ausdauer der Muskeln.
Arzneikörper, welche die Leistungsfähigkeit der
Muskeln herabsetUen, waren Bromkalium in der
Dosis von 6 g ; seine Wirkung vergeht rasch. Das
ChloraOlydrat, zu 2 g genommen, bewirkte 1 Stunde
nach der Einnahme die stärkste Abnahme der
Muskelleistung. Aehnlich wirkte Z^oi»n(sulphat)
zu 0.001, während das Hyoscyamin zu 3 mg sub-
cutan kaum herabsetzend einwirkte. Sehr deut-
lich wurde die Ermüdbarkeit der Muskeln be-
schleunigt dxiich Morphin (O.Ol — 0.02) und Opium
zu 0.06. H. Dreser (Bonn).
197. Contribnto sperimentale sull'ayyele-
namento subaonto da essensa di mirbana ; per
il Dott B. Annino. (Arch. itaL di din. Med.
XXXIY. 1. p. 66. 1895.)
Die Symptomatologie der Yergiftung durch
Mirbanöl (Nitrobenzol , C^HsNO^) beschreibt A.
folgendermaassen : Allgemeine Convulsionen wur-
den nicht beobachtet, wohl aber tonisch-klonische
Zusammenziehung der Schliessmuskeln der Lider,
Trismus; der Lidreflex bleibt bis zum Tode er-
halten; starke Dyspnoe und Pulsbeschleunigung;
128
T. Neuropaihologia und Psychiatrie.
schwärzliche Verfärbung des Urins durch ver-
änderten Blutfarbstoff ; die Chloride, Sulphate und
Phosphate fehlen entweder völlig oder fast ganz
im Urin. Das Blut sieht dunkel pechbraun aus ;
die Milzpulpa und das Knochenmark sind ebenfalls
sehr dunkel gefärbt. Die lebenswichtigen Organe
zeigen die bekannte trübe Schwellung und fettige
Entartung (Herz, Leber, Nieren, Oehim und die
Capillarendothelien der Gehirngefässe). Die schäd-
lichen Wirkungen auf das Blut und die patholo-
gisch-anatomischen Veränderungen in den lebens-
wichtigen Organen sind die Ursache des Todes.
H. Dreser (Bonn).
198. Ueber Veränderungen der Athmongs-
organe in Folge von CarbolBänrevergiftang ;
von Dr. Leo Wachholz. (Deutsche med. Wo-
chenschr. XXI. 9. 1895.)
W. kommt nach einigen Thierversudieii zu
folgenden Schlüssen : 1) Die Carbolsäure scheidet
sich bei Vergiftungen aus dem Körper grössten-
theils im Urin durch die Nieren aus. 2) Die von
wo immer, sei es vom Magen oder vom Unterhaut-
zellgewebe, resorbirte Carbolsäure scheidet sich
auch in den Respirationsorganen aus. 3) In letz-
teren verursacht sie Erkrankungen, die unter dem
Bilde einer Laryngotracheobronchitis, ja sogar
einer mehr oder weniger ausgebreiteten Broncho-
pneumonie auftreten. 4) Der Orad dieser Erkran-
kungen hängt mit der Menge der einverleibten
Carbolsäure und mit der Lebensdauer innig zn-
sammen. Je mehr Carbolsäure eingenommen war
und je länger der Vergiftete am Leben blieb, desto
stärker können die Bespirationsorgane in Ansprach
genommen werden. H. D r e s e r (Bonn).
V. Neuropathologie und Psychiatrie.
199. Ueber versohiedene AugenmoBkel-
störungen. (Vgl. Jahrbb. CCXLVL p. 21.)
CarlKunn (Die angeborenen Beweglichkeits-
defekte der Augen. Beiträge zur Augenhkde. XIX.
1895) ist der Meinung, die „angeborenen Beweg-
lichkeitadefekte der Augen^^ bildeten ein Gebiet
fiür sich und wären von den während des Lebens
entstandenen Lähmungen scharf zu trennen. Die
Arbeit ist ausgezeichnet durch eine sehr vollstän-
dige und sehr sorgfältige Wiedergabe der Literatur.
Jedem fremden Falle giebt der Vf. eine kritische
Besprechung bei.
Die eigenen Beobachtungen des Vfs. sind fol-
gende.
I — ni. Bei mehierdn Geschwistern, deren ELtem
zwar vielfach krank, aber nioht angenkrank gewesen
waren, bestanden Augenmuskelstöningen. Bei der 15jähr.
Louise M. war im 2. Jahre Schielen des linken Auges be-
merkt worden. Im 4. Jahre Lähmung der rechton Ge-
siohtshälfto und Yerdrehmig des linken Anges naoh oben.
Später Chorea, KrampfiEuifälle , Migräne, Otitis media.
Beschränkung der Seitwärtsbewegung und der Convergenz
der Augen. Das linke Auge bewegte sioh fast gar nicht
nach aussen. Tendenz, den Unken Augapfel nach oben
zu drehen. Bei der Sjähr. Dora M. war die Augenstörung
im 4. Jahre nach Scharlach bemerkt worden. Bei ihr
und bei dem 4jähr. Felix M. bestand dieselbe Augen-
muskelstörung wie bei Luise.
IV. Bei dem Ijähr. Sohne gesunder Mtem standen
die Augen stets in Convergenz. Ausser der Abduktion
waren alle Augenbewegungen möglich.
y. Bei einem 17jSir. Jünglinge hatte yon jeher ab-
norme Kopfhaltung bestanden. Bechts Beschränkung,
links Aufhebung der Seitwärtswendung. Fehlen der Con-
vergenz. Geringe Störungen bei der Hebung und Senkung.
VI. Doppelseitige Ptosis bei einem 14 Jährigen. Ein-
seitige Amblyopie und Beschwerden bei der Hebung.
Vn. Seit der Geburt bestanden bei dem 9jähr., sonst
gesunden Knaben Ptosis links, Unregelmässigkeiten der
Thätigkeit der Orbiculares oculi.
YIU. Bei einem IGjähr. tuberkulösen Mädchen be-
stand seit der Geburt „Defekt der rechten Gesichts-
muskeln'^ (mit Erhaltung einzelner Bündel).
Die anatomischen Befunde lehren, dass die den
Defekten entsprechenden Muskeln bald gänzlich
fehlen, bald schwach entwickelt sind, bald falsch
angewachsen sind, dass auch die Nerven bald
fehlen, bald nicht, dass trotz der Defekte normale
Muskelentwiokelung vorkommt Somit erklären
die nachweisbaren Veränderungen des Bewegnngs-
apparates den Zustand nicht
Sehr eingehend beschäftigt sich Yf. mit meiner
Arbeit über den infantilen Eemschwund. Er be-
tont gegen mich, dass, während sich in einer
ziemlich beträchtlichen Zahl von angeborenen Läh-
mungen Störungen der associirten Bewegungen
fanden, ohne dass die Convergenz gelitten hatte,
diese merkwürdige Erscheinung sich beiden später
erworbenen Formen niemals finde. In dem Fehlen
der Sekundäroontraktur bei angeborenen Defekten,
der Willkürlichkeit (oder ZuföUigkeit) der Augen-
stellung bei diesen, dem Fehlen der anderweiten
Bildungshemmungen und der Erblichkeit bei er-
worbenen Lähmungen U.A. sieht Yf. weitere unter-
schiede. Für besonders wichtig hält Yf. die Be-
obachtungen, bei denen die den Defekten entepre-
chenden Muskeln bei der Operation oder Sektion
vorgefunden wurden. Sie beweisen nach Yf., dass
der Muskelschwund gar nicht das Wesentliche ist
Yielmehr komme es nur auf die Entwickelungs-
hemmung der centralen oder der peripherischen
Theile an, dieser wie jener Aplasie komme selb-
ständig vor. Yf. bezieht sich besonders auf einige
Beobachtungen v. Leone wa 's, die bei Anence-
phalie und Amyelie trotz vollkommenen Fehlens
der Yorderhömer (bez. Kerne) und motorischen
Nerven normale quergestreifte Muskeln am Skelet
und auch am Bulbus gefunden hat Die Abhängig-
keit der Organtheile von einander werde erst
durch die Funktion geschaffen. Es kann während
der Entwickelung des Fötus irgend ein Olied der
von der Hirnrinde zu den Muskeln reichenden Kette
ausfallen, dann fehlt die Funktion und wir haben
einen congenitalen Beweglichkeitsdefekt (nicht
Schwund) vor uns.
V. Neuropaüiologie und Psychiatrie.
129
Die Zukunft wird lehren, ob K/s Abtrennung
gerechtfertigt ist. An sich könnte ja dieselbe
Schädlichkeit einen „congenitalen Beweglichkeits-
defekt^' und eine erworbene Lähmung verursachen,
wenn sie einmal während der fötalen Zeit, das
andere Mal später ein wirktß. Die Krankheit wQrde
dieselbe sein. Erst die Kenntnisa der Aetiologie
wird Aufklärung bringen.
P. Maginelle (Deux cas d'ophthalmopl6gie
extrinsöque double cong^nitale. Arch. de M6d.
mü. XXV. 3. p. 124. 1895) berichtet über 2 Brüder
mit angeborener Ophthalmoplegia exterior.
I. Bei dem 22jähr. Rekruten L. bestand massige
Ptosis und fast vollständige ünbeweglichkeit des Aug-
a[>fels beiderseits. Nor miUimetergrosse Bewegungen
konnten gemacht werden. Bas rechte Auge war geradeaus
gerichtet, das linke wich ein wenig nach innen ab. Binocu-
läres Sehen bestand nioht. PupiÜen und Acconmiodation
normal.
n. Der 17jähr. Bruder hatte fast ganz unbewediche,
nach innen gerichtete Augen. Auch hier war die Ptosis
nicht stark. Bei 1 m Abstand bestand in massiger Aus-
dehnung binoculäres Sehen. Der Yater war ein Säufer
gewesen und hatte 5 Kinder hinterlassen. Die älteste
Tochter und der jüngste Sohn sollten gesund sein. Bei
den mittleren 3 Brüdern aber bestand seit der Geburt die
Angenmuskellähmung. Der 22jähr. Bruder sollte als
Kind auch Exophthalmus gehabt haben.
Dr. Earplus (Fall von Ophthalmoplegia ex-
terna. Wien. klin. Wchnschr. Vm. 27. 1895)
berichtet über einen FaU von infantilem Eem-
Bchwunde.
Ein 2^'ähr. Lehrerin war im 5. Jahre an doppelter
Ptosis erkrankt, die langsam wieder zurückgegangen war.
Arlt hatte schon damals „Unbeweglichkeit der Bulbi
gefunden^. Seither jährlich 1 — 2mal wochenlang dauernde
Ptosis. Sie war seitdem auch durch die „grossen Augen*^
und den „starren Blick^ aufgefallen.
Vf. fand : Rosis bis zum oberen Bande der Pupille,
Unbeweglichkeit der Augäpfel bis auf die Bewegungen
nach unten, die leidlich ausgeführt wurden, normäes
Verhalten der inneren Augenmuskeln und des Augen-
hintergrundes, Lähmung des oberen Faciälisgebietes, end-
lich Schwäche der Arme, besonders der Hände, und Par-
ästhesien darin. Die letzteren Erscheinungen gingen bald
zurück. [Sie waren nach einer Entbindung aufgetreten
und beruhten offenbar auf Neuritis puerper2is. Ref^
Edwin E. Jack (A case of ophthalmoplegia ex-
terna, bilateral, complete. Boston med. and surg. Joum.
CXXXm. 3. 1895] beschreibt ein 2jfihr. Mädchen aus
gesunder Familie, das gesund geboren war, vor einigen
Monaten plötzlich erkrankt war mit Schreien, Aufregung,
Schielen. Bald waren links Ptosis und Strabismus diverg.
eingetreten. J. fand doppelseitige unvollständige Ptosis,
links Unbeweglichkeit, rechts sehr geringe Beweglichkeit
des Augapfels, Beweglichkeit der Pupillen, aber geringe
Erweiterung der linken, normalen Augenhintergrund.
Im Uebiigen war an dem Kinde nichts l[rankhaftes zu
entdecken bis auf einige geschwollene Drüsen hinter dem
rechten Ohre und am üiQse.
O. deSpeville (Paralysieoompldte de la troisieme
paire gauohe chez un enfant de quatre ans; gu^rison.
Ajan. d'Oculisi CXTTT. 4. p. 270. 1895) berichtet von einem
4jähr. Knaben, der nach kurzem Unwohlsein ohne Kopf-
schmerzen eine Lähmxmg des ganzen linken Oculomoto-
rius bekommen hatte. Zeichen von Syphilis waren nicht
zu entdecken. Das Kind bekam Jod und Hg, wurde
elektrisirt und nach 4 Wochen war die Lähmung ver-
schwunden. Yf. meint, eine Infektion sei die Ursache
gewesen.
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 2.
S. Kalischer (Ein Fall von subabiter nudearer
Ophthalmoplegie und Eztremitätenlähmung mit
Obduktionsbefund [Polio - Mesencephalo - Myelitis
subacuta]. Deutsche Ztschr. f.Nervenhkde. VI. 3 u. 4.
p. 252. 1895) theilt folgende Beobachtung mit.
Ein 64jähr. Mann, der sein Yermögen verloren hatte
imd den ganzen Tag um des tädichen Brotes wülen
schreiben musste, erkrankte mit Ptosis und Lähmung
aller äusseren Augenmuskeln, Schwäche der Beine, dann,
der Arme, wobei die rechte Seite und die Strecker vor-
wiegend betroffen waren. Die Sehnenreflexe fehlten, dia
elektrische Erregbarkeit war herabgesetzt, bez. aufge-
hoben. Die Nerven waren druckempfindlich. Nachdem die
Krankheit in mehreren Wochen sich allmählich entwickelt
hatte, machte sie Halt Nach jedem Ausruhen, besonders
früh, war die Beweglichkeit besser und rasch folgte wieder
Erschöpfung. Nach 4Vi Monaten starb der Kr. plötzlich.
Muskeln, Nerven, Orosshim waren nicht wesentlich
verändert Dagegen fand man die Gegend der Augen»
muskelkeme und die spinalen Yorderhörner entartet
Diese Stellen waren mit kleinen Blutungen durchsetzt.
Zellen und Fasern waren zum Theil zu Grunde gegangen.
Wegen der genauen anatomischen Beschrei-
bung und der theoretischen Erörterungen des Yfs.
muss auf das Original verwiesen werden.
Boedecker (AUg. Ztschr. f. Psych. LII. 1.
p. 204. 1895) berichtete „über einen Fall von
Poliencephalitis haemorrhagica acuta (alcoholica^^
Ein 5^'ähr. Säufer, der schon seit 2 Jahren arbeit*
uni&hig war, war seit einigen Tagen an Kopfschmerz,
Zittern, Verwirrtheit erkrankt. B. fand Lfthmung beider
Abducentes, Parese beider Oculomotorii (ohne Ptosis)
mit reöektorischer Pupillenstarre. Tod nach 32tägiger
Krankheit
Die Umgebung des 3. Ventrikels war mit kleinen
Blutungen durchsetzt, die nach vom bis zur vorderen
Commissur, nach hinten bis in den 4. Ventrikel reichten.
Am stärksten war der vordere Theil des Oculomotorius-
kems betroffen. Die Gefösse waren deutlich verdickt
und mit Kalk infiltrirt
B. berichtete ferner (ibid.) „über einen Fall von
chronischer Augenmuskellähmung^^
Ein Kr. mit Tabes-Paralyse hatte rechts complete
Oculomotoriuslähmung, links nur reflektorische Pupillen-
starre. Der rechte Nerv und der Kern des Oculomoto-
rius wurden ganz entartet gefunden. Auch der linke
Kern war erkrankt, aber viel weniger als der rechte.
Endlich findet man an derselben Stelle kurze
Angaben über eine Beobachtung Koppen 's von
Poliencephalitis mit Blutungen im centralen Höh-
lengrau und einem Erweichungsherde in der Qe*
gend des rechten Oculomotoriuskems.
Boedecker rUeber einen weiteren Fall von chroni«
scher AugenmuskeÜähmung. Allg. Ztschr. f. Psych. LII.
2. p. 454. 1895) hat dem psych. Vereine in Berlin Präpa«
rate vorgelegt, die von einer Geisteskranken mit alter
linkseitiger Oculomotoriuslähmung und Opticusatrophia
stammten. Rechts hatte nur vollständige Pupillenstarre
bestanden. Oculomotorius und Opticus waren links ent-
artet, rechts gut erhalten. Dagegen waren beide Oculo-
motoriuskerne, nur der linke mehr, stark entartet Troch-
leariskem und -wurzelfasern waren ganz normal.
CBozzolo (Un caso di polioencefalite superiore.
Bif. med. XI. 94. 1895) beschreibt einen 17jähr. Menschen,
der plötzlich an Doppeltsehen erkrankt war, schlecht ge->
sehen und gehört hatte und in Sopor verfallen war.
Nach 8 Tagen war er noch benommen, es bestanden An-»
deutungen linkseitiger Lähmung, die äusseren Augen-
muskeln waren gelähmt, die Pupillen reagirten gut Der
Kr. hatte etwas Fieber.
17
130
Y. Neuropafbologie und Psychiatrie.
B. nimmt an, dass es sich bei seinem Er. nm eine
primäre Polioencephalitis handle.
A. Schule (Ein Beitrag zu den akut entstehen-
den Ophthalmoplegien. Arch. f. Psych. XXYII. 1.
p. 295. 1895) beschreibt 2 F&lle von Ophthalmo-
plegie, 1 durch Alkoholismos, 1 durch Tabes.
I. Ein 66jähr. Potator, der seit 3 J. an Schwindel litt,
war vor einigen Tagen mit Schwindel, Delirien, Ptosis
erkrankt, dann von Hemiparese links befallen worden.
In der Chahte fand man ausser der Hemiparese und Be-
nommenheit fast vollständige Augenmuskeflähmung. Das
linke Auge war etwas besser l^weglich. Die Papillen
waren erweitert und starr. Nach einigen Wochen starb
der Kranke.
Im Gehirn fand man an verschiedenen Orten ältere
und neuere Erweichungsherde. Die Arterien waren stark
verändert. Das Höhlengrau vom 3. Ventrikel nach rück-
wärts war von zahlreichen kleinen Blutungen durchsetzt
Die Ganglienzellen waren nicht wesentlich beschädigt
Nur das Gebiet des rechten Oculomotorius war durch
ioinen grösseren Herd, der in den Himschenk^ hinein-
reichte, ganz zerstört.
n. Ein 46jähr. Maurer, der 1865 syphilitisch gewor-
den war, seit VsJ« anReissen indenBemenlitt, bekam im
März 1892 helidge Kopfschmerzen, dann auch Schwindel
und Doppeltsehen. Rechts waren alle Augenmuskeln ge-
lähmt, links war die Ptosis unvollständig, waren Sphin(^r
iridis und Ciliaris noch thätig. Leichte Anästhesie der
rechten Gesichtshälfte. Der Pat erkrankte an Erysipel;
in der Charite fand man ausser der Augenmuskellähmung
Somnolenz, schwerfällige Sprache, etwas Ataxie der Beine,
Fehlen des Kniephänomens. Das Erysipel hinterliess
einen Abscess am Halse, der geofbet werden musste.
Als der Kr. nach 4 Wochen von der chirurgischen Ab-
theilung zurückkam, war die Augenmuskelluimung fast
vollständig zurückgegangen, bis auf geringe Ptosis und
Abducensparese. Im Juni wurde der Kr. entlassen. Im
Juli wurde reflektorisdie Puppillenstarre gefunden. Kurz
darauf starb der Kr. an Bronchitis. Die Sektion wurde
verweigert.
Yf. weist darauf hin, daas in seinem 2. Falle
die ausgebreitete doppelseitige OphUialmoplegie
den gewöhnlichen flflcfatigen AugenmnskeUfthmun-
gen der Tabeskranken analog sei. Er meint, ee
handle sich wohl um eine basale Lftsion [? Brf.].
L. Chabbert (Sur un cas d'ophthalmopl6gie
nuoI6aire transitoire, consöcntive ä une migraine
ophtiialmique; Ophthalmoplegie migraineuse. Pro-
gr^s m6d. 8.8. L 15. 1895) theilt eine sehr inter-
essante Beobachtung von Augenmuskell&hmung
bei Augen-Migrftne mit.
Ein 53jähr. GeistUcher, in dessen mütterlicher Fa-
milie die Augen-Migräne zu Hmse war, hatte vom 10.
bis zum 15. Jahre an schwerer gewöhnhcher Migräne
felitten, dann bis zum 23. Jahre sich wohl gefühlt, mit
3 Jahren, nach angestrengter geistiger Arbeit zuerst
Augen -Milane bekommen. Er sah plötzlich einen
schwarzen fleck, der sich ausdehnte und ihm die Hälfte
der Dinge verdeckte; nach etwa V4 Stunde verwandelte
sich der Fleck in eine leuchtende Wolke mit Zickzack-
blitzen am Bande ; am Ende des Anfalles trat eine Art
von Hungergefühl ein, ihm folgte oft ein Stuhlgang. Die
An^e traten nach geistiger oder körperlicher Anstren-
gung, nach Ueberai^trengung der Aogen durch Licht
auf, dauerten gewöhnlich 2 — 3 Stunden. Nach etwa
30 J., als der Pat sich sehr hatte anstren^n müssen und
viel Aerger erduldet hatte, wurden die Anfälle sehr
häufig, traten reihenweise aut kamen auch im Schlafe.
1893, zur Zeit gehäufter Anfälle, bemerkte der Pat eines
Morgens Doppeltsehen, das in der Folge nicht nur bei
weitem Abstände der Dinge, sondern bei jeder Sehweite
auftrat Fünf Monate später rechts mäaeue Ptosis. 1894
fielen nach einem Migräne -Anfalle beide lider herab.
Nach 10 Tagen trat Jmsserung ein. Gh. fand : rechts
deutliche, links ganz geringe Ptosis, rechts Abweidumg
des Auges nach aussen, andere Bewegungen sehr unvoll-
ständig, Unks fist vollständige Aufhebung der Seitwärts-
bewegungen zur Hebung und Senkung. Papillen u. s. w.
normal. Im Uebrigen war überhaupt der Mann ganz
gesund. Langsame Besserung. Nach MigräneanfilUen
schien die Augenlähmung etwas stärker zu sein.
Der Yf. mOchte aus seiner Beobachtung
achliessen, dass die Migraine ophthalmique und
die M. ophthalmopl6gique in einander übergehen.
Doch hat offenbar sein Fall gar nichts mit der
wiederkehrenden OculomotoriusUhmung zu schaf-
fen, es handelt sich viehnehr um eine naoleare
Heiderkrankung (wahrscheinlidi eine Nekrose), die
Folge der häufigen Migrftne-AnfUle ist.
Piero Chiarini (La emicrania oftalmople-
gica [paralisi recidivante 0 periodica dell'ocalomo-
tore]. Bif. med. XL 169—71. 1895) glaubt einen
Fall von wiederkehrender OculomotoriuslShmung
beobachtet zu haben.
Ein z. Z. 55jähr. Fischer hatte 1860 duroh eine Ver-
letzung eine linkseitige Fadalislähmung mit Ejampf be*
kommen. Yor 6 J. waren Schmerzen in der linken Hälfte
des Kopfes aufgetreten, die 4 — 5 Tage dauerten und nach
denen der Er. doppelt sah. Bs war Lähmung des Inter-
nus links eingetreten. Sie verschwand bald wieder und
6 J. lang blieb der Er. ohne Anfälle. Im März 1895
klagte er wieder über Schmerzen des linken Auges und
seiner Umgebung (ohne Erbrechen !). Nach 4 bis 5 Tsgm.
hörte der Schmerz auf, trat Intemuslähmung ein. £»t
nach einigen weiteren Tafsea verbreitete sidi die Lih-
xnung auf die übrigen Oculomotoriaszweige. Anderweite
Störungen bestanden nicht Dar Kr. wunle niöht weiter
beobachtet
Fr. Tresilian (A case of unilateral complete opk-
thalmoplegia. BrainIXK. 1. p.313. 1895) sah bei einem
4^jähr. Itome, der mehrere Gummigeechwülste trog,
eine in einigen Tagen entstehende Lähmung aller Muskem
des rechten Auges. Erst Externus, dann Levator; dabei
heftige Schmerzen, besonders in der Nacht, und JBr-
breohen ; dann erknmkten die anderen äusseren Muskeln
und schliesslioh auch die inneren; Sehstörungundleidite
Vortreibung des Augapfels. Bei Jodkalium allmähliche
Besserung.
F. Benoit (Troubles du n^ trijumean au
cours des paralysiee oculo-motrices. Bevue de
M§d. XV. 7. p. 601. 8. p. 685. 1895) hat gegen
100 FUle zusammengebracht, in denen sowohl
Augenmuskell&hmungen, als Trigeminnssymptome
vorkamen. Er bildet verschiedene Qruppen: Lä-
sionen der Orbita, solche der Basis, peripherische
Neuritis, Tabes, systematisohe und niohtaystema-
tisohe Lftsionen der Oblongata, anderweite Läsio-
nen. Bs ist ersichtlich, dass dabei nidit viel her-
auskommen kann. B.'s „Condusions'^ sind in der
Hauptsache etwa folgende : AugenmuskeUähmung
und Trigeminttserkrankung kommen sehr d% su-
sammen vor. Beide kommen in den verschieden-
sten Formen vor. Man kann 3 Typen unterscheiden,
1) den „basilftren^^ mit totaler oder „tronculSrar^^
Ophthalmoplegie, nicht mit dissocürter, mit totaler
oder zweigweise auftretender TrigemtnusläsioD,
nicht mit „parceUftrer^S 2) den diffusen nucleären,
Y. Neturopathologie und Psydüatrie.
131
oft mit dissooiirtor AugenmaskelUhmQng und par«
oelUrer.TrigemmiisUsion, 3) den motorisohen mit
Ange&RiBskel- und EanmuskelUhmung ohne An-
Ssthesie. Bei jeder Angenmnskell&hmang ist die
Trigeininu8*Prüfiing anzastellen.
B.'b eigene Beobachtungen sind folgende :
Bei einem 63jähr. Weber, der Syphilis gehabt hatte,
beatand links neuroparalytische Eeratitis. ParXsthesien
erst auf dem K(^fe, dann im Ange waren jahrelang yor-
ausgegangen. Dabei Ptosis, ünbewegliohkeit des Aug-
apfels, Anästhesie der Hornhaut, Oedem und Hypo-
istheeie des Gesichts auf der linken Seite.
Bei einer 26jähr. Frau, die vor 6 Monaten syphilitisdi
geworden -war, bestanden seit eini^n Wochen links Iritis,
Ophthalmoplegia ezterior, Trigemmus- Anästhesie. Hei-
lung durch Jodkalium.
Bei einer 31jähr. Frau, die im Goncubinat lebte und
kinderlos war, waren nach sehr heftigen rechtseitigen
Kopfsohmersen LShmung fast aller rechten Au^mua-
kein and HypSsthesie im rechten Trigeminusgebiete ein-
getreten.
Bei einem 62jähr. Manne bestand Ophthalmoplegia
totalis bilateraUs. Der Kr. hatte nur seit einigen Jahren
bemerkt, dass das rechte Auge (das linke war durch
Leukom blind) erst von 2Seit zu Zeit, später dauernd
durch Herabfallen des Lides verschlossen wurde. Die
Zähne des Oberkiefers waren vor 15 J. schmerzlos aus-
gefailen, je 2 xmd 2, die des Unterkiefers waren erhalten.
Die rechten Kaumuskeln waren atrophisch, auch die
linken waren geschwächt und zeigten fibrilläre Zuckun-
gen. Parese und Zittern der Mundmuskeln. Fibrilläre
Zuckungen der Deltoidei. Steigerung der Sehnenreflexe
an den Beinen.
Backo witz (Ein Fall von beiderseitiger Stauungs-
papille und einseitiger Abducenslähmung bei otitischer
Meningitis. Klin. Mon.-BL f. Augenhkde. XXXTTT. 5.
p. 163. 1895) sah die im Titel genannten Symptome bei
einem lljähr. Knaben mit Otitu med. purnl. Sie ver-
schwanden nach der ,Radikaloperation nach Staroke-
Schwartze*^ sehr rasch und R. bezieht sie deshalb auf
den gesteigerten Himdruck.
Seggel (Ein weiterer Fall einseitiger reflek*
toriscSier Pupillenstarre. Arch. f. Augenhkde. XXXL
1. p. 63. 1895) bemüht sich darznthun, dass auch
die F&lle einseitiger reflektorischer Pupillenstarre
dafQr sprechen, dass die L&sion in der Unter-
brechimg centripetaler Fasern in der Nähe des
Kerns besteht, eine Ansicht, die auch Ref. frflher
▼ertreten hat
In dem neuen Falle handelt es sich um einen 2()jflhr.
Kruken, der links reflektorisohe Pupillenstarre hatte.
Auch hier war die Cronvergenzveren^rung so energisch,
dass von Schwerbeweglichkeit gar kerne R^e sein konnte.
Wegen der Versuche mit pupillenerweitemden und
•verengenden Medikamenten, über die Yf. eingehend be-
liohtot, mnss auf das Original verwiesen werdeui
Yf. nimmt an, dass in seinem Falle die reflektorische
Starre angeboren sei [Lues hered. ?].
Yf. theilt weiter einen Fall von angeborener
Anisokorie mit, in dem die weitere Pupille sehr
trage auf Licht reagirte. Yf. führt aus, dass Starre
und Hyosis oder Mydriasis auf verschiedene Stö-
rungen zu beziehen seien.
Bemerkens werth ist, dass Yf. angiebt, sein
erster Pat habe jetzt „eine leichte motorische
Sptaohetörong (rasohee Aussprechen schwieriger
Worte gelingt nicht/S Also doch Tabes-Paralyse !
Möbius,
200. Un oaa de my<^athie primitive pro-
gresBiTe; parP. Haashalter. (Revue de HM.
XY. 4. p. 305. 1896.)
H. theilt einen noch in der Entwickelung be-
griffenen Fall von muskulftrer Dystrophie mit
Der lljähr. Sohn von Landleuten, der erblich nicht
belastet war und 2 gesunde Brüder hatte, begann mit
7 Jahren zu stolpern, mit 10 Jahren zeigte er bereits
Lordose der Wirbelsäule, vorstehendes Abdomen und
nach rückwärts h&igende Schultern. Die Untersuchung
ergab proportionirten Körperbau, Seitens der Sinnes-
orphe und der Sensibilität nichts Abnormes, hingegen
sehr ausgesprochene Lordose, fallende Schultern und
lose Sohulterblätter. Der Gang war wackelnd, aber noch
schnell und keine sonderliche Ermüdung erzeugend.
Aus sitzender und liegender Stellung erhob sich Pat. in
typischer Weise. Der Thorax war von vom nach hinten
abgeflacht; von Muskeln waren namentlich beCallen die
Pectorales, Cuoolkffes, Latissimi, die lumbo-sacralen
Muskelgruppen und die Olutaei ; ausserdem zeigten die
Oberschenkel ein cylindrisches reliefloses Aussehen.
Nach Ansicht H.'s handelt es sich um die
juvenile Form Erb 's mit der Abweichung, dass
weniger die scapulohumeralen als die RQcken-,
Lenden- und Oberschenkelmuskeln befallen sind,
eine Beobachtung, die schon mehrfach in solchen
Fällen gemacht worden sei, in denen der Beginn
der Krankheit bereits in die Kindheit fieL
A. Boettiger (Hamburg).
201. WeüereMittheilimg über die parozya«
male familiäre Lähmung; von Dr. S. Qold«
f 1 a m. (Deutsche Ztschr, f. Nervenhkde. YIL 1 u. 2.
p. 1. 1895.)
Die paroxysmale famili&re LShmung zeigt im
Wesentlichen das folgende Krankheitsbild : Ziem-
lich plötzlich, gew5hnlichNachts, entsteht Schwäche
der Glieder und des Rumpfes, die sich bis zur
completen Lähmung stmgert, mit Verminderung
oder Aufhebung der Sehnen- und mancher Haut-
reflexe, mit Yerminderung oder Aufhebung der
mechanischen imd elektrischen Erregbarkeit, wäh-
rend Sensibilität, Sphinkteren, Sinnesorgane, Sen-
sorium und die von den Himnerven versorgten Mus-
keln intakt bleiben. Nach 24 — 48stQnd.Daüerdes
Lddens geht die Lähmung eben so schnell zurück
und der Kranke wird vollkommen gesund. Solche
AnAlle kehren in versdiieden langen Zwischen-
zeiten wieder und erscheinen oft bei vielen Mit-
gliedern einer Familie. G. meinte Mher, es handle
sich wohl um eine Autointoxikation, deren Gift
hauptsächlich auf die motorischen Endplatten wirkt.
Ausser diesen grossen typischen AnAllen giebt es
zwischenhinein auch abortive, in denen alle Sym-
ptome weniger ausgesprochen sind, die Reflexe,
die elektrische Erregbarkeit sind herabgesetzt, die
einzelnen Glieder verschieden stark befallen. Die
genauere Analysirung ergab aber doch, dass der
Krankheit wohl nicht nur eine Autointoxikation
zn Ghrunde liegt, sondern dass sie eher in Parallele
zu bringen ist mit dec muskulären Dystrophie, der
Myotonia congenita und verwandten Symptomen-
oomplexen. Es ergab sich nämlich die beachtens«
132
Y. Neuropathologie und Fsyöhiatrie.
wertheThatsache, dass, obwohl die Eörpermuskelii
/tüBoheiiiend aoBserordenilich gat ausgebildet waren,
doch ihre Kraft auffallend gering war. Ausserdem
aber zeigten sie noch ausgeprägte Anomalien in
ihrem Verhalten gegenüber elektrischen StrGmen,
eine Modifikation der partiellen Entartungsreaktion
mit indirekter träger Zuckung, und zwar in der
anfallfreien Zeit; auch die mechanische Erregbar-
keit war alterirt. Diese abnormen Reaktionen be-
trafen nur die Nerven und Muskeln der GUeder
und des Bumpfes und waren in manchen Bezirken
mehr, in anderen weniger ausgesprochen. Nicht
alle Aeste eines Nerven verhielten sich gleich ; so
teagirten der Triceps trag, die Yorderarmeztensoren
ziemlich prompt. Je nach der Stärke des Anfalls
fand man in diesem selbst Abnahme der elektri-
schen Erregbarkeit bis zur „Cadaverreaktion^. Es
kann vorkommen, dass im Yerlaufe des Anfalls
einmal diese und einmal jene Muskelgruppe ihre
elektrische Erregbarkeit einbüsst Jedenfalls er-
geben sich schon hieraus, aus dem Yerhalten der
elektrischen Beaktion und aus dem familiären
Charakter wichtige Berührungspunkte mit der Myo-
tonia congenita, wenn auch genug Differenzen im
Einzelnen vorhanden sind.
Die im Anfalle und ausserhalb desselben an-
gestellten Harnanalysen ergaben nichts, was von
Bedeutung gewesen wäre ; nur die Menge der ge-
paarten Schwefelsäuren war im Anfalle grosser
als in den Intervallen ; ebenso war das Indican im
Anfolle beträchtlich vermehrt. Da jedoch im An-
falle meist auch Obstipation bestand, lässt sich mit
diesen Befunden nicht viel anfangen. Mehr Be-
achtung verdient die gleichüedls beobachtete par-
oxysmale Leukocytose, die möglicher Weise auf
dieselben Ursachen wie der AnfEtll selbst zurück-
zuführen ist Die mikroskopische {Jntersuchung
wies wiederum auf die Thomsen'sche' Krankheit
hin: sie ergab Hypertrophie der^Muskelfasem, Aus-.,
einanderdrängung der Primitivfibrillen, di^ bis zur
Yacuolenbildung sich steigerte. '^
Die paroxysmale Lähmung ist also eine orga-
nische Erkrankung, die wahrscheinlich im Muskel
ihren Sitz hat; welches aber die Faktoren sind,
die den Ausbruch des eigentlichen Anfalls ver-
anlassen, ist noch unklar; toxische Einflüsse schei-
nen noch am ehesten in Frage zu kommen.
E.Hüf 1er (Chemnitz).
202. neber flamilläreMyoolonie; von Prof.
Unverricht in Magdeburg. (Deutsche Ztschr.
t Nervenhkde. YII. 1 u. 2. p. 32. 1895.)
Bei der Unbestimmtheit der Grenzen, die von
den verschiedenen Autoren in der Beschreibung
der Myoklonie innegehalten werden, und bei dem
Zweifel, mit dem die Auffassung dieser als einer
eigenartigen Erkrankung entgegengetreten worden
ist, hält es U. für angemessen, wiederum 3 solche
Fälle bekannt zu machen. Auch in diesen Fällen,
deren Krankengeschichten sehr genau mitgetheüt
sind, handelte es sich um blitzähnliche Zuckungen,
die einzehie Muskeln isolirt befielen, und zwar
arrhythmisoh und nicht synchron auf beiden Seiten.
Femer ist besonders hervorzuheben, dass syn^gisch.
zusammenwirkende Muskelgruppen nicht b^allen
wurden, sondern eben nur einzelne Muskeln oder
selbst MuskelbündeL Aus diesem Yerhalten schliesst
ü. auch, dass der Sitz der Krankheit nicht in der
Hirnrinde, die nur coordinirte Bewegung^i aus-
ist, zu suchen sei, sondern im Bückenmarka Trotz-
dem übten psychische Erregungen stets verschlim-
mernd; mit Hülfe des Willens konnten jedoch noch
ziemUch compUcirte Bewegungen ausgeführt wer-
den. Wie in den später beschriebenen Fällen war
auch hier die Krankheit mit Epilepsie complicirt
Des Weiteren wendet sich ü. gegen die Auf-
fassung, die die Myoklonie nur als eine Form der
Hysterie hinstellt, selbstverständlich immer nur
unter der Yoraussetzung, dass nur die wirklich
echten Fälle von Myoklonie in Betracht gezogen
werden. Ebenso will er sie als zur chronischen
progressiven Chorea gehörig nicht gelten lassen.
Interessant ist, dass es durch Yergiftung mit
Carbolsäure bei Thieren gelingt, ganz typische
myoklonische Krämpfe zu erzeugen. Diese be-
stehen noch fort nach Abtragung des Grosshims,
der Hirnschenkel, ja auch noch nach hoher Rücken-
marksdurchschneidung , hören jedoch auf nach
Durchsohneidung des Cruralis und Ischiadicos.
Auch dies spricht ja für den Sitz der myoklonisohen
Krämpfe im Bückenmarke.
E. Hü f 1er (Chemnitz).
203. Ueber die Innervation der Abduk-
toren und Adduktoren der Stimmbänder; von
Dr. James Cagney in London. (Deutsche Zeit-
schr. f. Nervenhkde. YII. 1 u. 2. p. 68. 1895.)
üeber die Ursache, warum die Abduktoren mehr
bei Erkrankungen organischer Natur gel&hmt we^
den, die Adduktoren mehr bei funktionellen, sind
die Ansichten noch getheUt Die Annahme einer
biologischen Yerschiedenheit ist nur eine Umschrei-
bung. C. sucht den Orund der Yerschiedenheit
darin, dass das medulläre Centralorgan fOr die
Adduktoren mit einem höheren Rindencentmm in
Yerbindung steht, das für die Abduktoren nicht
Dabei sind die Abduktoren die stärkeren Muskeln.
C. meint nun, gerade so wie Muskeln, die vom
cortikalen Centrum getrennt sind, z. 6. bei Hemi-
plegie, Seitenstrangsklerose, einen höheren Tonus
bekommen, so sei es auch bei den Abduktoren, die
auch vom Cortex getrennt seien. Die Frage des
geringeren Widerstandes der Abduktoren organi-
schen Erkrankungen gegenüber erklärt C. daduroh,
dass sie nur mit einem, die Adduktoren dagegen
mit zwei Centren, bez. trophischen Zellen in Ve^
bindung stehen. E. H ü f 1 e r (Chenmitz).
204. Beitrag sor Lehre von der Bydro-
myelie; vonDr. Karl Straub. (Deutsches Äroh.
f. yin. Med. LIY. 1. p. 113. 1894.)
Y. Neuropafhologie und Psychiatrie.
133
Von besonderem Interesse ist der voriiegende Fall
von Höhlenbfldong im Rückenmarke deshalb, weil diese
mit grösster Wahrscheinlichkeit in der Weise zu er-
klären war, dass der congenital erweiterte Centralkanal
dTirch Blntstaanng in Folge von Skoliose so weit aiis-
gedehnt wiirde, dass eine reine, stetig fortschreitende,
xa Atrophie des Markes mid Diyertikelbildnng in der
Oblongata fahrende Hydromyelie entstand. Die Höhlen-
bfldimg begann im oberen Lnmbalmarke mit einer spalt-
lormigen ä^eiterang des Central kanals, nach oben zu
wurde sie jedooh selbständig und war vom Gentralkanale
getrennt AuffSllig war vor Allem die venöse Hyper-
&mie, die zwar im ganzen Bückenmarke nachweisbar
war, im oberen Brustmarke jedooh den höchsten Grad
erreichte, so dass es dort geradezu zur Bildung von Yari-
cen gekommen war. Gerade an dieser Stelle fand sich
auch die Difformität der Wirbelsäule. Ausserdem be-
stand starke Wucherung des Ceniralkanalepithels , die
vielleicht auch eine abnorm starke Transsudation ver-
anlasste. E. H ü f 1 e r (Chemnitz).
205. Siir nn oas de Syringomyälie k forme
aoromjgaliqae ; par Chantemesse. (Progrös
m6d. 3. S.L 17. 1895.)
Ein 42£iähr. Landwirth aus der Umgegend von Tou-
louse, erblich nicht belastet, verheirathet und Yater
zweier gesunder Kinder, bekam im Alter von 15 Jahren
nach einem Schrecken einen fieberhaften Bläsohenaus-
schlag auf Hals, Händen xmd Füssen, der bis zum
25. Lebensjahre dlmonatlich in ähnlicher Weise wieder-
kehrte, ohne dass das Allgemeinbefinden dadurch wesent-
ÜGh betroffen wurde. Er konnte seinen Militärdienst
absolviren. lüt 23 Jahren trat ein erstes schmerzhaftes
Panaritium am rechten kleinen Finger auf, das erat nach
2 Monaten verheilt war. Mit 31 und 41 Jahren gesellten
sich hierzu je ein weiteres an verschiedenen Phalangen
des rechten Mittelfingers. Sie hinterliessen sämmtlich
Verkrümmungen der betroffenen Unger. ünterdess
nahm der Umfang der Hände erheblich zu und in der
Haut entstanden besonders im Winter tiefe Risse. Ausser-
dem hatte sich allmählich und unbemerkt eine Skoliose
der Wirbelsäule gebildet. Der Kr. gab noch ausdrück-
lich an, dass in seiner Heimath schmerzhafte Panaritien
häufig vorkämen. Die Untersuchung ergab ausgespro-
chene Hypertrophie und Deformitäten der Knochen und
Gelenke an den Händen, rechts noch mehr aJs links,
fener trophisohe Störungen der Haut und der Finger-
nägel, Atrophie der kleinen Handmuskeln, schmerzhafte
Schwellung des linken Schultergelenks, geringe Atrophie
der Brustmuskeln und der rechten Zungeuiälfte und
fibrilläre Zuckungen nur in der letzteren. Die Skoliose
war sehr deutlidL An den Beinen fand man nur etwas
bläuliche Färbung der Haut der Fasse. Die Berührungs-
empfindlichkeit war am ganzen Körper normal, die
Bchmerzerapfindung an den Händen vermindert, die
Temperaturempfindung an den Armen gestört, die farado*
catane Sohmerzempfindung namentlich rechts herab-
gesetzt Endlich wurden noch am rechten N. ulnaris
einige kleine haselnussgrosse Yerdickungen gefunden,
die auf Druck heftige nach oben und unten ausstrahlende
Bchmerzen erzeugten.
G h. stellt hiernach die Diagnose auf Syiingo-
myelie mit dem Typus der Akromegalie, bespricht
analoge ESlle der Literatur und erOrtert das Yor-
kommen einzelner Symptome der Syringomyelie
auch bei anderen Bückenmarkskrankheiten und
die entsprechenden Differentialdiagnosen. Für den
mitgetheilten Fall glaubt er die Diagnose Lepra
allein dadnrdi ansschalten zu können, dass er von
einer Mltthalnng eines Arztes aus der Oegend des
Kranken berichtet, nach der dort Lepra nicht hei«
misch sein soll, wShrend die Angaben des Kranken
über das h&ufige Yorkommen von schmerzhaften
Panaritien das Oegentheil zu beweisen scheinen.
Bezüglich der pathologischen Anatomie der
Syringomyelie stellt sich C h. auf den verwirren-
den Standpunkt, dass sie nicht nur auf centraler
Oliose des Bückenmarks beruhe, sondern auch oft
auf anderen Höhlen bildenden, namentlich entzünd-
lichen Processen, z. B. auf „Hy61ite cavitaire^^
A. Boettiger (Hamburg).
206. Le Syndrome bnlbo-protnberantiel
de la Byriiigomyelie ; par le Prof. Bayiüond.
(Gaz. des HOp. LXYIIL 34. 1895.)
B. unterscheidet eine wohlcharakterisirte sog. bulbäre
Form der Syringomyelie und war in der Lage, eine solche
Er. vorzustellen. Die 58jähr. £r. zeigte einmal medul-
läre Symptome: trophisohe Störungen an den Händen,
recidivirende Panaritien, Nekrose einer Phalange, Stö-
rungen an den Nägeln, Störungen des Temperatursinns
und der Schmerzempfindung bei intakter taktiler Sensi-
bilität, reissende Schmerzen, endlich eine Skoliose. Schon
daraus konnte die Diagnose Syringomyelie gestellt wer-
den. Weiter bot die E.r. bulbäre Symptome dar: Hemi-
atrophie der Zunge, Dysphagie, Bauhheit der Stimme,
Atrophie des linken Stimmbandes, Nystagmus, Ungleich-
heit der Pupillen und Gesichtsfeldeinengung. Jedenfalls
überwiegen hier die bulbären Symptome beträchtlich
über die spinalen und aus diesem Grunde unterscheidet
R. die bulbäre Form der Syringomyelie, deren Prognose
natürlich sehr schlecht ist. £L geht sodann näher auf
die Behandlung der einzelnen bidbären Symptome ein
und giebt eine Tabelle über die Häufigkeit ihres Auftretens.
KHüf 1er (Chemnitz).
207. Bin Fall von Tetanie und Psychose
mit tödtlichem Auagange bei etinem Kranken
mit Syringomyelie; von Dr. H. Hochhaus.
(Deutsche Ztschr. f.Nervenhkde. VIL 1 u. 2. p. 102.
1895.)
Eine äOjähr. Er. wurde, nachdem sie schon einige
Zeit vorher über Parästhesien in Händen und Füssen ge-
klagt hatte, plötzlich von einem« epileptiformen Anfalle
betroffen. Im Krankenhause entwickelte sich das typische
Bild der Tetanie mit epileptisch«i Krämpfen und mehr
oder weniger starken Anfällen vonBewusstseinstrübung;
dazu traten dann Aufregung und Wahnideen und ziem«
lieh plötzlich trat nach einem tetanischen Anfalle der
Tod ein, für den die Autopsie eine unmittelbaie Ursache
nicht ergab. Zunächst wurde, da bei Lebzeiten auch
Neuritis N. optici bestanden hatte, an einen Tumor cerebri
gedacht, schliesslich aber doch die Combination von
Tetanie mit Psychose angenommen. Vollkommen t^n-
erwartet fand sich im Bückenmarke eine ausgedehnte,
durch Zerfall gliomatöser Wucherung entstandene Höhlen-
bildung. Für die Tetanie war diese Erkrankung wohl
das prädisponirende Moment £. H ü f 1 e r (Chemnitz).
208. Hemiatrophie de la faoe aveo phino«
menee oonlo-pnpilUdree dana nn oaa de ayrlngo«
myelie nnüatirale; par J. Dejerine et Mi-
ra 1 1 i 6. (Comptes rend. de la Soc. de BioL Mars 9.
1895.)
Eine 57jähr. Frau litt seit 28 Jahren an typischen
syringomyehtischen Erscheinungen, namentlich Atrophie
der Muskeln des linken Armes, reohtseitiger scapulo-
humeraler Arthropathie, dissocürter Anästhesie, Kypho-
skoliose und gesteigerten Patellarreflexen. Femer be-
stand seit dem 30*. I^bensgahre eine sehr ausgesprochene
Hemiatrophia fociei links mit stärkerer Betheiligung der
harten Theile, der Knochen, Nasenknorpel, Zähne und
134
y. Neuropafhologie und Psydiiatrie.
Kopfhaare; anch der Augapfel erschien links kleiner, £e
Haut schwitzte nicht nnd das Unke Nasenloch war trocken.
Die Tempeiator der linken Oesichtshälfte war objektiv
nnd subjektiv herabgesetzt Femer war die linke Pupille
ensL reagirte aber gut, die rechte Pupille war weit und
renektorisch starr, während die aocommodative Beaktion
in Ordnung war. Endlich wurden leichte Sensibilität*
Störungen mr alle Qualitäten in der linken Gesichtshälfte,
nach dem Halse zu zunehmend, gefanden.
D. und M. fahren, aasgenommen diese Sensi-
bilitfttstGnmgen, die sie aus einer Läsion der spina-
len TiigeminuBwnrzel erkUren, sAnunÜiche Krank-
heitserscheinungen der linken KopfbUfte auf Parese
oder Lähmung derSympathiousfasem derCervikal-
region des Bückenmarks zurück.
A. Boettiger (Hamburg).
209. D'an om de Byringomyelie aveo eigne
d*Argyll Robertson; par Leopold L6vi et
Sauvineau. (Gazz. des H6p. LX Vm. 60. p. 594.
1896.)
Eine aas tuberkulöser Familie stammende 38jähr.
Pat. behielt nach einer im Jahre 1891 durchgemachten
Influenza, die sie 14 Tage an'sBett gefssselt hatte, allerlei
neurasthenisohe Beschwerden zurück. 5 Mon. nach der
Influenza trat plötzlich ohne gleichzeitigen Bewusstseins-
verlust Lähmung der linken Glieder ein, die Sensibilität
war intakt. Im Laufe der nächsten 6 Wochen besserte
sich Alles bis auf eine restirende geringe Schwäche der
linken Seite. Im Juni 1893 begann eine später zuneh-
mende Parese der rechten Glieder. Bei der im April 1894
erfolgten Aufinahme in die Salpetriere wurden keinerlei
Zeichen von Lues gefunden. Es bestand spastische Para-
plegie mit gesteigerten Patellarreflexen und Fussclonus.
Die Muskelkraft war besonders in den Beugern am Ober-
schenkel herabgesetzt, dazu wurde motorische Inooordi-
nation und Terlust des Muskelgefiihls gefunden. Bio
Arme zeigten Ataxie, sowie A&ophie der Hand- xud
Schultermuskeln. Partielle Empfindungslähmungen fan-
den sich über den ganzen Körper zerstreut. Die Wirbel-
säule war kyphotisch, an den Händen bestanden trophische
Störungen der Haut Das rechte Stimmband war gelähmt
Die Kr. litt vorübergehend an Doppeltsehen beün Blicke
nach rechts, das jede Woche mehmals kam und jedesmal
nur einige Minuten anhielt Es bestand Parese des rechten
Extemus und leichter Krampf des rechten Internus.
Endlich ergab die Untersuchung etwas rotatorischen
Nystagmus, ungleiche Pupillen, die rechte war myotisch,
die linke mydriatisoh und oval, und reflektorische Pupillen-
starre.
L. und 8. besprechen die in der Literator vor-
handenen Fälle von Combination von Sjrringomyelie
mit Tabes, möchten aber für ihren Fall Tabes aus-
Bchlieasen wegen des Fehlens von Schmerzen,
gastrischen und visceralen Krisen n. dgl., vielmehr
betrachten sie hier die reflektorische PapiUenstarre
als Symptom der Byringomyelie.
A. Boettiger (Hamburg).
210. Zur Lehre von den nervSeen Störun-
gen beim Herpes soeter mit besonderer Be-
rüoksiohtigung des dabei auftretendenFaoialis-
l&hmungen; von Wilhelm Ebstein in GOt-
tingen. (Virchow'a Arch. CXXXIX. 3. p. 505.
1895.)
Wfthrend es allgemein bekannt ist, dass der
Herpes zoster gelegentlich mit sensiblen Störungen,
l)esonder8 mit Neuralgien complicirt ist, ist er in
selteneren FUlen auch von wirklichen L&hmnngeni
nicht blos vonünbeweglichkeit wogen der Schmer-
ssen begleitet Aus der Literatur bringt E. hierfflr
4 Ffille, wo Herpes zoster, Schmerzen, Atrophie
und BewegungstSningen im Qebiete des Pleziu
brachialis auftraten ; auch das Gebiet des Ischia-
dicus war in einem Falle betroffen. Wie die LSh-
mungen weder zeitlich, noch in ihrer Ausdehnung
genau dem Herpes und den SensibilitStstGrungen
zu entsprechen brauchen, so kOnnen sie auch über-
haupt andere Nervengebiete befallen. In dem einen
FaUe hatte der Herpes den Rumpf befallen, die
Lähmung ging aber auf die Beine über, ergriff auch
die Inspirationsmuskeln und der Kranke ging unter
den Symptomen einer Myelitis zu Grunde. Der
Herpes ophthalmicus verbindet sich manchmal mit
Lähmungen des Oculomotorius , des Abducens,
selten auch des Facialis. Tiel häufiger dagegen
ist die Lähmung des Facialis im Verlaufe des sogen.
Herpes zoster occipito-collaris. Dieser befällt im
Wesentlichen das Gebiet des 3^ Cervikalnerven,
greift jedoch auch in das des vierten über; es wer-
den betroffen der N. occipitalis minor, der N. auri-
cularis magnus, der N. subcutaneus ooUi und die
Verästelung der NN. supradaviculares. Zu be-
merken ist, dass zwischen dem unteren Aste des
N. subcutaneus colli inferior und dem unteren Bad-
aste des Facialis, dem N. subcutaneus colli sup^rior
Anastomosen existiren. E. theilt ausführlich eine
eigene Beobachtung mit.
Ein 17jähr. lungenkrauker Schneider bekam linb
einen Zoster fsciaÜs von geringer und Zoster oooipito-
coUaris von grösserer Ausdehnung, der mit staitea
Schmerzen verbunden war. 2 Tage nachher trat eine
ausgedehnte linkseitige peripherische Facialislähmung soff
wägend die Schmerzen zurückgingen. Dafür aber ent-
wickelte sich eine starke Hypästhesie dervomTrigemiotis
innervirten Sohleimhautgebiete.
Aus der Literatur stellt E. noch 6 ähnliche
Fälle zusammen und fügt dann noch 2 eigene Be-
obachtungen des sogen. Herpes cervico-subclavica-
laris hinzu, der nicht mit Lähmungen verbunden ist
In den mit Facialislähmung complicirtenFftlleii
von Herpes occipito-collaris spielten auch die
Schmerzen ane grosse Bolle. Eine naheUegeode
Frage ist die, warum nicht in allen Fällen voa
Facialislähmung SensibilitätstOrungen auftreten. Ja
derThat ist auch durch neuere Beobachtungen fest-
gestellt, dass Schmerzen, besonders aber andere
Sensibilitätstörungen, auch vasomotorische StOrun-'
gen selbst bei leichteren rheumatischen Fadalis-
lähmungen durchaus nicht selten sind. Bs könoea
ja die sensiblen Aeste selbst durch dieselbe Noxe
geschädigt werden, wie die Facialisästa Auch bei
den mit Herpes combinirten Facialislähmungen folgt
der Herpeseruption die Lähmung, nur in selteDon
Fällen geht sie ihr voraus; die sensible Beisoo^
geht in ihrer Intensität nidit pacalld. E. bringt
3 Fälle aus der Literatur, in denen der Fadtlii-
Uttunung der Herpes erst folgte. Direkt abh&ogig
von einander sind demnadi Lähmung und Berptf ,
Y. Neoiopathologie und Psychiatrie.
f85
Biolii, eben so wenig wie Herpes und Sensibilität-
stßnug Yon einander abhängig sind. R ist der
Ansicht, dass es sich hierbei um eine vasomotorische
Stfirongf und zwar um eine Beizung der Gefäss-
erwoiterer handele. Es fragt sich, warum es im
Ganzen so selten zu Lähmung kommt, und warum
nicht, wenn motorische Störungen auftreten, wie
beim Befallensein der sensiblen Nerven, Reizungs*
erscheinungen auftreten. Zunächst muss wohl eine
grßBsere Vulnerabilität der vasomotorischen und
sensiblen Nerven angenommen werden, da doch
wohl ein infektiöses Agens, bez. eine Autointoxi-
kation eine Bolle spielt; und dann scheint auch
der Facialis besonders empfindlich zu sein.
RHüf 1er (Chemnitz).
211. KliniBOhe Beiträge sur Lehre von den
Zwan^^sTorstelliixigen und verwandten psychi-
sehen Zuständen ; von Dr. Thomsen. (Arch.
f. Psydi. XXVn. 2. p. 319. 1895.)
In der Auffassung der Zwangsvorstellungen
gehen deutsche und französische Autoren weit aus*
einander. Th. giebt daher zunächst einen Ueber-
blick über die bisher von den namhaftesten Autoren
über die Zwangsvorstellungen geäusserten Meinun-
gen. In der Hauptsache folgen die deutschen
Autoren der Westphal 'sehen Auffassung, wo-
nach die Zwangsvorstellungen eine selbständige
Krankheit darstellen, die nicht Theilerscheinung
oder Yorlänfer einer anderen Psychose ist; die
französischen Autoren jedoch sehen meistens in
den Zwangsvorstellungen etwas symptomatisches,
Magnan insbesondere fosst sie lediglich auf als
eine Erscheinung der Entartung, die er in gleich-
vertfaige Syndrome klassificirt, als Agoraphobie,
Kleptomanie, Pyromanie, Dipsomanie, Onomato-
manie u. s. w. Nur Falret nähert sich mehr der
Westphal 'sehen Auffassung. Auch Th. steht
auf dem Boden der Westphal 'sehen Lehre, und
giebt zur Erweiterung, bez. schärferen Umgrenzung
derselben eine Beibe genauerer Krankengeschichten.
Aus diesen ungemein interessanten Kranken-
geschichten, deren Einzelheiten hier natürlich nicht
wiedergegeben werden können, geht Folgendes
hervor: Der Symptomencomplex der Zwangs-
Vorstellungen stellt eine typische, meist chronische
Krankheit dar, die sich aus psychischen und mehr
k(Srperlichen Symptomen zusammensetzt. Diese
and zunächst Zwangsvorstellungen und Zwangs-
empfindungen, aus denen dann andere Zwangs-
vorgänge motorischer Art hervorgehen können;
Ticconvulsif, Koprohdie, Echolalie. AuchZwangs-
vorgftnge mehr negativer Art können die Folge sein :
Zwangsmässige psychische Hemmung. Dazu ge-
sellen sich nun somatische Begleiterscheinungen,
Störungen der Digestion, der Cirkulation, Migräne.
Diese numnigfachen Zwangsvorgänge unterliegen
redit häufigen Schwankungen, so dass man geradezu
von Anfällen oder Krisen reden kann. Gharakte-
ti^isoh für alle diese Vorgänge ist die zwingende
Gewalt, mit der sie den Kranken, obwohl er „über
ihnen steht", gefangen nehmen, das Auftreten von
Angstzuständen und krisenartiger Steigerung, wenn
er ihnen widerstehen wüL Es handelt sich hier
durchaus um eine Krankheit für sich, um idio-
pathische psychische Zwangsvorgänge, die mit an-
deren psychischen Erkrankungen, besonders auch
mit der Neurasthenie an sich nichts zu thun haben,
wenn auch oft Zwangsvorstellungen, vor Allem die
verschiedenen „Phobien" auf neurastiienischer Basis
entstehen. Diese Phobien trennt man als ver-
wandten Symptomencomplex am besten von den
eigentlichen Zwangsvorstellungen ab. Die Zwangs-
empfindungen sind viel weniger häufig, sind aber
ebenso zwingend, wie die übrigen Zwangsvorstel-
lungen, obwohl bei ihnen der Kr. genau das Wider-
sinnige einsieht Der Tic convulsif ist ein häufiges
Begleitsymptom, manchmal gewiss die direkte Folge
der Zwangsvorgänge, und ist dann der Echolalie,
der Koprolalie analog. Der Verlauf ist meist chro-
nisch, die Prognose ist nicht günstig, selbst nicht,
da Selbstmorde häufig sind, quoad vitam. In der
Behandlung leistet Opium noch am meisten.
E.Hüf 1er (Chemnitz).
212. La chromatopsie des hysteriques;
par le Dr. P. Pausier, d'Avignon. (Ann. d'Ocu-
Ust CXIV. 3. p. 161. Sept. 1895.)
Die Farbensinnstörungen bei Hysterie können
in 2 Qruppen getheilt werden, in manifeste und in
latente. Zu den manifesten gehört die Erblindung
für eine oder mehrere Farben. Zu den latenten,
die viel häufiger als die Farbenblindheit und bei
der Hysterie fast constant sind, gehört die Ver-
schiebung der einzelnen Farbengrenzen, derart,
dass z. B. die Weissgrenze normal ist, die übrigen
Farbengrenzen aber verschoben sind, oder dass die
Weissgrenze eingeengt ist, und die übrigen Farben,
ausnahmeweise selbst Orün die am weitesten aus-
gedehnten (Frenzen haben. Wollte man überhaupt
durch eine allgemeine Formel diese hysterischen
Farbensinnstörungen ausdrücken, so müsste man
sagen : bei der Hysterie ist das Charakteristische
der farbigen Oesichtsfelder die Begellosigkeit. P.
kann daher auch Gilles de la Tourette nicht
beistimmen, der die Achromatopsie bei den Hyste-
rischen durch einfache concentrische Gesichtsfeld-^
einengung zu erklären suchte. Bei der Hysterie
kann die Erkenntniss einer einzelnen Farbe un-
verhältnissmässig stark im Vergleich zu den übrigen
Farben gestört sein. Das Gesichtsfeld ist auch nicht
gleich im wachen Zustande und in der Hypnose ;
die Farbengrenzen können hier gerade umgekehrt
sein, z.B.Both bei eingeengtem Gesichtsfeld ander
Peripherie, in der Hypnose central.
Knies sieht in der hysterischen Amblyopie
eine cerebrale Störung der Gefässinnervation, wo-
durch ein oft nur vorübergehender Druck auf den
Nervenstamm bewirkt und so die Leitungsfähigkeit
der Nervenfasern gestört werden könne. Die cere-
130
YI. Innere HedidiL
brale Störung der OeAssinnervation selbst zugege-
ben, geht es nach P. doch nicht an, anzunehmen,
dass die Farbensinnstörung durch einen Druck auf
den Nervenstamm, auf die Nervenleitung hervor-
gerufen werde. Die Ursache der Störung liegt bei
der Hysterie stets in den Centren selbst Dass
auch die FarbensinnstOrung nicht proportional der
Abnahme des Sehvermögens oder der Einengung
des Gesichtsfeldes ist, wie Knies meint, zeigt P.
an mehreren Beispielen, wo bei ganz schwachem
Sehvermögen normaler Farbensinn oder bei nor-
malem Sehvermögen ausgesprochene Qrünblindheit
bestand, femer bei Einengung des Gesichtsfeldes
bis auf 15* und noch weiter normaler Farbensinn,
oder wiederum, wo bei nur geringerer Gesichtsfeld-
einengung ausgesprochene Ghrün- und Gelbblindheit
gefunden wurde. P. weist auch auf den Umstand
hin, dass bei Augenleiden wieBetinitis pigmentosa
die Orientirung der Kranken wegen des engen Ge-
sichtsfeldes ungemein schwierig ist, w9hrendbei
Hysterischen mit minimalem Gesichtsfelde die
Orientirung ganz gut zu sein pflegt Zum Schlüsse
führt P. noch einige Krankengeschichten an, aus
denen zu ersehen ist, dass diese Unregelmässigkeit,
diese Unordnung, dieses Uebereinanderschieben der
Farbengrenzen oft das einzige SiCichen fOr Hysterie
abgiebt Bei einem Kranken trat nach Hemipl^e
ganz genau wie bei Hysterie Einengung des Ge-
sichtsfeldes mit auffallend unregelmässigen Farben-
grenzen ein ; Weiss war mehr betroffen als Roth,
Blau weniger als Weiss, aber mehr als Both.
Lamhofer (Leipzig).
VI. Innere Medioln.
213. Binige Beobaohtungen aus dem Per-
kasaionsonrs ; von Prof. Friedrich Müller in
Marburg. (BerL klin. Wchnschr. XXXII. 13. 35.
38. 1895.)
Bei Gesunden und bei Kranken findet man in
den seitlichen Theilen des Unterleibes über dem
Poupart'schen Bande nicht selten wechselnde Däm-
pfungen, die M. (u. A. auch nach Beobachtungen
an Leichen) auf leere, zusammengezogene Dünn-
darmschüngen zurückführt Sie können zu Ver-
wechselungen mit kleinen Ergüssen führen.
An der Leiche kleiner Kinder sind 100 com
freier Flüssigkeit im Leibe nicht nachzuweisen, 150
unsicher, erst 200 ganz sicher. Bei Erwachsenen
geben 1000 com noch keine deutliche Dämpfung,
erst bei 2000 sind die Dämpfung und ihr Wechsel
beim Umlegen ganz sicher.
Eine deutliche Blasendämpfung entsteht bei
Frauen durch 500—600, bei Männern durch 360
bis 500 ccm Inhalt
Bei Bleichsüchtigen fand M. aufTallend oft ein
zu hoch stehendes Zwerchfell Augenscheinlich
beruht dieser Hochstand auf ungenügender Ent-
faltung der Lunge und er genügt meist, um die
bekannte Yergrösserung der Herzdämpfung zu er-
klären, die man auf Hypertrophie, bez. Dilatation
des Herzens bezogen hat.
Die Ausführungen M.'s über den Spitzenstosa
werden wir an anderer Stelle wiedergeben.
Dipp&
214. De la respirationfidblephyaiologiqne,
8 droite; par Moncorg^. (Lyon m6d. XXVL
16. 17. 1894.)
M. konnte bei 20 Personen nachweisen, dass
die rechte Brustseite schwächer athmete als die
linke (14 Frauen). Alle hatten die Gewohnheit, auf
der rechten Seite zu schlafen. Es ist begreiflich,
dass die Erscheinung bei Frauen, bei denen die
Athmung Überhaupt weniger ausgiebig ist und bei
denen durch den Druck des Corsets und die mehr
sitzende Lebensweise ein Ausgleich schwer zu er-
reichen ist, häufiger auftritt G o 1 1 1 n machte die-
selbe Beobachtung wie M., bezog denZust&nd aber
auf eine Congestion der Lunge und hielt ihn fOr
ein pathognomonisches Zeichen von Herpetismus.
Es ist wichtig, dass man die Erscheinung kennte
die eine beginnende Tuberkulose vortäuschen kann.
In einem zweifelhaften Falle lässt man eine Zeit
lang Athemgymnastik vornehmen. Findet alsdann
ein Ausgleidi statt, so hat man es mit dem physie-
logischen beschriebenen Zustande zu thun gehabt.
Von der abgeschwächten Athmung bei Pleura-
verwachsungen und Emphysem ist die Erscheinung
leicht zu unterscheiden. Brückner (Dresden).
215. Hantemphysem und Lungenaktino-
mykose; von Dr. Ph. Silberstern. (Sond.-
Abdr. aus d. Wiener med. Wchnschr. XLin. 46.
47. 48. 1893.)
Unter den verschiedenen Ursachen des Haut-
emphysems ist die Aktinomykose der Lunge mit n
nennen. S. machte folgende Beobachtung.
SOjähr. Mann. Vor einem Jahre rechts Pleuritis.
Abgemagerter, knrzathmiger Mami. Im Interscapultf-
ranm rechts von der Wirbelsäule eine kindertot-
grosse fluktuirende, von anveränderter Haut bedeckte Oe-
sohwnlst Verdichtong des rechten Oberlappeos, links
Infiltration der Langenspitze. Entleerang von schmutzig-
braanem Eiter aas der Oeschwalst 2 Tage vor dem Tode
Haatemphysem zonftohst am Halse, an der Brost and am
rechten Anne, am nächsten Tage zunehmend am anderen
Arme, an Bauoh, Scrotom und Penis. Die Sektim &pk
Aktinomykose der rechten Lange and Brastwand, amy-
loide Degeneration.
Im Verlaufe der Lungenaktinomykose kann man j
nach Israels Stadien unterscheiden : 1) Erkran-
kung der Lunge, gekennzeichnet durch Yerdidi'
tung des Lungengewebes mit späterer Neigung zu
Zerfall und HQhlenbildung. 2. Stadium : Üeber-
greifen auf die Brustwand, angezeigt duroh das
Einsetzen eines serösen pleuritischen Exsudates
unter gleichzeitiger Schrumpfung der Longe.
ä. Stadium : Durchbruchstadium. Entwicklung einep
VL Innere Kedioin.
137
fliüctoiieiiden Oeaehwulst an der Oberfläche. S.
findet in der Literatur 4 FUle von Hautemphysem
im Gefolge von Lungenaktinomykose.
Brückner (Dresden).
216. Bin Fall von primSrer Lnnge^naktino-
mykose; von Dr. A. Asohoff. (BerL klin. Wo-
chenachr. XXXIL 34—36. 1895.)
Der EaU ans dem städt. Krankenhanse am Urban zu
Beziin sohüeBst sioh den anderen bekannt gewordenen
fUlan von Lnngenaktinomykose gnt an. Die Ansteokong
war Yon den Zähnen aosj^egangen, in denen Drusen ge-
fanden wurden. Das Leiden dauerte 2 Jahre, ähndte
auent am meisten einer Tuberkulose, später musste auch
an Echinocoocns oder eine bösartige Neubildung gedacht
werden. Der höchstwahrgcheinlich durch den Pilz allein
erzeugte Eiter hatte einen eigenthümliohen Geruch. Der
Auswurf war himbeergeleeuüg. Keine Drusenschwel-
lungen, keine Metastuen. Der Harn zeigte deutliche
Diazoreaktion. Dippe.
217. Beitrige aar Lehre von den aeptiadhen
Brkranknngen; von Dr. Adolf Dennig. (Deut-
BdieB Arch. f. klin. Med. LIV. 4il 5. p. 367. 1895.)
D. giebt eine Ergänzung zu seiner früheren
Arbeit über septische Erkrankungen (Leipzig 1891.
F. C. W, Vogel), indem er 5 neuere Eranken-
geechichten aus der Tübinger Universititspoliklinik
ausführlich mit&eilt Auch diese Fälle zeigen,
wie mannigfaltig das Erankheitsbild sein kann,
wie sich bald Erscheinungen von diesem, bald von
jenem Organ in den Vordergrund drängen und wie
die Diagnose namentlich bei unklarer Entstehung
des Ganzen (kryptogenetischer Sepsis) recht schwie-
rig sein kann. Etwas wesentlich Neues enthalten
die F&lle nicht Dass einmal Mutter und Tochter
zn gleicher Zeit erkrankten, hält D. für ZnfalL
Auffallend ist, dass bei beiden die Nieren früh-
zeitig und stark ergriffen wurden. Therapie: in
allen FSllen diätetisch-symptomatisch. Dippe.
218. IXotU über monarüknllren GMenk-
rhemnatiamna ; von Prof. L. Heidenhain.
(Deutsche med. Wchnschr. XXI. 31. 1896.)
Li den Büchern steht, dass der akute Qelenk-
rheomatismus fast immer mehrere Gelenke betrifft
H. hält das nicht für richtig. Es kämen doch sehr
häufig Kranke Tor ohne Fieber, ohne wesentliche
Störungen des Allgemeinbefindens mit leichten
rheomatischen Erscheinungen in nur einem Ge-
lenk (ohne Verletzung, Tripper u. s. w.). Li der
chirurgischen Klinik und Poliklinik zu Greif swald
wurden in 3 Jahren unter 51 Fällen von Gelenk-
ifaenmatismus überhaupt 38 derartige monarti-
kuläre Bheumatismen beobachtet Bei allen that
die Salicylsäure prompt ihren Dienst Das Herz
scheint meist frei zu bleiben, es ist aber leicht
mQglich, dass mancher aus unbekannter Ursache
entstandene Herzfehler auf solch' einen leichten
Rheumatismus zurückzuführen ist Dippe.
219. Bin Beitmig rar diagnoatiaohen Be»
deatong der Lumbalpunktion; von B. Stadel-
mann. (Berl. klin. Wchnschr. XXXU. 27. 1896.)
Med. Jahrbb. Bd. 24& Hft. 2.
Die Lumbalpunktionen können, abgesehen da-
von, dass sie bei unruhigen Erwachsenen nicht
immer leicht auszuführen und wohl auch nicht
immer ganz ungefiUirlich sind, nach St doch zu
recht empfindlichen diagnostischen Lrthümern
Anlass geben. Im Allgemeinen ergiebt die Punk-
tion bei tuberkulöser Meningitis klare Flüssigkeit
mit Tuberkelbacillen, bei eitriger Meningitis trübe
Flüssigkeit mit Staphylokokken, Streptokokken,
Pneumokokken, bei Gehimabscess klare Flüssig-
keit ohne Mikroorganismen. Nun hat aber schon
Licht heim über einen Fall von eitriger Menin-
gitis berichtet, in dem die Lumbalpunktion eine
nur ganz wenig getrübte Flüssigkeit ergab, und
St hat zweimal dasselbe erlebt Li einem dieser
FäUe war die Punktionsflüssigkeit vollkommen
klar, die Sektion ergab eine ausgedehnte schwere
Meningitis cerebralis. Augenscheinlich können
— soweit nicht die bekannte epidemische Gerebro-
spinalmeningitis vorliegt — die Hirnhäute lange
und schwer krank sein, ohne dass die Meningen
des Bückenmarkes mit ergriffen werden. Dippe.
220. Beitrag rar IMflferentialfHagnoae awi-
sehen Veraohlnaa der Pfortader und der un-
teren Hohlader ; von Dr. T h o m a s. (Bibliotheca
med. DL Heft 2. Cassel 1895. Th. G. Fischer.)
Auf Grund fremder VeröfiPentlichungen und
eigener Beobachtungen aus der Naunyn'schen
Klinik hebt Th. als Hauptunterschied hervor, dass
bei der Pfortaderverstopfung mehr die Venen in
der Mitte des Bauches, um den Nabel herum, bei
der Thrombose der Vena cava mehr die Venen in
der Regio iliaca und in den Seiten von Brust und
Bauch erweitert sind. Entsteht bei der Pfortader-
thrombose ein starker Ascites und wird dadurch
die Vena cava zusammengedrückt, so erweitem
sich die Seitenvenen auch, aber nicht so stark wie
bei der Thrombose der unteren Hohlvene. Zu
beachten ist auch die Entstehung. Die Pfortader-
thrombose schliesst sich mit Vorliebe an Leber-
und Darmkrankheiten an, die Thrombose der Vena
cava an Venenthrombosen an den Beinen, an Er-
krankungen der weiblichen Geschlechtstheile, an
Bauchgeschwülste, namentlich Nierencarcinome,
an Typhus abdominalis. Die Arbeit ist mit zahl-
reichen Abbildungen reich ausgestattet Dippe.
221. Ueber Leberatrophie bei akuter Phoa-
phorvergUtung; von Dr.L. Hedderich. (Mün-
chener med. Wchnschr. XLE. 5. 6. 1896.)
H. beginnt mit historischen Bemerkungen,
schliesst mit einer kurzen Zusammenstellung der
ihm bekannt gewordenen Fälle von Leberatrophie
nach Phosphorvergiftung und theilt ausführlich
eine eigene Beobachtung aus der E r b 'sehen Klinik
in Heidelberg mit
Das Erste waren auch in diesem Falle Besohweiden
von Seiten des Ikbtgens, am 3. Tage stellte sich Ikterus
ein, wahrscheinlich mit leichter Leberschwellung, es
folgten Benommenheit, Störungen der Reflexe, des Ge-
fohls, der Beweglichkeit, Blutungen, Albuminurie. AU
18
13g
VI. Innere MedioiiL
die Ej*. am 5. Tage angenommen worde, bot sie das Bild
des schweren Iktems dar; als schon in den nädisten
Tagen die Leber schnell, ganz beträchtlich kleiner wnrde,
mnsste man die Diagnose : aknte Leberatrophie stellen.
Unter leichten Temperatursteigerangen hielten die Hirn-
erscheinungen etwa 6 Tage an. Die Leber fing am
10. bis 11. Tage an, etwas empfindlich zu werden und
wieder zu wachsen, am 14. Tage hatte sie fast wieder
ihre ursprüngliche Grösse erlang Am 24. Febr. wurde
die am 5. Jan. aufgenommene Er., die inzwischen 3 Zähne
verloren hatte, geheilt entlassen. D i p p e.
222. Beitrag rar Aeüologie der sogenann-
ten söhwanen Zunge; von Dr. Joh. Sendziak
aus Warschau. (Mon.-Schr. f. Ohrenhlcde. u. s. w.
XX Vm. 4. 1894.)
Ueber das Wesen der „schwarzen Zunge*', die
durch das Auftreten eines schwarzen, mitunter auch
braunen oder gelben Fleckes an der Zungenober-
fläche vor denPapillaecircumyallatae charakterisirt
ist, gingen die Meinungen bis vor Kurzem sehr
auseinander. Während die Mehrzahl der Autoren
das Wesentliche des Processes in der Hypertrophie
des Epithels der Papulae filiformes mit sekund&rer
Yerhornung erblickte , sahen andere dieses Leiden
fOr eine Mykose an. Erst Ciaglinski und He-
welke haben genauere, auch bakteriologische
Untersuchungen angestellt und sind dabei zu der
Ansicht gekommen, dass es 2 verschiedene Formen
giebt, eine chronische, auf Hypertrophie des
Epithels beruhende, und eine akute, durch einen
spedfischein Pilz, den Mucor niger, hervorgerufene,
die sie deshalb als Mycosis linguae mucorina nigra
bezeichneten.
S. hatte nun in letzter Zeit Gelegenheit 2 Fftlle
genauer zu untersuchen.
In dem einen Falle hatte ein 66jähr. Mann mit ner-
vösem Krampf der Speiseröhre seit emem Jahre „auf der
Zunge in der Nähe der Basis einen dimkelbraunen bis
schwarzen , wie mit Haaren in der länge von 5 mm be-
deckten Eleck'^ Der andere Fäll betraf einen 38jähr. an
Myehtis leidenden Techniker, derangebUoh seit 3 Monaten
auf der Zunge einen unregelmässig dreieckigen gelbbraunen
Fleck hatte, der wie mit kurzen gelblichen oder gelb-
braunen Haaren bedeckt war. Beide Male ist bakteno-
lo^psch untersucht worden und es entwickelte sich in
beiden Fällen auf Brotpasta bei Zimmertemperatur ein
Schimmel ganz analog dem von Ciaglinski und He-
welke beschriebenen ; der Schimmel war zuerst weiss,
wurde dann gelb und schliesslich schwarz. Mikroskopisch
bestand er aus einem Mycelium, aus dem fruchttragende
Fäden mit Köpfchen hervortraten. Diese Köpfchen waren
in dem ersten Falle schwarz, im zweiten aber nur grau-
lich und gelblich.
Im 2. Falle kam es zur Sektion, so dass die
Zunge auch genauer untersucht werden konnte.
Hier zeigte sich nun keine deutliche Hypertrophie
des Epithels der filiformen Papillen. S. kommt
daher zu dem Schlüsse, dass ein principieller Unter-
schied zwischen der chronischen und der akuten
Form in dem Sinne, wie ihn Ciaglinski und
He welke aufgestellt haben, nicht vorhanden ist
Rudolf Heymann (Leipzig).
223. Ueber die grüne Haammge; von
Mourek. (Arch. f. Dermatol. u. Syph. XXIX. 3.
p. 368. 1894.)
Eme eQjähr. Frau bemerkte sät 4 Tagen, naoihddm
sie schon längere Zeit an Geschmackstörung und Trocken-
heit im Munde gehtten hatte, einen dunkelgrünen Belag
auf der Zunge. Die hintere Hälfte der Zunge war in einer
Ausdehnung von 6:3.5 cm dunkel-, fast schwarzgrün
verfärbt und von sammetartigem Aussehen; die dicht
neben einander stehenden Papillen waren starit verlängert
Unter Ausspülungen mit Borsäurelösung und Au^nnse-
lungen mit 70®/o älicyllösung, sowie 2nuüiger Abkrtttzong
heilte die Erscheinung ab; kehrte aber später, als sich
die Kranke der Behandlung entzogen hatte, wieder. Die
abgekratzten Gebilde waren aus einzelnen festaneinandtf-
haftenden Fasern zusanunengesetzt, die bei Hinzufügen
von Kahlauge und beim Erhitzen sich leicht spalteten
und unter dem Mikroskop sich als verlängerte, zusammen-
gedrängte, flach um die Längsachse ährenförmig angeord-
nete HomzeUen darstellten. Die bakteriologische Unter-
suchung era&b auf^lig wenig Mikroben, darunter keine,
denen die Servorrufung der „grünen Haarzunge'^ hätte
zugeschrieben werden können. Es handelte sich nach
alledem um primäre hypertrophische Prooesse : Zur Zeit
der Yermehnmg des Epithels und der raschen Kerstim-
sirung kam die Oberflädie der Zuxige mit verschiedene
Farbstoffe enthaltenden Stoffen in Berührung. Die De-
squamation erfolgte nicht , wie unter gewöhnlichen Ver-
hältnissen, sondern die Zellen adhärirten fest und widei^
standen. So wie bei verschiedenen zur Hyperkeratoae
führenden Processen die erkrankte Haut , wofern sie in
Berührung mit dem Farbstoffe ist, sicher eine von der
Umgebung sich erheblich unterscheidende Färbung er-
lang, so kann dies auch in vorliegandem Falle m^di
sein, wenn auch nur Ihs zu einem gewissen Grade. Leichter
scheint allerdings die Erklärung der Färbung der Schleim-
haut durch die Annahme eines gefärbten oder die Färbung
bedingenden Mikroorganismus. W e r m a n n (Dresden).
224. Zqi Behandlung der Leukoplakie;
von Leistikow. (Mon.-Schr. f. prakt DennatoL
XIX 7. p. 371. 1894.)
L. erüelte in den letzten 3 Jahren bei vielen
Er. mit alter Lues, die an Leukoplakie der Mund*,
Zungen* und Lippensohleimhaut litten, und bei
denen Quecksilber- oder Jodkuren die Leukoplakid
nicht beeinfluBSten, sehr gute Resultate mit einer
Resorcinpaste :
Terrae silioeae . . 1.5
Besorcini ... 3.0
Adipis .... 0.5
M. f. pasta,
dieeineEintrocknung und damit eine tiefKreichende
Wirkung des Aetzmittels hervorbringt Die F^e
wird mehrmals täglich mittelst auf ein zugespitztes
Streichhölzchen gewickelter Wattebäuschohen auf
die Zunge aufgetragen. Nach 8 — 14 Tagen schram-
pfen die Auflagerungen, die Schleimhaut wird dünn
und rosig, ist aber noch sehr empfindlich. Es
macht sich daher h&ufiges Ausspülen des Mundes
mit Boraxpfefferminzwasser nOthig. Die Hyper-
ämie schwindet unter Einreibung von Perubalsam
in 3 — 4 Tagen. In 2 Fällen von koUoesaler durch
Leukoplakie bedingter Hyperplasie der Zunge wurde
das Verfahren nach vorheriger Paquelinisirung in
Anwendung gebracht Die Leukoplakie der Lippen
wurde in gleicher Weise mit Resorcinpaste behan-
delt ; nach 5 — Stägiger Anwendung erfolgte unter
Zinksalbenmull die Abstossung der Schwarte; 2—
3malige Wiederholung der Schalung bewirkte in
aUenFSUen völlige Heilung. Wermann(Dresden).
VI. Innere Medidn.
13»
225. Ueber soonotlMhe Dermatose and
Stomatitie; von Dr. Albert Soheyer. (Der-
maioL Ztsohr. IL 1. p. 59. 1895.)
Am 20. Mai 1891 erschien in der Levy 'sehen Poli-
ilinik sa Berlin ein 43jähr. Arbeits, der seit 4 Wochen
in einem Yiehstalle gearbeitet hatte, in dem seit derselben
Zeit die Manl- nnd Elauenseaohe ausgebrochen war. Er
hatte die kranken Kühe gemolken, gefüttert, gepflegt Vor
14 Tagen war er mit massigem Fieber, Angina, Kopf-
sohmerzen nnd Stuhl verstoprang erkrankt ; alsdann waren
Blischen an der Hand aufgetreten, die er mit der Steck-
nadel aufgestochen hatte; durch Bernhrunfl; der Lippen
mit den j^uiden waren solche auch auf der Oberlippe zum
Torsohein gekommen. Durch Eindiingen von Schmutz
in die Wunden der rechten Hand hatte sich eine Lymph-
angitis mit Drusenaoh^ellung in der Achsel gebildet.
Yermutfalich hatte der Kranke auch eine Bläsoheneruption
im Munde und Bachen gehabt Die Erkrankung der Hände,
an denen sich Geschwüre gebildet hatten, erforderte
6 Wochen bis zu ihrer Heilung. Während sich an diesen
Stellen z. Th. Borken bildeten , nach deren Abstossung
fflne Narbe zurückbHeb, entstanden z. Th. auch harte
warzenähnliche Infiltrationen über den Geschwürsflächen ;
auch diese fielen erst ab, nachdem darunter Narbenbildung
erfolgt war. Die Incubation der Krankheit hatte 4 Tage
betragen. » Wermann (Dresden).
226.NaeTnaTa80iiloBiiapalatimollla; von Dr.
R P a n z e r. (Wien. klin. Bundechaii IX. 26. 1 895.)
An den SchleimhAuten kommen, ebenso wie an
der SuBserenHant, 2 Arten von GeftBSgeech Wülsten
Tor, der Naevus vasculosus oder das Angioma sim-
ples und das Angioma cavemosum. Während die
letztere Form nioht so selten als zufälliger Befund
zur Beobachtung kommt, ist die erstere Form sehr
selten. In der Poliklinik von 0. C h i a r i kam kürz-
lich ein angebomer isoIirterNaevus vasculosus des
weidien Gaumens zur Beobachtung. Es zeigten
sich auf der linken Hälfte des -weichen Gaumens
3 unregelmftssige, etwa kreuzergrosse, schwarze,
im Niveau der Schleimhaut liegende Flecke mit
nindlichen , leicht ausgebuohteten Bändern , über
äeaieti zahlreiche dilatirte, verftstelte Oef&ssohen
und frischrothe, hirsekomgrosse, aus dem Niveau
der Schleimhaut etwas hervorragende variköse
OeSasohen zu sehen waren. P. citirt 5 Ahnliche
ICt^eilnngen aus der Literatur. Nur wenn ein
Naevus irgend welche Beschwerden macht, oder
wenn er wflchst , ist eine Behandlung , Stichelung
mit dem (}alvanokauter, angezeigt
Budolf Heymann (Leipzig).
227. Bin mi von Herpes pharyngia ; von
Dr. Bichard Heller. (Wien. klin. Wchnschr.
Ym 30. 1885.)
23jähr. Dienstmädchen. Der Herpes trat unter bren-
nenden Sohmerzen, Schüttelfrost nnd den bekannten All-
gemeinerscheinangen ein, verbreitete sich über beide
Seiten des Gaumens , Gaumensegel und Epiglottis , wäh-
rend Kehlkopf, Nasenschleimhaut und äussere Haut voll-
kommen frei blieben, heilte in etwa 10 Tagen ab und
hinterUess eine leichte Lähmung des Gaumensegels.
Dippe.
228. Ueber Verwaehrangeii und Verenge-
rungen im Baehen und Kehlkopf in Folge von
Laea; von Dr. P. Hey mann. (Deutsche med.
Wchnschr. XXI. 30. 1895.)
Die Yerwaöhsungen im Bachen sind meist das
Endeigebniss einer syphilitischen Geechwürsbil-
dung. Sie befinden sich im oberen Nasenrachen-
räume hinter den Choanen und veranlassen deren
mehr oder weniger vollkommenen Verschluss, be*
Kiehen auch fast stets die TubenQflhungen in die
Narbenbildung ein. H. fand verschiedene Male
einzelne sagittal oder schräg gestellte Narben-
strftnge, während bei grösserer Narbenbildung die
Anordnung stets cirkulär war. Häufiger sind die
Verwachsungen, die durch Anl5thung des Gaumen-
segels an die hintere Rachenwand entstehen und
vollständigen oder partiellen Verschluss herbei-
führen können. Femer werden die Verwachsungen
erwähnt, die zwischen Zungenwurzel und hinterer
Bachenwand zu Stande kommen und in einem Falle
die Tracheotomie nöthig machten. Bei Weitem die
häufigsten Stenosirungen kommen im Kehlkopfe
vor. Es bilden sich dort meist horizontale Membra-
nen, die im vorderen Winkel ihren An&ng nehmen ;
doch herrscht hier die gröeste Mannigfaltigkeit in
Grad und Lokalisation der Verwachsungen. Häufig
fand sich hier hereditäre Lues als Ursache der
Verengerungen. Friedrich (Leipzig).
229. Ueber naohoo-Bronohoatenose und
deren Behandlung; von Dr. Seifert (Sitz.-
Ber. d. physikaL-med. Oes. zu Würzburg. Nr. 9«
1894.)
Ein 43jähr. Mann zeigte starke Stenose der Trachea
dicht über der Biforkation und Stenose des linken Bronchus*
Die Behandlung bestand in methodischer Thorazoompres->
sion, Ausathmung in verdünnte Luft und mechanischer
Dilatation mitSchrötter 'sahen Bougies. Später wurde
dann auch der linke Bronchus durch ^führung von eng-
lischen Schlundsonden, von Nr. 9 aufwärts bis Nr. 16,
dilatirt, was besonders zu rasch fortschreitender Besserung
beiirag. Budolf Heymann (Leipzig).
230. Bin Beitrag aar Kenntnias dea Vor-
lanfea des SUeroma der Luftwege ; von Prof.
Schrotte r. (Uon.-Schr. f. Ohrenhkda u. s. w.
XXIX. 5. 1895.)
Josef Stojan ist einer der am länfpsten beobach-
teten Fälle von Sklerom , über den in der Hteratur schon
mehr&ch berichtet worden ist. In die Klinik Sch.'s kam
er zuerst 1881 wegen Athemnoth. Damals bestand sein
Leiden schon 7 Ji£re. Seitdem kam er immer wieder bei
eintretender Verschlechterung in die Klinik oder in das
Ambulatorium. Der Process stieg allmählich nach den
tieferen Abschnitten der Trachea herab, so dass 1890 eine
Ifingere Kanüle eingelegt werden musste. Im November
1894 wieder Aufnahme in die Klinik mit grosser Athem-
noth und sehr schlechter Emährong, reichlichem, weiss-
farbigem , übelriechendem Auswurf. Athmung mit und
ohne die 7 cm lange Kanüle gleich schlecht Auf der
rechten Bmstseite grossblasige Rasselgeräusche und
rauhes YesiknläraÜimen , links sehr herabgesetztes Ath-
mungsgeräusch. Kein Fieber. Behandlung mit Einath-
mung von OL Juniperi und Ol. terebinth. und Einführung
von Kathetern, zuerst Nr. 20 dann 21. Trotzdem bestän-
dige Yersohleohterung, am 29. November Dämpfung links
hinten unten und ohne dass je Meber auftrat, am 6. De-
cember Tod. Bei der Sektion fand man in der Nase die
Muscheln verkleinert, die Schleimhaut narbig verdickt,
den Pharynx durch narbige Verdichtung der Sdileimhaat
verengt, den weichen Gaumen durch Narben verkürzt, die.
140
VL Innere Medicin.
Uvula nach Iiinten hinaufgezogen. Kehlkopfeingang kreis-
Tond, von narbiger glatter Membran begrenzt; der Kehl-
kopf verengerte sich naoh unten zn trichterförmig; wahre
imd falsche Stimmbänder in dem narbigen Gewebe nicht
zu erkennen, Die von Jauche erfällte , anscheinend er-
weiterte Trachea verengerte sich gegen dieTracheotomie-
öfbxmg trichterförmig; Wand verdickt, grösstentheils
durch weisses, schwieliges Gewebe ersetzt Lumen des
linken Bronchus an derBifurkation auf die Hälfte reducirt
Am rechten Bronchus reichte die Veränderung der Wand
ohne erhebliche Verengung des Lumen bis in den Bron-
chus 2. Ordnung. Lymphdrusen am Lungenhilus nuss-
gross, derb , auf der Sdmittfläche wie narbig. In der
rechten Lunge dichtstehende vereiternde lobuläre Herde.
Im linken ünterlappen, wo die Bronchen cylindrisoh er-
weitert war^, em grosser Jaucheheid. Amyloid von
Leber, Milz und Nieren. In den sehr fesch wellten Bron-
chialdrüsen fanden sich keine Bhinosklerombacillen.
Kurz wird noch über eine Kranke berichtet, bei der
im 10. Lebenqahr bei freier Nase und Nasenrachenraum
subchordale Wülste auftraten , die sich nach Behandlung
mit Hartkautschukrohren zurückbildeten. 12 Jahre spater
ein erbsengrosser glatter Knoten am rechten falschen
Btimmband, der RMnosklerombacillen enthielt und eine
breite narbige Membran, die oberhalb der wahren Stimm-
bänder sass und sich von der vorderen Ck>mmi88ur bis zur
Mitte der Glottis erstreckte. Spaltung der Membran mit
dem Messer, Abtragung des Knotei^ mit der Schlinge
und Behandlung mit Hartkautschukröhren.
Rudolf Heymann (Leipzig).
231. QThe senBory tliToat nenroses of ihe
olimaoterlo period ; by Felix Semon. (Biit
med. Joorn. Jan. 5. 1895.)
Dass sowohl in physiologisoher als in patholo-
^cher Hinsieht enge Beziehungen zwischen dem
Sexualapparat und den Bespirationsorganen be-
stehen, ist genugsam bekannt. Wenig beachtet ist
aber eine Klasse von Besdiwerden, die durch ihre
Häufigkeit und oft auch durch ihre Lästigkeit aus-
gezeichnet sind und die S. als „sensorische Neurosen
des Halses während des Klimakteriums'' bezeichnet
Die Beschwerden bestehen meist in Parästhesien
der versclüedensten Art , besonders Fremdkörper-
gefdhl, OefQhl von Wundsein im Halse, beständigem
Bedürfniss zu schlucken, viel seltener in wirklichen
Neuralgien , die dann meist einseitig sind und oft
nach dem Ohr zu ausstrahlen. Die Beschwerden
treten, ohne dass irgend welche Veränderungen im
Halse nachweisbar sind, während des Klimakterium,
oder oft auch als erste Erscheinung der heran-
nahenden Menopause auf. Die Neurose besteht oft
nur wenige Monate, verschwindet aber immer,
wenn derKQrper sich früher oder später den neuen
Lebensbedingungen angepasst hat Finden sich in
einem solchen Falle Veränderungen in den oberen
Athemwegen, durch die eine solche Neurose bedingt
werden kann, z. B. Verengerung der Nase, Hyper-
trophie der seitlichen Bachenwand, Hyperplasie der
Zungentonsillen , so empfiehlt es sich , diese Ver-
änderungen in der gewöhnlichen Weise zu behan-
deln. Sichert aber die Erfolglosigkeit dieser Be-
handlung die Annahme eines Zusammenhanges der
Erscheinungen mit dem Klimakterium, so wird
dann meist keine weitere Behandlung nöthig sein,
als 4i6 Kranken durch die Versicherung zu be-
ruhigen, dass ihre Halsbeschwerden mit dem Kli-
makterium zusammenhängen und nach einiger 2^t
sicher verschwinden werden. Sehr zu warnen ist
vor der Anwendung der Naicotica. Nur bei beson-
ders lästigen Parästhesien und namentlich Neu-
ralgien kann man versuchen, die Beschwerden
durch einen Mentholsyrup zu lindem. In Fällen,
wo gleichzeitig bedeutender Fettansatz und Ver-
dauungstörungen vorhanden sind, thut eine milde
Anwendung der Wässer von Carlsbad, Marienbad
oder Kissingen oft gute Dienste.
Budolf Heymann (Leipzig).
232. De llnfluenoe de rovariotomie swt la
▼oie de la femme; par le Dr. L. J. Moure.
(Bevue de Laryng., d'OtoL et de Bhin. XV. 11.1 894.)
Dass in gleicher Weise, wie beim Knaben durch
Castration ein Bestehenbleiben der kindlichen
Stimme, der sogenannten Eunuchenstimme, be-
wirkt wird, auch beim Weibe durdi dieOvariotomie
in vielen Fällen eine Veränderung der Stimme be-
wirkt wird, war bisher noch nicht bekannt H.
theilt 2 Fälle seiner Beobachtung mit, in denen
nach der Ovariotomie die Stimme einen tieferen,
mehr männlichen Charakter bekam, eine VerSn-
demng, die deutlicher beim Singen als beim Spre-
chen war. Budolf Hey mann (Leipzig).
233. üeber Tripper« (VgL Jahrbb. CCXLIE
p. 49.)
Beiträge xur BiohgiB des Chnoeoeeus und xur
paihologisäien Anatomie des gonorrhoistJusn Pneesses;
von Finger, Ghon und Schlagenhanfer. (Arcb.
f. DermatoL n. Syph. XXVIH. 2 u. 3. p. 277. 1894.)
Allgemein interessant und besonders hygieimsch
und forensisch wichtig ist, dass gonorrhoischer
Eiter mit vollständiger Eintrocknung seine Viru-
lenz einbfisst Ist der Eiter einmal eingetrocknet,
dann gelingt es weder aus dem trocknen, noch ans
dem mit sterilem Wasser wieder angefeuchteten
Eiter Gonokokkenculturen anzulegen. Dagogoi
bleibt er auch bei Zimmertemperatur so lange
virulent, als er noch feucht ist Diese Thatsaohe
beweist, dass z. B. mit gonorrhoischem Eiter im-
prägnirte Wäschestücke, so lange dieser nicht voll-
ständig eingetrocknet ist, eine üebertragung des
Oonooooous bedingen können, wenn er aber ein-
getrocknet ist, ungefittirlich sind.
Wichtig und neu sind die hisMogiaehm Be-
funde bei akuter Urethritis, die durch Impfimg bei
Moribunden erzeugt wurde: Diezuuntersudienden
Schnitte wurden 5 — 10 Minuten in Methylenblau-
Borax-Lösung (ana 5:100) gefärbt, dann abge-
waschen, dann zur Differenzirung in ^/^proc. Essig-
säure gebracht, dann mit Wasser, Alkohol u. s. w.
behandelt Bei einer gerade 3 Tage alten Urethritis
zeigte sich das Cylinderepithel an verschiedenen
Stellen stark gelockert, am stärksten stets in der
nächsten Nähe der Morgagni'schen Lacunen; an
den Ecken, wo die Schleimhaut auf die Wand der
Lacunen übergeht, hingen nur noch die basalen
YL Innere Medioin.
141
Zellen zusammen. Das snbepiiheliale Bindegewebe
iwr jedooh nooh nirgends blossgelegt, aber mit
Elterzellen infiltrirt, und zwar herdweise, am dioh-
ioB^bea immer um dieLaounen herum. Qonokokken
fanden sich 1) im Biter auf der Oberfläche, 2) im
Lumen der Lacunen, 3) zwischen den Epitiielien ;
nur zwischen den Plattenepithelien derFossa navi-
eolaris wurden keine gefunden. Zwischen den
Cylinderepithelien an Zahl wechselnd je nach der
Xntensiiät der Entzündung, also auch perifollikulär
am dichtesten. An diesen Stellen drangen sie auch
in'B Bindegewebe vor und fonden sich zwischen
den Fibrillen frei oder in EiterkOrperohen ein-
geschlossen. Auf oder zwischen den secemiren-
den Bpithelien der littre'schen Drüsen, die sonst
ganz analog den Horgagni'schen Lacunen sich ver-
halten, finden sich keine Gonokokken, ebenso nicht
auf denen der Schleimdrüsenadni im Qrunde der
Lacunen. Das Wimperepithel des Yas deferens
und der Tube durchwuchem die Gonokokken rasch,
um in das darunterliegende Bindegewebe einzu-
dringen.
Oonorrhoische Nieumatoiderkranhung.
Ein Kind erkrankte naoh Blennorrhoea neonatomm
an gonorrhoisohen Metastasen im Kniegelenk, Spron^-
ond Kiefer^enk, an eitriger Perichondntis und Chondn-
tis einer Bippe und perittrtiknlären AHbcessen und starb
nach 3 W., xmter Hinzutritt einer Pneumonie. Man feuid
schon in dem durch Probepunktion entleerten Exsudat bei
Lelneiten Gonokokken, poet mortem wurden diese noch
durch die Goltar identificirt Ausserdem fand man auch
Streptokokken, für deren Anwesenheit eine sekundäre In-
fektion bei der Probepunktion angenommen und beschul-
digt wird. Im Blute wurden keine Gonokokken gefanden,
sondern nur Streptokokken, dagegen im Eiter aus der
Perichondritis nur Gonokokken, keine Streptokokken.
Auch in den Geweben (Synovialmembran) fand man
Gonokokken in grosser Zahl, mit Vorliebe in Eiterzellen,
und es waren trotz der langen Dauer der Erkrankung, die
schon zur Bildung von Granulationsgewebe in den Ge-
lenken gefd^ haUe, noch lebensfähig.
Von den SMuasfolgenmgen seien folgende her-
Torgehoben: 3) Die Ausstrichmethode auf Pfeif-
fer's Blutagar, insbesondere auf Hamagar (vor-
züglicher Ersatz des Blutserum) in Petri-Schalen,
ist zur Gewinnung Ton Beinculturen aus gono-
kokkenreichem Materiale die einfachste und prak-
tischste Methode. 8) Wachsthumsoptimum ist
36^ G. 11) Die gewöhnlichen HamrGhrenanti-
septica zerstören in 2 Minuten die Lebensfähigkeit
der Culturen nicht 16) Die StofFwechselprodukte
des Qonoooccus, in ein Gelenk injicirt, erzeugen
bei Thieren keine Krankheit 18) Fieberhafte Pro-
cesse setzen die Empfindlichkeit des Menschen
gegen gonorrhoische Infektion bedeutend herab.
Bei hochfiebemden (39^ und mehr) Patienten ge-
lang die Impfung in die Harnröhre nicht 26) In'S
Bindegewebe eingeschleppt, vermögen die Gono-
kokken eine wirkliche Vereiterung zu bewirken.
Der Oonoeoeeus und seine BeMehungen xu den
bkmwrrkoisohen Proeesaen ; von Dr. K. T o u t o n. (Berl.
klin. Wchnschr. XXXI. 21. 22. 23. 1894.)
Die blennorrhoische Erkrankung stellt eine
durch das Eindringen des Qonoooccus in die Epi-
thelinterstitien, vermöge der starken Femwirkung
der Toxine ausgelöste Entzündung des darunter
gelegenen Bindegewebes dar, bei der die Heftig-
keit, besonders die Massenhaftigkeit des von den
stark erweiterten Gefftasen gelieferten Exsudates
im Missverhfiltnisse steht zu der geringen gewebe-
zerstörenden, d. h. nekrotisirenden Wirkung des
Giftes. Sftmmtliche Epithelarten können als In-
vasionsort dienen. Die Heilung erfolgt bei kurzer
Dauer ohne Aenderung im Baue der befallenen
Organe, bei längerer Erkrankung mit Umwandlung
der Epithelbekleidung und narbiger Schrumpfung
des Bindegewebes, bei endotheltragenden Geweben
mit Verwachsung.
Das Eindringen der Gonokokken in das Binde-
gewebe ist 1) von der Etpithel-, bez. Endothelseite,
2) von den Blutgefftssen h^ möglich. Sie gelangen
durch die Lymphe oder durch direktes Durch-
wuchem der Gefitoswand in das Blut Die Meta-
stasenbildung in Serösen kann durch Durch-
wuchem von den Blutgefässen durch das Binde-
gewebe in's Endothel geschdien. Die Leukocyten
verhalten sich den Gonokokken gegenüber nkiht
als Phagocyten, denn die Pilze vermehren sich im
Inneren der Zellen; eben so wenig werden die
Eiterkörperchen beträchtlich geschädigt Sie die-
nen der Verschleppung der Gonokokken an vorher
noch nidit befallene Stellen.
Zur Frage der Mischinfektion ist von vom-
herein nicht zu bestreiten, dass die primäre
Blennorrhoe durch Läsion der Oberfläche auch '
anderen dort vorhandenen Mikroben den Eintritt
in den Organismus erleichtem kann. Vollständige
Blosslegung des Bindegewebes durch Verlust der
Epitheldecke ist möglich. Die Beziehungen des
Gonococcus zur Vereiterang des Bindegewebes
harren noch der Klärung: bei keiner der Compli-
kationen muss Mischinfektion als nothwendig zum
Zustandekommen angenommen werden.
Farbencmahfiüehe UnUrsuehungtn über gonorrhoi'
sehen Eiter j ein Beitrag %wr Frage der eosinophilen
ZßUen; von Posner u. Lewin. permatol. Ztschr. I. 2.
p. 150. 1893.)
Eosinophile Zellen werden bei manchen Lokal-
erkrankungen vermehrt nachgewiesen, so im Sputum,
der Asthmatiker und in Nasenpolypen. Ausser-
dem scheinen sie mdirfach in Beziehung zu den
Charcot - Leyden'schen (Charcot - Neu-
mann 'sehen, oder Spermin-) Eiystallen zu stehen.
Ist ja auch das Sjiochenmark die Bildungstätte für
beide, für die eosinophilen Zellen und fOr die
Charcot-Neumann'schen Erystalle. Beson-
ders interessirten sich P. und L. fOr die Frage, ob
die eosinophilen Zellen im Trippereiter in irgend
einer Beziehung zu den Sperminkrystallen und
dem Ort ihrer Entstehung, der Prostata, stünden
(Neusser, Wien. med. Presse 1892).
Methode der Färbung : Nachdem das Eiterpräparat
lufttrocken geworden, schnelle Erhitzxmg durch die
Flamme. Nur bei Blutpräparaten empfiehlt sich die lang-
same im Trockensohrank (2 Std. bei 120^). Hierauf winl-
U2
YL Innere Medicin.
das Präparat mit einer gesättigten Eosinglyeerinlösong
Vs Min. erwärmt, dann mit der erwärmten Flüssigkeit
3 Min. liegen gelassen, mit der Wasserleitong abgespült
nnd 1 Mm. mit ooncentrirter wüssriger Meäylenblau-
lösimg nachgefärbt.
Das Resultat Aec Untersaohungen giebt für
eine specielle Bedeutong der eosinophilen Zellen
im Trippereiter keine bestimmten Anhaltepunkte.
1) Die Anzahl der eosinophilen Zellen im Tripper-
eiter zu Beginn der Gonorrh. acat. anter. ist sehr
gering : das VerhUtniss der eosinophilen Zellen zu
den Leukooyten im Blut ist 2.6: 100, das Yerh<-
niss der eosinophilen Zellen zu den Leukooyten im
Trippereiter ist 0.04:100. 2) Die Menge der
eosinophilen Zellen erreicht ihren Höhepunkt in der
3. Woche (Steigerung bis 10.5«/o). 3) Ein Gausal-
nexus zwischen Sperminkrystallen und eosinophilen
Zellen war nicht nachzuweisen.
Nebenbei legen P. und L. besonderen Werth
darauf, dass die Kerne der eosinophilen Zellen im
Vergleich zu den nicht eosinophilen auffallend
schwach mit Methylenblau tingirt sind, weil dies
dafür spricht, dass die Eosinophilie auf einer nekro-
tischen Veränderung beruht.
Die endoskopische Behandhmg der THpperformen,
nebst Bemerkungen Ober die meekamsehe Behandlung
derselben im Allgemeinen; von Dr. Qrünfeld. (Wien,
med. Wchnsohr. XUV. 38—40. 1894.)
Gr. bedient sich in der Privatpraxis wie beim
Unterricht zu Untersuchung und B^andlung des
laryngoskopischen Reflektor und einer beliebigen
hellen Lichtquelle, weil diese Methode jedem zu-
gänglich und leicht zu handhaben und ausreichend
ist Bei Beleuchtung mit elektrischem Licht ver-
meidet er intensives Licht, weil dabei manche
Farben verschwinden und die Beurtheilung der
Consistenz der Mucosa schwer ist Spaltung des
Orificium ext ist überflüssig; blftttrigeSpecula zur
Erweiterung haben den Nachtheil, ebenso wie starke
Kaliber des Tubus, die natürliche Form der Schleim-
haut, besonders die Zahl und Form der Falten, die
einen wichtigen diagnostischen Anhaltepunkt für
den Gesammtüberblick, bei centraler Einstellung
geben, zu verindem. Die vom abgeschrftgten Tuben
sind aus diesem Grunde auch weniger passend als
die vertikal zur L&ngsachse abgeschnittenen.
Die Veröffentlichung von schematischen Bildern
oder Gombinationsbildem ohne Vorführung der
Einzelbilder, die in ihrer Zusammensetzung diese
ergeben, compromittiren die Endoskopie, weil sie
von Anderen nicht nachgeprüft werden können und
für Phantasiebilder gehalten werden.
Die Untersuchung der Pars prostatica führt Gr.
nur mit geradem Tubus undConduktor aus und er
erklärt Gelenkconduktoren für überflüssig.
Bei jedem chronischen Tripper muss endosko-
pisch untersucht werden, wenn keine Complikation
besteht Für circumscripte Formen ist die lokale
Behandlung unentbehrlich. Man kann dabei genau
dosiren, mit Schonung der gesunden Theile
appliciren und die Fortschritte der Behandlung
beurtheilen. Zu Irrigationen bedient sich Gr. des
weiblichen Glaskatheters, für die hintere Hamr(9ire
mit entsprechender Krümmung, weil dieser in
Sublimat aufgehoben und ohne Befettung eingefOhrt
werden kann. Zur Dehnung, Massage, Herabsetzung
der Hyperftsthesie der Schleimhaut, bei Verdickung
wie bei xerotischer zarter Beschaffenheit benutzt
er Sonden, deren Kaliber die natürlichen Dirnen«
sionen der Harnröhre nicht übersteigen.
Zur Diagnose der Urethritis posterior; von Dr.
8 0 h äf f e r. (Arch. l Dermatol. u. Syph. XXIX. 3. p. 391.
1894.)
Seh. giebt eine Studie über die Fehlerquellea
der Jadassohn'chen Untersuchungsmetfaode,
deren ersteCohnstein aufgedeckt hat: indem er
die Mangelhaftigkeit des SphinkterschluBses bewies.
Seine Methode bestand in: 1) Ausspülung der
vorderen Harnröhre mit Ferrocyankaliumlüsung,
2) Nachspülnng mit Wasser, 3) Anstellung der
Berlinerblaureaktion mit den in dem hiernach ent-
leerten Urin noch enthaltenen FSden. Seh. prüfte
diese Methode nach und fand, dass bei lOOcmliri-
gatorhühe in 7<^/f die Spülflüssigkeit in die Blase
gedrungen war, bei 165 cm Höhe aber in 34^/|
(Gohnstein: 390/o). Der 2. Fehler der Jadas-
sohn 'sehen Methode ist der, dass auch gründliche
Ausspülung nicht immer im Stande ist, sftmmtliche
Flocken aus der Pars anterior zu entfernen. Mittels
Injektion einer Garbolfuchsinlüsung durch die
Tripperspritze vor der Miktion wurde eine Vor-
färbung der Filamente angestrebt nach dem Bd«
spiele Kromayer's, der Methylenblau dazu be-
nutzte. Der Fehler wurde dabei bestätigt, indem
der ürinstrahl nach der Wasserausspülung noch
immer gefärbte Fäden zu Tage brachte. Ausserdem
wurde auch festgestellt, dass die Farbe ein StQck
in das Sphinktergebiet wie etwa in eine capilkre
Hühre hineingesaugt wird und da auch Flocken ÜIrbt
Das Besultat Sch.'s lautet: Die Irrigations-
methode leistet zur Diagnose der Urethritis posterior
noch am meisten. Der Irrigator darf dabei nicht
höher als 1 m hängen, die Ausspülung muss gründ-
lich sein. Nicht jedes Flöckchen ist als sicheres
Zeichen einer Urethritis posterior zu nehmen.
[Nachdem durch die zuerst erwähnten Versuche
die Voraussetzungen der Jadassohn 'sehen Iiri-
gationsmethode als unzutreffend gekennzeichnet
worden sind, müssen die Schlussfolgerungen Sch.'8
überraschen. Wenn auch die Procente(7*/o, event
34^/o) gering sind, so sind doch die Fälle von piinci-
pieller Bedeutung, indem sie beweisen, dass der
Sphinkter keinen absoluten Verschluss bildet Es
ist ferner durch die Endoskopie leicht nachzuweisen,
dass auch, nachdem der Fat ausgiebig urinirt hat,
der Schleimhaut der vorderen Harnröhre nicht
selten noch fleckenweise Schleim anhaftet Bb
hängt von seiner Elebrigkeit oder davon, ob er in
einer Lacune wurzelt oder nicht, oder von anderffli
so gut wie zufälligen Momenten ab, ob er trotz
Miktion oder Irrigation hängen bleibt^ oder in des
TL laaere Uedloin.
143
Drills erster oder zweiter Portion ersobeint Daher
kann man die Spül* und Gl&sermethode zu keinem
bündigen Schlasse über die Herkunft von Fila-
menten benutzen. Ref.]
Zur Dioffnose und Häufigkeit der Urethritis posterior
gonorrhoica ; Ton Dr. K o c h. (Aroh. f. Dermatol. n. Syph.
XXIX. 3. p. 399. 1894.)
Auch diese Arbeit beschftftigt sich mit Nach-
prülong der Cohnstein'sohen Angaben und
Bechtfertignng der Jadassohn 'sehen Methode
gegenüber diesen, in demselben Sinne wie Schftf f er.
Beitrag xur Häufigkeit und Prognose der Urethritis
fosierior gonorrhoica dkroniea ; Yon Dr. N e e b e. (Aroh.
t Dermatol u. Syph. XXIX. 3. p. 415. 1894.)
N. bespricht das Thema kürzer, aber vielseitiger
als Schftffer und Koch. Er zeigt zunächst,
dass er mit der Ausspülungsmethode (nach E oll-
mann's S-Gläserprobe) in 66FaUen 1) in 28.8%
sichere Urethritis posterior, 2) in 71.2<>/o nur Ure-
thritis anterior fand. Bechnet er einige unklare
Falle noch zu 1, so kommen höchstens 50% zu-
sammen, jedenfalls immer erheblich weniger als
bei Koch und Schäffer. Er erinnert daran,
dass in subakuten Fällen der Gompressor oft in-
sufficient ist Vor Allem legt N. Werth auf die
subjektiven Symptome der Entzündung der hinteren
HamrOhre, die von den vorher erwähnten Autoren
gar nicht genannt werden. Die klinische Beobach-
tung lehrt, dass die „Posteiiorerscheinungen'^ bei
Weitem nicht so häufig sind als die Posterior-
diagnosen. [Es ist allerdings auffallend, dass bei
dem grossen Materiale der anderen Autoren die
subjektivffli Symptome keinen erwähnenswerthen
Faktor ausmachen. N. legt Werth auf die klinische
Beobachtung, während Koch (p. 401) sagt: „die
Ausspülungen wurden, um alle Subjektivität aus-
zuachliessen, von demselben darauf eingeübten
Wärter vorgenommen, der sonst die bislang ge-
übten einfachen Ausspülungen gemacht hatte, und
nur gel^entlich von uns controlirt". Es wird also
wohl an der Objektivität dieser Behandlung liegen,
wenn die subjektiven Posteriorbeschwerden nicht
zu Worte kommen, und an der persönlichen Be-
schäftigung N.'s mit den Patienten, dass er im
Gegensatze zu Anderen denselben für die Diagnose
Werth beilegt Ihr Nichtvorhandensein kann aber
nicht so weit verwerthet werden, dass es eine
Urethritis posterior ausschliesst Es ist anzuneh-
men, dass die leichtesten und die chronischen Fälle
keine subjektiven Symptome machen. Dass aber
die grosse Mehrzahl der Fälle ohne alle Symptome
verlaufe, ist deshalb unwahrscheinlich, weil die
hintere Hamr(äure in der Prostata einen sehr em-
pfindlichen Bestandtheil hat, der an ihrer Entzün-
dimg meist theilnimmt; weil ferner dicht unter
der geringschichtigen Schleimhaut venöse Blut-
riome und Lymphräume liegen und bekanntlich
der Gonoooocoa die EpitheUen durchsetzt und bald
nach der Infektion derselben sich in den Lymph-
räumen findet Bei]
Schliesslich hebt N. noch hervor, dass es ein
Yorurthetl vieler praktischen Aerzte sei, eine chro-
nische Gonorrhöe, die hartnäckig sei, sitze, weil
sie so hartnäckig sei, in der Pars posterior. Der
häufigste Sitz der chronischen (Gonorrhöe ist aber
die Pars anterior nach Klotz, Oberländer und
Anderen. Wenn diese zuerst gründlich ausgeheilt
wird, so hat man dann mit der Pars posterior
weniger Mühe, sie heüt rascher.
Ueber Oystitis coUi gonorrhoica ; von Dr. Caspar.
(Dermatol. Ztschr. I. 2. p. 12». 1894,)
C. empfiehlt die Durchspülung mit Arg. nitr.
(1 : 1000) als die beste Behandlung, besonders bei
der akuten Cystitis colli oder UreÜiritis posterior
mit Blutung. Sie kann mit jedem elastischen
Katheter ausgeführt werden, nur muss dessen Auge
bis in die Pars membranaoea gebracht werden.
Steht es davor, so fliesst die eingespritzte Flüssig-
keit zwischen Katheter und Hamröhrenwand nach
vorn heraus und bespült nur die vordere Harnröhre,
steht es dahinter, so fliesst die Lösung in die Blase,
wo nur wenige Cubikcentimeter Harn genügen, sie
unwirksam zu machen (1000 g Harn enthalten
16 g NaCl, 0.1 Arg. nitr. wird durch 0.03 g NaCl
in Chlorsilber verwandelt). Es hat also die nach
der Einspritzung in die Blase durch Miktion ent-
leerte Lösung keine Wirkung auf die hintere Harn-
röhre mehr.
Observaiions on chronic Urethritis in the male; by
Dr. Gheesman. (New York med. Reoord XLY. 20.
p. 618. 1894.)
Die chronische Urethritis besteht, wie chro-
nische Katarrhe anderer Schleimhäute, entweder
in diffuser Entzündung oder in circumscripten
Erosionen, meist hinter Strikturen, oder in folli-
kulären Entzündungen. Indolente Entzündungen
müssen wieder belebt werden, und zwar ebenso
wie eine chronische Balanoposthitis oder ein chro-
nisches Unterschenkelekzem am besten durch Arg.
nitricuuL Man soll nach vorheriger Entleerung
der Blase die Einspritzung in die Harnröhre bis
zur Ausdehnung derselben machen, dann 2 bis
3 Minuten die Lösung verreiben, damit sie in die
Follikel eindringe, dies aller 8 Stunden. [Die
Stärke wird nicht angegeben. Es kann nur 1:10000
bis höchstens zu 5000 gerathen werden. Bef.]
Oase of suspected gonorrhoea in a young boy, tnth
pecutiar source of infecHon, a caution; by Harris.
(Glasgow med. Joum. 2. p. 127. 1894.)
DasEägenthümliche dieses Fiüles ist, dass ein l^JIhr.
Knabe, der geschleohtlioh durchans onsohuldig war,
durch Tragen einer fremden Badehose, sich mit Tripper
infloirte.
Frische Gonorrhöe bei Frauen; von Dr. Veit
(Dermatol. Ztsohr. L 2. p. 165. 1894.)
Die Frau ist bei einmaliger Infektion mit (Gonor-
rhöe besser daran als der Mann. Frische Gonor«
rhöe heilt bei ihr ohne Schwierigkeiten. Nach ein-
maliger Infektion tritt nie Erkrankung der Tube
oder des Beckenperitonaeum ein, ausser wenn die
Infektion kurz vor oäefi nach einer Entbindung
stattfand. Exacerbationen ohne Neuinfektion, etwa
durch die Menstruation allein bewirkt, hat Y. nie
144
YL Innere HediciiL.
gesehen. Die Diagnose : frische GonorrhOe ist Uar
und bedarf keiner bakteriologischen Stütze, wenn
eine bis dahin gesunde Frau an Schleimfaautver-
ftnderungen der Urethra, Vulva, Yagina undCenix
erkrankt Das Fehlen Ton Schleimhautver&nde-
rungen, die für frühere Infektionen charakteristisch
sind, beweist, dass es sich um eine akute Infek-
tion handelt. Die Symptome von Seiten der Vulva
gehen am raschesten zurück, dann die von Seiten
der Ebunwege, am längsten bleibt die Absonderung
aus dem (Genitale bestehen.
Nach Infektion im Puerperium kann akute
Peritonitis entstehen. Sie tritt erst in relativ
später Zeit des Wochenbetts ein ; nach 1 — 2 Tagen
lassen die bedrohlichen Zeichen nach und es folgt
Bildung eines Exsudats oder einer Pyosalpinx.
Sonst treten, wie gesagt, schwere Erscheinungen
nach einmaliger Infektion nicht ein. Es ist des-
halb dafür zu sorgen, wenn frische Gonorrhöe in
Behandlung kommt, dass Reinfektionen vermieden
werden und der Mann behandelt wird. Weiter ist
sehr wichtig, dass die Behandlung der Frau nicht
eingreifend seL Jede Behandlung des Corpus uteri
ist zu vermeiden, so lange Vulva oder Vagina Zei-
chen frischer Katarrhe bieten. Aeussere Waschun-
gen sind für die Vulva, täglicher Qlycerintampon
für die Vagina statt der üblichen Einspritzungen
zu empfehlen. Die Harnröhre heilt nach einmaliger
Infektion von selbst aus. Bei Cervixkatarrh und
engem äusseren Muttermunde erkennt man an
dem grauen Reflex des Schleimpfropfes, der sonst
schwarz aussieht, dass eitriges Sekret dahinter-
sitzt Bisweilen, wenn auch selten, ist die Cervix
allein erkrankt; dann kann man auch diese ohne
Berührung des Corpus behandeln.
Ueber Analgonorrhöe; YonLi.'SexLheTgeT. (Arch.
f. DermatoL u. S^ph. XXIX. 3. p. 355. 1894.)
5 Kr. weibhchen Oeschlechts werden besohrieben,
darunter 4 Prostitoirte, bei denen das aus dem Rectum
mit einem stumpfen Löffel entnommene Sekret Gono-
kokken enthielt. In 2 von diesen Fällen waren durch
Inspektion in Narkose Geschwüre auf der Schleimhaut
zu sehen. Ihre Entstehung wird auf Bhagaden zurück-
f »fahrt. Sie entstehen sekundär ans dem einfachen
atarrh dmxih- Irritationen, wie z. B. Kothstauung, oder
Coitus analis. W e r t h e r (Dresden).
Biennorrhagie ano^eetcUe; par H. Hartmann.
(Ann. de Gynecol. XUII. p. 77. Janv. 1895.)
H. berichtet über einen Fall von Trippererkran-
kung des Mastdarms im Anschluss an einen Tripper
der Oeschlechtstheile.
Ein 17jahr. Mädchen, am 15. März 1894 in das
Krankenhaus St Lazare au^nommen, litt seit 14 Tagen
an einem akuten Tripper. 14 Tage nach der Aufnalune
Schmerzen am After (Fissur), am 24. März Bartholinitis.
Am 14. Mai After stark geröthet, in der Mittellinie ein
kleines Kondylom über einer grossen Fissur. Starke
Schmerzen beim Stuhlgange. Im Hamröhreneiter Gono-
kokken. Im Juni Nachli^en der Schmerzen. Im JuU
keine Gonokokken mehr in der Harnröhre- aber sehr zahl-
reiche im Mastdarmeiter. Am 15. Gel Mas^arm ohne
Besonderes, fissur noch vorhanden. Im Euter derselben
noch Gonokokken.
H. hält es nicht für ausgeschlossen, dass sich an die
akute Entzündung narbige Verengungen anschliessen
können. Die Behandlung besteht in Spülungtti Ohuser-
lieh mit Borsäure oder Sublimat) und Streupulvern.
J. Präger (Chemnitz).
PaihogSnie et traiiement de Vipididymüe blmor-
rhagique; par le Dr. Rollet (Semaine med. XIY. 29.
p. 229. 1894.)
Eraud und Hugounenq (1892) fanden,
dass Bpididymitis durch dnen besonderen Coccus
(Orchioooocua) verursacht werde. Dieser ist audi
ein Diploooccus, aber grOsser (1 fß) als der (}ono-
ooocus, er entfibrbt sich auch durch die (}r am 'sd^
Methode, Ifisst sich aber im Gegensätze zum Gono-
ooccus sehr leicht auf verschiedenen Nährböden
cultiviren und behält darauf sehr lange seine Yitar
litftt. Er bewohnt als unschuldiger Saprophyt die
gesunde Harnröhre, wird aber unter Umständen
virulent, die noch nicht genau angegeben werden
können. Wenn nach der Aussaat ^des Tripper-
eiters dieser Coccus nicht wuchs, so trat auch nie
Epididymitis ein; auf der anderen Seite sagt sein
Vorhandensein nicht, dass diese entstehen muss.
Ausserdem fluiden E. u.H. allemal in Epididymitia-
fällen njittels des Polarimeters gewisse Albumindde
im Urin, die vom erkrankten Hoden producirt
sein sollen. Der Orchiooocous soll ein Toxin er-
zeugen, das eine elektive pathogene Beziehung
zum Hoden hat
Die beste Prophylaxe gegen Epididymitis ist,
den Ausfluss möglichst rasch zu beseitigen. Da
Heisler angiebt, dass in 20% die hintere Harn-
röhre schon in der ersten Woche erkrankt sei, so
sollte man nach R die Harnröhre in ganzer LAnge
in Behandlung nehmen und dazu empfiehlt er die
Blasenwaschung ohne Katheter mit 4proc. (Sallo-
bromoUösung. Bei eingetretener Epididymitis solle
man sie fortsetzen, um zu verhindern, dass der
andwe Hode noch ergriffen werde. Für dieA-
handkmg zieht B. allen anderen Methoden die vor:
der Hodensack wird täglich einmal mit 1 g Ovo-
jaool bestrichen, das in 2 Stunden die Sdimerzen
besänftigt [zunächst aber auf der empfindlichen
Haut desScrotum sehr heftig brennt Bef.], darflber
wird ein Watte-Eautschuk-Suspensoriumverband
vom Arzte selbst angelegt, der die Bettruhe meist
unnöthig macht Balzer u A. haben Chiajaool-
salben mit Erfolg gebraucht
Zur Bedeutung der gonorrhoischen ProeUUitü; von
Prof. Neisser und Dr. Putzler. (Sond.-Abdr. aus d.
Yerhandl. d. IV. deutschen DermatoL-Gongreeses 1894.)
Chronische Prostatitis ¥rird oft von Aerzten und
Patienten übersehen. Sie ist aber' nicht gleich-
gOltig, sobald in der aus der Prostata ausgedrück-
ten Flüssigkeit Gonokokken gefunden werden. In
einer Anzahl von Fällen wurde dieser Befand festr
gestellt, theils enthielt gleichzeitig die Urethra
anterior noch Gonokokken, theils nicht Die Uretlua
posterior war in solchen Fällen durchaus niofat
immer mit erkrankt; man hat dies nadiN.'s u^f-^
Meinung nicht zu erwarten, da auch Epididymitis
sich an Urethritis anterior anschliessen kann ohne
gleichzeitige Urethritis posterior. Durch weicfaea
TL Innere Uedioin.
^45
Modus diese üeberwandenmg zn Stande kommt,
wissen N. u. P. nicht [die LymphgeÄsse dürften
wohl der Weg sein. Bef.]. Da die Diagnose „gono-
kokkenhaltige Prostatitis" wegen ihrer Bedeutsam-
keit mit Vorsicht zu stellen ist, so ist zu empfehlen,
der Erpression eine mehrfache Ausspülung der
ganzen Harnröhre vorauszuschicken und die Unter-
suchung wiederholt vorzunehmen. Wenn die posi-
tiven Fälle auch nicht viele sein werden, so ist
ihr Yorhandensein doch so wichtig, dass bei jeder
lang bestehenden Oonorrhöe auf die Prostatabethei-
ligung zu untersuchen ist. Für die B^iandlung
ist die Massage vom Rectum aus das einzige ratio-
nelle Mittel.
üeber die Lokalisationen des Oonocoecus im Innern
des Organismus (durch den Qonococeus hervorgerufene
Pleuritis und Arthritis) ; von Bordoni-Uffreduzzi.
(Deutsche med. Wchnschr. XX 22. 1894.)
Ein 1 1 jfihr. Mädchen wurde von einem tripperkranken
Manne geschändet. Wenige Tage darauf erkrankte es
an Polyarthritis und beiderseitiger Pleuritis. Im Pleura-
exsudat wurde durch mikroskopische Untersuchung der
Oonocoecus Neisser gefanden in Leukocyten und in
Endothelzellen, und durch Anwendung der Wertheim'-
schen Methode wurde die Abwesenheit jeder anderen
Bakterienform und die Anwesenheit des Oonocoecus fest-
gestellt.
Im 2. Falle erkrankte eine junge Frau an Blennorrhoe
und Polyarthritis exsudativa. Im Exsudat wurden mit
denselben Methoden Oonokokken nachgewiesen und mit
der Reincultur wurde eine erfolgreiche Hamröhren-
impfung vollzogen.
Zwei Fäüevonuiceraiiver Endokarditis in direktem
Ansehiuss an speeifisehe Urethritis; von Dr. Winter-
berg. (Festsclu'. z. 25jähr. Jubil. des Vereins deutscher
Aerzte in San Francisco 1894. p. 40.)
1) Ein 25jähr. kräftiger Mensch erkrankte an Tripper,
Epididymitis , Leistendrüsensoh wellung; dazu gesellten
sich ^enbogengelenksohwellung, Endo- xmd Perikar-
ditis ; einige Tage darnach unter raschem Eräfteverfdl
Tod. Bei der Sektion fand man ein ^osses seröses Ex-
sudat in der Pleura und ein serös-eitnges im Perikard.
Der Herzmuskel war mit Eiterherden durchsetzt,
die Herzklappen waren geschwfirig zerstört bis auf kleine
Ueberreste an den Ansatzstellen ; die Ventile der Aorta
und Pulmonalis waren noch mehr zerstört und nur noch
krümlich-käsige Massen an ihrer Stelle zu finden. In
diesen wurden mittels Deckglaspräparaten Oonokokken
in grosser Menge durch Färbung mit Methylenblau und
Entfärbung nach O r a m nachgewiesen. Culturelle Unter-
suchung war nicht möglich. Amyloid der Nieren und
Schwellung der Peyer'schen Plaques wurden ausserdem
gefunden.
2) Der Patient erkrankte ebenso nach Oonorrhöe an
Knie- und Fussgelenkschwellung, gleichzeiticen Schmer-
zen in der Herzgrube. Es war an Aorta und Mitralis je
ein Geräusch zu finden. Der Kranke genas in 6 'Wochen.
OonorrhoeeU myoeardüis; by Gouncilman.
(Amor. Joum. of the med. Science Nr. 257. p. 277. 1893.)
In der einleitenden üebersicht C.'s über die
Pathologie der Gonorrhöe nnd ihrer Complikationen
befinden sich folgende interessante Zahlen : nach
Fournier kommen Qelenkaffektionen einmal
unter 64 Fällen von Gonorrhöe vor, nach Besnier
1 : 50. Das Handgelenk war unter 118 Fällen von
Ctolenkaffektionen, dieNolan beobachtete, 26mal,
unter 119 solchen Fällen Fournier 's 14mal
beMLen. Herzerkrankung fand ersterer 15mal
unter seinen 118 Fällen (was C. fdr übertrieben
Ued. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 2.
hält). Petronä fand Gonokokken iü Hamröhrei
Gelenken und im Blut.
Es folgt der interessante Bericht über einen Kranken,
der 10 Tage nach Ausbruch des Trippers mitEnieschwei-
lung, erst links, dann rechts, dann nutFinger->, Schulter-
und Fussgelenkschwellung erkrankte. Er kam in der
4. Woche mit Schmerzen in der Herzgegend in's Hospital.
Hier wurde eine Yergrösserung der Herzdfimpfnng (jedoch
nicht peri- oder endokardiale Geräusche) oonstatirt Puls
110, Athmung beschleunigt, kein Fieber. Nach 8 Tagen
starb derKnmke unvermuthet ganz plötzlich.
bie Sektion ergab Perikarditis und 800 ccm hämor-
rhagischen Exsudats , Endokarditis, Myokarditis. Milz
und Peyer's Plaques waren eesohwollen. Das rechte
Kniegelenk enthielt 100 com gdatinösen Eäters, dieSyno-
vialmembran war verdickt und zum Theil mit schwam-
migen Qranulationen bedeckt.
Die Schleimhaut der Harnröhre war geschwollen
und zeigte im Bereiche der Pars pendula einen leichten
Substanzverlust. Das periurethrale Gewebe war gleich-
falls infiltrirt, die Prostata mit Eiter durchsetzt und ent-
hielt einen kleinen Absoess. Hoden und Samenbläschen
waren unverändert.
Bei der mikroskopischen Untersuchung des Ham-
röhrensekretes und Kniegelenkexsudates wurden Gono-
kokken gefunden, in der perikarditischen Flüssigkeit
nicht. An Schnittpräparaten der Harnröhre zeigte sich
das Epil^el mit mehrkemigen Leukocyten bedeckt und
durchsetzt; Gonokokken theils frei, meist aber innerhalb
der letzteren zwischen und auf den oberen Lagen des
Epithels, nicht in den tiefsten und nicht im submu-
kösen Gewebe. Das Epithel war stellenweise gelockert,
zusammengebrochen und abgestossen, so dass sich Ein-
senkungen zeigten, in denen das submucöse Gewebe her-
vortrat. Dieses war in der ganzen Länge der Hamröhie
entzündet, und zwar fand man die kleinzellige Infiltration
xmd die herdweise hier besonders dicht Die Lakunen
boiBn dieselben Verhältnisse dar. Oonokokken fanden
sich hier auch, aber weniger häufig. Das Pericard war
entzündlich geschwollen, es war keine ausgesprochen
fibrinöse Exsudation vorhanden. Viele dilatm», dünn-
wandige Gefässe waren wahrscheinlich durch Ruptur
Ursache gewesen, dass das Exsudat blutig war. Das
Myokard war längs der Bindegewebescheiden von Eiter
durchsetzt, dessen Weg man stellenweise deutiioh vom
Perikard aus in's Herzfieisoh verfolgen konnte. Das Paren-
chym zeigte alle Grade von Degeneration, besonders im
linken Herzohr befand sich eine die ganze Wand durch-
setzende Nekrose; auch fand man hämorrhagische Herde.
Li den Schnitten sah man zahlreiche Gonoh>kkeny am
zahlreichsten, wo der Process am akutesten war, im
linken Herzohre. Auch die Synovialmembran des Knie-
gelenkes zeigte sich auf Schnitten , 1 mm tief von der
Oberfläche, mit Eiter und Gonokokken durchsetzt.
Li der Sohlossbetrachtong dieses Falles, der dem
Leyden'schen an die Seite gestellt werden muss,
betonte, den metastatischen Charakter der Compli-
kationen. Der Beweis durch Coltur fehlt. Es wurde
aber an den Schnitten durch Behandlung nach
Gram 's Uethode die Differentialdiagnose gegenüber
Eiterkokken befestigt. Als klinischer unterschied
von einer Eiterinfektion wird betont, dass die Krank*
heit ohne Fieber verlief. "W e r t h e r (Dresden).
Zur Casuistik der Arthritis gonorrhoica; von Dr.
0. A. Resnikow. (Centr.-Bl. f. Gynäkol. XVm. 32.
1894.)
R. theilt einen Fall von Arthritis gonorrhoica mit^
der deshalb von Interesse ist, weil hier d^ Arthritis schon
4 Tage nach dem ersten Goitus mit einem gonorrhoischen
Manne eingetreten ist [Eine Bestätigung der Diagnose
durch Punktion des befallenen Gelenkes und Untersuchung
der Flüssigkeit fehlt Bef.] Glaeser (Danzig),
19
I4(t
TL Iimere MediciiL
Wa$m ist die speeifisehe Urährüis als erloschen
fSM hetraehien? von l)r. Erotoszyner. (Eesischr. z.
25jähr. Jabil. des Yereiiis deutscher Aerzte zu San Fran-
cisco 1894. p. 17.)
E. hat, zuerst auf Anregung Posner's hin,
Untersuchungen angestellt, die ergaben, dass man
in EWen, in denen durch die bis dahin übliche
Zweigläseruntersuohungsmethode nichts Patholo-
gisches mehr nachgewiesen werden konnte, in der
dritten nach Expression der Prostata gewonne-
nen Urinportion (Expreesionsham) noch Krank-
heitsreste nachweisen konnte. Damit ist fOr eine
Reihe von Fällen eine brauchbare diagnostische
Handhabe gegeben, um sie auf ihre Infektiona-
ffthigkeit zu prüfen. Ihre anatomische Grundlage
hat Finger festgestellt, der nach chronischer
Urethritis peri-und endoglandulftreVerSnderungen
in der Prostata an Leichen fand. Ihre klinische
Bestätigung finden diese Befände in der von Veit
ausgesprochenen Anschauung, dass in Fällen, wo
anscheinend gesunde Männer Frauen infidrt hatten,
diese Infektion gerade durch das Auspressen der
Prostata bei der EJjaculatio seminis bewirkt wurde.
Bei einem nicht geringen Procentsatze aller an
Urethritis erkrankt gewesenen Individuen konnte
£. Yolumenzunahme der ganzen Drüse oder eines
Lappens , Consistenz - Verschiedenheiten kleiner
Theile der Drüse, schmerzhafte Stellen in der
Drüse oder in ihrer Umgebung nachweisen. Eine
auf&dlende Yermehmng der Bundzellen im Pro-
statasekrete beruht stets auf einer entzündlichen
Reizung der Drüse, die meLstens gonorrhoischer
Natur ist Deshalb sollte man die Prostata und
ihr Sekret bei jeder chronischen Gonorrhöe unter-
suchen ; besonders da, wo Hamröhrensekret fehlt
und viele Tripper vorausgegangen sind und die
Infektion der Ehefrau den Ehemann verdächtigt
Betreffs der provokatorischen Ausspülungen in
solchen Fällen räth E. das nihil nocerel nicht zu
vergessen.
Z7e&er die WiderstandeflOngkeü der Oonokokken
gegen Deetnfieientien und andere schädigende Ein flüsee;
vonDDr. Steinschneider und Schaffen ^Sond.-
Abdr. a. d. YerhandL d. lY. Deutschen DennatoL Con-
gresses. 1894.)
Es wurde steriles Wasser mit menschlichem
Serum (2:1) vermischt, die Mischung auf 37<^ er-
wärmt und dann wurden in diese 2 Tage alte, auf
Serum-Agar gezüchtete Gonokokken übertragen.
JJnd zwar wurden in etwa 2 ccm der Flüssigkeit
die Gonokokken eines Eölbchens in der Weise auf-
geschwemmt, dass der Gulturrasen abgeschabt und
in der Flüssigkeit durch kräftiges Umschütteln
fein vertheilt wurde. Diesen Au&chwemmungen
wurde das zu prüfende Mittel in einer solchen
Concentration zugesetzt, dass die Mischung unge»
fähr den Verhältnissen entsprach, wie sie bei der
therapeutischen Verwendung in Geltung sind.
Nachdem die Bakterien durch verschieden lange
Zeit der Einwirkung der Mittel ausgesetzt gewesen
waren, wurden kleine Mengen wieder auf Serum-
Agar ausgesät 1) Argent nitr. Losungen von
1 : 2000 bis 1 : 4000 beeinflussten die Gonokokken
nicht erheblich. Dagegen solche von 1 : 200 bis
1000 vernichteten sia 2) Aethylendiamin-Silber-
phosphat 1 : 2000 (das keine Niederschläge macht)
tüdtete alle Eeima 3) Bei Sublinuit, 1 : 2000 und
15 Minuten Einwirkung, Abtüdtung aller Keime.
4) Carbolsäure 5 — Iproc. tödtete schon nach 5 Min.
aUe Gonokokken. 5) Eal. hypermanganic, 1 : 1000
bis 1 : 4000, war ohne Einwirkung. 6) Borsäure
ebenso. 7) Ichthyol, 2proc., tödtete nach 10 Min.
alle Keime, schwächere Lüsimg war ohne Wirkung.
8) Zina sulf., 1 : 400, war ohne Wirkung, ebenso
Zinc. sulfocarbolic., Tannin, AlumnoL 9) Beeorcin,
Sproc, tödtete nach 15 Min. die Gonokokken, war
bei kürzerer Einwirkung ohne Wirkung. DieMdir-
zahl der Mittel besitzt darnach in therapeutisdi
verwerthbaren C!oncentrationen nur sehr geringe
Fähigkeit, Gonokokken zu tOdten.
Bei der zweiten Versuchsanordnung wurde der
Nährboden durch Bespülen, bez. oberflächlicheB
Imprägniren vor der Aussaat beeinflusst, um die
Nährboden verschlechternde Wirkung der LCsungen
im Gegensatze zur reinen und direkten Desinfek-
tionawirkung zu erproben. Es ergab sich, dass
nur Argent nitric, in Lösung von 1:1000 bis
1 : 2000, die einen nicht wegspülbaren Belag her-
vorrief, das Wachsthum der hierauf ausgesSeten
(Gonokokken hinderte. Andere niederschlagbildende
Mittel, z. B. Zinc. sulfur., hatten diese Wirkung
nicht Aethylendiamin-Silberphosphat verschlech-
terte den Nährboden nicht
Es ergab sich im Allgemeinen aus diesen Ver-
suchen, dass die Gonokokken ziemlich widerstands-
fähig sind. Nebenbei konnten S. u. Seh« noch
nachweisen, dass sie sich in sterilem Wasser durch
circa 4 Stunden lebensfähig erhalten und dass aas
Beincultur auf Serum- Agar herstammende Golonien
der Abtödtung durch Austrocknen mehrere Stunden
widerstehen.
Ajboriüfe treaiment ofgonarrhoea leith oü ofcuma-
mon; by Chalmers da Costa. (Med. News LXin.
17. p. 458. 1893.)
Adstringentia passen nur für das nichteitrige
Stadium; für das akute müssen Antiseptica be-
nutzt werden. Diese sollen nicht sehr reizen, aber
flhig sein, das Epithel zu durchdringen und eine
gewisse Adhärenz an die Oberfläche haben. Die
hervorragende antiseptische Kraft des OLdmiamm,
wurde von Braden Eyle experimentell festge-
stellt und dann für Nasen- imd Ohrenkrankheiten
benutzt Der gute Erfolg regte den Vf. zur Be-
nutzung in der Harnröhre an. Er wandte es in
3 Stärken an, und zwar Nr. I (fOr den 1. Tag):
1 Tropfen auf 1 ounce of benzoinol (■■ ca. 30 g
Vaselin), Nr. n (für den 2. Tag): 2 Tropfen, und
Nr. m (für den 3. Tag): 3 Tropfen auf dieses
Quantum. Das Mittel wurde Imal täglidi vom
Arzt mittels des Atomizer (Salbenzerstäuben)
applicirt. Vorher wurde die Harnröhre mit Wasser-
TL Iimare UddioÜL
147
siofTsaperoxydlOsimg (15proc. Lösung mit gleichen
Theilen heissen Wassers) mit der gewöhnlichen
Spritze oder mit Zerstäuber gewaschen. Bei An-
wendung des letzteren muss der Meatus für den
hervorquellenden Schaum frei gehalten werden.
Die Methode soll den Yortheil haben, die Falten
der Schleimhaut auszudehnen.
Wenn der Patient die Applikation selbst vor-
nimmt, so kann er das Zimmtölvaselin 3mal täg-
lich in derselben Stärke wie oben mit der gewöhn-
lichen Tripperspritze einspritzen. Im ersten Beginn
der Krankheit ist der Erfolg am besten.
In hochentwickelten akuten Fällen muss
wogen der Schmerzhaftigkeit zunächst bei den
schwächeren Goncentrationen geblieben werden.
Yen 40 akut Er., die auf diese Weise behandelt
wurden, waren 6 in 2 Tagen, 12 in 5 Tagen, 6 in
8— 10 Tagen, 10 in 10— 15 Tagen geheilt, 2 wur-
den nicht beeinflusst, 4 blieben aus der Behand-
lung weg.
Ein anderer Arzt (Horwitz) heilte ebenso 15
beginnende akute (Gonorrhöen innerhalb 10 Tagen,
und von 10 chronischen 7 in 3 Wochen.
Zur Frühbehandlung der Gonorrhöe; von Dr. Soh-
len. (Monatsh. f. praki DeimatoL Nr. 12. p. 596. 1894.)
Je früher die lokale Behandlung des Trippers
nach erfolgter Infektion eingreift, um so bessere
Aussicht bietet sie. Er ist unter sonst günstigen
Umständen in 1 Tage heilbar, wenn die Behand-
lung bis spätestens 4 Tage nach der Ansteckung
beginnt, bis zu 8 Tagen nach der Ansteckung in
8 — 6 Tagen, bis zu 14 Tagen in durchschnittlich
20 Tagen. Die Behandlung S.'8 bestand in Aus-
spülungen mit Höllensteinlösungen, die je nach
dem Grade der Entzündung 2 : 100 bis 1 : 10000
genommen ^ihirden, im Allgemeinen in frischen
Fällen (3. bis 4. Tag) ^1^ — Iproa, mit der Tripper-
spritze applicirt; dieFossa navicularis wurde noch
besonders mit 2proc. abgerieben. Es fand stets
Gontrole durch Iftrbung der Oonokokken statt.
Die Beeinträchtigung ihrer Wachsthumsenergie
zeigte sich zunächst durch Auftreten von Degene-
lationsformen (kleine Gestalt, schattenhafte Fär-
bung), dann durch Verschwinden. Die Behandlung
muss auch dann noch fortgesetzt werden, um
Becidiven vorzubeugen.
Some etudies on the therapeuiies of acute gonor*
rhoea ; by M a r t i n. (Therap. Gaz. Nr. 10. p. 649. 1893.)
8 Er. wurden nur mit dicUeHschen Mitteln be-
handelt, bei 6 davon hielt der Ausfluss länger als
10 Wodien an. Sohl allein innerlich, in 20 £Wen
gegeben, minderte die Schmerzen beim Wasser-
lassen ; der Ausfluss wurde nidit beeinflusst, auch
die Dauer der Krankheit nicht Imal wurde Garbd-
urin beobachtet Oubeben schienen das Wasser-
schneiden zu verstärken. Samtdol und Copaio'
halaam verringerten entschieden den Ausfluss und
verkürzten das akute Stadium. Durch einen Zusatz
von OL cinnamon. wurde beides besser bekömm-
lich für den Magen gemacht (Vorschrift 6 bis
12 Kapseln täglich nach dem Essen, wovon jede
6 Tropfen Bals. cop., 5 Tropfen OL santaL und
1 Tropfen OL cinnamon. enthält) 150 ambulante
Kr. wurden nur mit diesem Mittel per os behandelt,
davon blieben 134 von Gomplikationen frei, 12 be-
kamen akute Urethritis post, 4 Epididymitis.
Einaprüxungen : 1) Diday 's Methode: lOproc.
Arg.-nitr.-Lösung auf die Fossa navicularis (1 bis
2 Zoll lang) applicirt, ehe entzündliche Erschei-
nungen eingetreten waren, hatte in 4 von 7 Fällen
guten Erfolg, in den übrigen 3 keine schlechten
Folgen* 2) Antiseptische Injektionen .(Arg. nitr.
1:10000, Subümat 1:20000 2mal täglich) be-
wirkten, dass der Ausfluss rascher nachliesa, als
bei innerer Behandlung allein, jedoch traten unter .
30 Fällen in 7 Gomplikationen ein, also häufiger
als bei jener. 3) Irrigationen mit Kai. hyperm.,;
täglich Imal, heiss, wurden gut vertragen (Sublimat
1 : 20000 reizte zu sehr) und bewirkten in 20 Fällen
rasche Abnahme der Entzündung und milden Ver-
lauf. Imal trat heftige, 5mal geringe Urethritis
post auf. Mehrere Kr. waren in 5 Tagen geheilt
4) Adstringirende Injektionen wurden nur im
letzten Stadium (6. Woche) gebraucht, am meisten
bewährte sich eine Bismuthmixtur mit Eztr. fluid,
hydrast Versuche mit Ergotineinspritzungen waren
negativ, Ichthyol hatte auch keinen Erfolg.
Daher wird als beste Methode empfohlen : die
Irrigation mit heissen antiseptischen Lösungen,
fortgesetzt 1 — 2mal täglich, bis die Oonokokken
aus dem Ausflusse oder aus den Fäden verschwun-
den sind. Dann adstringirende Injektionen. Wenn
die Irrigationen nicht angewendet werden können,
dann Injektionen mit Sublimat 1:20000 oder
Sübemitrat 1 : 10000, 2mal täglich mehrere Spritzen
hintereinander. Stärkere Goncentrationen sind nicht
zu empfehlen. Die innerliche Behandlung allein
hat am wenigsten Gomplikationen im Gefolge, aber
sehr lange Dauer der Krankheit Sie ist mit der
lokalen zu verbinden.
Traikment de la blennorrhagie aiguechexVhofnme;
par le Dr. A n d r y. (Mercredi med. Nr. 40. p. 477. 1893.)
A. empfiehlt die Janet'sche Methode, die auf
alten von Necker - Mercier schon geübten
Handgriffen beruht Eine warme Lösung von KaL
hyperm., 1 : 6000 bis 1 : 800, je nach der Empfind-
lichkeit und Beaktion, wird täglich mindestens
Imal applicirt Das Irrigatorgefäss hängt gewöhn-
lich in Höhe von 80 cm, nach Bedarf höher. Die
Glaskanüle des 2 m langen Schlauches wird 1 cm
weit in die Harnröhre eingeführt und zunächst die
vordere Harnröhre ausgewaschen ; dann wird der
Meatus zugedrückt und es wird geduldig abgewartet,
bis die Flüssigkeit in die Blase dringt Das dauert
einige Sekunden bis 5 Minuten. Es erleichtert den
Eintritt, wenn die Kranken wie um Wasser zu
lassen, die Muskeln entspannen. Man lässt das
Wasser einlaufen, bis bei etwa 200ccm das Be-
dürfhiss zum üriniren eintritt Das wird erfüllt,
und ZV9X so, dM8 durch brOsk^ Zuhalten des.
1481
Vn. Geburtshülfe, Frauen- und Einderheilkunde.
Meatus der Strahl einige Male unterbrochen und
die HamrOhre ausgedehnt und in allseitige Berüh-
rung mit der Flüssigkeit gebracht i^ird. Dann
"wird die Waschung Imal wiederholt Die Contra-
indikationen sind 1) Blasenkatarrh, 2)endourethrale
Folliculitis. Epididymitis ist keine, sie ist auch
bei der Anwendung an 100 Fat. nie eingetreten.
Yon diesen 100 wurden 95 in 2 — 24 Tagen dauernd
geheilt, darunter sogar solche mit chronisdier Blen-
norrhoe. Als geheilt galten die, bei denen einige
Tage hinduroh keine Gonokokken mehr im Sekret
gefunden waren und auch die sogen. „Bier- oder
Alkoholprobe" solche nicht hervorgerufen hatte.
Injektionen allein verordnet A. nicht mehr, in
der Meinung, dass die Urethritis stets total ist und
Injektionen die vordere Hamrühre nicht über-
Bdireiten.
Tra/Üem/f^ dt la blSnnorrhagie par les eaux de La
Bourbaide m lavages; par le Dr. RiberoUes. (Bull,
de Ther. Heft 33. 35. 37. p. 214. 221. 229. 1894)
B., Badearzt inBourboule, erfuhr, dass die Ein-
geborenen der Auvergne den Tripper durch Ein-
spritzungen des arsenikhaltigen Wassers von La
Bourboule-Choussy kurirten. Er prüfte dieses Mittel,
indem er 31 M&inern mit chronischem Tripper
früh und abends je eine Hamröhrenwaschimg mit
250 g Quellwasser, theils heiss, theils abgekühlt,
machte. Das Resultat war : Das Wasser von La Bour-
boule hat bei chronischem Tripper eine stark reizende
Wirkung auf die HamrGhre ; es tritt zunächst bei
Injektionen ein akutes Stadium mit eitrigem Aus-
fluss ein, bei Fortsetzung der Eur bessert sich dieser
und verschwindet schliesslich ganz. Der Bestand
der Heilung wurde in den verschiedenen Fällen
nach 4 — 11 Mon. noch festgestellt Die reizende
Wirkung ist bei heisser Anwendung höher. Schäd-
liche Wirkungen der Ausspülungen wurden nicht
gefunden, während Bäder oder Trinkkuren mittels
des Arsenikwassers Comphkationen hervorzurufen
schienen. Gonokokken waren in 83^/o der FäUer
im Ausflusse. Die Ausspülungen können auch zur
Probe empfohlen werden, um nachzuweisen, ob ein
vermeintlich geheilter Tripper wirklich geheilt ist.
Versuche mit MeHhylvioUit (PyooUmin) hei Oomr-
rhöe ; von Dr. P o s s e 1 1. (Ann. d. städi allg. ETankanfa.
zu Münohen. München 1894. Lehmann, p. 243.)
Stilling hatte am Auge erprobt, dass das
Pyoctanin 1) die Schleimhaut nicht reizt, aber doch
desinücirt, 2) ziemlich rasch in die tieferen Epithel-
schichten diffundirt. Diese Eigenschaften machten
die Anwendung bei Gonorrhöe wünschenswerth.
Li 85 Tripperfällen wurden Injektionen (1 : 3000
bis 1 : 1000) meistens 3mal täglich vorgenommen.
11 Pat hatten geringe, 4 stärkere Schmerzen
danach. Im Gegensatze dazu bemerkten 3 eine
schmerzmildemde Wirkung. Auch anderweitige
Beizerscheinungen wurden beobachtet : Imal Blu-
tung, 2mal Schwellung am Orificium, 2mal Ero-
sionen an der Spitze der Glans, wenn die Ent-
fernung der daselbst angesetzten Pyoctaninschollea
versäumt worden war, 3mal Oedema praeputii,
2mal periurethraler Abscess, 2mal Cystitis, Imal
Epididymitis. Das Sekret wurde häufig anfangs
oopiöser, dann aber dünnflüssiger und gering. Auf
diesem Stande blieb es oft hartnäckig bestehen, so
dass zur Heilung die Adstringentien nöthig wurden.
Im Sekret zeigten sich Öfters 2 — 3 Std. nach der
Einspritzung noch die Leukocytenkeme ge&bt,
Gonokokken im Ganzen selten gefärbt. Ein Zeichen
dafür, dass sie durch das Pyoctanin nicht abgetödtet
worden waren. Das scÜiessliche Resultat war,
dass 28 Pat als geheilt entlassen wurden, bei denen
am Tage der Entlassung, meist ein paar Tage vorher,
keine Spur von Sekret mehr aus der Harnröhre
entleert werden konnte ; von diesen 28 waren 9
mit Pyoctanin allein, 17 am Schlüsse mit Adstrin-
gentien behandelt worden.
Das Mittel ist also nicht reizlos und seine Wir-
kung nichts weniger als abortiv, trotzdem bei Vor-
sicht und langsamer Steigerung der Gonoentration
befriedigend.
Mit 2 Fällen von Ophthalmoblennorrhoe wurden
keine günstigen Erfahrungen gemacht In3f1Qlen
von Cystitis war nach Ausspülung mit 1:5000
und 1 : 2000 starke Beizung des Blasenhalses die
Folge. Werther (Dresden).
VII. Qeburt8haife, Frauen- und Kinderhellkunde.
234. üeber Beokenhämatome ; von W.T hörn
in Magdeburg, (v. Yolkmann's Samml. klin.
Vortr. N. F. Nr. 119. 120. 1895.)
Nach Th. ergiebt sich für dieintraperitonftalen
Hämatome eine Häufigkeitziffer von 0.9 — l.O^/o,
für die extraperitonäalen eine solche von 0.1 — 0.2^/o
unter der Voraussetzung, dass die Blutung aus den
Genitalien, bez. den ihnen benadibarten Organen
des Beckens stammt. In 157 Fällen, welche Th.
in Halle und in Magdeburg beobachtete, ergab sich
eine Sterblichkeit von OS^Jq, Zweifel be-
rechnete aus 129 F&llen von Hämatooelen eine
Sterblichkeit von 18.4% ; demgegenüber bemerkt
T h., dass bei einem Leiden, das so häufige Fehl-
diagnosen zulässt, ein von den verschiedensten
Autoren zusammengetragenes Material immer nur
mangelhaften Aufschluss über Frequenz und Pro-
gnose geben könne, während das nach gleichen
Gesichtspunkten behandelte Material grosser An-
stalten hierzu viel werthvoUer sei.
59 von Th. in Magdeburg wegen Hämatom be-
handelte Frauen wurden sämmtlich wieder arbeits-
fähig; auch die Beeinträchtigung der Conception
durch Beokenhämatome kann T h. seinen Erfahrun-
gen nach nicht hoch anschlagen.
Was die Beziehungen der Beckenblutgesdi vulst
zur Extrautennschwangersohaft anlangt, so lag in
den von Tb. in Halle beobachteten lUlen in 28.7%
Vn. GfeburtshtUfe, Frauea- und EinderheiUnmde.
149
in den von ihm in Magdeburg beobachteten da-
g^;en in 57.4^/o, für intraperitoD&ale Tumoren
allein sogar in 66^/$ wohlbegründeter Verdacht auf
einen Zusammenhang mit Extrauterinsohwanger-
Schaft vor. Das wichtigste Zeichen hierfür ist der
Abgang der uterinen Decidua. Der Abgang der
Decidua ist im Allgemeinen das sichere Zeichen
des Fmchttodes. Fast der gleiche Werth kommt
nachTh. der uterinen Blutung zu, diederH&matom-
bildung fast regelm&ssig zu folgen pflegt Für
die Aetiologie: Extrauterinschwangerschaft spricht
ferner nach Th. das Ausbleiben oder dieAbschwä-
chung oder die ünregelmfissigkeit der BegeL Von
den 29 intraperitonftalen Hämatocelen Th.'s mit
Extrauterinschwangerschaft kamen nicht weniger
als 12 auf primär oder sekundär sterile Frauen,
während von jenen 15 Frauen, bei denen nichts fOr
Etxtranterinschwangersohaft sprach, 11 mehrfach
geboren hatten. Th. entnimmt seinem Material,
dass die Entstehung der Beckenhämatome nicht in
einseitiger Weise aufgefasst werden kann, und dass
man auch nicht berechtigt ist, die Prognose dieser
Erkrankung kurzer Hand in einer Ziffer auszu-
drficken, sondern dass wohl charakterisirte Gruppen
sich ans der Gtosammtheit herausheben, die eine
sehr yerschiedene WQrdigung verlangen.
Th. glaubt, dass die verschiedensten Formen
der intraperitonäalen Hämatome durch fireie Blu-
tungen in die freie Bauchhöhle nicht nur entstehen
können, sondern vielleicht in der Mehrzahl, sogar
nur so und ohne alle Mitwirkung primärer Adhäsio-
nen und Pseudomembranen entstehen. Die klas-
sische Form der Hämatocele setzt nach T h. einen
durchaus erweiterungsfähigen, geräumigen, womög-
lich fireienDouglas'schen Raum voraus. Die kuppel-
artige Ueberdachung des Tumor ist weiter nichts
als der in seinen, dem Bluterguss aufliegenden
Schlingen verklebte Darm. Die mehr seitlichen
Hämatome scheinen Th. fast ausschliesslich aus
tnbaren Aborten hervorzugehen. Im üebrigen spielt
in der Aetiologie der intraperitonäalen Hämatome
fiberhanpt die Extrauterinschwangerschaft die erste
Bolle, doch ist sie nicht die ausschliessliche Ver-
anlassung ; Antheil nehmen ganz sicher die Adnex-
erkrankungen und Erkrankungen der Geftsse im
Bereiche des PmmelTium. Fast ausschliesslich ent-
stammen die intraperitonäalen Hämatome venösen
und parenchymatösen Blutungen ; arterielle werden,
wenn dasGeftes einigermaassen bedeutend ist und
nidit ein ganz besonders glücklicher Zufall mit-
spielt, zumeist den Verblutungstod bedingen.
FOr die Wahl der Behandlung ist die Fest-
stellung der Anamnese und des genauen Befundes
durchaus erforderlich. Das Abwarten muss auch
in Zukunft im Princip hochgehalten werden ; nur
unter strenger Indikation darf operativ eingegriffen
werden. Nur die erneute, bedrohlich werdende
Blutung kann in frühem Stadium zur Operation,
und zwar zur Laparotomie zwingen. Verzögert
sich, die Resorption, so wird man der Frage der
Operation da näher treten müssen, wo die Arbeits-
fähigkeit der Kranken dauernd beschränkt oder ver-
nichtet ist Die Prognose der intraperitonäalen
Hämatome berechtigt nach Th. in keiner Weise,
principiell diejenigen von ihnen, die tubaren
Schwangerschaften entstammen, durch die Laparo-
tomie zu entfernen, sobald die stürmischen Erschei-
nungen überstanden und Gerinnung und Abkapse-
lung erfolgt zu sein scheiuen. Schadigen sehr
grosse extraperitonäale Hämatome die Gesundheit
der Trägerin für lange Zeit, oder bringt der Durch-
bmch ihrer hinteren Wand direkte Lebensgefahr,
so ist die Laparotomie die einzig richtige Operation ;
die Incision von der Vagina aus ist nur bei Ver-
eiterung und bei Verjauchung angezeigt
Arth. Hof f mann (Darmstadt).
235. üeber entafindliohe und einzelne For-
men nicht entsfindlioher, sowie durch Blat-
ansammlong entstandene Geschwülste im
weiblichen Becken und deren ohirurgisolie
Therapie ; von Hofmoklin Wien. (Wien. klin.
Wchnschr. Vm 19. 21. 1895.)
Die Entleerung von Eileitersacken, gleichviel
welchen Inhaltes, führt H. durch Punktion mit
Aspiration oder durch Incision durch das hintere
Scheidengewölbe aus. In dazu nicht geeigneten
Fällen wurde der Bauchschnitt gemacht Ebenso
punktirt oder inoidirt H. die nicht ganz frischen
Hänuttocelen. Bei dem Haematoma intraperitoneale
(starke Blutung in die freie Bauchhöhle) wurde stets
laparotomirt (5 Fälle mit 3 Heilungen ; 3mal sicher
Extrauterinschwangerschaft). H. bekennt, dass die
Heilung oft keine glatte war, sondern dass lange,
hartnäckige Eiterung eintrat, doch starb von
100 Punktirten oder durch das Sdieidengewölbe
Incidirten keine, von 216 Laparotomirten starben
13, davon 11 an eitriger, bez. septischer Bauch-
fellentzündung. J. P r ä g e r (Chemnitz).
236. A oritioal review of twenty-two oon«
■eoative abdominal Operations, with two
deatha; by John Campbell, Belfast (DubL
Joum. of med. Sc. 3. S. CCLXXX. p. 303. April
1895.)
Unter den 22 Bauohoperationen C's sind 14 Eier-
stockoperationen mit einem Todesfälle (Ergnss von eitrigem
Cysteninhalte in die Baaohhöhle) und einer palliativen
Operation (Inoision, Drainage). C. empfiehlt bei starken
Blutongen im Beoken die Anwendung von liq. fem
seeqnicnloratL [! Bef.] Zweimal entfernte er Myome,
beide Male unter Anwendung der Klammer; 2mal wurde
die Oebärmntter von der Scheide aus wegen bösartiger
Erkrankung entfernt C. zieht die ligatnrmethode vor.
Dann hat er Imal die Coeliotomie wegen Mastdannkrebses
gemacht
In einem Falle von eingeklenuntem Sohenkelbmche
Öfbete C. die Baaohhöhle, weil der Dann ein^iissen war
undEoth in die Bauchhöhle getreten war. Die Fat starb.
In 2 weiteren Fällen handelte es sich nur nm Probe-
incisionen (Krebs des grossen Netzes, P^ylomskrebs). Im
Oanzen starben von den 22 Operirten 2 im Anschluss an
die Operation, J. Präger (Chemnitz).
150
Vn. Qeburtshfllfe, Frauen- und
lieillnmde.
237. üeber eine eigenihfimliöhe Art des
Orarialoaroiiioms; von C. v. Eahlden in Frei-
burg. (Centr.-Bl. f. allg. PathoL u. pathol. Anat.
VI. 7. 1896.)
Eine doppeltfaustgrosse Eierstocksgesohwulst,
die einem jungen Mftdchen durch Bauchschnitt
entfernt worden war, zeigte einen bisher noch
nicht beobachteten Bau einer Krebsgeschwulst
Die Geschwulst war von einer Bindegewebekapsel
ohne epitiieliale Bedeokong umgeben. Auch waren in
dieser nirgends Einsenkungen von Epithel zu erkennen.
Das unter der Kapsel gelegene Geschwulstgewebe bestand
aus dicht aneinander gelagerten Bildungen von Grösse
und Form der PrimordudfoUikel. Die grosseren enthiel-
ten mehrere Kerne. Ausserdem kamen noch grössere
Gebilde vor, die eine Menge foUikelartiger Gebilde im
Inneren einschlössen. Oft sah man eine starke Epithel-
wucherune der letzteren, so dass der ganze flrosse Follikel
mitEpiÜielzeUen angefüllt zu sein schien. Von der Wand
der kleinen Follikel gingen Epithelwucherungen in das
benachbarte E^degewe^ das ebenfalls vermehrt war.
Grössere solide Bpithelstiänge, die sioh vom Mutierboden
entfernt hatten, wurden durch breite Bindegewebezüge
▼on einander getrennt Der Gehalt an Blutgefitesen war
gering. An einzelnen SteUen des krebsigen Gewebes
waren Nekrosen yorhanden.
Y. K. nimmt an, dass derTheil der Geschwulst,
der die foUikeUhnÜchen Gebilde enthielt, das bis
jetzt noch nicht bekannte Adenom der Graafschen
Follikel darstellte. Der Uebergang in Krebsgewebe
vollzog sich durch die Wucherung der eingeschlos-
senen Follikel, die schliesslich zum Verschwinden
der Umhüllungswand der grossen follikel&hnlichen
Gebilde führte, und zweitens durch die beschrie-
benen Wucherungen der Wand der kleinen Fol-
likel, die sich bald vom Muttergebilde trennten.
J. Präger (Chemnitz).
238. Angio-Mrooma oftheovaiy ; by Thos.
8. CuUen, Baltimore. (Bull, of the Johns Hop-
kins Hosp. Nr. 44. 45. Deo. 1894.)
Eine 48jähr. Frau hatte 2mal geboren und wieder-
holt abortirt. Seit Januar 1894 war die Begel stark und
schmerzhaft, seit Mai bestanden Schmerzen in der linken
Seite und eme Geschwulst im Bauche, unmittelbar über
den Schambeinen, die rasch zunahm. Die Untersuchung
ergab äusserlich eine feste zweilappige Geschwulst, die
links höher hinauf als rechts reichte. Innerlich fand man
den Halskanal geö&et, auf der linken Seite davon eine
schwammige Masse. Die Gebärmutter erwies sich als
vergrössert und hizig mit der Geschwulst im Becken zu-
sammen. Am 7. Juli wurde die Kr. durch Kelly operirt
Die Geschwulst, die den Mastdarm nach rechts verdrtmgt
hatte, wurde entfernt, die Geb&rmutter wurde in der
Höhe des Halses weggeschnitten und derStnmpfrest ver-
näht. Im Douglas'scben Räume und zwischen Stumpf
und Blase mussten Knötchen der Geschwulst zurück-
g blassen werden. Drainage. Die Kr. genas. Aus der
rainrohröfibiung entleerte sich zunächst Blut, später
Eiter.
In der entfernten Gebärmutter fand man viele fett-
artige Herde, unter der Schleimhaut des Grundes einen
grösseren Knoten von der Farbe rohen Fleisches. Von
diesem Knoten aus entsprang eine fingerartige Masse, die
bis in den Halskanal herabreichte. Auf der rechten Seite
der Höhle Cuid sich femer ein Polyp. Rechter Eileiter
und Eierstock erwiesen sich als normal, während der
linke Eierstock in die entfernte Geschwulst verwandelt
war. Die Geschwulst bestand aus parallel laufenden
Faserzügen. In der Mitte jeder Faser lief ein zartes Blut-^
gefitos. Von normalem äerstockgewebe war nur noch
ein Best vorhanden. Die Geschwulst bestand aus Spindel-
zellen, die direkt der Muskelschicht der erwähnten Ge-
fiisse aoüQagen. An einzelnen Stellen zeigte die Ge-
schwulst Coagulationsnekrose. Die Knoten in der Gebär-
mutter hatten denselben Bau, nur dass die Anordnung um
Blutgefässe fehlte. Auch der in die Gebärmuttorhöhle
vorspringende Zapfen bestand aus gleichem Gewebe.
C. bezeichnet die G^esohwulst als Aneioearkom, eine
Geschwulstart, die unter dem Namen &dotheliom be«
schrieben ist. Von den 15 veröffentlichten Fällen ging
die Geschwulst in 7 von den Blutgefässen, in 8 von den
Ly mphgefSssen aus. J. P r ä g e r (Chemnitz).
239. Zar Symptomatologie and Prognose
der Sarkome des Eierstooks; von Dr. L. Pick
in Berlin. (Centr.-Bl. f. GynäkoLXVIIL 39. 1894.)
P. theilt 2 FUle mit, darunter einen mit ein-
seitiger Stauungspapille, die von angenfirsüicher
Seite als durch Metastase bedingt angesehen wurde.
Nach dem Erfolge der Laparotomie liess sich nicht
daran zweifeln, dass es sich um eine anftmisohe
Stauungspapille handelte, unter Verwerthung von
weiteren 23 F&llen bestätigt P. die von 01s-
hausen hervorgehobene Disposition des jugend-
lichen Alters. Er findet von 23 EUlen 9 doppel-
seitig, davon 6 mit Rundzellensarkom. Daner und
Verlauf waren sehr verschieden Nur in einem
Falle trat keine Amenorrhoe ein, sondern Blutung.
Prognose: Oesammtmortalität 54.5^/o, davon bei
einseitigen Geschwülsten 14^1^ ^ Also die Doppel-
seitigkeit führt schnell zu Metastasen und trübt
die Prognose. Olaeser (Danzig).
240. Zar WerthsohEtsong des Küater'aohen
Zeiohena; von Scheunemann. (Ztschr. f. Oe-
bnrtsh. u. Oynäkol. XXXH 2. p. 242. 1895.)
Die Bedeutung des Eüster'schen Zeichens
für die Diagnose derDermoidgeschwüLste desESer-
stocks (Lage der Geschwulst in der Mittellinie vor
der GebSrmutter, Bückkehr in diese Lage nach
Verschiebung der Geschwulst) ist vielfach ange-
zweifelt worden. Unter 9 Operations-IUlen von
Dermoidgeschwülsten des Eierstocks in der Bres^
lauer Frauenklinik wurde 5mal mit Hülfe dieses Zei-
chens die Diagnose auf Dermoid gestellt; in 2 F^
war wegen intraligament&rer Entwicklung, bes.
Yerwaohsong das Zeichen nicht za verwerthen;
die übrig bleibenden 2 Fftlle finden in der Stiel-
drehung oder in dem schnellen Wachsthum der
Ctoschwulst bei einer seit Jahren senil ameaor-
rhoischen Frau ihre Erklftrung. Seh. hittt die
Zusammensetzung des Stiels für die Lage der Der-
moide für nicht von Bedeutung, in keinem seiner
F&Ile war das Lig. ovarii allein an derStielbildang
betheiligt, sondern stets auch Eileiter und breites
Mutterband, dagegen hUt er Mandelstam's
BrkUrung für richtig, der annimmt, dass die Der-
moide, weil specifisch leichter als die umgebenden
Organe, bei freier Beweglichkeit den hOofastea
Punkt der Baudihöhle einzunehmen streben.
J. Pr&9er(Cheinnits), .
Y!t[. Öeburt8hülf e, Frauen- imd Sinderlieilhmde.
151
241. La aalpingo-ovarite a atreptoooqaes ;
par Emile Beymond. (Ann.deOyn6ooLXIiin.
Jain 1895.)
R fand in 11 F&Uen Infektion der Anhänge
duroh Streptokokken; allerdings wuchs der abge-
aohwftohte Streptococcus nicht auf den gewöhn-
lichen Nährboden. Er erlangte seine Lebenskraft
erst nach Einimpfung auf Kaninchen und Mäuse.
Auch bei mikroskopischer Untersuchung war der
Nachweis oft nicht leicht B. nimmt deshalb an,
dasB die Zahl der Streptokokkeninfektionen der
Anhänge grösser ist, als meist angegeben wird.
Meist fällt der Beginn der Erkrankung in ein
Wochenbett Auffallend ist dabei die starke Schwel-
long der Mutterbänder, die YergrOsserung des
Eierstocks. Fast immer kommt es zur Eiter-
bildung im Eierstock, oft zur Bildung eines tubo-
ovarialen Eitersacks. Bei Ausbreitung auf das
Bauchfell ist dieses nicht oberflächlich, sondern in
seiner ganzen Dicke erkrankt Meist sind beide
Seiten ergriffen, die linke Seite gewöhnlich zuerst
Die Körperwärme ist im Beginn der Erkrankung
erhobt, später oft normal. Bemerkenswerth ist,
dass nach der Operation die Temperatur oft steigt,
wenn das Drainrohr nach 48 Stunden entfernt
wird, wahrscheinlich in Folge eines Aufflackems
der Entzündung am StieL In der Flüssigkeit im
Drainrohr finden sich am Tage nach der Operation
mehr Streptokokken als im Eileitereiter, sie nehmen
aber bald an Zahl ab. Es empfiehlt sich daher,
das Drainrohr mehrere Tage liegen zu lassen. Im
Eiter des Eileiters finden sich die Streptokokken
meist frei oder in Epithelzellen liegend.
Im Beginn der Erkrankung ist das Epithel der
Schleimhaut oft wenig verändert Später kommt
es zu einer Epiihelwucherung über den von Strepto-
kokken infiltrirten Geweben und zur Abstossung.
Der Angriff auf die Epitheldepke geht nicht wie
bei der OonorrhOe von oben, sondern von unten
ans. Die Streptokokken verbreiten sich in und um
die Blut- und Lymphgefässe. In gleicher Weise
dringen sie in den Eierstock ein ; später kommt es
zur Abscessbüdung.
Was den Weg der Infektion anlangt, so ist B.
der Ansicht, dass die Infektion durch Fortschreiten
in der Schleimhaut die Ausnahme ist, dass sie
vielmehr gewöhnlich auf dem Wege der Blut- und
Lymphgefässe fortschreitet
Die TemperatorerhOhungen bei gonorrhoischen
Wöchnerinnen führt B. auf Entwicklung vonStrepto-
kokken (Mischinfektion) zurück.
J. Präger (Chemnitz).
242. lieber neuere Indikationen nr 8al-
pingotomie; von A. ObaliAski in Erakau.
(Wien. klin. Wchnschr. Ym. 26. 1894.)
Eb handelte sich mn Bämatokolpos, Hämatometra
und flämatosalpinz sin. in Folge von Hymenverschluss
bei einem lOjäbr. Mfidchen. 0. maohte zmiächst den
Bandischnitt, entfernte den mit Därmen stark yerwaoh-
ßenen Eileiter, schloss die Baachhöhle und schnitt dann
den Hymen ein, ans dem sich ^4 Liter einer dunklen
blutigen Flüssigkeit entleerten, verlauf günstig.
J. Präger (Chemnitz).
243. A oaae of leakage of a moltilooular
ovarian oyst in a girl aged 18; by William
Walter, Manchester. (BritgynaecoLJoum.XLL
May 1895.)
Bei der Operation einer multilokularen Eierstocks«
Cyste £and sich in der Bauchhöhle Flüssigkeit vom Aus-
sehen des Eierstocksinhalts, femer aber an der oberen
hinteren Fläche der Geschwulst eine rundliche Oeffiiung
mit glatten Bändern, aus der sich dieselbe Flüssigkeit
ergoss. Der Verlauf war günstig.
J. Präger (Chemnitz).
244. Ueber Oorpua-lnteum-Cyaten; von Dr.
Eug. Fraenkel in Hamburg. (Arch. f. Qyn&kol.
XLVm. 1. p. 1. 1894.)
Cysten des Corpus luteum ^ die seit Roki«
tansky's Beobachtungen fast ganz aus der
Gasuistik verschwanden und für deren Vorkom-
men und Häufigkeit in neuerer Zeit wohl nur
Nagel eintrat, beobachtete F. in wenigen Monaten
des Jahres 1891 in 5 Fällen. Da von den be-
schriebenen Ovarien, die meist entzündliche Er-
krankungen durchgemacht hatten und die z. Th.
schwierig aus Verwachsungen gelöst worden waren,
einzelne bis zu 6 derartige Cysten enthielten, so
wächst die Zahl der von F. constatirten Corpus-
luteum-Cysten noch um ein Bedeutendes. Der
Leser wird sich auf Qrund der Originalarbeit ein
ürtheil verschaffen müssen, ob er der Auffassung
F.'s beizutreten gewillt ist oder nicht Hier sei
nur bemerkt, dass die beschriebenen auffallend
grossen, kugeligen, mit sehr fein gekörntem Proto-
plasma versehenen Zellen, die bald ein zartkömigesi
bald ein grobscholligee Pigment führten, auch beim
Nichtvorhandensein eines Corpus luteum in der
Umgebung von Zerfallherden und Hämorrhagien
der Ovarien nicht selten zu finden sein dürften.
Brosin (Dresden).
245. Zur KenntniM übersfthliger Bier-
Btöoke; von Dr. K Buppolt (Arch. f. GynäkoL
XLVn. 3. p. 646. 1894.)
Die linke Tnbe einer von Prochownick laparo-
tomirten Fna war durch ein membranöses Zwischen-
stück in 2 Abschnitte getrennt Neben dem Eierstocke,
der die für chron. Oophoritis charaktenstisohen Verän-
derungen darbot, war ein kleinapfelgrosses Dermoid vor-
handen, in dessen Wand typisches Ovarialj^ewebe lag.
Die Entstehimg dieses zweiten Ovariom wird entspre-
chend der Tabentrennong als Folge eines entzündlichen
Processes angesehen, der im intrauterinen Leben die
Tobe und das Ovarium, sei es mit oder ohne gleich-
zeitige Achsendrehung des letzteren, durchschnürte und
zweitheilte. Brosin (Dresden).
246. üeber Dannobstraktlon nsöh Oölio-
tooEiien mit Beiog auf trockene und feuchte
Aaepais in der Baaohhöhle; von Dr. G. Schif-
fer in Leipzig. (Centr.-BL f. GynäkoL XVHL 39.
1894.)
In der iUinik Sänger 's starben bei Anwen-
dung der trockenen Asepsis von 132 Frauen nach
152
YH Geburtahfllfe, Frauen- und Einderheilliuida
C(Sliotomie nicht weniger als 5 an Darmocolnsion.
Keiner dieser Fälle war bedingt durch septische
Peritonllalinfektion , in 3 Fällen traten septische
Erscheinungen hinzu. In Folge der Walthard'-
schen Untersuchungen wurde die feuchte Asepsis
mit der Tb&e/'sohen LOsung (2.5 Natr. carbon.
calcin., 7.5 Natr. chlorat pur., 1 Liter Wasser)
eingeführt: 76 Cöliotomien mit 2 Todesfällen,
beide in den ersten 24 Stdn. nach der Operation.
Bei den Oenesenen bestand geringere Schmerz-
haftigkeit, selteneres Erbrechen, weniger Durst
2 Fälle von Darmocdusion mit Genesung Hessen
sich mit Sicherhdt auf andere Ursachen zurück-
führen. Scb. beschreibt am Schlüsse unter Bei-
fügung einer Abbildung die Technik der feuchten
Asepsis bei C($liotomie, wie sie in Sänger 's
Klinik geübt wird. Q 1 a e s e r (Danzig).
247. Ueber Drainage des DooglaB'eohen
Baumee; Ton Gh. Boisleux in Paris. (Centr.-
Bl. f. Qynäkol. XVm. 50. 1894.)
B. bespricht die Geschichte der Drainage seit
20 Jahren, ihre Anhänger und Gegner, die ver-
schiedenen Arten der Drainage und kommt zu
folgenden Schlüssen :
1) Die Drainage des Donglas'schen Raumes
mit der Kautschukröhre (jodoformirt) in Form eines
f ist unerlässlich in allen durch den Yaginalweg
gemachten Operationen, ausgenommen bei der
vollständigen Yaginalhysterektomie. In letzterem
Falle ist die Lücke gross genug, um die Abson-
denmgen auslaufen zu lassen. 2) Die Drainage ist
bei allen Beckenabscessen anwendbar, ebenso bei
allen Abscessen und Phlegmonen eines anderen
KOrpertheils. 3) Pflege und Toilette des Peri-
tonaeum nach der Operation, Verband und Toilette
der Scheide täglich nach der Operation, prophy-
laktische Maassregeln nach der Operation, be-
stehend in Carbolaufschlägen der Scheide. Schliess-
lich empfiehlt B. conservatives Operiren unter dem
Schutze dieser Maassnahmen, nur Lösung etwaiger
Adhäsionen ohne Castration. 0 1 a e s e r (Danzig).
248. Bän Fall von Uterasmpttir bei oon-
genitaler Dystopie der linken Niere als Ge-
bartshindemiSB ; vonDr.Albers-Schönberg
in Hamburg -Eppendorf. (Centr.-BL f. Oynäkol.
XVm. 48. 1894.)
Die Entbindung gelang IVtStmiden nach plötzlichem
Aufhören der Wehen dnrch Wendung und Extraktion.
Bei der manuellen Lösung der Flacenta wurde der Riss
dicht oberhalb des Scheidenansatzes in der vorderen
üteruswand quer verlaufend gefühlt. Transport in das
Krankenhaus. Symptomatische Behandlung, da keine
Blutung eintrat. Tod am 5. Tage an paralytischem Heus.
Die linke Niere war nicht an ihrem Platze. Das
Loch im Uterus war faustgross. Bei der Herausnahme
der Beckenorgane fand man die linke Niere in der Kreuz-
beinhöhlung vor, und zwar so, dass der obere Pol genau
vor dem Promontorium lAg. Der Hilus lag nach rechts.
Die Art renalis entsprang dicht oberhalb der Bifnrkation
der Aorta, die Vena renaois an entsprechender Stelle der
Vena cava. Nierengrösse 10 : 6 : 2. Parenchym ohne
Besonderheiten.
Einfach plattes Becken I. Grades. Die Niere konnte
nur nach linn hin ausweichen, musste also bei Einstel-
lung der Pfeilnaht im U. schrägen Durchmesser ein be-
deutendes Geburtshindemiss, um 2 cm (Dicke der Niere),
abgeben. G 1 a e s e r (Danzig).
249. Bin FaU Ton tranmatimdier Uteras-
raptnr in der Sohwangerscihalt; von Dr. Reu-
sin g. (Centr.-Bl. f. (Jynäkol. XIX. 21. 1895.)
Erstgebärende, im 8. Monate gravid, stürzte 4 m hoch
auf harten Lehmboden herab. Nach Angabe einer an-
wesenden Frau fiel sie auf die Füsse und sank dann in
die Kniee. 20 Schritte konnte sie noch laufen^ muaste
aber dann getnuren werden. Keine BewusstlosigkeiL
2 Taffe später vofier Puls, Temperatur 37.2*. Leib sehr
druckempfindlich, Bauchdecken stark gespannt In den
abhängigen Theilen Dämpfung, bei Lageweohsel sich
ändernd. Ueber der Symphyse Dämpfungsfigor, ent-
sprechend dem im 4. Mon. ^viden Uterus. Palpatozisch
rechts und links in den seitlichen Theilen des Leibes je
ein grosser Körper ; median der Uterus. Colostrum, frische
Striae. Keine Herztöne. Muttermund grabchenförmig,
kein vorliegender Theil, kein Blutabgang. 3 Tage nach
dem Falle Laparotomie. Aus dem Abdomen entleerte
sich eine grosse Menge Blut, Meconium und Fruchtwasser.
Das Kind, dem S.Monate entsprechend, frei in der Bauch-
höhle, wurde herausgezogen. Der fest contrahirte Uterus
zeigte einen grossen durch die ganze Yorderfl&che des
Fundus verlaufenden Längsriss, in dem diePlacenta sass.
Entfernung dieser und der Eihäute, Olfittung des Bisses,
Yerschluss durch 9 SeidennShte, darüber Peritonfialnaht
mit Catgui Drainage des Uterus durch die Scheide.
Heilung.
B. glaubt mit Bestimmtheit von einer Prädi^positioa
des Gewebes zur Ruptur absehen zu müssen. Hit-
theilung von 3 weiteren Fällen aus der Literatur.
Qlaeser (Danzig).
250. Zam Oedema aoatom oervioiB uteri
grsYidiy partorientis •• paerpenli« intannit-
tens; von A.Geyl. (v. Yolkmann's SammL
klin. Vortr. N. F. Nr. 128. 1895.)
Im Februar 1894 wurde G. zu einer im 7. Schwanger-
Schaftsmonate stehenden Frau gerufen, die angab, an
intermittirendem Vorfalle eines angebhch faustgroasen
Tumor zu leiden. Der Prolaps sollte mit heftigen Schmer-
zen in der Leisten- und Blasengegend und mit Urindrängea
einhergehen ; so lange die Geschwulst ausserhalb der
Genitahen war, was gewöhnlich 1^—2 Stunden andauerte,
war schleimig-bluüger Ausflnss Torhjuden. Diese Yor-
fälle kehrten schliesslich jeden 2. Tag wieder und G.
konnte bei einem derartigen Anfalle am 25. März die
dunkelrothe , weich elastische , leicht eindrückbare Oe-
schwulst untersuchen, die von dem vergrössertenLahiam
anterius dargestellt wurde. Ihre Länge betrog vom
Laquear anterius bis zur Spitze 10 cm, der ausserhalb
der Ya^a befindliche Theil maass 6—7 cm und war
von cyUndrischer Form , an dem untersten Theüe, der
Spitze, betrugen die Durohmesser 5 cm. Die Geschwulst
gmg vom Ostium extern, uteri nach oben in den aogen-
scheinlich verdickten vorderen Theil der Oervix, seit-
wärts und nach hinten in die nahezu verstrichene Hinter-
lippe fort Unter Ruhe und Hochlagerung war sie nach
12 Stunden versohwunden. Die Anfälle wiederholten
sich noch oft, zuletzt täglich, und in der Nacht vom 7.
zum 8. April erfolgte spontan die Geburt eines lebenden
Kindes. 10 Tage nach der Niederkxmft sah man sehr
deutlich Abweichungen in der Farbe und der QeBÜlt der
vorderen Hälfte der Portio vaginalis; es fanden sich hier
drei dunkelfarbige Stellen, deren rothe Farbe anf Druck
vorübergehend verschwand. Anfangs Juni war Alles
ziemlich in Ordnung.
TU Geburtahtllf e, VrauetL- und Emderheükunde.
153
0. glaubt unter AnfÜbrung ähnlicher früherer
Beobachtungen bewiesen zu haben, dass das Oedema
acutum oerviois uteri gravidi, parturientis s. puer*
peralis intermittens ein scharf umschriebenes Erank-
heitsbild abgiebt, das weder in den einzebien, noch
in der Oesammtheit seiner Symptome mit dem
übereinstimmt, was von dem eigentlichen Prolaps
und deesen bekannten und vielgenannten Compli-
kationen geldirt wird. Q. nimmt an, dass man
das akute Oedem meist mit dem Prolaps und dessen
Polgezustinden zusammengeworfen und deshalb
ungenau und unvoüständig beschrieben habe.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
251. Ueber die an der gebortahülfliohen
Klinik Prot Sohaota's in Wien in den Jahren
1892 — 18M beobachteten Verletsiingen des
mütterlidhen Dammes; von H. von Woerz.
(Mon.-Schr. f. Geburtsh. u. OynAkoL I. 2. p. 3.
1895.)
Auf 8495 Geburten entfielen 734 Verletzun-
gen «B 8.7«/o. Davon 313 Episiotomien — 3.68%
und 42 1 Risse — 4.96%. Auf 3832 Erstgebftrende
kamen 643 Verletzungen (16.51%), auf 4663
Mehrgebftrende 91 (1.95%), Bei Kindern von
1500— 2500 g gab es bei 716 Geburten 39 —
5.44%, von 2501— 3000 g bei 2733 Geburten
226 -» 8.27%, von mehr als 3000 g bei 5046
Geburten 469 Verletzungen — 9.29%. In der
Anstalt erfolgten spontane Geburten 8103 mit 574
Verletzungen «- 7.08% ; unter 3613 Brstgebftren-
den 498 Verletzungen — 13.78%, unter 4490
Mehrgebärenden 76 Verletzungen «»1.69^/0.
Diesen Zahlen gegenüber stellt v. W. eine Tabelle
der sogenannten Gassengeburten zusaiiimen, untw
welcher Bezeichnung er alle ausserhalb der An-
stalt mit oder ohne Hülfe Entbundenen^ sowie auch
die in der Anstalt, bevor irgend eine Hülfe möglich
war, Niedergekommenen begreift.
Auf 272 Gassengeburten kamen 23 Risse <«
8.45^/« (darunter 5 Beckenendlagen ohne Bisse).
194 Geburten £Euiden ohne Hülfe statt (20 Risse),
78 mit Hülfe (3 Risse).
Auf 97 Erstgebärende entfielen 14 Risse «»-
14.43<^/o, auf 1 70 Mehrgebärende 9 Risse — 5.29%|
und zwar kommen auf Kinder von 1500 — 2500 g
8.38(»/o, von 2501— 3000 g 12.9%, von mehr als
3000 g 42.86% Risse.
Durch Vergleich seiner Zahlen kommt v. W. zu
folgenden Schlüssen: 1) Die Hftufigkeit der Damm-
verletzungen bei Geburten steigt im geraden Ver-
hältnisse mit dem Gewichte der geborenen Kinder.
2) Da, wo dn Dammschutz nicht zur Anwendung
kommt, sind Dammrisse hftuflger als bei geLeiste-
tem Dammschutze. 3) Diese vermehrte Häufigkeit
kommt bei der Beurtheilung aller Geburten ohne
oder mit ungenügender Dammunterstützung im
Allgemeinen nur deshalb nicht zum sehr merk-
lichen Ausdrucke, weil unter diesen Geburten die
Zahl der Mehrgebärenden und auch die Zahl der
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 2.
kleinen, unter 3000 g schweren Kindisr um Vieles
grösser als unter normalen Verhältnissen ist 4) Ge-
rade in den Fällen, in denen ein Dämmschutz nicht
geleistet wurde, kommt der Einfluss der GrOsse
des Geburtsobjektes auf die Erhaltung des Dammes
besonders stark zur Geltung.
Zum Schlüsse fügt W. noch eine Uebersicht
über die Dammverletzungen bei Beckenendlagen und
bei Zangenentbindung hinzu. Unter 364 (Geburten
in Beckenendlage kamen 51 Risse vor ■>■ 14%
(123 Erstgebärende mit 31.7%, 241 Mehrgebärende
mit 4.97%). Die grosse Bedeutung der Zangen-
operation in Bezug auf die Dammverletzungen geht
daraus hervor, daiss auf 227 Zangenoperationen
145 Verletzungen kamen (63.87«/o), unter 179 Erst-
gebärenden traten 137, unter 48 Hehrgebärenden
8 Verletzungen ein (76.53%, bez. 16.66%).
J. Präger (Chemnitz).
252. Ueber einen Fall von ppontan.intni-
Qtetin aeniaaener N abolflohniir ; von Dr. Funke
in Strassbuig. (Centr.-BL f. GynäkoL ZVm. 31.
1894.)
Nach Abgang von sehr viel Fmohtwasser fiel einen
Tag später, & die Kr., um Wasser zu lassen, den Topf
nahm, ein langer Strang aus der Vagina, am Ende mit
deutlioher Rifisstelle, die Nabelsohnur, ohne zu bluten.
Die Herztöne des Kindes waren seit 10 Standen nicht
mehr zu hören. Das heianshängende Ende der Nabel-
schnur war ca. 25 cm lang. Die Gerviz für einen Finger
durchgängig. Wegen Wehenschwttche und Blutabgsnges
Kolpearyse der Gerrix. Nach 12 Standen Gebart in
SteiB8iage,V4 Stande spater wurde diePlaoentainStfiokea
entfernt, vie Nabelschnur war direkt an den Bauob«
decken des Fötus abgerissen, ohne EröfiEnuog des Baudi«
raumes. Keine Strangolationsmarken. Die Flaoenta ent-
hielt ein grosses Blutgerinnsel in der Umgebung der
Nabelschnurinsertion. Die Nabelschnur, im Ganzen 48 cm
lang, war leicht zerreisslich.
F. hfilt mit Recht den grossen plaoentarenBlutergasa
und die Abreissang für Fdgen derselben Krafkwirkang.
Die Trennunff war erfolgt an der Grenze zwischen Amnion-*
scheide and Nabelring, nur ein kleiner Fetzen des Anmion
blieb am Fötas zurück. Eine künstliche Zerreissang ist
sicher auszuschliesBen , somit moss die Trennung viel-
leicht durch Reiten auf dem Nabelstrange und melofache
ümschlingung desselben (bei dem Hydramnion war ge-
nügende Gelegenheit dazu) entstanden sein. Doch Uess
sich, da Strangalationsmarken fehlten, hierüber nichts
feststellen.
Dieser sei der einzig sichere Fall in der literatar.
Glaeser (Danzig).
253. üeber das Orede'aohe VerflOiren in
der Kaehgebortaperiode ; von Dr. C. Pelzer
in Mühlheim a. Bh. (Aroh. f . QynäkoL XLVH 8.
p. 447. 1894.)
VonBeauoamp wurde aus der Hebammen-
Lehranstalt zu G51n eine Serie von 500 Geburten
ver(lffentlicht, bei denen das abwartende Verfahren
nach Ahlfeld angewandt worden war (Jahrbb.
CGXXXVm. p. 256). Diesem Materiale stellt P.
1000 Fftlle der gleichen Anstalt gegenüber, in
denen nach Cred6 verfahren wurde, die Nach-
geburt also nach ^/^ Stunde ausgedrückt wurde,
falls nicht Zwischenfälle schon früher dazu ge-
nOthigt hatten. Blutungen, d. h. Blutverluste von
20
154
71. Gebortahfllfe, Frauen- und.Emderheilkimde.
300 g und mehr, wurden in 24.2^/o beobachtet
(gegenüber 32.6<>/o beiBeaucampX Betentionen
von Eitheilen in 22.2% (20.4<»/o B.), manuelle
Lösung: 2.1% ( — •/o B.) ; ohne weiteren Zwischen-
fall verüef die Lösung in 61 o/o (65%), In 450/^
wich also nach Ahlfeld, in nur 39% nach
C r e d 6 die Nachgeburtsperiode von der Norm ab.
Massige Blutungen, d. h. bis zu 500 g, traten in
16.30/p (18.7% B.), starke in 7.9Vo (15.32% B.),
sehr starke, d. h. über 1000 g, in I.60/0 (3.9% B.)
der Fälle auf. Ln Literesse eines möglichst ge-
ringen Blutverlustes ist demnach der G red 6 'sehe
Handgriff entschieden vorzuziehen. Von den Wöch-
nerinnen fieberten 34.50/p (54.6% B.), es scheint
also auch das Wochenbett durch das längere Zu-
rückbleiben äfft Nachgeburt ungünstig beeinflusst
zu werden. B r 0 s i n (Dresden).
254. VorsdhUge für eine einheitliohe Be-
nennung der In der Leitcmg derKaohgeburt«-
periode vorkommenden Verftihren ; von F. Ah 1-
feld. (Centr.-BL f. GynäkoL XIX. 8. 1895.)
um in die Bezeidmiug der Verfahren, die bei der
Leitung der Naohgeburt in Anwendung kommen, Klarheit
zu bringen, versaoht A. einheitliche Seseiohniingen ein-
zubürgem. Er schlägt vor, t^ Credi'sches Verfahren
die Methode zu bezeichnen, bei der bald nach der Gebort
des Kindes der üteros sanft gerieben öder überwacht
wird, um nach Eintritt einer oder mehrerer Wehen durch
quetschenden Druck die Placenta vor die Sohamspalte
zu bringen. Dieser Druck ist der Credi'eehe JEunnd-
griff. Um einen Unterschied zu machen von dem Drucke,
vermittelst dessen man die in der Scheide liegoide Pla-
centa entfernt bezeichnet A. diesen letzteren als Mapressio
plaeeiUae, MarauatHieken der Nachgeburt, von ab-
wartender Methode spricht A., wenn die Gebärmutter
gar nicht gerieben, wo mö^ch gar nicht betastet wird.
A. unterscheidet also Wegnahme der Placenta aus der
Scheide, Herausnahme der Placenta aus dem Uterus,
Lösung und Herausnahme der Placenta. 'iHiBeoieion
der Gebärmutter bezeichnet A. die Nachuntersuchung
der Gebärmutterhöhle mit Entfernung kleiner zurück-
gebliebener Theile. G 1 a e s e r (Danzig).
255. Dnnoan oder Schnltse ; von R Teuffel
in Chemnitz. (Mon.-Sohr. f. Oeburtah. u. GynäkoL
L 2. 1895.)
Bei 25 während seiner Assistentenzeit beobach-
teten Entwickelungen der Nachgeburt hat T. den
Sitz des Eihantrisses verzeichnet Bei den 8 nicht
umgestülpten, nach Dnncan entwickelten Eihäuten
sass der Riss stets dicht am Bande des Frucht-
kuchens. Auf Grund dieser allerdings recht klei-
nen Zahl nimmt T. an, dass vielleicht der Sitz des
Eihautrisses das allein bestimmende Moment für
die Art des Austritts der Nachgeburt sei.
J. Präger (Chemnitz).
256. Die Woohenbettspflege, natih den in
der kömgh Frat^enldinik zu Dresden {Prof. Leo^
pold) übUehen Orundeätxen; von Dr. 0. Qold-
berg. (Ztschr. f. Krankenpfl. I. 1. 1895.)
G. giebt eine genaue Schilderung der von Leopold
bei der Pflege der Wöchnerinnen und Neugeborenen be-
folgten Grundsätze, woraus im Nachfolgenden nur einige
Punkte hervorgehoben werden sollen.
Ist eine Nachblutung zu befurchten, so werden von
vornherein täglich 2 — 3 Brgotintabletten [von welchem
G^alt? Ref.] verabreicht Die Genitalien werden mit
steriler Watte bededit, die durch ein dreieckiges Leinen-
tuch befestigt wird. 4 — 5 Tage wird Bückaniage ein-
gehalten. Bei ausbleibendem Btuhleange wird am 4. und
7. Tage Ridnusöl verabreicht Schrunden der Warzen
werden mit 20proc. Tanninglycerin gepinselt und mit
Guttaperohi^Mpier bedeckt; && Kind trinkt dann mittels
Sau^ütchens. Den operativ Entbundenen, sowie den
wal^cheinüchlDficirten wird während der ersten 2 Tage
ein Eisbeutel aufgelegt üterustamponade kann bei nor-
malem Puls und normaler Temperatur bis zum 3. oder
4. Tage belassen werden. Bei voUständigen Dammrissen
wird in den ersten 8 — 10 Tagen durch vermeiden aller
kothmachenden Nahrung (Enährung mit Bouillon, Beef-
tea, Eigelb, Rothwein, Wasser) jede Entleerung verhütet;
bei Ställdrang wird der erste Stuhl durch ein Klysma
möglichst erweicht üterusausspülungen (mit 5 — 6 Latem
abgekochten Wassers) werden nur auf einem ünter-
suchungstische vorgenommen nach vorheiiffer Besich-
tigung der Scheide und des Collum im Sims^achen Spe-
ouixun und Desinfektion dieser Theile. Belegte Geschwüre
werden mit 5proc. CarboUösung geätzt Der Nabelschnur-
rest wird in sterile Watte einfüllt, nach oben umgelegt
und mit einer Leibbinde befestigt. Zur Wiederbelebung
asphyktischer Kinder wird die Marshall Hairsohe
Methode, in schwereren Fällen auch die von B. Schnitze
in Anwendung gezogen. Schlecht entwickelte und elende
Kinder werden in die OredffBchQ Wärmewanne gelegt
Jedes Kind erhält nach Crede 1 Tropfen 2proc. Arg.-
nitr.-Losung in jedes Auge eingeträufelt Das Anlegen
geschieht zum 1. Male 6 — 8 Stunden nach der Geburt
Bei unzulänglicher Muttermilch wird als künstliche Er-
nährung nach Sozhlet sterilisirte Kuhmilch (1:3,
später 1 : 2 Wasser mit Milchzuckerzusatz) gegeben.
Arth. Hoff mann (Darmstadt).
257. Zwei seltene WodhenbettBOomplika-
tionen; vonDr.RWanner inOiesseiL (Mündm^
med. Wchnschr. XLIL 16. 17. 1895.)
1) Oangrän in Folge von EmboUe der Arteria
poplitaea. Sljähr. Zweitgebäzende. Normale Gebuit^
Steisslai^e. Vom 4. Wochenbettstage an entwickelte sich
xmter Fiebersteigerung und Pulsbeschleunigung im An-
schlüsse an eine Infelrtion von den Beckenvenen aus eine
absteigende Gruralphlebitis. Am 22. Wochenbettstage
Morgens bei der Visite plötzlicher GoUaps, grosse Athem-
noth; nach 1 Stunde starker Schweissausbruoh, zujrieioh
zunehmende stechende Schmerzen in der linken Wade.
Im Verlaufe der folgenden Tage entwickelte sich immer
deutlicher werdende Gangrfin des linken Unterschenkels;
am Ende der 8. Woche des Wochenbetts war die Demar-
kation so weit erfolgt, dass die Amputation nach Gritti
vorgenommen werden konnte. Glatte Heilung. Bei der
Untersuchung des amputirten Unterschenkels zeigte sich
an derTheilungsteUe der Art poplitaea in die Art tibialis
antica imd postica ein die Arterie völlig verschliessender
rother Embolus, der auf der Theilungstelle ritt und mit
der Innenfläche der Arterie nur stellenweise locker ?er-
klebt war.
W. erklärt den Hergang folgendermaassen : In Folge
einer heftigen Bewegung lösten sich Thromben aus den
tiefliegenden Schenkelvenen los. Während nun ein
Thrombus eine grössere Lungenarterie verstopfte, fand
ein weiterer im rechten Vorhof befindlicher Thrombus,
etwa durch das offene Foramen ovale, seinen Weg in die
Arterienbahn und setzte sich an der Theilungstelle dar
Arteria poplitaea fest
2) Pyonephrose mit tödUicher Exaeerbatton im
Wochenbette. 28jähr. Drit^bärende. Die Schwangen
wurde im 7. Monate der Gravidität in die Klinik sof-
genommen. Schon am Tage vor der Niederkunft Abends
39.9». 2 Tage nach der Aufnahme reichlicher Blutabgaog,
Vn. Oeburtshülfe, Frauen- und Emderheilkunde.
155
^buii dner 1500 g schweren lebenden Fraclit, nnter-
siatzt doToh Expression von den Bauohdeoken ans. Am
3. Wochenbetts^ge Morgens 38.4«, Abends 39.8, Pnls
120; im Urin Eiweiss. Diagnose: Chronische Cystitis
und Pyelitis. Am 7. 'Wochenbettstage, nachdem das
Fieber angedauert hatte, Uterusausspölung mit 2proo.
Oarbollösnng; VsBtonde sp^r Schüttelfrost, Temperatur
41«, Pols bis 144, Respiration 60, Steigerang des Meteo-
lismns, Lochialsekret übelriechend. T(ä am 22. Wo^en-
bettstage: Die Sektion ergab normales Verhalten der
Genitalien, dagegen Milzschwellong, Cystitis haemorrha-
^ca und multiple Absoesse beider Nieren, die recht»
Niere war geradezu in einen Eitersack verwandelt
Bei der Er. hatte das Blasen- und Nierenleiden
schon lange bestanden und auch bei der 3. Schwanger-
flohaft zur frühzeitigen Niederkunft geführt. In der
letzten Zeit Tor der Niederkunft und im Wochenbette
sind die Nierenprocesse offenbar in ein akutes Stadium
getreten; die durch die intrauterine Ausspülung ver-
ursachte Yersohlimmenmg fährt W. auf die Manipula-
tionen bei der Yorbereitn^ zur Spülung und die Lage-
rung aufs Querbett zurück, wobei gerade die Nieren-
gegend öfters einem Drucke ausgesetä ist.
Arth. Hoff mann (Darmstadt).
258. üeber Erythem im Woohenbett; von
Dr. H. Oaertig in Oppeln. (Centr.-Bl. f. QjnSr
kol. XVm. 30. 1894.)
Bei einer Frau, die drei Schwangerschaften ohne
Beschwerden durchgemacht hatte, musste jedesmal die
Placenta manuell gelöst werden. Dabei starker Blut-
verlust. Im Wochenbette jedesmal Erythem, das meh-
rere Tage anhielt. G. ist geneigt, das Erythem in Zu-
sammenhang mit dem Blutverluste zu bringen.
Glaeser (Danzig).
259. Sin seltener Fall von Pnerperalfleber
(Elndomeirüis diphtherüica j Dermatomyosüis etc.);
von G. Heinriciusin Helsingf ors. (Mon.-Schr.
f. Oebortsh. u. Oynäkol. 11. 1. p. 33. 1895.)
Eine 2Qjähr. Drittgebarende kam am Ende der
Schwangerschaft normal nieder; in der Naohgeburts-
peiiode Nachblutung. Nachgeburt nach C r e d e entfernt
Die Ereissende war 8mtd innerlich untersucht worden.
Am 4. Tage Schüttelfrost, Fieber (39.7«). Vom 9. Tage
ab unter andauerndem Fieber Schmerzen in den Armen,
Schwellung des linken Unterschenkels und rechten Hand-
gelenks. Am nächsten Tage war der linke Arm ge-
schwollen, ebenso der linke Unterschenkel oberhalb der
Knöchel und der rechte Unterschenkel unterhalb des
Knies. Gelenke frei. Ueber den geschwollenen Stellen
fleckige Verfärbung der Haut Am 11. Tage Tod.
^nr die BauchöfEnung wurde gestattet Es fand
sich keine BauchfeUentzündurg , ebenso keine Becken-
zellgewebeentzündung, dagegen eine septische Endo-
memtis. In der Scmeimhaut xmd den Lymphgefiüssen
Streptokokken. In Culturen mit der ödematösen Flüssige
keit aus dem Unterhautgewebe des Armes entwickelten
sich ebenfalls Streptokokken-Colonien.
AehnlichelWe haben Winckel undWaetzoldt
veröflfentlicht J.Präger (Chemnitz).
260. Ueber einige Anomalien der Milch-
abeondening; von Dr. R Temesväry. (Wien,
med. Wchnschr. XLIV. 49—51. 1894.)
T. berichtet zunftchst jElber Fälle von sogen.
Hexenmilch bei Säuglingen und Männern, erwähnt
sodann die ausserhalb der Schwangersohafts- und
StiUnngsperiode auftretende Milch-, bez. Colostrum-
absonderung, sowie die sogen. Spätlaktation und
die Polj- und Agalaktie. Mit wenigen Worten be-
rührt er die Veränderungen der Milchciualität (sehr
fette, sehr magere, bittere, salzige, sehr rasch in
Qährung übergehende und sogen, schlechte Milch,
d. h. solche, bei der weder mikroskopisch, noch
chemisch eine Anomalie nachzuweisen ist, die aber
doch dem Kinde schlecht bekommt) und die durch
Bakterien (blaue, gelbe, grüne Milch), Medikamente
(Opiate, Quecksilber, Jod, Arsen u. s. w.) und Eiter
hervorgerufenen Veränderungen. Länger verweilt
er bei dem blutigen Sekret, das entweder trauma-
tischen, bez. entzündlichen Ursprungs ist, oder von
Neubildungen herrührt oder auch als vicarürende
Menstruationsblutung auftritt. Schliesslich erwähnt
er auch Fälle, die keiner dieser Gruppe zuzugehOren
scheinen, und giebt 2 Krankengeschichten solcher
Fälle der letzten Kategorie. In dem einen handelte
es sich um jahrelange ununterbrochene, in dem
anderen um eine einmalige blutige Sekretion bei
einer 29-, bez. 20jähr. Frau, bei denen F. schliess-
lich nach Ausscheidung aller anderen Aetiologie
krankhafte Veränderung eines in die Milchkanäle
führenden kleinen Blutgefässes, die das Durch-
dringen von Blut in die Milchkanäle per diapedesin
gestattet, als Ursache annimmt
Baron (Dresden).
261. Ueber Mittel und Schatsieinriehtan«
gen rar Herabminderang der Kindereterb-
liohkeit im ersten Lebensjahre; von Prof. Alois
Epstein. (Ztschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh.
XIX. 2. p. 334. 1895.)
Die Säuglingssterblichkeit wird beherrscht
durch Erkrankungen der Verdauungsoigane, die
vielfach weniger eine Folge der Armuth, als ge-
wisser herkömmlicher Gebräuche, Vorurtheile und
des Leichtsinns der Mutter sind. Dem kann in
wirksamer Weise durch Belehrung abgeholfen
weiden. Zu dem Zwecke müssen die Aerzte selbst
besser als bisher mit den einschlagenden Gebieten
auf der Hochschule bekannt gemacht werden, und
zwar nicht nur theoretisch, sondern vor Allem
praktisch. Gleiches gilt von den Hebammen.
Weiter muss eine Aenderung in den Verhältnissen
der Haltekinder eintreten. Hier können zweck-
mässig eingerichtete Findelanstalten, Kinderasyle,
in denen die Kinder zunächst verpflegt werden
imd von wo aus sie in Haltepfloge gelangen, Er-
spriessliches leisten. Letztere muss streng ärzt-
lich überwacht werden, am Besten durch staatlich
angestellte Inspektoren, wie es in Frankreich der
Fall ist Femer muss eine ausreichende und regel-
mässige Zahlung des Kostgeldes der Haltekinder
durch die Vermittlung der Verwaltungsbehörden
gewährleistet werden. In dieser Bichtung hat
Dänemark den ersten Schritt gethan. In Industrie-
gegenden muss durch die Einrichtung von Fabrik-
krippen den Müttern das Stillen ermöglicht werden.
Auch die städtischen Krippen müssten sich der
Säuglinge annehmen und das Stillen durch die
Mütter begünstigen. In den grossen Städten kön-
nen Kinderpolikliniken, die mit genügendem ärzt«'
156
VUL (yhinuigie, Augea* und Ohrenlieilkimde.
liehen und Pflegepersonal und Geldmitteln aus-
gestattet sind, viel Gutes stiften.
Brückner (Dresden).
262. Zur Aetiologie der BluMdiitls; von
Prof. R Hagenbach-Burckhardt (Berl.
Uin. Wehnschr. XXXIL 21. 1895.)
H.-B. sohliesst sich der bereits mehrfach aus-
gesprochenen Ansicht an, die Rhachitis möchte
eine InfektümskrankheU sein. DafOr sprechen u. A.
ihre geographische Verbreitung (die Seltenheit in
Höhenorten mit reiner Luft), ihre Aehnlichkeit mit
der Tuberkulose, die häufig vorhandene Milz-
schwellung. Dippe.
263. Die Theorie Qnlnöke's über die Bnt-
Btehnng dee lotenui neonfttoram ; von Dr. K
Schreiber. (Berl. kiin. Wehnschr. XXXII. 25.
1895.)
Quincke hat sich zu der alten BrkUnmg
von Peter Frank bekannt, der Ikterus der Neu-
geborenen entstftnde durch Oallenresorption aus ^
dem Dickdarminhalt, und hat sie durch neue GrQnde
gestützt Die Hauptsacdie sei das OfEansein des
Ductus venosus Arantii, durch den der aui^geeaugte
Oallenftirbstofr in den E5rper gelangt, ohne durch
die Leber hindurch zu müssen. Dazu kommen:
„Die durch den Untergang zahlreicher Blutkürper-
ohen verstärkte Gallenfarbstofbekretion, das ab-
weichende Verhalten der Hamsekretion der Neu-
geborenen, der Beichthum des Meconiums an
Oallen&rbstoff, und das durch den Mangel der
Darmfftulniss bedingte Fehlen der Reduktion des
Bilirubins zu ürobilin.'^ 8ch.hftltdiese„Quincke'-
sche Theorie" für eine vollkommen befriedigende
Erklärung und vertheidigt sie gegen die Einwftndo
von Eehrer und Stadelmann. Dippe.
VIII. Chirurgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
264. Welche Faktoren sind bei der Dee-
infektion der Hand an berftokaiohtlgen ? von
F. Ahlfeldtin Harburg. (Mon.-Schr. f. Geburtsh.
u. GynäkoL L 3. p. 262. 1895.)
A machte an circa 75 verschiedenen Personen
122 Desinfektionsversuche der Hände und kam zu
folgenden Ergebnissen: Sin wesentlicher Umstand
für den Erfolg oder Misserfolg einer Desinfektion
liegt in der Beschaffenheit der Hand. Die Haut
der Hftnde ist verhftltnissmftssig leicht keimfrei zu
machen, die der Nagelgegend hingegen nicht Für
den Erfolg der Desinfektion kommt sowohl die
geistige, wie die körperliche Kraft der Ausführung
in Betracht ; wer mit Verstand und mit Energie
desinficirt, der kann mit Sicherheit auf vollstän-
digen Erfolg rechnen. Bei 60 Yersudien, in denen
der Alkohol eine bis drei Minuten lang zur Ver-
wendung kam, war der Nagelschmutz in 56 Fällen
keimfreL Es ist empfehlenswerth, die Nagelbett-
reinigung erst auszuführen, wenn Wasser und Seife
1-^2 Minuten auf die Finger eingewirkt haben.
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
265. Verenohe über die Desinfektion der
Hände; von Dr. Poten in Celle. (Mon.-Schr. f.
Geburtsh. u. Oynäkol. II. 2. 1895.)
Eine sichere Desinfektion der Hände ist nur
mit Alkohol (denaturirtem Spiritus) zu erzielen.
Vorher bürste man die Hände mit Wasser und
Seif e tüchtig ab. Soll noch eine Sublimatwaschung
stattfinden, so ist sie vor der Alkoholanwendung
vorzunehmen, oder am Besten das Sublimat im
Alkohol au&ulüsen. G 1 a e s e r (Danzig).
266. Zar nage der Oatgateiterang; von
Dr. C. Lauenstein in Hamburg. (Arch. f. klin.
Chir. L. 2. p. 323. 1895.)
L. hat im Laufe der letzten Jahre bei dem
aseptischen Verfahren hin und wieder Wundeite-
rungen gesehen, die von den Stichkanälen ihren
Ausgang zu nehmen schienen. Er hat deshalb
216 Proben von Naht- und ünterbindungematerial
bakteriologisch untersucht, darunter 149 Proben
sogenannten sterilisirten Catguts, das auf verschie-
dene Weise zubereitet war. Von ihnen enthielten
29 entwickelungsifthige Keime (Bao. subtilis, Mioro-
coocus tetragenus, Staphylococcus albus).
L. kommt auf Ghrund seiner Beobachtungen
und Untersuchungen zu folgenden Sätzen : 1) Die
klinische Beobachtung spricht dafür, dass Wand-
infektionen vorkommen, die ihren Aufgang von
dem in der Wunde verwendeten Catgut nehmen.
2) Der Nachweis, ob im einzelnen Falle das Catgat
der ursprüngliche Träger der Infektionstoffo ge-
wesen ist, lässt sich nidit sicher und einwandfrei
erbringen. 3) Aber man kann den Beweis führen,
dass das jetzt im Handel den Aerzten gebotene
sogen, sterile Catgut entwickelungsfähige Keime
enthalt 4) Es ist also nicht von dem Verdadite
freizusprechen, dass es die Veranlassung zu einer
Wundinfektion geben kann.
P. Wagner (Leipzig).
267. Ueber HeteroplMtik bei Sdhädal-
deiekten; von Dr. A. Fraenkel in Wien. (Arch.
f. klin. Chir. L. 2. p. 407. 1895.)
Das Bestehen eines offenen SchädeldefekteB im
Bereiche des Himschädels steUt abgesehen von
der Gefahr eventueller Verletzungen an und für
sich einen Zustand dar, der durch rein funktionelle
Störungen einen plastischen Eingriff herausfordert
Ohne auf die versdiiedenen anderen Methoden, die
diesem Zwecke als schon vielfach erprobte Ver-
fahren dienen, näher einzugehen, bespricht F. die
von ihm angewendete Heteropiastik mitiels Odhr
lou^l>latkn und berichtet über 3 Fälle, in denen
wenigstens 2mal ein dauernder Verschluss des
Schädels mittels Celluloidplatten gelang. Auch von
Ym. Ghiiuigie, Augen- tmd OhrenheilkimdB.
157
Anderen wecden sehr gfinstige Erfolge mit dieser
Methode berichtet
Was die Anwendbarkeit dieses Verfahrens
gegenüber den anderen Methoden anlangt, so
glaubt F., dass die Gelluloidheteroplastik immer
da YMsuziehen sein wird, wo es sich darum
handelt, so rasob als möglich und so einfach als
möglich zum Ziele eu kommen«
Sin offen daliegender traumatischer Defekt
wird wohl in den meisten FSUen sich fflr diese
Methode empfehlen, die weder chirurgisches Oe»
schick erfordert, nodi einen neuen operativen Ein-
griff bedeutet Eben so empfehlenswerth ist die
Methode bei Schadeldefekten von Kindern, sowie
bei pathologischen Defekten mit der Möglichkeit
eines RectdiTes. Den grOssten Wertfa legt F. aber
auf den Umstand, dass die eingelagerte dicht ge-
fügte und auf ihrer OberflAohe vollkommen glatte
Celluloidplatte keinen Anlass zur Bildung von Ver-
wachsungen mit der harten Hirnhaut giebt, ein
Yortheil, der zumal da in's Gewicht ftllt, wo
SohSdellftcken nach Trepanation wegen cortikaler
Epilepsie zu decken sind (s. Referat in Jahrbb.
CGXXXYIL p. 47). P. W a g n e r (Leipzig).
268. Ueber die Begeneraüon der Schädel-
knooihen naoh ausgedehnter Resektion wegen
Hekroee; von Dr. F. Hofmeister in Tübingen.
(Beitr. z. klin. Chir. Xm. 2. p. 453. 1895.)
Den Q^genstand dieser Mittheilung bildet ein
Fall von ausffedeknier Schädebresektion teeren syphi"
UÜBcher NekraUj in dem eine beinahe voUaiändiffe
BeffeneraUon des enormen Defektes eingetreten ist.
Eb handelte sich um einen bereits 18iB7 von Göz
mitgetheüten Fall aus der Bruns 'sehen Klinik. Bei
der von Bruns 1884 vorgenommenen Operation musste
soviel Knochen entfernt werden, dass der grösste sagittale
Durchmesser des Defektes 17 cm, der grösste fi^tale
13 em betrug. 10 Jahre naoh der Operation konnte H.
die Kr. wiederum genau untersuchen und dabei fest-
stellen, dass der Defekt auf dem Scheitel nur noch 2.2 cm
lang und 2.9 cm breit war. DerFlAohenausdehnung naoh
gemessen, hatte der urspründiche Defekt eine Grosse
von 150 qom, während die 10 Jahre später noch vor-
handene Lücke nur noch 4qom mass.
„Die vorstehend mitgetheilte Beobachtung
dürfte mit Bücksicht auf die Ausdehnung der neu-
gebildeten Enochenmasse (146 qom) in der Ca-
snistik der Schädelregeneration bisher einzig da-
stehen, ein schlagender Beweis gegen die alte
Lehre von derUnproduktivitftt der Schädelknochen,
ein Beweis auch gegen die frühere Anschauung,
derznfolge nekrotisch zu Grunde gegangene Schädel-
theile sich noch mangelhafter ersetzen sollten, als
traumatische Defekte." P. W a g n e r (Leipzig).
269. KUnlaohe Beiträge inr Casoistik der
oomiilioirten Itaktnren des SoUdeldadhea ;
von Dr. ROublerin Zürich. (Beitr. z. klin. Chir.
xm. 2. p. 475. 1896.)
G. berichtet über 37 eompHeirte SdiädMach"
frakturen, die von 1884 — 1893 in der Züricher
chirurgischen Klinik beobachtet wurden.
1) Vrakiiuren der SohädeleopwexiUU , oampUeirt
durch Verkixung der äusseren Weiehtheäe ohne pri^
fnäreBeiheaiffungderCkmter^ades Schädels. 20F&lle
mit 1 Todesfall. Daronter befinden sich 8 Fissuren,
8 primär trepanirte Splitterfraktnren, 8 sekundftr
trepanirte Splltterfhtkturen (1 gest).
2) FhMuren der SehädeleonvexUäi , eampUeiri
durch Verleizunffen der Dura oder der in ihr ver-
laufenden endooroMeüen Oefasse, 1 Fall von ein">
facher Durazerreissung; 2 Fälle von Verletzungen
des Sin. longitudinaL (2 gest.); 13 Fälle von Ver-
letzung der Art mening. med. (8 gest) ; ein zweifel-
hafter Fall. P. Wagner (Leipzig).
270. Weitere Bemerkungen über die IiOkali«
aatlon der Hämatome der Art meningea med.
nnd deren operative Behandlung; von Prof.
ErGnlein in Zürich. (Beitr. z. klin. Chir. XUI.
2. p. 466. 1895.)
K r. hat in einer vor bald 10 Jahren erschienenen
Arbeit die HämcUome der Art. meningea med. in
2 Hauptgruppen unterschieden: in das Haemaioma
diffusum und das Haem, circumseriptum ; das letz-
tere hat er, je nach der genaueren Lokalisation des
Hämatoms eingetheilt in Haem. anterius s, frontO"
temporale; Haem. medium s, iemporo- parietale;
Haem. posterius s. parieUH)ocipitale.
Diese Eintheilung hatte nicht nur ein theore-
tisches Interesse, sondern sie führte auch zu der
praktisch wichtigen Lehre, dass die bis dahin ge-
übte Trepanation des Schädels in der Schläfen-
gegend für die Blosslegung und Entleerung dieser
örtlich verschiedenen Hämatome nicht genügt, dass
vielmehr von dieser Stelle aus nur das diffuse,
sowie das vordere und mittlere circumscripte Häma-
tom erreichbar sind, während dagegen das hintere
Hämatom unterhalb des Tuber parietale aufgesucht
werden muss. Die genauere Bestimmung dieser
beiden Erünle in 'sehen TV^pofio^foywMfefi ist be-
kannt
Seine Angaben hat E r. nun durch die Erfah-
rungen der verflossenen 10 Jahre allenthalben be-
stätigt gefunden mit Ausnahme einer einzigen,
jüngst gemachten Beobachtung, die Ausdehnung
des hinteren Hämatoms spedell nach unten be-
treffend. Für dieses Hämatom hatte E r. angegeben,
dass es die Gegend unter dem Tuber parietale ein-
nehme nnd die mittlere Schädelgrube ganz frei
lasse, dass es famer oben meist bis zur Falx, hinten
bis zur Protuberantia occipital. interna und unten
bis zum Tentorium cerebelli reiche. Diese letztere
Angabe bedarf einer Erweiterung, denn Er. fand
bei seinem Eranken die Dura-mater bis zum Grande
der hinteren Schädelgrube und bis in die nächste
Nähe des Foramen magnum durch ein Blutextra-
vasat abgelöst und dadurch neben dem Grosshim
ganz besonders auch das Eleinhim in Mitleiden-
schaft gezogen.
Li thercgmUischer Hinsicht lehrt diese Beobaoh-
tuDg, dass es notbwendig werden kanui zur voU-
158
viu. Chirurgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
ständigen Entleerung solcher hinteren Hämatome
der Art meningea med. ausser der parietalen noch
eine ocdpüak Trepanation vorzunehmen, durch die
die Oooipitalgrabe unterhalb des Sinus transversus
eröSiiet wird. E r. schlägt vor, die hmiere SeMdelr
grübe etwas hinter demBroe. tnastoideus, inderliiUe
der Linea eemidrmUarie inferior xu trepaanren.
G^egenüber einer jüngst erschienenen Arbeit
R. Steiner's: Zur chirurgischen Anatomie der
Art mening. med. (vgL Jahrbb. CCXLV. p. 262)
hebt Er. nochmals hervor, dass den Ausschlag für
den Ort der Trepanation immer die Lokalisation
des Hämatoms und nicht etwa die anatomische Lage
der Art mening. med. und ihrer Aeste und ihre
Projektion auf die Schädeloberfläche geben muss.
P. Wagner (Leipzig).
271. BrfUiniiigen über die intnonuiielle
TrigeminuBreBektion ; von Prof. F. Erause in
Altena. (Aroh. f. klin. Ghir. L. 3. p. 469. 1895.)
DasVer&hren, das Er. vor 3 Jahren empfohlen
hat, um die Trigeminusäste bei den schwersten
und bisher ungeheilten Neuralgien innerhalb der
8chädelh5hle zu reseciren, ist auch das geeignetste,
das Ganglion Qasseri sammt demTrigeminusstamm
zu entfernen. Zu diesem weiteren Vorgehen sah
sich Er. veranlasst, weil die intracranielle Resek-
tion der einzelnen Aeste nicht immer sicher im Er-
folg ist und weil sich in diesen Fällen im Ganglion
Gasseri ausgesprochene histologische Veränderun-
gen vorfinden, während die peripherischen Nerven
nur unwesentliche Abweichungen von der Norm
darbieten. Durch dieses radikale Vorgehen, das
allein vor Bückfällen sicher zu stellen scheint, wird
die Gefahr der Operation nicht vergrössert und ihre
Zeitdauer nur unerheblich verlftngert Die Ausfall-
erscheinungen nach Entfernung des Ganglion
Gasseri sind überraschend gering und können jeden-
falls mit den früheren fürchterlichen Qualen gar
nicht verglichen werden.
Nach Er.'s Methode wird in der SohlSfengegend
ein nterosförmiger Hautknocheniappen gebildet, dessen
schmalere Basis mmiittelbar über dem nicht zu verletzen-
den Jochbogen liegt Ist der Enochenlappen hemnter-
gebrochen, 80 dringt man zwischen Schädelbasis und Dura-
mater mit Finger und stampfen Baspatorien in die mittlere
Schädelffnibe vor, indem man sorgsam die Dura von der
oberen Fläche der Schädelbasis ablöst Zmiächst kommt
man an die Art. meningea med., die dicht über dem Fora-
men spinosmn doppelt unterbunden und dorchtrennt wird.
Das von der Dura umschlossene Oehim hebt ein Assistent
mit einem ca. 3cm breiten, rechtwinklig abgebogenen
Spatel vorsichtig in die Hohe. Nmi wird mit dem Me-
vatorium zuerst der 3. und dann der weiter medial ge-
legene 2. Ast in ganzer Ausdehnung freipräparirt, dann
ühex dem OangUon Gasseri selbst die Dura-mater zurück-
geschoben, und zwar so weit nach hinten, dass derTri^
minusstamm eben sichtbar wird. Dann wird das Ganghon
quer in die 7%ier8ch'witLe Zange gefasst, der 2. und 3. Ast
an den For. rotundum und ovale mittels spitzen Tenotoms
durchschnitten und nunmehr das Ganglion sammt dem
central von ihm gelegenen IMgeminusstamm heraus-
fedreht Drainage, genaues Einnähen des Haut-, Muskel-,
'eriost-, Knochoolappens.
Er. vergleicht seine Operationsmethode mit der
von William Böse und hebt die Vorzüge der
seinigen hervor. 2 umstände künnen gefihrUch
werden : iieJWuiung (Jodoformmulltamponade) und
die Ocm^eeeum des Gekims. Von 8 Operirten Er.'s
ist ein 72jfthr. Mann 6 Tage nach der Operation in
Folge sdiweren Herzfehlers und Sklerose der
Goronararterien gestorben. Die Entfernung des
Ganglion hat bisher vor Rückfällen geschützt, ob
dies dauernd sein wird, muss die Erfahrung lehrou
Die ältesten Fälle (Rose) reichen aber immerhin
schon über 4 und 5 Jahre zurück.
Die physiologischen Störungen der des OangUen
Qasseri beraubten Kranken machen sidi vor Allem
in völliger Anästhesie der Hornhaut und der Aug-
apfelbindehaut geltend. Indessen ist in keinem
Falle E r.'s irgend welcher Naditheil für das Auge
daraus hervorgegangen, ja bei einem Operirten, der
im Anschluss an ein eitriges ThränensacUeiden
eine Hypopyon-Eeratitis auf dem anästhetischea
Auge bekam, ist dieses schwere Leiden nur unter
Hinterlassung einer kaum wahrnehmbaren Macola
oomeae ausgeheilt Femer wird die betroffene
OedchtshUfte sammt Nasen- und Mundschleimhaut
anästhetisch. Da auch die motorische Wurzel ent-
fernt werden muss, so sind auf dieser Seite die
Eaumuskeln gelähmt, sie werden aber in völlig
ausreichender Weise von den gleichen Muskeh
der gesunden Seite ersetzt
Die Indikationen zu dieser eingreifenden Ope-
ration sollen sich nur auf jene schwersten Fälle
beschränken, in denen alle angewandten Mittel und
Operationen erfolglos gewesen sind.
P. Wagner (Leipzig).
272. Ueber intracranielle Beaektion des
nrenmstrigeminiis; von Dr. B.v. Beck in Heidel-
berg. (Beitr. z. klin. Ghir. Xm. 3. p. 114. 1895.)
Die schwersten THgeminusneuralgien sucht man
seit einigen Jahren dadurch zur Heilung zu bringen,
dass man die Nervenstämme des Quintus intra-
craniell in Angriff nimmt, das Ganglion Oasseri
herausschneidet, ja sogar den central davon ge-
legenen Hauptstamm des Trigeminus freilegt und
resecirt Seit 1890 sind 41 iniracranieüe NeurMh
mien des JVigeminus bekannt geworden, von denen
34 allein auf Amerika und England fallen. 6 £r.
starben im Anschluss an die Operation. Wir haben
2 Methoden, den Trigeminus intracraniell freizu-
legen: entweder durch Trepanation der Schädel-
basis (Böse) oder durch Freüegung der mitüeren
Schädelgrube nach temporaler Schädddachresektion
(Hartley, Erause).
Die letztere Methode, um deren Technik sich in
Deutschland namentlich Erause verdient gemacht
hat, ist zu bevorzugen.
V. B. berichtet über 3 Er. mit Trigenunusnennlgie,
die Czerny naoh Erause *s Angaben operirt hat ä^
3 Kr. zeigen bis heute vollständig^ Freisein von Schmer-
zen ; beim 1. beträgt die Zeit seit der Operation 1 Jahr
7 Mon., beim 2. 1 Jahr 4 Hon. und beim 3. 2 Monate.
ym. dunugie, Augen- und OhrenheiDninde.
,15^
.„DieBer Erfolg bei so sohweiem, den ganzen Lebens-
rnoss verbittemdem Leiden, wie (Ue Yorgeschichte der
Pal 68 aufweist, darf wohl mit einer eingreifenden
Operatioii erkauft werden. Dass diese Operation eine
eingieEfende ist and grosse Gefahren in sioh bixgt, zeigen
die beiden ersten Fäle durch die bei and naoh der Ope-
ration auftretenden Complikationen. Bei beiden Pat riss
die Art meningea med. in ihrem Stammtheil beim Auf-
klappen des osteoplastischen Temporallappens ab, bedingt
dordi die abnormen anatomisohen VerhiUtnisse des Ver-
laufes der Art menin^ med., die nicht in einem offenen
Sulcus, sondern in emem von einer Enochenleiste über-
brückten Kanal eingebettet lag. Hierdurch wurde beim
Aufklappen des Lappens die Arterie gehindert, sich lang-
sam mit der Dura-mater vom Enodien abzulösen, und
wurde gezwungen, am Eintritt in den Kanal durch den
ausgeübten Zug auf den Knochen abzureissen. Die Folge
war ein ZurücJESchnellen des centralen Arterienstumpfes
naoh dem Foramen spinosum und eine starke arterielle
Blaiang, die der Stillung Sohwierigkeiten bereitete.'^
Bei den 3 von Czerny operixtenEr. handelte
68 sich 2mal gleichzeitig um Neuralgien des 2. und
S.Astes, Imal um eine auf den 2. Ast beschränkte,
es kamen intracraniell zur Resektion nur der 2.
und 3. Ast vom Foramen rotundum oder ovale aus
bis zum Ganglion Oasseri Dieses selbst, sowie
der 1. Trigeminusast wurden nicht in Angriff ge-
nommen. P. W a g n e r (Leipzig).
273. üeber Stdchverletsongen desBüoken-
markes, experimentelle und klinisohe Unter-
■nohimgen; von Dr. Enderlen in Greifs wald.
(Deutsche Ztschr. f.Chir.XL. 3 u. 4. p.201. 1895.)
Die Veranlassung zur vorliegenden Arbeit gab
ein in der chirurgischen Klinik zu München be-
obachteter Fall von Stichverletzung des Bflcken-
marks.
E. untersuchte zunAchst bei Kaninchen das Ver»
hauen des Bückenmarks bei einer asepiisch bei-
ffdjroMen und steril erhaltenen Verläxung. Letz«
tere erzeugte er dadurch, dass er einen Theil der
Lendenwirbelsäule freilegte, diese dann trepanirte
und durch die Dura eine chirurgische Nähnadel in
das Rückenmark einstiess. Dann genaue Wund-
naht Nach Ablauf verschiedener Zeitabschnitte
Tödtung der Thiere, Härtung des Markes, Serien-
achnitte, verschiedenartige Färbung. Aus der Zu-
sammenfassung der aus der mikroskopischen Unter-
suchung gewonnenen Resultate ergeben sich fol-
gende Schlüsse:
1) Die Degeneration des Rückenmarks be-
schrbikt sich nicht auf die direkt von dem ver-
letzenden Instrumente getroffene Stelle, sondern
erstreckt sich auch noch auf die seitlich gelegenen
Theile. 2) Die Degeneration richtet sich nach
keinem bestimmten Gesetze in Betreff der Aus-
dehnung; sie wechselt von Beobachtung zu Be-
obachtung. Nur insofern besteht eine grosse Begel-
mässigkeit, als einer ausgedehnten Verletzung auch
eine ausgebreitetere Degeneration folgt 3) Ln
Laufe der Zeit nimmt die Anzahl der gequollenen
Achsencylinder ab, doch sind solche verhältniss-
mässig noch lange, noch am 35. Tage nachzuweisen.
4) In Folge der Verletzung tritt Vermehrung und
Wucherung der Neuroglia auf. 6) Die graue Sub-
stanz nimmt kurz ober- und unterhalb des Stiches
wieder ihr normales Verhalten an. In ihr tritt
Xemvermehrung ein. Im Stichkanale und in dessen
Umgebung gehen die Ganglienzellen zu Grunde.
6) Unabhängig von der Verletzungstelle finden sich
im Rückenmarke kleine Degenerationsherde, theils
in der Seite des Stiches, theils in der anderen
Hälfte der Medulla. 7) Was das Aufhören der
Degeneration in den einzelnen Strängen anlangt,
so sind in vielen Fällen die Hinterstränge schon
frei davon, während in den übrigen Bahnen noch
einige gequollene Achsencylinder und weite Glia-
maschen sich vorfinden. In einer anderen, aller-
dings geringeren Zahl von Beobachtungen bestand
das umgekehrte Verhältniss. Schon 2 Std. nach
der Verletzung tritt eine Quellung der Achsen-
cylinder ein, die sowohl an Ausdehnung, als auch
an Stärke allmählich zunimmt Eine Regeneration
der nervOsen Elemente des Rückenmarks, der
Achsencylinder und Ganglienzellen konnte E. nicht
feststellen. Nur bei der Glia und den bindegewe-
bigen Theilen kann von einer gewissen Regenera-
tion die Rede sein, deren Höhepunkt mit dem 5. Tage
überschritten ist
E. hat dann weiterhin einige Versuche an-
gestellt über die Folgen von epiduralen und sub-
duralen Injektionen von frischem Blut in den Wirbel-
kanal, sowie von Einführung von HoUundermark-
stückchen oder frischen Nierentheilchen unter die
Dura. Alle diese Maassnahmen können, wahr-
scheinlich in Folge von Cirkulationstörungen zu
Quellungen, bez. Degenerationen im Rückenmarke
führen ; doch halten sich diese meist in beschei-
denen Grenzen, eine Quellung tritt immer nur in
Herdform ein.
An diesen experimentellen Theil schliesst E.
eine kliniisehe Casuistik, die 67 Rückenmarkstich-
verletzungen beim Menschen einschliesst 5 Er.
genasen, 47 wurden gebessert, 15 starben.
Auf Grund dieser Casuistik und seiner experi-
mentellen Untersuchungen ninmitK an, dass durch
die den Rückenmarkstichverletzungen folgende seit-
liche Quellung und Erweichung die Lähmungen
meist eine grössere Ausdehnung annehmen, als es
der rein anatomischen Grenze der Verletzung ent-
spricht Die Wiederkehr der Funktion dürfte sich
so gestalten, dass ein Theü dem Schwunde der
Quellung zufiUlt, das (anatomisch) bleibende Deficit
aber von anderen Leitungsbahnen gedeckt wird.
Der Arbeit sind 2 Tafeln mit Abbildungen bei-
gegeben. P. W a g n e r (Leipzig).
274. Zur Operation der Geaohwülate des
Wirbelkanala ; von Dr. Kümmel 1 in Hamburg.
(Arch. f. klin. Chir. L. 2. p. 452. 1895.)
Seit der im Jahre 1889 von Horsley zuerst
erfolgreich ausgefährten Entfernung eines ausser-
lieh nicht sichtbaren Rückenmarktumor sind im
Ganzen 8 Geschwülste des Wirbeikanals operativ
160
TUL Chirurgie) Augen« and Ohrenheilkunde.
in Angrüf genommen worden. 4 Er. starben im
Anschluss an die Operation, bei 1 Er. blieb jeder
Erfolg ans, 3 genasen, jedoch ging einer davon
später an Recidir zn Chronde.
E. berichtet über einen 47jlÜir. Er., bei dem im
Mai 1893 ein weiohes Sarkom des Ereuzbeines entfernt
"worde. Im Mfirz 1894 stellten sich anter dem linken
Schulterblatt mehr und mehr an Stärke zunehmende
Schmerzen ein, zu denen sich eine allmählich sich stai-
gemde motorische und sensible Schwäche der Beine ge-
sellte, die im November zu einer vollständigen Lähmung
und vollkommener Anästhesie führte. Aeusserlich war an
der Wirbelsäule nichts Abnormes zu finden; nur die
Gegend des S.Brustwirbels war aufDruck leicht empfind-
lich. Die traurige Anamnese, das ca. 2 Jahre vorher ent-
fernte Sarkom des Ereuzbeines, Hess es zweifellos er-
scheinen, dass es sich um einen Tumor derselben Be-
schaffenheit an einer Stelle des Wirbelkanals handeln
müsse. Eine genauere Beobachtung des Er. liess als Ort
der Geschwulst die Gegend zwischen 2. und 3. Brustwirbel,
namentlich linkerseits annehmen. Op^raiian. Eztea-
duraler apfeigrosser Tumor zwischen 3. und 5. Brust-
wirbel, der die Medulla spinal an der linken Seite sehr
stark comprimirt hatte. Vollkommene Entfernung des
Tumor. Fieberlose Heilung der Wunde. In den ersten
14 I^n nach der Operation trat nicht die geringste
Besserung der Lähmungsersoheinungen ein; erst vom
16. Tage an ganz allmähliches, schubweises Zurückgehen
der Lähmungen. 5 Mon. nach der Operation konnte Fat
mit 2 Stocken längere Zeit spazieren gehen. Zur Zeit be-
stehen noch immer unwillkürlicher namabfluss und er-
schwerte Defäkation. P. W a g n e r (Leipzig).
275. Ueber dieHemia ingnino« undoraro-
properitonealis ; von Dr. W. Breiter in Zürich.
(Beitr. z. klin. Chir. XIIL 3. p. 659. 1895.)
B. bat alle HBmim, die seit dem Erscheinen
der Erön lein 'sehen Arbeiten unter dem Namen
„properiUmeaUs'^ verGfFentlicht worden sind , ge-
sammelt und 45, darunter 2 nicht ganz sichere
Fälle aufgefunden, die er sftmmtlich im Auszüge
mittheilt Die Eriterien für die Annahme einer
inguino-, bez. cruro-peritonäalen Hernie sind kurz
zusammengefasst folgende: 1) Der Bruchsack hat
2 LocuUunente, die mit einander in Verbindung
stehen durch den Inguinal-, bez. CruralkanaL 2) Das
innere Loculament liegt zwischen Fasoia transversa
und Peritonaeum parietale, das zu einer Falte ab-
gehoben ist und dessen BUtter mit einander ver-
wachsen sind. 3) Der äussere Bruchsack liegt vor
oder im Inguinal-, bez. Cruralkanal, er darf also
auch interstitieli sein. (Niemals aber darf dies der
innere Bruohsack sein I) 4) Beide Säcke mündoi
in die AbdominalhOhle durch ein gemeinachaf tUches
Ostium. Wegen der GrOese der Bruchsäoke wird
keine Forderung gestellt und es genügt z. B. voll-
kommen, wenn von einer grossen peritonäalen
Höhle aus eine ganz kurze Peritonäalausstülpung
in den Leisten-, bez. Schenkelkanal gerade noch
eindringt
Die 43 sicheren Fälle waren 36 Hemiae inguino-
properitonaeaka \md 7 Hermaecruro-fnvpe^^
Unter den trsUren betrafen 35 ICänner, von denen
14 einen mangelhaften Descensus testiculi zeigten.
Ein charakteristisches Symptom für die properi-
tonäale Bruchart ist das Yorhandmisein dnes sicht-
baren oder palpablen Tumor in der Leiatengegead,
der nichts Anderes ist alsderproperitonäaleBnioh-
sack, der sich an die Abdominalwaad anlehnt Bei
längerem Bestände erzeugt die Geschwulst eine
Druckatrophie der Bauchdecken. Der Bsudboefc-
inhaU wird meist von Dünndarm gebildet Der
Bruchinhalt kann eingekhmmi werden : 1) am ge-
meinschaftUchen abdominalen Ostium, 2) am Se-
parateingange in das properitonäale Divertikel,
3) am Halse des äusseren Bruchsackes. Alle diese
Möglichkeiten wurden auch beobachtet Die I^
kkmmungserseheinungm haben das Merkwürdige,
dass sie oft sehr wenig stürmisch einsetzen, dass
die Eranken erst am 4., 6., ja erat am 10. Tage
nach Beginn der Inoaroeration zur Operation kamen.
Die eruropmionäakn Hernien kamen sämmt-
lich bei Frauen vor.
Die richtige Diagnoee schon frühzeitig zu steHsD,
ist für die einzuschlagende Behandlung ^n Wich-
tigkeit Bei 36 inguino-properftonäalen Hernien
wurde 16mal die Bruchart richtig diagnostidrt
hrtponSbiUtät der äusserenHemie bei einem betagte»
Individuum und ein tympaniHach klingender Htmor
über dem LeieUnbande, der in WeohaelbexMnmg
zum inguinalen Bruche steht, bilden ein unirügUdies
Merkmal.
Die cruro-praperiianäaie Hernie, deren Sym-
ptome weniger charakteristisch sind, ist bisher nur
2mal richtig diagnosticirt worden.
Freie inguino- oder cruro-properitonfialeHemien
oder incarcerirte Brüche, die sich reponiren lassen,
kommen nur sehr selten zur Behandlung und künnen
selbstverständlich nur schlecht und sehr unsicher
durch Bruchbänder zurückg^alten werden. Wohl
bei allen Eranken ist daher ein blutiger Eingriff
{Hemioiomie oder besser Hernio-Lapairokmiü) an-
gezeigt, sobald nur die Diagnose gesichert ist
Von 45 Eranken sind 39 der Operation mit mebr
oder minder günstigem Erfolge unterworfen worden.
Die properitonäalen Leistenhernien ergeben zor
Zeit eine Mortalität von 34Vo> clie SchenkelheniieB
von 50%.
Die Hemia inguino 'prqperitonaeaKe entsteht
meistens auf Qrund anomaler angeborener Ter-
hältnisse in der Leistengegend durch Binwiikong
mechanischer Momente, die sich im Sinne einer
Ablösung des Peritonaeum von der Bmchpforte
geltend machen. Ausnahmeweise kommt eine mehr
oder weniger vollständige Massenreduktion ein-
geklemmter oder freier Hernien in Betracht In
wenigen Fällen bildet sich der innere Bruchsack
zuerst und entwickelt sich von ihm aus der den
Leistenkanal durchsetzende äussere Bruchsack, oder
die beiden vorgebildeten Taschen rücken bei ihrer
YergrOsserung zu einem Ganzen zusammen.
Die Hemia eruro-properitonaealie entsteht Hut
immer durch Yorbildungder properitonäalen Tasche,
von der aus sich der Schenkelforuchsaok vorstOlpt
P. Wagner (Ldpeig).
Vm. Chirurgie, Augen- und Ohrenlioillunde.
161
276. üeber Badikaloperation nioht ein-
Seiklemiiiter Brftohe und ihre Sndresnltate ;
▼on Dr. S. Beresowsky in Moskau. (Deutsche
Ztachr. f. Chir. XL. 3 u. 4. p. 295. 1895.)
B. hat das in der Bemer KUnik in den letzten
3 Jahren angesammelte Material, das 220 Radikal-
operationen verschiedener, nicht eingeklemmter
BrQohe einschliesst, systematisch bearbeitet
Diese 220 Operationen wurden an 192 Kranken
ausgeführt SämmÜiehe Sranke smi genesen und
alle sind aus der Klinik ohne Bruchband enilaseen
worden, da keine Yorwölbung beim Husten und bei
Anspannung der Operationstelle vorhanden war.
Aeuseere Leieienbrüehe wurden 161 operirt,
darunter 84 mittels der Kanalnaht (85.30/o definitiv
geheilt), 48 nach der Yerlagerungsmethode (90.3%
definitiv geheilt) und 29 nach der neuesten Modi-
fikation der letzteren (100<>/o definitiv geheilt).
Die Beechreibung dieser verschiedenen Kocher '-
sehen Verfahren muss im Originale nachgelesen
werden.
Oruralhemien wurden 28 operirt (92.30/o defi-
nitiv geheilt); innere Leistenhernien 21 (83.3<^/«
definitiv geheilt). Hierzu kommen noch 10 Opera-
tionen von epigastrischen, Nabel- und Bauch-
brfichen mit 70*/o definitiven Heilungen.
Am Schlüsse der sehr ausffihrlichen Arbeit
stellt B. folgende Sfttze auf: „1) Die Indikationen,
welche die Bemer Klinik während der letzten
Jahre (1892 — 93) bei den Operationen leiteten,
kann man auf Grund der letzten 220 Operationen
als voUstftndig feststehende betrachten. Deit Wunsch
des Patienten darf in Folge der O^/o Sterblichkeit
und des geringen Procentee der Beoidive als eine
ganz genflgende Indikation zur Operation betrachtet
werden. 2) Die Grösse und die Dauer des Bruches
verschlechtem die Brognose weder hinsichtlich der
Heilungsdauer, noch in den meisten Fällen hin-
sichtlich des Beddivs. 3) Das AUer des Faiienien,
bez. ^(^ Sdhiaffheü seiner Bauchdecken beeinflussen
keineswegs weder den Operationsausgang, noch
die Sdmelligkeit der Wundheilung; sie haben nur
einen etwas grösseren Binfluss auf die Prognose
bezüglich des Beddivs. 4) Dank dem ziemlich
guten Operations- und Wundverlaufe darf die Oper
raiion der Hemiae inguinales obUquae bei den Kinf^
dem im frühen AUer fOr zuUssig erachtet werden.
Im Interesse der Aseptik ist nur für einen mög-
lichst hermetischen Yersohluss der Wunde zu
sorgen. Was die oft beobaditeten Beddive nach
den Operationen bd Udnen Kindern betrifift, so
kommen dieselben immerhin seltener vor als das
Ausbldben der Heilung bdBdiandlung durch Braoh-
bftnder. 5) Die besie MeOiode der Badikabperation
derHemiae inguinales obliquae ist die Idaste Modi-
fikatum der Koeher^sehen Methode, und zwar ans
dem <}nmde, weil diesdbe erstens betreffs der
Beddive keineswegs weniger dohere Besultate
aufwdst als die anderen gegenwärtig besten Metho-
den (Mac Ewen, Bassini) und zweitens, weil
Med Jahrbb. Bd. 248. Hft. 2.
diese Methode wegen der Einfachheit der 7\Behnik und
der Oefahrhsigkeit fwr dm Patienien, im Falle eines
gestörten Wundverlaufee, vor den eben erw&hnten
Methoden bedeutende Vorzüge hat 6) um der
Möglichkdt eines Beddivs vorzubeugen, ist be-
sondere Aufmerksamkeit während der Operation
auf den Zustand der Venen des Funic. spermaticus
zu richten und im Falle einer Varicocde soll die
Operation derselben möglichst gründlich ausgeführt
werden. 7) Die Verordnung eines Bruchbandes
nach einer richtig ausgeführten Operation imd Hei-
lung per primam ist überflüssig^^
Im Anschlüsse an diese Arbeit sd gleich einer
Mittheilung von Kocher: üeber die Erfolge der
Badikaloperation freier Hernien mittels der Ver-
lagerungsmethode (Arch. f. klin. Chir. L. 1. p. 170.
1895) gedacht, in der K. die neueste Modifikation
seiner Verlagerungsmethode, die laterale Verlage-'
rung, beschrdbt und durch mehr«» Abbildungen
erläutert Letztere dnd zu einem riditigen Ver-
ständnisse des Verfahrens unumgänglich nOthig;
wir müssen deshalb wegen aller Einzelhdten auf
das Original verwdsen. P. W a g n e r (Ldpzig).
277. üeber die Bttokwirkung der Badikal«
Operation von Bassini auf die Hemiotomie
des eingeklemmten Leiatenbraohes ; von Dr.
R Frank in Wien. (Wien. klin. Wchnschr. VIIL
28. 29. 1894.)
Das Verfahren von Bassini bd der Hernie«
tomie, sowie bd der Badikaloperation der frden
Leistenhernie von vornherein auf den Ldstenkanal
einzugehen und diesen zu spalten, hat folgende
Vorthdle: 1) Die Aufsuchung des Bruchsackes
geht viel leichter und sicherer von statten, wdl
die Schichten viel besser erkennbar und die Ver«
hütnisse vid dnüacher sind. 2) Das D^bridement
mit dem Hemiotom im alten Sinne entf&llt voll«
ständig; die Lösung der Einklemmung kommt in
den mdsten F&llen schon bd der IsoUrung des
Bruchsackes durch die Durchtrennung der äusseren
Schichten zu Stande. 3) Die Beposition der vor*
gelagerten Eingewdde ist vid einfacher und sicherer
und wesentlich schonender durdiführbar^ eines«
theils, weil sie nicht durch einen tiefen Trichter,
sondern einfinch durch dn Loch, dessen Bänder
ausgespannt gehalten werden, in den Baochraum
eingeschoben werden, andemtheils weil die Gefahr
dner Scheinreduktion in subserOse Lager aus-
geschlossen erschdnt 4) Der Schnitt ist von vom«
herein für die Badikalopwation günstig gdagert
5) Die Operation dauert nicht länger als die alte
Hemiotomie, bei complidrenden Brachsackverhält«
nissen kürzer. 6) Das Verfahren ist rationell, da
die Einklemmung fast ausnahmdos im Leisten«
kanale dtzt P. Wagner (Ldpzig).
278. Bin Fall von inguinaler Bhwenhemie;
von Dr. C. Mann z in München. (Münchn. med.
Wchnschr. XLII. 32. 1895.)
M. berichtet über eine in der Angerer 'sehen
ohimrg. Klinik operirte inguinale Blasenhertvie bd einem
21
i6i
vllL Chiruigie, Augen- vaiä Ohrenlieilkunde.
&6jühr. Kr., der 3 Wochen vorher an einem inoaroerirten
lieistenbruohe mit Erfolg operirt worden war. Derrecht-
seitige Leistenbmch war seit 14 Jähren allmählich ein-
fetreten nnd hatte sich nur wenig vergrössert Bei der
rnteiBUchong fand sich in der rechten Leistengegend
eine circa pflamnengrosse Geschwulst, die nach dem
LeistMikanale znräokeesohoben und so vollständig zum
Verschwinden gebraont werden konnte ; sie fohlte sich
weich und als ein einziger Sack an, gab tym^anitischen
Schall; bei Husten und Pressen vergrösserte sie sich nur
wenig. Keinerlei Blasenbeschwerden. Die Operation
ergab eine etwa taubeneigrosse Hemia ingutnalü tra-
direeta und eine JSemia vesicdlis ingtwnalia directa,
Verletzung der Blase, Niüit, Koch er 'sehe Badikalope-
ration, Verweilkatheter in der Blase. Eeikmg.
Die Erklfirung der Entstehmg der vorUegmdm
Blasmhemie ist dahin zu geben, dass auf die be-
reits atrophische Blasenwandung an ihrem extra-
peritonAalen Theile ein prävesikales Lipom einen
Zug ausgeübt und ein Divertikel ausgezogen hat,
das seitlich vom Bectus nach der Oegend des
äusseren Leistenringes gewandert und hier ganz
feine bindegewebige Yerwachsungen mit den HüUen
des Bruchsackes eingegangen ist
Bemerkungen über die Aetiologie und Sym-
ptomatologie der Blasenhemie beschliessen die
Arbeit. P. W a g n e r (Leipzig).
279. Blasengesohwülste bei Faohsin-Arbei-
tem; von Dr. L. Behn in Frankfurt a.M. (Arch.
r. klin. Chir. L. 3. p. 588. 1895.)
Ueber die Aetiologie der ElasengeschiwuUte ist
noch wenig bekannt Strikturen, cbron. Cystitis,
Steinleiden haben in ganz seltenen Fällen zu gut-
artigen und bösartigen Blasenneubildungen geführt
Es ist ohne Zweifel sehr auf&llend und gewiss
nicht durch die örtliche Beschaffenheit bedingt,
dass die grosse Mehrzahl aller Blasentumoren
(86<^/o Fenwick) um die Ureteren, im Blasen-
grund und im Trigonum ihren Sitz hat Der
Befund deutet offenbar darauf hin, dass die Ent-
wickelung dieser Geschwülste mit> dem aus den
Ureteren fliessenden, bez. dem stagnirenden Urin
in einem gewissen Zusammenhange steht
B. hat in jüngster Zeit 3 Kranke operirt, bei
denen die Entstehung von Blasengeschwülsten auf
einen chemischen Beiz zurückgeführt werden
musste. Sämmtliohe Kranke waren Arbeiter einer
Anilinfabrik und waren bei der Fuchsinbereitung
beschäftigt. Es war von vomheiein auffallend,
dass von 45 Arbeitern 3 von dieser immerhin
seltenen Erkrankung befallen wurden, während
ein 4. Arbeiter schon vorher anscheinend an
Hämaturie zu Orunde gegangen war. Als schä-
digende Stoffe kamen wesentlich die Bestandtheile
des Fuchsin, nämlich Anilin, Nitrobenzol und
Toluidin in Betracht Ueber Toluidin ist wenig
bekannt; dagegen wissen wir, dass Nitrobenzol im
Körper in Anilin umgewandelt wird ; letzteres ist
aber bei Vergiftungen im Harne nachgewiesen.
Auf seine Nachforschungen hin erfuhr R., dass die
neuen Arbeiter in der sogen. Fuchsinschmelzhalle
von äusserst starkem Hamdrange befallen, werden,
und zwar namenüich bei heissem Wetter, wo die
Verdunstung des Anilin, Nitrobenzol u. s. w. be-
sonders stark ist Mit der Zeit scheinen sidi die
Kranken daran zu gewöhnen und schenk^i einon
geringen Harndrang keine Beachtung mdir.
Die Fälle B-'s waren folgende:
1) 4Qjähr. Mann; 15 Jahre im Fachsinkochraiun
thätig. Apfelgrosses Fibroma populäre der Blase, am
rechten Ureter sitzend. Sectio alta, Exoision, Blasen-
naht, HeHunf.
2) Arbeiter, 29 Jahre im Fuchsinkoohraam th&tig.
2 taubeneigrosse Papillome^ je am rechten und linken
Ureter sitzend. Sectio alta, Ibcoision. Blasennaht Die
Nahtstelle wurde theüweise nekrotisch ; langsame Heüung,
3) 48jfthr. Kr., seit 20 Jahren im Fachsinschmelz-
ranm thätig. SekUdförmigee Sarkom der Blaee. Resek-
tion mit Wegnahme des linken Ureterenendes. Implan-
tation des Ureters in den oberen Wandwinkel. Eeäung.
Baldiges Recidiv. Tod,
B. kommt zu folgenden Schlüssen: 1) Die
Oase, die bei der Fuchsinfabrikation sich ent-
wickeln, führen zu Störungen in dem Hamapparat
2) Bei langjähriger Besdiäftigung in dem Fuchsin-
Bietrieb können sich in Folge des dauernden Beizes
Blasengeschwülste entwickeln. 3) Die schädigende
Einwirkung beruht im Wesentlichen auf der Eün-
athmung von Anilindämpfen.
F. Wagner (Leipzig).
280. Die operative Heilung der Prostata*
hsrpertrophie ; von Dr. H. Eümmell in Ham-
burg. (BerL Klinik 86. Aug. 1896.)
Im Gegensatze zu der Guyon-Lannois -
sehen Ansicht, wonach die Prostatahypertrophie
eine Theilerscheinung einer Ctesammterkrankung
des Hamapparates sei, hält K. an der auch von
vielen Anderen getheilten Ansidit fest, dass die
Prostatahypertrophie eine lokale Erkrankung der
höheren Lebensjahre ist, von deren Beseitigung
auch ein positiver Erfolg zu erwarten ist Diese
Anschauung wird durch die zweifellosen, durch
dieses oder jenes Verfahren erzielten Erfolge und
vollständigen Heilungen nach Wegräumung des
durch die Prostata gesetzten Hindernisses gestützt
Was nun die ibthodm der operativen Behandkmg
anlangt, so zerfallen sie in 2 Eategorien, je nach-
dem sie das Hindemiss der Urinentleerung anzu-
greifen suchen, IVoeiatonue, IVosUUektomie, oder
eine mehr oder weniger radikale Beseitigung des
hypertrophischen Organs bezwecken. In neuerer
Zeit hat man danach gestrebt, durch geeignete
EingrifPe eine Bückbildung der vergrösaerten Pro-
stata zu erzielen und die damit zusammenhängen-
den Beschwerden zu beseitigen oder wenigstens
zu bessern : Unterbindung der die Voreteherdrüeevet'
sorgenden Arterien {EieT)\ kimeiMiche Atrophie der
I\'ostata diurch CastroHon (Bamm, White u. A).
Namentlich die letztere Operation mit ihrer sehr
einfachen und wenig eingreifenden Technik iet in
den letzten beiden Jahren vielfach und anschei-
nend meist mit gOnstigem Erfolge ausgefOhrt
worden. Auch E. hat sie in 8 Fällen ausgefßhrt
und bei allen Kranken bedeutende Besserung in
VJLLL Ghiroigie, Augen- tmd Ohrenheilkunde.
163
d€r üiinentleemng, bei der Hehrzahl auch nach-
weisbare Schrumpfung der Prostata erzielt Die
meisten Operationen liegen erst kurze Zeit zurück.
AoffoUend ist, dass ein Autor unter 6 Operirten
4 an akuter Manie verloren hat, wAhrend in den
Hbrigen bis jetzt aus den yerschiedenen Ländern
mitgetheilten 53 Fällen keine Andeutung über eine
consekutiye Psychose zu finden ist
Wenn es gelingen würde, durch einseüige
CasircUum denselben Erfolg wie durch die doppel-
seitige zu erzielen, so würde dies als ein ganz
wesentlicher Fortschritt zu begrüssen sein. Die
Zeugnngsfähigkeit würde dadurch nicht aufgehoben
und die Kranken würden sich leichter und eher
zu dieser Operation entschliessen. Bisher stehen
sich positive und negative Erfolge bei der ein-
sdügen Gastration bei Prostatahypertrophie gegen-
über. K. hat in einem Falle ein günstiges Resultat
erzielt P. W a g n e r (Leipzig).
281. Heilung der Hypertrophie der Pro-
stata mittels Durohschneidung und Ligatur
dee Samenstranges ; von Dr. L. Isnardi in
Turin. (Centr.-Bl. f. Chir. XXH 28. 1896.)
An Stelle der Castration empfiehlt L bei der
Prostatahypertrophie den Samenstrang zu durdi-
schneiden und die beiden Enden abzubinden. Bei
dnem 72jähr. Prostatiker hatte diese einfache
Operation vollen Erfolg. P. W a g n e r (Leipzig).
282. Ueber die Endresultate der Hydro-
oelenoperation durch Punktion mit Jodiigek-
tion; von Dr. Spalinger in Zürich. (Beitr. z.
klin. Chir. XIIL 3. p. 779. 1895.)
Sp. giebt zunächst einen geschichtlichen üeber-
blick über die operatwa Behandlung der Hydrocde
iegtis, geht dann auf den Stand der Frage im Be-
ginn der sog. antiseptischen Aera ein, um im An-
schluss daran über die Erfahrungen der Züricher
KUmk zu berichten. 1881 — 94 wurden daselbst
70 Hydrocelen behandelt, und zwar 5 durch ein-
fache Punktion, 48 mit Punktion und nachfolgen-
der Jodinjektion, 15 mittels antiseptischer Schnitt-
operation. Bei 2 Er. wurde letztere einerseits
und die Jodinjektion andererseits zugleich vor-
genommen. Yon den 48 mit Punktion und Jod*
injektion behandelten Kranken konnten 33 nach-
untersucht werden, davon waren 30 geheilt, 5 ■>■
14.28<^/o hatten ein Becidiv.
Sp. nimmt zur Frage der Hydrocelenoperation
folgenden Standpunkt ein : Es ist bei der geringen
funktionellen Störung, die das Leiden verursacht,
diejenige Behandlungsweise zu wählen, die die
kürzeste Erwerbsunfähigkeit und die geringste
Gefahr einer acddentellen Krankheit bietet Es
verdient deshalb die Punktion mit nachfolgender
Jodinjektion, obwohl sie der Vorwurf trifft, einen
grösseren Procentsatz vonRecidiven zu liefern, als
die einfachere, gefahrlosere, der Narkose entbeh-
rende Methode zum Normalverfabren erhoben zn
werden, während die Sdmittoperation, die in der
Hand des nicht absolut sicheren Antiseptikers viel
von ihrer Harmlosigkeit verliert, in hartnäckigen
und complicirten Fällen in ihre Hechte tritt
P. Wagner (Leipzig).
283. Die Behandlungsmethoden bei Ver-
letsungen derSohenkelvene amPonpart'soheQ
Bande ; von Dr. M. J o r d a n in Heidelberg. (Beitr.
z. klin. Chir. XTV. 1. p. 279. 1895.)
Im Anschluss an eine mit günstigem Ausgange
ausgeführte dqppeUe Dnierbindung und Besektion
der Sehenkelvene anlässlich der Entfernung eines
Sarkoms derLiguinalgegend bei einer 32jähr. Frau,
sowie an einen Fall von Venennahi ufegen seiüicher
Verletzung der Sehenkehene, in dem ebenfalls glatte
Heilung eintrat, stellt J. für das Verhalten des
Chirurgen gegenüber der Verletzung der Schenkel-
vene am Poupart'schen Bande folgende Sätze auf:
1) Die Furcht vor eintretender Gangrän nach Ligatur
der Vene ist unbegründet. 2) Die Ligatur darf bei
absoluter Lidikation ihrer Anlegung, d. h. bei aus-
gedehnter, insbesondere cirkulärer Verletzung der
Vene, sowie bei Verwachsungen der Vene mit
malignen Tumoren, unbedenklich ausgeführt wer-
den. 3) Handelt es sich nur um partielle Conti-
nuitättrennungen der Venenwand, wie sie bei zu-
fälligen Verletzungen anlässlich von operativen
Eingriffen in der Nachbarschaft oder bei Stich-
wunden der Leistengegend vorkommen, so ist die
Unterbindung möglichst zu vermeiden, namentlich
dann, wenn wegen sehr beträchtlicher Blutverluste
und dadurch eingetretener Herzsdiwäche das Zu-
standekommen des Collateralkreislaufes nicht mit
voller Sicherheit angenommen werden darf. 4) In
letzterem Falle ist die Naht der Venenwunde das
zweckmässigste und sicherste Verfahren.
P. Wagner (Leipzig).
284. üeber die Unterbindung der Vena
saphena magna nach Trendelenbnrg bei ünter-
Bohenkelvaiioen ; von Dr. 0. F a 1 s s t in Tübingen.
(Beitr. z. klin. Chir. XIV. 1. p. 153. 1895.)
In der Bruns 'sehen Klinik wurde die Unter^
blndung der V. saphena magna naeh Trendelen-
bürg bei ünterechenkelvarieen bisher 25mal vor-
genommen. F. hat nun dieses Material auf die
Endresultate geprüft. Berücksichtigt wurden hier-
bei alle Fälle, in denen die Er. zur Nachuntersuchung
zu bekommen waren und in denen seit der Ope-
ration mindestens ^/^ Jahr verstrichen war. Kurz
nach der Operation und bei der Entlassung warder
Erfolg immer gut. 11 Er. mit 13 Unterbindungen
konnten nachuntersucht werden. 12mal fand sich
eine dauernde Befreiung von Schmerzen, Beseiti-
gung von (beschwüren und vollständige Wieder-
erlangung der Erwerbsfihigkeit, ein Zustand, den
man wohl als Heilung betrachten darf. Die Hei-
lung bestand in 9 FäUen 1 — 2 ^^ Jahre. Die Varicen
selbst kommen i^ der Hegel nicht zur Bückbildungj
164
YLLL Chirurgie, Augen- and OhienheiUninde.
nur die Spannung durch den übennfiasigen Blut-
druok wird beseitigt
Mit Einschluss der Bruns'schen Fälle hat F.
in der Literatur 176 F&lle von Trendelen-
burg'soher Operation bei ünterschenkelvarioen
gefunden. Von 100 Kr. sind 85 Ton ihren Oe-
Bchwüren und Schmerzen mindestens Vi <^<^ ^S
befreit geblieben.
Die Trendelenburg'sche Operation steht
an Einfachheit, üngeffthrlichkeit und Sicherheit des
Erfolges weit aUen übrigen Methoden Toran und
ist deshalb aufs Wftrmste zu empfehlen.
P. Wagner (Leipzig).
285. Die temporare Besektion der Clavi-
onla; von Prof. Madelung. (Beitr. z. klin. Chir.
3IV. 1. p. 229. 1895.)
Der Gedanke, durch Wegräumu^g der knöcher-
nen Deckplatte, der Clavicula, den subdaviculAren
Baum frei zu legen, ist nicht neu. Er wird aber,
80 scheint es, bis heute noch nicht genügend aus-
genutzt Lftngere Zeit wurde als Voroperation
ausschliesslich die totale oder partielle Exdsion
benutzt Die temporäre Besektion der Ckwieula,
d. h. die Auseinanderlagerung: der mittels Duroh-
sftgung in 2 Stücke zerlegten Clavicula, ausgeführt
in der Absicht, diese Knochentheile wieder zu-
sammenzufügen und so die Continuität des Schulter-
gürtels zu erhalten, ist zuerst 1882 von Dol-
mann, später von v. Langenbeck, v. Yolk-
mann, Botter, Bardenheuer und Ollier
empfohlen worden.
M. hat die temporäre Besektion der Clavicula,
die in die Beihe der typischen Schuloperationen
aufgenommen zu werden verdient, 2mal grosseren
Operationen vorausgeschickt und hat damit Auf-
gaben befriedigend gelöst, denen auf andere Weise
wohl nicht hätte genügt werden können. Li einem
Falle war die Nervennaht am zerrissenen Plex.
brachial, auszuführen, im anderen handelte es sich
um die Exstirpation eines enormen cystischen
Lymphangioms. Die Durchtrennung des Schlüssel-
beines erfolgt an der Grenze des inneren Drittels
schräg von innen oben nach unten aussen. Die
HM. pectoraL werden quer durchschnitten ; dadurch
wird die ünterschlüsselbein- und Achselgegend
vollständig freigelegt Das Schlüsselbein wird
mittels einer Silberdrahtsutur vereinigt ; die Muskeln
werden genau genäht
Die temporäre Besektion der Clavikel wird
ausser bei Eingriffen an den Blutgefässen und Ner-
ven der Subclaviculargegend, auch bei der Aus-
rottung der hier und in der Achselhöhle liegenden
Neubildungen, bei Erkrankungen der obersten Bip-
pen, der Lungenspitzen u. s. w. in Betracht kommen.
Der Arbeit ist eine topographische Tafel bei-
gegeben. P. W a g n e r (Leipzig).
286. Weitere Brfahmngen überfrüluieitige
Bewegungen gebroohener Glieder mit beaon-
derer Büoksioht auf die untere Bztremit&t;
von A. V. Bardeleben in Berlin. (Arch. f. kliiu
Chir. L. 3. p. 551. 1895.)
Die Behandlung mit CMiverbänden ist bei allen
Beinbrüchen in der v. Bardeleben'schenElinik
durchgeführt worden, wenn nicht die Schwere der
Yerletztmg, die eher an Amputation, als an Geh-
verband denken liess, oder innere Verletzungen
und Erkrankungen, oder Alterschwäche, oder das
kindliche Alter, oder endlich der WiUe des Kr.
Anlass gaben, davon abzustehen. Im Laufe der
letzten 12 Mon. (bis April 1895) sind 58 Kr.
(45 Männer, 11 Weiber, 2 Kinder), von denen
17 Obersohenkelbrüche, 39 üntersohenkelbrüdie
und 2 Kniescheibenbrüche hatten, mit (^ehverb&n-
den behandelt worden, so dass jetzt Erfahrungen
über 181 Beinbrüdie, und zwar 135 Untersohenkel-
brüohe, 7 PateUarbrüche, 38 OberschenkelbrQohe
und 1 oomplicirte Fraktur des Ober- und Unter-
schenkels an demselben Beine vorliegen. In keinem
Falle zeigten sich Naohtheile der Methode. Die
Yortheile für das verletzte Glied und das All-
gemeinbefinden waren regelmässig sehr gross; die
nicht direkt betroffenen Oelenke konnten nach Ab-
nahme des Verbandes frei bewegt werden. Mnskd-
atrophie. Delirium und Alterskatarrhe blieben ans.
Die Heilung war kürzer als sonst.
P. Wagner (Leipzig).
287. Tödtliohe Fettembolie naoh gewalt-
samer Streokimg beider Kniegelenke ; von Dr.
A. Ahrens in Tübingen« (Beitr. z. klin. Chir.
XIV. 1. p. 235. 1895.)
Dass nach geioaUaamer Streckung von Qtknkr
oontrdiduiren tödÜiche FsttemboUe vorkommen kann,
lehrt je eine Beobachtung aus der Hallenser and
aus der Marburger Klinik. Binen weiteren Fall,
eine 53jähr. Pat betreffend, theilt A. ans der
Tübinger chirurgischen Klinik mit.
In diesem Falle ist sehr beaohtenswerth, dass die mit
groaster Vorsicht aosgefohrte Streckung beider Knie-
gelenke, auf die der Name Brisement force g»r nicht
passt, hinreichend war, eine Knochenverletzung zu be-
wirken, die zur Entstehung von tödtlioher Fettembolie
Anlass gab. Denn die GeraäestaUang war durch die Oe-
wichtsextension schon grosstentheils erzielt und daher
nur ein naz geringer Dmck bei der manuellen StreckoDg
erforderuch. Begünstig wurde jedenfalls das Zostande-
kommen der Fettombohe durch eine starke Malade der
Knochen. Nicht ganz ohne Einfloss auf den tödtUohea
Verlauf dürfte der schlechte Ernähramnrostand, wie er
durch einen chronischen Darmkatarrh bedingt war, ge-
wesen sein. EigenthämUch ist auch, gerade wie in dem
Hallenser Falle, das Einsetzen der scnweren ErBcheinno'
gen erst nach 2tägigem subjektiven Wohlbefinden.
Man wird sich jedenfalls daran gewöhnen
müssen, das Brisement foro6 keineswegs als so
harmlos anzusehen, wie früher vielfach geschehen.
Seine Anwendung ist nur gestattet bei den frischeroi
Contrakturen mit leichterem Widerstände, diealle^
dings auch meist dem permanenten Zuge nicht su
widerstehen pflegen. Gontraindicirt ist der Ein-
griff entschieden dann, wenn in Folge der lang-
dauernden Inaküyitftt eine vorgeschrittene fettige
vui. Chirurgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
165
Degeneration der Enodien oder Muskeln angenom-
men werden muss. P. W a g n e r (Leipzig).
288. üeber die spontane Geradestreokung
der rhaohitisohen üntersohenkelverkrftmmon-
sen; von Dr. G. Kamps in Tübingen. (Beitr. z.
klin. Chir. XIV. 1. p. 243. 1895.)
Die Thatsaohe, dass die Krümmungen der Beine^
die man bei so vielen kleinen Kindern in den ersten
Lebenqahren beobachtet, sich mit der Zeit wieder
ausgleichen, ist allgemein bekannt Bruns hat
schon längst dieser spontanen Qeradestreckung der
rhoMHschen ünterschenkdverkrümmungen seine be-
sondere Aufmerksamkeit geschenkt K. veröffent-
licht nun die Resultate der Untersuchungen, die in
der Tübinger ohirurg. Klinik in der Weise an-
gestellt wurden, dass bei der ersten Vorstellung
des rhaohitisohen Kindes Gipsabgüsse von den ver-
krümmten Unterschenkeln genommen und dann
nach Jahren (im Durchschnitt nach 4 </, Jahren) die
Kranken nachuntersucht wurden. Bei dieser Ge-
legenheit wurden wieder Gipsabgüsse angefertigt,
so dass nun eine sehr genaue Vergleichung des
froheren und des gegenwärtigen Zustandes möglich
war. In keinem Falle fand eine operative oder
orthopädische Behandlung statt ; letztere war aus-
schliesslich allgemein antirhachitisch und auf Besse-
rung des Allgemeinbefindens gerichtet Die Fälle
betrafen ausschliesslich höhere Grade der Deformi-
tät ; in vielen war das Gehen sehr behindert, in
manchen unmöglich. In einer Anzahl von EUlen
war die Osteotomie nur wegen der Schwächlichkeit
der Kinder verschoben oder ihre Ausführung von
den Eltern verweigert worden.
Die Ergebnisse von 32 Nachuntersuohnngen
fiasst K. in folgende Sätze zusammen :
„1) Bei der grossen Mehrzahl der rhaehüischen
Uhterschenkekerkrümmungen trüi spontane Gerade-
riMung ein. Von den Kranken K.'s, die nur
schwere Formen betrafen, heQten 75<>/o, besserten
sich 15.3<>/0 xmd blieben ungeheilt 9.7<>/o.
2) Die spontane Oeraderichhmg nwnnU meist
einen Zeitraum von 2 — 4 Jakren in Anspruch. Bei
den Kindern, bei denen die Verkrümmung im 1.
oder 2. Lebensjahre entstanden, ist die Gerade-
richtnng im Alter von 4 — 5 Jahren perfekt
3) Besteht im Alter von 6 Jahren die Verhrüm-
mung noch unverändert fort, so bleibt die l^pontan-
heilung überhaupt aus; ea handelt sich bei diesen
Fällen stets um schwerste allgemeine Rhachitis/'
Der Arbeit sind 2 Tafeln Abbildungen bei-
gegeben. P. W a g n e r (Leipzig).
289. Sin Fall von gommösier Erkrankung
der Orbita, der mittleren Sohädelgmbe nnd
des Gtobims; von Dr. E. Blessig in Petersburg.
(Klin. Mon.-BL f. Augenhkde. XXXin. p. 325. Sept
1895.)
San Vater gesunder Kinder hatte vor 13 Jahren eine
loetisehe Erknukung am Penis gehabt, deren Diagnose
jedoch nicht ganz sicher war. Luetische AUgemein-
erscheinungen waren nicht aufgetreten. Im Fräbjahre
1893 gummöse Ülceration an der Nase; Behandlung mit
scharfem Löffel Im April 1894 Hervortreten des rechten
Auges mit starken Schmerzen in Augenhöhle und Schl&fe;
Chemosis der Bindehaut Anfisthesie der Haut im Gebiete
des 1. und 2. Astes des Trigeminus; Keratitis nenropara-
lytica; Zunahme des Exophthalmus trotz energischer
antiluetischer Behandlung ; vollständige ünbeweglichkeit
des Augapfels. Die Keratitis neuroparalytica allein
besserte sich. Im September plötzliche Erblindung des
rechten Auges. Nun wurde die Ezenteratio orbitae vor-
genommeD, wobei ein waUnussgrosser, ziemhch scharf
begrenzter Gummiknoten hinter dem Augapfel entfernt
wurde. Die Operation, selbst die Abtragung des Periostes,
war wegen Anästhesie der Orbita kaum schmerzhaft, ob-
gleich wegen schlechter Athmung kein Chloroform mehr
sieben werden konnte. Im October Schmerzen auch in
der linken Augenhöhle ; Papille verwaschen, Stauungs-
erscheinuDgen. Verändertes Athmen, Somnolenz, Tod
am 3. Deoember. Die Sektion ergab, dass die Gummi-
geschwulst sich durch das Foramen opticum und die
Fissura orbital, sup. in die rechte mittlere Schädelgrube
fortgepflanzt hatte. Ausserdem interstitielle I^ber-
Sypnilis. Lamhofer (Leipzig).
290. Angiome kystiqoe de Torbite ; eleotro«
lyae ; par E. V a 1 n d e. (Ann. d'Ooulist CXI V. 3.
p. 210. Sept 1895.)
Bei einem lOjähr. Mädchen war nach einem Stosse
an eine Thüre Exophthalmus des linken Auges auf-
getreten, der nach Punktion und Entleerung der in den
Muskeltrichter reichenden Cyste zwar sofort zunickging,
aber auch sehr bald wieder soweit zunahm, dass das Auge
nicht mehr von den lidem bedeckt werden konnte. Da
eine Entfernung des Angioms mit Erhaltung des Aug-
apfels nicht möglich war, die wiederholten Funktionen
nur vortlbergehenden Erfolg hatten, versuchte V. den
Constanten Strom, brachte den positiven Pol in die Cyste,
den negativen in die Umgebung. Schon nach ein paar
Tagen und 2maliger Einführung der Elektroden trat
dauernde Heilung ein. Lamhofer (Leipzig).
291. mttheilimg eines Falles vonpnlsiren-
dem Bzophthalmas ; von Dr. Anton Frank,
(Prager med. Wchnschr. XX. 39. 41. 1895.)
Ein 21 jähr. Mann, der im 11. Lebensjahre an einer
leichten linkseitigen, Va Jahr dauernden Elemichorea ge-
litten hatte, dann aber ganz gesund und kräftig war,
spürte nach einem 2 m hohen Eopfsprunge in das Wasser
ein Sausen im linken Ohre, das er auf eingedrungenes
Wasser schob. Das Sausen wurde stärker, das Auge
vergrösserte sich nach Angabe des Kranken, und darum
wandte er sich an die Klimk. Bort wurden die bekann-
ten Zeichen eines pulsirenden Exophthalmus g^bnden.
Ein Druck auf die Carotis der linken Seite verminderte
die Geräusche am Auge. Das Sehvermögen und der
Augenspiegelbefund waren normal. Nach der Ünter-
binuung der Carotis oommxmis über dem Omohyoideus
besserte sich der Zustand nur soweit, dass die lästigen,
den Schlaf raubenden subjektiven Beschwerden des Sau-
sens aufhörten, aber der Exophthalmus nidim mit der
Zeit noch zu. Die Pulsation des Augapfels blieb sichtbar,
über dem Augapfel waren die Geräusche fast eben so
deutlich zu hören, als vor der Operation ; ausserdem ent-
wickelte sich am Augenwinkel eine Geschwulst von stark
erweiterten Venen. Lamhofer (Leipzig).
292. On the diagnosis and treatment of
diseases on the tear passages; by Dr. M. Ram-
say. (Bdinb. med. Joum. ODLXXXI. p. 18; July
1895.)
166
yin. Chirurgie, Augen- und Oloenlieilkunde.
Der Vortrag R's ist eine ausfQhrliohe Be^
Bprechung der Erkrankungen der Thrftnenwege und
deren Behandlung. Einige Abbildungen veran-
schaialiohen das klinische Bild der Dacryocystitis,
sowie die von R. angegebenen Sonden für den
Thränennasenkanal. Lamhofer (Leipzig).
293. De Peleotrolyse daiis le traitement
des setridBBements des voies laorymales;
par le Dr. FSlix Lagrange. (Arch. din. de
Bordeaux IV. 9. p. 399. Sept 1895.)
In einer sehr ausfQhrlichen Arbeit mit vielen
Krankengeschichten empfiehlt L. bei der Behand-
lung der durch Schleimhaut-Infiltration oder durch
Narben erzeugten Verengerung der Thränenwege
die Elektrolyse. Es wird ein schwacher constan-
ter Strom eingeleitet, der negative Fol in den
Thränenweg, der positive in die Nase. Nicht eine
Anätzung, sondern nur eine Erweichung, eine
Lockerung der Striktursteilen soll erzeugt werden.
Nach der Elektrisirung, die in vielen Fällen gar
nicht, oder nur ein Paar Ual wiederholt zu werden
braucht, und die ganz schmerzlos ist, werden die
Thränenwege in bekannter Weise durchgespritzt
Das elektrolytische Verfahren hat ausserdem noch
nach L. einen antiseptischen Werth.
Lamhofer (Leipzig).
294. Die Anwendung starker Elektro*
magneten 'sam Heranaziehen von Bisenaplit-^
tem ans dem Ange; von Prof. H. Schmidt-
Bimpler in QOttingen. (Berl. klin. Wchnschr.
XXXn. 40. 1895.)
Schm.-R berichtet über seine Erfahrungen,
die er bei der Entfernung von Eisensplittem aus
dem Auge mittels eines ungemein starken Elektro-
magneten aus dem physikalischen Institute in
JG^Gttingen gemacht hat. Die Erfolge entsprechen
den von Ha ab und Anderen angegebenen. In
mehreren Fällen vermochte auch der starke Elektro-
magnet nicht den Eisensplitter herauszuziehen und
es musste nachträglich mit dem kleinen Elektro-
magneten von Hirschberg eing^angen werden.
Oefter kam es vor, dass erst nach längerem An-
liegen des grossen Magneten der Eisensplitter zum
Vorschein kam. lieber den Schmerz, der gewöhn-
lich beim Anlegen des Magneten vom Kranken
empfunden wird, äussert sich Schm.-B., dass er
allerdings ein sicheres Zeichen von der Anwesen-
heit eines Fremdkörpers sei, aber aus dem Fehlen
des Schmerzes dflrfe man nicht auch auf ein Fehlen
eines Fremdkörpers schliessen. Der Magnet wirkte
so stark, dass manchmal das Auge förmlich aus
der Augenhöhle herausgezogen wurde, wenn der
Eisensplitter nicht rasch aus der Hornhaut drang,
sondern sich gegen sie im letzten Augenblicke
anstemmte. Einmal wurde mit dem Splitter ein
Stückchen Regenbogenhaut mit herausgerissen.
Der Magnet wirkte schon in 1cm vom Ange.
Am besten legt man den Magneten an den Band
der Regenbogenhaut an, wenn der Splitter durch
die Hornhaut in das Auge gedrungen ist, weil so der
Splitter bei seinem Austritt aus dem Augeninnem
die geringsten Verletzungen macht Nur wenn
die Linse verletzt und breiig ist, kann der Splitter
durch diese und die Hornhaut herausgezogen wer-
den. Der Abhandlung sind mehrere ausführliche
Krankengeschichten beigegeben.
Lamhofer (Leipzig).
295. Casnistisohe Beiträge snr Benrthei-
lung des Werthes der ])ffagnetextraktion ; von
Dr. Purtscher in Klagenfurt. (Centr.-Bl. f.
prakt Augenhkde. XIX. 4. 1895.)
P. berichtet ausführlich über 9 Kranke, denen
ein Eisensplitter in das Auge gedrungen war. Die
Entfernung der Splitter wurde mit dem Hirsch-
berg'sehen Elektromagneten vorgenommen. P.
räth, alle Verletzten zu operiren, und zwar so früh
als möglich, wenn auch nach mehreren Tagen oder
Wochen noch günstige Erfolge manchmal erzielt
würden. Den Augapfel eröffnet er nicht wie
Hirschberg nach unten aussen, sondern nach
oben aussen, weil es sicher leichter von oben her
gelänge, die untere Augapfelhälfte mit dem Magne-
ten zu bestreichen. L a m h o f er (Leipzig).
296. üeber einen seltenen Fremdkörper
in der Augenlinse; von Dr. Heinr. Chalu-
peck^ in Prag. (Wien. klin. Bundschau IX. 30.
p. 467. 1895.)
Einem 32jähr. gesonden Arbeiter wurde beim Oeff-
nen eines Fasses Zinnober in das Auge geschleudert.
Monate lang war das Auge, das unmittelbar nach dem
Unfälle ein&ch abgespült worden war, ohne Bntzündiing
und Beschwerden geblieben. Die aufftilende Yerfarbiing
der Regenbogenhaut und die Erscheinung von fliegenden
Mücken veranlassten den Er. endlich, (ue Klinik aufzu-
suchen. Der Befand war: Hornhaut normal, keine Narbe
aufzufinden; die Regenbogenhaut schmutzig rostftirbea
(die des gesunden Auges blau) ; im innem untern Qua-
dranten eine kleine Narbe; Pupille normal; Trübungen
auf der Linsenkapsel und röthliohe Punkte in derRinden-
sohicht; übrige Medien rein. Später trat öfter geringe
Reizung, oüiare Injektion auf, die nach Atropin-Eänträof-
lung schnell verschwand. Lamhofer (Leipzig).
297. Aogenentsündong duroh Bindringen
von Banpenhaaren (KeraJtü, punckäa superficialis);
von Dr. El sehnig in Graz. (Elin. Mon.-Bl. f.
Augenhkde. yXXTTT. 6. p. 182. Juni 1895.)
Einem 14jähr. Mädchen wurde von einem anderen
Mädchen eine kleine grüne Raupe in das linke Auge ge-
worfen. Es traten sofort heftiger Schmerz, Lidkrampf und
Lichtscheu ein. 4 Stunden später kam die Er. zu £., der
einen begrenzten, hellen Homhautdefekt mit zahlreichen
kleinen Härchen fand. Die darauf foleende Entzündung,
die 1 Paar Monate währte, verlief voUständig unter dem
Bilde, wie es E. Fuchs für die bisher ätiologisch noch
unklare Keratitis punctata superficialis aufgestellt hat
Die Härchen schwanden schliesslich und wurden auf-
gesaugt, die kleinen Trübungen der Hornhaut störten das
Sehvermögen nicht Eine Betheiligung der Regenbogen-
haut oder des Ciliarkörpers, wie sie sonst bei Yerletznng
durch Raupenhaare beobachtet wurde, war in diesem
Falle nicht eingetreten, Lamhofer (Leipzig), .
Vtn. (Jhiruigie, Augeti- mid Ohrenkeilkunde.
167
298. Iie ourettage hydranlique de la oor-
näe; par Santarnecchi, Calre. (Annal. d'Ocu-
hsL CXIV. 3. p. 189. Sept 1895.)
Bei ausgedehnter Homhauteiterung giebt weder
der Schnitt nach SSmisch, noch die galvano-
Icaustische Behandlung stets befriedigende Erfolge.
Bei letzterer Behandlung ist ausserdem die Gefahr
der Zerstörung gesunden Homhautgewebes sehr
groBS. Sicherer ist die von v. Wecker empfoh-
lene Auskratzung des Geschwürsgrundes. Doch
glaubt S., der in seiner Th&tigkeit in Egypten
überaus viele Kranke mit Homhautgeschwüren
gesehen hat, dass die Auskratzung mit dem schar-
fen LOffel zwar erfolgreich und vor Allem unschild-
lich sein könne, wenn sie von meisterhaft geübter
Hand ausgeführt wird, sonst aber gefährlich sei
und dass doch nicht alle abgestorbenen Gewebe-
stückchen damit entfernt werden können. Dag^en
bat er auffallend gute Erfolge seit einigen Jahren
damit erreicht, dass er bei eitrigen Geschwüren
oder bei Abscessen nach einfacher Spaltung der
Abecessdecke (nicht Durchschneidung der ganzen
Hornhaut) den Geachwürsgrund mit dem Strahl
aus einer J^'schen Spritze unter Benutzung von
Sublimat (1 : 3000) reinigt. Nach der Beinigung
wird Atropin oder Scopolamin eingeträufelt und
ein antiseptischer Verband angelegt. Das ganze
Verfahren ist nicht schmerzhaft (unter umständen
Cocain), während die ebenfalls empfohlenen Subli-
matinjektionen unter die Bindehaut von den Kran-
ken meist nur einmal wegen der grossen Schmerz-
haftigkeit geduldet werden.
Lamhof er (Leipzig).
299. De Femploi des üdections soiuh
oe^Jonotivales masaiTes ; par L. de Wecker.
(Annal. d'OcuUst CXm. 6. p. 408. Juin 1895.)
Während v. W. von den Injektionen einiger
Tropfen Sublimat unter die Bindehaut ebenso wie
andere Kliniker keine Wirkung gesehen hat, fand
er, dass bei eitriger Hornhautentzündung, auch der
imtHypopyon, die 6- oderSmal wiederholte Injek-
tion einer halben iVovo^'schen Spritze die Krank-
heit zum Stillstande brachte und die erkrankte
Homhautstelle überraschend aufhellte. Als Injek-
tionsflüssigkeit verwendet er: Sublimat 0.015,
Eserin salicyl. 0.05, Aq. dest stenlis. 30.0. Ausser
diesen Injektionen und einem antiseptischen Ver-
bände wurde kein weiteres Mittel gebraucht.
Nekrose der Bindehaut, Oedem der Lider und
starke Schmerzen, wie sie von anderen Klinikern
gemeldet werden, beobachtete v. W. bei seinen
Injektionen nicht. Im Gegentheile, die Kranken
erholten sich rasch, schliefen wieder besser und
verlangten fast alle die Wiederholung der Injek-
tionen als „grosse Erleichterung^^
Lamhofer (Leipzig).
300. Ueber einen Fall von Bmbolie der
Centndarteiie mit Fjreibleiben dea temporalen
Netahaatbeairka nebst Bemerkimgenfiber die
oentripetcUen Fopillenfaaem ; von Prof. La-
q u e u r in Strassburg. (Aroh. f. Augenhkde. XXX.
2 u. 3. p. 75. 1895.)
Ein 20jähr., blühend aassehendes Mädchen erblin-
dete angeblich plötzlich auf dem linken Auge. Mit dem
Augenspiegel fand man milchige Trübung des Augen-
hintergrundes mit Ausnahme der Maoulagegend und der
daranstossenden Netzhaut bis in die äosserste Peripherie.
Kleine MaoolagefSsse und zwei grössere nach aussen
ziehende Arterien, die jedenfaUs hinter dem Embolus
ihren Ursprung hatten, waren deutlich. Das Oesichts-
faid war bis auf die Macnlagegend aufgehoben. Das Seh-
vermögen betrug Vt bei normidem centralen Sehvermögen
in der Nähe. Die Netzhauttrübung hellte sich allmählich
auf. Die Papille wurde weiss, die Arterien wurden dünn.
Sehvermögen und Gesichtsfeld bUeben gleich. Pat litt
an einem Klappenfehler der Mitralis.
AufiFallend ist, dass bei der beschriebenen Em-
bolie nicht nur die Macula, sondern die ganze
Qegend bis zur Ora serrata intakt bUeb, dass aber
das erhaltene Gesichtsfeld viel kleiner war, was
mit dem Faserverlauf der Nerven übrigens über-
einstimmt; femer das Verhalten der Pupille und
ihrer Reaktion auf Licht, indem ein Lichtbündel
auf den erkrankten Theil der Netzhaut geworfen,
deutliche Pupillarreaktion auslöste. Es sprftche
das dafür, dass es in der Netzhaut zwei verschie-
dene Faserarten gäbe, und dass die PupiUenfasem
die widerstandsfthigeren wftren.
Lamhofer (Leipzig).
301. Contribution s Petade de la nevrite
oedematauae d'origtne intraoranniene ; par
H. Parinaud. (Annal. d'Oculist CXIV. 1. p. 5.
Juillet 1895.)
Die Arbeit enthUt eine ausführliche Kritik der
verschiedenen Theorien über die sogenannte Stau-
ungspapille, besonders der von Schmidt und
Manz aufgestellten Druck- oder Stauungstheorie
und der von Leber und Deutschmann auf-
gestellten Infektionstheorie. Nach P. handelt es
sich einfadi um ein Oedem der Sehnerven, ein
lymphatisches Oedem, wie es sich auch in der
Oehimsubstanz vorfindet, das weder eine Folge
des hohen intracraniellen Druckes, noch einer
mechanischen Anstauung cerebraler Flüssigkeit im
Nerven ist Man müsse eben immer bedenken,
dass der Sehnerv nicht als blosser Nerv, sondern
als direkte Fortsetzung der (}ehimsubstiuiz anzu-
sehen sei. Dass auch bei einfachem Oedem von
lAngerer Dauer Veränderungen entzündlicher Natur
auftreten können, ist begreiflich. Jede organische
Flüssigkeit kann, ohne dass infektiöse Elemente
dazu kommen, entzündungerregend wirken, wenn
sie nicht erneuert wird. Da die innere Scheide
des Sehnerven wie eine „Bandage" um ein Ode-
matOses Olied wirkt, wird das Oedem in der Orbita
geringer sein, als im Gehirn oder gar in der Pa-
piUargegend, wo der Skleraring dazukommt und
geradezu wie eine „Ligatur^' wirkt
Lamhofer (Leipzig).
163
YIIL Chiroigie, Augen- und Ohienlieilkuiide.
802. Ueber die pathologische Anatomie
und Pathogenese der sogenannten Stauungs-
papille; Ton Dr. Anton Elschnig in Graz.
(Arch. f. Ophthalm. XLI. 2. p. 177. 1895.)
Die Untersuchungen von E. wurden an mehr
als 50 Personen aus verschiedenen Kliniken ange-
stellt. Es waren nur „Fälle von intracraniellen
Geschwülsten und intracraniellen Entzündungs-
processen mit Sehnervenerkrankung'^ Die Augen
waren fast alle während der Krankheit wiederholt
mit dem Augenspiegel untersucht worden. Die
Krankengeschichten und die Sektionsbefunde sind
einzeln und in Tabellen mitgetheilt Das Ergeb-
niss der Untersuchung ist folgendes :
Ein reines Oedem, eine Schwellung der Papille
als Folge intracranieller Erkrankung ohne Ent-
zündung konnte auch nicht in einem einzigen
Falle beobachtet werden; eben so wenig war
der Nachweis der Compression der Central-
gefässe zu erbringen. Die „Stauungspapille^^ ist
sowohl bei Hirntumoren als bei intracranieller
Entzündung eine Entzündung der Sehnervenpapille
mit starkem begleitenden Oedem, Vorquellen des
Sehnervenantheilee gegen das Innere des Aug-
apfels ; sie ist stets verbunden mit entzündlichen
Veränderungen des Sehnerven, seiner Scheiden,
sehr häufig auch der Netzhaut und der Chorioidea.
Die Neuritis ist das Primäre, das Oedem der Stau-
ungspapille ist eine häufige, aber nicht nothwen-
dige Thell- oder Begleiterscheinung der Neuritis.
Sowohl bei Gehirntumoren als auch bei inter-
cranieller Entzündung sind die dabei vorkommende
Neuritis N. optici intraocularis und die Stauungs-
papille anatomisch und im ophthalmoskopischen
Bilde gleich. Bei beiden Erkrankungen ist der
gefässführende und canalikuläre Theil des Seh-
nerven am meisten ergriifen. Das gilt besonders
für die intracraniellen Entzündungen, wo der orbi-
tale Theil des Sehnerven oft ganz entzündungfrei
gefunden wird, während der ganze übrige Sehnerv
schon erkrankt ist
E. glaubt, dass dieMeningitis und diePerineuritis
als Beweis dafür anzusehen seien, dassimSchädel-
mum irgend eine Entzündung erregende Schädlich-
keit wirksam ist, die vielleicht in einer geänderten
chemischen Zusammensetzung des Liquor cerebro-
spinalis besteht Eine Steigerung des intracra»
niellen Druckes ist gar nicht nöthig zur Verbrei-
tung dieser schädlichen Stoffe nach der Peripherie.
Wo sie vorhanden ist, mag sie begünstigend wir-
ken. Vom Thierezperiment auf den Menschen
schliessen wollen, geht nicht an. Beim Kaninchen
z. B. ist eine zehnfache Steigerung des normalen
intracraniellen Druckes nöthig, um Veränderungen
an der Sehnervenpapille hervorzubringen; beim
Menschen rufen geringe Drucksteigerungen schon
Convulsionen hervor. E. stellte bei Kindern mit
Graniotabes Versuche an, indem er die Schädel
comprimirte und dabei gleichzeitig den Augen-
hintergrund beobachtete. Erst nach öfter wieder-
holter Compression trat eine ganz difhse BSäiong
der Papille ein. Eine direkte und dauernde Be-
einflussung derNetzhautcirkulation durch Schwan-
kungen der Druckhöhen imSchädelraume ist schon
wegen der Netzhautfunktion nicht gut annehmbar.
Wann und warum die Neuritis in die Stauungs-
papille übergeht, warum letztere die sehr häufige
aber doch nicht stetige Begleitung oder Folge bei
Gehimleiden ist, das ist vorläufig noch nicht zu
entscheiden. Lamhofer (Leipzig).
303. Znr klinlsohen Bedeatnng bitempo-
raler G«siohtsf eiddefekte; von Dr. Georg
Abelsdorff in Berlin. (Arch. f. Augenhkde.
XXXI. 2. p. 160. 1895,)
Bei 3 £r. wurde in der Berliner Universitäts- Augen-
klinik temporale Hemianopsie beobachtet Nur bei einer
Kr. konnte sicher eine Störung am. Chiaama durch ein
Enchondrom angenommen werden, da sich auch am
übrigen Körper Enchondrome vorfanden. Bei der zweiten
26jähr. Kr. war die Sehstörung nach plötzlichem Auf*
hören der Menses, beim 3. Kr. zugleich mit Tabes dor-
salis aufgetreten. Bei diesen beiden Kr. ist wohl nicht
eine centrale Ursache der Hemianopsie anzunehmen,
sondern eine symmetrische Erkrankung der Sehner?en-
bündel. Lamhofer (Leipzig).
304. Blindgesohossen beim Selbstmord-
▼ersnoh; von E. Gottberg. (Aroh. f. Augen-
hkde. XXX. 2. 3. p. 193. April 1895.)
G-. berichtet über 3 Kr., die nach einem Selbstmord-
versuche durch Revolverschuss in die Schläfe Aufiiahme
in die Augenklinik von Prof. W e i s s in Heidelberg fanden.
Bei zweien war der eine Auraipfel ganz serschmettait,
der eine hatte Blutungen im Innern imd grosse weisse
Exsudatmassen bei vollständiger ErbUndung. Bei dem
3. Kr. konnte man anfangs in keinem Ange etwas Kruk*
haftes finden, obgleich vollständige J&blindung auch
sofort eingetreten wan später aber trat VerfÜrbung der
Pa{Hllen ein. Alle 3 Kr., ebenso wie ein 4., bei dem nur
ein Auge verletzt und erblindet war^ erholten ück sifiii-
lieh rasch imd gut von ihrem Unfälle.
Lamhofer (Leipzig).
305. The blind ofKentaöky: basedona
st.ady of one hnndred and seventy*flve pnpHs
of the Kentucky Institution for the eduoation
of the blind; by Dr. J. Morrison Kay. (Amer.
Pract and News XX. 3. p. 81. 1895.)
R. fand bei 175 ZOglingen des Blinden-Insti'
tutes in Kentucky, von denen 139 Weisse und
36 Farbige waren, dass die eitrige Augenentzün-
dung der Neugeborenen in den meisten Valien. (26*/i)
die Ursache der Erblindung war. Einen grossen
Procentsatz lieferten auch angeborene Katarakt,
Trachom und phlyktanul&re Bindehautentzündung
in der Kindheit Im Yerh<nisse zur Einwohner-
zahl von Eentucl[y ist die Zahl der Blinden sehr
hoch : 1 : 940 (in den Vereinigten Staaten 1:1218,
in England 1:1235), umsomehr, als das Xlima
und sonstige Yerhältnisse in Kentucky sehr gOnstig
sind. Auffallend ist noch, dass B. während vieler
Jahre unter vielen Tausenden von Augenkranken
nur 2mal Trachom bei Farbigen beobachtet bat,
und diese beiden waren Mulatten.
Lamhofer (Leipzig).
k
IX Hygieine und Staatsarzneikonde*
16»
306. De la pönibilito de voir son propre
ertfltaUin; par le Dr. A. Darier, Paris. (Ann.
d'Oculißt CXIV. 3. p. 198. Sept. 1895.)
Zur Antophakoskopie, zur Untersuchung der
eigenen Hornhaut und lanse, sieht man auf eine
etwa 5 m vom Auge entfernte Kerzenflamme, indem
man vor das Auge ein Concavglas von 30 — 40 D
setzt D. hat dne Anzahl von Linsenabbildungen
Bowohi der seiner eigenen Augen, als der von
anderai Beobachtern zusammengestellt. Für die
Diagnose beginnender Katarakt, für das Studium
derE«ntwickeIung der Linsentrübung und vielleicht
auch zur Beurtheilung des Einflusses der ver*-
schiedenen Behandlungsarten fortschreitender Trü-
bungen dürfte nach D. eine derartige ULngere Be-
obachtung von Nutzen sein. Eine m&asig weite
Papille (1 Ott Cocain) erleichtert die Beobachtung.
[Kurzsichtige brauchen weder Cocain, noch ein
Concavglas, um alle die Erscheinungen an der
Hornhaut, der Linse und die Mouches volantes in
grüsstor Deutlichkeit zu sehen. Für sie wird das
Bild noch schärfer, wenn ein schwaches Convex-
glas in einiger Entfernung vor das Auge gehalten
wird. Bef.] Lamhofer (Leipzig).
307. On the disavantages of monooular
Vision; by H. H. Whitehead. (Lancet 11. 2.
p. 89. 1895.)
Die Nachtheile des monoculären Sehens sind:
geringeres Unteracheidungsvermügen der rehitiven
Lage der Objekte, vermindertes Qesichtefeld, ver-
minderte SehschSrfe, besonders Abnahme der
Schnelligkeit der Unterscheidung einzelner Objekte,
sowie auch der Farben. Lamhofer (Leipzig)«
IX. Hygiefne und Staatsarzneikunde.
308. Berieht über Pooken und Pooken«
Impftmg. (Schluss ; vgl. Jahrbb. CCXLYIII. p. 60.)
F. TMmik der Impfung.
37) Beitrag mit Impftechmk; von A. Valenta.
(Wien. med. Fresse XXIX. 26. 1888.)
38) Note sur lea ristUtats comparatifs des revaccp-
nations au bras et älajambe; parStaokler. (BuU.
de Ther. Jnillet 15. 1889)
39) The technique of vaeematum ; by "W. N. Swift
(Boston med. and sorg. Joam. GXXX. p. 256. Sepi 13.
1894.)
40) Le procede de grattage dans la vaccination; par
G. Rafinesqne et F. Raymond. (Bali, de Ther.
CXXVL 8. p. 172. 1894.)
41) Noie sur la vaccination par graüage; par H.
Mas son. (Arch. de Med. et de Fharm. mil. XXIV. 12.
p. 513. 1894.)
42) Vaccination par grattage; par Dr. Ortega.
(Bull, de Ther. CXXYL 16. p. 369. 1894.)
Yalenta(37) bemängelt an den im Jahre 1885
vom Bundesrathe erlassenen AusfOhrungsbestim*
mungen zum deutschen Impfgesetze, dass die für
den Impfakt selbst vorgeschriebenen antiseptischen
Maassregeln durch die im Jahre 1887 für die Yer-
impfung von Olycerin-Thierlymphe gegebene Oe-
brauchsanweisung wieder aufgehoben seien, sowie
dass die vorgeschriebene Zahl (6 — 10) der Impf-
stellen geeignet sei, die Gesundheit des Impflinges
zu gefährden, und macht, namenüich für die Aus-
führung von Massenimpfungen, YorschUge, um die
Oefahr einer Infektion bei der Impfung selbst aus*
zoschliessen.
Bezüglich des ersten Punktes irrt Y., da die in
Bede stehende (Hfarauchsanweisung eine Ergänzung
der früher erlassenen Bestimmungen für den Fall
darstellt, dass flüssige Thierlymphe als Impfstoff
dient Mit seinen antiseptischen Yorschlfigen geht
er über das in den deutschen Bestimmungen Ge-
fordertp hinaus, insofern er nicht nur für jeden
Impfling, sondern auch für jeden Arm desselben
ein desinflcirteB Impfinstrument und die Ausfüh«
rang der Desinfektion durch Einlegen in mindestens
Spree Carbolwasser fordert und endlich bei Hassen-
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft 2.
impfungen, namenilidi bei Schulkinderin und Sol-
daten, die Anwesenheit eines Assistenten verlangt,
dem die Controle des Impfers und der Impflinge,
sowie die Desinfektion der Impfinstrumente obliegt
Als Impfwunden empfiehlt er Kreuzschnitte mit
der Impfhadel anzulegen, dabei aber über die Zahl
von 4 nicht hinauszugehen, da ein Mehr durch die
hervorgerufenen Entzündungserscheinungen dem
Impflinge Gefahr bringen könne. Er habe nicht
den Muth, die in den deutschen Bestimmungen
vorgeschriebene Anzahl der Impfstellen bei einem
Kinde anzulegen, „selbst dann nicht, wenn nur
durch eine so bedeutende Anzahl von Schnitten
eine Schutzkraft zu erreidien wSre", undhUtdiein
dem österreichischen Impfgesetze vom Jahre 1836
geforderten 4 Schutzpocken für ausreichend. Yiel
tausendfache Erfahrung hat das durchaus Unbe-
gründete der Befürchtungen Y.'s dargethan. Dafis
auch nur eineSchutzpocke ausreichend ist, für eine
bestimmte Zeit hinlängliche Schutzkraft zu bieteui
ist sicher, aber ebenso unzweifelhaft ist es, dasadie
Dauer dieser bestimmten Zeit bei individuell sehr
grossen Schwankungmi in geradem YerhUtnisse
steht zu der Zahl der zur Entwickelung gekom-
menen Schutzpooken.
Der bei früheren Yersnohen gewimnene Eiadraok,
dass die Bevaccination am Oberschenkel günstigere Er-
folge ergebe als am Arme, veranlasste Stackler (38)
von 177 im Alter von 6 — 14, meist 10 Jahren stehenden
Kindern, deren Erstimpfong am Arme stattgefunden hatte,
99 am linken Obersohenkd und 78 am linken Arme mit
je 4 Impfstellen gleichartig zu revacciniren. Der Erfolg
vertheilte sich in Procenten berechnet auf die beiden
Lokalitäten derart, dass festgestellt wurde:
positiver Erfolg Pocken
am Beine bei 23.2 Personen mit 12.37
9 Arme , 14.1 , „ 10.25
zweifelhafter Erfolg Pocken
am Beine bei 31.3 Personen mit 21.99
, Arme „ 32.0 , , 13.14
negativer Erfolg
am Beine bei 45.45 Personen
9 Arme ^ 5334 ^
22
170
IX. Hygidne und Staatsarmeücunde.
Die Erfolge der BevacoinatioEi am Beine erscheinen
somit als die günstigeren. Jedoch wird nicht angegeben
die Dauer des seit der Erstimpfung verflossenen Zeit-
raumes bei den zu den beiden Gruppen gehörigen Indi-
viduen.
Swift (39) sammelte Notizen über die Ans-
führang der Impfung in 99 der grOssten Städte in
den Vereinigten Staaten und in Ganada. Am be-
m^kenswerthesten daraas ist, dass in 51 Städten
(darunter New York, Chicago, San Francisco, Phila-
delphia, Washington, New Orleans) gewöhnlich nur
1 Lnpfpastel angelegt wird. Es erscheint das als
durchaus ungenügend, da mehrere Pusteln ent-
schieden einen besseren Impfschutz gewähren,
unter Anderem führt Sw. die Statistik vonSeaton
und Buchanan an, die 1863 bei über 60000
Londoner Schulkindern Untersuchungen darübec
anstellten. Es fianden sich unter je 1000 Kindern :
Kinder mit Pockennarben
ohne Impfiiarben 360.0
mit 1 „ 6.8
, 2 , 2.49
• 3 „ 1.42
, 4 oder mehr Impfiiarben 0.67
Anstatt der gebrftuohlichen Impf methoden durch
Schnitt oder Stich empfehlen Bafinesque und
Baymond (40), die Epidermis in einer Ausdeh-
nung von einigen Quadratmillimetem abzusdiaben
und die Lymphe auf die so entstandene absorbireude
SUche zu bringen. 214 so wiedergeimpfte Kinder
von 7 — 13 Jahren ergaben 50% Erfolg, während
eine Controlimpfung bei 256 durch Stich [warum
nicht durch Schnitt? Bef.] geimpften gledchalte-
rigen Kindern nur bei 17.5Vo ^u^sohlug. Für die
zweite Gruppe wurden jedesmal 3 Stiche angelegt,
für die erste eine Sohabflfiche und 2 Stiche ; 78mal
entwickelten sich nur auf der Schabfläche 1 bis
4 Pusteln, 21mal zugleich auch auf den Stichen,
und in 5 Fällen bildeten sich nur auf den Stichen
Pusteln. Nachtheile der Methode sind, dass sie
mehr Zeit verlangt, und dass vielleicht grössere
Narben entstehen, diafür genügt aber auch nach den
Yff. eine einzige Schabfläche.
Auch Massen (41) rühmt die Methode; 175
damit geimpfte Bekruten ergaben 74.0% Erfolge,
79 mit Schnitten geimpfte nur 56.9«/o. Er legt
an jedem Arm 2 Schabflächen an und räth, sie nicht
grosser als 2 qmm zu machen, stärkere Entzündungs-
erscheinungen werden so vermieden. Die Erfolge
sind so gut, weil jede Blutung fehlt.
Dagegen berichtet Ortega (42) aus Mecdco,
dass die dortigen Amerikaner, die meist nach der
Schabmethode geimpft seien, häufiger und schwerer
an Pocken erkrankten, als die durch Stich Ge-
impften. Die Wiederimpfung durch Stich schlug
bei den auf Schabfläche Oeimpften hAufig an, was
umgekehrt nicht der FaU sei. Den Orund des
schlechteren ImpüBchutzes bei der Sohabmethode
sieht er darin, dass sie leichter zu Eiterung fOhrt
DasBedürfniss nach Aenderung der gebräuchlichen
Methode wird kaum allgemein zugegeben werden,
die Erfolge der Schabmethode sind ja durchaus
nidit besser, als die von zahlieiohealmpSrzteabei
sorgfältiger Anlegung oberflAohlicher Sdmitte er-
reichten.
VI, Elinischea über Impfung.
43) Ueber das Vaecinefieber; von E. Peiper.
(Ztschr. f. klin. Med. XVH. 1. p. 62. 1889.)
44) Üeber VaceinaHon neugeborener Kinder; yon
M. Wolf t (Viichow's Arch. CXVm. p. 357. 1889.)
45) Die Impfung Neugeborener; von R. Ablasa
(Inaug.-Dis8. Berlin 1889.)
46) Ueber den Verlauf der Sehutxpoekenimpfimg
bei einer Reihe abnorm sckwächUeher Säuglinge und
Kinder; vonJ.H. Friedemann. (Jahrb. f.Kinderhkdd.
XXXVm. 2 u. 3. p. 324. 1894.)
Peiper (43) verfolgte bei gesunden Eindern
nach der Impfung das Verhalten der Tempeiatar,
welche Morgens und Abends bei Erstimpfung^ im
Anus, bei Wiederimpflingen in der Achselhöhle,
gemessen wurde, in einigen Fällen bis zur Dauer
von 2 und 3 Wochen nach dem Abfallen der Borken.
Unter den 23 Erstimpflingen zeigten 6 in den
erst^ 3 Tagen Temperatursteigerungen meist
leichter Art (37.9 — 38.5, jedoch auch je Imal bis
39.0 und 39.6), die F. alsAequivalmt der vorüber-
gehenden Temperaturerhöhungen im Incubation-
stadium anderer Infektionskrankheiten auffasst
Abnorm niedrig, wie in den Beobachtungen von
Jak seh, war die Temperatur während des Incu-
bationstadium in keinem Falla Der Beginn der
eigentlichen Fieberperiode, gewöhnlich mit dem Be-
ginn der deutlichen Bläschenbildung zusammen-
fallend, verhielt sich verschieden, indem er auf den
4. Tag 6mal, auf den 5. Tag 7mal, auf den 6. Tag
4mal und auf den 7. Tag 6mal fiel. Das Ansteigen
erfolgte langsam, treppenförmig, so dass in den
reinen Beobachtungen die Akme, zwischen 38.25
und 40.0 liegend und mit dem HöheBtadinm der
Pockenentwiokelung zusammenfallend, erst nach
mehrtägigem Bestehen des Fiebers, meist am 7.
oder 8. Tage, erreicht wurde. Die Dauer des Fiebers
betrug in der Mehrzahl der normal verlaufenden
F&Ue 2Vs— 4Vt Tage, jedodi auch einmal 6 Tage.
Der Abfall der Temperatur vollzog sich niemals ak
plötzliches Sinken, vielmehr stets in remittirendem
Typus ; dabei fand ein Herabgehen unter die nor-
male Grenze nicdit statt
Ohne Einfluss auf dieses Verhalten des Vaccine-
fiebers zeigten sich das Alter (3 — 12^« Mon.) und
die Constitution da* Impflinge, die Zahl der an«
gelQgten Impfsdinitte imd aufgegangenen Blattern
(meist 5, je Imal 2 und 3), die Intensität der ört-
lichen Entzündungserscheinungen, sowie das Oeff-
nen der Blattern und die Entnahme von Lymphe
aus ihnen. Yon 6 Wiederimpflingen boten 4 einen
vollkommen fieberfreien Verlauf, obglekdi in einem
Falle die entzündlichen Erscheinungen anf dem
Impf felde sehr stark waren. In dem 5. F^Ue tot
eine vorübergehende Steigerung der Temperatur,
in dem 6. Falle ein mehrtägiges Fieber au£
um die vielfach vertretene Anschauung von
der mangelhaften oder unvollkommene vaccinaten
IX. Hygieine und Staatsarzneilcande.
171
Empfänglichkeit der Neugeborenen zu prüfen,
impfbe Wolff (44) mit grosser Sorgfalt 57 Neu-
geborene im Alter von 8 Std. bis 6 Tagen. Humani-
sirte wie thierische Lymphe, er8terebei42, letztere
bei 15 Kindern, wurde in 6 bis 8 Schnitte von
5 min Länge eingedrückt und gab 100% perso-
nellen Erfolg, während der Schnitterfolg bei unterer
88.2% bei letzterer 75.2% betrug. DiezurEnt-
wickelung gekommenen Pocken waren ausnahmelos
typische Euhpocken, die wohl manchmal etwas
kleiner waren als bei Uteren Säuglingen, im üebrigen
aber im Aussehen dem Jenner'schen Bläschen
stets völlig glichen. Die Areola erschien ziunTheil
nur als eine auf die unmittelbare ümgebimg der
einzelnen Pocke beschränkte schwache Böthung
und Anschwellung der Haut, zum Theil aber in
sehr dentlidier Weise als diffuse, sehr erhebliche
Anschwellung der Haut und diffuse, die sämmt-
lichen Pocken einschliessendeHautröthung. Immer
(auch bei den Kindern, welche whebliche lokale
Entzündungserscheinungen aufwiesen) war das All-
gemeinbefinden ein gutes: die Kinder tranken,
schliefiBn und zeigten überhaupt nicht die mindeste
Störung. Dementsprechend fehlte das Yaccine-
fieber Tollkommen, während es beidenzurControle
mit demselben Stoffe geimpften älteren Säuglingen
in der ausgesprochensten Weise auftrat Obwohl
die Neugeborenen täglich, wiederholt bis zum 10.
und 11. Tage nach der Impfung, im Anus ge-
messen wurden, Hess sich nur in einam Falle eine
einmalige abendliche Temperatursteigerung bis zu
38.2^ und in je 2 Fällen eine ebenfalls ^malige
Steigerung bis 37.9<^ nachweisen. Die Steigerung
auf 38.2<^ war Ton so kurzer Dauer, dass W. sie
auf eine interourrente Störung zurückführen möchte.
Auch in den beiden anderen Fällen wurde 37.9^
nur so vorübergehend gemessen, dass W. diese Er-
höhung kaum von der Entwickelung der Vaccine
herleiten möchte; um so mehr, als derartige Tempe-
raturen, wie sorgfältige Beobachtung ergeben hat,
häufig durch leichte Störungen auch bei nicht ge-
impften Neugeborenen veranlasst werden, ja go-
legentiich unter anscheinend ganz normalen Yer-
hältnissen vorkommen. In allen übrigen I%Uen ist
innwhalb der Zeit, in welcher das Yaccinefieber
aufzutreten pflegt, niemals eine Temperatur be-
obachtet worden, welche von einem deutlichen
Fieber zu sprechen berechtigte. Es gilt dies
namentlich von den Fällen, in denen der lokale
entzündliche Process eine bemerkenswerthe Höhe
erreicht hatte.
W.'s Beobachtungen stimmen mit denen von
Gast undBehm vollkonunen überein: sie Alle
stellen den völlig fieberlosen Verlauf des Yaccine-
processes bei Neugeborenen, im Gegensätze zu dem
Yaccinefieber älterer Kinder, ausser Frage.
Eine 14 Tage nach der ersten wiederholte
Impfung eines Neugeborenen schlug feUL Ans der
Widerstandsfähigkeit, welche die grosse Zahl der
im St Petersburger Findelhauoe geimpften Sinder
gegenüber der Ansteckung mit den natürlichen
Pocken auszeichnete, glaubt W. schliessen zu dürfen,
dass die Yaccination in den ersten Lebenstagen
einen gleich nachhaltigen Impfschutz verleihe wie
die in dem gewohnten Lebensalter vorgoiommene
Erstimpfung. Freilich ist gegen diesen Schluss
geltend zu machen, dass im genannten Findeihause
die Impfung erst in der 2. und 3. Woche stattfindet
ünempfänglichkeit konnte W. in keinem Falle
nachweisen, ebensowenig wie Gast und Behm;
auch der Annahme einer mangelhaften Empfäng-
lichkeit glaubt er nadi seinen Beobachtungen
widersprechen zu dürfen. Seine Schnittausfälle
hielten sich innerhalb der bei älteren Erstimpf-
lingen nicht ungewöhnliohen Grenzen und erwiesen
sich als abhängig von der Yirulenz des jeweilig
verwendeten Impfstoffes. Die zahlreichen Fehl-
impfungen früherer Beobachter glaubt er im Wesent-
lichen auf die Beschaffenheit der Lymphe oder die
unzureichende Impftechnik zurückführen zu dür-
fen. Gast gegenüber, der bei seinen Neugebore-
nen nur eine auffallend geringe Böthung und In-
filtration der Haut in unmittelbarster Umgebung
der Pocken sah, hebt er hervor, dass die Intensität
der lokalen Beaktionserscheinungen eine wech-
selnde sei und ein unterschied gegenüber dem
Yerhalten bei älteren Säuglingen nicht bestehe.
Diese seine Erfahrungen wünscht W. für eine
Yerkürzung der Frist verwerthet zu sehen, welche
das deutsche tmpfgesetz für die Ausführung der
Erstimpfung gewährt Die Thatsache einerseits,
dass in Deutschland seit Bestehen des Impfgesetzes
von den noch vorkommenden Pockenfällen ein
grosser Theil Kinder im 1. u. 2. Lebensjahre, also
aller Wahrscheinlichkeit nach Ungeimpfte, betrifft,
während in England, wo der Impfpfiicht mit Ab-
lauf des dritten Monates genügt sein muss, dieses
Yerhältniss ein erheblich günstigeres ist, sowie
andererseits die Gefahr, welche jüngere Kinder
durch eine Blattemerkrankung laufen, lassen es
allerdings wünschenswerth erscheinen, diese Frist
erheblich zu beschränken. Kann sie doch in voller
üebereinstimmung mit den Bestimmungen des
Impfgesetzes in gewissen Fällen bis zum Ende des
2. Lebensjahres ausgedehnt werden ! Aber schon
die Betrachtung der Frage vom rein technischen
Standpunkte aus dürfte keinen Zweifel darüber
lassen, dass mit einer Yerallgemeinerung der Im-
pfung der Neugeborenen eine Yerbesserung des
gegenwärtigen Zustandes nicht zu erreichen ist
Geben Wolff 's, Gast's und Behm 's Beobach-
tungen den Beweis, dass es wohl möglich ist. Neu-
geborene mit vollem Erfolg zu impfen, und fordern
sie dazu auf, in jedem Falle drohender Pocken-
ge&hr die Neugeborenen der Impfung zu unter-
werfen, so lassen es die zahlreichen Misserfolge
Anderer doch ganz ausser Frage, dass dieser Er-
folg nur bei zweckmässigstcir Impftechnik und mit
durchaus kräftigem Impfstoffe zu erreichen ist
B^ eiratere i^ber bei den öffentlichen Impfungen
172
IX. Hygieine und StaatsarzneUnmde.
nicht immer gewährleistet ist, steht zu erwarten,
dass gänzliche wie theilweise Misserfolge keine
Seltenheit werden mtlssten. Damit würde aber
der Impfschutz, der ganz im Allgemeinen in der
Bevölkerung durch die Erstimpfung geschaffen
wird, auf ein geringeres Maass herabgedrQokt wer-
den, als er es gegenwärtig besitzt
Wie begründet derartige Erwägongen sind,
ergaben die von Ablass mitgetheilten Beobach-
tungen aus Breslau.
Ablass (45) impfte 120 Neugeborene sowohl
hinsichtlich der Form und der Zahl der Impfwun-
den, wie hinsichtlich der Art und Herkunft des
verwendeten Impfstoffes in der mannigfaltigsten
Weise. Stets bemüht, den Impfstoff mit der Lan-
zette möglichst sicher in die Impfwunden einzu-
bringen, legte er letztere meistens als Stiche an,
gab ihnen aber mehrfach auch die Form von
Schnitten und Scarifikationen. Ihre Zahl betrag
regelmässig 6 oder 8, in einigen wenigen Fällen nur
3, bez. 7 oder 10. Als Impfstoff diente in der Mehr-
zahl der Fälle unverdünnte Kinderlymphe aus
Capillaren, daneben wurde solche auch von Arm
zu Arm, sowie Betrovaccine als Olycerinemulsion
übertragen. Von den 120 Neugeborenen gaben
93 einen positiven, 27 einen negativen Erfolg,
mithin einen personellen Ausfall von 22.5<^/o. Der
personelle Erfolg wurde erreicht durch die
1. Impfung bei 56 Kindern,
2.
3.
n
33
9
der personelle Erfolg blieb aus nach der
1. Impfong bei 6 Kindern,
2.
3.
4.
V
12
Die Mehrzahl der mit Thierlymphe ausgeführten
Impfungen versagte. Bei den Sohnitterfolgen
stellte sich der Ausfall auf 72<^/o, denn nur in
4 Fällen kamen alle, dagegen in mehr als der
Bälfte sämmtlicher Fälle nur 1 oder 2 Impfstellen
zur Entwickelung.
Die im Anus vorgenommenen Temperatur-
messungen fanden während der ersten 7 oder 8
Tage 2mal, von da an nur Imal am Tage statt,
wurden aber im (Gegensätze zu Mheren Beobach-
tern regelmässig bis zum vollständigen Ablauf des
Yaccineprocesses, also mindestens dnrch 14 Tage,
nicht selten aber durch 24 Tage fortgeführt.
Was die die Entwicklung der Vaccine betref-
fenden Beobachtungen anbelangt, so weichen diese
insofern von denen Anderer ab, als sich diese Ent-
wicklung im Allgemeinen als eine beschleunigte
darstellte. „Die Papel erschien zuweilen schon
am Ende des 1. Tages und in der weitaus grössten
Mehrzahl der Fälle (65) am 2. Tage. Das Bläschen
ist in seiner charakteristischen Farbe und Form und
mit sichtlicher Andeutung der Delle, wenn auch
erst mohnkomgross, schon am Beginn des 4. Tages
vorhanden. Es besteht allmählich wachsend, in
seiner hellen perlglänzenden Farbe nur bis zum'
6. Tage, zeigt sich am 7. schon gelblich gefirbt
und enthält am 8. Tage schon eine dünneitrige
Flüssigkeit Die jetzt beginnende Veiborkang
dauert bis zum 19. oder 21. Tage, an welchem
gewöhnlich derSdiorf sich ablöste.'^ Die öitüchen
Beaktlonserscheinungen waren durchweg äusserst
gering. „Der Entzündungshof stellte sidi frOhe-
stens am 6. Tage in linearer Ausdehnung um die
Vaccinen ein, aber er verblieb in dieser Gestalt
zumeist stationär oder verbreiterte sich als sehr
heller, rosafarbener Hof in nur unbedeutenden
Grenzen. Ein Zusammenfliessen der Areolen der
in gewöhnlicher Entfernung von einander gesetzten
Pocken kam nur in 5 Fällen zur Beobachtung uid
eine Infiltration des Impf feldes war in eben diesen
Fällen, aber in der bescheidensten Form bemerk-
bar." Diesen ürtüchen Yerhältnisseii dnrohans
entsprechend war das ungestörte Allgemeinbefin-
den. Des Weiteren haben die soi^gfSltig und lange
Zeit hindurch ausgeführten Messungen bei keinem
einzigen Kinde in Folge der Impfung eine 37.3^
übersteigende Temperatur ergeben. Die Ent?rick-
lung der Vaccine verlief also bei sanoimtlichen
Neugeborenen absolut fieberlos. Haben nun die
neueren Untersuchungen nachgewiesen, dass die
Temperaturen der Neugeborenen im Allgemeinen
tiefer stehen als diejenigen älterer Säuglinge, so
wäre es wohl denkbar, dass beim Neugeborenen
eine massige Fieberbewegung schon bei entspre-
chend niedrigeren Temperaturen, etwa bei 37.8^
anzunehmen ist, die bei älteren Kindern noch
innerhalb des Normalen liegen. Aber auch diese
Grenze ist niemals erreicht worden, vielmäir hiel-
ten sich die gefondenen Temperatoren atets inner-
halb der für den Neugeborenen normalen Sohwan-
kungen.
Gegenüber diesen den Vaooinaprooess beiNea-
geborenen charakterisirenden Eigrathümlichkeiten
ist hervorzuheben, dass Neugeborene einer nicht
unbeträchtlichen Zahl auf Infektion berohender
Entzündungsprooeese innerer Oi^gane wie der Haut
zugänglich sind und während des Verlaufes der-
selben lebhaft fiebern. Kann man demzufolge
nicht im Allgemeinen eine den Neugeborenen aus-
zeichnende Widerstandskraft gegen infektiöse Pro-
cesse annehmen, so wird man nicht umhinkönnen,
jene Eigenthümlichkeiten von einem gewissen Grad
von Immunität gegen Vaccine abzuleiten. Mit
deren Annahme würde der umstand im Einklang
stehen, dass junge Säuglinge aller Wahrscheinlich-
keit nach, entgegen der landläufigen Anschauung,
weniger empfänglich für die natürliche Ansteckung
mit Variola sind als ältere, etwa einjährige Kinder.
Diese Immunität v^ürde ihr Analogen haben in
dem regelmässigen Verschontbleiben der Säuglinge
von Masern und Scharlach.
Die auffälligen Abweichungen seiner Beobach-
tungen von denen Gast's führt A. auf den Um-
stand zurück, dass 80 seiner 120 Impflinge inner«
TX. Hjgioine und Staatsarzneüomde.
173
kalb der ersten 24 Std. nach der Geburt geimpft
wurden, wShrend dies bei Gast nur mit 5 von
21 Kindern geschah. Auch nnter den 23 Impf-
ungen Wolff's fftnden sich nnr 6 im ersten
Lebenstage stehende. Jedeniklls spielen aberwfih*
rend der ersten Lebenstage die Altersnntersohiede
für die vacdnale Empfänglichkeit schon ans dem
Ornnde eine wesentliche Bolle, weil w&hrend der-
selben die Nahrungsanfiaahme eine nur unbedeu-
tende ist und hinter den Ausscheidungen des Kör-
pers soweit zurücksteht, dass mindestens w&hrend
der beiden ersten Tage eine Abnahme des Körper-
gewichtes die Regel ist Dass aber fOr das Ge-
deihen der Vaccine ein vollkommen ungestörtes
körperliches Befinden, namentlich eine ungestörte
Nahrungsaufidahme, eine der wesentlichsten Be-
dingungen ist, lassen die Beobachtungen an Uteren
Sftuglingen wie an Thieren ausser allem Zweifel.
Auch die ungewöhnliche BlutfQUe, welche die Haut
wihrend der ersten Lebenstage auszeichnet, dürfte
nicht günstig für das Haften der Vaccine sein.
Am meisten würde für das Bestehen einer
gewissen Immunität gegen Vaccine beim Neuge-
borenen die von A. behauptete Beschleunigung des
Vaocineprocesses sprechen. Während irgend wel-
cher krankhaften Störungen des Organismus macht
sich ausnahmelos eine Verzögerung der Entwick-
lung der Vaccine geltend, dagegen kommt eine
Beschleunigung derselben nur bei immunisirten
Indiyiduen zur Beobachtung. Auffällig ist, dass
nach Gast's und Wolff's Erfahrungen das
Schwinden dieser unvollständigen Immunität schon
nach wenigen Tagen sich geltend machen müsste.
Aus dem Umstände, dass 37 der 93 erfolgreich
Geimpften, also 39.9%, erst auf eine zweite Im-
pfung reagirten, möchte A. schliessen, „dass die
erste Impfung den Organismus für die zweite Im-
pfung günstig gestimmt habe^^ Auf die stattge-
habte Impfung der schwangeren Hütter möchte
dem entsprechend A. auch die stets erfolgreiche
Impfung der Neugeborenen in Gast's Fällen zu-
rückführen. In W ol f f 's lallen waren die Hütter
nicht geimpft und dennoch die Impfung der Neu-
geborenen in gleichem Haasse erfolgreich wie bei
Gast Diese Aufibssung A.'s steht mit allen son-
stigen Erfahrungen in Widerspruch. Han hat
allen Grund, anzunehmen, dass eine ohne Lokal-
efl'ekte verlaufene Impfung, die Virulenz des ver-
wendeten Impfstoffes natürlich vorausgesetzt, aus-
nahmelos eine gewisse Immunität gegen eine
binnen kürzerer Frist folgende neue Infektion mit
Vaccine setzt Wenn nicht eine unzureichende
Impftechnik in den bezüglichen Fällen A.'s in
Frage kommt, wäre wohl eher das während der
Frist zwischen der ersten und zweiten Impfung
eingetretene Schwinden der dem Intrauterinleben
eigenthümlichen starken Füllung der Hautgeffisse
sammt der stattgehabten Ausgleichung des Stoff-
wechsels als wesentlicher Ghnmd für das Haften
der zweiten Impfung in Betracht zu ziehen, da diese
fast ausnahmelos erst 4 Tage nach der ersten vor-
genommen wurde.
Die 6 von Friedemann (46) geimpften Kin-
der wurden wegen Dyspepsie, Scrofulose, Bhachi-
tis u. s. w. in der Leipziger Universitäts-Kinder-
klinik behandelt, standen im Alter von 3 Monaten
bis 2 Jahre, und wurden geimpft, weil in unmittel-
barer Nähe des Krankenhauses ein Pockenfall vor-
kam. Das jüngste Kind starb am 7. Tage nach
der Impfung, es war sehr atrophisch und elend.
Bei allen Kindern war die Impfung erfolgreich, das
Vaccinefieber zeigte keine wesentlichen Abwei-
chungen von dem sonst beobachteten. In einem
Falle stellte sich mit dem Eieber Conjunctivitis,
in einem anderen Hittelohrentzündung ein, die mit
Ablauf des Vaocineprocesses in Heilung über-
gingen, die Hütter bdder Kinder waren an Schwind-
sucht gestorben, es handelte sich wohl um eine
durch die Impfung hervorgerufene Aeusserung
scrofttlüser Anlage. Fr. erörtert auch die Impf-
verhältnisse der Neugeborenen, bei denen das
Fieber fehlt Den Grund vermuthet er in dem
hohen Hämoglobingehalt des Blutes der Neugebo-
renen, der sie befähige, akuten Infektionskrank-
heiten einen grosseren Widerstand entgegenzu-
setzen.
Vn. Impfsehutz und seine Dauer,
47) Beiträge xur BeurtheÜung des Nutzens der
Sckutxpoekenimpfung, nebst MittheÜungen über Maass^
regeln Mir Beschaffung untadeliger TMerlymphe; bear-
beitet vom Kaiserlichen Gesandheitsamte. Mit 6 Tafeln.
Berlin 1888.
48) Ueber Impfung und Poeken ; von D ü m s. (Deut-
sche Vjhrschr. f. Geshpfl. XXI. p. 465. 1889.)
49) Protecttve ptnotr of vaecination ; by B r a n n d.
(Lanoet I. May 4. 1889.)
50) IrnmumtiU gegen Influenza durch Vaeeinirung
mit animaler Lymphe; von J. Goldschmidt (Berl.
klin. Wchnsohr. XXVH. 51. 1890.)
51) Questians de reeaeeination; par P. Raymond.
(BolL de Ther. CXXVL 48. p. 329. 1894.)
52) Ueber die Dauer des Schuixes der ersten Im-
pfung ; von Biedert (Nach einem Befeiat im Centr.-
Bl. t Bakteriol. n. Parasitenkde. XVI. 14. p. 592. 1894.)
53) Vaeeinatton and smaU'pox in Marylebone,
(Biit med. Joum. Oct 13. 1894. p. 822.)
Die vom Eaiserl. Geeundheitsamte ausgearbei-
tete Denksohrift über dieBeurtheilung des Nutzens
der Sehutzpockenimpfung (47) hat vomehmlioh
den Zweck, einmal die von impfgegnerisoher Seite
an dem von der Beichsverwaltung 1883 dem
Beiohstage und vom Beichskanzler 1884 einer zur
Berathung der Impffrage einberufenen Commission
vorgelegten statistischen Materiale geübte Kritik
zu entkräften und femer die von derselben Seite
als Beweis gegen den Nutzen der Schutzpocken-
impfang immer wieder vorgeführten epidemio-
logischen Erfahrungen auf ihren thatsäohliohen
Werth zu untersuchen.
So wurden die „Tafeln zur Yeranschaulichung
der Wirkung des Impfgesetzes in Deutschland^'
abermals bearbeitet, bis 1886 ausgedehnt und ihnen
die verwertheten einzelnen Zahlen in Tabellenform
174
IX. Hygieine und Siaatsarzneikimde.
unter genauer Quellenangabe angefügt, so dass ein
Zweifel über ihre Zuverlässigkeit nicht aufkommen
kann. In diesen Tafeln sind die Todesßüe an
Pocken einmal in Preussen vor und nach dem
Inkrafttreten des Impfgeeetzes mit den zu gleicher
Zeit in Oesterreich vorgekommenen und zum an-
deren in einer Anzahl grösserer Städte Deutsch-
lands mit den gleichzeitigen in einer Anzahl
grösserer Städte des Auslandes in Vergleich ge-
stellt. Da zuverlässige Angaben über die Erkran-
kungen an Pocken nur den Statistiken der Armeen
zu entnehmen sind, wurden die Pockenerkrankun-
gen der preuBsisohen Armee, welche seit 1834
einer streng durchgeführten Wiederimpfung unter-
worfen ist und sich seit 1874 des relativen Schutzes
einer gut geimpften Qesammtbevölkerung erfreut,
gegenübergestellt den gleichzeitig in der öster-
reichischen und französischen Armee vorgekom-
menen Pockenerkrankungen. Gleichsam als Yer^
vollständigung des erläuternden Textes zu den die
preussischen Verhältnisse darstellenden Tafeln
giebt ein späterer Abschnitt die das Impfwesen in
Preussen regelnden Bestimmungen genau wieder.
Es geht daraus hervor, dass früher in Preussen ein
Impfzwang überhaupt niemals bestand und dass er
bereits 1829 überall da aufgehoben wurde, wo er
wenige Jahre zuvor durch lokale Polizeiverord-
nungen eingeführt war. Trotz der eingehenden,
vom Gesundheitsamte geübten Selbstkritik können
diese Tafeln wiederum nur zu dem schon 1883
ausgesprochenen ürtheile führen, dass das deutsche
Impfgesetz, soweit hierüber aus der Statistik ein
ürtheil zu entnehmen ist, als eine ausserordentlich
nützliche und segensreiche Einrichtung gelten
muss.
Besondere Beachtung hat in einem anderen
Abschnitte die schwedische Pockenstatistik gefun-
den, da die vorhandenen Aufzeichnungen über die
jährlich in Schweden vorgekommenen Pocken-
todesfälle weit in das vorige Jahrhundert zurück-
reichen. Dieses amtliche Material wurde, von dem
englischen Statistiker Halle bearbeitet, 1857 dem
englischen Parlamente und 1872 dem deutschen
Beichstage zur Begründung von Gesetzentwürfen
vorgelegt. In impfgegnerischen Schriften ist diese
englische Bearbeitung in vielen wichtigen Punkten
noch neuerdings als eine Fälschung gröbster Art
dargestellt worden. Das Gesundheitsamt hat in
Folge dessen das ihr von der schwedischen B^e-
rung überlassene Urmaterial einer abermaligen
Bearbeitung unterzogen und dabei festgestellt, dass
die Angaben des betr. englischen Blaubuches, ab-
gesdien von einigen unwesentlichen, auf die
grössere Vollständigkeit des dem Gesundheitsamte
zugegangenen Materiales zurückzuführenden Ab-
weichungen, sich in vollständigster Debereinstim-
mung mit dem Ergebniss der neuen Bearbeitung
befinden. Die zuverlässigen Aufzeichnungen über
die jährlichen Pockentodesfalle gehen bis 1774
;fiurücL Vom Jahre 1802 an sinkt die Focken-
sterblichkeit dauernd auf einen so niedrigen Stand,
wie es vordem vorübergehend nur nnmittettnr
nach dem Erlöschen der schwersten Epidemien
beobachtet wurde. Dieses Sinken im Jahre 1802
ist aber die Folge einer von 1799 — 1801 herr-
schenden Pockenepidemie, nicht die Folge der
Schutzpockenimpfung, welche erst Ende dee Jahres
1801 eingeführt wurde. Dagegen ist es die Folge
der von 1802 an sich immer mehr ausbreitenden und
1 8 1 6 als Z wang eingeführten Schutzpockenim pfung,
wenn die Pockensterblichkat von 1802 — 1883
(bis dahin reichen die Aufzeichnungen) niemals
wieder zu der früheren H(Sie anstieg und auch in
Epidemiejahren weit unter der Höhe blieb, welche
in der Zeit vor Einführung der Impfung den Durch-
schnitt bildete.
Von dem Streben des GesundheitsamteBi ledig-
lich auf Grund von Thatsachen zu urtheilen und
unter allen umständen die Feststellung dee That-
sächUohen wenigstens zu versuchen, giebt em
beredtes Zeugniss die Bearbeitung einer grossen
Anzahl der von den Impfgegnem als Beweis-
material für ihre Behauptungen unausgesetzt an-
gezogenen sog. ürpockenlisten, d. h. polizeiamt-
licher namentlicher Listen der Pockenkranken, aus
preussischen Städten und Ortschaften« Die Grösse
des UmfiAngeB der mit Selbstverleugnung betrie-
benen Arbeit ergiebt sich daraus, dass mehr als
55000 Zählkarten aus diesen Listen ausgeschrie-
ben wurden, von denen allerdings ein nicht ge-
ringer Theil sich schliesslidi wegen UnvoUstän-
digkeit der Angaben als nicht verw^iihbar zeigta
Es ergab sich zunächst, dass diese ürpockenlisten
bei Weitem nicht in dem von den Impfgegnem
behaupteten Umfietnge, z. B. in ganzen Begieruags-
bezirken überhaupt nicht, vorhanden sind, femer
dass sie überall schon in Bezug auf die Zahl der
Erkrankten als höchst unvollständig, in Bezug anf
Einzelangaben, wie z. B. über den gerade hier in
Betracht kommenden Impfzustand, als durchaus
unzuverlässig gelten müssen. Es unterliegt keinem
Zweifel, dass in ihnen zahlreiche Personen ab
„geimpft'^ verzeichnet stehen, welche thatsäohlich
ohne Erfolg oder zu spät geimpft waren, mithin
als durch die Impfung nicht geschützt gelten
müssen; aber eben so wenig bietet sich ein Anhalt,
die Zahl dieser Personen auch nur annähernd fest-
zustellen. Dass der statistischen Bearbeitung eines
so unzuverlässigen Materiales nur ein verhäitaifis-
mässig geringer Werth beigemessen werden kann,
liegt auf der Hand. Jedenfalls lassen die Ür-
pockenlisten wegen dieser Fehlerquellen den Impf-
schutz geringer erscheinen, als er thatsäcUioh
gewesen ist, aber trotzdem ergiebt sich aus der
Bearbeitung, dass die Ürpockenlisten nicht geeig-
net sind, die Ueb^rzeugung von dem Vorhanden-
sein des beträchtlichen Schutzes zu erschüttern,
welchen die Impfung gegen das Erkranken und
Sterben an den Pocken gewährt Des Weiteten
ergab sich, entgegen der Behauptung der Impf*
IX. Hygiane und Staatsarzneünrnde.
175
gegner, dass ein zweimaliges Erkranken derselben
Person an den Pocken in üebereinstimmung mit
den Siteren ErMrungen auch jetzt noch ein sel-
tenes Ereigniss ist
Die Untersaohung der 1886 im deutschen
Belebe Yorgekommenen PockentodesfSlle, die fQr
dieses Jahr zum ersten Male auf Orund einheit-
licher, Yom Bundesrathe yorgeschriebener Melde-
karten mOglich war, lAsst über die Wirkung des
deutschen Impfgesetzes keinen Zweifel Mit Ein-
schluss der bezüg^ch der Diagnose sehr zweifel-
haften Fälle verstarben 1886 im deutschen Beiche
197 Personen, oder 0.4 auf 100000 Einwohner.
Yon diesen 197 TodesfSllen kamen vor 27 in den
grossen Seehandelsplfttzen , 82 in den der rus-
sischen, 34 in den der österreichischen €hrenze
anliegenden Kreisen und 1 in einem an der Schwei-
zer Qrenze belegenen Orte, so dass nur 53 Fälle fOr
das Binnenland verbleiben und mehr als 2 Drittel
aller Fälle den Grenzgebieten angehören. In Bres-
lau, Dresden, Frankfurt a.M., Köln ist kein Todes-
fall, in Berlin ist nur 1 , in München sind 2, in Leipzig
3 vorgekommen. Wie ungünstig die Disposition
der Bevölkerung für die Pocken überall war, erhellt
daraus, dass nur 4 der überhaupt befallenen 86 Orte
mehr als 5 Pockentodesfälle aufzuweisen hatten,
während auf 54 nur je 1, auf 19 andere nur je 2
kamen.
In einem anderen Abschnitte findet sich die
statistische Bearbeitung der in 20 deutschen Staa*
ten mit 15.5 Millionen Einwohnern nach einem
einheitlichen Plane stattgehabten Ermittelungen
über die während des Jahres 1886 vorgekom-
menen (257) Pockenerkrankungen. Es ergiebt
sich aus derselben, wie aus derderUrpockenUsten,
dass die Angaben über den Impfzustand der Er-
krankten nur dann statistisch zu verwerthen sind,
wenn Erfolg und Zeitpunkt der stattgehabten Im-
pfung genau und zuverlässig bekannt sind. Unter
den Erkrankten befanden sich unverhältnissmässig
viele im Auslande geborene Personen, während die
Bevölkerung der befallenen Ortschaften sich sehr
wenig empfänglich für die Ansteckung zeigte*
Kinder im 1» und üngeimpfte im 1 1. bis 25. Lebens-
jahre erkrankten verhältnissmässig häufig. Die
rechtzeitig Geimpften und mehr als 2 Impfnarben
aufweisenden Kinder des 1. bis 10. Lebensjahres
wurden ausschliesslich nur leicht befallen, ebenso
die innerhalb der letzten 20 Jahre vor der Erkran-
kung rechtzeitig Wiedergeimpften, sofern sie über-
haupt Impfnarben darboten. Yon den zweifellos
erfolgreich Geimpften im 13. bis 44. Lebensjahre
ist niemand an den Pocken verstorben.
Der letzte Abschnitt berichtet über die Seitens
der Beichsverwaltung und der einzelnen Bundes-
staaten zur Beschafihing untadeliger Thierlymphe
getroffenen MaassregeLu, sowie über den Umfang,
welchen die Verwendung derselben in den ein-
zelnen Bundesstaaten während des Jahres 1886
gewonnen hatte.
D ü m s (48) veröffentlicht seine Beobachtungen
über das Vorkommen von Impf- und Blattern-
narben bei den Stellungspflichtigen Mannschaften
der Jahrgänge 1864 — 1868 aus drei, vorzugsweise
eine ländliche Bevölkerung umfassenden Landwehr-
bezirken des Königreichs Sachsen, die er persön-
lich in den Jahren 1887 und 1888 untersuchte.
Es kennzeichnen sich diese Beobachtungen als
der Enderfolg der wechselseitigen, im Allgemeinen
bekannten Einflüsse, welchen diese Altersklasse
der männlichen Bevölkerung durch die Impfung
einerseits und durch das epidemische Auftreten der
Blattern während der Jahre 1864 — 1876 anderer-
seits ausgesetzt war.
Was die Menschenblattem anlangt, so sind
deren epidemisches Erscheinen und die Intensität
ihres jeweiligen Auftretens aus den seit 1867 ver-
öffentlichten amtlichen Sanitätsberichten bekannt
Im Allgemeinen ist zu sagen, dass sie in den ein-
zelnen Bezirken um so mehr hervortreten, je länger
diese vorher verschont geblieben waren. In Folge
dessen ist im Ganzen und Grossen eine ziemlich
gleichmässige Durchseuchung des ganzen Landes
während der in Betracht kommenden Zeit anzu-
nehmen. Nothwendig musste diese in den vor-
wiegend mit städtischer Bevölkerung besetzten
Distrikten eine stärkere sein.
Die Impfung war bis 1874 im Königreich
Sachsen eine rein fakultative. Dementsprechend
wurden die zu den in Bede stehenden Altersklassen
gehörigen Personen zum Theil der Erstimpfung
nicht unterworfen. Ein Urtheil über den Impf-
zustand dieser Personen in den Kinderjahren lassen
die amtlich durch die Lehrer beim Eintritte der
Kinder in die Schule (im 6. Lebensjahre) bewirkten
Erhebungen zu. Dieselben ergaben für Leipzig in
den 3 Jahten 1872—1874 Geimpfte 94.97 und
93.33, bez. 91.20<»/o und Geblätterte 0.7 und 1.0,
bez. 0.9<^/o bei den Geimpften, dag^en 44.1 und
44.6, bez. ßSÄ^j^ bei den Üngeimpfte. Es weichen
diese Zahlen für die Geblätterten nicht wesentlich
von denen ab, welche Flinzerfür das Befallen-
sein der Chemnitzer Bevölkerung mittlerer Dichtig-
keit während der Epidemie von 1870—1871 fest-
stellte. Dort erkrankten von den Geimpften 1.61,
dagegen von den üngeimpften 57.22<>/o.
Mit dem Inkrafttreten des Beichs-Impfgesetzes
hatte keine der von D. beobachteten Altersklkssen
das 12. Lebensjahr überschritten, ihre Angehörigen
wurden mithin sämmtlich als revacdnationspflichttg
zu dec gesetzmässigen Zeit aner Impfung unter-
worfen. In Folge dessen war nicht immer fest-
zustellen, ob die im 20. Lebensjahre vorgefundenen
Impfharben nicht der im 12. Lebensjahre statt-
gehabten Impfang entstammten, welche bei einem
Theile die erste war.
untersucht wurden im Ganzen 7579 Mann;
davon hatten deutlidie Impfnarben 7337 (96.8<>/o),
keine Impfnarben 242 (3.18^/o). Die natürlichen
Pocken hatten überstanden zusammen 198 Mann,-
176
IX Hygieme und StaatsarzBeikande;
Bämlioh von den 7337 Geimpften 72 — 0.95<^/o
und von den 242 Nichtgeimpften 126 «^ 52o/^
Es zeigten sich also die Nichtgeimpften 55.7mal
mehr von den Pocken befallen als die (beimpften.
Da noch nicht der 10. Theil der überhaupt (be-
blätterten die Blattern erst nach dem 10. Lebens-
jahre durchgemacht hatte, mithin unter den Ge-
blätterten mit Impf aarben sich eine ganze Anzahl
befinden, deren ImpCnarben von einer erst nach
dem 10. Lebensjahre stattgehabten Impfung her-
rühren dürften, stellt sich das Yerhältniss fOr die
üngeimpften noch ungünstiger. Beilftufig bemerkt
war die Zahl der Geblätterten unter den einer mehr
städtischen BeyOlkerung entstammenden Mann-
schaften eine grOssera
Die Bekruten-Impfung der Geblätterten war
von Erfolg bei 52.2%, ohne Erfolg bei 47.8^0-
Ihr Erfolg war geringer bei den Geblätterten,
welche zugleich Imp&arben besassen (46.7^/o gogen
53.3^/o), wurde aber bei den Nichtgeblatterten von
der Z^ der vorhandenen Impfnarben nicht in
deutlicher oder gesetzmässiger Weise beeinflusst
Braund (49) theilt folgende Beobachtong mit Die
bei einem Manne während seines Yerweilens an einem
fremden Orte ausgebrochene Krankheit erwies sich nach
2 — 3tägigem Verweilen in seiner Heimath als Variola
confluens. Während dieser Tage hatte man den Verkehr
der 8 — 10 im Hause befindhohen Kinder in keiner Weise
gehemmt, so dass sie alle der Ansteckung ausgesetzt
waren. Keins von ihnen (sie waren alle mit Erfolg ge-
impft) erkrankte mit Ausnahme eines 2 Monate alten,
vorher vollkommen gesunden ungeimpfken, welches starb.
Die jüngste Influenza-Epidemie auf Madeira ent-
wickelte sich während einer reichlich 2 Mon. zuvor auf-
getretenen Blattemepidemie, welche Goldschmidt (50)
gerade zur Zeit des starken Ansteigens der Influenza zu
zahlreichen Bevaccinationen veranlasste. „Es ergab sich
aus diesem Zusammentreffen die interessante Beobach-
tung, dass alle mit Erfolg Bevaccinirten von der Influenza
verschont blieben.'^ Das Beobachtungsmaterial boten
210, darunter 112 mit Erfolg revacdnirte Individuen.
Auch von den 98 ohne Erfolg Bevaccinirten erkrankten
nur 15 ganz unbedeutend. Besonders lehrreich war das
Verhalten der 26 Bewohner einer isolirt gelegenen Villa,
von denen die sämmtUchen Bevaccinirten (12 an der
Zahl, darunter 9 mit Erfolg) verschont blieben, während
alle Nichtrevaccinirten, darunter 2 in bedrohlicher Weise,
an Influenza erkrankten. G. bringt das Verschontbleiben
junger Kinder von der Influenza in ursächUchen Zu-
ßammenhang mit der kürzlich vorausgegangenen Vacd-
nation.
Raymond (51) hat bei 334 an Kindern
von 6 — 10 Jahren ausgeführten Wiederimpfungen
24.3<^/o Erfolge erhalten, Mftdchen waren empfbig-
licher als Knaben und Kinder von 7 — 8 Jahren
waien es mehr als solche von 9 — 10 Jahren. Aehn-
liche Besultate haben Perrachon, Qemy u. A.
erzielt undR. verlangt daher Wiederimpfung schon
im Alter von 6 — 7 Jahren. Die Empfäoglidikeit
fOr sie scheint sogar bei Kindern unter 10 Jahren
etwas grö8a&r zu sein als bei solchen über 10 JahrCi
indess will R nicht ausschlieesen, dass das para-
doxe Verhalten nur auf die Kleinheit der Zahlen
zurückzuführen ist Abortivpusteln verleihen den-
selben Impfschutz wie vollstftadig entwickelte,
wenigstens fand B. dies für den Zeitraum von
2 Jahren bestätigt Eine erfolglose Wiederimpfung
kann oft im nächsten Jahre mit positivem Erfolge
wiederholt werden und der Versuch dazu sollte
stets gemacht werden.
Biedert (52) unterzog 1889 aus Anlasseines
Pockenfalles in Hagenau alle dortigen Schulkinder
der Wiederimpfung mit folgendem Besultate:
geimpft mit Erfolg
Alter 6— 7 Jahre 288 Kinder 33^L
„ 7— 8 , 292 , 63.8
, 8— 9 „ 222 „ 72.5
, 9—10 „ 221 „ 80
, 306 „ 85.8
, 413 , 88.6
« 10—11
11—12
«
Die Raymond'sche Annahme, dass jüngere
Kinder für die Wiederimpfung empfäüglicher sind
als Utere, wird durch diese auf grösseren Zahlen
beruhende Statistik eben so wenig bestätigt wie
durch die von Qlogowski (Jahrbb. CCXUV.
p. 174) erhaltenen Resultate.
Von 238 Pockenkranken in dem Londoner
Kirchspiel MtryUbane (53) waren :
geimpft nngeimpft
nnter 5 Jahre alt 1 24
5—10 ,1,4 23
10—15 „ , 16 14
15—25 „ „ 62 9
über 25 „ „ 82 3_
165 73
Die Sterblichkeit unter den Geimpften war
6.5®/o, unter den üngeimpften 17.9«/o. Wieder-
geimpft war keiner der Gestorbenen, der jüngste
der geimpften C^estorbenen war 13 Jahre alt, so
dass bei ihm und seinen Uteren Leidensgefährten
ein Schutz durch die vor langer Zeit erfolgte ein-
malige Impfung nicht mehr bestand.
Vin. Impfsohädiffungm und ihre Abwehr.
54) üeber Impf schaden; von C. Voigt (Deutsche
med. Wchnschr. XXI. 43. 45. 1888.)
55) Post ' vaccinod erysipekts. (Lancet I. Febr. 9.
1889.)
56) Sur un eas de vaoeine himorrhagique; par
Chambard-Henon. (Lyon med. Nr. 31. 1889.)
57) Epüepsy after tnicciiuUum; by Althaas.
(Brit. med. Jonm. Sept 17. 1889.)
58) VaedfuUion and infanHle syphüie, (Lanoet U.
Aug. 10. 1889.)
59) Vaccine ulcereuse; par Morel -Lavallee.
(Gaz. des Hop. LXVH. 100. p. 935. 1894.)
60) Leprosy and vaecination. (Lancet I. p. 1025.
April 29. 1893.)
61) Impfimg und Osteomvelüis ; von Dr. Linde-
mann. (Ztschr. f. Medidnalbeamte VCL 23. p. 589.
1894.)
62) Deaih foUowmg vaecination; by Reginald
Farrar. (Brit med. Jonm. Oot 13. 1894. p. 807.)
63) The non-'irammission of smaU-po» by vaeeine
^/mphe; by S. Mannington Caffyn. (I^oet IL
p. 272. July 29. 1893.)
Nach Maassgabe der in den VerOflfentlichungeu
des Reichsgeeundheitsamts erschienen Berichte Aber
die Ergebnisse des Impfgesch&ftes im deutschen
Reiche während der Jahre 1883 und 1884 bespricht
Voigt (54) die in den letzten Jahren bekaont
IX. Hygieiiie und Staatsarzneikunde.
177
gewordenen Impfschfidigungen, unter denen eine
eigene Beobachtung über das Auftreten von Pem-
pkigus contagiosua nach der Impfung bemerkens-
werth ist
Ein gesundes, aa seinem Körper wie in seiner Wohnung
sauber gehaltenes Kind mit redit, vielleicht übermässig
reifen nnd dann in normaler Weise abborkenden Pusteln,
das weder bei dem Nachschautermine, noch späterhin
einen Ausschlag zeigte, diente als Stammimpfling, dessen
Lymphe sowohl in Gapillaren gesammelt, wie auch vom
Arm direkt entnommen, sofort zu 7 Erst- und 17 Wieder-
impfongen benntct wurde. Alle mit dieser Lymphe ge-
impften kleinen Kinder wurden nach 2 Tagen unruMg,
fieberhaft, die Lnpfstiche entzündeten sich und bei der
Naohsohau fanden sich die Pusteln auf entzündetem
Boden, waren zum Theil zerplatzt, zum Theil zu grossen
gelben Blasen entwickelt. Ein multiformes, herpetisch-
ekzematöses Exanthem hatte sich mit lebhaftem Jucken
in der Nachbarschaft des Lnpffeldes verbreitet und ^piff
hauptsächlich durch Contakt auf Rumpf und Gesicht
rasch um sich. Unruhe und Meber bestanden weiter.
Auch bei den Bevaocinirten war es zu stürmischen Er-
scheinungen gekommen ; die Umgebung der Pusteln war
entzündet, zum Theil waren sie geborsten und lebhaftes
Jacken bestand in der Umgebung. Das EIkzem war bei
ihnen weniger aufiällig. Bei aUen Befallenen erfolgte
unter indifferenter Behandlung schnelle Besserung. Y.
sucht die Ursache der Erscheinung in der UeberreSfe der
die Ijpiphe spendenden Pusteln.
Um sich Material zur Ausführung der öffentlichen
Impfungen zu verschaffen, impfte ein Lnpfarzt 3 Kinder
mit einem aus einer Öffentlichen Anstalt bezogenen huma-
niairten Stoffe (55). Bei dem einen von diesen 3 Kindern
waren die Pocken am 8. Tage geborsten und bei dem
anderen in ihrer Entwickelung so zurückgeblieben, dass
keins als 8tammimpfling dienen konnte. Bei dem djitten
2monat Kinde A wurden sie, obgleich von einer beträcht-
lichen Areola umgeben, zum Lymphesammeln benutzt
nnd der gewonnene Stoff wurde auf das Kind B übertragen.
Am 6. Tage erschienen die Pocken bei B blasig, rissen ein
und Hessen am 7. Tage eine reichliche Menge wässeriger
Lymphe am Arme hmabfliessen, die von dem Impfarzte
fSx weitere Verwendung gesammelt wurde, letztere aber
glücklicherweise nicht fand. Am 8. Tage erschien die
Areola in solcher Ausdehnung, dass man Breiumschläge
anzuwenden Veranlassung nahm, während wenige Tage
später nach Ablösung einer Borke eine gesund aussehende
Wundfläche freilag und unterhalb derselben bis zum
Ellenbogen die Haut etwas geröthet erschien. Vom näch-
sten Tage an (etwa Mitte der 2. Woche) erkrankte das
Kind unter hohem Fieber, ein ausgesprochenes Erysipel
erschien am Arme imd verbreitete sich weiter, am Rücken
und Arme entstanden Abscesse und das Kind starb in
der 7. Woche.
Wenn auch die verimpfte Lymphe nicht als direkte
Ursache des Erysipels (in Anbetracht der Zeit seines Ein-
tretens) angesehen werden kann, so hätte sie doch be-
anstandet werden müssen. Als Ursache des Erysipels
muss vielmehr die äusserst schmutzige und imgesunde
Beschaffenheit des Hauses und der Wohnung selten, in
der das Kind lebte und von dem ÖffentUchen Impfarzte
geimpft wurde. Diese Umstände veranlassten offenbar
die Infektion der durch vorzeitige Losung der Borken
geschaffenen offenen Wundfiäche.
Chambard-H6non (56) revacoinirte 14Personen
nach einander in ein und demselben Hause mit animaler
Lymphe. Am 7. Tage erwies sich die Revaccination nur
bei 2 Personen als von Erfolg; bei der einen fanden sich
an aUen Impfstellen voUkonunen ausgebildete, untadel-
hafte Pocken. Die andere dagegen (eine 35jähr., an-
ämische, schwache, aber regelmässig menstruirte Frau
mit einem leicht blasenden Geräusche am Herzen, etwas
Oppression und Verdauungstörungen, die in Folge
schweren Kummers seit 2 Jahren sich in deprimirter
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 2.
Stimmung befand, und, wie sich 14 Tage nach der Impfung
ergab, an beträchtlicher Albuminurie litt), zeigte auf dem
liiäenArme, der allein geimpft war, 3 schwarze genabelte
Pusteln. Sie waren von einem dunkelrothen, scharlach-
ähnlichen Ausschlage umgeben, der sich auf der äusseren
und hinteren Seite des Armes bis zum Ellenbogen er-
streckte. Dabei war die unmittelbare Umgebung der
Pusteln geschwollen, Fieber fehlte, der Appetit war ohne
Störung, jedoch der Schlaf seit 3 Tagen schlecht Unter
Anwendung von Kataplasmen waren die Schmerzen am
9. Tage geschwunden und am 14. Tage deuteten die
schwarzen, die Impfstellen bedeckenden Krusten allein
noch auf den abnormen Verlauf der Impfung.
Alt haus (57) erzählt von einem vollkommen ge-
sunden und kräftigen, hereditär in keiner Weise belasteten
Briefträ|fer von IQJahren, der von nennenswerthen Kinder-
krankheiten vordem nur Masern überstanden hatte, im
1. Lebensjahre geimpft war und im Juni 1888 mit Erfolg
revaccinirt wurde. Bald darauf fühlte er sich krank und
wurde von einer Anschwellung nahezu aller Gelenke be-
fallen, war aber nur 1 Tag bemägerig und konnte seinen
Dienst bald wieder versehen. Ungefähr 1 Mon. nach der
Revaccination trat zum 1. Male ein epileptischer Anfall
auf, der seitdem in monatlichen Zwischenzeiten wieder-
kehrt, vollkommen ausgebildet und nicht selten von un-
gewöhnlicher Heftigkeit und Dauer ist In der Zwischen-
zeit Klagen über Kopfweh, Schwindel und Gedächtniss-
sohwäche. Kein Symptom einer Herderkrankung des
Hirns.
Von den akuten Infektionskrankheiten scheinen am
häufigsten Scharlach, dann Masern und Typhus bei
Kindern Epilepsie hervorzurufen. Von der Vaccine
war diess bisher nicht bekannt Der vorliegende Fall
ist um so interessanter, als die hereditären und ana-
mnestischen Daten keine Disposition erkennen lassen,
und der Kr. in einem Alter steht, das für den Beginn der
Epilepsie ungewöhnlich ist.
Von englischen Imp%egnem, namentlich Creigh -
ton, einem Arzte, ist neuerdings die Behauptung auf-
gestellt worden, die Vaccination sei die Ursache der in
England in den letzten Jahren bemerkbaren Zunahme der
Todesfälle an Syphilis im 1. Lebeneg'ahre. Wäre diese
Ursache thatsäcblioh wirksam, so könnte sie sich natür-
lich erst nach der Impfung geltend machen, deren Aus-
führung in Schottland vor Ende des 6., in England vor
Ende des 3. Mon. ^setzUch vorgeschrieben ist. Da die
englische Sterbestatistik die auf das 1. Lebensjahr, „das
ImpQahr'^ entfallenden Todesfälle unterscheidet, je nach-
dem sie sich im 1. oder 2. Vierteljahre oder im 2. Halb-
jahre ereignen, lässt sich die Bichtigkeit jener Behauptung
statistisch leicht controliren.
Das schottische Impfgesetz erlangte 1863 Geltung,
also wird es nicht zu beanstanden sein, die Perioden von
1855—1859 und von 1880—1884 mit einander zu ver-
gleichen. Es verstarben in Schottland an Syphilis :
davon im 0. im 3. im 6. im Alter
bis bis bis über
3. Mon. 6. Mon. 11. Mon. 1 Jahr
142 81 42 116
37.3% 21.3«/o 11.0«/o 30.4Vo
über-
haupt
1855—59 381
100»/o
1880—84 1213 540 242 147 284
100«/« 44.5»/o 20.0*/o 12.lVo 23.4«/o
Ueber die Zunahme der Sterblichkeit an Syphilis
überhaupt und namentlich an inüsuitiler Syplulis b^teht
somit kein Zweifel, sie ist erheblich grösser als die der
Bevölkerung. Für das 1. Lebensjahr betrug dieselbe
früher nur 70^/o derGesammtsterblichkeit, neuerdings ist
sie auf 77% gestiegen. Aber die obigen Zahlen erweisen
sicher, dass für die auf „das Impfjahr*^ entfallende Zu-
nahme von 7% nur die ersten 3 Lebensmonato verant-
wortlich sind, einEinfluss der Impfung somit ganz ausser
Frage kommt. Ferner verstarben an Syphilis in Schott«
land:
23
178
IX. Hygieine und StaatsaizndlnuLda
..i^, davon im 0. im 3. im 6. im 1.
r^^l bis bis bis bis
^^P^ 3. Mon. 6. Mon. 12. Mon. 2. Jahre
1882 244 109 44 39 16
1883 240 107 51 23 16
1884 276 117 57 26 14
zusammen 760 383 152 88 46
Procent 100 43^ 21.3 11.6 6
Es entfallen demnach in Schottland von der Gesammt-
zahl der TodesfSUe an Syphilia ans allen Altersklassen
65<^/o auf die ersten 6 Lebensmonate, also vor das impf-
Pflichtige Alter, dagegen 11.6% anf die zweiten 6 Lebens-
monate nnd nnr 6*/o auf das 2. Lebenqahr. Für England,
wo die Impfpflicht 3 Mon. früher beginnt, ereeben sich
ans denselben Jahren für die gleichen Abschnitte des
ländlichen Lebens 64.5, bez. 11.3 imd 6.1<yo; also auch
hier Ifisst sich kein Einfloss des impfpflicntigen Alters
erkennen. Die nahezu völlige Gleichheit der für beide
Lander geltenden Zahlen Ifisst es überhaupt ausser Zweifel,
dass ein causaler Zusammenhang zwischen der Impfong
und der Syphilissterblichkeit in ihnen nicht besteht
Eine Künstlerin wurde vonMorel-Lavallee (59)
mit unverdächtiger animaler Lymphe an der Wade ge-
impft, die Lancette war vorher ausgeglüht, die Haut mit
Carbolwasser gewaschen worden. Mit derselben Lymphe
wurden cdeichzeitig 6 andere Personen geimpft, bei dreien
entwickelten sich normale Pusteln, bei den 3 anderen war
die Impfung erfolglos. Bei der Künstlerin traten schon
am 3. Ta^ entzündliche Erscheinungen in der Gegend
der Impfsüche auf, die am 7. Tage noch ausgeprägter waren
[es wird nicht mitgetheilt, wie die Pat sich in dieser Zeit
verhalten hatte. Uef.], am 16. laee sahen die Pusteln
vollständig aus wie einEcthymasy^iihticum, nach Abfall
der Krusten zeigten sich dann tiefe Ülcerationen, die sich
anfanes durch Gangrän der Bänder vergrosserten, und
nach ^handlune mit CarboUösnngen langsam heilten.
Eine Schwester der KünsÜerin hatte vor 2 Jahren einen
Furunkel im Gesicht gehabt, der auch ein pseudo-lue-
tisches Ansehen hatte, und M.-L. denkt an eine Art
Familiendisposition.
Der Bericht der Lqirosy commission (60) fOr
Indien spricht sich dahin aus, dass die Annahnae,
der Aussatz würde durch die Impfung verbreitet,
der wissenschaftlichen BegrOndung entbehre. Selbst
bei Benutzung menschlicher Lymphe sei die Gefahr
nicht gross, da Lepra nicht wie Syphilis leicht
durch einmalige Impfung übertragen würde und
bei Kindern sehr selten sei. Sichere Fälle von
Uebertragung seien nicht bekannt.
Einen Fall von Osteomyelitis nach Impfung beobach-
tete Lindemann (61). Ein 10 Mon. altes gesundes
Kind wurde mit animaler Lymphe geimpft, am 8. Tage
schwoll der linke Oberarm an, die Lymphdrüsen der
Achselhöhle waren vergrössert und schmerzhaft, und
gleichzeitig entwickelte sich Osteomyelitis im rechten
Oberschenkel. L. verlangt zur Vermeidung solcher In-
fektionen eine antiseptische Nachbehandlung der Impf-
pusteln, die Revision sei 1 Tag früher als üblich vor-
zunehmen, die dann noch geschlossenen Pusteln seien mit
einem aufsaugenden Pulver dick zu bestreuen, der Ober-
arm mit Mullbinde zu umwickeln und diese durch 2 cir-
kuläre Heftpflasterstreifen zu fixiren.
Farrar (62) impfte ein schwächliches 5 Mon. altes
Kind mit unverdächtiger animaler Lymphe, nach 1 Woche
fanden sich 3 normale Pusteln, es stellten sich keine Bnt-
zündungserscheinungen ein, die Kmsten blieben aber
lange haften , und nach ihrem Abfall zeigten sich tiefe
ülcerationen. Das Kind kränkelte und starb 7 Wochen
nach der Impfnng.
F. glaubt, dass die Impfung bei dem schwächlichen
Kinde eine constitutionelle Krankheit hervorgerufen habe,
imd hält es für besser, schwächliche Kinder nicht zu impfen.
Eine unter eigenthümlichen umständen TOn Caf-
fyn (63) vollzogene Impfong hätte den Impfgegnem leicht
ein dankbares Material liefern können, at impfte 1881
in der Quarantänestation in Sydney 39 Personen von ^em
anscheinend gesunden Kinde, die Lymphe wurde in Glas-
röhren aufgezogen und mit Glycerinwasser rersetzt
Ekshon am nächsten Tage war der Abimpfling krank, am
2. Tage zeigte sich das Exanthem und am 6. Tage starb
er an Pocken, zur Zeit der Abimpfung befand er sich also
am Ende derincubationsperiode. Trotzdem erfolgte keine
üebertragunff der Pocken auf die geimpften Personen;
bei 38 von ihnen entwickelten sich normale Impfpnsfeln
mit auffallend stark ausgeprägter Areola und Anschwel-
lung des Armes, aber ohne weitere Fdgen. Bei einem
schon Imal geimpfton Knaben, der zu derselben Familie
gehörte wie der Abimpfling, schlug die Impfong frid, und
8—10 Tage später traten bei ihm sehr nuld verlaufende
Pocken auf.
ZX TJiearetüehes über Impfschutz und hnpf-
empßngUMoeit,
64^ Finden sieh Sehutxstoffe in dem Blutserum von
Individuen f tvelehe Variola, hex. Vaeeine Überstanden
haben ? von Dr. La n d m a n n. (Ztschr. L Hyg. u. Infek-
tionskrankh. XVUL 2. p. 318. 18d4.)
65) V(ie(nnationintr<h4äerineetvariolis€Uionintrar
ti^^TMw; parHervieuz. (BulLderAoad.deMed.LVIL
p. 130. Juill. 18. 1893.}
66) Variolo'WUfeme in India; by King. (Eni
med. Joum. Nov. 26. 1892. p. 1191.)
67) On Variola vacekna and the naiure of vaeeine
Ufmph; by C. Voigt (Brit med. Joum. Sept 22. 1894.
p. 633.)
68) Diseussion on the paÜu>logy of vaeeinia; by
Monokton Copeman. (Biit med Joum. Sept 22.
1894. p. 631.)
69) Variola and vaeeine; by Klein. (Brit med.
Joum. Sept 8. 1894. p. 542.)
70} 8ur la question de Fideniite de la vaeeine et de
la varwle; par Pourquier et Ducamp. (Semaine
med. TTTT. 00. p. 476. 1893.)
71) Conirunäion ä la question de VidentiU de la
variole et de lavaeeine^ 'pscA.TJiS sei et BtkTT et (Amh.
de Med. et de Pharm. miL XXIY. 12. p. 498. 1893.)
72) Reeherehes exp6rimeniales sur VidentiU de la
Vaccine et de la variole; par Juhel-Renoy et Da-
puy. (Arch. de Med. experim. et d'Anat pathoL VL 3.
p. 425. 1894.)
Die nach Analogie anderer Infektionskrank-
heiten wahrscheinliche Anwesenheit von Schutz-
stotffen im Blute von Personen, die an Variola und
Yaccine litten, suchte Landmann (64) durch
folgende Versuche zu beweisen.
1) Eeüt Variolaserum Variola ?
iänem 58jähr. Manne wurde 27 Tage nach Aosbrack
des Pockenexanthems Sorum entnommen und mit 'ysproo.
Carbolwasser vermischt Die Entnahme geschah am
20. Juni, am 5. Juli wurden seinem ^ähr., 15 kg schwe-
ren Enkel, der am 30. Juni mit Pockenexanthem erkruikt
war, lOccm und am 6. Juli 15 com Serum iz\jicirt Koin
Erfolff, Tod am 7. Juli. Die Erkrankung des Grossvaters
war leicht, die des Enkels schwer gewesen, aosaerdem
geschah die Injektion wohl zu spät
2) Eeilt Vaecineserum Variola ?
Eänem 11 Mon. alten Kinde und einem 2^fthr.lUnDe
mit Variola wiude Serum von Impfthieren injiciit, ^
5 Tage nach der Vaooination geschlachtet waren. Keine
nachweisbare Beeinflussung des Krankhettsveriaafes,
beide genasen.
S) Sohütxt Variolaseruin gegen Vaedm/s ?
Das Serum wurde 6 Wochen, bez. 6 Mon. ntch
schwerer Variola entnommen und 2 Kindern von 6 aod
8 Mon. imVerhältniss von 1 :800 Körpergewicht iigicirt;
IX. Hjgieine und Staatsarzneikunde.
179
am 1., bez. 2. Tage nach der lojektion wurde geimpfi
Die Posteln entwickelten sich regelmässig.
4) Schützt Vaecmeserum ffSffen Vaccine ?
8 Kinder wurden 24Std. vor der Impfong mitSerom
Ton Bullen injicirt, die 28—83 Tage vor Entnahme ge-
impft waren. Bei allen war die Impfang erfolgreich,
ebenso bei 2 Kindern, die mit dem Serum eines vor 4]fon.
xeTacdnirten Menschen injicirt waren.
L. hflit die Frage noch für offen und weitere
Untersuchungen für nöthig. Trotz starker erwor-
bener Immunitftt k5nnten Schutzstoffe im Blute
fehlen, wenn sie es schnell passirten und von den
fixen Oewebeelementen energisch angezogen wür-
den, 68 sind daher Versuche darüber nöthig, ob sich
in einer früheren Zeit, am 3. bis 6. Tage nach der
Impfung, Schutzstoffe finden. Gegebenen Valla
würde L. mit dem Serum von Thieren operiren, die
3—6 Tage oder 6 — 10 Tage nach der Impfung
geachlaohtet sind, wenn also das supponirte Y accine-
toxin noch im Blute kreist, oder sofort nach Eintritt
der Immunität, wenn man noch am ehesten auf das
Vorhandensein eines Antitoxin im Blute rechnen
darf.
Hervieuz (65) theilt nicht die von Gop
(Jahrbb. GGXLIV. p. 177) ausgesprochene Ansicht,
dass Impfung der schwangeren Mutter den Fötus
impfimmun macht Ausnahmeweise könne das der
Fall sein, aus den Beobachtung«! vonBurckardt,
Behm, Eollack, Max Wolf fu. A. gehe aber
hervor, dass die Impfung der Neugeborenen in
solchen F&llen meistens erfolgreich ist. Eine
Pockenerkrankung der schwangeren Mutter mache
den Neugeborenen manchmal impfimmun, aber
durchaus nicht immer ; die bisherigen Beobachtun-
gen sind nicht zahlreich genug, um sichere Schlüsse
über das VerhAltniss beider Möglichkeiten zuzu-
lassen.
Die Frage der Einheit von Variola und Vaccine
ist noch immer zu keinem Abschluss gelangt, die
Gegner der Einheitslehre halten es für nicht mög-
lich, durch Variolisation von Kälbern Vaccine zu
erzeugen und dieselbe gefahrlos zur Impfung des
Menschen zu verwenden. Der englische Militärarzt
King (66), der in Indien Kälber mit Variolaeiter
impfte, und von der 7. Generation Lymphe gewann,
mit der nahezu 400000 Menschen erfolgreich ge-
impft wurden, erhielt deswegen vom Gouvernement
Madras eine disciplinarische Bestrafung wegen
„eines schweren Verstosses gegen die Standesehre
und eines ebenso schweren Vertrauensbruches gegen
dieRegierung^S wurde aber bald wieder rehabilitirt
In einem Vortrage, den C. Voigt (67) im
August 1 894 bei der Jahresversammlung der British
medical Association in Bristol hielt, legte er die
Gründe dar, die für die Einheitslehre sprechen.
Wenn Chauveau bei seinen variolisirten Kühen
nur einen papulösen Ausschlag bekam, der bei
Weiterimpfung auf Kühe bald erlosch, so würde er
bei fortgesetzten Versuchen mit der Zeit auch wohl
ein besseres Resultat erreichen. V. selbst hat in
den letzten 13 Jahren 11 Kälber yariolisirt, 9 davon
zeigten auch nur den von Chauveau beschrie-
benen papulösen Ausschlag, dagegen entwickelte
sich 1881 bei einem Kalbe, das an einer Stelle mit
Lymphe, an einer anderen mit Pockeninhalt ge-
impft war, auf der gepockten Stelle eine gute Impf-
pustel, aus der sich Lymphe auf Kälber bis zur Zeit
der Mittheilung fortzüchten liess. Zu öffentlichen
Impfungen wurde dieselbe erst von der 21. Kälber-
generation benutzt, da sich bei einigen Eandem, die
von der 2. und 3. Generation geimpft wurden, un-
willkommene Erscheinungen zeigten. Zum zweiten
Male erhielt V. 1892 eine Impfpustel bei einem
variolisirten Kalb, hat aber davon keine Weiter-
impfungen gemacht Die Entstehung der Impf-
pustel durch sekundäre Infektion seiauszuschUessen,
da er bei 2 — 3000 Kälbern, die er in dem Ham-
burger Impßnstitut geimpft habe, nie acddentelle
Impfung beobachtet habe. Die Impf^usteln det
Variolavaccine entwickelen sich bei den ersten
Generationen langsamer, als die der gewöhnlichen
Kälbervaccine und ihr Inhalt bleibe länger klar
und contagiös, so dass dadurch schon eine Ver-
wechselung unwahrscheinlich sei. Eine Impf-
pustel beim variolisirten Kalb liesse sich vielleicht
auf folgende Weise mit grösserer Sicherheit er-
reichen : ein Kalb sei ^u variolisiren, und die spär-
liche Lymphe der Papeln nicht auf ein Kalb zu
übertragen, wo sie in der Regel versage, sondern
auf ein Kind. Es entsteht bei diesem, wie Chau-
veau gezeigt hat, eine primäre Pustel und eine
abgeschwächte Sekundäreruption. Mit dem Inhalt
der primären Pustel sei dann ein Kalb zu impfen,
und es sei dann mit mehr Sidierheit auf eine
Impfpustel zu rechnen, als bei der bisher geübten
Variolisation mit dem weniger oontagiösen Material
einer allgemeinen Pockeneruption.
Auch Gopeman (68) spricht sich für die
Einheit aus. Er impfte ein Kalb mit Pockeninhalt,
eine Allgemeineruption erfolgte nicht, aber einige
der Impfschnitte waren roth, erhaben und „neigten
zur Bläschenbildung" [tended to be vesicular, ein
so unbestimmter Ausdruck würde doch besser ver-
mieden. Ref.]. Am 7. Tage wurde auf ein zweites
Kalb abgeimpft, am 4. Tage waren bei diesem alle
Impfschnitte mit gut ausgebildeter Areola um-
geben, aber ohne bestimmte Bläschenbildung. Von
dem zweiten Kalb wurde am 4. Tage ein drittes
geimpft, und dieses hatte am 6. Tage deutliche
Bläschen auf einigen Impf schnitten. Gegen spätere
Impfung waren alle 3 Kälber immun. Drei andere
Versuchsreihen schlugen fehl
Klein (69) variolisirte ein Kalb, sah aber bei
Fortzüchtung selbst bei der 4. Generation noch
keine Bläschen, sondern nur strichförmige Krusten-
bildung mit Schwellung der Haut in der Umgebung
und Areola. Mit dem halbflüssigen Material, das
sich daraus ausquetschen liess, wurd^ beim Men-
schen typische Vaocinebläschen erzielt, und bei
Rückimpfung auf ein Kalb bildeten sich ebenfalls
deutliche Vaccineblftschen,
180
IX. Hygieine tmd StaatBarzneilnmde.
Auch Hirne sprach sich in Bristol im Sinne
der Einheitslehre aus.
Ihre Gegner sind unter Chauveau'sEinfluss
hauptsächlich in Frankreich vertreten. Pour-
quier und Ducamp (70) werfen den ünicisten
vor, dass sie ihre variolisirten Kälber nicht ge-
nügend vor späterer Infektion mit Yaccine ge-
schützt hätten ; in einem Impfinstitut dürfe man
derartige Versuche überhaupt nicht machen, auch
genüge es nicht, vor und bei der Ihoculation asep-
tisdi zu verfahren, auch nachher müsse die Impf-
wunde vor jedem Contakt geschützt sein. F o u r -
quier variolisirte ein Kalb auf 40 Stichen, zahl-
reichen Scarifikationen und einigen Schabflächen,
wie sie Eternod und Haccius für die Erzeu-
gung von Pusteln für wesentlich halten, erhielt
aber keine Eruption, und eben so wenig bei einem
zweiten Ealbe, das auf einer Stelle mit Pocken-
inhalt, auf einer anderen mit gut anschlagender
Vaccine geimpft war. Bei einem dritten varioli-
sirten Ealbe dagegen bildete sich am 8. Tage eine
deutliche Pustel, und P. erklärte darauf die Frage
für unentschieden und weitere Versuche für nOthig.
Ein besseres Resultat hätte sich ja auch kein üni-
cist wünschen können ! üeber Abimpfungen von
der Pustel theilt P. nichts mit
Ausset u. Barret (71) variolisirten mehrere
Kälber mit Stichen, Scarifikationen und Sohab-
flächen, erhielten aber nur einen bald versdiwin*
denden papulösen Ausschlag an den Impfflächen.
Ueber Abimpfungen davon auf andere Thiere be-
richten sie nichts.
Juhel-B^noy und Dupuy (72) impften
5 Kälber mit dem Inhalt verschiedener Pocken-
pusteln, vom 2. bis 10. Tage nach der Eruption
entnommen, auf Stichen, Schnitten, Scarifikationen
und Schabflächen. Podieninhalt vom 6. Tage an
rief gar keine Beaktion hervor, bei Verwendung
von frischerem war die Vemarbung langsamer,
unter BOthung, Anschwellung und Induration, aber
nur einmal bildeten sich deutliche Papeln, niemals
Pusteln. Das Thier, bei dem sich die Papeln
entwickelt hatten, wurde am 12. Tage nach der
Variolisation mit Erfolg geimpft, ebenso ein an-
deres, während nachherige Impfung bei den 3
übrigen Kälbern fehlschlug. Die Autoren wundem
sich darüber, dass die ünicisten Pusteln erhalten,
während das den Dualisten nicht möglich ist, und
halten dann Einsetzung einer Commission für
wünsohenswerth, in welcher sowohl Ünicisten, als
Dualisten vertreten sind.
X. Pochenerreger und Vaccineerreger.
73) Der Vaceinemikroorgantsmus Bu ttersaek^s;
von Landmann. (Hygien. Roodschau 10. p. 434.
1894.)
74) üeber den Vo/ccinemikroorganiemus Butter -
8aeh*8; von A. Dräer. (Centr.-Bl. f. Bakteriol. n.
Parasitenkde. XVI. 14. p. 561. 1894.)
75) Bacterwlogy of vaeeine and variohue lymph;
l^yMonokton Gopeman. (Brii med« Joom. Sept 22.
1894. p. 632.)
76) The histology ofihe Vaccine vesicle; by Stan-
ley Kent (Bnt. med. Jonm. Sept 22. 1894. p. 633.)
77) Preliminary repart upon inveetigationa eon-
eeming the eontagium wvwn of small-^pax; by S. C.
Martin. (Boston med. and surg. Joum. CXXIX. p. 589.
1893.)
78) Ineestigations eaneeming the etiology ofemaü-
pox; by Christian Bay. (Med. News LXTL 4. p. 92.
1895.)
79) Beeearchee on vctceima and Variola; by Ar-
mand Raffer and H.G. Plimmer. (Brii med. Jonm.
Jone 30. 1894. p. 1412.)
80) aVie aporoxoa ofvariolaandvaeeinia; by Jack-
son Clarke. (Lancet I. p. 139. Jan. 19. 1895.)
Den von Buttersaok (Jahrbb. CGXLIV.
p. 176) im Inhalt von Yaodnepusteln gefundenen
Gebilden spricht Landmann (73) die Existenz-
berechtigung als Vaooineeneger ab. Zwar konnte
er sie auch nachweisen, wenn er die trockenen
Präparate durch die Flamme zog, 1 Stunde lang
mit 7% Natriumnitrat, eben so lang mit 5*/«
Schwefelsäure behandelte und dann 1 Stunde lang
mit Wasser abspülte, er fimd aber bei dieeem Yer-
iahren die Fäden und kleinen £5ipercheii auch in
Präparaten von Rinderblutsemm und hält sie fOr
Kunstprodukte.
Zu demselben Schluss kommt auch Dräer (74),
er fand Gebilde, die ganz den von Buttersack
beschriebenen gleidien, unter
10 Präparaten von Erstimpflingen . Bmal
6 « « Wiederimpflingen 2mal
14
5
5
10
Senun
Blut
Speichel . .
Hfihnereiweiss
. 12mal
Qmal
3mal
7mal
Ob die scheinbaren Fäden und EQmchen durch
Faltenbildungen beim Eintrocknen des eiweiss-
haltigen Materials oder durch Risse desselben ent-
stehen, will D. nicht entscheiden, hält aber das
Erstere fflr wahrscheinlich«
Copeman (75) und Eent (76) fanden in
Yaocinelymphe, besonders wenn sie am 4. oder
5. Tage vom Ealbe entnommen wird, einen Bacil-
lus, den sie als Impferreger ansehen; er findet sich
auch in Schnitten der gehärteten Impfpustel, be-
sonders in Wanderzellen eingeschlossen. Er scheint
identisch mit dem von Elein im Vaccine- und
Pockeninhalt beschriebenen Bacillus zu sein. G.
schlägt vor, zu Züchtungsversuchen Oljoerin-
lymphe oder die von E i n g empfohlene Mischung
von Lymphe mit Lanolinum anhydricum zu ver-
wenden, die nicht so zahlreiche Saprophyten ent-
hält, wie die gewöhnliche Lymphe.
Martin (77) züchtete aus Yaccine auf Rinder-
blutserum einen kurzen feinen Bacillus, der bei
gewöhnlicher Temperatur und auf Olyoerinagar
nicht wächst. Zuweilen fand er aber auch Miloo-
kokken und hält die absolute Reinheit seiner Cul-
turen nicht für bewiesen. Die Culturen erzeugten
bei Eälbem Bläschen, deren Inhalt bei Eindem
typische Impfpusteln hervorrief.
B a y (78) fand in Bouillonculturen von Lymphe
Dud Fookeninhalt, dio bei 24^ c^ialten wurden,
IX. Hygieine xuid Staatsarzneikonde.
181
einen sporenbildendan BaoUlus, den er uns als
Erreger von Pocken und Yaocine unter dem
lYamen Dispora variolae vorstellt Irgend welche
Uebertragongsversuche, die diesen ätiologischen
Anspruch begründen könnten, theilt er nicht mit,
eben so wenig, ob sein Organismus auch bei
ESrpertemperatur wächst, oder ob sich in seinen
Souillonculturen denn nur dieser eine Bacillus
entwickelte.
Ruffer u. Flimmer (79) haben die schon
früher von ihnen, Benault, Pfeiffer, van
der Loeff u. s. w. beschriebenen Protozoen in
Impfpusteln verschiedener Thiere gefunden, ebenso
in Pockenpusteln und in Hautschnitten von Pocken-
leichen, wollen aber keine bestimmten Schlüsse
daraus ziehen.
C 1 a r k e (80) sah Sporozoen in der mit Lymphe
geimpften Cornea von Kaninchen und Meerschwein-
chen, ebenso im Inhalt von Pockenpusteln und in
der Haut von Pockenleichen. Ueber die ätiologische
Bedeutung spricht er sich sehr vorsichtig aus.
XI. Jnimaie Lymphe.
81) Bericht aus dem ImpfinetittU für animale Vae-
eination der Jahre 1884^87 (20,-23, Jahrgang) mit
einer Kritik der JRetromeeination ; von P i s s i n. (Berl.
klin. Wohnsohr. XXV. 24. 25. 1888.)
82) Die Vertoendung von Thierlymphe xar Erledigung
des Öffentlichen Impfgesehäfles: von Werner u. Jäger.
(Württemb. Cörr.-BL Nr. 33—37. 1888.)
83) Mittheilungen ausdemLandesimpfinstikU; von
W i 1 h e 1 m L (Ztschr. f. Medioinalbeamte VIT. 4. p. 86.
1894.)
84) Note sur eertains avonteiges du vaeein humain
eompari au vaeein de gSnisse, et sur la prifirence ä lui
aeeorder le plus ordinairement ä la eampagne; par
Poulet. (BuU. de Ther. LXIH. 39. p. 241. 1894.)
85) Üadical differences in methods of production
and euitiration of vaeeine lymph\ by Samuel W. Ab-
bot. (Boston med. and sorg. Journ. CXXXI. 11. p. 259.
1894.)
86) Sur la virulenee du v€tccvn animal; par Her-
vienz. (BolL de TAcad. de Med. p. 528. Mai 22. 1894.)
87) De rinfluence du vieillissement sur la purifi-
eation spontanSe de la pulpe vaceinale glyeirinSe; par
L. Vaillard. (Aroh. deMed. etdePharm.militXXlV.
11. p. 369. 1894.)
Aus dem Berichte von Pissin (81) sind von
allgemeinem Interesse nur die Schlussbemerkungen
über die ausschliessliche Fortzüchtimg der Vaccine
von Kalb zu Kalb, sowie über die Zulässigkeit der
Yerimpfnng der Retrovaccine auf den Menschen.
Was die Schwierigkeiten anlangt, denen die Fort-
züchtung der Vaccine auf dem Kalbe in einer An-
zahl vonimpfanstaltan begegnet, so glaubt P. nicht
zu weit zu gehen mit der Behauptung, dass die-
selben ihre Ursache weder in der Disposition der
KUber, noch in der zur Impfung benutzten ani-
malen Lymphe, sondern einzig und allein in der
technischen Ausführung der Impfung, sowie aller
damit in Zusammenhang stehenden Maassnahmen
zu suchen sei. P. kennt zwei Arten von Kälbern,
welche sich trotz des Fehlens jeder Abweichung in
ihrem Gesundheitzustande gegen Vaccine refraktär
z^gen und seinen Beobachtungen nach 3.8^/o i^v
Impfthiere ausmachen, nämlich solche ohne Dis-
position und ganz immune Kälber. Nach seinen
1886 (Deutsche med. Wchnschr. Nr. 44) gemachten
detaillirten Mittheilungen produciren Kälber ohne
Disposition Pocken, welche zwar am 4. Tage noch
leidlich aussehen und zum Abnehmen noch taug-«
lieh erscheinen, am 5. Tage aber, statt sich weiter
zu entwickeln, stationär bleiben oder gar zurück-
gehen. Eine Kälberimpfimg aus solchen Pocken
giebt in der Eegel totalen Misserfolg und nur hin
und wieder eine brauchbare Pocke. Meist sehen
diese Kälberpocken aus wie die Bevaccinations-
pocken bei den Menschen : sie sind nicht vollständig
ausgebildet, sondern mehr borkig. Dagegen ent:
stehen bei immunen Kälbern frühreife, sogen.
Abortivpocken, welche am 2. bis 3. Tage rosen-
roth erscheinen, am 4. bis 5. Tage aber meist ver-
schwunden sind und nur selten zum Abnehmen
der Lymphe verleiten.
Es ist nun in hcäem Qrade auffällig, dass in
den Impfanstalten ^ denen nur ganz junge, nur
2 — 3 Wochen alte Kälber zur Verfügung stehen,
die Fortzüchtung jeden Lymphstammes sicher in
der 3. oder 4., recht häufig aber schon in der
2. Oeneration auf dem Kalbe solche Pocken giebt,
welche nach P.'s eigener Beschräbung die Steri-
lität der Thiere charakterisiren und auf diese
zurückzuführen sind. Diese Impferfolge sind in
diesen Anstalten sowohl bezüglich ihrer äusseren
Erscheinung, wie bezüglich ihrer Ursache sehr
wohl bekannt und aus diesem Grunde wird die
Unmöglichkeit der Fortzüchtung eben auf den
refraktären Zustand des Organismus dieser jungen
Thiere zurückgeführt Trotz dieser Er&hrungen
glaubt P. die in jenen Anstalten hervortretenden
Schwierigkeiten der Fortzüchtung „einzig und
allein^* in der technischen Ausführung der Kälber-
impfnng suchen zu müssen und führt die angebliche
Sterilität ihrer Impfkälber auf diese zurück, bleibt
aber jede Andeutung darüber schuldig, worin
der von ihm gerügte Mangel in der Technik zu
suchen seL
Die von P. erhobenen Bedenken gegen die Ver-
impfung der Retrovaccine auf Menschen gründen
sich lediglich auf die Voraussetzung, dass es im
Drange des Impfgesohäftes geradezu unmöglich
sei, mit absoluter Sicherheit die Gesundheit des
Abimpflings festzustellen, d. h. einen einwandfreien
Impfstoff vom Kinderarme zu gewinnen. Die in
der zur Impfung der Kälber verwendeten humani-
sirten Lymphe etwa vorhanden gewesenen krank-
haften Keime blieben in den Impfwunden der
Kälberhaut trotz der Entwickelung der Vaccine
lebensfähig erhalten, um auch den aus den Kälber-
pocken hergestellten Lymphpräparaten mechanisch
beigemengt zu bleiben und nach der Verimpf ung
derselben auf das Kind ihren eigenen Entwicke-
lungsgang zu beginnen.
Wie wenig P.'s Baisonnement den Thatsachen
eiitsprichti beweist bezüglich des ersten Punktes
182
IX. Hjgieine und Staatsarzneifaiiide.
die nunmehr fast ein Jahrhundert lang gemachte
Erfeihrung. P. vergisst, dass bis sum Jahre 1869,
als Müller die 01ycerinl3rmphe kennen lehrte,
fast alle auf der ganzen Erde ausgeführten Impfun-
gen solche von Arm zu Arm waren. W&re es so
schwer, einen untadelhaften Impfistoff vom Kinder-
arme zu gewinnen, wie ungeheuer gross hätte die
Zahl der direkten Impfschädigungen sein müssen !
Es müsste dies um so mehr der Fall sein, als die
YerhUtnisse für dieFortzüchtung der übertragenen
Keime bei der Impfung von Arm zu Arm die
günstigsten sind und die Impfungen zu einer Zeit
geschahen, in der man die heute bei der Auswahl
der Stammimpflinge gültigen Yorsichtsmaassregeln
nicht kannte. Die Zahl der direkten Impfschädi-
gungen ist aber eine ganz verschwindend kleine
und dazu kommt, dass sie nach dem heutigen
Stande unserer Kenntnisse über ihre Genese wohl
sämmtUch zu vermeiden gewesen wären. Dies
gilt vor Allem von der üebertragung der Syphilis
in der Lymphe und von vaccinaler Tuberkulose ist
überhaupt noch kein einziger Fall bekannt Dass
aber thatsächlich durch dieRetrovaccine auch noch
keine der von P. gefürchteten Krankheiten erzeugt
worden ist, lehren die eingehenden Berichte des
Beichsgesundheitsamts über die Ergebnisse der
Impfungen im deutschen Beiche, von denen inner-
halb der letzten Jahre die grosse Mehrzahl mit
Retrovaccine ausgeführt worden ist Was P. That-
sächliches zur Stütze seiner Behauptung anfGhrt,
bezieht sich auf die Üebertragung von Impetigo
contagiosa durch Thierlymphe. Soweit es sich um
diese üebertragung durch Thierlymphe aus einer
Privatimpfanstalt in Elberfeld handelt, so ist die
Darstellung P.'s unriditig, denn in jener Anstalt
geschieht die Fortzüchtung der Vaccine ausschliess-
lich von Kalb zu E!alb und die betreffende „her-
petische Yaocine^* wurde nicht vom Kinde auf das
Kalb übertragen. Die Behauptung, dass etwa in
die Lymphe gelangte Keime der Impetigo con-
tagiosa nur aus einer Kinderpocke und nicht vom
Felle des Kalbes stammen könnten, erscheint der
Erfahrung über das gelegentliche ubiquitäre Vor-
kommen dieser Keime gegenüber als mehr denn
einseitig.
Die Vertoendung von Thierlymphe zur Erledigung
des öffentliehenln^fgeeehäfles veranlasste Werner
und Jäger (82), über eigene Erfahrungen zu be-
richten, ohne dass sie besondere Chesiohtspunkte
geltend machten. Paulus (Württemb. Corr.-BL
Nr. 33. 1890) constatirt eine stetige Zunahme der
Erfolge bei Verwendung der aus den beiden
württembergischen Staats-Imp&nstalten bezogenen
Thierlymphe im Oberamtsbezirke Maulbronn wäh-
rend der 5 Jahre 1885 — 89. Aus seinen Mitthei-
lungen geht hervor, dass die fortschreitenden Er-
folge auf die Verbesserung des Verfahrens nicht
nur in der Gewinnung des Impfstoffes, sondern
wesentlich auch des Gebrauches desselben zurück-
zuführen sind. Bezüglich des gleichen Gegen-
standes bringen bayerische Impfärzte, so Fürst
und Gros (Münchn. med. Wchnschr. Nr. 1 1. 1889),
sehr weit auseinandergehende persönliche Erfah-
rungen bei, welche vorzugsweise auf die Ver-
schiedenheit der Impftechnik, zum Theil auch auf
die individuelle Verschiedenheit des von dem ein-
zelnen Kalbe gewonnenen Impfstoffes zurückzu-
führen sein dürften.
In demvon Wilhelmi (83) geleitetien Schwe-
riner Landesimpfinstitute werden die Kälber mit
ganz oberflächlichen Schnitten geimpft, und die
Pockenmasse nach durchschnittlich 4X24 Stunden
durch einmaliges scharfes Hinüberstreichen mit
dem scharfen Löffel entfernt, durchschnittlich wur-
den 9.7g pro Kalb gewonnen. Eine Mischung des
von verschiedenen Thieren gelieferten Impfstoffes
findet nicht statt. Im Jahre 1893 ergab die
Lymphe bei Erstimpflingen 2.63^/o, bei Wieder-
impflingen 11.07®/o Misserfolge, der Werth der
Statistik wird besond«*s bei den Wiederimpflingen
sehr dadurch beeinträchtigt, dass von den einzel-
nen Impfärzten die Beurtheilung der erzielten Be-
sultate sehr verschieden gehandhabt wird. Dasselbe
gilt von den Schnittedblgen, da der eine Arzt in
6 Impfschnitten bis zu 20 und 30 Pusteln zählt,
der andere bei jedem erfolgreichen Schnitte nur
eine Pustel rechnet
Eine Lanze für die Verwendung hmnanisirter
Lymphe bricht Ponlet (84), der sie ausschliess-
lich benutzt Er conservirt sie ohne Ölycerinzusatz
in LymphrOhrchen, und hat mit 4 — 5 Jahre alter
Lymphe gute Erfolge gehabt; die Pusteln ent-
wickelten sich dann etwas langsamer, aber die
Impfkraft schien mit den Jahren noch zu wachsen.
Voraussetzung für eine so lange Wirksamkeit sei,
dass die Lymphe vor Licht, Temperaturweohsel und
vor Allem vor St5ssen bewahrt bleibe, verschicken
lasse sie sich daher auch nicht Die Erfolge seien
weit besser als bei animaler Lymphe; Ref. ist über-
zeugt, dass P. mit seiner sorgfältigen Impffcecbnik
auch bei Verwendung der letzteren bessere Resul-
tate erzielen würde, als die von ihm als Regel an-
gegebenen, aber zu niedrigen. Femer verleihe die
humanisirte Lymphe einen längeren Impfschntz
als die animale, f(lr diese Behauptung beruft sich
P. auf den erheblichen Procentsatz erfolgreiGher
Wiederimpfung, den verschiedene Autoren sdion
kurz nach der Impfung hatten, während er sdlbst
bei 1935 Wiederimpflingen im Alter von meist
10—11 Jahren nur 156 Erfolge erzielta Bef.
weiss nicht, ob die schon in früherem Alter erfolg-
reich Wiedergeimpften alle bei der Erstimpfung
mit animaler Lymphe bedacht worden waren; ganz
unbrauchbar wird die P.'sohe Statistik aber da-
durch, dass er bei seinen Wiederimpfungen alle
nicht gut entwickelten Pusteln als Misserfolg
zählt
Abbot (85) verlangt, dass Herstellung roA
Vertrieb der animalen Lymphe, die in den Ver-
einigten Staaten der Frivatindustrie und dem
X. Medicin im AUgemoineiL
183
Zwischenhandel flberlassen sind, dem Staate vor-
behalten bleiben, für die Einzelheiten empfiehlt er
besonders die in Deutschland geltenden Bestim«
mungen.
Hervieux (86) ist der Ansicht, dass die
Glycerinlymphe ihre Virulenz nach 2 Mon. ganz oder
theilweise verlieren kann, und bei EAlbem leicht
ISterung erregt; häufig ist sie allerdings noch
nach einem Jahre wirksam. Für die Impfung beim
Menschen benutzt er lieber frische als alte Olyce-
rinpaste, da auch bei der durch Alter nicht ge-
reinigten Paste Eiterungen beim Menschen sehr
selten seien.
üeber die Beinigung der Olycerinlyfnphe durch
das AUem haben Yaillard und Antony (87)
ihre Versuche getrennt von einander angestellt,
kommen aber zu denselben Resultaten. In der
Olycerinpaste nehmen die anfangs darin enthalte-
nen Bakterien (Subtilis, EartoffelbaciLLuSjStaphylo-
coccus albus und aureus) mit dem Altem erheblich
an Zahl ab, sind aber selbst nach 7 Monaten noch
zuweilen darin enthalten. Wird die Glycmnpaste
mit Bakterienkulturen versetzt, so erfahren die
sporenhaltigen durch das Altem keine Verminde-
mng. Staphylococcus pyogenes aureus und Strepto-
coccus pyogenes waren nach 2 — 4 Monaten nicht
mehr nachzuweisen, den B. pyocyaneus fand V a i 1 -
lard noch nach 7 Monaten in einigen Culturen.
X. Medicin im Allgemeinen.
309. Jabresberioht fiber dieLeiatnngenauf
dem Oebiete der Balneotherapie und Hydro*
therapie; von Dr. Franz C.Müller, Direktorder
Wasaerheilanstalt u. des Stahlbades Alexandersbad.
(VgL Jahrbb. CCXLEI. p. 98.)
Ä. Balneologie.
lieber die pkyetologisehen Wirkungen verschieden
warmer Bäder und über das Verhalten der Eigenwärme
im Allgemeinen; von L. WicL (Wien u. Leipzig 1894.
W. BranmüUer. 8. 160 8.)
Die äusserst sorgfUtig durchgeführte Arbeit W.'s
beschäftigt sich im ersten Theile mit dem Einfluss
der Witterung auf den Körper. Zu diesem Zwecke
machte W. an sich selbst fortlaufende Temperatur^
messungen, wodurch er dann feststellen konnte, ob
die Witterung der verschiedenen Jahreszeiten in
der Eigenwärme einen Ausdruck fände. Die Resul*
täte waren nun ein im Schlaf eintretendes Tempe-
ratnrminimum und eine Tagesschwankung bis zu
1.25<^. Körperliche Arbeit, Oemüthserregungen
brachten kleine Steigerungen. Die nach dem Essen
regulär eintretende Erhöhung blieb auch nicht aus,
wenn der Beobachter nichts gegessen hatte. Am
tiefsten steht die Temperatur bei mittlerer Luft-
feuchtigkeit. — Interessant ist die Thatsache, dass
die Eigenwärme periodischen Schwankungen unter-
worfen ist, die, ohne dass eine äussere Ursache sich
finden liess, in Intervallen von 3 — 5 Tagen ein-
traten. — Der zweite Theil des Buches enthält eine
Beihe höchst feiner Untersuchungen über die phy-
siologische Bäderwirkung, auf die wir im Einzelnen
nicht eingehen können. Das Resultat ist, dass
„die Eigenwärme auch durch Badekuren nicht ab-
geändert, sondern in fast absoluter Weise constant
erhalten wurde, vorausgesetzt natürlich, dass es
sich um einen normalen Organismus handelt". Die
übrigen Untersuchungen betreffen den Stoffwechsel,
die Athmung , die Circulation , das Nervensystem
und sind mit solcher Sorgfalt durchgeführt, dass
W.'s Buch bei allen Baineologen und Hydropathen
zweifellosen Anklang finden wird und zu weiteren
Studien anregt.
BeOrctg zurWirkung koMensäurehaltiaer Soolbäder
bei ehr onis ehern interstitiellem Morbus ßrightii; von
F. Baur. (Münohn. med. Wolmschr. XLU. 32. 1895.)
Die Badebehandlung erfolgte nach den bei
chronischen Herzleiden bewährten Qrundsätzen:
vorsichtiger Beginn mit 2proc. kohlensäurefreien
Soolbädem und langsame Steigerung bis zu den
starken Sprudelbädem. Der einzige Unterschied
ist wohl der, dass man bei Nephritikem mit der
Temperatur nicht so weit herunter gehen darf wie
bei Herzkranken; 30<^ 0. dürfte die unterste
Grenze sein.
Mit Hülfe einer geeigneten Diät erzielte B. bei
10 Kr. fast durchweg gute Eirfolge, zu denen wohl
mehrere Umstände beitrugen : das Leben im Kur-
ort, die Entfernung von der Heimath, die Buhe
und gute Pflege. Dazu kommt der günstige Ein-
fluss der Kohlensäure auf das Herz und auf die
Haut und man kann auch daran denken , dass die
durch die Kohlensäure bewirkte vermehrte Aus-
scheidung der Endprodukte des Stoffwechsels den
Kreislauf entlastet.
Einfluss der Harxburger OrodoqueUe auf den Stoff-
wechsel im menschliehen Korper; von J. Katz. (Inaug.-
Dis8. Berlin 1894.)
Indem wir die Anordnung der Versuche , die
den zahlreichen Stoffwechseluntersuchungen genau
entspricht, als bekannt übergehen, geben wir als
Ergebniss die Thatsache, dass derOenuss der Harz-
burger Grodoquelle selbst in beträchtlicher Menge
keine Erhöhung des Eiweisszerfalles bewirkt. Da
der Geschmack des Brunnens angenehm und seine
Wirkung auf Appetit und Stuhl günstig ist, so em-
empfiehlt K. die Quelle zum Gebrauch bei Yer-
dauungstöningen. Wir erinnern dabei daran, dass
die Grodoquelle 15<^/oo Ghlomatrium und sehr
wenig freie Kohlensäure enthält
Die natürlichen und künstliehen Mineralwässer.
Ein Bandbueh enthaltend eine kurze Zusammenfassung
der wichtigsten Capiiel der MineralqueÜenlehre und
Darlegung der Prindpien der BersteUung künstlicher
Mineralwäsaer , insbesondere der Naehbildung natür-
licher Minerakeässer; von A. Qoldberg. (Weimar
1893. B. F. Voigt. 213 S.)
184
X. M edicin im AllgemeineiL
Der erste, weitaus längere Theil des genannten
Buches scheint mehr für Hineralwasserfabrikanten
geschrieben zu sein. Er enthält Yorschriften über
den Bezug der nothwendigen Stoffe, über die Her-
stellung im Grossen und Kleinen und eine grosse
Beihe von Analysen bekannter Mineralwässer. Ent-
zieht sich dieser erste Theil wegen seines mehr
technischen Inhaltes im Allgemeinen dem ürtheil
des praktischen Baineologen, so bringt uns der
zweite eine aus vollem Verständniss heraus geschrie-
bene und nur für den Fachmann berechnete che-
mische Balneologia Die Yergleichung der natür-
lichen und der künstlichen Minaralwässer (gleiche
Zusammensetzung vorausgesetzt) wird zu lebhaft
betont; wir wissen doch Alle und Liebreich hat
es erst vor kurzem in einem durch die ganze medi-
cinische Welt verbreiteten Vortrage bewiesen, dass
es unmöglich ist, ein natürliches Mineralwasser in
allen Theilen nachzuahmen. Die Yerfertiger ver-
gessen immer wieder, dass die Mineralwässer auch
physikalische Eigenschaften haben (elektrische
Spannung u. s. w.), die man aus keiner Analyse
ersehen kann.
Freilich Einen Yorwurf machen die Erzeuger
künstlicher Mineralwässer den Yersandtbureaus der
Quellen, dass manche Quelle nicht garantiren kann,
dass das Weisser in durchaus tadellosem Zu-
stande ankommt. Es kommt nicht gar so selten
vor, dass die natürlichen Wässer beim Ausgiessen
aus den Krügen trüb sind und absetzen. 0. ghiubt
aber , dass es nur eines Winkes an die CoUegen
bedarf, um den Er. diejenigen Geschäfte zu em-
pfehlen , die frische Füllungen abgeben.
Bäeler bei Arteriosklerose; von Qroedei io Naa-
heim. (Veröffentl. d. Hufeland' ooheu. Oesellsch. Berlin
1895. p. 10.)
G. kommt in seinem bei dem letzten Balneo-
logencongress gehaltenen Vortrage zu folgenden
Schlüssen: Badekuren sind, wenn mit dennöthigen
Yorsichtsmassregeln gebraucht, bei Arteriosklerose
ohne Gefahr, Gegenanzeige bildet die Embolie,
wenn sie sich wiederholt hat, oder seit der letzten
Erkrankung nicht mindestens Vs ^^^ verstrichen
ist Femer soll man alle Fälle von Thrombose
einer Gehimarterie ausschliessen, wie auch bei
visoeraler Arteriosklerose (Sohrumpfleber und
Schrumpfniere) Badekuren ziemlich nutzlos sind.
Wir können mit gewissen Badeformen bei
Arteriosklerose Nutzen stiften und zwar nicht nur
durch Bekämpfung der Ursachen, sondern auch der
Folgezustände, durch Begnilirung der Kreislauf-
störungen, wenn diese von einer Herzmuskelinsuffi-
cienz abhängen.
Einige Bemerkungen über künstliehe Mineraiwässer
und Sahmischungen; von 0. Liebreich. (Deutsche
Med.-Ztg. Nr. 38. 1895.)
Der Vortrag, der auf Veranlassung der balneo-
logischen Gesellschaft an alle deutschen Aerzte
verschickt wurde, wendet sich gegen die Fabrika-
tion künstlicher Mineralwässer. L. erklärt, es seien
die modernen Analysen der Mineralwässer nicht
erschöpfend genug und trotz des forfgeachrittenen
Standes der Chemie sei es unmöglich, ein von der
Natur gegebenes Mineralwasser genau in allen
Theilen nachzuahmen. Noch wären wir uns unklar,
warum die Akratothermen wirken, aber doch müss-
ten wir ihre Heilkraft anerkennen. Noch sei es
uns unmöglich, complicirte Mineralwässer synthe-
tisch darzustellen. Sei dies einmal möglich, wie es
Bayer mit dem Indigo gelang, dann. "v^Lre auch
kein Grund vorhanden , gegen die Mineralwasser-
fabrikanten zu eifern. — Der Vortrag, der sidi an
die gesammte deutsche Aerztewelt wendet, hat
sicher den Beifall aller Baineologen gewonnen.
Trotz aller Fortschritte, die die Balneologie in den
letzten 20 Jahren gemacht hat, schlummert in
unseren Quellen noch manches Geheinmiss, das
zu heben erst späteren Generationen vorbehalten ist
Ueber physiologische differente Bäderwirkung; too
Stifler. (Deutsche Med.-Ztg. Nr. 36 u. 37. 1895.)
Die sorgsamen Beobachtungen St 's sind
sphygmographisch dargestellt S t erkifirt die bis-
herigen balneologischen Pulsbilder für ungenügend
imd hält sie nur für brauchbar, wenn zugleich die
Beschaffenheit des Blutdruckes zum Ausdruck ge-
langt Das gewöhnliche Süsswasserbad verändert
die Pulscurve nur in ganz geringem QnAe , ganz
anders ist dies beim Moorbad, wo durch die grössere
Belastung des Körpers die peripherische Strom-
intensität und -Capacität verringert wird. Nachdem
kohlensauren Stahlbade zeigt sich der Puls in
seiner Elasticitätselevation bedeutend erhöht, die
Rückstosselevation ist deutlich ausgeprägt Nach
7proc. Salzbädem finden wir eine Steigerung der
Ascension im Verhältniss zum Blutdruck, An-
schwellung des Pulsvolumen gegen Ende des
Bades und Fortdauer der Wirkung einige Zeit lang
nach dem Bade.
Wandelungen in der SooJbadtherapie ; von H. E e 1 -
1er. (Corr.-BL f. Schweizer Aerzte XXV. 6. 1895.)
K. weist nach, dass man sich bis in die jüngste
Zeit hinein vor der Anwendung stark ooncentrirtor
Soolbader gescheut habe, und zeigt, dass Bobia
der Erste war, der diesen Bann gebrochen hat K^
kommt zu dem Schlüsse, dass gegenüber den zahl-
reidien günstigen Erfahrungen mitSoolbädem von
hohem Salzgehalt (6—31%) weder die theore-
tischen Oegengründe noch der alte Usus Stand
halten. Wir verweisen bei dieser Qel^genheit auf
die früheren Arbeiten E.'s, in denen er denselben
Gegenstand ausführlich behandelt hat
Ueber die Eimoirkung des Tarasper Wassers (Lueim-
quelle) auf den Stoffwechsel; von J. Leva. (BerL klin.
Wchnsohr. XXXI. 11. 1894.)
L. hat sich der mühevQllen Aufgabe unterzogen,
unter Einhaltung strengster Versuchsbedingungea
am eigenen Körper die Einwirkung der Luoiui»-
quelle auf den Stickstoffstoffwechsel zu prQfen.
Die 6 Wochen lang täglich vollkommen gleichen
Nahrungsmittel vnirden erst auf den N-Gtehalt unte^
sucht, Harn undEoth täglich analysirt Die Ergeb-
nisse waren neben Steigerung der Diurese und
X. Medidn im ' Allgemeinen.
185
mlssiger StohlbeBchlennigang eine Vermehrung der
N-Ansscheidnng, die L. y^Bdur hedeutmd*^ findet; es
sind noch nicht 3 g mehr bei Qenuss von 100 und
1000 com Lnoraswasser gegenüber den Tagen des
bd 400 com SüBSwasser erreiohten N- Oleich«
gewichte; gegenüber der Zeit glelöhgrosser Süss-
'wasseraufnahme sind es noch nicht 2 g. Da die
Schwankungen zur Zeit der pMßA^ Aufnahme von
Lucius- oder Süsswasser eben&lls 2 — 3 g betragen,
kann ich mich jener Auffassung nicht anschliessen.
Da aber immerhin die Zunahme des N-Stoff«-
wechseis eine gesetzmftssige zu sein scheint, so ist
nicht zu leugnen, dass die Aufnahme von 1 Ldter
Luciuswasser mit den 3.6 g Kochsalz darin als ein
wirksames Mittel erscheint Auf den Eoohsalz-
gehalt führt nämlich L die Wirkung namentlich
zurück ; dennächstgrGsstenEinfiuss gesteht er dem
Glaubersalz zu (2. 1 g im Liter) ; einen geringem auch
der Wasseraufnahme. Als Erster will L. die ver-
mehrte N- Ausscheidung als eine noch eine Reihe
von Tagen anhaltende Nachwirkung eines Mineral-
wassers dargethan haben; endlich fand er Ver-
minderung der Phosphorsäure-, Harnsäure- und
SchwefelsäureausscheiduDg (letztere abgesehen von
der Wiederausscheidung der schwefelsauren Salze
des Wassers) durch das Luciuswasser. Die Appetit-
steigerung bei der eingetretenen N-Ünterbilanz er-
scheint für den Gesunden selbstverständlich. Zum
Schlüsse betont L. das ausgezeichnete Wohlbefinden
bei dem vermehrten Stoffwechsel, giebt aber selbst
zu, dass in dieser Vermehrung nur zum kleinsten
Theil der Werth des Tarasper Wassers liege, da
sie ja eben so gut durch vielerlei andere Einflüsse
hervorgerufen werden könne, eine Auffassung, der
sich Beferent anschliesst Der eigentliche Werth
des Tarasper Wassers liege in anderer Richtung, die
zu erürtem nicht L.'s Aufgabe sei. Den Ref. hätte
diese Richtung am meisten interessirt
Miitheilungen Über die neuesten chemisehen tmd
physikalischen Untersuchungen der indifferenten Therme
Eagax-Pßfers ; von Ball y. (Veröffentl. d. Hufeland''
sehen Oes. Berlin 1895. p. 123.)
Nachdem B. eine kurze Schilderung der Ge-
schichte der Thermalquellen gegeben hat, kommt
er auf die bekannte Thatsache, dass das Thermal-
wasser (insbesondere das Pfäferser), eine 150mal
grossere Leitfähigkeit hat, als das destillirte Wasser.
Damit erklärt er auch die von dem gewöhnlichen
warmen Wasser abweichenden Wirkungen. Durch
Thermalwasser kann thatsächlich ein Badeaus-
schlag erzeugt werden, es wird ohne Beschwerden
getrunken und leicht verdaut und wirkt in hervor-
ragender Weise auf die Diurese und auf die Gallen-
absonderung. Vor Allem sollen nervüse Dyspepsien,
chronische Darmkatarrhe mit Neigung zu Durch-
eilen , und Dannneuralgien durch eine Thermal-
trinkkur gebessert, resp. geheilt werden kGnnen.
Wie wirkt vermehrte Flüssigkeitsaufnahme, sj^eeieU
das Badener Thermalwasser auf Diurese und Dtapho-
rese? von Frey in Baden. (Vetdffentl. d. HufelancT^
6chen Oes. Berlin 1895. p. 22.)
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 2.
F. ÜEUid durch langjährige , äusserst exakt an**
gestellte Versuche am eigenen EOrper die Bestä-
tigung für die längst bekannte Thatsache, dass bei
Thermalwassertrinkkuren bei gleichmässig ver-
mehrte ürinausscheidung die Hamsäureausschei-
dung wesentlich vermehrt und die Diaphorese ge«
steigert wird. Die Schlüsse, die er aus diesen Be*
obachtungen quoad therapiam zieht, sind absolut
oorrekt
Zur Behandlung der Oophoritis chronica durch
Mineralbäder; von A. Loebel. (Neuwied u. Berlin
1895. L. Heuser. 56 S.)
L., der uns in der balneologischen Literatur
nicht selten begegnet, bringt zuerst die Ansichten
der einzelnen Aerzte über Aetiologie , Wesen und
Therapie der chronischen Oophoritis, dann schildert
er die von ihm geübte Behandlung. Vor Allem ist
er für Bäder eingenommen , die er auch während
der Menstruation nicht aussetzt Dabei muss nur
eine irgend bedeutende Blutdmcksteigerung ver-
mieden werden, was eventuell mit dem Sphygmo-
manometer zu controlliren ist Das lauwarme Bad
soll durch Ableitung auf die Haut wirken. Die
daneben empfohlene Trinkkur leitet auf Darm und
Blase ab und verringert so die ovarielleCongestion«
Als Hülfsmittel dieser Balneotherapie nennt L.
schwedische Heilgymnastik, Massage und Elek^
tricität
Das Gorrespondenzblatt für Schweizer Aerzte
(Nr. 20) veröffentlicht einen Brief, den der bekannte
Bemer Chirurg Kocher an Dr. R Haffter-
Frauenfeld richtet
Er giebt darin seiner Freude Ausdruck über die
Wirkung Carlsbads bei seiner Chölelithiasis, deren
Eoliken nach der ersten Behandlung in Carlsbad
sich nie mehr in nennenswerthem Grade erneuerten,
während ¥ichy Rückfälle nicht aufhalten konnte.
Bezeichnend für den Unterschied der beiden Eur-
orte ist der umstand, dass ein bedeutender Arzt in
Vichy dann gute Euren bei Gallensteinkranken
machte, wenn er während der ganzen Em^uer
mit Glaubersalz den Stuhlgang beffirderte, also dem
Vichy wasser das an salinischen Bestandlheilen zu-
setzte, was Carlsbad von vornherein mehr hat. Im
Anschluss daran kommt E o c h e r auf die „Brunnen-*
kuren im Hause'^ zu sprechen. Er erinnert daran,
dass die bakteriologische Untersuchung des Vichy-
Wassers gerade in denC^lestins das Vorhandensein
zahlreicher Bakterien ergeben bat, und nimmt das
praeter propter von jedem anderen warm ein-
gefüllten Wasser an. Als einen köstlichen Ersatz
dieser doch etwas zweifelhaften Brunnenkuren mit
ihren Reinkulturen bezeichnet E o c h er die Brunnen-
salze, besonders das Carlsbadersalz ; er verwirft das
krystallinische Salz und empfiehlt das pulverf5rmiga
Sprudelsalz, für dessen Anwendung er einige Vor«
Schriften beifOgt.
Die Behandlung der Zuckerkrankheit; von R,
Stricker. (Stuttgart 1895. Otto Weisert.)
Ein Buch, das sein Thema in gründlicher Weise
behandelt Im 1. Theil sind Cteschichte, Ursachen,
24
186
X. Medicin im ' AUgemdnen.
Symptome, DiAgnose, paihologisdier Befand, Yer-
lauf und Wesen der nooh bo manche unklare Punkte
darbietenden Zuckerkrankheit dargestellt Für die
verschiedenen Theorien in der Aetiologie sind die
stfitzenden Thatsaohen angeführt St selbst sieht
das Tielleicht wichtigste ätiologische Moment in
einer üeberanstrengung der Zucker zersetzenden
Apparate durch Iftnger fortgesetzten reichlichen
Eohlehydrategenuss und erklärt damit auch das
gehäufte Vorkommen der Krankheit in manchen
Ländern.
Die Behandlung (2. Theil) wird eingetheilt 1) in
diätetische, 2) physikalisdie, 3) Bäder-, Brunnen-
und Anstaltsbehandlung, 4) medikamentöse.
Ad 1 schickt St voraus, dass das ausschliess«
liehe Augenmerk auf möglichste Verringerung der
Zuckerausscheidung für den Kranken verhängniss-
.Yoll werden könne, eine vom Bef. durchaus getheilte
Ansicht; dann folgen die bekanntesten Diätvor-
Bchriften für Diabetes ; interessanter als diese , die
vielfach recht von einander abweichen, war Bef.
die Durchbesprechung der einzelnen Nahrungs-
und Qenussmittel bezüglich ihrer Eignung für den
Diabetiker. Eine sehr werthvoUe Bereicherung des
Speisezettels hält S t für möglich durch das Sac-
charin, desen Unschädlichkeit ihm für erwiesen
gilt Ad 2 verbreitet sich St mehr im Allgemeinen
über Heilgymnastik und Massage als dass er spe-
cielle Anzeigen für den Diabetes aufstellt Ad 3
gesteht S t den berühmten antidiabetisohen Bädern
(Carlsbad, Vichy, Neuenahr) einen unbestreitbaren
Erfolg zu, obwohl auch er zugiebt, dass eine klinische
oder experimentelle Wirkungsweise bisher nicht
erbracht ist Von der medikamentösen Behandlung
endlich berichtet er nichts Outes. Ausser den
Opiaten hätten weder Yambulsamen, n<y^ Heidel-
Ibeerabsud, noch der Pankreassaft einen unan-
gefochtenen Erfolg erzielt Das Buch sei allen
Aerzten empfohlen. „Oemeinverständlich bearbei-
tet^', wie der Titel sagt, kann Bef. es nicht finden,
ohne darin einen Nachtheil zu sehen.
CasuisiiseheMiitheüungen au8 demArbeüerpevuiO'
nate in Piatyan ; von £. W e i s z. (Sond.-Abdr. ans Wien,
med. Wchnschr. 1895. 22 8.)
Eine interessante Arbeit, die Pistyana Buf als
Heilort für chronische Muskel- und Gelenkkrank-
heiten vermehren wird. Durch die Errichtung
eines Arbeiterpensionates ist nicht nur den kranken
Arbeitern selbst der Besuch der Schlamm- und
Moorbäder in Pistyan in hohem Qrade erleichtert,
auch die Fabriken und Krankenkassen gemessen
derartige VergünstigungeD, dass sie sich unschwer
entschliessen werden, ihre Kranken nach Pistyan
zu schicken.
Auch die Badedirektion von Piatyan hat vor
Kurzem eine Badeschrift erscheinen lassen, in der
sie die Heilmittel und Indikationen Pistyans aufzählt
und sich besonders auf einen der Broschüre bei-
gedruckten Aufsatz von V. Mosetig-Moorhof
beruft Er sowohl wie Spencer Wells stellen
Pistyan den berühmtesten Thymen an die Seite.
Entzündliche Beste, die in sonst gesunden Körper-
theilen lagern und durch ihren Verbleib dauernde
Störungen und sonstige Leiden hervorrufen, bilden
in ihren Verschiedenheiten und Mannigfaltigkeiten
bezüglich ihrer Ursachen und Lokalisationen ent-
schieden die grösste und wichtigste Krankheits-
gruppe für Pistyan. Oleichviel ob Essudate in
Gelenken, Muskeln oder Sehnenscheiden der Glie-
der ihren Sitz haben, oder etwa am Stamme, im
Becken lagern ; gleichviel ob die Exsudate trauma-
tischen oder sonstigen Ursprunges sind ; gleichviel
ob sie flüssig sind, festweich, ja selbst organische
Bestandtheile bergend, stets wird sich die Heil-
therme bis zu einem gewissen Grade bewähren.
B. Balneographie,
Das MineraUcasser ran Ässnumnskausen o. Bh. bei
der Behandlung der Oiehi und hameaurenOonkremente;
vonKBadt (Wiesbaden 1895. J.F.Bergmann. 16 &)
Die Assmannshäuser Therme war schon im
15. Jahrhundert bekannt, gerieth aber in Vei^
gessenheit, bis sie endlich im Jahre 1872 endgütig
gefasst wurde. Bei einer Temperatur von 31* C.
enthalten 1000 Theile:
Doppeltkohlens
. Natron . . .
lithion . . .
0.13792
0.02784
,1
Kalk . . .
0.17612
1i
Baryt . . .
Strontian . .
0.00121
0.00257
n
schwefeis. Kali
Magnesia . .
Eisenoxydnl .
Manganoxydol
0.06105
0.00308
0.00183
0.04307
ChlorkaUom 0.00452
Ghlomatrium 0.57176
Kieselsäure 0.03154
freie CO, 0.18580
Bei dem hohen Gehalt an Lithion ist die Quelle
aingezeigt bei der Gicht und den hamsauren Con*
crementen des Nierenbeckens. Die beig^benen
Krankengeschiditen sind wohl im Stande, äeBYet-
fassersürtheil über den Werth der Quelle zu recht-
fertigen.
Franxsnabad in der Saison 1894; von £. Hasen-
feld. (Budapest 1895. 32 8.)
Nach einer statistischen Bearbeitung der 1894er
Besucher Franzensbads nach verschiedenen Rich-
tungen, bespricht H. in anerkennenswerther Weise
vereinzelte Mängel des Kurortes, für die in erster
Linie Besitzansprüche der Egerer Stadtgemeinde
verantwortlich gemacht werden. Es wird zuge-
geben, dass manche wichtige Forderung unerfüllt
geblieben ist. So hat unter Anderem Franzensbad
noch immer keine meteorologische Station.
H. sucht, was er an Franzensbad auf der einen
Seite tadelt, auf der anderen wieder gut zu machen
und zwar durch Erweiterung der Anzeigen, wobei
er auch auf die Neurasthenie kommt [Bei dem
Mangel an Wald und NaturschOnheiten I Bef.] Zum
Schlüsse wendet sich H. gegen die Nachahmung
der Moorbäder in Karlsbad, dessen Goncurrenz er
als ungehörig zurückweist
X. Medidn im AllgemeineiL
187
ü^er die Vieheüigkeü der KurmiUel Nauheims
und seiner JbtdikcUionen ; von Schaster. (Petersb.
med. Wchnschr. N. F. XIL 6. p. 47. 1895.)
Wir begegnen dem Kurorte Nauheim in der Si Peters-
bm^r Wohnsohr. auch in diesem Jahre wieder mid kön-
nen daher über die auch diesmal aufgezählte Eurmittal
rasch hinweggehen. Wenn die Herzkranken und die
Rlieumatiker nir Nauheim in Anspruch genommen wer-
den , so haben die Aerzte die yorzügliche Wirkung der
kohlensäurehaltigen Bäder als Beweismittel hinter sich,
wenn aber die Indikationen so erweitert werden, wie es
S. in seiner Arbeit thut, dann muss man doch sagen, dass
es zahlreiche Badeorte und Heilverfahren giebt, die „auf
das Gesammtnervensystem theils in anregender, theils in
beruhigender Weise einwirken^.
lintes MaUiaei, DieWieshadener Thermen %l ihre
^Beziehungen xum Vulkanismus; yon B. Florschütz.
(Wiesbaden 1894 Bergmann.)
Eine interessante Arbeit Den grOssten Theü
der Schrift nehmen Betrachtungen über die Ent-
8tdiang unseres Erdtheües und den Vulkanismus
ein. Der Eant-Laplace'sohen Theorie wird
die Molekulartheorie gegenüber gestellt, nach der
das Erdinnere fest ist und nur eine Zone unterhalb
der äusseren Erdrinde den feurig-flüssigen Zustand
darbietet Die Hitze wird gedacht als zum Theil
entstanden durch die gewaltigen Verschiebungen
bei der Schrumpfung der Erde.
Der 2. Theil wendet die im 1. Theil erörterten
Hypothesen praktisch an und sucht daudt die Ent-
stehung und Wirkungsweise der warmen Quellen
zu erklären, ursprünglich hatten die Thermen
überhitztes Wasser, dass nach der Abkühlung ein
Yiel grosseres LGsungsvermOgen besitzt, als ein bis
zum gleichen örade erhitztes Wasser. Dass solche
Erhitzung bei den vulkanischen Vorgängen im
Erdinnem stattfinden konnte, beweist F. in an-
schaulicher Weise.
Führer durch das Bad Elster; von Helmkampf L
(1895.)
Im ersten TheilgiebtH. die bei Badeschriften übliche
Beschreibung der Heilmittel; daran schliesst sich eine
Schilderung der Umgebung Elster's. Der Kreis der An-
zeigen ist sehr weit gezogen.
Die Miner<ü(meüen und Mo fetten von Börstingen;
von Scheef in Horb. (Württemb. Corr.-BL Nr. 22.
p. 169. 1895.)
Auf der Markung Borstingen (Oberamt Horb) finden
sich auf der rechten Neckarseito zahlreiche Bauerwasser-
quellen, die zum Theil Eigenthum des Stahlbades Inmau
sind. Eine der Quellen wurde in jüngster Zeit erbohrt
und lieferte in 5 Min. 1600 liter COf. Dies ergiebt in
einem Jahre 170000 ccm COi, eine Menge, die bisher von
keiner anderen Quelle erreicht wird. In einer benach-
barten Fabrik wird die COf yerflüssigt und gereinigt;
das Werk liefert in 12 Stunden 40 Flasohen tropfbar
flüssiger Kohlensäure.
Schwefelbad Bidie bei Serajevo; von Prof. E. Lud-
wig. Herausgeg. von der Landesregierung für Bosnien
und Herzegowina. (Wien. med. Presse XXX Vi. 16. 1895.)
lUdSe soU schon zur Bömerzeit yon Kranken be-
nutzt worden sein, doch erst seit dem Frühjahr 1895
wurde auf Veranlassung der österreichischen Regierung
die 57* C. warme Schwefeltherme in hinreichend ergiebi-
ger Weise aufgeschlossen; daran schloss sich die Her-
steUnng guter Wohnungen und Bäder. Seitdem hat der
Besuch des Bades rasch zugenommen. Das Wasser wird
äusserhch und innerlich benutzt; in letzterer Beziehung
steht es dem Marienbader Wasser nahe. Ausserdem
werden Moorbäder aus in der Nähe gegrabenem Moor
gegeben. Hidle liegt 500 m hoch ; die klimatischen Ver-
hältnisse sind mild. Besonders soll sich das feuchtwarme
Klima für Neurastheniker eignen [PBef.]. Als Anzeigen
für den inneren Gebrauch des Wassers werden namentuch
angeführt: ohron. Verdauunastörungen mit Obstipation,
für den äusseren: chronischeKheumatismen, Neuralgien,
Gicht, Frauenkrankheiten, Knochen- und Gelenkleiden.
Üeber die Kosten des Aufenthalts und die besten Reise-
verbindungen unterrichtet die kleine Schrift eingehend.
Neue Quellenanalysen liegen vor von dem Seifers^
dorfer Säuerling (österreichisch Schlesien). Enthält in
lOOOTheüen:
Schwefels. Kalium . . 0.0057
„ Natrium . . 00037
Chlomatrium .... 0.0058
kohlens. Natrium . . . 0.2511
„ Calcium . . . 1.0326
„ Magnesium . . 0.1524
„ Eisenozydul . 0.0247
fi*eie Kohlensäure . . 1.7449
Das Wasser stellt also einen erdig-alkalischen Säuer-
ling 6ai und wird von E. Ludwig als diätetisches Ge-
tränke empfohlen.
Gleichfalls in österr. Schlesien entspringt die neue
Jodquelle in ZablacXf deren Zusammensetzung lautet:
Chlomatrium 35.2451
Chlorkalium . .
. . 0.1912
Chlorlithium . .
. . 0.0053
Chlorammonium
. . 0.2846
Chlorcalcium . .
. 3.5233
Chlormagnesium .
. . 2.3786
Brommagnesium .
. . 0.1631
Jodmagnesinm . .
. 0.1393
doppel&ohlens. Eisenozydul
. 0.1568
Summe der festen Bestandtheile 41.897
Wegen des hohen Jodgehalies sollen aus einem liter
bis zu 3.54 g (?) Jodsalze gewonnen werden, was freilich
aus der angeführten Analyse schwer begreiflich ist.
Die Friedriehshcdler Büterquelle wurde von Bern-
hard Fischer 1894 neu anaiysirt imd eine Verglei-
chung mit der aus dem Jahre 1846 stammenden Unter-
suchung von Y. Liebig nachstehendes Resultat ergab:
B, Fischer IQH v. Liebig ISiß
Schwefels. Natron .
„ Magnesia
. Kalk
,, KaU.
Chlomatrium
Chlormagnesium
Brommagnesium
Natriumcarbonat
Magnesiumcarbonat
Calciumcarbonat
Kohlensäure . .
Kieselsäure . .
5.9461
5.9624
0.7408
0.1707
7.3112
4.7135
0.0072
0.3168
0.0113
0.2193
0.2338
0.0112
6.0560
5.1502
1.3456
0.1982
7.9560
3.9390
0.1140
0.0000
0.5196
0.0147
0.4020
Spuren
Summa 25.6443
25.6955
Das Jubüäum in Oeynhausen gab gleichfalls Anlass
zu einer neuen Analyse der dortigen Thermalsoolquellen,
die Prof. Fink euer (Berlin) vornahm. Das Resultat
war in 1000 TheUen Soole in :
Bohrloch I Bohrloch n Bohrloch m
Chlomatrium . . . 31.67 34.58 32.28
schwefeis. Natron . 2.93 0.60 1.53
„ Kalk . . 3.41 4.46 3.85
Summa der festen Be-
standtheile . . . 40.92 42.07 40.10
C. Hydrotherapie.
Auf hydriatisohem (Jebiete liegt eine Anzahl guter
Arbeiten vor, namentlich dieWinternitz-Sohule
i9t unablässig thfttig. So bietet uneA. Strasser
188
X. Medioin im AllgemeiiLeiL.
in seiner Broschüre : Das VerhaUm des Stoffweehsels
hei hydriaiischer Therapie (Wien 1895. ürban u.
Sohwarzenberg) eine Arbeit, die ohne alles Beiwerk
über die Ergebnisse von mit grosser Qründliohkeit
durchgeführten Stoffwechselversuchen berichtet,
durchgeführt an 2 Leuten, die einer 3tägigen Kalt-
wasserbehandlung, und zwar einer oft geübten
Verbindung von Proceduren (Abreibung, Halbbad,
Dusche, bez. BückenscUauch) unterzogen wurden.
Die Beobachtungen erstrecken sich auf eine 3tagige
Yorperiode und im 1. Falle auf eine Nachperiode
von einem Tage, im 2. auf eine solche von 3 Tagen.
In einer kurzen Einleitung berichtet Str. üb^r die
Besultate früherer Stoffwechselyersuche, die zum
unterschied von den seinen denN-Stoffwechselbei
wirklicher Erhöhung der Körpertemperatur durch
Tcrschiedene Proceduren untersucht, aber kein
übereinstimmendes Resultat ergeben hatten. Str.
schliesst sich der Meinung an, dass wirkliche
Temperaturerhöhung den N-Ümsatz Termehrt Für
die Hydriatik haben jedoch jene Versuche zu ein-
seitig die blosse Temperaturwirkung auf den Stoff-
wechsel betrachtet, während sie in praxi in erheb-
lichster Weise modificirt werden durch die reflex-
erregenden Nervenreize der Hydriatik. Die Resul-
tate St r.'s lassen sich nun dahin zusammenfassen:
Unter dem Einfluss der angewandten Proceduren
nahm die N- Ausscheidung im Harn beträchtlich zu
(in maximo 23.20/o); diese Zunahme hatte aber
nicht der Körper mit seinem N-Bestande zudecken,
denn gleichzeitig mit ihr erfolgte eineübercompen-
sirende N-Ausscheidung im Koth. Die Zunahme
im Harn erklärt Str. deshalb aus einer besseren
Nahrungsausnützung. Sie hielt im 2. Falle noch
während der Stägigen Nachperiode an, im 1. Falle
nicht. Die Yertheilung der N-Ausscheidung auf
die ihn führenden Exkretionstoffe ergab als Wesent-
lichstes eine bedeutende Yermehrung des Harn-
stoffes zu Ungunsten der eine weniger vollkommene
Oxydationstufe darstellenden Extraktivstoffe.
Yen demselben Yf. stammt eine Arbeit: „lieber
Diagnostik und Hydrotherapie hei Magenkrankheiten/^
Nachdem Str. die neuere Magendiagnostik und
Magentherapie besprochen hat, betont er, dass die
physikalischen Heilmethoden mehr in den Yorder-
grund gestellt werden sollten. Die Hydrotherapie
ist nahezu ausnahmelos bei jeder Form der Magen-
krankheiten anwendbar und es giebt keine hydria-
tischeProcedur, die nicht angewendet werden kann.
Wenn einmal, was unumgänglich nothwendig ist,
die Diät geregelt ist, hat die Hydrotherapie zahl-
reiche Hülfsmittel, die uns den verschiedensten
Anzeigen gerecht werden lassen. Am meisten
schwärmt Str. für die von Winternitz an-
gegebene Methode des fliessenden heissen Schlauches
(40^^ C.) im Stammumschlag; die übrigen Proce-
duren, bei denen es nicht auf eine direkte Ableitung
abgesehen ist, werden nur kurz erwähnt
Als Drittes endlich bespricht Str. die j,Wir^
hungsvoeise der Hydrotherapie hei Malaria*'^ (Deut-
sche med. Wchnschr. XX. 45. 1894.) Er hält die
dauernde Heilung selbst schwerer Malaria durch
Hydrotherapie allein für erwiesen und bringt im
Anschlnss an einen eigenen Fall einen Erklärungs-
versuch, dahingehend, dass durch Kälterefiexe ein
Zerfall rother Blutkörperchen herbeigeführt werde,
wodurch die Malariaplasmodien frei werden und
dadurch schneller dem Untergänge anheimfallen.
Ein solcher Blutkürperchenzerfall durch Kftlte-
reflexe sei festgestellt und es sei klar, dass gerade
die ihrem Untergang ohnehin nahen von Plasmodien
besetzten Blutkörperchen zuerst zerfallen werden.
Die Douehe, ihr Werth als HiUfsmitiet der hygieni-
schen Behandlung; von Manley-Ransom in New
York. (Bl. f. klin. Hydrotherapie Nr. 10. 1895.)
Eine kurze Betrachtung, die darin gipfelt, dass
die Dusche die Kraft des Körpers durch Förderung
der Oxydation und der Ernährung steigert Da-
durch soll sie manchmal auch noch bei medikamen-
töser Behandlung Erfolg erzielen lassen, wo dieser
zuerst ausgeblieben war. Die besonderen Vorzüge
der Dusche beruhen in dem leichten Wechsel der
Anwendung, des Druckes und der Temperatur und
deren Aufeinanderfolge.
Ueber die WirktMgsversehiedenheii erregender und
warmer Umsehiäge; von Winternitz. (Bl. f. kUn.
Hydrotherapie Nr. 10. 1894.)
Erregende Umschlfige werden kalt aufgelegt
und erwärmen sich erst nachträglich. W. hatte
schon früher deren verschiedene Wirkung von den
warm angelegten betont, indem die OeAsserweita^
rung bei letzteren unter Nachlass, bei ersteren mit
Erhaltung der Gefltesspannung erfolge, was experi-
mentell erwiesen wurde; nun berichtet er über die
Arbeit seiner Assistenten Strasser und Wert-
heimer, die einen neuen Beleg erbringt dafQr,
dass die erregenden Umschläge eine aktive Fluxion,
die warmen eine passive Cüongestion bewirken; an
der beeinflussten Hautstelle zeigt sich nämlich im
I.Falle Yermehrung derErythrooyten, im letzteren
Verminderung, während entfernte Oefässbezirke das
umgekehrte Verhalten aufweisen ; die Leukocyten
werden durdi beiderlei UmschlSge vermehrt, stfirker
aber durch die warmen.
Hydrotherapie für Aerxte; von Schilling. (Neu-
wied n. Berlin 1895. Heoser's Verlag.)
Seh. giebt uns auf nur 60 Seiten einen ge-
drängten Ueberblick über Geschichtliches, physio-
logische Wirkungen des Wassers und Methodik.
In letzterer lehnt er sich ganz an das Winter-
nitz 'sehe Werk in Bezug auf die Einzelproceduren
und deren Eintheilung an. Von Einzelheiten ist
zu erwähnen, dass er die Kühlblase von Winter-
nitz nicht anführt, sondern nur den weniger zweck-
mässigen metallischen Mastdarmkühler und den spe-
culumartigen Vaginalrefrigerator. Ueberrasohend
ist die Empfehlung der subcutanen Injektion ein-
fachen Wassers zur Hautanästhesimng für Ueine
Operationen. Eine ausführliche Erwähnung findet
die C a n t a n i 'sehe Enterokly se mit grossen Wasser-
massen zwecks Antipyrese und Förderang der
EL Medicin im AUgemeinen.
189
TToxmaiisscheidung; auch dafflr dürften in Deutscli-
land andere Maassnahmen mehr beliebt sein.
Im Allgemeinen scheint Seh. in dem Streben
gedrängtester Kürze zu weit gegangen zu sein; die
sichere Yerstftndlichkeit ist in Folge dessen nicht
mehr überall vorhanden, um so mehr, als die Dar-
stellung keine sehr klare ist, und sich auch einige
böse Druckfehler eingeschlichen haben. Bei den
einzelnen Maassnahmen sind zu sehr bestimmte
Angaben über Zeit und Temperatur an Stelle der
Betonung dessen getreten, was die mit der ein-
zelnen Prooedur beabsichtigten Erfolge bei dem
so verschiedenen individuellen Verhalten als ein-
getreten erkennen lAsst
Udter ionische OirkukttionastÖrungen und die an
ihnen beobaehieten Wirkungen warmer VöÜbäder van
30^ R. ; von A. Högerstedt (Petersb. med. Wochen-
schr. N. F. Xn. Nr. 120. 1895.)
Die von H. aus der Wirkung dieser Bäder ge-
zogenen Schlüsse sind so unsicherer Art und so
vorsichtig gefasst, dass sich nur schwer ein ürtheil
über den Badeerfolg fällen lässt Es scheint, als
ob der Druck in der Pulmonalarterie gesteigert
würde, wodurch die Athmung häufiger und die
Systole verlängert wird, obgleich man a priori das
gerade Gegentheil erwartet In einer späteren Be-
obachtungsreihe (Nr. 27) übten die Bäder auf den
Yenenstrom des grossen Kreislaufes eine der Besse-
rung direkt entgegenstrebende Nachwirkung aus,
so dass dadurch die Herzarbeit in unerwünschter
Weise vermehrt wurde. Zahlreiche, gute Puls-
curven sind der Arbeit beigegeben.
Eine vorzügliche hydriatisohe Arbeit verdanken
wir R V. Hösslin: AUgerneine Hydrotherapie*
(Sond.-Abdr. aus dem Handb. der speo. Therapie
innerer Krankheiten von Penzold tu. Stintzing.
Y. Band.)
In unserer Zeit, in der die Laienhydrotherapie
allerorten so wunderliche Blüthen treibt, ist jede
wissenschaftliche Abhandlung über dieses leider
noch viel zu wenig beachtete Heilmittel mit Freuden
zu begrüssen. Dass H. berufen ist, hydropathische
Lehren zu geben, hat er schon durch verschiedene
Arbdten bewiesen. Er theilt den StofT in 3 Ab-
theilungen ein: physiologische Wirkung der Hydro-
therapie, Anwendung der Hydrotherapie in patho-
logischen Zuständen, Methodik der Hydrotherapie.
Letzteren Theil wollen wir mit dem Bemerken
übergehen, dass die Beschreibung der einzelnen
Ealtwasserproceduren, so oft sie auch schon ge-
geben wurde, ni^nals genügen kann, das lebendige
Beispiel zu ersetzen. Nur wer längere Zeit in einer
Wasserheilanstalt thätig gewesen ist, wird sich die
nöthige Fertigkeit aneignen.
Der 1. Theil zeigt uns, wie interessant die Er-
gebnisse der von den Hydropathen bisher an-
gestellten experimentellen Untersuchungen sind.
Wir finden ausser der naheliegenden Ortlichen und
allgemeinen Temperaturemiedrigung Yeränderun-
gen in der Cirkulationsgeschwindigkeit, sowie in
der Blutfülle der einzelnen Organe. Ausserdem
wird der Blutdruck in auffallender Weise beein-
flusst und die Nervenerregbarkeit unterliegt je
nach dem äusseren Reiz grossen Schwankungen.
Auf reflektorischem Wege wird das Centralnerven-
system betroffen und in der Erkenntniss dieser
Thatsache liegt auch der längst bewiesene Satz,
dass wir in der Hydropathie ein Mittel haben, das
sich besser wie jedes andere abstufen lässt, das
einmal als eingreifendes Mittel, ein andermal als
mildestes Tonicum gebraucht werden kann.
H. ist einer derjenigen Hydropathen, die indi-
vidualisirend vorgehen, und all' denen, die physio-
logisch denkend unserer DiscipHn näher treten, sei
schon aus diesem Grunde seine nur auf vollkommen
sicher gestellte Thatsachen begründete Schrift em-
pfohlen. Er vergisst eben so wenig die Unter-
suchungen der italienischen Schule (Mosso,
Yinaj), wie die Erfolge, die die Franzosen mit
Duschen erzielt haben.
Gerade weil der Hydropath physiologisch den-
ken muss und weil er nicht einen kranken Körper,
sondern einen kranken Menschen zu behandeln hat,
ist auch der 2. Theil der Arbeit, der von den Indi-
kationen handelt, ziemlich kurz gehalten. Wer
hier Yorschriften geben will, würdigt die Hydro-
pathie herunter und wer verallgemeinert, ist kein
denkender Arzt
Eine ganz andere Sprache hören wir bei C. N i e -
mann: Kneipp und seine ärztlichen Junger, eine
Kritik der neuenWassermode. (Frankfurt a.M. 1894.
J.Alt 79 S.)
Das Buch wendet sich an den bekannten Ober-
badearzt von Wörishofen und bespricht dessen Yer-
such, seinem System Originalität und besondere
Erfolge zuzuertheilen. N. hat dieselbe Capitel-
eintheilung wie Baumgarten beibehalten und
weist diesem thatsAohlich falsche Schlussfolgerun-
gen nach, aber Ref. bleibt nach wie vor auf dem
längst vertretenen Standpunkt stehen, dass die
neue Wasserheilmethode nicht verdient, von der
Wissenschaft ernst genommen zu werden. Wer
einmal mit Aufmerksamkeit die aus dem Würis-
hofer Lager entstandenen Bücher und Broschüren
durchgelesen hat, wer die Menge von medioinischer
Unkenntniss, die der Yater der neuen Heilmethode
sein eigen nennt, in ihrer Grösse zu würdigen ver-
steht, der wird jede Polemik gegen dieses Kur-
verfahren für überflüssig erachten.
Wiesenschaft und Waaaerkw; von Dr. E. Bayr.
Nördlingen 1894. Theodor Reischle. 8. XniL242S.
Das Buch ist eine populäre Darstellung der
wichtigsten Capitel der Physiologie in ihrem Connex
zur Wasserheilkunde, die nach B. ein Allheilmittel
ist B. hat einen gar nicht uninteressanten Weg
eingeschlagen : als Gollega practicus hat er seine
Freizeit benutzt, die moderne Physiologie genau zu
Studiren und sich und Anderen populär zu machen,
und hat er einen eingreifenden Satz gefunden, so
grübelt er nach, was der Hydropath mit dem Ge-
190
X. Mediotn im Allgemeinen.
setze für seine Disciplin anfangen kSnne. Ver-
dient also Ton diesem Standpunkte aus der Ver-
such B. 's alles Lob, so hatB. doch Fehler begangen,
die sein eigenes Qebäude wieder zerstören. Es
würde zu weit führen, wenn wir den ganzen G^
dankengang B.'s wiedergeben würden ; wir wollen
daher nur einige seiner Hauptsätze anführen.
DieHydriatik gehört zu den metasynkritischen
Heilmethoden ; durch sie werden Aenderungen des
Sftfteumlaufes hervorgerufen und damit die krank-
machenden Fremdkörper verbrannt Wir können
durch die Wasserkur der von Virchow er-
schlossenen Eenntniss der Cellularpathologie eine
bisher von Allo- und Homöopathen vergeblich ge-
suchte Erkenntniss der Cellulartherapie anreihen.
Die Wirkungen der Wasserkur sind denen des
Fiebers aufs Haar ähnlich und darum feiert die
Hydriatik bei der Behandlung chronischer Leiden,
die dadurch in ein akutes Stadium übergeführt
werden, sonst nicht gekannte Triumphe.
In der Elasticität der Blutgefässe liegt die ein-
zige Möglichkeit der Natur- und Eunstheilung.
Darum ist auch ein die Enge und Weite der Blut-
gefässe so souverän beherrschendes Mittel wie die
Hydrotherapie unersetzbar. Hef. kann gestehen,
dass der Autor vielfach andere Bahnen wandelt als
der Physiolog und Hydropath der Schule, aber es
verräth ehrliches Streben und das Lesen seines
Buches ist zwar nicht frei von bedenklichen üeber-
raschungen, aber auch nicht ohne Genuss.
üeber den jetxigen Standpunkt der tatssensekafl-
liehen Eydrotherapie; von Scharfenberg. Auszug
aus einem Vortrage vom 12. März 1894. (Leipzig 1894.)
Nach dem Titel müssten wir erwarten, dass S.
die Fortschritte der Hydrotherapie, wie wir sie der
italienischen Schule (Mosso, Vinaj u« A.) ver-
danken, die ausgezeichneten Neuerungen auf dem
Gebiete der französischen Duschetechnik und die
jüngsten Veröffentlichungen der Blätter für klinische
Hydrotherapie benutzt haben würde, aber von all'
dem findet sich nichts. Dagegen giebt S. eine ge-
schickte Zusammenstellung der Hülfsmittel einer
Wasserheilanstalt, zählt die Anzeigen der Hydriatik
auf und gewährt dem CoUega practicus einen Ein-
blick in die in einer Wasserheilanstalt zu erzielen-
den Erfolge. Von diesem Standpunkte ist die klar
geschriebene Arbeit nicht ohne Bedeutung.
Die hydriatisehe Behandlung der Gonorrhöe; von
O.Schütze. (Bi. f. kUn. Hydrotherapie Nr. 10. 1895.)
Eine gewiss überraschende Therapie, deren
Möglichkeit dem Nicht-Hydropathen erst bewiesen
Werden muss. S. hat einen Spülkatheter erfunden,
den er nach dem Fsychrophor von Winternitz
Hydrophor nennt, mit dem es gelingt, die Harn-
röhre unter beliebigem Druck auszuspülen. Der
Druck ist so stark, dass mitunter kleine Blutungen
auftraten, die aber bald aufhörten. Die Dauer der
Behandlung ist im Allgemeinen kürzer als bei der
medikamentösen und vor Allem vollkommen un-
gefährlich. Die Er. werden täglich 2mal ausgespült,
und zwar mit 1 — 2 Litern Wasser. Erfahrungen
beim weiblichen Geschlecht liegen nicht vor, dodi
hält Seh. es für möglich, dass durch seine Methode
auch die weibliche Gonorrhöe abgekürzt werden
kann. Die Heilungen sind durch mikroskopische
Untersuchungen festgestellt
üeber den Mnftuss heisser Bäder auf den Stoff-
wechsd; von Bornstein. (VeröfifenÜ. d. BufüanS'
sehen Oes. Berlin 1895. p. 130.)
Nachdem sidi B. in Stickstoffgleichgewicht ge-
setzt hatte , begann er seine Versuche mit heisaen
Bädern. Er benutzte dazu Temperaturen bis zu
45<^ und verweilte bis zu 20 Minuten im Bade.
Das Resultat seiner Versuche fasst er in einigen
Thesen zusammen : Das subjektive Allgemeinbefin-
den wird in keiner Weise gestört und objektiv tritt
keine Störung im Eörperhaushalte ein ; die Stick-
stoffiausscheidung wird nicht auf Kosten des Vor-
handenen, wie es bei sonstigen Eingriffen der Fall
ist , gestört und die Verdauung wird nicht beein-
trächtigt. Von physiologischem Interesse ist die
veränderte Stickstoffausscheidung im Harn, die auf
vermehrter Schweissabsonderung beruhend ein
Maassstab für das Verlangen des Körpers ist, die
Wärme zu reguliren.
Eydrotherapie bei organischen Eerxkrankheiten;
von 0. Pospißchil. (Bl. f. klin. Hydroth. Nr. 4. 1895.)
Auf der physiologischen Thatsache, dass die
Diastole jenes Moment ist, in dem sich der Herz-
muskel von den Anstrengungen der Systole erholt,
baut P. seine Hydrotherapie der Herzkrankheiten
auf, für deren Ausbildung ihm alle Aerzte dankbar
sein werden , denn es gelingt durch hydriatisehe
Maassnahmen noch in ganz verzweifelten Fällen,
in denen auch Digitalis ihre Wirkung versagt, auf
längere oder kürzere Zeit Linderung zu verschaffen.
P. empfiehlt für organische Herzkranke folgendes
Regime: Früh morgens im Bett Thdlwaschung,
resp. Theilabreibung, Vormittag einstündige An-
legung eines Herzkühlers von 12^ B. nach um-
ständen verbunden mit einer halbstündigen Anwen-
dung des mit ebenso kaltem Wasser gefüllten
Nackenschlauches auf die Medulla. Dazwischen
Theildampfbad der Beine. Am Nachmittag Herz-
kühler oder Theilabwaschung und in der Nacht
eine Leibbinde oder ein bequem angelegter Stamm-
umschlsg. All' dies soll aber keine Schablone sein,
wie ja die Hydrotherapie von allen Denen fidsch
verstanden wird, die glauben, wir hätten starre
Gesetze. Nur im Individuaüsiren liegt die Kmist
und Wissenschaft des Hydropathen.
Experimentelle ünterstichungen über die Wirkung
der Douche; von E. Hegglin. (BL f. klin. Hydroth.
Nr. 2. 1895.)
Die im Laboratorium v. Base h 's vorgwom-
menen Versuche ergaben eine Reihe wichtiger Re-
sultate; der Blutdruck wird durch die meisten
Duschen gesteigert, und zwar hängt diese Steige-
rung von der Stärke und Dauer der Dusche, sowie
von der Empfindlichkeit des öeduschten ab. Des-
halb wirkt auch die erste Dusche mehr als die
folgenden. Nach kalten Prooeduren dauert di9
X. Medioin im Allgemeinen.
191
Wirlcimg Unger als nach heissen. Femer beein-
flusst jede Dusche die Herzarbeit, und zwar bei
jüngeren Leuten in höherem Grade als bei filteren.
Ueber die hydropaikisehe Behandlung einiger paiho*
logischer Idiagenaffekiionen; YonE.WendrineT, (Bl.
f. klin. Hydroth. Nr. 1. 1895.)
W. hat eine von Winternitz angegebene
Behandlung, Stammumschlag mit dem heissen
Schneckensohlauch über den Magen, angewandt
gegen akuten und chronischen Hagenkatarrh, femer
gegen die nervösen Magenstörangen , nervöse
Dyspepsie, (Jastralgie, Msgenkrämpfe, und ist mit
den Erfolgen sehr zufrieden. Auch die Dyspepsie
der Phthisiker wurde günstig beeinflusst ; die Er.
haben vielfach rasch an Gewicht zugenommen.
W. denkt sich die Salzsfiuresekretion, die motorische
Thätigkeit, die Resorption durch den „Winternitz^'
vermehrt; erstere soll dann auch die abnormen
O&hrungen mit Bildung der organischen Säuren
vermindern, bez. aufheben. W. hat einige experi-
mentelle Untersuchungen angestellt über das.Tem-
peraturverhalten der Haut und im Magen unter
dem Schneckenschlauch wie auch über Circulations-
ftnderungen, schreibt jedoch die Erfolge mehr den
ausgelösten Nervenreflexen zu. Die Arbeit dürfte
sehr zn weiterer Anwendung des angegebenen Yer-
lahrens anregen.
D. Klimatoiherapie.
Ueber den Mnfluss des Gebirgsklimas auf den ge-
sunden und kranken Mensehen ; von Wolf f in Reibolds-
grün. (Wiesbaden 1895. J. F. Bergmann.)
Eine Schrift, die wieder eine Lanze bricht für
die von Vielen verlassene Anschauung, dass dem
Gebirgsklima eine specifische Heilwirkung zu-
komme, vor Allem fQr die Tuberkulose, ferner für
Asthma und die Chlorose. Als den dabei ausschlag-
gebenden Faktor betrachtet W. lediglich die Höhe
über dem Meeresspiegel. Als das Wesentlichste
sieht er nach seinen Untersuchungen die mftchtige
Anregung des hämatopoStischen Apparates durch
die Höhenlage an. Die dadurch bewirkte Zunahme
der Blutkörperchen und des Körpergewichts ist am
stärksten in den von W. Revolutionsperiode ge-
nannten ersten 2 — 3 Wochen. Bedingung für einen
Erfolg ist ihm, dass der hämatopoötische Apparat
noch hinreichend funktionirt ; ist dies nicht mehr
der Fall , so erf&hrt der Kr. Schaden statt Nutzen.
Am häufigsten trifft dies ein bei ausgeprägter
Anämie oder bei Fieber ; jedoch nicht immer haben
diese den hämatopoStischen Apparat schon zu sehr
geschädigt Entscheiden muss häufig ein Probe-
aufenthalt; bessern sich Anämie und Fieber in den
ersten 2 Wochen , ohne wiederzukehren , und tritt
namentlich anhaltende Gewichtszunahme ein, so
ist der Aufenthalt förderlich. Dabei nimmt die
Zahl der rothen Blutkörperchen beträchtlich zu,
jedoch bei relativer Abnahme des Hämoglobins;
die erkrankten Gewebe werden besser ernährt , sie
gerathen in einen Zustand reaktiver Entzündung,
der die Krankheitserscheinungen subjektiv und
objektiv zunächst vermehrt erscheinen lässt Hieran
schliesst sich erst die fortschreitende Besserung.
W. verweist selbst auf die Analogie mit derTuber-
kulinreaktion. Die geschilderten Yorgänge sind um
so lebhafter, je höher die Lage; es ergiebt sich
leicht, dass dne zu weit gediehene Schädigung des
hämatopoötischen Apparates ebensowohl als zu aus-
gedehnte Erkrankung den Erfolg in sein Gegentheil
verkehren können, und zwar um so eher, je höher
die Lage ist und je schneller deshalb die beschrie-
benen Veränderungen eintreten.
Den Schluss des 60 Seiten starken Buches
bildet eine kritische Betrachtung der 346 Kranken
eines Jahrgangs von „Reiboldsgrün".
Ärosa, sein Klima und seine Winierkur; von G.
Treupel. (Deutsche med. Wohnschr. XXI. 50. 1895.)
Das Klima von Arosa eignet sich fdr die Be-
handlung von allgemeinen Emähmngstörangen,
funktionellen Neurosen, Asthma und Tuberkulose.
Den Arbeiten Eggers' ist es zu verdanken, dass
Arosa unter die Winterstationen aufgenommen
wurde. E. hat u. a. Untersuchungen über die Zu*
nähme des Hämoglobingehaltes während des Auf-
enthaltes im Hochgebirge angestellt und ist zu
interessanten Resultaten gekommen.
E. Congressnachrichien.
Le eongrhs d*hydrothSrapie marine de Bouhgne sur
Mbt. (Gaz. des Hop. 94. 1894.)
Zweck des Congresses war, die Anzeigen ffir
die Krankenbehandlung an der See aufzustellen.
Wir wollen kurz die Beschlüsse wiedergeben : Un-
bestritten ist der günstige Einfluss der Seebäder
bei Rhachitis, nur muss man die Kinder frQhzeitig
hinschicken und die Kur lange ausdehnen.
Armaingaud bedauert, dass die Seehospize keine
Kinder unter 10 Jahren aufikehmen; würde dies geschehen,
so könnte manche Operation vermieden werden, die sonst
später nöthig wird. — Letulle schildert die Ueber-
füliong der Pariser Spitäler mit TaberkuLösen , die nur
dann rationelle Behandlang finden können, wenn man sie
auseinander legt. Zu diesem Zwecke empfiehlt er die Ge-
stade des Mittämeeres. — Yerneuil wendet sich gegen
die häufigen operativen Eingriffe bei adenoiden Rachen-
vegetationen, die grösstentheüs durch Seeaufenthalt zu
heuen seien. — Casse verbreitet sich über die Seeluft;
sie enthalte zerstäubtes Meerwasser und viel Ozon. —
Aigre beschränkt den Begriff Küste nur auf einen
schmalen Streifen, da sich nur da noch Seeluft findet und
zwar auch nur dann, wenn alle Hindemisse, wie Bäume,
Mauern u. dd. fehlen. — Houzel tritt für die Unschäd-
lichkeit der Seebäder während der Menstruation ein. Die
Bäder hätten eher einen günstigen Einfluss; die Fisoher-
frauen, die Standen lang im Wasser stehen, seien sehr
leicht menstruirt; das sei nicht Basseeigenthünüichkeit,
sondern Akklimatisation; endlich habe er beobachtet, dass
der Gebrauch der Seebäder die Fruchtbarkeit erhöhe und
die Dauer des Sexuallebens verlängere. — Menard sah
günstige Erfolge bei Knochenabscessen, sie kamen zwar
nicht zur Resorption, aber zur spontanen Eröffnung, man
brauche keine grossen Operationen; überraschende Er-
folge erziele man mit Jodoformäthereinspritzongen wäh-
rend des Aufenthaltes an der See. — Yon den Ausfüh-
rungen L e r 0 u z 's über Anzeigen und Gegenanzeigen des
Seeaufenthaltes für kranke Kinder sei hervorgehoben,
dass er herz- und auch nur leicht lungenkranke Kinder
aussohliesst Wenn Houzel nach der Vorstellung eines
einzigen Ehepaares, das durch das Seeklima von schwerer
Drüsentuberkuloee geheilt wurde und 2 gesunde Kinder
193
X. Hedicin im Allgemeinen.
erzengie, meint, damit sei bewiesen, dass der Aufenthalt
an der See die hereditäre Belastong fortschaffe, so ist er
nm seinen Optimismus zu beneiden , ebenso wie V e r -
neuil, der allen Ernstes behauptet, eine skrophulöse
Frau habe mehr Chancen , ein gesundes Kind zur Welt
zu brinsen, quand eile fait ses couches au bord de la mer.
— Thibierge endlich will bei den Wirkungen auf die
Haut die allgemeine auf die Ernährung und die örtliche
auf die Erkrankungen auseinander gehaUen wissen. Diese
beiden wirkten mitunter im entgegengesetzten Sinne, so
z. B. beim Lupus.
Der 23, schlestsche Bäderiag; Bericht vom Bürger-
meister Denglerin Beinerz. (Beinerz 1895. 141 S.)
Die Tagesordnung brachte mehrere Themata
von allgemeinerem balneologischen , bez. hydro-
therapeutischen Interesse :
KratzertinOoczalkowitzsprachüber: „FbH-
sUUung der OrundwasserverhäUmsM eines Ortes im
Verhäiiniss zu den Baehr und FlussverhäUmssenJ*
Er ging aus von dem Pettenkofer'schen Stand-
punkt der grossen epidemiologischen Bedeutung
der Grundwasserverhftltnisse. Auch BobertKoch
habe diese Bedeutung mit den Worten anerkannt:
„Obgleich wir noch verh<nissmässig wenig Qber
diese Hilfsursachen wissen, so wissen wir doch,
dass eins dieser Hilfsmomente die Beziehungen des
Menschen zum Wasser sind.^' (Er sprach von den
Hilfsursachen für den Choleraparasiten, die erst die
Cholera zu Stande kommen Hessen.) Diese Bedeu-
tung lege jedem Orte die moralische Pflicht auf,
sich über seine (}rund Wasserverhältnisse Auf schluss
zu verschaffen ; vor Allem aber Kurorten. £. ver-
breitet sich dann unter AnfQhrung von Beispielen
über die Beziehungen des Grundwassers zu der
Gestalt der undurchlässigen Schicht, auf der es
ruht, femer zu den benachbarten Wasserlftufen und
Seespiegeln, endlich über die Methode der Messung
des (^rundwasserstandes , die an eigenen Stand-
rohren , nicht an den Nutzbrunnen vorgenommen
werden müsse. Es wurde ein Antrag angenommen,
die Badeverwaltnngen zu ersuchen , Grundwasser-
messuDgen vorzunehmen, damit man eine Gesammt-
übersicht bekomme.
BrunnendirektorManser in Salzbrunn sprach
über : „Behandlung der Mineraiqueüen/' Er wandte
sich gegen eine Behauptung von Direktor Siedler
in Dresden, dass, während im Allgemeinen die
natürlichen Quellen an sich keimfrei oder keimarm
sind, diese Eigenschaften für die auf Flaschen ge-
füllten natürlichen QueUwfisser nicht zutreffen,
brachte aber keine rechte Widerlegung dieser Be-
hauptung. M. hatte an eine grössere Anzahl Brunnen-
verwaltongen 4 Fragen gerichtet, sich beziehend
auf die Reinheit des Brunnenwassers, resp. die
Vorkehrungen zu deren Erhaltung, und den Ant-
worten die Beruhigung für die Brunnentrinker ent*
nommen, dass die Brunnenverwaltungen sich ihrer
Verpflichtung den Kranken gegenüber vollkommen
bewusst seien. Der Salzbrunner „Oberbrunn'' habe
sogar absolute Bakterienfreiheit gezeigt, in der
Georg- Victorquelle Wildungens seien nur harmlose
Wasserbakterien gefunden worden; die andam
Brunnen sind auf Bakterien nicht untersudit wor-
den. Bef. sieht aber nicht ein, was dies gegen die
Siedler'sche Behauptung sagen will und Man»
ser selbst hält doch auch am Schlüsse den Hin-
weis auf einige Cautelen bei der FlaschenfüUung
nicht für überflüssig.
Scholz in Cudowa beleuchtet „Sehlesiena Bäder
vom lUinuUcUherapetäisehen Standpunkt aus*'^ und zwar
folgende: Ober-Salzbrunn, Charlottenbrunn, Beinen,
Oörbersdorf, Fhnsbeig, Landeck, Altheide, (}udowa,
Langenau, Warmbrunn, Gocxalkowitz, Königsdorff-Jastr-
zemb und Muskau. Seine Ausführungen bezogen sich auf
Lage, WindverhfiltniBse, Zahl der heitern &ge, Ozon-
gehalt der Luft, mittlere Temperatur, ünter^düed der
Sonnen- und Schattentemperatur, Waldverfafiltnisse, end-
lich Indikationen.
Bürgermeister Dengler in Beinerz sprach über:
„Eaftpfliehtvereieherung der Bäder'*; diese seien, nach-
dem ein Antrag der Vereinigung zu einer eigenen Bemfe-
genossenschaft vom Bundesrat abgelehnt worden , nun
in der Lage, unter Umständen zu viererlei Berufsgenossen-
schalten Beiträge zahlen zu müssen, schwebten aber
ausserdem doch noch in pekuniären Gefahren auf Orond
der Haftpfliohtgesetze ; D. empfahl deshalb sehr den An-
schluss an Privatgesellschaften, die das Risiko dieser
Haftpflicht übernehmen, und nannte mehrere solche. In
der Diskussion wurden bei angezogenen konkreten FSlkn
verschiedene Meinungen darüber uiut , wann eine solche
Haftpflicht eintrete.
„DieBhäeirhdiUionals Grundlage jeglieher babieth
logischen Behandlung*' betitelte Schubert in Reinen
seinen Vortrag, in dem er wieder die „Aderlasskui^^ als
eines der vorzüglichsten Heilmittel überhaupt darzuthon
sucht, diese Ansicht stützend auf seine zahlreichen mo-
itro«ApopMcAen Blutuntersuchungen, die ihm eine sehr ver-
schiedene Qualität des Blutes aus verschiedenen Qnellen
(kleine und grosse Venen an verschiedenen Körpertheileo)
und zu verschiedenen Zeiten dargethan hfitten. Die ver*
sohiedenen Krankheiten sind ihm Girkulationstönuigea
in verschiedenen Organen , sich namentlich äussemd in
mangelhafter Ausscheidung der Produkte des stets vor
sich gehenden Untergangs von rothen Blutkörperchen;
eine Mittelstufe dieser sind ihm auch die weissen Blut*
körperchen, die, zu zahlreich geworden, die Gefisslomioa
verengem bis ganz verstopfen ; Aderlass, Haarseile, Fon-
tanelle, Geschwüre sind die Heilmittd, diese Unreinig-
keiten wieder zu beseitigen; bei geringerer Ausbildung
des Uebels eenügen Hydrotherapie, Massa^. Wir sehen,
Seh. ist auf dem Standpunkt einer schon euunal dagewer
senen Pathologie wieder angekommen ; er zog übxigens
auch die Ergebnisse der Winternitz *8chen fnikrosho-
pisehen Blutuntersuchungen zur Bestätigung seiner An-
schauungen an. Eine Besprechung seiner Ansohaunngen
fand leider nicht statt
XIV. öffenüiche Versammlung der Balneologischen
Oesellsckaft vom 7.— 11. März 1885. Die Fachvortrige
wurden in den einzelnen Gapiteln schon eingehend be-
sprochen.
III. Jahresversammlung des Aüg, Deutsehen Bäder'
Verbandes in Eissingen (October 1895). Der Vortrug des
Ref. über: yyNeue Ehrfahrungen auf dem Gebiete der
hydropathisehen Behandking der N^trtuthenie^ behan-
delte das schon im Handbuch des Bef. betonte Themi,
dass hydriatische Maassnahmen vielfach geeignet sind,
heilend oder bessernd bei neurasthenischen Bew^weiden
zu wirken. — Wurm in Teinach sprach „über die Ent'
stehung der Säuerlinge^ und gab auf Grund vonfig-
lieber Zeichnungen recht interessante Auseinander-
setzungen. — Die übrigen Vorträge haben mehr Interesse
für den Baineotechniker.
Blau , Bericht über die nenereh Leistangen in der Ohrenhdilkoadd.
t93
B. Originalabhandlimgen
und
Uebersichten«
V. Bericht aber die neueren Leistungen in der
Ohrenheilkunde,^)
Von Dr. Louis Blan,
Spedalanst für OhranlorankheitaQ in Berlin.
3) Verletxungm des Tk'ommelfeUes. Während
als Sitz der Troinmelfellperforation von Nothers^
(aus Bezold's Praxis) bei den direkten Zerroiflsan-
gen ausnahmelos die hintere TrommelfellhAlfte,
bei den indirekten am häufigsten die vordere Hälfte,
und zwar besonders der vordere untere Quadrant,
angegeben wird, hat Hang') unter 4EäUen direk-
ter Zerreissungen 2 im vorderen unteren, 1 im
vorderen oberen und 1 an der Grenze zwischen
vorderem unterem und hinterem unterem Quadran-
ten gefanden, von 20 duroh Luftverdichtung im
Äusseren Qeh^rgange entstandenen indirekten Zer-
reissungen 15 in der vorderen Trommelfellhälfte.
Die durch die Zerreissung bewirkte OehörstOrung
seiobnet sich nach Nothers aus duroh eine
Herabsetzung des Qehörs fOr Blflsterspraohe (zwi-
schen 5 und 6 cm schwankend), einen Defekt in
der Ferception für den unteren Theil derTonscala,
bei normaler oder nur sehr wenig beeinträchtigter
Ferception flir die oberen Theile der Scala, ein
StärkerhOren der Stimmgabel vomSdieitel auf dem
verletzten Ohre und einen verkürzten positiven
oder gar negativen Ausüall des Rinne 'sehen Ver-
suches, letzterer um so mehr ausgesprochen, eine
je tiefere Stimmgabel genommen wird. Als häu-
figste Ursache der Yerletzung finden sich einstim-
mig wieder Ohrfeigen angegeben ; in einem Falle
von Heiman^) gleichzeitig sogar eine tödtliche
Qehimerschüttorung. Durch heftiges Niesen hat
K a y s e r >) eine Trommelfellruptur entstehen sehen
(unregelmässige viereckige OefEhung im vorderen
unteren Quadranten), durch den Yalsalva 'sehen
Versuch doppelseitig Yacher*) bei schon vor-
handener akuter Otitis media. Aetiologisch inter-
1) Fortsetzanj;; ygl. Jahrbb. CCXIVIII. p. 73.
s) Zischr. 1 Ohxenhkde. XXTTT. 1. p. 19. 1892.
s) Yjd. Veith. Beitrüge zur OBSoistik d«r traoma-
tisohen IrommeLfellniptiiren. Münohn. med. Abhandl.
H. 32. (Vm. 1.) 1892.
4) ZtBchr. f. Ohrenhkde. XXIY. 3. p. 178. 1893.
») Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXYm. 2. p. 44.
1894.
•) Bevue de Laryngol. etc. XIY. 13. p. 487. 1893.
]f ed. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 2.
essant ist auch die folgende von Bobinson^)
mitgetheilte Beobachtung.
Der 45 Jahre alte Kr. benutzte während eines Ge-
witters das Telephon nnd hielt gerade den Schallempfänger
an das Ohr, als plötzlich ein Blitzstrahl den Apparat
durchlief nnd der Er. bewussÜos zu Boden fiel Nach
einigen Minuten kam er wieder zu sich, empfand aber
in den ersten Standen so heftige Schmerzen im linken
Ohre, sowie links in Gesicht, Brust, Arm nnd Bein, dass
er noch 2mal ohnmftchtig wurde. Die 4 Tage später
vorgenommene Untersuchung ergab : Taubheitsgefuhl im
linken Beine, Fusse und Zeigefinger, neuralgische Schmer-
zen in der linken Brusthfilfts, Herabsetzimg des Geruchs
und der Tastempfindungen. Bechts starke Schwerhörig-
keit durch chronischen Mittelohrkatarrh. Auf der linken
Seite fast criinzliche Zerstörung des Trommelfells, die
Bänder der Perforation ausgezackt, uneben, roth, Pauken-
höhlenschlelmhaut stark geschwollen. Kein Ausfluss.
Uhr 0, Stimmgabeln A und C besser durch Luft-, ids
durch Knochenleitung, Sprache nur noch bei direktem
Schreien in das Ohr. Die Perforation des Trommelfells
schloss sich in kurzer Zeit, das Gehör blieb anfangs im-
verändert, zeigte dann aber tiach 2 Monaten plötzlich
und ohne jede Behandlung eine Besserung. Schliessliche
Hörschärfe links : ühr »/«, laute Spradie auf 20 Fuss
Entfernung. Robinson bringt in diesem Falle die Zer-
störung des Trommelfells mit dem Blitzschläge in Zu-
sammenhang, die Taubheit des linken Ohres und die
übrigen i^cheinungen glaubt er in das Gebiet der trau-
matisohen Neurose einreihen zu können.
4) Nuhmffm aus dem Ohre ohne varaufgegaup'
genes Traiuma, Ueber vioariiirende Ohrblutungen
berichten Hang') und v. Stein*).
Die Kr. Hang 's war eine 30 Jahre alte, anämische
und hysterische Person. Menses bis vor 4Mon. sdiwach,
aber regelmässig, bei ihrem Eintreten jedesmal eine stark
ausgesprochene Hyperaesthesia acustica. Yor ungefähr
4 Ifonaten hörten die Blutungen nach einer mit heftigem
Schreck verbundenen Erkältmig auf, zugleich stellte sich
Schwerhörigkeit ein nebst Kopfschmerzen und starkem
Beissen in beiden Ohren. Ausserdem wurde seither zur
Zeit, wann die Periode hätte eintreten sollen, eine Reihe
eigenthümlicher Erscheinungen von Seiten des linken
Ohres beobachtet, Anschwellung der Muschel in Folge
von Ausdehnung und strotzender Füllung der Blutgeft sse,
heftige bohrende und stechende Schmerzen, unerträg-
>) Ann. of Ophthalmol. and Otol. n. 1. p. 45. 1893.
') Die Krankheiten des Ohres tl s. w. p. 144 und
Steinhäuser, Beitrag zur Casuistik der vioarürenden
Ohrblutongen. Inaug.-Diss. München 1893.
s) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXIY. 4. p. 294. 1893.
25
IH
Blau , Bericht über die neueren Leisbingen in der Öhr^heilkunde.
licher Fmriias des äusseren Gehörgaoges, beidereeitige
starke Schwerhörigkeit und nach 2 Tragen langsame
tropfenweise BlutentLeenmg aas dem linken Ohre, die
ungefähr 6 Standen lang anhielt and an Menge etwa
2 Kaffeelöffel voll Blut lieforte. Sehen vor Begnn der
Blatang war die Ohimosohel wieder J^esohweDen, die
abnormen Empfindungen waren verschwanden und auch
das Gehör erreichte bald wieder seine frühere Höhe.
Haug hatte Gelegenheit, einen derartigen Anfall selbst
zu verfolgen. Er fand ausser Trübungen am linken
Trommelfelle und einer Anästhesie des Höraervea aA
Tage vor der Blutung auch die Hammergriffgefösse stark
injicirt und in dem fast normalen Qehörgange eine etwas
über linsCDgroese dunk^othe blasenart^ Stelkii die an
der hinteren oberen Wand ungefähr am Ende des knorp-
ligen Abschnittes hervortrat. Am nächsten Tage waren
die Wände des Meatus mit frischen Btutgeritmseln aber-
zogen, nach deren Wegräumung die erwähnte blasen-
artige Stelle nicht mehr zu sehen war, an ihrer Stelle
sassen ungefähr 4 — 5 schwarzröthHche Pünktchen, die
vonCoaguBs erfüllten Ausgänge der Ohrenschmalzdrüsen.
Nach einigen Tagen war ioles wieder gut Die Behand-
lung bestand in Darreichung von j^rossen Dosen Brom-
kalium und einer Pilocarpineinspntzung. Danach soll
die Blutung nur noch Imal, aber mit l^eutend gerin-
geren Beschwerden, wiedergekehrt sein, dann stellte
sich die Menstruation , wenngleich echwach , wieder an
normaler Stelle ein. Auch die Gehörfcmktion besserte
sich wesentlich.
In dem Falle von v. 6 1 e i n handelte es sich um einen
13 Jahre alten anämischen Knaben. Die bilaterale Ohr-
blutung trat hier plötzlich auf, war stark und dauerte
3 Stunden an, worauf sie von selbst wieder aufhörte.
Sie wiederholte sich an den nächsten 4 Tagen, immer
schwächer werdend. Die Untersuchung ergä jederseits
am hinteren oberen Theile der Gehörean^wand an der
Anheftungstelle der Concha mehrere Uut^^ Punkte, die
den Ausführungsgängen der recht stark entwickelten
Geruminaldrüsen entsprachen. Aus ihnen konnte man
gelegentlich auch ein paar Bluttropfen aussickern sehen,
nach deren Abwischen rothe Punkte zurückblieben. Keine
Hyperämie des Trommelfells. Keine Schmerzen. Gehör
und Allgemeinbefinden waren gut Anamnestisch liess
sich feststellen, dass bei dem £iaben offenbar eine vica-
riirende Beziehung der Ohrblutnngen zu dem bis in die
letzte Zeit vorhanden gewesenen luibituellen Nasenbluten
bestand. Unter geistiger und körperlicher Ruhe P^erbot
des Turnens I] verloren sich die krankhaften Erscheinun-
gen sowohl Seitens der Nase als der Ohren.
5) Bk^enuücörper im Ohre.
EÜs werden beschrieben: Yieljähiiges (bis su 24 Jahren)
Verweileil von Fremdkörpern TBohne, Erbse, Kirschstein,
Stück einer Hickorynussschale, Glasperle, inkrustirter
Wattepfropf) im äusseren Gehörgange ohne anatomische
oder funktionelle Schädigung. Spalding^), Hechel-
mann^), Bacon*), Pritchard«), Haug^, Joris*).
Fremdkörper im Warzenfortsatze: zwei Gabelzinken,
die vor dem Tragus eingedrungen und, den Gehörgang
schräg durchsetzend, in dieWarzenzeUen ^langt waren;
sie befimden sich dort ohne Schaden seit 19 Monaten.
Browne^).
Holzbock O^odes ricinus) im äusseren Gehörnnge ;
Tödtung des xhieres darch Eingtessen einer ukoho-
lischen Sublimatlösung, dimn Ertrution mit derPincette.
Haug»).
Glasring in der Tiefe des Gehörgangs, dahin dureh
ungeschickte Extraktionsversuche gelangt Perforation
des Trommelfells vom unten. Ablösung der Ohrmuschel
und des knorpligen Gehörgangs, worauf der Fremdkörper
zwischen einem eingelegten stumpfen Haken und einer
vorn etwas breiten Sonde gefassi and extrahirt werden
konnte. Kehfii).
Zwischen den geschwollenen Gehörgangswänden
eingeklemmte Fremdkörper (Erbse, Kaffeebohne). Ent-
fernung durch Einbrennen eines Ijoches mittels des Gal-
vanokauters in den Fremdkörper und nachfolgende Oel-
eiagfessungen, bez. nur durch die letzteren. Ziem*).
iVemdkörper in der Paukenhöhle. K o c h '), H au g «),
Schmiegelow*). In dem Falle von Koch (Stücke
einer Jetperle) VcNrklappuag der Ohrmuschel, sowie d^
knorpligen Gehörgangs und Abmeisselung der hinteren
knödiemen GeheTfangswand. Bei dem Kr. von Haag
gifelang die EbtferfiUng mit Hülfe eines kleinen schlanken,
schmalen Löffelchens. Der Fremdkörper, eine durch-
bohrte Glasperle, war erst durch ungeschickte Eztrak-
tionsversuohe in die Paukenhöhle hineingedrängt worden
und lag hier verdeckt von dem abgerissenen Trommelfell-
kippen; er hatte bereits Zeichen von Himreizung hervor-
gerufen. In dem Falle von Schmiegelow endlich
(4jähr. Kind, Stdnchen) gelang die Entfernung nach Ab-
meiseelaog der hinteren und oberen GehÖrgangswand.
2 Tage später Trismus und Tetanus, nach weiteren 2 Tagen
Tod. Die Infektion hatte wahrscheinlich schon vor der
Operation, durch dem Steinchen anhaftende Keime, statt-
gefunden.
Die operative Entfernung im knOohemen Ge-
hörgange oder in der Paukenhöhle eingekeilter
Fremdkörper wird in Schwartze's*) Klinik
vorgenommen : a) wenn lebensgefährliche Erschei-
nüingen auftreten, b) wenn durch den Fremdkörper
peinigende nerröee Ersoheinungen auegelOet wer-
den, c) um fQr den Fall einer spftteiwi Erkrankung
des Ohres (s. B. eitrige Hittelohrentzündung bei
den akuten Exanthemen) ttne Gomplikation von
Seiten des Fremdkörpers aussusohliessen und um
dem Eintreten der oben genannten Störungen vor-
zubeugen. Als ^weokm&ssigsteB Verfahren wird
bd im knöchernen Qeh^k'gange eingekeilten Fremd-
körpern die Ablösung der Ohrmuecbel und des
knorpligen Meatus empfohlen, worauf man sich,
wenn nöthig, noch durch Aussohneiden eines E^lee
aus den Weichtheilen der hinleren knöchernen
Gehörgangswand oder durch Abmeisselung von
Theilen des Knochens hierselbst den Zugang er*
leichtem kann. Weaui sich der Fremdkörper be-
reits in der Paukenhöhle befindet, ist es besser,
anstatt den knorpligen vom knöchernen Qehörgange
zu trennen, die h&utige Auskleidung des letzteren
mitsammt dem Perioste im ganzen Um&nge vor-
sichtig vom Knochen abzulösen und möglichst nahe
der Insertion des Trommelfells zu durchschneiden.
Auch hier kann man sich noch weiteren Baum
sdiaffi^, ixMlem man entweder eine Knoohenlamelle
von der hinteren Wand des Meatus abmeisselt oder
1) ZtBchr. f. Ohrenhkde. XXTTT. 3 u. 4. p. 207. 1892.
>) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXHL 3 u. 4. p. 209. 1892.
*) Bevue de LaryngoL etc. Xm. 15. p. 459. 1892.
*) Lancet I. p. 1388. Jone 10. 1893.
*) Möndin. med. Wchnsehr. XLI. 35 flg. 1894.
«) Wien. med. Fresse XXXV. 10. 1894.
7) Brit med. Joum. Sept 9. 1893. p. 572.
>) 8oDd.-Abdr. a. Deutsche med. Wchnsehr. 1893.
•) ][oii.-Sohr. f.0hi6iihkde. a.8. w. XXVm.4. 1894.
>) BerL klin. Wchnsehr. XXX. 45. 1893.
4) Münchn. med. Wchnsehr. XU. 35 flg. 1894.
«) Bevue de Laryngoi. etc. XY. 5. p. 1^ 18H
•) Handball n. p. 734 and Pütz, Ueber operative
Entfernung von Fremdkörpern aus dem Ohre. loaag.-
Dias. Haue 1893.
Blau, Bericht über die neueren Iieistungen in der Ohrenheilkunde.
195
den Margo tympanicus fortnimmt. Bei Fremd-
körpern endlich, die im Antrum mastoideum oder
im Bahmen der EinmOndung des Antrum in die
Paukenhöhle sitzen, muss das Antrum eröffnet und
besonders im 2. Falle auch die Pars epitympanica
der oberen knöchernen Gehörgangswand (laterale
Atticuswand) abgemeisselt, sowie der Hammer
nebst Amboss entfernt werden.
6) Oßrumenpfröpfe im äusseren Qehörgange.
Schwere allgemeine Folgeerscheinungen sind ver-
schiedentlich beobachtet worden, so von Haug^)
epileptiforme Krämpfe, vonWodon*), bei einem
6jährigen Knaben, meningeale Beizerscheinungen
(heftige Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Stuhl*
Verstopfung, Fieber, Erbrechen, Sehnenhüpfeni
Sopor, ein einmaliger Krampfanfall), von T h e o -
bald') und ebenso von Bandall*) Beklem-
mung, Husten und Schlingbeschwerden. Mehr*
male wird eine vorangegangene leiohte Körper-
erschütterung erwähnt, in Folge deren der
Pfropf jedenfaUs seine Lage verändert hatte und
dann einen stärkeren Druck auf das Trommelfell
ausübte. Nach seiner Entfernung durch Ausspritzen
verschwanden sämmtliche vorhandenen Störungen.
7) Pmchandrüis der Ohrmuschel. Bemerkens*
werth ist, dass sowohl Pooley*) wie Saug*)
zu einer weniger eingreifenden Behandlung als der
bisher üblichen rathen. Pooley macht nur eine
einzige Incision in den abhängigsten Theil der Oe-
Bchwulst und beschränkt sich sonst auf tägliche
antiseptische Ausspülungen der Höhle und einen
Druckverband. In dem von ihm beschriebenen
Falle waren beide Seiten betroffen. Hang hat ein-
mal durch wiederholte Punktion und Aspiration
vollständige Heilung, ohne jede zurückbleibende
Deformität, eintreten sehen. Er empfiehlt dieses
Verfahren wenigstens bei jungen, frischen Peri-
chondiitiden (und auch wohl bei Othämatomen),
während die älteren Abscesse allerdings mit Inci-
sion werden behandelt werden müssen. In der ent*
leerten Flüssigkeit haben Hang und Grade-
nigo') (beiderseitige symmetrische Perichondritis
serosa) keine Mikroorganismen nachweisen können.
Die Perichondritis tubercnlosa auricnlae ist von uns
schon an früherer Stelle besprochen worden ; vergl. ]&-
knmknngen des Gehörorgans bei Taberknlose.
8) Gangrän der Ohrmuschel.
Gradenigo*) sah einen 43 Jahre alten, stark abge-
magerten, indessen früher stets gesmid gewesenen and
aT28 gesunder Familie stammenden Mann. Beide Ohr-
muschein zeigten gangr&iöse Ulcerationen, die in etwa
4 cm Aosdehrung den hinteren oberen Band des Helix,
und zwar sowohl die Haut als den Knorpel, zerstört
1) Die Krankheiten des Ohres u. s. w. p. 247.
>) Presse med. Beige. XLY. 53. 1893.
>) Transact of the Amer. otol. Soc. XXVI. p.508. 1893.
*) Ibid. p. 510.
■) New York med. Beoord. XLI. 6. p. 148: Febr. 6.
1892.
•) Münchn. med. Wchnschr. XLL 35 flg. 1894.
^) Arch. Ital. di otolog., rinoL e laring. L 1. Ref. im
Arck. f. Ohrenbkde. XXXV. 3 u. 4. p. 310. 1893.
*) Ital Sond.-Abdr. ohne nlihere Quellenangabe.
hatten ; die Stellen hatten eine sohwärzHcheFfirbong, mit
cyanotischem Hofe und waren auf Druck empfindlich.
Eine gleiche GangrSn bestand an der Nasenspitze, femer
war am unteren Theile der mittleren Zehen beider Füsse.
dne bUolich geffirbte, bei Druok leioht schmerzende
Stelle vorhanden. Die Erkrankung hatte vor ungefi&hr 3
Monaten mit dem Erscheinen eines bläulichen, schnell
zerfallenden Fleckens auf dem rechten Helix begonnen,
worauf 2 Tage sp&ter sich die gleichen Veränderungen
symmetrisch am anderen Ohre und bald nachher auoh an
der Nase einstellten. Die Affektion der Zehen bestand
erst seit wenigen Tagen. Seit 5 Tagen an den Fingern
leichtes Oedem, herabgesetzte Temperatur und erschwerte
Beweglichkeit.
9) FUrunkel des äusseren Qehärganges. Wir
haben hier nur kurz einige therapeutische Rath-
schlage zu erwähnen. Cholewa*) beharrt bei
seiner Empfehlung des Menthol, das er jetzt in
weniger ooncentrirter, 15 — 10 proo. Sliger L5sung
anwendet Schmerz und Schwellung lassen bal-
digst nach, Recidive können sicher verhütet werden,
wenn man noch acht Tage lang täglich immer
etwas stärkere Mentholwieken in den Gehörgang
einfahrt Nur bei Funinkelknötchen ausserhalb
oder dicht am Eingänge des Meatus mnss man ab
und zu incidiren, doch schafft auch hier die Nach-
behandlung mit Menthol rasch eine glatte Wund-
fläche und kQrzt den Verlauf wesentlich ab. Des-
gleichen soll sich die Mentholbehandlung vorzüglich
bei sekundären Verengerungen des Oehörganges
neben akuter eitriger Mittelohrentzündung bewäh-
ren. Von Ludewig*) sind sowohl bei Furunku-
lose als auch bei der die akute und chronische
Mittelohreitemng complicirenden Otitis externa
diffusa subcutane Injektionen einer 3proc. Oarbol-
säurelösung vor dem Tragus oder hinter der Ohr- <
muschel, 1 — 2 Atnxi^'sche Spritzen voll, nütz-
lich befunden worden. Meist genügte in frischen
Fällen zurCoupimng dne einmalige derartige Ein-
spritzung, seltener musste sie am anderen Tage
wiederholt werden. C o u r t a de >) giebt den (übri-
gens keineswegs neuen) Bath, bei Gehöigangfurun-
kulose genügend starke Eautschukröhrohen einzu-
führen, in der Absicht, durch sie einen Druck auf
das entzündete Gewebe auszuüben, ferner dem sich
ansammelnden Biter Abfluss zu verschafifon und
Baum für antiseptische Ausspülungen zu geben«
Neue Messerchen zur Incision der Furunkel sind von
Köhler«), Barclay*) undDundas Grant*)
besohriebeoi worden.
10) MyringiUs, unter dem Namen Myringitis
chronica sicca beschreibt Stetter^) eine saner
>) Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXVL 3 u. 4.
1802.
>) Ber. über d. XI. intern, med. Gongress zu Born im
Arch. f. Ohrenhkde. XXXVII. 1 u. 2. p. 94. 1894.
>) Ann. des Mal. de TOreille etc. XIX. 12. p. 1080.
1893 u, BulL gen. de Ther. CXXVI. 9. p. 60. 1894|
*) Mon.-Schr. i Ohrenhkde. u. s. w. XXVL 3. 1892.
«) Transact of the Amer. otol. Soc. XXVI. p. 505. 1893.
•) Ber. über d. XI. intern, med. Con^-ess zu Born im
Arch. f. Ohrenhkde. XXXVII. 3 u. 4. p. 258. 1894.
7) Arbeiten aus dem Ambulatorium u. der Poliklinik
{ür Ohren-, Nasen- u, Saldeiden. l. p. 1. Königsberg 1893«
196
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
Ansicht nach bisher noch nicht berücksichtigte Form
der chronischen Myringitis, die besonders bei Leuten
jüngeren und mittleren Alters nicht selten zur
Schwerhörigkeit führen boU, d. i. eine mit Ver-
dickung der Membran einhergehende schleichende
trockene Entzündung ohne irgend eine flüssige Ab-
sonderung und ohne Bildung von Granulationen.
Die Aetiologie deckt sich mit derjenigen einer jeden
akuten oder von vom herein chronischen Myrin-
gitis. Im Beginne haben manchmal Schmerzen be-
standen, dyskrasische Zustände scheinen keine
Bolle zu spielen, das £indes- und Oreisenalter
wird nur ausnahmeweise betroffen. Bei der Unter-
suchung zeigt sich das Trommelfell schwach milchig
getrübt, trocken, verdickt, mit mattem Oberflfiohen-
glanze und nur wenig hervortretendem verwasche-
nem Lichtreflex; Processus brevis undeutlich,
Hammergriff oft gar nicht mehr zu sehen ; weder
Sekrefr, noch Schuppen-, noch Borkenbildung. Die
Hörprüfung ergiebt den Sitz des Hindernisses für
das Hören im schallleitenden Apparate, der Nerv
wird, wenn überhaupt, nur sehr allmählich hinein-
gezogen , wahrscheinlich auf Grund des durch das
harte Trommelfell auf die Gehörknöchelchenkette
und dann auch auf das Labyrinth ausgeübten
Druckes. Es ist dieses ein sehr wichtiges differential-
diagnostisches Merkmal gegenüber der Sklerose der
Paukenhöhlenschleimhaut, von der sich die Sklerose
des Trommelfells femer durch die mehr gleich-
massige Entwiokelung der Schwerhörigkeit, ihre
im Ganzen geringere Stärke, den meist einseitigen
Sitz des Leidens, das abweidiende Trommelfellbild,
das geringe Hervortreten von subjektiven Ge-
räuschen, das Fehlen einer Hyperaesthesia acustica
oder Paracusis WiUisii und endlich durch die
Zugftnglichkeit für die Behandlung unterscheidet
Therapeutisch werden am meisten 3mal tägliche
Einträufelungen von Add. sozojodoL 0.5, Glycerin.,
Aq. deat ana 10.0, Ol. Olivar. 20.0 (vor jedesmaligem
Gebrauche tüchtig umzuschüttein) empfohlen. Da-
neben bei Tubenkatarrh das Politzer'sche Ver-
fahren. Die Excision des Trommelfells , die auch
zu versuchen sein dürfte, bietet hier technisch
grosse Schwierigkeiten.
11) Diphtherie des äusseren Oehärganges. In einem
von TreitelO beobachteten Falle , 3jähr. Kind , zeigten
sich neben Diphtherie des Baohens Beläge an den Mond-
nnd Nasenwinkeln und waren beide Gehörgänge, links
mehr als rechts , von einer dicken weisslichgelben Mem-
bran ausgekleidet, die das Lumen verhältnissmässig wenig
verengte. Eine gleichgeförbte linsengrosse Stelle war
ansserdem auf der linken Ohrmosohel am Anthelix vor-
handen. Die Membranen lösten sich nach 3 Tasen von
selbst mid hinterliessen eine leicht blutende Flädie; die
Eant der linken Seite stellte einen vollkommenen Abgoss
des knorpligen Gehörganges dar, an dem sowohl Tragus
und Antitragus als auch die Incisurae Santorinianae zu
erkennen waren. Es hatte demnach die Nekrose den
Knorpel des Gehörganges mit betroffen. Knöcherner
H eatus und Trommelfell nur weisslich verfärbt, an letz-
terem keine Perforation, ebensowenig irgend welche eitrige
Absonderung. Tod des Kindes an Herzpaialyse. Die
Untersuchung der Membranen auf Diphtheriebadllen
hatte, vielleicut aus äusseren Gründen, kein verwerth-
bares Resultat
12) Enoorbener V&raMkus des äusseren Qehär*
ganges.
Aetiologisoh interessant ist ein von Grunert*) er-
wähnter Fall, in dem die oomplete narbige Atresie des
häutigen Meatus nach einer fehlerhaft ausgefohrten
Mastoidoperation, durch Hineinmeisseln in den Gehorgang,
entstanden war. Bei einer Kr. Kuhn' s') lag die Ursache
in dem jahrelangen Tragen eines Blasenpflasters auf dem
Ohre wegen chronischer Otitis media piurolenta (Q. Da-
durch war die Muschel in hässlichster Weise verbildet
und das Lumen der Ohröfihung auf den Um&ng eines
Stecknadelkopfes verengt worden. Die Behandlung be-
stand in tiefer keilförmiger Excision der narbigen Ein-
ziehungen der Auricula, besiMiders der um den Meatus
gelegenen. Transplantation mehrerer Epidermisstückchen
aus dem Oberarme auf die graniüirende Wundfläche uid
künstlicher Annäherung der Ohrmuschel an die Seitm-
fläche des Kopfes (letztere ist schlimmstenfalls durch
beiderseitige Ajifinsohung und Yemähung zu erreichen).
Jansen*) empfiehlt zur dauernden Heilung von Gehor-
gangstenosen (Ue Transplantation gestielter Hautlappen,
und zwar entweder aus der Gegend des Warzenfortsiäzes
auf die hintere Gehörgangswand oder ans der hinterBn
Fläche der Ohrmuschel auf die vordere Gehöigangswand
nach Excision des schwieligen und narbigen Gewebes.
13) Eczem des äusseren Ohres. Therapeutisch
wird empfohlen: das Dermatol von Ferrari und
Soalfi^) (als Einstftubung) , das Pyoktanln von
Bohrer') (Bestreichen mit dem Stift oder Be-
tupfen mit in PjoManinpulver eingetauchten Tam-
pons), dasJodolvonChatellier^) (bei nässendem
Eczem in Form von Einstäubungen des Pulvers,
bei trockenem Eczem der Ohrmuschel in Salben-
form 1 : 30 Lanolin, bei solchem des äusseren Ge-
hörganges als Eingiessung 1:30 Paraffinöl; die
Applikation geschieht 2mal täglich, vorher Ab-
waschung bezw. Ausspülung mit SublimatlGsung
1 : 4000—5000).
14) Pityriasis des äusserer^ Ohres. Die Pityriasis
tritt nach Albespy^ unter dem nämlichen Bilde
wie an der übrigen £5rperoberfläche auf. Nurlmal
war derOehörgang allein Sitz der Krankheit, in den
2 anderen Fällen waren gleichzeitig auch die Ohr-
muscheln ergriffen. Das Leiden war stets doppel-
seitig, es dehnte sich nicht auf die NachbarsÄaft
des Ohres aus, eine Constitutionsanomalie liesssich
nicht nachweisen. Als Symptome wurden beob-
achtet: starkes Jucken, subjektive Geräusche,
Schwerhörigkeit bedingt durch Ansammlung der
abgestossenen Schuppen oder eine Yerdickung der
OehOrgangswände, Wärmegefühl im Ohre, mitunter
neuralgische Oesichtssohmerzen. Die Cemmen-
Sekretion war herabgesetzt oder vollständig aufge-
^) ^Deutsche med. Wohnsohr. ZIX. 52. 1893.
1) Arch. f. Ohrenhkde. XXXYL 4 p. 304. 18d4.
s) Deutsche med. Wchnsohr. XX. 27. 18d4>
s) Ber. über d. m. Yers. d. Deutsch, otol. Ges. im
Arch. t Ohrenhkde. XXX Vn. 1 u. 2. p. 135. 1894.
*) Gazz. med. Lombard. LHI. 32. 1894.
») Arch. f. Ohrenhkde. XXXIV. 3. p, 230. 1892.
•) Pacific Becord Vm. 4. p. 54. 1893.
7) Revue de Laryng., d'Otologie etc. XTTT. 15. p.537.
1892. . -
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
197
hoben. Die Schuppen sind sehr klein, Ueienartig,
oder sie bilden wirkliche Fetzen. Sie sind weiss
oder grau gef&rbt, im Centrum dicker als an der
Peripherie und manchmal mit einer rOthliohen Ein-
fassung versehen ; ausgebreitet zeigen sie an ihrer
OberflAche Streifen und erscheinen in Folge dessen
wie gefaltet. Die unterliegende Haut ist roth oder
kaum gefftrbt, je nach dem Alter der Schuppe. Als
Behandlung empfiehlt Albespy zunSchst Ab-
Bchndden der Haare am Ohreingange, sowie Ent-
fernung dernidit zu fest sitzenden Schuppen durch
Ausspritzungen und mit der Pincette. Alsdann
Bollen tSglich Wattewieken eingefQhrt werden,
3 cm lang und in ihrer Dicke dem Oehörganglumen
entsprechend, die mit einer Lösung von Argentum
nitrionm 1 : 20 getr&nkt sind und 24 Stunden lang
liegen bleiben. Hat die Schuppenbildung aufgehört
und ist die Wand des Meatus glatt und rein ge-
worden, so soll man dieWieke, anstatt mitHGllen-
Btein, mit der folgenden Mischung trftnken : Acid.
salicyLS.O, Bals.Canad. 1.0, Collodiuml6.0; auch
können sie jetzt 4 — 5 Tage im Ohre gelassen
werden. Zum Schlüsse der Behandlung mehrmalige
Luftdusche. Innerlich Solutio Fowleri.
15) Otomycosis. Der sehr seltene Fall einer
Entwickelung von Schimmelpilzen in der Pauken-
höhle^ sogar mit Vordringen in die Bäume des Pro-
cessus mastoid., ist von H a u g i) beobachtet worden.
Die 34 Jahre alte Ei'anke (Müllersfran) hatte bei
einer chronisohen Otitis media purnlenta, als der Ausflnss
Springer zu werden anfing, mterträglichen Jackreiz im
hre bekommen, zu dem sich alsbald ErBoheinnngen von
Seiten des Warzenfortsatzes, begleitet von Kopfschmerz,
Schwindel und Fieber, hinzugesellten. Die üntersnohong
ergab im Gehöiigange weni^ grünliches Sekret, das einen
eigenthümlich faulig-modngen Oeraoh verbrwtete; das
Trommelfell war bis auf einen schmalen peripherischen
Saum zerstört; im Grande des Meatas, sowie an der
Paukenhöhlenschleimhaut sah man zahlreiche schwärz-
lich-^rüne, fest aufsitzende Flecke; die Warzengegend
war leicht gerothet and geschwollen , spontan and auf
Druok empfindlich. Durch das Mikroskop wurde nach-
gewiesen, dass die beschriebenen Flecke aus einer An-
siedlung des Aspergillus nigrescens bestanden. Während
unter MntrSafelong von2proc. Salicylspiritas diePauken-
höhlenmykose sich zur Heilung anschickte , machte die
Mastoidaffektion weitere Fortschritte , so dass demnächst
die Aofmeisselang ausgeführt werden musste. In 0.4 cm
Tiefe wurde eine grosse Höhle erö&et, die sich von einem
gelberänlichen, mit nekrotischen Enochenfetzen und den
gleiohen schwarzgrünen Platten und Conkrementen, wie
sie sich in der Paukenhöhle vorgefunden hatten, durch-
setzten Eiter erfüllt zeigte. Ansiedlangen an den Wänden
waren hier nicht vorhanden, mit Ausnahme einer einzigen
kleinen, ganz nach oben gegen die Paukenhöhle hin sitzen-
den Pla^; femer erwiesen sich die in der Höhle des
Warzenforteatzes befindlichen Püzelemente als grössten-
theils kaum noch lebensfähig, wie sowohl durch die
mÜTOskopische ünteisuchong als auch durch Züchtonss-
versuche dargethan werden konnte. Unter Durch-
spülungen mit Subümatspiritus (0.1 : 100.0) erfolgte
baldige Heilung.
Die JkHnomykose des OehGrorgans wird bei
der Otitis media purulenta Besprechung finden.
16) Neubädungm des äusseren Ohres. Es sind
beschrieben :
Oysten der Ohrmuschel von Lavrand >), Al-
bespy*). Ersterer empfiehlt zur Eröffnung der Ge-
schwolst und zur Kauterisation der Innenfläche eine feine
und biegsame, auf elektrischem Wege glühend gemachte
Platinschlinge. Letzterer schnitt mit dem Messer ein und
Hess darauf die Auskratzung und Galvanokauterisation
der Wandungen folgen; Beide erzielten Heilung ohne
Deformität.
MoUuseum e(mtaaio8um der Ohrmuschel (Hang*).
Neben zahlreichen Mollusken des übrigen Körpers sassen
auch deren zwei an der Auricula am üebergange von
der Spina helicis zur hinteren Maschelfiäche. Die wie
in allen Beobachtungen H au g * s sehr sorgfältig mikro-
skopische Untersucnung ergab keinerlei Abweichungen
von dem gewöhnUchen Bilde.
Fibrom des Ohrläppchens (Haag p. 187), fibro-
matöse Entartung beider Lobuli (Haug p. 185), ätiolo-
gisch zurückzuführen, ebenso wie ein von Gruber^)
beschriebenes Eßloid des Ohrläppchens , auf den duitjh
Ohrsehänge ausgeübten Reiz. Fibrom des Ohreinganges
mit Wucherung der Talgdrüsen (Scheibe*), ein klein-
wiJlnussgrosser, keulenförmiger Tumor, mit ziemlich
schmaler Basis am Boden der äusseren Ohröffnung, zum
Theil an der inneren Tragusfläche entspringend. Fibroma
pendulom des äusseren Gehörganges (Haug p. 189),
Myzofibrom mit Pigmentbildimg.
Fibroneurom traumatischen Ursprungs an der Ueber-
gangstelle der Ohrmuschel auf die Pars mastoidea, gerade
oberhalb des Bednnes der hinteren Lobulusinsertion
(Haug p. 173). In einer nach Abreissen eines Blasen-
pflasters entstandenen keloidähntichen h^rtrophischen
Narbe lagen zwei Geschwülstchen von Kirschkern- bez.
Hanfkorngrösse, die sehr schmerzhaft, hart und allseitig
mit der Narbe verwachsen waren.
Oummi des Warzenfortsatzes (Häng p.201), reich-
lich wallnussgross, vereitert
Papüioma dendrüicum an der hinteren oberen Ge-
hörgangswand (Haug p. 192), eine warzenartige, vom
Introitus bis in den AnfangstheU des knöchernen Meatus
reichende Geschwulst, weissÜchgelb, ziemlich derb, sich
fast homartig anfühlend und stark zerklüftet
Talgdriisenadenom des Gehörganges (Haug p. 193),
eine erbsengrosse grauröthhche, sich nicht sehr derb an-
fühlende Erhabenheit an der vorderen Wand des Ein-
gangstheiles des Meatus.
Osteom des Gehörgangee (Jack *). Entfernung leicht
nach Ablösung der Ohrmuschel und des knorpligen Mea-
tus, indem der Tumor durch Hin- und Herbewegen ge-
lockert und dann mit einer Zange herausgezogen wurde.
Langwierige Eiterung und Granulationbildung, schliess-
lich Ausgang in vollständige Heilung.
Exostosen des Aussereu G^Grganges. Yir-
chow^ und deegleichen Ostmann*) verbreiten
sich über das auffallend h&ufige Vorkommen dieser
Exostosen an den Schädeln der alten Peruaner,
wobei Yirohow sie der hier ebenfalls ungewöhn-
lich oft zu beobachtenden Exostosis multiplex an
1) Bevue de Laryng., d'Otolog. etc. XHI. 12. p. 403.
*) Sond.-Abdr. ausZiegler's Beitr. z. pathol. Anat.
0. z. aUg. Pathol. Xn. p. 490. 1894.
1892.
'*) Bevue de Laryng., d'Otolog. etc. XTTT. 24. p. 841.
1892.
s) Arch. f. Ohrenhkde. XXXVL 3. p. 170. 1894.
*) Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXVI. 11.
p. 310. 1892.
s) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXV. 1 u. 2. p. 103. 1893.
•) Transact of the Amer. otol. Soc. XXVH. p. 118.
1894.
T) Beri. klin. Wchnschr. XXX. 26. p. 635. 1893.
• •) Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXVm. 8. 9. 10,
1894.
198
Blau , Bericht Aber die aeuerea Leistongeii in der Ohrenheilkunde.
die Seite stellt und ffir den Ausdruck einer wahr»
Bcheinlieh Mhzeitig einsetzenden und vorzugsweise
▼on den Endpunkten des Annulus tympanicus
ausgdienden Entwicklungstörung erklftrt Ost-
mann glaubt, ausser der vorhandenen Neigung zu
krankhaftem Enochenwachsthum noch ein zweites
ätiologisches Moment zu Hülfe nehmen zu müssen,
und zwar sieht ht dieses in der bei den alten Peru-
anern üblichen künstlichen Schftdeldeformirung
und der dadurch bewirkten eigenartigen Yer-
drückung des äusseren Oehüi^^ges. Im Uebrigen
haben die Untersuchungen Ostmann's ergeben,
dass von einem ausnahmelos viel häufigeren Vor-
kommen der Gehörgangexostosen bei den über-
seeischen Rassen keineswegs die Bede sein kann,
es gilt dieses nämlich nur für die Amerikaner und
demnächst die Ozeanier, dagegen nicht ffir die
afrikanischen Neger und die Asiaten. Die einseitigen
Exostosen des Meatus scheinen, im (Gegensätze zu
den symmetrisch auf beiden Seiten sich vorfinden-
den, nicht in das Oebiet der Bildungsanomalien zu
gehören, vielmehr häufig einer ürtlichen Beizung
durch eine gleichzeitig bestehende Otitis media
pumlenta ihren Ursprung zu verdanken *). Kli-
nische Mittheilungen über erfolgreich ausgeführte
Exostosenoperationen besitzen wir von Roosa*)
und Barclay*); sie enthalten nichts wesentlich
Neues. Exostosen am Eingange des knöchernen
Gehörganges, nach aussen, bez. innen von der
Spina supra meatum, sind zweimal von Körner*)
gelegentlich einer Mastoidoperation beobachtet wor-
den. Es handelte sich um hanfkomgrosse gestielte
Tumoren, die dem äusserlich gesunden sklero-
tischen Knochen aufsassen ; in beiden Fällen hatte
vor vielen Jahren eine eiternde Fistel hinter dem
Ohre bestanden , so dass die Annahme nahe lag,
die Exostosen hätten sich an der ehemaligen Durch-
bruchstelle des Eiters durch die Knochenhaut, als
Folge des Beizes am Bande der OefiEnung, ent-
wickelt.
Cholesteatom des Trommelfells. In der von Oru-
nert*) aus Sohwartze's Klinik mitgetheilten Be-
obachtung bildete sich eine steoknadelkopfgrosse Perl-
geschwulst genau auf der Mitte einer von einer Fara-
centese des Trommelfelles herrührenden Narbe.
Sarkome, An der Ohimnschel hat H a u g *) ein gut
haselnussgroBses plexiformes Angiosarkom der Indsura
intertragica beobachtet, ferner ein klemapfelgrosses Fibro-
sarkom der Rückenfläohe der Aurioola, auf die Warzen-
geeend übergreifend, und ein Myxosarooma carcinoma-
todes der ]&gio tragica. Scheibe^) beschreibt ein
1) Vgl. Lucae, Körner, Moos, Kuhn. Berl.
klin. Wchnschr. XXX. 26. p. 636. 1893 u. Ber. üb. d.
11. Vers. d. Deutschen otol. Ges. im Arch. f. Ohrenhkde.
XXXV. 1 u. 2. p. 119. 1893.
*) Transact. of the Amer. otol. Soo. XXV. p. 331.
1892.
s) Fhüad. med. News LXQ. 16. p. 423. 1893.
4) Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXVIIL 11.
1894.
») Arch. f. Ohrenhkde. XXXVI. 4. p. 305. 1894.
•) Arch. t Ohrenhkde. XXXVI. 3. p. 198. 200. 202.
1894. •
T) ztschr. f. Ohieohkde. XXV. 1 u. 2. p. 104. 1893.
g[estieltes Osteosarkom des Gehörganges, eine Combina-
tionsgeschwulst, bestehend grösstentheils aus zellen-
reiohem Sarkom^webe luid ausserdem aus Ejiochonge-
webe, das den Stiel bildete und ron hier aus sich in das
Sarkomgewebe bis ungefähr zur Mitte des TumcHr hinein
erstreckte. Nadi der Entfernung in 4 Jahren kein Be-
cidiv; ebenso wird in dem ersten der Fälle Haag's
hervorgehoben, dass 3 Jahre nach der Exstirpation noch
kein Recidiv eingetreten war. Sarkom der Paukenhöhle
haben Kuhn*) und Hang >) gesehen. Bei Kuhn han-
delte es sich um einen 1 jährigen Knaben^ dieNeubildiutf
(Myzosarkom) war von der inneren Paukenhöhlenwand
ausgegangen mid war dann weiter einmal in den Gehör-
gang und mit einem zweiten Theile nach Perforation der
unteren knöchernen Gehörgangswand unterhalb des Pro-
cessus mastoideos fortgewachMn. Dagegen war das In-
nere des Warzenfortsatzes frei geblieben. Die wieder-
holte Entfernung der Geschwolstmassen fahrte zu keinem
dauernden Resultate, unter stets erneuter Wucherong
f' Qg das Kind an Marasmus zu Orunde. Bei der Kranken
aug 's, einer 42 Jahre alten Frau, bestand ein meUno-
tisches Biesenzellensarkom des Gehörganges, der Pauken-
höhle, sowie der Pars squamosa des Schlaf ebeins, das
offenbar aus dem Periost der Paukenhöhle hervorge-
gangen war, denn 2 Jahre früher war eine oomelkiiBclieQ-
giosse harte Geschwulst aus dem Oivum tympani entfernt
worden, damals noch von dem hi^logischea Charakter
eines Fibroms, indessen schon mit relatiT sehr reichlichen
jugendlichen ZeUen. Sohmiegelow*) berichtet über
ein Sarkom des Warzenfortsatzes bei einem 8 Jahre alten
Mädchen. Die Tumormassen erstreckten sich, wie die
Operation ergab, nach innen bis zu den Meningen and
nach hinten bis in die Nähe des Gondylus ossis oocipttis.
Endlich sind noch 2 Beobachtungen von Sarkom der
Schädelbasis ^tett er 4), Schwartze*) zu erwähnen,
in denen das Gehörorgan sekundär betroffen wurde, ßei
dem Kranken Schwartze's handelte es sich um einen
schon sehr frühzeitig eingetretenen Verschluss des Ta-
barlumen mit seinen bekannten Folgen, während m dem
von Stetter mitgetheilten Falle der Tumor in die Pau-
kenhöhle und den äusseren Gehörgang hineingewuohert
war und ausserdem neben zahlreichen anderen Gehin-
nerven auch den N. acusticus zerstört hatte.
Oardnom der Ohrmusohel: Qrunert und
Pause*), Haug^, Gharazac*), Ouermon-
prez und Cocheril*); primflres Cardnom des
äusseren OehOrganges: Uaugp. 196, Denker^*);
de8Mittelohres:Gharazao,Dalbyti),Kuhn"j;
des Warzenfortsatzes, an dessen Aussenflftohe be-
ginnend und von da nach innen fortschreitend:
Dalby.
In dem Falle Denker*s hatte sich das Leiden m
einer im Gehörgange befindlichen Warze entwickelt, die
Geschwulst nahm schliesslich die Ohrmuschel, sowie den
knorpligen Meatus ein, und auch die häutige AusUeiduog
1) Deutsche med. Wchnschr. XX. 27. 1894.
*) Sond. - Abdr. aus Zieeler's Beitr. zur pathol
Anat u. zur allg. Pathol. XVL d. 500. 1894.
•) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXIV. 1 u. 2. p. 149. 1893.
*) Arch. f. Ohrenhkde. XXXIV. 1 u. 2. p. 54. 1892.
>) Vgl Schwidop, Arch. L Ohrenhkde. XKIT.
1 u. 2. p. 39. 1893.
•) Arch. f. Ohrenhkde. XXXV. 3 u. 4. p. 250. 1883.
1) Arch. f. Ohrenhkde. XXXVI. 3. p. 204. 1894.
•) Bevue de LaryngoL, d'Otolog. etc. Xm. 1. 2. 3.
p. 1. 33. 65. 1892.
•) Bevue de LaryngoL, d'Otolog.6tc.XIIL19.p.665.
1892.
*«•) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXVL 1. p. 55. 1894,
") Lancet II. p. 17 ; July 2. 1892.
") Ber. üb. d. 11. Vers. d. Deutschen otol Ges. im
Aioh. t Ohrenhkde. XXXV. 1 u. 2. p. 122. 1893.
Blau, Bericht Aber die nenem Leistongen In der Ohrenheilktinde.
199
deä biochenidn Oehorganges zeigte sicli bis an das
Trommelfell heran in eine nlceiirie Fläche umgewandelt.
Totale Exstirpation des Erkrankten, Aoskratzon^ des
knöchernen Meatns, sofortige Verkleinerung der fast hand-
tellergrossen Wunde durch einen Lappen aus der Scheitel-
beingegend, später Deckung der übrig ^^bliebenen Wund-
fläche durdi Transplantation nach T h i e r s o h. Heilung
in 2 Monaten. Der von Hang beschriebene Gehörgang-
krebs erwies sich als ein Adeno-Carcinom der Ohren-
schweissdrusen mit myzomatoser £bitartung des Stroma,
er fltelite eine über kirschkemgrossegelbbräunliohe, ober-
flächlich ulcerirte Geschwulst dar, die mit breiter Basis
etwa in der Mitte des knorpligen Gehörganges von dessen
vorderer unterer Wand entsprang. Von den beschriebenen
Garcinomen des Mittelohres hatte sich das eine (Dalby)
kurze Zeit nach einer Eiterung in Folge vonTrommelfell-
zerreissung gezeigt; in der zweiten der beiden Beobach-
tungen Kuhn 's hatte sich die Neubildung unter dessen
Augen in der Trepanationswunde des Warzenfortsatzes
entwickölt.
a MüOeres Ohr.
1) Verkizungen des mutieren Ohres. Smith^)
berichtet über traumatische Blutergüsse in die
Paukenhöhle, Entleerung des Blutes durch Paia-
centeee des Trommelfells und damit Wiederherstel-
lung des Gehöres und Beseitigung der sonstigen,
eum Theil sehr beträchtlichen Störungen.
Ausführhdi mitgetheilt wird die Krankengeschichte
eines 44 Jahre alten Mannes, der bei einem Sturze aus
dem Wagen einen Stoss gegen die Warzengegend erlitten
hatte, 11 Std. lang bewusstlos geblieben war und seitdem
über totale Taubheit, heftige Schwindelan£Üle mit Er-
brechen und quälende subjektive Geräusche geklagt hatte.
Bei der 2 Jahre später vorgenommenen Untersuchung
wurde der knöcherne Gehörgang stark entzündet gefun-
den, das Trommelfel entzündet und verdickt, in seinem
hinteren Segmente nach aussen gewölbt, die Tuba ver-
schwollen. Die breite Incision des Trommelfells führte
zu der Entleerung einer halbfesten, dunkelrothen geruch-
losen Masse. Sofort waren der Schwindel und das Sausen
verschwunden ; regelmässige Luftdusche nach Politzer
braehte auch das Gehör nahezu zur Norm zurück. In
einem 2. Falle handelte es sich um einen beim Boxen
erhaltenen Stoss gegen die Regio mastoidea. Starke sub-
jektive Geräusche, Schwindel und Taubheit. Smith
machte am folgenden Morgen eine Incision durch das ent-
zündete Trommelfell mit nachheriger Durohspritnmg per
tnbam und entleerte so das angesammelte geronneneBlut
Sofortige Besserung, Heilung in 16 Tagen.
Schussverletxungen das Gehörorgans bilden den
Gegenstand der YerOffentlichungen von Menidre*)
und Green*).
Der Kr. M e n i e r e *8 hatte sich einen Re vol verschuss
direkt in das Ghr abgefeuert, die Kugel war unter Zer-
sprengung des knorpligen Gehörganges und Zerreissung
des l^mmelfeUs in den Nasenrachenraum vorgedrungen
und fand sich (allerdin^ nicht vollständig) auf dem Bette
des Kr. unter den von ihm ausgeworfenen blutigen Massen
vor. Der N. facialis war gelähmt, dagegen war weder
eine Läsion der der Paukenhöhle benachbarten grossen
Geffisse noch eine Be^trächtigun^ des inneren Ohres zu
Stande gekommen. Fieber nur m den ersten 3 oder
4 Tagen. Die Heilung erfolgte unter narbigem Verschluss
des äusseren Gehörganges.
Von Green werden 4 Beobachtungen von Sohuss«
Verletzung des Gehörorgans mitgetheilt Bei der ersten
3893.
I) Ann. of Ophthahn. and Otol. 1. 1. p. 69. 1892.
•) Qae. des Hop. LXYH. 14. 1894.
*) Trtosact. of the Amer. otol. Soc. XXVI. p. 450.
bestand eine oomplicirte Fraktur des Meatüs, die in dem
Cavum tympani emgebettete Kugel wurde nach Ablösung
der Ohrmuschel ennemt, indessen war ein kleines Frag-
ment durch das Paukenhöhlendach un^fähr 2.5 cm tief
in den Schläfelappen eingedrungen und bewirkte 1 Woche
später eine tödtliche Meningitis. Bei dem 2. Ejt. hatte
sich die Kugel an dem Promontorium breit geschlagen,
sie wurde in der nämlichen Weise entfernt wie oben, Tod
durch Meningitis, FireJctur des Tegmen tympani. In dem
3. Falle war die Kugel durch den knorpligdn Gehörgang
in die Gesichtsknochen (wahrscheinlich die Highmors-
höhle) gelangt und wurde niemals gefunden. Tronunelfell
zerstört, Gehörknöchelchen dislocirt, totale Taubheit
Nach 2 Wochen Facialislähmung, die 3Mon. lang anhielt.
Auch die Paukenhöhleneiterung verschwand nach meh-
reren Monaten wieder. In der vierten Beobaditung end-
lich war die Hauptmasse der Kugel wahrscheinlich eben-
falls durch die untere Wand des knorpligen Gehörganges
in die Gesichtsknochen eingedrungen, wi£rend ein kleiner
Theil sich abgesplittert hati;e und in der Paukenhöhle lag.
Vollständige Taubheit. Bis auf diese schnelle Heilung
bei nur mteaiger Eiterung.
2) Otitis media catarrhaUs. Die erneuten Unter-
suchungen Scheibe 's ^) haben in Uebereinstim-
mung mit seinen früheren Befunden ergeben, dass
bei der akuten und subakuten Form des Mittelohr-
katarrhs im Paukenhöhleninhalte stets die gleichen
Mikroorganismen wie bei der akuten Otitis media
purulenta vorhanden sind, während sie dagegen
bei dem einfachen Tubenabschluss mitTranssudat-
bildung in der Paukenhöhle vollständig vermiest
werden. Es sind mithin vom anatomischen und
ätiologischen Standpunkte aus die drei erstgenann-
ten Leiden als einheitlich anzusehen. Bei gleich-
zeitigem Tubenabschluss kann der subakute Katarrh
mit der einfachen Transsudatlildung grosse Aehn-
lichkeit haben. Doch zeigen sich immer deutliche
Unterschiede sowohl im Yerlaufe, als auch in der
Beschaffenheit des Paukenhöhleninhaltes, indem
dieser bei dem einfachen Tubenabschluss nur aus-
gelaugte rothe und relativ zahlreiche, vielkemige
und verfettete weisse Blutkörperchen, sowie spär-
liche Schleimhautepithelien aufweist, dagegen beim
subakuten Katarrh zahlreiche Epithelzellen, Eiter-
kOrperchen und regelmässig Mikroorganismen.
Von grosser Bedeutung für unsere Auffassung
^ex Steighügelankylose sind die Untersuchungen von
Politzer*), aus denen hervorgeht, dass in vielen
unter dem Bilde des trockenen chronischen Mittel-
ohrkatarrhs (Sklerose der Paukenhöhlenschleim-
haut) verlaufenden Fällen die pathologisch-anato-
mische Ursache nicht in Veränderungen der Schleim-
haut, sondern in einer primären Erkrankung der
Labyrinthkapsel liegt Man findet nämlich bei der
makroskopischen Betrachtung nach dein Tode in
der Umgebung dw Nische des ovalen Fensters
Ueinlinsengrosse, bald mehr, bald weniger scharf
ausgeprägte Vorwölbungen, die sich gegen die Um-
gebung durch ihre blassgelbe, selten rOthliche Farbe
abheben und die in der Regel von normaler Schleim-
haut bedeckt sind. Mehrmals erschien fast die
ganze Promontorialwand aufgetrieben und es wur-
<) ^tsohr. f. Ohrenhkde. XXin. 1. p. 62. 1892.
>) Ztsohr. f. Ohrenhkde. XXV. 3 n. 4. p. 809. 1894.
200
Blau, B^cht übär die neueren Leistungen in der Ohrönheilkundd
den beide LabyrinihfenBter betrfiohüioh verengt ge-
funden. Der Steigbügel selbst war meist voU-
st&ndig unbeweglich, seine Schenkel waren ver-
dünnt oder durch üeberwucherung der äusseren
Stapesflfiche mitEnochenmasse verkürzt, Imalwar
der Steigbügel durch eine solide Knochenmasse
ersetzt Nach den Ergebnissen der mikroskopischen
Untersuchung handelte es sich in diesen Fällen
um eine circumscripte Erkrankung der knöchernen
Labyrinthkapsel, in deren Folge neugebildetes
Knochengewebe auftritt, das allmählich das normale
Knochengewebe verdrängt und, auf das ovale Fenster
und den Steigbügel übergreifend, schliesslich zur
vollständigen Stapesankylose und zum Verschlusse
der Fenestraovalis führt Zuweilen wird ein grosser
Theil der Labyrinthkapsel von der Erkrankung er-
griffen, wobei die Wucherung des E[noohengewebes
auch gegen das runde Fenster und gegen den inneren
Abschnitt der Labyrinthkapsel, sowie den inneren
Gehörgang sich erstreckt Stets werden femer die
hervorstechendsten Veränderungen im Knochen-
gewebe, die Erweiterung der Knochenräume u. s. w.,
nicht in der Nähe der Schleimhaut, sondern in den
tieferen Schichten der Labyrinthkapsel angetroffen.
Politzer macht darauf aufmerksam, dass
unte^r dem Bilde der progressiven Schwerhörigkeit
natürlich auch andere Leiden verlaufen können, so
die Verkalkung und Verknöcherung des Ligamen-
tum stapedio - vestibuläre , die Verwachsung der
Steigbügelschenkel mit den Wänden der Nische
des ovalen Fensters » Verdickungen des Schleim-
hautüberzuges der Membrana fenestrae rotundae,
sämmtlich Veränderungen, die als Folgezustände
chronischer Mittelohrkatarrhie längst bekannt sind
und die sich mit Rücksicht auf die Prognose bei
Weitem günstiger gestalten. Differentialdiagnostisch
würden für eine Erkrankung der Labyrinthkapsel
sprechen: der schleichende Charakter der Hör-
störung ohne die geringsten Anzeichen eines vor-
hergegangenen Katarrhes des Mittelohres, ein nor-
males oder nur wenig getrübtes, nicht eingezogenes
Trommelfell, durchschimmernde Böthung der Pro-
montorialwand, eine normal wegsame Ohrtrompete,
negativer Ausfall des K i n n e 'sehen Versuches und
erbliche Anlage. Die Therapie dürfte diesen Fällen
gegenüber nahezu machtlos sein, höchstens kann
man im Anfange noch Etwas von der innerlichen
Darreichung von Jodpräparaten erwarten, etwa
lg Jodkalium täglich durch 10 — 15 Tage, in
Zwischenräumen von 2Mon. und 4 — 5mal jährlich
wiederholt Die Stapesextraktion verspricht keinen
Nutzen, da die fortschreitende Knochenwucherung
in der Labyrinthkapsel das ovale Fenster doch
schliesslich verlegen wird.
Nach B e z 0 1 d ^), durch dessen Befunde übrigens
die oben mitgetheilten Ergebnisse der Untersuchun-
gen Politzer 's bestätigt werden, sind für eine
Fixation des Steigbügek charakteristisch: a) eine
Verlängerung der Knochenleitung für die tieferen
Töne, b) ein stark negativer Ausfall des Binne'-
schen Versuches und c) ein grösserer Defekt am
unteren Ende der Tonsoüa für die Luftleitong.
Bloch ^) sucht für die Diagnose der ühbeweg-
lichkeit des i^ei^^nigds die YonQell^ beschriebenen
oentripetalen Pressionen zu verwerthen. Bei Qe-
Bunden schwächt eine Steigerung des Luftdnickes
im äusseren Gehörgange die EmpfindungstMe
sowohl für aSrotympanal, als für craniotympanal
zugeleitete Töne ab, eine Einwirkung, die fortflllt,
wenn das Trommelfell aus irgend einem Gfnmde
unbeweglich ist Bei beweglichem Trommelfelle,
aber fixirtem Steigbügel wird durch die Dnick-
Steigerung eine Abnahme der Schallempfindong-
stärke nur für die durch die Luft zugeleiteten Töne
herbeigeführt, während die durdi den Knodiea
zugeleiteten Töne in ihrer Stärke nicht geschwSdit
werden. Besteht ein Defekt des TrommelfeUs, so
hängt der Einfiuss der Drucksteigerung allela Ton
dem Zustande des ovalen (und des runden?) Fenstere
ab. Wenn unter diesen VerhSltnissen eine Herab-
setzung der Sohallempfindungstärke ausbleibt, so
sind wir berechtigt, eine Fixation der Stapesplatte
anzunehmen, üeber die Ursache derünbew^glich-
keit des Steigbügels, ob es sich um eine echte oder
falsche Ankylose, um eine Verwachsung an einer
anderen Stelle der Leitungskette oder gar nur um
einen ein&chen Tubenabschluss handelt, giebt der
geschilderte Versuch an und für sich keine Aus-
kunft
Behandbmg. Ueber die Behandlung der £Hbrtm-
kungen (fer 7%^ JS^toc^n äussert sichBürkner*)
in folgender Weise. Bei UndurchgSngigkeit der Ohr-
trompete in Folge von katarrhalischer Versdiwel-
lung oder von Verlegung des Lumen durch Schleim
ist die Luftdusche, wenn irgend möglich durch dea
Katheter, angezeigt, femer sind Guiigelungen, Be-
spülungen des Nasenrachenraumes mit Adstringen«
tien (Airt>u''sche Lösung von essigsaurer Thonerde),
Einspritzungen von Iproc. Kochsalz- oder 2 — 3proc
Cocainlösung in die Tuba, Eintreibung von Salmiak-
oder Terpentindämpfen zu empfehlen. Handelt es
sich bereits um festere, durch Hyperplasie oder
Pseudomembranbildung entstandene Hinderoisse,
mithin um eigentliche Stenosen, bei denen der
Katheterismus allein keine befriedigenden Resultate
mehr liefert, so kommt in erster Linie die Bougi-
rung der Eustachi'schen Röhre in Betracht In-
dessen soll diese nicht häufiger als 2 — dmalinder
Woche ausgeführt werden und es dürfen die S(m-
den höchstens 10 — 15 Min. liegen bleiben; eine
gleichzeitige arzneiliche Behandlung, durch Ein*
spritzungen oder Imprfignation der Sonden mit
Medikamenten, hat keinen Zweck. Zu wamen ist
i) Ztsohr. f. Ohrenhkde. XXIY. 4. p. 267. 1893 u.
XXVI. 1. p. 1. 1894.
«) Ztsohr. f. Ohrenhkde. XXV. 1 u. 2. p. 113. 1893.
>) Die Behandlung der Krankheiten der Bostacbr-
schen Bohre. Jena 1894. Fischer.
Blau, B^ioht flb^ dlo neueren Leistungen in der Olirenlieil]auv3e.
201
TOT Allemi vor der Höllensteinlösttng* Für hart-
nSolügere Formen der Stenose empfiehlt sich die
innere Tabenmassage nach ürbantschitsoh,
mit Hülfe einer geknüpften Sonde, die nach
ihrer Einführung bis über den Isthmus tubae
schnell vor- und rückwärts bewegt wird, des-
gleichen die yon Politzer geübte äussere
Kassage der Yorderohrgegend und des Warzen-
fortsatzes. Dagegen dürfte die Elektrolyse, nach
Baratoux undMiot, kaum jemals einen nennens-
werthen Erfolg zu verzeichnen haben. Bei unheil-
barem Tubenverschlusse endlich kann dieExcision
des Trommelfells mit dem Hammer in Frage
konmien, ihr Nutzen ist aber, ebenso wie der
der blossen Myringektomie , nur vorübergehend,
wegen der bekannten schnell eintretenden Regene-
ration der Membrana tympani. Das abnorme Offen-
Btdien der Tuba, verbunden mit der quälenden
Autophonie, lässt sich in leichteren Fällen durch
Behandlung des vorhandenen Eatarrhes, bei In-
sufficienz der Tubenmuskulatur manchmal auch
durch Anwendung des faradischen oder besonders
des Constanten Stromes zum Verschwinden bringen«
Zu versudien sind in schlimmeren Fällen die
Bougirung und die Injektion schwachreizender
Medikamente, desgleichen die innere Tubenmassage.
Bei allen Erkrankungen der Ohrtrompete muss mit
das Hauptgewicht auf eine gründliche und ratio-
nelle Behandlung der etwa in Nase, Rachen imd
Nasenrachenraum vorhandenen Störungen gelegt
werden.
Mnqtrüxungen grösserer Mengen van reinem
Va^eUn oder Jodoform -Yaselin durch die Tuba
werden von Delstanche^) und Hennebert^)
empfohlen : a) bei der akuten Otitis media mit oder
ohne Perforation, um die Schmerzen zu beseitigen
und den Verlauf abzukürzen, b) nach der Para-
centese des Trommelfells zur Entleerung zäher
Exsudatmassen, c) bei Verlegung des Lumen der
Tuba Eustachii durch Schleim, d) bei Ansammlung
zähen Schleims in der geschlossenen Paukenhöhle
und bei hartnäckigen Hjdropsien derselben, e) bei
chronischen trockenen Paukenhühlenkatarrhen mit
herabgesetzter oder aufgehobener Beweglichkeit
des Hammergriffes, bez. mit Verwachsungen zwi-
schen Trommelfell und Promontorialwand. Zur
Erfüllung der Indikation b) hat sich auch die An-
wendung des Delstanche'schen Rar^facteurs
als sehr nützlich erwiesen.
Von subcutanen PüoearpineinsprUxungen oder
der Darreichung der Folia Jaborandi innerlich
haben Schubert*), Eretschmann^) und
Field^) bei chron. Exsudaten der Paukenhöhle,
sei es frei, sei es im Grewebe, Vortheil gesehen,
dagegen kaum mehr bei ausgebildeter Sklerose.
Metoalfe^) zieht Einspritzungen durch den
Katheter in die Paukenhöhle vor (6 Tropfen einer
Lösung von 1 : 40), er betrachtet im Uebrigen das
Pilocarpin nur als örtliches Stimulans. Allgemein
wird auf die ünzuverlässigkeit des pharmako-
logischen Präparates xmd das äusserst wechselnde
Verhalten der Kranken dem Mittel gegenüber auf-
merksam gemacht
Cohen-Kysper^) will Auich If^ekHon van
hünstUchem und naiürUchem Magensaft, sowie van
Papayaiin durch das TrommelfeU hinduroh (im
hinteren oberen Quadranten und oberhalb des Pro-
cessus brevis) bei Paukenhöhlensklerose günstige
Erfolge erzielt haben.
Für die medianische Behandlung ckranischer
Beweglichkeüstärungen des schaüleitenden Jffparaies
verwendet Kirchner') einen einfachen, mit An-
satz für das Ohr und olivenförmigem Mimdstück
versehenen Gununischlauch, den er dem Kranken
zum Selbstgebrauche in die Hand giebt Ein-
geschaltet in den öummischlauch ist eine als Filter
wirkende Glaskugel mit Wattefüllung. Der Appa-
rat leistet dasselbe wie der Bar^factdur von Del-
stanche und d^ Siegle'sche Trichter, mit
welchem letzteren er übrigens auch in Verbindung
gebracht werden kann. Lucae^) lässt die von
ihm inzwischen noch verbesserte federnde Druck-
sonde, um die Schmerzhaftigkeit des Verfahrens
geringer zu gestalten, vor ihrer Anwendung jetzt
längere Zeit in einer Kältemischung aufbewahren,
z. B. in einer 10 — löproa Gocainlösung mit Zu-
satz von Schnee oder Eis mit Kochsalz. Es wird
dadurch eine bei Weitem häufigere und energischere
Anwendung ermöglicht Die nachfolgende Luft-
dusche ersetzt man besser durch stempelartige,
vorsichtig ausgeübte Luftdruckschwankungen im
äusseren Gehörgange (besonders bei Verdickung
des Trommelfells, unstatthaft bei Atrophie). Malo-
ney>) und Simrock*) empfehlen, um die Ge-
hörknöchelchenkette in Bewegungen zu versetzen,
den methodischen Gebraudi des Otophon, bez.
schwingender Stimmgabeln, die durch eine dünne
elastische Sonde mit der Membrana tympani in Ver-
bindung gebracht werden. Stetter') übt nach
Discision des Trommelfells hinter dem Hammer-
griffe vermittelst eines, mit dem Messer verbun-^
denen, feinen Häkchens dicht unterhalb des Pro-
cessus brevis eine leichte Traktion an dem Manu-
brium mallei nach aussen aus und berichtet über
hierdurch in Fällen von starker Trommelfell-
>) Presse med. Beige XLIV. 51. 1892.
s) Jonrn. de Med., de Ghir. et de Pharmaool. L. 48.
1892 n. Bevne de Laryngol., d'Otolog. etc. XV. 21. 1894.
*) Ber. über d. 1. '^rs. d. Deutschen otol. Qes. im
Aich. f. Ohienhkde. XXXTTT. 3 a. 4. p. 312. 1892.
4) Ebenda p. 315.
>) Brit med. Journ. Nov. 24. 1894. p. 1158.
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 2.
^) Brit. med. Journ. Sepi 9. 1893. p. 570.
s) Münchn. med. Wohnschr. XL. 34. 1893.
s) Mon.-Schr. f.Ohrenhkde a.8.w. XXVHIO. 1893.
«) Berl. klin. Wchnschr. XXXI. 16. 1894.
•) Ann. of Ophthahn. and Otolog. 1. 1. p. 55. 1892.
*) Sond.-Ab<lr. ans d. New York med. Journ. June 10.
1893.
^) Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXVL 8. 1892,
26
202
Blau^ Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkonde.
yerdiclning erzielte günstige Resultate, bezüglich
sowohl des Gehörs, als dervorhand^ienSohvindel-
empfindungen und subjektiven Oerftusche. Wegen
des schnellen Verschlusses der Trommelfellwunde
musste dieDiscision gewöhnlich mehrere Male roi^
genommen werden.
Die Paraemiese des TrtymmdfelUs wird von
Mounier^) in allen Fftllen von Otitis media
acuta empfohlen, in denen das Politzer'sche
Yerfahren nicht sofort die Spannung im Ohre hebt,
die subjektiven Geräusche beseitigt und das Gehör
durch die Luft mit demjenigen durch Knochen*
leitung wieder in EKnklang bringt Die Wirkung
beruht auf der kräftigen lokalen Blutentziehung,
eventuell der Entleerung angesammelten Exsu-
dates, die Heilung wird durch den bei gehöriger
Asepsis meist vollständig ungefthrlichen Eingriff
erleichtert und beschleunigt Seligmann*) hat
gelegentlich einer wegen serösen Exsudates in der
Paukenhöhle vorgenommenen Paracentese eine Ver-
letzung des Bulbus venae jugularis beobaditet
Starke Blutung (mindestens 150 g), die erst nach
längerer Tamponade und tiefem Eindrücken des
Fmgers in den Gehörgang aufhörta Weiterer Ver-
lauf ohne Störung.
üeber einen bleibenden Erfolg durch die Tmo-
lomie des Tensor iympani berichtet Eayser').
Chron. Mittelohrkatarrh mit starker Einziehung des
Trommelfells, beständigem Sausen und Schwer-
hörigkeit (Flüstersprache dicht am Ohre). Sofort
nach der Operation bedeutende Erleichterung, das
Sausen war verschwunden, geringe Besserung des
Gehörs. Nachbeobachtnngzeit 3^/s Monate.
Die Ecdsion des TromnudfeUs und der beiden
erslen Oehörknöchelchen^) kommt namentlich in
Frage bei Fixation des Hammers durch Verkalkung
des Trommelfells, Ankylose des Hammeramboss-
gelenkes oder Verwachsung des Trommelfells mit
dem Promontorium, vorausgesetzt, dass der Steig-
bügel noch im ovalen Fenster beweglich ist und
die Gebilde des Labyrinths sich vollkommen oder
doch nahezu intakt verhalten. Es muss daher
») Ann. des Mal. de TOreiUe etc. XVIII. 10. p. 758.
1892.
*) Der. über d. U. Vers, der Deutschen otol. Qes. im
Arch. f. Ohrenhkde. XXXV. 1 u. 2. p. 134. 1893.
«) Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXVm. 3. p. 90.
1894.
*) Vgl .Schwartze, Operationslehre. Handbach H.
p. 768. — Sex ton, Ztschr. f. Ohrenhkde. XXIII. 2.
p. 110. 1892. — Oomperz, Mon.-Schr. f. Ohrenhkde.
n. 8. w. XXVI. 12. 1892; XXVH. 1. 2. 4.5. 7.8.9. 1893.
•— Bandall, Transact. of the Amer. otol. See. XXV.
p. 325. 1892. — Burnett, Ibid. XXVI. p.488. 1893.—
ßurnett, Ibid. XXVH. p. 58. 1894. — Dench, Ibid.
p. 65. — Blies, Philad. Univers. med. Mag. IV. 12.
p. 801. 1892. — Burnett, Philad. med. News TiXTTT.
U. p. 374. 1893 u. Ibid. LXH. 19. p. 509. 1893. —
Black, Ibid. TiXTT. 15. p. 400. 1893. — Sexton, New
York med.RecordXLin.7.p.l95.1893. — Eitelberg,
Arch. intemac. de Rinol., Luingol. y Otologia IV. 33. 1893.
— Dench, Revue de Laryngoi., d'Otologie etc. XV. 21.
^.911. 1894.
stets eine sehr sorgfUtige Pr&fung des Qeh(Srs
vorangehen, wobei D e n c h auf eine EinschrSnkong
am unteren Ende der Scala, das Erhaltensein der
Perception für die hcdien TOne und eine normale
oder etwas verlAngerteEopfknochenleitung grosses
Gewicht legt Von Schwartze wird ausserdem
als Vorbedingung hingestellt, dass noch Vokal-
gehOr vorhanden sd. Die Beweglichkeit des Steig-
bügels muss durch die hQrverbessemde Wirkung
einer Probeindsion im hinteren oberen Trommel-
fellquadranten nachgewiesen werden ; nach Den eh
soll man hier einen Lappenschnitt anlegen, das
Amboss-Steigbügelgelenk durditrennen , etwaige
Verwachsungen des Steigbügels und Schwartaa
Aber dem runden Fenster durchschneiden und erst,
wenn jetzt der Stapes beweglich gefunden wird,
zur Herausnahme des Hammers und Ambosses
schreiten. Weit zweifelhafter als unter den oben
angegebenen Indikationen ist der Erfolg der Ex-
traktion der beiden ersten OehGrimOdielchen bei
der Paukenh(Silensklerose, und zwar weil hier als
Grund der voriiandenen Störungen überwiegend
h&ufig eine knöcherne Steigbügekmkylose gogen-
wSrtig ist Zu ihrer Ausschliessung muss man
sich vorher davon überzeugen, ob durdi die Luft-
dusche durch den Katheter, oder durch Probe-
incision des Trommelfells eine, wenn auch schnell
wieder vorübergehende, HOrverbesserung und ein
Nachlass der subjektiven GerSusche erreicht wer-
den kann; femer dürfte es gerathen sein, den Ein-
griff vorlaufig nur bei einseitigen Affektionen oder
bei doppelseitiger Erkrankung allein auf dem
schlechteren Ohre zu versuchen. Die erzielte Stei-
gerung des Hörvermftgens geht allerdings nach
eingetretener Regeneration der Membrana tympuü
gewöhnlich wieder verloren, dagegen können Ohren-
sausen und Schwindel gemildert werden oder bleiben
ganz fort Bemerkenswerth ist übrigens die An-
gabe Burnett's, dass zur Ausschaltung det et*
wähnten Leitungshindernisse, bez. zur Entlastoog
des Steigbügels und Labyrinthes auch die Ent-
fernung des Ambosses allein und sogar die seines
langen Fortsatzes genügt
Von den neu^ings in Aufhahme gekommenon
OpercUionen am Steigbügel^) wird die unblutige
Mobilisation mit Trommelfell-Massage von Miot
*) Literatur ; Schwartze, OperationBlehre. Hand-
buch II. p. 784. — B e z 0 1 d , Ztschr. f. Ohrenhkde, XXIV.
4. p.259. 1893.— Gern p er z, Mon.-Schr. f. Ohrenhkde.
u. B. w. XXVn. 9. p. 252. 1893. — Jack, Transact of
the Amer. otol. Soc.XXV. p.284. 1892. — Blake, Ibid.
p. 306. — Blake, Ibid. XXVI. p. 464. 1893. — Jack,
Ibid. p. 474. — Dench, Ibid. XXVIL p. 65. 1894. -
Jack, Ibid. p. 102. — Jack, Boston med. and soig.
Journ. CXXVn. 19. 20. p. 445. 476. 1892; CXXVm. 1.
p. 8. 1893; CXXIX. 24. p. 590. 1893. — Blake, Ibid.
CXXVII. 20. p. 469. 1892; CXXVn, 23. p. 551. 1892;
CXXVm. 16. p. 385. 1893. — Burnett, Phüad. med.
News LXU. 19. p. 509. 1893. ^ Blake, Ann. des Mal.
derOreiUeetc. XIX. 6. p.512. 1893, — Miot, Beyue de
Laryngoi., d'Otol. etc. XV. 14. p. 553. 1894. — Dench,
Ibid. XV. 21. p. 911. 1894.
Blau, Bericht Aber die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
203
auch nach seinen neuesten Erfohrungen empfohlen.
Die blutige MobUisation, bestehend in der Teno-
tomi^ des IL stapedius, der Durohsohneidung des
Amboss-SteigbOgelgelenkes, der Trennung den
Steigbügel fbdrender Verwachsungen u. s. w., hat
desgleichen sehr gute Besultate geliefert und soll
▼eirsaehsweise immer in Anwendung gesogen wer-
den, bevor man zur Extraktion des Stapes schreitet
liOtztever Eingriff ist, wie Jack des Nftheren aus-
fahrt, besonders da am Platze, wo der Steigbügel
im Verlaufe eines hypertrophischen Mittelohr-
lutarrha im ovalen Fenster abnorm fixirt worden
ist, während bei der Paukenhühlensklerose die
Prognose als höchst zweifelhaft bezeichnet werden
muss, und zwar wegen der Schwierigkeit, die hier
in der Begel kn(k^hem fixirte Stapesplatte zu ent-
fernen ^). Eine reaktive Entzündung ist selten und
pflegt denlkrfolg nicht zu vereiteln; auch wird das
Gehör durch die spätere Bildung einer dünnen
narbigen Haut über der Nische des ovalen Fensters
nicht nothwendigerweise beeinträchtigt Die Be-
fürchtung, die man früher hegte, als könnte durch
das Abfliessen des Labyrinthwassers das innere
Ohr oder gar das Qehim in Mitleidenschaft ge*
zogen werden , hat sich als unbegründet heraus-
gestellt Die therapeutischen Ergebnisse der Steig-
bügelextraktion fasst Jack dahin zusammen, dass
Schwindel und subjektive Qeräusche beseitigt wer-
den können, während es nur selten geschieht, dass
diese beiden Störungen erst im Gefolge der Opera-
tion auftreten. Das Gehör bessert sich, jedoch
nicht gleichmässig für alle Tonquellen; die Zu-
nahme für die menschliche Stimme steht gewöhn-
lich ausser Yerhältniss mit derjenigen für die
anderen Elangarten. Ein Misserfolg oder sogar
eine Verschlechterung kann vielleicht durch intra-
labyiinthäre Blutungen während der Operation
herbeigeführt werden. Blake hebt hervor, dass
er manchmal Schwindelerscheinungen von über
1 Monat Dauer sich anschliessen gesehen hat, eine
Möglichkeit, die dem Kranken zur ErwSgung an-
heimzugeben, man verpflichtet sei. Ueberhaupt
äussert sich Blake über den Nutzen der Steig-
bfigelextraktion in bei Weitem weniger zuversicht-
licher Weise.
Bei einer Er. B e z o 1 d 's (abgelaufene Paukenhöhlen-
eiterang) trat im Augenblicke der Herausnahme des Steig-
bügels ein tiefer OoUaps ein, es folgte überaus heftiger
Schwindel mit 2mali^m Erbrechen, der, wenn auch ab-
geschwächt, bis in die 3. Woche aDhielt, und anstatt des
früher vorhandenen Hörvermögens von 2 cm für Muster-
spräche , 20 cm für Conversationsprache bestand un-
mittelbar nachher absolute Taubheit; erst von der dritten
1) Zu berücksichtigen ist in dieser Hinsicht auch die
von Politzer gemachte Beobachtung, wonach der Steig-
bügelankylose in vielen Fällen von SKlerose der Pauken-
höhlenschleimhaut eine primfire Erkrankung der knöcher-
nen Labyiinthkapsel zu Grunde liegt, so dass mithin trotz
der Extraktion des Stapes durch die fortschreitende
Enoohenwuoherung dennoch ein Yerschluss des ovalen
Fensters zu Stande kommen würde. (Zt^hr. f. Ohren-
hkde. XXY. 3 u. 4. p. 327. 1894.)
Woche ab stellte sich wieder ein Rest von Hörvermög^
ein (3 cm für Conversationsprache), der allerdings weit
hinter dem ursprünglichen zurückblieb.
Die Ausfllhrung der Operation geschieht nach
den Angaben von Jack und Blake in der Weise,
dass aus dem hinteren oberen Trommelfellquadran-
ten ein mit der Basis nach unten gerichteter Lappen
herausgeschnitten wird, worauf die weiterenSchnitte
in der Tenotomie des H. stapedius, der Duroh-
sohneidung des Amboss-SteigbügelgelenkeB, der
Trennung etwa vorhandener Adhfisionen und end-
lich der Ihctraktion des Steigbügels vermittelst
eines zwischen seinen Schenkeln eingesetzten Häk-
chens bestehen. Als Anftstheticum wird das Cocain
empfohlen, damit der Kranke über seine jeweiligen
Empfindungen Auskunft zu geben im Stande ist
Wenn der Stapes nach der Ausschneidung des
Trommelfells vom Gehörgange aus nicht deutlich
gesehen werden kann, soll man nachSchwartze
Ohrmuschel und Meatus ablösen und vorklappen
und alsdann durch Abmeisselung des überhängen-
den Enochoirandes vom Marge tympanious sich
die Gegend des ovalen Fensters zu Gesicht zu
bringen suchen. Schwartze hält es auch für
besser, die Steigbügelplatte zu umschneiden (bei
knöcherner Yerwachsung mit dem Meissel), weU
hierdurch ein Abbrechen der Schenkel eher ver-
mieden und der Knochen als Ganzes entfernt wer-
den kann. Dass zu einem günstigen Ergebnisse
der Stapesextraktion die Gesimdheit des nervösen
Apparates Vorbedingung ist, versteht sich von
selbst.
3) Otitis media pundenta. Ueber die bei der
eitrigenMittelohrentzündung vorkommenden MÄ;ro-
organismen besitzen wir auch aus letzter Zeit eine
Eeihe von Untersuchungen. Nach Scheibe*)
kann die complicirende Erkrankung des Warzen-
fortsatzes bei der akuten genuinen Otitis media
purulenta durch verschiedene Mikroorganismen
hervorgerufen werden, wenngleich der Diplocoocus
pneumoniae besonders gern im Spiele zu sein scheint
Bei Knochennekrose wurde der Streptococcus pyo-
genes gefunden, doch ist sein Vorkommen keines-
wegs immer mit Nekrose vergesellschaftet, vielmehr
n^uss vermuthlich ausserdem noch ein geschwächter
Ikiiährungzustand vorhanden sein. Der Diplocoocus
pneumoniae ging niemals mit Nekrose einher, die
Heilung vollzog sich ausnahmelos in verhältniss-
mässig kurzer Zeit Bei Durchbruch des Processus
mastoideus nach innen Hessen sich sowohl der
Diplocoocus pneumoniae, als auch der Strepto-
coccus pyogenes und Staphylokokken nachweisen ;
in zwei mit Lymphadenitis complidrten Fällen
war der Diplococou9 pneumoniae vorhanden. Nach
Stern*) ist es für die obren. Otitis media puru-
lenta charaktenstiscfa, dass sich bei ihr neben den
auch den akuten Formen zukommenden Mikro-
organismen regelmässig Saprophyten vorfinden,
>) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXTTT. 1. p. 46. 1892.
«) Zteohr, l Ohrenhkde. XXVI. 1. p. 32. 1894.
204-
Blau, Bericht über die neueren LeiBiungea in der Ohrenheilkunde.
die Sqhuld an der Zersetzung des Sekretes sind
tind die sieh im weiteren Verlaufe immer stfirker
vermehren, so dass sie schlieBslidi dann, wenn das
Sekret borkig, eingedickt und sehr fOtide geworden
ist, die Kokken vollständig verdrfingt haben. Bein-
schleimiges oder schleimig-eitriges Sekret stellt
der Zersetzung durch Saprophyten einen grossen
Widerstand entgegen. Bei eintretender Heilung,
wenn es möglich ist, alles angesammelte Sekret zu
entfernen und die erkrankten Hittelohrrftume in
ihrer ganzen Ausdehnung aseptisch zu machen,
verschwinden sowohl die Saprophyten, als auch
die pyogenen Hikroorganismen binnen Kurzem.
Martha^) und desgleichen Pes und Qrade-
nigo*) haben in je 2 Fällen, ersterer von chro-
nischer, letztere von akuter Mittalohreiterung den
Bac. pyocyaneus inBeincultur nachweisen können.
Bemerkenswerth ist, dass in dem einen Falle von
Pes und Gradenigo, in dem es noch nicht zur
spontanen Perforation des Trommelf eUs gekommen
war, bei der mikroskopischen Untersuchung des
Eiters nur Diplokokken und Staphylokokken vor-
zuliegen schienen, während die Gulturversuche
zeigten, dass es sich um den Bacillus pyocyaneus
handelte, allerdings in einer jener Formen, die er
gewöhnlich erst unter der Anwendung künstlioher
Mittel annimmt
JiUifiofnyAx>8e (2m ift<<0&>Are9 ist von Ma j occhi ')
und Zaufal*) gesehen worden.
Der Er. von Majocchi hatte eine ohron. Mittel-
ohreiterong, zu der sich weiterhin eine schnell zoneh-
mende Facialislähmmig und die Erscheinungen einer
eitrigen Basilarmeningitis , sowie einer Thrombose des
Sinus transversns gesellten. Bei der Sektion fimd man
Aktinomykose in der ThoraxhÖhle, femer Caries necro-
tica der Felsenbeinpyramide, die zum grossen Theile von
dem übrigen Knochen abgelöst war, glbzliche Zerstorang
des Trommelfells; die Warzenzellen waren frei. Der
Eiter der Paukenhöhle und an den Enochensequestem
enthielt den Aktinomyoes in seinem Jogendstadiom, zier-
liche Sternchen und kleine strahlenförmige Häufchen,
umgeben von Eiterzellen und Detritus. Der nämliche
Befand wurde an der durch den nekrotischen Frocess
eröfbeten Schnecke und an dem Yorhofe erhoben.
Augenscheinlich war die Lungenerkrankung das Erste,
die Mittelohraktinomykose erst ihre Folge.
Bei dem Er. ZaufaTs konnte der Weg, auf dem
die Infektion des Mittelohres stattgefond^ hatte, nicht
dargelegt werden, weil am übrigen Eörper keine Aktino-
mykose gefanden wurde. Das Trommelfell war imper-
forirt geblieben, dagegen hatten sich um den Processus
mastoideus herum mehrfache Abscesse gebildet. Die
Spaltung dieser Abscesse und die breite Aufmeisselung
des Pni^essus mastoideus schafften keine Besserung und
vermochten nicht dem weiteren Fortschreiten des Lei-
dens vorzubeugen. Sowohl in dem Abscesseiter. als auch
in der granmationsartig verdickten Schleimnaut der
Warzenzellen eingebettet wurden reichliche Aktinomyces-
kömer gefanden.
Das Qberaus häufige Vorkommen von Müleiokr-
mlxündungen bei Säuglingen (bei mehr als 750/o)
1892.
>) Arch. de Med. exper. et d' Anai pathol. IV. 1. p. 130.
>) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXYI. 2 u. 3. p.l37. 1894.
•) Biforma med. TEIL 120. 1892.
^) Prager med. Wchnschr. XIX. 28. 29. 1894. •
wirdvonFlesohi),Haug<),EosBel*),Bascb<)
und Hartmann*) bestätigt Das Erankheitsbild
ist hftulGig das einer akuten Infektion, es bestehen
zugleich Katarrhe der Athmungschleimhaut, sowie
bronchopneumonisohe Herde und der pathogene-
tisohe Zusanunenhang dieser verschiedenen Leiden
wird durch die Uebereinstimmung im bakterio-
logischen Befunde dargethan. In anderen FUien,
in denen die Otitis media allein vorhanden ist, be-
obachtet man starke Unruhe der Kinder, nament-
lich wfthrend der Nacht, unausgesetztes Schreien,
Fieber und Abmagerung, doch können Störungen
jedweder Art auch vollständig vermiest werden.
Die otoskopische Untersuchung ist fietst immer im
Stande, den Sachverhalt aufzuklftren, indem das
Trommelfell gerOthet und infiltrirt ersdieint, der
Hammergriff unsichtbar und in der hinteren Trom-
melf eUhUfte nicht selten eine deutliche Y orwölbong
vorhanden ist Die Probepunktion ergiebt Exsudat
in der Paukenhöhle, ein spontaner Durchbruch der
Membrana tympani pflegt nur ausnahmeweise ein-
zutreten. Der Verlauf ist meist günstig, währead
andererseits auch die Möglichkeit eines üebeigiei-
fens auf das Gehirn (Meningitis, Sinusthromboae),
einer Septikftmie ödes des Todes durch Erschöpfaog
gegeben ist Femer kann, wenn die Kinder am Leben
bleiben, die Mittelohreiterung chronisch werden,
ja selbst für das ganze Leben andauern und es
können die örtlichen Veränderungen so schwer
sein, dass Taubstummheit die Folge ist Aus alle-
dem geht hervor, dass bei irgendwie auf das Ohr
hindeutenden Erscheinungen auch im Säuglings-
alter sofort eine sachkundige Untersuchung und
Behandlung eingeleitet werden muss. Bei der
bakteriologischen Untersuchung sind von Kossei
zum grössten Theile die nämlichen Mikroorga-
nismen nachgewiesen worden, die auch fOr die
akute Otitis media der Erwachsenen pathogene-
tische Bedeutung haben, d.h. derPseudo-Influenza-
bacillus Pfeiffer 's, derDiplococous pneumoniae,
Streptokokken, Staphylokokken, Friedländer'-
sehe Pneumoniebacillen und der Bacillus pjoc^a-
nens. Flesch undHaug glauben sichbereoh-
tigt , in einer Reihe von Fällen die Otitis media
neonatorum auf eine gonorrhoische Infektion xn-
rückzuföhren , insofern ihnen der Nachweis des
N e i s s e r 'sehen Gbnococous in dem Paukenh&hlen-
eiter, bez. in dem entzündeten Gewebe gelungen ist
Unter dem Namen Otüis media acuta nngrans
beschreibt Szenes*) 3 ItLUe, in denen erst das
eine Ohr von einer akuten perforativen oder nicht
perforativen Paukenhöhlen - Entzündung ergriffen
1) Berl. klin. Wchnschr. XXIX. 48. 1893.
*) Die Krankheiten des Ohres in ihrer Beziehung n
den AJlgemeinerkrankungen p. 16.
*) Gharite-Annalen XYm. p. 498. 1893.
«) Jahrb. f. Kinderhkde. N. P. XXXVK 3 u. 4. p. 319.
1894.
*) Deutsche med. Wchnsohr. XX. 26. 1894.
^) AUg. Wien. med. Zig. XXXVII. 24. 1892. -
Internat Um. Bundsohau YI. 21. 1892.
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
205
^urde und dann mehrere Tage nach erfolgter Hei-
lung das Gleiche auf der andren Seite eintrat
Temer theilt Szenes^) mit, dass er bei 21 Kran-
ken mit akuter Otitis media purulenta das Hinxu'
freien einer aktUen diffusen Otitis externa cUs hei'
kmgifeßrdemde Erscheinung gesehen hat Als
die Sdunerzen, das Fieber u. s. w. dieser äusseren
EntsUndung sich verloren hatten, war auch die
Mittelohraffektion geheilt, die Eiterung hatte auf-
gehört und die Trommelf eUOfiCnung war geschlossen.
Bei doppelseitiger Otitis media pflegte das Ohr
zuerst gut zu werden, an dem gleichzeitig die
Otitis externa bestand. Aehnliche Beobachtungen
Bind Yon Colladon*) gemacht worden; er rftth
BOgSLT, wenn nach etwa 3 Wochen keine Abnahme
der Hittelohreiterung eingetreten ist, die Otitis
externa kflnstlioh hervorzurufen (durch Ausspfllun-
gen, bez. Einträufelung abwechselnd mit einer
alkoholischen Thymollösung : ThymoL 5.0, AlcohoL
abeol. 100.0, davon 2 — 4 g und mehr auf 200 g
Wasser und mit einer Vt — Iprom. SublimatlOsung).
Fflr die paihohgisdie Änaiamie der chronischen
Hitielohreiterung von Bedeutung ist eine Arbeit
von Oomperz*), durch die dargethan wird, dass
beim Verschlusse txm Thnnmelfeüdefekten, besonders
totalen, wahrscheinlich aber auch solchen der inter-
mediftren Zone, die Regeneration sich nicht nur
auf die Epidermis- und Schleimhautschicht, sondern
auch auf die Substantia propria erstrecken kann.
Die mit Perforation der Membrana flaccida
SharapndH verbundenen Mittelohreiterungen finden
vorzugsweise mit Bezug auf die Behandlung viel-
fach Erwähnung^). Die Meisten rathen, ohne
üch lange mit Ausspülungen, Pulvereinblasungen
u. dgL aufeuhalten, zu einem gründlichen opera-
tiven Vorgehen: Excision von Hammer und Amboss,
1) AU^. Wien. med. Ztg. XXXVII. 24. 1892. —
Internat klio. Rundsohau VI. 22. 1892.
s) Bevue med. de la Soisse rom. XIV. 10. p. 574. 1894.
^ Mon.-Sohr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXVl. 4. 1892.
*) Vgl. Sohwartze, Operationslehre. Handbuch H.
p. 768. — Reinhard, Aroh. f. Ohrenhkde. XXXH. 2.
p. 94. 1892. ~ Qrunert, Ebenda XXXITT. 3 n. 4.
S. 207. 1892. — Vohsen, Bericht über d. I. Vers. d.
eutschen otolog. Ges. Ebenda XXXTTT. 3 u. 4. p. 317.
1892. — Grunert, EbendaXXXV. 3a. 4. p.l98. 1893.
— Grunert o. Panse, Ebenda p. 235. y— Ludewig,
Politzer, Bericht über d. XI. intemat med. Con-
gress zu Rom. Ebenda XXX VIL 3 o. 4. p. 254. 1894. —
Schmiejelow, Ztschr. f. Ohretüikde. XXTTT. 2. p. 125.
1892. — Bpalding, EbendaXXm. 3u.4. p.208. 1892.
^ Schmiegelow, Ebenda XXXV. 1 u.2. p. 95. 1893.
— Grub er, Mon.-8ohr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXVI.
11. p. 313. 1892. — Gomperz, Ebenda XXVL 12.
1892. XXVn. 1. 2. 4. 5. 7. 8. 9. 1893. — Stacke, Berl.
klin. Wchnschr. XXIX. 4. 1892. — Miot, Revue de La-
ryngol. etc. XIV. 16. p. 638. 1893. — Lubet-Barbon,
Ebenda p.653. — Burnett, Transact. of the Amer. otoL
8oo.XXlVp.116. 1892. — Milligan, LancetLp.136.
Jan. 16. 1892. — Jack, Boston med. and surg. Joom.
CXXVI. 22. p. 545. June 2. 1892. — Milligan, Brit
med. Joum. Sept 9. 1893. p. 563. 572. — Black, Philad.
med. News TiXTT. 15. p. 400. April 15. 1893. — Barr,
Brit med. Jouni. Nov. 24. 1894. p. 1167. — Milligan,
Ibidem p. 768.
durch den äusseren OehSrgang oder nach Ablösung
der Ohrmuschel und des knorpligen Meatus oder
verbunden mit breiter Er5ffiiung des oberen Pauken-
höhlenraumes, vielleicht auch mit der Aufmeisse-
lung des Antrum mastoideum. (Das Nfthere siehe
unter Behandlung der Otitis media purulenta.)
Ihnen stehen als Anhänger einer conservativeren
Richtung Politzer, Gruber und Qomperz
gegenüber. Qruber berichtet über neue Erfolge
der von ihm angegebenen Tamponade des Atticus
tympanicus. Politzer hält die Entfernung des
Hammers und Amboss nur dann für erlaubt, wenn
entweder der grOsste Theil des Trommelfells zer-
stört ist, dem Hammer somit kein Werth mehr für
das Hören zukommt, oder wenn es sidi um Chole-
steatom des Atticus handelt Dagegen soll man
sich bei Perforation der Membrana Shrapnelli wegen
des hier oft nahezu normalen Hörvermögens auf
die Schaffung eines freien Zuganges zu dem Atti-
cus beschränken und erst, wenn dies nichts hilft,
die Extraktion der Gehörknöchelchen vornehmen.
Gomperz glaubt sich auf Grund einer Yerglei-
ohung der durch beide Methoden erreichten Resul-
tate zu dem Ausspruche berechtigt, dass die con-
servative Behandlung mit Ausspülungen des Atticus
tympanicus, Einblasung von Borsäurepulver vl s. w.
nicht allein der operativen die Wage zu halten im
Stande ist, sondern ihr, und zwar namentlich mit
Bücksicht auf die spätere Hörfunktion, sogar voran-
steht. Erst dann ist nach ihm die EhLtraktion der
Gehörknöchelchen geboten, wenn die schonenderen
Haassnahmen binnen einiger Zeit nicht zum Ziele
fl^hren oder wenn bedrohliche Erscheinungen, hef-
tiger Kopfschmerz, Schwindel und Eleber, sich
einstellen.
Die WiehtigkeU der ophthalmoskopischen ünter^
suchung zur Diagnose einer beginnendenHimaffektion
bei Otitis media purulenta wird von Barnick i)
nach den in der Ohrenklinik zu Halle gesammelten
Erfahrungen hervorgehoben. Allerdings zeigt sich
eine Neuritis optica nicht in allen Fällen, in denen
eine Entzündung des Gehirns und seiner Häute
zu einer Ohreneiterung hinzutritt, wohl aber sichert
sie, wenn sie sich einstellt, bestimmt die Diagnose.
Schon die ersten Zeichen einer pathologischen
Hyperämie der Papille müssen als eine Indikation
zur Aufmässelung des Warzenfortsatzes angesehen
werden. Bleibt die Neuritis optica auch nach ge-
schehener Aufmeisselung bestehen, so ist dies von
übler prognostischer Bedeutung; eine ausgespro-
chene Stauungspapille lässt mit grosser Bestimmt-
heit auf einen tödtlichen Ausgang schliessen. Ganz
besonders wichtig in praktischer Hinsicht wird
der abnorme Augenspiegelbefund dadurch, dass er
bereits zu einer Zeit eine intracranielle Affektion
anzeigen kann, zu der andere Erscheinungen noch
vollkommen fehlen.
>) Augenspiegelbefunde bei Otitis media purulenta,
Inaug.-Diss. Haue 1892.
206
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
OompUkaUonen der OUHa media puruknia.
ä) Oehimabaeess ^). Die allgemein anerkannte
Forderung, dass jeder Qehimabsoees entleert wer-
den soll, wird leider bedeutend eingesohrftnkt
durch die Schwierigkeiten, denen die Diagnose
sowohl des Vorhandenseins, als des Ortes eines
solchen Abscesses sur Zeit noch unterliegt Die
Ursache hierfOr ist in yerschiedenen Umständen
zu suchen, so in dem zuweilen bis nahe an den
Tod völlig latenten Verlaufe des Leidens, femer
in der nicht seltenen Gomplikation mit anderen
cerebralen Erkrankungen und vor Allem in der
Unbestimmtheit und dem TrQgerischen der Sym-
ptome, die oft zwar das Vorhandensein einer cere-
bralen Erkrankung erkennen lassen, aber weder
über deren genaueren Charakter, noch über ihren
Sitz Au&ohluBs geben, in anderen FftUen sogar be-
sonders in letzterer Hinsicht zu den Ärgsten Täu-
schungen führen. Die Symptomatologie des Oe-
himabsoesses ist bereits in von Bergmann's*)
grundlegender Arbeit einer eingehenden Erörte-
rung unterzogen worden, so dass die neueren Be-
sprechungen des nämlichen Gegenstandes durch
Hessler, Schwartze, Körner, Broca U.A.
^)LHercUtir: Hessler in Sohwartze's Handb.
n. p. 633. — Sohwartze, Ebenda H. p.848. — Kör-
ner, Die otitischeii Erkrankungen des Hirns, der Him-
häateundderBlatleiter. Frankfurt a.M. 1894. Alt p. 83.
— Sohwartze, Ber. über d. 64. Vers. Dentsoher Naturf.
u. Aerzte zu Halle im Aroh. f. Ohienhkde. XXXTIT. 2.
p. 118. 1892. — Körner, Bericht über die IL Vers. d.
Deutschen otoLGes. Ebenda XXXV. lu.2. p.l27. 1893.
— Kretschmann, Vohsen, Lucae, Körner,
Jansen, Eulenstein, Ebenda p. 128. — Orunert
u. Pause, Ebenda XXXV. 3 u. 4. p. 255. 1893. —
Orunert, Ebenda XXXVL 4. p. 289. 297. 1894. —
Moure, Moos U.A., Bericht über d. XI. intemai med.
Congr. zu Born. Ebenda XXXVH. 1 u. 2. p. 85. 1894.
— joel, Bericht üb. d. DI. Vers. d. Deutsch, otol. Ges.
Ebenda p. 140. — Körner, Schwartze, Ebenda
p. 148. — Truckenbrod, Ztschr. f. Ohrenhkde. XXII.
3u.4. p.212. 1892. — Heiman, £bendaXXin.2.p.93.
XXTTT. 3 u. 4. p. 183. 1892. — Knapp, Ebenda XXIV.
3. p. 161. 1893. — Hansberg, Ebenda XXV. 1 u. 2.
p. 19. 1893. — Moos, Ebenda XXV. 3 u. 4. p. 212. 216.
1894. --Knapp, Ebenda XXVI. 1. p. 20. 1894. —
Schubert, Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXVIIL
11. 1894. — Rose, BerL kün. Wchnsohr. XXIX. 27.
5. 679. 1892. — Scheier, Ebenda XXX. 36. 1893. —
[och, Ebenda XXX. 45. 1893. — Kretschmann,
Münchn. med. Wchnschr. XL. 29. 1893. — Zaufal,
Prag. med. Wchnschr. XVIIL 50. 1893. — Po Hak,
Wien. med. Presse XXXV. 49. 1894. — Polo, Revue
de Laryngol. etc. XIÜ. 2. p. 42. 1892. — Picque et
Fe Trier , Ann. des Mal. derOreilleetc. XVIH. 12. p. 883.
1892. — Le Fort et Lehmann, Oaz. des Hdp. LXV.
37. 1892. — Bro oa, BulL de laSoo. anat. de Paris 5. S.
Vm. 14. p. 561. 1894. — Broca, Revue prat. d'Obstetr.
et de Paediatr. YR. 80. 82. 1894. — Sutphen, Trans-
act. of the Amer. otoL See. XXVL p. 414. 1893. — Jal-
land, Lancet L p. 527. March 5. 1892. -- Hatch,
Ibidem I. p. 628. Maroh 19. 1892. — Harr ison. Ibidem
IL p. 763. Oct 1. 1892. — Morgan, Ibidem II. p. 439.
Aug. 19. 1893. — Rand all, ünivers. med. Mag. VI. 9.
p. 593. 1894.
s) Die chirorgische Behandlang von Himkrankheiten.
2. Aufl. Berlin 1889. p. 15.
nicht mehr viel von Wichtigkeit hinzu zuthunver«
mocht haben. Bezüglich der Lokalisation kommen
vornehmlich der Schläfelappen und daaCerebellum
in Betracht FQr den Sitz in ersterem spreohen nach
Körner: Eindesalter ^X Erkrankung der Pauken-
höhle allein oder des Tegmen tympani oder antri,
PerkuBsionsempfindlichkeit des Schfidelft oberhalb
der Anaatzstelle der Ohrmuschel, Zeichen einer
Lftsion der inneren Eapeei (Paresen der gekreuzten
Glieder, selten Paralysen, gekreuzte Spasmen und
klonischer und tonisdier Krampf auf der gekreuz-
ten Seite, Paresen, selten Spasmen im Gebiete des
gekreuzten Facialis, bisweilen gekreuzte Hemi-
anSsthesie und Hemiopie), femer Sprachstörungen,
totale oder partielle Lähmung des Ooulomotorius.
Dagegen würden auf das Kleinhirn hindeuten
Ausdehnung der Ohrerkrankung bis zur hinteren
Schädelgrube, namentlich bis in die Fossa sigmoidea
desSuloustransversus, Eiterung im Labyrinthe, das
Fehlen gekreuzter Lähmungen bei schweren all-
gemeinen Himdruckerscheinungen, Nackenstane.
Von sonstigen Himleiden, die mit einem Abeoesse
verwechselt werden konnten, sind der extradurale
Absoess, bei Kindern auch die eitrige Leptomenin-
gitis und die SinusphlebitlB , sowie die Gehirn-
tumoren, besonders bei E[indem die Himtuber-
kulose, zu nennen. Extradurale Abscesse sind nur
dann diagnosticirbar, wenn entweder ein eiternder
Fistelgang zu ihnen hinführt oder wenn bei der
Mastoidoperation ungewöhnlich massenhaft Eiter
abfliesst und zugleich die Stelle gefunden wird,
wo letzterer zwischen Knochen und Dura hervor-
quillt Neben Himtuberkeln sind bisweilen auch
Tuberkel in der Ghorioidea nachweisbar, femer
treten die Tuberkel oft multipel auf und es sind
daher die verschiedenartigsten Symptome Seitens
des Gehirns und der Himnerven vorhanden, die
nicht auf eine einzelne Stelle bezogen werden
können. Da, wo eine doppelseitige Ohreiterang
besteht, lässt sich nach KOrner der Sitz des
Himabscesses aus dem Sitze der Kopfschmerzen,
aus der Perkussionsempfindlichkeit des Schädels
und aus der Art der Lähmungen vwmuthen. Zu
berücksichtigen ist hierbei noch, dass GehimabsceBse
etwas häufiger von rechtseitigen, als von link-
seitigen Ohreiterangen ihren Ursprung nehmen').
In einer Beobachtung von Morgan konnte auch
das frühere Einsetzen der Neuritis optica auf dem
entsprechenden Auge (links) diagnostisch verwerthet
werden.
Mehrfaehe Qehimabaeeaae bei dem nämlichea Eiaa-
ken sind beobachtet werden von Sahli (bei Körner
1) Körner bat gefanden, dass bei Kindern bis zun
10. Lebensjiüire von den otitischen Gehimabsoessen 82*/o
im Grosshirn imd nur 18*/« im Kleinliim gelegen sind,
während sich bei Erwachsenen die Zahlen auf 63 und
37V« stellen.
s) unter 106 von Körner aus der litentor gesam-
melten Grosshirnabscessen sassen 59««55.66o/t aof dei'
rechten, 47 ■■ 44.34^0 auf der linken Seite, unter 54 Klau-
himabscessen 37 — 68.52«/o rechts, 17 — 31.48^0 ^^ ..
ittmgen
hol
citirt: Alwoess im Hmterhaupüappen , erofiEbet; in der
erweiohtenHinisabstanz ebendaselbst ein zweiter kleiner,
-Qneröi&iet gebliebener Abscees), Eulenstein (akute
Influenza-Otitis links; 2 Abscesse in der luiken Gross-
lümhemisphäre, 2 in der rechton, nlcerirtor Defekt an
der Unterfläche dee Eleinhims), Ornnert (aus
Schwartze's Klinik) : apfelgrosser Absoess im SohMe-
lappen, in den Yenfarikel dorchgebrochen ; femer im
Bintorhanptlappen kirschgrosse, von miliaren Blutungen
umgebene Erweichungsherde), H e i m an (taubendgrosser
Absoese im SohÜUelappen, ein zweiter, wallnussgrosser
ini Hinterhauptlappen, beide durch 2 cm dicke gesunde
Himsiibstanz von einander getrennt; eitrige Thrombose
des Sinus transversus), Knapp Qe ein wallnussgrosser
Absoess imSchläfelappeo und imCerebellum; die kleinen
Venen der Ba-mater daselbst mit Eitor gefüllt, eitrige
Sinusthrombose yorzüglich auf der Seite des gesunden
Ohres), M o o s (1 . rechtseitige Mittolohreiterung, hühnerei«
grosser abgekapselter Abscess im Marklager der rechten
Grosshimhemisphäre , wallnussgrosser Abscess in der
linken Eleinhimhemisphäre. 2. Zwei Abscesse in einer
GrosshimhemisphSre, nach einander eröffiiet ; alte Latoral-
sinusthrombose), Schubert (dicht neben dem eröfEneten
ein zweiter abgekapselter Abscess, der durch fortechrei-
tende Encephalitis und Meningitis den Tod herbeigeführt
hatte), Sutphen (Eleinhimabsoess mit einem extra-
duralen Abscesse communicirend ; daran grenzend zwei
andere erweichte Stellen, femer noch drei erbsengrosse
Abscesse an der unteren Flfiche des Kleinhirns; Meta-
stasen in der Lunge, eitrig Pleuritis und Bronchitis).
Wenngleich in einem Theüe dieser Fälle es sich um
metastatische Vorgänge handeln mochte, so geht aus dem
Angeführton doch so viel hervor, dass auch multiple Ge-
hiinabscesse rein otitischen Ursprunges nicht, wie Kör-
ner behauptet hat, zu den überaus seltenen Vorkomm-
nissen gerechnet werden dürfen.
Als Hauptregel für die operative Eröffnung
gilt, die Abscesse stets in der Nfthe des kran-
ken Felsenbeines zu suchen, das Felsenbein
gleichsam als „äussere Wegleitung^* zu benutzen.
Schede, Truckenbrod, Kretschmann,
KOrner, Vohsen, Lucae, Joel, Jansen,
Pollak, Broca rathen, die Aufsuchung und
Entleerung der Abscesse im Schlftfelappen von
der Schädelbasis aus, durch das Dach des vorher
tt^ffneten Antrum mastoideum, vorzunehmen. (}e-
nUgender Platz für ausgiebige Freilegung derHim-
theile lAsst sich nCthigenfalls durch Fortnahme von
Theilen der Schläfebeinschuppe erreichen ; die Rich-
tung, in der das Messer in das Oehirn einzustossen
ist, würde nach vom und oben mit einer geringen
Abweichung nach innen sein. Dieses Verfahren,
das nur eine Erweiterung der stets an erster Stelle
Torsunehmenden Aufmeisselung des Warzenfort*
satees darstellt, bietet nach den Ausführungen von
Kretschmann die mannichfachsten Vortheile,
indem der Abscess leichter gefunden und an seiner
tiefsten Stelle eröffnet wird, Verletzungen von
Aesten der Arteria meningea media, sowie des
Seitenventrikels leichter yermieden werden können
und nach erfolgter Heilung besondere Schutz vorrich«
tungen unnöthig sind, da die versteckte Lage des
Enodiendefektes und die starken Weichtheile der
Umgebung eine hinreichende Abwehr für äussere
Schädlichkeiten gewähren. Hat es sich heraus-
gestellt, dass im Grosshim kein Eiter vorhanden
ist, und will man die Kleinhimhemisphäre frei-
legen , so kann dieses von der ursprünglich ange-
legten Wunde aus ebenfalls ohne grössere Schwierig-
keiten geschehen. Man braucht nur den Sinus
transversus, der leicht zu finden ist, freizulegen
nnd kann dann durch Erweiterung der ursprüng-
lichen Enochenöffnung nach hinten sich den Zu-
gang zum Kleinhirn verschaffen, ohne fürchten zn
müssen , den Blutleiter zu verletzen. Desgleichen
werden sich etwaige extradurale Eiteransamm-
lungen oder eine Sinuserkrankung in der Begel
aufdecken lassen.
Bei den Bhr folgen der Operation 8te];ien sich, so
weit die benutzte Literatur der letzten 3 Jahre in
Betracht kommt, 6 Heilungen^) und 14 Todesfälle
gegenüber. Erstere gehörenTruckenbrod(Ope-
rateur Schede), Eretschmann, Scheier
(Operateur Körte), Knapp, Rehn (durch Kör-
ner veröffentlicht) und Joel an.
Regelmässig handelte es sich um Absoesse im Schlaf e-
lappen, die sich 5mal auf Omnd einer chronischen, Imal
(Truckenbrod) nach einer akuten Mittelohreiterung
entwickelt hatten. Die Eröffnung geschah 3mal durch
das Dach des Antrum mastoideum. Bei dem Kr. von
Knapp entwickelte sich nach der Operation unter Stei-
gerung des Fiebers und Zunahme der Stauungspapille ein
üimvorfall, der schnell die Orösse eines Oänseeies er-
reichte und an seiner Oberfläche 2 schwärzliche Schorfe
aufwies. Letztere wurden ausgekratzt, und da die darun-
ter liegende Oehimmasse zu nuktuiren schien, wurde in
sie ein Skalpell 2 cm tief eingestossen. Eiterabfluss erst
am nächsten Tage, mit Nachlasssämmtlicher vorhandenen
Btorungen. Der Gehimvorfall ging, nachdem er 2 Mon.
lang unverändert geblieben war, von selbst zurück.
Im Ansohluss möge noch eine Beobachtung von
Pollak hervorgehoben werden, bei der es sich nicht um
die operative Eröffnung, sondern um den Spontandurch-
bruoh eines im Schläfelappen gelegenen Himabscessea
durch die Decke dee eröffiieten Antrum mastoideum ge-
handelt hat Das überaus bedrohliche Krankheitsbild
(Bewusstlosigkeit, gekreuzte Lähmungen, Cheyne-
»to^kes'sches Athmen, beiderseitige Pupillenstarre,
Mydriasis, Reaktionslosigkeit gegen licht) änderte sich
darauf mit einem Schlage, der 14 Jahre alte Knabe athmete
wieder normal, verliugte zu essen, seine Lfihmungen
waren verschwunden u. s. w. Die weitere Behandlung
bestand in Ausspülungen und Drainage derAbscesshöhle;
nach 2Vs Monaten konnte der Knabe geheflt entlassen
werden. Nachbeobachtungszeit allerdings nur 1 Vt Monate.
Bei den TodesIMllen handelte es sich 9mal um chro-
nische, 5mal um akute Otitis media pumlenta, und zwar
ergab sich bei den von fiatch und Schubert operirten
Kr. das interessante Verhüten, dass zur Zeit, als die
A) Schwartze rügt, dass bei den meisten der be-
schriebenen Heilungen die Naohbeobaohtnngszeit eine
viel zu kurze gewesen ist, indem sie nur ausnahmeweise
ein Jahr überstieg. Ein zeitweises Verschwinden der auf
einen Qehimabscess bezogenen schweren Störungen kann
aber selbst da emtreten, wo die Eiteransammlung bei der
Operation gar nicht getroffen worden ist, ein&oh in Folge
des durch Abfluss der Gerebrospinalflüssigkeit vermin-
derten Himdruckes. Schwartze erklärt es für reine
Glückssache, ob durch die Operation eine dauernde Hei-
lung erzielt wird oder nicht, ebenso wie er auch die Dia-
gnose und das richtige Auffinden des Absoeeses weniger
der Berechnung als besonders glücklichen Umständen zu-
schreibt. Unter den oben erwähnten „geheüten*^ Fällen
stellte sich die Nachbeobachtongszeit länger als 1 Jahr
nurindeigenigenvon Rehn(l>/« Jahr) und von Scheier
(2 Jahre 2 Monate).
203
Blau, Beridit Aber die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
ersten Gtehimsymptome sich zeigten, bereits die Oiorrhöe
aufgehört nnd die Trommelfellperforation sich geschlossen
hatte. Der Abscess sass llmal im Sohl&felappen, Imal
im Hinterhaaptlappen, 2mal im Eleinhim. Als Todes-
nrsache stellte sich bei der Sektion yielfaoh eine eitrige
Leptomeningitis heraas, die zamTheilvermnthlich schon
vor der EröffnnDg des Abscesses bestanden, zum IDieil
aber auch erst sich nachher entwickelt hatte , und zwar
anf Grund einer fortschreitenden Erweichung derGehim-
substanz bis in den SeitenventrikeL Meist Uess sich der
übele Ausgang darauf zurückführen, dass die Operation
zu spät vorgenommen war. Nicht vollkommen erfüllt
wurde der Zweck der Operation, weil sie nicht zur Ent-
leerung sämmtlichen im Gehirn angesammelten Eiters
führte, in 1 Falle von Truckenbrod, sowie in den
Fällen von S'ahli, Schwartze, Morgan undSchu-
bert Die Ursache hierfür lag bei Sanli und Schu-
bert in dem Yorhandensein eines zweiten Gehirn-
abscesses, der uneröfhet bUeb, bei Morgan vielleicht in
dem nämlichen Umstände, zum mindesten in der Gegen-
wart einer stark taschenformigen Ausbuchtung, während
es sich bei Schwartze um einen gleichzeitigen extra-
duralen Abscess und bei Truckenbrod darum handelte,
dass das Drainiohr nicht in den durch den Hinterhaupt-
lappen punktirten Kleinhimabscess selbst hineinreichte,
sondern nur bis an das Tentorium heranging.
Zum Schlüsse mögen noch2BeobachtTuigen erwähnt
werden, in depen, obwohl bei der Operation kein Abscess
gefunden wurde, dennoch eine lang anhaltende Besserung
der schweren Erscheinungen eintrat Die eine rührt aus
Schwartze 's Klinik her (vgl. Grunert undPanse)
und betraf einen Mann, bei dem, durch einen Zwischen-
raum von mehreren Jahren getrennt, das eine Mal die
ausgeprägten Symptome eines Kleinhimabsoesses , das
andere Mal die einer Eiterung im Schläfelappen bestanden
hatten. Tiefer Einschnitt in das Gehirn ohne Eiterentlee-
rung. Wohl aber verloren sich in Folge des durch den
Abfluss der Cerebrospinalflüssigkeit herabgesetzten intra-
craniellen Druckes sämmüiche Störun^nund der Kranke
konnte wieder für Jahr und Tag unbehmdert seiner Arbeit
nachgehen. Bei einem Kr. Joel's waren Schwindel,
Kop&chmerz und Erbrechen vorhanden, denen sich später
Bewusstlosigkeit, sowie tonische und klonische Krämpfe
anschlössen. Die Schädelhöhle wurde vom Antrum mastoi-
deum aus eröf&iet, es zeigte sich eine starke Yorwölbung
der Dura mater, aber die Incision vermochte weder einen
extraduralen, noch einen tiefen Gehimabscess aufzudecken.
Nichtsdestoweniger vollständige Wiederherstellung, deren
Fortdauern durch 11 Monate verfolgt wurde.
b) Smustkrombose und PißmüA) Die Phlebo-
thrombose des Sinus transversus, die hi^ besonders
in Betracht kommt, entwickelt sich nach den Aua-
*) Literatur: Hessler in Schwartze's Handb.
d. Ohrenhkde. 11. p. 622. — Schwartze, Ebenda ü.
p. 843. 'Af Forsell.es, Die durch eitrige Mittelohr-
entzündung verursachte Lateralsinus-Thrombose und
deren operative B^andlung. Berlin 1893. Hirschwald. —
Körner, Die otitischen Erkrankungen des Hirns, der
Hirnhäute und der Blutleiter, p. 45. Frankfurta.M. 1894.
Alt — Hecke, Arch. f. Ohrenhkde. XXXITT. p. 141.
1892. — Jansen, EbendaXXXV. l.u.2. p.55; XXXV.
3 u. 4. p. 261 ; XXXVI. 1 u. 2. p. 1. 1893.* — Kuhn,
Ber. üb. d. IL Vers. d. Deutsch. otoLGes. EbendaXXXV.
1 u. 2. p. 122. 1893. — V. Wild, Ebenda p. 123. —
Grunert u. Pause, Ebenda XXXV. 3u.4. p.242, 247
u. 250. 1893. — Grunert, Ebenda XXXVL l.u.2.
p. 71. 1893. — Grunert, Ebenda XXXVL 4. p. 289.
1894.— Reinhard, Ber. über die HL Vers. d. Deutsch,
otol. Ges. Ebenda XXXVII. 1 u. 2. p. 143. 1894. — Jan -
sen, Ebenda p. 144. — Hessler, Ebenda XXXVXII.
1 u. 2. p. 1. 1894. — Scheibe, Ztschr. f. Ohrenhkde.
XXm. p. 54. 1892.— Sohmiegelow, Ebenda XXIV.
1 U.2. p.137. 1893.— Knapp, Ebenda XXIV. 3. p. 161.
führungen von Jansen in derBegeümAnsohlosa
an eine chron. Mittelohreiterung mit choleeteato-
matOsem oder wenigstens fStidem Charakter, doch
ist sie auch nicht ganz selten bei akuter Mittelohr-
eiterung, und stets in Begleitung einer gewöhnlich
durch Drucksohmerz oder Anschwellung oder durch
profaseund langwierige Eiterung gekennzeichneten
Erkrankung des Warzenfortsatzes. So lange die
Sinusthrombose nicht inficirt oder gegen den Blut-
strom durch einen soliden Thrombus gut abge-
schlossen ist, macht sie ausser vorübergehender
leichter Temperaturerhöhung keinerlei Ersdiei-
nungen oder bewirkt doch nur eine leichtere Qe-
himreizung (Erbrechen, Schwindel, Schlflfrigkeit)
mit Neuritis optica *) und geringem Fieber. In der
1893. — Knapp, Ebenda XXV. 1 u. 2. p. 83. 1893. —
Moos, Ebenda XXV. 3 u. 4. p. 207 u. 328. 1894. —
Hansberg, Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXVL
l.u.2. 1892.— Eulenstein, Ebenda XXVn. 6. 1893.
— Schubert, Ebenda XXVm. 11. 1894.— Parker,
Berl. klin. Wchnschr. XXIX. 10. 1892.— Zauf al, Prag,
med. Wchnschr. XVIII. 18. 1893. — Schwabach,
Deutsche med. Wchnschr. XX. 11. 1894 — Chauvel,
Mercredi med. Nr. 27. 1892. — Chauyel, Aroh. de
Med. et de Pharm, milit XX. 9 1892. — Hansberg,
Ann. des Mal. de TOreüle etc. XVm. 8. p. 614. 1892. —
Moussous, Arch. clin. de Bordeaux 1. 1. p. 42. 1892. —
Moure, Ebenda! 7. p. 331. 1892. — Broca, Bevae
prat d'obstetr. et de paediatr. VII. 79. 80. 1894. —
Blake, Transaci of the. Amer. otd. Soc. XXIV. p. 59.
1892.— Sutphen, Ibid. XXV. p.210. 1892.— Emer-
son, Ibid. p. 221. — Crockett, Ibid. XXVIL p. 39.
1894. — Jaok,Ibid. p. 107. — Clutton, Brit med.
Joum. Nr. 1633. p. 807; April 16. 1892. — Lane, Ibid.
Nr. 1706. p. 561; Sept 1. 1893. — Jones, Ibid. p. 562.
— Mace wen. Ibid. p. 567. — Horsley, Ibid. p. 568.
— Parkin, Lancet I. p. 522; March. 11. 1893. —
Blomfield,Ibid.n.p.435;Aug.l9. 1893.— Bennett,
Ibid. n. p. 619; Sept 9. 1893.
1) Nach Jansen kommt die Stauungspapille, bez.
Neuritis optica, in seltenen Fällen bei nicht complicirter
Sinusthrombose und bei nicht complicirter extraduraler
Abscessbildung, sowie sehr selten auch bei uncompli-
cirtem Empyem des Warzenfortsatzes, bez. Otitis media
vor. Am häufigsten wird sie beobachtet bei Sinusthrombose
mit extraduralem Absce^ sodann bei Sinusthrombose mit
Arachnitis, seltener mit Gehimabscess. Sie begleitet
eitrig zerfallene, sowie nicht eitrig zerfallene Thrombosen
in annähernd 35 — 50 Proc. der ¥me. Die Neuritis optica
tritt stets doppelseitig auf und entwickelt sich nach einem
Zustande Yon Hyperämie innerhalb weniger IDsge, ohne
sich andrerseits in ihrem weiteren Fortschreiten immer
durch eine gründliche Entleerung der Eiterherde aufhalten
zu lassen, so dass mithin die Verschlimmerung des oph-
thalmoskopischen Bildes trotz der Entleerung eines extra-
duralen Abscesses mit oder ohne Incision des Sinus nicht
etwa zu der Annahme eines noch bestehenden Eiterherdes
oder eines übelen Ausganges zwingt Das Sehvennögen
ist meist nicht erheblich herabgesetzt, oft auch gar nicht
gestört Die Rückbildung erfordert viele Monate und
führi nicht zur Atrophie. Die Neuritis optica ist ein wich-
tiges Unterstützungsmittel bei der Diagnose der Sinus-
thrombose , doch berechtigt ihr Fehlen zu keinem nega-
tiven Schlüsse, da sie auch bei den ausgedefantestoi
Thrombosen und extraduralen Eiteransamnuungen ver-
misst werden kann. Eben so wenig lässt sich aus ihrem
Yorhandensein eine Betheiligung des Sinus cavernosus an
der Thrombose ableiten. Itut Sicherheit vermag sie die
Diagnose von Typhus, Malaria, Pneumonie abzulenken
und im Allgemeinen auf ein Himleiden hinzuführen.
Blau, Bericht Über die neueren Leistungen in der öhrenheillnmde.
209
B^el ist aber das Erankfaeitsbild das einer schweren,
rasch sich entwickebiden septischen oder pyä-
mischen Infektion mit zahlreichen Schüttelfrösten
und hohem Fieber, jähen Temperaturschwankungen,
Metastasen in Lungen, Gelenken, Knochen, Pen-
cardium u. s. w, manchmal auch mit meningitischen
Symptomen, die nach der Eröffnung des primären
Eiterherdes im Warzenfortsatze und am Sinus öfters
den rein pyämischen weichen und die auf eine
nur seröse Arachnitis zurClckzufCLhren sind. Nicht
selten stehen von Anfang an die Zeichen der com*
plicirenden eitrigen Leptomeningitis im Vorder-
gründe oder vermischen sich bald mit denjenigen
der Pyämie. In einer weiteren grossen Anzahl von
Fallen kommen lediglich Symptome zur Erschei-
nung, die allgemeinhin in ihrer Vereinigung oder
in gewisser Oruppirung als bedenkliche Zeichen
eines Himleidens gelten, wie Schwindel, Erbrechen,
Puls verlangsamung, Druckschmerz am Occiput
hinter dem Warzenfortsatze i), üngelenkigkeit des
Halses und TorticoUis mit Steifheit der Hals* und
Nackenmuskeln bei fieberfreiem Verhalten, nystag-
musartige Bewegungen in der entgegengesetzten
Blickrichtung bei abgelaufener Paukenhöhleneite-
rang und freiem Labyrinthe. Dieee Erscheinungen
weisen vorwiegend auf einen extraduralen Eiterherd
am Sinus transversus hin. Sehr häufig endlich ist
von vornherein das Bild der jugularen Phlebitis
und Periphlebitis unverkennbar, mit Schmerz und
Druckempfindlichkeit, Schwellung, Besistenz und
DrQsen längs der Jugularis, Schmerz bei den Kopf-
bewegungen und beim Schlucken in der erkrankten
Halsseite, Steifheit der Halsmuskeln und Torti-
coUis.^)
Neben der durch Sinusthrombose erzeugten
unterscheidet Körner eine zweite Form von
Pyftmie nach Ohreiterungen, die sich auf Qrund einer
Osteophlebitis ohne Vermittlung der öehirnsinus
entwickelt. Als Kennzeichen dieser otitischen
Pyämie führt er an, dass trotz charakteristischer
Fieberourve die Fröste bisweilen fehlen oder über-
haupt nur eine hoheContinua remittens vorhanden
ist, dass femer Metastasen seltener beobachtet
werden als bei der Sinusphlebitis , und zwar nur
auanahmeweise ia den Lungen, häufiger in den
(Gelenken, der Muskulatur, dem Unterhautbinde-
gewebe , den Schleimbeuteln , und dass relativ oft
eine akute Otitis media die ursächliche Erkrankung
1) Eine Schwellung hinter dem äusserlioh intakten
Processus mastoideus, yerbunden mit Druckschmerz und
An^etriebensein des Knochens hierselbst, hat einen
grossen diagnostischen "Werth, da sie, wenn auch nicht
mit Sicherheit auf eine Sinusthrombose, doch immerhin
auf einen Process um den Sinus herum hinweist, voraus-
^setzt natürlich, dass nicht etwa ein periostaler Abscess
m dieser Gegend vorhanden ist
s) Bemerkt sei, dass die letztgenannten Erschei-
nungen auch bei durchaus gesunder Vene durch Bethei-
ligung der Lyniphbahnen, »enkungsabscesse, Durchbruch
des laters an der medialen Wand des Warzenfortsatzes
hervorgerufen werden können.
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 2«
darstellt — Demgegenüber behauptet Hessler ,
dass in allen Fällen dieQehimsinus die Vermittler-
rolle zwischen dem Ohrenleiden und der Pyämie
spielen. Gewöhnlich handelt es sich primär um
entzündliche Vorgänge an den kleinen Venen , die
den Warzenfortsatz durchziehen, von ihnen aua
pflanzt sich der Process bis in den Sinus fort, und
je nachdem letzterer sich weiterhin betheiligt, ge-
staltet sich die Erkrankung zu einer leichteren oder
schwereren. Bei den leichteren Formen kommt es
entweder gar nicht oder nur streckenweise zur
Thrombose , die in den Sinus frei hinein ragenden
osteophlebitischen Pfropfe werden von dem noch
vorbeifliessenden Blutstrome mit fortgeschwemmt
und erzeugen Metastasen, die, da die Pfropfe relativ
klein und frei von pyogenen Mikrokokken sind, oft
die Lungen frei lassen und keine Neigung haben,
in Eiterung überzugehen. Desgleichen pflegt das-
Allgemeinbefinden nur wenig beeinträchtigt zu
werden, selbst bei eintretender Abscedirung heilen
die metastatisohen Herde , auch diejenigen in den
Lungen, rasch aus und auf Orund dessen darf maa
die Prognose als günstig bezeichnen. Anders steht
es natürlich in den schwereren Fällen, in denen die
Sinusthrombose zu einer vollständigen wird , sich
bald auch die Zeichen einer eitrigen Einschmelzung
des Thrombus hinzugesellen und in denen durch
die Lungenmetastasen oder sonstwie, wenn nicht
frühzeitig eingegriffen wird, der tödtliche Ausgang
erfolgt Die von Körner angegebenen differential-
diagnostischen Merkmale zwischen Sinusphlebitis
und otitischer Pyämie ohne solche lässt Hessler
nicht gelten.
Behandlung. Gegenüber den neuerdings in Auf<<
nähme gekommenen operativen Eingriffen am Sinud
transversus und an der Vena jugularis interna
müssen wir im Auge behalten, dass sowohl durch
Sektionsbefunde, als durch Beobaditungen an Kran-
ken die Möglichkeit einer Spontanheilung der Sinus-
thrombose und einer Heilung durch Entfernung des
Eiterherdes im Processus mastoideus und um den
Sinus herum unzweifelhaft dargethan worden ist«
Fälle der ersteren Art werden von Jansen^
Hessler (2 F.), Schubert, Chauvel (3 F.),
Moussous und Emerson mitgetheilt Die Er-
krankung war zum Theil eine recht schwere, zahl-«
reiche Metastasen, in den Qelenken und periarti-
kuläre, im Unterhautzellgewebe, im Mediastinum
anticum, in den Lungen, theilweise mit üebergang
in Eiterung, stellten sich ein, auch Endokarditis
und Nephritis wurden gesehen, der schliessliche
Ausgang aber war in Genesung, allerdings nach
einer oft langen Behandlung, so bei dem Patienten
Jansen's, bei dem u. A. die Resektion beider
Hüftgelenke ausgeführt werden musste, von über
1 Jahre. Therapeutisch beschränkte man sich auf
ein roborirendes Verfahren, die Darreichung von
Chinin , Beinhalten .des Ohres und auf die etwa
durch die Metastasen gebotenen chirurgischen Ein-
griffe. Von jenen Fällen, in denen durch die Er««
27
210
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
Qfibung des Warzenfortsatzes und die eventuelle
Entleerung eines den Sinus umspulenden extra-
duralen Absoesses ^) Heilung erfolgte, z&hlen wir
aus den letzten Jahren 24 (Hecke 2 Fälle, Jan-
sen 3, Hessler 4, Lane2,y.Wild,Qrunert
undPanse ausSchwartze'sElinik,Soheibe,
Schmiegelow, Enapp, Eulenstein, Zau-
fal, Schwabach, Ghauvel, Moure,Blake,
Sutphen, Blomfield je IFall). In vielen von
ihnen mochte es sich gewiss nur um eine osteo-
phlebitische Pyftmie ohne Thrombose des Sinus
transversus g^andelt haben, bez. mochte das Oanze
der leichteren Form nach Hessler zuzuzfthlen
sein, doch begegnen wir andererseits vielfach
auch recht schweren Erankheitsbildem, sowie der
direkten Angabe, dass die thrombosirte Vena jugu-
laris interna deutlich als harter schmerzhafter
Strang am Halse durchzufühlen war. Einleuchtend
ist, dass mit der Entleerung der Jaucheherde im
Knochen nur die eine öe&hr immer erneuter Zu-
fuhr septischen Materials von hier aus abgeschnitten
ist, der Körper hat sich noch mit demjenigen
Hateriale abzufinden, das bereits von ihm auf-
genommen worden ist, oder das aus dem zerfollenen
Thrombus selbst in ihn gelangt, und ob er sich hierzu
im Stande erweist oder nicht, davon eben hftngt
die Möglichkeit einer Genesung ab. Deshalb können
auch noch nach der Operation wiederholte Schüttel-
fröste und die mannigfachsten Metastasen auftreten,
wie z.B. in dem FaUe von Schmiegelow die
Temperatursteigemngen noch 2Vt ^on. nachher
andauerten. Bei dem Kranken Schwabach's
machten sich an Stelle der gewöhnlichen Meta-
stasen die Erscheinungen einer Polymyositis be-
merkbar.
Die zuerst von Zaufal vorgeschlagene und
dun^ ihn, Lane, Bailance, Horsley und
Salzer in die Praxis eingeführte Eröffnung und
Ausräumung des Sinus transversus schafft die Mög-
lichkeit, noch einen weiteren Theil der GefiBthren der
Sinusthrombose abzuwenden. Daneben wird von
den Genannten, sowie von Körner, Grunert,
Broca, Clutton, Parkin und Bennett die
yorherige Unterbindung der Vena jugularis interna
am Halse, eventuell unterhalb des in ihr vorhan-
denen Thrombus, gefordert, um auf diese Weise
die weitere Aufnahme septischer Stoffe in den all-
gemeinen Kreislauf zu verhindern und auch bei
den Manipulationen am Sinus, der Entfernung des
erweichten Thrombus, den Ausspülungen u. s. w.,
vor künstlich herbeigeführten Embolien oder sonsti-
gen Schädigungen gesichert zu sein. Schwartze,
dem sich in dieser Beziehung Jansen u.Hessler
1) Mehrmals wird ange^ben, dass erst einige Zeit
später ein plötzlioher reichlicher Eiterergoss dnroh die
warzenfortsatzwmide statthatte nnd damit der Um-
sah wud^ zur Besserang eintrat. Moure beobachtete
eine Heilung, obwohl bei der Operation im Processus
mastoideus weder ZeUen, noch Eiter gefanden worden
•waren.
anschliessen, macht darauf aufmerksam, dassdurdr
die Unterbindung der Jugularis keineswegs sicher
der beabsichtigte Zweck erreicht werden kann,
indem nicht selten von vornherein gar nicht be-
stimmbare Verhältnisse vorliegen, die eine Infektion
des Körpers auf dem Wege der Vena jugularis der
anderen Seite ermöglichen, d. h. eine Fortpflanzung
der Thrombose durch den Sinus petrosus superior
oder inferior und cavernosus, seltener durch den
Sinus transversus über das Toroular HerophUi hin-
aus auf die gesunde Seite ^). Der Entsohluss, eine
Unterbindung der Vena jugularis vorzunehmen, hat
nach ihm nur dann eine Berechtigung, wenn nach
der Blosslegung des Sinus aus der grünlich ver*
fftrbten Wand der jauchige Zerfall seines thrombo-
sirten Inhalts erkannt werden kann, oder wenn die
Punktion oder Incision der Sinuswand das Vor-
handensein von Eiter oder Jauche ergiebt Doch
vermag selbst hier die breite Eröffnung und Ent-
leerung des Sinus mit nachfolgender Tamponade
zur Heilung zu führen, ohne Unterbindung der
Vene, wenn nämlich letztere nadi unten dnrch
einen festen Thrombus abgeschlossen ist Jan-
sen will die Unterbindung der Jugularis für die-
jenigen F&lle bewahrt wissen, in denen nach der
Ausräumung des Sinus die pyämischen Erschei-
nungen fortdauern; Macewen beschränkt sie auf
die lUle von Thrombose der Jugularis selbst, wäh-
rend er sonst den Verschluss des Sinus durch seine
eigenen aneinander gedrückten Wände vorzieht
Nach ihm kann septisches Material auch bei ver-
schlossener Jugularis noch immer durch die grossen,
in die Vertebralis einmündenden Venen an der
Schädelbasis die Lungen erreichen.
Das Verfahren zur Eröffirang nnd AnsranmnDg d€6
Sinns transversus wird von Jansen in der folgenden
Weise geschildert Als Erstes ist stets die breite Anf-
meisselnng des Processus mastoideus vorzunehmen, wobei
der Verdacht auf Sinusthrombose oft dadurch bestSikt
wird, dass von hinten her Eiter aus einer Fistel vorstfint
oder eine starke Knochenverfärbung am Sulous sigmoi-
deus vorhanden ist, oder dass der Befund im Warzen-
fortsatze selbst zur Brklftrung der schweren Erecheinan-
gen nicht ausreicht Auf das untere Bnde des Schnittes
wird alsdann rechtwinklig ein etwa 4 cm langer Schnitt
nach hinten gesetzt und das Periost sammt Weichtheilen
abgeschabt Das Verhalten des hierdurch freigelegten
Emissarium mastoideum ist von besonderer WichtigKat,
insofern eine Thrombose der Vene und das Erscheioen
einiger Tropfen Eiters an der Ausgan^fiFhung auch mit
grosser Wahrscheinlichkeit auf eine Smusthrombose hin-
weisen. Der Sinus wird nun durdi allmähliches Ab-
meisseln des hinteren Enochenrandes freigelegt und mit
Hülfe einer schlanken Liier'schen Enochenzange oder mit
Meissel oder Ldfliel vom Knochen entblösst, soweit Sinns
oder lochen sich krank zeigen, d. h. aufwärts gewöhn-
lich bis zum sagittal- horizontalen Verlaufe, abwilrts
manchmal bis in die Nähe des Foramen jugulare. De»-
gleichen muss, soweit die Pach^menineitis externa reicht,
die Dura mater neben dem Sinus blossgei^ werden.
Um Blutungen und Embolien zu vermeiden, sind
>) Fälle der Art werden mitgetheilt von Jansen,
Orunert und Pause, Lane, Jones. Thrombo-
phlebitis nur auf der gesunden Seite beobachteten Jao*
gen und Knapp.
Blau, Bericht über die neaeren Leistangen ia der Ohrenheükunde.
2U
diese Eüngriffe natürliob mit grosser Behutsamkeit vor-
SQuehmeo, ohne jeden Drack auf den Sinus, besonders an
seinen beiden Endpunkten. Es folgt die Inspektion and
Pslpation des Sinus und bei begründeten Zweifehi die
Punktion, deren Resultat übrigens nur dann znverlässig
ist, wenn Eiter erscheint *). Je nach dem Ergebnisse der
Punktion wird nun die Operation weitergefalui oder vor-
läufig als beendet angesehen. Im enteren Falle soll man
die Snnswand so weit einschneiden, wie der Thrombus
septisch zerteilen und missfarbig ist. Die zerfallenen
Partien sollen Torsichtig entfernt werden, alles weitere
Handtieren am Sintis aber. Auslöffeln, Ausspritzen, hat
man zu unterlassen we^n der Gefahr von Embolien. Der
erofhete Sinus wird mit Jodoformgaze locker gefoUt und
der Verband tftglich oder jeden 2. Taj^ durch einfaches
Wechseln derG^e erneuert. Wenn die schweren pyämi-
schen Erscheinungen trotzdem fortdauern und noch keine
Metastasenbildimg in den Lungen zu Stande gekommen
ist, wird man einige Tage später zur Unterbindung der
Jngularis schreiten dürfen, oder bei unterlassener Eröff-
nung des Sinus zu dieser. Das Bestehen einer Lungen-
metastase von geringer oder massiger Ausdehnung ver-
bietet die letzteren Operationen nicht, kann aber schon
für sich den Erscheinungen derPyämie zu Grunde liegen.
Eine Anzeige gegen jedes operative Vorgehen überhaupt
stellt das Gestehen von diffuser eitriger Menineitis dar,
doch müssen deren Symptome zweifellos ausgebudetsein,
da die verschiedensten menindtischen Zeichen ja auch
häufig die uncomplicirte Sinusmrombose begleiten.
Was schliesslich die Erfolge derSinuseröffhung
angeht, so besitzen wir aus den letzten Jahren Mit-
theilungen über 23 Heilungen (Jansen 6 Fälle,
Schwartze2, Lane6*),Parkin2,Ornnert,
Reinhard, Schubert, Parker, Grocket,
Glutton, Bennett je 1 Fall). 7mal wurde die
Operation ohne Unterbindung der Vena jugularis
ausgeführt, 12mal mit solcher vor der Sinuseröff-
nung, über 4 Fftlle findet sich nichts Nftheres an-
g^eben. Die unterbundene Jugularis wurde viel-
fach zwischen 2 Ligaturen durchschnitten, von
Parker wurde sie, sowie die thromboeirte Vena
facialis herausgenommen, 0 runer t machte von
der Venenwunde aus Durchspülungen mit '/iproc.
EoohsalzlOeung. Einen übelen Ausgang nahmen
17 Fälle, 5 ohne Unterbindung der Jugularis
(Schwartze 2, durch Grunert und Pause
verüffentlicht, Jansen 2, Jack 1 Fall), 6 mit
Unterbindung vor der Erüfihung des Sinus (For-
selles 3, Parker, Lane, Jones je 1 Fall),
1 mit Unterbindung nachher (Jansen). Der Tod
trat entweder durch eitrige Meningitis oder unter
Fortdauern der pyftmischen Erscheinungen und der
Hetastasenbildung ein, letztere, wie schon erwähnt,
in je 1 Beobachtung von Schwartze, Jansen,
Lane und Jones vermittelt durch die Vena jugu-
laris der gesunden Seite. Es stehen sich mithin
im Ganzen 23 Heilungen und 17 Todesfälle gegen-
<) Das Vorhandensein oder Fehlen einer Verfärbung
am Sinus beweist nichts, eben so weni^ thun dies respira-
torische Einsenkimgen oder pulsatonsche Bewegungen.
Der sich als sehr hwter und resistenter Strang anmhlende
Sinus kann einen in seinem Innern eitrig zerfallenen
Thrombus enthalten.
s) Es sind dabei sämmtliche Fälle von Lane ge-
rechnet In einem von ihnen wurde nur die Unterbm-
dung der Vena jugularis gemacht, ohne nachfolgende
Sinuseroffiiung.
über, ohne Venenunterbindung 7 Heilungen und
5 Todesfälle, d. L 58% Heilungen, mit vorheriger
Venenunterbindung 12 Heilungen und 6 Todesfälle,
d. h. 66% Heilungen, Zahlen, die aber entschieden
noch nicht gross genug sindi, um ein endgültiges
Urtheil über den Vorzug der einen Methode vor der
anderen zu gestatten.
c) Exüradiuirakr Jbteesa ^). Die Eiteransamm-
lungen zwischen Dura-mater und Knochen, das
Produkt einer Pachymeningitis externa purulenta,
sind am häufigsten in den 3 ersten Lebensdeoen-
nien, beillännem mindestens noch einmal so häufig
als bei Weibern und meist in Folge einer akuten
Enochenaffektion, seltener einer chronischen ent-
standen. Nach Eürner wird die rechte Seite toiv
wiegend betroffen, während Hessler beideSeiten
in dieser Hinsicht als gleichwerthig hinstellt Sitz
des Abscesses ist in der Begel die Fossa sigmoidea
des Snlcus transversus, viel weniger oft das Teg-
men tympani und nur ausnahmeweise die vordere
Fläche des Felsenbeins; meist zeigt sich der Kno-
chen bis an den Eiterii^ heran erkrankt oder
fistulOs durchbrochen, in anderen Fällen wird der
Herd von der eiternden PaukenhOhlenaohleimhant
durch gesunden Knochen getrennt und es ist nach
Hessler's Ansicht die Erkrankung an beiden
Orten gleichzeitig entstanden. Hessler unter«
scheidet danach sekundäre und primäre extradurale
Abscesse. Von Jansen wird auf das Vorkommen
tief gelegener extraduraler Abscesse aufmerksam
gemacht, die durch eine Eiterung im Labyrinthe
hervorgerufen werden. Die Eiterung pflanzt sidi
entweder längs des Aquaeductus vestibuii fort und
bewirkt zunächst ein Empyem des Saccus endo-
lymphaticus, oder sie durchbricht den oberen oder
unteren vertikalen Bogengang an der hinteren
Felsenbeinwand und giebt hier zu der Entstehung
eines tiefen, bei ausgedehnterer Knodienerkran-
kung auch weiter seitwärts reichenden Abscesses
Anlass. Ersteren&lls wird man auf den Krank-
heitsherd bisweilen durch eine Fistel an der
medialen Antrumwand hingeleitet, bei negativem
Befunde im Processus mastoideus selbst und in der
Gegend des Sinus, und man wird gut thun, dieser
1) Literatur ; E ö r n e r , Die otitischen Erkrankungen
des Hirns, der Hirnhäute und der Blutleiter, p.25. Frank-
furt a. M. 1894. Alt — Hessler, Aroh. f. Ohrenhkde.
TTYrn. 2. p. 81. 1892. — Hecke, Ebenda p. 137. --
Hang, Ebenda XXXTTT. 3 u. 4. p. 180. 1892. — Jan-
sen, Ebenda XXXY. 3 u. 4. p. 270. 1893. — Jansen,
Ebenda p. 290. — Scheibe, Ztschr. f. Ohrenhkde.
XXm. 1. p. 50. 1892. — Hansberg, Ebenda XXV.
1 u. 2. p. 38. 1893. — Knapp, £bendap.78. — Guye,
Ebenda XXYl. 1. p. 28. 1894. — Zaufal, Prag. med.
Wchnschr. XVIII.45.1893. — Zaufal, EbendaiVUL
50. 1893. — Picque et Fevrier, Ann. des Mal. de
rOreille eto. XVm. 12. p. 883. 1892. — Brooa, Bull,
de la Soo. anat 5. S. Vin. 14. p. 561. 1894. — Broca,
Bevue prat. d'Obstetr. et de Paediatr. YH. 80. 82. 1894.
— Knapp, Transact. of the Amer. otol. Soc. XXIV.
p. 13. 1892. — Bück, Ibid. XXVH. p. 47. 1894 u.
I^ew Tork med. Beoprd Xl^Vt 86. p. 809. June 30. 1894,
212
Blau, Behobt über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
Tistel ohne Furoht nachzugehen, da diese Absoesse
ihr^ versteckten Lage wegpn eine besonders un-
günstige Prognose bieten und leicht zu Meningitis,
Kleinhimabsoess oder Phlebothrombose des Sinus
petrosus supericn* führen.
Die Diagnose des extraduralen Absoesses ist
sehr schwierig, da der Process hAufig völlig sym-
ptomloe verläuft, oder doch nur Gehimerschei-
nungen unbestimmter Art, wie Kopfschmerzen,
Somnolenz, Erbrechen, Pulsverlangsamung, Stau-
ungspapille, hervorrufL Bei Eiterherden in der
mittleren Sdifidelgrube können, namentlich bei
Kindern, auch gekreuzte Paresen und Sensibilität-
Störungen, sowie bei linkseitigem Sitze Sprach-
störungen auftreten. Erleichtert wird die Diagnose,
wenn der Abscess die Schläfebeinschuppe oberhalb
des Meatus auditorius extemus (Hecke) oder den
untersten Theol des Scheitelbeins (Hansberg,
Knapp) durchbrochen hat oder wenn sich der
Eiter durch das Emissaiium mastoideum hindurch-
drängt Für Fälle der letzteren Art, sowie über-
haupt für die extraduralen Abscesse um den Sinus
transversus lässt sich nach Jansen mitunter ein
Krankheitsbild verwerthen, bestehend aus Knochen-
auftreibung, subperiostalem Abscess und Phleg-
mone hinter dem Warzenfortsatze am angrenzenden
Theile des Oodput und am hinteren Abschnitte
des Processus mastoideus selbst, Schmerz bei
Druck und Perkussion an der nämlichen Stelle
auch ohne die ebengenannten Störungen, Beschrän-
kung in den Bewegungen des Kopfes, Caput obsti-
pum, meist nach der kranken Seite hin, Litentions-
Nystagmus beider Augen, vorwiegend nach der
dem kranken Ohre entgegengesetzten Blickrichtung.
Therapeutisch ist die Blosslegung und Entlee-
rung des extraduralen Absoesses geboten. Lane')
eröffnet grundsätzlich die mittlere und hintere
Schädelgrube vom Processus mastoideus aus, wenn
in letzterem Eiter oder ein Cholesteatom gefunden
wurde, und er hat auf diesem Wege wiederholt
unerkannt gebliebene extradurale Eiteransamm-
lungen aufgedeckt. Nach Z a u f a 1 soll man wegen
der oft umfangreichen Sequesterbildung stets mög-
lichst grosse Oef&iungen im Schädel anlegen» Bei
chronischer Mittelohreiterung empfiehlt er breite
Eröffnung des Antrum mastoideum, Wegnahme
der hinteren Gehörgangswand und der Aussenwand
des Atticus tympanicus, ausgedehnte Freilegung
der hinteren und mittleren Schädelgrube, letzterer
durch Abmeisselung der Linea temporalis, des
unteren Theiles der Squama und des Tegmen antri
jnastoidei, endlich Totalresektion des Warzenfort-
satzes. Bei akuter Mittelohreitemng kann sich
der Eingriff innerhalb engerer (h*enzen halten, man
lasse die hintere Gehörgangswand in ihrem inner-
sten Theile, ^/^ cm vom hinteren Trommelfellrande,
stehen und schone die Pars epitympanica, doch ist
auch hier die Freilegung der hinteren und mitt-
leren Schädelgrube, sowie des Sinus sigmoideos
und die vollständige Entfernung des Warzenfort-
satzes erforderlich.
d) Meningitis. Im Anschlnss an eine eigene, von
ihm als hierher gehörig gedeutete Beobachtong stellt
Le vi >) den Satz auf, dass auf Grund chronisch-eitriger
Erkranfcnngen des Gehörorgans aach eine Meningitis
serosa sich entwickeln könne. Bei einem 35jähr. Manne
waren neben chronischer Otitis media purulenta mit
Polypen zuerst die Erscheinungen einer meningitischea
Beizung vorhanden eewesen: Kopfschmerzen, Schwindel-
gefühl, Nackensteifigkeit, AppetiÜosigkeii, Verstopfong,
unsicherer Oanj? mit der Neigung, nach links zu gehen,
kein Fieber. Dann traten unter Fortdauern der Kopf-
schmerzen und des Schwindels, während die Zeichen der
Beizung an der Himbasis, die Nackensteifigkeit und die
Gehstörung, sich wieder verloren, die Zeichen eines stetijg
wachsenden Himdruckes auf, bestehend in unregelmiissi-
gem Pulse, zeitweise deutlicher Pulsverlan^amung, Er-
brechen, Hyperästhesien an verschiedenen Körperstelleo,
Nystagmus, beiderseitiger Stauungspapille, und der
Slranke ging, nachdem noch eine Animfliiwelung und
Ausräumung des Warzenfortsatzes, sowie der PiuikeD-
höhle vorgenommen worden war, ziemlich rasch und
xmerwartet zu Grunde. Die Sektion ergab Caries necro-
tica des mitüeren und inneren Ohres, Durohbruch des
Eiters in den Meatos auditorius internus nachZerstöroDg
der zwischen diesem und der Schnecke befindlichen
knöchernen Wand, frische eitrige Basilarmeningitis im
allerersten Stadium, chronischen Hydrocephalus internus.
Levi fasst, wie gesagt, seine Beobachtung als Meningitis
chronica serosa ventricularis auf, entstanden durch Fort-
pflanzung der Entzündung von dem erkrankten Gehör-
organ zuerst auf die weichen Hirnhäute an der Schädel-
basis , wo es entweder nur zu einer Hyperämie oder za
einer, wenn auch geringen, serösen Exsudation kam, und
dann von hier aus durch Vennittiung der Tela ohoroidea
in die Ventrikel Er stellt diesem 10 andere Fülle aaa
der Literatur an die Seite, die er in ähnlichem Sinne
deutet, 1 mit tödtlichem Ausgange, 9 mit Heilung. Denn
die Meningitis serosa ist der Kückbildong fähig, und man
soll bei Kranken, bei denen nach offenbar meniwtischen
Erscheinungen oder nach ausgesprochenem ^mdraok
ohne irgend welche eingreifende Therapie Genesang ein-
tritt, immer an die Möglichkeit einer solchen Meningitis
denken. In diagnostischer Beziehung wird anf das
Schwankende und Unbestimmte des Krankheitsbildes
der Meningitis serosa hingewiesen, indem es bald mehr
der eitrieen oder tuberlnilösen Meningitis, bald mehr
einem Gehimabscesse oder Gehirntumor gleicht Gegen-
über einem Gehimabsoess werden als manchmal for die
Diagnose Meningitis serosa verwerthbar angegeben: der
Wechsel in der Stärke der Symptome, der über dea
ganzen Kopf verbreitete Schmerz, der iouner in hervor*
stediender Weise sich geltend macht, das Fehlen von
Herdsymptomen und von Störongen des Sensoriom, die
6oh<m frühzeitig und regelmässig vorhandene Neohtis
optica. Aeussersten Falles könnte nach dem Vorsohlage
von Quincke noch eine Lumbalpunktion zur sicheren
Erkenntniss einer Meningitis serosa fuhren.
e) FbrÜeitung der Krankheit aus der Pauken-
höhle auf das Schädelinnere durch den CanaUs cosro-
iicus. Die hierüber beobachteten Thatsachen sind
von Körner*) zusammengestellt worden. Schon
bei einfacher eitriger Otitis media, ohne Knochen-
erkrankung, wird nicht selten im Canalis caroticiu
Eiter gefanden, sowie femer eitrige Infiltration
>) Lanoet IL 13. p. 699; Sept 26. 1891.
») Ztechr. f. Ohienhkde. XXVI. 2 u. 3. p. 116. 1894.
>) Ber. über d. L Vers. d. Deutschen otol. Gee. im
Arch. f. Ohrenhkde. XXXIH. 3 u. 4. p. 316. 1892 und.
Ztschr. f. Ohrenhkde. XXTTT. 3 u. 4. p. 230. 1892.
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
213
der Adventitia oarotidis. Desgleichen gelangt Eiter
in den Kanal bei Zerstörung der ihn von der Pau-
kenhöhle trennenden Enochenwand , er umspült
dann ausser der Arterie die hier befindlichen
LymphgefSsse und die die Carotis umgebenden
Venenplezus, und die Folge davon kann eine Ent-
zündung und Thrombose der Lymphgefftsse sein,
mit nachfolgender Schwellung der Papilla nervi
optici, sowie andererseits durch Yermittelung der
Venenplexus eine Thrombose des Sinus cavernosus.
Von Erkrankungen der Carotis selbst, die durch
Fortpflanzung aus der Paukenhöhle ihre Entstehung
nehmen können, sind zu nennen : eitrige Infiltra-
tion der Qefässwand, Tuberkel in der Adventitia,
Arroeion und tOdtliche Blutung, Thrombose. Durch
letztere ist dann weiter die Möglichkeit zur Enir
stehung von Himembolien gegeben ; wahrschein-
lich lassen sich diejenigen Gehimabscesse, die bei
Caries der Paukenhöhle an anderen Stellen als im
Schlftfelappen oder im Kleinhirn gefunden werden,
hierauf zurückführen. Bei auf das Mittelohr be-
schränkter Tuberkulose können die Ctef&sse im
Ganalis caroticus vermuthlich mitunter die Fort-
leitung des Leidens auf die Pia mater übermittehL
f) ByperosUm des SchläfAeins. Auf Orund
ihrer klinischen Beobachtungen und Sektions-
befunde halten auch Lemcke^) und Hang')
die sich bei chronischen Mittelohreiterungen ent-
wickelnde Hyperostose nicht etwa für eine Schutz-
maassregel gegen das Vordringen des Leidens
nach dem Schfidelinnem , sondern gerade im
Oegentheil für eine letzteres begünstigende und
daher sehr gelfthrliche Complikation. Denn die
Hyperostose bildet sich nicht in den centralwärts ge-
legenen, sondern in den peripherischen Abschnitten
des Gehörorganesaus, an den Wänden des äusseren
Gehörganges und im Warzenfortsatze, der hier
vorhandenen condensirenden (bez. zur Sklerose
führenden) entspricht in der Paukenhöhle eher
eine rarefidrende Ostitis, und so geschieht es, dass,
w&hrend auf der einen Seite den Entzündungs-
produkten der natürliche Abfluss erschwert oder
unmöglich gemacht wird, auf der anderen Seite
Alles dahin strebt, die Fortleitung auf die Gebilde
des Gavum cranii zu erleichtem. Das klinische
Bild der neben Otitis media chronica purulenta
bestehenden Hyperostose des Felsenbeins setzt
sich zusammen einerseits aus den Zeichen einer
sich in der Tiefe des Gehörorgans abspielendöi
Entzündung mit Betentionserscheinungen und sol-
chen drohenden üebergreifens auf das Gehirn,
andererseits aus Erscheinungen, die sich, wie das
Intaktsein des Processus mastoideus, mit der offen-
baren Schwere der Erkrankung in Widerspruch
befinden« Die Kr. klagen über heftige stechende,
bohrende oder reissende Schmerzen in der Schläfe-
gegend, in der Tiefe des Ohres, an oder oberhalb
0 Berl klin. Wohnsohr. XXX. 37. 38. 1893.
') Arch. f. Ohrenhkde. XXXVII. 3 u. 4. p. 161. 1894.
der Basis des Warzenfortsatzes, Über Druck und
Schwere auf der befallenen Kopfseite, Herabsetzung
der geistigen Regsamkeit, Ohrgeräusdie, und zwar
pflegen diese Störungen sich besonders gegen
Abend zu verschlimmern und mehr oder weniger
die Nachtruhe zu rauben. Dazu gesellen sich bei
weiter zunehmendem Drucke gegen das Schädel-
innere Fieberbewegungen, Schwindel, namentlich
bei Bewegungen und mit der Neigung, vornüber
zu fallen, Flimmern vor den Augen, vorüber-
gehende Störungen der Augenmuskeln, horizon-
taler Nystagmus, üebelkeit und Erbredien. Ein
tiefer Druck auf die Jugularis steigert nicht selten
die Schmerzen und erhöht den Schwindel und die
Sturzneigung. Bei der Untersuchung des Kranken
wird eine chronische Otitis media purulenta ge-
funden, am häufigsten eine mit Caries oder Chole-
steatom verbundene Entzündung im oberen Pauken-
höhlenraume, bei Ergriffensein des eigentUchen
Cavum tympani vorwiegend eine Eiterung mit
Perforation der hinteren Trommelfellhälfte, speciell
des hinteren oberen Quadranten. Häufige Begleiter
sind femer Granulation- und Polypenbildungen.
Der Gehörgang zeigt sich concentrisch oder durch
Vorwölbung seiner oberen hinteren Wand schlitz-
förmig verengt, dagegen ist der sklerotische Pro-
cessus mastoideus äusserlich unverilndert , weder
Schwellung noch Böthung, Druckempfindlichkeit,
vergrösserte Drüsen oder Fisteln sind hier vor-
handen. Die direkte Perkussion des Warzenfort-
satzes mit dem Finger ergiebt einen ausserordent-
lich hellen, scharfen und harten Ton, wie er bei
gesundem, wenn auch nur theilweise lufthaltigem
Knochen nicht leicht zu hören ist üeber die ein-
zuschlagende Behandlung kann nach dem Gesagten
kein Zweifel obwalten. Möglichst frühzeitig muss
für die freie Entleerung der im Innern des Ohres
angesammelten entzündlichen Produkte gesorgt
werden, indem die hintere Gehörgangswand abge-
tragen, das Trommelfell sammt den (Gehörknöchel-
chen entfernt, der Kuppelraum durch Abmeisseln
seiner lateralen Wand freigelegt wird, so dass
schliesslich Paukenhöhle, Aditus ad antrum und
Antrum mastoideum eine grosse gemeinsame Höhle
bilden.
g) (yu^eäeatomdeaSekläfebeinsA) Die bekannten
verschiedenen Anschauungen über die Entstehung
des Cholesteatom des Ohres — ob Neubildung oder
«) Vgl. Panse, Arch. f. Ohrenhkde. XXXTV. 4.
p.250. 265. 267. 268. 1893.— Ha ug, Ebenda XXXVH.
3 u. 4. p. 182. 1894. — Scheibe, Ztschr. f. Ohrenhkde.
XXYL 1. p. 61. 1894. — Siebenmann, Berl. klin.
Wohnschr. XXX. 1. 2. 1893. -< Grunert, Ebenda
XXX. 14. 1893. — Siebenmann, Ebenda XXX. 33.
1893. —Koch, Ebenda XXX. 45. 1893. — Baginsky,
Ebenda XXXI. 26. 27. 1894. — Habermann. Send.-
Abdr. a. d. Mitth. d. Yer. d. Aerzte in SteiermarJc Nr. 8
n. 9. — Bohrer, Bevue de Laryng., d'Otologie etc.
XIY. 7. p. 193. 1892. — Lichtwitz et Sabrazes,
Bull. med. Nr. 25. 1894. — Sheild, Lancet I. p. 1127.
May 13. 1893. — Friedenwald, Philad. med. News
LXn. 10. p. 253. 1893.
214
Blau, Bericht ftber die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
Entzündungsprodulct oder bald das eine, bald das
andere — finden auch in der neuesten Literatur
ihre Vertretung. Baginsky schliesst sieh der
AufiassungYirchow's an, dass das Cholesteatom
unter allen umständen als eine primftre Neubildung
zu betrachten sei, wobei er aber streng unter-
schieden wissen will zwischen der wahren Perl«
geschwulst des Ohres und den bei denyerschieden-
artigsten Entzündungen zur Ausstossung gelan-
genden cholesteatomartigen Massen. Für erstere
charakteristisch sind die zarte Umhüllungshaut,
die concentrisch geschichteten Epidermislagen, der
Cholestearingehalt und ein zwar möglicherweise
erweichter, aber niemals aus eingedicktem Eiter
bestehender Kern. Nur da, wo diese Merkmale
vorhanden sind, soll man von wahrem Cholesteatom
sprechen. In klinischer Hinsicht wird das Chole-
steatom gekennzeichnet durch seinen bösartigen
Verlauf, manchmal bis zum Durchbruche ohne jed-
wede Entzündungserscheinungen, in der Begel von
Solchen begleitet, jedenfalls aber ein stetes Wachs-
thum zeigend und auch nach gründlicher Besei-
tigung immer wiederkehrend. Dieser Oruppe ge-
hören vor Allem die Cholesteatome des Warzen-
fortsatzes und desAtticus tympanicus an, während
es sich im unteren Paukenhöhlenraume eher um
die auch der Therapie leichter zugftnglichen chole-
steatomartigen Massen handelt Die Eiterung ist
bei dem wahren Cholesteatom erst Folge einer hinzu-
getretenen Infektion. Entgegen dieser Ansicht
wird die Auffassung des Cholesteatom als eines
entzündlichen Betentionsproduktes durch Sheild,
die Habermann-Bezold'sche Theorie der Ein-
wanderung von Epidermis aus dem äusseren Oehör-
gangein die Bäume des Mittelohres mit fortdauern-
der Hyperplasie im Bete Malpighi durch Haber-
mann selbst, sowie durch Lichtwitz und
Sabrazds aufrecht erhalten. Friedenwald
erklärt sich für die Wahrscheinlichkeit der Ent-
stehung aus verschiedenen der genannten Ursachen.
Eine Unterstützung hat die Ansicht H a b e r m a n n 's
durch 4 in Schwartze's Klinik beobachtete und
von Pause mitgetheilte Fälle erhalten, in. denen
eine künstliche Implantation von Cholesteatom vor-
lag. Bei den Kranken waren gelegentlich der ersten
Aufmeisselung des Warzenfortsatzes in diesem nur
Eiter oder Schleimeiter und Chranulationen gefun-
den worden, bei der zweiten gleich^A Operation
dagegen typische Cholesteatome, offenbar weil in-
zwischen durch den zur Durchspülung Monate laug
erhaltenen Fistelkanal Epidermis in das Innere des
Processus mastoideus gelangt war und hier durch
Weiterwucherung Anlass zur Entstehung der Oe-
schwulfit gegeben hatte.
Die Behandlung wird sich bei Ansammlung
cholesteatomatöser Massen im eigentlichen Pauken-
höhlenraume oft auf die Entfernung der Epidermis-
lamellen mit Spritze, Pinoette u. s. w. beschränken
können. Danach ist die Paukenhöhleneiterung
durch Einblasungen von Borsäurepulver oder nach
Siebenmann eines Gemisches aus Borsäure und
Salicylsäure zu bekämpfen. Auch bei BafiBkllenBein
des Atticus tympanicus mag man, so lange schwerere
Störungen nicht vorhanden sind, einen Versuch
mit Ausspülungen und Pulvereinblasungen durch
ein geeignet gekrümmtes und in den Atticus ein-
geführtes Böhrchen machen, indessen sind die
damit erzielten Erfolge in der Begel nur vorüber-
gehender Natur und man ist später dennoch zu
einem eingreifenderen operativen VerfEihren genö-
thigt Letzteres hat, wenn nur die Paukenhöhle
ergriffen ist, in der Entfernung von Hammer und
Amboss und in der Abtragung des inneren Theiles
der oberen knöchernen Gehörgangswand zu be-
stehen. Bei Ausdehnung auf das Antrom mastoi-
deum muBS dagegen auch dieses breit eröffnet and
die hintere Gehörgangswand entfernt werden, und
zwar in der Weise, dass nach erfolgter Heilung der
operativ geschaffene Hohlraum weit nach aussen
offen stehen bleibt, damit gegen Becidive sofort
eingeschritten werden kann und sich nicht etwa
noch einmal die Gefahren eines abgesohlossenea
Cholesteatom- und Eiterherdes einstellen. Ueber
die beste Operation zu diesem Zwecke werden wir
weiter unten (s. operative Eröffnung des Warzen-
fortsatzes) sprechen. Zur Verhütung von Becidiveii
nach der Operation empfiehlt Hang 1 — 2mal
wöchentlich Ausspülungen mit 2 — 5proa Salicyi*
alkoholglyoerinlösung, viele Monate hindurch aus-
geführt
Behandhmg der (Hüis media purulenkL
Ueber öieBehandlung der akuien eürigenMUd'
ohrerUxündtmg besitzen wir , ausser in den Lehr«
und Handbüchern, eingehende Erörterungen von
Haug^) und Eitelberg'). Beide empfehlen,
eben so wie Müller >), vor Allem die zeitige Fa-
racentese des Trommelfells , wenn in 2 bis höch-
stens 3 Tagen die quälenden Schmerzen nicht nach-
lassen. Die Luffcdusche darf nach Hang nur dann
in Gebrauch gezogen werden, wenn der Nasen-
rachenraum keinerlei Zeichen einer Machen Ent-
zündung aufweist und wenn im Ohre selbst die
akuten Erscheinungen zurückgegangen sind , d. L
frühestens 8 — 12 Tage nach erfolgtem Durchbräche
der Membrana tympanL Pes und Gradenigo*)
führen aus, dass frühzeitige Entleerung des in der
Paukenhöhle angesammelten Eiters, Drainage des
Gehörganges durch einen tief in ihn eingelegten
Streifen von Jodoformgaze oderChinolin-Naphthol-
gaze (Haug), verbunden mit einem OcclusLyrer-
bande , möglichste Vermeidung von Ausspülungen
des Gehörganges, auch antiseptisohen, absolutes
Unterlassen von Pulvereinblasungen, spftte Anwen-
dung der Luftdusche am besten den durch unsere
bakteriologischen Kenntnisse von dem Wesen der
>) Wien. KHn. XIX. 11 u. 12. 1893.
«) Wien. Klin. XX. 7 u. 8. 1894.
*) Wien. med. Wchnschr. XLIV. 43. 44. 45. 1894.
*) Arch. f. Ohrenhkde. XXXVffl. 1 u. 2. p.43. 1894.
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenhtilkunde.
215
akuten Otitis media gegebenen Indikationen ent-
sprechen«
Die bei der eitrigen Hittelohientzfindung em-
pfohlenen JUnNtomente wollen wir in alphabetischer
Anordnung auffuhren.
Alkohol absokäus in Form des 4proc. Bor-
siure- oder des 2proc. Salicylalkohol von Eitel-
berg ^) empfohlen gegen versteckter liegende Gra-
nulationen in der Paukenhöhle ohne Caries , von
StetterS) (Lysol 1.0 Alkohol absol. 10.0, ein
damit getrilnkter Wattetampon in den Gehörgang
einzulegen und 2 — 3 Stunden liegen zu lassen) bei
diffuser eitriger Otitis externa ohne Betheiligung
dee Mittelohres und bei gesunden Granulationen
an den G^örgangsw&nden und am Trommelfelle.
Auch gegen grössere Polypen bei operationscheuen
Leuten.
^ItifTino/wird nach Heinz undLiebrecht*)
von Brieger in Pulyerform mit Vortheil g^^n
Otitis media purulenta verwendet Nach S z e n e s *)
ist es werthloB ; bildet bei geringer Eiterung mit
dem Sekrete steinharte EUgelchen.
Anüinfarbsioffe. Das Pyoktanin wird von Boh-
rer^) empfohlen bei Ekzemen der Ohrmuschel und
oberflächlicher Otitis externa (Bestreichen mit dem
Stift oder Betupfen mit Tampons, die in das Pulver
eingetaucht worden sind), femer bei akuter Otitis
media purulenta (Drainage des Gehörganges mit
Pyoktaninwatte) und bei chronischen Mittelohr-
eiterungen, auch solchen im oberen Paukenhöhlen-
laume (direkte Applikation des Pulvers). Vom
Methylenblau hat Rohr er weniger gute Erfolge
als vom Pyoktanin gesehen. Roberts*) halt das
Pyoktanin fOr im Werthe bedeutend unt^ unseren
sonst gebräuchlichen Heilmitteln stehend, Bürk-
ner^) verwirft es geradezu, eben so wie bereits
frflher Schwartze, und zwar schon allein des-
wegen , weil nach seiner Anwendung jede Orien-
tirung über die Beschaffenheit der Theile in der
Tiefe aufhört.
Äniisq>tin ist nach S z e n e s *) ohne jeden Werth,
bewirkte sofort eine reichliche Sekretionsvermeh-
rung und gab zu schmerzhaften Empfindungen
Anlass.
jimto/ ist entgegen dem absprechenden ürtheile
von Schwartze, Bürkner und Szenes, dem
sich auch Referent anschliessen muss, neuer-
1^ Wien. Elin. XX. 7 n. 8. p. 204. 1894.
>) lY. Jahresber. p. 11. EöDigsberg i. Pr. 1893 and
Arbeiten ans d. AmboIatoriTun n. d. Pri /^atklinik f. Ohren-,
Nasen- n. Halsleiden. I. Hft Nr. 4. p. 65. Bolck, Die
AikohelbehandloDg bei Erkrankon^n des Ohres (anoh
als Dissertation erschienen). Königsberg L Pr. 1893.
Bevor
•) Berl. klin. Wchnschr. XXIX. 46. 1892.
4) Arch. f. Ohrenhkde. XXXVII. 3 o. 4. p. 230. 1894.
») Arch. 1 Ohrenhkde. XXXIY. 3. p. 226. 1892.
•) New Tork med. Becord. XLTTT. 4. p. 110; Jan. 28.
1893.
^> Arch. f. Ohrenhkde. XXXIV. 4. p. 246. 1893.
•) Arch. f. Ohrenhkde. XXXVII. 3u.4. p.232. 1894.
dinge wieder empfohlen von Krebs <), und zwar
bei unoomplicirten chronischen Mittelohreiterungen
mit grosser Perforation und nicht fötidem Ausfluss,
bei ebensolchen mit mittelgrosser und kleiner Per-
foration, wenn die Bänder nicht der inneren Pauken-
höhlenwand anliegen, bei serOser Absonderung you
der Hittelohrsohleimhaut nach anscheinend geheilter
Eiterung, bei kleineren Qranulationen ohne Caries.
Stets sind nur ganz geringe Pulvermengen einzu-
blasen.
Borsäure und Natrium tetraboricum netärale
tmd {Uealicum. Die Indikationen für die Anwen-
dung der Bors&ure im Ohre sind die bekannten
und brauchen an dieser Stelle nicht noch einmal
auseinandergesetzt zu werden. — Das Natrium
ietraborieum neutrale ist durch Jaenioke^) in
die Praxis eingeführt worden und soll sich aus-
zeichnen durch seine fast absolute Reizlosigkeit
und Ungiftigkeit, durch seine stark antiseptischen
Bigenschaft^i und durch die Möglichkeit, es auch
in hoch concentrirten, übersättigten, Lösungen (50
bis 60 Proc.) in Gebrauch zu ziehen. Die Darstel-
lung geschieht durch Erhitzen von gleichen Theilen
Borsäure, Borax und Wasser ; das Hauptgebiet des
Mittels bilden die unoomplicirten chronischen Eite-
rungen der Paukenhöhle und des äusseren Oehör-
ganges, doch können auch mit Polypen und Qranu-
lationen vergesellschaftete Eiterungen nach deren
chirurgischer Beseitigung und selbst oberflächliche
Caries unter der Behandlung ausheilen. Akute
Entzündungen stellen eine Gegenanzeige dar, bei
Eiterungen im Attious ^ympanious vermag das
Medikament nur wenig zu leisten. Die Empfehlung
Jan ick e's findet BestätigungdurchEafemann*)
und Katz^); ersterer benutzt auch das Natrium
tetraboricum alcalicum, dargestellt durch Erhitzen
von 6 Theilen Borsäure mit etwa 10^/« Theilen
Borax, letzterer schlägt vor, von dem neutralen
Salze eine schwächere (vielleicht lOproo.) Lösung,
die sich auch in der Kälte h<, anzuwenden, und
zwar besonders bei grosser Perforation und atro-
phischer blasser Paukenhöhlenschleimhaut. Max>)
drückt sich nach seinen in Urbantschitsch'a
Poliklinik angestellten Yersuchen weniger ver-
trauensvoll über die Wirkung des Mittels aus, inso-
fern es ihm nur in ganz einfachen Fällen etwas
geleistet hat Er möchte bei grosser Trommelfell-
perforation das Pulver der Lösung vorziehen. Femer
soll man den das Ohr verschliessenden Watte- oder
Gazetampon mit einer öligen Substanz oderYaselin
bestreichen, damit durch sein Hartwerden keine
Verletzungen entstehen. Durchaus absprechend
>) Therap. Monatshefte Vm. 8. p. 392. 1894.
«) Arch. f. Ohrenhkde. XXXTT. 1. p. 15. 1891 nnd
Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXYU. 11. 12. 1893.
') Ueber die Behandlnng der ohronischen Otorrhöe
mit einigen neueren Borverbindongen. Danzig 1891.
Kafemann.
4) Therap. Monatshefte YI. 5. p. 242. 1892.
•) Internat Uin. Eondschaa Kr. 2. 3. 1892.
210
Blau, Bericht Aber die nduer^n Leistungen in der öhrefahälkandä»
äassern sich Bürkner*) und Schwartze*), sie
erklftren, auch mit dem direkt von Jänicke be*
zogenen Prftparate trotz Monate langer Behandlung
nichts erzielt zu haben.
Ghlornatrium ist nach Oozzolino^) alsAnti-
septicnm für die Armenpraxis geeignet, bei akuten
und subakuten Otorrhöen in 10 — 15proc., bei
chronischen in 25 — SOproa Lösung. Behandlungs-
dauer allerdings länger als bei den sonst gebräuch-
lichen Mitteln.
CMonrnk ist vonRattel') gegen die granuli-
rende Form der chron. Otitis media purulenta em-
pfohlen. Die Lösung (1 : 30) wird mit Hülfe eines
Wattebäuschchens 3 — 4mal wöchentlich auf die
Paukenhöhlenschleimhaut applicirt.
Chronrnbure in 3proc. Lösung bei chronischen
Mittelohreiterungen mit ziemlich grosser Trommel-
fellperforation und stark geschwollener oder ge-
wulsteter oder zur Granulationsbildung neigender
Schleimhaut (Eatz.^) Nach vorheriger Ausspü-
lung und Austrocknung soll man 6 — 8 Tropfen
mit einer Pipette in das Ohr träufeln und 2 Minuten
darin lassen, dann eine nochmalige Wasserinjektion ;
3 — 4mal wöchentlich. Nicht bei Kindern unter
2 Jahren wegen der Qefahr des Yerschluckens.
Auch Bürkner^) hat die Ghromsfture wirksam
gefunden, musste ihre Anwendung aber nicht selten
wegen allzuheftiger Reizung aufgeben.
DermoM ist nach Szenes^, Davidsohn*),
Rohrer*), Ferrari und Scalfi^*) bei Ekzem
des äusseren Ohres, diffuser Otitis externa und
auch in manchen uncomplicirten Fällen von chroni-
scher Otitis media purulenta mit grosser Trommel-
fellperforation von Nutzen. Ein bedeutender Nach-
theil des Mittels liegt aber darin, dass es mit dem
Sekrete oft festhaftende Schorfe bildet David-
sohn hat bei Cholesteatom der Paukenhöhle von
dem Einpudern mit Dermatol einen günstigen Ein-
fluss gesehen, indem es die oberflächlichen Schichten
in trockene Massen verwandelte, die sich am näch-
sten Tage leicht durch Ausspritzen entfernen Hessen.
Diaphtherm ist nach Rohrer^^) in Iproa
Lösung sehr brauchbar, nach S z e n e s ^) mit den-
selben schlechten Eigenschaften wie das Antiseptin
(s. oben) behaftet
«) Arch. f. Ohrenhkde. XXXTV. 4. p. 246. 1893 und
Ebenda XXXVn. 1 n. 2. p. 22. 1894.
s)Ygl. die Besprechung der Arbeit Eafemann's
durch Pause im Aroh. f. Ofüreuhkde. XXXTIT. 2. p. 145.
1892.
s) Ann.desMal.derOreiIleetc. XIX. 11. p. 1001. 1893.
4) Vgl. Montalescot, Revue du dispens. du
Louvre IL 3 u. 4. p. 36. 1894.
») Therap. Monatshefte VII. 7. p. 345. 1893.
«) Arch. f. Ohrenhkde. XXXVII. 1 u. 2. p. 23. 1894.
7) Ber. über d. Naturforscher- Vers, zu Hfdle, Ebenda
XXXm. 2. p. 131. 1892.
•) Therap. Monatshefte V. 12. p. 621. 1891.
•) Centr.-Bl. t BakterioL u. Parasitenkde. XII. 18.
1892.
») Gazz. med. Lomb. LUX. 32. 1894.
") Arch. f. Ohrenhkde. XXXIV. 3. p. 231. 1892.
») Arch. f. Ohrenhkde. XXXVn. 3 u. 4. p. 231. 1894.
Europhen ist bei Paukenhöhleneiterungen ohna
Einfluss auf die Sekretion, bei Eiterungen im
äusseren Qehöigange als antiseptisches Streupulver
zu verwenden (S z e n e s ^).
Jodoform. Anstattdes Pulvers kann Politzer*)
zu Folge mit Vortheil auch eine Ueiue Bougie in
Gebrauch gezogen werden, die aus Jodoform mit
Gummi arabicum und Tinctura Tongae hergestellt
ist Sie besitzt ungefiUir die Dicke eines Tuben«
katheters; von ihr wird ein kleines Stückchen (etwa
6 mm lang) abgebrochen, in die Tiefe des Ohres
eingeführt und dort vermittelst eines Wattepfröpf-
chens festgehalten.
Jodirichlorid ist nach Bürkner') sehr weith-
voll, besonders bei Fisteln am oberen Pole des
Trommelfells und bei Caries neben grösseren Per^
f orationen. Ausspülungen mit einer ^/sproc. Lösung,
selten st&rker. Zuweilen musste die Behandlung
wegen allzu starker Heizung abgebrochen werden.
Kresolum purum kquefadum ist zu Ausspritzon-
gen dem Creolin überlegen, da es klare wässerige
Lösungen liefert, wenig reizt und eine grössere
chemische Beinheit, sowie stärkere antiseptische
Eigenschaften besitzt (B ü r k n e r ^).
Lysol hat nach Bürkner') vor anderen anti-
septischen Mitteln keine besonderen Vorzüge.
Menthol ist nach Cholewa*) ebenso bei seknn-
dären Verengerungen des Gehörgangs neben akuter
eitriger Mittelohrentzündung wie bei der Furunku-
lose nützlich. Bei der Otitis media purulenta acuta
soll man, wenn man nach der Paracenteee und der
Durchspülung der Paukenhöhle von der Tuba aus
die Luftdusche vornimmt, in die äussere OefiEhung
des Katheters einige Tropfen lOproc. Mentholäs
einbringen und nachher in den sorgMtig getrock-
neten Gehörgang eine trockene Mentholglycerin-
wieke bis an das Trommelfell vorschieben. Letztere
ist nach 24 Std. zu wechseln. Das Menthol besitzt
stark deletäre Eigenschaften sowohl demStaphylo-
coccus pyogenes aureus, als dem Streptococcus
pyogenes gegenüber.
Naphthol leistet nach Bürkner^) nichts An-
deres, als die sonst gebräuchlichen Antiseptica. Ein
aus Naphthol ß und Natronhydrat zusammen-
gesetztes Präparat, das Müeroddin, wird vonCoz-
z 0 1 i n 0 *) zu Ausspülungen in 3 — 4proc. wässeriger
Lösung empfohlen.
Püooarpin empfiehlt sich bei soeben abgelau-
fener Otitis media purulenta acuta, wenn die
Otorrhöe aufgehört und die Trommelfdlperforation
sich geschlossen hat, das Gehör indessen trotz Be-
>) Arch. f.Ohienhkde.XXXVIL 3 u. 4. p. 230. 1894.
s) Lancet n. p. 427. Aug. 19. 1893.
s) Aroh. f. Ohrenhkde. XXXIV. 4. p. 246. 1893. a.
Ebenda XXXVII. 1 u. 2. p. 23. 1894.
*) Arch. f. Ohrenhkde. XXXVIL 1 u. 2. p. 22. 1894.
B) Arch. f. Ohrenhkde. XXXTV. 4. p. 246. 1893.
«) Mon.-Sohr. f. Ohrenhkde. n. s. w. XXVI. 3. 4. 1892.
') Arch. f. Ohrenhkde. XXXTV. 4.p. 246. 1893.
•) Ann. des Mal. de TOreille eto. XIX. 11. p.lOOl.
1893.
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde»
217
hudlung mit Lufkduscfae sich nicht bessern will
(Schubert^). Anwendung womöglich subcutan,
bei gesunden Erwachsenen mit nicht unter O.Ol g
pro dosi beginnend und rasch bis zur Grenze der
YertTfiglichkeit (0.015— 0.02 g) ansteigmid.
Soxqjodobaure Sake. Das Zinksalz wird von
Stetter«) in Pulverform (2.0 auf 20.0 Taloum
Tenet) zu Einblasungen bei chronischer Mittelohr-
aterung mit grosser Trommelfellperforation em-
pfohlen. Teichmann') verwendet unter den
Reichen Bedingungen besonders das viel weniger
reisende sozojodolsaure Kalium (und das noch
mildere, aber leichter lOeliche Natrium); bei Granu-
lation- und Polypenbüdung soll es nach geschehener
Abtragung die Neigung zu Becidiven vermindern.
Sublimat zu Ausspülungen des Ohres. Nach
Politzer^) niemals bei Kindern und bei weit
offener Tuba anzuwenden, nach 1 Woche oder
früher (eventuell vorübergehend) auszusetzen, wenn
der üble Geruch g&nzlioh verschwunden ist Con-
oentration 1 auf 2000. Theobald«) rftth zu
noch schwächeren Lösungen von 1 auf 8000, die
sich ihm bei akuter oder chronischer Mittelohr-
eiterung, wo die Ausspülungen mit Bors&ure keine
Hülfe schafften oder sogar reizend wirkten, oft
als nützlich erwiesen haben«
Tnbramphenol ist in Iproc Mischung mit pul-
vmsirter Borsäure von Barth*) mitVortheil ver-
wendet bei diffuser Otitis externa mit massiger
Schwellung und starker Sekretion (scrofuUtee Kin-
der) und bei Mittelohreiterungen.
THMoressigsäure ist vonCholewa^, Bürk-
ner*) und v. Stein*) zum Aetzen von Ghranula-
tionen in Gebrauch gezogen. Ein KrystaU der
S&ure wird mit Watte an einer Sonde befestigt
und damit die Touchirung vorgenommen. Die
Beizung ist stärker als bei Argentumnitricum, auch
läfist sich die Wirkung nicht mit der gleichen
Sicherheit auf eine eng umschriebene Stelle be-
schränken, dafür ist sie aber oft entschieden stärker.
Bei Chromsäureätzung grosserer Polypen vnrd, wie
T. Stein angiebt, der nachfolgende höchst putride
Ausfluss vollkommen geruchlos, wenn man den
Schorf mit einer coneentrirten Lösung von Trichlor-
>) Ber. über d. I. Vers. d. Deutschen otol. Ges. im
Arcli. f. Ohrenhkde. XXXIII. 3 n. 4. p. 313. 1892.
*) Arbeiten ans dem Ambolatoriam und der Privat-
klinik für Ohren-, Nasen- und Halsleiden. LHeft Königs-
berg L Pr. 1893. Nr. 2. p. 27. Stetter, Beitrag xor
8osojodQlthQriq>ie u. Nr. 3. p. 33. Krause, Die Otitis
media pnrolenta und ihre Behandltmg mit Zincum sozo-
jodolioom (auch als Inaug. - Diss. , klangen 1892, er-
flohienen).
s) Iherap. Monatsh. Vm. 4. p. 156. 1894.
4) Lancet ü. p. 426. Aug. 19. 1893.
s) Transaoi of the Amer. otoL Soo. XXY. p. 232. 1892.
*) VgL Ueb er hörst, Bericht über die in der üni-
versitätspoUklinik für Ohren-, Nasen- und Halskrank-
heiten vom 16. Oct 1890 bis 1. April 1893 behandelten
FSlle. Inaug.-Dis8. Marbnxg 1893.
T) Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXYI. 2. 1892.
•) Arch. f. Ohrenhkde. XXXVIL 1 u. 2. p. 23. 1894.
•) Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXYIII. 1. 1894.
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 2.
essigsaure recht sorgsam bestreichi Zum Scbutze
derOehGrgangsv&nde sind diese vorher mit Vaseline
SU bepinseln und ist der Ohrtrichter möglichst tief
einzuführen. Die üb^schüssige Säure muss durch
Ausspritzen entfernt w^en.
Die AspirüAion des eürigm BitJcefüiöhlminhaUs
vom Oehörgange aus mit Hülfe des jS^fe'schen
Trichters wird von Politzer^) und von Cour-
tade*) sowohl bei der akuten, als bei der chroni-
schen Otitis media purulenta empfohlen. Nach
Politzer soll sie dann stets in Anwendung ge-
zogen werden, wenn die Luftdusohe zwar etwas
Eiter heraustreibt, eine vollständige EnÜeernng
aber herbeizuführen offenbar nicht im Stande ist
Femer erweist sich die Methode als nützlich, wenn
durch neugebildete Bänder und Stränge einzelne
Theile der Paukenhöhle gegen die Tuba ab-
geschlossen sind, ja selbst bis auf die Zellen des
Warzenfortsatzes erstreckt sich ihr Einfluss.
Für dieEmsion des Trommüfeüs undderbeiden
ersten Oehörknöchelehen ') bei chronischen Eiterun-
gen im Ohre werden nach dem Vorgänge von
Schwartze zumeist die folgenden Indikationen
aufgestellt: 1) Garies des Hammers und Ambosses,
2) chronische Eiterung im Atticus tympanicus auch
ohne bestimmtes Zeichen für Garies am Hammer
und Amboss, 3) Cholesteatom der Paukenhöhle.
Politzer schränkt diese Anzeigen insofern ein,
als er auch eine gewisse Rücksicht auf das Gehör
genommen haben will^); man soll daher bei Per-
foration der Membrana flaocida Shrapnelli, wo die
Eiterung häufig auf den Atticus extsrnus begrenzt
>) Lanoet IL p. 427. Aug. 19. 1893.
«) Bull, de Ther. LXH. 33. p. 135. 1893.
*)Vgl.Sohwartze,Handbuchn.p.768. — Rein-
hard, Arch« f. Ohrenhkde. XXXIII. 2. p. 94. 1892. —
6runert,£benda3u. 4. p. 206. 1892.— Orunerto.
Panse, Ebenda XXXV. 3 u. 4. p. 234. 1893. — Gru-
nert, Ebenda XXXYI. 4. p. 281. 1894. — Lndewig,
Politzer, Ber. über d. XI. intemat med. Gongress zu
Born. EbendaXXXyn.3a.4p.254.1894.— Schmie-
gelow, Ztschr. f. Ohrenhkde. XXHL 2. p. 125. 1892 o.
Ebenda XXV. 1 u. 2. p. 95. 1893. — Gomperz, Mon.-
Schr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXVI. 12. 1892: XXVn.
1. 2. 4. 5.7.8.9.1893. — Stacke, Beii. klin. Wchnsohr.
XXIX. 4.1892. — Ho ff mann, Thüring.ftrzÜ.Corr.-Bl.
Nr. 7. 1892. — Eitelberg, Wien. KUnik XX. 7 u. 8.
p.207. 1894. — Miot, Revue de Laryngol., d'Otolog.etc.
XIV. 16. p. 642. 1893. — Lubet-Barbon, Ibidem
p. 653. — Dench, Ibidem XV. 21. p. 911. 1894. —
Delstanche, Bevue intemat deBhind., Otol. etc. HI.
20. 1893. — Moure, SuppL k laBevue de Laryngol.
Avril 15. 1894. — Burnett, Transaci of the Amer. otol.
Soc. XXIV. p. 116. 1892. — Dench, Ibidem XXVn.
p. 65. 1894. — Milligan, Lanoet I. p. 136. Jan. 16.
1892. — Milligan, Brit med. Joum. p. 563. Sept 9.
1893, — Barr, Ibid. p. 1167. Nov. 24. 1894. — Milli-
5 an. Ibid. p. 1168. — Jack, Boston med. and surg.
cum. CXXvI. 22. p. 545. June 2. 1892. — Black,
Philad. med. News LXn. 15. p. 400. April 15. 1893.
*) Nach den Beobachtungen in Schwartze 's
Klinik^ womit auch diejenigen von Schmiegelow und
zahlreichen anderen Autoren übereinstimmen, erfuhr das
Gehör durch (tie Operation in der Hälfte der Fälle eine
sehr wesentliche Besserung, in etwa Vi der Fälle blieb es
ohne Veränderungund in etwa Vis wuroe es yeischlechtert»
28
218
Blau, Bericht Aber die neueren Leistungen in der Ohrenheilknnde.
und dasH8rverm5gen oft nahezu normal ist, zuerst
eine conservative Therapie, eventuell die operative
Freilegung des Äusseren Atticus versuchen, von der
Erfahrung ausgehend, dass umschriebene Oaries am
Hammer und Amboss ausheilen kann und ebenso
eine Eiterung im äusseren Atticus, ohne krankhafte
Verfinderungen am Hammer und Amboss zu hinter-
lassen. 0 0 m p e r z schliesst sich auf Grund seiner
vergleichenden Beobachtungen mit der conserva-
tiven und der operativen Behandlung dem eben
Gesagten an, dagegen stellt er als eine neue An-
zeige auf das Vorhandensein von Entzündungen im
oberen PaukenhOhlenraume bei der akuten Otitis
media purulenta, wenn Schwindel, üebelkeit, bez.
Erbrechen und Kopfschmerz nach der Aufmeisse-
lung des Antrum mastoideum nicht bald nachlassen.
Nach Grunert kann die Hammerextraktion auch
dann Anwendung finden, wenn bei grosser centraler
Perforation des Trommelfells und maximaler Ein-
ziehung des Hammergriffes durch die Verwachsung
des oberen Perforationrandes mit der Labyrinth-
wand dem Eiterabfluss ein Hindemiss entgegen-
gesetzt wird. Hoffmann empfiehlt sie nach
Kessel bei isolirtem Hammergriffe, gleichgültig
ob letzterer in normaler Stellung oder retrahirt ist,
femer bei der Lichtkegelperforation und bei den
nieren- und herzförmigen Perforationen, wenn die
Tenotomie des Trommelfellspanners zur Besei-
tigung der Eiterung nicht genügt, üeber die Ope-
ration selbst sei bemerkt, dass mit Ausnahme der
letztgenannten Indikationen die Exdsion sich immer
nicht allein auf den Hammer, sondern auch auf den
Amboss erstrecken muss. Denn die Untersuchun-
gen vonGrunert in Schwartze'sElinikhaben,
gleich wie die schon früher ebendaselbst vonLude -
wig vorgenommenen, gelehrt, dass die Carlos des
Hammers in der Begel von solcher des Ambosses
begleitet, dass die isolirte Oaries des Ambosses aber
bei Weitem h&ufiger als diejenige des Hammers
(1 zu ^/s) ist, eine Beobachtung, die ihre Bestäti-
gung seitdem auch noch von verschiedenen anderen
Seiten gefanden hat Als charakteristisch für eine
isolirte Ambosscaries werden von Grunert die
folgenden otoskopischen Bilder bezeichnet: Das
Trommelfell fehlt bis auf einen oberen Saum, in
dem der retrahirte Hammer sichtbar ist, und unter
dem Trommelfellreste zeigt sich nach hinten oben
eine kleine Granulationwuchemng, während man
in anderen Fällen an der gleichen Stelle trotz sorg-
fältigster Abtupfung stets einen Eitertropfen von
hinten oben hervorkommen sieht (Oaries am langen
Schenkel des Ambosses). Oder hinter dem Hammer
besteht eine Perforation, die nach oben bis an die
untere Grenze der Membrana flaccida Shrapnelli,
nach vorn bis an den Hammergriff oder beinahe
bis an diesen heranreicht ; wenn der untere Per-
forationrand mit dem Promontorium verwachsen
ist, so überragt ihn der obere sofütenartig (des-
gleichen Oaries des langen Ambossschenkels). Oder
drittens es zeigen sich Fisteln in der Membrana
flaccida Shrapnelli, und zwar hinter dem hatm
Fortsatze des Hammers liegend (isolirte Amboss-
caries). Wo 2 FistelOffnungen , über und hinter
dem Processus brevis, vorhanden sind oder wo die
ganze Shrapnell'sohe Membran von einer breiten
Granulation überwuchert wird, ist das Vorliegen
von Ambosscaries und Hammercaries im höchsten
QnAe wahrscheinlich. Um eine vollständige Frei-
legung des Atticus tympanicus sammt seinem In-
halte zu ermöglichen, sowie femer der Eiterung in
das Antrum mastoideum nachzugehen, bis wohin
sie sich meist erstreckt, hat Stacke ein Verfahren
ersonnen, das darin besteht, dass nach Ablösung
und Vorklappung der Ohrmuschel und nach Aus-
losung des häutigen GehOrgangs die äuss^^ Atticas-
wand, ebenso wie der mediale Theil der hinteren
oberen Gehörgangwandung abgemeisselt und die
flache Mulde, die das Antrum mastoideum jetzt
nach dem Gehörgange zu bildet, durch einen aus
der häutig-periostalen Auskleidung des letzteren
hergestellten Lappen gedeckt wird. Auf dieae
Weise sollen die Heilungsbedingungen wesentlidi
günstiger gestaltet werden und soll sich die manch-
mal recht schwierige Ambossextraktion leichter
und mit geringerer Gefahr von Nebenverletzungen
(Facialis) vollziehen lassen. Die genannten Vor-
theile werden von Schmiegelow und Lubet-
Barbon bestätigt, auch ist in Kessel's Klinik,
wie Hoff mann angiebt, und zwar unabhängig
von S t a c k e , ein ähnliches Vorgehen in Gebrauch.
Schwartze erkennt dem Verfahren Stacke's
dann den Vorzug vor der einfachen Ertraktion der
Gehörknöchelchen zu, wenn entweder der Meatus
auditorius extemus stark verengt ist oder wenn
aus dem otoskopisdien Befunde (Menge des Eiters,
Knochenfisteln im Gehörgange, Zeichen von Er-
krankung des Warzenfortsatzes, Oholesteatom) sofort
einleuchtet, dass die Eiterung nicht von Oaries der
Gehörknöchelchen allein abhängen kann. Hin-
gegen soll man sich bei der Wahrscheinlichkeit
einer isolirten Erkrankung der Gehörknöchelchen
vorerst auf deren Extraktion vom Meatus ans be-
schränken, um, wenn nöthig, noch später die Aaf-
meisselung des Atticus oder Antrum vorzuneh-
men *).
Die Gefahrlosigkeit der EdrakUon des SUiff-
1) Ans den neueren Berichten aas Schwärt ze*s
Klinik geht allerdings hervor, dass auch hier dieftUle
von isolirterOehörknöchelohenoaries als nur relativ selten
erkannt worden sind. Wie Grunert hervorhebt, wird
durch die einfache Hammer- Ambossextraktion nur dann
eine rasche Heilung der Eitemng gewährleistet, Trenn
eine reine intermediäre Perforation des Trommelfells vor-
liegt, also eine solche der Membrana flaccida Shrapnelli
oder im hinteren oberen Trommelfeliabschnitte, der
Gegend des langen Ambossschenkels entsprechend. So-
bald aber die Perforation bis an den Knochenrand heran-
reicht, sei es die laterale Attionswand oder die hintere
obere Wand des knöchernen Gehörgangs, vermindern sich
die Chancen, mit der blossen Extraktion des Hammers
oder von Hammer and Amboss aoszakommen, am dn
Bedeutendes.
Bergh, Embryologie. — Neisser, Stereoskopischer medicmiBeher AÜas.
219
bügelst) selbst bei f5tiden Eiterungen ist durch die
Fälle Schwartze's von unbeabsichtigter Ent-
fernung bewiesen worden. Man wird sich daher
bei etwaiger Caries vor dem Eingriffe nicht zu
scheuen haben. Wenn es sich dagegen um eine
Schwerbeweglichkeit des Steigbügels nach ab-
gelaufener Otitis media purulenta handelt, soll man
zuerst immer einen Versuch mit der unblutigen
oder blutigen Mobümrung machen, letztere durch
die Durchschneidung des langen Ambossschenkels,
die Discision von Verwachsungen der Steigbügel-
schenkel oder von neugebildeten Bindegewebe-
maesen im Fei vis ovalis, die Tenotomie des M.
stapedius ausgeführt, ein Eingriff, dessen Wirkung
noch durch ein künstliches Trommelfell verstärkt
») Vgl. Sohwartze, Handbuch IT. p. 776 u. 784.
— Garnaalt, Ber. über d. XI. intemat. med.Congress
zu Rom im Arch. t Ohrenhkde. XXXVII. 3 n. 4 p. 262.
18d4. — Bezold, Ztsohr. f. Ohrenhkde. XXIV. 4p. 269.
1893. — Gomperz, Mon.-8chr. f. Ohrenhkde. u. 8. w.
XXVn. 9. 1893. — Miot, Revue de Laryngol., d'Oto-
log. etc. XIV. 16. p. 644. 1893. — Jaok, Transact of
the Amer. otol. Soc. XXV. p. 284. 1892. — Blake,
Ibid. p. 306. — Blake, Ibid. XXVI. p. 464. 1893. —
Jaok, Ibid. p. 474 ■— Denoh, Ibid. XXVII. p. 65.
1894. — Jack, Ibid. p. 102. — Jack, Boston med. and
snrg. Joum. CXXVn. 19. 20. p. 445 u. 476. 1892 u. Ibid.
CXXVm. 1. p. 8. 1893.
werden kann (Blake). Die Möglichkeit unan-
genehmer Folgeerscheinungen nach der Extraktion
des Steigbügels (Ohnmacht, Erbrechen, Schwindel,
Oehörverschlechterung) wird durch die Beobach-
tungen von Bezold und Blake dargethan; vgL
das unter „Behandlung der Otitis media catarrhalis*'
C^esagte.
Die Tenotomie des M. tensor iympani endlich
findet durch E e s s e H) in solchen Fällen von chro-
nischer Mittelohreiterung Empfehlung, in denen
entweder eine Trommelfellperforation in der Gegend
des Lichtkegels oder eine nieren- oder herzförmige,
jedoch noch nicht bis an den Sehnenring reichende
Perforation mit Isolirung des Hammergriffes be-
steht. Vorbedingung für eine dadurch zu erwartende
Heilung der Eiterung ist das Nichtvorhandensein
von Caries, für eine Besserung der Funktion die
normale Beweglichkeit der Steigbügelplatte, das
Intaktsein des nervösen Apparates und das Fehlen
von ausgedehnten Verwachsungen. Bei umschrie-
bener Verwachsung des Trommelfells, des Hammers
oder beider mit dem Promontorium muss der Teno-
tomie stets eine Ablösung dieser Theile vorher-
gehen. (Schloss folgt)
«)Vgl. Hoffmann. Arch. f. Ohrenhkde. XXXVL
4. p. 271 u. XXXVn. 1 u. 2. p. 1. 1894.
C. Bücheranzeigea
40. Vorlesungen über allgemeine Bmbryo«
logie; von R. S. Bergh. Wiesbaden 1895.
G.W.EreideL 289 S. u. 126 Abbild. (7Mk.)
Während auf vielen anderen Specialgebieten
der Naturwissenschaft und Medicin das Erscheinen
neuer Lehrbücher in den letzten Jahren weit über
das Bedürfniss hinausgegangen ist, kann auf dem
Gebiete derEntwickelungsgeschichte ein Werk wie
das vorliegende seines Leserkreises gewiss sein.
Die Embryologie hat sich unter ihren Schwester-
wissenschaften eine so bevorzugte Stellung ge-
schaffen, dass das Verlangen nach einer Einfüh-
rung in sie nicht nur in den Kreisen der jungen
Studirenden besteht, die ja leider doch meist für's
Examen arbeiten, sondern auch bei so manchem
Uteren Naturwissenschaftler und Arzt, der es be-
dauert, dass zur Zeit seines Studium ihm noch
keine Gelegenheit gegeben werden konnte, sich mit
diesem wichtigen und interessanten Forschungs-
zweige zu beschäftigen. Freilich ein Eindringen
in die Tiefen der spedellen Embryologie wird
immer den Männern vom Fach vorbehalten bleiben;
B. aber hat sich auf die allgemeinen Thatsachen und
Gesetze der Entwickelungsgeschichte beschränkt
und wird dadurch seinem Zwecke, eine Einleitung
für Anfänger zu geben, am besten gerecht Zu
dieser Beschränkung im Stoffe kommt eine wohl
überlegte Knappheit in der Darstellung : auf Theo-
rien, besonders wenn sie durch Thatsachen nicht
genügend gestützt sind, lässt B. sich nicht lange
ein, dagegen packt er seinen Gegenstand mit Vor-
liebe dort, wo er besonders interessant ist, nämlich
bei der experimentellen Seite. So versteht er,
Interesse zu wecken und vorhandenes wach zu
halten bis an'sEnde und so mancher Leser wird von
dem dankenswerthen Anhange Gebrauch machen,
der eine Anleitung zu eigenen Beobachtungen und
Versuchen, natürlich der einfachsten Art, enthält
Die Ausstattung des Buches ist bei aller Gediegen-
heit einfach, so dass der wünschenswerthen Ver-
breitung auch der Preis nicht entgegensteht
Teiohmann (Berlin).
41. Stereoskopifloher medioinisöher Atlas.
Sammlung phoiographiseher Bäder (xua dem
Oesammtgebiete der klinischen Medicin, der
Anatomie, der pathologischen Anatomie u. s. w. ;
herausgeg. unter der Mitwirkung zahlreicher
Fachgenossen von Prof. Dr. A.Neisser in
Breslau. Der ganzen Sammlung 4. Lieferung.
}. Folge der Abtheüung Chirurgie, Aus der
220 Günther, Bakteriologie. — MObius, Neuropathol. Beitrage. — Rieder, Handbach.
königL Chirurg. Klinik in Bredaa. Kassel
1895. Th. 0. Ilsoher n. Co. Kl. 8. 12 Tal
mit Tert (4 Hk.)
Yon dem Neisser 'sehen stereoskopischen
medicinischen Atlas liegt jetzt die 1. Folge der
Abtheilung Chirurgie vor. Auf 12 ausgezeichnet
ausgeführten Tafeln werden chirurgische Erkran-
kungen des G^esichts vorgeführt: Epithelialcarcinom
der Stirn und des oberen Augenlides ; Osteom des
Stirnbeins; Hyperplasie der Thrftnendrüsen mit
gleichzeitiger Erkrankung der submaxillaren und
Gaumendrüsen; Plattenepithelkrebs der Nase;
multiple carcinomatöse Geschwüre im Gesicht;
Carcinom und Lymphangiom der Unterlippe; Sar-
kom des Unterkiefers; muskulftre Makroglossie;
Noma; Abscess am Hinterhaupte, einen Tumor vor-
täuschend. Die sftmmtlichen Objekte entstammen
Kranken der Mikulicz'schen Chirurg. Klinik;
die Assistenzärzte Tietze und Henle haben zu
den einzelnen Tafeln kurze Krankengeschichten
geliefert Mikulicz selbst hebt in einem kurzen
Vorworte den grossen Nutzen der stereoskopischen
Darstellung für die meisten chirurgischen Krank-
heitsbilder hervor. „Hier muss der angehende Arzt
im Baume sehen, beobachten und combiniren lernen.
Scheinbar geringfügige Niveaudifferenzen und Ab-
weichungen von der normalen Plastik der Kürper-
formen werden hier zu wichtigen diagnostischen
Anhaltepunkten.^' Mikulicz verwendet seit
2 Jahren das Stereoskop im klinischen unterrichte.
P. Wagner (Leipzig).
42. WfnfBhmTig in das Stadium der Bakte-
riologie mit besonderer Barüokfidhtiguig
der mikroskopischen Technik; von Dr.
Carl Günther. 4. verm. n. veib. Auflage.
Leipzig 1895. Georg Thieme. Yniu.461S.
(10 Mk.)
Auch diese neueste Auflage des bei Aerzten
und Studirenden gleich schnell beliebt gewordenen
Werkes ist von Q. sorgfältig bearbeitet und von
dem Verleger gut ausgestattet worden. Es be-
rücksichtigt sämmtliche in den letzten Jahren in
der Bakteriologie gemachten Fortschritte. Das
sehr handliche Buch gewinnt an Werth dnrc^ die
anschaulichen Photogramme, von denen viele durch
bessere ersetzt worden sind. Diese ermöglichen
es neben dem ausführlichen Eingehen auf die
mikroskopische Technik dem Anfänger, sich rasch
in das C^biet der Bakteriologie einzuarbeiten.
Wolf (Dresden).
43. Neurologische Beitrage ; von P. J. M ö b i u s.
Leipzig 1895. J. Ambr. Barth. Or. 8. lY. Heft
(4Mk.)
Das 4. (und vorläufig Schluss-) Heft der neuro-
logischen Beiträge enthält die Arbeiten M.'s über
verschiedene Formen der Neuritis nnd über ver-
schiedene Augenmuskelstörungen.
Dem Hefte ist ein Sachr^ster zu den gesamm-
ten Beitragen beigegeben. K. 0 r u b e (Neuenahr).
44. Haadbiudi der intlldhen Teolmik; von
Dr. Hermann Bieder, Privatdooent o.
Assistent der medicinischen Klinik zu Mün-
chen. Leipzig 1805. F. G. W. Yogel. Or. 8.
XI u. 411 S. (10 Hk.)
V. Ziemssen hat in seiner Klinik ^technische
Curse" eingerichtet, in denen alles Das gelehrt nnd
geübt wird, was der Arzt an technischen Fertig-
keiten, an Apparaten und deren Handhabung n. s. w.
kennen muss. R. hat diese Gurse gehalten und
hat nun ihren Inhalt, wohl in etwas erweiterter
Form, in dem vorliegenden Buche wiedergegeben.
Den Cursen liegt ein sehr richtiger Gedanke zu
Grunde nnd das Buch kann des allgemeinen Bei-
falls sicher sein. Der Arzt kann dadurch, dass er
diesen oder jenen Apparat, diesen oder jenen Hand-
griff gar nicht oder doch nur ungenügend kennt,
nicht nur in die peinlichste Lage dem Kranken
und der Umgebung gegenüber kommen, er wird
auch mit sich selbst oft genng in bösen Zwiespalt
gerathen , wenn er das abscheuliche GtefOhl hat,
durch seine Unkenntniss vielleicht etwas Wich-
tiges verabsäumt zu haben. Ein vollgültiger Er-
satz für die „technischen Curse'* kann das Buch
selbstverständlich nicht sein, aber es wird allea
Aerzten zur Befestigung und Erweiterung Dessen,
was sie gelernt haben, gute Dienste leisten und
kann auch die Bekanntschaft mit bis dahin fremden
Dingen vermitteb.
Der Inhalt des Buches ist überrasdiend reich-
haltig: physikalische Diagnostik, die verschiedenen
Spiegelimtersnchungen, mikroskopische, bakterio-
logische, chemische Untersuchungen, Untersuchung
des Nervensystems, Elektrodiagnostik und Elektro-
therapie, die Impfiong, die ganze kleine Chiruigie,
Narkose, „thermische Prooeduren^, alles das und
noch vieles Andere wird besprochen und mitHölfe
zahlreicher Abbildungen anschaulich gemacht Die
einzelnen Gapitel sind zum Theil etwas ungleich.
Die sogen, physikalischen Untersuchungsmethodoi
sind dem Plane des Buches entsprechend nur
insoweit berücksichtigt, als das rein Technische,
die Handhabung der nöthigen Apparate, in Frage
kommt Wenn bei der Spiegeluntersuchung das
Eehlkopfbild gegeben wird, dann könnte man
etwas Entsprechendes auch für Auge, Ohr und
Nase verlangen. Die klaren anschaulichen Be-
schreibungen sind stellenweise vielleicht doch
etwas zu kurz und glatt, die (sehr wichtigen und
häufig in Betracht kommenden) hohen Darm-
eingiessungen bei Ileus u. s. w. sind doch durch-
aus nicht immer so einfach, wie man es nach der
Schilderung R's denken müsste. Vielleicht nimmt
B. hier und an mancher anderen Stelle noch etwas
mehr auf Das Rücksicht, was einem Ungeübten
störend in den Weg treten kann.
Alles in Allem ein vortrefflicheoi Buch, dem
man eine grosse Verbreitung voraussagen kann.
Dippe.
Hüetlin. — Donat — Fassow.
221
45. l)Beoeptta8ohenbaoh mi^iVdtsan^odd (fer
HedikamefUe ; Ton Dr. C. Th. Hüetlin in
Freiburg L B. Wiesbaden 1895. J. F. Berg-
mann. KL 8. XI u. 64 S. (2 Mk.)
2) Hnemoteohnik der Beoeptologie; von
Demselben. Ebenda erschienen. El. 8.
22 S. (1 Mk.)
1) Das Becepttaschenbuch ordnet die Beoepte
nach Krankheiten der einzelnen Organe. Es hat
einen allgemeinen Theil: Chirargie^ Desinfektion,
Nntrientia und Boborantia, Antipyretica, Nervina,
Excitantia, Derivantia, und einen speciellen Theil :
Augen, Ohren, Nase, Lunge, Herz, Magen u. s. w.
Uns persönlich erscheint diese Anordnung nicht
sehr vortheilhaft Meist liegt die Sache doch so,
dass man weiss, welches Medikament man an-
wenden will und dass man sich nur über die Dosis
und Form unterrichten will. Dazu verhilft die
Auf zflhlung der Mittel nach dem Alphabet schneller.
Die angeführten Becepte sind einfach und wohl
meist erprobt, zweckentsprechend.
2) Die „Mnemotechnik^^ giebt ein Mittel an,
um die Maximaldosen sftmmtlicher Medikamente
jederzeit im Kopfe zu haben. Wir haben nie das
Bedürfniss danach empfunden und haben uns auch
nicht von der Zweckmässigkeit des vorgeschlagenen
Mittels überzeugen können. —
An y^Jrxneherordnungm'^ fehlt es uns jetzt
wahrlich nicht Bei S. Karger in Berlin (1895) ist
ein ,,7%er(qmd%sche8Vadeinecum'^ von F. Kaliski
erschienen (KL 8. 141 S.) mit 700 nach alpha-
betisch aufgereihten Krankheiten geordneten, aus-
taxirten Becepten nebst einer Anleitung zur Be-
rechnung von Becepten.
Die med. Bibliothek für praki Aerzte hat durch
Dr. Richard Landau ebenfalls ihre Arznei^
Verordnungen speciell „für Krankenkassenfirzte*' er-
halten (Leipzig. G. G. Naumann. KL 8. 151 S.))
die mit einer kurzen allgemeinen Yerordnungs-
lehre beginnen, zahlreiche Arzneitaxen wiedergeben
und dann die wichtigsten Medikamente in alpha-
betischer Reihenfolge kurz durchsprechen.
Dippe.
46. I>ie gsrnSkologisobe ünteranohong. Für
den prcüdischm Arxt; von Dr. J. Donat in
Leipzig. [Medicin. Bibliothek Nr. 64 — 65.]
Leipzig 1895. C.O.Naumann. Kl. 8. 82 8.
mit 26 Abbüd. im Text (1 Mk.)
D. giebt eine für den praktischen Arzt be-
stimmte übersichtliche Zusammenstellung aller
für eine voUstfindige gynäkologische Untersuchung
zur Yerfdgung stehenden Methoden und Hülfs-
mittel unterstützt durch eine Anzahl wohlgelun-
gener Abbildungen. Die Lagerung der Kranken,
TJntersuchungstisohe, die verschiedenen Beinhalter
werden ausführlich beschrieben, von letzteren die
von I h 1 e und Sänger besonders empfohlen. Bei
der oombinirten Untersuchung wird auch die
Technik der Harnleiterpalpation angegeben, der
Warth der rectalen Untersuchung, sowie der
künstlichen Dilatation des Uterus nach He gar
besonders betont. In das Capitel der Untersuchung
von Harnröhre und Blase ist die Katheterisation
und Sondirung der Ureteren eingeschlossen. In der
Anleitung zur Narkosenuntersuchung bleibt die
Frage der Wahl des Betäubungsmittels unerörtert
Für die Speculumuntersuchung empfiehlt D. von
den rinnenfSrmigen das sich selbst haltende Spe-
culum bivalv. von Neugebauer.
Mit Becht warnt D. vor einem Zuviel bezüg-
lich der Uterussondirung und hebt die Nothwen-
digkeit einer jeden Sondirung vorauszuschickenden
Örtlichen Desinfektion hervor.
Zur unblutigen Erweiterung der Cervix will
D. von Quellmitteln gebogene, in Jodoformäther
aufbewahrte Laminanastifte verwandt wissen.
Anhangweise wird die mikroskopisch -anato-
mische Untersuchung von ausgeschabten Schleim-
hautstückchen, bez. excidirten Oewebetheilen kurz
abgehandelt. Das Schlusscapitel ist der Probe-
incision und Punktion gewidmet.
Sondheimer (Frankfurt a. M.).
47. Bine neue TranBplantatlonB-Methode
für dieBadikaloperation bei chronisohen
Eiterungen des Mittelohres ; von Stabsarzt
Dr. Pas so w. Berlin 1895. A. Hirschwald«
Gr. 8. 10 S. mit 1 Taf. (1 Mk.)
Der grösste Uebelstand, welcher der bisher
geübten Methode der Radikaloperation bei chro-
nischen Eiterungen des Mittelohres anhaftet, liegt
in der langen Heilungsdauer. Diese hat ihren
Grund darin, dass die Ueberhäutung des weiten
Enochentrichters ausschliesslich von dem Lappen
ausgeht, den man aus der hinteren Qeh5rgangs-
wand gewinnt Es hat bisher nicht an Versuchen
gefehlt, Lappen aus der äusseren Haut zu bilden
und in die Knochenwunde einzuheilen. Der Er-
folg, der damit erzielt wurde, war aber meist ein
geringer. P. hat folgendes Verfahren erdacht und
mit Trautmann 's Unterstützung zur Ausführung
gebradit
Der erste Hauisohnitt wird ciroa 2om hinter der
Ohrnuisohel direkt bis auf den Knochen geführt Er
beginnt in der Höhe der oberen AnheftungsteÜe der Ohr-
muschel, führt senkrecht nach onten, direkt hinter der
Spitze des Warzenfortsatzes vorbei und wird von da
nach dem Hals um 17,cm verlängert Hierzu wird ein
Farallelschnitt geführt, der am vorderen Rande des Ohr-
läppchens beginnt und 2 cm nach abwärts führt Die
unteren Endpunkte der Parallelsohnitte werden durch
einen Schnitt verbunden, der von hinten unten nach vom
oben gerichtet ist Auf diese Weise entsteht an der Haut
des Halses ein Lappen, der circa 4qcm gross, auf 3 Seiten
frei ist und nach oben mit der Ohrmuschel in Verbindung
steht.
Nachdem die Knochenoperation vollendet ist, wird
der Gehörgang dort, wo untere und hintere Wand in
einander übergehen, in der Biohtung seiner Achse ge-
spalten, die hintere Wand durch einen zweiten zum
ersten senkrechten Schnitt von der Ohrmuschel los-
getrennt und nach oben geklappt Hier wird ihr freier
vorderer Rand mit dem entsprechenden Stück des freien
Bandes der Ohrmuschel vernäht Wenn dann später
222
Lindh ooh Eöster, ArsborftttelBe etc.
die Ränder des arsprÜDglichen Schnittes mit einander
Tereinigt werden, schiebt sich der Lappen in die liefe
des EnochentrichterB und deckt bequem den vorderen
oberen Theil der KnochenhÖhle. Der hintere freie Rand
des Stückchens vom Gehörgange, das in der Ohrmuschel
verblieben ist, wird mit dem darüber liegenden Hautrand
der letzteren vernäht, um an dieser Stelle keine granu-
lirende Fläche zu erhalten.
Zum Schlüsse wird der oben beschriebene Lappen
aus der Haut des EEalses um einen Drehpunkt, der etwas
hinter dem Ohrläppchen liegt, nach oben in die Knochen-
wunde hinein^edreht; so zwar, dass sein vorderer Rand
über den Facialwulst nach dem Gehörgang zu liegen
kommt und mit dem freien Rand der unteren häutigen
Gehörgangswand sorgfältig vernäht wird. Der hintere
Rand des Lappens wird mit dem hinteren Wundrand
vernäht. Durch Tamponade legt er sich an die knöcherne
Unterlage an. Der am Hals entstehende Hautdefekt
lässt sich bequem dadurch schliessen, dass man die ein-
ander gegenüberliegenden Hautränder durch die Naht
vereinigt
Ref. hatte vor Kurzem (Gelegenheit, in der
Trantmann'schen Ohrenklinik 20 Kranke, die
nach dieser Methode operirt waren, zu sehen. Die
implantirte Haut war in allen Fällen gut angeheilt,
zeigte nirgends eine Spur von Atrophie. Die Wund-
Sekretion war ausserordentlich gering, die Schmerz-
haftigkeit der Tamponade, was ganz besonders
hervorzuheben ist, weit geringer, als bei der früher
geübten Methode. Endlich wird die Heilungs-
dauer um Monate herabgesetzt Es kann lieinem
Zweifel unterliegen, dass das P.'sche Verfahren
sich rasch überall Eingang verschaffen wird.
Mann (Dresden).
48. lr8berättel8eNo.4 ttka allm&nnaoohSahl«
grenska qjnkhnset i Göteboig för är 18M ;
utgifven af Dr.A.Lindh ochDr.H.Köster.
Göteborg 1895. Meyer och KOeter's bok-
tryckeri. 8^ 43, 6, 36, 18 och 159 s.
Im Jahre 1894 wurden im Ganzen behandelt
2439 Kr., von denen 2114 (geheilt, gebessert oder
ungebessert) entlassen wurden, 144 (5.9<^/o) starben;
in der unter Köster's Leitung stehenden med.
Abtheilung wurden 1201 behandelt, 1025 ent-
lassen, 86 (7.16^/o) starben, in der unter L i n d h 's
Leitung stehenden Chirurg. Abtheilung wurden von
1238 Behandelten 1089 entlassen, 58 (4.68o/o)
starben. Der vom 2. Arzte der chirurgischen Ab-
theilung, K. Schiller, abgefasste Bericht über
diese enthält eine tabellarische üebersicht, Berichte
über die in der Klinik und Poliklinik ausgeführten
Operationen und über die Todesfälle. Daran
schliesst sich eine von 0. T i r 6 n zusammengestellte
tabellarisohe Üebersicht über die im Reoonvales-
centenheimGötaberg Behandelten (286), von denen
keiner starb. Ausserdem enthält der Bericht noch
6 klinische Mittheilungen aus der chirurgischen
Abtheilung.
A. Lindh theilt einen Fall von Darminvciginaiion
bei einem 5 Mon. alten Sjiaben mit, die mittels Laparo^
iomie und Reposition gehoben wurde.
Karl Schill er berichtet über 8 Fälle von Operor
turnen tcegen Äppendidtis, von denen im 1. keine eigent-
liche Appendicitis vorlag und die gefundene Anschwel-
lung des Froc. vermiformis wohl einer üusseist üohdea
allgemeinen Peritonitis in Folge von Perforation eines
Mi^ngeschwürs zuzuschreiben war. Im 2. Falle fehlten
bei der 60 Jahre alten Fat. alle anamnestischen Daten,
die Kr., die wegen einer Ovaiiencyste opehrt wurde,
konnte sich nur erinnern, vor etwa 10 Jahren einmal
Schmerz im Epigastrium, nicht in der Gökalgegend, ^
habt zu haben; bei der Operation fand man eine
lange, birnenförmig Erweiterung des Proo. vermifonnis.
Im 3., 4. und 6. Fule (Erschwerung der Operation durch
zahlreiche schwielige Adhäsionen, Eiterherde, Drainajge
der Bauchhöhle) wurde im freien Intervall operirt, im
5. kurz nach einem Anfalle, im 7. und 8. während des
Anfolles; im 7. (l^ähr. Mädchen) bestanden schon
Zeichen von Sepsis, ehe die Eltern die Operation zuliessen;
bei der Operation konnte von der Abscesshöhle aus der
Proc. vermiformis nicht entdeckt werden, sondern nor
durch Sondirung vom Goeoum aus ; die Er. starb, auch
im 8. Falle starb die £r., die zu spät zur Operation kam«
In 3 von A. Li n d h mitgetheilten Fällen ronÄppen-
dieüia wurde im freien Intervall operirt Im 1. Falle
fanden sich trotz schweren Symptomen nur sehr geringe
Veränderungen bei der Operation ; im 2. hatten schwere
Symptome Jahre lang gedauert und die Pai sehr herunter
gebracht, bei der Operation fand man eitrigen Katairh
und Striktnrbildung, aber weder Perforation, noch Ad-
häsionen. Im 3. Falle bestanden schwere, ileusartige
Symptome; nach der Operation erfolgte durch Gasauftrei-
bung Perforation eines Geschwürs im Goecum, bei der
Sektion fand sich eine Knickung an der Flexura coli
hepatica.
Einen Fall von Nephrektomie mit Ureterektomie
wegen Tuberkulose der rechten Niere mit günstigem Aus-
gange theilt K. Schiller mit
In 3 Fällen von diffuser Peritonitis führte A. Lindh
die Lajparotomie aus, in 2 Fällen (in deren einem Peri-
typhlitis zu Grunde lag und Ileussymptome bestanden,
während im anderen Perforation bei Appendicitis die Ur-
sache war) mit günstigem Ausgange; im 3. Falle folgte
nach der Operation vorübergehende Besserung, aber
14 Tage später trat der Tod ein. In einem 4. Falle, in
dem die Peritonitis von Perforation eines Geschwürs des
Proc. vermif. ausgegangen war, wurde nicht operirt ; der
Pai starb an ulcerativer Colitis, zwischen den Daim-
schlingen fanden sich Eiteransammlungen; eine zeitige
Operation hätte wahrscheinUch das Leben retten können.
In einem Falle von nicht complicirter chronischer
Pyelüis mit Bindegewebehyperplasie in der Niere, deren
Ursprung dunkel blieb, führfce Lindh die Nephrdäomü
aus mit günstigem Ausgange.
Der statistische Bericht über die medicinische
Abtheilnng ist von Dr. H. Eöster bearbeitet, von
dem auch fast alle anderen Mittheilungen stammen,
die dieser Theil ausserdem enthUt
Subakute Leukämie bei einem 5 Jahre alten Knaben
ging wahrscheinlich von der Milz aus, die bei der Sektion
vergrössert und sehr hyperämisch gefunden wurde; in
der Leber fand sich bedeutende centrale Atrophie.
In einem Falle von primärer Aktinomykose der Lunge
war vorher durch Operation anscheinend Heilung erzielt
worden (vgl. Jahrbb. OCXLIV. p. 220), nach einigen
Monaten wurde aber der Pat. wieder aufgenommen unter
dem Erankheitsbilde einer chronischen Pyämie; er starb
und bei der Sektion fanden sich zahlreiche metastaüsche,
gpische Aktinomykosenkömer enthaltende Abscesse in
aut, Herz, Nieren, Milz und Gehirn.
Zwei Fälle von suppurativer Cholecystitis zeigen,
wie latent ziemlich bedeutende Y eränderungen der GaUen-
bUse verlaufen können; im 1. der beiden Fälle war die
Diagnose mit Wsdirscheinlichkeit auf Paratyphlitis mit
Lel^rabscess gestellt worden und erst die Sektion ergab
Gallensteine mit suppurativer Cholecystitis; auch im
2. Falle war während des Lebens kein Symptom vor-
handen gewesen, das auf Gallensteine gedeutet hätte,
Bohata u. Hausenbiohler, Sanitäts-Bericht des Ssterreiohischen Küstenlandes. 223
In einem Falle von traumoHseher Neurose nach
einem Sturze, in dem sich nicht sicher feststellen liess,
welche Körperseite die dabei getroffene war, fanden sich
aosgeprä^ hysterische Stigmata fAnalgesie der rechten
Xörperseite, hysterischer Hasten), Simulation war natür-
lich nicht anzunehmen.
Ckroniseher Ikterus bei einem 3 Jahre alten Knaben
beruhte, wie die Sektion aaswies, auf Oompression der
OcUlengänge durch geschwollene Lifmphdrüsen, was schon
während des Lebens angenommen worden war, ausser-
dem &nd sich Perforation der Wandung des Ductus
choledochus.
In einer umfangreicheren Abhandlung beepric^t
Köster die Behandking des Erysipels, besonders
mit Yasmin, und den erys^oekdösen Process. Die
Behandlung mit Yaselin giebt nach seinen Erfah-
rungen keine schlechteren Resultate als die mit
anderen Mitteln (Blei wasser, Jodpinselung, Ichthyol-
Taaelin und Sublimatlanolin), es ist eben so wirk-
sam wie diese und hat den Yorzug, dass es frei
Yon unangenehmen Nebenwirkungen und billig ist
Die genaue Untersuchung von 207 Fällen hat K.
ergeben, dass das Erysipel eine ganz besonders
launenvolle Krankheit ist; die Höhe der Körper-
temperatur steht in keinem Yerhältniss zur Aus-
breitung des Processes, die sich weder durch zeitiger
eingeleitete Behandlung beeinflussen, noch von An-
fang an mit einiger Sicherheit abschätzen Ulsst
Die Prognose ist im Allgemeinen gut, wenn ge-
sunde Personen befallen werden, Complikationen
sind verhältnissmässig selten und Yeränderungen
von Organen bleiben äusserst selten zurück.
Femer theilt Köster den seltenen Fall einer pri-
mären akuten Endokarditis der Valvula pulmonalis mit,
in dem die Yeränderungen auf die Klappe und die zu-
nächst liegenden Theile der Arterie beschränkt waren.
Ein Aufsatz von Arnold Josef son behandelt
die Färbung des BhUes behufs der Untersuchung
für klinische Zwecke, unter Berücksichtigung der
Literatur und Mittheilung von 16 Fällen in tabella-
rischer üebersicht
Köster 's Erfahningen über die QuajakoU
behandiung des Fiebers stimmen im Allgemeinen mit
den bisher von Anderen gemachten überein. In
allen 19 Fällen, die K. mittheilt, sank die Tempe-
ratur ohne Ausnahme, aber nicht in allen Fällen
gleich tief und gleidi schnell, auch nicht immer
in derselben Weise bei derselben Person. Eine
Einwirkung auf die Krankheit selbst wurde nicht
beobachtet. Nicht selten traten Schweiss mit darauf-
folgender Kälte, üebelkeit, vereinzelt auch Er-
brechen, häufiger Schwindelgefühl dabei auf.
Den Schluss des Berichtes bildet ein von Köster
imd Lindh gemeinschaftlich mitgetheilterFiülvoneoWt-
kaler Epilepsie, in dem die Trepanation ausgeführt wurde.
Bei dem 12 Jahre alten Knaben bestanden die Krämpfe
seit 3 Jahren und betrafen Gesicht und Extremitäten der
linken Seite. Sie hatten im linken Arme begonnen, dann
das Gesicht ergriffen und erst nach Jahresfrist das linke
Bein, und zwar zuerst den Fuss und erst später die
höheren Theile. Dabei bestand Lähmung auf der linken
Seite, die aber nur in Hand- und Fingergelenken und
Fussgelenken total war. Bei schwereren Anfielen wurde
ooigugirte Deviation der Augen beobachtet Man nahm
den mittleren Theil der rechten Centralwindung als Sitz des
Leidens an und trepanirte dem entsprechend, ohne in-
dessen etwas Abnormes zu finden. Trotzdem horten die
Krämpfe nach der Operation auf, die Lähmung blieb aber.
Dass man das Armcentrum bei der Operation nicht ge-
troffen hatte, bewies der negative Erfolg der elektrischen
Beizung. WalterBerger (Leipzig).
49. Sanitäts- Bericht des östexreichisohen
Küstenlandes für die Jahre 1890 bis 1892;
verfasst von Dr. Adalbert Bohata und
und Dr. Augnst Hausenbichler. Triest
1894. YerL d. k. k. Landes - Sanit&tsrathes
(in CJomm. bei F. H. Schimpfl). Gr. 4<>. HI u.
276 S. mit 6 Tafeln.
Der mit äusserst zahlreichen Tabellen ausge-
stattete Bericht umfasst die Provinzen Triest, Görz-
Gradisca und Istrien.
Die Summe der ortsanwesenden Bevölkerung betrug
am Schlüsse des J. 1892 in Triest 157466, in Görz-Gra-
disca 220308, in Istrien 317610 Individuen ; auf 1 Qua-
dratkilometer kamen in Triest 1662, inGörz-Qr. im Mittel
76, in Istrien 64 Einwohner. In Triest überwog in allen
Altersklassen, mit Ausnahme der von 0 — 5, 10 — 15 und
95—100 J. (3 Frauen waren über 100 J. alt), das weib-
liche, in Istrien, mit Ausnahme der Altersklassen von
60—65 und 95—100 J. das männliche Geschlecht, wäh-
rend in Görz-Gradisca in den jungem Altersklassen das
männliche, in den altem das weibüche Geschlecht über-
wog. Ausführlicher werden noch besprochen Stand, Re-
ligionsverhältnisse, Landessprache, Bildungsgrad (weder
lesen, noch schreiben konnten in Triest 22.58, in Görz-Gr.
39.33, in Istrien 65. 05®/«, nur lesen, nicht schreiben 2.56,
8.30 und 2.57%), die physische Beschaffenheit der Be-
wohner (vollkommen zum Militärdienst tauglich waren
in 3 Berichtsjahren in Triest 30.6, 26.6, 33.5, in Görz-Gr.
19.5, 27.8, 31.8, in Istrien 14.3, 26.3, 27.3, untauglich
wegen ungenügender Eörperentwicklung sind in Triest
50.9, in Görz-Gr . 88.2, in Istrien 40.5»/o aller Wehr-
pflichtigen).
An Geburten kamen in den 3 J.vor: in Triest, lebend
4941, 5023, 4794, todt 341, 316, 308, in Görz-Gr., lebend
7815, 7908, 7758, todt 174, 181, 153, in Istrien 11128,
11988, 11473 und 203, 277, 232. Das männliche Ge-
schlecht überwog bei den Kindem in allen 3 Provinzen.
Mehrgeburten (Zwillinge und Drillinge) kamen im Durch-
schnitt vor in Triest 55, in Görz-Gr. 110, in Istrien 144.
Die Mortaliiätxiffem betragen im Mittel für
Triest 31.92, Görz-Gr. 27.54, Istrien 28.75. In
allen 3 Provinzen gab das Alter von 0 — 5 J. den
Ausschlag für die Höhe der Jahresmortalität, in
dieser Altersklasse überwogen die Knaben, in der
vom 5. — 15. J. die Mftdchen. Es starben relativ
mehr Kinder in Istrien, als in Triest, in Triest
(mit Ausnahme des J. 1892) mehr als in Görz-
Qradisca.
Ibdesur8<tehen. An angeboraer Lebensschwäche
starben in den 3 J. in Triest 4.6, 1.6, 5.9, in Görz-Gr.
13.8, 13.7, 14.1, in Istrien 14.1, 11.9, 13.9% aller lebend
Geborenen. Die Sterblichkeit an Infektionskrankheiten
schwankte in allen 3 Provinzen unter dem Jahresmittel
des vorhergehenden Decennium. An Diphtherie starben
in Triest 0.7, 1.4, 1.2«/oo der Bevölkerung, 2.6, 3.8, 4.0o/o
aller Gestorbenen, in Görz-Gradisca 0.7, 1.0, l.O«/«, 2.7,
3.8, 3.5%, '^ Istrien 0.6, 0.3, 0.4«/pd, 2.1, 1.3, 1.8»/o.
Variola kam nur vereinzelt vor (in Istrien 11 Todesfälle
in den J. 1890 und 1891), Scharlach ebenfalls nur in
Istrien in den J. 1890 und 1891, Masern in Triest und
Istrien (1891). Die Todesfälle an Tgphus übertrafen nur
in Triest im J. 1892 das Jahresmittel des vorhergegange-
nen Decennium. Todesfälle an Buhr hatten bedeutend
224
Eulenburg, Beal-Encyclop&die der gesammten Heilkande.
abgenommen, Todesfälle an Keuchhusten kamen in grös-
serer Menge nur in GÖrz-Gradisca (1890, 1891) vor und
in Isthen (1890). Die Sterblichkeit an Lungeniuberkuloae
zeigte mit Ausnahme Istriens (1891) in allen Provinzen
eine Zunahme. Todesfalle an Darmkatarrh zeigten in
Triest 1891 und 1892 eine bedeutende Zunahme dem
J. 1890 gegenüber, in Görz-Gr. und Istrien hingegen eine
bedeutende Abnahme. Schlagfluss kam weniger häufig
in Istrien als in Görz-Gr. vor, Krebs am häufigsten in
Triest, am seltensten in Istrien. An WtUhkrankheit kam
nur 1 Todesfoll vor [22 (Gebissene]. Die SterbUchkeit an
Alterssehwäehe war in allen 3 Provinzen im Jahre 1892
am grössten, am stärksten betheiligt war das weibliche
Geschlecht, besonders in Triest Von den gewaltsamen
Todesarten zeigte Selbstmord in den Jahren 1891 und
1892 in Triest eine erhebliche Zunahme. Oehim- und
Nervenkrankheiten nahmen überall bedeutenden Antheil
an der allgemeinen Sterblichkeit, Herx- und Oeßss-
krankheiien mehr in Triest und Görz-Gradisca als in
Istrien, wo Verdairnngskrankheiten häufiger waren.
Von endemistAen Krankheiten kam Pellagra in
Triest nicht vor, am hftnfigsten war sie im Bezirk
Oradisca, nnd zwar im Oerichtsbezirk Cervignano
(15.0 — 23.5%oder Bevölkerung). ifoZariakommtin
Triest nur an einzelnen Orten vor, in Görz-Qradisca
(am häufigsten im Bezirk Oradisca, und zwar in
denjenigen Theilen, in denen auch Pellagra am
meisten verbreitet ist) und Istrien häufiger, vor-
zugsweise bei Landleuten und Tagelöhaem, am
häufigsten im August, September und October,
besonders bei den Altersklassen vom 20. — 40. Jahre.
Mangel an Bogen im Frühjahr mit m&ssiger Som-
merwärme vermindert die Häufigkeit der Erkran-
kungen.
Yon Epidemien ist ausser den bereits unter
den Todesursachen erwähnten besonders die In-
fluenxa zu nennen, die seit Ende 1889 so massen-
haft auftrat, dass eine genaue Angabe der Erkran-
kungsfiUle unmöglich wurde, und sich von Ende
1891 an von Neuem mit grosser Schnelligkeit über
das ganze Küstenland verbreitete. Typhus abdo-
minalis trat in Triest nicht epidemisch auf (die
gröBste Zahl der Erkrankungen fiel in den Herbst,
die geringste in den Winter), in Oörz - Oradisca
häuften sich die Erkrankungen in einzelnen Ge-
meinden (meist im Sommer) zu epidemischer Aus-
breitung (durch schlechtes Trinkwasser, Schmutz),
in Istrien entstanden Epidemien an einzelnen Orten
(schlechtes Trinkwasser), besonders in der Stadt
Pola (Dec. 1890 bis Apnl 1891), verbreitet durch
eine Wasserleitung. Buhr trat epidemisch nur in
einer Gemeinde in Istrien (1890) auf. Gegen die
Choleragefahr (1892) wurden umfassende Yorsichts-
maassregeln getroffen. Ausser 35 F. von Cholera
nostras mit 9 Todesfällen in Triest kamen nur noch
im Bezirke Pola 2 tödtlich verlaufene und im Be-
zirke Tolmein 3 Fälle mit 2 Todesfällen vor. Von
Cerebrosptnalmeinngitie kamen einige Fälle in Triest
und Istrien vor. Puerperalfieber wurde in allen
3 Provinzen beobachtet, T¥achom in grösserer Aus-
dehnung in Triest und Istrien (Pola, Oapodistria
und Muggia), in geringerer Ausdehnung in Oörz-
Oradisca. Yon Milzbrand kamen vereinzelte EUle vor.
Die Zahl der Impfungen war in Triest in allen 3 J.,
in Qorz-Gradisca in den J. 1890 und 1892 höher als der
jährliche Durchschnitt des vorhergegangenen Deoenninm,
in Istrien nur im J. 1892. Ungeimpft blieben von den
Impfpflichtigen in Triest 69.7, 83.0, 12,W^ in Görz-Gr.
20.1, 21.0, 21.2«/5, in Strien 54.3, 44.4, 42.8«/o.
An £urorlen besitzt das österreichische Küsten-
land das Seebad Orado, die Schwefelthermen Mon-
falcone, die See- und klimatischen Kurorte Abbazia,
Lussin (grande undpiccolo)^ Fisine bei Pirano und
das Schwefelbad von S. Stefano, von denen beson-
ders Abbazia in Blüthe steht
Zu den Krankenanstalten ist in Triest das Maria*
Theresia-Seehospiz in St Pelagio bei Bovigno als ^ent-
liehe hinzugekommen. Für die Unterbringung tod
Geisteskranken ist in Triest (1 Irrenanstalt) und Görz-
Gradisca (je 1 Irrenabtheilung im Spital der barmherzigen
Brüder und im Frauenspital) ganz ungenügend, in Istrien
gar nicht gesorgt (die Er. werden in der Triester Anstalt
untergebracht). In Triest wurden 1890—1892 behandelt
121, 122, 112, in Görz 294, 302, 314; in keiner Irrenan-
stalt untergebracht waren in Ihiest 181, 209, 213, in
Görz-Gr. 239, 225, 214, in Istrien 253, 268, 286 Geistes-
kranke. Kretinismus kommt in Triest nicht vor, in
Görz-Gr. wurden in den 3 Jahren 185, 193, 175, in Jsitnm
136, 135, 125 Fälle gezählt Taubstumm waren inTnest
0.27, 0.26, 0.26»/oo der Bevölkerung, in Görz-Gr. 0.64,
0.63, 0.65, in Istrien 0.95, 0.97, 0.97«/oih Blinde in Triest
0.26, 0.25, 0.26, in Göns-Gr. je 0.59, in Istrien 0.73, 0.73,
0.73O/OO.
Ausserdem enthält der Bericht noch üeber-
sichten über die Qeb&ranstalt in Triest, die Kran-
kenabtheilungen der Strafhftuser, die Seehospize
(Grado , S. Pelagio) , deren Bdiandlungsresultata
sehr günstig sind, das Taubstummeninstitut in
Oörz, Yersorgungsanstalten, Waisenhäuser, Armen-
institute, Kinderbewahranstalten , Eindergärten,
Krippen, Feriencolonien.
Prakticirende Aerxte yfvuetL Ende 1892 vorhanden:
in Triest 112 (1:1406 Einw.), in Görz-Gr. 44 (1:5007
Einw., 1:66.6 Quadratkilom.), in Istrien 65 (1:4886
Einw., 1:76.3 Quadratkilom.). Hebammen waren in
Triest 269 (1 : 585 Einw.), in Görz-Gr. 234 (1 : 941), in
Istrien 222 (1 : 1431). Apotheken bestehen in Triest 24,
in Görz-Gr. 23, in Istrien 34.
DenSohluss des Berichtes bildet derVeterinär-
bericht: Stand der nutzbaren Hausthiere und derea
sanitäre Yerhältnisse und Krankheiten, Yeterisä^
polizeiliche Vorschriften, Waaenmeistereien, Kor-
und Hufsohmieda Walter Berger (Leipzig).
50. Beal-Enoyolopädie der geaammten Heil-
kande; herausgegeben von Prof. A. Eulen-
burg. 8., gänzlich umgearb. Aufl. Wien
u. Leipzig 1895. ürban u. Schwarzenberg.
V u. VL (ä 15 Mk.)
Nun sind auch der 5. und der 6. Band der
Realencyclop&die Eulenburg's in 3. Auflage
erschienen. Der 6. Band reicht bis „Enderma-
tische Methode'^ Er ^thUt, wie smne Vorgänger,
viele grössere Aufsätze, so über Diphtherie, Durch-
leuchtung, Dysmenorrhoe, Dyspnoe, Echinokokkus,
Ei, Eklampsie, Ekzem, Elektrodiagnostik und
-therapie, Empfindung, Epidemie u. A.
Redaktion.
JAHRBÜCHER
der
in- und ausländischen gesamniten Medicin.
Bd. 248.
1895.
M 3.
A. AnszO^e.
I. Anatomie und Pliysiologie.
310. Sulla strattnra della oartilaginejalina
fetale ed adnlta; pel 0. Lionti. (Rif. med. XI.
163. 1895.)
Durch Behandlung mit verschiedenen Agentien,
insbesondere mit starkem Alkohol, konnte L. sowohl
im fötalen Knorpel, wie im Knorpel des Erwach-
senen ein System von Intercellularbündeln dar-
stellen, die, zwischen den Knorpelkapseln hin-
ziehend und von fibriUftrer Struktur, ein Netz bilden,
in dessen Knotenpunkten die zelligen Elemente, in
dessen Maschen die amorphe Orundsubstanz liegen.
Ob diese schon von Yan der Stricht beschrie-
benen Bündel eine besondere Bildung sind, konnte
L. nicht mit Sicherheit feststellen. Jedenfalls
konnte er weder im fötalen, noch im erwachsenen
Knorpel der höheren Wirbelthiere die sonst soviel-
fach und mannigfach beschriebenen SaftkanUchen
nachweisen, und auch das erwähnte Bündelsystem
findet sich nur in der dritten, ossalen Schicht
des Oelenkknorpels, nicht in den oberflächlichen
Schichten. Teichmann (Berlin).
311. Beiträge rar mikroskopisoben Ana-
tomie und Physiologie des lockeren Binde»
gewebes; von Dr. P. Poljakoff. (Arch. f.
mikroskop. Anat XLY. 4. p. 574. 1895.)
Den Untersuchungen P.'s liegt dieBanvier'-
sche Technik zu Grunde, durch Injektion einer, die
Gewebeelemente rasch fixirenden Flüssigkeit in
das ünterhautzellgewebe des lebenden Thieres ein
subcutanes Oedem zu erzeugen. P. verwendete
eine selbstbereitete Pikrocarminlösung mit oder
ohne Zusatz von 0.5proc. Osmiumsäure. Auf Gh'und
seiner so erhaltenen Präparate gelangt er zu einer
Eintheilung der zelligen Elemente des lockeren
Bindegewebes, der nicht das morphologische, son-
dern das physiologische Moment zu Grunde li^gt :
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 3.
a) bewegliche Bindegewebezellen, die einen Theil
der Lymphzellen, weissen Blutkörperchen, bilden;
bei ihrer Umwandlung ergeben sie Formen, die als
Ran vier's plattenförmige Zellen, Waldeyer's Plasma-
zellen, Ehrlich's Mastzellen bekannt sind ; b) fett-
bildende Zellen, die sich in Fettzellen umwandeln;
c) gewebebildende Zellen, von P. „Weberzellen"
genannt ; d) rudimentäre Zellen, die zum Theil den
„Schlummerzellen" von Grawitz entsprechen;
e) gefässbildende Zellen (Ranvier's vasoformative
Zellen) ; f) fettübertragende Zellen (aus den Fett-
zellen in die Blutgefässe — Adipophoren). HiersoU
nur auf P.'s Beobachtungen und Theorie über die
„Weberzellen" und die „rudimentären" Zellen ein-
gegangen werden, mit Rücksicht auf den Streit,
der unter den Histologen um die Grawitz'schen
„Schlummerzellen" entbrannt ist Die Frage, woher
'die selbst bei leichter Reizung des Gewebes in
Menge auftretenden zelligen Elemente kommen, ist
bekanntlich von Grawitz und seinen Schülern
dahin beantwortet worden, dass im Bindegewebe
eine besondere Zellenart vorhanden sei, die, unter
normalen Verhältnissen nicht sichtbar, bei Rei-
zung des Gewebes zum Vorschein komme. Diese
„schlummernden" Zellen sollen aus der faserigen
Grundsubstanz hervorgehen, die aber normaler
Weise anscheinend ganz frei von ihnen sei, sie nur
in latentem Zustande enthalte. Diese Entstehung
von Zellen aus faseriger Grundsubstanz würde,
selbst unter der Annahme, dass alle zu ihrem Auf-
bau nöthigen Substanzen darin präformirt enthalten
sind, den alten Satz : omnis cellula e cellula um«
stossen; daher das grosse Aufsehen und der Streit,
den diese Theorie hervorgerufen hat P. hat nun
beobachtet, dass die von ihm als „Weberzellen"
bezeichnete Zellenart ihre anfänglich kugelförmige
Gestalt bald aufgiebt, indem sie Protoplasmafort-«
29
226
L Anatomie und Physiologie.
s&tze von verschiedener Dicke aussendet, die mit
perlschnurartig aufgereihten Terdickungen von
wechselnder Form und QrOsse versehen sind. Diese
Verdickungen enthalten als direkte Abkömmlinge
einer Zelle auch alle zur Funktion der Zelle nOthigen
Elemente, nur haben sie unter normalen Verhält-
nissen noch keine Funktion. P. nennt sie rudi-
mentäre Zellen und charakterisirt sie als „Zellen
in spe". Trifft nun die mütterliche „Weberzelle''
ein Reiz, so theilt sich dieser auf dem Wege der
Protoplasmafortsitze den rudimentären Zellen mit,
die Fortsätze werden eingezogen , sowohl seitens
der Weberzelle, wie auch in Richtung auf die rudi-
mentäre Zelle, diese wird selbständig, beweglich,
aktiv, unter gleichzeitiger Reduktion der Faser-
Substanz. Wenn sich diese Beobachtungen P.'s
bestätigen, so darf er in der That den Anspruch
erheben, die alte Lehre Vircho w 's auch gegen-
über den Vorgängen bei der Entzündung gleichsam
rehabilitirt zu haben. Teichmann (Berlin).
312. Zur Kenntniss des Fett|^ewebe8 ; von
J. A, Hammar. (Arch. f. mikroskop. Anat. XLV.
4. p. 512. 1895.)
H. nimmt eine primäre und eine sekundäre
Fettgewebebildung an. Alle Fettzellen scheinen
ihm aus fixen Bindegewebezellen hervorzugehen,
die dabei entweder schon lange vor der Fett-
impletion eine Anordnung in Läppchen mit eigenem
Gefasssystem annehmen (primäre Fettgewebebil-
dung), oder auch um die Zeit des beginnenden
Impletionsprocesses noch ungruppirt bleiben (sekun-
däre Fettgewebebildung). Bei dem primären Pro-
cess behalten die Zellen entweder bis zur Zeit der
Fettimpletion ihre ästige Form bei (keine oder ge-
ringe Protoplasmavermehrung), oder sie nehmen
(durch stärkere Protoplasmavermehrung) an Volu-
men so zu, dass sie sich dicht an einander legen
und dadurch polygonale Form erhalten. Erst in
diesen polygonalen Zellen tritt dann das Fett auf.
Wo dieZeÜen protoplasmareicher sind, fliessen die^
Fetttropfen später zusammen, die Zellen behalten
lange ein maulbeerähnliches Aussehen.
Teichmann (Berlin).
313. 1) Die quantitative Bestimmung von
Fett in thieriaohen Organen« Vorlauf. Mitthei-
lung von Dr. phiL C. Dormeyer. (Arch. f. d.
ges. PhysioL LXL 6. p. 341. 1895.)
2) Läset sieh durch meohanisohe Ansleee
des Fettes Fleisch von bestimmtem Nährwerth
gewinnenP von Dr. Heinrich SteiL (Ebenda
p. 343.)
1) Dormeyer zeigt, dass eine genaue Fett-
bestimmung im Fleisch durch wiederholtes Aus«
ziehen mit siedendem Aether nicht möglich ist
Besser wirkte die Aetherextraktion nach vorheriger
Verdauung des Fleisches mit künstlichem Magensaft
2) Letztere Bestimmungsmethode hat Steil
bei magerem Kuhfleisch angewandt Er zeigt,
dass sich ein Mittelwerth fOr den Fettgehalt
mageren Fleisches gar nicht aufstellen iSsst Bei
Stoffwechselversuchen zu verfütterndes Flusch
muss daher immer besonders auf seinen Fettgehalt
untersucht werden. V. Lehmann (Berlin).
314. üeber die Ausscheidung und Resorp-
tion des Kalkes; von Dr. J. 0. Rey. (Arch. f.
experim. Pathol. u. PharmakoL XXXV. 4 u. 5. p. 295.
1895.)
Bei hungernden Hunden wurde der Darm
zuerst durch Abführmittel nach Möglichkeit ent-
leert, dann Kalk subcutan oder intravenös dem
Thiere beigebracht und nach Verlauf einiger Stun-
den oder Tage wurden die in einzelnen Theilen des
Darms befindlichen Ealkmengen bestimmt Der Ealk
wurde in dem salzsauren Auszug der Asche des
Darminhaltes durch Fällung mit oxalsaurem Ammo-
niak bestimmt, nachdem zuerst die Phosphorsäure
in üblicher Weise mit Eisen entfernt war. Im
Harn wurde der Ealk als oxalsaures Salz aus essig-
saurer Lösung gefallt, als Sulfat gewogen und als
Oxyd in Rechnung gebracht Die im Darm des
hungernden Hundes tSglich pro kg ausgeschiedene
Ealkmenge berechnet sich nach R's Analysen zu
0.004 CaO. Setzt man die Oesammtmenge des
im Darmkanal gefundenen Kalkes — 100, so stellt
die im Dickdarme befindliche Menge etwa 87®/o
derselben dar.
Die Versuche mit subcutaner oder intravenöser
Injektion von essigsaurem Kalk ergaben, dass
20 — SO^'/o der injicirten Menge im Darme aus-
geschieden wurden, in den Nieren nur 1 — 2^/q] auch
findet die Ausscheidung im Darme sehr langsam
statt Die relativ grossen, im Dickdarm gefundenen
Mengen waren nicht etwa blos aus dem Dünndarm
hinuntergewandert und durch Concentration des
Darminhaltes zu Stande gekommen, sondern, wie
Versuche mit Ligatur am unteren Ende des Dünn-
darms ergaben, durch eine direkte Ausscheidung
aus der Wand des Dickdarms hineingelangt, so
dass unter diesen VerhAltnissen der Diehdarm das
Eauptau88cheidungsorgan für dm Ealk ist
Was schliesslich die Vertheilung des injicirten
Kalkes im Organismus anlangt, so liess sich eine
Steigerung des Kalkgehaltes des Blutes auf das
Doppelte des Normalen feststellen, auch hielt dieser
Zustand während einer ganzen Beihe von Tagen
an. In mehreren Fällen wurden Leber, 3ülz,
Nieren und Darm wand auf ihren Kalkgehalt unter-
sucht, ohne mehr als ganz geringe Mengen zu
ergeben.
Wo dieDeponirung des Kalkes im Körper statt-
findet, von wo aus er dann wieder langsam an das
Blut zur Ausscheidung in den Darm wieder abge-
geben wird, liess sich einstweilen noch nicht fest-
stellen. H. Dreser (Bonn).
315. Ueber Bntfirbimg des Pigments in
mikroskopisofaen Sohnitten und eine neue
Untennohungsnaiethode des aooommodirten
und niohtaoooinniodirten Auges; vonDr.Leop.
I. Anatomie und Physiologie.
22?
M ü 1 1 e r in Wien. (Wien. kün. Wchnschr. YHL 4,
1895.)
1) Durch die Behandlung der in Celloidin ein-
gebetteten Schnitte mit Wasserstoffsuperoxyd (unter
Beobachtung verschiedener im Originalartikel ge-
nauer angegebener Haassregeln) ist esM. gelungen,
das Pigment aus der Regenbogenhaut, dem Ciliar-
kOrper und der Aderhaut so zu entfernen, dass
z. B. ein Schnitt aus der pigmentirten Regenbogen-
haut und ein solcher aus der eines albinotischen
Kaninchens keinen unterschied zeigen. Dabei
leidet weder der Bau der pigmentfQhrenden Zellen,
noch ihr Plasma oder ihr Kern.
2) Wenn man in ein Auge vor der Enudeation
Atropin oder Eserin einträufelt und dieses Auge
dann in eine schnellwirkende Hftrtungsflflssigkeit
(Sublimatl^sung von 43 — 45*/o u. s. w.) einlegt, so
kann man an der Linse und dem CiliarkGrper die
Form der ruhenden und der accommodirten Linse
nach den von Helmholtz berechneten Werthen und
die Veränderung des Ciliarkörpers genau beobach-
ten. Li der Arbeit sind ausser der Abbildung der
Präparate die Maasse der einzelnen Durchmesser
und ErQmmungsradien angegeben. Die; Haupt-
unterschiede sind folgende : der Rand der Linse im
atropinisirten Auge ist viel dünner, als im eserini-
sirten. Im letzteren sind die Ciliarfortsätze weiter
gegen die Augenachse vorgerückt; der Ciliarkörper
ist im vorderen Theile (oirkulärer TheU) ange-
schwollen, in dem hinteren ungemein dünn, wäh-
rend er im atropinisirten Auge die Form eines un-
gefähr gleichschenkeligen Dreiecks mit der Basis
nach vorne innen hat. Allein der Zwischenraum
zwischen Linsenrand und Ciliarfortsätzen ist doch
im atropinisirten Auge wesentlich geringer (0.8 mm),
als im anderen (1.2 mm), weil der Aequator der
Linse im atropinisirten Auge grösser ist An der
Regenbogenhaut findet man ausser der verschiede-
nen PupiUenweite eine verschiedene Lage der
Pigmentschicht, ferner eine Verdickung der ganzen
Regenbogenhaut mit weit offen stehenden Krypten
im atropinisirten Auge. Dadurch, dass der Linsen-
äquator nach rückwärts rückt, ist, obwohl auch der
Rand der Regenbogenhaut nach hinten gerückt ist,
die hintere Kammer im eeerinisirten Auge viel tiefer.
Die näheren mikroskopischen Veränderungen wird
H. noch veröffentlichen. Von dem Eaninchenauge
erwähnt er noch, dass hier die Verschiedenheiten
des atropinisirten und des eserinisirten Auges ganz
auffallend seien, indem hier auch die Form der
Hornhaut, ja des ganzen Augapfels Veränderungen
erleidet Lamhofer (Leipzig).
316. Zur Lehre von der Lage und Funk-
tion der einselnen Zellgrappen des Oculo«
motoriaskemB ; von Dr. 0. Stuelp in Strass-
burg. Mit 5 Fig. im Text (Arch. f. Ophthalmol.
XLI. 2, p. 1. 1895.)
Um zu ermitteln, welcher Einzelkem und
welcher. Endzweig des Oculomotorii^is funktionell
zusammengehören, . stehen 4 Wege zu Qebote:
1) die elektrische Reizung der einzelnen Kerne und
die Beobachtung der darauffolgenden Augenmuskel-^
contraktionen ; 2) die Gudden'sche Methode:
Entfernung einzelner Augenmuskeln und Beobach-
tung der darauf folgenden Degeneration an den
Kernen ; 3) die mikroskopische Untersuchung der
Kemregion von Personen, die an Nudearlähmung
gelitten hatten ; 4) die klinische Beobachtung von
Nudearlähmungen. S t stellt die Ergebnisse der
nach diesen verschiedenen Methoden untersuchen-
den Autoren zusammen, ebenso die von ihnen an-
gegebenen Schemata. Er selbst wählte die vierte
Methode und stellt 229 Fälle von Einzellähmungen
oder von combinirten Lähmungen der Ooulomoto-
riuszweige aus der Literatur zusammen. Danach
ergiebt sich eine ziemlich genaue Uebereinstim-
mung sowohl mit den anatomischen Untersuchungen
von Perlia und Siemerling, als auch mit der
pathologisch-anatomischen Untersuchung von Kah-
ler und Pick, sowie femer mit den Beobach-
tungen recht beweisender Fälle von progressiver
Augenmuskellähmung, wie sievonMGbius und
Rosenthal veröffentlicht worden sind. Nach
St sind die funktionell eng verbundenen Kerne
der Nervenzweige für die innere Muskulatur und
oo
0
0
'Accommodation
/\ J^-LeTator pslp. sup.
(^-^^Sphincter iridis
OoOo^
Rect. Boper.
Beot. intern.
Oo
f\
Of4-0bliqnu8 inf.
Rect. inf.
A-
'Txoohlearis
den M. rectus internus im vorderen medialen Theile
gelegen, während das Centrum des Astes für den
Senker (M. rect inf.) dicht vor seinem Mitarbeiter
(Trochlearis) den hinteren medialen Abschnitt ein-
nimmt Die Kerne der Endzweige für die Heber
haben ihren Platz hinter einander im lateralen
Theile des Oculomotoriuskemes. Diese Anordnung
findet auch in einer Anzahl der in den Tabellen
enthaltenen Fälle ihre Bestätigung, in denen die
laterale Kemreihe ergriffen ist, während die mediale
normal geblieben ist oder umgekehrt
Lamhofer (Leipzig).
317. Des prooesflua reparatenrs dana le
ganglion intervertebral ; par Y . T i r e 1 1 i. (Arch.
ital. de BioL XXIIL 3. p. 301. 1895.)
T. hat Untersuchungen darüber angestellt, in
welchem Maasse die verschiedenen Elemente des
Ganglion intervertebrale an den Folgen aseptischer
Yerletzungen desOi^gans theilnehmen, und ob sich
zu irgend einem Zeitpunkt des Processes mit
228
I. Anatomie und Phyaiologie.
Bicherheit Zeichen einer wahren Begeneration ner-
vöser Zellen nachweisen lassen. Er fand in den
ersten Tagen nach der Verletzung aktive Verän-
derungen an den Kernen der fixen Stützzellen und
an denen der Schwann'schen Scheide der Nerven-
fasern. Bei den nervösen Elementen (Zellen und
Fasern) macht sich, abgesehen von den nekrobio-
tischen Erscheinungen an den direkt verletzten
Stellen, der regressive Process weit über den ver-
letzten Bezirk hinaus geltend. Der Substanz-
verlust, der durch das verletzende Instrument
gesetzt ist, wird nach den allgemeinen Begeln
entzündlicher Begeneration ersetzt, d. h. durch
ausschliessliche Proliferation der Bindegewebe-
elementa Eemverftnderungen, die man zu gleicher
Zeit auch an. nervösen Zellen sieht, betreffen meist
Zellen mit degenerirtem Protoplasma und müssen
selbst als Degenerationserscheinungen aufgefasst
werden. Teichmann (Berlin).
318. Sur la distribation fonotionelle des
raoines motrioes dans les mnscleB des mem-
brea; von 0. Polimanti. (Arch. itaL de Biol.
XXm. 3. p. 333. 1895.)
Durch isolirte Beizung der vorderen Wurzeln
und Beobachtung der freigelegten Muskulatur ge-
langte P. zur Bestätigung des Berti 'sehen Satzes,
dass die motorischen Fasern eines und desselben
Niveaus synergische Muskeln versorgen und so
einer associirten Bewegung dienen. Es können
auf diese Weise selbst antagonistische Muskeln
von der gleichen Wurzel versorgt werden. Bei
verschiedenen Thieren sind jedoch die Beizungen
gleicher Wurzeln von verschiedener Wirkung, je
nach den Instinkten und Qewohnheiten des Ver-
suchsthieres. Diese Verschiedenheiten betreffen
nicht nur die Funktion an sich, sondern auch ihre
Stärke, z.B. bei den Sprungbewegungen von Hund
und Katze. Man muss also annehmen, dass durch
Vererbung oder lange Oewohnheit und Muskel-
übung sich gewisse funktionelle Bedingungen her-
stellen, die den nervösen Impuls erleichtem und
wirksamer machen. Teichmann (Berlin).
319. On the anatomical oonstitntion of
nerves of soeletal museles, with remarka on
reottrrent flbres in the ventral spinal nerve-
root; by Sherrington. (Joum. of PhysioL
XVn. p. 211. 1895.)
Sh. sucht das Vorhandensein centripetaler
Fasern in den die Skeletmuskeln versorgenden,
gewöhnlich als rein motorisch aufgefassten Nerven
nachzuweisen. Er weist durch seine Untersuchun-
gen nach, dass in dem Muskelnervenstamme ein
Drittel bis eine Hftlfte der Fasern aus den hin-
teren Wurzeln stamme, also sensibel sei; ihre
Dicke schwanke zwischen 1.5 fi und 20 /u. Wäh-
rend im Nervenstamme die centripetalen und die
centrifugalen Fasern neben einander liegen, tritt eine
Trennung im Muskel ein : die centrifugalen drin-
gen in die muskuUire Substanz ein, die centri-
petalen dagegen scheinen Beziehungen zu besitzen
zu den sogen. Muskelspindeln, die vielleicht als
ihr Endorgan betrachtet werden dürfen. In ihrem
Verlaufe bis zu diesen Endorganen folgen sie den
Aponeurosen und den fibrösen Muskelscheiden.
Diese Muskelspindeln müssen eine Beziehung zum
Beflexbogen haben: Wenn man die Aponeurose
des Vastus internus, unter der sich besonders viele
Muskelspindeln finden, vom Muskel abtrennt, so
erlischt der Kniereflex vollständig. Dass die
Muskelnerven zahlreiche Fasern aus den hinteren
Wurzeln empfangen müssen, konnte Sh. au88e^
dem an einem Foetus mit enormer Spina biüda
und partieller Amyelie ersehen : obwohl alle moto-
rischen Wurzeln für die Nerven der Beine, des
Bumpfes und des Nackens fehlten, fanden sich die
peripherischen Fasern der Muskeln an Zahl nicht
vermindert, sie konnten also nur Beziehung zu den
in diesem Falle sftmmtlich vorhandenen hinteren
Oanglien haben. Auch durch eine Anzahl Durch-
schneidungsversuche konnte Sh. seine Ansicht
stützen. Bei Durchtrennung der vorderen und
der hinteren Wurzeln zwischen (Ganglion nnd
Bückenmark degenerirt in den Muskelnerven eine
grosse Anzahl, eine andere Anzahl Fasern aber
nicht, diese müssen also centripetale sein; sie
degeneriren auch, wenn die hinteren Spinal-
ganglien zerstört werden.
Windscheid (Leipzig).
320. The conatitnenta of the hjrpogaatrio
nerves; by Langley and Anderson. (Journ.
of Physiol. XVIL p. 177. 1895.)
Bei der Katze bestehen die NN. hypogastrici
hauptsächlich aus marklosen Fasern, die mark-
haltigen variiren in jedem zwischen 350 und 900
und betragen in beiden zusammen etwa 950 bis
1650. Ihre Anzahl ist in beiden Nerven verschie-
den, sie ist im rechten gewöhnlich grösser als ün
linken. Die Breite der markhaltigen Fasern ist
1.3 jE« bis 4jEe, einige fanden sich von 4.2/1. In
den spinalen Zweigen zum unteren Mesenteiial-
ganglion laiifen sehr breite (7/i bis 12/») mark-
haltige Fasern, die in den Padni'schenEörperch^
zu enden scheinen. Von den Sacralnerven treten
eine Anzahl Fasern in das untere Ende der NN.
hypogastrici, verlassen diese aber, um zur Blase
und zu anderen Baucheingeweiden zuziehen. Nnr
einige wenige bleiben in den NN. hypogastrici;
ihre Funktion ist unklar. Nach der Durchtrennung
der spinalen, zum unteren Mesenterialganglion
führenden Fasern fanden sich in dem N. hypo-
gastricus 7 bis 20 markhaltige Fasern. Die NN.
hypogastrici enthalten hauptsächlich centripetale
Fasern, aber weniger als die spinalen Zweige zu
dem unteren Ganglion mesenteriale. Durch diese
spinalen Zweige ziehen auch noch Fasern zum
N. hypogastricus der anderen Seite, ihre Anzahl
wechselt. Windscheid (Leipzig)«
n. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie.
229
321. a) Du oarrefour muaoolaire, dia»
phragme, tranarerse de Tabdomen et triangu-
laire du atemum; par Lucien Wilmart
(Journ. de Bntxelles LIIL 35. p.545. Aoüt 1895.)
b) DHine aotton des muBolea interoaaetut
donanx de la main et du pied; par Luoien
Wilmart. (Ibid. p. 557.)
In dem engen Räume zwischen dem Knorpel
der 7. Bippe und dem Processus ensiformis stemi,
auf der Aponeurose des Transversus abdominis
treffen 3 Muskeln: die obersten Bündel des M.
transversus abdominis, die untersten des M. trian-
gularis stemi und Torderste Fasern des Zwerch-
felles zusammen. Der M. triangularis stemi (M.
sternalis Henle) ist nur die obere Fortsetzung des
Transversus abdominis. Zwischen beide schiebt
sich das Diaphragma ein.
Nur die beiden äussersten Interossei dorsales
an Hand und Fuss verm(5gen ihre Knochen zu
adduciren, die übrigen drei sind nur ein aktives
Ligament metacarpale, bez. tarsale transversum.
L. B r u n s (Hannover).
II. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie.
322. Experimenteller Beitrag aar Frage
der Miaohinfektion bei Cholera asiatica ; von
E-Levyu. Thomas. (Arch. f. experim. Pathol.
u. Pharmakol. XXXV. 2 u. 3. p. 109. 1895.)
Die Gholeravibrionen stammten aus der Epi-
demie von Massaouah und waren bei intravenöser
Injektion ausserordentlich pathogen. Nachdem Ver-
suche mit einem Qemisch von Bact coli commune
und Hassaouahvibrio, die ausschliesslich an Meer-
schweinchen mit intraperitonäaler Infektion aus-
geführt wurden, keine irgendwie brauchbaren Be-
sultate ergeben hatten, versuchten die Vfif. die
Gombination des giftigen Produktes („Toxalbumin^^)
von Proteus H a u s e r mit Massaouahvibrioculturen.
Dadurch, dass ein die giftigen Stoffwechselprodukte
einschlieesendes Eiweisspulver an Stelle der Pro-
teusbakterien selbst benutzt wurde, hatten sich
die Vff. von der schwankenden Virulenz dieser
Bakterienart unabhängig gemacht
Aus ihrer Versuchsreihe, die sich auf 51 Kanin-
chen erstreckt, glauben die VfC den Schluss ziehen
zu dürfen, dass die tödtliche Minimaldosis von
Massaouahvibrio für erwachsene Kaninchen bei
gleichzeitiger intravenöser Applikation von Stoff-
wechselprodukten des Proteus vulgaris Haus er
auf den 7. bis 8. Theil heruntergedrückt werden
kann. Die experimentelle Cholera, wie man sie
durch Massaouahculturen in Scene zu setzen ver-
mag, wird also durch Proteus, bez. seine Stoff-
wechselprodukte begünstigt. Dagegen gelang es
nicht, vom Magen aus mit Hülfe des Proteus Cho-
lera beim Kaninchen zu erzeugen.
H. Dreser (Bonn).
333. Ueber einen neuen beim Menschen
gefundenen Eitererreger; von Dr. H« Küttner.
(Ztschr. f. Hyg. u.Infektion8krankh.XIX.2.p.263.
1895.)
E. hat einen neuen Eitererreger, den Prof. B.Fisoher
in einem Banchdeckenabscess in Beinonltar gefanden
hatte, untersacht and nennt ihn Pyobacteriam Fisch er i.
Er steht der Gruppe der Golonbakterien nahe, ist viel-
gestaltig, beweglich, nicht sporenbüdend, wächst auf den
gebräncnlichen Nährböden. Für Mäuse, Meerschwein-
chen, Kaninchen und Tauben ist er pathogen ; bei Ein-
führung in seröse Höhlen und in die Blutbahn tödtet er
sie in kurzer Zeit durch Septikämie, bei subcutaner Ein-
führung veranlasst er die Bildung von Eiterschwarten,
die sich erst am 7. bis 9. Tage verflüssigen. Bei grossen
Dosen erfolgt der Tod schon vor der Verflüssigung an
Septikämie, bei kleinen ist der Verlauf langsamer und es
kommt zu Abscessbiidung. Er bildet giftige Stoffwechsel-
produkte, die in grösseren Dosen Mäuse tödten. Von
ähnlichen Arten, ^sonders dem Bacteiium coli, unter-
scheidet er sich dadurch, dass er in Peptonkocbsalz-
lösung neben Indol auch salpetrige Säure bildet und
daher die Cholerarothreaktion giebi
W 0 1 1 e m a 8 (Diepholz).
324. Feritonitia oaoaed by the Invasion of
the MiorooooouB lanoeolatos ttotn the intes tine ;
bySimonFlexner. (Bull, of the Johns Hopkins
Hosp. VI. 49; April 1895.)
In beiden Fällen (SVsJähr. Eind und 40jähr. Frau)
Hess sich als Erreger der Bauchfellentzündung derMicro-
coccus lanceolatas nachweisen, der durch die erkrankte
Darmwand ohne Perforation des Darmes in die Bauch-
höhle eingewandert war. Durch eine chronische Dys-
enterie in dem einen Falle, eine chronische Bauchfell-
entzündungin dem anderen wurde der Boden für die
pathogene Wirkung des Micrococcus lanceolatus auf das
Bauchfell yorbereitei J. P r ä g e r (Chemnitz).
325. Der Baoillaa coli oommonia als Ur-
sache einer ürethritia; von C. A. van der
Pluym und C. H. ter Laag. (Centr.-BL f. Bak-
teriol. u. Parasitenkde. XVII. 7. 8. 1895.)
Bei einem an typischer eitriger Urethritis durch In-
fektion erkrankten Soldaten ergab die Untersuchung des
Sekretes das vollständige Fehlen von Gonokokken; an
ihrer Stelle enthielten die Zellen oft 2— 3 bis 6— 7 längere
und kürzere gut abgerundete Bacillen ; nur selten wur-
den auch freie Baoifien gefanden. Die Züchtung dieses
Stäbchens und Thierversuche liessen den im Eiter ge-
fundenen Bacillus mit Sicherheit als den Bacillus coli
communis erkennen. Anderweitige Mikroben konnten
im Eiter nic^ht gefunden werden.
Goldschmidt (Nürnberg).
326. Zum Vorkommen der Sarooaporidien
beim Menaohen; von M. Braun. ((ÜJentr.-Bl. f.
BakterioL u. Parasitenkde. XVm. 1. 1895.)
Entgegen seiner früher ausgesprochenen Ansicht,
dass die von Eartulis beim Menschen gefundenen Sarco-
sporidien zweifelhaft seien, erklärt B. nunmehr nach Unter-
suchung der von Eartulis übersandten Präparate, dass
auch dessen Beobachtung sicher und einwandfrei sei.
Goldschmidt (Nürnberg).
327. Beitrtge anr Lehre vom Qlaakom;
von Dr. Kost er in Utrecht (Arch. f. Ophthalmol.
XL. 2. p. 32. 1895.)
230
n. Allgenieine Pathobgie und pathologische Anatomie.
Zur Aufklärung einzelner Punkte der verschie-
denen Glaukomtheorien hat E. im lAboratorium
der Universitätsklinik in Heidelberg unter Leber
zahlreiche Untersuchungen an Kaninchen angestellt
Die Glaukomtheorien, die als primäre Ursache der
Krankheit eine Stauung im Gebiete der Yenaevorti-
cosae annehmen, sind nach K. nicht mehr haltbar.
Es konnte auch kein besonderer Druck, der auf
den Wandungen der Yenen lasten soU, durch das
Experiment nachgewiesen werden. Die Unterbin«
düng einzelner oder alla: Yortexvenen oder auch
nur ihr temporärer und partieller Yerschluss er-
zeugte zwar vorübergehend Druckerhöhung und
bei dauerndem Yerschlusse Erscheinungen an der
Hornhaut, Linse, Begenbogenhaut und besonders
der Netzhaut, dieaufEmährungstörungzu schieben
waren, es trat auch bei Unterbindung aller Yenen
eine Yerwachsung der Irisperipherie mit der Sklera
ein, aber niemals kam ein Erankheitsbild zu Stande,
das wesentlich an die beim menschlichen Glau-
kom auftretenden Erscheinungen erinnerte. Der
Behauptung S t r a u b 's, dass die Chorioidea eigent-
lich den intraoculären Druck trägt, kann E. nicht
beistimmen. Nach ihm hat die Chorioidea, und
zwar vermöge der in ihr verlaufenden Blutgefässe,
eine gewisse Spannung. Diese übt aber keinen
Druck auf das Innere des Auges aus, denn sie
wird durch den Blutdruck im Gleichgewichte er-
halten. Auch die Netzhaut trägt nicht, wie Nico-
lai angegeben hat, einen Theil des Augendruckes.
Es ist vielmehr an der alten Yorstellung, dass
Sklera und Hornhaut den intraoculären Druck im
eigentlichen Sinne tragen, festzuhalten. Ueber das
Yerhalten des Druckes im Glaskörper und in der
vorderen Augenkammer bestehen die verschieden-
sten Angaben. Nach E. ist kein nachweisbarer
Unterschied vorhanden. Auch die Frage, ob der
Lymphstrom aus der hinteren in die vordere Eam-
mer durch die PupiUe, oder quer durch die Iris
geht, ist noch unentschieden. Nach den Yersuchen
vonE. nimmt jedenfalls ein Theil der Augenflüssig-
keit seinen Weg durch die Pupille. Die Gleich-
heit des Druckes in der Eammer und im Glas-
körper spricht sehr gegen einen Yerschluss der
Pupille durch die Linse. Lamhofer (Leipzig).
328. AnatomisoherBeftmd bei spontan ent-
standener Bindegewebenenbildnng im Olae-
köiper (sogen. Betinitis proliferans) ; von Dr.
R Den ig in Würzburg. (Arok f. Augenhkde.
XXX. 4. p. 312. Mai 1895.)
Das nntersuchte Auge stammte von einer 62|jfihr.
Frau mit allgemeiner Arteriosolerosis, die 2 Tage nach
der ophthahnoskopischen Untersuchang gestorben war.
Bei der Untersuchung mit dem Augenspiegel hatte D.
ganz deutliche Retinitis proliferans gefunden. Die ana-
tomischen Veränderungen waren hauptsächlich in der
Netzhaut und im Glaskörper vorhanden. Die Gefösse der
Retina waren atheromatös, in der Retina waren zahlreiche
Blutungen, eine besonders grosse in der Umgebung der
in den Glaskörper ragenden weissen Bindegewebeneubil-
dung. Die Netzhaut zeigte viele grosse Hohlräume
^Oedem nach IwaaofI), die MiUler^schen Stützfasem
waren stark verdickt An eine grössere Netzhautfalte
schloss sich die stark vaskularisirte bindegewebige Neuf
bildung im Glaskörper an. Lamhofer (Leipzig).
329. Experimentelle Studie über dieAus-
breitong vabeondunetiTal iigkslrter Flftealgkei-
ten; von Dr. G. Mellinger und Dr. D. Bo^aa*
lino in BaseL (Arch. f. Augenhkde. XXXI. 1.
p. 54. Juni 1895.)
Die Untersuchungen hatten den Zweck, fest-
zustellen, ob eine unter die Bindehaut injioirte
Flüssigkeit sich nur im vorderen Abschnitte des
Auges ausbreite oder auch in dem hinteren. Es
wurde aseptisch eine TusoheauflOsung parallel
demHomhautrande mit einer Pravaz'schen Spritze
unter die Bindehaut weisser Kaninchen mit nor-
malen Augen gespritzt. Schon am lebenden Thiere
konnte man an der dunklen Bindehaut, den Lidern,
den schwarzen Ringen um die SehnervenpapiUe
die rasche Ausbreitung verfolgen. Am enudeirten
Auge konnte man verfolgen, wie sich die Tusohe-
flüssigkeit über den ganzen Augapfel ausgebreitet
hatte, in dieLymphraume der Hornhaut und Sklera
und in den Ciliamervenbahnen bis in dea supra*
ohorioidealen Baum gedrungen war, nicht sber in
die Netzhaut und nur in geringen Mengen in die
Regenbogen- und Aderhaut. In ziemlicher Menge
war die Tusche um den N. opticus angesammelt
und in den Zwischenscheidenraum gedrungen. Es
wurde stets eine halbe Spritze injicirt, Entzündung
trat nie auf. M. und B. wenden sich noch g^gen
die Ansicht Sattler 's, als ob die Tuschekömer
durch Leukocyten bis zum N. opticus geführt
würden. Auch an todten Augen von Schafen und
Kaninchen erfolgte die Ausbreitung von Berliner-
blau in der ganz gleichen Ausdehnung.
Lamhofer (Leipzig).
330. De l'absorption de la graiese dans
les aaos lymphatiques de la grenonille et de
la tortae. Formation conseoutiTe d'embolles
graiasensea ; par J. L. P r e v o s t. (Revue m6d. de
la Suisse rom. XIV. 10. 1894.)
Der umstand, dass neuerdings vielfach Sub-
cutan-Injektionen von öligen Flüssigkeiten (Leber-
thran mit Kreosotzusatz u.s.w.) zu therapeutischen
Zwecken versucht werden, veranlasste P., die Re-
sorption von Oel aus dem ünterhautzellgewebe ex-
perimentell zu Studiren. Er verwendete zu seinen
Versuchen Frösche und Schildkröten und machte
folgende interessante Beobachtungen.
Auch ohne vorherige Emulgimng wird Oel aus
den Lymphsäcken des Frosches resorbirt Zuerst
dringt es in das Gapillarsystem der Lunge ein und
ruft hier sogleich Fettembolien hervor. Erst nach
Ablauf einer mehr oder weniger langen Zeit über-
schreitet das Fett das Capillarnetz der Lungen,
um in die Gefässe des grossen Kreislaufs einzii«
treten und dort Capillarembolien hervorzurufen.
Die einzelnen Vorgänge sind unter dem Mikroskop
an der Schwimmhaut, an der Zunge und den Imr
n. Allgemeine Pathologie und pathologifiche Anatomie.
&31
gen gut m verfolgen. Qanz regelmässig folgen
die Embolien im grossen Kreisläufe den Lungen-
embolien erst nach einigen Tagen, eine Ersohei-
nnng, die deutlich beweist, dass das Blut des lin-
ken Yorhofs sich mit demjenigen des rechten im
FroBchherzen nicht innig rermischt, obwohl das
Froechherz nur einen Ventrikel hat Sonst müssten
die Embolien im grossen und im kleinen Ereislaufe
gleichzeitig erfolgen.
Emulgirtes Fett wird rascher resorbirt und ge-
langt schnell in den grossen Kreislauf oft schon
innerhalb der ersten 24 Stunden , während nicht
emulgirtes Fett dazu immer mehrere Tage brauchte.
Die ausgedehnten Fettembolien verursachen oft
gar keine bemerkbaren Störungen bei den Thieren.
OeLegentlich treten jedoch ganz charakteristische
Krankheitzeichen danach auf, denen die Thiere
dann auch erliegen können.
Weintraud (Berlin).
331. Ueber die Bildung der Beiskörper-
ohmi in den Sehleimbeuteln; von H. Ottiger.
(Inaug.-Diss. Zürich 1894. OrelL)
0. schickt eine kurze literarische Besprechung
über dieBüdungderBeiskörperchen in den Sehnen-
scheiden, der Hygrome der Schleimbeutel und der
BeiskGrperchen in diesen voraus. Er selbst unter-
suchte ein exstirpirtes präpatellares Schleimbeutel-
hygrom mit drei freien Reiskörperchen und zahl-
reichen, der Innenfläche der Cyste aufsitzenden
flachen, stärker prominenten und polypösen Exkre-
scenzen und fand, dass die Bildung der Polypen
durch eine eigenartige Oefässwucherung , welche
die Wand nach innen vortreibt, entstanden war.
Es wuchern nämlich aus den tieferen Schichten
der Balgwand gegen die Innenoberfläche zu zahl-
reiche Oefasse, die durch stetige Verzweigung ein
eomplicirtes Astwerk bilden in Form abgeschlos-
sener Bezirke. Durch letztere wird die Cysten-
wand an gewissen Stellen gegen das Lumen vor-
gedrängt. Die einzelnen Prominenzen bilden sich
dann durch stetiges Verwachsen des Qeiässbaumes
nach und nach zu frei beweglichen gestielten
Gebüden aus. Im Innern degeneriren dann die
Polypen hyalin, vielleicht in Folge des Drucks des
Exsudats. Die Stiele, welche auch degeneriren,
können sich dann trennen und so entstehen die
freien Beiskörperchen, die ausser zumTheil homo-
genem Bindegewebe bisweilen auch noch Beste von
Oefässen enthalten. Tuberkulose lag in dem Falle
O.'s nicht vor. B. Klien (München).
332. Die BntsMxang der oongenitalenLuxa-
tionen der Hüfte und des Knies und die Um-
büdnng der Inzirten Gtolenktheüe ; von H.
Holtzmann in Strassburg. (Virchow's Arch.
CXL. 2. p. 272. 1895.)
H. bearbeitete unter v. Becklinghausen's
Leitung das Material der Strasdburger pathologi-
schen Sammlung und stellt hiemach genetisch
mehrere Unterarten der sogen, congenitalen Luxa-
tion der Hflftgelenke auf. Die erste Gruppe be-
trifft Fälle, in denen eine Wachsthumshemmung
der die Pfanne bildenden Beckentheile in frühester
fötaler Periode angenommen werden muss. Zwar
ist eine solche bei der ausgetragenen Frucht nicht
etwa in einer pathologischen Art der Verknöche-
rungzonen der Beckentheile, bez. des Femur nach-
zuweisen ; H. fand diese Verhältnisse im Gegen-
theil ganz normal und kam damit zu einer der
früher von G r a w i t z aufgestellten Erklärung ent-
gegengesetzten Anschauung. Die Form der Pfanne,
bez. des ganzen Beckens beweist indessen, dass
die normalen Entwickelungsvorgänge, die bis zur
7. bis 8. Woche sich am Becken abspielen und an
diesem die typische Formenbildung einleiten, ge-
stört gewesen sein müssen. Die Pfanne bleibt zu
klein, der Femurkopf erreicht meist grössere Dimen-
sionen und muss deshalb die Pfanne verlassen ; in
anderen Fällen erfolgt die Luxation aber auch bei
stark zurückgebliebenem Wachsthum des Femur-
kopfes. Ueberhaupt ist die primäre Wachsthums-
hemmung (deren Wesen in letzter Linie unergründet
blieb) meist nicht auf das Becken beschränkt, son-
dern eine Theilerscheinung einer allgemeineren,
die Skeletanlage des Beckens und der Beine be-
fallenden Bildungshemmung (Combination mit Spina
bifida, Elumpfuss u. s. w.). In selteneren Fällen
ist nur der Pfannenboden hypoplastisch. Ob mecha-
nische Momente, d. h. pathologische Streckung oder
Adduktion der Extremitäten in jenen frühen Perio-
den des fötalen Lebens die Luxation veranlassen
können und etwa als Ursache der nachgewiesenen
Wachsthumshemmungen zu bezeichnen seien, lässt
H. angesichts des Mangels thatsächlicher Unter-
lagen unentschieden.
Störungen der Gelenkausbildung, wie sie die
Luxationen der Gruppe I charakterisiren, können
sich in das postfötale Leben übertragen ; zur dia-
gnostischen Abgrenzung gegen andere Fälle hält
H. den Nachweis einer allgemeinen oder wenigstens
das Becken betreffenden Peromelie für erforderlich,
namentlich sei auf die grübchenförmige Verkleine-
rung der Pfanne Werth zu legen, sowie auf das
Erhaltensein normal angelegter Bandverbindungen.
Ein Fall dieser Art, aus dem 29. Lebensjahre, wird
mitgetheilt
Die zweite Gruppe umfasst die spätfStalen
Luxationen. Die Pfanne wird nie so klein als bei
der ersten Gruppe gefunden, sondern erscheint
ohrmuschelartig dilatirt, bez. facettirt in Folge der
langsam, aber andauernd verschobenen Druckrich-
tung des Femurkopfes. Das statische Moment ist
in diesen Fällen, in denen es sich um Lähmungen
oder Contrakturen u. Aehnl. der Beine handelt, das
Wesentliche. Aus der Bildsamkeit des Enochen-
materials, das sich den Verhältnissen möglichst
vollkommen anpasst, schliesst H., dass der Beginn
der Gelenkverschiebung in fötale Zeit oder wenig-
stens in die erste Zeit nach der Geburt zu verlegen
sei. Derartige Fälle können aber auch auf einer
232
n. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie.
primftren Enochendefonnation (Ostitis deformans),
welche ein Orössenmissverhfiltniss zwischen Pfanne
undFemurkopf veranlasst, berahen ; ferner kOnnen
sie sich mit akuten Traumen (Fraktur) combiniren*
Hierher gehOren auch manche in früh-fßtaler Zeit
auftretende Luxationen, die durch abnorme Lage
der Beine in utero und dadurch verfinderte statische
Yerh&Ltnisse bedingt sind ; ein derartiger Fall H.'s
zeigte in Betreff der Pfannenbildung ganz andere
Verhältnisse als die derselben Periode angehörigen
Fälle der Gruppe L
Weiterhin enthält die Arbeit, deren casuistisches
Material sich fQr das Beferat nicht eignet, noch
einige Bemerkungen fiber die durch die Luxationen
veranlasste Verschiebung der Stellung des Schenkel-
halses zu einer durch die beiden Femurcondylen
gelegten Achse (der Winkel ist bei Luxationen
grosser als normal), sowie eine Beschreibung eines
Falles von congenitaler Luxation der Kniegelenke,
welche auf abnorme Extension der Beine bezogen
werden konnte. B e n e k e (Braunschweig).
333. The morbid anatomy of the bonee in
ohronio glandera in the hnman sabject; by
Gor d. Sharp. (Joum. of Anat. and Phy siol. XXIX.
4. p. 492. July 1895.)
Die Enochenveränderungen bei chronischer
Botzkrankheit stellen sich dar als eine langsam
verlaufende Nekrose, die hauptsächlich den peri-
ostalen Antheil betrifft Teichmann (Berlin).
334. Ueber Thomas -Phosphat -Pneamo-
koniose und ihre BeBfehnngen snr exogenen
und endogenen Siderosis; von Dr. Julius Loeb
in Reichenhall. (Yirchow's Arch. GXXXVUL 1.
1894.)
L. hat im Heidelberger pathologischen Institut
die Organe von E[aninchen untersucht, die nach
Inhalation von Thomas-Phosphatmehl zu Orunde
gegangen waren. Er fasst die wesentlichsten Er-
gebnisse seiner Arbeit in folgenden S&tzen zusam-
men : „1) Die bei Kaninchen durch Thomas-Phos-
phatinhalation verursachten Pneumonien sind nicht
durch Bakterien, sondern durch mechanische Wir-
kung der unregelmftssig geformten corpuskularen
Bestandtheile des Thomas-Mehls bedingt 2) Ausser
der mechanischen Wirkung dieser Staubart wurde
auch eine chemische betont, insofern eine Depo-
sition von exogenem Fe noch in verschiedenen Orga-
nen nachgewiesen werden konnte. 3) Die Bedenk-
lichkeit der bei Thomas-PhosphatmQllem beobach-
teten Pneumonien, die auffallend schweren sub-
jektiven Erscheinungen bald nach Beginn der
Krankheit und die frühzeitig eintretenden Gollaps-
erscheinungen dürften als Intoxikationserscheinun-
gen aufzufassen sein. 4) Verschiedene Faktoren
sind wirksam, das in den Leberzellen angehfiufte
Fe wieder fortzuschaffen. 5) Eisenpigment exo-
gener Herkunft kann man in der Milz der Kanin-
chen nur dann mit einiger Sicherheit annehmen,
wenn dasselbe sich in einer Anordnung daselbst
findet, wie in denFAlen vonStaubmetastaaen bmm
Menschen. 6) Die Myeloplaxen des Knochenmarks
enthalten kein mikrochemisch nachweisbares Fa
7) Die Passage grosserer Mengen exognen Eisens
durch die Nieren ist in keinem Falle eine gleich-
gültige, indem Beizung der Epithelien der Ham-
kan&lchen daraus resultirt, welche so betrBchtlidL
sein kann, dass dieselben nekrotisiren und verkalken.
8) Die Einwftnde gegen die Lehre Ludwig's von
der Nierensekretion sind nichi berechtigt 9) In
den pneumonischen, bez. Stauungsprocesse dar-
bietenden Lungen von Kaninchen obiger Yersndis-
anordnung sind Rieeenzellen regelmfissig in mehr
oder weniger grosser Zahl vorhanden. Ihre Ent-
stehung ist vielleicht zurückzuführen auf eine
stimulirende, zur Kemtheilung anregende Wirkung
der Phosphate und des Eisens. 10) Die Herzfehler-
zellen gehen zum Theil aus Leukocyten, zum TheQ
aus Epithelien hervor." Brückner (Dresden).
335. Ueber angeborenen einseitigen voll-
kommenen NierenmangeL Literariach^taHsÜ'
sehe Bearbeitung von 210 Fällen nebst 3 neuen Bt"
obaehiungen; vonProf. Ballowitz in Oreif swald«
(Virchow's Arch. CXU. 2. 1896.)
1) 4Qifihr. Arbeiter. linke Niere nebst Ureter und
zugehörigen Gefässen fehlte voUkommeo. Normale linke
Nebenniere. Vicarürende Hypertrophie der rechten I^ere.
In der Blase fehlte links jede Spar einer Uretereinmnn-
dang, das Trigon. lient war nur halbseitif ausgebildet
Yomtändiges Fehlen des linken Duot ejaccu., der linken
vesic. semin. und des linken Vas deferens ; eine Andea-
tang des letzteren fand sich nur am Nebenhoden in Foim
eines Bindegewebestranges ; der Nebenhode ausser dem
Kopf ganz oindegewebig ; der linke Hode atrophisch,
aber sonst normal gebildet Die linke Prostatahälfte atro-
phisch. Beide Artt sperm. int entsprangen direkt ans
der Aorta. Die rechtseitigen Genitalien voUkommea
normaL
2) 20jfihr. Weib. Bechte Niere nebst Ureter und
Gewissen fehlte vollkommen. Linke Niere veigrössert,
in Benooli getheüt Uretermündung in der Blase fehlto
rechts, Trigon. lient nur halbseitig ausgebildet Geni-
talien vollkommen normal.
3) 6Qjähr. Mann. Linke Niere nebst Ureter und 6e-
flKssen fehlte vollkommen. Beohts chronische Sehrompf-
niere. Nebennieren beiderseits normal. Keine Spur einer
Uretermündung in der Blase; einseitige Entwiokelong
des Trigon. lieut Die Genitalien wie in Fall 1 ; der
linke node zeigte starke Bindegewebeentwiokelnng mit ]
wenigen Gruppen normaler Tubuli seminiferi ; £opf der
Epididymis leidlich ausgebildet Der rechte Hode normal^
ohne Yicariirende Hypertrophie.
An die Beobachtung dieser 3 Fälle knüpft B.
eine sehr sorgfältige Zusammenstellung aller bisher
in der Literatur niedergelegten einsehlfigigen Fftlle,
einschliesslich der Nierenverwachsungen ; wir ent-
nehmen ihr einige Hauptangaben.
Die Venaaehsung einer Niere mit der anderm
unter vollkommener Verlagerung auf die anders
Seite fand sich 13mal bei m&nnlichen, 5malbei
weiblichen Individuen ; die rechte Niere war hftofigef
nach links verlagert als umgekehrt Einmal besaBS
die Doppelniere 3 üreteren. Die verlagerte Niere
verschmilzt weitaus hfiufiger mit dem uDtei€D al9
n. Allgemeine Pathologie nnd pathologische Anatomie.
233
mit dem oberen Ende der anderen Niere, wie ans
der Lage der Ureteren hervorgeht
Mnaeüige Nierenhypoplasie fand sich 12aialbei
mfinnlichen, 5mal bei weiblichen Individuen ; beider-
seits gleich h&ufig, 4mal nnter Verlagerung des
hypoplastischen Organs; das bisweilen nur aus
Bindegewebe, event mit eingeschlossenen Cysten
bestand. Der Ureter fehlte in einem Falle ganz,
wurde in 3 fUlen nur von Bindegewebe gebildet
und war in allen übrigen Fällen eug, .oft theilweise
dbliterirt ; sein Blasenende ist bis weüen verschlossen,
oder auchc^stischdüatirt, oder steht in Verbindung
mit den Oftngen der Oeschlechtsorgane. Die andere
Niere ist nicht immer compensatorisch-hypertro-
phisch ; die Nebennieren sind immer normal.
Toiak Aplasie einer Niere wurde 117mal links,
88mal rechts beobachtet Diese Bevorzugung der
linken Seite betrifft nur minnliche Individuen ; bei
den weiblichen ist die Aplasie beiderseits gleich
hftufig. Das männliche Geschlecht ist doppelt so
oft als das weibliche von dem Bildungsfehler be-
fallen. Die Anomalie fand sich in 2 Fällen bei
80jähr. Individuen. Die Nierengeflsse fehlten meist
voUstftndig. Der Ureter war in einigen Fällen theil-
weise ausgebildet, einige Male aufgetrieben ; nach
oben endigt er blind, mit einer Cyste oder meh-
reren, handschuhfingerfOrmigen Säcken. Die vor-
handene Niere ist bisweilen verlagert und miss-
bildet, meist hypertrophisch und normal gelagert
Die Nebenniere derjenigen Seite, an der die Niere
fehlt, ist in 80 Fällen vorhanden gewesen^ in 31
nicht; 13mal war sie von pathologischer Form
(meist vergrössert). Häufig finden sich weitgehende
Hissbildungen derOemtalien, namentlich der weib-
lichen, und zwar ganz vorwiegend auf der Seite
des Nierendefektes ; gewöhnlich sind die Ausfüh-
rungsgänge (beim Weibe von der Tube bis zu den
äusseren (Genitalien), seltener die Keimdrüsen selbst
betroffen, die dann nur hypoplastisch zu sein
pflegen.
Von klinischem Interesse ist das häufige Vor-
kommen von Nierenbeckensteinen bei der vorhan-
denen hyperplastischen Niere.
B e n e k e (Braunschweig).
336. Ein Fall von totaler Hilsregeneration;
von J. Laudenbach in Kiew. (Virchow's Arch.
CXU. 1. 1895.)
L» entfernte bei einem Hunde die Milz bis auf
einen ganz kleinen Best; nach 6Mon. war dieliilz
vollständig regenerirt trotz der schlechten Emäh-
rungsbedingungen, wie sie ein abgebundener Stiel
bietet R E 1 i e n (München).
337. Sur nneyolnmineaseoonoretionphoB*
phatique trouyee dana restomsc; par L. Qar-
n i e r. (Arch. de Physiol. 5. S. VL 3. p. 649. 1 894.)
In der Leiche eines Mannes, dem mehrere Jahre
vorher ein Phosphatstein mit Xanthinkem entfernt wor-
den war, fanden sich 2 Steine vor, einer in der Blase, der
andere, 61.5 g schwer, im Magen. Beide enthielten als
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 3.
Hauptbestandtheile phosphorsaure Ammoniak-Magnesia
und phosphorsanren Kalk.
Die Anwesenheit eines solchen Steines im mensch-
lichen Magen steht bis jetzt aJs Unicom da.
V. Lehmann (Berlin).
338. StanungshydropsnndBesorption; von
Prof. Hamburger in Utrecht (Virchow's Arclu
CXLL 2. 1895.)
H. hatte früher als Ursache der hydropischen
Flüssigkeitausscheidungen 3 Momente angenom-
men, die einzeln oder gemeinsam wirken : venöse
Hyperämie, erhöhte Permeabilität der Gefässwand,
specifische, die Sekretionsthätigkeit der Endothe-
lien anregende Reizstoffe. Die Wirksamkeit der
venösen Hyperämie erklärte H. sich früher aus
dem erhöhten Blutdruck und einer gleichzeitigen
Bndothelirritation durch Ansammlung bestimmter
Stoffwechselprodukte. Die vorliegende kurze Notiz
erweitert diese Anschauung dahin, dass dabei auch
die rein physikalische Resorption in die Venen und
Lymphge^se durch die Verlangsamung des Blut-
stroms gehemmt werden muss. Die Bedeutung
des physikaliscken Momentes betreffis dieser Re«
Sorption wurde durch den Nachweiss klargestellt,
dass bei todten Thieren die Resorption in der
Bauchhöhle zunächst sehr gering ist, aber durch
Einleitung einer künstlichen Cirkulation sofort ge-
hoben wird. B e n e k e (Braunschweig).
339. Zur Kenntniss dar peritonealen Be«
aorption; von Dr. J. Schnitzler u. Dr. E.
E w a 1 d in Wien. (Deutsche Ztschr. f. Chir. XLI.
4 u. 5. p. 341. 1895.)
Die Vff. haben eingehende Versuche über die
peritonäaie Resorption angestellt Sie erOfißaeten
Kaninch^i die Bauchhöhle und gössen Va — ^Vo
Lösungen von Salicyl- Jodsalzen und Ferrocyan-
kalium hinein. Um den Verlauf der Resorption
beobachten zu können, wählten sie den Nachweis
dieser Substanzen im Harne.
Diese Versuche ergaben, dass die Ausschei-
dung des in die Blutbahn gebrachten Jodealxea
stets nach 4 — 5 Stunden vollendet ist Ein be-
stimmtes Quantum Salz wird um so eher aus-
geschieden, in je concentrirterer Lösung es in
die PeritonäalhöÜe gebracht wird. Concentrirte
Zuckerlösung und Olycerin als Lösungsmittel des
in die Bauchhöhle eingebrachten Jodkalium ver-
zögerten die Resorption wesentlich. Die Bei-
mengung von Alkohol veränderte die Resorption
in auffallender Weise. Ueber die Art dieser Be-
einflussung gestatten die Versuche noch kein ab«
schliessendes ürtheiL Feste, aber in der perito-
näalen Flüssigkeit lösliche Körper wurden relativ
rasch resorbirt Die Resorption von coUoideni
salzhaltigen Flüssigkeiten geht wesentlich lang-
samer vor sich, als die Resorption von wässrigen
Salzlösungen.
In einer weiteren Versuchsreihe suchten die
Vff. zu erforschen, wieweit Veränderungen der
30
234
n. AlTgemeinft FaäioLoffB und pafhologisobe Anatomie.
resorbirendin Organe sowie des ganzen EQrpers
von Einfluss auf die peritonftale Besorption sind.
Die Herabsetxung der Peristaltik wirkt hemmend
auf die Besorption ; die gesteigerte Peristaltik för-
dert die Besorption aber nicht
Die Injektion von Bakterientoxinen und I^'oteinen
bewirkte eine Verzögerung der periton&alen Be-
sorption. Starke Verdickung des meehanisck ge»
schädigten P^rOonaeum verlangsamt die Besorption.
Bei starker Abkühhmg des Tkieres wird die Be-
sorption aus der Peritonealhöhle so lange gehemmt,
als das Thier stark abgekühlt ist ; auf den ferneren
Verlauf der Besoiption hat die Abkflhlung keinen
Einfluss.
Sehr interessant endlich sind die Versuche,
die VIT. zur Beantwortung der Frage anstellten, ob
die Austrochnung eines Thmks des P»iUmaefum
auf seine Besorptionsffthigkeit ron nachhaltigem
Einfluss seL Diese Frage muss bejaht werden.
Aber weder durch die Austrocknung bedingte
AdhSsionen, Ton denen sich nach 24 Stunden
keine Spuren finden, noch die Austrocknung an
sich, die nach 24 Stunden nicht mehr ersichtlich
ist, kann die Ursache einer so betrftohtliohen, tage-
langen BesorptionsverEOgerung sein. „Wir sind
also KU der Annahme gezwungen, dass durch die
intensive Austrocknung die physiologischen Eigen-
schaften des Peritonaeum in einer vorläufig nicht
nfther definirbaren Weise geschädigt werden und
dass die verlangsamte Besorption eben der Aus-
druck dieser Schädigung vbL^
Zum Sohluss heben die Vff. noch hervor, dass
ihre Versuche auch g^^n eine häufigere Adhä-
sionsbildung und Infektion der Serosa nach ihrer
Austrocknung sprechen ; sie können deshalb einer
trockenen Asepsis bei Laparotomien nur das Wort
reden. P. W a g n e r (Leipzig).
340. Die Hiitologie der Varioen; von Dr.
Menahem Hodara. (Monatsh. f. prakt Der-
matoL XX. 1. 2. p. 1. 94. 1895.)
H. untersuchte auf Anregung ünna's hin an
20 Leichen Hautstückchen mit deutlich sichtbaren
Varicen, femer solche, die die Varicen erst nach
Anschneiden der Haut zeigten, und drittens nor-
male Venen derselben Körpergegenden. Die Haut-
stückchen wurden in Alkohol und Celloidin ge-
härtet ; das elastische Oewebe, das collagene und
das Muskelgewebe wurden auf verschiedene Weise
gefärbt. Das Ergebniss der Untersuchungen war
folgendes:
In Folge des vermehrten Blutdruckes in den tiefer
gelegenen Venen tritt zuerst eine verschieden grosse Er-
weiteroDg der ünterhautvenen, später auch der Haut-
venen ein. Zunächst erleidet das elastische Gewebe eine
Hypertrophie und Hyperplasie ; bei fortschreitender Er-
weiterung der Oeffisse betheilist sich an dieser Hyper-
trophie auch dieMuscnlaris und in müssigem Grade auch
das Bindegewebe der Media und Intima. Auf diese Weise
verwaDdelt sich die erweiterte dünnwandige Vene in eine
solche mit verdickten Wandungen (äussere Hypertrophie).
Durch eine Neubildung von Bindegewebe, später auch
elastischem und Muskelgewebe in der Intima entsteht
eine innere Hypertrophie, wodurch die OefXsaUohtiiJiig
wieder enger wird. In den meisten Fällen ist alsdann
eine Oompensation erzielt Andernfalls erweitert sich
durch den Blutdruck das Lumen wieder, das elastische
Gewebe der neugebildeten Schicht atrophirt, die Yens
tfarombosirt oder reisst an einer Seite ein. In erstaram
Falle verschwindet zuerst das elastische Gewebe der In-
tima, dann das der Media und bisweilen auch das der
Adventitia ; hierauf verschwindet das Muskelgewebe der
Intima, die Bingmnskulatar, und das Bindegewebe der
neugebildeten inneren Schicht entartet. Zerreisst die
Yene, so wird das Blut, das nach Zerstörung der Wand
mit den Geweben in unmittelbare Berührung käme, durch
einen elastischen Mantel rurückgehalten , der sich etst
gans frisoh um die schadhaften Stellen der Wand ge-
bildet hat Leistet dieser Mantel keinen dauemdeo
Widerstand, so wird er von dem andrängenden Blute
zerstört, weicht stellenweise zurück und bildet unregel-
mässige Ausbuchtungen. Es bildet sich jedoch bald ein
neuer elastischer Mantel; auf diese Weise erfährt das
Lumen solcher Geisse eine langsame exoentnsche Er«
Weiterung, es kommt weder zu Thrombose, noch zur
Hämorrha^e. Die Hautvenen erleiden in Folge des kräf-
tigeren Widerstandes des derben Hautgewebes nur ein
ümgsames Einreissan ; das sich erweitenide Lumen wird
sofort wieder von einer derb elastischen Hülle umgeben.
Im ünterhautzellgewebe dagegen gewinnt das GeSss an
Ausdehnung, imdem es ganze Gewebeinseln überfluthet,
ihres Elastins beraubt und sich einverleibt; es kommt so
zu Gavemombildung im Hypoderm. Seltener und mit
langsamerem Yerlauf kommt es dazu in der Cutis, wenn
audi hier das elastische Gewebe in grösseren Mengen
geschwunden ist Die Cutis verwandelt sich alsdann
ebenfalls in ein weiches, schwammiges, bläulich-schwarzes
Gewebe — eine seltene Form des Ulcus cniris, die durch
profuse Blutungen gefthrUch werden kann. Diese lassen
sich bei dem Mangel einer normal sich retrahirenden
Yenenwand schwer stillen. W e r m a n n (Dresden).
341. Nanren und Nervenendigniigeii ia
apitaan Condylomen; von Dr. K Vollmer.
Mit 3 Tafeku (Arch. f. DermatoL u. Syph. XXX.
3. p. 363. 1895.)
Y. unternahm es auf Anregung Doutre*
lepont's hin, die Angaben Reissner's zuoon-
troliren, der nachgewiesen hatte, dass die spitzen
Condylome Nerven enthalten. Die Ergebnisse der
Untersuchungen fasst Y. wie folgt zusammen:
1) Die spitzen Condylome sind nicht als Epithel-
wucherungen, die eüle papiUiie Abfurohung des
Bindegewebes zu Wege bringen (Unna), zu be-
trachten, sondern als Papillome, d. h. Hyper-
trophien dei: Hautpapillen im Ganzen ! 2) Die in
den Papulae nervosae der Haut enthaltenen Nerven
nehmen an der krankhaften Wucherung der Haut-,
bez. Schleimhautpapillen Theil. 3) Die im Epithel-
mautel der spitzen Condylome aufgefund^en
Langerhans'sohen Zellen stehen mit Nerven in
Verbindung. 4) Die Langerhans'sohen Zellen rea-
giren wie die Nerven auf die schnelle Oolgi 'sehe
Imprftgnationsmethoda 5) Pigmeutirte spitze Con-
dylome haben im Bete Malpighi und in den höheren
Lagen des subepithelialen Bindegewebes verästelte
Pigmentzellen. 6) Neben der Endigung in Langer-
hans'sohen Zellen verlaufen im Epithel der spitzen
Condylome feine varioOse nervöse Endftden, die
sich bis zum Stratum oomeum verfolgen lassen.
Wermann (Dresden).
nL Phaimakologie und Toxikologie.
235
III. Pharmakologfe und Toxikologie.
342. Die dioretlBohe Wirkung derliithinm*
aalae; vonDr.Martin Mendelsohn. (Deutsche
med. Wchnschr. XXL 41. 1895.)
Die zur Zeit übliche Lithiumdarreiohung bei
Gioht und verwandten Zustftndoi hat mancherlei
Mingel. Meist wird das Lithium carbonicum ge>
geben, ein sonst vollkommen unlösUcher Körper,
der sich im Magen mit HQllb der Salzsäure erst in
Ghlorlithium umsetzen muss, was durchaus nicht
so leicht und nicht immer ohne Nachtheü für den
Magen geschieht, und meist wird das Lithium in
der Idee gegeben, es möchte sich im Körper das
leicht lösliche hamsaure Lithium bilden und damit
die fiberflfissige Harnsäure unschädlich gemacht
und herausgeschaift werden.
Diese Idee ist bisher ziemlich haltlos geblieben.
M. meint, die günstige Wirkung der Lithiumsalze
möchte darauf beruhen, dass sie die Diureee an-
regen und in dieser Beziehung sind das citronen-
saure und das essigsaure Lithium am meisten zu
empfehlen. Dippe.
343. Weitere Mittheilangen über die An-
wendimg des Bromoforms; von Dr. Stepp in
Nürnberg. (Münchn. med. Wchnschr. XUI. 42.
1895.)
St. hat schon früher das Bromoform gegen
Keuchhusien dringend empfohlen und ist nach
seinen weiteren Erfahrungen der festen Ueber-
zeugung, dass das Mittel stets hilft, wenn man es
in genügender Menge giebt Ohne jede Gefahr
kann man ^/ijähr. Kindern 3, Ijähr. 4 — 5 Tropfen
3mal täglich geben, die An^le werden dann sel-
tener, leichter, die ganze Krankheit läuft wesent-
lich schneller ab, als bei anderer Behandlung.
2 Kinder bekamen aus Versehen sehr grosse Men-
gen auf einmal, ein 3jahr. Knabe 3.0 g, ein 2jähr<'
30 Tropfen, bei beiden war der Keuchhusten wie-
mit einem Schlage verschwunden.
Das Bromoform wird, in den Magen gegeben
oder unter die Haut gespritzt, durc^ die Lungen
ausgeschieden, deshalb versuchte es S t bei Kin-
dern und bei Erwachsenen bei den verschiedensten
Krankheiten der Athmungsorgane und glaubt es
namentlich beim Emphysem mit Bronchitis, bei
Kinderpneumonien und bei Spasmus glottidis em-
pfehlen zu können. Erwachsenen giebt man Kap-
seln mit 0.5g 4 — 6 Stück täglich. Dippe.
344. Zur Ephedrawirknng; von Dr. K
Orahe. (Therap. Monatsh. IX. 9. 10. 1895.)
Qr. hat im pharmakologischen Institut zu
Kasan eingehende Untersuchungen mit Ephedra-
präparaten (bekannt sind das Ephedrin «Nagai,
das Fseudoephedrin- Merck und das Ephedrin-
Spehr) angestellt und hat etwa folgende Wir-
kungen beobachtet : Kleine Oaben verursachen j,ein
bald vorübergehendes Steigen des Blutdruckes,
Yerlangsamung der Herzcontraktionen bei gleich-
zeitiger Verstärkung zu Anfang und nachheriger
Absohwächung der letzteren, als Folge einer Parese
derYagusendigungenund wahrscheinlich auch der
glatten MuskeUasem des Herzens selbst'^ Grössere
Gaben verringern die Oefässspannung und machen
damit den Blutdruck sinken. „Stets wird eine vom
Grade der Vergiftung in ihrer Stärke abhängende
Parese der Vagi hervorgerufen und schliesslich
bietet sidi als oonstante Erscheinung eine beträcht-
liche Pupiüenenpeüerung mit massiger Accommoda-
tions- undBefraktionsbeeintrichtigung dar, welche
hanqftsäMieh in Folge von Sympatkiouarmxung,
doch auch theilweise wahrscheinlich in Folge einer
leichten Parese der Oculomotoriusendigungen des
Sphincter pupillae und schliesslich auch noch mög-
licher Weise in Folge einer Parese der Muskulatur
der Iris selbst hervorgerufen wird.^' Dippe.
345. Ueber Thiosinamln ; von Dr. A B 6 k 6 s s«
(Arch. t Kinderhkda XVm. 5 u. 6. 1895.)
B. hat in Frühwald's Poliklinik Versuche
mit Thiosinamin (Allylsulfcarbamid) angestellt.
Das Mittel wurde in 5proc. alkoholischer Lösung
Kindern, die an chronischen Lymphdrüsenschwel-
lungen litten, im Interscapularraum eingespritzt
(1 — 4 Theilstriche einer JViawoz'schen Spritze). B.
ist mit den an 30 Kranken erzielten Erbfolgen zu-
frieden und empfiehlt die Metiioda Zunächst trat
Besserung des Allgemeinbefindens, vor Allem des
Appetites, sodann eine Differenzirung im ge-
schwellten Gewebe ein. 4mal wurde Schwund,
7mal Verkleinerung, 6mal rasche Vereiterung der
Drüsenschwellungen erzielt. Entzündliche Vor-
gänge, namentlich an den Augen, verbieten die
Anwendung des Thiosinamin, das durch Hans
V. Bebra eingeführt wurde.
Brückner (Dresden).
346. 8ur PempIoidePaaaproldanaletraite-
ment de la ohoree deSydenham; parMon-.
Corvo. (Revue des MaL de TEnf. XTTT. p. 258.
Mai 1895.)
M. wandte bei einem 1 Ijähr. an Malaria und
schwerer Ghor^ leidenden Knaben Asaprol an.
Das Mittel beseitigte das Wechselfieber rasch, die
Chorea nach Twöchiger Anwendung. Der Knabe
bekam anfangs 1 g, später 5 g pro die, im Ganzen
155.5 g. unter der Verabreichung von Asaprol
hob sich auch der Emährungzustand des Kranken
sichtlich. Brückner (Dresden).
847. Ueber das Verhalten desOoflIsina und
dea Tlieobromina im Organismus; von M.
Albanese. (Arch. f. ezperim. Pathol. u. Phar«-
makoL XXXV. 6. p. 440. 1895.)
Aus dem Harn eines Hundes, der während 4
Wochen 43.6 ^Coffein «allmählich bekommen hatte,«
236
nL Phanoakologie und Toxikologie.
wurde nach vorg&ngiger Reinigung mitBleiessig und
Ammoniak durch Ausfällen mit Phosphorwolfram-
B&ure und Zerlegung dee Niederschlages mit Baryt-
hydrat und weitere Behandlung in der fiblichen
Weise eine Flüssigkeit gewonnen, die auf dem
Wasserbad zur Trockne verdampft nach dem Aus-
kochen des Trockenrückstandes mit Chloroform
und weiterer Reinigung durch ümkrystallisiren
aus kochendem Wassor unter Zusatz von Thier-
kohle 0.5 g einer krystallinischen Substanz ergab,
die aber kein unverändertes Coffein war. Die
Untersuchung der FSces ergab, daas das Coffein per
08 eingegeben vollständig resorbirt worden war.
Wenn nun auch das unveränderte Coffein (Tri-
methylxanthin) nicht mehr im Harn gefunden
wurde, so war dennoch ein anderes Xanthinderivat
darin nachweisbar, das durch Fällung mit baai*
schem Bleiaoetat und Ammoniak isolirt werden
konnte; nach Zerlegung des Bleiniederschlags mit
Schwefelwasserstoff wurde ein in kleinen, nadel-
förmigenKrystallen kiystallisirender EOrper durch
kochendes Wasser extrahirt Zum Zwecke der
Elementaranalyse nahm A. die Isolirung der Sub-
stanz durch FUlung mit Eupferaoetat vor. Der
isolirte Körper ergab bei der Elementaranalyse die
dem MonomeÜiybxmihin entsprechende Zusammen-
setzung CeH^NiG). Nach Isolirung des Mono-
methylxanthin fanden sich auch noch kleine Men-
gen Coffein im Harn, aber die Menge des unver-
ändert ausgeschiedenen Coffein betrug nur VtVo
der eingegebenen.
Da das Coffein ein Trimethylxanthrn ist, so ist
das Auftreten einer gewissen (i/n vom einge-
führten) Quantität Monomethylxanthin im Harn ein
Hinweis darauf, dass im Körper die Methylgmppen
eUminirt werden. Da, wie besondere Versuche
zeigten, der Körper des Hundes Monomethylxanthin
zu zersetzen im Stande ist, so ist letzteres, wenn
es nach beträchtlichen Coffeingaben im Harn nach-
zuweisen ist, doch nur als Zwischenprodukt einer
vermuthlich bis zur Hamstoffbildung führenden
Reaktion aufzufassen.
Im Körper des Hundes erfährt dasTheobromin
qualitativ vollkommen die gleiche Zersetzung wie
das Coffein, aber die unverändert ausgeschiedene
Theobrominmenge betrug S^Jq ('/tVo ^^°^ Coffein),
während als Methylxanthin20*/o des eingegebenen
Theobromin und nur 10^ jo des Coffein erhalten
wurden.
Beim Kaninchen war Monomethylxanthin nach
Coffeindarreichung nicht nachzuweisen, wohl aber
Xanthin, ebenso verhielt sich der Menschenham,
in dem aber wahrscheinlich etwas Dimethylxanthin
zugegen war.
Das isolirte Monomethylxanthin wirkte beim
Hunde nicht diuretisch, kräftig dagegen beim Ka-
ninchen, sogar noch stärker als Coffein. Bekannt-
lich findet sich der gleiche Unterschied beider
Thierspedes auch gegenüber der diuretischen Wirk-
samkeit des Coffein. H. D r e s e r (Bonn).
348. üeber die Wirkungen der Kapfer-
albumioaänre ; von L. Schwarz. (Arch. f.
experim. PathoL u. PharmakoL XXXV. 6. p. 437.
1895.)
Aehnlich dem Ferratin Schmiedeberg's,
das als Ferrialbuminsänre anzusehen ist, befindet
sich in der Kupferalbuminsfture das Kupfer in Art
einer „organischen Bindung'', die einen Kupfer-
oxydgehalt von 6^/o aufwies. Die dnnkelbraua
gefärbte Lösung der Kupferalbuminsäure, in der
das Kupfer in der Oxydstufe vorhanden ist, geht
durch Einwirkung reducirender Agentien wie
Schwefelwasserstoff in euien hnxwrathen Farbenton
über, indem sie vOUig kkr bleibt Auaecheidung
von Schwefelkupfer tritt erst nach mehreren Stun-
den ein.
Die Wirkung der Kupferalbumins&ure unter-
scheidet sich von deEJenigen der durcdi Eiweiss
nicht fällbaren Kupferdoppelsalze durch die ausser-
gewühnliohe Langsamkeit, mit der sie sich ent-
wickelt Dies ist in der Weise zu erklären, dass
wahrscheinlich die Kupferalbuminsäure sehr all-
mählich im Körper zersetzt wird, worauf sich dann
die giftige Wirkung des Kupferoxyds erst entfalten
kann. — Im Vordeigmnde der Erscheinungen
standen stets Lähmungszustände des Bewegunge-
apparates mit vereinzelten Zuckungen der Mus-
keln; ausserdem trat stets Durchfoll ein, wenn die
Thiere nicht rascher als in etwa 12 Stunden zu
Grunde gingen.
Der gleiche Unterschied zwischen beiden
Kupferverbindungen zeigte sich femer auch bei
deren Einwirkung auf das isolirte Froschherz ; die
Kupferalbuminsäure bewirkte sogar anfänglich eine
Erregung des Herzmuskels, die vielleicht auf Beoh-
nung des Albuminoomponenten zu setzen ist; die
nachfolgende Lähmung wird wahrscheinlich durch
abgespaltenes Kupferoxyd bedingt; die gewöhn-
lichen Kupfersalze bewirken dagegen von Yom-
herein Lähmung. H. Dreser (Bonn).
349. Die Wirkongen des Phenylhydroxyl-
amin. Ein toeiterer BeUrag xur Kenntnise der Bui-
gifie; von L..Lewin. (Arch. f. experim. PatboL
u. PharmakoL XXXY. 6. p. 401. 1895.)
Bei der Darstellimg des PhenylhydroxyluniDS
GeH« . NH . OH erlitt ein Student der Chemie eine
schwere Vergiftung, indem sich der Inhalt eines
gesprungenen Kolbens auf seine Kleider ergoes
und die Haut benetzte, wonach in kurzer Zeit die
Haut blaugrau sich verfärbte, tiefe Bewuastloeig-
keit. Sehnenhüpfen, Masseterenkrämpfe, Nystag-
mus, röchelnde Aihmung, kaum fOhlbarer Pub
auftraten. Im Blut war spektroskopisch reidilioh
Methämoglobin nachweisbar.
Zusatz von Phenylhydroxylamin zu Aderlass-
blut bewirkt zwar reichliche Entstehung von Het-
hämoglobin, aber nicht zugleich von H&matm,
welches letztere ausserdem durch Hydroxylamin
(NH|OH) neben Uethftmoglobin gebildet wird. —
lY. Neuropathologie und Psychiatrie.
237
Lokal bewirkt das Phenylhydroxylamin auf der
Haut Entzündung, die sich von einer Hautstelle
auf andere übertragen kann. Die Yergiftnngs-
erscheinungen anThieren bestanden hauptsächlich
in stärkster Methftmoglobinbildung mit DyspnOe,
Zuökungen, Schwinden der Hefilexerregbarkeit und
allmählichem Aufhdren der Athemzüge.
Bei nicht zu starker Vergiftung können die
Blutveränderungen wieder zurückgehen und kann
wie in dem Yergiftungsfalle am Menschen Wieder-
herstellung erfolgen. Indessen ist zu bemerken,
dass, wenn man einem Thiere, das sich nach einer
vergiftenden Dosis Phenylhydroxylamin wesentlich
wieder erholt hat, nach einem nicht zu langen
Zeitraum die gleiche Menge wieder beibringt, es an
dieser zweiten Dosis zu Qrunde geht
Alkoholische Losungen von Phenylhydroxyl-
amin werden, auf die leicht resorbirende Eaninchen-
haut aufgepinselt, schon sehr rasch aufgenommen
und bewirken schon nach einer Yiertelstunde Met-
hftmoglobinbildung. unter den möglichen Um-
wandlungsprodukten des Phenylhydroxylamins
(Azoxybenzol , Nitrobenzol, Anilin und Amido-
phenol) war nur Azoxybenzol erkennbar.
Das Azoxybenzol wirkt jedoch sehr viel lang-
samer als das Phenylhydroxylamin und in sehr
viel grösserer Dosis, so dass die nach Phenyl-
hydroxylamin auftretenden Erscheinungen nur auf
dieses selbst und nicht auf dessen Umwandlungs-
produkt, das Azoxybenzol, bezogen werden können.
H. Dreser (Bonn).
350. Oontributo allo atudio del meooa-
niamo d'intossioasione per quei veleni ohe
oontraggono uns oomMnaiione obimioa oon
la materia oolorante del sangue; pel Dott.
L. Borri. (Sperimentale XLIX. p. 5. 1895.)
Cyanwasserstoffsäure, Eohlenoxyd und Schwe-
felwasserstoff üben auf den Körper die gleiche Ein-
wirkung aus, unterscheiden sich aber unter einander
durch die Stärke ihrer Giftigkeit. Yom pharma-
kologischen Standpunkte aus wirken diese Gifte
hauptsächlich auf das Nervengewebe, das vorüber-
gehend gereizt, dann gelähmt wird. Im Blute be-
wirken sie im Wesentlichen eine Yerändeniug, die
in einer Trennung des Sauerstoffs vom Hämoglobin
besteht Das gilt aber nur von den chronischen
und subakuten Yergifttmgen. Bei akuten Intoxi-
kationen kommen alle Erscheinungen der Yergif-
tung zu Stande, ohne dass das Blut irgend welche
Yeränderung erlitte. Hier ist es besonders die
Einwirkung auf das centrale Nervensystem, die
das Symptomenbild der Yergiftung erklärt. Es wird
namentlich der Bulbus betroffen, dadurch erleiden
die Funktion des Herzens und die Athmung eine
wesentliche Störung ; der Blutdruck sinkt sehr tief.
Demgemäss hat man bei akuten Yergiftungen
mit den erwähnten Giften hauptsächlich die Auf-
gabe, die bulbären Centren zu reizen, die Reepirar
tion wieder in Gang zu bringen und den Blutdruck
zu steigern, was am besten durch subcutane Atropin-
injektionen und durch endovenöse Eoohsalzinfu-
sionen gelingt. EmanuelFink (Hamburg).
IV. Neuropathologie und Psychiatrie.
351. Ueber Akromegalie. (YgL Jahrbb.
CCXUL p. 242.)
Unv er rieh t(Akromegalie und Trauma. Mün-
chener med. Wchnschr. XUI. 14. 14a. 1895) be-
schreibt typische Akromegalie bei einem Kranken,
der einen Unfall erlitten hatte und bei dem un-
unterrichtete Aerzte bald Simulation, bald trauma-
tische Neurose angenommen hatten. Da nach ü.
imsere Kenntnisse über das Wesen der Akromegalie
sehr ungenügend sind, kann man nicht sagen, ob
causale Beziehungen zwischen Akromegalie und
Unfall bestehen. Immerhin sei es bemerkenswerth,
dass in nicht wenigen Fällen von Akromegalie von
▼orausgehenden Traumata berichtet wird. U. führt
mehrere Beispiele an.
R Massalongo (Hyperfunktion der Hypo-
physe, Riesenwuchs und Akromegalie. Centr.-Bl.
f. Nervenhkde. XYm. 6; Juni 1895. — Revue
neuroL IIL 8. 1895) beansprucht die Priorität für
den Gedanken, dass die Akromegalie nur eine
Abart oder besser Anomalie des Riesenwuchses
sei. Wenn die Hypophyse nicht nur während der
fStalen Zeit, sondern auch später thätig sei, ent-
stehe pathologischer Riesenwuchs.
S. Sir e na (Osservazoni anatomo-patologiche
sul cadayere di un gigante« Rif. med. X. p. 783.
1894) hat die Leiche eines Aegypters von 240 cm
Länge und 213 kg Gewicht, der 26 Jahre alt au
Nephritis gestorben war, untersucht und glaubt,
dass hereditäre Syphilis Ursache der abnormen
Entwickelung des Knochensystems, an dem zahl-
reiche Exostosen gefunden wurden, gewesen sei.
T h. F u c h s (Hereditäre Lues und Riesenwuchs.
Wien. klin. Wchnschr. Ym. 38. 1895) beschreibt
einen 26jähr., 188 cm langen Mann mit ererbter
Syphilis, der vielfach an Oelenkschwellungen ge-
litten hatte und bei dem die rechten Glieder stärker
entwickelt waren, als die linken. Auch hier be-
stand Nephritis.
Die Abhandlung Paul H^vel's über die
AugenstSrungen bei Akromegalie (Contribution ä
r^tude des troubles oculaires dans l'aorom^galie.
Th^e de Paris 1894) enthält wenig Brauchbares*
Eine neue Beobachtung wird mitgetheilt Das Ge-
sichtsfeld des Kranken war sehr eingeschränkt, be-
sonders in den temporalen Theilen. Strychnin-
einspritzungen schienen günstig zu wirken. Yf.
betont, dass die unregelmässige Einschränkung des
Gesichtsfeldes bei Beschädigung des Ghiasma nicht
der cerebralen Hemianopsie gleichzustellen sei,
dass es sich bei Akromegalie nicht um wirkliche
Neuritis des Sehnerven handele, dass einTheil der
238
IV. Nenropathologie und P^ohiatrie.
comprimirten FtBem dooh funktionsfihig bleibe.
Natürlich sieht er in der YergrOesening der Hypo-
phjee die UrsaGbe der Sehsti^ngen.
[E. Hertel (Beziehungen der Akromegalie eu
Angenerkrankungen. Arch. f. OphthalmoL XU. !•
p. 186. 1895).
In der Jenaer üniTersitäts-Angonklinik wnrde ein
Sljähr. Zimmermann behandelt, der angeblich, seitdem
er beim Militär war, ao typischer Akromegalie litt. Die
genauen Maasse der Hände, Füsse, Vorderarme, Unter-
schenkel, des Unterkiefers, der Zdien n. s. w. sind an-
gegeben. Alle Gelenke und Muskeln waren normal, da-
gegen bestanden geringe Parese des N. oculomotor., Seh-
nervenatrophie und beiderseitige temporale Hemianopsie.
In der Behandlung erwiesen sich Strychnin und Jodkatium
als unwirksam.
Im Anachlusse an diese Krankengeschichte stellt
H. an 174 F&Uen von Akromegalie eine Unter-
suchung dahin an, wie oftmals die Augen bei
dieser Krankheit in Mitleidenschaft waren. Das
war 91mal der Fall, also in 53 Ve* Sieht man von
den Erkrankungen ab, die in gar keine AbhAngig«
keit zur Orundkrankheit zu bringen sind, wie
Bindehautentzündung, Katarakt u. s. w., so findet
man häufig YergrOsserung der Lider und Orbital-
rftnder, VergrOsserung und Hervortreibung des Aug-
apfels durch Wudierung des orbitalen Fettpolsters,
Bewegungstörung der vom N. oculomotorius ver-
sorgten Muskeln, Schmerzen im Oesichte und
Kopfe, st&rkeres Thr&nen. Vor Allem aber findet
man Erkrankung des Sehnerven, und zwar von
allen Fftllen von Akromegalie, in denen das Auge
überhaupt erkrankt war, in 73%. Die Erkrankung
des Sehnerven, die bis zur Erblindung führt, ist
entweder ein einfach neuritischer Prooees oder
eine Druckatrophie oder eine StauungspapiUe.
Die Stitanngen im Bereiche des Sehnerven sind
für die Diagnose der Krankheit von grosser Wich-*
tigkeit So fehlen diese Augensymptome bei der
mit Akromegalie nicht selten verwechselten Osteo-
arthropathia hypertrophica pneumonica. S o u z a -
Leite führt Abnahme des Sehvermögens bis zur
vollständigen Amaurose unter den subjektiven
Fundamentalsymptomen der Akromegalie an, und
P. Marie sagt, die Blindheit am Ende der Erkran-
kung gehöre mit zum Krankheitsbilde. Die Seh-
nervenerkrankung mit oder ohne temporale Hemi-
anopsie ist auf die bei der Akromegalie vorhan«
dene Hypophysenvergrösserung zurückzuführen;
ebenso auch die Erkrankung des N. oculomotorius.
Der durch seine Lege geschützte N. abduoens ist
bisher noch niemals erkrankt gefunden worden.
1^ Lam h 0 f e r (Leipzig).]
A. H. B e n s 0 n (Gase of acromegaljwith ocular
Symptoms. Brit^ined.'JounL Oct 19. 1895) be-
richtet von einem 38jäbr. Akromegalischen mit
Skotomen und Farbensinnstörungen. Die Seh-
störungen waren nicht immer gleich stark und Vf.
lebt des Glaubens, Tabak und Schilddrüse hätten
sie schlechter und besser gemacht
In der Verhandlung nach dem vor der British
med. AsBOQiation (gehaltenen Vortrage B.'s erwähn-
ten Verschiedene (Meyer, Swanzy, Panas,
Little, E. Fuchs U.A.) eigene Beobachtungoi
von Akromegalie, doch wurde nichts Neues gesagt.
L. Haskovec (Ein Fall von Akromegalie.
Wien. klin. Rundschau IX. 17. 1895) ist der Mei«
nung, dass btt Akromegalie die Schilddrüse primär
erkranke und der Hypophysentumor sekundär seL
Der Söiähr., von jeher schwachsinnige Kr.., dessen
Mutter und Bruder geisteskrank gewesen waren, hatte in
der Jagend Kopfverletzungen erlitten. Zur Zeit der
Pubertät hatte er eine Struma bekommen und später war
die Sohilddräse atrophisch geworden. Erst seit 7 Jahren
war das krankhafte Wachsthum wahrgenommen worden.
Der Kr. war 180 cm lang. Das Bild war typisch.
Es bestanden Kopfschmerzen und Amblyopie. Der Harn
war normal, ebenso das Blut
Die Beobachtung B. Herzog's (Ein Fall von
Akromegalie. Deutsche med. Wohnsohr. XX. 14.
1894) bietet nichts Besonderes; nur dass der Er.
an lebhaften Nervenschmerzen in den Oliedem litt
Hormon G. Oordinier (Two cases of aoro-
megaly. Med. News LVIL 10. 1896) beeohreibt
genau 2 alte Männer (77 und 63 Jahre) mit Akro-
megalia Beide hatten normalen Augenhintargnmd,
keine Oiykosurie. Im Uebrigen war das Bild das
gewOhnlicha
M. Hoff mann (Bemerkungen zu dnem Falle
von Akromegalie. Deutsche med. Wohnsohr. XXL
24. 1895) berichtet über eine 23jähr., in Rostock
beobachtete Magd mit auffiallend grossen blaurothen
Händen und Füssen, bei der auch die Oesichtshaat
Uanroth war, Schmerzen in den Oliedem bestanden.
Andere Zeichen der Akromegalie fehlten. Yf. be-
merkt selbst, dass die Beschreibung der Erythro-
melalgie, dieSouza-Leite giebt, auf seinen Fall
passe. Im Uebrigen enthält der Aufsatz eine wenig
gerechtferügte Polemik gegen P. Marie.
L. Bruns (Neurol.Gentr.-Bl. XIY. 11. p.5a0.1895)
stellte eine 25üUir. Frau mit Akromegalie vor. Die Kr.
ist mehrere Monate lang mit englischen Thyreoidea-
Tabletten behandelt worden. Parästhesien, Schmerzen
und Stanfigkeit der Arme und Hände sohwanden, auch die
Nervosität nahm ab. Das Mittel musste aber wegen dea
Eintretens erheblicher Taohykardie und Blässe aus«
gesetzt werden. Auch Abmagerung trat ein.
Ghauffard (Acromegalie fruste avec macro^ossie.
Revue neurol. UL 15. p. 452. 1895) sah bei einem 2^ähr.
Maler unvoUständiee Akromegalie: Vergrteerun^ des
Unterkiefers, der Zunge, der Protuberantia ocoipital^
leichte Kyphose, Kop&chmerzen, Amblyopie, ^^ptome,
die sich seit 2 Jahren entwickelt hatten.
G. Sigurini und A. Gapooiasco (Un oaso di
acromegaUa. Bif. med. XL 107. 1895) besehreiben
typische Akromegalie bei einem äQjähr. Manne, dessen
Verwandte auch aufiallend gross waren. Die Krankheit
bestand seit 9 Jahren, hatte mit Kop&chmerzen begonnen.
Bemerkenswerth ist, dass links Exophthalmus bestand.
Man fand einen grossen Bundzelkntomor an Stelle der
Hypophyse, der nach links hin gewuchert war. Die
Schilddrüse war atrophisch, die Thymus ebenso. Die
Aorta war stark verengt
J.Lynn Thomas (A case ofacromegaly with
Wemicke's differential symptom. Brit med. Jonm.
June 1. 1895) beschreibt ein ISjähr. Mädchen mit
Akromegalie.
Bemerkenswerth ist der Mhe und akute Beginn im
13« Jahre mit heftigen KopliK)hmerzen und psychiflchen
IV. Neuropaihologie und Psychiatrie.
23d
tonmgen. Das rechte Ajxgp war ganz blind, links be-
stand Hemianopsie; Vf. glaabt, Wemicke's PapUlen-
raaktion gefunden zu haben. Es bestand Anosmie.
W. B. R an s 0 m (Notes on two oases of acromegaly.
Brit med. Journ. Jone 8. 1895) beschreibt 2 Er. mit
typischer Akromegalie. Bei der einen, 47jähr. Fat, be-
stand bitemporale flemianopsie mit mfissigen Kopfschmer-
zen ; sie starb an Bronchitis, wnrde nicht secirt Bei der
anderen, 34jähr., bestand ebenfalls bitemporale Hemi-
anopsie mit sturken Kopfschmerzen und Sehnerven-
atrophie; der Harn enthielt 6% Zucker. Durch Diät und
Codein wurde der Zucker bis auf l<>/o vermindert. Der
Zustand im Allgemeinen änderte sich nicht wesentlich
trotz „pituitaiy tabloids^.
J. W.Springthorpe(A case of hypertrophic
pulmonary osteoarthropathy. Brit med. Journ.
June 8. 1895) beschreibt einen 21 jähr. Kr. mit
Empyem. Der Sektionsbericht ist unvollständig.
A. J. von der Weijdeund H. Buringh
Boekhoudt (Een geval van Osteoarthropathie
hypertrophiante. Nederl. Weekbl. Oct 26. 1896)
beschreiben einen Fall typischer Osteoartiiropathie
bei einem 27jähr.Bau6msohne. Die Lungen schie-
nen gesund zu sein. Es bestand starke Kyphose
des Lendentheiles mit Verdickung der Weichtheile
[SpondyHtis?].
A. Demons und W. Binaud (Sur un cas
d'ostdoarthropathie hypertrophiante pneumique trai-
t6e par des injections de liquide pneumique.
Arch. g§n. deM6d. p. 129. Aoüt 1894) haben einen
Kranken, der an Osteoarthropathie durch Lungen-
eiterung litt, mit Lungensaft behandelt
Ein ganz gesunder Mann hatte einen Messerstich in
die rechte Brust erhalten. Später war eine eiterige Pleu-
ritis rechts dazu gekommen und allmählich hatten sich
die Knochenveränderungen entwickelt Der Kr. kam
9 Jahn nach der Verletzung in die Behandlung der V£F.
Das Bild entsprach durchaus dem von Marie ent-
worfenen. Die Fistel an Stelle der alten Wunde heilte
bei entsprechender Behandlung und bei Einspritzungen
von liquide pneumique (Glyoerinauszug aus Schafslange)
unter die Haut Der Kr. wurde (bei guter Pflege) kräf-
tiger und beweglicher. Die Maasse blieben unverändert
Marinesco (Trois cas d'acrom6galie trait^s
par des tablettes de corps pitnitaire. Semaine m6d.
XV. 56. p. 484. 1895) berichtete der Society m6d.
des höpitaux in Paris, dass er bei 8 Akromega-
lisohen Tabletten aus Himanhang mit dem Erfolge
angewendet habe, dass der heftige Kopfschmerz
nachliess, die Schmerzen in den Gliedern auf-
hörten, der Allgemeinzustand besser wurde, be-
sonders aber die Harnmenge zunahm. M. und
P. Mlarie halten die Akromegalie fQr eine Folge
falscher, nicht nur übermässiger Absonderung der
Hypophy sis cerebri. M 0 b i u s.
352. !Fojdna6iiiift oerebrotpinaUs, Baote-
riAemia oerabii, Meningitis seroM, Hydro-
eephalw Mmtmi ; von Prot S e i t z. (Coir.-BL f.
Schweizer Aerzte XXY. 14 u. 15. 1895.)
S. geht von der Thateaohe aus, dass die mit so
schweren Symptomen einhergehenden Formen von
Meningitis serosa und akutem Hydrooephalus ana-
tomisch meist keine Yerftndemngen aufweisen, und
wirft die Frage auf, ob es sich hier nicht um bak-
terielle Tergiftungen handele und ob nicht ver-
schiedene Bakterien ein ähnliches Krankheitsbild
zu erzeugen im Stande seien. Es gelang ihm im
folgenden Falle diesen Nachweis zu führen.
Ein l'/ajfihr., früher gesundes Mädchen erkrankte
plötzlich unter hohem Fieber, Zuckungen an den Gliedern
und im Gesicht, Erbrechen, Benommenheit; kleine Ver-
dichtung auf den Lungen, Durchfall. Das Kind bot
schliesslich ganz das Bild der Cerebrospinalmeningitis
und starb nach 14 Tagen. Culturen, die schon während
des Lebens vom Blut angelegt worden waren, ergaben kein
Resultat Die Sektion erwies nur einen etwas stärkeren
Abfluss von seröser Flüssigkeit aus den Himhöhlen, im
üebrigen war das ganze Centralnervensystem makrosko-
pisch und mikroskopisch völlig normal. Dagegen wurde
nach der Aussäung von TheUen aus Gehirn und Lungen
bei beiden übereinstimmend das Bacterium coli nach-
gewiesen.
S. fasst daher seinen Fall als ^ne „Coli-Toxin-
&mie^' auf. Die ursächlichen mykotischen Elemente
sind in den Geweben nicht mehr nachzuweisen, nur
ihre Toxine können post mortem aus der Cultur
erkannt werden, aus diesem Grunde fehlt bei so
manchen Erkrankungen des Centralnervensystems
trotz der begründetsten Yermuthung, dass es sich
um bakterielle Invasionen handeln müsse, derll^ach-
weis derselben.
S. erwähnt den schon von Eichhorst ver-
öffentlichten Fall von einem Hydrooephalus acutus
bei einem Erwachsenen, der von ihm in den ersten
Wochen beobachtet, dieselben Erscheinungen wie
das oben erwähnte Band dargeboten hatte. Ausser-
dem theilt er noch folgende Falle mit
Ein 44jähr. Mann litt seit 10 Jahren an Kopfschmer-
zen, die in der letzten Zeit sich in der Art verschlimmert
hatten, dass jede Bewegung des Kopfes ein Gefühl von
Druck hervorrief. Husten, Niesen verursachten momen-
tanen Schwindel. Diese Beschwerden nahmen rapid zu,
so dass sich der Fiat ängstlich vor jeder Bewegung mit
dem Kopfe hütete: es traten Anfälle vonBewussÜosigkeit
auf, leichte vorübergehende Lähmungen der Gesichts-
und Kaumuskeln, momentane Verdonkdong des Gesichts-
feldes. Tod nach einigen Monaten ziemhch plötzlich. Die
Sektion ergab einen ausgedehnten Hydrooephalus, sonst
niohts.
Der Sohn dieses Fat litt ebenfalls schon Jahre lang an
demselben Schwindel bei Lageveränderuneen des Kopfes,
verbunden mit Ohrensausen und Paräsmesien. Chro-
nischer Nasen- und Ohrenkatarrh.
Ob der Hydrooephalus, der beim Vater nachgewiesen,
beim Sohn vermuthet werden konnte, ebenfalls einer viel-
leicht schon in früher Jugend erfolgten bakteriellen In-
vasion zugeschrieben werden darf, will S. nicht entschei-
den. Dagegen beobachtete er ein öjähr. Kind, bei dem
die Krankheit ganz so wie in dem 1. Falle einsetzte:
Fieber, Zuckungen, leichte Lähmungen, Muskelstarre,
aber ohne Erscheinungen von Seiten der Lungen. Das
Kind war nach 35 Tagen wieder geheut Auch diesen
FaU fässtS. alsToxinaemia cerebrospinalis, allerdings un-
bekannten Ursprunges, anf, während im I.Falle wohl die
Vergiftung von den Lungen ausgegangen war.
Windscheid (Leipzig).
353. Tumor of the sqnedaot ol Sylvius ;
by J. C 0 1 1 i n s. (Amer. Journ. of the med. Sc. CX.
4. p. 420. Oct. 1895.)
Bin 18jähr., kräftiger Arbeiter war 2 Jahre vor Be-
ginn der Beobachtung schon mit einer zeitweiligen, anf-
udlenden Schläfrigkeit, Sohwindelanfällen und Kopf-'
240
lY. Nenropafhologie und Psychiatrie.
Bohmerzen erkrankt, vas um aber nicht an der Fort-
setznng seiner Arbeit gehindert hatte. 6 Mon. vor der
Aufnahme Sturz anf den Kopf, seither yersohhmmenmg
des Zostandes, Blasen- und Mastdarmstönuigen, sowie
unsicherer ÖBixg, Oefters Nasenbluten.
Status am 7. Oci 1894: Auffallende Unbeweglich-
keit: Fat. sass meist den ganzen Tag regungslos da; In-
telligenz entschieden vermindert Der Gang taumelnd,
incoordinirt Keine Sensibilitätstörungen. £nmer Kälte
der Hände und Füsse. Fortwährende heftige Kopf-
schmerzen. Incontinentia vesicae et alvi. Sonst keine
objektiven Erscheinungen. Beginnende Stauungspapille.
Der Zustand blieb im Wesentlichen der gleiche, nur nahm
die Stupidität zu; am 29. October wurde der Kr. todt im
Bette gefunden.
Die Sektion ergab ein sehr weiches, fluktuirendes
Gehirn, das aber zusammensank, als bei der Durchtren-
nung sich eine ziemliche Menge von blutiger Flüssigkeit
aus dem 3. Ventrikel entleerte. Die Seitenventrikel sehr
stark erweitert Der Aquaeductus Sylvii war von einer
grauen, weichen Masse gänzlich ausgefüllt, die nach vor-
wärts bis an das Splenium des Biükens reichte, nach
hinten sich bis an das obere Ende des 4. Ventrikels er-
streckte. Mikroskopisch erwies sich die Geschwulst als
ein Rundzellensarkom. Windsoheid (Leipzig).
354. Tamor of the corpus oaUoram; by
Bichard P. Francis. Wiih pathologieal memo-
mtic2a;byM.Allen Starr and Ira vanGieson.
(Amer. Joum. of the med. Sc. CIX. 6. p. 668. 1895.)
In dem hier mitgetheilten, wie in den meisten Fällen
von Tumor des Balkens handelte es sich nur um Alleemein-
symptome des Tumor cerebri. Es bestanden Convusionen,
Erbrechen, Verlangsamung der Geistesthätigkeit und
Apathie ; Erweiterung der rechten Pupille xmd rechtseitiger
Säubismus internus. Ablenkung des Kopfes nach rechts.
Stauungspapille. Merkwürdiger Weise auch kein Kopf-
sohmerz. Grosses Gliosarkom, besonders in den vor-
deren Theilen des Balkens, das beide Hemisphären schä-
digte.
Bei der Aufzählung der Literatur hat F r. die Arbeiten
des Ref. und G i e s e 's aus der Hallenser Klinik übersehen.
L. B r n n s (Hannover).
355. Notes on aix oases of central respira-
tory paraljaia; by Vallack. (Lanoet II. 9.
p. 517. Aug. 31. 1895.)
Y. theilt 6 Müe mit in denen der Tod durch
HeBpirationsUhmung in Folge erhöhten Gehirn-
drucks erfolgte.
1) Ein 54jähr. Fat. wurde benommen in's Spital ge-
bracht, er klagte nur über Schmerzen im Hinterhaupt
7 Std. später plötzlicher AthemstiUstand. Sektion: Blut-
coagulum im Subduralraum über dem Kleinhirn, zu-
sammenhängend mit einer grossen Blutung in den 3. und
den 4. Ventnkel.
2) Ein 27jähr. Mann, der vor einigen Jahren an
Sonnenstich krank gewesen war, klagte über Schmerzen
im Hinterhaupt und in den Schultern, erbrach öfters.
Bedeutende Steigerung der Patellarrefleze. 10 Tage nach
der Aufnahme plötzliche Gyanose mit Athemerschwerung,
die aber wieder vorüberging; 8 Tage später starb Fat. in
einem neuen derartigen Anfalle. Sektion: Alte Reste
von basaler und cerv£kaler Meningitis, Foramen Magendii
verschlossen, Hydrops des 3. und des 4. Ventrikel und
beider SeitenventrikeL
3) Ein 19jähr. Mann war vor 3 Jahren wegen eines
Cysticercus an den Central Windungen opeiirt worden;
dann allmählich Blindheit wegen doppelseitiger Neuritis
N. optici. Lähmung des rechten Armes. Es wurde eine
neue Operation beschlossen ; Fat. starb aber am Morgen
des l^es plötzlich unter AthemstiUstand. Sektion:
4 Cystioerken am hinteren Ende der linken Hemlspliire;
der gröaste war in den linken Seitenventrikel durch-
gebrochen.
4) Ein 24jähr. Mädchen litt seit 3 Jahren an inter-
mittirenden Kopfschmerzen vom Hinterhaupt bis in's
rechte Auge. Dann Abnahme der Sehkraft auf dem
rechten Auge; da Fat ausserdem durch das rechte Nasen-
loch keine Luft bekam, so wurde aus demselben ein
„Polyp*^ entfernt; dieser Operation folgten mehrere Male
sehr heftige Nasenblutungen. Fat. wurde sehr anämisch,
unruhig; an einem Tage fiel plötzlich die Zunge nach
hinten, Pai wurde cyanotisch, konnte nicht mehr athmen
und trotz künstlicher Athmung trat bald der Tod ein.
Sektion: Weicher Tumor an der Gehimbasis, den rechten
Schläfenlappen comprimirend; rechtes Ganglion Oasseri
und rechter Opticus in denselben hineingezogen. Der
Tumor hatte das rechte Keil- und Siebbein zerstört und
die oberen Partien der rechten Nasenhöhle ergriffen.
5) Ein 47jähr. Mann erkrankte vor 3 Monaten mit
Schwindel, Kopfischmerz und Abnahme der Sehkraft Die
Pupillen wurden im weiteren Verlaufe der Beobachtung
ung[leioh und gegen Lichteinfall reaktionslos. Doppel-
seitige Neuritis N. optioL Der rechte Arm wurde pare-
tisoh. Zunehmende Demenz, Inoontinentia vesicae et
alvi. Tiähmung des rechten N. facialis, Patellarrefleze
sehr erhöht, Fussclonus ; 7 Wochen nach der Aufnahme
in's Spital plötzlicher AthemstiUstand und Tod. Sektion:
EndarteriiÜs der Basilararterie, Basalmeningitls, Gummi
im linken Stimlappen.
6) Ein IQjähr. Mädchen war 9 Mon. vor der Auf-
nahme an tuberkulöser Peritonitis erkrankt, zeigte dann
die Erscheinungen einer Caries der Loidenwirbelsäule.
Anfallsweise aUgemeine Convulsionen ; 9 Tage später
plötzlicher AthemstiUstand und Tod. Sektion: Tuber-
kulöse Massen im 4. Ventrikel, diesen sehr erweiternd,
und bis in die rechte Kleinhimhemisphäre hineinreichend.
Windscheid (Leipzig).
356. On the relation of diseaaes of ihe
spinal oord to the diatribution and lesiona of
the spinal blood vessels; by Williamson.
(London 1895. — Erweiterter Sond.-Abdr. aus d.
Medical ChronicleDec 1894 u. Jan. u.Febr. 1895.)
W. suoht den Nachweis zu ffUiren, daas eine
Beihe von Rückenmarkskrankheiten von den (}e-
fftssen des Rückenmarks abhängig sei, d. h., dasa
die Ausbreitung der anatomischen Lfision der Ver-
breitung einer oder mehrerer Rückenmarksarteriell
entspreche. In diesem Sinne werden behandelt die
Poliomyelitis anterior acuta infantilis und adul-
torum, die Friedreich'sche Ataxie, die verschie-
denen Formen der Myelitis, die disseminirte Skle-
rose, die spinalen H&morrhagien, Thrombosen und
Embolien, die Rückenmarksyphilis, die Tabes dor>
saiis und die Paralysis agitans. Meistens stützt
W. seine Ansicht auf bisher veröffentlichte Kranken-
geschichten und anatomische Befunde, theilt aber
auch einzelne neue F&lle mit Es lässt sich nicht
leugnen, dass die Ausführungen mitunter etwas
Qezwungenes haben, und dass W. seiner Theorie
zu Liebe Concessionen machen muss; stellenweise
beschränkt sich die von W. angenommene Ab-
hängigkeit der RückenmarksTer&nderung von doi
QeAssen auch nur darauf, dass an den letzteren
gewisse pathologische Zustände wie Verdiokungeu
der Wände vorhanden sind [I].
Windscheid (Leipzig).
IV. NenropaOiologie und Psychiatrie*
eil
367^ Üebdr AnpaestuigsTeclilltiüMe des
Körpers bdlUhmnngflsiiitSiideii a& den unte-
ren Oliedmaatsen ; von Dr. 0. JoaohimsthaL
(Virohow'ß Arch. CXXXTX. 3. p. 497. 1895.)
J. besclireibt genaaer, in welcher Weise ein an fast
completer Paraplegia inferior leidender Mann Yon 29 J.
im Stande war, zu gehen, zu stehen, za klettern, selbst
za springen, und zwar in so vollkommener Weise, dass
er als Artist Öffentlich auftrat Er benatzte daza seine
durch die lange üebong wahrhaft herkulisch entwickelten
Bumpf-, Schulter- und Armmuskeln. Sonst war er nur im
Stande, mit 2 Krücken sich fortzubewegen. Ausserdem
war bemerkenswerth, dass die beiden Yorderarmknoohen
an ihren unteren Enden sich enorm verbreitert hatten.
Aehnliches wird ja auch bei coneenitalem Defekt der
TihisL beobachtet, wo dann die Fibma, die funktionell die
Rolle des fehlenden Knochens übernimmt, sich ausser-
ordentHoh verdickt. E. H ü f 1 e r (Chemnitz).
358. Ueber einen in congenitaler» bezid-
himgaweise .acqnirirter Coordinatlonsatörang
aioh kennseiehnenden Symptomenoomplex;
von Dr. Nonne in Hamburg. (Arch. f. Psych.
XXVn. 2, p. 479. 1895.)
Dass es neben der Friedreich'schen Ataxie, der
Kleinhirnatrophie, der Marie'schen Ataxie c6rd-
bellaire h6r6ditaire, dem von N. beschriebenen
Symptomencomplex, den zu Mischformen gerech-
neten Fällen wieder „üebergangsformen^^ giebt,
lehren 4 von N. genauer mitgetheilte Kranken-
geschichten. In allen Fällen, die auch differentiell-
diagnostisch genau erörtert werden, Hessen sich die
sogen, reinen Formen ausschliessen. Es ergiebt
sich daraus, dass ein Symptomenbild existirt, das
sich sowohl spontan in früher Kindheit ohne fami-
liäre Anlage oder direkte Heredität entwickeln,
oder auch nach akuten Infektionskranlcheiten mani-
fest werden kann, das sich sehr langsam weiter
entwickelt, oder schliesslich zum Stillstande kommt
und dessen Hauptzfige folgende sind : Coordination-
störung der Glieder, des Kopfes, des Rumpfes, der
phonischen und mimischen Muskeln, InsufBcienz
einzelner äusserer Augenmuskeln, manchmal auch
Nystagmus, Steigerung der Sehnenreftexe und
Muskelrigidität Dagegen fehlen PupillenstGrun-
gen, Opticusatrophie, Störungen der Sensibilität
und der Sphinkteren. Die Intelligenz kann leicht
gestört sein. Der einzige wesentliche unterschied
gegenüber der Friedreich'schen Krankheit, die ja
auch verschieden auftritt, liegt im PateUarreflex.
Wo jedoch alle übrigen Gardinalsymptome vor-
handen sind, wird man darauf allein entscheiden-
des Gewicht nicht zu legen brauchen«
Was die bish^ in dieser Gruppe von Fällen von
anderen Autoren beobachteten anatomischen Be-
funde anlangt, so ist Allen gemeinsam eine anato-
mische Anomalie, sei es Hemmungsbildung, sei es
Degeneration, sei es eine Combination beider, die
jene grosse Bahn b^Sllt, die der Brhaitung des
Gleichgewichts und der Coordination dient, und
die von den Kleinbimsträngen des Rückenmarks
durch die Oliven, das gekreuzte Corpus raatiforme
zum Yliess und von da durch die Bindearme zum
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 3.
Grösshim führt Welchen Mnfluss auf das kli«
nische Bild die Bethdligung der Hinterstränge hat,
steht noch nicht fest Je nachdem der eine oder
andere Theil der Bahn mehr gelitten hat, je nach-
dem endogene oder exogene Noxen sich geltend
gemacht haben, wird das Bild natürlich ein Ter-
schiedenes sein.
SchlieeaKch berichtet N. noch über 2 Fälle, mit
ganz ähnlichen Krankheitsbildem (Coordination-
störung, Augenmuskelinsufücienz, gesteigerte Be-
flexe) im Anschlüsse an eine akute cerebrale Er-
krankung. E. H ü f 1 e r (Chemnitz).
359. Üeber einige seltenere Veränderon«
gen im Mnskelapparat; von Prof. Fürstner.
(Arch. f. Psych. XXVII. 2. p. 600. 1895.)
I. MyoUmia acqUitUa. Das typische Bild der
Thomsen'schen Krankheit zeigt mancherlei Varian-
ten, so die vom Eulenburg beschriebene con-
genitale Paramyotonie, die von Gowers beschrie-
bene ataktische Paramyotonie. Einen weiteren Bei-
trag liefert der vorliegende Fall.
Es handelte sich um einen 2S{|&hr. Mann, der zuerst
mit asthmatischen Beschwerden erkrankte, derart, dass
bei foroirten Athembewegongen ein pfeifendes Grerttusch
auftrat Etwa 1 Jahr später traten krampfartige Erschei-
nungen in den Fin^m auf, Streckbewegungen, die er
nicht sofort beseitigen konnte; mehrere Monate später
kamen dazu Beschwerden beim Gehen ; die Beine blieben
am Boden kleben, worden steif, bis nach einiger Zeit der
Krampf sich löste und der Kr. ungehindert genen konnte.
Auch im Gesichte stellten sich diese remaneotenContrak-
tionen ein. Im Allgemeinen war der Kr. sehr deprimirt;
Steigerung dieser Yerstinunung wirkte ungünstig auf die
Krankheit ein.
Die Untersuchung ergab, dass eine Anzahl von
Muskeln auch in der Ruhe sich in Spannung be&nd, die
bei Bewegungen noch zunahm, so im Gesichte, am Vorder«
arme, anThenarundHypothenar, auch bei Quadrioeps und
Wade. Bei inteadirtenBewegtmgen trat die Spannung so*
fort auf und blieb längere Zeit bestehen. Beklopfen der ge«
spannten Muskeln ergab eine kurze, blitzartige Zuckung,
ohne dass eine Steigerung der mechanischen Erregbar«
keit, oder eine Nachdauer der Zuckung bei elektrischer
Beizung nachweisbar gewesen wira Die Patellarrefleze
waren, wohl wegen des Tonus im Quadrioeps, kaum aus-
zulösen. Die Sensibilität war intakt, dagegen bestand
eine grosse Steigerung der vasomotorischen Erregbarkeit
Wider lärwurten war der Verlauf günstig. Durch Gym«
nastik, Bäder, Suggestion und Arsen nahmen die^^men
allmählich ab, besonders wenn der Kr. sich unbeobachtet
glaubte^ und schliesslich wurde fast vollkommene Hei«
mng erzielt
F. mochte diesen Fall nicht zu der echten
Thomsen'schen Krankheit rechnen, sondern eher
mit den von Talma und Schnitze beschrie«
benen Fallen in Beziehung bringen. F. ist geneigt|
vasomotorischen Yorgftngen eine gewisse BoUe zu«
zuweisen.
U. Congemtale Muskeldefekte bei Qeackwisiem, Bei
2 Geschwistern, einem Knaben von 16 und einem Mäd-
chen von 14 Jahren fehlte beiderseits zum grösstenXheile,
mit Ausnahme von Partien des Yastus internus die Musn
kulatar des Quadrioeps. DieSehne und die Patella waren
dagegen vorhanden. Sonst war eine Störung nicht nach«
weisbar, nur fanden sich im linken Perontolgebiete die
Anfänge von Dystrophie.
III. Ein Fall von MyosiHs oseifieane. Es handelte
sich um ein 15jähr. Mädchen, das zunächst eine Reihe
31
H2
IV. Reuropathologie vM Psychiatrie;
oongemialer Anomalien darbot, Fehlen der OhiUppchen,
Defekt zweier oberer Schneidezähne, Siffelnng der übri-
gen ; beide grosse Zehen waren zu ixaz and etwas defor-
mirt Daumen and 5. Finger yerkorzt Beim extremen
Fixiren bestand aach etwas Nystagmus. Die Stemo-
cleidomastoidei and die Nackenmoskeln waren deioh-
mässig hart and in der Bewegung behindert, indenluigea
Bückenmuskeln fand man drcumscripte knochige \eT'
dickungen, ebenso im LBÜssimas dorsi ; ebenso waren ver-
knöchert die Sehnen des Peotoralis, Bioeps und Triceps,
besonders rechts. Nachdem nun schon früher manchmal
ziemlich plötzlich in einzelnen Muskeln Knollen sich ge-
bildet haben sollten, die später wieder zurückgingen, trat
während der Beobachtung eine knollig SchweUung im
Biceps auf, von der ein Stück excidirt wurde, unter
Zurücklassung einer harten Stelle yeischwand sie nach
einiger Zeit. Die Untersuchung ergab auch hier, dass
hur das Perimysium gewuchert und geschwollen war,
dass dagegen der Muskel selbst frei bUeb.
£.Hüfler(Caiemnitz).
360. Ueber eine durch GeflMerkrankim-
gen bedingte Fonn der Neoritie ; Ton Dr. H.
Schlesinger. (NenroL Centr.-BL XIY. 13. 14.
1895.)
Der 69|jähr. Fat war früher ganz gesund gewesen,
hatte keine Lues gehabt Die ersten Knmkheitärschei-
nungen bestanden in Schwäche und Schmerzen im linken
Beine, sowie in einer rechtseitigen Interoostalneuralgie;
ausserdem bestand leichte Betentio urinae. Nach 9 Mon.
schubweise Verschlimmerung der Beschwerden, Ent-»
Wicklung einer Hypertrophie des rechten Ventrikels. Ss
kam zu Lähmungen der Extensoren der Hand beiderseits,
der Peionäusmuskulatur, des Triceps undDeltoideus; im
weiteren Verlaufe völlige Paralyse und Atrophie fast
aller Gliedermuskeln unter Entwickelung von GontnÜL-
taren. Elektrisch keine einheitliche BeaJction, abeo: an
einigen Muskeln deutliche Entartungsreaktion. An den
Beinen immer Kälteempfindung; Sensibilität an den peri-
pherischsten Theilen der Glieder aufgehoben, am Bücken
neben dem Schmerzsinn auch der Temperatursinn be-
einträchtigt Muskeln alle auf Druck empfindlich, die
Nervenstämme weniger. Unausgesetzte heftige Schmer-
zen in Armen und Beinen ; Deaibitos am rechten Ole-
cranon. Nach ca. 1 Jahre Tod.
Die Sektion ergab nur eine geringfügige Atheroma-
iose der maseren Geflsse. An den Nerven überall in-
tensivste Degeneration; überall war die Adventitia der
zwischen den Nervenbündeln liegenden GeCBsse stark
verdickt, die Media dabei sehr entwickelt, die Intima ge-
wuchert, so dass das QeAsslumen sehr verrin^rt war.
Die Wände überall dicht mit Bundzellen infiltnrt. Die
Zahl der Blutgelllsse beträchtlich vermehrt Alle diese
Veränderungen fanden sich vorzugsweise an den Arte-
rien, waren aber auch an einigen Venen vorhanden. In
den Muskeln waren die Fasern sehr degenerirt, mit reich-
lichen Fettzellen durchsetzt, die Gefilase in den Muskeln
ebenso wie die in den Nerven erkrankt Die Degenera-
tion der Nerven war bis in das Bückenmark hinein zu
verfolgen und betraf hier sowohl die hinteren Wurzeln,
als auch die Blnterstränge bis zum Halsmarke, meist in
Form einzelner, in den verschiedenen Höhen verschieden
grosser Felder. Die vorderen Wurzeln, die Vorder-
hörner im Lendenmarke schwer degenerirt, im Bücken-
marke aufsteigende Degeneration der Pyramidenseiten-
Strangbahn bis hinauf in die Medulla oblongata.
Schi, wirft die Frage auf, ob in seinem Falle
die Erkrankung der Nerven vielleicht auf das
Alter des Fat zurückgeführt werden müseten.
Abgesehen aber davon, dass die vorliegenden ana-
tomischen Befunde sich nicht ganz mit den bisher
als senil beschriebenen Veränderungen der Nerven
decken, konnte SchL in einem 2. Falle von Neu-
ritie, der einen 25jfthr. Henachen betraf, genau
dieselben Erkrankungen der Geftoe mit Nerven-
degenerationen naohweieen. Diese Erkrankung
begann mit Schmerzen in den Füssen; danmf
stellte sich eine Gbingrftn des linken Fussee ein,
weswegen dieser amputirt wurde. Die Unter-
suchung ergab in ihm eineEndarteriitis obliteians,
die Veränderungen an den Oef&ssen stark, ebenso
wie im anderen Falle, nur wfiren die Nerven nicht
in demselben Maasse degenerirt
SchL hält daher in beiden FUlen die GeJäss-
erkrankung für das Primäre.
Windscheid (Leipzig).
361. üeber Chorea paralytloa; von Prot
Nil Filatow in Moskau. (Arch. f. Einderhkde.
XVIIL 6 u. 6. p. 432. 1895.)
Chorea paralytica ist jene seltene Form der
Chorea, die mit LAhmungen einhergeht Auf
Lähmungen, die sich mit der Chorea verbinden,
hat zuerst Podel hingewiesen. West führte
dafQr den Namen „Ump Chorea" (weiche Chorea),
Gowers die Bezeichnung Chorea paralytica ein.
Die Lähmung betrifft entweder ein Glied, am häu-
figsten die Hand, oder sie tritt als Para- oder
Hemiplegie, auf oder sie befällt endlich alle Glieder
und den Rumpf. Die Lähmung ist nur eine moto-
rische. Entartungsreaktion, Atrophie stellen sich
in den gelähmten Muskeln nicht ein. Li manchen
Fällen vermindern sich oder schwinden die Sehnea-
reflexe. Die Lähmung tritt entweder früher auf
als die Chorea (so in den 5 F&Uen von Gowers),
oder sie entwickelt sich auf der Hohe der Krank-
heit Schliesslich kann, nachdem sich die Läh-
mung ausgebildet hat, der Eintritt der Chorea bis
auf leichte Zuckungen der Finger ausbleiben. Die
Lähmung kann ausser den erwähnten Muskeln
auch diejenigen des Kehlkopfes, der Blase und des
Mastdarms befallen. Bei rechtseitiger Hemiplegie
ist Aphasie beobachtet worden. Die Prognose
scheint immer günstig zu sein. Die Dauer der
Lähmung ist eine sehr ver8chieden& Die Chorea
paralytica tritt häufiger bei jüngeren Kindern (unter
5 Jahren) auf. Zweimal wurde sie nach der Be-
handlung mit Eserin angetroffen.
F. hat ein 4ViJähr. Mädchen mit Chorea panlytics
beobachtet Die Lähmnogen, die auf der Höhe der
Krankheit nach Yerabreichnng grosser Sseringaben auf-
traten, betrafen alle Glieder und die Muskeln des Halses.
Unter der Verabreichung von Hnct nuc. vom. erfolgte
nach mehreren Wochen Genesung.
Eine zweite ähnliche Beobachtung, die einen 7jahr.
Knaben betrifft, stammt von Dr. Isohboldin. Hier
betraf die Lähmung, die ebenfalls auf der Höhe der Krank-
heit eintrat, fast alle Muskeln des Rumpfes and der
Glieder. Ausserdem bestand eine anarthrische Sprach-
störung und anßinglich erschwertes Uriniren, sowie ver^
zö^erter Stuhlgang. Nach fast 4monat Dauer derKnok-
heit trat Genesung ein. Die Behandlung bestand in der
Darreichung von Jodnatrium. Brückner (Dresden).
362. Bin FaU ¥on eiuaitigem Weinen bei
noialiaparalyae ; von Dr. V.Francke inOreife-
wald. (Deutsche med. Wchnschr. XXI. 33. 1895.)
y. Iimeffe MediciiL
24a
Daroh Beobachtung emorSjiaiilcen mit Facialis-
paralyse in der Üniversitäts-Augenklinik konnte F.
die besonders von Ooldsieher aufgestellte Be<
hauptong bestfttigen, dass nicht der N. trigeminus,
sondern der N. facialis der Sekretionsnerv der
ThränendrOse sei. Ist bei der Faoialislähmung
die Thranenabsondenmg erloschen, so lAsst dieses
Zeichen nach Fr. einen Sohlnss auf den Sitz der
Erkrankung zu. Es muss die Ursache der Lfth-
mung vor dem Abgange des N. petrosus super-
fidalis major, also im Ganglion geniculi oder nodi
weiter central von diesem im Facialis gelegen sein,
während bei peripherischer Lähmung dieses Ner<
Ten die Thränenabsonderung mdbt gestört sein wird.
Lamhof er (Leipzig).
363. Bin Beitrag snr Casniatik der In-
fluensapsy ohosen ; von Dr. L e i s e r. (Deutsche
med. Wchnschr. XXI. 20. 1895.)
Bei einem gesnndeD, nicht belasteten Mamie leichte
Commotio cerebri, 2 Monate darauf Influenzaan&U, der
ca. 8 Tage dauerte, in der Beoonvalesoenz oa. 48stfind.
asthenisches Delihom.: IVs Spalten lange Erankheits-
geechichte, für deren freundliche Durchsicht L. Herrn
Prof. Binswanger seinen ergebensten Dank ausspricht
B r e 8 1 e r (Freiburg i. Schi.)'
364. Ueber Parotitis und Psychose nach
Ovariotomie ; von E v e r k e. (Deutsche med. Wo-
chenschr. XXI. 20. 1895.)
1) Eine ob der bevorstehenden Operation sehr auf-
geregte und unruhige Frau erkrankte am 5. Tftge nach
der glüokUoh veriaufenen Laparotomie an rechtseitiger
eitriger Parotitis; während des 5tSg. Fiebers deliranter
Znstond. Heilung der Parotitis und damit Schwinden
des Fiebers und der psychischen Symptome. Der Ent-
stehung der Parotitis werden sympathische Beziehungen
zwischen Ovarien und Paroüden zu Grunde gelegt.
[Von einer Psychose im engeren Sinne kann hier nicht
die Bede sein.]
2) Parotitis am 17. Tage nach Laparotomie (Pyo-
salpinx, Parovarialoyste) ; Complikation 1) mit Gombustio
(durch Unvorsichtigkeit einer Schwester) mit nachfolgen-
der starker Eiterung, 2) mit Gesichtserysipel in Folge
unvorsichtiger Verwendung eines zuvor bei einer Ery-
sipelatösen gebrauchten Kissens (ebenfalls von Seiten
einer Schwester). Vereiterung der Parotiden, Meta-.
stasen, Tod. Psychische Erscheinungen waren nicht,
aufgetreten.
3) 24 Stunden nach Laparotomie (wegen Tuben-
schwangerschaft) Selbstmord ohne vorhergegangene ofFen-
kundigegeistige Veränderung.
4) Wiederausbruch der geistigen Störung viele Monate
nach Ovariotomie bei einer bereits früher einmal an
Melancholie erkrankt gewesenen älteren Virgo.
B r e s 1 e r (Freiburg i. Schi.).
365. UeberPeptonurie bei Geisteskranken;
von Dr. H. Meyer und Dr. H. Heine. (Arch. f.
Psychiatrie XXVIL 2. p. 614. 1895.)
Die erste Beihe der Untersuchungen erstreckt
sich auf Harne von Paralytikern (22), die zweite
auf solche anderer Geisteskranker (21) und Ge-
sunder (6). Das Ergebniss ist: „Pepton in nach-
weisbarer Menge von 0.003— 0.0220/o findet sich
häufig im Harne der Paralytiker, jedoch nicht zu
jeder Zeit Geringere Uengen (unter 0.003<^/o).
sind auch bei negativem Befunde der Biuretreaktion
nicht ausgeschlossen^^ „Auch im Urin anderer
Geisteskranker, ja selbst im Urin Gesunder findet
sich mitunter der als Pepton oharakterisirte Kör-
per in nachweisbarer Menge.'' „Die Peptonurie
kommt zwar bei Paralytikern hfiufiger vor als bei
anderen Geisteskranken, hat aber nichts fQr die
Paralyse Charakteristisches.''
Bresler (Freiburg i. SchL).
V. Innere Medicin.
366. Zur Lehre von der oronpösen Pneu*
monie. (Vgl Jabrbb. CCXLII. p. 37.)
Wir beginnen mit einer Arbeit von Rudolf
Emmerich in der Ztschr. f. Hyg. u. Infektions-
krankh. (XVII. 1. p. 167. 1894) über Infektion,
Immunisiirung und Heüung bei croupöser Pneu-
monie, die sich namentlich gegen Foä richtet
Eine Xurzlebigkeit der Pneumokokken ist nur
mit derEinschrftnkung zuzugeben, dass auch unter
den nicht sporenbildenden Bakterienarten Vege-
tationsformen vorkommen, die als Dauerformen
aufzufassen sind. Sie entziehen sich der Beobach-
tung, weil sie spärlich sind, unter mehreren hundert-
tausend Spaltpilzen eine Dauerform, und sehr ge-
ringe morphologische Eigenthümlichkeiten vor den
anderen Kugelformen darbieten.
K hat bereits frOher dargelegt, wie Pneumo-
kokken ihre Entwicklungsfähigkeit viele Monate
bewahren können, wenn man sie in 1 Liter Bouillon
einige Tage lang im Thermostaten zftditet und dann
bei mittleren Temperaturen dunkel aufbewahrt
Zur üebortragung der Cultur, soU sie erfolgreich
sein, muss der ganze Bodensatz verwendet werden«
Es giebt ferner mehr als zwei Varietäten, wie
sie Foä annimmt, denn Fawitzky entdeckte
einen Coccus, der ziegel- und blutrothen Farbstoff
bildet und der durch die Büchner 'sehe Inhala-
tionsmethode bei Kaninchen eine wohl ausgeprägte
Pneumonie mit allen pathologisch -anatomischen
Kennzeichen erzeugte, während bei anderen Varie-
täten die Infektion schwieriger war und nur bei
grosseren Inhalationsmassen bewirktwerden konnte.
Die Immunisirungs versuche der Gebr. Kl em-
por er mit Badllenculturen von Pneumokokken,
die 1 — 2 Stunden bei 60^ gehalten waren und mit
denen wiederholte Injektionen ausgefOhrt wurden,
sind völlig unzureichend, da dieThiere einer intra-
venösen Injektion von 4ccm vollvirulenter Culturen
erlagen, ebenso ungeeignet ist die Foä 'sehe Me-
thode mit durch einen Bakterienfilter filtrirtem.
Blute eines der Pneumokokken-Infektion erlogenen
Kaninchens. Auch das Blut von hodümmunenThie-
ren, die in Folge einer Pneumokokken-Infektion
eingingen, ist für Immunisirungs- und Heilzwecke
durchaus unbrauchbar. Zur Erzielung einer voll-,
ständigen Immnnisirung und zur Erreichung idealer.
244
V. Innere MediciiL
Heilresultate müssen die Thiere „Tollkommen im-
munisirt*' werden, d. h. sie müssen eine möglichst
grosse Menge von Beincultur der pathogenen Bak-
terienart ertragen. Kaninchen sind vollkommen
immnnisirt, wenn sie bei mindestens 2 kg Körper-
gewicht 25 — 30 com vollvirulenter BaciUencultur
gut vertragen, ohne eine l&nger als 48 Stunden
dauernde Temperatursteigerung zu zeigen; ge-
wöhnlich verwendet R 40 — 50 com vollvirulenter
Badllencultur, ehe das Thier zur Heilsaftbereitung
getödtet wird. Die Immunisirung mit stark viru-
lenten Culturen bietet noch den Yortheil einer er-
heblichen Zellreaktion im Körper dar, die der
Immunitätserhöhung förderlich ist
Beim Bothlauf sowohl, wie bei der Pneumonie,
die den septischen Infektionskrankheiten zuzu-
zSMen sind, ist nach E.'s Untersuchungen, die
neuerdings eine Bestätigung dnrch Dr. Steinmetz
gefunden haben, festgestellt, dass bei der Immuni-
sirung eines Thierkörpers nicht etwa die Bak-
teriengifte neutralisirt, senden die Bacillen
selbst vernichtet werden. Für die Pneumokokken
haben die Steinmetz 'sehen Versuche bestätigt,
dass im immunisirten Kaninchenkörper eine voW-
ständige, wenn auch erst im Verlaufe einiger Tage
erfolgende Abtödtung der Kokken erfolgt, selbst
dann, wenn so enorme Mengen, wie sie in 10 com
BouiÜoncultur enthalten sind, unter die Haut ge-
spritzt werden. Das Aufhören des Fiebers ist ein
Zeichen dafür, dass die Vernichtung der Pneumo-
kokken erfolgt ist, sie geschieht durch einen im
Blute gelösten antibakteriellen Körper, eine hoch-
molekulare Eiweissverbindung, die entsteht^ indem
das Globulin des Blutes sich mit einer eiweis»-
artigen, dem Bakterienleibe entstammenden Sub-
stanz verbindet. Letztere bezeichnet Kais Immun-
toxinprotein. Der Globulingehalt des Serum
nimmt bei der Pneumokokken - Infektion propor-
tional der zunehmenden Immunität ab. Die anti-
bakterielle Substanz kann aus dem dialysirten
Serum durch absoluten Alkohol gefällt und in ver-
dünnter Kalilösung (0.03— O.OS^o) l^ioi^t wieder
gelöst werden. Das Immuntoxinprotein dringt
langsam in die Körperzellen ein, daher es auch
nicht giftig auf sie wirkt, während es in die Bak-
terienzellen leicht und schnell eintritt, daselbst
sich in Toxin und Immunprotein abspaltet und
den Tod und Zerfall der Bakterienzellen bewirkt.
Beim Zerfall letzterer wird das Immunprotein
wieder frei, verbindet sich wieder bei einer üebov
schwemmung mit Pneumokokkencultur mit dem
Bakteriotoxin und das Spiel beginnt von Neuem.
Ist bei üeberschwemmung mit Pneumokokken kein
disponibles Immunprotein vorhanden, so kann ein
hoch immunisirtes Thier zu Grunde gehen wegen
mangelnder Vernichtung der Kokken. Man muss
nach einer vorausgegangenen Injektion von grösse-
ren Bouillonoulturen bei hoch immunisirten Thieren
48 — 60 Stunden verstreichen lassen, ehe eine neue
Injektion von Kokken vorgenommen wird. Würden
übrigens die Pneumokokken durch das Serum nicht
vernichtet, so gäbe es keine Sdiranken fOr ihre
Vermehrung in das Un^dliche, so dass der Tod
auf mechanischem Wege erfolgen müsste.
Auf Grund der Untersuchungen von Foä und
Carbone, wonach das Blutserum der gegen Pneu-
monie immunisirten Thiere antitoxische Wirkung
besitzt, stellte Bernardino Silva {hnmumid
e terapia della pneumonUe enftale. Pavia 1892.
Suooeesori Bizsoni) therapeutische Versuche bei 8
an Pneumonie Erkrankten mit dem Blutserum von
geheilten Pneumonikem an, das in den verschie-
denst«! Stadien nach der Knsia entnommen war.
Die Dosis Serum konnte um so eher gesteigert
werden, weil das Serum des Menschen auf einen
anderen übertragen, weniger schädlich wirkt, als
wenn das Serum einer Thierart auf eine von ihr
verschiedene übertragen wird. Aus den Beobach-
tungen geht so viel hervor, dass keiner der Be-
handelten, und es waren recht schwere, mit Albu-
minurie einhergehende F&Ue darunter, der Lungen-
entzündung erlegen ist Sieht man von 2 FSllen
ab, in denen das Fieber durch eine hinzutretende
Pleuritis unterhalten wurde, femer von 2 FUlen,
in denen die Krisis wegen zu geringer Dosis von
Serum erst am 8. Tage eintrat, so endeten 2 Falle
am 5. Tage, einer am 6. und einer am 7. Tage
durch Krisis. Parallele Beobachtungen aus dem
Hospitale mit der üblichen Behandlung ergaben in
derselben Zeit 19 Todesfälle unter 98 Pneumo-
nien, Eintritt der Krisen in den günstigen Fällen
zwischen dem 10. und 12. Tag, auch bestand bei
der gebräuchlichen Therapie eine Neigung der
Pneumonie, sich auf beide Lungen auszubreiten.
S. hält soviel für sicher, dass das subcutan
injicirte Blutserum einen den Kranken wohlthA-
tigen Einfiuss auf die Allgemeinerscheinungen aus-
übte, die Schwere des Leidens milderte, die Krisis
schneller herbeiführte. Es muss ungefiUir 0.5 g
pro Kilogramm Körpergewicht eingespritzt weiden,
grössere Mengen sind geßhrlich.
Wührend S. der Lenkocytose höchstens eine sekon-
däre Bolle bei der Heüimg zusprioht, scheint ihm eine
andere Beobaohtong von besonderem Werthe zn sein.
Die Hypergiobulie, die Zunahme der rothen Blatkörper-
chen im Verlaufe der Pneumonie ist ein drohendes Zeichen
bevorstehender Agone. 8o beobachtete S. in der Abthd-
long von Golgi bei einem Pneomoniker eine ßteigenuig
der rothen Blutkörperchen von 3408000 bei 14000 Leoko-
cyten auf 6196000 bei 18000 Leukooyten , wobei am
folgenden Tage der Tod eintrat ; bei einem anderen Kran-
ken war im Stadium der Agone die Zahl der ErytliTO-
oyten bis anf 9992000 bei 18000 Leukooyten gestiegeo.
Diese Steigerung beruht entweder auf der Eindiokong
des Blutes duroh Oedeme, £xsudate, Schweisse, oder sie
ist eine Folge der Einwirkung der Pneumotozine anf die
blutbildenden Drüsen. Jedenfalls verdient diese Beob-
achtung noch gründlich studirt zu werden.
Tritt w&hrend des Verlaufes einer Mektions-
krankheit eine Pneumonie, GehimentzQndnng oder
Peritonitis auf, so wird man meist eine sekundäre
Lokalisation der primären Infektion annehmen.
Dass die Yerh<nisse hierbei nicht so einboli
Y. Innere Mediciit
245
liegen, beweiaen 10 Beobachtungen aus der Isolir-
abtheilung des HOtel*Dieu, die Boger besohreibt
(Bevue de M6d. XY. 4; AttU 10. 1895). Unter
546 FftUen von Brysipelas in der ersten HSlfte des
Jafares 1804 sah R lOFSIle mit seknndArer Infek-
tion, und iwar 6 mit Pnenmonien, 1 Pneumonie
mit Peritonitis und 3 mit Meningitiden. Diese
mie sind widitig wegen ihrer Schwere, da von
den 10 Erkrankten nur 3 genasen. In sämmt-
Hohen Fillen hat B. den Pnenmoooocns als den
Erreger derComplikation mikroskopisch und durch
Culturen nachgewiesen, wfthrend der Streptococcus
des Erysipels voUstlndig in den Hintergrund trat
Da die einzeüien FUle sich auf verschiedene yfillig
getrennte S&le vertheilten, so ist eine Ansteckung
von Bett zu Bett wohl ausgeschlossen, es scheint
vielmehr eine Autoinfektion vorzuliegen. Zur Stütze
dieser Ansicht dienen Nett er 's Yersuche, der
unter 12 Beconvalescenten von Qesiohtsrose bei 6
im Speichel Pneumokokken üeuid.
Diese Sekundärpneumonie beginnt schleichend,
meist ohne Schüttelfrost oder Seitonstechen. Dys-
pnoe, zuweilen profuse Schweisse, Husten mit
eitrigem Auswurf weisen zuerst auf eine Gompli-
kation hin. Die Auskultation ergiebt in der Mehr-
zahl der IWe an der reehien Lungenbasis oder im
rechten Hittellappen bronchiales Athmen, links sah
ee R nur ein einziges Mal auftreten. Das Sputum
ist fast immer schleimig-eiterig, nur selten rost-
farben. Die Fiebercurve des Erysipels wird durch
die Lungencomplikation kaum beeinflusst, der
Yerlauf der Pneumonie ist meist ein sehr schnel-
ler, ja in den gutartigen mien war das bronchiale
Athemgerftusch schon innerhalb 48 Stunden ver-
schwunden. Der Tod tritt unter asphyktischen
Erscheinungen ein, die meisten Kranken gingen
komatös zu Qrunde.
Bei der Antopeie fand sich die Lunge mehr spleni-
sirt als hepatisirt, wie überhaupt die Erscheinungen der
Bronohopneumonie mehr m den Yordergmnd traten, mit
meist spärlichem Fibrin. Die Wftnde der Alveolen waren
mit weissen Blutkörperchen infiltrirt Ihr Inneres ent-
hielt runde Zellen, gut gefärbt, bisweilen mit granulösen
Zeilen gemischt, oder auch mit grossen runden Zellen,
die mit Pigment angefüllt waren. An einzelnen Orten
sah man grosskemige polygonale Zellen in solchen Men-
gen, dass sie den Alveolen ein epithelartiges Aussehen
gaben. Die Bronchen waren nur in einem Falle frei,
sonst von zahlreichen, mit Leukooyten vermischten
I^ithelzellea erfGillt, ja an einzelnen Stellen waren sogar
die Bronchenwandungen durch Rundzellen bis zur Un-
kenntlichkeit verwischt oder es hatten sich peribronchale
Knötchen gebildet
Die bakteriologische üntersuchxmfl; liess keinen Zwei-
fel darüber, dass es sich um Pneumokokken-Pneumonie
handelte, da die Kokken sich im Sputum einmal in Rein-
onltur, das andere Mal mit dem Friedländer'schen
Bacillus untermischt fanden. In den 4 tödtlichen Fällen
war der Pneumococcus im Blut und in den Organen zu
finden, ja in einem mit Peritonitis oomplicirton Falle in
Beincultur, so dass ihm auch die Peritonitis zugeschrieben
werden muasto. In den Fallen von sekundärer Menin-
gitis zeigte sich ebenfalls der Pneumococcus in Rein-
cnltur mit Ausschluss jeder anderen Mikrobe. Wenn:
Streptekokkeii bei Booillonoulturen neben den Pneumo«
kokken befanden wurden, so waren sie in ausserordent-
lich spärlichen Golonien vorhanden, so dass sie als Infek-
tionserreger nicht in Betracht kommen konnton, was
auch durch Thierversuche stete bestätigt wurde.
Den recht selten vorkommenden Fällen von
intermiUirender Diplokokketv-Pheumonie fügt M a d e r
in Wien (Wiener klin. Wohnschr. Vm. 22. 1895)
einen neuen an. Sein Fall bietet insofern beson-
deres Interesse, als das Sputum eine Beincultur
von typischen Pneumokokken ergab, während
weder Influenzaerreger, an die man bei der herr-
schenden Influenza-Epidemie hätte denken können,
noch Streptokokken gefunden wurden. Leider
hatte M. die Untersuchung des Blutes auf Plas-
modien w&hrend der Fieberanf&Ue unterlassen und
sie erst zu spät nachgeholt.
Es handelte sich um einen kräftigen 41jähr. Arzt,
der als Knabe in Ungarn Malaria erworben hatte, gegen
die alle Mittel erfbl^^os gebraucht worden waren. Erst
in Wien, wo Malaria selten vorkommt, trat Heilung ein,
doch blieb ein Milztumor lange Zeit noch bestehen. Pat.
erkrankte ohne Vorboten plötzlich am Abend des 24. Febr.
mit Schüttelfrost, Temperatur von 39*, heftigem Kopf-
schmerz und galligem Eä'brechen, dasselbe trat am folgen-
den Tage ein. Bei der herrschenden Influenza lag der v er-
dacht auf diese Erkrankunf; vor. Am 26. Febr. Morgens
gesellton sich Huston und Imkseitiges Seitonstechen hinzu.
Um 10 Uhr Vormittags fand M. zwischen Scapuia und
Wirbelsäule links geringe Dämpfung und umschriebenes
deutliohes Bronchiiüathmen, das Sputum war rostfarben.
Die Diagnose Pneumonia crouposa war zweifellos« Am
Abend desselben Tages fand M. auffälliger Weise den
Kr. fieberfrei, Temperatur 37®, das Sputum ungefärbt und
das subjektive Befinden sehr gut Am 27. Febr. stollto
sich 8 Uhr früh ein zweiter Fieberanfall ein ; ohne Frost
stieg die Temperatur auf 39^, rechtseitige Kopfschmerzen,
linkseitige Seitonstiche und rostfarbenes Sputum gesellton
sich dazu. links hinton unton handbreito Dämprang mit
Bronchialathmen, an der früheren Stolle nur Rasseln.
Am 38. Febr. begann das Fieber früh um 5 Uhr, Mittags
Temperatur 39.§*, Abends 8 Uhr Abfall bis auf 37«;
hinton links unten nur Rasselgeräusche mit leichtor
Dämpfung, Sputum ungefärbt Am 1. März früh 4 Uhr
Fieber 39.7®, rostfarbiges Sputum, Abends Temperatur
38^. Am 2. März früh 37^ Mittags 38.6«, die Temperatur
stieg bis Nachmittags auf 39.6^ um Abends auf 37.4® zu
fallen. Während des Fiebers rostfarbenes Sputum, dann
blasses ungefärbtes. Physikalisch : Dämpfung und Ras-
seln neben unbestimmtom Athmen. Vom 3. März ab
hielt sich die Temperatur untor 37®, das sehr spärUche
Sputum war leicht gefärbt Die längere Zeit anhaltende
Dämpfung bewies, dass neben der pneumonischen Ver-
dichtung eine leichto Pleuritis sich ausgebildet hatto.
Aus dem beschriebenen Verlaufe der Diplokokken-
Pneumonie gelangt M. zu dem Schlüsse, dass wir es mit
einer oroupösen Pneumonie zu thun haben, die auf Orund
der durch die Malaria bedington Veränderungen des
Blutes einen intormittirenden Charaktor angenommen
hat, ohne dass man deshalb berechtigt wäre, die Lungen*
entsündung auf Beohnung der Malaria zu setzen.
Eugen Fränkel und F. Reiche untexv
BQchton an dem Materiale des neuen Allgemeinen
Krankenhauses in Hamhurg-Eppendorf die Verän-
derungen der Nieren bei der akuten fibrinöeen Pneu-
numie (Ztschr. f. klin. Med. XXV. 3 u. 4. p. 280.
1894). In der Zeit von 1889—1892 wurden
1200 Lungenentzündungen behandelt, von denen
762 — 63.50/0 der ersten HUfto des Jahres an-
gehören. Der Ifftrz ist der am schwersten betrof-
246
T. Iniiare HedioiiL
fene Monat mit 13.2<*/o, während der August mit
3.8^/0 die kleinste Zahl der Erkrankungen auf-
weist. Unter den Erkrankten waren 80.38^0
Hftnner, 19.62^1^ Weiber. Unter den 234 an der
Pneumonie Gestorbenen waren 179 Männer und
55 Weiber.
Im Jahre 1893 kamen meist recht schwere
Pneumonien zur Beobachtung, vom 1. Januar bis
5. November 248 Kranke, die meisten von Ende
April bis Anfang Juni, davon starben 61, und zwar
in den ersten 6 Monaten 25<^/o, in den letzten
18 Wochen 23.5<^/o. Von den 61 Sektionen konn-
ten die Vff. nur 45 für ihren Zweck benutzen, da
bei den übrigen Gomplikationen vorlagen« Der
älteste Kranke war 77, der jüngste 19 Jahre alt
Bei 18 von diesen 45 Leuten konnte man chro-
nischen Alkoholismus annehmen. Diarrhöen be-
standen bei 37.8% dieser schweren Pneumonien,
Ikterus lag bei 31.1% vor, ohne Verschluss der
Oallenwege. Ueber Mweiss und Blut im Urin
konnte nur bei 36 Kr. Sicheres in Erfahrung ge-
bracht werden, von denen bei 24 meist täglich
Eiweiss gefunden wurde, mikroskopisch Epithel-
zellen, Detritus, Leukocyten, auchkömchenb^tzte
Gylinder. Die Nierenkapsel war leicht abzulösen,
die Oberflache der Niere granulirt, ihre Oefftsse
waren stark injicirt Alle Veränderungen betrafen
vornehmlich die Rindenschicht , und zwar vor
AUem die Henle'schen Schleifen und die geraden
Kanäle der Markröhren; in sehr verschiedener
Stärke fanden sich Exsudate in den Malpighi'schen
Kapseln. In erster Linie zeigten sich Epithel-
veränderungen, und zwar seltener coagulations-
nekrotische, meist plasmolytische. Von 6 coagu-
lationsnekrotischen Nieren hatten 5 unter dem
Einflüsse des Alkohols gestanden, was gewiss
kaum als Zufall angesehen werden kann, vielmehr
scheint der Alkohol die Abtödtung der Bpithelien
zu bewirken. Bei den plasmolytischen Verän-
derungen bildet sich eine Körnung und Quellung
des Protoplasma, wodurch die Kanäle sehr verengt
werden, die Zellen lockern sich, zerfallen und ver-
stopfen als feinkörnige Massen die Kanälchen. Je
ausgedehnter der Process ist, desto mehr zerfällt
das Protoplasma, so dass man im vorgerückten
Zustand eine gänzliche Ablösung des gesammten
centralen Protoplasmaabschnitts finden kann. Es
spielen hierbei Verfettungen eine grosse Rolle, da
man in manchen Tubulis contortis undHenle'schen
Schleifen feine Fetttröpfchen findet. In den Bow-
man'schen Kapseln sieht man Ablagerungen von
feinkörnigem Material, in dem Kerne, KerntrQmmer
und Leukocyten zu erkennen sind, rothe Blut-
körperchen sind selten zu finden. Gylinder fanden
sich in verschiedenen Mengen vorwiegwd in den
Henle'schen Schleifen, bald feingekömt, bald grob-
gekörnt, sie scheinen besonders bei den plasmo-
lytischen Vorgängen sich in grösserer Zahl als bei
den nekrobiotischen zu bilden.
Es handelt sich bei diesen Nierenentzündungen
also um akute parenchymatöse Prooesse mit dege-
nerativoi Vorg^gen, ganz ähnlich wie sie sich
auch bei anderen akuten Infektionskrankheiten
oder nach Vergiftungen mit anorganischen Giften
zeigen. Auch hier sind die in den Kreislauf ein-
tretenden Stoffwechselprodukte der Krankheits-
erreger die Ursache. Uebrigens hängt die Albu-
minurie anscheinend von der Ausdehnung des ent-
zQndlicfaen Processes in den Lungen ab, da in den
Fällen mit 1 kranken Lappen in 38.3%, bei
2 Lappen in 53.9% und bei 3 und mehr Lappen
in 64.1% der Fälle Albuminurie gefunden wurde.
Die Albuminurie war femer häufiger bei den
lytisch ablaufenden Pneumonien. Aus dem Um-
stand, dass bei kritischem Ab£Edl 1 — 2 Tage nach
der Krisis der Albumingehalt des Urins geschwun-
den war, beim lytischen Verlauf sogar schon beim
Eintritt des Temperatumaohlasses, kann man wohl
folgern, dass in diesen Fällen die Nierenverän-
derungen nur gering und oberflächlich waren.
Eine echte akute Nephritis mit eiweisshaltigem,
blutigem Harn, Zellelementen, Epithelcylindem ist
von den Vfif. viel seltener als von Anderen beob-
achtet worden«
Vff. halten es für nicht zu viel gesagt, wenn
man annimmt, dass die Pneumonie in allen Fällen
die Nieren in Mitleidenschaft zieht Pathologisch-
anatomisch charakteristisch sind die Exsudate in
den Kapselräumen der Malpighi'schen Körper und
die Degenerationen desBindenparenchyms plasmo-
lytischen Charakters; welche Umstände das Er-
scheinen von Zwischengewebeveränderungen ver-
anlassen, darüber ist Sicheres nicht bekannt, weder
die Schwere der Lungenentzündung, noch ihre
Dauer sind dafür ausschlaggebend. Für das Zu-
standekommen der Nierenerkrankung übeihaupt
ist die Wirkung der Bakterien an Ort und SteÜe
maassgebend, denn in 26 Fällen fanden die Vff.
lebende Pneumokokken in den arteriellen nnd
venösen Oefftssen, in den intertubiilärenCapillaren,
in den Glomerulis und einmal selbst im inter-
stitiellen Gewebe frei liegend. Die Virulenz dieser
Kokken wurde durch Thierversuche erwiesen, in-
dem von 11 mit frischem Nierengewebe geimpften
Kaninchen 6 starben. Bei einem schnell ver-
storbenen Thiere waren die Nieren nicht wesent-
lich verändert, während bei den länger krank ge-
wesenen Thieren plasmolytische Degenerationen
sich wahrnehmen Hessen. Auch bei den Thieren,
die am Leben blieben, Hessen sich spärliche Pneumo-
kokken in den Nieren auffinden. Die Pneumo-
kokken aus dem Lungengewebe tödteten die Thiere
schnell, während eine Infektion mit Pneumokokken
aus dem Nierengewebe erst nach 5 Tagen das
Tbier tOdtete.
Endlich wollen wir noch erwähnen, dass es
den Vff. gelungen ist, die Virulenz der Pneumo-
kokken auf Agarculturen über einen längeren Zeit-
raum auszudehnen, indem sie die zu impfende
Fläche dos schräg erstarrten A^ (4o/o Olyoeiini
Y. Iniiiere Medioln.
S47
2«/o Agar und l^/o bei 14« R. geeftttigter Sodalösung)
mit BhU bestrichen. Hierduroh gelingt es, den
Diplooooous lanoeolatus Monate lang bei gleicher
Virulenz ohne Einschaltung einer Thierimpfung
zu erhalten.
Verxöfferte Lösung der iMngmenixündujng macht
oft den Verdacht auf Tuberkulose rege, namentlich,
wenn, wie ee nicht selten bei Sindern vorkommt,
eine Spitzenpneumonie vorliegt, oder eine EntzQn-
dung der Lungenwurzel auf die oberen Lappen
fortschreitet In derartigen Etilen muss man, wie
Oeorg Garpenter, Kinderarzt am Evelina-
Hospital in London, in einer Abhandlung „Pneu-
monie mü verzögerter Lösung und FQjroidrPhihisis
in der Kindheit'' (Amer. Joum. of med. Sc. GVL 4 ;
Oot 1893) darlegt, in der Ftognose ausserordent-
lich vorsichtig sein.
Bisweilen geht die Spitzenpneumonie in eine
Eiterung über. Die Dämpfung nimmt zu. Broncho-
phonie und Bronchialathmen , vorher deutlich,
klingen entfernt, oder es stellt sich ein ged&mpftes
Vesikulärathmen ein, die Rasselgeräusche klingen
schwach. Eiterfieber. Diese Symptome machen
das Beetehen eines umschriebenen Empyems wahr-
scheinlich und fordern zur Probepunktion auf. An-
haltende Temperaturerhöhungen, Nachtschweisse,
reichliche Qerilusche sprechen mehr für Phthisis.
Nicht selten offenbart sich die Tuberkulose an
anderen Eörperstellen.
Die verzögerte Lösung kann, auch wenn Tuber-
kulose ihre Ursache ist, in Lungensehrumpfung
fibergehen, wofOr G. eine Anzahl von Beispielen
anführt. Bekannt ist, dass diese Schrumpfung
gerade bei Kindern sehr erhebliche Verschiebungen
der Nachbarorgane, Skoliose u. s. w. zur Folge hat.
Charles Withington in Boston beschreibt
13 Fälle von Empgem als Folgekrankheit der
Pn/eumonie (Boston med. and surg. Joum. CXXXIL
1 ; Jan. 3. 1895), 6 mit tödtlichem Ausgange. Bei
der Mehrzahl der metapneumonischen Empyeme
findet sich der Diploooccus lanoeolatus im Sputum
und im Exsudat Man kann in der einen Pleura-
höhle seröse Flüssigkeit, in der anderen Eiter und
in beiden die gleichen Pneumokokken finden. Es
giebt seröse Exsudate mit Strepto- und Staphylo-
kokken, die nie eiterig werden, ob die zu geringe
Virulenz oder Menge daran schuld ist, möchte W.
nicht entscheiden. DieThatsachen sprechen dafflr,
dass der Pneumococcus bald eine mehr oder weniger
schwere Pneumonie, bald ein seröses Exsudat ohne
Lungenverdiohtung erzeugen kann, bald aber auch
eine seröse Rippenfellentzflndung mit üebergang
in Eiterung. Nach N e 1 1 e r ist in 43«/^ der Fälle
der Pneumococcus der Erreger der eiterigen Pleuri-
tiden, während sie in 60% Streptokokken ihren
Ursprung verdanken. Diejenigen Fälle, die durch
Pneumokokken entstehen, scheinen gfinstiger zu
verlaufen, als jene, die unter dem Einfluss ver-
schiedener Mikroben entstand^.
Orisolle, Trousseau, Hare und Andere
sahen bei Pneumonie vortrefOiche Erfolge von Tarta-
rus stibiatus, gleiche Erfolge in sehr schweren Fällen
erzielte Qrinstead in Louisville (Amer. Pract
and News XVIIL 233. Dec. 1. 1894). Er giebt
das Mittel in den ersten Krankh^tstagen in der
Absicht, das Leiden zu coupiren, in genfigender
Menge, bis Erbrechen eintritt, dann fällt das Fieber
ab und alle Erscheinungen gehen oft überraschend
schnell zurück. Lasch (Berlin).
367. Ueber die Perforation seröser plen-
ritisoher Exsudate, nebst Bemerkungen über
den Befund von Typhusbaoillen in dem serö*
sen Pleuraexsudat eines Typhaskranken; von
Prof. S a h 1 i in Bern. (MittheiL aus Kliniken u.
med. Instituten der Schweiz L 9. p. 749. 1894.)
Der Durchbruch eines serösen Pleuraergusses
ist eine so seltene Erscheinung, dass S. in der
Literatur nur einen Fall auffinden konnte. Dieser
betrifft ein 4jähr. Kind, bei dem ein grosses sero-
fibrinöses Exsudat in die Luftwege durchbrach und
ausgehustet wurde. S. theilt 2 eigene Beobach-
tungen dieser Art mit.
Bei einer 4^ähr. Frau bildete sich im Anschloss an
eine Pneuinonie rechts hinten unten ein seröser Ergoss
und vollständig davon getrennt ein zweiter über der
Lungenspitze und an der Innenseite der rechten Lnnge.
Letzterer hatte schon am 8. Erankheitstage die Thorax-
wand durchbrochen und trat in der Ober- und Unter-
schlüsselbeingrube als fluktoirendeVorwölbung zu Tage.
Nach spontanem Bückgange des unteren Ergusses blieb
der obere Monate lang unverändert und bildete sich nach
mehreren Punktionen immer wieder, bis endlich nach
Injektion von Jodtinktur Heilung eintrat Die Flüssigkeit
war bis zum Ende stets klar; die Untersuchung auf
Pneumoniekokken wurde leider versäumt
Die zweite Beobachtung betrifft einen ISjähr. Mann,
der unter gewissen Erscheinungen eines Unterleibstyphus
erkrankte. Die Krankheit bot jedoch weiterhin ausser
der Milzsoh wellung nichts für Typhus Charakteristisohes,
dagegen traten unter unregelmässigem Fieber rechtseiti^er
Pleuraerguss mit blutigem Auswurf und später eme
Yenenthrombose am linken Beine auf. Am 50. Krank-
heitstage wurde das serös gebliebene Exsudat, das etwa
500 com betrug, plötzlich ausgehustet; die bakteriologische
Untersuchung ergab reichlichen Gehalt an Bacillen, die
sich in nichte von Typhusbacillen unterschieden. Der
Kranke genas rasch und vollständig.
Ro e t h e r (Offenbach a. M.).
368. Deplacement paradozal du ooeor
aprds la thpraoentese ;parKCassa6t (Arch.
Clin, de Bord. IV, 3. p. 97.. 1895.)
C. machte bei einem an chronischem Empyem
der linken Pleurahöhle leidenden Kranken die
merkwürdige Beobachtung, dass das durch einen
grossen Erguss stark nach rechts verdrängte Herz
durch unvollständige Entleerung des Exsudates
noch loeUer nach rechts verlagert wurde.
Der Pleuraerguss bestand bei dem mit Hodentuber-
kulose behafteten 36jähr. Manne seit 1 Jahre; vorüber-
gehend war auch Pneumothorax vorhanden gewesen,
ie Dämpfung betraf die ganze linke Seite vom Schlüssel-
bein abwärts einschliessuch des Traube'schen Raumes;
die Herzdämpfung erreichte die rechte Mammillarlinie
und der Spitzenstoss war etwas einwärts von dieser im
3. Rippenzwischenraum fühlbar. Nach Entleerung von
700 ccm sero-purulenter Flüssigkeit war der Traube*sche
248
T. Innere Medicin.
Baum nioht mehr gedimpft, Herzdampfong imd Spitsen-
stoss waren aber tun 3 cm weiter nach rechts gerückt
Erst nachdem 3 Tage später nochmals 700 ccm Mter ab-
gelassen waren, stand die Herzdampfong 3cm weiter
nach links als vor der erstea Punktion ; gleichzeitig hatte
sich jedoch links ein Pneumothorax entwickelt.
C. sucht sich die „paradoxe Verschiebung des
Herzens'^ folgendermaasaen zu erkl&ren : Zwischen
dem Bippenkorb und der linken Zwerchfellh&lfte
bestanden Yerwachsungen , welche zwar die Ab-
wärtsdrftngung des Zwerchfells durch den Druck
des Exsudates nicht verhindern konnten, nach Ver-
minderung des Druckes jedoch das Diaphragma so
stark in die Höhe zogen , dass der Best des Er-
gusses unter noch stärkereu Druck als vorher
gerietfau Ob diese Erklftrung stichhaltig ist, möge
dahingestellt bleiben; die Thatsache selbst ist
jedenfalls sehr beachtenswerth und nicht ohne Be-
deutung fOr die Indikationstellung der Punktion
bei solchen chronischen Eiteransammlungen im
Brustfellraum. B o e t h e r (Offenbach a. M.).
369. Examen oritique da traitement de la
pleareaie franohe aignd; par le Dr. Dujardin-
Beaumetz. (Bull. g6n. de Th6r. LX V. 30. 1894.)
Nioht jeder akut entstehende entzündliche Br-
guss in die Pleurahöhle ist tuberkulöser Natur, wie
manche Aerzte, die sich der Krankheit gegenüber
rein abwartend verhalten, annehmen. D.-B. hält
nicht viel von der Anwendung des allgemeinen
Aderlasses, der Abführmittel, der Diuretica, der
Salicylpräparate. Ein Örtlich vorgenommener Ader-
lasa vermag den Schmerz zu lindem, was aber
ausgiebiger durch Morphium geschieht Ist das
Fieber geschwunden, so wendet D. gern grosse
Vesikatore an, die im Beginne der Krankheit, wo
jedes Mittel machtlos ist, nichts leisten. Die Vesi-
katore beschleunigen die Aufsaugung des Ergusses.
Sobald sich die Epidermis abhebt, wird das Blasen-
pflaster durch Kataplasmen ersetzt Daneben be-
kommen die Kranken alkalisches Wasser, um einer
Nierenreizung vorzubeugen. Nimmt der Ergnss
trotz dieser Maassregeln zu, so tritt die Thoraco-
centese in ihre Bechte. Brückner (Dresden).
870. Die Hand- undFingerekaeme in der
Armenpraxia; von P. 0. Unna. (Monatsh. f.
prakt DermatoL XIX. 11. p. 628. 1894.)
Die Behandlung soll das Ekzem möglichst
rasch zur Heilung bringen ; die häuslidie und be-
rufliche Arbeit soU dabei nicht unteiHbrochen wer-
den und darf keinen schidlichen Einfluss auf das
Ekzem ausüben oder die Behandlung stören. In
den leichteren Fällen, bei Köchinnen, Dienstboten,
die nur zeitweise die schädigende Arbeit ausüben,
werden Abends die Hände mit grüner Seife ge-
waschen, stärker nässende Stellen mit Mehl ge-
pudert und eine billige Paste eingerieben:
1) billige Zinkpctste :
Zinkoxyd .... 40
Kreide 20
BlaiwasBer .... 20
lieinöl 20
2)biüigeBMpasU:
Bleigl&tte (Bleiozyd) 50
Essig 75
werden zur breiigen Consistenz eingekocht und mit 25 g
Leinöl vermischt
3) hiüige ZinkschwefdpasU
Zinkoxvd
Sohwefel
Kreide .
Leinöl
Kalkwaaser
20
20
20
20
20
Alsdann wird das ganz dünne Outtapercha-
papier, das die Blumenhändler zum Bewickeln der
Bouquetstiele brauchen, auf die eingeriebenen
Stellen und deren nächste Umgebung angedrückt;
es Uebt gut und dauernd an der trockenen Baut
an und ersetzt jeden anderen Yerband; für die
Finger gebraucht man am besten längere schmale
Streifen, die spiralig um die Finger gewickelt und
durch Druck angeklebt werden. Darüber lässt
man baumwollene Handschuhe ziehen. Die erste
grobe Arbeit soll des Morgens noch mit dem Yer«
bände vorgenommen werden; erst dann wird er
entfernt und etwas Paste verneben, worauf die
übrige Arbeit des Tages vorgenommen wird.
Bleiben bei dieser Behandlung einzelne hartnäckige
Stellen zurück, so werden diese poliklinisch mit
dem Salbenstift von Chrysarobin oder Chrysaiolsn
und Salicylsfture behandelt
Chrysarobin
Adipislanae
Wachs. .
Chrysarobin
Salioylsäure
Adipis lanae
Wachs. .
10
60
30
10
20
50
20
Dauert die schädliche Beschäftigung den ganzen
Tag an, wie bei den eigentlichen Berufaekzemen,
so ist eine Bedeckung der ganzen Hände mit einer
nicht leicht entfembaren, schützenden Decke nöthig.
Bei Maurern eignet sich hierzu dw Theer, mit
etwas Ridnusöl und Spiritus verdünnt Soll die
schützende Decke unaufKUig sein und nicht ab-
waschbar, so muBS sie aus der verdickten Hom-
Bchicht selbst bestehen; dieee Verstärkung erreidit
man durch eine Besoroinpaste:
üngt Zinci
Besoroini ana . . 10.0
Teirae silioeae . 2.0
welche des Abends eingerieben wird; doch mnss
das Ekzem trocken sein. Nachdem die P«ete
trecken verrieben ist, werden die Hände mit Oel
oder Vaseliiie eingefettet und Handsdiuhe Nachts
angezogen ; des Morgens werden die Hände nicht
gewaschen, sondern nur gut eingefettet und erst
nach der Arbeit gewaschen. Unter dieser Behand-
lung bedecken sich die ekzematöseB Steüen mit
einer trockenen Schuft , die sich nach einten
Tagen abstüsst, während die gesande Haut sich
mit einer fest haftenden dicken HiMmsohieht be-
deckt. Nach einigen Abenden reibt man alsdann
nur noch die kranken Stellen ein, bis auch diese
y. Innere Medidxu
249.
aibheilen. Die meisten BerufBekzeme werden durch
eine Seborrhoe des Kopfes unterhalten, welche
durch Einreibungen von Schwefelsalbe zu besei-
tigen ist Wermann (Dresden).
371. Bor QU noavMu oas d'eiepbantlaBia
ooDginital; par Moncorvo. (Ann. de Dermatol.
et de Syph. V. 2. p. 186. 1894.)
Smonat Negermädohen in Yalen9a in Brasilien. Der
rechte Fnss war in einen elephantiastischen Tomor ver-
wandelt Mehrere Finger, wie einige Zehen des linken
Fasses waren zusammengewaohsen. Im Uebrigen war
das Kind gut entwickelt Die Matter, eine 29jähr.
Negerin, hatte vorher 5 noch lebende, gesande Kinder
geboren; während ihrer letzten Schwangerschaft, zwi-
schen 3. und 4. Monat, war sie anter Frösten and Fieber
wiederholt an Lymphangitis des rechten Beines erkrankt,
welche mit vorübergehendem Oedem einherging; ausser-
dem war sie einmal gefallen and hatte femer einen hef-
tigen Stoss gegen den Leib erhalten. Der mitgetheilte
Fall ist der erste von congenitaler Elephantiasis bei einem
Negerkind, die früheren Beobachtungen M.'s betrafen
2 weisse Kinder und 3 Mischlinge.
w ermann (Dresden).
372. Observationa on theinfluenoeof solar
mys on ihe Bkin ; by Robert Bowles. (Brit
med. Journ. Sept 29. 1894. p. 694.)
Tom Schnee reflektirte Sonnenstrahlen ver-
brennen die Haut viel rascher als Sonnenstrahlen,
die von Felsen reflektirt werden, obgleich die
Wfirmestrahlen den Schnee schmelzen und dadurch
latent werden, in Folge wovon die Temperatur
niedriger ist Frisch gefallener Schnee steigert
diese Wirkung gegenüber altem Schnee. Bedeckung
der Haut mit Farbe hebt die Wirkung der reflek-
tirten Sonnenstrahlen auf die Haut auf. In Marocco
schwärzen die Eingeborenen die Umgebung der
Augen, um diese vor Entzündung durch den Qlanz
des heissen Sandes zu schützen. Elektrischer
Lichtglanz, sowie der Qlanz geschmolzenen Eisens
ruft ebenfedls Blepharospasmus und Conjunctivitis
hervor. Ein indischer Officier schützte sich vor
Sonnenstich durch das Tragen gelbgef&rbter Kleider
und erkrankte nur einmal daran, als er anders ge-
kleidet ausgegangen war. Die vom Schnee reflek-
tirten Sonnenstrahlen bräunen die Haut und be-
wirken auf diese Weise durch Färbung derselben
einen Schutz gegen weitere Reizung. B. kommt
zu folgenden Schlüssen : Die hohe Temperatur an
sich ist nicht die Ursache des Sonnenbrands ; ver-
muthlich wird er durch die violetten oder ultra-
violetten Strahlen des reflektirten Lichtes ver-
anlasst Dieselbe Ursache dürfte der Schneeblind-
heit und dem Sonnenstich zu Orunde liegen. Aehn-
lich wirkt auch das elektrische Licht
Wermann (Dresden).
373. Ueber Darmatitis durch Berfihnuig
einer Primel; von Dr. Gustav RiehL (Wien.
Hin. Wchnschr. Vm. 11. 1895.)
Ein 3Qjähr. Oärtner wurde mit einer seit 2 Tagen
anter Brennen and Jacken entstandenen Dermatitis beider
Hände und Vorderarme aufgenommen; auf stark ge-
rötheter, polsterartig geschwollener Haut sassen erbsen-
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 3.
bis tanbeneigrosse helle Blasen. Das linke Augenlid und
ein Theil der linken Wange and des Kinnes waren in
gleicher Weise ver&ndert. Am folgenden Tage kamen
neue Blasenaasbruohe, nach einigen Tagen verschwanden
aber anter kalten Umschlägen die iSscheinangen and
nach 11 Tagen wurde der Elnnke mit noch schuppender,
aber blasser Haut entlassen.
Als Ursache der Erkrankung stellte sich die Be-
schäftigung mit der Primala oboomca heraas ; die Pflanze
rief auch bei dem Assistenten Erythem der Hände hervor.
Kurze, an der Oberfläche der Blätter mit freiem Auge
nur bei guter Beleuchtung sichtbare Drüsenhaare ent-
halten in ihrem Endgliede eine farblose Flüssigkeit, die
bei Berührung der Pflanze austritt und irritirend wirkt
Diese Wirkung ist den Gärtnern bekannt und veranlasste
die Entfernung der Pflanze unter Anderem aus den
Schönbrunner Glashäusern, da die durch sieverorsachten
Spitalkosten zu hoch wurden. Auch nach Eintrocknung
der Pflanze ist der in den Haaren erzeug Körper noch
wirksam, wie das Auftreten eines heftig juckenden Ery-
thems bei einem mit der gepressten Pflanze sich beschäf-
tigenden Botaniker ergab. Wermann (Dresden).
374. Zur Therapie der Haataktinomykose ;
von A. S t a u b. (Therap. Monatsh. VUL 10. p. 499.
1894.)
St wandte bei einem SQjähr. kräfti^n Landwirth^
der seit 9 Monaten im Anschluss an eme Pärulis an
Aktinomykose der linken Backe litt und ohne Erfolg mit
ausgedehnter Inoision, Auskratzung und Ausbrennung
behandelt worden war, antiparasitäre Mittel an, um die
ausgedehnten Infiltratioaen, die das Kauen im höchsten
Graäe erschwerten, za beseitigen. Er liess Cluysarobin,
Resorcin und Ichthyol in fnsch bereitetem, gut auf-
saugendem Pflaster auflegen und schon naohSTi^n war
eine Besserung zu bemerken; die Backe war etwas
weicher geworden und die Nahrangsaufnahme ging leich-
ter von Statten. Nach 3 Monaten war die ganze Infiltra-
tion verschwunden, der palpirende Finger fühlte an der
Backe alles weich, nirgends verdächtige Herde; nur vom
Kieferwinkel zog sich in der Tiefe der Sabcutis nach der
Begio thyreoidea zu ein kleiner Strang von der Dicke
einer mittelgrossen Bleifeder; über ihm m der Regio sub-
mentalis ein überlinsengrosses , lymphdrüsenähnliches
Infiltrat. Im April wuchsen diese Reste wieder, erweich-
ten aber und verkleinerten sich langsam unter erneuter:
Pflasterbehandlung.
Auch in einem zweiten Falle führte die geschilderte
Behandlung zum Ziele. Auffällig war in beiden Fällen
die rasche Einwirkung der Pflaster auf die alten Herde,
während die frischen, neu aufgeschossenen Infiltntionea
sich nur zögernd znrückbildeten.
Diese Versuche zeigen, dass aktinomykotische
Infiltrationen sich durch antibacillftr wirkende
Mittel günstig beeinflussen lassen. Majocchi
heilte einen Kranken durch Auflegen von üngt
ein., Darier und Qautier Hessen Jodkalium«
lösung mit gfinstigstem Erfolge elektrolytisch ein->
wirken. Yen Thierärzten ist die Jodbehandlung
der Aktinomykose örtlich und innerlich empfohlen
worden. Bei Herden, die in der Tiefe der Cutis
liegen, werden Skarifikationen vor der Anwendung
antiseptischer Mittel nothwendig sein, ebenso bei
frischen, neu aufschiessenden Infiltraten.
Wermann (Dresden).
375. üeber die Behandlung deaFayos mit
Wftnne; von Dr. Ferd. Zinsser. (Arch. f«
DermatoL u. Syph. XXIX. 1. p. 13. 1894.)
Die Beobachtung, dassBouillonaufschwemmun«
gen von Favuspüzculturen unter dem Einflüsse
32
250
VI. Geburtshfllfe, Frauen* nnd Sliiderheilkunde.
einer Temperatur von 60^ in 1 — 2 Std., bei 45^ in
9 — 10 Std. abgetödtet wurden (Agarculturen er-
forderten eine Temperatur von 50^ während 4 bis
6 Std.), veranlasste Z. 4 Er. Lesser's mit Favus
sich einer l^ftrmebehandlung zu unterziehen. Den
Patienten im Alter von 9 — 18 Jahren, die mit lang-
jährigem Favus der Kopfhaut behaftet waren, wurde
nach gründlicher Reinigung eine dem Kopfe an-
gepasste, aus doppelläufiger Zinnrohrspinde her-
gestellte Haube tagsüber aufgesetzt, in der 50*
warmes Wasser cirkulirte; darunter waren in
i/iprom. Sublimatlösung getauchte Gompressen auf-
gelegt In 3 Fällen wurde innerhalb 8 — 14 Tagen
Heilung erzielt ; die Beobachtung danach dauerte
27 Tage, 2 und 2 Vi Monate. Im 4. Falle, der ganz
besonders schwer und ungünstig war, gelang eine
Heilung nicht; Fat. verliess die Klinik und wurde
alsdann einer poliklinischen Behandlung mit täg-
hcher Einreibung von TJngt dn. unterzogen.
Wermann (Dresden).
376. Deux oas de lona. — Contagion ; par le
Dr. Hagopoff. (Gaz. de Par. LXY. 50. 1894.)
Am 15. Mai 1894 wurde ein 14jahr. Knabe mit
Herpes zoster der linken Genito-Cnuallalte, des Dammes,
der unteren Partie der Hinterbacke nnd der äusseren,
hinteren und inneren Fläche des Oberschenkels auf-
genommen. Er schob den Ausbruch des Ausschlages, der
vor 2 Tagen unter Fieber und Brennen erfolgt war, auf
die Reibung, die seine enge Unterhose ihm verorsaeht
hatte. Am folgenden Tage erschien ein neuer Ausbrach
auf der hinteren äusseren Fläche der linken Wade bis
zum Knöchel und auf dem linken Fnssrücken. Nach
3 Wochen verliess der Kr. geheilt das Hospital; die Be-
handlung hatte in Puderungen mit Wismuth und Amy«
lum besüinden.
IVt Woche nach dem Eintritte des Knabea trat bei
einem 9jähr. Knaben, der seit 3 Jahren mit Wirbeloaiies
und Lungentaberkulose im Krankensaale lag, ohne Fieber
und Bchmerzen ein typischer Zoster lumbo-abdominalis
der rechten Seite auf und heilte eben&lls in 3 Wochen ab.
H. glaubt, dass in diesem Falle eine Ansteokun^ er-
folgt sei ; er hält den Herpes zoster für eine infektiösa,
'watocheinlich parasitäre Dermatoneurose, die besonders
in ihrer Gesundheit Geschwächte beföUt Tuberkulose
prädisponire zu der Erkrankung. Wer mann (Dresdm).
377. Gonaidäratioiui aar la pUqne; par M6-
neau. (Arch. cliu. de Bord. IIL 3. p. 113. 1894.)
M. wendet sich gegen die Auffassung, dass der
Wmd^selxopf stets die Folge einer ungenügendoi
Haarpflege sei. Die Durchsicht der in der Literatur
niedergelegten Krankengeschichten (insbesondere
von Stelwagon, Jarochevsky, de Amicis
undOhmann-Dumesnil) ffthrt zu dem Ergeb-
nisse, dass die Krankheit auch bei sorgsamster
Haarj^ege vorkommen kann. Es handelt sich dabei
um trophisohe Störungen im Qefolge von erschöpfen-
den Krankheiten oder nach Qemüthsbeweg^angen
und bei Nervenkrankheiten. Diese Störung kann
sich als Weichselzopf (abnormes Wachsthum des
Haares) geltend machen oder als Trichorrhexis,
Alopecie, Ganities. Man muss demnach 2 Formen
der Plica unterscheiden ; die wahre Plica in Folge
einer bestimmten nervösen Ursache, häufig mit
Trichorrhexis nodosa verbunden, und die falsche
Plica als Folge ungenügender Haarpflege.
Wermann (Dresden).
VI. QeburtshOlfe, Frauen- und Kinderheilkunde.
378. Chlorose und Entwickelangsstömn-
gen; von Hermann Sti eda in Tübingen. (Ztschr.
f. Oeburtsh. u. Qynäkol. XXXTT. 1. p. 60. 1895.)
St hat 23 chlorotische weibliche Personen in
Bezug auf ihren ganzen ECrper und besonders
auf ihren Qenitalapparat genau untersucht, um zu
sehen, ob Zustände, die als Hemmungsbildungen
oder EntwickelungstOrungen zu bezeichnen sind,
bei solchen Personen häufiger vorkommen als bei
anderen.
Von Interesse war, dass eine grosse Anzahl der
Untersuchten von tuberkulösen EUtem abstammte.
In 14 Fällen bestand ein „Becken mit Annäherung
an den kindlichen Tjpus^S ^* b- genüge Quer-
spannung des vorder^i Beckenhalbringes, enger
und hoher (spitzwinkliger) Schambogen und hoch-
stehendes Promontorium. In 5 Fällen war der
üteruskörper nur wallnussgross und von der Form,
die im Allgemeinen als Uterus infantilis bezeichnet
wird. In 9 fUllen zeigten die äusseren Genitalien
eine mangelhafte Entwiokelung. Die Beschaffen-
heit der Brustdrüse war, was das Drüsengewebe
anbetrifft, nicht unter der Norm ; dagegen war der
Warzenhof in 15 Fällen wenig umfänglich und in
17 Fällen schlecht gefärbt, die Warzen waren in
16 Fällen klein und fiach, und in 2 Fällen kaum
erbsengross.
Bei einem Vergleich der bei den ohlorotischen
und den sämmtUchen übrigen Kranken gewon-
nenen Resultate ergab sich, dass an den Ohloro-
tischen bei 73.9<^/e EntwiokelungstOrungen nach-
zuweisen waren, bei Anderen dagegen nur bei
27.5%.
St kommt zu folgenden Schlüssen: „Die
genuine Chlorose, welche sich nic^t auf äussere
Schädlichkeiten oder primäre Leiden zurückführen
lässt, ist eine Entwickelungstörung im Sinne der
anderen am menschlichen Körper vorkommenden
„Degenerationszeichen^^ oder Entwickelungstörun-
gen. Sie kommt ungemein häufig combinirt vor
mit anderen „Degen^rationszeichen" oder Hem-
mungsbildungen, speciell mit kindlichem Becken-
typus und mehr oder weniger infantilen Genitalien,
und steht als Ausdruck einer gemeinsamen Schäd-
lichkeit, die den Organismus vielleicht schon in
der allerfrühesten Zeit seiner Entwiokelung oder
im Keime getroffen hat, neben den übrigen Ent-
wickelungstörungen und nicht in irgend welcher
Abhängigkeit von ihnen."
Arth. Hoffmann (Darmstadt).
VI. Qeburtshülfe, Fraaen- und Einderheilkunde.
251
379. L'epispadias dhei la feikime; par Du-
rand. (Ann. de GynöcoL XLIV. 7. p. 14; Juillet
1895.)
Die Arbeit D.'s beschäftigt sich mit der Patho-
logie der Epispadie bei der Frau, einer äusserst
seltenen Hissbildung; im Ganzen sind nur 6 FUle
bekannt Es handelt sioh bei dieser Missbüdung,
ebenso wie beim Manne um eine Spaltbildung in
der oberen Wand der HarorOhre mit Verlagerung
dieser Über den (JesohlechtshOcker, ohne dass die
Blase mitbetroffen ist. D. betrachtet die obere H&lfte
des Yorhofs der Vulva als Fortsetzung der eigent-
lichen Harnröhre und unterschddet nun 3 Grade
von Epispadie: 1) Die Harnröhre ist über den
Kitzler verlagert; sie ist von normaler LBnge(clito-
risohe Epispadie). 2) Die Harnröhre ist über dem
Kitzler gelegen. Es fehlt ihr ein Theil ihrer vor-
deren Wand (subsymphysäre Epispadie). 3) Die
ganze vordere Wand der Harnröhre, deren hintere
Wand der gespaltene Kitzler bildet, fehlt bis zum
Blasensdiliesemuskel, nach dem zu die Harnröhre
sich trichterförmig verengt (retrosymphysftre Epi-
spadie). Mit der Hamröhrenmissbildung sind regel-
mässig Missbildungen der äusseren Geschlechts-
theile verbunden. Der Kitzler ist meist gespalten;
beide Theile hängen durch eine häutige Brücke zu-
sammen. Die grossen und kleinen Schamlippen
sind oft etwas verkümmert üeber dem EStzler
gehen die grossen Schamlippen auseinander, statt
sich zu vereinigen, ebenso vereinigen sich auch die
kleinen Läppen nicht D. bespricht weiter die ent-
wickelungsgeschichtliche Entstehung der Missbil-
dung, ihre Symptome und Behandlung. Letztere
besteht wesentlich in Herstellung der Gontinenz
und der normalen Verhältnisse der äusseren Ge-
schleohtstheile. J. P r ä g e r (Chemnitz).
380. Noavean prooede operatoire ponr la
reparation des flstnles recto-vaginalesoheBlea
femmes, dont le perin6eestintact (Abaüsement
ei fiocaUon anale du segment de reetum su^pirieur d
la fisiule, a^ls resedion du aegmmi reckd eous^
jaoeni) ; par Paul Segond. (Ann. de Gynöcol.
XLIV. 7. p. 1 ; Juillet 1895.)
Sine Slj&hr. Frau, die sich in ihrem 15. Jahre «do
Pomadenbüchse in dieSoheide eingeführt hatte, sioh dann
im 19. Jiüire verheirathet hatte, erkrankte, ohne bisher
Ton Seiten des Fremdkörpers eheliche oder pathologisohe
Störongen gehabt za haben, plötzlich in Bleis mit perito-
nitisohen Erscheinangen. Nach Entfernung des Fremd-
körpers, dessen HöMune' mit Granulationen aasgefüllt
war, blieb eine grosse Mastdarmscheidenfistel zorüok,
deren obere Grenze die hintere Mattermnndslippe bildete.
8. brachte naoh TJeberführong der Kranken naoh Paris
die Fistel auf folgende sinnreiche WeLse zum Verschluss :
1) Dehnte er den Afterschlussmnskel. 2) Wurde die
Mastdarmschleimhant 2 — 3 mm oberhalb ihrer Verbin-
dung mit der Haut ringsum angeschnitten. 3) Folgte die
Loslösnng der vorderen Mastdarm wand von der Scheiden-
wand bis über die Fistel hinaus. Die starke entzündliche
Verdickung des Bauchfells verhinderte dessen Verletzung.
Dann wurden auch die anderen Mastdarm wände, aber
nur soweit losgelöst, dass keine Faltuns eintrat, und der
untere Iheil des Mastdarms von oberhalb der Fistel sohrtfg
von vom nach hinten abgetrennt 4) Wurde der herab-
gezogene Mastdarm mit dem Schleimhautrest am After
vernäht. 5) Wurde nach Anfrischung der Scheiden-
öffiiung der Fistd auoh diese geschlossen, nur ein kleines
Draimrohr zwischen Scheide xmd Mastdarm eingeschoben.
Letzteres wurde nach 48 Std. entfernt, ein in den Mast-
» dann eingelegtes grösseres Bohr schon am Tage naoh der
Operation, nachdem an diesem T^ duroh Abführmittel
bereite Stuhl herbeigeführt wurde. Der Erfolg war
tadellos. J. P r [Ig e r (Chemnitz).
381. Bin Fall von Implantation deaüraters
in die Blase; von Dr.F. Westermark inStook-
holm. (Gentr.-Bl. f. GynAkoL XIX. 7. 1895.)
Gelegentlich einer Uterusexstirpation mittels des
jSaoralschmttes fand W. linkerseits bei Freipräparirung
des Uterus das Garoinom auf Blase und Ureter über-
gegangen, weshalb der peripherische üreterstumpf gleich-
zeitig mit einem Stück Blasen wand um die Einmündung-
stelle von ca. 4 cm Durchmesser entfernt werden musste.
Die Blasenwunde wurde nun duroh feines Gatgut in der
Weise geschlossen, dass durch die ftussere Wand in-
clusive Muscularis, nicht durch dieMucosa, femer durch
das abgeschnittene Hamleiterende, mit Ausschluss der
Schleimhaut, 3 — 4mm aufwärts Fäden gel^ wurden.
Danach eine neue Lage Suturen, die die alte deckte. Ziem-
liche Spannungdes Ureters. Heilung. 0 1 a e s e r (Danzig).
382. Taberonloaifl of the endometriom; by
Thomas S. Cullen. (Johns Hopkins Hosp. Bep.
IV. 7—8. 1894.)
Die Tuberkolose des Bndometrinm tritt in
zweierlei Form auf, als miliare Tuberkulose (nur
bisweilen bei allgemeiner miliarer Tuberkulose ge-
funden) und als chronische diffuse Tuberkulose.
Letztere Form hat G. 5mal histologisch unter-
sucht (2 Sektionen, 2 Exstirpationen der Gebär-
mutter und Anhänge wegen Tuberkulose und Imal
ausgeschabte Massen aus der Qebärmutter). Die
chronische diffuse Tuberkulose beginnt gewöhnlich
von den Eileitern ausigehend meist am Oebärmutter-
grund, im Anfang makroskopisch nicht erkennbar.
Später sieht man die gelblich -weissen Knötchen
unter der unebenen Oberfläche. Das Endometrium
wird schliesslich in käsige Hassen umgewandelt
Bei Verschluss des Halskanals kommt es zu einem
pyometraartigen Zustand. Vom Endometrium aus
geht die Erkrankung auf die Muskulatur über. Die
Drfisen werden später ergriffen, als die übrige
Schleimhaut Auch hier entstehen duroh Epithel-
wucherungen Hassen von epithelioiden Zellen, in
deren Hittelpunkt num bald Bieeenzellen sieht
Schliesslich verOden die Drüsen duroh die Tuberkel*
entwickelung.
In den Eileitern ist die Erkrankung regelmässig
viel weiter vorgeschritten, als in der Qebärmutter ;
die Eierstöcke sind nur in einigen Fällen erkrankt.
Die Symptome der Erkrankung hängen zum
grossen Theil von der gleichzeitigen Eileitertuber-
kulose ab. Die Diagnose kann ausser in sehr Mh-
zeitigen Stadien durch die mikroskopische Unter-
suchung ausgeschabter Hassen gestellt werden.
Bei Tuberkulose der Eileiter ist es stets ge-
rathen, die Qebärmutter bei der Operation mit zu
entf emea, J. P r ä g e r (Chemnitz).
252
VI. Oeburtshfilfe, Frauen- und EinderiieiUnmde.
383. Du deoidnome nuüin ; par Jeannel,
Toulouse. (Ann. de Gyn^l. XLH Nov. 1894.)
26jittii. Frau. Januar 1893 naoh 6wöohiger Begel*
pause starke Blutong. Dann Regel regelmässig bis
März 1893. Von da ab unregelmässige Blutungen. Auf-
nahme in*s Hospital am 1. Mai 1894. J. fand den Gebär- -
mutterkörper nach rückwärts gebogen, kindskopfgross,
mit einer dreilappigen Geschwulst, die er als ein Fibrom
ansah. Der Hiüskanal war geschlossen. Sonst war die
Frau gesund. Am 5. Mai wunle die Gebärmutter von der
Scheide aus entfernt Die Operation war dadurch er-
schwert, dass die Gebärmutter dnrch die Neubildung sehr
morsch war.
Bei der Untersuchung der Geschwulst durch
Dr. Damnd erwies sie sich makro- und mikro-
i9kopisoh als ein malignes Deoidnom, und zwar ist
dies der 19. bisher veröffentlichte Fall und der 5.
mit Operation. (2 Frauen sind später nach 7, bez.
12 Hon. an Metastasen gestorben.)
J. betont die Nothwendigkeit, die Qebftrmatter
im Ganzen wegzunehmen, oder, wenn wegen der
Grösse der Geschwulst eine Zerstückelung unum-
gängig ist, eine peinliche Toilette des Operations-
feldes zu machen, um eine Einimpfung der Ge-
schwulst zu yermeiden. J. Präger (Chemnitz).
384. Ueber die Heilusg der BeokenabaoeMe
des Weibes mit besonderer Berttoksiohtlgung
der vaginalen Badikaloperation; von Leopold
Landau. (Berl. klin. Wchnschr. XXXI. 22—24.
1896.)
Unter der Bezeichnung Beckenabscess wird
eine grosse Anzahl örtlich und ursächlich verschie-
dener Erkrankungen zusammengeworfen. L. untere
scheidet nach dem Sitze 2 Hauptgruppen : eztra-
und intraperitonäale Absoesse, deren Entwickelung
und Verlauf er genauer schildert
Was die Behandlung anlangt, so kommt es bei
•beiden nicht sowohl auf die Erkrankung dieses
oder jenes Organs an, sondern vielmehr darauf,
ob man es mit einer einzigen Höhle zu thun hat
oder nicht Im ersteren Falle kann es möglich
sein, mit Schonung aller Organe den Abscess als
solchen durch Einschnitt und Drainage auszuheilen.
Zur Diagnose des Abscesses und seines Sitzes be-
tont L. die Wichtigkeit der Probepunktion.
Indessen heilen auch einkammerige Abscesse
nicht immer durch den Einschnitt (Gründe: eitrige
Eileiterentzündung, zu schneller Verschluss der
Scheidenwunde, Starrheit der Höhlenwunde). In
einzelnen Fällen gelangte L. dann durch ausgiebige
Besektion der Gebärmutterwand zum Ziele. Sind
die Abscesse einem einfachen Einschnitte nicht
zugänglich, oder handelt es sich um doppelseitige,
vielkammerige Eileitersackbildung, so hat L. durch
die Laparotomie die Eitersäcke, Eileiter und Eier-
stöcke entfernt Im Ganzen hat er, die Eüeiter-
* Schwangerschaften mitgezählt, 141mal bei entzünd-
lichen und eitrigen Eileitererkrankungen den Bauch-
schnitt ausgeführt. Davon zieht er 2 Operationen
in Agone bei allgemeiner Bauchfellentzündung ab.
Es verbleiben 139 Fälle mit 4 Todesfällen — 2.8o/o
Sterblichkeit Eine Zusammenstellung von Bähen
verschiedener Operateure orgiebt auf 1626 ^üle
92 Todesfälle «- 5.69<^/o.
Mit den Dauererfolgen ist auch L. nicht zu-
frieden. Er fand xmgefähr 60—70^0 endgültige
Heilungen. Gründe der Misserfolge sind : Bauch-
brüche, Verwachsung in der Bauchhöhle, die aller-
dings vorübergehenden Erscheinungen der vor-
zeitigen Klimax, wiederkehrende Entzündungen am
Stumpf u. 8. w. Seit Mai 1893 unterwirft L. die-
jenigen Kranken, die an sonst unheilbaren com-
plicirten Beckenabscessen leiden, bei denen In-
cision, Laparotomie u. s. w. aussichtslos oder zu
gefährlich erscheinen, derBadikaloperation von der
Scheide aus (Entfernung der Gebärmutter mit Ei-
leitern und Eierstöcken). Die Zahl der naoh dieser
Methode operirten Kranken war 34, die sämmtlidi
den Eingriff überstanden und endgültig geheilt
wurden. Vielfach waren schon andere Opera-
tionen vorausgegangen. Dannverletzungen wäh-
rend der Operation, die die Darmreeektion nach
Laparotomie nothwendig machten, kamen 2mal vor.
J. Präger (Chemnitz).
385. üeber Beokenhämatome ; von W.
Thorn in Magdeburg. (Wien. med. Wchnschr.
XLV. 10. 1895.)
T h.'s Ausführungen liegen 157 Fälle vonHäma-
tomen zu Grunde, 98 mit 19 extraperitonSalen
Hämatomen aus der Hallischen Klinik und 59 mit
19 extraperitonäalen aus der eigenen Klinik. Unter
allen gynäkologischen Erkrankungen kamen O.98*/0
Hämatome vor. Von diesen 157 Kranken starb nur
eine in Folge von Zerreissung einer Haematooele
retrouterina und nachfolgender Bauchfellentzün-
dung. Es vereiterten 3 Hämatome, aber die Kranken
genasen, 6 wurden laparotomirt, alle genasen.
Von 56 Genesenen wurden 12 wieder schwan-
ger. Als Ursache des Hämatoms konnte Th. in
den Hallischen Fällen in 28.5<^/^ in den eigenen
in 57.4^/o Eileiterschwangerschaft feststellen. Th.
ist Dicht der Ansicht Schröder 's zugeneigt, dass
•die Mehrzahl der intraperitonäalenBlutgeschwiUste
unter Mitwirkung vorher bestandener perimetrischer
Veränderungen, bez. Verwachsungen zu Stande
komme. Das ergossene Blut gerinnt rasch und
verursacht eine Beizung des anliegenden Bauch-
fells, deren Wirkung ein plastisches Exsudat um
die Blutmasse, namentlich aber auch eine Verkle-
bung der auf dem gerinnenden Blute liegenden
Darmschlingen ist.
Ist die Blutungsquelle in den abgesackten Baum
eingeschlossen, so können Nachblutungen in ihn
erfolgen, liegt sie ausserhalb des abkapselnden
Daches, so können neue Blutgeschwülste der ersten
aufgelagert werden.
T h. spricht sich dagegen aus, alle intraperi-
tonäalen Hämatome auf ektopische Schwanger-
schaften zurückzuführen. Bezüglich der Behand-
lung empfiehlt er abwartende klinische Behand-
YI GeburtshiOfe, Franen- und Einderheilkuiide.
253
long. Fnnktion verwirft er ganz, Incision von der
Scheide aus ist nur bei Vereiterung oder Ver-
jauohung am Platze. Die Laparotomie ergiebt, je
Unger dasHAmatom besteht, desto günstigere Aus-
sichten.
Von 34 Ligamenth&matomen waren 8 doppel-
seitig, bei 32<^/o war die Entstehung aus Eileiter-
schwangerschaften wahrscheinlich. Die Prognose
ist im Allgemeinen günstig.
J. P r ä g e r (Chemnitz).
386. Ueber die Gastimtion bei Osteomalaoie ;
iron GurtPoppe in Oberplanitz. (Inaug.-Diss.
JVdburg i. B. 1895. Druck von EL Epstein. 8.
70 S.)
Auf Grund eines sehr fleissigen Studium der
umfangreichen Literatur bespricht P. die patho-
logisch-anatomischen Verh<nisse des Skelets, die
Symptome, die Anlfisse, die Prognose und die
Therapie der Osteomalaoie. Nach Mittheilung der
Krankengeschichten von drei in der Hegar 'sehen
Klinik durch Castration behandelten Frauen giebt
er eine tabellarische üebersicht über sftmmtliche
bis jetzt bei Osteomalacie ausgeführten Gastra-
tionen. Es sind 113 F&lle. unter Berücksich-
tigung der von v.Winckel (Jahrbb. GCXL. p. 57)
aufgestellten Forderung einer mindestens Ijfthrigen
Beobaohtungzeit sind unter 62 Fällen 69.3<^/o Hei-
lungen, 14.5%> bedeutende Besserungen, 4.86%
Heilungen nach einem Recidiv, 9.67<^/o dauernde
'Seddive und 1.61% erfolglose Operationen zu
vermerken.
Für die Erklärung der Wirkung der Castration
legt P. besonderen Werth auf die genaue ana-
tomische Untersuchung der entfernten Ovarien und
berichtet deshalb ausführlich über deren Befund
in 2 H e g a r 'sehen Fällen. Er findet eine üeber-
einstimmung seiner eigenen Befunde mit denjenigen
^mderer Beobachter in folgenden Hauptveränderan-
gen der Ovarien: 1) in einer vielflach zu Blut-
extravasaten führenden Hyperämie mit Vermehrung
jmd Erweiterung der Oeftsse und 2) in einer hya-
linen Degeneration der Arterien. P. betrachtet es
jedenfalls als feststehende Thatsache, dass bei der
Osteomalacie ein pathologischer Zustand der Ova-
rien vorhanden ist „Mit Bücksicht auf den Er-
folg der Gastration würde es dann aber sehr nahe
liegen, denselben als Ursache des Leidens anzu-
sehen."
P. stellt zum Schlüsse folgende theoretische
Erwägungen auf: „Indem die Eierstücke durch
•ihre pathologische Thätigkeit reflektorisch auf dem
Wege des Sympathicus eine Reizung der Vaso-
dilatatoren oder auch eine Lähmung der Constrik-
.toren der Enochengefässe herbeiführen, kommt es
zu jener bedeutsamen Hyperämie der Knochen.
Diese führt im Knochen selbst zur Bildung einer
Säure, mag dies nun Milchsäure sein oder in Folge
der Stauung entstehende Kohlensäure, oder eine
«US dem Zerfall rother Blutkörperchen resultirende
Säure, und diese Säure, die sich durch Verminde-
rung der Alkalescenz des Blutes dokumentirt, be-
wirkt die Auflösung der Kalksalze des Knochens
und somit die Osteomalacie. Die Osteomalacie
wäre demnach eine von den Ovarien ausgehende
Trophoneurose der Knochen."
Art h. Hoffmann (Darmstadt).
387. Zar Frage der Gastration als heilender
Faktor der Osteomalaoie; von Prof. Ludwig
Kleinwächter. (Ztschr. f.Oeburtsh. u. Oynä-
kol. XXXL 1. p. 77. 1894.)
K. hat in 2 Fällen wegen schwerer Osteo-
malacie den Kaiserschnitt vorgenommen. In dem
1. Falle, in dem die Ovarien zurückgelassen wur-
den, trat vollkommene Heilung des Leidens ein ;
die 2. Pat, deren Ovarien mit entfernt worden
waren, starb am 5. Tage nach der Operation an
Abknickung oder Torsion einer Darmschlinge.
K. ist der üeberzeugung, dass die Vornahme
der Gastration zur Heilung der Osteomalacie jetzt
nur ein Herumtappen im Finstem ist, das einmal
von Erfolg gekrönt ist, ein anderes Mal aber wieder
nicht K. hofft, dass es gelingen wird, das Bäthsel
der Osteomalacie auf dem Wege der Bakteriologie
oder Ghemie zu lösen.
Arth. Hoff mann (Darmstadt).
388. Bin Fall von Sectio oaeaarea bei osteo-
malaolsohem Becken; von Dr. Drossbach in
Neuhaus a. Inn. (Münchn. med. Wchnschr. XLIL
23. 1895.)
D. theilt die Krankengeschichte einer 37jähr. Erst-
gebärenden mit, die aas absoluter Indikation von ihm
durch den Kaiserschnitt entbunden wurde. Lebendes
Mädchen. Die stark anämische Pai starb am 2. Tage
nach der Operation. Die Sektion ergab beginnende cir-
cumscripte Peritonitis, das Beoken 'wurde der Sammlung
der Münchener Frauenklinik einverleibt. Es handelte
sich um vorgeschrittene Osteomalaoie in diesem Falle.
Sehr aufAllig ist in diesem Falle das sehr
frühzeitige, schon im 8. Lebenegahre sich an eine
Scharlacherkrankuhg anschliessende Auftreten der
Osteomalaci& Jedenfalls war die Osteomalazie
nicht puerperaler Natur, denn die Knochenerwei-
chung war schon geheilt und eine allseitige gleich-
mfissige WiederverknOcherung schon eingetreten«
F. Winckel hebt in einer Anmerkung letzteren
umstand als besonders bemerkenswerth hervor, da
er nur sehr selten anatomisch erwiesen seL
Arth. Hoff mann (Dannstadt).
389. Die heutige Statistik der Qebnrten
bei Beokenverengemngen in Folge TonBiLok«
gratskyphose; vonFranzNeugebauer. (Mon.-
Schr. f. Oeburtsh. u. QynäkoL L 4. p. 317. 1895.)
Mit grossem Fleisse hat N. die hierher gehörigen
Oeburtsgeschichten von 117 Müttern zusammen-
gestellt Die Sterblichkeit beträgt, da von 117
Müttern auf 200 Entbindungen 48 starben, 24,
bez. 41, für die Kinder 48.4<»/o. Von 196 Entbin-
dungen verliefen 44 spontan, 30mal wurde die
künstliche Frühgeburt eingeleitet, 27mal der Kaiser«
254
VL Gebnrtfihülfei Frauen- und Emderheilknnde.
schnitt und 3mal die Symphyseotomie aufigefOhrt,
46mal mit der Zange entbunden, 7mal auf den
Fq88 gewendet und 17mal die Frucht perforirt
Arth. Hoff mann (Darmstadt).
390. Die Diagnose des einftoh platten
Beckens an der Lebenden; von F. Ahlfeld.
(Ztschr. f. GeburtsL u. Qyn&koL XXXn. 3. 1895.)
Historische Betrachtungen, sowie ein eigener
Fall mit Sektion, in dem sicher Rhachitis vorgelegen
hatte, das skeletirte Becken aber keine Zeichen
Ton Rhachitis aufwies, sondern der Typus eines
einfach platten Beckens war, führen A. zu der An-
sicht, dass der Weg, der jetzt allgemein eingeschla-
gen wird, um das einfach platte Becken an der
Lebenden festzustellen, nämlich die Ausschliessung
der Rhachitis, nicht genügt, dass damit auch die
Unterlagen für die Bestimmung der Häufigkeit des
einfach platten Beckens, das Michaelis, Schrö-
der und die meisten deutschen Lehrbücher als
häufigstes der engen Becken hinstellen, wegfallen.
Ferner wird durch FäQe, in denen ein guter Be-
richt über die Eindeijahre, eine genaue Unter-
suchung des ganzen Skelets und schliesslich die
Messung des Beckens nach der Autopsie vorliegen,
zu entscheiden sein, ob nicht etwa das einfach
platte Becken, wie Fritsch dies vermuthet hat,
überhaupt als eine Unterart des rhachitisch platten
Beckens aufzufassen sei, bez. ob nicht auch in-
fantile Becken unter derS^ahl der als einfach platte
Becken aufgefassten enthalten sind.
J. Präger (Chemnitz).
391. Zar manuellen Umwandlung yon Ge-
aiohts* in Hinterhanptalage ; von Dr. Josef
Oossmann in München. (Münchn. med. Wo-
chenschr. XLIL 23. 1896.)
O. betont dass er bei Oesichtslag«! den Yer-
bessemngversuoh nur dann für angezeigt erachte,
wenn die mentoposteriore Einstellung sich erhält
und die Stirn führender Theil zu werden droht
Als Methode empfiehlt er : Eingehen mit der der
Lage des Hinterhaupts entsprechenden ganzen Hand
in tiefer Narkose der Ereissenden, Umfassen und
nach AbwSrtsziehen des Hinterhaupts bei gleich-
zeitigem Nachaufwärtsdrängen des den Schulter-
gürtel des JOndes enthaltenden unteren Qebär-
mutterabschnittes nach aussen.
G. berichtet über einen EbII, in dem ihm auf die an-
gegebene Weise die Umwandlang in Hinterhaaptslage
got gelungen war ; schhesslich mnsste das Kind mit der
Zange exirahirt werden.
Arth Hoffmann (Dannstadt).
392. Bine seltene Abnormität bei Gesiohta-
lage und einige Worte übermanneUe Umwand-
lung; von H. Feters. (Wien. klin. Wchnschr.
Vm. 25. 1895.)
Bei einer 25jähr. Erstgebärenden mit plattem Becken
(Oonj. yera 8.5 cm) fand P. 7 Standen nach dem Blasen-
spnmge Oesiohtslage in 2. Stellung mit dem Kinn nach
Yom« Qesioht tief im Beokeneingang. £r yersachte
zmiächst die ümwandlmig der Gesichts- in eine Hinior«
hanptslage. Dies gelang nicht, doch konnte er dabei
feststellen, dass der linke Arm anf den Bücken geschlagen
war. Nach der Kniniotomie machte die Ekitwickelmig
der Sohnltem Schwierigkeiten; nachdem sie gelangen,
trat der yordere Arm so ans, wie er in der Gebärmäter
gelegen. Der rechte Arm lag dabei panliel an die rechte
Seite des Stammes gelagert. P. ist der Meinung, dass in
diesem Fdle bei frühzeitigem EingrifEe die Umwandlung
in SchadelJage möghoh gewesen wäre naoh Yoriieriger
Zorückbringong des Armes in die normale Lage.
Zorn Sohlusse polemisirt P. gegen die Bemerkungen
T hörne 's über cue Behandlunc; der Gesichtslagen in
der G. B r au n 'sehen Klinik. J. Pr äger (Chemnitz).
393. üeber die Beanltate der Wendung
bei Symphyseotomie; von Dr. F. Spaeth in
Hamburg. (Mon.-Schr. f. Qeburtsh. u. OynftkoL
n. 2; Aug. 1895.)
Eine günstig yerlaufene Wendung nach yerffeblicher
Anwendung der Zange bei Symphyseotomie Hess Sp.
Umschau halten nach den BesuLtaten der Wendung. Er
fand unter 234 Geburten 21 Wendungen, 4 Beckenend-
lagen, 209 Sohädellagen. Sp. bereohnet:
Geburt in
Schftdellage Beokenendlage
Mütter : 1 1 Vt gest 8% gest
Kinder: 21 ,, 8 ,
Femer: Wendung in
Wendung überhaupt Querlage Schftdellage
Mütter : 9.5«/» gest 0"/t gest 13.3*/o gest
Kinder: 9.5 « 0 , 13.3 ,
unter sKmmÜichen Symphyseotomien (234) :
Mütter: 10.5V« gsst
Kinder: 19.6 «
Sp. empfiehlt aus diesen xmd anderen Gründeo die
häufigex^ Vornahme der Wendung gegenüber der Zange
bei der Symphyseotomie. G 1 a e s e r (Danzig).
394. Die prophylaktlaohe Gaae-Utem»*
tamponade bei den reohtaeitigen Gfrebvrtan;
von Prof. Ettore Truzsi inParma. (M<»i.-Schr.
f. Oebnrtsh. u. QynftkoL n. 2 ; Aug. 1895.)
T. empfiehlt die D ührssen 'sehe Tamp<»ade pro-
phylaktisch in Fällen von Hydr&mie, Malariakachexie,
progressiver pemioiöser Anämie, schwerer Blutung nach
Plac. praey. ; femer bei Herzkrankheiten, Störungen der
Compensation, Leberleiden, erschöpfender Geburtsarbeit,
^egen Ohloroformnarkose oder wegen unbekannter Ur-
sachen (frühzeitige Arteriosklerose [?], frühzeitige Fett-
entartung der Uterinmuskelfasem [?]), schliessiioh wird
die Tamponade angewandt bei Verdacht auf septische
oder sapramische Infektion. 6 Fälle dienen als Beleg
für die gute Wirkung. Glaes er (Danzig).
395. UeberdietherapeatisoheVerwerthung
des heisaen (100® O.) Waaaerdampfes in der
Oynikologie; von L.Pinous in Danzig. (Centr.-
Bl. f. QynakoL XIX. 10. 1895.)
P. hat den von Snegirjoff zur Blutstillung em-
pfohlenen Wasserdampf in 9 Fällen mit Erfolg ange-
wandt. Besonders vom bakteriologischen Standpunkte
aus glaubt F. das Verfahren empfehlen zu müssen. Ref.
kann sich auf Grund längerer Erfahrung dem nicht «o-
sohliessen. Duroh Anwendung des Wasserdampfes ent-
steht feuchte Nekrose, mehr als i^end ein trockener
Schorf für die Ansiedelung von Mikroorganismen ^
eignet. Da eine Temperatur von 100** meistens nur auf
der Oberfläche des dlirekt vom Dampfe berührten Ge-
webes vorhanden ist, auch nur 1—1 V$ Min. einwirkt, se
TQ. Chirurgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
255
Irerden sicher nicht alle Bakterien getodtet. Zar Blat-
stOliing verwendet Bef. bei Endometritis lieber die alten
bewäl^n 8typtica; nur bei bachtigem OaTnm durch
Myombildungen hat sich ihm der Dampf am besten be-
währt Bier scheint seine Anwendung die bes£e Methode
zu sein. Wo weder liq. ferri, noohElektrioitilt im Stande
waren, die Blutungen zu stillen, erfolgte dies prompt
durch den Dampf. 0 1 a e s e r (Danzig).
VN. Chirurgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
306. lieber einen beim Menschen chro-
nieohe Biterang erregenden pleomorphen Mi-
kroben ; von Dr.J. Oartenin Leipzig. (Deutsche
Ztschr. f. Chir. XU. 4 u. 5. p. 257. 1895.)
Im Laufe der letzten 25 Jahre ist eine Anzahl
Eiterung erregender Mikroorganismen entdeckt
nnd beschrieben worden. Von diesen konmien
einige häufiger, andere seltener zur Beobachtung ;
zu letzteren gehört der Strahlenpilz. Ausser der
Lifektion mit dem typischen Strahlenpilz kommen
nun hin und wieder chronische Eiterungen vor,
die klinisch mit dem Yerlauf der Aktinomykose
nahezu übereinstimmen, aber nicht durch den von
J. Israel und Bostroem beschriebenen Aktino-
myoespilz erzeugt werden, sondern durch eng ver-
wandte Bakterienarten.
Hierher gehören die von Hesse beschriebene
und als Cladoihfix Uquefaciena bezeichnete Bak-
terienart (vgl. Jahrbb. CCXXXV. p. 123) und ein
von Q. in der vorliegenden Arbeit genau beschrie-
bene Mikroorganismus, für den er die Bezeichnung
Giadothrix liquefaoiens Nr. 2 vorschlagen möchte.
Es handelte sich in dem einen 22jähr. Schlosser
betreffenden Falle um einen pleomorphen Mikro-
ben, der in Faden- und Eokkenform auftritt und
vor Allem in Bezug auf den klinischen Verlauf
Krankheitsbilder hervorbringt, wie wir sie bei der
„Aktinomykose^^ zu sehen gewohnt sind. Es ist
daher wohl anzunehmen, dass diese Krankheit,
die wir jetzt Aktinomykose nennen, nicht nur von
einem bestimmten Mikroorganismus, sondern von
einer ganzen Gruppe eng verwandter Mikroben,
die man in die Familie der Cladotricheen oder
Sohimmelpilze, je nachdem man diesen oder jenen
Standpunkt in Bezug auf die Klassifikation ein-
nimmt, rechnet.
Diese Beobachtung, dass das Krankheitsbild
der menschlichen Aktinomykose in einzehien Hl-
len, die klinisch, sowie pathologisch-anatomisch
einander ausserordentlich fthnlich waren, von ver-
schiedenen Pilzspecies einer grossen Gruppe her-
vorgerufen werden kann, findet ein Analogen im
Thierreich, bei den Aktinomykosen des Rindviehs,
die klinisch und pathologisch-anatomisch nicht
unterscheidbar, durch Varietäten des Aktinomyces
hervorgebracht werden.
Der Fall O.'s beweist dann weiterhin sehr
deutlich, dass weder das Vorhandensein der sogen.
pathognomoniiK^en Körner, noch die mikrosko-
pische Diagnose aus dem Eiterbefunde für sich
allein zur Diagnose „Aktinomykose^^ genügt Zur
sicheren Feststellung ist vielmehr die Beincultur
des Krankheitserregers unbedingtes Erfordemiss.
P. Wagner(Leipzig). •
397. Zar Therapie der Aktinomykosis; von
Prof. Bydygier in Krakau. (Wien. klin. Wo-
chenschr. Vm. 37. 1895.)
R. hat in 2 Fällen von sehr ausgebreiteter
Aktinomykose neben starken innerlich dargereich-
ten Dosen von Jodkalium auch parenchymaiös das-
selbe Mittel in die Infiltration in einer Lösung von
lo/o eingespritzt Alle 8 — 14 Tage wurden 2 bis
4 Spritzen an verschiedenen Stellen der Infiltration
injicirt Bei dem einen Kr. wurde nur eingespritzt,
innerlich kein Jodkalium gegeben. Bei einem Kr.
trat Heilung ein, in dem anderen Falle ist die Be-
handlung noch nicht beendet
P. Wagner (Leipzig).
398. Beitrag sar Frage der Behandlung
infloirter Wunden mit feuchten Verbftnden;
von Dr. C. Steinmetz in Rappoldsweiler. (Deut-
sche Ztschr. f. Chir. XLL 1—3. p. 188. 1895.)
Während für Operationswunden , die wir in
nicht inficirtem Gewebe selbst setzen, heutzutage
wohl allgemein die trockene aseptische Behandlung
als die beste und richtigste gilt, glauben viele
Chirurgen bei der Behandlung inficirter und eitern-
der Wunden die Anwendung feuchter aniiseptischer
Verbände nicht entbehren zu können.
Bei der Wirkung eines feuchten antiseptischen
Verbandes kommt zweierlei in Betracht: 1) das
AniiseptiGutm ; 2) die feuchte Wärme. Was nun
die Wirkung des Antisepticum angeht, so hat so-
wohl die Erfahrung am Krankenbette, als das Ex-
periment im Laboratorium bewiesen, dass von einer
sicheren Desinfektion inficirter Wunden, oder gar
einer Coupirung des Eiterungsprocesses durch Aus-
waschen mit antiseptischen Lösungen und Anwen-
dung von feuchten antiseptischen Verbänden nicht
die Rede sein kann.
Was die Wirkung der feuchten Wärme auf in-
ficirte Wunden anlangt, so hat St. durch eine
Beihe von an Kaninchen unternommenen Ver-
suchen gefunden, dass die feuchte Wärme einen
günstigen Einfluss auf die mit Staphylokokken in-
ficirten Wunden nichi ausübt ; „im Gegentheil, es
erwies sich der Einfluss der feuchten Wärme bei
mehrtägiger Anwendung deutlich als ein schäd-
licher, indem Eiterungsprocesse, die, wenn man
sie sich selbst überUess und nur vor einer Infek-
tion von aussen schützte, die Neigung hatten, lokal
zu bleiben, eine geringe Ausdehnung anzunehmen
und auszuheilen, sich unter dem Einflüsse der
feuchten Wärme weiter ausbreiteten und einen
schweren Charakter annahmen (Nekrose)". Bei
an und für sich geringfügigen Eiterungen ist dieser
schAdliche Einfluss kaum erkennbar, wenn mau-
259
YH Chirurgie, Augen- und OhrenheiÜnmde.
nur durch täglichen Verbandwechsel dafür sorgt,
dass keine Stagnation der Sekrete unter dem Ver-
bände eintritt. St. empfiehlt deshalb auch bei
inficirten Wunden die trockene aseptische Behand-
lung nach vorheriger breiter Eröffnung, genauer
mechanischer Reinigung, bez. Ausräumung der
"Wimde u. s. w. P. Wagner (Leipzig).
399. Das Stadium der bindegewebigen
Induration bei Myoeitia progreaaiva ossiflcani ;
von Dr. E. Lexer in Berlin. (Arch. f. klin. Chir.
L. 1. p. 1. 1895.)
Dasjenige Stadium der progressiven ossifictren'
den Myositis, das auf die entzündliche Schwellung
der Weichtheile folgt und in dem nach der teigigen
Schwellung eines Muskels die zunehmende Ver-
härtung deutlich wird, bezeichnet man als das
Stadium der bindegewebigen oder fibrösen IndurO'
iion. Das ganze Leiden kann in diesem Stadium
seinen Abschluss finden ; in der Regel aber kommt
es auf Qrxmd, dieser Veränderungen zum 3. Sta-
dium, dem der VerknScherung, Die bisherigen
Untersuchungen betreffen gr^ysstentheils nur fertig
ausgebildete Knochengeschwülste. Nur Gaben
sah neben den verschiedenen Ossifikationsformen
auch Veränderungen des intermuskulären Binde-
gewebes mit den Uebergängen zur Knorpel- und
Knochenbildung; und gerade diese der VerknO-
oherung vorangehenden Veränderungen des Muskel-
bindegewebes verdienen bei dem in seiner Gbnese
noch so unklaren Processe grosses Interesse.
Deshalb beschreibt L. eingehend einen in der
Berliner Chirurg. Klinik beobachteten Fall von
Myositis progressiva ossificans, in dem das letzte
entzündliche Stadium erst vor wenigen Monaten
abgelaufen war und nur erst zu vereinzelten
und beschränkten Muskelverkn(k$herungen geführt
hatta
Der früher stets gesunde, hereditär nicht belastete
Kr. war 1879 zaerst erkrankt and hatte dann 1884, 1890
und 1894 fieberhafte, mit starken Mnskelsohmerzen ein-
hergehende Perioden. Allmähhoh kam es zu Verdickuneea
der Schalter-, Oberarm- und Rüokenmuskeln ; an den
verschiedensten Stellen büdeten sich harte sträng- und
geschwulstähnliche Massen in den Maskeln. Am Knochen-
system keine nachweisbaren Veränderungen. Die mittlere
Partie des linken M. deltoideus wurde von einer über
faustgrossen Neubildung von fibromähnlicher Consistenz
eingenommen. Excision.
Das Präparat des Deltoideus ergab auf seinem Längs-
schnitt einen gut faustgrossen, beinahe scharf begrenzten
Tumor, von dem Aussehen und der Consistenz eines
Fibroms. Eine ca. IVscm dicke Lage unveränderter
Muskelsubstanz bedeckte die Oberfläche, an beiden Enden
des Muskels ging der Tumor zum Theil in das Sehnen-
gewebe über. Die übrig gebliebenen Muskelfasern mar-
kirten sich in der hellen Geschwulstmasse als feine röth-
liche Streifen. Diejenigen Muskelbündel, die den Tumor
des Deltoideus aussen bedeckten, zeigten auch mikro*
skopiseh ganz normales Verhalten. Die histologische
Untersuchuneder Geschwulstmasse ergab eine vom inter"
muskulären mndegewebe ausgehende Zeüemcueherung,
Dieses durch ProUferation der Bindegewebezellen ent-
standene Keimgewebe kann sich sowohl durch Büdung
neuer Bindegewebefibrillen in ein schliesslich festes,
sarbenähnliches Gewebe umwandeln, aUauchinEnorpel-
und Enochen^webe übergehen. Mit der Büdung dissea
zellenreichen mdifferenten Gewebes verschwinden gleicli-
zeitig die Muskelelemente im Bereiche der Wucherung.
L. giebt dimn noch die histologische Beschreibung
eines o^ficirten M. Ueopsoas; hier ist das zellenreiche
Gewebe nur noch an wenigen Stellen vorhandea, meist
ist es zur BUdung dichteren Bindegewebes und Enorpel-
und Knochengewebes verwandt P. W a g n e r (Leipzig).
400. Zur Caauiatik multipler piimSrer Gto-
aohwülBte; von Dr. K Becker in Bonn. (Beitr.
z. klin. Chir. XIV. 1. p. 146. 1895.)
Der 59jähr. Kr. bekam in seinem 33. Jahre ein
Caneroid am linken Nasenflügel und nach dessen erfolg-
reicher Entfemune und einem Zwischenraum von nicht
weniger als 26 Jimren gleichzeitig einen Hautkrebs am
reehUn oberen Augenlide und an der reehtenOhrmuseheL
Daneben entwickelte sich vor 7 — 8 Jahren ans einem
schon seit lange bestehenden braunen Pigmentfleck der
reckten Wange ein gänseeigrosses Melanosarkom , das
zerfiel und einen fürchterUchen Gestank verbreitete.
Etwa 1 cm unterhalb des rechten Mundwinkels ämd sich
eine erbsengrosse, weiche Warxey die bereits seit lan^
Zeit bestehen sollte und nicht gewachsen war, eme
kirschkemgrosse pigmentitte Warxe sass auf der rechten
Stirnseite. Auf der rechten Seite des Halses und auf der
linken Wange fanden sich mehrere angeborene, Steck-
nadelkopf- bis erbsengrosse cavemöse Angiome. End-
lich fanden sich in der Gesichtshaut zahlreiche Sommer'
sprossen, Comedonen und seboirhoische Epidermis-
verdickungen , sowie einige Aknepusteln. Die Lymph-
drüsen am Unterkiefer und Hals waren nicht geschwollen.
Im auffallenden Gegensatze zu der schwer betrof-
fenen Gesichtshaut war die ganze übrige Haut des Kör-
pers sdmeeweiss und zart und frei von irgend welchen
krankhaften Veränderungen.
Von einer radikalen Entfernung aller Geschwülste
konnte natürlich nicht die Bede sein.
P. Wagner (Leipzig).
401. Zur Diagnose der STphilome; von
Prof. F. V. Esmarch in Kiel. (Arch. f. klin. Chir.
L. 3. p. 646. 1895.)
Es ist eine Iftngst bekannte Thatsache, dasa
nicht selten Geschwülste vorkommen» die durch
constitutionelle Syphilis hervorgebracht werden
und durch geeignete innere Mittel zu heilen sind ;
weil sie aber leicht mit anderen bOeartigen Ge-
sdiwUsten (Sarkomen, Garcinomen) verwechselt
werden, so geben sie oft zu onnöthigen Opera-
tionen Veranlassung, oder werden keiner zweck-
massigen Behandlung unterworfen, v. E. hat in
seiner Praxis mehr als 40 Fälle erlebt, in denen
Geschwülste, die anfangs für b(teartige Sarkome
oder Caroinome gehalten worden waren, sich
schliesslich als unzweifelhafte Syphilome heraus-
stellten. Eine weit grössere Zahl von F&Uen hat
aber v. E. theiLs in eigenen Erankenjoumalen»
theils in der chirurgischen Literatur gefunden, die
er nach seinen jetzigen Erfahrungen als „verdäch-
tig^^ bezeichnen möchte. Als solche verdädiüge
Fälle betrachtet er: 1) alle Geschwülste, bei denen
die Kranken anderweitige Symptome von Sy^uUs
zeigen, oder wo die Anamnese ergiebt, dass sie
selbst oder ihre Eltern oder Geschwister an Syphilis
gelitten haben ; 2) alle sarkomartigen Geschwulst^
die sich in willkürlichen Muskeln entwickeln,
namentlich im Eopfnicker, in der Muskulatur das
yn. Chunugie, Augea- und Ohreoheilkunda
?57
Bauches, des Bückeiis und der Beine, sowie auch
der Zunge ; 3) alle Sarkome, die nadi reiner Ex-
stirpatioQ erst langsam, dann in immer kürzeren
Zeitabschnitten wiederkehren (recurring fibroid
tumors, Paget); 4) alle Oesohwülste, die nach
Gebrauch von Jodkalium, Quecksilber, ZMmann^-
schem Dekokt und Arsenik kleiner werden oder
verschwinden ; 5) diejenigen Sarkome, die nach An-
lUlen von Erysipel oder nach Injektionen von Toxi-
nen des Erysipels u. s. w. (Coley) verschwinden.
„Alle diese VerdaMsgründA sind nun zugleich
Hauptmomente der klinischen Diagnosa Je mehr
davon bei einem Falle zusammentreffen, desto
wahrscheinlicher ist es, dass derselbe zu den
Syphilomen gehOrt, desto vorsichtiger sollte der
Chirurg sein, ehe er sich zu einer Operation ent-
Bchliesst und desto gründlicher muss die Unter-
suchung des ganzen Körpers und die Erforsdiung
der Anamnese vorgenommen werden/^ In manchen
Fällen lassen sich die Syphilome weder makro-
skopisch, noch mikroskopisch von Vlm^xjdüigen und
Spindeixelienaarkomen unterscheiden. Dasselbe gilt
von den schrankenlos wuchernden OranuJomen, die
bisweilen aus aufgebrochenen Syphilomen herror-
gehen. Die grOssten diagnostischen Schwierig-
keiten aber machen die sypfnläisehen Lymphome,
die recht h&ufig und besonders auch als Zeichen
ererbter Syphilis vorkommen und sehr oft mit
anderen Arten, namentlich mit tuberkulösen,
pseudoleukomatOsen , malignen Lymphomen und
Lymphosarkomen verwechselt weiden.
Da nun nach der Exstirpation aller dieser Ge-
schwülste meist rasche und immer raschere Beci-
dive erfolgen, an denen die Er. schliesslich elend
zu Grunde gehen, so würde es von unermesslichem
Werthe sein, wenn wir ein Mittel hatten, wenig-
stens durch die mikroskopische Untersuchung zu
entscheiden, ob die Geschwulst ein Produkt der
SyphUis ist oder nicht. Diese diagnostischen HQlfs-
mittel besitzen wir leider noch nicht
P. W a g n e r (Leipzig).
402. Beitrag mr Pathogenese der Gkuiglien;
von Dr. Bit sohl inFreiburg. (Beitr. z. klin.Chir.
XIV. 2. p. 557. 1895.)
Bekanntlich hat Ledderhose durch genaue
mikroskopische Untersuchungen mit Sicherheit
nachgewiesen, dass wir in den Ganglien Neubil-
dungen, Gystome, zu erblicken haben, die durch
eine coUoide Degeneration des Bindegewebes, spe-
ciell des paraartikulftren hervorgerufen werden.
Sofern diese Metamorphose des Bindegewebes zu-
nächst an getrennten, wenn auch benachbarten
Orten eintritt, hat man so zu sagen als Jugendform
das multilokulare OangUon vor sich, dessen ge-
trennte Hohlräume durch allm&hliches Verschwin-
den der Scheidewftnde zu einer grosseren Höhle
susammenfliessen können und nunmehr als End^
Stadium das imikkuläre OangUon darstellen (siehe
Beferat in den Jahrbb. CGXLH p. 167).
Jied. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 3.
B. berichtet dann über ein Ganglion der Enie-
gegend, das in der Freiburger Chirurg. Klinik
operirt wurde und G^egenheit zu einer genauen
mikroskopischen Untersuchung darbot Diese be-
stätigte in vollstem Umfange die von Ledd er-
bose aufgestellte Lehre, dass die OangUen einem
degeneraivren Prooess im BindegewAe ihre Eni*
siehung verdanken. Der Inhalt des Ganglions war
kein eigentliches Exsudat, sondern ein Degenera-
tionsprodttkt des Bindegewebes. Eine Identificirung
der Ganglien mit der Periostitis albuminosa er-
scheint nicht statthaft, wie dies bereits auch schon
Ledderhose hervorgehoben hat
Die Ursache der OangUen ist noch zweifelhaft ;
traumatische Einflüsse scheinen nicht immer mit
zu spielen. Bemerkenswerth sind eigenthümliche
Gefftssveränderungen in den Ganglien, die ausser-
lieh am meisten dem Processe bei einer Endarte-
riitis obliterans gleichen. Durch diese könnte eine
Emfthrungstörung eingeleitet werden, die unter
dem Bilde einer colloiden Degeneration verliefe.
P. Wagner (Leipzig).
403. Bin neues Verflahren der Bliino-
plastik und Operation der Sattelnase ; von Dr.
C. Schimmelbusch in Berlin. (Arch. f. klin.
Chir. L. 4. p. 739. 1895.)
Mangelhafte kosmetische und funktionelle Re-
sultate werden bei der totalen Rhinoplastik vor
allen Dingen dadurch bedingt, dass die neue Nase
aus Mangel an Stütze platt zusammensinkt und
dann mehr und mehr schrumpft Seh. ist des«
halb so vorgegangen, dass er die neue Nase voll-
ständig aus Knochen bildete.
Zur totalen Rhinoplastik wird ein der Oberfläche der
Nase entsprechendes Hautknochenstück dreieckig ans
der Mitte der Stirn genommen; der abgelöste lAppen
mnss erst granuliren, dann wird er auf £e Wondfläohe
tiransplantirt. Ist dies gelungen, so wird der Länge nach
in der llGtte die Enoohenplatte eingesilgt und durch Zu-
samm^falten der beiden Hälften die Form der Nase
gebildetr~ Dieser so geformte Lappen wird nun in den
angefrischten Defekt eingeheilt, und zwar so, dass die
HautbekleiduDg nach aussen, die transplantirte Seite
nach der Nasenhöhle zu sieht Das Septum der Nase
wird lediglich häutig bei der Anfiischung des Defektes
gewonnen. Der Stimdefekt wird durch lAppenverschie«
bung gedeckt
Mit gewissen Modifikationen läset sich dieses Yer«
fahren auch bei der Sattelnase anwenden.
Diese Methode ist bisher in der v. Berg«
mann 'sehen Klinik 12mal in Anwendung gekom«
men. Alle Nasen haben ihre Form gut erhalten;
die FrofilhOhe und das Lumen sind bewahrt ge-
blieben; eine Schrumpfung ist nicht eingetreten«
P. Wagner (Leipzig).
404. üeber den Veraaoli einer blutloaen
Oberkieferresektion durch temporftre Oon-
Btriktion der isolirten Carotis nebat Bemer-
knngen über blutlose Operationen an den f&r
die Bsmaroh'sohe ümschnümng nicht sngftnc-
liehen Körperregionen; von Dr. E. Senger in
Crefeld. (Deutsche med. Wchnschr. XXI. 22. 1895.)i
33
ä58
Ytl. Chirorgie, Augen- und Ohrenheühinde.
um die Oberldeferresektion mSgliohst ohne
Blutung auszufahren, hat 8. Yenuche über eine
xeüiDeüige VeracUiesaung der CaroHs angestellt Er
legte bei Hunden und Eaninohen die Carotis com-
munis ca. 1cm lang frei, schob unter sie einen
kleinen Bausch Oaze und zugleich mit ihm einen
zarten Oummischlauch, mit dem er die Arterie so
fest zusammenschnürte, bis das Pulsiren in dem
peripherischen Theile aufhörte. DasichderGhimmi-
schlauch schwer 15sen lAsst, so hat S. bei seinen
sp&teren Versuchen den Verschluss mit einem
festen Bftndchen vorgenommen. Er konnte nun
durch seine Versuche unzweifelhaft feststellen, dasa
die TMere eine 1 — 3 Std, lange Umeehnörung der
Arterie gut vertragen.
Darauf hin unternahm S. in onem Falle von
Oberkiefetresektion bei einem sehr heruntergekom-
menen Kr. äieÄbbindung der Carotis externa. Sehr
geringe Blutung bei der Operation. Rasche Hei-
hmg ohne krankhafte Erscheinungen Yon Seiten des
Oefaims.
S. empfiehlt, die zeitweilige Unterbindung auch
an anderen Körpertheilen zu versuchen, bei denen
der JSSBfnorcA'sche Schlauch nicht anwendbar ist
P. Wagner (Leipzig).
405. Bin Beitrag war Methode der ürano«
Staphjloplaatik ; von Prof. Eraske in Freiburg.
(Beitr. z. klin. Chir. XIV. 2. p. 577. 1895.)
£r. hat in einem Falle von angeborener, un-
gewöhnlich breiter SpaUbüdung der hinteren 2 Drittel
des harten Oaumens und des ganx/m Vehim die
hypertrophischen unteren Nasenmuscheln, die den
ziemlich steil aufsteigenden Spaltrftndem fost un-
mittelbar auflagen, zu einem plastischen Verschluss
der Spalte verwendet. Der Versuch ist in über-
raschender Weise geglückt, wenn sich auch über
den definitiven funktionellen Erfolg zur Zeit
noch nicht vollkommen urtheilen lässt Das Ge-
webe der hypertrophischen Musohelschleimhaut ist
ein für eine plastische Operation sehr gut zu ver-
wendendes Material, das durch seine reichliche Er-
nährung zu öner primftren Heilung besonders ge-
eignet zu sein scheint Es verliert, wenn es trans-
plantirt und von seinem Mutterboden abgelöst ist,
seine schwammige Beschaffenheit, ohne dass es an
Volumen wesentlich einbüsst.
Die Aufgabe, die der Operateur bei dieser
Methode der Urano-Staphyloplastik zu lösen hat,
besteht darin, eine oder wenn nöthig, beide untere
Nasenmusch^ in Form gestielter Lappen in die
Spalte herunterzuholen und sieandieangefrischten
Defektränder anzunähen. Sind die Lappen an-
geheilt, so sind die Stiele zu durchtrennen, die
Stielenden ebenfalls in das Niveau des Gaumens
zu bringen und ist durch weitere Anfrischung und
Naht der Bänder die Spalte vollends zu schliessen.
P. Wagner (Leipzig).
406.TiirbiiialTarix; byWyattWingrave.
(Jimncet L 24; June 15. 1895.)
Als Varix turbinalis bezeichnet W. eine beson-
dere F(Hrm der Hypertrophie, die die hintere Hälfte
der unteren Muschel betrifft und mit einer dauern-
den Erweiterung des Schwellgewebes verbunden
ist Das Schwellgewebe ist in der Nase ja vor-
wiegend in der hinteren Hälfte der unteren Muschel
lokalisirt und besteht aus venösen Räumen, die von
theils cirkulär, theils longitudinal verlaufenden
glatten Muskelfasern umgeben sind. Diese Muskel-
züge, die auf nervöse Einflüsse sich entweder con-
trahiren oder erschlaffen, bewirken unter normalen
Veihältnissen den wechselnden Füllungsgrad des
Schwellgewebes. Unter pathologischen Verhält-
nissen aber, wenn durch wiederholte oder an-
haltende Beize dne dauernde Stenose der Nase
herbeigefOhrt ist, wird auch eine dauernde Füllung
der cavemösen Bäume entstehen. Diese kann im
Anfange, wenn die Ursachen ihrer Entstehung
schwinden, noch wieder zurückg^en. Bei längerer
Dauer kommt es aber zur Atrophie und Degene-
ration der Muskelfasem und dadurch wird dann
die allmählich immer mehr zunehmende Schwellung
des cavemösen Gewebes irreparabeL Die Erschei-
nungen dieser Form der hypertrophischen Rhinitis
sind im Allgemeinen die einer Stenose der Nase^
verbünd«! mit einer reichlichen sanguinolenten
Absonderung. In seltenen Fällen sieht man bei
der Untersuchung von vom in der Tiefe eine rOth-
liche Masse, die durch Cocain nicht abeohwiUt,
durch Sondendrack aber leicht einsinkt und bei
angestrengter Athmung ihre Lage nidit ändert Bei
der Bhinoscopia post sieht man ein- oder beider-
seitig eine rothe oder bkurothe Masse in den Nasen-
rachenraum vorragen.
Die Behandlung besteht in Abtragung der vari-
kösen Partien mit der kalt^i Schlinge oder mit
dem Ringmesser. Rudolf Heymann (Leipzig^
407. Da lipome de U langne; par P. Ver-
gely. (Arch. din. de Bord. IV. 2—3. 1895.)
Im Anschluss an eine eigene Beobachtung von
müUiplen Zungenlipomen bei einem 70jähr. Er.
fahrt V. 17 hierher gehörige Fälle ans der Literatur
an. Die kleinen Fettgeschwülste entwiokehi sidi
meist vollkommen symptomenlos, häufig symme*
trisch und können namentlich dann zu schweren
diagnostischen Täuschungen Veranlassung geben,
wenn man ihre meist über Jahre sich erstreckende,
langsame und schmerzlose Entwickelung nicht be-
obachtet hat und nur die vollkommen ausgebildete
Geschwulst sieht, die häufig gar keine fOr Lipome
charakteristischen Merkmale zeigt.
Es empfiehlt sich, die Geschwülste auszuschälen,
einmal um die Diagnose zu sichern, dann aber, um
die meist sehr ängstlichen Kranken zu beruhigen.
P. Wagner (Leipzig).
408. Halbatitiga Znnsenatrophie als Sym-
ptom des ICalam oooipitale ; von Dr. 0. Vulpins
in Heidelberg. (Beitr. z. klin. Chir. XIV. 1. p. 1^7.
1895.)
Vn. Ghirorgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
259
Unter den vielgestaltigen, durch Infektion oder
Compreesion entstehenden nervösen Erscheinungen
bei dem Malum oedpüaie ist eine anscheinend selten
beobachtet worden, die als Htmiairophia Unffuae
beschriebene Combination von Lfthmung und
Schwund einer ZungenhUfte.
Y. hat bei 2 Er. (32jfthr. Mann und ISjUiT.
Mädchen) mit Tuberkulose der obersten Halswirbel,
bez. der angrenzenden Theile der Schädelbasis diese
halbseitige Zungenatrophie beobachtet Bei dem
ersteren gestorbenen Kranken bestand ausserdem
noch Lähmung des 3. Trigeminusastes, des Facialis,
Aousticus, Accessorius und Olossopharyngeus; diese
Nerven waren bei der Sektion in schwielige Massen
eingebettet
In beiden FäUen war die Veränderung der Zunge
von den Kranken unbemerkt geblieben und hatte
sich erst als zufälliger Befund bei genauerer Unter-
suchung herausgestellt „Die Bedeutung dieses
Befundes und die Wichtigkeit desselben für die
Beurtheilung des Falles liegt auf der Hand, da
durch derartige Erkrankung von Himnerven uns
eine Vorstellung über die Ausdehnung des Pro-
cesses an der jeder Untersuchung schwer zugäng-
lichen Schädelbasis ermöglicht wird/^
Seinen eigenen Beobachtungen fügt V. noch
4 aus der Literatur hinzu. P. Wagner (Leipzig).
409. Zur klinlBohen Sjrmptomatologie der
Halsrippen; von Dr. E. E brich in Rostock.
(Beitr. z. klin. Chir. XIV. 1. p. 199. 1895.)
Wenn auch das Vorkommen von Halsrippen
beim Menschen kein allzu seltenes zu nennen ist,
so stehen doch diejenigen Fälle, in denen durch
eine Halsrippe Beschwerden hervorgerufen wurden,
vereinzelt in der Literatur da. E. konnte nur 8
solcher Fälle auffinden, zu denen dann eine Be-
obachtung aus der Bostocker chirurgischen Klinik
und ein E. von Karg in Zwickau zur Verfügung
gestellter Fall kommen. Die Halsrippe ist der
Häufigkeit ihres Vorkommens nach unter den
Rippen Varietäten erst in 2. Linie zu nennen, indem
die Lumbairippe entschieden öfter zur Beobachtung
kommt Bezüglich der verschiedenen Entwicke-
lungstadien der Halsrippen kann man 4 Qrade
unterscheiden, je nachdem sich die Halsrippe nicht
über den Querfortsatz hinaus erstreckt oder länger
und länger wird und schliesslich vollkommen einer
wahren Rippe gleicht
In dem Rostocker Falle handelte es sioh nm eine mit
dem 7. Halswirbel zusammenhängende Halarippe, die
Erscheinangen von Druck auf die Nerven uidOeflSsse des
Armes bedingt hatte. Bei dem von Karg opeiirten Kr.
fanden sich 2 Halsrippen, entsprechend dem 6. und 7. Wir-
bel, die die Art subclavia zwischen sich nahmen und bei der
inspiratorischen Hebung des Thorax vollstftndig compri-
mirten. Der Plez. bracmal. verlief hier vor den Halsrippen,
Auf Orund der 10 Beobachtungen entwirft K
folgendes Krankheitsbild : Meist waren es jüngere
Männer, bei denen eine Halsrippe klinisches Inter*
esse für sioh in Anspruch nahm. 7mal war die
Halsrippe linkseitig. Die durch Halsrippen hervor-
gerufenen Besehioerden theiltE. in lokale und funk'
tionelle. unter den ersteren sind zu nennen eine
buckelige Yorwölbung am Aussenrande des Eopf-
nickers dicht oberhalb des Schlüsselbeins; eine
hohe, sichtbare, oberflächliche Pulsation in der
Regio supradavicularis. Ausschlaggebend für die
Diagnose ist die Palpation einer knüchemen Ge-
schwulst, die sich bis zur Wirbelsäule verfolgen
lässt, deren vorderes Ende aber frei endigt oder
mit der 1. Rippe zusammenhängt Unter den
Tumoren, die gelegentlich mit einer Halsrippe ver-
wechselt werden künnen, kommen hauptsächlich
die Exostosen der 1. Brustrippe in Betracht Die
fkdnkiumeüm St^mpiame setzen sich zusammen aus
läörungen der OirkulaHon in der Art subclavia
(Blässe, Kälte, Fehlen des Pulses, Qangrän an den
Fingern) und Druekerachemungen , die den Plez.
brachial betreffen. 4mal kam es zur Bildung von
Aneurysmen der Subclavia, einige Male zurThroo^-
bose. Alle diese Störungen geben eine Verhältnisse
massig günstige Prognose, sei es, dass man sich
auf eine palliative Therapie beschränkt, sei es, dass
man die Resektion der Halsrippe vornimmt
4 weitere Fälle von Halsrippen mit klinischen
Erscheinungen sind kurz vor obiger Arbeit voi^
Bernhardt (BerL klin. Wchnschr. XXXH 4.
1895) mitgetheüt worden. P. Wagner (Leipzig).
410. Die Uiniaohe Bedeutang der Hala-
rippen; von Dr. Tilmann in Berlin. (Deutsche
Ztschr. f. Chir. XLL 4 u. 5. p. 330. 1895.)
T. hat ia der Literatur 13 Fälle gefunden, in
denen die durch die Halsrippen gesetzten B^
schwerden (Gegenstand ärztlicher Behandlung
waren. lOmal gelang es durch rein symptoma*-
tisohe Behandlung diese Beschwerden zu beseitigen ;
nur 3mal war ein operativer Eingriff erforderlich,
der auch in allen Fällen Heilung brachte (Fischer,
Coote, Planet). Diesen Beobachtungen fügt T.
einen Fall von v. Bardeleben hinzu.
Eine 44jähr. Nftherin spürte seit 7 Jahren Schmerzen
in der linken Halsseite; daselbst fühlte sie einen harten
Knoten. Seit Anfang 1894 Abmagerung des linken
Daumeuballens , Behinderung im Georauche des linken
Armes; Kribbeln, Kältegefiüd, schiessende Schmerzen.
Zeitweise auch Schlingbeschwerden und Heiserkeit Die
Untersuchung ergab eine linkseitige Haisrippe, die droa
3 cm über den Querfortsatz hinausreiohte und sioh dann
in einem Gelenke mit einem ihr entgegenkommenden Fort-
satze der 1. Rippe verband. Der ^ex. brachial, verlief
über den am meisten vorspringenden Punkt der Hals-
rippe. Subperiostale BhKtirpaUon der Bippe. Dabei
riss die Pleura oberflächlich ein; kein Pneumothorax.
Heüung. Allmähliches Verschwinden der Beschwerden
im linken Arme. Die Atrophie der Muskeln des Daumen-
ballens und des Unterarmes bestand 4 Mon. nach der
Operation noch unverändert fort. P. Wagner (Leipzig).
411. Ueber eine Form von ohronisoher
Tendovaginitis ; von Dr. F. de Quervain in
Chaux de Fonds. (Gorr.-BL f. Schweizer Aerzte
XXV. 13. 1895.)
de Qu. theilt 5 Beobachtungen von chronischer
Tendovaginitis mit^ die, obwohl noch am ehestei^
260
TIL Chirurgie, Augen«- und Ohranheilkunde.
der Tendasyrumtü sicca zugeh((rend, sich doch von
dem fOr diese entworfenen Bilde erheblich ent-
fernen, und bei denen sich die ekmiirgische Behand-
lung (totale oder partielle Exstirpation des betrof-
fenen Sehnenscheidenfaches) als sehr zweckmässig
erwiesen hat. Die Beobachtungen entsprachen
sämmtlich einem Symptomenbüd , das sich kurs
folgendermaassen wiedergeben Ifisst : Die Kranken
empfinden bei Bewegungen des Daumens mehr
oder weniger heftige, von der Handwurzelgegend
nach dem Daumen und dem Yorderann ausstrah-
lende Schmerzen, so dass sie einen ergriffenen
Gegenstand oft nicht mehr halten können. Die
Falpation ergiebt entweder ein negatives Resultat,
oder etwas Verdickung des dem distalen Badius-
ende aufliegenden Sehnenscheidenfaches. Dieses
Fach ist in allen FUlen ausgesprochen druck-
empfindlich, viel weniger oder gar nicht dagegen
die übrige Sehnenscheide. Die Affektion ist chro-
nisch. Aßiiologisch ergaben sichineinzehienFftllen
1 malige oder wiederholte traumatische Schädigun-
gen. PaÜiologiseh-anatomisch wurden gröbere Yer-
ftnderungen der Sehnenscheide vermisst; die seröse
Fläche war intakt, das umgebende fibröse Gewebe
zuweilen etwas verdickt Der Erfolg der opera-
tiven Behandlung berechtigt entschieden dazu, dem
fibrösen Sehnenscheidenfiush die Hauptbedeutung
zuzuschreiben, was klinisch durch die regelmässige
Druokempfindlichkeit desselben gestfltzt wird.
P. W a g n e r (Leipzig).
412. Ohimrgifloh-topognipbisohe Anatomie
der Sehnensoheiden und Synovialsioke dee
Pussea; von Dr. Hartmann in Bestock. (Beitr.
z. klin. Chir. XIV. 2. p. 408. 1895.)
H. hat an 36 Füssen Erwachsener und 14 Neu-
geborener die Synovialräume des normalen Fusses
untersucht Die rein anatomischen Thatsachen
sind an anderer Stelle mitgetheüt worden; hier be-
richtet H. nur über das chirur^sch Wichtige und
erläutert es durch 4 colorirte Tafeln.
Die Sehnenaeheiden sind geschlossene Hohl-
räume, die sich auf bestimmte Bezirke beschränken,
in denen die Sehnen einer besonderen Reibung aus-
gesetzt sind. Das sind die Stellen, wo die Sehnen
über Knpchenvorsprünge oder unter straffen Bän-
dern wie um eine Bolle verlaufen. Die Scheiden
bestehen aus einer Synovialmembran, die in den
Bändern fibröse Verstärkungen erhält. Es ist die
Scheide einer erheblichen Ausdehnung nur zur
Seite der Ligamente, an ihren sogen. Pforten fähig.
Hier machen sich Ausgüsse der Scheiden zuerst
und am deutlichsten bemerkbar. Die Sehnen-
scheiden haben die Gestalt eines ungleidi weiten,
gekrümmten Hohlcylinders , dessen Enden schief
abgeschnitten sind, und zwar erstreckt sich sein
Lumen auf der Seite der concaven Krümmung
stets weiter, als auf der entgegengesetzten.
Die Sehnen hinter dem inneren Knöchel laufen
durch ihre Scheiden vollkommen frei, alle anderen
sind mit der Scheidenwand durch Vincula und
Hesotena verbunden. Letztere führen den Sehnen
ernährende Gefässe zu, doch nicht allein. Gelasse
erhält die Sehne auch aus den Muskeln. Die An-
heftung der Sehne an die Scheide erfolgt stets auf
der Seite, die der geringeren Reibung ausgesetzt
ist, der convex gekrümmten.
Die Sehnenscheiden sind bis auf Yersöhwin-
dende Ausnahmen oonstant Die Synomalsäek»
sind rundliche Beutel ein&chster Art; ihre Wand
besteht aus derselben, Synovia absondernden Mem-
bran, wie die der Scheiden. Die subfBsdalenSyno-
vialsäcke finden sich einmal an dem Ursprung oder
der Insertion der Sehne zwischen ihr und dem
Knochen; hier dienen sie als Polster, wenn die
Sehne beim Zuge der Antagonisten gegen die Unter-
lage gepresst wird. Dann sind sie der Sehne da
untergeschoben, wo sie über Knochenvorsprünge
oder um Bänder läuft, wo 2 Sehnen sich kreuzen
oder dicht aneinander gleiten. Die subfascialen
Synovialsäcke sind unbeständig; die subcutanen
sind es noch viel mehr, sie entwickeln sich geradezu
nach Bedüi&iss. P. W a g n e r (Leipzig).
413. üeber ein pnhdrendes Angioendo-
theliom des Fasses; von Dr. A. Narath in
Wien. (Arch. f. klin. Chir. L. 4. p. 794. 1895.)
N. berichtet über einen äusserst seltenen Fall von
pulaireDdem, vom Knochen ausgehenden Angioendotheliom
des Fusses bei einer 4Qjähr. Kr., die über grosse Schmer-
zen im linken Beine, besonders beim Yersache aufirotreten,
kla^. Bei genauer üntersaohong fand man an ver-
schiedenen Stälen des sonst anscheinend ganz normalen
Fasses Polsation . Diagnose : Polsirendes Knochensarkom.
Amputation im unteren Drittel des Unterschenkels. fEsi-
lung. Die genaue Untersuchung des Pri^rates eisab,
dass es sich um ein pulsirendes, höchst wahrscheimidi
in der Fibula primär entstandenes jtBamattmgioendo-
theliom^ handelte, das sich einerseite durch peripherisches
Wachsthum, andererseite durch Embolien in entfernte
g)sunde GefSssbezirke des Knochensystems ausbreitete,
ie Geschwulstmassen ersetzten den Knochen ohne über
seine Oberfläche emporzuragen. Die Weichtheile waren
frei von Geschwulstmassen. P. W a g n e r (Leipzig).
414. Bemerkungen mr Behandlnxig der
Taberknloee des Kniegelenks, geetütit auf
eine 16tjihr. Statiatik der Göttinger Klinik;
von Prof. König in GOttingen. (Arch. f. klin.
Chir. L. 2. p. 417. 1895.)
Wer auch nur oberflAchlioh die gewaltigen
pathologisch-anatomischen Unterschiede der Oe-
lenktuberkulose kennt, wie sie sich zu Anfang und
in der Folge in ihrer Entwickelung darbieten, der
muss der üeberzeugung sein, dass es eine voff-
kommen einheüUeke Behandlung der Oelenkluber-
hdose überhaupt und der Knieiuberkulose «nsfosoii-
dere nicht gitbt und nicht geben kann. Die Methode
der Behandlung muss von Fall zu Fall entsdiieden
werden und dies um so mehr, als durch den kli-
nischen Yerlauf, zumal durch das Hinzutreten
von Verkrümmungen^ neue Anforderungen gestellt
werden, . .
Vn. Chirurgie, Augen- und Ohrenheilkunde.
261
Seit etwa 18 Jahren sind in der Gdttinger
chirurgischen Klinik 720 Kranke mit Kniegelenks-
tuberkulose behandelt worden, aber nur von 615
sind Schlussnachrichten eingegangen. 1893 lebten
von ihnen noch 410 «- 66.7%; gestorben sind
bis jetzt 205 = 33.30/o. Davon 140 «- 81.4%
an Tuberkulose. An akuten Infektionen starben
18 — 2.5%. Von 498 Sollen waren 257 oetale,
241 synoviale. Gonservativ behandelt wurden
191 — 27%, opentiv 512 — 73Voi ^^^ swar
durch Arthrektomie 150 — 21.5%; durch Resek-
tion 300 — 43%; durch Amputiation 91 — 13%.
Ton 269 Resedrten sind 183 geheilt, 85 gestorben,
davon 58 an Tuberkulose. 139 resecirte (Gelenke
sind als sehr gut brauchbar bezeichnet Von
138 Arthrektomirten sind 106 geheilt, 11 nicht
geheilt, 22 gestorben, und zwar 19 an Tuberkulose.
An Verkürzung litten 67 Operirte; 23 hatten sehr
krumme Olieder; nur 1 Oelenk blieb beweglich.
Von 56 nur conservativ Behandelten sind 36 gut
geworden; von 25 mit Carbolinjektionen Behan-
delten sind 20 gut geworden. Von 40 mit Jodo-
forminjektionen Behandelten sind 13 heil, 8 be-
weglich, 13 nachträglich operirt, 6 gestorben.
K. bespricht dann die Art und Weise, in der
sich der Emftuss der FEuersioffaufiofferung auf dem
Knorpel des tuberhulöeen Gelenkes geltend macht
Er zeigt, dass der Faserstoff sich zumal an den
Oberschenkelcondylen an bestimmten (Gebieten der
überknorpelten Oelrakflache nach unten von der
Kniescheibe niederschlägt, wie er sich an diesen
Stellen vom Synovialrand aus organisirt und in
der Folge für die mannigfach destruktiven Vor-
gänge am Knorpel (siebf5rmige Perforation, Bil-
dung von Oruben undOängen u.s.w.), die von der
Oberfläche nach der Tiefe sich bilden, und ebenso
am Knochen verantwortlich gemacht werden muss,
«o dass in Folge davon dieNothwendigkeit eintritt,
die Frage der primären Knochenherde auf Orund
dieser Untersuchungen zu revidiren. Auch die
Benarbung und Ausheilung, die eigenthümliche
Ausheilung mit Bildung neuer Kapselsäcke und
anscheinend ganz neuer Gelenke ist auf diese
Thatsachen zurückzufahren.
P. Wagner (Leipzig).
415. Traitement operatoire de Pankylose
da genon; par Kirmisson. (Bevue d'Ortho-
p6die Nr. 5 u. 6. 1895.)
K. richtet sein Verfahren bei winkliger Knie-
änkylose danach, ob noch einige Bew^lichkeit im
Gelenk nachweisbar ist oder nicht Im ersteren
Falle verwirft er das gewaltsame Bedressement in
Narkose w^en der Gefahr einer Arterienzerreissung,
Luxation der Tibia u. AehnL Er macht statt dessen
die offene Tmotomie der Kniekehlensehnen, von
denen besonders die des Biceps häufig die Beuge-
stellung verschulden (nebst typischer Abduktion
und Aussemotation des Unterschenkels). Bei
tOUiger oder fast völliger Versteifung des Knie*
gelenks kommen die Osteotomie und die Knie-
resektion in Frage, da eine Osteoklase von K. prin-
cipiell verworfen wird.
Der Besektion giebt er den Vorzug bei noch
bestehender Tuberkulose, bei einer Beugestellung
über 130*, bei Erwachsenen. Im letzterwähnten
Falle zieht die Resektion keine Verkürzung nach
sich, weil die Epiphysenknorpel nicht mehr die
frühere Wichtigkeit haben.
Die OsUotomie als keilförmige wie als lineare
schont diese Knorpel und beeinträchtigt deshalb
das LäDgenwachsthum nicht, bei starker Beugung
ist sie deshalb zu verwerfen, weil eine hässliche
Deformirung des Oberschenkels durch sie ver-
anlasst würde. V u 1 p i u s (Heidelberg).
416. Bin Ml von Compreasionsfraktiir
des Oondjrlua est. tibiae; von Dr. Gurau in
Berlin. (Deutsche Ztschr. f. Chir. XLL 1—3.
p. 181. 1895.)
Den in den letzten Jahren von W. Wagner,
Oenike und Albers mitgetheilten Fällen von Com-
gressionfraktar des oberen Tibiaendes fugt 0. ans der
onnenburg *8ohen chimrgisohen AbtheUunff eine neue
Beobachtung mnzo, die am so bemerkenswerther ist, als
es sich hier um die weit seltenere Form einer Compresaion-
fraktor des Condylus ext tibiae handelte. Der Orond
for diese ist wahrscheinlioh in der Art des Falles zu
suchen ; es ist wahrscheinlich, dass entweder durch die
einwirkende Gewalt zunächst eine Abknickung des Knies
im Sinne eines Genu valgum und dann erst die Compres-
sion stattfand, oder dass die oomprimirende Kraft wegen
der Ungeschicklichkeit des Sprunges nicht parallel zur
Eörperachse einwirkte, sondern in einer Richtung, die
mit der Körperachse einen kleinen, nach rechts offenen
Winkel bildete.
Der Kranke genas unter ausgiebiger Extensions-
behandlung. P. W a g n e r (Leipzig).
417. Bin Wort f&r die Handwunelresek«
tion; von Prof. B. Rose in Berlin. (Berl. klin.
Wchnschr. XXXU. 40. 1895.)
R. tritt von Neuem für die ausserordentlich
dankbare Bmdwurxebresekiion ein, die er bis
jetzt 85mal ausgeführt hat: 23mal in Zürich,
12mal in Berlin. 1 Er. starb im Anschluss an die
Operation (Delirium tremens) ; 20 Er. sind gdieilt,
2 mussten hinterher amputirt werden, 2 starben
an Tuberkulose. Bei 10 Er. ist das weitere Schick-
sal unbekannt. Die Veranlassung zur Operation
bildeten penetrirende Schussfrakturen, Zerschmette-
rung der Gelenkknochen, Caries, Synostosen.
P. Wagner (Leipzig).
418. lieber auagodehnte Beaektionen der
langen Böhrenknochen wegen maligner Gto-
Bohwfilste; von Prof. Mikulicz in Breslau.
(Arch. f. kUn. Chir. L. 3. p. 660. 1895.)
Der Qedanke, bei den bösartigen Geschwülsten
der langen Rührenknochen conservativ vorzugehen
und an Stelle der sonst üblichen Amputation die
Resektion des erkrankten Enochenstückes zu setzen,
ist nicht neu. An den Armen wurden besonders
von englischen Chirurgen mit vortreflEtichem Erfolg
262
Vn. Gfainirgiei Augen- und OhreiilieiUnmde.
Theile dee Badius oder der Ulna entfernt Dann
liegenFälle von y.Bergmann und v.Bramann
vor, in denen wegen periostalen, bez. myelogenen
Sarkoms grossere Stücke der Tibia mit Brfolg
reseoirt wurden. In M-'s Klinik wurden in den
letzten Jahren 6mal derartige Besektionen wegen
Biesenzellen-, Spindelzellen- und Spindelrund-
zellensarkoms vorgenommen. Die Besektion betraf
2mal den Badius (beide Kranke wurden geheilt;
in dem einen Falle naoh l^/i Jahren kein Beddiv),
Imal die ülna, Imal die Tibia, 2mal das Femur
(1 Kr. 14 Monate recidivfrei ; der andere Kranke
musste nachträglich amputirt werden, da keine
Consolidation erfolgte).
Auf Grund seiner Erfohrungen mOchte M. die-
sem conservatiTen Verfahren ein grösseres Feld
eingeräumt wissen, als es bisher der Fall war,
natürlich mit den nothwendigen BeschrSnkungen
und mit der gebotenen Yorsioht
F. Wagner (Leipzig).
419. Bin Ml von SpUtterbmoh des ftuMO-
ren Angenhöhlenrandea mit Binkeilnng nnd
Fettwaohaen einet Splitters unter dem Dache
der Augenhöhle; von Dr. 0. Brandenburg
in Trier. (Arch. f. Augenhkde. XXXL 3. p. 272.
1895.)
Ein 41 jähr. Maim erhielt mit einer Bierflasohe einen
Schlag auf die rechte Schläfe, der ihn betäubte, aber nicht
bewQSBtlos machte. Der Arzt vernähte naoh Entfernung
einiger Knochensplitter die stark blutende Wunde. Die
Heilung erfolgte rasch, aber es blieben Eingenommenheit
des Kopfes und unregelmässiger Puls zurück ; der Aug*
apfel blieb auch nach unten al^lenkt Das Sehvermögen
und der Augenspiegelbefund waren normaL Nach un-
gefähr 6 Woäien kam der Kranke in die Behandlung B.*s,
der einen 12 mm langen flachen Knochensplitter mit
seiner schmalen Kante fest an das Orbitaldach angewach-
sen fand. Der Splitter war vom Orbitallande losgeschlagen
worden und war trota des unreinen Instrumentes damals
ohne Entzündung eingeheilt Nach Losmeisselung des
Knochenstückes stellte sich das Auge wieder normal ein
und gingen die übrigen krankhaften Ersoheinungen des
Gehirns und Hensens zurück. Lamhofer (Leipzig).
420. Empyem der Orbita naoh ausgedehn-
ter Nekrose des Alveolarlörteatiee dee Obei^
kiefersy entstanden dnroh Phoaphordimpfe ;
von Dr. J. A. Spalding. (Arch. f. Augenhkde.
XXXL 3. p. 284. 1895.)
Eine Arbeiterin in einer Zündholzfabrik bekam eine
Entzündung des Zahnfleisches. Dann fielen einzelne
Zähne aus, der Knochen zerbröckelte und es musste eine
IV4 Zoll [5 cm] langer Sequester entfernt werden. Nach
der Heilung nahm die Person die alte Arbeit wieder auf,
die Nekrose ging weiter zur Highmorshöhle und zum Boden
der Augenhöhle. Der vorgetriebene, erblindete Augapfel
wurde weggenommen, worauf sich noch eine Menge Eiter
aus der Augenhöhle entleerte. Trotz anscheinender Hei-
lung ging die Nekrose der Knochen weiter; es wurde der
ganze Oberkiefer entfernt Nach kurzer Besserung starb
die Kranke, bei der sich vor dem Tode noch ausgebreitete
Lähmung eingestellt hatte. Lamhofer (Leipzig).
421. Bin Beitrag aar Kenntniaa der leak-
fimladhen Brkranknng dee Auges ; von Dr. B.
Eerschbaumer in Salzburg. (Arch. f. Oph-
tluOmoL XLI. 3. p. 99. 1895.)
Ein 25iähr., früher stets gesunder, seit kurzer Zeit
ungemein blass und gedunsen aussehender Hufschmied
mit so stark geschwollenen Hals- und Nackendrüsen, dass
der Umfiang des Halses den des Kopfes übertraf, be-
merkte seit 2 Monaten Abnahme des Sehvermögens und
DoDpelbüder. Beide Augäpfel waren vorgetrieben, der
rechte um 1.85 cm, der linke um 2.2 cm. Milz und Leber,
Axillar- und Inguinaldrüsen waren vergröesert, die weissen
Blutkörperchen bedeutend vermehrt Der apatiusche,
somnolente Eianke starb 3 Wochen nach der eisten
Untersuchung. Die Diagnose wurde bei der Sektion auf
Leukämie ^tellt
Der m toto herausgenommene Lihalt der beiden
Orbitae maass rechts vom Homhautscheitel bis zum
^oramen optic. 58.5 mm, links 62.5 mm. Es ist der
Orbitalinhalt nach dem mikroskopischen Befunde genau
beschrieben, ebenso die Milz, Leber u. s. w. Naoh Allem
handelte es sich um eine typische lienale und lympha-
tische Leukämie. Die in allen Organen mehr oder minder
zahlreichen Mikroorgsnismen berochtigen zur FSnTwhnng
der Leukämie unter die chronisch parasitären Infektions-
krankheiten. Die Infiltration in der Orbita tmd im Aug-
apfel ist als reichliche Ablagerung der in der Milz nnd m
den Lymphdrusen gebildeten Leukocyten anzusehen;
doch llsst die Anwesenheit von zahlreichen zwei- und
mehrkemigen Zellen, sowie von karyokinetischen Figuren
auch auf eine Zellenvermehrung im infiltrirten Gewebe
selbst schUessen. Lamhofer (Leipzig}.
422. Beitrag mr KenntniM der Augenlid«
tamoren; von Dr. M. Becker. (Arch. f. Oph-
thalmol. XLI. 3. p. 169. 1895.)
Bei einem 54jähr. Manne hatte sich in 3 Jahren eine
flache, über das ganze rechte obere Lid reichende teigige
Oeschwulst gebildet, über der die lidhaut nicht ver-
schiebbar war, während die Bindehaut normal war. Nach
den genauen Angaben über den mikroskopischen Befund
der herausgenommenen Geschwulst war die Deutung
schwierig, ob ein Lymphangiom oder ob Elephantiasis
vorlag. Wegen des diffusen Charakters der Geschwulst,
des Ueberwiegens des Bindegewebes, der geringeren Ent-
wickelung von Lymphräumen, des UeWgimfens des
Bindegewebes auf die Umgebung, besonders die Muskeln,
ist die Diagnose „Elephastiasis^^ wahrscheinlich die rioh*
tigere. Lamhofer (Leipzig).
423. Bin Fall von subooigiinotivalem An*
giom; von Dr. D. Bossalino und Dr. 0. Hai«
lauer. (Arch. f. OphtfaalmoL XLL 3. p. 186«
1896.)
Dia am inneren Augenwinkel eines ITjähr. gesunden
Mannes seit mehreren Jahren vorhandene bläuliohei
ca. 5—6 mm grosse Geschwulst bestand aus zwei deut-
lich getirennten Theilen : einem mit grossen Hohlräumen
und sehr wenig Muskulatur und einem anderen mit
kleinen Hohlräumen und reichlicher Muskulatur. Die
Geschwulst war ein äu£«esprochen oavemöses Angiom
des M. rectus internus. Die Entfernung der Geschwulst
war sehr leicht, ohne erhebliche Blutung, mö^ch ge-
wesen. Lamhofer (Leipzig).
424. Zwei interessante, durch TMumaent*
atnndene Tumoren dee Auges; von Dr. Ä*
P fing st in Louisville. (Elin. Mon.-BL f. Augen«
hkda XXXIIL p. 252. Aug. 1895.)
Als Beitrag zur Lehre Virohow's, dass die Ge-
schwülste durdi Trauma entstehen können, erbliche
Prfidisposition der Organe vorausgesetzt, fuhii Pf. zwei
Krankengeschichten an. Der eine Kranke bemerkte bald
nach ^em Stosse gegen eine scharfe Kante Röthung und
Geschwiüst auf der Bindehaut seines Auges; bei dem
anderen Kranken, dem ein Stuck Holz beim HoUspaltsn
YIL Ghirargie, Augen- und Ohrenheilbmde.
S63
im den reohini Orbiialnmd geflogen war, trat V4 ^^^t^
später eine immer mehr zunehmende Schwellung des
lades ein. Bei dem einen wurde ein epibnlbäres Mdano-
saikom der Gomeo-Skleralgrenze, bei dem anderen ein
Sarkom der Thrftnendräse , also 2 ohnehin sehr seltene
Erkrankungen, gefunden. Nach Entfernung der Ge-
schwülste tat Heilung ohne fieddive ein.
L a m h 0 fe r (Leipzig).
425. OaBoiBtisolier Beitrag mr Lehre von
den Qesohwülsten des Augapfels ; von Dr. Qt.
Outmannin Berlin. ( Arch. f. Augenhkde. ^^^T.
2. p. 158. 1895.)
Der Aufsatz enthfilt die ausführliche Eranken-
Seschichte eines an doppelseitiger Iristuberkulose leiden-
en 6monat Knaben, der V4 Jfthr nach der ersten Unter-
suchung starb. Es ist auch der mikroskopische Befund
der beiden Augen angegeben. Femer 5 Fälle von Ader-
hautsarkom. jBei 4 Kranken trat mehrere Jahre nach
der Entfernung des Auges kein Recidiv ein und diese
Kranken sind daher als geheilt zu betrachten. Ein Kran-
ker, der ent kam, als das Sarkom bereits die Sklera
durchwucherte, starb im 3. Jahre nach der Operation an
JCetastasen in der Leber, ohne dass ein Lokidrocidiv ein-
getreten war. Lamhofer (Leipzig).
426. Ueber einen ans dem mensdhliohen
▲ngi^pfel entfernten Fadenwnrm; von J.
Hirschberg. (BerL klin. Wohnschr. XXXn.44.
1895.)
H. beschreibt einen 40 mm langen Fadenwurm,
eine weibliche Filaria, der aus dem Ange (wohl
Ewischen Bindehaut und Lederhaut) eines Negers
in Gayo, im französischen Congogebiete, entfernt
worden war. H. stellt auoh das Wenige, was wir
über den schon 1777 von Ouy et auf seinen Bei*
Ben in Angola beobachteten Wurm aus der Literatur
wissen, zusammen. Nach Argyll Robertson
findet sich der Wurm auch bei Europäern. Firket
fand bei den meisten der 60 Congoneger auf der
Ausstellnng zu Antwerpen 1894 in jedem Blut^
tropfen 1 — 2 FilarialarTen.
Lamhofer (Leipzig).
427. Totaler Liohtsinn bei Trfibangen der
Angenmedien ; von Dr. R. Eatz in Petersburg.
(Elin.Mon.-BI. f. Augenhkde. XXXTTT. p.407. Nov.
1895.)
E. empfiehlt für die Untersuchung der Eran-
ken, deren Augenhintergrund wegen Trübung der
brechenden Medien nicht mehr zu erkennen ist,
die Prfifung des totalen Lichtsinns oder die Be-
stimmung der ünterschiedschwelle fOr diffuses
Licht Zu diesem Zwecke wird in einem ver-
dnnkelten Zimmer ein Licht in einer Entfernung
von Im vom Eranken und ein zweites in einer
von 5 m aufgestellt Bei normalem Zustande des
Sehnenrenapparates muss die Empfindung einer
Veränderung noch Torhanden sein, wenn das
zweite Licht abwechselnd auf- und zugedeckt
wird. Der Lichtsinn ist aber herabgesetzti wenn
der Eranke erat in geringerer Entfernung als 5 m
den Liohtweohsel wahrnimmt
Lamhofer (Leipzig).
428. 1) Bemerknngen Aber binoeolaree
Beben Sebielendär. — S) Ueber die Bedentnng
der Iilnee bei Myopie; von Dr. R Öreeff in
Berlin. (Elin. Mon.-Bl. f. Augenhkde. XXXIIL
p. 352. Oct 1895.)
1) Nach der Schieloperation haben die Operirten
zunAchst im Stereoskop binoculares Doppeltseheui
dann binoculares Einfachsehen und zuletzt stereo-
skopisches Eörperlichsehen. Noch viel schwieriger
ist dann das Bestehen des Hering 'sehen Fall-
yersuches. 0. theilt eine Erankengeschichte mit,
nach der eine 19jähr.0perirte den Hering 'sehen
Fallversuch so gut bestand wie Jemand mit zwei
ganz normalen Augen. Dagegen fehlte der Eranken,
die es nach einiger üebung dahin brachte, im Ste-
reoskop einfach zu sehen, doch vollständig das
plastische Sehen, die Vorstellung von Tiefenunter-
schieden. 0. räth, bei der Untersuchung weniger
darauf zu achten, wie gross der Procentsatz der
fehlerhaften Angaben sei, als darauf, wie gross der
Unterschied, wenn ein Auge oder beide zugleich
mit dem Hering'schen Fallversuche geprüft wer-
den. Bei besonders aufmerksamen E[ranken ist es
gut, die Engeln im Fallapparate seitlich zu werfen,
damit die Deckung der Eugel mit dem Faden kei-
nen Anhalt zur TiefenschAtzung ermöglicht
2) Ueber die Bedeutung der Linse bei Myopie
spricht sich G. dahin aus, dass der Werth der Linse
im kurzsichtigen Auge stets grösser ist als im
emmetropischen, 15 D: 10 D. Er berichtet dann
noch über mehrere Eranke, deren Mtem u. s. w.
nicht kurzsichtig sind und diedochanEurzsiohtig-
keit höchsten Grades leiden ; femer über Eranke,
bei denen nur ein Auge ungemein kurzsichtig ist,
ohne dass aber das geringste Zeichen einer Achsen-
verUngemng vorliegt, wo also eine vermehrte
Erümmung der Linse anzunehmen ist
Lamhofer (Leipzig).
429. Behandlung höchatgradiger Kurs«
siohtigkeit mittela Entfernung der Linse ; von
Prof. Pflüger in Bern. (Corr.-Bl. f. Schweizer
Aerzte XXV. 20. 1895.)
P f. berichtet über Refraktion und Sehvermögen
von 36 Personen vor und nach der Discission der
Linse, die wegen sehr grosser Eurzsichtigkeit vor-
genommen worden war. Mit Ausnahme eines Er.
hat sich die Sehschärfe bei Allen um das Zwei- und
Dreifache gebessert Bis jetzt hat Pf. immer nur
ein Auge operirt, doch können auch beide operirt
werden, wenn die Myopie und die Sehschftrfe auf
beid^ Augen so ziemlich gleich und normale
SteUungs- und Convergenzverhfiltnisse vorhanden
sind. Die einzige erlaubte Methode ist die Dis-
cission. Die Eranken waren 7 — 40 Jahre alt, ja
unter den „unfertigen FAllen'' sind sogar zwei
Doktoren von 47 und 48 Jahren. Die Myopie be-
trug zwischen 10 und 22 Dioptrien, meist zwischen
14 und 17 D. Netzhautablösung ist bei keinem
der Operirten eingetreten. Lamhofer (Leipzig),
264
Vn. Chimrgie, Augen* und OhienlieilkQiide.
430. Sin FaU von seit 80 Jahren unver-
indert bestehendem einseitigen Oedem beider
Augenlider mit Ezophthslmus und partieller
Atrophie des Henrus optious; von Dr. J. A,
8 palding. (Arch. f.Augeiihk<i&XXXL3.p.287.
1895.)
In dem Titel ist der wesentUche Inhalt der Kranken-
geschichte enthalten. Der Zustand, der seit 30 Jahren
Yorhanden war, folgte einer Ptosis dieses Auges, die nn-
geffibr 1 Jahr bestanden hatte. Lamhofer (Leii>sig).
431. Bleibendes oentrales Skotom naoh
Betrachtung einer Sonnenfinstemiss mit ein-
seitiger vorübergehender und sieh drehender
Hemianopsie; von Dr. Daane in New York.
(Arch. f. Augenhkde. XXXL 3. p. 287. 1895.)
Ein 24jähr. Mann litt seit dem Jahre 1882, in dem
er eine Sonnenfinstemiss beobachtet hatte, an einem ab-
soluten centralen Skotom des rechten Auges. Ausserdem
traten mit der Zeit AnfiUle bei ihm auf^ bei denen die ganze
untere Hallte des Gesichtsfeldes plötzlich ausfiel und in
dem Defekt helle und dunkle Linien herumtanzten. Nach
10 oder 15 Minuten wanderte dieser Defekt nach aussen
oben und innen. Die AnfiUle kamen früher alle 3 Wochen,
später alle 3 Monate und waren stets von läncer dauern-
dem dumpfen Kopfschmerz in Stirn undSohlftie begleitet
Der Augenspiegelbefund war normal.
Lamhofer (Leipzig).
432. Ueber Bpisderitis periodioa ftigaz;
von E. Fuchs in Wien. (Wien. klin. Wohnschr.
Ym. 34. 1895.)
In einem Vortrage vor der ophthalmologischen
Sektion der Jahresversammlung der Brit med«
Association besprach F. eine Augenentzündnng, die
er meist bei Mftnnem in mittleren Lebensjahren
gefunden hat und die sich durch ciliare Lijektiom
ohne Knoten der Sklera, heftige Entzündung der
Bindehaut des Augapfels ohne Absonderung und
starke Schmerzhafdgkeit auszeichnet Die Krank*
heit verschwindet in einigen Tagen, kehrt aber in
Anfällen Jahre lang wieder. Für die Mehrzahl der
Erkrankungen konnte F. keine sichere Ursache
finden. Die Therapie beschränkte sich daher auch
auf Regelung der Lebensweise. Nur einige Male,
wo Malaria -Erkrankung nachweisbar war, half
Chinin rasch. F. glaubt, dass es sich hier, viel-
leicht ähnlich wie bei der Migräne, um eine An-
sammlung von Krankheitstoffen handelte mit „ex-
plosionsartigem Ausbruche^^
Lamhofer (Leipzig).
433. Keratomykose (beginnende Kerato«
malaoie) bei einem mit Lues congenita hae«
morrbagioa behafteten S&ngling ; von Dr. E d.
Zirm. (Wien. klin. Wohnschr. Vm. 34. 35«
1895.)
Ein 6 Wochen altes Kind wurde wegen schwerer,
seit 3 Tagen aufgetretener Augenentzündnng in das Spital
aufgenommen. Das Kind hatte typische Plaques an Mond
und Nase, eingefallene Nase und Exooriationon am Anus.
Im Spital traten rasch an verschiedenen Stellen schwärz-
lichroth gefärbte Blasen von linsen- bis Haselnussgrosse
auf. Die Hornhaut zei^ beiderseits bei injektionslosem
Augapfel eine anXerosis erinnernde graue l^bung. Das
Kind starb nach 5 Tagen. Bei der Sektion (die Oeffimng
der Schädelhöhle musBte unterbleiben) fand man ausser
den erwähnten Blutblasen der Haut zahlreiche Ekchy-
mosen der Magen- und Darmsohleimhaut, die Longen
luftleer, hepatisirt, Leber und Nieren parenchymatös
degenenrt Die Hornhäute waren mit zahlreichen Kokken-
colonien besetzt, die meist unter der zum Theil zerstörten
Bowman*sohen Membran lagen, wohin sie von aussen her
eingedrungen waren, um den Schlemm^sohen Kanal, im
Cüiarkörper und theilweise in der Iris bestand dichte
ZeUeninnltration. Die Mutter des Kindes hatte 1 Jahr
vorher ein Smonatiges todtes Kind zur Welt gebracht;
der Vater zeigte noch schwere floride luetische Erschei-
nungen. Lamhofer (Leipzig).
434. ConsidärationssarlathalaflaothAFapie
dana lee maladlee des yenz, d prqpos de sepi
annäea {^Observation ä l'höpüal marin de Pen-Bran;
par le Prof. Dianoux, Nantes. (Ann. d'OcnliBt
CXIV. 1. p. 39. Juillet 1895.)
D. berichtet über die günstigen ErfahrongeOf
die er in 7 Jahren im Seehospiz Pen-Bron bei der
Behandlung von augenkranken Kindern gesammelt
hat Die Zahl der Kinder betrug 1400 aus allen
Theilen Frankreichs. Scrofulose,hereditftre Syphilis
waren meist die Grundkrankheiten. Die Pusteln
der Bindehaut verschwinden rasch, fast memala
treten neue auf; die Aufhellung der Hornhaut wird
durch kein anderes Mittel so schnell erfolgen.
Keines der Kinder, die sich immer hart am Meere
aufhalten, bekam einen Schnupfen (Pen-Bron ist
Sommer- und Winterstation). Auffallend war auch,
dass von den Kindern, die mit Trachom dw Binde-
haut ankamen, trotz der immerwährenden Ge-
meinschaft keines der anderen Kinder angesteckt
wurde. Der Keuchhusten verläuft schnell und
milda Der Aufenthalt in staub- und keimfreier
Luft, die Erhöhung des Appetits, die Bestäubung
der Lider und des Auges mit salzhaltiger Luft
sind nach D. das Wirksame.
Lamhofer (Leipzig).
435. Etiology and iwthology of sympathetio
Ophthalmia; by Dr. Ch. Zimmermann, Mil-
waukee. (Sond.-Abdr. aus : The medical and sur-
gical Beporter vom 17. Aug. 1895.)
Der Vortrag giebt eine kritische üebersicht
über die früheren und besonders die jetzt noch
geltenden Theorien von dem Wesen der sympa-
thischen Entzündung. Z. glaubt, dass vorläufig
die Migration-Theorie Deutschmann's die ver-
schiedenen Erscheinungen dieser Krankheit am
besten erkläre. Lamhofer (Leipzig).
Leisiaiigen
265
B. Originalabhandlungen
and
Uebersichten.
V. Bericht über die neueren Leistungen in der
Ohrenheilkunde.^)
Von Dr. Louis Blau,
Specialarzt für Ohrenkrankheiten in Berlin.
Operative Eröffnung des Warxenforteaixes >).
OperaHansverfahren. Wie wir bereits in unseren
letzten Berichten mitgetheilt haben, sind von
«) Schlnss; vgl. Jahrbb. CCXLVm. p. 193.
>)Vgl.8chwartze,Handb.n.p.791.— Stetter,
IV. Jahresbericht ans d. Ambnlatorinm n. d. SÜnik f.
Ohren-, Nasen-, Hals- n. Raohenkranke. p. 11. Kooigs-
beig i Pr. 1893. — Hansberg, Gesammelte Beitr^e
ans d. Gebiete d. Chimrgie u. Meidicin d. prakt. Lebens.
Festschr. znr Feier d. Sjähr. Jnbilänm d. SrztL Yer. d.
Begiemngsbezirks Arnsberg, p. 147. Wiesbaden 1893.
Bergmann. — Stacke, ]&richt über d. Natorforscher-
Yers. zu Halle a. S. im Arch. f. Ohrenhkde. XXXIH. 2.
p. 120. 1892. ~ Hecke, Ebenda XXXUI. 2. p. 141.
1892. — Hang, Ebenda XXXTÜ. 3 u. 4. p. 164. 1892.
— Panse, Ebenda XXXIV. 4. p. 248. 1893. — Jan-
sen, Ebenda XXXV. 1 u. 2. p. 55 ; XXXV. 3 n. 4. p. 261 ;
XXXVI. 1 n. 2. p. 1. 1893. — v. Wild, Jansen, Be-
rieht aber d. n. Vers. d. Deutschen otol. Ges. Ebenda
XXXV. 1 u. 2. p. 123. 143. 1893. — Grunert, Ebenda
XXXV. 3 n. 4. p. 178. 1893. — Grunert, Ebenda
p. 198. — Grunert u. Panse, Ebenda p. 236—261. —
Af Forselles, Ebenda XXXVI. 3. p. 145. 1894. —
Grunert, Ebenda XXX VL 4. p. 283. 304. 1894. —
Panse, Ebenda p. 309. — Siebenmann, Ebenda
p. 311. — Grunert, Ebenda p. 313. — Eretsch-
mann. Ebenda XXXVII. 1 u. 2. p. 25. 1894. — Rein-
hard, Ebendap.31. — Zaufal, Ebendap. 33. — Rein-
hard, Körner, Walb, Jansen, Bezieht über die
nL Vera. d. Deutschen otol. Ges. Ebenda p. 106. 130.
133. 134. 146. — Reinhard, Kirchner, Blake,
Ber. über d. XI. intemai med. Gongress zu Rom. Ebenda
XXXVIL 1 u. 2. p. 86. 1894 u. XXXVH. 3 u. 4. p. 242.
259. 1894. — Guye, Ztschr. L Ohrenhkde. XXTTT. 1.
p. 40. 1892. — Scheibe, Ebenda p. 46. — Körner u.
T.Wild,EbendaXXin.3u.4.p.234.1892. — Schmie-
gelow. Ebenda XXrV. 1 u. 2. p. 127. 1893. — Moos,
Ebenda p. 152. — Körner, Ebenda XXIV. 3. p. 173.
1893. — Moos, Ebenda XXTV. 4. p. 314 1893. —
Holmes, Ebenda XXV. 3 u. 4. p. 269. 1894. — Hart-
mann, Ebenda XXVI. 2 u. 3. p. 105. 1894. — Rein-
hard, Ebenda p. 144. — Knapp, Ebenda p. 152. —
Krepuska, Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXVT.
6. 1892. — Gruber, Ebenda XXVL 12. p. 351. 1892.
— Eulenstein, Ebenda XXVm. 3. 1894.— Kay ser,
Ebenda XXVm. 3. 1894. — Lange, Arch. f. klin. Chir.
XLVn. 1. p. 33. 1894. — XJrbantschitsoh, Internat
klin. Rundsohau VL 22. p. 897. 1892. — Stacke, Berl.
klin. Wchnschr. XXIX. 4. 1892. — Siebenmann,
Ebenda XXX. 1. 2. 1893. — Grunert, Ebenda XXX.
14. 1893. — Siebenmann, Ebenda XXX. 33. 1893.
— Koch, Ebenda XXX. 45. 1893. — Politzer, Wien,
med. Presse XXXm. 10. 11. 1892. — Zaufal, Prag.
Med. Jahrbb. Bd. 247. Hft. 3.
Küster, Y. Bergmann, Zaufal, Stacke
und Jansen bei chronischen Mittelohreiterungen,
besonders bei Cholesteatom, Operationen empfohlen
worden, die den Zweck verfolgen, eine breite Frei-
legnng der geaammten Mittelohrräume, nicht allein
des Warzenfortsatzes, sondern damit im Zusammen-
hange auch der Paukenhöhle einschliesslich des
Atticus tympanicus, herbeizuführen, die genannten
Höhlungen nebst dem äusseren Gehörgange in einen
gemeinsamen, von glatten Knochenflfichen begrenz-
ten Raum umzuwandeln. Stacke hat ausserdem
noch das Eintamponiren der horizontal gespaltenen
med. Wchnschr. XVm. 18.1893. — Eitelberg, Wien.
Klin. IX. 7 u. aj>. 209. 1894. — Müller, Wien. med.
Wchnschr. XUTV. 11. 1894. — Moll, Revue de Laryn-
gol., d'Otolog. etc. Xm. 14. p. 489. 1892. — Hansberg,
Ann. des M^ de TOroille etc. XVm. 8. p. 61 4. 1892. —
Orgogozo, Ibid. XVÜI. IL p. 82L1892. — Pauzat,
Ibid. XIX. 9. p. 753. 1893. — Moure, Arch. clin.
de Bordeaux L 7. p. 331. 1892. — Wodon, Presse
med. Beige XLV. 53. 1893. — Guement, Ann. dela
policlin. de Bord. m. 7. p. 21. 1894. — Lubet-Bar-
bon et Martin, Semaine med. XIV. 26. p. 205. 1894.
— Broca, Revue prat d'Obetetr.' et de Paediatrie VH.
79. p.211. 1894. — Knapp, Transaci of theAmer.otol.
Soc. XXTV. p. 13. 1892. — Blake, Ibid. p. 23. —
Grüning, Ibid. p. 66. — Randall, Ibid. p. 92. —
Pomeroy, Ibid. XXV. p. 192. 1892. — Blake, Ibid.
p. 203. — Knapp, Ibid. p. 205. — Sutphen, Ibid.
p. 210. — Kipp, Ibid. p. 216. — Randall, Ibid.
p. 235. — Discussion on preceding papera. Ibid. p. 255.
— Roosa, Ibid. p. 274. — Randall, Ibid. p. 325. —
Bück, Ibid. XXVL p. 387. 1893. — Knapp, Ibid.
p. 405. 409. — Jaok, Ibid. XXVH. p. 107. 1894. —
Zimmermann, Arch. of OtoL XXI. 1. p. 76. 1892. —
Holmes, Ibid. XXH. 4. p. 337. 1893. — Popper,
Lanoet L p. 519.Maroh 5.1892. — Gosse, Ibid. p. 1064.
April 28. 1894. — Macewen, Horsley, Jones,
Hill, Robertson, Parker, Milligan LXV. ann.
meetine of the Brii med. Assoc. Discnssion. Brit. med.
Jou-n. Sepi 9. 1893. p. 567. — Bronner, Ibid. p. 569.
— Bück, New York med.RecordXLU. 4. p.96. July23.
1892. — Bück, Ibid. XUV. 5. p. 129. July 29. 1893.
— Vulpius, Ibid. XLV. 24. p. 748. June 16. 1894. —
Rand all, Joum. of the Amer. med. Assoc. Oct 29.
1892. — Schröder, Philad. med.New8 LXIL8.p.203.
Febr. 25. 1893. — Bishop, Ibid. TiXTTT. 20. p. 541.
Nov. 11. 1893. — Thorner, Cinoinnati Lancet-Olinio
N. S, XXX. 23. p. 678. 1893. — Baoon, New York
Eye and Ear Infirmary Reports L 1. p. 70. 1893. --^
Adams, Ibid. p. 76,
34
266
Blau, Bericht über die neneren Leifitongen in der Ohrenheilknnda
hinteren Wand des häutigen Gehörganges in das
nach letzterem offenstehende Antrum mastoideum
vorgeschlagen, damit auf solche Weise eine Lücke
zwischen Gehörgang und Antmm gesichert werde
und ausserdem gesunde Epidermis in das Mittelohr
gelange, von der aus sich das Innere sämmtlicher
Mittelohrrftume zu überhäuten vermag.
Nach Soh wart ze, in dessen Elinik dasStacke*-
sche Yerfahren einer Endlichen Prüfong unterzogen
worden ist, eignet es sich am meisten for solche chro-
nische Fälle, in denen gleichzeitig Warzenfortsatz, Oe-
hörgang und Pankenhöme den Sitz der Erkrankung dar-
stellen. Ob die dauernden Heilungen dttiach im Ver-
hältniss häufiger sein werden, lässt sich zur Zeit noch
nicht bestimmen, doch steht jedenfalls soviel fest, dassein
Recidiv des Cholesteatom auch durch die Stacke 'sehe
Operation nicht verhindert werden kann. Die Nach-
behandlung gestaltet sich bei letzterer zwar etwas kürzer,
aber weder für Arzt, noch Kr. weniger beschwerlich;
gleichzeitige Gaiies an der Labyiinthwand und am Boden
der Paukenhöhle werde auch durch sie kaum wesentlich
beeinflusst Seh wart ze bemerkt, dass da, wo noch
irgend die MÖghchkeit vorzuliegen scheint, mit einem
weniger eingreifenden Yerfahren zum Ziele zu gelangen,
dieses vorher nicht unversucht gelassen werden <üurf.
Beim akuten Empyem des Warzenfortsatzes genügt natür-
lich fast immer die t3rpi8che Aufmeisselung des Antrum
mit nachfolgender Drainage, aber auch bei den chronischen
Formen reicht sie häufig aus, wo entweder nur eine auf
den Processus mastoideus beschränkte Erkrankung vor-
liegt, oder doch nur der untere Paukenhöhlenraum gleich-
zeitig ergriffen ist, die Untersuchung demnach einen
grossen Defekt in der unteren Hälfte des Trommelfells
und keine Verwachsung seines Saumes mit der Umgebung
ergiebt. Bei hochgelegenen Perforationen an der Mem-
brana tympani soll zunächst ein Versuch mit der ein-
fachen Extiaktion der Gehörknöchelchen gemacht werden
und erst bei ausbleibender Heilung, je nachdem zugleich
der Atticus tympanicus oder das Antrum mastoideum er-
krankt zu sein scheint, die äussere Atticuswand ab-
gemeisselt oder das Antrum vom Oehöigange oder von
der Aussenfläche des Warzenfortsatzes aus eröfEnet wer-
den^ Für die erstere EventuaUtät spricht mehr eine
cariöee Excavation am Rivini 'sehen Ausschnitte neben
relativ geringer Eiterung, für die letztere ein oonstanter
reichlicher Eiterabfluss von hinten oben, sowie Garies am
hinteren oberen Bande des Marge tympanicus, bez. eine
Ablösung des hinteren Trommelfellrandes. Bei auf die
Paukenhöhle, sei es auf deren unteren Theil oder den
Atticus, beschränktem Cholesteatom kann die Freüegung
des Atticus und die Extraktion der beiden äusseren Ge-
hörknöchelchen genügen, während bei Cholesteatom des
Warzenfortsatzes dieser stets möglichst breit eiöffiietund
eine persistente Oefhung in ihm angelegt werden muss,
zu welchem Zwecke sich mitweder die Stacke 'sehe
Operation oder das bereits seit langem von Schwartze
geübte Verfahren der Aufmeisselung von aussen und der
nachherigen Transplantation von seitlich verschobenen
Hautlappen in die Enochenhöhle empfiehlt*).
Siebenmann hat den Vorschlag gemacht, bei
Cholesteatom das Stacke 'sehe Verfahren mit der An-
legung einer grossen persistenten OefEnung hinter dem
>) Hang verwendet zum Offenerhalten des Fistel-
kanals nach der Aufmeisselung des Warzenfortsatzes
nach Schwartze, der er beiläufig, wo irgend möglich,
den Vorzug giebt, Dauerkanülen, die aus Hartgummi ge-
arbeitet, l*/4 — ^21/4 cm lang und an ihrer inneren Hälfte
leicht gdgen den Aditus ad antrum der Paukenhöhle ge-
krümmt sind. Guement und Vulpius haben günstige
Erfolge mit der Stacke 'sehen Operation gehabt Hol-
mes ebenfalls, aber mit der Modifikation von Schwartze.
Ohre zu verbinden, die dadurch erzielt werden soll, dass
man den hinteren Gehörgangslappen S tacke's dnrch
tielgehende Nähte in der unteren Partie des hinteren
Sohnittrandes oder überhaupt im unteren Wundwinkei
befestigt, femer dea Wundrand der Concha umsäomt,
eventuell auch noch einen von hinten her genommenen
Cutislappen in die Wunde hineinlegt, und dann noch
naohträ^ch, 2—3 Wochen später, die Transplantation
von grossen Lappen nach Thiersch auf die granuliren-
den Wundflächen des Knochens und der Umgebung der
Operationsöfhung ausführt. Kretschmann sucht das
Gleiche zu erreichen durch Vemähung der aus der hin-
teren Oehörgangswaad gebildeten Lappen mit dem vor-
deren Wundrande des einleitenden Hantschnittes and
durch Binlegen einds oberen und unteren retroauiikulfiren
Cutislappens in den Enochentrichter, während der auf
solche Weise erzeugte Hautdefekt durch ein aus der
Hinterhauptgegend gewonnenes, nach oben oder nntan
gestieltes Hautetück gedeckt wird. Reinhard bevor-
zugt die Lappenbildung aus der Hinterflädhe der Ohr-
muschel, und zwar deswegen, weil bei ihr, im Gegen-
satze zu den aus der Kopfliaut gebildeten Lappen, sich
das spätere Hineinwachsen von äuiren in die Höhle v^ -
hüten lässt. Uebrigens ist die Nothwendigkeit des Offen-
erhaltens der Cholesteatomhöhle sowohl nach aussen,
als nach dem Gehörgange zu von Kretschmann
schon vor Sieben mann betont worden. Bemerkt sei
ausserdem, dass alle die Genannten, ebenso wie auch
Schwartze, empfehlen, den häutigen Gehörgang nicht
in seinem ganzen Umfange, sondern nur in seinem obeiea
und hinteren umfange loszulösen, da dieses zur beque-
men üebersicht der Theile in der Tiefe ausreichend ist
und Knochennekrosen, sowie Sequesterbildung am Meatns,
die sich sonst leicht einstellen, vermieden werden. Auch
kommt es bei der Nachbehandlung auf ein möglichst
grosses Feld gesunder Epidermis an.
Zanfal beschreibt noch einmal die von ihm
gleich nach der ersten Veröffentlichung Küster's
angegebene Operation zur radikalen Freilegung des
Antrum mastoideum, des Aditus ad antrum und
des Atticus tympanicus. Sie hat inzwischen keine
wesentlichen Veränderungen, erfahren. Als Indi-
kationen stellt Z. die folgenden auf: 1) Chronische
Otitis media purulenta mit Schwellung, Schmerz-
haftigkeit, Abscees- oder Fistelbildung an der
äusseren Fläche des Warzenfortsatzes, mit Fisteln
in der hinteren knöchernen G^örgangwand, mit
knöcherner Gehörgangstenose und Facialislähmung. ,
2) Auftreten von Gehimerscheinungen, fortschrei-
tender Hyperämie des Augenhintergrundes, Neuritis
N. optici, ferner länger dauerndes hohes continuir-
licbes oder remittirendes Fieber, septisches Fieber,
Schüttelfröste. Hier bildet die Freilegung der
Mittelohrräume eventuell nur den ersten Schritt
zur Eröffnung der Schädelhöhle, sie soll sowohl bei
akutem, wie bei chronischem Verlaufe vorgenom-
men werden. 3) Ausgebreitete Cholesteatom-
bildung. 4) Einkeilung von Sequestern oder Fremd-
körpern in der Paukenhöhle oder im Antrum
mastoideum, besonders wenn bedrohliche cerebrale
Erscheinungen hinzutreten ; Projektile, die in der
Paukenhöhle oder in deren innerer oder hinterer
Wand festsitzen. 5) Profuse jauchige Sekretion,
Akünomykoee und Tuberkulose des Mittelohres.
Hartmann verwirft die Abmeisaelung der
hinteren knöchernen Gehurgangwand bis zur
Paukenhöhle wegen der Gefahren fttr den Facialis-
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
267
kanal und ftusseren Bogengang^) und weil der
untere Theil der Paukenhöhle auch ohnedies für
etwaige Eingriffe vom GehOrgange aus frei zugäng-
lich ist Bei Krankheiten im Atticus tympanicus
dagegen soll, wenn eine schonendere Behandlung
Bicht ausreicht, die äussere Atticuswand allein oder
in Verbindung mit der ganzen vorderen Wand des
Antnim abgetragen werden oder man soll bei der
Aufmeisselung des Warzenfortsatzes das Antrum
nach vom erweitem, wodurch ein freier Einblick
in den Atticus gewonnen wird.
Ueber das Verhalten der Kärperiemperaiur vor
und nach der operativen Eröf/htmg des WcanomforU'
saizes und über dessen prognostische Bedeutung be-
sitzen wir durch Orunert aus Sohwartze's
Klinik und durch Schwartze selbst werth volle
Hittheilungen. Sowohl die akuten als die chroni-
schen, mit Warzenfortsatzerkrankung verbundenen
Ohrenleiden verlaufen sehr oft (in 54, bez. 79<^/o)
ohne jedwedes Fieber, so dass mithin das Fehlen
Ton solchem keineswegs als ein Gbrund für das
Unterlassen der Operation aufgefasst werden darf.
Die akute Caries ist häufiger mit Fieber verbunden
als die chronische, am häufigsten findet sich Fieber
bei Caries mit sekundärer Abscessbildung in der
Umgebung des Ohres, dagegen scheint das reine
Cholesteatom des Warzenfortsatzes nur ausnahme-
weise von Fieber begleitet zu sein, erhöhte Tempe-
raturen, bei Abwesenheit von sekundären Abscessen,
deuten hier auf eine in der Ausbildung begriffene
oder seihon entwickelte intraoranielle Complikation.
Die operative Eröffnung des Processus mastoideus,
bei fieberlosen Kranken aseptisch ausgeführt, bleibt
in der Begel ohne fieberhafte Reaktion. Ein Fieber-
abfall nach der Operation kann unter Umständen
in den nächsten Tagen einer erneuten Temperatur-
Steigerung Platz machen, die möglicherweise durch
eine tödtlicheComplikation bedingt wird; erst wenn
die normale oder leicht subnormale Temperatur bis
zum 8. Tage anhält, darf das Hinzutreten solcher
Complikationen für gewöhnlich als ausgeschlossen
betrachtet werden. Dauert eine vor der Operation
bestehende Temperatursteigemng zwischen 39 und
40<^ oder darüber nachher ohne Bemissionen un-
verändert fort, so ist die Prognose ungünstig. Stellt
sich das Fieber bei zuvor Fieberfreien erst nach der
Operation ein, so kann es sich um das sog. aseptische
Wundfieber oder um eine bei dem Eingriffe selbst,
bez. von einem nicht entleerten Eiterherde aus zu
Stande gekommene Infektion handeln. Das asep-
tische Wundfieber zeigt sich noch am Tage der
Operation und ist ohne jede Bedeutung. Dagegen
tritt das Infektionsfieber erst am 2. oder 3. Tage
auf und bietet eine um so schlimmere Prognose, je
geringer der Unterschied zwisdien Morgen- und
Abendtemperaturen ist, während der Grad der
Temperaturerhöhung an sich kein entscheidendes
Merkmal für die Bösartigkeit der Infektion abgiebt.
Zeichen der Wundinfektion sind Schmerz, sowie
Schwellungder Lymphdrüsen am Halse undNacken ;
die Wunde kann dabei in den ersten Tagen ein
gutes Aussehen besitzen, bald aber wird sie auf-
fallend trocken, blutet leicht und bedeckt sich mit
einem grauen schmierigen Belage ^).
Verktxung des Simts transversus gelegentlich der
Aufmeisselung des Warzenfortsatzes ist in einer nicht
geringen Anzahl von Fällen beobachtet worden. Die
starke Blutung Hess sich stets durch Einlegen von Jodo-
formgazetampons stillen, auch schlössen sich in der
Becel keine schwereren Erscheinungen an, nur in einem
FaUe von Roosa kam es zu Septikämie, die mit zahl-
reichen unregelmässigen Schüttelfrösten, metastatischer
Lungenerkrankung, ^thung, Schwellung und Schmerz-
haftigkeit unterhalb des rechten Knies und des linken
äusseren Clavicularendes einherging, die indessen, nach-
dem die Fröste gegen 3 Wochen und die Temperatur-
steigerang überhaupt länger als 6 Wochen angehalten
hatten, in Genesung endete. Jansen bemerkt, dass
dort, wo die Yerletzung nur klein ist und der Sinus in
geringer Ausdehnung n^iliegt, eine Oirkulationstönmg
nicht stattfindet, wohl aber bei breiter Freilegung des
Sinus und grösserem Loche in seiner Wandung eine das
Lumen versclüiessende Thrombose eintreten wird. Bei
etwa 15—20 Sinosverletzungen (Imal doppelseitig) hat
er nie andere Symptome gesehen als Schwindelgefühl
beim Aufrichten, das mehrere Tage andauerte, Dmck-
empfindUchkeit in der Unterkiefer- Warzenfortsatzgrube
und leichtes Frösteln nach dem Verbandwechsel.
Zur Diagnose einer centralen Erkrankung des
Warxenfortsaixes sind in neuester Zeit verschiedene
physikalische Untersuchungsmethoden vorgeschlagen
worden. Körner und v. W i 1 d empfehlen die ver-
gleichende Perkussion beider Processus mastoidei
mit einem an langem, dünnem, federndem Fisch-
beinstiele befindlichen Stahlhfimmerohen, wobei sich
auf der kranken Seite eine dem Umfange der Yer-
änderungen entsprechende Dämpfung zeigt Doch
dürfen die bedeckenden Weichtheile keinerlei Ab-
weichung von der Norm erlitten haben, da durch
eine solche selbst geringsten Qrades schon eine
deutliche Modifikation des Schalles veranlasst wer-
den kann.
Nach den Erfahrungen von Moos und ebenso von
Eulenstein besitzt nur ein positives Ferkussions-
resultat Beweiskraft, nicht aber ein negatives, d. h. es ist
trotz mangelnder Dämpfung die Möglichkeit des Be-
stehens einer AfFektion des Processus mastoideus, und
soear einer recht schweren, gegeben. Der negative Aus-
faU der Perkussion lässt, wenn andere Zeichen (abgesehen
von den äusserlich sichtbaren) auf eine Warzenfortsatz-
1) Eine solche Gefährdung tritt nach Hartmann 's
Messungen schon ein, wenn sich die Abmeisselung 1 bis
4 mm nach hinten vom Snlcus tympanicus erstreckt Bei
der Eröfi&iung des Warzenfortsatzes kann man schon in
einer Tiefe von 12— 14 mm von der Spina supra meatum
aas oder in einer solchen von 18 mm von der Operation-
steile aus auf den Facialiskanal oder Halbcirkelkanal
stoBsen.
I) In einem Falle von Baoon stellten sich nach der
AuMeisselung beider Warzenfortsätze mit Eiterentlee-
rung nur auf der rechten Seite Fieberbewegungen ein, die,
wie sich später ergab, auf einen Abdominaltyphus zurück-
zuführen waren. Anfangs bestand die Yermuthung einer
noch vorhandenen Eiterretention linkerseits, so dass hier
weiterer Knochen in beträchtlichem ümfknge entfernt
und sogar an dieMögUchkeit einer Eröfhung der Schädel«»
hohle ^dacht wurde. Aus^an^ in Heilung,
268
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
erkrankun^ hindeuten, zufolge Eulenstein den Sohluss
gerechtfertigt ersoheinen, dass entweder der Krankheits-
herd sehr Uein ist oder dass er, selbst bei grosser Aus-
dehnung, entfernt von der Oberfläche sitzt
Müller verwendet das Oahritseheiasky* sehe Pneu-
matoskop zur Untersuchung der Lufthaltigkeit desWarzen-
fortsatzes. Der Sohallfönger wird an den geöfihetenMund
des Kranken gehalten, die von ihm abgehenden beiden
Schläuche werden in dieGehörgftnfe des untersuchenden
Arztes gesteckt und nun wird, wUirend der Kranke den
Athem anhält, eine C|-Stimmgabel auf den Processus
mastoideus, und zwar zuerst der verdächtigen Seite,
applicirt. Wird die StinungabeL, nachdem sie hier abge-
klungen ist, von der anderen, gesunden Seite noch irih.-
rend einiger Augenblicke gehört, so soll man berechtigt
sein, ein Leitungshindemiss, näinlich das Vorhandensein
von Eiter, in dem erstgeprüften Warzenfortsatze anzu-
nehmen, ja man soll sogar durch „Abtasten*^ mit der
Stimmgabel die Grosse des Eiterherdes annähernd be-
stimmen können.
Die Durchleuchtbarkeit des Processus mastoideus,
vom Oehörgange aus untersucht, während ein Olühlicht
nahe der Ansatzstelle der Ohrmuschel gebracht wird, ist
nach ürbantschitsch im Vereine mit anderen Sym-
ptomen ein sehr schätzenswerthes Mittel, um eine Be-
theiligung jenes an einer eitrigen Entzündung des Mittel-
ohres zu diagnostioiren. Am besten wird die vergleichende
Untersuchung an beiden Ohren voigenonmien , femer
müssen etwaige Outisschwellungen berücksichtigt wer-
den, wenn man nicht zu einem falschen Resultate ge-
langen will. Auch die verschiedene Dichte des Knochen-
gewebes kommt in Betracht Eine Anzeige zum opera-
tiven Vorgehen wird durch die geringere oder fehlende
Durchleuchtbarkeit des Warzenfortsatzes allein natürlich
nicht gegeben, da sie zugleich mit den Entzündungs-
erscheinungen in der Paukenhöhle wieder verschwinden
kann.
Zum Schlüsse haben wir noch kurz verschie-
dener interessanter castUstiaeher Mütheihmgm zu
gedenken.
Eine primäre Miutoidüis gab in den Fällen von
Hang, Körner und V. Wild, Koch und Zimmer-
mann die Veranlassung zu der Eröffnung des Warzen-
fortsatzes ab. Besonders einleuchtend war das Ver-
halten bei der von Haue operirten Kr., wo zu Anfang
der Erkrankung die Paiäenhöhle vollkommen gesund
war und erst im weiteren Verlaufe Schmerzen im Ohre
selbst, Oehörsherabsetzung und die bekannten entzünd-
lichen Veränderungen am Trommelfelle auftraten. Bei
•Koch handelte es sich um eine primäre Ostitis granu-
losa des Schlafe- und Hinterhauptbeines, die wiederholt
eine subakute, nicht perforative Otitis media hervor-
gerufen hatte. Hier konnte eine Entfernung alles Er-
krankten nicht vorgenommen werden und es wurde dem-
gemäss, im Gegensatze zu den übrigen Fällen, auch keine
Heilung erzielt
Primäre Tuberhtdose des Warxenfartsatxes wird
von Hang, Jansen und Knapp beschrieben. Bemer-
kenswerth ist vor Allem der von Hang beobachtete Fall,
in dem neben Sklerose der Paukenhöhlenschleimhaut eine
Mastoidalneuralgie vorzuliegen schien, bedingt vielleicht
durch den Dru^ einer auf dem Warzenfortsatze befind-
lichen geschwollenen Lymphdrüse. Da indessen die
mikroskopische Untersuchung dieser letzteren frische
Tuberkulose ergab, wurde das Antrum mastoideum auf-
gemeisselt und in ihm desgleichen ausgesprochen tuber-
kulöses Granulationsgewebe gefunden. Ausgang in Hei-
lung, ebenso wie in dem Fafie Knapp 's, in dem neben
gesunder Paukenhöhle die Tuberkulose des Warzenfort-
satzes nur eine Theilerscheinung einer multiplen Knochen-
tuberkulose war. Dagegen ging der Kranke von Jan-
sen nach der Aufmeisselung unerwartet zu Grunde, wie
die Sektion emib, an einer symptomlos verlaufenen oir-
cumscripten Himtuberkolose und diffusen tuberkulösen
Arachnitis im Anschlüsse an eine perforirende Fachj«
meningitis. Die tuberkulöse Erkrankung des Warzen-
fortsatees hatte das Bild eines schweren Cholesteatoms
dargeboten.
Totaikiekroee des Proeesstu mastoideus mit Ausgang
in Heilunff ohne wesentliohe Schädigung der Pauken-
hohle und ohne FaoiaUslähmung lag in einer Beobach-
tung von Kirchner vor.
Im Anschluss an die mehrfach mitgetheÜten Falle
von Durekbruch des Eiters an der Innenseite des War-
xenfortscUxes mit Bildung tiefer Halsabscesse (Guye,
Scheibe, Moll, Orne Green, Bandall) wollen
wir femer einer Beobachtung von Moos gedenken, bei
der die Fbrtpflanxung nach dem Halse durch die an der
Aussenfläche des Warzenfortsatzes befindliche und offen
aebliebene Fissura mastoidea geschah. Die Eiterschwel-
lung am untersten Ende und etwas median von der Apo-
physe trat hier intermittirend auf, ebenso derOhrenfluss,
mit selbst tagelanger ünterbrechxmg. Im Ganzen verlief
das Leiden beinahe schmerzlos; auf Grund früherer
Eitersenkungen bestand Empfindlichkeit und Steifigkeit
im Nacken und längs des Rückens. Therapeutisch erwies
sich die Massage der Geschwulst am Halse als sehr nütz-
lich, während die Aufmeisselung des Processus mastoi-
deus wegen totaler Sklerose des Knochens ergebmsslos
bUeb und überhaupt in derartigen Fällen unnöthig sein
möchte. Moos hat unter 239 Schädeln eine ausgebildete
FÜBSura mastoidea 24mal (10.04%) gefanden, llmal
(4.62<^/o) auf beiden Seiten, 13mal (5.4%) einseitig, und
zwar ^msl rechts und 9mal links.
Der grosse Nutzen der operativen Eröffnung des
Warxsnfortsaizes wird auch durch die neueste Lite-
ratur im vollsten Maasse bestätigt Nicht allein
dass sie vielfach das einzige Mittel darstellt, um
ein schweres Ohrenleiden zur Heilung zu bringen
und das Erscheinen lebensgefShrlichw (Tomplika-
Honen zu verhüten, sie bewährt sich auch Tor
Allem dann noch, wenn die letzteren eingetreten
sind. Wir erinnern daran, dass extradorale Ab-
eoesse gewöhnlich erst gelegentlicfa der Aufmeisse-
lung entdeckt und entleert werden, wir weisen
ferner auf die otitischen Prämien und zweifellosen
Sinusthrombosen hin, die durch die Entleerung
des Eiterherdes im Warzenfortsatze, allein oder in
Verbindung mit derjenigen einer Eiteransammlung
zwischen Dura-mater und Knochen, geheilt worden
sind. Desgleichen können die auQgesprochenaten
meningealen Beizsymptome: heftige Kopfschmer-
zen, Erbrechen, unregelmftssiger Puls, Hyperpyrese,
Delirien, Somnolenz und Koma, TergeseUschaftet
eventuell mit Stauungspapille oder Neuritis optica,
nach der Aufmeisselung wieder verschwinden. Frei-
lich gegen eine bereits entwickelte eitrige Menin-
gitis zeigt sich auch die Eröffoung des Warzen-
fortsatzes machtlos. Dass endlich die Freileguog
der Mittelohrräume regelmässig den ersten Schritt
bei der operativen Behandlung intracranieller Folge-
erkrankungen der Otitis media suppurativa bilden
muss, ist an den betreffenden Orten wiederholt
hervorgehoben worden.
4) Polypen des Ohres. Die meisten der hierher
gehörigen Arbeiten sind histologischen Inhalts.
Niemack') hat 55 Ohrpolypen aus der Götiinger
Universitätspoliklinik untersucht und darunter 5 Fibro-
1) Arch. l Ohrenhkde. ZXXIY. 1 u. 2. p. 1. .1892,
Blaa, Bericht Aber die neneren Leistungen in der Ohrenhcttlkande.
269
epithelionie , 10 QrannlationspQlypen , 16 AngiofibromeY
3 Angiome, 8 Polypen mit saftreiohem Gewebe («Sohleim-
nolypen'^Elingel's), 6Fibrome ohne näheren Charakter,
6 Myxome nnd 2 Adenome gefanden. Er erklärt sich
f»gen das Yorkommen einer wahren Metaplasie von
Cylinderepithelkeimen in Plattenepithel, eine Annahme,
die wahrsoheinlich nnr durch die Umwandlung der
ursprünffUch aufreoht stehenden Oylinderzellen in hori-
zontal Hegende, auch yerhomende Epithelplatten ver-
anlasst worden ist Die in den Polypen nachweisbaren
Riesenzellen ^en aus einer Gefasszellenwucherung,
yermuthlich emer solchen des Endothels, hervor. Was
ferner die häufig aufzufindenden kngelförmigen Gebilde
betrifft, 80 handelt es sich hier wohl um besondere Zer-
fallprodukte, die von Lymphzellen aufgenonunen, durch
den centralen Druck zu Kugeln geformt und zu immer
grosseren Kugeln zusammengebaut werden. Direr che-
mischen Natur nach bestehen sie weder aus Amyloid,
noch aus CoUoid, Hyalin oder Mucin, sondern eher aus
einer dem Fibrin nahestehenden Substanz. Die sogen,
perforirten Ohrpolypen sind nach Scheibe 0 nichts
anderes als eine granulöse Wucherung der Paukenhöhlen-
schleimhaut duroh die Trommelfellperforation hindurch,
wobei jene entweder gleich ihr Epithel mit sich fahrt
oder sich erst nachträglich mit solchem bekleidet Der
nämliche Process kann auch an f^teln der Gehörgangs-
wandung eintreten. Manasse*) schildert Paukenhöhlen-
polypen (Granulationsgeschwülsto) mit Lymphomen,
Cysten und Biesenzelien. Die zum Theil schon makro-
skopisch sichtbaren Cysten waren durch schleimige Er-
weichung aus den LymphloUikeln hervorffegangen , die
in den Cysten gelegenen zahlreichen und vielkemigen
Siesenzellen konnten aller Wahrscheinlichkeit nach auf
starkes Wachsthum der bei der Verschleimune nicht mit
zu Grunde gegangenen Leukocyten zuruckfemhrt wer-
den. Behaarte Granulationsgeschwülste der Paukenhöhle
werden von Scheibe*) beschrieben, halbbohnen- bis
bohnengrosse Tumoren mit theÜB dickeren, gelbbraun
pigmentirten, theils feineren toblosen Haaren besetzt,
die sich tief in das Innere hinein verfolgen liessen. Auch
Hessen sich hier zahlreiche veränderte Talgdrüsen und
Haarbälge nachweisen. Bemerkenswerth war eine stark
musgesproohene Tendenz zu Beoidiven. Dagegen lagen
in einem von Hang 4) mitgetheilten Falle zahlreiche
Haaare als Fremdkörper in dem Ohrpolypen und hatten,
auf irgend welche Weise in die Paukenhöhle gelangt,
diesen wahrscheinlich erst durch ihren Beiz nervor-
£ »rufen. Der kirschkemgrosse Polyp war eine Granu-
tionsgesohwulst , jedoch ohne scharfen üebergang zu
wirkli(mer Bindegewebebildung, die Haare stellten sich
als gelbliche mattfflänzende, an der inneren Contourlinie
stark lichtbrechende, längliche Balken dar, zum Theil mit
Andeutungen der QuermBerschicht und auch der Längs-
fascffhaut des Haarbalges nebst mitgefnhrten Besten von
Oberhautelementen.
Endlich haben wir einer Beobachtung von Hamen
du Fougeray>) Erwähnung zu thun, betreffend eine
Frau mit chronischer Otitis media purulenta und einem
den ganzen Gehörgang ausfallenden Poly^n. Bei der Kr.
hatten sich 3nud zur Zeit der Menstruation und mit die-
ser verschwindend schwere Erscheinungen eingestellt,
'wie du F. annimmt, von einer Beizung des N. vagus ab-
hängig. Sie bestanden in heftigen Kopfschmerzen auf
der betroffenen Seite, Fieber, Erbrechen bei der gerin^ten
Körperbewegung, Anf&llen von Asystolie mit heftigem
Oppressionsgefmile, einem synkopeartigen Zustande mit
BUtese, häufigem Husten ohne Auswurf, Lungenoongestion,
<) Ztsohr. f. Ohrenhkde. XXIL 3 u. 4. p. 173. 1892.
>) Yiiohow's Arch. CXXXTTT. p. 387. 1893.
*) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXY. 1 u. 2. p. 108. 1893.
*) 8ond.-Abdr. aus Z i e g 1 e r 's Beitr. z. pathoL Anai
u. allg. PathoL XVL p. 494. 1894.
«) Ann. des Mal. de rOreille etc. XYIII. 8. p. 687.
1892.
klangloser Stimme, Empfindlichkeit des Vagus zwischen
den Ansatzbündeln des ßtemooleidomastoideus. Beseiti-
gung des Polypen hatte Heilnng des Ohrenleidens und
Freisein der späteren Menstmationsperioden von jedweden
Nebenstörungen zur Folge.
5) Subjektive Oehörsempfiniungen.
In den beiden von Szenes*) mitgetheilten Fällen
und ebenso in demjenigen Kaufmannes*) handelte es
sich um ein auch objektiv wahrnehmbares Ohrgerausch
(bis auf die Entfernung von 15, bez. 60 cm hin), das dem
bekannten Nägelknipsen vergleichbar war und durch
klonische Con&ktionen des M. tensor veh palatini mit
Abhebung der häutigen von der knorpligen Tubenwand
erzeugt wurde. Die Kranken waren jüngere (10, 14 und
23 Jahre), anämische und nervöse Leute, 2mal sollte sich
das Oeräusch nach einem Trauma (Schlag auf das Ohr,
bez. Sturz auf den Hinterkopf) eingestellt haben. Von
Szenes wurde Massage des Tubenostium als nützlich
befunden. Kaufmann legte das Hauptgewicht auf eine
kräfti^nde Allgemeinbehandlung, sowie eine günstige
psychische Beeinflussung; er haUe beobachtet, (£tös sein
Kranker bisweilen willkürlich die Oeräusche zu unter-
brechen vermochte, und glaubte daher, auf eine Heilung
durch allmähliche Angewöhnung an die Beherrschung
der Gaumenmuskulatur hoffen zu können.
6) Otaigia nervosa, üeber sehr günstige Er-
folge der Behandlung mit der Lueoe'schen Druck-
sonde bei Otaigia nervosa berichtet Max') aus
der allgemeinen Poliklinik zu Wien. Schon
nach der ersten Anwendung trat regelmässig eine
Besserung der Schmerzen ein und bei nur kurzer
Dauer tles Leidens bis zu 2 Wochen genügte über-
haupt fast immer eine nur wenige Tage dauernde
oder selbst einmalige Behandlung, um vollständige
Heilung herbeizuführen. In chronischen Fällen
zog sich die Kur unter fortschreitender Besserung
bis zu 4 Wochen hin ; ein zu frühes Abbrechen
hatte hier gewöhnlich Rückfälle zur Folge. Auch
dfe ausstrahlenden Schmerzen, etwaige Kopfschmer-
zen, Hyperästhesie gegen tiefe und besonders hohe
Stimmgabeltüne, bez. lautes Sprechen pflegten sich
nach einigen wenigen Drucksondenapplikationen
zu verlieren. Wurde die Drucksonde gerade wäh-
rend eines otalgischen AnfEdls angewandt, so hörten
die Schmerzen sofort gänzlich auf und erreichten
bei ihrer Wiederkehr nach einiger Zeit (bis zu
6 Stunden) niemals die frühere Stärke. Die Be-
handlung war, namentlich in den mehr chronischen
Fällen, eine tägliche ; aufgehört wurde mit ihr erst
nach gänzlichem Schwinden des Schmerzes. Die
Wirkung wird als auf reflektorischem Wege zu
Stande gekommen aufgefssst
D. Inneres Ohr,
1) AUgememee über die im inneren Ohre ge-
fundmen paihologieehen Veränderungen. An dieser
Stelle wollen wir zuerst einer Beobachtung von
Nervenakvpkie in der Schnecke Erwähnung thun,
die Bezold und Scheibe^) mittheilen.
*) Ber. üb. d. H. Yers. d. Deutschen otol. Oes. im
Aroh. f. Ohrenhkde. XXXY. 1 u. 2. p. 146. 1893.
s) Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u. s. w. XXVm. 6. 1894.
*) Wien. med. Wchnsohr. XLH. 31—35. 1892.
*) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXIL .3 u. 4. p. 230. 1892.
270
Blau, Bericht über die neaerea Leistungen in der Ohrenheilkunde.
Es handelte sich um einen 61jähr. Arzt, der seit
etwa 23 Jahren beiderseits an ganz allmäblioh zuneh-
mender Schwerhörigkeit gelitten hatte. Im Anfange der
Erkrankung mehrere knrz dauernde 8ohwindeüui£älle
ohne Nausea. Nur selten subjektive Geräosohe. Die
Sektion ergab in der Paukenhöhle keinerlei Veränderungen
bis auf eine Aufhebungder Beweglichkeit des Steigbügels,
die jedoch durch die Befunde bei der makroskopischen
und mikroskopischen Untersuchung nicht erklärt werden
konnte. Im Labyrinth war als Wichtigstes ein starker
Schwund der Nenrenfasem und Ganglienzellen vorhanden,
ganz gleichmässig über sämmtliohe drei Windungen der
Schnecke vertheilt Schon in der Tiefe des inneren Ge-
hörganges zeigte sich an Stelle des Bamus Cochleae ein
ampullenartiger Hohlraum, femer waren die in die
Schnecke eintretenden und sie durchziehenden Nerven
nur noch ganz vereinzelt erhalten, ebenso wie die Gandien-
Zellen im Bosenthal^schen Kanäle grösstentheils venoren
gegangen waren. Dafür bestand ein Lückensystem, das
zusammenhängend durch sämmtliche Windungen der
Schnecke zog. Das Gorti*sche Organ erwies sich in der
ersten Windung als nahezu, in der dritten als vollständig
zerstört, während es in der zweiten Windung zumeist
peine Form bewahrt hatte und nur etwas niedriger als
normal erschien. Auch die übrigen Gebilde des Ductus
cochlearis und das Knoohensystem der Schnecke hatten
eine Reihe schwerer Veränderungen erÜEÜiren, am stärk-
sten ausgebildet in der dritten Windung, wo unter Anderem
ein grosser Theil der knöchernen Scheidewand zur zweiten
Windung, der Schneckenkapsel, des Modiolus und Hamulus
fehlten, erstere stellenweise ersetzt durch neugebildetes
Bindegewebe. Der Vorhof und die Bogengänge boten
nahezu nonnale Verhältnisse. Die Deutung der geschil-
derten Veränderungen geht dahin, dass hier offenbar die
Folgezustände einer schweren Cochleitis vorlagen, aller-
dings ohne dass sich aus der Anamnese genügende Momente
für deren Erklärung ableiten Hessen.
Ueber den Einfluss einer allgemeinen intra-
eranieüen Drucketeigerung auf die DmchverhäUnisee
innerhaib des Labyrinikes haben wir bereits an einer
früheren Stelle (Physiologie des Gehörorgans) ge-
sprochen. Wir haben erw&hnt, dass ein solcher
Einfluss von Ostmann^) geleugnet wird, wäh-
rend Steinbrügge*) die Möglichkeit einerFort-
Pflanzung des erhöhten intracraniellen Druckes auf
das Labyrinth aufrecht erhält und als Ausdruck
dafür die von ihm in einschlAgigen Fällen gefun-
dene Depression der Membrana Beissneri ansieht
Die gleiche Beobachtung ist seither auch von
Anderen gemacht worden, neuerdings wieder von
Moos*) und von Orth^) in je einem Falle von
Gehirntumor. M. und 0. haben nicht nur die
Reissner'sche Membran in sämmtlichen Windungen
der Schnecke deprimirt gefunden, sondern es war
ausserdem noch die Membrana fenestrae rotundae
stark nach aussen in die Paukenhöhle hinein-
gewGlbt Der Vollständigkeit wegen mQge hervor-
gehoben werden, dass, wiePolitzer nachgewiesen
hat, eine Druckstdgerung innerhalb der Schädel-
höhle auch dadurch schädlich auf das Gehöroi^an
einzuwirken vermag, dass sie eine Erweiterung des
1) Aitsh. f. Ohrenhkde. XXXIV. 1 u. 2. p. 35. 1892.
s) Ztschr. f. Ohrenhkde. XU. p. 178 u. 237. 1863 u.
Ebenda XXIV. 1 u. 2. p. 86. 1893. — PathoL Anat. d.
Gehörorgans p. 119.
s) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXV. 1 u. 2 p. 1. 1893.
*) Beyufi dttdispensk duLonvxe IL 3 u. 4. p. 33. 1894.
inneren Gehörganges mit Atrophie des N.acusticus
(und facialis) veranlasst. Habermann hat neben
Hydrocephalus eine beträchtliche Dilatation des
Aquaeductus Cochleae feststellen können.
2) VeHeixung des inneren Ohres durch Hinein-
stossen einer Stricknadel hat Hennebert ^) in
Delstanche's Poliklinik inSFällen beobachtet
Das eine Mal, bei einem lOjfihr. Mädchen, erfolgte
nach 6 Tagen der Tod durch Meningitis. Bei den beiden
anderen Kranken waren seit der Verletzung schon mehrere
Monate vergangen, es bestanden totale Taubheit, heftiger
Schwindel und starkes Ohrensausen, und die Üntersuohung
zeigte eine adhärente Narbe des Trommelfells entspre-
chend der Gegend des ovalen Fensters, bez. des langen
Ambossschenkels. Durch kräftige Anwendung des Bare-
fakteur und Vaselin- Injektionen gelang es, die Adhä-
sionen zu trennen, worauf der Schwindel yerschwand
und die subjektiven Geräusche sich besserten; die Taub-
heit aber bÜeb natürlich nnyerändert
3) Meniire^scher Symptonunoompkx, Von
Oradenigo*)wird zwischen unechten und echten
Schwindelanfällen otitischen Ursprunges unter-
schieden und es werden die ersteren mit einer
collateralen oder Hefleixeizung der Bogengang-
ampullen auf Grund einer Mittelohrerkrankung,
die letzteren mit direkten Erkrankungen der Bogen-
gänge in Verbindung gebracht Jedoch soll es sich
dabei nicht etwa um Blutungen im inneren Ohre
handeln, denn diese, wenn reichlich, könnoi den
Ampullenapparat zerstören, ohne Schwindel zu er-
zeugen, wenn aber weniger umfangreich, rufen sie
durch reaktive Beizung bestandigen Schwindel
hervor ohne jede Andeutung von Auftreten in
Anfällen. Vielmehr betrachtet Or ad enigo die
typischen Moniere 'sehen SchwindelanfUle nur
ids Folge der Ausbreitung einer chronisch-katarrha-
lischen Mittelohraffektion auf das Labyrinth, gleich-
gültig welches der Ursprung letzterer sei, ob eine
professionelle Erkrankung, Tuberkulose, angeborene
oder erworbene Syphilis u. s. w. Vollzieht sich
das Uebergreifen auf das Labyrinth nur sehr lang-
sam, so können die Symptome von Seiten des
Ampullarapparates ganz oder fast ^nzlich fehlen,
während bei weniger langsamer Ausbreitung in
einer gewissen Periode des Leidens sich typische
Meniöre'sche Schwindelaniälle einstellen und
bei rascher Ausbreitung und höchster Stärke dw
Schwindel beständig wird. Auch die Daner des
Menidre 'sehen Stadium im klinischen Verlaufe
einer chronisch -katarrhalischen Mittelohrerkran-
kung, von wenigen Monaten bis zu einem und
mehreren Jahren schwankend, hängt von der Basch-
heit der Fortpflanzung des Prooesses ab; je be-
schleunigter der Verlauf, desto kürzer pflegt die
Periode der Schwindelanfälle zu dauern, da dann
um so eher der Beizung des Ampullarapparates
seineLähmung nachfolgt Mackenzie') ist des-
gleichen geneigt, die M e n i ö r e 'sehen Schwindel-
1) Joum. de Med., de Chir. et de Pharm. L. 48. 1892.
s) Ber. üb. d. XL internat med. Gongress zu Rom
im Arch. f. Ohrenhkde. XXXVII. 1 u. 2. p. 95. 1893.
sj Bht med. Joum. p. 953. May 5. 1894.
Blau, Bericht Aber die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
27t
anftlle am häufigsten von einer Mittelohraffektion
chronischen Charakters (durch erhöhten Labyrinth-
dnick) abzuleiten, wenngleich er daneben die Mög-
lichkeit einer prim&ren Labyrinthreizung aus den
verschiedensten Ursachen zugesteht. Seiner An-
sicht nach spielen in dieser Beziehung auch gich-
tisohe Verftnderungen und Cirkulationsanomalien
eine gewisse Bolle und erklären das besonders
häufige Vorkommen des Leidens in der 2. Lebens-
hälfte. Simon 1) hebt hervor, dass nicht selten
eine ausgesprochene Heredität des M e n i ^ r e 'sehen
Schwindels zu beobachten ist
Die Behandlung während des Anfalls selbst hat
in Bettruhe, kalten Umschlägen auf den Eopf, Ab«
leitung auf die Haut und den Darmkanal und in
der innerlichen Darreichung von grossen Dosen
Bromkalium zu bestehen. Bei gichtischer Anlage
sind Alkalien, Colchicum, sali^ylsaures Natron von
Nutzen, besonders wenn ein merkurielles Abführ-
mittel vorher gegeben worden ist (Macken zie).
Das salicylsaure Natron wird auch in den Zwischen-
zeiten von Oay^) empfohlen. Vom Chinin hat
Mackenzie gute Erfolge gesehen, in Dosen von
0.18 — 0.24g und darüber 3mal täglich, ebenso
Tsakyroglous') von Chinin mit Ergotin (ana
0.8g pro die), jedoch nur bei der chronischen
Form, während sich ihm in Fällen mit akutem
Verlaufe allein das Jodkalium als nützlich ervriesen
hat Subcutane Pilocarpineinspritzungen in ge-
nügender Dosis und Häufigkeit sind zu versuchen,
dagegen sollen Pilocarpineinspritzungen in die
Pfetukenhöhle ihrer reizenden Wirkung wegen ver-
mieden werden. Natürlich sind alle abnormen
Zustände, die im mittleren und äusseren Ohre nach-
zuweisen sind, einer geeigneten Behandlung zu
unterwerfen» Mackenzie giebt femer den Bath,
auf die Beschaffenheit des Pulses genau zu achten
und bei Zeichen von Erhöhung des Blutdrucks
Quecksilberpräparate zu verabreichen. So soll der
Kranke z.B. stets Calomelpulver von 0.18— 0.30g
bei sich tragen und eins davon nehmen, sobald
sich als Vorboten eines Anfalls vermehrtes Ohren-
sausen, Völle im Kopfe oder Kopfschmerzen ein-
stellen.
4) Erkrankamg des inneren Ohres in Folge von
Meningitis eerdfro^nnoHs. Die Sektionsbefunde
von Steinbrügge^X Moos^), Habermann')
bestätigen, dass es sich bei der durch Cerebrospi-
nalmeningitis verursachten Taubheit vorzugsweise
um eine schwere Labyrinthentzündung handelt, die
zunächst zu eitriger Zerstörung, bez. Nekrose der
Labyrinthgebilde und dann in ihrem weiteren Ver-
Uufe zu Bindegewebeaeubildung, eventuell mit dem
1893.
>) Bull, of the Johns Hopkins Hosp. IV. 3S. p. 82.
«) Brii med. Jonra. Sept. 9. 1893. p. 579.
>) Mon.-Bchr. f. Ohrenhkde. n.8.w. XXVI. 11. 1892.
«) Ztechr. t Ohrenhkde. XXH. 3 u. 4. p. 192. 1892.
>) Ztsohr. f. Ohrenhkde. XXIU. 1. p. 1. 1892.
•) Ztschr. f. HeUkde. XHI. 4. n. 5. p. 324. 1893.
Ausgange in' Verknöcherung, führt. Die Fort-
leitung der Entzündung von der Schädelhöhle auf
das innere Ohr oder, mit anderen Worten, die Ein-
wanderung der Infektionsträger in das letztere
geschieht nach Habermann vornehmlich durch
den Aquaeductus Cochleae, womit denn auch die
von ihm gemachte Beobachtung wohl überein-
stimmt, dass im Anfange fast ausschliesslich die
perilymphatischen Räume Sitz der Erkrankung^
sind und dass diese erst später von hier aus auf
die endolymphatischen Räume übergreift Ferner
scheinen sich die Mikroorganismen dem Gesetze
der Schwere nach zumeist in den abhängigsten
Theilen des Labyrinthes anzusammeln und daselbst
ihre stärkste Wirkung zu entfalten. Es sind das
bei der Rückenlage des Er. der hintere und der
äussere Bogengang und der basale Endtheil der
Paukentreppe, entsprechend der Einmündung des
Aquaeductus Cochleae; diese Theile bildeten auch
in der zweiten Beobachtung Häbermann's den
Sitz der schwersten Veränderungen, ebenso wie
das gleiche Verhalten auch schon vordem mehrfach
bemerkt worden war.
Dieser zweite von Habermann mitgetheilte Fall
bietet zudem ein gntes Beispiel für die stoken degone-
rativen und regenerativen Vorgänge, mit denen die Otitis
interna nach Cerebrospinalmeningitis einhergeht, und er
stellt fflch damit treffend dengenigen Steinbrügge *s
an die Seite, in dem allerdings die Veränderungen nach
beiden Richtungen hin wohl noch ausgesprochener waren.
Die Beobachtung von M o o s ist dadurch bemerkenswerth,
dass bei dem Er. schon von früher her die Folgezustände
einer schweren Entzündung des Labyrinthes nach Scar-
latina vorhanden waren, die zu Taubheit geführt hatte;
dazu gesellte sich auf Orund der Meningitis cerebrospi-
nalis eine frische eitrige Entzündung und diese durchzog
nun sämmtliche Hohlräume des Labyrinthes, zum Tfaeil
die durch die Soharlaohotitis erzeugte Enochenneubil-
dung wieder zerstörend. Dass im Allgemeinen der N.
facialis während seines Verlaufes durch den inneren Gb-
hörgang der Zerstörung besser als der N.acustious wider-
steht, findet auch durch die obigen Fälle Bestätigung.
Eine Otitis media suppurativa neben der Otitis in-
terna ist sowohl von Stein brügge, Moos und Ha-
bermann als von GradenigoO in einem nur klinisch
beobachteten Fälle gesehen wenden. In Zusammenhang
mit der Meningitis stand sie jedoch nur in den Fällen von
Steinbrügge, Moos und Oradenigo, während bei
den Kranken Habermann 's Goryza, bez. Morbillen
der FaukenhÖhlenentzündung zu Grunde lagen. Letztere
konnte sich auf die Umgebtmg der Fensternischen be-
schränken (Moos, Gradenigo), sie war femer zu-
weilen mit umschriebenen fnsohen Knochennekrosen
(Moos) vergesellschaftet, auch wird von Steinbrugge
und Habermann eine Verschiebung des Steigbügels
nach aussen erwähnt als Folge einer Zerstörung des Liga-
mentum annulare.
Was endlich die Behandlang betrifft, so hebt
Gradenigo hervor, dass eine spontane Besserung
in den ersten Tagen der Beoonvalescenz eintreten
kann, dass aber da, wo diese ausbleibt, alle thera-
peutischen Versuche sich als nutzlos erweisen.
5) Bhrkrankimg des inneren (undmiiüerenj Ohres
hei OekimgesdiiWiUsten.
>) Revue internst, de Rhinol., Otol. etc. Nr. 19. 1893,
278
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
Moos*) berichtet über einen Fall yon ^einzeiligem
Band- und Spindelzellensarkom an der unteren Fläche
des JOeinhims, das sich auf Kosten des linken Brücken-
schenkeis, des äusseren Theiles der linken Hälfte des
Föns and des angrenzenden Abschnittes des linken Gross-
himschenkels entwickelt hatte and femer in das Innere
der linken E[leinhimhemisphäre , sowie in die Medolla
oblongata eingedrangen war. Während des Lebens war
eine gänzliche Anfhebong des Gehörs linkerseits für die
Sprache and für Stimmgabeltöne in Enochenleitang be-
obachtet worden, bei erhaltener schwacher Perception
für Stimmgabeln von 128, bez. 256 Schwingongen in der
Laftleitang, desgleichen fär eine stark schlagende Uhr
and for den Hörmesser bei Berührung mit dem Ohre und
vom Knochen. Keine subjektiven Geräusche. Trommel-
fellbüd normaL Qeeen das Ende machte sich eine voll-
ständige Ertaubung links für alle Tonquellen bemerkbar.
Die Sektion ergab folgenden Befand: Zerstörung der
Kerne des Abduoens, Facialis und Acosticus, sowie deren
Wurzelfasem auf der linken Seite durch die Geschwulst.
HfimorrhMsche Zerstörung des Hömervenstammes, we-
niger des M. facialis, erstere nach der Peripherie hin zu-
nehmend bis zum jeweiligen Abgange der Fasern zum
Ganglion spirale in die einzelnen Sonneckenwinduneen.
Begmnende Fettentartung der zelligen Gebilde im Utri-
culus, Sacculus, den Ampullen und in den einzelnen Re-
gionen der ganzen Schnecke, bez. des Ductos cochlearis,
ausserdem kleine Irische Blutungen längs der Stria vas-
cularis des Ligamentum spirale. Depression der Mem-
brana Reissneri, starke Auswärtswölbung der Membran
des runden Fensters. In den Bogengängen die Zeichen
einer alten Entzündung, Bindegewebe- und Knochen-
neubüdung, Lückenbildung durch Gewebezerfall u. s. w.,
auf Grund einer in der Kmdheit überstandenen Masern-
und Scharlacherkrankung.
Ein zweiter hierher gehöriger Fall, der jedoch einen
ganz anderen anatomischen Befund lieferte, wird von
Schwabach*) mitgetheilt. Der Gehirntumor war ein
Plattenepithelkrebs der Schädelbasis, wahrscheinlich vom
Keilbein ausgegangen. Er hatte die Schädelknochen in
ausgedehnterem Maasse zerstört und war auch in die
benachbarten Hohlräume, Orbita, Nasenhöhle, Cavum
tympani, hineingewuohert Die Untersuchung der Ohren
zeigte, dass, während rechtorseits eine alte Schwerhörig-
keit in Folge von abgelaufener Otitis media purulenta
vorlag, links za Anfang noch ein vollkommen gutes Hör-
vermögen vorhanden war. Später indessen machte sich
auch auf dieser Seite eine stetig zunehmende Herab-
setzung der Hörfähiffkeit sowohl für Flöstersprache lüs
für das Ticken der Uhr bemerkbar, zugleich konnte eine
Verminderung der Perceptionsdauer für tiefe Töne durch
Luftleitung und eine beträchtliche Verlängerung für die
nämlichen Töne in Knochenleitang festg^tellt werden,
sowie femer ein negativer Ausfall des Rinne 'sehen Ver-
suches und ein Besserhören der auf den Scheitel ge-
setzten Stimmgabel auf dem stärker ergriffenen linken
Ohre. Die Knochenleitung für das Uhrticken war wohl-
erhalten, die hohen Töne der musikalischen Skala wiesen
eine nur geringe Abnahme der Perceptionsdauer auf.
Das Trommelfell, das anfangs nur getrübt war, zeigte sich
später diffus geröthet und stark eingezogen. Es sprachen
mithin sämmuiohe Befunde bei der Untersuchung dafür,
dass das Labyrinth intakt und vielmehr der scha^eitende
Apparat der Sitz der Erkrankung sein müsse. Diese An-
niüime wurde denn auch durcn die Sektion bestätigt
Letztere ergab in der That ein vollständig normales Ver-
halten des Aoustiousstammes und der Gebilde des inneren
Ohres.. Dagegen hatte die Geschwulst einmal dasOstium
pharyngeum tubae oomprimirt xmd ausserdem war sie
nach Zerstörung des Tegmen tympani in die Paukenhöhle
hineingewuchert und füllte zum Theil deren nnzen
Baum, die Gehörknöchelchen in sich bettend und sogar
>) Zteohr. f. Ohrenhkde. XXV. 1 u. 2. p. 1. 1893.
s) Berl. klin. Wchnschr. XXXL 48. 1894.
noch das Trommelfell an einer kleinen Stelle in seüoer
hinteren oberen Partie durchbrechend. Die Panken-
höhlensohleimhaut war an der Labyrinthwand intakt,
hinge^n in ihrer übrigen Ausdehnung entweder krebsig
infiltnrt oder einer gänzlichen Zerstörung anheimgefallen ;
vollständig durch die Neubildung erselzt zeigte sich der
Boden der Paukenhöhle, wo auch die Wand des Bulbus
venae jugnlaris an mehreren Stellen von dem Caicinom
durchbrochen war. Li den Zellen des WanenfortBatses
ziemlich reichliches fibrinös-eitriges Exsudat
6) Urknmkung des inneren Ohres bei Tabes
dorsaUs,
In einem hierher gehörigen Falle von Haber-
mann i) war gleich zu Beginn der Erkrankung Ohren-
sausen aufgetreten, dem nach etwa 4 Monaten totale
beiderseitige Taubheit fol^. Kein SchwindeL Bei der
Untersuchung wurden keine wesentlichen Verändemngeii
gefanden. Die HÖrprüfong eigab das Peroeptionsver-
mögen für die Uhr, die Sprache und hohe Stimmgabel-
töne aufgehoben, für tiete Stimmgabeltöne erhalten. Sek-
tionsbefnnd: Hauptkeme und Nebenkeme der Aoustici
gesund, ebenso die aufsteigenden Acnsticuswurzeln, da-
gegen die lateralen und mäialen Acusticuswurzeln staric
atrophisch. Im inneren Ohre beiderseite ein nahezu voll-
ständiger Schwund des Ramus Cochleae n. acustici bis
auf spärliche Fasern linkerseits, dem auch ein fast voll-
ständiger Schwund der Nervenfasern in der Schnecke
entsprach; dabei war der Stamm des Nerven ersetzt
durch ein mehr hyalines Bindegewebe mit un^mein
zahlreichen eingelagerten Corpora amylacea. Ramus
vestibuli in geringerem Grade entartet Facialis gesund.
Im rechten Ohre waren die Veränderungen weniger ent-
wickelt als im linken, namentlich war in der Spitze der
Schnecke noch ein Bündel ziemlich gut erhaltener Ner-
venfasern vorhanden und hier bot auch das Gorti'sche
Organ eine auffällig gute Beschaffenheit dar, ein Umstand,
der das bis zuletzt fortbestehende Gehör für tiefe Stimm-
gabeltöne erklärt.
Haag*) unterschddet zwischen Erkrankungen
des Gehörorgans, die durch die Tabes aliein her-
vorgebracht werden, und solchen, die zugleich auf
luetischer Basis beruhen. Für die erstere Fonn
ist chaiakteristisch während des Lebens die sidi
allmählich bis zu völliger Taubheit steigernde Qe-
hörabnahme, verbunden mit subjektiven Geräu-
schen, und patholog.-anatomisch eine langsam fcwt-
Bchreitende Acusticusatrophie (2 eigene Beobaoh.-
tungen). Bei der zweiten Form tritt die Taubheit
anfallweiae unter dem Bilde des Henidre'scliea
Symptomoomplexes auf; die Sektion zeig;t hier,
wie eine Beobachtung Hang 's darthut, des-
gleichen eine Sklerose der Nn. aousticii ausserdem
aber als von der Syphilis abhängig massenhafte
Bundzelleninfiltration, besonders in den Nerven-
Bcheiden und um die Gefftsse herum, sowie die
bekannten Wucherungen der Oefässwandungen mit
theilweiser Aufhebung des Lumen.
7) Erkrankung des inneren Ohres bei Paroti-
tis epidemiea. Die von Hang') und Tsakj-
>) Aroh. f. Ohrenhkde. XXXtTT. 2. p. 105. 1892.
*) Die Krankheiten des Ohres in ihror Beziehunjg^ zu
den Allgemeinerkrankungen, p. 205. Wien u. Leipzig
1893. Urban tl Sohwarzenbers.
*) Die Krankheiten des Ohres in ihrer Besiehung zu
den Allgemeinerkrankungen, p. 75 u. Wenzel, Ohr-
erkrankungen bei Parotitis epidemica. Inaug.-Diss. Mün-
chen 1893.
Blau, Bericht über die neueren Leifltongen in der Ohrenheilkunde.
273
r 0 g 1 0 u 8 ^) mitgetheüten FUle beweisen auf 8 Neue
die B(toarligkeit der Erkrankungen des inneren
Ohres nach Parotitis, indem die dadurch hervor-
gerufene Taubheit jeglicher Behandlung widersteht.
Bemerkenswerth ist in klinischer Hinsicht beson*
den die eine der Beobachtungen Hang 's. Bei
einem lljfthrigen Knaben traten plötzlich Hinter-
hauptsohmerzen, Schwindel und unsicheres Oehen,
kurzdauernde heftige Schmerzen in beiden Ohren,
Fieber und Erbrechen auf; am nfichsten Tage totale
Taubheit ; die Parotissch wellung erschien erst am
4. Tage. Dass die Otitis interna bei doppelseitiger
Parotitis einseitig sein und umgekehrt bei ein-
seitiger Parotitis sich auf beide Ohren erstrecken
kann, ist bekannt, ebenso, dass neben der Erkran-
kung des inneren Ohres oder ohne solche bei
Mumps auch exsudative und eitrige Paukenhöhlen-
entzündungen vorkommen, die natürlich eine bei
Weitem bessere Prognose bieten. Tsakyroglous
erwfihnt, dass er bei Parotitis mit massigem Fieber
öfters am 5. Tage , wenn die Drüsensoh wellung
schon vorüber war, Oesichtsröthe und einfachen
Schwindel beobachtet hat, von 2 — StSgiger Dauer.
8) Erkrankung des inneren Ohres bei Leukämie.
Wie Lannois') aus den in der Literatur ver-
öffentlichten Fällen und aus einer eigenen Beob-
aditung schliesst, kann die Leukämie, wenngleich
seltener als das Auge, auch das Qehörorgan in ver-
schiedener Weise schädigen, und zwar derart, dass
entwedw nur die Paukenhöhle oder die Pauken-
höhle und das Labyrinth oder das Labyrinth allein
ergriffen werden. Je nachdem sind die Erschei-
nungen während des Lebens verschieden, es be-
steht eine einseitige oder beiderseitige Taubheit,
mit oder ohne subjektive Geräusche und Schwindel,
oder es findet sich das Bild eines vollständig aus-
gesprochenen Moniere 'sehen Anfalls. Bei der
Autopsie findet man meist Blutungen und deren
Folgen, nur in dem einzigen Falle von Politzer
lag eine wahre leukämische Neubildung vor. Eine
schon von früher her vorhandene, wenn auch
leichte, Erkrankung scheint das Ohr fOr die Be-
theiligung empfänglicher zu machen.
Diese Bemerkungen empfangen duroh die zweineaen
Beolmohtongen von Lannois und von Warenhäu-
ser*) ihre Bestätigung. Der Kr. von Lannois war ein
34 Jahre alter Mann mit den bekannten Symptomen der
lienalen Leukämie. 8 Monate vor seinem Tode war er,
als er sich vom Bette erheben wollte, plötzHoh zu Boden
gestürzt, ohne das Bewusstsein zu verlieren, er sah alle
Gegenstände der Umgebung sich herumdrehen und hatte
zugleich heftiges Ohrensausen. Als er aufgehoben wurde,
steUte sich Erbrechen ein, das, ebenso wie der fast be-
ständige Schwindel, 3 Tage anhielt Das Hörvermögen
scheint zu Anfang nur geschwächt gewesen zu sein, erst
am 3. Ta^ entwickelte sich innerhalb weniger Stunden
vollständige Taubheit. Während des weiteren Verlaufes
der Krankheit waren dieSchwindelersoheinungen gering-
fügig, der Gang des Kr. aber unsicher. Die Untersuchung
ergab ein nahezu normales Trommelfellbild. Sektions-
>) Mon.-Schr. f. Ohrenhkde. u.8.w. XXYII. 10. 1893.
s) Ann. des Mal de rOreüle etc. XYIIL 1. p. 1. 1892.
») Arch. f. Ohrenhkde. XXXIV. 3. p. 219. 1892.
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 3.
befand : Starke Osteoporose beider Fdsenbeine. Pauken-
höhlen normal. Im häutigen Vorhofe eüi in Organisation
begriffenes altes Blutgerinnsel, mit deutlich verästelten
neugebildeten Gefässen. Peiilymphatischer Raum nur
an einzelnen Stellen von einem gleichen Extravasate ein-
genommen, hier und da geringe Pigmentablagenmgen.
Nervus vestibulaiis, Maoidae und Cnstae acusticae un-
verändert bis auf eine mehr oder weniger ausgedehnte
Abhebung des Epithels. Die Ampullen der luubzirkel-
förmigen Kanäle verhielten sich ähnlich wie der Vorhof,
nur dass das sie erfüllende Blutgerinnsel eine vielleicht
noch stärkere Vaskularisation darbot Die Halbzirkel-
gänge hatten in ihrem häutigen Theile im Grossen und
Ganzen die normale Beschaffenheit bewahrt, dagegen
war der perilymphatischa Raum vollständig duroh eia
glänzend weisses, neugebildetes Knochengewebe aus-
gefüllt, das ziemlich stark gegen den normalen Knochen
abstach. In der Schnecke zeigte sich das Gorti'sche
Organ, sowie das Epithel des Canalis ooohleaiis wohl-
er£üten und man sah weder am Nerven, noch am
Ganglion spirale irgend welche leukämische Infiltration.
Ein spärliches Extravasat £uid sich in der Soala vestibuli
(vielleicht audi der Soala tympani) der ersten Sohnecken-
windunff, bestehend aus einem Fibrinnetz mit ziemlich
weiten Maschen, in dem die weissen Blutkörperchen vor-
herrschten. Femer war am oberen Ende des Modiolus,
besonders rechts, eine Anzahl von röthliohbraunen rund-
lichen Punkten vorhanden.
Von dem Falle Wagenhäuser's liegt nur ein
ausführlicher Sektionsbefund vor, die Anamnese in Bezug
auf das Gehörorgan ergiebt nichts Weiteres, als dass die
35jähr. (mit lienäer Leukämie behaftete) Kr. vollkommen
taub gewesen war. Keinerlei Veränderungen im Mittel-
ohre. Scala vestibuli in der oberen und mittleren Win-
dung beider Sohnecken fast ganz von einem Extravasate
ausgefüllt; in der unteren Windung enthielt die VorhoCs-
treppe, ebenso wie durchgängig die Soala tympani, nur
einen schmalen, der Lamina spiralis ossea aufliegenden
Saum körniger Massen und daiiiber, theils einzeln, theils
in Gruppen von 8 — 10 Stück angeordnet, grosse rund-
liche Zellen mit kömigem Inhalt. Im Ductus oochlearis
umhüllten allerorts körnige Massen die Membrana Gorti
und das Gorti'sche Organ; die. Zellen des letzteren und
die Membrana Reissneri waren meist noch sehr gut
erhalten. Im Stamme des Hömerven kein Extravasat,
wohl aber im Ganalis gangliouaris der mittleren Windung.
Gefässe der Schnecke überall strotzend gefüllt Im Utri-
culus ein grosses, zumTheil schon zerfaiUenes Extravasat
und zahlreiche der oben beschriebenen grossen rund-
lichen Zellen; zwischen jenem und der st^k verdickten
periostalen Auskleidung der medialen Wand des Vesti-
Dulum neugebildetes Bindegewebe. Desgleiohen massen-
hafte Extravasation in der Oistema pemymphatica und
in der AmpuUa inferior, während die übrigen Ampullen
nur spärlichen Bluterguss, dagegen mächtige, vom Periost
ausgehende Bindegewebeentwicklung aufwiesen« Macula
utriculi und Gristae ampullares mit relativ gut erhal-
tenem Epithel Kleine Extravasate in den enteprechen-
den Nervenzweigen. Der perilymphatische Raum der
Bogengänge war theils von Bindegewebe, theils von
neugebüdetem Knochengewebe ausgefüllt, letzteres aa
einzelnen Stellen auch in Form unregelmässig zackiger,
von der Wandung ausgehender Vorsprünge erscheinend.
Häutige Bogengänge überall gut erhalten, stellenweise
duroh die umgebende Knochenmasse winklig odernieren-
formig eingebogen, mit einzelnen kleinen Extravasaten.
9) Erkrankung des inneren Ohres bei SgpkiHs.
Bemerkenswerth ist der folgende, von GharazacO
berichtete FaU, der sowohl in ätiologischer Hinsicht, als
auch deswegen ein besonderes Interesse bietet, weil sich
hier, im Gegensatze zu dem gewöhnlichen Vorkommen,
die Symptome der Labyrinthsyphilis sehr früh nach der
<) Revue de LaryngoL etc. Xm. 12. p. 369. 1802.
35
274
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunda
Infelrtion und bereits vor dem Auftreten der sekundären
Erscheinungen eingestellt hatten. Der 28jfihr. Er. klagte
seit 10 Tagen über Schwerhöiigkeit, besonders stark auf
der rechten Seite, laute- subjektive Qeräusche, häufigen
Schwindel und Kopfschmerzen, vorzugsweise während
der Nacht. Enochenleitong aufgehoben, H in ne 'scher
Versuch positiv, TroounelfeUbild normal, nach der Luft-
dusche keine Besserung. Eine syphihtische Infektion
wurde in Abrede gestellt, auch liessen sich nirgends am
Körper die Zeichen einer solchen auffinden; trotzdem
aber trat nach Darreichung von Jodkalium ein schnelles
Verschwinden sämmtlicher Störongen ein. Ungefähr
1 Monat später erschien der Kr. aufs Neue, und zwar
dieses Mal mit unzweifelhaften syphilitischen Plaques an
den Mandeln, dem harten und weichen Oaumen. Er
läagnete jetzt nicht minder jede Ansteckung, erzählte
indessen, dass er sich 2 Monate vor den eisten Ohr-
symptomen anf dem Markte einen Zahn hatte ziehen
lassen und dass die Wunde sehr lange Zeit zum Heilen
gebraucht hätte. Yermuthlich war auf diesem Wege die
syphilitische Infektion zu Stande gekommen; nach den
Nahrungen Charazac's sollen bei Sitz des Primär-
affektes an den lippen, ui der Mundhöhle und im Rachen
cerebrale Störungen weit mehr zu forchten sein, als
wenn das Krankneitsgift auf dem gewöhnlichen Wege
von den Genitalien aus in den Körper eindringt
10) Pilocarpin gegen nervöse Schwerhörigkeit.
Das Pilocarpin wird auch neuerdings wieder von
Schubert^), Eulenstein^), Trautmann^),
O.Wolf 1), Kretschmann»), Lucaei),Field«)
und Turnbull ') gegen nervOse Schwerhörigkeit
empfohlen, und zwar besonders bei frischen For-
men, zumal solchen, die syphilitischen Ursprunges
sind. Weit weniger leistet das Mittel bei chro-
nischer Labyrintherkrankung und beiCompUkation
mit Sklerose der PaukenhOhlenschleimhaut, An-
kylose der Gehörknöchelchen u. s. w. ; überhaupt
ist zu seiner erfolgreichen Anwendung Vorbedin-
gung, dass es sich um einen der Resorption zu-
gänglichen Erguss hämorrhagischer oder exsuda-
tiver Natur, bez. um eben solche zellige Infiltra-
tionen innerhalb des Labyrinthes handelt, die die
nervösen Elemente nur durch den ausgeübten
Druck beeinträchtigt, aber noch nicht in irreparab-
ler Weise verändert haben. Als Anzeigen gegen
jede Behandlung mit Pilocarpin werden hohes
Lebensalter, grosse Schwäche und das Vorhanden-
sein von Herzaffektionen bezeichnet; unter allen
Umständen soll man während der Eur auf die
Beschaffenheit des Herzens achten und bei etwaigen
Störungen sogleich Reizmittel, schlimmstenfalls
als Gegengift Atropin verabreichen. Die Dosis
darf nach Field und Turnbull zu Anfang
nicht grösser als 0.003— 0.005 g für die Ein-
spritzung genommen werden, mit allmählicher
Steigerung auf 0.008—0.01 bis höchstens 0.0 15 g.
Schubert warnt vor einer zu schüchternen Dosi-
ning, er beginnt bei gesunden Erwachsenen nicht
unter O.Ol g und steigt bald bis zur Grenze der
"Verträglichkeit, die sich meist bei 0.015 — 0.02 g
befindet. Femer räth er, das Mittel nicht bei
vollem Magen zu geben. Der Kranke lege sich
Abends 1 — 2 Stunden vor der Mahlzeit zu Bett,
dann geschieht die Pilocarpininjektion , und erst
wenn Schweiss und Speichelfluss aufg^ört haben,
darf leichte Nahrung genommen werden; auch
soll der Kranke nachher das Zimmer nicht mehr
verlassen und keine grossen Flüssigkeitsmengeu
gemessen. Die Einzelgabe für die Folia Jaborandi
innerlich beträgt nach Er etschmann 3g; den
Beobachtungen von Schubert zufolge steht die
innerliche Darreichung hinter der subcutanen An-
wendung zurück. Wo es sich um frische Labyrinth-
syphilis handelt, ist es gerathen, gleichzeitig eine
Schmierkur einzuleiten (Trautmann). Ein com-
plidrendes Paukenhöhlenleiden bedarf natürlich
ausserdem einer besonderen Behandlung.
11) Labyrinihnekraae. Die aus den letzten
Jahren stammenden Beobachtungen von Labyrinth-
nekrose,llanderZahl[Hessler^),Schwartze^)
2 F., Kirchner'), Töplitz«), Max<^) beider-
seitige Erkrankung, Lemoke*), Weil^), Lan-
nois*)], bieten nichts wesentlich Neues. Ge-
wöhnlich hatte schon seit langer Zeit eine Pauken-
höhleneiterung bestanden, bevor das Leiden unter
mehr oder weniger akuten Erscheinungen auf das
innere Ohr Übergriff. Nur Töplitz glaubt, bei
seiner Kranken eine primäre Labyrinthnekrose an-
nehmen zu können, und zwar deswegen, weil als
Erstes Faoialislähmung vorhanden war, erst danach
sich die Eiterung einstellte und im B^nne sehr
starke Gleichgewichtstörungen bestanden, derart,
dass das Kind während 5 Wochen nicht zu stehen
vermochte und später das Gehen allmählich wieder
erlernen musste. Als Grundkrankheit lag hier
Scarlatina vor ; der weitere Verlauf gestaltete sich
allerdings langsam, so dass die Ausstossung der
Sequester erst nach 2^1 Jahren erfolgte. Faciahs-
lähmung als begleitendes Symptom wird in der
Hälfte aller Fälle erwähnt Sie kann spontan
wieder zurückgehen. In der einen Beobachtung
Schwartze's trat sie erst im Anschluss an die
Sequesterextraktion ein.
Bei den ausgestossenen nekrotisohen KnocheDtheüen
handelte es sioh zumeist um Stücke der Sohnecke, die,
dem basalen Abschnitte angehörig, die unterste oder auch
noch etwa die Hälfte der zweiten Windung umfossten.
Die ganze Sohnecke wurde in den Beobachtungen von
Kirchner, Max, sowie in einem der Fälle Lannois*
entfernt, Weil konnte an seinem Piftparate die Schnecke,
den Yorhof und zum Theil auch die halbzirkelformigeo
0 Ber. üb. d. I. Vers. d. Deutschen otol. Oes. im
Arch. f. Ohrenhkde. XXXTTT. 3 u. 4. p. 312. 1892.
«) Brit med. Jornn. April 2. 1892. p. 701.
*) Ann. of Ophthalm. and Otol. I. 1. p. 45. 1892.
«) Arch. f. Ohrenhkde. XXXIH. 2. p. 88. 1892.
*) Vgl. Grunert, Ebenda XXXVI. 4. p. 289. 1894
u. Köhler, üeber Nekrose des Ohrlabyrinths. Inaag.-
Diss. Halle a. 8. 1893.
') Ber. über d. XI. intern, med. Gongress zu Rom im
Arch. f. Ohrenhkde. XXXVn. 3 u. 4. p. 241. 1894.
*) Ztschr. f. Ohrenhkde. XXTTT. 3 u. 4. p. 271. 1892
u. New York. med. Mon.-Schr. IV. 10. p. 369. 1892.
») Wien. med. Wchnschr. XU. 48. 49. 50. 51. 1891.
«) Beri. klin. Wchnschr. XXX. 38. p. 926. 1893.
^) Württemb. med. Corr.-Bl. LXm. 25. p. 195. 1893.
•) Revue de Laryng. , d'Otol. etc. XV. 13. p. 493.
1894.
Blau, Bericht über die neaeren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
275
Eanäle nachweisen, in einem weiteren Falle von Lan-
nois war der Sequester so gross, dass zu seiner Ent-
fernung die Ohrmusohel abgelöst werden musste und
hernach ein grosser buchtiger Hohlraum in der Tiefe
zurückblieb, der durch vollständiges Verschwinden des
Promontorium und der nach innen von ihm gelegenen
Theile entstanden war und auf allen Seiten von hartem
Knochen begrenzt wurde. Der Aussang der Erkrankung
gestaltete sich bis auf die zurückbleiiMnde Taubheit in
den meisten der Fälle günstig, nur vonLannois wird
erwähnt, dass Iraal die Otorrhöe fortdauerte, und femer
ging einer der Er. von Sohwartze, sowie der von
Max an den Folgen der ehren. Otitis media purulenta
zu Grunde, nämlich an eitriger Meningitis, vergesell-
schaftet bei Sohwartze mit einem (operativ eröfmeten)
Schläfelappenabscess. Bemerkenswerth ist, dass auch
jetzt wieder in 3 Beobachtungen das Fortbeetehen eines
Bestes von Gehör üi dem schneokenlosen Ohre hervor-
gehoben wird. Der eine der Er. von Lannois hörte
die TJhr und den Polüxer^ sehen HÖrmesser in Enochen-
leitung von der Gegend vor dem Tragus und vom Proc.
mastoideus, weniger deutlich die Stimmgabel, deren Ton
übrigens vom Scbeitel aus nicht nach der einen oder
anderen Seite verlegt wcmle, der Rinn ersehe Versuch
heferte ein negatives Ergebniss. Bei Hessler 's Eranken
fiel der Weber 'sehe Versuch positiv aus, d. h. die
Stimmgabelperception erfolgte vom Scheitel deuÜich nach
dem knmken Ohre. Besonders ausführlich sind die An-
gaben von Eirchner. Die Er. hörte den Ton einer
kräftig angeschlagenen Stimmgabel vom Proc. mastoideus
der kranken Seite aus, gleichgültig, ob dabei hohe oder
tiefe Töne zur Verwendung kiunen, immer bestimmt auf
dem zugehörigen Ohre ; erst nach einiger Zeit wanderte
mit der Abnahme der Stärke des Tones die Empfindung
über die Stirn in die andere, gesunde Seite. Wurde die
Stimmgabel ganz schwach angeschlagen und auf den
Warzenfortsatz des schneckenlosen Somäfenbeins gesetzt,
so vernahm die Er. den Ton schon von Anfang an nur in
dem gesunden Ohre. Von der Mittellinie des Ober- und
Unterkiefers aus wurde bei Aufsetzen der Stimmgabel
auf die Schneidezähne der Ton in dem gat hörenden Ohre
wahrgenommen. Wenn man dagegen die Gabel nach
der schneckenlosen Seite vorrückte und sie hier auf die
Eckzähne und Backzähne setzte, verschwand die Percep-
tion in dem gut hörenden Ohre imd wurde der Ton deut-
lich in dem schneckenlosen Ohre gehört Eirchner
glaubt, eine Erklärung für die ceschuderten Beobachtun-
gen vielleicht in dem Zurückbleiben noch geringer Reste
vom Endapparate des N. acosticus in der Schnecke oder
in der Erregbarkeit des Stammes des Hömerven durch
Scball oder in einer Hörfunktion der nervösen Apparate
im Vestibulum und in den AmpuUen finden zu können.
Dem gegenüber muss jedoch stets von. Neuem betont
werden, dass Beobachtungen von einseitiger Schnecken-
nekrose, schon allein wegen der ünausschaltbarkeit des
eesunden Ohres, der möglichen Fehlerquellen zu viele
bieten, als dass aus ihnen eine so mit allen unseren heu-
tigen physiologischen Anschauungen in Widerspruch ste-
hende Folgerung gezogen werden dürfte. Nur wenn bei
einem Eranken nach beiderseitiger nekrotischer Aus-
stossun^ der Schnecke noch eine Tonperception vorhanden
wäre, hesse sich die Annahme noch einer anderen Loka-
lisation der letzteren ausser in der Schnecke rechtfertigen
und auch dann müsste durch Wiedergabe der bezüglichen
Tone von Seiten des ICranken sich ausschliessen lassen,
dass nicht etwa Gefühlsensationen für Schallemp^ndungen
gehalten werden. In dem einzigen der obigen Fälle aber,
in dem eine beiderseitige Schneckennekrose bestand, näm-
Hch demjenigen von Max, war totale Taubheit für alle
Schallquellen vorhanden und Max fügt ausdrückUch
hinzu, dass etwaige gegentheilige Angaben hier stets,
durch vergleichweise Applikation der Stimmgabeln an
anderen Eörperpartien, aus einer Verwechselung von sen-
siblen mit akustischen Empfindungen erklärt werden
konnten.
12) Thubstummheü^). Das Hftufigkeitsverhält-
niss der angeborenen zu der erworbenen Taub-
stummheit wird von den einzelnen Autoren sehr
verschieden hingestellt dawart, dass sich bald beide
Gruppen im Gleichgewichte befinden, bald die eine
die andere mehr oder weniger beträchtlich über-
ragt. Es hat dieses nach Mygind darin seinen
Grund, dass, während die Ursachen der angeborenen
Taubstummheit mehr stabiler Natur sind, diejenigen
der erworbenen Taubstummheit, und zwar besonders
die hauptsächlichsten unter ihnen, sich zu ver-
schiedenen Zeiten mit verschiedenem Charakter
und wechselnder Stärke geltend machen. Am
nächsten dürften noch der Wahrheit die Berichte
aus den Anstalten kommen ; eine bezügliche Zu-
sammenstellung von Mygind ergiebt 3873 Taub-
geborene auf 4773 Taubgewordene, so dass mithin
gegenwärtig über die Hälfte sämmtlicher Fälle auf
erworbener Taubheit beruht unter den cUlgemeinm
ürsaehm der Tixubstummheü stehen in erster Linie
ungünstige sociale und h jgieinische Verhältnisse,
wie sie durch Armuth, schlechte Wohnungen, ün-
sauberkeit, der Gesundheit schädliche Beschäfti-
gung u. s. w. gegeben werden. Daraus erklären
sich auch zum grossen Theile die unterschiede in
der Häufigkeit des Gebrechens in den verschiedenen
Ländern, sowie in den verschiedenen Gegenden
desselben Landes mit besonderer Bevorzugung der
gebirgigsten Distrikte, femer das üeberwiegen des
platten Landes gegenüber den Städten, welche letz-
tere ausserdem eine grössere Möglichkeit zur Auf-
suchung ärztlicher Hülfe bei Krankheiten gewähren.
Das männliche Geschlecht pflegt bei beiden Formen
des Leidens stärker als das weibliche vertreten zu
sein, vornehmlich aber macht sich diese stärkere
Betheiligung bei der erworbenen Taubstummheit
bemerkbar, und zwar vermuthlich deswegen, weil
die sie erzeugenden Gehirnkrankheiten unter Ena-
*) Vgl. Lemcke, Die Taubstununheit im Gross-
herzogthum Mecklenburg-Schwerin^ ihre Ursachen u. ihre
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276
Blau , Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
ben entschieden h&nfiger als unter Mfidchen sind.
Frühes oder auch sehr vorgerQcktes Alter der
Eltern beim Eingehen der Ehe, die Yerbindung
zwischen jüngeren Mftnnem und filteren Frauen
oder Altersunterschiede zwischen den Eheleuten
überhaupt können nicht als maassgebend bei der
Entstehung der Taubstummheit hingestellt werden.
Dagegen fSllt in den meisten Familien, wo Taub-
stumme sich finden, ein grosser Seichthum an
Kindern mit schnell auf einander folgenden Ge-
burten zusammen. In den gleichen Familien pflegt
auch die Eindersterblichkeit eine abnorm grosse zu
sein, ein umstand, der sich neben derOebrechlich-
keit der Deeoendenz aus der Oleichgültigkeit und
der schlechten materiellen Lage der Eltern erklfirt.
Pathologische Belastung konnte bei mehr als zwei
Dritteln aller Taubstnmmenfamilien nachgewiesen
werden, sei es, dass es sich dabei um das Vor-
kommen von Taubstummheit selbst bei den Eltern
(sehr selten, von Love beobachtet), Geschwistern
und Seitenverwandten, um dasYorkommen starker
Schwerhörigkeit in der Familie oder um constitu-
tionelle Leiden, namentlich Tuberkulose, Geistes-
krankheiten, Idiotie, Epilepsie, Sehstörungen und
Alkoholismus handelte. Durch den Einfluss der
erblichen Belastung erklärt sich nicht minder die
ursfichliohe Bedeutung der consanguinen Ehen.
Die unmittelbaren Ursachen, die zur erworbenen
Taubstummheit Veranlassung geben, sind, wie be-
kannt, vor Allem die verschiedenen Oehimkrank-
heiten (38.7^/o Lemcke), dann die akuten infek-
tiösen Krankheiten, vornehmlich die Scarlatina
(24.4<^/o Lemcke, 20.8% M y g i n d), die Masern
(8.3*/o Lemcke, 5.3%Mygind), der Typhus
(3.4<>/o Lemcke, 1.9% Mygind), die Diph-
therie (I.50/0 Lemcke, 2.4% Mygind) und
die Tussis convulsiva (1.5% Lemcke, 4.3%
Mygind), ausserdem Traumen (5.0% Lemcke,
1.4% Mygind), Erkältung (l.io/o Lemcke),
Drüsen- und englische Krankheit (5.3^/q Lemcke),
primäre Ohrenkrankheiten (8.6% Lemcke). Das
Alter, in dem diese Ursachen sich geltend machen,
sind am häufigsten (66%) die drei ersten Lebens-
jahre, doch sei bemerkt, dass Taubstummheit bei
entsprechender Veranlassung sich auch noch später
entwickeln kann, so in 16derStatistikLemcke's
entstammenden Fällen noch nach dem vollendeten
8. Lebensjahre.
üeber die paihologische Anatomie der Taubstomm-
heit besitzen wir durch Mygind sehr ansföhrliohe Mit-
theiluDgen. Hanptsäohlicher Sitz des Processes ist fast
ohne Ausnahme das Labyrinth, mid zwar handelt es sich
hier in der Regel sowohl bei der angeborenen, als bei der
erworbenen Form um die Folgezustfinde einer beider-
seitigen weit verbreiteten und starken Entzündung, wäh-
rend Bildungsanomalien zu den Seltenheiten gehören.
Ueberwiegend häufig wird eine knöcherne Ablagerang in.
den normalen Höhlen des Labyrinths erwähnt, die mit
Vorliebe die Bogengänge, einen oder mehrere, betrifft;
oft iSsst sich die neu^ebildete Enochensubstanz in Farbe
und Consistenz nicht mi Geringsten von dem benachbarten
Knochen des Felsenbeins unterscheiden und es kann da-
durch die irrthümhche Annahme eines angeborenen Feh-
lens der Bogengänge oder anderer Labyrinihabsdhnitte
hervoreemfen werden. Auch eine Ablagerung v<m wirk-
lichen Kaikmassen in den Hohlräumen des inneren Ohres
kommt als Folge einer in der Kindheit überstaDdeaen
Otitis interna vor. Neben dem Labyrinthe findet sich
femer ausserordentlioh oft das mituere Ohr ergrifieo,
deegieichen nur ausnahmeweise in Gestalt von Büdungs-
fehlem, sondern fast regelmässig durch starke Entzün-
dung, und zwar meist sotohe eitr^r Natur. Die fär die
Taubstummheit charakteristischen Veränderungen der
Paukenhöhle haben am häufigsten ihren Sitz in den bei-
den Fenstern und um diese hemm, vornehmlich in dem
runden Fenster und dessen nächster Umgebung; iets-
teres hat in nicht weniger als dem 4. Theiie sämmthcher
Sektionen AnomaUen dargeboten, besonders ist es mit
auffallender Hävifigkeit durch Knochensubstanz ver-
schlossen angetroffen worden. Diesen Befunden ent^
spricht auch das Ergebniss der Untersuchung am Leben-
den, nämlich das häufige Vorkommen von Zeichen katar-
rhalischer und eitriger Mittelohrentzündungen bei Taub-
stummen. Nach den Anntben von Lemcke waren
solche vorhanden bei den Taubgeborenen in 28.1Vo* ^
erworbener Taubstummheit in 56.5^/o, bei fraglicher JBnt-
stehung in 33.3<^/o. l^i® Häufigkeit des Vorkommens von
adenoiden Vegetationen des Nasenrachenraums, sowie
von sonstigen Veränderungen in Nase, BaohenundCavnm
pharyngonasale, die auf das Mittelohr schädlich zurück-
wirken können, wird durch Lemcke, Mygind, Wro-
blewski und Robertson hervorgehoben. Lemcke
macht femer darauf auftnerksam, dass, wShrend die
Körperlänge der von ihm untersnohten Taubstummen
mit derjenigen bei VoUsinnigen in den einzelnen Alter»-
perioden fast gleichen Schritt hielt, sämmÜiche Kopf-
maasse (mangelhaftes Oehimwachsthuml) erheblich za-
rückblieben. Von beiden Eopfdurchmessem wurde der
quere bedeutender und in allen Wachsthumsperioden
gleichmäsaiger verringert gefunden als der gerade.
In Bezug auf das Qehör der Taubshwimen erhalten
wir von Lemcke folgende Angaben. Bei 7.3*/t seiner
Er. konnte nicht sicher entschieden werden, ob überhaupt
noch ein Best von Hörvermögen bestand. Sicher nach-
gewiesene Höriähiekeit hatten 48.7^/o, aber nur bei
8.4V* war sie so beträchtlich, dass die Er. im Ver-
kehre mit ihren Mitmenschen einen Gebrauch davon
machen konnten. 9.3*/o aller Taubstummen hatten nur
auf einer Seite einen Rest von Hörvermögen behalten.
Die Zahl der Totaltauben war unter denTaubgewordeoen
grösser als unter den Taubgeborenen {48^/% gegen
39.7^0)- Verhältnissmässig häufig wurde gefunden, dass,
wenn mehrere taubgeborene Emder in einer Familie
vorhanden waren, das älteste oder die älteren am schlech-
testen oder gar nicht hörten, dagegen die später Gebore-
nen Hörfahigkeit beeassen, die um so beträchtlicher aus-
fiel, je weiter die später geborenen Einder in der Geburts-
folge von ihren älteren Geschwistern getrennt waren.
Von B e z 0 1 d sind an 78 ZögUng^i des Münohener königl
Taubstummeninstittttes Untersuchungen mit der c(m-
tinuirlichen Tonreihe angestellt worden. 48 Gehörorgane
ergaben sich als total taub. 28mal beschränkte sich der
Hörbereich auf „Toninseln^S die an Umfang von nur 2
halben Tönen bis zu 2Vi Oktaven schwankten und, mit
Ausnahme der Subcontrar und Ck>ntraoktave, sowie an-
dererseits des Gebietes des Galtenpfeifohens, in allen
Oktaven mit annähernd gleicher Häufigkeit sich vor&n-
den. Tonlücken waren 20naal vorhanden, IGmal einfacdie
und 4mal doppelte, in der Ausdehnung von einem ein-
zigen halben Tone bis zu 3 Vi Oktaven und mehr. Nur
Imal zeigte sich ein Defekt des ganzen oberen Bereiches
bis zu g* herab, während der ganze untere Theil der
Skala bis in die Subcontraoktave hinein gehört wurde.
8mal war gleichzeitig ein Defekt an der oberen und an
der unteren Tongrenze nachzuweisen, letzterer etwa
1 bis 6Vt Okteven umfassend, ersterer niemals über das
fünfgitttrichene e herabgehend. 18mal bestanden neben
unwesentlichen Defekten am oberen Bnde grosse Defekte
Blau, Bericht über die neueren Leistungen in der Ohrenheilkunde.
277
am unteren Ende der Skala, Yon 4Vt his zu 7 Oktaven.
Endlich liessen sich in einer letzten Gruppe von 33 lallen
desgleichen am oberen Ende nur unwesentliche Defekte
bis zu Galton etwa 7 oonstatiren, aber es Dahmea sueh
am unteren Ende die Defekte, von 4 Oktaven \Aa zu
Vt Oktave, an umfang ab. Aus der Gesammtübersicht
der Gruppen ergiebt sich, dass die Defekte am unteren
Ende der Skala bei Weitem häufiger und ausgedehnter
als am oberen Ende sind.
Die Behandlung hat in FSllen von Taubstumm-
heit stets ihr Augenmerk darauf zu lenken, ob nicht
im Mittelohre und im Gebiete der benachbarten
Schleimhäute krankhafte Zustände vorhanden sind,
deren Hebung einen bessernden Einfluss auf das
HörvermOgen auszuüben vermag. Dass auf solche
"Weise die Heilung einer beginnenden Taubstumm-
heit gelingen kann, — ebenso wie eine rationelle
Behandlung der Ohrenleiden im Stande sein wird,
die Häufigkeit der Taubstummheit überhaupt her-
abzusetzen, — wird ^ureh die folgende Beobach-
tung von Lemcke bewiesen.
Ein Mädchen, das bis in das 4. Lebensjahr leidlich
gut gehört und gesprochen hatte, fing um diesen Zeit-
punkt an^ immer ^eichgültiger gegen seine Umgebung
und immer einsilbiger zu werden, es antwortete nicht
mehr, wenn es angeredet wurde, und machte im Sprechen
besorgnisserregende Rückschritte. Zugleich bestibidiger
Schnupfen mit weissgelblicher Absonderung , unruhiger
Schlaf, häufige Schmerzen in den Ohren. Bei der Auf-
nahme , etwa 2 Jahre später , unterschied sich das Kind
in nichts von einem gleiohalterigen taubstummen. Trom-
melfelle maximal eingezogen, unks in der ümbogegend
Verwachsung mit dem Promontorium und eine stock-
nadelkopfgrosse, durch eingedicktes Sekret verklebte
Perforation im hinteren oberen Quadranten. DüGFase
schleimig-eitrige Rhinopharyngitis, stark entwickelte ade-
noide Vegetationen, beträchtliche Tubenstenose, massige
Tonsillarhypertrophie. Das Kind hatte nur noch Vokid-
gehör und war nicht im Stande, mittellaut und dicht vor
den Ohren gesprochene Worte nach zusprechen. Durch
Besserung der Zustände in Nase und Raohen, Paraoen-
tese und Synechotomie linkerseits, regelmässige Anwen-
dung der Luffcdusche gelang es innerhalb einiger Monate,
das Gehör soweit zu bessern, dass laute Worte aus einer
Entfernung von 6 m gut verstanden und nachgesprochen
wurden. Nach weiteren s/j Jahren stellte sich sogar die
Hörfähigkeit für Flüstersprache rechts auf 3, links auf 1 m.
Das Eind konnte mit Erfolg an dem Unterrichte in der
Ortsschule theilnehmen.
ürbantschitsch empfiehlt bei Taubstum-
men einen methodischen akustischen Unterricht
(durch Vorsprechen von Vokalen, Consonanten,
einaelneB Worten und später ganzen Sätzen, ferner
durch musikalische Töne) und berichtet über sehr
günstige Erfolge, derart, dass Kinder, die vielleicht
zu Anfang für alle Tonquellen taub erschienen,
weiterhin auf mehrere Schritte mittellaut Gespro-
chenes verstehen und sogar in Gemeinschaft mit
anderen, vollsinnigen Kindern unterrichtet werden
konnten. Dabei zeigte sich die OehOrzunahme
nicht nur für diejenigen Schalleindrücke, mit
denen geübt worden war, sondern es machte sich
eine allgemeine Entwicklung des Hörsinnes für
alle Schallquellen bemerkbar; bei der üebuBg mit
Worten nahm z, B. auch die Fereeptionsfäfaigkeit
für musikalische Töne zu und umgekehrt, ein Ver-
hahen, das für die Selbstbehandlung des Kr. von
Wichtigkeit ist. Ferner kann bei Hebung des einen
Ohres das Gehör sich zugleich auf dem zweiten,
nicht geübten Ohre bessern. Die üebupgen sollen
anfangs täglich '/^ Stunde (mit entsprechenden
Zwischenpausen), später mindestens 1 Stunde lang
vorgenommen werden, womöglich ohne Hörrohr
und nur mit einer gerade für die Peroeption aus-
reichenden Schallstärke. Namentlich im Beginn
des Unterrichts stellt sich nicht selten eine rasche
Ermüdung, zuweilen eine allgendeine nervöse Er-
regung ein, die zu kürzeren oder längeren Pausen
zwingt Auch im späteren Verlaufe können sich
die bereits erzielten Besultate vorübergehend wie-
der abschwächen, überhaupt lässt sich ein bleibend
guter Erfolg nur bei grosser Ausdauer und Geduld
erreichen. Mit der Prognose soll man selbst bei
anfänglich auffälliger Hörverbesserung vorsichtig
sein, da trotz fortgesetzter üebungen zuweilen ein
Stillstand in der Weiterentwicklung des Hörsinnes
eintritt — Nach Benedikt handelt es sich bei
denjenigen taubstummen Kindern, die durch längere
Hörübungen einen Bruchthdl ihres Gehörs zurück
erlangen, während sie bei der ersten Prüfung als
vollständig sprachtaub erschienen sind, in Wirk-
lichkeit nicht um eine totale Unfähigkeit zu hören,
sondern sie verhalten sich nur auf Schalleinwir-
kungen nicht in der gewohnten Weise, indem bei
ihnen die üebertragung und Fortleitnng des Hör-
reizes nach den Knotenpunkten des verlängerten
Markes ausfällt Daher bewirken die Hörübungen
auch nicht eigentlich eine Steigerung der Empfind-
lichkeit für einfache Wahrnehmung, sondern das
Hauptsächlichste bei ihnen ist die Erweckung der
richtigen Hörvorstellungen und der^i Verknüpfung
mit den sonstigen begrifflichen und sprachlichen
Elementen. Politzer ist der Ansicht, dass die
Hörübungen wohl im Stande seien, die Modulation
der Sprache zu verbessern, dass sie hingegen das
(}ehör selbst nicht zu beeinflussen vermögen, da
die Vernichtung dieses ja zumeist durch abge-
laufene Processe mit irreparablen anatomischen
Veränderungen bewirkt wird. Nicht zu übersehen
ist femer die Gefahr des Nervöswerdens der Kr.
in Folge der Behandlung. — Ueber einen durch
den akustischen Unterricht gebesserten Kr. be-
richtet Pect Knapp, Blake und Bandall
hatten durchweg Misserfolge. Fla tau tritt für
die Errichtung von Kindergärten für Taub-
stumme ein.
278
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KcUxenelson; 2. e. Adenot, Bahr, Bardeleben, Bonsdorff^,
Braaix, Bruns, Charsley, Colombel, Deutsch, Diseussion,
Dittmer, Elbogen, Lane, Lüienfeld, Meisenbaeh, MiteheU^
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7. Allen, Hasebroek, jffeidenhain; 8. Friok, OtUes, Olo-
rieux, Petersen ; 10. Adenot ; 1 1 . Dtseussion, V. 1 . Bahr,
Canon, Chauvet, Föderi, Karewskt, Kaufmann, Mücu-
licx, Musser, Riese, Rose, Staffel^ Ventura; 2.a. Ljung»
gren, Putnam, Smith; 2. b. Delcroix, Lendrop, Müller,
Pearee, Reinert, Kornfeld; 2. e. Fahlenbock, Oibb, Hier-
man, Lambotti, Ledderhose, Legtieu, Leusser, Mae Dou^
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Snell. XIIL2. Steudel. XV. Petersen.
Sach-Begister.
341
Sach - Register.
Abducens 8. Nerms.
Ablesen d. Sprache Tom Gesicht 93.
Abmagerune, Behandlung 97.
Absoess, d. Leber b. Dickdarmentzündmig 46. — , im
Oehim b. Otitis media purolenta 206. 211. — , im
Becken, operative Behandlung 252. — , am Hals b.
Eiterung im Proo. mastoideus 268.
Acoommodation, Verhalten d. Auges wXhrend ders.
227.
Aceton, Yerhältniss d. Ausscheidung zur Stickstoff-
aufischeidung 17. —, Bedeutung d. Chlors in solch. 21.
Acne, Vorkommen 47. — , Aetiologie 47. 48. — , vul-
garis 47. 48. — , rosacea 48. — , Behandlung 48. 49.
— , necrotioa 49.
Acusticus s. Nervus.
Adenom, d. Graafschen Follikel 150. — , d.TAlgdrnsen
im Sussem Gehörgange 197.
Aderlass, Anwendung 192.
A e t h e r , Ajiwendung b. Pocken 68.
Aetherschwefelsäuren, Ausscheidung im Harne
b. Krankheiten d. Respirationsorgane 17.
Aethoxamidochinolin, als ^algeticum 18.
Aethylendiamin-Silberphosphat, Wirkung auf
d. Gonokokken 146.
After, Zerreissung dess. u. d. Darmes, Proktoperinäo-
plastik 106. — , &pper in solch. 144.
Akromegalie, Erscheinungen ders. b. Syringomyelie
133. — , nach Verletzungen 237. — , Bezieh, (zur Hypo-
physe) 237. (zu Riesenwuchs) 237. (zu Syphilis) 237.
(zur Schilddrüse) 238. (zu Erythromelalgie) 238. (zu
Osteo-Arthropathiapneumonica)237. — , Augenstörun-
fen b. solch. 237. 238. — , Diagnose 238. 239. — , Be-
andlung mit Himanhangtabletten 239.
Actinomyces, verschied. Arten 255.
Aktinomykose, d. Lunge (mit Hautemphysem) 136.
(primäre) 137. 222. — , d. Mittelohrs 204. — , d. Haut
249. —, Behandlung 255.
Albuminoidsubstanzen d. Frauen- u. Euhmilch4.
Albuminurie, Herkunft d.£iwei8ses 113. — , Proteide
im Harn 113.
Alkali, Einfl. auf d. StoflWechsel d. Mikroorganismen 11.
A 1 k a 1 i n i t S t d. Blutes, Bestimmung 3.
Alkohol, Verwendung zur Desinfektion d. Hände 156.
~, absoluter, Anwendung b. Otitis media pumlenta 215.
Alter s. Lebensalter.
Alumnol, Anwendung b. Otitis media pumlenta 215.
Ammonium- Chlor hydrat, Wirkung auf d. centrale
Nervensystem 126.
Amnion, Bänder von solch, suchend als Ursache von
Missbildungen 117.
Amputationstumpf, Bildung 58.
Amyotrophie, nach Pleuritis u. Pneumonie 28.
Anämie s. Chlorose.
Anaerobiose b. Bakterien 118.
Analgeticum, Aethozamidochinolio 18.
Anatomie, topograph. d. Pferdes (von W. Eüenheraer
u. H, Baum. 2. Theil: Kopf u. Hals) 94. — , patho-
logische, Lehrbuch ders. (von Süegler, 8. Aufl.) 95.
An eurysma, d. Art. hepatica 47.
Angina pectoris b. Muskelkrampf 28.
Angioendotheliom, pulsirendes am Fusse 260.
Angiom, cystisches d. Augenhöhle, Elektrolyse 165.
— , subconjunctivales 262.
Anj^iosarkom d. Ovarium 150.
Anilinfarbstoffe, Anwendung b. Otitis media pum-
lenta 215.
Ankylose d. Steigbügels 199. 200. ~, d. Kniegelenks,
operative Behandlung 261.
Anomalien, angebome, d. obem Extremitäten 117.
Anthraxbacillus, Wirkung niedriger Temperatur
aufdeos. 118.
Antisepticum, SaUgenin 125.
Antiseptin, Anwend. b. Otitis media pumlenta 215.
Antitoxine, im Blutserum nach Vaccination oder
Variola 178.
Anus s. After.
Apparate, zur Verbesserung d. Hörvermögens 93.
Appendicitis, Operation 2^2.
Aquaeductus Sylvü, Tumor 239.
Arbeiten, psychologische (herausgeg. von E. Krae^
pdin, LI.) 95.
Argentum nitricum, Wirkung auf d. Gonokokken 146.
Aristol, Anwendung b. Otitis media pumlenta 215.
Armee s. Heer.
Arsberättelse frän allmänna och Sahlgrenska sjuk-
huset i Göteborg för &rl894 {aiÄ.LindhoohH. Kostet)
222.
Arsenik, subcutane Injektion d. Fowler'schen Lösung 19.
Arteria, carotis communis, Unterbindung b. pulsiren-
dem Exophthalmus 165. — , centralis retinae, Embolie
167. — , hepatiea, Aneurysma 47. — , meningea media,
Hämatom, operative Benandlung 157. — , poplüaea,
Embolie im Wochenbett 154. —, ptUmonalisy Throm-
bose u. EmboUe, plötzl. Tod 104.
Arteriosklerose, Anwendung von Bädern 184.
Arthrodesis, Ausführung u. Indikationen 58.
Arzneimittel, Ausscheidung verschiedener durch d.
Magen 127. — S. a. Nervenmittel
Arzneiverordnungen (von Biehard Landau) 221.
Asaprol, gegen Chorea 235.
Asche, eines Neugebomen, Analyse 114.
Asepsis b. Operationen in d. Bauchhöhle 151.
Asphyxie, Giftigkeit d. Blutes b. solch. 10.
Ataxie, angebome, verschiedene Arten 241.
Athmung s. Respiration.
Atlas, d. gesunden u. kranken Nervensystems (von
Chr, Jakob) 95. — , Stereoskop, medicinischer (von Ä.
Neisser^ 4. lief. : Chirurgie) 219.
Atrophie s. Amyotrophie ; Hemiatrophie.
Augapfel, Einsenkung nach Thyreoidektomie 121. •— ,
ihctraktion von Eisensplittem mittels d. Magneten 166.
— , Schussverletzung durch Selbstmordversuch 168.
— , Entfemung einer Filaria aus dems. 263. — S. a.
Exophthalmus.
Auge, Beziehung d. Schlemm'schen Kanals zur vor-
deren Kammer 6. — , Contrasterscheinungen im Ge-
biete d. Raumempfindung 6. — , Nachtheile d. Sehens
mit einem 169. — , Verhalten b.d. Acoommodation 227.
— , Erkrankungen b. Akromegalie 237. 238. ~, Ge-
schwülste an solch. 262. 263. — , Untersuchung d.
Lichtsinns b. Tnibung d. brechenden Medien 263. —
S. a. Ophtiialmotomia; Trachonu
Augenentzündung, blennorrhag. b. Neugebomen,
Verhütung u.Behandl. 59. 148. — , durch Raupenhaare
verursacht 166. — , sympathische, Aetiologie 264.
Augenhöhle, gummatöse Erkrankung ders. u. d. Ge-
hirns 165. — , Cystenangiom , Elek^lyse 165. — ,
. SpUtterbrach d. äusseren Randes 262. — , Empyem
b. Phosphomekrose d. Oberkiefers 262.
Augenkrankheiten, b. Syphilis 101. — , b. Nieren-
erkrankungen 101. — , Thaiassotherapie 264.
Augenlid, Geschwülste an solch. 262. — , lange be-
stehendes Oedem 264.
Augenmigräne 130.
Augenmuskeln, Lähmung (angebome) 128. 129.
(b. Polio-Mesencephalo-MyeUtis) 129. (b. Poliencepha-
litis haemorrhagica) 129. (chronische) 129. (mit Tnge-
minussymptomen) 130.
Augenspiegel, Vorlesungen über d. Gebrauch dess.
(von R, Qreeff) 101. — , Diagnose beginnender Him-
. affoktion b. Otitis media purolenta mittels dess. 208.
Autophakoskopie 169.
343
Saoh-Begister»
■Bacillus, Loeffler's, Bezieh, zur Diphtherie 12. — ,
anthracis, Wirkung niedriger Temperatur auf dens. 118.
— , pisoicidus 120.
Baoteriaemia cerebri 239.
Baoterium ooli commune (Unterscheid, vom Typhus-
bacillus) 13. (als Ursache von Urethritis) 229.
Badeorte, Haftpflichtversicherung 192.
Bäder, Wirkung verschied. Wärme solch, auf d. Körper-
temperatur 183. — , Anwendung b. Arteriosklerose 184.
— , physiolog. Wirkung 184. — , warme, Wirkung b.
chron. Cirkulationstörungen 189. — , heisse, Wirkung
auf d. Stoffwechsel 190. — 8. a. Balneographie ; Balneo-
logie ; Balneotherapie ; Mineral-, See-, Sool-, Vollbäder.
Bädertag, schlesischer 192.
Bäderverband, allgemeiner deutscher 192.
Bakterien, im Harn b. akutem Grelenkrheumatismus 11 .
— , b. Diphtherie 11. 12. — , Bezieh, zur Entstehung
d. Keratitis u. Conjunctivitis eczematosa 59. — , Anae-
robiose 118. -— , Eiter erregende 229. 255. — , b. Pneu-
monie 243. 244. 245.
Bakteriologie, Einführung in d. Studium ders. (von
Carl Oünther, 4. Aufl.) 220. — 6. a. Leitfaden.
Balneographie 186.
Balneologie 183flg.
Balneotherapie 183 flg.
Basedow*sche Krankheit, Pathogenie 22. — , Be-
zieh, zur Schilddrüse 22. — , Beliandlung (Serum-
therapie) 23. (Leberthran) 24. (salicylsaureft Natron) 26.
(Thymus) 26. (chirurgische) 26. — , Entstehung wäh-
rend d. Schwangerschaft 25. — , Bezieh, zu Verän-
derungen d. weibl. Geschlechtsorgane 25. — , atypische
Formen 126. — , Dystrophia musoularis progressiva b.
solch. 126.
Bau- u. Wohnungs-Hygieine (vonAlbreehl; Kall'
mann; Bueppe; Nussbaum; Oldmdarff; Bosenbaum;
Stubben; Weber; Wemich) 111.
Bauchhöhle, Asepsis b. Operationen in ders. 151.
Bauchoperationen, zur Statistik 149.
Bauchspalte, angeborne 118.
Bauchwand, Ureterfistel in ders., Heilung durch
Sectio alta 107.
Becken, Verengung (spontane (reburt b. solch.) 103.
(osteomalacische , Kaiserschnitt) 253. (in Folge von
Kyphose, Entbindung) 253. — , Hämatom (Formen u.
Behandlung) 148. 149. (zur Statistik) 252. — , Abscess,
operative Behandlung 252. — , einfach plattes, Dia-
gnose 254.
Beckenendlagen, Häufigkeit d. Darmverletzungen b.
solch. 153.
Beiträge, neurologische (von P. J. Möbius, 4. Heft) 220.
Beleuchtung s. Gasbeleuchtung.
Beobachtungen, epidemiologische, aus München (von
M. Dreyfus) 112.
Bericht über die neuem Leistungen in der Ohrenheil-
kunde 73. 193. 265. --, balneologischer 183. -- S. a.
Jahresbericht
Bernsteinsäure, Vorkommen u. Bildung 3.
Bevölkerung s. Socialiamus.
Bildungsanomalien, d. äussern Ohrs 93. — , d.
obem Extremitäten 117. — , d. Thorax 117.
Bindegewebe, lockeres, Histologie u. Physiologie 225.
— , Neubildung im Glaskörper 230.
Bindehaut s. Conjunctiva ; Ck)i]junctivitis. *
Blasenscheidenfistel, Heilung durch Sectio alta
107.
Blennorrhoe 8. Ophthalmoblennorrhoe; Tripper.
Blindheit, nach Selbstmordversuch durch Schuss 168.
— , Vorkommen in Kentucky 168.
Blitz, Verletzung d. Gehörorgans durch dens. 193.
Blut, Wirkung von Colloiden auf d. Coagulation 3. —,
Bestimmung d. Alkalinität 3. — , Giftigkeit b. Asphyxie
10. — , Behandlung d. Erkrankungen dess. u. d. blut-
bereitenden Organe (von Afemfe^oAn ; Sehönhom; Lit-
ten) 98. — , Entstehung d. eosinophilen Granulationen
in solch. 115. -— , Wirkung von Ciyan wasserstoffsäure,
Kohlenoxyd u, ScbwefelwawwsloS aof dass. 237.
Blutcirkulation, Einfluss d. Schwerkraft 9. — ,
chron. Störungen, Wirkung warmer Vollbäder 189. — ,
Bedeutuns f. d. Hydrotherapie 192.
Blutdruck, Wirkung d. Epnedrapräparate 235.
Blutentziehung, Anwendung w.
Blutgefässe, ^ziehung d. Erioankungen zu spon-
taner Gangrän 16. — , d. äusseren Ohres 74. — . d.
Nabelschnur, Verletzung b. spontaner Geburt 105.
—, Beziehung zu Erkrankungen d. Bücken marks 240.
— , Einfl. auf Entstehung von Neuritis 242.
Blutgeschwulst s. Haematom.
Blutgifte, Wirkung 236. 237.
Blutkörperchen, rothe, Einflnss d. respirator. Gas-
wechsels auf solche 10.
Blutkrankheiten, allgem. Chirurg. Behandlung 98.
Blutserum, Anwendung b. Behandl. d. Basedow'aohen
Krankheit 23. — , SchutzstofPe in dems. nach Variola
oderVaccination 178. — , Verhalten b. Pneumonie 244.
Bluttransfusion, Anwendung 98.
Blutung, aus d. Ohr ohne Verletzung 193. — S. a. Ge«
bärmutterblutung.
Bogengänge, d. Labyrinths, Funktion 79.
Borsäure, Anwendung b. Otitis media purulenta 215.
Brand s. Gangrän.
Bright*sche Krankheit, Wirkung kohleiisäure-
h^tiger Soolbäder 183.
Bromoform, therapeut Anwendung 235.
Bronchitis, putride, Aetiologie 120.
Bronchostenose, Behandlung 139.
Brunnenkuren zu Hause 185.
Brustmuskeln, angeb. Defekte 16.
Calcium, Ausscheidung b. Osteomalacie 1 14.
Canalis, carotious, Forueitung von eitriger Entzündung
in d. Paukenhöhle durch dens. in d. Schädelinnere 212.
— , Schlemmii, Wesen u. anatom. Verhältnisse 6.
Cantharidin, innerl. Anwendung b. Cystitis 18.
Gatharidinismus 97.
Carbolglyoerin, Einträufelung in d. Ohr 92.
Garbolsäure, Vergiftung, Veränderungen d. Bespira-
tionsorgane 128.
Garcinom, Wiri^ung d. Erysipelsenuh auf solch. 55.
•— , d. Ohrmuschel 198. — S. a. Krebs.
Gar p US, Resektion 261.
G a s e i n , salzartige Verbindungen 4.
Gastration, b. Frauen (wegen Neurosen u. Psyohosen)
29. (Totalexstirpation d. Uterus statt ders.) 52. (bei
Uterusmyomen) 52. (wegen Osteomalacie) 253. — , b.
Männern wegen Prostatahypertrophie 162.
Gatgut, Eiterung durch stenlisirtes verursacht 156.
Gentralnervensystem, Wirkung d. Animonium-
chlorhydrats auf dass. 126.
Gerebrospinalmeningitis, Erkrankung d. inneren
Ohrs b. solch. 271.
Gerumenpfropf im äussern Gehörgange 195.
Ghina, Vaccination das. 72.
Ghinin, Idiosynkrasie, Entstehung von Hautkrankh. 21.
Ghirurgie, Anwend. d. Parachlorphenols u. d. Chloro-
salols 126.
Ghlor, Bedeutung in narkot. Giffcen 21.
Chloralose, hypnot. Wirkung 18.
Ghlorammonium, Wirkxmg auf d. centrale Nerven-
system 126.
Ghlor natrium, Anwend. b. Otitis media purulenta 216.
Ghlorosalol, Aiiwendung in d. Ghirurgie 126.
Ghlorose, Bezieh, zu Entwioklungstörungen 250.
Ghlorzink, Anwendung b. Otitis media purulenta 216.
Ghoanen, plast. Abgüsse 6.
Gholecystitis, suppurative 222.
Gholelithiasis, Gasbildung in d. Leberb. solch. 14.
— , Wirkung d. Wässer von Karlsbad u. Vichy 185.
Gholera asiatica, Mischinfektion b. solch. 229.
Gholesteatom, an^ Trommelfell 198. — , d. Schläfen-
beins 218.
Ghorea, Wii-kung d. Salophens 125. — , Anwenduni^ d.
Aflaprols 235. — , paialTtioa 242.
dacli-fiegistet.
343
Chromatopsie b. Hysterie 135.
-Chromsäure, Anwend. b. Otitis media parolenta 216.
Chyloperikardium 122.
Chylothorazl22.
Gircalus venosus Schlemmii^ Anatomie 6.
Cirkulation s. Blutcirkolation. '
Cladothrix liquefaciens, als Eitererreger 255.
Glandicatioo, intermittLrende 28.
Clayictila, temporäre Resektion 164.
Coagulation s. Gerinntmg.
Cocain, Anwendung b. Erkrankungen d. Warzenfort-
satzes b. Influenza 87. — , Einträufelung in d. Ohr 92.
Ooeliotomie, Darmobstruktioti b. soloh. 151.
Coffein, Verhalten im Organismus 235.
Colloide, künstl. Darstellung 3. — , Wirkung auf d.
Coagulation d. Blutes 3.
C 0 m p r e s s i 0 n s fr a k tu r d. Condylus extern, tibiae 261.
Condylom, spitzes, Nerven u. Nervenendigungen in
solch. 234.
Condylus eztemus d. Tibia, Oompressionsfraktur 261 .
Con^resse, balneologische 101.
Conjunctiva, Iigektionen unter dies. (Anwendung)
167. (Ausbreitung d. Flüssigkeit) 230. ~, Angiom
unter ders. 262.
Conjunctivitis, ekzematöse, Bakterien als Ursache 59.
Conkrement aus Phosphaten im Magen 233.
Contrasterscheinungen b. d. Raumempfindung im
Auge 6.
Coordination, angeborene Störung 241.
Copaivabalsam, Wirkung b. Tripper 147.
Cornea, Geschwüre, Eintheilung, Aetiologie u. Pro-
gnose 59. — , Eiterung (Behandlung mit Spaltung u.
Ausspritzung) 167. (subconjunctivale Iigektionen) 167.
— S. a. Eeratomalaoie ; Eeratomykose.
Cornutin, Wirksamkeit 126.
Corpus, luteum, Cysten dess.151. ~, callosum, Tumor
240.
Corset, Anlegung b. Erkrankungen d. Wirbelsäule 57.
Coxitis, Behandlung d. Deformitäten b. solch. 57.
Cresolum purum uquefactum, Anwendung b. Otitis
media purulenta 216.
Cubeben, Wirkung b. Tripper 147.
-Cyanwasserstoff säure, Oiftwirkung 237.
Cyste, multilokulare d. Ovarium b. einem Kinde 151.
— , d. Corpus luteum 151. — -, d. Ohrmuschel 197. —
S. a. Epithelialcyste ; Hydatidenoyste.
Cystenangiomd. Augenhöhle, Elektrolyse 165.
Cysticercus, combinirt mit Hydatidenoyste d. Leber 15.
Cystitis, innerl. Anwendung d. Cantharidins 18. — ,
colli gonorrhoica 143.
Dakryocystitis, Anwendung d. Fluorols 125.
Dampf s. Wasserdampf.
Darm, Obstruktion nach Coeliotomie 151. — , Micro-
coccus lanceolatus in solch., Ursache von Peritonitis
229. — S. a. Dickdarm ; Dünndarm ; Duodenum.
Deciduoma malignum 252.
Deformität, angebome d. Thorax 117.
Delirium, initiales b. Typhus 29.
Dementia paralytica s. Paralyse.
Dermatitis, durch Berühren einer Primelart entstan-
■ den 249.
Dermatol, Anwendung b. Otitis media purulenta 216.
Dermatose, zoonotische mit Stomatitis 139.
Dermoidgeschwulst des Ovarium,- Bedeutung des
Küster'ßohen Zeichens. 150.
Desinfektion, mit perschwefelsauren Salzen 13. — ,
mit Trikresol 13. — , b. Pocken 69. — , d. Hände 156.
Desinfektionsmittel, Wirkung auf: Vaccine 69.
Gonokokken 146.
Deutschland, Pockenepidemien 61 . — , Sterblichkeit
an Pocken 65.
Diabetes, mellitus {Oieaon's Färbung d. Nieren bei
solch.) 17. (Erkrankung d. Gehörorgans) 90. (Behand*
. lang) 97. 185. — , insipidus, Behandlung 97. — S. a.
Zuckerki'ankheit.
Diätotherapie (von Friedrieh SektUing) 99.
Diaphorese, Wirkung vermehrter Flüssigkeitsauf-
nidime 185.
Diaphragma, Wirkung b. d. Respiration 7.
Diaphtherin, Anwend. b. Otitis media purulenta 216.
D i a t h e s e , hämorrhagische, Behandlung 98. — , ham-
saure, Balneotherapie 186.
Dickdarm, Leberabscess b. Entzündung dess. 46. — ,
Veränderungen nach Thyreoidektomie 121.
Diphtherie, Aetiologie (Bakterien) 1 1 . 12. 35. (Bezieh,
zu Streptokokken) 13. — , Immunität, Erzeugung 12. 44.
— , Mischinfektion 13. — , ausgedehnte Läimung 28.
— , Serumbehandlung 30— -46. — , Veränderungen in-
nerer Organe 33. — , Sterblichkeit (Einfluss d. ^rum- ^
therapie) 34. (in München) 112. — , Intubation 44. — ,
Tracheotomie 44. — , Nephritis b. solch. 44. — , d. Haut
47. — , d. äussern Gehör^gs 196. — S. a. Endometritis.
D i p h t h e r i e b a c i 1 1 e n , Indolre^dion in d. Cultnren 12.
— , Veränderungen b. Serumtherapie 33. — , ätiolog.
Bedeutung 35.
Diphtheroide 35.
Diplacusis binauralis 91.
D i u r e s e , Wirkung vermehrt flüssigkeitsaufnahme 185.
Doppelthören 91.
Douglas'scher Raum, Drainage 152.
Drainage, seitl. d. Wirbelsäule b. Malum Pottii 56.
— , d. Douglas*schen Raumes 152.
Drucksonde lAusae^s, Anwendung b. Otalgia ner-
vosa 269.
Drüsen, d. Harnblase 8. — , Sekretcapillaren 114. —
S. a. Talgdrüsen.
Dünndarm, Veränderungen nach Thyreoidektomie 121.
Duodenum, Form u. Lage 7.
Dusche, Verwendung in d. Hydrotherapie 188. 190.
Dystrophia muscularis progressiva (b. Basedow'soher
Krankheit) 26. (primitive) 131.
Eier, thierischer Parasiten, Unterscheidung von pflanzl.
Sporen 114.
Eihäute, Stelle d. Risses 154.
Einführung ind. Studium d. Bakteriologie (von Carl
Oiinther, 4. Axth.) 220.
Eisenchlorid, Anwendung b. Pocken 68.
Eisensplitter, Extraktion aus d. Augapfel mittels d.
Magneten 166.
Eiter, b. Tripper, Verhalten gegen Färbemittel 141.
Eiterung, durch sterilisirtes Catgut verursacht 156.
— , d. Cornea, Behandlung (mit subconjunctivalen Ein-
spritzungen) 167. (mit Spaltung u. Ausspritzung) 167.
— , durch Mikroorganismen erzeugt 229. 255.
Ei weiss, Bindung von Schwefel m solch. 3. — , Ur-
sprung dess. b. d. Albimiinurie 113.
Eiweissstoffe, d. Frauen- u. Kuhmilch 4. — , Wir-
kung d. Fixirungsmethoden auf solche 115. — S. a.
Toxalbumine.
Ekzem, d. äussern Ohrs 136. — , an d. Hand, Behand-
lung 248.
Elektrolyse, b. Behandlung d. Netzhautablösung 60.
—, gegen CyBtenangiom d. Orbita 165. — , b. Ver-
engung d. Thränenwege 166.
Elektromagnet, Extraktion von Eisensplittem aus
d. Auge mittels dess. 166.
Elephantiasis, angebome 249.
Embolie, d. Lungenarterie, plötzL Tod 104. — , d.
Arteria poplitaea im Wochenbett 154. — , d. Art cen-
tralis retinae mit Freibleiben d. temporalen Netzhaut-
bezirks 167. — S. a. Fettembolie.
Embryologie s. Vorlesungen.
Emphysem s. Hautemphysem.
Empyem, -nach Pneumonie 247. ~, d. Orbita b. Phos-
phomekrose d. Oberkiefers 262.
Encyklopädie s. Realencyklopädie.
Endokarditis, b. Tripper 145. — , primäre akute d.
Valvula.pulmonalis 223.
Endometritis, diphtherica 1 55. — , tuberculosa 25 1 .
Endoskop, Verwendung b. Behandlung d. Trippers 142
344
Sacli-RegiBter;
Endoiliel, d. Cornea, YerXnderaog b. Keratitis par-
enchymatosa 121.
England, Pookenstatistik 63.
Entbindung, Einflnss d. UtemBmyome auf dies. 50.
— , Behandl. d. Uterasmyome b. solch. 51. — , Lage d.
Foetns 116. — , Blntong nach solch., Anwendung d.
Comutins 126. — , akutes Oedem d. Uterus während
ders. 152. — , Häufigkeit d. Darm Verletzung 153. — ,
Anwendung d. Ooi^'sohen Ver&hrens nach ders. 153.
— , b. kyphot Beckenenge 253.
Entwicklungstörüng, Bezieh, zu Chlorose 250.
Entzündung, ezperimeni Erzeugung im Oehim 1 24.
Ephedra, Wirkune d. Präparate 235«
Epidemie s. Varida.
Epidemiologische Beobachtungen aus München
(von M. Dreyfus) 112.
Epididymitis blennorrhagica, Pathogenie u. Behand-
lung 144.
Epilepsie, Auftreten nach d. Vaocination 177. — , cor-
tikale, Trepanation 223.
Episcleritis periodioa fugax 264.
Epispadiasis b. Weibern, Behandlung 251.
Epithel, d. Niere (Struktur) 114. (Sekretion) 115. — ,
d. WolBfschen Ganges, Sebretion 115.
Epithelialoyste d. Halses 13.
Erblichkeit d. Neuritis nervi optid 60.
Erfahrungen, neue, über Staur u. Staaroperationen
(von A. BäuerUm) 101.
Ernährung, d. gesunden u. kranken Menschen (von
Inmumud Munk u. C. Ä, Ewald, 3. Aufl.) 99. — ,
Grundzüge ders. (von Schlesinger u. Becker) 99.
Erysipelas, d. Gehörorgans 88. — , Behandlung mit
Yaselin 223.
Erysipeltozine , Heilung bösartiger Geschwülste
durch solche 55.
Erythem, multiformes, Nutzen d. Salioylsäure 50. — ,
im Wochenbett 155.
Erythromelalgie, Bezieh, zu Akromegalie 238.
Erythrophlein, Unterschied zwischen älterem u.
neuerem 125.
E s e r i n , Anwendung b. Glaukom 59.
Europhen, Anwendung b. Otitis media purulente 216.
Exophthalmus, pulsender 165.
Exostose, d. äusseren Gehörgangs 197.
Exothyreopexie b. Basedow'scher Krankheit 26.
Extension, Anwendung b. Skoliose 57.
Extremitäten, spontane Gangrän b. Gelässkrank-
heiten 16. — ^ obere, angeb. Anomalien 117. — , Ver-
theUung d. motor. Nerven in solch. 228. — , Lähmung
d. untern, Ersatz d. Bewegungen durch andere Mns-
kebi 228. — S. a. Gliederstarre.
ITadenwurm s. Filaria.
Färbung d. Nieren nach Qieeon b. Diabetes 17.
Fäulnissgifte, Vergiftung durch solche 97.
Farbensinn, Störung b. Hysterie 135.
Favus, Behandlung mit Wärme 249.
Ferrum sesquichloratum, Anwendung b. Pocken 68.
Fett, quantitative Bestinimung im tluerischen Organis-
mus 226. — , Histologie d. Gewebes 226. — , unvoll-
ständige Entfernung zur Begelung d. Nährwerthes von
Fleisch 226. — , Absorption in d. Lymphsäcken d.
Frosches u. d. Schildkröte 230.
Fettembolie, nach gewaltsamer Streckung beider
Kniegelenke 164. — , Entetehung 230.
Fettleibigkeit, Behandlung 97.
Fibrom, d. Uterus (Beziehung zu Kropf) 25. (Hyster-
ektomie) 52. — , am Ohrläppchen 197.
Fibroneurom in d. Ohrgegend 197.
Fieber, nach Yaccination 170. — , Behandlung mit
Gu^akol 223.
Filaria, Entfernung aus d. Auge 263.
Finger, Ekzem, Behandlung 248.
Fische, ^ftige 120.
F i s t e 1 s. Halsfistel ; Harnleiterbauchdeckenfistel ; Becto-
vaginsüfistel ; YesicovaginalfisteL
Fixirungb. histelog. Untersuchungen 115.
Fleisch, Regulirung d. Nährweraies durch unvoll-
ständige Entfernung d. Fettes 226.
Flüssigkeit, Wirkung vermehrter Aufnahme anf IHu-
rese u. Diaphorese 185.
Fluorol, Anwendung b. Dakryocystitis 125.
Flusswasser, Vibrionen in solch. 13.
F 0 e t u s , Yerhältniss d. Schädels 5. — , Streptokokken-
infektion im Uterus 13. — , Lage b. d. Entbindung 116.
— , Wirkung d. Yaccination d. Mutter während d.
Schwangerschaft auf solch. 179.
Follikel, Graafscher, Adenom 150.
Formalin als Fizirungsmittel b. histologischen Unter-
suchungen 115.
Fowler'sche Lösung, subcutane Injektion 19.
Fraktur, d. Oberschenkels, Behandlung b. rhachit
Kindern 57. — , oomplicirte d. Schädeldachs 157. — ,
d. Unterschenkels, frühzeitige Bewegung 164. — S. a.
Compressionsfraktur; Splitterbruch.
Frankreich, Yaccination im Heere 70. — , geograph.
Yerbreitung d. Ohrenkrankheiten 85.
Frauen. Tripper b. solch. 143. 147.
Frauenkrankheiten s. Gynäkologie.
Frauenmilch, Albuminoidsubstanzen 4.
Fremdkörper, im Ohr 194. — S. a. Eisensplitter;
Zinnober.
Frosch, Absorption von Fett in d. Lymphsäoken 230.
Fuchsinarbeiter, GeschwtQste der Harnblase bei
solch. 162.
Furunkel d. äussern Qehörgangs 195.
Fuss, ohirurff.-topograph. Anatomie d. Sehnenscheiden
260. — , pu&irendes Angioendotheliom 260.
Qänsefett, pharmaoeut. Anwendung 20.
Galle 8. Paraoholie.
Gallenblase, eitrige Entzündung 222.
Gallenstein, Gasbildung in d. I^ber b. solch. 14. — ,
Wirkung d. Wässer von Karlsbad u. Yichy 185.
Ganglien, Pathogenese 257.
Ganglion, Gasseri, Resektion 158. — , intervertebrale,
Begenerationsvorgänge in solch. 227.
Gangrän, spontane d. Extremitäten, Bezieh, zu Ge&ss-
krankheiten 16. — , in Folge von Embolie d. Art popli-
taea im Wochenbett 154. — , d. OhrmuBchel 195.
Gangspuren d. Menschen 58.
Gas, Büdung in d. Leber b. Cholelithiasis 14. — , Ent-
wicklung in d. Pleurahöhle 122. — S.a. Steinkohlengas.
Gasbeleuchtung, Hygieine ders. 112.
Gaswechsel, respiratorischer, Einfloss auf d. rothen
Blutkörperehen 10.
Gaumen, weicher, Naevus vasculosus 139. — , gespal-
tener, Operation 258.
Gaumensegelspanner, Contraktionen als Ursache
subjektiver Gehörsempfindun^n 269.
Gebäranstalt-BcMiefe^^fMey Bericht 108.
Gebärende, d. äussere Untersuchung ders. {yonBobert
Mütter) 102.
Gebärmutter, puerperale Involution d. Muskulatur 8.
— , Fibrem (Bezieh, zu Kropf) 25. (Hysterektomie) 52.
— , Myom (Einfluss auf Schwangerschalt u. Geburt) 50.
(Behandlung während d. Schwangerschaft u. Entbin-
dung) 51. 107. (operative Behandl.) 51. 52. 105. 107.
(Laparotomie) 51. (Castration)52. (Enucleation)52.107.
(Umwandlung in Sarkom) 53. — , Sarkom, Histo-
genese 53. — , Betroflezion, Behandl. 106. — , unterea
Segment, Abgrenzung d.Cerviz 116. — ,yorfall(Hy8ter-
ektomie) 106. (angeb. deis. u. d. Vagina) 118. — , trau-
mat Zerreissung 152. — , akutes Oedem im Puer-
perium 152. — , Tuberkulose 251. — , prophylaktische
Tamponade b. rechtzeii Geburt 254. — S. a. Endo-
metritis; Hysterektomie; Farametritis.
Gebärmutteranhänge, Abtragung wegen Neurosen
u. Psychosen 29.
Gebärmutterblutung, nach d. Klimakterium 53.
— , nach d. Entbindung, Anwendung d. Comutins 120,
— , Stillung mit heissem Wasserdampf 254,
Sacli-Begisteir.
3i5
Gel&rmuttdrhals, Abgrenztmg vom nntern üterin*
Segment 116.
Gebärmatterkrebs, totale vaginale Hysterektomie,
Danererfolg 105. — , Protozoen b. solch. 119.
Oebärzange, Häufigkeit d. Dammverletznng b. An-
wendung deis. 153.
Gebirgsklima, Wirkung 191.
Geburt, Beziehung abnormer zu Himkrankheiten b.
Kindern 28. — , Diagnose d. Sitzes d. Placenta b. solch.
105. — ', spontane (b. Beckenenge) 103. (Verletzung
d. Gefässe d. Nabelschnur) 103. — , prophylakt Tam-
I)onade b. rechtzeitiger 254. — 8. a. Enttnndung.
Geburten, im Österreich. Küstenland 1890—1892 223.
Geburtshinderniss, Dystopie d. einen Niere 152.
Geburtshülfe, Schemata zur Eintragung d. Befunde
102. — , u. Gynäkologie (von Oerh. Lm^id^ 2. Bd.) 103.
Gefässmal am weichen Gaumen 139.
Gehirn, Geschwulst in solch, (mit Hydrocephalus) 26.
(Stauungspapille b. solch.) 168. (Erkrankung d. inneren
u. mittleren Ohres b. solch.) 271. — , Erschütterung,
Yeränderunffen nach solch. 123. — , Entzündung,
experimentdle Enseugung 124. — , gummatöse Er-
krankung, von d. Ortöta ausgehend 165. —, Erkran-
kung b. Otitis media purulenta (Diagnose im Beginn)
205. (Abscess) 206. 211. — , Sdnusthrombose 206. 209.
210. — S. a. Aquaeductus ; Corpus callosum ; Menin-
gitis; PoHencephalitis; Polio-Mesencephalo-Myelitis.
Gehirnkrankheiten, b. Kindern, Bezieh, zu ano-
maler Geburt 28. — , Stauungspapille b. solch. 168. — ,
Diagnose im Beginn 205.
GehÖr^ang, knöcherner, Richtung 73. — , äusserer
(Physiologie) 77. (Einträufelung von Carbolglycerin u.
Cocain) 92. (Verletzungen) 93. (Oarumenpfropf mdems.)
195. (Furunkel) 195. (Diphtherie) 196. (erworbener
Verschluss) 196. (NeubUdungen) 197.
Gehörknöchelchen, Behandlung d. ünbeweglichkeit
201. — , Excision 202. 217. — S. a. Steigbügel.
Gehörorgan, Anatomie u. Physiologie 73. — , Bezieh,
d. Trigeminus zu dems. 80. — , Untersuchung 80. 81.
— , patholog. Veränderungen 81. — , Erkrankimgen
(Diagnose d. Lokalisation) 82. (bei Scharlach) 85. (bei
Masern) 86. (b. Influenza) 86. (b. Tuberkulose) 88. (bei
Diab. meÜit) 90. (b. Hysterie u. Neurasthenie) 90. (Ery-
sipelas) 88. — , Therapie 92. — , Schussverletzung 19^.
Gehörsempfindungen, subjektive 269.
Gehschiene nach Bnma 58.
Gehverband b. Frakturen d. Beine 164.
Geiatesstörune, Castration wegen solch, b. Frauen 29.
— , nach Katarsiteztraktion 30. -— , b. Influenza 243.
— , nach Ovariotomie 243. — , Peptonurie b. solch. 243.
Gelenk s. Arthtodesis ; Hüftgelenk ; Kniegelenk ; Osteo-
Arthropathia.
Gelenkentzündung, durch Gonokokken erzeugt 145.
Gelenkkrankheiten, Balneotherapie 186.
Gelenkrheumatismus, akuter (Aetiologie, Mikro-
organismen im Harn) 11. (Wirkung d. Salophens) 125.
(monartikulärer) 137.
Gemüthsbewegungen als Ursache von Ikterus 46.
Genitalien s. Geschlechtsorgane.
Gerinnung, d. Blutes, Wirkung von Coüoiden auf
solche 3. — , d. Milch 5.
Geschlechtsorgane b. Weibe (Veränderungen bei
Basedow'scher Krankheit) 25. (Blutungen nach dem
Klimakterium) 53. (Vorkommen von Protozoen in solch.)
119.
Geschmack, L&hmung b. Ohrenkrankheiten 92.
Geschwür d. Cornea, Aetiologie u. Prognose 59.
Geschwulst, bösartige, Heilung durch Erysipeltoxine
55. — , multiple primäre 256. — 8. a. Adenom ; Angio*
endotheliom; Angiom; Angioearkom; Aquaeductus;
Auge; Cholesteatom; Corpus; Cystenangiom ; Exo-
stose; Fibrom; Fibroneurom; Gehirn; Gummi; Häma-
tom; Harnblase; Keloid; Lipom; Molluscum; Neu-
bildungen; Osteom; Papilloma; Röhrenknochen ; Sar-
kom; Wirbelkanal.
tted. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 3.
Gesicht, Ablesen d. Sprache v(m dems. 93. -^, Semi-
atrophie b. Syringomyelie 133.
Gesichtsfeld, Bedeutung d. bitemponden Defekte 168.
Gesichtslage, Umwandlung in Hinterhauptslage 254.
Gicht, Behandlung 97. — , Balneotherapie 186.
Gieson's Färbung b. Diabetes-Nieren 17.
Gifte, krampferregende, temperaturemiedrigende Wir-
kung 21. — , narkotische, Bedeutung d. Chlors in soIcIl
21. — 8. a. Fäulnissgifte; Thiergifte.
Giftigkeit d. Blutes b. Asphyktischen 10.
Glaskörper, spontan entstandene Bindegewebeneubil-
dung 230.
Glaukom, nach Staaroperationen 59. — , Behandlung
mit Eserin 59. — , Sklerotomie b. solch. 59. — , Ent-
stehung 230.
Gleichgewicht, Beziehung d. Labyrinthes zur Er-
haltung dess. 78.
Gliederstarre, spast b. Sondern 27.
Glycerin s. Carbolglycerin.
Olycerinlymphe, Haltbarkeit 183.
Glykogen, Darstellung 5.
GlykokoU, quantitative Bestimmung 5.
Gonokokken, Bezieh, zu Tripper 1^. 141. — , als Ur-
sache von Pleuritis u. Arthritis 145. — , Widerstands-
kraft gegen Desinficientien 146.
Gonorrhöe s. Tripper.
Graafscher Follikel, Adenom 150.
G r a n u 1 a t i 0 n e n , eosinophile d. Blutes, Entstehung 1 15.
Grundrissd. Schulgesundheitspfl.(von R, Wehmer)l09.
Grundwasser, Bedeutung für d. Bäche u. Flüsse 192«
Grundzüge der Ernährung des gesunden u. kranken
Menschen (von Herrn, Schlesinger u. H. Becker) 99.
G u a j a k 0 1 , Anwend. b. Epididymitis blennorrhagica 144.
— , Behandlung d. Fiebers mit solch. 223.
Gummi, d. Orbita u. d. Gehirns 165.
Gymnastik, gegen S^rankheitea d. Wirbelsäule 57.
Gynäkologie, Lehrbuch d. gesammten (von Früdrieh
Sekauta) 102. — , u. Geburtehülfe (von Gerhard Leo*
pold. 2. Bd.) 103. —, mikroskop. Technik in ders. 107,
Gynäkolog. Untersuchung (von J. Donat) 221.
Haar s. Baupenhaare.
Haarzunge, grüne 138.
Haematom,im Becken (Formen, Behandlung) 148. 149.
(zur Statistik) 252. — , d. Art meningea media, opera*
tive Behandlung 157.
Haematoporphyrinurie, Pathogenese 21.
Haematozylin, physiolog. Wirkung 19.
Haemophilie, Behandlung 98.
Haemothorax, Entstehung 122.
Hände, Desinfektion 156.
Haftpflichtversicherung f. Badeorte 192.
Hals, angebome epitheliale Cysten 15. — , topograph.
Anatomie b. Pferde 94. — , sensorische Neurose in
solch, im Klimakterium 140. — , tiefe Abscesse b. Eite-
rung im Proc. mastoideus 268.
Halsfistel, angebome 15.
Halsrippen, Symptomatologie 259. — , Behandl. 259«
Hand, Ekzem, Behandlung 248.
Handbuch, d. speciellen Therapie innerer Krankheiten
(herausgeg. von F, PenxokU u. R Stintxing II. 2. 3.)
97. — , d. spec. Pathologie u. Therapie (von Herrn.
Eiehhoret, 5. Aufl.) 99. — , der Masrage (von Oust
SchiUx) 108. — , d. Schulhygieine (von Leo Bürger^
siein u. Ätsg, Neiolitxky) 110. — , d. Hygieine (heraus-
geg. von Th. Weyl, 14. u. 16. Lief.) 110. 111. — , der
ärztL Teclmik (von Hermann Rieder) 220.
Handwurzel, Resektion 261.
Harn, Mikroorganismen in solch, (bei Infektionskrank-
heiten) 11. (b. akutem Gelenkrheumatismus) 11. — ,
Ausscheidung (d. Aetherschwefelsäuren b. Krankh. d.
Respirationsor^ne) 17. (d. Harnsäure b. Scorbut) 18. — ,
Sättigung d. normalen mit Neutralsalzen 113. — , Pro-
teide in solch, b. Albuminurie 113. — , Wirkung vermehr-
ter Flüssigkeitsaufnahme auf d. Ausscheidung 185. —
S. a. Albuminurie; Hämatoporphyrinnrie ; Peptonuri^
UG
Sach-Register.
Harnblase, DrüsenS. — , Tripperentzündnne d.Hala68
143. — , in einer Leistenhernie 161. — , Geschwülste b.
Faohsinarbeitem 162. — , operative Implantation des
Ureters in dies. 251.
Harnleiter, operative Implantation in d. Blase 251.
Harnleiterbanohdeckenfistel, Heilang durch
Sectio alta 107.
Harnröhre, histolog. Yerfinderangen b. Tripper 140.
— S. a. Epispadiasis ; Urethritis.
Harnsfinre, Einflnss d. Naoleins auf d. Bildung 4. — ,
Ausscheidung b. Scorbut 18. — S. a. Diathese.
Haut, Diphtherie 47. — , Sohimmelerkrankungen 100.
-— , Wirkung d. Sonnenstnhlen auf dies. 249. —, Aktino-
mykose 249. — S. a. Dermatitis.
Hautemphysem b. Aktinomykose d. Lunge 166.
Hautkrankheiten, b. Idiosynkrasie gegen Chinin 21.
— , Behandlung mit Schilddrüsenprfiparaten 50. —,
neue Behandlungsmethoden 101. — S. a. Dermatosen.
Hauttransplantation, nach operativer ErÖffirang d.
Proc. mastoideus 266.
Heer, Yaccination in solch, in Frankreich 70.
Heilkunde s. Realenoyklopädie.
Heilquellen u. Kurorte: Aroea 191. Assmanns-
' hausen 186. Baden-Baden 185. Börstingen 187. Crodo-
quelle 183. Elster 187. Fontes Mattiaci 187. Franiens-
bad 186. Friedriohshall 187. Harzburg 183. Ilidze 187.
Karlsbad 185. La Bourboule 148. Nauheim 187. Oeyn-
hausen 187. Pistyan 186. Ragaz-Pftffers 185. Seifersdorf
187. Ttoisp 184 Yichy 185. Wiesbaden 187. Zablacz 187.
Heilserum, Anwendung b. Diphtherie 12. 44. — ,
Wirkung d. b. nicht diphtherischen Kindern 33. — , b.
Diphtherie, Nebenwirkungen 45.
Heizmittel, Steinkohleogas 112.
Hemianopsie, einseit vorübergehende mit Drehung 264.
Hemiatrophie,d. Gesichts b. SyringomyeUe 13§. — ,
d. Zunge als Symptom d. Malum ocoipitale 259.
Hemicrania ophthalmica 130.
H e r n i a , cruro-properitonaealis 160. — , insuino-properi-
tonaealis 160. — , inguinalis (Harnblase als Inhalt) 161.
(Operation) 161.
Hernie, eingeklemmte, Radikaloperation 161.
Herpes, zoster (Facialislähmung b. solch.) 134. (Genta-
. gion)250. —, d. Pharynx 139.
Herz, Yerfinderungen b. Diphtherie 33. -~, Erkrankung
d. Yaivula pulmonalis 223. — , paradoxe Lageverände-
rung nach d. Thorakocentese 247. — 8. a Endokarditis;
Myokarditis.
Herzkrankheiten, organische, Hydrotherapie 190.
Heteroplastik b. Schädeldefekten 156.
Hexamethylentetramin, therapeut. Anwend. 19.
Hinken, intermittirendes 28.
Hinterhauptslage, Umwandlung von Gesichtslage
in solche 254.
Hirnanhang s. Hypophysis.
Hirnhaut s. Meningitu.
Höllenstein, Wirkung auf Gonokokken 146.
Hören, binaurales 77.
Hörlabyrinth 93. — S. a. Labyrinth.
Hörmaschinen 93.
Hörmesser 81.
Höhrrohr, zur Yerschärfung d. Hörvermögens 93.
Hörvermögen, Prüfung 80. 82. — , Yerhältnisse d.
normalen 81. — , Yerhalten b. Neugebornen 81. — ,
' Yeränderungen mit zunehmendem Alter 81. — , bei
' Tubenkatarrh 82. — , Bedeutung d. DifFerentialdiagnose
82. 83. — , Yerhalten b. ParacusisWillisü 91. — , Yer-
besserung durch Apparate 93.
Hohlvene s. Yena cava.
Hornhaut 8. Cornea ; Keratitis ; Keratomalacie ; Kerato-
• mykose.
Hüftgelenk, Contraktur, Behandlung 57. — , angeb.
Luxation 109. 231.
Hydatidenoysted. Leber, combin. mit Cystioerons 15.
Hydrargyrum, Salbe mit solch., Anwendung b. Pocken
• 68. — , Inchloratum (subcoxgunctivale Injektion) 167.
(Anwendung b. Otitis media purulenta) 217.
Hydrocele, Punktion mit Jodiigektion 163.
Hydrocephalus, b. Hirntumor 26. — , akuter, bakte-
rieller Ursprung 239.
Hydromyelie 133.
Hydrops, durch Stauung, Resorption 233.
Hydrotherapie, Bericht 183. —, Wirkung auf den
Stoffwechsel 187. 188. 190. — , b. Kagenkrankheiten
188. 191. — , b. Malaria 188. — , Formen 188. 189. 190.
— , Stellung u. wissenschaftL. Bedeutung 189. 190. — ,
b. Tripper 148. 190. — , b. organ. Herzkrankheiten 190.
— , Bedeutung d. Blutcirkulation 192.
Hydrothorax chyliformis 122.
Hygieine d. Wohnungen 111. — S. a. Handbuch;
Dchulhygieine.
Hymenopterismus 97.
Hyoscyamin s. Pseudohyoscyamin.
Hypnotica: Chloralose 18. Trional 18.
Hypnotismus (von Albert Moll, 3. Aufl.) 96.
Hypophysis cerebri, Bezieh, zu Akromegalie 237. — ,
Tabletten aus solch, gegen Akromegalie 239.
Hysterektomie, wegen Uterusmyom 51. 52. — , bei
Uterusfibrom 52. — , an Stelle der Castration 52. — ,
totale, vaginale (wegen Krebs) 105. (wegen chron. Er-
krankungen d. Uterus) 106. — , mit Entfernung grosser
Scheideuappen wegen TotslproUps 106.
Hysterie, Kindesmord b. soloh. 30. — , Erkrankungen
d. Gehöroigans 90. — , Studien über dies, (von Breuer
XL F^eud) 96. — , Störungen d. Farbensinns 135.
JFahresbe rieht, über d. Leistungen auf d. Gebiete d.
. Balneotherapie u. Hydrotherapie 188. — , d. allgem. u.
Sahlgren'sohen Krankenhauses in Göteborg f. d. J. 1894
(von Ä. lAndh u. K Köeter) 222.
J a n i c e p s as^metros 1 18.
Japan, Yaccmation das. 72.
Ichnogramme 58.
Ichthyol, Wirkung auf d. Gonokokken 146.
Idiosynkrasie gegen Chinin 21.
Ikterus, Entstehung 15. — , b. Scorbut 18. — , infek-
tiöser 46. — , nachQemüthsbewegungen46. — , d. Neu-
gebornen, Entstehung 156.
Immunisation, gegen Diphtherie 12.44. — , gegen
Pneumonie 243.
tmpfschädigungen 176.
Impfschutz, Dauer 173. — , Theorie 178.
Impfung s. Yaccination.
Indolreaktion in Diphtherieculturen 12.
Infektionskrankheiten, Yerhalten d. Leber 4. — ,
Mikroorganismen im Harne 11. — , Otitis b. solch. 85.
86.87.
Influenza, Erkrankung^en des Gehörorgans 86. — ,
Schutzkraft d. Yaccination gegen dies. 176. — , im
österr. Küstenland 224. — , Geistesstörung b. solch. 243.
Injektion unter die Gonjunctiva (Anwendung) 167.
(Ausbreitung d. Flüssigkeit) 230.
Initialdelirien b. Typhus 29.
Innervation d. Adduktoren d. Stimmbänder 1 32.
Intercostalmuskeln, angeb. Defekt 16.
Intubation b. Diphtherie Ü.
Jod, Injektion b. Hydrocele 68.
Jodoform, Anwendung b. Otitis media purulenta 216.
Jodoformvaselin, Anwendung b. Pocken 68. — ,
Einspritzung durch d. Tuba Eustachii 201.
Jodtrichlorid, Anwend. b. Otitis media purulenta 216.
Jodvasogen, therapeut Anwendung 1 25.
Italien, Yaccination das. 72.
Jugend, allgem. progress. Paralyse in ders. 30.
Jugularvene s. Yena.
Kälte, Einwirkung auf d. Bacillus anthracis 118.
K af f e r n , Pocken b. soloh. 64.
Kaiserschnitt, Yergleich mit d. Symphyseotomie 54.
— , b. osteomalac. Becken 253.
Kali hypermanganicum, Wirkung auf Gonokokken 146.
Kalk, Ausscheidung u. Resorption 226.
Katarakte, Extraktion, Geistesstörung nach solch. 30,
— , Operation, Glaukom nach solch. 59.
Saoh-Register.
347
Katarrh, d. Tuba EostaohiL Hör^ermögen 82. — , des
Mittelohrs 199.
Katheter s. Ohrkatheter.
Kantsohukröhrohen, Einfühning gegen Farankel
im fioBseren Oehdroange 195.
Keloid d. Ohrläppchens 197.
Kentucky, Vorkommen von Blindheit 158.
Keratitis, eozematosa, Bakterien als Ursaohe 59. — ,
parenchymatosa, experimentelle Erzeugung 121. — ,
punctata superficialis 166.
Keratomälacie, beginnende 264.
Keratomykose b. einem heiedit. syphiL Säuglinge 264.
Keuchhusten, Sterblichkeit in München 1 12. ~, An-
wend. d. Bromoforms 235.
Kind, Dimensionen d. Schädels 5. — , spast. Glieder-
starre 27. — , Bezieh, von Himkrankheiten zu abnormer
Geburt 28. — , BehandL d. Oberschenkelfrakturen bei
Ehachitis 57. — , multilokulare Ovariencyste 151. — ,
Sterblichkeit im 1. Leben^ahre, Mittel zur Venninde-
Tung 155. — y Hernien, Radikaloperation 161.
Kindesmord b. Hysterie 30.
Klauenseuche, üebertragung auf d. Menschen 139
Klimakterium, Oebärmutterblutungen nach solch. 53.
— , Sensor. Neurose im Halse 1^.
Klimatotherapie 191. 192.
Klumpfuss, Behandlung 57.
Kneippkur 189.
Kniegelenk, gewaltsame Streckung, Fettembolie nach
solch. 164. — , angeb. Luxation, Entstehung 231. — -,
Tuberkulose, Behandlung 260. — , Ankylose, operative
Behandlung 261.
Knochen, V eränderungen in solch, b. Rotz b. Menschen
232. ~, Verwendung zur Rhinoplastik 257. — S. a,
Exostose ; Osteo- Arthropathia ; Osteom ; Osteomalaoie ;
Osteomvelitis; Bohrenknochen.
Knorpel, hyaliner, Struktur 225.
Körpertemperatur, Erniedrigung durch Krampf-
gifte 21. — , Wochenbettscurven 103. — -, Wirkung
warmer Bäder auf dies. 183. — , Verhalten vor u. nach
EröfEhung d. Proc. mastoideus 267. /
Kohlenoxyd, Giftwirkung237.
Kohlensäure, flüssige in Bädern 187.
Kopf, topograph. Anatomie b. Pferde 94 — S. a. Jani«
ceps; Syncephalus.
Kost, d. Gesunden u. Kranken (von Karl Schäfer) 99.
Krampf , b. Kindern 27. — , tonischer d. Masseteren 28.
— S. a. Muskelkrampf; Spasmus.
Krampfgifte, Wirkung auf d. Temperatur 21.
Krebs, Wirkung d. Erysipelserum auf dens. 55. — , d.
Uterus (Hysterektomie) 105. (Protozoen in solch.) 119.
— , primärer d. Tuba Fallopiae 106. — , d. Ovarium
(Protozoen in solch.) 119. (eigenthüml. Bau) 150.
Kresol, Anwendung b. Otitis media purulenta 216.
Kropf, Bezieh, zu Üterusfibrom 25.
Küstenland, österr., Sanitätsbericht f. d.JJ. 1890—1892
(von Ädalbert Bohaia u. Äug, Hauaenbichler) 223.
Kuhmilch, Albuminoidsubstanzen 4.
Kuhpocken, Bezieh, zu Variola 69.
Kupferalbuminsäure, Wirkung 236.
Kurzsichti^keit, Bedeutung derUnse 263. — , Ent-,
femung d. Lmse 263.
Kyphose, Beckenenge b. solch., Entbindung 253.
liabyrinth, Verhalten d. Druckes in dems. 77. — ,
Bezieh, zur Erhaltung d. Oleichgewichts 78. — , ge-
trennte Funktionen 79. —, Funktion d. Bogengänge 79.
— , Erkrankung d.Ejipsel 200. —, Verhaltend. Druckes
zu d. intracramalen Druck 270. — , Nekrose 274.
Lähmung, ausgedehnte nach Diphtherie 28. — , d. Ge-
schmacks b. Ohrenkrankheiten 92. — , d. Augenmuskeln
(angebome) 128. 129. (b. Himkrankheiten) 129. (chro-
nische) 129) (mit Trigeminussymptomen) 130. — , ein-
seitige d. Abducens mit Stauungspapille 131. — , par-
oxysmale familiäre 131. — , d. K. faciaUs (b. Herpes
zoster) 134. (einseitiges Weinen b. solch.^ 242. — , cen-
trale d. Respiration 240. — , an den Bemen, Ersatz d.
. Bewegungen duxoh andere Muskel^ 241,.
Laparotomie, w^en üterusmyom 51. —, zur Statistik
107. -— , wegen dimiser Peritonitis 222.
Laryngostroboskopie, neue Methode 7.
Larynx, Krankheiten dess. 96. — , Verwachsungen u.
Verengungen in Folge von Syphilis 139.
Lebensalter, Veränderung«! d. Hörvermogens b. Zu-
nahme dess. 81.
Leber, Hypertrophie d.Oewebes 14. -— , Regenerations-
vermögen 14. — , Verhalten b. Infektionsknuokheiten 14.
— , Oasbildung in ders. b. Cholelithiasis 14. — , Hyda-
tidencyste, combinirt mit Cysticercus 15. —, Verände-
rungen b. Diphtiierie 33. ~, Abscess b. Dickdarment-
zündung 46. — , Vergrösserung nach Thyreoidektomie
121. — , Atrophie b. lümter Phosphorvergifbung 137.
Leberarterie, Aneurysma 47.
Leberthran, therapeut. Anwendung d. Oele dess. 20.
— , Nutzen b. Basedow'soher Krankheit 24.
Lehrbuch, d. allgem. u. speciellen patholog. Anatomie
(von Ziegler^ 5. Aufl.) 95. — , d. gesammten Gynäko-
logie (von Friedrieh Sehauia, 1. Lief.) 102.
Lehrbücher, d. Ohronheilkunde, neue 73.
Leitfaden d. baktoriobg. Untersuchungen (von B. Ba-
ioitx, 2. Aufl.) 94.
Leukämie, Erkrankung d. inneren Ohies b. solch. 273.
Leukoplakie, Behandlung 138.
Li cht sinn, Untersuchung b. Trübung d. Augenmedien
263.
Lichtstrahlen, chemische, Abhaltung b. Behandlung
d. Pocken 68.
Ligamentum, annukrestapedis 75. — ,Poupartü, Ver-
letzung d. Schenkelvene an solch. 163.
Ligatur, d. Samenstrangs wegen Prostatahypertrophie
163. — ,d. Vena saphena magna, wegen Unterschenkel-
varicee 163. — , d. Carotis communis b. pulsirendeni
Ehcophthalmus 135.
Liniment, Anfertigung mit Oänsefett 20.
Linse, Eindringen von Zinnober in dies. 166. — , Mög-
lichkeit, seine eigene zu sehen 169. — , Bedeutung bei
Myopie 263. — , Entfernung b. Myopie 263.
Lipom an d. Zunge 258.
Liquor, arsenicalis Fowleri, subcutane Iijektion 19. — ,
fern sesquichlorati, Anwendung b. Pocken 68.
Lithium, Wirkung d. Salze 235.
Loretin, Wirkung 125.
Luftdusche d. Tuba Eustachii, Instrument 92.
Luftwechsel, respirator. in d. ersten Lebenstagen 116.
Luftwege, Stenose, Behandlung 139. — , Sklerom 139.
Lumbalpunktion, diagnost Bedeutung 137.
Lunee, Veränderungen b. Diphtherie 33. — , Aktino-
mykose (mit Hautemphysem) 136. (primäro) 222. — ,
Siderose, Entstehung 232. — S. a. Osteo-Arthropathia.
Lungenarterie, T&omboseu.Embolie,plötzl.Todl04.
Lungenentzündung, croupöse (^Amyotrophie nach
solch.) 2ß. (Infektion, Immunisirung, Heilung) 243. 244.
245. (intermittironde) 245. (Veränderungen d. Nieren)
245. 246. (verzögerte Lösung) 247. (Diagnose von be-
ginnender Tuberkulose) 247. (Empyem nach solch.) 247.
(Nutzen d. Tartarus stibiatus) 247.
Lungentuberkulose, beginnende, Diagnose von
Pneumonie 247.
Lupus, erythematosus, Nutzen d. Salicylsäuro 50.
Luxation, angebome (d. Hüftgelenks) 109.231. (des
Knieselenks) 231.
Lymphe s. Thierlymphe; Vaocinelymphe.
Lymphsäcke, b. Frosch u. Schüdfaröte, Absorption
von Fett in solch. 230.
Lysol, Anwendung b. Otitis media purulenta 216.
. a g e n , Ausscheidung körperfremder Stoffe aus demsi
127. — , Phosphatstem in dems. 233.
Magenkrankheiten, Hydrotherapie 188. 191.
Magensaft, Einspritzung gegen Paukenhöhlensklerose
201.
Magnesium, Ausscheidung b. Osteomalaoie 114.
Mahnet, Extraktion von Suensplittem aus d. Augapfel
mittels solch. 166i
348
Sach-Register.
H a i s 0 n d'accoachemenis Batidelocqtie, fonctionnemeot
(par O. Lesage) 106.
Malaria, Hydrotherapie 188. — , Yorkommen im öster-
reich. Küstenland 224.
Mal um, Pottü, Behandlung 56. — , ooeipitale, Hemi-
atrophie d. Zunge als Symptom 259.
Masern s. Morbüli.
Massage, Anwend. b. Skoliose 57. — , Handbuch ders.
(von Öu8ta/ü Sehütt) 106.
Masseter, tonischer Krampf 28.
Mastdarm s. Rectum.
Maul- u. Klauenseuche, üebertragung auf d. Men-
schen 139.
Membrana, flaccida Shrapttelli, Perforation bei Otitis
media purulenta 205.
Moniere *s Symptomencomplex 270.
Meningitis, b. Otitis me^ purulenta 212. — , serosa,
bakterieller Ursprung 239. — , oerebrospinidis , Er*
krankung d. inneren Ohres b. solch. 271.
Menopause s. Klimakteriam.
Menstruation, Verhalten des Stoffwechsels wShrend
ders. 116. — , Anwend. von Seebädern wShrendders. 191.
Mensurateur levier-prehenseur 54.
Menthol, gegen Furunkel im äusseren Gehörgang 195.
— , Anwendung b. Otitis media purulenta 216.
Methylviolett, Wirkung b. Tripper 148.
Mikroorganismen, Einfluss d. Alkali auf den Stoff-
wechsel 11. — , im Harne (b. akutem Gelenkrheuma-
tismus) 11. (b. Infektionskrankheiten) 11. — , b. d. In-
fiuenza-Otitis 87. — , als Erreger d. Variola u. Vaccine
180. — , b. eiteriger Mittelohrentzündung 203. — ,
eitererregende 229.255. — , als Ursache you Meningitis
serosa u. Hydröcephalus acutus 239.
Mikroskopische Technik in d. gynäkolog. Praxis
(von Karl Abel) 107.
Milch, Gerinnung 5. —, Anomalien d. Absonderung 155.
Milz, Veränderungen b. Diphtherie 33. — , Regeneration
233.
Miner albäder, Behandl. d. chron. Oophoritis mittels
solch. 185.
Mineralquellen, Behandl. ders. 192.
Mineralsalze, Mischungen 184.
Mineralwässer, Ersatz d. natürlichen durch künst-
Hche 183. 184.
Mirbanöl, Vergiftung 127.
Mischinfektion, b. Diphtherie 13. — , b. Cholera
asiatica 229.
Missbildung, durch amnioi Bänder erzeugt 117. —
S. a. Bauchspalte ; Büdungsanomalien ; Janiceps.
Mitose, Darstellung 115.
Mittelohr, Anatomie 73. — , tuberkulöse Erkrankungen
89. — , Verletzungen 199. — , katarrhalische Entzün-
dung 199. -— , eiterige Entzündung (Mikroorganismen)
203. (b. Säuglingen) 204. (akute wandernde) 204. (ana-
tom. Veränderungen) 205. (Behandlung) 205. 214.
(Diagnose beginnender Himaffektion b. solch.) 205.
(Complikationen) 206 flg. (Operation) 221. —, Aktino-
mykose 204. — , Erkrankung b. Himgesch Wülsten 271.
Mnemotechnik, d.Reoeptorogie(yon (7. 7%..ffitt/«n) 221.
Mofetten in Börstingen 187.
Molluscum, contagiosum an d. Ohrmuschel 197.
Morbilli, Erkrankungen d. Gehörorgans 86. — , Sterb-
lichkeit in München 112.
Morbus s. Basedow'sche, Brighfsche Krankheit
Mord s. Kindesmord.
Mortalität s. Sterblichkeit
München, epidemiolog. Beobachtungen (von M, Drey*
fU8) 112.
Mund, Leukoplakie d. Schleimhaut, Behandlung 188. ^
S. a. Stomatitis.
Musculus, interosseuB an d. Hand 229. — ^peeUmUis,
angeb. Mangel 16. 117. — , ienaor tympant, Tenotomie
202. 219. — , tensor veii palaiinif Contraktion als Ur-
sache subjektiver Gehörsempfindungen 269. — , tränt'
vertuB abdominis, Anatomie 229. — , trianguiaris stemi,
Anatomie 229. — S. a. Masseter.
Muskeln, Wirkung verschied. Nervenmittel auf die
Thätigkeit ders. 127. — , Krankheiten, Balneotherapie
186. -^, angeb. Defekte 241. — S. a. Augenmuskel;
Brustmuskeln; Masseter; Myoklonie; Myositis; Myo-
tonie; Bespirationsmuskeln.
Muskeldystrophie, progressive bei Basedow'soher
Ejrankheit 26. — , primitive 131.
Muskelfasern d. üterua, Verhalten in d. Schwanger-
schaft 8.
Muskelkrampf mit d. Erscheinung^ d. Angina pec-
toris u. intermittirendem Hinken 28.
Mycosis, lingoae muoorina 138.
Myelitis, infectioea, Erzeugung durch Streptokokken
124.
Myokarditis b. Tripper 145.
Myoklonie, familiäre 132.
Myom d. Uterus (Einfl. auf Schwangerschaft u. Geburt)
50. (Behaadlungwährend d. Schwangerschaft n. Ent-
bindung) 51. 107. (Laparomyomotomie) 51. (Hyster-
ektomie) 51. 52. 105. (läiucleation) 52. 107. (Gastration)
52. (Umwandlung in Sarkom) 53.
Myopie s^ Kurzsichtigkeit
Myositis ossifioans (Bezieh, zu Rückenmarkskrank-
heiten) 29. (mit mehrfachen angeb. Anomalien) 241.
(Stadium d. binde^webigen Induration) 256.
M y 0 1 0 n i a , congenita 132. — , aoquisita 241.
Myringitis, Pathologie u. Therapie 195.
IVabelschnur, Verletzung d. Gefässe b. spontanerGe*
burt 105. — , spontane intrauterine Zerreissung 153.
Nachgeburtsperiode, Grede'sches Verfahren 153.
— , Behandlungsmethoden 154.
Naevus vasoulosus d. weichen Gaumens 139.
Nahrungsmittel, unsere, in ihrer volkswirthschaftl.
u. gesundheiÜ. Bedeutung (von J, Osear Petersan) 99.
Naphthol, ijiwendung b. Otitis media puroleota 216.
Nase, Verwendung d. Schwellkörpers b. Uranoplastik
258. ^ S. a. Bhinoplastik ; Sattelnase.
Nasenmuscheln, Varices an solch. 258.
Nasen-, Bachen- u. Kehlkopfkrankheiten
(von Theodor S, FltUau) 96.
Nasenhöhle, plast Abgüsse d. Choonen 6.
Nasenk rankheiten, Bezieh. zuOhrenkrankheiten 85.
Nasenrachenraum, Bezieh, d. Erkrankungen zu
Ohrenkrankheiten 85.
Natrium, Moraium^ Anwendung b. Otitis media puru-
lenta 216. — , aalieylieum^ gegen Basedow'sche Krank-
heit 26. — , teiraboricum neutrale, gegen Otitis media
purulenta 215.
Nebenhode S.Epididymis.
Nebenniere, Wirkung d. Extraktes 10.
Neger, Seltenheit d. Trachoms b. solch. 168.
Nekrose, Beeektion d. Schädelknochen wegen solch.
157. — , d. Labyrinths 274. — S. a. Phosphornekrose.
Nephritis b. Serumbehandlung d. Diphtherie 44.
Nerven, motorische in d. GUedem 2^. — , in spitzen
Condylomen 234. — , in d. Schnecke, Atrophie 269.
Nervenfasern, markhaltige in d. Betba 121.
Nervenmittel, Einfl. auf d. Muskelthätigkeit 127.
Nervensystem, Atlas d. gesimden u. kranken (von
Ohr, Jakob) 95. ~, centrales, Wirkung d. Ammonium-
chlorhydrat 126.
Nervus, abduemu, einseitige Lähmung mit Stauungs-
papille 131. — , aeuBticus (Endorgan) 79. (Diagnose d.
Aifektionen) 82. 84. — , faeiedis^ Lähmung (b. Zoster)
134. (einseitiges Weinen) 242. — , hypogoitrieus^ Be-
stttadtheile 228. — , octdomotornitf La^ u. Funktion
d. einzelnen Zellgrappen 227. — , opüeus, Neuritis
(hereditäre retrobulbäre) 60. (mit ()edem, vom Gehirn
ausgehend) 167. (intraoculare) 168. (b. Sinusthrombose)
206. — , sympaihieus, Reizung durch Ephedra 235. — ,
triffemmus (Bezieh, zum Gehörorgane) 80. (Affektion
b. Augenmuskellähmung) 130. (intracran.Re6ektion) 158.
Netzhaut s. Retina; Retinitis.
Neubildungen, am äusseren Ohre 197. —S.a. Binde-
gewebsneubildung.
Neugeborn«! Ophthalmohlsnnoirhöef Verhütung u.
Sach-fiegister.
349
Behandlxmg 59. 148. — , Lage d. Gebilde d. Mlttelobn
b. solch. 75. — , Hörvermögen den. 81. — , Analyse d.
Asohe 114. — ^, respirater. Luftwechsel in d. ersten
Lebenstagen 116. — , Zeichen der Beile 117. — , Ent-
stehung d. Ikterus 156. — , Empfilnglichkeit f. d. Vacoi-
nation 171.
Neuigkeiten, therapeutisohe^ auf d. GfeMete d. Eaut-
kranltheiten u. Svphüis (von Jessner) 101.
Neuralgie, Wirkung d. Salophens 125.
Neurasthenie, Erbrankungen d. Gehörorgans 90. — ,
Balneotherapie 192.
Neuritis, nervi optici (hereditSre retrobulbäre) 60. (mit
Oedem, vom Gehirn ausgehend) 167. (intraooulare) 168.
(b. Sinusthrombose) 208. --, Gefässerkrankungen als
Ursache 242.
Neurolog. Beiträge (von P, J. imma, 4. Heft) 220.
N e u r 0 m s. Fibroneurom.
Neurose, Castration wegen solch, b. Frauen 29. — ,
traumatische (Beziehung zu Hirn- u. Rückenmarks-
erschütterung) 123. (mit hyster. Stigmata) 22B. — ,
seDSorisohe im Halse b. Omakterium 140.
Neutralsalze, Sättigung d. normalen Harns 113.
Niere, ö*«»o»'8che Färbung b. Diabetes 17. —, Ver-
änderungen b. Diphtherie 33. -— , Epithel (Bau) 114.
(Sekretionsfähigkeit) 115. — , Dystopie als Geburts-
hindemiss 152. — , angeb. einseitiger Mangel 232. — ,
Affektion b. Pneumonie 246. — S. a. Nephritis; Pyo-
nephrose.
Nierenerkrankungen, Behandl. der bei solch, vor-
kommenden Veränderungen d. Sehorgans (von C, Epers-
buseh) 101.
NitrobenzoU Vergiftung 127.
N u c 1 e i n , Einfl. auf d. Hamsäurebildung 4.
Nucleinsäure, Fällung d. Tozalbumine 113.
Hberkiefer, blutlose Resektion 257. — , Phoephor-
nekrose, Empyem d. Orbita 262.
Oberschenkel, Fraktur b. rhachit Kindern, Behand-
lung 57.
Obesitas s. Fettleibigkeii
OculOmotorius s. Nervus.
Oedem, akutes d. Uterus im Puerperium 152. — , bei
Neuritis nervi optici 167. — , d. Augenlider, langes
Bestehen 264.
Oesterreich, Vaccination das. 70. — S. a. Küstenland.
Ohnmacht, Belebung d. Cirkulation 10.
Ohr, äusseres (Anatomie) 73 flg. (Physiologie) 77. (Bil-
dungsanomalien) 93. (Pityriasis) 196. (I^zem) 196.
(Neubildungen) 197. --, mittleres (Anatomie) 73. (Er-
krankungen) 89 flg. 199 fl^. (Verletzungen) 199. — ,
inneres (Anatomie) 76. (&krankungen b. verschied.
Krankheiten) 269. 270. 271. 272. (Verietzungen) 270.
— , Blutung aus dems. 193. — , Fremdkörper in dems.
194. — , olu*on. Beweglichkeitstörungen d. schallleiten-
den Apparats 201. — , Polypen 268. — • 8. a. Gehör-
gang; Gehörorgan; Hörvermögen; Mittelohr; Otitis;
T^mmelfell; Tn)mmdhöhle; Tuba EustachiL
Ohrenheilkunde, Bericht über d. neueren Leistun-
gen 73. 193. 265. — , neuere Lehrbücher 73.
Ohrenkrankheiten, A6tiologie84. — , Statistik 84.
— -, geograph. Verbreitung in Frankreich 85. — , Be-
ziehung zu Krankheiten d. Nase u. d. Nasenrachen-
raums 85. — , allgem. Symptomatologie 91. —, Therapie
(allgemeine) 92. (Luftdusche) 92. (Carbolglyoerin) 92.
(Gocainresorcin) 92.
Ohrenschmerz, nervöser 269.
Ohrkatheter, Infektion durch solch, übertragen 92.
Ohrläppchen, Knotentuberkolose 89. — , Neubildun-
gen an dems. 197.
Ohrmuschel, Vorkommen von Missbildungen b. Ver-
brechern 93. — , stark abstehende, Operation zur Rück-
lagerung 93. — , Verletzungen 93. — , Perichondritis
195. — , Gangrän 195. ~, Neubildungen an ders. 197.
198.
Ohrtrompete s. Tuba.
Oophoritis, chron., Behandl. mit Mineralwässern 185.
Opnthalmie s. Augenentzündong.
Ophthalmoblennorrhoe, der Neugebomen, Ver-
hütung u. Behandlung 59. 148.
Ophthalmoplegia, exterior (angebome) 129. (bei
infantilem Kemsohwund) 129. (vollständige beider-
seitige) 129. — , subacuta nuclearis 129.
Ophthalmoskop, Diagnose beginnender Himaffek-
tion b. Otitis media purulenta mittels dess. 205.
Ophthalmotomia posterior b. Netzhautabldsung 60.
Opticus s. Nervus.
Orbita s. Augenhöhle.
Orchioooocus 144.
0 s temporum s. Schläfenbein.
Osten- Arthropathia pneumica^ Bezieh, zu Akro-
megalie 239.
0 s t e 0 m im äussern Gehörgange 197.
Osteomalacie, Behandlung, mit Phosphor 19. — ,
Ausscheidung von Calcium, Magnesium u. Phosphor-
säure b. solch. 114. — , Castration b. ders. 253.
Osteomyelitis, akute (Vorkommen) 56. (primäre d.
Wirbel) 56. — , Auftreten nach Vaccination 178.
Otalgia nervosa 269.
Otitis, b. Infektionskrankheiten 85. m 87. — , media
(catarrhalis) 199. purulenta (Mikroorganismen) 203.
205. (b. Säuglingen) 204. (acuta migrans) 204. (anatom.
Veränderungen) 205. (Behandlung) 205. 214 flg. (Dia-
gnose beginnender Himaffektion) 205. (Complikationen)
206 flg. (Operation) 221. — , externa, akute diffuse 205.
Otomykosis 197.
Ovariektomiemit Hysterektomie 52.
0 variitis, durch Streptokokken verursacht 151.
Ovariotomie, w^n Neurosen u. Psychosen 29. —
Einfluss auf d. Stimme 140. •^, Parotitis u. Geistes-
störung nach solch. 243.
Ovarium, Carcinom (Protozoen in solch.) 119. (eigen-
thümlioher Bau) 150. — , Angiosarkom 150. — , Sar-
kom, Symptomatologie u. Prognose 150. — , Dermoid-
geschwulst, Bedeutung d. Küster'sohen Zeichens 150.
— , überzähliges 151. — , multilokulare Cyste b. einem
Kinde 151.
Papayotin, Einspritzung gegen Paukenhöhleneklerose
201.
Papilla nervi optici, Entzündung 167. 168.
Papillen d. Harnblase 8.
Papillom a dendritioum im äusseren Gehörgange 197.
Paracentese d. Trommelfells 202.
Parachlorphenol, Anwendung in d. Chiruf^e 126.
Paracholie 15.
Paracusis Willisii 91.
Paralyse, allgem. progressive im jugendl. Alter 30.
— S. a. iJUimung.
Parametritis purulenta, casuistische Beiträge (von
Ä. C, M. van Moorsei) 107.
Paranuclein, Ausnutzung im Organismus 4.
Paraplegieb. Malum Pottii, Behandlung 56.
Parasiten, thierische, Unterscheidung von pflanzl.
Sporen 114.
Parotitis, epidemica, Erkrankungen d. innem Ohrs b.
solch. 272. ~, nach Ovariotomie 243.
Pathologien. Therapie d. angeb. Hüftverrenkung (von
A. Lorenx) 109. — B. a. Handbuch.
Paukenhöhle s. Trommelhöhle.
Pectoralis s. Musculus.
Pellagra, Vorkommen im österr. Küstenlande 224.
Pemphigus oontagiosus, Auftreten n. d. Vaccination 1 77.
Peptonurie,b. Scorbut 17. — , b. Geisteskranken 243.
Perichondritis d. Ohrmuschel 195.
Perikardialhöhle,chylöseu.chyliformeErgü8sel21.
Perinaeoplastik s. I^ktoplastik.
Perinaeum, Zerreissung dess. u. d. Afters, Prokto-
Perinaeoplastik 1Q6. — , Häufigkeit d. Verletzung b. d.
Entbindung 153. — , Operation d. Rectovaginalfistel b.
Unversehrtheit dess. 251.
Peritonaeum, Resorption durch dass. 233.
Peritonitis, diffuse, Laparotomie 222. — , durch
Micrococcus lanoeolatus verursacht 229.
Perkussion, eigenthüml.Ersoheittungen b. solch. 12
350
Sach-Begister.
Pferd, topograph. Anatomie dess. (von W. EUenberger
XL H, Baum, 2. Tbeil: Kopf a. Hals) 94.
Pflanzen, ünterscheidang d. Sporen von thierischen
Parasiten 114.
Pfortader s. Vena.
Pharynx, plast Abdrücl^e d. obem 6. — . Krankheiten
dees. 96. — , Herpes 139. — , Verwachsongen n. Ver-
engungen in Folge von Syphilis 139. — S. a. «Nasen-
rachenraum.
Phenylhydroxylamin, Wirkung 236.
Phosphat B. Thomasphosphat
Phosphatconkrementim Magen 233.
Phosphor, gegen Osteomalacie 19. --, akute Vergif-
tung, Leberatrophie b. solch. 137.
Phosphornekrose d. Oberkiefers, £mpyem d. Orbita
b. solch. 262.
Phosphors&ure, Ausscheidung b. Osteomalacie 114.
Piement, Entfi&rbung in mikroskop. Schnitten 226.
Pilocarpin, Anwend. b. Otitis media purulenta 216*
— 1 gegen neryöse Schwerhörigkeit 274.
Pityriasis d. äussern Ohrs 196.
Placenta, Diagnose d. Sitzes w&hrend d. Schwanger-
schaft 103.
Platt fu SS, erworbener, Behandlung 57.
Pleurahöhle, chylöse u. chyliforme Ergüsse 121. — ,
Gasentwicklung in ders. 122.
Pleuritis, Amyotrophie nach solch. 28. — , durch
Gonokokken erzeugt 145. — , Typhusbaoillen im Ex-
sudat 247. •— , akute, Behandlung 248.
PlicaPolonica250.
Pneumothorax ohne Perforation 122.
Pneumokokken, Bezieh, zu Pneumonie 243. 244. 245.
Pneumokoniose, durch Thomasphosphat YerurB.232.
Pocken s. Variola.
Poliencephalitis haemorrhagica acuta, Augen-
muskellähmung b. solch. 129.
Polio - Mesencephalo - Myelitis, Augenmuskel-
lähmung b. solch. 129.
Polyp d. Ohres 268.
Pottasche Wirbelkrankheit, Behandlung 56.
Primel, Berührung als Ursache von Dermatitis 249.
Processus, mastoideus (Erkrankung b. Influenza) 87.
(operative EröfEnung) 265. (Diagnose centraler Erkran-
kung dees.) 267. (primäre Tuberkulose) 268. — , vermi-
formis, Entzündung, Operation 222.
Proktoperinaeoplastik, wegen Zerreissung des
Dammes u. d. Afters 106.
Proteide, im Harn b. Albuminurie 113.
Prostata, Hypertrophie, Operation (verschied. Metho-
den) 162. (Castration) 162. (Durchsohneidung u. Liga-
tur d. Samenstrangs) 163.
Prostatitis, blennorrhagische 144. 146.
Protozoen, als Krankheitserreger (von L. Pfeiffer) 98.
— , Vorkommen in d. weibl Geschlechtsorganen 1 18. 1 19.
Pseudohyoscyamin, Wirkung 126.
Psoriasis, Bebandl. (mit Salidn u. Salicylsäurepräpa-
raten) 49. (mit Theer, Seife u. Spiritus) 70. (mitSohüd-
drüsenextrakt) 50.
Psychologische Arbeiten (herausg. Yon E.Krae-'
pelin I. 1) 95.
Pubertätsentwicklung, Bezieh, zu Akne 47.
Puerperal fi eher mit mehrfachen (}omplikationen 155.
Puerperalinvolution d. üterusmuskulatur 8.
Puerperium, Tripper während dess. 144. — , akutes
Oedem d. Uterus während dess. 152.
Puls, typische Woohenbettskurven 103.
Pupille. Fasern f. dies, in d. Netzhaut 167. — , Erwei-
terung durch Ephedrapräparate 235.
Pupillenstarre, reflektorische (einseitige) 161. (bei
SyringomyeUe) 134.
Pyämie b. Otitis media purulenta 209.
Pyoktanin, Wirkung b. Tripper 148. — , gegen Ekzem
d. äussern Ohres 196. — , Anwendung b. Otitis media
purulenta 215.
Pyonephroseim Wochenbett 154.
FyridiOi physiolog. Wirkung 18.
Quecksilber s. Hydrargyrum.
u e 1 1 e n s. Mineralquellen.
Raumempfindung d.AugeSfOontrasterscheinungenB.
Baupenhaare, AugenentiBündung durch solche ver-
ursacht 166.
Real-Encyklopädie der gesammten Heilkunde
(herausg. von Albert Eulenburg, 3. Aufl.) 224
Recepttasohenbuoh (von C. 1%. HüeUin) 221.
Bectovaginalfistel, Operation 251.
Rectum, Tripper in solch. 144.
Regeneration d. Leber 14. — , d. Ganglion interverte«
brale227. —, d. Milz 233.
Reiskörperchen, Bildung in Schleimbeuteln 231.
Resektion, d. Schädelknochen wegen Nekrose 157.
— , d. Nervus trigeminus in d. Schädelhöhle 158. — ,
temporäre d. Clavicula 164. — , langer Röhrenknochen
wegen bösartig. Geschwülste 261. — . d. Handwurzel 261.
Resorption, b. Stauungshydrops 233. — , peritonäale
233.
Respiration, Einfluss d. (}asweohsels auf d. rothen
Bluticörperchen 10. — , Luftwechsel b. ders. in d. ersten
Lebenstagen 116. — , physiologisch schwache 136. — ,
centrale Lähmung 240.
Respirationsmuskeln, Wirkung 7.
Respirationsorgane, Ausscheidung von Aether-
schwefelsäuren im Harne b. Krankheiten ders. 17. — ^
Veränderungen b. Oarbol Vergiftung 128.
Retina, percipirende Schicht ders. 6. — , Ablösung,
Behandlung (Ophthalmotomia posterior) 60. (ElektrcK
lyse) 60. — , markhaltige Nervenfasern in ders. 121.
— , Embolie d. Oentnüarterie mit Freibleiben d. tempo-
ralen Bezirks 167. — , verschied. Faserarten in ders. 167.
Retinitis, b. angeb. Syphilis 60. — , proüferans, ana-
tom. Befund 230.
Retroflexio uteri u. ihre Behandl. (von S. Flatau) 108.
Retrovaccination vom Kalb auf d. Menschen 181.
Revaccination, Erfolge 71.
Rhachitis, Behandl. d. Oberschenkelfrakturen b. solch.
57. — , Infektionskrankheit 136. •— , Verkrümmung d.
Unterschenkel, spontane Streckung 165. — , Anwen-
dung d. Seebäder 191.
Rheumatoid b. Tripper 141.
Rheumatismus s. Gelenkrheumatismus.
Rhinoplastik, Verwendung von Knochen 257.
Riesenwuchs, Bezieh, zu heredit Syphilis 237. — , anat.
Veränderungen 237. — , Bezieh, zu Akromegalie 237.
Rippen s. Halsrippen.
Röhrenknochen, lange, Resektion wegen bösartiger
Geschwtilste 26.
Rotz b. Menschen, Veränderungen in d. Knochen 232.
Rückenmark, Beziehung d. Myositis ossificans zu
Krankheiten dess. 29. —, Folgen d. Oompression 123.
— , Veränderungen nach Erschütterung 123. — , ana-
tom. Veränderungen b. multipler Sklerose 123. — ,
Stich Verletzung 159. — S. a. Hydromyelie; Myelitis;
Polio-Mesenoephalo-Myelitis; Syringomyelie.
Rückenmarkskrankheiten, Abhängigkeit von d.
Blutgefässen 240.
Rückerat s. Wirbelsäule.
Säugling, Otitis media b. solch. 264. — , Keratomykose
b. hereditärer Syphilis 264.
Salbe 8. Hydrargyrum.
S allein gegen Psoriasis 49.
Salioylsäure gegen Hautkrankheiten 49.
Saligenin, therapeut Anwendung 1 25.
Said, Wirkung b. Tripper 147.
Salophen b. akutem Gelenkrheumatismus, (Jhorea u.
Neuralgien 125.
Salpingo-Ovariitis, durch Streptokokken verursacht
151.
Salpingotomie, Indikationen 151.
Salze, perschwefelsaure , Desinfektionswirkung 13. —
S. a. Neutralsalz.
Samenstrang, Durchschneidung u. ligatur wegen
Prostatahypertrophie 163.
Sanitätsberioht 4, österreiob. Küstenlwids t d. Jj;
Sach-Begistef.
dsi
' I8d0— 1892 (von AdaXbert Bohata n. August Hausen-
bicMer) 223.
Santelöl, Wirkang b. Tripper 147.
Sarcoma botryoides d. Uterus 53.
Sarkom, d. Uterus, Histogenese 53. — , Heilung darck
Eiysipeltoxine 55. — , d. Ovariiim, Symptomatolo^e
u. Prognose 150. — . d. Ohrmuschel 189. — S. a. Angio-
sarkom.
Sarkosporidien, Vorkommen b. Menschen 229.
Sattelnase, Operation 257.
Scarlatina, Erkrankung d. Gehörorgans 85. — , Sterb-
lichkeit an solch, in München 112.
Schädel, Dimensionen b. Kinde 5. — , Defekte an solch.,
Heteroplastik 158.
Schädeldach, complicirte Frakturen 157.
Schädelhöhle, Resektion d. Trigeminus in ders. 158.
Schädelknoohen, Regeneration nach ausgedehnter
Resektion 157.
Schädellage b. d. Entbindung 116.
Schall, Erkennen d. Richtung 77.
Schamfugenschnitt s. Symphyseotomie.
Scharlach s. Scarlatina.
Schemata zum Eintragen d. Befundes d. gebnrtshülfl.
Untersuchung (von P^ Strassmann) 102.
Schielen, binoculares Sehen b. solch. 263.
Schiene s. Gehschiene.
Schilddrüse, Eiofl. auf d. Stoffwechsel 10. — , Be-
- zieh, zu Basedow'scher Krankheit 22. — , Wirkung
verschied. Präparate 23. — , Extrakt, Anwendung bei
• Psoriasis 50. — , Einfl. auf d. Wachsthum 120. — , Ver-
änderungen in innem Organen nach Exstirpation ders.
121. — , Erkrankung b. Akromegalie 238. — S. a.
Thyreoidismus ; Thyreocolloin ; Thyromuooin.
Schildkröte, Absorption von Fett in d. Lymphsäcken
' ders. 230.
Schimmelerkrankungen, tiefe eiternde, d. Haut
(von F, J. Rosenbaeh) 100.
Schimmelpilze, Entwicklung in d. Paukenhöhle 197.
Schläfenbein, Cholesteatom 213.
Schlafmittel, Chloralose 18. — , Trional 18.
Schleimbeutel, Behandlung d. Reiskörperchen 23 1 .
Schleimhaut s. Mund; Zunse.
Schlemm'scher Kanal, Wesen u. anatom. Verhält-
nisse 6.
Schlesien, Klimakuren das. 193. — S. a. Bädertag.
Schmerz, Stillung durch Aethoxamidoohinolin 18.
Schnecke, Wege d. Blutstroms in ders. 76. — ,Nerven-
• atrophie in ders. 269.
Schulgesundheitspflege, Grundriss ders. (von
Ä. Wehmer) 109.
Schulhygieine, Handbuch ders. (von Leo Bürger-
' stein u. Äug» Neiolüxky) 110.
Schuss, Selbstmordversuch durch solch., Blindheit
168. ~, Verletzung d. Gehörorgans 199.
Schutzstoff s. Antitoxin.
Schwangerschaft, Verhalten d. Uterusmuskulatur
' 8. — , Entstehung von Basedow'scher Krankheit wäh-
rend ders. 25. — , Einfluss d. Uterusmyoms auf dies.
50. — , Behandl. d. Uterusmyoms während ders. 51.
— , Wirkung d. Pocken auf dies. 67. — , Diacnose d.
Sitzes d. Placenta 105. — , Enucleation von Myomen
während ders. 107. — , Tripper während ders. 144. — ,
akutes Oedem d. Uterus 152. — , traumat. Uterusruptur
• 152. —, Wirkung d. Impfung d. Mutter auf d. Fötus 1 79.
Schwefel, Bindung im Eiweiss 4.
Schwefelbad, Ilidze b. Serigewo 187.
Schwefelsäure s. Aetherschwefelsäuren.
Schwefelwasserstoff, Gift Wirkung 237.
Schweigger's Vorlesungen über d. Gebrauch d.
Augenspiegels (von R. Oreeff) 101.
8 c h w e i s s , Wirkung vermehrter Flüssigkeitsaufnahme
auf d. Ausscheidung 185.
Schweiz, Pockenepidemien 66.
Schwellkörper d. Nase, Verwendung zur Urano-
• staphyloplastik 258.
ßchwerhörigkeit, nervöse, Nutzen d. Pilocarpins 274.
Schwerkraft, Einfluss auf d. BlutoirkulatiOQ 9.
Schwindel, Meniere'scher 270.
Scorbut, Peptonurie b. solch. 17. — , Ikterus u. Ham-
säureausscheidung 18.
Seeale comutum s. Comutin.
Sectio, alta, wegen Ureterbauchdecken- u. Blasen-
soheidenfistel 107. — , caesarea s. Kaiserschnitt
Seebäder, Anwendung während d. Menstruation 191 .
— , b. Rhachitis 191. — , b. AugenkranUieiten 264.
Sehen, monoculares, Nachtheile 149. — , binoculares
b. Schielen 263.
Sehnenscheiden, chron. Entzündung 259. — , des
Fusses, chirurg.-topograph. Anatomie 260.
Sekretcapillaren 114.
Selbstmordversuch durch Schuss, Blindheit nach
solch. 168.
Sepsin, Krankheitserscheinungen b. solch. 137.
Serum s. Blutserum ; Heilserum.
Serumtherapie, b. Diphtherie 12. 30 — 46. — , bei
Basedow'scher Krankheit 23. — , b. Krebs 55. — , bei
Pneumonie 244.
Shock, Belebung d. Oirkulation b. solch. 10.
S i d e r 0 s i s pulmonum, Entstehung 232.
Siegle's Trichter, Anwend. b. Operation d. Eiterung in
d. Paukenhöhle 217.
Silber s. Argentum.
Sinus, Schlemmii, Wesen u. anatom. Verhältnisse 6.
— , d. Gehirns (Thrombose) 208. 209.210. (transversus,
Verletzung b. Eröffiiung d. Proc. mastoideus) 267.
Sklera s. Episcleritis.
Sklerom, d. Luftwege 139.
Sklerose, multiple d. Rückenmarks, anatom. Verände-
rungen 123. — , d. Trommelhöhle, Behandlung 201.
Sklerotomie b. Glaukom 59.
Skoliose, Behandlung mitttels Gymnastik, Massage u.
Extension 57.
Skotom, centrales, bleibendes, nach Betrachtung einer
• Sonnenfinstemiss entstanden 264.
Socialismusu. Bevölkerungsfrage (von Har, Gox) 1 12.
Solutio arsenicalis Fowleri, subcutane Injektion 19.
Sonnenstrahlen, Wirkung auf d. Haut 219.
Soolbäder, kohlensäurehaltige, Wirkung b. Bri^ht'-
scher Krankheit 183. — , concentrirte, Anwend. 184.
Sozojodol, Anwendung b. Otitis media purulenta 21 7.
Spasmus, b. Kindern 27. — , tonischer d. Masseteren 28.
Speicheldrüsen, Sekretcapillaren 44.
Splitterbruch, d. äusseren Orbitalrandes 262.
Sporen, von Pflanzen, Unterscheidung von thierischen
Parasiteneiem 114.
Sprache, Ablesen vom Gesicht 93.
St aar s. Erfahrungen; Katarakte.
Staaroperationen, tausend (von BJemr,Zenker) 102.
Statistik, d. Pocken in England 63. — , d. Ohrenkrank-
heiten 84.
Stauungshydrops, Resorption 233.
Stauungspapille, Entstehung 167. 168. — , Vor-
kommen 168. — , Veränderungen b. solch. 168. — , b.
Sinusthrombose 208.
Steigbügel, Ligamentum annulare 75. — , Ankylose
199. 200. — , Operationen an solch. 202.
Stein s. Conkrement.
Steinkohlengas als Heizmittel 112.
Steissbein, angeb. Geschwülste in d. Gegend dess. 16.
Stenose, d. Pharynx in Folge von Syphilis 139. — ,
d. Larynx (in Folge von Syphilis) 139. (u. d. Bronchen,
BehandL) 139.
Sterblichkeit, an Diphtherie, Einfl. d. Serumtherapie
34. — , an Pocken im deutschen Reiche 65. — , in
München an Masern, Scharlach, Keuchhusten 112.
— , d. Kinder im 1. Lebensjahre, Verhütung 155. — ,
im österr. Küstenlande 223.
Sterilität d. Weibes (von E, Heinrich Kisch) 108.
Stichverletzungd. Rückenmarks 159.
Stickstoff, Verhältniss d. Acetons zur Ausscheidung
dess. 17.
Stimmbänder, Innervation d. Adduktoren 132.
362
Sach-Begister.
Stimme^ Bagiarter den. 7. — , Eiiifl. d. Ovariotomie auf
dies. 140.
Stockholm, Pockenepidemie 62.
Stoffwechsel, £infl.d. Schilddrüse 10. — , b.Mikro-
Organismen, Einflnss d. Alkali 11. — , Behandlang d.
Krankheiten dess. (von E. Pfeiffer u. von Mering) 97.
— , Verhalten während d. lienstroation 116. — , Wir-
kung d. Orodoqaelle za fiarsbarg anf dens. 183. — ,
Einfl. d. Tarasper Wassers 184. — , Wirkung d. Hydro-
therapie 187. 139. 190.
Stomatitis, zoonotische 139.
Strabismus, binooulares Sehen b. solch. 263.
Streptokokken, Bezieh, zu Diphtherie 13. — , Infek-
tion d. Foetus in utero mit solch. 13. — , Erzeugung
von Myelitis infectiosa durch solche 124. — , als Ur-
sache von Salpingo-Ovariitis 151.
Studien über Hysterie (von JttL Breuer u. Sigmund
Freud) m.
Stumpf 8. Amputationsstumpf.
Symphyseotomie, Wirkung 53. — , Erfolge 54 — ,
Indikationen 54. — , Vergleich mit d. Kaiseraohnitt 54.
— , Wendung b. ders. 254.
Syncephalus thoracopagus 118.
Syphilis, Betinitis b. angeboraer 60. — , neue Behand-
lungsmethoden 101. — , Behandlung der b. ders. vor-
kommenden Erkrankungen d. Sehornns (von C. Evere-
buseh) 101. — , Verengungen u. Verwachsungen im
Larynx u. Pharynx 189. — , Auftreten nach d. Vacci-
nation 177. — , Erkrankung d. innem Ohrs b. solch.
272. 273. — , hereditäre (Bezieh, zu Biesenwuchs u.
Akromegalie) 237. (mit Keratomykose b. einem Säug-
ling) 264.
Syphilom, Diagnose 256.
Syringomyelie, mit d. Typus d. Akromettnlie 133.
— , mit Tetanie u. Psychose 133. — , mit fiemiatro-
phie d. Gesichts 133. ->-, bulbäre Form 133. — , mit
reflektor. Pupillenstarre 134.
Tabes dorsalis, Erkrankung d. innem Ohrs b. solch. 272.
Talgdrüsen,Hyper8ekretion47. — , Adenom im äussern
Gehörgang 171.
Tamponade d. Uterus, prophylaki b. rechtzeitiger Ge-
burt 254.
Tartarus stibiatus, Nutzen b. Pneumonie 247.
Taubheit, Apparate zur Verbesserung d. Hörvermögena
93. •— , Ablesen d. Sprache vom Gesicht 93.
Taubstummheit, Verbreitung in Frankreich 85. — ,
Häufigkeit d. Vorkommens 275. — , Ursachen 275. — ,
Gehör b. solch. 276. — , Behandlung 277.
Technik, mikroskopische in d. gynäkolog. Praxis (von
KarlAhd) 107.
Tenotomie d. Tensor tympani 202. 219.
Tendovaginitis, chron., Veränderungen b. solch. 259.
Tensor s. Musculus.
Tetanie b. Syrineomyelie 133.
Theobromin, Verhalten im Organismus 235.
Therapeutische Neuigkeiten auf d. Gebiete d.
Hautkrankheiten u. Syphms (von Jessner) 101.
Therapeut Vademecum (von F. Ealülei) 221.
Therapie s. Handbuch.
Thier gifte, Vergiftung durch solche 97.
Thierl^mphe, Verwend. b. d. Vaccination 181. 182.
Thiomilchsäure, Wesen 4.
Thiosinamin, Wirkung u. Anwendung 235.
Thomasphosphat, Pneumokoniose durch solch, ver-
ursacht 232.
Thomsen'sche Krankheit 132.
Thorakocentese, paradoxe Lageverändemng des
Herzens nach solch. 247.
Thorax, angeb. Deformität 117.
Thränendrüse, Bezieh, d. Facialis zu solch. 243.
Thränensack s. Dakryocystitis.
Thränenwege, Diagnose u. Behandl. d. Krankheiten
165. — , Verengung, Elektrolyse 166.
Thrombose, d. Lungenarterie, plötzl. Tod 104. — , d.
Hirnsinus 208. 209. 210. — , d. Vena jugularis, Be-
handlung 209.
Thymus, Nutzen d. Emverieibung b. Baaedow'sdier
Krankheit 26.
Thyreoidektomie, Veränderungen nach solch. 120.
121.
Thyreoidismus, Entstehung 23.
7hyrocolloin22.
Thyromucin 22.
Tibia, Compressionsfraktur d. Gondylus extemus 261.
Tod, plötzlicher b. Embolie u. Thrombose d. Lungen-
arterie 104
Tonnslabyrinth 79.
Toxalbumine, Fällung durch Nucleins&ure 113.
Toxinaemia cerebrospinalis 239.
Tracheo-Bronchostenose, Behandlung 139.
Tracheotomie b. Diphtherie 44.
Trachom, Statistik 59. —, Seltenheit b. Negern 168.
— , Vorkommen im Österreich. Küstenlande 224.
Transfusion von Blut, Anwendung 98.
Transplantation, neue Methode ders. f. d. Badikal-
operation b. chron. Eiterungen d. Mittelohrs (von
Paaaow) 221. — , nach operativer Eröffiinng d. Proc.
mastoideus 266.
Trepanation, wegenHämatom d. Art. meningea media
157. — , wc^en cortiki^er Epilepsie 223. — , d. Proo.
mastoideus 265.
Tribromphenol, Anwend. b. Otitis media purul. 217.
Trichinen, Wanderung im Körper 119.
Trichloressigsäure, Anwend. b. Otitis media puru-
lenta 217.
Trichter Siegle*s, b. Operation d. Paukenhöhleneite-
rung 217.
Trikresol, Desinfektionswerth 13.
Trigeminus s. Nervus.
T r i 0 n a 1 , hypnot Wirkung 18.
Tripper, histolog. Veränderungen 140. — , sfaeumatoide
Erkrankung b. solch. 141. — ,Verhidten d. Eiters gegen
Färbemittel 141. — , Behandlung (endoskopische) 142.
(Zimmtöl) 146. (Salol, Cubeben, Santelöl, Cbpaivabalsam)
147. (Frühbehandlung) 147. (Meüiylviolett) 148. (Wassor
von La Bourboule) 148. (Hydrotherapie) 148. 190. — ,
im hinteren Theile der Harnrohre (Diagnose) 143.
(Häufigkeit) 143. (Prognose) 143. ~, Entzündung dea
Blasenhalses 143. — , b. Frauen 143. 147. — , b. eiaem
Knaben 143. — , chronischer 143. — , im After 144.
— , Epididymitis b. solch. 144. — , Prostatitis b. sdch.
144. 146. — , Arthritis b. solch. 145. — , Endokarditis
u. Myokarditis 145. — , Kennzeichea d. Heilung 146.
Trommelfell, Verletzungen 193. —, Entzündung 195.
— , Cholesteatom an dems. 198. — , Exdsion 202. 217.
— , Paracentese 202.
Trommelfellspanner, Tenotomie 202. 219.
Trommelhöhle, Fremdkörper in ders. 194 — , Ent*
Wicklung von Schimmelpilzen in ders. 197. — , Sklerose,
Behandlung 201. — . Fortleitung d. eitrigen Entzündung
durch d. Canalis caroticus in d. Innere d. Schädels 212.
Tuba, Eustachii (Fet^Kilster an d. lateralen Wand) 75.
(Katarrh, Hörvermögen) 82. (Behandlung d. Erkran-
kungen) 2(X). — , FaUopiae (primäres (3ucinom) 106.
(chron. Entzündung, Behandlung mit Mineralbädem)
185. — S. a. Salpingo-Ovariitis ; Salpingotomie.
Tuberkulose, Erkrankungen d. Oehörorgans 88. — ,
primäre d. Proc. mastoideus 268. — , d. Endometrium
251. —, d. Kniegelenks, Behandlung 260.
Typhus abdominuis^itialdelirien) 29. (im österinich.
Küstenlande) 224. (Typhusbacillen im Pleuraexsudat
b. solch.) 247.
Typhusbacillus, Isolirung von Bacterium coli 13.
— , in serösem Pleuraexsudat b. Typhus 247.
Umschläge, hydrotherapeutisohe 188.
Unterbindung s. ligatur.
Unterschenkel, Varioes, Unterlnndung der Vena
saphena magna 163. — , rhaclut. Verkrümmung, spon-
tane Streckung 165.
Untersuchung, bakteriolog., Leitfaden für dies, (von
B. Ratcüx^ 2. Aufl.) 94. — , äussere d. Oebärmutt«r(von
Robert MUlier) 102. —, .gynäkolog. (von/.X^fmaQ 221,
Namen-Begister.
353
Vranostapbyloplafitik, VerwenduDg d. Sohwell-
körper d. Nase 258.
Ureter, operative Implantation in d. Blase 251.
Ureterbauohdeokenfistel, Heilung durch Sectio
alta 107.
Urethritis, posterior, Diagnose 142. — , Häufigkeit,
Prognose 143. — , durch Bacterinm coli commune ver-
ursacht 229.
TJrotropin, therapeut Anwendung 19.
IT a c c i n a , Einwirkung von Desinfektionsmitteln 69. — ,
Bezieh, zu Variola 179. — , Mikroorganismen als Er-
reger 180. — 8. a. Vaocinelymphe.
Yaccination, Bericht über die Leistungen 60. 169. — ,
günstiger Einfluss b. Pockenepidemien 63. — , Organi-
sation 69. 70. — , im französ. Heere 70. — , in Oester-
reich 70. — , in Japan 72. — , in China 72. — , in Italien
72. — , Technik 72. 169. — , Fieber nach solch. 170.
— , Empfänglichkeit (d. Neugebomen) 171 (unter ver-
schied. Verhältnissen) 178 flg. — , Dauer d. Schutz-
kraft 173. — , Schutzkraft gegen Influenza 176. — ,
Krankheiten nach ders. 177. 1*^. — , Scbutzstoffe im
Blutserum nach ders. 178. — , während der Schwanger-
schaft, Wirkung auf d. Fötus 179. — , animale 181. 182.
— , im österr. Küstenland 224. — S. a. Bevaccination;
Retrovacoination.
Vaccinelymphe, Wirksamkeit verschied. Sorten 71 .
— , Beschaffung 72. — , animale 181. 182. — , humani-
sirte 182. — , mit Glycerin, Haltbaikeit 183.
Vademecum. therapeutisches (von F. Kaliski) 221 .
Vagina, Enucleation vonÜterusmyomen von solch, aus
52. — , Totalezstirpation d. Uterus von solch, aus 105.
106. — , angeb. Prolaps ders. u. d. Uterus 118. — S. a.
Rectovaginadfistel ; Vesicovaginalfistel.
Valvula pulmonalis, primäre akute Endokarditis 223.-
Varices, am Unterschenkel, Unterbindung d. Vena
saphena magna 163. —, Histologie 234. — , and. Nasen-
muscheln 258.
Variola, Bericht über dies. 60. 169. — , Epidemien 60flg.
— , in England 63. — , b. d. Kaffern 64. — , haemor-
rhagica 64. 65. — , Sterblichkeit im deutschen Reiche
65. — , sanitätspolizeil. Maassregeln 67. — , Wirkung
auf d. Schwangerschaft 67. — , Behandlung 68. — , Pro-
phylaxe 69. — , Desinfektion 69. — , Bezieh, zu Kuh-
pocken 69. — , Impfung ders. 70. 72. ~, Schutzstoffe
im Blutserum nach ders. 178. — , Bezieh, zu Vaccina
179. — , Mikroorganismen als Erreger 180.
Variolavaccina 179.
Vaselin, Einspritzung durch d.TnbaEustachii 201. ~,
Anwend. gegen Erysipelas 223.
Vasogen s. Jodvasogen.
V e 1 u m palatinum s. Gaumensegel.
Vena, cava (inferior, Varietät) 8. (Verschluss, Differen-
tialdiagnose) 137. — , femoroUü^ Verletzung amligam.
Poupartii, Behandlung 163. — ^jttgularis^ Thrombose,
Behandlimg 209. — , poriae, Verschluss, Differential-
diagnose 137. — , saphena magna, Unterbindung bei
Varices am Unterschenkel 163.
Venaesektion, Anwendung 192.
Venen s. Varices.
Verbrecher, Vorkommen von Missbildung d. Ohr-
muschel b. solch. 93.
Vererbung von Anomalien 117.
Vergiftung, durch Thier- u. Fäulnissgifte' (von Tfu
Husemann) 97. — S. a. Cantharidinismus ; Garbobsäure ;
CyanwasserstoffBäure ; Hymenopterismus; Kohlenoxyd;
llürbanöl; Phosphor; Schwefelwasserstoff; Zootrycho«
tozismus.
Verletzung s. Akromegalie; Gehirn; Gehörgang;
Mittelohr; Nabelschnur ; Neurose ; Ohr; Ohrmuschel;
Perinaeum: Rückenmark; Schuss; Stich Verletzung;
Trommelfell; Wunden.
Vesicovaginalfistel, Heilung durch Sectio alta 107,
Vibrionen, im Flusswasser vorkommende Arten 13.
Vollbäder, b. Behandlung d. Pocken 68.
Vorlesungen, über d. Gebrauch d. Augenspiegels
(von R. Oreeff) 101. — , über allgemeine Embryologie
(von B, S. B&rgh) 219.
ySV achsthum, Störung nach frühzeitiger Exstirpation
d. Schilddrüse b. Thieren 120.
Wärme, Wirkung b. Favus 249.
Warzenfortsatz s. Processus.
Wasserdampf, heisser, Stillung von Gebärmutter-
blutungen mit solob. 254.
Wasserkur s. Hydrotherapie.
Wassersucht s. Hydrops.
Wechselfieber, Hydrotherapie 188. — , Einfl. auf
Pneumonie 245.
Weichselzopf, Wesen u. Ursachen 250.
WeiTsohe Krankheit, Theorie 46.
Weinen, einseitiges b. Facialisparalyse 242.
Wendung, b. Symphyseotomie 254.
Winterkuren 101.
Wirbel, akute primäre Osteomyelitis 56. — , Pott'sche
Krankheit, Behandlung 56.
Wirbelkanal, Geschwülste, Operation 159.
Wirbelsäule, seiÜ. Drainage b. Malum Pottii 56. — ,
gymnast. Behandl. d. Krankheiten 57. — , Lumbal-
punktion, diagnost. Bedeutung 137. — , Kyphose, Becken-
verengung 253.
Wochenbett, Involution d. Uterusmuskulatur 8. — ,
typische Puls- u. Temperaturcurven 103. — , Tripper-
infektion während dess. 144. — , akutes Oedem d. Uterus
während dess. 152. — , Pflege während dess. 154. — ,
Complikationen 154. — , Ei*ythem während dess. 155«
Wohnungshygieine 111.
W ol ff ' scher Gan g, Sekretionsfähi^keit d. Epithels 115«
Wunden, inficirte, Behandlung mit feuchten Verbän-
den 255.
Sänge, Häufigkeit d. Dammverletzungen b. Anwendung
ders. 153.
Zellen, eosinophile, im Trippereiter 141.
Zellkern, Formen u. Verbluten 115.
Z i m m t ö 1 gegen Tripper 146.
Zinnober, Eindringen in d. linse 166.
Zona s. Herpes.
Zootrychotoxismus 97.
Zoster s. Herpes.
Zuckerkrankheit, u. ihre Behandlung (von Carl
von Noorden) 99. — S. a. Diabetes mellitus.
Zunge, schwarze u. grüne 138. — , Leukoplakie der
Schleimhaut, Behandlung 138. — , Lipom 258. — ,
Hemiatrophie als Symptom d. Malum occipitale 259.
Zwangsvorstellungen, als typ. Krankheit 130.
Zwerchfell s. Diaphragma.
Namen-Kegister.
Abbot, Samuel W., 181. 182.
Abel, Karl, 107*.
* bedeutet Bücheranzeigen.
Med. Jahrbb. Bd. 248. Hft. 3.
Abelsdorff, Georg, 168.
Ablass, R., 170. 172.
Adae, Max, 32. 44.
Adams 265.
Ahlfeld, Friedrich, 154. 156. 254.
Ahrens, A., 164.
Ajello, S., 30. 33.
Albanese, M., 235.
45
854
Namen-Segister.
Alben-ScliSnbeTg 152.
Albespy 196.
Aibrocht, H., 111*.
Allen, Charles W., 21.
Althaus, Julius, 176. 177.
Altmann, Beinhold, 31. 44.
Amy, Georg, 25.
Anderson ^.
Annino, B., 127.
Antony 183.
Apfelstaedt 51.
Armaingaud 191.
AiT, M. von, 61. 67.
Aschaffenborg, Gustav, 29.
Aschoff, A., 137.
Asher 80.
Askanazy 119.
Audiy 147.
Augieras 26.
Ausset 178. 180.
Baber, Gresswell, 92.
Babes, V., 15. 28. 46.
Babinski 23.
Bach, Ludwig, 59.
Bbcou, Gorham, 85. 194. 265.
Badt, L., 186.
Bärri, Emil, 121.
Bäuerlein, A., 101*.
Baginsky, Adolf, 31. 35.
Baginsky, Benno, 214.
Bakounine, Sophie, 115.
Ballet 22.
Ballowitz, E., 7. 232.
Bally 185.
Banti, G., 46.
Barclay, Robert, 92. 195. 198.
Bardach 49.
Bardeleben, A. von, 164.
Bargebuhr, Arnold, 121.
Bamick 205.
Barr, Thomas, 205. 217.
Barret 178. 180.
Barry 63.
Barth, Adolph, 75. 86. 91. 217.
Bates 85.
Bathurst, L. W., 26.
Baum, H., 94*.
Baumann, £., 4.
Baur, F., 183.
Bay, Christian, 180.
Bayr, E., 189.
Beck, B. von 158.
Becker, E., 256.
Becker, H., 99*.
Becker, M., 262.
gakess, A., 235.
änedikt, M., 275. 277.
Bennett 275.
Benoit, F., 130.
Jenson, A. H., 238.
Bentzen, Chi'., 6.
Beresowsky, T., 161.
Bergh, 8. R, 219*.
Berliner 31. 43.
Berner 105.
Bernhard 259.
Bettmann, H. W., 31. 41.
Bezan^on, F., 124.
Bezold, Fr., 81. 82. 83. 93. 200. "202.
219. 269. 275. 276.
Bidone 58.
Biedert, Ph., 173. 176.
Bier, A., 58.
Biggs, G., 30. 31. 33.
Bikeles, G., 123.
Binaud, W., 239.
Bing 83.
Bishop 265.
Black 202. 205. 217.
Blake, aarence J., 202. 203. 219. 265.
Blau, Louis, 73. 193. 265.
Blessig, E., 165.
Bliss, Arthur Ames, 202.
Bloch, E., 77. 200. 275.
Blumenthal, Ferdinand, 3. 11.
Boedecker 129.
Bogdan 92.
Bogrow, A., 24.
Bohata, Adalbert, 223*.
Boisleux, Ch., 152.
Bökai, Job., 31. 38.
Bonamy 68.
Bongers, P., 127.
Bordier, H., 26.
Bordoni-Üffreduzzi 145.
Bomstein 190.
Borri, L., 237.
Bossalino, D., 230. 262.
Bewies, Robert, 249.
Boyd, Francis D., 113.
Bozzolo, C, 129.
Braatz, Egbert, 118.
Brandenburg, G., 262.
Braun, M., 229.
Braun von Fernwald, R., 54.
Braund 173. 176.
Breiter, W., 160. '
Breuer, Jos., 96*.
Brissaud, £., 22.
Broca, A., 206. 207. 211. 265.
Broers, 0. W., 8.
Bronner, Adolph, 265.
Brown-Sequard 80.
Browne, Valentine, 31. 43.
Brückner, Max, 30.
Brunner, C, 93.
Bruns, Ludwig, 238.
Brunton, T., Diuder, 18.
Bück, Albert H., 211. 265.
Bucquet, A., 25.
Bürkner, K., 73*. 200. 215. 216. 217.
Buonarotti, Enrico, 126.
Burdaoh 12.
Burgerstein, Leo, 110*.
Buringh, H., 239.
Bnmett, Charles Henry, 202. 205.
217.
BuBchbeck 107.
Caffyn, S. Manningtpn, 176. 178.
Cagney, James, 13^..
Campbell, John, 149.
CanÜie 72.
Capociasco, A., 238.
Carpenter, George, 247.
Cartaz91.
Cartwright, H., 70. 72.
Casper 143.
Cassaet, E., 247.
Casse 191.
Cazeneuve, P., 5.
Chabbert, L., 130.
Chalupecky, Heinrich, 166.
Chambard-Henon, 176. 177.
Ohaotemesse 133.
Charazac 198. 273.
Chatellier 196.
Chauffard 238.
Cheesman 143.
Chiarini, Pitro, 130.
Chibret 26.
Caidewa 195. 216. 217.
Chvostek, Frans, 11.
Clarke, Jackson, 180. 181.
Claus, Ad., 125.
Cocheril 198.
Coggi, Const 17.
Cohen-Eysper 201.
Cohn, H., 59.
Colladon 205.
Collins, W. J., 69. 239.
Combemale, F., 19.
Copeman, Monckton, 178. 179. 180.
Counoilman 145.
Courtade, A., 75. 195. 217.
Cousins 92.
Cozzolino, Vincenzo, 216.
Oox, Harold, 112*.
Ciary, George W., 50.
Crocker, H. Radcliffe, 49.
Cullen, Thomas 8., 150. 251.
Cullerre, A., 30.
Cunnigham, R. H., 26.
Cuperus 81.
Czemy, Vincenz 55.
Daae 91. 93.
Da Costa, Chalmers, 146.
Dalby, WiUiam B., 198.
Darier, A., 169.
Davidsohn 86. 87. 90. 216.
Davies, J. C, 31. 43.
Davis, Edw. P., 54.
Davis, G. W., 31. 42.
Davison, Anstruther, 116.
Dejerine, J., 133.
Dellwig 86. 87.
Delstanche, A., 86. 88. 201. 217.
Dolore, X., 57.
Demons, A., 239.
Dench 202. 217. 219.
Dengler (Reinerz) 192.
Denig, R., 230.
Denker, Alfred, 198.
Dennert 80.
Dennig, Adolf, 137.
Dianoux264.
Dinkler, M., 26.
Dittel jun., Leopold von, 116.
Dohrn, R., 116.
Donat, J., 221*.
Donnelan, P. 8., 26.
Dormeyer, C, 226.
Downie 86.
Dräer, A., 180.
Dreyfus, M., 112*.
Drossbach 253.
Duane 264.
Dubreuilh, W., 49.
Ducamp 178. 180.
Duclos, Jean, 125.
Düms 173. 175.
Digardin-Beaumetz 248.
Dundas 275.
Dunlop, W. M., 68.
Dupuy 178. 180.
Durand 251.
Durig, A., 115.
Ebstein, Wilhelm, 134.
Edison, Cyrus, 32. 44.
EdmiUids, Arthur, 113.
Edmunds, Walter, 26.
Ehrich, E., 259.
Eichhorst, Hermann, 29. 99*.
Eichler, 0., 76.
Eiseisberg, Anton von, 120.
Eisenstaedt 31. 43.
Namen-Register.
355
Eitelberg, A., 90. 202. 214. 215. 217.
265.
Ellenberger, W., 94*.
Elliott, W. 8., 32. 44.
Ebchnig, Anton, 166. 168.
Emerson 87.
Emmerioh, Rudolf, 243.
Enderlen (Greifswald) 159.
Enjpel, Richard von, 31. 41.
Eniiqnez 22.
Epetein, Alois, 155.
Eshner, Aug., 26.
Esmarch, F. von, 256.
d'Espine, A., 31. 39.
Eolenbnrg, Albert, 224*.
Eolenstein, H., 86. 87. 206. 207. 265.
274.
Everke 243.
Eversbusoh, 0., 101*.
Ewald, C. A., 99*.
Ewald, J. Rieh., 78. 79.
Ewald, K., 233.
Faisst, 0., 163.
Falta 92.
Farrar, Reginald, 176. 178.
Fearne 106.
Feige 31. 43.
Feie, Gh., 28.
Ferrari 196. 216.
Fevrier 206. 211.
Field 201. 274
Filatow, Nil, 242.
Finger, Emest, 140.
Finkener 187.
Finsen, Niels R., 68.
Fischenich 86. 87.
Fischer, A., 115.
Fischer, Bernhard, 187.
Fischer, Louis, 30. 31. 36. 43.
Flatau, Theodor S., (Berlin) 96*. 275.
Flatau, S., (Nürnberg) 108*.
Flezner, Simon, 229.
Florschütz, B., 187.
Forsellee, Arthur af, 208. 265.
Fraenkel, A., 156.
Fraenfcel, Eugen, 151. 245..
Francis, Richard P., 240.
Francke, V., 242.
Frank, Anton, 165.
Frank, Max, 117.
Frank, R., 161.
Franke, W., 103.
Freud, Sigmund, 96*.
Freudenberg, A., 18.
Frey, A., 185.
Frevhan, Th., 46.
Fridenberg, Percy, 26.
Friedemann, J. H., 170. 173.
Friedenwald 213. 214.
Fritsch, H., 52.
Froriep, A., 8.
Froriep, L., 8.
Fuchs, £., 264.
Fuchs, Th., 237.
Fürst 182.
Fürstner 241.
Fürth, Karl, 31. 37.
Funck, M., 30. 32.
Funke (Wien) 56.
Funke (Strassburg) 153.
Claertig, H., 155.
Galezowsky, Xavier, 60.
Oamault 219.
Garnier, L^ 233.
a«iTe,C.,58,
Garten, J., 255.
Gaudard 31. 43.
Gauthier, G., 23.
Gay 271.
Gayton 64. '
Geisse, A., 119.
GeUe90.
Gellie 61. 62.
Gerhardt, C«, 26.
Germonig, Emest, 31. 40.
Geyl, A., 152.
Ghon 140.
Giaoosa, G., 114.
Giarre, Carlo, 31. 41.
Gieson, Ira van, 240.
Girard, Gh., 78. 126.
Gley, E., 22. 23.
Goldberg, A., 183*.
Goldberg, 0., 154.
Goldflam, S., 131.
Goldschmidt, J., 173. 176.
Gomperz, B., 202. 205. 217. 219.
Gonnermann, Max, 5.
Gordon 275.
Gordinier, Hormon G., 238.
Gosse 265.
Gossmann, Josef, 254.
Gottberg, E., 168.
Gottstein, Adolf, 30. 34.
Gradenigo, G., 81. 84. 91. 93. 195.
204. 214. 270. 271.
Grabe, E., 235.
Gräfe, M., 52.
de Grandmaison 61. 64.
Graut, Ed., 32. 44.
Grant, Dundas, 92. 195. 275.
Greeff, R., 101*. 263.
Green, J. Ome, 199.
Grinstead 247.
Groedel (Nauheim) 184.
Gross 182.
Gruber, Jos., 86. 205. 265.
Grünfeld 142.
Grunert 85. 86. 93. 196. 198. 206.
207. 208. 213. 217. 218. 265. 267.
Gubler, R., 157.
Guemont 265. 266.
Günther, Carl, 220*.
Güntz, J. Edmund, 59.
Guerin (Lyon) 23.
Guermonprez 196.
Guronowski 89.
Gurau 261.
Gutmann, G.« 6. 263.
Gutzmann, SL, 93.
Guye 211. 265.
Habermann 218. 271. 272.
Haddon, E., 5.
Hafßer, E., 185.
Hagenbach-Burckhardt, E., 156.
Hagopoff 250.
Hahn, 0., 56.
Hallauer, 0., 262.
Haller, F., 32. 46.
Hammar, J. A., 226.
Hamburger, H. J., 233.
Hammen, Hans, 13.
Hamon du Fougeray 269.
Hansberg 206. 207. 211. 265.
Hansemann, David, 12.
Hamack, Erich, 21. 125.
Harris 143.
Harnson206.
Harsant 275.
Hartge, A., 68.
Hartmann rRostock) 260.
Hartmann, Arthur, 73*. 86. 87. 92s
265. 266.
Hartmann, Henri, 144.
Hasche, H., 28.
Hasenfeld, E., 186.
Haskovec, L., 24. 238.
Hatch206.
Hang, Rud., 73*. 85. 86. 88. 89. 92.
93. 193. 194. 195. 197. 198. 211,
213. 214. 265. 269. 272.
Hausenbichler, August, 223*.
Haushalter, R, 27. 131.
Healy, Joseph, 30. 33.
Hechelmann 194.
Hecke86. 87. 208. 211. 265.
Hedderich, L., 137.
Heerwagen, R, 68. 69.
Hegglin, E., 190.
Heidenhain (Coslin) 32. 44.
Heidenhain, L., 137.
HeU, Karl, 118.
Heiman 193. 206. 207.
Heimann, M., 32. 46.
Heine, H., 243.
Heinricius, G., 155.
Heinz 215.
Heller, Richard, 139.
Helmkampfir (Elster) 187.
Hennebert 201. 270.
Hensen 80.
Herck 86. 88.
Hermes (Halle) 52.
Hertel, £., 238.
Hervieux, E, 178. 179. 181. 183.
Herzfeld 92.
Herzog, B., 238.
Hessler 85. 206. 208. 209. 211. 274.
Heubner, Otto, 31. 34.
Hewitt, G., 85.
Hey, Fr., 8.
Heydenreich, Alb., 26.
Heymann, P., 139.
Hildebrand, 0., 15.
Hill, A., 265.
Hill, Leonard, 9.
Hintze, E., 14.
Hirschberg, J., 60. 263.
Hirschl, J. A., 30.
Hitzig, Th., 120.
Hochhaus, H., 133.
Hochheim, Wilhelm, 21.
Hodara, Menahem, 234.
Högerstadt, A., 189.
HössUn, R. von, 189.
HöfEmann, IL, 238.
Hoffinann, R., 217. 218. 219.
Hofmann (Cöln) 6.
Hofmeister, F., 157.
Hofmokl 149.
Holmes 265. 266.
Holt, E. E., 94.
Holtzmann, H., 231.
Honeybume 45.
Horsley, V., 265.
Houzel 191.
Howard. W. T., 31. 42.
Huber, 0., 123.
Hüetlin, C. Th., 221*.
Hug^ 25.
Huizmga 5.
Hunnius 31. 41.
Huot, Augustin, 125.
Husemann, Theodor, 97*.
Jack, Edwin E., 129.
Jack, Frederick L. , 197. 202. 203,
217. 219. 265.
856
Namen-Register.
von Jacobson 32. 44.
Jacobson, L., 73*. 91.
Jäger 181. 182.
Jaenioke 215.
Jakob, Chr., 95*.
Jaksch, Rad. von, 17.
Jalland 206.
Jankan 83. 92. 93.
Jansen, A., 86. 87. 196. 206. 208. 210.
211. 265. 267.
Jeannel 252.
Jessner 101*.
Joachimsthal, G., 117. 241.
Joel 206.
Joffroy 23.
Johnson W, B., 92.
Johnston, Mo Kenne, 275.
Jones 265.
Jordan, M., 163.
Joris 194.
Josefson, Arnold, 223.
Ischboldin 242.
Isnardi, L., 163.
Jud, Karl, 104.
Jndson, A. B., 57.
Juhel-ßenoy 178. 180.
]iälin84.
Kafemann 215.
Kahlden, C. von, 150.
Ealischer, 6., 129.
Kahski, F., 221*.
Kamps, G., 165.
Karplos 129.
Katz, J., 183.
Katz, L., 73*. 215. 216.
Katz, R., 263.
Katzenstein 30. 33.
Kaufmann 269.
Kaupe 32. 46.
Kayser, R., 83. 93. 193. 202.
Keller, H., 184.
Kent, Stanley, 180.
Kemie, W., 19.
Kerscnbanmer, R., 262.
Kessel 219.
Ketz, Richard, 30. 32.
Kiesselbach 83.
King 178. 179.
Kipp 87.
Kirchner, W., 201. 265. 274.
Kirmisson 261.
Kisch, E. Heinrich, 108*.
Klantsch 118.
Kleen, Emü, 108*.
Klein, E., 178. 179.
Kleinwächter, Ludwig, 50. 253.
Klepzoff, Gonst. 118.
Knapp, H., 89. 90. 206. 207. 208. 211.
265.
Koch, 89. 143. 193. 194. 213. 265.
268.
Kocher, Theodor, 167. 185,
Köhler 195.
König, Franz, 260.
Kömer, Otto, 74. 86. 87. 89. 206. 208.
209. 211. 212. 265. 267.
Köster, H., 222*. 223.
Kohts, 0., 31. 39.
Kopfstein, W., 55.
Kosegarten 86. 87.
Kössa, Julius, 21.
Koster, W., 6. 229.
Kraepelin, E., 95*.
Kraske, P.. 258.
Kiatzert 192.
Kraus, Bud., 11.
Krause, F., 158.
Krebs 215.
Kreidl 79.
Krepuska 265.
Kretschmann 201. 206. 207. 265. 266.
274.
Kretz (Wien) 14.
Kroemer 29.^
Krönlein, U., 157.
Krotoszyner 146.
von Ejrzywicki 82.
EümmeU, H., 124. 159. 162. *
Küstner, 0., 51.
Küttner, H., 229.
Kuhn, A., 194. 196. 198. 208.
Kunn, Carl, 128.
Kyle, Bradon, 30. 32. 33.
liagiange, Felix, 166.
Landau, Leopold, 252.
Landau, Richard, 221*.
Landauer, A., 114.
T^ndmann 178. 180.
Lane 212.
Lange (Dresden) 107.
Lange, 0., 79. 85.
Lange, Victor, 265.
Langley 228.
Lannois 273. 274.
Lanz, Otto, 23.
Laqueur 167.
Laroyenne 52.
La Torre, F., 5.
Latzko, W., 19.
Laudenbach, J., 233.
Lauenstein, C., 156.
Lavrand, H., 197.
Leber, Th., 6.
Lederer, L., 125.
Le Fort 206.
Lehmann 206.
Leichtenstem 31. 40.
Leiser 243.
Leistikow 125. 138.
Lemoke 85. 86. 87. 213. 274. 275.
276.
Leopold, Gerhard, 103*. 104. 106. 107.
Lepage, G., 106*.
Lerouz 191.
LetuUe 191.
Leusser, J., 31. 44.
Leva, J., 184.
Levi, Leopold, 134. 212.
Levy, E., 81. 122. 229.
Lewin, Georg, 141.
Lewin, L., 236.
Lexer, £., 256.
Lichtwitz, L., 213. 214.
Liebrecht 215.
Liebreich, Oscar, 184.
Limbeck, R. von, 10.
Lindemann 176. 178.
Lindh, A., 222*. 223.
Lionti, G., 225.
Lissard, Albert, 32, 45.
litten, If ., 98*.
Loeb, Jacques, 6.
Loeb, Julius, 232.
Loebel, A., 185.
Lowy, Rudolf, 30.
Lor, P. A., 53.
Lorenz, A., 109*.
Lotz, Th., 61. 66.
Love 275.
Lubet-Barbon 205. 217. 265.
Lucae, A., 82. 201. 206. 274.
Ludewig, H., 195. 206. 217.
Ludwig, E., 187.
Ludwie, H., 126.
Lund, F. B., 32. 45.
llaass 18.
MabiUe 23.
Mao Alister, Alex., 31. B9.
Maoewen 210. 265.
Mc Feely 69.
Maokenzie, Stephen, 48. 270.
Madelung, 0., 164.
Mader 245.
Maffuocil4.
Maginelle, P., 129.
Mahler 104*.
Muocchi 204.
Maloney 201.
Manasse 269.
Manicatide 15.
Manussi, A. de, 61. 67.
Mauser (Salzbrunn) 192.
Manz, W., 121.
Marandon de Montyel, £., 18.
Marcinowski 57.
Marinesoo 239.
Marsh, Emest L., 31. 42.
Martha 204.
Marthen, Geoig, 17.
Martin, A. J., 68.
Martin, S. C, 147. 180.
Martin, St, 265.
Massalongo, R., 237.
Massen, H., 169. 170.
Matte 78.
Matten (Dax) 23.
Maunz, 0., 161.
Max, Emanuel, 215. 269. 274.
Maybaum, Joseph, 26.
Meuinger, C, 230.
Menard, 56. 191.
Mendelsohn, Martin, 98*. 235.
Meneau 250.
Moniere 199.
von Mering 97*.
Mesnard 191.
Mester, Bruno, 47.
Metcalfe 201.
Mevel, Paul, 237.
Meyer, Hans, 243.
Mikulicz, J., 261.
MilUgan, WiUiam, 205. 217. 265.
Millingen, E. van, 59.
Miot, C., 202. 205. 217. 219.
MiraUie 133.
Möbius, P. J., 220*.
MoU, Alb., 96*. 265.
Monoorge 136.
Monoorvo 235. 249.
Moorsei, Adolphus Carolus Maria vaa
107*.
Moos, S., 85. 206. 207. 265. 270. 271.
272.
Morax 44.
Morel-LavaUee 176. 178.
Morf, J., 85.
Mor^ 206.
Mornl, Gordon, 32. 45.
Morrison 85.
Moser, Paul, 117.
Mounier 202.
Moure, £. J., 206. 217. 265.
Moure, L. J., 140.
Mourek 138.
MüUor, Erik, 114.
Miüler, Franz C, 183. 192.
HüUer, Friedlich, 136.
Müller, J., 93. 214. 265. 268.
Müller, Leopold, 227.
Müller, M^ 61. 62.
MüUer, Yitalis, 119.
Müllerheim, Robert, 102*.
Münzer, Egmont, 123.
Mank, Immanuel, 99*.
Mya, G., 30. 33.
Mygind, Holger, 85. 86. 275.
Nager 84.
Narath, J., 260.
NauwelaerB 31. 36.
Nebel, A., 57.
Neebe 143.
Tan Neos 31. 40.
Neißser, A., 219*.
Neisser, £., 144.
Netoützky, Ang., 110*. 111.
Neaberger 144.
Nengebaaer, C. L., 58.
Nengebauer, Franz, 253.
Neumann, Julias, 53.
Keomann, Siegfried, 114.
Neomayer 32. 44.
Newmark, Leo, 28.
Nioolaier, Arthur, 19.
NicoUe 13.
Niemaok 268.
Niemann, C, 189.
Nimier 85.
Nolen, W., 32. 44.
Nonne, M., 241.
Noorden, Carl von, 99*.
Nothers 193.
#bali68ki, A., 151.
Odeye, Joseph, 25.
Oertel, J. W., 7.
Oettinger, W., 68.
Ogle, J. W., 64.
Ohlmacher, F., 30. 32. 33. 46.
OldendorfF, A., 111*.
Oliver, Geoiige^ 10.
Olshausen, £, 54.
Orgozo 265.
Orlowski, Waolaw, 12. 30. 34.
Ortega 169. 170.
Orth 270.
Ost, W., 61. 67.
Ostmann 73. 75. 77. 197. 270.
Ottiger, G., 231.
Ottolenghi, S., 10.
Pagenstecher, £., 122.
Pagensteoher, H., 59.
Palma, Paul, 17.
Palmirski, W., 12.
Panse, Rud., 86. 198. 205. 206. 213.
214. 217. 265.
Pansier, P., 135.
Panzer, B., 139.
Parinaud, H., 59. 167.
Park, W. H., 30. 32.
Parker 265.
Pasaow 221*.
Patein 20.
Patrick, H. T., 25.
Paulus 182.
Pauzat, P. M. A., 265.
Peok, G. B., 32. 45.
Peiper, E., 170.
Pelzer, C, 153.
Penzoldt, F., 97*.
Popper, William, 265.
PflB 2(U. 9U.
Namen-Regist et.
Peters, H., 254.
Petersen (Justus), J. Oscar, 99*.
Pfeiffer, B., 97*.
Pfeiffer, L., 98*.
Pfeilsticker, W., 44.
Pfingst, A., 262.
Pflüger (Bern) 263.
Pick, B., 15.
Pick, L., 53. 118. 150.
Piokering, J. W., 3.
Pioque 206. 211.
Pinous, L., 254.
Pissin 181.
PUmmer, H. X, 180. 181.
Pluym, C. A. van der, 229.
PoM 85.
Poljakoff, P., 225.
Polimanti, 0., 228.
Politzer, Adam, 73*. 83. 86. 87. 88.
199. 203. 205. 216. 217. 265. 275.
277.
Pollac'k 80. 206. 207.
Polo 206.
Pomeroy, D., 265.
Ponfick 14.
Pooley 195.
Poppe, Gurt, 253.
Porter, Gh., 68. 69.
Posner, C, 141.
Pospischil, 0., 190,
Posselt 148.
Post, A. E., 31. 42.
Potain 46.
Poten (GeUe) 156.
Poulet 181. 182.
Pourquier 178. 180.
Preil, F., 69.
Prevost, J. L., 230.
Prinz, B., 16.
Pritohard 194.
Pütz 194.
Puijesz, Sigmund, 30. 34.
Purtsoher 166.
Putnun, James J., 25.
Putzler 144.
Quervain, F. de, 259.
Rackowitz 31.
Rafinesque^ G., 169. 170.
Rahts Gb. 61.
Ramsay, M., 165.
Randail, B. Alexander, 73. 74. 195.
202. 206. 265.
von Ranke 93.
Ransom, Manley, 188.
Rattel 216.
Rawitz, B., 94*.
Ray, J. Morrison, 168.
Raymond, P., 133. 169. 170. 173. 176.
Rehn, L., 162.
Reiche, F., 13. 245.
Reinhard 206. 208. 217. 265.
Renaut, L., 22. 70. 71.
Resnikow, 0. A., 145.
Reusing 152.
Revüliod, L., 23.
Rey, J. G., 226.
Reymond, Emile, 151.
Riberolles 148.
Richardson, A. J., 31. 42.
Richter, Gerhard, 81.
Ricker, Gustav, 13.
Rieder, Hermann, 220*.
Riehl, Gustav, 249.
Risel, 0., 60.
Pifnnhl 9R7
387
Roberts, A., Dean, 215.
Roberts, Gharles, 57.
Roberts, Frederick, 31. 41.
Roberiaon, D. ArgyU, 85. 265. 275.
Robin, Albert, 57.
Robinson, Beverley, 193.
Robinson, Tom, 50.
Rohmann, F., 4.
Roger, H., 245.
Rohrer, F., 84. 93. 94. 196. 213. 215.
216.
RoUet 144.
Romnidano 32. 45.
Roos, E., 10.
Roosa, D. B. St John, 198. 265. 267^
Rose, A., 206. 207.
Rose, E., 261.
Rosenbach, F. J., 100*.
Rosenboom, £., 112*.
Rosenthal, £., 31. 43.
Rossi, Gesare, 127.
Rühl, E., 118.
Ruffer, Armand, 180. 181.
Ruppolt, E., 151.
Rydygier 255.
Sabrazes 213. 214.
Sacharoff, N., 115.
Sachs 81.
SadikofE, J., 70. 72.
Sahli247.
Samuel, S., 30. 32.
Sandmann 73*.
Sandmeyer, W., 4.
Santamechi 167.
Sauvineau 134
Savor, R., 126.
Scalfi 196. 216.
Schaefer, £. A., 10.
Schfifer, Karl L., 78. 99*.
Soh&ffer 142. 146.
von Schäwen 32. 44.
Scharfenberg 190.
Schauta, Friedrich, 102*.
Schede, M., 207.
Scheef (Horb) 187. _^
Scheibe, A., 86. 87. 198. 199. 203.
208. 211. 213. 266. 269.
Scheier, M., 206. 207.
Scheunemann 150.
Scheyer, Albert, 139.
Schiffer, G., 151.
Schiller, Karl, 222.
SchiUing, Friedrich, 99*. 188.
Schimmelbusch, G., 257.
Schlagenhaufer 140.
Schlesinger, Hermann, 99*. 242.
Schmidt-iüiyipler,H., 166.
Schmiegelow, E., 194. 205. 208. 217.
265.
SchmiU (Wachenheim) 32. 44.
Schnitzler, J., 233.
Schönbom, G., 98*.
Scholz (Gudowa) 192.
Schrader, Theodor, 116. 124.
Schreiber, E., 156.
Schröder, Ernst, 31. 38.
Schröder 74. 265.
Schrotter 139.
Schubert (Reinerz) 192.
Schubert, Paul, 92. 201. 206. 207.
274.
Schuchardt, Karl, 52.
Schule, A., 130.
Schütz, Gustav, 47. 108*.
368
Namen^^Begister:
ßohnster (N'auheim) 187.
Sohwabach 82. 86. 272.
Sohwartze, Hermann, 73*. 194. 202.
206. 207. 208. 216. 217. 219. 265.
266. 274.
Schwarz, L., 236.
Schweigger, C, 101*.
Schwendt 85. 86. 87.
Sdolla, 8., 121.
Segond, Paul, 251.
Sehlen 147.
Seifert, 0., 139.
Seitz, C, 31. 42. 239.
Seligmann 202.
Semon, Fehx, 140.
Sendziak, Job., 138.
Senger, E., 257.
Seppel 131.
Sexton 202.
Shandon, A., 31. 42.
Sharp, Oord., 232.
Sheüd 213. 214.
Shenington 228.
Siebenmann, F., 81. 213. 214. 265.
266.
Sieber-Schoamow, N. 0., 120.
Sigel, A., 31. 38.
Sigurini, C, 238.
Silbersohmidt, W., 11.
Silberstem, F., 136.
Silva, Bemardino, 244.
Süra, R, 31. 41.
Simon, Charles £., 271.
Simrook, Joseph, 201.
Singer, Gustav, 11.
Sirena, L., 237.
Sirleo 14.
Skottowe 31. 42.
Smith, Charles S., 31. 44. 199.
Spaeth, F., 254.
Spalding, J. A., 194. 205. 262. 264.
Spalinger 163.
Speville, 0. de, 129.
Spitzer, G., 18.
Springthorpe, J. W.. 239.
Stacke 205. 217. 218. 265.
Staokler 169.
Stadehnann, E., 137.
Starr, M. Allen, 240.
Staub, A., 249.
Steil, Heinrich, 226.
Stein, J., 31. 37.
Stein, Stanislaus von, 92. 193. 217.
Steinbrügge, H., 77. 270. 271.
Steinmetz, C, 255.
Steinschneider 146.
Stepp 235.
Stern, Leopold, 203.
Stephani, P., 26.
Stetter, G., 84. 93. 195. 201. 217. 265.
Stieda, Hermann, 250.
Stifler (Stehen) 184
Stintzing, R, 97*.
Stolzner 57.
Stokvis, B. J., 21.
Strasser, A., 187.
Strassmann, Paul, 102*.
Straub, Carl, 132.
Stricker, R., 185.
Stubbendorf 114.
Stoelp, 0., 227.
Sturge, H. H., 61. 64.
Snohanek, H., 92.
Suter, F., 4.
Sutphen 206. 207. 265.
Swain 86. 87.
Swan, R. L., 57.
Swift, W. N., 169. 170.
Syibes, Langford, 20.
Szenes, Siegismund, 204. 205. 215.
216. 269. 275.
Szontagh, Felix Yon, 4
Tausk, Franz, 3.
Teiclunann 217.
Temesviry, R., 155.
ter Laag, C. H., 229.
TersondO.
l^euffel, R., 154
Theilhaber, A., 25.
Theobald, Samuel, 217.
Thibierge 32. 45. 192.
Thomas 137. 229.
Thomas, Allen IL, 32. 45.
Thomas, J. Lynn, 238.
Thomson 135.
Thomson, John, 117.
Thoro, W., 148. 252.
Thome, Thome, 63.
Thomer 265.
TiohomiiofE, M., 113.
Tilmann259.
Timmer, H., 31. 41.
Tirelli, V., 227.
T5p1itz 274
Touton, K., 141.
Trautmann 274.
Treitel 196.
Trenel23.
Tresflian, Fr., 130.
Treub, Heoior, 51.
Treupel, G., 191.
Truckenbrod 206. 207.
Truzzi, Ettore, 254.
Ttogyxoglous 271. 273.
Tnnnioliffd, F. W., 18.
Tumbull 274
Tttty (Lyon) 23.
Uohermann, Y., 85. 86. 275.
Unna, P. G., 115. 248.
ünvenioht 132. 237.
ürbantechitsch, Victor, 92. 265. 268.
275. 277.
Vacher 193.
Vaillard, L., 181. 183.
Valenta, Alois, 169.
Vali 93.
yallaok24a
Valiin 69. 70.
Valude, E., 165.
Vas, fiemhard, 114
Veit 143.
Yellan, J., 28.
Vergely. P., 258.
Vememi, A., 191.
Verwom, Max, 78.
Vidal, F., 124.
Yierordt, Oswald, 31. 37.
Yirohow, Rud., 197.
Yohsen 206. 207.
Voigt, C, 176. 178. 179.
Voigt, L., 61. 67.
Voisin, J., 23.
Vollmer, E., 234
Yoüte 31. 43.
Vulpius, 0., 258.
Yulpius, Walter, 265. 266.
HVachholz, Leo, 128.
Wagenhäuser 273.
W8Jb265.
Walter, William, 151.
Wanner, R, 154.
Warden 275.
Wawrinsky, A., 60. 62.
Webber, S. G., 61. 67.
Weber, F. Parkes, 28.
Weber, L., 111*.
Wecker, L. de, 167.
Wecker, Leonhard, 13.
Wohle, J., 106.
Wehmer, R, 109*.
Wende, A. J. van der, 239.
Weü 85. 274
Weinland 77.
Weintraud, W., 4.
Weiss, Edgar, 16.
Weisz, E., 186.
Wendelstadt, H., 31. 40.
Wendhner, H., 191.
Werner 181. 182.
Wemicke, E., 13.
Westermark, F., 251.
Westhoff, C. H. A., 60.
Weyl, Theodor, 110*. 111*.
Whitehead, H. R, 169.
Wick, Ludwig, 183*.
Wiener, Hugo, 123.
V. Wüd 90. 208. 265. 267.
Wilhelmi 181. 182.
Williams, J. Robert, 68.
Williamson 240.
Wilmart, Lncien, 7. 229.
Wingrave, Wyatt, 258.
Wintorberg 145.
Wintemitz, Wilhelm, 188.
Withington, Charles F., 32. 36. 247.
Wodon, J., 195. 265.
Woerz, Hans von, 54. 153.
Wolf, 0., 274
Wolff, H., 93.
Wolff, J., 106.
Wolff, M., 170. 171.
Wolff (Reiboldsgrün) 191.
Woltemas 60.
Worsley, Rednald C, 32. 45.
Wroblewski 85. 275.
Youiinski, N. 0., 126.
Saochi, Luigi, 32. 45.
Zaufal, Emanuel, 204 206. 211. 265.
266.
Zaufal, Gustav, 47.
Zenker, Heinrich, 102*.
Ziegler 95*.
Zigura, V., 46.
Zimmermann, Ch., 87. 264 265.
Zinsser, Ford., 249.
Zirm, Ed., 264.
Zwaardemaker, H., 81.
Leipzig, Walter Wigand's Buchdrackerei.