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Full text of "Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig"

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SCHRIFTEN 


DER 


NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT 


DANZIG. : 


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NEUE FOLGE. 
SECHSTEN BANDES DRITTES HEFT. 
(HIERZU FÜNF TAFELN.) 


MIT UNTERSTÜTZUNG DES WESTPR. PROVINZIAL-LANDTAGES 
HERAUSGEGEBEN. 


LIBRARY 
NEW YORK 
BOTANICAL 

GARDEN. 


DANZIG 1886. 
COMMISSIONS-VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG. 


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Inhalte 


Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft und Berichte ihrer 
„Sectionen 


Mitglieder-Verzeichniss der Gesellschaft und ihrer Sectionen 


Verzeichniss der im Jahre 1885 durch Tausch, Kauf und Schenkung 
‚erhaltenen Bücher 


Abhandlungen. 


Bericht über die achte Versammlung des westpreussischen botanisch-zoolo- 
gischen Vereins zu Dirschau am 26./27. Mai 1885 
Conwentz-Danzig, die einheimische Wirbelthier-Fauna III 
Bail-Danzig, botanische Notizen (Tafel I) . 
Brick-Bresiau, Bericht über die Excursionen im Kreise Tuchel . 
v. Klinggräff-Langfuhr, botanische Reisen im Kreise Karthaus . : 
Hohnfeldt-Largfuhr, Beitrag zur Flora des Kreises Pr. Stargard Westpr. 


Hatsow-Oliva, Bericht =. 0% h 
Treichel-Hochpaleschken, Botanische Nodken. vIr. 
4 er Zoologische Notizen V Eh 
2 5 Pflanzenkunde des Pommerellisch. Urkundenbuchs 
& i Volksthümliches aus der Pflanzenwelt VI . 
+ = Floristische Standorte 


Hohnfeldt-Langfuhr, Beitrag zur Flora des Kreises Schwetz 
v. Klinggräff-Langfuhr, einige Berichtigungen 
Kalmuss-Elbing, Nachtrag 


Mittheilungen aus der Anthropologischen Abtheilung des Westpreussi- 
schen Provinzial-Museums. 


I. Das Weichsel-Nogat-Delta von Dr. Lissauer und Dr. Conwentz (Taf. 
H.—V) 


Ueber die Cholera. Vortrag von Dr. Freymuth 


Mittheilungen über Bernstein von Otto Helm. 
XIII. Ueber die Insecten des Bernsteins 


Die Hymenopteren des Bernsteins von Hauptlehrer a. D. Brischke 


— m  — 


110 
118 
124 
127 
139 
182 
183 
139 
203 


OCT 15 1910 


Jahresbericht 


der | | LIBRARY 
Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig, Riagek, Ri 
ICA! 

für 1885, GARDEN, 


erstattet vom Director derselben, Professor Dr. Bail, am 143. Stiftungsfeste 
den 2. Januar 1886. 


Trauernd denken wir zunächst der schweren Verluste, welche unsere 
Gesellschaft im verflossenen Jahre durch den Tod erlitten hat. Zu unsern 
geistig und körperlich frischesten Mitgliedern gehörte noch beim Beginn desselben 
Herr Consul und Stadtrath George Baum. Mitglied seit dem Jahre 1863, 
verwaltete er vom Jahre 1867 bis 1870, wo ihn das Vaterland zu den Waffen rief, 
und dann von 1882 bis zu seinem uns tief erschütterndem Ende (Mitte Juli 1885) 
mit treuester Hingabe und Gewissenhaftigkeit das Amt des Schatzmeisters. 

Aus der Zahl unserer Ehrenmitglieder verschied der Geheimrath Professor 
Dr. Carl Theodor v. Siebold zu München im Alter von 81 Jahren. Derselbe 
war vom Jahre 1835 bis 1840 Direetor des Danziger Hebeammeninstitutes 
und hat im persönlichen Verkehre zeitweise auch als Vice-Director, wie durch 
seine epochemachenden zoologischen Arbeiten auf das geistige Leben unserer 
Gesellschaft äusserst förderlich gewirkt. Zum Ehrenmitgliede wurde er 1878 
bei Gelegenheit seines 50jährigen Doctorjubiläums ernannt. 

Von unseren correspondirenden Mitgliedern starben die Herren Cialdi, 
Commandeur in Civita-Vecchia, Mitglied seit 1866 und die im Jahre 1868 
gewählten Botaniker, Baron Ludwig von Hohenbühel, genannt Heufler zu 
Rasen und Professor Dr. Reichard, Vicepräsident der Gartenbau-Gesellschaft 
in Wien. 

Von den auswärtigen Mitgliedern verschied im blühendsten Mannesalter 
Herr Oberlehrer Dr. Strebitzki in Neustadt, der unseren, wie allen wissen- 
schaftlichen Bestrebungen in der Provinz stets die lebhafteste Theilnahme 
bewiesen hat. 

Schon glaubte der Vortragende das Verzeichniss der Verluste abgeschlossen 
zu haben, als am 29. Dezember die Nachricht von dem unerwarteten Ableben 
des Kaiserlichen Postkassirers Herrn Robert Schück in Breslau an ihn 
gelangte, eines Mannes, der wegen seiner Verdienste besonders um die anthro- 
pologisch-ethnograpkische Sammlung der Gesellschaft bei seinem Weggange von 
Danzig zum correspondirenden Mitgliede ernannt wurde. 


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VI 


Lassen Sie uns das Andenken aller dieser Männer durch Erheben von 
unseren Sitzen ehren. 

Auch andere Verhältnisse haben Lücken in das Verzeichniss unserer Mitglieder 
gerissen. So hat eine Anzahl den Wohnsitz verändert, unter ihnen der bisherige 
Direetor unserer Artillerie- Werkstätte, Herr Oberstlieutenant Haceius, der 
sich als pensionirter Oberst mit seiner Familie in Hannover niedergelassen hat, 
ferner Herr Oberpräsidialrath Schellong und die Oberstabsärzte Dr. Lentze 
und Winkler. 

Die Gesellschaft besteht ausser aus Ehren- und correspondirenden Mit- 
gliedern aus 238 einheimischen und 109 auswärtigen Mitgliedern. 

Es sei bei dieser Gelegenheit die Hoffnung ausgesprochen, dass die Gebildeten 
Danzigs und der Provinz sich fortgesetzt an der Förderung der Interessen der 
Gesellschaft betheiligen mögen, documentirt dieselbe doch nach aussen hin in 
kräftiger Weise das wissenschaftliche Leben der Provinz und ist stetig bemüht 
auch ihren Mitgliedern reichen Stoff der Anregung zu bieten. 

Gehen wir sogleich näher auf ihre durch die vorstehenden Worte ange- 
deuteten Unternehmungen über! Nach dem Tode ihres Ehrenmitgliedes, des 
Geheimen Medizinalraths Professor Dr. Göppert, welcher derselben die Heraus- 
gabe seiner Bernsteinflora überlassen, bei seinen Lebzeiten aber nur das erste 
Heft zum Abschluss zu bringen vermocht hatte, hielt die Gesellschaft die 
Fortsetzung des Werkes für Ehrenpflicht. Sie betraute mit der Weiterführung 
Herrn Dr. Conwentz und beschloss gleichzeitig die Untersuchung auf alle 
vegetabilischen Bernsteineinschlüsse auszudehnen, die ihr zu diesem Zwecke von 
hochsinnigen Gesellschaften und Privatpersonen zur Verfügung gestellt werden 
würden. Aus denselben, wie aus den im Besitze des Westpreussischen Provinzial- 
Museums und der Gesellschaft befindlichen, werden alle wichtigen Repräsentanten 
auf Kosten der Gesellschaft in gediegenster Weise gezeichnet und die Tafeln 
von der durch ihre vorzüglichen Leistungen bekannten lithographischen Anstalt 
von Werner und Winter in Frankfurt a. M. ausgeführt. Herr Dr. Conwentz 
hofft in diesem Jahre die Herausgabe des 2. Heftes, welches die Angiospermen 
umfasst, während das erste die Gymnospermen behandelte, zum Abschluss zu 
bringen. 

Dank der sehr regen Thätigkeit ihrer anthropologischen Section und vor 
allen des Vorsitzenden derselben, Herrn Dr. med. Lissauer, ist die Gesellschaft 
schon jetzt im Stande, eine prähistorische Karte herauszugeben, welche auf die 
vorgeschichtlichen Verhältnisse unserer Provinz ein klares Licht wirft. Diese 
wird in dem Massstabe von 1:300000 nebst kleineren Karten und Taieln in 
der lithographischen Anstalt von Kratz in Berlin hergestellt. 

Nachdem Herr Oberarzt Dr. Freymuth einen Kursus bei Geheimerath 
Koch in Berlin durchgemacht hatte, richtete er in unserer Stadt mit Herrn 
Assistenzarzt Dr. Poelchen eine Station für bacteriologische Untersuchungen 
ein, über deren Arbeiten er am 18. November pr. unter Vorführung zahlreicher 
Culturen einen langen, demonstrativen Vortrag hielt. Die Gesellschaft hat es 


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für ihre Pflicht gehalten, auch dieses wichtige, wissenschaftliche Unternehmen 
durch Bewilligung von Mitteln zu unterstützen. 

Ausser den vorerwähnten Publicationen nehmen die Jahreshefte ungehinderten 
Fortgang. Das in den nächsten Wochen erscheinende dritte Heft des 
6. Bandes der neuen Folge enthält ausser den Jahresberichten der Gesellschaft 
und ihrer Sectionen 

3. den Bericht über die 8. Versammlung des Westpreussischen botanisch- 
zoologischen Vereins, welche am 26. und 27. Mai unter reger Betheiligung 
zu Dirschau stattfand. / 

4. Eine Abhandlung der Herren Dr. med. Lissauer und Dr. phil. Conwentz 
„Ueber das Weichsel-Nogat-Delta“ mit 4 theilweise colorirten Doppeltafeln. 

5. Den Vortrag des Oberarztes Herrn Dr. Freymuth üher die Cholera. 

6. Eine Abhandlung des Herrn Stadtrath Helm üher die Insecten des 
Bernsteins und 

7. eine Abhandlung des Herrn Hauptlehrer Brischke über die Aymeno- 
pteren des Bernsteins. 

Die einheimischen Mitglieder sind zur unentgeltlichen Empfangnahme des 
Jahresheftes berechtigt, den auswärtigen wird dasselbe zugesandt. 

Die zehn ordentlichen Sitzungen lieferten theils interessante Demonstra- 
tionen, theils Originalberichte über wissenschaftliche Untersuchungen und 
Reisen, unter letzteren besonders die des Herrn Grabowski über seinen 
Aufenthalt in Borneo und des Herrn Waldemar Belck ‚Ueber Land und 
Leute in Deutsch-Südwest-Afrika.“ 

Herr Dr. Schirlitz erläuterte seine lebenswarmen Vorträge durch zahl- 
reiche Demonstrationen sehr gut präparirter Thiere des Golfes von Neapel. 

Ich lasse hier den nach Disciplinen geordneten Ueberblick des Herrn 
Sanitätsrath Semon über die in den einzelnen Sitzungen behandelten Gegen- 
stände folgen. 

| A. Allgemeines. 

1. Jahresbericht über das Jahr 1884 und im Anschluss an diesen die 
Berichte über die Thätigkeit der Sectionen erstattet von deren Vor- 
sitzenden, am 3. Januar 1885. 

2. Demonstration einiger interessanter Geschenke für das Provinzial- 
Museum aus den verschiedenen Gebieten der Naturkunde durch den 
Assistenten Herrn Schwabe, am 4. März 1885. 


B. Physik. 
1. Vortrag des Herrn Prof. Momber über die Theorie der Sonne von 
William und Werner Siemens, am 3. Januar. 
2. Vortrag des Herrn Astronom Kayser, Beobachtungen der'an einer 
Spalte auftretenden Beugungserscheinungen, am 4. März. 
3. Demonstration von dynamo-eleetrischen Maschinen durch die Herren 
Director Neumann und Prof. Momber, am 6. Mai. 


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2. 


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C. Mineralogie und Geologie. 


Vortrag des Herrn Dr. Schirlitz: ‚Neuere Ansichten über die Ent- 
stehung der Gebirge“, am 21. Januar. 

Vortrag des Herrn Stadtrath Helm: „Ueber Vorkommen und chemische 
Beschaffenheit der in der Provinz Westpreussen sich findenden 
Phosphoritknollen‘“, am 4. März. 


D. Botanik. 


Herr Assistent Schwabe bespricht das Keimen der Hyacinthen-Zwiebeln 
ohne Erde nach beiden Richtungen, am 4. März. 


E. Zoologie. 


. Herr Prof. Bail demonstrirt junge Axolotl gezüchtet aus dem früher 


von Herrn A. Hoffmann gezeigten Laich, am 3. Januar. 


. Vorträge des Herrn Dr. Schirlitz mit Demonstrationen ‚über das 


Thierleben im Golf von Neapel“, am 4. Novomber und am 
16. Dezember. 


. Herr Stadtrath Helm demonstrirt einen Bandwurm im Hühnerei, am 


4. November. 


. Vortrag des Herrn Stadtrath Helm: ‚über die Inseeten des Bern- 


steins“, am 18. November. 
Vortrag des Herrn Hauptlehrer Brischke ‚Ueber die Hymenopteren 
des Bernsteins“, am 18. November, 


F. Geographie und Reisen. 


. Vortrag des Herrn Grabowski: ‚Ueber seine Reisen in Borneo‘‘, am 


4. Februar. 


. Vortrag des Herrn Waldemar Belck:; ‚Ueber Land und Leute in 


Deutsch-Südwest-Afrika, am 7, October. 


G. Mediein. 


Vortrag des Herın Kreis-Physikus Dr. Freymuth: ‚‚Ueber die Cholera‘ 
mit bacteriologischen Demonstrationen, am 18. November. 

Ueber die erspriessliche Wirksamkeit der Sectionen, deren Besuch jedem 
Gesellschaftsmitgliede freisteht, werden uns hernach die Herren Vorsitzenden 
Mittheilungen machen. 

Die Gesellschaft verlieh eines ihrer Humboldtstipendien an Herrn Walde- 
mar Belck, dem sie noch eine weitere Reiseunterstützung bewilligte. Das 
zweite Humboldt-Stipendium erhielt im Hinblick auf eine sehr sorgfältige bo- 
tanische Arbeit Herr Doctorandus Hellwig in Breslau. | | 

Die von Herrn Belck eingelieferten afrikanischen Naturproducte sind wie 
alle bisher der Gesellschaft zugegangenen Sammlungsobjecte dem Provinzial- 
Museum zur Benutzung übergeben worden. 


A 


Be 5: 

Rücksichtlich der finanziellen Lage unterliegt die Gesellschaft der allge 
meinen Calamität der Herabsetzung des Zinsfusses der Kapitalien und hatte 
ausserdem dadurch vorläufig einen baaren Verlust von 562 Mark, ungerechnet 
die durch Umsetzung der Papiere entstandenen Kosten, dass die Kaiserliche 
Reichsbank 5000 Mark Marienwerder Kreisobligationen in Depot und Controlle 
der Ausloosung von ihr übernahm, die bereits ein halbes Jahr nach der Aus- 
gabe durch übersehene Insertion der Kündigung entwerthet worden waren, was 
eine 21/, jährige Zinseinbusse herbeigeführt hat. 

Die naturforschende Gesellschaft hat es von jeher für ihre Aufgabe er- 
achtet, die naturwissenschaftlichen Arbeiten ihrer Mitglieder, besonders auch 
solche von provinziellem Interesse zu fördern und deshalb auch die Mittel für 
umfangreichere, seit längerer Zeit in Aussicht stehende grössere Publicationen 
bereit gehalten. Sie hat deshalb trotz der bereits berührten Ungunst der Ver- 
hältnisse ohne Bedenken sowohl die Bewilligung der erheblichen Kosten für 
die Vorarbeiten und die Herausgabe der genannten Werke, wie die für die 
bacteriologischen Untersuchungen ausgesprochen und die Entnahme von 4500 
Mark aus dem Capitalvermögen zur Deckung der Mehrausgaben des laufenden 
Etats beschlossen. 

Sie hat endlich in ihrer heut abgehaltenen ausserordentlichen Sitzung im 
Hinblick auf die ihren Bestrebungen von Seiten des Provinziallandtages stets 
zu Theil gewordene reiche Unterstützung, und die ihr neuerdings von der 
Provinzialkommission für die Verwaltung der Westpreussischen Provinzial- 
Museen in Aussicht gestellten Beihilfen für ihre Publicationen, wie Ihnen allen 
bekannt ist, einen Beitrag zur Bausumme für das grüne Thor von 5000 Mark 
auf ihre Fonds übernommen, um dadurch ihre Bereitwilliskeit zu bekunden, 
auch gegenwärtig in Gemeinschaft mit Provinz und Stadt das beiden zur Zierde 
gereichende Institut zu fördern, an dessen Begründung sie durch Ueberlassung 
ihrer sämmtlichen naturgeschichtlichen und archäologischen Sammlungen zum 
Zwecke der Benutzung den wesentlichsten Antheil genommen hat. 

Sie hat den Wunsch, bei dieser Gelegenheit in ihrem eigenen grossen 
Hause wieder mehr disponiblen Raum zu gewinnen, da sie gegenwärtig ihre 
Sitzungen oft in anderen Gebäuden abhalten muss und ihre stetig erheblich 
wachsende Bibliothek nicht mehr übersichtlich aufzustellen vermag. 

Da ein ausführliches Verzeichniss des gesammten Bibliothekzuwachses 
gleichzeitig mit diesem Berichte gedruckt wird, so mag hier nur auf ein ausser- 
gewöhnliches, sehr werthvolles Geschenk besonders hingewiesen werden, nämlich 
auf die Publicationen des Vereins zur Förderung des Gewerbefleisses in Berlin, 
vom Jahre 1836 bis 1876 durch den Vorstand des genannten, äusserst segens- 
reich wirkenden Vereines. 

Die Gesellschaft hat den Vereinen für Mecklenburgische Geschichte und 
Alterthumskunde, und der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Iris zu Dresden, 
mit denen sie seit langem in Schriftenaustausch steht, zum 50jährigen Jubiläum 
gratulirt. 


Eine Petition des Berliner Vereins für Feuerbestattung an den Reichstag 
ist behufs der Unterzeichnung von Mitgliedern ausgelegt worden. 

Das Dahinscheiden unseres verehrten Schatzmeisters, Herrn Consul Baum, 
machte mitten im Jahre eine Ersatzwahl nöthig. Herr Kaufmann O. Nötzel 
übernahm freundlich vorläufig das Amt, sprach jedoch wegen Ueberbürdung mit 


Geschäften den Wunsch aus, dasselbe 1886 wieder abzugeben. Als Nachfolger 


ist Herr Kaufmann O. Münsterberg gewählt worden. 

Alle übrigen Beamten des Vorjahres sind in ihren Stellungen verblieben. 

Im vergangenen Jahre feierte die Gesellschaft nach der ordentlichen Sitzung 
ihr Stiftungsfest durch ein Souper in dem Saale der Leutholzschen Weinhandlung, 
‘ bei dem, wie bei allen ihren derartigen Festen, Frohsinn und angeregte Stimmung 
den Wein kredenzten und das Mal würzten. 

Seit einem Vierteljahrhundert ist sich die Gesellschaft bewusst, dass der 
Tag ihrer Stiftung eine besondere Weihe durch sein Zusammentreffen mit dem 
der Thronbesteigung unseres erhabenen Regenten empfangen hat, und fort und 
fort haben wir an diesem Tage auch der immer wachsenden Segnungen ge- 
dacht, welche das Vaterland und alle seine Söhne der Selbstbeherrschung, 
Pflichttreue, unermüdlichen Thatkraft, der Weisheit und dem Heldenmuthe 
unseres geliebten Königs und Kaisers verdanken; in diesem Jahre feiert unser 
ganzes Volk das 25jährige Regierungsjubiläum seines greisen Monarchen mit 
solcher Begeisterung, dass die Gesellschaft es nicht für angemessen erachtet 
hat, am Tage vorher ihren Stiftungstag durch ein Festmahl zu begehen. Sie 
hat vielmehr an Stelle desselben für den Sommer einen Ausflug mit Damen in 
Aussicht genommen, bei welchem sich wie in früheren Jahren auch den Fach- 
männern Gelegenheit bieten dürfte, in der freien Natur den Theilnehmern Ein- 
blicke in ihr so genussreiches Forschungsgebiet zu erschliessen. 

Diesem Forschungsgebiete weihen wir uns in dieser Stunde jeder in seiner 
Weise von Neuem, denn wir wissen, dass die Erkenntniss der Natur und ihrer 
Gesetze allein dem Menschen seine Herrschaft über dieselbe und damit das 
Bestehen seines Geschlechtes im Kampfe ums Dasein sichert, wissen, dass der 
Menschheit zu Gute kommt, was der Forscher von den Geheimnissen der 
Schöpfung ergründet, und dass unser Jahrhundert es jedem Gebildeten zur 
Pflicht macht, sehend und lernend an den Fortschritten derjenigen Wissenschaft 
theilzunehmen, durch deren gewaltige Entwicklung es hauptsächlich seine Vor- 
sänger überragt. 


45. 


Bericht 


über die 


Thätigkeit der anthropologischen Section 
im Jahre 1885, 


erstattet von dem Vorsitzenden derselben, Dr, Lissauer. 


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Die anthropologische Section hat in diesem Jahre nicht nur in prä- 
historischer, sondern auch in ethnologischer Beziehung eine rege Thätigkeit 
entfaltet, da die Entwickelung unserer deutschen Colonieen auch in unserem 
Kreise ein besonderes Interesse für diese Richtung der Forschung erregte. 
Was nun die Vorgeschichte betrifft, so haben die Herren Schultze und 
Schwabe im Auftrage der Section interressante Ausgrabungen im Carthäuser 
und Stargardter Kreise ausgeführt, welche unsere Anschauungen über das Alter 
der Skelettgräber mit Steinsetzungen wesentlich bereichert haben; ferner wurde 
von Herrn Dr. Conwentz und dem Vorsitzenden eine mit mehreren Tafeln 
ausgestattete Arbeit über die archäologischen Verhältnisse des Weichsel- 
Nogat-Delta’s in den Schriften unserer Gesellschaft veröffentlicht, welche über 
die Vorgeschichte dieses Thheils unserer Provinz neues Licht verbreitet; endlich 
wurden in den Sitzungen selbst Referate über die wichtigsten anthropologischen 
Arbeiten erstattet und die neuen Erwerbungen des Museums eingehend be- 
sprochen. 

Zu den ethnologischen Vorträgen gaben besonders Veranlassung die 
schönen Sendungen, welche von unseren Landsleuten theils direct an das 
Provinzialmuseum, theils an die Ihrigen hierselbst gerichtet und im den 
Seetionssitzungen vorgelegt wurden. 

So bietet die folgende Uebersicht über die Verhandlungen der Sectionen 
in den 4 Sitzungen des Jahres 1885 ein treues Bild ihrer Thätigkeit. 

In der Sitzung vom 25. Januar sprachen: 
1) Der Vorsitzende über die neuen Geschenke des Herrn Landrath 
v. Stumpfeldt im Culm und der Alterthumsgesellschaft zu Graudenz; 
2) Derselbe. über eine Abhandlung von Welker über den Schädel 
Rafael’s und eine grössere Arbeit von Virchow über die alten Schädel 
von Assos und CUypern; 


3) Herr Realgymnasiallehrer Schultze über die Skelettgräber im Kreise 
Carthaus. 

4) Herr Dr. Oehlschläger über seine archäologische und ethnologische 
Studien auf einer Reise nach dem Nordcap. 

In der Sitzung vom 22. April sprachen: 

1) Der Vorsitzende über die neu eingegangenen Mittheilungen des an- 
thropologischen Vereins zu Coburg und über das 3. Heft der Monu- 
ments prehistoriques von Ossowski; 

2) Herr Dr. Conwentz über die neuen Funde aus dem grossen und kleinen 
Werder; 

3) Derselbe über die Nephritfrage; 

4) der Vorsitzende über die lokalen Formen der ältesten Eisenkultur in 
Norddeutschland. 

In der Sitzung vom 11. November sprach: 
Herr Wusinowski über die Insel Manila. 
In der Sitzung vom 9. Dezember sprachen: 

1) Herr Director Ohlert über die ethnologischen und kolonialen Ver- 
hältnisse in Kamerun; 

2) Herr Dr. Conwentz über neueren Ausgrabungen bei Elbing; 

3) Herr Assistent Schwabe über Ausgrabungen bei Borroschau, Kreis 
Pr. Stargardt; 

4) Herr Treichel-Hoch-Paleschken über eine westpreussische Sage und 
deren prähistorischen Hintergrund; 

5) der Vorsitzende über die Gorillaschädel und die Unterschiede der 
Anthropoidenschädel unter einander und vom Menschen. 

Dass auch in diesem Jahre die anthropologische Abtheilung des Provinzial- 
museums zahlreiche Geschenke erhalten hat, ist an anderer Stelle schon aner- 
kennend ausgesprochen worden; es sei hier nur verstattet, auch im Namen der 
Seetion den edlen Gebern öffentlich zu danken. 


Bericht 


über die 
Tıhätigkeit der Section für Physik und Chemie 
im Jahre 1885, 


erstattet von dem Vorsitzenden derselben, 
Prof. Momber. 


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Die Section für Physik und Chemie hat im verflossenen Jahre zwei 
Sitzungen gehalten. 

In der ersten derselben, am 30. Oktober, demonstrirte der Vorsitzende ein 
von OÖ. E. Meyer in Wiedemann’s Annalen, Bd. 25, Heft 3, angegebenes Modell 
zur Erläuterung der Lichtbrechung in Linsen und besprach die Modelle für die 
Lichtbrechung an der Grenze zweier Medien, die ebenfalls von O. E. Meyer 
und von Weinhold nach der Reusch’schen Konstruktion angegeben sind. 

Hierauf lenkte Herr Stadtrath Helm die Aufmerksamkeit der Mitglieder 
der Section auf den in Folge des Betriebes der Cellulosenfabrik in Legan 
entstehenden, in grossen Entfernungen wahrnehmbaren lästigen Geruch. Im 
Wesentlichen wird derselbe durch das aus den Schornsteinen der Gluthöfen 
entweichende Schwefelwasserstofigas hervorgerufen und durch beigemengte andere 
z. T. organische Schwefelverbindungen etwas modifieirt. Der Schwefelwasserstoff 
entsteht aus der Zersetzung des schwefelsauren Natrons, welches den Abdampf- 
rückständen der ausgenutzen, mit organischen Stoffen beladenen Laugen zugesetzt 
wird. Beim Glühen dieser Rückstände tritt Schwefelwasserstoff auf: 

Na 0S0, +4CO =NaS+4CO, 
NS +4C0,+HO=Na0C0,+3C0, + HS 

Die Beseitigung des Schwefelwasserstoffes könnte nach der Ansicht des 
Vortragenden durch Einführung des Gases in eine oxydirende Flamme bewirkt 
werden; es würde dann Wasserdampf und schwefelige Säure gebildet werden, 
welche in der Luft zu Schwefelsäure oxydirt als solche sehr bald niederfallen 
würde. Diese Zerstörung des Schwefelwasserstofies könnte vielleicht im Schorn- 
stein selbst durch passende Luftzuführung bewirkt werden. Es könnte aber 
auch durch Ueberleiten der Schwefelwasserstoff enthaltenden Gase über glühenden 
Gyps eine Zersetzung erfolgen, durch welche dann Schwefelkaleium und Schwefel 
entstehen würde. 


4HS +Ca0S0, =CaS+4S+4HO 


XIV 


Schliesslich sprach ebenfalls Herr” Stadtrath Helm noch über die Wasser- 
leitung in Pelonken, speziell über die Entstehung des massenhaft in derselben 


Ey 


auftretenden Absatzes, der nach seiner Ansicht durch eine Oxydation des 


humussauren Eisenoxyduls entstanden sein könnte. 

‘In der zweiten Sitzung, am 18. December, wurde zunächst die Neuwahl 
des Vorstandes für das Jahr 1886 vollzogen, die dasselbe Resultat wie im 
vorigen Jahre ergab. Hierauf hielt Herr Kayser einen Vortrag über neuere 
Beobachtungen, die derselbe über Beugungserscheinungen angestellt hat. 

Die durch einen Spalt entstehenden Beugungserscheinungen, wie sie 
namentlich von Fresnel untersucht sind, sind abhängig von der Spaltweite 
und dem Abstande zwischen Spalt und Schirm. Namentlich um den letzteren 
Abstand wesentlich kleiner herzustellen, als es bei den Fresnel’schen Versuchen 
der Fall war, hat der Vortragende einen Apparat konstruirt, den er genauer 
beschrieb und zeigte. Auf einer Grundlage befindet sich ein Schieber, der 
einen genau senkrecht stehenden, fein polirten Stahleylinder von 2'/, mm. 
Durchmesser trägt. Auf dem Schieber steht, ebenfalis genau senkrecht, eine 
den Schirm darstellende verschiebbare Lamelle, welche prismatisch geschliffen 
von rechtwinkligem Querschnitte ist. Eine einfache Vorrichtung mit Kreis- 
theilung gestattet die Messung von Drehungen; die Beobachtung geschieht an 
der Schärfe. 

Während bei den Versuchen Fresnel’s der geringste Abstand zwischen 
Lichtquelle und Spalt etwa 0,1 m beträgt, hat Herr Kayser die Beobachtungen 
unter den kleinsten Dimensionen gemacht. Die Versuche zeigen je nach den 
Umständen 7—12 Streifen, während bei den Fresnel’schen Beugungserschei- 
nungen deren nur 3—D auftreten. Darauf zeigte der Vortragende, wie bei 
Anwendung zweier Lichtquellen zwei Beugungsbilder entstehen, deren Lage von 
der der Lichtquellen abhängt, wie ferner bei Verschiebung der Lamelle die 
Erscheinung sich ändert und wie bei Anwendung von Concaygläsern das Bild 
ein umgekehrtes wird. Sowohl an der Schirmschärfe als auch an der Schärfen- 
seite des am Cylinder gebildeten Reflexes nehmen die Beugungscurven ihren 
Ausgang, welche besser von einander unterschieden werden können, wenn man 
die Entfernung des Cylinders vom Schirme etwas grösser wählt. Mit einem 
Microscope, das den Gegenstand in beträchtlicherem Abstande vom Objeetiv- 
glase zu betrachten gestattet, können die vom Auge abgewendeten Curvenzweige 
auch weiterhin verfolgt werden. Den besten Effect der Erscheinung erhält man 
durch eine derartige Drehung des Schirmes, die zwei Kanten zugleich fast in 
die Absehenslinie bringt, so dass die Diffractionserscheinung an der dem Auge 
zunächst gelegenen Kante im Vereine mit der Reflexionserscheinung an der 
zwischen beiden Kanten gebildeten Schlififläche zu Stande kommt. Bei Anwen- 
dung zweier Oylinder werden dieselben Beugungserscheinungen erhalten, wie 
durch einen Spalt, nur dass jetzt rechts und links noch Spiegeldiffraetions- 
erscheinungen mit abnehmender Intensität bis zu sechsmaliger Wiederholung 
auftreten. 


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Im letzten Theile seines Vortrages wendet sich Herr Kayser kurz zu seinen 
Untersuchungen über diejenigen Beugungserscheinungen, welche bei Verengung 
des Spaltes entstehen in dem Falle, dass ein Polarisationsprisma zwischen Spalt 
und Auge und zwischen Lichtquelle und Spalt gebracht wird. Die Polari- 
sationsebene wird einmal senkrecht und einmal parallel dem Spalt gestellt. Im 
ersten Falle tritt selbst bei sehr starker Verengung immer noch weisses Licht 
auf; im letzteren Falle dagegen verschwindet dasselbe und es tritt nach Durch- 
laufen einer bestimmten Farbenreihe bläulich, blau, dunkelblau nur noch violettes 
Licht durch den Spalt, um endlich völliger Dunkelheit Platz zu machen. Da 
nun von den senkrecht und parallel zum Spalt einfallenden Lichtwellen bei der 
Beugungserscheinung die ersteren bei der geringen Weite des Spaltes nur mit 
kürzerer Wellenlänge zur Interferenz kommen, während die letzteren jede be- 
liebige Wellenlänge besitzen können, so ist dieser Polarisationsversuch ein Be- 
weis dafür, dass die Fresnelsche Ansicht die richtige ist, dass die Schwin- 
gungsebene der Lichtwellen senkrecht zur Polarisationsebene angenommen 
werden muss. 
Sollen übrigens die zuletzt angegebenen Erscheinungen wirklich wahrge- 
nommen werden können, so muss der Apparat äusserst sorgfältig gearbeitet 
sein, denn sonst tritt an Stelle derselben diffuses Licht auf. 


Die 


os 


XVI 


Bericht 
über die 
Sitzungen der medicinischen Section 


für 1885 


erstattet von dem Vorsitzenden derselben, Dr. Abegg. 


medicinische Section versammelte sich im verflossenen Jahre in 7 Sitzungen. 


1. Sitzung am 5. März. 


Anwesend 14 Mitglieder und als Gäste Herr Professor Dr. Bail und 
Herr Ober-Stabsarzt Dr. Schneider, Herr Dr. Jendritza. 


. Herr Dr. Scheele stellte einen Fall von Hirn-Tumor mit gekreuzter 


Lähmung vor. 

Herr Dr. Poelehen erläuterte an vortrefllichen Präparaten die Centren 
der Hirnrinde. 

Herr Dr. Abegg demonstrirt das Präparat einer Ovarial-Cyste und be- 
richtet über den günstigen Verlauf der Operation. 


. Herr Dr. Freymuth legt ein Präparat von Lungen-Syphilis vor und he- 


spricht deren pathologische Anatomie. 
Herr Dr. Stobbe zeigt einen Fötus mit bedeutender Meningocele. 


2. Sitzung am 236. März. 


Anwesend 15 Mitglieder und als Gäste Herr Ober-Stabsarzt Dr. Boretius, 


— 


IND 


Cand. med. Goldfarb und Cand. med. Semon. 


Herı Dr. Schroeter sprach über einen Fall von enormer, wahrscheinlich 
sarcoı: atöser Geschwulst am harten Gaumen und deren Operation. 
Dersetibe demonstrirt einen interessanten Blasenstein. 

Herr Dr. Poelchen setzt seinen Vortrag über Gehirn-Anatomie fort. 


3. Sitzung am 3. April. 
Anwesend 13 Mitglieder. 


. Herr Dr. Poelehen demonstrirt das Präparat einer Echinococcusblase 


aus dem Netz, sowie 


. eine Dermoid-Cyste des rechten Rierstockes. 


3. 


4, 


XV 


Herr Dr. Wallenberg stellt einen Fall von Lipom in der Nähe der 
Wirbelsäule mit meningitischen Symptomen vor. 
Herr Dr. Poelehen setzt seinen Vortrag über Gehirn-Anatomie fort. 


4. Sitzung am 10. April. 


Anwesend 12 Mitglieder und als Gäste Herr Ober-Stabsarzt Dr. Schneider 


wm 


und Herr Dr. Rosenstein. 


. Herr Dr. Poelchen legt das Präparat eines Leber-Abscesses vor und 


giebt den Krankheits-Bericht dazu. 
Derselbe setzt seinen Vortrag über Gehirn-Anatomie fort. 


>. Sitzung am 1=. April. 
Anwesend 7 Mitglieder. 


. Herr Dr. Scheele demonstrirt ein Präparat von Tubereulose des Haushuhns. 
. Herr Dr. Poelchen setzt seinen Vortrag über Gehirn-Anatomie fort. 


6. Sitzung am 23. April. 


Anwesend 7 Mitglieder und als Gäste die Herren Professoren DDr. Bail 


ID 


10. 


und Lampe. 


. Herr Dr. Scheele stellt einen Fall von Aneurysma cordis vor. 
. Herr Dr. Poelchen trägt weiter über Gehirn-Anatomie vor. 


7. Sitzung am 17. December. 
Anwesend 23 Mitglieder. 


. Herr Dr. Poelchen stellt einen Fall von Urticaria factitia vor. 
. Derselbe bespricht und zeigt an 2 Patienten seine neue Methode der 


Furunkel-Operation. 

Herr Dr. Baum stellt einen Patienten vor, bei welehem er ein Stück des 
Brustbeins resecirt hat. 

Derselbe bespricht die Behandlung der Kniescheibenbrüche, auf Grund 
mehrerer Heilungen, von denen ein Fall demonstrirt wird. 

Derselbe zeigt und bespricht 2 seltene Fälle von Luxation des Acromial- 
Endes des Schlüsselbeins und seine Behandlung derselben. 


. Derselbe legt einige Blasensteine vor und berichtet über die Ausführung 


und den Verlauf seiner betreffenden Operationen. ir 


. Derselbe stellt einen Patienten vor, bei dem er einen Theil dei „’rostata 


resecirt hat. 


. Herr Dr. Pincus berichtet über einen früher vorgestellten Fall von 


Uterus-Myonm. 
Derselbe legt das Präparat eines von ihm entfernten Uterus-Polypen vor. 
Herr Dr. Freymuth zeigt einige Exemplare von Ankylostomum duodenale, 


ehe: 


XVII 


A. Mitglieder-Verzeichniss 


der 


Naturforschenden Gesellschaft zu Danzie. 


4. Januar 1886. 


I. Ehrenmitglieder. 


Als Mitglied in die Als Mitglied in die 
Gesellschaft auf- Gesellschaft auf- 
genommen: genommen : 
Achenbach, Dr., Staatsminister und Ober- | Strehlke, Dr., Director in Danzig . . . 1823 
Präsident der Provinz Brandenburg, | Weber, Wilh., Dr.. Professor, Geheimer 
Excellenz in Potsdam . . . ‘. . 1878 | Hofrath in Leipzig . . . . Wise 
Gronau, Dr., Professor in Oels . . . . 1830 | v. Winter, Geh.-Rath, Oberbürgermeister 
v. Renard, Dr., Kaiserl. Russ. Geheim- | in Danzig - . = ... „ Vs 
rath, Excellenz in Moskau . . . 18659 | 
II. Ordentliche und correspondirende Mitglieder. 
‚ Aufgen. im Jahre „Aufgen. im Jahre 
Abegg, Dr., Medizinalrath, Geh. Sanitäts- Bertram, A., Rentier in Danzig . . . . 185 
Rath und Director des Hebeammen- Bertram, H., Kaufmann in Danzig . . . 1879 
Instituts in Dauzig . . . . . . 1856 | Bibliothek, Königliche, in Berlin . . . . 1882 
Alterthumsgesellschaft zu Elbing . . . . 1884 | Bieler, Amtsraih auf Bankau . . . . .1874 
Althaus, Dr., Arzt in Danzig. . . . 1874 | Bieler, Hugo, Rittergutsbesitzer in Melno 
Anger, Dr., Gymnasial-Director in Feen 1572 pr. Rehden Westpr.. . . . . . 187 
Assmann, Gerichisrath in Danzig . . .1883 | Bischoff, Oscar, Stadtrath in Danzig . . 1878 
Bade, Brand-Director in Danzig . . . . 1883 | Bockwoldt, Dr. phil, Gymnasiallehrer in 
v. Baehr, Major a. D. in Danzig . . . 1875 Neustadt, Wesipt. . . . „. „ . 1882 
Bahr, Postrath in Danzig . . . -. . . 157 ' Bödiker, Hauptmann in Danzig . u 
Bail, Dr., Professor in Danzig . . . . 1863 | Böhm, Commerzienrath in Danzig . . . 1865 
Bajohr, Ober-Postcommiss. in Königsberg 1874 | Böhm, Joh., Dr. phil., Kaufmann in Danzig 1584 
Bartels, Ober-Staatsanwalt in Cassel . . 1873 | Boltenhagen, Buchhalter in Danzig . . . 1880 
Barteis, Capitain in Neufahrwasser . . . 1874 | Borchardt, W., Apotheker zu Berent in 
Bartels, Heinrich, Kaufmann in Danzig . 1875 Westpre-. .. . „ee. = 
Baum, Dr., Chefarzt in Danzig . . . . 1868 | Boretius, Dr., Oberstabsarzt in Danzig . 1883 
_ Berenz, Emil, Kaufmann in Danzig. . . 1832 ' v. Borries, Oberst a. D., Director des Pro- 
Berger, J. J., Stadtrath in Danzig . . . 1873 vinzial-Museums in Halle a. S.. . 1859 
Berger, Johannes, Chemiker in Danzig. . 1579 | Braune, Philipp, Kaufmann in Danzig . . 1877 


Aufgen. im Jahre 
Bredau, Oberstlieutenant in Danzig . 1880 
Bredow, Dr., Sanit.-Rath in Danzig . 1855 


Brischke, Hauptlehrer a. D. in Langfuhr. 


(Corresp. Mitglied) . . ı 4566 
Brocks, Gymnasialdireetor in Marienwerder 1881 
Brosig, Dr., Gymnasiallehrer in Graudenz 1883 
Büttner, Gymnasiallehrer in Danzig . 1885 
Bugge, Dr. med., Stabsarzt in Danzig . . 1556 
Burmeister, Ingenieur in Kl. Hammer bei 

Danzig li Sc Sn 1554 
Carnuth, Dr., Professor, Direetor des städt. 

Gymnasiums in Danzig. 1878 
Caspary, Dr., Professor in Königsberg 1867 
Chales, Stadtrath in Danzig 1872 
Citron, Rechtsanwalt in Danzig 1585 
Claassen, Staatsanwalt in Danzig 1886 
Clausius, Oberförster a. D. in Danzig . . 1884 
Clotten, Steuer-Inspector in Karthaus 1870 
Cohn, Hermann, Dr. med. et phil., Professor 

in Breslau. (Corresp. Mitglied) . 1880 
Conwentz, Dr. phil., Direetor des Westpr. 

Provinzial-Museums in Danzig 1878 
de Cuery, Carl, Kaufmann, Major a. D. in 

Danzig i Er 1877 
Czwalina, Professor in Daikir 1860 
Damme, Commerzienrath in Danzig . 1867 
Daridsohn, @., Kaufmann in Danzig 1872 
Degner, Wasserbau-Rath in Danzig 1873 
Devrient, Schiffsbaumeister in Danzig 1566 
Dierfeld, Rittergutsbesitzer zu Frankenfelde, 

Kr. Pr. Stargard . 1879 
Dohrn, Dr., Director der entom. Gesellschaft 

in Stettin. (Corresp. Mitglied.) . . 1867 
Dohrn, Anton, Dr., Professor, Director der 

Zoologischen Station in Neapel (Cor- 

resp. Mitglied) & 1576 
Dommasch, Buchhalter in Danzig . 1874 
Domnick, Kaufmann in Danzig . 1885 
Drawe, Rittergutsbesitzer auf Basklochin, 

Kr. Danzig . 1568 
Durand, Rentier in Danzig 1567 
Eggert, Dr., Oberlehrer a. D. in Denis 1540 
Eggert, ©. W., Instrumentenm. in Danzig 1881 
Ehlers, Secret. d. Kaufmannschaft in Danzig 1876 
Ehrhardt, Regierungs-Baurath in Danzig . 1559 
v. Ernsthausen, Oberpräsident der Provinz 

Westpreussen . E 1879 
Evers, Realgymnasiallehrer in ER 1578 
Fahl, Kgl. Meliorations-Inspector in Danzig 1580 
Fahle, Professor in Posen - . 187 
Farne, Dr., Kreiswundarzt in Danzig 1875 


Br 


Aufgen. im 
Fischer, Rentier in Hochwasser 
Fliessbach, Rittergutsbesitzer auf ee 
bei. Vietzieni: PL Hans 
. Flotow, Major und Direetor der Bewehr- 
Fabrik in Danzig : 
Frank, Amtsgerichtsrath in Danzig . 
Freitag, Dr., Arzt in Danzig . e 
Freymuth, Di Oberarzt in Danzig . 
Fricke, Dr. phil., 
in Dirschau 
Friedländer, Dr. med. in Dakir 
Fritzen, Kanzleirath in Neustadt L 
Fröling, Dr., Ober-Stabsarzta. D. in Bonna.R. 
Fuhst, Prediger ia Danzig . 


Real- RE 


| Fuss, Landesrath in Danzig 


Gaebel, Buchhändler in Danzig E 
Gehrke, W., Maurermeister in Danzig . 
Gerlich, Dr. phil., Landrath in Schwetz 
Gibsone, Aler., jun 
Gieldzinski, Kaufmann in Danzig : 
Glaser, Dr., Sanitätsrath und Physikus in 
Danzig . 
Glaubitz, H., ET in Dainie ; 
Glodkowski, Amtsgerichtsrath in Danzig 
Goetz, Dr. med. in Danzig . 
Goldberg, Max, Kaufmann in Danzig 
Goldmann, Rechtsanwalt in Danzig . 
Goldstein, Marcus, Kaufmann in Danzig 
Goldstein, Jul., Kaufmann in Danzig 
Goltz, Kreiskassenrendant in Danzig 
Gompelsohn, Kaufmann in Danzig 
v. Grass, Friedrich, Rittergutsbesitzer 
Starsin, Kr. Neustadt 
v. Grass, Rittergutsbesitzer auf Klanin 
Greffin, Telegraphendirector in Danzig 
Grentzenberg, Rob., Kaufmann in Danzig . 
Grentzenberg, Ed., Kaufmann in Danzig 
Griesbach, Dr., Privatdocent a. d. Universität 
in Be 3%: i 
Gronemann, Rittergutsbesitzer wo Subkan 
Grott, Gymnasiallehrer in Danzig 
Grotrian, Rector in Gnesen 
Grolp,. Rechtsanwalt in Neustadt 
Grun, Dr., Regierungs- u. Medieinalrath in 
Marienwerder (Corresp. Mitglied) 
Grunau, Dr. med, in Neustadt Westpr. 
Haeckel, Dr., Professor und Hofrath 
Jena (Corresp. Mitglied) 
Hagemann, Bürgermeister in Danzig 
Hagens, Dr. med., Oberstabsarzt in Danzig 
Hanf, Dr., 


.„„ Kaufmann in Danzig 


auf 


in 


Arzt ın Danzig 


Jahre 


. 1866 


m 
on 
[0 #) 


Aufgen. im Jahre 
Hartingh, Administrator in Gr. Nossin, Kr. 


Stolp:1..P:.- MenN 1872 
Hasse, Rud., Kaufmann in Danzig . 1869 
Hasse, Franz, Kaufmann in Danzig TR 
Hedinger, Apotheker in Danzig 1819 
Hein, Friedrich, jun., Kaufmann in Danzig 1850 
Helm, O., Stadtrath in Danzig . 1865 
Hendewerk, Stadtrath u. Medicinal- Assessor 

in Danzig . 1865 


Henoch, Geheimer eh in etehute 


(Corresp. Mitglied) s .. . 1869 
Hensche, Dr., Stadtrath in REN . 1867 
Hertel, Departements-Thierarzt, Veterinär- 

Assessor in Danzig . ..1879 | 
Hesekiel, Landgerichtsrath in Danzig . . 1874 
Hesse, Theodor, Buchhalter in Danzig . . 1877 
Hevelke, Prediger in Danzig a tes: | 
v. Heyden, Dr. phil, Major z. D. in 

Bockenheim b. Frankfurt a. M.. . 1867 
Hildebrandt, Apotheker in Danzig , . 1883 
Hinze, Dr., Arzt in Danzig . 1869 
Hirsch, Dr., Professor und Geh. Medieinal- 

Rath in Berlin . 1847 
Hoffmann, August, Aannlentaneikant, in 

Danzig 5 if: . 1872 
Hoffmann, Otto, Kanu in Danzig ‚IST 
Hoffmann, Amtsvorsteher in Zoppot . 1880 
Hohnfeldt, Dr. phil. Langfuhr bei Danzig . 1554 
v. Homeyer, Rittergutsbesitzer in Stolp 

(Corresp. Mitglied) . 1843 
Holtz, J., Kaufmann in Danzig la 
Horn, Dr., Fabrik-Dirigent in Lrooaliähall 

(Corresp. Mitglied) . 1868 


Horn, Oberamtmann in Putzig, Kr. Nena 1873 
Hue de Caligny, Marquis in Versailles 

(Corresp. Mitglied) e . 1866 
Jacobsen, J.,Majoratsverwalteri. Spengawsken, 

Kr. Pr. Stargard. 3...0 1kkekejii 
Jantzen, Ottomar, Bernsteinhändler i. Banzie 18850 
Janzen, P., Apotheker in Pr. Eylau Ostpr. 1879 
Jendritza, Dr. med. in Stadtgebiet bei Danzig 1884 
Jentzsch, Dr., Privatdocent in Königsberg 

(Corresp: Mitelied) 7. Knast 2 S50 
Le Joli, Prof. de la soc. des sciences in 

Cherbourg (Corresp. Mitglied) . . 1857 
Jüncke, W., 7 


Kaufmann in Danzig . . . 18 


Jüncke, Albert, Kaufmann in Danzig . 1850 
Kafemann, Buchdruckereibes. in Danzig . 1867 
Kahle, Dr. med. in Danzig N leler.. 
Karitzkyy, wissenschaftlicher Lehrer am 
Kadettenhause zu Kulm . 1834 | 


Aufgen. im Jahre 


Kasprzick, Dr. med. in Danzig . 1883 
Kauffmann, W., Kaufmann in Danzig . . 1869 
Kauffmann, Gerichtsrath in Danzig . . 1874 


Kautz, Rudolf, Rittergutsbesitzer in Gr. 
Klintsch, Kr. Berent . 1881 

Kayser, Astronom in Danzig .“ „1859 

Kayser, Dr. phil. et theol., Domprobst in 


Breslau 0 re 

v. Kehler, Director des a .. 
in Marienwerder . E . 1878 
Keil, Gymnasiallehrer in Danzig . . 1885 
Kessler, Dr., Direetor in Bochum . 1856 
Kettler, Be in Danzig . . 1883 


Kiesow, Dr., Bealeyienssislichrerä in Danzig 1877 
Klatt, Dr. in Hamburg (Üorresp. Mitglied) 1866 
Klein, Herm.,Dr. in Köln (Üorresp. Mitglied) 1873 
Klein, Dr. med. in Danzig . . 1885 
Kliesch, Gymnasiallehrer zu Pr. Stargard 1881 
v. Klinggräff, H., Dr. phil. in Langfuhr bei 


Danzig (Corresp. Mitglied) kei‘ 
Klunzinger, Dr., in Stuttgart (Üorresp. 
Mitglied) . . - - 721808 
Knoch, Reallehrer in Jenkau bei Dans . 1880 
Kohtz, Dr. med. in Danzig . . 1881 
v. Kolkow, Kaufmann in Danzig . . 1878 
Kornstaedt, Apotheker in Danzig . 1884 
Kosmack, Stadtrath in Danzig . 1882 
Krause, Johannes, Kaufmann in Danzig . 1878 
Kreis- Ausschuss in Strasburg in Westpr. . 1874 
Kresin, Dr. med. in Danzig BR ie... 
Kressmann, Arthur, Consul in Danzig . . 1880 
Kretschmann, Dr., Director des Königl. 
Gymnasiums in Danzig . 1884 


Kreutz, Professor Dr. a Onsldiren 

in Danzig . 1867 
Krieg, Dr., Gymmasiillene in Mardepiie 1885 
v. Kries, Rittergutsbesitzer auf Kl. Waez- 


miers, Kr. Pr. Stargard . 1875 
Kroemer, Dr., Director der Provinzial- 

Irrenanstalt in Neustadt Westpr. . 1884 
Krogoll, Packhofsvorsteher in Danzig . 1886 


Kruckow, 
Westpr. ER 
Krüger, E. R., Manirörineieee in Danzig . 1869 
Kruse, Dr., Prov.-Schulrath in Danzig. . 1879 
Künzer, Dr., Prof., Gymnasial-Oberlehrer 
in Marienwerder 
Director der städtischen as un 
Wasserwerke zu Danzig . 1881 
Kunze, Ferd. Major, Rtgbes. auf Gr. Bölkau 1880 
Kunze, Lieutenant in Danzig . . 1885 


Kreis-Thierarzt in Rosenberg 
. 1854 


. 1867 
Kunath, 


BR 


XXI 
Aufgen. im Jahre | Aufgen. im 
Laasner, Uhrmacher in Danzig . 1877 | Morselli, Henri, Prof. in Macerata (Italien) 


Lakowitz, Dr. phil. in Danzig. . 1885 
Lampe, Dr., Professor in Danzig . 1859 
Landwirthschaftliche Schule zu Marienburg 1885 
Lange, Louis, Kaufmarn in Marienburg . 1879 
Laskowski, Seminardireetor in Rawitsch . 1866 
Leitzen, Thierarzt in Danzig BO 
Lenzing, Hauptzollamts-Assistent in Danzig 1878 
Leupold, Kaufmann in Danzig . 1875 
Leyden, Oscar, Kaufmann in Danzig . 1880 
Licht, Stadtbaurath in Danzig . 1868 
Liebeneiner, Oberförster in Oliva . 1871 
Liepmann, Bankier in Danzig . 1875 
Lietzau, Apotheker in Danzig 499 
Lievin, Heinrich, Dr. med. in Danzig . 1881 
Linck, Rittergutsbesitzer auf Stenzlau, Kr. 

Pr. Stargard - 1879 | 
Lindner, Justizrath in Danzig . 1868 
v. d. Lippe, Apotheker in Danzig . 1865 
Lissauer, Dr., Arzt in Danzig . 1563 
Loch, Dr., Arzt in Danzig . { . 18753 
Luke, Gymnasial - Öberlehrer in Deutsch- 

Krone Westpr. . 1884 
Luckow, Prediger in Karthaus | 
Mac-Lean Lochlan, Rittergutsbesitzer auf | 

Roschau, Kr. Danzig . 1879 
Märker, Rittergutsbesitzer auf Rohlan bei 

Warlubien, Kreis Schwetz 1877 
Mannhardt, Prediger in Danzig . 1884 
Marschalk, Kaiserl. Maschinen-Ingenieur in 

Neufahrwasser - 1874 
Martiny, Justizrath in Danzig 1869 
Matzko, Stadtrath in Danzig . 1877 
Mehler, Dr., Professor in Elbing 1863 
Mencke, E., Kaufmann in Danzig 1874 
Meschede, Dr., Director der Krankenanstalt 

in Königsberg 1872 
Meske, Major in Danzig . : . 1876 
Meyer, Albert, Kaufmann in Denaie 1875 
Meyer, Dr. phil., Oberlehrer am Gymnasium 

zu Schwetz . \ 5 . 1882 
Michelsen, Apotheker in Da i RE 
Mieske, J. F. O., Kaufmann in Danzig. . 1877 
Mietzlaf, Landgerichtsrath in Danzig 1880 
Mischewski, Photograph in Danzig 1376 
Mix, Commerzien-Rath in Danzig . 1865 
Möbius, Karl, Dr., Prof. in Kiel (Corr. Mitgl. ) 1871 
Moeller, Dr. med. Kreisphysicus in Brauns- 

berg,. Östpr. 1879 
Momber, Prof., Oberlehrer am Kol. ER 

nasium in Danzig . 1867 


Jahre 


(Corresp. Mitglied) R „td 
Morwitz, Kaufmann in Philadelphia . . 1871 
Morwitz, Mart., Kaufmann in Danzig . . 1873 
Morwitz, Wilh., Kaufmann in Danzig . 1876 
Mothill, Oberlehrer in Kulm . 1866 


Müller, Karl, Dr. in Halle a. S. (Corresp. 

Mitglied) £ ; 
Münsterberg, O., Kalfınaun, in Dein 
Münchenberg, Kgl. Förster a. D., Langfuhr 
Muscate, Willy, Fabrikbesitzer in Dirschau 
Nagel, Dr., Professor, Real-Gymnasial- 

oberlehrer in Elbing 
Naturwissenschaftlicher Verein in Bene 
Neugebauer, Dr., Docent in Warschau . 
Neumann, Dr., Director der höheren Töchter- 

schule in Danzig . 4 
Neumann, Leop., Kaufmann in Daanie- 
Neumayer, Dr., Prof., Geh. Admiralitäts- 

Rath u. Direetor der Deutschen See- 

warte zu Hamburg (Corresp. Mitglied) 
Nötzel, Otto, Kaufmann in Danzig 
Nothwanger, Herm., Gen.-Consul in Danzig 
Oehlschläger, Dr., Äret in Danzig 
Oemler, Dr.. General-Secretair in Danzig . 
Ohlert, Dr., Realgymnas.-Director in Danzig 
Ollendorf, P., Kaufmann in Danzig . 


. 1883 
. 1877 


1885 
1880 


. 1867 


1881 


. 1860 


. 1865 
. 1885 


1880 


. 1874 


1876 


. 1867 


1875 
1871 


. 1872 


Otto, Dr., Medicinalrath in Braunschweig 1857 
Otto, Robert, Kaufmann in Danzig . 1879 
Otto, Stadtbaumeister in Danzig . . 1872 


v. Palubicki, 

auf Liebenhoff bei Dirschau . 
Pasig, Dr. phil., Rector in Jastrow . 
Penner, W., Brauereibesitzer in St. Albrecht 


Major und Rittergutsbesitzer 


. 1876 
. 1881 


bei Danzig . : . 1872 
Penner, Dr. med. in Danzig . 1854 
Peters, Dr., Rector in Danzig . . 1561 
Peters, Rentier in Neuschottland . . 1880 
Petrich, Gutsbesitzer in Zempelburg . 1886 
Petschow, Stadtrath in Danzig . 1867 


Petzholdt, A., Dr. med., Prof. emer., Winkl. 
Staatsrath, Excellenz in Freiburg im 
Breisgau (Corresp. Mitglied) . 


| Pfannenschmidt, Fabrikbesitzer in Danzig 


Plehn, A., Rittergutsbesitzer auf Euhbaeial 
Kr. Schwetz 


| Plehn, B., Rittergutsbesitzer EuE Liehtenthal, 


Kr. Marienwerder 


. 1865 


1865 


| -Piekering, Justizrath in Langfuhr . 1885 
Pieper, Dr. med., Stabsarzt in Danzig . . 1874 
Pineus, Dr. med. in Danzig . 1883 


. 1868 


. 1569 


Aufgen. im Jahre 


Plehn, Rittergutsbesitzer auf Krastuden bei 


Nikolaiken, Kr. Stuhm . 1878 
Pobowski, Kaufmann in Danzig Be: Ro, 
Poelchen, Dr. med., Assistenzarzt in Danzig 1882 
Praetorius, Dr., Professor in Konitz . 1878 
Preuschoff, Probst in Tolkemit i . 1884 
Preuss, W., Bank-Director in Dirschau. . 1872 
Radde, Dr., Director des Museums und 

Wirkl. Staatsrath, Excellenz in Tiflis 

(Corresp. Mitglied) 1839 
Rathke, sen., Kunstgärtner in Danzig 1879 

Realgymnasium zu Riesenburg Westpr. 1884 
Reichel, Rittergutsbesitzer auf Paparczin 

Kr. Kulm 1867 
Reichenberg, Rob., Kanten in Daig 1874 
Richter, Dr., Fabrikbesitzer in Danzig . 1867 
Rickert, Abgeordneter in Berlin . . 1869 
Rittberg, Graf, Rittergutsbes. auf Stangen- 

berg, Kr. Stuhm . 1879 
Rodenacker, Ed., Kaufmann in Danzig 1873 
Rodenacker, Th., Consul in Danzig . 1882 
v, Rohr, Rittergutsbesitzer auf Smentowken, 

Kr. Marienwerder 1873 
Rosenheim Rechtsanwalt in Danzig. 1585 
Roth, W., Dr., Prof., Generalarzt I. Cl. in 

Dresden (Corresp. Mitglied) . 1880 
Rubehn, Literat in Wriezen . 1372 
Rümcker, Rittergutsbesitzer een 1880 
Saabel, Kaufmann in Danzig . 1885 
Saage, Amtsgerichtsrath in Danzig . 1880 
Sadewasser, R., Kaufmann in Danzig . 1883 
Salzmann, Bid. Kaufmann in Danzig. . 1867 
Salzmann, Carl, Kaufmann in Danzig . . 1875 
Samuelson, Dr. med. in Danzig . 1885 
v. Sanden, Major a. D. in Danzig . 1876 
Sander, M. E., Kaufmann in Hamburg 

(Corresp. Mitglied) . 1876 
Samter, Dr., Stadtrath in Danzig . 1876 
Sauer, Lithograph in Danzig 1872 
Sauerhering, Bank-Director in Danzig . 1866 
Schaefer, Kaufmann in Danzig . 1855 
Schahnasjahn, Gutsbesitzer zu Altdorf, Kr. 

Danzig . 1882 
Scharf, Buchhändler in Daitsig . 1872 
Scheffer, Realgymnasiallehrer in Danzig . 1878 
Scheele, Dr., Arzt in Danzig . 1870 
Scheinert, Buchhändler in Danzig . 1868 
Scheller, Apotheker in Danzig 18 
Schelhwien, Julius, Kaufmann in Danzig . 1877 
Schepky, Dr., Chemiker in Danzig . 1866 | 


XXU 


Aufgen. im Jahre 
Schimmelpfennig, Post-Director in Jena 
(Corresp. Mitglied) 1,1868 
Schindler, Dr., Arzt in Danzig . . 1884 
Schirhtz, Dr., Lehrer an der Victoria- 
Schule in Danzig . 1885 
Schlenter, Rentier in Danzig . 1868 
Schlueter, Realgymnasiallehrer in Danzig . 1879 
Schmechel, Landschafts-Seeretair in Danzig 1868 
Schmidt, August, Dr., Gymnasiallehrer in 
Lauenburg in en . 1879 
Schnaase, Gymnasiallehrer in ans . 1883 
Schnarcke, Kaufmann in Danzig . . 1882 
Schneider, Dr., Oberstabs- und Regimes 
Arzt in Danzig ; . 1876 
Schneller, Dr., Arzt in Danzig . 1855 
Schnibbe, Kunstgärtner in Schellmühl . . 1883 
Schoenberg, Kaufmann in Danzig . 1874 
Schoenicke, Tischlermeister in Danzig . . 1882 
Schoettler, Gywnasiallehrer zu Pr. Stargard 1881 
Schramm, Kaufmann in Bohlschau bei Neu- 
stadt, Westpr.. . 1871 
Schreiber, Lehrer in Danzig „1879 
Schroeder, Hugo, Dr., (Corresp. Mitglied) . 1880 
Schubert, Dr., Prof., Oberlehrer in Kulm . 1866 
Schultz, Dr., Landdrost in Hildesheim . . 1879 
Schultze, Realgymnasiallehrer in Danzig . 1865 


Schumann, Realgymnasialoberlehrer inDanzig 1568 


Schur, Kaufmann in Danzig . 1880 
Schuster, Dr., Rentier in Danzig . . 1866 
Schwartz, sen.. Zimmermeister in Danzig . 1882 
Schwartz, Albert, Kaufmann in Danzig . 1882 
Schweigger, Dr., Stabsarzt in Neufahrwasser 1880 
Schwidop, Kaufmann in Danzig . - . 1878 
Semon, Dr., Sanitätsrath in Danzig . . 1853 
Senkpiel, Gutsbesitzer in Wonneberg, Kr. 
Danzig : . . 1874 
Seydler, Conrector in re (Obme 
Mitglied) . . 1869 
Siewert, Rob., Kaufmann in Danzig. 1879 
Siewert, Dr., Professor, Director der westpr. 
landwirth. Versuchsstation in Danzig 1877 
Simon, Dr., Arzt in Danzig 1879 
Staberow, Kaufmann in Danzig . 1869 
Staeck, Ad., Gutsbesitzer in Legstriess . 1883 
Starck, Dr., Medicinalrath, Arzt in Danzig 1866 
Steenke, Baurath in Buchwalde . 1829 
Steffens, Max, Consul in Danzig . 1873 
Steifens, Otto, Kaufmann in Danzig. 1877 
Steimmig, R., Fabrikbesitzer in Danzig . 1871 
Steimmig R., jun., Chemiker in Bölkau . 1878 
Stobbe, L. F., Rentier in Danzig. . 1868 


XXIU 
Auen. im Jahre Aufgen. im Jahre 
Stobbe, Franz, Dr., Arzt in Danzig 17a, Wehr, Dr; "Landes-Director der Provinz 
Stoddard, Francis, Kaufmann in Danzig . 1877 Westpreussen in Danzig . 1878 
Strasburger, Dr., Professor und Hofrath in Werner, Fabrikbesitzer in Danzig . 1879 
Bonn a. Rh. (Corresp. Mitglied) . 1880 | Wetzki, Landgerichts-Präsident zuGraudenz 1831 
v. Stumpfeldt, Landrath in Kulm (ÜCorresp. Wilde, Gymnasiallehrer in Langfubr . 1885 
Mitglied) eh . 1875 | Wilke, H.; Kaufmann in Danzig . . 1872 
Suchanneck, Dr. med. in Danzig . . 1882 | Wirthschaft, Wilh., Kaufmann in Danzig . 1550 
Tenzer, Hauptmann in Danzig . „1885 | Witt, Regierungs-Feldmesser in Danzig . 1566 
Thorell, Dr., Professor in Genova, Museo Wolff, Kaufmann in Danzig 1875 
Civico (Corresp. Mitglied) . . 1875 | Zaczek, Dr., Arzt in Zoppot . 1871 
Tiede, Fabrik-Director in Danzig . 1880 | Zeuschner, Dr., Regierungs- und Medicinal- 
Tornwaldt, Dr., Arzt in Danzig . . 1870 Bath nm Dänzie u 4. 2 0 rn DR 
Tornwaldt, Schafzucht-Direetor in Danzig. 1881 | Ziegenhagen, Kaufmann in Danzig 1875 
Treichel, A., Rittergutsbesitzer auf Hoch- Ziem, Dr., Arzt in Danzig. 5 1885 
. Paleschken, Kr. Berent . 1876 | Zimmermann, Mühlenbaumeister in Danzig 1867 
Veerting, Dr. med. in Neufahrwasser . 1880 | Zimmermann, Ober-Regierungsrathin Danzig 1879 
Wachowski, Rudolf, Kreissecretair in Berent 1882 | Zimmermann, Ingenieur in Danzig . 1885 
Wacker, Oberlehrer in Marienwerder . 1867 | Zynda, Lehrer in Stuhm . 1883 
Wallenberg, Dr., Arzt in Danzig . 1865 | 


B. Mitglieder der anthropologischen Section. 


Abegg, Dr., Med.-Rath und Geh. Sanitätsrath in 
Danzig. 

Anger, Dr., Gymnasial-Direetor in Graudenz. 

Bail, Dr., Professor in Danzig. 

Bajohr, Oberposteommissarius in Königsberg. 

Berger, Kaufmann in Danzig. 

Bertling, Archidiaconus in Danzig. 

Bramson, Dr., Arzt in Danzig. 

Bressler, J., Kaufmann in Saalfeld in Ostpr. 

Busch, Rentier in Danzig. 

Chevalier, Pfarrer in Langenau bei Freystadt. 

Olotten, Kataster-Controleur in Karthaus. 

Conwentz, Dr., 

Provinzial-Museums in Danzig. 
Dieckhof, Rittergutsbesitzer auf Lindenhoff, Kreis 

Karthaus. 

Drawe, Rittergutsbesitzer auf Saskoschin 

v. Flansz, Pfarrer in Marienwerder. 

v. Flotow, Major in Danzig. 

Friedländer, Dr., Arzt in Danzig. 

Grentzenberg, Rob., Kaufmann in Danzig. 

v. Grass, Rittergutsbesitzer auf Klanin. 

Groenig, Buchdruckereibesitzer in Danzig. 

Hagens, Dr. Öberstabsarzt in Danzig. 

Hasse, R., Kaufmann in Danzig. 

Helm, ©., Stadtrath in Danzig. 

Ilendewerk, Apotheker in Danzig. 

Hoene, Rittergutsbesitzer auf Pempau. 


Director des Westpreussischen 


med., 


Hoffmann, Fabrikant in Danzig. 

Holtz, J., Kaufmann in Danzig. 

Jocobsen, Majoratsverwalter in Spengawsken. 
Buchdruckereibesitzer in Danzig. 
Walter, Kaufmann in Danzig. 


Kafemann, 

Kauffmann, 

Kayser, Astronom in Danzig. 

Kelp, Dr., Ober-Med.-Rath in Oldenburg. 

Kettler, Rentier in Danzig. 

Kosmack, Stadtrath in Danzig. 

v. Kries, Rittergutsbesitzer auf Kl. Waczmiers. 

Lampe, Dr., Professor in Danzig. 

Lemke, Fräulein auf Rombitten b. Saalfeld i. Ostpr. 

Lemke, R., Esqu. in New- York. 

Lissauer, Dr., Arzt in Danzig. 

Lohnmeyer, Oberlehrer in Danzig. 

Mac-Lean, Rittergutsbesitzer auf Roschau, Kreis 
Danzig. 

Märcker, Rittergutsbes. auf Rohlau, Kr. Schwetz. 

Mencke, E., Kaufmann in Danzig. 

Momber, Professor, Oberlehrer in Danzig. 

Mlünsterberg, Kaufmann in Danzig. 

Nauck, Rector in Schlochan. 

Oehlschläger, Dr., Arzt in Danzig. 

Ollendorf, Kaufmann in Danzig. 

Otto, Stadtbaumeister in Danzig. 

Penner, Rentier in Danzig. 

Peters, Dr., Rector in Danzig. 

Pfeffer, Dr., Professor in, Danzig. 


XXIV 


Plath, Apotheker in Schlochau. 

Plehn, Rittergntsbesitzer auf Lichtenthal. 
Plehn, Rittergutsbesitzer auf Lubochin. 
Poelchen, Dr., Assistenz-Arzt in Danzig. 
Rickert, Abgeordneter in Berlin. 

Roeper, Dr., Professor in Danzig. 
Rubehn, Literat in Wriezen. 

Scheele, Dr., Arzt in Danzig. 

Scheinert, Buchhändler in Danzig. 
Schimmelpfennig, Postdirector in Jena. 
Schliemann, Dr. in Athen. 

Schmechel, Landsch.-Secretair in Danzig. 
Schneller, Dr., Arzt in Danzig. 

Semon, Dr. med., Sanitätsrath in Danzig. 
Staberow, Kaufmann in Danzig. | 
Starck, Dr., Arzt in Danzig. 

Steimmig, R., Fabrikbesitzer in Danzig. 


C. Mitglieder der Section 


Bail, Th., Dr., Professor in Danzig. 
Berger, Joh., Kaufmann u. Chemiker in Danzig. | 


Steimmig, R. jun., Kaufmann in Danzig. 

Stryowski, Maler in Danzig. 

Tornwaldt, Dr., Arzt in Danzig. 

Wacker, Oberlehrer in Marienwerder. 

Wallenberg, Dr., Arzt in Danzig. 

Wedding, Rittergutsbesitzer auf Gulbien bei 
Deutsch-Eylau. 

Werner, Dr., Rabbiner in Danzig. 

Weinlig, Dr. phil., Prediger in Danzig. 

Wilke, Kaufmanu in Danzig. 

v. Winter, Geh.-Rath und Oberbürgermeister von 
Danzig. 

Witt, Reg.-Feldmesser in Danzig. 


|». Wrangell, Baron, Kaiserl. Russischer Staats- 


rath und General-Öonsul in Danzig. 
Zaczek, Dr., Arzt in Zoppot. 
Zeysing, Werft-Direetor in Danzig. 


für Physik und Chemie. 


ı Momber, A., Professor in Danzig. 


Dommasch, F., Buchhalter in Danzig. 


Evers, H., Gymnasiallehrer in Danzig. 

Freymuth, J., Dr., Oberarzt in Danzig. 

Gaebel, H., Buchhändler in Danzig. 

Greffin, Telegraphen-Director in Danzig. 

Helm, O., Stadtrath in Danzig. 

Kayser, E., Astronom in Danzig. 

Kiesow, J., Dr., Gymnasiallehrer in Danzig. 

Lampe, H., Dr., Professor in Danzig. 

Marschalk, C., Kaiserlicher Maschinenmeister in 
Neufahrwasser. 


Miller, A. W., Consul, Ingenieur in Danzig. 
Neumann, St., Dr., Director der Viktoriaschule 
in Danzig. 


\ Pfannenschmidt, E., Fabrikbesitzer in Danzig. 


Scheeffer, E., Gymnasiallehrer in Danzig. 

Schepky, B., Dr., Chemiker in Danzig. 

Schirhtz, P., Dr., Lehrer an der Viktoriaschule 
in Danzig. 

Schnaase, L., Gymnasiallehrer in Danzig. 


ı Schumann, E., Gymnasial-Oberlehrer in Danzig 


ı Ziegler, Wilh., Ober-Postdirections- Secretair in 


Danzig. 


D. Mitglieder der medicinischen Section 


sind alle Aerzte, welche Mitglieder der Naturforschenden Gesellschaft sind. 


Im Jahre 1885 betheiligten sich an den Sitzungen der medieinischen Section: 


Die Herren Dr. Abegg. 
„ Althaus. 
„ Baum, Chef-Arzt. 
„ Boretius, Ober-Stabs- Arzt. 
„ Farne. 
„ Freymuth, Ober-Arzt und 
Kreis-Physikus. 
„  Friedländer. 
„ Goetz. 
„ Hanf. 


„ Hinze, Ober-Stabs-Arzt a. D. | 


„ Jendritza. 
„ Kahle. 
„ Kasprzik. 
„ Kohtz. 
„ Lievin. 


Die Herren Dr. Lissauer. 


„ Loch. 

„  Oehlschläger. 

„ Penner. 

„ Pieper, Stabs-Arzt. 
„» Pineus. 


„  FPoelchen. 

„  Scheele. 

„ Schindler. 

„ Schneider, Ober Si A 
„  Semon, Sanitäts-Rath. 

„ Simon. 

„  Stobbe. 

„ Suchannek. 

„  Tornwaldt. 

„  Wallenberg. 


XXV 


E. Mitglieder des Vorstandes der Gesellschaft. 


Für das Jahr 1886 sind gewählt worden, als: 
Director: Professor Dr. Bail. 
Vicedireetor: Geh. Sanitätsrath, Med.-R. Dr. Abegg. 
Secretair für innere Angelegenheiten: Sanitätsrath Dr. Semon. 
Seeretair für äussere Angelegenheiten: Director Dr. Conwentz. 
Schatzmeister: Kaufmann Otto Münsterberg. 
Bibliothekar: Astronom Kayser. 
Ordner der Vorträge: Professor Momber. 
Inspector des physikalischen Cabinets: Professor Dr. Lampe. 
Hausinspector: Fabrikbesitzer Pfannenschmidt. 
Inspector der anthrop.-ethnographischen Sammlung: Dr. med. Lissauer. 


Vorsitzender der anthrop.-ethnogr. Section ist Dr. med. Lissauer. 
Vorsitzender der Section für Physik und Chemie ist Prof. Momber. 
Vorsitzender der medicinischen Section ist Geh. Sanitätsrath Dr. Abegg. 


Mittheilungen über Personalveränderungen der Mitglieder bitten wir an den Director 
der Gesellschaft einzusenden. 


XXVl 


Verzeichniss 


der 


im Jahre 1885 durch Tausch, Kauf und Schenkung 
erhaltenen Bücher. 


Belgien. 

Brüssel. Academie r. des sciences etc. de Belgique. 

Bulletins. Ser. 3. Tom. 6—8. 18383—84. Bruxelles 1883, 84. 8. 

Annuaire. 1884, 85. Bruxelles 1884, 85. 8. 

Memoires couronnees ete. Coll. in 8. Tom. 36. Bruxelles 1884. 8. 

Memoires. Tom. #5. 1884. Bruxelles 1884. 4. 

Memoires eouronndes. Tom. 45, 46. 1883, 84. 

Societe entomol. de Belgique. 

Annales. - 1om.=28,, "Rom. 292. E34: 
Lüttich. Societe geolog. de Belgique. 

Annales. Tom. 10, 11. 1882 83, 1883 


Bruxelles 4. 


Bruxelles 18384, 85. 8. 


34. Liege 1883, 84. 8. 


Centrali- Amerikn. 


Tacubaya. Observatorio astronom. nacional. 


Annuario 1886. Mexico 1855. 8. (2 Exemplare). 


Dänemark. 
Kopenhagen. K. Dänische Akademie der Wiss. 
Oversigt over det K. D. Vidensk. selskabs forhandl. i. Aar. 1834 
No. 3. 1885 No. 1. Kjöbenhavn 8. 
Memoires, 6 Ser., Vol. 1 No. 11. Vol. 2 No. 7. 
Societe r. des antiquaires du nord. 

Aarboger 1884 H. 4, 1885 H. 1—3. Kjobenhavn. 8. 
Tillaeg til Aarb. 1884. Kjöbenhavn 1885. 8. 
Memoires de la soc. r. des antig., N. S. 1885. 


{N 


Kjöbenhavn 1885. 4. 


Copenhague 8. 


XXVI 


Deutschland und Oesterreich-Ungarn. 


Bamberg. Naturf. Gesellschaft. 
Bericht 13, Festschrift. Bamberg 1884. 8. 
Berlin. K. Preuss. Akademie der Wissenschaften. 
Sitzungsberichte 1884 No. 40—54, 1885 No. 1—39. Berlin 8. 
Abhandlungen aus dem Jahre 1884. Berlin 1885. 4. 
Verein zur Förderung des Gewerbefleisses. 
Verhandlungen. Jahrg. 1836—76, ausser 1860 u. 69. Berlin 4. 
2 Folio-Hefte, Tafeln u. Supplemente. 
Brix, Abhandlung über d. Cohäs u. Elast. Verhältniss einiger Eisen- 
drähte. Berlin 1857. 4. 
Weigert, über Berechn. der Garnmenge zur Darstellung des Gewebes. 
Berlin 1845. 4. 
Auszug aus dem Tagebuche eines Reisenden durch Gr. Britannien 
Belgien 1841. Berlin 1842. 4. 
Brix, Untersuchungen über die Heizkraft der wichtigsten Brennstoffe. 
Berlin 1853. 4. 
Gesellschaft naturforschender Freunde. 
Sitzungsberichte i. d. J. 1884. Berlin 1884. 8. 
Physikalische Gesellschaft. 
Fortschritte der Physik i. d. J. 1878. 34. Jahrgang Abtheilung 
Berlin 1885. 8. 
Hydrograph. Amt der Admiralität. 
Annalen der Hydr. und marit. Meteor. Jahrg. 13, No.1—12. Berlin 1885. 8. 
Deutsche geolog. Gesellschaft. 
Zeitschrift, Bd. 36 H. 3, 4, Bd. 37 H. 1, 2. Berlin 1884, 85. 8. 
Deutsche entomol. Gesellschaft. 
Deutsche entomol. Zeitschrift. Jahrg. 29 H. 1. Berlin 1885. 8. 
Botan. Verein f. d. Provinz Brandenburg. Jahrg. 25, 26. 1883, 34. 
Berlin 1884, 85. 8. 
Verein zur Förderung des Gartenbaues. 
Gartenzeitung 1885 No. 1—51. Berlin 8. 
Bonn. Naturhistor. Verein. 
Verhandlungen. Jahrg. 41 H. 2, Jahre. 42 H. 1. Bonn 1884, 85. 8. 
Autoren und Sach-Register z. Bd. 1—40 (1844—-1883) der Verhandl. 
Bonn 1885. 8. 
Bremen. Naturwiss. Verein. 
Abhandlungen. Bd. 9 H. 2. Bremen 1885. 8. 
Breslau. Schles. Ges. f. vaterl. Cultur. 
Jahresbericht 62, 1884. Breslau 1885. 8. 
Verein für das Museum Schles. Alterthümer. 
Bericht 57—59. Breslau 1885. 8. 


os 


XXI 


Verein f. Schles. Insectenkunde. 
Zeitschrift f. Entomol. N. F. H. 10. Breslau 1885. 8. 
Brünn. Naturforscher Verein. 
Verhandlungen. Bd. 22 H. 1, 2 1883. Brünn 1884. 8. 
Bericht d. meteor. Commission i. J. 1882. Brünn 1884. 8. 
K. K. Mähr.-Schl. Gesellsch. z. Beförd. d. Ackerbaues. 
Mittheilungen 1884, Jahrg. 64. Brünn. 4. 
Budapest. K. Ungar. Naturwiss. Gesellschaft. 
Die Vergangenheit und Gegenwart d. K. Ung. naturw. Ges. Budapest 
1885. 8. 
Danzig. Westpr. Prov.-Museum. 
Bericht über d. Verwaltung d. naturh., archäolog. und ethnolog. Samm- 
lungen. Jahrg. 1885. Danzig. 4. 
Darmstadt. Verein für Erdkunde. 
Notizblatt. Folge 4 H. 5. Darmstadt 1884. >. 
Donaueschingen. Verein f. Geschichte und Naiurgeschichte. 
Schriften. H. 5. 1885. Tübingen 1885. 8. 
Dresden. Naturwiss. Gesellschaft Isis. 
Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens 1885. Dresden 1885. 8. 
Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. 
Jahresbericht 1884—85. Dresden 1885. 8. 
Emden. Naturforschende Gesellschaft. 
Jahresbericht 69, Jahrg. 1883—84. Emden 1885. 8. 
Erfurt. K. Akademie gemeinnütz. Wiss. 
Jahrbücher. N. F. H. 13. Erfurt 1885. 8. 
Erlangen. Phys.-med. Societät. 
Sitzungsberichte H. 16. 1885—84. Erlangen 1884. 8. 
Frankfurt a. M. Senckenberg. Naturf. Gesellsch. 
Bericht 1883—84. Frankfurt 1884. 8. 
Physikal. Verein. 
Jahresbericht 1885—84. Frankfurt 1885. 8. 
Frankfurt a. OÖ. Naturw. Verein des Reg.-Bezirk Frankfurt. 
Monatl. Mittheilungen Jahrg. 2 No. 8—12, Jahrg. 3 No. 1-8. 
18534—85. Frankfurt 8. 
Freiburg i. Br. Naturforsch. Gesellsch. 
Berichte. Bd. 8 H. 3. Freiburg 1885. 8. 
Görlitz. Oberlausitz. Gesellsch. d. Wiss. 
Magazin, neues, Bd. 60 H. 2, Bd. 61 H. 1. Görlitz 1884, 85. 8. 
Göttingen. K. Gesellsch. d. Wiss. 
Nachrichten aus d. J. 1884 No. 1—13. Göttingen 1884. 8. 
Graz. Verein d. Aerzte i. Steiermark. 
Mittheilungen. Vereinsjahr 1884. Jahrg. 21. Graz 1885. 8. 
Greifswald. Universität. 
55 Dissertationen und Indices. 


ER 


Naturwiss. Verein f. Neu-Vorpommern und Rügen. 
Mittheilungen. Jahrg. 16. Berlin 1885. 8. 
Geograph. Gesellschaft. 
Jahresbericht 2, 1883—84. Greifswald 1885. 8. 
Moenfahrt d. geogr. Ges. 1885. Greifswald 1885. 8. 
Halle a. S. K. Leopold.-Carol. Deutsche Akademie. 
Leopoldina 1884. H. 20, No. 23—24, 1885 H. 21 No. 1—20. 
Halle 4. 
Naturwiss. Verein. 
Zeitschr. f. d. Naturwiss. 1884 Sept.—Dezbr., 1885 Januar— August. 
Halle 8. 
Naturforschende Gesellschaft. 
Abhandlungen Bd. 16 H. 5. Halle 1885. 4. 
Bericht über die Sitzungen i. J. 1884. Halle 1884. 8. 
Hamburg. Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung. 
Verhandlungen 1878—82. Hamburg 1383. 8. 
Naturhist. Museum. 
Bericht f. d. J. 1884. Hamburg 1885. 8. 
Deutsche Seewarte. 
Aus d. Archiv d. D. Seewarte. Jhg. 5. 1882. Hamburg 1884. 4. 
Meteorologische Beobachtungen in Deutschland. Jhg. 5. 1882. Hamburg 
1884. 4. 
Monatl. Uebersicht der Witterung 1884. Juli-Dee. 1885. Jan.-Febr. 4. 
Monatl. Uebersicht d. Witterung f. jeden Monat d. J. 1884. Hamburg 
1885. 4. 
Hannover. Naturhistor. Gesellsch. 
Jahresbericht, 33. 1882—83. Hannover 1834. 8. 
Heidelberg. Naturhist. med. Verein. 
Verhandlungen. N. F. Bd. 3. H. 4. Heidelberg 1885. 8. 
Innsbruck. Naturwiss. med. Verein. 
Berichte. Jhg. 14. 1883—84. Innsbruck 1884. 8. 
Jena. Med. naturw. Gesellsch. 
Jenaische Zeitschrift Bd. 18. H. 2—4. Bd. 19. H. 1—3 u. Suppl. 
H. 1,2. Jena 1884,85. 8. 
Kiel. Naturwiss. Verein f. Schlesw.-Holst. 
Schriften. Bd. 16. H. 1. Kiel 1885. 8. 
Klagenfurt. Naturhist. Landesmuseum von Kärnthen. Jahrbuch H. 17. Klagen- 
furt. 1885. 8. 
Diagramme d. magn. u. meteor. Beob. zu Klagenfurt. Jhg. 1884. fol. 
Bericht über die Thätigkeit des Naturh. Landesmus. 1834. 8. 
Klausenburg. Botan. Verein. 
Magyar növenytanilapok. 8. @vf. Koloszv. 1384. 3. 


XXX 


Königsberg i. Ostpr. Physik.-Oekon.-Gesellsch. 
Schriften, Jhg. 24. 1883. H. 1, 2. Jhg. 25. 1884. H. 1, 2. Königs- 
berg 1884, 85. 4. 
Alterthumsgesellschaft Prussia. 
Sitzungsberichte 40. Vereinsjahr 1383—84. Königsberg 1885. 8. 
Prussia-Museum im Nordflügel des Schlosses Königsberg 1884. 8. 
Prussia-Museum in Königsberg. Die ausgestellten Alterthümer der 
prähistor. Zeit— 1300. Königsberg 1885. 8. 
Krakau. Akademie der Wissenschaften. 
Pamietnik. Tom. 9. Krakowie 1884. 4. 
Rozprawie. Tom. 12. Krakowie 1885. 8. 
Sprawozdanie. Tom. 19. Krakowie 1359. 8. 
Böhm. Leipa. Nordböhm. Exeursions-Olub. 
Mittheilungen. Jhg. 8. H. I—4. Böhm. Leipa 1885. 8. 
Exeursions-Büchlein f. d. nördl. Böhmen. Leipa 1885. 8. 
Klima v. B. Leipa. 1884. 8. 
Graf J. Kinsky von Paudler. Böhm. Leipa 1885. 8. 
Leipzig. Naturforschende Gesellschaft. 
Sitzungsberichte, Jhg. 11. 1884. Leipzig 1885. 8. 
K. Sächsische Gesellschaft d. Wissenschaft. 
Berichte über die Verhandlungen. Math. phys. Cl. 1884. I., II. 1885 
I., H. Leipzig 1885. 8. 
Museum f. Völkerkunde. 
Bericht, 12. 1884. Leipzig 1885. 8. 
Linz. Verein f. Naturkunde i. Oesterr. ob der Ens. 
Jahresbericht, 14. Linz 1884. 8. 
Lübeck. Vorsteherschaft des Naturhist. Museums. 
Jahresbericht f. 1884. 4. 
Magdeburg. Naturw. Verein. 
Jahresbericht 15, 14, 15. Magdeburg 1885. 8. 
Metz. Verein f. Erdkunde. 
Jahresbericht 6, 7. 1883—84. Metz 1885. 8. 
München. K. Bayer. Akademie der Wissenschaft. 
Abhandlungen d. math.-phys. Cl. d. Bayer. Akad. Bd. 15. Abth. 2. 
München 1885. 4. 
Sitzungsberichte 1884. H. 4. 1585. H. 1—3. München 8. 
Münster. Westph. Verein für Wissenschaft und Kunst. 
Jahresbericht 13. Münster 1885. 8. 
Neu-Brandenburg. Verein der Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg. 
Archiv, J. 38. 1884. Güstrow 1884. 8. 
Neustadt-Eberswalde. Forstakademie. 
Beob. Ergebnisse, 1884. N. 7—12. 1885. N. 1—6. Berlin 8. 
Jahresbericht üb. d. Beob. Ergebn. Jhg. 10. 1384. Berlin 1885. 8. 


XXXI 


Nürnberg. Naturhistor. Gesellschaft. 
Jahresbericht für 1584. Nürnberg 1885. 8. 
Offenbach. Verein f. Naturkunde. 
Bericht, 24. 25. 1882— 84. Offenbach 1885. 8. 
Osnabrück. Naturwiss. Verein. h 
Jahresbericht 6. f. 1883,84. Osnabrück 1885. 8. 
Prag. K. Böhm. Gesellsch. d. Wissenschaft. 
Beobachtungen, astron., magn. u. meteor. d. K. K. Sternwarte i. J. 
1384. Jhg. 45. Prag 4. , 
Verein „Lotos.‘ 
Lotos, Jahrb. f. Naturw. N.-F. Bd. 6. Prag 1885. 8. 
Listy Chemiek& Rockn. VII. ©. 1-10. 1884,85. Praze 8. 
Regensburg. Naturwiss. Verein (früher zool.-min.) 
Correspondenzblatt. Jhg. 38. Regensburg 1884. 8. 
Botan. Verein. 
Flora. Jhg. 42. Regensburg 1884. 8. 
Reichenbach. Jahresbericht, 17, der Philomathie. 1885. 8. 
Reichenberg. Verein d. Naturfreunde. 
Mittheilungen, Jhg. 16. Reichenberg 1885. 8. 
Schneeberg. Wissensch. Verein (vormals naturw.) 
Mittheilungen. H. 2. Schneeberg 1885. 8. 
Schwerin. Verein f. Mecklenb. Geschichte und Alterthumskunde. 
Jahrbücher und Jahresberichte. Jhg. 50. Schwerin 1885. 8. 
Sondershausen. Botan. Verein. 
Jrmischia, Jahrg. 10 N. 10-—-12. Jahrg. 11. N. 1—9. Sondershausen 
1884,85. 8. 
Abhandlungen d. Jrmischia H. 3 pe, 53 —44. Sondershausen 1884. 8. 
Stettin. Entomol. Verein. 
Entom. Zeitung, Jhg. 45. 1884. Stettin 8. 
Strassburg i. E. Societe des sciences, agrie. et arts de la Basse-Alsace. 
Bulletin. Nov., Dec. 1884. Jan.—Nov. 1885. Strasbourg 8. 
Universität. 6 Dissertationen. 
Stuttgart. Würtemb. naturw. Verein. 
Jahreshefte, Jhg. 41. 1885. Stuttgart 8. 
Wien. K.K. geolog. Reichsanstalt. 
Jahrbuch, 1884. N. 4. 1835. N. 1—3. Wien 8. 
Verhandlungen, Jhe. 1884. N. 15—18. 1885. N. 1—9. Wien 8. 
{. K. Zool. bot. Gesellsch. | 
Verhandlungen, Bd. 34, Bd. 55, Halbjahr 1. Wien 1885. 8. 
Personen, Ort- u. Sach-Register der dritten 10jähr. Reihe 1871—80 der 
Verhandlungen. Wien 1584. 8. 
K. K. Geogr. Gesellsch. 
Mittheiluugen, N. F. Bd. 17. 1584. Wien 1884. 8. 


a 


XXX 


Anthropol. Gesellsch. 
Mittheilungen Bd. 14. H. 4. Bd. 15. H. 1. Wien 1884, 85. 4. 
Oesterr. Gesellsch. f. Meteorologie. 
Zeitschrift, 1885. Jan.— December. Wien 8. 
Wiesbaden. Nassau. Verein f. Naturkunde. 
Jahrbücher, Jhg. 37. Wiesbaden 1884. 8. 
Würzburg. Physik-medic. Gesellsch. 
Sitzungsberichte 1884. Würzburg 8. 
Verhandlungen N. F. Bd. 18. Würzburg 1884. 8. 
Zwickau. Verein f. Naturkunde. 
Jahresbericht 1884. Zwickau 1885. 8. 


E'rankreich. 


Bordeaux. Societe des sciences phys. et nat. 
Memoires. Ser. 3. Tom. 1. Bordeaux 1884. 8. 
Cherbourg. Societe des sciences nat. 
Memoires. Tom 24. Paris, Cherbourg 1884. 8. 
Lyon. Academie des sciences, belles lettres et arts. 
Memoires. Tom. 27. Paris, Lyon 1885. 8. 
Soeiete d’agriculture et d’industrie. 
Annales. Ser. 5. Tom. 6. 1883. Lyon, Paris 1884. 8. 
Societe Linneenne. 
Annales. Ann. 1883. Tom. 30. Lyon, Paris 1884. 8. 
Nancy. Societe des sciences. 
Bulletin Ser. 2. Vol. 7. fasc. 17. Ann. 1884. Paris 1885. 8. 
Paris. Ecole polytechnique. 
Journal. Cah. 54. Paris 1884. 4. 
Toulouse. Academie des sciences, inscriptions et bell. lettr. 
Memoires. Ser. 8. Tom. 6. Sem. 1,2. Toulouse 1884, 85. 8. 
Annuaire 1884—85. T. 12. 


Grossbritannien. 


Belfast. Natural history and philos. society. 

Report and proceedings for sess. 1834—85. Belfast 1885. 
Cambridge. Philosoph. society. 

Transactions. Vol. 14. P. 1. Cambridge 1885. 4. 

Proceedings. Vol. 5. P. 1—4. Cambridge 1884, 85. 8. 
Dublin. Royal Dublin society. 

The seientific transactions. Ser. 2. Vol. 3. N. 4—6. Dubliu 1384, 85. 4. 

The scientifie proceedings Vol. 4. P. 5,6. Dublin 1884. 8. 
Dun-Echt. Observatory. 

Observations. Vol. 3. Div. 2. Dun-Echt 1885. 4. 


8. 


XXXII 


Glasgow. Natural history society. 
Proceedings and transactions. Vol. 5. P. 3. 1882—83. N. S. Vol. 1. 
P. 1. 1883—84. Glasgow 1884, 85. 8. 
London. Royal society. 
Transactions, philos. Vol. 175. P. 1,2. London 1884, 85. 4. 
Proceedings. N. 232—39. London 1885. 8. 
The R. society. 1. Dechbr. 1884. 4. 
Nature, a weekly illustr. journal of science N. 793—843. London 1885. 4. 


Holland. 


Amsterdam. RK. Akademie. 
Verslagen en mededeelingen. Afd. Natuurk. 2 R. Deel 19,20. 
Amsterdam 1884. 8. 
Processen Verbaal. 1383—84 Amsterdam 8. 
Jaarboek voor 1383. Amsterdam 8. 
Naam en zaakregister op de Verslagen ete. D. 1—20. Amsterdam 
1884. 8. 
K. zoölog. Genootschap. 
Bijdragen tot de Dierkunde. 11, 12. Afl. Amsterdam 1884, 85. fol. 
Gent. Natuurw. Genootschap. 
Natura, maandschrift 1885. Afl. 8, 9, 10. Gent 8. 
Harlem. 8 Acad. profschriften. Harlem 8. 
Hollandsche maatschappij. 
Archives Neerl. Tom. 19 Liv. 4, 5. Tom. 20 Liv. 1—3. Harlem 
1884, 85. 8. 
Teylers Stichting. 
Archives du musee Teyler. Ser. 2. Vol. 2. P. 2. Harlem 1885. 8. 
Leiden. Nederl. Dierkundige Vereeniging. 
Tijdschrift Deel 6. Afl. 2—4. Leiden 1882—85. 8. Ser. 2. Deel 1. 
Afl. 1. Leiden 1885. 8. 


Italien. 
Bologna. Accademia delle scienze. 
Memorie. Ser. 4. Tom. 5. Bologna 1883. 4. 
Florenz. A istituto di studi superiori. 
Publicazioni sezione di med. e chir. 
Pellizzari, archivio della scuola d’anatom. pat. Vol. 1. Firenze 1881. >. 
Publicazioni sezione di scienze nat. 
Santini sulle convulsioni epilettichi. Firenze 1882. 8. 
Modena. Societä dei naturalisti. 


Atti, memorie. Ser. 3. Vol. 2. Anno 17 Vol. 3. Anno 18. Modena 
1883, 84. 8. 


nl 


Atti, rendiconti. Ser. 3. Vol. 1 (Schluss) Vol. 2 (Anfang) Modena 
1883, 84. 8. 
Neapel. Zoolog. Station. 
Mittheilungen Bd. 6. H. 1,2. Berlin 1885. 8. 
Padua. Societä Veneto-Trentina di scienze naturali. 
Atti. Anno 1884. Padova 1884. 8. 
Bulletino. Tom. 3. N. 3. Padova 1885. 8. 
Pisa. Societä Toscana di scienze nat. 
Atti memorie. Vol 6. fasc. 2. Vol. 4 fase. 3. Pisa 1885. 8. 
Processi verb. Vol. 4. 3 Nummern. 
Rom. Accademia dei Lincei. 
Memorie. Ser. 3. Vol. 14—17. Roma 1883, 84. 4. 
Atti Ser. 4. Rendiconti Vol. 1. fase. 1—26. Roma 1884, 85, 4. 
Transunti Vol. 8. fasc. 16. Roma 1884. 4. 
Össervazioni meteor. dal Luglio al Decemb. 1884. Estr. Roma 1885. 4. 


Japan. 


Yokohama. Deutsche Gesellschaft für Natur und Völkerkunde ÖOstasiens. 
Mittheilungen H. 52, 33. Yokohama 1885. 4. 


Luxemburg. 


Luxemburg. Societe des sciences natur. et math. 
Publications. Tom 18. Luxembourg 1831. 8. 
Societe botan. 
Recueil des memoires et des travaux IX., X. 1883 —84. Luxembourg 
1885. 8. 


Nord-Amerika. 
Boston. American academy of arts and sciences. 
Proceedings. N. S. Vol. 12. Boston 1885. 8. 
Boston society of natural history. 
Memoirs Vol. 3 N. 8—10. Boston 1884. 4. 
Proceedings Vol. 22. P. 2, 3. Boston 1884. 8. 
Cambridge, Mass. Harvard College. 
Memoirs. Vol. 11. P. 1. Cambridge 1884. 4. Vol. 10 N. 4 Vol. 14. 
N. 1 P. 1. Cambridge 13885. 4. 
Bulletin. Vol. 11 N. 11. Vol. 12 N. 1, 2. Cambridge 1885, 8, 
Annual report 1884—85. Cambridge 1885. 8. 
Cincinnati. Univers. of C. 
Publications of the ©. observatory. 
Obs. of comets 1885. Cincinnati 1885. 8. 
Davenport, Jowa. Dav. academy of nat. sc. 
Elephant pipes in the museum—by Putnam. Davenport 1885. 8. 


OO 


eleniuun 


New-Haven. Connecticut acad of arts and sc. 
Transactions. Vol. 6 P. 2. New-Haven 1885. 8. 
New-York. N.-Y. academy of sciences. 
Annals. Vol. 3 N. 5—6. New-York 1883, 84. 8. 
Science, published weekly 1885 N. 100—149 (ausser 137) New-York 4. 
N.-Y. micerose. soeiety. 
Journal. Febr. 1885. Vol. 1 N. 2. New-York 8. 
Philadelphia. Academia of sciences. 
Proceedings 1884. P. 3. Nov.— Dec. 1885 P. 1 Jan.— März P. 2. 
April—Juli. Philadelphia 1884, 85. 8. 
Salem Mass. Essex institute. 
Bulletin. Vol. 15 Vol. 16. Salem Mass 1883, 84. 8. 
Peabody academy of se. 
Annual report of the trustees. 1874 to 1884. Salem Mass 1885. 8. 
San Franeisco. California academy of sc. 
Bulletin. Jan. N. 2, Febr. N. 3 1885. 8. 
Washington. Smithsonian institution. 
Sm. contributions to knowledge Vol. 24, 25. Washington 1885. 4. 
Report annual of the board of regents for. 1883. Washington 1885. 8. 
(2 Exemplare). 
Annual report 2, of the bureau of ethnology 1880—81 (Powell) 
Washington 1883. 8. 
Departement of the interior. 
Monographs of the U. S. geol. survey. Vol. 3—8. Washington 
1882—84. 4. Zu Bd. 3 Atlas. 
Bulletin of the U. S. geol. survey N. 2—6. Washington 1883, 84. 8. 
Annual report, 3, of the U. S. geol. survey 1881—82. (Powell) 
Washington 1883. 8. 
U. S. naval observatory. 
Observations, astr. and met., made during the y. 1880. Washington 
1884. 4. 
Report of the superintendent. Washington 1884. 8. 
Yale. Report for the y. 1883—84 by the board of managers of the obser- 
vatory in Yale college. 8. 


KRussland. 


Dorpat. Naturforscher-Gesellschaft. 
Archiv f. d. Naturkunde Liv., Esth. und Kurlands. 2. Ser. Bd. 10. 
Lief. 1. 1884. 8. 
Sitzungsberichte. Bd. 7 H. 1. 1884. Dorpat 1885. 8. 
Schriften H. 1. Dorpat 1884. 8. 
Gelehrte Esthn. Gesellsch. 
Verhandlungen Bd. 12. Dorpat 1884. 8. 
Sitzungsberichte 1884. Dorpat 1885. 8. 


_XXXV 


Helsingfors. Societas pro fauna et flora Fennica. 
Meddelanden H. 11. Helsingfors 1885. 8. 
Moskau. Societe imp. des naturalistes. 
Bulletin 1884, N. 2, 3. Moscou 1884, 85. 8. 
Riga. Naturforscher-Verein. 
Correspondenzblatt. Jhg. 27, 28. Riga 1884, 85. 8. 
St. Petersburg. Academie imp. des sciences. 
Bulletin. Tom. 29. N. 4. Tom. 30. N. 1, 2. St. Petersbourg 1885. 4. 
Comite geologique. 
Memoires. Vol. I. N. 4. Vol. I. N. 1, 2. Vol. II. N. 1. St. Peters- 
bourg 1885. 4. 
NU3B. TEOJ. KOM. 1884. N. 8—10. 1885. N. 1—7. St. Petersbourg 8 
(Russ.). 
K. botan. Garten. 
(Trudi) Acta horti. Tom. 8 fasc. 3, Tom. 9, fasc. 1. St. Petersbourg 
1884. 8. 


schweden und Norwegen. 


Christiania. K. Norske Frederiks-Universitet. 
N. Nordhavs-exped. 1876—78. 12, 13, 14. I. a. b. Zool. Christiania 
1885 fol. 
Udgivet of d. N. Gradmaaling-Kommission. 
Vandstands observationer. H. 3, 4. Christiania 1884, 85. 4. 
Univers-Sammling of N. Oldsager. 
Foreningen til Norske fortidsm. bevaring. Aarsh. f. 1883. Krist. 1884. 8. 
Kunst og Handwerk fra Norges fortid. H. 4. Krist. 1834. fol. 
Lund. Universitet. 
Acta, Math. och Naturv. 1882—83, 1883—84. Lund 1882—84. 4. 
Lund univ. Bibl. accessions Katalog 1883, 84. 8. 
Stockholm. K. Svenska Vetenskaps Akad. 
Ofversigt Aarg. 335—40, 1881—84. Stockholm 1881—84. 8. 
Handlingar. Ny Följd. Bd. 18, 19. St. 1, 2. 1880, 81. Stockholm 
1881—84. 4. 
Bihang till Handl. Bd. 6, H. 1, 2, 7, 8. Stockholm 1880—83. 8. 
Lefnadsteckningar Bd. 2, H. 2. Stockholm 1883. 8. 
Jakttagelser, meteor., 2. Ser., Bd. 6, 7. 1878, 79. Stockholm 1882 —83. 4. 
K. Vitterhets historie etc. 
Mänadsblad. Aarg. 13. 1884. Stockholm 1884, 85. 8. 
Entomol. foreningen. 
Entom. tidskrift 1884. Aarg. 5. H. 3, 4. Stockholm 1884. 8. 
Tromsö. Museum. 
Tr. Museum Aarshefter 8. 'Tromsö 1885. 8. 
Aarsberetning for 1884. Tromsö 1885. 8. 


XxXV0 


schweiz. 


Basel. Naturforschende Gesellschaft. 
Verhandlungen, Th. 7, H. 3, Bd. 1885. 8. 
Bern. Naturforschende Gesellschaft. 
Mittheilungen 1885. N. 1092—1118. Bern 1885. 8. 
Hochschule. 
28 Dissertationen. 
Die Hochschule 1834— 84. Gratulationsschrift. Bern 1884. 8. 
Chur. Naturforscher-Gesellschaft Graubündens. 
Jahresbericht 27. 1882—85, 28. 1885—84. Chur 1884, 85. 8. 
Genf. Soeiete physique et d’histoire nat. 
Memoires. Tom. 28. P. 2. Geneve 1883, 84. 4. 
Institut national. 
Bulletin. Tom. 26. Geneve 1884. 8. 
Schweizerische Naturforschende Gesellschaft. 
Verhandlungen z. Luzern. Jhv. 67. Jahresb. 1883— 84. Luzern 1884. 8. 
Compte Rendu. Geneve 1884. 8. 
St. Gallen. Naturforschende Gesellschaft. 
Bericht über die Thätigkeit 1882—83. St. Gallen 1884. 8. 
Zürich. Naturforschende Gesellschaft. 
Vierteljahresschrift. Jhg. 26—29. Zürich 1881—84. 8. 


Spanien. 


Madrid. OÖbservatorio. 
Observaciones meteor. 1876—81. Madrid 1878—83. 8. 
Resumen de las observ. met. 1876—80, 1882. Madrid 1883, 84. 8. 
Annuario. anno 18. 1880. Madrid 1879. 8. 


stud=- Amerika. 


Cordoba. Academia nacional de Ciencias de la republ. Argentina. 
Boletin. Tom. 6. Entr. 4. Tom. 7. Entr. 1—4. Tom. 8. Entr. 1. 
Buenos Ayres 1884, 85. 8. 
Actas. Tom. 5. Entr. 2. Buenos Ayres 1884 fol. 
Rio de Janeiro. Museo nacional. 
Conference 4. Nov. 1884 par Netto. Rio de Janeiro 1885. 8. 


XXXVUI 


Angzekauft wurden im Jahre 1885 
tolgende Werke: 
a. Allgemein wissenschaftlichen Inhalts. 


- 


Centralblatt, biologisches. Jhg. 5. 1885. Erlangen 8. 

Comptes Rendus. Tom. 100, 101. Tables des Comptes R. ä& T. 99, 100. Paris 4. 

Forschungen zur Deutschen Landes- und Volkskunde. H. 1—4. Stuttg. 1885. 8. 

Gaea, Zeitschrift zur Verbreitung naturw. und geogr. Kenntniss. Bd. 21. 1885. 
Köln und Leipzig 8. 

Journal, the American 1885. New Haven 8. 

Memoires de l’acad&mie des sciene. de St. Petersbourg Ser. 7. Tom. 32. 
N. 15—18. Bd. 33. N. 1, 2. St. Petersbourg 1884, 85. 4. 

Monatsschrift, altpreuss. N. F. 1884. H. 7, 8. 1885. H. 1—6. Königsberg 8. 

Müller, die wiss. Vereine und Gesellschaften Deutschlands im 19. Jahrhundert. 
Bibliographie. Lief. 5, 6. Berlin 1885. 8. 

Natur, Zeitung zur Verbreitung naturw. Kenntnisse. Bd. 34. Halle 1885. 4. 

Naturforscher, Wochenblatt. Jhg. 18. Berlin 1885. 4. 

Sammlung gemeinverständl. wissensch. Vorträge. N. 439—72. Berlin 1885. 8. 

Universitäts-Kalender, Sommer 1885, Winter 1885—86 (Il. Th.). Berlin 1885. 12. 


b. Physikalischen und chemischen Inhalts. 


Annalen der Physik und Chemie. Jhg. 1885. Beiblätter 1885. Leipzig 1885. 8. 
Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin. Jhg. 18. 1885. 
Berlin 8. 
Helmholtz, wissensch. Abhandlungen. Bd. 1 u. 2. Leipzig 1882, 83. 3. 
Jahresbericht über d. Fortschritte d. Chemie f. 1883. H. 2—4. Giessen 1885. 8. 
Journal f. pract. Chemie. Jhg. 1884. Jhg. 1885. Leipzig 8. 
Maxwell, Lehrbuch der Rlectrieität und des Magnetismus. Autoris. Deutsche 
Uebers. v. Weinstein. Bd. 1 u. 2. Berlin 1883. 8. 
Neumann, physik. Vorlesungen. H. 1, 3, 4. Leipzig 1885. 8. 
Zeitschrift, electro-techn. Jhg. 1—6. Berlin 1880—85. 8. 
— für Instrumentenkunde 1885. N. 1—12. Berlin 8. 
— Deutsche meteorol. Jhg. 1 u. 2. Berlin 1884, 85. 8. 


ec. Astronomischen Inhalts. 
Jahrbuch, Berliner astronom. f. 1887. Berlin 1885. 8. 
Nachrichten, astron. Bd. 111—113. Kiel 1885. 4. 
Sirius, Zeitschrift f. popul. Astron. Bd. 18. Leipzig 1885. 8. 


d. Zoologischen Imhalts. 
Archiv f. Naturgeschichte. Jhg. 49. H. 6. Berlin 1883. Jhe. 50. H. 5. Jhg. 51. 
H. 1—3. Berlin 1885. 8. 
Bronn, Thierreich, vervollst. durch 3. Abth. 6 Bd. Lief. 43—49, 5. Abth. 
6 Bd. Lief. 28. 


XXXIX 

Claus, Lehrbuch der Zoologie. 3. Aufl. Marburg u. Leipzig 1885. 8. 

Isis, Zeitschrift 1885. Berlin 4. 

Leunis, Synopsis. Zoologie. 2 Bd. 1. Abth. 3. Aufl. 

Lubbock, Ameisen, Bienen und Wespen. Beobachtungen ete. Autoris. Ausgabe. 
Leipzig 1883. 8. 

Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. Bd. 41. N. 5, 4. Bd. 42. H. 1—4. Leipzig 
1884. 85. 8. 


e. Botanischen Inhalts. 


Annales des sciences nat. Bot. Ser. 6. Tom. 19. N. 1—6. Tom. 20. N. 1—6. 
Ser. 7. Tom. 1. N. 1—6. Tom. 2. N. 1—3. Paris 1885. 8. 
Bentham et Hooker, genera plantarum. Vol. 1—3. Londini 1867, 76, 83. 8. 
Centralblatt, bot. Jhg. 6. 1885. Bd. 21. N. 1—13. Bd. 22. N. 1—13. Bd. 23. 

N. 1—13. Bad. 24. N. 1—6. Cassel 8. 
Cohn, Kryptogamen-Flora v. Schlesien. Bd. 3. Pilze von Schröter. 1. Lief. 
Breslau 1885. 8. 
Correspondance botanique, liste des jardins ete. du monde. 2 Edit. Liege 1884. 8. 
Eichler, Blüthendiagramme. Th. 1 u. 2. Leipzig 1875, 78. 8. 
Jahresbericht, bot. 1882 Jhg. 10. I. H. 2, II. H. 1, 2 1883 Jhg. 11, 1. H. 1. 
Berlin 1885. 8. 
Rabenhorst, I. Bd. 2. Abth. Pilze v. Winter. Lief. 17—21. 
— II Bd. Farnpflanzen v. Luerssen. Lief. 4—5. 
— IV. Bd. Limpricht, Laubmose. Lief. 1, 2. 


f. Anthropologischen Inhalts. 


Archiv für Anthropologie Bd. 16. Braunschweig 1885. 4. 
Suppl. zu Bd. 15. 

v. Sacken, das Grabfeld v. Hallstatt. Wien 1868. 4. 

Vouga, les Helvetes ä la tene. Neuchatel 1885. 4. 

Zeitschrift für Ethnologie. Jhg. 1885. Berlin 1885. 8. 


g. Mineralogischen Inhalts. 


Heim, Untersuchungen über den Mechanismus der Gebirgsbildung im Anschluss 
an die geol. Monographie der Tödi-Windgällen-Gruppe. 2 Bände mit 
Atlas. Basel 1878. 4. 

Mojsisovics, die Dolomit-Riffe von Südtyrol und Venetien. Nebst geol. Ueber- 
sichtskarte (6 Blätter). Wien 1379. 8. 

Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie 1835. Bd. 1. 
H. 2—3. Bd. 2. H. i—3. III. Beilage Bd. H. 2—3. IV. Beilage Bd. 
H. 1. Jhg. 1886. Bd. 1. H. 1. Stuttgart. 8. 


emenn _ 


Geschenke 1885. 


K. Vom Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. 


Geolog. Karte von Preussen und Thüringen. Lief. 9, 16, 18, 27—29. Berlin 

1884, 85 fol. 

Abhandlungen zur geolog. Spezialkarte Bd. 4 H.4, Bd.5 H. 3, 4, Bd. 6 
H. 1, 2, Bd. 7 H. 1. Atlas zu den Abhandlungen Bd. 6OHzE 
Berlin 1884—85. 8. 

Erläuterungen. Gradabth. 45. N. 13—15, 19—21, 25 —27. Gradabth. 55. 
N. 24, 30. Gradabth. 56. N. 19, 23—25, 29, 30, 34—36, 40—42, 
46—48. Gradabth. 57. N. 19—21, 25—27. Berlin 1884, 85. 8. 


Vom K. Ministerium f. d. landwirthschaftl. Angelegenheiten, Domänen 
und Forsten. 
Landwirthschaftliche Jahrbücher. Bd. 13. H. 6, Bd. 14. H. 1—4. Suppl. 2 
zu Bd. 13. Suppl. 2 zu Bd. 14. Berlin 1885. 8. 


Von Herrn Geheimrath Dr. Abegg. 
Mayer, Astrognosie nebst Sternkarte. Schaffhausen 1885. 8. 


Von Herrn Schiffsmäkler Wagner. 
De Zee-Atlas ofte Water-Waereld — t’Amsterdam 1660 fol. 


Von einem Mitgliede der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. 


Correspondenzblatt der D. Gesellschaft für Anthropol., Ethn. und Urgeschichte. 
Jhg. 16. München 1885. 4. 


Von den Verfassern. 


Albrecht in Brüssel, 5 Sep.-Abdrücke über anatom.-pathol. Gegenstände. 

Bail, method. Leitfaden für den Unterricht in der Naturgeschichte. Botanik, 
H. 1, 2. Zoologie H. 1, 2. Mineralogie. Leipzig 1885. 8. 

Cohn, Ueber Pemphigus der Augen. Sep.-Abdruck. Breslau 8. 

Duner, sur les etoiles ä spectres de la 3" Classe. Stockholm 1885. 4. 

sauthier-Villars, Bulletin des publications nouv. de la librairie — An. 1884, 85. 
Paris 8. 

Lehmann, Unts. über Entstehung der altkryst. Schiefergesteine. Breslau 1885. 8. 

Mehler, Beiträge zur Potentialtheorie. Gymn.-Progr. Elbing 1885. 4. 

Möbius, Nachtrag zu dem im Jahre 1873 erschienenen Verzeichniss der wirbel- 
losen Thiere in der Ostsee. Kiel 1884. fol. 

— 1 Sep.-Abdr. Kiel 1885. 8. 


FRRAXI 


v. Müller, Systematie census of Australian plants. P. 1. Melbourne 1882. 4. 
Neugebauer, Sep.-Abdruck aus dem Correspondenzbl. der D. anthropol. Gesell- 
schaft. 1884. 

Pirmez. jours de solitude. ed. posth. Paris 1883. 8.° 
Reuter, die Beyrichien. (Abdr. aus der Zeitschrift d. D. Geolog. Gesellschaft.) 
Treichel, botan., zoologische, volksthümliche Notizen. 7 Separat-Abdrücke. 
Volger, über Dämmerungs-Erscheinungen. Sep.-Abdruck. 1885. 
Ziem, 8 Separat-Abdrücke über Nasenkrankheiten. 

— 1 Separat-Abdruck, Ophthalmologisches. 


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Bericht 


über die 


achte Versammlung des westpreussischen botanisch-zoologischen 


Vereins zu Dirschau, am 26. und 27. Mai 1885. 


Wenn ein Hauptzweck wissenschaftlicher Vereine, welche wie der west- 
preussische botanisch-zoologische Verein die Durchforschung einer Provinz in 
botanisch-zoologischer Hinsicht sich zur Aufgabe gemacht habenzder ist, ihren Mit- 
sliedern Gelegenheit zu geben, die zu durchforschenden Gebiete und ihre charak- 
teristische Flora wie Fauna möglichst durch Autopsie kennen zu lernen; und wenn 
dieser Zweck anerkanntermassen am einfachsten durch Wanderversammlungen 
erreicht wird, die alljährlich den Versammlungsort wechseln; so wird bei der Wahl 
dieses Ortes sicherlich in erster Linie Rücksicht zu nehmen sein auf die mehr 
oder minder bevorzugte landschaftliche Beschaffenheit der Gegend. Wird aber 
der andere, sicher nicht minder wichtige Zweck solcher Wanderversammlungen 
ins Auge gefasst, nämlich der, dass sie grade auch Gelegenheit bieten sollen, 
Männer gleichen wissenschaftlichen Strebens und Schaffens einander persönlich 
näher zu bringen, den mündlichen Austausch von Erfahrungen, Ansichten und 
wissenschaftlichen Arbeiten zu ermöglichen: so wird in erster Linie bei der 
Wahl eines Versammlungsortes in Betracht gezogen werden müssen, die mehr 
oder minder leichte und bequeme Lage der Verkehrswege. Nicht immer werden 
sich beide Rücksichten vereinigen lassen, zumal in einer Provinz wie West- 
preussen, die doch eigentlich erst anfängt, durch umfassendere Eisenbahn-Anlagen 
und bequemere Anschlüsse bei Post- und Eisenbahnverbindungen dem allge- 
meinen Verkehr zugänglich zu werden. So war bei der Wahl des vorjährigen 
Versammlungsortes, Dt. Crone, die ausgezeichnete landschaftliche Schönheit und 
Wichtigkeit ausschlaggebend gewesen, während bei der Wahl Dirschau’s zum 
diesjährigen Versammlungsorte grade die ausgesucht grosse Möglichkeit leichter 
Verbindung entscheidend gewirkt hatte. Man verhehlte sich nicht, dass wenigstens 
die nächste Umgebung Dirschaus in landschaftlicher Beziehung weder dem 
Botaniker noch dem Zoologen ein besonderes Interesse gewähre, während es, 
was die Möglichkeit leichten Hingelangens betrifft, kaum irgend einem andern 
Orte in der Provinz nachsteht. So wurde die 8. Wanderversammlung des west- 
preussischen botanisch-zoologischen Vereins zum Pfingst-Dienstage, den 26. Mai er., 
nach Dirschau einberufen. Der von der vorjährigen Versammlung in Dt. Crone 

5 1 


2 


gewählte Geschäftsführer, Herr Dr. Frieke, hatte die schwierige Aufgabe, nicht 
blos für das äussere Unterkommen der Versammlung in Dirschau zu sorgen, 
sondern in einer landschaftlich durchaus nicht bevorzugten Gegend Exkursions- 
orte auszusuchen für Botaniker und Zoologen. Nach beiden Richtungen hin 
hat der verehrte Herr im Vereine mit anderen gleichgesinnten Herren, die zu 
einem Comite zusammengetreten waren, die schwierige Aufgabe gelöst, wofür 
auch hier der ausdrückliche Dank des Vereins ausgesprochen werden möge. 

Schon am Montag Abend um '/,6 Uhr trafen die ersten Botaniker und 
Zoologen auf dem Bahnhofe ein und wurden von dem Herrn Geschäftsführer 
und anderen Mitgliedern des erwähnten Comites begrüsst. Weitere Gäste kamen 
Abends !/,9 Uhr, während eine grössere Zahl von Vereinsmitgliedern, die theils 
Danziger waren theils die vorausgegangenen Pfingsttage zu Exkursionen nach 
Danzig und seiner schönen Umgebung benutzt hatten, erst am Dienstag Morgen 
anlangten. In der Aula des Realprogymnasiums, die dem Vereine freundlichst 
überlassen worden war, versammelten sich die Mitglieder, deren Zahl im Laufe 
der Versammlung, auf einige 40 anwuchs, wozu noch 10—15 Einheimische kamen, 
darunter auch mehre Damen, die der scientia amabilis ihren Tribut abstatten 
wollten. Um 9 Uhr eröffnete der Vorsitzende, Herr Dr. v. Klinggraeff- 
Langfuhr, die Sitzung mit einigen die Anwesenden bewillkommenden Worten. 
Es folgte zunächst der Geschäftsbericht für das Jahr 1884/5, erstattet von 
dem 1. Schriftführer des Vereins, Prof. Dr. Künzer-Marienwerder. Ihm ent- 
nehmen wir, dass der Verein augenblicklich 211 Mitglieder zählt (wozu während 
der Versammlung weitere 7 Mitglieder kamen); dass zwar im Laufe des Jahres 
eine Anzahl Mitglieder, meistens in Folge Verlegung des Wohnsitzes ausserhalb 
der Provinz, ausgeschieden, eine noch grössere Zahl aber dafür auch eingetreten 
sei. Einige Mitglieder hat der Tod dem Vereine entrissen, u. A. den Kgl. Garten- 
Inspeetor Herrn Hauptmann a. D. Schondorff und den Rittergutsbesitzer 
Herrn Hanno auf Bredow bei Marienwerder), die beide dem Verein seit seiner 
Gründung angehört hatten. Die Versammlung ehrt das Andenken der Ver- 
storbenen durch Erheben von den Plätzen. 

Aus dem Verkehr mit anderen wissenschaftlichen Vereinen wird mitgetheilt, 
dass die Academia Nacional de Ciencias zu Cördoba (Rep. Argentina) 3 Hefte 
ihrer Schriften eingesandt mit dem Wunsche, in Schriftenaustausch mit dem 
westpreussischen botanisch-zoologischen Verein treten zu wollen. Denselben 
Wunsch hat wiederholt der Vorsitzende des botanischen Vereins für Thüringen 
„Irmischia“ ausgesprochen. In beiden Fällen hat darauf hingewiesen werden 
müssen, dass die Schriften des westpreussischen botanisch-zoologischen Vereins 
ein integrierender Theil der Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig 
seien, dass also ein Schriftenaustausch nur erfolgen könne und erfolge durch 
die genannte Gesellschaft. Dem Vorsitzenden des unserm Vereine seit seiner 
Begründung speciell befreundeten Vereins ‚‚Irmischia‘ ist von Seiten des Schrift- 
führers indes ein Separatabzug der Vereinsschrift zugestellt worden. Ausserdem 


ist noch zu erwähnen, dass auch in dem vergangenen Jahre das amtliche Organ 
2 


W 


3. 


„Leopoldina“ von Seiten der K. L.-C. D. Academie der Naturforscher dem 
Verein als Geschenk zugegangen ist, wofür auch an dieser Stelle von Seiten 
des Vereins der Dank gesagt sei. 

Zwei Herren, die dem Vereine seit seiner Gründung angehörten und bei 
derselben selbst vielfach und mit reichem Erfolg thätig waren, jetzt aber, 
nachdem sie in den wohlverdienten Ruhestand getreten sind und die Provinz 
verlassen haben, ihren Austritt aus dem Vereine als Folge des Umzugs erklärten, 
sind durch den Vorstand in der Mitgliederzahl erhalten worden. Auf Antrag 
des Herrn Dr. Conwentz ernennt die augenblicklich tagende Versammlung die 
beiden Herren, den Geheimen Medizinal- und Regierungs-Rath Herrn Dr. Pianka 
zu Berlin und den Professor Herrn Barthel zu Breslau in Anerkennung ihrer 
Verdienste um das Gedeihn des Vereins zu correspondirenden Mitgliedern des 
westpreussischen botanisch-zoologischen Vereins. 

Die Versendung der Vereinsschrift hat in diesem Jahre leider erst spät, 
Ende Monat Februar d. J., stattfinden können, da der Druck derselben in Folge 
der Ueberbürdung der Druckerei mit anderweitigen Arbeiten nicht früher fertig zu 
stellen gewesen ist. Hierbei stellt Herr Dir. Dr. Conwentz den Antrag, eine 
Bestimmung anzunehmen, wonach die für die Vereinsschrift bestimmten Manuscripte 
spätestens nach Ablauf von 6 Wochen nach dem Versammlungstage dem Schrift- 
führer eingereicht werden sollen (in diesem Jahre also zum 7. Juli er.); des- 
gleichen, dass diese Manuscripte nur einseitig beschrieben sein dürfen. Beide 
Anträge werden angenommen und sollen schon in diesem Jahre zur Anwendung 
kommen. 

Schliesslich theilte der Schriftführer noch ein Telegramm des Herrn 
Settmann-Hochstüblau und ein Begrüssungsschreiben mit, das der Schatzmeister 
des Vereins, Herr Grentzenberg-Danzig, von Sorrento aus geschickt, wo 
derselbe augenblicklich zu wissenschaftlichen Zwecken weilt. 

Es folgte die Rechnungslegung durch Herrn Dir. Dr. Conwentz in Ver- 
tretung des Schatzmeisters, Herrn Grentzenberg-Danzig. 


Die Einnahmen setzen sich zusammen aus: 


Turbestand-aus dem Vorjahren . Klrslurer 4. 9°. 791183596 MR 
2. den regelmässigen Einnahmen . . KSENNSZENN 
3. dem ausserordentlichen von dem hohen EN Land- 
Be Bewaloten ine 2 rn 2000,00 
Gesammt- Einnahmen  . 1LIOL.26 MR 


Die Gesammt-Ausgabe beträgt 1442,25 Mk., worunter 1300,97 Mk. sich 
befinden zu Aufwendungen für wissenschaftliche Arbeiten (Bereisungen der 
Provinz) und Vermehrung der Sammlungen. Es haben nämlich im Auftrag des 
Vereins Herr Dr. v. Klinggraeff den Carthauser Kreis, Herr Dr. Hohnfeldt 
den Stargardter Kreis, Herr stud. Kumm den Conitzer Kreis während längerer 
Zeit bereist und botanisch untersucht, während Herr Lehrer Kalmus grössere 


Exkursionen in die Umgebung Elbings unternommen. Von Herrn Lehrer Peil- 
3 1* 


N 
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Sakrau ist eine Anzahl gesammelter Pflanzen erworben worden und von Herrn 
Hauptlehrer Brischke noch 1 Kästchen seiner bekannten und berühmten 
Präparate. (Wasserläufer.) 

Der Kassen-Abschluss ergiebt einen Bestand von 265,01 Mk. 

Zu Kassen-Revisoren werden die Herren Treichel-Hoch-Paleschken, 
Kfm. Kauffmann-Danzig und Rittergutsbesitzer Plehn-Lubochin gewählt. 
Nach Prüfung der Rechnung rügt Namens der gewählten Kommission Herr 
Plehn die grosse Zahl der Beitragsrestanten und beantragt: „Die Aufforderung 
an die Mitglieder zur Zahlung der Beiträge künftig so zu fassen, 
dass, wenn bis zu einem bestimmten Termine die Beitragszahlung 
nicht erfolgt sei, Nachnahme per Post gestattet werden möge.“ 

Der Antrag wird angenommen und nachher dem Herrn Schatzmeister 
Decharge ertheilt. 

Bei der darauf folgenden Vorstandswahl wurde durch Acclamation der 
bisherige Vorstand einstimmig wiedergewählt, nämlich die Herren: 

Dr. v. Klinggraeff-Langfuhr als 1. Vorsitzender, 

Professor Dr. Bail-Danzig als 2. Vorsitzender, 

Professor Dr. Künzer-Marienwerder als 1. Schriftführer, 

Hauptlehrer a. D. Brischke-Langfuhr als 2. Schriftführer, 

Kaufmann Grentzenberg-Danzig als Schatzmeister. 

Bei Wahl des nächstjährigen Versammlungsortes überbrachte Herr Apotheker 
Plath-Schlochau eine Eimladung dieser Stadt an den Verein, welche mit Dank 
angenommen wurde. Die nächstjährige Versammlung wird also in Schlochau 
Westpr. abgehalten werden und ist zum Geschäftsführer für diese 9. Wander- 
versammlung Herr Apotheker Plath-Schlochau gewählt worden. 

Ehe nunmehr der Schluss des geschäftlichen Theiles erfolgte, erschien Herr 
Bürgermeister Wagner im Versammlungslokale, betrat das Katheder und hiess 
Namens der Stadt Dirschau den Verein in herzlichster Weise willkommen. 
Seine Worte, welche vom Herzen kamen und zu Herzen gingen, fanden freudigen 
und dankbaren Wiederhall bei den versammelten Botanikern und Zoologen. 
Herr Prof. Bail gab dem verbindlichsten Danke des Vereins für den freund- 
lichen Willkommensgruss beredten Ausdruck. 

Noch erfuhren wir durch den Mund des hochgeehrten Herrn Bürgermeisters, 
dass die Wohllöbliche Schützengilde Dirschaus, die an diesem Tage grade ihr 
Schützenfest feierte, zum Besuch ihres Gartens, wo ein gut executirtes Concert 
stattfand, die versammelten Botaniker und Zoologen freundlichst einlade, von 
welcher Einladung schliesslich auch reichlicher und dankbarer Gebrauch ge- 
macht wurde. 

Mit diesen letzten Eröffnungen schloss der geschäftliche Theil. Nach einer 
halbstündigen Pause nahmen die wissenschaftlichen Verhandlungen ihren Anfang. 

Herr Prof. Dr. Bail theilt einige in der Nähe Danzigs neu aufgefundene 
Pflanzen mit, bezw. neue Fundorte seltener Gewächse, z. B. des Königsfarn, 


O1 


Osmunda regalis am Heubuder See und legt zahlreiche aus einem Mutterkorne 
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5E 


hervorgeprosste Exemplare des Cordyceps purpurea vor, die Herr Ritter- 
gutsbesitzer Staeck - Leegstriess im Freien gefunden und eingesandt hatte. 
Aelhnnliche Mittheilungen über Pflanzenvorkommnisse machten unter Vorlegung 
der Exemplare im Laufe der Sitzung Frl. Lemke-Rombitten, die Herren 
v. Klinggraeff-Langfuhr bei Besprechung seiner: Bereisung des Carthäuser 
Kreises, Herr Dr. Schmidt-Lauenburg, der wieder mancherlei interessante Fund- 
stücke aus der von ihm so viel und gründlich durchforschten Umgebung 
Lauenburg’s i. P. brachte, Herr Dr. Hohnfeldt-Danzig aus seiner Bereisung 
des Stargardter Kreises, Herr Straube-Elbing und Herr Lützow-Oliva, welche 
Beobachtungen erwähnten, die sie auf ihren Exkursionen in der Umgebung 
Elbings bezw. Olivas gemacht hatten. So besprach der letztere u. A. einen 
Bastard zwischen Blau- und Preiselbeere. 

Das langjährige Mitglied des Vereins, der trotz seines hohen Alters noch 
immer rüstig botanisierende Oberlehrer a. D. Dr. Eggert legte folgende Pflanzen 
vor, die er bei Danzig gefunden und für das Provinzial-Museum abgegeben hat: 

Mentha erispata Fahrwasser V. Z. 

Verbascum phoeniceum am Troyl V;. 2. 

Nicandra physaloides zwischen Danzig und Legan V. 2. 

Potentilla supina am Troyl V,. Z,. 

Astragalus Cicer desgleichen V. Z. 

Lathyrus tuberosus desgleichen V. Z. 

Silene dichotoma an einem Wege bei Kneipab V. 2. 

Rapistrum rugosum zwischen Danzig und Legan V. Z2,. 

Lepidium campestre am Troyl V. Z. 

n Draba Fahrwasser V. Z,. 

Sinaptis alba zwischen Danzig und Legan V,. Z. 

In einem darauf folgenden Vortrage sprach Herr Prof. Dr. Bail über den 
naturbeschreibenden Unterricht an höheren Lehranstalten mit Rücksicht auf 
die neuen, erweiterten Lehrpläne an Gymnasien und Realschulen. Die wissen- 
schaftliche Bedeutung, sowie die reiche Erfahrung des Vortragenden als Lehrer, 
wodurch schon der von ihm verfasste und jetzt wohl an fast. sämmtlichen 
höheren Lehranstalten Westpreussens und an vielen anderer Provinzen einge- 
führte methodische Leitfaden für den Unterricht in der Naturgeschichte zu einem 
vorzüglich brauchbaren geworden ist, stempelte die zahlreichen Winke, welche 
besonders über den zoologischen Unterricht gegeben wurden, zu ganz ausgezeichnet 
schätzenswerthen und werden sich die anwesenden Lehrer der Naturbeschreibung, 
wie der Verfasser dieses Berichtes dem Herrn Vortragenden sicherlich zum 
grössten Danke verpflichtet fühlen. Unter anderem wurde die Vertheilung des 
Lehrstoffes besprochen und darauf hingewiesen, dass der Unterricht in erster 
Linie solche Naturobjecte zu berücksichtigen habe, die sich dem Schüler in der 
eigenen Heimath zur Beobachtung darböten. Eine eingehendere Behandlung 
der Insekten findet, wie ausführlich dargelegt wurde, die richtige und einzig 


geeignete Stätte in der Untertertia des humanistischen und des Real- 
5 


Gymnasiums. Ueber die gleichfalls besprochen und vorgezeigten Hülfsmittel 
zur allseitigen Ermöglichung der Anschauung der Demonstrationsobjecte wird 
Herr Professor Bail in dem Vorworte zu dem bereits unter der Presse befind- 
lichen letzten Hefte seines methodischen Leitfadens ausführlicheren Bericht 
erstatten. 


Diesem längeren Vortrage folgte eine Anzahl von Anfragen, Mittheilungen 
und kleineren Vorträgen aus verwandten, die Botanik und Zoologie streifenden 
Wissenschaften. So fragte Herr Schultze-Danzig an, ob Jemand die aus alter 
Zeit stammenden, menschliche Figuren darstellenden sog. Steinmütterchen (russ. 
Kamiene baba) neu aufgefunden habe, und bittet event. um Benachrichtigung. 
Ein während der Sitzung über Dirschau unter heftiger elektrischer Entladung 
hinziehendes Gewitter veranlasste Prof. Dr. Künzer-Marienwerder im Anschluss 
an einen in der Versammlung zu Marienwerder 1879 gehaltenen Vortrag „über 
den Einfluss des Waldes auf den Zug der Gewitter“ zur Mittheilung einer inter- 
essanten elektrischen Erscheinung, die derselbe im Vorjahre zu Marienwerder 
zu beobachten Gelegenheit hatte. 


Am 1. Juli v. J. erfolgte um 5 Uhr 20 Minuten Nachmittags plötzlich 
und bei sehr wenig bewölktem Himmel ein kurzer, aber sehr kräftiger Donner- 
schlag nach einem cr. 2—5 Sec. vorausgegangenen im Ganzen schwachen Blitze. 
Sehr wenige, aber sehr grosse Regentropfen folgten unmittelbar, desgl. nach 
einiger Zeit noch einigemale dumpfes Rollen ohne sichtbaren vorausgegangenen 
Blitz und etwas Regen wechselnd mit Sonnenschein. Das Thermometer zeigte 
21° R. im Schatten, das Barometer stieg von 28” 5°/,”' auf 28” 6”. Durch 
die elektrische Entladung war auf der sog. Saluterei (in der Niederung, aber 
dicht am Rande der Höhe) eine gesunde, kräftig gewachsene Linde beschädigt 
worden. Während die grosse, schöne weit ausgebreitete Krone des Baumes 
völlig unversehrt geblieben, war der Stamm dicht unter derselben bis in die 
Wurzel hinein völlig zerschmettert, das Holz zersplittert nach allen Richtungen 
hin, die Rinde abgeschält, aber nirgends eine Spur von Feuerwirkung. Man 
hatte den unverkennbaren Eindruck, dass die elektrische Entladung von der 
Wurzel nach der Krone gegangen war. Zugleich waren an verschiedenen Stellen 
der Stadt andere mechanische Wirkungen aufgetreten: Stuckatur war abgefallen, 
Kinder und selbst Erwachsene waren in den Stuben umgefallen u.a. m. Nirgends 
aber war eine Feuerwirkung sichtbar. Es ist dies ein charakteristisches Kenn- 
zeichen für den sog. elektrischen Rückschlag, den man, wie Redner unter Hin- 
weis auf seinen früheren Vortrag, grade in Marienwerder häufiger zu beobachten 
Gelegenheit hat, das in Folge der benachbarten bewaldeten Höhen selten und 
nie unmittelbar von Gewittern betroffen wird, während die direkten Blitzschläge, 
da die Gewitter an diesen Höhen entlang ziehen, in einem deutlich erkennbaren 
Bogen ringsherum biegen. 

Herr Dr. Schmidt-Lauenburg wusste von einer ähnlichen elektrischen 
Entladung zu berichten. 


Herr Lützow-Oliva zeigte eine alte vorlinne’sche Botanik vor, die wahr- 
scheinlich der Olivaer Klosterbibliothek entstammt. Herr Rittergutsbesitzer 
Treichel-Hoch-Paleschken hat einige vom westpreussischen Geschichtsverein 
veröffentlichte pommerellische Urkunden aus dem 12. bis 14. Jahrhundert auf 
naturhistorische Angaben untersucht und machte darüber eingehende Mitteilungen. 


Darauf hielt Herr Director Dr. Conwentz-Danzig einen längern Vortrag 
über die Laurineen des Bernsteins, unter Vorlage von Originalen, Nach- 
bildungen und Zeichnungen. Er demonstrirt und bespricht auch mehrere neue 
Species, worüber an einer andern Stelle eine ausführliche Publication erfolgen 
wird. Im Allgemeinen bestätigt das Vorkommen dieser Pflanzenreste im Bernstein 
die schon früher gemachte Erfahrung, dass unsere unteroligocene Flora zum 
Theil verwandte Formen der recenten ostasiatischen und nordamerikanischen 
Pflanzenwelt aufweist. Herr Stadtrath Helm-Danzig ist in der Lage, ähnliche 
Beziehungen auch auf coleopterologischem Gebiete nachzuweisen. 


Nächstdem zeigte der letztgenannte Herr einige in den Jahren 1833/84 
von ihm in der Provinz Westpreussen gesammelte Käfer vor. Als selten vor- 
kommend, resp. neu für die Provinz bezeichnete er folgende: 

Necrobia ruftcollis Fabr., zu Legan bei Danzig unter Schaafknochen ge- 

funden, 

Harpalus fuliginosus Dft., bei Zoppot gefunden, 

Stenus pallipes Grav. aus Oliva; sein Vorkommen daselbst war schon 

früher durch Czwalina beobachtet worden, 

Xylophilus oculatus Gyll., bei Zoppot gefangen, 

Diodyrrhymchus austriacus Ol. aus Jäschkenthal, 

Rhynchites conicus Jl., 

Gymnetron villosulum Gyll., 

Haliplus Heydenii Wehnke aus Ohra, 

Smieronyz eicur Gyll. 


Herr Helm demonstrirte endlich noch mehrere aus einer Mehlwurmhecke 
erzogene verschiedenen Familien angehörige Käfer. 


Nachdem hierauf Herr Dr. Conwentz noch Mittheilung über das Vor- 
kommen einiger seltener Wirbelthiere in der Provinz gemacht (s. unten) und 
daran die Bitte geknüpft hatte, mit der Erforschung unserer Wirbelthierfauna 
recht eifrig fortzufahren, nahm Herr Rittergutsbesitzer Treichel das Wort zu 
einem längeren Vortrag, worüber noch ausführlich berichtet wird. Zum Schluss 
dankte Prof. Künzer Namens des Vereins allen Herren, welche durch Ausstellung 
mineralogischer, paläontologischer und archäologischer Fundobjekte dem Vereine 
ganz besondere Dienste erwiesen hatten. Es sind dies die Herren Apotheker 
Plath-Schlochau, Verwalter Hoyer-Swaroschin, Apotheker Schemmel-Lessen 
und Dr. Schmidt-Lauenburg. Noch muss erwähnt werden, dass während der 
ganzen Sitzung unter den Anwesenden eine grosse Menge ausgezeichneter 
Demonstrationsohjekte eireulirten, u. A. auch die von Herrn Kaufmann-Elbing 

7 


gefertigten und vorgelegten Pflanzenzeichnungen, die wie im Vorjahre bei der 
Versammlung in Dt. Crone, so auch bei der diesjährigen ungetheilten und 
lebhaften Beifall fanden. 

Um °/,2 Uhr schloss der Vorsitzende unter Dank für die lebhafte Be- 
theiligung an den Verhandlungen Seitens aller Theilnehmer die Sitzung. 

Um 2 Uhr fand ein gemeinsames Mittagsmahl im Hotel „zum Kronprinzen‘ 
statt, das, durch heitere und ernste Toaste gewürzt, durch seinen ganzen Ver- 
lauf zeigte, dass der alte freundschaftliche und gemüthvolle Ton unter den 
Botanikern und Zoologen Westpreussens, wie er seit einer Reihe von Jahren 
sich regelmässig in den Versammlungen dokumentirt hatte, in ungeschwächter 
Weise fortlebt. 

Die darauf geplante Exkursion nach „Dirschau-Ruh“ musste leider unter- 
bleiben, da der zeitweise recht tüchtige Regenstrom jeden Versuch vereitelte. 
Die Mitglieder folgten theils der freundlichen Einladung der Schützengilde und 
verbrachten den Rest des Tages unter den Klängen der Militärmusik in den 
Räumen des Schützengartens; theils zogen sie sich, nachdem mehrere Versuche 
trotz Regens nach Dirschau-Ruh zu gelangen an der Unerbittlichkeit des Wetters 
gescheitert waren, in das Hötel zum Kronprinzen zurück und verbrachten den 
Abend in gemüthlicher Unterhaltung. Manche verliessen noch an demselben 
Abend Dirschau. Die Uebrigen gelangten am folgenden Tage vom schönsten 
Wetter begünstigt theils per Bahn, theils zu Wagen über Swaroschin oder direkt 
nach dem reizend gelegenen Neumühl. Gewiss, Dirschau ist nicht reich an landschaft- 
lichen Schönheiten, aber um so mehr wird der Wanderer überrascht durch das lieb- 
liche Wald-Idyll, welches sich hier in Neumühl dem erstaunten Auge bietet. Die 
klaren Fluthen des stillen und friedlichen Sees, auf denen zwischen (jetzt freilich nur 
durch ihre Blätter vertretnen) Teichrosen der leichte Kahn schaukelt, von dem 
melodischer Gesang herübertönt; das frfsche junge Grün der Laubbäume, in deren 
Zweigen das leichte, gefiederte Volk der Vögel munter singend umherflattert, emsig 
sorgend für die traulichen Nester, in denen die künftige Brut den ersten Schutz 
und Unterhalt finden soll; das fröhliche Jauchzen und Jubeln der in Frühlingslust 
und Waldesgrün schwelgenden Naturhistoriker — und über allem dem das jetzt 
frei und ungestört durch die Wolken brechende, milde Sonnenlicht; das sind 
Bilder, die auch den griesgrämlichsten Menschen packen und seinem Griesgram 
entreissen müssen. War es da wunderbar, wenn die Wogen des Frohsinns und 
der Heiterkeit bei den versammelten Botanikern und Zoologen immer höher 
gingen und endlich, als der Nachmittag noch eine Anzahl der liebenswürdigsten 
Damen und Herren Dirschaus der Gesellschaft zugeführt, den höchsten Grad 
erreichte? Um so mehr musste hier der landschaftliche Charakter des Waldes 
und der ganzen Umgebung wirken, als die speciell botanische und zoologische 
Ausbeute für die Forscher, Dank der eigenthümlichen diesjährigen Frühjahrs- 
entwicklung, nur gering war. Interessant war das gleichzeitige Blühen von 
Pflanzen, deren Blüthezeit sonst um Wochen auseinander liegt. Es ist dies 


wohl die gewöhnliche Folge, wenn — wie auch in diesem Jahre — die 
8 


3 


Temperatur des Frühjahrs sich — ich möchte sagen — stossweise hebt. 
Warmen Tagen des Monats Februar und Anfang März, welche die ersten 
Frühlingsboten, Schneeglöckchen und Veilchen, Anemonen und Primeln hervor- 
gerufen, waren kalte Nächte und Tage in der Mitte März gefolgt, welche die 
erwachende Pflanzenwelt wieder zurückschreckten, bis die heissen Tage des 
April den Prozess wieder beschleunigten, so dass die Obstbaumblüthen sich 
entfalteten, die dann durch den rauhen Frost der Mainächte wieder aufgehalten 
wurden, endlich durch die heisse Mittagssonne der Pfingstfeiertage der Ent- 
wickelungsgang bis zum Aufblühn des Flieders gelangte. So kam es, dass zu 
gleicher Zeit im Walde zu Neumühl Veilchen und Anemonen, Erdbeerblüthe 
und Vergissmeinnicht prangten, während in den Obstgärten Dirschau’s die Obst- 
baumblüthen sich entfalteten und der Flieder schüchtern seine Blüthen-Trauben 
zu öffnen begann, dagegen die Rostkastanie noch ihre Knospen festgeschlossen 
und ihre Laubblätter wie trauernd den Blattstielen zugeneigt hielt. 

So sehr reizte der Wald durch seine Schönheit, dass wahre rüstige Bo- 
taniker sich nicht gern von ihm trennen wollten und darum den weiten Weg 
nach Dirschau zu Fuss zurücklegten, beständig, so weit es nur irgend ging, 
das suchende Auge botanisirend in der weiten Flur umhersendend. Die übrigen 
Mitglieder machten den Rückweg tbeils mit der Bahn, theils mit den mitge- 
rommenen Wagen. Alle aber beseelte nur ein Gefühl, das des Dankes und der 
Freude. Ja, es war schön in Dirschau und hoffen wir, es wird übers Jahr 
ebenso in Schlochau sein. Darum trennten sich die Freunde unter dem all- 
seitigen Rufe: 

„Auf Wiedersehn in Schlochau!“ 


10 


Bericht 


des Provinzial- Museums-Direetor Herrn Conwentz-Danzig über die neueren 
Erfahrungen betreffend: 


Die einheimische Wirbelthier-Fauna. 
IM. 

Nachdem die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf diesen Gegenstand hin- 
gelenkt ist, hat derselbe eine fast allgemeine Theilnahme erfahren. Daher sind 
auch im Laufe des letzten Jahres viele neue Nachrichten und Einsendungen er- 
folgt, welche unsere Kenntniss von dem Vorkommen und von der Verbreitung 
der Wirbelthiere in der Provinz Westpreussen wesentlich erweitern und vervoll- 
ständigen. Ich benütze deshalb diese Gelegenheit gerne, um den Mitgliedern 
des botanisch-zoologischen Vereins sowie allen anderen Freunden der Heimaths- 
kunde, welche hieran betheiligt sind, die nachfolgenden Mittheilungen zu unter- 
breiten. 


I. Mammalia. Säugethiere. 


Inseetivora. 

Sorex fodiens Pall. Die Wasserspitzmaus kommt im Revier Mirchau, Kr. 
Karthaus, (t. Oberförster Grundies) und im Revier Krampke, Kr. Dt. Krone 
(t. Oberförster Wendlandt) vor. 

Carnivora. 

Mustela Martes L. tritt nach dem Bericht des Königl. Oberförsters Herrn 
Dielitz auch in dem Forstrevier Buchberg bei Berent auf; im Frühjahr 1884 
sind von ihm 3 Exemplare dort erlegt worden. Ausserdem hält sich das ge- 
dachte Thier im Forstrevier Oliva auf, von wo Herr Oberförster Liebeneiner 
ein Exemplar dem Provinzial-Museum gütigst zukommen liess. 


Rodentia. 

Myoxus Glis Schreb. Herr Wasserbauinspeetor Bauer in Kulm a./W. theilt 
mit, dass ein säugendes Weibchen mit Jungen vor etwa zehn Jahren in Dt. Ko- 
nopat bei Terespol von Herrn Engelhard gefangen und aufgezogen, auch später 
noch in den hohlen Linden des dortigen Parkes bemerkt worden sei. Ausser- 
dem ist der Siebenschläfer auch am Kloster Cadinen im Kreise Elbing hänfig, 
wie Herr Lehrer Strehl daselbst mir sagte. 

Castor Fiber L. Das im vorjährigen Bericht erwähnte Exemplar ist, nach 


gefälliger Mittheilung des Rectors des Realprogymnasiums Herrn Dabel in Kulm, 
1 


11 


im Frühjahr 1836 in dem Zikopsee unweit Podwitz, welcher mit der Weichsel 
communieirt und mit dichtem Weidengebüsch umwachsen ist, von einem Fischer 
mit dem Ruder erschlagen worden. Das Thier wurde dann Herrn Apotheker 
Utesch in Kulm gebracht und von diesem an die gedachte Anstalt geschenkt. 
In früherer Zeit ist der Biber in unserer Provinz gewiss häufig vorgekommen. 
Das Provinzial-Museum erhielt vor zwei Jahren einen linken Unterkiefer, welcher 
von der Weichsel bei Piekel ans Land gespült worden war und in diesem 
Frühjahr habe ich in Ladekopp, Kr. Marienburg, etwa 0,30 m unter Terrain 
einen zweiten linken Unterkiefer gemeinsam mit anderen Fossilien ausgegraben. 
Neuerdings ist noch ein drittes Exemplar, ein linker Schneidezahn, auf dem aus 
der Sehwente aufgeworfenen Pfarrlande in Neuteich von Herrn Rector Krüger 
gefunden worden. 
Multungula. 

Sus scrofa L. kommt nach Aussage des Herrn Gymnasiallehrer Capeller- 
Elbing auch in den ausgedehnten Waldschluchten der Rehberge vor, welche 
sich zwischen den Ortschaften Rehberg, Scharfenberg, Panklau und Cadinen aus- 
breiten. 

Ruminantia. 


Cervus Dema L. ist im Walde von Ostrometzko, Kr. Kulm, eingebürgert 


(t. Bauer). 
II. Aves. Vögel. 


Raptatores. 

Aquila fulva L. Im Belauf Sommerberg der Oberförsterei Buchberg baben 
Steinadler in den Jahren 1877—S1 wiederholt auf alten Eichen gehorstet. 
Während der beiden folgenden Jahre waren sie verschwunden, aber 1854 wurde 
von Herrn Oberförster Dielitz wiederum ein Exemplar gesehen. — Aquila 
haliaetus L. Ein Fischadler ist nach gefälliger Mittheilung des Herrn Rector 
Dabel in Kulm im Jahre 1842 dort geschossen und an das Realprogymnasium 
geschenkt worden. 

Strie nyetea L. Das Provinzial-Museum besitzt 10 Exemplare der Schnee- 
Eule aus der Böck’schen Sammlung. Sie sind in den Wintern 1858 bis 1869, 
voraussichtlich in der Nähe von Danzig erlegt worden, da die Etiketten den 
Namen Danzig tragen. Ausserdem sah ich in dem Gutshause zu Kl. Kleschkau 
ein Exemplar von schneeweisser Färbung, welches vor längerer Zeit dort ge- 
schossen ist. ' 

Oseines. 

Troglodytes parvulus Koch. Ein Exemplar des Zaunkönigs, welcher in 
Westpreussen nicht häufig ist, sandte Herr Förster Münchenberg aus Carlsthal 
bei Stuhm ein. 

Alcedo ispida L. Das Provinzial-Museum erhielt einen Eisvogel aus Buchen- 
rode, Kr. Neustadt, von Herrn Administrator Lübcke und einen zweiten aus 


2} 


“ 


12 


Hochpaleschken, Kr. Berent, durch Herım Rittergutsbesitzer Treichel. Ausser- 
dem tritt dieser Vogel häufig an der Weichsel ober- und unterhalb von Kulm 
(t. Bauer) und seltener bei Elbing auf (t. Capeller). 

Parus pendulinus L. Das schon im letzten Bericht erwähnte zweite Nest 
einer Beutelmeise, welches 1865 auf einer Kämpe bei Thorn durch Herrn 
Hauptmann Klein entdeckt wurde, ist nunmehr von der Städtischen Höheren 
Töchterschule in Marienburg an das Provinzial-Museum geschenkt worden. 

Turdus varius Pall.e Das im vorigen Jahre unter dem Namen 7. Whitei 
Eyton erwähnte Exemplar gehört nach Aussage unseres ausgezeichneten Ornitho- 
logen, des Herrn v. Homeyer in Stolp i./P. zu obiger Species. Turdus variu, 
lebt in Mittelasien und ist verschiedene Male in Buropa beobachtet worden, 
während 7. Whitei in Indien und in den angrenzenden Ländern vorkommt; 
aber in Europa noch nie gesehen wurde. 

Ampelis garrula L. Herr Wasserbauinspector ‚Bauer hat den Seidenschwanz 
in den Wintern 1881/82 und 1882/83 bei Kulm beobachtet. 

Alauda alpestris L. Das Provinzial-Museum hat eine Schneelerche an- 
gekauft, welche im Winter 1834/85 bei Kl. Katz im Kreise Neustadt geschossen 
worden ist. 

Rasores. 

Tetrao Urogallus L. Ein Auerhahn ist im Winter 1879 im Belauf Glinow, 
Kreis Karthaus, des Forstreviers Buchberg und eine Henne 1882 im Belauf 
Sommerberg geschossen worden (t. Dielitz). — T. Tetrix L. kommt in demselben 
Revier vor (t. Dielitz). 

Ötis Tarda L. Die grosse Trappe kommt bei Praust und im Marienburger 
Werder vor. Herr Oberförster Dielitz hat im verflossenen Jahre auch fünf 
Exemplare auf jungen Kulturflächen des Reviers Buchberg angetroffen, 


Grallatores. 

Ciconia nigra Bechst. Von schwarzen Storch, welcher in unserer Gegend 
nicht häufig ist, erhielt das Provinzial-Museum in diesem Frühjahr durch Herrn 
A. Wegner ein Exemplar aus Saalau im Landkreise Danzig. 

Tringa Temninckii Leisl. Das Realprogymnasium zu Riesenburg überwies 
ein Exemplar dieses seltenen Vogels im Jugendkleid, welches voraussichtlich 
am Sorgensee geschossen worden ist. 


Natatores. 

Colymbus glacialis L. Bin junges Exemplar des grossen Seetauchers wurde 
1842 bei Kulm gefangen (t. Dabel). 

Larus minutus Pall. Im August vorigen Jahres empfing das Provinzial- 
Museum eine Zwergmöwe aus Pröbbernau durch Herrn Förster Schindowsky und 
eine zweite aus Neufähr durch Herrn Präparator Meyer hierselbst. 

Carbo cormoranus Meyer u. Wolf ist 1882 unweit Kulm erlegt worden 
(t. Bauer). 


15 


Anas mollissıma L. Nach dem Bericht des Herrn Reetor Dabel ist bei 
heftigem anhaltenden Sturm im Herbst 1845 eine Eiderente in Stablewitz, Kr. 
Kulm, niedergefallen und von dem Generalinspektor der Fürstlich Bentheim’schen 
Güter, Herrn Göldner, an das Realprogymnasium geschenkt worden. 


II. Amphibia. Amphibien. 


Caudata. 
Triton eristatus Laur. Herr Gymnasiallehrer Capeller in Elbing berichtet, 
dass ihm zweimal lebende grosse Wassersalamander aus einem kleinen Teich 
der dortigen Bahnhofsanlage gebracht worden sind. 


IV. Pisces. Fische. 


Teleostei. 


Barbus jluviatils Ag. Die bei uns seltene Barbe, deren Rogen schädlich, 
ist in diesem Frühjahr in Neufahrwasser gefangen und durch Frau Marquardt 
dem Provinzial-Museum gütigst übersandt worden. 


Ich verfehle nicht allen Denen, welche zur näheren Erforschung der ein- 
heimischen Wirbelthier-Fauna beigetragen haben, hierdurch auf das Wärmste 
zu danken und hoffe, dass diese und andere Freunde unserer Thierwelt in 
der Lage und bereit sein werden, die begonnenen Beobachtungen auch künftighin 
mit Erfolg fortzusetzen. Daher sehe ich weiteren Mittheilungen über den vor- 
erwähnten Gegenstand gern entgegen. 


14 


Botanische Notizen 


von 


Professor Dr. Bail. 
(Mit Tafel T.) 


1. Wer zum ersten Male den indischen Feigenbaum, die Baniane, sei es 
im Bilde oder in der Wirklichkeit erblickt, dem erscheint der Baum, dessen 
zahlreiche Aeste sich zum Boden herabsenken, um hier zu wurzeln, so dass ein 
Exemplar gewissermassen einen Wald darstellt, schon infolge dieser Eigenheit 
als ein entschieden fremdartiges Gewächs. 

Aber wir finden dieselbe Erscheinung wenigstens an einem einheimischen 
Baume, an der Ahlkirsche, Prunus Padus, wieder. 

Herr Kaufmann Mellien machte mich freundlich auf ein Exemplar dieses 
Baumes aufmerksam, welches im Schatten und auf feuchtem Grunde der früher 
Berendtschen, jetzt Herrn Kaufmann Melzer gehörenden Villa in Jäschkenthal 
bei Danzig wächst. Der mehr oder weniger niederliegende Stamm desselben ist 
dreimal gekniet. Er entsendet 11 Aeste zur Erde, welche beblätterte Zweige 
tragen und zum Theil gegabelt sind. Das Ende (oder die Enden) des Astes 
dringt als Wurzel in den Boden ein und erzeugt durch Bildung reicher Adventiv- 
knospen hier sofort einen Busch jungen Stockausschlages. Die beifolgende sehr 
naturgetreue Zeichnung, welche auf meine Anregung hin Herr Dr. Hohnfeld 
freundlichst entworfen hat, erläutert die interessante Sachlage. 

Einmal auf die Eigenthümlichkeit aufmerksam gemacht, suchte ich weiter 
und fand noch in derselben Stunde bei der Försterei in Jäschkenthal einen 
zweiten Baum derselben Art, bei welchem sich ebenfalls ein geneigter Ast am 
Ende zur Wurzel umgebildet hatte. 

2. Herr Kaufmann Lietzmann hatte mir mitgetheilt, dass er 1884 in Oliva 
weissblühende Leberblumen (Hepatica triloba) zefunden habe. Ich traf der- 
gleichen am folgenden Tage mehrfach bei Liebsee unweit Riesenburg an. Ein 
in ein gedrucktes Buch gelegtes Exemlar wurde aber normal blau. Es verhält 
sich demnach der betreffende Farbstoff wie Indigo, das ja auch aus Weiss in 
Blau übergeht und die weissen Leberblumen, die beiläufig gesagt auch beim 
Aufbrechen der Knospen weiss sind, scheinen durch besondere Luft und Licht- 


verhältnisse zu entstehen. 


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Tafl. 


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‚Schr. d.Naturf. Gesellschaft z. Danzig. N.F VI.Bd.3.Heft. 


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Be. 


Bericht 
über die a 
vom 5. August bis 16. September 1853 im Kreise Tuchel 
ausgeführten Exeursionen 


von 


C. Brick. 


Auch im Jahre 1883 erhielt ich von dem westpreussischen botanisch- 
zoologischen Verein durch Vermittelung des Herrn Dr. v. Klinggräff den Auf- 
trag, den Kreis Tuchel in botanischer Beziehung nochmals zu durchreisen. 
Diesem Auftrage kam ich in der Zeit vom 5. August bis 16. September nach 
und werde über das Resultat meiner damals ausgeführten Exeursionen nachfolgend 
berichten. Daran schliesse ich das Gesammt-Verzeichniss aller von mir und 
anderen bis jetzt im Kreise Tuchel beobachteten Pflanzen*) und will endlich 
noch eine Skizze über die allgemeinen Verhältnisse desselben entwerfen. 

Wie bei meinen ersten Excursionen im Jahre 1882, so hatte auch dies 
Mal Herr v. Uechtritz in Breslau die grosse Güte die Bestimmung der ge- 
sammelten Phanerogamen zu revidiren. Herr Dr. v. Klinggräff hat bereit- 
willigst die Bestimmung der mitgebrachten Moose, Herr Garteninspektor Stein 
in Breslau diejenige der Flechten übernommen. Den genannten Herren spreche 
ich hiermit nochmals meinen besten Dank aus. 

Als ersten Ausgangspunkt meiner Ausflüge wählte ich Petztin, in dessen 
Nähe mehrere grössere Seen, der Frankenhagener-, Petztiner-, Sehlener- und 
Glemboczek - See gelegen sind. In dem Dorfe selbst fand ich an Zäunen 
Pulicaria vulgaris Grtn., Marrubium vulgare L. und Leonurus Cardiaca L. — 
Zwischen dem Frankenhagener und Petztiner See sind breite Wiesen gelegen, 
die von Gräben und dem Verbindungsfliess beider Seen durchzogen werden. 
Die Seen selbst finden ihren Abfluss durch den Grochower- und Reetzer - See 
durch das Reetzer Fliess in die Brahe. Von den Wiesen erhebt sich das Terrain 
allmählich. Die Aecker auf diesen Ansteigungen waren zum Theil ganz bedeckt 
mit Juncus compressus Jacg., J. articulatus L. und J. bufonius L., während an 
der Grenze zwischen Aecker und Wiesen und auf letzteren Ononis arvensis L., 
Leontodon autumnalis L., Sonchus arvensis L. var. laevipes Koch und Trijolium 
Jragiferum L. vorhanden waren. Auf den Wiesen selbst waren häufig u. a. 
Alchemilla vulgaris L., Ulmaria pentapetala Gil., Parnassia palustris L., Dian- 


thus superbus L., Succisa pratensis Mnch., Valeriana offieinalis L., Triglochin 
em 000 r 
*) Vergl. meinen Bericht über die vom 22. August bis 3. October 1882 im Kreise Tuchel abge- 
haltenen Excursionen. Bericht des westpreussischen botanisch-zoologischen Vereins 1883, pag. 32 sq. 
1 


16 


palustris L., Carex jlacca Schreb., ©. flava L. var. lepidocarpa Tausch (als Art), 
C. rostrata Wilh. f. gracilis, während an und in den Gräben sich Acorus Ca- 
lamus L., Ranunculus Lingua L. oft in Menge, R. sceleratus L., Lythrum Sa- 
licaria L., Lysimachia vulgaris L., Oenanthe Phellandrium Lmk., Alisma Plan- 
tago L., Acorus Calamus L. und, jedoch nur in geringer Zahl, Senecio paluster 
D. C. vorfanden. Die Gräben selbst waren angefüllt mit Stratiotes aloides L. 
und Menyanthes trifoliata L., welchen man auch in Menge an den Seerändern 
begegnet. Ersteres soll nach ©. Bolle (Bot. Jahresbericht 1875 3. 625) zer- 
stampft als Schweinefutter verwendet werden können, was in Westpreussen 
trotz des so häufigen und massenhaften Vorkommens, so viel ich erfahren habe, 
nicht geschieht. Häufig war daneben auch in den Gräben wie in den Seen 
Polygonum amphibium L., Myriophyllum spicatum L., Ceratophyllum demersum 
L., Hydrocharis Morsus ranae L., Utricularia vulgaris L., Potamogeton erispus 
L., P. peetinatus L., P. perfoliatus L., Nymphaea alba L. und Nuphar luteum 
Sm., welche ich auch fast in allen übrigen Seen bemerkte. Am Seeufer waren 
Lythrum Salicaria L., Sagina nodosa Fenzl., Linum catharticum L., Polygonum 
amphibium L. var. terrestre Leers., Epipactis palustris Crntz. verbreitet und zer- 
streut Galeobdolon luteum. Auf einem Abhang am Petztiner See fand ich 
Astragalus Cicer L. in einigen Exemplaren. Auf den Aeckern kommt Galeopsis 
Tetrahitt L. in grosser Menge und Erysimum cheiranthoides L., vor. An 
Feldrainen wuchs Armeria vulgaris Wild., Dianthus deltoides L., D. Carthusi- 
anorum L., Erythraea ÜCentaurium Pers., Sedum Telephium L. und Verbascum 
nigrum L. Am Waldrande südlich von Petztin sammelte ich das kleine 
Hypericum humifusum 1. und das sogenannte Korallenmoos, eine Flechte 
Cladonia coceifera L. Brüche südlich von Petztin ergaben Peplis Portula L. 
‚Potamogeton obtusifolius M. K., Hydrocotyle vulgaris L., Drosera rotundifolia L., 
Pedieularis silvatica L., P. palustris L., Vaccinium Oxycoccos L., Sparganium 
simplex Huds., Utrieularia vulgaris L., U. minor L., Callitriche vernalis Ktz., 
Pteris aquilina L. und Asplenium Filix femina Bernh. Die Weiden an den 
Wegen bei Petztin lieferten mir eine reiche Fundstätte für Flechten, auf denen 
ich den kleinen rosafarbenen Pilz Zllosporeum roseum Fr., schmarotzend auf der 
Flechte Xanthoria parietina L., sammelte. — Auf den Dtsch. Cekziner Wiesen 
bemerkte ich Ranunculus Lingua L. und Dianthus superbus L. in Menge, 
während in den Torfstichen sich Chara foetida A. Br. angesiedelt hatte. 

Die interessanten Abrauer Torfwiesen südlich des Abrauer Sees nahmen 
mehrere Tage zur Untersuchung in Anspruch, zumal im Dorfe Abrau selbst 
kein Gasthaus und Drausnitz, der nächst gelegene grössere Ort, in ziemlicher 
Entfernung liegt. — Das Gebiet südlich Abrau zeichnet sich durch seine 
grossen Torfwiesen aus, welche sich um den Abrauer- und Kirch-See ausdehnen, 
sich nach Süden bis Zwangsbruch, nach Osten bis Sieinny und Kensau fort- 
setzen und durch zahlreiche Torfstiche ausgebeutet werden. Auf diesem Terrain 
direkt am Südrande des Abrauer See’s finden sich einige ziemlich seltene 
Pflanzen vor, wie z. B. Sweertia perennis L. und Pedicularis Sceptrum Carolinum L. 


> 


I. 


Eine dritte bemerkenswerthe von Prätorius (Schriften d. Physical.-Deconomischen 
Gesellschaft zu Königsberg 1879. S. 111) von hier aufgezeichnete. Tofieldia caly- 
culata Whlnbg., konnte ich nicht auffinden; wahrscheinlich hatten weidende Kühe 
sie bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Ueberhaupt hat Prätorius (ibid. 1880. 
S. 27) diese ganze Gegend mit ausserord£ntlicher Genauigkeit erforscht. — 
Andere Gewächse jener Torfwiesen sind: Cistus Helianthemum L., Campanula 
glomerata L., Pedicularıs palustris L., Parnassia palustris L., Epipactis palustris 
Crntz., Orchis latifolia L., Thalietrum aquilegifolium L., Th. angustifolium L. 
var. stenophyllum Wimm., Betonica of,fieinalis, Polygala comosa Schk., Ulmarra 
pentapelata Gil., Anthyllis Vulneraria L., Valeriana offeinalis L., Succisa pra- 
tensis Mnch., Carex Java L., C. flacca Schreb., Andromeda polifolia L., Leon- 
todon hastilis L. var. hispidus L., Salix repens L., Polystichum Thelypteris Rth., 
Asplenium Filix femina Bernh. Zwei kleine Anhöhen südlich des Sees hatten 
eine besonders interessante Flora, bestehend aus Lilium Martagon L., Trollius 
europaeus L., Aquilegia vulgaris L., Inula Britannica L., Convallaria mojalis L. 
Die zahlreichen Torfstiche lieferten Chara fragilis Desv., Ch. foetida A. 
Br. und Potamogeton acutifolius Lk. Im See zwischen Abrau und Abbau 
Abrau fand sich Potamogeton compressus L. und Calla palustris L. In dem 
östlich gelegenen Gebiet um Kensau sammelte ich auf den Torfbrüchen Valeriana 
ewaltata Mik., Thalietrum minus L., Radiola linoidis Gm., Dianthus superbus 
L., Typha latifolia L., Lycopus europaeus L., im Kensauer See u. a. Potamogeton 
erispus L. f. serculatus Schrad. 

Südlich und südwestlich Drausnitz liegt ein anderes Seengebiet, bestehend 
aus dem Zaremba- und Resminer-See, welche ihren Abfluss durch den Kamionka- 
fluss in die Brahe finden. Beide Seen sind von einigermassen steil ansteigenden 
Ufern eingeschlossen, die hie und da Raum für sumpfige Wiesen lassen, auf 
denen dann Epipactis palustris Crntz., Lycopus europaeus L.., Pedicularis pa- 
lustris L., Serophularia Ehrharti Stev., Dianthus superbus L., Carex hirta L., 
©. flava L., ©. rostrata With. sich vorfinden. Die Ufer des Zaremba-Sees sind 
mit Erlen bestanden, in deren Schatten Actaea spicata L., Paris quadrifolius 
L., Humulus Lupulus L., Campanula Trachelium L. und Melandryum rubrum 
Greke. gedeihen. An freien Stellen sind Verbascum Lyehnitis L., Dianthus 
Carthusionorum L., Veronica spicata L.; an einer Stelle des Resminer Sees ist 
Cirsium acaule All. zu verzeichnen. Von der Flora der Seen will ich Potamo- 
geton pectinatus L., P. mucronatus Schrd. und von P. perfoliatus L., die hübsche 
J- tenella, deren Blätter klein und länglich, dabei zarter als gewöhnlich, und 
deren mittlere und untere Internodien länger als die oberen sind, erwähnen. 
Die sich am Kamionkafluss hinziehenden Torfstiche ergaben: Utricularia vul- 
garis L., Lemna gibba L., Galeopsis bifida Bngh., Senecio paluster D. ©., 
Hypericum tetrapterum Fr., Paris quadrifolius L., Stratiotes aloides L., Circaeca 
alpina L., Ozxalis Acetosella L., Asplenium Filix femina Bernh. — Der in der 
Nähe von Drausnitz belegene Cosakenberg ist mit Kiefern bestanden, bei denen 
Juniperus communis L. ein Unterholz bildet. In dem von Hylocomium triquetrum 

3 9 


18 


Sch. und FH. splendens Sch. — die allerdings häufig von dem Hungermoose, 
der Renntierflechte Oladonia rangiferina L. ersetzt werden — gebildeten Moos- 
teppich lagern sich Pirola minor L. und Ramischia secunda Greke. ein, neben 
denen sich auch Monotropa Hypopitys L., Primula offeinalis Jacq., Orobus niger 
L., Salvia pratensis L., Betonica offeinalis L., Antherieum ramosum L. finden. 
Auch bemerkte ich Cirsium acaule All. var. caulescens Pers. 

Mein nächster Aufenthaltsort war Tuchel selbst, von wo ich theils kleinere 
Excursionen in die nächste Umgebung, zum Teil aber auch recht ausgedehnte 
nach allen Seiten hin unternahm. Was die nähere Umgebung anbetrifft, so 
bieten Wege, Raine und Felder nichts besonderes. In einer kleinen Schlucht 
südlich der Stadt, durch welche ein Fusssteig nach Mangelmühle führt, wächst 
Primula offieinalis Jacgq., Allium oleraceum L., Veronica spicata L. und Cistus 
Helianthemum L.; an Zäunen sammelte ich Saponaria offeinalis L. Die Stroh- 
dächer in dem an die Stadt grenzenden, grossen Dorfe Koslinka waren oft 
ganz überzogen mit Homalotheeium sericeum Sch., Barbula ruralis Hedw. und 
Ceratodon purpureus Brid., während sich auf den Ziegeldächern meist die halb- 
kugeligen Polster von Grimmia pulvinata Sm. vorfanden. — Die Wälder um 
die Stadt selbst haben ganz den Haidecharakter, und sind lichte, angeschonte 
Kiefernwälder zum grösseren Teil auf besserem Boden, zum Theil aber auch 
auf dem trockenen Sande stehend, der nur hin und wieder bedeckt ist von 
Weingaertneria canescens Bernh. und Thymus Serpyllum L., beide ganz dicht 
dem Boden angedrückt, oder mit (ladonia rangiferina L. Wo die Kiefern schon 
einigen Schatten gewähren, und der Boden nicht zu sehr ausgebrannt ist, 
siedeln sich Moose namentlich Aylocomium triguetrum Sch. und A. splendens 
Sch. an. Auch Calluna vulgaris Salisb. breitet sich im Halbschatten aus. Zu den 
Moosen gesellt sich bald Vaceinium Vitis idaea L., Melampyrum pratense L., 
Pulsatilla patens Mill., Arctostaphylos Uva ursi Spr., zu denen Hieracium boreale 
Fr. mit seiner var. chlorocephala Uechtr., H. uwmbellatum L., H. laevigatum 
Willd. mit seiner var. grandidentata Uechtr. und H. Pilosella L. kommen, 
während an den Waldrändern mehr Leontodon autumnalis L. und dessen var. 
integrifolia Uechtr. herrschen. Als Unterholz tritt überall nur Juniperus communis L. 
auf. Ferner ist häufig vertreten: Genista tinetoria L., Veronica spicata L., V. 
offieinalis L., Vaceinium Myrtillus L., Ramischia secunda Greke., Uhimophila 
umbellata Nutt., Potentilla Tormentilla Schrk., Cistus Helianthemum L., Dian- 
thus Carthusianorum L., Jasione montana L., Scabiosa suaveolens Desf., Solidago 
Firga aurea L., Tanacetum vulgare L.. Peucedanum Oreoselinum Mnch.; zerstreut 
finden sich Silene Otites Sm. und Dianthus arenarius L. Südlich Tuchel 
sammelte ich im Walde in der Nähe des Eisenbahndammes die grün blühende 
Silene chlorantha Ehrh. zusammen mit Silene Ötites Sm. und Teesdalea nudi- 
caulis R. Br. Erstere soll nach Mitteilungen des Herrn Kreisschulinspektor 
Illener in der Haide häufiger sein, was mir jedoch nicht aufgefallen ist. Ferner 
fand ich am Rande des Waldes an der Liskauer Chaussee Dotrychium Lunaria 


Sw. in wenigen Exemplaren und in demselben Walde ander sogenannten „Grünen 
4 


19 - 

Wiese“ u. a.: Pulsatilla pratensis Mill., Hydrocotyle vulgaris L., Antherieum 
ramosum L., Anthyllis Vulneraria L. und Carex flacca Schreb. var. melano- 
stachya Uechtr. h 

Eine sehr reiche Flora bietet der südlich von Tuchel gelegene Eichberg 
dar, der neben Prnus silvestris L. auch sehr hübsche Eichenbestände von 
Quercus sessiliflora Sm. und zahlreiche Büsche von ‚Juniperus communis L. als 
Unterholz besitzt. In diesem meist gemischten Waldbestande breitet sich ein 
äusserst reichhaltiger, bunter Pflanzenteppich aus, von dem ich hier nur nennen 
will als häufig: Solidago Virga aurea, L., Betonica offeinalis L., Clinopodium 
vulgare L., Salvia pratensis L., Primula offeinalis Jacq., Convallaria majalis L., 
Mojanthemum bifolium D. C., Hieracium murorum 1., H. vulgatum Fr., H. 
boreale Fr., Hepatica triloba Gil., Dianthus superbus L., Erythraea Centaurium 
Pers., Ajyuga reptans L., Antherieum ramosum L., Orobus vernus L., Senecio 
Jacobaea L., Potentilla alba L., P. opaca L., P. Tormentilla Schkr., Trientalis 
europaea L., Hypericum montanum \L., H. quadrangulum L., Selinum Carvi- 
Folia L., Carlina vulgaris L., Astragalus glycyphyllos L., Genista tinetoria L., 
Serratula tinctoria L., Thalietrum agqwilegifolium L., Th. minus L. und Ribes 
alpinum L. Von Gräsern und Rietgräsern sind hauptsächlich erwähnenswert: 
Calamagrostis arundinacea Rth., Sieglingia decumbens Bernh., Briza media L. 
und Carex pallescens L., von Farnen: Pferis aquilina L., Asplenium Fihix 
‚Femina Bernh., Polystichum spinulosum D. C. Selten ist daselbst: Platanthera 
bifolia Rehb. und Goodyera repens R. Br., letztere an einer kleinen Fichen- 
schonung im Kiefernwalde. Auch soll Uypripedium Calceolus L. auf dem Eich- 
berge vorkommen. Von besonderen Varietäten möchte ich hier aufzählen 
Hypochoeris radicata L. mit seiner f. minor Uechtr., welche namentlich auf 
Sandboden und mageren Triften wächst, und die durch die Hüllblätter, von 
denen auch die innersten stets deutlich kürzer als die Blüte sind, leicht von 
der habituell ähnlichen 4. glabra L. zu unterscheiden ist, und ferner ein 
Cirsium arvense Scop. var. setosum M.B. (als Art) im Übergang zu var. incanım 
Fischer (als Art). 

Zwischen dem Eichberge und Tuchel liegen zwischen drei kleinen Hügel- 
zügen schmale Torfbrüche, auf denen ich Hypericum humifusum L., Radiola 
linoides Gm., Spergularia rubra Prsl. und Utrieularia vulgaris L. sammelte. 
Andere solche Torfbrüche befinden sich nördlich von Tuchel bei Bialowierz 
und Kelpin. Auch hier waren die Torfstiche ganz erfüllt mit Urrieularia 
vulgaris L., neben welcher sich auch häufig Alisma natans L. fand. An den 
Rändern der Stiche fand ich Radiola linoides Gm. und Luzula campestris D. C. 
var. multiflora Lej. (als Art) (= L. erecta Desv.) 

Im Norden der Stadt befinden sich zwei Seen. In den westlicheren, den 
Amts-See, ergiesst sich der Kisz-Fluss, ein kleiner Bach, der aus dem T'ucho!ka- 
See herkommt und auf seinem ganzen, eine Meile langen Verlauf von schönen, 
fruchtbaren, breiten Wiesen begleitet wird. Nach seinem Austritt aus dem 
Amts-See nimmt er den Namen Kietsch-Fluss an, der zwischen sandigen Hügel- 


9] 


20 


zügen verläuft und sich bei Ernsttal in die Brahe ergiesst. Der erwähnte 
Tucholka See ist wie viele andere Seen umkränzt von Seirpus lacustris L. und 
Phragmites communis Trin. Seine Flora bietet nichts besonderes dar. Auf 
den Wiesen des Kisz-Flusses bemerkte ich u. a. Sonchus oleraceus L., Odontites 
rubra Pers., Ulmaria pentapetala Gil., Setaria viridis P. B., Orchis latifolia L., 
Geranium pratense L. und @. palustre L., beide durcheinander wachsend, Bidens 
cernuus L. und D. tripartitus L. oft in grosser Menge. Die abfallenden 
Hänge des Kietsch-Flusses waren mit Gebüsch von Corylus Avellana L. be- 
standen. Der östlichere der Seen bei Tuchel ist der Gleboczek-See, dessen 
Abfluss durch den Trozioneck-See und dann in die Brahe oberhalb Plaskau 
geht. Die Äcker ziehen sich hier bis dieht an den See heran, sind aber stellen- 
weise ganz dicht bestanden mit den Drdens-Arten. Von der Flora des Ufers 
will ich hier nennen: Nasturtium silvestre R. Br., Geranium pratense 1.., 
Odontites rubra Pers., Pimpinella Sawifraga L., Prunus spinosa L. und Thalie- 
trum minus L. var. majus Jacq. (als Art) mit Blattstielen, die unter rechten 
Winkeln abgehen. Leider ist das mitgebrachte Exemplar zu unvollständig, da 
nur vegetative Organe vorhanden sind, um die Bestimmung als gesichert be- 
trachten zu dürfen. In dem See selbst fand sich Potamogeton lucens L., P. 
perfoliatus L. und P, mucronatus Schrd., an den Rändern desselben schwammen 
in ungeheurer Menge die grünblauen, kugeligen Oolonien von Nostoc lichenordes 
Vauch. var. sphaerica Vauch., die ich später auch noch in einigen anderen 
Seen antraf. In den Sümpfen östlich vom See war Chara foetida A. Br. f. 
elongata vorhanden. Die sumpfigen Wiesen am Trozioneck-See ergaben Ra- 
nunculus Lingua L., Orchis latifolia L., Epipaetis palustris Crntz., Pedieularıs 
palustris L., der See selbst Utrieularia vulgaris L., Potamogeton mucronatus 
Schrd., P. compressus L. und P. perfoliatus L. var. Loeselü. 

Bei den Koslinkaer Ausbauten nördlich Tuchel befinden sich zwei kleinere 
Seen, die reichliche Ausbeute ergaben: Aydrocotyle vulgaris L., Veronica ser- 
pyllifolia L., Sagina procumbens L., Sparganium simplex Huds., Oenanthe 
Phellandrium Lnk., Nasturtium palustre D. C., Sagittaria sagittifolia L., Alisma 
natans L. und ueren var. terrestris f. repens, welche vollständig auf dem feuchten 
Sandboden fortkam und mehrere kriechende Ausläufer entsandte, ZLimosella 
aquatica L., Peplis Portula L., Glyceria fluitans R. Br., Potamogeton acutifolius 
Lk. und P. obtusifolius M. K. — In den noch nördlicher gelegenen kleinen 
Seen bei Kelpin wäre zu erwähnen: Blodea canadensis R. u. Mehx., Potamogeton 
acutifolius Lk. und an den Rändern Senecio paluster D. C., ferner in den Seen bei 
Bialowierz: Potamogeton acutifolius Lk. und P. gramineus L. var. graminifolius 
Fr. und in den Seen und Tümpeln bei Bladau: Potamogeton praelongus Wulf. 
und Alisma natans L., die in diesen kleinen Tümpeln hier überall verbreitet 
ist. An einem Feldraine zwischen Tuchel und Bladau befinden sich mehrere 
Exemplare von Evonymus europaea L. 

Südlich von. Tuchel sind die Mangelmühler Seen gelegen. Nach dem 
kleineren derselben führt von Tuchel ein Fusssteig, an welchem verschiedene 


6 


21- 


kleine Tümpel gelegen sind. Letztere sind insofern interessant, als sick in 
ihnen Potamogeton rufescens Schrd., P. obtusifolius M. K., Alisma natans L., 
Utricularia vulgaris L. und Nitella jlewilis Ag. (2?) vorfindet. Der Mangelmühler 
See selbst enthält: Nymphaea alba L., Nuphar luteum Sm., Stratiotes aloides 
L., Myriophyllum spicatum L., Ceratophyllum demersum L., Polygonum amphi- 
bium L., Menyanthes trifoliata L., die ich am 30. August blühend, also 
wahrscheinlich in zweiter Blüte fand, Ranuneulus divaricatus Schrk., Potamo- 
geton perfoliatus L., P. pectinatus L., P. obtusifolius M. K., P. rufescens Schr. 
An den Seerändern wächst Seirpus ‚lacustris L. neben P’hragmites communis 
Trin., Heleocharis palustris R. Br. und Alisma Plantago L., ferner Juneus 
efusus L., J. alpinus Vill., J. artieulatus L., J. bufonius L. In daran gren- 
zenden Sumpfgebieten bemerkte ich Alisma natans L., Galium palustre L., 
Drosera rotundifolia L. und Nostoc lichenoides Vauch. var. sphaerica Vauch., 
letzere auch im See. In einem am See gelegenen Birkenwäldchen wächst auf 
Sphagnum receureum P. Beauv. Drosera rotundifolia L. und Lycopodium clavatum 
L und im Kiefernwalde Teesdalea nudicaulis R. Br. und Hypochoeris radicata 
L. f. subintegrifolia und f. minor Uechtr. Auch findet sich Erythraea Cen- 
taurium Pers., Arnoseris minima Lk. und Hypericum humifusum L. auf den 
sandigen, feuchten Äckern am See in ziemlicher Zahl. 

Was das weitere Gebiet südlich von Mangelmühle anlangt, so ist dieses 
meist Ackerland, und von Interesse dürfte nur der Kamionka-Fluss, welcher 
dasselbe quer durchschneidet, und die vielen Torfstiche und kleinen Tümpel, 
die zerstreut in den Äckern oder am Wege sich finden, sein. Am Kamionka- 
Fluss sammelte ich auf Toorfwiesen u. a. Hieraeium praealtum (Vill.) Koch. var. 
Jullax D. C. (als Art), Dianthus superbus L., Epipactis palustris Crntz. und 
Molinia coerulea Much. — In drei zusammenliegenden Tümpeln südlich Przyrowo 
fand ich an den sumpfigen Rändern Pedieularis palustris L., in den Tümpeln 
selbst Alisma natans L., Nitella flewilis Ag. (7), Potamogeton compressus L., 
und P. praelongus Wulf. f. flaccida, angustifolia, zu welcher Herr v. Uechtritz 
bemerkt: ‚Diese interessante Form ist, wie mich nachträglich ein Vergleich 
mit einem Exemplar meiner eigenen Sammlung belehrte, vollkommen identisch 
mit einer in der Memel oberhalb Tilsit am 4. Juni 1865 von Dr. Heiden- 
reich gesammelten Form, zu der der Sammler bemerkte: „„Solche Exemplare 
bilden wohl die Übergänge von der Form, welche Patze als P, nitens, 
Sanio als P. decipens erklärt, und der, welche ich beiliegend als schmal- 
blättrigen P. Tucens mittheile.** Ich bezeichnete die Heidenreich’sche Pflanze 
fraglich als f. fluitans des P. decipiens, aber der bekannte Kenner der nor- 
dischen Potamogetonen Dr. Tiselius aus Stockholm, der dieselbe im vorigen 
Jahre in meiner Sammlung sah, war bereits der Meinung, dass sie richtiger 
als eine Form des P. praelongus anzusehen sei, was mit meiner Deutung 
Ihres Potamogeton aus dem See bei Przyrowo übereinstimmt. Die von Heiden- 
reich oben erwähnte zweite, von ihm als P. lucens $. folüis angustioribus 


bezeichnete dubiöse Form aus der Memel am Engelsberge bei Tilsit, die ich 
7 


22 


auch aus der Düna bei Riga besitze, halte ich für P. longifolius Gay., und 
auch Dr. Tiselius hielt diese Deutung möglicherweise für richtig. Es ist 
nur noch fraglich, ob sie eine eigene Art oder nur eine schmalblätterige 
Varietät des P. lucens, wie schon Heidenreich glaubte, darstellt. Es ist ganz 
dieselbe, die Sie in der Brahe bei Rudabrück (siehe S. 23) sammelten. Mit 
der vorliegenden Form des P. praelongus ist die Tilsit-Rudabrücker Pflanze 
nicht verwandt, da letztere unbedingt dem P. lucens nahe steht.“ 

Andere Torfbrüche zwischen Mangelmühle und Jehlenz ergaben Potamogeton 
obtusifolius M.K., P.lucensL., Chara fragilisDesv., Utricularia vulgarisL. und Calla 
palustris L. Aus weiteren kleinen Tümpeln, die am Wege zwischen Mangel: 
mühle und Liebenau im Acker gelegen sind, waren Alisma natans L., Hottonia 
palustris L. und Nitella sp. zu verzeichnen. Mehrere grössere und kleinere 
Seen sind bei Liebenau gelegen. An der Chaussee uach Liskau liegt ein 
solcher, der mit Bruchwiesen umgeben ist, auf denen ich Orchis latifolia L., 
Ranunculus Lingua L., Utrieularia vulgaris L. und Chara foetida A. Br. f. 
elongata bemerkte. Östlich Liebenau sind dann drei Seen, der Spital-See, der 
Mittlere See und ein kleinerer südlich von diesen gelegen, die ihren Abfluss 
in den Kamionkafluss entsenden. An dem südlichsten und dem mittleren derselben 
sind grosse, meist rot gefärbte Lager von Sphagnum acutifolium Ehrh. und 
Sph. eymbifolium Ehrh., in denen sich dann Calla palustris L., Sagittaria 
sagittifolia L., Cicuta virosa L., Vaceinium Ozycoccos L. und Drosera rotundi- 
folia L. ausbreiten. An anderer Stelle fand ich Marrubium vulgare L. und 
im Mittleren See Najas major All. und Chara fragilis Desv. Der grösste der 
hier befindlichen Seen, der Spital-See, enthält, ausser den gewöhnlich sich vor- 
findenden. schon öfters oben genannten Pflanzen, eine reiche Potamogeton-Flora 
2. B. P. lucens L., P. perfoliatus L., P. obtusifolius M. K. und seine var. 
angustifolia, P. compressus L., P. pectinatus L., P. praelongus Wulf. und seine 
f. parvifolia incrustata, deren untergetauchte Blätter mit einer Kruste von 
kohlensaurem Kalk bekleidet sind, die sie aus der äusserst geringen Lösung 
im Wasser gefällt haben. JZlippuris vulgaris L. wächst im See, aber auch auf 
dem feuchten Ufer. Auf einer Wiese am Nordende des Sees sammelte ich 
Sanguisorba offeinalis L., welches sonst im Kreise selten ist. Östlich des 
Spital-Sees ist eine sehr sandige Gegend mit verkümmertem Kiefernwald be- 
standen, der Boden nur zum Teil bedeckt mit Arctostaphylos Uva ursi Spr., 
neben dem sich dann auch Dianthus arenarius L. findet. Nur die feuchten, 
ansteigenden Ufer des Sees sind besser bestanden und mit Unterholz von 
Juniperus communis L. bewachsen. Ebenso ist auch der Wald an der Nord. 
ostseite besser. Ich sammelte in demselben Carlina vulgaris L., Dianthus 
Carthusianorum L., Anthericum ramosum L., Gypsophila fastigiata L. und 
Arctostaphylos Uva ursi Spr. 

Das Ackergebiet des Kreises wird von der eigentlichen Haide getrennt 
durch das Brahetal, welches mit tiefem Einschnitt den Kreis durchzieht. Die 


meist steilen Hänge desselben sind von dichtem Gebüsch, welches noch von Kiefern 
3 


i : ee 


durchsetzt ist, bestanden. An dasselbe schliesst sich dann oben auf dem Plateau 
die Haide. Ich suchte das Tal an beiden Ufern auf zahlreichen, meist 
sehr interessanten Excursionen auf, deren Resultate, von Norden nach Süden 
gehend, ich hier folgen lassen will. An den Hängen bei Wodziwoda sammelte 
ich: Polygonatum multijlorum Mch., Polypodium Dryopteris L., Cistus Helian- 
themum L., Astragalus glycyphyllos L., Fragaria viridis Duch., Oenothera biennis 
L.; an sandigen Stellen: Plantago arenaria W. K.; auf feuchten Wiesen oder 
am Rande derselben: Thalicetrum angustifolium Jacg., Ulmaria pentapetala Gil., 
Valeriana offieinalis L.; als Überläufer aus der Haide: Carlina acaulis L., 
Silene Otites Sm., Diunthus arenarius L., Arctostaphylos Uva ursi Spr. und 
Helichrysum arenarium D. C. — An den Ufern nördlich Plaskau bemerkte ich 
als häufig vorkommend: Betonica offieinalis L., Sedum Telephium L., einzelne 
Exemplare ea. 1 m. hoch, Daphne Mezereum L., Asarum europaeum L., Cimiei- 
Juga foetida L., Actaea spicata L., Thalietrum aquilegifolium L., Pirola minor 
L., Ramischia secunda Greke., Lilium Martagon L., Potentilla alba L., Silene 
inflata Sm., Verbascum Thapsus L., Anthyllis Vulneraria L., Pteris aquilina L.; 
zerstreut oder nur selten fanden sich: Aguwilegia vulgaris L., Ajyuga reptans L., 
Circaea alpina L., Epipactis rubiginosa Gaud., Goodyera repens R. Br. Südlich 
Plaskau fand ich: Asarum europaeum L., Polygonatum anceps Mnch., P. multı- 
forum Mch., Erythraea Centaurium Pers., Genista tinctoria L., Cimieifuga 
foetida L.; namentlich vereinigte ein sehr steiler sandiger Abhang, südlich Plaskau 
bei den Tucheler Ausbauten, der mit Corylus-Gebüsch bewachsen ist, folgende 
reichhaltige und interessante Flora neben mehreren der schon vorher genannten: 
Vincetoxicum offreinale Mnch., Potentilla opaca L., Salvia pratensis L., Stachys 
recta L., Veronica longifolia L., V. Teuerium L., Serratula tinetoria L. var. 
integrifolia Wallv. und var. heterophylla Wallr., Cistus Helianthemum L., Epr- 
pactis rubiginosa Gaud., Lilium Martagon L., Origanum vulgare L., Digitalis 
ambigua Murr., Daphne Mezereum L., Geranium sanguineum L., Aquilegia 
vulgaris L., Pulsatilla pratensis Mill., Anthyllis Vulneraria L., Campanula rotundi- 
folia L., Genista tinctoria L., Ulinopodium vulgare L. und Epilobium hirsutum L., 
während am Fusse des Hanges auf dem feuchten, sandigen Boden sich Hyperi- 
cum humifusum L. ausbreitete. Bei den Tucheler Ausbauten war auch an der 
Brahe neben Corylus Avellana L. und Carpinus Betulus L. eine Eiche mit sehr 
spitzen Blattlappen angepflanzt, die ähnlich der Quereus Cerris L. ist. — Weiter 
südlich überschreitet die neue Bahnstrecke Konitz-Tuchel-Laskowitz die Brahe. 
In der Gegend der Eisenbahnbrücke sammelte ich: Ribes alpinum L., Hedera 
Helix L., Thalietrum angustifolium Jaeq., Clinopodium vulgare L., Aquilegia 
vulgaris L., Cimieifuga foetida L., Lilium Martagon L:, Convallaria majalis L., 
Polygonatum multiflorum \ich., Viburnum Opulus L., Equisetum hiemale L. In 
der Brahe selbst fand ich bei Rudabrück Potamogeton longifolius Gay., der mit 
P. lucens L. verwandt und vielleicht nur eine lang- und schmalblättrige extreme 
Form dieser Art ist (Siebe S. 22), und bei Ernsttal P. peetinatus L. var. inter- 
ruptus Kit. — Im weiteren Verlauf des Brahetals von Rudabrück über Ernsttal 


24 


nach Schwiedt ist hauptsächlich das linke Ufer das ergiebigere. Ich will hier 
aufzählen: Ulinopodium vulgare L., Salwia pratensis L., Lilium Martagon L., 
Epipactis rubiginosa Gaud., E. latifolia All., Astragalus glycyphyllos L., Daphne 
Mezereum L., Eronymus europaea L., Actaca spicata L., Stachys silvatica L., 
Equisetum maximum Lmk. bis 11/, m. hoch, Circaea alpina L., Paris quadri- 
Folius L., Thalietrum minus L., Eupatorium cannabinum L., Iris Pseud-Acorus L. 
Südlich Schwiedt ist auf dem rechten Braheufer eine hügelige Partie gelegen, 
welche einen grossen Bestand von Eichen, Quercus peduncalata Ehrh., aufweist, 
neben der aber auch Fagus silvatica L., Carpinus Betulus L., Tilia parvifolia 
Ehrh., T. yrandifolia Ehrh. und Acer Pseudoplatanus L., meist aber nur in niedrigen 
‘xemplaren vorkommen. In dieser Partie war zu bemerken: Melampyrum nemoro- 
sum L. mit weissen Deckblättern untermischt stehend mit solchen, die blaue Deck- 
blätter hatten, Asperula odorata L., Orobus vernus L., O. niger L., Platanthera 
bifolia Rehb., Trientalis europaea L., Asarum europaeum L., Humulus Lupulus L., 
Primula offieinalis Jacg., Daphne Mezereum L., Ranunculus lanuginosus L., 
Actaca spicata L., Digitalis ambigua Murr., Heracleum sibiricum L., Salvia pra- 
tensis L, Polygonatum multizlorum Mch., Ribes alpinum L., Evonymus europaea L., 
Thalietrum angustifolium Jacq., Eupatorium cannabinum L., Ulmaria pentapetala 
Gil, Parnassia palustris L., Iris Pseud-Acorus L., Ranunculus Lingua L., 
Solanum Dulcamara L., Valeriana ofpeinalis L., Polygonum Bistorta L., Coma- 
rum palustre L., Carex muricata L. f. umbrosa. Am gegenüberliegenden Brahe- 
hang fand ich auch Vincetoxieum ofjieinale Much. — Südlich Pillamühl wäre 
auf dem rechten Ufer zu erwähnen: Zysimachia vulgaris L., L. Nummularia L., 
Ulmaria pentapetala Gil., Thalietrum angustifolium Jacq., Eptilobium hirsutum L., 
Dianthus prolifer L., D. deltoides L., Primula ofneinalis Jacq., Digitalis ambigua 
Murr., Origanum vulgare L. — Mehr Ausbeute liefert das gegenüberliegende 
linke Ufer: Lilium Martagon L., Cimicifuga foetida L., Actaea spicata L., Poly- 
gonatum multijlorum Meh., Daphne Mezereum L., Bupleurum longifolium L., 
Paris quadrifolius L., Asperula odorata L., Lactuca muralis Lss., Uampanula 
Trachelium L., Ribes alpinum L., Rhamnus cathartica L., Frangula Alnus Mill., 
Evonymus europaea L., Prunus Padus L., P. spinosa L., Cornus sanguinea L , 
('rataegus Oxyacantha L., Lonicera Xylosteum L,., Humulus Lupulus L., Valeriana 
offieinalis L., Lysimachia vulgaris L., L. Nunmularia L., Aqwilegia vulgaris L., 
Asarum europaeum L., Hedera Helix L., Sempervivum soboliferum Sims., Salvia 
pratensis L., G@aleopsis versicolor Curt. und nach Angaben des Herrn Forstassessor 
Grebe, der mir auch ein Belegexemplar sandte. soll auf diesen Brahehängen 
Goodyera repens R. Br. vorkommen. Cypripedium Calceolus L. soll bei 
Sommersin vorhanden sein. Südlich Sommersin treten die Hänge am linken 
Ufer mehr zurück und lassen breite Striche zwischen sich und dem Fluss. Das 
Unterholz wird stellenweise höher, so dass die Kiefer im allgemeinen Eindruck 
zurücktritt. Hier verzeichnete ich: Vincetoxicum offieinale Much., Hieracium 
laerigatum Willd. var. tridentatum Fr. (als Art), Convallaria majahs L., Poly- 


gonatum anceps L., P. multislorum L., Dianthus Carthusianorum L., D. prolifer 
10 


Zu 2 a ee 


25- 


L., Eupatorium cannabinum L., Symphitum offieinale L., Astragalus glycy- 
phyllos L., Coronilla varia L., Campanula rotundifolia L., ©. glomerata L., 
Orobus vernus L., Betonica offieinalis L., Clinopodium vulgare L., Primula offiei- 
nalis Jacq., Potentilla opaca L., Gnaphalium arenarium L., Pirola minor L., 
Ramischia secunda Greke., @aleopsis versicolor Curt., Veronica offieinalis L., 
V. spicata L. und Turritis glabra L. — Es bliebe noch übrig auf die Flora 
des rechten Braheufers hier im Süden, an welches der Kamnitzer Forst grenzt, 
einzugehen. Ich habe dasselbe nur auf meinen Excursionen im Jahre 1582 
besuchen und eine nicht wesentlich’ verschiedene Flora constatieren können. 
Es fanden sich wieder die schon genannten Cimicifrga, Convallaria, Salvia, 
Aquwilegia, Astragalus, Humulus, Asarum, Lilium, Polygonatum multiflorum L., 
Orobus vernus L., ferner Hypericum montanum L., Heracleum sibiricum L., Melica 
nutans L., Veronica Teuerium L. und Valeriana ewaltata Mik. 

Das wären die Resultate der Reihe der Excursionen, deren Ziel das Brahetal, 
so weit es im Kreise Tuchel gelegen ist, war. Eine allgemeine Schilderung 
desselben und der Resultate behalte ich mir für die Zusammenfassung der 
Erforschung des Gebietes vor. Ebenso will ich die das Brahetal begleitende 
Haide im allgemeinen dort schildern und hier nur besondere Punkte derselben 
erwähnen. 

Der südlichste Teil des Gebietes östlich der Brahe wird von dem Grün- 
felder Forst eingenommen, dem aber nur eine kleine Ecke des Kreisgebietes 
angehört. An ihn schliesst sich der Schwiedter Fort, der dann bis Golombek 
hinaufreicht. Derselbe umschliesst hier südlich Minikowo verschiedene kleine 
Seen und Sümpfe und die an der Kreisgrenze gelegenen Kl. und Gr. Dombrowker- 
Seen mit ihren Sumpfgebieten. — Torfbrüche südlich Minikowo waren be- 
standen mit Epilobium parviflorum Retz., Lycopus europaeus L. und Hypericum 
tetrapterum Fr. Die Torfstiche selbst waren vollständig von Grund aus erfüllt 
von Lemna trisulca L., neben der höchstens noch Utrieularia vulgaris L. ge- 
dieh. In von Lemna freien Stichen sammelte ich verschiedene Charen z. B. 


Ch. fragilis Desv. — Die Brüche und kleinen Seen lieferten: Ledum palustre L., 
Hydrocotyle vulgaris L., Salix aurita L., Stratiotes aloides L., Potamogeton 
natans L., Parnassia palustris L. und Lycopodium elavatum L. — Im Gebiete 


der Dombrowker Seen bemerkte ich: Polygonatum anceps L., Geranium 
sanguineum L., Equisetum hiemale L. und an den in der Nähe gelegenen und 
sich durch einen Teil des Forstes hinziehenden Sümpfen: Pedieularis palustris L., 
Utricularia intermedia Hayne, U. minor L., Erythraea Centaurium Pers. 
Hieracium praealtum (Vill.) Koch var. fallawx D. ©. (als Art), Lycopodium 
clavatum L., Blechnum Spicant Wth., Andromeda polifolia L. und einige 
Charen z. B. Ch. fragilis Desv. — In der Haide fand ich auch hier die für 
die bessere Haide characteristischen Pflanzen; Scabiosa suaveolens Desf. 
Helichrysum arenarium D. C., Trientalis europaea L., Ramischia secunda Greke 
und namentlich bei Försterei Fuchswinkel C’himophrla wumbellata Nutt. und 
Ajuga reptans L. Bei diesem letzteren Orte kommt auch wie mir Herr Forst- 
11 


assessor Grebe mittheilte Linnaea borealis L. vor. Die Pflanze soll nach 
H. Zabel (Wie verbreitet sich Linnaea borealis L.? Regels Gartenflora XXV. 
1576, S. 209/10) bei uns nie Früchte ansetzen. Sie verschwindet, da sie eine 
Schattenpflanze ist, wenn der Wald abgeholzt wird und taucht oft plötzlich in 
jungen Kieferschonungen zugleich mit Pirola, Goodyera u. s. w. auf. Die Be- 
obachtungen werden von Regel bestätigi. Nach Kerner bringt sie in Tyrol je- 
doch reife Früchte. 

Nördlich hiervon ist ein grösseres Seengebiet, dessen südlicher Teil vier 
grössere mit einander in Verbindung stehende Seen umfasst, und zwar den 
Gr. Bislawer-See, der ein Fliess in den Kl. Bislawer entsendet, dessen Ab- 
fluss wiederum durch fruchtbare Wiesen und Torfwiesen in den Minikower See, 
von hier durch zum Teil sumpfige Wiesen in den Sommersiner See und aus 
diesem, nachdem es sich nochmals zu einem kleinen See verbreitert hat, in die 
Brahe bei Sommersin sich ergiesst. Das Ackerland um diese 4 Seen ist ziemlich 
fruchtbar. Ich bemerkte hier um Kl. Bislaw: Alcsma natans L. in Tümpeln, 
Trollius europaeus L., Valeriana offieinalis L., Angelica silvestris L., Cirsium 
oleraceum Sep. und Trifolium incarnatum L. auf Wiesen. Letzteres hatte 
Herr Administrator Wolff-Kl. Bislaw daselbst ausgesät als vorzügliches Futter. 
Es soll sich dasselbe aber 3—4 Jahre halten. In der Nähe von Kl. Bislaw 
findet sich, am Minikowoer See gelegen, ein kleines aus verschiedenen Laub- 
hölzern zusammengesetztes Wäldchen, von den Bewohnern Koschiburrek ge- 
nannt, in dem ich u. a. Primula offieinalis Jacq., Ilieracium boreale Fr., var. 
chlorocephala Uechtr, Betonica offieinalis L. und Impatiens Noli tangere L. 
antraf. Die sumpfigen Torfwiesen, welche zwischen Kl. Bislaw und dem 
Minikowoer See sich ausbreiten. lieferten: Sawifraga Hirculus L., Dianthus 
superbus L., Ranuneulus Lingua L., Leontodon hastilis L., var. hispidus L. 
In den Gräben daselbst wuchs Utrieularia vulgaris L., Chara foetida A. Br., 
Ch. fragilis Desv. und Potamogeton pusillus L. (var?). In Minikowo ist aus 
Gärten verwildert Nicandra physaloides Gärtn. an Zäunen zu finden. Zwischen 
Minikowo -»und dem Sommersiner See sind ebenfalls Torfwiesen, bewachsen u. a. 
mit Veronica scutellata IL. Carex Goodenoughiü Gay, Ledum palustre L.. 
Savifraga Hireulus L. 
den Gräben Chara foetida A. Br., Ch. fragilis Desv. und nach Angaben des 


‚ Vaceinium Oxyeoccos L., Solanum Dulcamara L., in 
Herrn Mühlenbesitzer Ohlert-Sommersin auch Zysimachra thyrsiflora L. — 
Weiter westlich gelangt man dann, dem Fliesse folgend, in das Brahetal. Aus 
dem Gr. Bislawer See will ich Chara aspera (Dethard) Willd. erwähnen. 

Den nördlichen Teil des oben erwähnten Seengebietes nehmen grosse, 
schmale, von Norden nach Süden, zum Teil in 2 Reihen lang sich hinziehende 
Seen ein. Es sind dies der Glawka-, Poln. Cekziner-, Dzetzim-, Mialo- und 
Gwiasda-See. Aus letzterem fliesst der Szumionka-Fluss von Osten nach Westen 
quer durch den Schwiedter Forst, um bei Pillamühl in die Brahe zu münden. 
Er bildet hier im Forste breite, sumpfige, von Gräben durchzogene Mooswiesen, 
aus deren Teppich besonders die zierliche Paludella squarrosa (L.) Ehrh. dureh 
12 


27 


ihre Menge auffiel. Auf dem Moose wuchs Sazifraga Hirculus L., am Rande 
des sumpfigen Gebietes Thalietrum aquilegifolium L. und Aquilegia vulgaris L. 
Die Flora der Seen selbst habe ich schon in meinen Excursionen im Jahre 
1882 festgestellt und nichts über dieselbe in diesem Jahre hinzuzufügeu. Sie 
weicht von der gewöhnlichen Seenflora nur wenig ab. _ Es sind Potamogeton 
peetinatus L., P. perfoliatus L., P. lucens L., P. erispus L., P. praelongus Wulf. 
Hippuris vulgaris L., Polygonum amphibium L., Menyanthes, Comarum, Stratiotes, 
Heleocharis palustris R Br. u. a. vorhanden. Bemerkenswert ist Chara 
ceratophylla Wallr. im Dzetzim- und Gwiasda-See. An den Ufern des Poln. 
Cekziner Sees kommt NMarrubium vulgare L., Verbena offieinalis L., Salvia 
pratensis L., Trifolium pratense L. f. albijlora, Inula Britanica L. und 
Eupatorium cannabinum L. vor. — Oestlich des Poln. Cekziner und mit dem 
diesem dicht angrenzenden Glawka-See durch den Haupt-Graben verbunden liegt 
in sehr sandiger, unfruchtbarer Gegend der allmählich zuwachsende und des- 
halb von grossen Sumpfwiesen umgebene Papowek-See. In den Gräben, welche 
die reichlichen Torfgräbereien durchziehen, war Utrieularia minor L, U. vul- 
garis L., Charen z. B. Ch. fragilis Desv., auf den sumpfigen Wiesen u. a. 
Saxifraga Hirculus L., Epipactis palustris Crntz, Senecio paluster D. C. und Silene 
inflata Sm. zu verzeichnen. Westlich des Poln. Cekziner Sees breitet sich eine 
ganz öde, sandige Fläche aus, die dann allmählich in den Schwiedter Forst mit 
besserem Haidecharacter übergeht. Quer durch denselben, von Nordost nach 
Südwest streichend, zieht ein mit Birken bestandener Moosbruch, dessen Wässer 
sich im kleinen Rzitnic-Fluss, der wiederum in die Ruda und mit dieser in die 
Brahe sich ergiesst, sammeln. Der Bruch wird bedeckt von stellenweise sehr 
schön rot gefärbtem Sphagnum eymbifolium Ehrh. und Sph. acutifolium Ehrh., 
in die Drosera rotundifolia L. und Vaceinium Oxycoccos L. eingebettet sind. 
An den Rändern des Bruches und anderen feuchteren Stellen des Forstes trifft 
man Zycopodium clavatum L. In der Nähe von Neumühl findet sich im Forst 
in Menge namentlich längs des Eisenbahndammes Prunella grandijlora Jacq., 
Scabiosa suaveolens Desf., Succisa pratensis Mnch. und Chimophila umbellata 
Nutt. Ferner sammelte ich noch Geranium sanguineum L. und Anthowanthum 
odoratum L. var. umbrosum C. Bolle f. vaginis villosis. An der Eisenbahn- 
brücke am Neumühler See fiel mir ein über 2'/, m. hohes Verbascum thapsiforme 
Schr. auf. Der Neumühler See selbst bietet nichts erwähnenswertes. In den- 
selben mündet der Stonski-Fluss, der, mitten durch den Forst ziehend, meist 
nur ein schmales Tal zurücklässt, in dem ich an mehreren Stellen Circaea alpina L., 
Lilium Martagon L., Solanum Dulcamara L. und jedoch seltener Impatiens 
Noli tangere L. begegnete. Aus dem Stonski-Fluss selbst fischte ich Potamogeton 
mucronatus Schrd.. Weiter oberhalv südlich Golombek jedoch verbreitert sich 
das Tal zu einem grossen Bruch. Dasselbe wird bedeckt durch einen Moos- 
teppich aus Sphagnum acutifolium Ehrh., untermischt mit Paludella squarrosa 
Ehrh., Hypnum cuspidatum L. und Tetraphis pellueida Hedw., auf welchem 
dann zahlreiche Rietgräser und P’hragmites wuchsen. Der schwankende Moos- 
15 


28 


teppich kann nur vermittels quer darüber gelegter, langer Bretter beschritten 
werden, und geschieht auf diese Weise auch das Abmähen des Bruches. Die 
Ernte war, als ich dasselbe besuchte, jedoch vorüber, und konnte ich von den 
spärlichen Ueberresten nur wenig feststellen z. B. Zpipactis palustris Crntz. 
Die Erforschung desselben ist mit viel Mühe und Arbeit verknüpft und auch 
nicht ohne Gefahr, denn jeder Fehltritt hat unverzüglich zur Folge, dass man 
tief in den weichen Boden einsinkt. 

Verfolgt man das Tal des Stonski-Flusses, so gelangt man über Golombek 
und Okiersk nach dem Okiersker See. Im Forst bei Golombek sind verbreitet 
Dianthus arenarius L., Scabiosa suaveolens Desf., Cistus Helianthemum L., Stlene 
inflata Sm. und. Geranium sanguineum L. An den sandigen Rändern der 
Chaussee wächst Plantago arenaria W. R. und Arnoseris minima Lk. Im 
Dorfe Okiersk bemerkte ich Nepeta Cataria L. und Sisymbrium Sophia L. Der 
See selbst birgt Potamogeton praelongus Wulf. und P. obtusifolius M. R. Der 
Wald zwischen dem See und der Brahe ist sehr licht und niedrig, das Terrain 
hügelig und sehr sandig. Dem Sande angedrückt sind mächtige Rasen von 
Arctostaphylos Uva ursi Spr., zwischen denen ich an einzelnen Stellen Veronica 
offieinalis L. var. monstrosa (= V. spadana Lej.) mit rispig verzweigter Traube 
und meist gefüllten Blüten fand. 

Ein weiterer Besuch galt den nördlich von Wodziwoda gelegenen Wald- 
seen, dem Gr. Studzno- und Stranzno-See. Es sind Haideseen ohne Abfluss. 
Der Stranzno-See hat einen dunklen Grund, der bestanden ist mit Nitella sp. 
und Chara fragilis Desv.; auch war in demselben Potamogeton gramineus L. 
var. graminifolius Fr. vorhanden. Der Studzno-See dagegen hat eimen klaren, 
sandigen Boden, bewachsen mit Potamogeton gramineus L. var. heterophyllos 
Schreb. (als Art) und Chara fragilis Desv. var. delicatula A. Br. Auf den 
sumpfigen Wiesen zwischen beiden Seen traf ich an: Drosera anglica Huds., an 
den Seen selbst: Hydrocotyle vulgaris L., Pedieularis palustris L., Lysimachia 
vulgaris I.., Lycopus europaeus L., Ledum palustre L., Chimophila umbellata Nutt., 
am Waldrande: Thalietrum minus L., Impatiens Noli tangere L., Eupatorium 
cannabinum L., Valeriana offeinalis L., Leonurus Cardiaca L., Polygonatum 
anceps L., Prunella grandiflora Jacg., Dianthus Carthusianorum L., zwischen 
den Seen und der Oberförsterei Wodziwoda Lycopodium complanatum L. var. 
Uhamaecyparissus A. Br. (als Art). 

Das grösste Seengebiet des Kreises liegt in der Nordwestecke desselben. 
Bei meinen diesmaligen Excursionen untersuchte ich von demselben nur den 
Stobnoer- und Reetzer See, dessen unmittelbare Fortsetzungen der Rudnitza- 
und Przylloneck-See sind, und den Przyarez-See, an welchem die Kreisgrenze 
entlangführt. Aus dem Stobnoer See erwähne ich Potamogeton perfoliatus L., 
P. pusillus L., P. pectinatus L.; von den Ufern, die nur am nördlichen Teil 
etwas bewaldet sind, an die sonst aber die Äcker ganz dicht herantreten und 
nur an der östlichen Seite Raum für ein wenig Gebüsch am etwas abfallenden Rande 
lassen, zeichnete ich auf: Stachys silvatica L., Salvia pratensis L., Silene Otites Sin., 

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23 


Primula offieinalis Jaeq., Allium oleraceum L., Humulus Lupulus L., Cistus Helian- 
themum L. und Aspidium Filix mas Sw. Interessant war auch ein 10 m. hoher 
Baum von Crataegus Oxyacantha L. — Am Przyllonek-See sammelte ich in den 
Sümpfen im Walde Utricularia minor L. und Carex Oederi Ehrh.; auf den 
Wiesen am Reetzer Fliess Epipactis palustris Crntz und Pedicularis palustris L.; 
im Gebüsch an der Reetzer Mühle Evonymus europaea L. — Aus dem Przyarez- 
See brachte ich Potamogeton nitens Web. und P. pectinatus L. mit, vom Ufer 
desselben u. a. H. murorum L., H. vulgatum Fr. und Hydrocotyle vulgaris L. 


Damit wären meine Excursionen im Jahre 1883 erschöpft. Ich habe die- 
selben hier nicht der Zeit nach folgen lassen, sondern meist auf geographische 
Verhältnisse der besseren Orientirung wegen Rücksicht genommen, zumal ich 
sie als Ergänzungs-Exceursionen meiner im Jahre 1882 unternommenen Reise 
ansah. 


Verzeichnis 


der im Kreise Tuechel beobachteten Pflanzen. 


Dicotyledones. 


Thalietrum aquilegifolium L. Stellenweise. Am Abrauer See. Kensau. Linker 
Brahehang nördlich Plaskau. Wiesen am Szumionkafluss. Eichberg 
südlich Tuchel. 

Th. minus L. Zerstreut. Eichberg südlich Tuchel Brahehang bei Ernsttal 
und Pillamühl. Am Zaremba-See. Torfbrüche bei Kensau. Bei Klotzek. 

— var. majus Jacq. (als Art). Am Gleboczek See bei Tuchel (?). 

Th. angustifolium Jacq. Abrauer und Kensauer Torfwiesen. Im ganzen Brahetal, 
z. B. Pillamühl, Schwiedt, Neumühl, Wodziwoda. 

— var. stenophyllum Wimnm. Wiesen am Kirch-See und Abrauer See. 

Th. Jlavum L. Kensau: Prätorius. 

Hepatica triloba Gil. Im Brahetal des Kamnitzer Forstes, bei Schwiedt. Bichberg. 

Pulsatilla pratensis Mill. Verbreitet. Wald südlich Tuchel an der „grünen 
Wiese“. Rechter Brahehang östlich Tuchel. Schwiedter, Kamnitzer 
und Wodziwodaer Forst. Junkerhofer Forst bei Okonin. 

P. patens Mill. Häufig. Schwiedter, Kamnitzer, Wodziwodaer Forst. 

P. vernalis Mill. Häufig. Schwiedter, Kamnitzer, Wodziwodaer Forst. 

Anemone nemorosa L. Sehr häufig. 

Batrachium divaricatum Wimm. Mangelmühler , Grochowoer, Frankenhagener 
und Petztiner See. Im Kamionkafluss bei Kamnitz u. a. ©. 


Ranunculus Flammula L. Gemein auf feuchten Wiesen und in Brüchen. 
15 


30 


R. Lingua L. Zerstreut. Am Trozioneck-See bei Tuchel. Rechtes Braheufer 
bei Schwiedt. Wiesen am Abrauer See, Minikowoer See, bei Petztin 
und Deutsch Cekzin in Menge. An dem See nördlich Liebenau. 

R. lanuginosus L. Brahehang, z. B. bei Schwiedt. 

R. acer L. Gemein. 

R. repens L. (Gemein. 

— var. hirsuta. Schwiedter Forst, z. B. bei Oberförsterei Schwiedt. 

R. bulbosus L. Verbreitet. 

R. sceleratus L. Häufig. Petztin. Frankenhagener See. Wittstocker See. Bei 
Klotzek, Kl. Bislaw, Tuchel. 

Caltha palustris L. Auf feuchten Wiesen, an Seen und Gräben häufig. 

Trollius europaeus L. Brahewiesen bei Ernsttal: Forstassessor Grebe. Auf den 
Anhöheu südlich am Abrauer See. Zwischen Abrau und Kensau in 
Menge: Prätorius. Bei Kl. Bislaw. 

Aquilegia vulgaris L. Zerstreut und einzeln. Brahehang im Kamnitzer Forst, 


bei Sommersin, Pilla, Schwiedt, Rudabrück, östlich Tuchel bei den 


Tucheler Ausbauten, nördlich Plaskan. Erlenbruch südlich vom 
Abrauer See. Wiesen am Szumionkafluss im Schwiedter Forst. 

Delphinium Consolida L. Häufig. 

Actaea spicata L. Zerstreut und einzeln. Brahehang bei Sommersin, Pilla, Schwiedt, 
Ernsttal, nördlich Plaskau. Am Zaremba-See. 

Oimieifuga foetida L. Zerstreut. Brahehang des Kamnitzer Forstes, bei Pilla- 
mühl, Rudabrück, östlich Tuchel bei den Tucheler Ausbauten, nördlich 
Plaskau. 

Nymphaea alba L. In allen Seen sehr verbreitet. 

Nuphar luteum Sm. In allen Seen gemein. 

Papaver Argemone L. Bei Tuchel. 

Chelidonium majus L. Im Brahetal zerstreut. 

Corydalis cava Schwgg. u. K. Abrau: Prätorius. 

Fumaria offieinalis L. Verbreitet, z. B. Neumühl, Poln. Cekzin. 

Nasturtium silvestre R. Br. Häufig, z. B. Gleboczek-See bei Tuchel. 

N. palustre D. C. Verbreitet, z. B. bei Tuchel, Klotzek. 

Turritis glabra L. Selten. Brahetal südlich Sommersin. 

Arabis arenosa Scop. Zerstreut, z. B. Neumühl. 

Sisymbrium Sophia L. Zerstreut, z. B. bei Tuchel, am Okiersker See. 

Erysimum cheiranthoides L. Häufig. Bei Tuchel, Petztin. 

Sinapis arvensis L. Gemein. 

Alyssum calycınum L. Bei Tuchel häufig. 

Berteroa incana D. ©. Gemein. 

Erophila verna E. Mey. Verbreitet. 

Thlaspi arvense L. Häufig, z. B. Tuchel, Liebenau. 

Teesdalea nudicaulis R. Br. Nicht häufig. Im Walde südlich Tuchel am Eisen- 


bahndamm. Wäldehen am Mangelmühler See. Klotzek. 
2 16 


31: 


Capsella Bursa pastoris Mnch. Gemein. 

Raphanus Raphanistrum L. Sehr gemein uud oft in grosser Menge. 

Helianthemum Chamaeeistus Mill. Zerstreut. Bei Tuchel häufig, z. B. in einer 
Schlucht südlich der Stadt. Bei Wodziwoda im Brahetal und Forst. 
Rechter Brahehang östlich Tuchel bei den Tucheler Ausbauten. Im 
Walde bei Golombek. Am Stobnoer See. Abrauer See. 

Viola palustris L. Torfbrüche beim Mangelmühler See. 

V. epipsila Ledeb. Abrau: Prätorius. 

V. canina 1. Zerstreut. 

V. tricolor L. var. arvensis. Auf Äckern häufie. 

— var. grandijlora. In sandigen Kiefernwäldern verbreitet. 

Drosera rotundifolia L. Häufig. Brüche südlich Petztin. Torfbrüche beim 
Mangelmühler See und am See selbst. Seen östlich Liebenau. Birken- 
bruch im Schwiedter Forst südöstlich Neumühl. Brüche im Grün- 
felder Forst. Sumpf zwischen dem See bei Lubiewo und der Försterei 
Fuchswinkel. Am Gwiasda-See. Bei Försterei Wolfsgrund. See 
nördlich Försterei Grüntal. Am Stranzno-See. 

D. anglica Huds. Selten. Sumpf zwischen dem See bei Lubiewo und der 
Försterei Fuchswinkel. Wiesen zwischen Studzno- und Stranzno-See. 

D. intermedia Bayne. Sehr selten. Sumpf zwischen dem See bei Lubiewo und 
der Försterei Fuchswinkel. 

Parnassia palustris L. Häufig. Am Frankenhagener See. Zaremba-See. Ruda- 
mühler See. Bei Schwiedt. Brüche im Grünfelder Forst und Seen 
südlieh Minikowo. Zwangsbrucher Wiesen. 

Polygala vulgaris L. Wald am Spital-See. Schwiedter Forst. 

P. comosa Schk. Sadyer Wiesen. Kensauer Wiesen: Prätorius. 

Gypsophila fastigiata L. Selten. Wodziwodaer Forst am Wege zwischen der 
Schleuse des Berieselungskanals und der Försterei Barlogi. Wald 
am Spital-See. 

Tunica prolifera Scop. Häufig, z. B. am Zaremba-See. Stobnoer See. Brahe- 
hang bei Pillamühl und südlich Sommersin. 

Dianthus Carthusianorum L. Häufig, z. B. Schwiedter Forst. Kamnitzer Forst. 
Am Zaremba-See. Wald am Spital-See. Brahehang südlich Sommersin. 
Klotzek. 

D. deltoides L. Zerstreut. Brahehang bei Schwiedt und südlich Pilla. Kamnitzer 
Forst. Feldrain beim Sehlener See. 

D. arenarius L. In sandigen Kieferwäldern häufig. Schwiedter Forst bei Schwiedt 
und Neumühl. Wodziwodaer Forst. Junkerhofer Forst bei Okonin. 
Wald am Spital-See. Wald am Sommersiner See. Wald bei Golombek. 
Wald südlich Tuchel. Brahehang bei Wodziwoda. 

D. superbus L. Feuchte Wiesen häufig, aber auch auf trockenem Boden z. B. 
Eichberg. Am Frankenhagener See. Torfwiesen südlich Deutsch- 
Cekzin. Abrauer Wiesen. Am Zaremba-See. Wiesen bei Kensau. 


Am Kamionkafluss südlich Bralewnitza. Wiesen am Minikower See. 
17 


32 


Saponaria offieinalis L. Nicht häufige. Schwiedt. An Zäunen bei Tuchel. 

Silene Ötites Sm. Zerstreut in sandigen Wäldern. Im Walde um Tiuchel. 
Bei Wodziwoda. Am Reetzer See. 

S. inllata Sm. Häufig. PBrahehang östlich Tuchel und nördlich Plaskau. 
Wald bei Golombek. Sumpfige Wiesen am Papowek-See. 

S. chlorantha Ehrh. Selten. Südlich Tuchel im Kiefernwalde am Eisenbahndamm. 

Coronaria flos euculi A. Br. Auf Wiesen am Lubiersziner See. Rechtes Brahe- 
ufer bei Schwiedt. 

Melandryum album Greke. Gemein. 

M. rubrum Greke. Selten. Am Zaremba-See in feuchtem Gebüsch. 

Sagina procumbens 1. Häufig. 

S. nodosa Fenzl. Überall häufig. 

— var. pubescens Koch. Südlich Tuchel an der Chausse nach Liskau. 

Spergula arvensis L. Sandige Äcker häufig, auch im Brahetal. 

Spergularia rubra Presl. Häufig z. B.: Am Bahndamm nordwestlich Tuchel. 
Rechtes Braheufer bei Schwiedt. Torfbrüche südlich Tuchel. Pantau. 

Moehringia trinervia Clairv. Überall gemein. 

Stellaria media Cyrillo. Überall gemein. 

St. uliginosa Murr. In Brüchen und Quellen zerstreut, z. B. am Tucholkaer See. 

Malachium aquaticum Fr. Feuchte Orte zerstreut, z. B. Tucholkaer See. 

Elatine Hydropiper L. Selten. Im kleineren See beim Mangelmühler See (?) 

E. triandra Schk. Selten. Ebendaselbst. 

Linum usitatissimum L. Häufig verwildert, z. B. am Mangelmühler See. Gr. 
Okonin-See. Rudnitza-See u. a. O. 

L. catharticum L. Ueberall häufig. 

Radiola linoides Gmel. Zerstreut auf feuchten Plätzen. Torfbrüche südlich 
Tuchel. Brüche südlich von Bialowierz. Am Sumpf zwischen 
dem See bei Lubiewo und Försterei Fuchswinkel. Kolze-See bei 
Poln. Okonin. Sandige Felder bei Sieinny. 

Malva Alcca L. Zerstrent. Am Kamionkafluss östlich Kamnitz. Am Franken- 
hagener See. Auf dem Schlossberg bei Abrau. 

M. neglecta Wallr. An Wegen zerstreut, z. B. Minikowo. 

Tiha platyphyllos Scop. Im Brahetal zerstreut. 

T. ulmifolia Seop. Wie vorige. 

Hypericum perforatum L. Häufig an Wegen und Rainen. 

H. quadrangulum L. Zerstreut, z. B. Eichberg, südlich Tuchel. Bei Sluppi. 
Torfwiesen bei Kensau: Prätorius. 

H. tetrapterum Fr. Verbreitet in Torfbrüchen. Bei Försterei Fuchswinkel. 
Im Grünfelder Forst. Torfbrüche am Zaremba-See und südlich 
Minikowo. 

H. humifusum L. Auf sandigen Feldern verbreitet. Im Brahetal östlich Tuchel 
bei den Tucheler Ausbauten. Torfbrüche südlich Tuchel. Am 


Mangelmühler See. Am Waldrande südlich von Petztin. 
18 


33: 


H. montanum L. Verbreitet in Wäldern und Gebüschen. Eichberg südlich 
Tuchel. Schwiedter Forst. Am Kamionkafluss westlich Kamnitz. 
Brahehang des Kamnitzer Forstes. 

Acer Pseudoplatanus L. Im Brahetal bei Schwiedt. 

A. platanoides L. Daselbst. 

Geranium pratense L. Auf feuchten Wiesen zerstreut. Am Gleboezek-See und 
den Sümpfen östlich davon. Wiesen am Kiszfluss bei Tuchel. Am 
Kamionkafluss bei Liebenau. 

@. palustre L. Feuchte Wiesen und Ufer häufig. Wiesen am Kiszfluss bei 
Tuchel mit dem vorigen untereinander wachsend.. Rudamühl. An 
der Brahe bei Schwied. Am Kamionka-Fluss bei Kamnitz und 
Liebenau. Braheufer nördlich Plaskau. 

G. sanguineum L. Zerstreut im Kiefernwalde und trockenen Abhängen unter 
Gebüsch, z. B. Brahehang östlich Tuchel bei den Tucheler Aus- 
bauten. Schwiedter Forst. Bei Golombek. Grünfelder Forst. 

@. Robertianum L. Schwiedter Forst. 

Erodium eicutarium 1’Herit. Häufig. 

Impatiens Noli tangere L. Feuchte Stellen im Walde zerstreut, z. B. am 
Stonski-Fluss.. Am Neumühler See. Im Koschiburrek bei Kl. 
Bislaw. Bei Klotzek. 

Ozalis Acetosella L. Häufig in der Haide u. a. O. 

Evonymus europaea L. In Gebüschen zerstreut. Brahehang, z. B. bei Pilla, 
Schwiedt und Ernstta. An einem Feldrain zwischen Tuchel und 
Bladau. Reetzer Mühle. 

Rhamnus cathartica L. Im Brahetal. 

Frangula Alnus Mill. Häufig im Brahetal u. a. O. 

Genista tinctoria L. Verbreitet. Um Tuchel häufig. Brahetal. Schwiedter 
Forst. Eichberg. Wald südlich Festnitz. Abrau und Kensau: 
Prätorius. 

Ononis repens L. Am Reetzer See. Schlossberg bei Abrau. 

O. arvensis L. Zerstreut. Am Gr. Bislawer See. Petztin. 

Anthyllis Vulneraria L. Zerstreut. Tuchel.e Kl. Mangelmühle. Kirch-See 
bei Abrau. Brahetal östlich Tuchel und nördlich Plaskau. 

Medicago sativa L. Liskau verwildert. 

M. falcata L. Gemein an Wegen und auf Grasplätzen. 

M. lupulina L. Ebenso. 

Melilotus albus Desv. Bei Pillamühl. 

M. altissimus Thuill. Abrau: Prätorius. 

Trifolium pratense L. Auf Wiesen gemein. 

— f. albiflora. Am Poln. Cekziner See. 
T. alpestre L. Schwiedter Forst. Brahehang des Kamnitzer Forstes. 
T. incarnatum L. _Auf einer Wiese bei Kl. Bislaw ausgesät. 


T, rubens L. Kensauer Wald: Prätorius. 
19 3 


T. arvense L. Häufig. 

T. fragiferum L. Bei Petztin. 

T. montanum L. Ziemlich häufig. Brahehang östlich Tuchel und südlich 
Sommersin. Am Kamionkafluss bei Liebenau. Am Glemboczek-See. 
Schlossberg bei Abrau. Schlucht südlich Tuchel. 

T. repens L. Wiesen, Wege, Wälder gemein. 

T. agrarium L. Häufig. 

T. procumbens L. Häufig. 

Lotus corniculatus L. Gemein. 

Astragalus Cicer L. Am Petztiner See am sandigen Abhang. Torfwiesen bei 
Kensau: Prätorius. 

A. glyeyphyllos L. Verbreitet. Im ganzen Brahetal. Eichberg. Am Rudamühler See. 

Coronilla varia L. Zerstreut im Brahetal, b. B. bei Schwiedt, Sommersin. 

Ornithopus perpusillus L. Kl. Mangelmühle. 

O. sativus Brot. Am Kamionkafluss bei Kamnitz verwildert. 

Vieia Cracca L. Im Brahetal. 

V. silvatica L. Selten. Kamnitzer Forst. Brahetal südlich Sommersin. 

Lathyrus pratensis L. Auf Wiesen, an Flüssen häufig. 

Orobus vernus L. Zerstreut unter Laubholz, z. B. im Brahetal des Kamnitzer 
Forstes, südlich Sommersin und bei Schwiedt. Eichberg. 

O. niger L. Zerstreut. Brahetal. Cosackenberg bei Drausnitz. 

O. iuberosus L. Wald bei Försterei Fuchswinkel. 

Prunus spinosa L. In Gebüschen verbreitet. Im Brahethal. Am Gleboezek-See. 

P. Padus L. Im Brahetal zerstreut. 

Ulmaria pentapetala Gilib. Wiesen, Raine, Brüche sehr häufig. 

U. Filipendula A. Br. Selten. Am Glemboczek-See. 

Rubus plicatus W. et N. Häufig. 

R. caesius L. Häufig. 

R. Idaeus L. Häufig. 

Fragaria vesca L. In Wäldern und Gebüschen häufig. 

F. viridis Duchesne. An Wegen und Abhängen ziemlich häufig. 

Comarum palustre L. Ziemlich verbreitet an den Rändern der Seen und in 
Brüchen und Gräben. An der Brahe bei Schwiedt. Poln. Cekziner 
See. Kleinerer See beim Stranzno-See. Bei Försterei Wolfsgrund. 
Seen nördlich Försterei Grüntal. Brüche im Schwiedter Forst an 
der Kreisgrenze. 

Potentilla‘ Anserina L. Überall gemein. 

P. argentea L. Häufig. 

P. silvestris Neck. In Kiefernwäldern gemein. 

P. cinerea Chaix. Sandige Felder verbreitet. 

P. opaca L. In Wäldern und an Abhängen unter Gebüsch zerstreut. Schwiedter 
Forst. Kamnitzer Forst. Eichberg. Brahehang östlich Tuchel bei 


den Tucheler Ausbauten und südlich Sommersin. 
20 


35. 


P. alba L. In Wäldern zerstreut. Eichberg. Schwiedter Forst. Kamnitzer 
Forst. Brahehang nördlich Plaskau. 

Alchemilla vulgaris L. Auf Wiesen verbreitet. 

Sanguisorba ofneinalis L. Selten. Wiese beim Spital-See. 

Agrimonia Eupatoria L. Überall gemein. 

Rosa canina L. Verbreitet. 

R. rubiginosa L. Verbreitet. 

Sorbus aucuparia L. Als Chausseebaum angepflanzt. Im Brahetal. 

Crataegus Oxyacantha L. Zerstreut. , Stobno-See. Brahetal. 

Epilobium angustifolium L. Freie Stellen und Schonungen des Forstes häufig. 

E. hirsutum L. In Gräben und an Flussufern häufig. 

E. parvijlorum Retz. In Gräben und Brüchen verbreitet. 

E. Roseum L. Zerstreut. 

E. montanum L. An den Abhängen des Brahetals zerstreut. 

E. palustre L. In Gräben, Bächen und Brüchen häufig. 

Oenothera biennis L. Sandiger Braheliang südlich Wodziwoda. 

Circaea alpina L. In Brüchen und feuchten Uferstellen zerstreut. Brüche bei 
Zaremba am Kamionkafluss. Linkes Braheufer bei Ernsttal und 
nördlich Plaskau. Stonski-Bruch südlich Golombek. 

Myriophyllum spieatum L. In fast allen Seen und Flüssen gemein. 

Hippuris vulgarıs L. Häufig. Mittlerer- und Spital-See bei Liebenau. Gr. 
Bislawer-, Dzetzim- u. Poln. ©ekziner-See. Reetzer-, Wittstocker- 
und Frankenhagener See. 

Callitriche vernalis Kütz. In Gräben und Brüchen häufig. 

— var. angustifolia Hoppe (als Art). Im Kietschfluss bei Tuchel. 

Ceratophyllum demersum L. In Seen und Flüssen häufig. 

Lythrum Salicaria L. Auf Wiesen an Seen häufig. 

Peplis Portula L. In Brüchen zerstreut. Nördlich Tuchel. Südlich Petztin. 

Herniaria glabra L. Zerstreut, z. B. bei Tuchel. 

Scleranthus annuus L. Auf Äckern häufig. 

S. perennis L. Ebenso. 

Sedum mazimum Sut. Auf Äckern und sandigen Abhängen verbreitet. 

S. acre L. Auf Sandboden häufig. 

Sempervivum soboliferum Sims. Selten. Sandiger Brahehang nördlich Sommersin. 

Ribes alpinum L. Im Brahetal zerstreut, z. B. bei Pilla, Schwiedt, östlich 
Tuchel. Eichberg. 

R. nigrum L. Zwischen Abrau und Kensau: Prätorius. 

Saxifraga Hirculus L. Sumpfige Torfwiesen selten. Am Papowek-See. Am 
Minikowoer See. Am Szumionkafluss im Schwiedter Forst. Abrau: 
Prätorius. 

Hydrocotyle vulgaris L. An Seeufern und Brüchen häufig. Nördlich Tuchel. 
Südlich Tuchel im Walde an der. „grünen Wiese“. Brüche südlich 
Petztin. Brüche südlich Minikowo. Brüche im Schwiedter Forst 

21 3x 


36 


an der Kreisgrenze. Am Gwiasda-, Dzetzim- und Poln. Cekziner-See. 
Kolze-See bei Poln. Okonin. Am Stranzno-See. Am Przyarcz-See. 
Bei Dzeks. 

Cieuta virosa L. An vielen Seeufern verbreitet, z.B. Tucholkaer See, Mittlerer- 
und Spital-See, Stranzno-See, See nördlich Försterei Grüntal u. a. O. 

Aegopodium Podagraria L. Gemein. 

Pimpinella Sazifraga L. Sehr häufig. 

Berula angustifolia Koch. An Seen, in Gräben, Brüchen und Bächen häufig. 

Bupleurum longifolium L. Sehr selten. Linker Brahehang südlich Pillamühl. 

Oenanthe aquatica Lmk. In Gräben, Tümpeln, Brüchen und Seen häufig. 

Aethusa Cynapium L. Gemein. 

Libanotis montana Crntz. Kensauer Wald: Prätorius. 

Selinum Carvifolia L. Eichberg. DBrahetal zerstreut. 

Angelica silvestris L. Auf Wiesen gemein. 

Peucedanum Oreoselinum Much. Im Kiefernwalde häufig. 

Anethum graveolens L. Wiesen am Kiszfluss verwildert. 

Heracleum sibiricum L. Häufig. 

Daucus Carota L. Wiesen und Triften zerstreut. 

Hedera Helix L. Am Brahehang häufig, z. B. bei Sommersin, Rudabrück, 
östlich Tuchel. 

Cornus sanguinea L. Im Brahetal zerstreut. 

Viburnum Opulus L Im Brahetal zerstreut. Am Kamionkafluss westlich Kamnitz. 

Lonicera Xylosteum L. Ebenso. 

Linnaea borealis L. Im Walde nördlich der Försterei Fuchswinkel: Forst- 
assessor Grebe. 

Asperula odorata L. Im Brahethal zerstreut. 

Galium Aparine L. Häufig. 

G. palustre L. Häufig. 

G. verum L. Verbreitet. 

@. Mollugo L. Verbreitet. 

Valeriana exaltata Mik. Brahetal des Kamnitzer Forstes. Torfbrüche bei Kensau. 

V. officinalis L. An Seen, Flussufern in Brüchen und auf Wiesen verbreitet. 
Im ganzen Brahetal.e. Kamionkafluss bei Kamnitz. Am Franken- 
hagener See. Abrauer See. Kl. Bislaw. Klotzek. 

Knautia arvensis Coult. Häufig. 

Suceisa pratensis Mnch. An Seen und im Kiefernwalde häufig. Rudamühler 
See. Zaremba-See. Frankenhagener See. Abrauer See. Schwiedter 
Forst z. B. bei Neumühl gemein. Junkerhofer Forst bei Okonin. 
Wodziwodaer Forst. Grünfelder Forst. 

Scabiosa suaveolens Desf. Im Kiefernwalde ziemlich häufig. Um Tuchel. 
Schwiedter Forst z. B. bei Schwiedt, Rudabrück, Neumühl, Golom- 
bek. Wodziwodaer Forst. Ritteler Forst. Grünfelder Forst. Kam- 
nitzer Forst. 

Ir) 


37 


Eupatorium cannabinum L. Häufig an Seen, Gräben und Flüssen. Im ganzen 
Brahetal.e. Am Kamionkafluss. Poln. Cekziner See. Klotzek. 

Tussilago Farfara L. Am Brahehang u. a. O. verbreitet. 

Bellis perennis L. Gemein. 

Erigeron canadensis L. Sehr häufig. 

E. acer L. Häufig. 

Solidago Virga aurea L. Häufig im Kiefernwalde, Eichberg und Brahehang. 

Inula salicina L. Torfwiesen bei Abrau und Kensau: Prätorius. . 

J. Britanica L. An Wegen und Seeufern häufig. In Kl. Bislaw. Schwiedt. 
Liebenau. Am Schwarz-See bei Drausnitz. Abrauer See. Stobnoer 
See. Stranzno-See. Poln. Cekziner See. Okiersker See. 

Pulicaria vulgaris Gärtn. Selten. An Zäunen in Petztin. 

Xanthium strumarium L. In Dörfern an Zäunen zerstreut. Lachowo. Minikowo. 

Bidens tripartitus L. Ueberall sehr gemein. 

B. cernuus L. Wie vorige. 

Filago arvensis Fr. Häufig. 

F. minima Fr. Verbreitet. 

Helichrysum arenarium D. C. Gemein. 

Artemisia Absinthium L. An Zäunen und freien Plätzen in Dörfern häufig. 

A. campestris L. Häufig. 

A. vulgaris L. An Zäunen und Wegen häufig. 

Achillea Millefolium L. Gemein. 

Anthemis tinctoria L. Häufig. 

A. arvensis L. Gemein. 

Matricaria Chamomilla L. Häufig. 

Chrysanthemum inodorum L. Gemein. 

-Ch. Leucanthemum L. Verbreitet, z. B. Rudabrück. 

Tanacetum vulgare L. Zerstreut, z. B. Schwiedt. Im Walde südlich Tuchel, 
Abrauer See. R 

Senecio paluster D. C. Zerstreut. Stonski-Bruch. Torfbrüche bei Kelpin. 
Gräben am Frankenhagener See. Torfbrüche am Resminer See. 
Sumpfige Wiesen am Papowek-See. 

S. vulgaris L. Häufig. 

S. vernalis W. K. Zerstreut. 

S. Jacobaea L. Häufig. 

Cirsium lanceolatum Scop. Häufig. 

C. palustre Scop. Häufig. 

C. acaule All. Selten. Am Resminer See. 

— var. caulescens Pers. Auf dem Cosackenberg bei Drausnitz. 
C. oleraceum Scop. Auf Wiesen häufig. 
C. arvense Scop. Äcker, wüste Plätze häufig. 
— var, setosum M.B. (als Art) im Übergang zu var. incanum Fischer (als 

Art). Eichberg. 


23 


38 


Onopordon Acanthium L. An Wegen verbreitet. 
Lappa offieinalis All. An Wegen häufig. 
L. minor D. C. Wie vorige. 
Carlina acaulis L. Im Kiefernwalde selten. Kamnitzer Forst. Bei Wodziwoda. 
C. vulgaris L. Trockene Hügel nicht häufig. Am Spital-See. Eichberg. 
Serratula tinctoria L. Selten. Eichberg. Kensauer Wald: Prätorius. 
— var. integrifolia Wallr. Rechter Brahehang östlich Tuchel bei den 
Tucheler Ausbauten. 
— var. heteropyylla Wallr. Daselbst. 
Centaurea Jacea L. Häufig. 
C. austriaca Willd. Abrau: Prätorius. 
C. Cyanus L. Gemein. : 
C. Scabiosa L. Häufig. 
Lampsana communis L. Häufig. 
Arnoseris minima L. Ziemlich häufig. Chaussee von Tuchel nach Plaskau. 
Am Mangelmühler Sce. Schwiedt. Pantau. Sandige Felder südlich 
Petztin. 
(ichorium Intybus L. An Wegen verbreitet. 
Leontodon autumnalis L. Sehr häufig in Wäldern und an Rainen. 
— var. integrifolia Uechtr. Wald zwischen Tuchel und Bialowierz. 
L. hastilis L. Häufig. 
— var. hispida L. Abrauer See. Minikowoer See. 
Pieris hieraciodes L. Verbreitet auf Wiesen und an Wegen. 
Scorzonera purpurea L. Sehr selten. Zwischen Ernsttal und Schwiedt: Forst- 
assessor Wendlandt. 
Hypochoeris glabra L. Acker am Sommersiner See. 
H. radicata L. Häufig in Wäldern und auf Triften. 
—  f. subintegrifolia. Wald am Mangelmühler See. 
— f. minor Uechtr. Auf Sandboden und mageren Triften. Eichberg. Wald 
am Mangelmühler See. Wald südlich Petztin. 
Taraxacum offieinale Web. Gemein. 
Lactuca muralis Less. Im Brahetal häufig. 
Sonchus oleraceus L. Häufig. 
S. arvensis L. Häufig. 
— var. laevipes Koch. Häufig an Wiesen z. B. am Frankenhagener See. 
Crepis tectorum L. Sehr hänflg. 
U. praemorsa Tausch. Kensauer Wiesen: Prätorius. 
Hieracium Pilosella L. Überall gemein. 
H. praealtum (Vill.) Koch var. fallax D. C. (als Art). Torfwiesen ziemlich 
häufig z. B. am Kamionkafluss südlich Bralewnitza. Brüche südlich 
Minikowo im Schwiedter Forst an der Kreisgrenze. 
H. murorum L. Im Wäldern häufig. Eichberg. Brahetal. Im ganzen Forst. 
H. vulgatum Fr. Wie vorige. 
24 


N 


39° 


H. boreale Fr. Ziemlich häufig. Eichberg. Brahetal. Im Forst. 
— var. chlorocephala Uechtr. Im Walde südöstlich von Tuchel an der 
Bislawer Chaussee. Im Koschiburrek am Minikowoer See bei Kl. Bislaw. 
HA. laevigatum Willd. Verbreitet. 
— var. grandidentatum Uechtr. Im Walde südöstlich. von Tuchel an der 
Bislawer Chaussee häufig. 
— var. tridentatum Fr. Brahehang südlich Sommersin. 
H. umbellatum L. Sehr häufig. 
Jasione montana L. Gemein. Weissblühend bei Petztin. 
Campanula rotundifolia L. Häufig im Kiefernwalde und am Brahehang. 
©. rapunculoides L. Häufig in Gebüschen z. B. Brahetal. 
©. Trachelium L. Sehr häufig in Gebüschen z. B. Brahetal. Frankenhagener 
See. Zaremba-See. 
C. persieifolia L. Im Kiefernwalde häufig. 
©. glomerata L. Wiesen und Gebüsche häufig z. B. Brahetal, Abrauer und Zwangs- 
brucher Wiesen. Kl. Bislaw. 
Vaccinium Myrtillus L. Im Kiefernwalde und Brahetal sehr häufig. 
V. uliginosum L. Zerstreut. Iwitzer Bruch. Am Langen See. 
V. Vitis Idaea L. Gemein im Kiefernwalde, selbst in der schlechtesten Haide. 
V. Oxycoccos L. Verbreitet. Sümpfe südlich Minikowo. Iwitzer Bruch. Bei 
Försterei Wolfsgrund. Birkenbruch im Schwiedter Forst südöstlich 
Neumühl. An den Seen östlich von Liebenau. Am Scmmersiner 
See. Brüche südlich Petztin. 
Arctostaphylos Uva ursi Spr. Sehr verbreitet in Kiefernwäldern. Schwiedter 
Forst z. B. bei Neumühl in Menge. Wodziwodaer Forst. Ritteler 
Forst. Junkerhofer Forst bei Okonin. Grünfelder Forst. Wald 
südlich Tuchel. Wald am Okiersker See und Spital-See. 
Andromeda polifolia L. Torfmoore und Brüche zerstreut. Iwitzer Bruch. 
Torfwiesen am Abrauer See. Brüche im Schwiedter Forst südlich 
Minikowo an der Kreisgrenze. 


Calluna vulgaris Salisb. In Kiefernwäldern gemein. 


Ledum palustre L. Verbreitet. Iwitzer Bruch. Bruch südlich Minikowo und 
im Schwiedter Forst an der Kreisgrenze. Am Sommersiner See. 
Gwiasda-See. Okoniner See. Langer See. Stranzno-See. 

Pirola chlorantha Sw. Selten. Wodziwodaer Forst bei Wodziwoda. 

P. minor L. Häufig im Forst, Brahetal, Eichberg, Cosackenberg bei Drausnitz. 
Wald südlich Festnitz u. a. O. 

Ramischia secunda Greke. Wie vorige. 

Chimophila umbellata Nutt. Häufig im Forst 

Monotropa Hypopitys L. Zerstreut. Bei Schwiedt. Cosackenberg bei Drausnitz. 

Vincetoxicum offieinale Mnch. Im Brahetal sehr zerstreut. Rechter Brahehang 
östlich Tuchel bei den Tucheler Ausbauten. Linker Brahehang 


südlich Schwiedt. Brahehang südlich Sommersin. 
25 


40 


Menyanthes trifoliata L. In Seen und Wiesengräben sehr häufig. 

Sweertia perennis L. Sehr selten. Torfwiesen südlich am Abrauer See. 

Erythraea Centaurium Pers. An Seen und Rainen, auf Wiesen und Triften 
häufig. Eichberg gemein. 

Polemonium coeruleum L. Am Wege zwischen Sluppi und Tucholka. 

Convolvulus arvensis L. Häufig. 

Cuscuta Epithymum L. Im Brahetal bei Schwiedt auf Euphrasia serotina Luk. 
schmarotzend. Kensauer Wiesen: Prätorius. 

Cynoglossum offiecinale L. Zalesie. 

Anchusa officinalis L. Häufig auf Äckern. j 

A. arvensis M. B. Bei Klotzek. 

Symphitum offieinale L. Verbreitet. 

Pulmonaria angustifolia L. Kensauer Wald: Prätorius. 

Echium vulgare L. Auf Äckern am Zaremba-See. 

Myosotis palustris Wilh. Häufig. 

M. caespitosa Schultz. Verbreitet. 

M. arenaria Schrad. Häufig. 

Solanum nigrum L. Häufig. 

S. Dulcamara L. Verbreitet an Gräben, See- und Flussufern z. B. bei Schwiedt. 
Stonski-Fluss. Sommersiner See. Poln. Cekziner See. 

Nicandra physaloides Gärtn. In Minikowo in und aus Gärten verwildert. 

Hyoscyamus niger L. In Dörfern, jedoch nicht häufig. In Hammer. 

Datura Stramonium L. Ebenso. Hammer. Bei Tuchel. Minikowo. 

Verbascum Thapsus L. Zerstreut. 

V. thapsiforme Schrad. Häufig. 

V. Lyehnites L. Zerstreut. Rudabrück. Zaremba-See. Kamnitzer Forst. 

V. nigrum L. Zerstreut z. B. am Sehlener See. 

Scrophularia nodosa L. Ziemlich häufig im Brahetal. 

S. Ehrharti Stev. Verbreitet. Resminer See. Brahetal. 

Linaria vulgaris Mill. Überall häufig. 

Limosella aquatica L. Tümpel nördlich Tuchel bei den Koslinkaer Ausbauten. 

Digitalis ambigua Murr. Im Brahetal zerstreut z. B. bei Pillamühl, Schwiedt, 
östlich Tuchel bei den Tucheler Ausbauten. 

Veronica scutellata L. An Seen, in Gräben, Sümpfen ziemlich häufig. 

V. Anagallis L. Wie vorige. 

V. Beccabunga L. Wie vorige. 

V. Chamaedrys L. In Wäldern verbreitet z B. Eichbereg. 

V. offieinalis L. Im Kiefernwalde gemein. 

— var. monstrosa (V. spadana Lejeune.) Wald westlich vom Okiersker See. 

V. Teuerium L. Im Brahetal sehr zerstreut. Brahehang des Kamnitzer Forstes 
und östlich Tuchel bei den Tucheler Ausbauten. 

V. longifolia L. Im Brahetal sehr zerstreut. Rechter Brahehang östlich Tuchel 


bei den Tucheler Ausbauten. 
26 


41 


V. spicata L. Häufig im Kiefernwalde und trockenen Anhöhen z.B. Schwiedter Forst 
bei Rudabrück. Bei Tuchel. Wodziwoda. Zaremba-See. Brahetal. 

V. serpyllifolia L. Feuchte Triften häufig. 

Melampyrum nemorosum L. Im Brahetal häufig. Mit grünlich-weissen Deck- 
blättern bei Schwiedt. 

M. pratense L. Im Kiefernwalde gemein. 

Pedicularis silvatica L. Selten. Brüche südlich von Petztin. 

P, palustris L. Zerstreut. Wiesen am Abrauer See. Am Zaremba-See. Tro- 
zioneck-See. An den Seen südlich Przyrowo. Brüche im Grünfelder 
Forst südlich Minikowo. Stranzno-See. Wiesen am Reetzer Fliess. 

P. Sceptrum Carolinum L. Sehr selten. Torfwiesen südlich des Abrauer See’s. 

Alectorolophus major Rchb. Häufig. 

Euphrasia officinalis L. Gemein. 

E. Odontites L. Ziemlich häufig. 

E. serotina Lmk. Rechtes Brahetal bei Schwiedt. 

Mentha aquatica L. Ziemlich häufig. 

M. arvensis L. Häufig. ' 

Lycopus europaeus L. Verbreitet an Seen, Gräben und in Brüchen z. B. 
Rudamühler See. Resminer See. Stranzno-See. Brüche am Za- 
remba-See. Torfbrüche südlich Minikowo. Försterei Rosental. Kensau. 

Salvia pratensis L. Zerstreut. Im Brahetal des Kamnitzer Forstes, bei 
Sommersin, Pilla, Schwiedt, Ernsttal, Neumühl, bei den Tucheler 
Ausbauten. Eichberg. Cosackenberg bei Drausnitz. Reetzer See. 
Stobnoer See. Poln. Cekziner See. 

S. verticillata L. Zwischen Gr. und Kl. Komorze am Wege. 

Origanum vulgare L. Zerstreut. Im Brahetal z. B. bei Pilla, östlich Tuchel bei 
den Tucheler Ausbauten. Torfwiesen bei Kensau. Am Abrauer See. 

Thymus Serpyllım L. Im Kiefernwalde gemein. 

Calamintha Acinos Clairv. Häufig. 

Clinopodium vulgare L. Im Brahetal häufig. Eichberg. Bei Tuchel. 

Nepeta Cataria L. An Zäunen in Dörfern zerstreut z. B. Bialla. Okiersk. - 
Wodziwoda. Pillamühl. 

Glechoma hederacea L. Im Brahetal des Kamnitzer Forstes. 

Lamium amplewicaule L. Verbreitet z. B. Kamnitz, Tuchel. 

L. purpureum L. Gemein. 

L. maculatum L. Bei Tuchel. 

L. album L. Häufig. 

Galeobdolon luteum L. Am Kamionkafluss westlich Kamnitz. Am Franken- 
hagener See. 

Galeopsis Tetrahit L. Gemein. 

@G. binda Boenngh. Torfbrüche am Zaremba-See. 

G. versicolor Curt. Ziemlich häufig. Brahehang südlich Sommersin. Zwangs- 
bruch. Dtsch. Cekzin. 


27 


42 


@. pubescens Bess. Häufig. 

Stachys silvatica L. Zerstreut. Linker Brahehang bei Ernsttal. Am Stobnoer See. 

St. palustris L. Häufig in Gräben und auf feuchten Äckern. 

St. recta L. Selten. Rechter Brahehang östlich Tuchel bei den Tucheler 
Ausbauten. 

Detonica offieinalis L. Ziemlich häufig. Brahehang südlich Sommersin und 
nördlich Plaskau. Eichberg. Cosackenberg bei Drausnitz. Torf: 
wiesen bei Kensau: Prätorius. Abrauer See. Im Koschiburrek bei 
Kl. Bislaw. “ 

Marrubium vulgare L. In Dörfern an Zäunen und an Seeufern verbreitet. 
In Liebenau und am südlichsten der Seen östlich davon. Am Poln. 
Cekziner See. Minikowo. Petztin. 

Leonurus Cardiaca L. An Zäunen in Dörfern verbreitet. Liebenau. Petztin. 
Gr. Mangelmühle. Bei Klotzek. 

Scutellaria galericulata L. Häufig. 

Brunella vulgaris L. Im Kiefernwalde häufig. 

B. grandijlora L. Im Kiefernwalde zerstreut. Wodziwodaer Forst bei Wodzi- 
woda und Klotzek. Schwiedter Forst bei Neumühl. 

Ajuga reptans L. Zerstreut. Fichberg. Linker Brahehang nördlich Plaskau. 
Westlich Försteri Fuchswinkel. 

A. genevensis L. Auf dem Schlossberg bei Abrau. 

A. pyramidalis L. Selten. Kamnitzer Forst östlich der Oberförsterei. 

Verbena offieinalis L. An Zäunen in Liebenau. Am Poln. Cekziner See. 

Utricularia vulgaris L. In Seen, Grähen und Brüchen häufig. Torfbrüche 
südlich Tuchel. Trozioneck See. Brüche südlich von Bialowierz. 
Tümpel am Fusssteig von Tuchel nach Mangelmühle. Brüche südlich 
von Petztin. Frankenhagener See. Torfbrüche am Zaremba -See. 
Im Kroschiwke-See bei Drausnitz. Torfbrüche zwischen Mangel- 
mühle und Jehlenz. Brüche am See nördlich Liebenau. Spital-See. 
Minikowoer See. Brüche im Grünfelder Forst. Gräben am Papowek- 
See. Gräben in den Schlachtaer Wiesen. Niedermühler See. 

U. intermedia Hayne. Sümpfe im Schwiedter Forst südlich Minikowo an der 
Kreisgrenze. 

U. neglecta Lehm. Spital-See. 

U. minor L. Zerstreut. Brüche südlich Petztin. Sümpfe im Walde am Papowek- 
See. Sümpfe im Schwiedter Forst südlich Minikowo an der Kreis- 
grenze. 

Trientalis europaea L. Ziemlich verbreitet. Rechtes Braheufer bei Schwiedt. 
Schwiedter Forst. Grünfelder Forst. Eichberg. 

Lysimachia thyrsiflora L. Selten. Am Sommersiner See: Mühlenbesitzer Ohlert. 

L. vulgaris L. Häufig. Am Rudamühler See. Stranzno See. Petztiner Wiesen. 
Brahetal bei Pillamühl und Sommersin. 

L. Nummularia L. Häufig im Brahetal. 


23 


43 


Anagallis arvensis L. Häufig auf Äckern. 

Primula offieinalis Jaeg. Verbreitet. Brahehang bei Sommersin, Pillamühl, 
Schwiedt. Schlucht südlich Tuchel. Eichberg. Cosackenberg bei 
Drausnitz. Im Koschiburrek bei Kl. Bislaw. Am Stobnoer See. 

Hottonia palustris L. Zerstreut. Am Schwarz-See bei Drausnitz. See nördlich 
Liebenau. See in den Schlachtaer Wiesen. Grochowo. Franken- 
hagener See. 

Armeria vulgaris Willd. Überall häufig. 

Plantago major L. Gemein. 

P. media L. Häufig. 

P. lanceolata L. Gemein. 

P. arenaria W. et Kit. Zerstreut. Bei Wodziwoda im Brahetal. An der Chaussee 
von Tuchel nach Plaskau in Menge. Chaussee bei Golombek. 

Amarantus retrofleeus L. In Schwiedt. 

Chenopodium hybridum L. An Dorfzäunen häufig. Bialowierz. 

Ch. album L. Gemein. 

— var. lanceolatum Mhbg. Ritteler Forst. 

Atriplex patulum L. Häufig. 

Rumex Hydrolapathum Huds. An Seen, Fluss- und Bruchufern häufig. 

R. crispus L. Wiesen, Äcker, Wege häufig. 

R. Acetosa L. Gemein. 

R. Acetosella L. Gemein. 

Polygonum Bistorta L. Rechtes Braheufer bei Schwiedt. 

P. amphibium L. In Seen ziemlich häufig. Mangelmühler See. Sommersiner 
See. Kolze-See bei Poln. Okonin. Rudnitza See. Frankenhagener See. 

— var. terrestre. Häufig. In einem Graben südlich Tuchel. Am Glawka- 

See bei Poln. Cekzin. Am Frankenhagener See. 

P. Persicaria L. Überall häufig. 

P. Hydropiper L. In Gräben häufig. 

P. avieulare L. Häufig. 

P. Convolvulus L. Gemein. 

Daphne Mezereum L. Im ganzen Brahetal häufig, sonst selten. Kensau: Prätorius. 

Asarum europaeum L. Wie vorige. 

Tithymalus helioscopius Scop. Verbreitet. 

T. Cyparissias Scop. An einem Feldrain westlich Schwiedt. 

T. Peplus Gärtn. Häufig. 

Mercurialis perennis L. Kensauer Wald: Prätorius. 

Urtica urens L. Gemein. 

U. dioica L. Gemein. 

Humulus Lupulus L. Im Ufergebüsch ziemlich häufig. Im Brahetal des Kam- 
nitzer Forstes, bei Sommersin, Schwiedt. Am Zaremba-See. Kami- 
onkafluss bei Liebenau. Stobnoer See. 


Ulmus campestris L. An Chausseen angepflanzt. 
29 


44 


Fagus silvatica L. Am Brahehang häufig, namentlich bei Schwiedt. 

Quereus pedunculata Ehrh. Wie vorige. 

Qu. sessiliflora Sm. Eichberg. Lippowo. 

Qu. conf. cum Qu. Cerri. Bei den Tucheler Ausbauten im Brahetal östlich 
Tuchel. 

Corylus Avellana L. Im Brahetal sehr häufig. Am Kietschflusse bei Ernsttal. 

Carpinus Betulus L. Brahehang bei Schwiedt häufig, sonst zerstreut. 

Betula alba L. Häufig. 

“ Alnus glutinosa Gärtn. Gemein. 

Saliz fragilis L. An Wegen häufig. 

‘S. alba L. Wie vorige. Eichberg. 

S. Caprea L. Im Brahetal zerstreut, z. B. Pillamühl. 

S. aurita L. Seen südlich von Minikowo. Am Ökoniner See. 

S. cinerea L. Im Brahetal ziemlich häufig, z. B. Schwiedt, Wodziwoda. 

S. repens L. Am Mangelmühler See. Torfbrüche am Abrauer See. 

Populus tremula L. Am Brahehang zerstreut. 


Monocotyledones. 


Elodea canadensis Rich. et Mich. Torfbrüche bei Kelpin und im Nordwesten 
des Kreises. 

Stratiotes aloides L. In den meisten Seen gemein. 

Hydrocharis Morsus ranae L. In Seen und Torfbrüchen häufig. Bei Tuchel. 
Tucholkaer See. Kamionkafluss östlich Kamnitz. See im Kamnitzer 
Forst. See in den Schlachtaer Wiesen. Frankenhagener See. Petz- 
tiner See und Torfbrüche daselbst u. a. O. 

Alisma Plantago L. In Seen, Gräben und Brüchen häufig. 

A. natans L. Häufig. Tümpel nördlich Tuchel bei den Koslinkaer Ausbauten. 
Tümpel westlich von Bladau. Brüche südlich von Bialowierz. Tümpel 
am Fusssteig von Tuchel nach Mangelmühle. Sümpfe am Mangel- 
mühler See. Seen südlich von Przyrowo. In den Tümpeln am 
Wege zwischen Mangelmühle und Liebenau. In Tümpeln um Kl. 
Bislaw. Im mittleren der drei Seen westlich Poln. Okonin. Bei 
Kl. Komorze. Schwarz-See bei Drausnitz. 

— var. terrestris f. repens. Im Tümpel nördlich Tuchel bei den Koslinkaer 
Ausbauten. 

Sagittaria sagittifolia L. Tümpel nördlich Tuchel bei den Koslinkaer Aus- 
bauten. Mittlerer- und Spital-See bei Liebenau. 

Triglochin palustris L. Häufig. 

Potamogeton natans L. Gemein. 

P. rufescens Schrad. (= P. semipellueidus Koch et Ziz. var. alpina Lut vix 
Balbis.. Nach Kerner soll P. alpinus Balbis hiervon verschieden 
sein.) Im Kamionkafluss bei Kamnitz. Gr. Mangelmühler See. Tümpel 


am Fusssteig von Tuchel nach Mangelmühle. 
30 


45 


P. gramineus L. var. heterophylla Schreb. (als Art). Im Gr. und Kl. Okonnin- 

See. Okoniner See. Biallaer See. Studzno-See. 
— var. graminifolia Fr. Strauzno See See. bei Bialowierz. 

P. nitens Web. var. lacustris Chamisso. Przyarez-See. 

P. lucens L. Im Seen häufig. 

P. longifolius Gay. (Vielleicht eine lange und schmalblättrige Varietät von 
vorigem.) In der Brahe bei Rudabrück. i 

P. praelongus Wulf. Nicht häufig. Bladauer See. Okiersker See. Spital-See. 
Dzetzim-See. Gwiasda-See. 

— f. inerustata, parvifolia. Spital-See. 
— f. flaccida, angustifolia. Seen südlich von Przyrowo. 
P. perfoliatus L. In allen Seen und Flüssen sehr häufig und in vielen Formen. 
— f. tenella. Im Resminer See. 
— var. Loeseliüt R. et Sch. Trozioneck-See bei Tuchel. 

P. erispus L. Häufig. Minikowoer See. Gr. und Kl. Okonnin See. See bei 

Krummstadt. Poln. Cekziner See. Sehlener See. Frankenhagener See. 
— f. serrulata Schrad. Kensauer See. 

P. compressus L. Nicht häufig. Gleboczek- und Trozioneck-See bei Tuchel. Spital- 
See. See südlich von Przyrowo. Im kleinen See zwischen Abrau 
und Abbau Abrau. 

P. acutifolius Lk. Nicht häufig. Tümpel nördlich Tuchel bei den Koslinkaer Aus- 
bauten. Kleinerer See bei Bialowierz. Torfbrüche nördlich Kelpin. 
Torfbrüche am Kirch See bei Abrau. 

P. obtusifolius M. et K. Zerstreut. Tümpel nördlich Tuchel bei den Kos- 
linkaer Ausbauten. Tümpel am Fusssteig von Tuchel nach Mangel- 
mühle.e. Mangelmühler See. Torfbrüche zwischen Mangelmühle und 
Jehlenz. Spital-See. Okiersker See. Brüche südlich von Petztin. 

— var. angustifolia. Spital-See. 

P. mucronatus Schrad. Verbreitet. Im Kietschfluss bei Tuchel. Gleboczek- 
See bei Tuchel. Trozioneck-See und dem Abfluss aus demselben. 
Stonski-Fluss. Abrauer See. Resminer See und Torfbrüche bei 
demselben. 

P. pusillus L. Nicht häufig. Kamionkafluss bei Kamnitz. Stobnoer See. 

— var? Torfgräben am Minikowoer See. 

P. pectinatus L. Sehr häufig. Frankenhagener See. Petztiner See. Resminer- 
und Kroschiwken See. Mangelmühler See. Spital-See. Kamionka- 
fluss bei Kamnitz. Zempolno-Fluss im Kamnitzer Forst. Minikowoer 
See. Gr. und Kl. Bislawer See. In der Brahe, z. B. bei Pilla- 
mühl. Mialo-, Gwiasda-, Dzetzim- uud Poln. Cekziner See. Biallaer 
See. Stobnoer See. Rudnitza-See. Przyarcz-See. 

— var. interrupta Kit. (als Art). In der Brahe, z. B. bei Ernsttal. 

Najas major All. Selten. Im Mittleren See östlich Liebenau. 


Lemna trisulca L. Stehende Gewässer, namentlich Torfbrüche gemein. 
3 


46 


L. polyrrhiza L. Häufig. 

L. minor L. Gemein. 

L. gibba L. Im Kamionkafluss und den Torfbrüchen bei Pantau. Torfbrüche 
am Resminer See. Graben bei Prust vor dem Kamnitzer Forst an 
dem Wege nach Hammer (6. IX. 82. blühend). 

Typha latifolia L. An Seen und in Brüchen verbreitet. 

T. angustifolia L. Wie vorige. 

Sparganium simplex Huds. An Seen, in Gräben und Brüchen häufig. 

— var. fluitans A. Br. Im Kamionkafluss bei Kamnitz. 

Calla palustris L. Häufig, z. B. Am kleinen See zwischen Abrau und Abbau 
Abrau. Torfbrüche zwischen Mangelmühle und Jehlenz. Am Mittleren 
und Spital-See östlich Liebenau. Brüche im Grünfelder Forst. See 
nördlich der Försterei Grüntal. Am Stranzno-See und den kleineren 
Seen daselbst u. v. a. OÖ. 

Acorus Calamus L. Rudamühler See. Frankenhagener See. 

Orchis Morio L. Trockene Wiesen und Wald bei Kensau: Prätorius. 

O. maculata L. Torfwiesen bei Abrau: Prätorius. 

O. latifolia L. Zerstreut. Am Trozioneck-See. Wiesen am Kisz-Fluss bei Tuchel. 
Brüche am See nördlich Liebenau. Torfbrüche bei Zwangsbruch. 

Gymnadenia conopea R. Br. Torfwiesen bei Kensau: Prätorius. 

Platanthera bifolia Rehb. Zerstreut. Rechter Brahehang bei Schwiedt. Eichberg. 

Anacamptis pyramidalis Rich. Torfwiesen bei Kensau: Prätorius. 

Epipactis latifolia AU. Selten. Linker Brahehang bei Ernsttal. Wodziwodaer 
Forst bei Wodziwoda. 

E. rubiginosa Gaud. Sehr zerstreut. Linker Brahehang bei Ernsttal und nördlich 
Plaskau. Rechter Brahehang östlich Tuchel bei den Tucheler Aus- 
bauten. Schwiedter Forst: Forstassessor Grebe. 

E. palustris Crntz. Zerstreut. Frankenhagener See. Abrauer See. Zaremba- 
See. Am Kamionkafluss südlich Bralewnitza. Sumpfige Wiesen am 
Papowek-See. Stonski-Bruch südlich Golombek. Wiesen am Reetzer 
Fliess. 

Goodyera repens R. Br. Selten. Eichberg an einer kleinen Eichenschonung. 
Linker Brahehang nördlich Plaskau in der Nähe von Golombek. 
Linker Brahehang zwischen Pillamühl und Sommersin: Forstassessor 
Grebe. 

Cypripedium Calceolus L. Selten. Eichberg: Kreisschulinspektor lllgner. Brahe- 
hang bei Sommersin: Mühlenbesitzer Ohlert-Sommersin. 

Iris Pseud-Acorus L. Im Brahetal häufig. 

Lilium Martagon L. Verbreitet. An den Brahehängen. Auf den Anhöhen 
südlich des Abrauer Sees. Kensau: Prätorius. Im Tal des Stonski- 
Flusses zwischen Okiersk und Golombek. 

Antherieum ramosum L. Im Kiefernwalde häufig. 


Allium oleraceum L. Schlucht südlich Tuchel. Stobnoer See. 
32 


47 


Paris quadrifolius L. Sehr zerstreut. Linker Brahehang südlich Pillamühl und 
bei Ernsttal. Rechter Brahehang südlich Schwiedt. Am Zaremba- 
See. Am Kamionka-Fluss bei Zaremba. 
Polygonatum offieinale All. Zerstreut. Brahehang südlich Sommersin und südlich 
Plaskau. Am Studzno-See. Grünfelder Forst. 
P. multiflorum All. Häufiger als vorige an den Brahehängon des ganzen Brahetals. 
Convallaria majalis L. Verbreitet. Brahehang des Kamnitzer Forstes, bei 
Sommersin, bei Rudabrück. Eichberg häufig. Auf den Anhöhen 
südlich des Abrauer Sees. 
Majanthemum bifolium Schmidt. Zerstreut. Eichberg häufig. Grünfelder Forst. 
Tofieldia calyculata Whlnbg. Torfwiesen bei Abrau: Prätorius. 
Juncus efusus L. Gemein. 
J. articulatus L. Sehr häufig. 
J. alpinus Vill. Ziemlich häufig, z. B. Mangelmühler See. 
J- compressus Jacqg. Sehr häufig. 
J. bufonius L. Sehr häufig. 
Luzula pilosa Willd. Im Kiefernwalde häufig. 
L. campestris D. C. var. multizlora Lej. (als Art) (= L. erecta Desv.) Brüche 
südlich von Bialowierz. 
Heleocharis palustris R. Br. An Seen häufig, z. B. Mangelmühler See. Zaremba- 
See. Poln. Cekziner See. Gr. u. Kl. Okonin-See. 
H. acicularis R. Br. Lubiersziner See. See beim Stranzno-See. 
Seirpus lacustris L. An den Seerändern häufig. 
Eriophorum angustifolium Rth. Häufig. Mangelmühler See. Iwitzer Bruch. 
Schlachtaer Wiesen u. a. O. 
E. latifolium Hoppe. Südlich Tuchel bei Hochdorf. 
Carex dioica L. Abrau: Prätorius. 
©. ligerica Gay. Näherer Standort unbekannt. 
C. muricata L. Am Tucholka-See. 
— f. umbrosa. Im Brahetal häufig, z. B. südlich Schwiedt. 
C. Goodenoughü Gay. (= Ü. vulgaris Fr.) Häufig, z. B. am Sommersiner See. 
C. flacca Schreb. (= Ü. glauca Scop.) Wiesen am Frankenhagener See. Torf- 
brüche bei Zwangsbruch. 
— var. melanostachya Uechtr. Wald südlich Tuchel an der „Grünen Wiese“ 
häufig. 
C. pallescens L. Eichberg. 
C. flava L. Torfwiesen südlich des Abrauer Sees. Wiesen östlich von Res- 
miner See. 
— var. lepidocarpa Tausch (als Art). Wiesen am Frankenhagener See und 
bei Petztin. Brüche südlich von Petztin. 
C. Oederi Ehrh. Nicht selten. Mangelmühler See. Sümpfe im Walde am 
Przylloneck-See. 


C. rostrata With. Häufig. Wiesen östlich vom Resminer See. 
33 


43 
©. rostrata f. gracilis. Wiesen am Frankenhagener See. 
©. hirta L. Häufig. Am Zaremba-Se und den Torfbrüchen am Kamionka- 
Fluss in der Nähe des Sers. Sümpfe am Walde nördlich Tuchel. 
Am Spital-See. 
Panicum glabrum Gaud. Häufig, z. ». Ernsttal. 
P. Crus galli L. In Dörfern, in Gärten und auf Äckern häufig. 
Setaria viridis P. B. Häufig, z. B. Amtssee bei Tuchel. 
Anthoxanthum odoratum L. Häufig. 
— var. umbrosum C. Bolle f. vaginis villosis. Bei Neumühl. 
Alopecurus pratensis L. Gemein. 
Phleum pratense L. Gemein. 
Agrostis vulgaris With. Häufig. 
Apera Spica venti P.B. Häufig. 
Calamagrostis epigeios Rth. Häufig. Bei Rudabrück zur Befestigung der Chaussee- 
böschungen angepflanzt. 
C. arundinacea Rth. Im Walde häufig, z. B. Eichberg. 
Phragmites communis Trin. Häufig. 
Aira caespitosa L. Häufig. 
4A. fleeuosa L. Wälder häufig. 
Weingaertneria canescens Bernh. Im lichten Kiefernwalde und auf Sandboden 
gemein. 
Holcus lanatus L. Häufig. 
Arrhenaterum elatius M. et K. Am Kamionkafluss bei Kamnitz. 
Avena pubescens L. Verbreitet. 
Sieglingia decumbeus Bernh. Im Kiefernwalde, Brahehänge, Eichberg verbreitet. 
Melica nutans L. Brahehang des Kamnitzer Forstes. 
Briza media L. Eichberg. 
Poa annua L. Gemein. 
P. trivialis L. Häufig. 
P. pratensis L. Gemein. 
Glyceria aquatica Whlbg. Häufig. 
G. fluitans R. Br. Häufig. 
Molinia coerulea Mnch. Torfwiesen am Kamionkafluss, südlich Bralewnitza. 
— var. arundinacea. Kamnitzer Forst. 
Dactylis glomerata L. häufig. 
Festuca ovina L. Im Kiefernwalde häufig. 
F. duriuscula L. Syst. nat. Wie vorige. 
F. gigantea Vill. Im Brahetal, z. B. zwischen Ernsttal und Schwiedt. 
F. elatior L. Häufig. 
Bromus mollis L. Häufig. 
B. tectorum L. Häufig. 
Triticum repens L. Gemein. 
Elymus arenarius L. Am Kamionkafluss östlich Kamnitz bei den Berieselungen. 
Lolium perenne L. Gemein. 34 


49 


Gymnospermae. 


Juniperus communis L. Gemein. 
Pinus silwestris L. Gemein. 
Picea excelsa Lk. Hie und da angepflanzt. 


Cryptogamae. 


Lycopodium camplanatum 1. var. Chamaecyparissus A. Br. (als Art). Selten. 
Im Forst nordwestlich Wodziwoda. 

L. elavatum L. An feuchten Stellen der Haide. Birkenwäldchen am Mangel- 
mühler See. Schwiedter Forst zwischen Poln. Okonin und Neumühl. 
An den Seen und Sümpfen im Schwiedter Forst südlich Minikowo 
an der Kreisgrenze. 

Equisetum arvense L. Gemein. 

E. maximum Lk. Selten. Linker Brahehang bei Ernsttal. 

E. silvaticum L. Häufig. 

E. palustre L. Gemein. 

E. limosum L. Häufig. 

E. hiemale 1. Am Brahehang bei der Eisenbahnbrücke. Im Schwiedter Forst 
am Gr. Dombrowker See. 

Botrychium Lunaria Sw. Selten. Am Waldrande südlich Tuchel. Schlucht südlich 
Tuchel (?): Seminarlehrer Lange. 

Asplenium Filix femina Bernh. Brahehänge, Eichberg, an Seen und Brüchen 
häufig. 

Aspidium Filiv mas Sw. Wie vorige. 

A. spinulosum Sw. Am Rudamühler See, Eichberg u. a. O. 

4A. Thelypteris Sw. Am Rudamühler See, Abrauer See u. a. O. häufig. 

Pteris aquwilina L. Häufig, namentlich an den Brahehängen und Eichbere. 
Brüche südlich Petztin. 

Phegopteris Dryopteris Fee. Zerstreut, namentlich an den Brahehängen. 

Polypodium vulgare L. Zerstreut. Brahehang bei Schwiedt und Wodziwoda. 

Blechnum Spicant Wilh. An den Sümpfen im Grünfelder Forst südlich Minikowo. 

Hylocomium splendens (Hedw.) Sch. Gemein. 

H. squarrosum (L.) Sch. Brahehang südlich Pilla. 

H. triquetrum (L.) Sch. Gemein. 

Hypnum scorpioides L. Selten. Im Stranzno-See. 

H. purum L. Im Kiefernwalde in Vertiefungen häufig. 

H. Schreberi Willd. Gemein. 

H. cuspidatum L. Resminer See. Stonski-Bruch. 

H. giganteum Schimp. Gräben am Szumionkafluss im Schwiedter Forst. 

H Crista castrensis L. Im Kiefernwalde in Vertiefungen häufig. 

H. eupressiforme L. Gemein. 

35 4 


50 


H. fluitans Hedw. Torfbrüche südlich Tuchel. Sumpf am Przyllonek-See. Sümpfe 
im Schwiedter Forst an der Kreisgrenze. 

H. Sendtnerianum Schimp. 3. Wilsoni Schimp. In einem Tümpel am Wege 
zwischen Mangelmühle und Liebenau. 

H. Kneiffii Schimp. Sommersiner See. 

Amblystegium serpens (L.) Sch. Brahehänge häufig. 

Brachythecium velutinum (Dill.) Sch. ibid. 

Camptotheeium lutescens (Hedw.) Sch. Bei Minikowo. Brahehang südlich Pilla. 

Homalothecium sericeum (Hedw.) Sch. Brahehang bei Ernsttal. Auf Stroh- 
dächern in Koslinka. 

Climacium dendroides W. et M Resminer See. Stonski-Bruch. 

Pylaisia polyantha Hedw. Bei Zwangsbruch an Pappeln. 

Thuidium tamariscinum (Hedw.) Sch. In Vertiefungen im bessern Kiefernwalde 
häufig. 

Th. recognitum (Hedw.) Sch. Brahehang südlich Pilla und nördlich Plaskau. 
Am Sommersiner See. 

Th. Blandowiü (W. et M.) Sch. Brahehang südlich Pilla. 

Neckera complanata (L.) Hüben. Brahehang südlich Pilla. 

Fontinalis antipyretica L. Grochowoer, Petztiner, Frankenhagener, Sehlener und 
Kensauer See. 

Polytrichum commune L. In Vertiefungen der Kiefernwälder sehr häufig. 

P. piliferum Schreb. Auf Sandboden häufig, z. B. am Zaremba-See. 

P. juniperinum Hedw. In Vertiefungen der Kiefernwälder und in Torfbrüchen 
häufig, z. B. Torfbrüche am Sommersiner See und südlich Tuchel. 

P. strietum Menz. Brüche südlich von Petztin. 

Pogonatum aloides (Hedw.) P. B. Brahehang bei Schwiedt. 

Atrichum undulatum (L.) P. B. Kiefernwald und Brahehänge häufig. 

A. angustatum (Brid.) Br. eur. Brahehang bei Schwiedt. 

Philonotis fontana (L.) Brid. Kleiner Sumpf am Walde nördlich Tuchel bei 
den Koslinkaer Ausbauten. 

Bartramia pomiformis (L.) Hedw. Ziemlich verbreitet. Brahehang bei Schwiedt 
und Wodziwoda Grünfelder Forst. Schwiedter Forst. 

B. Oederi (Gunn.) Sw. Sehr selten. Brahehang südlich Pilla: Forstassessor Grebe. 

Aulacomnium palustre (L. Schwägr. Stonski-Brnch. 

Paludella squarrosa (L.) Ehrh. Ziemlich Verbreitet. Brahehang südlich Pilla. 
Wiesen am Szumionkafluss im Schwiedter Forst. Am Sommersiner- 
See. Stonski-Bruch südlich Golombek. 

Mnium euspidatum Hedw. Brahehänge, Eichberg häufig. Frankenhagener See 
Sumpf am Przyllonek-See. 

M. affine Bland. Frankenhagener See. 

M. Seligeri Juratzka. Kleiner Sumpf am Walde nördlich Tuchel bei den 
Koslinkaer Ausbauten. 


M. undulatum Hedw. Brahehänge gemein. 
36 


51 


Bryum roseum Schreb. Brahehang südlich Pilla. 

B. pseudotriquetruu (Hedw.) Schwägr. Bei Kensau. 

B. capillare L. Brahehang bei Schwiedt. 

B. intermedium (W. et M.) Brid. Torfbrüche südlich von Tuchel. 

B. uliginosum (Bruch.) Br. eur. Zwangsbrucher Wiesen. 

Webera nuians (Schreb.) Hedw. Grünfelder Forst. 

Funaria hygrometrica (L.) Hedw. Torfbrüchen, Wiesen, Gräben gemein. 

Tetraphis pellueida (L.) Stonski-Bruch. 

Orthotrichitum affine Schrad. An Salix an der Chaussee bei Frankenhagen (?). 

OÖ. sp. An Salix am Wege südlich aus Petzin und an der Chaussen bei 
Frankenhagen. 

Ulota erispa (Hedw.) Brid. Brahehang bei Schwiedt an Bäumen. 

Racomitrium eanescens (Hedw.) Brid. Wald nördlich Tuchel bei den Koslinkaer 
Ausbauten. 

Grimmia pulvinata (Dill.) Sm. Auf Ziegeldächern in Koslinka. 

Barbula unguiculata Hedw. Brahehänge häufig. 

B. fallax Hedw. Brahehänge südlich Pilla. 

B. subulata (L.) Brid. Brahehänge häufig. 

B. ruralis (L.) Hedw. Auf Strohdächern und Sandboden gemein. 

Didymodon rubellus (Roth.) Br. eur. Brahehang südlich Pilla ziemlich häufig. 

Ceratodon purpureus (L.) Brid. Sehr gemein. 

Leucobryum glaucum (L.) Schimp. (= L. vulgare Hampe). An feuchten Stellen 
der Wälder häufig. 

Dieranum undulatum Voit. Wald südlich Tuchel am Eisenbahndamm. 

D. scoparium (L.) Hedw. Im Kiefernwalde und Brahehänge gemein. 

Dieranella cerviculata (Hedw.) Schimp. Torfbrüche südlich Tuchel. 

Sphagnum eymbifolium Ehrh. Häufig. Brüche südlich Petztin. Birkenbruch 
im Schwiedter Forst südöstlich Neumühl. Torfbrüche am Kamionka- 
fluss bei Przyrowo. Am Mittleren See östlich Liebenau. 

S. recurvum P. Beauv. Sümpfe beim Mangelmühler See. 

S. larieinum Spouce. Sümpfe im Schwiedter Forst südlich Minikowo an der 
Kreisgrenze. 

S. cuspidatum Ehrh. Kelpiner Brüche. 

S. acutifolium Ehrh. Gemein. 

Ptilidium eiliare (L.) N. a. E. Eichbere. 

Plagiochila asplenioides (L.) N. et M. Brahehänge häufige. 

Marchantia polymorpha L. Gemein. 

itella fleeilis (L.) Ag. Tümpel am Fusssteig von Tuchel nach Mangelmühle. 
Kleine Seen südlich von Przyrowo. 

N. sp. In den Tümpeln am Wege zwischen Mangelmühle und Liebenau. 

N. sp. Im Stranzno-See. 

Chara ceratophylla Wallr. Dzetzim- und Gwiasda-See. 


37 fe 


Ch. foetida A. Br. Torfbruch am Kamionkafluss östlich Kamnitz in der Nähe 
des Spital-See. In den Gräben der Torfwiesen am Minikowoer und 
Sommersiner See. Torfbrüche südlich von Dtsch. Cekzin. Torf- 
brüche am Kirch-See bei Abrau. 

—  f. elongata. Sumpf östlich vom Gleboczek-See bei Tuchel. Brüche am 
See an der Chaussee zwischen Liskau und Liebenau. 

Ch. aspera (Dethard) Willd. Gr. Bislawer-See. 

Ch. fragilis Desv. Häufig. Torfbrüche am Abrauer- und Kirch-See. Torf- 
brüche zwischen Jehlenz und Gr. Mangelmühle. Am Mittleren See 
östlich Liebenau. Torfgräben am Minikowoer und Sommersiner See. 
Brüche im Schwiedter Forst südlich Minikowo und an der Kreis- 
grenze. Dzetzim-See. Gräben am Papowek-See. See nördlich 
Försterei Brandeck. See in den Schlachtaer Wiesen. Stranzno-See. 

— var. delicatula (Ag.) A. Br. Studzno-See. 

Ch. sp Gräben am Papowek-See, 

Ch. sp. Im kleinen Seen westlich Bialla im Wodziwodaer Forst. 

Ch. sp. Im Gr. Dombrowker See im Schwiedter Forst. 

Ch. sp. Torfbrüche im Schwiedter Forst südlich Minikowo. 

Agaricus campestris L. In der Haide und Brahehang zerstreut, z. B. bei Schwiedt. 

A. procerus L. Häufig. 

A. muscarius L. Gemein. 

Lactarius delieiosus L. Ziemlich häufig. 

Cantharellus cibarius L. Sehr gemein. 

Boletus edulis L. Gemein. 

Exobasicdium Vaceinti. Gemein. 

(lavaria coralloides L. Im der Haide zerstreut. 

Scleroderma vulgare L. Gemein. 

Uredo longissima. Auf Glyceria fluitans R. Br. im Trozioneck-See. 

Usnea barbata L., var. hirta Ach. An Pinus silvestris L. häufig. 

Bryopogon jubatum L. An Pinus silvestris L. am Neumühler See. 

Evernia prunastri L. Häufig. 

E. furfuracea L. An Alnus glutinosa Gaertn. am Resminer See. - An Saliv 
am Wege südlich aus Petztin. An Pinus nördlich Tuchel. 

Ramalina calicaris L. Häufig. 

R. fraxinea L. Häufig. An Salix bei Petztin und Frankenhagen. An Alnus 
am Resminer See. 

Cladonia gracilis L. Eichberg. 

©. vertieillata Hoff. var. cervicornis Ach. Brahehang bei Schwiedt. 

C. pyaidata L. Am Zaremba-See. 

— var. neglecta Flke. Am Abrauer See. 

©, fimbriata L. Häufig. 

C. eoceifera L. Am Waldrande südlich von Petztin. Am Abrauer See. 

©, maeilenta Ehrh. Torfbrüche südlich von Tuchel zwischen Ceratodon 
purpwreus Brid. 38 


53 


G. rangiferina L. Im den Kieferwaldungen selbst auf den sandigsten Stellen. 
Gemein, 

Cetraria sepincola Ehrh. Häufig, z. B. an Pinus am Neumühler See. 

Parmelia sawatilis L. An Alnus am Zaremba-See. 

P. physodes L. An Salıx bei Petztin. An Pinus an Neumühler-See. 

P. olivacea L. An Betula zwischen Frankenhagen und, Petztin. 

P. conspersa Ehrh. An Granitsteinen zwischen Jehlenz und Gr. Mangelmühle. 
An einem Granitblock an der Brahe bei den Ausbauten östlich Tuchel. 

P. diffusa Web. An Pinus am Neumühler See. 

Physeia ciliaris L. Sehr verbreitet. 

Ph. stellaris L. Gemein. 

— var. adscendens Fr. An Salix bei Petztin. 

Ph. caesia Hoffm. Am Resminer See. 

Ph. pulverulenta Schreb. Verbreitet. 

Ph. obscura Ehrh. An Salix bei Petztin. Im Koschiburrek bei Kl. Bislaw. 

Xanthoria parietina L. Gemein besonders an Salix. 

Peltigera canina L. Wald am Mangesmühler See. 

Callopisma pyraceum Ach. An Populus am Frankenhagener See. An Salıx 
bei Tuchel. 

Rinodina exigua Ach. An Salix bei Petztin. 

Lecanora subfusca L. Gemein an Pinus, Populus, Alnus, Salır. 

L. pallida Schreb. Häufig an Populus, Salıw, Alnus. 

L. varia Ehrh. An Granitsteinen zwischen Jehlenz und Mangelmühle. 

— f. aitema. An Betula auf dem Eichberge und Cosackenberge. 

Pertusaria communis D.C. var. varielosa Wallr. Häufig. An Quercus auf dem 
Eichberge. An Populus am östlichen Brahehang nördlich Plaskau. 

Buellia myriocarpa D.C. Im Koschiburrek bei Kl. Bislaw. 

Leeidella sabuletorum Schreb. var. enteroleuca Fr. Häufig an Saliw, Populfsu 
Alnus. 

Opegrapha varia Pers. Im Koschiburrek bei Kl. Bislaw. 

O. herpetica Ach. An Populus im Brahetal nördlich Plaskau. 

Graphis seripta L. Häufig. 

Arthonia minutula Ngl. Auf Tilia an der Chaussee bei Frankenhagen. 

Celidium varium Tul. Auf Xanthoria parietina L. parasitierend zwischen Okiersk 
und Golombek. 

Arthopyrenia grisea Schleich. 

A. punctiformis Aut. An Saliw an der Chaussee bei Frankenhagen. 

Helvella esculenta. In der Heide verbreitet. 

H. conica. Zerstreut, z. B. Schwiedt, Golombek. 

Peziza coceinea. Brahehang nördlich Rudabrück: Forstassessor Wendland. 

Illosporeum roseum (— Hyphoderma roseum Fr.) Auf Xanthoria parietina L. 
an der Chaussee bei Frankenhagen. 


Dothidea Pteridis. Auf Pferis aquilina L. Cosackenberg bei Drausnitz. 
39 


54 


Hypoxylon fuscum. Braune Pusteln an abgestorbenen Weiden bei Ausbau 
Damerau, an einem Kiefernzaun in Petztin, an Alnus am rechten 
Brahehang bei Schwiedt. 

Polystigma rubrum. Auf Prunus spinosa L. Brahehang südlich Pilla. 

Dacerymyces stillatus Nees. An Alnus am Tesminer See. 

Claviceps purpurea Tul. Häufig auf Secale. 

Uystopus candidus. Auf Capsella und anderen Cruciferen häufig. 

Aethalium septicum. Sehr häufig in der Haide auf Baumstümpfen. 

Chroolepus abietinum Kg. An einen faulenden Baumstumpf am Okiersker See. 

Nostoc Ischenoides Vauch. var. sphaericum Vauch. Mangelmühler See. Gleboczek- 
See bei Tuchel. 


Allgemeine Verhältnisse des Kreises Tuchel. 


Das Gebiet des Kreises Tuchel umfasst einen Flächenraum von 857 qkm. 
und grenzt an die Kreise Flatow, Konitz, Pr. Stargard, Schwetz und Bromberg. 
Sehr unfruchtbar und sandig ist der östlichste Teil, im Westen dagegen ist 
meist gutes Ackerland, wenn auch hier sandige Stellen auftreten. Von den ca. 
28000 Bewohnern sind mehr als die Hälfte Polen, von denen ein sehr grosser 
Procentsatz der deutschen Sprache wenig oder meist gar nicht mächtig ist. 
Die Landbevölkerung teilt sich in die deutschen, katholischen Koschneider, 
die namentlich im Westen in den Dörfern Frankenhagen, Petztin, Dtsch. Cekzin 
und den benachbarten Kreisen sitzen, und in die polnischen, katholischen 
Kassuben, die den mittleren und östlichen Teil des Kreises bewohnen. Trotz 
der Gleichheit der Religion ist meist bei den letzteren das Wort katholisch 
mit polnisch und deutsch mit evangelisch identisch. — Die einzige Stadt des 
Kreises ist Tuchel, in der die drei Confessionen ziemlich gleichmässig ver- 
treten sind. 

Von Norden nach Süden wird das Kreisgebiet von der Brahe durchflossen, 
die hier zahlreiche kleine Zuflüsse empfängt. Bald nach ihrem Eintritt mündet 
auf der rechten Seite in sie das Reetzer-Fliess, welches die Wässer des nord- 
westlichen Seengebietes sammelt, einerseits des Stobnoer- und Lubiersziner-Sees, 
andererseits des Reetzer-Sees mit seinen Verlängerungen, dem Rudnitza- und 
Przyllonek-See, in welchen wiederum durch zwei Fliesse, die auch noch unter 
einander durch Fliesse in Verbindung stehenden Seen der Westgrenze des 
Kreises, Przyarez-, Wittstocker-, Grochowoer-, Frankenhagener-, Petztiner- und 
Dtsch. Cekziner-See sich ergiessen. Zwischen und an den drei letzgenannten 
Seen breiten sich schöne von Gräben durchzogene Wiesen aus. Die Ufer der 
anderen werden von Äckern mit ziemlich fruchtbarem Boden eingeschlossen. 
An den Przyarcez-See, der fast ganz im Kreise Konitz gelegen ist, stösst die 

10 


ID 


Ritteler Forst. Die Fliesse selbst werden zum Teil von schmalen, sumpfigen 
Wiesen begleitet. Auf einem Teil derselben bilden Sphagnen den Untergrund, 
der von Carex-Arten bestanden wird, in die dann hin und wieder Epipaetis 
palustris Crntz. und Pedicularis palustris L. eingestreut sind. Die Wiesenflora 
an den Seen ist u. a. zusammengesetzt aus Valeriana offieinalis L., Dianthus 
superbus L., Parnassia palustris L., Alchemilla vulgaris L., Euphrasia offieinalis 
L., Epipactis palustris Cintz., Triglochin palustris L., Juncus- und Carex-Arten 
von denen an freieren Stellen J. bufonius L., J. articulatus L. und J. com- 
pressus Jacqu. besonders vorwiegen. Die Gräben sind oft erfüllt mit Utrieularia 
vulgaris L. oder Stratiotes aloides L. Ausserdem findet sich in ihnen Alisma 
Plantago L., Ranunculus Lingua L., R. sceleratus L., Lythrum Salicaria L. u. a. 
Wo man Torfstiche angelegt hat, siedeln sich bald Charen besonders Ch. foetida 
A. Br. an. Die Seeflora besteht aus verschiedenen Potamogeton- Arten, Nuphar 
luteum Sm., Nymphaea alba 1., Hippuris vulgaris L., Myriophyllum spicatum 
L., Ceratophyllum demersum L., Hydrocharis Morsus ranae ],., Stratiotes aloides 
L., Ranunculus divaricatus Schrk., Utricularia vulgaris L., an den Rändern 
besonders Menyanthes trifoliata L. 

Weiter südlich empfängt die Brahe auf der linken Seite bei Försterei 
Kelpinerbrück ein Fliess, welches ihr die Wässer aus dem Biallaer See zuführt. 
In diesen See münden wiederum der Abfluss des Krassno- und Grzybice-See, 
ferner ein Wiesenbach und das Wildgarten-Fliess, welches, aus dem Langen- 
und Blinden-Sce kommend, in weitem Bogen die Haide durchzieht. Alle diese 
Seen sind mitten in der Haide gelegen, und beginnt dieselbe entweder direct 
an ihren Ufern, oder sie lässt nur wenig Platz für Äcker. Sie haben entweder 
klaren, hellen Sandboden, wie z. B. der Lange-, Blinde-, Biallaer- und der in 
der Nähe gelegene Gr. Studzno-See, oder sie haben dunklen Grund wie der 
Grzybice-, der westlich davon gelegene Stranzno-See und mehrere in der 
Nähe liegende kleinere Haideseen. Ein Saum von Vaceinien, V. Myrtillus L., 
V. Vitis idaea L., V. uliginosum L., V. Ozxycoccos L. und Ledum palustre L., 
zu denen oft auch Comarum palustre L. und Hydrocotyle vulgaris L. sich ge- 
sellen, meist angesiedelt auf einem immer weiter fortschreitenden Sphagnen- 
Teppich, umfasst diese letzteren. Ihr Boden ist bedeckt mit C’hara fragilis 
Desv. und Nitellen. Die klaren Seen enthalten eine Flora von Sfratiotes, 
Nymphaea, Nuphar, Potamogeton und Myriophyllum, die sich meist auch in 
den übrigen Seen finden. In dem Winkel, welchen die Brahe und das in 
sie bei Kelpinerbrück mündende Fliess bilden, liegen die königlichen Riesel- 
wiesen. Ein mehrere Meilen langer Berieselungskanal, der bei Klonia im Kreise 
Konitz seinen Ursprung nimmt, führt das Brahewasser quer durch die Haide 
und lässt dasselbe an verschiedenen Stellen solche Rieselwiesen bewässern. 

Auf der rechten Seite ergiesst sich bei Plaskau in die Brahe der Abfluss 
des Trozioneck- nnd Gleboczek-Sees, beide bei Tuchel selbst gelegen. Ersterer 
ist von breiten sumpfigen Wiesen eingeschlossen, auf denen Orchis latifolia L., 


Epipactis palustris Crmtz., Pedieularis palustris L und Ranuneulus Lingua L. 
4 


56 


wachsen, letzterer an beiden breiten Seiten von beackerten Hügeln umgeben; 
an seinem westlichen Ufer sind schmale Wiesen, an seinem östlichen Ende 
Sümpfe, die zum Teil mit Charen erfüllt sind. Auf derselben Seite fliesst in 
die Brahe dann bei Ernstthal der Kietsch-Fluss, der von Hügeln, die theils mit 
Corylus Avellana L., theils mit Pinus silvestris L. bestanden, theils kahl und 
sandig sind, begleitet wird. Er selbst entfliesst dem Glemboezek- und Sehlener- 
See, langgestreckten Seen nordwestlich Tuchel, ersterer von beackerten Hügeln, 
letzterer meist von Wiesen und Äckern eingeschlossen. Aus diesen Seen geht 
er durch Wiesen von N. nach S. in den Tucholka-See, 8 km. westlich Tuchel. 
Dieser See nimmt den Abfluss des etwas südlicher gelegenen Kensauer- Sees 
auf und entsendet von S. W. nach N. O. den Kisz-Fluss in den Amts-See bei 
Tuchel, aus welchem dann, von N. W. nach S. O. seinen Lauf nehmend, der 
oben genannte Kietsch-Fluss der Brahe zueilt. Die genannten Seen sind 
meist eingefasst durch einen Saum von Röhricht gebildet aus /’hragmites com- 
munis Trin. und Seirpus lacustris L. Die Flora derselben ist nicht wesentlich 
von der schon früher genannten der Seen des Nordwestgebietes verschieden. 
Der Kisz-Fluss wird in seinem ganzen Lauf von breiten, schönen Wiesen be- 
gleitet, auf denen Sonchus oleraceus L., Ulmaria pentapetala Gil., Geranium 
pratense L., G. palustre L., Bidens cernuus L. und B. tripartitus L. besonders 
auffallen. 

Etwas südlich von der Einmündung des Kietsch-Flusses empfängt die 
Brahe bei Schwiedt auf der linken, östlichen Seite den Ruda-Fluss. Er hat 
seine Quelle in der Wodziwodaer Forst, geht dann in den Okiersker-See, einem 
langgestreckten See mitten in der Haide mit klarem sandigen Boden. Aus 
diesem fliesst er als Stonski-Fluss heraus, der südlich Golombek das Stonski- 
Bruch bildet, in seinem weiteren Verlauf den Rokuwka-Fluss aufnimmt, den 
Neumühler- und Rudamühler-See durchströmt und sich, nachdem er noch einen 
Zufluss, der sich aus einem Birkenbruch des Schwiedter Forstes sammelt, auf 
genommen hat, als Ruda-Fluss in die Brahe ergiesst. Der Szuwionka-Fluss 
führt auf derselber Seite bei Pillamühl die Gewässer der grossen langgestreckten 
Seen bei Poln. Cekzin: Glawka-, Poln. Cekziner-, Dzetzim-, Mialo- und Gwiasda- 
See der Brahe zu. Derselbe fliesst quer durch den Schwiedter-Forst, sumpfige 
Mooswiesen an seinen Ufern zurücklassend. 

Der bedeutendste Zufluss strömt der Brahe weiter südlich auf der rechten 
Seite zu, der Kamionka-Fluss, der den südlichen Teil des Kreises in wohl 
über 30 km. langem Lauf von W. nach ©. durchzieht. Er erhält seine reich- 
lichen Wässer aus den grossen Seen der benachbarten Kreise Flatow und 
Konitz, empfängt den Abfluss des Resminer und Zaremba-See bei Drausnitz, 
der wiederum den Wittrich-Graben, der aus dem Abrauer-See und den grossen 
Torfgebieten des Südwestens des Kreises hervorgeht, aufgenommen hat, und 
kurz vor seiner Mündung in die Brahe den Abfluss aus dem Spital- und 
Mittleren-See. Der Kamionka-Fluss ist fast auf seinem ganzen Laufe von 
mehr oder minder breiten Torfwiesen begleitet, die reichlich ausgebeutet werden. 

42 


ee 


57 


In den Stichen siedeln sich bald Utricularia vulgaris L., Lemna trisulea L., 
L. minor L. (auch L. gibba L.), Hydrocharis Morsus ranae L., Chara besonders 
Ch. foetida A. Br. u. a. oft in Unmenge an. Namentlich Lemna trisulca L. 
füllt zuweilen die Stiche von Grund aus an. Auf dem Torf selbst finden 
Epilobium- Arten, Carices, Hieracia, Asplenium Filix femina Brnh., Polystichum 
Thelypteris Rth. u. a. ihr Gedeihen. Besonders beherbergt das grosse Torf- 
gebiet im Südwesten, welches sich um den Kirch- und Abrau-See bis zum 
Kensau- und Tucholka-See ausdehnt, eine grosse Zahl von seltenen Pflanzen, 
von denen ich hier Sweertia perennis L., Pedieularis Sceptrum Carolinum L., 
Tofieldia calyculata Whlbeg., Gymnadenia conopea R. Br., Orchis Morio L., 
O. macnlata L., Lilium Martagon L., Inula salieina L., Crepis praemorsa Tausch, 
Viola epipsila Ledeb., Origanum vulgare L., Corydalis cava Schwgg. et K., 
Trollivs europaeus L. und mehrere Thalictrum-Arten erwähnen will. Der 
Kamionka-Fluss seibst enthält viele Potamogeton- Arten. Besonders reich an 
denselben ist der oben genannte Spital-See, ein grosser See, in der Nähe der 
Brahe in unfruchtbarer, sandiger Gegend gelegen, mit klarem Boden und von 
hohen, meist bewaldeten Ufern eingeschlossen. 

Einen weiteren Zufluss nimmt die Brahe von der linken Seite bei Sommersin 
auf, wo ihr die Gewässer des Sommersiner-, Minikowoer- und der Bislauer- 
Seen zugeführt werden. Diese letzteren Seen sind meist von fruchtbaren 
Äckern umgeben, auf denen sogar Weizen gedeiht. Die sie verbindenden Fliesse 
sind von schönen breiten Wiesen begleitet. 

Schliesslich wäre als letzter Zufluss ein Parallelfluss des erwähnten Kamionka- 
Flusses zu nennen, der Zempolno-Fluss, der etwas südlich der Kreisgrenze 
auf der rechten Seite in die Brahe mündet und auf eine lange Strecke die 
südliche Kreisgrenze bildet. 

Die Flora der zahlreichen Seen ist eine ziemlich gleichmässige. Die schon 
oben aufgezählten Pflanzen der Seen des Nordwestgebietes kehren immer wieder; 
höchstens gesellen sich zu ihnen einige andere Potamogeton- Arten. In der 
Brahe selbst fällt ein Sparganium simplex Huds. mit ausserordentlich lang 
flutenden Blättern auf; sonst sind noch Ranunculus divaricatus Schrk. und ver- 
schiedene Potamogetonen häufig. 

Die Gegend, durch welche die Brahe strömt, ist auf ihrer rechten west- 
lichen Seite dürrer Sandboden, welcher durch Abforstung des einstigen Kiefern- 
waldes ausgebrannt und unfruchtbar geworden ist, und auf dem sich nur wenige, 
meist niedrige, mit Usnea, Evernia und anderen Flechten bewachsene Kiefern 
wieder von selbst angepflanzt haben. Auf dem Sande selbst vermögen nur 
wenige Pflanzen ihr Dasein zu fristen, wie Weingaertneria canescens Bernh., 
Thymus, Serpyllum L., Dianthus arenarius L., Jasione montana L., Arctostaphylos 
Ura ursi Spr.; wo sich Calluna vulgaris Salisb. und Moose einstellen, mischen 
sich auch noch Vaeeinium Vitis idaea L., Melampyrum pratense L., Veronica 
spicata L. u. a. bei. Diese sandige Gegend reicht bis zur Einmündung des 


Kamionka-Flusses, und nur wenige Ausnahmen unterbrechen diese Ode. Es 
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58 
sind dies die westlich Tuchel gelegenen Äcker und die mit Laubwald bestandene 
Partie südlich Schwiedt bis zum Spital-See. Südlich des Kamionka- Flusses 
reicht an die Brahe die in Privatbesitz befindliche, unter einer besonderen 
Öberförsterei stehende Kamnitzer-Forst, em Kiefernwald vom Charakter des 
besten Haidewaldes. 

Das ganze übrige westliche Gebiet ist Ackerland zum Teil fruchtbar, zum 
Teil auch sandig. Von den Culturpflanzen geniessen Roggen und Kartoffeln 
den meisten Anbau. Weizen gedeiht nur an wenigen Stellen. Hin und wieder 
finden sich in den Aeckern Einschlüsse von Kiefernwaldungen. Sie haben 
stets armen Sandboden, dessen vegetative Erscheinungen mit denen der Haide 
übereinstimmen. Sehr häufig und im ganzen Gebiet zerstreut finden sich kleinere 
Torfwiesen, die durch vielfache Torfgräbereien ausgebeutet werden. Ein Hügel- 
land südlich Tuchel, der Eichberg, besitzt ausser einem Kiefernbestand zahl- 
reiche Eichen, Quercus sessiliflora Sm. Der Wachholder, Juniperus communıs L. 
bildet hier in weit auseinanderstehenden Büschen ein niedriges Unterholz. Auf 
dem guten Boden hat sich hier auch eine Menge anderer Pflanzen angesiedelt, 
von denen ich nur Thalietrum minus L., Th. aquilegifolium L., Selinum 
Carvifolia L., Astragalus glycyphyllos L., Erythraea Centaurium Pers., Serra- 
tula tinctoria L., Platanthera bifolia Rehb., Goodyera repens R. Br., Trientalis 
europaea L., Primula ofneinalis Jacq., Potentilla alba L. und P. opaca L. auf- 
zählen will. Auch Uypripedium Calceolus L. soll sich daselbst finden. 

Auf der linken, östlichen Seite der Brahe liegt die Tucheler Haide, grosse 
Kiefernwaldungen auf schlechtem Boden, die forstmännisch bearbeitet werden. 
Die in der Brahegegend gelegenen Teile, zur königlichen Wodziwodaer und 
Schwiedter Forst gehörig, sind äusserst schön gehalten und gut gediehen; nur 
westlich Okiersk giebt es lichtere Stellen und sehr sandige Bestände. 

Die Brahe selbst, ein ziemlich schnell strömender Fluss, hat sich in den 
Diluvialsand tief eingewaschen, so dass ihre Hänge zuweilen von ganz bedeu- 
tendem, steilen Absturz sind. Oft lässt sie zwischen ihrem Bett und den Hängen 
mehr oder weniger breite Wiesen zurück, die dann alljährlich überschwemmt 
werden und reichlichen Heuertrag liefern, oft gehen die Sandberge steil bis in 
das Bett hinunter, selten ist ein allmählicher Anstieg. Die Hänge sind meist 
mit einem dichten Laubunterholz bestanden, welches sich aus zahlreichen 
Sträuchern und Laubbäumen zusammensetzt. Hervorragend betheiligt sind 
Corylus Avellana L., Fagus silvatica L., Carpinus Betulus L., Tiha ulmifolia 
Seop., T. platyphyllos Scop-, Frangula Alnus Mill. und Alnus glutinosa Gärtn., 
welchem sich dann Rhamnus cathartica L., Acer Pseudo-platanus L., A. plata- 
noides L., Evonymus europaea L., Viburnum Opulus L., Ribes alpinum L., Cornus 
sanguinea L., Sorbus aucuparia L., Prunus spinosa I., P. Padus L., Sal 
Caprea L., 8. einerea L. und Crataegus O.ryacantha L. beigeseilen. Der Boden 
ist meist von einem Moosteppich bekleidet, dessen Hauptbestandtheile Ceratodon 
purpureus Brid., Dieranum scoparinm Hedw., Hylocomium splendens Sch., H. tri- 
quetrum Sch., Barbula subulata Brid., Hypnum eupressiforme L., Polytrichwm 

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5 


commune L., Bartramia pomiformis Hedw., Atrichum undulatum P. B., Mnium 
cuspidatum Hedw. und M. undulatum Hedw. sind. Der lehmreiche Boden und 
das Gebüsch bieten vielen seltenen Pflanzen, die einen besseren Standort ver- 
langen, als der trockene magere Sandboden darzubieten vermag, willkommenen 
Wohnort. Einige derselben finden sich durch das ganze Brahetal zerstreut, 
kehren immer wieder, und viele derselben sind ihm eigenthümlich: Zilium Mar- 
tayon L., Daphne Mezereum L., Asarum europaeum L., Hedera Helix L., Cimiei- 
Fuga foetida L., Actaea spicata L., Aquilegia vulgaris L., Humulus Lupulus L., 
Paris quadrifolius L., Polygonatum anceps Mneh., P. multiflorum Mnch., Salvıa 
pratensis L., Betonica offieinalis L., Primula ofeinalis Jacq., Heracleum sibiri- 
cum L., Valeriana exvaltata Mik., Digitalis ambigua Mik. und Epipactis latıfolia 
All.; andere kominen nur an einem oder einigen Standorten an den Hängen vor, 
wie: Goodyera repens R. Br., Uypripedium Calceolus L., Sempervivum sobolı- 
ferum Sims., Bupleurum longifolium L., Vincetowicum offieinale Mnch., Epipactis 
rubiginosa Gaud., Circaea alpina L., Stachys silvatica L., St. reeta L., Veronica 
Teucrium L., V. longifolia L., Turritis glabra L., Equisetum maximum Luk. 
Das Tal ist in seinem ganzen Verlauf durchaus romantisch. Besonders schön 
ist jene von Richen und Buchen bestandene hügelige Partie südlich Schwiedt, 
vom Volke „Hölle“ genannt, wahrscheinlich wegen der hie und da herum- 
liegenden und auch im Flusse sich befindenden grossen Geschiebe. 

Oestlich der Brahe befindet sich im Kreise Tuchel die eigentliche Tucheler 
Haide. Sie nimmt fast den ganzen westlichen Teil des Kreises ein. Es sind 
nur wenige Ackerländer mit meist sandigem, zum Teil sogar sehr sandigem 
Boden, aber auch Stellen mit grosser Fruchtbarkeit vorhanden. Die Haide er- 
streckt sich noch in die benachbarten Kreise Schwetz, Pr. Stargard, Konitz 
und Schlochau, so dass sie in einer grössten Länge von 100 km und einer Breite 
von 30—50 km. sich ausdehnt. Die Haide selbst ist ein lichter Kiefernwald 
auf sandigem Boden, gewöhnlichem buntem oder weissem Diluvialsand. Der- 
selbe besteht nach den Untersuchungen, welche Herr Forstassessor Grebe im 
Schwiedter Forstrevier vorgenommen hat, aus einem Gemenge von Quarzkörnchen 
mit eirca 10% Feldspat, etwas Hornblende und accessorisch hinzutretendem Glimmer. 
Nach Zaddach (Bernsteingräbereien in der Tucheler Haide. Schriften derphysicalisch- 
ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg 1869) soll Glimmer fehlen, dagegen 
etwas Glaukonit vorhanden sein. An der Oberfläche ist der sonst weisse Sand 
ca. 1 m tief in Verwitterung begriffen und nimmt dann eine gelbe Farbe an. 
Nach den oben erwähnten Untersuchungen beträgt die Humusschicht des mit 
Kiefern bestandenen Sandbodens meist nicht über 10 em mit 1% Humusgehalt. 
Der Wassergehalt des Sandbodens ist im Frühjahr bei Beginn der Vegetations- 
periode 4—6 %. Das Bodenwasser ist reich an Salpetersäure. Der wirthschaft- 
liche Betrieb des Waldes untersteht verschiedenen Oberförstereien, von denen 
im Kreise Tuchel die königlichen Öberförstereien Wodziwoda, Königsbruch, 
Junkerhof, Schwiedt und die Privatoberförsterei Kamnitz gelegen sind. In 
anderen Kreisen kommen weitere königliche Oberförstereien hinzu z. B. Rittel 

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im Kr. Konitz, Charlottenthal und Lindenbusch im Kreise Schwetz und Grün- 
feld im Kr. Bromberg. Gewisse Theile ihrer Forsten fallen noch in das Gebiet 
des Kreises Tuchel. 

Der Forstmann pflegt den Boden je nach der mittleren Höhe, welche die 
Bestände in einem gewissen Zeitraum erreichen in verschiedene Bodenklassen 
einzuschätzen. Er rechnet einen Boden zur I. Bodenklasse, wenn er in 120 
Jahren eine mittlere Baumhöhe von 29 m und mehr produeirt, zur II. bei 29 
bis 25 m, zur III. bei 25>—21 m, zur IV. von 21—17 m, zur V. unter 17 m. 
mittlerer Baumhöhe. Der Durchschnittsboden der Tucheler Haide gehört meist 
der IV. bis II. Bodenklasse an. In Niederungen, wo sich also Feuchtigkeit 
längere Zeit zu erhalten vermag und bei hohem Lehm- und Feldspatgehalt finden 
wir auch Boden Il. Klasse; bei lichter Stammstellung und Freilagen sinkt er 
dagegen bis zur V. Klasse herab. Der Güte des Bodens entsprechend finden 
sich auf demselben auch bestimmte Gewächse. Die V. Bodenklasse besteht 
entweder aus reinem weissen Sande, auf dem überhaupt keine Vegetation ist 
wie wir solchen Stellen namentlich zwischen Hutta und Plassowo, ferner bei 
Johannisthal, Schliewitz, Okonin, Linsk und längs des rechten Ufers der Brahe 
begegnen, oder verkrüppelte niedrige Kiefern fristen kaum ihr Dasein. Meist 
tritt dann die Renthierflechte oder das Hungermoos (ladonia rangiferina L., 
auch die Sandschmiele Weingaertneria canescens Bernh., die Bärentraube Arctos- 
taphylos Uva ursi Spr. und Thymus Serpyllum L. hinzu, alle drei dem Boden 
angedrückt. Jedoch auch kräftigere Bäume finden wir in dieser Bodenklasse. 
Auf dem zur IV. Klasse gehörigen Boden treten dann neben stärkeren Bäumen 
hauptsächlich Moose auf, wie Dieranum scoparium Hedw., Hylocomium trique- 
trum Sch., H. splendens Sch. und Hypnum Scehreberi Willd., welche in ihren 
Teppich das Haidekraut (alluna vulgaris Salisb., die Preisselbeere Vaceinium 
Vitis Idaea I. und den Wachtelweizen Melampyrum pratense 1. öfters auch 
Pulsatilla patens Mill. und P. vernalis Mill. aufnehmen. Auch Dianthus are- 
narius L. liebt diesen Boden. Ist die Bestandsstellung eine lichte, so nimmt 
das Heidekraut zu. Auf Boden 111. Klasse kommen dann hinzu Pirola minor L., 
Ramischia secunda Greke., Vaccinium Myrtillus L., Scabiosa suaveolens Desf., 
Luzula pilosa Willd., Veronica ofneinalis L., V. spicata L., Fragaria vesca L., 
Dianthus Carthusianorum L., Festuca duriuseula L., F. orina L. u a Als 
Unterholz finden sich zerstreut stehende Büsche von Juniperus communis L. 
Bei Niederungen und Einsenkungen, wo also Feuchtigkeit vorhanden, und wo 
der Boden in die II. Klasse übergeht, treten unter den Moosarten hinzu: Hypnum 
purum L., H. COrista castrensis L., Thuidium tamariseinum Sch., Polytrichum 
commune L. und P. juniperinum Hedw., von anderen Pflanzen: Peucedanum 
Oreoselinum Mnch., Salvia pratensis L., Anthericum ramosum L., Suceisa pra- 
tensis Mnch., Potentilla silvestris Neck. u. a. Selbstverständlich und wohl kaum 
zu erwähnen ist, dass in diesen einzelnen Bodenarten mit ihren vegetativen 
Erzeugnissen Uebergänge und Veränderungen vorkommen, dass eine Abweichung, 
das Auftreten anderer Gewächse u. s. w. wohl bäufig zu vergleichen ist, aber 

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es sollte hier ja auch nur der allgemeine Eindruck wiedergeben werden. Wo 
Lehmgehalt oder die Einwirkung von Brüchen oder Seen vorhanden ist, ist der 
Boden an und für sich gut; wo dies nicht ist, kann nur planmässig betriebene 
Forstwirthschaft dem verarmten Boden aufhelfen. Diese Wiederaufforstung eines 
solchen ausgebrannten Sandbodens ist nur mit vieler Mühe und grossen Geld- 
mitteln möglich, und daher sind die abgeholzten und dann vernachlässigten 
Privatwaldungen z. B. auf dem rechten Braheufer für ihre Besitzer vollständig 
werthlos.. Von Seiten der königlichen Forstverwaltung wird der wirthschaft- 
lichen Behandlung der Haide namentlich der steten und raschen Wiederauf- 
forstung der abgeholzten Flächen, wie der ganzen Pflege des Waldes grosse 
Sorge zugewandt. Geradlinige Jagen durchziehen das Revier, die schadhaften 
Wege werden stetig ausgebessert, die Hauptverkehrswege in Lehmchausseen umge- 
wandelt, so dass auch für eine bequeme Abfuhr des geschlagenen Holzes gesorgt wird. 
Ein anderer Feind der Waldwirthschaft ist das Feuer. Von Waldbränden sind 
besonders Teile der Wodziwodaer Forst ergriffen worden, und wenngleich die auf- 
geforsteten Bestände jetzt auch nicht mehr den trostlosen Eindruck machen, wie ihn 
H. Ilse: Mittheilungen über die Flora des Wilhelmswalder Forstes (Schriften 
der physicalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg 1864) schildert, so 
sieht man doch, wie verheerend die Entziehung des Schattens auf den Boden 
gewirkt hat. Langjährige, mühsame Cultur vermag auf diesem Boden aber hohe 
und schön geschlossene Bestände hervorzubringen. Und gerade aus den guten 
Revieren der Tucheler Haide rühmt man die Bestände wegen ihrer ausser- 


ordentlich dichten Stammhaltung — ca. 650 Stämme pro Hektar im Durch: 
schnitt — sofern sie normal unter Schluss erwachsen sind. Das Wachsthum 


selbst ist allerdings sehr langsam. Während die Kiefer in den westlichen Pro- 
vinzen Preussens mit 70—80 Jahren hiebreif ist und abgetrieben wird, erreicht 
sie auf dem Sandboden der Tucheler Haide erst mit 120—140 Jahren die er- 
forderliche Stammstärke. Deshalb ist auch die Umtriebszeit für die Tucheler 
Haide von 100 auf 120 Jahre erhöht worden. Dem langsamen Wachsthum 
entsprechend ist ihr Stamm mit sehr feinen Jahresringen versehen; ausserdem 
harzreich, deshalb fest und liefert so ein vorzügliches Holz. Auf dem Lehm- 
boden findet ein schnelleres Wachsthum statt, und sind die Jahresringe dann 
auch gröber. Durch ihre Pfahlwurzel, mit welcher sie tief in den Boden 
eindringt, ist gerade die Kiefer der geeigneiste Baum, um auf diesem Sande 
zu gedeihen und aus ihm die nöthige Feuchtigkeit und die erforderlichen Nähr- 
stoffe herauszuziehen. 

Der Trockenheit des Bodens und der Luft vollkommen entsprechend, ist 
auch das Verhalten des Haidekrautes, Calluna vulgaris Salisb. Dasselbe bedarf 
nach Grisebach (Vegetation der Erde in ihrer klimatischen Anordnung B.]. 
S. 146) „Durchaus der Feuchtigkeit, wie sich dies leicht überall aus seinem 
Vorkommen nachweisen lässt.‘ 

Auch das Haidekraut entwickelt eine starke Hauptwurzel und dünne, lange 


Seitenwurzeln, um möglichst viel der Bodenfeuchtigkeit aufzusaugen. Diese 
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Feuchtigkeit findet es in der Tucheler Haide in den lichten Beständen und 
Freilagen nicht. Es zieht sich desshalb in die feuchtere Waldluft und in den 
Schatten der Bäume zurück und wird also aus einer Pflanze mit grossem Licht- 
bedürfniss (ef. Borggreve: Haide und Wald. Specielle Studien und generelle 
Folgerung über Bildung und Erhaltung der sogenannten natürlichen Vegetations- 
formen oder Pflanzengemeinden. Berlin 1875) hier eine Pflanze des Halb- 
schattens. Auf abgetriebenen Flächen stirbt es im Laufe der nächsten Sommer 
gewöhnlich ab, nur an feuchteren Stellen und auf festerem Sande vermag es 
sich in Freilagen zu erhalten. 

Die Eriken-Form der Tucheler Haide ist Calluna vulgaris Salisb. Die 
Glockenhaide, Erica Tetralix L., fehlt ihr vollständig. Dieselbe erfordert noch 
mehr Luft- und Bodenfeuchtigkeit (ef. A. Meier: Die Haide Norddeutschlands. 
Ein Beitrag zu ihrer Kenntniss. Burckhardt: Aus dem Walde V. 1874.) und 
tritt bei uns erst an der Küste auf. Ebenso ist in der Haide der Besenstrauch, 
Sarothamnus scoparius Wimm., nicht vorhanden. An die Stelle desselben tritt 
Genista tinetoria L., die wiederum in den Küstengegenden fehlt. Von beeren- 
tragenden Sträuchern mangelt der Haide die Krähenbeere, Empetrum migrum L., 
die ebenfalls erst an der Küste sich findet. — Als ferner der Haide eigen- 
thümliche Pflanze, wenn sie auch zum Teil nieht häufig sind, möchte ich hier 
aufzählen: Scabiosa suaveolens Desf., Gypsophila fastigiata L., Prunella grandi- 
flora Jacgq., Dianthus arenarius L., Stlene Otites Sm., S. chlorantha Ehrh., 
Botrychium Lunaria Sw. und Lycopodium Chamaecyparıssus A. Br. 

Kiefernbrüche kommen in der Haide hin und wieder vor. Ihre Flora 
wird gebildet aus Sphagnum acutifolium Erh., Polytrichum commune L., Aspidium 
Filix mas Sw., Oxalis Acetosella L. u. a., Birkenbrüche finden sich seltener. 
Ihr Grund wird ganz ausgefüllt mit Sphagnum-Arten, meistens Sph. cymbifolium 
Ehrh. und Sph. acutifolium Ehrh., in deren Polster Drosera rotundifolia L. 
und Vaccinium Oxyeoccos L. eingebettet sind. Erlenbrüche sind selten. In 
ihnen kommt 2. B. Circaea alpina L. uud Impatiens Noli tangere L. vor. Sie 
bilden aber eine Fundstätte für Moose z. B. Climacium dendroides W. et M., 
Paludella squarrosa Ehrh., Aulacomnium palustre Schwägr., Tetraphis pellueida 
Hedw., Hypnum eupressiforme L., H. euspidatum L. und Sphagna. Zu erwähnen 
wären noch die Haideseen. Meist sind sie dunkle Wässer mit schwarzem 
Grunde, auf dem zahlreiche Charen wachsen. Seltener sind es klare Seen mit 
Sandhoden wie z. B. der Gr. Studzno-See. In ihnen finden sich dann vor- 
herrschend Potamogetonen. In allen findet sich als gemeinsame Flora: Nymphaea 
alba L., Nuphar luteum Sm., Hydrocharis Morsus ranae L., meist auch Stratiotes 
aloides I. Viele der Seen haben brüchige Ufer, an denen Vaccintum uliginosum 
Hydrocotyle vulgaris u. a. sich finden; bei anderen schreitet die Moosdecke der 
Ränder immer, weiter vor und auf ihr siedeln sich Drosera rotundifolia IL., 
Vaccinium Oxycossos L., Menyanthes trifoliata L., Calla palustris L. und 
Comarum palustre L. an. Auch die Fliesse haben oft solche von Moosdecken 


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63 


überwachsene Brüche, in deren Teppich sich dann noch Epipaetis palustris 
Crntz. und Pedicularis palustris L. ansiedeln. 

Der Wildbestand der Haide ist ein sehr geringer. Sehr vermindert ist der- 
selbe auch durch die in früheren Zeiten zahllos betriebenen Wilddiebereien. 
Die Jagd beschränkt sich daher auf eine Feldjagd auf Hasen und Rebhühner. 
Die Fischotter ist öfters bemerkt worden, das Eichkätzchen in der Haide ganz 
gemein, ebenso der Eichelhäher und die Elster. Auch der Uhu ist nistend an- 
getroffen. In die zahlreichen Seen fallen die wilden Enten ein. Ferner finden 
sich auf denselben das Blässhuhn und der Haubentaucher. Die europäische 
Landschildkröte Emys europaea L. ist im Minikowoer See und auch an andern 
Orten in ziemlich grossen Exemplaren beobachtet worden. Der Fischreichthum 
der Seen ist nicht bedeutend. In einigen derselben hält sich der Krebs auf. 
In der Nähe der Brahe besitzt Herr Ohlert in Sommersin eine Fischbrutanstalt 
und Krebszüchterei. — Von gesammelten Käfern will ich hier nur einen weib- 
lichen Hirschkäfer Lucanus cervus L., den ich allerdings todt in der Nähe des 
Waldes am Spital-See fand, und Hydrophilus piceus L., den Taumelkäfer, aus 
einem kleinen Haidesee bei Klotzek erwähnen. Auffallend waren handgrosse 
Exemplare von Anodonta cygnea Lam. im Neumühler See. 

Was die geologischen Verhältnisse anbetrifft, so findet sich ein weisser 
oder bunter, zersetzt gelb werdender Diluvialsand mit Lehm- oder Kalkgehalt. 
Mergel- und Kiesgruben sind reichlich vorhanden, in denen sich auch Reste von 
Diluvialthieren z. B. von Elephas primigenius Blumb. gefunden haben, welche 
im Westpreussischen Provinzial-Museum aufgestellt sind. Die in den zahlreichen 
Torfmooren häufig sich vorfindenden Geweihe sind jüngeren Datums. An ge- 
wissen Stellen der Haide und namentlich des Brahetals steht Braunkohle zu 
Tage. Einen bekannten Reichthum besass die Haide in früheren Zeiten an Bern- 
stein, der sehr eifrig gegraben wurde, und beträchtliche Bernsteinstücke hat 
man neuerdings wieder beim Bau der Bahnlinie Konitz - Tuchel-Laskowitz auf- 
gefunden. Dies Vorkommen des Bernsteins in der Tucheler Haide ist von 
Zaddach (Bernsteinlager in Westpreussen und Pommern. Schrift. d. Physikal. 
Oekonomischen Gesellschaft z. Königsberg 1869. S. 11.) umständlich beschrieben 
worden. 

Zur Hebung des Kreises wird sehr viel gethan. Durch zweckmässig ge- 
leitete Forstkultur ist es gelungen in manchen Gegenden die Kiefernbestände 
wiederum über die verödeten Flächen auszubreiten. Gewisse Gebiete sind durch 
Ueberrieselung mit Brahewasser in schöne Rieselwiesen verwandelt worden. Die 
Verbesserung der Wege lässt man sich sehr angelegen sein; besonders sind in 
neuerer Zeit viele Chausseen nach allen Richtungen hin angelegt worden und 
eine Eisenbahn durchschneidet den Kreis etwa von Westen nach Osten und 
schliesst die Kreisstadt sowie mehrere andere grössere Orte an zwei Routen 
des Haupteisenbahnnetzes an. 


Botanische Reisen 
im Kreise Karthaus in den Monaten Juni, Juli und August 1884 


von 


H. v. Klinggrraeff. 


Im vorigen Jahre unternahm ich im Interesse des Botanisch-zoologischen 
Vereins drei Reisen in den Kreis Karthaus, im Juni, Juli und August. Meine Exkur- 
sionen erstreckten sich nur auf einen sehr kleinen Theil des Kreises, nämlich die 
Umgegend von Karthaus, die Radaune-Seen, Schoenberg und Babenthal, und ausser- 
dem machte ich noch einen Abstecher nach Mirchau. Es ist wohl nicht nöthig 
die landschaftliche Schönheit dieser fast an ein Gebirgsland erinnernden 
Gegend hier besonders hervorzuheben, da sie den meisten Bewohnern unserer 
Provinz wenigstens von Hörensagen bekannt ist; wie interessant sie in bota- 
nischer Hinsicht ist wird man, theilweise wenigstens, aus dem Verzeichniss der 
von mir beobachteten, resp. gesammelten Pflanzen ersehen. Da ich nur die 
von mir selbst gefundenen Pflanzen anführe, so wird man eine ziemliche Zahl 
der bereits seit früher aus dieser Gegend bekannten vermissen, aber doch auch 
einiges Neue finden. 

Langfuhr, im Juni 1885. 


inannaannnnmnn 


Verzeichniss der gefundenen Pflanzen. 


Dicotyleae. 


Thalietrum aquilegifolium L. Nicht selten in den Wäldern. 
— minus L. Nicht selten nach der Radaune und den Seen hin. 
— angustifolium L. Bei Babenthal an der Radaune. 

Hepatica triloba Gil. Um Karthaus nicht allzuhäufig. 

Pulsatilla pratensis Mill. Bei Kelpin. 

Anemone memorosa L. Häufig. 

Batrachium divaricatum Wimm. Häufig. 

Ranunculus Flammula L. Gemein. 

— Lingua L. Ziemlich häufig. 
— auricomus L. Häufig. 
—  lanuginosus L. Häufig. 


65 


Ranunculus acer L. Gemein. 
—  repens.L. (Gemein. 
—  bulbosus L. Gemein. 
—  sceleratus L. Gemein. 
Ficaria ranunculoides Roth. Häufig. 
Caltha palustris L. Gemein. 
Trollius europaeus L. Auf sumpfigen Wiesen und in Wäldern sehr häufig. 
Aquilegia vulgaris L. Bei Babenthal. 
Delphinium Consolida L. Nicht sehr häufig. 
Aconitum variegatum L. Bei Babenthal häufig. 
Actaea spicata L. In den Wäldern nicht selten. 
Nymphaea alba L. Häufig. 
Nuphar luteum Sm. Häufig. 
Papaver Rhoeas L. Häufig. 
— Argemone L. Nicht selten. 
Chelidonium majus L. Nicht selten. 
Fumaria offeinalis L. Nicht selten. 
/asturtium amphibium R. Br. Häufie. 
—  silvestre R. Br. Häufig. 
— palustre D. C. Häufig. 
Turritis glabra L. Nicht selten. 
Arabis arenosa Scop. Nicht selten. 
Cardamine pratensis L. Häufig. 
— amara L. Häufig. 
Dentaria bulbifera L. Schlossberg, schon von R. Schmidt gefunden. 
Sisymbrium offieinale Scop. Häufig. 
— — var. leiocarpum D. C. Bei Karthaus und bei Prockau. 
— Sophia L. Häufig. 
— Thalianum Gand. Nicht selten. 
Alliaria offieinalis Anders. Bei Babenthal, sonst nicht bemerkt. 
Erysimum cheiranthoides L. Häufig. 
Sinapis arvensis L. Gemein. 
— alba L. Nicht selten. 
Berteroa incana D. C. Nur einmal auf einem Kleefelde bei Schlawka. 
Erophila verna E. Mey. 
Cochlearia Armoracia L. Um die Dörfer. 
Camelina dentata Pers. Leinäcker bei Prockau. 
— microcarpa Andrz. Bei Chmielno. 
Thlaspi arvense L. Nicht sehr häufie. 
Teesdalea nudicaulis R. Br. Sehr häufig. 
Capsella Bursa pastoris Mnch. Gemein. 
Neslea paniculata Desv. Nicht selten. 
Raphanus Raphanistrum L. Gemein. 


66 


Helianthemum vulgare Gärtn. Grszibno, Wilhelmshöhe. 
Viola palustris L. Häufig. 
—  epipsila Ledeb. Bei Karthaus häufig. 
—  silvestris Lam. Nicht selten. 
—  camina L. Nicht selten. 
—  mirabilis L. Nicht selten. 
— tricolor L. 
a. arvensis. Nicht selten. 
b. grandijlora. Häufig. 
Drosera rotundifolia 1. Häufig. 
Parnassia palustris L. Nicht selten. 
Polygala vulgaris L. Häufig. 
(@Gypsophila muralis L. Nur einmal bei Kelpin gefunden. 
Dianthus Carthusianorum L. Nur in den Gegenden an der Radaune. 
—  deltoides L. Bei Babenthal. 
Saponaria offieinalis L. Um die Dörfer, meist mit gefüllten Blüthen, also 
Gartenpflüchtling, nur bei Ostritz ungefüllt. 
Silene nutans L. Häufig. 
— tnflata Sm. Häufig. 
Viscaria vulgaris Röhl. Häufig. 
(/oronaria Flos cueuli A. Braun. Gemein. 
Melandrium album Grek. Häufig. ‘ 
—  rubrum Grek. Häufig. 
Agyrostemma Githago L. Häufie. 
Sagina procumbens L. Häufig. 
—  nodosa Fenzl. Häufig. 
Spergula arvensis L. Häufig. 
Spergularia rubra Presl. Nicht selten. 
Möhringia trinervia Claivv. Häufig. 
Arenaria serpyllifolia L. Gemein. 
Stellaria memorum NL. Häufig. 
— media Vill. Gemein. 
— Holostea L. Häufig. 
—  glauca With. Nicht selten. 
— graminea 1. Häufig. 
— uliginosa Murr. Häufig. 
Cerastium semidecandrum L. Häufig. 
— triviale Lk. Häufig. 
—  .arvense ],.. Häufig. 
Linum eatharticum L. Häufig. 
Radiola linoides Gm. Bei Schoenbere. 
Malva Alcea L. Nicht selten. 
—  silwestris L. Häufig. 


67 


Malva neglecta Wallr. Gemein. 

—  rotundifoliaL. Nicht selten. 

Tilia pareifolia Ehrh. In den Wäldern ziemlich selten. 
Hypericum perforatum L. Häufig. 

—  quadrangulum L. Häufig. 

—  tetrapterum Fr. Nicht selten. 

—  humifusum L. Bei Fischershütte. 

— montanum L. Nicht selten. 

Acer platanoides L. Fast nur angepflanzt. 
Geranium pratense L. Häufig. 

—  silvaticum L. Bei Babenthal. 

— palustre L. Häufig. 

— molle L.. Am Gr. Brodno See. 

—  pusillum L. Gemein. 

—  columbinum L. Bei Kolano. 

—  Robertianum L. Häufig. 
Erodium eicutarium L’Her. Häufig. 
Impatiens Noli tangere L. Häufig. 
Oxalis Acetosella L. Sehr häufig. 
Eronymus europaea 1. Nicht häufig. 
Rhamnus cathartica L. Nicht selten. 
Frangula Alnus Mill. Nicht selten. 
Sarothamnus scoparius Koch. Wohl nur an den Chausseen angepflanzt. 
Ononis repens L. Häufig. 

Anthyllis Vulneraria L. Im der Nähe der Radaune. 
Medicago sativa L. Bei Semlin. 

— falcata L. Häufig. 

— falcata x sativa. Bei Semlin. 
Medicago lupulina L. Häufig. 

Trifohum pratense L. Gemein. 

— medium L. Häufig. 

—  alpestre L. Häufig. 

—  arvense L. Gemein. 

—  repens L. Gemein. 

—  hybridum L. Häufig. 

—  agrarium ]. Nicht selten. 

—  procumbens L. Häufig. 

— minus Sm. Häufig. 

Lotus corniculatus L. Häufig. 

—  uliginosus Schk. Häufig. 
Astragalus glycyphyllos L. Häufig. 
Coronilla varia L. Häufig. 

Ornithopus perpusillus L. Nicht häufig. 

\ 4 


68 


Onobrychis sativa Lam. An der Chaussee bei Karthaus und am See bei Lappalitz. 
Viera silvatica L. Häufig. 

—  cassubica L. Bei Babenthal. 

— Cracca L. Häufig. | 

—  villosa Roth. Nicht selten. 

— sepium L. Häufig. 

— sativa L. Nicht häufie. 

—  angustifolia Roth. Häufig. 

— dhirsuta Koch. Häufig. 

—  tetrasperma Mnch. Nicht selten. 
Lathyrus protensis L. Gemein. 

—  silvestris L. Häufig. 

Orobus vernus L. Nicht selten. 
— tuberosus L. Häufig. 
— niger L. Nicht selten. 

Prunus spinosa L. Häufig. 

— Pudus L. Nicht selten. 
Ulmaria pentapetala Gil. Häufie. 

—  Filipendula A. Br. Stangenwalder Forst bei Babenthal. 
Geum urbanum L. Häufig. 

— rivale L. Häufig. 

Rubus suberectus Ander. Häufig. 

— fissus Lindl.. Im Forstbelauf Karthaus. 

— plicatu W. et N. Häufig. 

—  Bellardi W. et N. Sehr häufig. 

—  Wahlbergit Arrh. Häufie. 

—  caesius L. Häufig. 

—  Idaeus L. Häufige. 

— sawatilis L. Nicht selten. 
Fragaria vesca L. Häufig. 

—  collina L. Nicht selten. 
Comarum palustre L. Häufig. 
Potentilla anserina L. (Gemein. 

— argentea L. Häufig. 

—  collina Wib. In vielen Formen, über die ich später noch zu berichten 

gedenke. 

—  Tormentilla Schrank. Häufig. 

— opaca L. Nicht selten. 
Alchemilla vulgaris L. Häufig. 

—  arvensis Scop. Häufig. 
Agrimonia Eupatorium L. Häufig. 

Rosa canina L. Nicht selten. 

—  tomentosa Sm. Nicht selten. 


69 


Pyrus Malus L. Nicht selten. 
Sorbus aucuparia L. Häufig. 
—  scandica Fr. Ein Strauch am Klostersce, angepflanzte Bäume bei 
Grszibno und Kossi. 
Crataegus Oxyacantha L. Ziemlich selten. 
— monogyna Jaeq. Häufig. 
Epilobium angustifolium L. Häufig. 

—  hirsutum L. Nicht selten. 

—  parviflorum Retz. Häufig. 

— montanum L. Häufig. 

— roseum L. Nicht selten. 

—  obscurum Rehb. Bei Saworri. 

— palustre L. Häufig. 

Circaea lutetiana L. Nicht selten. 

— intermedia Ehrh. Im Forstbelauf Bülow und am Klostersee. 

— alpina L. Nicht selten. 
Myriophyllum spicatum L. Nicht selten. 

—  alterniflorum D. C. Im Schwarzen-See und im Mielewko-See. 
Callitriche vernalis Kütz. Nicht selten. 

— autumnelis L. Im Klostersee. 

Ceratophyllum demersum L. Häufig. 
Lythrum Salicaria L. Häufig. 
Peplis Portula L. Bei Karthaus. 
Herniaria glabra 1. Häufig. 
Scleranthus annuus L. Häufig. 

—  perennis L. Häufig. 

Sedum maximum Sut. Nicht selten. 

— acre L. Häufig. 

Ribes alpinum L. Bei Babenthal. 

— nigrum L. Häufig. 

Sarifraga granulata L. Nicht selten. 
CUhrysosplenium. alternifolium L. Häufig. 
Sanicula europaea L. Nicht selten. 

Cieuta virosa L. Häufig. 

Aegopodium Podagraria L. Häufig. 

Carum Carei L. Häufig. 

Pimpinella magna L. Forstbelauf Kossowo. 

—  Sawifraga L. Gemein. 

Berula angustifolia Koch. Häufig. 

Sium latifolium L. Nicht selten. 

Bupleurum longifolium L. Bei Babenthal häufig. 
Aethusa Uynapium L. Häufig. 

Libanotis montana Crntz. Bei Babenthal 


b 


70 


Selinum Carrifolia L. Häufig. 
Angelica silwestris L. Häufig. 
Pastinaca sativa L. Nicht selten. 
Heracleum sibiricum L. Gemein. 
Peucedanum Oreoselinum Mneh. Häufie. 
—  palustre Mnch. Häufig. 
Laserpitium latifolium L. Bei Babenthal. 
Daucus Carota L. Bei Ostritz vereinzelt. 
Torilis Anthriscus Gml. Häufig. 
Anthriscus silvestris Hoffim. Gemein. 
Uhaerophyllum temulum L. Häufig. 


— hirsutum L. Am Klostersee. Bei Babenthal häufig. 


(onium maculatum L. Nicht selten. 
Pleurospermum austriacum Hoftm. Bei Babenthal. 
Hedera Helix L. Nicht selten. 
Cornus sanguinea L. Nicht häufig. 
Sambucus nigra L. Nur um die Dörfer. 
Viburnum Opulus L. Nicht selten. 
Lonicera Xylosteum L. Nicht häufig. 
Asperula odorata L. Häufig. 
Galium Aparine L. Häufig. 

—  uliginosum L. Häufig. 

—  palustre L. Häufig. 

— boreale L. Ziemlich selten. 

— Mollugo L. Häufig. 
Valeriana offieinalis L. Häufig. 

—  sambucifolia Mik. Am Rekowo-See. 

—rdioveaeb., . Haug. 
Knautia arvensis Coult. Häufig. 
Suceisa pratensis Mnch. Nicht selten. 
Scabiosa Columbaria L. Am Ostriz-See. 
Eupatorium cannabinum L. Häufig. 
Tussilago Farfara L. Häufig. 
Petasites offeinalis Mnch. Nicht selten. 
Bellis perennis L. Häufig. 
Erigeron canadensis L. Nicht selten. 

— acer L. Häufig. 
Solidago Virgo aurea L. Häufig. 
Inula britanica L. Nur bei Kelpin und bei Hasken 
Bidens tripartitus L. Gemein. 

—  cernuus L. Gemein. 
Filago arvensis Fr. Gemein. 

—  minima Fr. Gemein. 


u | 


bemerkt. 


Gnaphalium silvaticum L. Häufig. 

—  uliginosum L. Häufig. 

— dioicum L. Häufig. 
Helichrysum arenarium D. C. Häufig. 
Artemisia Absinthium L. Um die Dörfer. 

—  campestris L. Häufig. 

— vulgaris L. Häufig. 

Achxllea Ptarmica L. Nicht selten. 

— Millefolium L. Gemein. 
Anthemis tinctoria L. Häufig. 

— arvensis L. Häufig. 

— Cotula L. Häufig. 

Matricaria Chamomilla L. Sparsam. 
Chrysanthemum inodorum L. Gemein. 


—  Parthenium Pers. Um die Dörfer in Gebüschen verwildert. 


—  Leucanthemum L. Häufig. 
—  segetum L. Häufig. 
Tanacetum vulgare L. Nicht sehr häufig. 
Senecio paluster D. C. Häufig. 
— vulgaris L. Häufig. 
—  silvatica L. Häufig. 
—  vernalis W. Kit. Häufig. 
— Jacobaea L. Häufig. 
Oirsium lanceolatum Scop. Häufig. 
— palustre Scop. Häufig. 
—  arvense Scop. Gemein. 
Carduus acanthoides L. Nur bei Chmielno geschen. 
— crispus L. Häufig. 
Onopordon Acantium L. Nicht häufig. 
Lappa major Gaertn. Nur bei Hasken gesehen. 
— minor D. C. Häufig. 
— tomentosa Lem. Gemein. 
Carlina vulgaris L. Häufig. 
Centaurea Jacea L. Häufig. 


— austriaca Willd. Am Klostersee und im Forstbelauf Kossowo. 


— (yanus L. Gemein. 

—  Scabiosa L. Häufig. 
Lampsana communis L. Häufig. 
Arnoseris minima Lk. Häufig. 
Cichorium Jntybus L. Häufie. 
Leontodon autumnalis L. Häufig. 

—  hastilis L. Häufig. 

Preris hieracioides L. Nicht selten. 


12 
Tragopogon minor Fr. Um Kartlıaus häufig. 
Scorzonera humilis L. Nicht häufig. 
Hypochoeris glabra L. Häufig. 

— radicata L. Häufig. 

Tarawacum officinale Web. Gemein. 
Lactuca muralis Less. Häufig. 
Sonchus oleraceus L. Häufig. 

— asper All. Weniger häufig. 

— arvensis L. Gemein. 

(/repis biennis L. Häufig. 

—  tectorum L. Gemein. 

— paludosa Mnch. Häufig. 
Hieracium Prlosella IL. Gemein. 

— Auricula L. Häufig. 

—  pratense Tausch. Nicht selten. 

— murorum L. Häufig. 

— vulgatum L. Häufig. 

— Jaevigatum Willd. Nicht selten. 

—  boreale Fr. Nicht selten. 

—  umbellatum L. Häufig. 

Jasione montana L. Häufig. 
Phyteuma spicatum L. Häufig. 
Campanula rotundifolia L. Häufig. 

—  repunculoides L. Häufig. 

—  Tachelium 1. Häufig. 

— latifolia L. Bei Babenthal. 

— patula L. Häufig. 

—  persicifolia L. Häufig. 

— glomerata L. Häufig. 

Vaccinium Myrtillus L. Gemein. 

—  uliginosum L. Nicht selten. 

— Vitis Jdaea L. Gemein. 

—  Oxyeoecos L. Häufig. 
Andromeda polifolia L. Nicht selten. 
Calluna vulgaris Salisb. Gemein. 
Ledum palustre L. Häufig. 

Prirola rotundifoka L. Nicht selten. 

— media Sw. Im Forstbelauf Bülow. 

— minor L. Nicht selten. 

— uniflora L. Nicht selten. 
Ramischia secunda Grek. Nicht häufig. 
Monotropa Hypopytis L, var. Hypophegea Wallr. Häufig. 
Frawinus ewcelsior L. Scheint bei Kolano am Ostritz-See wild zu sein. 

3 


Menyanthes trifoliata L. Häufig. 
Gentiana campestris L. Bei Fischershütte. 

— Amarella L. Bei Czapelner Mühle. 
Erythraea Centaurium Pers. Nicht selten. 
Convoloulus sepium L. Am Gr. Brodnow-See. 

— arvensis L. Gemein. 

Cuscuta europaea L. Nicht selten. 

— var. Vieiae Koch. Auf einem Wickenfelde bei Karthaus in grosser Menge. 

—  Epithymum L. Nicht sehr häufig. Bei Wilhelmshöhe auf Sarothamnus. 
Uynoglossum offieinale L. Häufig. 

Anchusa officinalis L. Häufig. 

— arvensis M. B. Häufig. 
Symphytum offieinale L. Häufig. 
Echium vulgare L. Häufig. 
Pulmonaria obscura Dum. Nicht selten. 
Lithospermum arvense L. Häufig. 
Myosotis palustris With. Häufig. 

—  silvatica Hoffm. Nicht selten. 

—  intermedia Lk. Häufig. 

—  hispida Schlechtend. Bei Lappalitz. 

—  stricta Lk. Gemein. 

Solanum nigrum L. Häufig. 

— Dulcamara L. Häufig. 

Hyoscyamus niger L. Nicht selten. 
Verbascum Thapsus L. Nicht häufig. 

— thapsiforme Schrad. Bei Schoenberg. 

— migrum L. Häufig. 

Scrophularia nodosa L. Häufig. 

— Ehrharti Stev. Häufig. 

Digitalis ambigua Murr. Bei Mirchau, selten bei Kärthaus, häufig bei Babenthal. 
Linaria minor Desf. Bei Nider-Brodnitz. 
—  arvensis Desf. Bei Neu-Czapel. 
— vulgaris Mill. Häufig. 
Veronica Anagallis L. Nicht häufig. 
—  DBeccabunga L. Häufig. 
Veronica Uhamaedrys L. Häufig. 

— offieinalis L. Häufig. 

— latifolia L. Bei Babenthal. 

— spicata L. Fast nur in den Gegenden an der Radaune. 

—  serpyliifolia L. Häufig. 

— arvensis L. Nicht selten. 

— verna L. Häufig. 

—  agrestıs L. Häufig. 


14 


Veronica Buxbaumit Ten. Bei Kresin, Remboszewo und Chmielno, um die 


in Gesellschaft der Vorigen zahlreich. 
— Hederifolia L. Häufig. 
Melampyrum nemorosum L. Häufig. 
— pratense L. Häufig. 
—  silvaticum L. Im Forstbelauf Bülow. 
Pedicularis palustris L. Häufig. 
Alectorolophus minor Rehb. Nicht selten. 
— major Rehb. Häufig. 
Euphrasia pratensis Fr. Bei Czapeler Mühle. 


Dörfer 


—  nemorosa Pers. var. parvrflora Fr. Im Forstbelauf Bülow und Forstbelauf 


Dombrowo. 
— — var. striceta Host. Eorstbelauf Bülow. 
— — var. gracilis Fr. Forstbelauf Bülow. 


— coerulea Tausch. Am Mielewko-See und auf einer Wiese bei Prowkau. 
Neu für Westpreussen und die ganze norddeutsche Ebene. 


—  0ÖOdontites L. Häufig. 
Elsholtzia eristata Wild. Bei Nieder-Brodnitz. 


Mentha silvestris L. var. erıspata Schrad. Bei Sianowo an Gartenzäunen. 


— aquatica L. Häufig. 

—  sativa L. Häufig. 

—  arvensis L. Gemein. 
Lycopus europaeus L. Häufig. 


Origanum vulgare L. Fast nur in den Gegenden an der Radaune. 
« Lz oO 


Thymus Chamaedrys Fr. Häufig. 
—  angustifolius Pers. Bei Babenthal. 
Calamintha Acinos Clairv. Häufig. 
Clinopodium vulgare L. Häufig. 
Nepeta Cataria 1. Bei Saworri. 
Glechoma hederaceum 1. Häufig. 
Lamium amplewicaule L. Häufig. 
—  hybridum Vill. Bei Grszibno und Remboszewo. 


—  intermedium Fr. Ein Exemplar bei Karthaus an der Chausse nach Bütow. 


—  purpureum L. Gemein. 

—  maculatum L. Bei Mirchau. 

— album L. Gemein. 
Galeobdolon luteum Huds. Häufig. 
Galeopsis Ladanum L. Häufig. 

— Tetrahit L. Häufig. 

—  versicolor Curt. Häufie. 

—  pubescens Bess. Häufig. 
Stachys silvatica L. Häufig. 

—  palustris L. Häufig. 


-1 
St 


Stachys arvensis L. Nicht selten. 

—  anmua L. Bei Nieder-Brodnitz. 
Betonica offeinalis L. Häufig. 
Marrubium vulgare L. Bei Ostritz. 

—- Ballota nigra L. Gemein. 
Leonurus Cardiaca L. Häufig. 
Scutellaria galericulata L. Häufig. 
Prunella vulgaris L. Häufig. 
Ajuga genevensis L. Nicht selten. 

—  pyramidalis L. Häufig. 
Verbena ofneinalis L. Bei Kelpin. 
Utricularia minor L. Bei Wilhelmshöhe. 
Trientalis europaea L. Häufig. 
Lysimachia thyrsiflora L. Häufig. 

— vulgaris L. Häufig. 

— Nummularia L. Nicht selten. 

—  nemorum 1. Bei Mirchau. 
Anagallis arvensis L. Häufig. 
Primula offeinalis Jacq. Häufig. 
Hottonia palustris L. Häufig. 
Armeria vulgaris Willd. Bei Babenthal. 
Litorella lacustris L. Im See bei Lappalitz. 
Plantago major L. Häufig. 

— media L. Häufig. 

— lanceolata L. Häufig. 
Chenopodium urbicum L. Selten. 

-— album L. Gemein. 

— Bonus Henricus L. Häufig. 

— rubrum L. Selten. 
Atripler patulum L. Gemein. 
Rumex conglomeratus L. Häufig. 

—  sanguineus L. Nicht selten. 

— obtusifolius L. Häufig. 

— crispus L. Häufig. 

—  Hydrolapathum Huds. Häufig. 

—  Acetosa L. Gemein. 

—  dAcetosella L. Gemein. 
Polygonum Bistorta L. Sehr häufig. 

— amphibium L. Häufig. 

— lapathifolium L. Gemein. 

—  Persicaria L. Gemein. 

— KHiydropiper L. Gemein. 

— minus Huds. Häufig. 


Polygonum aviculare L. Gemein. 

— —  v. angustissimum Meissn. Häufig. 
— Convolvulus L. Häufig. 
—  dumetorum L. Nicht selten. 

Daphne Mezereum L. Nicht selten. 

Asarum europaeum L. Bei Babenthal sehr häufig, sonst nirgend bemerkt. 

Empetrum nigrum L. Nicht selten. 

Trthymalus helioscopius Scop. Häufig. 

— Esula Scop. Am Schwarzen Sce. 

— (yparissias Scop. Bei Hasken. 
Mercurialis perennis L. Bei Babenthal. 
Urtica urens L. Gemein. 

— dioica L. Gemein. 

Humulus Lupulus L. Häufig. 

Ulmus montana With. Nicht selten. 

Fagus silvatica L. Häufigster Waldbaum. 

Quercus pedunculata Ehrh. Häufig. 

—  sessiliflora Sm. Häufig, besonders auf dem Thurmberg. 

Corylus Avellana L. Gemein. 

Carpinus Betulus L. Häufig. 

Betula alba L. Häufig. 

—  pubescens Ehrh. Häufig. 

Alnus glutinosa Gaertn. Häufig. 

— incana D. ©. Im Forstbelauf Dombrowo. 

Salix pentandra L. Häufig. 

— fragilis L. Häufig. 
— alba 1. Häufig. 
— Caprea L. Häufig. 
—  Üinerea L. Häufig 
— aurıta L. Häufig, 
— repens L. Häufig. 

Populus tremula L. Häufig. 


Monocotyleae. 


Stratiotes aloides L. Häufig. 
Hydrocharis Morsus ranae L. Häufig. 
Alisma Plantage L. Häufig. 
—  arcuatum Michal. Im Roeskau See und im Sianowo-See, und zwar in 
den Formen oblongum Casp. und graminifolium Ehrh. 
Butomus umbellatus L. Nicht selten. 
Triglochin palustre L. Häufig. 
‚Potamogeton natans 1. 
115) 


-] 
-1 


Potamogeton alpinus Balb. In der Leba. 

— gramineus L. Im Lappalitzer See. 

— nitens Web. Im Klostersee. 

— lucens L. Nicht selten. 

—  praelongus Wulf. Häufig. 

—  perfoliatus L. Häufig. 

— crispus L. Im Sianowo-See. 

—  compressus L. Nicht selten. 

—  obtusifolius M. et K. Nicht selten. 

— pasillas L. Häufig. 

— pectinatus L. Sehr häufig. 
Lemna trisulca L. Gemein. 

— minor L. Gemein. 
Typha latifolia L. Häufig. 

—  angustifolia L. Häufig. 
Sparganium ramosum Huds. Häufig. 

— sıimplex Huds. Häufig. 

— minimum Fr. Nicht selten. 

alla palustris L. Häufig. 
Acorus Calamas L. Häufig. 
Örchis maculata L. Nicht selten. 

— latifolia L. Im Forstbelauf Kossowo. 

— incarnata L. Häufig. 
Platanthera bifolia Rich. Nicht häufig. 

—  chlorantha Curt. Im Forstbelauf Bülow und Kossowo. Auch 

Kalbszagel. 

Epipactis latifolia All. Bei Babenthal. 
Listera ovata R. Br. Bei Babenthal. 
Epipogon aphyllus Sw. Im Walde über dem Stillen See. 
Neottia Nidus avis L. Nicht selten. 
Iris Pseudacorus L. Häufig. 
Lilium Martagon L. Bei Babenthal. 
Anthericum ramosum L. Im Stangenwalder Forst bei Babenthal. 
Allium vineale L. Bei Kelpin. 
Paris quadrifolia L. Nicht selten. 
Polygonatum multiflorum All. Bei Babenthal. 
Convallaria majalis L. Nicht selten. 
Majanthemum bifolium Schmidt. Häufig. 
Juncus conglomeratus L. Häufig. 

— efusus L. Häufig. 

—  glaueus Ehrh. Häufig. 

—  ‚filiformis L. Häufig. 


—  artieulatus L. Häufig. 


bei 


78 


Juncus supinus Mnch. Nicht selten. 

—  squarrosus L. Ziemlich häufie. 

—  compressus L. Häufig. 

— bufonius L. Häufig. 
Luzula pilosa Willd. Häufig. 

— albida D. C. Im Forstbelauf Bülow selten. 

—  campestris D. C. Häufig. 

—  erecta Derv. Häufig. 
Blysmus compressus Panz. Nicht selten. 
Heleocharis palustris R. Br. Häufig. 

— actcularıs R. Br. Häufig. 
Sceirpus pauciflorus Lightf. Am Stillen See. 

— lacustris L. Häufig. 

—  silvestris L. Häufig. 
Eriophorum vaginatum L. Häufig. 

—  angustifolium Roth. Häufie. 
Carex dioica L. Bei Lappalitz. 

— vulpina L. Häufig. 

— muricata L. Häufig. 

— teretiuscula Good. Häufie. 

— paniculata L. Häufig. 

— remota L. Häufig. 

—  stellulata Good. Häufig. 

— leporina L. Häufig. 

— elongata L. Nicht selten. 

— canescens L. Häufig. 

— — var. subloliacea Laestad. Im Forstbelauf Karthaus. 

—  strieta Good. Häufig. 

— vulgaris Fr. Häufig. 

— acuta Fr. Häufig. 

— limosa L. Bei Lappalitz. 

—  digitata L. Häufig. 

— panicea L. Häufig. 

— glauca Scop. Am Lappalitzer See. 

—  pallescens L. Nicht selten. 

— flava L. Häufig. 

— 0Oederi Ehrh. Häufig. 

—  silvatica Huds. Häufig. 

—  Pseudo-Cyperus L. Häufig. 

—  ampullaces Good. Häufig. 

—  vesicaria L. Häufig. 

— paludosa God. Häufig. 

—  riparia Curt. Nicht selten. 


Carex pliformis L. Häufig. 
— hirta L. Häufig. 
Panicum glabrum Good. Häufig. 
Setaria viridis P. B. Häufie. 
— glauca P. B. Häufig. 
Phalaris arundinacea L. Häufig. 
Anthoxanthum odoratum L. Häufig. 
Alopecurus pratensis L. Häufig. 
— geniculatus L. Nicht selten. 
— /ulvus Sm. Nicht selten. 
Phleum pratense L. Häufig. 
Agrostis vulgaris L. Gemein. 
— alba L. Gemein. 
Apera Spica venti P. B. Häufig. 
Calamagrostis lanceolata Roth. Häufig. 
—  Epigeios Roth. Häufige. 
—  carundinacea Roth. Häufig. 
Milium efusum L. Häufig. 
Phragmites communis Frin. Hänfie. 
Ara caespitosa L. Häufig. 
— flexuosa L. Häufig. 
Corynephorus canescens P. B. Häufige. 
Holeus lanatus L. Häufig. 
— mollis L. Häufig. 
Avena strigosa Schreb. Bei Kelpin. 
— pubescens L. Häufige. 
— praecow P. B. Nicht selten. 
Triodia decumbens P. B. Nicht selten. 
Melica nutans L. Nicht selten. 
— uniflora Retz. Auf dem Schlossberg, daselbst schon von Caspary ge- 
funden, ausserdem im Forstbelauf Dombrowo und am Klostersee. 
Briza media L. Nicht selten. 
Poa annua L. Gemein. 
— nemoralis L. Häufig. 
—  serotina Ehrh. Häufig. 
— trivialis L. Gemein. 
— pratensis L. Gemein. 
— compressa 1. Häufig. 
Glyceria aquatica Wahlenb. Häufig. 
— fluitans R. Br. Häufig. 
— plicata Fr. Häufig. 
— nemoralis Uechtr. u. Koern. Nicht selten. 
Molinia coerulea Mnch. Häufig. 
16 


30 


Dactylis glomerata L. Häufig. 
Uynosurus cristatus L. Häufig. 
Festuca ovina L. Gemein. 
— rubra L. Häufige. 
—  silvatica Vill. Nicht selten. 
— elatior L. Gemein. 
Festuca gigantea Vill. Häufig. 
Brachypodium silvaticum R. et Wh. Nicht selten. 
Bromus secalinus L. Häufig. 
— mollis L. Gemein. 
— arvensis L. Bei Lappalitz. 
— asper Murr. Wald am Ronty-See und bei Babenthal. 
Triticum repens L. Gemein. 
—  caninum L. Bei Babenthal. 
Elymus arenarius L. Bei Wilhelmshöhe, wohl angepflanzt. 
Lohum perenne L. Gemein. 
— arvense Schrad. Nicht häufig in Leinfeldern. 
—  temulentum L. Nicht häufige. 
Nardus strieta L. Häufig. 


Gymnospermae. 


Juniperus communis L. Sehr häufig, auch in der Form szecica Mill. 
Pinus silvestris L. Gemeinster Waldbaum. 


Cryptogamae vasculares. 
Lycopodium celavatum L. Häufig. 
— annotinum L. Nicht selten. 
— Selago L. Am Stillen See. 
Equwisetum arvense L. Gemein. 
—  Telmateja Ehrh. Im Mirchauer Forst an den Abhängen nach 
Lebathal. 
— pratense Ehrh. Häufig. 
—  silvaticum L. Häufig. 
—  palustre L. Gemein. 
— limosum L. Häufig. 
— hiemale L. Häufig. 
Botrychium Lunaria Sw. Bei Lappalitz. 
Cystopteris fragilis Bernh. Haufig. 
Aspidium Filie mas Sw. Häufig. 
—  dilatatum Sm. Häufig. 
—  spinulosum Sw. Häufig. 
—  cristatum Sw. Am Stillen See. 
—  Thelypteris Sw. Häufig. 


dem 


81 


Phegopteris polypodioides Fee... Nicht selten. 
—  Dyropteris Fee. Häufig. 
Asplenium septentrionale Sw. An’ einer Feldmauer bei Schoenberg. 
Athyrium Filix femina Roth. Gemein. 
Pteris aguilina L. Häufig. 
Polypodium vulgare L. Nicht selten, 


Musci et Hepaticae. 
Hylocomium brevirostre Schimp. In Wäldern auf Steinen. Forstbelauf Schneide- 
wind. Kolano. Kaibszagel. 
Hypnum scorpioides L. Waldbrüche im Forstbelauf Bülow. 
—  cuspidatum L. var. fuitans. Im Trszebno-See. 
—  palustre I. Am Gr. Brodno-See. Klodno-See. 
— arcuatum Lindbg. Am weissen See. 
—  cupressiforme L. var. elatum Schimp. Bei Kolano. 
-— reptile Mich. Auf einem Steine am Thurmberg. 
— incurvatum Schrad. Auf Steinen am Rekowo-See, Klodno-See und bei 
Kolano. 
—  contigquum N. a. EE An Bäumen am Klostersee und am Thurmberg. 
—  wuncinatum Hedw. Häufig. 
—  Iycopodioides Schwägr. Am Stillen See. 
—  Sendtnerianum Schimp. Bei Ostritz. 
—  Kneiffü Schimp. Bei Wilhelmshöhe. 
Amblystegium fluviatile Schimp. Auf Steinen in einem Waldbache im 
Forstbelauf Bülow. Neu für Westpreussen! 
—  serpens Schimp. var. tenue Schimp. An Buchenstämmen am Klostersee 
und im Forstbelauf Dombrowo. 
Plagiothecium silvaticum Schimp. Bei Babenthal. 
—  Roeseanum Schimp. Am Klostersee und im Forstbelauf Schneidewind. 
—  denticulatum Schimp. Häufig. 
—  silesiacum Schimp. Am Klostersee und im Forstbelauf Bülow. 
Thamnium alopecurum Schimp. Auf Steinen an Waidbächen bei Bülow und 
Schneidewind. 
Rhynchostegium rusciforme Schimp. Auf Steinen in Waldbächen im Forstbelauf 
Bülow und auf Erde am Ufer des Klodno-See. 
Eurhynchium striatum Schimp. Häufig. 
Brachythecium refleeum Schimp. Am Thurmberg und im Forstbelauf Bülow. 
— plumosum Schimp. Auf Steinen in Waldbächen. Kalbszagel. Fischers- 
hütte. Babenthal. 
Homalothecium sericeum Schimp. Bei Karthaus. 
Isothecium Myurum Brid. Häufig. 
Climacium dendroides W. et M. Häufig. 


Pylaisia palyantha Schimp. Gemein. 
18 


82 


Pterigynandrum jiliforme Hedw. Nicht selten am Grunde der Baumstämme, aber 
wie auch anderwärts in der Provinz steril; auf der Spitze des T’hurm- 
bergs jedoch bis hoch an den Stämmen wachsend und mit reich- 
lichen Sporogonien. 

Thuidium Blandowii Schimp. Bei Lappalitz. 

Anomodon longifolius Hartm. Im Forstbelauf Bülow. 

—  viticulosus H. et F. Häufig. 

Antitrichia curtipendula Brid. Häufig. 

Neckera complanata Hüben. Häufig. 

Fontinalis antipyretica L. In Seen und Waldbächen häufig. 

— — var. gigantea Sulliv. Im Klostersee, Klodno-See und Trszebno-See. 
—  graceilis Lindbg. In der Radaune häufig. 

Diphyseium foliosum Mohr. Nicht selten. 

Polytrichum strietum Menz. In einem Waldbruche im Forstbelauf Bülow fand 
ich diese Art mit hellgrauer Mütze, wie ich sie in unserer Provinz 
noch nicht gefunden. 

—  commune L. Gemein. 

Philonotis Fontana Brid. Häufig. 

—  caespitosa Wils. Am Milewko-See. 

Bartramia ithyphylla Brid. Nieht selten. 

Aulocomnium androgynum Schwägr. Häufig. 

Paludella squarrosa Ehrh. Am Stillen See. 

Mnium stellare Hedw. Nicht selten. 

—  cinelidioides Blytt. In einem Waldbruche im Forstbelauf Bülow. 

Bryum turbinatum Schwägr. Am Gr. Brodno-See. 

— pallens No. Bei Babenthal. 

—  Funkii Schwägr. Bei Babenthal. 

—  bimum Schreb. Nicht selten. 

—  intermedium Br. et Sch. Am Trszebno-See. 

Webera annotina Schwägr. Bei Schönberg. 

— cruda Schimp. Häufig. 

Splachuum ampullaceum L. Bei Wilhelmshöhe. 

Encalypta streptocurpa Hedw. Am Gr. Brodno-See, Ronti-See und Kolano. 

Orthotrichum affine Schrad. Häufig, auch auf Steinen. 

—  stramineum Hornsch. Auf Steinen am Gr. Brodno-See. 

—  speciosum N. a. E. Häufig, auch auf Steinen. 

—  leiocarpum Bruch. Im Forstbelauf Bülow. 

—  Lyellii Hock. Im Forstbelauf Bülow. 

— cupulatum Hoffm. var. riparium Br. eur. Auf Steinen am Putuli- 
See, Klodno-See und Gr. Brodno-See. 

—  sazatile Brid. Auf Steinen am Klodno-See. Zweiter Standort in Preussen. 

Ulota Bruchii Brid. Im Forstbelauf Bülow. 

—  crispa Brid. Häufig. 


19 


83 


Hedwigia ciliata Ehrh. var. viridis Schimp. Anf Steinen auf dem T'hurmbere. 
Racomitrium aciculare Brid. Auf Steinen in Waldbächen bei Kalbszagel. 
—  heterostichum Brid. Sehr häufig auf Steinen. 
— faseiculare Brid. Am Thurmberg auf Steinen. 
— microcarpum Brid. Auf Steinen im Forstbelauf Karthaus und bei Schön- 
berg. i 
Racomitrium lanuginosum Brid. Im Lorstbelauf Kossowo auf einem 
grossen Stein. 
Grimmia apocarpe Hedw. var. rirularıs N. a. E. Auf Steinen in einem Wald- 
bache bei Kalbszagel. 
Mühlenbeckii Schimp. Nicht selten auf erratischen Blöcken. 
Barbula tortuosa W. et M. Auf Sandboden zwischen Baumwurzeln bei Kolano. 
Neu für Preussen! Fast gleichzeitig auch von Herrn Forstassessor 
Grebe im Kreise Tuchel aufgefunden. 
—  subulata Brid. Häufig. 
— üintermedia Wils. An Dorfsmauern in Mirchau. Neu für Preussen. 
Didymodon rubellus Br. eur. Häufig. 

Distichium capillaceum Br. eur. Bei Kolano und am Gr. Brodno-See, 
daselbst recht häufig. Der vierte Standort für Preussen. 
Leptotrichum vaginans Sulliv? An sandigen Hohlwegen im Forstbelauf 

Bülow und Forstbelauf Schneidewind. Neu für Preussen! Mein 
Moos stimmt ganz mit von Hermann Müller in Westfalen gesammelten 
Exemplaren überein, weniger mit amerikanischen Originalexemplaren 
von Sullivant, welche weit kürzere Blätter haben. 
Dieranum undulatum Voit. Nicht selten. 
— majus Turn. Nicht selten. 
—  scoparium Hedw. Gemein in mehreren Formen. 
— longifolium Hedw. Häufig auf erratischen Blöcken. 
— flagellare Hedw. Im Forstbelauf Karthaus. 
— viride Schimp. Auf einem Stein im Forstbelauf Bülow. 
Dieranella cerviculata Schimp. Nicht selten, 
— subulata Schimp. Im Forstbelauf Bülow und bei Babenthal. 
Dicranoweisia cerispula Lindbg. Ein einzelner schön fruktifizirender Rasen 
auf einem erratischen Block bei Schönberg. Neu für Preussen 
und auch wohl für ganz Norddeutschland! 
Andreaea petrophila Ehrh. Auf erratischen Blöcken bei Schönberg und Neu 
Czapel. 
— rupestris Schimp. Ein Räschen auf einem erratischen Block am 
Thurmberg. Zweiter Fundort in Preussen. 
Sphagnum subsecundum N. a. E. Nicht selten. 
— molluscum Bruch. Im Torfbruch bei Kossi. Neu für Westpreussen. 
— teres Angstr. Im Forstbelauf Bülow, Forstbelauf Kossewo und am 


Thurmbereg. 
20 


34 


Sphagnum recurvrum P. B. Häufie. 

Gürgensohnii Russow. Bei Wilhelmshöhe. 

Lejeunia serpyllifolia Lib. Im Forstbelauf Bülow auf Steinen in Waldbächen. 

Frullania Tamarisei N. a. E. Am Grunde der Baumstämme im Forstbelauf 
Karthaus, Schneidewind bei Kolano. 

— dhilatata N. a. E. Gemein. 

Madotheca rivularis N. a. E. Auf Steinen in einem Waldbache bei Baben- 
thal. Neu für Preussen! 

Ptilidium eiliare N. a. BE. Gemein. 

Lepidozia reptans N. a. E. Gemein. 

Chiloseyphus pallescens N. a. E. Im Forstbelauf Dombrowo. 

— polyanthus Cord. Auf Steinen in einem Waldbache im Forstbelauf 
Bülow. 

Cephalozia Jackii Limpricht. An sandigen Abhängen bei Babenthal. 
Neu für Preussen! 

Jungermannia attenuata Lindenbg. Im Forstbelauf Karthaus an morschen 
Baumstubben und bei Mirchau auf einem grossen Stein. Erst einmal 
von mir im Kreise Osterode gefunden. 

—  barbata Schmied. Im Forstbelauf Bülow und bei Schönberg. 
— ineisa Schrad. Im Forstbelauf Bülow. 
—  ventricosa Dieks. Im Fortbelauf Bülow und bei Mirchau. 
—  porphyroleuca N. a. E. Im Forstbelauf Karthaus und bei Mirchau. 
— alpestris Schleich. Im Forstbelauf Karthaus an einem Hohlwege 
zwischen Karthaus und Grszibno. Neu für Preussen! 
— anomala Hook. Im Torfbruch bei Kossi. 
Diplophyllum obtusifolium Dumort. Im Forstbelauf Bülow. 
Scapania curta N. a. E. Nicht selten. 
—  rosacea N. a. E. Im Forstbelauf Bülow. 
— undulata N. a. E.E Am Klostersee und bei Mirchau. 
— nemorosa N. a. E. Im Forstbelauf Bülow, sehr sparsam. 
Alicularia scalaris Cord. Häufie. 
Sarcoseyphus Funkii N. a. E. Im Forstbelauf Schneidewind und bei Mirchau. 


Beitrag 
zur Flora des Kreises Pr. Stargard in Westpr. 


von 


Dr. RR. Hohnfeldt. 


Im Juli ung August 1884, sowie in der ersten Hälfte des Sommers 1885 
botanisierte ich im Auftrage des westpreussischen botanisch-zoologischen Vereins in 
dem Kreise Pr. Stargard. Dieser Kreis zieht sich von Dirschau aus eine Strecke am 
linken Weichselufer herab und erstreckt sich dann weiternach Süden und vornehmlich 
nach Westen. Man kann den Kreis in zwei Haupttheile eintheilen, welche in 
Jeder Beziehung gauz verschiedene Eigenschaften haben. Im Osten, von Dirschau 
aus über Pr. Stargard und Pelplin bis etwa Hoch-Stüblau und Skurz ist das 
Land meistens beackert und hat zum Theil, namentlich nach der Weichsel zu 
recht guten meist lehmhaltigen Boden. Unterbrochen wird dies grosse Gebiet 
durch die Waldungen der Pelpliner Forst, der Spengawsker Forst und des 
Swaroschiner Waldes, in welchen sich überall mehr oder weniger Laubholz 
zeigt, wenn auch nur hin und wieder Bestand bildend. Der Quere nach schneidet 
hier in zahlreichen Windungen, häufig mit hohen Uferabhängen die Ferse durch. 
Von kleineren Flüssen wären noch zu erwähnen die Spengawa, welche nach 
ihrem Durchfluss durch den Liebschauer See den Namen Mottlau annimmt, sowie 
die Pischnitza, Wengermuz und Jonka, alles drei rechtsseitige Zuflüsse zur Ferse. 

Der Westen des Kreises gehört in das grosse Gebiet der Tucheler Haide. 
Er ist fast ganz mit ödem, einförmigen Kiefernwalde bedeckt und umfasst die 
Forsten Wirthy, Wilhelmswalde, Hagenort, sowie mehr oder weniger grosse 
Theile der Forsten, Königswiese und Okonin. Durchsetzt werden die Wälder 
durch einzelne Seen und zum Theil recht grosse, aber sehr einförmige Torf- 
brüche. Die Ortschaften, welche hier sehr zerstreut liegen, sind meist von 
dürrem Sandboden umgeben, der oft garnicht einmal beackert wird. 

Eine erfreuliche Abwechselung bietet in dieser Haide der Schwarzwasser- 
fluss, welcher in ebenfalls zahlreichen Windungen die Wälder durchschneidet 
und dessen meist tiefes Thal grösstentheils mit schattigem Laubholze bestanden 
ist. Die Zuflüsse, Brzesennek-Fliess, Birkfliess, oberer Lauf der Prussiva, sind 

1 


86 
nur unbedeutend. Bemerkenswerth sind noch die im westlichen Winkel beim 
Dorfe Schwarzwasser auf Sandhaiden angelegten Rieselwiesen, welche zum 
Theil schon ganz gute Erträge liefern. 

Nach dieser Bodenbeschaffenheit des Landes richtet sich auch der Pflanzen- 
wuchs. Von der Weichselflora ist im Kreise nicht viel vorhanden, obgleich er 
sich eine ganze Strecke am Strome hinzieht, da das Höhenland meistens un- 
mittelbar und doch ohne hohe Abhänge zur Weichsel abfällt. Im östlichen 
Gebiete sind dann fast nur Ackerpflanzen, da das Land in guter Kultur steht 
und daher selten ein Winkel sich selbst überlassen bleibt. Als in die Augen 
fallend und diesem Theile eigenthümlich mögen Eryngium planum, Falcaria 
vulgaris und Anthemis tinetoria erwähnt werden. In dem Waldgürtel der 
Mitte sind besonders bemerkenswerth das Waldthal bei Neumühl, zum Swaro- 
schiner Walde gehörig, welches einen beliebten Ausflugsort der Dirschauer 
bildet, und ebenso die Spengawsker Fort, die wieder, namentlich der Theresen- 
hain, von Pr. Stargard aus vielfach besucht wird. Von den Pelpliner Wäldern 
bietet der Belauf Bielawkerweide die meiste Abwechselung; hervorzuheben ist 
in ihm das Vorkommen von Finca minor. Noch mehr Ausbeute als die grösseren 
Wälder liefern hier die Thäler der Ferse mit ihren Zuflüssen, welche zum Theil 
tief in das beackerte Land einschneiden und dann eine zwar schmale. aber doch 
üppige Laubwald- Vegetation entwickeln. Von Pflanzen, welche an der Ferse 
häufiger vorkommen sind besonders Archangelica offieinalis und Digitalis ambigua 
zu erwähnen. 

Sehr einförmig ist das Haidegebiet des Westens. Alles ist mit Kiefern- 
wald bedeckt, welcher doch nur zum Theil wirklich gut bestanden ist. Der 
Sandboden der eingestreuten Ortschaften ist grossentheils gar nicht kulturfähig, 
so dass die Bewohuer hauptsächlich auf den Verdienst aus den Forsten ange- 
wiesen sind. Nur eine ganz geringe Manniefaltigkeit bietet hier der Pflanzen- 
wuchs, es ist die eigenthümliche Haideflora, deren Vertreter meist sehr häufig 
und zahlreich vorkommen, es sind besonders: Arctostaphylos uva ursi, Chimophila 
umbellata, Dianthus arenaria, Thymus Serpyllum var. augustifolius, Calluna 
vulgaris, Dulsatilla vernalis und potens, Anthericum ramosum, Teesdalea nudicaulis 
und einige andere. Noch eintöniger sind die oft grossen, halbausgetrockneten 
Torfmoore, die mit kümmerlichen Kiefern bestanden sind; in ihnen findet man 
oft weiter nichts als Eriophorum vaginatum, vorherrschend, Ledum palustre, 
Vaceinium uliginosum, Andromeda polifolia, dann auch noch Betula alba und 
pubescens, Vaceinium Oxycoccos, Drosera rotundifolia und mitunter Utrieularıa 
vulgaris. Eine angenehme Unterbrechung gewährt hier das T'hal des Schwarz- 
wassers, welches besonders im südlichen Theile auch dem Auge manche Schön- 
heiten darbietet. Diesem Thal eigenthümlich ist das ziemlich reichliche Vor- 
kommen von Cimicifuga foetida. In all den schattigen Thälern mehr oder 
weniger verbreitet und ihnen ihr eigenartiges Aussehen gebend sind: Prunus 
Padus, Mespilus monogyna, Frangula Almus, Cornus sanguinea, Vihurnum 


Opulus, Sambucus viger, Lonicera Xylosteum, EBvonymus verrucosa und europaea, 


2 
= 


87 


Ribes-Arten, Daphne Mezereum, Equisetum hiemale, Asarum europaeum, Mercurialis 
perennis, Paris quadrifolius uud andere. 

Ergiebiger ist die auch schon in dieses Gebiet gehörige Forst Wirthy, 
wenigstens ihr theilweise mit Laubwald bedeckter Belauf Hartigsthal, sowie 
mitten in der Haide im Hagenorter Revier die Gegend südlich Schäferbruch, 
am todten See. Hier findet sich ausser den meisten eben genannten Pflanzen 
besonders noch Thalietrum aquilegifolium, Aquilegia vulgaris, Lathraea squa- 
maria Asperula tinctoria und Empetrum nigrum. 

Ganz eigenartig ist schliesslich die Flora der im nordwestlichen Winkel 
gelegenen Rieselwiesen. Dieselben sind im Anfange unseres Jahrhunderts auf 
dürrem ‘Sandboden angelegt worden und wollen sich hier die Haidepflanzen 
noch nicht von den Wiesenpflanzen verdrängen lassen; so findet man dort 
Arabis hirsuta und arcuosa, Alyssum calycinum, Helianthemum Chamaecistus, 
Gypsophila Jastigiata, Silene conica und nutans, auch var. glabra, Geranium 
sanguineum, Genista tinctoria, Sanquisorba minor, Botrychium Lunaria und 
andere, sowie ferner Senecio erraticus, Erucastrum Pollichii und das bisher in 
der Provinz noch nicht beobachtete Cirsium rivulare. 

Das Gesammtergebniss meiner Unternehmungen ist im Folgenden zusammen- 
gestellt und habe ich zum Ueberblick meiner in den verschiedenen Monaten 
gemachten Exkursionen einige Kartenskizzen dem Verein eingereicht. 


Dicotyleae. 
Thalietrum aquilegifolium L. An den schattigen Abhängen des Schwarzwassers, 
sonst noch an der Pischnitza bei Hoch-Stüblau und in der Forst 
Pelplin, Bel. Bielawkerweide. 
— minus L. Schwarzwasserthal oberhalb Koltspring. 
— angustifolium Jacg. Zerstreut auf den Schwarzwasser- und Ferse-Wiesen, 
so wie am Drebuk-Fliess bei Kniebau. 
Hepatica triloba Gil. In Wäldern und Gebüschen ausser in den ganz trockenen 
Wäldern des westlichen Haidegebietes sehr gemein, mitunter, z. B. 
im Spengawsker Walde, weite Strecken blau überziehend; daselbst 
vereinzelte Pflanzen weiss und roth blühend. 
Pulsatilla pratensis Mill. *An sonnigen Stellen des Haidegebietes häufig, eben- 
falls noch in der Pelpliner Forst und im Swaroschiner Walde. 
— vernalis Mill. Gemein in den grossen Forsten der Tucheler Haide. 
— patens Mill. Mit voriger, doch viel weniger zahlreich. 
AÄnemone nemorosa L. Wie Hepatica, aber weniger häufig. 

— ranunculoides L. In den Thälern der Pischnitza, Spengawa und Wengermuz. 
Myosurus minimus L. Häufig auf feuchten Sand- und Lehmäckern. 
Batrachium aquatile Mey. In stehenden Gewässern, seltener als das folgende. 

—  divaricatum Wimm. In stehenden und fliessenden Gewässern (Ferse, 

Schwarzwasser) häufig. 


88 
Ranunculus Flammula L. Auf feuchten Wiesen, an Gräben, Gewässern, gemein. 

— Lingua L. Am Rande stehender und langsam fliessender Gewässer, häufig. 

— acer L. Auf Wiesen und in Wäldern gemein. 

— lanuginosus L. In den schattigen Wäldern des mittleren Gebietes, so 
wie den bewaldeten Abhängen der Flüsse und Bäche häufig. 

—  polyanthemos L. Forst Wirthy, Bel. Hartigsthal. 

—  repens L. Feuchte Gebüsche, Wiesen, Gräben, gemein. 

—  bulbosus L. An Wegen und Rainen, weniger häufig. 

— arvensis L. Lehmäcker bei Dirschau und Skurz. 

—  sceleratus L. An feuchten, wenig bewachsenen Orten an Gewässern 
ziemlich häufig. 

Ficaria verna Huds. An feuchten, schattigen Orten. 

Caltha palustris L. Wiesen, Gräben, Sümpfe, gemein. 

Aquilegia vulgaris L. Schattige Abhänge des Schwarzwassers, an der Pischnitza 
bei Hoch-Stüblau, Spengawsker Wald, Swaroschiner Forst bei Neumühl. 

Delphinium Consolida L. Auf lehmigen Aeckern ziemlich häufig. 

Aconitum variegatum L. Fersethal oberhalb Pr. Stargard. 

Aectaea spicata L. Reichlich im Walde bei Neumühl bei Dirschau; im Ferse- 
thal, am Radaunen-See bei Bialochowo, in der Forst Wirthy, Bel. 
Hartigsthal. 

Cimieifuga foetida L. Häufig im Schwarzwasserthal bis herauf nach Neumühl 
und dann noch versprengt im Walde bei Neumühl bis Dirschau. 

Berberis vulgaris L. Swaroschiner Wald; mitunter in Gärten. 

Nymphaea alba L. In vielen Teichen, Waldseen und Brüchen. 

Nuphar luteum L. Im stehenden und langsam fliessenden Gewässern, häufig. 

Papaver Argemone L. Auf Aeckern, zerstreut. 

— Rhoeas L. Wie vorige. 

—  dubium L. Wie vorige, nicht selten: Zeisgendorf, Rokittken, Schliewen, 
Swaroschin, Owitz, Neudorf, Kaltspring, Schwarzwasser. 
Chelidonium majus L. Häufig in Dörfern auf Schutt, an Zäunen, sowie an 

schattigen Rändern der fliessenden Gewässer. 

Corydalis cava Schweigg u. K. Fersethal oberhalb Pelplin. 

—  intermedia P. M. 2. Daselbst am Zdunyer-See. 
—  solida Sm. An der Spengawa unterhalb Mühle. Wenkau. 

Fumaria officinalis L. Auf nicht zu trockenem Acker- und Gartenland, häufig. 

Nasturtium amphibium R. Br. An Ufern stehender Gewässer. 

—  silvestre R. Br. An Gräben, etwas feuchten Acker- und Wegrändern, 
häufig. 
—  palustre D. C. An feuchten Orten, weniger häufig und meist einzeln. 

Barbaraea vulgaris R. Br. In Gebüschen und an feuchten Orten: Dirschauer 
Kämpen, Pelplin, Pischnitzathal unterhalb Altmühl, See bei Hoch- 
Stüblau. Die Form arcuata Redeb. im Pischnitzathal und am 
Niedak-See. 


89 


Barbaraea strieta Andrz. An der Ferse zur Stockmühle und der Jonka. 

Turritis glabra L. Zerstreut an Gebüschen im Schwarzwasser- und Fersethal, 
an den Rieselwiesen bei Schwarzwasser, so wie in der Forst Okonin 
am Ueberrieselungskanal. 

Arabis hirsuta Scop. Rieselwiesen bei Schwarzwasser, westlich vom Balınhof; 
Forst Okonin am Ueberrieselungskanal. 

— arenosa Sceop. An sandigen, oft torfigen und steinigen Orten ziemlich 
häufig: z. B. Dirschauer Kämpen, Lunauer Torfbruch, am Scharnow-, 
Dlugie- und Oceipel-See, Forst Wirthy, Kaltspring, Forst Okonin 
am Ueberrieselungskanal und auf den Rieselwiesen; auf letzteren 
zum Theil ganz kahl. 

Cardamine pratensis L. Wiesen, feuchte Gründe, gemein. 

— amara L. An Quellen, Gräben, feuchten Waldplätzen, recht häufig; an 
| letzteren gewöhnlich die Form hirta Wimm. und Grab. 

Hesperis matronalis L. Pelpliner Forst, nahe der Oberförsterei, wohl verwildert. 

Sisymbrium offieinale L. An Wegen, in Dörfern, gemein; ebenso häufig wie 
die Hauptform. findet sich die Form leiocarpum D.C. 

— Sophia L. Wie vor., fast eben so häufig. 

Stenophragma Thalianum Celh. Auf Brachäckern, mitunter sehr zahlreich. 

Alliaria officinalis Andrez. In feuchten Gebüschen und an schattigen Orten 
zerstreut, z. B. Pr. Stargard, Neumühl bei Dirschau. 

Erysimum cheiranthoides L. Aecker, Gärten, gemein. 

Brassica nigra Koch. Am Bahndamm bei Morroschin. 

Sinapis arvensis L. Auf Aeckern, weniger häufig als Raphanistrum Lampsana. 

— alba L. Auf Gartenland in Dörfern mitunter verwildert. 

Erucastrum Pollichii Sch. und Spenn. Ziemlich zahlreich auf den Rieselwiesen 
und nordöstlich Schwarzwasser. 

Alyssum calyeinum L. Auf Aeckern und Abhängen zerstreut, z. B. Dirschau, 
Pelplin, Weiss-Bukowitz, Rieselwiesen. 

Berteroa incana D. C. Wege, Ackerränder, Hügel, sehr häufig. 

Erophila verna E. Mey. Aecker, sonnige Anhöhen, Triften, gemein, oft in 
grossen Schaaren. 

Camelina sativa COrntz. Mitunter verwildert; wild die Form mierocarpa Andrz. 

Thlaspi arvense L. An bebauten Orten, auf Schutt sehr häufig, doch gewöhnlich 
nicht zahlreich. 

Teesdalea nudicaulis R. Br. Auf Aeckern und Sandboden in Haiden und 
Wäldern ziemlich häufig: Swaroschiner Wald, Pr. Stargard, Pelplin, 
Rokoschin, Gr. Pinschin, Weiss-Bukowitz, Hoch-Stüblau, Kaltspring 
und in den Wäldern der Tucheler Haide: 

Lepidium ruderale L. Dörfer und wüste Plätze, nicht überall. 

Capsella Bursa pastoris Mnch. Aecker, Wege, Schutt, sehr gemein. 

Neslea paniculata Desv. Auf Aeckern unter der Saat: Krangen, Pr. Stargard, 
Gentomie, Morroschin, Königswalder Mühle. 


I 


90 


Raphanistrun Lampsana Gärtn. Aecker, gemein. 

Helianthemum Chamaceistus Mill. Zerstreut in den Forsten, Wildungen, Wilhelms- 
walde, Wirthy; auf den Rieselwiesen bei Schwarzwasser. 

Viola palustris L. Auf sumpfigen, torfigen Wiesen und Waldstellen schr häufig. 

—  epipsila Ledeb. Torfbruch südlich Krangen, an der Pischnitza oberhalb 
Pischnitz, am Abfluss des Brzesennek-See. 
— odorata L. Wild an der Spengawa unterhalb Mühle Wentkau. 
—  silvestris Lmk. Ueberall, wo etwas Laubwald; vorwiegend die Form 
Riviniana Rehb. 
— canina L. Wiesen, Triften, Wälder und sandige Haiden, gemein: in 
verschiedenen Formen. 
—  canina Riviniana. Wald an der Pischnitza bei Hoch-Stüblau. 
—  persieifolia Schk. Daselbst. 
— mirabilis L. An der Spengawa unterhalb Neumühl, im Belauf Sturmberg 
der Pelpliner Forst, am Schwarzwasser unterhalb Schlaga Mühle. 
-—  tricolor L. sehr gemein. 
Reseda lutea L. Am Wege von der Oberförsterei Spengawsken nach dem Walde. 
Drosera rotundıfolia. Auf allen Torfmooren, namentlich der Tucheler Haide. 
—  anglica Huds. Am Fussin-See, an den kleinen Seen zu Hagenort und 
Klanin. 
— intermedia Hayne. An einem kleinen See zu Hagenort und Klanin. 

Polygala vulgaris L. Auf trockenen Wiesen, grasigen Waldplätzen und Hügeln 
häufig; weniger die Form oxwyptera Rehb. 

Gypsophila fastigiata L. Im Haidegebiet in den Forsten Wirthy, Hagenort, 
Königswiese und Okonin, sowie auf den Rieselwiesen bei Schwarz- 
wasser. 

— muralis L. Sandige Aecker, häufig. 

Dianthus barbatus L. Fern von jedem Gehöft verwildert am Nordende des 
Zdunyer-See bei Theresenhain. 

— (Carthusianorum L. Auf grasigen Hügeln und Triften, so wie in den 
Wäldern der Tucheler Haide überall. 

—  deltoides L. An trockenen Wiesen, Feldrainen, Waldrändern, ziemlich 
häufig. 

— arenarius L. In den sandigen Nadelwäldern der Tucheler Haide häufig, 
sum Theil gemein. 

—  superbus L. Auf den Pischnitza-Wiesen bei Gr. Pinschin. 

Saponaria offieinaks L. An sandigen Flussufern: Ferse, Pischnitza. 

Silene Otites Sm. Trockene Abhänge, sandige Wälder: zu Gonsiorken und 
Olschowken Mühle, Schliewener Wald, Kiefernwäldchen bei Raikauer 
Mühle, Forst Wildungen, Forst Hagenort. 

— vulgaris Greke. An Wegen, Rainen, häufig. 
—  nutans L. Auf trockenen Hügeln und an Wäldrändern sehr häufig; die 
Form glabra Sehk. auf den Rieselwiesen und in deren Nähe. 


6 


bu: 


Silene conica L. Zerstreut auf den Rieselwiesen bei Schwarzwasser; in grösserer 
Anzahl an der Chaussee bei Schwarzwasser, so wie in einer trockenen 
Kiefern-Schonung südlich Königswiese. 

Viscaria vulgaris Röhling. Auf trockenen Wiesen, buschigen Bergabhängen, 
zerstreut. 

Voronaria jlos eueuli A. Br. Wiesen, gemein. 

Melandryum album Greke. Aecker, feuchte Gebüsche, häufig. 

— rubrum Greke. Am Schwarzwasser bei Schwarzwasser, an der Pischnitza 
bei Hoch-Stüblau. 

Agrostemma Githago L. Unter dem Getreide häufig, doch nicht zahlreich. 

Sagina procumbens L. An feuchten, grasigen, meist sandigen Stellen, sehr häufig. 

—  nodosa Fenzl. Auf sandigen und torfigen Wiesen sehr häufig. 

Spergula arvensis L. Auf Sandfeldern und sandigem Boden gemein. 

—  Morisonii Boreau. Am Ostrand der Forst Königswiese. 

Spergularia rubra Fresl. Auf sandigem Boden, häufig. 

Möhringia trinervia Clairv. Swaroschiner Wald. 

Arenaria serpyllifolia L. Aecker, Triften gemein. 

Holosteum umbellatum L. Auf sandigen Aeckern ziemlich häufig. 

Stellaria nemorum L. An feuchten schattigen Stellen der Fluss- und Seeufer. 

— media Cyrillo. Bebauter Boden, Schutt, Wege, sehr gemein. 

—  Holostea L. In Gebüschen und Laubwäldern häufig. 

—  glauca With. Feuchte Wiesen, Gräben, zerstreut und wenig zahlreich. 
—  graminea L. Wiesen, Ackerränder, sehr häufig. 

—  uliginosa Murr. An Quellen und sumpfigen Gräben zerstreut. 

Malachium aquaticum Fr. An schattigen, feuchten Orten, häufig. 

Cerastium semidecandrum L. Auf sandigen Aeckern undsonnigen Hügeln sehr häufig. 

—  triviale L. Felder, Wege, Triften, gemein. 
— arvense L. Wege, Triften, Raine, häufig. 

Linum catharticum L. Auf Grasplätzen, trockenen und nassen Wiesen gemein. 

Radiola linoides Gmel. Am Bahndamm zu Gr. Pinschin und Hoch-Stüblau. 

Malvca alcea I. An Wegrändern bei Gr. Jablau, Mühle Wda, Morroschin und 
Kokoschken. 

—  silvestris L. In Dörfern, an Wegen und Zäunen ziemlich häufig. 
—  neglecta Wallr. An Wegen, auf Schutt, namentlich in Dörfern gemein. 

Tilia ulmifolia Scop. In den Laubwäldern und an bewaldeten Abhängen zer- 
streut, häufig an der Ferse und am Schwarzwasser; oft an Wegen 
angepflanzt. 

Hypericum perforatum L. Gebüsche, Raine, gemein. 

—  quadrangulum L. Wie vorige, doch mehr an feuchteren Stellen, seltener. 

—  humifusum L. Feuchte, lehmig-sandige Aecker: Hoch-Stüblau, Klein 
Bialockowo. 

—  montanum L. In den Wäldern der Pelpliner Forst und an den Abhängen 
der Ferse und des Schwarzwassers. 


[ 


Acer platanoides L. Zerstreut in den Laubwäldern, häufiger angepflanzt. 

Geranium pratense L. Wiesenränder und Grasplätze des östlichen Gebietes. 

—  silvatium L. Forst Okonin und Wirthy. 

— palustre L. An den Ufern der Flüsse. 

—  sanguineum 1. Zerstreut in den Forsten Wildungen, Hagenort und Königs- 
wiese auf den Rieselwiesen bei Schwarzwasser. 

— pusillum L. Aecker, Wege, Zäune häufig. 

—  columbinum L. Am Wege zu Wentkau und Neumühl bei Dirschau. 

— molle L. Hoch-Stüblau, an der Chaussee nach dem Bahnhof. 

Robertianum L. An nassen, schattigen Stellen häufie. 

Erodium eicutarinm L’Herit. Auf bebautem Boden, Triften, sandigen Stellen 
gemein. 

Impatiens Noli tangere L. An schattigen quelligen Orten ziemlich häufig: am 
Schwarzwasser und Birkenfliess, an der Spengawa und Pischnitza. 

Oxalis Acetosella L. In allen nicht zu trockenen Wäldern gemein. 

—  stricta L. Bei der Oberförsterei Pelplin. 

Evonymus europaea L. Im Gebüsch in der Nähe der Gewässer zerstreut: 
Schwarzwasser, Ferse, Pischnitza, Spengawa, Gr. Bordzickow -See, 
Zdunyer-See. 

—  verrucosa Scop. Wie vorige, doch bedeutend häufiger und auch mehr 
im Innern der Wälder, se: Forst Okonin, Forst Pelplin überall, 
Spengawsker Forst, Swaroschiner Wald und am Radaunen- See. 

Rhamnus cathartica L. Forst Hagenort bei Schäferbruch. 

Frangula Alnus Mill. In den Wäldern und namentlich Flussthälern häufig. 

Sarothamnus scoparius Koch. Am Bahnhof Hoch-Stüblau, am Schwarzwasser 
unterhalb Mühle Wda. 

Genista tinctoria L. Viel häufiger: Schliewener Wald, am Schwarzwasser unter- 
halb Krampken, Forst Okonin, Forst Königswiese, Rieselwiesen bei 
Schwarzwasser. a 

Ononis spinosa L. Bei Stargard und Dirschau. 

— repens L. An sandigen Wegen und Triften bei Dirschau, Swaroschin, 
Gentomie; an letzterer Stelle auch weiss blühend. 

— arvensis L. syst. nat. An Wegen, Rainen, Wiesenrändern ziemlich häufig: 
Dirschau, Pelplin, Bielawken, Gr. Jablau, Stocksinühle, Morroschin, 
Königswalde. 

Anthyllis Vulneraria L. Ziemlich häufig auf trockenen Wiesen und Triften, 
auch gebaut. 

Medicago sativa L. Hin und wieder an Wegen verwildert. 

— falcata L. An Wegen, auf trockenen Wiesen und Grasplätzen häufig. 

— falcata x sativa Rehb. Zwischen den Eltern: Dirschau, Pelplin. 

— Jlupulina L. Auf Wiesen, Feldern und an Wegen sehr häufig, doch ge- 
wöhnlich die Form Willdenowit Boenneh. 

Melilotus albus Desr. An Wegen und unbebauten Orten bei Dirschau u. Pelplin. 

—  ofpieinalis Desr. Ebenso. 8 


95 


Trifolium pratense. Auf Wiesen, Grasplätzen, an Wegen, sehr häufig. 
— alpestre L. In den Wäldern zerstreut. 
— arvense L. Auf Aeckern, Sandfeldern und Anhöhen meist gemein. 
— medium L. In Wäldern und auf trockenen Wiesen ziemlich häufig. 
— fragiferum L. Schwarzwald, am See. 
— montanum L. Wie medium, etwas seltener. 
—  repens L. Die gemeinste Art. 
—  hybridum L. Auf feuchten Wiesen häufig. 
— agrarium L. Wiesenränder, Gebüsche, zerstreut, z. B. zwischen Pelplin 
und Klonowken, bei Gr. Pinschin. 
—  procumbens L. Triften, Wege, häufig. 
— minus Sm. Wiesen, Triften, häufig. 
Lotus corniculatus L. Ueberall gemein. 
— uliginosus L. Auf feuchten Wiesen an Gräben. 

Astralagus Cicer 1. Linkes Ferseufer zwischen Pelplin und der Eisenbahnbrücke, 
Chaussee zwischen Lippinken und Pelplin. 

—  glyeyphyllos L. In nicht zu trockenen Wäldern, Gebüschen, an Wiesen- 
rändern und Abhängen häufig. 

— arenarius L. Im Gebiete der Tucheler Heide häufig, bis Pr. Stargard 
vorgehend: die Form glabrescens Rehb. ist weniger häufig. 

Coronilla varia L. Sonnige Anhöhen, Raine, Wiesenränder, häufig. 

Onobrychis vieiaefolia Scop. Am Ueberrieselungskanal bei Schwarzwasser. 

Vieia Cracca L. Wiesen, Zäune, häufig. 

—  tenuifolia Rth. Wiesen. 

—  erllosa Roth. Unter Getreide, zerstreut. 
—  sepium L. Feld- und Wiesenränder. 

—  sativa L. Häufig verwildert. 

—  angustifolia All. Nicht selten auf Aeckern. 

Errum silvaticum Peterm. Swaroschiner Wald bei Neumühl, Spengawsker 
Forst, Fersethal, Belauf Bielawkerweide der Forst Pelplin, Belauf 
Hartigsthal der Forst Wirthy. 

—  cassubieum Peterm. Czarliner Wäldchen, Wälder der Pelpliner Forst. 
— hirsutum L. Im Gebüsch und an Ackerrändern ziemlich häufig. 
—  tetraspermum L. Seltener. 

Lathyrus pratensis L. Wiesen, Hecken, häufig. 

—  silvester L. Schliewener Wald, Swaroschiner Wald, Pelpliner Forst. 

—  vernus Bernh. Im schattigen Laubwalde und an schattigen Ufern. 

— niger Bernh. In trockenen Laubwäldern und etwas schattigen Kiefer- 
wäldern. 

— montanus Bernh. Wie vorher, viel häufiger. 

Prunus spinosa L. Waldränder, Hecken, häufig. 

— Padus L. In schattigen Fluss- und Bachthälern ziemlich häufig. 

Ulmaria pentapetala Gilib. Ufer, Gräben, häufig. 


2) 


94 


Geum urbanum L. In feuchten Gebüschen und Dörfern ziemlich häufig. 
—  rivale L. Wiesen, feuchte Gebüsche, häufig. 
Rubus plicatus W. u. N. Waldränder, Gebüsche, zerstreut. 
—  caesius L. Wealdränder, Gebüsche, Raine, häufige. 
— JIdaeus L. Wälder, Gebüsche, häufig. 
—  sawatilis L. In allen nicht zu trockenen Wäldern. 
Fragaria vesca L. Wälder, Gebüsche, Raine, gemein. 
Comarum palustre L. Auf sumpfigen Wiesen und Torfmooren häufig. 
Potentilla supina L. Dirschauer Kämpen. 
— norvegica L. Torfbruch zwischen Pr. Stargard und Spengawsken, südlich 
der Chaussee. 
—  anserina L. Triften, Wege, grasige Ufer, gemein. 
— argentea L. Wege, unbebaute Orte, sehr häufig. 
—  collina Wibel. Sandige Orte: Rieselwiesen bei Schwarzwasser, Hoch- 
Stüblau. 
— reptans L. Feuchte Triften, Gräben, Wege, häufig. 
—  silvestris Mnk. Wälder, Triften, Waldwiesen, häufig. 
—  cinerea Chaix. Sandige Wälder und Ackerränder, häufig. 
— opaca L. Waldränder und sonnige Anhöhen bei Hoch-Stüblau und der 
Forst Wirthy. 
— alba L. Forst Wirthy, Belauf Hartigsthal, Forst Pelplin, Bel. Brodden. 
Alchemilla vulgaris L. Feuchte Wiesen, Waldränder, ziemlich häufie. 
— arvensis Scop. Sandige Aecker, nicht selten. 
Sanguisorba minor Scop. Auf den Rieselwiesen bei Schwarzwasser, sowie an 
der Chaussee und im südöstlichen Theile der Forst Königswiese. 
Agrimonia Eupatoria L. Buschige Abhänge, Wegränder, häufig. 
—  odorata Mill. Rechtes Schwarzwasserthal unterhalb Mühle Schlaga. 
Rosa canina L. Waldränder, Gebüsche, Abhänge häufig. 
— rubiginosa L. Wie vorige, weniger häufig. 
—  tomentosa Sm. Wie vorige. 
Mespilus monogyna Willd. Waldränder und Gebüsche, ziemlich häufig. 
Pirus communis L. In Wäldern und den Flussthälern, doch meist nur klein. 
— Malus L. Wie vorher, nur seltener. 
— aucuparia Gärtn. Wie vorher, häufig, öfters angepflanzt. 
Epilobium augustifolium L. An freien Waldstellen in der Pelpliner Forst und 
im Swaroschiner Walde, an Abhängen des Schwarzwassers. 
—  hirsutum L. An Gräben und Ufern oft reichlich. 
— parviflorum Rek. Wie vor., häufig. 
— montanum L. Am Schwarzwasser unterhalb Mühle Wda. 
—  roseum Rek. Zerstreut am Schwarzwasser und der Wengermuz. 
— palustre L. Torfige Wiesen und Gräben, an Gewässern häufig. 
Oenothera biennis L. Ferseufer von Pelplin bis Pr. Stargard. 


10 


95 


a 


Circaea alpina L. An nassen, schattigen Stellen am Schwarzwasser, am Abfluss 
des Brzesennek-See, am Scharnow-See. 
Myriophyllum spicatum L. Schwarzwasser, Scharnow-See. 
Ceratophyllum demersum L. Neumühler Mühlenteich. 
Lythrum Salicaria L. Feuchte Ufer, feuchte buschige Wiesen, gemein. 
Peplis Portula L. Ueberschwemmte Partie am Wege bei Aalfang; Bruch im 
Bel. Scharnow, Forst Wilhelmswalde. 
Herniaria glabra L. Sandige Bruchäcker, Triften, sehr häufig. 
Scleranthus annuus L Sandfelder, Aecker, gemein. 
—  perennis L. Sonnige Hügel; sandige Aecker und Wälder, seltener. 
Sedum maximum Sut. In Wäldern auf sonnigen Anhöhen. 
— acre L. Sonnige Abhänge, Sandfelder, Wege, häufig. 
—  boloniense Lvisl. Seltener. 
Ribes Grossularia L. Forst Pelplin im Belauf Bielawkerweide, Pischnikathal 
unterhalb Alt Busch, Spengawsker Forst, Spengawathal unterhalb 
Mühle Wentkau. 
— alpinum L. Häufiger an schattigen Abhängen des Schwarzwassers und 
der Pischnika, im Belauf Hartigsthal der Forst Wirthy. 
—  nigrum L. Ziemlich verbreitet: Dirschauer Kämpen, Thäler der Spen- 
gawa, Ferse, Pischnika und des Schwarzwassers, Spengawsker Wald, 
Belauf Borkau der Forst Peplin. 
— rubrum L. An der Ferse unterhalb der Mühle Owik und in der Forst 
Königswiese. 
Sawifraga Hirculus L. In grosser Zahl auf einer Sumpfwiese am Abfluss des 
Brzesennek-See bei Kasparus. 
—  granulata L. Waldränder, grasige Abhänge. 
Chrysosplenium alternifelium L. An feuchten, sumpfigen Stellen der Flüsse und 
Bäche sehr häufig. 
Parnassia palustris 1. Nasse Wiesen, häufig. 
Hydrocotyle vulgaris L. Auf nassen, sandig-torfigen Stellen in der Pelpliner 
Forst und namentlich in den Forsten Wilhelmswalde und Wildungen. 
Sanicula europaea L. Häufig im Swaroschiner Walde bei Neumühl, dann am 
Brzesennek-See und bei Schäferbruch in der Forst Hagenort. 
Eryngium planum L. Trockene, lehmig-sandige Stellen, an Wegen im Osten des 
Kreises: Dirschau, Pelplin, Neukirch, Kulitz, Morroschin, Königswade. 
Ceuta virosa L. Flussufer, Gräben, Sümpfe, Teiche, häufig. 
Falearia vulgaris Bernh. Lehmige Aecker und Wiesenränder des Ostens: 
Dirschau, Swaroschin, Pelplin, Morroschin. 
Aegopodium Podagraria L. Gärten, Gebüsch, Bäche, gemein. 
Carum Carvi L. Weg- und Ackerränder, gemein. 
Pimpinella magna L. Pischnikatal oberhalb Weiss-Bukowitz. 
— Sazxifraga L. Wiesen, Triften, Wege, gemein. 


Sium latifolium L. Gräben, stehende und fliessende Gewässer, häufig. 
11 


Oenanthe aquatica Lmk. An mehr sumgfigen Stellen. 
Selinum Carvifolia L. Wiesen, feuchtes Gebüsch. 
Archangelica offieinalis Hoffm. Ufer des Schwarzwassers und namentlich der Ferse. 
Peucedanum Öreoselinum Mnch. In den Wäldern häufig. 
— palustre Much. Am Birkenflick und Schwarzwasser. 
Pastinaca sativa L. Hin und wieder an Grabenrändern. 
Heracleum Sphondylium L. Nur die Form sibiricum L., diese häufig. 
Laserpitium prutenicum L. Am Schwarzwasser unterhalb Neumühl. 
Daucus Carota L. Triften, Wiesen, häufig. 
Torilis Anthriscus Gmel. Zäune, Gebüsche, häufig. 
Anthriscus silvestris Hoffm. Wald- und Wiesenränder, Gebüsche, häufig. 
Hedera Helix L. An fast allen mit Laubholz bewachsenen Stellen, sehr reichlich 
im Pischnikathal unterhalb Alt-Busch. 
Cornus sanguinea L. Häufig in den Flussthälern. 
Viscum album L. Nur beobachtet auf Populus und Tilia, namentlich in den 
Ortschaften selbst, fehlt im Westen. 
Adoxwa Moschatellina L. An schattigen Waldstellen, besonders in den Fluss- 
thälern häufig. 
Sambucus nigra L. In den Gemischtwäldern und den Flussthälern nicht selten, 
in grosser Zahl an der Spengawa unterhalb Mühle Wentkau. 
Viburnum Opulus L. In den Flussthälern häufig. 
Lonicera Xylosteum L. Wie vorige, auch sonst an feuchteren Waldstellen. 
Asperula tinetoria L. Forst Hagenort, südlich Schäferbruch. 
— odorata L. Forst Wirthy, bewaldete Abhänge des Radaunen-Sees, Forst 
Pelplin, Spengawsker Forst, Swaroschiner Wald bei Neumühl. 
Galium Aparine L. Gebüsch, Zäune. 
— uliginosum L. Sumpfige, torfhaltige Wiesen, Gräben. . 
— palustre L. Ebenso, häufiger. 
—  boreale L. Trockene Wiesen, Waldblössen. 
— verum L. Triften, Raine, Wiesenränder, gemein. 
— Mollugo L.. Wege, Wiesen, Wälder, häufig, seltener die Form ochro- 
leucum Wolf. 
Valeriana offieinalis L. Ufer, Gräben, schattige Waldstellen, häufig. 
— dioica L. Pischnika-Wiesen bei Hoch-Stüblau, Schwarzwasser- und 
Rieselwiesen bei Schwarzwasser. 
Valerianella dentata Poll. In der Form leiocarpa DC. in einem Roggenfelä 
zwischen Klonowken und Pelplin. 
Dipsacus silvester Huds. Dirschauer Wiesen. 
Knautia arvensis Coult. Trockene Wiesen, Wald- und Aeckerränder, häufig. 
Suceisa pratensis Mnch. Forst Hagenort zwischen Zdroino und Gr. Krowno, 
Waldrand bei Babidol. 
Scabiosa Columbaria L. Am Bahndamm bei Hoch-Stüblau und Abhänge zur 


Ferse, in der Form ochroleuca L. an der Lonka und in deren Nähe. 
12 


97 


Scabiosa suaveolens Desv. Im Belauf Hartigsthal der Forst Wirthy, in der Forst 
Hagenort zwischen Hagenort dem Schwente-See und zwischen Zdroino 
und Gr. Krowno. 

Eupatorium cannabinum L. Gräben, Quellen, Bäche, Ufer, häufig. 

Tussilago Farfara L. Auf feuchtem Lehmboden, gemein. 

Petasites tomentosus DC. Dirschauer Kämpen, häufig. - 

Bellis perennis L. Grasplätze, Triften, Wiesen, gemein. 

Erigeron canadensis L. Gartenland und auf angebautem Boden häufig. 

— acer L. Sandige, dürre Plätze, Wegränder, weniger häufig; die Form 
droebachiensis O. F. Müller an den Schwarzwasserabhängen unterbalb 
Schlaga-Mühle. 

Solidago Virgo aurea L. Wälder, häufig. 

Inula salicina L. Pischnikawiesen unterhalb des Niedak-Sees am Waldrande. 

—  DBritanica L. Grabenufer, Wiesen, häufig. 

Xanthium Strümarium L. Gross-Jablau. 

Bidens tripartitus L. Häufig auf nassem Boden, an Gräben und Gewässern. 

—  cernuus L. Ebenso. 

Filago arvensis Fr. Sandige Aecker, Triften, weniger häufig als folgende. 

— minima Fr. Sandige Aecker, trockene Hügel, häufig. 

Gnaphalium silvaticum L. In den trockenen Wäldern und Haiden, häufig. 

— uliginosum L. Auf feuchtem Boden, an Pfützen, Teichen, häufig. 

— dioicum L. Sonnige Triften und Nadelwälder, häufig. 

Helichrysum arenarium DC. Auf Sandboden an sonnigen Stellen, Waldrändern, 
sehr häufig. 

Artemisia Absinthium L. In Dörfern, an Wegen, meist sehr häufig. 

— campestris L. Raine, trockene Hügel, häufig. 

— vulgaris L. In Dörfern, an Wegen, feuchten Waldstellen, häufig. 

Achillea Ptarmica L. Fersethal bei Pelplin. 

—  Millefolium L. Wege, Triften, Acker- und Wiesenränder, gemein. 

Anthemis tinctoria L. - Wegränder, trockene Anhöhen, gern auf Lehmboden, 
namentlich im Osten. 

— arvensis L. Aecker, Wege, häufig. 

— Cotula L. Dörfer. 

Matricaria Chamomilla L. Auf gutem Boden, zerstreut aber gesellig. 

— inodora L. Aecker, Wege, häufig. 

Tanacetum vulgare L. Raine, Wiesenränder, oft auf Lehmboden. 

Chrysanthemum segetum L. Nur in einer Eichenschonung bei der Försterei 
Sturmberg beobachtet. 

Leucanthemum vulgare Lmk. Raine, Triften, Wiesen häufig. 

Senecio paluster DC. Seeufer, Torfbrüche, besonders an ausgestochenen Stellen 
häufig. 

— vulgaris L. Dörfer, Aecker, meist häufig. 


13 


—] 


98 


Senecio viscosus L. Auf Sandboden in Kasparus und am Wege nach Crissin, 
sowie zwischen Grüneberg und Wygodda. 
—  silvatieus L. In sandigen Wäldern, in den jungen Schonungen oft in 
grosser Menge. 
— vernalis L. Ueberall gemein. 
— Jacobaea L. Waldplätze, Raine, häufig. 
—  erraticus Bertol. Reichlich auf den Rieselwiesen bei Schwarzwasser. 
Cirsium lanceolatum Scop. Wege, Triften, unbebaute Orte, gemein. 
— palustre Scop. Auf nassen Wiesen und an sumpfigen Stellen häufig. 
— rivulare Lk. Rieselwiesen bei Schwarzwasser, nördlich vom See an der 
Bahn. Zur Fundzeit, am 12. Juni, hatten die meisten Pflanzen durch 
den Frost der vorhergegangenen Nacht sehr gelitten. 
— acaule All. Sehr zahlreich am grasigen Ufer des Summiner Sees. 
—  oleraceum Scop. Nasse Wiesen und gerne an quelligen Stellen. 
— arvense Scop. Aecker und wüste Plätze, gemein. 
Carduus crispus L. Ackerränder, Wiesen, Ufer, häufig. 
Onopordon Acanthium L. An Wegen, besonders in der Nähe der Dörfer häufig. 
Lappa offieinalis L. Wege, unbebaute Orte, Dörfer häufig. 
— minor D. C. Wie vorige, weniger häufig. 
—  tomentosa Lmk. Wie vorige, zerstreut. 
Carlina acaulis L. In zwei Exemplaren in der Kiesgrube am Bahnhof Hoch- 
Stüblau. 
— vulgaris L. Trockene Abhänge, ziemlich häufig. 
Centaurea Jacea L. Wiesen, Triften, Raine, gemeim. 
— (yanus L. Unter dem Getreide, gemein. 
—  Scabiosa L. Hügel, Raine, meist häufig. 
— maculosa Lmk. Sonnige Abhänge, Wege, gerne auf Lehmboden, nament- 
lich im Osten häufig. 
Lampsana communis L. Zäune, schattige Waldstellen. 
Arnoseris minima L. Auf sandigen Aeckern, im mittleren Gebiete häufig. 
Cichorium Jntybus L. Wege, Triften, Raine, auf Lehmboden im Osten häufig. 
Leontodon autumnalis L. Wiesen, Triften, Wege, überall gemein. 
—  hastilis L. Wiesen, Waldwege, häufiger die Form hispidus L. 
Tragopogon pratensis L. Grasige Wegränder, zerstreut. 
Scorzonera haumilis L. Schwarzwasser, Forst Hagenort, Belauf Hartigsthal der 
Forst Wirthy. 
Achyrophorus maculatus Jaeq. Grasige Waldstellen, Gebüsche, ziemlich häufig. 
Taraxacum offieinale Web. Ueberall gemein. 
Chondrilla juncea L. Trockene sonnige Anhöhen: Dirschau, Willbrandowo, 
Wildungen. 
Lactuca muralis L. Schattige Waldstellen, ziemlich häufig. 
Sonchus oleraceus L. Bebauter Boden, häufig. 


— asper All. Ebenso. 
7 
14 


i 99 
Sonchus arvensis L. Aecker häufig, ebenso die Form laevipes Koch. 
Crepis tectorum L. Sandige Aecker, gemein. 

—  biennis L. Wie vor., zerstreut. 

— paludosa Mnch. Am Zdunyer-See. 

Hieracium Pilosella L. Trockene Stellen, überall gemein. 

— murorum L. In den Wäldern häufig. 

— vulgatum Fr. Ebenso. 

—  silvestre Tausch. Gebüsche, Waldränder. 

— laevigatum Willd. Wälder, Gebüsche. 

— umbellatum L. Ebenso, häufig. 

Jasione montana L. Sonnige Hügel und Wälder, häufig. 
Phyteuma spicatum L. Schattige Wälder, häufig. 
Campanula rotundifolia L. Grasplätze, Raine, Wälder, häufig. 

— rapunculoides L. Gebüsche, Hecken, häufig. 3 

—  Trachelium L. Gebüsche der Flussufer, seltener. 

— patula L. Wiesen- und Waldränder, Gebüsche. 

—  persicifolia L. Wälder, Gebüsche, häufig. 

— glomerata L. Ebenso. 

Vaceinium Myrtillus L. Wälder häufig, in dürren Haide-Gegenden oft weite 
Strecken fehiend. 

—  uliginosum L. In den Torfbrüchen der Tucheler Haide gemein. 

— Vitis Idaeca L. In allen Wäldern gemein. 

— Oxyeoccos L. Wie V. uliginosum, doch feuchte, moosige Stellen liebend. 

Arctostaphylos uva ursi Spr. In der Tucheler Haide oft grosse Strecken dicht 
überziehend. 

Andromeda polifolia L. In den Brüchen der Haide gemein. 

alluna vulgaris L. An sandigen Stellen, namentlich in der Haide gemein. 

Ledum palustre L. Wie Vaceinium uliginosum, meist noch massenhafter. 

Pirola chlorantha Sw. In allen Wäldern zerstreut, aber gesellig. 

—  rotundifolia L. Wie vorige. 

— minor L. Wie vorige. 

—  unijflora L. In schattigen Laub- und Nadelwäldern zerstreut: bei Stargard, 
Belauf Hartigsthal der Forst Wirthy, Forst Hagenort bei Schäfer- 
bruch; in den Forsten Okonin und Königswiese in der Nähe der 
Rieselwiesen, häufig. 

Ramischia secunda Greke. In allen Wäldern gemein. 

Chimophila umbellata Nutt. Namentlich in den Wäldern der Tucheler Haide 
sehr häufig. 

Monotropa Hypopitys L. In allen Wäldern häufig, wie es scheint nur die Form 
hirsuta Rth. | 

Vincetoxicum offieinale Mnch. An Abhängen des Schwarzwassers zerstreut. 

Finca minor L. In der Forst Pelplin, Belauf Bielawkerweide, nahe Smolonscheck 


eine ganze Strecke teppichartig überziehend. 
15 


100 
Menyanthes trifoliata L. Auf allen sumpfigen und torfigen Wiesen und See- 
ufern gemein. 
Erythraea COentaurium Pers. Wiesen, Triften, Waldblössen, häufig. 
Convolvulus Sepium L. In Gebüschen der Flussufer, namentlich der Ferse. 
— arvensis L. Aecker, Wegränder, gemein. 
Cuscuta eurcpaea L. Ziemlich häufig an den Ufern der Ferse, auch bei Spen- 
gawsken. 
—  Epithymum L. Wiesenrand südl. Gr. Pinschin, Wiese zwischem dem 
Pathen- und Summiner-See. 
Asperugo procumbens L. Auf Schutt in der Dirschauer Umgegend. 
Uynoglossum offieinale L. Wege, Abhänge, zerstreut. 
Anchusa offieinalis L. Wege, Ackerränder, trockene Abhänge, häufig. 
— arvensis L. Aecker, Brachen, Wege, gemein. 
Symphytum offieinale L. Auf nassen Wiesen an Gräben, im östlichen Gebiete 
häufig. 
Pulmonaria officinalis L. In schattigen Wäldern und Gebüschen häufig, doch 
nur die Form obscura Dumoit. 
Echium vulgare L. Sandfelder, unbebaute Orte, häufig. 
Lithospermum arvense L. Aecker, häufig. 
Myosotis caespitosa Rth. Wiesen, Gräben, Quellen, häufig. 
—  caespitosa Schultz. An mehr trockenen Stellen. 
— arenaria L. Sandige Brachen, Sandplätze, sehr häufig. 
—  versicolor Sm. Ackerränder, feuchter Sandboden: Hartigsthal, Strugabach 
bei Königswiese, Rieselwiesen bei Schwarzwasser. 
—  silvatica Hoffm. Spengawsker Wald. 
—  intermedia Lk. Aecker, Wälder, sehr häufig. 
—  hispida Schldl. pat. Zwischen dem Pathen- und Summiner-See, Forst 
Königswiese. 
—  sparsiflora Mit. Bei Pr. Stargard an der Ferse. 
Solanum nigrum L. Dörfer, Schutt, häufig. 
—  Dulcamara L. Gebüsche, Ufer, häufig. 
Hyoscyamus niger L. Dörfer, ziemlich häufig. 
Datura Stramonium L. Dörfer: Raikauer Mühle, Pelplin, Morroschin, Kasparus, 
Steinkrug. 
Verbascum Thapsus L. Forst Königswiese. 
—  thapsiforme Schrad. Trockene Anhöhen, steinige Orte, häufig. 
— Lychnites L. Wie vorige, seltener. 
— nigrum L. Wälder, Gebüsche, Triften, ziemlich häufig. 
Scrophularia nodosa L. Gebüsche, Grabenufer, Bäche, häufig. 
— umbrosa Dumort. Flüsse, Bäche, Gräben, meist weniger häufig. 
Linaria arvensis Desf. Sandiges Stoppelfeld nördl. Dlugie. 
— vulgaris Mill. Wege, Raine, Sandfelder, gemein. 
Digitalis ambigua Murr. Abhänge der Ferse zerstreut, seltener am Schwarz- 
wasser. 16 


Ä | 101 


Veronica scutellata L. Sümpfe, Teiche, häufig. 
— Anagallis L. Gräben, Lachen, Teiche, Bäche, häufig, an trocken ge- 
wordenen Stellen die Form anagalloides Guss. | 
— Beecabunga L. Wie vorige. 
— Chamaedry L. Wiesen, Wälder, Triften, gemein. 
— offteinalis L. Trockene Wälder, Triften, gemein. 
— spicata L. Trockene, grasige Waldstellen und Anhöhen. 
— longifolia L. Zerstreut am Schwarzwasser und der Ferse, im Wolsche- 
Bruch. 
— serpyllifolia L. Feuchte Wiesen und Aecker, häufig. 
— arvensis L. Aecker, Triften, häufig. 
— vterna L. Ebenso. 
— triphyllos L. Ebenso. 
— agrestis L. Seltener. 
—  hederifolia L. Aecker, feuchte Gebüsche, häufig. 
Melampyrum arvense L. Hohlweg zwischen Neukirch und Wolsche. 
 — nemorosum L. Laubwälder und bewaldete Abhänge, ziemlich häufig. 
— pratense L. Wälder, sehr häufig. 

Pedieularis palustris L. Sumpfwiesen, auf Moorboden, zerstreut. 

Alecterolophus major Rehb. Wiesen, Ackerränder, häufig. 

Euphrasia officinalis L. Wiesen, Triften, Waldplätze, häufig und in ver- 
schiedenen Formen. 

— Ödontites L. Seltener. 

Lathraea Squamaria L. Forst Hagenort bei Schäferbruch, sehr zahlreich im 
Pischnikathal unterhalb Altmühl und am Zdunyer-See. 

Mentha aquatica L. Ufer, Gräben, Sümpfe, häufig. 

—  sativa L. Weniger häufig. 
— arvensis L. Feuchte, Aecker, Gräben, gemein. 

Lycopus europaeus L. Ufer, Bäche, sehr häufig. 

Salvia verticillata L. - Am Bahndamm bei Hoch-Stüblau, nach Pr. Stargard. 

Origanum vulgare L. Sonnige und buschige Stellen, namentlich an der Ferse 
und am Schwarzwasser. 

Thymus Serpyllum L. Hügel, Triften, Wälder, gemein. In der Tuchler Haide 
ausschliesslich die Form angustifolius Pers., diese mitunter auch 
weissblühend. 

Calamintha Acinos Clairv. Triften, Hügel, grasige Wegränder, ziemlich häufig. 

Clinopodium vulgare L. Wie Origanum vulg. 

Glechoma hederacea L. Feuchte Waldstellen, Wiesen, Zäune, häufig. 

Lamium amplexicaule L. Aecker, häufig. 

— purpureum L. Mit vorigem. 
— maculatum L. Im feuchten Gebüsch am Schwarzwasser und an der 
Ferse häufig. 


— album L. Dörfer, fast überall; seltener ausserhalb an Wegen. 
17 


102 


Galeobdolon luteum Huds. Feuchte, schattige Waldstellen, häufig. 
Galeopsis Ladanum L. Auf Aeckern mit leichtem Boden häufig, doch nur die 
Form latifolia Hofim. 
— Tetrahit L. Aecker, Gebüsche, Zäune, häufig. 
—  speciosa Mill. Wie vorige, doch mehr an feuchten Stellen und nicht 
so häufig. 
—  pubescens Bess. Dörfer, Aecker, häufig. 
Stachys silwatica L. Schattige und sumpfige Waldstellen, ziemlich häufig. 
— palustris L. Ufer, feuchte Aecker und Wiesen, häufig. 
—  recta L. Schwarzwasser-Abhänge oberhalb Lubba. 
Betonica offieinalis L. Buschige Abhänge am Schwarzwasser, an der Ferse und 
bei Spengawsken, zerstreut. 
Marrubium vulgare L. Kasparus. 
Bullota nigra L. Dörfer, unbebaute Plätze, gemein. 
Leonurus cardiaca L. Wie vorige, meist nicht ganz so zahlreich. 
Sceutellaria galericulata L. Ufer, feuchte, buschige Stellen, überall. 
Prunella vulgaris L. Wiesen, Raine, Waldränder, häufig. 
—  grandiflora Jaqg. Hin und wieder in den Forsten Wirthy und Hagenort. 
Ajuga reptans L. Wiesen, Triften, Wälder, häufig. 
—  genevensis L. Wie vorige, doch viel seltener. 
Utrieularia vulgaris L. Gräben und Sümpfe, im Westen meist häufig. 
—  intermedia Hayne. Am Fussin-See. 
— minor L. Daselbst. 
Trientalis europaea L. Im allen Wäldern. 
Lysimachia thyrsiflora L. Sümpfe, namentlich im Westen überall. 
— vulgaris L. Sumpfige Stellen, Gebüsche, häufig. 
— Nummularia L. Feuchte Wiesen, Gräbenränder, häufig. 
Anagallis arvensis L. Aecker, Brachen, meist gemein. 
Primula offieinalis Jacqg. Sonnige Abhänge, Wälder, meist häufig. 
Hottonia palustris L. Im nassen Gräben und sumpfigen Teichen häufig. 
Armeria vulgaris Willd. Wege, Raine, trockene Grasplätze, gemein. 
Plantago major L. Wege, Triften, gemein. 
— media L. Wiesen, Triften, Wege, häufig. 
— lanceolata L. Wie vorige, gemein; mit verzweigten Aehren bei Skurz. 
— arenaria W. K. Sandplätze, sandige Wege und Raine, durch das ganze 
Gebiet, besonders von Pr. Stargard und Pelplin nach Westen 
hin häufig. 
Amarantus retrofleaus L. Hagenort. 
Chenopodium hybridum L. Dörfer, Schutt, häufig. 
— urbicum L. Dörfer. 
— album L. Dörfer, Schutt, Aecker, gemein. 
— Bonus Henricus L. Morroschin. 


— rubrum L. Dörfer, wüste Plätze. 
18 


103 


Rumex obtusifolius L. Feuchte Wiesen, Ufer, häufig. 
—  crispus L. Wiesen, Wege, Dörfer, häufig. 
— Hiydrolapathum Huds. Fluss-, Bach- uud Teichufer, meist häufig. 
—  Acetosa L. Wiesen, Wege, Raine, gemein, in den Wäldern weniger häufig. 
—  Acetosella L. Besonders an sonnigen und sandigen Stellen überall gemein. 
Polygonum Bistorta L. Auf feuchten Wiesen häufig. 
— amphibium L. Die Form natans auf vielen Teichen und Tümpeln, noch 
häufiger die Form terrestre an feuchten Stellen. 
— Jlapathifolium L. Gräben, Ufer, feuchte Aecker, gemein. 
— Persicaria L. Wie voriges. 
— Huydropiper L. Feuchte Orte, Pfützen, meist häufig. 
—  mite Schrak. Wie voriges, zerstreut aber gesellig. 
— minus Huds. Ebenso. 
— aviculare L. Sehr gemein, weniger in den Wäldern. 
— Convolvulus L. Auf bebautem Boden überall gemein. 
—  dumetorum L. In Gebüschen an der Ferse und am Schwarzwasser. 
Daphne Mezereum L. Laubwälder, schattige Ufer häufig; sehr zahlreich am 
Zdunyer See. 
Thesium ebracteatum Hayne. Zahlreich beisammen in einer Schonung des Be- 
laufs Hortigsthal, Forst Wirthy. 
Asarum europaeum L. Schattige Laubwälder und Uferabhänge, meist sehr häufig. 
Empetrum nigrum L. Reichlich in einem nassen, bewaldeten Torfmoor nord- 
östlich Hagenort. 
Tithymalus helioscopius Scop. Auf bebautem Boden häufig. ° 
— (yparissias Scop. Forst Königswiese, am Rande der Rieselwiesen. 
— Esula Scop. Sandige Wege und Triften, zerstreut. 
— Peplus Gärtn. Auf Gartenlaud häufig. 
Mercurialis perennis L. An schattigen Stellen der Thäler des Schwarzwassers, 
der Pichnika, Ferse und Spengawa, meist heerdenweise. 
Urtica urens L. Dörfer, Schutt, gemein. 
— dioica L. Dörfer, feuchte Waldstellen und Gebüsche, häufig. 
Humulus Lupulus L. An den Ufern der Ferse und des Schwarzwassers häufig, 
meist zerstreut. 
Fagus silwatica L. Meist eingesprengt im nordöstlichen Theile, auch Bestand 
bildend. 
Quercus pedunculata Ehrh. In den Wäldern überall sehr vereinzelt oder auch 
zahlreicher beisammen. 
—  sesstliflora Sm. Seltener. 
Betula alba L. Häufig, namentlich auf torfigem Boden auch kleine Bestände 
bildend. 
—  pubescens Ehrh. Häufig auf Moorböden, dort meist nnr strauchartig. 
Alnus glutinosa Gärtn. Waldbrüche und IIfer, sehr häufig. 


—  incana D. C. Am Zdunyer See und Pr. Stargard, vielleicht nur angepflanzt. 
19 


104 


Corylus avellana L. Wälder und Gebüsche häufig, seltener in der Haide. 
Carpinus Betulus L. In allen Wäldern, nach Osten hin auch Bestand bildend. 
Salixw pentandra L. Sümpfe der Forst Königswiese. 
— fragilis L. Ufer, Wege, Dörfer, vielfach angepflanzt und selten dem 
freien Wuchse überlassen. 
— alba L. Wie vorige. 
— amygdalina L. An der Weichsel sehr häufig und an der Ferse. 
— daphnoides L. Mitunter, namentlich an der Eisenbahn auf Sandboden 
angepflanzt. 
— Purpurea L. Ufer, feuchte Orte, zerstreut. 
—  eviminalis L. Gräben, Ufer, häufig. 
— Caprea L. Wälder, Gräben, Ufer, wenig häufig uud einzeln. 
—  cinerea L. An feuchten Orten überall sehr häufig. 
— aurita L. Auf sumpfigem Boden häufig. 
— aurita et repens Wimm. Forst Königswiese bei Schwarzwasser. 
—  repens L. An feuchten sandigen und torfigen Stellen in verschiedenen 
Formen häufig. 
Populus alba L. Feuchte Wälder, Wiesenränder, Dörfer, vereinzelt. 
— tremula L. Wälder, Gebüsche, Wege, häufig. 
— nigra L. Am Schwarzwasser an Wegen vielfach angepflanzt. 


Monocotyleae. 


Elodea canadensis Rich. et Mx. Dirschauer Kämpen und mitten in der Tucheler 
Haide in der Prussina bei Gr. Krowno. 
Stratiotes aloides L. An sumpfigen Stellen stehender Gewässer ziemlich häufig. 
Hwydrocharis Morsus ranae L. In Gräben und am Rande stehender Gewässer. 
Alisma Plantago L. Wie vorige, gemein. 
Sagittaria sagittifolia L. Lunauer Torfbruch, Neumühler Mühlenteich, Ferse, 
Scharnow-See. 
Butomus umbellatus L. Zerstreut an den Ferseufern. 
Scheuchzeria palustris L. Brüche zu Hagenort und Klanin. 
Triglochin palustris L. Sumpfige Orte, häufig. 
Potamogeton natans L. Stehende und fliessende Gewässer, häufig. 
— gramineus L. Wie voriges, seltener. 
— perfoliatus L. Radaunen-See. 
— praelongus Wolf, Neumühler Mühlenteich, Scharnow-See. 
—  crispus L. Fliessende und stehende Gewässer, häufig. 
—  compressus L. Scharnow -See. 
—  pectinatus L. Ferse. 
Lemna trisulca L. Stehende Gewässer, Gräben, häufig. 
— polyrrhiza L. Wie vorige, seltener. 


— minor L. Mit den beiden vorigen und allein, gemein. 
20 


105 


Typha latifolia L. Stehende Gewässer und Flussufer häufig und meist sehr 
zahlreich. 
— angustifolia L. Wie vorige, seltener. 
Sparganium ramosum Huds. Gräben, Teiche, Sümpfe, häufig. 
— simples Huds. Wie voriges, weniger häufig. 
— minimum Fr. Bruch nordöstl. Ossowo, Waldsee zu Crissin und Mühle 
Wda, am Schwarzwasser bei Pasda. 
Calla palustris L. Sumpfige Orte, Torfbrüche, sehr häufig. 
Acorus Calamus L. Gräben und Seeränder, häufig. 
Örchis maculata L. Waldwiesen, zerstreut. 
— latifolia L. Sumpfige Wiesen. 
— incarnata L. Wie vorige, häufig. 
Platanthera bifolia Rehb. Wälder des mittleren Gebietes, recht selten. 
— montana Rehb. file. Forst Okonin, am Rieselkanal. 
Epipaetis latifolia All. Am Schwente-See zwischen Hagenort und Klanin, 
Tischnikthal unterhalb des Niedak-See. 
Epipactis rubiginosa Gand. An Abhängen des Schwarzwassers. 
— palustris Contz. Ferse-Wiesen oberhalb Pr. Stargard, Brzesennek-Wiesen 
oberhalb Kasparus. 
Listera ovata R. Br. Sumpfwiese am Brzesennek-Fliess oberhalb Kasparus. 
Neottia Nidus avis Rich. Schattige Wälder, überall, meist einzeln. 
Goodyera repens R. Br. Spengawsker Forst, Forst Okonin südöstl. Steinkrug. 
Iris Pseud-Acorus L. An Gräben und stehenden Gewässern häufig. 
Gagea pratensis Schult. Wiesenränder, trockene Grasplätze. 
— minima Schult. Gebüsche, feuchte Grasplätze. 
— lutea Schult. Gebüsche, grasige Wegränder. 
Lilium Martagon L. Pelpliner Forst, Bel. Bielawkerweide, Forst Wirthy, Bel. 
Hartigsthal, an bewaldeten Stellen des Schwarzwassers und der 
Pischnika zerstreut. 
Antherium ramosum L. In trockenen Wäldern, namentlich der Haide häufig. 
Allium vineale L. Aecker, zerstreut. 
— 0oleraceum L. Gebüsche am Schwarzwasser. 
Asparagus offieinalis L. An der Chaussee zwischen Pr. Stargard und Gr. Jablau. 
Paris quadrifolius L. In schattigen Wäldern und an schattigen Abhängen meist 
häufig; im Belauf Hartigsthal der Forst Wirthy ein Exemplar mit 
6 Blättern. 
Polygonatum ofneinale All. Wälder, Gebüsche, häufig. 
— multijlorum All. Seltener. 
Convallaria majalis L. Wälder, seltener in der Haide. 
Majanthemum bifolium Schmidt. In allen Wäldern häufig. 
Juncus Leersii Marsson. Feuchte, sandig-sumpfige Stellen, weniger häufig als 
folgendes. 


— efusus L. An gebauten Orten. 
21 


106 


Juncus glaucus Ehrh. Gräben, feuchte Triften, nicht selten. 
— articulatus L. Feuchte Orte, sehr häufig. 
— alpinus Vill. Mit vorigem, viel seltener. 
—  compressus Jacg. Nasse Wiesen, Wegränder, häufig. 
— bufonius L. Feuchte Orte, meist gemein. 

Luzula pilosa Willd. In allen Wäldern häufig. 

—  campestris D.C. Triften, Wiesen häufig, weniger in den Wäldern und 
dann meist die Form multijlora Le). 

Rhynchospora alba Vahl. Brüche zwischen Hagenort und Klanin und in der 
Forst Wilhelmswalde, Bel. Scharnow. 

Heleocharis palustris R. Br. Teich-, Sumpf- und Grabenränder, gemein. 

—  acicularis R. Br. Auf feuchtem Sandboden, in Gewässern häufig und 
meist dicht rasenartig. 

Seirpus lacustris L. In stehenden und fliessenden Gewässern häufig und 
schaarenweise dichtstehend. 

— Tabernaemontani Gml. Weniger häufig. 
—  silvaticus L. Ufer, feuchte Gräben, nicht selten. 

Eriophorum vaginatum L. Torfmoore und Waldbrüche, namentlich im der 
Tucheler Haide dieselben meist ganz überziehend und im August 
zum zweiten Male blühend. 

—  polystachtum L. Sumgfige, torfige Wiesen, häufig. 
— latifolium Hoppe. Wie vorige, viel seltener. 
Carex vulpina L. Gräben, Sümpfe, ziemlich häufig. 
— muricata L. Wälder, Wiesen, häufig. 
—  teretiuscula Good. Torfig-sumpfige Wiesen. 
— paniculata L. Wie vorige. 
—  praecow Schreb. Sandige Orte an Wegen und in Wäldern, häufig. 
— leporina L. Wiesen, Grabenränder, häufig. 
— elongata L. Sumpfige Stellen: Forst Wirthy, Bel. Hartigsthal. 
—  canescens 4. Sumpfige Wiesen, Brüche, ziemlich häufig. 
—  dGoodenoughüi Say. Wiesen, Sümpfe, in verschiedenen Formen gemein. 
— acuta L. Ufer, Gräben, Sümpfe, häufig. 
— piluhfera L. In den Wäldern des mittleren Gebietes nicht selten. 
—  ericetorum L. In trockenen Wäldern. 
—  verna Vill.e Wie vorige. 
—  digitata L. Besonders in den Wäldern des mittleren Gebietes ziemlich 
häufig. 
—  pamicea L. Auf feuchten Wiesen häufig. 
-——  pallescens L. Auf Waldwiesen. 
— java L. Auf sumpfigen Wiesen meist häufig, fast ebenso die Form 
Oederi Khrh.; die Form lepidocarpa Tausch am See bei Hoch-Stüblan. 
—  Pseudo-Cyperus L. Gräben, Sümpfe, Teichränder, sehr häufig. 
—  rostrata With. An sumpfigen Orten, Bächen, ziemlich häufig. 
22 


107 


—  vesicaria L. Sümpfe, häufig. 

— acutiformis Ehrh. Sümpfe, Ufer, häufig. 

— riparia Curt. Graben- und Seeufer meist häufig. 

— hirta L. An sandigen, namentlich feuchten Stellen, häufig. 

Panicum filiforme Greke. Aecker, namentlich auf Sandboden häufig. 

— 0Crus galli L. Auf fruchtbaren Aeckern nicht ‚selten. 

Setaria viridis P. B. Fast überall auf bebautem Boden. 

Phalaris arundinacea L. Graben- und Teichränder, meist häufig. 

Bierochloa australis R. und Schult. In allen Wäldern des mittleren Gebietes, 
besonders häufig im Spengawsker Walde; vereinzelt am Schwarz- 
wasser oberhalb Wildungen. 

Anthoxanthum odoratum L. Wälder, Wiesen, Raine, gemein. 

Alopecurus pratensis L. Wiesen häufig. 

—  geniculatus L. Gräben, nasse, nicht moorige Wiesenstellen, häufig. 
— fulvus Sm. Mit vorigem. 

Phleum Böhmeri Wibel. Auf sonnigen Abhängen und trockenen Grasrainen 

meist häufig. 
— pratense L. Wiesen, Wege, häufig; an trockenen, sandigen Stellen nicht 
selten die Form nodosum L. 
Agrostis vulgaris With. Triften, Grasplätze, Waldränder, gemein. 
— alba L. Wiesen, Gräben. 
— canina L. Feuchte Wiesen und Gebüsche, häufig. 
Apera Spica venti P. B. Ackerränder. 
Calamagrostis epigeios Rth. In allen Wäldern. 
— arundinacea Rth. Seltener. 

Ammophila arenaria Lk. Am Schwarzwasser bei Czarnen und zwischen Neu- 
mühl und Bietowo. 

Phragmites communis Trin. In stehenden Gewässern häufig und in grosser 
Menge, mitunter weit in die Aecker steigend, dann aber kaum zur 
Blüthe gelangend. 

Koeleria eristata I. Auf trockenen, grasigen Waldplätzen nicht selten. 

Aira caespitosa L. Wiesen, Gräben, Wälder, häufig. 

— flexuosa L. Wälder, Gebüsche, seltener. 

Weingärtneria canescens Bertol. Auf sandigen Stellen, namentlich im Westen 
gemein. 

Holcus lanatus L. Wiesen, Raine, Wälder, häufig. 

Arrhenatherum elatius M. und K. Wiesen, am Schwarzwasser. 

Avena pubescens Huds. Wiesenränder, häufig. 

— praecox P. Be Am Bahndamm bei Hoch-Stüblau, trockener Grasplatz 
an der Ferse oberhalb Pr. Stargard. 

Melica nutans L. In allen Laubwäldern und schattigen Abhängen häufig. 

Briza media L. Wiesen, Raine, häufig. 


Poa annua L. Gemein. 
23 


108 


Poa nemoralis L. Schattige Wälder, Gebüsche häufig. 

—  serotina Ehrh. In den Flussthälern. 

— trivialis L. Wiesen, Gräben, häufig. 

— pratensis L. Wiesen, Triften, häufig. 

—  compressa L. Wie vorige, weniger häufig. 

Glyceria aquatica Whlnbg. Am Rande stehender und fliessender Gewässer meist 
häufig. 

—  fluitans R. Br. Gräben, nasse Wiesen. 

— plicata Fr. Wie vorige, seltener. 

Dactylıs glomerata L. Trockene Gräben, Wiesen, Wälder, häufig. 
Oynosurus eristatus L. Wiesenränder, Triften, meist häufig. 
Festuca ovina L. Triften, Wälder, meist häufig. 

—  arundinacea Schreb. Rieselwiesen bei Schwarzwasser. 
Brachypodium pinnatum P. B. Abhänge am Schwarzwasser, zerstreut. 
Bromus secalinus L. Unter dem Getreide, fast überall. 

— mollis L. Wiesen, Wege, Raine, häufig. 

— tectorum L. Wege, Abhänge, Zäune, häufig. 

Triticum repens L. Aecker, Zäune, gemein. 
Elymus arenarius L. Am Schwarzwasser oberhalb Cottasberg und Forst Okonin, 
am Rieselkanal. 
Hordeum murinum L. Dirschau. 
Lolium perenne L. Wiesen, Triften, Wege, gemein. 
—  remotum Schrek. In den meisten Leinfeldern. 


Gymnospermae. 


‚Juniperus communis L. Wälder, Haiden, sehr gemein. 

Pinus silvestris L. Die grossen Forsten der Tucheler Haide bildend, in den 
Wäldern des mittleren Gebietes mehr oder weniger mit Laubholz 
durchsetzt. 

Picea excelsa Lk. Im neuerer Zeit in den Wäldern hin uud wieder angepflanzt. 

Larix decidua Mill. Ebenso. 


Cryptogamae. 


Equisetum arvense L. Sand- und Lehmäcker, häufig. 
—  silvaticum L. Aecker, Gebüsche, häufig. 
— pratense Ehrh. Gebüsche, Raine, häufig. 
— palustre L. Nasse Wiesen, feuchte Aecker, sehr häufig. 
— limosum L. In Sümpfen, Teichen und Seen in grossen Schaaren. 
—  hiemale L. Unter Gebüsch an allen Abhängen der Flüsse und Seen. 
Lycopodium Selago L. Zwischen Hagenort und dem Kl. Dlugie-See in einem 
feuchten, schattigen Grunde südlich Reussberg, am Schlossberg am 
Zdunyer- See. 
24 


109 

Lycopodium annotinum L. In der Tucheler Haide oft kleinere Strecken über- 
ziehend. 

—  clavatum L. Weniger häufig. 
— complanatum L. In der Haide zerstreut und heerdenweise; die Form 
Chamaecyparrissias A. Br. im Forst Wilhelmswalde. 

Botrychium Lunaria Sw. Auf den Rieselwiesen bei. Schwarzwasser, sowie in 
den umliegenden Wäldern und zwar sowohl in der Hauptform, als 
auch in den Formen subineisum Roeper und incisum- Wilde. 

Polypodium vulgare L. An schattigen Abhängen des Schwarzwassers zerstreut, 
der Pischnitza und oberhalb Rokoschiner Mühle, der Spengawa am 
Ausfluss aus dem Zdunyer-See. 

Phegopteris Dryopteris Fee. An schattigen Abhängen zerstreut. 

Polystichum Thelipteris Rth. Auf Brüchen und an Seeufern sehr häufig. 

— Filix mas Rth. Schattige Wälder, namentlich an steinigen Orten, häufig. 
—  cristatum Rth. Seltener. 
—  spinulosum Dl. Ebenso; die Form dilatatum Sm. in der Forst Hagenort. 

Asplenium Filiw femina Bernh. In schattigen Wäldern, sehr häufig. 

Pteris aquilina L. Ebenso; an der Ferse oberhalb Berchnau fruchtbar. 


25 


110 


Bericht 


von 


CO. Lutzow-=-0Oliva. 


Derselbe legt der Versammlung ein altes Buch über Botanik vor. Ver- 
fasser und Alter sind leider des fehlenden Titelblattes wegen nicht zu ersehen; 
aber aus der Art der Schrift, der Orthographie und der Benennung der Pflanzen 
seht hervor, dass es einer Zeit vor Linne angehört. Aus der Mitte der Ver- 
sammlung wurde darauf hingewiesen, dass das genannte Buch aus der Bauhin- 
schen Zeit, also aus dem 16. Jahrhundert stamme. Ref. hat dasselbe aus dem 
Nachlass eines Mannes, der vor ca. 50 Jahren der hiesigen kathol. Kirche nahe 
stand, woraus zu schliessen ist, dass es aus der ehemaligen Klosterbibliothek 
stamme. 

Das Buch enthält ca. 500 colorirte Abbildungen von Pflanzen, die grössten- 
theils bei uns wachsen, aber auch eine Anzahl ausländischer. Die Abbildungen 
sind zwar sehr einfach, aber doch so deutlich, dass man die meisten Pflanzen 
darnach erkennen kann. Die Namen der Pflanzen sind bei jeder Abbildung in 
griechischer, lateinischer, italienischer, galischer, hispanischer und deutscher 
Sprache angegeben, aber ohne Angabe eines Autors. Die Namen vieler Pflanzen 
erinnern an deren jetzige Benennung wie Chamädrys vulgaris foemina — Veronica 
Chamedrys, Digitalis lutea — Digitalis ambigua, Acetosa minor — Rumex 
acetosella, Trifolium acetosum — Owalis acetosella u. s. w. Oft sind die Be- 
nennungen gegen die heutigen fremd, z. B. Pseudomelanthium — AÄgrostemma 
Githago, Oculus bowis — Uhrysanthemum Leucanthemum, Linum pratense — 
Eriophorum angustifolium u. s. w. Eigenthümlich sind einzelne Verwechse- 
lungen gegen die heutige Benennung, z. B. Aurtcula muris minor — Hieracium 
Pilosella, dagegen hat unser Zleracium auricula dort die Bezeichnung Prlosella 
u. 8. w. Die deutschen Benennungen sind oft originell aber zutreffend, z. B. 
Lappa — ,‚‚Bettlers leus“, Gentiana eruciata = „Heyl allen Schade, Creuzwurz“, 
Nuphar lutea & Nymphaea alba — „gelb und weiss Seeblümen.‘“ Ein specielles 
Referat, das manchem Botaniker von Interesse sein dürfte, behält sich Ref. 


vor. Das Buch wird der Bibliothek der Danziger Naturf. Gesellsch. übergeben. 
1 


Fr 


Ref. legt sodann Vaceimium Myrtillo «x Pit. id., das er cultivirt hat 
(S. Ber. des wpr. bot. Zool. V. pro 1834) in frischen blühenden Exemplaren 
der Versammlung vor und berichtet folgendes darüber: die im Garten gepflanzten 
Exemplare wachsen leicht und gut, die Blätter dieses Bastards zwischen Heidel- 
beere und Preisselbeere sind länglich oval, fast elliptisch, spitz, klein gekerbt- 
gesägt, am Rande etwas umgerollt, unterseits heller grün, fast garnicht punktirt, 
wenigstens bei alten nicht zu bemerken; oberseits dunkler grün, etwas 
glänzend, diek, ähnlich wie bei Vacc. Vit. id.; aber mehr geädert, ähnlich 
wie bei Vacc. Myrt., mit schwüliger, heraustretender Spitze, immergrün, fallen 
jedoch im Frühjahre bei der Entwickelung des jungen Laubes mehr ab, wie 
dies bei Vacc. Vit. id. der Fall ist. Die Blüthen stehen einzeln am Grunde 
eines jungen beblätterten Astes, sind kurz gestielt, hängend, halbkugelig 
glockenförmig, grünlich, rosa angehaucht und fünfzählig. Der Kelchsaum ist 
fünflappig; die Staubfäden sind wenig gewimpert mit meistens zwei Grannen 
auf dem Rücken. Die Aeste sind ein wenig kantig, fast rund und kurzhaarig. 
Nach Koch (Synopsis) sind die Aeste kantig, nach Ascherson (Flora der Prov. 
Brdbg.) sind die Blüthen vierzählig und der Kelchsaum seicht vierlappig. Diese 
Abweichungen erklären sich aus der Bastardnatur der Pflanze. — Zur Ver- 
theilung an die Mitglieder kamen: Ajuga pyramidalis L., Arabis Gerardi Bess., 
das sich im Gebüsch des hiesigen Kgl. Gartens findet, Arabis hirsuta Scop. 
von Wiesen am Waldrande bei Freudenthal, Botrychium rutaceum Willd., 
Botrychium simplex Hitch., Botrychium Lunaria Sw. auffallend grosse Exem- 
plare von grasigen Höhen bei Pelonken VI, Botrychium Lunaria b incisum 
Milde und oratum Milde von Neu Tuchom, Kr. Carthaus, Bupleurum longi- 
Jolium L., Elatine triandra Schk. aus dem Fspenkruger See, Kr. Neustadt, 
Epimedium alpinum L. aus dem Königl. Grrten zu Oliva, wohin es aus dem 
Königsthale, seinem Standorte in Westpr., verpflanzt ist; Eryngium campestre L., 
von Weichselmünde, Laserpitium latifolium L., Melilotus dentata Pers. und 
macrorrhiza Koch von Wiesen am Rifisee bei Neufahrwasser, Myriophillum 
alterniflorum DC., Nuphar pumilum Sm., Parietaria offieinalis L., aus dem 
Klostergarten von Oliva, wo es im Gebüsch an Zäunen zahlreich vorkommt; 
Petasites tomentosus DC. vom Seestrande bei Zoppot; Potamogeton praelongus 
Wulf, Saxifraga deeipiens Ehrh., im Garten cultivirt; Scabiosa Columbaria L., 
Seirpus setaceus L., Sorbus scandica Fr., Vaceinium Myrtillo x Vit. id., Viola 
epipsila Led. und persicifolia Schk., Carex pulicaris L., Isoetes echinospora Dur., 
Lysimachia nemorum L., Heleocharis uniglumis Lk., von Wiesen am Riffisee bei 
Neufahrwasser und Seirpus rufus Schrad. von daselbst und Erucastrum Pollichii 
Sch., von Wiesenausstichen bei Mehlken, Kreis Carthaus. 


Naehtrag zur Flora um Wahlendorf, Kr. Neustadt. 
Es ist eine allbekannte Erfahrung, die jeder Botaniker macht: Man kann 
nie behaupten, eine Gegend in bot. Beziehung vollständig zu kennen, und dieses 
gilt für jede Gegend umsomehr, je seltener sie zu besuchen man Gelegenheit hat; 


2 


112 


man wird wieder und immer wieder neue Pflanzen, oder für die bereits be- 
kannten neue Standorte auffinden. Ich habe diese Erfahrung zunächst an der 
Umgegend von Oliva gemacht, die ich bereits fünfzehn Jahre ziemlich fleissig 
besuche. Dasselbe muss ich für die Umgegend von Wahlendorf aussprechen, 
trotzdem ich dieselbe nach allen Richtungen hin seit meiner Kindheit kenne 
und jeden für einen Botaniker interessanten Standort besucht habe. Für jene 
Gegend sei bemerkt, dass Ranunculas bulbosus dort sehr selten anzutreffen ist, 
der sonst zu den gewöhnlichsten Pflanzen aus seiner Verwandtschaft gezählt 
wird; seine Stelle scheint dort durch den ihm sehr ähnlichen Ranunculus 
Philonotus Erhrh. vertreten zu werden, den man auf Feldern, selbst sehr sterilen, 
antrifft. ZLycopodium Chamaecyparissus A. Br., für das ich aus jener Gegend 
bereits eine Anzahl Standorte früher verzeichnet habe, kommt ‚unter Buckowin“ 
und „unter Labuhn“ (die angrenzenden Gebiete dieser Ortschaften werden im 
Volksmunde so benannt) auf Haiden, sowohl auf Wahlendorfer als Buckowiner 
und Labuhner Terrain (die beiden zuletzt genannten Ortschaften liegen in 
Pommern) vielfach vor, und fast regelmässig in grossen Kreisen, auf welche 
Eigenthümlichkeit dieser Pflanze ich früher bereits aufmerksam gemacht habe 
(S. Ber. des bot. zool. V. für Westpr. pro 1530). Ebenso fand ich diese 
Pflanze auf Haidehügeln bei Wilhelmsdorf an der Poppower und Linder Grenze 
recht zahlreich auf. Vaeceinium Myrtillo x WVitis idaea fand ich auf 
einem Torfmoor bei Wahlendorf, dem sogenannten Linder Moor auf; in der 
Nähe stand Vaccinium Myrtillus und V. vitis idaea. Dieser Bastard zwischen 
der Heidelbeere und Preisselbeere ist bisher in Westpr. nicht beobachtet 
worden. An den Ufern der Seen bei Abbau Kaminitzamühle Aanuneulus 
Lingua; Holcvs mollis ist in jener Gegend, wie überhaupt im Neustädter Kreise 
auf Sandfeldern unter Roggen und Kartoffeln und auf sandigen Brachen überall 
häufig anzutreffien. An niedrig gelegenen Ackerstellen, wie Ufer der Torfbrüche 
und ähnlichen, wo der Schnee sich anhäuft und im Frühjahr sich Schneewasser 
ansammelt, infolgedessen der Roggen auswintert, tritt Holeus mollis vollständig 
an die Stelle der Halmfrucht, von den Leuten mit dem zutreffenden Namen 
„Hungergras‘‘ bezeichnet. Da meine Standortsangaben von Erica Tetralix um 
Wahlendorf bis auf denjenigen am Wooksee vom Vorsitzenden des pr. bot. 
Vereins, Prof. Caspary-Königsberg einfach bestritten werden (Siehe Ber. des 
pr. bot. Vereins pro 1884), so sehe ich mich zu folgender Entgegnung ver- 
anlasst. Auf den „geschundenen“ Torfmooren (soll wohl die zum Segen der 
Landwirthschaft ausgeführte Moorecultur bedeuten) wird zwar manche interessante 
Pflanze verschwinden; auch Zrica Tetralix wird im Laufe der Zeit diesem 
Schicksale nicht entgehen, aber gegenwärtig befindet es sich an den von mir 
bezeichneten Standorten, wie ich mich im Sommer 1885 überzeugt habe, ganz 
wohl. Am Ufer eines jener von mir bezeichneten Torfbrüche, etwa 20 Minuten 
vom Wooksee entfernt, wächst Zrica Tetralix nach wie vor in einer Dichtigkeit, 
wie ich es sonst in diesem Gebiet seiner Verbreitung nicht angetroffen habe, 


ähnlich wie an den in Pommern von mir angegebenen Standorten. Auf dem 
3 


113 


sog. Rosinenmoor, ca. 5 Minuten vom Wooksee entfernt, habe ich Erica 
Tetralix ebenfalls im Sommer 1885 noch beobachtet. Ebenso an Torfbrüchen 
und auf Haiden bei Poppow, von Occalitz und Wilhelmsdorf einerseits begrenzt, 
woselbst die Söhne meines Vetters, des Hofbesitzers A. Weichbrodt, in dessen 
Besitzung auch der Standort am Wooksee liegt, mehrere Standorte aufgefunden 
und dieselben mir bei Gelegenheit eines Besuches im- Herbst 1884 gezeigt. — 
Ebenso weise ich die meiner früheren Angabe über das Vorkommen von 
Isoötis lacustris L. im Leckno-See gegenüber von jener Seite gemachte Be- 
merkung: „Isoötis lac. komme im Leckno-See nicht vor“, zurück. Der Leckno- 
See bei Köllner Hütte war der erste von den im Sommer 1881 von Kölln 
kommend von mir untersuchten Seen, in dem ich Jsoötes lacustris auffand. 
Allerdings fand es sich dort weit seltener, als in den darauf untersuchten Seen 
von Steinkrug, Wittstock, Gelonka, Gr. Ottalsin und Jellenschhütter-Mühlen- 
teich, welchem Umstande ich es auch nur zuschreiben kann, dass der Vorsitzende 
des pr. bot. V. /soötis lacustris L. im Leckno-See nicht hat auffinden können. 
Summa: Durch jene Bemerkungen wird dem Vorkommen von Erica Tetralix 
bei Wahlendorf und dem von /soetes lacustris im Leckno-See kein Abbruch 
gethan, sondern die Erfahrung bestätigt, dass es viel leichter ist, eine Pflanze 
für eine Gegend neu aufzufinden, als von einer andern für das Gebiet zu- 
treffenden Pflanze zu behaupten, dass sie dort nicht vorkomme. Sollten jene 
Bemerkungen einen Angriff gegen meine Wahrhaftigkeit oder botanische Kenntniss 
beabsichtigen, so sähe ich mich genöthigt, aufs entschiedenste Verwahrung 
dagegen einzulegen. 

Aus der Mirchauer Königl. Forst Kr. Carthaus, die ich am 25. und 
26. Juli von Wahlendorf aus besuchte, ist zu verzeichnen Carex silvatica, 
Melica uniflora, Glycerica nemoralis, Blechnum Spicant, das am Ufer einiger Wald- 
bäche in schönen grossen Exemplaren und an den Standorten zahlreich angetroffen 
wurde, Poa sedetica, Lycopodium annotinum und Selago überall häufig. Eine 
Anzahl interessanter Moose von dieser Tour sind am Schluss des Berichtes 
vermerkt. Am Steinsee bei Nowahütte Dlechnum Spicant in prächtigen lixem- 
plaren, im See Lobelia Dortmanna (noch in Blüthe), Jsoötes lacustris, Nuphar 
luteum, Fontinalis dalecarlica 2. Standort im Carthäuser Kreise und antipyretica, 
auf dem Grunde des Sees Aneura pinguis ß angustior. An dem Ufer Lycopodium 
inundatum. An dem Nordufer befindet sich ein grosser erratischer Block von 
28 Schritt im Umfang und ca. 12 Fuss Höhe, nach welchem und den vielen 
andern Steinen im und am See, dieser wohl den Namen trägt. An diesem 
Steine wächst in auffallender Menge Andreaea petrophyla Ehrh., das im Neust. 
Kreise an Steinen mehrfach beobachtet worden ist, aber stets in geringer 
Anzahl, dem gegenüber dieses häufige Auftreten wahrhaft staunenerregend war. 
Der herzukommende Fischer, der meine reiche Moosernte von diesem Steine 
bemerkt hatte, fragte treuherzig, „ob das zum Rauchen wäre,“ zu welcher Frage 
er wohl durch meine brennende Pfeife veranlasst worden ist. — Im grossen 
See bei Wahlendorf Potamogeton muceronatus Schrad. 


A 
* 


[0 0) 


114 


Kl. Katzer Thal: Dieses Thal ist eines der lieblichsten aus der Umgegend von 
Danzig. Von einem herrlichen Walde eingerahmt, erstreckt es sich ca. '/, Meile lang, 
und wird von einem frisch dahinfliessenden Bache durchzogen, der mehrere aus den 
Waldschluchten kommende Nebenbäche aufnimmt. Von den Höhen geniesst 
man die prachtvollste Aussicht auf die Ostsee. Aber nicht nur reich an Natur- 
schönheit, sondern auch in botanischer Beziehung ist dies Thal interessant. 
Dort findet sich Melampyrum silvaticum recht zahlreich, ebenso Polygonatum 
verticillatum und multizlorum, Ophioglossum vulgatum in Exemplaren bis '/, Fuss 
hoch, /’oa sedetica in Waldschluchten und einem Sumpf mit Erlenbestand in 
grosser Anzahl, Viola mirabilis, Campanula latifolia, Melica uniflora, Mercurialis 
perennis und in einer Waldschlucht Petasites albus. In einem parkähnlichen 
Walde beim Schlosse Kl. Katz Poa sudetica, Veronica montana, Corydalis 
intermedia; an einem Bach ausserhalb des Parks G@eranium phäum, das bis in 
den Herbst in Blüthe stand. Auf buschigen Höhen bei Koliebken Cephalanthera 
ensifolia, Campanula Cervicaria, Botrychium Lunaria überall häufig, auf sandigen 
Brachen Avena caryophyllea,; an Eisenbahnwällen Poterium Sangquisorba. Eine 
Anzahl seltener Moose ist am Schluss aufgezählt. 

Für die Flora von Oliva ist hinzuzufügen Teuerium Scorodonia L., das 
am Waldrande des Carlsberges in einer Anzahl von Exemplaren von Herrn 
Lietzmann-Danzig aufgefunden und mir mitgetheilt wurde. Der Verbreitung 
nach zu urtheilen, scheint die Pflanze an dem Standorte sich schon seit längerer 
Zeit zu befinden. In den Mühlenteichen von Güntershof, denen des Herrn Üzachowski 
und von Conradshammer bei Oliva, demjenigen im Park von Koliebken und 
den sogenannten Laken der Danziger Niederung ist Nuphar luteum f. rubro- 
petalum die fast vorherrschende Form. In letzterer Gegend vom Volke 
‚„Mummelkönige“ genannt. Oryza celandestina A. Br., das an den Mühlen- 
teichen bei Glettkau und Conradshammer wächst, habe ich bereits im Jahre 1883 
Dr. Bethke-Königsberg an den Standorten gezeigt. Unter Getreide Papaver 
Rhoeas b. strigosum Bönn. Am Waldrande im Schmierauer Thal Zquwisetum 
pratense f. apricum Aschs. zahlreich. Von meiner botanischen Excursion um 
Seefeld im Jahre 1883 habe ich auf Grund einer Revision einer Collection 
Pllanzen, welche Herr Prof. Ascherson-Berlin die Güte hatte vorzunehmen, 
Potamogeton marinus L. aus einem kleinen See nördlich von See- 
feld, Kr. Carthaus dem sogenannten Seefelder See, zwischen Seefeld und 
Zalense gelegen nachträglich zu verzeichnen. Durch Dr. Lange-Königsberg 
ist diese Pflanze ein Jahr später im Tuchlink0-See bei Smolsin Kr. Carthaus 
aufgefunden. Es scheint diese Novität für Westpreussen in den Seen jener 
Gegend des Carthäuser Kreises sich zu finden. 

Von Touren bei Neufahrwasser ist ausser einer Reihe mehr constanter 
Ballastpflanzen zu verzeichnen Suaeda maritima Du Mort auf Ballast am Riffsee, 
daselbst Atriplex litorale, Salsola Kali f. tenuifocia, Bromus sterilis, Bromus 
arvensis, Lolium eristutum, Alopecurus agrestis, Oentaurea diffusa Lmk., Soria 
syriaca Desv., Juncus ranarius Pers. und Song. am Ufer des Riffsee, Seirpus 


2 


115 


rufus, Heleocharis uniglumis, Erythraea pulchella;, von dem Ballast am Hafen 
Convolvulus arvensis f. auriculatus Desv. 


Von den botanischen Exeursionen pro 1884/85 zu verzeichnende Moose. 
Hypnum arcuatum Lindbg. Wahlendorf im Mergelmoor. 
—  giganteum Schmpr. Daselbst. 
— aduncum Schmpr. Bruch bei Gdingen. 
—  Schreberi Willd. Koliebken. 
—  intermedium Lindbg. Daselbst in Torfbrüchen. 
— commutatum L. Gr. Boschpol und Gdingen. 
—  stramineum Dicks. Wahlendorf in Torfseen. 
—  uncinatum Hedw. Mirch Königl. Forst. 
—  crista castrense L. Wald von Occalitz und Oliva. 
— j/luitans Dill. Wahlendorf in Torfseen. 
—  cupressiforme L. var. ericetorum Mirch. Königl. Forst. 
— purum L. Oliva häufig an Waldrändern. 
— loreum L. In Schluchten des Kl. Katzer Thales sehr häufig auf Steinen 
in Schluchten der Mirchauer Königl. Forst. 
— irriguum N. E. Oliva an Schleusen der Kisenhämmer. 
— palustre L. Oliva an Steinen im Bach. 
—  stellatum Schreb. Schmierauer Thal. 
Bryum turbinatum Schugr. Zoppot am Seestrande und Mehlken auf Merzei- 
ausstich. 
Webera eruda. Oliva, Carlsberg an Steinmauern. 
Andreaea petrophyla Ehrh. Wahlendorf und Nowahütte an erratischen Blöcken. 
Barbula fallax Hedw. Oxhöfter Kämpe, Babidol bei Oblisch. 
—  pulvinata Jur. An Pyramidenpappeln bei Kl. Katz. 
— ruralis Hedw. bei Kl. Katz. 
-- muralis Hedw. bei Kl. Katz. 
Trichostomum rubellum Rabh- Schmierauer Thal. 
Fontinalis artipyretica L. in Torfseen der Umgegend von Wahlendorf. 
Fontinalis gracilis Lindenbg. In der Radaune gegenüber Jenkau. 
—  dalecarlica Schmpr. Wahlendorf in zwei Gesorken in der Nähe des 
Wooksees und im See von Nowahütte, Kr. Karthaus. 
Splachnum ampullaceum L. Auf Wiesen bei Garvatine, Kr. Neustadt. 
Diphyscium foliosum Mohr. An Waldrändern bei Oliva. 
Bartramia pomiformis Hedw. Mirch. königl. Forst. 
— ithyphylla Hedw. Mirch. königl. Forst. 
Rhynchostegium rusciforme B. S. Oliva, Gr. Boschpol, Wahlendorf in Bächen. 
Amblystegium riparium. Gr. Boschpol im Bach. 
— irriguum. Gr. Boschpol im Bach. 
Orthotrichum annomalum Hedw. Oliva an Steinen. 


— diaphanum Sm. Rehden an Weiden. 
6 g* 


116 


Orthotrichum speciosum Nab. E. Wahlendorf an Espen. 


affine Schrad. Im Radaunethal an Steinen. 


Philonotis caespitosa Wils. Wahlendorf am Ufer des Wook, bei Seefeld an 


Torfbrüchen. 

marchica Briv. Seefeld, Ufer des Pfarrsees. 

calcarea B. S. Schmierauer Thal, mergelhaltiges Quellterrain an der 
Leba bei Nowahütte. 


Isothecium myurum Brid. An Ocecalitzer-See, Mirchauer Forst. 
Camptothecium nitens Schpr. Gdinger Moor. 
° Brachythecium glareosum B. S. Radaune-Thal. 


Mildeanum Schpr. Wahlendorf. 


Plagiothacium dentieulatum B. S. Wahlendorf, Mirch. Forst. 


Roesei B. S. Mirchauer königl. Forst. 
undulatum B. S. Mirchauer königl. Forst, am Ufer der Abflüsse von 
hochgelegenen Torfmooren in grosser Anzahl aufgefunden. 


Brachytheeium plumosum B. S. Mirch. königl. Forst an Steinen in Waldbächen. 
Y & 


refleeum B. S. Mirchauer königl. Forst. 
rivulare B. S. Mirchauer königl. Forst. 


Homalothecium sericeum B. S. Mirchauer königl. Forst. 
Dicranum undulatum Turn. Oliva, am Carlsberg häufig und fructificirend. 


scoparium Hedw. Wahlendorf, Mirchauer Forst. 
longifolium Hedw. Wahlendorf und Mirchauer Forst. 
montanum Hedw. Mirchauer königl. Forst und Ocealitzer Wald. 


Jlagellare Hedw. Ufer des Occalitzer Sees. 


Schraderi Schwer. Ufer des Ocecalitzer Sees. 

palustre B. S. Gdinger Moor. 

majus Turn. Mirchauer königl. Forst ziemlich oft. 

spurium Hedw. Garvatine, Kr. Neustadt, Ufer der Torfbrüche. 


Grimmia Hartmannii Schpr. In Schluchten des Kl. Katzer Thales an Steinen. 


pulvinata Sm. Radaunethal. 


Racomitrium heterostichum Brid. Wahlendorf. 


Fasciculare Brd. Wahlendorf. 


Dieranella heteromalla Schpr. Weahlendorf. 


cerviculata Schpr. Mehlken, auf Mergelausstich. 


Thuidium Blandowü B. S. Garvatine, Kr. Neustadt. 


recognitum B. S. Wahlendorf. 
tamariscinum B. S. Mirchauer Forst. 


Eurhynehium strigosum Schmpr. Hohlwege bei Pelonken. 


striatum B. S. Mirchauer königl. Forst. 
prälongum Br. & Schpr. var. atrovirens Brgol. europ. Gr. Boschpol, Quell. 


Fissidens adrantoides Hedw. Kl. Katzer Thal. 
Didymodon luridus Hornsch. Rehden, an der Mauer der Schlossruine. 
Paludella squarrosa Ehrh. Schmierauer Thal, Torfbruch bei Garvatine, Kreis 


Neustadt. 7 


117 


Encalypta streptocarpa Hedw. Kl. Katzer Thal und am Carlsberg bei Oliva 
sehr häufig. 
Anomodon longifolius Hartm. Mirchauer königl. Forst.. 
-— attenuatus Hartm. Kl. Katzer Thal. 
—  viticulosus B. S. Mirchauer königl. Forst. 
Pterigynandrum filiforme Hedw. Mirchauer königl. Forst. 
Hylocomium brevirostrum Schpr. Kl. Katzer Thal und Mirchauer königl. Forst 
in Schluchtau auf Steinen. 
Frullania dilatata N. ab. E. Mirchauer königl. Forst und Kl. Katzer Thal. 
Plagiochila asplenoides N. ab. E. Wahlendorf, in Hohlwegen. 
Antitrichia curtipendula Brid. Mirchauer königl. Forst. 
Mnium undulatum Neck. Mirchauer Forst. 
—  serratum Brid. Kl. Katzer Thal an sandigen steilen Abhängen von 
Waldschluchten. 
Trichocolea Tomentella N. ab. E. Quellige Schluchten im Walde bei Kl. Katz 
und der Mirchauer königl. Forst, häufig. 
Thammium alopecurum B. S. Auf Steinen in Waldbächen des Kl. Katzer 
Thales und der Mirchauer königl. Forst, verbreitet. 
Preissia commutata N. ab. E. Schmierauer Thal. 
Alieularia scalaris Cord. Weahlendorf, Lehmgruben. 
Chiloscyphus polyanthus N. ab E. Torfseen bei Wahlendorf. 
Metzgeria furcata N. ab E. Kl. Katzer Thal an Steinen. 
Radula complanata Dum. Kl. Katzer Thal an Steinen. 
Lepidozia reptans N. ab E. Mirchauer königl. Forst. 
Lephoecolea latifolia var. cuspidata Dzincelitz. An einer Dorfmauer. 
Madotheca rivularis. Kl. Katzer Thal an Steinen im Bach. 
— platiphylla Dum. Kl. Katzer Thal an Steinen im Bach. 
Jungermannia jluritans. Wahlendorf Gesorke. 
— lanceolata. Weahlendorf Gesorke. 
—  bieranata Schmidel. Wahlendorf. 
—  bieuspidata L. Oliva, am Schwedendamm. 
— hyalina Hook. Oliva hinter Renneberg. 
Cephalozia fluitans Nees. Torf-Seen bei Neu-Tuchom. 
—  connivens Nees. Torf-Seen bei Neu-Tuchom. 
Scapania undulata N. ab. E. Mirchauer königl. Forst und Wahlendorf im 
Wooksee. 
-— nemorosa N. ab. E. Mirchauer königl. Forst. 
Calypogeia Trichomanis Cord. Mirchauer königl. Eorst. 
Den Herren Dr. v. Klinggraeff und ©. Warnstorff, Neuruppin, sage 
ich für die gütige Revision der vorher genannten Moose hiermit verbind- 
lichen Dank. 


118 


Botanische Notizen. VL. 


Mitgetheilt von Herrn A. Treichel in der Versammlung zu Dirschau, am 26. Mai 1885. 


1. Ueber Blitzschläge an Bäumen. 


Sagte der grösste Philosoph der Franzosen, Voltaire, auch einmal, der Blitz 
sei ein grosser Herr, dem man sich nur mit äusserster Vorsicht nahen dürfe und der 
es durchaus nicht dulde, dass man Versuche mit ihm anstelle, ein Grund, weshalb wir 
so viel und doch wenig von ihm wissen, so möchte uns als Botaniker besonders 
sein Einschlagen und seine Wirkung auf Bäume interessiren. Nähere und 
eingehendere Auskunft gaben darüber Cohn (Einw.d. Bl. auf Bäume in Denkschr. 
d. schles. Ges. f. vaterl. C., Breslau 1853) und Caspary (Schr. d. phys.-ökon. 
Ges. zu Kgsbg. 1879, S. 69 ff) Da ich in den letzten Jahren gesammelt 
habe, was mir von Blitzschlägen in Bäume bekannt wurde, so stelle ich es jetzt 
zusammen, um in der angedeuteten Hinsicht einen Nachtrag zu geben, welcher 
mehr die von Blitzschlägen getroffenen Bäume und ihre Umgebung erkennen 
lassen wird, als die Art und Weise ihrer Zersplitterung, da zu deren Fest- 
stellung meist der Ort zu entlegen oder die Zeit zu weit vorgeschritten war. 
Die Unterschiede der Einwirkungen des Blitzes auf Bäume lassen sich nach 
Cohn nur aus der Intensität des Blitzstrahles und nicht aus der specifischen 
Natur des Baumes ableiten. Ein nur theilweise an seinem Cambium blitzge- 
troffener Baum braucht nicht einzugehen, sondern kann durch Ueberwallung 
ausheilen. Stärker getroffene Bäume sind in ihrer Lebensfähigkeit vernichtet. 
Ganz gesunde Bäume können durch Blitzstrahl niemals zur Entzündung ge- 
bracht werden. Die Wundstreifen sind die Bahn des electrischen Stromes. 
A. B. Frank (Pfl. Krankheiten) hebt hervor, dass unleugbar gewisse Baumarten 
häufiger, als andere vom Blitz getroffen werden. Es kann das aber Folge 
sein ihrer ungleichen Häufigkeit in jeder Gegend oder ihrer ungleichen 
Exposition. Nach den Beobachtungen Cohn’s kommt unter 40 der höchste 
Procentsatz auf Eichen (14) und dann auf Pappelarten (12), nach denen 
Caspary’s unter 93 Fällen derselbe zumeist auf Pappelarten (34) und dann 
erst auf Eichen (15). Dass in solchem Verhältnisse gerade Pappeln getroffen 
werden, leitet Frank auf ihren hohen Wuchs und die grosse Anzahl an 
exponirten Stellen, aber auch auf ihre grössere Leitungsfähigkeit, vielleicht auch 
auf die grössere Verbreitung ihrer Wurzeln. Im Grossen stimmen damit meine 
weiter unten gegebenen Beobachtungen, da unter 24 Fällen ihrer 7 auf die 
Pappel, 5 auf Weide, 5 auf die Kiefer (ein kieferner Wegweiser mitgerechnet), 
3 auf Birke und je 1 auf Erle, auf Wildapfel, auf Linde und auf Eiche treffen. 


Abweichend ist nur, dass im Gegensatze zu oben die Eiche, ein alle anderen 
1 


419 


Waldbäume überragender Baum, hier an letzter Stelle in Bezug auf Häufigkeit 
zu stehen kommt, sowie dass andererseits Kiefer, Weide und besonders Birke 
so sehr prävaliren, obschon sich in einigen Fällen ebenfalls ihre Exposition 
annehmen lässt. Fast ist hierauf das meiste Gewicht zu legen. 

Etwa 1865: alte Eiche, 20 Fuss im Umfange; Park von Orle, Kr. Berent 
(Ref. R. Paschke): Abspaltungen und Risse. 

18652: Linde, Brünbausen, Kr. Neustadt, vor'm Wohnhause (Ref. J. Hanne- 
mann): Ast abgeschlagen und Stamm gespalten, der aber weiter wuchs. 

18722: Wildapfelbaum, Hohensee, Kr. Neustadt, im Garten: ein fast 1 m 
langes Loch von der Seite in den Stamm, der weiter wuchs. 

?:  Kieferner Wegweiser, Swante, Kr. Lauenburg (Ref. Eld. Thomasius): 
zersplittert; also ohne Entzündung trotz der Trockenheit. | 

18772: Birke: Kartowo, Kr. Berent: gänzlich abgeschlagen. 

1878: Birke: Buchenwald von Gr. Liniewo, Kr. Berent (Ref. W. Blumhoff): 
wie ein Pfropfenzieher zerspaltet. 

1879: Kiefer: Wald von Czernikau, Kr. Berent (Ref. J. Höpner): vier spiralige 
Windungen. 

?: Weide: Chausseebaum zwischen Hoch- und Alt-Paleschken: zerborsten. 

1880?: Pappel: Oliva am Spital (K. Lützow): Riss. 

1882: Pappel: Wordel (Hofbes. Ott; vergl. N. Westpr. Z. No. 145 v. 22. Juni). 

1882: Erle: Kleiner Wald von Hoch-Paleschken: Stamm spaltete und brach 
um, muss aber noch zum Theile gehaftet haben; ein Gabelstamm war so 
zerspalten, dass an beiden Seiten nur zwei oben spitz zugehende Splitter 
stehen blieben. 

1882, Juni: Pappel: am Wege von Orle nach Kartowo (Ref. Paschke): Blitz 
schlug in einen Seitenast und ging den Stamm hinunter, unter Aussetzung 
von Holzsplittern. Kiefer mit gabeligem Wuchse: Orle: Blitz schlug in 
beide Gabeln und machte einen Riss in der Rinde des Stammes. 

1882, 17. Juni: Weide, verkrüppelt (Rei. E. Würtz), ohne Spitze: bei 
Dorf Thomaszewo: oben getroffen, gänzlich zerrissen. Pappel: Weg 
von Pinschin nach Hoch-Stüblau? Kiefer: bei Jeseritz, nach Rilla zu: 
in ?/, Höhe getroffen und Borkenriss. Weide, hoch, gesund: Kokoschken, 
Kr. Pr. Stargardt: gespalten. 

1882, 17. Juni: Kiefer: dicht am Schechausee (Apoth. Settmacher): die obere 
Krone in Länge von etwa 40 Fuss abgeschlagen und der stehen ge- 
bliebene Hauptstamm von bedeutender Höhe der Mitte nach von ein- 
ander gespalten. Birke, 18 Fuss hoch, Miradau (Kr. Pr. Stargardt): 
bis zum Erdboden ganz glatt heruntergehauen. Pappel, ebenda: 
Rinde an einer Stelle in geraden Rissen abgeschält. 

1885, Mai 30. und 31, Pappel: Neuenburg, neben Salewski’s Grundstück an 
der Fischerei. Pappel: Bromberg, Feldstrasse: von oben bis unten 
gespaltet. Baum?: Thorn, Bazarkämpe, unfern Laufbrücke (N. Westpr. 
Z. No. 132, 1885). Weide: Wigonin, Kr. Berent, auf Hof von eine 

2 


120 


Bauern; da sehr gross und alt, inwendig wohl mulmig und deshalb ent- 
zündet, so dass die brennenden Splitter umherflogen. 

Juni, Nacht 9. zu 10, Weide: Wegbaum bei Abbau Neubauer von Alt- 
Kischau, Kreis Berent, etwa 28 Schritte über den Weg von einem Back- 
hause. Der Stamm, in Mannshöhe mit zwei Armlängen umspannbar, 
früher gegabelt, bis um 1880 der eine Ast durch starken Wind entzwei 
brach; etwa an der Bruchstelle in ungefährer Höhe von 2,50 m schlug 
der Blitz ein, zündete und setzte auch einen mittelgrossen Stein aus 
seiner Lage daneben heraus. Der ganze Stamm hatte noch Splint und 
Borke, war aber für die Stelle des abgebrochenen Astes inwendig, wenn 
nicht ausgehöhlt, so doch mit durch Insectenfrass porösem Holze und 
mit Mulm versehen; diese Stelle brannte stellenweise bis zum Splinte, 
von welchem noch Ueberbleibsel stehen blieben, schwelend aus, bis dass 
das Feuer, als es früh Morgens bemerkt, ausgelöscht wurde. Einige 
Splitter des Baumes sollen umhergelegen haben. Ein auf eine kleine 
Stelle beschränkter Aschenhaufen, sowie die angekohlten Aestchen und die 
verdorrten Blätter des jungen Baumaufschlages daneben waren wohl nur 
als Folge des schwelenden Feuers zu betrachten gewesen. 

Die Zündungen der beiden letzten Bäume betrafen also nur das porös und 
mulmig gewordene Holz, dienen also zur Bestätigung der Regel, dass ganz 
gesunde Bäume durch Blitzstrahl nicht zur Entzündung gebracht werden können, 
und ist es nur eine scheinbare Ausnahme, dass von dem Baume der früher als 
Theil der Gabelung nebenstehende Ast weiter fortgrünt und auch in seiner 
ferneren Existenz bis jetzt nicht bedroht erscheint. 


2. Monstrosität am Blatte von Aristolochia Sipho L’Herit. 

Das Blatt von Aristolochia Sipho L’Herit., Pfeifenstrauch, Osterluzei, 
einer aus Amerika eingeführten und auch in unserer Provinz häufig zur Lauben- 
bildung angepflanzten Verwandten unserer gemeinen Osterluzei, Aristolochia 
Clematitis L., hat bekanntlich fast kahle, eiförmige, tiefherzförmige Blätter. 

Es wird sich also die Lebenskraft des Blattes an den sich zu Herzlappen 
aufbauschenden Stellen eher verflüchtigen, als in den oberen Theilen des sich 
allmählich zuspitzenden Blattes. Von einem Standorte (Hauslaube in Czernikau, 
Kreis Berent) ist es mir nun gelungen, ein Blatt dieser Pflanze zu erlangen, 
aber auch nur eins, welches folgende monströse Bildung zeigt. Es haben sich 
auf dessen Unterseite zwischen den mehr obersten Blattnerven mehrere Blätter, 
flügelartig, ebenfalls mit schwacher Nervatur versehen, gebildet; und zwar 
an vier Stellen, rechts und links je zwischen der zweiten, dritten und vierten 
Nebenrippe. Während der Ueberschuss der Kraft sich unten zur Herzlappen- 
form entfalten konnte, stiessen hier die kleineren Nebennerven zusammen, kämpften 
eine Zeit lang mit einander und haben sich alsdann zu einer gemeinschaftlichen 
Neubildung vereinigt, wodurch ein länglich gestreckter, flügelartiger Blattanhang 


entstanden ist. Die Streckung ist eine längere zwischen der zweiten und 
3 


121 


dritten, als zwischen der dritten und vierten Nebenrippe, wogegen der Blatt- 
anhang in der letzteren Lage ein breiterer und gleichsam kräftigerer ist. Auch 
ist zu ersehen, ob die überschüssige Kraft des Wachsthums nicht mehr zu 
jener Neubildung ausgereicht hat: rechts zwischen der zweiten und dritten, 
sowie links zwischen der dritten und vierten Nebenrippe wird die blattartige 
Flügelung unterbrochen und es ist nur noch ein schwacher Parallemerv zu er- 
blicken, an welchen sich jene Flügelung anlehnt. Die von unten aufwärts 
steigenden Aestchen bilden die rechte und die von oben niederwärts kommenden 
die linke Seite des Annexes. Seine grösste Breite ist über 0,3 em bei 0,3 cm 
Länge und die grösseste Länge 3,1 cm in einem Falle bei 0,2 em Breite. 
Der unterbrochene Ansatz rechts ist sammt der Bruchstelle 5,5 em lang. 
Von oben her ist kein Eindruck in der Blattfläche zu ersehen und nur bei 
etwaigem Zerren zerreisst das Blatt an der Stelle des Anstossens. Es ist das 
Ganze als Wucherung der Zeilschicht anzusehen, ein Beweis von der Zeugungs- 
kraft der Vegetation. 


3. Kirsehbaum im Steine bei Kossekrug. 

Dicht bei dem Chwarsznauer Vorwerke Kossekrug, auf dem Wege von 
Altkischau nach der Oberförsterei Okonin (sämmtlich im Kreise Berent), befindet 
sich ein erratischer Block, welcher in etwa seinem letzten, dem Wege zu- 
gekehrten Drittel (2 m zu 60 cm.) eine 1,50 m lange Spalte zeigt, die wahr- 
scheinlich hindurehgehen wird. Da sie mit Flugerde ausgefüllt ist, konnte es 
kommen, dass sich Pflanzen darauf ansiedelten. Am meisten in die Augen 
fallend ist ein Kirschenbaum, von welchem es im Munde der vorbeigehenden 
Landleute, die also doch nach ihrer Weise auf dergleichen Naturverhältnisse 
achten, heisst, dass er aus dem Stein herausgewachsen sei und ihn dadurch 
gesprengt habe. Dem kann aber nicht so sein. Vielmehr muss die Spaltung 
des Steines schon früher durch äussere Gewalt entstanden sein, obschon sich 
kein eine etwaige Sprengung beweisendes Bohrloch auffinden lässt, ehe auf der 
füllenden Erde sich der Samen der Kirsche entfalten konnte. Die Höhe des 
im Ganzen sehr krumm gewachsenen Kirschbaumes beträgt etwa 2 m und füllt 
unten sein Umfang die Breite der Spalte aus. Drei andere, gleich starke 
Stämme sind bereits abgehauen; doch kommt daneben viel Nebengesträuch 
heraus, sowie zur rechten Seite einzelnstehend ein junger Spross eines Kirsch- 
baumes. 

4. Pflanzen-Ansiedler auf fremdartigem Substrate. 

Hierunter bemerke ich von einem Pflaumenbaume, der sich hinter einer 
Barriere oberhalb der Thüre des alten Posthauses zu Ankerholz (Kr. Lauen- 
burg) aus Samen angesiedelt und etwa sieben Jahre lang im Wachsthume er- 
halten hatte, bis er schliesslich verdorrte. 

d. Nachtrag zur Haferweihe an St. Stephan. 

Zu meinem vorjährigen Vortrage über die Haferweihe, insofern ich darin 

auch einige bezügliche Vorgänge aus Bayern brachte, bemerkt mir Herr Prof. 


Dr. K. v. Maurer aus München, dass sich ihnen, da gerade Bayern erwähnt 
4 


122 

wurde, noch mancherlei hinzufügen liesse. Die drei grossen Viehpatrone auf 
altbayerischem Gebiete sind St. Leonhard oder Lenardel, wie er gewöhnlich 
genannt wird, St. Stephan oder Steffel, endlich St. Wendelin. Jedoch gelten 
die beiden Ersteren vorwiegend als die Schützer und Helfer für Pferde, während 
Wendelin es vorzugsweise mit dem Rindviehe zu thun hat. Den dort zu Lande 
weit verbreiteten Leonhardsfahrten stehen ähnliche Gebräuche im Anschlusse 
an Stephanskirchen zur Seite, wie denn z. B. in der Stadt München selbst auf 
dem älteren und früher einzigen Kirchhofe eine Stephanskapelle steht, um 
welche bis in die neueste Zeit herab am 26. Dezember von den 'sämmtlichen 
dortigen Droschkenkutschern und manchen anderen Fuhrwerksbesitzern eine 
feierliche Umfahrt gehalten wurde. Dabei herrscht der Glaube, dass diese Um- 
fahrt speciell die Hufe gegen Beschädigung durch Steine schützen soll, was ja 
auch wohl eine Erinnerung an die Steinigung des Heiligen sein mag. Doch 
lässt man dort dem Pferde auch gern am Stephanstage zur Ader. Eine direete 
Haferweihe ist jedoch dem genannten Herrn aus Bayern ebenfalls nicht bekannt, 
obschon es auch sonst in diesem Punkte nicht an Berührungen zwischen Süd- 
und Norddeutschland fehlt. 

Th. Böbel (Haus- und Feldweisheit des Landwirths) giebt für den 23. April 
aus Masuren an, dass an Georgi mit dem Vieh (also nicht speciell Pferd) nicht 
gearbeitet werden darf, damit es der Wolf nicht zerreisst. In Memel heisst es: 
Kommt St. Georg auf dem Schimmel geritten, so giebt es ein gutes Frühjahr. 
Von Euskirchen am Rhein spricht der Bauer: Der Hafer mit St. Georg’s Pferd 
wird gewöhnlich nicht viel werth. Es beweist dies ebenfalls den Zusammen- 
hang des Pferdes mit dem Hafer. 

Nach Töppen: Aberglaube aus Masuren. (S. 70) ist in Masuren der 
23. April (St. Georg) der Ruhetag der Pferde. Dasselbe behauptet Frischbier: 
Sprüchw. und R. A. I. 4235. — Beide geben für den Ochsen den 24. April 
(St. Adalbert) als Feiertag an, wie es sich verbirgt hinter dem masurischen 
Sprüchworte: Wojeiecha wolowa pociecha (Alberts-Zeit des Ochsen Freude), 
erklärt, entweder weil dann schon Gras spriesse, oder weil an diesem Tage 
der masurische Landmann seinen Ochsen völlige Ruhe gönnt. — Der Georgs- 
tag, an welchem der Roggen nach der Rede der Litauer schon so hoch sein 
muss, dass sich eine Lerche darin verbirgt, gilt ihnen als bedeutsamer Zeit- 
abschnitt und brachten nach J. Melletius (S. 204) schon die alten Preussen 
alsdann ihrem Feldgotte Pergrubius ein Opfer dar. Mit diesem oder hiermit 
muss also auch das Pferd in Verbindung stehen. 

Noch giebt Töppen (S. 69) das Pferdeschwemmen in der Osternacht an, 
wie es schon für das vorige Jahrhundert für Preussen erwähnt ist von Pisanki: 
Erläut. Preussen. No. 25. S 16. 

6. Nachtrag zu den Blitzschlären an Bäumen. 

Sowohl von früher her, als von den Juli-Gewittern 1885 sind noch folgende 
bemerkenswerthe Treffer zu verzeichnen, wodurch der Procentsatz der Kiefer 
dem der Pappeln gleichkommt. Allerdings ist in ihren beiden Fällen ihre 
Exposition zu betonen. 5 


123 


1874: Ahorn, sehr hoch, gesund: Kirchhof zu Garezin, Kr. Berent (Referent 
Pfarrer Kowalski): Der Länge nach gespalten und über die Kirchhofs- 
mauer geworfen. 

1884: Buche, hoch, mitten im Dorfe Gr. Boschpol, Kr. Lauenburg: es schlug 
in die Aeste und deren einige ab, sowie einen darunter zufällig befind- 
lichen Menschen todt, der über die Strasse gehen wollte. Dieser Schlag 
in eine Buche ist selten und bemerkenswerth, weil man im Allgemeinen 
glaubt, man sei vor Tödtung sicher, wenn man sich unter eine solche 
flüchte, weil der Blitz nicht darein schlage. Ueber die Bahn des Blitzes 
habe ich weiter Nichts erfahren können. 

Hieran schliesse ich einen ähnlichen Fall an. Der Volksmund sagt auch, 
dass es da nicht einschlagen soll, wo Störche ihr Nest haben. Doch schlug 
1884 in Chmelenz, Kr. Lauenburg, der Blitz in die Scheune, die er ent- 
zündete, wo ein Storchnest war, und tödtete selbst den Storch darin. (Referent 
R. G. B. v. Plachecki.) 

1885, Juli. Kiefer, gesund: Hoch-Stüblau, in der Nähe des Waldes (Referent 
Settmacher): Der Blitz schlug ein, wo der Stamm beginnt; die oberen 
Zweige blieben gesund und vom Stamm war bis unten hin ein Riss ab- 
gespalten; der Splint sah aus, wie pulverisirte Holzkohle. 

1885, Juli 20. Kiefer, gesund, in Brusthöhe 1', Fuss Durchmesser, sonst 
etwa 50 Fuss hoch, bei etwa 30 Fuss gegabelt: Czernikau, nahe am 
Wege nach Alt-Paleschken (Ref. R. G. B. Höpner): Blitz schlug ein in 
Höhe von etwa 35 Fuss, theilte sich bei der Gabelung in zwei Strahlen, 
die in anderthalbmaliger Windung fast parallel um den Baum führend zur 
Erde gehen; durch Abschälung in 8 Zoll Breite waren Borke, Rinde und 
Splint beschädigt; Rindenstücke waren bis 20 Fuss Entfernung fortgeflogen; 
im Baum selbst war eine Spalte, 1?/, Zoll tief und bis 1 Zoll breit, so dass 
man die Hand hineinlegen konnte, welche Spalte jedoch am nächsten 
Tage geschlossen gefunden wurde; eine Entzündung des Baumes hatte 
nicht stattgefunden. 

Referent selbst befand sich zu Pferde in der grössesten Nähe des Baumes, 
etwa 15 bis 20 Schritte entfernt, und interessant ist dessen Schilderung von 
der Einwirkung des Schlages auf ihn selbst. Es war ihm, als ob er plötzlich 
einen starken Schlag gegen das Ohr mit stechendem Schmerze im Innern er- 
hielt, der ihm Luft und bald auch die Besinnung raubte; er sah etwas Glänzendes 
in Form eines Bogens in der Luft fliegen und sich in seiner Nähe auf einen 
hohen Gegenstand herabsenken; der Donner erschien ihm kurz, jäh, abgebrochen 
und nicht lauter, wie der Knall eines abgeschossenen Gewehres. Dann sanken Reiter 
und Pferd bewusstlos zur Erde nieder und ermunterten sich erst beim Herannahen 
der Arbeitsleute von der nahen Wiese. Als Nachwirkung ist wenigstens bis jetzt 
(ein Monat) eine gewisse Taubheit des rechten Ohres zurückgeblieben. 


124 


Zoologische Notizen. V. 


1. Standorte. 


Anfang Juni d. J. wurde im Walde von Orle (Kr. Berent) ein Steinadler, 
Aquila fulvo L., erlegt. 

Die Fischotter (Lutra vulgaris Erxl.) kommt vor im Canal des ÜCzarnau- 
bruches bei Brünhausen, Kr. Neustadt. Die Schnee-Eule (Stryx Nyetea L.) 
wurde vor Jahren ebenda geschossen und wird als aus Russland verschlagen 
angesehen. 

Im benachbarten pommerschen Kreise Lauenburg giebt’s in Stresow das 
Wildschwein (Sus Serofa L.), den Kranich (Grus einerea) und die Trappe (Otzs 
Tarda L.), wenigstens früher vor Abholzung des reichen Waldbestandes auf 
dem stark bergigen Lande. 

Bei Chmelenz im Lebathale geht in die königliche Forst eine Bergwiese 
hinein, die Wildkammer genannt, auf welcher sich viel Wild zur Aesung 
zusammenzieht und leicht abgeschossen werden kann, ausser Hasen und Rehen 
das Wildschwein, dann von Vögeln das Haselhuhn (Tetrao Bonasia L.), das 
Birkhuhn (Tetr. Tetrix L.) und der Auerhahn (Tetr. Urogallus L.) — Zu bemerken 
ist von jenem Kreise noch aus Zezenow, wo in der Nähe viel Wiesen, das 
überreichliche Vorkommen von Störchen, bis 8 Stück auf jedem Hause und 
bis 10 Stück auf jedem Dorfsbaume. (Ref. E. Thomasius.) 


2. Missgeburt. 

In Danzig wurde ein Huhn mit vier Beinen ausgebrütet, sechs Wochen 
lang gefüttert und nach seinem Tode dem Ausstopfer übergeben. (Frl. Marie 
Ziemann.) 

Bei Ziemann in der Zemblauer Mühle (Kr. Neustadt) kam bei der dies- 
jährigen Brütung eine leider verloren gegangene Missgeburt bei einem jungen 
Gänschen vor, das 6 Füsse besass, und zwar 5 unten und 1 oben auf dem 
Rücken. 

3. Geflügeleier mit zwei Dottern. 

Solcherlei Bier, gemeinhin von beträchtlicherer Grösse, besitzen meist nicht 
die Fähigkeit, ausgebrütet zu werden. Dennoch ist es meiner Cousine (Fr. 
Ott. Ziemann) gelungen, aus einem solchen Gänseei zwei junge Gänschen zu 


erzielen, die jedoch bald von der Brutgans todtgedrückt wurden. 
1 


125 


4. Junge Marder. 


Steinmarder, Mustela Foina L., kommt vor in Gross-Liniewo (Kr. Berent). Ein 
Wurf Junge (6 Stück) wurden in der Scheune gefunden. Ein für die Alten an 
derselben Stelle aufgestelltes Fangeisen war vergeblich. Die Aufzucht einiger 
Jungen am Euter einer Katzenmutter erzielten bei ihnen keine friedlicheren 
Resultate und, um den Enten auf dem Teiche Ruhe und Bestand zu sichern, 
erschien es geboten, den sich unter Trummen einwühlenden Jungen den Garaus 
zu machen. 

5. Kampf zwischen Bär und Wildeber. 

Nach Schwengel’s, des Abtes von Carthaus, Apparatus ad Annales sahen 
im Jahre 1735 zu Prockau im Kreise Carthaus sieben Leute, wie ein Bär mit 
einem Eber kämpfte. Der Bär «ing als Sieger hervor. Während der Eber 
schwer verwundet, gebunden in’s Kloster gebracht und vom Prior des Klosters 
dem Rathe in Danzig bei Wahl des neuen Bürgermeisters zum Geschenk ge- 
macht wurde, traf man den Bären ebenfalls stark verwundet im Lager an, so 
dass er von den Hunden des Hirten zerrissen werden konnte. Beide Thiere 
waren von ansehnlicher Grösse. 

Einen ähnlichen Kampf vom Dezbr. 1592 beschreibt der preussische Dichter 
Dom. Hermann in einem an den polnischen Feldherrn Joh. Zamoiski gewidmeten 
lateinischen Gedichte, nach dessen Inhalt das bezwungene Wildschwein vom 
Bären in den Schnee verscharrt, später aber von des Dichters Knecht entfernt 
und seinem Herrn zugebracht wurde, dem der Braten so wohl schmeckte, dass 
er aus Dankbarkeit gegen den Sieger jenes Gedicht verfertigte. (Bock: wirthsch. 
Naturgesch. IV. S. 53.) 

Nach Dr. F. W. F. Schmitt (Kr. Flavaow) beunruhigte noch im Jahre 1780 
bei Zempelkowo ein Bär eine Schweineheerde und 1783 warf ein Bär bei 
Suchoronezek einen Rinderhirten nieder. Seit jener Zeit hat man aber von 
Bären im Kreise nichts mehr gehört. 


6. Historisches, Fang und Namen vom Luchs. 


Nach Voigt und Specht (Säugethiere) ist in Europa ausser dem Pardelluchs 
noch der Polarluchs, Lynx vulgaris, auch jetzt noch im östlichen Theile 
unseres Festlandes ziemlich häufig. Im Norden hält sich der Luchs besonders 
in Wäldern auf, wo er sich auf einen Zweig hinduckt und auf durchziehendes 
Wild lauert. Das Kleid dieses gezähmt seltenen Thieres variirt so, dass wohl 
kein Luchs dem anderen vollkommen gleicht. Die Jagd auf Luchse ist schwer 
und mühsam, aber wenig gefährlich; sie geschiebt durch Kesseltreiben oder mit 
guten Windhunden; sein sonstiger Fang auch mit Fallen. Während er besonders 
nach Katzen sehr lüstern ist, jagt er im Winter bei Schnee selbst den Hasen. 
Den Menschen und Hunden sucht er aus dem Wege zu gehen. In die Enge 
getrieben, nimmt er jedoch den Kampf muthig auf und mit seiner fürchterlichen 
Tatze wird der andringende Hund erreicht und zerfleischt. Dass Felis Lynx 
vor Zeiten in unserer Provinz vorkam, möchte aus überlieferten Urkunden ge- 


2 


126 


schichtlich feststehen und gewiss wird sein glühender Blick aus dem Dunkel des 
Gebüsches oft genug unsere Vorfahren beunruhigt und erschreckt, sowie zur 
Jagd eingeladen haben. Nach einem Mährchen bei den Alten soll sein Harn 
zu einem köstlichen Steine (I,ynkur) werden. Es möchte imteressiren, wo nach 
geschichtlich uns überlieferten T'hatsachen Luchse früher in unserer Provinz 
gefangen wurden und wo es den letzten dieser Art aus dem Katzengeschlechte 
gegeben hat. Nicht ausgeschlossen erscheint, dass namentlich in Ostpreussen 
noch jetzt und später sein sporadischer Fang durch Uebertritt aus Russland 
und Polen constatirt werden kann. 

Gabriele Rzaczynski (Auctuarium Hist. Nat. Poloniae. Gedani, 1743) sagt, 
die cassubischen Luchse aus einem Distriete in Pommern sollen kleiner und 
nicht so gefleckt sein, als die aus Polen und Litthauen. Daraus geht einerseits 
seine damalige Auffindung noch hervor, wie andererseits die ungenau bezeichnete 
Gegend leicht auf das die jetzigen Kreise Berent, Carthaus, Neustadt, Bütow 
und Lauenburg umfassende und waldreiche Hochland des uralisch - baltischen 
Höhenzuges hindeuten kann. 

Nach G. Schwengel’s Apparatus ad Ann. Cartusiae Paradisi B. M. V. 
T. IV. wurde am 16. Mai 1734 am See Zadliska in den Feldern von Prockau 
(Kr. Carthaus) von Knaben und Hunden ein Luchs gefangen, ein „sonst hier 
nicht gesehenes Thier“. Das wäre der letzte für Westpreussen verbürgte Fang. 
Meldungen aus Ostpreussen sind diese. 

A. EB. Preuss (Preuss. Landes- und Volkskunde, Kgsbg. 1835 S. 188) 
berichtet nach Bock (Wirthsch. Naturgesch. 1784. IV. S. 39), dass man 1778 
noch vier Luchse bei Johannisburg in Ostpr. fand, und setzt hinzu: jetzt viel- 
leicht ausgestorben. 

Dr. Conwentz erwähnt, es sei 1372 noch em Exemplar in den Forsten 
von Schlodien (Kr. Mohrungen) erlegt worden. (Bericht Dt Eylau 1833. S. 10). 

Weitere Meldungen, falls sie vorkommen, werden immer nur aus Polen 
herübergelaufene Exemplare betreffen. 

In einer alten Glosse zu einer Urkunde über Theilung des Samlandes (mit- 
getheilt und erklärt von Gebauer in N. Pr. Prov. Bl. 1851. Bd. I. S. 365. 
No.55) wird erklärt: Wobsdis quod dieitur eyn luchs. Es ist aber (mach Töppen: 
Reste der altpreuss. Sprache im Altpr. M. Schr. Bd. IV. S. 155) doch zweifel- 
haft, ob diese Glosse richtig ist, da das altpreussische Vocabular von Stadtrath 
Neumann wobsdus als Dachs, dagegen luysis, als Luchs giebt. 

Weitere Namen des Luchses sind Zince italienisch, Los belgisch, Warylo 
schwedisch, Albos lappländisch, Los oder Goup norwegisch, Ays russisch, Ostro- 
wid2 polnisch, Nondo tungusisch, Scheleussin bucharisch. So nach Erxleben. 

Es lässt sich aus den angeführten Ländern auf seine frühere Verbreitung 
schliessen. 


Pflanzenkunde des Pommerellischen Urkundenbuchs. 


Eine historisch-botanische Skizze. 


Vorgetragen von A. Treichel in der 8. Versammlung des westpreuss. botanisch- 
zoologischen Vereins zu Dirschau am 26. Mai 1885. 


Vom Westpreussischen Geschichtsverein ist in den Jahren 1881 bis 1882 
das Pommerellische Urkundenbuch herausgegeben worden, eine Sammlung von 
geschichtlichen Urkunden, die sich zeitlich über die Jahre 1140 bis etwa 1315 
und räumlich auf das damalige Fürstenthum Pommerellen erstreckt, eines der 
ältesten staatlichen Gebilde unserer Provinz, dessen Grenzen sich einst bis tief 
in das Gebiet der heutigen Provinz Pommern (bis nach Stolp und Schlawe) 
erstreckt haben, darunter also Theile von Pommern, wie Lauenburg und Bütow, 
die, wie sie anderthalb Jahrhunderte lang unter der Ordensherrschaft und auch 
später unter der Oberhoheit polnischer Könige mit Westpreussen verbunden 
waren, namentlich gemäss der Gemeinsamkeit der Bodenbeschaffenheit in den 
beiderseitigen Grenzgegenden auch in floristischer Hinsicht nur einer gemein- 
samen Auffassung und Betrachtung würdig wären, zumal eine Trennung in den 
Floren beider Provinzen in Bezug hierauf ein verzerrtes Bild geben muss. Die 
administrative Scheidelinie müsste also aus der obigen Rücksichtnahme für uns 
Botaniker eigentlich bei den Ländern Lauenburg und Bütow fallen, um darauf 
heute nur aufmerksam zu machen, gleichwie ihre Geschichte und ihr Volks- 
stamm zusammen mit denen von Westpreussen nur gar zu oft in gemeinsame 
Rücksicht gezogen werden muss. Wie aber die im P. U.-B. edirten Urkunden 
über Orte und über Verhältnisse Westpreussens Aufschluss ergeben, so ist es 
andererseits klar, dass sie bei Feststellung der Verhältnisse auch in irgend 
einer Weise Streiflichter werfen müssen auf das naturwissenschaftliche Gebiet, 
aus welchem ich heute besonders die Pflanzenkunde hervorheben möchte. Bei 
der Auffindung der zu erwähnenden Punkte, da eine Durchsicht jeder einzelnen 
der 704 Urkunden unmöglich war, konnte ich mich meist nur an die im ange- 
hängten Wortregister gegebenen einschlägigen Begrifie halten. 

Aus der ganzen Botanik kommen darin, wie vielfach sonst in Urkunden, 
nur Bäume und Fruchtsorten vor, weil es sich nur um geschichtliche Be- 


glaubigungen von Thatsachen zur Sicherung von zukünftigen Rechtsfragen 
1 


128 


handelt. Indessen schien mir auch dieses Wenige der Beleuchtung wohl werth 

für die Betrachtung der Verhältnisse in unserem Lande vor und unmittelbar 

nach Ankunft des deutschen Ordens. Die Bäume gaben die Merkmale für 
gezogene Grenzen ab und die Fruchtsorten kommen als Bestimmungen für Ab- 
gaben und Lieferungen vor. 

Von den Bäumen, von welchen allein die Birke vermisst wird, kommen 
vor Abies, Alnus (elreholz), Carpinus (haynbuche), Fagus, Apfel und Birne 
(Malus und Pirus), Pinus, Quercus, Salixw, Tilia und Tremulus (also wohl 
Populus tremula L.), welchen ich der Reihe nach die einschlägigen Stellen bei- 
fügen will. Oefters findet man auch die unbestimmte Bezeichnung: mons, ubi 
est arbor signata: ob man den Baum nicht nennen konnte? Doch kam es wohl 
mehr auf die Signatur an. 

Abies ist wohl Pinus Abies L., also jetzt Picea ewcelsa Lk., Fichte. 
Urkunde No. 491 (1292) giebt den Grenzzug von einigen Dörfern, die Herzog 

Mestwin von Pommern dem Kloster Oliva bestätigt. Es heisst: ad lapidem 

ceruce signatam juxta quem et dam abies signata. — ad abietem signatam 

bicaudem duos ramos (in) summitate habentem, lapidibus cireumpositam. 

No. 631 (1309) ubi abies est signäta et aggere lapidum eircumducta. — per signa 
arborum quercuum et abietum, 

No. 674 (1300) ad quandam abietem signatam et circumfossam ac in superio- 
ribus ramis furcatam. Bezeichnend für die Auswahl von besonderen Bäumen 
zu dem gedachten Zwecke ist hier die Gabelung (furcata), was oben wohl 
ebenso durch bicaudis (es hat zwei Aeste) ausgedrückt wird. 

Alnus Tourn., Erle, Eller. In der Bezeichnung der Grenzen von gewissen 
Gütern auf der Insel Zantir (Grosses Werder), welche der deutsche Orden 
dem Herzog Sambor von Pommern zu Lehn gegeben hat, heisst es (Urk. 
No. 159. 1254): arbor que vulgariter wartboem appellatur. de hine vero 
linialiter usque ad silvam. que vulgariter elreholz nuncupatur. Während 
das Elreholz offenbar ein Gehölz von Ellern, ist der Wartboem gewiss ein 
Baum, der zur Warte dient, von welchem man also eine weitere Ausschau 
ins Land hatte. In Urk. 517 (1294) werden schon silwe custodes erwähnt. 

Carpinus L., Weissbuche. In No. 679 (1310), worin Heinrich, Comthur von 
Danzig, dem Kloster Zarnowitz das vom Abte von Oliva für dasselbe ge- 
kaufte halbe Dorf Sobiensitz in bestimmten Grenzen bestätigt, heisst es: 

. deinde ad arborem, que vulgariter dieitur haynbuche, deinde ad acer- 
vum magnum juzxta fagum, ... und ist daraus zu ersehen, dass die Hain- 
buche schon damals als ein von der Rothbuche unterschiedener Baum ihren 

Namen hatte. 

Fagus Tourn., Rothbuche. Ausser der vorstehenden Nummer kommt sie 
folgends vor: 

No. 172 (1258): de quereu directe ad fagum bene singnatam circa paludem. 

No. 237 (1269). In einer sehr genauen Grenzbeschreibung der Dörfer Kobilla, 


Pogutken und Koschmin, welche Herzog Sambor von Pommern dem Kloster 
2 


PR 


Be 4 129 


Samburia (Pogutken, später Pelplin) bestätigt: direete procedendo per nemus 
ad silvam, que Jagos habet, ubi eciam arbores fagorum sunt signate. Ebenso 
die gleichfalls unechte Urkunde 262 (1274). 

Urk. 652 (1307) besagt bei dem Grenzzuge zwischen Schönwarling und Hohen- 
stein: aggeres seu tumulos jaciendo fecerunt, incipiendo a superiori parte a 
fago parva signata. 

Urk. 702 (1323) nennt einen nemus fagorum als Theil der Grenze zwischen 
dem Lande Stolp und einem dem deutschen Orden verkauften Theile von 
Pommern. Dies beurkundet Markgraf Waldemar von Brandenburg, wie 
ähnlich in No. 703 der Hochmeister Karl von Trier. 

Malus, da von Pirus unterschieden, also Pirus Malus L., Apfelbaum. Urk. 
No. 326 (1281) giebt in einer Grenzbeschreibung: directe ad quendam 
monticulum, in quo stat malus, auch: in quo malus quaedam est signata. 

Virus, also P. communis L., gemeiner Birnbaum, giebt ein Merkmal ab in den 
bestimmt vermessenen Grenzen des Dorfes Malchow bei Schlawe, das 
Wizlav, Fürst von Rügen, dem Kloster Bukow 1274 verleiht (Urk. * 266): 
a fluvio Mosteniz (die bei Schlawe in die Wipper fliessende Motze) recte 
tramite usque ad pirum. 

Pinus Tourn., Kiefer, Föhre. 

No. 172 (1258): abhine directe ad quandam pinum circa parcam paludem ex 
utraque parte singnatam, abhine directe ad aliam pinum . . . ex utraque 
parte singnatam u. s. w. (in Bestätigung der Schenkung Sambor’s in terri- 
torio Garczin an das Kloster [Neu] Doberan [Pogutken, Samburia]].) 

No. 237 (1269): ad quandam pinum signatam ex omni parte (Ebenso No. 262) 
und: ad quandam pinum signatam que ab antiquo habet alvearium apum. 

No. 461: termini . . . currunt per signa arborum et cumulorum, quos fecimus 
propria in persona, ..... ad pinum signatam stantem circa paludem. Als 
Grenze einer durch gefälschten Vergleich von Suckau zu Oliva gefallenen 
Hälfte von Oxhött. 

No. 670 (1309). Beurkundung der Ablösung eines jährlichen Zinses der Spangau- 
mühle von Heinrich Swadawitz von Swaroschin durch das Kloster Oliva. 
Derselbe schenkte pro anima fratris sui dazu noch ein Stück Wald, bei 
dessen Grenzbestimmung es heisst: @ colliculo circa viam jacto directe 
trans viam ad pinum in monte signatam, sowie das Recht, in seinen 
Wäldern Holz zu fällen und fortzuführen zu jeglichem Gebrauche. War 
alsdann die Waldschenkung nöthig? 

Anzuschliessen wäre hier folgende Betrachtung. Noch jetzt heisst bor 
im Poinischen der Nadelholz-, Schwarzwald (davon boröwka, Wald-, Preissel- 
beere und borsuk, Dachs); dies Wort wurde zu borra latinisirt und bedeutet 
sowohl den Wald selbst, wie auch die daraus gezogenen Nutzungen in den 
alten Urkunden, wo es unter die allgemeinen Verkaufs-, Schenkungs- oder 
Beleihungs-Bedingungen fällt und in der Bedeutung von Nutzungsrechten 
meist zwischen piscationes und mellifieinae bei wichtigeren Urkunden (No. 685. 
1310) aufgeführt wird. 3 9 


139 


Quercus L., Eiche, figurirt an sehr vielen Stellen und beweist somit eine grössere 

Ausdehnung der Eichenwaldungen in früheren Zeiten bei uns, als jetzt. 

Die Häufigkeit der Erwähnung mag aber auch beruhen auf der grösseren 

Hartlichkeit des Holzes und demgemäss seiner grösseren Aufbewahrungs- 

fähigkeit für die Malzeichen. Sie kommt nebst dem anders gemodelten 

Ausdrucke quereina arbor auf 45 Seitenstellen vor, deren gesammte Auf- 

führung wohl zu weit führen möchte, da es sich immer nur um Grenz- 

bestimmungen handelt. In einer und derselben Urkunde wird der Baum 
sogar öfters genannt, wie z. B. in Urk. No. 172 fünfzehn Male. 

Wir mögen indess betrachten, wie sich die siyna arborum hierbei verhalten, 
um daran noch mehr zu erfahren, welcherlei Art die Signatur gewesen ist. 

Ganz allgemeiner Natur sind die Ausdrücke quereus signata oder posita 
et signata oder bene signata oder ex antiquo signata. Meist heisst es jedoch 
quercus ex utraque parte signata. Die beiden Seiten der Signatur werden die 
sein, von wo der Grenzzug kommt und wohin er geht. KEinmal kommt vor 
ex altera parte lacus signata (No. 632); hier hatte sie nur von der einen Seite 
am See ein einziges Zeichen. Auch in Verbindung mit näheren Standorten 
kommt sonst die Signatur vor, wie quercus circa viam publicam signata, 
quercus inter montem et paludem signata, duae quercus in testimonium processus 
terminorum signatae (No. 269). Welcher Art aber jene Zeichen waren, erfahren 
wir ebenfalls aus einigen Stellen: quwercus que habet crucem contra (versus) 
orientem (No. 208, sonst zweimal); quwercus, in qua tres cruces secte sunt 
(No. 269) in testimonium vere progressionis horum terminorum. Ausser den 
Kreuzen kommt einmal der Einschlag eines eisernen Nagels vor: deinde ad 
quercum mediocrem circa viam eircumfusam terra et clavo ferreo incusso (No. 679, 
1310), nach einer Grenzbestimmung zwischen Sobiensitz und Karlekau am Wege 
von Lissau nach Schwetzin, Kr. Neustadt. Es wäre interessant, diese möglicher- 
weise noch stehende Eiche an der Hand jener Thatsachen noch aufzufinden. 
Auch wird in einer Haupturkunde erwähnt eine quwercus dueis bei Malschütz, 
Kr. Lauenburg (No. 685, 1310), von der ich mich entsinne, in Öramer’s Gesch. 
der Lande Lauenburg und Bütow gelesen zu haben, dass auf ihr (der sog. 
Herzogseiche) zwei Säbel kreuzweise eingeschnitten seien, zu welchem Male 
auch der Ortsname in Verbindung gesetzt werden kann. Auch kommt vor 
eine quercus tribus signis signata (No. 172 und 631). Sodann im Gegensatze 
tres quercus stantes in campo oder tres quercus in uno termino (trunco) constitutae 
oder tres quercus signatae; aber auch duae quereus circa sepulchra paganorum 
(No. 208). 

Bezüglich des Standortes wären noch folgende Angaben zu verzeichnen: 
quercus circa lapides oder juxta paludem oder juata parvam paludem oder 
jJuxta quendam torrentem (Giessbach) oder jurta duos monticulos posita oder 
prope viam oder juxta viam regiam stans oder juxta bivium (Wegspaltung). 
Allgemeiner ist die Bezeichnung quwercus per quam gades sunt signatae. 


Zu den arbores signatae treten als andere bemerkenswerthe Zeichen die arbores 
4 


131 


(quercus) ceircumfossae oder aggere oder lapidibus eircumdatae. Ein arbor 
lapidibus consita brauchte deshalb kein weichlicher Baum zu sein. Die Grenz- 
behügelung ist geradezu als um eine Eiche geschehen mehrfach erwähnt. 
So kommt vor die quereus cumulata oder circumfossa oder cumulo (aggere) 
cireumdata oder cumulo eircumeincta oder terra ceircumfusa oder in umge- 
kehrter Anschauung ein tumulus de terra factus circa 'quercus duas, Schliesslich 
giebt zur Erwählung von Grenzbäumen und demgemäss ihrer urkundlichen Er- 
wähnung Anlass das Aussehen der Eichenbäume, zunächst jedoch ihre Grösse. 
Während eine quercus parva als Grenzmal nur einmal vorkommt, wird häufiger 
gesprochen von einer quercus magna oder antiqua et magna; (in No. 620 heisst 
es: per plurima arborum signa usque ad quercum magnam in qua mete Domatow 
et Polchow et Messin (alle Kr. Neustadt) conjunguntur). In No. 679 und sonst 
zweimalig kommt eine quwercus medioeris vor. Einmal sprechen die Urkunden von 
einer quercus furcata (gegabelt) und einmal von einer quercus- gibbosa (gebuckelt, 
also krumm oder mit Maserbildung versehen). Dass quwereina arbor wohl mit 
quercus als gleichbedeutend aufzufassen sei, erwähnte ich schon. Das quercetum, 
das Urk. Nr. 516 (1294) bei Lubahn, Kr. Berent, und neben silvae in der 
allgemeinen Aufzählung angiebt, ist wohl ein Eichenwäldchen, ein Eichenhaag. 

Es erübrigt noch die Betrachtung von dambrowa, das an zwei Stellen vorkommt. 
Es gehört hierher, weil die Eiche polnisch dqb lautet und hiervon sowohl Namen 
von Personen (Dombko, Dombrowski), als auch besonders zahlreich von Dorf- 
schaften (Damerau, Damerow, Damerkow, Dammrau, Dampraw, Dombrowken, 
Dombrowo, Dambagora, Dembogorsch) abgeleitet werden. Hier soll Dambrowa 
jedoch einen Eichenwald bedeuten. Wenigstens an einer Stelle des P. U. B. 
(Urk. 615, 1303), wo für das Gut Syreno (vielleicht Zerrin bei Bütow) eine 
von dem Bischofe von Cujavien gewährte Freiheit der Bezahlung des Zehnten 
beurkundet wird von 6 Jahren de dambrowa und von 10 Jahren de silva densa, 
scheint es wegen dieses Gegensatzes jedoch mehr ein Eichengestrüpp (junger 
Aufschlag oder alte Kappung) zu bezeichnen. Jhr kommt gleich eine andere 
Stelle (Urk. 550, 1297), wo Abgabenfreiheit für 12 Jahre gewährt wird, sı qud 
de sylva aut inculta terra, que Damerow dieitur, in supradietis granitüis 
reperitur, weil damerow im Gegensatze zu Wald steht. 

Noch an einer Stelle ist die Rede von robora und ist nach dem Sinne 
doch wohl kaum zu denken an eine damalige Unterscheidung der ver- 
schiedenen Eichenarten, also besonders der hier genannten Quercus Robur L. 
spec. pl. (Sommer-, Stieleiche) von Q. sessilijlora Sm. (Stein-, Wintereiche), 
vielmehr nur ein untermischter Gebrauch beider lateinischen Namen anzunehmen. 
Die Urk. * 293 (1278, bei der Verlegung des Klosters Neu-Doberan aus der 
bisherigen, ungünstigen Lage (Pogutken) nach dem durch Mestwin geschenkten 
Pelplin in bestimmten Grenzen) giebt einen betreffenden Theil des Grenzzuges 
an: deinde ad cumulum de terra factum prope viam regiam, deinde ad cumulum 
circumvallatum roboribus qui dieitur bolwerg. Doch soll diese Urkunde unecht 
sein, weil u. A. der deutsche Ausdruck bolwerg für 1278 auffallend sei. Ich 

5 9g* 


132 


meinerseits kann auch nicht einsehen, weshalb hier an durchaus nicht hervor- 

ragender Stelle ein Bollwerk in Gestalt eines mit Eichenplanken verstärkten 

Hügels als Grenzmal angelegt sein soll. Fiele aber der Relativsatz fort, so 

könnte man diese Stelle schon eher als einen von Eichen im Kreise um- 

standenen Hügel gelten lassen und fiele somit ein wesentlicher Verdachtsgrund 
für die Echtheit der Urkunde. 

Salix Tourn., Weide. Obschon es deren auch früher in reichlicher Anzahl ge- 
geben haben muss, wird sie dennoch nur an 2 Stellen erwähnt, wohl weil 
sie als zu weichlicher und nicht lange dauernder Baum auch die Zeich- 
nungen der Begrenzung nicht zu lange aufbewahren würde. 

In No. 326 (1281) geht der Grenzzug usque ad quandam salicem (Erguss der 
Wolszeniez in die Weichsel) und in No. 491 (1292) ad salicem signatam 
(zwischen parvula palus und rivulus Dribuch bei Bresnow oder Raikau, 
Kr. Pr. Stargardt); beide Male hat aber die Weide wässerige Standorte. 

Tilia L., die Linde mag wohl aus gleichem Grunde so wenig oft als Grenzbaum 
geachtet worden sein. No. 237 und No. 262 zählen eine tyla signata 
auf und No. 641 (1305) spricht von einem cumulus iactus super rivulum 
Spangoviam prope tiliam (auch bei Swaroschin). NB. Citat S. 30 ist un- 
auffindbar. Der in No. 290 Lipowa genannte Berg bei Odargau (Kr. Neu- 
stadt) wird mit Linden bestanden gewesen sein, da Zipa polnisch die 
Linde heisst. 

Tremulus ist die sonst botanisch benannte Populus tremula L., Zitterpappel, 
Espe. Sie ist ebenfalls ex utraque parte signata (No. 172) oder signata 
prope lacum (No. 237 und No. 262 prope lacum qui Orange dieitur). 

Das Grenzmachen geschah also aggeres seu tumulos jaciendo und arbores 
secando. 

All diesen Angaben kann die Frage zur Seite gestellt werden, was denn 
die arbores signatae in testimonium processus terminorum, die Malbäume, halfen, 
da sie doch einmal verdorren mussten, selbst wenn man die harte Eiche zumeist 
aussuchte, oder wenn es nicht verboten war, selbige umzuhauen. Nun im ersteren 
Falle (es konnte ja auch ein Blitzstrahl sie zerschmettern oder ein Waldhrand 
sie in Asche legen!) waren noch immer die Erdhügelungen als sicheres Merkmal 
vorhanden, dessen Verrückung schon nach recipirtem römischen Rechte strafbar 
war, und für den letzteren Fall kann ich jedoch für diese Zeit und für unsere 
Provinz keine strafrechtliche Bestimmung nachweisen. Freilich wird damals der 
Eingeborene noch nicht bis zu solcher Tiefe der Schlechtigkeit gedrungen sein, wie 
andererseits die Deutsch-Ordensritter aus ihrer Heimath bezügliche Strafsatzungen 
mitgebracht haben werden. Vielfach war ja in Deutschland bei Kapitalstrafe das 
Umhauen der zur Bezeichnung der Grenze dienenden Bäume verboten. So bestand 
in der Schweiz z. B. für den Schlag von Grenzarven die Todesstrafe, wie auch 
schon im Volksbewusstsein sonst eine gewisse Heilighaltung zuerst der in ge- 
heiligten Hainen befindlichen Bäume sich aussprach, die sich später in ähnlicher 


Weise auf gewisse Baum-Exemplare ausdehnte, z. B. in Gemeinwaldungen auf be- 
6 


Ei 


133 


sonders die fruchtbaren, d. h. zur Mast dienenden Harthölzer (Eiche und Buche 
als s. &. Blumwaare), wogegen es Jedermann freistand, das unfruchtbare, weiche 
Taub- oder Dustholz nach Belieben für seinen Gebrauch zu hauen. Hiernach 
waren in der Schweiz (z. B. im Urselenthale) Arven und Tannen gebannt, d.h. 
vor Axtbieb gefreit.. Nur zu bald wurden dann solche Freibäume auch 
Träger mystischer Anschauung und besonderer Verehrung oder Scheu des Volkes, 
das auch wohl noch allerlei Mährchen und Spuckgeschichten gleichsam als 
Malhügel auf sie häufte. 

Andererseits lässt sich wohl eine nicht zu milde Bestrafung des Hiebes 
auf Grenzbäume folgern, wepn nicht schon aus den sonst in Deutschland gültigen 
und nach der Ueberlieferung recht barbarischen Strafen des Baumschälens (Ent- 


leibung, Annagelung des Gemächtes, nach israelitischem Vorbilde Wettmachung 


des Frevlers mit seinen Körpertheilen, wie er gerade am Baume gesündigt), 
so doch auch aus den strengen Strafen für die Ausraubung oder Zerstörung 
der s. g. Büten. d. h. zur Bienenzucht ausgehauenen Kiefern oder Eichen, 
mellifieina oder alvearium apum, zu deren Local und Unterhalt die mericae aus- 
ersehen waren, etwa durch Haidebüsche zu übersetzen und auch in unseren Ur- 
kunden oftmals erwähnt. Du Cange, der Glossator des mittelalterlichen Latein, 
weist s. v. merica (1) ausdrücklich darauf hin, indem er sagt: proprie silva in qua 
aluntur apes, unde merica apum. Wie für Polen das Statut Wislicki vom Jahre 
1347 (also eine gleiche Zeit!) unter Casimir dem Grossen für Ausraubung 
(de quercubus vero mericarum vulgariter Dambrowa, duos scotos quilibet ipsam 
incidens persolvat) eine Pön von 2 Scot festsetzt, so bestraft es den Thäter des 
Fällens (si autem quis arborem cum apibus succiderit) noch härter. Und aus West- 
preussen galt ein ähnlich strenges Bütenrecht, wie namentlich zu ersehen ist 
aus dessen schriftlicher Fixirung, die noch in der Stadt Bütow aufbewahrt wird, 
wohl dem Hauptorte für die im weiten Umkreise liegenden Beuten oder Büten, 
die jener Stadt (nach Cramer: 1. 1. 1. S. 94 fi.) auch den Namen gegeben 
haben sollen. 

Als Uebergang zu den Getreidearten blieben nun noch einige im P. U.-B. 
erwähnten Sträucher zu besprechen, insofern daraus sich eine ethnologische 
Seite für die Botanik abgewinnen lässt. Es sind der Hopfen, die Brombeere 
und der Weinstock. 

Humulus L., Hopfen. Eine Hopfenpflanzung, humiletum, kommt nur 
einmal (474. 1290) unter den allgemeinen Bezeichnungen vor. Mit Hopfen hängt 
natürlich das Bier zusammen, cerevisia, das wir ebenfalls im P. U.-B. vorfinden 
(506. 1294. Die erste Zahl bezeichnet übrigens die Urkunde und die zweite 
ihre Editions-Jahrzahl), wo ein erkauftes Dorf a prestacione cerevisie que nobis et 
nostris ibidem dari consuevit, befreit wird. 

Uebrigens bestand unter den ungemessenen, aber landesüblichen und gesetz- 
lichen Diensten und Leistungen des früheren Bauern (Kmetho) an seinen ad- 
ligen Herrn auch das Hopfenschneidegeld, polnisch Osniecowe, für dessen Her- 


gabe die vorliegenden Urkunden indessen noch zu früh sind. 
7 


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Rubus L., Brombeere. Es bezeichnet einmal eine Stelle an einem Walde 
(463), ist also gleich rubetum, wie es andererseits als rubus urs! (Bärenbrombeer- 
strauch) eine locale Benennung ist (447), als 1289 das Dorf Paleschken frei 
von allen Lasten in bestimmten Grenzen vom Herzog Mestwin dem Kloster 
Byszewo verliehen wird. 

Vitis L., Weinrebe. Der Weinberg, vinea, als Ort ihrer Anpflanzung, wird 
im P. U.-B. meist immer bei der Aufzählung von Pertinenzstücken von Be- 
sitzungen angeführt. Ohne dass eine bestimmte vinea angegeben ist, wird es 
immer nur allgemein gehalten, wie bei der Bestätigung der weltlichen Besitzungen 
und geistlichen Rechte für das Kloster Oliva durch die Päbste Honorius II. 
(32. 1226), Innocenz IV. (87. 1245) und Nicolaus IV. (458. 1289), für das 
Bisthum Cujavien durch Gregor IX. (61. 1238 deeima pars de vineis) und für 
das Kloster Neu-Doberan (Pogutken, Samburia) durch Nicolaus IV. (459. 1289). 
Es können dies Alles also nur kanzleistylmässige Amplificationen sein. Nur 
ein einziges Mal ist eine bestimmte vinea erwähnt, nämlich in Urk. 474 (1290), 
worin Herzog Mestwin von Pommern dem Erzbischof Jacob von Gnesen für 
300 Mark die Dörfer Gruczno und Koszelitz in der Schwetzer Castellanei verleiht. 
Hier wird die villa Kozlec tradirt cum vinea et pomervis. Hiermit ist der 
frühere Weinbau für Westpreussen bestimmt ausgesprochen, und zwar für eine 
südlich von Schwetz gelegene Gegend, so dass es Weinberge auch sonst wohl 
gegeben haben wird. Jener Ort Kozlec besitzt aber auch pomeria, Obstgärten, 
wie wir bei ihm schon früher das ebenfalls nur einmal vorkommende humtletum, 
Hopfenplantage, antrafen, scheint also ein sehr fruchtbarer und angebauter 
Landstrich gewesen zu sein. 

Im Anschlusse hieran und zum Uebergange zu den Getreidearten, wo es 
sich ebenfalls nur um Nutzungswerthe handelt, ist noch der Graswuchs zu 
betrachten, aber nicht etwa von einer einzelnen Grasart, sondern als Gras im 
Allgemeinen, sei es als Viehweide, sei es zur Grasnutzung. Beiderlei kommt vor. 

Die feni falcatio (Heumaht) wird als begrenzte Servitut auf einige an das 
Kloster Oliva verlichene Besitzungen (nach 394. 1285) wunderbarer Weise einem 
weltlichen Manne, aber einem miles Gneomer (von Krockow?) in Lepsch verliehen. 
— Der einfache Ausdruck fenum bezeichnet auch nur das Nutzungsrecht, also 
die Heumaht. Es wird verliehen in 350 (1282) als fena altrinsequus rivulum 
qui Stryboc dieitur, wie ähnlich ein Landgut (319. 1280) cum feno altrinsequus 
Jluvium. 

In 269 (1275) heisst es: nam ab antiquis temporibus coloni de Carnesewitz 
Fenum ibi primitus messuerunt. Ibi, d. h. zu beiden Seiten des Pollnitzbaches 
(nahe Schlawe) beim Einfall der Misteniza (Aehnlich 662. 1308). Auch hier 
wird sogar den Colonisten dies alte Recht durch Wizlaw, Fürst von Rügen, ge- 
wahrt, obschon es ein Einschnitt in die klösterlichen Rechte von Bukow ist. 

Auch als Viehweide kommt im P. U.-B. der Graswuchs vor, natürlich bei 
einer Verleihung an ein Kloster (485. 1292), wo Herzog Mestwin, weil die 
Cistercienser in Pelplin Noth leiden, ihnen zwei Dörfer (Gemlitz und Schow) 

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135 


giebt als fenalia pascua ad suorum pecorum nutrimenta. Urk. 633 (1305) unter- 
scheidet sogar fenum und gramina jumentis. Dieselbe Urkunde erwähnt auch 
cespites, Rasen, wie man sie für Bau und Verbesserung von Mühlenwerken 
gebraucht. | 

Bei jeglicher Getreideart, die im P. U.-B. vorkommt, handelt es sich, wie 
ich bemerkte, um Nutzungswerthe. Eine Abgabe (exactio) an Körnern bestand 
schon zu frühesten Zeiten unter dem slavischen Namen Össep. Weil sie etwas 
Gewöhnliches und Selbstverständliches ist, kommt sie nur dann vor, wenn es 
sich um die Ausnahme der Befreiung davon handelt. So wird sie auch erwähnt 
als Abgabenfreiheit, wo (42. 1229)’den Johannitern die früher geschenkten Be- 
sitzungen (meist um Preuss. Stargard) nebst den Lastbefreiungen bestätigt werden. 
Ein Aehnliches muss ausdrücken solucio frumenti (374. 1284 und 400. 1285). 
Ebenso scheint dasselbe zu bedeuten der slavische Ausdruck simula (auch simila), 
falls die Ableitung von siemie, Samenkorn, zu adoptiren, wie wahrscheinlich, 
zumal sich aus der Stellung in den aufgeführten Abgaben (hinter Stanovnik) 
nichts ermitteln lässt. Auch diese kommt vor als Befreiung für Unterthanen in 
den an Klöster (Eldena für Mariensee 505. 1294., dann Belbuk (389. 1285 
und 437. 1288) oder an Privatpersonen (Peter, des Grafen Glabuna Sohn :374. 
1284 und Graf Nicolaus Jankoviez: 369. 1283 nec simula dent) verliehenen 
Besitzungen. 

Von Getreidearten werden erwähnt der Hafer, die Gerste, der Roggen und 
der Weizen. Für den letzteren haben wir scheinbar die beiden Ausdrücke 
triticus und siligo, da letzteres (nach Isidorus 1. 17. ce. 2. und sonst bei latei- 
nischen Schriftstellern) als genus tritiei a selecto dietum zu fassen. Doch nach 
Du Cange wird siligo von späteren Autoren auch gebraucht für secale, Roggen, 
vulgo segle, franz. seigle. Hülsenfrüchte allein kommen also gar nicht vor. Was 
unter braseum zu verstehen, weiss ich fürs Erste noch nicht: vielleicht Malz 
oder Kleie, da es bei Mühlen vorkommt und von farina (Mehl) unterschieden 
wird. Zum durum frumentum werden gerechnet fritieus, siligo und hordeum. 
Alle Körnerfrüchte erscheinen nur in geschichtlicher Feststellung von rechtlichen 
Beziehungen, entweder von Beleihungen oder von Aufhebung von Abgaben. 

Ebenso auch das Mehl. In 214 (1266) wird ein Gut verliehen, frei von 
allen Lasten, worunter auch der conductus farine (et ferine), und in anderen 
Urkunden (374. 1284 und fast gleich 400. 1285) heisst’s unter den Befreiungen 
verliehener Güter: farıinam non ducant. Die Abfuhr des Mehles muss also eine 
Pflicht gegenüber dem Herzoge oder sonstiger Staatsgewalt gewesen sein. Für 
Verleihung einer Mühle nebst halber Hufe (in Stolp: 281. 1276) wird anderer- 
seits zur rechten Zeit, wie’s gewohnheitsgemäss ist, ausser freier Mahlung des 
herzoglichen Getreides gegeben ein census von einer Mark Silber, von 12 men- 
surae farine siliginee und von 4 mensurae farine tritice. Unter den Zehnten 
von Klosterdörfern verspricht man (309 und 310. 1279.) annonam ad quam- 
libet farinam faciendam et brasium quodlibet nostrum sine contradietione gratis 
molere, woraus ausserdem zu ersehen, dass verschiedene Sorten von Mehl her- 
sestellt wurden. 9 


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136 


Die Getreidearten kommen meist immer im Gemenge vor. 

Bei Zuweisung von 8 Dörfern als Pfarrsprengel zu einer reconeiliirten 
Kirche (224. 1267) sollen die Leute diejenigen, von welchen sie spiritualia 
erhalten, auch in Etwas in temporalibus unterstützen und also dem Priester 
de quolibet unco bezahlen duas mensuras, que pochove dieuntur Slauice, unam 
siliginis et alteram avenae. Uncus ist der slavische Hakenpflug oder ein von 
ihm in bestimmter Zeit umgepflügtes Stück Land, ähnlich der deutschen Hufe, 
mansus. Als Herzog Mestwin von Pommern 1269 sein Land von den Mark- 
grafen Johann, Otto und Conrad von Brandenburg zu Lehen nimmt, verpflichten 
diese sich, seine Tochter zu verheirathen und ihm ein Jahrgeld von 100 Mark 
Stendaler Silbers zu geben oder aber 100 Maass harten Getreides, vel centum 
choros duri frumenti, wovon je 30 chori tritiei und ordei und 40 chori siliginis. 
Durum frumentum muss auf die Härte der Frucht bezogen und darf nicht als 
Wintergetreide gefasst werden, weil die Gerste dazu genannt wird. Ausserdem 
erführe man hierbei den damaligen Preis des Getreides. 

Während 10 Talente Weizen in einer Wassermühle (molendinum aquaticum) 
(210. 1266) verliehen werden und andererseits auf den Zins von 5 pondera 
(Last) siliginis aus einer Mühle verzichtet wird, kommt unter den hefreiten 
Lasten die ewactio siliginis super honorem tribuni vor, welche Last dem Wort- 
laute nach wohl für die unterdrückte Ehre des Besuches des Tribunen gegeben 
wurde. 

Natürlich spielen die Körnerfrüchte auch bei der Verleihung von Mühlen- 
gerechtigkeiten ihre Rolle. In den zwei Stadtmühlen zu Cöslin wird (559. 1298) 
die Mahlmetze (mensura dieta wlgariter matte) für ewige Zeiten und sogar 
ihre Zuammensetzung bestimmt: Der Scheffel (modiws) soll nicht weniger als 
16 Metzen haben bei jeglichem (annona) Getreide: siligo, brasium, frumentum. 
Wie sich der sonst allgemeine Begriff /rumentum auf eine bestimmte Art von 
Getreide beziehen soll, ist nicht ersichtlich. Uebrigens ist die Urkunde unecht. 
Dem Matte ist das Plattdeutsche gleich anzumerken. Bei der Begabung von 
Stolp mit Stadtgebiet (690) im Jahre 1310 soll man nach Errichtung von 
Mühlen von jedem Rade (rota) unum last siliginis et brasei equanimiter . 
nomine pacht geben, sonst auch nach Lübecker Maass messen. Unter den Be- 
dingungen der Uebertragung einer Mühle (in der Stadt Cöslin 406. 1286) figu- 
rirt eine jährliche solutio last annone, cuius media pars siligo, religua autem 
medietas duplex braseum seilicet avenaceum et ordeacium fore debet; ebenso bei 
der Mühle bei der Stadt Cöslin (446. 1289) für jedes Rad (rota) eine jährliche 
Zahlung von zwei Last annone; medietas huius annone siligo erit, religua medietas 
braseum vita distinectum quod dusve partes sint avenaticum braseum, tertia vero 
pars ordeaceum fore debet, zu Ostern zu leisten. 

Im grösseren Gemenge finden sich die Getreidearten bei grösseren Rechts- 
actionen vor, wie bei der Anlegung von Ortschaften (Städten oder Dörfern) 
oder bei ihrer Rechtsbewidmung. Auch für diese Verbindung treffen wir im 
P. U.-B. auf einige Beispiele. 

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137 


Als 1297 Meinhard von Querfurt, Landmeister von Preussen, die Stadt 
Mewe (Gimca) dem Conrad von Reden zum Besetzen nach Culmer Recht aus- 
giebt (550), soll sie nach dreijähriger Abgabenfreiheit u. A. einen jährlichen 
Census „unserm Hause“ leisten, für den mansus censwalis nämlich unam maldratam 
annone quadruplieis seilicet tritiei, siliginis, hordei et avene proportionaliter, 
cuiuslibet tres mensuras, auf Martini zu geben. 

Als 1287 Bischof Thomas von Plock dem ihm von Herzog Mestwin von 
Pommern verlienenen Ort Gerdin (Gordin) Magdeburger Recht giebt (mit Hin- 
sicht auf die daselbst anzulegende Stadt), bekommen die künftigen Einwohner 
(427) zehnjährige Freiheit von Abgaben jeder Art, ad ewstirpandas silvas et 
ewcolendos agros und soll von ihnen alsdann de quolibet manso zu Martini jeden 
Jahres geleistet werden una malderata quadruplieis annone, tres videlicet mensure 
tritiei, tres siliginis, tres order, tres avene. 

Als 1301 Bischof Gerward von Cujavien das Schulzenamt der Dörfer Subkau 
und Swaroschin (Schobokow et Swarzystow) an Heinrich, den Sohn des Schult- 
heissen von Mewe, und an Johann von Lywnow verleiht (594a), um sie zu 
deutschem (eulmischem) Rechte auszusetzen, sollen sie nach Verlauf eines Frei- 
jahres de quolibet manso Flamico zu Marientag zinsen u. A. annone quadruplicis 
maldratam, widelicet tres mensuras tritici, tres order, tres siliginis et tres avene 
census nomine (auch duos pullos, Hühner) und das Getreide nach Subkau oder 
Dirschau oder Gerdin oder gleich weit entfernten Orten zu fahren gehalten sein. 
Auch sollen sie jwre mensurarum missalium jeden Marientag von jedem mansus 
die Hälfte des Maasses an Winterweizen und an Hafer an den rector ecelesie geben. 

Als 1302 Abt Heinrich von Pelplin das Dorf Neukirch zu deutschem Rechte 
aussetzt (609), sollen die Einwohner für die mansi censwales zu Marien u. A. 
unam malderatam, que tres facit mensuram annone quadruplicis, videlicet triticı, 
siliginis, ordei et avene (cum duobus pullis) censiren. 

Dieselbe Mischung figurirt in einer pachtvertragähnlichen Besetzung (633 
1305). Von demselben Abte werden die Güter von Dobkau an die Bewohner 
von Stenzlau unter gewissen Bedingungen gegeben. U. A. geben sie von jeder 
Hufe, gleichviel ob Sumpf oder Acker, duodecim modios quadruplieis annone 
videlicet tres tritiei, tres siliginis, tres ordei et tres avenae, und zwar an den 
Klosterbruder, welcher die für Pelplin vorbehaltene Spangau-Mühle bewachen wird. 

Erst aus der letzterwähnten Urkunde erfahren wir vergleichsweise, dass 
12 modii oder Scheffel eine malderata oder maldrata ausmachen. In diesem 
Worte muss also das anklingende deutsche Wort Malter eine Uebersetzung sein, 
so hoch uns alsdann auch für damalige Zeiten der von jeder Hufe zu leistende 
Zins vielleicht erscheinen mag. Die bei den letzten Locationen vorkommenden 
mensurae sind also als Scheffel zu fassen, wodurch die früher erwähnte Um- 
schreibung gerade dafür durch matte von ihrem Stundpunkte verrückt erscheinen 
muss. Schliesslich muss es auffallen, dass im P. U.-B., zumal doch Mehl vom 
Korne der Früchte, andererseits nicht das Stroh der Halme der cultivirten 


Fruchtsorten als Lieferungs- oder sonstiger Nutzungswerth vorkommt. 
1 


158 


Es mag mir im Uebrigen mit der obigen Darstellung gegangen sein, wie 
dem Jäger, um mit L. Weber zu sprechen. Anscheinend zweck- und aussichts- 
los wandert er umher im dunkeln Walde, bis auf einmal die Beute winkt, 
unerwartet, und ich weiss nicht, ob reich genug, um gefesselt zu haben. Man 
muss freilich, wie der Jäger, zufrieden sein, sich für zehn nutzlos verbrachte 
Stunden durch das Ergebniss einer einzigen entschädigen zu lassen. Im matten 
Abbilde lag sie so eben vor Ihnen! 


Nachtrag. 

Das fragliche braseum, auch brasium, bracium oder brace, obschon bei den 
lateinischen Classikern eine eigene Art Gerste, soll nach Du Cange im Mittel- 
alter keineswegs eine Kornart sein, sondern durch Wasser macerirte Gerste, 
woraus Bier gemacht wird, bei den Engländern malt genannt, also unser deutsches 
Malz, dessen Herstellung in Mühlen nur wunderbar erscheint, weil es mehr 
der Brauerei zukommt. Jedoch wird malzen (braseare) und brauen (lat. braware) 
im späteren Mittelalter als verschiedene Hantirung unterschieden. Anfänglich 
geschah das Malzen vielleicht in Mühlen oder in Verbindung damit, bis es bei 
der primitiven Productionsweise in die Bürgerhäuser drang, als man es verstand, 
aus dem bereiteten Malze Bier zu machen. Das Malzen wird somit die ältere, 
weil nothwendigere Hantirung sein. Vergl. Tschoppe u. Stenzel: Urkunden- 
Sammlung S. 373. 


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139 


Volksthümliches aus der Pflanzenwelt, besonders für 
Westpreussen. VI. 
Von A. Treichel. 


Auch dieses kaleidoskopische Gemenge mag zeigen, wie immer noch nicht 
der zum obigen Thema gehörige Stoff sich erschöpft hat, da sich dazu von 
überall her immer von Neuem und von jedem Gebiete der Ethnologie der Pflanzen, 
um es so zu bezeichnen, Beiträge eingefunden haben, denen ich in altgewohnter 
Weise dieselbe Behandlung zukommen liess. Es ist zu bewundern, wie viel 
schon auf diesem Gebiete die Bevölkerungs-Verschiedenheit Westpreussens und 
die im Vergleiche zu sonstigen Provinzen und nicht zu Ungunsten stark ent- 
wickelte Stabilität der ersteren hat beitragen können, obschon mancherlei auch 
Eigenthum der Nachbar-Provinzen, ja, allgemeineres Eigen sein mochte und 
obgleich ich auch stellenweise so sehr in geistig verwandte Gebiete in bald 
gefundener Anschauung hinüber gegriffen habe, dass es scheinen könnte, ich 
hätte ein ethnologisches Allerlei geben wollen, aber immerhin aus unserer Pro- 
vinz. Aus diesem Grunde möchte es umsomehr ersichtlich sein, wie nöthig es 
im Allgemeinen wäre, für alle Bestrebungen der Volkskunde den schlummernden 
Geistern einen ausgiebigen Mittelpunkt zu schaffen, etwa durch Herausgabe 
einer periodisch erscheinenden und recht billigen Zeitschrift, durch welche 
in fragender und antwortender Beleuchtung noch manche Schätze zu heben wären, 
welche dann auch andere Schatzgräber und ihre Wünschelruthen herbeiziehen 
möchten. Diese Seite sei hier nur kurz angeregt. 

Ueber den Aberglauben aus der Landwirthschaft sammt dem sich an Tage 
und Jahreszeiten knüpfenden, einem Theile einer grösseren Compilation über 
diesen Gegenstand, soweit er sich an die Pflanzenwelt anschliesst, hatte ich im 
Winter 1884/85 einige Vorträge im landwirthschaftlichen Bauern-Vereine zu 
Neu-Paleschken (Kr. Berent) gehalten und bei dieser Gelegenheit viele herge- 
hörige Stücke aus unserer Gegend erfahren und aufsammeln können, zumeist 
aus dem Munde des Vereins-Vorsitzenden Herın R. G. B. Rud. Paschke in 
Orle, sowie der Herren Lehrer Ziebell in Alt- Bukowitz und R. Randt in 
Neu-Paleschken (für Zarnowitz, Kr. Neustadt). 

Eine überaus reichliche Sammlung eines bunten Allerlei, wie es in das 


vorliegende Thema hineinpasst, empfing ich durch die Freundlichkeit des Herrn 
1 


140 


Gymnasiallehrer Knoop (K.) in Posen, welcher dieselbe im Laufe der Zeit aus 
mehreren plattdeutsch redenden Ortschaften, besonders aus Kreis Bütow, aber 
auch aus Kreis Lauenburg entweder selbst oder mit Hülfe Anderer gesammelt 
hatte. Beide Kreise, gehören sie geographisch eigentlich nicht in die gesteckten 
Grenzen, dürfen doch in ethnologischer Hinsicht, so auch in Bezug auf die 
Pflanzen keineswegs aus den früher entwickelten Gründen davon getrennt werden. 
Was die nach ihm angeführten Ortschaften betrifft, so liegen Lanzig und Sym- 
bow im Kr. Schlawe, Culsow, Labuhn, Carzin, Kublitz, Zipkow, Gr. Gansen 
im Kr. Stolp, Krossnow und Wusseken im Kr. Bütow, Labehn und Schönehr 
im Kr. Lauenburg. Einiges davon ist vom Verfasser in seinem kürzlich er- 
schienenen und hiermit warm empfohlenen Buche (Volkss., Erz., Gebr. und 
Mährchen aus dem östl. Hinterpommern) erwähnt, ein Buch, das uns vielleicht 
auch später noch bei näherer Durchsicht einige Beiträge wird liefern können. 


Sonst ausgedehntere Beiträge und Verbesserungen lieferten Frl. E. Lemke 
in Rombitten bei Saalfeld (Ostpr.), sowie die Herren Pfarrer Carolus in 
Plauten, Lehrer Lützow (Lw.) in Oliva (für Kr. Neustadt), Lehrer Schalhorn 
ebenda (für Kr. Dt. Krone) und Landwirth Ziemann (nebst Familie) in Anker- 
holz, Kr. Lauenburg, sowie sich sonst mit zerstreuten Einlagen betheiligten die 
Herren Pfarrer v. Krecki in Alt-Kischau, Preuschoff in Tolkemit, Inspeetor 
Woyakowski in Hoch-Paleschken. 

Mehrfach benutzte Schriften sind: F. W. Frischbier: Sprüchwörter und 
Redensarten I. und I]. und auch Preuss. Wörterbuch I. und Il. Ausserdem, 
was einmal vorkommt und an Ort und Stelle aufgeführt ist. Im 
ersteren Falle mag es geschehen sein, dass ich in dem vor Jahren gemachten 
Excerpte stellenweise zur Vermeidung von zwiefachen Citaten nur die ältere 
Quelle laudirte, ohne dass jetzt jedoch eine nahe gelegte Remedur möglich wäre, 
so gern ich’s auch wollte. Natürlich ist der Fall viel häufiger eingetreten, dass 
ich früher überhaupt eitirt habe, wo eigene Wissenschaft und tägliches Vorkommen 
mich dessen wohl hätten überheben können. 

7 Abutilon striatum Diekson, Zimmer-Ahorn, wegen der Aehnlichkeit der 
Blätter. 

Acer L., Ahorn: Klohn (Wuss.) Oefters hört man die Mehrheit gebildet mit 
Ahörner. Es dient in der Johannisnacht und an diesem Tage zum 
Ausschmücken der Thüren und Stuben, wie auch der Kreuzdorn, 
Rhamnus (K.) 

Seine Blätter werden vor Johanni gesammelt, auf dem Boden im Schatten 
getrocknet, um bei Gelegenheit aufgeweicht und auf Wunden gelegt zu 
werden. (Lw.) 

Achillea Millefolium L., Schaafgarbe: vergl. Prunus Padus! 

Aesculus Hippocastanum L., gemeine Rosskastanie: Kristan)e. Die noch 
weisse Frucht wird von der Jugend Schimmel, die schon rothe Voss, 
die gefleckte Scheck genannt. (K.) 

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141 


Agrostemma @ithago L., Acker-Kornrade: Konkel, vom poln. Kakol (III. 94); 
Kunradsblaume (K.), nicht etwa von Konrad abzuleiten, sondern das 
platte Kornrade. 

Fr. I. 3054 hat für's Samland den Spruch: 
Rad’ und Tresp’ 
Hält den Bauern fest; 
Aber Schmel und Klapper 
Jaget ihn vom Acker. 

Alectorolophus Hall., Klapper. Vergl. Agrostemma. 

Aira L., Schmele. 

Fr. I. 530 hat zur Bezeichnung des Unzulänglichen folgende Redensart: 
Wohl dem, der unter Dach ist, sagte der Fuchs und sass unter'm Schmel- 
halm (auch unter’'m Strohhalm, — unter’'m Eggenbalken, d. h. die in 
Dachform zusammen gestellten Eggen). Sonst vergl. Agrostemma. 

Allium Cepa L., Zwiebel: Zippel. plattd. Zipoll (Ton aut i). 

Räthsel: Es wächst im Acker, hält sich schön und wacker, hat viel 
Häute und beisst alle Leute. 

Das Zeitwort zwiebeln soll nichts gemein haben mit der Zwiebel, 
sondern herstammen von zwirbeln, mhd. zwirlen, drehen, quälen. 

Er ist wie eine Zippel (Fr. I. 445), d. h. betrunken. Sonst vergl. Pastinaca. 

A. fistulosum L., Winterzwiebel. Damit sie gut ausdauern und sich halten, 
werden sie besonders im Zeichen des Steinhocks gesetzt, weil dann Alles 
hart wird. Ebenso Wusseken: K. 

A. sativum L., Knoblauch. 

Knoblauch, den eigenen Pferden auf’s Gebiss gebunden oder auch ein- 
gegeben, soll (wie Asa foetida) die nachkommenden Pferde schwächen, 
so dass sie ermüden, wenn sie auch noch so stark sind. (Ziebell.) 


A. Schoenoprasum L., Schnittlauch. Mit dessen jungen Stengeln in fein ge- 
hacktem Zustande, zuweilen etwas gesalzen, bestreuen sich Kinder ihr 
Butterbrod zum Frühstücke. Im Restaurationen figurirt dasselbe als s. g. 
Appetitbrödchen. 

Alnus Tourn., Erle, Eller. 

Dat steit Kapitel Danne (d. h. Tanne), de ellere Versch. (Korkehmen. 
Fr. U. 2556.) 
y Amygdalus L., Mandeln. Ein Königsberger Reimvers lautet nach Fr. II. 1114: 
Was ist zu handeln? Dreck mit Mandeln. 

Anemone Tourn., Windröschen: Eeschken. (Kr. Stolp: Knoop.) 

Anethum graveolens L., gemeiner Dill. 

Der Same der „Dille‘ schützt den, wer ihn bei sich trägt, gegen 
Hexerei; nach Dr. Beyer: Abergl. in Meklenburg im Jahrb. des V. £. 
pomm. Gesch. und Alterth., Jahrg. IX. (1844) S. 215. (Vergl. auch 


J. Grimm: D. Mythologie No. 7.) In den Pyrenäen schützt bei sich 
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getragener Fenchel gegen böse Geister. (Vergl. Ausland, 1837. Juni 
No. 173. Aus: A Summer in the Pyrenees.) 
Apera Spica venti P. B., Windhalm: Meddel, Meddle. 

Ein Meddelhalm kann orakeln, wenn man ihn mit zwei Fingern straff nach 
oben streicht und dann aus der Richtung des Senkens des heraufgedrängten 
Tropfens ersieht, aus welcher Gegend der Bräutigam oder die Braut 
kommen wird. (Kr. Carthaus: Woyakowski.) 

Aus diesem Grase bindet man kleine Bunde, die man als Besen oder 
als Schwepers verwendet, um durch sanftes Hinüberstreichen (Schweben) 
die Lockerheiten des geworfenen Getreides (Schwebsel) zu entfernen, 


abzuschweben. 
Busch is half Rock, seggt Voss un satt hinrem Meddelspier (Belgard. 
K.), zur Bezeichnung von etwas Unzulänglichem, da Spier = kleiner, 


einzelner Halm ist. 

Aquilegia vulgarıs L., Akelei: Agelei, Häkelee. (K.) 

Artemisia Absinthiuw L., Wermuth: Wermt, Wermult. (Gr. Gansen. K.) 
Es dient vielfach zum Räuchern von Bienen und beherrscht man die- 
selben damit durchaus. (Lw.) 
Er geht umher mit Wehmuth und Wermuth. D. h. mit Leid im 
Herzen und Gesichte. Ausser der Alliteration ist zu beachten, dass 
der Wermuth sowohl Bitterkeit bereitet, als Uebelkeiten heilen kann, 
besonders des Magens; daher auch: mit Wermuth und Wehtage (platt 
Weidäg); also Krankheit und Mittel; auch auf seelisches Leiden über- 
tragen. 

A. vulgaris L., gemeiner Beifuss. Dient vielfach zum Reinigen der Bienen- 
wohnungen. (Lw.) 
Nach dem Volksglauben findet man in der Johannisnacht Kohlen unter 
der Beifussstaude; dieselben sollen gegen Krämpfe helfen. Doch findet 
man sie nur unter alten Stauden, und zwar Mittags zwischen 11 und 
12 Uhr am Johannistage. Hierorts wird die ganze Pflanze auch als 
Fliegenfänger benutzt. Man hängt ein Bündel Beifuss mittelst eines 
Fadens an die Decke der Wohnstube und besprengt das Bündel mit 
süsser Milch. Sofort eilen die Fliegen herbei und setzen sich in dichten 
Schwärmen an der Pflanze fest. Dann wird behutsam ein Sack über das 
Bündel gezogen und die Peiniger in denselben hinab geschüttelt, 
worauf sie leicht erdrückt werden können. (K.) 

Asparagus offieinalis L., Spargel. Ein Kinderräthsel fragt: wann ist es ge- 
fährlich, in den Garten zu gehen? und antwortet, wenn der Spargel 
schiesst und die Bäume ausschlagen. 


Asperula odorata L., Waldmeister. Blätter und Stengel, vor Johanni ge- 
pflückt, geben guten T'hee, den man auch unter anderen mischt. 
Aster Linosyris Bernh., Grienkeblume (Nehrung), besonders weil sie im 
+ 


143 


Herbste zum Feste der heiligen Catharina (25. XI.) zu blühen beginnt. 
Verel. III. 95, wo ihr die späte Blüthezeit den Namen Michalyny 
einträgt. 

Atriplee Tourn., Melde: platt Messmill. (K.) 

Avena sativa L., Hafer. Im Frühjahre ist zum Hafer nur bei abnehmendem 
Monde zu pflügen, weil dann kein Kiedik . (Hederich) in denselben 
hineinkommt. 

Auf den Hafer, welchen der Ganter bekommt, soll man- am Neujahrs- 
tage einen Schnaps giessen, damit er stark werde und seine Pflicht 
erfülle. 

Eine Volksweise, für Kinder mit entsprechenden Bewegungen zu singen, 
ist die folgende (in kurzer Andeutung): Wollt Ihr wissen, wie der Bauer 
seinen Hafer aussät? — abmäht? — heimführt? — ausdrischt? — 
verkauft? — nach der Arbeit ausruht? — zur Ernte sich freut? 

T Bambusa arundinacea Willd., Bambusrohr. Wenn vom Rohrstock (Nichts) 
ein Herr wird, hebt er die Nase höher, als sie ihm gewachsen ist. 
(Ermland: Fr. I. 3158.) Überhebung der Parvenus. 

Beta vulgaris L., gemeine Runkelrübe: rothe Rübe; in Wusseken Zwichle. 
Früher wurde sie fein gewürfelt und getrocknet als Kaffee-Surrogat 
benutzt. Jetzt wird sie scheibenförmig geschnitten, mit Mährrettig und 
Kümmel in Essig eingemacht und statt der Buttermilch zu trockenen 
Kartoffeln von armen Leuten gegessen. (K.) 

Betula L., Birke. . Da (vergl. II. 194) Daggert gleich Theer sei, so weisen 
auf das Schwelen des Birkentheeres die Namen einiger ostpreussischen 
Ortschaften, wie Dagutschen, Dagutehlen, Dexen. Ähnlich sind Smale- 
ninken, Smaledunen, Smaledarzen die Theerdörfer; sodann Orte, wo der 
Wald ausgebrannt ist, Traken, Trakseden, Trakehnen, Trakininken, 
Trakinnen, Trakischken, Trakisckehmen; wie auch Skaisgirren die 
Lichtung im Walde, Widgirren Mittenwalde. Diese Ortsnamen geben 
uns doch Anhalt genug, wenigstens eine Seite des Kolonisationswerkes 
zu erkennen, das Friedrich Wilhelm’s I. Thätigkeit für die Landeskultur 
Preussens schuf, wenn die nähere Kunde darüber uns auch nur zu 
häufig fehlt, wo und wie langsam die Rodung in dem wüsten Urwalde 
vordrang. 

Das ist zu fett für Bartheln, fünf Besen auf einmal zu versaufen. 
(Jerrentowitz. Fr. II. 721.) Vielmehr die Einnahme dafür. 

Brassica Napus L., var. esculenta D. C., Wrucke. 

Wruckensamen soll man säen am 100. Tage (des Jahres), weil die 
Pflanzen dann nicht abfrieren; ebenso auch Flachs und Gerste; der 100. Tag 
träfe dann aber auf den 10. April oder 11. beim Schaltjahre. (Lehrer 
Ziebell.) 

1. Brucke sönd got to schlucke, wenn se öm Fett hucke. (Elbing 

Fr. I. 471, eitirt aber fälschlich Drassica Napus rapifera). 


Pr} 


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3. Schad’t nuscht, Mutterke, bräd man, bräd, wenn’t ök e Bruck ös, 
et ös doch wat Gesolt’net! (Fr. II. 2277.) Zum Selbsttroste. 

3. Plantke im Mai, 

Ward Brukke, wie e Ei. (Fr. I. 2520a.) Verbreitete Volksregel. 

4. Er ist roth, wie eine abgeschälte Wrucke! wird scherzweise erwiedert 
auf die Frage eines bleichen Menschen, ob er rotlı aussehe. 

5. Wenn das Kind in der Schule Nichts weiss, sagt der Lehrer zu ihm: 
a) Dir stand wohl ein Korb mit Wrucken auf dem Wege? b) Du 
denkst wohl an die Wrucken? c) Dein Kopf ist voll von Wrucken! 

6. Franz Ulrich, — Wrucke wull he nich, — Fleisch kreeg he nich, 

— drum bliw he hungrig. (Anna Tr.) 

Brassica oleracea L., var. capitata L., Kohlkopf, Kumst. 

Eine beliebte Aufgabe zum Nachdenken für Kinder, aber auch für Er- 
wachsene ist die folgende: Wie bringt ein Fährmann einen Wolf, ein 
Schaaf und einen Kohlkopf mit einem Boote, worin nur zwei Geschöpfe 
Platz haben, von einem Flussufer auf das andere, ohne dass die feind- 
seligen Elemente, beisammen gelassen, einander verzehren? Auflösung 
folgt: Fährmann fährt zuerst Schaaf, sodann Wolf, nimmt Schaaf zurück, 
bringt Kohlkopf und holt schliesslich Schaaf zum anderen Male. 

Kohlkammer ist zunächst die Kammer, in welcher Kohl aufbewahrt 
wird oder wurde; später ist eine solche in Königsberg Ostpr. als Ge- 
fängniss benutzt worden und so wurden Uebelthäter gegen die gesetzlich 
feststehende Ordnung in Hof und Garten bei den Morgensprachen der 
Zünfte der Königsberger Junker und Bürger im Kneiphof (Altpr. M.-S. 
AVIM. 124. H. Frischbier) zu Geld oder Kohlkammer verurtheilt; ja, 
man sollte zur Strafe sogar in die hinterste Kohlkammer gehen. 

1. Sure Kommst schmeckt got, awer hei mot schwiensch afgemakt 

(mit Schweinefleisch abgekocht) sin. (Fr. I. 2248.) 

2. Saurer Kumst schmeckt gut, wenn die Sü dorchgejagt ös. (Dön- 

hoffstadt. Fr. II. 1631.) Von gleichem Sinne. 

. E Luus ön e Komst öss beter, als gar keen Fleesch. Auch: Beter 

e Luus ön e Komst, als onafgemakt. 

4. Hei haut ön wie Terkowski’s Margell ön e Kohl. (Samland. 
Br. I. 715.) 

5. Matsch nich önne suure Komst; de Mutter heft en gekakt. (Ragnit. 
Fr. I. 2559.) Lass die Sache ruhen. 

6. Kumst im Mai (gepflanzt), Bleibt klein, wie ein Ei. (Fr. I. 2520.) 

7. Komst mäkt röde Backe, 

Von Bärtsch füle de Hacke. (Wehlau. Fr. 1I. 1632.) 

8. Saure Gesichter und saurer Kohl stossen auf. (Fr. I. 1250. 
Der Einsiedler, 1. 344.) 

9. Hei sitt ut, wie Kauste Muhm, wenn se sure Komst gefreete heft. 
(E72 1.7218.) 


4) 


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He frett op eenmal hundert Pund, det andremal e Kohlstrunk. 
(Elbing. Fr. I. 969.) 

De wärd ok keene Martinskohl eeten. (Elbing. Fr. I. 2548.) 

Er wird kein Jahr im Dienste bleiben. Also Kohl ein Gericht zum 
Martinstag. 

Wer de längste Bart heft, muss op e’ Sinndag Kohl scharwe. 
(Elbing. Fr. I. 246) Wer bei der schwarzen Suppe (Schwarzsauer, 
Gänseklein und Klösse in Blut gekocht) sich am meisten den Mund 
schwarz gemacht hat. 

Wem heute (Freitag) der Damm ausreisst, muss zu morgen Kohl 
hacken. (Angerburg. Fr. I. 554.) Damm beim Mehlbrei. In der 
Mitte ist eine Grube gedrückt, worin sich das Fett befindet. Die 
Essenden beginnen vom Rande der Schüssel und tauchen jeden 
Bissen in’s Fett. 


. Kohl — si öck satt bool. (Elbing. Fr. I. 2098.) Wenn Kohl, bin 


ich bald satt. 


. Ett Kohl, wart Di uk de Rock kruus stahne. (Elbing. Fr. I. 2097.) 
. Alle Däg andersch on am Sinndag süre Komst. (Wehlau. Fr. II. 60.) 


Auf die Frage: Wie heisst Du? 


. Viel Köpfe, viel Sinn, sagt Eulenspiegel, und liess die Kumstköpfe 


den Berg herunter kullern. (Fr. II. 1549.) 

Väl Kepp, väl Sinn, seggt de Ulespegel, aa he ne Sack vull 
Kumstkepp uppem Barg utschütt un as sei nä alle Sire de Barg 
rungeleipe; dei ein leip nam Kraug, o dem leip hei nä. (Lehrer 
Dassow in Culsow.) 

Viel Köpfe, viel Sinn, sagte jener Bauer, als er mit dem Fuder 
Kumst umstülpte. (Danziger Nehrung, Konitz, Fr. I. 2147 u. Il. 1550.) 
Geduld überwindet Sauerkraut. (Fr. I. 1082.) 

Geduld, Vernunft und Sauerkraut! 

Er kommt dazu, wie der Hase zum Kohl. (Fr. 1. 2102. Vergl. 
Prunus!) Sehr leicht. 

Täm Schäfskopp hert he Kumstkopp; Gegner: & dat bist Du! 
(Wusseken. K.) Wenn man zuerst mit Schafskopf titulirt wurde. 
Er ist ein Kohlhase. (Fr. I. 2100.) Ein alberner Mensch. Nach 
Mühling auch Spitzname für einen kinderlosen Ehemann. 

Das macht den Kohl auch nicht fett. (Fr. I. 2096.) Ist zu wenig, 
reicht nicht hin. Ebenso Hennig: Preuss. Wbuch. 1350. 

Er macht Kohl daraus mit Setzei. (Alles verkehrt.) 

Leben Sie wohl! Essen Sie Kohl! (Blosse Reimerei.) 

Alten Kohl wieder aufwärmen, aufrühren! Alte Geschichten von 
Neuem vorbringen. 


Brassica Rapa L. var. esculenta Koch, weisse Rübe. 


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146 

1. Er versteht’s, sein Rübehen zu schaben, d. h. gut für sich zu sorgen. 
Vergl. Daucus Carota. 

2. Das liegt durch einander (zusammen), wie Kraut und Rüben! (un- 
ordentlich.) 

5. Da kann der Storch Rüben d’rauf säen! Wird gesagt, wenn Jemand 
in und an den Ohren viel Schmutz hat. 

4. Ist Rübenkraut zu sehen, so musst du des Morgens früh aufstehen. 
Od rzepy nac o swicie wstac. (Fr. II. 3157. Masur. Sprüchw.) 

Bromus L., Trespe. Es geht ihm drespig. (Fr. II. 565.) Er sieht drespig 
aus. (Fr. II. 566.) Also schlecht, elend, mühselig. Sonst vergl. 
Agrostemma. 

Buxus sempervirens L., Buchsbaum: plattd. Buschböm. (K.) 

Calla palustris L., Sumpf-Schwemekraut: platt Titsch, Titschk (Wusseken. 
K.); vergl. Tetschk (Kr. Neustadt) und Tucznik (Marienburg: tuezic, 
mästen). Auch dort ist's ein gesuchtes Schweinefutter. 

(Cannabis sativa L., Hanf: Fimmel die männliche Pflanze. Fimmel kommt 
aus dem lat. femella, Weibehen, weil man vor Erkennung des wahren 
Geschlechts die kleinere und zartere männliche Pflanze für die weibliche 
hielt. Hamp ist also die weibliche und Hämpinne die männliche 
Pflanze beim Volke. 


Carpinus Betulus L, Weissbuche. 

Aus ihrem Holze, weil es leicht und zähe ist und nicht so leicht platzt, 
macht man vorzüglich die Klöppel (Kloppen) der Dreschpflegel. (Lw.) 
Aus demselben Grunde gebraucht man es allein zu den Zapfen bei Wasser- 
mühlen. — Die Bearbeitung der Peitschenstöcke (Drehlinge) geschieht 
nicht, wie ich’s anfänglich (111. 7.) darstellte, vom oberen (diekeren) 
Ende, sondern vom dünneren Ende, so dass man später dieses in die 
Hand bekommt; im oberen, diekeren Ende ist das Holz zäher, lässt sich 
also auch besser ausarbeiten. 

Dat steht im fichtenen Buch Moses, im ellernen Kapitel, im häwbeikne 
Versch. (Wusseken K.) Vergl. Alnus! 

Centaurea Cyanus L., Kornblume: Kornrose. (Hoch-Paleschken.) 
Cirsium arvense Scop., Diestel: Diessel im platten Volksmunde. 

Es ist ein gutes und weit hergeholtes Futter für junge Gänse und für 
Schweine. 

Cochlearia Armoracia L., Mährrettie. 

Die grossen, kräftig grünen Blätter davon gebraucht man mit Vorliebe, 
um die Butter für etwaigen Versandt darin einzuschlagen und somit 
frisch zu erhalten. 

T Cofiea arabica L., Caftee. 

Der in eine Tasse Caflee hineingeworfene Zucker treibt Schaumbläschen 

nach oben und wenn diese in der Mitte der Tasse stehen bleiben, so 


N 


147 


soll es morgen gutes Wetter geben, dagegen regnen, wenn sie nach der 
Seite gehen. (Fr. Ott. Ziemann.) 

Wenn beim Einschenken des Caffees das Dicke (auch die Grund ge- 
nannt) mitkommt, entschuldigt man sich mit den Worten: Das Dicke 
hat das meiste Geld gekostet! oder noch Pe Dicker Dranck 
macht fette Schwein’. 

Schlechter Caflee, wie jede lange Suppe werden in Krummenfliess, 
Kr. Dt. Krone, Jüch genannt, um Zippnow Lurch, im Werder Plen- 
ser, Prips, Plirch, Plerch, Plarch, Podsul, Pozul. 

Wenn nicht wahr, so doch gut erdacht ist das Mährchen, wie die erste 
Einführung des Cafiees im Dorfe Gisebitz im Lebamoore sich vollzog. 
Ein Bauersmann erhandelte in der Stadt (für ihn Lauenburg) um das Fisch- 
geld einen Theil ungerösteter Caffeebohnen, die er seiner Frau gab, damit 
sie diese im Grapen einwasche und zum Frühstücke koche. Als er das 
am nächsten Morgen aufgetragene Gericht wie Grütze mit seinem Löffel 
halbtheils gegessen hatte, meinte er, es möge ja recht gut sein, wäre 
aber nicht gut gar geworden. — Aehnlich wird der Einzug der Gabeln 
in Giesebitz im Volksmunde geschildert, dass ein Bäuerlein beim Gast- 
mahle sich bei jedesmaliger Entnahme von Fleischstücken die Besteck- 
gabel genommen, neben sich aufgesammelt und schliesslich gefragt habe, 
was denn nur mit all den Gabeln anzufangen wäre? Es scheint also 
darin ein Stück dörflichen Schildbürgerthums verborgen sein zu sollen. 

Convolvulus arvensis L., Ackerwinde: platt Mädwing. (K.) 
Corylus Avellana L., Haselnuss: Haselbusch. (K.) 

Wenn die Haselnusssträucher viel Fruchtansatz haben, dann soll es 
einen milden, wenn aber wenig, so einen kalten Winter geben. 

Frauen dürfen nicht doppelte Nüsse (Aepfel) essen, sonst bekommen 
sie Zwillinge. (K.) 

Zur Weihnachtszeit, wenn neben Leckerbissen und anderen Früchten 
auch Haselnüsse zur Bescheerung auf die Teller von Jung und Alt hier, 
wie anderswo gelegt werden, trifft man es alsdann häufig an, dass bei 
den Spielen der Kleinen und Grossen der Einsatz und der Gewinn sich 
um Nüsse dreht. Die Phantasie und die Erregung kann auch bei solch 
unschuldigen Spielen in hohem Grade erregt werden. Dagegen dürfte 
der Nimmersatt oder grosse Wager unter ihnen nicht damit zufrieden 
sein, wie auch im gewöhnlichen Leben, wo das Um-Nüssespielen (auch 
um alte Hüte) ein verächtlicher Ausdruck eines höheren Standpunktes 
sein soll. 

Von guter Butter sagt man, sie sei wie ein Nusskern. 

Die Wendung: Geheime Nüsse gebraucht man für Geheimnisse. 

1. Dat is kein dow Naet, seggt Granzow, ä hedd in veier Joare fief 

Kinger (Wusseken.) 
2. Wenn in einem Joar väl Nät sind, gift dat uk väl Haure. (K.) 


SS) 


Dr 


—] 


11. 


13. 


14. 
15. 
16. 


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. Muss ist eine harte Nuss. (Fr. II. 1897.) 

. Er hat eine harte Nuss zu knacken. (Fr. I. 2810.) 

. Er ist, wie eine Nuss in der Zange. (Fr. I. 2811.) 

. Er geht, wie auf Nussschalen. (Fr. I. 1103), — wie die Katze aut 


Nussschalen (Fr. 1. 1109 vergl. V. 197.) 


. Einem Kopfnüsse geben. (Fr. Il. 1554.) Ihm Schläge an den Kopf 


geben; auch wirbelnde Knuffe mit geballter Hand. 


. Das ist wie 'ne taube Nuss! 
. Das ist, wie 'ne Nuss auf’m hohlen Zahn. (So wenig!) 
10. 


Eine harte Nuss, ein hohler Zahn 

Sich zusammen nicht reimen wohl, 

Ein Jeder seines Gleichen nehmen soll. (Fr. 1. 2809.) 

„Wer vom Frauenzimmer Etwas haben will, muss bisweilen den 
Schamgurt abziehen; Dir ist das Sprüchwort ja wohl bekannt: Eine 
harte Nuss u. s. w.“ Aus der Danziger Stadtbibliothek. (R. Reike 
und E. Wichert: Altpreuss. Monatsschrift Il., 234.) 

Wollst Nät biete? de Hund waat di Karmel sch. (Natangen, Fr. 1. 
2812.) Es trifft nicht zu. 


: Apke, wollst Nät oder ver e Frät? (Königsberg, Wehlau: Fr. II. 29.) 


Als Schimpf. ‘ 


Wöllst Nät hebbe, motst Lüs hege. (Wehlau, Fr. II. 1965.) Es 
ist dabei zu bemerken, dass die Eier der Läuse auch Nüsse oder 
Nisse heissen. 

Det ös en rechter Nätschiter. (Fr. 11. 1967.) Ein Geizhals. 
Gesell Schät — ga ön € Nät! (Königsberg: Fr. 2293.) 

Wenn de Huingd maise on de Jägasch nösse, dann öss es möt da 
Jagd geschösse. Dieser nach Fr. I. 1741. um Heilsberg gültige 
Reimspruch, bei welchem das neue Zeitwort nüssen für Nüsse suchen 
auffällt, bestimmt den Zeitpunkt, wann es mit der Jagd vorbei ist, 
d. h. wenn die Hunde Mäuse suchen und die Jäger Nüsse. 

Die die Frucht umhüllenden Hülsen braucht man zu der Redensart: 
Er hat Hülsen auf den Ohren. (Fr. 1. 1705.) Er mag nicht hören. 
Achnlich wie von den Schlauben der Erbse. 


Uucumis sativus L., Gurken. 
Dorfsknaben legen die Früchte in Heu ein, um sie für ihren Geschmack 

seniessbarer zu machen. 
Bleibt nur zu Hause (lasst mich zufrieden) mit Euren sauren Gurken. 


(ET 


. 1. 1522): alle Lockungen helfen nichts. 


Datura Stramonium L., Stechapfel; der Same heisst Kreuzkümmel. 
Geht die Braut zur Trauung, so muss sie ein Bündelchen mit Kreuz- 
kümmel auf der Brust tragen, damit sie nicht verrufen werden kann. 
(Kublitz: K.) 


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Bu, 


149 


Dem Vieh wird aus ebendemselben Grunde eine Mischung von Pech, 
Teufelsdreck und Kreuzkümmel unter die Schwanzwurzel gebunden. 
(Kublitz: K.) 

Wenn das Vieh nicht Art hat, muss man Kreuzkümmel in die Schwelle 
unter der Thüre bohren; auch kann dann keine Hexe darüber (Dassow). 


Daucus Carota L., gemeine Möhre: platt Gaelmer. 

Hierauf mehr, als wie auf die weisse oder rothe Rübe, scheint mir 
bezogen werden zu müssen das Rübehenschaben, womit neckende 
Kinder Jemanden ‚ausötschen“, wobei die Procedur des Schabens mit 
den beiden Zeigefingern nachgeahmt wird; der rechte schabt den linken. 

Daraus wird Syrup (IV. 10) fabrieirt. Mühling (Samnl. preuss. Prov.), 
auch Königsberg hat den passenden Reim: 

Tröste Dich mit Hiob 
Und schmier’ das Maul mit Syrop. 
Ein Singsang im Polkatakte lautet: Annrosel geht nach Syrop, Syrop. 

Räthsel: Ro ro riep, rot is de Piep, schwart is de Sack, wor de rod 
Piep in stack. (K.) 

Empetrum nigrum L., Krähenbeere: Hühneraugen (Ostseeküste); sonst 
für Faulbaum genannt. 

Equisetum U., Schachtelhalm: Goschk (K.) 

Equisetum silvaticum L., Wald-Schachtelhalm: Drunkelpfeife (Saalfeld) ist 
durchaus constatirt. Mich wunderte nur die Coineidenz mit Drunkel- 
beere für Vaceinium uliginosum L., wo das „Drunkel“ offenbar auf die 
vom Volke geglaubte berauschende Wirkung ihrer Beeren geht, wovon 
jedoch bei keinem Schachtelhalme etwas zu bemerken ist. Hagen hat 
denselben Ausdruck für Egu. arvense L. Indessen konnte man denken 
an eine Röhre (Pfeife), durch welche man sich berauschen könnte, wenn 
man etwas anderes dazu hat. Ich bemerke dazu, dass es auch nur unter 
gleicher Bedingung sehr leicht möglich (Vgl. Flick und Flock in Cali- 
fornien), durch einen Roggenhalm trunken zu werden. Doch hörte man 
diesen niemals Drunkelhalm nennen. 


Evonymus europaea L., Pfaffenkäppehen: Pfaffenhütchen, Spillbohm. 
Ein Spillerbein ist Jemand mit troekenen, mageren Beinen; wie Spill- 
bohm, von Spindel abgeleitet. Das Holz wird von Pantoffelmachern auf 
dem Lande zu „Zwicken* sehr gesucht. — Wenn Kinder (Abends) un- 
artig sind, droht man ihnen: es kommt das Weib (Ding) mit de spill- 
bohmene, lange Täne. (K.) 

Fagopyrum esculentum Mnch., Buchweizen. 
Zu mästende Gänse sollen nicht durchaus mit Buchweizen angefettet 
werden, weil sonst besonders ihr Schmalz zu ölig darnach schmecken 
würde, sondern höchstens nur zwischenein, so dass Kleekraut und Gersten- 


stoppel ihr erstes und Haferkorn immer ihr letztes Futter sei. 
11 


N 


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Grütze heisst polnisch Kasza und nach einer auch polnischerseits 
adoptirten Auffassung soll hiervon der Name Kassuben, Kaschuben 
herzuleiten sein. Andere Ableitungen sind von Kazha, Kazka, Leder, 
Pelz (daher Kaszebi, Pelzträger) oder von Kaszub, Wassertümpel. Wenn 
nun auch die Kassuben sich in der Bereitung und in dem Genusse von 
Grütze ausgezeichnet haben mögen und wenn sie auch heute noch in Bezug 
auf Bekleidung Pelzwerk lieben, so scheint nach Fuhrmann (Kr. Konitz) 
die letzte Ableitung von Kaszub immer noch die entsprechende zu sein; 
denn bekanntlich ist Kassubien an Gewässern sehr reich und schon in 
früheren Zeiten, wie noch jetzt werden die Kassuben von den Deutschen 
(aber auch Polen) Wasserpolacken genannt und der kassubische Adel 
führt in seinem Wappen einen silbernen Fischschwanz. 

Ein Bewegungsspiel der Kinder, weil es Achnlichkeit hat mit der Be- 
wegung des Pferdes in der Grützmühle, wird Grützern genannt. Man 
fasst sich in Zweien mit verkrampften Händen an und dreht sich mit 
rückwärts gebogenem Körper und entgegen gestemmten Füssen in der 
Runde umher. So im Werder. (Fr. Lw.) 

Redensarten von der Grütze: 

1. Buchweizenbrei ist Betrügerei. (Fr. Il. 446.) Hält nicht lange vor. 
Vergl, Jablonski, Allg. Lex. der Künste und Wiss. (Königsberg, 
1748.), 18324. 

2. Frauenrath und Buchweizensaat geräth nur alle sieben Jahre einmal. 
(Konitz: Fr. II. 789.) In Wusseken (K.): Wiwerrät ä Baukweitsät 
gerett sille; wenn dat äber gerett, gerett dat mit Wille. 

3. Er ist angebrannte (angesengte oder angesengelte, von: sengen) 
Grütze. (Fr. I. 70 und II. 58.) Er ist nicht mehr frei, bereits 
verlobt oder verheirathet. 

4. He schwemmt, wie de Pommerenke (Pommer) dorch de Bockweite. 

(Danzig: Fr. I. 3454.) 

. Dem heft de Hund all weder in de Grött gemacht. (Mockrau: 

Fr. 11. 1269.) Bei einem Glücksfalle. 

6. Dem macht der Hund immer in die Grütz’ und ein and’erer muss 
Butter 'ranlegen. (Königsberg: Fr. Il. 1270 und 982.) 

7. Ihm macht der Teufel in die Grütze. Onemu diabel w krupie sra. 

(Er. II. 3163.) Er hat Glück. 

. Er geht um das so herum, wie der Hund um die heisse Grütze. 

Hei geht doar so herimmer, as de Hund um de heit Gritt. 

9. Mit der Grütze ängstigt man die Kinder. (Fr. I. 4274.) Ma- 
surisch: Kasza dzieci straza. 

10. Alle Morgen Grött, alle Middag Mös, 

Alle Awend Päkelflösch on alle Nacht en Poss. 
(Alt-Pillau: Er... I. 3.867.) 


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Mös makt dat Ledder los, 

Grött ös dem Bük ser nött. (Wehlau: Fr. Il. 1895.) 

Einem die Grütze versalzen. (Fr. 1. 1388) d. h. in die Quere kommen. 
Er hat Grütz im Kopfe. (Königsberg: Fr. 1. 1389.) Er ist ein 
gescheiter Mensch. In Natangen im entgegengesetzten Sinne ge- 
bräuchlich. Ebenso in unseren Kreisen, wo auch Grützkopf einen 
dummen Menschen bezeichnet. Auch hört man: Er hat statt Marks 
Grütz’ im Kopfe. 


. Nimm deinen Grützkasten zusammen! (Fr. 1. 1389.) 

5. Du Grützkopf! (Fr. I. 1389.) 

. Grütz ist dem Bauch’ nütz. (Fr. I. 1589.) 

. Ich dachte, es würde dieke Grütze geben; aber du bist ja schon 


wieder karsch. (Fr. I. 1393.) Wenn bei den Mennoniten ein junger 
(unverheiratheter) Mann starb, so gab es früher süsse Grütze. 
Obige Redensart ist daher in freundschaftlicher Weise bei Kranken- 
besuchen üblich. 


. Ich habe umsonst auf dicke Grütze gehofft. (Fr. I. 1390.) Zur 


Begrüssung eines von schwerer Krankheit Genesenen. 


. Stirb, dass wir dicke Grütze bekommen. (Fr. I. 1391.) 
20. Wir kriegen noch nicht dicke Grütze. (Fr. 1. 1392.) Als Be- 


ruhigung zu kleinen Kindern, wenn sie sich verwundet oder ber 
schädigt haben. 


. Hei öss en Tapps-ön-de-Grött. (Fr. 1. 3705.) D. h. Einfalts- 


pinsel. 


. Hei ös e Gröttketeller (Grützzähler.. (Fr. I. 1394) D. h. 


Geizhals. 


. Sildöt (Soldat), wöllst Grött? sonst get ök Melk 'rön on gew et 


de Katt. (Königsberg, Danzig: Fr. II. 2490.) 


. De ös so verifert, wi de Schmöd nä de Grött. (Doenhoffstädt: 


Fr. I. 2775.) 


. Darüber kann man mit Pareesken (Bastschuhe) gehen (in Natangen: 


so diek, wie Pareeske: Fr. I. 2866.) Wenn die Grütze oder eine 
andere Vorspeise zu dick gerathen ist. 


. Er trinkt auf die Grütz, wie die Kahlauer. (Fr. 1. 3331.) Er stellt 


sich anders, als er ist. Kahlau, Dorf im Kreise Mohrungen. 


Fagus silvatica L., Rothbuche. 
Die Früchte heissen platt Beikre, in der Einheit Beiker, auch 
Bauk (Lw.) 
Hat man Warzen an Händen oder Füssen, so muss man zu einem 
ausgefaulten Baumstamme (Stubben) hingehen und diese, damit sie ver- 
gehen, in dem dort angesammelten Wasser waschen, aber ohne dass 
ıman sich auf dem Hin- oder Rückwege umsieht. (K.) 


15 


152 


Fragaria vesca L., Erdbeere: 

Vor der Blüthe der Pflanzen werden die jungen Blätter gepflückt und 
getrocknet, da sie einen wohlschmeckenden und im Allgemeinen heil- 
samen Thee abgeben. (Fr. Ziemann.) 

Ein Treuer theilt sich auch mit ’ner Erdbeere. (Fr. I. 3829.) Giebt 
selbst von seinem Wenigen ab. — Vom Trunkenen sagt man, um recht 
Verschiedenes zu verbinden, er sehe den Himmel für 'ne Erdbeere an. 

Frangula Alnus Mill., Faulbaum, Pulverholz. 

Es werden die Beeren verschieden reif, so dass man davon weisse, 
rothe und schwarze (reife) an einem Strauche findet. Findet man am 
meisten schwarze Beeren, so soll der früh gesäete Roggen am Besten 
werden; wenn am meisten rothe, so der von der Mittelzeit; wenn weisse, 
dann wird der spät gesäete Roggen der beste. (Anna Tr.) 

Fraxinnus Tourn., Esche. 

Auch die Esche wird in kleinen Abschnitten von der Jugend durch 
Abklopfen, wie sonst die Weide, zu Pfeifen verwandt. Fripp (vergl. 
Juniperus) heisst so ein abgeklopftes dünnes Stück Eschenholz, nach dem 
Ende zu abgeschabt, wodurch es beim Hineinblasen tönt. Durch grössere 
oder schwächere Länge und Tiefe des Abschabens der Epidermis hat man 
es in der Gewalt, dabei tiefere oder höhere Töne hervorzubringen. 
(Wahlendorf: Lw.) 

Fueus vesiculosus, Tang. 

Von Eingeborenen wird das Durchwaten von an den Strand gespülten 
Tangmassen für besonders stärkend und heilkräftig erachtet; ob mit 
Recht allein, ist fraglich, weil die Luft der Seeküste wohl auch das Ihrige 
dazu thun wird. 

Genista L., Ginster: platt: Brimmbusch. (K.) Ob nicht Sarotkamnus Wimm.? 
Gnaphulium uliginosumL., Sumpf-Ruhrkraut: Aschpflanze. (Wahlendorf: Lw.) 
Hordeum L., Gerste. 

Sie muss nach Sonnenuntergang gesät und eingeeggt werden, damit 
sie nicht von den Vögeln gefressen wird. (Wusseken K.) 

Wird auch (vergl. Brassica!) der 100. Tag (10., resp. 11. April) als 
Tag anempfohlen, wo es gut sei, namentlich die kleinere Gerste zu 
säen, weil dann die junge Pflanze nicht abfriere, so soll man nach einer 
anderen Regel doch nicht früher ein Gerstenkorn wegschmeissen (säen), 
ehe man eine Roggenähre wieder hat; also nicht, ehe der Roggen. in’s 
Schossen kam. Sonst besagt auch der Glaube und die Regel, dass das 
am 1. Mai gesäete Getreide (aller Art) nicht abfriert. Hinsichtlich der 
Gerste heisst es auch, man solle sie in der Vitus-Woche (15. Juni) 
säen, damit sie gut gerathe; dieser landwirthschaftliche Gebrauch oder 
Aberglaube fängt etwa bei Czersk an und erstreckt sich über Konitz bis 
tief nach Pommern hinein. Für diese späte Saatzeit ist zu berück- 
sichtigen, dass früher der Boden vor der jetzt meist ausgeführten Drainage 

14 


153 


zu nass und zu streng war. Welches Verhältniss im Allgemeinen als 
das bessere zu halten. das aber ist schwer zu ergründen. (Ziebell.) 

Auch ein blindes Huhn findet einmal ein Gerstenkom. (Fr. I. 1688.) 
Das Glück vertheilt sich selbst auf den unverhofften Fall. 

Gerstenkorn ist eine durchgängige Bezeichnung für ein an Gestalt 
ähnliche entzündliche Aufwölbung am Augenliede; um es fortzubringen, 
soll man es drei Male mit einem Trauringe bestreichen. 

Humulus Lupulus L., Hopfen: Zapfenhopfen die weibliche, Fimmelhopfen 
die männliche Pflanze; daher fimmeln, die männlichen Pflanzen bei 
Hanf und Hopfen von den weiblichen ausscheiden, sonst auch wehend 
flattern. Vergl. Cannabis L. 

Drei Mann und ein Hopfensack. (Fr. 1.2531.) Bei mehr Kraft, als Last. 

Juglans regia L., Wallnuss. 

Zur Erzielung eines kräftigen und heilsamen -Schnapses soll man 
Spiritus auf kleingehackte Wallnussschalen giessen und dies drei Tage 
lang in der Sonne destilliren lassen. 

Der mit Wallnuss-Extract gemischte Spiritus wird Neunundneunziger 
genannt; wenn man einen 'runtertrinkt, kann man nicht pfeifen. 

Juncus L., Binse. 

Die grosse Art (Beiser oder Zizähne, vergl. V., 38) wird von 
den Kindern zu allerhand Spielereien gebraucht; ebenso die kleine Art 
(platt Russ); der Peddick aber zu Kränzen. (K.) 

Von den Binsen sind besonders die geknäuelte und die Krötenbinse 
(J. bufonius L. und conglomeratus L.) für den Landwirth ein Zeichen, 
dass die damit bestandene Stelle im Untergrunde kalt und voll Wasser sei. 

J. (artieulatus L. — lamprocarpus Ehrh.), Binse. 

Eine durch die Larven eines Insectes, Liwia Juncorum Latr., einer 
Springlaus, hervorgerufene Missbildung des Blüthenstandes zu grossen 
Blätter - Quasten und wuchernden Auswüchsen. zwischen deren Blättern 
man die Larven und geflügelten Thiere vielfach findet, zuerst beschrieben 
von Buchenau in Abhandl. des naturw. Vereins in Bremen 1870, 
ll. S. 390, welche den Haupttrieb oder häufig vegetative Seitentriebe 
oder auch nur die Inflorescenz zumeist der obigen Binsenart betrifft, 
wird für den Genuss beim Vieh meist von Schäfern für gefährlich ge- 
halten. Mir erscheint es fraglich, ob im Falle der Schädlichkeit nicht 
mehr die Thiere selbst und ihre Larven schuld sind, wie die bloss durch 
das Saugen der Thiere hervorgebrachten Veränderungen der Pflanzentheile. 

Juniperus communis L., Wachholder: Knisterbusch (vom Knistern der 
Nadeln im Feuer); Kaddikbusch, Fiwerbusch;: Jingling (Zipkow), 
Machandel, Kaddikstruk, Kanitzkestruk (Wusseken). Die Beeren 
heissen Fiwerbeeren (vielleicht weil gegen Fieber gebraucht). 

Sie wurden von den Landleuten auch viel zum Bierbrauen benutzt; auch 


jetzt noch, da das Bier äusserst woblfeil ist und auch der Gesundheit sehr 
15 


154 


dienlich sein soll. Wenn man in dies Bier die Hefe wirft, muss sehr 
dabei gekreischt werden; so sehr gährt dann auch das Bier. (Wusseken.) 
In Wusseken geschieht das Stäupen zu Ostern (schmuckostre, ostrepitsche) 
ausser mit Birkenreisern häufiger mit trockenem Wachholder, damit es 
desto besser auf den Waden brennt. Sonst braucht man den Wachholder 
zur Verbesserung schlechter Stubenluft, indem man ihn anzündet und den 
Rauch durch die Zimmer ziehen lässt. (K.) 

Die Zweige des Wachholders werden hier zerschnitten und auf den 
Fussboden in Stuben und Hausflur gestreut. Dieses geschieht aber nur 
an Sonn- und Feiertagen, sowie bei anderen festlichen Gelegenheiten, 
und zwar zum Zeichen der Freude. Ein Rheinländer giebt an, dass 
Wachholderzweige in seiner Heimath andererseits nur bei Begräbnissen 
und Trauerfällen aller Art auf den Fussboden gestreut werden. (Car.) 
Uebrigens fehlt in V. 61 (Druckfehler) zu Kaddik noch das Wort Beeren, 
da nur diese kleingestossen und zu gebratenen Drosseln angerührt werden 
können. 

Aus den reifen Beeren die im Winter von den Büschen durch ein be- 
sonders eingerichtetes Stück Holz, die s. g. Handschwinge, abgeklopft 
werden, wird Bier gebraut; früher in -Wahlendorf (Lw.) in ganzen Fässern. 

Meist aus Wachholderholz wurde um Wahlendorf hergestellt das Mund- 
stück zu einer Schalmei, ähnlich wie die Labiaten bei Orgelpfeifen oder 
wie bei der Clarinette, wo auch ein Blatt übergebunden ist. Es führt 
dort den Namen Fripp. (Lw.) 

Zur Zeit, als noch ein Gebet um einen „gesegneten‘“ Strand und 
Strandraub für kein Unrecht gehalten wurde, wollten 13 Mann aus Leba- 
Boor (Stylow Bake) ein gestrandetes Schiff ausrauben, konnten aber mit 
ihrem Raube nicht mehr an’s Land zurück, weil sich wegen des Thau- 
wetters eine unüberspringbare Eisspalte gebildet hatte, und konnten 
während der 17 Tage, dass sie auf dem Eise umhertrieben, sich nur 
von einem Aufgusse ernähren, den sie sich von einem in der Kajüte 
sefundenen und klein geschnittenen Kaddikstrauche bereiteten, bis sie 
an der schwedischen Küste landeten und erfrischt wurden. Historisch 
ist die Hinzufügung, dass bei einem Gastmahle für die Geretteten zum 
Danke ein silberner Löffel von einem von ihnen entführt wurde. 

Lappa offeinalis All. (1785), gebräuchliche Kiette: platt Kliewer; die 

Blätter Rubjänsbläder. (Wusseken: K.) 

Knaben fangen auf und mit dem Samen der Klette Stieglitzen. 
(Wahlendorf.) — Von der Klette (Wurzeln) fabrieirt man Oel, das zur 
Beförderung des Haarwuchses dienen soll. 

Lavandula ofjicinalis Chaix, Lavandel, Spieke: Lawendel. 

Um über Winter in den Stuben einen angenehmen Geruch zu verbreiten, 

mischen (früher häufiger) wirthschaftliche und den Ankauf von Essenzen 


und Odeurs mit Recht scheuende Hausfrauen auf dem Lande Lagen von 
16 


155 


Blüthen von Lavendel und von Rose zusammen, zuckern die Mischung 
ein, lassen es eintrocknen und streuen Theile davon in die erwärmte 
Ofenröhre. Auch nimmt man Blüthen der Federnelke aus Gärten unter 
die Lagen. Gewöhnlich fand man die Mischung in blauen Vasen vor, 
welche auf Tischen in den Staatsgemächern prangten. Auch nahm man 
tonnenartige Gefässe von Ton oder Porzellan zu Behältnissen dafür. Man 
nannte sie Pumperi-Dosen. Ersterer Ausdruck scheint mir ein aus 
Potpeurri verderbtes Wort zu sein. 

Ledum palustre L., Sumpfporst: wilder Rosmarin, Gränze. 

Lichen, Flechte. So benennt man’auch einen an Aussehen und Verbreitung ähn- 
lichen Ausschlag auf dem menschlichen Körper, meistens an den Händen. 
Zu ihrer Beseitigung giebt’s im Volke folgendeKuren: Flechten soll man von 
einem Hunde ablecken lassen oder aber mit Fensterschweiss einschmieren, 
ohne dass es Jemand sieht, mit Hersagung des Spruches: Im Namen 
Gottes u. s. w. Oder man soll sie mit eigenem Urin waschen. Oder 
man soll, ohne dabei zu sprechen oder sich umzusehen, eine schwarze 
Schnecke, die man auf dem Wege findet, aufnehmen, mit ihr darüber 
hin und vor sich weg streichen und sie dann an die alte Stelle wieder 
hinlegen. Aehnlich ist um Berlin „schwarzes Schneckenwasser‘‘ gegen 
Hühneraugen im abergläubischem Gebrauche. 

Lilium L., Lilie. Lilljeblatt ist Umschreibung für vulva. (Wusseken: K.) 

Linum usitatissimum L., Lein, Flachs. 

Flachs soll man an ‚keinem Tage“ säen, also nur Mittwochs oder 
oder Sonnabends, und doch wieder an dem Wochentage, auf welchen 
Fabius Sebastian (20. Januar) gefallen war; dann gedeiht er gut, d. h. 
sen Herdel (woraus Herle bei Fr. Pr. W. B. I. 285) wird bastartig. 
(Lehrer Ziebell.) 

Damit der Flachs gut gerathe, soll man zu Neufastnacht (d. h. 14 Tage 
vor dem wirklichen Fastnacht) viel tanzen. 

Wenn Flachs gesät ist, gingen (früher) die Frauen am Abend auf's 
Feld und riefen: „Hutz Knutt, bet an de K.“, damit der Flachs ebenso 
hoch werde Das eiserne Gestell zum Abstreifen der Flachsknoten 
(Knutte) heisst Räpeldruf, die Thätigkeit selbst räple. 

Leinsamen ist am 19. Mai zu säen. (Wusseken.) 

Wenn zwischen Weihnachten und Neujahr die Eiszapfen an den Dächern 
gut lang sind, geräth auch der Flachs im nächsten Jahre sehr. (K.) 

Zwischen Weihnachten und Neujahr (oder in den Zwölften) sollen die 
Frauen nicht spinnen, auch nicht mit den Flachsschäwen (Abfallstücke) 
umherstreuen, damit das Vieh gute Art habe und keine Läuse bekomme. 
(Ziebell.) 

Räthsel. Grün war ich in meinen jungen Tagen, dann ward ich von 
Fürsten und Grafen getragen; bin ich zuletzt nichts mehr wert, kann 
ich noch werden sehr gelehrt. (Wusseken: K.) 

17 


156 

Der zuletzt in der Hechel zurückbleibende Rückstand des Flachses 
heisst Hede, Werg (es brennt lichterloh, wie ein Bund Hede. Fr. W. 
B. 1. 279.), mit dem Adjectiv heden, aus Hede gemacht (Hedgarn, Hed- 
leinwand, hedenes Laken), eine Masse von geringerer Gattung, auf 
welche nicht so viel Werth gelegt wird. Daher dient (Fr. Il. 1590.) zur 
Bezeichnung des Geizes der Bewohner des Kirchdorfes Heil. Kreuz im 
Samlande, sie haben alte Hede genug, aber sie geben keine. 

Ein schlecht geschürzter Weberknoten (Mühling) ist em Keichelskopf, 
Kiekelskopp. — Ist das Garn zum Weben auf den Webebaum gebracht, 
so wird es mit des Hausvaters Hosen bestrichen, damit später die Fäden 
nicht zerreissen. (So im südlichen Ermlande: Preusch off.) 

Klunker (auch Schwingelheede, um Zippnow auch Fütke) heisst 
der letzte Rückstand des Flachses nach seiner Reinigung. Das daraus 
gesponnene Garn heisst Klunkergarn, woraus die Klunkerleinwand ver- 
fertigt wird. (Vergl. Hennig, Pr. W.-B. 126.) Bekannt aus dem Ge- 
dichte vom Riesen Goliath und kleinen David ist die Klunker (bummelndes 
Gehänge) am Tressenhute des Ersteren. Fr. I. 1000. führt folgende 
Redensarten an: Frisch in die Wolle, sagt der Tuchmacher und spinnt 
Klunkern. — Ja wohl, sagt der Tuchmacher und kämmt Klunkern. Sie 
drücken etwas Ungehöriges oder Spottendes aus. — He kikt, wie de 
Mus ut de Klunkre; d. h. so vorsichtig. 

Dat rött (reisst) alles ön @n Stöck, wi Schmedts Mös on Schiemanns 
Klunkre. (Dönhoffstädt. Fr. II. 2183.) Zur Bezeichnung der Schwäche 
eines Gespinnstes. 

Als Schelt- und Schimpfwort gilt Flachsrekel. Nach Fr. II. in Soph. 
R. 1. 172. Sonst vergl. auch V. 41. vom sich streckenden Hunde. 

He ös vom nette Flass on üt de fine Häkel. (Nach Fr. II. 754a. aus 
Carm. nupt. V1. 242c.) Als Ironie, wenn Benehmen und Kleidung nicht 
harmoniren. 

Ich bin fitzefasernass.. (Kgsbg. Fr. JI. 751.) Nass in jeder Fitze 
und Faser. 

Als Worte einer schlaflustiren Bauernfrau beim Flachsziehen giebt 
Fr. I. 2i. an: Kann öck min Endke afsene, wär öck et ök aftene; 
kutsch, Koppke, noch e Wilke. (Wehlau.) 

Kann öck di äwersehne (übersehen), kann öck di äverthene (um 
Heiligenbeil: Aewaseh’k, äwateh’k); kutsch, Koppke, noch e Wielke. 
(Fr. I. 3851.) Zur Entschuldigung der eigenen Trägheit. Eine 
Arbeiterin, auf dem Flachsfelde so sprechend, schlief dort bis auf den 
Abend und der Flachs blieb stehen. 

Fr. I. 2690: Mutterke heft e flassenet Hemd an. Sie traktiert. 

Ja woll, woll, seggt dat Mäke on sponn doch Flass. (Fr. I. 4097.) 
Ein ländliches Witzwort, da es auf den Gegensatz von Wolle und Flachs 


ankomnit. 
18 


157 


Leinkauf ist das Getränke, das man beim Verkaufe trinkt. Dabei 
giesst man in Masuren (nach Töppen: Abergl. S. 98.) die Neige rückwärts 
über den Kopf, damit das Gekaufte gedeihe und grosswachse. Leinkauf 
wird aber auch getrunken beim Ankaufe von Vieh, das zum Schlachten 
bestimmt ist. In der Regel bezahlt ihn der Verkäufer. Der Leinkauf 
wird schon in dem Pomesanischen Rechte. etwa um die Mitte der 
14. Jahrh. erwähnt nach Laband: Jura Prutenorum 1866. p. 12. Littauische 
Bezeichnung ist Mag(a)ritsch, Margritsch, polnisch Litkup, was aber 
nur ein Germanismus ist. Wie Margritsch nach Hennig von merga, Magd, 
Marielle herzuleiten, der man es beim Miethen auf die Hand gab, so 
müsste Leinkauf als Handgeld für verkauftes Leinenzeug aufzufassen sein. 
Geschrieben ist darüber in Haupt’s Z. S. f. deutsches Alterth. VI. 269. 

Lupinus L., Lupine: platt Fiffingerkrüt (K.), nach den gefingerten Blättern. 
Lycopodium L., Bärlapp: Hundsline. (Schönehr: K.) 

Vielfach windet man Kränze davon, namentlich bei Waldpartieen in 
lustiger Gesellschaft. — Auch Jäger stecken sich das grüne Kraut an 
den Hut. Oefters wird mit dem „Grünen Kraut der Mirsemau“ auch der 
Jagdkönig (wer das erste oder das meiste Wild erlegte) ausgezeichnet. 
— Kinder blasen den ausgestreueten oder ausgeklopften, pulverartigen 
Samen ins Licht, wo er blitzartig aufflammt. Somit könnte man ihn, 
falls in grösserer Menge zu erreichen, statt des pulverisirten Kolo- 
phoniums im Theater verwenden zur Herstellung einer blitzartigen Flamme. 

Malva neglecta Wallr. (1824), übersehene Käsepappel: Kn&pkeblaum (Wuss. 
K.), wegen der knopfartigen Frucht. Ihre auf dem Rücken abgerundeten, 
glatten oder schwachrunzeligen Theilfrüchtchen, weil sie wegen ihrer 
Plattheit Aehnlichkeit mit Knöpfen haben, dienen statt solcher zum Spiele 
für die Kinder, besonders auf dem Lande. 

Matricaria Chamomilla L., echte Kamille: Mäte (Culsow). 

Ihre Blätter werden den jungen Gänsen eingegeben, oft dazu auch 
noch Speck und Brot, damit sie nachher gut fressen. (K.) Sonst vergl. 
Prunus Padus. 

Medicago sativa L., Luzerne. 

An den aus Süd-Amerika kommenden Wollen haftet recht häufig der 
Samen einer dortigen Kletten-Art an, welcher nach dem Reinigungs- 
prozesse der Wolle zum Vorschein kommt und von Fabrikanten an 
Händler mit französischer Luzerne zu deren Verfälschung verkauft wird. 

Mentha crispa L., krause Minze. 

Von zwei Ordensbrüdern, losen Buben, die unter dem Hochmeister 
Conrad von Erlingshausen (1441—49) im Lande umherzogen und einem 
jeglichen Bier einen „sonderlichen Namen“ gaben (Henneberger: Erkl. 
der pr. Landtafel. S. 475. ff.), bekam das zu Rosenberg den Namen 
„Krause müntte‘“. (Oder sollte es heissen, dass man darnach einen 


„krausen Mund‘ machen muss?) 
1) 


158 


Mespilus oawyacantha Gärtn., Weissdorn: Kreuzdorn. 

Am 1. Mai (Walpurgistag) soll man die Thüren mit Kreuzdorn „be- 
stecken“, zum Schutze gegen den Einfluss der Hexen, welche dann, wie 
am Johannisabende, ihr Unwesen treiben. Der Kreuzdorn schützt gegen 
böse Geister. (Mussaeus: Ueber d. niederen Stände in Mecklg. in J. B. 
d. Vf. M. Gesch. m." A: I. 133»Notem. I. BI. 36! Noiena 

Morus Tourn., Maulbeerbaum. 

Aus Jul. Gregorovius (Die Ordensstadt Neidenburg) ist für jene Stadt 
zu berichten, dass in der Zeit um 1772 der dortige Schlossberg eine 
Anpflanzung mit Maulbeerbäumen erhiel‘, weil Friedrich der Grosse, wie 
seine Vorgänger, dem Seidenbau eine besondere Aufmerksamkeit schenkte. 
Es sei hier darauf aufmerksam gemacht, dass nahe Elsenthal, Kr. Berent, 
eine kurze Allee von Maulbeerbäumen besteht, weil ein kaufmännischer 
Vorbesitzer sich hat auf die Seidenwürmerzucht werfen wollen. 

Muscari botryoides Mill., steifblätterige Bisamhyacinthe: Perlhyacinthe, 
platt Blag Schapkes, blaue Schäfchen. (K.) 
Myosotis L., Vergissmeinnicht. 

Von gewissen hellblauen Augen sagt man, sie sehen aus, wie „Vergiss- 

meinnicht, in süsser Milch gekocht‘. 
7 Myrtus communis L., Myrte. 

In der Neujahrsnacht zwischen 11 und 12 Uhr soll man je eine Schüssel 
mit Sand, Wasser und Myrte hinstellen und Jemanden mit verbundenen 
Augen dazu hinführen; je wie er dann zuerst hinfässt, so stirbt er 
natürlichen Todes oder ertrinkt oder heirathet im nächsten Jahre. 

Wer Myrten baut, 
Wird keine Braut. 

Dies Reimwort soll doch wohl besagen, dass sich nicht alle Hoffnungen 
erfüllen, dass vielmehr das zumeist Erwünschte, zumal in Liebes- 
beziehungen, gerade gar nicht in Erfüllung geht. (Frl. Elw. Raikowski.) 

Neeotiana tabacum L., Tabak. 

In V. 45. führte ich aus dem bekannten Commersliede den Vers an: 
Knaster, den gelben, hat uns Apoll präparirt. Es wird vielleicht den 
Meisten, sowie mir gegangen sein, dies Apoll für den griechischen 
3ott gehalten zu haben, und daher dieser nicht unwillkommenen Auf- 
klärung bedürfen, dass es nichts anders ist, als das Weimar’sche Städt- 
chen Apolda, das s. Z. vorzügliche Tabake lieferte. (Frischbier.) 

Nach Fr. W. B. II. 234. ist Rotstür ein Rauchtabak aus Pflanzen- 
blättern im Samlande, worunter die von Erdbeere und Kirsche. 

Sonst findet man in Läden an Sorten auch echte amerikanische 
Rippen (die Blattnerven und Stiele), auch den Non-plus-ultra mit 
hochtönendem Namen, sowie als Modesache und den Wandelungen 
politischer Verhältnisse angepasst den Königsgrätzer-, den Bismarks- 
und den echten schwarzweissrothen Norddeutschen Bundeskanaster. 


30 


29 


Als Sorte von Schnupftabak sei noch bemerkt der Prinzregent, 
besonders in Königsberg, der nach Fr. II. 2099. mit dem Grummel auf 
einer Linie zu stehen scheint. 

In Läden fand ich noch Grand Cardinal als Sorte des Schnupf- und 
Lady Twist des Priemtabaks. 

Um eine Hexe zu erkennen, wurde kürzlich in Orle (Kr. Berent) 
folgendes Mittel angewandt: man stopfte eine Pfeife Tabak obenauf mit 
Asa foetida und sah zu, ob die vermeintliche Person den Dampf ver- 
tragen könne; wenn ja, so war’s eine Hexe! 

Aus der Zeit des Zunftzwanges kommen in einem Gesellen-Spruche der 
Loh- und Rothgerher folgende Stellen vor (Altpr. M.-Schr. XV. 479.): 
Ich sage mit Gunst: Bruder, mit was war die Stube ausgeputzt? 
Bruder, mit Sand und Tabaksasch. 

Bruder, wie viel Licht brannte auf dem Tisch? 
ud; „ Bruder, soviel wie nöthig war zum Tabakanstecken. 
Pfeiffenstiel, platt Pipestel, ist ein Ruf beim Kegelspiele für den 
einzeln fallenden Eckkegel nahe der Bande. Nach Fr. II. 138. ruft der 
Kegeljunge: Pipestel, kost’t nich vel! 

Künste sind kein Schnupftabak. (Fr. I. 2249. Der Einsiedler I. 343). 
Fah, Tobak! = Das thut nichts, ist nicht weiter zu beachten! 
Räthsel: Ri ra raut, 
Grein is de Haut, 
Gäl is de Sack, 
Wo de greine Haut in stack. 
Den Priemtabak nennt man in der Stolper Gegend Schiemannsgarn. 
Mälkachel heisst der irdene Topf, worin der Rullketobback mit 
einem grossen Mälkiel pulverisirt wird. Diese Art von Schnupftabaks- 
bereitung war hier früher ausschliesslich Sitte. (Wusseken. K.) Vergl. im 
Früheren Sampanter u. s. w. Das dabei gebrauchte kleine Tabakssieb 
heisst Träms. (K.) 

T Oryza sativa L., Reis. 

Dicker Reis mit Rosinen und Korinthen wird beim Kindtaufs- oder 
Hochzeitsschmause aufgetragen. Davon sagt man in Natangen (nach 
Fr. I. 3238.), da seien die Schaafe rüber gegangen. 

In der Zeitung las ich von der Hochzeit in einer englischen Colonie bei 
Berlin, dass man nach englischer Sitte vor dem Hause der Braut den 
Weg, den sie zum Wagen zu nehmen hatte, mit Reis bestreut hatte. 
Bei uns streut man Blumen oder legt in Städten Teppiche hin, welche man 
mit besonderer Feierlichkeit auch mit einem Spalier von Topfgewächsen 
umstellt. In der englischen Sitte des Reisstreuens scheint mir weniger 
eine Hindeutung auf die Fruchtharkeit, wie ein Symbol des täglichen 
Brodes enthalten zu sein, obschon diese Sitte eigentlich mehr den 


Chinesen und Indiern zukäme, wo Reis als das vorzüglichste Nahrungs- 
21 


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160 


mittel sogar die Mahlzeit selbst (Tsche-fan, das Reisessen) bezeichnet, 

auch das Frühstück durch den Morgenreis (Tsau-fan) und das Abendbrod 

durch den Abendreis (Ouan-fan) sprachlich und thatsächlich ersetzt wird. 
Papaver Tourn., Mohn. 

Früher öfters, aber jetzt seltener wird von Frauen dem Brode, das 
sie zum ersten Male vom [rischen Roggen backen, ein Zeichen mit einem 
Mohnkopfe aufgedrückt. (F.Krönke.) Das scheint mir ein Stück vergessenen 
Aberglaubens zu sein, da weder Hausmarke, noch Zierrath als Aus- 
legung passen wollen. Wenn man heute aber noch drei Messerschnitte über’s 
Brod macht, so will man damit weniger einen an die Zahl drei ge- 
bundenen Aberglauben verbinden, als in praktischer Weise durch Theilung 
der Oberfläche das zu backende Brod zum Auseinandergehen bringen. 

Pastinaca sativa L., Pastinak. 


Von entfernter Verwandtschaft sagt man, sie seien so verwandt, wie 
Pastinak und Petersilie, oder wie Knoblauch und Zwiebel. 
Petroselinum Hofim., Petersilie. Vergl. Pastinaca. 
Phaseolus L., Schmink- Bohne. 
Welch beliebtes Gericht die Bohnen früher einmal gewesen, geht 
hervor aus dem Volksliede: 


Wenn hier ein Topf mit Bohnen steht 

Und da ein Topf mit Brüh’, 

So lass’ ich Brüh’ und Bohnen stehn 

Und greif’ nach meiner Marie. (Sonst vergl. unter Pisum!) 


„Blaue Bohnen“ ist ein scherzhafter Ausdruck für Gewehrkugeln. 


on Oi 


| 


11: 


. Er hat Bohnen. (Fr. I. 415.) d. h. Furcht. 
2. 


Er hat viele (grosse) Bohnen im Sack. (Fr. I. 416.) Er ist oder 
thut bemittelt, sorglos. 


. Wenn de Bohne blöge, hängt dem Buur e Worm an de Mütz. 


(Fr. I. 417.) Soll wohl Uebermuth bezeichnen oder starkes Aus- 
putzen mit Bohnenblüthen. 


. Hei gehört tau de Geistlichkeit; sin Vader wär biem Scholmeister 


Bohne dresche. (Samland: Fr. I. 1192.) 


. Gah ön e Bocksloch, Bohne lese. (Fr. I. 1153.) Zum Naseweisen. 
. Das geht über’s Bohnenlied. (Danzig. Fr. 1. 744. und 1093.) Das 


geht zu weit, ist zu weit getrieben. Das Bohnenlied (Erbsenschmecker- 
lied) vergl. N. Pr. Prov.-Bl. I. 15 ff. 


. Er sieht aus, als wenn der Teufel Bohnen auf ihm gedroschen hätte. 


(Fr. I. 195. und Il. 2642.) Er ist stark pockennarbig. 


. Lang (mager), wie ’'ne Bohnestang. (Hoppestang.) (Fr. I. 2516.) 
. Nicht die Bohne geb’ ich darum! Gar Nichts. 
10. 


Du bist nicht fünf Bohnen werth! — Ich gebe nicht fünf Bohnen 
für Dich! 


Er ist grob, wie Bohnenstroh (auch Bohnenstrauch). (Fr. 1. 1373.) 
22 


161 


12. Schwarte Mös on Böne 
Wäre Di nuscht döne. (Dönhoffstädt.: Fr. II. 1896.) 
13. Jemanden einen Wink mit der Bohnenstange geben. (Fr. II. 2919.) 
d. Iı. recht deutlich. 
Phragmites communis Trin., Rohr. 
Als Aufenthaltsort vieler Vögel haben Rohrsperling, Rohrdommel den 
Namen nach ihm. 
Pinus silvestris L., Kiefer. 
Es soll Besuch geben, wenn das Feuer von Kiefern-Holz knistert und 
- knallt. 

Werden Holzstämme quer und schräge geschnitten, so nennt man das 
über Hirn schneiden. So kommt es vor in Cellulose-Fabriken. 

Wie man hiervon Pfeifen bekommt? Ausgesucht werden glatte 
Stämmchen in dem Alter, wenn der Baum die Nadeln verliert und eine 
gekräuselte Rinde besitzt; sonst wäre er zu jung. Etwa zwei Zolle am 
unteren Quirl wird der Splint bis auf den Peddick los und dann der 
obere Quirl des betreffenden Jahrestriebes abgeschnitten und vorsichtig 
nach rechts gedreht, wodurch der Peddick oder das Mark der Länge 
los wird und der Splint als Röhre abzunehmen geht. Das ist die Pro- 
cedur des Abdrehens. Die so erlangten hölzernen Röhren werden 
von der Jugend verwandt zu Schalmeien oder zu Wasserspritzen oder 
auch zu Knallbüchsen (Bullerbüss). (Wahlendorf. Lw.). 

Zu den Klotzbeuten (inKlötzen eingehauene Bienenbeuten) ist am Besten 
Holz, das keiner Säure unterworfen ist, also am Besten von Kiefern, 
Fichten oder Linden, also nicht von Eichen, weil in ihrem Holze der 
Honig eher Säure annimmt, obschon derartige Klotzbeuten gerade darin 
in alten Urkunden erwähnt werden. Klotzbeuten giebt’s übrigens in 
holzreichen Gegenden, sowie dort, wo dasselbe rar ist. 

Nachdem die Räucherung der Flundern, Pleuronectes Flessus, nach Ein- 
salzen der von ihren Eingeweiden befreiten Fische im Schornstein oder 
auch besser in besonderen Räucherkammern durch Rauch von Buchen- 
stubben geschehen ist, erhalten dieselben durch den Rauch von Fichten- 
strauch eine goldgelbe Farbe. 

Um sich vor Wind, Sonne, Regen, kurz, vor allem Ungemach des Wetters 
zu schützen, gebrauchen die beim Klopfen von Chausseesteinen beschäftigten 
Arbeiter mit Kiefernstrauch durchwundene und beliebig stellbare Holz- 
gestelle, die sie dann noch mit Pfählen stützen müssen; von Ansehen fast 
ähnlich der Strasse eines Lagers, vor welchen sich im Vorbeifahren die 
Pferde häufig scheuen. 

Geh’ nach dem Theer sehen, dass der Pech nicht überrennt. (Fr. II. 887.) 
Wohl als Abweisung für unbefugte Einmischung. 

Die noch grünen Fichtzapfen heissen Grein Schäp; in Wusseken 
Schuschke; ebenso aber auch Tannenzapfen. Fichtzopp ist die Spitze 

11 


23 


einer Fichte. 


162 


In Symbow kriggt de Kester 12 Schäpel Fichtschuschke täam Lohn; 
äber hei mutt sei sick uk noch allein plicke; dartau hett hei frie Jagd 
inne Fichtzeppe. (K.) 

T Piver L., Pfeffer. 

Bei einer feineren Küche habe ich den Ausdruck Pfeffer in übertragenem 
Sinne auf Fleischspeisen gebrauchen gehört und dann auch durch Davidis’ 
Prakt. Kochbuch bestätigt gefunden, ohne dass irgendwie zu entnehmen 
gewesen, welcher Moment gerade den Ausdruck Pfeffer rechtfertige. 
Zum Pfeffer von Reh oder Hirsch werden Blatt, Brust, Hals, Rippen, 
vom Hasen die Vorderbeine nebst Bauchhaut, gespaltener Kopf sammt 
Herz, Leber und Lunge genommen. Wahrscheinlich muss die dickliche 
Sauce einen Geschmack von Gewürz (Pfefier) und Essig haben. Auch 
Rindfleisch-Ragout wird wie Hasenpfefler angerichtet. Pfeffer von Gans 
aber ist unser sonstiges Schwarzsauer. 

Das Zeitwort pfeffern, Pfeffer einstreuen, wird bildlich gebraucht für 
übermässig theuer oder für unangenehme Empfindungen. Das ist ge- 
pfeffert (und gesalzen)! Pfeffersack dient nach Fr. W.-B. I. S. 137. 
zur verächtlichen Bezeichnung eines Adligen; ebenso nach Wiss. M. Bl. 
VI. 187. Pfefferstosser. — Pfefferschiter gilt als Ekelname für 
einen alten Mann. — Pfefferstadt, inalten Handschriften Pfefferstrasse, 
heisst ein Stadttheil in Danzig, wohl von der Niederlage ostindischer 
Gewürze, unter welchen der Pfeffer obenan zu stehen pflegte. (Fr. W. 
B. 11. S. 138), obschon (nach Löschin: Gesch. Danzig’s S. 44.) nach den 
Pfeifern (Musikanten; daher die Pfeiferkammer im Artushofe), die hier 
gewohnt haben sollen. 

Pfefferstube, früherer Name für ein Zimmer im dritten Stocke auf 
der Nordseite des Schlosses zu Königsberg „zur Aufbewahrung ansehn- 
licher Verbrecher.‘ Fr. W.-B. II. S. 138, nach Bock: Nat.-Gesch. 1. 61. 
„ein Gefängniss für conditionirte Personen.“ 

In Königsberg (nach Fr. II. 1219.) geht der Reim: 

Vor der Hochzeit Zuckerküsse, 
Nach der Hochzeit Pfeffernüsse. 
Pirus Tourn., Apfel und Birne. 

Dorfsknaben legen die Früchte in Heu ein, um sie reifen zu lassen 
und geniessbarer zu schaffen. Auch sah ich die Heuhülle -ausserdem 
noch mit Erde bewerfen, so dass der Zutritt der Luft ausgeschlossen wird. 

Pirus communis L., Birnbaum. 

Kruschken sind besonders kleine, harte Birnen, auch noch unreif. 
Die Holzbirne ist Wargkruschk, weil sie durch ihren bitteren Geschmack 
„würgt“. (K.) 

Zur Beruhigung für Kinder und Erwachsene soll dienen: 

Na, wene man nich, 
Hinter'm Owe stone Bere, 
Du siehst se man nich! 


24 


163 


rt 


. Einem die Birnen schütteln. (Fr. I. 1.) Prügel geben. 

2. So was wächst auf keinem Kruschkenbaum! Ausruf der Ver- 
wunderung. 

3. Er weiss darauf zu laufen, wie das Kameel auf den Birnbaum. 
(Mewe. Fr. II. 2927.) 

4. Wie eine reife Birne abfallen. 

5. Gesch. Kruschke (Beere) hebbe korte (weeke) Stengel, — öss weeket 
Awt (Obst). (Fr. I. 366.) 

6. Dat öss so week (in Natangen: so mä —= mürbe), wie dem Herr Farr 
sine Beere (Birnen). 

7. Immer heiter, Gott hilft weiter! Hei hulf je Nespels Hans von 
Kruschkeboom, hei ward mi je ok helpe, den Dag aut End bringe. 
(Fr. 1. 1557.) Morgengruss und Trost der Arbeiter in der Gegend 
von Barten. i 

Pirus Malus L., Apfelbaum. 

Volksthümlich unterschiedene Sorten von Aepfeln sind: Austäppel 
(zur Erndtezeit reif, also Frühäpfel), Klaeteräppel (worin die Kerne 
hörbar klappern, klaetern), Druwäppel oder Driwkes (weil wie 
zusammen getrieben, also klein), Hiltkes (wilde, Holzäpfel), Kattekepp 
(Katzenköpfe, nach der Form), Fli@änsche (wohl fleih-, also haltbar), 
Wäräppel (die sich währen, also lange halten), Zuckeräppel (süsse, 
nach dem Geschmacke). (K.) — Druwäppel heissen Lining und Mining 
in Reuter’s Stromtied. 

Bekannt ist wohl die auch in der Cassubei als Richtspruch des Zimmer- 
poliers, den er nach Fertigung des Rohbaues eines Hauses hält, um doch 
Etwas zu sprechen, verwandte Kinderpredigt (vergl. Simrock, das 
deutsche Kinderbuch, No. 281): 

Hört zu, meine Herren, Aeppel sin kein Berren, Berren sin keine 
Aeppel, Die Worscht hat zwei Zäppel, Zwei Zäppel hat die Worscht, 
Der Bauer hat grossen Dorscht, Grossen Dorscht hat der Bauer, Das 
Leben wird em sauer, Sauer wird em das Leben, Der Weinstock hat 
zwei Reben, Zwei Reben hat der Weinstock, Ein Kalb ist kein Ziegenbock, 
Ein Ziegenbock ist kein Kalb, Nu ist meine Predigt halb. Halb ist meine 
Predigt, Der Bauch ist mir ledig, Ledig ist mir der Bauch, Meine Mütze 
ist rauch, Rauch ist meine Mütze, Die Maus frisst keine Grütze, Grütze 
frisst keine Maus, Nu ist meine Predigt aus. 

Hei hett sön Wange, as Aeppel, d. h. so roth. — Aepfel nennt man 
auch die Brüste einer angehenden Jungfrau. — Das Adjectiv applig ist 
närrisch (sick applig hewwe) und-appeldwatsch ist ganz und gar von 
Sinnen. Dat is beappelt, nichts werth. (K.) Auch: Beappele dich 
man nicht! Habe dich nur nicht so! 

1. Hei vertellt e Märke vom Appelgörke. (Fr. I. 2542.) Eine jetzt 


wenigstens mythische Persönlichkeit, eigentlich wohl Apfelgeorg. 
25 


164 


2. Es ist da so voll, dass kein Apfel zur Erde (fallen) kann. 

3. In den saueren Apfel beissen. Etwas doch, obschon ungern thun 
müssen. 

4. Jemanden wie seinen Augapfel hüten. Der Haupttheil des Auges 
ist der nach seiner Form so genannte Augapfel. 


5. Das wird immer der Zankapfel bleiben. Kommt wohl her vom 
Apfel der Neid-Göttin Eris, welchen sie in den Saal der Göttinnen 
warf, rufend: mn xaAktorn. 

6. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Kinder sind den Eltern 
ähnlich. 

7. Vader (auch: Herzvader) si dem Sähn nicht gramm, 


De Appel föllt nich wiet vom Stamm. (Fr. I. 5883.) 

8. Dat Appelke kült nich wit vom Stamm, 
Lewe Lüdkes, sid mi nich gram. (Fr. II. 102.) 

9. Dat Appelke kült nich wit vom Stamm, 
Wi dat Schäpke ös ök dat Lamm. (Fr. II. 103; ähnlich K.) 

10. Der Apfel fällt nieht weit vom Birnbaum. (Fr. II. 100.) 
Absichtliche Verdrehung des allgemein bekannten Sprüchwortes. 

11. He sett daher (steit da), as en Appelhäker. (Danziger Nehrung: 
Fr. I. 3518.) So breit und gemächlich. 

12. Dei versteit (wett), drop to lope. Auch mit dem Zusatze: wie de 
Kau op em Appelböm. (Fr. I. 3914.) 

13. Er rennt (geht drauf los), wie die Kuh auf den Apfelbaum. (Fr. I. 
3130.) Der Unbedachte, nicht Ueberlegende. 

14. Hei kickt wi de Kö näa’m Appelböm. (Wehlau: Fr. II. 1440.) 

15. Hei drömt von de ehrgistrige Appelmooss. (Fr. I. 3819.) Er 
befindet sich durchaus im Irrthume. 

16. Hei sitt ut, wie utgemachte Appelmoos. (Insterbure: Fr. 1. 211.) 

17. Ich bin gerührt, wie Apfelmus. Auch mit dem Zusatze: wenn ich 
dieh seh’, ist der Teufel los. 

18. Das ist klar wie Apfelmus. (Fr. U. 1471.) Weitere Gleichnisse 
sind: wie Tinte, wie Drank, wie Klossbrühe, wie Kaflfeeerund. 

Pisum sativum L., Erbse. 

Räthsel: Ne kriekelkrumm Väder, ne hollebolle Mudder un glattkoppde 
Kinger. (Ranke, Schote, Erbse: Wusseken.) 

3auernregel. Wenn de Bur biem Arfteseigen f., ware de Arfte wor- 
mädig (wurmmadig; Wusseken.) Vgl. die auch in Ostpreussen bekannte 
Erzählung: Hackst du mi, so ät ick di! (K.) 

Sprüchw. Sik ae Puckel lache, as ne Arft grot (Wusseken). — Ick 
war di bull wise, wat drei Arfte fär ne Supp gewe, wenn ma naegen 
Emmer Wäter upgitt. (Wusseken.) 

Diese in anderen Gegenden wenig bekannte preussische Frucht würdigte 
schon Friedrich der Grosse. Als v. Domhardt 1771 ihm preussische 


26 


Trüffeln geschickt hatte, erwiderte er daukend: die grauen Erbsen seien 
aber ein schöneres Gericht, worauf Preussen stolz sein könne. (L. Weber: 
Frrvor 500 I.) 

In fast allen Familien des Ermlandes ist es Sitte, am ersten Weih- 
nachtsfeiertäge bei der Hauptmahlzeit weisse Erbsen zu essen. Als 
Grund wird von den Leuten angeführt, dass Christus gleich nach seiner 
Geburt in die Krippe auf Erbsenstroh gelegt sei. Diese Sage hat jeder 
von seinen Eltern und Grosseltern gehört. (Car.) 

In den Zwölften (Tage zwischen Weihnachten und 6. Januar: H. Drei- 
könige) soll man nicht Erbsen kochen; sonst gedeihen sie im nächsten 
Sommer nicht auf dem Felde. 

In der Neujahrswoche ist es gut, ausser Federn zu reissen, Erbsen 
und Bohnen aus den Schoten auszupellen und ähnliche Arbeiten zu ver- 
richten. 

Mit Erbsen soll man am ersten Weihnachtsfeiertage die Gänse füttern, 
damit sie gut gedeihen und viel Eier legen. 

Damit die Gänse gute Art haben, auch sich beisammen halten, besonders 
aber der Ganter bei seinen Gänsen bleibt, nimmt man ein Tonnenband, 
streut Erbsen in dessen inneren Raum und lässt Ganter und Gänse 
zusammen davon fressen. (Ziebell.) 

Erbsenstroh gebraucht man mit Vorliebe (sonst auch noch Haferstroh) 
zur Herrichtung von weichen Wagensitzen. 

Von einer Uhr, die schlecht geht, sagt man, sie gehe nach Erbsen. 

Polyporus fomentarius L., Feuerschwamm. 

Da nach 1. 17. hierfür Pmsch der Volksname, so giebt Fr. Il. 2054. 
Pinschklopper als Spitzname für einen Füsilier, so genannt wohl 
mit Rücksicht auf die alte Art der Steinschlossgewehre, wo der 
aus Stahl und Stein gewordene Funke auch den Feuerschwamm ent- 
zündete.e Das Wort Pinsch mag mit dem verursachten Pink-Tone ver- 
wandt sein, wenn Stahl auf Stein schlägt. 

Populus Tourn., Pappel. Vergl. Salix. 

Prunus avium und Cerasus L., Kirsche: Der deutsche Name wird mit dem 
lateinischen Cerasus zusammenhängen. Hans Sachs unterscheidet Kersen 
und Amarellen, Süss- und Sauerkirschen. Platt bei uns: Kespern 
(nach Jessen so auch um Göttingen), Kespre, Tschespre. Für die 
schlechten, noch grünen und des Fleisches ermangelnden Kirschen sagt 
man hier auch Kolpern; ebenso für jedes unreife Obst (also auch 
Aepfel) Kolpen, Kulpen und Külpen (so auch in Pommern). Kolpern 
scheint entstanden zu sein aus knorpelig (hartfrüchtig) mit ausge- 
fallenem n. 

Prunus Cerasus L., Sauerkirsche: Kespern. Weiss wie Schnee, grün wie 
Gras, roth wie Blut, schwarz wie Theer, sag’ mir dieses Räthsel her. 
(Wuss.) Die Schnupftabaksdose (Schnüpfdos), früher aus Birkenrinde, 


2 


27 


166 


wird jetzt häufiger aus der vom Kirschbaume fabrieirt; platt heisst sie 
darnach bärken (birken) oder kespern (kirschen) Däber (K.) 
Prunus domestica L., gemeine Pflaume. 

Ein Sprüchlein für Kinder unter Hernahme ihrer kleinen Finger, vom 
Daumen angefangen, lautet: Das ist der Daumen, — der schüttelt die 
Pflaumen, — der liest sie auf, — der trägt sie nach Haus, — der Kleine 
isst sie alle, alle auf. 

Eine Art Marmelade, ein dicker Saft oder Mus, eingekocht aus Früchten 
(Obst oder Beeren) unter Zuthat von Gewürz, wird Kreide (platt Krid) 
genannt. So giebt’s Kirsch-, Pflaumen-, auch (Flieder-) Hollunderkreide. 
Nach E. Foerstemann ist Kreide eine Entstellung von Kraut, das noch 
im Mhd. namentlich die Bedeutung von Gewürz hat. Vielleicht hat (nach 
Fr. W. B. 1. 426.) zu dieser Entstellung das holländische Kruid mit- 
gewirkt, wie Kruidkook, Pfefferkuchen, Kruidnagel, Gewürznagel oder 
-Nägelein, auch- Nelke, provinziell auch Kreidnelke, platt Kridnägelke 
(Nelke und Nägelein von der Gestalt hergenommen), Caryophyllus 
aromaticus, oder auch die Sprech- und Schreibart Kreude durch die breite 
Mundart der Niederländer zu Wege gebracht. 

Beim Kochen der Kreide von Pflaumen oder auch von der gelben 
Rübe wird der Boden von einer Flasche hineingelegt, damit die Kreide, 
wie man meint, nicht anbrenne oder aber sich länger halte. 

De erschte Plumme kriege Mäde (Wusseken). — Hochtiet im Plumme- 
goare; de Brut, dei hett de Kranz verloare (Gr. Gansen. K.) 

Lazareth-Pflaumen ist eine schlechtere Art Pflaumen mit weniger 
Fleisch, vielleicht von besonderer Zubereitung, wie sie in Lazarethen 
den Kranken aufgetischt zu werden pflegen. 

Pflaumenweich (z. B. bei gekochten Eiern) ist ein besonderer 
Grad der Weichheit, wie ihn die reifen Pflaumen aufweisen, wenn sie 
vom Baume fallen. 

1. Antworten (zur beliebigen Auswahl) auf die Frage der Kinder: 
Was giebt’s zu Mittag? 

Zu Mittag giebt’s: a. Bunte Nuscht mit geele Feetkens. b. Fricassee 
von junge Hund mit Plume. c. Gestöfte Nachtwächter mit gehackten 
Fensterladen. d. Nuscht met N& on Salat darto, on Hojahe to’r Läpel- 
kost. (Hojahnen — gähnen.) e. Junge Hund’ mit Schoten. f. Saurer 
Kumst mit Priemchen. g. Drei Gerichte: Brod, Krum und Kirst u. 3. w. 
(Fr. I. 2640. und II. 1854.) — In Pommeren heisst’s: h. Nachwächter- 
füsse und Barbiererhände. i. Ragout von Schemelbeinen. 

2. Dat schmeckt, as wenn de Hund Plume frett. (Danzig: Fr. I. 3351.) 

Also wohl gar nicht. 

3. Wenn der Hund Geld hätte, dann kaufte er sich Pflaumen (Brod). 

(Er. 1017299 


15 
& 


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4. De mäkt dat na Gedunke, as wenn de Hund Plüme frett. (Dönhofl- 
städt: Fr. Il. 867.) 

5. Er kommt dazu, wie der Hund zum Pflaumenfleisch. (Fr. II. 1518.) 

6. Er macht ein Gesicht, wie die Sau auf dem Pflaumenbaum. (Marien- 
werder: Fr. I. 1248.) 

7. Ich danke vor Obst, ich kauf’ mir lieber Pflaumen — ich esse nur 
Pflaumen — ich habe Pflaumen in der Tasche. (Fr. I. 540.) 

8. Die ersten Pflaumen sind madig. (Fr. I. 2827.) Beim Kartenspiel: 
Die ersten Verlierer, die letzten Gewinner. Zuerst soll man verlieren. 
(Aehnlich: Das erste Spiel’ ist Gift; die ersten Hunde werden versäuft.) 

9. Plume, seggt Bleier. (Angerburg und Pillkallen: Fr. I. 2928.) 
Spottender Zuruf an Einen, dem ein erwarteter Vortheil verloren ge- 
gangen ist. Aehnlich: Ja, Rosine! 

10. Aapke, wöllst Plume? (Fr. 1. 30.) Wenn Jemand einen Anderen dumm 
anstiert. 

11. Plume? seggt de Sinagowitz on göflt doch Rosine (Germau und 
Samland: Fr. I. 2929.) 

12. Wöllst e Plüm? Stöck din Finger weg on süg am Düm’. (Königsberg: 

Fr. II. 2043.) 

13. Op Plumepingste. Auf Pflaumenpfingsten. (Fr. I. 2930. und II. 939.) 

Also niemals. 

14- Pingste fress wi Pflaume! (Fr. II. 2039.) Also auch am Nimmertag. 
15. Du Plümeschlarze üt de Neddring! (Jerrentowitz: Fr. 1. 2044.) Es 

ist ein Neck- und Schimpfwort; vergl. II. 208. 

Prunus Padus L., Faulbaum. 

Am Johannistage muss man alle Kräuter pflücken, welchen man Heil- 
kräfte zuschreibt und, weil dann von grössester Kraft, zu Heilzwecken 
gebrauchen will, wie Kamille, Schaafgarbe, Faulbaum. Nach Johanni 
haben die Hexen darauf genässt. 

Prunus spinosa L., Schwarzdorn. 

Hinterm Dornstrauch wird in Kindergesängen (Simrock’s Kinderbuch) 
öfters der Wolf sitzend gedacht. 

Pteris aquilina L., Adler-Saumfarn, resp. Polystichum Rth., Punktfarn: 
Farrenkraut, platt Form, Formt, Färand (Gr. Gansen), Forrent 
(Wusseken), Parpat (Bütow), Parpus (Labehn, Kr. Lauenburg). In 
die Betten gelegt, ist die Pflanze ein kräftiges Mittel zur Vertreibung 
der Flöhe. (K.) 

Quercus L., Eiche. 

Sobald man nur im Walde, ist. es viel verbreitete Sitte, dass Kinder 
und Erwachsene sich aus deren Blättern (ebenso aus denen der Buche) 
Kränze winden. Blatt wird um Blatt gewunden und zur grösseren 
Haltbarkeit entweder in sich selbst zusammengesteckt oder über ein- 
ander gehalten und mit Kiefernnadeln festgehalten. 


29 


168 


Das Volk ist des Aberglaubens, dass sich Flöhe dann von selbst bilden, 
wenn man auf Sägespäne (Sagespön), besonders von Eichenholz, urinirt 
und sie alsdann dem Lichte und der Wärme der Sonne aussetzt. Eine 
prüfende Untersuchung wäre hierfür überall sehr leicht, wenn man die 
betr. Ingredientien in einen Glashafen (Gefäss) hineineinthäte und 
unter starkes Sonnenlicht brächte. Inzwischen aber ist festzuhalten, 
dass jene Thiere sich höchstens, durch ihr Geruchsvermögen geleitet, 
dahin ziehen. Denselben Aberglauben giebt Töppen (S. 32) aus 
Masuren an. 

Mit Sägespänen füllt man auf dem Lande häufig die grossen viereckigen 
Spucknäpfe von Holz aus. 

Zum Messen des Cubikinhaltes von Holzstämmen dient als Maass die 
Fitte oder Kluppe, die bei gewissem Querdurchmesser des Zopfendes 
in der Mitte des Stammes angelegt wird. Das Ergebniss von Dicke an 
dieser Stelle und der Baumlänge wird näher durch Hilfe des faulen 
Knechts berechnet, einer gedruckten Ausrechnung, zum Nachschlagen 
eingerichtet. 

Die Auswüchse heissen Tunge (Zunder). Jener Gänsejunge sagt: Wenn 
ick Herr wer, rook ik luter Tunge. 

Trockene Eichenwurzeln gebraucht man zum Räuchern. (K.) 

Schwäbstock (von der schwebenden Bewegung) ist der aus zertheilten 
Eichenstöcken geflochtene Peitschentheil. 

Reaphanistrum Lampsana Gaertn., gemeiner Hederich: Kidik. Da beim 
Misswachs des Getreides das Feld Hederich, Kornblumen, Steinklee und 
dergl. in Menge trägt, woran sich die Bienen mästen können, so trifft 
jener scheinbar paradoxe Spruch der Alten in den meisten Fällen ein, 
der besagt, dass, wenn das Feld arm, die Bienen reich seien. 

Reseda odorata L., Garten-Reseda. 

Von Reseda und Levkoyen soll man die Pflanzen, die nicht zum Blühen 
kommen, im Herbste einsetzen, damit sie im Winter blühen. 

Robinia Pseud-Acacia L., wilde Robinie, Akazie. Scherzeshalber sagt man 
Akazien- statt Aktienbier. (Danzig.) 

Rosa Tourn., Rose: wiell Raus’. Ihre Frucht, sonst Hagebutte, heisst in 
»r. Gansen Ambutt. (K.) 

Eine durch betreffende Farbe der grossen, lockeren Blumenblätter aus- 
gezeichnete Art hochstämmiger Rosen heisst Postillonsrosen. — Damit 
sie gut fortgehen, soll man die Stengel einer schon abgeblühten Rose 
einsetzen. — Die Ableger oder Absenker soll man niemals abschneiden, 
sondern nur abreissen. — Es wird auch für gut gehalten, zeitweise die 
Asche von Cigarren auf die Erde von Topfpflanzen aufzustreuen; daher 
schadet es Nichts, wenn man im Vorbeigehen die Cigarre auf Blumen- 
töpfe abknipst. Sonst vergl. Zavandula. 


30 


Rubus L., Brombeere: platt Bräm. 

Aus seinen Wurzeln kocht man Thee, welcher gegen Husten sehr 
dienlich sein soll. 

Wenn es viel Brombeeren giebt, kommt ein harter Winter. 

Hei grint (grinst), as de Voss im Bräm. — Hei lacht, as wenn de 
Voss Bräm frett. (Belgard. K.) 

Auch die vor Johanni gepflückten Blätter vom gewöhnlichen Brombeer- 
strauche geben auf dem Lande einen geschätzten Thee ab, dessen Wohl- 
geschmack ganz den chinesischen vertreten soll. 

Rubus Idaeus L., Himbeere: Hinzelbeere (Bütow), Hühuk. (Lanzig, Kreis 
Schlawe. K.). 

T Sacharum ofncinarum L., Zuckerrohr. 

Auf die vielen und neugierigen Fragen der Kinder (Was ist das?) 
antwortet man wohl: Kleinkinderfrag’, mit Zucker bestreut, (grosse Leute 
wissen Bescheid. Fr. 1. 2024.) 

Fremder Zucker schleimt nicht. (Fr. 1. 4181.) Entschuldigung für über- 
starken Genuss an fremder Stelle (beim Besuche). 

Saliz Tourn., Weide. 

Schlieschk ist ein dünner Weidenstock: Di hert mit sonem Schlieschk, 
as he Forkestäl. (Wusseken.) 

Ein anderer Spruch, der beim Abklopfen der Weidenpfeife um Rederitz, 
Kr. Dt. Krone, hergesagt (‚‚gebetet‘‘) wird, heisst: 

und und 
Flötpipke gau af. (Sch.) 
Beim Fabriziren von Pfeifen (Fruppupp oder anderwärts Fripp) 
spricht man in Carzin: 
Fruppupke, gäh glatt aff! 
Dat Piepke sall min, 
Dat Saftke sall din. 

Um Dassow (Hr. Archut) aber heisst der Bastlösereim: 
Piepke, geräd mi 
Oder ik schlä di 
Kopp aff, Kopp af; 
Wenn de Rogge riepe, 
Wenn de Pogge piepe, 
Wenn de olle Wiewer 
Mit de Däre knare, 
Mutt mige Piepke los sinn. 

Durch eine solche Pfeife darf. man nicht hindurchsehen; sonst geht 
sie nicht. (K.) 

Salvia offeinalis L., gebräuchlicher Salvei: Salbei, platt Kruselwi. Die 
Blätter werden zu Sträusschen verwandt, wie sie die Burschen am Ernte- 
feste tragen: Rikrikskes, d. h. Riechriechercher; Krütke. (Schönehr. K.) 

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170 
T Salvia Rosmarinus Spenner (Rosmarinus offteinalis L.), der nach Ascherson 
Flora nicht von der Labiaten-Gattung Salvia getrennt werden kann und 
dessen Blätter als folia Rosmarini ofhieinell sind, wird auch bei uns in 
Töpfen gezogen, obschon seltener, und überdauert auch im Freien. 
Sambucus racemosus L., Holunder: vergl. Prunus Üerasus. 
Sarothamnus scoparius Koch, Pfriemen: vulg. polnisch Jerk (Kr. Neustadt. 
Dr. L.); vergl. das deutsche Gehrkekraut. (III. 90.) 
Secale cereale L., Roggen. 

Wird im Sommer das erste Fuder Korn in die Scheune gebracht, so 
muss beim Abladen desselben keine Silbe gesprochen werden; so still 
und ohne das Korn oder Stroh zu schneiden, verhalten sich im Laufe des 
Jahres denn auch die Mäuse. (von einem Bauer in Krossnow, Kr. Bütow.) 

Haegwiep ist ein Strohwisch, als Warnungszeichen (zur Hegung) auf 
verbotenen Steigen u. s. w. aufgestellt. (Wusseken. K.) 

Sprüchw.. Dat liggt, as Krummstroh. — Hellewetter, seggt Klatt, 
wo steht mige Rogg’, & hedd goar keine seigt. (Wusseken.) 

Nach Henneberger (1595) wurde in Preussen auf sandigem Boden noch 
bis Martini Roggen gesäet, obschon damals Martini acht Tage später 
fiel, als heute. 

Die erste Wintersaat (Roggen) soll man am Aegidientage (1. Septbr.) 
ausstreuen, wenn's auch nur einige Scheftel wären; dies wird auch verlegt 
auf Bartholomaei (24. August), damit er im nächsten Jahre nicht ver- 
hagele, oder auch auf Marien des 8. Septbr. oder in Pommern auch auf 
den Tag der Kreuzerhöhung. (14. Septbr.) 

Zu Peter Purzel (29. Juni) bestirbt dem Roggen die Wurzel; d: h. er 
wächst nicht mehr. Vergl. IV. 22. Purzel steht des Reimes wegen 
für Paul. (Anna Tr.) 

Der Roggen wird muchlig, wenn man ihn nicht oft genug umschaufelt. 

Mehr oder minder stark gebrannter Roggen vertritt in einigen Haus- 
haltungen die Stelle des Kaffees; ebenso bei solchen Personen, welchen 
der Kaflee zu schwer ist. 

Es ist ein gewisses Maass von Roggen (meist 16 Metzen), das auf 
jeden Morgen Landes zur Aussaat kommt; wird aber ein grösseres 
Quantum ver-, d. h. ausgesäet, so ist er übersät. 

In Zelasen ging einstmals der Storch in ein Roggenfeld und sollte 
ausgetrieben werden, weil man befürchtete, er möchte zu viel zertreten. 
Also giebt man dem Schulzen eine lange Peitsche in die Hand und 
setzt ihn auf eine Misttrage, welche vier Mann durch den Roggen tragen 
müssen, aus welchem er dann mit seiner Peitsche den Storch glücklich 
herausjagt. — Zelasen (vom polnischen Zelaso, Eisen), ein Dorf im Kr. 
Lauenburg, ist mit dem Dorfe Darsekow (Kr. Rummelsburg) und der 
Stadt Zanow für Pommern dasselbe, was Dorf Domnau für Ostpreussen, 


Dorf Kremp in Schleswig-Holstein, Teterow in Mecklenburg, Krähwinkel, 
32 


171 


Schöppenstädt, Schilda im übrigen Deutschland, Dorf Baudry im Canton 
Neuenburg, Abdera in Kleinasien, ein gehänseltes Schildbürgerthum; 
leicht liesse sich diese Liste vermehren! 


Beim Nasenbluten soll man das Blut auf die Schneidestelle von zwei 
über Kreuz gelegten Strohhalmen hinabtröpfeln lassen. Dieser Aber- 
glaube hat jedoch seinen natürlichen Erklärungsgrund: um die Schneide- 
stelle richtig zu treffen, muss man sich zur Ruhe zwingen und somit 
hört mit der Erregtheit als häufigen Ursache des Nasenblutens auch 
dieses selbst auf. 


Häufig wird in Gesellschaft die Aufgabe gestellt, ob man über’n Stroh- 
halm springen könne? Wer nicht nachdenkt, giebt ein sofortiges Ja zur 
Antwort. Trotzdem ist die Ausführung zu erschweren, wenn man der 
Länge nach darüber springen soll, und wird ganz unmöglich gemacht, 
wenn der Strohhalm dicht an die Wand gelegt wird. 

Bei der Scheune heissen die Räume rechts und links der Flur ziemlich 
allgemein Tass, die Flur selbst(Tenne) dieFlaue, wohl verplattet ausFlur, 
(Wahlendorf), der Raum darüber das Mitfach, im Werder die Keuchel- 
hölzer, platt Kikelhölter, auch Höneb&n (also Boden-Raum für die 
Hühner). 


Auch beim Backen des Brodes hatten hier die früher im Schwange 
seienden Haus und Hofmarken ihre Geltung, insofern jede Hausfrau 
mit diesen das ihr gehörige Brod kennzeichnete. Sind jene Marken 
aber auch nach der Separation allmählich verschwunden, weil keine 
Gefahr der Verwechselung mehr vorhanden ist, so wird sich aber irgend 
ein Kennzeichen doch dort immer noch ganz von selbst machen, wo in 
kleineren oder grösseren Gemeinden und Gütern eben zusammen ge- 
backen wird. 


Ist der Teig zum Brodbacken fertig, so soll man ein Kreuz darüber 
zeichnen, damit ihm kein böser Mensch Etwas zufüge. Sind grosse 
Löcher in Brod oder Semmel vorhanden (durch Sauerteig bewirkt), so, 
sagt man, ist der Bäcker dort mit seiner Frau durchgegangen oder hat 
seine Mägde durchgetrieben; auch sollen diese Löcher die Seele des 
Bäckers sein. r 


Geht beim Brodschneiden das Messer zu tief in das Brod hinein und 
steht also eine grosse Schnitte zu erwarten, so wird gesagt, man habe 
schon grossen Hunger. 

Vom Brod darf man kein Krümchen zur Erde fallen lassen, weil’s der 
liebe Gott nicht gern sieht und bestrafen würde. 

Wem man den Kanten eines Brodes giebt, der wird bald (als Erster 
aus der Familie) heirathen. 

Der Kassube setzt einem Fremden niemals ein ganzes Brod vor, sondern 


schneidet zuvor den Kanten ab. (Knoop.) 
3 


Wer das Brod schief anschneidet, darf (Pommern) in sieben Jahren 
noch nicht heirathen oder bekommt eine böse Schwiegermutter. 

Verkehrt hingelegtes Brod bringt auch Wortwechsel und Skandal. 

Fällt das Butterbrod auf die unbeschmierte Seite zur Erde nieder, so 
giebt es ein neues Kleid; wenn auf die beschmierte, so nicht. 

Nach Brod, woran die Mäuse geknabbert haben, bekommt man starke 
Zähne. — Nach dem Genusse von schimmeligem Brode soll man stark 
und kräftig werden. 

Krummhahnchen sind schmale, in Halbmondform gebackene und mit 
reifen Kirschen eingedrückte Brödchen, die es um Zippnow giebt, wenn 
zum ersten Male vom neuen Roggen gebacken wird. (Sch.). 

Stuten heisst um Wahlendorf alles feine Brod, um Zippnow aber die 
für’s „Kind“ gebackenen Reste des Brodteiges. 

Neujahrchens sind handgrosse und handbreite, ungegerstelte und 
durchaus nur im Stubenofen gebackene Brödchen. Der Stubenofen ist 
deshalb nötlig, weil man annimmt, dass an dessen Wärme alsdann die 
zugehörigen Verstorbenen sich zu wärmen kommen. (Wahlendorf. Lw.) 

Aehnlich giebt’s die Neujahrchens auch um Zippnow (Sch.) in der- 
selben Auffassung. Ausserdem giebt man sie hier sowohl den Kindern, 
die umhergehen und „Neujahr singen“, sowie auch allem Vieh im Stalle, 
um vor Unglück sicher zu sein. | 

Die Schurrback oder Schorrback ist ein in der Asche gebackener 
Kuchen aus Brodteig, auf dessen Genuss beim Volke mit verächtlicher 
Deutung hingewiesen wird. So in Wahlendorf, Lw. Nach der Ableitung 
ist das Wort entweder ein Gebäck (Backs, Backsel), das man nicht mag, 
also umher schurrt, oder das man in der Asche oft umwendet, oder es 
liegt in dem Schurr die Hindeutung auf den Sauerteig, da polnisch 
zur = sauer. Im Werder heisst’s Schurgelplatz. (Fr. Lw.) Um 
Zippnow, Kr. Dt. Krone, bedeutet die Schurrback einen Kuchen aus 
rohen Kartoffeln, mit Mehl durchwirkt, mit Ei und Fett in der Pfanne 
gebacken. Man vergl. das frühere Schurra. Es mögen leicht alle drei 
Bedeutungen zusammen treffen oder man kann der mittleren Erklärung 
den Vorzug geben. 

Um Rederitz, Kr. Dt. Krone, wird dem aus der Kirche zurückkehrenden 
Jungen Ehepaare in der Hausthüre von Jemarden ein hausbackenes, recht 
rösches und ganzes Brod vorgehalten, wovon sie abbeissen und kauen 
müssen, um Haussegen zu haben. (Sch.; ebenso Schievelbein: Knoop.) 

Sedum L., Fetthenne, und Semperwirum L., Hauslauch: Steinrose. 
Senecio L., Baldgreis: Kreuzkraut. (Car.) 

Obschon Garcke in seiner hier zur Grunde gelegten Flora den Namen 

Kreuzkraut nur für S. vulgaris L. angiebt, wird der Name doch so all- 


gemein für viele Senecio-Arten (paludosus und vernalis) vom Volke ge- 
34 


braucht, dass es doch noch zweifelhaft bleibt, welche von diesen Species 
gemeint ist. Demgemäss dürfte aber die Beziehung auf Hypericum in 
V. 30 hinfällig sein. 

Sinapis arvensis L., Ackersenf, Hederich: Kidik. 

Es war mir durch Herrn Lehrer K. Lützow in Oliva mitgetheilt 
worden, dass sich innerhalb des Strunkes des Hederichs Samenkörner 
entwickeln. Es soll dies namentlich an grösseren und stärkeren Exemplaren 
von Stoppelhalmstielen vorkommen. Was ich davon sah, waren schwarze, 
der Innenwand anhaftende, körnige Massen, welche allerdings die Grösse 
und das Aussehen von Samenkörnern hatten. Wie ich nachträglich 
ersehe, hat Herr Lützow dasselbe schon im Berichte zu Dt. Krone 
S. 227. erwähnt, allerdings ohne ein Wort des Zweifels. Es ist dies 
jedoch nur eben deswegen als ein volksthümlicher Glaube aufzufassen, 
da der Sitz der Samenkörner bei den Cruciferen durchaus in der Schote 
zu suchen ist. 

Eine ähnliche Bewandtniss wird es auch mit dem Glauben haben, den 
Frischbier (zur volksthüml. Naturk. Beitr. aus Ost- und Westpreussen 
in Altpreuss. M. S. Bd. XXII. 1885.) aus Jerrentowitz in Ostpr. angiebt, 
dass am Tage Mariä Verkündigung (25. März), gerade um 12 Uhr 
Mittags, jede Wrucke, Mohrrübe u. s. w., innen, also in der Wurzel (?) 
Samen haben soll. 

Dieser s. g. Samen ist aber nach gütiger Mittheilung von Professor 
Ascherson nur als eine Pilzbildung aufzufassen, der schon zu Anfang 
dieses Jahrhunderts den Namen Selerotium semen Tode erhielt und den 
De Bary (Morphol. und Biol. der Pilze. 2. Aufl., S. 44.) als einen Dauer- 
zustand von Typhula variabilis Riess, eines Hymenomyceten, anspricht. 
Dr. A. B. Frank (Krankh. der Pfl. S. 530 ff.) kennt den Pilz ebenfalls 
und die durch ihn verursachte Selerotienkrankheit des Rapses (Peziza 
sclerotioides), welches beides ihm dann auf den Ackersenf (Sinapis) zu 
übertragen gelungen sei. In diesem Falle aber hat die Natur schon selbst 
die Uebertragung vollbracht und trat der Pilz bei Sinapis selbst- 
ständig auf. 

Solanum tuberosum L., Kartoffel. 

Wenn sich beim Pflanzen der Kartoffeln grosse Wolken am Himmel 
zeigen, werden auch die Kartoffeln sehr gross. (Wusseken.) 

Kartofleln muss man im zunehmenden Monde pflanzen; dann tragen sie 
sehr. (Wuss.) 

Plesch — Platte von Kartoffeln mit einen Keim, wie solche auch 
bei Mangel zum Pflanzen (Wusseken) genommen werden; afplesche 
wird also gleich abkinen zu setzen sein. 

Krilltuffle sind Kartoffeln, mit der Schale gekocht; die abgeschälten 


heissen Schelles. 
35 


174 

Auch die verschiedenen und in neuester Zeit mit so hochtönenden 
Namen belehnten Arten von Kartoffeln haben ihre Schicksale. Wie 
meisthin die Rosenkartoffel als früheste Kartoffel überall, jedoch immer 
nur in kleinerem Maassstabe gebaut wird, so war es namentlich in der 
kassubischen Gegend, von Stolp an die Küste entlang bis in den Neu- 
städter Kreis hinein, die sg. blaue Berliner oder schwarzblaue Kar- 
toffel, eine kleine, harte, also sich gut haltende Sorte, welche etwa in 
den 30er bis in die 60er Jahre, wo sie ausartete und sich überlebte, 
immer nur in geringerer Menge gebaut wurde. Als Krillkartoffel (d. h. 
mit der Schaale gekocht und servirt) nur mit Butter zum Frühstücke 
am Sonntage von der wendischen Bevölkerung genossen, wurde sie so 
die Sonntagskartoffel, an deren Genuss man erkennen konnte, dass 
es Sonntag und dass ihr Esser ein richtiger Kassube war. (Ziemann.) 

Was nach dem Menu der Städte Kartoffelpiree ist, heisst auf dem 
Lande Stampf-(Quetsch-)Kartoffeln (Redensart: Es sind hochbeinige 
Jahre; gestampfte Kartoffeln werden aufs Brod geschmiert!) oder, da 
meist Fett oder Milch dazu kommt, Manschkartoffeln, auch Kreesch- 
kartoffeln, wenn gebratenes (kreeschen) Fett mit Zwiebeln übergegossen 
wird. — Entweder entsteht auf der Hauptschüssel, weil man immer nach 
der wärmeren Masse im Innern langt, eine backofenförmige Vertiefung, 
über die sich die Kinder freuen, oder sie formen sich solche auf ihrem 
Teller allein, bauen sich wohl auch einen Damm und andere Formen, 
namentlich bei dem beliebten Provinzialgerichte: Kartoffeln mit Buttermilch. 

Kartoffelferien werden strichweise auch bei uns die zu Michaelis 
statthabenden Feiertage der Schüler genannt, weil es dann die Zeit des 
Kartoffelausnehmens ist, freilich kein so schlechtes Vergnügen, besonders 
— wenn man zusehen kann. Weil aber aus Besorgniss vor bald ein- 
tretendem Froste alsdann alle Kräfte heran müssen, folgen diesem 
Gebote ebenso gut die Schüler der Elementarschulen, als auch früher 
wenigstens häufig genug die namentlich ärmeren der höheren Schulen, 
welche dann auch von den in Säcke wohl gefüllten Erträgnissen dieser 
Zeit zu Ende der Ferien, wie ich mich zu erinnern weiss, mit in das 
Schulstädtehen nahmen, meist als naturalen Theil der Wohnungsmiethe 
für die Wirthsleute. 

Ein Kartoffelbauch bezeichnet einen von Kartoffeln diek aufge- 
triebenen Bauch, platt Tuffelbük. (K.) 

Es seien hier die üblichen volksthümlichen Bezeichnungen (meist nach 
Fr. I. 1832.) für einen Schnaps und einzelne Branntweinsorten gegeben: 
Bindfaden, Dollwasser, Ficho (Samland: F. II. 729.), Krump- 
holz, Pirgel (Korkehmen: Fr. Il. 2058.), Sturak, Vidibum, Wutki, 
Wupptich, Reissnieder, Raschwalzer, Rachenputzer, Gro- 
scholke (poln. grozolka, Branntwein), Brettschneider, Kutschera 


(mit polnischer Endung), Kutscherliqueur für schlechtere Sorten 
36 . 


”. 


2 


175 


Liqueur; Cornelius Nepos, Korn, Reines Wort Gottes (Gottes- 
wort) für Kornbranntwein; Knickebein für Maraschino mit Ei-Dotter; 
Kornus mit Gewehr über: Korn mit Bitter; Lerchentriller, 
sanfter Heinrich für süsse Branntweine. Schon beleuchtet sind: 
Machandel mit'm Knüppel, Persiko, Negenkraft, Neunundneunziger, 
Kornus, Kornuschewski. Zur Zeit des dänischen Krieges kam auch 
hier auf der Düpplerschanzenmagenstürmer. — Karlinchen wird die 
Branntweinflasche genannt; man pflegt, wenn ihr Inhalt geleert ist, sie 
scherzweise noch zu drücken, damit sie noch einige Tropfen aus- 
fliessen lasse. (Fr. I. 1888: Dröck de Karlinke, am End lett se to.) 
Zögert Jemand beim Kartenspiele mit dem Ausspielen, so wird er 
gefragt, ob er die Kartoffeln schon ausgenommen habe? (Berent.) 

Er ist ein Aas auf die kleinen Kartoffeln. (Neustadt) d. h. ein nichts- 
würdiger Mensch, halb aus Schadenfreude, halb zum eigenen Vortheile. 
. Fleisch und Kartoffeln sind das beste Gemüse. (Fr. I. 903.) 

De dommst Lied bu& (hebbe) de beste Kartoffeln. (Im Ermlande: 
Semmeken. Rt. 1.092. und, Er. m,.9706.) 


4. In Domnau wachsen die grössesten Kartoffeln. (Friedland i. Pr.: 
Fr. 1. 589.) Domnau hat übrigens in Ostpreussen denselben Ruf, wie 
Abdera in Kleinasien. 

5. Er ist dumm, wie Kartoffelzolz. (Fr. I. 647.) Auch: wie Mus. 

6. Dreeg Bulwe, Solt möt, best to Huus. (Elbing: Fr. I. 497.) Kar- 
toffeln mit Salz schmecken am Besten zu Hause. 

7. Hei ös e Kartoffelhingst. (Königsberg: Fr. II. 1392.) Spottname für 


die Bewohner der Dörfer Lawsken und Methgethen, weil diese nach 
Königsberg Kartoffeln zum Verkaufe bringen. 

Wat ös nü verwärt? dem Jude sin Bart. Wat ös nü verg&te? dem 
Väderke sin Ete. Wat häst du mi verspräke? Kartoffle mit Knäke. 
(Korkehmen: Fr. I. 1812.) 

Uebrigens sei wohl bemerkt, dass wir in diesem Jahre ein doppeltes 
Jubiläum dieses beliebten Knollengewächses feiern können, wenn anders 
dergleichen zur Sprache kommt, zumal dessen Einführung und dessen 
Verbreitung für die Ernährungsweise unserer Bevölkerung und damit 
für das gesammte Kulturleben, wie schon öfters hervorgehoben, von 
einschneidender Bedeutung gewesen ist. Es war vor dreihundert Jahren, 
als Franz Drake 1555 die Kartoffeln von Amerika nach Europa 
brachte; aber nur sehr langsam breitete sich ihre Kultur aus, so dass 
sie erst im vorigen Jahrhunderte mehr und mehr Boden gewann und 
sich über Europa verbreitete. Und es war vor einhundert Jahren, als 
am 27. August 1785 Parmentier, der Einführer und eifrige Verbreiter 
der Kartoffeln als Nahrungsmittel, vom Könige Ludwig XVI. von Frank- 
reich im Schlosse von Versailles empfangen wurde, um ihm einige von 
ihm selbst cultivirte, damals immer noch neue Knollengewächse nebst 


om 
Ol 


Blüthen zu überreichen. Der König aber steckte die Blume in’s Knopfloch 
und befahl, dass die Knollen auf seinen Mittagstisch als Gericht aufge- 
tragen werden sollten. Von da an schwand das gegen die Kartoffeln 
waltende Vorurtheil, so dass sie nun rascher in Frankreich und dann 
im ganzen weiteren Europa verbreitet wurden. (V. Z.) 

Sorbus aucuparia L., Eberesche: Quitze. (K.) 

Stieta pulmonacea, Lungenflechte: Lung. 

Moos von Eichenstämmen färbt Wolle bräunlich. — Das im Spätherbste 
auf den Eichen noch sitzende trockene Laub wird ausgekocht und steckt 
man in das heisse Wasser angefrorene Füsse, Hände u. s. w., wodurch 
der Frost ausgezogen und die leidenden Körpertheile wieder gesund 
werden. (K.) 

Stipa pennata L., federartiges Pfriemengras. 

Ihre zu Büscheln vereinigten Halme werden in mit Sand gefüllte Töpfe 
oder Vasen gesetzt, aus welchen sie nach allen Seiten herunterhängen, 
und mit diesen zum Zierrathe von Schränken und sonstigen Stuben- 
möbeln gebraucht. Ihre Standorte in Westpreussen sind nur wenige. 
Doch meine ich, dass der bei Culm früher ergiebiger gewesen sein muss, 
als wie wir ihn bei Gelegenheit unserer dortigen Versammlung vorfanden, 
da ich mich entsinne, vor 25 Jahren grosse Bouquets davon gesehen zu 
haben, welche diesem Fundorte entstammten. 

+ Syringa vulgaris L., gemeiner Flieder. 

Aus den Aesten machen die Kinder Büchsen (Bullerbiss), indem sie 
das Mark (Peddik) herausstossen, ebenso Spritzen (Schnirks). Auch 
werden die Triebe des Flieders zu kleinen Weberspulen benutzt. (K.) 

Zu festlichen Gelegenheiten besteckt man die Pferde mit Fliederbüschen. 
So meist der Kassube. Am ersten Pfingsttage nimmt man dazu Buchen- 
laub. Auch jedes andere Grün gebraucht man dazu, wie z. B. die Wedel 
von Polystichum filix mas Rth., Wurmfarn. 

Taraxacum offieinale L., Butterblume. 

Die Kinder halten die Blume unter das Kinn und wollen daraus sehen, 

ob sie viel Butter gegessen haben. Ebenso K. 
Tilia L., Linde. 

Ihre getrockneten Blüthen ergeben emen theils schweisstreibenden, 
theils niederschlagenden Thee, der auf dem Lande sehr geschätzt wird. 

Ein Lokalspott für die Schakener (Schaken ist Dorf im Kr. Königsberg; 
Fr. II. 2285, Samland) ist: sie ziehen sich Pareesken an und gehen in 
die Kirche und singen: Ein Woblgefallen Gott an uns hat. 

Diese Meile hat der Teufel mit Pareesken (Vergl. V. 62) gemessen. 
(Kr... 91821.) 

Triticum repens ].., Queke: vulg. polnisch Ledzyna. (Kr. Neustadt: Dr. L.) 


38 


177 


Tr. sativum L., Weizen. | 

Aus Weizenmehl wird im Konitz ein Semmelteig geschaffen, ausgerollt, 
in einzelne Tafeln geschnitten, diese über einander geschlagen, Butter 
darunter gestrichen und als eine Art Kuchen und den dortigen Schülern 
Delicatesse zu 3 Pf. das Stück verkauft unter dem Namen Schlesack, 
auch Schlensack, nach Fr. W.-B. II. 285. Schlasack um Kreuzburg 
und Zinten in Ostpr., Schlunsack, Schlinsack bei Sperber: Volkes 
Rede 40. und Schledschak bei Schemionek für Elbing, also für fast 
die ganze Provinz; ursprünglich wohl aus Schlesien importirt, da polnisch 
Slazak Schlesier ist. (Pfr. v. Krecki.) 


T Tulipa Tourn., Tulpe: Tulpane (Tiegenhof). 


Er ist ein Tulpanenschuster. (Fr. II. 2733.) = ein Glückspilz. Anders, 

als auf Tulpe, wäre jener Ausdruck nicht zu deuten. 
Tussilago Petasites L., Huflattich. 

Seine (rothen) Blüthen heissen: Röd Schäpkes. (K.) Es ist be- 
merkenswerth, dass in der Gegend der Ausbeute von K. sich so viele 
Ausdrücke gerade an das Schaf anlehnen, dessen wolliger Behang wohl 
zum Vergleichspunkte gedient hat. 

Urtica Tourn., Nessel. 

Die eirjährige Brennnessel heisst in Wusseken Hiddernettel, in anderen 
Dörfern des Bütower Kreises Hinnenettel, auch Hennenettel, ebenso 
um Carzin und in der Cörliner Gegend; in Labuhn (Kr. Stolp) auch 
Hirrenettel. (K.) 

Dat Krüt kenn ik, seggt de Diwel, un serr sik in de Nettel. (Dassow.) 
De klauke Heiner legge ok in de Nettel o verbrenne sik de Noas. 

Vaccinium uliginosum L., Rauschbeere: Trunkelb&re, Bullb£ere. 

Kinder ziehen sie auf Fäden zum Halsbande (K.), das auf Hals oder 
Kleidern aber wohl rothe Flecken geben wird. 

V. Vitis Idaea L., Preisselbeere: Burruffke. (Wusseken.) 

Das Kraut heisst auch hier Bruschnitzke. Es wird zum Weihnachtsfeste 
von den Knaben aus dem Walde geholt und von den Schulmädchen zu 
Kränzen: geflochten. (K.) 

Viola Tourn., Veilchen. 

Ihre Blüthen werden getrocknet und wegen des angenehmen Geruchs, 
der sich mittheilen soll, in's Wäschespind gelegt. Auch verwendet man 
die Blüthen, um ihren Geruch und ihre Farbe durch Aufguss und 
Destillation in der Sonne dem s. g. Veilchenessig mitzutheilen. 

Viscaria vulgaris Röhlg., Pechnelke. 

Der Name Theerblume für diese nach ihrem theerigen Stengel so be- 
nannte Pflanze wird mir vom Pfr. Carolus bestätigt. Er ist also in 
V. 35. für Coronaria Flos cuculi A. Br. zu streichen, da hier offenbar 
eine Verwechselung vorliegt. Die Farbe beider Blumen ist verschieden, 
für Viscaria purpurn, für Coronaria rosaroth. 

39 12 


178 


T Vitis vinifera L., Wein. 
Das Letzte vom Wein oder ungegohrener Wein heisst Most. Ich will 
Dir zeigen, wo Barthel den Most holt. (Fr. II. 265. Rastenburg, aber 
auch häufig sonst überall). Droht mit Schlägen oder Vorwürfen. 
Zostera marina L., Seegras. 
Den nicht hören Wollenden oder Könnenden fragt man auch wohl, ob 
er Seegras (auch Watte oder Baumwolle) in den Ohren habe? 
Ast: Es soll nicht gut sein, einen Ast zu verbrennen, der grün ist oder 
noch Blätter hat. 
Verwachsene Aeste, Zweige, die als zwei (platt tw&@) scheinen, nennt 
das Volk Twelen. 
Auf einen groben Ast gehört ein grober Quast. (Fr. II. 147. Mielcke 
II. 43 b.). 
Er ist ein Kerl, wie ein Ast. (Fr. I. 1954). Ein tüchtiger Kerl. 
Sich einen Ast lachen und dann darauf setzen. Ein Witzwort. 
Baum. Ein dem Kämmerchen-Vermiethen ähnliches Gesellschaftsspiel für 
Erwachsene und Kinder ist das Bäumchen-Verwechseln. 
Ein Wolkengebilde, halb dem ähnlich, wie’s genannt wird, nämlich 
Baum, das sich „twer über das Himmelreich“ erstreckt, verkündet 
Regen, der drei Tage anhalten wird. (Saalfeld E. L.) 
1. Es ist dafür gesorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. 

. Das ist, um auf die Bäume (Akazien) zu klettern. 

Das geht doch über die Bäume. (Mewe. Fr. Il. 873.) Ist unglaublich. 

4. Ein Biervers lautet: Da möcht’ ich mal die Bäume sehen, Im Lande, 
wo die grossen Elephanten spazieren gehen, Ohne sich zu stossen. 

5. Er steht (hält) baumstill. 

6. Kein Baum fällt auf den ersten Hieb. Littauisch: Ne su wiena 
Kerteze medi nukerti. (Lepner 117.) Von einem Hieb fällt der 
Baum nicht. 

7. Vor dem Baum, den ich brauche, muss ich mich beugen. (Tolkemit. 
Er. 1.2905) 

8. Wie (wo) der Baum fällt, bleibt er liegen. (Fr. U. 295.) Gegen die 
Auferstehung. 

Blumen streut man, ganz oder in Stücken oder Grünes, auf den Weg 
des oder der bei festlichen Gelegenheiten zu Ehrenden; so bei Hochzeit, 
Einführung von Geistlichen, Empfang des Landesherrschers. 

Blumen, auch Glücksflecke, werden die weissen Stellen auf den Finger- 
nägeln genannt. Je nachdem sie sich auf dem Nagel dieses oder 
jenes Fingers befinden, legt der Volksglaube ihnen eine verschiedene 
Bedeutung unter. Im Französischen hat man dafür folgendes kurze 
Schema: Daumen: honneur; 2. Finger: bonheur; 3. F.: malheur; 4. F.: 
amour; 5. Finger: amitie. Im Deutschen hat sich das folgends ge- 


wandelt, obschon bei uns in Westpreussen ein solch besonderer Unter- 
40 


179 
schied gerade nicht gemacht wird, wie in Pommern und Mecklenburg. 
Höchstens bedeutet der Zeigefinger Glück (in P. und M. Aerger, Krank- 
heit), der Mittelfinger Unglück (in P. und M. Hass, Process), der Ring- 
finger Liebe, Hochzeit (ebenso P. und M.); sonst in P. und M. der 
Daumen Geschenke und der kleine Finger Ehre. 

Blume. 1. Ein Kerl, wie eine Blum’. 2. Sie blüht (prangt, steht, vergeht), 
wie eine Blume. 3. Sie blüht (steht), wie eine Blume auf dem Miste. 
(Fr. I. 3597.) 4. Das Geschäft blüht! 5. Ihm ist blumerant zu Muthe. 
6. Sie sitzt da, wie ein Mauerblümehen. (Wird beim Tanzen nicht auf- 
gefordert und ziert also die Wand.) 

Borceke. Er hat Hände, wie Borcke. 

Er sitzt (huckt) zwischen Stamm (Baum) und Borcke. (Fr. I. 3520. 
U. 296.) Er ist in Verlegenheit, weiss nicht aus und ein. 

Gewürz. Gewürzkasten wird in Zippnow die Nase genannt, weil sie alle 
Gerüche in sich aufnehmen muss. Auf ähnlichem Gedankengange beruht 
das Räthsel: Was riecht in der Apotheke am Meisten? und dessen Ant- 
wort: Die Nase. 

Gras. Im Vollmonde gemähtes Gras wird vom Vieh gern gefressen, obschon 
Staub daran haftet (eine Folge des Wetters), wogegen das am Neu- 
monde gehauene Gras, sei es auch noch so grün zu Boden gekommen, 
vom Vieh ungern gefressen wird. 

Eine jüdische Verwünschung ist: Vor Deiner Thüre soll kein grünes 

Gras wachsen! 

1. Er hört Gras wachsen. (Fr. I. 1662. Vergl. Hennig 1.1. 89.) Weiss 
mehr, wie andere Leute. 

2. Darüber ist schon Gras gewachsen. (Fr. II. 1025.) Ueber eine Sache, 
die vor langer Zeit geschehen ist. 

3. Er lässt ihnen kein Gras unter den Füssen wachsen. (Dönhoffstadt. 
Fr. H. 1026.) Nämlich der tüchtige Wirth seinen Leuten: er hält 
sie zur Arbeit an. 

4. Der Hund frisst Gras: es wird regnen! (Fr. Il. 1256.) Aberglaube. 

5. In’s Gras beissen (= sterben). 

6. Wo der hinschlägt (hinfasst, hinfällt, hintritt), da wächst kein Gras 
mehr! (Fr. I. 1363.) 

7. Auf Grasung gehen, sein. (Fr. I. 1364.) Längere Besuche bei 
Freunden, namentlich auf dem Lande machen. 

8. Dein Leben ist jetzt Gras. (F. I. 2340.) Hinfällig und wenig werth. 
Scherzhafte Drohung. 

Heu. 

1. Ein Räthsel der Kinder ist: Wie wird getrocknetes Gras mit drei 
Buchstaben geschrieben? Heu. Wer darf dies Räthsel nicht rathen ? 
Der Pabst: er darf nicht heirathen. 

2. Er hat Geld, wie Heu. 

al 19* 


1 


180 


. Er ist ein Heuochse. (Dumm.) Beides mehr allgemein. 
. Du hast keinen Heusack daran. (Fr. I. 1603.) Keinen Schaden, 


Verlust. 


. Ein Schwarm im Mai gleicht einem Fuder Heu. (Oberland. Fr. II. 


2438.) Ein Bienenschwarm im Mai ist ein Fuder Heu werth. 


. Er sucht eine Stecknadel im Fuder Heu. (Danzig. Fr. I. 5677.) 
. Alle Welt ist Heu. (Fr. I. 4384.) War eine der sprichwörtlichen 


Decken-Inschriften der (nicht mehr stehenden) Königsberger Kauf- 
manns-Börse vom Jahre 1624. 


. Er reicht, vom Stäkbalken Heu zu fressen. (Jerrentowitz. Fr. I. 


2173.) Ein besonders grossgewachsener Mensch. Stäkbalken ist der 
Bodenraum, in welchen Stroh und Heu aufgestäkt wird. 


Holz, das sich halten soll, um zur Arbeit verwendet zu werden, darf nur 


bei 


abnehmendem Monde geschnitten werden, da es sonst Würmer 


bekommt. 


1, 


2. 


Wenn so Etwas am gesunden (grünen) Holze geschieht, was soll 
aus dürrem werden? Angewandter Spruch aus der Bibel. 
Hol stöll, Bur, häst Holt öm Rad. (Fr. I. 270.) Scherzhafter Zuruf 
an Bauern, um sie zum Anhalten ihres Fuhrwerks zu bestimmen, 
mit Hinweis auf die hölzernen Speichen, Felgen ü. s. w. 


. Sie ist Oberförsters Tochter und hat viel Holz vor dem Hause. 


(Fr. I. 2817. und II. 1230.) Hat vollen Busen. 


. Er ist falsch, wie Galgenholz. (Fr. I. 803.) Eigentlich, wie der 


Falsche, der am Holze des Galgens gehängt ist. 


. Das fahre in’s Holz. (Fr. I. 1647. Hennig 104.) Darüber schweige; 


das vergiss. 


. Es ist gerade so, als wenn man zum Stück Holz redet. (Fr. I. 1648.) 
. Wasser lecken und Holz hacken, das giebt schmale Backen. 


(Er. {1.,.1:651.) 


. Er ist ein hölzerner Peter. (Fr. I. 1650.) Das römische plumbeus homo. 
. Viel Holz! (Fr. 1. 1649.) Viel Geld; zur Bezeichnung eines theuren 


Preises. 


. Holz haben: Berechnungsmodus beim Kegelschieben; der Ueberschuss 


der guten Points. 


. Nicht in Stöckchen, nicht in Hölzchen. Nie w kijki, nie w drewka. 


(Fr. I. 3159.) Nicht Gix, nicht Gix; ungereimtes Zeug. 


. Ein Kind, das mit Bitten nicht aufhört, wird ein „rechtes Quälhoiz“ 


(Fr. I. 3043.) genannt. 


. Er grient hölzerne Thränen (Fr. I. 3761.), d. h. Krokodillsthränen, 


die nicht recht fliessen wollen. 


. Er ist auf dem Holzwege: geht nicht richtig, ist falscher, irriger 


Meinung. Mit Bezug darauf hat Fr. I. 1231. für Alt-Pillau die Redens- 


art: Ener geit den Holtweg, de andre den Soltweg. (Schmeichelgang.) 
42 


181 


15. Wo Holz gehauen (gehobelt) wird, fallen Späne. (Fr. II. 1216. und 
1229.) Im Masurischen ähnlich: Gdzie drzewo zeinaja, tam i wiory 
padaja. (Fr. II. 3039.) 

16. Er ist ein wahrer Stobben, Stubben. (Fr. I. 3641.) Schwer beweglich, 
schwer für eine Sache zu gewinnen. 

17. Daher: ein Stobbenkopf (Fr. I. 3642.), ein schwacher Kopf, der schwer 
begreift. 

Neunerlei Kräuter. 

Am Johannisabende muss man dem Vieh neunerlei Kräuter zu fressen 

geben, wie Wermut, Kalmus, Milchkraut u. s. w., dasselbe aber in Stücke 

schneiden und mit Salz überstreuen. (Anna Tr.) 

Neunerlei Kräuter soll man am Johannistage, ohne dabei zu sprechen 
oder zurück über eine Schwelle zu gehen (also ist nur ein Wurf durch’s 
Fenster gestattet!), sammeln und sich unter’s Kopfkissen legen: was 
man alsdann träumt, das geht in Erfüllung. (Stuhm.) 

Topfgewächse soll man am Gründonnerstage pflanzen, damit sie gut ge- 
deihen. Dann soll man auch in die Mistbeete säen. 

Zweig. Auf keinen grünen Zweig kommen. (Fr. U. 3023.) „Solche Leute 
martern, plagen, quälen und grämen sich und können doch nicht auf 
einen grünen Zweig kommen.“ Linemann. B. b. 4. a. 


Floristische Standorte. 


I. Um Brünhausen, Kr. Neustadt. 


Rosa rubiginosa L., Weinrose, nur zwei, aber sehr verbreitete Stämme auf 
Sandhügeln der Dünenöde nach Tupadel zu. Aus Samen sind viele 
Sprösslinge gezüchtet, die im dortigen Pflanzgarten ihre weitere Ent- 
wickelung erwarten. 

Digraphis arundinacea (L.) Trin. Die Haselmilitz ist nach direetem Bezuge 
auf einem der oberen Güter angebaut worden und Nachkommen davon 
haben durch den Kanal des Czarnauthales auch ihren Weg an dessen 
nasse Ufer im grossen Bielawabruche gefunden. 

Phallus impudicus L., nahe der Rasenbank im herrschaftlichen Garten unter 
schattigem Gesträuch, auf stark humoser Erde, bei der 84er Julihitze in 
etwa 14 Bulbillen und drei gestengelten Exemplaren gefunden, ohne dass 
jedoch der dem Pilze sonst inne wohnende Aasgeruch sonderlich zu be- 
merken gewesen wäre. 


nmrnnnnnannnnn 


II. Sandkamp 
auf den Rieselwiesen bei Schloss-Kischau, Kr. Berent, am 11. August 1885 
besucht und nahe gelegen dem 1. 23. erwähnten quelligen Kampe ebenda, 
neben weniger seltenen Pflanzen: 
Veronica spicata L., sehr häufig. 
Oxytropis pilosa D. C., zahlreiche Pflanzen, aber schon im Fruchtzustande; neu 
für Reg.-Bez. Danzig und bis jetzt wohl der bei uns nördlichste Standort. 
Gentiana eruciata L., in ebenfalls recht häufigen Stauden, fast verblüht. 


A, Treichel. 


183 


beitrag 
zur Flora des Kreises Schwetz in Westpr. 


von 


Dr. BR. Hohnfeldt. 


Schon in den Jahren 1882 und 1883 hatte Herr F. Hellwig für den 
westpreussischen botanisch -zoologischen Verein botanische Untersuchungen im 
Kreise Schwetz angestellt und die Resultate derselben in den Jahresberichten 
der Gesellschaft von 1835 und 1884 veröffentlicht. Im gleichen Auftrage be- 
reiste ich den Schwetzer Kreis im Sommer 1885 während einiger Zeit im Mai, 
sowie von Ende Juni bis Mitte August. Untersucht wurde besonders die Gegend, 
welche von den Orten Osche, Lindenbusch und Poledno eingeschlossen wird. 

In dem Folgenden theile ich die gewonnenen Resultate nur in so weit 
mit, als sie Neues zu den von Hellwig gegebenen Berichten geben. Die in 
denselben noch nicht angeführten Pflanzen sind mit einem f versehen. Ueber 
einige zweifelhafte Formen und Bastarde behalte ich mir noch eine spätere 
Mittheilung vor.*) 


Dicotyleae. 
Thalietrum minus L. Abhänge zum Schwarzwasser bei Rowinitza. 
T — -— ve silvatieum Koch. Ostrand des Schewinkoer Waldes nahe der 


Chaussee. 
—  angustifolium Jacqg. Am Schwarzwasser bei Rowinitza, Wiese zwischen 
Rowinitza und Wirry. 

j Pulsatilla pratensis Mill. Sandige Heiden: Eschendorf im Park, Kawent- 
schiner Wald, Wald zwischen Hintersee und Blondzmin, Forst Linden- 
busch, Wald bei Annalust, Johannisberger Holz, Forst Charlotten- 
thal Bel. Ottersteig. 


*) Die von mir angeführten Pflanzen sind sämmtlich mehr oder weniger reichlich 
eingesammelt worden und stelle ich den geehrten Mitgliedern des Vereins die Duplicate, so weit 
der Vorrath reicht, zur Verfügung, und bitte ich mir die Namen der gewünschten Sachen mitzu- 
{heilen, Dr. R. Hohnfeldt-Langfuhr, 


+ — 


4 +4 HH 


+ —+ 


+ 


184 


Pulsatilla patens Mill. Forst Lindenbusch, Schewinkoer Wald, Johannisberger 
Holz und Waldstellen um Lnianno, Forst Osche. 

Anemone ranunculoides L. Forst Charlottenthal, Bel. Ottersteig. 

Myosurus minimus L. Am Mukrz See. 

Batrachium divaricatum Wimm. Im Mukrz- Fliess, Rischke-Fliess, Bruch 
südlich Driezmin. 

Ranunculus Lingua L. Ufer von Seen, Brüchen und Gräben: bei Buddin, 
im Kawentschiner Wald, bei Branitz, Blondzmin, Ebensee, am 
Cisbusch, Mukrz-Fliess, bei Marienthal, Lnianno, 

— lanuginosus L. Cisbusch, Wirwa Parowe, Driczmin Parowe, Rowinitza 
Parowe, Bel. Ottersteig. 

—  sceleratus L. Am Buddiner See, Mukrz See, See nördlich Lnianno. 
Actaea spicata L. Cisbusch, am Schwarzwasser unterhalb Groddeck. 
Berberis vulgaris L. Terespol, in der Wirwa Parowe, Driczmin Parowe und 

am Schwarzwasser zwischen beiden. 

Nymphaea alba v, melocarpa Casp. Brüche zwischen Drosdowo und Poledno, 
zwischen Dombrowko und Buddin, im Forst Lindenbusch. 

— — v.oocarpa Öasp. Buddiner-See, Eben-See, Gräben der Mukrz Wiesen. 
Papaver Rhoeas L. Zerstreut bei Pniewno, Gatzki, Groddeck, Driezmin, 

Wirry. 

— dubium L. Vereinzelt bei Eschendorf, Brunstplatz, Eichdorf. 

Fumaria offieinalis L. Aecker bei Eschendorf, am Özarnowo See, bei Lnianno, 
Driezmin. | 

Nasturtium amphibium R. Br. Parowe westlich Julienhof, am Schwarz- 
wasser bei Groddeck, am Bahndamm westlich Lnianno. 

— anceps D. C. Zwischen Dulzig und Lubichow. 

Barbaraea strieta Andrz. Am Schwarzwasser oberhalb Groddeck und Rowinitza. 

Turritis glabra L. Im Eschendorfer Park, am Schwarzwasser unterhalb 
Groddeck. 

Cardamine pratensis L. Am Schwarzwasser, Wiesen im Forst Charlotten- 
thal, bei Schiroslaw, Driezmin, am Mukrz See. 

— amara L. Am Schwarzwasser bei Bresinermangel. 

Sisymbrium offieinale Scop. Die eigentliche behaarte Form nur bei Eschen- 
dorf, Andreasthal, Sternbach, Marienfelde (zahlreich), Driezmin, 
Schiroslawek; dagegen 

— — vo. leiocarpum D. C. gemein. 

Brassica Rapa L. ve. campestris L. In einem Lupinenfelde westlich Driezmin. 

Sinapis arvensis L. Nur in einem Exemplar bei Sternbach beobachtet. 

— alba L. Hin und wieder im Grossen gebaut, häufig verwildert: 
Buddin, Sternbach, Marienfelde, Driezmin, Rowinitza, Wirry, 
Schiroslaw. 

Cochlearia Armoracia L. Gebaut und verwildert: Driczmin. 

Camelina sativa Crntz. Ebenso: Eschendorf. 

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185 


Camelina sativa v. microcarpa Andrzj. Am Bahndamm westlich Lnianno. 
— dentata Pers. In einem Leinfelöe am Mukrz-See. 
Lepidium ruderale L. Dörfer: Pniewno, Lnianno, Driezmin. 
Capsella Bursa pastoris Mnch. Und zwar: 
— — v. pinnatifida Schl. Gemein. 
— — ev. sinuata Schl. Seltener. 
Viola canina L. ve. flavicornis Sm. Zwischen Hintersee und Blondzmin. 
— mirabilis L. Schattige Abhänge des Schwarzwassers oberhalb Rowinitza. 
— tricolor L. v. vulgaris Koch. Weniger häufig als v. arvensıs. 
Drosera anglica Huds. Brüche bei Lnianno, am Eben-See, am Czarnowo-See. 
—  rotundifolia + anglica Schiede. Brüche bei Lnianno. 
— intermedia Hayne. Bruch südlich Lnianno. 
Polygala vulgaris L. In den verschiedenen Farben häufig. 
— —  v. oxyptera Rhb. Parowe westlich Julienhof, Chausseegraben zwisch. 
Bromke und Franzdorf. 
— comosa Schk. Wiese am Cisbusch. 
Gypsophila fastigiata L. Zerstreut im Forst Lindenbusch, Heiden bei 
Lnianno uud Schiroslaw. 


T Dianthus Armeria L. Schwarzwasserabhänge oberhalb Groddeck. 


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—  Carthusianorum L. In den Wäldern vereinzelt, auf Rainen und an 
Abhängen gesellig. 

— — ev. Scharlockii Casp. Schwarzwasserabhänge oberhalb Groddeck. 

— deltoides L. Bei Poledno, zwischen Eschendorf und Dombrowko, 
zwischen Lnianno und Sternbach. 

— arenarius L. Besonders häufig im Sternbacher Forst. 

Saponaria offieinalis L. Im Sternbacher Forst am Rischke-Fliess mit ge- 
füllten Blüther, ferner zwischen Wirwa-Mühle und Julienfelde, 
am Blondzmin-See. 

Cucubalus baceifer L. Am Schwarzwasser bei Groddeck. 

Silene Otites Sm. Wirwa Parowe, Bahndamm zwischen Terespol und 
Drosdowo. 

— nutans L. Zerstreut in der Forst Lindenbusch und in den Heiden bei 
Blondzmin, Hintersee, Lnianno, Schwarzwasserabhänge bei Rowinitza. 

—  chlorantha Ehrh. Heiden zwischen Buddin und Pniewno (zahlreich), 
zwischen Julienfelde und Wirwa Mühle, zwischen Terespol und 
Drosdowo. 

— noctiflora L. In 2 Exemplaren an einem Wege in Driezmin. 

Viscarıa vulgaris Röhl. Wirwa Parowe, Johannisberger Holz. 

Coronaria jlos cuculi A. Br. Auf Wiesen gemein. 

Melandryum rubrum Greke. Driezmin Parowe uud am Schwarzwasser 
abwärts. 

Agrostemma Githago L. Ueberall auf Aeckern, doch vereinzelt. 

Sagina nodosa Fenzl. Nur beobachtet: 

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156 


Sagina nodosa v. pubescens Koch. 
Spergula arvensis L. Wenigstens im Nordwesten nur: 
— — ev. vulgaris Bönngh. f. larieina Wult. 
—  Morisonii Boreau. Forst Lindenbusch westlich Blondzmin, am Kirch- 
hof am Cisbusch. 
Spergularia rubra Presl. Marienthal, Driezmin, Gatzki, Eschendorf, Buddin. 
Alsine viscosa Schreb. Auf Brachäckern bei Mukrz, Hedwigsthal, Lnianno, 
Falkenhorst, Driezmin, Gatzki, Dombrowko; zahlreich oder vereinzelt, 
Arenaria serpyllifolia L. Nur beobachtet: 
— — v. eiscida Loisl. 

Stellaria nemorum L. Wirwa Parowe, Cisbusch. 

Cerastium semidecandrum L. Aecker bei Eschendorf, Driezmin. 
— arvense L. An Wegen und Wiesenrändern häufig. 

Linum usitatissimum L. Gebaut und hin und wieder verwildert. 

Radiola linoides Gmel. Auf feuchten Aeckern und an Brüchen bei Branitz, 
Blondzmin, Mukrz, Marienthal, Andreasthal, Lnianno, Sternbach, 
Schiroslaw, Schiroslawek, Wirry, Driezmin, Gatzki, Dombrowko. 

Malva Alcea L. Wiesenrand zwischen Rowinitza und Wirry. 

—  silvestris L. An Wegen in Ebensee, Schiroslawek, Driezmin, Dombrowko. 
—  rotundifolia L. Ebensee, Lnianno, Marienfelde, Schiroslawek, Driezmin. 
Aesculus Hippocastanum L. Mitunter an Wegen angepflanzt. 
Geranium silvaticum L. Wirwa Parowe. 
—  columbinum L. Am Schwarzwasser oberhalb Rowinitza.. 

Erodium cicutarium YHerit. Die eigentliche Form wie es scheint selten: 
Lipnitz, Driezmin. 

— —  r. pimpinellifolium Willd. Ueberall. 

Oxalis stricta L. Lnianno. 

Sarothammus scoparius Koch. Vereinzelt bei Eschendorf und Driezmin; ge- 
sellig im Kawentschiner Wald, Lipnitzer Wald und im Walde bei 
Eichdorf. 

Lupinus luteus L. Gebaut, doch ganz vorwiegend: 

— angustifolius L. Kommt auch weissblübend vor. 

Ononis repens L, Häufig bei Driezmin und bis Groddeck, Gatzki, Dombrowko, 
Wilhelmshof, Lnianno, Schiroslaw, Wirry, Rowinitza. 

Anthyllis Vulneraria L. Vielfach im Grossen gebaut. 

Medicago sativa L. Ebenso. 

— falcata + sativa Der M. jalcata näherstehend wild bei Driezmin; 
der M. sativa näherstehend gebaut und dann verwildert. 

— lupulina L. Die eigentliche Form nur am Rande der Wiesen südlich 
Sternbach und am Bahndamm westlich Lnianno beobachtet. 

— — ev. Willdenowii Bönngh. Wege, Aecker, Wiesen, sehr häufig. 

Melilotus altissimus Thuill. Zäune: Driezmin, Groddeck. 

— officinalis Desr. Bahndamm bei Terespol, Accker bei Driezmin und 
Rowinitza. 4 


187 


Melilotus albus Desr. An der Chaussee im Pniewnoer Wald; Wiesenränder 
südlich Sternbach, am Eben-See, zwischen Hedwigsthal und Eich- 
dorf, bei Driezmin; am Schwarzwasser unterhalb Groddeck. 

Trifolium alpestre L. Parowen westlich Julienhof und bei Driezmin, Kawent- 
schiner Wald, Johannisberger Holz. 

# — incarnatum L. Bisweilen gebaut und verwildert: Eschendorf, Driezmin. 

— fragiferum L. Am Eben-See, am Blondzmin-See, Driezmin Parowe, 
Rowinitza Parowe und am Schwarzwasser zwischen beiden. 

+ Lotus uliginosus Schk. Am Salescher See, Eben-See, Lniannoer See, Mukrz- 
Fliess, Rischke-Fliess, Schwarzwasser oberhalb Rowinitza. 

+ Robinia Pseud-Acacia L. Nicht selten angepflanzt und bisweilen verwildert. 

Astragalus Cicer L. Gebüsch zwischen Rowinitza und Wirry. 

F  — arenarius L. Auf Sandboden häufig: hei Julienfelde, Wirwa-Mühle, 
Eschendorf, Pniewno, Buddin, Rehberg, Forst Lindenbusch, J ohannis- 
berger Holz, Wald bei Eichdorf, Forst Charlottenthal. 

# — -— ev. glabrescens Rehb. Oft mit der Hauptform und noch häufiger: bei 
Julienfelde, Wirwa-Mühle, Terespol, Rehberg; Forst Lindenbusch, 
Schewinkoer Wald, Kawentschiner Wald, Sternbacher Forst, Johannis- 
berger Holz, Heiden um Lnianno. 

7 Ornithopus ‚sativus Brot. Gebaut und verwildert. 

7 Ervum hirsutum L. Am Bahndamm westlich Lnianno. 

— tetraspernuum L. Zwischen Buddin und Pniewno: Kawentschiner 
Wald am Rande. 

7 Pisum sativum L. Gebaut; auf gutem Boden. 

7  — oarvense L. Vielfach gebaut; auf leichterem Boden. 

Lathyrus silvester L. Zerstreut im Kawentschiner Wald, Wald bei Lubsee, 
Forst Lindenbusch, Wald bei Eichdorf, Johannisberger Holz. 

— vernus Bernh. Wirwa Parowe, Cisbusch, Forst Charlottenthal Bel. 
Öttersteig, Forst Osche Bel. Osche. 

—  niger Bernh. - Wirwa Parowe. 

— montanus Bernh. In allen Wäldern und an den Abhängen häufig. 

+ Prunus domestica L. Mitunter an Wegen angepflanzt. 

T — Cerasus L. Ebenso. 

+ Ulmaria pentapetala Gilib. v. glauca Schultz. Parowe südöstlich Eschendorf. 

— Filipendula A. Br. An der Chaussee bei Terespol, in den Parowen 
bei Driezmin und Rowinitza, an den Abhängen des Schwarzwassers 
häufig. 

Geum rivale L. In der Nähe des Schwarzwassers bei Bresinermangel, 
Ottersteig und Rowinitza, im Cisbusch, Wiesen am Mukrz-Fliess, 
Parowe westlich Julienhof. 

7 Rubus suberectus Andersson. Kawentschiner Wald. 

7 Fragaria moschata Duchesne. Zwischen Eschendorf und Buddin, im Walde 
bei Lubsee. 


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185 


Potentilla supina L. Am See nördlich Lnianno. 

— norwegica L. Brüche zwischen Buddin und Pniewno und bei Lnianno, 
Graben westlich vom Marienfelder See, Teich zwischen Driezmin und 
Schiroslaw. 

— collina Wibel. Wege und sandige Stellen bei Annalust, Lnianno, . 
Sternbach, am Marienfelder See, zwischen Driezmin und Gatzki, am 
Schwarzwasser. 

— procumbens Sibth. Am Mukrz-Fliess, am Graben westlich vom Marien- 
felder See, zwischen Driezmin und Schiroslaw. 

— opaca L. Forst Lindenbusch, Bel. Brunstplatz. 

— alba L. Zerstreut im Forst Lindenbusch, Forst Charlottenthal, Forst 
Osche, in den Heiden um Lnianno, Lubochiner Wald. 

Sanguisorba offieinalis L. Wiesen bei der Kawentschiner Mühle, am Eben- 
See, bei Marienthal. 

Pirus Malus L. Am Eben-See, am Schwarzwasser bei Rowinitza, hier in 
grossen Bäumen. 

Circaea alpina L. In der Wirwa Parowe, im Bagno, im Cisbusch, am 
Blondzmin-See, am Hammer-Fliess. 

Peplis Portula L. An Sumpf- und Teichrändern, auf nassen Ackerstellen 
gesellig: Forst Lindenbusch, Andreasthal, Lnianno, Schiroslaw, 
Schiroslawek, Wirry, Driezmin, Gatzki, Dombrowko, Wilhelmshof. 

Herniaria glabra L. Nur beobachtet: 

— — vo. puberula Peterm. 

Sedum boloniense Loisl. Parowe bei Julienhof, Kawentschiner Wald, Lipnitzer 
Wald, Abhänge am Schwarzwasser. 

—  refleweum L. v. rupestre L. Kawentschiner Wald, Wirwa Parowe un- 
weit der Wirwa-Mühle. 

Sempervivum soboliferum Sims. Im Walde bei Eichdorf und auf und an 
Kirchhöfen: Buddin, Hedwigsthal, Lindenbusch. 

Ribes rubrum L. Rain nördl. Pniewno, Rowinitza Parowe. 

Saxifraga Hirculus L. Sumpfwiesen am Eben-See und am Cisbusch, Bialle- 
Wiese; gesellig. 

— tridactylites L. Wirwa Parowe. 

— granulata L. Wirwa Parowe, Driezmin Parowe. 

Chrysosplenium alternifolium L. Quellige Stellen am Schwarzwasser und im 
Belauf Ottersteig. 

Hydrocotyle vulgaris L. Sumpfränder bei Lnianno und Andreasthal, im 
Johannisberger Holz, zwischen Wilhelmshof und Dombrowko. 

Sanicula europaea L. Am Schwarzwasser bei Rowinitza. 

Eryngium planum L. Zwischen Eschendorf und Dombrowko, Bromke und 
Franzdorf, Sternbach und Rischke-Mühle, Driezmin und Wentfin. 

Falcaria vulgaris Bernh. Zwischen Eschendorf und Pniewno, bei Rowinitza. 

Pimpinella Sazifraga L. ve. hircina Leers. Zwischen Heinrichsdorf und 
Terespol. 6 


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189 


Seseli annuum L. Driezmin Parowe und abwärts an den Schwarzwasser- 
abhängen. 

Peucedanum palustre Mnch. Wiesen am Cisbusch, westlich Lnianno, westlich 
Marienfelde, im Johannisberger Holz. 

Anethum graveolens L. Driezmin. 

Heracleum Sphondylium L. v. sibiricum L. form. elegans Jacq. Kawentschin. 
Torilis Anthriscus Gmel. Wege und Gebüsche: zwischen Buddin und Ka- 
wentschin, Eben-See, Driezmin Parowe, am Schwarzwasser. 

Anthriseus silvestris Hoffm. Wirwa Parowe, am Schwarzwasser. 
Chaerophyllum temulum L. Driezmin Parowe und am Schwarzwasser aufwärts. 
— aromaticum L. In der Rowinitza Parowe und am Schwarzwasser 
aufwärts, recht zahlreich. 
Asperula odorata L. Wirwa Parowe, Cisbusch. 
Galium verum L. Kommt auch mit gelblichweissen Blüthen vor. 
—  Mollugo L., ve. ochroleucum- Wolff. Am See nördlich Lnianno. 
— aristatum L. Im Cisbusch sehr zahlreich. 
Valeriana offeinalis L., v. sambucifolia Mik. Wirwa Parowe. 
Scabiosa Columbaria L., v. ochroleuca L. Bei Poledno, zwischen Dombrowko 
und Wilhelmshof. 
Petasites officinalis Mnch. An mehreren Stellen in der Driezmin Parowe. 
Erigeron acer L., v. droebachiensis ©. F. Müller. Pniewnoer Wald, Johannis- 
berger Holz, vereinzelt. 
Inula salicina L. In einem Trupp am Czarnowo-See. 
Pulicaria vulgaris Gärtn. Dorfstrassen in Driezmin. 
Xanthium Strumarium L. Bahndamm bei Drosdowo, in Driezmin. 
Bidens cernuus L., v. radiatus DC. Torfgräben im Forst Lindenbusch, am 
Eben-See, am Mukrz-See, am Bach oberhalb Driezmin. 
— — ev. minimus L. Bruch im Bel. Brunstplatz der Forst Lindenbusch. 
Rudbeckia hirta L. Zwischen Julienhof und Heinrichsdorf, sowie zwischen 
Eschendorf und Dombrowko; entfernt von allen Gehöften, auch habe 
ich nicht beobachtet, dass die Pflanze im Gebiete in Gärten ge- 
zogen wurde. 
Gnaphalium luteo-album L. In der Nähe von Brüchen bei Lnianno und 
Schiroslaw. 
Achillea Millefolium L., v. lanata Koch. Zwischen Buddin und Pniewno. 
Senecio paluster DC. Am Salescher See, Eben -See, Sumpf am Cisbusch, 
Üzarnowo-See. 
Cirsium acaule All. Am Eben-See. 
— — ev. caulescens Pers. Schonung der Forst Lindenbusch, westlich 
von Blondzmin. 
—  oleraceum + palustre Schiede. Rowinitza Parowe, zwischen den Eltern. 
Carlina acaulis L. Zerstreut im Forst Lindenbusch, häufig im Sternbacher 
Forst und namentlich im Lipnitzer Wald, Johannisberger Holz und 
den Heiden um Lnianno. 7 


+ + 


+ ++ 


+ + 


190 

Carlina acaulis v. caulescens Lmk. Johannisberger Holz, vereinzelt. 

Serratula tinctoria L. Forst Lindenbusch, östlich vom Czarnowo -See. 

Centaurea maculosa Lrak. Zwischen Heinrichsdorf und Terespol, zwischen 
Eschendorf und Buddin, am Ostrand des Kawentschiner Waldes, um 
Driezmin herum. 

Cichorium Intybus L. Zwischen Eschendorf und Pniewno mit weissen, bei 
Terespol mit rosa Blumen. 

Pieris hieracoides L. Parowen von Driezmin und Rowinitza und am Schwarz- 
wasser aufwärts. 

Tragopogon pratensis L., ev. orientalis L. Zw. Eschendorf und Pniewno, 
Ebensee, südlich Driezmin. 

Scorzonera humilis L. Forst Lindenbusch, Johannisberger Holz, Heiden um 
Lnianno, Forst Charlottenthalund am Schwarzwasserabwärts; zerstreut. 

Hypochoeris glabra L. lLmianno, Sternbach, Franzdorf. 

Achyrophorus maculatus Scop. Kawentschiner Wald, Forst Lindenbusch, 
Wald hei Eichdorf, Johannisberger Holz; zerstreut. 

Chondrilla juncea L. Heideboden bei Buddin, am Cisbusch, bei Eichdorf, 
Lnianno. Rischke Mühle, Groddeck. 

Örepis virens Vill. Am Schwarzwasser oberhalb Rowinitza. 

— paludosa Mnch. Wirwa Parowe. 
—  succisifolia Tausch. ®. erratica W. K. Bialle Wiese. 

Hieracium Pilosella L. Mit 2köpfigem Schafte in der Forst Lindenbusch 
westl. Blondzmin, am Bahndamme bei Bahnhof Lnianno, am Wege 
zwischen Marienfelde und Falkenhorst. 

— Auricula L. Auf Wiesen westl. Marienfelde, am See nördl. Lnianno. 
—  praealtum Koch. Bialle Wiese. 

— umbellatum v. linariifolium G. Mey. Forst Lindenbusch. 

— —  v. coronopifolium Bernh. Daselbst. 

Phyteuma spicatum L. Schattige Waldparthien am Schwarzwasser, in der 
Rowinitza Parowe, Wirwa Parowe, im Cisbusch. 

Campanula glomerata L., v. aggregata Willd. Wald bei Annalust. 

Vaceinium uliginosum L. Im Bagno, auf Brüchen der Forst Lindenbusch, 
des Schewinkoer Waldes, der Sternbacher Forst, in den Heiden bei 
Lnianno und Eichdorf. 

Andromeda polifolia L. Im Bagno, auf Brüchen der Forst Lindenbusch und 
bei Lnianno, am Marienfelder See. 

Calluna vulgaris Salisb. Weissblühend bei der Waldwärterei Stawno. 

Monotropa Hypopitys L., v. hirsuta Rth. Kawentschiner Wald, Wald bei 
Lubsee, Forst Lindenbusch, Johannisberger Holz. 

Aselepias syriaca L. Dombrowko, verwildert. 

Gentiana erueiata L. Auf einem kleinen Hügel in der grossen Sumpfwiese 
am Eben-See, ziemlich zahlreich. 


191 


Cuscuta europaea I. In der Driezmin Parowe und am Schwarzwasser auf 
Humulus und Urtica dioica. 

— Epithymum L. Auf Kleefeldern bei Julienhof, Eschendorf; auf Wiesen 
bei Bukowitz, Dombrowko und Wirry; Driezmin Parowe. 

— — v. Trifoliüi Babingt. Am Wege zwischen Siemkau und Hintersee, 
zwischen Driezmin und Dombrowko. 

—  Epilinum Weihe. Leinfeld zwischen Eschendorf und Buddin. 

Asperugo procumbens L. Eschendorf. 

Cynoglossum offieinale L.. Wirwa, Parowe, Rischke Fliess. 

Pulmonaria angustifolia L. Johannisberger Holz, Bel. Ottersteig der Forst 
Charlottenthal, Bel. Osche der Forst Osche. 

—  offieinalis L., v. obscura Du. Mortier. Nur diese Form beobachtet: 
Schattige Waldstellen der Forst Ösche, am Schwarzwasser, der 
Parowen von Rowinitza, Driezmin und Wirwa Mühle, im Cisbusch. 

+ Lithospermum arvense L. Aecker bei Wirry, Driezmin, Eschendorf, Buddin, 
Mukız. 

t Myosotis caespitosa Schultz. Wiesen bei Schiroslaw, Wirry, Rowinitza, 
Driezmin, Gatzki, Lnianno. 


+ 44-4 


7 — arenaria Schrad. Aecker von Eschendorf, Buddin, Andreasthal, Lnianno, 
Schiroslaw, Driezmin. 

T — versicolor Sm. Eschendorf auf Gartenland. 

T — intermedia Lk., v. silvestris Schl. Ebenso. 


T Lyeium barbarum L. Im Dörfern an Zäunen angepflanzt. 
Solanum Dulcamara L. Am Schwarzwasser oberhalb Rowinitza, am Bach 
oberhalb Driezmin, Wirwa Fliess, Bach nördlich Bukowitz, Mukrz 
Fliess, im Cisbusch. 
T Verbascum thapsiforme Schrad., v. euspidatum Schrad. Eschendorf. 
T Mimulus luteus L. Wiese zwischen Driezmin und Falkenhorst. 
Limosella aquatica L. Seeufer nördlich Lnianno, am Teiche zw. Gatzki und 
Dombrowko, an Teichen zw. Driezmin und Schiroslaw und in Schiroslaw. 
T Veronica scutellata L., v. parmularia Poitou und Turpin. Bruch südlich 
Lnianno, Wiesen am Bahndamm bei Marienthal. 
— Teuerium L. Driezmin Parowe und Abhänge am Schwarzwasser. 
—  serpyllifolia L., v. tenella All. Waldbruch westlich Blondzmin. 
— verna L. Ueberall auf sandigen Aeckern. 
Tournefortii Gmel. Am See nördlich Lnianno, Gartenland in Driezmin. 
— opaca Fr. Acker bei Eschendorf. 
— hederifolia L. Driezmin Parowe. 
Melampyrum nemorosum L. Cisbusch, Wald bei Annalust, Wirwa Parowe, 
Rowinitza Parowe und am Schwarzwasser aufwärts. 
T Pedieularis Sceptrum Carolinum L. Auf der grossen Sumpfwiese zwischen 
dem Eben-See und dem Cisbusch an mehreren Stellen ziemlich reichlich. 


44-44 
| 


—- 


+0 — 


+ 


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T 
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f: 
T 


+ + 


192 


Alecterolophus minor W. und Grab. Wiesen zw. Buddin und Pniewno, zw. 
Eschendorf und Dombrowko, am Cisbuschh am Mukrz-See, am 
Mukrz-Fliess, zwischen Schiroslaw und Lnianno. 

— major Rehb., v. angustifolius Fr. Wiesen am Cisbusch, zwischen Hintersee 
und Blondzmin. 

Lathraea Squamaria L. Bel. Ottersteig der Forst Charlottenthal. 

Elsholtia Patrini Greke. An Zäunen in Driezmin. 

Mentha gentilis L., v. sativa L. Am Mukrz-Fliess. 

Salvia pratensis L. Bei Terespol, zw. Wirwa Mühle und Julienfelde, Schwarz- 
wasserabhänge oberhalb Groddeck. 

Origanum vulgare L. Am Eben-See, am Schwarzwasser oberhalb Rowinitza. 

Thymus Serpyllum L., v. angustifolius Pers. In allen Nadelwäldern und 
Heiden sehr häufig. | 

Nepeta Cataria L. Driezmin. 

Glechoma hederacea L. Feuchte Gebüsche, an Zäunen häufig. 

Dracocephalum thymiflorum L. Bahndamm am Mukrz-Fliess. 

Galeobdolon luteum Huds. Feuchte Waldstellen: am Schwarzwasser, Wirwa 
Parowe, Cisbusch, Forst Charlotteuthal, Forst Ösche. 

Galeopsis Ladanum L. Nur die Form: 

— — v. latifolia Hoffm. 

—  bifida Boenngh. Zwischen Eschendorf und Dombrowko. 

Stachys annua L. Blondzmin. 

Betonica offieinalis L. Zwischen Lnianno und Schiroslaw, am Schwarzwasser. 

— — v. hirta Leyss. Wirwa Parowe, am Eben-See. 

Marrubium vulgare L. Heinrichsdorf, Blondzmin und Driezmin. 

Scutellaria galericulata L., v. pubescens Benth. Wiese nördlich Pniewno. 

Ajuga reptans L. Bel. Ottersteig; am Schwarzwasser bei Bresinermangel 
zahlreich, daselbst auch mit weissen Blumen; Forst Sternbach. 

—  genevensis L. Viel häufiger: Wirwa Parowe, bei Pniewno, Buddin, 
Kawentschiner Wald, Forst Lindenbusch, Johannisberger Holz, 
Driezmin Parowe, Lubochiner Wald. 

Verbena offieinalis L. Am Blondzmin-See, in Driezmin, Rowinitza Parowe. 

Utrieularia minor L. Bruch südlich Lnianno. 

Lysimachia thyrsiflora L. Brüche und sumpfige Seeränder: Buddiner-See, 
Kawentschiner Wald, Wald bei Lubsee, westlich Blondzmin, Forst 
Lindenbusch, Eben-See, Rischke Fliess, Johannisberger Holz, bei 
Gatzki und Schiroslaw. 

— vulgaris L., v. guestphalica Weihe. Zw. Buddin und Eschendorf. 

— Nummularia L. Feuchte Wiesen, Gräben: Eschendorf, Dombrowko, 
Wilhelmshof, Driezmin, am Schwarzwasser. 

Centunculns minimus L. Feuchte sandige Aecker: Mukrz, Hedwigsthal, 
Lnianno, Sternbach, Schiroslaw, Schiroslawek, Wirry, Driezmin, 
Falkenhorst, Dombrowko, Gatzki. 

10 


1938 
7 Primula offieinalis Jacq. Wälder, Abhänge: Forst Osche, am Schwarzwasser, 
Driezmin Parowe, am Eben-See. 
Plantago lanceolata L. An der Chaussee zw. Schönau und Schwetz fand sich 
ein kräftiger Busch mit dicht zusammengesetzten Aehren. 
—  arenariaW.K. Bei Julienfelde, Eschendorf, im Kawentschiner Walde, 
Johannisberger Holz und Heiden um Lnianno, bei Driezmin. 
T Amarantus retrojlexus L. Dörfer: Buddin, Sternbach, Marienfelde, ehemalige 
Brzenczek Mühle, Driezmin. 
T — caudatus L. In einem Wickenfelde bei Driezmin verwildert. 
Salsola Kali L. Terespol, Lnianno. 
T Chenopodium hybridum L. Dörfer: Eschendorf, Pniewno, Rischke Mühle, 
Lnianno, Schiroslaw. 


T — album L., ®. spicatum Koch. Forst Lindenbusch. 
— polyspermum L. Marienfelde. 
j Atriplex hortense L. Driezmin, verwildert. 
T — mtens Schkr. Am Wege zw. Rehberg und Ebensee. 
T — hastatum L., v. oppositifolium DC. Auf Gartenland in Driezmin. 


Rumex paluster Sm. Am Buddiner See, Sumpf südl. Lnianno. 

T —  mazximus Schreb. Rischke Fliess. 

— sanguineus L. Schattige Stellen am Schwarzwasser. 

T — pratensis M. u. K. Am Eben-See, Rischke Fliess. 

7 — aquaticus L. Am Rischke Fliess, Bach oberb, Driezmin, Schwarzwasser. 

T — Acetosa L., v. fissa Koch. Feuchte Stellen bei Eschendorf, im Kawent- 

schiner Wald. 

Polygonum Bistorta L. Wiesen: Eben-See, Marienthal am Bahndamm, 

Lniannoer See, Bialle Wiese, Wirry. 
— dumetorum L. Am Schwarzwasser, Eben-See, Graben zwischen Buko- 
witz und Branitz. 

T Fagopyrum esculentum Mnch. Auf leichtem Boden gebaut. 

T Thesium ebracteatum Hayne. Am Grenzrain zwischen Eschendorf und Buddin, 
Südrand des Belaufes Brunstplatz der Forst Lindenbusch, Heide zw. 
Marienfelde und Falkenhorst, Schonung südlich Swatno in der 
Forst‘ Ösche. 

Tithymalus Cyparissias Scop. Südrand der Sternbacher Forst, Lubochiner Wald 
am Bahndamm. 

Mercurialis perennis L. Schattige Waldparthien bei Ostersteig, am Schwarz- 
wasser oberhalb Rowinitza, in der Wirwa Parowe, im Cisbusch. 

T Ulmus campesiris L., v. suberosa Ehrh. Alte Mergelgrube zw. Eschendorf und 
Buddin, am Eben-See. 

T Betula humilis Schrnk. Auf der grossen Wiesenfläche zwischen dem Eben- 
See und Mukrz-See und um den Cisbusch herum mehr oder weniger 
massenhaft; Bialle Wiese. 


Salix amygdalina L. Am Schwarzwasser bei Groddeck. 
11 13 


+. 


194 


4 Salix daphnoides Vill. Auf Sandboden angepflanzt: Eschendorf, Bahndamm 
westlich Lnianno. 

T  — purpurea L., ev. Helix L. Am Blondzmin See. 

7  —  riminalis L. Am Schwarzwasser bei Rowinitza; Gräben bei Wirry, 
Schiroslawek, Driezmin, Dombrowko, Wilhelmshof, Marienthal, im 
Kawentschiner Wald, bei Buddin, Pniewno. 

7 — livida Wahlenbg. Sumpfwiese zwischen dem Eben-See und Cisbusch, 
Bialle Wiese. 

T — repens L., v. fusca L. Wiesen am Bahndamm bei Marienthal. 

T — e. angustifolia Wolf. Daselbst, Wiese am Eben-See, Bialle Wiese. 

T — ev. rosmarinifolia L. Die häufigste Form. 

T — ve. argentea Sm. Im Walde bei Eichdorf. 

T Populus alba L. Zerstreut: Kawentschiner Wald, am Blondzmin See, Johannis- 
berger Holz, am Schwarzwasser. 


T  — pyramidalis Rozier. Vielfach an Wegen und Gehöften angepflanzt. 
T — nigra L. Noch häufiger an Wegen. 
Monocotylae. 


Elodea canedensis Rich. u. Mich. Tümpel zwischen Drosdowo und Poledno. 

Stratiotes aloides L. Buddiner See, Eben-See, Mukrz-See, Czarnowo-See, 
Gräben nördlich Marienthal, Lniannoer See. 

Sagittaria sagittifolia L. Graben südlich Carlshorst, Teich südlich Driezmin. 

Scheuchzeria pulustris L. Am Üzarnowo See, Bruch südlich Lnianno, Brüche 
zwichen Driezmin und Schiroslaw. 

Potamogeton alpinus Balbis. Mukrz-Fliess, Rischke-Fliess, fruchttragend. 

.,„ v. graminifolius Fr. 'Torfgraben im Bel. Brunstplatz. 

—- —  v. heterophyllus Fr. Pniewnoer See. 


—  gramineus L 


f — mitens Web. Blondzmin See. 

— obtusifolius M. u. K. Teich am Pniewnoer Walde. 
T  — mncronatus Schrad. Blondzmin See. 

— pusillus L. Teich am Pniewnoer Walde. 
T — rutilus Wolfgang. Pniewnoer See. 


—  pectinatus L. Mukrz-See. 
Lemna minor L. Am 7. Juli am Buddiner See blühend. 
Sparganium minimum Fr. Sümpfe im Forst Lindenbusch, bei Blondzmin, 
Marienthal, Lnianno, Marienfelde. 
Calla palustris L.. Am 27. Juli am Nordende der Birkwiese ein Exemplar 
mit doppelter Blüthenscheide. 
f Orchis maculata L. Wealdwiesen nördlich Marienthal, am Schwarzwasser 
oberhalb Rowinitza. 
— incarnata L. Wiesen am Cisbusch und Mukrzfliess, am Czarnowosee. 
—  — ev. Traunsteineri Vent. Wiesen zwischen Pniewno und Buddin, am 


Buddiner See. 
12 


195 

t Gymnadenia conopea R. Br., v. densiflora A. Dietrich. Sumpfwiese zwischen 

dem Eben-See und Cisbusch, an mehreren Stellen. 

T Platanthera bifolia Rehb. Wirwa Parowe. 

Epipactis palustris Crntz. Sumpfwiesen am Eben-See, Czarnowo-See, Mukrz- 
Fliess, Bialle Wiese. 

j Listera ovata R. Br. Sumpfwiese zwischen dem Eben-See und Cisbusch. 
Lilium Martagon L. Am Schwarzwasser unterhalb Groddeck, Wirwa Parowe. 
Allium vineale L. Aecker bei Heinrichsdorf, Pniewno, Eschendorf, Dombrowko. 

T — — ev compactum Thuill. Grabenrand südöstlich Eschendorf. 

—  oleraceum L. Zw. Heinrichsdorf und Terespol, Parowen bei Driezmin 
und Rowinitza. 
Polygonatum multijlorum All. Cisbusch am Rischke-Fliess, am Schwarzwasser 
unterhalb Groddeck, Wirwa Parowe. 
T Juncus Leersii Marsson. Mit J. efusus doch seltener. 


T — glaucus Ehrh. Zw. Eschendorf und Heinrichsdorf, am Salescher See, 
Eben-See, zw. Lnianno und Sternbach, am Schwarzwasser zerstreut. 
7 — capitatus Weigel. Feuchte sandige Aecker: nördlich Bukowitz, zw. 


Siemkau und Hintersee, am Mukrz-See, zw. Lnianno und Sternbach, 
zw. Driezmin, Gatzki, Dombrowko und Wilhelmshof an verschiedenen 
Stellen. 

—  supinus Mnch. Brüche bei Franzdorf, Lnianno, Schiroslaw, Schiros- 
lawek, Driezmin, Gatzki, Dombrowko, Wilhelmshof. 

T — squarrosus L. Forst Lindenbusch nahe dem Salescher See, Schewinkoer 
Wald, Südrand der Sternbacher Forst, in den Heiden um Lnianno 
an vielen Stellen. 

T — Tenageia Ehrh. Im Graben zwischen Dombrowko und Wilhelmshof, 
am Bruch südlich Lnianno. 

T Luzula pilosa L. In den Forsten und Heiden zerstreut. 

T  — sudetica Presl., v. pallescens Bess. Johannisberger Holz, Heide zw. 
Lnianno und Schiroslaw. 

Cyperus fuscus L. Mukrz- See, Lniannoer See, Teich zwischen Gatzki und 
Dombrowko. 
Rhynchospora alba L. Brüche bei Lnianno. 

7 Seirpus setaceus L. Bruch südöstlich Lnianno, feuchte Brüche zw. Lnianno 
und Sternbach. 

T -— Tabernaemontani Gmel. Lniannoer See. 

T Carex dioica L. Wiesen am Mukrz-Fliess. 

—  disticha Huds. Wirwa Parowe, zwischen Buddin und Pniewno. 
— vulpina L., v. nemorosa Rebent. Wirwa Parowe. 

paniculata L., v. simplieior Anderssen. Am Buddiner See. 

— canescens L. Am Marienfelder See. 

—  Goodenonyhii Gog., v. turfosa Fr. Brüche im Forst Lindenbusch. 


—  limosa L. Sumpfwiesen am Eben-See und Czarnowo-See. 
13 2 
13* 


a 
| 


44-4 0 +4 


+ + 


+ 


i 


+ 4 4444444 


1 


196 
Sarex pilulifera L. Forst Charlottenthal, Forst Bülowsheide, zerstreut. 

—  digitata L. Forst Charlottenthal, Forst Osche. 

—  vesicaria L. Sümpfe und Seen: bei Pniewno, Buddin, Kawentschiner 
Wald, bei Sternbach, Marienfelde. 

—  acutiformis Ehrh., e. Kochtana DÖÜ. Am Schwarzwasser bei Ottersteig. 

— ‚filiformis L. Am Buddiner See. 

— dhirta L., v. hirtaeformis Pers. Sandplätze bei Blondzmin, Lnianno, 
am Rischke Fliess. 

Setaria glauca P. B. Brachäcker bei Sternbach, Lnianno, Schiroslaw, Schiros- 
lawek, Wirry, Rowinitza, Drieczmin, Gatzki; meist sehr zahlreich. 

Hierochloa australis R. und Schult. Schattige Stellen: Forst Charlottenthal, 
Forst Osche. 

Alopeeurus pratensis L. Eschendorf. 

— /Juleus Sm. Nasse Gräben und Wiesen bei Eschendorf, zwischen 
Dombrowko und Buddin, bei Lnianno, zwischen Sternbach und 
Rischke-Mühle. 

Phleum Böhmeri Wibel. Trockene Abhänge: Wirwa Parowe, Driezmin 
Parowe und am Schwarzwasser. 

—  pratense L. v. nodosum L. An trockenen Stellen oft häufiger als die 

Hauptform. 
Oryza elandestina A. Br. Rischke-Fliess. 
Agrostis vulgaris With. v. stolonifera S. F. W. Unger. Forst Lindenbusch. 

—  canina L. Sümpfe bei Blondzmin, Lnianno, Driezmin, Schiroslaw. 

Calamagrostis lanceolata Rth. v. Gaudiana Rehb. Kawentschiner Wald. 

—  neglecta Fr. Bruch westlich Blondzmin. 

Ammophila arenaria Lk. Pniewnoer Wald, Lipnitzer Wald. 
Milium efusum L. Cisbusch. 
Koeleria erıstata Pers. Wirwa Barowe. 
— — ev. glauca D. C. Zwischen Pniewno und Buddin, Lipnitzer Wald, 
Johannisberger Holz, zwischen Gatzki und Dombrowko. 
Aira caespitosa L. v. altissima Lmk. Parowe westlich Julienhof. 
Holeus mollis L. Wirwa Parowe, Kawentschiner Wald, Johannisberger Holz, 
Wiesen westlich Marienfelde, zwischen Schiroslaw und Driezmin. 
Arrhenatherum elatius M.. u. R. Zwischen Eschendorf und Buddin, Birkwiese. 
Avena jlavescens L. Aecker nördlich Rowinitza. 

—  caryophyllea W. ©. Wirwa Parowe und an vielen Wegen: Bei Pniewno, 
Driezmin, Gatzki, Dombrowko, Wilhelmshof, Lnianno, Marienfelde, 
Schiroslaw, Schiroslawek, Wirry, Rowinitza. 

— praecow P. B. An Wegen: Zwischen Brunstplatz und Blondzmin, 
südlich vom Blondzmin-See, zwischen Lnianno und Andreasthal, 
zwischen Gatzki und Dombrowko, zwischen Driezmin und Schiroslaw. 

Melica nutans L. Forst Osche, Cisbusch, Wirwa Parowe. 


—  umnijlora Retz. Cisbusch. 
14 


I 


Briza media L. Raine und Wälder: bei Eschendorf, Kawentschiner Wald 
am Eben-See, am Mukrz-Fliess, Johannisberger Holz, bei Driezmin 
und Rowinitza. 


T Poa nemoralis L. v. firmula Gaud. Im Parke von Eschendorf. 


T 
T 


T 


7 


— — vo. vulgarıs Gaud. Wirwa Parowe. 
Glyceria fluitans R. Br. v. loliacea Huds. Tümpel zwischen Drosdowo und 
Poledno. 
— plicata Fr. Mukrz-See, Rischke-Fliess, Teich nördlich Schiroslaw, 
Teich südlich Rowinitza. 
Molinea coerulea Mnch. v. arundinacea Schrk. Südrand der Sternbacher Forst. 
Uynosurus eristatus L. Auf Wiesen und an Wegen häufig. 


T Festuca rubra L. Zwischen Eschendorf und Buddin. 


+ 


T 


T 
T 


T 
T 


— gigantea Vill. Cisbusch, Driezmin Parowe, am Schwarzwasser. 
— elatior L. v. pseudololiacea Fr. Zwischen Buddin und: Pniewno. 
Brachypodium silvatieum R. und Schult. Cisbusch, Wirwa Parowe, am 
Schwarzwasser unterhalb Groddeck. 
— pinnatum P. B. Am Schwarzwasser oberhalb Rowinitza. 
Bromus arvensis L. Bei Eschendorf häufig, bei Lnianno, am Schwarzwasser 
oberhalb Rowinitza. 
—  erectus Huds. In einem Fxemplar an einer Kiesgrube bei Eschendorf. 
Triticum repens L. v. caesium Presl. Zwischen Eschendorf und Buddin, am 
Rischke-Fliess, Johannisberger Holz. 
— — ev. Varllantianum Wolfm. Eschendorf auf Gartenland. 
Elymus arenarius L. Sternbacher Forst am Rischke-Fliess. 
Lolium remotum Schrnk. In den meisten Leinfeldern. 


T Nardus strieta L. Schlechte Wiesen und Sumpfränder bei Buddin, Lnianno. 


Gymnospermae. 


Taxus baccata L. Die stärkeren Stämme im Cisbusch haben in 1 m. Höhe 
80—90 em. Umfang, einzelne massen in derselben Höhe 97, 108, 
116, 120, 123 (hohl), 133 cm.; der stärkste Stamm hatte in 15 cm. 
Höhe 198 em., in 90 em. Höhe noch 187 em. im Umfang. Die 
beiden letzteren Stämme theilten sich bald über der gemessenen 
Stelle. 

Juniperus communis L. In einem Busch zwischen Driezmin und Rowinitza 
hatte ein Wachholderstamm in 40 cm. Höhe 63 cm., in 100 cm. 
Höhe noch 52 cm. Umfang. 

Pinus silvestris L. Einzelne Stämme im Cisbusch hatten in 100 cm. Höhe 
einen Umfang von 241, 245, 248 und 260 cm. 


f Picea excelsa Lk. In Schonungen: Johannisberger Holz, Forst Lindenbusch. 


Im Garten von Eschendorf sind während der grossen Julihitze dieses 

Jahres zwei freistehende ea. 2djährige Rothtannen an der Westseite, 

‚etwas südlich, der Länge nach aufgespalten (von mir bemerkt am 
15 


198 
17. Juli, wenige Tage vorher waren die Bäume noch unverletzt ). 
Beide etwa fingerbreite Risse gingen bis in die Mitte des Holzes 
und reichten fast vom Erdboden bis über die Mitte der Bäume. 
 Larix decidua Mill. Johannisberger Holz. 


Cryptogamae. 


T Equisetum arvense L. v. nemorosum A. Br. Eschendorf, Kawentschiner Wald, 
Johannisberger Holz. 
— maximum Lmk. Am Schwarzwasser zwischen Rowinitza und Vorwerk 
Wirry in grosser Menge. 
y Lycopodium Selago L. Forst Lindenbusch, westlich vom ÜOzarnowo-See. 
— annotinum L. Forst Charlottenthal, Forst Lindenbusch, Sternbacher 
Forst, Schewinkoer Wald; heerdenweise. 
— inundatum L. Auf nassem Sandboden am Südufer des Blondzmin- 
Sees, am Ufer des Bruches südöstlich Lnianno; auf Torfmoor auf 
Brüchen bei Lnianno. 
— clavatum L. Heide bei Buddin, Kawentschiner Wald, Forst Linden- 
busch, Sternbacher-Forst; mehr zerstreut. 
—  complanatum L. Schewinkoer Wald, Forst Lindenbusch, Forst Charlotten- 
thal; gesellige. 
T Botrychium Lunaria Sw. Johannisberger Holz. 
T  — rutaceum Willd. Daselbst, am Kreuzwege. 
Polypodium vulgare L. Wirwa Parowe; am Schwarzwasser unterhalb Groddeck 
an einem Abhange nahe der Bahn in grosser Menge. 
Phegopteris Dryopteris Fee. Wirwa Parowe, Sternbacher Forst am Hammer- 
Fliess. 
Polystichum eristatum Sw. Wirwa Parowe. 
— spinulosum DI]. v. dilatatuwm Hoffm. Forst Lindenbusch. 
j Uystopteris frggilis Bernh. Wirwa Parowe, am Schwarzwasser bei Rowinitza. 
T Asplenium Trichomanes L. Wirwa Parowe bei Julienhof, nur wenige Exemplare, 


16 


19 


Einige Berichtigungen 
'zu der 


Berichtigung des Herrn Dr. J. Abromeit. 


AI IE IE 


In den Schriften der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg, 
1884 2. Heft, veröffentlicht Dr. J. Abromeit eine „Berichtigung des Sanio’schen 
Aufsatzes über das Zahlenverhältniss der Flora Preussens.*“ Ohne mich weiter 
bei den Seitenhieben, welche dabei auf mich abfallen, „kritiklose Compilation*)* 
u. Ss. w. aufzuhalten, will ich nur einige Bemerkungen zu angezweifelten Arten 
machen und einige Nova für die westpreussische Flora hinzufügen. 

Es wird zunächst das Vorkommen. einiger von den verstorbenen Nowicki 
und Kuhnert gefundenen Pflanzen angezweifelt. Von der vielleicht nur einmal 
verwilderten Ülematis recta L. will ich absehen und nur Bemerkungen zu den 
folgenden 7 machen; von denen sich von den oben genannten Botanikern ge- 
sammelte Exemplare in dem Herbarium meines Bruders im Westpreussischen 
Provinzial-Museum befinden, und dort zu jedermanns Einsicht bereit liegen. 


Genista pilosa L. mit dem Etikett von Kuhnert’s Hand: „Auf sandigen 
Kampen vor der Bunkenmühle bei Osterode. Leg. Kuhnert 1853.“ 
Sumolus Valerandi L. wie oben: ‚Im Erlengebüsch am Ufer des Drewenzsees 
zwischen Grünorth und der Prelanke. Leg. Kuhnert 1853.“ 

Betula nana L. Von dieser Art sind zwei Exemplare vorhanden. Das eine 
mit der Bezeichnung von Nowicki’s Hand: „D. 19. Mai 1837 bei Gzin 
im Bruche.‘“ Das andere: „Im Bruche von Warneinen bei Osterode. 
(Eigenthum des Kaufmanns C. F. Markus). Leg. Kuhnert 1852 u. 53.“ 


*) Ich selbst habe meine Arbeit als eine Uompilation bezeichnet, die einem augenblicklichen 
Bedürfniss abhelfen sollte. Es wäre sehr wünschenswerth, wenn auch der Preussische Botanische 
Verein von Zeit zu Zeit dergleichen Zusammenstellungen veröffentlichte, denn es würde dadurch 
die Mühe erspart, die einzelnen Pflanzennamen und Standortsangaben in der grossen Zahl von 
Tagebuchauszügen und Sitzungsberichten aufzusuchen, und es würde weit leichter werden das 
Altbekannte von den neuen Entdeckungen zu unterscheiden. Warum ich 'T'heile von Ostpreussen 
und Posen zur westpreussischen Flora hinzugezogen, habe ich im Vorwort erörtert, und ich habe 
auch die Gefässkryptogamen und Moose dieser Gegenden mit Nummern versehen, wie ich zugleich 
verrathen will, 


200 


Passerina annua L. von Nowicki’s Hand: „Thorn — auf dem Felde nicht 
weit vom Piavnitzer Walde.“ 

Potentilla sterilis Grck. ‚‚Im Walde hinter Garden unfern des kleinen Sees bei 
Dt. Eylau. Leg. Kuhnert 1862.“ 

Anthericum Liliago L. „Auf den Schanzen vereinzelt bei Rosenberg. Leg. 
Kuhnert 1860—1862.“ 

Tetragonolobus siligquosus Roth. von Nowicki’s Hand: „Thorn bei Schloss 
Dibow selten.“ 


So lange man die beiden Verstorbenen nicht als Fälscher entlarven kann, 
werden obige Pflanzen wohl als preussische Bürger gelten müssen, wenn es 
auch neuern Botanikern, und wenn es selbst Sendboten des Preussischen bo- 
tanischen Vereins waren, nicht gelungen ist, sie wieder aufzufinden. Es gehört 
viel Glück dazu für einen Sammler, der einige Tage oder Wochen eine Gegend 
durchsucht, solche Seltenheiten, zum Theil sehr unscheinbare Pflänzchen, wieder 
aufzufinden. 

Zu den übrigen angezweifelten Arten will ich Folgendes bemerken: 
Hordeum secalinum L. Von dieser Art befindet sich in dem Herbarium meines 

Bruders ein Exemplar mit dem Etikett: ‚„Westerplatte, August 1861. 

OÖ. Helm.“ Ob sie später noch daselbst gefunden worden ist, ist mir 

nicht bekannt, sie ist aber leicht zu übersehen und bei flüchtiger Be- 

trachtung mit H. murinum L. zu verwechseln. 

Fumaria densiflora D.C. Ist von meinem Bruder viele Jahre auf der Wester- 
platte beobachtet worden. Ich sah sie daselbst noch im Jahre 1870 in 
zahlloser Menge. In den Jahren 1833, 84 und 85 habe ich sie vergeblich 
gesucht, will aber durchaus nicht die Möglichkeit in Abrede stellen, dass 
sie sich noch in abgelegenen Schlupfwinkeln erhalten hat und vielleicht bei 
günstiger Gelegenheit wieder in Menge auftrete. 


Alles was bisher bei uns für Callitwiche stagnalis Scop. gegolten, mag 
wohl nur eine Form der so vielgestaltigen ©. verna L. sein. Ich masse mir kein 
Urtheil darüber an. 

Eine feste Norm für das, was man von eingeschleppten und verwilderten 
Pflanzen für eingebürgert betrachten soll, wird sich schwer aufstellen lassen. 
Ein Unterschied zwischen Gartenunkräutern und Feldunkräutern lässt sich 
kaum machen, und wenn wir alle Pflanzen, welche unabsichtlich von Menschen 
kultivirt werden, aus der Flora streichen wollten, so müssten wir nur den 
Anfang mit Centaurea Uyanus und AÄgrostemma Githago machen, denn ohne 
menschliche Hilfe wachsen sie nicht bei uns. Solche verwilderte Arten sind z. B.: 
Impatiens parviflora D.C. Diese war vor 30—40 Jahren bei Marienwerder nur 

in einer Hecke. Seitdem hat sie sich fast auf alle wüsten Plätze um 
die Stadt verbreitet und tritt schon zum Theil als lästiges Gartenunkraut 
auf. Bei Danzig erfüllt sie den ganzen Wald auf der Westerplatte. Sie 
wird sich ihr preussisches Bürgerrecht schwerlich entziehen lassen, 

2 


‚201 


Cannabis sativa L. wird in den Weichselniederungen nirgend im Grossen gebaut, 
höchstens hin und wieder in Gärten als Zierpflanze. Sie ist aber daselbst 
eine der gemeinsten Pflanzen an allen Wegerändern. 

Verbascum phoeniceum NL. ist bis jetzt nur auf dem sogenannten Troyl bei 
Danzig, dem Platz, wo das polnische Getreide umgearbeitet wird, ge- 
funden worden. Es scheint daselbst in jedem Jahre vorhanden zu sein, 
aber ich möchte doch vermuthen, dass es nur mit dem polnischen Getreide 
eingeführt wird. 

Geranium phaeum L. hat in diesem Jahre ©. Lützow bei Kl. Katz entdeckt 
und mir gezeigt. Es wächst daselbst in grosser Menge und sehr üppig 
an einem Graben ausserhalb der Parkhecke. Aber trotzdem die Gärtner 
sich nicht erinnern, dass es im Garten kultivirt worden, was auch wenig 
Wahrscheinlichkeit hat, so möchte ich es doch nur für eingeschleppt 
halten. Es bedarf der weiteren Beobachtung. 

Noch will ich Bemerkungen zu einigen in der „Berichtigung“ erwähnten 
Pflanzen machen. 

Glyeeria maritima M. et K. ist wohl am ganzen Strande der Danziger Bucht 
häufig, auch auf der Westerplatte. 

Potentilla verna Auct. (ob auch Linne?) Habe ich auch auf Sandhügeln auf der 
Westerplatte gefunden. 

Carez vitilis Fr. fand ich 1881 bei Neuenburg. Nach Dr. Heidenreich stimmen 
meine Exemplare genau mit denen von Tilsit. 

Pinus Abies L., nicht Du Roi, wie es bei Abromeit wahrscheinlich in Folge 
eines Schreibfehlers steht, sah ich vor einigen dreissig Jahren im Raud- 
nitzer Walde bei Dt. Eylau auf dem sog. Werder in vielen sehr alten 
Stämmen, welche ich kaum für angepflanzt halten konnte und die weit 
eher das Ansehen eines älteren Waldbestandes hatten. Die Frage wegen 
der westlichen spontanen Verbreitung der Fichte wird wohl bei der 
jetzigen Forstkultur eine unbeantwortete bleiben. 

Die von mir im bot. Centralblatt als Euphrasia verna Bell. angeführte 
Pflanze ist E. litoralis Fr., wie mich R. v. Uechtritz in Breslau belehrt 
(S. mein Bericht 1883); ich wurde durch die Garcke’sche Flora irre geführt. 
Diese Art unterscheidet sich, ausser den sonstigen Kennzeichsn, durch die 
frühe Blüthezeit im Juni sehr auffallend von #. Odontites L. 

Schliesslich will ich noch einiger neuer preussischer Bürger erwähnen. 

1. Prunus Chamaecerasus L. wurde von Herweg 1882 bei Kulm entdeckt und 
mir gezeigt. Er wächst dort in mehreren Sträuchen auf einem Hügel am 
Fribbethal unter andern wilden Gebüschen, fern von allen Wohnplätzen. 
Das Vorkommen dieser Art kann nicht so sehr befremden, da sie auch 
in Polen vorkommt und sich in ihrer Nähe auch andere ächte Steppen- 
pflanzen, wie Stipa pennata L. und St. capillata finden. 

2. Lythrum Hwyssopifolia L. Im vorigen Winter wurde mir von Herrn 


Semprich, dem Vorsteher der Präparanden-Anstalt in Pr. Stargard, 
3 


202 

eine Anzahl trockener Pflanzen zur Bestimmung zugeschickt. Es fand 
sich darunter auch obige Art in 1 Exemplar, und auf meine Anfrage 
wegen des Finders und des Fundorts erhielt ich von Herrn Semprich 
folgende Antwort: „Lythrum Hwyssopifolia wurde im Herbst 1883 von 
Erich Sich (damals Zögling der Anstalt, jetzt Seminarist in Marienburg) 
in Gremboczyn bei Thorn gefunden. Von mir aufgefordert, hat Sich in 
diesem Jahre an der betreffenden Stelle wieder nach der genannten 
Pflanze gesucht, dieselbe aber leider nicht mehr finden können.“ An der 
Richtigkeit der Bestimmung kann nicht gezweifelt werden, da mir die 
Pflanze wohl bekannt ist. Dass sie nicht wiedergefunden, kann nicht 
auffallen, da ein so unscheinbares Pflänzchen leicht zu übersehen ist. 

3. Rumex domesticus L. fand ich im vorigen Jahre in grosser Menge auf der 
Westerplatte, sowohl auf den Ballastplätzen, als auch an den Zäunen der 
Landhäuser. In diesem Jahre war er nur spärlich vorhanden, und es 
bedarf noch der längeren Beobachtung, ob er sich dort erhält und verbreitet. 


Langfuhr, den 3. September 1885. 


H. v. Klinggraeff. 


203 


Nachtrag. 


Hauptlehrer Kalmus-Elbing vertheilte in der Versammlung zu Dirschau 
folgende von ihm in den Kreisen Elbing, Danzig, Marienburg, Allenstein und 
Osterode gesammelte Pflanzen: 


Rubus thyrsoideus Wimm. In der ostdeutschen Form, R. thyrsanthus Focke, 
an der Damerauer Mühle bei Elbing, nicht selten. 
— Silesiacus Wh. Buschige Uferabhänge der Hommel unterhalb der 
Damerauer Mühle. 
— Wahlbergii Arrhen. Gr. Wesseln bei Elbing, häufig. 
—  sSlesvicensis J. Lange. (Fl. Dan. t. 2905) fr. glabr. Bei Weingrundforst 
in mehreren kräftigen Büschen. 
Hieracium cymosum L. Bei Tolkemit. 
Rubus villicaulis Köhler. Bei Liep auf der frischen Nehrung. 
Hydrocotyle vulgaris L. Bruch bei Kahlberg. 
Corispermum intermedium Schweig. Auf den Dünen zwischen Kahlberg und 
Neukrug, selten. 
Chenopodium murale L. Uferabhang der Nogat bei Marienburg auf Schutt. 
Atriplex nitens Schkr. Wie vorige. 
Asplenium Ruta muraria L. Marienburg an der Mauer des Hochschlosses in 
ca. 30 m Höhe üppig wuchernd. 
Libanotis montana Crntz. Bei Wartenburg auf dem Kreuzberge. 
Gentiana cruciata L. Wie vorige. 
Astragalus arenarius L. Sadlower Forst. 
Hypericum montanum L. Taberbrücker Forst. 
Geranium silvaticum L. Wie vorige. 
Lycopodium complanatum L. Bei Chamäcyparissus A. Br., (als Art). Liebe- 
mühler Forst. 


204 


Mittheilungen 


aus der 


Anthropologischen Abtheilung des Westpreussischen Provinzial-Museums. 


nn nn 


I. 
Das Weichsel-Nogat-Delta 


von 


Dr. Lissauer und Dr. CGonwentz. 
Hierzu Tafel II. bis V, 


Bis in die neueste Zeit hinein glaubte man allgemein annehmen zu müssen, 
dass die von der Weichsel und Nogat gebildete Niederung erst bewohnt worden 
sei, nachdem die Ordensritter die Regulirung des Flusslaufes in Angriff ge- 
nommen hatten. Die Topographie dieser Gegend lehrt, dass einzelne Punkte 
derselben schon in frühester Zeit trockengelegt und kulturfähig gewesen sind; 
denn aus dem das Delta erfüllenden Weichselschlick ragen mehrfach altalluviale 
und auch diluviale Erhebungen hervor, welche noch gegenwärtig eine Meeres- 
höhe bis zu 10,4 m. erreichen. Hier ist also bereits zu einer Zeit, welche 
der ältesten Kulturperiode unserer Provinz entspricht, die Mögliebkeit zu 
Ansiedelungen vorhanden gewesen. Ueberdies finden wir den hohen Rand 
des Werders schon um Beginn unserer Zeitrechnung dicht bevölkert, wie die 
zahlreichen Vorkommnisse auf dem Höhenzuge zwischen Danzig und Dirschau, 
bei Braunswalde, Willenberg, Sandhof, Liebenthal, Laase, auf dem Neustädter 
Felde bei Elbing u. a. a. OÖ. beweisen. Während die hier ausgegrabenen Skelette 
den ersten Jahrhunderten n. Ohr. angehören, gehen die Steinkisten in die vor- 
christliche und die bei Willenberg und Weissenberg gemachten Funde sogar 
bis in die neolithische Zeit zurück. Demzufolge müsste man a priori annehmen, 
dass die Anwohner der Niederung auch einmal Gelegenheit genommen hätten, 
in diese hinabzusteigen und an den höher gelegenen Orten derselben vorüber- 
gehend oder für längere Zeit sich anzusiedeln, um der Fischerei und Jagd ob- 
zuliegen. Trotz dieser Erwägungen und ungeachtet der Angabe des Chronisten 
Grunau, dass eine bestimmte Anzahl von Niederlassungen im Weichsel-Nogat- 

1 


205 


Delta existirt habe, glaubte man hieran zweifeln zu müssen, weil keinerlei 
archaeologische Funde bekannt geworden waren. 

Der um die Erforschung der prähistorischen Verhältnisse in den Kreisen 
Marienburg und Stuhm verdiente Dr. Marschall hat zuerst den Nachweis ge- 
führt, dass in der That heidnische Funde in der beregten Gegend vorkommen 
und ist noch kurz vor seinem Tode bemüht gewesen dieselben zu inventarisiren. 
In den Schriften unserer Gesellschaft*) ist ein von ihm hinterlassenes Manuscript 
zum Abdruck gelangt, worin er die fraglichen Funde aus älterer und neuerer 
Zeit von sechszehn verschiedenen Orten des grossen und kleinen Marienburger 
Werders zusammenstellt. Jene bestehen zumeist in einzelnen, oft unvollständigen 
Objeeten, die freilich, wie er selbst sagt, nur wenig Aufschluss über An- 
siedelungen in der Niederung vor der Eindämmung der Flussläufe zu liefern 
geeignet sind. Immerhin ging aus seinen Mittheilungen mit Bestimmtheit die 
interessante Thatsache hervor, dass jene vor Ankunft des Deutschen Ritter- 
ordens stattgefunden haben. 

Seitdem haben wir diesem Gegenstande unsere Aufmerksamkeit zugewendet 
und sind bestrebt gewesen, denselben weiter zu verfolgen. Herr Conwentz 
unternahm im Sommer 1883 gemeinsam mit Herrn Lehrer Floegel durch den 
grossen Marienburger Werder eine Orientirungsreise, auf welcher der Kreis- 
Landrath Herr Doehring ihn freundlichst begleitete. Es wurden die früheren 
Fundorte besucht und einige Objecte neu aufgefunden, von welchen weiter unten 
die Rede sein wird. Der Hauptzweck dieser Reise bestand aber darin, geeignete 
Persönlichkeiten anzuregen, den archaeologischen Funden eine grössere Be- 
achtung zuzuwenden und über deren etwaiges Vorkommen an das Provinzial- 
Museum hiersel"st zu berichten. Es gereicht uns zu grosser Freude und Genug- 
thuung, dass diesem Ansuchen so vielfach entsprochen worden ist, indem im 
Laufe des verflossenen und dieses Jahres ein grosse Anzahl von prähistorischen 
Objeeten conservirt und den hiesigen Sammlungen auf das Bereitwilligste über- 
lassen wurde. Infolge dieser vielen Funde, welche vornehmlich eine neu auf- 
geschlossene Fundstätte unweit Ladekopp geliefert hat, reiste Herr Conwentz 
in Begleitung des Kreis-Baumeisters Herrn Stumpf-Marienburg und Herrn 
Rectors Krüger-Neuteich am 1. Mai cr. nochmals dorthin, um eine planmässige 
Ausgrabung zu veranstalten, welche später Herr Rector Krüger nach unserer 
Massgabe fortzuführen die Güte gehabt hat. Diese Arbeiten haben eine unge- 
ahnte Fülle an neuem Material zu Tage gefördert, worüber unten ausführlich 
berichtet werden wird. 

Ausserdem hat Herr Conwentz gemeinsam mit Herrn Landrath Doehring 
am 2. ej. den kleinen Marienburger Werder bereist und das Vorkommen von 
Alterthümern an mehreren Orten festgestellt. Endlich besuchte er am 24. Juni cr. 
nochmals den Eichberg bei Katznase und hat hier charakteristische Reste aus 
der jüngeren Steinzeit ausgegraben. 


*) Schriften der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig. N. F. Band V., Heft 3. 1882, 


Seite 1—17. Tafel 1. 
2 


206 


Durch das einmüthige Zusammenwirken aller betheiligten Personen ist das 
Provinzial-Museum in den Besitz einer grossen Sammlung gekommen, welche 
neue Aufschlüsse über das Leben, die Sitten und Gebräuche der Urbewohner 
des Weichsel-Nogat-Deltas zu liefern vermögen. Wir anerkennen hierbei gerne 
die eingehende Theilnahme und den fördernden Einfluss, welchen der Kreis- 
Landrath Herr Doehring in Marienburg unseren Bestrebungen stets bewiesen 
hat. Sodann erfüllen wir eine angenehme Pflicht, indem wir vornehmlich den 
Herren Lehrer Floegel in Marienburg, Reetor Krüger in Neuteich, Bau-Unter- 
nehmer Mischke in Schöneberg a. W., Kreis-Thierarzt Nouvel und Kreis-Bau- 
meister Stumpf in Marienburg, Kreis-Wundarzt Dr. Wodtke in Neuteich und 
allen anderen Herren, welche in uneigennütziger Weise diese werthvollen Ge- 
schenke dem Provinzial-Museum überwiesen oder deren Abgabe vermittelt haben, 
auch an dieser Stelle unsern wärmsten Dank ausdrücken. 

In Nachfolgendem werden wir nach den Oertlichkeiten die bislang bekannt 
gewordenen Funde schildern, wobei die älteren Angaben miteingeschlossen 
werden sollen, um ein dem gegenwärtigen Standpunkte unseres Wissens thun- 
lichst entsprechendes Gesammtbild zu liefern. 


A. Die Nehrung. 


1. Krakau. 


Im Frühjahr 1882 wurde auf der Strandseite der Düne bei Krakau eine 
Anzahl römischer Sesterzien gefunden, welche aus Unkenntniss der Betheiligten 
grösstentheils wieder verloren gingen. Herr Hauptlehrer Schallenberg daselbst 
machte uns hiervon Anzeige und übergab zwei Münzen jenes Fundes, einen 
Commodus aus dem Jahre 189 und einen Antoninus Pius aus der Zeit von 
145—161 den Sammlungen des Provinzial-Museums. Ueber den Verbleib der 
übrigen Exemplare konnten wir keine sicheren Nachrichten erfahren. 


2. Kronenhof. 


Im Herbste desselben Jahres fand man in einer Düne bei Kronenhof drei 
kleine, flachbieconvexe Knöpfchen aus Bernstein mit V-förmiger Bohrung. Die- 
selben gelangten in den Besitz des Herın Rob. Grentzenberg hierselbst, 
welcher sie freundlichst unseren Sammlungen überwies. Klebs hat in seiner 
archaeologischen Arbeit über den Bernsteinschmuck*) einige ähnliche Gegen- 
stände abgebildet und beschrieben und ist bestrebt dort den Nachweis zu führen, 
dass dieselben der neolithischen Periode angehören. 


3. Neufähr. 


Am Quellberg gegenüber Neufähr wurde eine Silbermünze von Antoninus 
Pius von Herrn Lieutenant Bernhardt in diesem Frühjahr aufgefunden. 


*) Klebs. Der Bernsteinschmuck der Steinzeit. Königsberg 1882. Tafel IT. Fig. 4, 24 u. a. m, 


7 
[97 


207 


4. Steegen. 


Am 2. Juli 1722 entdeckten fünf Fischer aus Steegen, etwa hundert 
Schritt vom Meere entfernt, zunächst oberflächlich 4 Münzen und bei weiterem 
Nachgraben kaum 1 m. tief im Sande noch 12 Münzen auf einem Haufen und 
weiterhin endlich auch noch eine solche. Diese siebenzehn Münzen wurden 
durch die Vermittelung des Stadtsekretärs Engelke in Danzig zur Bestimmung 
an den damals in Leipzig lebenden Örientalisten Kehr geschickt. Derselbe 
erkannte sie als kufische Münzen, welche der Zeit von 724—813 angehören 
und beschrieb sie in einer besonderen Arbeit, welche 1724 zu Leipzig erschien *). 


B. Der Danziger Werder. 
5. Danzig. 

Beim Neubau der Grünen Brücke, welche die Rechtstadt mit der Speicher- 
insel verbindet, im Sommer 1883 wurde das Mottlaubett au derselben in der 
ganzen Flussbreite bis auf eine Tiefe von 3—4,5 m. ausgebaggert. Der zu 
Tage geförderte Schlick enthielt eine grosse Anzahl von rohen und bearbeiteten 
Knochen, auf welche zuerst der Städtische Bauaufseher Herr Plotzke hierselbst 
uns aufmerksam machte**). Dieselben sind zum grössten Theil vom Director 
der Königlichen Anatomie Herrn Professor Dr. Hasse in Breslau gütigst be- 
stimmt worden und ergaben folgendes Resultat: 


Ursus sp. Linker Unterkiefer und der zweite Metacarpalknochen hinterseits. 

Lepus timidus. Schädel. 

Cervus capreolus. Humerus, Hüft- und Metacarpalknochen. 

C. elaphus. Linker Unterkiefer, vorletzter- Halswirbel, vorletzter Brust- 
wirbel, rechte ulna, rechte tibia, rechtes und linkes Fersenbein. 


©. alees. Ein linker radius der Länge nach und das untere Epiphysenende 
der rechten tibia quer gespalten. Ferner unbearbeitet ein rechter Unter- 
schenkelknochen des Vorderbeines und zwei rechte Metacarpalknochen. 


Bos primigenius. Ein Stirnzapfenstück und ein rechter talus. 

B. taurus. Eine grosse Anzahl von Röhrenknochen war quer und der 
Länge nach gespalten; ebenso waren mehrere Lendenwirbel, Unter- und Ober- 
Schenkelknochen gespalten. Von unbearbeiteten Knochen kamen überdies eine 


*) Kehr. Monarchiae Asiatieo-Saracenae status qualis VIIL et IX. p. Chr. n. seculo fuit, 
et numis argenteis priscis Arabum scriptura kufica a moarchis Arabieis Al. Mensor, Harum 
Raschid, al. Mamon aliisgque in metropolibus Chaldaeae, Persiae Transoxianiaeque curis et 
nuper in littore maris Baltiei prope Gedanum effossis illustratus. Vgl. auch Förstemann in 
den neuen preussischen Provinzial-Blättern, Band XI. 1851. S. 261. 

**), Ausserdem kamen auch Stadtmünzen von Danzig, Elbing und Thorn aus diesem und 
vorigem Jahrhundert sowie Ordensmünzen und dgl. zam Vorschein. Von hervorragendem Werthe 
ist eine Dolchscheide aus Zinn mit getriebener Arbeit aus dem 16. Jahrhundert, welche gegen- 


wärtig der kunstgewerblichen Abtheilung des Provinzial-Museums zur Zierde gereicht. 
4 


208 
linke ulna, ein rechter talus, Metacarpalknochen und Phalangen des Vorder- 
und Hinterfusses vor. 

B. sp. Drei aufgespaltene Lendenwirbel, ein rechter und ein linker 
Metacarpalknochen. 

Equus Caballus. OÖberschädelstück, linke Mandibel, Rippenbruchstücke, 
Hüft- und Beckenknochen. Ein metacarpus war der Läuge nach aufgespalten 
und ein rechter Vorderunterschenkelknochen an der vordern convexen Fläche 
glatt geschliffen und an den Gelenkköpfen abgeschnitten und durchbohrt. Dies 
Stück stellt einen Schlittkn ochen vor, wie solche früher in den verschiedensten 
Ländern dazu verwendet wurden, um unter der Fusssohle befestigt als Schlitt- 
schuh, oder zu zweien bis dreien unter ein Brett genagelt, als Schlitten zu 
dienen. Manche entlegene Gegenden Deutschlands befinden sich noch gegenwärtig 
gewissermassen in der Voreisenzeit, da dort jene Schlittknochen allgemein ge- 
bräuchlich und die Stahlschlittschuhe wenig oder garnicht bekannt sind*). 

Sus scrofa. Ein linker Unterkieferknochen des Wildschweins. 

Tetrao Urogallus. Zwei Exemplare der rechten und linken tibia. 

Von den genannten Thieren kommen drei Arten gegenwärtig nicht mehr 
in Westpreussen vor. Der Bär ist überhaupt aus Deutschland verschwunden 
und findet sich nur noch in einzelnen Theilen Ungarns, der Elch ist auf 
Ibenhorst beschränkt, wo er künstlich gepflegt wird, und kommt dann noch 
weiter östlich vor und der Auerochs lebt gegenwärtig in Bialowieze und im 
Kaukasus wild. Indessen finden sich alle drei Species nicht selten im Allu- 
vium Deutschlands, vornehmlich auch in Torf- und Wiesenmergellagern unserer 
Provinz, wofür das Westpreussische Provinzial-Museum viele Belegstücke besitzt. 
Wie spät in die historische Zeit hinein diese Thiere bei uns gelebt haben, 
ist mit Sicherheit nicht festzustellen; Bär und Elch sind jedenfalls noch in 
neuerer Zeit hier vorgekommen, während’ der Auerochs schon früher von hier 
gewichen ist. 

Der Umstand, dass die vorerwähnten Knochen ausschliesslich von Haus- 
und Jagdthieren herstammen und dass sie zum Theil deutliche Spuren mensch- 
licher Einwirkung zeigen, deutet auf das Vorhandensein einer alten Kulturstätte 
hin. Dieselbe kann nicht vorübergehend bestanden haben, sondern muss, nach 
dem massenhaften Auftreten verschiedenartiger Knochen zu urtheilen, von längerer 
Dauer gewesen sein. Sie kann auch nicht weit von der gedachten Fundstätte 
selbst entfernt gewesen sein, weil die Objecte keine Zeichen eines längeren 
Wasser- oder Eistransportes an sich tragen. Die rauhen Linien sowie die 
Schlagflächen und -kanten sind unversehrt und die Oberflächen mehr oder weniger 
glatt, nur der Schlittknochen zeigt auf der angeschliffenen Fläche schräge 
parallele Schrammen, die voraussichtlich vom Gebrauch stammen. Dabei ist 


*) Vgl. Virchow, Ueber geglättete Knochen zum Gebrauche beim Schlittschuhlaufen und 
Weben. Zeitschrift für Ethnologie. III. Jahrgang 1871. Sitzungsberichte S. 19, 103, 104; ebenso 
IV. Jahrgang 1872. Sitzungsberichte S. 3, 42, 43, 280; ebenso VI. Jahrgang 1874. Sitzungs- 
berichte S. 176 u. a. a. o. 


5 


209 


_ anzunehmen, dass diese Gegenstände von einer Ansiedelung herrühren, welche 
{ 


vor Beginn unserer Zeitrechnung, wahrscheinlich zur neolithischen Periode nahe 
am untern Lauf der Mottlau, d. h. an der heutigen Stelle von Danzig oder etwas 
oberhalb bestanden hat. 


C. Der Grosse Marienburger Werder. 


6. Caldowe., 


Marschall berichtet, dass auf dem Lehmfelde, welches zwischen der Actien- 
Ziegelei und der des Herrn Panknin dieht an der nach Dirschau führenden 
Chaussee gelegen ist, im Jahre 1872 mehrere kleinere und grössere Gefässe 
mit Brandüberresten frei im Boden aufgefunden worden sind. Zwei derselben 
hat er abgebildet, jedoch lassen sich Einzelheiten hieran kaum erkennen. 


7. Fuchsbere. 


Auf diesem Sandhügel, welcher zwischen den Ortschaften Simonsdorf, 
Gnojau, Kunzendorf und Altweichsel sich erhebt, sind nach Marschall einige 
Gefässscherben vorgekommen. 


8. Gnojau. 


Derselbe Forscher theilt mit, dass auf dem Windmühlenberge bei Gnojau 
1873 eine grössere Menge von Gefässscherben aufgefunden ist, von welchen er 
einen durchbohrten und zwei ornamentirte abbildet. 


9, Gross Lesewitz. 


Der Windmühlenberg. ein Kilometer südwestlich vom Dorfe gelegen, be- 
steht aus unterdiluvialem Sand und Grand und besitzt noch gegenwärtig eine 
Meereshöhe von 10 m.*), die grösste, welche überhaupt die Bodenerhebungen 
im grossen Marienburger Werder erreichen. Bei dem Mangel an geeignetem 
Wegebaumaterial ist schon in früheren Jahren viel von dem Berge abgefahren 
worden, wobei nach Aussage der Einwohner mancherlei Alterthümlichkeiten zu 
Tage gefördert wurden. Später hat Marschall einige hier ausgegrabene Gegen- 
stände erworben, von welchen er a. a. O. auch Abbildungen liefert: es sind 
fünf theilweise ornamentirte Urnen, ein eisernes Messer, ein Glasgefäss. ein 
Doppelbeil und zwei zerschlagene Mahlschalen aus Granit. Derselbe erwähnt 
noch, dass Asche, Kohlenstückchen und Pflastersteinsetzungen an verschiedenen 
Stellen vorgekommen sind. In neuerer Zeit ist ein ähnlicher Fund von dort 
nicht bekannt geworden. 


10. Gross Liehtenau. 


Während der letzten Zeit seines Aufenthaltes in Marienburg 1880 hatte 
Marschall von einem Funde’in Gr. Lichtenau erfahren, jedoch waren die Gegen- 
stände selbst ihm noch unbekannt geblieben. Das Provinzial-Museum verdankt 


*) Marschall giebt 1. c. 4 m. Höhe an 


210 


die erste Nachricht hierüber im Jahre 1882 Herrn Dr. Wodtke in Neuteich, 
welcher auch die Fundobjeete freundlichst einsandte. Dieselben sind auf der 
Feldmark des Herrn Gutsbesitzers Ehrenberg an einer etwas höher gelegenen 
Stelle unweit des Dorfes Gr. Lichtenau bei der Bearbeitung des Bodens zum 
Vorschein gekommen. Sie bestehen aus zwei Reibsteinen aus nordischem Granit 
von 8 bezw. 10 cm. Durchmesser, einem roh gearbeiteten Thonwirtel von 5 cm. 
Durchmesser und 2,8 cm. Dicke und einer Suite von diversen Gefässbruchstücken. 
Dieselben gehören dem Boden, Bauch oder Rande an und sind theilweise orna- 
mentirt. Ein Scherben zeigt durch ein Stäbchen bewirkte, dicht gedrängte 
Eindrücke und ein anderer ausser parallelen Reifen und Rillen zwei Wellen- 
linien, zwischen welchen sich eine mit Eindrücken versehene Leiste abhebt. 
(Tafel U. Fig. 38). Diese Verzierung ist die nämliche, welche an Burgwall- 
Funden häufig angetroffen wird. Alle Scherben sind aus gutem Thon mit ein- 
sesprengtem Sand und Glimmer hergestellt und mit Ausnahme des letzteren 
durchweg schwärzlich. Dieser ist an der Aussenfläche rothgebrannt, sonst grau. 
Ueberdies sind hier aufgefunden Zähne vom Pferd, Schwein und Rind und ein 
obheliskenförmiger, unterhalb der Spitze durchbohrter, rothgebrannter Backstein 
von 11,5 cm. Höhe und 7 cm. grösstem Durchmesser. (Taf. II. Fig. 39). Es 
kann zweifelhaft sein, ob dieses Objeet zu den vorgenannten hinzugehört oder 
aus späterer Zeit herrührt und zufällig dorthin gerathen ist. Der Form nach 
zu urtheilen, mag dasselbe ein Netzsenker gewesen sein, indessen erinnert es 
andererseits auch an Uhrgewichte, wie man sie auf dem Lande hin und wieder 
noch heute im Gebrauch sieht. 

Nach einigen Monaten überwies Herr Dr. Wodtke eine am Rande mehrfach 
verletzte römische Silbermünze dem Museum, welche von derselben Fund- 
stätte herstammt. (Taf. V. Fig. 17 und 17a). Sie ist von Herrn Professor 
Dr. Roeper hierselbst als Denar von Hadrian (117) erkannt worden. 

Im folgenden Jahre wurden an einer zweiten hohen Stelle desselben Gutes 
mehrere Scherben aufgefunden, welche wiederum durch die Freundlichkeit der 
Herren Ehrenberg und Wodtke in den Besitz des Provinzial-Museums gelangt 
sind. Die Scherben gehören mehreren grösseren Gefässen an und zeigen ein 
verschiedenartiges Ornament. Einige sind parallel gereift, andere mit senkrechten 
Stäbehen-Eindrücken, noch andere mit Strichen versehen u. dgl. m. (Taf. II. 
Fig. 34— 37). Das Material und Aussehen ist wechselnd, vom Rothbraun bis 
zum Schwärzlichen sind mehrere Nüancen vertreten. 


11. Kaminke. 


Von der Marienburg-Tiegenhöfer Chaussee führt der sog. Kellerweg nach 
dem 5,7 m hoch gelegenen „Alten Schloss“ zu Kaminke. Der Besitzer 
Kirschnick theilte Herrn Conwentz mit, dass er bei Erdarbeiten auf Fundamente 
gestossen sei und auch einige Geräthschaften aufgefunden habe. Zwei derselben 
waren noch vorhanden, welche, aus Messing gearbeitet, der späteren Zeit ange- 
hörten. Das Mauerwerk mag von einem Ordensbau herrühren, indessen sammelte 


‘ 


211 


Herr Conwentz im Kulturlande nahe dem Wohnhause einige theilweise geriefte 
Scherben von Thongefässen, welche einer früheren Periode angehören. 


12. Kittelsfähre. 


Dieser Ort liegt am Rande des Höhenzuges gegenüber Wernersdorf. Marschall 
theilt mit, dass etwa in den Jahren 1830—40 mehrere Urnen mit metallenen 
Beigaben hier aufgedeckt worden sind. Da der genannte Forscher diese Funde 
im Weichsel- Nogat - Delta aufführt, ist wohl anzunehmen, dass sie aus der 
Niederung unterhalb des Dorfes herrühren. 


13. Klein Lesewitz. 


Der zwischen Klein und Gross Lesewitz gelegene Berg, nach dem Besitzer 
auch Wiebeberg genannt, hat eine Meereshöhe von etwa 7 m. und besteht aus 
altalluvialem Boden. 

Nach Aussage des Besitzers sind bei Anlage des Hofes und bei Gelegen- 
heit der Feldbestellung vielfach Thongefässe mit Brandresten aufgefunden, aber 
nicht beachtet worden. Später sollen einige Urnen an das Königliche Museum 
in Berlin gelangt sein, worüber dort nichts in Erfahrung gebracht werden 
konnte. In neuerer Zeit sind derartige Gefässe nicht wieder vorgekommen, 
jedoch liegen auf dem Acker Scherben in grosser Menge umher. Herr Conwentz 
sammelte einige Rand-, Bauch- und Bodenstücke, welche alle aus grobem Material 
hergestellt und wenig oder garnicht verziert sind. 


14. Klein Mausdorf. 


Marschall berichtet, dass auf einer sandigen Erhöhung öfters grössere und 
kleinere Gefässe in den Jahren 1870— 80 zu Tage gefördert sind. 


15. Ladekopp. 


Etwa 1 km. westlich von Ladekopp, auf der Feldmark des Hofbesitzers 
Abraham Wiens, erhebt sich eine flache Sandkuppe, auf welcher unweit der 
Chaussee eine Windmühle steht. Beim Bau dieser Strasse, welche von Lade- 
kopp nach Schöneberg a./W. führt, wurde jener Hügel im verflossenen Jahre 
theilweise abgetragen und lieferte dabei eine Menge von archäologischen Gegen- 
ständen. Da zuerst Niemand zugegen war, welcher sich hierfür interessirte 
und die Ausgrabung sachgemäss hätte leiten können, so wurden viele Funde 
getrennt und andere sind voraussichtlich verloren gegangen. Einige Objecte 
wurden von dem Bauunternehmer Herrn Mischke jun. in Schöneberg a./W. 
aufbewahrt, andere durch den Kreis - Baumeister Herrn Stumpf und noch 
andere durch den Kreisthierarzt Herrn Nouvel in Marienburg von den Arbeitern 
erworben. Alle drei Herren haben später in dankbar anzuerkennender Weise 
diese zum Theil recht wichtigen und werthvollen Gegenstände als Geschenke 
an das Westpreussische Provinzial-Museum überwiesen, dessen archäologischen 
Sammlungen sie zu neuer Zierde gereichen. Ausserdem ist durch die Verwal: 


tung desselben eine Anzahl wichtiger Gegenstände von dem Hofbesitzer Herrn 
8 


212 


Wiens in Ladekopp angekauft worden. Später sind durch Herrn Lehrer 
Floegel-Marienburg und vornehmlich durch Herrn Reetor Krüger-Neuteich, 
welcher nach Vereinbarung mit dem Besitzer im Auftrage der Museums-Ver- 
waltung die Ausgrabungen mit grossem Glück und Erfolg fortgesetzt hat, viele 
neue Objecte von Bedeutung hinzugekommen. Wir fühlen uns daher gedrungen 
Herrn Reetor Krüger für seine eifrige Theilnahme an unsern Bestrebungen und 
für die hiermit verbundene Mühewaltung auch an dieser Stelle unsern Dank 
auszudrücken. 

Die Funde in Ladekopp zeigen eine grosse Mannigfaltigkeit, sowol in 
Bezug auf die Art als auch in Bezug auf die Zeit, welcher sie anzehören. Die 
ältesten gehen bis in die vorchristliche Zeit zurück und bestehen in Brandgruben 
und Urnengräbern mit Beigaben an Bronce, Eisen u. a. m. Dann folgen Funde 
an zahlreichen Wirthschaftsgeräthen aus Bronce, Schmucksachen aus Bronce, 
Silber, Gold, Glas u. s. w., die der römischen Zeit entstammen. Hieran reihen 
sich Reste von Tihongefässen und Küchenabfälle aus der Burgwallperiode und 
endlich Einzelfunde aus dem vorigen Jahrhundert. In Nachfolgendem werden 
wir die Gegenstände nach ihrer zeitlichen Zugehörigkeit schildern. 


La Tene-Periode. 


Die ersten Fundobjeete, welche uns aus Ladekopp bekannt geworden sind, 
waren. vier Gefässe, die Herr Kreis - Baumeister Stumpf 0,60 m. unter dem 
Terrain aufgefunden und im Juli 1884 an das Provinzial- Museum eingesandt 
hat. Dieselben sind durchweg roh gearbeitet und nicht verziert. Das grosse 
stellt eine Urne von 19 cm. Höhe und 18,5 em. Randdurchmesser dar und war 
bis zur Hälfte mit gebrannten Menschenknochen angefüllt. Ob Beigaben hierin 
enthalten gewesen sind, Konnte nicht mehr festgestellt werden. Das zweite 
Gefäss ist ein Henkeltopf von 7 cm. Höhe und die beiden anderen etwa ebenso 
hohe Näpfchen, deren eins stark auszebrochen ist. (Taf. II. Fig. 17.) 

Im October desselben Jahres wurde von Herrn Reetor Krüger an der 
nämlichen Stelle eine Brandgrube entdeckt. Nach seinem Bericht fand er 
im Boden eine grössere Anhäufung von gebrannten Knochen und Holzasche *) 
mit Sand vermischt, dabei verschiedene Eisen-, Glas- und Broncesachen. Die 
ersteren bestanden in einer Lanzenspitze von 17 em. Länge und 3 cm. grösster 
Breite, in einer umgebogenen Schwertspitze von 10,5 cm. Länge und 4,2 cm. 
Breite, in einem Gürtelhaken von 10,5 cm. Länge und 2 cm. Breite, an jedem 
Ende mit einem Knopf versehen, und in einem 7 cm. langen Bruchstück eines 
Gürtelhakens. Ferner waren zwei platte Stücke und ein Knopfbeschlag (4 em. 
Dm.) von Schildbuckeln vorhanden. Da ein dicker Rost diese Gegenstände 
überzog, so konnten Einzelheiten nicht mehr erkannt werden. Die Bronce- 
stückchen gehören zwei Ringen von der Form der Ohrringe an. Die Perlen 


*) Die Holzasche und -koble in diesem und in den später anzuführenden Fällen gehört 
ausschliesslich Eichen au. Dies ist insofern bemerkenswerth, als Eichen gegenwärtig im Werder 
höchst selten angetroffen werden. 


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sind aus Email hergestellt und zwar ist die eine kugelig, lackroth und 8 mm. 
dick (ähnlich Taf. Il. Fig. 1), die andere scheibenförmig, orangegelb und bei 
1 mm. Höhe nur 4 mm. breit. Beiläufig bemerkt sind Perlen dieser letzten Art 
in sehr grosser Anzahl auf dem Felde von Willenberg vorgekommen und jetzt 
in den Besitz des Provinzial-Museums zu Königsberg i./Pr. übergegangen. Die 
dritte Perle von 8x8xX14 mm. Grösse besteht aus weissem Email. Ausserdem 
kamen einige kleinere Thongefässe vor, von welchen ein 6 cm. hoher und 7,2 cm. 
weiter Krug mit gebrannten Knochenresten unversehrt erhalten ist. Von den 
übrigen Bruchstücken ist eins (Taf. IH. Fig. 19.) in Anbetracht seiner Form be- 
merkenswerth, da es anscheinend den hohlen Fuss eines pokalartigen Gefässes 
darstellt. 

Eine zweite Brandgrube wurde am 1. Mai er. von den Herren Stumpf, 
Krüger und Conwentz auf demselben Terrain ca. 0,50 m. tief im Sande ge- 
öffnet. Dieselbe enthielt ausser der Knochen- und Holzkohle die Hälfte eines 
ellipsoidischen geglätteten Quarzits und vier Broncegegenstände. Zunächst ein 
3,5 em. langes Endstück einer 5 mm. dicken offenen Handspange, welche am 
Ende knopfartig verdickt ist. (Taf. V. Fig. 6); ferner einen 1,3 cm. weiten 
geschlossenen Ring von biconvexem Querschnitt. (Taf. V. Fig. 10). Der Reifen 
ist an der schmalsten Stelle 5 mm. hoch, erweitert sich dann aber auf das 
Dreifache und trägt hier an einer Seite in der Richtung der Ringhöhe auf ab- 
gesetztem 4 mm. langen Halse einen 8,5 mm. hohen Knopf. Vorne auf dem 
Reifen sind in derselben Richtung eine scharfe Kante und seitlich zwei ge- 
brochene Kanten eingeschnitten. Der dritte Gegenstand ist ein einer Fibel 
angehöriges Drahtstück und der vierte eine Schnalle, deren Bügel leider fehlt. 
(Taf. IV. Fig. 9). Die Riemenkappe ist 3,6 X 2,4 cm. gross und besteht 
aus zwei Blättern, welche durch zwei Nieten zusammengehalten werden; ausser- 
dem befinden sich zwischen dieser noch zwei andere Oefinungen. voraussicht- 
lich auch zur Aufnahme von Nieten. Mittels zweier Oesen bewegt sich die 
Kappe und dazwischen der Dorn um die Axe; letzterer ist am spitzen Ende 
nach unten gekrümmt. 

Eine dritte Brandgrube hat Herr Rector Krüger einige Tage später ebenda 
aufgedeckt und darin eine sehr reiche Ausbeute gefunden. Von Eisensachen 
lagen hierin ein 19 cm. langer Gürtelhaken, der auf der Unterseite hinten mit zwei 
Oesen und vorne mit einem Haken versehen ist (Taf. II. Fig. 25), ein 18 cm. 
langes, etwas verbogenes Blatt einer Lanzenspitze, ein 10,3 cm. langes 
Messerchen, Nadel nebst Spirale einer Fibel, sowie drei Ringe von 2,7 bis 
4,5 cm. Durchmesser. Dieselben sind offen und dürften wohl Schnallen vor- 
stellen, deren Dorn nicht erhalten ist, denn ähnliche Schnallen sind aus anderen 
Brandgruben (Oliva) bereits bekannt geworden. Aus Bronce war ein 11 cm. 
langer, nach vorne allmählich sich verjüngender Gürtelhaken, auf dessen Ober- 
fläche in der Mediane und an den Rändern Leisten von scharf dreieckigem 
Querschnitt sich erheben, an deren Basis ein gretenähnliches Strichornament 
eingeschlagen ist (Taf. 1V. Fig. 7). Ferner ein kleines Bruchstück einer band- 

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artigen Handspange und ein ähnliches drahtrundes Stück von 4,5 bis 5,0 mm. 
Dicke, welches an der Aussenseite durch zwei Gruppen von je drei zusammen- 
stehenden Knöpfen verziert ist (Taf. V. Fig. 3). Endlich befand sich in diesem 
Grabe der obere Theil eines achtförmigen Bernstein-Berloques (vergl. Taf. III., 
Fig. 43 bis 46), wie solche Objecte aus Willenberg, vom Neustädter Felde bei 
Elbing und aus mehreren ostpreussischen Grabstätten bekannt geworden sind. 
Gegen Ende desselben Monats hatte Herr Krüger das Glück noch eine 
vierte Brandgrube zu entdecken, welche kaum 0,5 m. tief lag, und fand darin 
zwei eiserne Lanzenspitzen sowie eine grüne Grasperle. Die am besten erhaltene 
Spitze besteht aus einer 5,7 cm. langen Tülle, durch welche eine Niete ge- 
zogen ist, und einem 21 cm. langen Blatt, das beiderseits — ebenso wie die 
vorher beschriebenen — einen hohen Mittelgrad besitzt. Dieses Exemplar ist 
ganz gerade, während das zweite, 23 cm. lange eine umgebogene Spitze hat; 
auch hier ist noch die Niete in der Tülle erhalten. Die Perle ist von’flaschen- 
grüner Färbung, rundlich plattgedrückt und mit conischer Bohrung versehen 
(Taf. III. Fig. 13). Auch derartige Perlen sind aus Ostpreussen bereits bekannt 
geworden, während sie in unserer Provinz bisher nicht aufgefunden wurden. 
Auf demselben Felde und in derselben Tiefe treten mit den Brandgruben 
untermischt auch freistehende Urnengräber auf. So fanden die Herren 
Stumpf, Krüger und Conwentz am 1. Mai a. cr. neben der obenerwähnten 
Brandgrube mehrere grosse Urnen von schwärzlichem Aeussern. Eine derselben 
trägt am Bauch grosse concentrische Eindrücke, konnte aber nur in einzelnen 
Stücken conservirt werden (Taf. II. Fig. 9). Darin lagen als Beigaben eine 
umgebogene einschneidige Schwertklinge von 29 em. Länge und 7 cm. Breite 
(Taf. 11. Fig. 26), eine umgebogene Lanzenspitze von 29 cm. Länge (Taf. II. 
Fig. 25) und diverse Reste von Schildbuckeln. Sämmtliche Gegenstände waren 
aus Eisen gefertigt und daher stark von Rost bedeckt, sodass Einzelheiten 
nicht erkannt werden konnten. An dieser Urne stand ein kleines Ceremonial- 
gefäss (Taf. I. Fig. 12), dessen Bauch eine scharfe Kante bildet, sodass es 
die Form eines abgestumpften Doppelkegels besitzt. Der Durchmesser des 
Bodens beträgt 4, des Bauches 8 und des Halses 3,4 cm.; die Höhe des 
Töpfchens ist S cm. Ueber der Bauchkante verlaufen drei eingedrückte Kreis- 
linien und dazwischen spitze Tüpfel: die unteren sind unterbrochen und von 
rechts nach links, die oberen continuirlich und von links nach rechts eingedrückt. 
Das Material ist ein brauner Thon mit eingesprengten Gesteinstrümmern; die 
Oberfläche ist durchweg geglättet. Das Gefäss war gänzlich mit Erde angefüllt, 
hat also ursprünglich nichts oder nur Flüssigkeit enthalten. Von anderen in 
der Nähe befindliehen Urnen, welche gebrannte Knochenreste, aber keine 
Beigaben umschlossen, sind nur einige Bruchstücke aufgehoben worden. Eins 
gehört dem oberen Rande einer rohgearbeiteten, weiten, rothbraunen Urne an 
und zeigt einen Kranz von langen tiefen Eindrücken (Taf. 11. Fig. 6), ein 
anderes dem Rande einer feingeglätteten schwärzlichen Urne und führt in drei- 


eckigen Feldern zahlreiche Punkteindrücke (Taf, Il. Fig. 8) und ein drittes 
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dem Bauch einer glatten bräunlichen Urne mit horizontal zusammenhängenden 
Dreiecken, die abwechselnd gefeldert sind (Taf. II. Fig. 7). 

Ebenso hat Herr Krüger unweit der obigen dritten Brandgrube mehrere 
Urnen aufgedeckt, welche zum Theil nebst dem wichtigen Inhalt conservirt 
worden sind. Eine schöngeformte Urne von 27 cm. Höhe und 12,5 cm. Boden-, 
27 em. Bauch- und 17,5 cm. Halsdurchmesser, mit zwei kleinen Ohren am obern 
Rande stand etwa /, m. tief zwischen der Humus- und Sandschicht (Taf. 11. 
Fig. 11). Sie ist aus feinem Thon hergestellt, gänzlich schwarz gefärbt und 
in der obern Hälfte, an der Basis sowie am Boden gut geglättet, während die 
dazwischen liegende Aussenseite durch Bewurf mit Gesteinstrümmern rauh 
gemacht ist. Der reiche Inhalt dieses Gefässes bestand in mehreren Schmuck- 
sachen aus Bronce, Silber, Gold und Glas. Unter ersteren heben wir zwei 
Fibeln mit Rollenhülse hervor (Taf. IV. Fig. 23), welche bezüglich ihres Alters 
den Hakenfibeln folgen. Der 3,5 cm. lange Bügel verbreitert sich unten zu 
einem sehr grossen Fuss (2,6 cm.) und trägt oben am Kopf einen breiten hohen 
Steg, an welchen sich die die Rolle umgebende Hülse anlehnt. Von der Mitte 
der Fussunterseite geht ein 15 mm. hohes Blatt senkrecht ab und nimmt an dem 
umgebogenen Ende die Nadel auf. Diese beiden Fibeln, welche ziemlich gleich- 
mässig gearbeitet sind, werden auf der Oberfläche wahrscheinlich von einem 
Stichelornament geziert, jedoch ist dies durch Patina fast gänzlich verdeckt, 
sodass auf der Abbildung keine Details angegeben werden konnten. Ausserdem 
waren noch drei Bruchstücke vorhanden, von welchen zwei Fibeln mit Sehnen- 
hülse angehören und der in Taf. IV. Fig. 22. abgebildeten Form ähnlich sind. 
Ferner ein mehrfach gebrochenes dünnes Bronceband von l cm. Breite und 
etwa 20 cm. Gesammtlänge (Taf. IV. Fig. 8). Dasselbe spitzt sich an dem 
einen erhaltenen Ende plötzlich zu, die Spitze selbst ist abgebrochen, lässt aber 
vermuthen, dass an derselben ein Knöpfehen oder ein Häkchen gesessen hat. 
In der Mitte und an beiden Seiten sind reihig angeordnete Erhöhungen von der 
Grösse eines Stecknadelkopfes ausgetrieben. Obwol ähnliche Objeete uns 
bisher nicht bekannt geworden sind, so möchten wir doch annehmen, dass das 
fragliche einer Spange angehört hat, die, sei es am Arm, auf der Stirn oder 
im Haar getragen wurde. Endlich kommen zwei obere Theile von Pincetten 
(Taf. III. Fig. 14.) sowie ein anderer Behang aus Bronce hinzu, der schwer 
gedeutet werden kann. (Taf. IV. Fig. 15.) 

Aus Silber getrieben ist eine Handspange, von welcher uns ein kurzer 
Endtheil sowie mehrere zusammengeschmolzene Stücke übrig geblieben sind. 
(Taf. V. Fig. 11). Die Form entspricht der in Urnen- und Skelettgräbern 
aus den ersten Jahrhunderten nach Chr. G. in Westpreussen häufig auftretenden 
und ist auch aus Willenberg und Elbing bekannt geworden. Während sonst 
diese Spangen meist aus Bronce bestehen, wurden in Elbing auch solche aus 
Silber zu Tage gefördert. Das Band ist in der Mitte glatt, zu beiden Seiten 
sind mit einem Stempel dreieckige Vertiefungen und daneben noch andere 


Figuren eingeschlagen. Am Ende ist senkrecht hierzu eine Linie von Tüpfeln 
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eingeschlagen und dann folgen drei schmale gerippte Reifen worauf das Band 
sich seitlich zusammenschnürt und das halbkreisförmige Endglied trägt. Parallel 
mit dem Rande desselben verlaufen auch wol einige undeutliche Ornament- 
reihen. Die Unterseite dieses ganzen Stückes ist hohl ausgearbeitet; dasselbe 
erscheint mattgrau, da es ja auch im Feuer gelegen hat. 

Aus Gold bestehen zwei kleine Gegenstände, welche wol Theile von 
Berloques darstellen. Ueber eine glockenförmige, oben offene Goldplatte ist ein 
aus feinem Golddraht geflochtenes Gewebe eng aufgelegt, wobei auch oben die 
Oeffnung frei bleibt (Taf. V. Fig. 16 und 16a). 

Unter den Glasperlen befindet sich eine von flaschengrüner Farbe und 
ellipsoidisch abgeplatteter sechslappiger Form (Taf. III. Fig. 17),- eine andere 
ist dunkler grün, kugelig abgeplattet und noch andere sind verschmolzen. 
Eine kleine blaue Perle zeigt die Cubo-Octaeder-Form, welche wir später wieder 
finden werden (Taf. III. Fig. 6/7). 

Aus der Art der Beigaben in dieser Urne (Taf. ll. Fig. 11) können wir 
den Schluss ziehen, dass in derselben eine wohlhabende Frau bestattet worden ist. 

Eine zweite Urne von derselben Stelle ist 29 cm. hoch, am Boden 13 cm., 
am Bauch 26,5 cm. und am Halse 19,5 em. weit (Taf. II. Fig. 10). Die grösste 
Anschwellung des Gefässes liegt im obern Drittel, darüber zieht es sich plötzlich 
zusammen und bildet einen kurzen Hals. Dasselbe ist dickwandig und besteht 
aus rothbraunem Thon, welcher mit grobem Granitpulver vermengt ist. Aehnlich 
wie an der ersten Urne ist auch an dieser die Aussenseite nur unterhalb des 
Randes, an der Basis und am Boden geglättet, während die dazwischen liegende 
Seitenfläche in Folge eines Bewurfs rauh erscheint. Diese Urne, deren Rand 
etwas ausgebrochen ist, enthielt zwar eine grosse Anzahl von gebrannten 
Menschenknochen, entbehrte im Uebrigen aber jeglicher Beigaben. 

Eine dritte Urne (Taf. Il. Fig. 5), welche in Form und Grösse der vorigen 
ganz ähnlich war, ist leider durch Unvorsichtigkeit der Arbeiter nachträglich 
zerstört worden. Im Innern stand auf dem Boden ein kleines einfaches Näpf- 
chen von 3,5 cm. Höhe und 3xX5,5 em. Durchmesser. Hierin befanden sich 


kleine Knochenstücke, ausserdem war aber auch die Urne selbst mit Resten 


des Leichenbrandes angefüllt, zwischen welchen ein unförmliches Risenstück 
und eine La Tene-Fibel lag (Taf. II. Fig. 24). Dieselbe ist in einem 6,3 cm. 
langen Stück erhalten, an welchem nur das letzte Ende des Bügelfusses fehlt, 
und trotz des stark aufsitzenden Rostes in ihrem Bau deutlich erkennbar. Der 
Bügel dieser Fibelform ist sehr einfach; während der Hals unmittelbar in den 
Draht der nur aus wenigen Windungen gebildeten Rolle übergeht, macht der 
Fuss unten eine Biegung nach vorn, indem er zugleich den Nadelfalz bildet. 

Ausserdem wurden in der Nähe obiger Urnen noch zwei kleine Gefässe 
aufgefunden, die ohne Inhalt etwa 0,40 m. tief standen. Das eine hat eine ge- 
fällige ausgebauchte und mit Hals versehene Form von 7 cm. Höhe. und 
8, 5x 7x6 cm. Durchmesser, während das andere ähnlich dem in Taf. I. 
Fig. 5 aussieht und 5,4 cm. hoch ist (Taf. II. Fig. 16). 

13 


ae 22 a Be a 


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217 


Endlich kommen zusammen mit diesen Urnen und auch unweit der Brand- 
gruben garnicht selten Thonwirtel vor, welche grösstentheils, wenn nicht aus- 
schliesslich derselben Zeitperiode angehören. Sie sind in Form, Grösse und 
vielleicht auch dem Gebrauche nach sehr verschieden; stets zeigen sie in der 
Mitte eine mehr oder weniger vollkommene Durchbohrung. Ein Exemplar 
(Taf. I. Fig. 21) ist scheibenförmig von 5—6 mm.-Höhe und 2, 3—2,5 em. 
Breite, ein anderes ist (Taf. II. Fig. 20) concav-convex von 15 mm. Höhe und 
3,7 cm. Breite; mehrere (Taf. II. Fig. 23) haben eine abgeplattet ellipsoidische 
Gestalt von 12—19 mm. Höhe und 2,5—3 em. Breite und endlich die meisten 
(Taf. II. Fig. 22) besitzen die Form eines abgestumpften Doppelkegels von 
2—3 cm. Höhe und 3—4 cm. Breite. Ueberdies sind von den Verfertigern 
unabsichtlich und absichtlich mancherlei wesentliche Abänderungen bewirkt 
worden, auf welche näher einzugehen nicht nöthig erscheint. 

Ein Gräberfeld, wie das eben beschriebene, ist in unserer Provinz zuerst 
unterhalb des Karlsberges bei Oliva durch Herrn Lissauer und später ein zweites 
in Rondsen bei Graudenz durch Herrn Anger aufgedeckt worden. Auch dort 
kamen Brandgruben mit freien Urnen untermischt vor und lieferten eine ähn- 
liche reiche Ausbeute an Waffen und Schmuckgegenständen aus Eisen und 
Bronce. Die Beigaben in Oliva waren in der Weise geschieden, dass Waffen 
lediglich in Urnengräbern vorkamen, während die Gürtelhaken wiederum auf 
Brandgruben sich beschränkten. Dagegen konnte man in Ladekopp die Son- 
derung nicht erkennen Was die Zeitstellung dieser Brandgruben und Urnen- 
gräber betrifft, so besitzen wir in den darin gefundenen Fibeln einen brauch- 
baren Anhalt für die Bestimmung derselben. Die La Tene-Fibel gilt in archäo- 
logischer Beziehung fast allgemein als ein Produkt keltischer Industrie, welche 
in den letzten Jahrhunderten vor Chr. G. in der Schweiz, in Frankreich und 
Britannien hblühte, aber auch in Nord-Italien, am Rhein, in Böhmen und Ungarn 
vielfach auftritt und von hier aus allmählich bis an die Ostsee hin sich ver- 
breitet hat. Wir kennen in Posen und in Westpreussen jetzt schon eine Anzahl 
solcher Fundstätten aus dieser Kulturperiode und setzen dieselbe aus archäo- 
logischen Gründen für unsere Provinz in die Zeit von 50 v. Chr. bis 50 n. Chr. 
Andererseits wissen wir aus vergleichenden Untersuchungen, dass die andern 
oben erwähnten Fibeln mit Rollenhülse zu den Erzeugnissen der sogenannten 
provinzial-römischen Industrie gehörten, welche in unserer Provinz im Laufe 
des ersten Jahrhunderts n. Chr. auftritt und bis gegen das Ende des 3. Jahr- 
hunderts n. Chr. reicht. Da nun das obige Gräberfeld bei Ladekopp Fibeln 
von beiden Arten zu Tage gefördert hat, so werden wir nicht fehl gehen, wenn 
wir dasselbe in die Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. versetzen. 


Römische Periode. 


Auf demselben Terrain, welches die Urnen und Brandgruben in sich birgt, 
häufig an derselben Stelle, kommt an der Oberfläche oder wenige Decimeter im 


Humus oder Sande eine grosse Anzahl von Einzelfunden vor, welche Gebrauchs- 
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218 


und Schmuckgegenstände aus Bronce oder edlem Metall, auch aus Glas und 
Email darsteilen. Es sind hierunter mancherlei Objecte, welche an einige Bei- 
gaben der obigen Gräber erinnern, die bei Weitem meisten aber vertreten einen 
selbstständigen Typus aus einer spätern Zeitepoche. Es ist nicht unmöglich, 
sogar wahrscheinlich, dass einige der unten zu beschreibenden Gegenstände 
aus früher zerstörten Brandgruben oder Urnen herrühren oder aber von den 
damaligen Bewohnern verloren gegangen sind; indessen beginnen die Haupt- 
funde um die Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. und gehen bis in das 
dritte Jahrhundert, bis zu welcher Zeit also der römische Einfluss sich hier 
geltend machte. 

Die Gegenstände sollen in Folgendem nach dem Material geordnet werden, 
aus welchem sie bestehen. 

Stein. 

Zunächst sei hier ein aus Quarzit hergestellter Schleifstein erwähnt, 
welcher etwa die Form einer quadratischen Säule von 5 cm. Durchmesser und 
12 cm. Höhe besitzt. Die hohl ausgeschliffenen Seitenflächen deuten darauf 
hin, dass er viel gebraucht worden ist. 

Sodann gehörte hierher eine Reihe von Schmuckgegenständen aus Bern- 
stein, welche theils in Perlen, theils in anderen Berloques bestehen und 
ınannigfach variiren. Die Perlen haben im Allgemeinen die Form einer an den 
Polen abgeplatteten Kugel, die in der Richtung ihrer Axe durchbohrt ist. Je 
nachdem diese Abplattung geringer oder stärker ist, nimmt die Perle eine 
mehr kugelige bezw. scheibenförmige Gestalt an. Jene erreicht bei einer Höhe 
von 10 mm., eine Breite von 14 mm. und diese bei 4,5 mm. Höhe 22 mm. 
Breite und bei 12 mm. Höhe 28 mm. Breite. Die scheibenförmigen Perlen 
sind häufig an beiden Enden des Bohrlochs und an der Seite durch concentrische 
Rillen verziert (Taf. III. Fig. 47). Der Canal ist mittels eines Metalldrahtes 
voraussichtlich von einem Ende aus eylindrisch sauber gebohrt. Wenn bei den 
grösseren und zugleich schwereren eine starke Erweiterung nach aussen hin 
stattgefunden hat, so dürfte dies in vielen Fällen auf die nachträgliche Ein- 
wirkung der Schnur oder des Broncedrahtes zurückzuführen sein. 

Die Berloques (Taf. IIl. Fig. 43—46) haben eine sehr charakteristische 
Form und erinnern im Längsschnitt entfernt an eine 8. Sie bestehen aus einem 
Kopf- und einem Bauchtheil, welche durch eine tief eingeschnittene Rinne von 
einander geschieden sind. Der Kopf ist stets kleiner als der Bauch, nach 
unten fast gerade abgeschnitten und darüber mit einer horizontalen Hohlkehle 
versehen. Etwa in derselben Höhe geht ein Bohrloch hindurch, an dessen 
beiden Enden der Kopf oft grade abgeschnitten ist (Taf. Ill. Fig. 45). Nur 
an einem Exemplar (Taf. Ill. Fig. 44) ist der Canal in dem Einschnitt hindurch- 
geführt, welcher Kopf und Bauch von einander trennt. Der Bauch hat mehr- 
weniger die Form eines Ellipsoids und ist meistens, wie auch der Kopf, 
parallel mit der Axe plattgedrückt. Fast immer ist die Oberfläche glatt und 
nur in einem Falle (Taf. Ill. Fig. 44) wird sie von drei concentrischen Rillen 


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geziert. Die Höhe des Berloques wechselt zwischen 1,6 und 2,5 cm. bei einem 
Bauehdurchmesser von 0,8 bis 1,9 cm. 

Wie wir oben erwähnten, kam in einer Brandgrube der Kopftheil eines 
Bernsteinberloques vor und es ist nicht unmöglich, dass einige der hier be- 
schriebenen auch aus Brandgruben oder Urnengräbern herrühren, zumal einige 
den Eindruck gewähren, als ob sie lange Zeit in Asche gelegen hätten. Im 
Uebrigen sind derartige Berloques in grosser Menge in Willenberg und auf 
dem Neustädter Felde unweit Elbing vorgekommen; auch hat Herr Dr. Tischler 
solche Objeete mit geringen Abänderungen aus Gräbern von Dietrichswalde, 
Gruneiken und Alt Bodschwinken in Ostpreussen beschrieben. 


Knochen. 


Aus Knochen gearbeitet sind bisher nur Kämme aufgefunden worden, 
welche indessen zweierlei Form zeigen, indem sie entweder nur auf einer Seite 
oder nach zwei Seiten hin Zinken tragen. 

Von einseitigen Kämmen sind drei kleinere Bruchstücke erhalten, 
welche beweisen, dass dieselben nur sehr niedrig gewesen sind. Das voll- 
ständigste Exemplar ist 20 mm. hoch, 11 mm. lang und besitzt oben eine 
Oefinung für einen eisernen Ring, von welchem nur ein kleiner Rest conservirt 
ist (Taf. II. Fig. 29). In die untere Hälfte der Knochenplatte sind sieben 
Zinken eingesägt, die der Verfertiger später durch Schaben abgerundet und 
geglättet hat. Die beiden anderen Exemplare stellen den obern Theil der 
Kämmchen dar und weisen kein Ornament auf; das eine ist durchbohrt und das 
andere von einem kleinen Broncestift durchzogen. 

Ein zweiseitiger Kamm ist nahezu vollständig erhalten (Taf. II. Fig. 50). 
Er besteht aus einer 58 mm. langen und 30 mm. hohen etwa reetangulären 
Knochenplatte, deren Seitenränder wenig nach innen geschweift sind. Dieselbe 
hat in der Höhe einen bieonvexen Querschnitt und wird in der Längsrichtung 
jederseits von einer 48 mm. langen, S—9 mm. breiten und 2 mm. dicken 
Knochen-Leiste bedeckt. Die Enden derselben sind grade abgeschnitten, die 
Längsränder abgeschrägt und die Oberflächen sind durch vier unregelmässig 
angeordnete eingeschnittene Hoftüpfel © verziert. Eine ebenso unregelmässige 
Anordnung zeigen die vier Broncenieten welche die beiden Leisten mit der 
Knochenplatte verbinden. In diese sind oben und unten verschieden starke 
Zinken schräge eingesägt, so gross, dass beiderseits ein 9—10 mm. breites 
Randstück übrig bleibt. Die Oberseite besitzt 20 und die untere Seite 34 
Zähne, welche nachgearbeitet sind. Im Allgemeinen verräth dieser Kamm keine 
Geschicklichkeit des Arbeiters und ist nicht so sauber, als das oben erwähnte 
kleine Kämmchen. Da die Leisten schon vor dem Einsägen befestigt worden 
sind und vielleicht auch befestigt werden mussten, so ist durch diese Manipulation 
die hintere Leiste so stark mit angegriffen worden, dass sie nicht mehr genügend 
reparirt werden konnte. Beiläufig ist die Platte in drei Theile gebrochen, 
einige Zinken sind mehr oder weniger ausgebrochen und von der hinteren Leiste 


fehlt der grössere Theil. ie 


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Kämme wurden schon mehrfach auf dem Neustädter Felde bei Elbing aus- 
gegraben, indessen waren sie bei Weitem grösser und besitzen viel längere 
Zinken, als die eben beschriebenen. Es ist anzunehmen, dass jene von Frauen 
im Haar getragen wurden, während diese lediglich dem Gebrauch gedient haben. 
In Östpreussen sind auch zweimal Bruchstücke von Knochenkämmen aufgefunden, 
welche der Elbinger Form ähnlich sehen. 


Glas und Email. 


Wie oben erwähnt, kommen in den Brandgruben und freistehenden Urnen 
einige Perlen aus Glas und Email vor. Eine bei Weitem grössere Anzahl 
wurde aber an der Oberfläche und infolge Nachgrabens gesammelt, sodass in 
Bezug auf Farbe und Technik eine grosse Mannigfaltigkeit vertreten ist. Da 
zwischen Glas und Email vielfach Uebergänge stattfinden, wollen wir die Perlen 
nicht nach dem Material, sondern in Bezug auf die Herstellung unterscheiden. 

Einfarbige Perlen. (Taf. Ill. Fig. 1—27.) Viele Glasperlen zeigen eine 
flaschengrüne Farbe und nähern sich in ihrer Form einer Kugel, die an 
beiden Enden der Axe, d. i. des Bohrkanals, abgeplattet ist. Auch die früher 
beschriebenen und auf Taf. III., Fig 13, 17 abgebildeten Perlen gehören hierher. 
Ein Exemplar von 12 x 17 mm. Durchmesser wird an seiner Oberfläche von zehn 
Längs-Rillen durchzogen und ein zweites, etwas niedrigeres ist mit fünf flügel- 
artig erweiterten Riefen besetzt (Taf. Il. Fig. 16). Ausserdem treten auch ein- 
zelne Perlen in Doppelkegelform auf, die in der Richtung der Axe durchbohrt 
sind (Taf. III. Fig. 26). Zwei andere Exemplare, welche den erstgenannten zwar 
in Form und Grösse ähnlich, sonst aber undurchsichtig, nur an dünnen Splittern 
durchscheinend, (eisen-) vitriolgrün gefärbt und wachsglänzend sind (Taf. Il. 
Fig. 14). Daher nähert diese sich schon den Emailperlen. Ein fünftes Exemplar 
von dunkelflaschengrüner Färbung erinnert an eine Serpula und ist in der Weise 
hergestellt, dass man einen, nach einem Ende sich verjüngenden Glasstreifen in 
weichem Zustande schneekenartig um einen Dorn gelegt hat (Taf. III. 28). Die 
äusseren Windungen sind abgebrochen und nur 3!/, erhalten. Dies Stück ist nicht 
eigentlich eime Perle, sondern ein Knopf, wie ähnliche mit darinsteckendem 
Broncestift, zusammen mit Hakenfibeln in ostpreussischen Gräbern auftreten. 
Daher geht das Alter dieses Produkts bis in das erste Jahrhundert n. Chr. zurück. 

Die dunkelblaue Farbe, ähnlich dem Kupfervitriol, wird nur durch eine 
Perle vertreten, welche ähnlich gereift wie die zuerst beschriebene, sonst aber 
in emen 17 mm. hohen Cylinder ausgezogen ist (Taf. Il. Fig. 15). Diese 
Form findet sich schon in früher Zeit und dürfte daher einem Grabe aus 
dem ersten Jahrhundert angehören. Weit häufiger kommt das himmelblaue 
Glas und zwar in verschiedenen Formen vor. Zunächst plattgedrückt-ellipsoidisch 
einzeln oder zu zweien aneinanderhaftend (Taf. 11l. Fig. 27) oder in der Gestalt 
eines axil durchbohrten Doppelkegels (Taf. 111. Fig. 18—20), wobei die Höhe 
der Perlen zwischen 4,5 und 6 mm., die Breite zwischen 6,5 und 8,5 mm. 


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221 


wechselt. Für eine andere Form hat Tischler*) den Namen eubooctaedrisch vor- 
geschlagen, weil sie an die krystallographische Combination zwischen Cubus 
und ÖOctaeder erinnert. Wir kennen vier Exemplare von 5—0,5 mm. Breite 
und 7—9,5 mm. Höhe, welche also in der Richtung des Bohrlochs lang gezogen 
sind (Taf. III., Fig. 6—17). Endlich gehört hierher eine prismatische Perle von 
hexagonalem 4 mm. weitem Querschnitt und 16 mm: Höhe (Taf. III. Fig. 8). 

Violettes Glas kommt auch in der Form eines stark zusammengedrückten 
Ellipsoids, das aber in der Richtung der längeren Axe perforirt ist (Taf. II. 
Fig. 12. 25), ebenso in Cubo-Octaeder- (Taf. II. Fig. 9—10) und in pris- 
matischen Perlen vor (Taf. 111. Fig. 11). Das Prisma hat auch einen hexagonalen 
Querschnitt, an welchem jedoch zwei gegenüberliegende Flächen vorzugsweise 
ausgebildet sind. Die Höhe beträgt 11, die grösste Breite 7 mm. 

Zu den einfarbigen Emailperlen gehören jene kleinen orangegelben**) Ring- 
perlchen von 3—4,5 mm. grösster Breite (Taf. Ill. Fig. 2), von welchen bereits 
ein Exemplar in einer Brandgrube vorgefunden worden war. Ferner eine lack- 
rothe Perle von abgeplattet kugeliger Form und 9 x 13 mm. Durchmesser 
(Taf. UI. Fig. 1), wie eine ganz ähnliche auch schon in derselben Brandgrube 
vorgekommen ist. Endlich eine grössere Anzahl von schwarzen Emailperlen, 
die sehr verschieden geformt sind: plattkugelig glatt und gereift, ringförmig zu 
zweien oder «dreien aneinanderhaftend oder auch parallel zu der Bohrung ganz 
platt gedrückt (Taf. Ill. 3—5, 21—24). Diese schwarzen Perlen dürften wol 
aus einer Röhre hergestellt sein. 

Beleste Perlen. (Taf. Ill. Fig. 29—35.) Es giebt zunächst Glasperlen, 
auf welche mittels eines weichen Emailstabes gerade, schräge oder Zickzack- 
Linien aufgetragen sind. Eine dunkel flaschengrüne Perle von der Form eines 
Ellipsoids (21 x 29 mm. Durchmesser) ist in der Weise verziert, dass um beide 
Oefinungen des Bohrkanals eine Kreis- bezw. gebrochene und dazwischen eine 
Zicekzacklinie verläuft (Taf. il. Fig. 33). Diese Figuren sind zunächst aus 
milchweissem und daneben bezw. darüber aus rothem Email gebildet. Eine 
Cylinderperle aus hellem flaschengrünen Glase von beiläufig 29 mm. Länge 
und 10 mm. Dicke ist in Schraubenlinien belegt und zwar wechseln zwei lack- 
rothe mit zwei milchweissen Emailstreifen ab (Taf. Ill. Fig. 35). — Eine dritte 
Perle, welche die Gestalt einer abgeplatteten, aber gleichzeitig in der Richtung 
des Bohrkanals langgezogenen Kugel von 19 mm. Höhe zeigt, besteht aus 
Milchglas.. Um die Seitenwand verlaufen drei parallele Zickzacklinien, deren 
äussere durch grünes und deren innere durch rothes Email hergestellt sind 
(Taf. II. Fig. 32). 

Diese letztgenannte Perle bildet schon den Uebergang zu den belegten 
Emailperlen. Diese selbst werden ausserdem noch durch fünf andere Exemplare 


*) Tischler. Ostpreussische Gräberfeider III. Schriften der Physikalisch- Ökonomischen 
Gesellschaft in Königsberg 1879, Seite 239. 
**) Durch ein Versehen in der Lithographischen Anstalt ist die Figur nicht orangegelb, 


sondern roth ausgeführt. 
18 


222 


repräsentirt, die auf schwarzer Grundmasse weisse, rothe und gelbe Linien 
tragen. Zwei etwa gleichgrosse Perlen von plattkugeliger Form und e. 14 mm. 
Höhe zeigen um die Oefinungen der Bohrung eine milchweisse Kreislinie und 
zwischen beiden verläuft eine Ziekzacklinie aus lackrothem Email (Taf. II. 
Fig. 31). Eine andere wirtelförmige, deren eine Hälfte stärker convex ist als die 
andere, wird um den Bauch herum durch zwei gerade rothe Kreislinien verziert, 
zwischen welche eine geibe niedrige Wellenlinie sich hinzieht (Taf. III. Fig. 30). 
Eine vierte ist ganz flach, mit weiter Oeffinung und erscheint daher ringförmig. 
Auf der Seitenwand verlaufen zwei gelbe, sich schneidende Wellenlinien (Taf. II. 
Fig. 29). Die feinste Perle von plattkugeliger Form und 11 mm. Höhe ist mit 
grüngelbem Email belegt. und zwar verlaufen die Linien von einer Oeffnung 
schräge zur andern, wobei mannigfach unregelmässige Verzweigungen auftreten. 
Das Email ist aus einem gelben, einem grünen und wieder aus einem gelben 
zusammengesetzt, und es erscheint daher in dem Belagstück die grüne Farbe 
von der gelben umsäumt (Taf. III. Fig. 34). Ausserdem sind hin und wieder 
kleine Ringe von Milchglas eingelegt. Diese Perle ist dem Feuer ausgesetzt 
gewesen und daher stark angegriffen, weshalb nicht alle Details in ihrer 
Ursprünglichkeit erkannt werden können. Hiernach ist anzunehmen, dass die 
Perle aus einer Urne herrührt. 

Millefiori- und Mosaik-Perlen. (Taf. III. Fig. 36—42). Diese schönen 
Produkte antiker Glasindustrie sind in der Weise hergestellt worden, dass 
ein Bündel von planen oder gewölbten Glasstreifen, auch Röhren mit einer 
andern Glasmasse überfangen und dann ausgezogen wurden. Hieraus konnte 
man entweder direkt Perlen verfertigen, indem ein Stück dieser Masse um 
einen Dorn gewickelt wurde, oder aber es wurden daraus kleine Platten 
quergeschnitten und einzeln oder zusammengesetzt in eine Emailperle einge- 
lassen. Die ersteren nennt man Millefiori-, die letzteren Mosaikperlen, welche 
vielfach Uebergänge bilden. Die einfachste Perle dieser Art ist aus dünnen 
rothen, violetten, blauen, gelben, grünen Glasstäben zusammengeschmolzen. 
Eine andere von plattkugeliger Form und 12 mm. Höhe zeigt aequatorial eine 
hellrothe Emailzone, dann kommen jederseits ein gelber und ein dunkelbrauner 
Streifen von aufgerollten Binden und die beiden Calotten werden von weissem 
Email gebildet (Taf. IIl. Fig. 36). Diese Perle zeigt natürlich auf der inneren 
Fläche dasselbe Muster und lässt auf der Rückseite (Fig. 36a.) deutlich 
erkennen, dass sie durch Umwickeln der zusammengesetzten Glasmasse um 
einen Dorn hergestellt ist. Eine andere Perle zeigt genau dasselbe Muster, 
nur in anderen Farben (Taf. III. Fig. 41). Die mittlere Zone ist hier weiss, 
sodann folgen schwarze und gelbe Bänder und endlich eine grüne Emailmasse. 

Von Mosaikperlen sind mehrere Exemplare vorgekommen. Das eine platt- 
kugelig und 9 mm. hoch, enthält 3 Mosaikplättchen von rhombischem oder 
polygonalem Umfang in rother Emailmasse (Taf. III. Fig. 57). Sie bestehen 
aus blauem, schwarz umsäumtem Mittelfelde, von welchem acht schwarze Radien 


nach der ebenfalls schwarz eingetassten Peripherie verlaufen; die dazwischen 
19 


223 


liegenden Felder sind grün. Ein zweites Exemplar von 16 mm: hoher Cylinder- 
form (Taf. Ill. Fig. 42 u. 42a.) besteht aus Milchglas und trägt auch drei 
polygonale Mosaikeinlagen, welche aus rothem Mittelfelde, 8 schwarzen Radien, 
schwarzer Peripherie und aus gelben Feldern bestehen. Da diese Perle leider 
zerbrochen war, konnten wir auch eine Innenansicht zeichnen lassen (Fig. 42a.), 
um zu veranschaulichen, dass diese Mosaikeinlage aus einzelnen Stäbchen auf- 
gebaut ist. Eine dritte Perle von plattkugeliger Form und 13 mm. Höhe zeigt 
ein complieirtes Mosaikmuster (Taf. Ill. Fig. 35). Eine aequatoriale gelbe 
Zone wird beiderseits von zweierlei rhombischen Mosaikplatten umsäumt, welche 
abwechselnd nebeneinander gelegt sind. Die eine trägt in dunkelgrünem Grunde 
diagonal ein hellgrünes lanzettliches Blatt mit rothem Hauptnerv, die andere 
ein traubenartig angehäuftes Conglomerat von winzigen Flecken, welche in con- 
centrischer Anorduung von innen nach aussen eine gelbe, rothe, weisse Farbe 
zeigen. Darauf folgt nach aussen eine lackrothe Emailmasse. Dieses ganze 
Muster ist schon vorher zusammengesetzt gewesen und durch Zusammen- 
schweissen kurzer Stücke sollte die Perle gebildet werden. Hierbei ist aber 
das Versehen gemacht, dass diese beiden Stücke in verschiedenen Richtungen 
zusammengesetzt sind: während in dem einen die gelbe Zone, wie es wohl sein 
sollte, aequatoriäl verläuft, steht sie in dem anderen vertikal. Im Uebrigen ist 
diese Perle durchaus zierlich und kunstvoll gearbeitet und soll vielleicht die 
Traube und das Blatt vom Weinstock darstellen, wenngleich das letztere in 
der Form abweicht. 

Eine vierte ist ähnlich der oben beschriebenen aus Milchglas gefertigt und 
zeigt rundliche Felder, die im Innern blau, dann von weisser und äusserlich 
wieder von blauer Glasmasse umgeben sind (Taf. III. Fig. 40). Die andere 
weicht vor allem in ihrer Form von den üblichen wesentlich ab (Taf. 11. 
Fig. 39). Sie ist flach rhombisch und an den Enden der längeren Diagonale 
abgestumpft; in dieser Richtung geht auch die Oefinung hindurch. Die seit- 
lichen Wendungen sind abgerundet. Die Hauptmasse besteht aus lackrothem 
Email worin auf jeder Plattseite drei bis vier rundliche Einlagen sich befinden, die 
ein gelbes Mittelfeld, umgeben von schwarzen, weissen, schwarzen Ringen, besitzen. 


Wenn wir diese Produkte römischer Glastechnick überblicken, so werden 
wir wiederum lebhaft an Formen erinnert, welche aus Willenberg und aus dem 
Neustädter Felde bei Elbing bekannt geworden sind. Von ersterem Orte kennen 
wir Formen, wie die auf Tafel II. in Fig. 1. 2. 6—12. 31. 39 u. a. abgebildeten. 


Bronce. 


Die Zahl der Broncegegenstände, welche auf dem Terrain bei Ladekopp 
aufgefunden worden sind, ist eine sehr grosse und, wenngleich ein Theil der- 
selben auf zerstörte Gräber sich wird zurückführen lassen, so müssen die meisten 
zweifellos als Depötfunde aufgefasst werden, welche verloren gegangen oder aber 
bei Ueberschwemmungen im Stich gelassen oder in Kriegszeiten vergraben 


20 


224 


worden sind. Um eine leichtere Uebersicht zu gewähren, wollen wir nachfolgend 
die einzelnen Objecte nach ihrer Art zusammenstellen und beschreiben. 

Hausgeräth. Diese grösseren Gegenstände wurden während des Sommers 1884 
in geringer Tiefe im Sande aufgefunden und durch Herrn Kreisthierarzt Nouvel 
in Marienburg von den Arbeitern käuflich erworben. Herr Nouvel hatte die Güte 
alle diese interessanten und werthvollen Objeete in uneigennütziger Weise dem 
Provinzial-Museum hierselbst als Geschenk zu überweisen, woselbst sie den 
Sammlungen zu neuer Zierde gereichen. 

Wir erwähnen zuerst eine getriebene Broncevase von 17 em. Durchmesser 
und 10 cm. Höhe. Unterhalb des umgebogenen Randes ist eine Leiste nach 
aussen gedrückt und darunter sind drei concentrische Kreislinien eingravirt. 
(Taf. IV. Fig. 1.) Auf dem Mantel sind von hier bis zum Boden niedrige Rillen 
in schwach gebogenen Curven nach aussen gedrückt, welche in Abständen von 
1,5 bis 1,7 cm. parallel neben einander verlaufen. Der untere Theil der Seiten- 
wandung sowie namentlich der Boden sind nicht mehr vorhanden. Immerhin 
erinnert dies Gefäss in seiner Form und Technik an die Bronce-Urnen von 
Münsterwalde im Kreise Marienwerder. 

Der zweite Gegenstand ist eine Schale (Taf. IV. Fig. 2), welche zwar 
in viele einzelne Stücke zerfallen, aber nahezu vollständig erhalten ist. Sie 
misst etwa 9 cm. Höhe bei einer Weite von 24 em. Der innere Mantel weist 
unterhalb des auswärtsgebogenen Randes zwei parallele Kreislinien auf und 
wird durch Furchen in vier Quadranten getheilt. Von einer hochgelegenen 
Stelle einer solchen Theilungslinie verlaufen strahlenförmig Reifen über das 
ganze Becken, wobei nur die Bodenfläche und die oberen Theile des dem Aus- 
gangspunkte zunächst liegenden Quadranten eine Unterbrechung erleiden. Von 
derselben Stelle gehen jederseits flache Bogeneindrücke bis zum nächsten Viertel 
der oberen Kreislinien und füllen so den freigebliebenen Raum aus. Der Boden 
ist nach innen gewölbt und zeigt auf beiden Flächen mehrere concentrische 
Kreislinien. An der Aussenseite des Mantels und zwar an den eben erwähnten 
Stellen hat dicht unter dem Rande je ein Paar herzförmiger hohler Bronceknöpfe 
gesessen, deren Inneres durch Bronceguss ausgefüllt war. Zwei dieser Knöpfe 
sind mitconservirt worden und gewähren den Eindruck, als ob sie ursprünglich 
nicht zugehörig, sondern erst später angesetzt worden seien. Diese Gegenstände 
dürften in erster Reihe dem Gebrauch gedient haben, mögen aber dann auch 
zur Bestattung der Asche Verstorbener benutzt worden sein. An anderen Orten 
der Provinz sind in derartigen Gefässen gebrannte Menschenknochen aufgefunden 
worden; ob hier ein derartiger Inhalt vorhanden war, liess sich nicht mehr 
constatiren. 

Ferner verdankt das Provinzial-Museum Herrn Nouvel eine Kasserole 
nebst Siebeinsatz. (Taf. IV. Fig. 3, 4.) Die erstere besteht aus einem 11 cm. 
weiten und 5 cm. hohen Becken mit rechtwinkelig abgebogenem schmalen Rande 
und einem 12 cm. langen platten Stiel von 2,5 bzw. 1,3 cm. Breite, welcher 
in der Mitte zwei centripetal geneigte kurze Seitenäste treibt und am Ende 


21 


sehr breit ausschweift. Die äussere Bodenfläche des Gefässes ist mit einer 
einfachen und drei concentrischen Doppelfurchen versehen. (Taf. IV. Fig. 3a.) 
Das Sieb ist der Kasserole ganz ähnlich gearbeitet, nur um soviel kleiner, dass 
es genau in jene hineinpasst. Sodann ist die Seitenwandung im oberen und 
unteren Theile mit je zwei Reihen feiner Oeffnungen versehen und dazwischen 
werden schwach — förmig gebogene Figuren durch Löcher dargestellt. Die 
Mitte des Bodens ist unversehrt und wird von einem Kreise bedeckt. Von hier 
verlaufen bis zur Peripherie des Bodens 13 Hauptradien von Oefinungen und 
dazwischen secundäre Radien, welche etwa erst in der Mitte beginnen und eben- 
soweit bis zum Rande gehen. Die hierdurch gebildeten 26 Endpunkte werden 
durch schwach auswärts gebogene Löcherreihen verbunden. Der Stiel ist dem 
ersten genau entsprechend gearbeitet. Derartige Gefässe sind schon öfters bei 
Funden aus dem älteren Eisenalter vorgekommen; z. B. ein ganz ähnliches 
Paar aus Buckowien, Kr. Lauchau, besitzt die Sammlung nordischer Alterthümer 
der Königlichen Museen zu Berlin. 

Wahrscheinlich von einem grösseren Eimer rührt ein halbkreisförmiger 
Bügel her, welcher in der Mitte 1,3 cm. stark ist und an den hakenförmig 
nach aussen gebogenen Enden auf 0,6 cm. sich verjüngt (Taf. IV. Fig. 5). 
Dieselben sind 19,5 em. von einander entfernt und hängen in stumpfdreieckigen 
Ansatzstücken von 7 em. Breite und 3 cm. Höhe. Die Spitze derselben ist 
abgerundet und etwas unterhalb ist an jeder Seite des Dreiecks ein Zahn ein- 
geschnitten. Die Bügelhöhe ohne Ansatzstücke beträgt 8,7 em. Ausserdem 
ist noch ein kleinerer Griff aufgefunden worden, welcher in seinem mittleren 
Theile aus einem 8 mm. dicken Broncedraht besteht, der sich dann auf 5 mm. 
verjüngt und in kleine Knöpfe endigt (Taf. IV. Fig. 6). Die Griffhöhe beträgt 
4,9 cm., während die Knöpfe 9,6 cm. auseinanderstehen. Beide Objecte sind 
Handhaben für ein grösseres bzw. kleineres Gefäss gewesen und haben sich 
frei in Oesen bewegt. In Rondsen unweit Graudenz ist vor zwei Jahren auch 
ein Bronceeimer*) ausgegraben worden, dessen Bügel dem unsrigen sehr ähn- 
lich sieht. 

Schnallen und Gürtel. Bereits oben haben wir eine Schnalle beschrieben, 
welche aus einem Grabe herrührte und hier sind noch zwei einzelne Stücke zu er- 
wähnen. Die eine Schnaile besteht aus einem 2,1 em. hohen Bügel von planconvexem 
Querschnitt, dessen freie Enden durch eine 2 cm. lange Axe verbunden werden, 
welche an beiden Enden durch einen cannellirten Kopf vernietet ist (Taf. IV. 
Fig. 10). Um dieselbe spielt ein 2,4 em. langer Dorn, dessen Spitze nach 
unten gekrümmt ist. Die Riemenkappe ist nicht mehr erhalten. Das zweite 
grössere Exemplar hat einen niedrigen, abgerundet rechteckigen Bügel von 4 cm. 
Länge und 2 cm. Höhe (Aussenmass) und einem gleichseitig-dreieckigen Durch- 
schnitt (Taf. IV. Fig. 11). Die Riemenkappe bewegt sich mittelst zweier 


*) Dieser Bronceeimer wird im Local-Museum der Stadt Graudenz aufbewahrt und ist durch 
dessen Üonseryator Florkowski in Gyps nachgebildet worden. 


22 15 


226 


Oesen um die Axe, welche an dem einen Ende umgebogen und an dem andern 
vernietet ist. Jene ist 1,3X 3,3 cm. gross und zeigt in der Mitte eine grosse, 
an jeder Seite eine kleine Niete, welche letztere unten aufgespalten und umge- 
schlagen ist. Der Dorn fehlt. 

Es finden sich mehrfach längliche dünne Bronceplättehen mit und ohne 
Nieten, welche wol einen Gürtelbesatz gebildet haben mögen, wie solcher auch 
aus anderen, namentlich Frauengräbern, früher bekannt geworden ist. Ausserdem 
sind hier noch drei Riemenzungen zu erwähnen, welche hinten aufgespalten 
sind und durch eine Niete zusammengehalten werden und nach vorne sich ver- 
jüngen. Das eine Exemplar (Taf. IV. Fig. 12) ist 4,6 cm. lang. unten 1,1 
em. breit und endigt oben in einen Knopf; das andere hier nicht abgebildete ist 
5,5 cm. lang erhalten und oben leider abgebrochen. Das dritte von etwas ab- 
weichender Form ist 5 em. lang und in den Backen 1,7 cm. breit (Taf. IV. Fig. 13). 

Schnallen und Riemenzungen sind auch in anderen Fundgebieten nicht 
selten und in übereinstimmenden Formen auch in Willenberg und bei Elbing 
vorgekommen. 

Fibeln. Unter allen Broncegegenständen sind die Fibeln am Wichtigsten, weil 
sie durch Vergleich eine Zeitbestimmung ermöglichen. Viele derselben sind von 
Herrn Reetor Krüger und von Herrn Conwentz an der Oberfläche oder wenig 
unter Terrain gefunden worden, aber auch die übrigen sind ihrer Erhaltung 
nach frei im Lande vorgekommen. 

Die älteste Form ist die Hakenfibel, welche hier durch 13 verschiedene 
Exemplare und Bruchstücke repräsentirt wird, von denen die sechs wichtigsten 
abgebildet sind. Die ältesten Fibeln dieser Art besitzen einen platten oder 
mehr dieken Bügel und einen längsdachigen, nach unten sich erweiternden 
Fuss, an dessen Unterseite in der Mediane eine unten umgebogene Platte 
als Nadelhalter fungirt (Tafel IV. Fig. 16—20). Dieser Fuss ist selten 
glatt und wenigstens an der Basis durch ein eingeschnittenes /\ oder A 
verziert (Fig. 16, 20). An einer Fibel waren die drei Seiten des Dreiecks 
nach innen und nach aussen von eingepunzten Punctreihen umsäumt (Fig. 18). 
Das häufigste Ornament bilden eingeschlagene Hoftüpfel, die meist zu zwei 
(Fig. 17, 18) oder drei (Fig. 19-—20) Paaren angeordnet sind. Der Fuss 
geht unmittelbar in den Hals über (Fig. 19) oder ist von jenem durch Punct- 
reihen (Fig. 18) oder aber durch eine Querleiste getrennt (Fig. 16, 17), 
welche nach oben entweder zugeschrägt oder flach ist. Der Hals ist bald 
schmäler, bald breiter und bald flach, bald sehr stark gewölbt. Er trägt unten 
zuweilen auch noch je einen Hoftüpfel und ist meistens auch noch in der Mitte 
und an den Rändern verziert. An der grossen Fibel von 8 em. Länge (Fig. 
19) wird der Hals an jeder Seite von je einer und in der Mitte von zwei 
Furchen durchzogen, deren gemeinsamer Grat linsenförmig ausgestanzt ist; die 
einzelnen Linsen werden in der Mittellinie durch eine schmale Leiste verbunden. 
Bei einer andern Fibel verläuft median ein einfaches Perlornament (Fig. 16, 17). 


Endlich ist ein Hals in der Mitte von einer breiten Furche durchzogen, in 
23 


% 
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j 
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- 


997 


welcher und zu deren Seiten je zwei Punctreihen in bas-relief eingeschlagen 
sind (Fig. 18). Der Hals geht selten unmittelbar in den Sehnenhaken über, 
sondern erweitert sich gewöhnlich noch zu einem Kopf, welcher in der Mitte 
durch zwei Hoftüpfel verziert ist (Fig. 16, 17). Der Hals bezw. Kopf ist auf- 
gespalten und während der untere Theil dieses Fortsatzes den Draht für die 
Spirale abgiebt, umfasst der obere als Haken die Sehne. Jene zeigt selten 
noch ihre ursprüngliche platte Form (Fig. 19), meistens ist sie abgerundet, geht 
in drei bis vier Windungen nach liuks, als Sehne oben nach rechts und von 
hier in ebenso viel Windungen bis zur Mitte zurück, um die Nadel zu bilden, 
welche in den Halter eingreift. 

Eine andere Form der Hakenfibel, welche hier auch durch zwei Exemplare 
vertreten ist, besteht in einem dünnen drahtförmigen Fuss, welcher unten in 
einen cannellirten Knopf endigt und nach oben sich wenig erweitert (Taf. IV. 
Fig. 21). Vertical nach unten geht der Fuss in eine dreieckige Platte über, 
welche unten zur Aufnahme der Nadel umgebogen und von drei verschieden 
grossen Oefinungen durchbrochen ist. Vom Hals wird der Fuss durch eine 
hohe halbkreisförmige Leiste getrennt, neben welcher oben und unten eine 
Furche eingeschnitten ist. Der convexe Hals erweitert sich plötzlich und zieht 
sich dann wieder zusammen, um den breiten Kopf zu tragen; er hat daher eine 
etwas gewölbt rhombische Form. Die Construction der Spirale stimmt mit der 
ersten Form überein. 

Beide Formen von Hakenfibeln bilden eine häufige Beigabe in west- 
preussischen Gräbern und sind u. a. in Kl. Kleschkau, Hohenstein, Dirschau 
mit Leichen zusammen und auch in Willenberg vielfach vorgekommen. 

Eine dritte Form ist die Fibel mit Rollenhülse, von welcher Herr 
Rector Krüger ein sehr schönes und vollständiges Exemplar von 6,5 cm. 
Länge aufgefunden hat (Taf. IV. Fig. 24). Der Fuss von etwa dreieckigem 
Ausschnitt ist kühn nach unten geschwungen, ebendahin sich verjüngend 
und wird hier durch eine halbkreisförmige oben eingeschnittene Platte ab- 
gestutzt, an welcher nach unten ein dreifach eingeschnürter Zapfen ansetzt. 
In der Mitte der Unterfläche sitzt ein nach vorne abgeschrägtes Band, das 
unten für die Nadel umgebogen ist. Vor dem Steg sind oben zwei Furchen 
eingeschnitten; derselbe ist gross und halbkreisförmig. Der Hals beginnt etwas 
schmäler als der Fuss oben endigt, bildet dann rechtwinkelig gebogene seitliche 
Fortsätze und zieht sich nach oben wieder zusammen, um hier die Hülse von 
4,3 cm. Breite zu tragen. Der Hals ist ähnlich dem Fuss der Länge nach 
dachförmig geneigt und auf der Rückseite ziemlich eben; unten vor der Leiste 
sind zwei Furchen eingeschnitten. Die Hülse umschliesst die Spiralfeder fast 
ganz und lässt nur der Nadel freien Spielraum. Diese Fibel ist in Westpreussen 
nicht häufig, sie tritt zahlreich auf dem Neustädter Felde bei Elbing auf. 

Eine vierte Form ist die Fibel mit Sehnenhülse. Der Fuss ist hier 
selten länglich schmal, wie in Taf. IV. Fig. 27, sondern zumeist kurz und breit, 


nach unten etwas auseinandergehend, wie in Taf. IV. Fig. 22. In beiden Fällen 
24 15* 


228 
dacht er sich oben mehr oder weniger nach den Seiten hin ab und trägt unten 
eleich den Hakenfibeln einen Nadelhalter. Der Fuss ist in einem Falle an den 
Rändern mit einer eingeschlagenen Linie (Taf. IV. Fig. 27) und in einem 
andern mit einer \/ Zeichnung versehen (Taf. IV. Fig. 26), sonst aber immer 
schmucklos. Ein flachgewölbter Steg mit senkrechten Seitenwänden bildet die 
Grenze. Derselbe ist selten oder nie glatt, denn in Fig. 22 verdeckt nur 
eine dicke Patina das sicherlich darunter befindliche Ornament. An der Fibel 
mit dem langen Fuss (Fig. 27) ist «ie Leiste mit tiefen Furchen versehen, 
welche sich sogar unten herumziehen. Die Leiste einer anderen wird von drei 
Furchen durchzogen, deren Zwischenräume durch dicht auf einander folgende 
schräge Einschnitte gegliedert sind (Fig. 25) und auf einer dritten Leiste werden 
deren Ränder von Puncten eingefasst, zwischen welchen Doppel-Zickzacklinien 
eingeschlagen sind (Fig. 26). Der Hals erweitert sich etwas nach oben und 
ist gewöhnlich in der Mitte und an den Seiten von einer Doppelfurche durch- 
zogen, deren Mittelgrat durch eine quadratische Stanze geperlt ist (Fig. 22, 25, 
26); zuweilen läuft eine solche Perlschnur auch noch unten am Steg entlang. 

Bei einer Fibel (Fig. 27) durchziehen vier Doppelfurchen den Hals und 
zwischen denselben sind oben und unten \/ eingeschlagen. Ein anderes Exemplar 
(lig. 22) besitzt nur oben diese Figuren, unter welchen noch je ein Kreis ein- 
geschlagen ist. Diese Fibel, welche, wie schon oben erwähnt, mit einer dicken 
Patina überzogen ist, enthält darin noch einige Gewandreste, die unter dem 
Mikroskop als Hanf und Leinwandfasern sich erwiesen. Der Kopf ladet oben 
in zwei Flügel aus, deren untere Ränder die Rolle umfassen, während der 
ganze obere Bügelrand nach oben zur Sehnenhülse umbiegt. Die Rolle nebst 
Sehne und Nadel wird bei diesen Fibeln, wie auch bei den folgenden, aus einem 
besonderen Stück gebildet. 

Die Fibeln mit Sehnenhülse treten häufig bei Willenberg und auf dem Neu- 
städter Felde, und zwar zusammen mit den Armbrustfibeln auf. Von diesen 
sind auch in Ladekopp zwei Varietäten, mit umgeschlagenem und mit breitem 
Fuss, in mehreren Exemplaren vorhanden. Eine der ersten Art ist in Taf. IV. 
Fig. 31 abgebildet. Der grade schmale Fuss geht allmählich in den etwas 
breiten planconvexen und halbkreisförmig aufwärts gebogenen Hals über. Der 
Fuss biegt sich hinten schuhförmig um, wobei das letzte Ende, drahtförmig ver- 
schmälert, durch Umwinden an dem Büzgel befestigt ist. Der Hals ist oben 
perforirt und nimmt die Axe auf. deren Enden vernietet sind. Um dieselbe 
ist die Rolle aufgewickelt, wobei der mittlere Theil als Sehne unten durch- 
geschlagen wird. Exemplare der zweiten Varietät werden in Taf. IV. Fig. 
29, 30 dargestellt. Hier ist der Fuss nicht nach hinten, sondern senkrecht 
nach unten eingeschlagen, um die Nadel in sich aufzunehmen. In der letzt- 
genannten Figur ist die überaus starke Wölbung des Bügelhalses auffallend. 

Die Armbrustfibeln beginnen nach Tischler gegen die Mitte des 2. Jahr- 
hunderts und kommen bis zum Schluss des dritten Jahrhunderts auf den ost- 
preussischen Gräberfeldern zahlreich vor. 


25 


229 

Armringe. Abgesehen von den Ringarten, welche bereits oben erwähnt wurden 
(Taf. V. Fig. 3, 6, 11), haben wir noch acht Broncsspangen bezw. Bruchstücke 
derselben zu nennen, welche einzeln aufgefunden worden sind. Alle Exemplare, 
sowol die früheren als auch die nachfolgenden, sind auf dem Unterarm ge- 
tragen, während grössere Spangen, wie sie z. B. bei Elbing vorkommen, hier 
gänzlich zu fehlen scheinen. Im Allgemeinen kann man zwei Formen unter- 
scheiden: die eine drahtförmige von mehrweniger rundlichem Querschnitt und 
die andere bandförmige von biconvexem oder planconvexem Querschnitt. In- 
dessen treten zwischen beiden mancherlei Uebergänge auf. 

Die einfachste Form besteht aus einem rundlichen, etwas plattgedrückten 
Draht, welcher an dem einen Ende knopfartig anschwillt, während das andere 
abgebrochen ist. Dieser Knopf setzt durch zwei ringsum verlaufende Furchen 
vom übrigen Körper ab, welcher durchweg glatt und ornamentfrei ist. 

Eine andere einfache Form (Taf. V. Fig. 2) wird aus einem Broncedraht 
gebildet, der in der Mitte rundlich und etwa 5 mm. dick ist, während er an 
den Seiten sich abplattet und wenig verschmälert, um schliesslich an den Enden 
wieder etwas anzuschwellen, welche grade abgeschnitten sind. Die diek auf- 
liegende Patina lässt ein Ornament nicht erkennen. Dieser Ring ist offen, so- 
dass seine beiden Enden 6 mm. von einander abstehen und hat 5,4x 6,4 cm. 
inneren Durchmesser. Ein zweites Exemplar dieser Art (Taf. V. Fig. 1.) von 
elliptischem, fast bieconvexem Drahtdurchschnitt wird in der Mitte der Aussen- 
seite von zwei parallelen Furchen durchzogen, welche in bas-relief geperlt sind. 
Zu beiden Seiten derselben sind an den Enden und auch in Abständen an der 
übrigen Oberfläche OOCOOO eingeschlagen. Die Enden liegen bei dieser Spange 
20,5 mm. übereinander, so dass diese nur 5,0xX5,5 em. Durchmesser besitzt 
und daher nur von einem jungen Mädchen am Handgelenk getragen sein kann. 
Ein drittes unvollständiges und verbogenes Stück, welches aus einem etwas 
stärkeren Draht besteht, zeigt das nämliche Ornament nur mit dem Unterschiede, 
dass in der hohlen kreisrunden Punze noch ein centraler Dorn stehen geblieben 
ist, wodurch die © © © o © Hoftüpfel- Zeichnung bewirkt ist (Taf. V. Fig. 4). 

Die bisher beschriebenen Armringe hat Herr Reetor Krüger entweder selbst 
ausgegraben oder an der Oberfläche gesammelt oder von den Erdarbeitern er- 
worben. Das erste Exemplar, welches wir Herrn Bauunternehmer ©. Mischke 
in Schöneberg a./W. verdanken, bildet schon den Uebergang zu den bandartigen 
Spangen. Es hat durchweg einen bieonvexen Querschnitt in der Mitte von 
5x8 mm., an der Seite von 3,5xX7,5 mm. und an den Enden von 4,5xX 8,5 
mm. (Taf. V. Fig. 5). In der Mitte der Aussenfläche verlaufen hier zwei 
punetirte Furchen, ohne von kleinen Kreiseindrücken umsäumt zu werden. 

Die eigentlichen bandförmigen Armspangen sind von planconvexem, manch- 
mal concav-convexem Querschnitt und besitzen einen selbstständig ausgebildeten 
Hals und Kopf. Sie werden hier durch ein Bruchstück, ein durehbrochenes 
und ein abgebrochenes Exemplar vertreten. Ersteres (Taf. V. Fig. 7) ist ein 


etwa 6 cm. langes Endstück, welches sich von 6 auf 10 mm. verbreitert und 
26 


230 


dann durch eine Querleiste abschliesst, von welcher zwei nach iunen conver- 
girende Einschnitte abgehen. An den äusseren Rändern des Bandes sind zw ei 
Reihen kleiner Puncte eingestanzt. Der Hals setzt durch eine tief eingeschnittene 
breite Furche von jener Leiste ab, baucht sich dann ein wenig aus, zieht sich 
wieder, auch von oben her, plötzlich zusammen, um dann den Kopf von etwa 
hyperbolischem Grundriss zu bilden. Dasselbe trägt an der einen Seite noch 
eine Gussnaht, auf welcher wahrscheinlich später kleine V-förmige Einschnitte 
gemacht sind. Dies Exemplar wurde von Herrn Conwentz an der Oberfläche 
im Sande aufgefunden. 

Ein zweites Armband, welches einmal durchgebrochen ist, besteht aus einem 
9,5 mm. hohen Broncestreifen von dem Querschnitt eines stumpfen gleichseitigen 
Dreiecks (Taf. V. Fig. 8). In der Mediane verläuft eine schmale Leiste, 
welche beiderseits von zwei Furchen umsäumt wird, deren Mittelgrat geperlt 
ist; dasselbe Ornament zieht sich auch an jedem der beiden Aussenränder hin. 
Die Spange ist im der Mitte in einer Länge von 7 cm. auf 7 mm. zusammen- 
geschnürt und an den Kanten abgerundet, während sie sich nach den Enden 
hin auf 12 mm. verbreitert. Hier schliesst sich ein 4,5 mm. breites Querband 
an, welches aus einer sehr schmalen mittleren und breiteren Seitenleiste be- 
steht, die gerillt sind. Darauf erweitert sich der Hals, ist oben mit zwei 
kleinen Kreisen verziert und schnürt sich dann von den Seiten und von oben 
zusammen. Sodann setzt der etwa halbkreisförmige Kopf an, welcher an der 
Basis und Peripherie von zwei Furchen eingefasst wird, deren Mittelgrat 
gerillt ist; in letzterem Falle erhebt sich derselbe wulstartig. Diese Spange, 
welche das Provinzial-Museum gleichfalls Herrn C. Mischke verdankt, hat einen 
Durchmesser von etwa 5,5 und 6,0 cm., wobei die beiden Kopfstücke auf dem 
Arm nebeneinander zu liegen kommen. 

Das dritte Armband, welches das schönste Muster zeigt, ist an dem einen 
Ende leider abgebrochen (Taf. V. Fig. 9). Das Band ist 14,5 mm. hoch und 
von sehr stumpfdreieckigem Durchschnitt, wobei die beiden Seiten nicht gerade, 
sondern eingebogen sind. In der Mitte zieht es sich wieder, aber nur in 
einer Länge von 2 cm. auf 8,5 mm. Höhe zusammen und ist an den Kanten 
abgerundet. Die Oberkante des Bandes ist abgeplattet und auf derselben ver- 
läuft eine Wellenlinie in haut-relief (Fig. 9 a.); an den Seitenrändern ziehen 
sich je zwei Furchen hin, deren Mittelgrat geperlt ist. Am Ende des Bandes 
sind oben und unten \/förmige Einschnitte und dahinter ein Puncteindruck. 
Den Abschluss bilden vier Querfurchen mit geperltem Mittelgrat, worauf 
der Hals mit einer Hoblkehle ansetzt. Dann folgt eine Leiste, in welche zwei 
tiefe Furchen eingeschnitten sind, deren Mittelgrate geperlt sind, und darauf 
wiederum eine Hohlkehle. Der Kopf ist halbkreisförmig, flach und wird an 
der Basis von zwei, an der Peripherie von drei parallelen Furchen eingefasst, 
deren Zwischenräume alle geperlt sind. Ausserdem verlaufen von der Mitte 
der Basis senkrecht zwei punctirte Furchen, an deren Grund je ein Punct ein- 
geschlagen ist. Diese Armspange hat Herr Kreis-Baumeister Stumpf in Marien- 
burg die Güte gehabt dem Provinzial-Museum zu überreichen. 

27 


231 

Alle Armringe, welche in Ladekopp aufgefunden wurden, repräsentiren 
solche Formen, welche in Skelettgräbern unserer Provinz nicht selten ange- 
troffen werden und für dieselben geradezu charakteristich sind. Mit Bezug auf 
die Funde im Werder erwähnen wir, dass sie mit Hakenfibeln zusammen auch 
in den Gräbern von Kleschkau, Hohenstein, Dirschau, Laase u. a. m. vorkommen. 
Die bandartigen Formen, welche bis in eine jüngere Zeit hineinreichen, sind 
auch aus Willenberg und Elbing bekannt geworden. 

Fingerringe. Während in ostpreussischen Gräbern garnicht selten Fingerringe 
aufgefunden werden, solche auch aus Willenberg und Elbing genügend bekannt 
geworden sind, gehören sie in Ladekopp und im Werder überhaupt zu den 
Seltenheiten. Aus einer Brandgrube ist oben ein kleiner Ring beschrieben und 
abgebildet (Taf. V. Fig. 10), welcher kaum etwas anderes als einen Fingerring 
vorgestellt haben kann. Ausserdem sind von Herrn Krüger noch zwei ein- 
förmig gebogene glatte Broncestreifen von 2—3 mm. Breite aufgefunden, welche 
einem Fingerringe ähnlich sehen. Sonst ist uns von derartigen Objeeten nichts 
weiter bekannt geworden. 

Reitzeug. Herr Rector Krüger hat das Glück gehabt, auch einen Sporn (Taf. 
IV. Fig. 34) aufzufinden, welcher aus einem hyperbolisch geformten Bügel und 
einem kurzen Dorn besteht. Der Bügel ist lach nach aussen gewölbt und in der 
Mediane gebrochen, er beginnt hinten mit 4 mm. Breite und erreicht in sanftem 
Bogen vorne 18,5 mm. Die Seite ist etwa 3,3 cm. lang und rückwärts in 
einen pilzartigen Knopf umgebogen, auf dessen Oberfläche ein + eingeschnitten 
ist. (Fig. 34 a.) Der hohle Dorn hat etwa Kegelform von ca. 13 mm. Basis- 
durchmesser und 25 mm. Höhe, wobei die äusserste Spitze selbst etwas abge- 
brochen ist. Am Grunde des Kegels verläuft eine kleine Leiste. Bei einer 
Bügelhöhe von 2 cm. stehen die Enden dessselben nur 5,7 cm. von einander 
ab, sodass der Sporn nur an einem kleinen Fuss mittels Riemen befestigt ge- 
wesen sein kann. 

Römische Sporen sind in Westpreussen wiederholt in Gräbern gefunden 
worden, wie z. B. in Münsterwalde. Ein Exemplar aus Willenberg, welches gegen- 
wärtig im Provinzial-Museum der Physikalisch-Oekonomischen Gesellschaft zu 
Königsberg i. P. aufbewahrt wird, sieht unserem sehr ähnlich. Nur der Bügel ist 
flacher und der Dorn spitzer gearbeitet. Auf dem Neustädter Felde bei Elbing, 
wo jährlich eine grosse Anzahl von interessanten Objecten neu zu Tage ge- 
fördert wird, ist bisher noch kein Sporn vorgekommen. In Rondsen ist kürzlich 
ein eiserner Sporn von entfernter Aehnlichkeit in Brandgruben aufgefunden 
worden. 

silber. 

Von Silbergegenständen ist oben schon ein Armbandstück aus Ladekopp 
und überdies die Hadrianmünze aus Gr. Lichtenau genannt worden. Ausserdem 
wurden noch zwei andere Objecte, welche ebenso wie das erstere im Feuer 
gelegen haben, von dem Herrn Rector Krüger einzeln aufgefunden. Das erste 
ist ein nahezu 3 cm. langer S-förmig gebogener Haken (Taf. V. Fig. 15), dessen 

28 


232 


eine Hälfte etwas enger zusammengebogen ist als die andere, sodass er 
asymmetrisch erscheint. Er wird aus drei gerillten Drähten zusammengesetzt, 
die in der Mitte von zwei kleinen Ringen umgeben sind, welche aus etwas 
dünnerem, gleichfalls gerilltem Draht bestehen und zwischen sich einige auf- 
gesetzte Perlen tragen. Am Ende sind diese Drähte wiederum durch zwei 
ähnliche Ringe verbunden, woran der complieirte Kopf sich ansetzt. Derselbe 
besteht aus vier gegenseitig sich berührenden Kugeln, von welchen die drei 
unteren wiederum durch zwei zusammengelegte kleinere Kügelchen gekrönt 
werden. Zwischen jenen drei unteren ist je eine kleine Perle eingefügt. Der 
Haken besteht aus reinem Silber, welches in Folge des Brandes recht brüchig 
geworden ist, und zeigt beiderseits in dem Krönchen Spuren von Vergoldung. 
Solche Silberhaken sind in acht verschiedenen, z. Th. sehr schön gearbeiteten 
Exemplaren in Willenberg aufgefunden worden, ohne dass man sie damals zu 
deuten vermochte. Wir werden weiter unten zeigen, dass sie das Schlussglied 
einer Halskette vorstellen. Später sind ähnliche, aber einfacher gearbeitete 
Objecte auch auf dem Neustädter Felde bei Elbing vorgekommen. 

Der zweite Gegenstand ist ein 15 mm. hoher, hohler Doppelkegel (Taf. 
V. Fig. 12) mit abgestumpften offenen Spitzen, auf dessen ganzer Oberfläche 
parallel mit der Basis feine Rillen verlaufen. Die abgerundete Mittelkante ist 
mit einer unterbrochenen Reihe von winzigen Perlen besetzt und dieselbe Ver- 
zierung tritt auch zu ihren beiden Seiten auf. Ein ähnliches Objeet ist uns 
aus West- und ÖOstpreussen noch nicht bekannt geworden, jedoch glauben wir 
nicht fehl zu gehen, wenn wir es als Schieber einer Halskette auffassen. 


Gold. 


Ausser dem bereits oben erwähnten Drahtgeflecht sind noch zwei andere 
Gegenstände aus Gold bekannt geworden. Der erste, welchen das Provinzial- 
Museum der Opferfreudigkeit des Herrn Kreis Baumeisters Stumpf in Marien- 
burg verdankt, ist ein Schliesshaken, ähnlich dem aus Silber gearbeiteten 
(Taf. V. Fig. 14). Er misst im Ganzen 3,2 cm. Länge und besteht aus einem 
etwa 1,5 mm. dicken Golddraht, um welchen in der Mitte ein hoher und dann 
Jederseits noch zwei immer niedriger gerillte dünne Drähte gelegt sind. Daran 
schliesst sich jederseits die Umwickelung des Hauptdrahtes mittels eines noch 
dünneren, fein gerillten, die ursprünglich wohl bis zum Ende gereicht hat, jetzt 
aber zum grossen Theil geschwunden ist. Jedes Ende wird dureh einen 
dünneren und dann durch einen dickeren gerillten Ring eingefasst, an welchen 
ein Krönchen sich anschliesst. Dies zeigt mit geringen Unterschieden denselben 
Bau wie an dem silbernen Haken, nur bilden nicht drei, sondern vier grössere 
Kugeln die Basis und an diese schliessen sich die kleinen Kugeltetraden nicht 
in derselben Ebene, sondern etwas schräge aufwärts an. Dieser Haken muss 
schon lange im Gebrauch gewesen sein, da er an mehreren Stellen abgenutzt ist. 

In der Sammlung nordischer Alterthümer des königl. Museums zu Berlin 


befindet sich eine aus feinem Golddraht geflochtene Kette mit Bommel und 
29 


233 


Schlussglied, welche in Buskow bei Neuruppin aufgefunden worden war (Taf. V. 
Fig. 18). Die beiden im Ringe gefassten Enden der Kette tragen Oesen, die durch 
einen @förmig gebogenen Haken zusammengehalten werden. Derselbe sicht 
in der Form und Ausführung unserm goldenen durchaus ähnlich, sodass auch 
dieser wie der silberne nicht anders gedeutet werden kann. Ein zweites Collier 
dieser Art, welches 1859 in einer Urne aus der älteren Eisenperiode in Wotenitz 
bei Grevismühlen, Meklenburg vorgekommen ist, wird in der Abtheilung für 
vaterländische Alterthümer im Grossherzoglichen Museum zu Schwerin aufbewahrt. 
Nach den Mittheilungen des Geheimrath Lisch (Jahrbücher des Vereins für 
meklenburgische Geschichte und /Alterthumskunde. 26. Jahrgang. Seite 161, 
36. Jahrg. S. 142 und 37. Jahrg. S. 230) scheint der zugehörige Schlusshaken 
dem unsrigen noch näher zu stehen als der erstgenannte. In derselben Urne 
fanden sich neben der Goldkette zahlreiche Alterthümer aus Eisen, Bronce, 
Glas, eine offene silberne Armspange mit halbkugelförmigen Verzierungen an 
den Enden, eine verbogene grosse silberne Nadel und ein hohler silberner 
Nadelknopf. Ausserdem ist in Nörre-Vroby bei Odensee auf Fühnen nebst 
römischen Broncen u. a. eine goldene Bommel*) aufgefunden, welche zwar kleiner, 
dennoch an Geschmack und Verzierung der von Wotenitz völlig gleicht. In 
der Pusste Bakod in Ungarn kamen mit Skeletten zusammen diverse Schmuck- 
sachen, darunter auch eine goldene Halskette vor, deren Enden auch mit Oesen 
versehen sind; indessen fehlt das schliessende Glied. Endlich ist eine ähnliche 
Kette aus Wulzeshofen in Oesterreich bekannt geworden. Alle diese Stücke 
gleichen mehrweniger einander, sind überaus tüchtig und kunstreich gearbeitet 
und erinnern an arabische Technik. 

Der zweite Gegenstand ist eine Münze von 1,9 bis 2 cm. Durchmesser, 
welche am Rande durchbohrt ist und daher wohl als Berloque getragen sein 
mag (Taf. V. Fig. 15). Das Avers zeigt das Bildniss des Kaisers Gordian und 
die Umschrift: 

Imp (erator) Gordianus Pius Fel (ix) Aug (ustus). 

Auf dem Revers (Fig. 15a.) befindet sich eine die Umschrift allegorisch 
darstellende Figur: 

Aeternitati Aug (usti). 

Die drei. Kaiser Gordian haben nur kurze Zeit und zwar um das Jahr 240 
n. Chr. regirt, welche Zeit den Armbrustfibeln entsprechen würde, mit welchen 
sie zusammen vorgekommen ist. Dies wichtige Stück wurde nebst einigen 
anderen Objecten von Herrn Hofbesitzer Wiens in Ladekopp käuflich erworben. 

Ueberblicken wir noch einmal die grosse Zahl der Funde aus der römischen 
Epoche, so gewähren sie uns ein Bild von einer recht wohlhabenden Ansiedelung, 
deren Bevölkerung sich die geschmackvollen Arbeiten der römischen und pro- 
vinzialrömischen Metallindustrie um ihre heimischen Produkte in reichem Maasse 
einzutauschen verstand. Nicht nur Gegenstände des Schmucks werden ange- 


*) Beiläufig sei bemerkt, dass ein solcher goldener Bommel von einer Halskette auch in 


Willenberg sich vorgefunden hat. 
s0 


234 


schafft, auch die für die Wirthschaft und zum Reiten erforderlichen Geräth e 
sind von Süden her bezogen, ein Umstand, der schon einen höheren Grad von 
Wohlhabenheit voraussetzt. Und betrachten wir die Fibeln näher, so sehen wir, 
dass diese Colonie aus der Römischen Periode sich unmittelbar anschliesst an 
diejenige, welche wir schon oben auf demselben Gräberfelde kennen lernten. 
Auf die La Tene-Fibel folgen gegen 50 n. Chr. die Fibeln mit oberer Sehne, 
sowol die Hakenfibeln mit plattem und mit diekem Bügel, als auch die Fibeln 
mit Sehnen- und mit Rollenhülse, endlich vom Ende des zweiten Jahrhunderts 
an die Fibeln mit unterer Sehne, die sogenannten Armbrustfibeln, welche bis gegen 
das Ende des dritten Jahrhunderts die Existenz dieser Ansiedelung verbürgen. 
Diese Zeitbestimmung durch die Fibeln wird dann durch den Fund der Gold- 
münze des Gordian in exacter Weise bestätigt. 

Wir haben sonach durch diese Untersuchungen den Nachweis geführt, dass 
bei Ladekopp etwa von 50 bis gegen 300 n. Chr. bereits eine sesshafte Be- 
völkerung gelebt hat, welche sich einer verhältnissmässig grossen Wohlhaben- 
heit erfreut haben muss. 

Burgwall-Periode. 

Es ist interessant, dass an derselben Stelle, welche in der vorrömischen 
und römischen Zeit bewohnt gewesen ist, auch aus späterer Periode Spuren 
von menschlichen Niederlassungen nachgewiesen werden können. Am ersten 
Mai d. Js. hat Herr Conwentz 0,30 m. tief eine Menge von Scherben mit dem 
Burgwall-Ornament ausgegraben, während nahebei in einer Tiefe von 0,50 bis 
0,60 m. Urnen mit umgebogenen eisernen Schwertern und Lanzenspitzen standen. 
Jene Scherben lassen erkennen, dass die zugehörigen Gefässe um den Bauch 
herum breitgerillt gewesen sind (Taf. II. Fig. 33), worüber am Halse oft Wellen- 
linien eingedrückt erscheinen (Taf. II. Fig. 32). Meist verläuft eine hohe und 
breite Wellenlinie, jn einem Falle aber (Taf. Il. Fig. 31) ziehen sich vier teine 
flache parallel übereinander hin. Zuweilen tritt an Stelle dieses Ornaments ein 
anderes, welches aus schräge gestellten Tüpfelreihen besteht. Der Rand steigt 
selten vertikal auf, sondern liegt meistens stark nach aussen. Diese Scherben 
sind aus verschiedenem Material hergestellt, häufig mehr oder weniger schwärz- 
lich und selten bräunlich oder röthlich. Die Technik ist im Allgemeinen eine 
recht unvollkommene und die Ausführung nicht sauber. Da diese Scherben 
nicht Urnen sondern Wirthschaftsgeräthen entsprechen, so kommen sie selten 
oder nie in grösseren Stücken vor, auch finden sich keinerlei Beigaben. 

Unweit obiger Stelle und etwa in der nämlichen Tiefe stiess Herr Conwentz 
auf eine Kulturschicht von 2 bis 3 em Dicke und 20 x 50 em. Ausdehnung. 
Sie bestand zum grössten Theil aus Schuppen von Cyprinoiden, Kopfschildern 
und Wirbeln verschiedener Fische, einem linken Mandibelstück vom Schwein 
und dem linken vorderen Mandibelstück eines Bibers. Hierbei sei auch erwähnt, 
dass an einer andern Stelle schon früher zwei rohe Bruchsiücke eines Blech 
geweihes ausgegraben waren, welche immerhin das Auftreten dieses T'hieres in 
früherer Zeit in jener Gegend beweisen. 

el 


235 


Die Periode, welcher die obigen Scherben angehören, reicht bis in das 
12. Jahrhundert hinein, weshalb auch diese Ansiedelung noch vor Auftreten des 
Deutschen Ritterordens fällt. 


Mittelalter. 


Es kann nicht Wunder nehmen, dass ein Gebiet, welches einen solchen 
Reichthum an Funden aus älteren Zeiten aufweist, auch eine Ausbeute an 
mittelalterlichen und jüngeren Objecten darbietet. Es gehörte nicht in den 
Rahmen dieser Arbeit, wenn wir auch diese hier näher beleuchten wollten, nur 
auf eins, auf den Randscherben eines Glasgefässes sei hier aufmerksam gemacht. 
Dieser Scherben, welcher an der Oberfläche aufgefunden und vom Kreisthierarzt 
Herrn Nouvel in Marienburg dem Provinzial-Museum hierselbst übergeben 
wurde, ist 4,5 cm. hoch und 7 cm. breit. Am Rande verläuft eine aus gelben 
und rothen Tüpfeln zusammengesetzte Linie und darunter befindet sich eine 
in weissen, grünen, gelben, rothen und bräunlichen Tönen ausgeführte Fisch- 
zeichnung, welche von einem Kranz hellblauer Tüpfel eingefasst wird. Das 
Glas ist klar und durchsichtig, weshalb es kaum lange Zeit der Einwirkung 
der Atmosphärilien im Erdboden ausgesetzt gewesen sein kann. Der Director 
der Sammlungen des Königl. Kunstgewerbe-Museums Herr Professor Lessing 
in Berlin schliesst aus der Technik, dass das Glas etwa dem 17. Jahrhundert 
angehöre. 

16. Liessau. 


Unterhalb des Dorfes sind früher mehrere Urnen vorgefunden worden, 
deren Spur aber verloren gegangen ist (t. Marschall). 


17. Mielenz. 

Beim Baggern in der Schwente wurden mehrere Steingeräthe gefunden, 
welche durch Herrn Ziehm in den Besitz des Herrn Beyer (früher in Freystadt 
in Westpreussen, jetst in Dresden) übergegangen sind. Nach dessen schrift- 
licher Mittheilung sind dieses: 

1. ein sehr gut erhaltenes sehr hohes und breites Beil, 

2. ein gelblich graues, polirtes Beil, 

3. ein mitten im Loch zerbrochenes polirtes, etwa 5 Zoll langes Beil 
von grünweiss gestreiftem Stein. 


18. Mierau. 
Auf einer erhöhten Stelle im Dorfe Mierau, etwa 3 km. nordöstlich von 
Neuteich, hat Herr Rector Krüger während dieses Sommers mehrere Scherben 
aufgefunden, welche den Burgwall-Typus zeigen. 


19. Neuteich. 


Im Sommer 18833 übergab uns Herr Rector Krüger in Neuteich, eine 


Suite von diversen Gefässscherben, welche er auf einem Felde uuweit der 
32 


236 


Stadt gesammelt hatte. Hierunter befanden sich zwei Stücke von 0,15 bis 
0,17 cm. Dicke, welche aus Thon mit eingebetteten rothen Granitresten her- 
gestellt waren und mächtigen Urnen angehört haben mögen. Die übrigen 
Boden-, Bauch‘, Rand- und Henkelstücke, von denen einige mit parallelen Riefen 
versehen sind, erinnerten an Jüngere Burgwallfunde und sind zeitlich jedenfalls 
verschieden. In diesem Sommer fanden Herr Krüger und Herr Conwentz in dem 
Schlick, welcher vor drei Jahren aus der Schwente auf das evangelische Pfarr- 
land in der Stadt aufgetragen worden war, ähnliche Scherben mit dem Wellen- 
linien-Ornament sowie Knochen und Zähne diverser Hausthiere. Ueberdies 
wurde eine einzelne grüne, glatte und gerillte Glasperle dort entdeckt, welche 
der auf Tafel I. Fig. 14 abgebildeten ähnlich sieht und zweifellos einer älteren 
Periode angehört. Neuerdings sind von unserem unermüdlichen Mitarbeiter 
Herrn Reetor Krüger noch an einer anderen Stelle, etwa 0,5 km. im SW. der 
Stadt auf dem Terrain des neu zu errichtenden Kreis-Waisenhauses gleichfalls 
Bruchstücke von Thongefässen mit Burgwallzeichnung entdeckt worden. 


20. Neuteicher Stadtfeld. 


Dies Gebiet liegt etwa 5 km. nordwestlich von Neuteich entfernt. Hier 
wurde 1883 die vordere Hälfte eines Steinbeils gefunden, welche Herr 
Dr. Wodtke dem Provinzial-Museum freundlichst überbrachte. 


21. Pieckel. 


Marschall berichtet, dass in dem alten Dünenberge 1820 mehrere unver- 
brannte Leichen mit Zugabe von ‚metallenen Vasen, Nadeln, Spiralen“ aufge- 
funden worden sind. Ausserdem führt er an, dass 1875 in dem quer die 
Deltaspitze durchziehenden Steinriff ein vorderseits gereifter und hinterseits 
glatter Broncering mit Knippschloss vorgefunden ist, Er liefert hiervon a. a. 
OÖ. eine Abbildung. 

22. Schönau. 

Beim Durchbruch der Nogat 1859 wurde aus dem südwestlich vom Dorf 
gelegenen Hügel (Grundstück Penner) eine Urne mit Brandresten ausgespült 
(t. Marschall). 

23. Schöneberg a./W. 

Das Dorf Schöneberg ist etwa 2 km. von der Weichsel entfernt und zieht 
sich im Südosten bis an den ca. 4,5 m. hohen Galgenberg. Südlich hiervon 
liegt, durch eine flache Einsattelung getrennt, der etwas höhere Windmühlen- 
berg, über welchen der alte Weg aus Ladekopp führt. In dem erstgenannten 
Berge sind vor langer Zeit ein mit zwei Oesen versehener Broncering von 
16 cm. Durchmesser und ein perforirtes Hirschgeweihstück aufgefunden worden, 
welche Marschall a. a. O. abgebildet hat. Im Sommer 1883 sammelte Hr. Conwentz 
an der Oberfläche mehrere Thonscherben, die verschieden im Material. in der 


Form, Farbe und Ornamentirung sind und auf Gefässe aus dem älteren Eisen- 
33 


wi 2 


237 


alter schliessen lassen. In diesem Jahre hat Herr Mischke jun. ebenda eine 
Thonkoralle von 5,2 em. Durchmesser und 1,8 em. Dieke, sowie in einer Tiefe 
von 1,5 m. einen Steinmeissel von 10 em. Länge, 6,2 cm. Breite und 3 cm. 
Dicke aufgefunden und dem Provinzial-Museum überwiesen. In Folge dieser 
wiederholten Funde auf und in dem Galgenberge schien es uns wahrscheinlich, 
dass derselbe noch andere Objeete in sich berge und wir veranlassten daher 
Herrn Rector Krüger dort Nachgrabungen anzustellen, wozu der Besitzer Herr 
Mischke bereitwillig die Erlaubniss ertheilte. Nach seinem Bericht vom 
29. Mai er. hat er an acht verschiedenen Stellen 1,5 m. tiefe Gräben aufwerfen 
lassen, ohne jodoch ein positives Resultat hierbei zu erzielen. Hingegen sind 
kürzlich auf dem Windmühlenberg 1,5 m. tief im Sande von Arbeitern vier 
Urnen und ein Henkeltopf gefunden worden, welche grösstentheils nebst Inhalt 
durch die Herren Krüger und Mischke uns übersandt wurden. Die eine Urne 
(Taf. Il. Fig. 40) hat eine bauchige Form mit weitem, nicht abgesetztem Halse; 
sie ist 24 cm. hoch, am Boden 12,5 cm., am Bauch 27 cm. und am Halse 
17,5 em. dick. Um den Bauch herum verlaufen in unregelmässiger Kreislinie 
grobe Kindrücke, welche mittels eines Holzes oder Bisens gemacht sind; im 
Uebrigen zeigt sie keinerlei Ornament. Unter jener Linie ist die Oberfläche 
roh gearbeitet und oberhalb mehr oder weniger gut geglättet. Das Material 
besteht aus feinem Thon mit geringen Beimengungen an Gesteinstrümmern und 
ist von hellbrauner Farbe. Das zweite Exemplar, welches nur zur Hälfte er- 
halten ist, hat etwa dieselbe Grösse (20 em. hoch), Form und Farbe, auch die 
Verzierung ist der obigen ganz ähnlich. Von der dritten Urne sind nur zwei 
Bruchstücke ohne Belang übrig geblieben und die vierte ist gänzlich zerstört 
worden. Der Henkeltopf (Taf. I. Fig. 41) besitzt eine gefällige Form 
mit mässig ausladendem Bauch und schwach abgesetztem Hals. Er ist 12,5 em. 
hoch, am Boden 5 em., im Bauch 12 cm. und an der Oeflnung 7,5 em. weit, 
Der Bauch ist nach oben durch kleine Flächen abgeplattet, welche einer elf- 
seitigen Pyramide angehören; die Kanten derselben sind stumpf. An der einen 
Seite geht von der oberen Bauchkante ein 2,3 em. breiter bandförmiger Henkel 
in flachem Bogen an den oberen Topfrand. Das Gefäss ist von brauner Farbe, 
in der unteren Hälfte weniger, in der oberen mehr geglättet und besteht etwa 
aus demselben Material wie die oben erwähnte Urne. 

Ob der letztgenannte Topf einen Inhalt gehabt hat, konnte nicht festgestellt 
werden, indessen waren die Urnen mit den Resten gebrannter Menschenknochen 
nebst einigen Beigaben erfüllt. Von diesen empfingen wir eine Handspange, 
welche aus einem einfachen offenen 3—4 mm. dicken Broncedraht besteht, dessen 
Enden eine knopfartige Erweiterung tragen. (Vgl. die Abbildung eines ähnlichen 
Objectes aus Ladekopp Taf. V. Fig. 6.) Die Patina lässt nicht erkennen, ob 
der Ring ornamentirt gewesen ist. Ausserdem rührt daher eine 15 em. lange 
Broncenadel mit Schwanenhals (Taf. IV. Fig. 35.), welche 2,5 —3,0 mm. dick 
und nur am obern Ende durch drei Kinschnürungen verziert ist. Herr Mischke jun. 


34 


238 


hat in diesem Sommer begonnen den Windmühlenberg abtragen zu lassen, wo- 
bei jedoch bisher keine archäologischen Gegenstände zum Vorschein gekommen 
sind. 

Die vorerwähnten Funde weisen auf die römische Zeit, der Steinmeissel 
sogar auf eine noch frühere Zeit zurück. Von hervorragendem Interesse ist 
die Schwanenhals-Nadel, welche solange nur aus Steinkistengräbern unserer 
Provinz, und zwar hier in mehreren Exemplaren, bekannt geworden war. 


24. Schönsee. 


Herr Rector Krüger sammelte auf dem Berge unweit des Dorfes mehrere 
Scherben mit Burgwall-Verzierungen sowie einen Thonwirtel. 


25. Tiege. 

Im Herbste 1883 zeigte der Lehrer Herr Buszinsky in Tiege dem Pro- 
vinzial-Museum an, dass man beim Nachsuchen nach Sand an der Landstrasse 
von dort nach Tiegenhof, unweit des Dorfes einen Begräbnissplatz aus heid- 
nischer Zeit entdeckt habe. Derselbe ist etwa 10 m. lang und 3—4 m. breit 
und enthielt zahlreiche mit Knochenasche gefüllte Urnen, welche 0,65 m. tief 
und etwa in 1 m. Entfernung frei im Boden standen. In Folge unvorsichtigen 
Aushebens und Entleerens brachen die Gefässe auseinander, jedoch rettete 
Herr Buszinsky mehrere Bruchstücke, welche er dem Provinzial-Museums über- 
sandte. Diese sind zumeist schwärzlich, glatt und gehören kleinen und grösseren 
wohlgeformten Urnen an. Einige derselben haben Perlen enthalten, jedoch 
sind weder diese noch andere Beigaben conservirt worden. 


26. Tragheim. 


Herr Lehrer Floegel in Marienburg übersandte im Herbst 1883 ein Stück 
Bronceschlacke, welche am Mühlenberg bei Tragheim aufgefunden war. 


27. Trampenau. 


Im September 1833 überbrachte Herr Dr. Wodtke aus Neuteich dem 
Museum diverse Gegenstände, welche aus Trampenau herrühren. Ein Calotten 
ähnlich abgespaltenes Stück eines Reibsteines aus rothem Quarzit, ferner vier 
Bruchstücke von Thongefässen, wovon eins rohe Eindrücke zeigte, einen 
ornamentirten Thonring sowie eine kirschrothe Glas- und eine zerbrochene 
Bernsteinperle. Der T'honring hat die Form eines abgestumpften Kegels von 
3,8 cm. unterem, 2,6 cm. oberem Durchmesser und 1,7 cm. Höhe. In axiler 
Riehtung geht ein eylindrischer Canal von 0,3 em. Durchmesser hindurch. Die 
Verzierung besteht in kleineren oder grösseren Eindrücken, welche mittels eines 
rundlich zugespitzten Instrumentes hervorgerufen worden sind. Dieselben zeigen 
eine concentrische Anordnung, und zwar befinden sich auf der Basis fünf, auf 
der obern Fläche drei und auf dem Mantel in halber Höhe zwei derartige 
Kreise. Dieses Objeet ist aus Thon mit eingesprengtem feinen Sande oder 


op 


oo 


239 


Gesteinspulver sauber hergestellt, erscheint äusserlich schwarz und im Innern 
hellbraun. Es dürfte kaum als Gebrauchs-, vielmehr als Schmuckgegenstand 
gedient haben. 

28. Usznitz. 


Marschall erwähnt, dass etwa in den Dreissiger Jahren in Kittelsfähre 
und Usznitz mehrere Urnen nebst metallenen Beigaben gefunden worden sind. 
Letzterer Ort liegt am äussersten Rande der Niederung, südlich von ersterem, 
unterhalb des diluvialen Höhenzuges. 


29. Wernersdorf. 


Im Jahre 1862 ist hier auf dem Hinterfelde eine „bunte Glasperle“ auf- 
gefunden, welche gegenwärtig im Besitze des Provinzial-Museums der Physi- 
calisch-Dekonomischen Gesellschaft zu Königsberg sich befindet. Wie wir uns 
überzeugt haben, ist jene eine Millefiori- Mosaikperle. 


C. Der kleine Werder. 
30. Jonasdorf. 


Unweit des Nogatdammes am Wege nach Schönwiese soll nach Marschall 
im Jahre 1864 eine Urne ausgepflügt sein. In diesem Frühjahr schenkte Herr 
Gutsbesitzer Tornier einen Steinhammer, welcher nach den angestellten Er- 
mittelungen aus dortiger Gegend herstammt. Derselbe ist 13 cm. lang, 5 cm. 
hoch und am Bahnende 2,8, am Bohrloch 5,3 cm. breit; dies selbst ist schief 
conisch und auffallend weit: 2,3 bis 3,4 cm. Er besteht aus einem feinkörnigen 
Diorit und ist ziemlich sauber gearbeitet; die Schneide zeigt mehrere Be- 
schädigungen, während die Bahn fast unverletzt ist. Der Hammer wurde schon 
vor mehreren Decennien dort aufgefunden und in dem jetzt Herrn Tornier 
gehörigen Hause lange Zeit als Gewicht verwendet. 


31. Katznase. 


Der Eichenberg erstreckt sich von S. nach N. am alten Nogatbett etwa 
300 m. lang und 75 m. breit und erreicht eine Höhe von 8,5 m. über dem 
Niveau der Ostsee. Gegenwärtig steht am südlichen Ende eine alte Linde, im 
Uebrigen ist der Rücken baum- und strauchlos; in früher Zeit wird er wohl 
von Eichen bewachsen gewesen sein, da man in der oberen Erdschicht vielfach 
Kohlenstücke dieser Bäume vorfindet. Schon Marschall hat dort verschiedene 
Urnenscherben gefunden, von welchen er zwei ohne nähere Angabe undeutlich 
abbildet, auch soll nach ihm 1879 ein „Todtengefäss mit Brandresten“ daselbst 
vorgekommen sein. Herr Conwentz bemerkte auf seiner Reise am 2. Mai cr., 
dass die ganze Oberfiäche des Berges mit Scherben bedeckt war, darunter 
auch einige verzierte, welche ein hohes Alter verriethen. Daher liess er mit 
freundlicher Unterstützuung des Gutsbesitzers Herrn Pohlmann-Katznase am 


24. Juni cr. ausgedehnte Nachgrabungen anstellen, welche folgendes interessante 
36 


240 
Resultat ergaben. An mehreren Stellen 0,20 bis 0,50 m. unter Terrain kamen 
diverse Rand-, Bauch- und Bodenstücke von Gefässen zum Vorschein, welche 
ihrem Ornament nach dem älteren Eisenalter angehören und in erheblich 
grösserer Tiefe wurden andere Scherben mit Schnur- und ähnlichem Ornament 
(Taf. I. Fig. I), sowie zugeschlagene Feuersteinsplitter (Taf. I. Fig. 2—4) in 
vielen Exemplaren gesammelt. Unter den letzteren befinden sich einige Schaber 
und Messerchen von ausgezeichneter Schönheit. Metallbeigaben fehlten dort 
gänzlich. Hieraus geht hervor, dass auf dem Eichberge bei Katznase, welcher 
die höchste Erhebung im kleinen Marienburger Werder bildet, bereits zur 
neolithischen Periode eine Ansiedelung existirt hat. Es ist dies somit der 
älteste Fund aus dem ganzen Kreise Marienburg und wird den unten zu er- 
wähnenden Steinzeitresten aus Gr. Wickerau, feıner den aus Willenberg, 
Weissenberg, Nicolaiken, Tolkemit, Oxhöft und Neumühl a. Brahe gleichzu- 
stellen sein. 
32. Pruppendorf. 

Im Süden von Pruppendorf erhebt sich der 7,7 m. hohe Windmühlenberg, 
welcher aus unterem Diluvialmergel besteht. Nach Marschall sollen dort 
grössere Granitsteine zu einem Pflaster vereint aufgefunden sein, jedoch ist 
dem gegenwärtigen Besitzer des Berges Herrn Bielfeldt hierüber nichts bekannt 
geworden. Obwohl das Feld mit Klee bestellt war, konnte Herr Conwentz 
dort einige Scherben sammeln, welche auf das Vorhandensein prähistorischer 
Gefässe schliessen lassen. Herr Gutsbesitzer Bielfeldt will in Zukunft diesem 
Gegenstande eine grössere Aufmerksamkeit zuwenden und von etwaigen inter- 
essanten Vorkommnissen uns benachrichtigen. 


D. Der Elbinger \Verder. 
33. Gr. Wickerau. 

Hier wurde 2 m. unter der Oberfläche unter Torf und Schlick eine Heerd- 
stelle gefunden, d. h. 3 Steine mit Holzkohlen und einem Topfe. Die Scherben 
selbst bieten nichts Charakteristisches dar. Die Lage Schlick beträgt 0,5 m. 
und muss jedenfalls vor mehr als 150 Jahre abgesetzt sein, da 1721 der letzte 
rechtsseitige Durchbruch der oberen Nogat stattfand. Zur Zeit, als jene Heerd- 
stelle benutzt worden war, musste dieselbe offenbar inselförmig aus dem Wasser 
hervorragen; später hat sie sich derartig gesenkt, dass sie heute nur künstlich 
durch Mühlen entwässert werden kann. Eine solche Senkung des Landes setzt 
aber eine ausserordentlich lange Zeit voraus. In demselben Torfmoore nun 
wurde eine Bernsteinlinse gefunden. welche so vollständig den Charakter der 
Steinzeit an sich trägt, dass wir diesen Platz unbedenklich als einen Wohnplatz 
aus der neolithischen Zeit ansehen müssen. Die obigen Gefässe befinden sich in 
der Sammlung der Physikalisch-Ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg und 
sind von Klebs a. a. O. S. 46 beschrieben. 


241 ö 


Durch diese verhältnissmässig grosse Zahl von prächtigen Fundstücken, 
welche in Zukunft sich leicht vergrössern dürfte, ist es unzweifelhaft erwiesen, 
dass das Weichsel-Nogat-Delta von der ältesten Kultur-Epoche an bis zum Be- 
ginn der historischen Zeit in dem Maasse bewohnt gewesen ist, in ‚welchem es 
überhaupt bewohnbar wurde. Wissen wir ja, dass das frische Haff ursprünglich 
sich über das jetzige Delta bis zur Montauer Spitze hin erstreckte, und dass nur 
wenige diluviale Inseln beim Beginn der menschlichen Einwanderung aus der 
grossen Wasserfläche hervorragten. Erst nach dem Durchbruch der Weichsel 
bei Fordon konnten sich dann weitere Inseln bilden, welche im Laufe der 
Jahrtausende durch die weitere Versandung des Haffs das Delta in seiner 
jetzigen Ausdehnung schufen. 

Es ist nun von besonderem Interesse zu sehen, wie die verschiedenen 
prähistorischen Epochen sich zu den verschiedenen Stadien der Deltabildung 
verhalten. Die beiden neolithischen Fundstätten, an denen eine wirkliche Nieder- 
lassung angenommen werden muss, Wickerau und der Eichberg bei Katznase, 
sind zwei diluviale Inseln, die Fundstätten bei Gr. Lesewitz, Neuteicher Stadtfeld, 
Schöneberg und Kronenhof, wo einzelne Steingeräthe gefunden sind, altalluviale 
Inseln und nur zwei Fundorte mit Steingeräthen, Mielenz und Jonasdorf, liegen 
im eigentlichen Weichselschlick, wobei allerdings zu bemerken, dass die drei Stein- 
geräthe von Mielenz beim Ausbaggern des Schwenteflusses, also verhältnissmässig 
tief, aufgefunden wurden, und die Provenienz des Steinhammers aus der Gegend 
von Jonasdorf überhaupt nicht mehr genau festzustellen ist; jedenfalls liegen 
die meisten neolithischen Fundstätten auf diluvialen oder altalluvialen Inseln und 
machen es wahrscheinlich, dass diese Puncte zu jener Zeit überhaupt die sichersten 
und geeignetsten für die menschliche Besiedelung waren. 

Aus der zweiten Kulturepoche, der Hallstädter Periode, welche wir in das 
erste Jahrtausend v. Chr. setzen, besitzen wir im Delta nur einen Fund bei 
Schöneberg, welches ebenfalls auf altalluvialem Boden liegt; die relative Selten- 
heit der Funde aus dieser Zeit entspricht den Verhältnissen des ganzen west- 
preussischen Gebiets auf dem rechten Weichselufer, von wo aus offenbar schon 
in der ältesten Zeit die Kultur in das Delta hinein getragen worden ist. 

Auch aus der dritten Epoche, der La Tene-Periode, welche vom Ende des 
ersten Jahrtausends v. Chr. bis in das erste Jahrhundert unserer Zeitrechnung 
dauerte, ist nur eine Fundstätte auf alt-alluvialem Boden bei Ladekopp bekannt, 
jedoch ist diese von solcher Ausdehnung, dass hier schon eine grosse An- 
siedelung vorausgesetzt werden muss, welche noch bis tief in die nächste Epoche 
hinein geblüht hat. 

Diese vierte Epoche, die römische Periode, welche bis gegen Ende des 
dritten Jahrhunderts reicht, ist am zahlreichsten vertreten. Wir kennen hier 
nicht nur Fundstätten aus dem Alt-Alluvium wie bei Lesewitz, Lichtenau, Lade- 
kopp, Krakau und Neufähr, sondern auch eine grosse Zahl in den jüngsten 
Weichselanschwemmungen, dem Schlick, bei Liessau, Mielenz, Pieckel, Tiege, 
Trampenau, Wernersdorf u. a. m. Offenbar hatte sich nicht nur die Zahl der 

35 16 


242 


Ansiedler, sondern auch die Zahl der bewohnbaren Inseln um diese Zeit be- 
deutend vermehrt. i 

Die Funde aus der Römischen Epoche tragen so vollständig den Charakter 
derjenigen, welche auf den diluvialen Höhen bei Marienburg und Elbing bekannt 
geworden sind, dass wir hierin wiederum nur eine Bestätigung für die Annahme 
finden können, welche wir schon oben ausgesprochen haben, dass die prähistori- 
schen Bewohner des Deltas aus den östlichen Theilen unserer Provinz dorthin 
eingewandert seien. Nach der Völkerwanderung tritt in ganz Westpreussen 
wahrscheinlich eine Abnahme der Bevölkerung ein; denn die Funde aus der 
späteren byzantinischen und arabischen Epoche sind im Verhältniss zu den 
älteren spärlich zu nennen. Diese Erscheinung macht sich ebenfalls im Delta 
geltend. Aus der byzantinischen Zeit kennen wir gar keinen Fundort, aus der 
arabischen Periode dagegen nur drei sicher: Stegen, Gr. Lichtenau auf alt- 
alluvialem und Kaminke auf jung-alluvialem Boden; wahrscheinlich gehören noch 
andere im Schlick entdeckte Urnenfunde ebenfalls hierher. 

So sehen wir, dass sich im Weichseldelta gleichsam dieselbe Entwickelung 
der Kulturverhältnisse im Kleinen wiederholt, welche uns im östlichen Theile 
Westpreussens (im Gegensatz zum westlichen) im Grossen bekannt ist, dass 
also die Weichsel in prähistorischer Zeit durch die ganze Provinz hindurch, 
wie wir das schon öfter ausgesprochen haben, eine wirkliche Völkerscheide ge- 
bildet hat. 


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Fig. 


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2—4. 

5. 

6-9. 
10—11 
12—15 
16—19 
20—23 

24. 

35. 

26. 


27—28. 


2I9— 80. 


31— 33. 


42. 


Erklärung der Tafel U. 


Eichenberg bei Katznase. 


Thonscherben mit Scehnurornament. 
Scehaber aus Feuerstein. 


Ladekopp. 
Bruchstücke einer Urne. Darin ein Näpfehen mit Knochen- 
inhalt. 
Randstücke von ornamentirten Urnen. 


. Urnen. 


Thongefässe mittlerer Grösse. 
14a. Aeussere Bodenzeichnung. des Gefässes 15. 


. Kleinere Thongefässe. 
. Thonringe. 


La Tene-Fibel aus Eisen. 

Gürtelhaken aus Eisen, 

Schwertklinge aus Eisen. 
Lanzenspitzen aus Eisen. 
Knochenkämme. 

Thonscherben aus der Burgwallperiode. 


Gr. Lichtenau. 


Bruchstücke von Urnen. 
Scherben vom Burgwalltypus. 


. Gewicht aus Thon. 


Schöneberg a./W. 
Urnen. 


. Henkelgefäss. 


Trampenau. 


Ornamentirter Thonring. 


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41 


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2. Das Welonsei-Nogat-Deita Lith,Anst.v. J.G.Baeh, Leipzig 


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) 


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Erklärung der Tafel II. 


Alle Gegenstände dieser Tafel sind in natürlicher Grösse wiedergegeben. 


Ladekopp. 
Fig. 1—27. Einfarbige Glas- und Emailperlen. 
er 28. Glasknopf. 

„  29—39. Belegte Glas- und Emailperlen. 
36—42. Mosaik- und Millefioriperlen. 
43—46. Berloques aus Bernstein. 

$ 47. Bernsteinperle. 


Trampenau. 
Fig. 48. Glasperle. 


schriften d.Naturti.besellschaft zuDan 


29. a 
| 30. 


9. 10. 11: 


25. 


Lissauer u.Gonwentz. Das Weichsei-Nogat-Delta 


Schriften d. Naturf.Gesellschaft zu Dan 


7 


ig. N.F. VI Bd. 3 Heft 


14 


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a ne 


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Erklärung der Tafel IV. 


Sämmtliche hier aufgeführten Objecte bestehen aus Bronce. 


Ladekopp. 
Fig. 1. Vase. 
2. Schale 
" 5. Kasserole von oben. 
is 3a. 2 von unten. 
5 4. Siebeinsaz, dazu gehörig. 
’ 5. Bügel mit Oesen. 
n 6. Griff. 
32 7. Gürtelhaken. 
r ). Beschlag. 
»„ 9-11. Schnallen. 
„ 12—13. Riemenzungen. > 
en 14. Obertheil einer Pincette. 


ee 15. Obertheil eines Behanges. 
„  16—21. Hakenfibeln. 
‚.23—24. Fibeln mit Rollenhülse. 
„22. 25—28. Fibeln mit Sehnenhülse. 
„ 29-31. Armbrustfibeln. 
32—53. Bügel nebst Fuss von Fibeln. 
34. Spore. 
> 34a. Seitenknopf von oben gehalten. 


Schöneberg a./W. 
Fig. 35. Nadel. 


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6) 


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EREN 


E € 5 SS EEE e- 208 _ en — _ = 


Schriften d Naturf. Gesellschaft zu Danzig. N.F. VI’ Bd.3 Heft. j Taf 


Lith Anstv. J.G.Bach ‚Leip ig 


ru.bonwentz.Das Weichsel-Nogat-Delta 


Erklärung der Tafel V. 


Die auf dieser Tafel befindlichen Zeichnungen stellen die Gegenstände in 
natürlicher Grösse dar. 


Ladekopp. 


Fig. 1—9. Armspangen bzw. Theile derselben aus Bronce. 


6 
„Sa 

12 
13 


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=.15 
ei 


9a. Vergrösserung der Wellenlinie in haut-relief auf der Mittelleiste. 


. Ring aus Bronce. 

. Endstück einer Armspange aus Silber. 
. Schieber aus Silber. 

. Schliesshaken aus Silber. 

. Schliesshaken aus Gold. 

. Berloque (Gordianmünze) aus Gold. 


a. Rückseite. 5 


. Goldkapsel mit Golddraht umsponnen. 


a. Drahtgeflecht vergrössert. 


Gr. Lichtenau. 


. Silbermünze von Hadrian. 


a. Rückseite. 


. Zum Vergleich eine goldene Halskette mit Schliesshaken und Bommel 


in Buskow bei Neu-Ruppin aufgefunden. (Königliche Museen zu 
Berlin.) 


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Lissauer I 


EREUEIL LIT 


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Lith Anstv. JO Bach,Leipzig 


.—. 


243 


Ueber die Cholera. 


Vortrag mit Demonstrationen, gehalten in der Naturforschenden 
(Gesellschaft zu Danzig, am 18. November 1885. 


Von 


Dr. Freymuth. 


Robert K och, der von der Reichsregierung mit mehreren Hülfsarbeitern 
im Jahre 1883 nach Ausbruch der Cholera in Egypten erst dorthin, dann nach 
Caleutta zum Studium der Seuche gesandt war, fand in den Ausleerungen der 
Kranken und dem Darın der Gestorbenen fast ausnahmslos einen stäbchenförmigen 
Spaltpilz, den er, seiner einem Komma ähnlichen Form wegen, den Komma- 
bacillus nannte. Koch hatte etwas Aehnliches bei anderen Krankheiten und 
bei Gesunden noch nie gesehen und so lag die Vermuthung nahe, dass in diesem 
Pilze, der gerade im Darm, dem Hauptsitze der Krankheit sich eingenistet hatte, 
der Krankheitserreger der Cholera zu suchen sein werde. 

Mit grösster Sorgfalt sind daher alle Hülfsmittel der Forschung aufgeboten 
worden, um über die Form, die Fortpflanzung, die Lebensweise, die Wirkungen 
des Kommabacillus im T'hierleibe und vieles Andere Klarheit zu schaffen und 
dabei ist denn Folgendes ermittelt worden: 

Der Kommabaeillus ist /„—!/, so gross, als der Tuberkel-Bacillus, bei 
600facher Vergrösserung etwa so lang und von gleicher Krümmung wie die 
kürzesten Härchen auf dem Handrücken, nur viel dicker, als dieselben. 

Die Krümmung ist eben die eines Komma, oft aber bedeutender, auch 
geringer, so dass gerade Stäbchen vorkommen. Häufig findet man 2 Kommas 
zu einem S verbunden, ebenso häufig eine ganze grosse Reihe aneinandergefügt 
wie die Bogen einer Brücke, oder noch häufiger, wie eine Schraube mit ziemlich 
weiten Windungen. Die Verbindung der einzelnen Kommas zum S oder zur 
Spirille, so nennt man die Schrauben, ist so innig, dass die Trennungslinie nicht 
auffällt, auch hat man umgekehrt den Zerfall der Spirillen in Kommas noch sehr 
selien direct beobachtet, doch ist der Zusammenhang der 3 Formen schon durch 
ihr regelmässiges Nebeneinander sichergestellt. 

Etwas anderes als die erwähnten Formen, insbesondere etwas Sporenartiges 
oder damit in Zusammenhang zu bringende Bildungen, waren bis vor Kurzem 


; 17 


244 


noch nicht bekannt. In jüngster Zeit hat man jedoch und zwar von zuver- 
lässiger Seite noch dreierlei gesehen: 

1. ziemlich grosse Kugeln, die sich an einem Ende der Spirillen finden 
und die man für regressive d. h. für Erscheinungen des Absterbens der 
Kommas hält, wenn sie auch so aussehen und schon so gedeutet worden 
sind, als entständen gerade aus ihnen die Spirillen und wären sie also 
productiv, } 

. lange an Stelle der Schrauben tretende Fäden, ähnlich wie Pilzfäden, 
die sich bilden, wenn durch Temperatur und Nährbodenmodificationen 
die Wachsthumsenergie des Komma’s abgeschwächt wird. Sie haben 
einen Spanier, auf welchen wir später noch zu sprechen kommen, dazu 
verführt, den Kommabacillus aus der Reihe der Spaltpilze in die der 
Fadenpilze zu versetzen und ihn in Erinnerung einerseits an die Kar- 
toffelkrankheit, die ja auch eine Pilzkrankheit ist und andererseits an 
Barcelona, das den betreffenden Herrn zum Studium der Cholera ins 
Ausland geschickt hatte: in Peronospora Barcinonae umzutaufen. 
Kügelchen, oder ganz kurze und fast ebenso dicke Stäbchen, in welche 
die mittleren Theile der Spirillen zerfallen sollen und die von ihrem 
Entdecker Hüppe, der so zuverlässig ist, dass Koch in nächster Zeit 
mit diesem seinem Schüler gemeinschaftlich eine Zeitschrift herausgeben 
wird, für Sporen gehalten werden. Die Abbildung dieser Körperchen 
sieht sehr verführerisch aus. 

Aut Platten gezüchtet charakterisirt die Komma-Cultur sich bei Betrachtung 
mit blossem Auge durch ihren nicht ganz kreisrunden Contur und durch die 
Verflüssigung der Gelatine, auf der sie wächst. An der Öberfläche ist die 
Verflüssigung energischer, als tiefer und so entsteht ein kleiner Flüssigkeits- 
kegel in einer trichterförmigen Vertiefung der Gelatine, auf deren Grunde die 
Cultur als feinstes weisses Pünktchen ruht. Unter dem Mikroskop fällt bei 
der schwachen Vergrösserung, die für Plattenbetrachtung allein zulässig ist, nur 

. noch ein röthlicher Schimmer der weissen Cultur und eine ziemlich grobe 
Körnung derselben auf, so dass das Ganze aussieht, wie ein Glasbröckchenhaufen. 

In Stichkulturen: wieder ein kleiner Trichter auf der Spitze des Stiches 
durch Verflüssigung der Gelatine. Allmählich schreitet die Verflüssigung nach 
unten zu fort, aber oben bleibt stets die trichterförmige Erweiterung, die so 
aussieht, als ob eine Luftblase über der Colonie schwebt. Vermuthlich geht 
Verdunstung an der Oberfläche mit der Verflüssigung einher. Dieser blasen- 
förmige Hohlraum an der Oberfläche ist nach Koch sonst nirgends zu finden 
und daher für die Kommabaeillus-Cultur charakteristisch. Ungefähr nach einer 
Woche ist der ganze Inhalt des Gläschens flüssig geworden. 

Der Bacillus wächst ferner: 

auf Agar-Agar, das nicht verflüssigt wird, 
Blutserum, 


1) 


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co 
< 


’„ 


245 


auf Fleischbrühe, in der seine grosse Beweglichkeit deutlich zu Tage 
tritt und die Spirillenbildung besonders üppip ist, 
„ Milch, die er nicht ansäuert, 
„ Kartoffeln mit hellgraubrauner Cultur ähnlich den Rotzbacillen, 
‚„ feuchter Leinwand | sobald die Feuchtigkeit einige Nährsubstanz 
45 . Erde | enthält, was fast immer der Fall ist; 
er wächst im Wasser, namentlich Sumpfwasser. 

Sein Temperaturoptimum sind 30—40° C., doch wächst er noch bis zu 
65° hinauf und ganz wie der Milzbrand, noch bis zu 16° herunter weiter, nach 
anderen sogar bis zu 9°. Nun stirbt der Bacillus nicht ab, sondern er bleibt 
nur im Wachsthum stehen und hält ohne unterzugehen selbst das Gefrieren aus. 
Das Komma braucht Luft zum Gedeihen, einer längeren Entziehung derselben 
unterliegt es, nicht der vorübergehenden, selbst unter der Luftpumpe und im 
Kohlensäurestrom kann es ausharren, wenn das Experiment nicht zu lange dauert. 

Die Lebenszähigkeit der Bacillen in Reinkulturen ist eine begrenzte, aber 
immerhin recht bedeutende. Koch fand Bacillen, die er auf Agar-Agur gezüchtet 
hatte, noch nach 175 Tagen fortpflanzungsfähig. 

Anders verhält sich das Komma, wenn es auf seinem Nährboden mit anderen 
Pilzen, insbesondere Fäulnisspilzen Saprophyten, in Concurrenz treten muss, 
es unterliegt denselben und zwar um so schneller, je reicher der Nährboden an 
Fäulnissorganismen ist. 

So war er nach Nicati und Rietsch, zwei bewährten Marseiller Forschern, 
im Hafenwasser von Marseille noch 81 Tage lang lebensfähig zu erhalten, 
dagegen hält er sich, wie Koch gezeigt hat, 

in gewöhnlichem Brunnenwasser nur 30 Tage, 
in Berliner Kanaljauche nur 6—7 Tage, 
auf feuchter Leinwand höchstens 6 Tage. 
Mit Koth gemischt ging er in 27, 
‚„„ Abtrittsjauche gemischt schon in 24 Stunden unter. 

Dieses schnelle Absterben des Komma im Experiment, da, wo es mit Koth 
zusammentrifft, stimmt völlig mit der Beobachtung am kranken Menschen 
überein. Auf der Höhe der Krankheit, da, wo der Darminhalt reiswasserähnlich 
und dem gewöhnlichen Darmkothe ganz unähnlich geworden ist: Reinkulturen 
der Bacillen — sobald Besserung eintritt, der Stuhl consistent, gallig gefärbt 
und stinkend wird: Verschwinden der Bacillen. — | 

Ihr ärgster Feind ist die Trockenheit: Eintrocknung in dünner Schicht ver- 
nichtet sie in 2—3, in dickster Schicht in höchstens 24 Stunden. 

Diese Eigenschaft des Bacillus ist theoretisch, wie practisch von hervor- 
ragender Wichtigkeit. Sie lehrt uns, dass die Bacillen keinen Dauerzustand 
haben werden, etwa Dauersporen, wie der Milzbrand oder das Pockengift. Die 
Dauerzustände spotten aller Eintrocknung selbst der durch Hitzegrade bis zu 
100° ©. und das Milzbrandgift ist deswegen schon 12, das der Pocken schon 
über ein Jahr lang wirksam erhalten worden; die Cholera hält sich zwar auch 


Ey oe 


246 


jahrelang activ, aber dieser Umstand wird auf andere Weise zu erklären sein 
und erklärt werden müssen, wenn die Kochschen Beobachtungen richtig sind. 

Andererseits verbietet die Unfähigkeit des Bacillus, sich im trocknen 
Zustande zu erhalten, den Glauben an eine Verbreitung der Cholera durch die 
Luft, welche nur trocknen Staub, auf grössere Entfernungen wenigstens fort- 
trägt und erklärt die Erfahrung, dass durch trockene Gegenstände: Postsendungen 
Waaren, Briefe u. dergl. noch nie Cholera verschleppt worden ist. 

Der Nährboden des Bacillus ist alcalisch, er darf allenfalls auch neutral 
sein, aber Säuren verträgt er, zum mindesten die Milch oder Phosphorsäure 
der Fleischbrühe und was das Wichtigste ist, die Salzsäure des Magensaftes 
nicht, schon bei Gegenwart von "/ygoo, also weit unter der Concentration des 
Magensaftes tödtet die Salzsäure die Komma’s. 

Dagegen müssen sie die Apfelsäure der Kartoffel doch aushalten, denn sie 
gedeihen auf den von dieser Säure her sauer reagirenden Kartoffelschnitten 
vortrefflich. 

Was die Einwirkung der als Desinfectionsmittel bekannten Stoffe auf den 
Kommabacillus betrifft, so ist dieselbe eine sehr verschiedene; ich will aus der 
Menge von Thatsachen, die wir dem Fleisse Koch’s verdanken, nur hervor- 
heben, dass Sublimat schon in einer Verdünnung von 1: 100000, Carbol dagegen 
erst in der Concentration von 1:400, Eisenvitriol von 1:50 die Entwickelung 
des Bacillus hemmt und darüber hinaus sie vernichtet. 


Ungleich höher als die Ergründung der vegetativen Eigenschaften des 
Kommabacillus musste Koch die Erörterung der Frage stehen, welche Rolle 
denn dieser Spaltpilz in der Cholera spiele, der sich constant im Darm des 
Cholerakranken auf der Höhe der Krankheit, nie, wie Sectionen zeigten, bei 
Leuten, die bald nach durchgemachter Cholera anderen Leiden erlegen waren, 
vorfand, der aus dem Stuhle der noch Kranken verschwand, wenn Besserung 
sich einstellte, der vergeblich bei anderen, der Cholera ähnlichen und unähn- 
lichen Erkrankungen, vergeblich bei Gesunden gesucht wurde. 

Theoretisch waren nur zwei Möglichkeiten gegeben: der Kommabacillus 
war entweder ein zwar constanter, aber bedeutungsloser Begleiter der Cholera, 
ihr Product, oder er war ihre Ursache, ihr Factor. 

Das erstere Verhältniss wäre so zu erklären, dass der Choleraprozess 
günstige Bedingungen für Transformation eines der vielen immer im Darm vor- 
handenen, unter gewöhnlichen Umständen aber nicht kommaförmigen Bacillen 
abgäbe. Diese Anschauung würde sehr gut vereinbar sein mit den Lehren einer 
besonders von Nägeli, Buchner u. A. vertretene Schule, welche die Form 
der Spaltspitze für unbeständig hält und glaubt, sie könnten der Reihe nach 
mutatis mutandis in einander übergehen. 

Aber gerade die Methode von Koch hat unzweideutig gelehrt, dass die 
Arten mit ihren Formen constant sind, beruht doch auf der Formbeständigkeit 
die Möglichkeit der Trennung. 


247 


In der Form lassen die Spaltpilze sich eben nicht ändern; in den Eigen- 
schaften wohl, aber auch hier nie ad pejus; man kann z. B. den Milzbrand- 
bacillus zwar abschwächen, aber nie stärker machen, als er ist, und man kann 
nicht, wie Buchner nachgewiesen haben will, aus dem harmlosen Heubacillus 
einen Milzbrandbacillus machen. f 

Auch müsste man doch bei den Platten und anderen Reinkulturen, gesetzt 
der Kommabaecillus wäre aus einem geraden Stäbchen hervorgegangen, einmal 
wieder auf die alte Form stossen, aber noch nie ist etwas derartiges beobachtet 
worden. 

Es bleibt also nur übrig, dass der Kommabacillus ein Novum im Darm 
und der Factor der Cholera ist, dass er sie erzeugt. 

Ist das der Fall, so wird noch zu erklären sein, wie er das vermag, ohne, 
wie die bisher bekannten krankheitserzeugenden, pathogonen Microorganismen 
vom Einwanderungsorte aus den ganzen Körper zu durchdringen. Während 
diese sich nämlich im Blute und den Geweben überall finden und durch ihre 
Allgegenwart die Allgemeinwirkung sehr plausibel machen, bleibt der Komma- 
bacillus im Darm, schlüpft höchstens noch in die Drüsengänge desselben, aber 
darüber hinaus in anderen Organen und im Blute ist er noch nie gefunden worden. 

Koch glaubt die Erklärung der Allgemeinwirkung der Kommabaeillen 
lediglich vom Darm aus darin gefunden zu haben, dass er ihnen die Fähigkeit 
vindieirt, als Product ihres Stoffwechsels ein heftig wirkendes Gift abzusondern, 
welches theils durch Vernichtung der Darmoberfläche, mit der es zunächst in 
Contact kommt, theils beim Uebergang in die Säftemasse durch Herzlähmung 
krankmachend und tödtlich wirkt. 

Nicht die Bluteindiekung durch den Wasserverlust in den Cholerastühlen, 
meint Koch, macht den Anfall, er kommt auch ohne viel Diarrhoe und Er- 
brechen bei Lebzeiten, und ohne viel Flüssigkeit im Darm der Leiche vor und 
gerade in diesen Fällen findet sich dort eine wahre Reincultur vor, die eben 
in soleher Weise nur gewirkt haben kann durch ein von ihr ausgeschiedenes Gift. 

Dieses Gift ist bisher noch nicht gefunden worden, aber verschiedene Um- 
stände machen sein Vorhandensein wahrscheinlich. 

1. Gelingt es Reinkulturen herzustellen, welche unter die Haut oder in 
die Leibeshöhle von Thieren gespritzt, in wenigen Minuten den Symptom- 
complex der Thiercholera und in wenigen Stunden den tödtlichen Aus- 
gang herbeiführen, während die Infeetion mit gewöhnlichen Culturen 
durch den Darm dasselbe erst in ebensoviel Tagen bewirkt. Das ist 
nur so zu erklären: in der Reincultur war das Gift schon vorgebildet 
und in ausreichender Menge zur Stelle, im Darm musste die andere 
Cultur erst durch Fortwuchern der Bacillen das erforderliche Gift- 
quantum langer Hand herbeischaffen. 

2. Blutkörperchen, die sich auf Kommabacillus-Platten zufällig finden 
und vermuthlich auch andere Zellen werden in weitem Umkreise der 
Culturen zerstört, letztere haben also ein Blutgift ausgeschieden. 


I 


248 


3. Auch ein anderer Thierversuch spricht für Giftigkeit des Bacillus. Ein 
Dr. Richards in Indien sah Schweine, welche mit Bacillenhaltigem 
Koth gefüttert waren, in Y,—2'/, Stunden unter Krämpfen sterben; 
andere Schweine, die den Stuhl der verendeten Thiere frassen, blieben 
gesund: ein Beweis dafür, dass sich in den verendeten der Bacillus 
nicht reproducirt, also nicht durch seine Reproduction ihr Ende herbei- 
geführt hatte. 

Das gerade Schweine gegen das Bacillengift besonders empfindlich sind, 
dürfte nach Koch nicht Wunder nehmen, weil sie auch auf andere thierische 
Gifte, das z. B. welches bisweilen im Salzfleische und der Heringslake sich 
bildet, ungemein heftig reagiren*). 

Ich kann die Bemerkung nicht unterdrücken, dass es mich höchlichst wundert, 
wie Koch sich die Wiederholung dieses Schweine-Experimentes hat entgehen 
lassen können. 

Um so unermüdlicher ist er darin gewesen, seine Bacillen auf andere Thiere 
zu übertragen und mit der experimentellen Erzeugung der Thiercholera das 
Lehrgebäude von der Infectionskraft des Komma’s zu krönen. 

In der Natur kommt Thiercholera anscheinend nicht vor; alle Gerüchte 
davon, dass man zur Zeit von Cholera-Epidemien Kühe, Hunde, Hühner, 
Elephanten, Katzen und anderes Gethier an Cholera habe erkranken und sterben 
sehen, scheinen falsch zu sein. 

Auch die neuen und neuesten Experimente mit Fütterung von Dejectionen, 
Einspritzung derselben in den Darm durch Pravazsche Spritzen, hohe Klystiere 
blieben erfolglos, ebenso lange Zeit die mit Reinkulturen. Sie sind jetzt aber 
und zwar an Meerschweinchen geglückt, so sehr, dass von 49 imfieirten Thieren 
Koch’s 42 unter den deutlichsten Cholera-Symptomen, wenigstens nach Mass- 
gabe der Section in circa 2 x 24 Stunden starben. Gleich nach dem Tode 
secirt fand sich der Dünndarm stark geröthet, schwappend mit wässrigflockiger 
farbloser Flüssigkeit gefüllt, auch im Magen und Dickdarm waren nicht wie 
gewöhnlich feste Massen, sondern Flüssigkeit in Menge. Die Erscheinungen 
im Leben weichen von denen der Menschen-Cholera hauptsächlich dadurch ab, 
dass die Meerschweinchen bei Koch weder Durchfall noch Erbrechen bekommen, 
woher sich auch im Mastdarm fester Koth fand. Die Thiere starben unter 
lähmungartiger Schwäche in den Hinterpfoten, schwacher verlangsamter Athmung, 
kaum fühlbarem Herzschlage und indem die Temperatur stark sank, Kopf und 
Extremitäten kalt wurden. 

Die Hauptschwierigkeiten für die Infection vom Magen aus — und diese 
konnte allein den natürlichen Vorgang nachahmen — bestanden bisher immer 
darin, dass der Mageninhalt der Thiere stark sauer reagirte und dass ihre Darm- 
bewegung so schnell war, dass die Bacillen gar nicht recht Fuss fassen konnten. 


*) Auch Klebs hat hierhergehörige Versuche mit positiven Erfolgen veröffentlicht. 


6 


249 

Diesen Uebelständen wurde wirksam begegnet dadurch, dass den Thieren, 
nachdem sie etwa 24 Stunden gehungert hatten, 5°%, Lösung von kohlensaurem 
Natron eingegossen wurde, die den Magensaft alcalisch machte und dass man 
ihnen in den Unterleib Opium-Tinctur oder auch Alcohol spritzte, was die Darm- 
bewegung lahm legte. 

Als ihnen jetzt Reinkulturen von Bacillen eingeflösst wurden, starben sie 
und es gelang nun weiter mit dem Dünndarminhalte solcher Thiere, die künstlich 
infieirt waren, andere zu infieiren und zu tödten, nachdem sie auf gleiche Weise 
vorbereitet waren. ' 

Da mit der Zeit ausser den Koch’schen noch andere Kommabacillen ge- 
funden waren, ich selbst habe vorgestern einen solehen in der Gartenerde unseres 
Stadtlazareths attrapirt, mussten natürlich auch die anderen Komma’s auf ihre 
Infeetiosität geprüft werden und da stellte sich heraus, dass sie insgesammt 
nicht ungefährlich sind, aber lange nicht so wie der Koch’sche Cholerapilz. 

So erlagen von den 15 Meerschweinchen, welche mit dem krummen Bacillus 
infieirt waren, den die Herren Finkler und Prior in Bonn gefunden hatten 
und zwar im Stuhle von Menschen, welche an Cholera nostras litten 5, bei In- 
feetion mit dem Deneke’schen Pilze (aus faulem Käse) von 15 drei und dem 
von Miller aus der Mundhöhle gezüchteten von 21 vier Thiere. 

Die Ueberlebenden starben aber alle, nachdem sie mit ächten Komma- 
Bacillen infieirt waren. 

Bei den Obductionen zeigten sich zwar nur feine, aber doch deutliche 
Unterschiede in den anatomischen Befunden, die auch in cadavere die Wirkungen 
der ächten Kommas von den anderen unterscheiden liessen. 

Will man nach diesen Thierexperimenten noch an der Infectionskraft des 
Bacillus zweifeln, ihnen wenigstens noch die Kraft, die Menschencholera zu 
erzeugen, nicht unbedingt beilegen, so giebt es dafür noch zwei andere unwider- 
legliche Beweise. 

Niemand zweifelt daran, dass oft genug schon durch feuchte Wäsche von 
Cholerakranken die Cholera verbreitet worden ist: man sehe diese Wäsche 
durchs Mikroskop an und man wird darauf Kommabacillen-Reinkulturen finden. 
Ein anderes als sie dürfte doch wohl nicht ernsthaft für die Infection verant- 
wortlich gemacht werden können. Und zuletzt verfügen wir jetzt auch über 
ein Menschenexperiment. Einer der Aerzte, die an den Choleracursen theil- 
nahmen, hatte in Berlin Durchfall bekommen, der sich zu Hause zur Cholerine 
steigerte, nur fehlten Wadenkrämpfe. Er schickte seinen Stuhl nach Berlin 
und hier wurden reichlichst Bacillen gefunden; wo sollte er sie anders her hahen 
als aus dem Gesundheitsamte und was hatten sie anders bewirkt, als eine Cholera 
milden Grades? 

So muss das ganze Wesen der Cholera mit dem des Bacillus überein- 
stimmen. 

Er verlässt mit den Dejectis, seltener dem Erbrochenen, den Menschen 


und indem er in feuchtem Zustande, wie auf der Nährgelatine, den Kartoffeln 
Yf 


250 


u. a. m. bei allen möglichen "Temperaturen fortkommen kann, so vegetirt er 
im Wasser, auf Nahrungsmitteln, auf Wäsche, im feuchten Erdboden fort und 
gelangt mit dem Wasser beim Waschen und Kochen, bei der Zubereitung von 
Speisen, die damit verdünnt oder abgespült werden, bisweilen direct durch 
schmutzige Hände, vielleicht auch durch Uebertragung mittelst Fliegen und 
anderen Insekten weiter in andere Menschen und macht sie krank, vorausge- 
setzt, dass sie disponirt sind. 

Worin aber die individuelle Disposition zu suchen sein wird, ist nach der 
Natur des Bacillus wieder leicht einzusehen. 

Der Bacillus gedeiht nur im Darm, eine andere Ansteckung als durch Ein- 
führung in diesen ist also nicht möglich. Dazu müssen die Bacillen den Magen 
passiren, hier aber werden sie vernichtet, sobald sie längere Zeit dem sauren 
Magensafte ausgesetzt sind, wie das bei der gewöhnlichen Verdauung des ge- 
sunden Menschen der Fall ist. Anders, wenn die Verdauung gestört, die Passage 
durch den Magen abgekürzt ist. Das geschieht beim Magenkatarrh, ist ein 
solcher verhanden, so ist der Transport unverdauter eventl. Bacillen tragender 
Speisen in den Darm ermöglicht und die Existenz einer solchen Indigestion 
wird sich daher mit der individuellen Prädisposition decken. Es sei hier daran 
erinnert, dass auf den Montag und Dienstag, die dem Sonntag und blauen 
Montag folgen, immer die meisten Cholerakranken fielen. 

Sehr wichtig für die Disposition und die Möglichkeit der Infection der 
Menschen durch den Magen sind neuere Versuche von Ewald. N 

Bekannt war bereits, dass der Magen durchaus nicht immer sauer reagirt, 
sondern bisweilen neutral, selbst alcalisch, so z. B. stets nach Beendigung der 
eigentlichen Magenverdauung und Entleerung des Speisebreies in den Dünn- 
darm. Ewald wies nun nach, dass bei nüchternem Magen Wasser, das ge- 
trunken wird, 1—1'/, Stunden lang darin bleibt unter neutraler, ja alcalischer 
Reaction und dann erst plötzlich durch den Pförtner in den Zwölffingerdarm 
abläuft. 

Kommen zu solcher Zeit Kommabacillen in den Magen, z. B. durch Wasser, 
so wird die Möglichkeit ihrer Fortexistenz und Vermehrung eine sehr grosse 
und sie steigt noch, wenn durch irgend welche Zustände der Darm träge in 
seinen Bewegungen ist. 

Der Zustand der Magenverdauung und der Darmbewegung wird für die 
individuelle Disposition ausschlaggebend sein müssen und diesen bisher ganz 
dunklen Punkt erklären. 

Während nun am einzelnen Orte die Verunreinigung des Bodens und da- 
mit des Waesers mit Cholerastuhl für die Ausbreitung der Cholera von nicht 
zu unterschätzendem Finflusse sein wird, wird man sich die Verbreitung von 
einem Orte zum anderen anders denken müssen. Nur ausnahmsweise und nur 
auf durch die Natur bestimmt angewiesenen Wegen, nämlich entlang verun- 
reinigter Läufe wird hie und da einmal das Wasser den Transport auf weitere 
Strecken übernehmen können. 


251 


Als Beispiel aus neuester Zeit werden hierfür die Vorkommnisse in Genua 
angeführt, wo im vergangenen Jahre oberhalb der Stadt das Wasser der sog. 
Nieolaileitung infieirt sein und die Keime in die Stadt getragen haben soll. 

Auch Effeeten, namentlich Wäsche werden die Cholera bisweilen und so 
lange von Ort zu Ort tragen können, als die Keime feucht bleiben. 

Dagegen kann die Cholera sich durch die Luft nicht verbreiten, denn nur 
trockene Keime werden durch dieselbe fortgeschleppt und Austrocknung macht 
die Komma’s unwirksam. Daher wird auch nie daran zu denken sein, dass 
trockene Waaren, Briefe, Postsendungen die Cholera forttragen. Der wahre 
Träger der Cholera auf namhafte Entfernungen hin ist der kranke Mensch. 
Dies und nichts anderes ist der Zusammenhang zwischen dem menschlichen 
Verkehr und der Ausbreitnug der Cholera nach demselben. Wenn man den 
Zusammenhang nicht immer herausfindet, so ist das eine Lücke in der Beweis- 
führung, kein Gegenbeweis gegen die dem kranken Menschen zukommende 
Rolle in der Choleraverbreitung, wie so viele wollen, sondern leicht erklärlich 
durch den Umstand, dass nicht bloss die ausgeprägten Fälle, die jedem auf- 
fallen, sondern auch die ganz leicht erkrankten Menschen, die namentlich im 
Anfang von Epidemien selbst kaum auf ihre Diarrhoe achten, die Bacillen im 
Leibe haben und absetzen. Das rapide Wachsthum des Bacillus in den ersten 
Tagen seiner Einpflanzung auf passenden Nährboden lässt aber darauf 
schliessen, dass ein einziger Bacillus ausreicht, um eine ganze grosse Epidemie 
in Scene zu setzen. 

Man hat auch in solchen Fällen, die man sich gar nicht zu erklären 
wusste, an eine autochthone Entstehung der Cholera ausserhalb des Individuums, 
d. h. an eine Entwickelung derselben an einem Orte, an den keine Keime hin- 
geschleppt sind, gedacht, aber alle Beispiele derart sind falsch. 

In einem Theile Indiens freilich, den Sundarbans nämlich, ist sie heimisch 
und herrscht, ohne eingeschleppt zu sein, hier Jahr für Jahr, ein Ereigniss, 
das sich eben wieder am besten erklären lässt aus einem specifischen Keime, 
der ungehindert nur dort in seiner Heimath sich entwickeln kann. Die S. 
liegen in Bengalen, im südlichen, wegen seiner Ueberschwemmungen, Fieber 
und Tiger unbewohnbaren Theile des Gangesdelta, das im Westen vom Hushli, 
einem Arme des Ganges, im Osten vom Bramaputra begrenzt ist. Hughli und 
Bramaputra lösen sich hier in ein Netz von Strömen auf, in denen bei Ebbe 
und Fluth das mit dem Flusswasser sich mischende Meerwasser hin- und her- 
wogt und zur Zeit der Fluth grosse Länderstrecken unter Wasser setzt. Ein 
enormes Zersetzungsmaterial von thierischen und vegetabilischen Substanzen, 
ganz besonders in der Berührungszone zwischen bewohntem und unbewohntem 
Theile ist ganz besonders günstig für die üppigste und ununterbrochene Vege- 
tation aller möglichen Mieroorganismen und hier wuchert der Cholerabacillus 
ins Unendliche fort. 

Alle grösseren Epidemien Indiens beginnen mit Zunahme der Cholera im 


südlichen Theile von Bengalen. Die Tanks spielen eine grosse Rolle dabei. 
3 


252 


Jede Hütte oder Hüttengruppe muss der Ueberschwemmung wegen auf Hügeln 
stehen. Das Land ist aber ganz eben und die Hügel werden zu der erforder- 
lichen Höhe gebracht durch Ausheben von Boden und die dadurch entstandenen 
Löcher sind die Tanks. Das Wasser, welches sich in ihnen sammelt, nimmt 
allen Unrath auf, trotzdem dient es zum Waschen und Baden nicht bloss, 
sondern auch zum Trinken und Kochen, man kann sich vorstellen, wie leicht 
der Infectionsstofft hier hinein gelangt, welche Concentation er erreicht und 
wie sehr er zur Verbreitung der Seuche beitragen muss; in einem solchen 
Tank hat Koch denn auch, das einzige Mal ausserhalb des Menschen, als 
Cholera um denselben herum herrschte, Kommabacillen gefunden. 

Die Verschleppung der Seuche durch Indien ausserhalb des endemischen 
Gebiets geschieht aber wieder durch den jmenschlichen Verkehr, namentlich 
die Pilgermassen in Hurdvar und Puri, wo über 1 Million von Pilgern sich 
zeitweise versammeln, tragen dazu bei. 

Von dort geht sie weiter und schliesslich auf dem Karavanenwege durch 
Nordindien nach Persien, nach dem südlichen Europa. 

Jetzt wird sie und die Ereignisse der letzten Jahre bestätigen dies, mit 
Vorliebe den Seeweg durch das rothe Meer und den Suezkanal wählen, denn 
er ist der kürzeste. 

Von Bombay nach Egypten sind es 11 Tage 
„ Italien 16 Tage 
„ Südfrankreich 18 Tage. \ 

Man hat gesagt, dass der Schiffsverkehr unmöglich die Cholera auf weite 
Strecken verbreiten könne, weil auf Schiffen sie ganz gewöhnlich so schnell 
erlischt, dass sie zu Ende ist, ehe das Schiff einen fern gelegenen Hafen er- 
reicht. Das ist aber nur richtig für Schiffe mit geringer Bemannung, wie 
Handelsschiffe, nicht für Truppentransporte, Kulischiffe. So hatten in den 
10 Jahren bis 1883 unter 222 Kulischiffen 33 Cholera, die auf 16 Schiffen 
länger als 20 Tage dauerte, Gelegenheit und Zeit genug, sie nach Europa 
zu bringen, wenn sie unter ähnlichen Verhältnissen auf einem zwischen diesem 
und Indien cursirenden Schiffe herrscht. 

Dies die Lehre Koch’s, die er noch dadurch vervollständigt, dass er auch 
für das Erlöschen der Cholera ausserhalb des endemischen Gebietes von seinem 
Standpunkte aus Gründe angiebt. Es hängt davon ab, dass 

1. mit der Zeit die für die Krankheit empfänglichen Menschen fehlen, 

weil das einmalige Ueberstehen der Cholera und selbst der leichtesten 
Choleradiarrhoe für einige Zeit — eirca 2 bis 4 Jahre — unempfänglich 
gegen Cholera — immun — macht, dass 
. bei dem Fehlen des Dauerzustandes der Kommabacillus sich nicht 
länger halten kann, als die Immunität dauert und dass er 
3. über kurz oder lang dem jeweiligen Herabgehen der Temperatur unter 
17° erliegt. 


ID 


10 


9253 


Selbstverständlich konnte Koch nicht unangefochten bleiben; seine Dogmen 
waren zu revolutionär und begegneten sich namentlich diametral mit den 
Sätzen, welche durch die Autorität eines Pettenhofer seit mehr als einem 
Decennium bei uns in Deutschland herrschend geworden waren. 

Nach Pettenhofer in München ist die Cholera bekanntlich nichts weniger 
als eine contagiöse Krankheit. Die direete Ansteckung von einem Kranken 
zum anderen wird von ihm, von gewissen seltenen Ausnahmen abgesehen, 
perhorreseiert, ebenso und noch vielmehr die Entstehung einer Ortsepidemie 
durch dasjenige, was am Kranken’ Krankheitsproduct ist. Pettenhofer hält die . 
Cholera für ein Miasma, ein event. belebtes Etwas, das dem Boden entströmt, 
das vom Kranken zwar, ebenso aber auch vom Gesunden, von leblosen Gegen- 
ständen, kurz vom Verkehr fortgeschleppt werden, hie und da auch ohne 
Weiteres einige wenige Fälle, eine Epidemie aber nur dann und dadurch her- 
vorbringen kann, dass es wiederum in den Boden des Orts der Einschleppung 
gelangt und hier eine örtliche und zeitliche Disposition vorfindet, welche die 
Reproduction des Miasmakeims, die absolut nirgend anders, als im Boden 
möglich wäre, zulässt. Pettenhofer’s Schule nennt sich die der Localisten im 
Gegensatze zu den Andersgläubigen, den Contagionisten. 

Den Localisten ist es sehr unbequem, dass ihr x, das Etwas, welches aus 
der Choleralocalität durch den Verkehr verschleppt wird und das, so lange es 
unbekannt war, recht gut als Miasma gehen konnte, sich als ein im Darm der 
Cholerakranken schmarotzender pathogener Pilz entpuppt hat und darum geben 
sie sich alle erdenkliche Mühe, den Pilz von seiner Stelle als Krankheits- 
ursache ins Nichts herabzustürzen. 

Soweit es sich bei ihren Einwendungen um die Anfechtung des bacte- 
riologischen Theiles von Koch’s Choleralehre handelte, ist, wie bei seiner 
Meisterschaft nicht anders zu erwarten war, jeder Angriff siegreich abge- 
schlagen worden. 

Es ist um hier kurz zu sein, weder gelungen, den Beweis zu führen, dass 
der Kommabaeillus nicht für die Cholera specifisch sei, sondern auch sonst- 
wo in Kranken und Gesunden vorkomme, noch ist derselbe, wie man es von 
München aus versuchte, zu einem harmlosen Parasiten der Choleradarmschleim- 
haut degradirt und durch einen anderen in München entdeckten geraden Ba- 
eillus ersetzt worden. 

Ich muss ausdrücklich erwähnen, dass eine kurze Zeit lang die Specifität 
des Cholerapilzes arg ins Gedränge kam, als 2 Herren in Bonn, Finkler und 
Prior, die schon kurz berührte Entdeckung machten, dass auch in den Aus- 
leerungen der an einheimischer Cholera — Cholera nostras — leidenden 
Menschen Kommabacillen vorkommen. 

Es klang sehr verdächtig und für Koch sehr bedenklich. Beide Krank- 
heiten einander in ihren Symptomen ganz ähnlich, bei beiden ganz derselbe 
Bacillus und doch der grosse Unterschied, dass die eine, Cholera, verheerende 


Epidemien angerichtet, die andere immer nur vereinzelte Fälle aufweist, die 
11 


254 : 


in 99%, in Heilung ausgehen. Der Gedanke, dass der Bacillus Koch’s die 
Bedeutung, welche er ihm beilegte, unmöglich haben könnte, lag da sehr nahe. 

Allein sehr bald fanden sich schon wesentliche Unterschiede in der Form 
und Wuchsart zwischen dem Bonner und dem Kochschen Komma. Jener ist 
nämlich plumper, dicker, hat keine Luftblase, verflüssigt in Stich- und Platten- 
kultur viel schneller die Gelatine, so dass der Stich sehr bald einen Sack 
statt eines Fadens bildet, er hat eine ganz runde Plattencultur, sieht lange 
nicht so granulirt aus, wie die Kochsche Kultur, stinkt entsetzlich und wächst 
auf Kartoffeln bei gewöhnlicher Zimmertemperatur, was der Cholerapilz nicht 
thut. Dann aber ist garnicht daran zu zweifeln, dass die Herern in Bonn durch 
eine Verunreinigung, allerdings eine solche, die dem Cholerapilz merkwürdig 
ähnlich sieht, getäuscht wurden. Ausserhalb Bonn’s und von anderen Be- 
obachtern als den genannten Herren ist nämlich der Komma-Bacillus derselben 
noch niemals bei Cholera nostras gefunden worden. Sie selbst fanden ihn auch 
nur bei 5 von 29 Fällen und zwar, nachdem sie den zu untersuchenden Stuhl 
vor der Untersuchung 2—14 Tage lang ohne besondere Vorsichtsmassregeln 
hatten stehen. 

Dass ihnen dabei etwas Menschliches passiren konnte, ja musste, ist jedem 
klar, der jemals mit Bacterien gearbeitet hat. 

Immerhin ist ihr Fund, den übrigens Koch mit dem Miller’s identificirt, 
recht interessant und den Herren nur zu danken, dass sie mit ihrem Material 
fortgearbeitet und ein recht hübsches Buch darüber geschrieben haben. 

Auf Verwechslungen, Irrthümer, verzeihliche und unverzeihliche Fehler in 
der Beobachtung und Methode, bei einem englisch-indischen „Forscher“ auf 
wissentliche Verdrehung der Thatsachen konnten die gegnerischen Behauptungen 
überall zurückgeführt und damit beseitigt werden. 

Schwieriger natürlich ist die rein intelleetuelle Seite des Streites zu ent- 
scheiden — wo es sich um Raisonnements handelt, ist eben mit Microscop und 
Gelatineplatte nichts zu machen. 

Man hat eingewandt, das Thierexperiment beweise nichts, denn es sei kein 
Menschenexperiment. 

Man hat weiter den ernster klingenden Einwand gemacht, dass die 
epidemiologischen Thatsachen mit den Eigenschaften des Kommabacillus nicht 
zu vereinigen seien. 

Der rechte Pilz müsste eine Dauerform haben, ohne welche lang aus- 
einanderliegende Epidemien derselben Invasion sich nicht erklären liessen. 

Es sei, da der Kommabacillus beim Austrocknen sterbe, nicht zu begreifen, 
warum die Cholera in ihrer Heimath gerade in der heissesten regenlosen Zeit 
am heftigsten, während der Regenzeit am schwächsten auftrete. 

Es sei, da der Kommabaeillus dem Kampf mit den Fäulnissmieroorganismen 
schnell erliege, nicht zu verstehen, warum die Cholera gerade die schmutzigsten 
Localitäten aufsuche. 


255 


Der rechte Pilz der Cholera müsste, wie der anderer Infectionskrankheiten, 
nicht blos in einem Organe, dem Darme, sondern auch im Blute und überall 
in den Organen, die ja alle mit krank wären, zu finden sein, mit der Ver- 
giftungstheorie sei es nichts. 

Der Pilz, der überall und jederzeit fortkomme, erkläre schliesslich nicht, 
warum die Cholera nur an gewissen Orten und zu gewissen Zeiten um sich greife. 


Es würde viel zu weit führen, wollte ich hier auf eine Besprechung der 
einzelnen Angrifie Pettenkofer’s und seiner Parteigänger eingehen, ich be- 
gnüge mich damit, das Wichtigste herauszuheben und im Sinne Koch’s zu 
widerlegen. 

Die Thierversuche haben gar nicht die Wichtigkeit, die man ihnen beilegt; 
selbst wenn sie ganz negativ ausgefallen wären, so würde das noch nichts be- 
weisen: auch die Lepra — der Aussatz — und die Reeurrens liessen sich nicht 
auf Thiere. übertragen und dennoch zweifelt Niemand daran, dass der Lepra- 
bacillus und die Recurrens-Spirille die betreffenden Krankheitserreger sind, für 
die Syphilis wird es vermuthlich ebenso sein. Andererseits sieht Milzbrand 
und Tuberculose beim Thiere, durch das Experiment erzeugt, ganz anders aus, 
als beim Menschen und doch wird Niemand glauben, dass der Pilz des Menschen 
milzbrands und der Menschenschwindsucht ein anderer sei, wie der der Rein- 
eulturen, mit welchen die Thierexperimente gemacht wurden. 

Dass die Cholera im Schmutze am besten fortkommt, ist richtig; aber 
sollte es denn im Schmutze nicht auch ganz reine Stellen geben, auf denen der 
Bacillus fortkommen kann, ebenso wie er im Trinkwasser wird fortkommen 
können, das an sich zu arm an Nährstoffen ist, um ihn zu ernähren, aber, 
wenn es eben nicht ganz rein ist, in den Millionen von kleinen Pflanzen und 
anderen Gegenständen, die es beherbergt, ebensoviel kleine Culturapparate mit 
sich trägt, auf denen .der Bacillus vorzüglich fortgedeihen dürfte. 

Dass die Dauerform fehlen sollte, wenn sie nun durchaus da sein muss, 
ist nach den neuesten Forschungen auch noch nicht ausgemacht. Hüppe will 
sie eben, wie ich schon erwähnte, in seinen Sporen gefunden haben und es wird 
abzuwarten sein, ob dem nicht wirklich so ist. Wir können aber immerhin 
auch ohne Dauerform auskommen, insbesondere wenn wir annehmen, dass 
zwischen zwei zeitlich lange getrennten Epidemien sporadische, nicht bemerkte, 
vielleicht auch nicht so heftige und darum unbeachtete Fälle liegen. 

Ferner: Warum sollte die Abhängigkeit der Cholera von Zeit und Ort, 
worauf ja Pettenkofer immer den Hauptnachdruck legt, sich nicht aufs Beste 
mit der Abhängigkeit der Cholera vom Bacillus vereinigen lassen. Wenn die 
directe Ansteckung von einem Menschen zum anderen auch ausser Zweifel 
steht, so wird ja immer zuzugeben sein, dass Epidemien auf diese Art der 
direceten Ansteckung nicht entstehen. Dort wie hier kann und wird der Bacillus 


die Ursache der Krankheit sein, aber um eine Epidemie zu erzeugen, muss der 
13 


256 


Bacillus auch ausserhalb des menschlichen Körpers vorkommen können und 
dazu wird es einer örtlichen und zeitlichen Disposition bedürfen. Die letztere 
wird sich erklären lassen einmal aus der Empfänglich oder Nichtempfänglichkeit 
einer grösseren Menge von Menschen, wobei die Durchseuchung nach einer 
kurz vorher gegangenen Epidemie von hervorragender Wichtigkeit sein wird, 
dann aber aus einer verschiedenen Giftigkeit des Pilzes zu verschiedenen Jahren 
und Jahreszeiten, wie sie ja von grösseren Giftpflanzen allbekannt ist. 

Die örtliche Disposition aber wird, ganz wie Pettenkofer es will, abhängen 
von der physicalischen Beschaffenheit des Bodens, des Untergrundes unserer 
Wohnungen, von dem Wassergehalt in diesem Boden und seinem Wechsel, dem 
Grundwasser und von dem Vorhandensein von Nährsubstanzen für andere 
Organismen im Boden, seiner Imprägnirung. 

Der Baeillus kommt ja in feuchter Erde, die Nährsubstanzen enthält, fort, 
warum sollte er in seinem Fortkommen nicht abhängig gemacht werden können 
von der Beschaffenheit des Bodens der ergriffenen Orte, von der localen Disposition. 

Nur der Weitertransport des Bacillus aus dem Boden wieder in den 
Menschen würde ein ganz anderer sein, als ihn Pettenkofer sich denkt. 

Nach Pettenkofer steigt der Cholerakeim, beim Sinken des Grundwassers 
freigelegt, empor, durch den menschlichen Verkehr wird das fortgetragen, was 
nicht zur Infeetion von Menschen verbraucht wird; ehe es am neuen Orte 
wieder Cholera erzeugen kann, muss es hier wieder in den Boden gelangen 
und wenn Ort und Zeit zu neuer Reifung günstig ist, infieirt es auch von 
Neuem. 

Nach Koch und seinen Anhängern aber ist die Sache bedeutend einfacher, 
Aus dem Boden kommt der Bacillus ins Wasser und direct in uns, macht uns 
krank, wir reproduciren den Baeillus in unserem Darm und, wenn wir dann 
krank an einen anderen Ort kommen, infieiren wir direet, oder wieder durch 
Vermittelung des Bodens und des Trinkwassers weiter. 

Darf ich hier meine eigene Ueberzeugung aussprechen, so ist es die: Die 
epidemiologischen Fragen sind mit der Auffindung des Koch’schen Baecillus 
und der Kenntniss seiner Eigenschaften durchaus noch nicht völlig geklärt, 
wohl aber ist es die Pathologie des Einzelfalles und damit können wir erwarten, 
dass mit der Zeit sich auf gleiche Weise auch die grossen Zuge der Epidemien 
werden erklären lassen. Es stimmt z. B. wirklich mit der Vorliebe des Bacillus 
für höhere Temperaturen nicht überein, dass wir nach dem Durchschnitt vieler 
Jahre im Juni unendlich viel weniger Cholerafälle haben, als im December z. B 
zwei gegen 1057 in den Jahren 1836—74 in Bayern, 4392 gegen 7254 in den 
den Jahren 1848—1859 in Preussen. Es stimmt mit seiner Fähigkeit überall 
ausser im Wüstensande und auf Fels weiterzuwuchern die garnicht fortzuläugnende 
Immunität verschiedener Orte nicht blos in Indien, wo die Beispiele von Petten- 
kofer immer hergeholt werden, sondern auch in Europa, nicht überein, so die 
Immunität von Stuttgart und Lyon. Sollte Koch mit seiner Erklärung, Lyon 
sei immun, weil dort kein Mensch die Wäsche im Hause wasche, wirklich das 


Richtige getroffen haben — ich glaube kaum. 
14 


"25 


Es stimmt ferner mit der « prior! so leichten directen Uebertragbarkeit 
des Bacillus von Person zu Person nicht die Erfahrung, dass, mag man dagegen 
sagen was man wolle, die Cholera auf Schiffen so sehr selten eine nennens- 
werthe Ausdehnung gewinnt und lange anhält und dass man auf dem Laude 
die Fälle, wo Aerzte, Krankenwärter und Krankenträger Cholera bekommen, 
an den Fingern abzählen kann. 

Es stimmt schliesslich mit der grossen Rolle, die das Trinkwasser bei der 
Choleraverbreitung spielen soll, nicht, dass der Bacillus von Koch selbst nur 
einmal im Wasser und ausser ihm ‘auch nur noch ganz vereinzelt und nicht ganz 
zweifellos in Genua und Marseille gefunden ist? Sollte er nur noch nicht genug 
gesucht sein? 

Es würde mir vermuthlich leicht werden, noch manche andere durch die 
Entdeckung des Bacillus nicht so ohne Weiteres zu erklärende Thatsachen 
in der Geschichte der Cholera aufzufinden, aber ich bin deshalb weit davon 
entfernt, Koch gegenüber ungläubig zu werden, oder gar ins Lager seiner 
Gegner überzugehen. 

Nach meinen eigenen Erfahrungen und Eindrücken habe ich bereits vor 
einem Decennium in einer kleinen Schrift mich gegen Pettenkofer, Koch’s 
Hauptgegner, gewandt und mich als Contagionisten erklärt und dabei bin ich 
auch geblieben. Für mich ist der kranke Mensch der Verbreiter der Krankheit 
und wenn ich bisher die Antwort auf die Frage schuldig bleiben musste, in 
welcher Weise denn die Weiterverbreitung stattfinde, so betrachte ich es als 
eine wahre Erlösung, jetzt die Antwort geben zu können, wenn ich auch noch 
nicht alles vollständig beantworten kann. Die Beweisführung, dass der Koch’sche 
Bacillus die Ursache der Cholera ist, ist meines Erachtens unanfechtbar, es ist 
unanfechtbar, dass der Bacillus im Darm des Menschen fortkommt und ebenso 
ausserhalb des Darms im Boden. im Wasser, auf unseren Nahrungsmitteln. 
Alle Bedingungen dafür, dass der kranke Mensch die Epidemie von Ort zu 
Ort forttragen kann, sind damit gegeben und da die Cholera bei uns, in Europa 
an den menschlichen Verkehr gebunden ist, so ist sicherlich auch in diesem 
Verkehr der Mensch selbst, wenigstens in erster Stelle, der, der die Cholera 
verbreitet. 

Alle Versuche der Localisten, daran zu rütteln, sind verfehlt. 

Die Hauptverwirrung hat, wie ich glaube, von jeher die unselige Sucht 
verschuldet, die Verhältnisse in Indien als massgebend für die in Europa hin- 
zustellen. Das ist aber auf alle Fälle grundfalsch. Wenn die Cholera in Indien, 
wie man meint, nicht mit dem menschlichen Verkehr, sondern etwa mit dem 
Monsun oder sonst etwas Atmosphärischem geht, so ist sie dort eben eine 
andere Krankheit, als bei uns, denn bei uns geht sie mit dem Verkehr, wie 
selbst ein Pettenkofer zugiebt und alle Versuche, beide Krankheiten unter einen 
Gesichtspunkt zu bringen, sind überflüssig. Wenn aber beide Krankkeiten dort 
wie hier dieselben sind, dann muss die Cholera auch in Indien vom menschlichen 


258 


Verkehr abhängen und die Leute, welche etwas anderes gesehen haben, haben 
eben falsch gesehen und führen sich und uns irre. 

Für mich persönlich haben die aus Indien kommenden Lehren allen Credit 
verloren, seit der grosse Cuningham, der Eckstein Pettenkofer’s und der Meister 
der Schule der Localisten, zum letzten Male vor einigen Monaten gesprochen hat. 

Was soll man dazu sagen, wenn dieser Mann, der 30 Jahre, darunter viele 
Jahre an leitender Stelle im Sanitätsdienste Indiens gewirkt hat, in seiner 
neuesten von Pettenkofer bevorworteten und übersetzten Schrift „die Cholera, 
was kann der Staat thun, sie zu verhüten“ zu Resultaten kommt wie folgenden: 

„Die Cholera ist schon Hippoecrates und Celsus bekannt und lange 
vor 1832 sind in England, Frankreich, Deutschland, Amerika Epidemien 
gewesen. 

„Es ist Grund vorhanden zur Annahme, dass die Cholera in Russ- 
land während der letzten 20 Jahre mehr oder weniger fast jedes Jahr 
vorhanden ist.‘ — 

„Einer Einschleppung der Cholera bedarf es gar nicht, die stets 
und überall vorkommenden Fälle von Cholera nostras sind schon Cholera; 
wenn sie also in dieser Weise innerhalb einer oder zweier Tagereisen von 
jeder Hauptstadt Europa’s gewöhnlich vorhanden, wozu das Mährchen, 
dass sie den ganzen Weg vom Gangesdelta hergebracht worden ist, 
schliesslich: w 

„Vor und während eines Cholera-Ausbruches herrscht als Ausdruck 
atmosphärischer Einflüsse an vielen Orten Diarrhoe, die, wenn nicht 
eleich unterdrückt, zur Cholera wird, ebenso wie diese leicht entstehen 
kann, wenn Abführmittel, die zu anderen Zeiten gefahrlos sind, gereicht 
werden. — 

Soll man einen Mann, der derartige Behauptungen in die Welt schleudert, 
wirklich ernst nehmen, ihm die Fähigkeit, objectiv beobachten, urtheilen und 
schliessen zu können, beilegen. Ist ihm wohl zuzumuthen, dass er der Mann 
dazu ist, gerade unter den schwierigsten Verhältnissen in einem Lande mit 
unübersehbarer Ausdehnung, unzählbarer Bevölkerung, schlechten Verkehrsmitteln, 
complieirtesten Ernährungs-, Cultur- und Boden-Verhältnissen, exceptionellen 
atmosphärischen Bedingungen eine so complexe Erscheinung wie die Cholera 
in ihre Grundbedingungen zu zerlegen und anderen, die nicht so aus der Quelle 
schöpfen können, wie er, zum Wegweiser zu dienen? 

Freilich die Absicht der ganzen Publication ist durchsichtig. Sie soll Koch 
discreditiren, ein Versuch, der total fehlgeschlagen hat, und sie soll gleichzeitig 
die Vorwürfe zurückweisen, die man England wegen seines Verhaltens in Suez 
der Cholera gegenüber gemacht hat. Wenn die Cholera schon überall ist, dann 
ist es gleichgültig, ob noch ein paar Fälle aus Indien nach Europa geschleppt 
werden. oder nicht. — Cuningham weiss sehr wohl, dass man ihm vorwerfen 
werde, er spreche pro domo mit seiner Behauptung, Quaräntäne, Isolirung und 


Desinfection sei Unsinn und er wehrt sich schon, ehe er angegriffen wird, indem 
16 


BE EM 


er sagt, was in Indien gut sei, müsse es in der ganzen Welt sein und England 
verfolgte, als es die Fälle verheimlichte, die auf seinen Schiffen 1884 durch 
Suez durchschlüpften und die Cholera nach Europa brachten, nicht egoistische 
Handelsinteressen, sondern es that nur ausserhalb der Heimath der Cholera 
dasselbe, was es zu Hause in Indien thut, es hielt Quaräntäne und die übrigen 
Schutzmassregeln für überflüssig. — 

Selbstverständlich werden die Schutzmassregeln gegen die Cholera anders 
bei den Localisten als bei den Contagionisten ausfallen. Während die letzteren 
es für gefährlich halten müssen, kranke Menschen ins Land zu lassen und dem- 
nach auf Ueberwachung des Verkehrs zu Wasser und zu Lande drängen werden, 
heisst es bei den Localisten, jede Behinderung des Verkehrs ist überflüssig. 
Während die einen bei schon eingeschleppter Epidemie auf Isolirung der ersten 
Fälle und Desinfeetion aller Abgänge der Kranken, ihrer Betten, Effeeten und 
Wäsche, auf Vorsicht bei der Pflege der Kranken, der Beerdigung der Leichen, 
Reinigung der Wohnungen, in welchen Kranke und Todte sich befanden, Vor- 
sicht beim Essen und Trinken mit steter Rücksicht auf etwaige Verunreinigung 
der Speisen und Getränke durch das aus den Ausscheidungen der Kranken 
direet oder indirect stammende Contagium bestehen müssen, werden die anderen 
all diese Massregeln belächeln und discreditiren. 

In der Praxis ist schon alles einmal dagewesen, die rigorosesten Sperr- 
und Desinfeetions-Massregeln haben mit dem vollendetsten /aisser aller gewechselt 
und so traurig es ist, man muss sagen, bisher ist bei letzterem immer noch so 
viel oder so wenig herausgekommen, als bei ersteren. Die Vorgänge, deren 
Zeugen wir Alle in diesem und im vergangenen Jahre gewesen sind, legen aufs 
neue beredtes Zeugniss davon ab, wie wenig sich die Cholera in Italien und 
Spanien um Cordons und Quarantäne kümmert. 

Aber will das sagen, dass alle gegen den kranken Menschen und die Krank- 
heitsproduete gerichteten Massregeln falsch sind, oder ist es nur ein Beweis 
dafür, dass die bisherigen Massregeln falsch waren und dass man mit besseren 
Mitteln zu besseren Resultaten kommen wird! | 

Das letztere ist zu erwarten und zu erhoffen und gerade das Hauptver- 
dienst Koch’s ist es, durch die Entdeckung des Kommabacillus und seiner 
Eigenschaften erst gezeigt zu haben, wogegen man sich zu wenden und welche 
Wege man dazu einzuschlagen hat. 

Der Komma-Baeillus ist der Infectionsstoff der Cholera. Der kranke Mensch 
trägt ihn bei sich, folglich ist der kranke Mensch von einem noch nicht in- 
fieirten Lande fern zu halten. Dazu braucht man Quarantänen in den Häfen 
und Revisionsstationen auf dem Lande, wo Quarantänen — man denke nur 
an Ventimiglia — oder gar Cordons ein Unding sind, weil der Quarantäne-Ort 
oder die mit dem Cordon umgebene Stadt nicht das Meer, wie das quarantänirte 
Schiff zwischen sich und dem noch nicht infieirten Lande hat, sondern Menschen 
und festen Boden mit menschlichem Verkehr darauf, die der Verbreitung nur 
Vorschub leisten, statt sie zu hindern. Nur müsste die Quarantäne verständig 

17 18 


gehandhabt und ganz besonders dort, wo die Einfallspforten der Cholera aus 
Indien gegen Europa bestehen, nämlich im Ein- und Ausgange des Suezkanals 
und mit voller Berücksichtigung des Infeetationsstadiums der Cholera, welches 
auf 2—5 Tage festgesetzt werden sollte, ausgeführt werden. 

Quarantänen und Revisionsstationeu werden nun vielleicht niemals vollen 
Erfolg haben; insbesondere wird der Verkehr auf dem Lande nie ganz genau 
zu überwachen sein, weil neben den Revisionsstationen aber auch in ihnen selbst 
viele leicht erkrankte und solche Menschen durchschlüpfen werden, die noch 
gesund am fremden Orte ankommen und die Cholera erst, indem sie nachträglich 
. erkranken, so zu sagen wider Willen, verbreiten. 

Sind die ersten Fälle einmal da, so wird man ja, wenn ihre Provenienz 
bekannt ist, ohne Weiteres wissen, woran man ist. 

Ganz anders, wenn der Zusammenhang uicht durchsichtig ist. Man denke 
an Toulon und Marseille, an Paris, wie lange hat es gedauert, bis man zugab, 
dass die ersten vereinzelten Fälle Cholera waren. Wird das, Ehrlichkeit der 
Sanitätsbeamten und die heute zu Tage zu verlangenden Kenntnisse vorausge- 
setzt, in Zukunft wieder möglich sein. 

Wer den Komma-Baeillus im Stuhle hat, hat die Cholera, man sehe also 
nach, ob Jemand, der von einer der Cholera ähnlichen Krankheit befallen wird, 
die Bacillen in seinen Ausleerungen zeigt und man wird wissen, woran man ist. 

Man wende nicht ein: ja das ist ganz gut für den Fall des positiven Be- 
fundes, wie aber, wenn das Nachsuchen zu keinem Resultate führt? 

Dann muss man eben ein oder zehnmal eine Zeit des Zweifels durchmachen 
und sich, indem man eher zu viel als zu wenig Vorsicht verwendet, anders 
helfen, bis man nach einer oder der anderen Seite Sicherheit hat. 

Ob der Pilz der Cholera nostras, die am ehesten für ächte Cholera ge- 
nommen werden könnte, häufiger gefunden werden und zu sicher recht entschuld- 
baren Verwechselungen führen könnte, muss der Zukunft überlassen bleiben. Nach 
meiner eigenen Erfahrung halte ich die Sache nicht für gefährlich. In einem von mir 
hier in Danzig im Herbste d. J. beobachteten tödtlich verlaufenen Falle von 
Cholera nostras fehlten die Finkler-Priorschen Bacillen in den Reiswasserstrahlen 
des Lebenden, wie im Darmschleime der Leiche. Gleiches berichtet Koch von 
drei Fällen aus Berlin und in neuester Zeit Meyhöfer aus Görlitz. 

In der Handhabe, welche die Koch’sche Entdeckung für die Diagnose der 
ersten Fälle giebt, liegt schon allein ein unermesslicher Fortschritt und wir 
wollen hoffen, dass er recht energisch ausgenutzt werden wird. Vor den 
technischen Schwierigkeiten braucht man sich nicht zu fürchten, kanns nicht 
der eine, so ist bei den heutigen Verkehrsmitteln der andere sehr bald zur 
Stelle und mit Mikroskop, ein paar Glasgeräthschaften und einigen Gelatine- 
röhrchen ausgestattet, kann man die Untersuchung überall ausführen und in 
24 Stunden zu Ende bringen. 

Sind die ersten Fälle constatirt und in der Folge für alle übrigen Fälle 
wird die Aufgabe nun sein, den Bacillus an seiner Weiterverbreitung zu ver- 


hindern. 2 


261 

Der Bacillus kommt mit dem Stuhle aus dem Menschen, der Meusch ist 
daher zuisoliren, am besten, um das gleich hier zu erwähnen, aus naheliegenden 
Gründen durch Evacuirung der gesunden, der Stuhl auch das Erbrochene und 
alles was damit beschmutzt sein kann, zu desinficiren. 

Wie man das richtig macht, das wusste man früher nicht, denn man kannte 
weder den Infectionsstoff noch seine Eigenschaften. Jetzt kennt man beides 
Dank wiederum Koch und darum ist zu hoffen, dass wir, wenn wir uns um 
Koch kümmern und nicht ungläubig und vornehm die Achsel über seine 
sogenannten grossen Entdeckungen zucken, glücklicher als andere und glück- 
licher als früher sein werden, wo planlos darauf los desinfieirt wurde, Millionen 
möchte ich sagen in die Abtrittsgruben und Latrinen flossen, ohne auch nur 
für 1 Pfennig zu nutzen. Erweckt es nicht das höchste Vertrauen zu Koch, 
dass er uns klar und unwiderleglich aus den Eigenschaften des Kommabaeillus 
gezeigt hat, warum die Desinfeetion der Abtrittsgruben und Latrinen nicht blos 
nichts nützt, sondern eher noch schadet. Das hängt damit zusammen, dass die 
Cholera-Bacillen, die im feuchten Zustande aus den Abtritten übrigens gar nicht 
herauskönnen und im Trocknen nichts schaden, durch die Fäulnisskeime, die 
in den Gruben stets vorhanden ist, überwuchert und getödtet werden und dass 
man gar zu leicht bei der Desinfection auf diesen Abtödtungsvorgang hindernd 
einwirkt, wo denn hinterher überlebende Cholerakeime aus undichten Gruben 
in das Trinkwasser gelangen und Schaden anrichten können. 

Ich werde die Details der Desinfection hier nicht erörtern und auch nicht 
die einzelnen Objecte, welche zu desinficiren sind, aufzählen. Es wird ausreichen, 
wenn ich sage, dass Koch erst System in diese Sache gebracht, die richtigen 
Concentrationsgrade für die Desinfeetionsflüssigkeiten und immer in Hinblick 
auf seine Experimente am Kommabacillus neue Desinfeetions-Methoden, so die 
Austrocknung und die Behandlung der Effecten im strömenden Dampf ange- 
geben hat. 

Damit der Bacillus in den Darm des Menschen kommt, muss er in den 
Magen gelangen und damit ist weiterhin darauf zu achten, dass alles, was wir 
essen und trinken, Bacillenfrei bleibe oder werde. Die Mittel und Wege hierzu 
weisst uns Koch wieder an. Zu ihnen gehört in erster Linie eine Reinhaltung 
des Bodens, damit der Bacillus nicht in ihn eindringe und den unentbehrlichsten 
Nährstoff, das Wasser, verunreinige. 

Er lehrt uns an der Hand der Naturgesichte des Bacillus weiter, wie 
unser Magen in gesundem Zustande, zu gewissen Zeiten des Tages und der 
Verdauung mehr als zu anderen, natürliche Schutzvorrichtungen gegen das 
Weiterwuchern einmal eingedrungener Bacillen besitzt und weist uns damit hin 
auf eine sorgfältig zu beachtende Lebensordnung zur Zeit von Choleraepidemien. 

In diesem Puncte, der Sorge für gute und gesunde Nahrung, für gutes 
Trinkwasser, reine geräumige Wohnungen, reinen Boden und reine Luft giebt 
es auch bei den Localisten keinen Widerspruch. Auch sie sehen in allgemeinen 
sanitären Verbesserungen — freilich aus besonderen Gründen — das Heil. 

19 18* 


262 

Nur mit dem Unterschiede, dass sie es in ihnen ausschliesslich suchen und 
glauben, dass nicht disponirte Orte keine Cholera aufkommen lassen können, 
so viel Infectionsstoff auch dahin importirt werden möge. 

Angenommen sie haben gewissermassen Recht und man thäte mit der 
Desinfeetion und Isolirung der Kranken in einem Orte, wie Danzig z. B., das 
seine Canalisation und Wasserleitung hat, ein Uebriges, wird man da auch in 
den kleinen Städten und Dörfern, die noch nicht so weit im Punkte der Ge- 
sundheitspflege sind, wie wir und voraussichtlich auch nie dahin kommen werden, 
die Kranken und ihre Bacillenmilliarden sich einnisten lassen dürfen ohne thätig 
. Hand anzulegen? 

Allerdings mit dem Isoliren und Desinfieiren allein wird nichts zu machen 
sein. Fort und fort muss überall dahin gewirkt werden, dass nicht blos zu 
Cholerazeiten, sondern in stetiger ununterbrochener Arbeit die menschlichen 
Wohnstätten luftig, geräumig und trocken hergestellt und gehalten werden, 
dass der Boden, auf dem sie stehen, vom Schmutze der menschlichen und 
thierischen Excremente frei, das Trinkwasser rein bleibe und es wird darauf 
hinzuwirken sein, dass die jüngere Generation, gleichviel wes Standes, den 
Werth der Gesundheit schätzen, die Mittel zu ihrer Erhaltung kennen lerne. 

Das ist so trivial, dass es kaum der Erwähnung bedarf. Es bringt uns 
aber in absehbaren Zeiten nicht weiter und darum ergreifen wir gern in der 
Noth nahe liegende Hilfsmittel, besonders wenn sie so gut fundirt sind, wie 
die Koch’schen für die Cholera. 

Es ist meines Erachtens nur recht und richtig und wird uns, wenn das 
Unglück uns doch noch die Cholera in's Land schicken sollte, hoffentlich 
grossen Nutzen bringen, dass unsere preussische Medizinal-Verwaltung sich, wie 
nicht anders zu erwarten war und wie die Erlasse vom 19. Juli 1883 und 
14. Juli 1884 zeigen, ganz und voll auf den Boden der Koch’schen An- 
schauungen gestellt hat. 


Nachdem Sie, meine Herren, soviel von den Verdiensten Koch’s um die 
Klärung der Frage nach der Cholera-Ursache und nach den gegen die Cholera 
als Epidemie zweckmässig zu ergreifenden allgemeinen sanitären Massregeln 
gehört haben, wird sich Ihnen wohl die andere Frage aufdrängen: Ist denn nun 
die Menschheit durch die Entdeckung des Cholera-Bacillus auch in dem einen 
Punkte, der jedem einzelnen an uns doch zu allernächst liegt, in der Behandlung 
und Heilung des einzelnen Cholerafalles weiter gekommen. 

Hierauf ist leider nein zu antworten. Mit einem flüchtigen Streifblick 
berührt Koch selbst uud zwar bisher allein das Gebiet der Therapie vom Stand- 
punkte des Kampfes mit den Bacillen aus und da zeigt sich bald, dass wir 
davon nichts zu erwarten haben. Koch rechnet uns vor, dass im lebenden 
Menschen zur Entwickelungshemmung der Bacillen, nicht einmal zur Abtödtung 
derselben, so grosse Mengen vor differenten Stoffen eingenommen werden 


müssten, dass dadurch unfehlbar das Leben vor den Bacillen vernichtet würde. 
; 20 


268 

Es geht da wie mit den anderen Infectionsträgern, die man kennt; ausser- 
halb des Körpers sie durch Arzneistoffe zu tödten, ist ein Leichtes, im Körper 
eine Unmöglichkeit. Dass trotzdem bei der einen Infeetions-Krankheit mehr, 
bei der andern weniger, bei der Cholera bekanntlich etwa die Hälfte der Kranken 
mit dem Leben davon kommen, beruht, wie man nach neuen Beobachtungen 
glauben darf, auf einem activen Vorgehen der weissen Blutkörperchen gegen 
die Eindringlinge. Sie fressen so zu sagen die Bacillen auf, indem sie sie in 
sich hineinziehen, wie die Amoebe oder der Polyp seine Nahrung und wenn sie 
gut und rüstig sind, verdauen sie dieselben. Wer solch gute rüstige weisse 
Blutkörperchen hat, kann und wird mit den Bacillen fertig werden, wer aber 
schlecht damit versehen ist, wird untergehen. Wieviel oder wie wenig unter 
solehen Umständen die Therapie von der Kenntniss des betreffenden Krank- 
heitskeimes und seiner Resistenz gegen gewisse Desinfections- und Arzneimittel 
gewinnt, ist unschwer einzusehen. 

Nicht unerwähnt darf ich lassen, dass absehend von einem Kampfe mit den 
Bacterien in neuester Zeit Herr Professor Samuel in Königsberg mit einem 
auf theoretischem Wege gewonnenen Heilmittel gegen die Cholera hervorgetreten 
ist, das leider die Probe der praktischen Bewährung noch nicht für sich hat, 
weil sich, obgleich es wohl schon ein Jahr bekannt ist, noch Niemand gefunden 
hat, der es versuchen wollte, vermuthlich seiner Umständlichkeit wegen, wenigstens 
nicht in der von Samuel verlangten Vollständigkeit, denn theilweise versucht 
aber wieder aufgegeben ist es von Cantani und Marigliano, zwei berühmten 
italienischen Aerzten. Samuel geht von der an sich ganz acceptablen Voraus- 
setzung aus, dass der Wasserverlust des Blutes bei der massenhaften Ab- 
sonderung von Wasser in den Darm, welche der Choleraprozess mit sich bringt, 
die Eindickung des Blutes das Lebensgefährliche sei und schlägt nun vor, 
während des ganzen sogenannten asphyctischen Stadiums warme Kochsalzlösung, 
den Stoff, welcher dem verloren gegangenen Blutwasser am ähnlichsten ist, 
permanent in das Unterhautbinde-Gewebe der Brustgegend, wenn’s sein muss, 
auch der Halsgegend einfliessen zu lassen. Dazu soll ein Irrigator mit der 
Lösung gefüllt und mit Gummischlauch und zwei einschaltbaren Canälen ver- 
sehen über dem Kopfe des Kranken aufgehängt und der Abfluss erst in die 
eine Seite und wenn hier die Aufnahme stockt alternirend in die andere Seite 
gemacht werden. 

Die Ausführbarkeit des Versuches hat Samuel an Thieren nachgewiesen, 
er ist rationell und ich für meinen Theil würde ihn vorkommenden Falles nicht 
scheuen. 

Auf einem ganz anderen Wege und wieder von dem Kommabacillus aus- 
gehend und mit ihm reehnend hat bekanntlich Ferran aus Tortosa in Spanien 
der Cholera beikommen wollen. Er wollte der Menschheit gegen die Cholera 
helfen, wie ihr Jenner gegen die Pocken geholfen hat und wie Pasteur dem 
Rindvieh gegen den Milzbrand und seinen Mitmenschen gegen die Hundswuth 


«ben zu helfen versucht: durch Schutzimpfung. 
21 


264 


Ferran, der den Mund sehr voll nimmt, aber auch seine Tasche nicht 
vergisst, da er sich für jede Impfung 12 Fr. 50 Cent. bezahlen liess, wo er 
es nur haben konnte, Ferran, der sich stolz einen Schüler Pasteur’s nennt 
ist kein reiner Routinier und Empyriker, wenigstens giebt er sich den Anschein, 
es nicht zu sein. Er hat in spanischen Zeitschriften nicht blos allein, auch 
in der deutschen Zeitschrift für klinische Medizin, einem von Männern wie 
Leyden, Bamberger und Nothnagel herausgegebenen Journale, desgleichen 
in französischen Fachblättern rührig die Feder geführt und zunächst die Welt 
mit ganz neuen Entdeckungen über die Cultur des Kommabacillus überrascht. 
Manches davon ist sogar richtig, die Hauptsache aber falsch. Er will, indem 
er den Nährboden, der sich bei der Koch’schen Methode schnell erschöpfe — 
er nahm Bouillon —- und sauer werde, durch Zusatz frischer alealischer Bouillon 
alcalisch erhält und indem er ihm etwas Menschen- oder Schweinegalle zusetzte, 
was er später wieder aufgab, indem er schliesslich die Temperatur änderte, 
die Cultur zuerst auf 37, dann auf 15—20° hielt, ganz neue Entwickelungs- 
formen des Komma gefunden haben. 

Da sollen sich aus den Spirillen lange Fäden mit Sporen hauptsächlich 
aber Kugeln, in den Kugeln Körner bilden. Durch Platzen der Kugeln würden 
die Körner frei, wüchsen nun zu maulbeerförmigen Körpern aus und aus diesen 
wieder schössen neue lange dünne Spirillen hervor, welche, den Formenkreis 
vollendend, zu Bacillen, Komma’s zerfielen. 

Man hat nachgewiesen, dass Phantasie, falsche Deutungen richtiger Befunde 
und Auffassung von Verunreinigungen der Culturen als natürliche Bestandtheile 
derselben ihr böses Spiel mit Ferran getrieben haben. 

‚Jedenfalls hat er und zwar mit solchen Bouillon, in der sich neben den 
inoeulirten Bacillen eben die famosen Körnchen zu bilden begannen, erst an 
Thieren, später an Menschen und hier in enormer Ausdehnung — man spricht 
von 100 000 — Impfungen gemacht. — Von den Thieren — Meerschweinchen — 
starben anfangs viele unter Convulsionen und Erbrechen, während ihre Temperatur 
um 4—5° sank; ‚‚später als er sein Vacein besser zu behandeln verstand“, waren 
die Verluste fast Null — und die einmal geimpften hielten spätere Injeetionen 
von höchster Giftigkeit, wie er meint, aus. Dies ermunterte ihn dazu, zuerst 
sich selbst zu impfen, wovon er bei einer späteren Infeetion in seinem Labo- 
ratorium am eigenen Körper lebensrettenden Erfolg sah, und dann der spanischen 
Nation seine Wohlthat der Schutzimpfung zugänglich zu machen. 

Im Verlaufe seiner Arbeit auf diesem Gebiete brachte er — wie, das ist 
sein Geheimniss — es zu 2 Arten von Vacein, eine schwächer wirkende und 
eine von höchster Giftigkeit, die nur solche Menschen vertragen konnten, welche 
mit No. I bereits schussfest gemacht waren. 

Impfung mit No. I sollte sicher, mit No. ] und II ganz sicher vor dem 
Tode durch Cholera schützen. 

Die spanische Regierung verbot Anfangs die Impfungen, später liess sie 


sie zu und in letzter Zeit hat sie dieselbe wieder untersagt, jedenfalls strömten 
32 


RIRER, 

die Menschen Ferran zu — under hat Wunder verrichtet, will man der allzeit 
dienstfertigen Statistik, seiner Apostel unter den spanischen Aerzten Glauben 
schenken. 

Diese Statistik, zusammengestellt für die drei Städte Aleira, Algemesi und 
Alberique lautet: 

T. Alcira. 
Nicht Geimpfte ca. 9000 davon erkrankt 374 (4%) gestorben 169 (2%). 
Einmal z „' 2OOBD AT: , 37 (0,37%) (0,07%). 


Zweimal = = ? = ix 39 ar 


a Br | 


1. Algemesı. 
Nicht Geimpfte ca. 8000 davon erkrankt 484 (6%) gestorben 205 (2,5%). 


Einmal R al: 1 1 Der we WER: 22 5 (0,4%). 
Zweimal  „, ee & 1(0.16%) „ 1 (0,16%). 


11I. Alberique. 
Nicht Geimpfte ca. 4000 davon erkrankt 192 (4,8%) gestorben 73 (1,8%). 
Einmal = PRlgene = > Bag a 2 2 (0,2%). 


Böse ist nur dabei, dass der Gouverneur von Valencia einer französischen 
Commission, welche von Staatswegen nach Spanien zur Information über die 
Ferransche Impfung geschickt war, erklärte, von den Geimpften seien nicht 
1—2, sondern 67 % an der Cholera erkrankt, wieviel davon gestorben wären, 
wüsste er nicht anzugeben. 

An sich ist die Impfung, die übrigens sehr salopp mit schlecht verwahrter 
Lymphe aus offenen Tassen mit unsterilisirten Spritzen gemacht wurde, unge- 
fährlich. Sie wird durch Injeetion ins Unterhautzellgewebe resp. Muskulatur 
der Arme gemacht, es entsteht eine in einigen Stunden vorübergehende Ge- 
schwulst, die so gut wie nie in Eiterung übergeht und als Allgemeinerscheinung 
bald, spätestens in 24 Stunden nachlassendes Fieber, Frösteln und eine gewisse 
Benommenheit. 

Hochinteressant ist, dass der Vaccin, von sachkundiger Hand untersucht, 
aus nichts weiter besteht, als einer Reincultur von Commabaeillen mit Schmutz, 
dass bei der Impfung davon nichts ins Blut übergeht und dass sich in dem- 
selben auch von den Coecen, die nach Ferran auftauchen, nichts finden lässt. 

Also: die Injection von Commabaeillen Reinkulturen schadet den Menschen 
nicht viel, sie verleiht ihm aber auch keinen Schutz gegen Cholera — das ist 
das Facit, das sich aus den Ferranschen Impfungen für uns ziehen lässt — 
es kann uns nach dem früher Erwähnten nicht überraschen, 


25 


Aufzugeben wäre der Gedanke an Schutzimpfungen, die übrigens nicht 
ganz neu sind, so erinnere ich mich, dass vor einer Reihe von Jahren die 
Schutzimpfung mit Quassiatinetur modern war, nicht. Man hat nach anderen 
Analogien Grund zu der Annahme, dass die Bacterien fressenden Blutkörperchen 
besseren Appetit und bessere Verdauung einer bestimmten Sorte dieser Pilze 
bekommen, wenn sie schon an ähnliche Genüsse gewöhnt sind und so liegt es 
nicht aus dem Bereiche der Möglichkeit, dass man mit der Zeit ihnen auch das 
Kommabaeillengift geniessbar machen wird. Die zeitweilige Immunität einer 
durchseuchten Bevölkerung deutet ja darauf hin, dass eine Angewöhnung an 
die Bacillen resp. ihre Stoffwechselproducte auf irgend eine Art möglich sein muss. 

Vielleicht feiern wir in dem Entdecker des Choleravaccin später einmal 
einen neuen grossen Wohlthäter der Menschheit. 

Für heute wollen wir es genug sein lassen an der Anerkennung unseres 
Koch; hat er uns auch nicht von der Cholera befreit, so hat er uns wenigstens 
frei gemacht von dem Hemmschuh, der in der Unkenntniss über das Wesen 
des Choleraprozesses auf unserem Denken und Handeln lastete. Auf diesem 
Fundamente eine feste Schutzwehr zu errichten, wird, so können und wollen 
wir trotz aller Zweifler hoffen, bei ernstem Streben früher oder später gelingen. 


24 


Mittheilungen über Bernstein 


Otto Helm, Danzig. 


XUlI Ueber die Insecten des Bernsteins. 


Es giebt wohl keinen besseren Beweis von der Wandelbarkeit thierischer 
und pflanzlicher Organismen innerhalb langer Zeitabschnitte, als das Studium 
der thierischen und pflanzlichen Einschlüsse im Bernstein; und namentlich sind 
hierzu die Inseeten desselben geeignet, denn diese sind im Bernstein nicht nur 
ausserordentlich gut und vollständig, sondern auch in sehr grosser Anzahl er- 
halten geblieben. 

Wer jemals eine Sammlung von Bernsteineinschlüssen gesehen hat, der 
wird erstaunt gewesen sein von dem wunderbar gestaltenreichen Bilde, welches 
sich ihm darbietet und welches die früh tertiäre Zeit einst erschuf. Wie durch 
einen Zauber gebannt sieht er alle die einst lebenden Gestalten, er erblickt 
die nach Beute haschende Spinne, dicht daneben ihr Netz, ganze Mücken- 
schwärme, die mit einander zu spielen scheinen, Fliegen mit fluggespannten 
Flügeln, den Raubkäfer mit seiner Beute im Munde, Ameisen mit ihren Eiern 
oder im Kampfe mit einander. 

Er gewahrt ferner den Tropfen Thau auf dem Moose, die zarten Blüthen 
einer Blume mit den feingeaderten Blättern, kleine reifende Früchtehen und 
Samen, die so frisch aussehen, dass er versucht ist, sie herauszunehmen und 
in die Erde zu pflanzen. Vorsichtig öffnet er zu diesem Zwecke das Bernstein- 
stück, doch er findet nur ein hohles mit etwas Asche gefülltes Gefäss, ein 
wesenloses Ding, ein Grab der Vorzeit mit lebensfrischen Zügen. Ebenso bei 
den thierischen Einschlüssen. Und all’ diese Geschöpfe haben einst hier ge- 
lebt und haben den grossen Urwald von Bernsteinconiferen bevölkert. Viele 
Jahrtausende sind seitdem dahingegangen, und die ganze Insectenwelt, wenn 
auch auf den ersten Blick dieselbe scheinend, hat sich bei genauer Betrachtung 
doch erheblich verändert. Nur selten findet man in den Einschlüssen Arten, 
welche mit den heute hier lebenden übereinstimmen; die allermeisten haben 
Modificationen erlitten in der Grösse, der Gestalt, der Farbe, der Länge der 


Tarsen und Fühlerglieder, in der Beharrung oder Sculptur. 
1 


268 


Bei einigen findet man nur Anklänge an eine noch heute bestehende 
Gattung, die oft in weitabbelegenen Ländern existirt; bei andern findet man 
auch diese nicht mehr, die Species steht einzig da und ist nicht mehr auf der 
Erde bekannt. 

Nirgendwo bestätigt sich der Satz, dass die Species wandelbar ist, dass 
aber die organische Welt als solche bestehen bleibt, schlagender, als bei den 
Insecten des Bernsteins. 

Wenn es richtig ist, dass alle Insecten einst aus einem gemeinsamen 
Stamme hervorgegangen sind, und ihre Differenzirung zu Familien, Gattungen 
und Arten erst im Laufe der verschiedenen Phasen der Erdumgestaltung vor 
sich gegangen ist, dann müssten unter den Insecten des Bernstein, welcher 
der frühtertiären Zeit entstammt, Uebergangsformen zwischen den einzelnen 
Inseetenfamilien und -Ordnungen häufiger angetroffen werden, als jetzt; es ist 
desshalb von Interesse, von solchen Uebergangsformen unter den Bernstein- 
insecten Kenntniss zu erlangen. Ich führe hier ein paar bisher erforschte an. 
Zwischen Lepidopteren und Neuropteren steht ein Thier, welches Pictet Amphien- 
tomum parados#am genannt hat, eine mit Schmetterlingsschuppen bekleidete 
und durch nymphale Flügelbildung ausgezeichnete Psocide, welche den Mikro- 
lepidopteren ebenso nahe steht. 

Diese merkwürdige Gattung scheint zur Tertiärzeit viel verbreitet ge- 
wesen zu sein. Heute leben nach Herm. Kolbe (Berichte des westphäl. Prov.- 
Vereins für Wissenschaft und Kunst 10. Jahrg.) verwandte Gattungen nur noch 
in Ceylon, Ostindien und Nordamerika. Eine nahestehende vierte Gattung 
wurde im Copal von Zanzibar gefunden, entbehrte aber der Flügelschuppen. 

Von zwei andern characteristischen Uebergangsformen zwischen zwei grossen 
Inseetengruppen berichtete Director Löw in der Naturforscherversammlung zu 
Königsberg 1860. Er erwähnte zweier Fliegenarten, welche den Uebergang 
bilden zwischen den beiden grossen Familien der Nemocera und Brachycera; 
er nannte diese beiden Gattungen Kleetra und Uhrysothemis. Er glaubte An- 
fangs, dass derartige Uebergangsformen heute nieht mehr existiren, überzeugte 
sich jedoch später, dass unter den nordamerikanischen Zweiflüglern drei 
ähnliche Formen noch heute vorkommen. 

Sehr fleissig haben Director Löw und Dr. Hagen die Unterschiede der 
Formen von Dipteren und Psociden des Bernsteins von den heute lebenden, 
ihre in der Zeit stattgehabte Wandelbarkeit studirt. Löw berichtete darüber 
in der 35. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Königsberg 
1860. Seinen Untersuchungen lag ein reiches Material zu Grunde, die be- 
deutenden Sammlungen aus den Museen von Königsberg, Danzig, Berlin u. a. 
kleinere Sammlungen. 

Er fand unter den im Bernsteim eingeschlossenen Dipteren eine ansehn- 
liche Anzahl von Gattungen, von denen bis jetzt keine lebenden Arten bekannt 
sind; doch warnt er, die Behauptung, dass diese Thiere der Jetzwelt fremd 
sind, m allen Fällen aufrecht zu erhalten. Er selbst glaubte mehreremale 


2} 
r4 


269 


ganz eigenartige Dipteren im Bernstein zu sehen, fand jedoch später, nament- 
lich unter nordamerikanischen Thieren, ihre lebenden Genossen. Löw sagt, 
dass der in der Bernsteinzeit vorhandene Gattungstypus der Dipteren sich im 
Allgemeinen bis auf unsere Tage erhalten habe, anders sei es dagegen mit 
dem Artentypus. Zwar sei der Eindruck, welchen die Bernsteindipteren bei 
ihrem ersten Anblicke machen, ein durchaus nicht fremdartiger, ja einzelne 
Arten schienen ihm den jetzt lebenden täuschend ähnlich zu sein (z. B. 
Mochlonyx atavus mit M. welutinus, Diplonema longicornis mit D. eucerus, 
Styringomyia gracilis mit 8. pulchella), doch stellten sich bei genauer Ver- 
gleichung, namentlich wenn besser erhaltene Exemplare vorlagen, immer doch 
kleine Unterschiede heraus, welche die Identität widerlegten. Diese Unterschiede 
bestehen oft nur in einer gering abweichenden Form oder in dem Grössen- 
verhältnisse eines oder einiger Körpertheile, während die Anlage des ganzen 
Körperbaues und die Bildung aller übrigen Körpertheile von der ausserordent- 
lichsten Uebereinstimmung sind. Löw ist der Ansicht, dass das Verhältniss 
zwischen diesen Arten ein so eigenthümlich enges ist, dass es die Vorstellung 
eines genetisehen Zusammenhanges zwischen ihnen unwillkürlich machte und 
gegen alle theoretischen Einwendungen, welche erhoben werden können, wach 
erhält. Der Eindruck, als seien diejenigen lebenden Arten, welche mit ge- 
wissen Bernsteindipteren durch ein so ungewöhnlich enges Verwandschafts- 
band verknüpft sind, nicht nur zu dem früheren Artbestande hinzugetreten, 
sondern aus den älteren Arten herausgebildete, sei für den unbefangenen Be- 
obachter ein unwiderstehlicher. 

Genauer und auf einzelne Veränderungen eingehend, spricht sich 
Dr. H. A. Hagen, früher in Königsberg, jetzt in Massachusets über die Psociden 
des Bernsteins aus (vide Stettiner entomolog. Zeitung 1882, pag. 298). Er 
sagt, dass in der Fortentwickelung des Typus der Psociden von der Zeit der 
Bernsteinperiode bis heute zwei Reihen von Veränderungen vor sich gegangen 
seien, die einander parallel laufen und einem entgegengesetzten Principe 
folgen. Einerseits Vereinfachung und Verkümmerung in Fühlern, Füssen, 
Prothorax; anderseits weitere Ausbildung und complieirterer Bau in den 
Augen, Fussklauen und vorzüglich in den Flügeln, die dem mehr ausge- 
bildeten Thiere freiere Bewegung und grössere Kraft und Lebensfähigkeit 
sichern; also die Bedingungen eines weiter fortgeschrittenen Typus. Die 
Psociden des Bernsteins gleichen nach Hagen keiner der jetzt lebenden Psocus- 
art vollständig. 

Forstrath Koch (vide Organische Reste im Bernstein, von G. C. Berend 
Berlin 1854 I. Band 2. Abth. pag. 4) sagt von den im Bernstein einge- 
schlossenen Crustaceen, Myriapoden, Arachniden und Apteren, dass viele 
Gattungen derselben zwar den jetztweltlichen vollkommen analog sind, andere 
aber der Vorwelt allein angehören; einige sind heutzutage nur in den Tropen- 
verenden zu Hause. 

Der bekannte Schweizer Paläontologe Heer sagt in seiner Flora 


270 


tertiaria lIl, pag. 309, dass nur 5 Gliederthiere des Bernsteins bekannt seien, 
welche lebenden so nahe verwandt sind, dass keine sichern und scharfen Unter- 
schiede anzugeben sind; es sind das 2 Mücken, Culex pipiens und Mochlonyx 
velutinus, ein Ohrwurm und zwei Myriapoden, Lithobius und Scolopendrella 
immaculata. 

Von den Spinnen berichtet Forstrath Koch, (Berends Organische Reste im 
Bernstein, Berlin 1854, 1. Band 2. Abth. pag. 1 his 4) dass die Gattungs- 
merkmale der im Bernstein eingeschlossenen, mit denen der Jetztwelt im All- 
gemeinen übereinstimmen. Sehr wenige Ausnahmen fänden statt, so u. a. 
die mit grossen gezähnten Fresszangen und Fangkrallen versehenen Archaea 

paradoxa, welche im Systeme der Spinnen einzig dasteht; dieselbe ist nament- 
lich von Menge öfters im Bernstein gefunden worden. Die Arten der Spinnen- 
gattungen sind dagegen von den heute vorkommenden verschieden; Koch und 
Menge haben denselben desshalb auch stets neue Namen gegeben. 

Von den Bernsteinthieren aus der Familie der Bastardskorpione und 
Weberknechte bemerkt Koch, dass sie mit denen, welche heute vorkommen, 
analog seien. Ebenso seien keine Verschiedenheiten im Gattungstypus der 
Milben und Apteren bemerkbar, wenn auch die Arten verschieden sind. Die 
Lepisma debia Koch zeige mit der aus Amerika durch Schiffe nach Europa 
gebrachten L. sacharina viel Achnlichkeit, doch sei die völlige Identität zu 
bezweifeln. 

Von den im Bernstein eingeschlossenen Hemipteren sagt Prof. E. F. Germar 
(vide organ. Reste im Bernstein Berlin 1856, 2. Band pag. 31), dass unter 
ihnen viel Uebereinstimmung mit den jetzt lebenden vorhanden sei; kleine Ab- 
weichungen beobachtete er überall. Im Allgemeinen fielen ihm die verhältniss- 
mässig langen Schnäbel einiger Cicaden und Wanzen auf. 

Von den Neuropteren weisen Hagen und Pictet (ebendas. pag. 43) ziemlich 
dasselbe nach; sie bestätigen zugleich ausdrücklich, dass keine der aus der 
alttertiären Zeit des Bernsteinbaumes stammende Art völlig gleichgestaltet 
mit einer der jetzt lebenden sei. 

Was die im Bernstein eingeschlossenen Hymencpteren und Coleopteren an- 
belangt, so ist mit Ausnahme der Ameisen fast nichts über dieselben ge- 
schrieben worden. Ich habe von Käfern wohl einige Tausend beobachtet, auch 
einen grossen Theil derselben zu Familien und Gattungen von einander ge- 
trennt. Dabei drängte sich mir unwillkürlich die Ueberzeugung auf, dass 
diese Fauna in einem engen natürlichen Zusammenhange stehe mit der noch 
jetzt in Europa lebenden. Ja, beim ersten Durchmustern einer Anzahl Käfer 
im Bernstein glaubte ich stets ganz bestimmte Bekannte zu finden, erst bei 
näherer Prüfung fand ich die Unterschiede heraus, welche sich im Laufe der 
langen Zeit durch Anpassung ihrer Körpertheile an veränderte Lebensbe- 
dingungen herausgebildet haben. Oft bestehen diese Unterschiede nur in ge- 
ringen Abweichungen in der Bauart ihrer Körpertheile, namentlich in den 
Grössenverhältnissen derselben; im Allgemeinen smd die Bernsteinkäfer kleiner 

4 


Bi. 


als die heute lebenden. Oft sind es Unterschiede in der Behaarung und Be- 
kleidung, welche sie von gleichen Arten der Jetztzeit {irennen, wobei ich be- 
merken will, dass derartige Unterschiede in der Bekleidung des Körpers auch 
bei den jetzt lebenden Käfern beobachtet wurden, je nachdem dieselbe Art 
in einem gemässigten oder warmen Klima erzeugt- wurde. 

Dann aber kommen unter den Käfern des Bernsteins auch solehe vor, 
welche einen völlig fremdartigen Eindruck machen. 

In meiner Sammlung befinden sich gegen 700 Bernsteinstücke mit Käfer- 
einschlüssen, von denen ich 600 nach Familien und Gattungen getrennt habe. 
Es gehören von ihnen zu den 


Carabidae 33 Stück, |  Daseyllidae 23 Stück, 
Gyrinidae Duig; '  Telephoridae 2 ai 
Dytiscidae ups) Uleridae El; jas, 
Staphylinde 26 „, |  Ptinidae anbun, 
Pselaphidae 20 05; Anobiidae 42 „ 
Scydmaenidae 9 Tenebrionidae 20 ,, 
Histeridae £ Cistelidae 1Birur;; 
Paussidae 15H; Melandryidee 12 
Silphidae 9 Anthicidae 28 m) 
Trichopterygidae 4 Pyrochroidae rn 
Phalacridae Bush; Mordellidae 17 
Nitidulariae ST Cantharidae 1 
Trogositidae 2 Oedemeridae Sulngz 
Colydiidae 7 Curculionidae 18 „, 
Uucujidae pt; Anthribidae 5) ; 
Uryptophagidae 11 ,„ Bostrychidae Si h, 
Lathridiidae Iniwiy Cerambycidae Sul 
Dermestidae 1 Chrysomelidae 79  ,„ 
Byrrhidae 4 Erotylidae 1 
Buprestidae 205%, Endomychidae 1 
Eucnemidae 1a, Coceinellidae Ds, 
Elateridae 0 Summa 600 Stück. 


Von den Käfern, welche den heute in Norddeutschland wohnenden ausser- 
ordentlich ähnlich sind, erwähne ich hier einige: 

Zunächst zwei Arten von Dromius, welche Gattung im Bernstein ziemlich 
häufig angetroffen wird, gleich wie dieselbe auch heute zu der am meisten 
verbreiteten des Waldes gerechnet werden kann. Der eine dieser Käfer sieht 
beim ersten Anblicke dem Dromius angustatus Brull. täuschend ähnlich; bei 
genauerer Untersuchung unterscheidet er sich jedoch durch die glattere Skulptur 
der Flügeldecken und die etwas spitzwinklichen hervortretenden Hinterecken 
des Halsschildes. Der andere gleicht dem jetzt in der Provinz Westpreussen 
recht selten vorkommenden Dromius melanocephalus Dej., doch ist nicht allein 
der Kopf schwarz gefärbt, sondern gewöhnlich der ganze Körper, seltener ist 


19) 


IS) 
-—1 
ID 


der ganze Körper von heller Farbe. Die einzelnen Fühlerglieder sind etwas 
kürzer, als bei dem jetztlebenden. 

Ein im Bernstein vorkommendes Anobium ähnelt dem heutigen 
A. emarginatum Dft., es ist jedoch kleiner gebaut, der Seidenüberzug auf den 
Flügeldecken fehlt; auch ist die Skulptur des Halsschildes etwas gröber. 

Sehr interessant ist das nicht seltene Vorkommen einer Notorrhyna im 
Bernstein, einer Käfergattung, welche zur Jetztzeit in Europa nur in einer 
einzigen selten vorkommenden Art, der Notorrhyna muricata Schh. vertreten 
ist. Der Bernsteinkäfer unterscheidet sich von dem jetzt lebenden eigentlich 
nur durch die gleichmässig gekörnte Oberfläche des Halsschildes, welches bei 
dem heut vorkommenden an den Seiten grob, in der Mitte fein gekörnt ist. 
Ein im Bernstein eingeschlossener schöner Uryptocephalus ist unserm Ur. sericeus 
Linn., täuschend ähnlich, doch ist er an Gestalt kleiner und trägt statt des 
goldgrünen Kleides ein mehr in's blaue schillerndes. 

Ich könnte die vorerwähnten Beispiele noch um weitere vermehren, doch 
werden sich wohl dereinst zur Beschreibung der Käfer des Bernsteins Berufenere 
finden; das Material ist allerdings ein äusserst umfangreiches, so dass die Arbeit 
sich sehr wird theilen müssen; den Anfang hierzu macht Edm. Reitter zu 
Mödling bei Wien, welcher die Pselaphiden und Scydmaeniden in Bearbeitung 
genommen hat. 

Aus dem, was ich Ihnen bisher sagte, sehen wir recht deutlich, wie 
unhaltbar die alte Lehrart ist, nach welcher die ganze organische Welt eine 
feststehende unabänderliche Thatsache darstellt, eine Schöpfung, die sich nicht 
ändern und wenn auch kleine Modificationen eintreten, doch immer wieder und 
wieder zurückkehrt zu dem alten ursprünglichen Schöpfungsgedanken. 

Die alte Schule, welche diesen Ausspruch that, gründete sich auf der alten 
biblischen Schöpfungsgeschichte, welche Pflanzen und Thiere ‚ein jegliches nach 
seiner Art‘‘ erschaffen werden lässt. Sie beobachtete auch nicht so scharf, als 
die heutige; es stand ihr ferner nicht das gewaltige paläontologische Material 
zu Gebote, welches wir heute besitzen. Sie nahm wahr, dass Pflanzen und 
Thiere stets wieder ihresgleichen erzeugten, bedachte dabei aber nicht, wie 
winzig und gering die wenigen Menschenalter der Beobachtung und Forschung 
gegen die Millionen von Jahren sind, welche vor ihnen lagen. Seit Lamarck 
und Darwin gestalteten sich die Dinge anders. Letzterer lehrte uns, wie schon 
innerhalb eines Menschenalters äussere Umstände manchen Organismus umzu- 
ändern im Stande sind; und man musste daraus folgern, wie viel leichter und 
wirksamer solches in den Schöpfungsperioden stattgefunden haben musste, als 
diese äusseren Umstände mehr als jetzt wechselten, oft rapide schnell wechselten 
und die lebenden Organismen sich diesem Wechsel fügen mussten. Namentlich 
musste der gewaltige Wechsel des Klima’s und die Verschiebung des Festlandes, 
welche in der zweiten Hälfte der Tertiärzeit beim Beginn der Diluvialzeit vor 
sich gingen, sehr bedeutenden Einfluss auf die Umänderung der organischen 


Welt ausgeübt und die Entstehung neuer Arten begünstigt haben. Haeckel 
6 


213 


beschreibt in seiner Schöpfungsgeschichte (4. Aufl., pag. 327) derartige Ein- 
wirkungen indem er sagt: ‚‚Neues Klima, neue Nahrung und neue Nachbarschaft 
der Thiere und Pflanzen wirken auf den ererbten Charakter der Species um- 
bildend ein, und wenn dieselbe nicht zäh genug ist, diesen Einflüssen zu wider- 
stehen, so muss früher oder später eine neue Art-daraus hervorgehen. In den 
meisten Fällen wird diese Umformung der Species unter dem Einflusse des ver- 
änderten Kampfes um’s Dasein so rasch vor sich gehen, dass schon nach wenigen 
Generationen eine neue Species daraus entstanden ist. Tausende von Thieren 
und Pflanzen aus dem Bernsteinwälde mögen bei solchen Wechseln ihren Tod 
gefunden haben; Tausende aber überstanden dieselben und passten ihre Organe 
und Körpertheile den neuen Lebens-Bedingungen an, sie wurden zu anderen 
Species, sie bildeten andere Gattungen: Und so muss jede Species einmal zu 
Grunde gehen, ja consequenterweise muss nach Millionen von Jahren die ganze 
ehedem bestehende organische Welt eine andere geworden sein. 

So weit haben es die Thiere des Bernstein allerdings noch nicht gebracht. 
Ihre Nachkommen haben gewiss schwere Kämpfe um ihr Dasein zu bestehen 
gehabt, denn von dem Lande, welches sie einst bewohnten, ist keine Spur mehr 
vorhanden. Es ist wahrscheinlich, dass dasselbe unter dem Spiegel der Ostsee 
versunken liegt; seine organischen Reste finden sich, so weit sie sich erhalten 
haben, zerstreut in einem grossen Kreise des heutigen Festlandes. 

Die Zeit, welche diese Thiere einst an unsern nordischen Gestaden erzeugte, 
ist eine unendlich ferne, man verlegt sie in die ältere Tertiärzeit zurück; die 
Abschwemmungen des Bernsteinlandes fanden nach Zaddach während der unter- 
oligocenen Periode statt. 

Nach Ansicht fast aller Geologen, denen sich auch die vorangeführten 
Forscher auf dem Gebiete der Bernsteinfauna angeschlossen haben, herrschte 
zu dieser Zeit bei uns ein wärmeres Klima als jetzt, denn die Existenz vieler 
der beobachteten Thiere ist nach den uns vorliegenden Erfahrungen entweder 
direet an einer höheren Temperatur, oder indirect an Gewächsen gebunden, 
deren Vorkommen jetzt nur in wärmeren Klimaten beobachtet wird. Es ist 
schwierig, sich ein Bild zu construiren von dem damaligen Charakter der Land- 
schaft; dieses Bild wird immer ein mehr oder minder lebhaft gefärbtes Phantasie- 
gemälde sein. Das aber steht fest, dass die Pflanzenwelt eine völlig andere 
war, als jetzt; Pflanzenkundige haben in dem Bernsteine nicht allein Theile 
seiner Stammpflanze, welche zu den Abietineen gehört, gefunden, sondern auch 
die mannigfachsten andern Gewächse, u. a. Theile von Cypressen, Palmen, 
mehrere Eichenarten, Magnolien und Laurineen. Von letzteren hat Dr. Conwentz 
hierselbst allein drei verschiedene Arten festgestellt. Durch diese fremdartig 
gestalteten Pflanzen erhielt die Landschaft ein ganz anderes Aussehen, welches 
sich gewiss auch auf die darin wohnenden Thiere übertrug. Säugethiere scheinen 
nur in sehr beschränkter Zahl im Bernsteinwalde gewohnt zu haben. Wir finden 
sehr selten ein Büschelchen Haare mit dem Bernstein verklebt. noch seltener 
aber die Feder eines Vogels darin. 


274 

Auch Löw bestätigt in seiner Dipterenfauna des Bernsteins, dass grössere 
Säugethiere im Bernsteinwalde äusserst selten gewesen sein müssen, denn die 
von ihnen abhängigen Fliegen aus der Familie der Oestryden und den Gattungen 
Stemoxys, Scatophaga und Borborus fehlen völlig; dagegen fand er im Bern- 
stein das blutsaugende Weibchen eines Silvius (Fam. Tabanidae). 

Nachdem wir nun in kurzen Zügen die Unterschiede kennen gelernt haben, 
welche zwischen den Insecten des Bernsteins und denen der Jetztzeit bestehen, 
erübrigt es noch, die Frage zu erörtern, an welcher Stelle der Erdoberfläche 
jetzt die nächsten Verwandten derjenigen Gattungen zu finden sind, welche im 
Bernstein hervorragend vertreten sind; und da beginne ich zunächst wieder mit 
Citaten aus den Schriften derer, welche sich bisher mit diesem Gegenstande 
beschäftigten. 

Hagen und Pictet (Organ. Reste im Bernstein von G. C. Berend-Berlin 
1856 JI. pag. 43 u. 44) sagen von den Neuropteren des Bernsteins, dass ein 
Theil der darin eingeschlossenen Arten und Gattungen mit den jetzt in Mittel- 
europa und Preussen lebenden nahe verwandt sei, ein anderer Theil mit den 
im südlichen Europa vorkommenden. Zu den letzteren gehört die Gattung 
Termes. Seltener finde man darunter aussereuropäische Gattungen, z B. die 
mit geblätterten Fühlern versehene Gattung Chauliodes, deren Repräsentanten 
heute in Nordamerika zu finden sind. Hagen constatirte ausserdem noch das 
Vorhandensein völlig neuer und eigenthümlicher Gattungen im Bernstein. 

Von den Orthopteren sagt Prof. E. F. Germar (ebendas. pag. 31) dass im 
Bernstein wohl Gattungen zu finden seien, welche zur Zeit in wärmeren Klimaten 
wohnen, z. B. Mantodea und Phasmodea; andere aber entsprächen den in 
unseren Breitegraden vorkommenden. Die Blatta baltica Germ. erinnern auf- 
fallend an die durch ganz Europa verbreitete Dlatta lapponica. 

Von den Hemipteren berichtet er ziemlich dasselbe. Von Gattungen, 
welche jetzt nur in tropischen Gegenden aufgefunden worden, erwähnt er der 
in Südamerika einheimischen Poeocera und Platymeris. Doch seien die heute 
dort vorkommenden Thiere grösser, aus welchem Grunde Germar die Ver- 
muthung ausspricht, dass zur Bernsteinzeit ein weniger warmes Klima geherrscht 
habe, als jetzt unter den Tropen. 

Von den Arachniden des Bernsteins sagt Forstrati Koch (ebendaselbst 
1. Band 2. Abth. pag. 1 bis 4), dass darunter Gattungen zu finden seien, welche 
zur Zeit in Südeuropa wohnen, dann aber auch solche, welche ausschliesslich 
den tropischen Gegenden eigenthümlich sind. Die Gattung Sosybius habe jetzt 
ihre nächsten Verwandten in Neuholland und Brasilien. Zwei der Gattung 
Oxypete angehörige Spinnenarten im Bernstein sind ähnlich einer heute in 
Griechenland lebenden Art. Er sagt ferner, dass die im Bernstein befindlichen 
Myriapoden zu solchen Gattungen gehörten, welche auch jetztin Europa wohnen 
Zwei Species aus der Gattung Cermatia seien jetzt in Griechenland und auf 
der Insel Madeira einheimisch. 


275 


Von der Ameisenfauna des Bernsteins weist Dr. G. C. Mayr (vide 
Ameisen des baltischen Bernsteins, Königsberg 1868, pag. 21) nach, dass die- 
selbe Elemente der Faunen aller Erdtheile enthalte. Am nächsten stände die 
Fauna immerhin aber der europäischen, ja manche Gattungen der Bernstein- 
ameisen stimmten mit recenten europäischen so überein, dass der sichere Be- 
weis einer specifischen Unterscheidung schwer zu führen sein dürfte, so dass 
also jedenfalls angenommen werden könne, dass manche unserer jetzt in Europa 
lebenden Arten von Bernsteinarten abstammen. Als solche sichere Stammarten 
nennt Mayr Camponotus Mengei, Formica flori, Casius Schieferdeckeri. 

Ueberdies habe aber die Ameisenfauna des Bernsteins noch manche Be- 
ziehungen mit jener Neuhollands (besonders durch die Arten Aypoclinea 
Goepperti und Geinitzii und die Gattung Prionomyrmex) und des tropischen 
Asiens. Die wenigsten Beziehungen habe sie mit den Faunen der Tropen- 
länder Afrikas und Amerikas. Bradoponera ist eine dem Bernsteine eigen- 
thümliche Gattung. 

Von den Käfern des Bernsteins, glaube ich behaupten zu können, dass 
wohl die grosse Mehrzahl der darin enthaltenen Gattungen noch heute in den 
semässigten Breitegraden Europas ihren Wohnsitz haben; viele derselben haben 
aber auch ihre nächsten Verwandten in wärmeren Klimaten. Zu den letzteren 
gehört u. a. die Gattung Paussus, ausgezeichnet durch ihre blattartig erweiterten 
Fühlerglieder; sie kommen in grösserer Anzahl heute nur in Australien vor: 
nur eine Art dieser Gattung findet sich zur Zeit in den Mittelmeerländern, 
Sieilien, Spanien und Griechenland. Ich fand im Bernstein die zu den Scyd- 
maeniden gehörende Gattung Mastigus, ausgezeichnet durch ihre geknieten 
Fühler; die nächsten Angehörigen dieses Käfers wohnen zur Zeit im südlichen 
Europa. 

Nach diesen Befunden aus den verschiedenen Reichen der Inseceten scheint 
es fast, als ob die tertiäre Fauna des Bernsteins keinen bestimmten Vergleich 
mit einer oder der andern der jetzt bestehenden Faunen zulässt, sondern dass 
die damals lebenden Inseeten verwandsehaftliche Beziehungen zu allen jetzt 
auf der Erde lebenden haben; doch sind noch nicht genügende Erfahrungen 
gesammelt und umfassende Vergleiche angestellt, um solches mit Sicherheit 
behaupten zu können. 

Der bekannte Dipterologe Löw kommt zu andern Resultaten (siehe Be- 
richte der 35. Vers. deutscher Naturf. und Aerzte zu Königsberg, 1860; über 
die geographische Verbreitung derjenigen lebenden Arten, welche mit den im 
Bernstein erhaltenen in naher Verwandschaft stehen). Er führt dort aus, dass 
diese Arten in ganz überwiegender Menge in Nordamerika wohnen, und zwar 
vorzugsweise unter den Breitegraden 32 bis 40; in geringerer Anzahl gehörten 
sie der Fauna Europas an. Mit anderen jetzt lebenden Dipteren sei die Ver- 
wandschaft der Bernsteindipteren eine nur sehr entfernte. 

Löw führt in den Berichten ferner an, dass beide erwähnten Faunen, die 
nordamerikanische und europäische, auch heute ausserordentlich ähnliche seien, 


> 19 


276 


dass sie in einem so innigen Zusammenhange ständen, wie solcher nirgend 
zwischen zwei anderen Ländern der Erdoberfläche zu finden sei. Diese beiden 
Faunen erschienen ihm wie zwei längstgetrennte Zweige eines und desselben 
Stammes, deren jeder sich in seiner eigenen oder des andern sehr ähnlichen 
Weise fortentwickelt. Habe es aber für beide einen solchen gemeinsamen 
Stamm gegeben, sagt Löw, so müssen ihn die Dipteren einer früheren geo- 
logischen Epoche gebildet haben, und sollen die nordamerische und europäische 
Dipterenfauna Zweige dieses einen Stammes sein, so müssen zu seiner Zeit 
beide Länder nothwendig in einen continentalen Zusammenhang gestanden 
haben. 

Wie verschieden zu jener Zeit, als mächtige Wälder den Bernstein pro- 
ducirten, die Lebensbedingungen für die Lebewesen gegen die Jetztzeit gewesen 
sein müssen, geht noch aus dem Umstande hervor, dass die Vertheilung der 
Insecten auf die einzelnen Familien damals eine völlig andere war als jetzt. 
So überrascht es u. a. den Kenner heimischer Coleopteren ausserordentlich, 
dass zwei der jetzt am häufigsten vertretenen Käferfamilien, die der Staphyli- 
niden und Curculioniden damals so spärlich vorhanden waren. Während die in 
unserer Provinz lebenden Arten dieser beiden Familien je etwa 15 Procent, 
also zusammen 30 Procent aller Käferarten ausmachen, sind in meiner Samm- 
lung von Bernsteininsecten die Staphyliniden nur zu 4 Procent, die Cureulioniden 
nur zu 3 Procent vertreten. Dabei bemerke ich noch, dass ich beim Ankauf 
von Bernsteineinschlüssen auf diese seltenen Thiere besondere Rücksicht nahm. 
Dagegen stellen die Familien der Elateriden und Chrysomeliden im Bernstein 
ein grösseres Contingent, als jetzt. In meiner Sammlung sind 14 Procent 
aller Käfer Rlateriden und 13 Procent Chrysomeliden. Auch die Carabiden 
sind im Verhältniss zur Jetzzeit in geringer Anzahl im Bernstein vertreten. 
Fast ganz fehlen die Scarabaeiden. 

Sehr bezeichnend ist in dieser Beziehung noch, was Hagen über die 
Bernsteintermiten sagt: Diese Neuropterenfamilie ist in unseren Breitegraden 
jetzt gar nicht vertreten, während sie zur Bernsteinzeit den 6. Theil aller 
Neuropteren ausmachte. Hagen folgert aus ihrem Vorkommen das damalige 
Vorhandensein eines wärmeren Klima’s bei uns. 

Wasserkäfer sind im Bernstein selbstverständlich nur sehr selten zu finden, 
und dann nur solche, welche sich aus dem Wasser erheben und weite Strecken 
fortzufliegen im Stande sind. Ich besitze von Wasserkäfern einen Gyrinus und 
eine kleine Dytiscide mit kurzen Fühlern, wahrscheinlich ein Laccophilus. 

Professor Zaddach beschreibt ein zu den Seekrebsen gehöriges Thierchen, 
welches er im Bernstein eingeschlossen fand. Es ist ähnlich unserm zu 
Tausenden am Seestrande herumhüpfenden Talstrus. Das Thierchen ist wohl auf 
dem Lande umgekommen und vom Winde in den Bernsteinwald geweht und so 
der Nachwelt erhalten worden. 

Die meisten der im Bernstein eingeschlossenen Käfer sind selbstverständlich 


Waldbewohner, namentlich solche, welche Coniferen zu ihrer Nahrung und zum 
10 


277 


Aufenthalte wählen; doch findet man auch recht viele Käfer darin, deren Existenz 
an andere Pflanzenfamilien gebunden ist, z. B. Mordellen, Anthiciden, Meloiden, 
Oedemeriden, Rhynchites, Galeruca, Cryptocephalus. Raubkäfer sind nicht selten; 
selten hingegen Thiere, deren Larven sich in verwesenden Thierstoffen oder 
Thierexkrementen aufzuhalten pflegen, z. B. Hister, Aphodius, Trox. Von 
Käfern, welche feuchte Orte lieben, giebt es im Bernstein Donacia, einige 
Bembidien- und Staphyliniden-Arten. Von Käfern, welche in Ameisennesteru 
zu leben gewohnt sind, ist die Familie der Pselaphiden vertreten. 

Wenn wir nun zum Schlusse aus den mannigfachen Thatsachen, welche 
wir beim Studium der im Bernstein eingeschlossenen Insecten erlangt haben. 
uns ein Bild machen wollen von der Beschaffenheit des Landes, welches zu da- 
maliger Zeit an Stelle oder nicht unweit der Provinzen Preussen bestand, so 
steht wohl zunächst fest, dass dasselbe ein wärmeres Klima besessen haben 
muss. Das Land muss ferner von Wasserläufen durchzogen oder unweit des 
Meeres gelegen gewesen sein. Auch weite sonnige, vielleicht unfruchtbare 
sandige Strecken befanden sich darin. Vor allen muss aber die Waldvegetation 
eine äusserst üppige gewesen sein, denn ausser der -harztriefenden Bernstein- 
tanne wuchsen darin immergrüne Cypressen, Palmen, Lorbeerbäume, Eichen 
und viele andere Bäume und Sträucher. Auch an kleineren Blüthenpflanzen 
entfaltete sich die grösste Mannigfaltigkeit, alle Pflanzen belebt und umschwärmt 
von unzähligen Kerfthieren. Der Gesang der Vögel ertönte jedoch nicht von 
den Bäumen, und nur selten eilte ein flüchtiger Vierfüssler durch Wald und 
Feld. Dagegen knickten wohl manchmal heftige Stürme die kräftigen Zweige 
des Urwaldes, Blitze zuckten auf die Bäume herab und stürzten sie nieder in 
das mit verwesenden Pflanzenstoffen aller Art erfüllte Erdreich. 

So ‘bestand dieses Land mit seiner gewaltigen Production gewiss eine 
lange Reihe von Jahrtausenden. Dann aber bereitete sich allmählich eine 
schreckliche Katastrophe für dasselbe vor. Das Festland sank immer tiefer 
und tiefer unter die Meeresoberfläche und bald strömten Wasserfluthen in 
dasselbe hinein und stürzten alles Lebende hinab in das Meer. Dort wurde 
das Hineingeworfene dann weiter zerrissen, zernagt und zerstört; das Land 
selbst aber verschwand von der Oberfläche der Erde, so dass heute nicht mehr 
mit Sicherheit angegeben werden kann, wo es einst gelegen. Nur das goldige 
Harz, welches seine Wälder produeirten und welches durch später eintretende 
Fluthen und andere Erdumwälzungen nach allen Richtungen hin weiter fortge- 
tragen wurde, erhielt sich frisch und zaubert uns, wenn seine Oberfläche ge- 
glättet und polirt wird, lebensfrische Bilder hervor von all den mannigfachen 
Geschöpfen, welche einst das blühende Land bevölkerten. 

Diese Geschöpfe rufen uns lebhaft die Worte des Dichters in Erinnerung: 

Es kann die Spur von unsern Erdentagen, 
Nicht in Aeonen untergeh’n. 


11 


278 


Die Hymenopteren des Bernsteins 


von 


Hauptlehrer a. D. Brischke. 


Lange habe ich mich besonnen, ob ich den Wunsch des Directors des 
Westpreussischen Provinzial-Museums, Herrn Dr. Conwentz, die Hymenopteren 
der Menge’schen Bernstein-Sammlung zu untersuchen, erfüllen sollte. Endlich 
entschloss ich mich dazu, aber nur insofern, als ich die Einschlüsse nach den 
mir bekannten Gattungen bestimmte, denn zur Feststellung abweichender Formen 
besitze ich nicht ausländische "Typen genug. 

Die Menge’sche Sammlung enthält über 500 Hymenopteren, von denen 
aber etwa 30 so unkenntlich sind, dass sie sich nicht bestimmen lassen. Gleich- 
zeitig untersuchte ich die 157 Hymenopteren-Einschlüsse der Bernstein-Sammlung 
des Herrn Stadtrath Helm. Die Resultate meiner Untersuchung, mit Ausschluss 
der von Herrn Professor Dr. Mayr in Wien monographisch bearbeiteten Ameisen, 
lasse ich nun folgen. 


’ 


Apiariae. Unter den 11 Bienen befinden sich: 7 Bombus, 4 Anthophora (?), 
> Chalicodoma, 2 Andrena und 2 Apiden, welche dem Flügelgeäder nach 
an die südamerikanische Gattung Melipona erinnern, aber in der Gestalt 
der Beine abweichen. 

Vespariae. Nur ein Thier scheint zu den Faltenwespen zu gehören. 

Orabronidae. Diese Familie tritt in zahlreichen Exemplaren auf. Ich fand 
2 Cemonus, 3 Psen oder Mimesa, 1 Cerceris (2), 1 Gorytes (2), 1 Mellinus, 
19 Pompilus, 8 Passaloecus und 24 Crossocerus. 

Heterogyna. 4 Mutilla, 2 Typhia (2), 1 Sapyja. 

Chrysididae. 3 Cleptes, 6 Chrysis. 

Formicariae. Unter den 41 Ameisen befinden sich vielleicht einige Arten, die 
Herr Professor Mayr noch nicht kannte. 

Evaneidae. Ausser einer unbekannten Gattung sind 22 Exemplare der Gattung 
Brachygaster vorhanden, welche dem jetzt lebenden Br. minor täuschend 
ähnlich sind. 

Ichneumonidae genwuini. Nur ein ächter Ichneumon ist vorhanden, dagegen be- 
finden sich in beiden Sammlungen zusammen 53 Tryphonen, 12 Orypti, 

1 


279 


2 Phygadeuonten, 1/ Hemiteles, 1 Pezomachus und 1 Porizon. 12 Einschlüsse 

erinnern durch die viereckige Areola an Mesochorus, durch den lang ge- 

stielten Hinterleib an Mesoleptus, gehören aber zu einer besonderen Gattung. 

Braconidae. Ausser einem Macrocentrus, 2 Meteorus, 15 Chelonus und einem 
Ascogaster bleiben noch 101 Brakoniden unbestimmt. 

Proctotrupii sind in beiden Sammlungen 93 vorhanden. 

('haleididae fand ich 77 und einen Perilampus. 

Tenthredinidae. Diese Familie ist nur wenig vertreten. Ausser einem g' von 
Lophyrus und einer Selandria fanden sich nur 3 Stücke zur Gattung 
Tenthredo gehörig. Dann noch 2 Tenthredo-Larven und 2 Wespenpuppen. 
40 Stücke enthalten Thiere, welche keiner mir bekannten Gattung an- 

sehören, sondern der Bernsteinzeit eigenthümlich sind. 

Es bestätigt sich auch bei den Hymenopteren die Erfahrung, dass neben 
jetzt noch lebenden Gattungen andere vorhanden sind, die entweder jetzt in 
Asien und Amerika leben, oder ausgestorben sind. 

Das Vorkommen von Bienen lässt auf das Vorhandensein von Kräutern 
mit honigreichen Blüthen schliessen. Dem damaligen wärmeren Klima ent- 
sprechend werden diese Pflanzen theilweise andere gewesen sein, als wir sie 
jetzt finden. 

Die zahlreichen Grab- und Raubwespen, welche theils in abgestorbenen 
Baumstämmen, theils im Sande nisten, deuten auf Sandflächen hin. 

Auch die Goldwespen haben damals schon ihr Kuckucksei in die Nester 
der Bienen gelegt. 

Die vielen Tryphonen, welche ihre Eier nur in die Larven der Blattwespen 
legen, sprechen von einer Fülle solcher Larven, die meistens auf Gräsern und 
Kräutern, aber auch auf Bäumen leben. Wir können also Grasfluren oder feuchte 
Wiesen neben oder in den Wäldern vermuthen. 

Die zahlreichen Braconiden, welche in den verschiedensten Insektenlarven 
schmarotzen, lassen uns auf das Vorhandensein vieler Insekten schliessen, von 
denen nur wenige im Bernstein aufbewahrt sind. Auch die vielen Ameisen 
fanden vollauf Nahrung und Material zu ihren Nestern. 

Die vielen meistens goldig glänzenden und kleinen Chaleidier belehren uns, 
dass schon in der Bernsteinzeit der Parasitismus in zweiter Potenz vorhanden war. 

Das eine Lophyrus-Männchen giebt uns Kunde von ausgedehnten Nadel- 
holzwäldern, denn die schädlichen Larven der Lophyrus-Arten leben nur auf 
Nadelholz. 

Wenn wir uns also ein Landschaftsbild aus der Bernsteinzeit entwerfen 
wollen, so wird es ziemlich mit der Jetztzeit übereinstimmen. Auch das Leben 
der Insektenwelt ist in seinen Hauptzügen von dem heutigen nicht verschieden. 


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SCHRIFTEN 


DER 


NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT 


DANZIG. 


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NEUE FOLGE. — SECHSTER BAND. 
ENTHALTEND VIER HEFTE MIT NEUNZEHN TAFELN. 


MIT UNTERSTÜTZUNG DES WESTPR. PROVINZIAL-LANDTAGES 
HERAUSGEGEBEN. 


DANZIG 1884-1857. 
COMMISSIONS-VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG. 


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SCHRIFTEN 


DER 


NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT 


IN 


DANZIG. 


NEUE FOLGE. 
SECHSTEN BANDES VIERTES HEF'!. 
(HIERZU VIER TAFELN.) 


MIT UNTERSTÜTZUNG DES WESTPR. PROVINZIAL-LANDTAGES 
HERAUSGEGEBEN. 


DANZIG 18837. 
COMMISSIONS-VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG. 


15. 


Inhalt. 


IÄAnan, 


Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft und Berichte ihrer 
Sectionen . 


Mitglieder-Verzeichniss der Gesellschaft und ihrer Sectionen 
Verzeichniss der im Jahre 1886 durch Tausch, Kauf und Schenkung 
erhaltenen Bücher. 


Abhandlungen. 


Bericht über die neunte Versammlung des westpreussischen botanisch- 
zoologischen Vereins zu Schlochau am 15. Juni 1886 
Künzer-Marienwerder, klimatologisch-phaenologische Beobachtungen aus 
Westpreussen, spec. Marienwerder Westpr. { . 
Kalmuss-Elbing, Ergebnisse botazischer Excursionen aus dem Tale 1885 
Zacharias-Hirschberg i. Schl., faunistische Studien in westpreussischen 
Seen. (Tafel I.) SE EEE Ed ie Dar Taler 
Brischke-Langfuhr, Bericht über eine zoologische Excursion nach Seeresen 
im Juni 1886 DER a ER Er 
von Klinggräff-Langfuhr, in den Jahren 1885/86 von mir gesammelte 
seltenere und für die Provinz neue Farren und Moose EN er 
Lützow-Oliva, Bericht über botanische Exceursionen im Neustädter, Karthäuser, 
Berenter und Danziger Kreise . ek 
Finger, Beitrag zur Flora von Lessen und Eihgebena 3 
Bericht über die Thätigkeit der Elbinger Alterthums- Gesellichaft im 
Vereinsjahre 1885/86 ARE ? 
Bemerkungen über einige Heliceen im Bernstein der Se Küste 
von Prof. Dr. von Sandberger (Tafel II.) 


Der Burgwall bei Lenzen von Prof. Dr. Dorr (Tafel III— IV. 


Bezogen die Araber des Mittelalters Bernstein von der Ostsee her? von 
Dr. Jacob NER an 

Zur Kenntniss der Weichthiere Westpreussens von E. Schumann. 
Ueber en bei den von Hauptlehrer a. D. 
Brischke 


Ein Lebensbild Friedrich Bikes von Dr. Neumann 


Bürgermeister Daniel Gralath, der Stifter der Naturforschenden Gesell- 
schaft in Danzig von E. Schumann 


Notiz über in Ostsee- Bernstein eingeschlossene Vogelfedern (2 Holz- 
schnitte) . 


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Seite, 


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Jahresbericht 
der 


Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig 
für 1886, 


erstattet vom Director derselben, Professor Dr. Bail, am Tage der Feier 
des 144. Stiftungsfestes, den 5. Januar 1887. 


A 


Trauernden Herzens gedenken wir zunächst derer, welche der Tod im 
vergangenen Jahre der Gesellschaft entrissen hat. An ihrer Spitze stehen zwei 
unserer Ehrenmitglieder ; erstens Herr Dir. Dr. Strehlke, welcher der Gesellschaft 
63 Jahre als Mitglied angehört und lange Zeit hindurch ihre hervorragendste 
wissenschaftliche Stütze gebildet hat. Eine Skizze seines thatenreichen, in 
idealster Weise der Wissenschaft geweihten Lebens wird gleichzeitig mit diesem 
Berichte gedruckt. Zweitens starb der berühmte Präsident der kaiserlichen 
Gesellschaft der Naturforscher in Moskau, Fxcellenz Dr. Carl Claudius von 
Renard; derselbe wurde im Jahre 1865 bei Gelegenheit seines 25 jährigen 
Jubiläums als Secretair der genannten Gesellschaft zum Ehrenmitgliede der 
unsern gewählt. 

Aus unserem engeren Kreise verschied Herr Kaufmann Robert Grentzen- 
berg, ein Mann, dessen unermüdlicher Thätigkeit wir die sehr eingehende 
Kenntniss der Schmetterlingsfauna unserer Provinz verdanken, welcher seine 
vorzüglichen Sammlungen infolge letztwilliger Verfügung erhalten bleiben, und 
welcher der Gesellschaft seine treue Anhänglichkeit auch durch das Vermächt- 
niss seiner werthvollen Bibliothek bekundet hat.!) 


1) Robert Grentzenberg ist am 20. Mai 1823 in Danzig geboren, besuchte die Petri- 
schule hierselbst und trat 1840 als Lehrling ins Comtoir von F. Grohte, später in das der 
Zuckersiederei von Herrn Gomm.-Rath Abegg. 1853 trat er als Buchhalter in das Soermannsche 
Geschäft (Ö. R. v. Frantzius) und war dort später bis zu seinem Tode nur Vermögensverwalter. 

Schon als Knabe empfand Grentzenberg eine grosse Freude am Suchen von Raupen, um 
deren Entwickelung zu verfolgen. Dies setzte er als Kaufmann fort und knüpfte bald Yausch- 
verbindungen mit deutschen und ausländischen Lepidopterologen an. Dann wuchs seine Sammlung 
so schnell, dass er sich November 1552 den ersten- und bald darauf den zweiten grossen Schrank 
anfertigen liess. 1857 gründete er mit drei hiesigen Entomologen zusammen ein Kränzchen, 
welches im Winter wöchentlich zusammentrat und bis 1562 bestand. Auch literarisch ist Grentzen- 
berg thätig gewesen, indem er 1869 das vom Oberlehrer Dr. Schmidt begonnene Verzeichniss 
der preussischen Macrolepidopteren fortsetzte. 1876 erschien ein Nachtrag hiezu. 

Grentzenberg lebte in günstigen Verhältnissen, welche es ihm gestatteten, häufig nach 
Italien zu gehen, um sich dort Monate lang zu stärken und seine Lieblinge zu beobachten und 


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Ausserdem starben im vergangenen Jahre die Herren Kaufleute H. Ber- 
tram und O. Mieske und Herr Steuerinspector Clotten in ÜOarthaus. 

Eingedenk des Dichterwortes: „Haltet das Bild der Würdigen fest, wie 
leuchtende Sterne streute sie aus die Natur durch den unendlichen Raum!“ 
das wir im Jahre 1881 auf den Grabstein unseres unvergesslichen Professor 
Menge gesetzt haben, rufe ich in dieser Weihestunde auch sein Bild vor Ihr 
geistiges Auge, indem ich darauf hinweise, dass der Mann, der 27 Jahre lang 
ununterbrochen in der Gesellschaft das Amt des auswärtigen Secretairs ver- 
waltete, 1886 sein 50 jähriges Mitgliedsjubiläum gefeiert haben würde. Als 
ein von dem Verewigten selbst errichtetes Denkmal liegt vor Ihnen der starke 
Band in den der Vortragende die ihm während seines Direetorats von dem 
Verewigten übersandten Abhandlungen hat vereinen lassen. Die Hunderte von 
naturgetreuen Zeichnungen, welche in demselben zum Abdruck gelangt sind, 
rühren sämmtlich von des Autors eigener Hand her. 

Lassen Sie uns, meine Herren, das Andenken der genannten Männer durch 
Erheben von unsern Sitzen ehren. 

Auch aus anderen Gründen hat die Gesellschaft im vergangenen Jahre 
eine Anzahl von Mitgliedern verloren. Die Zahl der beitragspflichtigen ein- 
heimischen beträgt gegenwärtig 230, die der auswärtigen ist auf L11l gewachsen. 

Die Gesellschaft hat sich im vergangenen Jahre die Ehre gegeben, den 
auch für alle Zweige des Geisteslebens aufs segensreichste wirkenden, allbe- 
liebten Oberpräsidenten unserer Provinz, Herrn von Ernsthausen zu ihrem 
Ehrenmitgliede zu ernennen. Herr Baron von Müller, Regierungs-Botaniker 
in Adelaide, dem die Gesellschaft unter anderen ein vorzügliches Herbarium 
aus seinem gegenwärtigen Wohnsitze verdankt, wurde zum correspondirden 
Mitgliede gewählt. 

Ihre wissenschaftliche Thätigkeit bekundete die Gesellschaft zunächst durch 
sehr umfangreiche Veröffentlichungen. 

Von der Flora des Bernsteins, welche sie mit Unterstützung des 
Provinzial-Landtages der Provinz Westpreussen herausgiebt, ist im Juli vorigen 
Jahres der II. Band erschienen. Derselbe umfasst die Angiospermen des Bern- 
steins von H. Conwentz auf 22 Druckbogen und 13 colorirten Tafeln in gr. 
Quart. Zahlreiche Recensionen zollen der Naturforschenden Gesellschaft und 
der Provinzialverwaltung lebhaften Beifall für die Herausgabe dieses vorzüglich 
ausgestatteten Werkes. Da dasselbe in Anbetracht seiner hohen Herstellungs- 
kosten nur in kleiner Auflage gedruckt worden ist, konnten wir es nur den 


zu sammeln. Im Mai 1884 fand er auf Capri eine lebhaft gefärbte, neue Varietät von Deilo- 
phila Euphorbiae, welche Staudinger ihm zu Ehren mit dem Namen var. Grentzenbergi belegte. 
Er verwandte aber auch einen nicht unbedeutenden Theil seiner Mittel dazu, um Fachgenossen, 
zumal jüngere Männer energisch zu unterstützen. So hat er namentlich zwei Entomologen, von 
denen der eine nach Borneo, der andere nach Surinam ging, als väterlicher Freund Jahre lang 
berathend und helfend zur Seite gestanden. 


1 


Akademien und denjenigen wissenschaftlichen Vereinen zugehen lassen, denen 
wir uns zu ganz besonderem Danke verpflichtet fühlen. 

Für Fortsetzung des Werkes sind zunächst Mittel für Anfertigung weiterer 
Handzeichnungen in dem Etat ausgeworfen worden. 

Die Lithographie der Prähistorischen Karte der Provinz West- 
preussen ist seit Anfang v. Js. der Anstalt von A. Kraatz in Berlin in 
Arbeit gegeben. Dieselbe ist soweit gediehen, dass der Druck der ersten Section 
demnächst beginnen kann. Auch die drei übrigen nebst 5 Nebenkärtchen und 
einer umfangreichen Legende folgen voraussichtlich noch in diesem Jahre. 

Neben diesen grossen Werken veröffentlicht die Gesellschaft ein Jahres- 
heft, das folgende Arbeiten enthalten we: 

1. Den Bericht über die 9. Versak ulıng des Westpreussischen botanisch- 
zoologischen Vereins in Schlochau, mit einer Doppeltafel, welche sich auf die von 
Dr. Zacharias aus Hirschberg ausgeführte zoologische Untersuchung west- 
preussischer Seeen bezieht. 

2. Bericht über die Thätigkeit der Elbinger Alterthums-Gesellschaft 1885/86. 

3. Zwei Schnecken im Bernstein, mit einer Tafel, von Professor Sand- 
berger in Würzburg. 

4. Der Burgwall bei Lenzen, mit 2 Tafeln, von Dr. Dorr in Elbing. 

5. Notiz über im Ostsee-Bernstein eingeschlossene Vogelfedern mit 2 Holz- 
schnitten, von Direetor Dr. A. B. Meyer in Dresden. 

6. Bezogen die Araber des Mittelalters Bernstein von der Ostsee her? von 
Dr. Georg Jacob. 

7. Oberlehrer Schumann. Zur Kenntniss der Weichthiere Westpreussens. 

8. Hauptlehrer Brischke. Parthenogenesis der Blattwespen. 

9. Director Dr. Neumann. Ein Lebensbild Friedrich Strehlkes. 

10. Oberlehrer Schumann. „Bürgermeister Daniel Gralath“, der Stifter 
der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig 1743. 

Hand in Hand mit der Ausdehnung unserer Veröffentlichungen geht natür- 
lich auch die Erweiterung unseres Schriftaustausches. So gross derselbe auch 
bereits war, so sind im Vorjahre doch nicht weniger als 22 Gesellschaften und 
Institute, unter denen sich ausserordentlich bedeutende befinden, neu mit uns in 
Verkehr getreten. Es sind die folgenden: 

1. Agram. Kroatischer Naturforscher-Verein. 
2. Berlin. Anthropologische Gesellschaft. 


3. {a Gesellschaft für Erdkunde. 

4. 5 Kaiserl. Statistisches Amt. 

5. Breslau. Königl. Oberbergamt. 

6. Budapest. Königl. Ungarische geologische Anstalt. 
7. ii Ungarische geologische Gesellschaft. 

8. = Ungarisches National-Museum. 


9. Caleutta. Asiatie Society of Bengal. 
10. Copenhagen. Societe Botanique. 


IV 


11. Hamburg. Geographische Gesellschaft. 

12. Insterburg. Alterthums-Gesellschaft. 

13. Kiew. Naturforscher-Gesellschaft. 

14. Leipzig. Königl. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. 

15. Linz a. D. Museum Franeisco-Carolinum. 

16. Nürnberg. Germanisches National-Museum. 

17. Santjago. Deutscher wissenschaftlicher Verein. 

18. Schaffhausen. Schweizerische entomologische Gesellschaft. 

19. Stettin. Gesellschaft für pommersche Geschichte und Alter- 
thumskunde. 

20. " Verein für Erdkunde. 

21. Wien. K. K. Naturhistorisches Hofmuseum. 

22. Brüssel. Societe entomologique. 

Da die Titel der im Tausch, wie als Geschenk erhaltenen Abhandlungen 
und Bücher sämmtlich mit diesem Berichte gedruckt werden, will ich nur im 
allgemeinen auf die reichen Geschenke des Ministeriums für Handel, Gewerbe und 
öffentliche Arbeiten und des Ministeriums für landwirthschaftliche Angelegenheiten, 
Domänen und Forsten, wie auf die der grossartigen Publicationen der inter- 
nationalen Polarforschung hinweisen. Mit besonderem Danke sei auch noch des 
Commerz- und Admiralitätsrathes Herrn Bankdirector Abegg gedacht, der 
der Gesellschaft unter anderem die Fortsetzung der Mittheilungen der afrikanischen 
Gesellschaft und die Zeitschrift, wie die Verhandlungen der Gesellschaft für 
Erdkunde zum Geschenk machte. Das werthvolle Vermächtniss des Herrn 
Robert Grentzenberg, welches besonders in entomologischen und Reise- 
werken besteht, ist bereits erwähnt worden. Von Festschriften seien hervor- 
gehoben die des Vereins für Naturkunde zu Cassel zur Feier seines 50 jährigen 
Bestehens und die zur Feier des 500 jährigen Bestehens der Ruperto-Carola 
zu Heidelberg. 

Auch durch Kauf wurde die Bibliothek um bedeutende Werke bereichert. 

Die 13 ordentlichen Versammlungen, wie die zahlreichen Sectionssitzungen 
lieferten erfreulichen Stoff der Anregung und Belehrung, wie aus den Berichten 
der Sectionen und dem Ueberblick über die in den allgemeinen ordentlichen 
Sitzungen behandelten Gegenstände ersichtlich sein wird. 

Ehe wir zu letzterem übergehen, möchte ich noch zwei Thatsachen be- 
sonders hervorheben. 

Die erste ist die Freude, welche uns durch den unerwarteten und durch 
seine wissenschaftlichen Mittheilungen äusserst lehrreichen Besuch des Herrn 
Geheimen Admiralitätsraths, Director der deutschen Seewarte und Präsidenten 
der internationalen Polarcommission, Professor Dr. Neumayer am 3. November 
zu Theil wurde. Die Stellung, welche derselbe einnimmt, ist beredtes Zeugniss 
seiner grossen Verdienste um die Wissenschaft wie um das deutsche Vaterland, 
sein warmes Interesse an unserer Gesellschaft, der er alle unter seiner Leitung 
erscheinenden Werke übersendet, gereicht dieser zu besonderer Ehre. 


Als ein wichtiges Ereigniss dürfte der Umstand zu betrachten sein, dass 
durch die Sorge, welche die Gesellschaft der Erforschung des Bernsteins, des 
Goldes der Ostsee, gewidmet hat, über den Ursprung desselben ein neues, bis- 
her nicht geahntes Licht verbreitet worden ist. Seit im Jahre 1845 der da- 
malige Director unserer Gesellschaft, Sanitätsrath Berendt, mit Göppert sein 
grosses durch treffliche Tafeln geziertes Werk über „die im Bernstein befind- 
Iichen organischen Reste der Vorwelt‘“ herausgab, haben Göppert und Menge 
mit unermüdlichem Eifer jene Reste weiter gesammelt, beschrieben und abge- 
bildet. So danken wir ihnen einen grossen Theil der Kenntniss der erhaltenen 
Formen selbst nach mikroskopischer Untersuchung. Es war dies der erste 
wichtige Schritt, ohne den ein richtiges Bild über die Flora und Fauna der 
Bernsteinzeit nicht möglich war. Fortgeschritten ist seit jenem Anfange der 
Arbeit die Methode, den Bernstein zur wissenschaftlichen Untersuchung der Ein- 
schlüsse vorzubereiten, fortgeschritten in noch höherem Masse unsere Kenntniss 
vom inneren Bau der lebenden Gewächse, und so ist es unserem gegenwärtigen 
Bearbeiter des Bernsteins, Herrn Dr. Conwentz, dem schon durch den Ver- 
kehr mit den bedeutendsten Fachgenossen und durch die Benutzung der gleich- 
falls mächtig emporgeblühten botanischen Institute ganz andere Mittel zu Ge- 
bote standen, möglich geworden, was Göppert noch vor wenigen Jahren als 
Theile einer Anzahl von Nadelbaumgattungen ansah, als zu einer einzigen 
Gattung der Fichte, Picea, gehörig zu erkennen und zwar von einer oder 
mehreren Arten, deren jetzt lebende Verwandten im östlichen Asien ihre Hei- 
math haben. 

Gleichzeitig mit diesem Fortschritte ist durch die Untersuchungen unseres 
Mitgliedes Herrn Stadtrath Helm auch die chemische Beschaffenheit der petri- 
fieirten Harze aus den, verschiedensten Theilen der Erde ermittelt und die 
Eigenartigkeit des Ostseebernsteins festgestellt worden, während auch noch 
andere neue Beobachtungen über Bernstein in unserem diesjährigen Hefte zur 
Besprechung gelangen. 

Nach Fächern geordnet wurden in den einzelnen ordentlichen Sitzungen 
die folgenden Gegenstände behandelt. 


A. Allgemeines. 

1. Jahresbericht über das Jahr 1885, erstattet vom Direetor Herrn Professor 
Dr. Bail und im Anschluss daran Berichte über die Thätigkeit der 
Sectionen, erstattet von deren Vorsitzenden am 2. Januar 1886, dem 
Stiftungstage. 

2. Vortrag des Herrn Director Dr. Conwentz über die Hauptergebnisse 
der Durchforschung der Provinz Westpreussen, am 3. Februar. 

3. Nachruf des Directors für das verstorbene Ehrenmitglied Director 
Dr. Strehlke am 10. März. 

4. Bericht des Herrn Walter Kauffmann über seine Beobachtungen auf 
dem Ueberschwemmungsgebiete der Nehrung am 7. April. 


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. Bericht des Herrn Director Professor Dr. Bail über seine Besuche in 


Herrenhausen und im landwirthschaftlichen Museum in Berlin, ferner 
über seine Theilnahme an dem Jubiläum des naturforschenden Vereins 
in Cassel am 5. Mai. 


. Herr Prof. Dr. Lampe bespricht das Schreiben des Herrn stud. Jacob 


betreffend die Verwendung des Bernsteins bei den Arabern und die 
Frage, woher die Araber den Bernstein bezogen haben, am 5. Mai. 
Herr Prof. Momber über Fahrenheit am 26. Mai. 

Herr Direetor Dr. Neumann: Lebensbild Strehlke’s am 3. November. 


. Herr Oberlehrer Schumann über Bürgermeister Daniel Graiath, Stifter 


der Naturforschenden Gesellschaft, am 15. December. 


B. Physik. 


. Herr Prof, Momber: Demonstration eines Apparates bezüglich der 


Lichtbrechung in Linsen, am 3. Februar. 


C. Zoologie. 


. Herr Realeymnasiallehrer Schulze: Vortrag über Gehörne und Geweihe 
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bei Wiederkäuern, am 24. März. 
Herr Prof. Dr. Bail demonstrirt ein monströses Hühnerei, am 5. Mai. 


. Herr Oberlehrer Schumann: Beobachtungen an Weichthieren, daran an- 


schliessend Mittheilungen Brischke’s über Larven und Fliegen in den 
Augenträgern von Schnecken, am 20. October. 

Vortrag des Herrn Hauptlehrer Brischke über Parthenogenesis der 
Blattwespen, am 1. December. 


. Herr Prof. Dr. Bail über Giftstachler, am 1. December. 
. Derselbe über Süsswasser-Polypen, am 1. December. 


D. Botanik. 
Herr Prof. Dr. Bail über Pflanzen-Wucherungen, am 24. Februar. 
Herr Director Dr. Conwentz über Monstrosität einer Primel, am 
24. März. 
Derselbe über Verwachsung einer Buche und Eiche, am 24. März. 


. Derselbe über Auswüchse durch Misteln, am 24. März. 
. Herr Prof. Dr. Bail über Cultur von Amorphophallus Rivieri, am 5. Mai. 
. Derselbe demonstrirt verschiedene Früchte, am 5. Mai. 
. Herr Prof. Dr. Bail demonstrirt zahlreiche interessante Pflanzen, welche 


Herr Baron von Müller aus Adelaide der Gesellschaft zum Geschenk 
gemacht hatte, am 26. Mai. 


. Derselbe spricht über Befruchtungsvorgänge bei den Orchideen, am 


20. October und 


. über Ernährungsvorgänge bei den Pflanzen, am 20. October. 


E. Mineralogie. 
1. Herr Stadtrath Helm über spanischen Bernstein, am 5. Mai. 
2. Herr Prof. Dr. Bail über Granatkrystalle von der Dominsel in Breslau, 
am 17. November. 


F. Paläontologie. 
1. Vortrag des Herrn Dir. Dr. Conwentz über die höhere Pflanzenwelt im 


Bernstein, am 5. Mai. 
2. Herr Director Dr. Conwentz über die Stammpflanze des a am 


17. November. 

Derselbe über sieilianischen Bernstein (Simetit), am 1. December. 

4. Herr Director Dr. Conwentz über thierische Einschlüsse in Bernstein, 
am 1. December. 


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G. Meteorologie. 
. Herr Prof. Dr. Bail über Blitzgefahr, am 26. Mai. 
2. Herr Geh. Rath Neumayer (Hamburg) über die bisherigen Ergebnisse 
der Polarforschung mit Bezug auf das von der Commission heraus- 
gegebene grosse Werk. 


— 


H. Mediein. 

1. Herr Sanitätsrath Dr. Semon: über animale Vaccination, am 2. Januar. 

2. Herr Dr. Schneller: über Accommodation, am 10. März. 

3. Herr Dr. Loch über die Beziehungen zwischen Geistesstörung und 

Verbrechen, am 7. April. 

Am 18. April überbrachte der Direetor der Gesellschaft persönlich die 
Glückwünsche derselben, wie des Westpreussischen botanisch-zoologischen Ver- 
eins dem Verein für Naturkunde zu Kassel und betheiligte sich infolge er- 
gangener Einladung an der Jubelfeier des fünfzigjährigen Bestandes desselben. 
An die Königl. Academie der Wissenschaften zu Stockholm wurde zur Feier 
ihres 100 jährigen Bestehens ein Glückwunschschreiben gesandt. 

Die Gesellschaft beschloss auf Antrag der sehr thätigen Alterthumsge- 
sellschaft in Elbing, den Jahresbericht derselben in ihren Schriften zu drucken, 
ferner einen kurzen Jahresbericht des Westpreussischen Fischerei-Vereins, der 
sich derselben unter näherer Vereinbarung der gegenseitigen Beziehungen als 
Section angeschlossen hat. 

Das Humboldtstipendium erhielten zwei frühere Schüler des Vortragenden 
die Herren Studirenden der Naturwissenschaften Kumm und Brick, deren 
Arbeiten „Ueber Aponogeton“ und „Anatomie des Strand-Milchkrautes, Glaux 
maritima“, für die besten der zur Bewerbung eingereichten anerkannt wurden. 

Auch im vergangenen Jahre sind der Gesellschaft von verschiedenen Seiten 
naturhistorische Gegenstände zum Geschenke gemacht worden, für die hiermit 
den freundlichen Gebern bester Dank erstattet wird, die Geschenke sind in die 
Verwaltung des Provinzialmuseums übergeben worden. 


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Der Aufbau des letzteren ist jetzt vollendet. Das grüne Thor bildet nun- 
mehr den Abschluss des Langenmarktes, des Herzens Danzigs, wieder in seiner 
alten Form, und unsere Gesellschaft blickt mit stolzer Freude auf die Fort- 
entwicklung der von ihr begründeten öffentlichen naturhistorischen Sammlungen. 
Als ein Ersatz für die von ihr zu jenem Baue beigetragenen 5000 Mark wurden 
derselben für ihre ausserordentlichen Veröffentlichungen von der Provinzial- 
Commission zur Verwaltung der Westpreussischen Provinzial-Museen 1500 Mark 
für 1886 überwiesen. Ausserdem erhielt sie auch im vergangenen Jahre die ihr 
von dem Westpreussischen Provinzial-Landtage bewilligte laufende Subvention 
von 2000 Mark. Für diese, wie für die des Marienwerder Kreistages, welcher 
der Gesellschaft in Anerkennung ihres Strebens die infolge übersehener 
Kündigung von Obligationen verloren gegangene Summe von 562 Mark erstattete, 
sei hierdurch auch öffentlich Dank gesagt. 

In den 14 ausserordentlichen Sitzungen wurden hauptsächlich Wahlen 
vollzogen. 

Ein Antrag, die Vorsitzenden der in engerem Zusammenhange mit der 
Gesellschaft stehenden Sectionen in den Vorstand aufzunehmen, wie Besprechungen 
wegen des Einladungsmodus veranlasste die Wahl einer vorberathenden Com- 
mission zur Revision der $ 10 und 16 B der Statuten, welche bereits über ihre 
Vorschläge schlüssig geworden ist. Ferner fand eine Regelung der von dem 
Westpreussischen botanischen Vereine zu tragenden Druckkosten statt. 

Die durch Erkrankung erforderliche zeitweise Vertretung des Herrn Haus- 
inspectors hatte freundlichst Herr Stadtbaumeister Otto übernommen, wofür 
ihm nochmals der Dank der Gesellschaft ausgesprochen wird. Leider haben 
die Giebel und besonders die Sandsteinornamente unseres im Inneren gerade 
durch seine bewundernswürdige Stand- und Dauerhaftigkeit ausgezeichneten Ge- 
bäudes unter dem Einfluss der Zeiten gelitten, so dass ein Theil der letzteren 
entfernt werden musste, und in nicht zu ferner Zeit eine Reparatur nöthig 
werden wird. 

Wir haben freudig die sich darbietende Gelegenheit benutzt, mit Hülfe der 
reichen Unterstützungen des Provinzial-Landtages jene mehrgenannten grossen 
Publieationen herauszugeben, deren Veröffentlichung kaum anderen auf gleicher 
Stufe mit unserer Gesellschaft stehenden Instituten möglich gewesen wäre, und 
haben uns nicht gescheut dafür, wie für die Förderung des Provinzialmuseums 
selbst erhebliche Aufwendungen zu machen, aber wir sind dazu nur im Stande 
gewesen infolge einer stets wohlbedachten Verwaltung unseres Vermögens, und 
wir wollen dafür Sorge tragen, dass auch für fernere Zeiten der Gesellschaft 
die Fähigkeit erhalten bleibt, thatkräftig an dem Ausbau der Wissenschaft mit- 
zuarbeiten. 

In der letzten ausserordentlichen Sitzung am 15. Dezemher wurden sämmt- 
liche Beamte, wie die Mitglieder der Redactionscommission und die Rechnungs- 
revisoren des Vorjahres wiedergewählt und der Etat für 1857 angenommen, zu 
dem in der heutigen ausserordentlichen Sitzung noch ein Nachtrag vorgelegt 
werden wird. 


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Stiftungsfestes fand im vergangenen Jahre ein sehr beifällig 
aufgenommener Ausflug mit Damen nach Oliva statt, und ist ein ähnlicher bei 
der diesjährigen Etatsberathung in Aussicht genommen worden. Heute wollen 
wir nach der ausserordentlichen Sitzung uns mit unseren Gästen in zwangloser 
Weise in der Weinhandlung bei Leutholtz vereinigen. Möge die Gesellschaft 
auch in diesem Jahre durch Streben und Wirken ihr Scherflein beitragen zur 
Förderung der Wissenschaft und eine Zierde und der Stolz der Stadt Danzig 
und der Provinz Westpreussen sein! 


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Bericht 
über die 
Arbeiten der anthropologischen Section 


im Jahre 1886, 


erstattet von dem Vorsitzenden derselben, Dr. Lissauer. 


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Die anthropologische Section hat im Laufe des Jahres 1886 ihre Haupt- 
thätigkeit auf die Vorarbeiten zur prähistorischen Karte konzentrirt. Indessen 
sind auch eine Reihe von archäologischen Untersuchungen in den Kreisen Pr. Star- 
gard, Schlochau, Neustadt und Danzig durch die Herren Schwabe, Schultze, 
Lakowitz und in noch anderen Kreisen unserer Provinz durch Herrn Direktor 
Conwentz ausgeführt worden. Leider wurde der Erstere, Herr Museums-Assi- 
stent Schwabe, durch den Tod verhindert, die Ergebnisse seiner Ausgrabungen, 
wie im vorigen Jahre, in der Section vorzulegen, welche ihm für sein lebhaftes 
Interesse stets ein dankbares Andenken bewahren wird; die anderen Herren 
haben über ihre Untersuchungen ausführliche Mittheilungen gemacht. Eine 
Reihe von Referaten über wichtige Erscheinungen in der anthropologischen 
Literatur belehrte die Mitglieder über die Fortschritte auf diesem Gebiete über- 
haupt; dazu kamen zusammenfassende Vorträge über die archäologische Er- 
forschung unserer Provinz und über physische Anthropologie, um reichen Stoff 
für die 4 Sitzungen der Section im Jahre 1886 zu liefern. Demnach gestaltet 
sich die Uebersicht über die Verhandlungen der Section folgendermassen: 

In der Sitzung vom 10. Februar sprachen: 
1) Herr Conwentz über Glockengräber in Westpreussen. 
2) Der Vorsitzende über die Eiszeit und das erste Auftreten des Men- 
schen in Deutschland. 
In der Sitzung vom 13. October sprachen: 
1) Der Vorsitzende über prähistorische Funde in Pempau. 
2) Herr Hanff über Zwergwuchs. 
3) Herr Schultze über Skelettgräber in dem Kreise Berent und Carthaus. 
4) Der Vorsitzende über den prähistorischen Bernsteinhandel. 
In der Sitzung vom 24. November sprachen: 
1) Der Vorsitzende über neu eingegangene Arbeiten. 


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j 2) Herr Helm über Schliemanns Ausgrabungen in Tiryns. 
| 3) Herr Conwentz über die neuen Erwerbungen des Museums und be- 
sonders über den Bronzedepotfund von Löbez, Kr. Neustadt. 
In der Sitzung vom 8. Dezember sprachen: 

1) Herr Conwentz über Steinkistengräber bei Zoppot. 

2) Derselbe über A. B. Meyers Ausgrabungen in Gurina in Kärnthen. 

3) Herr Lakowitz über Ausgrabungen in Roschau, Kr. Danzig. 

4) Der Vorsitzende über die erste Section unserer prähistorischen Karte. 

5) Herr Schultze über Steine mit Gesichtsbildungen. 

Eingehender studirt wurde in diesem Jahre die anthropologische Samm- 
lung von den Herren Sanitätsrath Dr. Grempler in Breslau, Professor Hampel 
und Dr. Retty vom Museum in Pesth. 

Endlich haben wir die angenehme Pflicht zu erfüllen, für die grosse Zahl 
von werthvollen Geschenken, welche der anthropologischen Abtheilung des 
Museums wiederum zugeflossen sind, auch im Namen der Section öffentlich 
unseren Dank auszusprechen. 


XI 


Bericht 


über die 
Thätigkeit der Section für Physik und Chemie 
im Jahre 1886 


erstattet von dem Vorsitzenden derselben, 
Prof. Momber. 


Die Section hat im Laufe des Jahres 1886 vier Sitzungen abgehalten. 
In den beiden ersten, am 5. und am 26. Februar, hielt Herr Schnaase einen 
Vortrag über die Geschichte der Optik bis Descartes, die er am ersten Abend 
bis Kepler führte, während er am zweiten speziell Keplers Verdienste um die 
Optik darstellte. 

In den beiden letzten Sitzungen, am 12. November und am 10. Dezember 
sprach Herr Dr. Schirlitz über „Studien zur Geologie des Golfes von Neapel“ 
und trug die Resultate der Untersuchungen vor, welche er im Verein mit Herrn 
Privatdocenten Dr. Walther in Jena während eines dreimonatlichen Aufenthaltes 
an der zoologischen Station des Herrn Prof. Dohrn in Neapel im Sommer des 
Jahres 1885 ausgeführt hat, und über welche das Eingehendere in der Zeitschrift 
der deutschen geologischen Gesellschaft Jahrg. 1886 S. 295 — 841 berichtet worden 
ist. Die Untersuchungen erstrecken sich hauptsächlich auf zwei Gebiete: 1. den 
geologischen Bau des Golfes und der angrenzenden Küstenländer und 2. die 
chemischen Untersuchungen an Wasserproben aus dem Golf. Der tektonische 
Bau des Golfes von Neapel ist das Resultat zweier Hauptstörungs-Perioden, 
welche historisch und topographisch unterschieden werden müssen. Das ältere 
Bruchsystem, welches parallel mit dem Streichen des Apennin verläuft, wird 
durchquert von einem zweiten Bruchsystem, welches der Küste ihre heutige 
Form gab, während vor dem Eintritt desselben die Westküste Italiens etwa 
das Aussehen der Küste Dalmatiens gehabt haben mag. Die Halbinsel Sorrent 
bietet den Schlüssel für die Auflösung des tektonischen Baues. Obgleich sie 
fast senkrecht vom Zuge der Apenninen abzweigt, zeigt sie sich doch im Sinne 


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der apenninischen Dislokation (NW.—SO.) gebrochen. Für die Beurtheilung 
des Alters dieser ersten Störungsperiode liefert ein Mergel, Maeigno genannt, 
Anhaltspunkte. Die Untersuchung hat ergeben, dass der Macigno da, wo er 
als festes Sediment vorkommt, discordant auf dem Apenninkalk lagert, welcher 
die Halbinsel von Sorrent bilde. Die am häufigsten in ihm vorkommende 
Versteinerung ist Scutella, eine Echinidenform, welche dem Eocän fehlt und nur 
aus dem Oligocän und Miocän bekannt ist. Hieraus erhellt, dass der Macigno 
nicht eocän, wie bisher angenommen, sondern oligocänen oder miocänen Alters 
ist und die erste Dislokation während der Eocän-Periode erfolgte. Während 
der Ablagerung des Macigno trat eine zweite Dislokation ein, welche das 
jetzige Küstenrelief des westlichen Italiens schuf. Diese jüngeren Störungen 
traten in Form von Kesselbrüchen auf. Das Centrum der neapolitanischen 
Depression mag in der Gegend von Pozzuoli gesucht werden, und der ganze 
Bau des Golfes ergiebt, dass das tektonische Centrum des Kessels südlicher 
liegt als die topographische Mitte des Senkungsgebietes. Danach erscheint die 
Halbinsel von Sorrent als der aus dem Meere emporgetauchte Kesselrand des 
neapolitanischen Beckens. Die Halbinsel von Sorrent ist ein Horst, welcher 
gegen das nördliche Senkungsgebiet, den Golf von Neapel, synelinal, gegen das 
südliche Senkungsgebiet, den Golf von Salerno, anticlinal, und zwar in zwei 
parallelen Brüchen abfällt. Es ist wahrscheinlich, dass die Vulkane dieses Ge- 
bietes an den Kreuzungsstellen der beiden Bruchsysteme aufsetzen werden, und 
in der That lassen sich die vorhandenen Vulkane mit den Bruchlinien sehr 
wohl in Zusammenhang bringen. So finden wir den Vesuv in der directen 
Verlängerung der stärksten Depression des Sorrentiner Landrückens, des Thales 
von La Cava. Ischia scheint in ursächlichem Zusammenhange zu stehen mit 
einem jener Brüche, welche das Relief von Capri bedingen. Ein grösserer 
Vulkan ist in der Verlängerung der Bocca piccola, ein anderer in der Fort- 
setzung der Depression von Sorrent zu suchen, und in der Verlängerung dieser 
Linien trifft man auf jene merkwürdigen submarinen Erhebungen im Golfe von 
Neapel, welche unter dem Namen der Seccen bekannt sind. So werden wir 
auf Grund der Tektonik darauf hingewiesen, in diesen submarinen Kegeln die 
Kerne ehemaliger Vulkane zu erblicken. Die Untersuchungen wenden sich 
sodann der Frage nach der Art der Ablagerung jener mächtigen Tuffschichten 
zu, welche die ganze Campagna erfüllen. Die ältesten Tuffe sind durch das 
Auftreten von Sanidinen als trachytisch charakterisirt, doch will es nicht ge- 
lingen, über das gegenseitige Alter der blauen und gelben Tuffe, trotz zahl- 
reicher Aufschlusspunkte, klar zu werden; man darf nur sagen, dass die 
Eruption der gelben Tuffe noch fortdauerte, als bereits die der blauen Tuffe 
ihr Ende erreicht hatte. Die Verfasser geben sodann eine Klassifikation der 
Tuffe nach ihrer Entstehung und definiren: 1. Trockentuffe sind meist ge- 
schichtet nach dem Eigengewichte der Massentheilchen, ungeschichtet nur bei 
gleichem Gewichte derselben. Schichtung bald horizontal, bald geneigt, je nach 
der Oberfläche des Untergrundes.. In der Nähe der Ausbruchsstelle meist 


XIV 

Te | 
breeeienartig entwickelt und Bomben enthaltend; entfernter vom Krater wird 
das Material feinkörnig, welches meist locker aufeinander liegt, selten schlammig 
verkittet ist (durch bei der Eruption gefallenen Regen). Die Tuffe können 
Bruchstücke des durchbrochenen Deckengesteins enthalten, unter Umständen 
daher auch marine Fossilien. 2. Wassertuffe sind in typischer Ausbildung 
(nahe dem Eruptivpunkt) nicht geschichtet, nacheinander ausgeworfene Tuff- 
massen gehen allmählich in einander über. Versteinerungen sind sehr selten, 
meist dickschaalig und nicht in Schichtenzonen, sondern diffus vertheilt. 
3. Sedimenttuffe zeigen abwechselnde Schichtung vou dichtem und porösem 
Material, unabhängig vom Eigengewicht desselben; sie sind concordant einge- 
lagert zwischen sedimentären Schichten und führen wie diese Fossilien. 

Die ältesten liegenden Tuffe der neapolitanischen Campagna sind in der 
Mehrzahl der Fälle ungeschichtet, nur selten in’ undeutlichen Bänken abge- 
sondert. Fossilien sind darin sehr selten, kommen nur diffus, nie in Schichten 
vor uud gehören grossen, dickschaaligen Formen an (Östrea, Cardium, Ceri- 
thium). Danach können diese Tuffe zur Abtheilung der marinen Wassertuffe 
gestellt werden. Bei der Untersuchung der Wasserproben aus dem Golf von 
Neapel fand der Gehalt derselben an atmosphärischer Luft und Kohlensäure 
besondere Beachtung. Die Untersuchungsmethoden, welche durch ähnliche 
Arbeiten älterer Forscher zu einer ausreichenden Vollkommenheit entwickelt 
worden waren, fanden hier wiederum Verwendung. So wurden besonders die 
Arbeiten ©. Jacobsens (Pommerania - Expedition) Buchanans und Dittmars 
(Challenger-Expedition) und Tornoes (Norwegische Nordatlantik-Expedition) be- 
rücksichtigt und die Analysen unter Berücksichtigung der chemischen Beschaffen- 
heit der Sedimente, über welchen die Wasserproben geschöpft waren, inter- 
pretirt. Ein Theil der Grundwasserproben stammt von Localitäten, welche 
in weitem Umkreise einen feinen, zähen, thonigen Schlamm als Meeresabsatz 
führen, welcher mit dem Namen Fango belegt wird, und auf welchem sich das 
Thierleben nur spärlich entwickelt. Derselbe enthält beträchtliche Mengen 
organischer, meist phytogener Substanz, welche hier der Verwesung anheim- 
fällt. Gerade die von diesen Localitäten stammenden Wasser zeigen in ihrem 
Sauerstoffgehalt eine Differenz von 1'/, bis 2'/, Proc. gegen den nach einer 
von Dittmar angegebenen Formel berechneten Sauerstofigehalt, und es ist sehr 
wahrscheinlich, dass dieser fehlende Sauerstoff bei der Verwesung der in dem 
Fangosehlamm befindlichen organischen Reste verbraucht wird und nicht so 
schnell durch die Cirkulation des Wassers ersetzt werden kann. Die von den 
Seccen stammenden Grundwasser ergeben nur eine Differenz von etwa '/, Proc. 
gegen den theoretisch berechneten Sauerstoffgehalt, trotzdem diese submarinen 
Ürhebungen eine reich entwickelte Fauna tragen, welche viel Sauerstoff konsu- 
mirt, der aber durch die Cirkulation des Wassers immer wieder ersetzt wird. 
Die Grundwasser der Fangoterritorien enthalten etwa 10 bis 15 mg Kohlen- 
säure per Liter mehr als die anderen untersuchten Wasserproben, und so weist 
dieser Mehrbetrag an Kohlensäure in Gemeinschaft mit dem Defieit an Sauer- 


AV 

stoff darauf hin, dass der Gehalt des Meerwassers an beiden Stoffen durch den 
Verwesungsprozess organischer Reste in den Fangoablagerungen nicht unwesent- 
lich beeinflusst wird. Die Untersuchung wendet sich nun der Frage zu, ob 
der Mehrbetrag der Kohlensäure in freiem Zustande oder als Kalk- und Mae- 
nesia-Carbonate vorhanden sei. Die Untersuchung des Fangoschlammes lässt 
die letztere Annahme als die richtigere erscheinen. Der Fango entsteht aus 
den vulkanischen Tuffen durch einen Schlämmprozess und durch allmähliche 
chemische Zersetzung. Mehrere auf ihren Gehalt an kohlensauren Salzen ge- 
prüfte Fangoproben enthielten 14 ‘bis 17 Proc. kohlensauren Kalk und 3 bis 
5 Proc. kohlensaure Magnesia. Ein so bedeutender Procentsatz von Carbo- 
naten in einem ursprünglich nur aus Silicaten bestehenden Schlamm, welcher 
von organischen Resten möglichst befreit war, schien darauf hinzudeuten, dass 
wenigstens ein grosser Theil dieser Carbonate nicht organischen Ursprungs 
sei. Vielleicht entsteht ein Theil der kohlensauren Salze durch Einwirkung 
der in dem Schlamm sich entwickelnden Kohlensäure auf die Silicate, doch 
liess sich auch nachweisen, dass bei der Bildung der Carbonate die schwefel- 
sauren Salze des Meeres in Mitleidenschaft gezogen werden. Ein Mal erwies 
sich das aus dem Fango ausgelaugte Meerwasser um 2 bis 3 Proc. an Sulfaten 
ärmer als das normale, und die Entwicklung von Schwefelwasserstoff bei Be- 
handlung des Schlammes mit Salzsäure zeigte die Anwesenheit von Schwefel- 
metallen an. Zur Erklärung dieser Erscheinung dient folgendes: Die organi- 
schen Reste verwesen an der Oberfläche des Schlammes auf Kosten des im 
Seewasser enthaltenen Sauerstoffes, worauf die erhebliche Sauerstoffverminde- 
rung in einigen der untersuchten Seewasser hindeutet. Werden diese organi- 
schen Reste aber in den zähen, thonigen Schlamm eingebettet, so ist der hier 
vorhandene Sauerstoff bald verbraucht, die Diffusion des Seewassers wird durch 
den wenig durchlässigen Thon gehindert, und die verwesenden organischen Reste 
entziehen aus Mangel an freiem Sauerstoff denselben den Sulfaten. Diese zer- 
fallen, die Basen Kalk und Magnesia bilden mit der entwickelten Kohlensäure 
Carbonate, und der Schwefel kann, mit etwa vorhandenem Eisen, Schwefeleisen 
bilden. Es scheint dieser Prozess deshalb von besonderer Wichtigkeit, weil 
er überall da sich abspielen kann, wo organische Stoffe und Seewasser zu- 
sammenkommen, also auch in tieferen Schichten mariner Absätze, wo dann das 
so auf anorganischem Wege abgeschiedene KalJk- und Magnesia-Carbonat die 
schlammigen Meeresabsätze zu festem, thonigem Kalkstein verkitten kann. 
Vielleicht deutet auch das häufige Vorkommen von Eisenkieskrystallen in vielen 
Kalksteinen darauf hin, dass diese, einst aus losem, organogenem Kalkdetritus 
bestehend, auf dem eben angedeuteten Wege verkittet worden sind. Ein letzter 
Abschnitt beschäftigt sich sodann mit der chemischen Einwirkung des Meer- 
wassers auf die Massengesteine und Kalke. Es wird durch Beobachtung und 
Experiment nachgewiesen, dass eine chemische Reaction des Meerwassers gegen 
die Laven stattfindet, wobei die glasigen Partieen der Laven zersetzt und die 
Krystalle heraus modellirt werden, wodurch an den Stirnen der in das Meer 


TORE ir 


geflossenen Lavaströme grosse Mengen von Olivin-, Augit- und Sanidinsanden 
sich anhäufen. Wie Experimente dargethan haben, sind es nicht die Sulfate, 
sondern die Chloride des Meerwassers, welche besonders stark zersetzend auf 
die Gesteine einwirken. 

In der Sitzung vom 10. Dezember wurde der bisherige Vorstand wieder 
gewählt bis auf den Schriftführer Herrn Schnaase, der inzwischen von Danzig 
nach Pr. Stargard versetzt ist. An Stelle desselben wurde Herr Dr. Schirlitz 
gewählt. 

Die beiden ersten Vorträge wurden von 10, die beiden letzteren von ca. 
20 Mitgliedern und Gästen besucht. 


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Bericht 


über die 
Sitzungen der medieinischen Section 
im Jahre 1856, 


erstattet vom Vorsitzenden, Dr. Abegg. 


Es wurden 7 Sitzungen abgehalten. 


; 1. Sitzung, am i-4. Januar. 


Anwesend 19 Mitglieder und als Gäste die Herren Ober-Stabsärzte 
Dr. Bobrik und Dr. Stricker. 

1. Herr Dr. Tornwaldt stellte einen Kranken mit Dursitis pharyngealis 
vor und referirte über seine diese Krankheitsform betreffende Ab- 
handlung. 

2. Herr Dr. Baum stellte einen Kranken mit Nekrose am Hinterhaupts- 

bein vor, 

ferner einen Fall von Parese des Musculus serratus. 

4. Herr Dr. Poelchen demonstrirte ein Präparat von Emphysem der 
Pleura und berichtete über den Krankheitsverlauf. 

5. Derselbe demonstrirte einen Fall von Luwatio sternt. 


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2. Sitzung, am 11. Februar. 
Anwesend 21 Mitglieder und als Gäste Herr Ober-Stabsarzt Dr. Bobrik 
aus Königsberg, Herr Director Dr. Krömer aus Neustadt. 

1. Herr Dr. Schindler stellte einen Patienten vor, bei dem eine grosse 
Geschwulst im Pharynx nach Reseetion des linken Oberkiefers ent- 
fernt war. 

2. Herr Dr. Rosenstein demonstrirte eine Zwillings - Missbildung 
(Xiphophagus). 

3. Herr Dr. Schindler stellte einen Fall von beiderseitiger Subluxation 
des Acromialtheiles des Schlüsselbeines vor. 

4. Herr Dr. Samuelson demonstrirte ein Präparat von Aneurysma der Aorta, 

5. ferner ein Präparat, von Iymphatischer Leukaemie 
und eine cystoide Niere. 


1: 


2. 
3. 


XVIN 


3. Sitzung, am 2. März. 
Anwesend 15 Mitglieder. 
Herr Dr. Poelchen trug vor über Darstellung und Züchtung von 
Pneumonie-Cokken mit Demonstration der bezüglichen mikroskopischen 
Präparate. 
Derselbe über Emmerich’s Cholera-Bacillen. 
Derselbe über Desinfection chirurgischer Instrumente. 


4. Sitzung, am =. April. 


Anwesend 17 Mitglieder und als Gäste die Herren Dr. Feilchenfeldt und 


Wallenberg jr. 
Herr Dr. Wallenberg sen. stellte einen Patienten mit Ataxia 
cerebellosa vor. 
Herr Dr. Freymuth einen Fall von juveniler Muskel-Atrophie, 
ferner einen Fall von peripherer symmetrischer Angioneurose, 
ferner ein Präparat von Leber-Echinocokken nebst Krankengeschichte. 
Derselbe berichtete sodann über einen bemerkenswerthen Fall von 
multiplem Cysticercus des Gehirns und demonstrirte das betreffende 
Präparat. 
Dr. Abegg referirte über Cred@e’s Buch: Gesunde und kranke 
Wöchnerinnen. 


5. Sitzung, am 13. Mai. 


Anwesend 19 Mitglieder und als Gäste die Herren Dr. Goldbaum und 


Wallenberg jr. 


. Herr Dr. Oehlschläger stellte einen Patienten vor, bei welchem 


einer Schädelverletzung wegen die Trepanation gemacht war, und be- 
richtete über die Krankheit und die Operation. 

Derselbe demonstrirt ein Präparat von Prostata-Hypertrophie und con- 
seeutiver chronischer Oystitis. 

Herr Dr. Pincus sprach über einen Fall von sogenannter Neurasthenie. 


6. Sitzung, am 11. November. 


Anwesend 22 Mitglieder. 


. Herr Dr. Scheele stellte einen Patienten mit acuter Ataxie nach 


Diphtheritis vor. 

Derselbe ferner einen Fall von Bleilähmung und machte epikritische 
Bemerkungen über die haematogenen Lähmungsformen. 

Herr Dr. Freymuth stellte einen Fall von totaler beiderseitiger 
Ophthalmoplegie mit Diabetes insipidus vor, und 

ferner einen Fall von hochgradiger, rechtsseitiger Lungenschrumpfung 
und Lebergeschwulst. 


Dr. Abegg legte ein Präparat vor von einem Foetus, welcher in Folge 
von Torsion der Nabelschnur abgestorben war. 

Derselbe berichtete über eine glücklich verlaufene künstliche Frühge- 
burt bei stark verengtem Becken. 


7. Sitzung, am 9. December. 
Anwesend 16 Mitglieder. 


Herr Dr. Freymuth stellte einen Fall von eigenthümlichem Respirations- 
krampf (puerile Hysterie) vor. 

Herr Dr. Ziem stellte einen Patienten mit doppelseitiger Ophthalmo- 
plegie vor und besprach die cerebrale Lokalisation des Krankheits- 
heerdes. 


. Herr Dr. Freymuth demonstrirte ein Präparat von ausgebreiteter 


sarkomatöser Pleuritis. 

Herr Dr. Scheele demonstrirte ein Präparat vom angeborener Ver- 
engung der Lungen-Arterie mit Defeect der Kammerwand und. be- 
richtete über die Krankheit. 


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Bericht 
über die 
wissenschaftliche Thätigkeit des Westpreussischen Fischereivereins 
im Jahre 1886, 
erstattet von seinem Vorsitzenden Herrn Reg.-Rath Fink. 


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Die Bestrebungen des Westpreussischen Fischerei-Vereins haben neben 
dem practischen Ziele der Hebung der rationellen Fischzucht in dem gewässer- 
reichen Westpreussen insofern auch nahe Beziehung zur Naturwissenschaft, als 
der Verein von dem Grundsatze ausgeht, dass die Förderung der Fischerei in 
erster Linie auf naturwissenschaftliche Erkenntniss der Lebensbedingungen der 
Fische und der mannigfachen Beziehungen dieser Thiere zu andern Organismen 
sich stützen müsse. Dies Programm, welches ihm von seinem unvergesslichen 
früheren Sachverständigen, Prof. Dr. Benecke, gegeben war, hat der Verein 
auch nach dem plötzlichen Hinscheiden Benecke’s aufrecht erhalten. In dop- 
pelter Hinsicht hat er die Sache der Fischerei wissenschaftlich zu fördern ge- 
sucht, durch Untersuchungen über die Biologie der einheimischen Fische und 
durch specielle Erforschung einzelner Gewässer. 

In ersterer Beziehung sind Resultate noch nicht zu berichten, da noch 
keine der angestellten Untersuchungsreihen, welche sich theils auf einheimische 
Salmoniden, theils auf Cypriniden beziehen, hat abgeschlossen werden können. 
Doch wurde in den „Mittheilungen des Westpreussischen Fischerei-Vereins‘ 
eine ältere Untersuchung „über die Dauer der Befruchtungsfähigkeit der 
Geschlechts- Producte der Bachforellen‘‘ von Herrn Oberförster Liebeneiner 
witgetheilt. 

Was die specielle Untersuchung der Gewässer betrifft, so hat der Ge- 
schäftsführer, Herr Dr. Seligo, abgesehen von seinen zahlreichen kleineren 
Reisen in der Umgegend Danzigs, folgende Gewässer. meist im Auftrage des 
Vereins, bereist: 

Am 2%. Mai, 11. Juni, 4+—10. November die Danziger Bucht resp. das 
Putziger Wiek. 

Am 16.—20. Juni den Drausensee und einige Forellenbäche im Elbinger 
Hochlande. 

Am 23.—30. Juni die Seeen bei Carthaus. 


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RERITIERNTEN 


Am 1.—7. Juli den Ostritz-See. 

Am 7.—12. Juli die Radaune von Ostritz bis Ruthken. 

Am 19. Juli die Drewenz bei Leibitsch. 

Am 8.—10. Aug. die Brahe von Bromberg bis Fordon. 

Am 11.—13. August den Geserichsee (im Auftrage des Magistrats zu 
Dt. Eylau.) 

Am 22. August den Drausensee. 

Am 7.—9. September die Brüche bei Gr. Montau. 

Am 29. September die Brutanlagen bei Marienwerder. 

Am 20. October die Fischleiter in Braunsberg. 

Am 27. October.den Weitsee. 

Am 13.—23. November die Weichsel. 

Am 25. November die Strömming bei Oslanin. 

Am 12. December den Lappiner See. 

Am 16.—21. December den Radaunensee (im Auftrage der Kgl. Regierung). 

Auf diesen Reisen wurde sowohl Material zu einer genauen hydrographisch: 
ichthyologischen Aufnahme Westpreussens als auch reichliches faunistisches, 
theilweise auch floristisches Material gesammelt, welches aber aus Mangel an 
Zeit erst zu einem kleinen Theile hat gesichtet und verwerthet werden 
können. Die Sammlungen werden, nachdem sie bearbeitet sind, dem West- 
preussischen Provinzial-Museum eingereiht werden. 

Die Berichte über die Vorstandssitzungen und General-Versammlungen 
des Vereins sowie über seine practische Thätigkeit werden in den „Mittheilungen 
des Westpreussischen Fischereivereins“ publieirt. 


A. Mitglieder-Verzeichniss 


der 


Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig. 


2. Februar 1887. 


I. Ehrenmitglieder. 


Als Mitglied in die 
Gesellschaft auf- 
genommen: 


Achenbach, Dr., Staatsminister und Ober- 
Präsident der Provinz Brandenburg, 


Excellenz in Potsdam . 1878 
v. Ernsthausen, Oberpräsident der Provinz 
Westpreussen . hehe 


Als Mitglied in die 
Gesellschaft auf- 


genommen: 

Gronau, Dr., Professor in Oels . 1830 

Weber, Wilh., Dr., Professor, Geheimer 
Hofrath in Göttingen . 1883 


Regierungs- - Rath, 
. 1863 


v. Winter, Geheimer 


Oberbürgermeister in Danzig . 


II. Ordentliche und correspondirende Mitglieder. 


Aufgen. im 
Abegg, Dr., Medizinalrath, Geh. Sanitäts- 


Rath und Director des Provinzial- 


Jahre | 


1856 | 


| 


Aufgen. im Jahre 


Berger, J. J., Kaufmann in Danzig . . 1873 
Berger, Johannes, Uhemiker in Danzig. . 1879 
Bertram, A., Rentier in Danzig . . 1875 
Bibliothek, Königliche, in Berlin . 1882 
Bieler, Hugo, Rittergutsbesitzer in Melno 
pr. Rehden Westpr. . . 1878 
Bischoff‘, Oscar, Stadtrath in Danzig . 1878 
\ Bischoff, Dr., Assessor in Danzig . 1886 
Bockwoldt, Dr. phil., Gymnasiallehrer in 
Neustadt, Westpr. . 1882 
Bödiker, Hauptmann in Danzig . 1882 
Böhm, Commerzienrath in Danzig . 1865 
Böhm, Joh., Dr. phil., Kaufmann in Danzig 1884 
Boltenhagen, Buchhalter in Danzig . 1580 
Borchardt, W., Apotheker zu Berent in 
W & Sn . 1878 
| Boretius, okeriahkaret in Dane . 1883 
v. Ed a. D., Director des Pro- 
vinzial-Museums in Halle a. S.. . 1859 
Braune, Philipp, Kaufmann in Danzig . . 1877 


Hebeammen-Liehr-Instituts in Danzig 
Alterthumsgesellschaft zu Elbing . . 1884 | 
Althaus, Dr., Arzt in Danzig . : LETAN| 
Anger, Dr., Gymnasial-Director in Graudenz 1872 
Assmann, Gerichtsrath in Danzig . 1883 | 
Bade, Brand-Director in Danzig . . 1883 
v. Baehr, Major a. D. in Danzig . 1873 
Bahnsch, Dr. phil., Prof. in Danzig . 1886 
Bahr, Postrath in Danzig . 1877 
Bail, Dr., Professor in Danzig : 1563 
Bajohr, Ober-Posteommiss. in Königsberg 1874 
Bartels, Ober-Staatsanwalt in Cassel . 1873 
Barteis, Capitain in Neufahrwasser 1574 
Bartels, Heinrich, Kaufmann in Danzig . 1878 
Baum, Dr., Chefarzt in Danzig . 1568 
Becker, Major, Director der Artillerie- Wen 

statt in Danzig a U . 1887 
Berenz, Emil, Kaufmann in Danzig . . 1882 | 


a A Aa r = 5 
XXI 

Aufgen. im Jahre ı Aufgen. im Jahre 

Bredau, Oberstlieutenant in Danzig . 1550 | v. Flotow, Major und Director der Gewehr- 
Bredow, Dr., Sanit.-Rath in Danzig . 1855 Fabrik in Danzig S . 1872 
Bremer, Emil, Dr, med. in Gross-Zünder . 1886 | Frank, Amtsgerichtsrath in De . 1876 
Brischke, Hauptlehrer a. D. in Langfuhr. | Freitag, Dr., Arzt in Danzig . .. 1828 
(Corresp. Mitglied) . 1866 | Freymuth, Dr., Oberarzt in Danzig . . 1876 

Brocks, Gymo»asialdireetor in Marienwerder 1881 ‚ Fricke, Dr. phil., Real- Progymnasiallehrer 
Brosig, Dr., Gymnasiallehrer in Graudenz 1583 | in Dirschau y . 1581 
Büttner, Gymnasiallehrer in Danzig . 1585 | Friedländer, Dr. med. in Danzig . 1883 
Bugge, Dr. med., Stabsarzt in Danzig . . 1856 | Fritzen, Kanzleirath in Neustadt . 1871 
Bukofzer, Kaufmann in Danzig ... 1886 | Fuhst, Prediger in Danzig . . 1879 
Burmeister, Ingenieur in Kl. Hammer bei ı Fuss, Landesrath in Danzig . 1880 
Danzig 1884 | Gaebel, Buchhändler in Danzig . 1850 
Caspary, Dr., ENTE in Königsberg 1867 Gehrke, W., Maurermeister in Danzig . . 1882 
Chales, Stadtrath in Danzig 18% Gibsone, Aler., jun., Kaufmann in Danzig 1885 
Citron, Rechtsanwalt in Danzig . 1885 Gieldzinski, Kaufmann in Danzig ‚189 
Claassen, Staatsanwalt in Danzig 1886 | Glaser, Dr., Sanitätsrath und Physikus in \ 
Cloassen, Albert, Kaufmann in Danzig. . 1856 | ‚Danzig 5 TATEN ENTE \ 1859 
Cohn, Hermann, Dr. med. et phil., Professor | Glaubitz, H,, Kaufmann in un - . 1874 
in Breslau. (Corresp. Mitglied) . 1880 Glodkowski, aa in Danzig . 1881 
Conwentz, Dr. phil., Direetor des Westpr. Goetz, Dr. med. in en : > . 1882 
Me sin Danzig 1878 Goldmann, Rechtsanwalt in Danzig . . 1882 
j f Goldstein, Marcus, Kaufmann in Danzig . 1873 
ee En ee __ \ Goldstein, Jul., Kaufmann in Danzig . 1874 
” ee i D i : PN ı Goltz, Kreiskassenrendant in Danzig „1872 
er ee R ai E 1567 u Bag ee ir pa; u: 
Devrient, Schiffsbaumeister in Ding . 1866 x Re N u 1882 
Dierfeld, Rittergutsbesitzer zu Frankenfelde, Y& ET Se 1873 
Kr. Er. Biurgard = 5 Greffin, Telegraphendirector in Danzig . 1882 
Dohrn, Dr., Director der entom. Gesellschaft Grentzenberg, Ed., Kaufmann in Danzig . 1874 

in Stettin. (Corresp. Mitglied.) . . 1367 | Griesbach,Dr., Privatdocent a. d. Universität 
Dohrn, Anton, Dr., Professor, Director der in Basel. a FE 
Zoologischen Station in Neapel (Cor- Gronemann, keobheiitee I Subkau 1885 
resp. Mitglied) . 1876 | Grott, Gymnasiallehrer in Danzig . 1885 
Dommasch, Buchhalter in Danzig . 1874 | Grotrian, Rector in Gnesen . 1883 
Domnick, Kaufmann in Danzig . 1885 | "Grolp, Rechtsanwalt in Neustadt . 1571 

Drawe, Rittergutsbesitzer auf Saskoschin, Grun, Dr., Regierungs- u. Medicinalrath in 
Kr. Danzig . . 1868 Hildesheim (Corresp. Mitglied) 186% 
Durand, Rentier in Danzig „1867 | Grunau, Dr. med, in Schwetz Westpr. . 1884 

Eggert, Dr., Oberlehrer a. D. in Dakkın . 1840 Haeckel, Dr., Professor und Hofrath in 
Eggert, ©. W., Instrumentenm. in Danzig 1851 Jena (Corresp. Mitglied) . 1868 
Ehlers, Secret. d. Kaufmannschaft in Danzig 1876 | Hagemann, Bürgermeister in Danzig . 1875 
Ehrhardt, Regierungs-Baurath in Danzig . 1859 | Hagens, Dr. med., Oberstabsarzt in Danzig 1877 
Evers, Realgymnasiallehrer in Danzig . 1878 | Hanff, Dr., Arzt in Danzig en: 

Fahl, Kgl. Meliorations-Inspector in Danzig 1880 | Hartingh, Administrator in Gr. Noscin, Kr. 
Fahle, Professor in Posen . 1871 Stolp i. P.. re . 1879 
Farne, Dr., Kreiswundarzt in Danzig „1878 | Hasse, Rud., Kaufmann in Danzig . 1869 
Fink, Regierungsrath in Danzig . 1887 | Hasse, Franz, Kaufmann in Danzig . 1877 
Fischer, Rentier in Hochwasser . 1866 | Hedinger, Apotheker in Danzig . 1879 
Fliessbach, Rittergutsbesitzer auf Lande Ku Hein, Friedrich, jun., Kaufmann in Danzig 1880 
bei Vietzig i. P.. . 1878 | Helm, O., Stadtrath in Danzig . 1565 


RXIV 


Aufgen. im 


Jahre 


Hendewerk, Stadtrath u. Medieinal- Assessor - 
in Danzig‘ . .. + . 1565 
Henoch, Geheimer Baurath in Altenburg 
(Corresp. Mitglied) . 1869 | 
Hensche, Dr., Stadtrath in Königsberg . 1867 
Herr, Staatsanwalt in Danzig . 1556 
Hertel, Departements-Thierarzt, Veterinär- 
Assessor in Danzig . BR ey. 
Hesekiel, Landgerichtsrath in Danzig 1574 | 
. Hesse, Theodor, Buchhalter in Danzig . . 1977 
Hevelke, Prediger in Danzig . ee 1554 
'v. Heyden, Dr. phil, Major z. D. in 
Bockenheim b. Frankfurt a. M.. . 1867 
Hildebrandt, Apotheker in Danzig . . 1883 
Hinze, Dr., Arzt in Danzig . 1869 
Hirsch, Dr., Professor und Geh. Medieinal- 
Rath in Berlin 1547 
Hoffmann, August, Aquarienfabrikant in 
Danzig £ sul . 1872 
Hoffmann, Otto, Kohn in Ds 80 
Hoff'mann, Amtsvorsteher in Zoppot . 1580 | 
Hohnfeldt, Dr. phil. in Zoppot bei Danzig. 1554 
v. Llomeyer, Rittergutsbesitzer in Stolp 
(Corresp. Mitglied) . 1843 
Holtz, J., Kaufmann in Danzig . 1874 
Horn, Dr., Fabrik-Dirigent in Le elgehali 
(Corresp. Mitglied) . 1868 
Horn, Amtsanwalt in Putzig, Kr. Neneiadi 1573 
Hue de Caligny, Marquis in Versailles 
(Öorresp. Mitglied) . =. 1866 
Jantzen, Ottomar, Bernsteinhändler i. Dane 1550 
Janzen, P., Apotheker in Pr. Eylau Ostpr. 1879 
Jendritza, Dr. med. in Bunzlau . 1854 
Jentzsch, Dr., Privatdocent in Königsberg 
(Oorresp. Mitglied) . 1580 
Le Joli, Prof. de la soc. des sciences in 
Cherbourg (ÜCorresp. Mitglied) . 1857 
Jüncke, W., Kaufmann in Danzig . 1872 
Jüncke, Albert, Kaufmann in Danzig . 1580 
Kafemann, Buchdruckereibes. in Danzig . 1867 
Kafemann, Otto, Prokurist in Danzig . 1886 
Kahle, Dr. med. in Danzig i 1534 
Karitzky, wissenschaftlicher Lehrer am 
Kadettenhause zu Kulm . 18854 
Kasprzick, Dr. med. in Danzig . 1883 
Kauffmann, W., Kaufmann in Danzig . 1869 
Kauffmann, Gerichtsrath in Danzig. . . 1874 
Kautz, Rudolf, Rittergutsbesitzer in Gr. 
Klintsch, Kr. Berent . 1551 
Kayser, Astronom in Danzig . 1859 


Aufgen. im Jahre 


Kayser, Dr. phil. et theol., 
Breslau 


Domprobst in 


v. Kehler, Director des Verwaltungen 
in Marienwerder . 
Keil, Gymnasiallehrer in Danzig . 4 
Kessler, Dr., Director a. D. in Wiesbaden 
Kettler, Rentier in Danzig . e 
Kiesow, Dr., Oberlehrer in Danzig 
Klatt, Dr. in Hamburg (Üorresp. Mitglied) 
Klein, Herm.,Dr. in Köln (Corresp. Mitglied) 
Kliesch, Gymnasiallehrer zu Pr. Stargard 
v. Klinggräff, H., Dr. phil. in Langfuhr bei 
Danzig (Corresp. Mitglied) . . 
Dr., in Stuttgart 
Mitglied) mar. 4 
Knoch, Realprogymnasial- En in Jeder 


Klunzinger, a 


bei Danzig 
Kohtz, Dr. 
v. Kolkow, Kaufmann in Danzig . 
Kornstaedt, Apotheker in Danzig 
Kosmack, Stadtrath in Danzig 


med. in Danzig . 


Krause, Johannes, Kaufmann in Danzig 
Kreis- Ausschuss in Strasburg in Westpr. 
Kresin, Dr. i 
Kressmann, Arthur, Consul in Danzig . 
Dr., Director 
Gymnasiums in Danzig 
Kreutz, Professor Dr., Gymnasial- Oberlehte 


med. in Danzig 


Kretschmann, des 


Königl. 


in Danzig 
Krieg, Dr., 
v. Kries, 


miers, 


Gymnasiallehrer in Magdihieg 
Rittergutsbesitzer auf Kl. Waez- 
Kr. Pr. Stargard 
Dr., Director 
Irrenanstalt in Neustadt Westpr. . 


Kroemer, der Provinzial- 
Krogoll, Packhofsvorsteher in Danzig 
Kruckow, Kreis-T'bierarzt 
Westpr. . 
IDR NR; 
Dr., Prov.-Schulrath in Danzig . 
Die. 
in Marienwerder HR 
Director der städtischen das ul 
Wasserwerke zu Danzig 
Kunze, Ferd. Major, Rtgbes. auf Gr. Bölkan 


in Rosenberg 
Krüger, Maurermeister in Danzig . 
Kruse, 
Künzer, Prof., Gymnasial-Oberlehrer 


Kunath, 


Kunze, Premier-Lieutenant in Danzig . 
Laasner, Uhrmacher in Danzig 
Lakowitz, Dr. 
Lampe, Dr., Professor in Danzig 
Landwsirthschaftliche Schule zu Mattenbiiei 


phil. in Danzig . 


Lange, Louis, Kaufmann in Marienburg 


Laskowski, Seminardirector in Rawitsch 


. 1878 


. 1878 
. 1835 
. 1856 
. 1883 


1877 
1866 
1873 
1881 


NISTH 


. 1875 


. 1880 
. 1881 
. 1878 
. 1884 
. 1882 
. 1878 
. 1874 
. 1885 
. 1880 


. 1854 


. 1867 


1835 


. 1873 


1584 


. 1856 


. 1884 


1869 


. 1879 


. 1867 


. 1881 
1550 


. 1885 
. 1877 
. 1885 


. 1859 
1885 


..1879 
. 1866 


REN ® 


Aufgen. im Jahre | Aufgen. im Jahre 
Leitzen, 'Thierarzt in Danzig . 1850 | Müller, Paul A., Dr., Assistent am kaiserl. 
Lenzing, Hauptzollamts-Assistent in Dee 1575 russ. Meteorol. Observatorium in 
Leupold, Kaufmann in Danzig 1873 Jekatharinenburg . . 1886 
Lewy, J., Dr. med. in Danzig . 1887 | Münsterberg, O., Kaufmann in Danzig. . 1877 
Leyden, Oscar, Kaufmann in Danzig . 1880 | Münchenberg, Kgl. Förster a. D., Langfuhr 1885 
Licht, Stadtbaurath in Danzig . 1568 | Muscate, Willy, Fabrikbesitzer in Dirschau 1880 
Lieheneiner, Oberförster in Oliva . . 1871 | Nagel, Dr., Professor, Real-Gymnasial- 
Liepmann, Bankier in Danzig . 18575 oberlehrer in Elbing t . 1867 
Lietzau, Apotheker in Danzig . 1879 | Naturwissenschaftlicher Verein in Bromberg 1881 
Lievin, Heinrich, Dr. med. in Danzig . 1881 | Neugebauer, Dr., Docent in Warschau . . 1860 
Linck, Rittergutsbesitzer auf Stenzlau, Kr. Neumann, Dr., Director der Victoriaschule 
Pr. Stargard . 1879 in Danzig re ee 
Lindner, Justizrath in Danzig . 1868 | Neumann, Leop., Kaufmann in Danzig. . 1885 
v. d,. Lippe, Apotheker in Danzig . 1865 | Neumayer, Dr., Prof., Geh. Admiralitätsrath, 
Lissauer, Dr., Arzt in Danzig . 1863 Director der Deutschen Seewarte und 
Loch, Dr., Arzt in Danzig . £ . 1873 Präsident der Internation. Polar-Com- 
Luke, Gymnasial - Oberlehrer in Deutsch. mission zu Hamburg (Corresp. Mitgl. 1880 
Krone Westpr. ä . 1884 Nötzel, Otto, Kaufmann in Danzig . 1874 
Luckow, Prediger in Karthaus . 1872 | Oehlschläger, Dr., Arzt in Danzig . 1867 
Mac-Lean Lochlan, Rittergutsbesitzer auf Oemler, Dr., Oeconomierath, General-Secre- 
Roschau, Kr. Danzig ee lei) tair in Danzig . s . 1875 
Märcker, Rittergutsbesitzer auf Rohlau bei Ohlert, Dr., Realgymnas. De in Deu 1871 
Warlubien, Kreis Schwetz 1877 | Ollendorf, P., Kaufmann in Danzig . . 1872 
Mannhardt, Prediger in Danzig 1884 | Otto, Robert, Kaufmann in Danzig .. 1819 
Marschalk, Kaiserl. Maschinen-Ingenieur in Otto, Stadtbaumeister in Danzig . . . . 1872 
Neufahrwasser ® 1574 | v. Palubicki, Major und Rittergutsbesitzer 
Martiny, Justizrath in Danzig 1569 auf Liebenhoff bei Dirschau . . 1876 
Mehler, Dr., Professor in Elbing 1863 | Pasig, Dr. phil., Rector in Jastrow . . 1881 
Mencke, E., Kaufmann in Danzig . 1874 | Penner, W., Brauereibesitzer in St. Albrecht 
Meschede, Di Director der Kankeensteilt bei Danzig .:. ; . 1812 
in Königsberg . 1872 | Penner, Dr. med. in Danzig sn. 
Meske, Major in Danzig . 2 . 1876 | Perlbach, Ernst, Kaufmann in Danzig . . 1886 
Meyer, Albert, Kaufmann in Dareie . 1878 | Peters, Dr., Rector in Danzig . . 1861 
Meyer, Dr. phil., Oberlehrer am Gymnasium Peters, Rentier in Neuschottland . . 1880 
zu Schwetz . . . 1882 | Petrich, Gutsbesitzer in Zempelburg . 1886 
Mietzlaff, Landgerichtsrath in re . 1850 | Petschow, Stadtrath in Danzig . 1867 
Dischewski, Photograph in Danzig . 1876 | Petzholdt, A., Dr. med., Prof. emer., Wirkl. 
Mix, Commerzien-Rath in Danzig A K1 13) Stanterath, Excellenz in Freiburg im 
Möbius, Karl, Dr., Prof. in Kiel (Corr. Mitgl.) 1871 Breisgau (Corresp. Mitglied) . . 1868 
Moeller, Dr. med., Kreisphysicus in Brauns- Pfannenschmidt, Fabrikbesitzer in Danzig 1868 
berg, Ostpr. - . .. 1879 | Pickering, Justizrath in Langfuhr . 1885 
Momber, Prof., Oberlehrer am Kol. ee Pieper, Dr. med., Stabsarzt in Danzig .. . 1874 
nasium in Danzig . 1867 | Pineus, Dr. med. in Danzig . 1885 
Morselli, Henri, Prof. in NMaserala (Italien) Plehn, A., Rittergutsbesitzer auf Tabea 
(Corresp. Mitglied) . . 1571 Kr. Schwetz or .. . 1868 
Morwitz, Kaufmann in Philadelphia . . 1871 | Plehn, Rittergutsbesitzer auf I enen bei 
Morwitz, Mart., Kaufmann in Danzig ..1873 | Nikolaiken, Kr. Stuhm . 1878 
Morwitz, Wilh., Kaufmann in Danzig . 1876 | Pobowski, Kaufmann in Danzig 7,1878 
Mothill, Oberlehrer in Kulm .. . 1866 | Poelchen, Dr. med., Assistenzarzt in Danzig 1882 
Dhiller, Karl, Dr. in Halle a. S. (Corresp. Poppo, Dr. med. in Marienwerder . 1886 
Mitglied) . . 1853 | Praetorius, Dr., Professor in Konitz . 1878 


XXVI 
Aufgen. im Jahre zi i Aufgen. im Jahre 
Preuschoff, Probst in Tolkemit . 1884 | Schirlitz, Dr., Lehrer an der Victoria- 
Preuss, W., Bank-Director in Dirschau. . 1872 Schule iu Danzig . . . .v: „.i88s 
Radde, Dr., Director des Museums und Sc.lücker, Bernsteinwaaren-Fabrikant in 
Wirkl. Staatsrath, Excellenz in Tiflis Langfuhr 3 .... 1886 
(Corresp. Mitglied) 244218597 Schlueter, Reale man llehe in Te 1879 
Radicke, Kgl. Garteninspector in Oliva . 1886 | Schmechel, Landschafts-Seeretair in Danzig 1868 
Rathke, sen., Knnstgärtner in Danzig . 18579 | Schmidt, August, Dr., Gymoasiallehrer in 
Realgymnasium zu Riesenburg Westpr. 1884 | Lauenburg in Pommern a kei, 
Reichel, Rittergutsbesitzer auf Paparczin ı Schnaase, Gymnasiallehrer in Pr. Stargard 1883 
Kr. Kulm - . 1867 | Schnarcke, Kaufmann in Danzig . . 1582 
Reinick, Max, Consnl in Daszick . 1557 | Schneider, Dr., Oberstabs- und Regiments- 
Richter, Dr., Fabrikbesitzer in Danzig. . 1867 Arzt in Danzig . 1876 
Rickert, Abgeordneter in Berlin . . 1869 | Schneller, Dr., Arzt in Barie . 1855 
Rittberg, Graf, Präsident des Westpr. Ei Schnibbe, Kunstgärtner in Schellmühl . . 1883 
vinzial-Landtages und Rittergutsbes. Schoenberg, Kaufmann in Danzig . 1874 
auf Stangenberg, Kr. Stuhm . 1579 | Schoenicke, 'Tischlermeister in Danzig . 1882 
Rodenacker, Ed., Kaufmann in Danzig 1873 | Schoettler, Gymnasiallehrer zu Pr. Stargard 1881 
Rodenacker, Th., Consul in Danzig . 1882 | Schramm, Kaufmann in Bohlschau bei Neu- 
v, Rohr, Rittergutsbesitzer auf Smentowken, | stadt, Westpr.. AS 
Kr. Marienwerder { . 1873 | Schreiber, Lehrer in Danzig 1879 
Rosenheim, Rechtsanwalt in Danzig. 1885 | Schroeder, Hugo, Dr., (Corresp. Mitglied) . 1380 
Roth, W., Dr., Prof., Generalarzt I. Cl. in Schubert, Dr., Prof., Oberlehrer in Kulm . 1866 
Dresden (Corresp. Mitglied) . 1880 | Schultz, Dr., Regier.-Präsident in Hildesheim 1879 
Rubehn, Literat in Wriezen . 1872 | Schultze, Realgymnasiallehrer in Danzig . 1865 
Rümcker, Rittergutsbesitzer auf Kokoschken 1880 | Schumann, RealgymnasialoberlehrerinDanzig 1868 
Saabel, Kaufmann in Danzig . 1883 | Schuster, Dr., Rentier in Danzig . . 1866 
Saage, Amtsgerichtsrath in Danzig . 1880 | Schwartz, sen., Zimmermeister in Danzig . 1882 
Sadewasser, R., Kaufmann in Danzig . . 1883 | Schwartz, Albert, Kaufmann in Danzig . 1882 
Salzmann, Rud., Kaufmann in Danzig. . 1867 | Schwidop, Kaufmann in Danzig . - . 1878 
Salzmann, Carl, Kaufmann in Danzig . . 1875 | Seligo, Dr. phil., Geschäftsführer des W Be 
Samuelson, Dr. med. in Danzig . 1885 | Fischereivereins in Danzig . 1886 
v. Sanden, Major a. D. in Danzig . 1876 | Semon, Dr., Sanitätsrath in Danzig . . 1853 
Sander, M. E., Kaufmann in Hamburg Senkpiel, Gutsbes. in Wonneberg, Kr. Danzig 1874 
(Corresp. Mitglied) . 1876 | Seuydler, Conrector in Braunsberg (Corresp. 
Samter, Dr., Stadtrath in Danzig . 1876 | Mitglied) 3478 . 1869 
Sauer, Lithograph in Danzig . 1872 | Siewert, Rob., Kaufmann in Danzig. . 1875 
Sauerhering, Bank-Direetor in Danzig . . 1866 | Siewert, Dr., Professor, Director der Westpr. 
Schaefer, Kaufmann in Danzig . 1885 | landwirth. Versuchsstation in Danzig 1877 
Schahnasjahn, Gutsbesitzer zu Altdorf, Ki Simon, Dr., Arzt in Danzig Bun Kork?) 
Danzig . 1582 | Staberow, Kaufmann in Danzig . 
Scharf, occhenle in Dani . . 1872 | Staeck, Ad., Gutsbesitzer in Legstriess . 1883 
Scheeffer, Realgymnasiallehrer in Danzig . 1878 | Starck, Dr., Medieinalrath, Arzt in Danzig 1866 
Scheele, Dr., Arzt in Danzig 1870 | Steffens, Max, Consul in Danzig . 1873 
Scheinert, Buchhändler in Danzig 1868 | Steffens, Otto, Kaufmann in Danzig. SABN 
Scheller, Apotheker in Danzig 1882 | Steimmig, R., Fabrikbesitzer in Danzig . 1871 
Schellwien, Julius, Kaufmann in Danzig 1877 , Steimmig R., jun., Chemiker in Bölkau . 1878 
Schepky, Dr., Chemiker in Danzig 1866 | Stobbe, L. F., Rentier in Danzig. . 1868 
Schimanski, Dr. med. in Stuhm 1886 | Stobbe, Franz, Dr., Arzt in Danzig . 1879 
Schimmelpfennig, Post-Director in Jena | Stoddard, Francis, Kaufmann in Danzig . 1877 
(Corresp. Mitglied) 1865 | Strasburger, Dr., Professor und Hofrath in 
| Bonn a. Rh. (Corresp. Mitglied) . 1880 


By 15 re N a 


Stricker, Dr., Oberstabsarzt in Danzig. . 1886 
v. Stumpfeldt, Landrath in Kulm (Corresp. 
Mitglied) . 1875 
Tenzer, Hauptmann in Danzig 2.1885 
Thorell, Dr., Professor in Genova, Museo 
Civico (Corresp. Mitglied) . . 1875 
Tornwaldt, Dr., Arzt in Danzig . ALSO 
Tornwaldt, Schafzucht-Director in Danzig. 1881 
Treichel, A., Rittergutsbesitzer auf Hoch- 
Paleschken, Kr. Berent . 1876 
Vaerting, Dr. med. in Neufahrwasser . 1886 
Wachowski, Rudolf, Kreissecretair in Berent 1882 
Vacker, Oberlehrer a. D. in Berlin . . 1867 
Wallenberg, Dr., Arzt in Danzig 1218657 
Wehr, Dr., Landes-Director der Provinz 
Westpreussen in Danzig . 1878 


xxvu | | 


Aufgen. im Jahre | 


I a 
ver 


Aufgen. im Jahre 


Werner, Fabrikbesitzer in Danzig . 1879 
Wetzki, Landgerichts-Präsident in Graudenz 1881 
Wilde, Gymnasiallehrer in Langfubr . 1885 
Wilke, H., Kaufmann in Danzig . . 1872 
Wirthschaft, Wilh., Kaufmann in Danzig . 1880 
Witt, Regierungs-Feldmesser in Danzig . 1866 
Witt, Kreisschulinspeetor in Zoppot . 1887 
Wolff, Kaufmann in Danzig . 1875 
Zaczek, Dr., Arzt in Zoppot . a Roy 
Zeuschner, Dr., Regierungs- und Medieinal- 

Rath in Danzig 1872 
Ziegenhagen, Kaufmann in Danzig . 1875 
Ziem, Dr., Arzt in Danzig. . 1885 


Zimmermann, Mühlenbaumeister in Desk 1867 
Zimmermann, Ober-Regierungsrathin Danzig 1879 


Zimmermann, Ingenieur in Danzig . 1883 
Zynda, Lehrer in Stuhm . ... . 1883 


B. Mitglieder der anthropologischen Section. 


Abegg, Dr., Med.-Rath und Geh. Sanitätsrath in 
Danzig. 

Anger, Dr., Gymnasial-Direetor in Graudenz. 

Bahnsch, Dr., Professor in Danzig. 

Bail, Dr., Professor in Danzig. 

Bajohr, Oberpostcommissarius in Königsberg. 

Berger, Kaufmann in Danzig. 

Bertling, Archidiaconus in Danzig. 

Carnuth, Dr. phil., Gymnasial-Director in Danzig. 

Chevalier, Pfarrer in Langenau bei Freystadt. 

Conwentz, Dr., Director 
Provinzial-Museums in Danzig. 

Dieckhoff, Rittergntsbesitzer auf Lindenhoff, Kreis 
Karthaus. 

Drawe, Rittergutsbesitzer auf Saskoschin. 

v. Flansz, Pfarrer in Marienwerder. 

v. Flotow, Major in Danzig. 

Friedländer, Dr., Arzt in Danzig. 

v. Grass, Rittergutsbesitzer auf Klanin. 

Hagens, Dr. med., Oberstabsarzt in Danzig. 

Hasse, R., Kaufmann in Danzig. 

- Helm, O., Stadtrath in Danzig. 

Hendewerk, Stadtrath, Medicinal - Assessor 
Danzig. 

Hesekiel, Gerichtsrath in Danzig. 

Hoene, Rittergutsbesitzer auf Pempau. 

Hoffmann, Fabrikant in Danzig. 

Holtz, J., Kaufmann in Danzig. 

Kafemann, Buchdruckereibesitzer in Danzig. 


des Westpreussischen 


in 


Kauffmann, Walter, Kaufmann in Danzig. 

Kayser, Astronom in Danzig. 

Kelp, Dr., Ober-Med.-Rath in Oldenburg. 

Kettler, Rentier in Danzig. 

Kosmack, Stadtrath in Danzig. 

v. Kries, Rittergutsbesitzer auf Kl. Waczmiers, 

Kunze, Premier-Lieutenant in Danzig. 

Lampe, Dr., Professor in Danzig. 

Lemke, Fräulein in Berlin. 

Lissauer, Dr., Arzt in Danzig. 

Lohmeyer, 

Mac-Lean, Rittergutsbesitzer auf Roschau, Kreis 
Danzig. 

Märcker, Rittergutsbes. auf Roblau, Kr. Schwetz. 

Mencke, E., Kaufmann in Danzig. 


Öberlehrer in Danzig. 


Momber, Professor, Oberlehrer in Danzig. 
Münsterberg, Kaufmann in Danzig. 
'Yauck, Rector in Schlochau. 
Oehlschläger, Dr., Arzt in Danzig. 
Oltendorf, Kaufmann in Danzig. 

Otto, Stadtbaumeister in Danzig. 
Penner, Rentier in Danzig. 

Peters, Dr., Recetor in Danzig. 

Pfeffer, Dr., Professor in Danzig. 
Pineus, Dr., Arzt in Danzig. 

Plehn, Rittergutsbesitzer auf Lichtenthal. 
Plehn, Rittergutsbesitzer auf Lubochin. 
Poelchen, Dr., Assistenz-Arzt in Danzig. 
Rickert, Abgeordneter in Berlin. 


Rubehn, Literat in Wriezen. 

Scheele, Dr., Arzt in Danzig. 

Scheinert, Buchhändler in Danzig. 
Schliemann, Dr. in Athen. 

Schmechel, Landsch.-Secretair in Danzig. 
Schneller, Dr., Arzt in Danzig. 

Schulze, Realgymuasiallehrer in Danzig. 
Semon, Dr. med., Sanitätsrath in Danzig. 
Staberow, Kaufmann in Danzig. 

Starck, Dr., Medicinalrath in Danzig. 
Steimmig, R., Fabrikbesitzer in Danzig. 
Steimmig, R. jun., Kaufmann in Danzig. 
 Steinwender, Gymnasial-Oberlehrer in Danzig. 
Stryowski, Maler in Danzig. 


XXVM. 


Tornwaldt, Dr., Arzt in Danzig. 


C. Mitglieder der Section 


Bail, Th., Dr., Professor in Danzig. 

Berger, Joh., Kaufmann u. Chemiker in Danzig. 

Dommasch, F., Buckhalter in Danzig. 

Evers, H., Gymnasiallehrer in Danzig. 

Freymuth, J., Dr., Oberarzt in Danzig. 

Gaebel, H., Buchhändler in Danzig. 

Greffin, Telegraphen-Director in Danzig. 

Helm, O., Stadtrath in Danzig. 

Kayser, E., Astronom in Danzig. 

Kiesow, J., Dr., Gymnasial-Oberlehrer in Danzig. 

Lampe, H., Dr., Professor in Danzig. 

Marschalk, €., Kaiserlicher Maschinenmeister in 
Neufahrwasser. 


Wacker, Oberlehrer in Berlin. 
Wallenberg, Dr., Arzt in Danzig. 
Wedding, Rittergutsbesitzer auf Gulbien bei 
Deutsch-Eylau. 
Werner, Dr., Rabbiner in Danzig. 
Wilke, Kaufmann in Danzig. 
v. Winter, Geh.-Rath und Oberbürgermeister von 
Danzig. 
Mitt, Reg.-Feldwesser in Danzig. 
v. Wrangell, Baron, Kaiserl. Russischer Staats- 
rath und General-Öonsul in Danzig. 
Zaezek, Dr., Arzt in Zoppot. 
Zeysing, Wirklicher Admiralitätsrath und Werft- 
Director in Danzig. 
Ziem, Dr., Arzt in Danzig. 


für Physik und Chemie. 


Momber, A., Professor in Danzig. 

Müller, A. W., Consul, Ingenieur in Danzig. 

Neumann, St., Dr., Director der Viktoriaschule 
in Danzig. 

Pfannenschmidt, E., Fabrikbesitzer in Danzig. 

Scheejfer, E., Gymnasiallehrer in Danzig. 

Schepky, B., Dr., Chemiker in Danzig. 

Schirlitz, P., Dr., Lehrer an der Viktoriaschule 
in Danzig. 

Schnaase, L., Gymnasiallehrer in Pr. Stargard. 

Schumann, E., Gymnasial-Oberlehrer in Danzig. 

Ziegler, Wilh., Ober-Postdireetions- Secretair in 
Danzig. 


D. Mitglieder der medicinischen Section 


sind alle Aerzte, welche Mitglieder der Naturforschenden Gesellschaft sind. 
Im Jahre 1886 betheiligten sich an den Sitzungen der medieinischen Section: 


Die Herren Dr. Abegg. 
„ Althaus. 
Baum, Chef-Arzt. 
Boretius, Ober-Stabs-Arzt. 
Farne. 
Freymuth, Ober-Arzt und 
Kreis-Physikus. 
Friedländer. 
Goetz. 
Hanf. 
Hinze, Ober-Stabs-Arzt a. D. 
Jendritza. 
„  Kahle. 
Kasprzik. 
Klein. 
Kohtz. 
Kresin. 
Lievin. 


| 
| 


| 


Lissauer. 

Loch. 

Oehlschläger. 
Penner. 
Pieper, Stabs-Arzt. 
Pineus. 

Poelchen. 


Die Herren Dr. 
„ 


il 


Samauelson. 

Scheele. 

Schneider, Ober-Stabs-Arzt. 
Semon, Sanitäts-Rath. 
Simon. 

Stobbe. 

Strieker, Ober-Stabsarzt, 
Suchannek. 

Tornwaldt. 

„  Wallenberg. 

Ziem. 


sr Du au 


E. Mitglieder des Vorstandes der Gesellschaft. 


Für das Jahr 1887 sind gewählt worden, als: 
Director: Professor Dr. Bail., 
Vieedireetor: Geh. Sanitätsrath, Med.-R. Dr. Adegg. 
Secretair für innere Angelegenheiten: Sanitätsrath Dr. Semon. 
Secretair für äussere Angelegenheiten: Direetor Dr. Conwentz. 
Schatzmeister: Kaufmann Otto Münsterberg. 
Bibliothekar: Astronom Kayser. 
Ordner der Vorträge: Professor Momber. 
Inspector des physikalischen Cabinets: Professor Dr. Lampe. 
Hausinspeetor: Fabrikbesitzer Pfannenschmidt. 
Inspeetor der anthrop.-ethnographischen Sammlung: Dr. med. Lissauer. 


Vorsitzender der anthrop.-ethnogr. Seetion ist Dr. med Lissauer. 
Vorsitzender der Section für Physik und Chemie ist Prof. Momber, 
Vorsitzender der medieinischen Seetion ist Geh. Sanitätsrath Dr. Abegg. 
Vorsitzender des westpreussischen Fischerei-Vereins ist Regierungs-Rath Fink. 


Mittheilungen über Personalveränderungen der Mitglieder bitten wir an den Director 
der Gesellschaft einzusenden. 


Verzeichniss 


der 


im Jahre 1886 durch Tausch, Kauf und Schenkung 
erhaltenen Bücher. 


Australien. 


Melbourne. Geograph. society of Australia. 
Vietorian branch. Jan. 1886, 8. 


Belgien. 


Brüssel. Soeiete entomol. de Belgique. 
Annales.. Tom. 29. Part. 2. Bruxelles 1885. 8. 
Lüttich. Societe geolog. de Belgique. 
Annales. Tom. 12. 1884—85. Liege 1884, 85. 8. 


Uentral- Amerika. 
Chapultepec. Observatorio astron. 


Annuario, 1887. Anno 7. 
Mexico 1886, 8. 2 Exemplare. 


Dänemark. 


Kopenhagen. K. Dänische Akademie der Wiss. 
Oversigt over det K. D. Vidensk. selskabs forhandl. i. Aar. 1885 No. 
2, 3, i. Aar. 1886 No. 1. Kjöbenhavn 8. 
Me&moires, 6 Ser., Vol.2 No. 8—10. Vol. 3 No. 1—3. Vol. 4No.1. 
Kjöbenhavn 1885, 86. 4. 
Soeiete r. des antiquaires du nord. 
Aarboger 1885 H. 4, 1886 H. 1—2. Kjöbenhavn 8. 
Tillaeg til Aarb. 1885. Kjöbenhavn 1886. 8. 
Memoires de la soc. r. des antiq., N. S. 1886. Copenhague 8. 
Societe botan. 
Tidsskrift, botanisk Bd. 15 H. 1—4. Kjöbenhavn 1885, 86. 8. 
Meddelelser 1886 No. 7—9. Kjöbenhavn 8. 


Be. 


_XXXI 


Deutschland und Oesterreich-Ungarn. 


Agram. Societas historico-naturalis Croatica. 
Glasnik — godina 1 — broj. 1—3. ‚Zagreb 1886. 8. 
Altenburg. Naturforschende Gesellschaft ete. 
Mittheilungen aus d. Osterlande. N. F. Bd. 3. Altenbg. 1886. 8. 
Annaberg. Annaberg-Buchholzer Verein f. Naturkunde. 
Jahresbericht 7, 1383—85. Annaberg 1886. 8. 
Augsburg. Naturhistor. Verein, 
Bericht 28. Augsburg 1885. 8. 
Berlin. K. Preuss. Akademie der Wissensch. 
Sitzungsberichte 1885 No. 40—52. 1886 No. 1—39. Berlin 8. 
Abhandlungen aus dem Jahre 1885. Berlin 1886. 4. 
Verein zur Förderung des Gewerbefleisses. 
Verhandlungen 1884 H. 1—10 (ausser 9). Berlin 1884. u. 1885 H. 
1—10. Berlin 1885. 4. 
Gesellschaft naturforschender Freunde. 
Sitzungsberichte i. d. J. 1885. Berlin 1885. 8. 
Hydrograph. Amt der Admiralität. 
Anısalen der Hydrogr. u. marit. Meteor. Jahrg. 14, No. 1—11. Berlin 
1886. 8. 
Deutsche geolog. Gesellschaft. 
Zeitschrift, Bd. 37, H. 3, 4. Berlin 1885. Bd. 38, H.1—3. Berlin 
1886. 8. 
Deutsche entomol. Gesellschaft. 
Deutsche entomol. Zeitschrift. Jahrg. 29, H. 2. Jahrg. 30, H. 1. 
Berlin 1885/86. 8. 
Gesellschaft für Erdkunde. 
Verhandlungen Bd. 13, No. 1—9. Berlin 1886. 8. 
Verein zur Förderung des Gartenbaues. 
Gartenzeitung 1886, No. 1—52. Berlin 8. 
Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. 1884, 
10 Hefte. 1885, 14 Hefte u. Inhalt. 1886 Mai — Berlin 8. 
Bonn. Naturhistor. Verein. 
Verhandlungen. Jahrg. 42, H.2. Jahrg. 43, H.1. Bonn 1885, 86. 8. 


Bremen. Naturwiss. Verein. 
Abhandlungen. Bd. 9, H. 3. Bremen 1886. 8. 


Breslau. Schles. Ges. f. vaterländ. Cultur. 
Jahresbericht, 63. 1885. Breslau 1886. 8. 
Stenzel, Rhizodendron oppoliense Göpp. Ergänz. Heft der Schles. 
Ges. Breslau 1886. 8. 
Verein für das Museum Schles. Alterthümer. 
Bericht 60—62. Breslau 1885, 86. 8. 


XXXI 
Verein für Schles. Inseetenkunde. 
Zeitschrift f. Entomologie H. 11. Breslau 1886. 8. 
Brünn. Naturforscher- Verein. 
Verhandlungen Bd. 23, H. 1, 2. Brünn 1885, 86. 8. 
Bericht d. meteorol. Commission i. J. 1883. Brünn 1885. 8. 
K. K. Mähr. Schles.-Gesellsch. z. Beförderung des Ackerbaues. 
Mittheilungen 1885, Jahrg. 65. Brünn 4. 
Budapest. K. Ungar. Naturwiss. Gesellschaft. 
Math. u. naturw. Berichte aus Ungarn (Fröhlich). Bd. 2, 1833 —84. 
Bd. 3, 1854—85. Budapest 8. 
K. Ungar. Geologische Landesanstalt. 
Jahresbericht f. 1884. Budapest 1885. 8. 
Mittheilungen aus d. Jahrb. d. K. Ung. Landesanstalt. Bd. 7, H. 1—5. 
Bd. 8, H. 1, 3. Budapest 1884, 85, 86. 8. 
Földtani Köslöny (geol. Mitth.) Zeitschrift 1886 Jan. — Sept. 8. 
Böckh, Buday, Chyzer, Daday, Hazslinszky, Herman, Hegyfoky, v. Inkey, 
v. Kerpely, Laszlö, Noth, Obach, Palfey, Szabo, Szüts, v. Soltz, 
geol. Mitth. 1885, 86. 8. 
Bücherkatalog in ungar. Sprache. 8. 
Cassel. Verein für Naturkunde. 
Bericht, 32 und 33, 1854—86. Cassel 1886. 8. 
Festschrift des Vereins f. N. zur Feier seines 50jährigen Bestehens. 
CGassel 1886. 8. 
Danzig. Westpr. Fischerei-Verein. 
Mittheilungen 1856, No. 4. Danzig 8. 
Fischereikochbuch. Stettin 1884. 8. 
Darmstadt. Verein f. Erdkunde. 
Notizblatt, Folge 4, H. 6. Darmstadt 1885. 8. 
Dresden. Naturwiss. Gesellschaft Isis. 
Sitzungsberichte 1885. Dresden 1886. 8. 
Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. 
Jahresbericht 1885 —86. Dresden 1886. 8. 
Emden. Naturforschende Gesellschaft. 
Jahresbericht 70, Jahrg. 1854—85, Emden 1886. 8. 
Erlangen. Phys.-med. Societät. 
Sitzungsberichte H. 17. Erlangen 1885. 8. 
Frankfurt a. M. Senckenberg. naturf. Gesellschaft. 
Bericht 1885 und 1886. Frankf. a. M. 1885, 86. 8. 
Abhandlungen Bd. 14, H. 1—3. Frankf. a. M. 1886. 4. 
Kobelt, Reiseerinnerungen an Algerien u. Tunis. Frankf. a. M. 1885. 8. 
Frankfurt a. OÖ. Naturw. Verein d. Reg.-Bez. Frankfurt. 
Monatl. Mittheilungen Jahre. 1885 Dzb. — 1886 Aue. 8. 
Societatum litterae 1887. No. 1. 


XXX 


Giessen. Öberhess. Gesellschaft f. Natur- und Heilkunde. 
Bericht 24. Giessen 1886. 8. 
Görlitz. Ober-Lausitz. Gesellschaft : Wiss. 
Magazin, Neues, Bd. 61, H. 2, Bd. 62, 2 l. Görlitz 1885. 
Graz. Naturw. Verein f. Serkrmark 
Mittheilungen 1384. Graz 1885. 8. 
Verein der Aerzte in Steiermark. 
Mittheilungen. Vereinsjahr 1885, Jahrg. 22. Graz 1886. 8. 
Göttingen. K. Gesellschaft der Wiss, 
Nachrichten aus d. J. 1885, No. 1—13. Göttingen 1385. 8. 
Greifswald. Universität. 
65 Dissertationen und Indices. 
Naturwiss. Verein f. Neu-Vorpommern und Rügen. 
Mittheilungen. Jahrg. 17. Berlin 1886. 8. 
Geograph. Gesellschaft. 
Exeursion d. geogr. Gesellsch. nach der Insel Bornholm 1856. Greifs- 
wald 1886. 8. 


Halle a. S. K. Leopoid.-Carol. Deutsche Akademie. 
Leopuldina 1885, H. 21, No. 21—24, H. 22, No. 1—22. Halle 4. 
Verhandlungen Bd. 47, 48. Halle 1885, 86. 4. 
Verein f. Erdkunde. 
Mittheilungen 1884 u. 1885. Halie 1585, 86. 8. 
Naturwiss. Verein. 
Zeitschrift für die Naturwissenschaften 1885 Sept. —Dezbr. 1886, H. 
2,.3. ‘Halle. 8. 
Hamburg. Naturhistor. Museum. 
Bericht für 1885. Hamburg 1886. 8. 
Deutsche Seewarte. 
Aus d. Archiv d. D. Seewarte. Jahrg. 7. 1854. Hamburg 1886. 4. 
Meteorol. Beobachtungen in Deutschland. Jahrg. 6. 1883. Hamburg 
1885. 4. 
Monatl. Uebersicht der Witterung 1885, März — Dezbr. Hamburg 4. 
Monatl. Uebersicht der Witterung für jeden Monat des Jahres 1885. 
Hamburg 4. 
Geograph. Gesellschaft. 
Mittheilungen 1885—86, H. 2. Hamburg 1856. 8. 
Hanau. Wetterauische Gesellsch. f. d. gesammte Naturlehre. 
Bericht 1883—85. Hanau 1855. 8. 
Heidelberg. Naturhist.-med. Verein. 
Verhandlungen N. F. Bd. 3, H. 5. Heidelberg 1886. 8. 


Festschrift zur Feier des 500Jjährigen Bestehens d. Ruperto-Carola, 
Heidelberg 1886. 8. 


no 


ae FE EL a ne 


"RRRIN.. 


Jena. Med.-naturw. Gesellschaft. 
Jenaische Zeitschrift. Bd. 19. H. 4. Jena 1886. 8. 
Innsbruck. Naturw.-med. Verein. 
Berichte. Jhe. 15. 1884—85. Jheg. 16. 1885 —86. Innsbruck 
1885, 86. 8. 
Insterburg. Alterthums-Gesellschaft. 
16 Schriften 1881—86. 4. u. 8. 
Jahresbericht 18°5—86. Insterburg 1886. 8. 
Kiel. Naturwiss. Verein f. Schleswig-Holstein. 
Schriften Bd. 6. H. 2. Kiel 1886. 8. 
Klausenburg. Botan. Verein. 
Magyar növenytanilapok 9. @vf. Koloszv. 1885. 8. 
Königsberg i. Ostpr. Physik.-ökon. Gesellschaft. 
Schriften Jhg. 26. 1885. Königsberg 1886. 4. 
Alterthums-Gesellschaft Prussia. 
Sitzungsberichte 41. Vereinsjahr 1884—85. Königsberg 1836. 8. 
Krakau. Akademie der Wissenschaften. 
Pamietnik. Tom. 10, 11. Krakau 1885. 4. 
Landshut (Bayern). Botan. Verein. 
Bericht 9. 1881—85. Landshut 1886. 8. 
Böhm. Leipa. Nordböhm. Exeursions-Club. 
Mittheilungen Jhg. 9 H. 1—3. Böhm. Leipa 1886. 8. 
Leipzig. Naturforschende Gesellschaft. 
Sitzungsberichte 12. Jhg. 1885. Leipzig 1886. 8. 
K. Sächs. Gesellschaft d. Wissenschaft. 
Berichte über die Verhandlungen. Math.-phys. Cl. 1885 III. 1886 
I—IV. Leipzig 1885, 86. 8. 
Fürstl. Jablonowskische Gesellschaft. 
Preisschriften N. 9. Leipzig 1886. 8. 
Museum für Völkerkunde. 
Bericht 13. 1885. Leipzig 1866. 8. 
Linz. Verein f. Naturkunde i. Oesterr. ob der Ens. 
Jahresbericht 15. Linz 1885. 8. 
Lübeck. Vorsteherschaft des naturhist. Museums. 
Jahresbericht f. 1885. 4. 
Magdeburg. Naturw. Verein. 
Jahresbericht u. Abhandlungen f. 1885. Magdeburg 1886. 8. 
Marburg. Gesellsch. z. Beförd. d. gesammten Naturwissenschaften. 
Sitzungsberichte Jhg. 1884, 85. Marburg 1885, 86. 8. 
Schriften. Bd. 12 Abh. 1. Marburg 1886. 8. 
Metz. Verein f. Erdkunde. 
Jahresbericht 8 f. 1885. Metz 1886. 8. 


er BETTEN 


München. K. Bayer. Akademie der Wissenschaft. 


Sitzungsberichte 1885. H. 4. 1886. H. 1. München 8. 
Inhalts-Verzeichniss d. Sitzungsberichte 1871—85. München 1886. 8. 


Neu-Brandenburg. Verein der Freunde d. Naturgeschichte in Meklenburg. 


Archiv J. 39. 1885. Güstrow 1885. 8. . 


Neustadt-Eberswalde. Forstakademie. 


Beob.-Ergebnisse 1885. N. 7—12. 1886 N. 1—6. Berlin 8. 
Jahresbericht über die Beob.-Ergeb. Jheg. 11. 1885. Berlin 1886. 8. 


Nürnberg. Naturhist. Gesellschaft. 


Jahresbericht für 1885. Nürnberg 1886. 8. 


German. Nationalmuseum. 


Prag. 


Mittheilungen Bd. 1 H. 1, 2. Jhg. 1884—85. 

Anzeiger des German. Nat.-Museums Bd. 1. H.1, 2. Jhg. 1834—85. 8. 

Katalog der im German. Nat.-Museum befindlichen Glasgemälde aus 
älterer Zeit. Nürnberg, 1884. 8. 

Katalog der im German. Nat.-Museum befindlichen Gemälde. Nürn- 
berg 1885. 8. 

K. Böhm. Gesellschaft d. Wissenschaft. 

Abhandlungen d. math.-naturw. Classe. Folge VI. Bd. 12. Prag 
1885. 4. 

Sitzungsberichte 1882, 83, 84. Prag 18833—85. 8. 

Jahresbericht 1832—85. Prag 8. 

Kalousek, Geschichte d. K. Ges. d. Wiss. H. 1u.2. Prag, 1854, 85. 8. 

Studnicka, Bericht über die math. u. naturw. Publicationen d. K. Ges. 
d. Wiss. H. 1, 2. Prag 1884, 85. 8. 

Wegner, Generalregister zu d. Schriften der K. böhm. Ges. der Wiss. 
1784—1884. Prag 1884. 8. 

Verzeichniss der Mitglieder d. K. böhm. Ges. d. Wiss. 1784—1884. 
Prag 1884. 8. 

Appendix zum 45. Jhg. der Astron. Beob. d. K. K. Sternwarte. 
Prag 1886. 4. 

Beobachtungen, magn. u. meteorol. der K. K. Sternwarte 1885. 
Jhg. 46. 4. fi 

Listy Chemicke, Röckn. 10. Cislo 1—10. 1885, 86. Praze 8. 


Regensburg. Naturw. Verein. 


Correspondenzblatt Jhg. 39. Regensburg 1885. 8. 


Botan. Verein. 


Flora. Jhg. 43. Regensburg 1885. 8. 


Reichenbach. Jahresbericht 18 der Philomathie. 1886. 8. 
Reichenberg. Verein der Naturfreunde. 


Mittheilungen Jhg. 17. Reichenberg 1886. 8. 


Schwerin. Verein für Mecklenburg. Geschichte und Altertnumskunde, 


Jahrbücher u. Jahresberichte. Jhe. 51. Schwerin 1886. 8. 


Din 


Sondershausen. Botan. Verein. 
Irmischia. Korrespondenzblatt 1885. N. 10—12. 1886 N. 1—8. 
Sondershausen 8. 
D. botan. Monatsschrift v. Leimbach. Jhg. 4. N. 1—12. Sonders- 
hausen 1886. 8. 
Stettin. Entomol. Verein. 
Entom. Zeitung. Jhg. 46. 1885. Stettin 1885. 8. 
Gesellschaft f. Pommersche Geschichte und Alterthumskunde. 
Baltische Studien. Jhg. 3—9. Jhg. 10. H. 2. Jhg. 11. Jhe. 1 
Jhe. 15-—17.. Jhg.'18. H. 1. Jhg. 19, Jhg. 20H JE 
Jhg. 22. Jhg. 25—34. Stettin 1837—85. 8. 
Verein für Erdkunde. 
Jahresbericht 1883—85. Stettin 1885. 8. 
Strassburg i. E. Societe des sciences agrie. et arts de la Baisse-Alsace. 
Bulletin 1885 Dec. 1886 Janv.—Nov. Strassbourg 8. 
Stuttgart. Württemberg. naturw, Verein. 
Jahreshefte Jhg. 42. Stuttgart 1336. 8. 
Triest. Societä adriatica di scienze naturali. 
Bolletino. Vol. 9 N. 1, 2. Thrieste 1885, 86. 8. 
Wernigerode. Naturwiss. Verein des Harzes. 
Schriften Bd. 1, 1886. Wernigerode 1886. 8 
Wien. K. K. Akademie der Wissenschaften. 
Sitzungsberichte. Math.-naturw. Klasse. 


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Hr: 
‚HE 3: 


I. Bd. 90. H. 1—. 
91. H. 1-5. 
9. H. 1-5. 
93. H. 1—3. 
11.’Bd.-90.:H. 1-5: 
91. H. 1-5. 
92. H. 1—. 
93. H. 1—2. 
IIEIBE SI, 73 8: 
90. H. 1—. 
91. H. 1—3. 

92. H. 1—5. Wien 1884, 85, 86. 8. 


0) 


1 
Register zu den Sitzungsberichten Bd. 86—90. Wien 1885. 8. 
K. K. geolog. Reichsanstalt. 
Jahrbuch 1885. H. 4. 1886. H. 1—3. Wien 8. 
Verhandlungen 1885 N. 10—18. 1886 N. 1—11. Wien 8. 
K. K. Zool. bot Gesellschaft. 
Verhandlungen 1885 Bd. 35. II Halbjahr 1886 Bd. 36. Quartal 1, 2. 
Wien 1886. 8. 
Geschäftsordnung der K. K. zool.-bot. Gesellschaft. 


XXXVU 
K. K. naturhistorisches Hofmuseum. 
Annalen. N. 1—4. Wien 1886. 8. 
Jahresbericht f. 1885. Wien 1886. 8. 
K. K. geogr. Gesellschaft. 
Mittheilungen. N. F. Bd. 18. 1885. Wien 1885. 8. 
Anthropolog. Gesellschaft. 
Mittheilungen. Bd. 15. H. 2, 3. Wien 1885. 4. 
Verein zur Verbreitung naturwiss. Kenntnisse. 
Schriften Bd. 25. 1884—85. Bd. 26. 1885—86. Wien 8. 
Wiesbaden. KNassauischer Verein für Naturkuude. 
Jahrbücher. Jahrg. 38,39. Wiesbaden 1885, 86. 8. 
Würzburg. Physie.-mediein. Gesellschaft. 
Sitzungsberichte, Jahrg. 18385. Würzburg 8. 
Verhandlungen. N. F. Bd. 19. Würzburg 1886. 8. 
Zwickau. Verein für Naturkunde. 
Jahresbericht 1885. Zwickau 1886. 8. 


H-'rankreich. 


Amiens. Societe Linneenne du Nord de la France. 
Bulletin mensuel No. 123—13S. Sept. 1. 1882. — Dec. 1. 1883. (11, 
12 Ann.) Tom. 6. Amiens 8. 
Bordeaux. Societe des sciences phys. et nat. 
Memoires. Ser. 3. Tom. 2. Cah. 1. Paris, Bord. 1885. 8. 
Observations pluviometriques et therm. Rapport 1883, 84. Bordeaux 
1384, 85. 8. 
Nancy. Societe des sciences. 
Bulletin Ser. 2. Tom. 7. fasc. 18. Ann. 18. 1885. Paris 1886. 8. 
Paris. Ecole polytechnique. 
Journal. Cah. 55. Paris 1885. 4. 
Toulouse. Academie des sciences, inscriptions et bell. lettr. 
Memoires. Ser. 8. Tom. 7. Sem. 1,2. Toulouse 1885. 8. 


Grossbritannien. 


Belfast. Natural history and philos. society. 
Report and proceedings for sess. 1885—86. Belfast 1836. 8. 
Cambridge. Philosoph. society. 
Proceedings. Vol. 5. Part. 5. Cambridge 1886. 8. 
Dublin. Royal Dublin society. 
The scientific transactions. Ser. 2. Vol. 3. N. 7—10. Dublin 1885. 4. 
The scientific proceedings Vol. 4. P. 7—9. Vol. 5. P. 1,2. Dublin 
1885, 86. 8. 


XXXVIN 
Glasgow. Natural history society. 
Proceedings and transactions. N. S. Vol. 1. P. 2. 1884—85. Glasgow 
1886. 8. 
Index to the proceedings Vol. 1--5. 1851—83. Glasgow 1885. 8. 
London. Royal society. 
Transaetions philosoph. Vol. 176. P. 1,2. London 1886. 4. 
Proceedings N. 240—47. London 1886. 8.' 
The R. society. 30. Nov. 1885. 4. 
Nature, a weekly illustr. journal of science. N. 844--894. London 1886. 4. 
‘ Manchester. Literary and philos. society. 
Memoirs. Ser. 3. Vol, 8. London 1884. 8. 
Proceedings. Vol 23, 24. Sess. 1883—84, 1884—85. Manchester 
1884, 85. 8. 


Holland, 


Amsterdam. K. Akademie. 
Verhandelingen. Deel 2—4. Amsterdam 1886. 4. 
Verslagen en mededeelingen. 3 R. Deel 1. Amsterdam 1885. 8. 
Jaarboek voor 1884. Amsterdam 8. 
Haarlem. Hollandsche maatschappij. 
Archiv. neerland. Tom. 20. Liv. 4. Tom. 21. Liv. 1. Harlem 1885, 86.8. 
Teylers stichting. 
Archives du musee Teyler. Ser, 2. Vol. 2. Part. 3,4. Harlem 1885, 86. 8. 
“ Catalogue de Ja biblioth@que. Liv. 1—4. Harlem 1885, 86. 8. 
Leiden. Nederl. Deerkundige Vereeniging. 
Tijdschrift Ser. 2. Deel 1. Afl. 2. Leiden 1885. 8. 
Reichsuniversität. 
5 Dissertationen. 


Italien. 


Florenz. Bibliotheca nazionale centrale. 
Bolletino delle public. Ital. 1886 N. 1—23. Firenze 1886. 8. 
Modena. Societä dei naturalisti. 
Atti, memorie. Ser. 3. Vol. 4. Anno 19. Modena 1885. 8. 
Neapel. Zoologische Station. 
Mittheilungen Bd. 6. H. 3, 4. Berlin 1885, 86. 8. 
Padua. Societä Veneto-Trentina di scienze naturali. 
Atti, Anno 1885. Vol. 9, fasc. 2. Vol. 10, fasc. 1. Padova 1886, 87. 8. 
Bulletino. Tom. 3. N. 4. Padova 1886. 8. 
Pisa. Societä Toscana di scieuze naturali. 
Atti, memorie. Vol. 7. Pisa 1886. 8. 
Processi verb. Vol. 5. 4 Nummern. 


Rom. Accademia dei Lincei. 
Atti, memorie. Ser. 3. Vol. 18, 19. Ser. 4. Vol. 2. 1883—85. Roma 
1884, 85. 4. 
Atti, rendiconti Ser. 4. Vol. 1. N. 27, 28. Vol.2. N. 1—14 (3 fehlt). 
Vot. 3, 1—9. Roma 1885, 86. 4. 
Bibliotheca nazionale centrale V. Emanuele. 
Bolletino delle opere moderne straniere. 1886. N. 1—4. Roma 1886. 4. 
Venedig. Notarisia commentarium phycologieum. 
Anno 1. 1886. N. 1—4. Redat. de Toni e Levi. Venezia. 


Luxemburg, 


Luxemburg. Societe botan. 
Recueil des memoires et des travaux XI. 1885—86. Luxembourg 
1886. 8. 
Nord-Amerika. 
Boston. American academy of arts and sciences. 
Proceedings. N. S. Vol. 13. P. 1, 2. Boston 1885, 86. 8. 
Boston society of natural history. 
Memoirs Vol. 3. N. 11. Boston 1885. 4. 
Proceedings Vol. 22, 23. Boston 1884, 85. 8. 
Buffalo. Buffalo society of natural science, 
Bulletin. Vol. 5. N. 1. Buffalo 1886. 8. 
Cambridge, Mass. Harvard College. 
Bulletin of the museum of comp. zoöl. Vol. 12. N. 3, 4, 5, 6. Vol. 13, 
N. 1. Cambridge 1886. 8. 
Memoirs Vol. 10. N. 2. Cambridge 1885. 4. 
Annual report 1885—86. Cambridge 1886. 8. 
Charleston, S. Carolina. Elliott society. 
Proceedings. Vol. 2. 18.9—1875. August 1885. 8. 
Madison, Wise. Wasburn observatory. 
Publieations. Vol. 3,4. Madison 1885, 86. 8. 
New-York. N.-Y. academy of sciences. 
Transactions. Vol. 3. 1883—84. Vol. 5. N. 1—6. N.-York 1835. 8. 
Annals. Vol. 3. 1885. N. 7—10. N.-York 1885. 8. 
Science, published weekly N. 150—157. N.-York 4. 
Philadelphia. Academia of nat. sciences. 
Proceedings 1885. P. 3. 1886.. Jan. — March. Philadephia 8. 
Salem, Mass. Essex institute. Bulletin. Vol. 17. Oet.-—Dee. 1885. 8. 
Morse, arrow-release (Separat-Abdr.) 
Peabody academy of science. 
Memoirs Vol. 2. Salem M. 1886. 8. 
Annual report. 18. Salem M. 1836. 8. 


XXXX 


San Francisco. California academy of sciences. 
Proceedings Vol. 4. P. 1—5 (1868—72). Vol. 5. P. 1—3 (1873—74). 
Vol. 1. 1854—57 (2 edit.) 
Proceedings, regul. meting 1880, 81. 
Early migrations. 4 Hefte 1876, 76, 80, 84. Pacific coast fungi 1°80. 
Zygaenidae und Bombyeidae. Vol. 1. 1872—73. Bulletin N. 4. Jan. 
1886. 8. 
Washington. Smithsonian institution. 
Annual report of the board of regents 1884. Washington 1885. 8. 
2 Exemplare. 
Department of the interior. 


Annual report 4, of the U. 8. geol. survey 1882—83 (Powell). 
Washington 1884. 4. 
Annual report 5, of the U. S. geol. survey 1883—84 (Powell). 


Washington 1885. 4. 
Annual report 3, of the bureau of ethnology 1881--82 (Powell). 
Washington 1884. 4. 
Bulletin of the U. S. geol. survey N. 7—26. Washington 1884, 85. 8. 
Mineral resources of the U. S. 1883 and 1384 (Williams). Washington 
135929. 
Monographs of the U. S. geol. survey. Vol. 9. Washington 1385. 4. 
Annual report of the controller of the eurreney. Dec. 1885. Washington 
1885. 8. 
U. S. naval obvervatory. 
Observations, astron. and meteorol.,, made during the year 1881. 
Washington 1885. 4. during the year 1882. Washington 1885. 4. 
Yale. Report for the year 1884—85. Observations in Yale college. 8. 


2 ussland. 


Dorpat. Naturforscher-Gesellschaft. 
Sitzungsherichte. Bd. 7. H. 2. 1885. Dorpat 1886. 8. 
Archiv f. d. Naturkunde Liv-, Esth- und Kurlands. Bd. 9. Lief. 3. 
(1. Ser.) Dorpat 1885. 8. Bd. 10. Lief. 2. (2. Ser.) Dorpat 1885. 8. 
Gelehrte Esthn. Gesellschaft. 
Sitzungsberichte 1885. Dorpat 1886. 8. 
Helsingfors. Societas pro fauna et flora Fennica. 
Meddelanden H. 12, 13. Helsingfors 1885, 86. 8. 
Acta. Vol 2. Helsingfors 1381—85. 3. 
Beobachtungen über d. periodischen Erscheinungen des Pflanzenlebens 
i. Finnland 1883. Helsingfors 1886. 4. 
Moskau. Societe imp. des naturalistes. 


Bulletin 1884 N. 4. 1885 N. 1—4. 1886 N. 1—5. Moscou 1885, 86. 8. 


Riga. Naturforscher-Verein. 
Correspondenzblatt. Jhg. 29. Riga 1886. 8. 
St. Petersburg. Academie imp. des sciences. 
Bulletin. Tom. 30. N. 3, 4. Tom. 31. N. 1, 2. St. Petersbourg 
1885, 86. 4. 
Comite geologique. 
Memoires. Vol. 2. N. 3. St. Petersbourg 1886. 4. 
Bulletins. 1885. N. 8—10. 1886. N. 1—8. St. Petersbourg 8. 
Bibliotheque geol. de la Russie I. 1885. St. Petersbourg 1836. 8. 


schweden und Norwegen. 


Christiania. K. Norske Frederiks Universitet. 
Jahrbuch des Norweg. meteorol. Instituts f. 1882, 83, 84. Christiania 
1883— 85. 4. 
Schübeler, Viridarium Norwegicum. Bd. I. Christiana 1885. 4. 
Helland, lakis kratere ete. Univ. Progr. 1885. Kristiania 1886. 4. 
Hansteen, Untersuchungen über d. Magnetismus d. Erde. Uebers. von 
Hanson. I. Th. nebst Atlas. Christiania 1819. 4 und folio. 
N. Nordhavs-exped. 1876—78. 15. Zool. Chrustacea 2 ved Sars. 
Christiania 1886. fol. 
Univers.-Sammling of N. Oldsager. 
Foreningen. Aarsb. 1884. Kristiania 1385. 8. 
Kunst och Handverk fra Norges fortid. 5. H. Kristiania 1885. fol. 
Gols gamle Stavkirke og Hovestuen paa Bydo Kongsgaard. I. Christiania 
1885. fol. 
Drontheim. 
Det K. Norske videnskabers selskabs skrifter 1883, &4. Throndhiem 
1884, 85. 8. 
Lund. Universität. 
Acta universitatis 1884—85. Math. och naturv. Lund 1885, 86. 4. 
Stockholm. K. Vitterhets historie etc. 
Mänadsblad. Aarg. 14. 1885. Stockholm 38. 
Entomol. foreningen. 
Entomol. tidskrift 1885. Aarg. 6. H. 1—4. Stockholm 1885. 8. 
Tromsö. Museum. 
Tr. Museum Aarshefter 9. Tromsö 1886. 8. 
Aarsberetning for 1885. Tromsö 1886. 8. 


schweiz. 


Basel. Naturforschende Gesellschaft. 
Verhandlungen Th. 8, H. 1, Basel 1886. 8. 


XXXXIl 
Bern. Naturforschende Gesellschaft. 
Mittheilungen. N. 1119—1142. Bern 1886. 8. 
Hochschule. 
37 Dissertationen. 
Frauenfeld. Thurgauische naturf. Gesellschaft. 
Mittheilungen H. 7. Frauenfeld 1886. 8. 
Genf. Soeiete physique et d’histore nat. 
Memoires. Tom. 28. P. 1. Geneve 1884, 85, 4. 
Institut national. 
Bulletin. Tom. 27, Geneve 1885. 8. 
St. Gallen. Naturforschende Gesellschaft. 
Bericht über die Thätigkeit 1883—84. St. Gallen 1885. 8. 
Schweizerische Naturforschende Gesellschaft. 
Actes de la soc. Helv. reunie au Locle 1885. Neufchatel 1886. 8. 


spanien. 
Madrid. Öbservatorio. 
Resumen de las observ. met. 1881. Madrid 1885. 8. 


sud- Amerika. 
Cordoba. Academia nacional de Ciencias de la republ. Argentina. 
Boletin. Tom. 8. Entr. 2—4. Buenos Aires. 1885. 8. 
Valparaiso. D. wissenschaftlicher Verein zu Santiago de Chile. 
Verhandlungen. Bibliotheca nacional, H. 2, 3. Valparaiso 1886. 8. 


Angekauft wurden im Jahre 1886 
folgende Werke: 
a. Allgemein wissenschaftlichen Inhalts. 
Adressbuch f. Danzig 1886. 8. 
Centralblatt, biologisches. Jhg. 6. 1886. Erlangen 8. 
Comptes Rendus. Tom. 102, 103. Tables des comptes Rendus & T. 101. 
Paris 4. 
Fauna und Flora des Golfes von Neapel. Monographie 13. Berlin 1885. 4. 
Forschungen zur Deutschen Landes- und Volkskunde. H. 5—8. Stuttgart 1886. 8. 
Fauna und Flora des Golfes v. Neapel. Monogr. 13. Berlin 1885. 4. 
Gaea, Zeitschrift zur Verbreitung naturw. und geogr. Kenntnisse. Bd. 22. 1886. 
Köln und Leipzig 8. 
Journal, the American 1886. Index zu Vol. 21—30. New Haven 8. 
Memoires de l’academie des sciences de St. Petersbourg Ser. 7. Tom. 33. N. 
3—8. Tom. 34. N. 1—7. St. Petersbourg 1885, 86. 4. 


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XXX 


Monatsschrift, Altpreuss., 1886. H. 1—6. Königsberg 8. 

Müller, die wiss. Vereine und Gesellschaften Deutschlands im 19. Jahrhundert. 
Bibliographie. Lief. 7, 8, 9. Berlin 1886. 8. 

Natur, Zeitung zur Verbreitung naturw. Kenntnisse. Bd. 35. Halle 1886. 4. 

Naturforscher, Wochenblatt. Jhg. 19. 1886. Tübingen 4. 

Sammlung gemeinverständl. wissenschaftl. Vorträge. N. 473—80 N. F. N. 1—12. 
Berlin 8. 

Universitäts-Kalender, Winter 1885—86, Sommer 1886. Berlin 1886. 12. 

Vogel, das Mikroskop. 4. Aufl. v. Zacharias. Lief. 1 und 4. Leipzig 1884. 8. 


b. Physikalischen und ehemischen Inhalts. 
Annalen der Physik und Chemie. Jhg. 1886. Beiblätter 1886. Leipzig 1886. 8. 
Berichte der D. chemischen Gesellschaft zu Berlin. Jhg. 19. 1886. Berlin 8. 
Burckhardt, die Erfindung des Thermometers und seine Gestaltung im 17. Jahr- 
hundert. Berlin 1867. 4. 
‚ die wichtigsten Thermometer des 18. Jahrhunderts. Basel 1871. 4. 
Jahresbericht über die Fortschritte d. Chemie f. 1883 H. 5. f. 1884 H. 1—4. 
Giessen 1885, 86. 8. 
Journal f. practische Chemie. Jhg. 1886. Leipzig 8. 
Kirchhoff, Vorlesungen über math. Physik. Mechanik. Auflage 3. Leipzig 
1883. 8. 
Zeitschrift, eleetro-techn. Jhbg. 7. Berlin 1886. 8. 
—  , für Instrumentenkunde 1886. Berlin 8. 
— , deutsche meteorol. Jhg. 3. 1886. Berlin 8. 


c. Astronomischen Inhalts. 
Nachrichten, astron. Bd. 114, 115. Kiel 1886. 4. 
Sirius, Zeitschrift f. popul. Astronomie. Bd. 19. Leipzig 1886. 8. 


d. Zoologischen Inhalts. 
Altum, Forstzoologie I—Il. Aufl. 2. Berlin 1876, 81, 82. 8. 
Archiv für Naturgeschichte. Jhg. 50. H. 6. Jhg. 51. H. 4. Jhg. 52. H. 1, 2. 
Berlin 1885, 86. 8. 
Bronn, Klassen und Ordnungen der Thiere. Bd. 6. Abth. Ill. Lief. 50—53. 
Leipzig und Heidelberg 1886. 8. 
Isis, Zeitschrift 1886. Berlin 4. 
Leuckart, die Parasiten des Menschen. Bd. 1, Lief. 3. (2 Aufl.) Leipzig u. Heidel- 
berg 1886. 8. 
Leunis, Synopsis. I. Zoologie. Bd. II. Abth. 2. Hannover 1886. 8. 
Staudinger, exotische Schmetterlinge. Lief. 1—16. Fürth 1886. fol. 
Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. Bd. 43, H. 1—4. Bd. 44, H. 1—4. Leipzig 
1885, 86. 8. 
e. Botanischen Inhalts. 
Annales des sciences nat. Bot. Ser. 7. Tom. 2, N. 4—6. Tom. 3, N. 1—6. 
Tom. 4, N. 1—4. Paris 1885, 86. 8. 


XXXXIV 


Centralblatt, bot. Jhrg. 7. Bd. 24, N. 7. — Bd. 28, N. 13. Cassel 1886. 8. 
Cohn, Kryptogamen-Flora v. Schlesien. Bd. 3. Lief. 2. Breslau 1886. 8. 
— , Beiträge zur Biologie der Pflanzen. Bd. 4, H. 2. Breslau 1886. 8. 
Hartig, Holz der deutschen Nadelwaldbäume. Berlin 1885. 8. 
Jahresbericht, bot. 1883. Jhg. 11. I. H. 2, II. H. 1—3. 1884. Jhg. 12.1. H. 
14.23 Berlin 8. 
Rabenhorst, I. Bd. Abth. 2. Pilze von Winter. Lief. 22—26. 
_ III. Bd. Farnpflanzen v. Luerssen. Lief. 6—8. 
— IV. Bd. Laubmose von Limpricht. Lief. 3—5. 
Sorauer, Handbuch der Pflanzenkrankheiten. Aufl. 2. Th. 1. Berlin 1886. 8. 
Willkomm, fortstl. Flora von Deutschland und Oesterreich. Lief. 1—11. (Aufl. 
2.) 1886. 8. 
f. Anthropologischen Inhalts. 
Archiv für Anthropologie. Bd. 17. Braunschweig 1886. 4. 
Mestorf, vorgeschichtl. Alterthümer in Schleswig-Holstein. Hamburg 1885. 8. 
Voss u. Stimming, vorgeschichtliche Alterthümer aus der Mark Brandenburg. 
Lief. 1—20. Berlin 1886. fol. 
Zeitschrift für Ethnologie. Jhg. 1386. Berlin 1886. 8. 


g. Mineralogischen Inhalts. 


| Dames, Glacialbildung d. N. Deutsch. Tiefebene. (Samml. Virchow u. Holtzend.) 
Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Jhrg. 1886, Bd. 
1, H. 2, 3. Bd. 2, H.1, 2. Beilage Bd. 4, H. 2, 3. Stuttgart 1886. 8. 


h. Medieinischen Inhalts. 


Archiv für Anatomie und Physiologie 1886. Anat. Abth. H. 1—4. Physiol. 
Abth. H. 1—6. Suppl. 1886. Leipzig 1886. 8. 

His, Anatomie menschl. Embryonen I, U, Ill. Leipzig 1880, 82, 85. 3. Atlas 
I u. IH Taf. 1—8. T. 9—14 u. 1*. Leipzig 1880, 85 fol. 


Geschenke 1386. 
Vom K. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. 
Geolog. Karte von Preussen und Thüringen. Lief. 23, 30. Berlin 1885 fol. 
Abhandlungen zur geol. Specialkarte. Bd. 6, H. 3 mit Atlas. Bd. 7, H. 
2. Bd. 8, H. 1. Berlin 1885, 86. 8. 
Erläuterungen. Gradabth. 55. N. 39, 40, 45, 46. Gradabth. 70. N. 34—56, 
40—42. Berlin 1885, 86. 8. 
Jahrbuch der K. Preuss. geol. Landesanstalt u. Bergakademie für 1884. 


Berlin 1885. 8. 


XXXRV 


Vom K. Ministerium f. d. landwirthschaftl. Angelegenheiten, Domänen 
und Forsten. 


Landwirthschaftl. Jahrbücher. Bd. 14, H. 5, 6. Bd. 14. Suppl. 3. Bd. 15, H. 
1, 3—6. Bd. 15, Suppl. 1. Berlin 1886. 8. 
Görz, Handel und Statistik des Zuckers. Berlin 1885. 8. 
Statistisches Jahrb f. d. Deutsche Reich. Herausg. v. K. Statist. Amt. Jhre. 
6. 1885. Jhrg. 7. 1886 Berlin 1885, 86. 8. 
Monatshefte zur Statistik d. D. Reiches. Jhrg. 1886. Jan.-Oct. Berlin 1886. 4. 


Von der K. Ober-Postdireetion in Danzig. 
Die Blitzgefahr N. 1, herausgegeben v. electro-technischen Verein. Sep.-Abdr. 
Berlin 1886. 8. 


Vom Director d. D. Seewarte, Herrn Geheimrath Prof. Dr. Neumayer. 

Neumayer u. Börgen, die internationale Polarforschung 1882—83. Bd. 1 u. 2. 
Berlin 1886. 4. 

Observations of the internat. Polarexpedition 1°82—83. London 1886. 4. 


Von Herrn Commerz- und Admiralitätsrath a. D. Dr. jur. 
W. Abegg in Berlin. 

Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin. Bd. 11. N. 1—10 
(doppelt) Bd. 12. N. 1—10 (doppelt N. 1—9). 1884, 85. 8. 
Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde. Bd. 19. H. 1—6. Bd. 20. H.1—6. 

Berlin 1884, 85. 8. (Bd. 20. H. 2, 4. 5 dopp.) 
Mittheilungen der Afrik. Gesellschaft. Bd. 4. H. 1—6. Berlin 138353—85. 8. 
Kalle, Wirthschaftslehren. 2. Aufl. Berlin 1578. 8. 


Vom verstorbenen Herrn R. Grentzenberg. 

Borkhausen, Naturgeschichte europ. Schmetterlinge. Th. 1—5. Dessau, Leipzig 
und Frankfurt 1785—94. 8. 

Entomol. Kalender 1877. Quedlinburg 8. 

Freyer, Beiträge zur Geschichte europ. Schmetterlinge mit Abbild. Bd. 1—3. 
Neuere Beiträge. Bd. 1—7. Augsburg 1828—58. 4. % 

Ochsenheiner, die Schmetterlinge v. Europa. Bd. 1—10. Leipzig 1807—32. 4. 

Kirby, catalogue of the collection of diurnal lepidoptera. London 1879. 4. 

Reisewerke von Andree, Baker, Bickmore, Browne, Dixon, Hayes, v. Heuglin, 
Martins, Pinto, Torell, Nordenskiöld, Wallace, Zimmermann. 

Kiepert, Carte du bassin du Congo, Berlin 1885. 

Schultze, Streifzug durch Capri. Berlin 1886. 8. 

Mittheilungen a. d. geogr. Anstalt v. Petermann 1859. N. 7—12 n. Ergänz.- 
Heft 1860. Gotha 4. 

Tageblatt der 59. Versammlung D. Naturforscher und Aerzte zu Berlin. 1886. 
4. nebst 

Festschrift und Katalog zur wiss. Ausstellung. 


XXXXVL 


Von einem Mitgliede der naturf. Gesellschaft in Dauzig. 


Correspondenzblatt d. D. Gesellschaft für Anthropologie, Ethn. u. Urgeschichte. 
Jhg. 17. München 1886. 4. 


Von den Verfassern. 


Credner, Normalbestimmung f. d. Zusammenstellg. d. landeskundl. Litteratur. 
Mitth. d. Central-Commission. 15. Febr. 1886. 8. 

Grad, la distillation de l’eau de vie. Extr. Strassbourg 1886. 8. 

Helm e Conwentz, Studi sull’ ambra di Sicilia. Sep.-Abdr. 8. 

Hellwig, über d. Ursprung der Ackerunkräuter. Sep.-Abdr. 

Jentzsch, 3. Sep.-Abdr. über geol. Aufnahmen in Westpreussen. 

Kükenthal u. Weissenborn, geol. Ausflüge an der Westküste Norwegens. 

Sep.-Ahbd. 8. 

Leimbach, Cerambyeiden des Harzes. Sonderhausen 1886. 4. 

Meinikow, Phosphorite. Sep.-Abdr. 8. 

Meyer, das Gräberfeld von Hallstadt. Dresden 1885. 4. 

Möbius, Artbegriffe. Sep.-Abdr. Jena 1886. 8. 
—, über Schleimfäden des Seestichlingnestes.. Bonn 1885. Sep.-Abdr. 8. 
—, 4 Dissertationen aus d. zoolog. Institut Kiel. 

v. Müller, A Census of the plants ofN. South Wales by moore. Sydney 1884. 8. 

Müller-Beeck, Verzeichn. essbarer Pflanzen Japans. Sep.-Ahdr. 

v. Rath, Worte der Erinnerung an A. v. Lasaulx. 8. 

Rochel, Studien galvan. Ströme. Dissert. Halle 1886. 8. 

Thorell, araneae. Sep.-Abdr. 1886. 8. 

Treichel, 6 anthrop. Sep.-Abdr. 

Vogel, das Mikroskop. 4. Aufl. v. Zacharias Lief. 2, 3, 5, 6. Leipzig 1884. 8. 

Ziem, 11. medic. Separatabdrucke. Danzig 8. 


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Bericht 


über die 


neunte Jahresversammlung des westpreuss. botanisch-zoologischen 
Vereins zu Schlochau am 15. Juni 1336. 


Dem im vorigen Jahre in Dirschau gefassten Beschlusse gemäss fand die 
neunte Wanderversammlung des Westpreussischen botanisch-zoologischen Vereins 
in dem durch seine reizende Umgebung ausgezeichneten Schlochau statt. Dank 
der hingebenden Thätigkeit ihres Geschäftsführers, des Herrn Apotheker Plath 
und eines opferfreudigen Lokaleomites brachten die Damen und Herren der 
Stadt den Bestrebungen des Vereins das regste Interesse entgegen, wofür den- 
selben sowohl bei der Vorversammlung in Schäbitz Hötel am Abend des 14. Juni, 
wie auch bei der eigentlichen Sitzung von Herrn Prof. Dr. Bail freudige Aner- 
kennung gezollt wurde, da ja dadurch am besten der Zweck der Wanderver- 
sammlung erfüllt werde, festere Bande unter den Fachmännern und Natur- 
freunden der Provinz zu knüpfen und zu ständigen Beobachtungen in den ein- 
zelnen Theilen derselben anzuregen. 

In Vertretung des durch Heiserkeit an der Leitung verhinderten Herrn 
Dr. v. Klinggräff eröffnete Herr Professor Bail, am 15. Juni, morgens 9 Uhr, 
im grossen Saale des Jahnke’schen Hötels die eigentliche Sitzung mit einer 
Ansprache an die zahlreiche Versammlung und verlas die Schreiben und Glück- 
wünsche von Mitgliedern und geladenen Gästen, die am Erscheinen verhin- 
dert waren. 

Hierauf begrüsste Herr Bürgermeister Klatt-Schlochau die Versammlung 
und hiess die fremden Damen und Herren namens der Stadt herzlich will- 
kommen. Wenn diese den verehrten Gästen auch des Interessanten nur wenig 
bieten könne, so gebe sie doch der herzlichen Freude über das Erscheinen der- 
selben Ausdruck. 

In seinen Dankesworten weist Herr Professor Bail schon vorläufig darauf 
hin, dass die anwesenden Botaniker und Zoologen auch wegen der reichen 
Flora und Fauna in der nächsten Umgebung der Stadt ihren Aufenthalt, den 
ihnen die Bewohner so angenehm machten, durchaus nicht zu bereuen haben 
würden. 

Darauf entrollt derselbe ein lebhaftes Bild von der Art wie gegenwärtig 
die beschreibenden Naturwissenschaften betrieben werden, zeigt wie die reifen 

1 


Früchte unserer Erkenntniss zu labendem Genuss einladen. und auch dem 
Lehrenden die reichsten Mittel bieten, seine Zöglinge zu begeisterter Be- 
obachtung und stetem Denken anzuregen. Das Anschauungs-Material zu dem 
lehrreichen Vortrage, der sich vielfach auf die Ergebnisse der eigenen ausge- 
dehnten Untersuchungen des Redners stützte, liefern mitgebrachte Gegenstände 
und Präparate, aber in noch erhöhterem Masse frisch von ihm bei Schlochau 
gesammelte Naturobjecte, auf welche er die Aufmerksamkeit der Anwesenden 
hinlenkt. Hier bietet ihm die gerade auf stemigem Boden in schönster Blüthe 
stehende lychnisartige Königskerze, Verbascum Lychnitis, welche in Danzig’s 
Flora ganz fehlt, wie die üppige Entwickelung von Kalkpflanzen, z. B. des 
Wundklees und der Esparsette Gelegenheit über die durch die Zusammensetzung 
des Bodens bedingte Verschiedenheit der Vegetation zu sprechen. Die an einer 
alten Mauer so üppig wie wohl kaum anderwärts in Westpreussen wachsende 
Mauerraute, Aspelinium Ruta muraria veranlasst zu Streiflichtern auf die zier- 
lichen felsenbewohnenden Verwandten, die Frauenhaare, Milzfarn (Ceterach offi- 
cinarum) und andere, über deren Vorkommen auch in unserer Provinz ge- 
sprochen wird, und von den Miniaturlandschaften dieser reizenden Gewächse 
wird der Blick zum stillen Waldthale geleitet mit seinen der Gegend einen 
ganz eigenen Charakter aufprägenden Büschen unserer krautartigen Farne, der 
Aspidien, Asplenien und Polypodien, von denen dann die aus kaum sich über 
die Erde erhebenden Stamme entspringenden hohen Blatttrichter des Strauss- 
farns Struthiopteris germanica zur Besprechung der tropischen Baumfarne der 
Gegenwart und Vergangenheit und der Betheiligung dieser an der Bildung der 
Steinkohle führen. Mit der ernsten Mahnung die Berberitzen auszurotten, die 
sich auf Schlochaus Promenaden schon aus der Ferne durch ihren rostfarbenen 
Anstrich als Träger unzähliger Rostpilze zu erkennen geben, die bekanntlich 
den Grasrost des Getreides erzeugen, verbindet der Vortragende eine Ueber- 
sicht über die wichtigsten pflanzlichen Feinde unserer Culturgewächse und ver- 
weilt besonders bei dem Generationswechsel derselben, durch den gewisse höhere 
Pflanzen, z. B. Alpenrose und Fichte, Wachholder und Birnbaum, Kreuzkraut 
und Kiefer in ein gewisses leindschaftsverhältniss zu einander treten, indem 
jede derselben einer besonderen Pilzform zur Freistätte dient, von der aus die- 
selbe ihre Angriffe gegen die andere richtet, die derselben allerdings später 
wieder mit gleicher Münze heimzahlt. — Während die meisten Pflanzen nur 
von unorganischer Nahrung leben, welche sie dem Boden, dem Wasser und 
der Luft entziehen, und somit die Aufgabe erfüllen, aus den Stoffen der leh- 
losen Natur Nahrungsmittel für die Thiere und die Menschen, wie für die ver- 
schiedene faulende organische Stoffe bewohnenden und die auf Pflanzen schmar- 
rotzenden Gewächse zu bereiten, sind letztere echte Vegetarianer, doch giebt 
es bekanntlich auch Pflanzen, die neben unorganischer Nahrung auch thierische 
Stoffe verzehren und die jetzt allgemein unter dem Namen der fleischfressenden 
Gewächse bekannt sind. Gerade in der Lehre von den Parasiten hat die Natur- 
geschichte in den letzten 35 Jahren die erstaunlichsten Fortschritte gemacht, 


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vornehmlich auch dadurch, dass sie uns die Spaltpilze als die gefährlichsten 
Gegner unserer eigenen Gesundheit kennen gelehrt hat. — Häufig treten in- 
folge des Parasitismus Anschwellungen (Gallen) und Umbildungen ein. Als 
Beispiel einer solchen wird eine durch Blattläuse veranlasste Rosendurch- 
wachsung erläutert und dabei auch an die durch Milben aus der Gattung 
Phytoptus erzeugten Weidenkätzchenballen hingewiesen. 

Während die Lehre vom Parasitismus mehr oder weniger düstere Bilder 
entrollt, giebt es eine zweite Art des Zusammenlebens der Organismen, deren 
-Verfolg dem Beobachter die grösste Freude bereitet, es sind die Bündnisse zu 
gemeinsamem Nutzen, welche zwischen Pflanzen und Pflanzen z. B. Algen und 
Pilzen, die zu den sogenannten Flechten verschmelzen, oder zwischen Pflanzen 
und Thieren und endlich zwischen Thieren und Thieren bestehen. Letzteres 
Verhältniss demonstrirt der Vortragende unter anderm an Exemplaren des Ein- 
siedlerkrebses Pagurus Prideauxii und der Mantelactinie, Adamsia palliata, 
welchen die Originalabbildung in seinem methodischen Leitfaden der Naturge- 
schichte entlehnt ist, in dem alle hier behandelten Fragen in leichtfasslicher 
Form jedem Gebildeten zugänglich gemacht sind. Zu den fördernden Wechsel- 
beziehungen gehört auch der Pflanzenbesuch durch die Inseeten. An dem 
Sammelkörbehen mehrerer am Tage der Versammlung gefangenen Arbeitsbienen 
(Drohnen und Königin fehlt dasselbe bekanntlich) weist Prof. Bail nach, dass 
dieselben nur den Blüthenstaub des schon erwähnten Verbascum Lychnitis ge- 
sammelt haben und erörtert eingehender die durch dieselben vermittelte Be- 
fruchtung. Daran knüpft sich die Erläuterung verschiedener für die Ver- 
mittelung der Insecten besonders geeigneter Blütheneinrichtungen bei Gattungen 
aus verschiedenen Pflanzenfamilien. 

Es folgt die Verlesung des Geschäftsberichtes von Professor Dr. Künzer- 
Marienwerder durch Oberlehrer Dr. Schmidt-Lauenburg. Demselben entnehmen 
wir, dass dem Vereine mehrere Mitglieder durch den Tod entrissen worden 
sind. Es sind dies die Herren Förster Schindowsky-Proebbernau, Apotheker 
Settmacher-Hochstüblau und Pfarrer Carolus-Planten b. Lichtenau. Die 
Versammlung ehrt das Andenken derselben durch Erheben von den Sitzen. 

Eine weitere Zahl von Mitgliedern ist durch Verzug aus der Provinz aus 
dem Verein ausgeschieden. Einige sind auf Beschluss des Ges.-Vorstandes vom 
14. März a. cr. im Mitglieder-Verzeichniss .gestrichen, da sie seit längerer Zeit 
durch Nichtzahlung des Beitrages ihre Entfremdung gegenüber dem Vereine 
bekundet haben. 

Neu eingetreten sind 5 Mitglieder, so dass die augenblickliche Mitglieder- 
zahl 181 beträgt. Ausserdem wurde in der ausserordentlichen Sitzung des 
Ges.-Vorstandes vom 14. März a. er. noch folgendes verhandelt: Bei der wissen- 
schaftlichen Durehforschung mehrerer Seeen des Riesengebirges durch Herrn Dr. 
O. Zacharias hat der genannte Gelehrte gefunden, dass in den betr. Seen 
eine beträchtliche Anzahl niederer Thierformen vorkommt, die man bisher nur 
in den skandinavischen Ländern beobachtet hatte. Herr Dr. v. Klinggraeff 


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olaubt ferner an vielen Moosen erkannt zu haben, dass in unserer Provinz ge- 
wisse ähnliche Verhältnisse obwalten. Deshalb ist der Ges.-Vorstand durch 
seinen Schriftführer auf Antrag des Directors des westpreuss. Provinzial-Museums 
mit dem genannten Herrn Dr. Zacharias in Verbindung getreten, um diesen 
Herrn für die schon lange dringend gewünschte Durchforschung der in West- 
preussen belegenen Secen auf die niedere Thierfauna zu gewinnen. Die von dem 
Herrn Vorsitzenden vorgelesenen Schreiben enthalten die beiderseits ange- 
nommenen Bedingungen, und wird Herr Dr. Zacharias während des Monats 
Juli d. J. die genannte Durchforschung beginnen. In der Sitzung vom 14. März 
wurden die zunächst zu durchforschenden Seeen bestimmt. Die General-Ver- 
sammlung genehmigte ohne Widerspruch die Vertragsbedingungen. 


Ein weiterer dem Ges.-Vorstande in der genannten Sitzung vorgelegtes 
und von dem Herrn Vorsitzenden jetzt verlesenes Schreiben betrifft die Stellung 
des zoolog.-bot. Vereins zur naturforschenden Gesellschaft zu Danzig in Bezug 
auf Leistungen und Gegenleistungen. Die von dem Vorstande s. Z. getroffenen 
Abmachungen werden ebenfalls von der General-Versammlung angenommen. 


Um eine einheitliche Nomenclatur bei Pflanzenbenennungen zu erwirken, 
hat der Ges.-Vorstand in der mehrfach genannten Sitzung vom 14. März ferner 
beschlossen, dass fortan bei allen Publicationen des Vereins Garcke’s Flora 
für Nord-Deutschland, und zwar stets die neueste Auflage als Norm fest- 
gehalten werden solle. 


Was den Verkehr mit anderen Vereinen betrifft, so ist wiederholt darauf 
hinzuweisen, dass der westpreuss. botan.-zoolog. Verein, dessen Schriften als 
integrirender Theil der Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig 
erscheinen, keinen eigentlichen selbständigen Schriften-Austausch übt, sondern 
nur einzelnen von ihm besonders verehrten oder ihm besonders nahestehenden 
und befreundeten Männern und Vereinen als Zeichen seiner Verehrung und 
Hochachtung seine Schriften als besondere Druckschriften überreicht. Mit ganz 
besonderem Danke erkennt er es daher auch an, wenn ihm von einzelnen Ver- 
einen die betreffenden Jahresberichte oder sonstige Veröffentlichungen als Ge- 
schenke überwiesen werden. So hat auch im vergangenen Jahre die K. K. 
Leopoldinische-Karolin. Academie deutscher Naturforscher das höchst werthvolle 
Blatt „Leopoldina“ dem Schriftführer für den Verein als Geschenk überwiesen. 
Desgleichen sind dem Schriftführer von dem Brandenb. bot. Verein die Ver- 
handlungen des gen. Vereins Jahrg. 1882, 1883 und 1884 zugegangen. Der 
Verein für Naturkunde zu Cassel hatte s. Z. eine Einladung zur Jubelfeier 
seines 50jährigen Bestandes dem Vereinsvorstande zugeschickt. Herr Professor 
Bail gratulirte demselben persönlich im Namen der Danziger naturforschenden 
Gesellschaft und unseres Vereins und ausserdem hatte der Schriftführer Namens 
des Vereins ein Glückwunsch-Telegramm an denselben abgesandt und erhielt 
als Dank für den Verein die umfangreiche und gelehrte Festschrift. Endlich 
hat der Verein „Irmischia“ zu Sondershausen die'No. 1—12 seines Correspondenz- 

4 


[9] 


Blattes eingesandt. Für alle diese werthvollen und unsern Verein ehrenden 
Geschenke sagt die General-Versammlung ihren tiefgefühlten Dank. 


Betrefis der durch den Verein veranstalteten phänologischen Beobachtungen 
ist zu bemerken, dass dieselben zwar auch im vergangenen Jahre fortgesetzt 
wurden, dass aber die Berichte in bedeutend geringerer Anzahl eingegangen 
sind. Die aus den bisher veranstalteten, einen Zeitraum von 5 Jahren umfassen- 
den Beobachtungen sich ergebenden Resultate sollen im diesjährigen Jahres- 
bericht zusammengefasst und veröffentlicht werden. Es ist aber sehr driugend 
erforderlich, für die fernere Verificirung der Resultate, dass die erwähnten 
Beoabachtungen, für den Meteorologen wie Botaniker gleichwichtig, mit möglichst 
grosser Genauigkeit und Sorgfalt fortgesetzt werden. 

Der Herr Vorsitzende theilt darauf der Versammlung ein Telegramm von 
Direktor Conwentz mit, der von einer Reise in Schlesien die besten Glück- 
wünsche zu den Arbeiten der Versammlung sendet. 

Herr Dr. Seligo macht darauf der Versammlung Mittheilungen über die 
Bestrebungen des Fischerei-Vereins. Nachdem man erkannt hat, dass die ein- 
zelnen Fischarten ausschliesslich oder doch vorzugsweise von gewissen Thieren 
und Pflanzen leben, ist das Hauptaugenmerk des Vereins auf die Durchforschung 
der Gewässer inbezug auf die niedere Thier- und Pflanzenwelt gerichtet, da 
ohne genaue Kenntniss der Fauna und Flora der Gewässer keine rationelle 
Fischzucht getrieben werden kann. Da zur Lösung dieser grossen Aufgabe 
die Mitarbeit des gebildeten Publikums möglich, ja von grossem Werthe ist, 
so bittet Herr Dr. Seligo die Anwesenden bezügliches Material an den Vor- 
stand des westpr. Fischerei-Vereins gelangen zu lassen. Um das Vorkommen 
des Lachses und der Forelle festzustellen, hat der Vorstand des deutschen 
Fischerei-Vereins Formulare drucken lassen, in welche über Herkunft, Grösse, 
Gewicht, Farbe etc. dieser Fische Einzeichnungen zu machen sind. Der Herr 
Vortragende stellt diese Formulare zur Verfügung. 

An Stelle des in Italien weilenden Schatzmeisters Herrn Grentzenberg, 
der der Versammlung ein Glückwunschtelegramm übersendet, legt Herr Stadt- 
rath Helm die Rechnung vor. — Es werden die Herren Helm, v. d. Lippe 
und Plath zu Rechnungsrevisoren ernannt und die Frühstückspause angetreten. 


Um 11'/, Uhr nehmen die Verhandlungen ihren Fortgang. Die Jahres- 
rechnung ist geprüft und für richtig befunden; es wird Decharge ertheilt. 


Der nächste Punkt der Tagesordnung, Neuwahl des Vorstandes, findet 
durch Wiederwahl des bisherigen Vorstandes per Acclamation seine Erledigung. 

Da der Vorstand neue Anträge nicht zu stellen hat, aus der Mitte der 
Versammlung solche auch nicht gestellt werden, wird zur Wahl des nächsten 
Versammlungsortes geschritten. 

Herr Rittergutsbesitzer Treichel-Hoch-Paleschken schlägt Riesenburg vor. 

Herr Apotheker Plath wünscht Schwetz berücksichtigt zu wissen, da diese 
Stadt schon im vorigen Jahre für die Wanderversammlung des westpr. bot. 


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Vereins als besonders geeignet bezeichnet worden, eine besondere Einladung 
von Riesenburg aber nicht vorliegt. 

Herr Prof. Bail schlägt vor, die Entscheidung für eine der genannten Städte 
von der Ermittelung eines hingebenden Geschäftsführers durch den Schriftführer 
des Vereins abhängig zu machen. 

Dieser Vorschlag wird angenommen. 

Damit ist der geschäftliche Theil der Jahresversammlung erledigt. 

Herr Stadtrath Helm referirt über den so eben im Buchhandel erschienenen 
zweiten Theil der Bernsteinflora, mit dessen Bearbeitung nach dem Ableben des 
Geheimrath Professor Dr. Goeppert Herr Direktor Dr. Conwentz seitens 
der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig betraut wurde. Der erste Theil 
handelte von den im Bernstein eingeschlossenen Pflanzentheilen der Gymnos- 
permen; der vorliegende zweite Theil beschreibt die darin vorkommenden 
Angiospermen. Herr Helm hebt in seinem Berichte namentlich die vorzüg- 
lichen Leistungen der lithographischen Anstalt von Werner und Winter in 
Frankfurt a. M. hervor, welche die den Text begleitenden Tafeln herstellte. 

Im Texte sind alle in hiesigen und auswärtigen Sammlungen befindlichen 
Einschlüsse von erkennbaren Pflanzentheilen aus dem Reiche der Angiospermen 
beschrieben, mit Ausnahme der noch nicht zur Beschreibung gelangten Ein- 
schlüsse aus den reichaltigen Königsberger Sammlungen, deren Benutzung Herrn 
Conwentz seitens der Betheiligten nicht gestattet wurde. Herr Helm be- 
dauert lebhaft, dass die mühevolle und mit grossem Kostenaufwande hergestellte 
Arbeit des in der vorliegenden Materie so wohl orientirten Dr. Conwentz 
hierdurch eine beklagenswerthe Einbusse erlitten hat. 

Demnächst zeigt Herr Helm aus seiner Sammlung von Bersteininsekten 
die darin befindlichen Staphyliniden vor und beschreibt einige derselben kurz. 
Er macht ferner auf das im Allgemeinen seltene Vorkommen derselben im Bern- 
stein aufmerksam, während heute diese Käferfamilie in Deutschland die zahl- 
reichsten Exemplare aufzuweisen hat. 

Herr Bail theilt mit, dass Herr Helm zugesagt hat, seine prachtvolle 
Sammlung der Provinz erhalten zu wollen. 

Herr v. Klinggraeff referırt über das Vereinsherbarium. Er bittet recht 
viel Sendungen von Pflanzen an ihn gelangen zu lassen, da erst die Kreise 
Danzig, Elbing, Carthaus, Neustadt und Schwetz ziemlich vollständig vertreten 
sind. Schlochau ist nur durch einige Moose im Provinzial-Herbarium vertreten. 
Die Sendungen sind auch interessant, wenn sie gerade keine besondere Neu- 
heiten bringen. 

Herr Treichel macht einige zoologische Mittheilungen aus älteren Schriften. 

Herr ÖOberlehrer Dr. Schmidt-Lauenburg berichtet über eine Familie 
schwarzer Störche, die er in der Gegend von Boschpol beobachtet hat. Bei- 
läufig gedenkt derselbe aus dortiger Gegend eines Sandsteinconglomerates, wie 
ähnliche bei Tempelburg, Dirschau und anderen Orten Westpreussens vorkommen. 

Vom Lokal-Komite war eine kleine Sammlung von naturhistorischen und 


6 


| 


prähistorischen Seltenbeiten im Versammlungslokale aufgestellt worden. Herr 
Professor Bail erläutert zum Schluss verschiedene dieser Gegenstände. Darauf 
dankt er den Theilnehmern für ihr Interesse an den Verhandlungen und schliesst 
die Sitzung. 

Um 2 Uhr vereinigten sich 46 Damen und Herren zu einem Diner im Janke- 
schen Saale. 

Den übrigen Theil des Tages verbrachten die Gäste mit ihren Freunden 
im Buchenwäldchen, in dem Herr Plath auf zahlreiche interessante Missbil- 
dungen und Verwachsungen von Bäumen aufmerksam machte. Der Abend ver- 
einigte eine grosse Zahl der Theilnehmer bis gegen die Mitternachtsstunde in 
Schläbitz Hötel. 

Mittwoch, den 16. Morgens 8 Uhr fand ein Ausflug zu Wagen in den inter- 
essanten Lindenberger Forst statt, bei dem Herr Förster Schwäbsch den 
liebenswürdigen Führer und Wirth machte. 

Der Wald zeichnet sich ebensowohl durch herrlichen Baumwuchs und 
üppiges Unterholz, wie durch angrenzende Sumpfwiesen, auf denen z. B. neben 
dem gemeinen Pedieularis palustris reichlich die seltene P. silvaltica wuchs, und 
durch eingesprengte Teiche aus; als ein paar zu seiner Charakteristik dienende 
Pflanzen seien Genista tinetoria, die in ihm häufige Platanthera chlorantha, 
Orobus niger und Trientalis europaea genannt. Ein zu schönster Hutentfaltung 
gelangtes Exemplar von Polyporus sulfureus erregte allgemeine Aufmerksam- 
keit, wie eine mächtige mit Kienzopf behaftete Kiefer, der bekanntlich durch 
den Kieferblasenrostpiltz Peridermium Pini corticolum erzeugt wird, welcher 
nach neuesten Untersuchungen als zweite Generation das auf der Schwalben- 
wurz (Uynanchum vincetowicum) lebende Uronartium asclepiadeum haben soll, 
während der Kiefernadelblasenrost durch Coleosporium compositarum von 
Senecio-Arten herbeigeführt wird, so dass wir also wieder in der Schwalben- 
wurz und den Kreuzkrautarten Feinde der Kiefer zu sehen haben werden. 
Leider verhinderten der fallende Regen und die Durchnässung des Untergrundes, 
wie die Zeitbeschränkung mehrerer auswärtiger Mitglieder eine eingehendere 
Durchforschung der noch manche interessante Funde versprechenden Gegend. 

Möge das Band, welches die gemeinsame Arbeit zwischen den Bewohnern 
Schlochaus und dem westpreuss.-bot.-zool. Vereine geknüpft hat, ein festes und 
dauerndes sein. 


Klimatologisch-phaenologische Beobachtungen aus Westpreussen, 
spec. Marienwerder Westpr. 


von Prof. Dr. Künzer- Marienwerder. 


Nachdem auf der 4. Wander-Versammlung des westpreussischen botanisch- 
zoologischen Vereins zu Elbing 1881 beschlossen worden war, phäenologische 
Beobachtungen von Seiten des Vereins zu veranstalten, und der von dem Di- 
rektor des westpr. Provinzial-Museums, Herrn Dr. Conwentz, in Verbindung 
mit dem Vorstand des Vereins, mit Herrn Prof. Dr. Bail und Herrn Dr. 
v. Klinggraeff aufgestellte Plan — wie er in dem 4. Jahresberichte des westpr. 
botanisch-zoologischen Vereins p. 14—18 mitgetheilt ist —- angenommen worden 
war, fand sich sofort eine Anzahl von Mitgliedern bereit, die genannten Be- 
obachtungen anzustellen. Es sind auf diese Weise in den 5 Jahren 1881 bis 
-1885 Beobachtungen von überhaupt 41 Stationen eingegangen, freilich sehr 
verschieden nach Zahl der Beobachtungsjahre wie der beobachteten Pflanzen- 
Erscheinungen. Ein glücklicher Zufall oder vielleicht auch die Entwickelung 
des westpr. botanisch-zoologischen Vereins hat nun aber bewirkt, dass die über- 
wiegend meisten Stationen auf einem Gebiet liegen, das sich verhältnissmässig 
wenig von den Ufern der untern Weichsel entfernt, rechts durch eine Linie 
begrenzt wird, die von Thorn nordwärts über Riesenburg, Elbing nach Proeb- 
bernau geht, links durch eine Linie von Bromberg über Czersk nach Oliva. 

So grosse Verschiedenheiten sich nun auch in den Terminen im Einzelnen 
zeigen, an denen in den einzelnen Stationen gewisse Pflanzen-Entwicklungs- 
phasen eintreten: so wird doch eine gewisse und verhältnismässig grosse klima- 
tische Uebereinstimmung, annähernde Bodengleichheit — wobei selbstverständ- 
lich der Unterschied zwischen Niederung und Höhe nicht unberücksichtigt 
bleiben soll — nach Lage und Beschaffenheit, sowie hinsichtlich der Cultur — 
im grossen Ganzen eine Durchschnittsrechnung gestatten, welche — besonders 
im Vergleich mit weiter westlich gelegenen Landschaften — uns ein Bild des 
Klimas geben kann, charakterisirt durch landschaftliche Entwicklungsphasen. 
Längst ist man davon abgekommen, das Klima eines Ortes nur dnrch seine 
geographische Lage zu bestimmen, man sucht vielmehr durch Bestimmung der 
mittlern Jahres- bezw. Sommer- und Winter-Temperaturen, der Feuchtigkeits- 
mengen, der vorherrschenden Winde und dergl. mehr, sich ein genaueres und 
den wirklichen Umständen besser entsprechendes Bild des physischen Klimas 

1 


einer Landschaft zu schaffen. Allerdings ist die Pflanze kein Thermometer, 
d. h. in dem Sinne des Quecksilber-Thermometers; ihre Entwicklung ist eben 
nicht einfach proportional der Wärme-Zu- oder Abnahme, wie dies die Aus- 
dehnung des Quecksilbers ist. Aber die Entwicklung der Pflanze innerhalb 
eines Jahres ist eben auch eine Arbeit im mechanischen Sinne, welche nur durch 
die Sonnenwärme geleistet werden kann. Diese Arbeit ist eine weit com- 
plieirtere, als es die Ausdehnung des Quecksilberfadens ist: aber immerhin be- 
zeichnen doch gewisse Stufen in der Entwicklung der Pflanzen bestimmte Ar- 
beitsabschnitte, denen eine gewisse Menge Wärme wieder entsprechen muss. 
In derselben Zeit hat aber die Sonnenwärme auch andere Arbeiten vollbracht, 
die wie z. B. die Erhöhung der Luft-Temparatur durch die Ausdehnung eines 
Quecksilberfadens von uns gemessen werden können. Demnach ist zu vermuthen, 
dass auch zwischen der Arbeit, welche die Sonnenwärme in der Pflanzen-Ent- 
wicklung und der, welche sie bei der Luft-Erwärmung leistet, eine Beziehung 
besteht, welche sich als ein Naturgesetz dokumentiren muss. Ob und wann 
wir dies Gesetz auffinden werden, entzieht sich allerdings jeder Schätzung, 
indess dürfte soviel jedesfalls feststehen, dass das Klima einer Landschaft durch 
die Entwicklung des Pflanzen- und Thierlebens in derselben umfassender und 
anschaulicher charakterisirt wird, als durch die blossen Zahlenwerthe der mittleren 
Jahres-, Winter- wie Sommer-Temperaturen, der Feuchtigkeitsmengen, Winde 
und dergl. mehr. Letztere enthalten Massstäbe für einzelne Faktoren, erstere 
die Gesammtleistung. 

Im Nachstehenden gebe ich nun die Durchschnittstermine für die in oben 
erwähntem Plane aufgestellten Pflanzen-Entwicklungsphasen und zwar zunächst 
für das ganze oben bezeichnete Gebiet, daneben den 5jährigem Durchschnitt für 
Marienwerder und endlich — zum Vergleich — in einer letzten Columne die 
mehrjährigen Mittel für Giessen, wie sie Herr Prof. Hoffmann daselbst in einer 
Reihe von Aufsätzen theils in den Berichten der Oberhess. Gesellschaft für 
Natur- u. Heilkunde, theils in der Meteorologischen Zeitschrift 1882, theils in 
den Geopraph. Mittheilungen, Januar 1881 u. a. O. veröffentlicht hat. 

Die umfassenden Arbeiten grade dieses Gelehrten und seiner Schüler haben 
mich bewogen, diesen phaenologischen Beobachtungen, die ich zunächst nur für 
Marienwerder übernahm, eine viel grössere Sorgfalt und in einem grösseren 
Umfange zuzuwenden, in der Hoffnung, es möchte mir gelingen, in das etwas 
monotone Bild, welches die phaenologische Karte von Mittel-Europa von Prof. 
Dr. H. Hoffmann in Petermanns Mittheilungen a. J. P. geogr. Anst. Band 27. 
Jahrg. 1881 von Westpreussen noch entwirft, einigen Farbenwechsel zu bringen. 

Die nachstehend erwähnten Pflanzen sind alle in Marienwerder selbst oder 
dessen allernächster Umgebung beobachtet worden, keine in weiterer Ent- 
fernung als höchstens 1 bis 1’), km vom Mittelpunkt der Stadt; eine grosse 
Zahl, besonders jene, deren Gesammt-Entwicklung in Betracht kommt, auf 
einem völlig horizontal, gegen Osten vollständig freiliegenden, sich keiner be- 
sonderen Pflege erfreuenden Stück Gartenland. Auf diesem letztern sind auch 


> 


10 

die später zu erwähnenden Temperaturbestimmungen gemacht worden. Die 
Stadt Marienwerder liegt auf der Westseite eines im Durchschnitt etwa 70 m 
hohen Landrückens, der im Ganzen von O. nach W. sich erstreckt und östlich, 
sowohl nordöstlich wie südöstlich bis 100 m und etwas darüber ansteigt. Hier- 
durch ist das kleinere, zwischen der oberen Liebe und der Niederung belegene 
‘ Plateau, auf dem Marienwerder liegt, von der Ostsee geschieden, die in grader 
Linie nur etwa 70 km entfernt ist. Trotz dieser verhältnissmässig geringen 
Entfernung ist die See für das Klima von Marienwerder so gut wie einflusslos, 
man müsste denn etwa die vielen trüben, nicht grade regnerischen aber be- 
wölkten Tage in manchen Jahren darauf zurückführen wollen. Auffallend grosse 
und zahlreiche Temperaturschwankungen in verhältnissmässig kurzen Zeiträumen 
— um 16 bis 20 Gr. und mehr innerhalb eines oder zwei Tagen — gehören 
durchaus nicht zu den Seltenheiten, besonders in den Frühlings- und Sommer- 
monaten. Die vorherrschenden kalten und trocknen Winde sind Ost-Winde, 
besonders Südost; aber auch dem Norden.und Nordwesten ist die Gegend durch 
das offene Weichselbett preisgegeben. Windstille Tage sind in Marienwerder 
äusserst selten, so dass selbst der Volkswitz sich schon dieses Umstandes be- 
mächtigt hat. Der obere Theil der Stadt mit den zahlreichen und baumreichen 
Gärten liegt auf dem Plateau, während die mittlere und untere Stadt sich an 
der West- und Südwest-Seite desselben fast terrassenförmig abfallend bis in 
die dicht anschliessende und von dem Liebefluss begrenzte Niederung erstreckt. 
Die Gärten dieses unteren Theiles, sowie der zunächst liegende Theil der 
Niederung zeigt regelmässig eine um mehrere (bis 5) Tage gegen die obere 
Stadt vorgeschrittenere Pflanzen-Entwicklung, während der näher der Weichsel 
liegende Theil der Niederung einen solchen Unterschied kaum aufweisst. 

Wald findet sich im N. wie S. der Stadt erst in mehr als 1 Meile Ent- 
fernung, die Rehhöfer und Jammier Forst, während beide durch eine Reihe von 
bald grösseren bald kleineren Waldparzellen im O0. verbunden sind, die aber 
auch alle mehr als 1 Meile von der Stadt entfernt sind. Eine Ausnahme macht 
allein ein sehr kleines, kaum noch als Wald zu bezeichnendes Gehölz, das 
Liebenthaler Wäldehen, das sich allerdings in der Entfernung von 2 km von der 
Stadt befindet. Ueber den Einfluss dieser Waldvertheilung auf den Zug der 
Gewitter habe ich in einem früheren Hefte dieser Jahresberichte (1879) auf- 
merksam gemacht; und da die Frühjahrs- wie Sommer-Regen meist mit Ge- 
wittern zusammenhängen, so erklärt sich aus/dem gewöhnlichen Zuge der Ge- 
witter um die Stadt herum auch die Erscheinung, dass Marienwerder im Früh- 
jahr wie Sommer fast nur Strichregen hat, freilich bisweilen von grosser Heftig- 
keit. Fine andere für Gärten und Felder nicht unwesentliche Folge dieser 
Waldarmuth sei hier noch erwähnt; es ist dies das vollständige Fehlen von 
Maikäferschaaren, während die verschiedenartigsten Raupen, oft in grosser An- 
zahl, an den vielen Obstpflanzungen reichlichen Unterhalt finden. Was endlich 
die Wasserverhältnisse anlangt, so findet sich auf dem Theile des Plateaus, 


auf dem wenigstens der obere Theil von Marienwerder liegt, keinerlei nennens- 
3 


- 4 u a AI \ 


14 
werther Bach oder sonst fliessendes Wasser; an einigen Bodensenkungen finden 
sich einige Zeit im Jahre Ansammlungen von Tagewasser. Die wasserhaltende 
Schicht, die in der Nähe der Niederung, also schon im untern Theile der Stadt 
fast zu Tage tritt, liegt in dem oberen Theile im Allgemeinen recht tief, aber 
sehr ungleich; vielfach finden sich kleinere kegelförmige, nach unten spitz 
zulaufende Sandlager mitten im Lehm bezw. Thon. 

Mit den Beobachtungen der Pflanzen-Entwickelung verband ich möglichst 
genaue Messungen der Lufttemperatur. Anfangs (1881) meinte ich, nur der 
täglichen Temperatur-Minima und Maxima zu bedürfen, notirte darum vor 
Sonnen-Aufgang bezw. Mittags die von 2 Thermometern angezeigten Tempe- 
raturen, von denen das eine gegen O. innerhalb der Thauregion etwa 1,8 m über 
dem Erdboden in dem oben erwähnten Gartenland angebracht war, wo es auch 
von der Sonne während etwa 5 St. beschienen wurde; das andere befand sich 
gegen NO. 5 m über dem Erdboden so, dass es niemals direct von den Sonnen- 
strahlen getroffen ward. Sehr bald aber überzeugte ich mich, dass die auf 
solche Weise bestimmten Temperaturen nicht genügten, um eine einigermassen 
brauchbare Vorstellung zu erhalten von dem Zusammenhange der Luft-Tempe- 
ratur und den Entwickelungsphasen der Pflanze. Deshalb notirte ich bereits 
vom Mai 1381 ab die Temperaturen von beiden Thermometern mehrmals im 
Laufe des Tages, wich aber von der gewöhnlichen Art der Bestimmung der 
täglichen Durchschnitts-Temperatur insofern ab, dass ich nicht in gleichmässigen 
Zeitintervallen und auch nicht täglich zu derselben Zeit beobachtete, sondern 
bes. um die Morgen- und Abendzeit, in kürzern, um den Mittag in längern 
Zwischenräumen, dabei in der Zeit wechselnd je nach Sonn-Untergang und 
Aufgang. Ich sagte mir, dass es für das Pflanzenleben doch jedenfalls etwas 
wesentlich anderes sei, ob eine Temperatur z. B. von 20° eine oder mehre 
Stunden anhielt, ob während einer ganzen Nacht oder nur gegen Morgen etwa 
1 Stunde lang Frost herrsche. Da das Wachsthum der Pflanze, zumal der 
grünen Theile, wie der Blätter, vorzugsweise und am günstigsten in warmen 
und feuchten Nächten, die Blüthen-Entfaltung aber am Tage und zwar vorzugs- 
weise in den Strahlen der Sonne vor sich ging: so musste ich neben der Tages- 
Temperatur im Schatten auch die Nacht Temperaturen und die strahlende 
Wärme der Sonne mit in Rechnung zu ziehen suchen. Demgemäss beobachtete 
und notirte ich den Stand beider Thermometer ausser zu den bestimmten 
gleichbleibenden Terminen (Sonnen-Aufgang, 1 Stunde nachher, 7", 8%, 10%, 
12», 1b, 3b, 4b, 6b, Sonnen-Untergang, 1 Stunde nach Sonnen-Untergang, 10% 
Abends) noch so oft in den Zwischenzeiten, als sich mir ein Temperatur-Unter- 
schied bemerkbar zu machen schien. Auf diese Weise habe ich bisweilen 14 
und mehr Beobachtungen innerhalb eines Tages gemacht, im Sommer natürlich 
mehr, im Winter weniger. Wenigstens aber 2 Beobachtungen fielen stets in die 
Nachtzeit. Durch Thermometrographen suchte ich ausserdem den Stand der 
Temperatur innerhalb irgend eines Zeitraumes zu controlliren. Bei der Be- 
rechnung der täglichen Durchschnitts-Temperatur verfuhr ich nun folgender- 
4 


ei: Br > 7 


12 


massen: Hatte ich im Anfang eines bestimmten Zeitabschnitts a die Temperatur 
B t 

t, und am Ende desselben t, beobachtet, so suchte ich das Product a 

nahm die Summe dieser Producte und dividirte dieselbe durch 24. Den so 

erhaltnen Quotienten nahm ich als tägliche Durchschnitts- Temperatur auf. 

Dabei zeigte sich eine auffallende Erscheinung. Während ich die Durchsehnitts- 

Temperatur für jedes Thermometer besonders berechnete, an dem einen (höher 


gelegenen) nur die Schatten-Temperaturen, an dem andern (tiefer hängenden) 
aber auch die 5 Stunden lang anhaltende strahlende Wärme in Rechnung zog 


(wie ja in Wirklichkeit auch diese bei der Pflanze im Freien in Thätigkeit 
tritt), zeigte es sich, dass der Unterschied in beiden Durchsehnitts-Temperaturen 
nur ein kleiner, selten bis zu 1° R. ansteigender, im Durchschnitt etwa '/%°R. 
war. Der stärkern Erwärmung durch Bestrahlung entsprach eine grössere 
Ausstrahlung bezw. Abkühlung gegen Sonnen-Untergang bezw. in der Nacht. 
In Folge dessen ist auch die Summe der Wärmegrade in den einzelnen Monaten 
nur wenig verschieden; in den Wintermonaten ist die Summe der Wärmegrade 
an dem tiefer liegenden Thermometer geringer als an dem höher hängenden. 

Beifolgende Tabelle zeigt dies Verhältniss. (Tabelle A.) Bei der weiter 
unten erfolgenden Berechnung thermischer Vegetations-Constanten sind nun die 
Angaben des tiefer hängenden Thermometers benutzt worden. Noch bleibt 
mir übrig anzugeben, wie ich die Anzahl der Tage bestimmte, innerhalb welcher 
sich die betreffende Vegetationsphase einstellte. Als Anfang der Vegetations- 
zeit nahm ich den Tag, von welchem ab die tägliche Durchschnitts-Temperatur 
dauernd über 0° bzw. + 1° R. blieb, wobei allerdings ein etwaiges ein- oder 
zweitägiges mässiges Daruntergehn, zumal nach längerem Zeitraum grösserer 
Wärme, nur als retardirend für das Wachsthum angesehen wurde. Demgemäss 
rechnete ich 1881 vom 1. April ab, 1882 vom 1. März ab, 1883 vom 1. April 
ab, 1884 und 1885 bei den weitaus meisten Pflanzen vom 1. März, bei einigen 
wenigen jedoch, wie bei Hordeum, die erst im Laufe des März gesäet wurden, 
vom 1. April ab. Hierzu kamen nun bei den im Herbst gesäeten Getreide- 
arten wie Secale cereale und Triticum vulgare auch noch die entsprechenden 
Tage des Vorjahres mit ihren Wärmegraden, so 

1881 noch October u. November 1880 (61 Tage mit 232,22° R.) 


SEAT, x „r21B81.(61 00 „IE 
1883.., s 1882.61: 
jgsa E 1883 (61.5... 230, laen 
1885 „..1884 81:2, 2 184,028 EB 


(bei dem letztern hat der November 1884 schon negative Durchsehnitts-Tempe- 
ratur. (Tabelle B. enthält die Berechnung der durchschnittlichen Vegetationszeiten. 
Es schliessen sich daran in einem Anhange Notizen über die Ankunft und den 
Weggang einiger Zugvögel.) 

In Tabelle ©. folgt die Berechnung thermischer Vegetations-Constanten 
nach der oben bezeichneten Weise. 


eV 


ne er er a ee PP REN er 
Re J Er 


Was die Wahrscheinlichkeit bezw. Glaubwürdigkeit der gefundenen Zahlen 
anlangt, so prüfen wir sie nach der von Herrn Prof. Hoffmann angegebenen 
Methode*). Wir wählen Zilium ceundidum und Fragaria vesca, 

Setzt man bei Likum candidum die gefundene Durchschnittswärme der 
Blüthezeit 1019,137°R. gleich 100, so beträgt für'die Einzeljahre die Abweichung 
der Grade 

98,7 mehr — 1,5% 


99,8 — 0,2 
99,7 — 0,3 
100,3 + 0,3 
101,5 + 1,5 
ne . Br + 0,74% gegen + 4,4% bei den von Herrn 


Hoffmann gefundenen Zahlen. 


Bei Fragaria vesca beträgt für die Fruchtreife die Durchschnittswärme 
867,394° R., demnach für die Einzeljahre die Abweichung: 
IB 1.05% 
108,5 d. i. + 85 


979 — 3,0 
97,4 — 2,6 
97,4 — 2,6 


überhä 17,2% 
Pehaugt. 2; Lt — —+ 3,44° R., wobei zu beachten ist, dass die 


auffallend grosse Abweichung im Jahre 1882 schon auf die Blüthezeit fällt. 


In einer 4. und 5. Tabelle (D. u. E.) habe ich die Vegetationszeiten West- 
preussens mit denen Giessens verglichen und zwar, da ich in Marienwerder 
noch eine Anzahl Pflanzen mehr in den Kreis der Beobachtung gezogen habe, 
als die durch den Verein bezeichneten, zuerst in Tabelle D. nur Marienwerder 
und Giessen verglichen, dann in Tabelle E. auch einige der wichtigsten Orte 
in den verschiedensten Gegenden des oben näher bezeichneten Bezirkes. 


Es zeigt sich nun einmal, dass durch Aufnahme neuer Pflanzen die zuerst 
(in Tabelle C.) für Marienwerder gefundenen Unterschiede nicht wesentlich ge- 
ändert werden. Es scheint somit, dass in der That 5jährige Mittel, wenn sich 
die Beobachtungen auf eine genügende Anzahl von Pflanzen erstrecken, con- 
stante Werthe zu geben im Stande sind; weniger dürfte dies von 3, 2 oder gar 
nur 1ljährigen Beobachtungen gelten. Diese letztere habe ich in derselben 
Weise wie Herr Prof. Hoffmann verwerthet, indem ich sie zunächst mit den 
Terminen verglich, welche Marienwerder in demselben Jahre gab, und daraus 
erst die weiteren Consequenzen zog. Indes läugne ich nicht, dass diese auf 


*) Phänolog. Beobacht. aus Mittel-Europa v. H. Hoffmann. Sep.-Abdr. a. d. XXII. Ber. 
d. Oberhess. Ges. f. Nat.- u. Heilkunde. 1883. 


14 
weniger als 5 Jahre sich erstreckenden Beobachtungen mir keine sehr zuver- 
lässigen Werthe zu geben scheinen, wenigstens nicht im Einzelnen. 

Eine weitere, nicht unwichtige Folgerung ergiebt sich aus dieser Ver- 
gleichung, dass nämlich die Differenzen zwischen Giessen und Marienwerder 
mit jedem folgenden Monat kleiner werden, so dass endlich sogar ein Zusammen- 


fallen eintritt*), ja bei dem weiteren Verlauf der Vegetation — zumal bei dem 
Ausgange derselben — Marienwerder vorauseilt. Im Grossen Ganzen zeigt 


sich dieselbe Erscheinung auch bei den anderen Orten Westpreussens, wenn- 
gleich der Zeitpunkt des Zusammentreffens für die verschiedenen Orte varürt. | 
Während also die Gesammtsumme der im Laufe eines Jahres beobachteten 
Temperaturen für Giessen und Marienwerder sich wenig unterscheiden dürfte, 
zeigt sich ein grosser Unterschied in der Vertheilung. Während sich die 
Vegetationszeit Giessens vom Il. 10. bis X. 15. erstreckt, also über 248 Tage, 
reicht sie in Marienwerder vom Ill. 6. bis X. 6., also über 215 Tage. Der 
grössere Unterschied liegt im Anfang, hier beträgt er durchschnittlich für 
Februar-März + 28,00 Tg. oder —= & gesetzt, 


Rprleay 71808 2,5: — 0,66 d 

Mares. 1719,62:,, 7,070 0,49 0 

et YOTB in 0,35 0 

ln I en ee nal e &3 0,32 0 

August EU, ea 0,29 8 

September . OO 0,00 d 

October"... 2 == 10,00. ,, 7 = —=.0,3670 
wo ich — abweichend von der Bezeichnungsweise des Herrn Hoffmann — mit 
+ die Zeit nach Giessen, mit — die Zeit vor Giessen bezeichne. Denkt man 


sich die Vegetationszeit M.’s als einen Halbkreis dargestellt, dessen Durch- 
messer der Zeit vom Ill. 6. bis X. 6. entspricht; so würde die Vegetations- 
zeit G.’s durch eine Curve dargestellt, deren grosse Axe den Durchmesser des 
genannten Kreises auf der einen Seite um 24, auf der andern um 9 Einheiten 
überschreitet. Die Curve würde also nicht concentrisch sein, sondern von 
einem grössern Unterschiede ausgehend, sich allmählich dem Halbkreise nähern, 
ihn am VI. 21., also am Ende Juni berühren, am VII. 18. nach der andern 
Seite zurückbleiben und sich dann von demselben entfernen nach der entgegen- 
gesetzten Seite. Als Grund für die grossen Differenzen im Anfang des Jahres, 
sowie für die häufige Störung der Reihenfolge dürfte die häufige Unterbrechung 
der Vegetation durch Nachtfröste wie niedrige Tagestemperaturen im Wechsel 
mit auffallend hohen sein, wodurch in Marienwerder und wohl überhaupt in 
Westpreussen die Vegetation vor dem Juli vielfach sprungweise vorschreitet. 
So weist das Jahr 1881 vom IV. 1 bis V. 13 allein 23 Tage bezw. Nächte 
auf, wo die Temperatur auf 0° und darunter stand; das Jahr 1882 vom Ill. 1 


*) Die mittlere Jahrestemperatur für Giessen ist + 6,5° R., für Marienwerder ist dieselbe 
nach den 5 Jahren 1881—1885 nur wenig davon verschieden + 6,2% R. Giessen liegt 500 
35‘ n. Br. Marienwerder 550 4iw n. Br. 


-1 


I 4 


bis V. 22 dagegen 22; das Jahr 1883 vom IV. I bis V. 13 weist 20 nach: 
das Jahr 1884 von Mitte März bis V. 31 ebenfalls 20; das Jahr 1885 vom 
II. 1 bis V. 14 34 Tage, bezw. von Mitte März bis V. 14 21 Tage, das ist 


10 > 
im Durchschnitt nach Beginn der Vegetation — = 21 Nachtfröste. 


Ein ganz ähnliches Verhalten dürften die meisten Orte Westpreussens 
zeigen. Lässt man die im obigen Verzeichniss mit * bezeichneten Pflanzen 
weg als solche, welche nicht genau auf demselben Boden gewachsen, und be- 
rücksichtigt nur die Uebrigen, so erhält man die Differenzen für 

Februar-März —- 20'/, Tage —= © 


Apılaıı 1:18 Fe 0,88 © 
Mae a RL 
De a 1 1 1 RR 3, 
ule 7 ower ie 9 ae WAAD 
BEUERBNRLFE RL lan, SHE O 
September . 0 30000 
October . . — 10 »„ = .0,490 


was im Wesentlichen mit dem obigen übereinstimmt. In ähnlicher Weise aus- 
gedrückt, betragen die Differenzen für das ganze Gebiet gegen Giessen: 


Februar-März + 27,80 = + © 


April». 2 =$116,72,= + 0,60:0 
Mas... .202.86 12,55, -- 0,45 9 
Juni... ..+ 1,30 = + 0,410 
Jul." .. .„ ).-+. 657 = + 0240 
Auustt . . + 488 = + 0170 
September . — 5,00 = — 0,18 0 
October. . — 11,33 = — 0,41 0 


Die Differenzen für einzelne Orte Westpreussens betragen: 


\ | | \ .. Für | 
Für das| Für Für | A Di |Schwei- Fü Für Für | Für | Für 
Monate. | ganze | Marien- Pr.Star- | nebude Elbin Proeb- | Oliva | Danzig Pir- 

| Gebiet. werder. | gard. | en B Kr. h ®- | bernau. |1-2jähr. 1jährig. schau. 

I | * | Derent. | 

| | | | 
Feb.-März + 27,8 + 32.00 + 21,004 23,25) + 27,2 + 23,25,+ 21,5 |+ 30,00 + 29,33+ 35,33 
April... . + 16,724 17,764 16,47 + 21.06 + 22,114 13,06 + 19,564 20,71/+ 18,18/+ 14,65 
Mai . + 12,55+ 13,554 14,714 16,13 + 16,00, + 10,38 + 17,43/+ 17,00/+ 17,00/+ 13,75 

| | | | | L $ 
Juni ...)+11,30+ 9,004 12,25 + 20.00 + 16,004 19 18,40 + 16,50 + 14,40 + 14.40 
Juli . + 657+ 734 825+ 657+ 8834 11,33)+ 12,404 3,00+ 9,33 + 9,00 

| | | | + | | *| * 
Ahgukk) + 48 8,334 10,504 8,33 + 9, iR 1004 10,00,+ 6,00. + a 17,00 

| | | % * * 

Septbr....— 5,00+ 1,00 — 5,50 — 8,00/— 18,50+ 5,50/+ 10, „ + 19.00)+ 5,50 
October . — 11,33, — 10,00 — 15, „ .— 12,00 — a 7,00 


| e za 44] ei 
| l | 


a aan >" Sal Be AM EIER A ET dE in 


16 


Für 


5 x Für |Sehwen-| Für x Für Für Für 
Monate. Ss un Ra Grau- | ten bei | Riesen- eh Brom- | Lieben-| Tann- 

erweiz| Aum. | denz. | Gruppe! burg. FD. | Derg. hof. see. 
1jährig. | 1 3jähr. 1—2jähr 
Feb.-März + 20,334 34,004 30,66| , )-H30,00|-+ 25,33!-+- 36,661-+ 23,00/+ 29,50 
April + 13/65,-+ 15,59|4 16.08.+ 17,63|4 17,11\-+ 12,00 16,06|-+ 20,50 18,89 
Mai 1 6864 9,294 14,604 9,67 -L 10,33|+ 10,25|+ 13,754 11,881 13,57 
Juni + 500+ 72  „ |Hriesl+ 4,8814 1280 + 7,8014 12/3314 19,83 
Juli ı 700+ 6000 „+ 8504 8004 10,001+ 13,00-+ 7,16|+ 13,50 
a ae‘, „+ 5404 3000, |-F 950|-+ 0,20|-+ 14,00 
Septbr a „| 300 3,00|+ 1100| 200 7,00 3/00 
oa a ER ER „3300 6,00-+ 1,00|-- 2,50. — 13,66 35,00 


* Im Febr.-März fallen die grossen und so verschiedenen Differenzen bes. auf erste Blüte von 
Daphne Mezereum in Marienwerder, Elbing u. Kulm (+ 49), Danzig (+ 41), Riesenburg (+ 37), 
Oliva und Pr. Stargard (+ 34), sowie auf e. B. von Anemone nemerosa in Graudenz (+ 33 T.) 
T'horn und Bromberg (+ 30), Marienwerder (+ 29), Kulm (+ 28). 

Im April u. Mai zeigt sich eine allgemeine — mehr oder minder grosse Abnahme der 
Differenzen, auffallend gross ist sie für Elbing, das trotz seiner nördl. Lage sich neben Schwetz 
und wenig über Thorn, aber unter Bromberg stellt. 

Im Juni zeigen einzelne Orte wieder eine — oft beträchtliche — Zunahme der Differenzen. 
Eine nähere Untersuchung zeigt, dass dies hauptsächlich in 2 Entwicklungsphasen seinen Grund hat, 
in d. e. F. von Prunus avium u. e. F.von Ribes rubrum. 

Im August sind die Zunahmen der Differenzen auf e. F. von Sambucus nigra und Sorbus 
aucuparia zurückzuführen. Eine grössere Zahl von Pffanzen und mehrjährige Beobachtung zeigt 
— wie oben bei Marienwerder p. 14 u. 15 — eine fortschreitend abnehmende, Differenz. 

Auch sind die Beobachtungen grade in den Monaten August u. September bei mehreren 
der genannten Stationen zu dürftig. 


Uebrigens muss noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Diffe- 
renzen bedeutend kleiner sind, wenn es sich um die Blatt-Entfaltung handelt, 
als wenn die Blüten-Oeffnung und die Fruchtreife zur Frage steht. Es hängt 
dies mit dem Umstande zusammen, dass die Blatt-Entfaltung auch bei trübem, 
wolkigem Himmel fortschreitet, und selbst durch leichtere Fröste nicht sonder- 
lich gestört erscheint; die Blüten-Oeffnung aber, sowie die Fruchtreife der 
strahlenden Wärme bedarf, die im Anfang des Frühjahrs in Westpreussen oft 
recht selten ist*). 


*) Tage mit (mindestens 5 St.) Sonnenschein hat vom I. 1. bis z. Blüthezeit von Tilia 
parvifolia, wobei noch 2 Tage mit nur 2—3 St. Sonnenschein als 1 Tag gezählt werden, 


1881 (VII. 12): 54 Tage, 
1SSSAN een dd, 
18837 v1 )2.70 7; 
1884 (VE 9.)2 65.5, 


1885 (VIL 11.):66 „ 


i. Durchschnitt = =: — 65 Tg. unter 190 Te. 


B] 


“Urs UIO]y NZ SBAND UOLyeZ 98oIp uayyanp SHE "ay) OL Spuaqy pun ayf) T sdepım 
“ıyn 2 suodiom yoıuızu ‘purs uodunumproziny g uoA [om Ip Praınsoy uaap ‘zmuoq Isq[dsıaıy SOTLy "A SyJeasywy up Sop uodunyyougoagg 


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ss[ O121OZ [OIA NZ gT + YuRsu09 so Se “uopıomas neusdun uageduy uaUulos UT UIOJOSUL IoPwounIoyT, Hasgo sep um GSST Pagep wm (x 
66668 — | 20218 — [2220 + | Ec9°ır + [erg FsT +loco'gst +lest'ıre +8g9°0TE +Isı8‘a2e + 636898 +Irco'egr +ees ser + ° ° ° es8T 
sor'sT + | 948‘0€ + | 982°78 — | 99G‘ET — |830°F8T + 106'68T +Iese‘c9e + 080‘ T9E +IBzg‘ETF +\280°10F +loss' ger + ersur + ° ° ° F881 
038°9 + | 9EP'3T + | 006°88 + | 102°28 + [oaz‘808 +| 119808 +lor#sge + 127°28€ 4-Jorv'stn + gee 207 +loer'eor + ser cer +] ° ° °  e881 
9802 — | Fec'ıg — |sET'I7 + | 8:6'69 + Jors'erı + 000'G21 +Jog2‘'a9e + ery'erg +loI6‘zer +\rgo'err +loız’esr + z1e ser + ° 2881 
CHF ET — | 06#°18 + | 002'62 + 006°. 114 Jose‘6TT +\0G8‘0ET +loss‘szg +\0c9'88z +logr9ar + 00T I1se +loso'zsr +locr Hr + ° 1881 
| uogum wgo | uoyun "uogo | uayun uago | uoyun uogo | uayun uago | uayun uogo 
94 u ® f 
= “loque9a(l] "IOQWOAONT 194090 "a9qwoIdas 'JsnonYy np = 
I 

Pe. 9E9‘9EF + L89'817 +|679'998 + oge'saa +oos‘esr + oos'zos +lpzote + 872/09 +[98T/OT + | 606'81 + |60s‘TOT — | e28' 28 — | ° " ° C881 

Fey TLE + EcH'L98 +[622°Z18 +1 228°708 +|20T'80L + \661‘3Tı +|9H6H + esı’ac +] 6080or + | Teo9r + lo ıı + eırea+| ' ° ° F881 

2 001917 + Er2 T1F +logr ‘86a + Se ‚088 +Jog2'erı + 9F2F0T +lo68‘6. — 62976 —|ore/sı — | 76808 — loIr eg —\ eg 8 — E881 

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OSSI— TSST dayef A9p UAeUOM UHUIZUID Up ur („M) Apeasowmae A A9p ourumg y OPEL 


Tabelle B. 


18 


a ES 0 Zu 


a NV 2 
| 1 Stat 
. Blütezeit: | 
a) erste Bl. Y.+16 
2 Stat. 
b) allgem. Bl. | V. 22 
| 2 Stat. 
. Fruchtreife: 
a) erste Fr... | IX. 23 
| + Stat. 
b) allgem. Fr. | IX. 28 
\ 3 Stat. 
. Laubfärbung: | IX. 27 
7 Stat. 
. Laub- Entfal- 
Tas... a IND. 
3 Stat. 
Blütezeit: 
a) erste DI. ve21 
3 Stat. 
b) allgem.Bl. | V. 31 
| 3 Stat 
Fruchtreife: 
a)erste Fr. . IX. 22 
| 7 .Stat. 
b) allgem.Fr. X. 3 
5 Stat 
Laubfärbung: | X. 1 
3 Stat 
Erste Blüte... . | II. 29 
2 Stat 
Erste Blüte. .:. |VII. 11 
| 5. Stat. 
. Laub - Entfal- 
KUneuae un. 
. Blütezeit: 
a) erste Bl. V.08: 
1 Stat. 
| Lauenburg 
b) allgem. Bl. v.4 
1 Stat. 
| Lauenburg 
Fruchtreife: 
a) erste Fr. IX. 4 
3 Stat. 
b) allgem. Fr. | IX. 28 
% Stat. 


Daurehschritt: | 


1581 


. Laub-Kntfal- | 


1882 1555 1554 18585 > Darchschrik Mittel für 
fürd Jahre) für 5 Jahre | Giessen 
für das ganze Gebiet in der ganzen Provinz 1881/85. | in HR für die Zeit 
(untere Weichsel) werder |1845—88. 
1. Acer platanoides. 
IV. 24 V.14 Ve 1V.29 v.4 v9 
15 Stat. 17 Stat. 12 Stat. 11 Stat. 
IV, 18 vl Ver IV. 26 v4 V.:2 IV.A2 
10 Stat. 17 Stat. 14 Stat. 10 Stat. 
IV. 26 Vet v.10 IV.52 NN) DT! IV. 19 
10 Stat. 15 Stat. 11 Stat. 9 Stat. 
IX. 10 IX. 4 IX-12 IX. 14 
3 Stat. 3 Stat. 
XL RT IX. 28 IX. 28 IX. 27 IR 
5 Stat. | 6 Stat. 3 Stat. | 3 Stat. 
BRETTEN TREO Del IX. 18 IX. 26 IX. 29 
9Stat. 13 Stat. 6 Stat. | Ss Stat. | 
2. Aescenlus Hippocastanum. 
RZ DV. 9 v.6 | IV. | IV. 29 | IV. 9 | 110 
18 Stat. 22 Stat. 19 Stat. 12 Stat. 
Vs) V424 \..422 Y.218 Val v.21 Vet 
16 Stat. 20 Stat. 17 Stat. 11 Stat. 
v. 19 V..30 VH9B; | VER N 40 vi 288 
13 Stat. 18 Stat. 14 Stat. | 11 Stat. 
a TR T3 IX. 15 E23 IX. 18 IX. 18 IX. 16 
T Stat | 13 Stat. 6 Stat. 6 Stat. bezw. 17 
1%, 30 |" IX. 26 :| IX. 97 | IX. 30.18 000 me 
7 Stat | 11 Stat. 3 Stat. 5. Stat. 
RAN no. 1 IX. 26 IX. 28 XI IX. 27 x. 10 
7 Stat | 9 Stat 6 Stat. 6 Stat. 
3. Anemone nemerosa, 
III. 30 IV. 26 IV IN716 | IV..9721 IV III. 24 
14 Stat. 19 Stat. 14 Stat. 12 Stat. |v. 3 Jahren 
4. Aster spec. grosse Gartenaster. 
VIE 26 | vITM'# | VII 6 | VII. 4] -VIERZA VERS 
9 Stat. | 12 Stat. 9 Stat. | 10 Stat. | | 
5. Berberis vulgaris. 
IV. 14 v. 10 Ne IV. 27 | IV.29 | 0:27 
11 Stat. | 9 Stat. 5 Stat. 7 Stat. | 1 Beobacht. 
Ve) VT. 2 V:020. V. 30 V..20,01 22 V928 v.8 
10 Stat. 10 Stat. 10 Stat. 9 Stat. bezw. V. 25 | 3 Beobacht. 
ohne 81 
il Va 9 VIL2 Ne Va vLA4 
9 Stat. Ss Stat. 10 Stat. 9 Stat. bezw. VI. 2 | 4 Beobacht. 
ohne S1 | 
VI 22 |) vII.4 vl. 9_| VII. 29 | vIm. 2 VIE der vage 
3 Stat. 5 Stat. 6 Stat. 3 Stat. 2 Beobacht. 
VII. 28 | VII. 30 | VII. 23 IX. 3 IX. A V11:922 | 
2 Stat. 7 Stat. | 3 Stat. + Stat. \ 2 Beobacht. | 


11 


ii 


u u N EN, 


Tabelle B. 


| 


en 
y # 
H 


_ Durchschnitt: | 1881 | 1882 | 1883 | 1884 | 1885 |Durchschnitt| Mittel für 
| | fürD Jahre für 5 Jahre dessen 
für das ganze Gebiet ‚der ganzen Provinz 1881/85. ned für die Zeit 
(untere Weichsel) werder |1845 83, 
6. Betula alba. 
Laub -Entfal- | | | 
GNERR N. I 321 VHL8 an! V.2 IV. 26 IV: 29 vR% IV.49 
2 Stat. 18 Stat. 21 Stat. 14 Stat | 12 Stat. 4 Beobacht. 
2. Blüte (erste | 
Blüte EV 26. EHEV222 V...15 ei) | IV. 23 v3 4V. 1027 
4 Stat. 12 Stat. 18 Stat. 11 Stat. 8 Stat. \ 
3. Laubfärbung: EX IX. 30 | EX 25 IXr419 | xXRD PREL29 | BE Zar 
4 Stat. 9 Stat. 9 Stat. | 5 Stat. 9 Stat. | bezw. 14 
7. Calluna vulgaris. 
Erste Blüte. . VELD IA NV DSSIESV TIERES IF EV ET FL | AVIL) 3L-E VIE. | VIEE TIER26 
6. Stat. | 711-Stak: 12 Stat. 7 Stat. 5 Stat. 4 en | 
Allgem. Blüte... !' VIII. 23| VIII. 24 | VIII. 28 | VIII. 23 | VII. 16 | VIII. 23 | vIIH. 22 | 
| 2 Stat. | 10 Stat. | 10 Stat. 6 Stat. | 4 Stat. | 3 Beobacht. | 
8. Centaurea cyanus. 
Erste Blüte... | VI. 14 V.98 | vL.8 VIr5 VI V3L.,6 v18 | V. 29 
5 Stat. 16 Stat. 19 Stat. 13 Stat. | 12 Stat. | | 
Allgem. Blüte.. | VI.4 | VI. 15 | VERS, VE: 18. #71 DB a NA. 
4 Stat. | 12 Stat. | 17 Stat. | 12 Stat. 11 Stat. |bezw. VI. 17) 4 Beobacht. 
| | | ohne 81 | | 
9, Cichorium Intybus. 
Erste Blüte. vVIo.7 VI. 28 VII: 2 NERRZES TSV HSV TR ID | VIL.H6s2| 
6 Stat. 11 Stat. | 13 Stat. | 9 Stat. 10 Stat. | 
Allsem. Blüte . | VIE 211 VIE 17 | VIE 15 | VIE 19 | VO. 25 VII 20 | VIL 12 
3 Stat 11 Stat. 13 Stat. | 8 Stat. 11 Stat. 4 Beobacht. 
10. Cornus mas. 
1. Laub- Entfal- 
uny. IV. 18 V.:15 LV.24; Ve y. IV. 27 
| 5 Stat 5 Stat. 3 Stat. 5 Stat. 1 Beobacht. 
2. Blütezeit: 
a)ersteBl. . | IV. 18 IV, V.18 IV. 18 V.10 IV. 26 TIL: 
1 Stat. 6 Stat. 6 Stat. 4 Stat. 4 Stat. | 
b) allgem. Bl. | V. 28 | IV. 18 VE 125 Vv.8 | VEN ST ‚V.t16,2] | 
2 Stat. | 6 Stat. 8 Stat. 4 Stat. 4 Stat. | 
11. Corylus Avellana. 
1. Laub-Entfal- 
Te TEEN AV, 1971: TV?1Q IV. 24 IV >95 IV. 30 
1:'Stat: 16 Stat. N BE AN Er 9 Stat bezw. IV.28 | 4 Beobacht. 
Lauenburg ohne 1881 
2. Blütezeit: | 
a)ersteBl. . IT.4 HBX 317° 982). ZIT.586 ENTE) TIE7 III. 6 I540 
2 Stat. 15 Stat. o. 20 Stat. | 14 Stat. 8 Stat oder 4 Beobacht. 
II. 26 TN.5,% 
13 Stat. ! 
b) allgem. Bl. | IH. 17 | III. 13 IV 14141 DER R08 Irre 17 PITR2O SEEN TE 
2 Stat. 13 Stat. o. | 18 Stat. 11 Stat. 9 Stat oder 4 Beobacht. 
11:1 | TS 
11 Stat. | 
3. Fruchtreife: | | 
a) erste Fr. . | IX. 12 | VID. 13 | VIII 27 IX I 2 WEI. 81.|.1IX. 12,7, DE 2 
4 Stat. 6 Stat. 9 Stat. 6 Stat. | 5 Stat. | 4 Beobacht. | 
b) allgem.Fr. | IX. 15 ER AR HT 1R.-.2371 EX IX+16 1.35 || 
| 5 Stat. 9 Stat. 12 Stat. | 8 Stat. 7 Stat. E Beobacht. 
12 2% 


Habelle B. 


Durchschnitt: | 1881 | 1882| 1883 | 1884 De |Durchschnitt| Mittel für 
} l für: See für 5 Jahre | Giessen 
für das ganze Gebiet in der ganzen Provinz 1881/85 fir die Zeit 
(untere Weichsel) 1881/85 | ee 1845 — 83. 
12. Daphne Mezereum. 
1. Laub- Entfal- | 
Lumen. ee IV. 28 | IIL 30 IN 2) IV. 11 IV. 13 IV. 16 EVER 
x 1 Stat. 9 Stat. | 12 Stat. 9 Stat. 4 Stat. 4 Beobacht. 
9. erste Blüte . | III. 26 II EVA III. 14 1 A III. 25 IV. 8 11.18: 
4 Stat. 8 Stat. 10 Stat. | 13 Stat. | 4 Stat. | 
3. erste Frucht- | | | 
Telemeu KESBEIE DANS VILD, 21 VE 22 VII. 7 VI. 30 
| 2 Stat. 3 Stat. 3 Stat. 2 Stat. 
13. Fagus silvatica. Weldpar 
1. Laub-Entfal- v4 
UT EV 29 IVE26 \aradl Ve IV. 21 Ve IV. 25 
2 Stat. 9 Stat. 14 Stat. 11 Stat. 5 Stat. | 
2. erste Blüte . W..8 V.17 VEN) V.13 Vasen V.o1o9 
2 Stat. 3 Stat. 3 Stat. 5 Stat. 3 Stat. | 
3. Laubfärbung Gl) PREI IX. 26 x.1 IX. 26 X] X,.19 
3 Stat. 3 Stat. Ss Stat. 3 Stat. 4 Stat. 


14. Lilium candidum. 


a) erste Bl. . | VIL. 13 VIE 3 | NIT IR VETE 122,1, V92U | VII. 8 | vIl. 8 | VL30 


| 4 Stat. y Stat. 10 Stat. | 10 Stat. | S Stat. 


13. Nuphar luteum. 


a) erste Bl. . | VL.30 | VI 3 EaVL. 12 NL 8) VI. 10 VI. 13 | Vil2D V..3 
4 Stat. | 8 Stat. | 11 Stat. 7 Stat. | 7 Stat, 
b) allgem. Bl. | VISA VIE:2 Val BEN) | VI. 20 Ne Va 
4. Stat. 11 Stat. | 10 Stat. 10 Stat. | 5 Stat. 3 Beobacht. | 
16. Pirus Malus. 
1. Laub-Kntfal- | | 
tunen AVERAOR VB Sy lo av 9. TV29 wat Va 
ID Star laostat, | ..22 Stat. |, 14,Stat. | 9,Stat. 4 Beobacht. | 
| Danzig. | | 
2. Blütezeit: | | | 
a)serste Bl... V. 19° | N | Veralit V.12 V.16 NRZ IV. 28 
| 5 Stat. | 17 Stat. | 22 Stat. | 18 Stat. | 11 Stat. | 
b) allgem. Bl. | V.27 | v.11 | V253002 DAN 0975 Vo v3 | ww» v.10 
| 5 Stat. | 17 Stat. 20 Stat. | 17 Stat. 10 Stat. | 
3. Fruchtreife: | | | 
a)erste Frucht- | | | | | 
ee N vIll. 23 | VIII 25 | VIII 26 | VEIT. 22 | VIII. 26 | IX. 10*) ı VILLE. 16 
| + Stat. 8 Stat.’ ı. 11. Stat. |, 4Stat.  |.25 Stat: sog. Graven- or Ber 
| steiner 3 3 2 Fe 
) allg.Frucht- te | | Se 
geile... 3X.,19°| 1810 DR > IX 13 IX. 14 | IX. IS ER esE 
5 Stat. 9 Stat. | 11 Stat. 5 Stat. 7 Stat. [ee ° Bis 
| I oLirz 


*) Genauer: August-Aepfel VIII. 20. Kurzstielchen IX. 12. Gravensteiner IX. 10. (djähr. Beob.). 
13 


14 


Br. ut 
Tabelle B. 
Durchschnitt: ; 1881 1882 | 1883 | 1884 1885 e | Durchschnitt Mittel für 
fü b N 6 p für A) Jahre für 5 Jahre Giessen 
ür das ganze Gebiet in der ganzen Provinz joe | ‚1881/85 (eürdi N 
(untere Weichsel) | Mara 181583 
17. Pirus communis. 
1. Laub-Entfal- | | | | 
Ban 2). v3. -Iva2d | nl a a De a vi 
1 Stat. | 17 Stat. 21 Stat. | 16 Stat. 9 Stat. ‚4 Beobacht. 
Danzig. | | | 
2. Blütezeit: | | 
a) erste Bl..| V.15 | IV.:28 | WISP I EN VG 2. V.13 IV. 23 
|: 5 Stat. 17 Stat. | 22 Stat. | 19 Stat. | 11 Stat. 
b) allgem. Bl. | V. 24 NEISSE N VIE VA Vv.18 VS IVz29 
|: 5 Stat. 15 Stat. | 20 Stat. 15 Stat. | 11 Stat. | 
3. Fruchtreife: | | | 
a) erste Fr.. | IX.9 | VIIN. 7 | vIO. 2 | VIII. 24 | VII. 16 | VIII. 22 | IX. 18*) || VIII. 12 
2 Stat. 5 Stat. | 8 Stat. 3 Stat. ! 6 Stat. 1 Beobacht. ER 
b) allgem.Fr. | IX.25 IN. 13 18:9 IX. 9 IR IX. 13 IX. 30 | N. 
5 Stat. | S Stat. 11 Stat. ns Stat. 6 Stat. | Pir. mal. 
*) Für d. Sommer-Bergamotten: VII. 21. (djähr. Beobacht.). 
18. Prunus avium. 
1. Laub-Entfal- | 
TUNE EN US... | EV E20 NV. 15 IV. 6 AR BV 29 Va eVE8 
| 14 Stat.’ | >17 Stat. | 13 Stat. 9 Stat. ‘1 Beobacht. 
2. Blütezeit: | | 
a) erste B.. | V.5 EV. 2621 MT | Vera Vv.2 NR Vve8 IV. 18 
| 5 Stat. 15 Stat. | 20 Stat. 17 Stat. 11 Stat. bezw. 19 
b) allg. Bl... | V. 14 aa Da RE RT VrT ya, NIT 8 
| 5 Stat. | 17 Stau. | 21 Stat. | 15 Stat. 10 Stat. | 
3. Fruchtreife: | 
a) erste Fr.. Ivo. ı5| v3 | vo29 | vIL5 | VI. 26 VII 6 Nu NE 
|, 5 Stat. | 9 Stat. 12 Stat. 9 Stat. 7 Stat. 
b) allg. Fr... | VII. 18 | VD. 21 | SIT. 28 VE 20° 1 SVIE 9% SAVE IS 17V: „1 
|. .6 Stat, | - 9 Stat...” 11 Stat. 9 Stat. | 7 Stat. | 3 Beobacht. 
19. Prunus spinosa. 
1. Laub-Entfal- | | | 
Haltune . ... IV +22 V, 14:5 V,43 v.8 NSS. | 
' | 12- Stat. | 3 Stat. 7 Stat. | 7 Stat | 2 Beobacht. | 
2. Blütezeit: | | | | 
a) erste Bl... | V. 10 | IV. 23 | VT a N on We | ra Pie li, VE 
| 3 Stat. | 16 Stat. 12 Stat. 9 Stat. | 9 Stat | bezw. 20 
b) allg. Bl... | V. 14 IV. 29 ER a a A a a | V. 12 V..13:0%. IV525 
7:3 Stat. 17 Stat. | 11 Stat. 8 Stat. | 9 Stat. 
20. Ribes Grossularia. 
1. Laub-Entfal- | | | | 
Kine far 20. IV. 6 IH;:19 IV. 27 III. 31 IV. 6 IV; MEVAZ I 
2 Stat. 18 Stat. | 21 Stat. 15 Stat. 11 Stat. ‚4 Beobacht. 
2. Blütezeit: 
a) erste Bl.. | IV. 26 | IV. 13 10% 119298 IV. 23 IV. 26 IV::29 1a AD 
ö 4 Stat. 17 Stat. 21 Stat. ! 16 Stat. 10 Stat. 
b) allg. Bl... | V.3 Ly#21 Y:15 VB EV. 28 Van V.2 IV. 20 
| 4 Stat. 17 Stat. | 19 Stat. 14 Stat. | 9 Stat. 
3. Fruchtreife: | 
a) erste Fr.. | VII. 23| VII. 10 | Vul.’12. | YWAE..45 | VLI+ 9, IS VERS 13 VIR2I YuL2D 
| 6 Stat. 9 Stat. | 14 Stat. 7 Stat. | 5 Stat. 
b) allg. Fr... ! VIIL 4| VIE. >22 | vIL. 29 | VII 26 | VO. 23 | vo. 27 | voI 2% 
6 Stat. | 10. Stat. 13 Stat. 10 Stat. | 7 Stat. 


Tabelle B. 


22 


DeEniR: | 1581 | 1882 | 1883 | 


1884 | 1885 


für das ganze Gebiet in der ganzen Provinz 
(untere Weichsel) 


——————————————————————————————————————————————————— 


1. Laub- Entfal- 


III. 20 
1. Stat. 
Lauenburg. 


2. Blütezeit: 
A)lerste Bl...) \.V. 2 
4 Stat. 
Bag: Bl. | =V.. 40 
4 Stat. 
3. Fruchtreife: 
a) erste Fr... VII. 14 
| 6 Stat. 
b) allg. Fr. . | VII. 24 
6 Stat. 
1. Laub-Entfal- | 
Bann. ers V. 23 
1 Stat. 
Marien- 
werder. 
2. Blütezeit: 
a) erste=Bl. .\ 'V1s 12 
3 Stat. 
b) allg. Bl... | VI. 23 
4 Stat. 
1. Laub- Entfai- 
LUNDRER = NV. T 
1 Stat. 
Marienw. 
2. Blütezeit: 
a) erste Bl.. | V. 29 
2 Stat. 
p) allg. Bl. . | VI. 15 
4 Stat. 
3. Fruchtreife: 
a) erste Fr.. VO. 16 
6 Stat. 
bjralle: Er... | VII. 26| 
6 Stat. 
1. Laub- Entfal- 
AUne.I.02 5» 
2. Blütezeit: 
a) erste Bl... | VI. 23 
5 Stat. 
b) allg. Bl... | VIL 6 
5 Stat. 
3. Fruchtreife: | 
a) erste Fr.. ['VII. 31 
4 Stat. 
b) allg. Fr... | IX. 20 
4 Stat. 


III. 51 
16 Stat. 


IBVE20 
16 Stat. 
BVER21 
16 Stat. 


AVaTIEE> 
10 Stat. 
AVANT 


12 Stat. 


IV.3 
16 Stat. 


11 Stat. 
9 Stat. 


vo. 4 


10 Stat. 


VIrita 
10 Stat. 


IV.8 
8 Stat. 


VL. 56 


12 Stat. 


VEMZ 
11 Stat. 


VanaBils) 
7 Stat. 


IX. 14 
9 Stat. 


21. Ribes rubrum. 


Ne) 
20 Stat. 


Ve 
20 Stat. 
VERT 
20 Stat. 


Na re 
13 Stat. 
Mall 22 
13 Stat. 
22. Robinia 


I 
! 


V.25 


15 Stat. 


VI 14 
15 Stat. 
Ne 
14 Stat. 


VERT 
20 Stat. 


les 
15 Stat. 
Va Di 
16 Stat. 


I 
I 


13 Stat. 


VL. 26 | 
13 Stat. | 


| 
| 
von 13 | 
| 


| | 
| 
I 


Pagani 
9 Stat, 


v1. 14 | 
16 Stat. 
VI. 25 
16 Stat. 


VIN. 27 
7 Stat. 
IX. 13 


S Stat. 


IV 


15 Stat. 


0) 
16 Stat. 
VS 


15 Stat. 


VAL 15% 


8 Stat. 
aan il 


11 Stat. 


IV. 15 


9 Stat. 


IV. 25 


10 Stat. 


| IV. 30 


10 Stat. 


y1l56 


6 Stat. 


VII. 16 
8 Stat. 


Pseud-Acacia. 


18 
12 Stat. 


NE 25 
12 Stat. 


VI. 23 


11 Stat. 


IBVE223 
14. Stat. 


vIL4 
16 Stat. 


v1. 14 
12 Stat. 


MIL2 


10 Stat. 


v1. .19 


9 Stat. 


EVER 


7 Stat. 


VI.8 
12 Stat. 
VI. 25 
12 Stat. 


VII. 28 


4 Stat. 
RES 


5 Stat. 
15 


Vveils 
8 Stat. 


33. Rubus Idaeus. 


vVI.6 


6 Stat. 


VAT-7I% 


8 Stat. 


24. Sambucus nigra. 


LY.,18 
10 Stat. 


VAR 1) 
9 Stat. 
\21223 
9 Stat. 


VII. 26 


4 Stat. 


IX. 16 
5 Stat. 


Yurchschnitt! Mittel für 


für D Jahre für 5 Jahre 


1881/85 


IBVzSI 
mit 1881 
bzw.IV.17 
ohne 81. 


v.1 


V.18 
bezw. 16 
ohne 81. 


v1 13 
v1. 21 


IV. 25 


bez. IV.22 
ohne 1881. 


v1 2 
vL12 


va Ti 
vn. 21 


wu 


VIE 
VI. 26 


VII: 27 
1%7.17 


1881/85 
in Marien- 
werder 


var | 
4 Beobacht. 


WE 
Ve 


via 
VI. 21 


v.19 


vLR 
vB 
| 


IV. 24 


| IV. 18 
4 Beobacht. 


v1.12 
vLi| 


PX3710% 
3 Beobacht. 


| IX. 26 


Giessen 
für die Zeit 


845—83 


IV. 13 
bezw. 14 


IV. 24 


VI. 20 
bezw. 21 


vI 


yb 


NIE 


Vv.28 
bezw. 27 


VII. 11 


Lt IE re u 7% Dee ar urır 34V a’ We FE 2 -, z e‘ a 
EIBAREN a . A; wer y ; re 
a a 
| Er: | u: 


Tabelle B. - A j* 
Durchschnitt: | 1881 | 1882 | 1883 | 1884 | 1885 |Durchschnitt| Mittel für 
. ’ fürd Jahre für 5 Jahre | Giessen 
für das ganze Gebiet in der ganzen Provinz 1881/85 | in a 19 für die Zeit 
(untere Weichsel) | werder | 1845—83 
25. Sorbus Aucuparia. 
1. Laub-Entfal- | |’ 
anpı... 0." | IV.26 | IV. a a a 5 ER IV. 25 IV. 26 v.4 
1 Stat. | 14 Stat. | 19 Stat. | 15 Stat. | 11 Stat. 3 Beobacht. 
Danzig 


2. Blütezeit: 


a)ersteBl. .| VI.1 Bas: VEIT. W233 V. 26 V. 26 VL 2 V.46 
4 


Stat. 13 Stat. 15 Stat. 15 Stat. 10 Stat. bezw. 17 
| v.31 NirZ 1 5 
Stat. 11 Stat. 15 Stat. 12 Stat. | 10 Stat. 


3. Fruchtreife: | | 
a) erste Fr. . |VIH. 18| VII. 27 | VII. 24 | VII. 28 | VOL 2 | VIII 2 | VII. 20; VI 30 
5 


| Stat, 11 Stat. 11 Stat. 9 Stat. 6 Stat. bezw. 31 
b) allgem Fr. |'VIII. 24| VIII. 30 | VIII. 28 VID. 27 | VIII. 31| VID. 25 VIII. 26 


6 Stat. | 13 Stat, 13 Stats | 11 Stat. 8 Stat. 


i 


b)allgem. Bl. | VLS | v.2 | vI.4 | v1. 2 
4 
\ 
| 


26. Syringa vulgaris. 


1. Laub-Entfal- | 
iımp=.”.;., EN: Zur EV DE DI VS BS I TEV25 IV. 22 IV. 24 EV 23 
2 Stat. |- 17 Slat. 19 Stat. | 

2. Blütezeit: | 


JeseB.. v.A| v9 I v8 | vo I vao-I| var I v2 | va 


4 Stat. | 19 Stat. 21 Stat. 16 Stat. 11 Stat. 
b) allgem. Bl. V. 31 Mr IT v2 a | V.t ViLS26 
14 Stat. | 11 Stat. 


————— 


4 Stat, | 19 Stat. | 21 Stat. 


27. Taraxacum officinale. 


Erste Blüte... | IV. |, I: 9 | v.10 | IV.23:| IV.26 | IV. | Iv.2 | IV.3 
| 4 Stat. | 19 Stat. | 22 Stat. | 18 Stat. 10 Stat. 

Eratefruchtreife | V.11| VA v7 | VB| v5 vB | v8 
| 2 Stat. 11 Stat. | 14 Stat. 11 Stat. 6 Stat. 


28. Viola odorata. 
Erste Blüte... . | IV. 11 ITE 20 IMS D N .1IV5 IV. 10 IV.8 IVAI 11718 


5 Stat. 18 Stat. 22 Stat. 17 Stat. 10 Stat. 


1. Grosse Gerste. (4 zeilige.) 


Saatzeit . .. .. | EVER] | EV or Be U A 1 SEWESSLEIS FVE 18 TV222 
| 3 Stat. | 7 Stat. 7 Stat. | 7 Stat. 5 Stat. 
Erstes Blatt .. | V.13 | Iv.21 | V.10 | IV. 27 |-IV. 24 | 
| 2 Stat. | 7 Stat. 6 Stat. | 6 Stat. | 4 Stat. 
Blüten-Aehren . '-VI. 16 | VI. 14 ! VL27 | VI.3! v1 17 VI. 20 NL. 21 VL2I 
| 3 Stat. 6 Stat. 6 Stat. | 7 Stat. 5 Stat. 2 Jahre | 
Erste Büüte.. . | VI 3 |-v1. 3 | v.28| v1.238| vI2 | VI % 
| 3 Stat. 4 Stat. | 4 Stat. 7 Stat. 4 Stat. 
Anfang’ d. Ernte | VIL 28| vIE 25 | vo. 9 | VII.29 | VID. 21 VID. 31 | VO. 27 | VII: 29 


| 2 Stat. 7 Stat. 7 Stat. 8 Stat. 6 Stat. 


16 


Tabelle B. 


rn ———— 


Durchschnitt: | 1881 | 1882 | 1583 


| 1884 


für das ganze Gebiet in der ganzen Provinz 
(untere Weichsel) 
———— 35 EEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEESEESEEEEEEEEEEEEEEEEEEEETEEEREEEEEEEEEEREEEEEEEEREEEEEEEEREEEEREEREHEEREREEEEREEEEEN 


Saatzeit Dee 
ISrBlatt). „2.228. | 
Blüten-Aehren . 
Deine: .: 


Anf. der Ernte. 


Saatzeit 
lee Blatty: u. 6: 
Blüten-Aehren . 
1. Blüte 


Anf. der Ernte 


Saatzeit.. ,. 


Blatt... 


1. Blüte 


Anf. der Ernte. 


Saatzeit..... | 


Blatt: 
Blüten-Aehren . 
1. Blüte 


Anf. der Ernte. 


v0 
4 Stat. | 
VI. 20 | 
1 Stat. 
Zelgno bei 
| Culmsee. 
| VII. 20 
4 Stat. 
IX. 8 


5 Stat. 


1} 


| 1880 
IX. 14 


5 Stat. 
1850 
2 Stat. 
V. 
3 Stat. 


3 Stat. 


6 Stat. 


18 | 
| VI. 10 
| VII. 27 | 


| IX. 20 | 


IRVEE2> 
6 Stat. 
V23 
5 Stat. 

MIE>! 
4 Stat. 

VI :5 
4 Stat. 

vaTz 30 


6 Stat. 


EVe212 
11 Stat. 
IV. 24 
10 Stat. 
V220 
7 Stat. 
WIDE) 
4 Stat. 
VEIT 6 


y Stat. 


IV lT, 
12 Stat. 
vers 


10 Stat. 


VIL22B 
9 Stat. 


7X '16 


8 Stat. 


1881 
IX. 18 
8 Stat. 
1881 
TREDS 
6 Stat. 
NR) 

]1 Stat. 
Ves3l 
11 Stat. 


VII. 18 


12 Stat. 


| 


| 


17 


| 


1885 
fürD Jahre 


1881/85 


2. Kleine Gerste. (2 zeilige.) 


v2 Tv. 9 1 vor Ne 
3 Stat. 6 Stat. 4 Stat. 
VITO V. 28 19, YV. 95 
2 Stat. 5 Stat. 4 Stat. 

vI. 20 | vıL2 | v12.30 | VL: 
3 Stat. |  6,Stat. 5 Stat. 

VII 24 | VII. 14 | VIL 11 | van 14 
1 Stat. | 5 Stat, 4 Stat. 

YAIT 20. v2 10, N IT ISA 
3.Stalı | 75Stal. 5 Stat. 
3. Hafer. 
.1.1W.242I|W.9Em3 
14 Stat. 11 Stat. 7 Stat. 
NUR) v4 NE VA 
9 Stat. | 10 Stat. | 7 Stat. 

NERD3E DV TE30 VI. 28 VI. 26 
9 Stat. ı 10 Stat. 8 Stat. 

v7 4 VII: 7 vıTE5 | NIT. 5 
7 Stat. 9'Stak ı = 67Stat: 

VIII. 19 | VIH. 12 | VIIL 10 | vII. 12 
13 Stat. | 10 Stat. 8 Stat. 

4. Kartoffel. 

WE RVP TV: 24 EV.E29 
18 Stat. ı1- Stat. 8 Stat. 

VERDT v2 V. Da 
12 Stat. 9 Stat. 7 Stat. Ibez. V. 2 

ohne 81. 

\VAlRS: ve? IVT82X TEE 
13 Stat. 10 Stat. 7 Stat. 

IXS16 Ber IX 14 BE: 
15 Stat. 10 Stat, 8 Stat. 

5. Winter-Roggen. 

1882 | 1883 | 1884 

IXr413 RB | IX: 18. mr 
14 Stat I. "ITRStAL. 6 Stat. 
1532 1883 1854 

IX. 18 REES RES IX26 
8 Stat. 9 Stat. | 5 Stat. 
V. 30 v.3|v353| v3 
16 Stat. | 12 Stat. | 8 Stat. 

Se are. 9# VI 9 v18 
16 Stat. | 13 Stat. | 7 Stat. 

VIL 25 | vo. 20 | vo. 21 [VII 22/23 
16 Stat. | 12 Stat. | 7 Stat. 

l 


Durchschnitt! Mittel für 


für 5 Jahre Giessen 
in Marien- fürdie Zeit 
werder !1845—-83. 


IV. 19 
1 Beobacht. 


VE 
3 Beobacht. 


VI. 30 


3 Beobacht. 


IV22223 | 
2 Beobacht. 


| 


VI. 4 
3 Beobacht. 
VI. 9. | 


bz.VIIL11 
4 Beobacht. 


v1. 29 


vowzse 


V.6 
3 Beobacht. 


YyI222 
2 Beobacht. | 


IX13 
4 Beobacht. | 


v1. 12 


IX. 14 
‚2 Beobaeht. 


v.21 
NI.,8 


| 
VII. 18 


Tabelle B. 


25 


u nen ir + 


Durehsebnitt: | 1881 1882 | ı883 | ı884 | 1885 


| | 


für das ganze Gebiet in der ganzen Provinz 
(untere Weichsel) 


fürd Jahre 
E 1881/85. 
1881/85 | in Marien- 


für 5 Jahre 


werder 


Durchschnitt| Mittel für 


Giessen 


für die Zeit 
1845—83 


Erstes Blatt .. 
Blüten - Aehren . 
Erste Blüte. 


Anfang der Ernte 


Ankunft. 


Weggang . . 


6. Winter-Weizen. 


1880 1881 1882 | 1883 1884 
IX)27 11-7426 RL 25 EX: 19 IX 23 
4 Stat, 5 Stat. 11 Stat. 35 Stat. 3 Stat. 
1880 1881 1882 1883 1884 
X Br Kuh IX. 30 3. 
1 Stat. 4 Stat. 5 Stat. 4 Stat. 2 Stat. 
VE17- VITA VI. 20 N VL+23 
4 Stat. 7 Stat. | 8 Stat. 7 Stat. 4 Stat. 
NR SVERSG NETT VI. 28 VI. 29 
6 Stat. 7Stzt. | 9Stat. | 7 Stat. 4 Stat. 
VIIE: 5 EV: 2:1 V8E:9:VIIE. 8.1 VIEL-5 
6 Stat. | 7 Stat. | 9 Stat. 6 Stat. | 4 Stat. 
1. Alauda arvensis. 
II. 14 A TITEL 27,25 1.16 2 a RR 1) 
3 Stat 17 Stat | 21 Stat. 20 Stat. | 10 Stat. 
RD Re IN x RESTAFRE RI 
3 Stat 5 Stat 11 Stat. | 9 Stat. | 5 Stat. 
2. Ciconia alba. 
PAINe. III. 30 VE 3221507880217. 30 
4 Stat. 18 Stat. re Stat. | 18 Stat. x 11 Stat. 
ZRArE 25| VII. 
6 Stat. | 14 Stat. 20 Stat. 16 Stat. | 8 Stat. 
3. Cuculus canorus. 
EV. 30 | RV293. 7255 | v3 v4 
2 Stat 16 Stat. | 21 Stat. 15 Stat. 9 Stat. 
vo. 23| VIL4 | VIH. 13| VOL 23 | VII. 14 
2 Stat 5 Stat. | 11 Stat. | 6 Stat. | 4 Stat. 
4. Cypselus apus. 
v4 Neo VEROSA | UVELD 
11 Stat. | 11 Stat. | 8 Stat. | 5 Stat. 
IX:3 DEFINIERTE | PR#IT VID. 17 
| 1 Stat 6 Stat. | 4 Stat 5 Stat. 4 Stat. 
5. Hirundo rustica. 
| IV+97 | 1LV., 23 REV 9175| FVER 24 IV. 20 
3 Stat. | 16 Stat. | 22 Stat. | 19 Stat. 10 Stat. 
x: IX 28. 1X IX. 24 | IX 26 
5 Stat 11 Stat. | 14 Stat. | 10 Stat. 9 Stat. 
6. Scolopax rusticola. 
| BES Dar TV. 5.2, 12222, IE 27 
| 3 Stat. | 10 Stat. | 13 Stat. 11 Stat. | 4 Stat. 
Ra19 NE IG aR 23 le Ara x 
2 Stat. 5 Stat. | 8 Stat. | NT Stat. | 2 Stat. 


18 


I. 19 | 
ee | 


| 
| 


ET RL 23 


2 Beobacht. 


| 


IyE6 


SE VII. 26 | 


FR AN 
1 Beobacht. 
VII. 10 | 


25 Vi 

bezw. 3 

29 1X, 28 
28 | 
| 


| 1771027 
4 Beobacht. 


III. 8 
Vin. 13 


EV.:18 
IX. 26 


Tabelle B. 


26 


Durchsehnitt: | 1881 | 1882 | 1883 | 1884 TiRsen]! |Durchschnitt | Mittel für 
fürd Jahre | für 5 Jahre | Giessen 
für das ganze Gebiet in der ganzen Provinz 1881/85 Pati für die Zeit 
(untere Weichsel) werder | 184583 
7. Sturnus vulgaris. 
Ankunft .|.. ... II. 26 | IST | II. 15 I. 27 1729 JII..6 IH. 8 | 
2 Stat. 17 Stat. 21 Stat. 20 Stat. 10 Stat. 2 Beobacht. 
SNerpang. 2.218,20 xX.6 X. 18 x, 48 X. 14 X. 15 
3 Stat. 9 Stat. | 14 Stat. 10 Stat. 4 Stat. 
8. Turdus pilaris. 
Ankunlt..:..-. | IT. 31 | HI.S24 17 IV. 5 III. 20 | IIT. 18 119228 | 
2 Stat. 7. Stat. | 1A Stat. 10 Stat. 5 Stat. 
ee ae A ee re. | 
| 3 Stat. | 8 Stat 9 Stat. 8 Stat. 4 Stat. u 
9. Vanellus cristatus. 
Ankunft... III. 24 | IE SENSE TT, L | III. 8 II. 14 
1 Beobacht.| 18 Stat. 18 Stat. 17 Stat. 9 Stat. bezw. 12 
Liebenhof | | 
Mierpans .. . 2.1.1, 150 VII. | IX. 6... |, VIIL 22, VOR Wo Va 30 | 
2 Stat. 4 Stat. 9 Stat. 5 Stat. 5 Stat. | 


Bei vielen Zugvögeln bes. z. B. bei Ciconia alba zeigt sich bei Marienwerder die eigentümliche Er- 
scheinung, dass oft:längere Zeit vergeht zwischen der ersten Ankunft und dem Verbleiben bezw. auf 
dem Nest. Es hängt auch dies offenbar mit der sprungweisen Zunahme der Temperatur im Frühjahr 
zusammen. 


Tabelle €. Bestimmung thermischer Vegetations-Constanten in R’. 


7 
N 


f a8 
Jah = s= 3 & Zahl der | Wärmemenge Ernte- | Zahl der | Wärmemenge 
ar = S ur Tage bis z. Blüte Anfang | Tage bis z. Ernte 
rd 1. 
1. Secale cereale. 
1881 |v1. 1011./4.|71 + 61 810,3600 | vr. 19 1110 + 61) 1361,1100 
= 169 — a 5 
1882 V.31 11./3.191 + 61 792,542 0 VL. 15 1137 + 61 1358,570 0 
| | — 152 | — 198 
1883 |VI. 13/1./4.| 74 + 61 504,130 9 vII. 22 1113 + 61 1383,910 0 
— 135 =: 174 
1884 |vI.911,/3.101 + 61 809,1940 | vII. 16 |138 + 61) 1355,1360 
== 1163 = th, 
1885 VI. 7|1./3.199 + 31 800,161 0 VII 14 1136 + 31 1368,439 0 
| — 130 — 167 | 
Durehsch.| VI. 8| — | 142,2 803,277 0 Vo. 18 181,8 1365,433 0 
= 1004,096 0 ©. — 1706,7910 C. 
Giessen |V.8| — | — _ vn. 19 En Eu 
2. Triticam vulgare. 
1881 VI. 2511./4.| 86 + 61 1006,980 0 VII. 4 1126 + 61 1619,250 0 
=+447 MER IST 
1882 VI. 2311./3.115 + 61 1048,101 VI. 30 1152 + 61 1601,390 0 
— 2176 = 
1833 |VI. 2811./4.| 89 + 61 1002,870 0 vII. 12 1134 + 61 1652,380 0 
— 150 195 
1884 |VI. 28/1./3.1120 + 61 1044,073 0 VII. 7 1160 + 61 1664,777 0 
— 18 —.221 
18855 |VI. 25/1./3.1117 + 31 1045,904 0 vn. 31 1153 + 31 1606,719 0 
—= 148 — 184 
re re = N 
Durchsch. ‚VI. 26 — 160,4 1029,556 VIH. 5 200 ”* 1628,911 0 
| — 1986.983 0 C. — 20361390 0. 
Giessen |VI. 14| — — — VII. 4 — _ 
3. Hordeum vulgare (4 zeilige, grosse). 
1881 |VI. 2211./4. 83 722,940 0 VL. 29 120 1297,360 0 
1882 |VI. 11i1./3. 103 721,153 0 VEIr 21 143 1263,520 0 
1853 |VI. 26/16/4 76 722,240 0 VI. 30 121 1269,224 0 erst 1. Hälfte des 
April bestellt. 
1834 |VI. 26|1./4. 87 740,822 0 vII 29 120 1263,556 0 | erst 2. Hälfte des 
1885 |VI. 17|1./4. 78 704,265 0 VII. 26 117 1304,808 0 März bestellt. 
Durchsch. |VI. 21 — | 854 | 722,284 0 VI. 27 | 1242 "1279,6940 
| = 902,855 0 C. = INGE 
Giessen |VI. 21) — —_ _ vH. 29 — — 


*) Die 61 Tage, bezw. 31 Tage im J. 1885 bei Secale und Triticam gehören dem Vorjahre an. 

**) 1628,9110 R. = 2036,1390 C. während Uapus, (Annal. agronomiqu. Mai 1883), der nur die Tiem- 
peraturen in Rechnung zieht, welche höher als 6° liegen, 135 Tage mit 20290 C. erhält, also fast genau die- 
selbe Wärmemenge wie oben, aber auf wenigere Tage verteilt. 


20 


28 
u . - =" . 0 
Tabelle ©. Bestimmung thermischer Vegetations-Constanten in R. 
I. 882: oh 5 Re 
Tahr == |2s=|° 5 Wärmemenge | Frucht- | = &© | Wärmemenge 
z S = 5 == bis z. Blüte reife = ‚bis z. Fruchtreife 
ESS | | S 
4. Pirus Malus (sog. Gravensteiner). 
1881 'V. 25 11./4.| 55 | 353,7500 BE) 163 1901,6600 
1882 V. 2221/3.|63 367,1500 DE 156 1970,4809 
1883 A 27 1./4. 57 | 356,5100 IX: 15 168 1895,2800 Die letzten — reifsten — waren 
. am IX. 20. abgenommen. Diesem 
Datum entsprechen d. Zahlen 
173 Tage und 1955,030° R. 
1884 V.1911./3. 80 | 354,767 0 IX. 12 196 1919,507 0 
1885 TER 345,066 0 IX. 16 200 1973,2949 
Durchsch. | V. 17 | — | 66 355,469 0 IX. 11/12) 183/184 1932,0440 
—= 444,3360 0. 1943,9940 
— 2415,0550 ©. 
2429,9930 ©. 
5. Pirus communis (späte Sorte). 
1581 V.21|1./4.| 51 303,6200 Re6 189 2119,0100 
1882 PV22X 1./3. 58 318,690 IB. 198 21356,0100 Gewicht. d. grössten Birnen : 240 gr. 
1883 V.22|1./4.| 52 306,3400 2, 185 2055,1700 Grösste Birnen: 150 gr., nur weni- 
| | ger süss als im Vorjahre, 
1884 | V.16 eo: Zi 308,344 0 | Red 216 2] 54,333 0 Grösste Birnen: 240 gr., aber nur 
wenige Früchte. (14 Stück am 
| | ganzen Baum). 
1885 v. 8|1./3.| 69 303,0220 ER De) 2135,2610 Grösste Birnen: 185 gr. u. 190 gr. 
Durchsch. | V.13 62 308,003 0 IX. 30 201 2115,957 0 
= 385,0040 0. | | — 2644,9460 0. N 
6. Prunus domestica (Reine Claude). 
1881 V.17|1./4.| 47 251,3500 | IX. 6| 159 1343,0600 
1882 IV. 24|1./3.| 55 286,9500 | VAT 2327 176 1844,5500 
1883 V.18|1./4.| 48 279,7100 IX. 11) 164 1541,5300 
1884 VE ahllhlgeEl 7% 257,5640 IN BIER «6 ı 190 1841,2670 
1885 VE 256,069 0 REES 1850,1580 
Durchsch. | V. 9 57 Sb0,Ja10 2 1 181176 1844,1130 
| = 332,9140 CO. | = 2305, 1410°C. 
7. Ribes Grossularia. Stachelbeere. 
1581 | V. 8|1./4.| 38] 173,460 VII 2321 1A 1208,5400 
1882 IV. 9/1./3.| 40 185,2000 ı VII. 15 137 1248,3000 
1883 VW. 111./4.| 41 198,5000 VIES29 NG 1211,2200 
1884 N. 22241.73.\:62 | 165,501 VII. 22 | 144 1209,334 0 
1885 IV.23 |1./3.| 54 175,865 0 nz 162138 1214,075°0 
Durchsch. |IV. 29 47 179,7650 11021912958 | 1218,3940 
| | = 224,7060 C. | | ı = 1522,9920 C. 


Tabelle €. Bestimmung thermischer Vegetations-Constanten in R’. 
ws |s | | & 
| 2= |e8|°8| wä ge | Frucht- | S& | wä 
er; =3 S SHE: "ärmemenge | Frucht | Z 2 | Wärmemenge 
5 Eacs bis z. Blüte reife | 35 bis z. Fruchtreife 
<<‘ N N 
Ss. Ribes rubrum rothe un 
1881 VB 114 38 | 173,4600 | VIL 16 | 107 1093,7600 
18832 IV. 151./3.| 46 206,3900,. '.| VIL-5.| 427 | 1095,4800 
1883 !V.11'1./4. 41 | 198,800 NII. 16 | 107 1092,0300 
1884 v. 4 |1./3.| 65 188,935 0 VII. 15 | 137 | 1107,2670 
1885 IV. 25|1./3.| 56 194,976 NE 131 | 1094,697 0 
Durchsh v.ı| [492| 1925120 | vı.13 121.8  1096,6470 
| — 240,6400 ©. — 1370,8080 C. 
9. Rubus Jdaeus Himbeere. 
1881 er En /4.| 74 604,600 NIE9r 110 1140,3200 
1882 .| 89 611,200 | VIE 8: | 130 1141,9500 
1883 Ivı. a EN 70, 530,0909 VIE20- 1 311 1140,0400 
1884 |VI. 11 1./3.1100 | 608,0730 VIE: T7 | 139 1142,9930 
1885 |VI6 1./3.) 38 | 599,6590 vI.13 | 135 1141,8580 
Durchsch.| VI. 8! 186,2) 590,7240 Vo. 16 | 125 1141,4320 
| = 738,4050 CO. | = 1426,70 0C. 
10. Fragaria vesca Erdbeere, 
1881 |V. 21j1./4.| 51 303,6200 YH, 17) 82 563,2500 
18532 | V.5 |1./3.| 66 397,5100 NE 48’ M110 855,5800 
1883 |V. 23 11./4.| 53 | 314,0900 Var. 17.92 542,2300 
18834 | V.1811./3.| 79 338,693 vi. 30 | 122 344,766 
185 |V.14 11/8.) a 345,066 0 VI. 24 ! 116 845,1420 
Durchsch.| V. 17 648 339,796 VPRıDd2 1.106,4 850,193 9*) *) genauer, statt der früher er- 
— 4947450 C. | — 1062.7490 G, wähnten 867,394°, so dass die Ab- 
; ; weichung nur + 0,84 °/, beträgt. 
11. Taraxacum officinale. 
1881 Vv.3 1./4. 33 | 126,470 V,16,1 +46 239,980 0 
1882 I|TV. 8[1./3.| 35 162,5700 IV. 23. 54 .| 273,8800 
1883 V. 6 |1./4.| 36 148,450 Y. 162.46 261,1000 
1884 |IV. 25|1./3.| 56 129,089 Vi | 70 237,1220 
1885 |IV. 2311 /3.| 54 175,8650 Ve: '6 | 67 | 287,8790 
Durchsch. IV. 25) 42,81 148,4890 | Vv.8 56,6 259,9920 
| | — 185,4990 C. | | = 324,9900 C. 
12. Lilium candidum. 
18531 |VI.11|1./4.| 102 1006,1700 ' Die grosse Ungleichheit in der Zahl der Tage bes. bei der 
a a a ee 
es vH. 1111./4. 102. 1015,910° | Hatwickklang bes. in den een Maler des Frühlings und 
1884 |VI. 1ol /3.| 132 1021,948° ‚ Sommers, die wieder eine Folge von den grossen und zahl- 
1885 vIn 511.8. 127 1034,087 0 | reichen Temperaturschwankungen ist, welche für das Klima 
Durchseh, |vIE 7 ires EEE ar unserer Gegend recht charakteristisch ist. Grade deshalb aber 


— 1273,9210 C. 


empfiehlt es sich, nicht die Durchschnittswärme eines Tages, 
sondern die gesammte zu der betr. Pflanzen-Entwicklung ver- 
wandte Wärmemenge als charakteristisch für die besondere 
Entwicklungsphase anzusehen, (Summe der sämmtlich. durch- 
schnittl. Tag- und Nacht-Temper.) 


I3 


30 


Tabelle D. 


FT + 6% IA. | ST IA |° ° * yyonıg 'T “unıav suunsz « 
st + | 98 IA | FI TA |° ° NET CR awbrna nad, 
alyuef & 
01 + %s IA | SI IA | ° 7 IE T Wwnsouagnı uwnuojog 
BF 2}: EN F TA |° TE T (smumuou0s snydjoppjujd 
9: SELIEA BELA un IE T “enappf Enony 
OT2=F Im IA | IA |' ° ET '9WVop-pnasg Dinge 
| TUN 
| 
ge + GETAN TIGEN, 0 Den “unagn snyanN,, 
or + 8 TA | 62 A |" TEL moi) DauınDyus) 
Ener ST IA | 88 A | ° ° TE T Dubm snongung , 
FIT 8 IA | 88 °A “IT 9709.09 9709951 
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 T — 


32 
Differenzen zwischen einzelnen Orten Westpreussens und Giessen. 
Tabelle E. + nach — vor Giessen. 
| Durch- || \ Hoch- Ischweine- : 
Giessen | schnitt NR Pr. Diar- Palesch-| vude | Elbing Drocb, Oliva | Danzig 
: werder | gard bernau 
i.Westp. ken |Kr. Berent 
| | 
} | | | 
Februar— März. 
1. Corylus Aveltana, 1 B.| II. 10 +24 | +24 | +24 | +27 1 +24, +17 — +21 | +20 
1 Jahr 
2. Daphne Mezereum, 1BL.J II. 18 | +35 | +49 | +34 | +29 | +24 | +49 — +34 | +41 
x 4 Jahre 2 Jahre 2 Jahre 
3. Viola odorata, 1 Bl. . [IT 15 +24 | +25 | +13 | +26 | +27 | +21 | +36 ı +34 | +27 
2 Jahre 2 Jahre 
4. Cornus mas, 1 Bl... . [II. 17, +40 —_ — — +44 — — = == 
5. Anemone nemerosa 1. BI. III. 24| +16 ı +29 1 +13 | +11 | +17 | +8 +7 +51 E_ 
| 1 Jahr 
Durchschnitt: | +274/,| +32 | +21 |+ 23,25] + 27,2 |+ 23,25] + 21,5 | +30 |+ 29,33 
April. | | 
1. Taraxacum offieinale, | 
21, ae IV.3);  +2| +2| +21| +25] +21| +7 | +22 | +20| +17 
2 Jahre | 2 Jahr 
2. Acer platanoides, 1 Bl. |IV. 12| +22 | +20 | +20 — +31 | +17 — +23 | +19 
1 Jahr 1 Jahr 


3. Ribes Grossutaria, 1 Bl. |IV. 12 | +14 +17 +16 +14 + 26 —+ 16 + 20 +18 +17 
| | 2 Jahre | 2 Jahre 
4. Aeseulushippocast.,B.O.* IV. 10| +19 | +19 | +12 | +21 | +25 | +16 | +19 | +26 | +17 
1 Jahr 1 Jahr 
5. Betula alba, 1Bl.... |]IV.7| +5| +15 | +15 == +23| +7 +21 | +32 | +6 

1 Jahr 2 Jahre 
6. Prunus avium, 1 Bl. . |IV. 18 +19 20 20 —+ 26 + 24 + 16 4 24 +21 + 24 
2 Jahre | 2 Jahre 


7. Prunus spinosa, 1Bl.. | IV. 19| +18 | +21 | +15 +24| +5 | +18 | +24 | +21 | +32 
1 Jahr | 2 Jahre 


8. Acer platanoides allg.Bi. |IV. 19| +21 | +18 | +18 — +34 | +18 — + 23 — 
1 Jahr 
9. Betula alba, Bl. OÖ... | IV. 1939| +10) +2 | +14 | +11] +21 | +5 +4 +14| +1 
| 1 Jahr 
10. Ribes Grossularia, allg. | 
I a er GENRE Pr 202 la 2 21521216, 16, +22| +10 Be 
11. Prunus avium, allg. Bl. {IV. 2383| +19 | +19 | +18 | +27 | +24 | +90 | +23 | +24 üE iu | 
1 Jahr 2 Jahre 
12. Pirus communis, 1Bl.. [Iv. 23) #18 | +17 | +18 | +26| +24 | +13 | +25 | +20 = 2 
2 Jahre 
13. Ribes rubrum, 1Bl... IIV. 13) +18 | +18 | +16 | +20| +23/| +13| +18 | +21 up 
1 Jahr ahre 
14. Ribes rubrum, allg. Bl. |[IV.24| +13 +13 +13 | +18 | +16 | +5 +17 7 #17 s 3 | 
1 Jahr ahre _ 
15. Prunus spinosa, allg. Bl. |IV.25| +17 | +18 | +15 | +22 | +23 | +20 | +22| +13 | +20 
2 Jahre 1 Jahr | 2 Jahre 
16. Fagus silvatica, B.O.. |IV. 25| +6 — +11 +83 — +9 ge Ki 10 
ahre 
17. Pirus Malus, 1Bl.... IIv. 2838| #18 | +18 | +17 | +28 | +20 | +10 | +21 ! +22 we 
| ahre 
18. Pirus communis,allg.Bl. |IV. 2939| +19 | + 18| #17 | #27. +4 | +2 | +2.) E27 220 
2 Jahre 2 Jahre | 2 Jahre | 
Durchschnitt: | +.16,72|-+ 17,76|-+ 16,47|+ 21.06|+ 22,11+ 13,06|+ 19,56|+ 20,71|-+ 18,18 
LL——————— 


*) bez. Blatt-Entfaltung d. h. erstes Erscheinen der Blatt-Oberfläche. 
25 


Februar — März. 
1. Corylus Aveltana, 1 Bl. 


2. Daphne Mezereum, 1Bl. 
3. Viola odorata, 1 Bl. 


4. Cornus mas, 1Bl.... 
5. Anemone nemerosa... 


Durchschnitt: I+- 35,33 


April. 


1. Tarasacum officinale, 
JE 


2. Acer platanoides, 1 Bl. 
3. Ribes Grossularia, 1 Bi. 


4. Aesculus hippocast.,B.O. 


[Dit 


. Betula alba, 1 Bl... . 
6. Prunus avium, 1 Bl. . 
1. Prunus spinosa, 1 Bl.. 
8. Acer platanoides, allg.Bl. 
9. Betula alba, Bl. ©... 


10. Ribes Grossularia, allg. 


11. Prunus avium, allg. Bl. 
12. Pirus contmunis, 1 Bl... 
13. Ribes rubrum 1 Bl... . 
14. Ribes rubrum, allg. Bl. 
. Prunus spinosa, allg. Bl. 
16. Fagus silvatica, B. O.. 
LT. Pirus Malus, 1 Bl. .. 


18. Pirus communis, allg. Bl. 


Dir- | 5 Grau- |Schwen-| Riesen-| 7, Brom- |Lieben- "Tann- 
schau Schwetz| Kulm denz ten burg Enden berg hof | see 
b. Gruppe | 
——— ee zz, Tut juris se 
| | , | 
| | | | 
MG 2 Br u a > a 1 ER ER? ART 
| | 1 Jahr 2 Jahre | 2 Jahre | 
ee aaa) BE a _ | 
+25 | +16 +3 +31 | +0 | +35 | +12 | +3 | 
2 Jahre | | | 
1.30. | 9 ae an —_ — 1438| 
+24 | +23! +23 | +33 — — +30 | +30 | 
1 Jahr | 2 Jahre | 
+ 20,33|+ 34,00/+ 30,66| -+ 10,5 | +50 + 25,334 36,66 
| | | 
+15 +2| +2 | +18 | +25] +19 | +1 | + 30 | +31, +27 
| | | 
+15 +18 | +1 _- +16 N 724 +19 
LAS 1 ee 180 1 ee 
| 1 Jahr 
+16 | +14 | +19 | +14 | +20 | +23 | +10 | +20 | +23 | +94 
2 Jahre | | 
+ 17 +12 +16 | +15 _ +18 | +12 | +10 | +16 | #19 
1 Jahr 1 Jahr | 
+19 | +17 | +18 | +27 | +9| +9, +4 | +7) +3| +21 
2 Jahre | 1 Jahr | | 
+1 | +17 | +14 | +19 | +12 | +16 | +16 — — +21 
1 Jahr 2 Jahre | | | 
+17 +16 | +17 —_ +15 | +22 | +14 I 2 | +19 | +18 
| 2 Jahre 2 Jahre | | 
age ne 1ar 10.1 E94 1.219 ee Hr eg 
| 2 Jahre |, 2 Jahre | j | 
| 
| | 
+0|/ +1| +1 —_— +19 | +11 | + 9 +2 | +1 412 
2 Jahre | 1 Jahr 
a ir, +16 | +17 | +21|+9 | +3| +1 +19 | +19 
2 Jahre | 1 Jahr | | 
+15 #1 I 1 | #14  -5.20 +17 | +15 | +17 | 20 | +17 
| 1 Jahr | | 
+16 | +15 | +18 — +22] +19 | +14 | +17 | +2| +21 
2 Jahre 
+7) +2/)+8| — +89) +w| +7| +uı | +16 He 
2 Jahre | | 
+9I/+253|/|+3|+20| +5] +16 | +3 | +13 | — +2 
| 2 Jahre 1 Jahr | 
— —_ — +3 — + 8 — | +5 +16 +5 
2 Jahre ı 2 Jahre 
+14 | +13 | +17 | +14 | +16 | +19 | +13 | #16 | +18 | +20 
| 2 Jahre ı 1 Jahr 
+125| +10 | +14 | +2 | +18 [| +14 | + 9113| +24 | +19 
| 1 Jahr | | | 
+ 16,08|++ 17,63|-H 17,11|-+ 12,00|-H 16,06] -+ 20,5 |+- 18,89 


Durchschnitt: ER 14,65 + 13,65|+ 15,59 


IS] 


34 


Tabelle E. i 
- - Ä 
Ihrsohzn.13.% || Hoch- |schweine- b | 
Giessen | schnitt av Ei ee Fe Palesch-| »ude | Elbing | a ! Oliva | Danzig 
l Westp. N ee ce ken |Kr.Berent, | | 
| | | | 
Mai. | | | 
1. Syringa vulgaris, LBl.| V.4 | +17 | +18|+15| +15 | +3 | #13 | SI Eee 
| | 2 Jahre | 2 Jahre 
9. Aesceulus hippocas,1Bl. | V.7 |! +2 | +14 | +3 | +21/| +9 | +1| +17 | — + 20 
2 Jahre | bezw. 19 1 Jahr 
3. Berberis vulgaris, 1Bl.| V.8 +2 | +20| +16 +3| +51, +3 — — +14 
| 3 Jahre | 2 Jahre | 2 Jahre | 1 Jahr 1 Jahr 
# Pirus Malıs, allg. B..Iv. 10) +13 | +12 | + 9/| +20) +14 | +14 | +13 | FU [Hl 
| | | | 2 Jahre 
5. Sorbus aucupar, 1B.|V.16| +10 | +7 | +14! +12| +3 1) +12 —_ +12 
| | 2 Jahre 2 Jahre 
6. Sambucus nigra, 1B.|V.28| +17 | +15 | +22 — 1-30 | 7 \ Es + 20 23 
| | | 2 Jahre | f 1 Jahr 1 Jahr 
7. Secale cereale, 1 Bl. was DE +93| +16, SE ea > 
| | | | | ‚ 2 Jahre 
8. Centaurea eyanus,1Bl. | V.293| +8, +10 | +14 | +9!+10| +6 1 DB 
Br mamAası..|v.3 +3 | 4145| —- | 4027| 44 | 2. BER NN; 
| | | | 1 Jahr 
Durchschnitt: | 112,55 |+ 13,55/-+ 14,71|+ 16,13|+ 16,00)-+ 10,38) 17,43)+ 17,00)-+ 17,00 
| j | | } | 
| | | 
| | | 
Juni. | | | 
1. Robinia Pseud- Acacia | | | 
1 EA RR vL[.1/+2| +10| +13| — |+% — — — +10 
| | | | 1 Jahr 
2. Rubus Idaeus, 1 Bl v1. 2 EEE EEE ee au e6I +3 Sr 
| | 1 Jahr | 2 Jahre | 1 Jahr 
3. Solanum tuberosum, LBL.{|VI. 12 +23 | +10| — | +1 | +22 eu +17 | a Bu 
2 Jahre | | | | 
4. Triticum vulgare hib. | | | 
1 1 vI.14| +15 | +12 Ve +21 en a e 
ns aim, 1 Er... [VE 15 a0 | +14 | E21 | +32 | Lil |203 | 20 We 
| | 1 Jahr | 1 Jahr 2 Janre 
6. Ribes rubrum, 1 Frucht- | | | | 
an TE rn ar ERBEN v1.207 +20) +3| +1! +23| +35| +20| +5] +25| +19 
| | 1 Jahr | 2 Jahre 
7. Hordeum vulg., 1 Blt. | 
(4 zeil. grosse G.) VI 2 — 0 ._ = = — Sen EN 
| | 
8. Hord. vulg. (2 zeil. Kl. | | 
Ey a v1. 155| +10 2 a +20: -£12 | ee Se = 
| 3 Jahre | 
9. Avena satiwva, 1 Bl... |VL.9| +5| +5|| — — | +22 — = _ 
| | | 1 Jahr 
10. Lilium candidum, 1Bl. [V1.30| +8| +3 — /)+3| +12 0 I 2% — +12 h 
| | 1 Jahr | | | 1 Jahr 
Durchschnitt: | |+ 11,3 | + 9,00 |+ 12,25/+ 20,00|-+ 16,00|-+ 12,25] + 18,4| + 16,5 |)+ 14,40 


bezw. 


+ 13,67 


ohne d. Getreidearten und 
Kartoffeln. 


27 


\ 2 27 abe RE L — 5 
4 35 


Labelle E. 


1 I f ı 
‚Schwen- 


Dir- Schweiz! Kali Grau- Riesen- Thorn  Brom- 'Lieben-' Tann- 
schau | | denz |, Eons burg | berg hof see 
- i | | 
1 | | 2 | I I 
Mai. | | | | | 
1. Syringa vulgaris, 1Bl.| +16 | +12 Ber 09 a a I ET 099 +19 
2 Jahre 1 Jahr | | | 
2. Aesculushippocast,1B.| +14 +5/| +8, +11) +101+10/| +3 +5, +323| +14 
ı Jahr 
3. Berberis vulgaris, 1Bl. | +17 +10 | +22 — | +14]1+15 | +1 18 _ +17 
| \ | ‚ 2 Jahre | 3 Jahre 
4. Pirus Malus, alle. B..| + 9! +6) +6 +202/| +3 | +14) +7 +7|/+B | +2 
| | ı 1 Jahr \ ‘ı 1 Jahr 
9. Sorbus aucupar., 1Bl.| + 9 | PFzrrH-3, +32 +2 Br hr. 
| | | 1 Jahr 2 Jahre | 
6. Sambueus nigra, 1B.| +20 | +93| +17| +9| +5|I| +7) +2/| +20} +7) +3 
2 Jahre | 1 Jahr 2 Jahre \ 
7. Secale cereale, 1 Bl. . — | - 1 - | — + 7 I +1 _ E +12) +10 
| | | 2 Jahre | 1 Jahr ‚ 1 Jahr 
8. Centaurea eyanus, 1B.| +9 +11 —6 — 1!+2]j] —-2| +1; +2!+01+9 
| | 3 Jahre | | | 
9. Nuphar luteum, 1Bl..| +16 ı — | — u 583] +10! +10! +16 | —1 2 
2 Jahre 2 Jahre | 2 Jahre | 


Durchschnitt: |+ 13,75 + 6,86 | + 9,29 |+ 14,60] + 9,67 |+ 10,33 + 10,25 + 13,75,+ 11,88|+ 13,57 
| | | 7 a 


Juni. | 
1. Robinia Pseud- Acacia | 
3 EBI,ESIIL DIN = 284+ 72147] 1 ZI 
| | 1 Jahr 
2. Rubus Idaeus, 1 Bl. . 0 | —-—3| +51 — — — 6 +7| — 1 0,+5 
3. Solanum tuberosum,1Bl. — | = —_ — | 4 —_ —! 17 — 41,527 0 
| 2 Jahre | 
4. Triticum vulgare hib. | | | | | | | 
er, _ I U 5 VE ie 
| | 1 Jahr | 
5. Prunus avium, 1 Fr. .| +20 | +11| — -- +10 | +18 19 +7 +14| +21 
| | 1 Jahr | 1 Jahr 1 Jahr 
6. Ribes rubrum, 1 Frucht- | 
er er 0. +95 +18 | 12 — /|+%0%I +7) +8) +3) +20| +B 
| 2 Jahre | 1 Jahr | \ 1 Jahr | | 1 Jahr 
7. Hordeum vulg., 1 Bit. | 
(&zeil. grosse G.) . .. —_ —Aa — /|+ 7] —-ı1| — — | +6| +1 
| | 1 Jahr 1 Jahr | 1 Jahr 
8. Hord. vulg. (2zeil. kl. | 
re — _- | — — | +19 0217, = u. 
| | 1 Jahr | 1 Jahr | 
9. Avena sativa, 1 Bl... —_ —_— | — —= Mrz Er Rs iıPiire Ei 
| | 1 Jahr | | 
'0. Lilium candidum, 1Bl. | + 14 0|+7| — |+6| +17 0+0| +5| +u 
1 Jahr | \ | 2 Jahre | | 1 Jahr 
Durchschnitt: |+ 14,40 +5,001+7,5| — |+1255|-+ 4,88 | + 12,2 | + 7,80 |+ 12,33, + 12,83 
28 3* 


36 
Tabelle E. 
= == Te — 
Durch- : | Hoch- |schweine- 
Giessen schnitt Marien- |Pr.Star-\pnjesch-| puae Elbing Proebe Danzig 
; | werder | gard 3 £ bernau | 
i.Westp.| 2 ken |Kr. Berent | 
Juli. | 
1. Rubus Idaeus, 1 Fr. NLA LI #12 |’ 464, E76 — +6 
1 Jahr 2 Jahre 
2, Ribes Grossularia, LFr. |VL.5| +10 | +16| + 4| + 6| +16 | +17 | +24 _ +21 
1 Jahr 1 Jahr 
3. Secale cereale, Frnte- 
TE vi. 1939| +3| — 1 — /+65]|] +39 — + 10 0 Bar 
4. Calluna vulgar. 1 Bl. . |VII. 26) + 10 7|+3| +4] +3 4 0 +6 U 
4 Jahre | ı 1 Jahr 2 Jahre | 2 Jahre 
5. Hordeum vulgar. (4 zeil. | 
gross) Ernte-Anfang. . [V.29| + 2 | — 2 — 1422 — — = ar ne 
'ı 1 Jahr 
6. Sorbus aucupar., 1 Fr. VT.30| + 3/| +21) +5/| - WI +2 — + 16 = 1 
| 1 Jahr 
7. Hordeum vulg. (kl. 2zeil.) 
Ernte-Anfang...... vI.31| +1| — 1 — +1] —- 3 — = Pe zur 
Durchschnitt: | I+ 6,57 |+ 7,438 | + 8,25 |+ 6,57 a 8,83 |+ 11,383|+ 124 | + 3,0 | 9,33 
August. | | | | 
1. Tritieum vulgare, Ernte- | 
np a Zn ee I — 9 0-2216 ar 2 »L 
| | 1 Jahr 
2. Avenasativa,Ernte-Anf. [VIL11 + 1 0° — +8 + 8 —_ — 6 BR: 
| | | 1 Jahr 
3. Sambucus nigra, 1 Fr. [VOL 11 +16 | +30 | 19 — + 10 3) ar: a Re 
| 3 Jahre | 2 Jahre 1 Jahr | 
4. Pirus eommunis, 1 Fr. [VIT.12) +10 | +9 | +12| +8 —: ar NN +13 
| | | 1 Jahr 
5. Pirus Malus, 1 Frucht. |VIIIL. 16 +10 | +4 — +97 +14 41-101 = En. 
| | 1 Jahr 1 Jahr | 1 Jahr 
6. Berberis vulgar. 1 Fr. |VIIT.12) — 10 | +6 Zt 0 or 2 ee er =£ 2. 
A 2 Jahre | 
Durchschnitt: | +4,83 |+ 8,33| 10,50 |+ 8,33 ]-+ 9,20 |+ 7,00 + 10,00) + 6,00 |-+ 15,0€ 
bezw. + 4,00 
ohne Sambueus. 
September. | | | 
1. Corylus Avellana, 1 Fr. |IX. 12| — 12 0 —4 — 8 —10| +4 en Ri Ba 
ı 4 Jahre | h 
2. Aesculus hippocastan. | 
ISRTUEBES. . - = 16| + 2| +2 —7 — —217| —7 4, 19? 
2 Jahre | 1 Jahr. 
Durchschnitt: | 5.00) 1,0| 55 |— 8,00 |— 185 | + 55 [EDO FF TEI EZ 
October. | | | | 
1. Aesculus hippocastan. | | | 
ars. xol el.) — 2) — | —ı0) (So 
1 Jahr 
9. Betula alba, L. V. . a EN a — 36 —_ = 98 oa 
1 Jahr 1 Jahr |; 1 Jahr 1 Jahr }' 
3. Fagus silvatica, L.V.|X.15| — 12 _ _ — 26 == — 30 — —4 — 
1 Jahr 
Durchschnitt: | 311,33 10,0) 7 = 2% — = 3,0] = VErEe 


*) bezw. Laub-Färbung bezw. Laubfall. 


29 


BET 3 ER ? 37 
4 | / “ | 
"abelle E. 
— - | | — 
% Dir- Grau- |Schwen-| Riesen- | m Brom- |Lieben-| Tann- 
schau Re Knlm denz ten burg Thorn | berg hof | see 
| b. Gruppe | 
| | 
® | | | 
j Juli. | ! | > \ | | 
1. Rubus Idaeus, 1 Fr. +3|1 +4 = — _ 12 — /1+21+3| #5 
h | | 2 Jahre | | | | 2 Jahre 
2. Ribes Grossularia, 1Fr. | +16 + 9 +6 | — +6] +11! 3+6| +11! +10 
1 Jahr | | 1 Jahr 2 Jahre | 1 Jahr | | | ı Jahr 
83. Secale cereale, Ernte- | | | | 
2 En - ll - | — — — 21 — 1 — _ + 31. 
| | 1 Jahr | | 
4. Calluna vulgar. 1Bl..| + 38 — | — | — +4[|+5| +11 +4| — | — 
| allg. Bl. | | 
5. Hordeum vulgar. (4 zeil. | | 
gross) Ernte-Anfang .. N, I MT 9 —.,.)+ 22) v—# [+72 u 
| | | 1 Jahr | | | 
6. Sorbus aucupar., 1 Fr. 0 | + 12 | _ 2 +16] +13 ee | + 5b 
1. Hordeum vulg. (kl. 2zeil.) | | | | | 
Ernte-Anfang...... En + 18 — 1 — _ L 9 Te 
| \ | 1 Jahr | } | 2 
Durchschnitt: |+ 9,00 | + 7,001+ 6001| — | 850 | 3,00 |+ 10,09|+ 13,00 + 7,16 | + 12,5 
| | j 
August. | 
1. Triticum vulgare, Ernte- | | 
Anfang . — | — — _— 3 -- EN __ 
| | 1 Jahr | | 
2. Avenasativa,Ernte-Anf. u — an +5 a ee 
| | 1 Jahr \ | 
3.Sambueus nigra, 1 Fr. | +23 | +2383| — — 7,5280 — — 1+91 FW 
2 Jahre | | 2 Jahre | 
4. Pirus communis, 1 Fr. | +18 | — | ae — 4 _ — 0 — Ti — 
| 2 Jahre 
D. Pirus Malus, 1 Fr. u] +51 — + 4 1 — 0 — 5 — 
1 Jahr | | 2 Jahre | | | 
6. Berberis wvulgar, 1 F.| +14 | +5| — | — — 11. —S1.—-/ FEST 
1 Jahr | | | | | 2 Jahre | 2 Jahre 
Durchschnitt: I+ 17,000 +12,6 — | — |+ 5,40 | +3,00 —  |+9,50 —- 0,20 |+ 14,00 
| bezw. + 5,00, |bz. 4,50 \ 
ohne Sambucus ohne Sambueus 
September. | | | | | | 
1. Corylus Avellana,1Fr.| +4 +190| — — | —2 —3!+1| 51-5 _ 
2 Jahre | | 2 Jahre | 1 Jahr || 
2. Aesculus hippocastan. | | 
Brscht .......: +T 1-4) — N N _ er 22 = 9 
h | | ı 1 Jahr 
Durchschnitt: | ++ 5,5 |—2,00| — NS WE [2300] 2700 
October. | 
l. desculus hippocastan. | | 
A ir De FO Z N = Ir 6 10 
3 Jahre | | 1 Jahr | 
Be Betula alba, L.V..:.1 —13| —7 — 17-331 —12| +1 — 11! —24| —»2 
| 2 Jahre | 1 Jahr | 1 Jahr 
3. Fagus silvatica, L. V. — — ea | — 0 | | —- 17 — 
| l | ) 
Durchschnitt: == 7,00 | — 2,5 | —_ | — | — | — +1 —25 |-1366 — 
—.s AI — 
30 


38 


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Ergebnisse 
botanischer Excursionen aus dem Jahre 1885 


von 


F. Kalmuss, 
Hauptlehrer in Elbing. 


Auch im Jahre 1885 habe ich wie bisher bei meinen botanischen Aus- 
flügen das Hauptaugenmerk auf die weitere Erforschung der Flora des Elbinger 
Kreises gerichtet und nur wenige Excursionen nach benachbarten Kreisen unter- 
nommen. Im Monat Juni untersuchte ich vielfach das zum Hommelgebiete ge- 
hörige, schluchtenreiche Terrain zwischen den Dörfern Stagnitten, Kl. Stoboy 
und Damerau, sowie das Hauptthal der Hommel bis zum „Geizhals‘‘, einem 
Sammelteich im Schönwalder Forst, aufwärts und die Schlucht der Hoppenbäk, 
eines in der Gegend von Schönwalde entspringenden und nördlich der Stadt 
Elbing in den Elbingfluss mündenden Baches. 

Die schroffen, mit Buschwerk und Hochwald bestandenen Schluchten bei 
Stagnitten und Damerau gehören zu den ergiebigsten botanischen Gebieten der 
Elbinger Umgegend, umsomehr, da sie mit wenigen Ausnahmen nicht beweidet 
werden. Auch steht zu erwarten, dass sie in Zukunft der Botanik erhalten 
bleiben; denn ihre steilen Hänge könnten den Ackerbau nur unter grossen Be- 
schwerden gestatten, und die Erträge würden dem Kostenaufwande nicht ent- 
sprechen. Dagegen liefern die Gebüsche der Abhänge, welche von Zeit zu Zeit 
abgeholzt werden, ein vorzügliches Material zu Faschinen, und wird durch die- 
selben von den Besitzern eine recht bedeutende Einnahme erzielt. 

Der vorherrschend kalkhaltige Lehmboden dieser Schluchten charakterisirt 
sich schon durch seine Flora. Lonicera Xylosteum, Cypripedium Calceolus, 
Pleurospermum austriacum, Aqurlegia vulgaris, Viola mirabilis, Bromus asper, 
Brachypodium pinnatum und silvatieum etc. sind die eigenthümlichen Erzeugnisse 
desselben. An feuchten, schattigen Stellen finden sich in Menge Petasites albus, 
Glyceria nemoralis, Lappa nemorosa, Aconitum variegatum, Ranuneulus cassubicus 
L. und Campanula latifolia. — Letztere Pflanze war bis dahin nur von drei 
Standorten, Schönwalde, Damerau und Dambitzen, im Kreise bekannt; sie wächst 
jedoch, wie ich im verflossenen Sommer zu beobachten Gelegenheit hatte, sehr 
zahlreich an verschiedenen Stellen der Stagnitter Schluchten und besonders 
häufig an den bewaldeten Uferabhängen der Hoppenbäk bei Gr. Bieland, wo 
sie die vorherrschende Species ihrer Gattung ist und weit häufiger vorkommt, 


als die in ihrer Gesellschaft wachsende Campanula Trachelium. 
1 


Uypripedium Calceolus kam nach Straube vor ca. 40 Jahren in der Damerauer 
Schlucht so zahlreich vor, dass es die Bewohner des Dorfes zur Pfingstzeit in 
Sträussen als Zimmerschmuck benutzten. Auf diese Weise wurde Straube auf 
die Pflanze aufmerksam und erhielt von ihrem Standorte Kunde. Die Dorf- 
bewohner nannten sie in urwüchsiger Weise „Bollebüdel“. Heute ist sie dort 
nur noch an wenigen, sehr versteckten und schwer zugänglichen Stellen vor- 
handen und dürfte den Landleuten kaum noch bekannt sein. Ihre Existenz 
ist dadurch sehr gefährdet, dass die Schlucht von Damerau aus zuweilen be- 
weidet wird. Mehr aber noch wird ihr Dasein durch die Schüler der höheren Lehr- 
anstalten Elbings bedroht, welche beim Botanisiren auf diese schöne Orchidacee, 
die Zierde unserer Wälder, besondere Jagd machen und in der Ausrottung der- 
selben rücksichtslos vorgehen. Zum Glücke wächst sie noch an vielen anderen, 
weniger bekannten Stellen in den Schluchten des Elbinger Hochlandes; so fand 
ich sie am 3. Juni dieses Jahres an einem Abhange der „Petasitesschlucht‘“ in 
solcher Pracht und Fülle, wie ich sie bisher nie gesehen hatte. Während die 
Stengel der Pflanze sonst mehr vereinzelt stehen, sah ich sie hier in üppigen 
Büschen, deren jeder bis 15, meist zweiblütige Exemplare enthielt. 

In derselben Waldschlucht beobachtete ich am Bachufer an mehreren Stellen 
Poa sudetica Haenke; in einer lichten Schonung des Vogelsanger Waldes 
fand ich vereinzelt Rudbeckia hirta L., am Forsthause bei Damerau den 
Rasen auf mehrere Quadratmeter überziehend Viola canina x Rirviniana, 
am Hommelufer zwischen Damerauer Mühle und Kupferhammer in grossen 
Herden Struthiopteris germanica Willd., in Pangritz-Colonie Datura 
Stramonium L. und jm Aussendeich der Nogat bei Ellerwald Hierochloa 
odorata Whlnb. neu für den Kreis. Auch das bisher im Elbinger Kreise 
nicht aufgefundene Galium verum L. sah ich in wenigen Exemplaren an 
drei Stellen, bei Gr. Bieland, Plantage und den Fischerhäusern am Drausensee. 
Bei Vogelsang auf Aeckern zerstreut bemerkte ich Sherardia arvensis L. 

Vom 19. Juli ab unternahm ich eine dreitägige Excursion nach Tolkemit 
und dessen Umgegend. Etwa !/, Meile nördlich von Tolkemit liegt hart am 
Haffufer das ca. 1100 Morgen grosse königl. Forstrevier Wieck; in demselben 
entdeckte ich schon im Jahre 1883, als ich im Auftrage des westpr. botanisch- 
zoologischen Vereins den Elbinger Kreis bereiste, einen Rubus, der sich von 
den in unserer Provinz vorkommenden Arten wesentlich unterschied. Sein 
Wuchs erinnerte lebhaft an Rubus villicaulis Köhler, welcher auf der frischen 
Nehrung bei Liep vorkommen soll; doch waren die beiderseits lebhaft grünen, 
seidenhaarigen Theilblättchen der durchweg 5zähligen Schösslingsblätter bedeutend 
grösser, die Behaarung der Schösslinge lockerer und die Stacheln mehr gerade 
als bei R. villicaulis*). Dennoch hielt ich den Rubus für eine üppige Schatienform 


*) Nach den von mir im Sommer 1386 auf der frischen Nehrung vorgenommenen Unter- 
suchungen bezweifle ich, dass R. villicaulis Köhler überhaupt dort vorkommt. Ich habe in dem 
rubenreichen Revier zwischen Kahlberg und Pröbbernau trotz sorgfältigen Suchens aus der Gruppe 


der Villicaules nur R. macrophyllu W. & N. und zwar in einer eigenthümlichen, zu R. pyra- 
2 


40 


dieser Art. Da derselbe noch nicht vollständig in Blüte war, so konnte auch 
Dr. Focke-Bremen eine sichere Bestimmung nicht herbeiführen, er erklärte, 
dass die Pflanze anscheinend zu Rubus pyramidalıs Kaltenbach gehöre, und 
ich liess sie in Folge dessen unter diesem Namen in meinem Standortsverzeich- 
niss der Elbinger Flora passiren. Im Jahre 1883 sowohl, als auch im nächsten 
Jahre war ich verhindert, noch einmal nach dem vom gewöhnlichen Verkehr 
abgelegenen Wiecker Revier zu gelangen; um aber endlich über den dort in 
so reicher Fülle vorkommenden Rubus Klarheit zu erhalten, unternahm ich jetzt 
von Tolkemit aus einen Ausflug nach dem erwähnten Walde, auf welchem mich 
Straube-Elbing und Kutschke-Tolkemit begleiteten. Wie ich vermuthet 
hatte, stand die Pflanze am Ende des Monats Juli in vollster Blüte, und ich 
hatte Gelegenheit, schöne, characterische Exemplare reichlich einzusammeln, in 
denen Dr. Focke auf den ersten Blick Rubus macrophyllu W. &N. 
erkannte. Nach Focke’s Synopsis Ruborum Germaniae war der nordöstlichste 
Standort dieses Rubus für das deutsche Reich bisher die Gegend von Lübeck. 
Die Pflanze ist demnach neu für West- und Östpreussen. 

Auf dieser Tour sah ich auch am Haffufer zwischen Tolkemit und Wieck 
ziemlich zahlreich das im Elbinger Kreise erst einmal bei Bartkamm gefundene 
und später dort wieder verschwundene Verbascum thapsiforme Schr. 

Auf dem Stadtanger von Tolkemit zeigte mir Herr Propst Preuschoff 
als neu für den Kreis Coronopus Auellii All. In der Nähe des Hafen- 
wäldchens fand ich am alten Standorte recht reichlich Diplotaxis muralis 
D. €. in Gesellschaft von Senecio viscosus L. und an einer andern Stelle 
Chenopodium Bonus Henricus L. Auch wurde ich durch Herrn Preuschoff auf 
einen reichhaltigen Standort von Struthiopteris germanica Willd. am Ufer 
des Mühlenfliesses in der Nähe der Heidenburg Tolkemita aufmerksam gemacht. 

Am 30. Juli begab ich mich in Begleitung Straube’s von Tolkemit aus 
nach den Rehbergen. Wir wanderten den Grenzgrund, eine romautische Wald- 
schlucht, welehe die Rehberge vom Stelliner Forst trennt, aufwärts. Eine der 
gemeinsten Pflanzen des Grenzgrundes ist Cörcäa intermedia Ehrh., die hier 
alle nur einigermassen feuchte Stellen vollständig überwuchert. Bei oberfläch- 
licher Betrachtung kann man sie wohl mit robusten Exemplaren der Circäa 
alpina L. verwechseln, doch sind ihre Kronblätter grösser als bei der letzteren, 
mindestens so lang wie der Kelch, und in den Früchten finden sich stets zwei 
Fächer, von denen das eine zuweilen verkümmert erscheint, so dass die Scheide- 
wand die Frucht in zwei ungleiche Hälften theilt. Bei trockenen Exemplaren 
kann man die Scheidewand deutlich erkennen, wenn man die Pflanze gegen das 
Licht hält und den Fruchtknoten oder die noch unreife Frucht durch die Lupe 
betrachtet. Da die Pflanze auch noch andere scharf ausgeprägte Merkmale 


midalis hinneigenden Form auffinden können, deren Beschreibung ich mir für spätere Zeit vor- 
behalte. Die in Straube’s und meinem Herbar befindlichen Exemplare von R. villicaulis, welche 


v. Klinggräff I. und Straube vor Jahren bei Liep sammelten, gehören ebenfalls zu dieser Nehrungs- 
form des R. macrophyllus. 


41 

aufweist, die sie von den beiden anderen Species ihrer Gattung stets sicher 
unterscheiden lassen, so dürfte sie wohl als eine gute Art gelten. Von den 
Vertheidigern der Bastardnatur dieser Circäa wird freilich angeführt, dass die 
Pollen häufig sehr schlecht entwickelt sind und die Früchte vor der Reife ab- 
fallen oder ganz fehlschlagen. Diesen Umstand habe ich jedoch nur an solchen 
Exemplaren bemerkt, die sehr tief im Schatten standen, und könnte die mangel- 
hafte Pollen- und Fruchtausbildung ebensogut eine Folge zu geringer Einwirkung 
des Sonnenlichtes sein, auch treten solche Fälle überhaupt bei Pflanzen ein, 
die sich stark unterirdisch vermehren; so habe ich in meinem Garten bei Convallaria 
majalis L. verkümmerte Pollen und wahrscheinlich in Folge dessen Fehlschlagen 
der Früchte beobachtet. Wenn der Bastard auch immerhin eine grosse vege- 
tative Vermehrungsfähigkeit besitzt, so wäre es doch kaum denkbar, dass ein 
solcher auf eine Strecke von einer halben Meile hin seine Eltern vollständig 
verdrängen könnte. Im ganzen Grenzgrunde fand ich unter Circda intermedia 
nur ein einziges Mal eine kleine, sich aber sehr scharf abgrenzende Herde von 
©. alpina und an einer andern Stelle in wenigen dürftigen Exemplaren (. lutetiana, 
welche in den höher gelegenen Laubwaldungen des nahen Cadinen die ausschliess- 
lich vorkommende Art ist. Um hier eine sichere Entscheidung treffen zu können, 
sind sorgfältige Befruchtungs- und Culturversuche nothwendig. 

Im Grenzgrunde fand ich am alten Standorte Allium ursinum L. — Den- 
taria bulbifera L. und Festuca silvatica Vill. sind in den Rehbergen 
sehr verbreitet, Luzula sudetica Presl. a) pallescens Bess. (als Art) und 
Elymus europäus L. kommen nur vereinzelt vor. Auf zwei Blöcken fand 
ich Thamnium alopecurum Schimp. 

Am 14., 15. und 16. Juli machte ich mit Straube von Marienburg aus 
eine Excursion über Willenberg, Braunswalde, Parpahren. Weissenberg, Pieckel, 
Kl. Falkenau und Gr. Gartz nach Pelplin. 

Auf Sandäckern bei Willenberg fanden sich Plantago arenaria W. K. 
Medicago falcato-sativa Rehb., Chondrilla juncea L., Armeria vulgaris 
Willd. und Eryngium planum L. Einige Brachäcker bei Braunswalde waren 
auf weite Flächen hin dicht mit Verbascum thapsiforme Schr. bedeckt. In der 
Parowe bei Wengern wurden gefunden Cimieifuga fötida L., Aconitum 
variegatum L., Laserpitium prutenicum L., Ranunculus cassubicus L. 
und vereinzelt Carduus nutans L., an den Abhängen der Nogat Vincetowi- 
cum offieinale Much., Inula salicina L., Lathyrus silvester L., e.) platyphyllius 
Retz. (als Art) und am Nogatufer Xanthium italicum Moretti und Parnassia 
palustris L. Auf dem Gute Wengern war Trifolium incarnatum L. angebaut. 
Im nördlichen Teil des Rehhöfer Forstes ist Antherieum ramosum L. sehr ge- 
mein, ausserdem sammelten wir zwischen Papahren und Weissenberg Geranium 
sanguineum L., Spergula Morisonii Bor. und Alyssum montanum L. Letzteres 
kommt auch sehr häufig am weissen Berge bei Weissenberg vor. Die früher 
so ergiebigen Abhänge dieses Berges, von dem man eine herrliche Aussicht 


auf das Weichselthal einerseits bis Marienwerder, andererseits bis Dirschau 
e 4 


Bu im 


geniesst, sind jetzt leider umgeackert. Im Dorfe Weissenberg wuchs zahlreich 
Atriplex roseum L. Auf der Montauer Spitze bei Pieckel fanden wir Bunias 
orientalis L., Silene tatarica Pers., Nepeta Cataria L. und Thalictrum flavum L. 
Im Eichenwald auf der Montauer Spitze ist Circäa lutetiana L. gemein. Im 
Aussendeich der Nogat bei Kl. Falkenau wurden Ononis spinosa L., Potentilla 
supina L. und Nasturtium armoracioides Tausch gesammelt. Sehr häufig wuchsen 
in Weidengebüschen am Wege von Kl. Falkenau nach Gr. Gartz Euphorbia 
lueida W. K. und Thalictrum flavum L., im Dorfe Gr. Gartz Datura Stra- 
monium L. und Atriplex roseum L. 

In Bezug auf das von mir aufgestellte Standortsverzeichniss der Flora 
des Elbinger Kreises vom Jahre 1883 habe ich noch folgendes zu berichtigen: 
Najas minor All. ist, wie mir Herr Professor Dr. Caspary mitteilte, von 
ihm im Drausensee nicht gefunden worden, sondern vielmehr Najas major All. 
Erstere Pflanze ist demnach aus der Flora des Elbinger Kreises zu streichen. 

Durch Herrn v. Uechtritz-Breslau wurde ich dahin belehrt, dass unser 
Elbinger, wie überhaupt das preussiche Galium aristatum als @. Schultesüi Vest. 
bezeichnet werden muss, da von dem ersteren das südeuropäische, echte Galium 
arıstatum L., welches diesseits der Alpen nur auf einer beschränkten Ver- 
breitungsinsel des Innthals an der tiroler-bayerischen Grenze vorkommt, noch 
verschieden ist. 


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F | 43 
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Faunistische Studien in westpreussischen seen. 
‘Von 
Dr. Otto Zacharias, 
Hirschberg i. Schl. 


(Hierzu Tafel I.) 


Der Botanisch-Zoologische Verein der Provinz Westpreussen hat sich 
statutenmässig die Aufgabe gestellt, die wissenschaftliche Kenntniss der ein- 
heimischen Thier- und Pflanzenwelt nach allen Richtungen hin zu fördern. Zur 
Erreichung dieses Zweckes werden einzelnen Naturforschern vereinsseitig die 
Mittel zu ausgedehnten Excursionen innerhalb der Provinz gewährt, wobei jedes 
Mal ein ganz bestimmter Plan, sei es in zoologischer oder botanischer Hinsicht, 
zur Ausführung gelangt. 

Im Nachstehenden berichte ich nun über eine derartige Forschungsreise, 
bei welcher ich die Absicht verfolgte, Studien über die niedere Thierwelt der 
westpreussischen Seen zu machen. Die betreffenden Excursionen fanden im Juli 
des verflossenen Sommers (1886) statt. Ich fasste dabei hauptsächlich die Er- 
forschung jener weniger bekannten Thiergruppen ins Auge, welche zum Theil 
bloss mit Hülfe des Mikroskops constatirt werden können, deren Kenntniss 
aber — abgesehen von dem wissenschaftlichen Interesse, welches sie darbieten 
— auch für Fischzucht und Fischerei von hervorragender Wichtigkeit ist. Ich 
stelle dieses Moment absichtlich in den Vordergrund, um zu zeigen, wie Unter- 
suchungen, die ganz abseits vom practischen Gebiet zu liegen scheinen, den- 
noch mit demselben in Verbindung stehen, insofern nämlich, als die Thiere, 
mit denen wir uns sogleich beschäftigen werden, für manche Fischsorten (z. B. 
für die Coregonus-Species) die fast ausschliessliche Nahrung bilden. Seen also, 
die ganz besonders reich mit derartigem Nährmaterial versehen sind, würden 
sich in erster Linie dazu eignen, Felchen- und Maränenbrut aufzunehmen. Es 
liegt somit im practischen Interesse der Fischereiwirthschaft, die Beschaffenheit 
der einzelnen Seen in erwähnter Hinsicht kennen zu lernen. Andernfalls müsste 
man bei Fortsetzung der Versuche, die grossen, schmackhaften Maränen des 
Madüe-, Schall- und Selenter See’s in Westpreussen einzubürgern, die Wahl der 
Gewässer nur nach Gutdünken vornehmen, was sicher kein rationelles Verfahren 
sein würde. 


44 


Ich begnüge mich mit diesem Hinweis, und gehe nun zur Berichterstattung 
selbst über. Dieselbe erstreckt sich auf 28 grössere Süsswasserbecken und 1 
Brackwasser-Tümpel. Letzterer befindet sich auf der Westerplatte bei Danzig, 
ganz nahe der See. 

Meine Untersuchung in Westpreussen bildete, wie ich zu bemerken nicht 
unterlassen darf, die natürliche Fortsetzung von Excursionen, welche ich in 
Mittelholstein begonnen und (mit Unterstützung der Königl. Preuss. Academie 
der Wissenschaften zu Berlin) über Mecklenburg bis nach Pommern ausgedehnt 
hatte. Ich befand mich also beim Beginn meiner westpreussischen Forschungen 
in der Lage, die Fauna der dortigen Seen mit derjenigen einer grösseren An- 
zahl anderer norddeutscher Wasserbecken vergleichen zu können, und dieser 
Umstand hat wesentlich dazu beigetragen, dass ich dem verehrlichen Botanisch- 
Zoologischen Verein ein wissenschaftliches Resultat von allgemeinerem Interesse 
vorlegen kann. 

Dasselbe besteht, wie ich auf der diesjährigen Naturforscher-Versammlung 
zu Berlin bereits mitgetheilt habe, darin: dass die Seen Norddeutschlands 
in Betreff jener eigenthümlichen Organismenwelt, welche „pela- 
gische Fauna“ genannt wird, eine Mittelstellung zwischen den 
seandinavischen und helveto-italischen Wasserbecken einnehmen, 
insofern sich Uebereinstimmungen und Unterschiede nach beiden 
Seiten hin constatiren lassen.') 

Die hier in Betracht kommenden Thiere gehören vorwiegend der Krebs- 
classe an. Es sind kleine, niedrig organisirte Wesen von sehr verschiedener 
Körperform, welche im Gegensatz zu den höheren Crustern, den Malakostraken, 
mit dem Namen Entomostraken bezeichnet werden. Von diesen sind es speciell 
die Cladoceren (oder Wasserflöhe) und die Copepoden (oder Hüpferlinge), 
mit denen wir uns eingehender beschäftigen wollen. 

Es giebt Cladoceren und Copepoden, welche nur die Mitte der Seen be- 
wohnen und daher genöthigt sind, ein rastlos schwärmendes Leben zu führen. 
Sie besitzen deshalb stark entwickelte Ruderorgane, eine kräftige Museulatur 
und eine so beschaffene Körpermasse, dass dieselbe an Dichtigkeit fast der des 
Wassers gleichkommt. Durch letzteren Umstand wird ihnen das Schwimmen 
selbstverständlich sehr erleichtert. Aber auch in anderen Punkten ihrer Orga- 
nisation sind sie dem hellen, klaren Wasser, in dem sie sich beständig bewegen 
müssen, trefflich angepasst. Ihr Körper entbehrt nämlich gewöhnlich aller Pig- 
mentirung, und bis auf das schwarz, braun oder roth gefärbte Auge sind sie 
von fast glasartiger Durchsichtigkeit. Auf solche Weise sind sie vor den Nach- 
stellungen ihrer zahlreichen Feinde wunderbar practisch geschützt, denn in den 
tieferen Wasserschichten müssen sie absolut unsichtbar sein. Am meisten ist 
der offenbar durch natürliche Auslese entstandene Farbenmangel beim grossen 
Armkrebs (Leptodora Kindtit Focke) zur Geltung gekommen, denn von diesem 


1) Vergl. Tagebl. der 59. Vers. deutsch. Naturforscher u. Aerzte zu Berlin, 1886, S. 109. 
2 


45 
Thiere sieht man im Wasser weiter nichts, als den schwarzen, mit Krystallkegeln 
umsäumten Augenfleck. 

Ausser den Crustern stellen aber, wie neuerdings nachgewiesen worden 
ist, auch gewisse Arten von Würmern (Räderthiere) und Protozoen (Epistylis, 
Ceratium) ihr Contingent zu der sogenannten „pelagischen‘‘ Fauna, sodass wir 
in letzterer eine ziemlich bunt zusammengewürfelte Gesellschaft vor uns haben. 
Indessen stimmen alle Mitglieder derselben darin überein, dass sie für eine 
beständig schwimmende Existenz ‚wie geschaffen‘ erscheinen. 

Es ist jetzt gerade fünfundzwanzig Jahre her, dass wir durch die Seen- 
Untersuchungen skandinavischer Naturforscher!) von dem Vorhandensein einer 
solchen Fauna in Kenntniss gesetzt worden sind, und seitdem ist dieselbe nicht 
bloss im Norden Europa’s, sondern auch in England, Deutschland und Italien, 
in Oesterreich (Böhmen) und der Schweiz immer eingehender studirt worden. 
Ein Hauptverdienst in dieser Beziehung haben sich Schweizer Zoologen erworben, 
insofern sie die herrlichen grossen Seen ihres Heimathlandes mit stetem Eifer 
und Erfolg systematisch untersuchten. Allen voran steht Aug. Forel?) in 
Morges, und nächst ihm sind es Asper?) und Imhof,*) denen die Seendurch- 
forschung viele schöne Ergebnisse verdankt. In ähnlicher Weise ist P. Pavesi?) 
in Oberitalien und B. Hellich‘) in Böhmen thätig gewesen, so dass wir über 
die Seenfauna der genannten Länder sehr gut orientirt sind. 

Was Deutschland anbelangt, so ist hier die Durchforschung grösserer 
Seengebiete bisher nicht ausgeführt worden, aber es wäre undankbar zu ver- 
gessen, was Leydig und Weismann für die Erforschung der Thierwelt des 
Bodensee’s geleistet haben. Ersterem verdanken wir die bedeutsame Entdeckung 
des Bythotrephes longimanus, eines Crusters, der zu den marinen Poly- 


1) W. Lilljeborgbeschrieb schon 1860 die Genera Bythotrephes und Leptodora, welche 
für die Seenfauna characteristisch sind. Vergl. Beskrivning ete. Oefvertigt af K. Vetensk. Akad. 
Förh. 1860). — In die Zeit von 1861—1865 fallen die folgenden Abhandlungen von G. O. Sars, 
welche uns mit zahlreichen pelagischen Entomostraken bekannt machen: Om Ürustacea Üladocera. 
Forh. i. Videnskabsselsk. Christiania 1561. — Om en i Sommeren 1862 foretagen zoologisk Reise. 
Christiania 1863. — Norges Fervandskrebsdyr. Christiania 1869. 

2) Vergl. dessen Materiaux pour servir & l’etude de la faune profonde du Lac L&man: 
Faune pelagique XXXII. Flore pelagique XXXII. Transparence de l’eau VII. und XXVIII. 
Bull. de la Soc. Vaud. des Se. nat. XIIL, XIV. Lausanne 1876. Die betreffenden Unter- 
suchungen Forels beziehen sich auf die Zeit von 1873—1878. 

3) Wenig bekannte Gesellschaften kleiner Thiere unserer Schweizerseen. 
Zürich 1880. 

4) Resultate meiner Studien über die pelagische Fauna kleinerer und 
grösserer Süsswasserbecken der Schweiz. Zeitschr. f. w. Zoologie 40. Band 1884. 
Vergl. auch die einzelnen Aufsätze im „Zool. Anzeiger“ von 1883 (No. 147), 1855 (No. 196). 
1886 (No. 214 und No. 224). 

5) Vergl. hauptsächlich dessen schönes Werk: Altra serie di ricerche e studi sulla Fauna 
pelagica dei laghi italiani. Padova 1883, 

6) Die Oladoceren Böhmens. Archiv der naturwissenschaftlichen Landesdurchforschung 
von Böhmen. Prag 1877. 


46 
phemiden (Evadne und Podon) in nächster Verwandtschaftsbeziehung steht. 
Leydig fand Exemplare desselben im Magen eines Blaufelchens, welches dem 
genannten See entnommen war. Jetzt kennen wir den nämlichen Krebs auch 
aus anderen grossen Binnenseen. Wie wir sehen werden, gelang es mir, den- 
selben auch in zwei norddeutschen Seen zu constatiren. 

Weismann hat sich eingehend mit der pelagischen Fauna des Bodensee’s 
beschäftigt, und uns in einem anziehenden Vortrage!) eine ausgezeichnete allge- 
meine Schilderung der verschiedenen Formen gegeben. Ausserdem lieferte er 
nach seinen damaligen Untersuchungen epochemachende Beiträge zur Natur- 
geschichte der Daphniden, die über die Lebens- und Organisationsverhältnisse 
dieser Entomostrakengruppe eine Reihe der interessantesten Thatsachen ent- 
hüllien.?) 

Auf den Norden Deutschlands, und insbesondere auf jene Gebiete, wo 
jetzt dichtgeschaarte Seen in Verbindung mit unregelmässiger Oberflächenge- 
staltung der Landschaft von ehemaliger Gletscherwirkung zeugen, haben sich 
faunistische Untersuchungen der in Rede stehenden Art bisher nicht erstreckt. 
Ich fand also bei meinen Excursionen ein so gut wie unberührtes Feld vor. 
Dieser Umstand erfüllte mich von vornherein mit der Hoffnung, dass es möglich 
sein werde, bier einige neue Thhatsachen festzustellen, und dies ist eingetroffen. 

Das Gebiet, welches ich in Bezug auf die pelagische und die Uferfauna 
norddeutscher Seen durchforscht habe, umfasst etwa 90 geogr. Meilen in der 
Längsausdehnung: es erstreckt sich von Mittelholstein bis nach Deutsch-Eylau 
im Osten. Der Einfelder See im Norden von Neumünster (an der Hamburg- 
Kieler Bahn) und der Geserichsee östlich der Weichsel bilden die beiden End- 
punkte meiner diesjährigen Exeursion. 

Ich referire im Nachstehenden speciell nur über die westpreussischen 
Seen; indessen werde ich nicht umhin können, gelegentlich auch auf die ander- 
wärts erhaltenen Ergebnisse Bezug zu nehmen. Die aufgefundenen Thiere be- 
handele ich in nachstehender Reihenfolge: 1) Entomostraken, 2) Hydrachniden, 
3) Räderthiere, 4) Turbellarien, 5) Protozoen. Davon gehören die Hydrach- 
niden (Wassermilben) und die Turbellarien (Strudelwürmer) ausschliesslich der 
Uferfauna an. 


I. Entomostraken. 


A. Die pelagischen Formen. 


Von diesen constatirte ich in den von mir untersuchten Seen 14 Species 
und 6 Varietäten. Es sind die folgenden: 
Daphnella brachyura Liev. 
Daphnia pellueida P. E. Müller. 


—  lacustris Sars. 


1) Das Thierleben im Bodensee. Mit einer Tafel. Lindau 1877. 


2) Vergl. Zeitschr. f. wiss. Zoologie: 1874—1879. 
4 


Öeriodaphnia pulchella Sars. 
Hyalodaphnia cucullata Sars. 

— — — — var. apicata Kurz. 

— 0. — 0— var. nov. procurva Poppe. 

— — — — var. Kahlbergensis Schödler. 

— — — — var. Cederströmii Schdlr. 

Bosmina longirostris OÖ. Fr. Müller. 

—  coregoni Baird. / 

— .— — var. nov. humilis Lilljeborg. 

—  gibbera Schdlr. 

— — -— var. nov. Thersites Poppe. 

—  crassicornis Lilljeborg, nov. sp. 

Bythotrephes longimanus, Leydig- 

Leptodora Kindtii Focke (— Leptodora hyalina Lilljeborg.) 
Öyclops simplex Poggenpohl. 

Heterocope appendiculata Sars. 

Diaptomus gracilis Sars. 

Beim Ueberblieken dieser Liste wird der Leser die Bemerkung machen 
dass Daphnia apicata, D. Kahlbergensis und D. Cederströmii, welche von Sars 
und Anderen als selbstständige Species aufgeführt werden, hier zu Varietäten 
degradirt sind. Dies geschieht mit der Berechtigung, welche die Natur selbst 
an die Hand giebt. Es finden sich nämlich in den verschiedenen Seen so viele 
Uebergangsformen zwischen der typischen Hyalodaphnia cucullata Sars und den 
genannten Pseudo-Species vor, dass man nicht umhin kann, dieselben lediglich 
als Abarten von der ersteren zu betrachten. Demgemäss ist auch die neue 
Daphnie aus dem Müskendorfer See (Kr. Konitz), welche durch eine eigen- 
thümlich herabgebogene Kopfspitze charakterisirt ist (Vergl. Fig. 1 auf Tafel 1.), 
nicht als besondere Art aufgeführt, sondern als var. procurva zu Hyalodaphnia 
cucullata gestellt worden. 

Im Gegensatz zu der eben erwähnten Form besitzt die var. Cederströmii 
eine aufwärts gerichtete Kopfspitze, wie aus Fig. 2 unserer Tafel ersichtlich ist. 

Von Bosminiden sind nur 3 bekannte Species in der Seenfauna West- 
preussens vertreten. Die B. crassicornis Lilljeborg ist neu, insofern sie von dem 
genannten Forscher in Schweden zwar bereits entdeckt, aber noch nicht publieirt 
worden ist. Bei uns findet sie sich im Müskendorfer-"und im Labenz-See (Kr. 
Rosenberg). Herr Prof. Lilljeborg in Upsala, dessen Name in der Entdeckungs- 
geschichte der pelagischen Fauna eine erste Stelle einnimmt, hat die Freund- 
lichkeit gehabt, die Diagnose der neuen Species zu verfassen und mir deren 
Publication in der Zeitschr. f. wiss. Zoologie zu gestatten. Der geehrte Leser 
findet sie im 2. Hefte des 45. Bandes derselben. ') Ebendaselbst befindet sich 


1) In meiner Abhandlung: Zur Kenntniss der pelagischen und littoralen Fauna norddeut- 
scher Seen. Mit einer Tafel. 1887. 


5 


48 

die Diagnose der gleichfalls von Lilljeborg entdeckten aber auch noch nicht 
edirten var. humilis der B. coregoni Baird. Für Deutschland sind natürlich 
die beiden Formen völlig nen. ° Hierzu kommt noch die in Fig. 3a auf Tafel I. 
veranschaulichte Varietät von Bosmina gibbera Schälr., die sich durch einen 
thurmartig aufgetriebenen Rücken von allen übrigen Bosminiden unterscheidet. 
Bei manchen Exemplaren ist der Thurm (vergl. Fig. 2b) nach hinten zu 
etwas umgebogen. Ihrer physiologischen Bedeutung nach, scheint diese enorme 
Ausbuchtung einen Entwickelungsraum für die sehr zahlreichen Embryonen, 
also einen Brutbehälter, darzustellen. Ich fand dieses Krebschen besonders 
zahlreich im Labenz- und im Geserich-See. Es kommt indessen auch in der 
Havel bei Potsdam und in der Spree bei Berlin vor. An letztgenannten Orten 
fand ich es im August und September d. J. 

Herr S. A. Poppe in Vegesack, ein in Fachkreisen rühmlichst bekannter 
Crustaceenforscher, hat die oben erwähnte Varietät der Schödler’schen B. gibbera 
eingehend untersucht und ausführlich beschrieben. Die betreffende Abhandlung 
erstreckt sich indess auf zu minutiöses Detail, als dass ich sie diesem Bericht 
hätte einverleiben können. Der Leser findet sie in dem bereits eitirten Hefte 
der Zeitschr. f. w. Zoologie. Herr Poppe hat sich übrigens auch der grossen 
Mühe unterzogen, das von mir gesammelte Crustaceen-Material nochmals sorg- 
fältig durchzubestimmen, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen verbind- 
lichsten Dank sage. 

Bythotrephes longimanus wurde von mir im Müritz-See (Mecklenburg) und 
in dem schon mehrfach genannten Labenz-See bei Deutsch-Eylau gefischt. Es 
ist ein kleines, nur 2—-3 mm grosses Krebschen, welches aber zu den selt- 
samsten und abenteuerlichsten Thiergestalten gehört, die man sehen kann. Eine 
gute Abbildung davon findet man in der Weismann’schen Schrift über das Thier- 
leben im Bodensee. Der Bythotrephes (was soviel heisst wie Tiefsee-Nahrung) 
besitzt einen enormen Schwanzstachel, der ihm beim Schwimmen als Balancir- 
stange dient. Das schöne, mit zahlreichen lichtbrechenden Körpern ausgestattete 
Auge füllt fas; den ganzen Kopf aus, und befindet sich in beständig zitternder 
Bewegung. Dieser Krebs und Leptodora sind ausserordentlich anziehende Ob- 
jecte für die mikroskopische Demonstration, weil ihre Durchsichtigkeit auch die 
Besichtigung aller innern Organe ermöglicht. 

Besonders bedeutungsvoll und interessant erscheint das Vorkommen von 
Heterocope appendieulata Sars in mehreren norddeutschen Seen. Ich fand dieses 
hauptsächlich in Scandinavien einheimische Krebsthier im Plöner-, Schweriner- 
und Müritz-See. Ausserdem aber auch im Schwarzen See bei Schwarzhütte 
(Kr. Karthaus in Westpr.). Im Bodensee kommt eine verwandte Form, die 
Heterocope robusta Sars, vor, und diese ist gleichfalls eine Bewohnerin nordi- 
scher Binnenseen. Es ist merkwürdig, dass bei uns in Deutschland das Vor- 
kommen der einen Species an einer gewissen Localität, dasjenige der anderen 
auszuschliessen scheint: denn wir finden in unseren grossen Seen lediglich H. 
appendiculata, von deren etwaiger Anwesenheit im Bodensee bisher nichts be- 
kannt geworden ist. 6 


Ich beschliesse diesen Commentar zur Liste der pelagischen Cruster mit 
der Bemerkung, dass von den Cyelopiden mir nur C. simplex eine ächt pelagi- 
sche Species zu sein scheint. Dieses Krebschen fand ich mit Ausnahme einiger 
weniger Fälle stets nur in der Mitte der Seen zahlreich vor, wogegen andere 
Cyelopsarten, die auch gelegentlich in das freie Wasser sich verirren, dort 
immer nur sporadisch anzutreffen sind, während sie in der Nähe des Ufers ein 
massenhaftes Vorkommen zeigen. 


B. Die littoralen Formen. 


(Von denen aber die mit * bezeichneten gelegentlich auch ins pelagische Gebiet übertreten.) 


* Sida crystallina O. Fr. M. Alona rostrata Koch. 

* Simocephalus vetulus O. Fr. M. | —  testudinaria Fischer. 

*  —  exspinosus Schdlr. Pleuroxus truncatus OÖ. Fr. M. 

* Scapholeberis mueronata O. Fr. M. —  personatus Leydig. 
Polyphemus pediculus de Geer. * Chydorus sphaericus OÖ. Fr. M. 
Bosmina cornuta Jurine. — globosus Baird. 
Eurycercus lamellatus O. Fr. M. Cyelops agilis Koch. 
Camptocercus rectirostris Schalr. — macrurus Sars. 
Acroperus veucocephalus Koch. —  signatus Koch. 
Alonopsis elongata Sars. —  tenwicornis Claus. 
Alona affinis Leydig. | * Argulus foliaceus Jurine. 


Diese 22 Species constatirte ich in der Uferzone der westpreussischen 
Seen. Sıda cerystallina ist von einigen Forschern für eine pelagische Form 
erklärt worden; ich finde aber, dass sie wirklich massenhaft nur in der Nähe 
des Littorals vorkommt, wo sie sich mittels ihres im Nacken befindlichen Haft- 
organs an Wasserpflanzen befestigt. Diese Gewohnheit allein zeigt schon, dass 
ihre eigentliche Heimath die mit Pflanzenwuchs umsäumten seichten Uferstrecken 
sind. Eine bisher nicht bekannte schön rosenroth gefärbte Varietät der Sida 
entdeckte ich im Espenkruger See (Kr. Neustadt), im Krugsee (bei Karthaus) 
und im Labenz-See. Weismann erwähnt röthliche Flecken als Schmuckfarben 
bei geschlechtsreifen Weibchen der Sididen; hieraus wird ersichtlich, dass bei 
diesen sonst krystallhellen Thieren die latente Fähigkeit vorhanden ist, unter 
besondereu Umständen ein rothes Pigment abzuscheiden. An zerdrückten 
Individuen konnte ich wahrnehmen, dass der Farbstoff seinen Sitz in der unter 
dem Hautpanzer gelegenen zelligen Schicht (Hypodermis) hatte. Ich schätze 
die Häufigkeit des Vorkommens dieser rosenrothen Siden im Espenkruger See, 
wo sie besonders zahlreich zu sein schienen, auf etwa 10 pro Tausend. Alkohol 
zieht den Farbstoff aus; conservirte Exemplare lassen sich nicht mehr von den 
gewöhnlichen farblosen Siden unterscheiden. 

Derselbe See enthält auch den seltenen Camptocercus rectirostris Schdlr. 
in grosser Anzahl, ein Krebschen, welches durch seine relative Grösse und 
durch das nach dem freien Ende zu stark verschmälerte Postabdomen schon bei 


” 


. 4 


Ve A EEE 


blosser Lupenbesichtigung auffällig ist. Die nähere Beschreibung ersehe man 
bei B. Hellich: die Cladoceren Böhmens, 1877, S. 76. 

Der See von Espenkrug war das erste Wasserbecken auf westpr. Gebiet, 
welches ich untersuchte. Der Vorsitzende des Botanisch-Zoologischen Vereins, 
Herr Dr. H. v. Klinggräff, hatte die Güte mich bis hierher zu begleiten, 
und mich in Bezug auf das botanisch und geognostisch Interessante dieser Oert- 
lichkeit aufmerksam zu machen. Es waren hauptsächlich die Stellen mit torfigem 
Untergrund im See, welche die Uferformen der Entomostraken-Fauna in grosser 
Menge lieferten. 

Hier gab es auch treffliche Böte — ein Umstand, den ich erst im weiteren 
Verlaufe meiner Excursionen gebührend schätzen lernte, nachdem ich in den 
kassubischen Fischerdörfern Bekanntschaft mit ganz anders gearteten Fahr- 
zeugen gemacht hatte. 

Im Espenkruger See machte ich die Wahrnehmung, dass Forel und Weis- 
mann nicht im Rechte sind, wenn sie die pelagischen Cruster für ‚„Dämmerungs- 
thiere“ erklären, welche das glänzende Sonnen- und Mondlicht perhorreseiren. 
Ich habe diesen (und später noch einige andere Seen) des Morgens, um die 
heisseste Mittagszeit und auch in den späten Abendstunden abgefischt, ohne dass 
ich jemals eine Verminderung des Fangergebnisses hätte constatiren können. 
Auch Leptodora, welche nach Weismanns Ansicht ganz besonders lichtscheu 
sein soll, war bei hellstem Sonnenschein ebenso zahlreich zu constatiren, wie 
in dunkler, mondloser Nacht. Diese Beobachtung machte ich nicht nur in West- 
preussen, sondern auch in den Seen der Umgebung von Berlin, später auch im 
Kunitzer See bei Liegnitz in Schlesien. Indessen ist es mir ebenfalls begegnet, 
dass in Seen, welche notorisch Leptodora enthalten, an manchen Tagen nicht 
ein einziges Exemplar davon nahe der Oberfläche anzutreffen war, so dass es 
schien, als seien die Thiere spurlos verschwunden. Ich fand sie dann aber jedes 
Mal in 10—12 Fuss Tiefe. Die Beleuchtungsverhältnisse haben jedoch damit 
garnichts zu thun; es müssen ganz andere Ursachen — vielleicht Beunruhigung 
und starke Abkühlung des Wassers durch Wind — hier in’s Spiel kommen. Be- 
sonders darauf gerichtete Untersuchungen würden das bald klarstellen. Ich 
selbst hatte zur Anstellung von solchen natürlich keine Zeit. 

Weiter unten, wo ich die Räderthiere besprechen werde, wird es sich 
zeigen, dass wir der Untersuchung des Espenkruger See’s auch noch die Ent- 
deckung eines bisher nicht bekannt gewesenen Räderthier-Männchens verdanken. 

Jetzt will ich das Capitel über die Entomostraken damit abschliessen, 
dass ich einen Ueberblick darüber gebe, wie sich die einzelnen Formen auf die 
verschiedenen Seen vertheilen. Für diejenigen, welche meine Ergebnisse zur 
Grundlage von eigenen Forschungen machen wollen, ist eine derartige Orien- 
tirung vom grössten Werth. 


= “ 


5 


1 


Die Verbreitung der Entomostraken in den 
einzelnen Seen. 


1. Espenkruger See (Kr. Neustadt). 


Leptodora Kindtii Focke. 
Sida erystallina O. Fr. M. 
Hyalodaphnia cucullata Sars, var. 
Kahlbergensis Schdlr. 

Simocephalus vetulus O. Fr. M. 
Ceriodaphnia pulchella G. O. Sars. 
Bosmina longirostris ©. Fr. M. 
Eurycercus lamellatus OÖ. Fr. M. 
Camptocercus rectirostris Schalr. 


Acroperus leucocephalus Koch. 


Alonopsis elongata Sars. 
Alona affinis Leydig. 
Pleuroxus truncatus OÖ. Fr. M. 
Chydorus sphaerieus OÖ. Fr. M. 
Diaptomus gracilis Sars. 
Öyelops simplex Pogg. 

agelıs Koch. 

macrurus Sars. 
signatus Koch. 


2. Wittstocker See (Kr. Neustadt). 


Hier befand sich kein Boot. 


Die Untersuchung konnte nur vom Ufer aus (durch Hineinwerfen 


des feinen Netzes) ausgeführt werden. 


Hyalodaphnia cucullata Sars. 
Bosmina gibbera Schldr., var. nov. 
Thersites Poppe. 


Eurycercus lamellatus O. Fr. M. 
Acroperus leucocephalus Koch. 
Alona affinis Leydig. 


3. Marchowie-See (Kr. Neustadt). 


Sida cerystallina O. Fr. M. 
Daphnella brachyura Lievin. 


Hyalodaphnia cucullata Sars, var. 
Kahlbergensis Schalr. 
Bosmina coregoni Baird, var. nov. 


humilıs Lilljeborg. 


Alona affinis, Leydig. 
Pleuroxzus personatus Leydig. 
Chydorus sphaericus OÖ. Fr. M. 
Diaptomus gracilis Sars. 
Cyelops simplex Pogg. 


4. Köllner See (Kr. Neustadt). 


Leptodora Kindtiüi Focke. 

Sida cerystallina O. Fr. M. 

Scapholeberis mucronata OÖ. Fr. M. 
(var. cornuta.) 


|  Hiyalodaphnia cucullata Sars. 


var. 
Cederströmii Schdlr. 

Chydorus sphaericus O. Fr. M. 

Diaptomus gracilis Sars. 


5. Klein Tuchomer See (Kr. Karthaus). 


Leptodora Kindtii Focke. 

Daphnella brachyura Liev. 

Ceriodaphnia pellueida P. E. Müller. 

Hyalodaphnia cucullata Sars, 
Kahlbergensis Schdlr. 


var. 


| — — — var. Cederströmit Schdlr. 
|  Bosmina gibbera Schälr., var. Ther- 
sites Poppe. 
Diaptomus gracilis Sars. 
Cyclops simplex Pogg. 


52 


6. Steinkruger See (Kr. Karthaus). 


(Mit Lobelia Dortmanna, Fontinalis dalecarlica und Isoetes.) 


Leptodora Kindtii Focke. |  Camptocercus rectirostris Schdlr. 
Daphnella brachyura Liev. Alona falcata Sars. 
Ceriodaphnia pulchella Sars. CUhydorus sphaericus O. Fr. M. 
— pellucida P. E. Müller. Polyphemus pediculus de Geer. 
Bosmina longirostris OÖ. Fr. M. Diaptomus gracilis Sars. 


7. Leknoer See (Kr. Karthaus). 
Ceriodaphnia pulchella Sars. 
Bosmina longirostris O. Fr. M. 
Acroperus leucocephalus Koch. 


| Polyphemus pediculus de Geer. 
\  Diaptomus gracilis Sars. 
|  Cyelops agilis Koch. 


8. Seresener See (Kr. Karthaus). 


Leptodora Kindtiüi Focke. | Bosmina coregoni Baird. 
Hyalodaph. cucull. Sars, var. Kahl- | Diaptomus gracilis Sars. 
bergensis Schdlr. Uyelops strenuus Fischer. 

— — —- var. Cederströmiüi Schalr. | —  simplex Pogg. 


9. Krug-See (bei Stadt Karthaus). 
Leptodora Kindtii Focke. | Diaptomus gracilis Sars. 
Hyalodaph. cucull. Sars, var. Kahl- Uyclops simplex Pogg. 
bergensis Schdlr. —  strenuus Fischer. 
Chydorus spaericus O. Fr. M. 


10. ee (ebendaselbst). 


Daphnella brachyura Liev. ı  Bosmina longirostris O. Fr. M. 
Hyalodaphnia cucullata Sars, var. Eurycercus lamellatus O. Fr. M. 
Kahlbergensis Schdlr. Chydorus sphaericus O. Fr. M. 
— — — var. Cederströmüi Schdlr. | Diaptomus graeilis Sars. 
Bosmina cornuta Jurine. '  Oyelops simplew Pogg. 
—  coregoni Baird. | 


11. Prockauer See (Kr. Karthaus). 


Leptodora Kindtiüi Focke. Hyalodaphnia cucullata Sars, var. 
Daphnella brachyura Liev. | Kahlbergensis Schdlr. 
Scapholeberis mucronata OÖ. Fr. M. Bosmina cornuta Jur. 

(var. cornuta). —  longirostris OÖ. Fr. M. 


12. Schwarzer See bei Schwarzhütte (Kr. Karthaus). 


Sida erystallina O. Fr. M. |  Bosmina longirostris OÖ. Fr. M. 
Ye. . | j „ 

Simocephalus exspinosus Schdlr. Acroperus leucocephalus Koch. 
Ceriodaphnia pulchella Sars. Heterocope appendiculata Sars. 


Bosmina cornuta Jur. 


53 


13. Weisser See bei Syttnagora (Kr. Karthaus). 


Leptodora Kindtiüt Focke. '  Bosmina longirostris O. Fr. M. 
Hyalodaph. cucull. Sars, var. Ceder- Alonopsis elongata Sars. 


strömiti Schälr. 
l4. Lappalitzer See bei Garz (Kr. Karthaus). 
(Untersuchung bei heftigem Sturm, mit schlechtem Boot.) 
Ceriodaphnia pulchella Sars. Alonopsis elongata Sars. 
Bosmina longirostris OÖ. Fr. M. Diaptomus gracilis Sars. 
Eurycercus lamellatus OÖ. Fr. M. 


15. Röskauer See (Kr. Karthaus). 


Leptodora Kindtit Focke. \  Alonopsis elongata Sars. 
Daphnella brachyura Liev. '  Chydorus sphaericus O. Fr. M. 
Ceriodaphnia pulchella Sars. Polyphemus pediculus de Geer. 
Hyalodaph. cucull. Sars, var. Kahl- | Diaptomus gracilis Sars. 
bergensis Schälr. '  Cyelops simplex Pogg. 


Bosmina longirostris O. Fr. M. 


16. Grosser Miechuczyner See (Kr. Karthaus). 


Daphnella brachyura Liev. Bosmina longirostris O. Fr. M. 
Ceriodaphnia pulchella Sars. Poluphemus pediculus de Geer. 
Hyalodaph. cucull. Sars, var. Üeder- | Diaptomus gracilis Sars. 


strömit Schdlr. 


17. Brücksee bei Alt-Czapel (Kr. Karthaus). 


Leptodora Kindtii Focke. Bosmina cornuta Jur. 
Sida erystallina O. Fr. M. —  coregoni Baird. 
Ceriodaphnia pulchella Sars. Alona rostrata Koch. 
Hyalodaphnia eucull. Sars, var. Kahl- | Chydorus sphaericus O. Fr. M. 
bergensis Schälr. '  Diaptomus gracilis Sars. 
— — — var. Cederströmii Schdlr. | Cyclops simplex Pogg. 


18. Radaunen-Seen bei Barruczyn (Kr. Karthaus.) 


Daphnella brachyura Liev. Alona affinis Leydig. 

Sida erystallina O. Fr. M. Pleuroxus truncatus O. Fr. M. 

Simocephalus vetulus OÖ. Fr. M. '  Chydorus sphaericus O. Fr. M. 

Hyalodaph. cucull. Sars, var. Kahl- | —  globosus Baird. 
bergensis Schälr. '  Polyphemus pediculus de Geer. 

— — — var. Cederströmii Schdlr. Diaptomus gracilis Sars. 
Bosmina coregoni Baird. Oyelops simplex Pogg. 
Eurycercus lamellatus O. Fr. M. | —  agilis Koch. 


Alona testudinaria Fischer. | —  tenuicornis Ulaus. 


54 


19. Klodno-See bei Chmelno (Kr. Karthaus). 
Hyalodaph. cueull. Sars, var. Kahl-  _Chydorus sphaericus OÖ. Fr. M. 
bergensis Schdlr. | Diaptomus gracilis Sars. 
— — — var. apicata Kurz. | Cyeclops simplex Pogg. 
Bosmina gibbera Schalr. | 


20. Weisser See bei Chmelno (Kr. Karthaus). 


Daphnella brachyura Liev. |  Bosmina coregoni Baird. 
Hyalodaphn. cueull. Sars, var. Kahl- Chydorus sphaericus O. Fr. M. 
bergensis Schalr. ı  Diaptomus gracilis Sars. 

— — — var. Öederströmii Schdlr. Cyelops simplex Pogg. 


21. Geserich-See bei Deutsch-Eylau (Kr. Rosenberg). 


Leptodora Kindtü Focke. \  Bosmina gibbera Schdlr., var. Ther- 
Daphnella brachyura Liev. | sites Poppe. 

Ceriodaphnia pellueida P. E. Müller. | Chydorus sphaericus O. Fr. M. 
Scapholeberis mucronata O. Fr. M. Diaptomus gracılis Sars. 


Hyalodaph. cucull. Sars, var. Kahl- 
bergensis Schdlr. 
— — — var. Gederströmit Schalr. 


Uyclops simplex Pogg. 
Argulus foliaceus Jurine. 


| 
| 
| 
| 
| 
| 


22. Karrasch-See bei Deutsch-Eylau. 
(Ausserordentlich flach und stark beschilft.) 


Sıda erystallina OÖ. Fr. M. | Acroperus leucocephalus Koch. 
Scapholeberis mucronata OÖ. Fr M. '  Chydorus sphaericus O. Fr. M. 
Eurycercus lamellatus O. Fr. M. |  Polyphemus pediculus de Geer. 
33. Labenz-See bei Deutsch-Eylau. 

Leptodora Kindtii Focke. Bosmina erassicornis Lilljeborg, nov. 
Daphnella brachyura Liev. sp. i. 1. 
Hyalodaphnia cuecull. Sars, var. Ceder- | Chydorus sphaericus O. Fr. M. 

strömii Schlar. Bythotrephes longimanus Leydig. 
Bosmina gibbera Schdlr., var. Thersites | _Diaptomus gracilis Sars. 

Poppe. \  Qyelops simplex Pogg. 

24. Sorgensee b. Riesenburg (Kr. Rosenberg). 

Leptodora Kindtii Focke. '  Hyalodaphnia eucull. Sars, var. Ceder- 
Sida erystallina O. Fr. M. | strömt Schdalr. 
Daphnella brachyura Liev. |  Bosmina gibbera Schdlr. 
Scapholeberis mucronata OÖ. Fr. M. ı  Euryeercus lamellatus O. Fr. M. 

(var. cornuta). '  Pleuroxus truncatus O. Fr. M. 
Ceriodaphnia pulchella Sars. ,  Chydorus sphaericus O. Fr. M. 
Hyalodaphnia cuecull. Sars, var. Kahl- Diaptomus gracilis Sars. 


| 


'  Oyelops simplex Poggenpohl. 


12 


bergensis Schdlr. 


55 


25. Mutter-See b. Riesenburg. 


Sida erystallina O. Fr. M. | Argulus foliaceus Jurine. 
Scapholeberis mucronata OÖ. Fr. M. Oypris fasciata O. Fr. M. (— ephip- 


Pleuroxus truncatus OÖ. Fr. M. piata Koch.) 
Polyphemus pediculus de Geer. 


26. Drausen-See b. Elbing. 
(Morastiger, gänzlich in Verschilfung begriffener See.) 
Bosmina cornuta Jurine. Argulus foliaceus Jur. (massenhaft.) 
Pleuroxus truncatus O. Fr. M. Gammarus pulex L. (massenhaft.) 
Üyelops agilis Koch. 


27. Müskendorfer See b. Konitz (Kr. Konitz). 


Leptodora Kindtii Focke. | Hyalodaph. cucull. Sars, var. procurva 
Sida erystallina O. Fr. M. | Poppe. 
Daphnella brachyura Lievin. ı  Bosmina crassicornis Lilljeborg, nor. 
Daphnia lacustris Sars. PET T 
Hyalodaph. cucull. Sars, var. Kahl- | Acroperus leucocephalus Koch. 

bergensis Schälr. Chydorus sphaericus OÖ. Fr. M. 
Hyalodaph. cucull. Sars, var. Ceder- | Diaptomus gracilis Sars. 

strömüi Schdlr. '  Cyelops simplex Pogg. 

28. Amts-See b. Schlochau. 

Leptodora Kindtii Focke. Hyalodaph. cucull. Sars, var. Üeder- 
Sida erystallina O. Fr. M. strömti Schdlr. 
Daphnella brachyura Lievin. Alonopsis elongata Sars. 
Ceriodaphnia pulchella Sars. Chydorus sphaericus O. Fr. M. 


Diaptomus gracilis Sars. 

In 7 der von mir untersuchten Seen kommt Bosmina coregoni Baird vor, 
ein Krebschen, welches daher seinen Namen hat, dass es massenhaft im Magen 
von Coregonus-Species vorgefunden wurde. Es scheint somit eine Lieblings- 
speise dieser Fische zu sein. Wenn es sich also darum handelt, leztere bei 
uns einzubürgern, so würde es sich gewiss empfehlen, die Einsätze der jungen 
Brut in solche Seen zu machen, welche die genannte Dosmina zahlreich ent- 
halten, und das wären folgende: Marchowie-, Seresener-, Kloster-, Brück-, 
Klodno- und Weisser See b. Chmelno; ausserdem die grossenRadaunen-Seen. 

Es kommt mir selbstverständlich nicht bei, den Herren Fischerei-Sach- 
verständigen hier Directiven zu ertheilen; aber ich wollte auch nicht verfehlen, 
diejenigen Ergebnisse aus meiner Untersuchung hervorzuheben, welche mög- 
licherweise für das Feld der Praxis nutzbar gemacht werden können. Das 
Weitere überlasse ich denen, die sich speciell mit Fragen der Fischerei und 
Fischzucht beschäftigen. 


56 


Was die Verbreitung des Gammarus pulex L. anlangt, der in den obigen 
Listen nicht ausdrücklich mit aufgeführt ist, so bemerke ich, dass derselbe in 
der Uferzone der meisten grösseren Seen vorkommt; besonders massenhaft aber, 
wie schon erwähnt, im Drausensee bei Elbing. 

In Bezug auf den eingangs dieser Abhandlung erwähnten Brackwasser- 
Tümpel (auf der Westerplatte bei Danzig) habe ich zu melden, dass derselbe 
neben Bosmina maritima P. E. Müller auch höhere Krebsthiere, nämlich Sphae- 
roma rugicauda Leach., Mysis vulgaris Thomson und Gammarus locusta L. be- 
herbergt. Herr Prof. Lilljeborg ist so gütig gewesen, und hat die Identificirung 
der Species an übersandtem Material selbst ausgeführt. 

Betreffs desselben Tümpels machte mir Herr Oberlehrer Schumann 
(Danzig) die Mittheilung, dass er darin ausser zahlreichen Exemplaren von Lym- 
naea ovata (var. baltica) und Hydrobia baltica Nils. auch gelegentlich eine 
junge Miesmuschel gefunden habe. Kleine Flundern hat der nämliche Gewährs- 
mann an derselben Localität im Juni 1884 ebenfalls beobachtet. Ich selbst konnte, 
da kein Boot zur Hand war, diesen Tümpel nur vom Ufer aus mit dem Hand- 
netz abfischen, so dass es sich hier blos um eine ganz flüchtige Untersuchung 
handelt. Es würde sich aber verlohnen, genauer zuzusehen, was dieser zeit- 
weise mit Seewasser überschüttete Pfuhl in seinem Schoosse beherbergt. 


Vergleicht man die von Forel, Asper, Jmhof und Pavesi mitgetheilten 
Verzeichnisse der pelagischen Entomostraken (s. die eingangs angegebene Litte- 
ratur) mit den obigen Listen einerseits, und mit den von G. O. Sars aufgeführten 
skandinavischen Formen andererseits, so wird man mir beistimmen müssen, 
wenn ich sage, dass die norddeutschen Seen eine Mittelstellung in faunistischer 
Hinsicht zwischen den Seen der skandinavischen Halbinsel und denen der 
Schweiz, resp. Oberitaliens einnehmen. Natürlich spreche ich immer nur von 
der pelagischen Fauna, denn die Uferformen weisen eine viel grössere Gleich- 
förmigkeit in den genannten Ländern auf, als die eigentlichen Seeformen. Mit 
den nordeuropäischen Wasserbecken haben unsere deutschen Diluvialseen 
ausser den kosmopolitischen Entomostraken mehrere Arten von Bosminiden, 
Daphnia lacustris, Ceriodaphnia pulchella und Heterocope appendiculata gemein, 
während sie mit den helveto-italischen Binnenseen, in welchen die eben ge- 
nannten Species zu fehlen scheinen, alle pelagischen Entomostraken — mit 
Ausnahme von Diaptomus castor Jur. und Heterocope robusta Sars — gemeinsam 
besitzen. Die letzterwähnte Copepoden-Species ist, wie schon S. 48 hervorge- 
hoben wurde, in Norwegen sehr verbreitet. Durch diese Thatsache tritt die 
pelagische Fauna der Schweiz also gleichfalls in Beziehung zum europäischen 
Norden. 


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IL. Die Hydrachniden. 


Die Wassermilben (Hydrachnidae) sind Thiere, welche lediglich in der 
Uferzone der Flüsse und Seen vorkommen, und dort eine räuberische Lebens- 
weise führen. Sie nähren sich von kleinen Insectenlarven, Würmern und Krustern. 
Pelagisch lebende Hydrachniden sind bisher nicht mit zweifelloser Sicherheit 
nachgewiesen; findet man ja einmal ein solches Thierchen im freien Wasser 
eines grossen See’s, so ist es aller Wahrscheinlichkeit nach durch heftige Wind- 
strömungen dahin entführt worden. Für gewöhnlich halten sich die Hydrach- 
niden zwischen Schilf und andern am Ufer stehenden Wasserpflanzen auf; sie 
finden sich aber auch weiter draussen, wenn auf dem Grunde des betr. See’s 
reiche Vegetation vorhanden ist. 

Die Bestimmung der aufgefundenen Species (25 an der Zahl) ist von Herrn 
Ferd. Könike in Bremen, einem trefflichen Kenner der Hydrachniden, vor- 
genommen worden. Zu diesem Zwecke wurden die Thiere dem Genannten theils 
lebend, theils in Wickersheimer’scher Flüssigkeit conservirt zugesandt. Die in 
westpreussischen Seen vorkommenden Arten sind die folgenden: 


Eylais extendens OÖ. Fr. M. Marica strigata OÖ. Fr. M. (selten). 
Hydrachna globosa de Geer. Lebertia tau-insignitus Lebert (selten). 
Nesaea luteola Koch. '  Limnesia maculata O. Fr. M. 

—  nodata O. Fr. M. _ undulata C. Fr. M. 

—  rotunda Kramer. = calearea OÖ. Fr. M. (selten). 

—  variabilis Koch. Arrenurus globator O. Fr. M. 
Piona lutescens Herm. — trieuspidator O. Fr. M. 
Acercus latipes Koch (selten). — _ Pustulator Ö.Fr.M. (selten). 
Atax crassipes OÖ. Fr. M. — affınis Könike, nov. sp. 
—  spinipes O. Fr. M. (selten). 
HydrochoreutesungulatusK.och (selten). Diplodontus despiceiens OÖ. Fr. M. 
Hygrobates longipalpis Herm. Azona versicolor OÖ. Fr. M. 
Atractides ovalis Könike (selten). Mideopsis depressa Neumann (selten). 


Darunter sind, wie man sieht, eine grössere Anzahl seltener Species. Eine 
völlig neue Art des Genus Arrenurus hat der Karrasch-See (b. Deutsch-Eylau) 
geliefert. Herr Könike gedenkt diese Hydrachnide in einem der nächsten 
Hefte des VII. Bandes der ‚Schriften der Naturforschenden Gesellschaft“ aus- 
führlich — unter Beigabe von Abbildungen — zu beschreiben. 

Auf die verschiedenen Seen vertheilt sich das Vorkommen der einzelnen 


Species wie folgt: 
pecies wie folgt 1. Espenkruger See. 


Eylais extendens O. Fr. M. Atax crassipes OÖ. Fr. M. 


Hydrachna glohosa de Geer. Hwydrochoreutes ungulatus Koch. 

Nesaea rotunda Kramer.  ‚ Lebertia tau-insignitus Lebert. 
—  nodata O. Fr. M. ı  Limnesia undulata O. Fr. M. 
—  variabilis Koch. ı  Azona versicolor O. Fr. M. 


Acercus latipes Koch. '  Mideopsis depressa Neumann. 


58 


2. Wittstocker See b. Espenkrug. 


Nesaea variabilis Koch. Atax spinipes O. Fr. M. 
—  luteola Koch. Lebertia tau-insignitus Lebert. 
—  rotunda Kramer. '  Limnesia undulata © Fr. M. 
Piona lutescens Herm. Limnesia calcarea OÖ. Fr. M. 


3. Marchowie-See. 


Eylais extendens O. Fr. M. Hydrochoreutes ungulatus Koch. 

Nesaea nodata OÖ. Fr. M. '  Limnesia undulata OÖ. Vr. M. 

Ataw spinipes O. Fr. M. Diplodontus despiciens O. Fr. M. 
4. Köllner See b. Dorf Kölln. 

Nesaea nodata O. Fr. M. Nesaeca rotunda Kramer. 


—  Juteola Koch. | 


5. Klein- Tuchomer See. 


Nesaea luteola Koch. '  Limnesia calcarea O. Fr. M. 
— nodata O. Fr. M. | —_ undulata OÖ. Fr. M. 
—  variabilis Koch. 


6. Steinkruger Nee. 


Atax crassipes OÖ. Fr. M. Hygrobates longipalpis Herm. 

Hydrochoreutes ungulatus Koch. Limnesia undulata O. Fr. M. 
%. Leknoer See. 

Nesaea variabilis OÖ. Fr. M. Hygrobates longipalpis Herm. 

Acercus latipes Koch. ' Limnesia undulata O. Fr. M. 

Hydrochoreutes ungulatus Koch. Axona versicolor OÖ. Fr. M. 


S. Seresener See. 


Nesaea nodata VO. Fr. M. '  Limnesia undulata O. Fr. M. 
— Juteola Koch. Arrenurus globator OÖ. Fr. M. 
Acercus latipes Koch. 


9. Krug-See (bei Karthaus). 


Nesaea nodata OÖ. Fr. M. Limnesia calcarea Koch. 
= lteolaaD. ET. M. -— undulata OÖ. Fr. M. 
10. Kloster-See (ebendaselbst). 


Nesaea nodata OÖ. Fr. M. | Limnesia undulata OÖ. Fr. M. 
-- Iuteola Koch. | — maculata OÖ. Fr. M. 
—  vartabılis Koch. | 


11. Prockauer See. 
Nesaea nodata O. Fr. M.  Huygrobates longipalpıs Herm. 
—  Iuteola Koch. \  Limnesia calcarea O. Fr. M. 


16 


59 


12. Schwarzer See bei Schwarzhütte. 
Hydrochoreutes ungulatus Koch. 


13. Weisser See bei Syttnagora. 
Nesaea luteola Koch. Mideopsis depressa Neumann. 
Hygrobates sp. (?) 


14. Lappalitzer See. 
Vacat, d. h. bei dem überaus stürmischen Wetter (21. Juli 1886) suchte ich nicht speeiell 
nach Hydrachniden. Z. 


15. Köskauer See. 


Eylais extendens O. Fr. M. Limnesia undulata OÖ. Fr. M. 
Nesaea nodata OÖ. Fr. M. — maculata OÖ. Fr. M. 
— rotunda Kramer. —  calcarea OÖ. Fr. M. 
—  luteola Koch. '  Arrenurus tricuspidator OÖ. Fr. M. 
— variabilis Koch. Axona versicolor O. Fr. M. 


16. Miechucezyner See. 
In diesem, sowie im Brück-See (Alt-Czapel), im Klodno- und Weissen See (Uhmelno) habe ich 
die ganz kahlen Ufer nicht nach Hyädrachniden abgesucht. Z. 


17. Vacat (siehe oben). 


18. Radaunen-Seen. 
Nesaea luteola Koch. |  Limnesia undulata O. Fr. M. 
Hydrochoreutes ungulatus Koch. 


19. und 20. Vacat (siehe oben). 


21. Geserich-See b. Deutsch-Eylau. 


Nesaea luteola Koch. Limnesia maculata OÖ. Fr. M. 
— nodata O. Fr. M. —  undulata OÖ. Fr. M. 
—  rotunda O. Fr. M. Diplodontus despieiens OÖ. Fr. M. 
22. Karrasch-See. 
Hydrachna globosa de Geer. Arrenurus affinis Könike, nor. sp. 
Nesaea nodata O. Fr. M. = pustalator OÖ. Fr. M. 
Atractides ovalıs Könike. Diplodontus despieiens OÖ. Fr. M. 


Limnesia maculata OÖ. Fr. M. 


23. Labenz-See. 


Hydrochoreutes ungulatus Koch. '  Limnesia maculata OÖ. Fr. M. 
Hygrobates longipalpis Herm. — undulata O. Fr. M. 
Nesaea nodata O. Fr. M. Diplodontus despieiens OÖ. Fr. M. 


— variabilis Koch. 


60 


24. Sorgen-See bei Riesenburg. 


Nesaea nodata O. Fr. M. | Lebertia tau-insignitus Lebert. 
—  vartabilis Koch. '  Limnesia. maculata ©. Fr. M. 
—  Jluteola Koch. — undulata O. Fr. M. 

Hygrobates longipalpis Herm. Awona versicolor OÖ. Fr. M. 


25. Mutter-See bei Riesenburg. 


Nesaea variabılis Koch. Limnesia maculata O. Fr. M. 


—  nodata O. Fr. M. Arrenurus tricuspidator OÖ. Fr. M. 
Ataw crassipes O. Fr. M. _ globator O. Fr. M. 
Hydrochoreutes ungulatus Koch. Diplodontus despieiens OÖ. Fr. M. 

26. Drausen-See bei Elbing. 
Piona lutescens Herrm. Marica strigata O. Fr. M. 
Nesaea nodata OÖ. Fr. M. Limnesia undulata O. Fr. M. 
Acercus latipes Koch. \ — maculata OÖ. Fr. M. 
Atax spinipes OÖ. Fr. M. ‚  Arrenurus globator OÖ. Fr. M. 
—  crassipes OÖ. Fr. M. Axona versicolor OÖ. Fr. M. 


27. Müskendorfer See bei Konitz. 
Trotz eifrigen Suchens an dem mässig beschilften Ufer (auf Müskendorfer Seite) wurden keine 
Hyadrachniden constatirt. Z. 


28. Amtssee bei Schlochau. 


Nesaea nodata OÖ. Fr. M. Atractides ovalis Könike. 
Nesaea vartabilis Koch. Limnesia undulata OÖ. Fr. M. 
Atax crassipes OÖ. Fr. M. apa: maculata O. Fr. M. 


Hydrochoreutes ungulatus Koch. 


Mit dieser Aufzählung soll keineswegs die Prätension erhoben werden, 
dass es nur diese Hydrachniden seien, welche in den westpreussischen Seen 
vorkommen. Es ist vielmehr mit grösster Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass 
obiges Artenverzeichniss erheblich vervollständigt werden kann, wenn Jemand 
zu einer anderen Jahreszeit, etwa im ersten Frühjahr oder Spätherbst, von 
See zu See geht und die Uferzone absucht. Es ist auch leicht möglich, dass 
selbst während des Hochsommers noch mehr Species gesammelt werden können, 
wenn Exeursionen ausschliesslich zu diesem Zwecke unternommen werden. Hat 
man auf Mehreres zu gleicher Zeit zu achten, so wird die Aufmerksamkeit 
leicht getheilt, und man muss sich mit einer nur relativen Vollständigkeit in 
Betreff des zu sammelnden Materials begnügen. 


III. Räderthiere. 


Von den 74 Gattungen, welche man bis jetzt von dieser T'hiergruppe 


kennt, weisen manche sehr weit verbreitete Arten auf; ja, es giebt Rotatorien, 
18 


ERS 61 

die — wie z. B. Lepadella ovalis Ehrb. — fast in jeder Wasseransammlung 
anzutreffen sind. In Bezug auf die systematische Stellung dieser Wesen herrscht 
indessen noch so viel Meinungsverschiedenheit, dass die Ansicht, sie als eine 
besondere Abtheilung der Würmer zu betrachten, noch keineswegs allgemein 
durchgedrungen ist. Ein so namhafter Forscher wie Leydig vertritt gegen- 
wärtig noch mit aller Entschiedenheit die Meinung, dass die Räderthiere als 
eine eigene Ordnung der Krebsklasse aufzustellen seien‘), für die er den Namen 
„Wimperkrebse‘‘ in Vorschlag bringt. Ich gedenke dieser Streitfrage nur 
beiläufig. | 

In vorliegender Berichterstattung über die niedere Fauna westpreussischer 
Seen habe ich die Rotatorien nur insofern zu berücksichtigen, als einige Gat- 
tungen derselben als ständige Mitglieder der pelagischen Thiergesellschaft auf- 
treten. Diese Thatsache ist zuerst von Dr. Imhof in Zürich festgestellt worden?). 
Bei seinen Studien in den Süsswasserbecken der Schweiz entdeckte er zuerst 
2 Species des Genus Anuraea (A. cochlearis Gosse und A. longispina Kellicott) 
in der pelagischen Zone, dann aber auch Conochilus volvox Ehrb. und eine 
neue Species der Gattung Asplanchna, die von ihm A. helvetica genannt worden 
ist. Neuerdings hat er das Vorkommen von noch einigen anderen Species im 
freien Wasser der Seen constatirt; ich glaube aber, dass die zuletzt ge- 
meldeten Formen (Triarthra, Polyarthra, Synchaeta u. 8. w.) nur tychopelagisch 
sind, d. h. dass sie nur zufällig, wie ja auch manche littorale Kruster, in die 
Mitte der Seen gelangen. 

Anders steht es mit den zuerst aufgezählten Species; diese besitzen so- 
zusagen einen pelagischen Habitus, und legitimiren sich dadurch ohne Weiteres 
als Seeformen. Die Anuräen haben einen abgeflachten, blattartig gestalteten 
Körper, der sich an und für sich schon zum andauernden Schweben im Wasser 
eignet, ausserdem besitzen aber die oben erwähnten beiden Species noch be- 
sondere stachelartige Fortsätze der Haut, die bei A. longispina von sehr be- 
deutender Länge sind (Fig. 4, Tafel I.). Diese Fortsätze sind, ebenso wie die 
Balancirstange des Bythotrephes, vortreffliche Apparate, um einen schwebenden, 
kleinen Körper im Gleichgewicht zu erhalten. In der Uferzone freilich müsste 
dieselbe Ausrüstung den T'hierchen vielfache” Hindernisse bereiten, denn sie 
würden damit an Algengestrüpp und Wasserpflanzen beständig hängen bleiben. 
Schon diese Erwägung zeigt uns, dass jene Anuräen den pelagischen Lebens- 
verhältnissen speciell angepasst sind. 

Was die Asplanchna helvetica anlangt, so besitzt sie ihrerseits zwar keine 
Balaneirvorrichtungen, aber sie ist sehr gross”(0,75 mm) und dabei wie eine 
bauchige Flasche gestaltet, so dass sie vom Wasser förmlich getragen wird. 
In der That gleicht sie auch wegen ihrer vollkommenen Durchsichtigkeit einem 
krystallklaren gläsernen Behälter, und es ist überraschend, wie deutlich man 


I) Fr. Leydig: Ueber den Bau und die systemat. Stellung der Räderthiere. Zeitschr. f. 
w. Zoologie, VI.’B. 1855. Hier ist diese Meinung ausführlich motivirt. 
2) Vergl. „Zoolog.-Anzeiger‘‘ No. 196, 1885. 
19 


alle anatomischen Einzelheiten im Körper dieses Thierchens (unter dem Mi. 
kroskop natürlich) wahrnehmen kann. Diese vollendete Durchsichtigkeit, die 
wir ja auch bei Leptodora und Bythotrephes zu constatiren hatten, ist — wie 
wir schon oben erörterten — ein Hauptcharakter ächt pelagischer Thiere. 

Bei meinen Excursionen in Norddeutschland achtete ich selbstredend mit 
grösster Aufmerksamkeit auf das etwaige Vorkommen der von Imhof beobachteten 
Räderthiere, und zu meiner grossen Freude fand ich die in Rede stehende 
Asplanchna ausser im Ukelei-See (Ostholstein) und Ratzeburger See, auch noch 
in folgenden westpreussischen Wasserbecken: im Espenkruger, Marchowie-, 
Gr. Miechucziner, Kloster-, Weissen See (b. Chmelno), Geserich-See und Amts- 
see. Auch vermochte ich die Anwesenheit desselben Rotatoriums im Halensee 
bei Berlin nachzuweisen. Es geht hieraus hervor, dass diese Asplanchna helvetica 
keineswegs für die schweizerischen Seen charakteristisch ist, sondern dass sie 
— wenn man specieller nachsehen wird — wahrscheinlich in den grossen Seen 
aller übrigen Länder gefunden werden kann. Ich komme sogleich eingehender 
auf dieses Räderthier zurück, weil es mir geglückt ist, am 13. Juli 1886 das 
bisher noch nicht bekannte Männchen desselben (im Espenkruger See) aufzu- 
finden. Ich habe am genannten Tage Herrn Dr. H. v. Klinggräff diesen Fund 
unterm Mikroskop demonstrirt. 

In Betreff der beiden von Imhof angezeigten Anuraea-Species bemerke ich, 
dass ich Anuraea longispina Kellicott ausser im Espenkruger See, auch in den 
Radaunen-Seen, im Sorgensee und im Amtssee (b. Schlochau) constatirt habe. 
Im September d. J. (1886) fischte ich es auch aus dem Müggel-See bei Berlin. 
Zuerst wurde diese Anuraea von Kellicott in einem See bei Buffalo entdeckt; 
dann ist sie in England und Schottland gefunden worden. Pavesi fand sie in 
Öberitalien im Lago d’ Idro; Imhof hat sie neuerdings in zahlreichen schweize- 
rischen und in 15 österreichischen Binnenseen constatirt. Derselbe Forscher 
wies ihr Vorkommen auch im Lej Cavloccio (1908 m über dem Meere) nach. 
Sie scheint demnach eine ausserordentlich weite Verbreitung zu besitzen. Anu- 
raea cochlearis hingegen fand ich lediglich im Marchowie-See. An den genannten 
westpreussischen Localitäten erbeutete ich die Thierchen nur mit dem pela- 
gischen Netz. 

Ich entdeckte aber auch noch zwei andere Anurden im freien Wasser der 
Seen, die bisher nur als Uferbewohner bekannt gewesen sind. Es ist dies 
1) A. aculeata Ehrb., ein Räderthier, welches schon von Pastor Conrad 
Eichhorn gesehen und in seinen berühmten „Beiträgen zur Naturgeschichte 
der kleinsten Wasserthiere“‘ (1777) als ein ‚„Insect“ beschrieben und ab- 
gebildet!) ist. Für Danziger Leser meines Berichts wird dieser Umstand 
noch ein specielles Interesse haben, denn der genannte Forscher war Geist- 
licher an der Kirche zu St. Catharinen. Er nannte damals das kleine Thier 
seines merkwürdigen Aussehens wegen, den ‚„Brodkorb“, und factisch hat es 


1) Vergleiche 1. c. Tafel I., Fig. 11. 


FR 
Be 


63 . 
in seiner Körpergestalt einige Aehnlichkeit mit einer sogenannten „Kiepe“. 
Fig. 5 auf unserer Tafel veranschaulicht diese Art bei etwa 600facher Ver- 
grösserung. Ich wies aber auch noch 2) Anuraea stipitata Ehrb. in der 
pelagischen Zone nach, und zwar in den Radaunen-Seen, im Geserich- und im 
Sorgensee. Demselben Rotatorium begegnete ich auch in den breiten seenartigen 
Erweiterungen der Havel (bei Glienicke) und im Halensee bei Berlin. 

Die rotirenden Colonien von Vonochilus volvox Ehrb. hat bereits B. 
Hellich (1871) in einem See bei Wittingau (Böhmen) beobachtet. Sie kamen 
dort zahlreich mit Leptodora in der pelagischen Region vor. Imhof traf das- 
selbe (an Lacinularia socialis erinnernde) Rotatorium auch in den Schweizer- 
Seen. Für Westpreussen vermochte ich sein Vorkommen im Espenkruger, Gr. 
Miechuczyner, Geserich-, Sorgen-, Müskendorfer- und Amts-See festzustellen. 
Eine treffliche Beschreibung von Conochilus findet man in Ludwig Plate's 
„Beiträgen zur Naturgeschichte der Rotatorien‘‘, worauf ich mir zu verweisen 
gestatte.') 

Ich komme jetzt nochmals auf Asplanchna helvetica Imhof zurück und gebe, 
unter Hinweis auf Fig. 6, 7 und 8 der Tafel, eine nähere Beschreibung dieses 
Räderthieres und des dazu gehörigen Männchens. 

Wie schen oben hervorgehoben wurde, zeichnet sich unsere Asplanchna 
durch eine ausserordentliche Durchsichtigkeit aus, und dieser Umstand bietet 
einen grossen Vortheil bei der anatomischen Untersuchung dar. Man braucht 
das Thier nicht erst zu quetschen, um seine inneren Organe kennen zu lernen, 
sondern kann es so, wie es von Natur ist, unter das Mikroskop bringen und 
studiren. Die äussere Körperform ist die eines faltenlosen Beutels, oder — 
wenn man lieber will — die einer bauchigen Flasche. Der Kopf ist an manchen 
Exemplaren durch kragenartige Ringfalten vom übrigen Körper abgesetzt und 
trägt einen kräftig funetionirenden Kranz von langen Cilien, der zur Fort- 
bewegung des Thieres im Wasser und zum Herbeistrudeln von Nahrung dient. 
Innerhalb dieses Räderorgans stülpen sich zwei abgerundete Kegel, die soge- 
nannten Stirnhöcker, hervor. Zwischen diesen befindet sich ein sattelförmiger 
Ausschnitt, welcher central zur Mundöffnung führt. Auf jedem dieser Höcker 
(vergl. Figur 6) erkennen wir zwei Büschel starrer Tastborsten, welche durch 
Nervenstränge mit dem Gehirnganglion (gg) in Verbindung stehen. Höchst 
wahrscheinlich haben wir in diesen Sinnesbüscheln Spürorgane zu erblicken. 
Ausserdem besitzt aber das Thierchen noch 3 Augen: zwei laterale (au), 
von denen jedes auf einem kleinen Vorsprunge steht, und ein unpaares, welches 
der unteren Seite des Gehirns aufgelagert ist. Dicht unter jedem seitlichen 
Auge ragt eine dicke Borste hervor, die aber eine Zusammensetzung aus ganz 
feinen Cilien documentirt. Weiter unterhalb stehen noch zwei derartige Borsten 
auf einer kleinen Ausbuchtung des peripherischen Kopftheils (Fig. 6). Auch 
diese Gebilde scheinen gewissen Sinnesfunctionen vorzustehen. Damit ist aber 


!) Jenaische Zeitschr. f. Naturwissenschaft. XIX. Bd. N. F. XII. 1885. 


21 


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» 64 

die Anzahl der die Wahrnehmung von äusseren Eindrücken vermittelnden Apparate 
noch keineswegs erschöpft. Wir sehen vielmehr, dass vom Gehirnganglion 
jederseits zwei Nervenfäden nach hinten zu abgehen, von denen das eine Paar 
mit zwei dorsal gelegenen Borstenbüscheln (Fig. 6, dt) in Verbindung tritt, 
während das andere zu zwei mehr seitlich stehenden Organen der nämlichen 
Art hinführt. Bei It in Fig. 6 sieht man die Richtung, welche der laterale 
Nervenstrang nimmt, angedeutet; aber aus Mangel an Platz in der Figur ist 
das zugehörige Sinnesbüschel nicht gezeichnet. Indessen haben wir auch jetzt 
noch nicht alle Spürwerkzeuge der Asplanchna zu Gesicht bekommen; denn in 
der Nackengegend (resp. am Stirnrande) derselben liegt noch jederseits eine 
kurze, ebenfalls mit Borsten ausgestattete Taströhre (stt), deren nervöser Zu- 
sammenhang mit dem Gehirn jedoch schwer zu demonstriren ist. Ich habe 
mich aber mit vollständiger Sicherheit davon überzeugt, dass er existirt. 

Ueber den physiologischen Zweck des unpaaren Auges, dessen Sehrichtung 
serade in den Kropf der Asplanchna hineinzielt, kann man sich eigenthümlicher 
Gedanken nicht erwehren. Zu was nützt ein Auge, dessen Sehziel das Innere 
eines dem Verschlingen von Nahrung dienenden Organs ist? Man kann nicht 
umhin anzunehmen, dass jenem unpaaren Auge die Aufgabe obliegt, den Inhalt 
des glasartig durchsichtigen Kropfes zu inspieiren. Es wäre durchaus nicht 
undenkbar, dass bei diesem T'hiere die Sehfunction diejenige des Geschmackes 
zu unterstützen hätte, um die rechte Auswahl der Nahrung zu treffen. Oefters 
sieht man, dass die Asplancha einen bereits eingeschluckten Beutebissen wieder 
von sich giebt und verachtet. Es wäre leicht möglich, dass das Verdict über 
die Ungeniessbarkeit oder sonstige Ungeeignetheit derselben, nicht vom Ge- 
schmacksorgane, sondern von jenem an der Unterseite des Hirnganglions ge- 
legenen Augenpunkte ausgegangen wäre. Wir sind in der organischen Natur 
schon an so viel Wunderbares gewöhnt worden, dass es nicht von vornherein 
als eine Unmöglichkeit bezeichnet werden kann, wenn wir einem Auge die eben 
geschilderte Function zutrauen. Was wissen wir denn überhaupt über die 
Sinnesphysiologie der niederen Thiere? Wir sind sehr unklar über das Wahr- 
nehmungsvermögen der Fische und Amphibien, und doch stehen uns die- 
selben in ihrer Organisation relativ nahe. Es sind Wirbelthiere, wie wir selbst, 
aber über ihre Sinnes- und Geistesfähigkeiten wissen wir ausserordentlich wenig. 
Wir sehen allerdings, dass der Stichling mit ziemlichem Geschick ein Nest 
baut — aber was ein Geschöpf seiner Art noch sonst für ein inneres Leben 
führt, das ist für uns ein ganz ungelöstes Problem. Thiere, wie die Rotatorien 
sind, halten wir schon ihrer Winzigkeit wegen für sehr bedeutungslose Wesen; 
aber wenn wir sehen, in wie staunenswerther Weise sie von der Natur mit 
Wahrnehmungsapparaten aller nur möglichen Art ausgestattet sind, so drängt 
sich uns der Gedanke auf, dass sie innerbalb ihrer Organisationssphäre ein sehr 
reges psychisches Leben führen müssen. So sonderbar dies klingen mag, so 
nothwendig ist es, diese Annahme zu machen, wenn wir in den zahlreichen 
Sinnesorganen dieser Thiere keine zwecklose Veranstaltung erblicken sollen. 


I) 


6 


Die Asplanchnden sind, wie alle Rotatorien, sehr gefrässige Thiere. Sie 
nähren sich vorwiegend von einzelligen Algen, grösseren Infusorien, aber ge- 
legentlich auch von kleinen Krebschen. Der erbeutete Gegenstand kommt zuerst 
zwischen die beiden bezahnten Kieferzangen (Fig. 10), welche in fortwährend 
schnappender Bewegung sind. Er wird von denselben jedoch nur leicht zer- 
quetscht, und gelangt dann in den sogenannten „Kropf“ (K in Fig. 6). Die Kiefer- 
zangen stehen am Eingange zu diesem geräumigen Hohlraum, der übrigens noch 
einer enormen Erweiterung fähig ist. Ausser den eigentlichen Kiefern, welche mit 
der Bezahnung ausgerüstet sind, constatirt man an derselben Stelle noch zwei 
andere Hartgebilde (ak in Fig. 10), welche den umgebenden Muskelmassen 
zum Anhalt zu dienen scheinen. Imhof nennt diese sichelförmigen Stücke 
„accessorische Kiefer‘. Der Kropf nimmt, wie schon erwähnt, die erbeutete 
Nahrung auf, und presst sie mit einer kräftigen Schluckbewegung in den Magen 
hinunter. Hierbei hat sie den langen Schlund zu‘passiren, der mit einer grossen 
Anzahl paralleler Längsmuskeln ausgestattet ist. Gelegentlich sieht man, wie 
der Magen (m) mittels dieser Muskeln bis dicht hinter den Kropf heraufgezogen 
wird. Am Anfange seines hinteren Dritttheils trägt der Schlund jederseits eine 
rundliche Magendrüse (mdr), welche, ihrer histologischen Beschaffenheit nach, 
eine Verschmelzung von Zellen, also ein Syneytium, darstellt. Der eigentliche 
Magen (m) besteht aus grossen rundlichen Zellen, von denen jede einen klar 
umschriebenen Kern besitzt. Ausserdem nimmt man in jeder Magenzelle 1—2 
lichtbreehende Concretioren wahr, welche höchstwahrscheinlich als Abscheidungs- 
producte zu betrachten sind. Nach hinten zu ıst der ganze Verdauungsapparat 
mit bindegewebigen Fäden (bf) an der inneren Leibeswand befestigt. Für ge- 
wöhnlich ist der Magen stark contrahirt. Er vermag sich aber in dem Maasse, 
wie er Nahrung aufnimmt, ausserordentlich zu dehnen. Man bemerkt dann, dass 
er auf seiner ganzen Innenfläche mit kurzen Cilien ausgekleidet ist, welche 
beständig fimmern. Eine Afteröffnung besitzen die Asplanchnäen nicht. Die 
unverdaubaren Reste der Nahrung werden deshalb durch den Mund ausge- 
stossen, und hierbei treten die oben erwähnten Längsmuskeln des Schlundes 
in stärkste Action. Die Exceremente werden also im wahren Sinne des Wortes 
„ausgebrochen“. 

Hinter dem Magen, im geräumigsten Theile des beutelförmigen Leibes, 
liegt bei allen Asplanchnden der Geschlechtsapparat. Unsere Fig. 6 stellt ein 
weibliches Exemplar von Aspl. helvetica dar, und wir sehen in der Zeichnung das 
Ovarium (ov) nebst zwei :n der Entwickelung begriffenen Eiern (ei). Das 
vordere, grössere ist natürlich das ältere. Die Entwickelung der jungen Thiere 
erfolgt in dem dünnhäutigen Uterus, und sie werden nicht eher geboren, bis 
sie vollständig geschlechtsreif sind. Ja, es kommt sogar vor, dass das Junge, 
während es sich noch im Mutterleibe befindet, schon Eibildung aufweist. Die 
Asplanchnden produciren, wie die Mehrzahl der Räderthiere, zweierlei Arten 
von Eiern, Sommer-Eier und Winter-Eier. Die ersteren entwickeln sich inner- 
halb des Mutterkörpersund besitzen nur eine ganz dünne, völlig durchsichtige 


23 3 


IE 


6 
Schale. Die anderen hingegen (Fig. 11) zeigen ein dickes, aus concentrischen 
Schichten bestehendes Chorion, durch welches der Ei-Inhalt dauerhaft gegen 
äussere Einflüsse geschützt wird. Diese Art von Eiern, in denen man grosse. 
gelbe Fetttropfen (6) wahrnimmt, werden im Spätsommer abgelegt, und dienen 
dazu, das Fortbestehen der Species gegen alle Arten von Witterungsungunst 
zu sichern. 

Der Uterussack verengt sich in seiner unteren Region zu einer Art Scheide, 
in deren oberem Theile die sogenannte contractile Blase (ve) einmündet. Letztere 
bildet das Schlussstück des Exeretionsorganes (eo), welches bei unserer 
Asplanchna (wie auch bei A. priodonta Gosse) mit 4 Wimpertrichtern ver- 
sehen ist. Diese Trichter öffnen sich nach der Leibeshöhle, und entfalten 
je eine lange schlagende Cilie, welche durch ihre lebhaften Schwingungen 
dazu beiträgt, dass gewisse flüssige Secretionen durch das Excretionsgefäss zu- 
nächst in die Blase und dann nach aussen abgeführt werden. Letzteres geschieht 
durch die Cloakenöffnung (ce). 

Das Männchen von 4. helvetica war bisher unbekannt. Ich entdeckte 
es, wie schon erwähnt, im Espenkruger See! Es ist nur '/, so gross wie das 
Weibehen (vergl. Fig. 7 und 8); im Uebrigen aber ganz ähnlich gebaut wie 
dieses. Nach hinten zu ist der Körper allerdings etwas verjüngt, aber das 
Räderorgan und die verschiedenen Sinneswerkzeuge sind beim Männchen genau 
so vorhanden, wie bei der weiblichen Form. Nur die Sinnesbüschel auf den 
Stirnhöckern finde ich in meinen Zeichnungen nicht. Es ist aber möglich, dass 
ich sie bei ihrer Kleinheit übersehen habe, als ich das Thier skizzirte. In 
Fig. 7 ist der laterale Taster nicht angegeben, aber er ist trotzdem vorhanden. 
Ich wollte die kleine Zeichnung nur nicht unnöthiger Weise complieiren. In 
Fig. 8 sieht man gleichfalls nur die dorsalen Taster, da das Thierchen von der 
Rückenseite her betrachtet wird. Die Rotatorienmännchen zeigen ein im Ver- 
hältniss zu ihrer geringen Grösse sehr stark entwickeltes Gehirnganglion (gg), 
welches ebenfalls auf der Unterseite, genau so wie beim Weibchen, mit einem 
unpaaren Augenfleck ausgestattet ist. Die kleinen Wesen schwimmen sehr ge- 
wandt umher, haben aber hastige Bewegungen, und ihr ganzes Gebahren macht 
den Eindruck, als seien sie von grosser Leidenschaftlichkeit erfüllt. Dies wird wohl 
auch keine falsche Untersteilung sein, wenn wir bedenken, dass sie zu keinem 
anderen Zwecke auf der Welt sind, als die Befruchtung der Weibchen vorzu- 
nehmen. Sie werden durch nichts in dieser einen wichtigen Aufgabe beirrt, 
denn die Natur hat ihnen die Mundöffnung verschlossen und den Darmeanal 
rudimentär werden lassen. so dass sie durch den Trieb zur Nahrungsbeschaffung 
nicht von ihrem Hauptgeschäfte abgezogen werden können. Mit 1—2 Aus- 
nahmen fehlt allen Räderthiermännchen nebst der Mundöflnung auch ein aus- 
gebildeter Darmtractus. Als das morphologische Aequivalent eines solchen 
müssen wir jenen eigenthümlichen mit Vaecuolen durchsetzten Strang betrachten, 
welchen Ferd. Cohn lediglich als einen suspensor testis, als ein Aufhängeband 


24 


— 


des Hodens betrachtet.t) Ich vermag diese Ansicht, der auch schon voh 
mehreren anderen Seiten widersprochen worden ist, nicht zu theilen, sondern 
fühle mich aus vergleichend-anatomischen Gründen veranlasst, diesen soliden 
Strang (x in Fig. 7, 8 und 9) als den rudimentär gewordenen Darmcanal an- 
zusprechen. Werfen wir einen Blick auf die Anatomie der weiblichen A. helvetica, 
so sehen wir, dass jenes „Aufhängeband‘ sich beim Männchen genau an der 
Stelle inserirt, wo sich beim Weibchen die Mundöffnung, resp. der Kropf be- 
findet. Nach hinten zu verlängert, würde der Darmcanal beim Weibchen genau 
in der Weise mit dem Geschlechtsapparat in Verbindung treten müssen, wie 
dies beim männlichen Thier thatsächlich der Fall ist. Zur Rechtfertigung meiner 
von Cohn abweichenden Ansicht muss ich auch noch auf das merkwürdige, 
grauglänzende Gebilde verweisen, welches in Fig. 7 mit u bezeichnet ist. Was 
stellt dieser kleine Klumpen an jener Stelle dar? Seiner Lage nach, können 
wir ihn nur als den rudimentär gewordenen Kropf betrachten, der nun selbst- 
verständlich keine Höhlung mehr besitzt. Es ist natürlich wünschenswerth, 
dass die von mir gegebene Deutung der anatomischen Verhältnisse auch noch 
embryologisch bestätigt werden möchte. Dadurch würde der Beweis für die 
Richtigkeit der obigen Darlegung in endgültiger Weise geliefert sein. 

Der verkümmerte und vacuolisirte Darmcanal tritt mit dem birnförmigen 
Hoden (h) in Zusammenhang, welcher bei dem neugebornen Männchen prall mit 
beiderseits zugespitzten Stäbchen (y. Fig. 9) gefüllt ist. Ueber die histologi- 
sche Bedeutung dieser Gebilde will ich hier keine bestimmte Meinung äussern, 
obgleich die Versuchung nahe liegt, sie für Spermatozoen zu erklären. Sie 
gleichen indessen den Samenfäden, die man gewöhnlich als Räderthieren zuge- 
hörig betrachtet, nicht. Es müsste denn hier der Fall, wie bei Paludina vivrpara 
und anderen Mollusken vorliegen, dass sich zweierlei Arten von Befruchtungs- 
elementen bilden. Ich kann zur Zeit diese Frage nicht entscheiden. Ausser- 
dem sah ich im Hoden des Asplanchna-Männchens noch zahlreiche Samen- 
mutterzellen (sm, Fig. 9) liegen. Einige davon waren durch die flimmernde 
Cilienauskleidung des Geschlechtsorgans in tanzende Bewegung versetzt. Nach 
vorn zu trägt der Hoden eine zugespitzte Verlängerung, die ihrer functionellen 
Bedeutung nach ein Penis ist (p in Fig. 9). Bei pe ist die Oeffnung des- 
selben. Die contractile Blase mündet beim Männchen zugleich mit dem Penis 
in die nämliche Einstülpung der äusseren Körperhaut aus. Dieses Verhältniss 
bringt Fig. 9 deutlich zur Anschauung. 

Ich muss es ausserordentlich bedauern, dass es mir nicht vergönnt war, 
länger in Espenkrug zu bleiben. Es würde mir dann möglich gewesen sein, 
über die noch vielfach ganz dunklen Vorgänge bei der Begattung der Rotatorien 
werthvolle Beobachtungen zu machen. Gerade weil es sich um eine Asplanchna 
handelte, also um ein ganz durchsichtiges Rotatorium, wäre ein näheres Ver- 


I) Vergl. F. Cohn: Die Männchen von Aydatina senta Ehrb. Zeitschr. f. wiss. Zoologie 
vll. B. 1855. 28, 453. 
35 »* 


Bu, 2. 


63 
folgen des eingedrungenen Samens angänglich gewesen.!) Bis jetzt weiss man 
noch so wenig von dem Befruchtungsacte bei der in Rede stehenden Thier- 
gruppe, dass einige Autoren der sehr unwahrscheinlichen Ansicht sind, die be- 
fruchtenden Elemente gelangten nur in die Leibeshöhle, und kämen garnicht 
mit den Eikörpern in Contact. Hierüber können nur neue und sehr sorgfältige 
Beobachtungen entscheiden, die an einer günstigen Localität — wie Espenkrug 
es ist — angestellt werden müssen. 


IV. Turbellarien. 


Die Strudelwürmer sind zum grössten Theil Uferbewohner und kommen 
nur sporadisch im offenen Wasser vor. Zwischen den Sumpfpflanzen constatirte 
ich in fast allen westpreussischen Seen die beiden häufigen Species Vortex 
truncatus Ehrb. und Stenostoma leucops OÖ. Schm. Im Muttersee (bei Riesen- 
burg) fand sich auch noch Mesostoma viridatum M. Sch. hinzu. Indessen gelang 
es mir auch, das Vorkommen einer selteneren Art (Castrada radiata 0. Fr. M.) 
in verschiedenen Seen zu constatiren. Dieses nur 2 mm. grosse, behend 
schwimmende und ziemlich durchsichtige Turbellarium war im Espenkruger-, 
Marchowie- und Karrasch-See recht zahlreich vorhanden. Früher (Anfang Juni) 
hatte ich es auch in der Uferzone des Müritz-Sees in Mecklenburg gefunden. 
Dort kam es sogar in ziemlicher Entfernung vom Lande vor, so dass ich es 
für unentschieden halten muss, ob diese Species doch nicht vielleicht der pela- 
gischen Fauna zugezählt werden muss. Hierfür spräche auch die Erfahrung 
eines russischen Forschers Nassonoff, der als Aufenthalt von Castrada radiata 
„grössere Seen stehenden Süsswassers‘ in der Nähe von Moskau angiebt. In 
kleineren Gewässern habe ich diese Species in der That niemals entdecken 
können. Das Genus Castrada gehört zu den Mesostomiden, der weitverbreitetsten 
und artenreichsten Turbellarienfamilie. Auf eine nähere Beschreibung des 
Thieres muss ich an dieser Stelle verzichten, da ich nicht in der Lage bin, 
neue Mittheilungen bezüglich der Anatomie dieser Form zu machen. Ich ver- 
weise den geehrten Leser auf Ludw. v. Graff’s ausgezeichnete Monographie 
der rhabdocölen Turbellarien (1882), wo sich S. 312—313 eine eingehende 
Schilderung der Organisationsverhältnisse von Castrada radiata OÖ. Fr. M. findet. 

Besonderes Interesse hat es, dass ich durch meine Excursionen in die 
Lage gekommen bin, über die geographische Verbreitung einer von Professor 
M. Braun (Dorpat) neu entdeckten Species des Genus Bothromesostoma Data 
zu sammeln. Es handelt sich um das in vielfacher Hinsicht interessante B. 
Essenii, dessen specielle Beschreibung von Braun unlängst geliefert worden ist?). 


1) Als ich gegen Ende Juli nochmals an diesen See kam, zeigte es sich, dass die Männchen 
zu schwärmen aufgehört hatten. Selbst die Weibchen waren nicht mehr in so reichlicher Anzahl 
zu finden, wie in der ersten Hälfte des Juli. Man muss also auch in derartigen Fällen das Hisen 
schmieden, wenn es warm ist. Z. 


2) Vergl. die rhabdocölen Turbellarien Livlands. Dorpat 1885. G. 68—75. 
26 


BEE BU, 


Ich fand diese 4—5 mm grossen Turbellarien im Seresener-, Röskauer- und 
Sorgensee. Ausserdem aber auch im Einfelder See (Mittelholstein) und im 
Müritz-See. Sie ist demnach über ganz Norddeutschland bis nach den russischen 
Östseeprovinzen hin verbreitet. i 

Eine besondere Eigenthümlichkeit dieses Genus ist eine auf der Bauchseite 
(im vorderen Körperdrittel) gelegene kleine Grube, deren physiologische Function 
noch unbekannt ist. Von diesem Grübchen hat das Genus Bothromesostoma 
seinen Namen, und es vereinigt eine ganze Reihe verwandter Formen. Ich habe 
erst kürzlich auf Quer- und Medianschnitten durch Exemplare, welche in con- 
centrirter Sublimatlösung gehärtet und mit Pikrokarmin gefärbt waren, die nähere 
Beschaffenheit dieser Hauteinstülpung (denn eine solche liegt vor) studirt, und 
bin durch einige Präparate zu der Ueberzeugung gekommen, dass wir es hier 
mit einem Sinnesorgan zu thun haben. Ich habe in Fig. 12 einen meiner 
Schnitte abgebildet. Derselbe zeigt uns die Lage der Grube (o) dicht hinter 
dem Gehirn (gg), und es scheint mir so, als ob einige feine Nervenfäden (bei s) 
von letzterem zu dem muthmasslichen Sinnesorgan hinliefen. Möglicherweise 
liegt hier ein zur Perception von Gerüchen bestimmter Apparat vor, also eine 
Nase primitiver Art. Indem das Thier über die mit Infusorien besetzten Pflanzen- 
theile hingleitet, kann es mit diesem Grübchen vielleicht Geniessbares von Un- 
geniessbarem unterscheiden. Von Mesostoma lingua O. Schm. ist neuerdings 
von P. Hallez in Lille, einem unserer namhaftesten Turbellarienforscher, ein 
ganz ähnliches Organ beschrieben worden. Ich habe nicht verfehlt, den fran- 
zösischen Forscher von den Verhältnissen bei Bothromesostoma Essenüi brierlich 
in Kenntniss zu setzen. 

In Bezug auf Turbellarien habe ich in Westpreussen keine völlig neuen 
Funde gemacht, wohl aber das bisher noch nicht bekannte Vorkommen gewisser 
Species für die genannte Provinz nachgewiesen. 


V. Protozoen. 


Von diesen kommen in erster Linie gewisse Cilioflagellaten in Betracht. 
In der pelagischen Zone der grossen westpreussischen Seen findet sich in massen- 
hafter Anzahl ein Ceratium, welches sich bei genauer Besichtigung als mit dem 
früher von Imhof beschriebenen C. reticulatum (aus dem Züricher und Zuger 
See) identisch erweist. Der genannte schweizerische Forscher erhob seinen 
Fund zum Range einer besonderen Species; dieselbe lässt sich aber nicht auf- 
recht erhalten, da wir es in dem Imhof’schen Ceratium zweifellos mit ©. hirun- 
dinella Bergh. zu thun haben. Kleine Abweichungen in der Reticulation des 
Panzers und in der Stellung des einen hinteren Hornes kommen in den ein- 
zelnen Seen häufig vor; aber der Grundcharakter bleibt unalterirt. Ich con- 
statirte diese nämlichen Cilioflagellaten im Marchowie-, Kloster-, Radaunen-, 
Geserich-, Labenz-, Sorgen-, Müskendorfer- und Amts-See. Auch aus den 
Halensee bei Berlin fischte ich sie mit dem feinen Netz. 


27 


0 Be 


Im See von Espenkrug und im Krug-See bei Carthaus traf ich ©, hirun-. 
dinella nicht; dafür zeigte sich aber ©. furca Clap. et Lachm. Es ist dies ein 
merkwürdig vereinzeltes Vorkommen letzterer Species. Dasselbe Ceratium be- 
gegnete mir später nochmals im Wannsee bei Berlin (Anfang August 1836). 

Auf pelagischen Copepoden (meistentheils auf Cyelops simplex) war vielfach 
auch Epistylis lacustris Imhof zu sehen, eine schöne, haumartig verzweigte 
Vorticelline, von der man eine wohlgetroffene Zeichnung in Imhofs oben eitirter 
Abhandlung ‚Resultate meiner Studien über die pelagische Fauna der Süss- 
wasserhecken etc.‘ findet. Geradezu häufig muss ich das Auftreten dieser 
Species im Espenkruger See bezeichnen. 

Ich bin nicht speciell auf Protozoenstudien, die einen grossen Theil meiner 
Zeit absorbirt haben würden, ausgegangen. Aber die Formen, über die ich 
hier berichte, konnten, ihrer Häufigkeit wegen, nicht übersehen werden. Ausser- 
dem sind sie auch charakteristisch für die grossen Seen. 

In der Uferzone des Klodno- und Labenz-Sees zeigten sich apfelgrosse 
grüne Gallertkugeln in grosser Anzahl. Es waren die wunderbaren Infusorien- 
Colonieen des Ophrydium versatile O. Fr. M., deren wahre Natur zuerst von 
einem Danziger Naturforscher (Dr. v. Frantzius) entdeckt worden ist. Die 
Einzelthiere dieser Colonieen haben einen langgestreckten. spindelförmigen Körper, 
und erinnern in der Beschaffenheit ihres Peristomwulstes an die verwandte 
Familie der Vorticellinen. Sie sind zu Tausenden und aber Tausenden in einer 
mächtigen Gallertkugel vereinigt, und besitzen eine grosse Contractilität. Die 
grüne Farbe der Kugeln rührt von Chlorophylikörnern her, mit denen das 
Körperplasma der Einzelthiere durch und durch erfüllt ist. v. Frantzius machte 
dieses merkwürdige Wesen zum Gegenstande einer Doctordissertation, und hat 
das Verdienst, die erste eingehende Untersuchung desselben geliefert zu haben. 

Ich erwähne noch, dass Volvox globator Ehrb. ein sehr häufiger Bewohner 
des Uferwassers in den Seen Westpreussens ist. Besonders zahlreich fand er 
sich an manchen Stellen (kleinen Buchten) des Espenkruger Sees und im Kloster- 
See bei Carthaus. Eine speciell auf Protozoen gerichtete Erforschung der 
westpr. Wasserbecken würde sicherlich eine grosse Anzahl von Species ergeben, 
aber auch ausserordentlich viel Zeit in Anspruch nehmen. Mir kam es ledig- 
lieh darauf an, die auffälligsten Vertreter dieses Thierkreises in den Seen der 
Provinz festzustellen. 

Der geehrte Leser wird bemerken, dass die vorstehend mitgetheilten Re- 
sultate zu einer Fortsetzung derartiger Untersuchungen aufmuntern. Bis jetzt 
waren die norddeutschen Seen ein nur ganz sporadisch durchforschtes Gebiet, 
dem erst Wenige ihre specielle Aufmerksamkeit zugewendet hatten. Durch das 
freundliche Entgegenkommen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu 
Berlin und des botanisch-zoologischen Vereins der Provinz Westpreussen habe 
ich nun meinerseits die (senugthuung, einen ersten Schritt zur weiteren Er- 
schliessung der faunistischen Schätze jenes Gebiets gethan zu haben. Es ist 
wünschenswerth, dass jetzt auch Andere derselben Aufgabe ihre Kräfte widmen 
möchten. 25 22 


Ich kann nicht umhin, auch an dieser Stelle dem Director des Westpr. 
Provinzialmuseums, Herrn Dr. H. Conwentz, meinen verbindlichsten Dank für 
seine mannigfachen Bemühungen in meiner Angelegenheit auszusprechen, und 
zugleich auch meiner Gattin, welche während der ganzen Dauer der Excursion 
die Stellung eines rüstigen Assistenten versah, ein Wort der Anerkennung zu 
zollen. — 

Schliesslich möchte ich noch allen denjenigen Personen danken, welche 
mir bei der Beschaffung guter Boote behilflich gewesen sind, vornehmlich den 

Herrn Gerichts-Seeretär Grantzow in Karthaus, 
Gutsbesitzer Hannemann in Kl. Tuchom, 
Rechtsanwalt Maibauer in Konitz, 
Reallehrer Meyer in Riesenburg, 
 Rector Dr. Müller in Riesenburg, 
Professor Dr. Nagel in Elbing, 

Herr und Frau Apotheker Plath in Schlochau, 
Herrn Lehrer Stanislawsky in Chmelno, 
Mühlenpächter Tokarsky in Chmelno, 


” 


Hirschberg i. Schl, November 1886. 


72 


Tafel I. 


Rig.-1. ) Hyalodaphnia cucullata Sars, nov, var. proeurva Poppe, 2 


Fig. 2. () — — — var. Cederstömit Schödler Q 

Fig. 3a- (2°) Bosmina gibbera Schdlr,, nov. var. Thersites Poppe, 2 

Fig. 3b. (-*) Dasselbe Thier, nur um den gebogenen Höcker zu zeigen. 
ra bedeutet in allen obigen Figuren Ruder-Antennen, pa Postabdomen. 

Fig. 4. () Anuraea longispina Kellieott. au Augenpunkt. 

Fig. 5. (°) Anuraea aculeata Ehrb. au Augenpunkt. 

Fig. 6. ) Asplanchna helvetica Imhof. au Auge, sb Sinnesbüschel auf dem Stirnhöcker, 
stt Stirntaster, dt Rückentaster, It Nervenstrang, der nach dem lateralen Taster 
hinführt, gg Gehirnganglion, kz Kauzangen, k Kropf, r absteigendes Rohr des- 
selben, m Magen, mdr Magendrüse, bf bindegewebige Aufhängefäden, ov Ovarium, 
ei und ei Eier der Asplanchna, eo Excretionsapparat, va contractile Blase, cl 
Cloakenöffnung. 

Fig. 7. Männchen derselben Asplanchna (von der Seite gesehen). u Rudiment des 

Kropfes, x rudimentärer Darmcanal, h Hoden, pe Oeffnung für die Hervorstülpung des 
Penis; die Bedeutung der übrigen Buchstaben ergiebt sich aus Fig. 6. 

Fig. 8. Dasselbe Männchen in dorsaler Ansicht. 

Fig. 9. Geschlechtsorgane desselben. h Hoden, sm Samenmutterzellen, y stäbchenartige 
Gebilde (Spermatozoen?), x rudimentärer Darm, v Vacuolen darin, p Penis, vc con- 
tractile Blase. 

Fig. 10. Kauzangen der weiblichen Asplanchna helvetica. ak accessorische Kiefer. 

Fig. 11. Dauer-Ei desselben Rotatoriums. ö Oeltropfen von goldgelber Farbe. 

Fig. 12. Vorderes Körperende von Bothromesostoma Essenii (Medianschnitt). o 


Riechgrübchen, s Nervenverbindung desselben mit dem Gehirn, gg Gehirnganglion, 


sn Seitennerv, sdr Schleimdrüsen, dh Darmhöhlung, ph Pharynx, hf Hodenfollikel. 


73 


Bericht 


über 


eine zoologische Excursion nach Seeresen im Juni 1886. 
Von 


G. Brischke. 
Hauptlehrer a. D. in Langfuhr. 


Im Auftrage des Vorstandes des Westpreussischen botanisch-zoologischen 
Vereins begab ich mich am 5. Juni 1886 in die Karthäuser Gegend und zwar 
nach der 183 Meter = 589 Fuss hoch gelegenen und eine Meile von Karthaus 
entfernten Försterei Seeresen, um von hier aus vier Wochen lang in zoologischer 
Beziehung thätig zu sein. Mir lag daran, zu erfahren, ob die hochgelegene 
wald- und seeenreiche Gegend um Seeresen sich in faunistischer Beziehung 
durch das Vorkommen neuer Formen von den von mir früher durchsuchten 
Gegenden auszeichnen würde. 

Die Försterei, von der aus ich, in Gesellschaft meiner Frau, die täglichen 
Exeursionen machte, ist auf drei Seiten von Wald umgeben, auf der Ostseite 
aber offen. Hier überschaut man eine ausgedehnte, hügelige, von einzelnen 
Schluchten durchzogene Landschaft mit der Aussicht auf den 161 Meter = 
512,9 Fuss hoch gelegenen, ca. 1400 Meter langen und 800 Meter breiten Zittno- 
See, den ich bald näher kennen lernen sollte. Ihm benachbart sind der Glemboki- 
und der Karlikauer See. Der Wald besteht fast nur aus Kiefern, welche hie 
und da noch prächtige Exemplare von alten Eichen, Roth- und Weissbuchen 
einschliessen, die offenbar älter als die Kiefern sind. Einige Waldstrecken, die 
mehr Feuchtigkeit enthalten, bestehen vorzugsweise aus Weissbuchen. Das 
Unterholz bildet der Haselstrauch, der aber gegenwärtig grossentheils ausge- 
hauen und als Faschinenstrauch verkauft wird, wodurch die Wälder einer ihrer 
schönsten Zierden für einige Jahre beraubt werden. Zu dem Haselstrauche ge- 
sellen sich als Unterholz die Weissbuche, Eiche, Espe, Birke, Erle, Weide 
(Salız aurita), der Faulbaum (Rhamnus frangula) und einige andere Sträucher; 
wie die Brombeere und Himbeere. Der Waldbodeu ist bedeckt mit einer Fülle 
von Erd-, Blau- und Preisselbeeren. Es überraschte mich, als ich fand, dass 
die Vegetation hier schon so weit vorgeschritten war, wie bei Danzig, während man 
doch behauptet, dass dieselbe in diesen hochgelegenen Gegenden um mehrere 


Tage zurückbleibe. Vielleicht macht dieses Jahr eine Ausnahme, denn auf den 
1 


74 
langen, kalten und schneereichen Winter folgte fast plötzlich der Frühling, der 
die Eis- und Schneemassen in kurzer Zeit verschwinden liess und die Lebens- 
keime in der Thier- und Pflanzenwelt frühzeitig weckte. 

Der Zittno-See hat klares Wasser und an den Ufern reinen Sandgrund. 
Er hat weder sichtbaren Zu- noch Abfluss. Das Ost- und auch das Südufer 
sind flach, mit einzelnen Kiefern umsäumt und von feuchten Torfwiesen um- 
geben, während das Westufer Anfangs eben, bald aber steil mehrere Meter hoch 
ansteigt und mit Gebüsch von Erlen, Espen, Eichen, Weissbuchen, Haseln, 
verschiedenen Weiden (Saliz aurita, capraea, pentandra), Faulbaum (Rhamnus) 
und dgl. bestanden ist. Zuletzt bilden mächtige Erlen den Abschluss nach 
dem, am flachen Nordufer gelegenen Dörfchen Zittno hin. Im See wachsen stellen- 
weise am Ufer Binsen, Schilfrohr, Potamogeton und auf dem Grunde nester- 
weise Miriophyllum. 

Nun galt es, geeignete Fangstellen aufzusuchen, was auch bald unter 
Führung eines der Gegend kundigen Menschen gelang. Wir fanden verschiedene 
Schonungen, eine ausgedehnte, von einem ziemlich breiten Bache durchflossene 
Waldwiese und breite, sonnige Waldwege, wo wir unseren Forschungen obliegen 
konnten. Besonders war es der Zittno-See, dessen Westufer wir häufig und 
meistens erfolgreich besuchten. An jedem Morgen, mit Ausnahme eines Regen- 
tages, brachen wir auf und kamen zum Mittage zurück. Nach kurzer Ruhe 
- machte ich meine Notizen und präparirte den Fang. Dann gingen wir noch- 
mals aus und kehrten Abends zurück. Dieser tägliche Aufenthalt in der reinen, 
durch kalte Winde erfrischten Luft wirkte wohlthuend auf Körper und Geist. 
Ich kann daher diese Gegend jedem kränkelnden Mitmenschen als klimatischen 
Kurort empfehlen. 

Mein Bericht über das Thierleben um Seresen kann nur sehr lückenhaft 
ausfallen, da vier Wochen lange nicht hinreichen, die Fauna einer Gegend kennen 
zu lernen. Ich berichte überhaupt auch nur das, was ich sah, nicht was mir 
erzählt wurde. 

Mit den Rückgrats- oder höheren Thieren beginnend, sah ich unter den 
Säugethieren nur Eichkätzchen, Rehe und Waldmäuse. Ich glaubte, hier 
etwas Sicheres über den Siebenschläfer (Myoxwus Glis) und die Haselmaus (M. 
avellanarius) zu erfahren, aber Niemand kennt sie und das Versprechen eines 
Fundgeldes für den Ueberbringer eines solchen Thieres blieb ohne Erfolg. 
Abends flatterte eine Fledermaus einsam umher, ich hielt sie für die gemeine 
Fledermaus (Vespertilio murinus). 

Die Mannigfaltigkeit der Vögel ist dieselbe, wie in unseren nahe gelegenen 
Wäldern und Feldern. Fin Hühnerhabicht (Falco palumbarvus) hatte auf einer 
Kiefer sein Nest, sein Geschrei war weithin zu hören. Die Lerchen jubilirten. 
besonders Morgens und Abends. Die Finken schlugen im Kiefernwalde, wo 
auch die Schwarzdrossel oder Amsel (Turdus Merula) täglich ihre flötende 
Stimme erschallen liess. Viele verschiedene kleinere Singvögel liessen sich 
weniger sehen als hören. Unter ihnen der Mönch (Syleia atricapilla), das 


75 


Rothkehlchen (Zusciola rubeceula), die Kohlmeise (Parus major), zuweilen auch 
in der Nähe von Reisighaufen der stets munter und: laut singende Zaunkönig 
(Troglodytes parvulus). Im Garten sang die Grasmücke (Sylvia einerea?), flogen 
der Gartenrothschwanz (Luseiola phoenicurus) und der Fliegenschnäpper (Mus- 
cicapa grisola) den Inseeten nach. Auf den Feldwegen ertönte der einfache, 
aber für mich sehr angenehme Gesang des Goldammers (Embertiza eitrinella). 
Der Feldsperling (Fringilla montana) nistete, wie unser Haussperling, unter 
dem Dache; ich fand ihn aber weit bescheidener, als unsern frechen Spatz. 
Rauch- und Hausschwalben nisteten unter dem Dache, jene aber vorzugsweise 
in den Viehställen. Staare liessen sich truppweise von den Bäumen auf die 
Wege nieder, um Nahrung zu suchen. Auch der Eichelheher (Corvus glandarıus) 
verrieth sich durch sein Geschrei. Der Ruf des Kuckucks tönte laut durch 
den Wald. Einige Rebhühner flogen vor mir auf, auch einige Haselhühner 
(Tetrao bonasia) flüchteten ins Gebüsch. Das Gurren der Holztaube (Columba 
oenas) war oft zu hören. Einen einsamen Storch sah ich auf feuchten Wiesen 
Nahrung suchen. Zwei Sumpfschnepfen, Beccassinen (Scolopax gallinago) nahm 
ich mit nach Danzig. März- und Krikenten nisteten in den Torfmooren und 
zogen später denSeeen zu. Möven (Larus ridibundus) erschienen oft schaarenweise. 

Aus dem: Zittno-See habe ich nur Barsche, Plötze, Schleien und Hechte 
gesehen. Als ich eines Tages mit meiner Frau am Westufer des genannten 
Sees den Insekten nachging, sah ich zwei Knaben tief im Wasser stehen und 
sehr lange Angeln auswerfen. Auf meine Frage, ob sie schon etwas geangelt 
hätten, erhielt ich die Antwort: Nee! In demselben Augenblicke erhob der 
eine Knabe die Angel und ein Fisch zappelte an derselben. Was ist das für 
ein Fisch? fragte ich und der Knabe antwortete: Ein Uckelei! Mir erschien 
das Thier für einen Uckelei zu gross und ich fragte den Knaben, ob er mir 
den Fisch für 5 Pfennige verkaufen wolle. Der Knabe lächelte und sagte: 
Dat es to veel! Als ich ihm aber bedeutete, dass ich keine Münze von ge- 
ringerem Werthe bei mir habe, überliess er mir den Fisch. Es war wirklich ein 
riesiger Uckelei. In dem schnell fliessenden Wiesenbache schlängelten sich mehrere 
Bartgrundel (Cobitis barbatula) gewöhnlich Peizker genannt. Aber trotz aller Mühe 
konnte ich keinen der Fische bekommen, da sie sich bei Annäherung augen- 
blicklich zwischen die Uferbinsen flüchteten und nicht mehr zum Vorschein kamen. 

Von Reptilien wurden 2 Kreuzottern gesehen, die schwarze Abart (Vipera 
Prester) brachte ich mit. Eine Blindschleiche und einige Eidechsen (Zacerta agilis) 
wurden bemerkt. 

Was die Amphibien anbelangt, so waren viele Wasserfrösche (Rana esculenta) 
und Grasfrösche (R. temporarva), letztere in verschiedenen Färbungen vor- 
handen. Eine Kröte (Bufo ceinereus) wurde gefangen. In einem Wassertümpel 
schwammen mehrere Molche (Triton eristatus) herum. 

Bei den niederen oder rückgratslosen Thieren werde ich länger verweilen. 

Gleich beim Betreten des Waldes fielen mir die Zerstörungen auf, welche 
von den in grosser Menge vorhandenen Rosenkäfern (Anisoplia horticola) 


2 
A) 


76 


herrührten, fast kein Blatt des Unterholzes war von ihnen verschont geblieben. 
Als ich Danzig verliess, schwärmten sie auch schon in den Gärten. Sie nahmen 
erst etwas ab, als ich meine Rückreise antrat, aber nun erschien der grössere 
Junikäfer (Anomala Frischü) und half beim Frasse. Auch die Weichkäfer 
(Telephorus), deren sammetartige, braune Larven oft auch im Winter auf dem 
Schnee kriechend gefunden werden und daher Schneewürmer heissen, waren 
massenhaft vorhanden. 

Ueberall in Wald und Flur wurden wir von Mücken geplagt und zwar 
nieht nur von der gewöhnlichen Stechmücke (Culex pipiens), sondern be- 
sonders von der gröseren Waldmücke (Culex annulatus). An warmen Abenden 
erschienen ganze Schwärme von kleinen, schwarzen Bartmücken (Üeratopogon 
communis), die wie oft die Blattläuse in der Luft umherflogen, so dass ich mit 
einem Netzschlage nahe an einhundert fing, deren Weibchen ebenfalls empfind- 
lich stechen. Ausser diesen Plagen hatten wir fortwährend die Viehbremsen 
(Tabanus tropicus) und später den grösseren Tabanus bovinus zu verjagen, 
welche Rind und Pferde am Tage schrecklich quälten, so dass oft die Feld- 
arbeit unterbrochen werden musste und Pferde und Kühe in den Ställen Schutz 
suchten. Dazu kamen noch als Blutsauger die Blindfliege (Chrysops caecutiens) 
mit den schwarz und weissen Flügeln und den grünen Augen, und die graue 
Regenbremse (Haematopota pluvialis). Ueberhaupt überraschte mich die 
Menge der Fliegen gross und klein, nicht gerade durch die Menge der Arten, 
sondern durch die Masse der Individuen. Wenn bei kaltem, regnerischem 
Wetter kein Insekt zu finden war, Dipteren fand man überall. So sassen fast 
auf jedem Strauche und bei jedem Wetter die kleinen schwarzen dickschenkeligen 
Buckelfliegen (Hybos funebris). Auch die bei Danzig seltene, sammetschwarze, 
goldgelbgeringelte, grosse und langbeinige Schnake (Tipula crocata) war hier 
häufig. Am Zittno-See hingen die grossen Eintagsfliegen (Zphemera vulgata) 
an den Blättern der Büsche, sie hatten sich eben entwickelt und waren noch 
ganz weich, während die kleine zweiflügelige Eintagsfliege (Üloö diptera) todt 
an den Binsen hing, oder mit flach ausgebreiteten Flügeln auf dem Wasser 
schwamm. Wenn sie herausgefischt wurden, fielen die zarten Flügel zusammen 
und das Thier war für die Aufbewahrung unbrauchbar. 

Auf jedem, von der Sonne beschienenen Waldwege überraschte mich die 
Menge der blauen Wasserjungfer (Calopteryx Virgo). Ueberhaupt waren 
die Libellen sehr zahlreich, zwar nicht an Arten, aber an Individuen. Vor- 
herrschend war die oft in massenhaften Zügen vorkommende Libellula 4-maculata. 
Unter den wenigen Arten sind doch einige, die bei Danzig von mir noch nicht 
gefunden wurden. Ich werde sie weiter unten anführen. Es fiel mir auf, dass 
unter der Menge von ZLibellen noch keine Aeschna war. Am vorletzten Tage 
meines Aufenthalts im Forsthause Seeresen sah ich die erste Aeschna juncea im 
Walde und wurde nach meiner Heimkehr von einem Exemplare derselben Art 
im Jäschkenthaler Wäldchen begrüsst. Leider entging sie meinem Netze. Das 


ist der Unterschied zwischen einem Botaniker und einem Zoologen auf Forschungs- 
4 


reisen, dass Ersterer auch hat, was er sieht, während Letzterer Vieles sieht, 
ohne in dessen Besitz zu gelangen. 

An den oft baumartig aufgeschossenen Büschen der Salir aurita frassen 
die schwarzen Larven der @onioctena viminalis familienweise und entblätterten 
sie. Ein gefangener Nematus leucostietus liess voraussehen, dass später die 
noch unversehrten Blätter von den Larven dieser Blattwespe besetzt werden 
würden, welche die Gewohnheit haben, zwischen den umgerollten Blatträndern 
zu leben. Auch fand ich die weissen, haarigen Gallen an der Unterseite der 
Blätter, in welchen die Larve des Nematus bellus lebt. 

Die des Blattgrüns beraubten, braun und welk erscheinenden Blätter der 
Birken zeigten das Vorhandensein der Larven der Fenusa betulae an, die bei 
Danzig einzeln vorkommt, in der Tucheler Haide aber sehr häufig ist. 

Ebenso bewiesen die braun ausgefressenen Stellen in den Blättern der 
Eiche die Anwesenheit der Micropteryx fastuosella, einer hübsch gezeichneten 
Motte. 

Auch der Fang der Fenusa nigricans deutet an, dass die Erlenblätter bald 
mit runden, braunen Plätzen besetzt sein werden, in denen die Larven das 
Blattgrün verzehren. 

Auch die Blattrollen an Haseln und Weissbuchen, welche ein rother Rüssel- 
käfer (Apoderes Coryli) verfertigt, um ein Ei hineinzulegen, ebenso die Blatt- 
rollen der Eichen, von einem andern, ebenfalls rothen Rüsselkäfer (Attelabus 
curculionoides) zu demselben Zwecke verfertigt, waren häufig. Nicht minder 
zahlreich waren die Blattwickel an Birken und Espen, die von Rüsselkäfern 
einer anderen Gattung (Rhynchites) zu Stande gebracht werden und ebenfalls 
je ein Ei enthalten. Die Superda populnea, ein Bockkäfer, dessen Larve in 
den Stämmchen der Espensträucher lebt, war ebenfalls recht häufig. Auch ein 
glasflügeliger Schmetterling, die Sesia spheciformis, dessen Raupe in Erlen- 
stämmchen frisst, schwärmte im Sonnenscheine ziemlich zahlreich. 

Zur Vertilgung des, den Kiefernschonungen schädlichen Rüsselkäfers (Hy- 
lobius pini) waren Fangkloben ausgelegt, aber mit nur geringem Erfolge. Von 
anderen, den Kiefernforsten schädlichen Insecten fand ich nur vereinzelte Raupen 
von der Forleule (Panolis piniperda) und der Nonne (Liparis Monacha). An 
Schmetterlingen fehlte es überhaupt nicht. An lichten Waldstellen, in Scho- 
nungen und auf Wiesen flogen sie zahlreich umher. Ich fing Hipparchien, 
Argynnis-Arten, Lycaenen, Hesperien, Ino statices, Lithosien, Nemeophrla russula, 
Hepialus hectus, dessen Männchen sich durch die blasig aufgetriebenen Hinter- 
schienen und das Fehlen der Hintertarsen auszeichnen; Abends suchen sie, 
über dem Haidekraute auf und abpendelnd die trägeren Weibchen auf. Einige 
Noctuen und Geometren nahm ich ebenfalls mit. Aber alle gefangenen Schmetter- 
linge waren mir von Danzig her bekannt. Eine für Preussen neue Art werde 
ich später anführen. Von Microlepidopteren waren viele vorhanden. Sehr ver- 
breitet war ein hübsch gezeichneter Wickler, die Tortriz arcuana. Am Zittno- 
See waren die Blätter der Eichen von den Een eines grünen Wicklers, der 
Tortriz viridana, arg zerfressen. 5 


18 

Auf einem Erlenblatte, später auch auf einem Weissbuchenblatte fand ich 
die schwarzen, aufrechtstehenden, geörten Raupensäcke einer Coleophora. Die 
Blätter der Weissbuche und des Haselstrauches waren nicht selten ganz wie 
mit einem Locheisen durehschlagen. Zwischen den Blatthäuten lebt nämlich 
das Räupchen einer Motte, der I/neurvaria Zinckenit, welches sich zuletzt 
ein rundes Stückchen aus dem Blatte beisst, so dass es zur Erde fällt und hier 
das Räupchen wie in einer linsenförmigen Kapsel vor den Unbilden des Winters 
schützt. Die aus abgebissenen, trockenen Grashalmen gebildeten Säcke der 
Psyche nitidella auf verschiedenen Blättern waren ziemlich häufig. 

An den Zweigen der Weissbuchen und Espen fand ich fast erbsengrosse, 
glänzende, rothbraune bis fast schwarze Coccusweibchen. An den Erlen krochen 
grüne Blattläuse, welche von einer weissen fadenförmigen Wachsaussehwitzung 
umgeben waren. Vielleicht eine Dorthesia? 

Obgleich ich einen Vormittag zum Raupenklopfen verwendete, so war 
meine Ausbeute nur &ering. Es waren fast nur Spannerraupen, die ich erhielt, 
und diese lieferten nach der Entwickelung nur Falter, die aus der Nähe Dan- 
zigs schon bekannt waren. Ausserdem fand ich nur 2 Raupen vom braunen 
Bären (Arctia Caja), und Raupen vom kleinen Gabelschwanze (Harpyia bifida), 
eine Raupe vom kleinem Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia), einige Raupen 
von ÖOrgyia gonostigma (deren Weibchen ungeflügelt sind) und eine Raupe eines 
Blutfleckschwärmers (Zygaena filipendulae). Dagegen bemerkte ich grosse Nester 
von Raupen des Ringelspinners (Gastropacha neustria) und einige Nester von 
Raupen des grossen Fuchses (Vanessa polychloros). Am 9. Juni zeigte mir 
meine Frau eine Raupe, die sich zur Verwandlung an einem Espenblatte fest- 
gesponnen hatte. Es war die Raupe des grossen Risvogels (Limenitis popul) 
die ich noch nie gesehen hatte, und die sich durch ihre sonderbaren Auswüchse 
auszeichnet. Nachdem sie sich in eine Puppe verwandelt hatte, nahm ich sie 
mit und erhielt am 28. Juni einen weiblichen Falter, während ich die männ- 
lichen schon vorher gafangen hatte. 

‘ Bei dem Klopfen der Raupen fielen auch einige der grünen, schwarzbe- 
dornten Blattwespenlarven, die auf Eieben leben in den Schirm. Schon Reau- 
mur kannte diese Larven, er konnte sie aber nicht erziehen. Mir gelang die 
Zucht mit Larven, die ich aus der Tucheler Haide erhielt und später auch in 
den Pelonker Wäldern fand. Sie ergab eine ganz neue Blattwespenart, die 
Blennocampa pubescens Zaddach. Auf dem wilden Apfelbaume fand ich sehr 
zahlreiche Colonien einer anderen Blattwespenlarve, die ich vor mehreren Jah- 
ren im Jäschkenthale und später bei Matemblewo gefunden und erzogen hatte. 
Es war eine ebenfalls neue Art und zwar der Nematus moestus Zaddach. Auf 
Blaubeeren fand meine Frau die Larven wieder, welche ich vor vielen Jahren m 
Oliva gefunden, aber nicht erzogen hatte. Vielleicht gelingt mir diesesmal die 
Zucht. Auch die Larven der Poecilosoma candidata, welche in Heubude und 
Pelonken zuweilen die Birkensträucher ganz entblättert, fand ich hier. Ebenso 


R\ 


am 2 ale I On nn anne 


zeigten mir die Blattrollen an den Blättern der Alnus incana mit den darin 
befindlichen Larven das Vorkommen der Lyda depressa an. 

Die oft kartoffelgrossen und röthlich schimmernden Zweiggallen an Eichen von 
Teras terminalis waren häufig. Eine gefangene Trigonaspis megaptera lässt auf das 
Vorkommen der rothen, harten, runden Gallen an den Eichenstämmen schlies- 
sen. An wilden Rosen fanden sich die runden Gallen von Rhodites Eglante 
riae. An mehreren Eichenbüschen waren die Blattlappen nach unten umge- 
klappt, oben roth, unten gelb und grün gefleckt, in der durch das Umklappen 
entstandenen Tasche lag eine weisse Gallmücken- (Ceeidomyien) Larve. 

Die rothe Waldameise (Formica rufa) war häufig sowohl in grossen Hau- 
fen als auch unter Torfstücken. Auch die Formica fusca war zahlreich ver- 
treten. Die Myrmica laevinodis nistete zwischen der Rinde alter Kiefernstub- 
ben und sogar unter trockenem Kuhdünger. 

Hummeln sah ich im Ganzen wenig und dann nur die bekannten Arten, 
als Bombus terrestris, hortorum ete. Von Vespa rufa entdeckte ich ein Nest in 
der Erde. 

Die Laufkäfer liessen sich wenig sehen, was wohl mit der anhaltenden 
Dürre zusammeuhängt, da die Laufkäfer feuchte, dunkle Waldstellen lieben. 
Die Trockenheit war so gross, dass in den über 70 Fuss tiefen Brunnen das 
Wasser fehlte und aus den Seen geholt werden musste. Dagegen waren die 
Rosskäfer' (Geotrupes sitvaticus und stercorarius) in grosser Zahl vorhanden. 
Ebenso fand ich im Kuhdünger Histeren, Aphodien, Onthophegen und Sphaeridien 
in Menge, aber nur einen Mondhornkäfer (Copris lunaris). Auch nur einen 
Todtengräber (Neerophorus Vespillo) konnte ich erbeuten. Aus einem Tümpel 
erhielt ich kleine Schwimmkäfer (Agabus), einige Wasserscorpione (Nepa cinerea) 
und Rückenschwimmer (Notoneeta glauca). Letzere in verschiedenen Entwicke- 
lungsstadien. 

Aus dem Seeresener Wiesenbache fischte ich die Velia rivulorum und 
Hydrometra lacustris, zwei Wanzenarten, die auf dem Wasser umherrutschen. 
Auch einen einsamen, sich im Kreise drehenden Taumelkäfer (Gyrinus natator) 
erbeutete ich. Im Zittno-See fing ich die grössere Hydrometra paludum. “Bei 
der Jagd auf diese 3 Wanzenarten fielen mir die vielen schwarzen Fliegen auf, 
welche stets nach einer Richtung über die Wasserfläche hinflogen. Ich fing 
einige derselben und erkannte sie als zur Gattung Hilara gehörig und zwar 
die über dem Seeresener Bache fliegende grössere Art als die H. globulipes, die 
kleinere vom Zittno-See als H. chorica. 

Das zahlreichere Erscheinen des bei Danzig selten gefundenen Keduvius 
personatus hängt vielleicht mit dem Vorkommen der Blatta germanica, den 
sogenannten Schwaben, zusammen. Diese grosse schwarze Wanze scheint den 
Schwaben nachzustellen. 

Die zarten, goldäugigen Florfliegen (Chrysopa) und die Scorpionsfliegen 
(Panorpa communis) waren recht häufig, dagegen die Kameelhalsfliegen (Raphı- 
dia) selten. 


80 

An Phryganiden muss Ueberfluss sein, das bewiesen die vielen und verschie- 
denen Gehäuse mit lebenden Larven im Wasser. Ich konnte aber die Zeit ihrer 
Entwickelung nicht abwarten. Schlammfliegen (Sialis lutaria) waren schon 
recht häufig. Interessanter war mir das zahlreiche Erscheinen einer kleinen 
schwarzen Phryganide, der Mistacides atra. Sie sass am Zittno-Scee stets ruhig 
auf der Oberseite der Erlenblätter, die sehr langen, schwarz und weissgeringel- 
ten Fühler und die beiden stark schwarzbehaarten Palpen vorgestreckt, wäh- 
rend die an den Leib gelegten blauschwarzen Flügel im Sonnenscheine glänz- 
ten. Rührte man aber an dem Blatte, dann flog oder sprang das Thier augen- 
blicklich fort. 

Auch die Orthopteren waren noch nicht vollständig entwickelt. Ausser 
den Gattungen Tettix, Stenobothrus und G@omphocerus fand ich Blatta lapponica 
ausgebildet, Decticus verrueivorus und Locusta aber nur als Larven. Nach die- 
sen allgemeinen Bemerkungen mögen noch einige Scenen aus dem Insektenleben 
folgen, die ich zu beobachten Gelegenheit hatte. 

In den festgetretenen Gängen des Förstereigartens hatten viele Grab- 
wespen (Thyreopus patellatus) ihre Röhren gegraben und waren bemüht, ihre 
Brut mit Futter, das aus Fliegen besteht, zu versorgen. Sie krochen und 
flogen daher sehr emsig auf den Blättern der benachbarten Pflanzen im Sonnen- 
scheine umher. Es dauerte lange, ehe sich eine Fliege auf ein Blatt niederliess. 
Die Wespe batte sie erspäht. Sogleich erhob sie sich und schwebte wie ein 
Raubvogel über ihrer Beute. Plötzlich stiess sie auf die Fliege herab und 
zwar so wuchtig, dass ich den Stoss auf das Blatt deutlich hören konnte. 
Aber die Fliege flog davon und die Wespe sass nun längere Zeit auf demsel- 
ben Flecke, als ob sie sich schämte oder ärgerte. Bald darauf kam eine weit 
grössere Raubfliege (Aselus) und setzte sich auf dasselbe Blatt. Die Grabwespe 
kannte ihre Feindin, flog auf sie zu und streifte sie nur, um sie zu verjagen, 
was ihr auch gelang. 

In demselben Garten fand ich an der Gartenbank in dem Raume zwischen 
Sitzbrett und Fuss eine Colonie von Blattschneiderbienen (Megachtle circum- 
cincta). Sie sassen Abends dicht neben einander, mit den Köpfen nach aussen 
und liessen sich ruhig betrachten, ohne fortzufliegen. Später waren sie auch 
verschwunden. 

An den erratischen Steinblöcken, welche zu beiden Seiten der Landstrasse 
stehen oder liegen, fand ich, wie schon vor Jahren bei Oliva, die aus grobem 
Sand und Lehm gemauerten Zellen einer Biene, der Osmia adunca. Ich musste 
das Messer anwenden, um diese Zellen zu öffnen. Sie enthielten theils ausge- 
bildete Bienen, theils Parasiten. Ich fand nämlich zwei todte Exemplare des 
seltenen Cryptiden J,inoceras macrobatus und mehrere lebende Chrysis aeratı. 
Auch eine rothbraune Milbe, deren sehr lange Beine mit einer länglich runden 
Verbreiterung endigten, fand ich in einer Zelle. Vielleicht zur Gattung Zrytk- 
raeus gehörig. Ob diese Milbe mit den Bienen in irgend welcher Beziehung 
stand, weiss ich nicht. _ Später krochen neben den Osmia-Zellen viele kleine, 

8 


81 


rothe weiche Milben. Ob es Junge der vorher Beschriebenen waren? — Nach 
einigen Tagen fand ich die Zellen geschlossen und mit einem süssen, blauen 
Breie gefüllt, den die Bienen als Nahrung für ihre Brut eingetragen hatten. 
Diese Zellen enthielten auch schon je eine Made. Die erwachsenen Maden 
massen ungefähr einen Centimeter, waren weiss mit kleinem Kopfe und brau- 
nen Mandibeln und spannen um sich weissliche Hüllen, welche dıe Zellen aus- 
füllten. — An einem solchen Steine fand ich unter horizontalen Vorsprüngen, 
also vor Regen und Sonne geschützt, Galerieen von 6—7 neben einander lie- 
genden Zellen, die aus Kiefernharz gebildet waren. Leider waren sämmtliche 
Zellen offen, ihre inneren Wände glatt und glänzend, so dass ich nicht erfah- 
ren konnte, welcher Baumeister sie hergestellt hatte. Nur eine Zelle war noch 
geschlossen und ich fand bei ihrer Oefinung ein gelbes, maschiges, rundliches 
Gespinnst, in welchem ein rothbraunes Cocon lag. Als ich dieses öffnete, be- 
fand sich in demselben eine etwa 2 mm lange schwarze Hymenopterenpuppe 
mit hellen Fühlern und Beinen, die ich als zu den Limnerien gehörig erkannte 
und die wohl ein Parasit des Zellenerbauers war. 

In den Bohrlöchern der alten Pfosten und Zäune, aus welchen ein Bock- 
käfer, das Callidium bajulus hervorkam, hatten sich noch andere Hymenopteren 
angesiedelt. So der Pemphredon lugubris, Passaloecus monilicornis und Trypetes 
truncorum. An Parasiten fehlte es auch nicht, denn es trieben sich an densel- 
ben Stellen auch Chrysis cyanea, ignita und fulgida herum. Der Braconide 
Doryctes leucogaster, schwarz wit rothgelbem Hinterleibe, liess sich ebenfalls 
sehen. 

An Lehmwänden bauten die Töpferwespe (Trypozylon figulus) und Ody- 
nerus parietum ihre Lehmröhren und trugen Beute ein. 

An einem Vormittage gingen wir bei heissem Sonnenschein auf schatten- 
losem Wege durch eine junge Schonung in der Nähe des Fabelberges (so be- 
nannt nach einem Förster, der sich hier aus Liebesgram erschossen haben soll). 
Da bemerkten wir auf dem lehmigen Wege viele Röhren, die von Grabwespen 
und Bienen herrührten. Wir fingen mehrere T’hyreopus pterotus, einige Spheco- 
des und auch den Ozybelus uniglumis. Mir fielen nun die Beobachtungen 
v. Siebold’s ein, die er, soviel ich mich entsinne, im Garten des Hebeammen- 
Institus zu Danzig anstellte und in einer Schrift: Observationes guaedam entomol. 
de Oxybelo uniglume atque Miltogramma conica 1841 veröffentlichte. Er be- 
schrieb darin die Art und Weise, wie die Fliege sich bemühte, ihre Eier auf 
den Ozybelus abzulegen. Ich fand denn auch die Miltogramma, wie sie im 
Kreise um die Erdlöcher herumflog, konnte aber die Beziehung, in der sie zum 
Ozybelus stand, nicht beobachten, weil sich Fliegen in grösserer Zahl vorfanden, 
die vielleicht auch Absichten auf den T’hyreopus hatten. Diese Fliegen waren: 
Metopia leucocephala und Bombilius sericeus, die sich ebenfalls nach kurzem Fluge 
auf die Erde setzten. 

In den alten Stubben gefällter Kiefern steckten viele Puppenhülsen einer 
Fliege. Ich nahm einige noch nicht ausgeschlüpfte Puppen behutsam heraus 

3 6 


82 


und erzog die ziemlich grosse, schwarzhaarige, auf dem Hinterleibsrücken 
schön rothbraun behaarte Laphria albibarbis. Die noch grössere, ganz schwarze 
L. atra lebt ebenfalls als Made in alten Pfosten und Brettern und war recht 
häufig. 

Die von mir bei Zoppot gesammelten Spinnennester an Haidekraut und 
Binsenhalmen fand ich auch hier recht häufig, ohne jemals die Verfertigerin 
zu Gesichte zu bekommen. Das mehr als erbsengrosse Nest besteht aus einer 
weissen, seidenartigen Hülle, in welcher die Eier liegen. Diese Hülle ist von 
einer dicken grauen oder gelblichen Sandhülle umgeben. Aus diesen Nestern 
erzog ich dieselben Parasiten, wie in Zoppot, nämlich den Hemiteles fragilis, 
den Pezomachus zonatus und P. fasciatus. 

Unter diesen Spinnennestern befand sich auch eine Lehmzelle, die ich 
sogleich als einem Eumenes angehörig erkannte. Sie war aussen mit Buckeln 
versehen, aber der vorstehende Nabel fehlte. Später erschien aus dieser Zelle 
ein Eumenes pomiformis. 

Endlich lasse ich nun die für unsere Fauna oder überhaupt neuen Insek- 
ten folgen. Ich wähle zu diesem Zwecke die Reihenfolge der Ordnungen nach 
A. Gerstäcker’s: „Handbuch der Zoologie“ 1863, der mit den Geradflüglern be- 
ginnt. Da mir aber ein Verzeichniss der Westpreussischen Geradflügler nicht 
bekannt ist, so gebe ich ein solches und zwar von denjenigen Arten, die ich 
im Laufe der Zeit um Danzig gesammelt habe, denn in Seeresen konnte ich im 
Juni nur wenige fangen, weil die Geradflügler erst später im Jahre erscheinen 


I. Ordnung. Geradflügler (Orthoptera). 
Gattung Blatta. Schaben. Kakerlaken. 


Bl. germanica Fbr. Plage in vielen Häusern. Franzosen genannt. 
Bl. lapponica L. In Wäldern, 
Bl. ericetorum Wsm. Ebenfalls in Wäldern, aber sellten. 
Gattung. Periplaneta. 
P. orientalis L. Ebenfalls Plage in vielen Wohnungen. Schwaben genannt. 
Gattung Gryllotalpa. 
Gr. vulgaris Latr. (Gryllus gryllotalpa L.) Maulwurfsgrille. Werre. Oft den 
Pflanzenwurzeln schädlich. 
Gattung Gryllus L. (Acheta Fbr.) 
Gr. campestris L. Feldgrille. Auf dürren Aeckern. 
Gr. domesticus L. Heimchen. Besonders in Backhäusern. 
Gattung Meconema. 
M. varium. Im Herbste auf Bäumen im Jäschkenthaler Wäldchen. 
Gattung Decticus. 


D. verrueivorus L. Warzenbeisser. Ziemlich häufig. 
10 


EN 


an 
I 5 


4. 
N. 
N. 


N. 


83 


Gattung Locusta. 


. viridissima L. Heupferd. 
. cantans Charp. Springhahn. Ueberall. 


Gattung Tettix Charp. (Tetris Latr.) 


. subulata L. Im Laube. 
. bipunctata. Ebenda. 


Gattung Oedipoda. 


. migratoria L. Weanderheuschrecke. Einzeln um Danzig. 
. coerulescens (Pachytelus) L. Auf sonnigen Feldern. 
. stridulus (Pachytelus). Im Schmelzthale bei Sagorez. 


Gattung Gomphocerus. 


. biguttatus. Häufig. 
. brevipennis. Auf Wiesen. 


Gattung Stenobothrus. 


. lineatus. Bei Zoppot. 
. pratorum. In vielen Varietäten. Ueberall. 


Gattung Forficula. 


. gigantea L. Auf den Dünen. 
, auricularia L. Ohrwurm. Ueberall. 
. minor L. Seltener. 


Gattung Psocus. 


. strigosus Curt. 
. similis Steph. 
. lineatus Latr. Alle 3 Arten einzeln. 


Gattung Atropos. 
pulsatorius L. Bücherlaus. Ueberall. 


Gattung Nemura. 
variegata Oliv. 


. cinerea Oliv. 


humeralis Pic. Alle 3 Arten am Wasser. 


Gattung Chloroperla. 


Chl. grammatica Scp. Im Radaunenthale. 


E. 


A. 


den Netzflüglern gerechnet). 


Gattung Ephemera. 
vulgata L. Eintagsfliege. Am Zittno-See häufig. 


Gattung Cloe. 
diptera L. Ebenda. 


Familie: Libellulina Burm. (Odonata Fbr.) Wasserjungfern. 
Da Dr. H. Hagen in den Neuen Preussischen 
Provinzial-Blättern 1846, B. II ein Verzeichniss der Netzflügler giebt und 
v. Siebold’s Angaben über die bei Danzig gefangenen Arten anführt, so gebe 
ich hier nur die Arten an, die ich um Seeresen fing, oder die v. Stiebold bei 


Danzig noch nicht entdeckte. 


11 


84 £ 


Gattung Lestes. 
L. sponsa Selys. Selten. 


Gattung Agrion. 
A. puella v. d. L. Am frischen Hafl. | 4A. lunulatum Charp. Am Zittno-See. 
A. cyathigerum Charp. Am Zittno-See. | A. elegans Vanderl. Am Zittno-See. 


Gattung Libellula. 

L. cancellata L. Im Seeresen. Bei . albifrons Burm. Um Danzig. 
Danzig habe ich sie nie gesehen. . dubia Vanderl. Ueberall. 
Die d' sind auf dem Hinterleibe mit . striolata Charp. Um Danzig. 
graublauer Ausschwitzung bedeckt, . rubicunda L. Häufig. 
wie bei ZL. depressa. 


Sn 


Gattung Epitheca. 
E. bimaculata Charp. Am Zittno-See fing ich ein Pärchen. Bei Danzig noch 
nicht gefunden. 
Gattung Thrips. 
Thr. cerealium Halid. Dem Weizen oft schädlich. 


Gattung Lepisma. 
L. saccharina L. Fischchen. Zuckergast. Häufig. 


Gattung Podura. Springschwanz. 
Die Arten wurden von mir nicht gesammelt. 


Gattung Desoria. 
D. glacialis Nic. Bei Oliva in einem Winter massenhaft auf dem Schnee. 


I. Ordnung. Netzflügler (Neuroptera). 


Von dieser Ordnung zähle ich alle von mir bei Danzig und Seeresen gefange- 
nen Arten auf, da mir ein vollständiges Verzeichniss derselben aus 
Westpreussen nicht bekannt ist. 


Gattung Myrmeleon. Ameisenlöwe. 
M. formicarius L. In Kiefernwäldern. 
M. formicalynz Fbr. Auf der frischen Nehrung. 


Gattung Acanthaclisis. 
A. occitanica. Vill. Auf der frischen Nehrung, bei Pröbbernau. 


Gattung Osmylus. 
O. maculatus Ltr. An Waläbächen. In Thalmühle. 


Gattung Chrysopa. Florfliege. 


Chr. vulgaris Schneid. Ueberall. | Chr. ventralis Curt. Seeresen. 
Chr. vittata Wsm. Bei Zoppot. Chr. phyllochroma. Wsm. Seeresen. 
Chr. integra Hagen. Bei Zoppot. Chr. alba L. Seeresen. 


Chr. perla L. Ueberall. 


12 


85 


Gattung Hemerobius. 


H. cylindrıpes Wsm. Zoppot. H. fasciatus Gözsy. Bei Danzig. 
H. micans Oliv. Zoppot. H. humuli L. Ebenda. 
H. limbatus Wsm. Bei Danzig. H. nervosus Fbr. Ebenda. 


Gattung Drepanopteryx. 
Dr. phalaenoides L. Auf Eichen. 
Gattung Raphidia. Kameelhalsfliege. 
R. ophiopsis Schum. Ueberall einzeln. 
R. xzanthostigma Schum. Bei Oliva. 


Gattung Sialis. Wasserflorfliege. 
S. lutaria L. Ueberall am Wasser. 


Gattung Panorpa. Scorpionsfliege. 
P. communis L. Ueberall. 
Gattung Phryganea. 
Phr. grandis L. Bei Danzig. 
Gattung Neuronia. 
N. rufierus Scop. Selten. 
Gattung Limnophilus. 


L. obscurus Ramb. Bei Danzig. | L. Jlavicornis Fbr. Bei Danzig. 
L. griseus L. Ebenda. L. fenestratus Kol. Ebenda. 


| 
L. rhombicus L. Ueberall einzeln. |  L. borealis Zett. Ebenda. 
L. cingulatus Steph. Selten. | 


Gattung Chaetopteryx. 

Ch. fusca Wstw. Zoppot. 
Gattung Grammotaulius. 
Gr. atomarius Fbr. Bei Danzig. 
Gr. nitidus Müll. Ebenda. 
Gattung Setodes. 
S. lacustris Piet. Bei Danzig. 
Gattung Notidobia. 

N. ciliaris L. Seeresen. 

Gattung Mystacides. 
M. tineoides Scop. Am Zittno-See. | M. pilosus Müll. Bei Danzig. 
M. venosus Ramb. Zittno-See. |  M. ater Pict. Zittno-See. 


Gattung Hydropsyche. 
Eine unbestimmte Art kommt in den Karthäuser Seen vor. 
Mehrere Phryganiden-Arten stecken noch unbestimmt in meiner Sammlung. 
Die zu den Fächerflüglern (Strepsiptera) gehörenden Gattungen Xenos 
und Stylops kommen bei Danzig vor, wo sie auf Sphegiden und Apiden 


parasitisch leben. 
13 


86 


III. Ordnung. Käfer. (Coleoptera.) 


Nachdem Herr Professor v. Siebold in den Preussischen Provinzial- 
Blättern ein Verzeichniss der preussischen Käfer veröffentlichte, ist in West- 
preussen so emsig gesammelt und sind in letzter Zeit durch Herrn Stadtrath 
Helm die neuen Funde in diesen Schriften bekannt gemacht worden, dass es 
sehr schwer ist, noch neue Arten hinzuzufügen. Ich will daher nur auf einige 
Käfer aufmerksam machen, die ich in Seeresen fand. 

Sphodrus inaequalis Pz., Feronia angustata Dft., Bembidium paludosum Pz. 
Agabus maculatus L., werden selten gefunden. 

Hister succicola Thms., H. ventralis Marsh., Onthophagus nuchicornis L., 
O. fracticornis L., fand ich nicht selten im Kuhdünger. 

Cetonia aurata L. und Trichius fasciatus L. fand ich auf Blüthen. 

Lamia textor L., Oxymirus cursor L. und Rhagium inquisitor Fbr. fand ich 
vereinzelt. 

Diacanthus pectinicornis L. und Elater balteatus L. waren nicht selten. 

Otiorrhynchus nigrita Fbr. und Rhynchites planirostris Fbr. fand ich nur einmal. 

Cryptocephalus octopunctatus Scop., Ulythra 4-punctata und Pyrochroa coccinea L. 
waren auf Blüthen häufig. 

Lina lapponica, Uryptocephalus labiatus L., Dasytes plumbeus Müll. und Antho- 
comus fasciatus I. fand ich ebenfalls auf Blüthen. 

Donacia impressa Ahr., D. dentipes Fbr. und D. affinis Runge waren auf dem 
Zittno-See häufig. 


IV. Ordnung. Hautflügler. (Hymenoptera.) 


In den Schriften der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königs- 
berg erschienen in den 60ger Jahren von mir: „Die Hymenopteren der Pro- 
vinz Preussen“, enthaltend die Bienen, Faltenwespen, Grabwespen, Goldwespen 
und Ameisen. Die Schlupfwespen wurden neu bearbeitet und in diesen Schrif- 
ten unter dem Titel: „Die Ichneumoniden der Provinzen Ost- und Westpreussen‘ 
veröffentlicht. Die Blatt- und Holzwespen gab ich in Gemeinschaft mit dem 
verstorbenen Professor Dr. Zaddach in Königsberg unter der Ueberschrift: 
„Beobachtungen über die Blatt- und Holzwespen“ theils in den Schriften der 
physikalisch-ökonomischen Gesellschaft, theils in den Schriften der Naturfor- 
schenden Gesellschaft zu Danzig heraus. Die Arbeiten überheben mich der 
Aufzählung aller in Seeresen gesammelter Hautflügler, ich führe also nur die- 
jenigen an, welche für unsere Provinz neu hinzukommen, oder welche über- 
haupt als ganz neu beschrieben werden müssen. 


Bienen. Apiariae. 
Andrena Hattorfana Fbr 9. Auf Scabiosa arvensis. 
S convexiuscula K. JQ. Nicht selten. 
a labialis K. J2. Im Radaunenthale ziemlich häufig. 
Hylaeus 4-signatus Sch. 2. 


14 


87 


Nomada eincticornis Nyl. g‘. 
Prosopis mixta Sch. dd‘. 

Grabwespen. (Crabronina.) 
Alyson Ratzeburgi Dhlb. $2. 

Goldwespen. (Chrysididae). 
Chrysis aerata Dhlb. 42. 


Schlupfwespen. (Ichneumonidae). 

Ichneumon rufidens Wsm. 2. Clypeus ganz schwarz, ebenso Kopf und Thorax, 
die area superomedia 4-eckig. Flügel getrübt, das Stigma rothbraun, 
Hintertrochanteren roth, die Hintertarsenglieder mit rother Basis, Seg- 
ment 5 ganz schwarz. 

Catoglyptus montanus Gr. d‘. Palpen, Mandibeln, Clypeus, Gesicht, Glied 1 der 
Fühler unten, vordere Beine, mit Ausnahme der Coxen gelb. Kommt 
auch in Lappland vor. 

Tryphon subsulcatus Hlmgr. 2. Flügelwurzel gelb, Beine rothgelb, Hinter- 
schenkel nur in der Mitte schwarzbraun, Segmente 1—4 roth. 
Erromenus frenator Gr. 2. Fühler und Hinterleib schwarz mit Ausnahme der 

Spitze des Letzteren. 

Phygadeuon improbus Gr. ? g. Fühlerglieder 2 und 3 roth, Hintercoxen mit 
schwarzer Basis, Segment 2 am Grunde schwarz, Segment 5 am Grunde 
roth. 

Phygadeuon diaphanus Gr. g'. 

Plectiscus subtilicornis Frst. g. 

Neu sind folgende Arten: 

1. Dicaelotus trochanteratus m. d. Niger, palpis, squamulis, pedibus 
anterioribus partim jlavis, pedibus rufis, cowis postieis et bası trochanterum om- 
nium nigris, incisura secunda abdominis rufa, plica ventrali Java. 

7 mm. lang, ziemlich glänzend, punktirt und kurz behaart. Kopf etwas 
breiter als der Thorax und hinter den Augen nicht verschmälert, Fühler kräf- 
tig, area superomedia quer, halbmondförmig, area posteromedia vertieft, mittlerer 
Theil querrunzlig, nervus transversus analis unter der Mitte gebrochen. Seg- 
ment 1 so lang wie die hintersten Coxen und Trochanteren, gerade, Postpe- 
tiolus zwischen den Stigmen am breitesten. 

Schwarz; Palpen gelb, Fühler unten bräunelnd, Flügelschüppchen gelb, 
Stigma schwarzbraun, vordere Beine eigentlich gelb, Mitteleoxen und Mittel- 
schenkel rotb, Trochanteren grösstentheils schwarz, Hinterbeine roth, Coxen 
und Basis der Trochanteren schwarz, Tibien und Tarsen braun, Basis der Tibien 
und der Tarsenglieder roth, Hinterrand von Segment 1 seitlich sehr schmal, 
von Segment 2 etwas breiter und von Segment 3 nur oben roth, Bauch- 
falte gelb. 

2. Phaeogenes Aries m. 2. Niger, palpis albidis, antennis alboannulatis, 
colli margine supero, squamulis, radice et punctis ad alarum radicem Jlavıdis, 

15 


88 


pedibus rufis, postieis coxis et femoribus partim nigris, segmentis 2—4 abdo- 
minis vufis. 

6'1/, mm. lang, punktirt, Kopf breiter als der Thorax, hinter den Augen 
nicht schmäler, mit breiten Backen, Ciypeus vom Gesichte nicht getrennt, 
Fühler verhältnissmässig lang, die letzte Hälfte pfropfenzieherartig gedreht; 
area superomedia länger als breit, Postpetiolus sehr fein punktirt, Segment 2 
mit Quereindruck an der Basis, folgende Segmente glänzend, Aculeus vortretend. 

Schwarz; Palpen weisslich, Glied 2 der Fühler und die Spitzen der fol- 
genden bis zum 8. Gliede unten braunrotb, 9 und 10 oben weiss, die folgenden 
braun; oberer Rand des Collum, ein Punkt vor und ein Strich unter den 
Flügeln, Schüppchen und Wurzel gelbweiss; Beine roth, Hintereoxen und Hin- 
terschenkel fast ganz schwarz. Spitze der Hintertibien braun; Hinterrand von 
Segment 1, Segmente 2—4 roth, Seiten und Hinterrand des Segments 4 schwarz. 

3. Vor vielen Jahren fing ich bei Danzig einen Jchneumon, den ich‘ für 
ein Weibchen hielt, jetzt erbeutete ich in Seeresen ein zweites Exemplar, das 
Männchen. Beide Thiere gehören zu keiner der von Professor Wesmael aufgestellten 
Gattungen. Unter den Gattungen, die Professor Förster in seiner Synopsis 
charakterisirt, könnten die Thiere vielleicht zum Genus Notosemus gehören. 
Ich nenne sie daher: 

Notosemus dives m. d'Q. Niger, palpis mandibulisque flavis (his dentibus 
fuseis), elupeo et facie rufis, orbitis frontis, macula verticis et genis flavis (in & 
media faciei nigra, macula genarum jlava), antennis articulo primo subtus rufo, 


articulis I9—13 albis, margine supero pronoti Jlavo, mesothorace, pectore, pleuris, 
lateribus metathoracis rufis, scutello et postscutello flavis, illo basi rufa, sguamula 
et radice flavis, stigmate rufobrunneo, pedibus rufis, coxis anterioribus et trochan- 
teribus flavis (in g\ tibüis et tarsis anterioribus flavis), tibirs postieis apice fuscis, 
tarsis posticis fuscis, basi articulorum rufa; margine postico segmenti 2 vufo, 
segmentis 6 et 7 albo marginatis. 

7 mm. l. Kopf breiter als der Thorax, matt, Gesicht punktirt, Wangen 
und Schläfen verdickt, ungerandet, erstere sehr glänzend, Augen ziemlich klein, 
zwischen ihnen und den Mandibeln ein ziemlich breiter Raum, Mandibeln mit 
2 fast gleichen Zähnen, Clypeus nicht abgesetzt, Hinterhaupt tief eingebuchtet, 
Fühler dünn, nach der Spitze etwas verdickt; 'Thorax vorn hoch, matt, fein 
punktirt, Metathorax fein gerunzelt, area superomedia breiter als lang, halb- 
mondförmig, area posteromedia gross, mitten etwas vertieft, mit 2 Längsleisten. 
Abdomen lang und schmal, Petiolus dünn, Postpetiolus gerundet, glänzend, die 
Segmente 2—7 gleich breit, die 2 letzten abgeplattet und Segment 6 mit ge- 
buchtetem Hinterrande. Segment 2 weit vor der Basis mit seichtem Quer- 
eindrucke, in welchem die rothen Thyridien liegen, bis hierher fein und dicht 
runzlig punktirt, die folgenden Segmente glänzend. Terebra vorstehend. Ner- 
vus transversus analis nicht gebrochen, aber unter der Mitte einen Längsnerv 
aussendend. 


16 


1 2 De De SE An 
BRIET,. ? 89° 

Schwarz; Palpen und Mandibeln (die braunen Zähne ausgenommen) gelb, 
Clypeus und Gesicht roth, letzteres beim d' in der Mitte schwarz, Wangen 
(beim d' Wangenfleck), orbitae frontales und ein grosser Scheitelfleck hinter 
jedem Auge gelb, dieser hinten roth gerandet, Fühlerglied 1 unten roth, die 
Glieder 9—13 weiss; Mittelrücken, Mittelbrust, Mittelbrustseiten und ein Fleck 
jederseits des Hinterrückens roth, oberer Halsrand, Schildchen und Hinter- 
schildehen gelb, das Schildchen mit rother Basis, Schüppchen und Wurzel gelb, 
Stigma hellrothbräunlich, Beine hellroth, vordere Coxen und alle Trochanteren 
gelb (beim J' auch die Schienen und Tarsen gelb), an den Hinterbeinen sind 
die Spitze der Schenkel, der Schienen und die Tarsen schwarzbraun, diese mit, 
gelber Basis der einzelnen Glieder, letztes Glied aller Tarsen schwarz, Segment 
2 mit gelbrothem, Segmente 6 und 7 mit schmalem weissen Hinterrande (beim 
cd‘ Segment 6 am Hinterrande mit weissem Halbmondfleck). 

4. Ein Thier, das ich in keine der bekannten Gattungen einreihen kann. 
Vielleicht zur Gattung Entelechia Frst. gehörig? 

6 mm lang, 2. Kopf glänzend, hinter den Augen schmaler, Mandibeln 
2-zähnig, der obere Zahn viel länger als der untere, Ulypeus abgesetzt, gewölbt, 
Augen gross, Mandibel-Abstand klein, Gesicht nach unten etwas schmaler, mit 
Mittelkiel. Fühler lang und dünn, die ersten Glieder lang und walzig. Schild- 
chen gewölbt, Mesothorax vorn 3-lappig, Metathorax deutlich gefeldert, area supero- 
media länger als breit, area posteromedia 3-theilig. Nervus transversus analis unter 
der Mitte gebrochen mit deutlichem Längsnerv. Beine lang und dünn, Segment 1 
allmählich breiter werdend, etwas gekrümmt, die Stigmen vor der Mitte, 
so lang wie die Coxen und Trochanteren der Hinterbeine, nadelrissig, Segment 2 
an der Basis nadelrissig, dann punktirt, die folgenden Segmente sind glänzend, 
die letzten zusammengedrückt, Terebra so lang wie Segment 1, gerade, in der 
Mitte verdickt. 

Schwarz; Palpen gelb, Mandibeln (mit Ausnahme der Zähne), Vorderrand 
des Clypeus gelbroth, Fühlerglieder 1—5 gelbroth, 11—14 weiss; Schüppchen 
und Flügelwurzel gelb, Stigma braun, Beine roth, vordere Coxen und Trochan- 
teren gelb, Spitze der Schenkel und Schienen der Hinterbeine schwarz, Hinter- 
tarsen braun ; Segment 2 mit braunrothen Thyridien und ebensolchem Hinter- 
rande, letzte Segmente oben und die Bauchfalte gelb. 

5. Auch dieses Thier will sich in keine bekannte Gattung einreihen lassen, 
es könnte etwa neben Meloboris Himgr. zu stellen sein. 

5 mm lang, d' Kopf breiter als Thorax, hinter den Augen nicht schmaler, 
punktirt, Clypeus gröber punktirt, vom Gesichte fast nicht abgesetzt, breit, 
vorn flach gerundet, Mandibeln 2-zähnig, oberer Zahn länger als der untere, 
Raum zwischen Mandibeln und Augen klein, Gesicht breiter als hoch, Augen 
neben den Fühlern seicht emgebuchtet; Thorax punktirt, Areola fehlt, nervus 
transversus analıs tief unter der Mitte gebrochen, Metathorax sanft abschüssig 
mit 3 Feldern, area superomedia lang und schmal, hinten offen. Abdomen 


17 


90 


glänzend, Postpetiolus fast quadratisch, Segment 2 etwas länger als breit, 
Segmente 3—7 zusammengedrückt, beilförmig. 

Schwarz; Palpen, Mandibeln, Labrum, Schüppchen und Flügelwurzel gelb, 
Stigma braun, Beine roth, Coxen, Basis der Trochanteren und hintere Schenkel 
schwarz, Mittelschenkel an der Spitze roth, Hintertarsen mit braunen Spitzen 
der Glieder, Postpetiolus und Segmente 2 und 3 roth, letzteres mit schwarzem 
Hinterrande, Bauchfalte gelb. 

Blattwespen (Tenthredinidae). 
Pachyprotasis variegata Kl. 2. Für Westpreussen nen. 
Perineura viridis L. Am Zittno-See auf Erlen häufig. Ebenfalls für West- 
preussen neu. 
Poecilosoma excisa Thms. @ Fand ich nur einmal auf Farrnkraut. 


> 


Y. Ordnung Schmetterlinge. (Lepidoptera). 
Von den Schmetterlingen, die ich um Seeresen sah, ist nur einer für 
Preussen neu, nämlich: 
Die Sesia scoliaeformis, deren Raupe in Birkenstämmen lebt, und die, 
trotz des eifrigen Sammelns der Herren Professor v. Siebold, Director 
Dr. Schmidt und Kaufmann R. Grentzenberg bis jetzt nicht gefunden wurde. 


VI. Ordnung Zweiflügler (Diptera). 

Aus der grossen Zahl der Arten kann ich nur 2 als neu für unsere 
Provinz anführen: 

Cyrtoneura hortorum Fall. Ich erzog sie aus weissen Maden, die zahl- 
reich im Kuhdünger lebten, in welchem sie auch in Schweden gefunden wurden. 
Die Tönnchen sind 7 mm lang, braun, deutlich geringelt, vorn zugespitzt und 
platt, hinten plötzlich schräg und gerade abgestutzt, mit 2 nicht vorragenden, 
etwas glatten Stigmen. 

Am vorletzten Tage meines Aufenthaltes in Seeresen fand ich die Wedel- 
spitzen des Asplenium filix femina nach unten umgerollt, im Innern schwarz 
und bröckelig; hier lag eine kleine, weisse Made. Ich nahm diese kranken 
Wedelspitzen mit und jetzt haben sich die Maden in rothbraune Tönnchen 
verwandelt. Ob ich die Fliege erziehen werde, weiss ich nicht. Weahrschein- 
lich ist es eine Anthomyia, aber wohl nicht dieselbe, die ich vor mehreren 
Jahren auf der frischen Nehrung in den Wedelspitzen der Pteris aquilina fand 
und die ich Anthomyia hystrix nannte; denn Pferis wuchs auch in Seeresen, 


aber die Wedelspitzen waren alle gesund. 


VD. Ordnung Halbflügler. (Hemiptera.) 


In den Schriften der Naturforschenden Gesellschaft 1870 veröffentlichte 
ich ein Verzeichniss der von mir gefundenen Wanzen und Zirpen. Mich über- 


raschte das zahlreiche Auftreten einzelner Arten, z. B. des zarten schwarzen, 
> 15 


9 


weissbeinigen Phylus Coryli, aber neue Arten für Preussen fand ich nur eine. 
Eigentlich fand sie meine Frau, die aus dem klaren Zittno-See mit den Händen 
Sand herausholte und sich über die kleinen Thierchen wunderte, die aus dem 
Sande hervorkamen. Wir schöpften mit dem Netze grössere Mengen Sandes 
und sammelten die Thierchen heraus. Es war Sigara minutissima L., die bis- 
her in Schweden und Böhmen gefunden wurde. 

Auf den Blättern von Ulmus campestris fand ich die grossen Blatttaschen 
von Schizoneura lanuginosa Hrt. 

Aus der Klasse der Tausend füssler (Myriopoda) fand ich nur den Litho- 
bius forficatus. 

Die Klasse der Spinnen (Ärachnoidea) war sehr zahlreich vertreten. 
Ueber eine langbeinige Milbe sprach ich schon früher. Die deformirten 
Blüthenstände von Galium uliginosum, von einem Phytoptus (?) erzeugt, fand 
ich häufig. 

Von Krebsthieren (Crustacea) fand ich den Gammarus pulex in Bach 
und See. 

Von Weichthieren (Mollusca) war, ausser Helix hortensis, wegen der 
Dürre sehr wenig zu finden. 


92 


In den Jahren 18856 von mir gesammelte seltenerer und für 
die Provinz neue Farren und Moose 


von 


H. v. Klinggräft. 


Onoclea Struthiopteris Hofim. Wurde von Preushoff im Mühlengrunde bei Tolke- 
mit aufgefunden, ich fand sie daselbst in grosser Menge bei Duns- 
höfen. 

Asplenium Ruta muraria L. Von Lucas an den Ruinen der Burg Schlochau 
angegeben, ich fand es daselbst auch noch in diesem Jahre in 
grosser Menge, und es ist daher Hoffnung, dass es sich dortselbst 
erhält. 

Hylocomium brevirostre Sch. Auf Steinen im Grenzgrund bei Kadinen und im 
Mühlengrund bei Tolkemit. 

— loreum Sch. Auf Steinen im Schmelzthal, Kr. Neustadt. 
— subpinnatum Lindberg. Auf Steinen im Schmelzthal, in Gesellschaft 
des Vorigen. Neu für Preussen. 

Hypnum arcuatum Lindbg. Jäschkenthaier Wäldchen bei Danzig. 

— fallax Brid.. An den Wehren der Eisenhämmer bei Oliva.. Neu für 
Preussen. 

Amblystegium Juratzkanum Sch. Bei Tolkemit: Preuschoff. 

Eurrhynchium abbreviatum Sch. Im Nawitzthal bei Danzig. 

Brachythecium campestre Sch. Jäschkenthaler Wäldchen bei Danzig. 

Br. glareosum Sch. Jäschkerthaler Wald. Zum ersten Mal c. fr. in Preussen. 

Anomodon longifolius Hartm. An Baumstämmen im Grenzgrund bei Kadinen. 

Neckera crispa Hedw. An Buchenstämmen im Schmelzthal, Kr. Neustadt. 
Steril. Der zweite Standort in Westpreussen. 

Bryum intermedium Br. eur. Am steilen Hofufer bei Tolkemit. 

—  uliginosum Br. eur. Bei Freudenthal bei Oliva. 

Racomitrium lanuginosum Brid. Auf Steinen im Walde bei Neumühl, Kr. Pr. 
Stargard. 

Barbula laevipila Brid. An Pyramidenpappeln an der Chaussee bei Sagorsch 
und Koliebken, Kr. Neustadt. Reichlich und mit zahlreichen Früchten. 

B. gracilis Schwägr. An lehmigen Abhängen am Nuss-See, Kr. Karthaus. 
Neu für Preussen. 

Fissidens decipiens Not. An einem in einer quelligen Wiese liegenden 
grossen Stein im Schmelzthal, Kr. Neustadt. Neu für Preussen. 

Dieranum longifolium Hedw. Grenzgrund bei Kadinen. 

Dieranella Schreberi Sch, Mühlengrund bei Tolkemit. 

1 


ll KA E Fa 0 DE a Zi 


93 


Dichodontium pellueidum Sch. Auf Steinen am Bache im Schmelzthal 
recht zahlreich und sehr üppig aber nur steril. Auch in der Wald- 
schlucht hinter Kl. Katz. Neu für Preussen. Zwar hatte ich dieses 
Moos früher auf die Angabe von E. Meyer in seinem Elenchus hin als 
bei Königsberg gefunden angegeben, was ich aber später im Königs- 
berger Herbarium unter dem Namen Dieranum pellucidum Hed. von 
Elkan gesammelt sah, war Dicranella Schreberi Sch. Meine irrige An- 
gabe ist später in Milde’s Bryologia Sileciaca, und jetzt auch in die 
neue Auflage der Rabenhorst’schen Kryptogamenflora übergegangen. 

Lejeunia serpyllifolia Lib. Auf Steine im Bache in der Waldschlucht hinter 
Kl. Katz und im Mühlengrund bei Tolkemit. 

Frullania Tamarisei N. E. Waldschlucht hinter Kl. Katz. 

Madotheca rivularis N. E. Auf Steinen im Bache im Grenzgrund bei Kadinen. 

Plagivchila interrupta N. E. In der Waldschlucht hinter Kl. Katz. Neu 
für Preussen. 

Pellia calycina N. E. Häufig bei Freudenthal bei Oliva, bei Kl. Katz, Schmelz- 
thal u. s. w. Auch bei Tolkemit. 

Metzgeria conjugata Lindbg. Auf grossen Steinen im Bache in der Wald- 
schlucht hinter Kl. Katz. Neu für Preussen. 


Botanische Notiz. 

Es ist eine bekannte und oft gerügte Thatsache, dass Floristen meistens 
die gemeinen Pflanzen zu wenig beachten, und dass daher über die Ver- 
breitung der einzelnen Formen dieser oft sehr formenreichen Arten nur wenig 
bekannt wird. Zu dieser Bemerkung veranlasste mich die seit zwei Jahren 
von mir verfolgte Beobachtung eines unserer gemeinsten Ackerunkräuter, des 
Erodium ceicutarium L’Herit. 

Dasselbe kommt nämlich in zwei Formen vor: a) immaculatum mit kleine- 
ren Blüthen, die oberen Kronenblätter ohne Honigflecke, und b) maculatum, 
mit etwas grösseren Blumenkronen, deren beide oberen Blätter dunkle, gelblich 
umrandete Honigflecke besitzen. 

Nun scheint die Form immaculatum anderwärts im nördlichen oder mitt- 
leren Deutschland die weit häufigere zu sein; bei uns in Westpreussen findet 
das Gegentheil statt. Mir sind für die Form immaculatum als einziger 
Standort in Westpreussen nur die sandigen Felder bei Saspe nächst Danzig 
bekannt, wo sie in ziemlicher Menge wächst, während ich sonst überall bei 
Danzig, im Neustädter Kreise, bei Elbing und Tolkemit nur die Form macu- 
latum fand. Auf meine Veranlassung beobachtete Herr Dr. Hohnfeldt 
diese Pflanze auf seinen Exkursionen im Jahre 1885 in den Kreisen Pr. Star- 
gardt und Schwetz und fand dort auch nur die Form mit den gefleckten 
Kronblättern. 


Langfuhr im December 1886. 2 N 
H. v. Klinggräff. 


Wo 


N 


94 


Bericht 


über 
botanische Excursionen im Neustädter, Karthäuser, Berenter 
und Danziger Kreise 


von 


© Lutzow-Oliva. 


Die Herbstferien 1885 wurden benutzt, hauptsächlich eine Anzahl Seen 
im Neustädter Kreise in der Umgegend von Wigodda auf Wassermoose und 
Isoäten zu untersuchen. Am 27. September Tour: Neustadt, Pentkowitz, Go- 
win, Biala, Ustarbau, Pretoschin. Eine Anzahl an diesem Tage gesammelter 
Moose sind in der am Schlusse gegebenen Aufzählung verzeichnet. Der auf 
der Generalstabskarte angedeutete Biala-See in der Neustädter Forst erwies 
sich als ein unbedeutender Torftümpel, aus dem keine wichtigen Pflanzen zu 
verzeichnen sind. Der See von Ustarbau hat schlammigen Grund und enthielt 
Potamogeton crispus L., die Wasserform von Juncus supinus Mnch. ferner 
Nuphar luteum Sm. Polygonum amphibium L. form natans; am Ufer Scirpus 
setaceus L. in auffallend grossen Exemplaren, die weit ins Wasser gingen, und 
in kleinen Exemplaren, die ausserhalb des Wassers standen. In der Nähe des 
Ufers war hier wie in diesem Theile des Neustädter Kreises: Potentilla 
procumbens Shbth. häufig anzutreffen, ferner Radiola linoides Gm., Gypsophila 
muralis L und Ranunculus reptans L. Am 28. September untersuchte ich den 
Gossentinbach oberhalb Pretoschin in der Königl. Forst. Dieser Bach ent- 
springt im westlichen Wittstock-See bei Jellenschhütte, dem 1882 von mir ent- 
deekten Standorte von Dichelyma capillaceum B. S.; es lag die Vermuthung 
nahe, dass dieses Moos mit dem Lauf des Baches weitere Verbreitung finden 
würde; jedoch fand es sich auf der untersuchten Strecke nicht vor, dagegen 
entdeckte ich hier Dichelyma falcatum Myrin, in der Provinz bisher nur 
von einem Standtorte bekannt. Es wächst hier an Steinen in dem genannten 
Bach ziemlich häufig. Für das Wachsthum dieser Pflanze war entschieden der 
troeckne Sommer ungünstig, da ausserhalb des Wassers sich nur dürftige Exem- 
plare vorfanden, während die im Wasser stehenden kräftig entwickelt waren. 
Unterhalb Pretoschin fliesst der Bach durch ein romantisches Hügelland mit 
einer Menge erratischer Blöcke, die meistens dicht mit Moosen bewachsen sind, 
Davon sammelte ich: Racomitrium aciculare Brid., @Grimmia Hartmanii 

3! 


| 95 


Fr 


Schpr., Fontinalis antipyretica L. Brachithecium rivulare B. S., Plagiothe. 
um Röseanum B. S. Den 29. September Tour: Pretoschin und Seen bei 
Wigodda. Auf Feldern, Triften, an Waldstellen findet sich noch in schönster 
Blüthe Potentilla procumbens Sbth. und Euphrasia officinalis L., letzteres 
in so auffallender Grösse und mit bläulichen, grossen Blüthen, dass der Habitus 
befremdete. In der Nähe der gräflichen Försterei Wigodda liegen 3 Seen. Im 
Krypko-See, dem kleinsten derselben, waren: Potamogeton natans L., Nymphaea 
alba L., Utricularia minor L.; von Moosen: Fontinalis dalecarlica Schpr., 
mehr vereinzelt auf dem Grunde wachsend; ferner ein Hypnum, das ich in 
auffallender Menge im Wasser fluthend vorfand. Da diese Form schwer eine 
richtige Bestimmung zuliess, so kam es darauf an, die Landform aufzufinden. 
was nach längerem Suchen gelang, und zwar am Ufer und auf Stubben, die 
aus dem Wasser hervorragten; es war Hypnum polygamum Sch. Ausser- 
dem findet sich an den Ufern, selbst ins Wasser gehend, Mnium cinclidioi- 
des Hueben sehr zahlreich, ja selbst eine grosse Wasserform aus einer Tiefe 
von 2--3 Fuss, und Fontinalis antıpyretica L. und Hypnum giganteum 
Schpr. — Mit diesem See hängt nach Osten hin der Pauschnik-See zusammen. 
Aus diesem See ist zu verzeichnen: Jsoötes lacustris L. und Fontinalis daleec 
carlica Schpr., die hier rings um den See an Baumwurzeln und Steinen so 
häufig wächst, wie ich sie an keinem der vorher aufgefundenen Standorte ge- 
sehen habe. Die Landschaft an diesen Seen, hügeliges Heideland mit Gebüsch, 
trägt durch ihre braune Färbung einen so fremdartig nordischen Charakter, 
dass ich mich lange nicht von ihrem Anblicke trennen konnte. 

Ich durchstrich diese Heide noch eine Strecke und traf bei der Gelegen- 
heit eine tiefschwarz gefärbte Schlange, eine Kreuzotter (Vipera berus). Der 
dieses Thier kennzeichnende dunkle Zickzackstreifen auf dem Rücken trat ge- 
gen die Färbung der Haut nicht hervor; erst nach längerem Aufenthalt im 
Spiritus erscheint derselbe etwas heller, als die Umgebung. Auch traf ich hier 
in dieser vorgerückten Jahreszeit noch mehrfach Kreuzottern von gewöhnlichem 
Aussehen an, bereits getödtete, auch lebendige. Das häufige Vorkommen die- 
“ses giftigen Reptils an den zahlreichen Torfbrüchen der Heide bestätigte mir 
der gräfliche Förster, Herr Loth, dem ich für seine Gastfreundschaft und ge- 
fällige Auskunft zu Dank verpflichtet bin. Der dritte See, der Morznitza-See, 
wird an der langen Südseite von einem prächtigen Hochwald, Kgl. Forst Pre- 
toschin, begrenzt. Am Ufer des Sees ist Potentilla procumbens häufig; im See 
Jsoötes lacustris L in einer Tiefe bis 5 Fuss, dicht wie eine Wiese, eine sehr 
langblättrige Form; im flachen Wasser fanden sich Exemplare dieser Pflanze 
von auffallender Stärke mit Wurzelstöcken von 1'/, Zoll im Durchmesser vor, 
ferner Lobelia DortmannaL sehr zahlreich, Nuphar luteum Sm., eine Fon- 
tinalis in auffallend schlaff- und grossblättriger Form, die der amerikanischen 
F. biformis ähnlicher sieht, als Pflanzen aus den verschiedensten Formenkreisen 


der F. dalecarlica ; eine genaue Bestimmung der vorgefundenen Exemplare lässt 
2 


96 


sich aus Mangel an Früchten nicht vornehmen; Aneura pinnatifidaN. ab. E, 
in Westpreussen bisher nur in ö Seen angetroffen, befand sich in 4—5 Fuss Tiefe. 
Nach Osten hin schliesst sich an diesen See ein Torfbruch, in dessen Verlän- 
gerung noch ein vierter See liegt, der Tedembowka-See genannt nach der Karte 
des Kgl. Forstschutzbezirkes Pretoschin. Der Kgl. Förster, Herr Gleiser, 
leistete mir bei Untersuchung dieses Sees kräftigen Beistand. Der See ist 
vom Walde umrahmt; mächtige Bäume neigen sich weit über das Wasser, an- 
dere sind bereits hineingestürzt und geben der Gegend einen Anstrich von 
Urwald. In diesem See wachsen: Lobelia Dortmanna sehr häufig, Jsoötes la- 
custris, Jsoötes echinospora Dur., wie an allen mir bekannten Standorten, 
so auch hier auf Torfgrund mit feinem Sand gemischt, und zwar an dem 
Sphagnetum am Nord- und Südende, dagegen auf kiesigem Grunde kam nur 
L. lacustris vor. Als Begleitpflanzun sind ferner zu verzeichnen: Juncus supi- 
nus Mnch., Nuphar luteum Sm., Equwisetum limosum L. und die beim vorigen 
See angeführte Fontinalis, die hier nicht zahlreich und am Grunde wuchs. 
Tour am 30. September: Die Kgl. Forst bei Pretoschin. Im Jagen 44 liegt 
ein kleiner Torfsee, der ‚Tiefe See‘ genannt, weniger wegen der Tiefe des 
Wassers, als wegen der rings von hohen Bergen umgebenen kesselartigen Ein- 
senkung, in der er sich befindet, und wegen der durch ein rings umschliessen- 
des Sphagnetum verursachten unzugänglichen Ufer. Menyanthes trifoliata L., 
Carex limosa L. und die von ferne erkennbaren Blätter einer Nymphaea sind 
dafür zu verzeichnen. Im Jagen 57 fanden wir grosse Steinhaufen, wohl aus 
uralter Zeit, die reich mit Moos bewachsen waren; Racomitrium lanugi- 
nosum Brid., das hier in ungeheurer Menge und reichlich mit Früchten vor- 
kam, fesselie meine Aufmerksamkeit; ebenso HAypnum loreum L., das ebenso 
wie das vorige bisher in unserer Proviuz noch nicht mit Früchten angetroffen 
war. Auffallend ist, dass das sonst in Wäldern so häufige A. triquetrum L. 
hier äusserst selten vorkam und förmlich durch das vorige ersetzt wird. 
Ausserdem findet sich auf diesen Steinen Hylocomium brevirostrum Schpr. 
und Brachythecium reflexum B.S.; Jungermannia barbata Schrb. und 
eine Reihe anderer, interessanter Moose waren die Ausbeute dieses Tages. Den 
l. October: die Kgl. Forst bei Pretoschin weiter untersucht und die Verbrei- 
tung der bisher gefundenen Moose festgestellt. Den 2. October: Tour von 
Pretoschin nach dem Üzarna-See, zwischen P. und Schönwalde gelegen. An 
Feldsteinen zahlreich Andreda petrophila Ehrh., Grimmia Hartmanii 
Schpr. Am Ufer des Üzarna-Sees häufig Potentilla procumbens, im See Nu- 
phar luteum, Juncus supinus; sonst ist der See unfruchtbar, er ist fast ringsum 
von Torfmoor eingefasst und führt seinen Namen ‚‚der schwarze‘ mit Recht. 
Unter den auf dieser Tour gesammelten Moosen fand ich später bei nä- 
herer Untersuchung ein äusserst interessantes, Orthotrichum gymnostomum 
Bruch., nach Milde’s Bryol. Sil. in Deutschland sehr selten. Da dieses Moos 
bisher nur an Espen gefunden ist, so vermuthe ich, dass ich es mit anderen 


Orthotrichen von den häufig am Wege angetroffenen Espen mitgenommen habe. 
3 


97 


Den 3. October: Den Gossentin-Bach ausserhalb der Kgl. Forst bis Schön- 
walde untersucht. An den Steinen Fontinalis antipyretica L. Amblyste- 
gium fluviatile Schpr., Racomitrium aciculare Brid. u. a. Bei Preto- 
schin liegen einige Teiche, an denen ausser Juncus supinus, filiformis und 
squarrosus nichts von Bedeutung zu verzeichnen ist. An den Steinmauern des 
Dorfes findet sich Pterigynandrum filiforme Hdw. in einer sehr kräftigen 
Form äusserst zahlreich. In dieser Mauer befindet sich ein Stein in elliptisch 
concaver Form, wie die aus uralten Zeiten zum Reiben des Getreides bekann- 
ten Steine, ferner ein rother Granit, ausgehöhlt, kreisrund, mit einer zapfenför- 
migen Erhöhung in der Mitte des Bodens. 

Sonntag, den 4. October wurden Vormittags die Ländereien des Försters 
in Augenschein genommen, dabei bemerkt: Solanum nigrum L., Stachys annua 
L., Erigeron canadensis L., Arnoseris pusilla Gärtn., Teesdalea nudicaulis R. 
Br. — Den 5. October: Tour Sosnowagora, Glashütte, Grünhof. Auf den 
hohen Ufern des Gossentinbaches blühte um diese Zeit noch in Hunderten von 
Exemplaren Gentiana campestris L., auf der dahinter liegenden fiscalischen 
Heide Lycopodium celavatum L. und Blechnum Spicant Wth.; letzteres in 
einer Schlucht bei Glashütte in grosser Anzahl und schönsten Exemplaren. 
Ebenso Gentiuna campestris. Durch diese Schlucht fliesst ein kleiner Bach, in 
dem an zahlreichen Steinen Fontinalis antipyretica förmlich wuchert. Den 6. 
und 7. October starkes Regenwetter; Pflanzen getrocknet. Den 8. Uebersiede- 
lung nach Jellenschhütte.e Am Mühlenteiche dort und unter der Brücke 
Dichelyma capillaceum B. S. wie 1882. Darauf mit Herrn Lehrer Ehlert- 
Jellenschhütte und mit Hilfe des Eigenthümers Potrykus den Gr. Ottalsiner See 
befahren und auf Jsoöten untersucht. In diesem See findet sich Jsoetes leio- 
spora als die vorherrschende Art, ebenso in dem am folgenden Tage unter- 
suchten Steinkrüger See; im flachen Wasser bildet sie starke Stöcke mit nach 
aussen gekrümmten Blättern von blassgrüner Farbe, während sie in tieferem 
Wasser länger und schwächer ist, ganz analog dem Wachsthum von Jsoetes 
lacustris und echinospora. Eine Untersuchung des westlichen Wittstocksees er- 
gab, dass darin ‚Jsoetes lacustris die vorherrschende ist und J. leiospora sich 
nur auf einzelne Stellen beschränkt. An demselben Tage wurde auch der 
Leckno-See untersucht und wurde dadurch wiederholt (zuerst 1382) das Vor- 
kommen von Jsoötes und zwar leiospora festgestellt, in der Gegend der Nord- 
ostecke. Ausserdem sammelte ich hier Litorella lacustris L. und Elatine Hy- 
dropiper L. 

Den 11. October den östlichen Wittstock-See untersucht. Hier habe ich, 
wie bisher in keinem andern See, Jsoötes lacustris und J. leiospora in charak- 
teristischen Formen nebeneinander wachsend angetroffen. Eine Anzahl frischer 
Jsoöten von diesen Touren schickte ich laut Auftrag an Herrn Prof. Dr. Magnus 
in Berlin, der mir darauf mittheilte, dass er meine früheren Angaben in Betreff 
dieser Pflanzen bestätigt fand, so dass J. leiospora neben J. lacustris als Art 


+ 


| 


98 


anzusehen ist. Es bleibt festzustellen, ob erstere identisch ist mit J. falcata 
Lasch., wozu mir aas Material fehlt. 
| Osterferien 1886. 

Tour Lauenburg-Wahlendorf. Am Hohlwege bei Röpke in der Richtung 
nach Occalitz fand ich im sandigen Kieferwalde Dieranum spurium Hedw. 
mit zahlreichen jungen Kapseln. Auf Wiesen bei Occalitz Dieranum palustre, 
Thuidium Blandowii, Gagea lutea; am Waldrande Carex ericetorum, Pul- 
satılla vernalis, 

Mirchauer Kgl. Forst: Im Forstrevier Mirchau gegenüber dem Odnogo-See 
sammelte ich in einer Waldschlucht eine Reihe interessanter Moose: Plagto- 
thecium undulatum B. S., Dicranum fulvum Hook, neu für West- 
preussen, auf grossen Steinen in einem zur Sommerzeit meist trockenen 
Waldbach (Abfluss von hochgelegenen Waldmooren); jedenfalls findet sich dieses 
Moos in den äbnlichen Schluchten der Forst noch mehrfach vor; Plagiothe- 
cium Schimperı Jur. et Milde, Racomitrium protensum A. B., Dicho- 
dontium pellucidum Schpr., Scapania undulata N. ab. E., Scapania ne- 
morosaN. ab. E., Dieranum longifolium, das hier sehr häufig auf erratischen 
Blöcken vorkommt, wurde auch auf Waldboden angetroffen; Hypnum imp onens 
Hedw., neu für die Provinz. Am Junno-See bei Kaminitzamühl an Steinen 
Hypnum palustre, sehr zahlreich und in einer schönen und kräftigen Form; 
Orthotrichum cupulatum Hoffm.; im Wasser Fontinalis laxa Milde; 
am Biala-See bei Wahlendorf: Brachythecium amoenum Milde, neu für 
Westpreussen; am Wege von Raminitza nach Sierakowitz an alten Espen: 
Orthotrichum gymnostomum Bruch; dieses in Deutschland von wenigen 
Standorten bekannte Moos fand ich zunächst bei Pretoschin, dann zahlreich bei 
Wahlendorf, auf alten Espen am Wege nach Buckowin, Linde und Werder, 
später auch in der Kgl. Forst Oliva, Distrikt 140. 

In einer Waldschlucht zwischen den Wiesen am Kaminitzabach und der 
Kgl. Försterei Hagen an Steinen: Grimmia Hartmannii, Racomitrium 
Jaseiculare, Fontialis gracilis, Sarcoscyphus Ehrharti Corda, 
Brachythecium plumosum var. homomallum Br. et Schpr. 

Sommerferien 1886. 

Tour Neu-Barkoschin und Umgegend im Kr. Berent. Auf der Heide am 
Kirchhof: Potentilla alba, Thesium ebracteatum, Galium boreale, Botrychium 
Lunaria. Im See daselbst; Potamogeton grammineus, var. gramminifolius Fr., 
und ausserhalb des ‚Wassers die Form terrestris G. Mey; in Wiesengräben am 
See: Myriophyllum vertieillatum b., intermedium Koch; in der Fietze zwischen 
Neukrug und Schridlau: Fontinalis gracilis Lindb.; im Gebüsch: Campa- 
nula Trachelium, C. latifolia, Lycopodium Selago; auf Wiesen an der Fietze 
bei Schridlau: Trollius europaeus sehr häufig, Thalietrum aquilegifolium, Th. 
angustifolium, Th. jlavum; Polemonium coeruleum, Peucedanum palustre; im 
Teich: Callitriche autumnalis, Potamogeton obtusifolius, P. lucens, P. ru- 
fescens, Batrachium divaricatum, B. aquatile; an der Dorfstrasse: Malva ro- 


o 


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tundifolia L., Natsurtium barbaraeoides Tausch. Am Ufer des Moos-Sees bei Alt- 
Barkoschin: Alectorolophus minor, Drosera longifolia, Rhynchospora 
alba; auf Feldern: Gypsophila muralıis. 

Tour Kölln-Seefeld: Kr. Neustadt und Karthaus. 

In der Waldschlucht zwischen Kölln und Kl.-Tuchbom: Brachythecium 
plumosum B. S.; im Nuss-See bei Warschnau: Potamogeton rutilus, P. pu- 
sillus, P. compressus, P. pectinatus, P. obtusifolius; am hohen mit Heidekraut 
und Gebsüch bewachsenen Südufer: Blechnum spicant, Puisatilla vernalis; auf 
Mcorwiesen am Westende des Sees: Drosera rotundifolia, D. longifolia, D. 
obovata häufig, Paludella squarrosa häufig, Hypnum stellatum, H. seorpioi- 
des. In der Forst von Tockar in der Nähe des Förterhauses an Steinen: 
Hylocomium loreum, H. brevirostrum, Dieranum longifolium, Racomt- 
trium lanuginosum; auf quelligen Wiesen daselbst: Pellia colycina; im 
Bach: Fontinalis antipyretica sehr häufig. In dem See zwischen Tockar und 
Zalense (zu Seefeld gehörig) Potamogeton pusillus, Heleocharis acicularis; Po- 
tamogeton marinus, das ich hier 1884 auffand, war jetzt nicht anzutreffen, da 
bei der anhaltenden Dürre die Ufer weithin ausgetrocknet waren. Im oberen 
Exauer See bei Seefeld: Fontinalis dalecarlica Schpr., Potamogeton na- 
tans; im Bash zwischen Seefeld und Smolsin: Potam. rufescens; der Dorfteich 
von Smolsin war ebenfalls so Wasserarm, das Wasserpflanzen nicht fortkamen. 
Im Tuehlinko-See bei Smolsin: Litorella lacustris; in dem südlich von hier 
gelegenen, durch einen Graben verbundenen Glembocki-See: Potamogeton gra- 
mineus, fr. heterophyllus, P. marinus sehr häufig, besonders an der Süd- und 
Ostseite, Litorella lacustris. 

Herbstferien 1886. 

Tour Lauenburg-Wussow-Buckowo. Im Bach bei Röpke: Rumex sangui- 
neus, Batrachium divaricatum; zwischen Wussow und Occalitz: Amblyste- 
gium fallax, A. filieinum, A. riparium, Eurhynchium ruseiforme; auf Anhö- 
hen im Walde: Carlina vulgaris, Dianthus Carthusianorum, Equisetum hiemale; 
im Mergelmoor bei Occalitz: Utricularia minor; am Oeccalitz-Labuhner Grenz- 
bach auf einer Waldwiese: Juncus obtusiflorus, J. lamprocarpus; im Ge- 
büsch: Polygonatum wverticillatum, Lycopodium Selago; im Bach an 
Steinen: Amblystegium fallax, A. riparium, Hypnum commutatum, Tricho- 
colea Tomentella N. ab. E.; im Grossen See bei Wahlendorf: Potamo- 
geton marinus häufig; bei dem niedrigen Wasserstande war die Pflanze nahe 
am Ufer und trotz der vorgerückten Jahreszeit mit Früchten; dieselbe Pflanze 
fand ich auch im Biala-See mit Früchten; in dem '/;, Meile von hier entfernten 
Junno-See fand sich ein äbnliches ?., das aber der fehlenden Früchte wegen 
nicht sicher zu bestimmen war. Im Wasser stehend hat diese Pflanze viel 
mehr Aehnlichkeit mit grossen Formen von Heleocharis acicularis und der 
Wasserform von Juncus supinus, als mit Potamogeton pectinatus. Im See bei 
Kaminitza: Zannichellia palustris. 


2 RR RR 
URS R USIEN 


100 


Im See von Buckowo: Fontinalis dalecarlica Schpr. sehr häufig, 
dritter Standort im Kr. Karthaus; in der Kgl. Forst bei Hagen: Pyrola me- 
dia, Jungermannia ewsecta, Jungermannia subapicalis N. ab. E., neu für 
Westpreussen; J. attenuata Mart. 

Am 5. Oktober untersuchte ich den Morziz-See bei Werder; darin: Jsoö- 
tes lacustris vereinzelt mit Litorella lacustris und Lobelia Dortmannia, welche 
bei dem flachen Ufer des Sees weit hineingehen. Ob J.lac. hinter dem Gürtel 
von Litorella in grösserer Tiefe häufig vorkommt, wie es gewöhnlich der Fall 
ist, konnte wegen Mangel an einem Fahrzeuge nicht ermittelt werden. Im 
Dombrowo-See: Jsoetes lacustris, Juncus supinus (Wasserform), Potamogeton 
pusillus, P. natans. 

Auf einer Tour nach Neu-Tuchom Kr. Karthaus sammelte ich dort: 
Prunella grandiflora, T’hesium ebracteatum, Gentiana campestris, Holcus molls, 
Gnaphalium silvaticum, Thymus serpyllum var. Chamaedrys Fr., Eruwcastrum 
Pollichii, das hierhin mit Mergel aus Mehlken, dem 1884 aufgefundenen Stand- 
orte gelangt ist. 

Von einer Tour: Saspe-Legan Kr. Danzig ist zu verzeichnen: Allium 
oleraceum, A. vineale auf Rainen bei Brösen; Nasturtium palustre, Veronica 
spicata und V. longifolia; auf Feldern: Erodium cicutarium. Am Sasper See: 
Ranunculus Lingua, Aspidium Thelypteris; in Wiesengräben zwischen der See 
und der Weichsel: Hippuris vulgaris, Potamogeton rutilus, P. rufescens, P. 
lucens mit lang zugespitzten Blättern; auf Dünensand: Botrychium rutaefolium 
A. Br., dasselbe auch zwischen Brösen und Glettkau: daselbst auch BD. matri- 
cariaefolium A. Br.; in der Weichsel: Potamogeton cerispus, P. pectinatus; am 
Ufer Triglochin maritima, Spergularia salina; in Gräben bei Schellmühl: 
Potamogeton densus. 

Zur Flora von Oliva ist nachzutragen: 

Rudbeckia hirta auf Wiesen am Waldrande zwischen Pulvermühle und 
Schäferei auch in diesem Jahre zahlreich angetroffen; R. laciniata im Teiche 
am Park in Conradshammer unter Phragmites communıs. 


Verzeichniss 
der auf oben beschriebenen Touren aufgefundenen Pflanzen. 
Phanerogamen: 
Thalictrum aquilegifolium L. An der Fietze bei Schridlau. 
Th. angustifolium L., mit voriger. 
Th. flavum L., wie vorige, aber seltener. 
Pulsatilla vernalis Mill. Auf Heiden am Nuss-See, im Walde zwischen Espen- 
krug und Taubenwasser, Olivaer Kgl. Forst. 
Batrachium aquatile E. M. In der Fietze und im Mühlenteich bei Schridlau, 
im Sumpfe am See von Wispau. 
B. divaricatum Wimm. mit voriger. 


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Ranunculus Lingua L. Am Sasper See bei Danzig, auf Wiesen bei Zuckau 
sehr häufig. 

Trollius europaeus L. Auf Wiesen an der Fietze bei Schridlau sehr häufig. 

Aconitum variegatum L. Im Gebüsch an der Fietze. 

Nymphaea alba L. Im Krypko-See bei Wigodda. 

Nuphar luteum. Im schwarzen See bei Schönwalde. 

Nasturtium amphibium R. Br. Auf sandigen Feldern bei Brösen. 

N. barbaraeoides Tausch. Aecker bei Schridlau. 

Lepidium ruderale L. Dorfstrasse bei Oliva. 

Drosera rotundifolia L. In Torfmooren häufig. 

D. longifolia L. Am Moos-See bei Alt-Barkoschin Kr. Berent, auf Moorwiesen 
am Nuss-See bei Warschnau. 

D. obovata M. et K. Mit vorigen am Nuss-See häufig. 

Gypsophila muralis L. Auf Feldern bei Alt-Barkoschin, am See von Ustarbau 
Kr. Neustadt. 

Dianthus deltoide. An Feldrainen bei Neukrug Kr. B. 

Cerastium triviale Lk. Am Ufer des Biala-Sees. 

Radiola linoide Gml. An See- und Moorufern nicht selten. 

Malva rotundifolia L. Dorfstrasse von Schridlau Kr. B., selten. 

Lotus uliginosus Schk. Am Ufer des Moos-Sees häufig. 

Astragalus arenarius L. Auf Heiden zwischen Wispau und Wigodda Kr. N. 
häufig. 

Potentilla alba L. Am Kirchhof bei Neu-Barkoschin. 

P. procumbens Sbth. Im Neustädter Kreise sehr häufig, sonst nicht angetroffen. 

Myriophyllum vertieillatum L., b) intermedium Koch. In Gräben am See von 
Neu-Barkoschin. 

allitriche autumnalis L. Im Mühlenteich bei Schridlau. 

Peplis Portula N. See-Ufer Neu-Barkoschin. 

Hydrocotyle vulgaris R. Ufer von Seen und Torfbrüchen nicht selten. 

Rudbeckia laciniata L. Mühlenteich in Conradshammer. 

Carlina vulgaris L. Waldrand bei Wussow. 

Campanula latifolia L. An der Fietze häufig. 

©. Trachelium L. Mit voriger. 

Pirola media Sw. Kgl. Forst Mirchau, Revier Hagen. 

Gentiana campestris L. Ahhänge bei Pretoschin sehr häufig; Feldraine bei 
Neu-Tuchom. 

Polemonium ceoruleum L. An der Fietze bei Schridlau K. B. 

Alectorolophus minor Rehe. Wiesen bei Alt-Barkoschin häufig. 

Euphrasia officinalis L. Im Kreise N. Anfangs October in grosser Menge in 
auffallend üppiger, fast blauer Blüthe gefunden. 

Thymus Serpyllum L. var. Chamaedrys Fr. Neu-Tuchom. 

Stachys annua L. Auf Feldern bei Penkowitz Kr. N. 


Prunella grandijlora L. Neu-Tuchom, nicht selten. 
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Teucrium Scorodonia L. Am Karlsberg, Oliva verbreitet. 


Utrieularia minor L. Im Krypko See bei Wigodda, im Mergelmoor bei Occalitz | 


und bei Wahlendorf. 

Rumex ucranicus Bess. Nogatufer bei Marienburg, Seestrand zwischen Glettkau 
und Zoppot nicht selten. 

R. sanguineus L. Bach bei Röpke. 

Thesium ebracteatum Hayn. Neu-Barkoschin, Neu-Tuchom. 

Euphorbia Cyparissias Scop. Düne bei Schiewenhorst, Danz. Nehrung. 

Scheuchzeria palustris L. Torfsumpf Alt-Barkoschin. 

Potamegeton natans L. Verbreitet. 

P. rufescens Schrad. In Bächen verbreitet. 


P. gramineus ].. var. heterophyllus Fr. See von Neu-Barkoschin u. Glembocki-See. 


P. g. L. var. graminifolius Fr. See Neu-Barkoschin. 

— var, terrestis E. M. Mit voriger. 

. lucens L. In Teichen und Gräben verbreitet. 

. praelongus Wulf. Seen nicht selten. 

. perfoliatus L. Wie vorige. 

crispus L. Weichsel und Nogat und sonst nicht selten. 

. compressus L. Nuss-See. 

. obtusifolius M. und K. Nuss-See, Mühlenteich bei Schridlau. 

. pusillus L. Verbreitet. 

. rutilus Wolfg. Wiesengräben am Sasper-See und der Weichsel. Nuss-See. 

. pectinatus L., in der Weichsel und in Landseen, aber nicht häufig. 

. marinus L. Glembocki-See bei Smolsin, Kr. K., im Grossen- und Biala- 
See bei Wahlendorf, Kr. N. 

P. densus L. In Gräben in Schellmühl. 

Zannichellia palustris L., im See bei Kaminitza Kr. K. 

Gagea pratensis Schult, Oliva häufig. 

@. lutea Schult, Occalitz. 

Allium vineale L. Saspe bei Danzig. 

A. oleraceum L., mit voriger. 

Polygonatum verticillatum All. Gebüsch am Occalitz-Labuhner Grenzbach, Kr.N. 

Juncus obtusiflorus Ehrh. Waldwiese am Occalitz-Labuhner Grenzbach. 

J. lamprocarpus L., mit vorigen. 

Scirpus setaceus L. See von Ustarbau, Kr. N., häufig. 

Holcus mollis L. Felder bei Neu-Tuchom häufig. 

Poa sudetica Hake, Wald am Occalitz-Labuhner Grenzbach. 


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Gefäss- Aryptogamen. 
Isoötes lacustris L. Tedembowka-MorZnitza und Pauschnick-See bei Wigodda, 
Kr. N. Morziz-See bei Werder, Kr. N. 
I. echinospora Dur. Tedembowka-See, Oberförsterei Gnevau, Forst Schutz-Bezirk 
Petroschin, Kr. N. 


103 


Lycopodium Selago L. Oeccalitz-Labuhner Grenzbach, an der Fietze bei Neukrug. 
Brotychium Lunaria Sw. Neu-Barkoschin. 

B. matricariaefolium A. Br. auf Sanddünen zwischen Glettkau und Brösen. 
B. rutaefolium A. Br. auf Dünen am Sasper-See. 

Blechnum Spicant Roth, bei Wispau und am Nuss-See, häufig. 


Laubmoose. 


Dieranella cerviculata Schpr., an Torfbrüchen, häufig. 

D. heteromalla Schpr., an Waldrändern nicht selten. 

Dieranum montanum Hedw. Mirchauer Königl. Forst, nicht häufig. 

D. jlagellare Hedw. seltener als das vorige, in Wäldern an Torfseen bei Pretoschin 
und am Wussower-See. 

D. fuleum Hook neu für Westpr., königl. Forst Mirchau in Schluchten an 
erratischen Blöcken. 

D. longifolium Hedw., mit vorigem. 

D. scoparium Hedw., überall häufig. 

— var. orthophyllum B. S. 

— var, curvulum B. S. seltener. 

— var, recurvatum B. S. 

. majus Turn. Mirchauer Forst, häufig. 

. palustre B. S. Sumpf-Wiesen bei Occalitz und Pretoschin. 

. Schraderi Schw., Torfbrüche bei Pretoschin und Wahlendorf. 

. spurium Hedw., Kiefernwald bei Röbke. 

. undulatum Turn., Heiden bei Wahlendorf, häufig aber unfruchtbar, dagegen 

bei Oliva reichlich fructiticirend. 

Leucobryum glaucum Schpr., Mirchauer Forst, bei Pretoschin, nicht selten, aber 
stets unfruchtbar. 

Barbula muralis Hedw., an Mauern, nicht häufig. 

B. subulata Brid., häufig. 

B. papillosa Wils., an Populus tremula bei Wahlendorf. 

B. ruralis Hedw., auf Erde, Steinmauern und Dächern, häufig. 

B. pulvinata Jur., an Populus pyramidalis bei Neuschottland. 

Ceratodon purpuveus Brid., häufig. 

Grimmia apocarpa Hedw., auf erratischen Blöcken, häufig, an Bächen die var. 
rivularis B. S. 

G. pulvinata Sm., nicht selten. 

@. Hartmanii Schpr., Königl. Forst bei Kaminitza Kr. K. vorherrschend die 
var. epilosa. 

Racomitrium protensum A. Br., Mirchauer Königl. Forst, neu für Westpr. 

R. acieulare Brid., an errat. Blöcken im Gossentin-Bach bei Pretoschin, Mirchauer 
Forst Hagen, häufig. 

R: sudeticum Br. und Schpr., neu für Westpr., an Steinen, am Waldrande des 
Kaminitza-Thales Kr. K. 


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104 


. microcarpon Brid., wie voriges. 
. heterostichum Brid., an Steinen, häufig. 
. canescens Brid., auf Sandflächen, häufig, auch die var. eprlosum H. Müller, 
bei Kaminitza. 
. lanuginosum Brid., Königl. Forst bei Pretoschin Kr. Neustadt, an grossen 
Steinhaufen, häufig und reichlich fructific., in der Forst bei Tockar 
Kr. K. selten. 
R. fasciculare Brid., Mirchauer Königl. Forst Hagen, Kaminitza-Thal an Steinen. 
Hedwigia ciliata Hedw., an Steinen überall häufig, auch die var. leucophaea. 
Ulota Bruchii Hornsch., Mirchauer Königl. Forst, Rev. Hagen an Eichen. 
U. crispa Brid., an Bäumen überall, nicht selten. 
Orthotrichum gymnostomum Bruch, an alten Espen bei Pretoschin, Wahlendorf, 
Linde Kr. N., Kaminitza Kr. K., Oliva. 
O. cupulatum Hoffm., an Steinen am Ufer des Grossen Sees bei Wahlendorf 
und des Junnosees bei Kaminitza-Mühle. 
O. obtusifolium Schrad., an Espen und Weiden, nicht selten. 
O. speciosum N. ab E., an Espen, häufig. 
O. Lyellii Hook, an Espen bei Wahlendorf. 
Encalypta vulgaris Hedw., an Waldrändern, nicht häufig. 
Funaria hygrometrica Hedw., auf Wiesen und feuchtem Ackerl., häufig, besonders 
gern auf Kohlenschutt 
Webera nutans Hedw., auf Torfmooren und in Wäldern, häufig. 
W. cruda Schpr., in Wäldern nicht selten. 
Bryum Warneum Bland., an feucht-sandigen Stellen der Kiefernschonung auf 
Saspe. 
B. caespiticium L., häufig. 
B. argenteum L., häußg. 
B. roseum Schreb., Gebüsch am Ufer des Grossen Sees b. Wahlendorf, fructificirend. 
Mnium punctatum Hedw., an Waldbächen nicht selten. 
M. cuspidatum Hedw., Wälder, oft. 
M. affine Schwäg., auf feuchten Wiesen, häufig. 
M. insigne Mitt., auf Moorwiesen am östl. Wittstock-See, häufig. 
M. undulatum Neck., an feuchten Waldstellen, verbreitet. 
M. hornum L., an Waldbächen und Sümpfen, häufig. 
M. cinclidioides Hüben, am Ufer des Krypko-Sces bei Wiggodda Kr. N. häufig, 
im Wasser eine schwimmende Form. 
Paludella squarrosa Ehrh., auf Torfwiesen am Nuss-See, häufig (ohne Früchte). 
Aulacomnium palustre Schwgr., Ufer der Seen, auf Wiesen, häufig. 
Bartramia ithyphylla Brid., in Wäldern, nicht häufig. 
B. pomiformis Hedw., wie vorige, aber häufiger. 
Philonotis fontana Brid., auf quelligen Wiesen häufig, caespitosa Wills, sandige 
Ufer der Seen. 
Tetraphis pellueida Hedw., in Wäldern häufig. 


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Atrichum undulatum Pal. Beauv., häufig. 

Pogonatum nanum Pal. Beauv., auf Heiden und an Waldrändern häufig. 

P. urnigerum Schpr., auf Heiden häufig. 

Polytrichum gracile Dicks, an Torfmooren nicht selten. 

P. formosum Hed., wie vorige, nicht häufig. 

P. commune L., wie vorige, doch häufig. 

P. piliferum Schreb., auf Heiden verbreitet. 

P. jnniperinum Willd., wie voriges. 

P. strietum Banks-Menz, wie voriges. 

Diphyscium foliosum Mohr, an Waldrändern und Wegen der Mirchauer Forst 
nicht selten. 

Buzbaumia aphylla L., in Kieferwäldern bei Oliva. 

Andreaea petrophila Ehrh., nicht selten an erratischen Blöcken; im Bezirk 
Hagen der Mirchauer Forst dagegen auf einem Steinhaufen von kopf- 
grossen Steinen angetroften. 

Anomodon longifolius Hartm., an Bäumen. 

A. attenuatus Hartm., wie vorige; bei Pretoschin, an Steinen in der Fietze. 

A. viticulosus Br. et Schpr., an Bäumen der genannten Forsten. 

Thuidium tamariscinum Br. et Schpr., im Wäldern nicht selten. 

Th. recognitum. In Gebüschen häufig. 

Th. abietinum Br. et Schpr., auf sandigen Heideplätzen häufig, aber stets ohne 
Früchte aufgefunden. 

Th. Blandowiü Br. et Schpr., auf quelligen Wiesen bei Occalitz. 

Pterigynandrum piliforme Hedw., an Bäumen der Mirchauer Forst, an Dorf- 
mauern in Petroschin (kräftige Form) unfruchtbar; an Steinmauern auf 
dem Karlsberge in Oliva fructifieirend. 

Fontinalis antipyretica L., in Seen und Bächen häufig. 

F. laxa Milde, im Junnosee bei Kaminitzamühl. 

F. gracilis Lindb. Im der Fietze sehr häufig (sehr feinblättrige Form), an 
Steinen eines Waldbachs bei Försterei Hagen. 

F. dalecarlica Schpr. Im Krypko See bei Wigodda, im Pauschnick-See daselbst, 
an Steinen und Baumwurzeln rings um den See in grosser Menge, im 
See von Buckowo Kr. Karthaus an Steinen und Baumwurzeln sehr 
häufig. 

Dichelyma falcatum Myrin. In der Provinz nur von einem Standorte bekannt, 
findet sich im Gossentinbach oberhalb Pretoschin ziemlich häufig. 

D. capillaceum Br. et Schpr., das ich vor einigen Jahren an der Quelle des 
vorhin genannten Baches entdeckte, war weiter abwärts nicht anzu- 
treffen, dagegen an dem alten Standorte in schönen Exemplaren. 

Neckera pennata Hedw., Kgl. Forst zwischen Sagorsch und Sbichau an Bäumen. 

N. complanata Br. et Schpr. An Bäumen und Steinen häufig. 

Homalia trichomanoides Br. et Schpr. Wie voriges. 


Leucodon sciuroides Schwgr. An Bäumen nicht selten. 
12 


106 
Antitrichta curtipendula Brid. Wie voriges. 
Eurhynchium striatum Br. et Schpr. In Wäldern ziemlich häufig. 
E. rusciforme Br. et Schpr. In Bächen an Steinen und Holzwerk häufig. 
Plagvothecium Schimperi Jur. et Milde, 2. Standort für Westpreussen, 
Waldschlucht der Mirchauer Kgl. Forst. 
P. silesiacum B. S. Wälder häufig. 
P. undulatum B. S. Mirchauer Forst nicht selten. 
P. silvaticum B. S. Wälder wie voriges. 
P. Roesei B. S. Pretoschin, auf Steinen, die theilweise mit Erde bedeckt sind. 
P. denticulatum B. S. Wald zwischen Neustadt und Pentkowitz. 
Amblystegium filieinum Lindb. In Quellen nicht selten. 
A. fallax. Bach zwischen Wussow und Ocealitz, an Steinen im Wasser 
fluthend. 
A. irriguum Schpr. Nicht selten. 
A. Hluwviatile Schrp. An Steinen im Gossentinbach zwischen Pretoschin und 
Schönwalde. 
Brachythecium Mildeanum Schpr. An Moorwiesen nicht häufig. 
B. refleeum Br. et Schpr. Kgl. Forst von Pretoschin und Mirchau. 
B. plumosum Br. et Schpr. An Steinen in Quellen bei Kölln. 
— — var. honomallum Br. et Schpr. Im Walde an Steinen der Mirchauer 
Kgl. Forst. 
B. amoenum Milde. Neu für die Provinz. An Steinen am Ufer des Biala- 
Sees bei Wahlendorf. 
B. rivulare Br. et Schpr. An Steinen im Oeccalitz-Labuhner Grenzbach. 
Hypnum polygamum. Ufer des Krypko-Sees, im Wasser eine fluthende Form. 
. stellatum Schreb. Moorwiesen am Nuss-See. 
. loreum L. Kgl. Forsten Mirchau, Pretoschin sehr häufig, auch fruetifieirend 
angetroffen, Forst bei Tockar, Kr. Karthaus. 
. scorpioides Dillen. Moorwiesen am Nuss-See. 
. intermedium Lindb.: Wahlendorf Mergelmoor. 
. commutatum Hedw. An Quellen nicht selten. 
. reptile Mich. Mirchauer Kgl. Forst, Revier Hagen. 
imponens Hedw. Neu für Westpreussen; Mirchauer Kgl. Forst, Revier 
Mirchau in Waldschluchten. 
. erista castrensis L. Feuchte Kieferwälder. 
. cordifolium Hedw. In und an Torfsümpfen nicht selten. 
. giganteum Schpr. Wie voriges. 
purum L. In Kieferwäldern nicht häufig. 
H. palustre L. An Steinen am Ufer des Junno-Sees häufig. 
Hylocomium splendens B. S. In Wäldern und auf Heiden häufig. 
H. brevirostrum Schrp. Kegel. Forsten von Mirchau und Pretoschin an Steinen 
häufig, Wald von Tockar selten. 


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13 


107 


Lebermoose: 

Fegatella conica Corda. An schattigen Stellen der Bäche nicht selten. 

Marchantia polymorpha L. An Quellen häufig. 

Metzgeria furcata N. ab. E. In Wäldern an Bäumen und Steinen nicht selten. 

Aneura pinguis 8 angustior. Im Wook-See bei Wahlendorf und im Steinsee bei 
Novahutta Kr. Karthaus. 

A. pinnatifida N. ab. E. Im Morznitza-See bei Wigodda Kr. N. (4. Standort 
in der Provinz.) 

Pellia epiphylla N. ab E. In Schluchten auf feuchtem Boden nicht selten. 

P. calycina. In Quellen bei der Försterei Tockar, Kr. K. 

Frullania dilatata N. ab E. An Bäumen und Steinen häufe. 

F. Tamarisci N. ab E. In der Mirchauer Kgl. Forst an Steinen selten. 

Madotheca platyphylla Dum. An Bäumen und Steinen in Wäldern nicht selten. 

Radula complanata Dum. An Bäumen und Steinen in Wäldern nicht selten. 

Ptilidium eiliare N. ab E. In Wäldern an Bäumen, Steinen und auf Heiden 
nicht selten. 

Trichocolea Tomentella N. ab E. Am Ufer von Waldbächen in der Mirchauer 
Kgl. Forst, am Occalitz-Labuhner Grenzbach. 

Lepidozia reptans N. ab E. In feuchten Wäldern auf Erde häufig. 

Calypogeia Trichomaris Corda. Auf feuchtem, schattigem Waldboden, meist 
häufig. 

Chiloscyphus polyanthus N. ab E. An Felsen auf feuchtem Waldboden. 

Ch. rivularis N. ab E. Im Ocealitz-Wussower Bach an Steinen häufig. 

Lophocolea bidentata N. ab E. In Gebüschen, nicht selten. 

Sphagnoecetis communis N. ab E. Auf Moorboden nicht selten. 

Jungermannia exsecta Schmid. In Hohlwegen. 

J. subapicalis N. ab E. Neu für die Provinz. In der Mirchauer Kgl. Forst, 
Revier Hagen an Steinen in der Schlucht zu den Kaminitza-Wiesen. 

J. alpestris N. ab. E.. Mirchauer Forst, zweiter Standort für Preussen. 

J. attenuata Mart. In den Kgl. Forsten von Mirchau und Pretoschin an 
Steinen. 

J. barbata Schreb. In der Kgl. Forst bei Pretoschin an Steinen. 

Scapania undalata N. ab E. In Seen und Bächen. 

S. nemorosa N. ab E. In der Mirchauer Forst in der Schlucht dem Odnoga- 
See gegenüber, daselbst nicht selten. 

Plagiochila asplenioides N. ab E. In schattigen Wäldern häufig. 

Alicularia scalaris Corda. In Wäldern auf lehmig-sandigem Boden, im Gebüsch 
am Ufer des Morziz-Sees bei Werder. 

Sarcoscyphus Ehrhorti Corda. Mirchauer Kgl. Forst, Revier Hagen in Schluchten 
an Steinen sehr häufig. 

S. Funkii Corda. Auf kiesigem Heideboden häufig. 


Bau ii 


= 
14 


108 


Beitrag 
Flora von Lessen und Umgegend 


von 


I. Finger. 


Systematisches Verzeichniss der Phanerogamen und Gefässkryptogamen. 


I. Hauptabtheilung. Angiospermen. 
I. Klasse. Dicotylen. 


I. Unterklasse. Thalamifloren. 


I. Familie. Ranunculaceen. 


Thalietrum aquilegifolium L. Wiese an der Laschinka. In der Nähe des 
Försterhauses bei Mühle Slupp (Sch.). 
— Javum L. Südostufer des Schlosseees: Fritsche. 
== angustifolium Jacg. Am Schlosssee, an der Laschinka. 
Hepatica triloba Gil. In den Wäldern überall. 


. Pulsatilla pratensis Mill. An der Chaussee bei Roggenhausen. 
. Anemone silvestris L. Bei Karlshof (Schemme)). 


— nemorosa L. In den Wäldern häufig. 
—  ranunculoides L. Im Mendritzer Walde. 
Myosurus minimus L. Auf Aeckern häufig. 


. Batrachium aquatile E. Mey. Auf dem Torfbruch am Stadtsee. 


—- divaricatum Wimm. Im Schlosssee. 


. Ranunculus Flammula L. Auf nassen Wiesen verbreitet. 


_ Lingua L. In Sümpfen häufig. 
— auricomus L. Wiese am Schlosssee. 
— cassubicus L. Im Mendritzer Walde, auch am Gardenga-Ab- 
hang bei Roggenhausen (Rosenbohm). 
_ acer L. Auf Wiesen häufig. 
_ lanuginosus L. Mendritzer Laubwald. 
— repens L. Auf feuchten Wiesen häufig. 
— bulbosus L. An Wegen und auf Rainen häufig. 
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22. 


28. 


29 


30. 


31. 
32. 
33. 
34. 
39. 


36. 
37. 


38. 
39. 
40. 
41. 


42. 
43. 


44. 
45. 


109 


. Ranunculus arvensis L. Auf Aeckern nördlich von Lessen. 


— sceleratus L. An feuchten Stellen ziemlich häufig. 
Ficaria ranunculoides Rth. Mendritzer Laubwald in den Schluchten. 
. Caltha palustris L. Auf nassen Wiesen häufig. 
. Isopyrum thalictroides L. Mendritzer Laubwald; auch am Ossa-Abhang 
zwischen Roggenhausen und Slupper Mühle (Rosenbohm). 
. Delphinium Consolida L. Unter Getreide häufig. 


3. Actaea spicata L. Schlucht am tiefen See (Schemmel). 


. Cimieifuga foetida L. Bewaldeter Abhang an der Gardenga bei Roggen- 
hausen. 
II. Familie. Berberidaceen. 
Berberis vulgaris L. Zierstrauch bei der evangelischen Kirche; bei Ritters- 
hausen (Sch.). 
III. Familie Nymphacaceen. 
. Nymphaea alba L. Im tiefen See; Torfbruch am Stadtsee. 
Nymphaea candida II. sphaeroides erythrocarpa, erythrostigma und zantho- 
stigma. See bei Jankowitz (Caspary). 
Nuphar luteum Sm. Im Schlosssee; Torfbruch am Stadtsee; in der Ossa. 


IV. Familie. Papaveraceen. 
Papaver Argemone L. Auf Aeckern. 
— Rhoeas L. Auf Aeckern. 
—  dubium L. Auf Aeckern. 
— somniferum L. In Gärten häufig verwildert. 
Chelidonium majus L. Im Graben bei der Schule Lessen, auf der be- 
waldeten Insel im Schlosssee. 


V. Familie Fumariaceen. 
Fumaria offieinalis L. Häufig auf Aeckern. 
Corydalis cava Schwgg. und K. Mendritzer Laubwald, roth und weiss 
blühend; auf der bewaldeten Insel im Schlosssee; Gardenga-Abhang bei 
Roggenhausen. (Rsb.) 


VI. Familie. Cruciferen. 

Nasturtium amphibium R. Br. Am Schlosssee; an den Sümpfen häufig. 
—  silvestre R. Br. An Wiesenrändern verbreitet. 
— palustre DC. Am Schlosssee. 

Turritis glabra L. Auf der Schanze nördlich von Lessen. Rittershausener 
Wald. 

Cardamine impatiens L. Auf der südlichen und der bewaldeten Insel im 
Schlosssee. 
— pratensis L. Auf Wiesen, gemein. 
— amara L. Auf feuchten Wiesen ziemlich häufig. 

Hesperis matronalis L. In der Nähe von Gärten verwildert gefunden. 


2 


4 | an. 
110 ß 


46. Sisymbrium offieinale Scop. An Wegen und Grasplätzen häufig. 
47. — Sophia L. Auf Aeckern. 

48. Alliaria offeinalıs Andrzj. Mühle Slupp; bewaldete Insel im Schlosssee. 
49. Erysimum cheiranthordes L. Auf Aeckern verbreitet. 

50. Sinapis arvensis L. Auf Aecckern häufig. 

5l. — alba L. Auf Aeckern, Gärten. 

52. Alyssum calycinum L. Am Sandberge bei Jakobkau (Sch.) 

53. Berteroa incana DC. Bei den Ruinen in Roggenhausen. 

54. Erophila verna E. Mey. Triften, Grasplätze, gemein. 

55. Cochlearia Armoracia L. In Gärten verwildert. 

56. Camelina sativa Cımtz. Unter Lein, häufig. 

57. Thlaspi arvense L. Bebaute Orte, gemein. 

58. Iberis amara L. In einem Garten in Lessen verwildert. 

59. Lepidium ruderale L. Wege, Schutt, gemein. 

60. Capsella Bursa pastoris Mnch. Aecker, Wege, gemein. 

61. Neslea paniculata Desv. Auf Aeckern, verbreitet. 

62. Raphanistrum Lampsana Gaertn. Aecker, gemein. 


VII. Familie. Violaceen. 
63. Viola hirta L. Mendritzer Laubwald; Ossa-Abhang zw. Roggenhausen 
und Mühle Slupp (Rsb.). 


64. — odorata L. Auf dem katholischen Kirchhofe, an Gartenzäunen ver- 
wildert. 

65. — silvestris Lmk. Mendritzer Laubwald. 

66. — mirabilis L. Mendritzer Laubwald. 


— — + silvatica. Gardenga-Abhang zwischen Roggenhausen und 
Klein-Schönbrück (Rsb.) 

67. — tricolor L. Auf Aeckern, häufig. 

68. — arenaria -+ silvatica. Ossa-Abhang zwischen Roggenhausen und 
Mühle Slupp. (Rosb.) 
—  silvatica + riviniana 
—  arenaria 4- canina 
= — + silvatica 

69. — canına + silvatica 


Im Mendritzer Walde (Rsb.) 


VIII. Familie. Droseraceen. 
70. Drosera rotundifolia L. Torfbruch am Stadtsee. 


IX. Familie. Polygalaceen. 
71. Polygala vulgaris L. Abhang am tiefen See. 
72. — comosa L. Abhang am tiefen See; Rittershausener Wald. 


X. Familie. Silenaceen. 
73. Gypsophila muralis L. Aecker, ziemlich häufig. 
73b. Tunica prolifera Scop. Prenzlawitzer Wald: Fritsche. 
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98. 


99. 
100. 
101. 
102. 


211 


. Dianthus Carthusianorum L. Im Rittershausener Walde; Gardenga-Abhang 


bei Roggenhausen; Abhänge an der Ossa. 
—  deltoides L. Graben in der Nähe von Clarenau; bei Neubrück. 


. Saponaria officinalis L. Auf dem evangel. Kirchhof in Lessen; südliche 


Insel im Schlosssee. 


. Silene vulgaris Greke. (-inflata Sm.) Gardenga - Abhang bei Roggen- 


hausen; Ossathal oberhalb Mühle Slupp. 

— nutans L. Mendritzer Wald; Abhang an der Ossa; Abhang am 
tiefen See. 

—  noctiflora L. Unter Getreide. 


. Viscaria vulgaris Röhling. Rittershausener Nadelwald; Abhang am tiefen See. 
. Coronaria flos cuculi A. Br. Auf Wiesen, häufig. 
. Melandryum album Greke. Auf Rainen, an Waldrändern, häufig. 


— rubrum Greke. An der Laschinka. Auf der bewaldeten Insel im 
Schlosssee. 


. Agrostemma Githago L. Unter Getreide, gemein. 


XI. Familie. Alsinaceen. 


. Sagina nodosa Fenzl. Torfbruch am Stadtsee. 
. Spergula arvensis L. Auf Aeckern, verbreitet. 
. Möhringia trinervia Clairv. Schlucht am tiefen See; bewaldete Insel im 


Schlosssee. 


. Arenaria serpyllifolia L. Unter Getreide. 
. Holosteum umbellatum L. Aecker, begraste Stellen, ziemlich verbreitet. 
. Stellaria nemorum L. Mendritzer Laubwald; Abhang am tiefen See. 


— media Cyrillo. Bebauter Boden, Wege, gemein. 

— Holostea L. Mendritzer Laubwald. 

— glauca Wither. Am Schlosssee, am tiefen See. 

— graminea L. Auf der Schanze nördlich von Lessen; am tiefen See. 


. Malachium aquaticum Fr. Bewaldete Insel im Schlosssee; Wiese nördlich 


von Lessen. 


. Cerastium triviale Lk. Auf Wiesen, häufiger. 


— arvense L. An Wegen: auf Rainen, gemein. 


XII, Familie. Linaceen. 
Linum catharticum L. Wiese am Schlosssee in der Nähe des Zollhauses. 


XIII. Familie. Malvaceen. 

Malva Alcea L. Am Schlosssee; südliche Insel im Schlosssee. 
— silwestris L. Auf dem evangel. Kirchhof; in Roggenhausen. 
— neglecta Wallr. An Gartenrändern, Zäunen, gemein. 

—  rotundifolia L. Wie vorige. 


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112 


XIV. Familie. Tiliaceen. 
103. Tilia grandifolia Ehrh. Auf der bewaldeten Insel im Schlosssee; häufig 
angepflanzt. 
104. Tilia parvifolia Ehrh. Angepflanzt (Sch.) 


XV. Familie. Hypericaceen. 
105. Hypericum perforatum L. Rittershausener Wald; an Gräben, Abhängen, 
Wegen, gemein. Inseln im Schlosssee. 


106. — tetrapterum Fr. Wiese an der Laschinka im Ritterhausener Walde. 
107. —- montanum L. Mendritzer Wald. 
108. — quadrangulum L. An der Ossa bei Neubrück. 


XVI. Familie. Aceraceen. 
* Acer Pseudoplatanus L. In einem Garten in Lessen angepflanzt. 
109. — platanoides L. An der Chaussee, in Gärten angepflanzt. 


XVII. Familie. Hippocastanaceen. 
*  Aesculus Hippocastanum L. In Gärten angepflanzt. 


XVIH. Familie. Ampelidaceen. 
*  Ampelopsis quinquefolia R. u. Schult. An Lauben und Häusern angepflanzt. 


XIX. Familie. Geraniaceen. 
110. Geranium pratense L. Auf Wiesen häufig. 


1ll. -—- palustre L. Mendritzer Wald; an der Laschinka. 

112. — pusillum L. Unter Getreide. 

113. — columbinum L. An der Schanze nördlich von Lessen. 

114. — Robertianum L. Inseln im Schlosssee. An der Gardenga bei Roggen- 


hausen. Graben nach N.W. von Jankowitz. 
115. Erodium eicutarium L’Herit. Auf Aeckern unter Getreide, gemein. 


XX. Familie. Balsaminaceen. 
116. Impatiens Noli tangere L. An der Laschinska; an der Ossa bei Peterhof; 
auf der bewaldeten Insel im Schlosssee. 


XXI. Familie. Oxalidaceen. 
117a. Oxalis Acetosella L. Mendritzer Wald; Orler Wald. 
11Tb. — strieta L. Scharnhorst: Fritsche. 


II. Unterklasse. Calyeifloren. 
XXII. Familie. Celastraceen. 
118. Evonymus europaea L. Thymauer Wald; Mendritzer Wald; Orler Wald. 
119. — verrucosa Scop. Wie vorige. 


XXIII. Familie. Rhamnaceen. 
120. Frangula Alnus Mill. Im Walde östlich von Sawdin; auch in Gärten. 


5 


115 


XXIV. Familie. Papilionaceen. 
Genista tinetoria L. Bei der evang. Kirche Lessen. 
Sarothamnus scoparius Koch. Waldrand an der Ossa zw. Roggenhausen 
und Peterhof. 
Cytisus Laburnum L. Zierstrauch bei der evang. Kirche. 
— capitatus Jacqg. Wie voriger. 


. Ononis arvensis L. syst. nat. Am Wege zwischen Lessen und Mühle Slupp, 


häufig. 
Anthyllis Vulneraria L. Rittershausener Waldabhang am tiefen See. 
Medicago falcata L. Trockene Wiesen, Grasplätze, gemein. 
— media Pers. Am Wege nach Rittershausen rechts vom Stadtsee. 
= lupulina L. Felder, Wegränder, gemein. 


. Melilotus macrorrhieus Koch. Weidengebüsch am Schlosssee bei Schönau. 


— offieinalis Desr. Am evang. Kirchhof Lessen. 
— albus. Desr. An Wegen häufig. 


. Trifolium pratense L. Auf Wiesen und Grasplätzen. 


— arvense L. Auf Aeckern, gemein. 

— medium L. Auf Rainen bei Jankowitz; Abhang am tiefen See; 
Abhang an der Ossa. 

— rubens L. An Abhängen am tiefen See, an der Ossa und Gardenga. 
— fragiferum L. Auf Wiesen am Schlosssee, am Stadtsee, nördlich 
von Lessen. 

— montanum L. Rittershausener Wald; Abhang am tiefen See; über- 
haupt auf trockenen, buschigen Hügeln häufig. 

— hybridum L. Wiesenrand am Schlosssee. 

— agrarium L. Rittershausener Wald. 

— procumbens L. Rittershausener Wald. Am tiefen See. 

— minus Sm. Wiese in der Nähe von Clarenau. 


. Lotus corniculatus L. Rittershausener Wald. An Wegen, häufige. 


Caragana arborescens Lmk. Als Zierstrauch in Gärten angepflanzt. 
Robina Pseud-Acacia L. In Gärten angepflanzt. 


. Astragalus glyciphyllos L. Schanze nördlich von Lessen; Mendritzer Laub- 


wald: Abhang am tiefen See; zw. Körberrode und Wiedersee. 


. Coronilla varia L. An buschigen, rasigen sonnigen Orten, häufig. 
. Vieia Cracca L. Unter Getreide, meist häufig. 


— tenuifolia Rth. Abhang bei Klodtken, Abhang am tiefen See. 

— villosa Roth. Unter Getreide bei Lessen. 

— sepium L. Mendritzer Laubwald; Abhang am tiefen See. 

—  angustifolia All. Unter der Saat. 

— lathyroides L. Rittershausener Wald an der Ostseite des Spiel- 
platzes. 


. Ervum pisiforme Peterm. Gardenga-Abhang zw. Roggenhausen und Klein 


Schönbrück (Rsb.) 
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—  silwaticum Peterm. Prentzlawitzer Wald: Fritsche. 
—  hirsutum L. Unter Getreide. 
— tetraspermum L. Am tiefen See; im Mendritzer Walde. 


. Lathyrus pratensis L. Auf Wiesen, häufig. 


—  silvester b, ensifolius. Schanze nördlich von Lessen; Mendritzer Wald. 


. Orobus vernus L. Mendritzer Wald; Abhang am tiefen See. 


— niger L. Abhang an der Ossa. 


XXV. Familie. Amygdalaceen. 


. Prunus spinosa L. Rittershausener Wald. 


— Padus L. An der Laschinka; auch in Gärten angepflanzt. 


XXVI. Familie Rosaceen. 
Spiraea sorbifolia L. Zierstrauch auf dem evang. Kirchhof. 
—  hypericifolia L. Wie vorige. 


. Ulmaria pentapetala Gilib. Auf Wiesen häufig. 


— Filipendula A. Br. Abhang bei Klodtken an der Chaussee. 


. Geum urbanum L. Bei Mühle Slupp; auf den Inseln. 


— rivale L. Wiesen an der Lachinka. 


. Rubus plicatus W. u. N. Waldlichtung östlich von Sawdin. 


—  caesius. An Gräben und Gebüschen häufig. 
— JIdaeus L. Mendritzer Laubwald. 
—  sazxatilis L. Mendritzer Laubwald. 


. Fragaria vesca L. Wälder und Gebüsche, gemein. 


— collina Ehrh. An einem Graben auf Rittershausener Feldmark. 


. Comarum palustre L. In Wassergräben auf sumpfigen Wiesen verbreitet. 
. Potentilla Anserina L. Grasplätze, häufig. 


— argentea L. Rittershausener Nadelwald; an Wegen, häufig. 

— collina Wib. Zwischen Dorf und Mühle Slupp: Fritsche. 

— reptans L. An einem Wege nördlich von Lessen. 

—  silvestris Neck (- Tormentilla Schrnck). Mendritzer Laubwald, Orler 
Wald, Torfbruch am Stadtsee. 

— fruticosa L. Zierstrauch auf dem evang. Kirchhof. 


. Alchemilla vulgaris L. Auf Wiesen verbreitet. 
. Agrimonia Eupatoria L. Buschige Plätze und Abhänge; ziemlich häufig. 


— odorata Mill. Gardenga-Abhang zwischen Roggenhausen und Kl. 
Schönbrück (Rsb.) 


. Rosa canina L. Laubwald bei Gross-Leistenau. 


XXVI. Familie. Pomarien. 


. Crataegus monogyna Jacq. Auf den Inseln im Schlosssee; auch in Hecken 


angepflanzt. 
Cydonia vulgaris Pers. Zierstrauch in den Anlagen bei der ev. Kirche. 
Amelanchier vulgaris Mnch. Wie vorige. 


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179. Pirus communis L. 

le | Mendritzer Laubwald. 

1831. —- aucuparia Gaertn. Mendritzer Wald: auch angepflanzt. 
182. —- torminalis Ehrh. Mendritzer Wald (Rsb.). 


XXVIIl. Familie. Onagraceen. 
183. Epilobium angustifolium L. Mendritzer Wald. 


184. -—- hirsutum L. An der Laschinka, am Schlossse 

185. -—- parviflorum Retz. Im Graben am Schlossse 

186. — montanum L. Rittershausener Nadelwald. 

187. _ -—- roseum Retz. Graben in der Nähe von Clarenau 

188. —- palustre L. Torfbruch südlich von der Graudenzer Chaussee. 


188b. Circaea alpina L. Hoheneichen: Fritsche. 


XXIX. Familie. Halorrhagidaceen. 
189. Myriophyllum spicatum L. Im Stadtsee. 
XXX. Familie. Lythraceen. 
190. Lythrum Salicaria L. In Gräben und an Ufern ziemlich gemein. 


Familie Philadelphaceen. 
* Philadelphus coronarius L. Zierstrauch in den Anlagen bei der ev. Kirche. 


XXXI. Familie Sceleranthaceen. 


191. Scleranthus annuus L. Auf Aeckern gemein. 


XXXI. Familie. Crassulaceen. 
192. Sedum maximum Sut. Mendritzer Wald. 
193. -—- oaecre L. Rittershausener Wald. 
* — spurium M. B. Auf dem ev. Kirchhof auf Gräbern. 
* Sempervivum soboliferum Sims. Auf einem Grabe auf dem ev. Kirchhof 
Lessen. Kirchhof bei Neubrück. 


XXXIII. Familie. Grossulariaceen. 
* Ribes Grossularia L. Angepflanzt; theils halb verwildert. 


194. —- nigrum L. An der Laschinka. 
195. —- rubrum L. Bei Mühle Slupp an der ÖOssa. 
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— alpinum L. In den Anlagen bei der ev. Kirche in Lessen. 
195b. Bryonia alba L. In Slupp: Fritsche. 


XXXIV. Familie. Saxifragaceen. 


196. Chrysosplenium alternifolium L. Wiesen an der Laschinka; Schluchten im 
Mendritzer Walde; bei Roggenhausen. 

197. Parnassia palustris L. Wiese bei der Schanze nördlich von Lessen; an 
der Ossa bei Mühle Slupp. 


8 


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116 


XXXV. Familie. Umbelliferen. 


. Sanicula europaea L. Orle, Peterhof (Sch.). 

. Eryngium planum L. Zwischen Lessen und Mühle Slupp; bei Rittershausen. 
. Cieuta virosa L Stadt- und Schlosssee. 

. Falcaria vulgaris Bernh. Kirchensteig zwischen Lessen und Prenzlawitz 


hinter dem Schlosssee. 


. Jegopodium Podagraria L. Auf dem ev. Kirchhof; Mendritzer Wald. 

. Carum Carvi L. Auf Rainen, in trockenen Gräben, Chausseegräben, gemein. 
. Pimpinella Saxifraga L. Auf Rainen und in Chausseegräben ziemlich häufig. 
. Sium latifolium L. Im Wasser überall verbreitet. 

. Oenanthe aquatica Lmk. In sumpfigen Gewässern häufig. 

. Aethusa Cynapium L. In Gärten häufig. 

. Libanotis montana Crntz. Gardenga-Abhang bei Roggenhausen; Ritters- 


hausener Wald. 


. Selinum Carvifolia L. Ossathal oberhalb Mühle Slupp. 
. Angelica silvestris L. Mendritzer Laubwald; Gardenga-Abhang bei Roggen- 


hausen. 


. Peucedanum Cervaria Cuss. Ossa-Abhang zwischen Roggenhausen und 


Mühle Slupp (Rosb.). 

— Oreoselinum Mnch. Abhang am tiefen See; Rittershausener Wald. 
— palustre Mnch. Sumpfige Wiese nördlich von Lessen; Wiese am 
Jankowitzer See. 


. Pastinaca sativa L. Auf Gartenbeeten häufig. 

. Heracleum sibiricum L. In Chausseegräben, an Wiesen häufig. 

. Laserpitium prutenicum L. Mendritzer Laubwald. 

. Daucus Carota L. Zwischen Lessen und dem Zollhause an der Chaussee; 


Ossa-Abhang bei Szezepanken. 


. Torilis Anthriscus Gmel. An der Lisiere des Mendritzer Laubwaldes. Auf 


dem ev. Kirchhof Lessen. 


. Anthriscus silvestris Hoffm. Auf Rainen und Wiesen bei Lessen; Mendritzer 


Laubwald; häufig. 
— Cerefolium Hoffm. Im Garten des Herrn Bürgermeister Wetzel 
wild wachsend. 


. Chaerophyllum aromaticum L. An der Graudenzer Chaussee in der Nähe 


von Lessen. 


. Conium maculatum L. An einem Wege nördlich von Lessen. 
. Coriandrum sativum L. Auf Gartenbeeten bei Lessen unter Kartoffeln 


einmal in ziemlicher Menge gefunden. 


XXXVI Familie. Araliaceen. 


. Hedera Helix. L. Mendritzer Wald. 


I 


1 Rt 


XXXVI. Familie. Cornaceen. 


. Cornus sanguinea L. Bei Roggenhausen. 


—  stolonifera Mehx. Anlagen bei der ev. Kirche, Zierstrauch. 


XXXVII. Familie. Loranthaceen. 


. Viscum album L. Bei Roggenhausen häufig; Mühle Slupp auf einer Linde. 


XXXIX. Familie. Caprifoliaceen. 


. Adoxa Moschatellina L. Laschinkathal, häufig. 
. Sambucus nigra L. Mendritzer Wald. 


Viburnum Lantana L. Zierstrauch in den Anlagen bei der evang. Kirche. 
— ÖOpulus L. Ossa-Abhang bei Neubrück; am tiefen See. 
— roseum. Zierstrauch. 

Lonicera Caprifolium L. Mühle Slupp im Garten. 
—  Xylosteum L. Mendritzer Wald. Abhang am tiefen See; überhaupt 
in Gebüschen verbreitet. 
— tatarica L. Zierstrauch bei der evangel. Kirche. 


XL. Familie. Rubiaceen. 


. Asperula odorata L. Mendritzer Laubwald. 
. Galium Aparine L. Auf Aeckern; im Gesträuch an der Ossa, häufig. 


— uliginosum L. Torfbruch am Stadtsee. 

— palustre L. Am Schlosssee. 

— boreale I,.. Laubwald bei Gr. Leistenau. 

— terum L. An Wegen häufig; Rittershausener Wald. 
— Mollugo L. An Wegen, auf Rainen, häufig. 


XLI. Familie. Valerianaceen. 


. Valeriana offeinalis L. An der Laschinka; Wiese nördlich von Lessen. 


XLIH. Familie. Dipsaceen. 


. Knautia arvensis Coult. Auf Aeckern bei Lessen; auf Rainen, häufig. 
. Succisa pratensis Mnch. An der Lisiöre des Mendritzer Laubwaldes. 


XLIII. Familie. Compositen. 


. Eupatorium cannabinum L. Wiese an der Laschinka. 

. Tussilago Farfara L. Auf einzelnen Aeckern bei Lessen. 

. Petasites officinalis Much. Bogdanken an der Laschinka. 

. Bellis perennis L. Auf Wiesen häufig. 

. Erigeron canadensis L. Auf Aeckern und unbebauten Stellen bei Lessen. 


— acer L. Bei Körberrode; Szezepanken. 


. Solidago Virga aurea L. Rittershausener Wald; Orler Wald. 
. Inula Britanica L. An Wegen häufig. 


—  salicina L. Bei Roggenhausen (Caspary.) 


. Pulicaria vulgaris Gärtn. Am Wege zw. Lessen u. Wygannowo. 
. Xanthium strumarium L. Auf Schutt und unbebauten Plätzen b. Lessen. 


10 


118 


. Bidens tripartitus L. An Gräben, feuchten Gärten; am Schlosssee, häufig. 


—  cernuus L. Am Schlosssee, seltener als voriger. 


. Filago arvensis Fr. Auf trockenen Feldern; ziemlich verbreitet. 
. Gnaphalium silvaticum L. In den Wäldern bei Rittershausen, Scharn- 


horst, Orle. 
—  uliginosum L. Wiese bei Wygannowo. 
—  dioiecum L. Rittershausener Nadelwald; Abhang am tiefen See. 


. Helychrysum arenarium DC. Gesträuch im Ossathale oberhalb Mühle Slupp. 
. Artemisia Absinthium L. Auf dem evangel. Kirchhof in Lessen. Bei 


Mühle Slupp. 


—  campestris L. Auf Rainen und an trockenen Gräben verbreitet. 
— vulgaris L. Ueberall häufig. 


. Achillea cartilaginea Ledebour. In einigen Gärten. 


—  Millefolium L. Ueberall häufig. 


. Anthemis tinctoria L. Zwischen Lessen und Mühle Slupp. 


— cCotula L. Auf Aeckern häufig. 


. Matricaria Chamomilla L. Auf unbebauten Plätzen; auf Aeckern bei Lessen. 


— ıinodora L. Auf Aeckern. 


. Tanacetum vulgare L. Auf Rainen, an Gräben zwischen Clarenau und 


Gordonshof häufig; Roggenhausen. 
—  vulgare b. erispum DC. Lessener Abbau an einem Hause. 
— Parthenium Schultz. In Gärten verwildert. 


. Leucanthemum vulgare Lmk. Ueberall verbreitet, auf Rainen, Grasplätzen, 


an Wegen. 


. Senecio paluster DO. Auf sumpfigen Wiesen ziemlich häufig. 


—  silvaticus L. Mendritzer Wald an abgeholzten Stellen. 

— vernalis W. K. Auf Aeckern oft zahlreich. 

— Jacobaea L. Auf Rainen und Waldplätzen sehr häufig. 

— paludosus L.. An den Ufern der Ossa bei Mühle Slupp. 


. Calendula offieinalis L. In Gärten verwildert. (Sch.) 
. Cirsium lanceolatum Scop. An Wegen und Plätzen bei Lessen ziemlich 


häufig. 

— palustre Scop. Auf nassen Wiesen nördlich von Lessen; an der 
Laschinka. 

— arvense Scop. Auf Aeckern und wüsten Plätzen gemein. 

—  oleraceum Scop. Wiesen an der Laschinka; bei Roggenhausen an 
der Ossa und Gardenga. 


. Carduus acanthoides L. Auf Grasplätzen, an Wegen, verbreitet. 


—  crispus L. Im Erlengebüsch beim nördlichen faulen See; auf der 
bewaldeten Insel. 


. Onopordon Acanthium L. Am Flussgraben bei Lessen. 
. Lappa major Gaertn. An Wegen häufig. 


— tomentosa Lmk. An Wegen, Gräben, nicht selten. 
11 


119 
— minor DC. An der Graudenzer Chaussee bei Lessen. 
. Carlina vulgaris L. Rittershausener Wald, Gardenga-Abhang bei Roggen- 
hausen. 
. Serratula tinctoria L. Mendritzer Laubwald. Mit ungetheilten und fieder- 


spaltigen Blättern. 
. Centaurea Jacea L. Auf Rainen und Grasplätzen verbreitet. 


291. — Cyanus L. Unter Getreide gemein. 

292. — Scabiosa L. Auf Rainen verbreitet. 

293. —- maculosa Lmk. Am Wege nach Schönwalde; Abhang an der 
Laschinka. 

294. Lampsana communis L. Auf Aeckern, zerstreut. 

295. Cichorium Jntybus L. An Wegen, Rainen, gemein. 

296. Leontodon autumnalis L. An Wegen, Grasplätzen, auf. Wiesen, häufig. 

297. — hispidus L. Schanze nördlich von Lessen. 

298. — hastilis L. Abhang am tiefen See. 

299. Tragopogon pratensis var. orientalis L. Ufer am tiefen See; an der Grau- 
denzer Chaussee bei Lessen. 

300. Taraxacum offieinale Web. Ueberall gemein. 


. Lactuca Scariola L. Am Flussgraben bei Lessen; Roggenhausen bei den 
Ruinen. 


302. —- muralis Less. In den Wäldern bei Rittershausen und Orle; Ossa- 
Abhang bei Neubrück. 
303. Sonchus arvensis L. Auf Aeckern, gemein. 


304. Orepis praemorsa Tausch. Waldrand bei Mühle Slupp. 
305. — tectorum L. Auf Aeckern, häufig. 
306. Hieracium Pilosella L. Gesträuch am Ossathal. 
307. — Auricula L. Torfbruch am Stadtsee. 
308. — praealtum Ville Schanze nördlich von Lessen. 
309. — murorum L. Im Körberroder Walde. 
310. -- umbellatum L. Rittershausener Nadelwald; Abhang an der Laschinka; 
bei Clarenan. 
3ll. — vulgatum Fr. Wald östlich von Sawdin. 
312. — silvestre Tausch. Ossa-Abhang bei Neubrück. 
XLIV. Familie. Campanulaceen. 
313. Jasione montana L. Rittershausener Wald; Abhänge an der Össa. 


. Phyteuma spicatum L. Mendritzer Wald. Abhang am tiefen See. 
. Campanula rotundifolia L. Abhang an der Laschinka. 


316. —- rapunculoides L. Auf Aeckern und Rainen häufig. 
317 — Trachelium L. Gardenga-Abhang bei Roggenhausen. 
318. Campanula patula L. Auf Rainen, bewaldeten Stellen, verbreitet. 


— latifolia L. Gardenga-Abhang bei Roggenhausen. 
— persicifolia L. Mendritzer Laubwald. 


12 


uKNıE "in 


120 


321. Campanula glomerata L. Mendritzer Wald; bei Szezpanken. 
322. — Cervicaria L. Waldrand bei Mühle Slupp (von Herrn Schemmel 


einmal gefunden). 


XLV. Familie. Siphonandraceen. 
323. Vaccinium Myrtillus L. Ueberall in Wäldern häufig. 
324, — Vitis idaea L. Mendritzer Wald. 
325. — Oxyeoccos L. Torfbruch am Stadtsee; Hoheneichen (Sch.). 
326. Andromeda polifolia L. Torfhbruch am Stadtsee; Hoheneichen (Sch.). 


XLVI. Familie. Ericaceen. 
327. Calluna vulgaris Salisb. Torfbruch am Stadtsee. 


XLVII. Familie. Rhodoraceen. 
328. Ledum palustre L. Hoheneichen (Sch.). 


XLVII Familie. Hypopityaceen. 
328b. Pirola chlorantha Sw. Mendritzer Wald: Fritsche. 
329. -—- minor L. Mendritzer Laubwald. 
330. — uniflora L. Carlshof, Fichtenwald an der Ossa (Sch.). 
331. Ramischia secunda Greke. Mendritzer Wald. 
332. Chimophila umbellata Nutt. Rittershausener Nadelwald. 
333. Monotropa Hypopitys L. Orler Wald bei Peterhof. 


III. Unterklasse. Corollifloren. 


Familie. Oleaceen. 
*  Ligustrum vulgare L. 
*  Syringa vulgaris L. In Gärten angepflanzt. 


Franinus excelsior L. An Ühausseen angepflanzt. 


XLIX. Familie. Asclepiadaceen. 
334. Vincetoxicum officinale Mnch. Ossa-Abhang oberhalb Mühle Slupp. 


Familie Apocynaceen. 
Vinca minor L. Auf Gräbern auf dem ev. Kirchhof und in Gärten. 


L. Familie. Gentianaceen. 
335. Menyanthes trifoliata L. Sümpfe nördlich von Lessen. Bruch am tiefen See. 
336. Gentiana eruciata L. Wiese an der Laschinka (Primaner Hellwig, auch 
von mir in der Nähe des Spielplatzes im Rittershausener Walde ge- 
funden. F.) 
337. — Amarella L. Zwischen Slupp und Mühle Slupp. (Rsb.) 
238. Erythraeca Centaurium Pers. Laschinkathal; Gardengathal. 


LI. Familie. Convolvulaceen. 
339. Convolvulus sepium L. An der Ossa zwischen Mühle Slupp und Roggen- 
hausen; am Schlosssee. 13 


NT 


340. Convolvulus arvensis L. Auf Aeckern gemein. 
341. Cuscuta europaea L. Bei Mühle Slupp. 
242. — Epithymum L. Am Graben hinter dem Jankowitzer See. 


LII. Familie. Boraginaceen. 

343. Asperugo procumbens L. An Gebäuden bei Lessen; am Wege bei Mühle 
Slupp- | 

344. Cynoglossum offieinale L. Zwischen Lessen und Mühle Slupp; bei Roggen- 
hausen an der Chaussee. 

345. Anchusa offieinalis L. Auf Grasplätzen gemein. 

346. —- carvensis M. B. Auf Aeckern gemein. 

347. Symphytum offieinale L. An feuchten Gräben sehr verbreitet. 

348. Pulmonaria obseura Du Mortier. Mendritzer Laubwald. 

349. — — + angustifolia. Gardenga-Abhang zwischen Roggenhausen und 
Klein-Schönbrück. (Rosb.) 

350. Echium vulgare L. Auf Grasplätzen gemein. 

351. Lithospermum arvense L. Unter Getreide gemein. 


352. Myosotis palustris Rth. Schlosssee, Stadtsee, auf Wiesen gemein. . 
353. —- caespitosa Schultz. In der Nähe von Clarenau. 

354. —- arenaria Schrad. Auf Aeckern gemein. 

355. — versicolor Sm. Am tiefen See. 

356. — hispida Schdlr. Abhang am tiefen See. 

357. — intermedia Lk. Auf Aeckern bei Lessen. 


LIII. Familie. Solanaceen. 

*  Lycium barbarum L. Körberrode an der Chaussee in Hecken. 

358. Solanum nigrum L. In Gärten bäufig. 

359. — Dulcamara L. Schlosssee; Laschinka, Ossa. 

360. Nicandra physaloides Gaertn. Garten Lessen, verwildert. 

361. Hyoscyamus niger L. Auf Schutt, unbebauten Plätzen; bei der Schule 
ziemlich häufig. 

Nicotiana latissima Mill. | 
—  rustica L. 

362. Datura Stramonium L. In Gärten vereinzelt vorkommend. 


In kleineren Partieen in Gärten angebaut. 


LIV. Familie. Scrofulariaceen. 
363. Verbascum nigrum L. Auf Rainen; Abhang an der Ossa. 


364. — Thapsus L. Mühle Slupp (Sch.) 

365. -—- thapsiforme Schrad. Abhang an Ossa. (Sch.) 

365b. — Lychnitis L. Bei Mühle Slupp: Fritsche. 

366. Scrofularia nodosa L. Mendritzer Laubwald, am Wiesenrande. 
367. — wumbrosa Du Mortier. An der Laschinka. 


368. Linaria vulgaris Mill. An Wegen, auf Rainen häufig. 
369. Digitalis ambigua Murr. Mendritzer Wald; Gardenga-Abhang bei Roggen- 
hausen. 11 


370. 
3711. 
312. 
373. 
374. 
375. 
376. 
317. 
318. 
379. 
380. 
381. 
382. 
383. 


384. 
385. 
386. 
387. 
388. 
389. 
390. 


391. 
392. 


393. 
394. 
33. 
396. 
397. 
398. 


399. 


400. 


401. 
402. 
403. 
404. 
405. 


122 
Veronica scutellata L. Am Schlosssee; an der Ossa. 
V. Anagallis L. An feuchten Gräben bei Lessen. 
Veronica Beccabunga L. Ossa oberhalb Mühle Slupp. 
— latifolia Scop. Rittershausener Wald. 
Veronica Chamaedrys L. An trocknen Gräben, Wegen und Plätzen gemein. 
— offieinalis L. Rittershausener Wald. 
— spicata L. Rittershausener Wald. 
—  serpyllifolia L. Am tiefen See; auf den Inseln am Schlosssee. 
— arvensis L. Auf Aeckern. 
——- : triphyjlios L. ',, 3 
A n meist häufig. 
—-  polita Fr. = 
—  hederifoliaLL. „, = 
Melampyrum arvense L. Unter Getreide bei Lessen, an einem Graben 
am Schlosssee. 
— nemorum L. Mendritzer Wald. 
— pratense L. Mendritzer Laubwald. Orler Wald. 
Alectorolophus minor W. u. Grab. Auf Wiesen häufig. 
— major Rehb. Wie vorige. 
Euphrasia offieinalis L. Auf Wiesen gemein. 
—  Öndontites L. Auf Wiesen gemein. 
Lathraea Squamaria L. Mendritzer Laubwald. Gardenga-Abhang zwischen 
Roggenhausen und Klein-Schönbrück (Rosb.) 
Orobanche pallidiflora W. u. Grab. Südliche Insel im Schlosssee. 
—  coerulescens Stephan. Rain bei Lessen. (Primaner Hellwig.) 


— agrestis L. 


„ 


LV. Familie. Labiaten. 


Mentha arvensis L. Auf Aeckern gemein. 
— aquatica L. In der Ossa. 

Lycopus europaeus L. Am Wasser fast überall. 

Salvia offieinalis L. Auf dem evang. Kirchhof. 
— pratensis L. Roggenhausen. 

Origanum vulgare L. Abhänge an der Laschinka, an der Ossa; am 
tiefen See. 

Thymus Serpyllum a Chamaedrys Fr. Feldweg Lessen Abbau; Abhänge 
an der ÖOssa. 

Calamintha Acinos Clairv. Sandgruben bei Ludwigsort, Rittershausener 
Wald, Abhänge an der Ossa. 

Clinopodium vulgare L. Abhänge an der Laschinka, Ossa, anı tiefen See. 

Hyssopus offieinalis L. Einmal auf dem ev. Kirchhof beobachtet. 

Nepeta Cataria L. An Zäunen, in Gärten. 

Glechoma hederacea L. An Wegen, Grasplätzen gemein. 


Lamium amplexicaule L. Auf Aeckern gemein. 
15 


193 


—  purpureum L. Auf Aeckern gemein. 

— maculatum L. Im Graben bei der Schule, bei Mühle Slupp; auf 
der bewaldeten Insel. 

— album L. Auf dem evang. Kirchhof, bei Mühle Slupp. 


. Galeobdolon luteum Huds. Mendritzer Laubwald. 
. Galeopsis Ladanum L. Auf Aeckern häufig. 


— Tetrahit L. Auf Aeckern. 

—  bifda Boenngh. An Gräben, Gebüschen, häufig. 
—  speciosa Mill. Waldwiese an der Laschinka. 

—  pubescens Bess. Auf Aeckern gemein. 


. Stachys silvatica L. Mendritzer Wald; Schanze nördlich von Lessen. 


— palustris L. Auf feuchten Aeckern häufig. 


. Betonica offieinalis L. Abhänge an der Laschinka und Ossa; Rain bei 


Jankowitz. 


. Ballote nigra L. Auf unbebauten Plätzen gemein. 

. Leonurus Cardiaca L. Auf unbebauten Plätzen bei Lessen. 

. Seutellaria galericulata L. Am Schlosssee, Torfbruch bei Lippowitz. 
. Brunella vulgaris L. An Wegen, Gräben, auf Wiesen gemein. 

. Ajuga reptans L. Mendritzer Laubwald, Wäldchen bei Schoenau. 


—  genevensis L. Abhang an der Ossa, oberhalb Mühle Slupp. 


LVI. Familie. Lentibulariaceen. 


. Utrieularia vulgaris L. Torfbruch am Stadtsee. In Lachen nördlich von 


Lessen. 


LVII. Familie. Primulaceen 


. Trientalis europaea L. Mendritzer Wald; bei Hoheneichen. 
. Lysimachia thyrsiflora L. Torfbruch am Stadtsee. 


— vulgaris L. In den Sümpfen bei Lessen; an der Ossa. 
— Nummularia L. Auf Wiesen häufig. 


. Anagallis arvensis L. Auf Aeckern häufig. 
. Primula offieinalis Jage. Mendritzer Wald; Rittershausener Wald; Abhang 


am tiefen See, an der Ossa. Schanze nördlich von Lessen. 


. Hottonia palustris L. Torfbruch am Stadtsee; in Gräben nördlich von 


Lessen. 


LVII. Familie. Plumbaginaceen. 


. Armeria vulgaris Willd. Mühle Slupp auf den Schanzen. 


LIX. Familie. Plantaginaceen. 


. Plantago major L. An Wegen und Grasplätzen, gemein. 


— media L. An Wegen; ziemlich häufig. 
— lanceolata L. An Triften, unter Klee. 


16 


124 


IV. Unterklasse. Monochlamydeen. 


LX. Familie. Amarantaceen. 
436. Amarantus retroflewus L. In Gärten, an Zäunen bei Lessen. 


LXI. Familie. Chenopodiaceen. 
437. Chenopodium hybridum L. An Zäunen bei Lessen. 


438. — album L. Im Gärten, häufig. 

439. — Bonus Henricus L. Rasenplatz bei der Schule in Lessen. 
440. Atriplex hastatum L. Auf Gartenbeeten. 

441. — patulum L. Am Nordrande des Schlosssees. 


LXII. Familie. Polygonaceen. 
442. Rumex erispus L. Zwischen Lessen und Wygannowo. 


443. — Acetosa L. Auf Wiesen und Rainen gemein. 

444, — Acetosella L. Lessen am Wege. 

445. Polygonom amphibium L. In Wassergräben nördlich von Lessen. 
446. — lapathifolium L. An Wiesen, auf feuchten Aeckern gemein. 
447. — Huydropiper L. Nordrand des Schlosssees; bei Wygannowo. 
448. — minus Huds. Nordufer des Schlosssees. 

449. — caviculare L. An Wegen und Grasplätzen gemein. 

450. — Convolvulus L. Auf Aeckern, gemein. 

451. — dumetorum L. Im Ossa- und Laschinkathale. 

452. — lapathifolium 8 maculatum L. Am Nordufer des Schlosssees. 
453. — Bistorta L. Bei Karlshof. (Sch.) 


LXIII. Familie. Thymelaceen. 
454. Daphne Mecereum L. Mendritzer Wald. 


Familie. Elaeagnaceen. 
*  Hippophaö rhamnoides L. Bei der evangel. Kirche in Lessen; an der 
Chaussee nach Bischofswerder, angepflanzt. 


LXIV. Familie. Aristolochiaceen. 
*  Aristolochia Sipho L’Herit. An Lauben angepflanzt. 
455. Asarum europaeum L. Im Mendritzer Walde. 


LXV. Famile. Euphorbiaceen. 
456. Tithymalus helioscopius Scop. Auf Aeckern, häufig. 


457. — Üyparissias Scop. Auf dem ev. Kirchhof. Bei Roggenhausen. 
457b. — KEsula Scop. Bei Roggenhausen. 
458. — Peplus Gaertn. In Gärten bei Lessen. 


LXVI. Familie. Acalyphaceen. 
459. Mercurialis perennis L. Mendritzer Wald. 


17 


: 125 


LXVII. Familie. Urticaceen. 
460. Urtica nrens L. 


ein L. | An Zäunen, Gräben, Gebüschen, gemein. 


LXVII. Familie. Cannabaceen. 
462. Cannabis sativa L. Bei der Brücke in der Graudenzer Strasse in Lessen; 
bei Mühle Slupp; in Roggenhausen. 
463. Humulus Lupulus L. An der Ossa und Laschiuka; im Graben bei der 
Schule. 


LXIX. Familie. Ulmaceen. 
464. Ulmus campestris L. In Dorf Schwetz. 
464. — efusa Willd.e Auf dem kathol. Kirchhof iu Lessen, angepflanzt. 


Familie Juglandaceen. 
* Juglans regia L. In einem Garten in Lessen, angepflanzt. 


LXX. Familie. Cupuliferen. 
466. Fagus silvatica L. Mendritzer Wald, Orler Wald. 
467. Quercus Kobur L. Mendritzer Wald; Gardenga-Abhang bei Roggenhausen. 
468. —- sessiliiora Sm. Mendritzer Wald. 


LXXI. Familie. Betulaceen. 
469. Betula pubescens Ehrh. In Gärten in Lessen. Mendritzer Wald. Torf- 
bruch am Stadtsee. 
476. Alnus glutinosa Gaertn. An der Laschinka, Ossa; in den Sümpfen nörd- 
lich von Lessen. 
471. Corylus Avellana L. In Wäldern und Gebüschen verbreitet. 
412. Carpinus Betulus L. In Wäldern häufig. 


LXXII. Familie. Salicaceen. 
473. Salix pentandra L. Torfbruch am Stadtsee; am katholischen Kirchhof. 
474. — Caprea L. Am tiefen See. 
475. Populus alba L. Vereinzelt an der Chaussee nach Graudenz; Abhang an 
der Ossa bei Hollatz. 


476. — tremula L.. An der Chaussee; Mendritzer Wald; Schlucht am 
tiefen See. 

417. — pyramidalis Rozier. Bei Mühle Slupp. 

478. — migra L. An der Chaussee nach Graudenz (jetzt nach und nach 


durch Linden ersetzt.) 


ID. Klasse. Monocotylen. 


LXXIII. Familie. Hydrocharitaceen. 
479. Stratiotes aloides L. Torfbruch am Stadtsee; bei der Brauerei in Lessen. 


480. Hydrocharis Morsus ranae L. In Wassergräben nördlich von Lessen. 
18 


481. 
482. 


483. 


484. 


488. 


495. 


496. 
4. 


498. 
498b. 
498e. 
499. 
499b. 
500. 
501. 
502. 


126 


LXXIV. Familie. Alismaceen. 
Alisma Plantago L. In Gewässern, häufig. 
Sagittaria sagittifolia L. Im der ÖOssa. 


LXXV. Familie. Butomaceen. 
Butomus umbellatus L. Im Schlosssee und Stadtsee; in der ÖOssa. 


LXXVI. Familie. Juncaginaceen. 
Triglochin palustre L. Auf den Wiesen bei Lessen, ziemlich häufig. 


LXXVII. Familie. Potamien. 


. Potamogeton natans L. Bruch zwischen Lessen und dem Stadtsee; in 


der Össa. 

— crispus L. Im Stadtsee. 

— Jlucens L. Schlossseee an der Badestelle. 

— marinus L. Schlosssee, an der Badestelle: Finger. 


LXXVIII. Familie. Lemnaceen. 
Lemna trisulca L. In Wassergräben nördlich von Lessen; in der Ossa. 
— polyrrhiza L. Torfbruch am Stadtsee. 
— gibba L. Torfbruch nördlich von Lessen. 
— minor L. In den sumpfigen Gewässern bei Lessen, häufig. 


LXXIX. Familie. Typhaceen. 


. Typha latifolia L. Sumpf bei der Schanze nördlich von Lessen; im 


Schlosssee. 
— angustifolia L. Im Stadtsee. 


. Sparganium ramosum Huds. Bei der Brauerei Lessen; Sumpfe nördlich 


von Lessen; in der Ossa. 
— minimum Fr. Torfbruch am kleinen See. 


LXXX. Familie. Araceen. 
Calla palustris L. Auf Wiesen an dor Laschinka. 
Acorus Calamus L. Im Schlosssee; Bruch bei Lessen. 


LXXXI. Familie. Orchidaceen. 
Orchis Morio L. Abhang an der Laschinka. 
— incarnata L. Bei Lenzwalde: Fritsche. 
— latifolia L. Bei Lenzwalde: Fritsche. 
Platanthera bifolia Rehb. Mendritzer Laubwald. Schlucht am tiefen See. 
—  chlorantha Curt. Mendritzer Wald: Fritsche. 
Epipactis palustris Cıntz. Wiese an der Laschinka. 
— latifolia All. Schlucht an der Ossa bei Neubrück. 
Listera ovata R. Br. Gardenga-Abhang zwischen Roggenhausen und Kl. 
Schönbrück. (Rosb.) 


18 


503. 
504. 


197 


Neottia Nidus avis Rich. Mendritzer Laubwald. 
Cypripedium Calceolus L. Mendritzer Laubwald. Sch. 


LXXXII. Familie. Jridaceen. 


. Jris Pseud-Acorus L. In Seeen und Sümpfen häufig. 


LXXXIII. Familie. Liliaceen. 


. Gagea pratensis Schult. Auf Aeckern verbreitet. 


— minima Schult. Schanze nördlich von Lessen; bei Mühle Slupp 
unter den Eichen. 

— lutea Schult. Schanze nördlich von Lessen; Mendritzer Wald. 
Lilium Martagon L. Mendritzer Wald. Gardenga-Abhang zwischen 
Roggenhausen und Klein Schönbrück. (Rosb.) 


. Anthericum ramosum L. Gardenga-Abhang bei Roggenhausen; Ritters- 


hausener Wald. Berg vor Mühle Slupp. 


. Allium arenarium L. Auf Aeckern bei Lessen zerstreut. 


— oleraceum L. Zwischen Lessen und Mühle Slupp; Abhang am 
tiefen See. 


. Paris quadrifolius L. Bewaldete Insel im Schlosssee; Mendritzer Wald; 


Schlucht am tiefen See. 


. Polygonatum multiflorum All. Mendritzer Wald; bewaldete Insel im 


Schlosssee. 


. Convallaria majalis L. Mendritzer Wald. 
. Majanthemum bifolium Schmidt. Mendritzer Wald. 


LXXXIV. Familie. Juncaceen. 


517. Juncus conglomeratus L. Torfbruch am Stadtsee. 


— efusus L. Torfbruch am Stadtsee. 

—  glaucus Ehrh. Torfbruch am Stadtsee. 

— articulatus L. Am tiefen See; am Schlosssee. 

—  compressus Jacg. An Wegen und Gräben verbreitet. 
bufonius L. Auf feuchten Aeckern und Wiesen häufig. 


; Blade pilosa Willd. Mendritzer Laubwald. 


—  campestris DC. Ln Wegen gemein. 
— Ö. multiflora Lej. Torfbruch am Stadtsee. 


LXXXV. Familie. Cyperaceen. 


. Heleocharis palustris R. Br. Auf nassen Wiesen gemein. 
7. Seirpus lacustris L. Im Stadtsee. 


— Tabernaemontani Gmel. Im tiefen See. (Rosb.) 
— silvatieus L. In Sümpfen, auf Wiesen, häufig. 
—  compressus Pers. Am Schlosssee. 


. Eriophorum angustifolium Roth. Torfbruch an der Graudenzer Chaussee. 
. Carex vulpina L. Wiese am Stadtsee. 


— muricata L. Graben bei Schwenten. 
20 


534. 
535. 
536. 
537. 
538. 
539. 
540. 
541. 
542. 
543. 
544. 
545. 


546. 
BAT. 
548. 
549. 
550. 
550b. 
551. 


552. 


553. 
554. 
555. 
556. 
557. 


558. 
559. 
560. 
561. 
562. 
563. 
564. 
565. 
566. 
567. 
568. 
569. 
570. 


128 Na 


— paniculata L. Wiese an der Schanze nördlich von Lessen. 
Carex remota L. Wealdblösse östlich von Sawdin. 

—  stellulata Good. Torfbruch am Stadtsee. 

— leporina L. Wiesen bei Lessen. 

— . elongata L. Wiese bei Schwenten. 

— canescens L. Wiese bei Schwenten. 

—  Goodenoughii Gay. Auf Wiesen bei Lessen, gemein. 

— acuta L. Am Schlosssee: an Sümpfen verbreitet. 

— montana L. Mendritzer Wald. 

—  verna Vill.e. Mendritzer Wald. 

— digitata L. Mendritzer Wald. 

—  pilosa L. Scop. Gardenga-Abhang zwischen Roggenhausen und Kl.- 

Schönbrück. (Rosb.) 

-—— panicea L. Torfbruch am Stadtsee. 

— pallescens L. Bruch am tiefen See. 

— java L. Wealdwiese bei Thiemau. 

—  0Öederi var. a minor. Torfbruch am Stadtsee. 

—  distans L. Waldwiese bei Thiemau. 

—  silvatica Huds. Hoheneichen: Fritsche. 

—  Pseudo-Cyperus L. Sumpf an der Schanze nördlich von Lessen; 

an der Laschinka; Torfbruch am Stadtsee. 

— ampullacea Good. Am Schlosssee, Sumpf an der Schanze nördlich 

von Lessen. 

— vesicaria L. Sumpf an der Schanze nördlich von Lessen. 

—  acutiformis Ehrh. Im Schlosssee. 

— riparia Curt. Im Schlosssee. 

— filiformis L. Torfbruch am Stadtsee. 

— dhirta L. An Gräben verbreitet. 


LXXXVI. Familie. Gramineen. 


Panicum Crus galli L. Auf Gartenbeeten gemein. 
Setaria viridis P. de B. Auf Gartenbeeten häufig. 
Phalaris arundinacea L. Am Flussgraben, im Schlosssee. 
— . pieta L. In Gärten. 
Hierochloa australis R. u. Schult. Mendritzer Wald. 
Anthowanthum odoratum 1. Mendritzer Wald; auf Wiesen. 
Alopecurus pratensis L. Auf Wiesen, häufig. 
— geniculatus L.. An Gräben und feuchten Wiesen, häufig. 
Phleum pratense L. Auf Wiesen, unter Klee. 
—  Boehmeri Wibel. Gittershausener Wald. 
— nodosum L. Auf Rainen bei Lessen. 
Agrostis alba L. Auf Rainen bei Lessen. 


Apera spica venti P. de B. Im Getreide. 
21 


a Be a SE nz 


129 


. Calamagrostis Epigeios Rth. Abhang am tiefen See. 


— arundinacea Roth. Wald bei Scharnhorst. 


. Phragmites communis Trin.. Schlosssee. Im südlichen faulen Sce bei 


Lessen. 


. Aira caespitose I. Auf Wiesen, gemein. 
. Holcus mollis L. Im Mendritzer Walde. 
. Arrhenatherum elatius M. und Koch. Chaussee zwischen Lessen und dem 


Zollhause. 


. Avena caryophyllea Web. Zwischen Prenzlawitz und Mühle Slupp. (Rosb.) 
. Melica nutans L. Mendritzer Laubwald. 


— unijlora Retz. Mendritzer Wald. (Sch.) 


. Briza media L. Graudenzer Chaussee; Rittershausener Wald. 


581. Poa annua L. Ueberall häufig. 

582. — trivialis L. Auf Wiesen. 

583. — pratensis L. Auf Wiesen, häufig. 

584. — compressa L. Auf Rainen, zertreut. 

585. Glyceria fluitans R. Br. Torfbruch am Stadtsee. 
586. — plicata Fr. Am Schlosssee. 

587. — ayuwatica Whlnbg. Im Flussgraben. 

588. Molinia coerulea Mnch. Torfbruch am Stadtsee. 
589. Dactylis glomerata L. An Gräben, Wegen, gemein. 
590. Cynosurus eristatus L. Auf Wiesen; ziemlich häufig. 
591. Festuca distans Kth. Auf Schutt bei Lessen. 

592. — elatior L. Auf Wiesen, an Rainen, gemein. 
593. — ovina L. Auf dem ev. Kirchhof. 

594. Brachypodium pinnatum P. B. Abhang am tiefen See. 


604. 


. Bromus secalinus L. Unter Getreide. 


— racemosus L. Wiese am Schlosssee an der Westseite. 
— mollis L. Auf Wiesen, an Wegen, gemein, 
—  inermis Leyss. Laubwald bei Scharnhorst, Mühle Slupp. 
tectorum L. Bei Roggenhausen; am Zaune bei Klatt, Lessen. 
Triticum repens L. Ueberall gemein. 


. Lolium perenne L. Wiesen, Grasplätze, Wegränder; gemein. 


—  temulentum A. Unter der Saat, zerstreut. 
—  linicolum A. Br. Unter Lein. - 


II. Hauptabtheilung. Gymnospermen. 


LXXXVI. Familie. Coniferen. 


Taxwus baccata L. Park zu Rittershausen. 

Juniperus communis L. In den Wäldern, zerstreut. 

Sabina officinalis Greke. Park zu Rittershausen. 
—  virginiana Antoine. Wie vorige. 


22 


a0 


* Thuja oceidentalis L. In Gärten angebaut. 
605. Pinus silwestris L. Rittershausener Wald, Orler Wald. 


iR — Mughus Scop. Park in Rittershausen. 
F — sStrobus L. Gärten in Rittershausen, Roggenhausen, Bogdanken, 
Scharnhorst. 
= — Cembra L. Park zu Rittershausen (nur 1 Exemplar.) 
N u Park zu Rittershausen. 
Tsuga canadensis 
* Picea exwcelsa Lk. In Gärten, häufig. 
* Lariwe decidua Mill. In einzelnen Gärten. 


Kryptogamen. 


LXXXVII. Familie. Equisetaceen. 
606. Figquisetum arvense L. Auf Aeckern, gemein. 


607. — silwaticum L. Mendritzer Laubwald. 

608. — pratense Ehrh. Bei Mendritz. 

«09.  —  limosum L. Im nördlichen und südlichen faulen See, am Schlosssee. 
610. — driemale L. Bei Roggenhausen. An der Ossa bei Scharnhorst. 


LXXXIX. Familie. Lycopodiaceen. 
611. Lycopodium Selago L. Hohenichen (Sch.) 
612. — clavatum L. Rittershausener Wald. 
612b. — annotinum L. Hoheneichen: Fritsche. 


XC. Familie. Ophioglossaceen. 
613. Ophioglossum rulgatum L. Zwischen Bogdanken und Mendritz. (Rosb.) 


XCI. Familie. Polypodiaceen. 
614. Polypodium vulgare L. Sallnoer Wald bei Mühle Slupp. 
615. Phegopteris polypodioides Fee. Graben am Waldsee bei Thiemau. 
616. Polystichum Thelypteris Rth. Torfbruch am Stadtsee. 
617. — Filix mas Rth. Mendritzer Laubwald. 
617b. — spinulosum Roth. Torfbruch bei Lippowitz: Finger. 
618. Uystopteris fragilis Bernh. An der Ossa bei Scharnhorst. 
619. Asplenium Filix femina Bernh. Mendritzer Wald. 
620. Pteris aquilina L. Mendritzer Wald, Orler Wald. 


131 


Bericht 


über die 


Thätigkeit der Elbinger Alterthums-Gesellschaft 
im Vereinsjahr 1885/86. 


In der Generalversammlung am 12. November 1885 wurde der bisherige 
Vorstand wiedergewählt, und übernahm in Stelle des Herrn Buchhändler Meissner, 
der eine Wiederwahl ablehnte, Herr Pr.-Lieut. v. Schack neben dem Amte des 
Schriftführers auch das des Kassirers. 

Folgende Vorträge sind in dem verflossenen Vereinsjahr gehalten worden: 
l. Dr. Dorr: Ueber die Ausgrabungen, welche die Gesellschaft im Herbst 1885 

auf dem Neustädter Feld ausführte. 


ZEN, „ Ueber die Ausgrabungsarbeiten auf dem alten Mühlenwall, der 
die Gr. Wesselner Waldwiese des Herrn Major Boschke durchzieht. 

er „; Ueber heidnische Burgwälle, insbesondere über den Burgwall bei 
Lenzen. 

4. „ „ Ueber die prähistorischen Funde in Westpreussen. 


8. Pr.-Lt. v. Schack: Ueber Mexikanische Alterthümer. 
6. OberstlieutenantGrabe: Ueber Gothenspeere mit Runenzeichen und Runenschrift. 
Da wir die Freude hatten, dass die Provinzialbehörden, in Anerkennung 
der bisherigen Thätigkeit unserer Gesellschaft ihre dauernde Subvention in 
den Etat aufnahmen, so waren wir in den Stand gesetzt, während des letzten 
Sommers theils früher begonnene Nachforschungsarbeiten zu vollenden, theils 
neue durchzuführen. Der Vorsitzende, Herr Dorr, nahm am 15. April am 
Haffufer bei Tolkemit eine Durchforschung der dortigen Fundstätten aus der 
Steinzeit vor. Die eigentlichen Haufen von Küchenabfällen (Kjökkenmöddings) 
sind dort bereits gänzlich verschwunden; theils sind sie mit dem alljährlich 
immer mehr abbröckelnden Haffufer von den steilen Ufergehängen hinabge- 
stürzt und vom Hochwasser fortgetragen, theils hat die Arbeit des Pfluges 
ihre letzten Spuren vertilgt. Nur ihre letzten Ausläufer sind am obern Rande 
der steilen Haffufer an einigen Stellen als schmale dunkle Culturschicht noch 
sichtbar, namentlich an dem Theil des Strandes, welcher Schweinelager genannt 
wird. Hier gelang es Herrn Dorr aus der genannten Culturschicht noch eine 
ganze Anzahl von verzierten Scherben mit verschiedenartigen Mustern zu 
sammeln; Thierknochen, Fischschuppen und Gräten, Steingeräthe wurden 


indessen hier nicht gefunden. Am Nachmittage des 15. April besichtigte Herr 
1 


Dorr den südlich von Tolkemit gelegenen Burgwall (de ole Borg). Auch dieser 
Burgwall ist wie der von Lenzen durch Umformung eines ursprünglich dort 
vorhandenen beträchtlichen Sand- und Lehmhügels entstanden, in dessen Kuppe 
man auf drei Seiten tiefe Gruben einschnitt, um aus dem so gewonnenen 
Material den ovalen bis auf zwei Eingänge ringsgeschlossenen Wall, 407 Schritte 
auf der Krone gemessen, zu schütten. So blieb im Innern ein kleines Plateau 
von der ursprünglichen Kuppe zurück, auf dessen Nordrand der Nordwall auf- 
gesetzt ist und um das sich die genannte Grube auf drei Seiten als vertiefter 
innerer Lagerraum herumzieht. Nachgrabungen an verschiedenen Stellen 
legten nur die Terrainverhältnisse klar und ergaben kein sonstiges Resultat. 
Scherben, die im Lagerraum auf der Oberfläche zerstreut umherlagen, ge- 
hören wie die Scherben auf dem Lenzener Burgwall theils einer ältern Zeit, 
theils der Burgwallperiode an und scheinen mit den beiden Lenzener Typen 
durchaus identisch zu sein. Der Hügel, auf dem der Wall sich erhebt, wird 
auf zwei Seiten (Nord-Ost und Süd-West) von Schluchten begrenzt; in einiger Ent- 
fernung von ihm ziehen sich von Schlucht zu Schlucht im Südost. einer, im 
Nordwest. zwei Vorwälle.. Von der Nordwestecke des Hauptwalls streicht 
ein Niederwall bis zur südwestlichen Schlucht zur Deckung des westlichen 
Eingangs. Zu diesem Wall, der ebenfalls einen Eingang hat, führt von Nord- 
westen her, ein tiefer trokener Graben als gedeckter Aufgang zum Burgwall*). 

Am 19. April untersuchte Herr Dorr eine Feldstelle am südlichen Ufer 
des Seeteichs. Dort hatten nach einer Mittheilung des Gutsbesitzers Herrn 
Hering-Dambitzen dessen Leute beim Ackern öfters Ziegelstücke in dem Erdboden 
angetroffen. Die Nachforschung ergab, dass das Erdreich bis zu einer Tiefe von 
0,50 m. mit Ziegelgruss durchsetzt ist, auch fanden sich dabei unglasirte, hart- 
gebrannte graue Scherben, die zu Gefässen gehören, welche bis ins 16. Jahr- 
hundert vorkommen, ferner Stücke von Holzkohlen. Darnach darf wohl an- 
genommen werden, dass auf dieser Feldstelle, die jetzt nahe am Walde liegt, 
früher selbst noch mit Wald bestanden war, im 16. Jahrhundert oder noch früher 
ein Haus, vielleicht ein Waldwärterhaus, gestanden hat. Für diese Annahme 
spricht auch die Thatsache, dass Herr Hering vor mehreren Jahren, als er 
durch theilweises Ablassen des Seeteichs einen Theil des moorigen Bettes 
trocken legte, im Moder am Rande des Teichs zwei unglasirte graue gereifte 
Krüge fand, von denen einer im hiesigen Museum sich befindet. 

Am 20. April wurde der Schlossberg, der hinter Englisch - Brunnen bei 
Schesmershof gelegen ist, untersucht. Der etwa 15 m. hohe Hügel erhebt sich 
steil über der hier vorbeiführenden Haffstrasse. Fuchs (Beschreibung der Stadt 
Elbing etc. III., 3, S. 483 ff.) bezweifelt, ob die Sagen recht haben, dass hier 
zu des Ordens Zeiten ein Schloss oder ein Zollhaus gestanden, doch würden 


*) Der Tolkemiter Wall ist in der Zeitschrift für die Geschichte und Alterthumskunde 
Ermlands ete. II. B. Mainz 1863, S. 646—48 von Öbersteuerinspektor v. Winkler beschrieben. 
Diese Beschreibung gewährt indessen keine klare Vorstellung von der Entstehung, Anlage und 
Gestalt des Walles. 

2 


daselbst Mauertrümmer unter der Erde häufig gefunden, auch wären mehrere 
‚rautenförmige weisse und schwarze Thonfliesen ausgegraben worden. Fine 
Umwallung, die der Gipfel des Berges ehemals gehabt, sei noch deutlich zu 
erkennen, es könne also wohl eine kleine heidnische Burg gewesen sein. Christoph 
Dewitz, der um die Mitte des vorigen Jahrhunderts das von dem Schlossberge 
4 km. entfernte Gut Neu-Eichfelde besass, schreibt in seinen „Sammlungen zur 
natürlichen Historie der Elbingschen Höhe‘‘ (Ms.) 1761, dass auf dem Schloss- 
berge viele Scherben von Urnen sich fänden. Der jetzige Besitzer, Herr Wenig, 
der dort eine kleine Ziegelei seit 20 Jahren betreibt, hat die Kuppe des Hügels 
etwa um lm. und den nördlichen Abhang fast ganz für seinen Bedarf an Lehm 
abgetragen. Er fand bei seinen Nachgrabungen auf der Kuppe noch jene 
schwarzen und gelben (nicht weissen) Fliesen, die Fuchs erwähnt, ausserdem 
die verkohlten Schwellen eines früheren Gebäudes und auch Mauerwerk. Auf 
der Nordostseite, die jetzt fast verschwunden ist, will er nicht nur zahlreiche 
alte Scherben, sondern auch ganze Urnen mit Asche angefüllt gefunden haben, 
wovon sich nichts erhalten hat. In diesem Frühjahr überlieferte er Herrn 
Dorr ein kleines Steinbeil und einen Topfboden, die er auf der Ostseite im Sande 
fand. Der dicke Topfboden ist mit den Funden von Tolkemit identisch und ge- 
hört der neolithischen Periode an. Daraufhin untersuchte Herr Dorr den Schloss- 
berg. Die Oberfläche desselben hat einen Durchmesser von 110 Schritt. Die 
westliche Hälfte des Hügels besteht aus Lehm. Hier, wo die Ueberreste eines 
Hauses aus der christlichen Zeit früher zu Tage gekommen waren, fand sich 
nur noch ein Fragment einer schwarzen Fliese vor. Auf der Ostseite der 
Kuppe, die aus Sand besteht, wurden an verschiedenen Stellen in einer Tiefe 
von 0,60 bis 1,20 m. in dunkler gefärbten Sandstellen, die indessen keine Cultur- 
schicht bildeten, in ziemlicher Anzahl ältere Scherben gefunden. Vier Stücke 
zeigen das echte Schnurornament, die übrigen sind bis auf eins, das roh an- 
gelegte parallele Rillen zeigt, unverziert und stimmen mit den älteren Scherben 
auf dem Lenzener und Tolkemiter Burgwall überein. Scherben mit sicherem 
Burgwalllinienornament kamen nicht zum Vorschein, an der Oberfläche lagen auch 
einige graue unglasirte Scherben der späteren Zeit. Diese Ostseite der Kuppe 
scheint angeschüttet zu sein, und da Fuchs noch eine Umwallung gesehen haben 
will, von der heute allerdings mit Sicherheit nichts mehr zu erblicken ist, so 
mag hier ein Burgwall gewesen sein, in der christlichen Zeit ist der Hügel 
ebenfalls bebaut gewesen. Die älteren Scherben, inel. derjenigen aus der Stein- 
zeit, scheinen mit dem angeschütteten Terrain aus der Nachbarschaft östlich 
vom Schlossberg dorthin gebracht zu sein. In der Nähe haben jedenfalls ganz 
alte Ansiedlungen, auch bereits in der Steinzeit, bestanden. 

In diesem Sommer wurde die Untersuchung des alten Mühlenwalls auf der 
Gr. Wesselner Waldwiese bei Vogelsang zu Ende geführt. Im vorigen Jahr 
waren dort in der Wallkrone die Fundamente und manche Ueberreste eines 
alten Hauses blossgelegt, dessen Anlage nicht hinter das Jahr 1562 gesetzt 
werden darf, weil eine Medaillonkachel diese Zahl trägt. Im Juli dieses Jahres 

3 


134 
führten Tiefgrabungen in einer Tiefe von 3m. zu einer Steinpackung von '/, m. 
Dicke, die mit Lebm gemauert ist, jedoch nicht die geringste Spur einer Cultur- _ 
schicht zeigt und nur als fundamentale Wallbefestigung aufzufassen ist. Etwa 
lm. über dieser Steinpackung, 2m. unter der Wallkrone und 1 m. unter dem 
untern Rande der obersten Culturschicht durchzieht den Wall eine zweite tiefere 
Cultur (Bıand-) schicht, in welcher der Sand, resp. Lehm durchweg mit zahl- 
reichen kleinen Holzkohlenfragmenten durchsetzt ist. Diese Brandschicht wurde 
von dem Erbauer des oberen Hauses übrig gelassen, als er die hier vorgefundene 
Brandstelle stark aufräumte. Sie ist stellenweise nur 6 cm., am Abhange da- 
gegen, wo man den letzten Brandschutt hinabstürzte, SO cm. und darüber dick. 
Hier hat sich allerlei gehäuft, Fragmente von Ziegeln, Dachpfannen, Thier- 
knochen (Rind, Schwein, Schaf), Fischschuppen, zahlreiche Scherben von 
glasirtem und unglasirtem Geschirr. Herr Dorr vermuthet, dass diese Brand- 
schicht von der 1273 durch die heidnischen Preussen verbrannten Liefardsmühle 
herrührt. 

Auf dem nördlich vom alten Gräberfelde auf Neustädterfeld bis zur Dam- 
bitzer Chaussee aufsteigenden Terrain will Vorarbeiter Plath in früheren Jahren, 
als er den Boden dort auf das Vorhandensein von Kies untersuchte, Brand- 
stellen und Urnen gefunden haben. Wir vermutheten daher, dass hier sich 
Ueberreste der alten Wohnstätten jener Leute vorfinden dürften, die auf Neu- 
städterfeld ihre Todten begruben. Zwei Untersuchungen, die Herr Dorr und 
Herr Amtsgerichtsrath Walter am 8. und 22. September ausführten, hatten 
in dieser Hinsicht ein negatives Resultat. Jene Brandstellen erwiesen sich als 
recente Brandschuttablagerungen. Nur auf dem Marschallschen Lande wurden 
auf sandigem Terrain in Tiefe von 0,50 m. einige alte Scherben, die mit den 
Gefässen von Neustädterfeld verwandt sind, jedoch ohne alle sonstigen Cultur- 
reste, mithin als versprengte Stücke gefunden. Eine Untersuchung, welche am 
Nachmittage des 22. September am Westrande der 'Theurer’schen Kiesgrube 
auf Neustädterfeld vorgenommen wurde, zeigte, da keine Spuren von Leichen 
und Urnen zu entdecken waren, dass auch hier die Grenze des Gräber- 
feldes erreicht ist. Die Kiesgräber in der Theurer’schen Kiesgrube haben während 
des Frühjahrs und Sommers von der Nordseite dieser alten Begräbnissstätte noch 
einige Fundstücke an Herrn Dorr abgeliefert, unter denen eine blaue Glasperle 
interessant ist. In die Oberfläche derselben ist eine Mosaikzone eingelegt, welche auf 
schwarzem Grunde drei weisse rechteckige Schilder zeigt. In die letztern ist mit 
Linien aus schwarzem Email eine Gesichtszeiehnung eingelegt. Mit dieser 
seltenen Perle — eine gleiche befindet sich im Stettiner Museum zusammen 
wurden zwei hübsche Mosaikperlen mit Schachbrettmuster (schwarz, gelb, weiss), 
ein bronzener Armring (ovaler Querschnitt), und ein stark nach oben gebogener 
Bügel einer Eisenäbel, deren Gestalt nieht mehr recht bestimmbar ist (Arm- 
brustfibel?) gefunden. — Die Grenzen des geschlossenen Neustädterfelder 
Gräberfeldes sind somit jetzt auf allen Seiten deutlich erkennbar, es darf im 
Wesentlichen als ausgebeutet betrachtet werden. In den nächsten 

t 


Jahren wird die Alterthumsgesellschaft ihr Hauptaugenmerk auf die Durch- 
forschung des Terrains im Norden der Stadt (nördliche Vorstädte, Pangritz 
Colonie und darüber hinaus), der Spittelhöfer Feldmark und des Gebiets zwischen 
Bahnhof und Drausen zu richten haben, wodurch gelegentliche weitere Nach- 
forschungen auf Neustädterfeld nicht ausgeschlossen sind. 

Am 12. Juli besuchte Herr Dorr den grossen Schlossberg bei Wöcklitz. 
Derselbe liegt 1 km. nordwestl. vom Dorfe als Endkopf eines Plateaurückens 
zwischen dem Rogau-Bach und einer Nebenschlucht. Er ist bewaldet wie auch 
die ihn auf drei Seiten umgebenden Schluchten. Auf der vierten Seite, wo das 
Terrain nach N.-W. aufsteigt, ist er gegen das letztere durch zwei nahe neben- 
einander hinziehende tiefe trockene Gräben, die von Schlucht zu Schlucht 
reichen, abgeschlossen. Durch diese und die Schluchtwände wird ein rund- 
liches Plateau (60 x 20 Schritte) begrenzt, das mithin einen Burgberg, nicht 
einen Burgwall bildet und unzweifelhaft heidnischen Ursprungs ist. Nach der 
vorgenommenen barometrischen Messung ist der grosse Schlossberg 69 m. hoch. 
Scherben waren nirgends zu entdecken, trotzdem an verschiedenen Stellen, wo 
Bäume ausgerodet waren, beträchtliche Löcher im Erdboden vorhanden waren. 
Erst am Nachmittage erfuhr Herr Dorr vom Vorhandensein eines kleinen 
Schlossbergs. Dieser liegt 300 m. nördlich vom Dorf am rechten steilabfallen- 
den Ufer des Rogau-Baches. Er bildet ein viereckiges Plateau, dessen Seiten 
eine Länge von 60—70 Schritt haben. Auf drei Seiten begrenzen ihn mehr 
oder weniger tiefe Schluchten, auf der Südseite erhebt sich über dem Plateau 
eine wallartige (natürliche?) Erhöhung, deren äusserer Abhang sich zum Nord- 
rande des Dorfes senkt. Wahrscheinlich stand auf diesem ‚kleinen Schloss- 
berg‘ die Ordensburg (castrum Wecklitze), deren Zerstörung durch die heid- 
nischen Preussen Dusburg IIl., 169 erzählt. Nach einer Mittheilung des Herrm 
Amtsgerichtsrath Walter sollen hier früher Gegenstände aus der Ordenszeit, 
Sporen etc. gefunden sein. 

Amı 29. September hatte Herr Dorr Gelegenheit, den Eichberg bei Katznase, 
den Herr Director Dr. Conwentz in den Schriften der Naturforschenden Gesell- 
schaft zu Danzig N. F. B. VI. H. 3 beschrieben hat, zu besichtigen. Herr Guts- 
besitzer Pohlmann-Katznase hatte die Freundlichkeit, dort eine kleine Ausgrabung 
zu veranstalten. In einer Tiefe von 1,50 m wurden ältere roh verzierte 
Scherben gefunden mit zahlreichen Thierknochen, Kiefer von Rind ete., die 
durchgängig stark vermorscht waren. Scherben mit Schnurornament und Arte- 
fakte aus Feuerstein kamen nicht zum Vorschein. 

Am 5. October fand Herr Dorr bei einem Spaziergange auf dem Kämmerei- 
sandlande unweit Englisch-Brunnen in einer Sandgrube das Profil einer 
Brandstelle aus der Burgwallzeit blossgelest. Er durchforschte den Rand 
dieser Brandstelle, die theils bis unmittelbar unter die Oberfläche reicht, theils 
10 bis 15 cm. dick mit Sand überschüttet ist und eine Dieke von 20 bis 25 cm. 
besitzt. Der Sand ist mit Holzkohlentheilchen so stark und innig durchmengt, 
dass er völlig schwarz erscheint. Eine ganze Anzahl von Scherben staken in der 


6} 


136 


schwarzen Schicht. Diese zeigen die Verzierungen der Burgwallperiode, sowohl das 
Wellen (Burgwalllinien-) ornament, als auch das Rillen- und Stempelornament. 
Schon früher hatten Herr Gymnasial-Direetor Anger und Herr Dorr hier Scherben 
von demselben Typus gesammelt. Dieselben rühren wahrscheinlich aus ähn- 
lichen schon früher zerstörten Brandstellen her. Die jetzt zu Tage getretene 
noch intakte Brandstelle, die nach ungefährer Schätzung 2,70 x 1,30 m. misst, 
soll binnen Kurzem genau untersucht werden. 

Ueber alle hier skizzirten Nachforschungsarbeiten wird im bevorstehenden 
Winter in den Sitzungen der Gesellschaft von dem Vorsitzenden eingehender 
Bericht erstattet werden. 

Mit tiefem Bedauern müssen wir berichten, dass uns im August dieses 
Jahres eines der thätigsten und schätzbarsten Mitglieder unseres Vorstandes 
und unserer Gesellschaft, Herr Oberstlieutenant z. D. Grabe verliess, der nach 
Königsberg übersiedelte.e Herr Grabe hat nicht nur durch seine eifrige Müh- 
waltung als Bibliothekar im letzten Jahre, sondern auch durch eine Anzahl 
gediegener Vorträge während der letzten Jahre sich die dauernde Dankbarkeit 
unserer Gesellschaft erworben. Seine Stelle im Vorstande nahm auf die Bitte 
des Vorsitzenden interimistisch Herr Gymnasiallehrer Augustin ein. 

Am Himmelfahrtstage (3. Juni) unternahm eine Anzahl von Mitgliedern 
unserer Gesellschaft einen Ausflug nach Lenzen und Tolkemit, der gerade 
während der Besichtigung der dortigen Burgwälle durch Regen und Gewitter 
eine unliebsame Störung erlitt. 

Die Mitgliederzahl der Gesellschaft hob sich während des verflossenen 
Jahres von 50 auf 95, auch die Vereinssitzungen waren durchgängig lebhaft 
besucht und hoffen wir, dass dies neuerwachte Interesse unserer Gesellschaft 
auch in Zukunft von der Elbinger Bürgerschaft erhalten bleiben wird. 


Elbing, den 6. October 1886. 


Der Vorstand. 


Oberlehrer Dr. Dorr, Vorsitzender. Rechtsanwalt Horn, stellvertretender Vorsitzender. 
Pr.-Lieutenant v. Schack, Schriftführer u. Kassirer. 
Gymnasiallehrer Augustin, interimistischer Bibliothekar. 


Bemerkungen 
über . 
einige Heliceen im Bernstein der preussischen Küste 


Dr. F. v. Sandberger, 


Prof. der Mineralogie und Geologie a. d. Universität Würzburg. 


Mit Tafel NM. 


Herr Dr. Conwentz, Director des Westpreussischen Provinzial-Museums 
zu Danzig, theilte mir vor einiger Zeit zwei kleine in Bernstein eingeschlossene 
Schälehen von Heliceen mit dem Ersuchen mit, dieselben zu untersuchen und 
zu beschreiben. Ich komme diesem Wunsche hier so weit nach, als es der 
Erhaltungszustand der betreffenden Stücke gestattet, welchen man nach den 
getreuen Abbildungen leicht beurtheilen kann. 


l. Hyalina (Conulus) alveolus Sandbk. n. Sp. 
Tafel IH. Figur I 


(a Ansicht von oben, b und ce von den Seiten in 17facher, d Streifung der Schale in 
60facher Vergrösserung.) 

Testa parvula, tenuis, conoidea, apice depressa, basi convewxiuscula (?). An- 
fractus sex, modice convezi, suturis impressis disjuncti, ultimus non descendens, 
ceteris omnibus cireiter quarta parte minor. Imitialis glaber, ceteri subtihter 
transversim striolati.  Striolae confertae, obliquae, irregulariter fasciculatae, 
inaequales, latioribus hue illue tenwioribus intermiztis. Apertura obliqua, sub- 
lunaris (?). 

Alt. cire. 2,5. Lat. 2,6 mm. 

Die kleine dünne Schale ist kegelförmig mit abgeplattetem oberem Ende, 
ihre Unterseite scheint flach gewölbt, ist aber wegen der sie umhüllenden 
milchig getrübten Bernstein-Masse nicht genauer zu beurtheilen. Es sind sechs 
mässig gewölbte und langsam an Breite zunehmende Umgänge vorhanden, 
welche durch seicht eingedrückte Nähte von einander geschieden werden, der 
letzte ist etwa um '/, niedriger als die übrigen zusammengenommen. Nur der 
erste Umgang ist glatt, die weiteren erscheinen mit sehr zahlreichen schief- 
liegenden und unregelmässig bündelförmig gruppirten Streifchen von ungleicher 

1 


138 - 
Stärke bedeckt. Die schief gelegene Mündung dürfte einen halbmondförmigen 
Umriss haben. 

Ein Stück in der Sammlung des Westpreussischen Provinzial-Museums. 
(Geschenk des Herrn Bernsteinwaaren-Fabrikanten R. Schlücker in Langfuhr.) 

Vielfache Vergleichungen liessen in der von O. Reinhardt!) beschriebenen, 
bei Jeddo und Hakotade in Japan lebenden Hyalina (Conulus) pustulina die 
nächstverwandte Art erkennen. Dieselbe weicht wesentlich nur durch etwas 
grössere Breite (3 mm) ab. Zwar wird sie glatt genannt, aber ein auch bei 
Anwendung starker Vergrösserung noch glatt erscheinender Conulus ist mir 
seither noch nicht vorgekommen, vielmehr zeigten alle untersuchten Arten 
dann eine jener der beschriebenen sehr ähnliche, wenn auch oft äusserst feine 
Streifung. 

Wahrscheinlich ist auch die schlechter erhaltene Schale, welehe Hensche ?) 
und Klebs?) beschreiben, ein Conulus. Dieselbe scheint mir am Besten mit 
Hyalina (Conulus) sinapidium Reinh. (a. a. O. S. 315. Taf. X, Fig. 5) aus 
Japan, nicht aber mit H. minuscula Binney und H. diaphana Drap. (= contorta 
Held) zunächst verwandt. 


Il. Hyalina gedanensis Klebs sp. 
Tafel II. Figur 1. 


(a Ansicht von oben, bh von unten, e von der Seite in 17facher, d Rippen der Schale in 
60facher Vergrösserung.) 

Helix (Acanthinula) lamellata Helm, Schriften der Naturforschenden 
Gesellschaft zu Danzig, N. F. Bd. VI. Heft I. S. 125 f. (mit Holzschnitt). Clessin, 
Malakoz. Blätter N. F. VII. S. 39 non Jeffreys. 

Strobilus gedanensis Klebs, Jahrbuch d. K. preuss. geol. Landes-Anstalt 
für 1885, S. 374 ff. Tafel XVII, Fig. 3a.—3d. 

Testa pusilla, tenwis, conoidea, apice depressa, basi convexiuscula, wmbilico 
modico excavata. Anfractus quinque convexi, suturis linearibus disjuneti, ultimus 
antice paullo descendens cireiter ?/, omnis altitudinis aequat. Ommes excepto 
initial! magno laevi costulis fere aequalibus obliquis, acutis, distantibus elegantissime 
exsculpti. Apertura obligua, sublunarıs (?). 

Alt. 1,4. Lat. 1,8 mm. 

Die sehr kleine und dünne Schale ist kegelförmig mit abgeplattetem 
oberem Ende, auf der Unterseite flach gewölbt und mässig weit genabelt. Von 
den fünf nicht stark eonvexen Umgängen ist der letzte vorn etwas abwärts 
geneigt und erreicht */, der Gesammthöhe. Nur die grosse Embryonal-Windung 
ist völlig glatt, die übrigen sind mit nahezu gleichstarken und durch doppelt 
so breite glatte Zwischenräume getrennten schiefen und scharfen Rippchen ver- 


1) Jahrb. d. deutsch. malakozool. Gesellsch. 1877, S. 317, Tafel X, Fig. 4. 
2) Schriften der Physik.-Oekonom. Gesellschaft zu Königsberg. Jahrgang XIII, S. 150, 
Tafel VII, Fig. 4. 
3) Jahrb. der K. preuss. geol. Landes-Anstalt für 1885, S. 373, Tafel XVII, Fig. 2. 
2 


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139 


ziert, welche, soweit erkennbar, in gleicher Stärke auf der Unterseite bis zum 
Nabel fortsetzen. Die Gestalt der Mündung konnte ich nicht genauer ermitteln, 
vermuthlich ist sie halbmondförmig. 

Ein Stück in der Sammlung des Westpreussischen Provinzial- Museums. 
(Geschenk des Herrn Stadtrath O0. Helm.) 

Es war mir unmöglich, die systematische Stellung dieser Schnecke mit 
voller Sicherheit zu bestimmen. Helix lamellata, mit welcher sie mrthümlich von 
Schumann und Clessin identifieirt wurde, ist etwas schlanker (Höhe 1,8, Breite 
2 mm), erscheint in Folge der tief eingedrückten Nähte mehr treppenförmig 
und mit senkrecht gestellten flachen häutigen Rippchen verziert. Da ich so 
wenig als Andere Spiral-Lamellen in der Mündung entdecken konnte, welche 
Klebs im Text als von ihm bemerkt erwähnt, aber nicht abbildet, so glaube 
ich die Schnecke trotz der grossen, von letzterem mit Recht hervorgehobenen 
äusseren Aehnlichkeit mit dem obereocänen Strobilus monile Desh. sp.!) nicht 
zu Strobilus ziehen zu dürfen. Ich habe einige Exemplare des lebenden Stro- 
bilus labyrinthieus Say sp. dem Westpreussischen Museum übergeben, um un- 
mittelbare Vergleichungen bezüglich der Spiral-Lamellen mit der fossilen Schnecke 
zu ermöglichen. 

Noch anı Aehnlichsten erscheinen mir zwei lebende Conchylien, welche 
wegen ihrer anatomischen Charaktere von Binney?) zu Zonites gestellt werden, 
worunter bei ihm Hyalina im weitesten Sinne zu verstehen ist, während der 
Name bei europäischen -Conchyliologen für eine scharf begrenzte, mit Hyalina 
wohl verwandte, aber sehr verschiedene Gattung gebraucht wird. Der Zonites 
conspectus Bland sp. aus Colorado und Californien ist noch etwas kleiner als 
Hyalina gedanensis (Höhe 1, Breite 2 mm.), zeigt aber dieselbe schwache Ab- 
wärtsbiegung gegen die Mündung hin sowie die gleichen schiefen und scharfen, 
wenn auch weniger zahlreichen Rippchen mit glatten Zwischenräumen. Bei 
Zonites exiguus Stimps. sp. aus den östlichen Staaten Nordamerikas werden 
dagegen diese Rippchen von Anwachsstreifchen unter sehr spitzen Winkeln 
durchsetzt und kann daher diese Art mit Ayalina gedanensis nur in Bezug auf 
Totalgestalt und Berippung verglichen werden. 

Tryon und Morse haben diese merkwürdige kleine Gruppe schon mit einem 
besonderen Namen, Pseudo-Hyalina, belegt, doch würde Pseudo-Patula wohl 
besser die Aehnlichkeit der Schale mit Patula bei abweichender anatomischer 
Beschaffenheit des Thieres ausdrücken. Soviel über die mir zur Untersuchung 
anvertrauten Stücke. 

Die s. Z. ven Klebs®) in Aussicht gestellten weiteren Mittheilungen über 
das Vorkommen von Balea, Vertigo und Parmacella im Bernstein sind nun 

1) Beiläufig bemerkt, ist Strobilus jetzt schon in der mittleren Kreide (Gosau-Schichten) 
Ungarns nachgewiesen, da Helix Riethmülleri Tausch (Abh. d. K.K.geol. Reichsanst. Bd. XI,, 
Heft I. 1886, S. 14, Taf. II, Fig. 10 und 11) jedenfalls zu dieser Gattung gehört. 

2) Bulletin mus. comp. zool. vol. IV, p. 121—123 (woodeuts.) 

>) Malakoz. Blätter N. F. Ba. VII, S. 159. 

3 


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140 ® 
erfolgt'), und ist mir durch die Güte des Herrn Verfassers ein Abdruck dieser 
äusserst fleissigen Arbeit zugegangen. Ich halte es für nützlich, in gedrängter 
Kürze auch meine Ansicht über die dort beschriebenen und abgebildeten Arten 
mitzutheilen, soweit dies im Vorhergehenden noch nicht geschehen ist. 

1. Parmacella succini Klebs S. 369 ff. Taf. XVII, Fig. 1, beruht auf dem 
s. Z. von Hensche (a. a. OÖ.) abgebildeten Stücke, welches dieser für die 
Embryonal-Windung einer grösseren Helicee ansprach. Die von Klebs beob- 
achtete Mündung nebst dem Bruchstücke des Ansatzes einer Spathula lässt 
mich nicht daran zweifeln, dass hier der Rest einer Parmacella vorliegt. Ich 
möchte aber nicht wagen, mit solchem Materiale Vergleichungen mit lebenden 
Arten vorzunehmen, und muss daher die etwaigen Beziehungen zu solchen un- 
erörtert lassen. 

2. Microcystis Kaliellaeformis Klebs S. 379 f. Taf. XVU, Fig. 4. Von 
dieser Schnecke sind nur die drei ersten Windungen erhalten und deshalb ein- 
gehende Vergleichungen nicht ausführbar, der Habitus ist aber auch nach meiner 
Ansicht jener eines jungen Stückes einer Art der jetzt in Ost- und Südost- 
Asien lebenden Gattung Mecrocystis. 

3. Vertigo Hauchecorneie Klebs S. 382. Taf. XVII, Fig. 5. Auf ein 
prächtig erhaltenes Stück gegründet, welches von Klebs mit Recht als mit der 
lebenden V. Bollesiana Morse aus den Neuengland-Staaten, New-York und 
Virginien verwandt erklärt wird. Dagegen scheint mir die auch von ilm 
als entfernter bezeichnete Aehnlichkeit mit den mir in vielen Stücken vorliegen- 
den europäischen V. alpestris und pygmaea in der That sehr gering. 

4. Vertigo Künowri Klebs S. 386. Taf. XVII, Fig. 6. Klebs hat u. A. 
die in Nord-Amerika lebende Pupa (Vertigo) simplex Gould als ähnlich be- 
zeichnet, worin ich ihm beistimme, während ich eine nähere Beziehung zu der 
mir ebenfalls mehrfach vorliegenden Vertigo Genesii nicht finden kann. 

5. Balea antiqua Klebs S. 388. Taf. XVII, Fig. 7. Ein junges Stück 
von 5!/, Umgängen (ausgewachsene haben 10--12) als ältesten Vertreter einer 
bisher nicht fossil bekannten Gattung anzusehen, scheint mir sehr bedenklich 
und möchte ich mich dieser Auffassung, welche im Text nicht eingehender be- 
gründet wird, vor Entdeckung vollständiger Exemplare nicht anschliessen. 

6. Electrea Kowalewskii Klebs S. 389 fi. Taf. XVII, Fig. 8. Leider 
hat Klebs die Mündung dieser interessanten Schnecke nicht abgebildet, so dass 
man in Bezug auf sie nur auf die Beschreibung angewiesen ist. Nach dieser 
und dem Gesammtbilde der Schnecke stimme ich Klebs aber darin bei, dass 
es sich um eine Cyclostomacee, die erste im Bernstein, handelt. Auch damit 
bin ich einverstanden, dass dieselbe wahrscheinlich einen zwerghaften Vertreter 
der Megalomastomiden-Gruppe darstellt. Mit Diplommatinaceen kann ich dagegen 
keine Beziehungen entdecken, da auch das für sehr viele Schnecken dieser 
Abtheilung characteristische doppelte Peristom bei der Bernstein-Schnecke nicht 


1) Jahrb. d. K. preuss. geol. Landes-Anst. 1885, S. 366—394, Taf. XVII. 
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141 


auftritt. Nebenbei bemerkt, kommt übrigens beiden Gruppen der Cyelostomaceen 
ein bedeutend höheres geologisches Alter zu, als ich bei dem Abschluss meines 
Werkes über die Land- und Süsswasser-Conchylien der Vorwelt vermuthen 
konnte. Sie treten zusammen schon in den .obersten jurassischen, den sog. 
Purbeck-Schichten auf, wie einer meiner Schüler, Herr Dr. G. Maillard!), z. Z. 
Docent in Zürich, nachgewiesen hat, und in den Gosau-Schichten hat Herr Dr. 
Leop. Tausch?) in Wien ebenfalls eine Anzahl neuer dahin gehöriger Formen 
entdeckt und beschrieben. 

Ueberblickt man die Resultate, welche sich aus den vorstehenden Er- 
örterungen ergeben, so zeigt sich, dass keine der im Bernstein entdeckten und 
sicher bestimmten Schnecken mit europäischen lebenden in näherer Beziehung 
steht, analoge Formen vielmehr nur in Ost-Asien und Nord-Amerika auftreten. 

Das Ergebniss der Untersuchung der Bernstein-Schnecken stimmt mit 
jenem überein, welches Conwentz aus seinen trefflichen Studien über die 
Flora des Bernsteins erhalten hat. Da sich klimatische Folgerungen aus fossilen 
Binnen-Conchylien und Land-Pflanzen gegenseitig controliren, wie ich schon oft 
hervorgehoben habe, so gereicht es mir zur besonderen Freude, auch in diesem 
Falle wieder eine solche Uebereinstimmung nachweisen zu können. 


1) Invertebres du Purbeckien M&m. soc. pal&ont. suisse vol. IX. 1883, XII. 1886. 
2) Abh. d. K. K. geol. Reichsanstalt in Wien Bd. XII, Heft I. 1886. 


Würzburg, Weihnachten 1886. 


et. 


142 


Der Burgwall bei Lenzen. 


Von 


Professor Dr. Dorr, Elbing. 


Mit Tafel IH. und IV. 


Nur zwei eigentliche Burgwälle sind in der Umgegend von Elbing bis- 
her bekannt, der bei Lenzen und der bei Tolkemit. Beide sind auf einem 
Terrain angelegt, welches auf drei Seiten von Schluchten eingeschlossen wird. 
Der Burgwall bei Lenzen wurde im Sommer 1885 von mir im Auftrage der 
Elbinger Alterthumsgesellschaft genauer untersucht und ist in mehrfacher Be- 
ziehung eine eigenthümliche heidnische Befestigung. Bevor ich jedoch in die 
Beschreibung desselben eintrete, schicke ich einige orientierende Bemerkungen 
über den Bau und die Gestalt der „Elbinger Höhe‘ voraus. 

Zwischen Elbing, Frauenburg und Mühlhausen erhebt sich eine ziemlich 
umfangreiche, plateauartige Bodenanschwellung, ungefähr 23 Kilometer lang und 
ebenso breit. Gegen Norden und Nordwesten fällt diese Erhöhung steiler zum 
frischen Haff ab, auf den andern Seiten ist der Abhang sanfter und senkt sich 
im Westen und Südwesten zur Elbinger Niederung und zum Drausensee, im 
Süden zum Weeske-, im Osten zum Baude-Thal. Dieses Plateau hat seine 
grösste Erhebung in der Mitte bei dem Dorfe Trunz (im Butterberg 196 Meter). 
Es besteht aus diluvialen Mergel-, Lehm- und Grandablagerungen, zeigt durch- 
weg eine leicht wellenförmige Oberfläche, doch hier und dort auch steilere und 
beträchtlichere Hügel. Von Trunz reicht nach allen Seiten die innere horizeontal- 
liegende und unzerklüftete Plateaufläche etwa 2,50 Km weit. An ihrem Rande 
liegen die Dörfer Königshagen, Baumgart, Haselau, Maibaum, Neu-Münsterberg, 
Blumenau und Gross-Stoboy. Hinter dieser Linie beginnt die Zerklüftung, und 
zahlreiche, mannigfaltig geformte Schluchten durchschneiden die Abhänge, nur 
an der Südseite fehlen sie fast ganz. Am meisten coupiert sind die Nordwest- 
abhänge, die zum Frischen Haff niedersteigen; hier entwickeln sich die bedeu- 
tenden Schluchtensysteme der Dörbecker Schweiz, von Lenzen und als das 
mächtigste das der Rehberger und Stelliner Forst. Während die unzertheilte 
Plateaufläche um Trunz herum völlig entwaldet ist, sind die Flanken, wo die 

ji 


143 


Schluchtenbildung der Schonung des Holzes Vorschub leistet, noch vielfach mit 
Wald (Buchen-, Kiefern-, seltener Eichen-) bedeckt. 

Das hier in Betracht kommende Schluchtsystem istdas von Lenzen (Wald). 
Das Dorf Lenzen selbst liegt in Luftlinie 12,5 Km nördlich von Elbing, 7 Km 
südlich von Tolkemit und mit seinem Westende 2,5 Km östlich vom Frischen 
Haff. Es dehnt sich anfangs in nordwestlicher, dann in westlicher Richtung 
1,4 Km weit. Wo die von Elbing kommende Chaussee hineintritt, hat es 
eine Höhe von 136 m über dem Meere!) und wird hier auf seiner Nordost- 
seite von einer 158 m hohen Berglehne überragt. In dem mittleren Drittel 
des Dorfes nehmen zwei nach NW. streichende bedeutende Schluchten ihren 
Anfang, so dass ihre Rinnen das nördliche Dorfterrain selbst noch coupieren. 
Eine dritte, die mächtigste Schlucht, entspringt auf der Ostseite der erwähnten 
Berglehne, 0,5 Km nordöstlich vom Dorfe, läuft zuerst in nordwestlicher 
Richtung bis zum Forsthause Panklau und heisst hier der Steigerund, dann 
wendet sie sich westlich und nimmt, auf ihrem weiteren Wege Lingensteiggrund 
genannt, die zuerst genannten beiden Schluchten auf. Eine vierte Schlucht 
beginnt am Westende des Dorfes, welches niedriger als das Ostende liegt; sie 
zieht ebenfalls in nordwestlieber Richtung und vereinigt sich westlich von 1 
und 2 gleichfalls mit dem Lingensteiggrund. Der letztere, von diesem Ver- 
einigungspunkte ab sich mehr und mehr erweiternd, senkt sich in mehreren 
beträchtlichen Windungen westwärts zum Haffdorfe Succase hinab, nimmt jedoch, 
bevor er dasselbe erreicht, noch auf der Hälfte dieses Weges, 0,5 Km vor 
Succase eine fünfte beträchtliche Schlucht von Süden herauf. | 

Dieses imposante Schluchtsystem, welches somit zwischen die beiden 
Dörfer Lenzen und Succase gelagert ist, hat sich in ein Terrain eingeschnitten, 
das grösstentheils aus Sand, stellenweise auch aus Lehm besteht; die Wände 
der Schluchten sind meist bewaldet (Kiefern), die Höhenrücken zwischen ihnen 
stellenweise. 

Zwischen der Schlucht (4) nun, welche am Westen des Dorfes beginnt, 
und der östlich davon gelegenen Schlucht (1), die bereits im mittleren Drittel 
des Dorfes ihren Anfang nimmt, liegt ein Plateau, das dem Zuge beider Schluchten 
folgend in nordwestlicher Richtung streicht, nach einer Erstreckung von 900 
Schritt mit seinen Abhängen am Lingensteiggrund mit den Schluchten zugleich 
endet und auf seinem Endkopf den Burgwall trägt. Dieser Endkopf des Plateaus, 
wie die Längsaxe des Burgwalls selbst, geht aus der nordwestlichen in die rein 
nördliche Richtung über. Ein Blick auf die Generalstabskarte wird nach diesen 
Andeutungen leicht die Stelle des Burgwalls finden lassen. 

Der Lenzener Burgwall gehört somit zu der zahlreichen Klasse von Wällen, 
welche auf der Schlussplatte eines auf drei Seiten von natürlichen Terrainein- 
schnitten geschützten Landrückens angelegt sind; wie sich bei der weiteren 
Beschreibung zeigen wird, verleihen die örtlichen Verhältnisse dieser heidnischen 

1) Diese und die später in diesem Aufsatz vorkommenden Angaben absol. Höhe sind von 
mir im vergangenen Sommer durch barometrische Höhenmessungen ermittelt worden. 


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Feste nicht nur eine besondere Stärke, sondern haben auch Eigerthümlichkeiten 
bei der Einrichtung veranlasst, die sich sonst nur selten oder gar nicht finden. 

Nähern wir uns auf dem genannten Plateau dem Wall von Osten, vom 
Dorfe her, wie es ein gegen denselben vorrückender Feind thun würde. Das 
Plateau hat hier zwischen den Schluchten eine Breite von 200 Schritt, ver- 
schmälert sich weiterhin zwischen den sich nähernden Schluchträndern und wird 
in einer Entfernung von 240 Schritt vom Dorfe durch einen länglich runden 
Hügel abgeschlossen, in dessen sanfteren Nordostabhang bis zum Rande der 
östlichen Schlucht (1) jetzt ein Fahrweg eingeschnitten ist, während der Südwest- 
abhang jäh zur Westschlucht (4) abfällt. Dieser Hügel, vom Volke der kleine 
Hünenberg genannt, hat eine absolute Höhe von 95 m, seine Basis im Nord- 
westen eine solche von 85 m. An seinem Fusse beträgt seine Länge etwa 110, 
die Breite 90 Schritte, seine obere Plateaufläche, die nach NO. geneigt ist, 
misst 70 resp. 50 Schritte. 

Er besteht aus Lehm, nur der steile Südwestabhang aus Sand, er ist mit 
Buchen- und Eichengestrüpp bedeckt. Gegen einen sich von Osten nähernden 
Feind gab er einen vortrefflichen Punkt zur Vorvertheidigung ab. Doch dürfte 
er ganz ein natürlicher Hügel sein; Nachgrabungen am Nordwestfusse und auf 
der Kuppe ergaben kein Resultat, obwohl sein Name bei den Dorfbewohnern, 
„kleiner Hünenberg‘, ihn in Beziehung zu dem eigentlichen Burgwall setzt. 

Vom „kleinen Hünenberg‘ ab senkt sich der Plateaurücken, indem er 
zweimal nach Nordwesten und dazwischen nach Westen sich wendet, allmälig 
auf einem Zuge von 178 Schritt Länge bis zu einem Punkte, der auf dem Grund- 
riss mit « bezeichnet ist, zugleich sich hier bis auf 75 Schritt!) Breite ver- 
schmälernd. Dieser schmale Hals nimmt seinen weiteren Zug in westlicher Rich- 
tung, zunächst 14 Schritte horizontal laufend, dann im folgenden Abschnitt von 
66 Schritt im ersten Drittel stark steigend, etwa 35 Grd. 

Nun erscheint die erste erkennbare Vertheidigungslinie des eigentlichen 
Burgwalls, ein in nordsüdlicher Richtung 75 Schritt weit quer über den Plateau- 
hals sich hinziehender steiler Abstich von 5 m Böschungslänge (zwischen 9 und 
h des Grundrisses), der sich über % hinaus auch noch eine Strecke westwärts 
fortsetzt; dass über dem Abstich früher sich noch ein Vorwall befunden, ist 
heute nicht mehr erkennbar. Vom Südende dieses Abstichs (A) führt, bald 
nach Nordwest umbiegend, ein Fahrweg nach dem Westrande des Burgwalls, 
eingeschnitten in die Schluchtwand, in welche hier der Plateaurücken über- 
geht und an dem Nordwestfusse des Burgwalls längs der Innenseite eines 
kleinen plateauartigen Vorsprungs (i) vorüberführend. Auf den Abstich (9—%) 
folgt westwärts ein Vertheidigungsabschnitt von 30 Schritt Breite mit einer 
Steigung von 25 Grd., der mit Buchen-, Eichen- und Kieferngebüsch bedeckt ist. 

An seinem West- resp. Südwestrande befindet sich gleichfalls ein Ab- 
stich (bei / beginnend), mit dem Burgwall zugekehrter, kürzerer und sanfter 

1) Drei von meinen Schritten kommen 2 m gleich, 1 Schritt gleich 2/3 m. 


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geneigter Böschung, so dass hier eine flache, grabenartige Rinne entsteht, 
?/,—1 m tief, die obere Oeffnnng 2'/,—4 m breit. Diese Rinne läuft ringsum 
den Südost- und Südfuss des Burgwalls; stellenweise ist sie fast unkenntlich. 
Sie war gewiss ursprünglich tiefer und ist jedenfalls mehr oder weniger ver- 
schurrt. Sie bildete wohl einen gut gedeckten Aufgang für die Vertheidiger des 
östlich davon gelegenen Vertheidigungsabschnittes, wenn der letztere mit lebenden 
Hecken bedeckt und dadurch geschützt war. Von dem Südwestfusse des Walls 
führt diese Rinne in schräger Richtung an der westlichen Wall-Böschung auf- 
wärts bis zu dem südwestlichen Eingang in den Wallkessel (zwischen 5b und d); 
am Südfusse des Walls wuchert auf ihrem Abhange Schleedorngestrüpp. Der 
von Ah ziemlich steil an der Schluchtwand aufwärts führende, mit Rasen be- 
kleidete Fahrweg, 3 Schritte breit, erreicht auf dem kleinen Plateau (bei :?) 
horizontales Terrain, begleitet dann, mit tiefer Schlucht an seiner Aussenseite, 
den Fuss des Westwalls, auch hier steigend, und zieht sich auch um den Fuss 
des Nordwalls herum. 

Dieser Fahrweg ist vorhanden gewesen, soweit die Erinnerung des jetzigen 
Besitzers reicht. Er bildet jedenfalls den alten, breiten Hauptaufgang zum Burg- 
wall vom östlichen Plateau aus und zugleich einen Umgang um den Wall auf 
der West- und Nordseite. Dass er nicht als Fahrweg von Späteren, sondern 
als Hauptauf- und Umgang von den Erbauern des Burgwalls selbst ange- 
legt worden ist, beweist der Umstand, dass er, wie der Grundriss zeigt, auch 
an dJem äusseren Fuss des Nordostwalls sich herumzieht und dort am jähen 
Schluchtabfall zungenförmig verläuft an einer Stelle, wo die Anlage eines Fahr- 
weges ganz sinnlos gewesen wäre. Das kleine Plateau bei ? erscheint nun 
ebenfalls als eine ursprüngliche künstliche Anlage und gewinnt eine besondere 
Bedeutung: es ist gross genug, einer grösseren Anzahl von Vertheidigern Platz 
zu gewähren und bildete eine Bastion zum Schutze des Hauptaufgangs, da, wo 
der leztere den steilen Schluchtabhang verlassend ebenes Terrain betritt, und 
wo zugleich der vorher beschriebene rinnenartige Aufgang mit demselben zu- 
sammentrifft; beide Aufgänge sind so geführt, dass der sich nähernde Feind 
beim Emporsteigen dem Vertheidiger die rechte, vom Schilde nicht gedeckte 
Seite zukehren musste. 

Der Burgwall selbst nun, im Volksmunde der grosse Hünenberg ge- 
nannt, ist auf dem steil emporsteigenden Endkopf des von Lenzen ab zwischen 
den beiden Schluchten sich hinziehenden Plateaurückens angelegt. Er baut sich 
unmittelbar hinter dem westlichen und südwestlichen Abstich des Vertheidi- 
gungsabschnittes (/, 9, Ah) auf, und da der ursprüngliche Hügel, auf dem er er- 
richtet wurde, nach Norden umbog und aufstieg, so liegt auch die Längsaxe 
des Burgwalls in südnördlicher Richtung, steigt sein Inneres nach Norden er- 
heblich an, und übertrifft die Krone des Nordwalls an Höhe mindestens um 5 m 
die des Südwalls. 

Der Burgwall ist ein ovaler nicht vollständig geschlossener Ringwall. 


Wäre er vollständig, so würde sein Umfang auf der Krone gemessen 188 Schritt 
4 10 


146 


betragen. Nun befindet sich auf der Südostseite, wo eine 40 m hohe, fast senk- 
recht aufsteigende Schluchtwand eine Annäherung unmöglich machte, eine Unter- 
brechung von 30 Schritten, an dem Westwall wiederum fehlt auf einer Strecke 
von 12 Schritt die innere Böschung, weil hier das Innere die Höhe der Wall- 
krone besitzt. Die Krone des Nordwalls erhebt sich über diesen hohen innern 
Theil noch um 2 m und hat eine absolute Höhe von 106 m übertrifft mithin 
den Gipfel des kleinen Hünenbergs um I1 m und liegt 30 m unter dem Öst- 
ende der Lenzener Landstrasse. Der Neigungswinkel der äussern Wallböschungen 
beträgt 45—50 Grd., der der innern ist nicht ganz so gross. 

Auf der Südost-, Süd- und Südwestseite ist der Wall am stärksten gebaut 
und besitzt die grösste Höhe über der Basis, weil an diesen Seiten der stärkste 
Angriff abzuwehren war. Die Länge der äussern Böschung beträgt auf der Süd- 
ostseite 12, auf der Südwestseite 11 m, was eine Höhe von 8—9 m über der 
Basis ergiebt, während der Nordwall sich etwa 6 m über die äussere Grund- 
fläche erhebt, und da die Krone des Nordwalls mindestens 5 m höher ist als 
die des Südwalls, so ist die äussere Basis des Burgwalls auf dessen Nordseite 
7-8 m. höher als auf dessen Südseite. Die innere Wallböschung hat am Nord- 
wall eine Länge von 3, am Südwall von 4 m 

Die durchgängige Breite der Wallkrone dürfte auf 3 m. anzunehmen 
sein, miteingerechnet die flache Wölbung an den Rändern vor dem Beginn der 
eigentlichen Böschung; an drei Stellen jedoch ist sie bedeutender: einmal zu 
beiden Seiten des Eingangs im Südwesten (zwischen d uud D); hier beträgt sie 
3,5 m, dann dort, wo der Südostwall zungenförmig an dem Steilabfall der nord- 
östlichen Schlucht verläuft (bei c) und die Unterbrechung beginnt; daselbst hat 
die Krone des Walls 4 m Breite. An der letzteren Stelle bildet der Endkopf 
des Walls einen mächtigen Pfeiler, der nach 3 Seiten kegelförmig abfällt, und 
dessen Ausböschung im Nordosten unmittelbar in den fast senkrechten Schlucht- 
abhang übergeht. Dieser Theil des Walls, der zugleich höher ist, als der Süd- 
wall, bildet die eigentliche Stirne des Werks, weil man hier die Vertheidigungs- 
kraft der Schlucht und des Walls combinirte. Auch den Eingang im Südwesten 
hat man durch stärkere Wallpfeiler mehr zu sichern gesucht. Der Nordwall, 
der am wenigsten zu wehren hatte, ist bei geringerer relativer Höhe zugleich 
etwas schmäler, als die übrigen Theile der Befestigung. 

Der Eingang im Südwestwall bildet eine unten 1, oben 5 m breite, in 
den Wall eingeschnittene Oefinung mit schrägen Wänden, deren Basis die 
gleiche Höhe mit dem dahinterliegenden Innern besitzt. Nach aussen läuft 
dieser Einschnitt sehr verflacht und zum Theil kaum erkennbar in schräger 
Richtung südwärts zu der oben beschriebenen grabenartigen Rinne hinab. 

Folgt man dem am Fusse des Westwalls nordwärts aufsteigenden Fahr- 
wege vom eben beschriebenen Eingang 38 Schritte weit in nördlicher Richtung, 
dann erblickt man an der Aussenböschung des Nordwestwalls in halber Höhe 
desselben einen flachen Einschnitt, der die letzte Spur eines zweiten ehe- 
maligen Eingangs an dieser Stelle sein mag; darüber befinden sich mehrere be- 

5 


147 


deutende Unebenheiten in der Wallkrone, genauer gesprochen in dem hier bis 
an die äussere Wall-Böschung reichenden inneren Plateau. Doch das Terrain 
ist hier, wahrscheinlich durch Ausroden stärkerer Baumstäinme, stark verwüstet, 
und ein bestimmtes Urtheil darüber, ob hier ein zweiter Eingang gewesen, ist 
heute nicht mehr zu gewinnen. 

Das Innere des Burgwalls hat die Gestalt einer langgezogenen Ellipse. 
Die lange Axe zwischen dem inneren Fuss des Nordwalis und dem des Südwalls 
misst 55 Schritte, die kurze Axe im nördlichen und südlichen Theile 24 Schritte, 
die Breite des im mittleren Theile des Innern befindlichen Plateaus vom oberen 
Rande der Aussenböschung des Westwalls bis zum Rande der östlichen Schlucht 
35 Schritte. Einen eigentlichen Wallkessel, der vom Walle überragt wird, 
bildet das südliche Drittel des Innern. In der Mitte desselben, 2 m vom innern 
Fusse des Südwalles abstehend, ist eine rundliche Vertiefung befindlich mit 
einer obern Oeffnung von 5 m Durchmesser, 1'/, m tief. Ich fand sie fast 
durchweg, und namentlich am Grunde mit Raseu bedeckt, nur an der Nord- 
wand waren schon früher einige oberflächliche Einschnitte gemacht. Herr 
Dobrick, der Besitzer des Walls, erzählte mir, er hätte diese Vertiefung bereits 
als Knabe (vor etwa 40 Jahren) gekannt, sie scheint mithin alt zu sein. Eine 
Nachgrabung, die ich auf der Sohle bis zu 1 m Tiefe ausführen liess, hatte 
kein Resultat und legte unter der Rasendecke nur den gewachsenen Boden 
bloss, weissen Sand, der überall im Innern in geringer Tiefe gefunden wird. 
Der mit Rasen bedeckte Wallkessel geht im mittleren Drittel des Innern in 
ein kleines Plateau über, welches höher ist, als die Wallpfeiler bei 5 und ec 
und die gleiche Höhe mit dem Südfusse des Nordwalles besitzt. Die innere 
Böschung des Westwalls reicht vom südwestlichen Eingange nur 14 Schritte 
nach Norden, wird mit dem aufsteigenden Terrain kürzer und verschwindet dann 
gänzlich. Auf der Ostseite senkt sich das innere Plateau zum Steilabfalle der 
Schlucht, auf der Westseite reicht es bis zur Aussenböschung des Westwalls 
und ist im Nordwesten, wie bereits erwähnt, wahrscheinlich durch Ausroden 
grösserer Stämme stark verwüstet und uneben geworden; noch heute ist dieser 
Abschnitt des Innern zum Theil mit Kiefern-, Eichen- und Buchenaufschlag 
bedeckt. Früher setzte sich dieses kleine Plateau jedenfalls bis zum Südfusse 
des Nordwalls fort; jetzt befindet sich in dem nördlichen Drittel des Innern 
eine umfangreichere Vertiefung, stellenweise 2 m tief, die nur den Sand des 
gewachsenen Bodens zeigt und durch Nachgrabungen entstanden ist, die der 
heutige Besitzer vor mehreren Jahren hier veranstaltete; ob eine Anzahl kopf- 
grosser und grösserer, unbehauener Steine, die man heute am Nordwestrande 
dieser Vertiefung erblickt, von den Erbauern des Walls als Vertheidigungs- 
material dorthin geschafft worden ist, muss dahingestellt bleiben. 

Zwischen dem Nordrande dieser durch jüngste Nachgrabungen entstandenen 
Vertiefung und dem Südfusse des Nordwalls befindet sich noch ein schmaler 
Rand des früher bis hierher reichenden innern Plateaus, der nicht mehr 1 m 
Breite hat; über ihm erhebt sich der Nordwall 2 m hoch. Der Lenzener 

6 10 


fü 148 


Burgwall baut sich somit in 3 Etagen von Süden nach Norden auf: das süd- 
liche Drittel des Burgwalls bis zum südwestlichen Eingange, ein halbrunder 
Kernwall mit einem Kessel im Innern bildet die unterste Etage; das mittlere 
Drittel, ein Plateau mit Wallböschung an der Westseite, Schluchtwand an der 
Ostseite und höher als der Südwall, bildet die zweite Etage; das nördliche 
Drittel, ursprünglich gleichfalls Plateau, doch durch Grabungen im südlichen 
Theile arg verwüstet, trägt auf seiner Nordseite den als dritte Etage aufge- 
setzten Nordwall.e. Die an den Burgwall sich anschliessenden Schluchtwände 
sind noch heute mit theils schwachen, theils mittelgrossen Kiefern bestanden; 
bis auf die Aussenböschung des Nordwalls, die ebenso wie das hohe Innere 
mit Eichen-, Buchen- und Kiefernaufschlag bedeckt ist, während auf der Krone 
des Nordwalls einige junge Kiefern stehen, sind die Wallwände und die Wall- 
krone von Holzwuchs frei und nur mit einer schwachen Rasendecke bekleidet. 
Der Nordwall besteht aus Lehm, die übrigen Wallabtheilungen aus Sand. 

Der Nordfuss des Nordwalls hat da, wo der breite Umgang um ihn 
herumführt 100 m. absol. Höhe. Hier nähern sich die Wände der westlichen 
und der östlichen Schlucht bis auf 30 Schritte, und nun senkt sich dieses 
nördliche, nur mit Rasen bedeckte Vorterrain 40 Schritte weit geradenweges 
nach Norden mit einer gleichmässigenNeigung von 15° bis k, wo es nur noch 
20 Schritte Breite besitzt und ein rundes, ebenes Plateau von eben so grossem 
Durchmesser bildet (95 m 4). An dieser Stelle zweigen sich zwei breite 
Wälle ab, die ich im Gegensatz zum eigentlichen Burgwalle „Niederwälle“ 
nennen will.e Der schmälere Niederwall, dessen Krone 8 Schritte breit ist, 
zieht von dem Plateau % ziemlich genau nach Norden, 90 Schritte weit, nur 
etwa in der Mitte ein wenig nach Osten vorbiegend. Er steigt anfangs ein 
wenig und erweitert sich zu einem kleinen Plateau (12 Schritte Durchm.) bei 
! (98 m), dann senkt er sich um ebensoviel bis zu dem FEndplateau bei m 
(12 Sehritte Durchm., 95 m.). Dieser Endpfeiler des Walls (Plateau m) fällt 
nach Norden um 34 m zu einem weiteren Plateau (r, 61 m) ab, welches mit 
kürzerer Böschung zum Lingensteiggrund niedersteigt. Die Krone des Walls 
ist mit Rasen, die Wände sind mit schwachen Kiefern bedeckt. 

An der Westseite des Plateaus % zweigt sich unter rechtem Winkel gegen 
den ersten Niederwall der zweite ab. Seine Krone hat eine Breite von 18 
Schritten. Er senkt sich zunächst um mehr als 5 m (bis »), steigt dann 
wieder fast 1 m, sich zu einem runden Plateau von 20 Schritten im Durch-. 
messer erweiternd (0), sinkt dann abermals um mehr als 5 m, biegt in seiner 
zweiten Hälfte nach Norden um, zieht hier dem ersten Niederwalle parallel und 
endet in einem runden Plateau (p 20 Schritte im Durchmesser, 85 m). Der 
Endkopf des zweiten Niederwalls, der 10 m niedriger als der des ersten ist, 
hat trotz seiner geringeren absoluten Höhe einen bedeutenderen Abfall zur 
Tiefe: sein Westabhang stürzt steil 43 m tief zu einer Stelle ab, wo sich die 
auf der Westseite des Burgwalls herumziehende Schlucht mit dem Lingensteig- 


grund vereinigt (vw 42 m), sein Nordabhang dagegen erreicht den Lingensteig- 
7 


149 


grund in viel allmäligerem Zuge. Zwischen den beiden Niederwällen liegt ein 
sanftgeneigtes, amphitheatralisch sich weitendes, muldenartiges Terrain. Durch 
die Mitte desselben führt, am Nordrande des zweiten Niederwalls (bei r) be- 
ginnend, ein Fahrweg zum Lingensteiggrund, der anfangs am steileren Wall- 
abhang hinabzieht, im zweiten Drittel sich fast unmerklich und erst weiter unten 
bedeutender senkt. Wie beim ersten Niederwall ist auch beim zweiten die 
Krone nur mit Rasen bedeckt, die Abhänge mit Ausnahme des steilen Nord- 
westabfalls mit schwachen Kiefern bestanden. Wie der Nordwall des Burgwalls 
besteht auch das nördliche Vorterrain, sowie die Niederwälle, soweit ich zu 
untersuchen vermochte, aus Lehm. Dass die Kronen der Niederwälle mit den 
darin auftretenden und sie abschliessenden runden Plateaus künstlich ausge- 
arbeitet sind, zeigt die gleichmässige Breite und die regelmässige Ebnung; auch 
das nördliche Vorterrain zeigt eine ganz gleichmässige Neigung des Abhangs. 
Von den beiden Schluchten, welche den Burgwall mit den Niederwällen auf der 
Ost- und Westseite umziehen, senkt sich die Sohle der erstern stärker (zwischen 
s und ® 17 m), die der letztern, die einen weitern Zug hat, viel allmäliger 
(zwischen t und « nur 5 m). Ueber der tiefsten Stelle des Nordwestabfalls 
des Plateaukopfes, den der Burgwall krönt, (w) erhebt sich der Nordwall des 
letztern um 6% m, zu einer wahrhaft imposanten Höhe. Die dem Burgwall 
im Westen und Norden gegenüberliegenden Schluchtränder erreichen dessen 
Höhe bei Weitem nicht (bei q 79, bei x 84 m). Nach dieser topographischen 
Beschreibung des Lenzener Burgwalls und seiner Umgebung komme ich zu den 
Resultaten der im Sommer 1885 dort von mir veranstalteten Ausgrabungen. 
Es wurden recht reiche Scherbenfunde gemacht. Bereits bei der ersten 
Besichtigung des östlichen Vorterrains (/, 9, A) und der äusseren Böschungen 
des Südwalls (d—c) fand ich an der Oberfläche zahlreiche Scherben, die wohl 
Regengüsse aus oberflächlicher Lage in der spärlichen Rasendecke losgespült 
hatten. Die Nachgrabungen begann ich am Ostrande der Vertiefung e im süd- 
lichen Wallkessel. Hier kam in der Rasendecke bis zu 6 cm. Tiefe, also 
ganz oberflächlich, eine kleinere Anzahl Scherben, von denen einen die Ab- 
bildung 1 zeigt, zu Tage. Dieselben besitzen den deutlichen Burgwalltypus, 
zeigen zwar nicht die Wellenlinie, jedoch das Ornament der parallelen Rillen, 
die theils in grösserer Anzahl, theils zu je 2 {Fig. 1) oder 3 gruppirt sind. 
Bei dem einen Randstück (Fig. 1) ist der Hals nur durch eine kurze Wand- 
verdünnung markirt, bei dem zweiten steigt er etwas länger vertical auf, bei 
beiden ist der Rand senkrecht umgebogen und an der Aussenseite von recht- 
winkligen Kanten begrenzt. Die Scherben zeigen in der äusseren Hälfte röth- 
lichen, in der inneren schwärzlichen Brand. Dem Thon sind Sandkörner und 
feiner Granitgrus beigemengt, die die Oberfläche etwas rauh machen. Die Her- 
stellung des Ornaments ist zum Theil eine nachlässige. Spuren der Verfertigung 
auf der Töpferscheibe sind an einigen dieser Scherben deutlich bemerkbar. 
Eine grössere Menge von Scherben, die einer früheren als der Burgwall- 
zeit angehören, wurde in einem Einschnitt gefunden, den ich in die Sohle des 
8 


150 


südwestlichen Eingangs (zwischen d und 5) machen liess. ‘Hier zeigte sich im 
Sande in einer Tiefe von 0,75 bis 1,50 m eine Culturschicht, von zahlreichen 
feineren Holzkohlenstückchen dunkel gefärbt, in welcher ausser gröberen Holz- 
kohlenbrocken, mehreren Stücken rohen Bernsteins, einigen Knochen (Rind), zahl- 
reiche Scherben zu Tage kamen, von denen manche von Kohle, Russ und ver- 
kohlten, daran haftenden Speiseüberresten stark geschwärzt erschienen. Alle diese 
Scherben zeigen eine starke Beimischung von gröberem Granitgrus, jedoch nicht 
von Sand. Der Brand ist theils, wie bei den vorigen, aussen röthlich, innen schwarz, 
theils ganz schwarz, theils liegt die schwarze Schicht in der Mitte. An der 
Innenfläche sind alle mehr oder weniger sorgfältig geglättet, zuweilen nur sehr 
roh durch Andrücken der Finger, die äussere Fläche ist theils glatt, theils 
durch einen Bewurf rauh gemacht. Die verzierten Stücke zeigen nicht das Burg- 
wallornament, sondern entweder zwei Gruppen paralleler, sich schneidender 
gradliniger Ritzungen (Fig. 5), oder Eindrücke der Fingerspitzen, auf dem Rande 
(Fig. 7), auf der erhabenen Leiste, die zwischen Hals und Bauch um das Gefäss 
herumlief (Fig. 6), oder endlich breite Furchen, die mit den zusammengelegten 
Fingerspitzen in den äusseren rauhen Bewurf gezogen wurden, theils in schräger 
Richtung (Fig. 6), theils horizontal und vertikal nebeneinander (Fig. 8). Das 
Gefäss, dem der durch Fig. 6 abgebildete Scherben angehörte, hat einen be- 
trächtlichen Umfang gehabt; seine Wand ist 1 cm dick und zeigt an der Aussen- 
und Innenseite röthlichen, in der Mitte schwärzlichen Brand; Bauch und Hals 
zichen sich stark nach innen zusammen, der obere Rand ist eine glatte, an der 
Aussenseite gewölbte Leiste. An anderen Randstücken ist der Rand nur durch 
eine Verbreiterung der Halswand gebildet, theils horizontal glatt abgeschnitten, 
theils an der Aussen- und Innenkante durch Eindrücke der zusammengelegten 
Fingerspitzen verziert. Diese Eindrücke sind jedoch so angebracht, dass die äusseren 
mit den inneren alterniren, wodurch auf der Randmitte eine erhabene, ganz schmale, 
wellenförmige Leiste entsteht. Ein solcher Scherben wurde auf dem östlichen 
Vorterrain gefunden, ganz analoge befanden sich jedoch auch in der Grube, von 
welcher jetzt die Rede ist. Der sehr sorgfältig geglättete, glänzend schwarze 
Scherben (Fig. 9) zeigt einen schmalen, scharf vortretenden Bauchrand mit zwei 
Paar durch Eindrücken der glatten Nagelfläche hervorgebrachten Grübchen, der 
sich nach unten stark verjüngt, und einen vertikal aufsteigenden Hals, der ohne 
besonderen Rand oben glatt abgeschnitten ist. Das Gefäss, von dem er stammt, 
würde durch seine Gestalt, saubere Ausführung und glänzende Schwärze lebhaft 
an manche Urnen des Neustädterfeldes bei Elbing erinnern; auch die Form eines 
Henkelfragments, dessen Brand der des Scherben (Fig. 6) ist, findet sich auf dem 
Neustädterfeld wieder. Ein ganz eigenthümlicher Scherben ist der durch Fig. 2 
veranschaulichte. Der Thon ist wie bei den anderen, der Brand fast durchweg 
schwarz und zeigt nur an der äusseren Fläche eine minimale bräunliche Schicht; 
dagegen ist sein Ornament sehr auffallend. Dasselbe besteht aus zwei erhabenen, 
nebeneinanderliegenden, ovalen Lappen von 4 mm Dicke, die an ihrem oberen 
Ende mit dem Scherben selbst abgebrochen sind, so dass ihre ganze Gestalt 
9 


7 
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151 
nicht mehr zu erkennen ist; ihre Ausarbeitung in haut relief ist sehr merk- 
würdig. In der in Rede stehenden Grube wurde auch noch die Hälfte eines 
4 cm langen, 4 mm dicken hohlen Knochengriffs gefunden, der wohl am 
Ende eines Holzstiels ursprünglich befestigt war. Er ist unvollkommen geglättet, 
am einen Ende senkrecht und ziemlich sorgfältig, am anderen schräg und un- 
regelmässig abgeschnitten. Weitere Ausgrabungen liess ich auf den Wallköpfen 
neben dem Eingang (bei d und 5) vornehmen. In der Grube (bei d) wurde im 
Wallsande nichts gefunden. In der andern (bei b) kam in Tiefe von 1m ein 
Häufchen von Vogelkirschensteinen im Wallsande zum Vorschein. Das endo- 
earpium ist durchaus mürbe und brüchig, meistens in zwei Hälften zerfallen 
oder doch an der Keimstelle geöffnet, das Innere mit Sand erfüllt. In der 
Tiefe von 1,85 m fanden sich mehrere glatte Scherben der älteren Gattung und 
ein verzierter (abgebildet durch Fig. 4). Die Oberfläche des letzteren wird durch 
gradlinige, sich kreuzende Rillen in viereckige Felder getheilt, auch sind zwei 
diagonal verlaufende, unvollendet gelassene flachere Ritzungen erkennbar. Gra- 
bungen im Nordwall constatirten, dass derselbe aus Lehm besteht, und brachten 
aus einer Tiefe von 1,30 m gleichfalls einige glatte, ältere Scherben zum Vor- 
schein, dagegen wurden, mit Ausnahme der oben besprochenen, im Lagerraum 
des Walls trotz verschiedener Nachforschungen keine Scherben sonst gefunden. 

Im östlichen Vorterrain fanden sich überall ältere Scherben, bei g der mit 
den besprochenen Fingereindrücken auf dem Rande, bei % ein kleiner verzierter 
Scherben mit Nageleindrücken, horizontallaufenden parallelen Rillen darüber 
und ebensolchen schräger laufenden darunter. (Fig. 3). Ferner wurden einige 
glatte ältere Scherben in der Krone der Niederwälle bis zu 1m Tiefe an mehreren 
Stellen bei k, zwischen Z und m, zwischen o und p entdeckt, ein Beweis dafür, 
dass diese Wälle, abgesehen von den übrigen Anzeichen, küustliche Anlagen 
sind und von den Erbauern des Hauptwalls herrühren; sogar in dem aufsteigen- 
den Terrain des Plateauhalses, östlich von w, zeigten sich Scherben der zweiten 
(älteren) Gattung, woraus zu entnehmen ist, dass die Burgwallleute auch an dem 
dort befindlichen Abhang gearbeitet haben; ob der bei w in die Schlucht 
führende Abweg älteren Datums ist, weiss ich nicht anzugeben. 

Oben wurde erwähnt, dass am Südfusse des Nordwalls eine umfangreichere 
Vertiefung im nördlichen Wallinneren vorhanden sei, die durch Nachgrabungen 
entstand, welche der heutige Besitzer des Burgwalls dort vor mehreren Jahren 
veranstaltete. Man fand dabei, wie mir berichtet worden, unter der Rasen- 
decke nur den Sand des gewachsenen Bodens, an einer Stelle jedoch, etwa 
2 m tief, mehrere mit gebrannten Knochen gefüllte Urnen, von denen sich 
nichts erhalten hat; auch über ihre Grösse, Gestalt, Farbe, etwaige Verzierung 
habe ich nichts in Erfahrung bringen können; wahrscheinlich stammen sie aus 
der Zeit der oben beschriebenen älteren Scherben her. Am Südrande der 
durch diese Grabungen entstandenen Vertiefung liess ich im vorigen Sommer 
gleichfalls in der inneren Plateaufläche nachgraben. Zunächst zeigte sich in 
einer Tiefe von 0,60 m eine Anzahl nicht zu grosser, meistens künstlich ge- 
10 


152 


spaltener Steine von unregelmässiger Form und ungleicher Grösse; mehrere 
mittelgrosse waren 15—20 cm lang, halb so breit, 4 cm dick. Sie lagen 
nicht mehr so regelmässig nebeneinander und in so vollkommen horizontaler 
Lage, um ein bestimmtes Pflaster zu bilden, schienen vielmehr in ihrer ursprüng- 
lichen Lage bereits früher gestört zu sein. Eine Anzahl Holzkohlenstücke war 
in dem über ihnen lagernden Sande zum Vorschein gekommen, unmittelbar auf 
ihnen jedoch nur vereinzelte Kohlenfragmente, nur an einem dieser Steine war 
eine Schwärzuug durch Brand entschieden zu constatieren. 

An diese unregelmässige Steinpackung schloss sich weiter südwärts eine 
wirkliche Brandschicht, 2 m lang und ebenso breit (bei a). Diese 34 cm 
unter der Oberfläche lagernde Holzkohlen- und Aschenschicht war ohne Steine, 
im Kern 8 cm dick, nach den Rändern sich bis zu 2—1 cm verdünnend. Es 
lagen darin Fragmente von verkohlten, rechtwinklig gespaltenen Holzscheiten 
(Kiefer), 8 em breit, 6 cm diek. Kein Scherben, keine Spur verkohlter 
Nahrungsmittel (etwa verkohlte Getreidekörner), kein Thierknochen wurde bei 
oder in dieser Brandschicht gefunden, unmittelbar darunter war der gewachsene 
Boden (Sand). 

Aus dem bisher Mitgetheilten dürften sich folgende Schlussfolgerungen 
mit einiger Sicherheit ziehen lassen: 

1. Der Lenzener Burgwall wurde hergestellt durch Umformung eines 
natürlichen Hügels, der den die Umgegend überragenden Endkopf eines zwischen 
zwei Schluchten sich hinziehenden Plateaurückens bildete. Das Material zur 
Aufschüttung des Walls wurde theils der Kuppe, theils den Abhängen des 
Hügels entnommen. Die planierte Kuppe ist heute noch als kleines Plateau 
in der nördlichen Hälfte des Wallinneren vorhanden. Der hier gewonnene Sand 
wurde zur Schüttung der dieses Plateau im Westen begrenzenden Böschung 
verwendet. Die südliche Hälfte des Burgwalls wurde halbkreisförmig um den 
oberen Südabhang des Hügels gelegt, den Sand dazu nahm man von dem 
untern Theile des südlichen und südöstlichen Hügelabhangs; so entstand auf 
jetzterem das östliche und südöstliche Vorterrain (7, 9, h) und im Südwest das 
kleine Plateau i. Auf den Nordrand des Hügels setzte man den Nordwall; 
den Lehm, aus dem dieser besteht, nahm man aus dem lehmigen Nordabhang 
des Hügels und schuf so zugleich das sanft und gleichmässig geneigte nördliche 
Vorterrain. 

2. Auf dem ursprünglichen Hügel hatte bereits vor Anlage des Burgwalls 
eine heidnische Ansiedlung bestanden. Die von dieser herrührenden Haufen 
älterer Scherben, wurden durch den Bau des Walls über das ganze Wall- und 
Vorterrain zerstreut, wo sie noch heute, theils oberflächlich, theils tiefer und 
im Inneren des Walls gefunden werden; nur die unter der Sohle des südwest- 
lichen Eingangs gefundenen älteren Scherben dürften noch in ursprünglicher 
Lage gewesen sein und den letzten Rest eines Abfallhaufens der älteren An- 
siedlung ausgemacht haben. 

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153 


3. Die Gefässe, welchen die geglätteten älteren Scherben angehörten, 
scheinen mit den Urnen des Neustädterfeldes bei Elbing verwandt, wahrschein- 
lich aber jünger zu sein und der Periode anzugehören, welche auf die römische 
Periode des Neustädterfeldes folgte und die Lücke zwischen dieser und dem 
Beginn der Burgwallzeit ausfüllte.e Die Technik der Töpferkunst scheint in 
dieser Zeit seit dem Aufhören der römischen Einflüsse in unseren Gegenden 
bedeutend zurückgegangen zu sein. An die Stelle der Punkt- und Linien- 
ornamente treten Fingereindrücke, wie z. B. der durch Fig. 9 wiedergegebene 
Scherben von sonst sorgfältiger Arbeit nur die letzteren zeigt. Vor Jahresfrist 
wurden am Südrande des Neustädterfelder Gräberfeldes Scherben mit rauhem 
Bewurf gefunden, die von den eutsprechenden des Lenzener Burgwalls auch 
hinsichtlich des Brandes nicht zu unterscheiden sind; leider fand sich dabei 
keine Beigabe. 

4. Die oben beschriebenen wenigen Burgwallscherben, welche in der Rasen- 
decke des südlichen Wallinneren steckten, würden der Zeit der Erbauer des 
Burgwalls oder der demnächst folgenden angehören. Scherben mit dem auf 
diesen vorkommenden Ornament oder mit einem andern Burgwallornament sind 
auf dem Neustädterfelder Gräberfeld bisher nirgends gefunden worden, wohl 
aber in -grösserer Anzahl und genau dieselben Randstücke (Fig. 1) 2000 
Schritte nordöstlich von der Altstadt Elbings und 1400 Schritte südöstlich von 
Englisch-Brunnen auf dem Kämmerei-Sandlande, einem bereits höher gelegenen 
Terrain zwischen der Königsberger Vorstadt und der Pangritz-Colonie; hier 
werden aber wiederum die älteren Scherben des Lenzener Burgwalls durchaus 
vermisst. Diese Uebereinstimmung ist insofern wichtig, als sie einen Anhalts- 
punkt für die Lage des ehemaligen Truso zu gewähren scheint. Da nämlich 
Wulfstan in der zweiten Hälfte des 9. Jahrh. n. Chr. nach Truso kam und die 
Lenzener Burgwallscherben der älteren Burgwallperiode, also derselben Zeit an- 
zugehören scheinen, so würden auch die Scherben des Kämmerei-Sandlandes 
der Trusonischen Zeit zuzurechnen sein. Auf dem Terrain der nördlichen 
Vorstädte Elbings dürfte mithin Wulfstans Truso gelegen haben, denn als 
mehr als dreihundert Jahre später von Lübeckern Elbing auf dem Terrain der 
heutigen Altstadt erbaut wurde, musste das letztere Terrain, weil es sumpfig 
war, erst durch Pfahlroste fest gemacht werden, wird mithin für die Esthen 
Wulfstans zu Ansiedelungen völlig unbrauchbar gewesen sein. Damit stimmt 
überein, dass echte Burgwall-Scherben in dem Terrain der Altstadt von Elbing 
niemals zum Vorschein gekommen sind. 

5. Die im Norden des Hauptwalls gelegenen ‚Niederwälle“ dürften auf 
gleichfalls schon vorher vorhanden gewesenen Ausläufern des ursprünglichen 
Hügels, auf dem der Burgwall entstand, angelegt sein. 

6. Der Burgwall war wohl als Fliehburg für die Bevölkerung benachbarter 
Ortschaften bestimmt, bis in die Mitte dieses Jahrhunderts gehörte sein Terrain 
noch zum Gemeindeland des Dorfes Lenzen. Wahrscheinlich existirten auf dem 
Terrain von Lenzen und Succase lange vor Ankunft des Ordens pruzzische und 

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154 | . i 


noch früher esthnische Dörfer; ihren Einwohnern sollte wohl der Burgwall eine 
Zufluchtstätte!) bieten in Zeiten, wo Feinde das offene Land überschwemmten. 
Da der Lagerraum des Walls klein ist und wohl nur den Vertheidigern Raum 
gewährte, so war wohl der muldenförmige Raum zwischen den Niederwällen 
bestimmt, die übrigen Flüchtlinge und die Viehheerden aufzunehmen, war also 
ein nicht ringsgeschlossener Viehhof, vortrefflich zu vertheidigen durch die 
breiten Niederwälle, deren plateauartige Erweiterungen eine abschnittweise Ver- 
theidigung auch zur Deckung eines allgemeinen Rückzugs aus dem Burgwall 
ermöglichten. 

6. Ob indessen der Burgwall einmal oder gar öfter als Fliehburg in der 
That benutzt worden ist, darf zweifelhaft erscheinen, da die einzige Brandstelle, 
die im Wallinneren aufzufinden war, weder Gefässscherben, noch verkohltes 
Getreide oder Thierknochen enthielt, also durchaus keine Spur zeigte, dass dort 
jemals für eine grössere Menge von Menschen Lebensmittel zubereitet worden 
waren; vielmehr deutet diese Brandstelle wohl nur darauf hin, dass man auf 
dem höchsten Theil des Wallinneren öfters Signalfeuer entzündet hat. 

Zum Schluss dieser Untersuchung sei noch bemerkt, dass der Lenzener 
Burgwall einerseits eine sehr versteckte Lage hat, da man ihn weder von der 
von Elbing nach Tolkemit führenden Chaussee, noch vom Haff aus zu entdecken 
vermag, andrerseits aber auch, weil seine Höhe die rings um ihn aufsteigenden 
Schluchtenwände dominirt, aus seiner näheren Umgebung nicht eingesehen werden 
kann: erst in weiterer Entfernung steigt das umliegende Terrain im Osten und 
Nordosten allerdings erheblich über die Wallkrone hinaus. 

Die Rundschau vom Burgwall ist entzückend. Der Blick schweift vom 
Dorfe Lenzen und den dahinterliegenden Höhen im Osten zu dem bei Dörbeck 
gelegenen kegelförmigen Blisanenberg im Süden, umfasst im Westen die Nie- 
derung und das frische Haff und reicht im Norden noch über die Nehrung 
hinaus auf’s Meer. Es wäre sehr zu wünschen, dass diese in verschiedener 
Beziehung interessante altheidnische Veste, die im Ganzen noch wohl erhalten 
ist, nicht der Zerstörung anheimfiele. 


1) Pierson, Electron, S. 22, Anm. 88 leitet Lenzen, in der ältern Form Lansania, vom 
litt. Zanda, Schlupfwinkel ab. Diese Erklärung würde zu der von Anhöhen eingeschlossenen 
Lage des Dorfes Lenzen und mehr noch zu der zwischen Schluchten versteckten Lage des Burg- 
walls sehr wohl passen. 


13 


155 


Bezogen die Araber des Mittelalters Bernstein 
von der Ostsee her? 


Von 
Dr. Jacob. 


A. Naturwissenschaftliche Gründe. 


Da das arabische Weltreich in Spanien, Sicilien, an der phönikischen 
Küste und sonst Bernsteinfundstellen besass, so entsteht die doppelte Frage, 
einmal: waren dieselben den Arabern bekannt? sodann: genügten sie dem Bedarf 
derselben? 

Ersteres lässt sich nur hinsichtlich Spaniens mit Sicherheit bejahen, da 
der berühmte Arzt Gäfigi (12. Jhrd.), der seinen Zeitgenossen in der Kenntniss 
der einfachen Medicamente als grösste Autorität galt!) und überdies selbst 
Spanier war, sein Heimathland als Fundort des Bernsteins nennt.?) Dieselbe 
Angabe finden wir sodann bei Dimeschgi. Da der Bernstein gegen alle mög- 
lichen Krankheiten gebraucht wurde, muss die Nachfrage eine ziemlich grosse 
gewesen sein. Doch ist diese Bestimmung zu ungenau, um nun weiter schliessen 
zu dürfen, dass die arabischen Fundstellen nicht ausreichten, zumal dort noch 
manche neue bekannt werden dürfte und die bekannten auf ihre Ergiebigkeit 
hin noch wenig untersucht sind, schliesslich diese im Laufe der Zeit durch 
reiche Ausbeutung oder Naturprocesse abgenommen haben kann. 


B. Anthropologische Gründe. 


Die Verbreitung der arabischen Münzen würde den nordischen Bernstein- 
handel nur dann wahrscheinlich machen, wenn in der Nähe der Bernsteinküste 
grosse Massen von Dirhems gefunden wären. Nun zählte zwar der Münzfund 
von Pr. Holland 127, der von Wartenburg 336 Exemplare?); aber was ist das 
im Vergleich beispielsweise zu jenem von Tiesenhausen beschriebenen*) Funde 
aus dem Gouvernement Wladimir, der aus 11077 Exemplaren bestand. Dennoch 


1) Der Bernstein wurde nämlich von den Arabern vielfach als Arzneimittel verwendet. 
2) Citat bei Ibn Baitär. 
3) Beide sind von Prof. Nesselmann beschrieben worden. 
4) Wiener Numism. Zeitschr. Bd. II. 
1 


7 | | 2 


156 - 


beachte man folgenden Umstand: Aus der ziemlich gleichmässigen Vertheilung 
des küfischen Geldes um das ganze Becken der Ostsee, der grösseren An- 
häufung auf den Inseln, namentlich Gotland, und seiner Verbreitung bis nach 
Island müssen wir schliessen, dass ein lebhafter Handelsverkehr zur See, 
dessen Träger jedenfalls Normannen und Angelsachsen waren, im Norden ge- 
herrscht hat. Dieser kann aber sehr leicht die ursprünglichen Vertheilunes- 
verhältnisse der arabischen Münze ganz und gar verschoben haben. Ferner 
können wir stets grössere Anhäufungen an, den Arabern näher gelegenen, 
Punkten aus der leichteren ‚Erreichbarkeit, an ferner gelegenen aus dem wahr- 
scheinlich höheren Werthe erklären, wobei der Bernsteinhandel immerhin 
treibende Kraft gewesen sein mag, ohne dass dies durch die Fundkarte zum 
Ausdruck käme. Wir sehen also, dass auf diesem Wege keine Resultate zu 
gewinnen sind. 

Nachdrücklich aber muss ich mich gegen Saweljews Behauptung wenden, 
dass nur ein so kostbarer Handelsartikel wie der Bernstein die grossen Massen 
arabischer Münzen nach dem Norden zu ziehen vermocht hätte. Ueber den 
Preis des Bernsteins bei den Arabern wissen wir nichts. Wohl aber wissen 
wir, dass Pelze dort hoch im Werthe standen; so bezahlte man nach Mas’üdi 
für einen schwarzen Fuchspelz 100 Dinäre. ') 


C. Sprachliche Gründe. 


Der bekannte deutsche Generalconsul Blau suchte den baltischen Bernstein- 
handel dadurch wahrscheinlich zu machen, dass er unser Wort ‚Bernstein‘ aus 
dem arab. “anbar erklärte. Dagegen sprechen drei Gründe: Einmal die laut- 
liche Unmöglichkeit, ferner der Umstand, dass “anbar garnicht Bernstein heisst, 
wie Blau glaubte, endlich, dass Handelsartikel von dem verkaufenden und nicht 
von dem kaufenden Volk benannt zu werden pflegen. 

Nichts desto weniger gewährt uns die Sprache einen überaus wichtigen 
Anhaltspunkt für den baltischen Bernsteinhandel. Die Araber bezeichnen näm- 
lich unser Harz mit einem persischen Lehnwort (kah rubd), woraus hervorgeht, 
dass sie es von Osten bezogen. In die östlichen Theile des Chalifenreichs 
mündeten aber die nordischen Handelsstrassen, der Osten ist durch seine 
Münzen bei uns weitaus am reichsten vertreten.”) Noch wichtiger fast ist aber- 
der Umstand, dass das Wort käh ruba in der Form carabe (resp. carab£) in 
die romanischen Sprachen übergegangen ist; es findet sich im Spanischen, 
Portugiesischen, Italienischen und Französischen. 


D. Historische Gründe. 


Dass die historische Disciplin an unsere Frage herantreten darf, wird 
ermöglicht durch die arabischen Geographen, welche an ernstem wissenschaft- 


1!) Der Dinär ist ein Goldstück, der Dirhem Silbermünze. 
2) Die Sämänidenmünzen gehören den Herrschern von. T'ransoxanien an. 


6) 


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157 


lichen Streben, an Schärfe und Vielseitigkeit der Beobachtung, oft auch an 
Anmuth und Eleganz der Darstellung theilweise zu den vollendetsten Mustern 
dieses Zweiges der Weltlitteratur gehören. Hinsichtlich ihrer bisherigen Be- 
nutzung auf unserem Gebiet haben wir allerdings nicht eine einzige anerkennens- 
werthe Leistung zu verzeichnen. Von der Mehrzahl der Historiker wurden 
die arabischen Quellen ignorirt; anstatt sie zu studiren, phantasirte man; selbst 
Joh. Voigt (Geschichte Preussens Bd. I., Königsberg 1827) muss zu dieser 
Kategorie gerechnet werden, da er,S. 218 sagt: „Auf diesem Zwischenhandel 
durch Russland gelangten Preussens Erzeugnisse sogar bis nach Asien ‘und 
besonders nach Arabien, wenngleich zweifelhaft bleibt, ob nicht die Araber 
vielleicht auch schon damals den Bernstein unmittelbar aus Preussen abholten“ (!) 

Diejenigen aber, welche die orientalischen Autoren benutzten, hatten die 
Wissenschaft bezüglich unserer Frage seither nur um Irrthümer bereichert. 
Zunächst hat Bochart eine — wie es scheint — verstümmelte Avicennastelle 
vermöge einer unhaltbaren Conjectur als Beleg für den baltischen Bernstein- 
handel zu verwenden versucht; Sprengel in den Noten zu Dioskorides folgte 
seinem Vorgang. Stüve schob in seinem preisgekrönten Werk über die 
Handelszüge der Araber (S. 269) in ein Citat aus Ibn Fadlän, welches nor- 
dische Handelsartikel aufzählt, ohne jede Berechtigung den Bernstein ein. 
Auch Frähn setzte (Ibn Foszlan S. 81) diesen Handelszweig unbegründet vor- 
aus. Saweljew endlich schloss auf denselben mit Sicherheit aus einer Edrisistelle 
in der aber einerseits nicht von den baltischen Küsten, sondern von Schott- 
land, andererseits nicht von Bernstein, sondern von Pottfischamber die Rede ist. 
Heyd hat noch in der neuen franz. Ausgabe seines Werks über den Levante- 
handel diesen Irrthum acceptirt. 

Betrachten wir nun die arabischen Quellen kritisch, so scheint es, als 
ob der Bernsteinhandel sich erst verhältnissmässig spät entwickelt habe. Jeden- 
falls dürfen wir ihn nicht als den Haupterklärungsgrund für das Vorkommen 
der küfischen Münzen in unseren Gegenden betrachten. Dass der Bernstein 
von der Ostsee komme, wissen die Araber nicht, obwohl letztere unter dem 
Namen ‚,Meer der Varäger‘ gelegentlich, wiewohl selten, von ihnen genannt 
wird. Mugaddesi zählt ihn allerdings unter einer Reihe von Handelsartikeln 


auf, die von Bulgär !) herkämen, räumt ihm aber unter diesen keinen hervor- 
ragenden Platz ein. Ibn Haugal, der doch selbst Kaufmann war und auf den 


nordischen Handel mehrmals zu sprechen kommt, nennt ihn garnicht. Ebenso 
die anderen, unter denen namentlich das Schweigen des Ibräbim B. Ja'qüb von 
Bedeutung ist, weil er bis in die Nähe des Bernsteinlandes vordrang.?) Erst 


1) In der Nähe des heutigen Kasan. 

2) Er beschreibt z. B. die Burgwälle Mecklenburgs; ob mit der freien republikanischen 
Stadt am Meer, die zwölf Thore und einen Hafen besitzt, Danzig gemeint sei, wie man ver- 
muthet, ist allerdings zweifelhaft; doch haben wir sie jedenfalls in der Nähe der pommerschen 
Küste zu suchen. Die Berichte des Ibrähim Ben Jagüb gehören der letzten Hälfte des zehnten 
Jahrhunderts an, 


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158 


in späterer Zeit, nachdem die arabische Münze lange aufgehört hatte zum 
Norden zu wandern (woraus man fälschlich auf den Abbruch der Verkehrs- 
beziehungen geschlossen), scheint der baltische Bernsteinhandel einen grösseren 
Aufschwung genommen zu haben. 

Zum Schluss möchte ich noch bemerken, dass Dr. Blas, welcher nach 
längerem Aufenthalt in Centralarabien unlängst Mesopotamien besuchte, mir 
neulich mittheilte, Bernsteinschmuck wäre daselbst heutzutage keine Seltenheit; 
unter den von ihm gesammelten Antiquitäten, die theilweise noch assyrische 
Keilschrift aufweisen, befand sich auch eine Bernsteinperle, deren Alter er jedoch 
als sehr problematisch bezeichnete, weshalb ich von einer Uebersendung an 
Stadtrath Helm (zur Analyse) Abstand nahm. 


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159 


Zur Kenntniss der Weichthiere Westpreussens. 


E. Schumann in Danzig. 


Einleitung. 

Noch immer giebt es grosse Landstriche in Westpreussen, deren Wejch- 
thiere ganz unbekannt sind. In meiner Abhandlung: „Die Binnen-Mollusken 
der Umgebung von Danzig‘, welche in den Schriften der Naturforschenden Ge- 
sellschaft zu Danzig, Bd. V. Heft 1 und 4 erschienen ist, habe ich die dahin 
gehörige Literatur zusammengestellt. Danach ist nur die weitere Umgebung 
von Danzig genauer bekannt, sonst nur Weniges über die äusserste Nord- 
ostecke der Provinz bei Tolkemit und über das rechte Weichselufer bei 
Bromberg. 

In den Malakozoologischen Blättern, Neue‘ Folge Band VII, 1885 hat 
Ernst Friedel aus Berlin unter dem Titel „Zur Weichthierkunde West- 
preussens‘“ seine Beobachtungen veröffentlicht, welche er bei Gelegenheit einer 
Reise gemacht hat und zwar bei Thorn, Elbing, Kahlberg, Zoppot. Bei 
Thorn auf dem rechten Ufer der Weichsel erwähnt er namentlich Helix 
austriaca und dann Schnecken und Muscheln aus der Weichsel, deren Vor- 
kommen in diesem Flusse schon bekannt war. Aus dem Elbing-Fluss wer- 
den dann einige Mollusken aufgeführt, die auch sonst in Flüssen allenthalben 
vorkommen. Besonders interessant ist aber seine Liste jener Mollusken, welche 
im Frischen Haffe bei Kahlberg leben. 


Da ich in den letzten Jahren einige Excursionen zur Erforschung der 
Weichthiere Westpreussens unternommen babe, will ich meine Resultate mit- 
theilen, wenn ich auch weiss, wie wenig vollständig dieselben sein können, 
welche ja nur auf einem ein- oder zweimaligen Besuche einer Gegend be- 
ruhen. 


I. 


Die Binnen-Mollusken der Umgebung von Danzig. 
Zweiter Nachtrag. 
In den Jahren 1884 und 1885 habe ich eine Reihe Nacktschnecken ge- 


sammelt und in Spiritus’aufbewahrt. Herr Dr. Simroth in Leipzig, welcher 
1 


160 


auf Grund anatomischer Untersuchungen die Arten der Nacktschnecken genauer 
festgestellt hat, hat die Güte gehabt, meine gesammelten Exemplare zu be- 
stimmen. 


Limax. 
1. maximus. Oliva. 
2. tenellus. Kahlbude. 
3. arborum. Mirchau. 

Agrolimazx. 

1. agrestis. OJliva, Mirchau. 
2. laevis. Oliva. 

Arion. 


. empiricorum. Ich habe nur ganz schwarze T'hiere beobachtet. 
. subfuscus. Oliva, Mirchau. 

. Bourguignati Mabille. Waldform aus Mirchau. 

. minimus. Mirchau. 


P»wom- 


Ferner habe ich als neu für’ Danzig anzuführen: 

1. Lithoglyphus naticoides Fer. Am 14. Mai 1883 fand ich Thiere 
dieser Art in Menge an den Steinen sitzend, mit welchen die Weichsel an ihrer 
Mündung bei Plehnendorf eingedämmt ist, dicht unter dem Wasserspiegel. Bei 
jedem weiteren Besuch der genannten Oertlichkeit habe ich das Thier leicht 
auffinden können. An demselben Orte habe ich schon oft nach Schnecken ge- 
sucht, auch grössere Mengen Anspülsel von dort nach Hause gebracht, 
ohne darin das oben genannte 'Thier zu finden. — Im September desselben 
Jahres wurde im Berliner Tageblatt berichtet, dass diese Schnecke auch 
im Berlin-Spandauer Schifffahrtscanal aufgefunden sei. Ich machte nun 
von meinem Funde Herrn Dr. O. Reinhardt in Berlin Mittheilung. Wohl 
gleichzeitig mit mir hatte Herr Lehrer H. Schulze in Küstrin die Schnecke 
in der Warthe gefunden, worüber Herr v. Martens in der Gesellschaft der 
naturforschenden Freunde am 17. Juli berichtete. Ueber die weiteren Funde 
dieses Thieres, auch über den meinigen macht Herr E. Friedel Mittheilung 
in dem Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft im No- 
vember-Dezember 1833. — 

2. Planorbis limophilus Westerl. So hat Herr S. Clessin nach- 
träglich die Schnecke aus Kahlbude bestimmt, welche in meinem ersten Nach- 
trage zu den Binnen-Mollusken Danzigs als Planorbis albus var. lemniscatus 
West. aufgeführt ist. Dagegen ist der in Steinkrug gefundene Planorbis wirk- 
lich lemniscatus West. — Noch zweimal bin ich in Kahlbude gewesen, um das 
Thier wieder aufzusuchen, doch ohne jeden Erfolg. 


II 


Tolkemit. 


Tolkemit ist ein kleines Städtchen, am Frischen Haffe zwischen Elbing 


und Frauenburg gelegen. Dort erheben sich die Ufer des Haffes allmählich 
2 


zu stattlicher Höhe. Bei Rehberg, nur 5 km vom Haffe entfernt, befindet sich 
ein Berg von 193 m, während der höchste Punkt, 10 km vom Haffe bei Trunz 
gelegen, 198 m erreicht. Dieser Abhang ist zum grössten Tbeile mit Wald be- 
deckt. Zahlreiche tiefe Schluchten ziehen sich bis zum Haff hinab, unter 
denen die bei Panklau durch ihre Grossartigkeit und Schönheit sich eines wohl- 
verdienten Rufes erfreut. | 

Auf diese Gegend wurde meine Aufmerksamkeit durch die Arbeit Hensche’s 
vom Jahre 1861 gerichtet, in welcher von dort Helix personata und einige 
Clausilien aufgeführt werden. 

Im Jahre 1880 wanderte ich im Juli flüchtig durch den Park von Cadinen und 
brachte von dort einige Clausilien heim. Dann nahm ich im Juli 1883 zwei Tage 
Standquartier in dem Dorfe Lenzen und durchsuchte auf der Höhe hauptsäch- 
lich die Waldsümpfe. Endlich bin ich im Juni 1356 zwei Tage in Panklau und 
Cadinen gewesen. 

Die folgende Liste kann nicht besonders vollständig sein, da die Monate 
Juni und Juli wenig günstig zum Sammeln von Landschnecken sind. Auch die 
von Hensche’von dort aufgeführten Schnecken nehme ich unter dem Zeichen 
H. in das Verzeichniss auf. Hensche giebt das Forsthaus Wieck als Fundort 
an, weil dort Herr E. Schwarz wohnte, der für ihn saınmelte. 

Die im Haffe lebenden Thiere sind in der folgenden Liste nicht mit 
aufgeführt. — 

Limax Müller. — 1. maximus L. — 
Nils. (nur H). 

Vitrina Drap. — 4. pellucida Müll. 

Hyalina Fer. — 5. nitens Mich. — 6. pura Ald. var. viridula Menke. — 
1. radiatula Gray. und var. petronella Charp. — 8. erystallina Müll. 
— 9. fulva Müll. 

Zonitoides Lehm. — 10. nitida Müll. 

Arion Fer. — 11. empiricorum Fer. — 12. subfuscus Drap. (H). 

Patula Held. — 13. rodundata Müll. — 14. pygmaea Drap. 

Helix L. — 15. aculeata Müll. — 106. costata Müll. — 17. personata Lam. 
Hensche bekam diese Schnecke im Sommer 1860 durch Herrn E. Schwarz 
aus Wieck. Im Juli 1883 fand ich in der Schlucht zwischen Cadinen 
und Lenzen trotz mehrstündigen Suchens nur vier lebende und ein 
todtes Exemplar und im Juni 1886 nur zwei Schnecken dieser Art. — 
18. bidens Chem. (H). — 19. hispida L. — 20. fruticum Müll. (H). 
21. arbustorum L. — 22. hortensis Müll. — pomatia L. (H). 

Buliminus Ehr. — 24. obscurus Müll. 

Cochlicopa Risso. — 25. lubrica Müll. 

Pupa Drap. — 26. edentula Drap. — 27T. substriata Jefl. — 23. pusilla Müll. 

Clausilia Drap. — 29. /aminata Mont. (H). — 30. plicata Drap. — 31. canı 
Held (nur H). — 32. dubia Drap. (H). — 33. pumıla Ziegl. (nur N). 

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arborum Bouch. (H). — 3. tenellus 


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162 


— 34. ventricosa Drap. (H). — 35. plicatula Drap. — 36. latestriata 
E. A. Bielz. — 37. jilograna Ziegl. (nur H). 

Succinea Drap. — 38. putris L. — 39. Pfeifferi Rossm. — 40. oblonga Drap. 

Carychium Lam. — 41. minimum Müll. 

Limnaea Lam. — 42. stagnalis L. — 43. auricularia L. — 44. peregra Müll. 
— 45. palustris Müll. — 46. truncatula Müll. 

Aplexa Flem. — 47. hypnorum L. 

Planorbis Guett. — 48. corneus 1. — 50. marginatus Drap. — 51. vortex L. 
— 52. vorticulus var. charteus Held. — 53. spirorbis L. — 54. sep- 
temgyratus Ziegl. — 55. contortus L. — 56. Rossmaessleri v. Auersw. 
— 57. nitidus Müll. 

Ancylus Geofi. — 58. fluviatilis Müll. In dem Grenzbach bei Cadinen an 
Steinen in Menge. 

Valvata Müll. — 59. eristata Müll. 

Sphaerium Scop. — 60. corneum L. 

Pisidium C. Pfeiff. — 61. fossarinum Cless. — 62. milium Held. — 63. ob- 
tusale C. Pfeifl. 


I. 
Riesenburg. 


Am 14. und 15. Juli 1834 habe ich in der Umgebung der Stadt ge- 
gesammelt. Meine Ausbeute an Landschnecken in der unmittelbaren Nähe der. 
Stadt war sehr gering. Der nahe Wald enthält fast nur Nadelholz; mit Busch- 
werk bestandene Abhänge sind knapp. Dann aber war der ganze Boden stark 
ausgetrocknet, da es lange nicht geregnet hatte. In Gärten zu sammeln hatte 
ich keine Gelegenheit. Daher habe ich vorzugsweisse nach Wasser-Mollusken 
gesucht. 

In unmittelbarer Nähe der Stadt befinden sich der Schloss-See und der 
Sorgen-See. Der erstere ist weit hinein mit Rohr bestanden und mit zahl- 
reichen Wasserpflanzen bedeckt, der andere hat weniger Pflanzenwuchs. An 
den Ufern beider Seeen und in den benachbarten Wiesengräben habe ich ge- 
sammelt. 

Dann ging ich über Gilwe nach dem Klostersee und bis Gr. Trom- 
nau. Hier treten Laubwälder auf. In diesen habe ich einige Landschnecken 
gefunden, doch bin ich überzeugt, dass sich dort noch mehr Arten finden 
werden, auch wohl Clausilia und Pupa, wenn bei günstigerem Wetter und in 
geeigneterer Jahreszeit gesammelt wird. Auch dürften die Waldsümpfe noch 
manche interessante Mollusken beherbergen. 

Einen reichen Beitrag verdanke ich dann der Güte des Reötors des Real- 
progymnasiums zu Riesenburg, Herrn Müller, der mir auf meine Bitte im 
Frühjahre 1885 einige Cigarrenkisten mit Anspülsel des Sorgen-Sees übersandte. 

Im Folgenden führe ich die im vorhin genannten Gebiete gefundenen 

E 


163 


Mollusken auf. Der am weitesten gelegene Fundort ist 13 km von Riesenburg 

entfernt. 

Hyalina Fer. — 1. radiatula Gray. 

Zonitoides Lehm. — 2. nitida Müll. 

Arion Fer. — 3. subfuscus Drap. Gr. Gilwe. 

Helix L. — 4. pulchella Müll. — 5. bidens Chem. — 6. hispida L. — T. ru- 
biginosa Ziegl. — 8. incarnata Müll. Am Kloster-See fand ich lebende 
Thiere. In Westpreussen ist diese Art noch bei Ostrometzko am rechten 
Weichselufer von Krause gefunden und von mir im Thale des Schwarz- 
wasser bei Terespol und Osche. — 9. hortensis Müll. Gilwe. 

Cochlicopa Risso. — 10. lubrica Müll. 

Succinea Drap. — 11. Pfeifferi Rossm. — 12. oblonga Drap. 

Limnaea Lam. — 13. stagnalis L. — 14. auricularia L. — 15. ampla Hart. 
16. ovata\Drap. — 17. peregra Müll. — 18. palustris Müll. — 19. trun- 
catula Müll. 

Physa Drap. — 20. fontinalis L. 

Aplexa Flem.,— 21. hypnorum L. Im einem Sumpfe bei Kl. Tromnau. 

Planorbis Guett. — 22. corneus L. — 23. marginatus Drap. — 24. carinatus 
Müll. — 25. vortew L. — 26. vorticulus var. charteus Held. — 27. sep- 
temgyratus Ziegl. — 23. contortus L,— 29. albus Müll. — 30. Ross- 


maessleri v. Auers. — 31. complanatus L. — 32. nitidus Müll. 

Velletia Gray. — 33. lacustris L. 

Valvata Müll. — 34. antiqua Son. Am Kautziger See fand ich nur eine 
Schale, welche aber 7 mm hoch ist; dagegen erhielt ich zahlreiche 
Exemplare durch Herrn Rector Müller aus dem Sorgen-See. — 35. ma- 
crostoma Steenb. — 36. eristata Müll. 

Vivipara Lam. — 57. vera v. Frauenf. Sorgen-See. — 38. fasciata Müll. 
Kloster-See. 

Bythinia Gray. — 39. tentaculata L. 

Anadonta Cuv. — 40. mutabilis Oless. var. anatina L. Sorgen-See. 

Unio Phil. — 41. tumidus Nils. Sorgen See und Kloster-See. 

Sphaerium Scop. — 42. corneum 1. 

Calyculina Cless. — 43. lacustris Müll. Sorgen-See. — 44. Ryeoltii Norm. 


var. danica Cless. In einem Waldsumpfe bei Kl. Tromnau. Diese 
Muschel ist neu für Westpreussen. 


Pisidium C. Pfeiff. — 45. amnicum Müll. Sorgen-See. — 46. Henslowianum 
Shepp. — 47. fossarinum Cless. — 45. pallidum Jeftr. — 49. obtu- 
sale C. Pfeiff. — 50. nitidum Jen. — 5l. subtruncatum Malm. — 


52. milium Held. 
Für die Berichtigung der Bestimmung dieser Pisidien bin ich wieder 
Herrn S. Clessin in Ochsenfurt zu Dank verpflichtet. 
Auf derselben Excursion kam ich auch nach Garnsee. An die Seeen in 
der Umgebung der Stadt ist schwer hinanzukommen. Ich konnte nur wenige 
5 = 


164 
Arten auffinden, nämlich: Zimnaea palustris, stagnalıs, Planorbis corneus 
marginatus, vortex, nitidus, contortus, crista var. spinulosus, Sphaerium 
corneum. 
IV. 
Das Thal des Schwarzwasser. 


Im Kreise Schwetz habe ich nur an zwei Stellen gesammelt und zwar 
nur im Thale des Schwarzwasser. Dieser Fluss schneidet tief in den san- 
digen Boden ein, doch ist das Flussthal nicht breit. Die steilen Ufer sind 
vielfach mit Buschwerk und auch mit stattlichen Bäumen bedeckt, während sich 
neben dem Flusse schmale Wiesen hinziehen. Tiefe Schluchten führen oft nur 
kleine Bäche dem Hauptflusse zu. Anfang October 1884 habe ich an einem 
einzigen Tage bei der Eisenbahnstation Terespol gesammelt und zwar aus- 
schliesslich im Thale des Schwarzwasser und in einer Seitenschlucht der Wirra- 
Parowe. Schon lange hatte es nicht geregnet, daher war meine Ausbeute an 
Landschnecken nicht sehr gross. Die Clausilien z. B. fehlten gänzlich, ebenso 
die Nachtschnecken. Ferner bin ich einen Tag in Osche etwa 5 km nördlich 
von Terespol gewesen und habe auch hier im Thale des Schwarzwasser ge- 
sammelt. Der höher gelegene grosse Kiefernwald gab keine Ausbeute, und die 
darin liegenden Gewässer habe ich nur sehr mangelhaft untersuchen können. 
Vitrina Drap. — 1. pellucida Müll. 

Hyalina Fer. — 2. nitens Mich. — 3. pura var. viridula Menke. — 4. radiatula 
Gray. und var. petronella Charp. — erystallina Müll. — 6. Julva Müll. 


Zonitoides Lehm. — T. nitida Müll. 

Arion Fer. — 8. empiricorum Fer. 

Patula Held. — 9. rotundata Müll. — 10. ruderata Stud. — 11. pygmaea 
Drap. 

Helix L. — 12. aculeata Müll. — 13. pulchella Müll. — 14. costata Müll. 
15. bidens Chem. — 16. rubiginosa Ziegl. — 17. hispida L. — 18. 
strigella Drap. — 19. fruticum Müll. — 20. incarnata Müll. — 21: 
lapicida L. — 22. arbustorum L. — 23. hortensis Müll. 

Cochlicopa Risso. — 22. lubrica Müll. 

Pupa Drap. — 25. substriata Jefl. — 26. pusilla Müll. 

Clausilia Drap. — 27. laminata Mont. — 28. ventricosa Drap. — 29. dubia 
Drap. — 30. bidentata Ström. — 31. plicata Drap. 


Succinea Drap. — 32. Pfeifleri Rossm. — 33. putris L. 

Carychium Müll. — 34. minimum Müll. 

Valvata Müll. — 35. piscinalis Müll. — 36. eristata Müll. 

Vivipara Lam. — 37. vera v. Frauenf. 

Bythinia Gray. — 38. tentaculata L. 

Neretina Lam. — 39. fluviatilis L. 

Limnaea Lam. — 40. stagnalis L. — 41. ampla Hart. — 42. ovata Drap. 
43. palustris Müll. — 44. truncatula Müll. — 45. peregra Müll. 


6 


Physa Drap. — 46. fontinalis 1. 

Planorhis Guett. — 47T. corneus L. — 48. marginatus Drap. — 49. earinatus 
Müll. — 50. vortex L. — 51. spirorbis L. — 52. septemgyratus Ziegl. 
53. contortus L. — 54. albus Müll. 

Unio Phil. — 55. batarus Lam. 

Sphaerium Scop. — 56. corneum L. 

Pisidium C. Pfeiff. — 57. amnicum Müll. — 58. milium Held. — 59. fossa- 
rinum Cless. — 60. pulchellum Fer. 

Von den hier aufgezählten Arten erhielt ich aus Osene durch den Send- 
boten des botanisch-zoologischen Vereins Herrn Dr. Hellwig Helix ruderata 
und FH. lapieida. Die erstere Art ist bis dahin aus Westpreussen noch nicht 
bekannt, während dieselbe in Ostpreussen sowohl von Hensche als auch von 
mir gefunden wurde. Herr Hellwig brachte ausserdem noch einige Clausilien 
mit, aber nur Arten, die ich später dort auch selbst gefunden habe. 


N 
Biologisches. 


Rothalbinismus von Vivipara vera von Frauenf. Lehmann be- 
schreibt das Thier von Firipara vera als „schwarz oder schwarzgrau mit 
gelben oder orangen Punkten an allen Theilen besetzt.“ Solche Thiere leben 
in Menge in den Festungsgräben von Danzig und in der Mottlau. In 
dem Nachtrag zu den Binnenmollusken von Danzig habe ich als Varietät 
von Viripara vera ein Thier beschrieben, welches hellorangegelb ist mit 
wenigen dunkleren Punkten bedeckt. Diese Thiere hatte ich in den Gräben 
der Wiesen bei Ohra, welche zeitweise mit der Mottlau in Verbindung stehen, 
gefunden. 

Wenn im ersten Frühjahre die Wasserpflanzen diese Gräben noch nicht 
überwuchern, bemerkt man die gelben Thiere, welche dann munter herum- 
kriechen, sehr leicht. Vermöge ihrer hellen Farbe heben sie sich wie Sterne 
vom dunkleren Untergrunde ab. Ja schon wenn allein die gelben Fühler aus 
dem dunkelen Gehäuse hervorragen, sieht man diese bis auf zwei Meter Ent- 
fernung im Wasser. Dass auch dunkele an denselben Orten vorkommen, war 
mir lange Zeit entgangen. 

Im Frühjahre 1886 übersandte ich solche hellen Thiere an Herrn Dr. 
Heinrich Simroth in Leipzig. Bei dem Fange dieser fand ich sogar ein 
gelbes Thier mit einem dunkelen in copula. Herr Dr. Simroth hat die hellen 
Thiere als roth-albin im Zoologischen Anzeiger Jahrgang IX. beschrieben. 
Unter den ihm vorliegenden Thieren fard er solche, bei denen sogar das 
Schwarz im Auge fehlte. Er vergleicht mit diesem Vorkommen das analoge 
bei der Nacktschnecke Arion empiricorum. Bei uns in Wespreussen habe ich 
von dieser Schnecke nur ganz schwarze beobachtet, in südlicheren Gegenden 
kommen neben schwarzen rein rothe vor, bei denen also das schwarze Pigment 
vollständig fehlt. 


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166 


In der wichtigen Arbeit: Versuch einer Naturgeschichte der deutschen 
Nacktschnecken“ in der Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie für 1885 theilt 
Simroth auch seine Untersuchungen über die verschiedenen Färbungen von 
Arton empiricorum mit. Er fasst seine Resultate, die auch auf Zuchtversuchen 
beruhen, folgendermassen zusammen: 

a. Die Färbung wird bedingt lediglich durch Temperatureinflüsse während 
der Hauptentwicklungsperiode. 

b. Wärme hemmt den schwarzen Farbstoff oder bildet ihn zurück; sie 
begünstigt den rothen selbst noch nach erfolgter Ausfärbung im Schwarz. 

c. Kälte wirkt der Wärme entgegengesetzt. 

. Existiren vielleicht analoge Bedingungen für die Färbung der Vivipara 
vera? Das Vorkommen der roth-albinen Thiere in den flachen und daher 
wärmeren Gräben, der schwarzen in den tieferen und daher kälteren Stadt- 
gräben spricht dafür. 

Uebrigens ist das Vorkommen dieser Albinos durchaus nicht auf die 
Gräben bei Danzig beschränkt. Herr Kirbuss aus Königsberg in Pr., dem 
ich Mittheilung von meinem Funde gemacht hatte, übersandte mir roth-albine 
Thiere aus Königsberg, die er in einem Graben am Holländer Baum, der 
nicht mit dem Pregel in Zusammenhang steht, gefangen hatte. Auch theilt 
er mir mit, dass er bei Tiegenhof in der Weichselniederung ebenfalls albine 
Thiere beobachtet habe, so dass dieselben also auf der Strecke von Danzig bis 
Königsberg constatirt sind. Sonst habe ich Vivipara vera noch in einzelnen 
Seeen und Teichen der Provinz beobachtet, doch stets nur in der schwarzen 
Form. — 

Deckel bei Planorbis spirorbis L. Im Juni 1886 fand ich bei Ca- 
dinen in einem damals vollkommen trocken liegenden Sumpfe Planorbis spi- 
rorbis frei auf dem Boden liegend. Ich sammelte eine Anzahl Thiere, die ich 
für todt hielt, in ein Kästchen. Als ich dieses nach sieben Wochen wieder vor- 
nahm, bemerkte ich, dass jedes Gehäuse durch einen weissen, papierartigen 
Deckel geschlossen war. Die Thiere hatten sich so zurückgezogen, dass die 
Hälfte des letzten Umganges leer war. Ich setzte sie in Wasser, und nach 
drei Tagen krochen alle munter umher! Ja, einige Thiere lebten noch, nach- 
dem sie 4 Monate trocken gelegen hatten. Eine solche Widerstandsfähigkeit 
gegen das Vertrocknen muss bei Wasserschnecken überraschen, während bei 
Landschnecken diese allgemein bekannt ist. 

Rossmässler und Michaud haben einen solchen Deckel bei dem nahe 
verwandten Planorbis leuwcostoma Mich. syn. mit rotundatus Poiret 
beobachtet. Diese Schnecke habe ich übrigens in Westpreussen noch nicht 
aufgefunden. — 

Schmarotzer in Suceinea putris L. Bei einer Succinea putris, die 
ich in einem Glase hielt, fiel mir der eine eigenthümlich verdickte Augenträger 
auf. Nach einigen Tagen zeigte der andere dieselbe Erscheinung. Jeden der- 
selben füllte eine Inseeten-Larve mit braunem Kopfe, dann folgenden braunen 


fe) 


Perlenschnüren mit grünen Ringen vollständig aus. Die Ringe bewegten sich 
fortwährend in der Längsrichtung. Berührte ich einen Augenträger, so stülpte 
sich dieser ein, wie bei einem gesunden Thiere, wurde aber bald wieder her- 
vorgestreckt, und die Larve folgte bald. Ausserdem zeigten sich im Inneren 
noch 3 ebensolche Larven, deren Köpfe zwischen den Ansätzen der Augen- 
träger sassen. Die Larven wuchsen rasch; dabei kroch die Schnecke im Glase 
munter umher und frass Salat. Nach 3 Tagen starb die Schnecke. Ich nahm 
die eine Larve aus dem Augenträger und bewahrte sie in Spiritus auf. Herr 
Hauptlehrer Brischke bestimmte dieselbe als zu Eristalis, einer Fliege ge- 
hörig. Während das Gehäuse der Schnecke nur 16 mm mass, hatte die Larve 
die stattliche Länge von 12 mm und eine Dicke von etwa 1°/, mm. 

Schmarotzer bei Suceinea sind schon mehrfach beobachtet. Herr Brischke 
hat aus einer Schnecke eine andere Fliege, Sarcophaga carnina erzogen. 
Ueber einen anderen Schmarotzer hatte Herr Brischke die Güte, mir Folgendes 
aus einem Briefe, den Herr Professor Zaddach in Königsberg 1863 an ihn 
gerichtet hat, mitzutheilen: 

„Sehr interessant ist mir die Auffindung des merk würdigen Schmarotzers 
von Succinea putris gewesen. Es war kein Zweifel, dass er auch bei uns 
vorkomme, indessen ist er wohl hier noch nicht beobachtet worden. Es ist 
dies Leucochloridium paradoxum, von Carus ausführlich beschrieben und 
benannt, später von v. Siebold untersucht. Kein Wunder, dass Sie das Thier 
nicht erziehen konnten, denn es ist keine Larve, sondern nur ein Keimschlauch, 
der sich in der Schnecke entwickelt und in seinem Inneren Distomen, kleine 
Eingeweidewürmer von !/, mm Länge erzeugt, die sich erst vollständig aus- 
bilden, wenn sie in den Darm eines Wirbelthieres und zwar wahrscheinlich 
eines Wasservogels (Rallus) gerathen. Diese Schläuche haben auch keinen 
Kopf, fressen auch nicht, sondern sind nur contractil.“ 


168 Be, 


Ueber Parthenogenesis bei den Blattwespen. 
\ Von 
TC. G. A. Brischke, 


Hauptlehrer a. D. in Langfuhr. 


Indem ich es unternehme, meine Erfahrungen über die Zucht von Blattwespen 
aus unbefruchteten Eiern mitzutheilen, muss ich auch des verstorbenen Pro- 
fessors ©. v. Siebold in München gedenken, dessen liebenswürdige und anre- 
gende Persönlichheit mir stets entgegentritt, wenn ich an unsern, für mich so 
belehrenden Verkehr zurückdenke. Er und Professor Ratzeburg in Neustadt- 
Eberswalde waren es, die meine Liebe zur Natur auf die Insekten und beson- 
ders auf die Hymenopteren lenkten. Beide Herren unterzogen sich bereitwil- 
ligst der Bestimmung meiner Schätze und setzten mich dadurch in den Stand, 
dass ich auf dieser Basis durch eigenes Studium weiter bauen konnte. — Mein 
Briefwechsel mit Herrn Prof. v. Siebold wurde recht rege, als er sich mit der 
Parthenogenesis der Blattwespen zu beschäftigen anfing. Am 17. Nov. 1863 
schreibt er unter Anderem: „Bekanntlich finden sich von Klug, Hartig und 
anderen Entomologen verschiedene Tenthrediniden Arten beschrieben, von denen 
sie aber nur Weibchen oder nur Männchen bis jetzt hatten auffinden können. Es 
ist anzunehmen, dass eine dieser Arten als 2 zu einer anderen nur g' enthaltenden 
Art gehören wird. Das wird sich besonders bei der Zucht aus Larven sehr 
leicht herausstellen, und haben Sie darüber gewiss schon hübsche Erfahrungen 
gemacht. Nun giebt es aber unter diesen männerlosen Tenthrediniden einige 
Arten, bei denen es auffallen muss, dass trotz ihrer Häufigkeit und trotz der 
Menge von Individuen, welche davon durch die verschiedensten Sammler zu- 
sammengebracht worden sind, sich noch kein einziges Mal ein Jg’ hat auffinden 
lassen. Seitdem ich auf die Parthenogenesis aufmerksam gemacht habe, welche 
bei verschiedenen Insekten stattfindet, gewinnt die obige auffallende Erschei- 
nung eine ganz besondere Bedeutung. Es fragt sich, ob nicht viele jener 2 
von Selandria ephippium, ovata, albipes, Dineura Alni ete. im Stande sind, sich 
wie gewisse Psychiden unbefruchtet fortzupflanzen, und ob nicht deshalb die 
dieser Tenthrediniden von den Entomologen übersehen werden mussten, weil 
nur von Zeit zu Zeit bei einer Generation Männchen auftreten und bei mehre- 


ren vorhergehenden und nachfolgenden Generationen ganz ausbleiben. Es kann 
1 


sein, dass sich nach den neuesten Erfahrungen herausstellt, die lange vermiss- 
ten Tenthrediniden-Männchen sind vorhanden, sind sogar immer vorhanden und 
nur wegen anderer Färbung und Zeichnung nicht richtig zu den entsprechenden 
Weibchen eingereiht worden.“ 

„Es kann aber auch wirklich Parthenogenesis dabei im Spiele sein, nament- 
lich, wenn aus einer sehr grossen Anzahl von Cocons lauter Weibchen aus- 
schlüpfen, die Eier ablegen, aus denen Räupchen hervorschlüpfen, ohne dass 
zu deren Befruchtung Männchen bei der Hand waren.“ 

Als Herr Professor v. Siebold die Resultate meiner Pezomachus-Zuchten 
in unseren Gesellschaftsschriften gelesen hatte, schrieb er am 28. Febr. 1869 
an mich: „Ich habe Ihnen noch besonders zu danken für Ihren letzten inhalts- 
reichen Brief vom 29. November 1863, aus welchem ich mir äusserst brauch- 
bare Notizen in meine Vorarbeiten zur Parthenogenesis eintragen konnte. 
Ihre Mittheilung über PezomachusQ, welche Sie ein paar Jahre lang aus Micro- 
gaster erzogen haben, hat, mich besonders interessirt.‘‘!) v. Siebold bittet mich 
um Cocons von männerlosen Tenthrediniden, die er erziehen will, um die aus- 
gekrochenen 2 zu untersuchen, ob ihr receptaculum seminis wirklich leer von 
Samenmasse ist. Dann fährt er fort: „Zur Parthenogenesis-Frage füge ich noch 
hinzu, dass der ordentliche Lehrer an der Realschule in Cassel, Dr. Herm. 
Kessler (Cassel, 1866) eine kleine Schrift bekannt gemacht hat über die Lebens- 
geschichte von Ceutorhynchus sulcicollis und Nematus ventricosus, in welcher 
derselbe auf S. 60 die parthenogenetische Fortpflanzung von N. ventricosus 
(jetzt N. Ribesii) festgestellt hat.“ Hiernach lässt sich die Mittheilung von 
Hartig (Blatt- und Holzwespen 1837, p. 277) über Selandria brevis ganz sicher 
auf Parthenogenesis deuten, und mag Ihnen diese Angabe des Hartig, der da- 
mals keine Ahnung von Parthenogenesis hatte, einen Anhaltspunkt liefern zu 
weiteren Beobachtungen, um diese Erscheinung, die immer noch angezweifelt 
wird, feststellen zu helfen.‘“ Die betreffende Stelle bei Hartig lautet: „So grosse 
Mengen dieser sonst nicht häufig vorkommenden Blattwespe im vorigen Jahre 
schon Mitte April in meinem Garten auf Rosen anzutrefien waren, so habe ich 
auch nicht ein einziges, bis jetzt noch gänzlich unbekanntes J' gefunden: Ver- 
wechselungen konnten nicht stattfinden, da $. brevis die einzige zu so früher 
Jahreszeit schwärmende Wespe war., — Bald nach ihrem Schwärmen erschien 
eine grüne, braunköpfige, gabeldornige Raupe auf den Rosen und zwar zwischen 
den zusammengerollten Blättern einsam u. s. w.‘“ Hartig beschreibt nun ganz 
genau die Larve, aus der ich oft die Selandria pusilla erzog. Die Larve von 
S. brevis, die ich auch erzog, lebt in jungen Birnen. Hartig hätte die Rosen- 
larven erst erziehen müssen, um sich zu überzeugen, dass sie zur S. brevis in 


1) Prof. Ratzeburg erzählt im 3. Bande seiner Ichneumoniden der Forstinsekten (1852) als 
6. Krankengeschichte die Zucht von Microgastern und Pezomachen aus Spinneneiern. Ich fand hier 
bei Danzig dieselben flockigen Hänfchen und erzog auch dieselben Parasiten. Es sind das aber nicht 
Spinnennester, sondern Microgaster-Gespinnste. Später erzog ich aus wirklichen Spinneneiern 
Pezomachen und zwar geflügelte £' (Hemimachus Rtzbg.) und ungeflügelte 2. 
2 


Wen t lami = 


keiner Beziehung stehen. Die Natur will gründlich erforscht sein, denn durch 
blosse Vermuthungen kommt man auf Irrwege, die von Anderen als Wahrheit 
nachgeschrieben werden.“ 

Mir war es nicht zweifelhaft, dass auch andere Blattwespenarten, ähnlich 
wie Nematus ventricosus, sich parthenogenetisch fortpflanzten; nur suchte ich 
vergeblich nach solchen, die häufig vorkommen, leicht zu erziehen sind und 
im Jahre 2 Generationen haben. Da fand ich im Schulgarten auf Salix caprea 
Larvencolonieen in den verschiedensten Altersstufen von Nematus pavidus. So- 
gleich wurden sie als Versuchs-Objekte verwendet, und das Resultat der Zucht 
veröffentlichte ich in den Schriften der Naturforschenden Gesellschaft 1873 unter 
der Ueberschrift: „Beitrag zur Parthenogenesis.“ Bald darauf erhielt ich am 
17. Januar 1874 vom Prof. v. Siebold einen Brief, in welchem er sich 
über meine biologischen Bestrebungen lobend äussert, sich an unsere ge- 
meinschaftlichen Excursionen freundlichst erinnert und dann fortfährt: „Sie 
können Sich denken, dass ich diese interessante Notiz sogleich in mein 
Tagebuch hemerkte, damit sie mir nicht wieder aus dem Gedächtnisse ent- 
schlüpft. Nachdem Sie nun diese Erscheinung der Parthenogenesis bei Nematus 
pavıdus angeregt haben, kann ich es nicht unterlassen, einige Fragen und weitere 
Erörterungen daran zu knüpfen. Ich bin nämlich fortwährend mit diesem 
wichtigen Kapitel der Lehre von der Fortpflanzung der Thhiere beschäftigt und 
mache auch ununterbrochen Beobachtungen und Experimente über Parthenoge- 
nesis an verschiedenen Thieren, bei denen ich diese Fortpflanzungsweise ver- 
muthe. Sehr wichtig ist für mich seit ein paar Jahren der Umstand geworden, 
welches Geschlecht durch Parthenogenesis zu Stande kommt, ob nur ausschliess- 
lich d, wie bei den Hymenopteren (Apiden, Vespiden, Tenthrediniden) oder aus- 
schliesslich 2, wie bei den Crustaceen (Apus, Branchipus), den Psychiden der 
Schmetterlinge.“ Dann folgen noch Fragen in Bezug auf die Zucht der Blatt- 
wespenlarven und zuletzt Bitte um Zusendung solcher Larven. Am 3. April 
1874 schreibt Prof. v. Siebold, dass er meine Rathschläge befolgt und Alles 
zur Zucht des Nem. pavidus vorbereitet hat. Wiederholte Bitte um Üocons. 
Am 17. October desselben Jahres berichtet v. S., dass er die erhaltenen Cocons 
nach J' und 2 gesondert und Wespen daraus erhalten habe, deren reine Jung- 
frauen Eier legten und Larven ergaben, die aber auf seiner Reise nach Wild- 
bad starben. Er schreibt: ‚ch habe Ihnen meinen Jammer geschrieben über 
das schlechte, holperige Pflaster in Nürnberg, durch welches die im Wagen auf 
meinem Schosse geschüttelten noch sehr kleinen Räupchen von den Weiden- 
blättern fortgeschleudert wurden. Die stattgehabte Parthenogenesis habe ich 
also mit eigenen Augen auf das Sicherste verfolgen können. Schliesslich die 
Bitte um ferneres Material für das nächste Jahr.“ 

Ein Stück Kiefernrinde mit 55 Larven von Tenthredo eingulata, das ich 
Herrn Prof. v. S. schickte, lieferte 30 9, die aber an Pferis aquilina keine 
Eier legten. Am 17. November 1876 berichtet v. S. über die Zucht der nach 
Wildbad gesendeten Cocons. Er isolirte die weiblichen Cocons, die ausge- 

3 


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schlüpften 2 legten Eier und die jungen Räupchen gediehen prächtig. Aber 
die Rückreise fiel in die heisseste Zeit (27°) und die Thiere gingen zu Grunde, 
ehe sie sich eingesponnen hatten. Dennoch konnte v. S. dieselben in Freiburg, 
wo er Halt machte, mikroskopisch untersuchen und sich überzeugen, dass die 
Raupen männliche Geschlechtsorgane vorbereitet enthielten. In dem Briefe 
vom 22. August 1877 aus Königssee bei Berchtesgaden wieder die Bitte um 
Cocons für's nächste Jahr. 1878 erhielt ich vier Briefe. Ich hatte unter vielen 
Larven auch die von Abia fasciata erzogen, aber nur ® erhalten, da die Z 
äusserst selten oder garnicht bekannt sind; denn die Z, welche man zu 4. 
Fasciata zog, scheinen zu einer besonderen Art zu gehören. v. S. verschaffte 
sich nun auch viele Larven von 4. fasciata, erzog aber auch nur Q, ohne Eier 
zu erhalten. 

Am Königssee liess er durch seine älteste Enkelin viele Larven von 
Weiden sammeln und unter diesen auch die von N. pavidus. Die auf seinen 
Wunsch von mir gesendeten Larven von Aylotoma berberidis gingen ihm sämmt- 
lich zu Grunde. Im Briefe vom Juli sagt er: Die Blattwespen-Zuchten sind 
sehr mühsam, ich muss mich sehr zusammennehmen, um die Geduld nicht zu 
verlieren. Sodann: Die Arbeit, die ich mir vorgenommen habe, beschäftigt 
mich fast den ganzen Tag vom Morgen bis Abend. Am 22. Juni 1878 schreibt 
er unter Anderem: „Ihre Mittheilungen in Betreff des Nematus pavıdus habe ich 
sehr gut verwerthen können, ich hoffe damit in diesem Jahre abschliessen zu 
können und werde den Winter über diese neuen Erfahrungen, die ich über 
verschiedene Tenthrediniden seither gemacht habe, niederschreiben und dabei 
Ihrer in allen Ehren gedenken. Ist es nicht eine Schande, dass bis heute das 
d' von Abia fasciata noch nicht bekannt ist, welche Confusion haben dabei die 
Herren Sammler gemacht! Keiner hat sich die Mühe genommen, wie Sie es 
gethan haben, und versuchte die Züchtung der Blattwespen-Larven, um so die 
d' zu erhalten zu den bis dahin männerlos gebliebenen 2, d. h. männerlos von 
den Herren Species- machenden Sammlern gelassenen @ und umgekehrt. Wie- 
viel neue Arten haben diese Herren nieht schon aufgeführt als ‘, von denen 
das 2 nicht bekannt sei, und Q, von denen das J' unbekannt sei. Was wird das 
für einen Prioritätsstreit geben, wenn das fehlende Geschlecht gefunden wird 
unter einem bereits eingeführten besonderen Speciesnamen! Wer soll nun sein 
mihi aufgeben? welcher Name soll bleiben? der des g' oder der des 2? Keiner 
wird nachgeben wollen, so dass dann ein dritter Name für beide zusammen- 
gehörige Geschlechter erfunden werden muss. Und das soll dann Natur- 
forschung sein.‘ 

In einem Briefe vom 14. April 1879 klagt er über entsetzlich schmerz- 
hafte Gichtanfälle in den Knie- und Fussgelenken vom October 1878 bis Mitte 
März 1879, bittet aber wieder um Blattwespen-Material, das ihn noch immer 
auf das Lebhafteste interessirt. 

Am 23. Juli 1880 bittet v. Siebold, ihm Blattwespen-Cocons nach Wild- 


bad zu schicken und hofft, im nächten Jahre seine Untersuchungen abschliessen 
E: 


172 
zu können. Später erhielt ich nur noch eine Postkarte ohne Datum aus Feldafing 
am Starnberger See, in welcher er seine Freude über meine Arbeit: „Die 
Ichneumoniden’‘ ausspricht und sie „herrliche Beiträge zur Naturgeschiehte der 
Insekten“ nennt. Ob v. Siebolds lange geplante Veröffentlichungen über 
Parthenogenesis später erschienen sind, weiss ich nicht, denn ich habe Nichts 
erhalten und auch Nichts darüber gelesen. 

Ich setzte meine Beobachtungen fort. 1883 fand ich im Jäschkenthale die 
Sträucher von Symphoricarpus racemosus durch die Larven von Abia fasciata fast 
ganz entblättert. Ich sammelte eine Menge‘ dieser Larven, die mir im folgenden 
April über 40 Wespen lieferten, die aber alle 2 waren. Ich hatte einige Zweig- 
spitzen der Futterpflanze vorher zum Treiben in ein Glas mit Wasser gestellt 
und setzte nun einige 2 auf die jungen Blättchen. Am 9. April hatten diese 
unbefruchteten @ über 20 Eier in die Oberseite der jungen Blätter versenkt, 
aus denen am 20. April 7 graue, schwarzköpfige Lärvchen krochen, die begierig 
das junge Laub verzehrten. Da aber im Freien noch kein Blatt zu finden war, 
so musste ich die weitere Zucht aufgeben, zweifle aber nicht, dass ich die 
Larven hätte gross ziehen können. 

Im Sommer 1885 fand ich in meinem Garten auf Salix fragilis viele 
Larven von Nematus palliatus, die ich seit vielen Jahren vergeblich gesucht 
hatte. Ich erzog diese Larven, und aus den überwinterten Cocons kamen im 
Frühjahre 1886 nur g' hervor. Ich musste also von Neuem anfangen und fand 
auch am 7. Juli eine erwachsene Larve neben einigen jüngeren. Am folgenden 
Tage ging diese Larve in die Erde und am 16. folgte ihr eine zweite. Am 
23. erschien eine weibliche Blattwespe, die am folgenden Tage in einem Gaze- 
eylinder an der Weide befestigt wurde. Dasselbe geschah mit der am 27. er- 
schienenen, ebenfalls weiblichen Blattwespe. Am 28. waren schon einige weisse 
Eier frei auf die untere Blattseite gelegt, aus denen am 2. August einige Lärv- 
chen hervorkamen und Löcher in die Blätter frassen. Am 3. August schlug 
das Wetter um, stürmische, kalte Winde und starker Regen spülten die meisten 
Eier und Lärvchen von den Blättern, sodass nur 2 Larven übrig blieben. Von 
diesen ging die eine am 17. August, die andere erst am 9. September in die 
Erde und ich erwarte im künftigen Frühjahre die Wespen. Aber wenn auch 
keine Wespen erscheinen, so ist doch die parthenogenetische Fortpflanzung 
beim Nematus palliatus erwiesen. 

Wenn ich im künftigen Jahre noch leben und gesund sein sollte, dann 
will ich meine Versuche noch fortsetzen, um zu erfahren, bis zu welcher Ge- 
neration die jungfräuliche Erzeugung im Stande ist, lebenskräftige Individuen 


hervorzubringen. 


ar 


Ein Lebensbild Friedrich Strehlke’s. 


Gedächtniss-Rede, 
gehalten 


in der Sitzung der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig 
am 3. Novbr. 1886 


von 


Dr. Neumann. 


Am 25. Februar d. J. ist unsere Gesellschaft durch den Tod Friedrich 
Strehlke’s eines ihr seit dem 12. November 1823 angehörenden Mitgliedes beraubt 
worden, das viele Jahrzehnte hindurch durch zahlreiche Vorträge und An- 
regungen das innere Leben der Gesellschaft kräftig förderte, das Ansehen der- 
selben nach aussen hin durch seine wissenschaftlichen Publikationen und durch 
den sich beständig mehrenden Glanz seines Gelehrten- Namens befestigte und 
hob. Auf Leben und Wirken solchen Mannes verweilend zurückzuschauen, 
drängt uns die Erinnerung an so langjähriges Zusammenwirken mit dem hoch 
verdienten Manne, die Dankbarkeit für das, was er uns in unserm Verein ge- 
wesen. Doch es ist nicht nur ein Act der Pietät, wenn wir solchen Rückblick 
unternehmen. Das Leben Strehlke’sist auch da, wo es ausserhalb unserer besonderen 
Bestrebungen verläuft, so ganz der Sache hingegeben, der wir unsere Kräfte 
widmen, dass wir bei dem Rückblick auf dasselbe gehoben und gekräftigt 
werden in der Verfolgung unserer Ziele und so auch noch aus der Betrachtung 
der Entwicklung und des Wirkens dieses ausgezeichneten Mannes Anregung 
und Förderung erfahren. 

Friedrich Samuel Strehlke wurde am 11. December 1797 zu Funkermühle 
im Kreise Konitz geboren, wo sein Vater ein wohlhabender Mühlen- und Grund- 
besitzer war. Nachdem er seine erste Schulbildung im elterlichen Hause 
erhalten, besuchte er das Gymnasium des benachbarten Neu-Stettin, das er nur 
etwa bis zur Ober-Secunda durchmachte, um nun dem Wunsche des Vaters 
gemäss praetisch die Landwirthschaft zu erlernen. Doch inzwischen verschlech- 
terten sich die Vermögensverhältnisse des Vaters in Folge der Kriegsjahre mehr 
und mehr, so dass die Wahrscheinlichkeit, dem Sohne ein selbständiges Besitz- 


thum zur Bewirthschaftung zu überweisen, schwand und der Entschluss gefasst 
i 


174 


wurde, diesen ein Berufsstudium ergreifen zu lassen. Er wurde zur Er- 
gänzung seiner unterbrochenen Gymnasialstudien nach Königsberg auf das 
Collegium Friderieianum geschickt, dessen 3 oberste Klassen er in den Jahren 
1814—18 besuchte, und von wo er im October 1818 mit dem Zeugniss des 
1. Grades zur Universität entlassen wurde. Anfänglich wandte sich der junge 
Student dem philologischen Studium zu und begeisterte sich an den Vorlesungen 
Lobeck’s und Karl Lachmann’s, denen auch persönlich näher zu treten ihm 
vergönnt war. Bald aber zogen der damals auf der Höhe seines Ruhmes 
stehende Bessel und der geniale Jacobi den Studenten in ihre Sphäre hinüber, 
und Strehlke wurde nun ein begeisterter Jünger der Mathematik und Natur- 
wissenschaft, ohne jedoch seine Neigung für die Philologie in der Folge zu 
verleugnen. So tritt er am Schluss seiner Studienzeit noch in das von Lobeck 
geleitete philologische Seminar; späterhin wird er Mitglied des pädagogischen 
Seminars, welches damals unter der Leitung Herbarts die tiefgehendsten An- 
regungen sowie eine dauernde Begeisterung für den Lehrerberuf erweckte. 
Während der ersten Studienjahre hatte der in seinem Wohlstande immer mehr 
und mehr zurückgehende Vater für des Sohnes Unterhalt wohl noch ausreichend 
zu sorgen vermocht; späterhin musste dieser durch Privat-Unterricht den 
grösseren Theil seiner Subsistenzmittel erwerben, so dass es ihm ausserordent- 
lich erwünscht war, bald nach Beendigung der Studien, Michaeli 1823, einen 
ehrenvollen Ruf als zweiter mathematischer Lehrer an das Gymnasium zu 
Danzig zu erhalten, woselbst er am 14. October 1823 eingeführt wurde. Hier 
entfaltete er unter der trefflichen Leitung Meineke’s eine fruchtbarste Lehr- 
thätigkeit, die sich vornehmlich auf den Gebieten des physikalischen, mathe- 
matischen und deutschen Unterrichts bewegte; daneben fand er aber auch 
Zeit zu umfangreichen wissenschaftlichen Arbeiten, die dem noch jugenalichen 
Lehrer bald in weiteren Kreisen ein bedeutendes Ansehen verschafften. Eine 
Anerkennung seiner ungewöhnlichen pädagogischen und wissenschaftlichen 
Thätigkeit ist in der zu Ostern 1831 erfolgten Berufung Strehlke’s als Ober- 
lehrer an das Cöllnische Real-Gymnasium zu Berlin, die erste Anstalt dieses 
Charakters, zu erblicken. Der damalige verdienstvolle Director des Cöllnischen 
Gymnasiums, August, begrüsst in seinem 1832er Jahresbericht, welcher übrigens 
sofort mit 2 Abhandlungen — einer mathematischen und einer plıysikalischen 
— Strehlke’s geschmückt ist, den Eintritt seines neuen Lehrers mit warmen 
Worten, deren Schluss lautet: 

„1'/, Jahre hat er in jener Anstalt— dem Gymnasium zu Danzig— Mathematik, 
Physik und deutsche Sprache erfolgreich gelehrt und sich auch als Physiker 
durch mehrere Abhandlungen rühmlich bekannt gemacht. Die Anstalt verspricht 
sich von der Wirksamkeit dieses trefflichen Lehrers ‘in der Zukunft den schönsten 
Erfolg, zu welcher Hoffnung seine bisherigen Leistungen teils in seiner früheren 
Stellung, teils auch in unserer Mitte zu berechtigen geeignet sind.“ 

Der neue Wirkungskreis wurde von Strehlke mit dem gleichen Eifer und 
ınit der gleichen wissenschaftlichen Regsamkeit ausgefüllt, wie der bisherige; 


> 


“ 


175 

zu seinen früheren Unterrichtsgebieten tritt bier noch das Lateinische hinzu, 
worin er bis zur Prima hinauf unterrichtete. Der Verkehr mit einer grösseren 
Zahl von wissenschaftlich hervorragenden Collegen giebt seinem für alles wissen- 
schaftliche Leben geöffneten Sinne besondere Nahrung und Befriedigung. Ausser 
dem vielseitigen und auf dem physikalischen Gebiete nicht verdienstlosen August 
gehörten in jener Zeit zu seinen engeren Berufsgenossen Seebeck, Burmeister, 
der Philologe Agathon Benary, der Literarhistoriker Guhrauer, Krech, der 
spätere Director des Berliner Friedrichs-Gymnasiums, und Cramer, späterhin 
Inspector des Halleschen Waisenhauses,. Auch ausserhalb seines Collegiums 
trat Strehlke in Berlin mit bedeutendsten Männern in vielfache und intimere 
Beziehung, so mit unserem Landsmann Gruppe, mit dem liebenswürdigen 
Kopisch, mit dem vor wenigen Jahren in Berlin verstorbenen Generalbaudireetor 
G. Hagen, mit welchem er schon von seiner Königsberger Studienzeit her 
durch herzliche Freundschaft verknüpft war und es auch fernerhin bis an dessen 
Lebensende blieb. Selbst mit Alexander v. Humboldt wurden Strehlke mehr- 
fach persönliche Begegnungen zu Teil, deren er noch in späteren Jahren häufig 
mit grosser Vorliebe gedachte. Die hingebende Lehrthätigkeit und der immer 
rege Forschungseifer Strehlke’s wurde in jener Zeit durch die vorgesetzten Be- 
hörden wiederholt ehrend anerkannt. Bereits 3 Jahre nach seinem Eintritt in 
den Lehrkörper des Cöllnischen Gymnasiums erhält er den Professortitel und 
wird bald darauf zum Mitgliede der Wissenschaftlichen Prüfungs-Commission 
für Candidaten des höheren Schulamts ernannt. Aus diesem reichen und den 
idealgesinnten Mann voll befriedigenden Wirkungs- und Lebenskreise wird Strehlke 
nach 7jähriger Amtsthätigkeit an den Ort seines ersten pädagogischen Wirkens 
zurückgerufen: im Jahre 1858 erhält er von dem Danziger Magistrat den ehren- 
vollen Ruf als Director der damaligen höheren Bürgerschule, des heutigen 
Real-Gymnasiums zu St. Petri. Hier entfaltete Strehlke während der 35 Jahre 
seiner Amtsverwaltung eine segensreichste Thhätigkeit, unter deren Einfluss die 
Schule zu kräftigem inneren Gedeihen und beträchtlichem äusseren Ansehen 
erblühte, wovon der Umstand das beredteste Zeugniss ablegen dürfte, dass, 
seit den 15 Jahren nach Niederlegung seines Amtes, Umfang und Einrichtung 
der Anstalt sich als keinerlei Aenderung bedürftig erwiesen haben; dass also die 
von ihm zum Theil unter schwierigsten Verhältnissen geschaffenen Einrichtungen 
sich als bleibend gesunde bewährt haben. 

Mit der Uebernahme der Leitung der Petrischule beginnt für Strehlke eine 
von äusseren Wandlungen in seinen Lebensverhältnissen freie Entfaltung seiner 
pädagogischen und wissenschaftlichen Gaben und Bestrebungen, deren Dar- 
stellung einen wesentlichen Theil der weiterhin vorzunehmenden Gesammt- 
Würdigung der Erfolge und Verdienste des seinem Berufe treu ergebenen 
Schulmannes und unermüdlich forschenden Gelehrten zu bilden haben wird. 
Sein äusseres Leben verläuft fortan still und geräuschlos; seine Zeit und Kraft 
ist ausschliesslich seinem Lehramte und seinen wissenschaftlichen Arbeiten 


gewidmet. Eine reiche Anzahl ehrender Anerkennungen wird ihm im Laufe 
3 


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dieser Zeit zu Teil. So zeichnet ihn 1844 die Königsberger Universität ge- 
legentlich ihrer Säkularfeier durch das Ehrendiplom eines Doctors der Philosophie, 
1855 die Unterrichtsverwaltung durch Verleihung des Roten Adlerordens aus. 
1841 wird er Mitglied der physikal-medieinischen Gesellschaft in Bonn, 1848 
Ehrenmitglied der Altertums-Gesellschaft Prussia in Königsberg, 1851 korre- 
spondirendes Mitglied des naturwissenschaftlichen Vereins zu Halle, 1863 Ehren- 
mitglied der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, 1871 Ehrenmitglied unserer 
Gesellschaft, deren Vicedirector er bereits in den Jahren 1851 bis 1866 ge- 
wesen war. Nach Niederlegung seines Lehramtes, Ostern 1871, widmet 


Strehlke seine immer noch frische Kraft einer Reihe von wissenschaftlichen ‘ 


Arbeiten, denen er mit fast jugendlichem Eifer obliegt, vom äusseren Leben 
ganz zurückgezogen, nur im engsten Kreise weniger näherer Freunde hin und 
wieder in liebenswürdigster Unterhaltung die reichen Schätze seines Wissens 
bietend — lebt die tief und innerlich angelegte Natur des verehrten Mannes 
sich bis an eine weitgerückte Grenze menschlichen Alters aus. 88 Jahre alt, 
entschläft er nach kurzer Krankheit am 25. Februar dieses Jahres. 

Das arbeitsvolle Leben Strehlke’s, dessen äusseren Verlauf wir soeben in 
seinen Hauptzügen überblickten, besteht in einem unermüdlich treuen Dienst 
für die Wissenschaft, für die in seinen Studienjahren durch geniale und kraft- 
volle Lehrer heilige Begeisterung in ihm entflammt worden. Bessel und Herbart 
haben seinem Wirken Gepräge und Richtung verliehen: der eine ihn mit jener 
Energie des Forschens, mit jener peinlichen Sorgfalt des Beobachtens, mit 
jener selbst die kleinsten Umstände heranziehenden Umsicht des Untersuchens 
ausgestattet, denen allein die Natur einen Einblick in ihr unendlich feines Ge- 
triebe gestattet; der andere ihn mit der ganzen Kraft selbstlosen Hingebens 
und mit der in die Grundkräfte der Seelen eindringenden Lehrweise ausge- 
rüstet, durch die der Lehrer einzig fähig wird, wahrhaftiger Bildner der Jugend 
zu werden. Und wenngleich die Erweckung ernst- und rein-wissenschaftlichen 
Sinnes in den Herzen der heranwachsenden Generation ebenso wie die un- 
mittelbare Förderung der Wissenschaft durch eigene Forschungen nur Ausflüsse 
ein und derselben Grundkraft sind, des Verlangens, die eigene Kraft in den 
Dienst der Wissenschaft und Wahrheit zu stellen: so ist es dennoch für die 
Würdignng des reichen Wirkens Strehlke’s geboten, in ihm den Lehrer und den 
Gelehrten zunächst auseinanderzuhalten. 

Welch einen Eifer Strehlke bereits als junger Lehrer entfaltet, entnehmen wir 
aus seiner ersten veröffentlichten Schrift „Aufgaben über das gradlinigte Dreieck, 
geometrisch und analytisch gelöst‘, welche bereis 2 Jahre nach Antritt seines 
ersten Lehramtes, im Jahre 1826, erscheint. Sie ist ganz für den Dienst der 
Schule bestimmt, wenn auch nicht als Handbuch für die Schüler, so doch für 
die Verwendung durch den Lehrer beim Unterricht. In sorgfältiger Zusammen- 
stellung enthält das Buch die Lösung einer Reihe von Dreiecksaufgaben, die 
sich an den Unterricht der Secunda und Prima des Gymnasiums anschliessen und 
durch die strenge Auseinanderhaltung der Lösungsmethode — der geometrischen 

4 


einerseits, der analytischen andererseits — sich besonders förderlich erweisen 
zur Anregung mathematischen Sinnes.. Auch der Entwurf eines elementar 
mathematischen und eines physikalischen Lehrplanes, der sich aus jener Zeit 
her noch im Archiv des Danziger Gymnasiums vorfindet, legt beredtes Zeugniss 
ab für den Ernst, mit welchem der Anfänger des Lehramts die ihm zugefallene 
Pflicht auffasst und ergreift. Galt jene erste Veröffentlichung mehr dem Be- 
dürfniss des bereits über die Elemente des mathematischen Unterrichts hinaus- 
geschrittenen Schülers der oberen Gymnasialklassen, so wendet sich Strehlke, durch 
mehrjährige practische Unterrichtserfahrungen teils am Danziger Gymnasium, 
teils an dem Cöllnischen Realgymnasium zu Berlin bestimmt, in einem be- 
deutsamen Aufsatz den ersten Anfängen der mathematischen Bildung unserer 
Jugend zu. In diesem Aufsatz „Einige Bemerkungen über den Elementar- 
Unterricht in der Geometrie. Programm der Petri-Schule von 1839 legt Strehlke 
die Nothwendigkeit eines mathematischen Anschauungs-Vorcursus, basirend 
auf dem Bildungstriebe der Jugend, dar: zwar anknüpfend an die Pestalozzische 
Idee eines ABC der Anschauung und die Herbart’sche Ausführung dieser Idee 
zu einem Cyclus von Vorübungen im Auflassen von Gestalten, aber andererseits 
selbstständig hinausgehend über den Inhalt jenes Grundgedankens, indem er die 
der geistigen Auffassung vorangehende sinnliche Aufnahme unterstützt wissen 
will durch den mächtigsten Hebel kindlichen Interesses, durch die bildnerische 
Handthätigkeit. An die Spitze seiner Darlegung stellt er den Satz, ‚‚dass eine 
vielfach geübte Anschauung der Raumgebilde durch wirkliche Darstellung der- 
selben in einem leicht zu behandelnden Stoffe die sicherste Grundlage ist nicht 
nur für die Auffassung der Geometrie, sondern auch für die ästhetische 
Würdigung der schönen Gebilde der Zeichenkunst, für ein gedeihliches Studium 


der Naturwissenschaften, der Geographie und verwandter Lehrobjeete‘ und. 
schliesst, nachdem er die praetische Durchführung dieser Forderung des Näheren : 


gewiesen, mit der die vollste Begeisterung des Jüngers der Wissenschaft atmen- 
den Bemerkung ‚dem Weiterstrebenden, der auf solchen Stufen sich allmählich 
zu den reinen geometrischen Begriffen erhebt, genügen freilich auch zuletzt 
solche Darstellungen nicht mehr, er befreit seinen Geist immer mehr von der 
irdischen Fessel, welche die Materie ihm auflegt, er langt bei der wahren 
Geometrie an, die zum Festhalten ihrer Gestalten der vermittelnden Materie 
nieht mehr bedarf, sondern mit Freiheit die vollkommensten Formen schafft, 
die entweder unbekannte Eigenschaften des Raumes enthüllen, oder doch schon 
im freien Gedanken existirten, ehe sie sich zum Dienste des Lebens in einer 
besonderen Form der Anwendung zeigten.“ 

Wie ernst es dem mehr und mehr herangereiften Lehrer um die metho- 


dische Seite des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts zu thun ist, . 


bekundet eine bereits in dem Petrischul-Programm des nächsten Jahres (1840) 
eröffnete Reihe von „Pädagogischen Mitteilungen“, denen Strehlke die Be- 
merkung voranschickt: „Unter dieser Benennung werde ich künftig jedem Pro- 


gramm der Petrischule eine Anzahl von Aufgaben, Lehrsätzen, Fragen oder 
5 12 


178 
wissenschaftlichen Bemerkungen beifügen, die im Unterricht wirklich vorge- 
kommen sind und sich in irgend einer Weise als anregend und fruchtbar bei 
der Bildung der Jugend gezeigt haben. Durch ähnliche Mitteilungen von 
Lehrern an Bürgerschulen würde ich mich zu lebhaftem Danke verpflichtet 
fühlen.‘ — Es scheint, als haben diese „Pädagogischen Mitteilungen“ nicht 
überall die von Strehlke erwartete Zustimmung erfahren; vielleicht weil sie auch 
mancherlei brachten, was über das unmittelbare Bedürfniss der Schule hinaus- 
ging, wenigstens der Bürgerschulen, wie sie zu jener Zeit beschaflen waren. 
Es mag dahin gestellt bleiben, ob die im nächsten Programm der Petrischule 
mitgeteilte Aufforderung des Provinzial - Schul-Collegiums an die höheren 
Bürgerschulen der Provinz Preussen „Einrichtung zu treffen, dass die 3 oder 
4 ersten Lehrer dieser Anstalten in der Abfassung der Programme wechseln 
mögen,“ zum Teil gegen den Eifer Strehlke’s, der bis dahin in den Pro- 
grammen der Petrischule allein den wissenschaftlichen und pädagogischen Teil 
bestritten hatte, gerichtet war. Jedenfalls sehen wir ihn bereits im folgenden 
Jahre die vor 2 Jahren eröffnete Serie mit einer gewissen Resignation ab- 
schliessen, indem er bemerkt: „Ich gebe hier wieder, wie in den beiden vor- 
jährigen Programmen, Mitteilungen aus dem mathematischen und physikalischen 
Unterrichte, obgleich es mir damit in gewisser Weise wie Arago gehen kann, 
der mit jeder in den Annales de Chimie mitgeteilten mathematischen Formel 
den Verlust eines Abonnenten zu beklagen hat. Auswärts hat jener Gedanke 
sowohl als dessen versuchte Ausführung Beifall erhalten.“ Dass ihn das Ver- 
langen, durch Mitteilung im Unterricht gemachter Erfahrungen der Sache der 
Jugendbildung in weitesten Kreisen zu dienen, trotz des wohl unfreiwilligen 
Abbruchs der begonnenen Veröffentlichungen, nach wie vor beherrschte, konnten 
insbesondere die unter seiner Leitung arbeitenden Lehrer jederzeit wahrnehmen, 
denen er neue Auffassungen unterrichtlicher Materien, anregende Ideen und 
methodische Winke zu geben nie müde wurde. Welchen Eifer Strehlke nach 
dieser Seite hin sich bis in sein späteres Alter bewahrte, sei dem Verfasser 
dieses Lebensbildes vergönnt aus eigenster Erfahrung in dankbarer Erinnerung 
zu bezeugen. Derselbe, nach Strehlke’s Abgang von der Petrischule zur Ueber- 
nahme eines Teils von dessen bisherigem Unterricht, insbesondere des expe- 
rimentell-physikalischen Unterrichts bestimmt, bekannte dem bisherigen Director 
seine Scheu, eines so ausserordentlichen Lehrers Nachfolger zu sein. Der 
damals in den 70er Jahren stehende verehrte Meister des Experimentirens 
übernahm es mit fast jugendlicher Freudigkeit, den unerfahrenen Erben seines 
Unterrichts in den reichen Schatz seiner Erfahrungen einzuführen; und in zahl- 
reichen Zusammenkünften, die oft vom frühen Nachmittage bis in die späten 
Abendstunden hineindauerten, wurde ausnahmslos jeder Apparat des ungewöhn- 
lich reichhaltigen physikalischen Petrischul-Cabinets in seiner Construction und 
Handhabung besprochen und in seiner experimentellen Verwendung erschöpfend 
durchprobirt. Wie stark dieser noch im hohen Alter über die Zeit des Amtes 
hinausdauernde Lehreifer Strehlke’s zu Zeiten rüstiger Kraft und im Kreise der 
6 


ihm anvertrauten Schüler gewesen sein mag, zeigt sich überhaupt wohl aufs 
deutlichste an seinen Bestrebungnn für den eben genannten Unterrichtszweig, 
dem er bald nach seinem Uebertritt an die Petrischule mehr und mehr seine 
Hauptkraft zuwandte. Von der damals keineswegs allgemein verbreiteten Auf- 
fassung ausgehend, dass der physikalische Unterricht lediglich auf experimenteller 
Grundlage anregend und fruchtbar sein könne, beklagt Strehlke bei der Ueber- 
nahme der Leitung der Petrischule den empfindlichen Mangel an physikalischen 
Unterrichtsmitteln. Gleich im ersten Winter nimmt er die Abhilfe dieses die 
Schüler schwer schädigenden Uebelstandes in Angriff, indem er vor einem 
grösseren Publikum Vorträge über Physik hält, in der doppelten Absicht, 
thätige Teilnahme für diesen Unterrichtszweig in einflussreichen Kreisen zu 
erwecken und durch die Erträge der Vorlesungen Mittel zur Beschaffung von 
Apparaten zu gewinnen. Beides gelingt vortrefilich. Der Erlös aus den 
Eintrittskarten zu den Vorlesungen setzt ihn in den Stand, sofort eine grössere 
Anzahl wertvoller Apparate anzukaufen; und das für seine Bestrebungen leb- 
haft angeregte Interesse unter den Bewohnern der Stadt und der Umgegend 
äussert sich bald in Zuwendungen sei es an Instrumenten selbst, sei es an 
Geldmitteln. Fast jedes der Programme jener Zeit berichtet von solchen Ge- 
schenken. Besonders hervorgehoben wird eines, das ein benachbarter Gross- 
grundbesitzer in der für jene Zeit beträchtlichen Höhe von 300 Thalern der 
Schule zuwendet, welchen Vorgang Strehlke in dem betr. Jahresbericht als ein 
„Ereigniss, dessen Folgen wie unser Dank unbegrenzt sein werden‘, bezeichnet. 
Die ehrenvollste Anerkennung seiner unermüdlichen Bemühungen für Ergänzung 
und Vervollkommnung der physikalischen Apparate und damit für Hebung und 
Fruchtbarmachung des physikalischen Unterrichts erhält Strehlke gelegentlich 
seines 2djährigen Director-Jubiläums durch den städtischen Patron, der dem ver- 
dienten Schulmanne als Ehrengabe die Summe von 400 Thalern zur Vermehrung 
der physikalischen Apparate der Petrischule überweist und damit gleichzeitigden 
selbstlosen Sinn, wie den wissenschaftlichen Eifer des Gefeierten gebührend 
kennzeichnet. Durch so unausgesetzte Fürsorge, Anregung und zweckmässige 
Selbsthilfe verleiht Strehlke dem physikalischen Cabinet der von ihm ver- 
walteten Schule einen Umfang und eine Gediegenheit, wie sie für gleichartige 
Schulen jener und wohl auch unserer jetzigen Zeit unerreicht ist; für jeden 
Fortschritt in der grade damals kräftig emporblühenden physikalischen Wissen- 
schaft beschafft er die zur eigenen Forschung und zur Belehrung der von ihm 
unterrichteten Jugend erforderlichen Vorrichtungen. Kaum hat Faraday seine 
Entdeckung der Magneto-Electrieität veröffentlicht, so weist der begeisterte 
Lehrer seinen Schülern den epochemachenden magneto-eleetrischen Funken 
durch eine eigens ersonnene Vorrichtung nach; der Erfindung der Daguerrotypie 
wird unmittelbar darauf durch Erwerbung eines wertvollen Daguerrotyps 
Rechnung getragen, von dem Strehlke in dem Programm von 1840 berichtet: 
„Es wurde angeschafft ein vollständiges grösseres Daguerrotyp von Pistor in 
Berlin, 80 Thaler an Wert, aus Beiträgen von 25 hiesigen Kaufleuten, die mit 
i 12% 


180 


der Bedingung, Lichtbilder von interessanten Danziger Ansichten zu erhalten, 
unterzeichnet haben. Die bis jetzt aufgenommenen Lichtbilder, von denen 
einige bei der öffentlichen Prüfung vorgelegt werden sollen, lassen nach dem 
Urtheile ausgezeichneter Kenner, wie Sr. Excellenz des Herrn Freiherrn 
von Humboldt, keinen Zweifel darüber, dass die Leistungen unseres Daguerrotyps 
dem, was an anderen Orten in diesem neuen Gebiet erreicht worden ist, nicht 
nachstehen werden‘; für Foucault’s berühmten Pendel-Versuch zum directen 
Nachweis der Erdumdrehung, der nur bei ausserordentlicher Länge des Pendels 
ausführbar ist, wird eine durch mehrere Stockwerke des Schulgebäudes geführte 
Pendeleinrichtung getroffen; Kirchhoff-Bunsen’s die Chemie mächtig fördernde 
Entdeckung der Spektral-Analyse giebt sofort Anlass zur Anschaffung eines 
ausgezeichneten Spektral-Apparats aus der bewährten Werkstätte Steinheils in 
München; ebendaher wird ein 42zölliger Tubus mit parallaktischer und hori- 
zontaler Montirung bezogen und zu seiner Aufstellung auf dem Dach deı 
Petrischule ein Observatorium für die Uebungen der Schüler eingerichtet. So 
legt die Geschichte des physikalischen Kabinets der Petrischule beredtes 
Zeugniss ab über den rastlosen Eifer seines Verwalters und Mehrers, selbst in 
innigster, thätiger Berührung mit der lebendigen Wissenschaft zu bleiben und 
zugleich ihr in der heranwachsenden Jugend verständniss- und hingebungsvolle 
Jünger für die Zukunft heranzubilden. Nicht minder rühmliches Zeugniss aber 
giebt die Geschichte der von Strehlke geleiteten Schule für dessen Verdienste 
um die Entwickelung der Schule selbst und der Realschulbildung überhaupt. 
Zwar hatte diese Schule, welche Anfangs 1818 als Bürgerschule mit ziemlich 
unklarem Programm eingerichtet worden, bereits einige Jahre, bevor Strehlke ihre 
Leitung übernahm, den bedeutsamen Schritt ihrer Anerkennung als höhere 
Lehranstalt und damit zugleich der Anerkennung, dass neben der gymnasial- 
philologischen Bildung die real-naturwissenschaftliche wohlberechtigt ist, gethan. 
Als einen der Vorkämpfer für dieses Anerkenntniss finden wir jedoch Strehlke 
bereits vorher in hervorragendster Weise wirksam und thätig. Zwei Briefe Bessel’s 
an den Oberpräsidenten v. Schön aus den Jahren 1828 und 1830 (veröffentlicht 
in „Aus den Papieren des Ministers und Burggrafen von Marienburg, Theodor 
von Schön‘ Bd. 4) lassen uns Strehlke’s Anteil an der Idee eines neuen 
wissenschaftlichen Bildungsganges der Jugend unzweideutig erkennen. In dem 
ersten entwickelt Bessel dem Oberpräsidenten v. Schön mit überzeugenden Worten 
die Notwendigkeit, neben der Gymnasialschulbildung die Realschulbildung 
unserer lernenden Jugend zu eröffnen. Es heisst in diesem Briefe: ‚Diese (das 
innere Glück vermehrende) Bildung des Geistes kann durch jedes ernstliche, 
wissenschaftliche Studium erlangt werden. Die Philologen, insofern sie es 
wirklich sind, besitzen sie; allein der Grund der Behauptung, dass sie nur auf 
dem von ihnen betretenen Wege, d. i. durch das Studium der griechischen 
und lateinischen Sprache, gefunden werden kann, ist nicht erwiesen und kann 
stark bezweifelt werden. Sie behaupten mit der Ueberzeugung der Wahrheit, 
und die Schulmänner mit ihnen, dass wir unsere Bildung den Alten verdanken; 
1>} 


allein so wahr dieses für die Philologen ist, so unwahr ist es für Andere, 
denn die Griechen könnten in den Dingen, welche sie lernten und jetzt lehren, 
insofern dieselben einer Fortbildung fähig sind, hundertmal mehr von uns 
lernen, als wir von ihnen. Ich meine im grossen Reiche der Wahrheit — der 
Mathematik, und im ebenso grossen Reiche der Beobachtung — der Natur.“ 
Im weiteren Verlauf spricht Bessel von den Schwierigkeiten, welche der Ein- 
führung von wissenschaftlichen Schulen neben den Sprachschulen im Wege 
stehen, und schliesst dann seine Darlegung: „Wenn diese Schwierigkeiten all- 
gemein gehoben werden könnten, so müsste der Erfolg gross sein, der Anfang 
einer neuen Periode für das Glück des Volkes. Später würde alles leichter 
werden, zumal da man dann einen Teil unserer jetzigen Schulen würde auf- 
heben können. Allein die Schwierigkeiten scheinen mir so gross, dass ich nur 
einen frommen Wunsch ausgesprochen zu haben glaube.“ Danach scheint 
zwischen Bessel und Schön über diesen Gedanken weiter verhandelt, insbesondere 
von Bessel für eine weitere Ausführung der Realschulidee gesorgt worden zu 
sein, indem er sich mit geeigneten Schulmännern in Ideenaustausch setzte. 
Der zweite oben erwähnte Brief, vom 1. Februar 1830, lässt erkennen, dass 
Bessel sich inzwischen an Strehlke gewandt und diesen zu eingehender Aeusse- 
rung über die Frage der höheren Schulbildung veranlasst hat. Der Brief mag 
hier, da er sich ausschliesslich mit Strehlke beschäftigt, vollständig wiederge- 

geben werden, er lautet: 

Ew. Excellenz 
beehre ich mich, die einliegende Antwort von Strehlke, welche heute einge- 
gangen ist, zu überreichen. Ich würde mir erlaubt haben, sie Ew. Excellenz 
persönlich einzuhändigen, allein das kalte und heitere Wetter hält mich auf 
der Sternwarte zu warm, um sie jetzt verlassen zu können. Strehlke hat 
wiederholt geklagt, dass ihm sein jetziges Treiben und die Gesammtheit, in 
welche es verflochten ist, nicht zusage; ich schreibe eine Stelle hierüber ab: 
„Wenn man jahrelang den mathematischen, überhaupt nichtphilologischen 
Unterricht in Anstalten, welche durch philologische Leistungen einigen Ruf 
haben, ertheilt hat, so drängt sich das Verlangen ein, Bemerkungen über 
den heutigen allgemein wissenschaftlichen Standpunkt unserer Gymnasien zu 
machen, und von selbst kommt man immer wieder auf die Frage zurück, ob 
es nicht möglich sei, durch einen anderen Bildungsgang junge Leute zu 
wahrer Bildung zu führen. Man wird sich in unsern Gymnasien schwerlich 
überreden lassen, dass die oft Stunden lang durchgeführte Berichtigung einer 
Lesart, während die Hauptsache mit dem Sinne einer Stelle längst in 
Ordnung ist, etwas so Wesentliches für allgemeine Bildung ist, als die 
Philologen sagen. Solchen rein philologischen Abirrungen ist es dann wohl 
am Ende zuzuschreiben, wenn bei der grossen Anzahl von Stunden, welche 
dem philologischen Unterricht gewidmet sind, bei der grossen Thätigkeit, 
welche von dem Schüler verlangt wird, nach einer langen Reihe von Jahren 
doch das Ergebniss der Leistungen in den alten Sprachen bei der Mehrzahl 
9 


Be N 


der Schüler so mittelmässig ausfällt. Es ist gar nicht zu viel versprochen, 
wenn man sich anheischig macht, bei einer gleichen Stundenzahl fast in der 
Hälfte der Zeit dasselbe leisten zu wollen. Es ist traurig zu sagen, welches 
l,oos die anderen Wissenschaften, die Geschichte vielleicht ausgenommen, in 
unsern gelehrten Anstalten getroffen hat. Und selbst in dieser Wissenschaft 
sind die Kenntnisse des zur Universität abgehenden Jünglings ein so loses 
Gewebe übel verketteter Fäden ohne alle innere Haltung, dass, so wie das 
Examen vorüber ist, sich schon nach kurzer Zeit nur noch geringe Spuren . 
des Erlernten antreifen lassen. Ich sehe es leider täglich, wie gar nicht 
davon die Rede ist, auf den unteren Klassen ein unwandelbares Fundament 
für die auf höheren Klassen zu erwerbenden Kenntnisse aufzuführen, während 
jeder Nachdenkende wohl begreift, wie die ganze Zusammenstellung der 
Klassen im eigentlichsten Sinne ües Wortes wie die Räder einer Maschine 
in einander greifen muss.‘ 

So viel ich sehe, ist dieses Alles sehr vernünftig und giebt gute Vor- 
bedeutung für Strehlke’s Wirken in einem seinen Ansichten entsprechenden 
Kreise. Strehlke ist übrigens selbst eine Zeit lang der Philologie hold ge- 
wesen und hatte sie erst in späteren Universitäts-Jahren aufgegeben, weil etwas 
Anderes ihn reizte. Wenn Ew. Excellenz ihm, wie Sie neulich sagten, eine 
Auseinandersetzung seiner Ansichten auftragen wollen, so werden sich diese 
dadurch noch bestimmter aussprechen. 

Mit der ausgezeichnetsten Verehrung 

Ew. Excellenz ete. 

Leider ist es dem Verfasser nicht möglich geworden, den von Bessel 
damals an Schön übersandten Brief Strehlke’s selbst zu ermitteln; und ebenso 
wenig, festzustellen, ob es zu dem von Schön in Aussicht genommenen direkten 
Auftrage an Strehlke zu einer Auseinandersetzung seiner Ansichten bezw. zur Aus- 
führung dieses Auftrages gekommen ist. So viel ist aber mit Bestimmtheit 
aus dem Mitgeteilten zu erkennen, dass Strehlke zu ‘den geistigen Mitbegrün- 
dern der neuen, für die Ausbreitung naturwissenschaftlichen Sinnes so wichtigen 
Schulgattung gehört hat; dass er mit voller Klarheit über die zu erstrebenden Ziele 
in die Leitung der damaligen höheren Bürgerschule zu St. Petri eingetreten. 
Dem entspricht denn auch auf's vollkommenste der bewusste und feste Aufbau, 
die Ausgestaltung dieser Schule zu einer Realshule 1. Ordnung, welcher Rang 
ihr im Februar 1860 nach Ueberwindung bedeutender innerer und äusserer 
Schwierigkeiten zugesprochen wurde. Welches Ansehen die Schule oder besser 
die in ihr vermittelte Bildungsart der Schule damals genoss, mag aus dem 
Umstande erschen werden, dass gerade aus den intelligentesten Kreisen der 
Stadt vielfach die für das Universitätsstudium bestimmten Söhne zunächst der 
Petrischule zu vollständiger Absolvirung von deren Lehrpensum überwiesen 
und erst nach bestandenem Realschulexamen für kurze Zeit auf das Gymnasium 
geschickt wurden, um dort die für den Universitätsbesuch damals noch uner- 


Jässliche Bedingung des Gymnasial-Abiturienten-Examens zu erfüllen. Und 
1 


sicherlich liegt in dieser Seite von Strehlke’s Wirken nicht das kleinste seiner 
Verdienste um die Förderung der Naturwissenschaften; denn in eine grosse Zahl 
solcher Jünglinge, die später als höhere Beamte einen hervorragenden Einfluss 
im Staats- und Gemeindeleben auszuüben bestimmt waren, wurde so die Ueber- 
zeugung von der hohen Bedeutung der Naturwissenschaft für die moderne Cultur 
dauernd eingesenkt. | 

Dieser so zu sagen mittelbaren Förderung der Wissenschaft durch Heran- 
bildung wissenschaftlichen Sinnes und Interesses in der ihm anvertrauten Jugend 
wie auch in weiteren Kreisen der Bewohnerschaft Danzigs steht zum mindesten 
ebenbürtig zur Seite die unmittelbare Mehrung, die Strehlke den Naturwissen- 
schaften durch eigene Forschungen und Arbeiten gebracht hat. Vornehmlich 
sind es zwei Zweige der Physik, die ihm nicht unerhebliche Aufklärung bezw. 
Befestigung verdanken: die Akustik und die Meteorologie. In dem ersteren 
Gebiete knüpft Strehlke an die von Chladni entdeckten Klangfiguren frühzeitig seine 
Untersuchungen an, die er fast ununterbrochen bis an sein Lebensende fort- 
setzt. Zahlreiche Albhandlungen in Peggendorffs Annalen, in Dove’s Repertorium, 
in Programmen der Petrischule, und mancherlei, was sich noch in seinen hin- 
terlassenen Papieren vorfinden dürfte, geben Zeugniss von seiner Unermüdlich- 
keit des Forschens auf diesem schwierigen und wichtigen Felde der Akustik 
und insbesondere von der bewunderungswürdigen Sorgfalt seiner Beobachtungs- 
methode. Gleich in der ersten dieser Abhandlungen (Pogg. Ann. Bd. 4) weist 
Strehlke durch sehr genaue Versuche die Unrichtigkeit derChladni’schen Auffassung 
nach, dass die Klangfiguren aus sich schneidenden graden Linien bestehen, er 
stellt dem gegenüber die beiden Sätze auf: 1) „Die Klangfiguren, oder die bei 
den schwingenden Scheiben in Ruhe bleibenden Stellen der Oberfläche sind nicht 
grade, sondern stets krumme Linien, aber Linien im Sinne der Geometrie, 
keine Flächen;* 2) „diese Linien durchschneiden sich nicht.“ Daran knüpft 
er den ebenfalls experimentellen Nachweis der beiden weiteren Sätze: 3) „Bei 
rechteckigen Scheiben (mit dem Seitenverhältniss 1:2) zeigen sich Figuren, 
wie sie bei 2 zusammenstossenden quadratischen Scheiben sein würden.‘ 4) „Bei 
schnelleren Schwingungen zerlegen sich auch die quadratischen Scheiben in 
mehrere kleine Quadrate (4 od. 9) und zeigen dem entsprechende Figuren.“ 

In der nächsten akustischen Abhandlung (Pogg. Ann. Bd. 18) geht Strehlke 
aut denselben Gegenstand näher ein und findet durelı genaue Messungen mit 
Mikroskopen, dass die einfachen Linien der Klangfiguren Hyperbeln sind, in 
einzelnen Fällen auch Ellipsen: für welche Linien die betr. Gleichungen aufge- 
stellt werden. Weiterhin werden die Untersuchungen auf Stäbe mit frei 
schwingenden Enden ausgedehnt und die Lage der Schwingungsknoten in den- 
selben festgestellt, die sich als von der Mitte symmetrisch abstehend ergeben. 
Zur Untersuchung werden stählerne und kupferne Stäbe mit Sandbestreuung 
angewandt; die Beobachtungsresultate zeigen sich mit den theoretischen Ergeb- 
nissen bis auf minimale Differenzen übereinstimmend (durchschnittliche Differenz 


0,01 ““). — Inzwischen hatten die Veröffentlichungen Strehlke’s auf diesem Gebiete 
1 


154 


in der wissenschaftlichen Welt steigende Beachtung gefunden; das Preussische 
Cultusministerium und die Berliner Akademie der Wissenschaften erkannten die 
Bedeutung der Strehlke’schen Forschungen durch Ueberweisung der zu weiteren 
Untersuchungen erforderlichen Hilfsmittel an, insbesondere vollkommenerer und 
kostspieliger Instrumente, wie sie für den unvermögenden Privatgelehrten zu 
beschaffen nicht wohl angeht. Die dadurch ermöglichte Verfeinerung der Be- 
obachtungen, welche Strehlke im 95 Bd. der Poggendorfi’schen Annalen, wie auch 
in dem Programm der Petrischule von 1855 und in den Schriften unserer Ge- 
sellschaft veröffentlicht, ist von nahezu klassischer Subtilität. Die nun ver- 
wandten Scheiben (vorwiegend von Spiegelglas, denen wegen ihrer homogenen 
Struktur vor den metallischen der Vorzug gegeben wird) sind in dem Münchener 
optischen Institut und in dem mathematischen Institut von Pistor und Martins 
in Berlin konstruirt. Um scharfe Knotenlinien zu erhalten, werden sie ver- 
mittelst in Alkohol gelöster Hausenblase mit Gold oder Silberblatt belegt, vor 
dem Gebrauche wird die Oberfläche mit Wiener Kalk oder mit fein gepulvertem 
Muschelkalk gereinigt. Als Streumaterial wird nach vielen Versuchen der 
magnetische Eisensand, der an den Küsten der Ostsee aus dem Ufersande durch 
die Wellen ausgewaschen wird, in möglichst dünner Bestreuung verwendet. 
„Die kleinen Körner dieses Sandes,“ berichtet Strehlke, „haben durch das Schleifen 
auf dem Ufer eine sphäroidische Form erhalten. Der Mittelpunkt eines solchen 
kleinen Sphäroids wurde als ein Punkt der ruhenden Knotenlinie angesehen 
und der Durchsehnittspunkt im Fadenkreuz des Messapparats auf ihn eingestellt.“ 
Eine gleiche Sorgfalt wird der Herstellung des Bogens zugewandt, durch den 
die Schwingungen der Scheibe zu erregen sind. Zur Bestimmung der Töne 
der schwingenden Scheibe dient ausser einem Lange’schen Monochord eine bei 
Pistor und Martins ausgeführte Sirene und eine von unserer Gesellschaft ent- 
liehene Magellan’sche Pendeluhr. Der Apparat zur Messung der Knotenlinien 
ist von Oertling in Berlin eigens hiezu konstruirt, mit Mikrometerschrauben, 
Mikroskopen und Nonien versehen und gestattet Einstellung und Ablesung bis 
zu 0,01‘ Par. Die Resultate dieser Beobachtungen ergaben nach einer Seite 
hin, nämlich soweit sie sich auf Kreisscheiben erstreckten, eine bis auf 3 De- 
cimalen reichende Uebereinstimmung mit der inzwischen von Kirchhoff ent- 
deekten Theorie kreisförmiger Klangscheiben und boten daher nach der andern 
Seite hin, d. h. betreffs der quadratischen Scheiben, einen höchsten Grad von 
Zuversichtlichkeit auch für deren Genauigkeit, und damit eine wertvollste 
Grundlage für die Auffindung der noch unbekannten Theorie der quadratischen 
Klangscheiben; und es lässt sich wohl annehmen, dass dieselben, ebenso wie 
noch manche in den späteren Jahren dazugekommenen, zum Teil nicht ver- 
öffentlichten Untersuchungen Strehlke’s auf diesem Gebiete, einer klärenden Nach- 
wirkung sicher sind. 

Neben den akustischen Forschungen Strehlke’s gehen gleichfalls durch sein 
ganzes Leben hindurch fast ununterbrochen seine meteorologischen Beobachtungen 


und Arbeiten. Dieselben werden bald nach Beginn seiner ersten Amtsthätig- 
12 


ag A Fa a a ie aha An un nt a ine 
= P es vi e 


keit in Danzig aufgenommen und umschliessen zunächst 2 durch die Häufigkeit 
der Beobachtungen besonders wertvolle Reihen von 1826—1831 und von 
1841—1850 und sodann eine von 1850 bis in die 70er Jahre hineinreichende un- 
unterbrochene Reihe von täglich 3 mal angestellten Beobachtungen, welche 
den Bedürfnissen der preussischen meteorologischen Centralstelle, des von Dove 
geleiteten meteorologischen Instituts in Berlin, angepasst waren. Die beiden 
erstgenannten Beobachtungsreihen zeugen von einer aufopfernden Hingebung 
Strehlke's an den Dienst der Wissenschaft. Sie enthalten täglich von Morgens 
6 Uhr bis Abends 10 Uhr in 2stündigen Intervallen angestellte Beobachtungen 
über Lufttemperatur, Barometerstand, Wind-Richtung und Stärke, Regen, Ge- 
witter und etwaige aussergewöhnliche meteorologische Erscheinungen. Wenn 
man erwägt, dass die Einhaltung in so kurzen Zwisehenräumen folgender Be- 
obachtungszeiten jede läugere Abwesenheit von dem Beobachtungslokal aus- 
schliesst, also dem Beobachter jede Teilnahme an ausgedehnterer Geselligkeit, 
jede mehrstündige Erholung im Freien versagt, demselben die Pflicht auferlegt, 
sich 9 mal am Tage bewusst zu bleiben der feststehenden Beobachtungsmomente; 
und wenn man dann in diesen 16jährigen Aufzeichnungen nur hin und wieder 
auf fast verschwindende Lücken stösst: so wird man unwillkürlich mit Bewun- 
derung für dem Mann erfüllt, der mit solcher entsagenden Treue an dem fast 
unmerklichen Bau der Wissenschaft arbeitet. Erhöht wird diese Bewunderung, 
wenn man hinzunimmt, dass Strehlke seiner ganzen Anlage und Neigung nach 
keineswegs ein trockener Statistiker ist, dass ihn vielmehr wissenschaftliche 
Arbeiten und treue Berufserfüllung jederzeit mit ganzem Geiste in Anspruch 
nehmen. So begnügt sich auch Strehlke nicht mit der Aufzeichnung seiner Be- 
obachtungen, sondern zieht von Zeit zu Zeit in sorgfältigen Durcharbeitungen 
wertvolle Resultate, die von um so grösserer Bedeutung sind, als die Be- 
obachtungen mit den je zur Zeit vollkommensten Instrumenten und mit der 
peinlichsten Gewissenhaftigkeit gemacht sind. Seine erste Arbeit auf diesem 
Gebiet beschäftigt sich mit der „mittleren Temperatur Danzig’s, als Function 
der Jahreszeiten“ (Schumacher’s Astronomische Nachrichten Bd. 7). In der- 
selben werden die bisherigen Danziger Temperaturbeobachtungen (eine Sljährige 
Reihe von Hanow, Reinick, Füllbach und Kleefeld) einer Kritik unterzogen, 
insbesondere die aus denselben von Dr. Westphal gezogenen mittleren Resultate 
als ungenau verworfen, da die ersten jener 3 Beobachter die Mittagstemperaturen 
unbeachtet gelassen. Unter alleiniger Zugrundelegung der 15jährigen Kleefeld’- 
schen Beobachtungsreihe kommt Strehlke im Gegensatz zu Westphal, der für Danzig 
eine mittlere Jahrestemperatur von 5,45 ° ausgerechnet hat, zu einer solchen ; 
von 6,22 °: ein Resultat, das sich durch die späteren Beobachtungen vollständig 

bestätigt hat. (Strehlke gewinnt schliesslich als Endresultat seiner langjährigen 

Beobachtungen die Zahl 6,24’ R.) In der genannten Abhandlung wendet Strehlke 

das von Bessel angegebene Verfahren zur Untersuchung des Gesetzes einer 

periodischen Erscheinung an und bringt dadurch das umfangreiche Material 


unter einheitlichen Gesichtspunkt. Einen besonderen Antrieb zu wissenschaft- 
13 


” d - BR . A En 


lichen Beobachtungen und Arbeiten gab die gerade damals von Alexander 
v. Humboldt der Periodieität in der täglichen Barometerbewegung zugewiesene 
Bedeutung. Hiezu boten die zweistündlichen Beobachtungen Strehlke’s eine geeig- 
netste Grundlage. In der Abhandlung „Ueber die tägliche Periode des Baro- 
meters in Danzig‘ (Schumacher’s Astronom. Nachrichten Bd. 7) bringt Strehlke die 
Bestätigung der für andere Orte gemachten Wahrnehmungen durch seine 
Danziger Beobachtungen. Bald darauf veröffentlicht er in dem Programm des 
Cöllnischen Gymnasiums v. 1832 eine nicht minder wertvolle Arbeit „Ueber 
den mittleren Barometerstand im Niveau der Ostsee“. Eine weitere Verarbeitung 
seines umfassenden Beobachtungsmaterials bringen die Schriften unserer Gesell- 
schaft aus dem Jahre 1871, woselbst die fünftägigen Mittel für Temperatur 
und Luftdruck für Danzig, wie auch die Monats- und Jahresmittel berechnet 
sind. In demselben Jahre endlich theilt Strehlke in dem betr. Programm der 
Petrischule die aus seinen Beobachtungen für die Jahre 1829 u. 30, wie 1842 
und 43 gezogenen und durch mühevolle Interpolationen ergänzten stündlichen 
Aenderungen des Barometerstandes für Danzig mit. Damit ist nun freilich das 
reiche und zuverlässige Beobachtungsmaterial Strehlke’s keineswegs erschöpfend 
verwertet; es lässt sich vielmehr erwarten, dass dasselbe in dem Archiv der 
Naturforschenden Gesellschaft aufbewahrt, noch für mancherlei meteorologische 
Untersuchungen zukünftiger Zeit eine wertvollste Grundlage bieten dürfte. 
Für die Energie und peinliche Sorgfalt des Forschens, welche aus Strehlke’s 
akustischen und meteorologischen Beobachtungen und Arbeiten leuchtend hervor- 
treten, bietet auch eine Reihe von Versuchen über Zunahme des Wasserdrucks 
bei zunehmender Tiefe ein nachdrückliches Zeugniss. Es waren im Anfange 
der 40er Jahre von einem Herrn von Drieberg Einwürfe gegen solche Zunahme 
gemacht und dieselben auf Erfahrungen an einem kleinen taucherglockenartigen 
Apparat gestützt worden. Die Drieberg’schen Behauptungen schienen, obgleich 
sie gegen eine feststehende physikalische Gruudwahrheit stritten, bei einem 
Teile des gebildeten Publikums Anklang gefunden zu haben, und Strehlke erachtet, 
wie er in der Einleitung zu der betreffenden Abhandlung („Zur Entscheidung 
‚ der Frage über den Luft- und Wasserdruck.‘‘ Petrischulprogramm 1848) sagt, 
„eine gründliche Widerlegung derselben nothwendig, weil es nicht gleichgültig 
sein kann, ob die Wahrheit durch dialectische Kunstgriffe und durch unge- 
schickte Experimente verbüllt werde oder in reinem Glanze leuchte.‘ Behufs 
der beabsichtigten Widerlegung stellt nun Strehlke Versuche in grossem Massstabe 
an, zu welchen die damals im Hafen von Neufahrwasser liegende 113 Centner 
schwere und 100 pr. Kubikfuss Innenraum fassende Taucherglocke verwendet 
wird. Auf verschiedenen Tiefefahrten, die in Begleitung wissenschaftlicher 
Zeugen unternommen werden, wird eine Reihe von Versuchen angestellt, die 
durch ihre Anzahl und Unzweideutigkeit des Verlaufs ein wahrhaft vernichten- 
des Beweismaterial gegen Drieberg beibringen. Bei der ersten, in der Nähe 
von Weichselmünde stattindenden Fahrt wird das Steigen des Barometers von 
28 Par. Zoll auf 44,7 bei 20 Fuss Wassertiefe, auf 53,6“ bei 31‘ Tiefe fest- 


14 


157 


gestellt; zugleich war eine 26,3 lange, oben geschlossene Glasröhre mitge- 
nommen worden, die mit dem unteren offenen Ende bei der Abfahrt der Glocke 
in Weichselwasser stehend, athmosphärische Luft der Wasserfläche abschloss: 
in der Wassertiefe von 31‘ war die abgesperrte Luft bis auf eine Säule von 
12,5‘ zusammengedrückt. Auf einer zweiten bei Legan veranstalteten Tiefe- 
fahrt wurde ein Quecksilbermanometer angewandt, in dessen kurzen, die abge- 
schlossene Oberflächenluft enthaltenden Schenkel das Quecksilber mit zunehmen- 
der Tiefe der Fahrt mehr und mehr hineingedrängt wurde; die gemessenen 
Quecksilberstände ergaben sich dem Mariotte’schen Gesetze entsprechend. Zu- 
gleich wird auf dieser Fahrt die Zunahme der Luftdichtigkeit, also damit des 
Wasserdruckes durch die Erhöhung der Wassersiedetemperatur nachgewiesen: 
Die Siedetemperatur stieg bei 30° Wassertiefe auf 95,5°R. Ein anderer, viel- 


leicht in seiner Art einzig dastehender akustischer Versuch wurde angeschlossen. - 


In früherer Zeit hatte sich Strehlke vielfach mit den von Faraday zuerst bemerkten 
Wirbeln von semen Iycopodit an den Vibrationsstellen der Klangscheiben be- 
schäftigt und sich der Savart’schen Erklärung dieser Wirbel durch Schwingungen 
der über den Vibrationscentren befindlichen Luft angeschlossen; er vermutete, 
dass mit Zunahme der Luftdichte diese Schwingungen von grösserem mechani- 
schen Effecte sein würden: in der That zeigten sich bei den unter Wasser vor- 
genommenen Klangversuchen mächtigere Staubwolken als sonst, und diese 
nahmen beim Heraufsteigen wieder an Intensität ab. Auf derselben Fahrt 
wurde auch unten in der Tiefe eine mitgenommene Flasche mit Glockenluft 
angefüllt und fest verkorkt; noch bevor man wieder ganz oben angelangt war, 
wurde der Kork mit lautem Knall herausgeschleudert. Auf einer dritten Fahrt 
wird an einer eigens dazu construirten physikalischen Wage, die durch Be- 
hänge von im Volumen wesentlich verschiedenen Metallkörpern oben ins Gleich- 
gewicht gesetzt war, die Zunahme der Luftdichtigkeit in der Tiefe durch 
Störung des Gleichgewichts constatirt; mitgenommene Hohlkörper von Zink- 
blech werden durch die dichtere Tiefenluft zusammengedrückt und vollständig 
deformirt. Ein interessanter electrischer Versuch wird angeschlossen. Ein in 
die Tiefe mitgenommener Voltascher Zersetzungsapparat lieferte in 10 Minuten 
2,2 cem. H. und 0,9 ccm. O.; an der Oberfläche selbst dehnten sich diese 
Volumina auf 4,1 ccm. bezw. 1,4 ccm. aus; während an der Oberfläche selbst 
unter gleichen Umständen unternommene Versuche noch grössere Volumina 
Gas lieferten und so die Vermutung bestätigten, dass der Zersetzungsvorgang 
selbst durch die diehtere Luft beschränkt werden würde. — So weit dieser 
vielleicht zu sehr ins Einzelne gehende, wenn auch keineswegs die Zahl und 
Art der Versuche erschöpfende Bericht, aus welchem aber die bewunderns- 
werten Vorzüge der Strehlke’schen Forschungs- und Beobachtungsmethode hell 
hervortreten: die Energie, die Umsicht und die Vielseitigkeit in der Ermittelung 
eines wenn auch bescheidenen, aber durch Festigkeit und Zuversichtlichkeit in 
jedem Falle wertvollsten Ergebnisses. Mit solcher Treue und Kraftentwickelung 


Strehlke’s im Dienste der Wissenschaft. also mit dieser Intensität wissenschaftlichen 
15 


188 


Geistes steht der Umfang und die Vielseitigkeit seiner Interessen und Be- 
strebungen nahezu im Gleichgewicht. Aufsätze und Mitteilungen aus allen i 
Gebieten der Naturwissenschaften sind in den verschiedenen gelehrten Zeit- | 
schriften anzutreffen, so unter Anderm „Beobachtungen über Bildung von 
Grundeis‘; „über das Ertönen des Zinks bei Temperaturveränderungen“; 
„über Eigenschaften der von Daguerre’schen Lichtbildern erhaltenen galvani- 
schen Kupferplatten‘“; „über Herstellung künstlicher Regenbogen“; über zahl- 
reiche electrische Versuche u. s. w. Fast noch auflallender tritt die Vielseitig- 
keit und unermüdliche Regsamkeit von Strehlke’s Interesse für alle naturwissen- 
schaftlichen Fragen aus seiner Thätigkeit in unserer Gesellschaft selbst hervor: 
wofür der im Auhang mitgeteilte Auszug aus den Protokollen der Sitzungen 
von 1846 bis 1872 ein beredtestes Zeugniss bringt. 

Nimmt man dazu, dass auch ausser der Naturwissenschaft und Mathematik 
für andere wissenschaftliche Gebiete seine Teilnahme zu verschiedenen Zeiten 
rege und thätig gewesen, (seine Vertrautheit mit altklassischer Sprache und 
Literatur beweist er durch seine lateinische Vorrede zu Bessels ‚‚Tabulae Regio- 
montanae“, durch Uebersetzung zweier lateinischer Gedichte Tycho de Brahe’s 
und Kepler’s, durch Interpretation einiger Stellen bei Aristoteles und Taeitus, 
die Gestalt der Erde betreffend; seine innige Bekanntschaft mit der vaterländi- 
schen Literatur durch jahrelangen anregendsten Unterricht in der Prima der 
Petrischule; sein Geschick und seine Wärme für literarhistorische Forschung 
durch seine pietätvoll-umsichtigen Aufsätze über Georg Forster’s Geburtshaus 
und die Forster’sche Familie,) so tritt uns in Strehlke eine Persönlichkeit ent- 
gegen, die zugleich durch Tiefe, Umfang und ideale Richtung des Geistes 
unsere Verehrung und Bewunderung erweckt. Von heiligem Eifer für die 
Wissenschaft beseelt, der er von dem Beginn seiner Studien ein zugeschworener 
Jünger ist, mit ungewöhnlichen Gaben des Geistes und Gemütes geschmückt, 
mit reichen und tiefen Kenntnissen ausgestattet, tritt er in den verantwortungs- 

ollen Beruf des Jugendlehrers und in das weit geöffnete Feld des Forschers. 
Mit Treue und Hingebung setzt er das gauze Mass seiner Kraft in die Er- 
füllung der übernommenen Pflichten, in die Verfolgung der selbst gesteckten 
Ziele. Der wachsende Erfolg seines Wirkens und Forschens steigert seine 
Energie, klärt seine Bestrebungen. Selbstlosen Sinnes verzichtet er auf manchen 
Genuss des äusseren und gesellschaftichen Lebens, sich mehr und mehr ver- 
senkend in die Tiefen geistigen Innenlebens, in die unermessliche Welt wissen- 
schaftlicher Forschung. Gemildert wird dieser fast asketische Ernst des uner- 
müdlichen Forschers durch jene Kindlichkeit und Heiterkeit des Gemütes, die 
so häufig idealstrebende Naturen umgiebt. Wenn auch abgeneigt jeder leeren, 
nichtigen Zeitverwendung, zeigt er sich dennoch in geistig angeregtem Verkehr 
gemütvoll mitteilsam, nicht selten zu geistvollem Scherz aufgelegt. Mit 
zahlreichen Männern der Wissenschaft verbindet ihn herzlichste Freundschaft; 
Pietät für jede persönliche Verbindung, für alles Gleichstrebende erfüllt ihn 


und treibt ihn zu mancher warmherzigen Aeusserung. 
16 


Ba Sn Ka In ba EB a BE aa abe BEL a da A u a Zt 


So war Friedrich Strehlke ein Mann tiefwissenschaftlichen Geistes und 
Strebens, idealen selbstlosen Sinnes, kindlich reinen und warmen Gemütes; ein 
Mann, der reiche Saat in die Herzen seiner Schüler und in den Acker der Wissen- 
schaft gestreut. 


Anhang 1. 


Verzeiehniss der wissenschaftlichen Publikationen Fr. Strehlke’s. 


Aufgaben über das gradlinigte Dreieck. Königsberg, Bornträger 1826. 

Ueber die mittlere Temperatur in Danzig als Funktion der Jahreszeiten. Schu- 
macher’s astronomische Nachrichten Bd. 7. 

Ucher die tägliche Periode des Barometers in Danzig. Ebendaselbst. 

Drei Abhandlungen über die Klangfiguren auf schwingenden Stäben und quadratischen 
Scheiben (Poggendorff’s Annalen Bd. 4, 18 und 44.) 

Ueber die wahren Entdecker der Klangfiguren. Ebendaselbst Bd. 13. 

Ueber galvanoplastische Copieen der Daguerre’schen Liehtbilder. Ebendas. Bd. 43. 

Ueber Akustik. Dove’s Repertorium der Physik Bd. 3. 

Ueber die Krümmungshalbmesser der Kegelschnitte. Crelle's Journal, Jahrg. 1827. 

Ueber den mittleren Barometerstand im Niveau der Ostsee. Programm des Cöllnischen 
Gymnasiums in Berlin 1832. 

Ueber den durch 3 Punkte eines Kegelschnitts gehenden Kreis. Ebendas. 

Analytische Behandlung der Aufgabe von den 3 Kreisen, die von einem 4. berührt 
werden. Crelle’s Journal 1834. 

Ueber die Auflösung der Gleichungen 4. Grades. Ebendas. 1835. 

Einige Bemerkungen über den Elementar-Unterricht in der Geometrie. Programm der 
Petrischule 1839. 

Pädagogische Mittheilungen. Programm der Petrischule 1840, 1541, 1842, 1871. 

Beobachtungen von Grundeis. Poggendorff’s Annalen Bd. 28. 

Ueber die Rectification der Ellipse. Grunerts Archiv für Mathematik Bd. 22. 

Auflösung der Aufgabe, aus einem Punkte eines Kegelschnittes Normalen zu construiren. 
Programm der Petrischule 1840. 

Zur Entscheidung der Frage über den Luft- und Wasserdruck. Programm der Petri- 
schule 1848. 

Ueber die Schwingungen homogener elastischer Scheiben. Progr. der Petrischule 1855. 

Ueber einige die Gestalt der Erde betreffenden Stellen bei Aristoteles und Taeitus. 
Festschrift zum 300jährigen Jubiläum des Danziger Gymnasiums. 1858. 

Aus der Umgegend von Danzig: I. Georg Forsters Geburtshaus; II. Bemerkungen zu 
den Flussgebieten der Mottlau und Radaune. Programm der Petrischule 
1362, 1863. 

Gedanken und Themata für Aufsätze. Progamm der Petrischule 1864. 

Einige Resultate aus Danziger meteorologischen Beobachtungen. Programm der Petri- 
schule 1871. 


17 


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Abe. 


190 


Anhang Il. 


Zusammenstellung der von Fr. Strehlke in den Sitzungen der Natur- 
forschenden Gesellschaft in dem Zeitraum von 1846—1872 gemachten 


1846. 


1847. 


wissenschaftlichen Mitteilungen.*) 


Fortglühen des zur Weissglut gebrachten Eisens beim Schwenken in der Luft 
-- Geringe Adhäsion von Flüssigkeiten auf rotglühender Unterlage. — 
Ueber ein selbsteonstruirtes Knallgasgebläse. — Eleetrolytische Experimente, 
— Ueber Böttcher’s Entdeckung, Eisen in cohärenter Form galvanisch nieder- 
zuschlagen. — Schmelzen ven Platin vor Knallgasgebläse. — Aus Bessel's 
letzten Briefen an Strehlke. 

Magneto-electrische Experimente. — Vortrag über Luft- und Wasserdruck. — 
Ueber barometrische Messungen auf den Schöneberger Höhen. — Ueber in 
der Taucherglocke angestellte Versuche. 


. Demonstration von Beugungserscheinungen des Lichts. — Vortrag über die 


Frauenhofer’schen Linien und Demonstration derselben. 


). Vortrag über die meteorologischen Stationen in Preussen im Allgemeinen, in 


Danzig und Schöneberg im Besonderen. — Ueber seine 12jährigen Be- 
obachtungen im Niveau der Ostsee. — Vorlegung einer Zeichnung der 
jetzigen Radaunenseen und eines Phantoms der ursprünglichen. 


. Ueber Schwingungen elastischer Scheiben. — Ueber einen auf der Turmplatte 


der Petrischule aufgestellten Regenmesser. 


. Ueber Tonmessungen unter Anwendung einer electrisch beleuchteten Savart- 


schen Sirene. 


>. Vortrag über das electrische Licht, hervorgebracht durch die grosse galvanische 


Batterie der Gebrüder Finn aus England. 


+. Demonstration eines künstlichen Auges von Oertling. — Versuche mit Stimm- 


gabeln. 


5. Ueber Schwingungen kreisförmiger und quadratischer Platten. — Ueber Irr- 


tümer in Gruppe’s Schrift über die kosmischen Systeme der Griechen. 


56. Ueber Witterungsverhältnisse im December 1855 im Vergleich mit den Jahren 


1473—1515. — Vortrag über Tycho de Brahe und Kepler; Mitteilung 2er 
von dem Vortragenden übersetzten lateinischen Gedichte derselben. 


. Ueber eleetrisirten Sauerstoff und das Verhalten der Flamme im electr. Strom. 
3. Ueber das Verhalten des Barometers im Hagelwetter. 
. Astronomische Mitteilungen. — Experimente mit grosser Volta’scher Säule. 


— Demonstration eines nach Strehlke’s Angabe construirten Multiplikators 
— Ueber Georg und Reinhold Forster. 


. Ueber Spektral-Analyse. 
. Ueber Versuche mit einem eleetrischen Drachen. — Ueber Farben des electri- 


schen Lichtes im luftverdünnten Raume nebst Schlussfolgerung auf Farben und 
Höhe des Nordlichts. — Ueber die Gewitter am 26. Juni und 11. August. 


*) Entnommen aus den Protokollen der Gesellschafts-Sitzungen. 


18 


191 


. Versuche mit einem Polarisationsapparat eigener Construction. — Vorzeigung 


von Photographien Lichtenberg’scher Figuren. — Ueber Magnesium-Licht. 


. Vortrag über die Körper grössten und kleinsten Volumens bei gleicher Ober- 


fläche. — Beweis, dass ein Arm der Weichsel in früherer Zeit in die Oder 
geflossen sein müsse. — Ueber Verstärkung der Wirkung der Volta’schen 
Säule durch Umlegung. 


. Mitteilung von Berichten über die Pariser Ausstellung. — Ueber abnorme 


Witterungsverhältnisse in der Provinz Preussen. 


. Ueber Klangfiguren. — Demonstration von akustischen Apparaten aus der 


König’schen Werkstatt in Paris. 


. Mitteilungen aus dem Gebiete der Wärmelehre und Meteorologie. 
. Ueber das Nordlicht vom 4. Februar. 


192 


Der Bürgermeister Daniel Gralath, 


der Stifter der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. 
Von 


FR. Schumann. 


In der Vorrede zu der Neuen Sammlung von Versuchen und Abhandlungen 
der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig 1778 ist ein Lebenslauf von 
Daniel Gralath, dem Stifter der Gesellschaft, versprochen. Dieses Versprechen 
hat nicht eingehalten werden können; denn der nächste Band der Schriften ist 
erst 1820 erschienen. Wenn nun auch Gralath in jeder Geschichte der 
Physik in Verbindung mit Kleist bei der Erfindung der elecetrischen Ver- 
stärkungsflasche genannt wird, so wird er doch immer mit seinem gleichnamigen 
Sohne, der Professor am Gymnasium war und sich als Historiker berühmt 
gemacht hat, verwechselt. Demgemäss wird das Jahr 1759 als sein Geburtsjahr 
angegeben. Erst Herrn Edm. Hoppe fiel die Unmöglichkeit dieses Jahres auf, 
als er seine 1384 erschienene Geschichte der Eleetrieität verfasste, da Gralaths 
erste Entdeckungen in das Jahr 1746 fallen. Er wandte sich an mich und 
stellte nach meinen kurzen Angaben die betreffenden Data richtig. Aus Hoppe’s 
Werk berichtigt auch Heller in einem Nachtrage zu seiner Geschichte der 
Physik die Gralath’s Leben betreffende Stelle. In der „Allgemeinen Deutschen 
Biographie“ ist nur der Historiker Daniel Gralath erwähnt. 

Dieses war die Veranlassung, dass ich mich mit Gralath näher beschäftigt 
habe. Die von Sendel gehaltene Lobrede fehlt in den Acten der Gesellschaft, 
ebenso ein Quartband in der hiesigen Stadtbibliothek, welcher Gedächtniss- 
schriften und Memoiren auf Bürgermeister Gralath enthielt. 


Die Familie Gralath stammt aus Regensburg. Von dort zog Joh. Ulrich 
nach Danzig. Sein Sohn oder Bruder Carl Ludwig war Kaufmann und erlangte 
1699 das Bürgerrecht. Dieser ist der Vater unseres Daniel, der am 30. Mai 
1708 geboren wurde. Seine Mutter ist die Tochter des Goldschmiedes Daniel 
Grentz, der 1688 Schöppe wurde. Daniel hatte einen Bruder Ludwig, welcher 
1793 als preussischer Lotteriedireetor in Langfuhr starb. 

1 


193 - 


Sehr wahrscheinlich hat Gralath das akademische Gymnasium in Danzig 
besucht, doch fehlen mir Nachrichten darüber. Am 18. August 1828 reiste er 
mit seinem Freunde Joh. Gottl. Pfennigk, der später Pastor an der Salvator- 
kirche wurde, über Berlin nach Halle. Dort blieb er aber nur ein Jahr, um 
nach Marburg zu gehen, wo damals Christian von Wolff lehrte, der sich einen 
grossen Ruf als Philosoph, Physiker und Mathematiker erworben und über 
diese Gebiete eine Reihe von Werken verfasst hat. In Marburg blieb Gralath 
über drei Jahre und „genoss die vorzügliche Freundschaft und Gewogenheit 
dieses grossen und beliebten Lehrers.“ Jedenfalls hat er sich auch mit dem 
Studium des Rechts befasst, da er Jure consultus, Rechtsgelehrter genannt 
wird. Dann ging er mit seinem Bruder Ludwig, der wohl mittlerweile nach- 
gekommen war, nach Frankreich, wohin damals jeder gelehrte Danziger ge- 
kommen sein musste, und kehrte über Marburg, von wo er seinen Freund 
Pfennigk wieder mitnahm, über Cassel, Dresden. Leipzig und Berlin nach 
Danzig zurück, wo er am 20. August 1734 wieder eintraf. Hier fand er die 
Stadt verwüstet vor, da dieselbe die Belagerung und das Bombardement von 
den vereinigten Sachsen. und Russen auszuhalten gehabt hatte, weil sie den 
König von Polen Stanisiaus Leszinski aufgenommen hatte. Am 28. Juni hatte 
die Stadt capitulirt und den Frieden durch die Zahlung von einer Million 
Thaler erkauft. 

Zunächst lebte Gralath als Privatmann den Wissenschaften. Aus dem 
Jahre 1734 ist die Lösung eines mathematischen Problems erhalten: Dato 
quocunque Rectilineo invenire Trxangulum ispi aequale, ein beliebiges Polygon 
in ein Dreieck zu verwandeln. 

Er verheirathete sich mit Dorothea Julianna Klein, der ältesten Tochter 
des Stadtsecretärs und berühmten Naturhistorikers Jac. Theodor Klein. Von 
dieser ist mir nur bekannt, dass sie schön zeichnete, da eine Tafel Abbildungen 
zu einer Abhandlung Gralaths von ihr herrührt. Aus dieser Ehe stammen drei 
Söhne und eine Tochter, von denen der älteste Sohn Theodor Ludwig den 
Sinn des Vaters für Physik geerbt hat, da er, obgleich Jurist, Abhandlungen 
über den Thau und über den Nebel verfasst hat. Der zweite, Daniel, ist der 
schon genannte Professor des Danziger Gymnasiums, während der dritte, Carl 
Friedrich, als Rathsherr später geadelt wird. Seine Tochter vermählte sich 
1790 mit E. Fr. Conradi. Directe Nachkommen leben noch jetzt. 

Gegen Ende des Jahres 1742 brachte Gralath in einer schon bestehenden 
gelehrten Gesellschaft eine Societas physicae experimentalis in Vorschlag. So 
wird die Gesellschaft in allen ungedruckten Schriften genannt, während sie in 
den gedruckten den Namen „Naturforschende Gesellschaft“ führt. Seiner 
Bemühung allein gelang es, eine Reihe gelehrter Männer für seinen Zweck zu 
gewinnen. Noch in demselben Jahre wurden die Gesetze entworfen. Es waren 
im ganzen neun Mitglieder, welche am 2. Januar 1743 ihre Arbeiten begannen. 
Ihnen gesellten sich im Laufe des Jahres noch fünf hinzu.- Von diesen 14 
waren Kühn und Hanow Professoren am akademischen Gymnasium, Swietlicki, 

2 13 


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194 Sg 


Pfennigk und Dragheim Geistliche; Kade, Reinick, de la Motte Aerzte; Gralath, 
Söhner, Rosenberg, Gerlach und Samuel Wolff hatten Jura studirt und haben 
später Aemter in der Stadtverwaltung bekleidet; der schon genannte Klein war 
Stadtseeretär und Zorn von Plobsheim Privatgelehrter. Der Zweck der Gesell- 
schaft war, physikalische Experimente und Beobachtungen anzustellen. Jeden 
Mittwoch sollte eine Zusammenkunft stattfinden. Es wurden Öperatores ge- 
wählt, welche die Gesellschaft mit Experimenten unterhalten sollten, worin sie 
von Cooperatores unterstützt werden sollten. Da die, Betheiligung Gralaths 
an den Arbeiten der Gesellschaft nur bis zum Jahre 1757 reicht, so werde 
ich auch nur bis zu diesem Jahre die Geschichte der Gesellschaft zu be- 
trachten haben. 

Es war ursprünglich die Absicht, dass sich alle ordentlichen Mitglieder 
an den Arbeiten als Operatoren betheiligen sollten, doch haben als solche in 
der genannten Zeit nur Kühn, Hanow, Gralath, Reinick, v. Schröder, de la Motte, 
Klein, Sendel, Lürsenius, Reyger, Swietlicki, Pfennigk und Laine gewirkt, die 
drei letzteren nur sehr kurze Zeit. Ausser den ordentlichen Mitgliedern gab 
es noch freie Mitglieder, welche nur als Zuhörer Antheil nahmen. 

Der erste Director war Kade, gleich gross als „Arzt, Gelehrter und Kauf- 
mann“, wie es in seiner Lobrede heisst, nach Klein das älteste Mitglied. Er 
besass einen bedeutenden, von dem geschickten Mechaniker Leupold in Leipzig 
verfertigten physikalischen Apparat, namentlich eine Luftpumpe mit allem Zu- 
behör. Gralath gelang es, diesen Apparat für den ausserordentlich geringen 
Preis von 1400 Gulden zu erwerben, noch ehe die Gesellschaft constituirt war. 

Den Anfang mit den Versuchen machte Professor Hanow am 2. Januar 
1743. In der Eröffnungsrede dankt er Gralath für den Gedanken zur 
Begründung der Gesellschaft, für das Anwerben der Mitglieder, für 
die Vorschläge zu den Gesetzen und für die Erwerbung des Apparats. 
Die ersten Versuche schlossen sich an das in drei Bänden in lateinischer und 
deutscher Sprache 1729 erschienene Lehrbuch der Physik von Christian v. Wolff 
an, der in Marburg der Lehrer Gralath’s gewesen war. Dieses Werk führt den 
Titel: „Allerhand nützliche Versuche, dadurch zu genauer Erkenntniss der 
Natur und Kunst der Weg gebahnet wird.“ Ueber die in der Gesellschaft an- 
gestellten Versuche sind sorgfältige Ephemeriden erhalten; ja, viele Mitglieder 
gaben noch besondere Abhandlungen zu den Acten, welche sie bei Gelegenheit 
der Vorbereitung zu den Versuchen ausgearbeitet hatten. 

Gralath hatte im ersten Jahre nach Cap. Ill. „von dem Druck der flüssi- 
gen Materien, die eine Schwere haben‘ zu experimentiren. Seine Apparate sind 
sorgfältig vorbereitet und weichen nieht unwesentlich von den Wolff’schen ab; 
er fügt mathematische Beweise ein und führt Zahlenrechnungen aus, in denen 
auch Quadratwurzeln vorkommen. Seine Versuche über das Aufsteigen der 
Flüssigkeiten in verschieden weiten Röhren gehen über die Wolf’schen hinaus. 
Interessant ist der von Mariotte herrührende Versuch ausgeführt. Ein Fass 
ist aufrecht hingestellt, und in den oberen Boden ist Juftdicht eine 15 Fuss 

3 


19 


lange dünne Rähre gesteckt. Fass und Röhre werden voll Wasser gefüllt und 
auf den oberen Boden Bleigewichte bis zu 1300 Pfund aufgelegt, die durch 
den Druck des Wassers gehoben werden. Als dann die Gewichte abgehoben 
werden, platzt der obere Boden des Fasses. 

Gegen Ende des Jahres 1743 erhielt er von der Gesellschaft den Auftrag, 
ausser der Reihe der Wolfl’schen Versuche electrische Versuche anzustellen. 
Schon früher hatte er sich mit diesem Gegenstande beschäftigt, so dass ihm 
schon damals der grösste Theil der bis dahin entdeckten Wirkungen der 
Electrieität bekanet war; auch hatte er die meisten Versuche nachgemacht. 
Er hatte eine Geschichte der Electrieität entworfen, nicht in der Absicht, die- 
selbe durch den Druck zu veröffentlichen, sondern mehr zu seinem eigenen 
Gebrauche. Auf den Wunsch der Gesellschaft hat er diese Geschichte bis zum 
Jahre 1746 fortgesetzt und veröffentlicht in den ersten drei Bänden der ‚Ver- 
suche und Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig,‘‘ welche 
in den Jahren 1747, 1754 und 1756 erschienen sind. Diese Geschichte nimmt 
297 Quartseiten ein und bildet noch jetzt eine Quelle für die Geschichte der 
Eleetrieität. So beruft sich Edm. Hoppe in seiner 1884 erschienenen Geschichte 
der Electrieität noch vielfach auf dieses Werk. Dasselbe ist ausserordentlich 
klar und in so gutem Deutsch geschrieben, dass die Deutsche Gesellschaft in 
Göttingen im Jahre 1752 deshalb den Verfasser zu ihrem Ehren-Mitgliede 
ernannte. 

Vom Jahre 1729, in welchem der Engländer Gray den Unterschied 
zwischen Leitern und Nichtleitern der Electrieität entdeckte, rechnet Edm. 
Hoppe den Beginn einer neuen Epoche der Electricität. Ich führe seine eigenen 
Worte an: „Mit dem Jahre 1729 beginnt eine neue Epoche, welche für die 
Electrieitätslehre unendlich fruchtbar und bedeutungsvoll ist. Man hat unsere 
jetzige Zeit das Zeitalter der Electrieität genannt, im Gegensatz zu dem Anfang 
dieses Jahrhunderts, welchen man als das Zeitalter des Dampfes unterschieden 
wissen wollte, allein diese Bezeichnung kann nur für den oberflächlichen Beschauer 
etwas Bestechendes haben, man muss wissenschaftlich das Zeitalter der Electrieität 
mit dem Jahre 1729 beginnen. Die fundamentalen Entdeckungen jener Jahre 
waren für die damalige Welt genau so überraschend und für die Wissenschaft 
unendlich werthvoller, wie heutzutage z. B. die Erfindung des Bell’schen 
Telephons.‘ 

Man beschäftigte sich nun auch in Frankreich und Deutschland mit dieser 
Materie. Es wurden anfangs Glasröhren benutzt, welche mit der trockenen 
Hand oder auch mit einem wollenen Tuche gerieben wurden, um Electricität 
hervorzurufen. Mit diesem einfachen Apparate konnte man schon merkliche 
Funken hervorbringen. Auch konnte das Leuchten einer electrisch gemachten 
Glasröhre, besonders wenn dieselbe luftleer gemacht war, gezeigt werden. 
Grosses Aufsehen und Interesse in den weitesten Kreisen erregte es, dass man 
aus einem isolirt aufgestellten eleetrischen Knaben Funken herausziehen konnte. 
Diese Versuche wurden überall nachgemacht und auch von Fürsten gebührend 


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196 ne ü 


bewundert. Die Nachrichten von neuen Versuchen wurden durch die Wochen- 
blätter rasch verbreitet. 

Am 11. März 1744 begann Gralath seine Experimente. Die Bürgermeister 
Bentzmann und Eichmann waren als Gäste anwesend. Er benutzte eine nahe 
drei Pariser Fuss lange und 8 Linien breite englische Glasröhre, die er mit 
einem wollenen Lappen oder auch mit der blossen Hand rieb. Damit electrisirte 
er eine auf blauseidene Schnüre gelegte 10'/, Fuss lange viereckige eiserne 
Stange. Aus dieser zog er Funken; auch electrisirte er auf Pechkasten stehende 
Menschen. 

Am 24. Januar desselben Jahres war es dem Dr. Chr. Fr. Ludolff in 
Berlin gelungen, durch einen electrischen Funken Spiritus anzuzünden. Die 
Nachricht davon, doch ohne nähere Angaben, verbreitete sich rasch durch die 
Wochenblätter und erregte ungeheures Aufsehen, war doch damit eine Analogie 
zwischen dem Blitze und dem electrischen Funken gefunden. Die auswärtigen 
Physiker bemühten sich vergeblich, den Versuch nachzumachen. Auch Gralath 
hielt an seine electrisirte Eisenstange Schiesspulver, Getreidespiritus und Zunder; 
doch das Pulver wurde zerstreut, der Zunder angezogen und die bei der An- 
näherung des Spiritus sich zeigenden Funken zündeten nicht. Am 18. März 
jedoch brachte er in seiner Wohnung bei trockenem Wetter stark erwärmten 
rectificirten Spiritus in einem silbernen Löffel in die Nähe der Stange. Der 
nun überspringende Funke zündete. Auch dieser Versuch wurde rasch durch 
die Zeitungen bekannt. Am 3. Juni wiederholte er denselben in Anwesenheit 
von Gästen vor der Gesellschaft. 

Schon Hawksbee hatte zur Erzeugung grösserer Mengen von Electriecität 
Glaskugeln angewandt, die er mit der Hand, in welcher ein wollener Lappen 
lag, rieb. Später befestigte er die Kugel an einem Centrifugalapparat. Auch 
Gralath benutzte zu seinen weiteren Versuchen Glaskugeln von 10 bis 15 Pariser 
Zoll Durchmesser, die mittelst eines Rades von 5 Fuss Durchmesser herum- 
gedreht wurden. Die Hand eines Menschen diente als Reibzeug, der Mensch 
selbst bildete die Ablenkung zur Erde. Als Conductor wurde eine grosse 
Zinkröhre, welche an blauseidenen Schnüren hing, und deren eines offene Ende 
der Glaskugel möglichst nahe gebracht wurde, benutzt. Mit diesem Apparat 
gelang es Gralath am Anfange des Jahres 1746, ein eben verloschenes Licht 
wieder anzuzünden und zwar durch einen electrisirten Menschen, der auf einem 
Pechkasten stand. Dieser Versuch ist zuerst von Gralath angestellt worden. 

In diesen und den folgenden Jahren wurden von ihm zahlreiche Versuche 
angestellt, theils solche, die vor ihm schon andere gemacht hatten, theils neue. 
Einige der letzteren sind in seiner Geschichte der Electrieität erwähnt, andere 
sind unter dem Titel: ‚Nachricht von einigen electrischen Versuchen‘ in Band 1. 
der Versuche und Abhandlungen veröffentlicht. Von Hoppe sind Gralath’s 
Entdeckungen gebührend hervorgehoben, so dass ich trotz wiederholten Studiums 
auch der Protokolle und ungedruckten Abhandlungen nur wenig hinzufügen 
kann. Seine Verdienste in der Electricitätslehre bestehen in der 


6) 


197 
Verbesserung der Kleist’schen Flasche, in der Entdeckung des Rück- 
standes derselben, in der Erfindung der electrischen Batterie und 
in der ersten Messung der electrischen Kraft. — 

Bei der regen Beschäftigung mit der Electrieität an vielen Orten konnte 
es nicht ausbleiben, dass eine Reihe von Entdeckungen von verschiedenen Per- 
sonen fast gleichzeitig gemacht wurde. Bekannt ist, dass die Erfindung der 
electrischen Verstärkungsflasche in Camin von dem Decan des Domcapitels von 
Kleist und sehr kurz darauf selbstständig in Leyden von Cunäus gemacht wurde. 
Ich habe hier kurz den Antheil Gralath’s an der Verbreitung und Verbesserung 
dieser Erfindung zu schildern. Kleist hatte am 11. October 1745 in eine kleine 
Flasche Wasser gegossen, in das Wasser einen Nagel gesteckt und den Kopf 
desselben an einen Conductor gehalten. Als er dann mit dem Finger den 
Kopf des Nagels, welcher vom Conductor entfernt war, berührte, empfing er 
einen starken Schlag. Von dieser Erfahrung, die er durch weitere Versuche 
bestätigt hatte, machte er am 28. November Mittheilung dem vorhin als Mit- 
glied der Gesellschaft genannten Pastor Swietlicki in Danzig. Dieser Brief, 
sowie die folgenden sind fast vollständig in Gralath’s Geschichte der Electrieität 
abgedruckt. Gleichzeitig oder kurz darauf versandte Kleist dieselbe Mittheilung 
nacn Berlin, Halle und Leipzig. Niemand wollte der Versuch gelingen. Als 
. Swietlicki auf Gralath’s Antrieb den Herrn von Kleist um nähere Auskunft 
bittet, kommt ein vom 24. Februar 1746 datirtes Schreiben an Swietlicki, in 
welchem Kleist nicht augeben kann, weshalb der Versuch nicht gelingen wolle. 
Am 5. März stellte Gralath mit einigen Gehülfen wieder Versuche mit der 
Flasche an. Bei dieser Gelegenheit bemerkte Gottfried Reyger, das derjenige 
die stärkste Empfindung hat, welcher das Glas mit dem Drath an die electrisirte 
Röhre hält und zugleich mit dem Finger der anderen Hand den Drath berührt. 
Berührte dagegen eine zweite Person die Kugel des Drathes allein oder auch 
die Person, welche die Flasche hielt, so empfing dieselbe keinen Schlag. Da- 
mit stellte Gralath die nothwendige Bedingung auf, damit das Experiment 
gelinge, dass nämlich die äussere und die innere Belegung in leitende Ver- 
bindung gebracht werden müssen. Mit dieser Verstärkungsflasche entzündete 
er auch dann noch Spiritus, wenn er 60 Schritte mit der Flasche gegangen 
war, wie auch Kleist schon berichtet hatte. Am 20. April machte er den 
Versuch vor der Gesellschaft und wiederholte denselben am 27. vor einer 
Reihe von Gästen, zu denen die Spitzen der Stadt gehörten. Er ertheilte einer 
Kette von 20 Personen gleichzeitig einen electrischen Schlag und tödtete Keller- 
würmer und kleine Käfer. Bei grösseren Wasserkäfern und kleineren Vögeln 
gelang nur eine Betäubung. | 

Von dem Erfolg wurde von Danzig aus in den Berlinischen Nachrichten 
von Staats- und gelehrten Sachen 1746 No. 51 Mittheilung gemacht. Als die 
Nachricht davon durch das Mitglied der Gesellschaft Samuel Wolff nach Paris 
an den in den weitesten Kreisen bekannten Abt Nollet kam, konnte dieser be- 
richten, dass derselbe Versuch ihm schon aus Leyden bekannt sei. 

5 


198. 


mn 


Mit der Verstärkungsflasche beschäftigte Gralath sich noch bis zum Jahre 
1754, in welchem er experimentell untersuchte, ob die Funken verstärkt werden, 
wenn die Menge des Wassers in der Verstärkungsflasche vermehrt werde, wenn 
das Gefäss mit mehr Punkten seiner äusseren Fläche von anderen leitenden 
Gegenständen berührt werde, und wenn der Drath, der in der Flasche stecke, 
dicker werde. Alle drei Fragen beantwortete er bejahend. Dieses Resultat 
stimmt damit überein, was Winckler schon 1746 gefunden hatte. 


Die erste Beobachtung des elestrischen Rückstandes muss ebenfalls Gralath 
zugeschrieben werden, denn schon am 25. Mai machte er der Gesellschaft die 
Mittheilung, dass, wenn er auch durch Anfassen an die Kugel der Flasche alle 
Electrieität genommen habe, diese sich doch nach einiger Zeit wieder finde. 
Winckler in Leipzig hat dieselbe Beobachtung erst am 16. August gemacht. 

Ein unbestreitbares Verdienst Gralaths ist die Erfindung der electrischen 
Batterie. In seinen „eleetrischen Versuchen“ berichtet er darüber auf S. 522. 


„Ich stellte den Versuch dergestalt an, dass 2 oder 3 Personen, ein jeder 
eine besondere Verstärkungs-Maschine mit der einen Hand an die blechene 
Röhre hilte; in die andere Hand aber gab ich einem jeden einen besonderen 
eisernen oder messingnen Drath, die anderen Ende dieser Drathe nahm eine 
andere Person, so gar keine Phiole hatte zusammen in die linke Hand und 
fuhr mit einem Finger der rechten Hand gegen die electrisirte blecherne Röhre, 
da sich denn die verhoffte Verstärkung ganz deigte. Wenn ich auf diese Art 
das Experiment mit 2 Phiolen anstellte, waren die Funken und die daraus 
entstandene Erschütterung, so der empfand, der mit dem Finger gegen die 
blechene Röhre fuhr, zwar ungleich stärker, als wenn der Versuch auf die 
bisher bekannte Art mit einer Phiole angestellt wird, allein sie waren doch 
noch erträglich, nahm ich aber 3 Phiolen, so waren wenige, die den Versuch, 
wegen der heftigen und schmerzhaften Erschütterung mehr als einmal anzu- 
stellen verlangten.“ 


„Ich hätte zwar versuchen können, auf diese Art einen Vogel zu tödten, 
allein da die Erschütterung, so der Mensch dabei empfindet, gar zu heftig ist, 
so war ich auf ein anderes Mittel bedacht, solches in’s Werk zu setzen. Ich 
nahm die grosse kupferne Hohlkugel, so man sonst zum Abwägen der Luft 
gebraucht, legte dieselbe auf einen Tisch unter die blechene Röhre, in der 
Entfernung, dass Funken entstehen können; an die blechene Röhre hatte ich 
vier Verstärkungs-Maschinen gestellt, die auf einem fichtenen Brett in blechenen 
eylindrischen Gefässen stunden, an ein jedes hatte ich theils messingne, theils 
eiserne Drathe befestigt und die anderen Ende dieser Drathe zusammen an die 
kupferne Hohlkugel gebunden; sobald die blechene Röhre electrisiret wurde, 
schlugen die Funken wie Feuerstrahle mit solcher Heftigkeit auf die kupferne 
Hohlkugel, dass man sie auch ausser dem Saal, in der Weite von 90 Schuh 
deutlich hören konnte; die Funken knackten ebenso als wenn Stecken ge- 
brochen werden.“ 


199 


Mit dieser Vorrichtung tödtete er am 13. August einen Zeisig, den er 
auf die kupferne Kugel gebunden hatte. 

Noch im Jahre 1746 bemüht sich Gralath, die Kraft der Eleetrieität zu 
messen. Er berichtet darüber im ersten Bande der 1747 erschienenen ‚Ver- 
suche und Abhandlungen“ Seite 525. 

Die ähnlichen in England angestellten Versuche, über welche im März 
1746 in der Royal Soc. der Bericht eines ungenannten Verfassers verlesen 
wurde, kannte er damals noch nicht. Erst im zweiten Theile seiner Geschichte 
erwähnt er dieselben. Doch weichen diese Versuche wesentlich von denen 
Gralath’s ab. 

„Ueber das Ende einer viereckigten eisernen Stange, so vermittelst 
messingner Drathe von 2 gläsernen Kugeln electrisiret wurde, hatte ich Herrn 
D. Kühns neuerfundene Wage dergestalt angebracht, dass die leere Schaale 
senkrecht über dasselbe hieng, und weil ich das Stativ, worauf die Stange ruhete, 
vermittelst einer Stell-Schraube erhöhen und senken konnte, so konnte ich auch 
das Ende der eisernen Stange der leeren Wage-Schaale nach Gefallen nähern 
und entfernen. Damit die Wage-Schaale von der electrisirten eisernen Stange 
nicht electrisiret, sondern beständig in unelectrischem Stande möchte erhalten 
werden, hatte ich die Schaalen und den Wage-Balken mit dünnen Faden von 
Flittermetall verbunden, und beim Experimentiren legte ich meine Hand auf 
den Fuss-Teller des Wage Gestelles; unter diesen Umständen konnte die Wage- 
Schaale nicht die geringste Electrieität erhalten, sondern sie blieb beständig 
unelectrisch. Die andere Wage-Schaale so mit dieser im wagerechten Stande 
stund, unterstützte ich, damit sie in diesem Stande bliebe, wenn ich beim 
Versuch sie mit Gewichten beschwerte; weil sonst der Ausschlag Störungen 
und Unrichtigkeiten würde verursacht haben. Um nun den Unterschied in der 
Grösse der anziehenden Kraft desto genauer zu erforschen, stellte ich den 
Versuch nicht allein in verschiedenen Entfernungen von den electrischen Kugeln, 
sondern auch in verschiedenem Abstand der Wage-Schaale von der Oberfläche 
der eisernen Stange an. Weil ich die Wage Schaale, so bei den Versuchen 
mit Gewichten beschweret wurde, durch das Unterstützen beständig im wage- 
rechten Stande mit der leeren Wage-Schaale, so beim Experimentiren von der 
electrisirten eisernen Stange angezogen wurde, erhilte, konte ich aus der 
Grösse der Gewichte von der Grösse der anziehenden Kraft in jedem Fall 
sicher urtheilen und so daraus mit Grund den Unterschied derselben bestimmen.“ 
So fand er bei einem Versuche, als die electrische Kugel 240 Par. Fuss ent- 
fernt war, für die Abstände 3 Zoll, 2 Zoll, 1 Zoll, '/, Zoll der Reihe nach 
die Gewichte 1'/,, 4, 13°/,, 44 Gran. 

Er fährt nun fort: „Da nun aus den obigen Versuchen erhellet, dass die 
anziehende Kraft abnimmt und schwächer wird, je weiter die Electrieität fort- 
gesetzt wird, von den electrischen Funken aber bekannt ist, dass dieselben in 
der weiteren Entfernung zunehmen und stärker werden; so sieht man hieraus, 
dass man von der Stärke der anziehenden Kraft nicht auf die Stärke der 

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electrischen Funken schlüssen kann, und dass diese nicht in dem Verhältniss 
wie jene ab- und zunehmen.“ 

Die von anderen gemachten electrometrischen Versuche verfolgte er mit 
Interesse. So stellte er 1753 mit dem von d’Arcy erfundenen Eleetroscop, 
einem schwimmenden Aräometer, Versuche an, ohne zum Ziele zu kommen, und 
experimentirte 1754 mit dem von Richmann in Petersburg erfundenen Quadranten- 
eleetroscop, von welchem dieser in einem Briefe an Professor Kühn vom 23. März 
1753 Nachricht gegeben hatte, nur benutzte Richmann statt des Holzstabes, 
den Henley 1772 anwandte, einen Zwirnfaden. Mir ist nicht bekannt, dass das 
Richmannsche Electroscop veröffentlicht ist, da ja Richmann schon am 6. August 
desselben Jahres seinen Tod durch einen eleetrischen Funken fand, der aus 
einem zur Beobachtung eines herannahenden Gewitters dienenden Apparate kam. 

Es würde zu weit führen, alle eleetrischen Versuche anzuführen, welche 
Gralath vor der Gesellschaft angestellt hat. 

In dieser Zeit wurde auch die Wirkung der Rlectrieität auf den mensch- 
lichen Körper versucht. Schon 1746 untersuchte Gralath den Puls eleetrisirter 
Menschen und fand, dass derselbe schneller werde. Auch in der Heilkunst 
wurde die HElectrieität angewandt. Der Arzt Kratzenstein in Halle hatte schon 
1744 einen gelähmten Finger in '/, Stunde durch die Rleetrieität geheilt. 

In Danzig war es der Arzt de la Motte, welcher unter Gralaths Beistand 
1754 an zwei Patienten die Wirkung der Eleetrieität versuchte. Den einen 
Fall hat er in Bd. I. der „Versuche und Erfahrungen‘ beschrieben unter dem 
Titel: „Erfahrung von einem durch die Eleetrieität gehobenen krampfichten 
Mutterbeschwer‘‘; der andere bezieht sich auf den schwarzen Staar eines 
sechzehnjährigen Knaben. Es werden jedem Auge eine Reihe ziemlich starker 
Funken applieirt — zunächst ohne Erfolg. Nach einer Wiederholung kann 
der Knabe das Taschentuch am Boden finden, die Stelle des Lichtes angeben 
und Silber- und Kupfermünzen mit dem rechten Auge unterscheiden. 

Vielfach hat Gralath die hauptsächlichsten electrischen Versuche vor 
hohen Standespersonen der Stadt und vor durchreisenden preussischen, pol- 
nischen und russischen Grossen und Beamten angestellt. 

Ausserdem betheiligte er sich noch an den regelmässigen Versuchen der 
Gesellschaft, welche nach dem schon erwähnten Buch von Wolff angestellt und erst 
1751 beendigt wurden. Vielfach trat er für Mitglieder ein, welche verhindert 
waren, ihre Experimente anzustellen. Ich will hier nur seine Versuche über Bd. 
II. Cap. 7 von der Feuchtigkeit der Luft und den Hygrometern anführen. Bei 
dieser Gelegenheit stellte er Versuche über die Einwirkung der Feuchtigkeit 
auf die Länge von Stricken an und fand, dass einige befeuchtete Stricke sich 
ausdehnen, andere sich zusammenziehen. Unter anderem hängt er an ein 43 
Fuss langes Seil ein Gewicht von 135 Danz. Pfund und findet, dass dieses 
nach der Befeuchtung des Strickes 4 Zoll gehoben ist. — Um die Kraft zu 
messen, mit welcher quellende Erbsen sich ausdehnen, füllte er einen Hohl- 
würfel aus Messing von 17 Zoll Seite theilweise mit trockenen Erbsen, be- 

9 


Jastete dieselben mit 121 Pfund, goss Wasser darauf und fand, dass nach vier ie 
Stunden die Last 4'/, Zoll hoch gehoben war. 


Ferner betheiligte er sich an der Beobachtung einer partiellen Sonnen 


finsterniss und eines Merkurdurehganges.- Beidemal wurde das Sonnenbild 
durch ein Fernrohr auf die Wand projeeirt. 


Interessant ist auch der Versuch, den er 1757 nach Nollet’s Angabe im A 


grünen Thore anstellte. Aus einer Flinte wurde eine Kugel gegen die Ober- 
fläche einer in einem Kasten befindlichen Wassermenge geschossen, einmal 
unter 4° 30°, und der Einfallswinkel gleich dem Reflexionswinkel gefunden, 
dann unter 30°, wobei die Kugel in das Wasser eindrang und von der geraden 
Linie abgelenkt wurde. 

Auch der lebenden Natur wandte er seine Aufmerksamkeit zu. Im Jahre 
1751 zeigte er kleine schwarze Inseeten, die in Oliva auf dem Schnee haufen- 
weise beieinander gefunden waren, welche 6 Füsse und eine Sprungvorrichtung 
unter dem Bauche hatten. Wir haben es hier ziemlich sicher mit dem Gletscher- 
floh zu thun, der ja vor einigen Jahren hier von Herrn Brischke beobachtet ist. 

Eingehender hat er sich 1750 und 1751 mit dem braunen und grünen 
Süsswasserpolypen beschäftigt. Schon lange hatte die Gesellschaft sich bemüht, 


Polypen in den Gewässern der Umgegend zu finden; denn die von Trembly 
1740 erfolgte Entdeckung dieser Thiere hatte grosses Aufsehen erregt, be- _ 


sonders die Fortpflanzung durch Sprossen und die Eigenschaft, dass jeder \ 


der beiden Theile eines zerschnittenen Thieres sich zu einem vollständigen 
Thiere ergänzt. Mitte Mai wurden in der Behausung des oben genannten 
Dr. Kade im Radaunewasser braune Polypen entdeckt. Gralath erbat sich 
zwei davon, von denen der eine 5 Sprossen hatte. Er zerschnitt einige quer 


in 2 Stücke und beobachtete ihre Ergänzung zu 2 vollständigen Thieren. 


Ferner beobachte er kleinere grüne Polypen. Auf diesen fand er. die schon 


von Trembly beschriebene Polypenlaus. Den Protokollen ist eine Tafel schöner, 
farbiger Abbildungen beigefügt, welche zum Theil nach dem Sonnenmicroscop _ 
gezeichnet sind. - v2 

Damals war der dritte Band von Rösels Inseetenbelustigungen, in welchem 
Tremblys Beobachtungen ergänzt werden, noch nicht erschienen. Von Gralaths 
Beobachtungen ist nichts gedruckt. 


Im Jahre 1751 setzte er diese Beobachtungen fort, zusammen mit einem 


Freunde, der nicht genannt werden wollte. Wir werden wohl nicht fehlgreifen, 
wenn wir annehmen, dass dieser Freund seine Frau gewesen ist. Er will 
namentlich eine Begattung der Polypen beobachtet und festgestellt haben, dass 
nur nach einer solchen Sprossen entstanden. 
Soviel von seinen wissenschaftlichen Beschäftigungen. ä 
Auch sonst hat er viel für die Gesellschaft gethan. Sobald etwas mit 
der Gesellschaft nicht angehörigen Personen zu unterhandeln war, wurde er | 


damit beauftragt. So z. B. leitete er den Umbau der oberen Räume des grünen 


Thores, welche die Gesellschaft von der Stadt 1746 miethete, dessen Kosten g 
10 . 


1280 Gulden betrugen, so führte er die Unterhandlungen über Druck und 
Verlag der drei ersten Bände der Gesellschaftsschriften. 


Mehrfach schon war ihm das Directorat der Gesellschaft angeboten, doch 


erst 1755 liess er sich bewegen, dasselbe anzunehmen, blieb auch nur noch 
1755 Direetor. Charakteristisch tür ihn ist das Thema seiner Antrittsrede: „Ueber 
die Betheilıgung der Herren, welche in Danzig das Regiment geführt haben, 
an wissenschaftlichen Bestrebungen“. 

Um die Zukunft der Gesellschaft zu sichern, schien ihm eine Stellung 
‘ derselben erforderlich, wie sie z. B. die Academie in Berlin einnahm. Auf 
seinen Rath suchte man zunächst die Protection des polnischen Premier- 
Ministers Grafen von Brühl zu gewinnen. Man widmete diesem den 1756 er- 
schienenen dritten Band der Schriften. Der Minister versprach zwar für eine 
Subvention der Gesellschaft durch August Ill. von Polen zu sorgen — er wollte 
dem Könige vorschlagen, einen Theil der Einkünfte der Post in Danzig der 
Gesellschaft zu überweisen — doch die an diesen Schritt geknüpften Hoffnungen 
wurden nicht erfüllt. 

Nach dem Jahre 1757 wurde Gralath von seinen Amtsgeschäften so in 
Anspruch genommen, dass er sich an den wissenschaftlichen Arbeiten ler Gesell- 
schaft nicht mehr betheiligen Konnte. ; 

In den letzten Jahren seines Lebens wurde sein Verhältniss zur Gesell- 
schaft ein gespanntes. Dieses kam so. Der in Danzig geborene Weimar- 
Eisenachische Hofrath Verch war am 28. Februar 1764 in Greiz gestorben und 
hatte den Bürgermeister Gralath zum nominellen Universalerben eingesetzt, mit 
der Bedingung, ausser einigen Legaten an Verwandte 4500 Thaler an die Natur- 
forschende Gesellschaft in Danzig auszuzahlen; doch sollte das Legat unter 
beständiger Aufsicht des Rathes stehen. Die Zinsen sollen von der genannten 
Gesellschaft verwandt werden zu Prämien auf Preisfragen betreffend das Wohl 
der Stadt, zur Veröffentlichung von Schriften und zur Vergrösserung der 
Bibliothek. Auf Veranlassung Gralaths ernannte der Rath Gralath und Ehlers 
zu Deputirten des Raths zur Aufsicht über die Verwaltung des Legats. Gralath 
fasste dieses so. auf, dass die Preisausschreibungen und Preisvertheilungen nur 
mit Genehmigung der Deputirten des Raths geschehen sollen, und dass für jede 
Quittung die Unterschrift derselben erforderlich sei. Die Gesellschaft weigerte 
sich, diese Bedingungen zu erfüllen, da nach dem Wortlaute des Testaments sie 
die alleinige freie Verwaltung habe; sie will dem Rath nur das Recht geben, 
zu einer Revision zu schreiten, wenn der dringende Verdacht bestehe, dass die 
Verwaltung schlecht geführt sei. 

Erst anfangs 1767 kam es zu einer Einigung im Sinne des Verlangens 
der Gesellschaft. Nun erst wurde das Legat der Gesellschaft übergeben und 
als erste Preisaufgabe nach Gralaths Vorschlag das Thema gestellt: „Wie der 
Versandung in der Nehrung am wohlfeilsten abzuhelfen sei.“ Den Preis erhielt 
Professor Titius in Wittenberg, welcher den Vorschlag machte, Acacien anzu- 
pflanzen. Wie sehr die Verchsche Angelegenheit die Gesellschaft aufgeregt hat, 


11 


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en beliebte man folscndie derselben Geschichte müsste kurz und ar 


*: „Ueber die Gralath'nehoni | 
nur nach den Hauptumständen ohne Namen erzählt werden, die hierzu gehörigen = Ei 
Schriften und Beläge müsste man besonders legen und versiegeln, auch keinem 
entdecken oder sie aus dem Kasten, wovon die 3 Schlüssel der Director, der 2 
Vicedireetor und der Thesauarius haben müssten, anders heraus nehmen als auf 
Genehmigung und zum Besten der Gesellschaft.“ Diese Acten habe ich noch x 
in dem genannten Kasten vorgefunden. Be" 
Nun komme ich zu Gralaths Wirksamkeit im Dienste der Stadt. Die Be 
Jungen Patricier pflegten ihre öffentliche Thätigkeit als Quartiermeister und E 
Kirchenvorsteher zu beginnen. Schon 1742 war Gralath Quartiermeister des & 
Hohen Quartiers, später wurde er noch dirigirender Kirchenvorsteher der Ober- 
Pfarrkirche. Sein erstgenanntes Amt verwickelte ihn in die Zwistigkeiten N. 
zwischen dem Rath und der dritten Ordnung, welche von 1748 bis 1754 die 
Stadt aufregten. 3 S 
Die Regierung der Stadt wurde damals von dem Rath, welcher aus vier 
Bürgermeistern und vierzehn Rathsherren bestand, als der ersten Ordnung, von 
den Schöppen als der zweiten Ordnung und von der dritten Ordnung, - ee 
aus vier Quartieren, denen Quartiermeister vorstanden, gebildet. Die dritte * 
Ordnung wurde von der Bürgerschaft, die Schöppen und Rathsherren vom 
Rathe gewählt. | m 
Seit 1748 hatte die dritte Ordnung mancherlei Beschwerden an den Rath 
gerichtet, von denen aber nur die folgende für uns wichtig ist. Nach den 
bis dahin geltenden Bestimmungen sollte der dritte Theil des Raths und ne E 
Schöppen aus Kaufleuten bestehen. Der Rath sollte zwar die Schöppen und 
Rathsherren wählen, aber nur aus den Candidaten, die in doppelter Zahl von x 
der dritten Ordnung vorgeschlagen waren. Beides war lange Zeit nicht ge 
schehen; die Kaufleute sassen nur in geringer Zahl im Rath und im Schöppen- 
stuhl, und der Vorschlag der dritten Ordnung war gar nicht mehr in Gebrauch. 
So kam es, dass der Rath fast nur aus Mitgliedern der sogenannten Goschlechl 
die von der Gegenpartei die „‚Gelehrten“ genannt wurden, bestand. RB 
Da die Beschwerden beim Rathe keinen Erfolg hatten, wandte sich die 
dritte Ordnung an den König. Dieser bestimmte in einem Rescript vom 9. 
Januar 1750, dass bei der nächsten im März stattfindenden Wahl die 7 vacanten 
Stellen, und zwar 4 im Rath, 3 im Gericht, durch Kaufleute besetzt werden _ 
sollten, und zwar sollte die dritte Ordnung 14 Kaufleute vorschlagen, unter 
denen der Rath zu wählen habe. Als der Rath sich dieser Bestimmung nur 
theilweise fügte, erfolgte eine neue Beschwerde der dritten Ordnung. Beide 
Parteien schickten Deputirte nach Warschau. Ihnen wurde im Juli 1750 des 
kurz ‚„Ordinitio regia‘“ genannte Rescript vorgelegt, welches Declarationen des 
für die Stadtverwaltung geltenden Rechts enthielt. 2 
In der dritten Ordnung selbst war man aber durchaus nicht einig; eine 
nicht unbeträchtliche Partei, an deren Spitze der Quartiermeister Gralath stand, 


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stellte sich auf Seite des Raths. Wieder wurden von beiden Seiten Deputirta 
an den Königl. Hof gesandt. Da traten 50 Bürger ‚theils Gelehrte, theils 
Kaufleute‘ zusammen und wandten sich im August 1751 mit einer Bittschrift 
direct an den König, in der sie für den Rath eintraten. An der Spitze dieser 
Fünfzig stand Gralath. Der König schickte ein Assessorialgericht nach Danzig, 
welches die Streitigkeiten der Parteien entscheiden sollte. Vor dieses wurden 
auch die Fünfzig geladen, aber am 3. Februar 1752 von allen Beschuldigungen 
freigesprochen. Die Kläger wandten sich aber noch einmal nach Warschau. 
‘ Die Folge davon war, dass der Rath kurz vor der Wahl informirt wurde: 
„dass Sr. Majestät es zu hohem Wohlgefallen gereichen würde, wenn bei be- 
vorstehender Kühr keiner der 50 Bürger. in den Schöppenstuhl oder Rath 
gewählt würde.“ 

Der Rath dagegen wurde für schuldig befunden. Zur Unterhandlung 
wegen der Festsetzung der Strafe wurde eine Deputation an den Hof gesandt, 
welche einen Vertrag schloss, nach welchem sich der Rath zu einer hohen 
Strafsumme verpflichtete. Diesem Vertrage wurde auf Betreiben der Gegner 
noch die folgende Bestimmung hinzugefügt. ‚Der Allerhöchsten Absicht Ihrer 
Königl. Majestät gemäss, macht sich der Rath hiernächst verbindlich, keinen 
von denen Bürgern, so eine gewisse Supplie unterschrieben in einigen Aemtern 
und Ehrenstellen zu befördern, bevor bei Ihro Majestät solche wegen dieses 
ihres unstatthaften Betragens und ohngeziemenden Unternehmens und Betragens 
um Gnade allerunterthänigst gebeten und solche wieder erlangt haben.“ 

Von dieser Bestimmung wurde Gralath schwer betroffen. Um die Ver- 
zeihung zu erlangen, bedurfte es einer grösseren Geldsumme; doch nicht alle 
Fünfzig hatten gleiches Interesse an der Sache, da ein Theil kaum hoffen 
durfte, in die höheren Stadtämter gewählt zu werden. Den Bemühungen von 
Gralath und Corn. Cunis gelang es, von 31 Theilnehmern 24000 Gulden zu- 
sammenzubringen und den Rath zu bewegen, noch 6600 Gulden aus eigenen 
Mitteln zuzulegen, worauf die Verzeihung vom Königlichen Hofe erfolgte. 

Nun erst stand Gralath der Weg zu den höheren Stadtämtern offen. 
Sofort bei der nächsten Wahl im März 1754 wurde er in das Gericht der 
Rechten Stadt gewählt. Schon 1758 wurde er Rathsherr. Hier hatte er gleich 
Gelegenheit, seine Geschicklichkeit als Unterhändler zu zeigen. Die Russen 
hatten das Königreich Preussen besetzt und näherten sich Danzig; ihr Haupt- 
quartier befand sich schon in Marienwerder. Da stellte am 10. April der 
russische Oberbefehlshaber Graf Fermor das Ansuchen an Danzig, eine russische 
Besatzung aufzunehmen. Die Stadt jedoch wollte neutral bleiben. Schleunig 
wurde die Festung in Vertheidigungszustand gesetzt und die Rathsherren 
Gralath und Gottlieb Gabriel Weickhmann als Deputirte nach Marienwerder an 

. den russischen Oberbefehlshaber gesandt. Dass man dieser Deputation eine 
grosse Bedeutung beilegte, geht daraus hervor, dass der Rath Fürbitten für 
dieselbe in drei Kirchen anordnete. Ihrer Geschicklichkeit gelang es, den 
Grafen zu bestimmen, von einer sofortigen Besetzung der Stadt abzusehen und 

13 


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Noch zweimal, 1759 und 1760 wurden Gralath und Weickhmann in das 
russische Hauptquartier nach Marienburg an die Generalfeldmarschälle Graf 
Soltikof und Graf Butterlin geschickt. Beidemal aber handelte es sich nur 


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darum, die neuen Oberbefehlshaber im Namen der Stadt zu begrüssen und von 


ihnen die Zusage zu erlangen, das Gebiet der Stadt mit Einquartierung möglichst 
zu verschonen. / 
1763 wurde Gralath Bürgermeister und zwar sofort Vicepräsident. Ueber 


seine Wirksamkeit in diesem Amte habe ich nichts ermitteln können. Bei dem FR 


polnischen Hofe stand er in Gunst, wie daraus hervorgeht, dass er von Stanislaus 
August Poniatowski zum Jägermeister in der Nehrung ernannt wurde. 


Das Hauptdenkmal, das er sich selbst geschaffen hat, ist die grosse von e e 


Danzig nach Langfuhr führende Doppelallee aus holländischen Linden. Nach 
allen Nachrichten ist er es, der nicht nur den Gedanken dazu gehabt hat, 
sondern der auch die über 100000 Gulden betragenden Kosten durch seine 
Bemühung unter den Bürgern der Stadt aufgebracht hat. 


Die Vollendung dieser grossartigen Anlage sollte er nicht mehr erleben: we 


Mitten in seiner Thätigkeit wurde er am 23. Juli 1767 vom Tode dahingeraftt. 
Die Naturforschende Gesellschaft veranstaltete eine Todtenfeier, an der die 
Spitzen der Stadt theilnahmen. Sein lebensgrosses Brustbild wurde in dem 


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Sitzungszimmer der Gesellschaft aufgehängt. Dasselbe zeigt uns eine stattliche Ei 6; 


Persönlichkeit mit energischen Gesichtszügen. 


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Als Quellen haben mir gedient: 


1. Versuche und Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft, Bd. 1—3. 
1747. 1754. 1756. 


2. Neue Sammlung von Versuchen und Abhandlungen derselben Gesell- “ 


schaft. 1778. 


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3. Ephemeriden, Historien und Acten der Gesellschaft vom Jahre 1745 bis n 


1791 in 21 Qnartbänden. Mnspt. 
4. Löschin: Geschichte Danzigs. 


5. Löschin: Die Bürgermeister, Rathsherrn und Schöppen des Danziger Frei- 5 k ir 


» 1 


staates und die Patricierfamilien, denen sie angehören. 1868. 
6. D. Gralath: Geschichte der Stadt Danzig bis 1752. 
7. Schriften die Danziger Streitigkeiten 1749—1752 treffend, ein Sammer 


band, der gedruckte und ungedruckte Schriften enthält und von Bürger 


ıneister Daniel Gralath herrührt. Stadtbibliothek. 


8. Recess betreffend dasjenige, was zur Abwehr der in Deutschland ausge- 
brochenen Kriegsunruhen 1757—1763 geschehen. Städt. Archiv. Mnspt. 


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Notiz 


über 


in Ostsee-Bernstein eingeschlossene Vogelfedern 


von 


A. B. Meyer. 


Herr Director Conwentz betraute mich mit der Untersuchung dreier 
Stücke Bernstein mit Vogelfeder-Einschlüssen, welche sich im Besitze des West- 
preussischen Provinzial-Museums in Danzig befinden. Vogelfeder-Einschlüsse in 
Bernstein sind, so viel mir bekannt, bis jetzt überhaupt nur einmal zur Unter- 
suchung gelangt und zwar durch Goeppert und Berendt in: „Der Bernstein 
und die in ihm befindlichen Pflanzenreste der Vorwelt“, Berlin 1845 fol. p. 
50, Taf. VII., Fig. 29—31. Denselben lag ein, jetzt im K. Mineralogischen 
Museum zu Berlin aufbewahrtes, 1 Zoll grosses Stück Bernstein vor, welches 
einen Federrest enthält, den die Genannten für eine „Axillar-Feder vom hinteren 
Flügelrande‘‘ ansahen, ohne in der Lage gewesen zu sein, die Familienzugehörig- 
keit des einstigen Trägers bestimmen zu können. Ausser diesen befinden sich, 
wie mir Herr Conwentz mittheilt, zwei noch nicht untersuchte Stücke im 
Besitze des Herrn Isenheim in Berlin. 

Zur Gewinnung von Vergleichsmaterial bettete ich diverse Vogelfedern 
in Bernstein oder bernsteinähnliches Harz ein, und zwar solche, welche dem 
blossen Auge, oder der Betrachtung mit der Lupe nach, mit den mir vorliegen- 
den am meisten übereinzustimmen schienen. Es kamen dabei in erster Linie, 
der Natur der Sache nach, Baumvögel in Betracht, als Spechte, Meisen, Baum- 
läufer, Buchfink u. dergl. Die mikroskopische Untersuchung, bei welcher mich 
Herr Dr. E. Haase, Assistent am Königl. Zoologischen Museum zu Dresden, 
unterstützte, bestätigte das durch die makroskopische Vergleichung und die 
Betrachtung mit der Lupe erhaltene, negative Resultat, nämlich, dass es sich 
vor der Hand an der Structur der Federn nicht mit Sicherheit bestimmen lasse, 
auf welche Familie oder Gattung, geschweige denn auf welche Art, dieselben 
zu beziehen seien. Nur mit einem grossen Vergleichsmaterial kann man hier 
vielleicht etwas Verlässliches eruiren. Ob es sich bei diesen, im Bernstein 
eingeschlossen Vogelfedern um noch lebende Arten handelt oder nicht, kann 
daher ebensowenig jetzt erörtert werden. 

Ich lasse die makroskopische Beschreibung und den mikroskopischen Be- 
fund nebst Abbildungen, nach den Zeichnungen des Herrn Dr. Haase folgen: 


8, 12 Mai eingeschlossen eine grosse Dunenfeder und einige lose Aeste 
(rami); bei EREeedem Lichte von schwarzgrauer Farbe. Die Feder hat 
sehr dichte, nur 0,25 mm. von einander stehende rami von einer Dicke bis ; 
0,03 mm: auf diesen stehen die Strahlen (radii) sehr dicht, circa 40 auf Y/,, mm; 


viereckig-prismatisch geschliffenes dunkles gelbes Stück, 16 mm. 


£®: an den Strahlen sind auf 0,1 mm ungefähr 7Tknotige dunkle Anschwellungen, 
Er an welchen feine Querhaken sitzen. Letztere waren bei von mir eingeschlossenen Be, 
Federn nicht aufzufinden, während sonst eine Aehnlichkeit mit Certhia- 
und Parus-Federn vorzuwalten schien. Fig. I. Aeste mit ihren Strahlen 
| am Schaft, 40 Mal vergr.; Fig. U., ein einzelner Strahl, 250 Mal vergr. E 2 
; 5 
| 1. 1H: EN 
rg 
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Ri 
2. N 
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1. Rami mit den radis E 1. "wie, in E a be i 
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2. Einzelner Radius zz NEUER! = : a 
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3. Blasig erweiterter Ansatz eines Radius — Ä = 
2) Hellgelbes viereckiges Stück, an einer Fläche eoncav, 18 mm lang, E 
10 breit, mit einem Federrest von rostrother Farbe, dessen Schaftstück nur % & 
3 mm. lang ist, mit wenigen einzelnen Aesten, welche am Schaft ziem- 7 % 
lich dicht stehen. Auf 2,5 mm Länge kommen 12 rami, welche zum Schaft 
in spitzem Winkel von 25—30 ° stehen und starr zu sein scheinen. Auf diesen SB: 
Aesten sitzen auf einem Raum von '/;, mm circa 15—20 Strahlen von ne “ 
fähr 0,25—0,3 mm Länge; sie besitzen am Grunde eine Breite von ca. 015mm, 
gehen allmählich ganz spitz zu und sind in einen oberen pellueiden Saum und S.. en 


einen unteren Stützstab zu unterscheiden. Knoten und Verdickungen finden 
sich an den Strahlen des grösseren Federrestes nicht; an einigen lässt sich } 
kurz über dem Ansatz an dem ramus ein etwas blasig erweiterter, weisslicher _ 
pellueider Theil unterscheiden, der beiderseits von pigmentirtem er 3 
ist. Es scheinen hier gewisse Aehnlichkeiten (Sparrigkeit, Form der radii) mit 
Spechtfedern vorhanden zu sein, z. B. mit denen von Picus major L., Bunt- 
specht, allein es lässt sich dieses doch nur mit grosser Reserve ee ; 


da es mir auch nicht gelang zu erkennen, welche Art v. ed 
Fig. I. 1. Aeste mit ihren Strahlen am Schaft, 40 Mal vergr.; ‚2. em 
. Strahl, 200 Mal vergr.; 3. blasig erweiterter Ansatz eines ‚Strahlen, 20 
_ vergrössert. Mr 
AN 3) Schmucksteinartig abgeschliffenes hellgelbes Stück, 16 mm land ‚u In: 
breit, welches einen weniger deutlichen, mit den Strahlen etwas Be 
geklebten Rest einer dunkelgrauen, ein wenig in’s Bläuliche ziehenden “ 
 Dunenfeder enthält; sie erinnert durch ihre perlschnurartig schwach verdickten, 
dicht stehenden Strahlen und ebenso dicht wie bei No. 1 stehenden Aeste, 
wie jene Feder an diejenigen von Baumläufern, Meisen ete. Die bei No. 1 
erwähnten Querhaken an den Knötchen der radii fehlen bei diesem Stücke. | 
Unter bewandten Umständen halte ich es nicht für geboten, diesen 
Federn, wie es sonst bei Beschreibungen von Bernsteineinschlüssen hier und 

da üblich, neue generische Bezeichnungen beizulegen, da eine auch nur einiger- 

?  massen genügende Characterisirung mir nicht möglich ist. 


Dresden, den 31. Mai 1886. 


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0.Zacharias. Faunistische Studien in westpreussischen ‚Seen. 


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-Lith.Anstw.J.6.Bach, Leipzig: 


Schriften d. Natur Gesellschaft zu Danzig N F VI Ba 4 Heft. 


Sandberser Bemsteinschnecken. 


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Schr. d.Naturf Gesellschaft z.D anzig.N.F.VI.Bd.4.Heft. Taf.II. 


Ansicht des Burgwalls bei Lenzen im Kreise Elbing,von Nordwesten gesehen. 


Dorr,DerBurgwallbeilenzen.: . Lith.Anstv.JGBach, Leipzig. 


Taf. WV. 


.F.VI.Bd.4. Heft. 


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